Neues Testament und Psalter in der Sprache Martin Luthers für Leser von heute Im September 1522 erscheint in Wittenberg das Neue Testament Deutsch des Theologiedozenten Martin Luther und durcheilt wie ein Feuerbrand das religiöse Deutschland. Zwölfjahre später ist die ganze Bibel übersetzt, das Alte Testament aus dem Hebräischen, das Neue aus dem Griechischen. 1534 ist die Biblia Deutsch fertig, jedoch in Luthers Augen nicht vollendet. Bei jedem der zehn Drucke, die folgen, sieht er mit Freunden den Text durch und bessert ihn, vor allem 1539 und 1541. Die letzte Ausgabe, die er erlebt hat, erschien 1545, ein großformatiger Druck mit vielen Holzschnitten aus der Werkstatt Lukas Cranachs. Aus dieser Bibel, in der wir das Vermächtnis Luthers erblicken können, legen wir das Neue Testament und den Psalter vor, im Wortlaut von damals, aber in der Rechtschreibung von heute und in einer gebräuchlichen Antiqua. Die Sprache Luthers ist kraftvoll, bildhaft und melodisch. Sic vermag uns zu ergreifen, wie sie einst im Reformationsjahrhundert weit über Kursachsen hinaus die Leser in Augsburg und Basel, in den niederdeutschen Städten und am Rhein, ja im gesamten deutschen Sprachbereich mitriß. Friedrich Wittig Verlag Schrifteninissions-Verlag Neues Testament und Psalter Neues Testament und Psalter in der Sprache Martin Luthers für Leser von heute Ausgabe nach dem Wortlaut der Lutherbibel von 1545 Gemeinsam veröffentlicht im Friedrich Wittig Verlag Hamburg und im Schriftenmissions-Verlag Gladbeck © 1982 Friedrich Wittig Verlag Hamburg ISBN 3-8048-4233-x (Wittig) ISBN 3-7958-0866-9 (Schriftenmission) Gesamtherstellung: Clausen & Bosse, Leck Das Neue Testament Luthers Vorrede auf das Neue Testament 9 Das Evangelium nach Matthäus 13 Das Evangelium nach Markus 73 Das Evangelium nach Lukas 110 Das Evangelium nach Johannes 172 Die Apostelgeschichte des Lukas 218 ' Der Brief des Paulus an die Römer 282 Der erste Brief des Paulus an die Korinther 325 Der zweite Brief des Paulus an die Korinther 3 54 Der Brief des Paulus an die Galater 372 Der Brief des Paulus an die Epheser 382 Der Brief des Paulus an die Philipper 392 Der Brief des Paulus an die Kolosser 399 Der erste Brief des Paulus an die Thessalonicher 406 Der zweite Brief des Paulus an die Thessalonicher 413 Der erste Brief des Paulus an Timotheus 417 Der zweite Brief des Paulus an Timotheus 425 Der Brief des Paulus an Titus 430 Der Brief des Paulus an Philemon 434 Der erste Brief des Petrus 436 Der zweite Brief des Petrus 444 Der erste Brief des Johannes 450 Der zweite Brief des Johannes 458 Der dritte Brief des Johannes 439 Der Brief an die Hebräer 460 Der Brief des Jakobus 480 Der Brief desjudas 488 Die Offenbarung des Johannes 490 Der Psalter Luthers Vorrede auf den Psalter 543 Psalm i 547 Psalm 150 710 Ermutigung zum Bleiben. Nachwort von Kristlieb Adloff 711 Diese Ausgabe gibt den originalen Wortlaut der Lutherbibel von 1545 in heute gebräuchlicher Rechtschreibung wieder. Die Herausgabe lag in Händen von Oberkirchenrat Dr. Wolfgang Schanze (Neues Testament) und Professor D. Dr. Johannes Hempel (Psalter). Die Typographie fußt auf Entwürfen von Professor Richard von Sichowsky. Mitabgedruckt wurden die Holzschnitte der Bibel von 1545 aus der Cranach-Werkstatt (34 Motive, davon 26 zur Offenbarung des Johannes). Das Nachwort »Ermutigung zum Bleiben« schrieb Pfarrer Dr. Kristlieb Adloff. Neues Testament Vorrede auf das Neue Testament Gleich wie das Alte Testament ist ein Buch / darinnen Gottes Gesetze und Gebote / daneben die Geschichten / beide derer / die dieselbi-gen gehalten und nicht gehalten haben / geschrieben sind. Also ist das Neue Testament ein Buch / darinnen das Evangelium und Gottes Verheißung / daneben auch Geschichten / beide derer / die daran glauben und nicht glauben / geschrieben sind. Denn Evangelium ist ein griechisch Wort / und heißet auf deutsch: gute Botschaft / gute Märe / gute Neuezeitung / gut Geschrei / davon man singet / saget und fröhlich ist. Als da David den großen Goliath überwand / kam ein gut Geschrei und tröstliche Neuezeitung unter das jüdische Volk / daß ihr greulicher Feind erschlagen / und sie erlöset / zu Freude und Friede gestehet wären / davon sie sungen und Sprüngen und fröhlich waren. Also ist dies Evangelium Gottes und Neu Testament / ein gute Märe und Geschrei / in alle Welt erschollen / durch die Apostel / von einem rechten David / der mit der Sünde / Tod und Teufel gestritten / und überwunden habe / und damit alle die / so in Sünden gefangen / mit dem Tode geplaget / vom Teufel überwältiget gewesen / ohn ihr Verdienst erlöset / gerecht / lebendig und selig gemacht hat / und damit zu Frieden gestehet / und Gott wieder heim bracht. Davon sie singen / danken / Gott loben und fröhlich sind ewiglich / so sie das anders feste glauben / und im Glauben beständig bleiben. Solchs Geschrei und tröstliche Märe / oder evangelische und göttliche Neuezeitung / heißt auch ein neu Testament / darum / daß gleich wie ein Testament ist / wenn ein sterbender Mann sein Gut beschei-det / nach seinem Tode den benannten Erben auszuteilen / also hat auch Christus vor seinem Sterben befohlen und beschieden / solchs Evangelium nach seinem Tode auszurufen in alle Welt. Und damit allen / die da glauben / zu eigen gegeben alles sein Gut / das ist: sein Leben / damit er den Tod verschlungen / seine Gerechtigkeit / damit er die Sünde vertilget / und seine Seligkeit / damit er die ewige Verdammnis überwunden hat. Nu kann ja der arme Mensch / in Sünden / Tod und zur Hölle verstricket / nichts Tröstlichers hören / denn solche teure / liebliche Botschaft von Christo / und muß sein Herz von Grund lachen und fröhlich darüber werden / wo ers glaubet / daß (es) wahr sei. Nu hat Gott solchen Glauben zu stärken / dieses sein Evangelium und Testament vielfältig im Alten Testament durch die Propheten verheißen / wie S. Paulus sagt Römer i: >Ich bin ausgesondert zu predigen das Evangelium Gottes / welchs er zuvor verheißen hat durch seine Propheten / in der heiligen Schrift / von seinem Sohn / der ihm geboren ist von dem Samen David< etc. Und daß wir der etliche anzeigen / hat ers am ersten verheißen / da er sagte zu der Schlangen / Genesis in: >Ich will Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe / und zwischen deinem Samen und ihrem Samen. Derselb soll dir den Kopf zertreten / und du wirst ihm in die Ferse stechen. < Christus ist der Same dieses Weibes / der dem Teufel seinen Kopf / das ist / Sünde / Tod / Hölle / und alle seine Kraft zertreten hat. Denn ohn diesen Samen kann kein Mensch der Sünde / dem Tod / noch der Höllen entrinnen. Item / Genesis xxn verhieß ers Abraham: >Durch deinen Samen sollen alle Völker auf Erden gesegnet werdenh >Christus ist der Same Abrahae< / spricht S. Paulus Galater m. Der hat alle Welt gesegnet / durchs Evangelium. Denn wo Christus nicht ist / da ist noch der Fluch / der über Adam und seine Kinder fiel / da er gesündiget hatte / daß sie alle zumal der Sünde / des Tods / und der Höllen schuldig und eigen sein müssen. Wider den Fluch segnet nu das Evangelium alle Welt / damit / daß es rufet öffentlich: Wer an diesen Samen Abra-hae glaubet / soll gesegnet sein / das ist / von Sünde / Tod und Hölle los sein / und gerecht / lebendig und selig bleiben ewiglich. Wie Christus selbst sagt Johannes xi: >Wer an mich glaubet / der wird nimmermehr sterben.< Item / so verhieß ers David 2. Samuelis vn / da er sagete: >lch will erwecken deinen Samen nach dir / der soll meinem Namen ein Haus bauen. Und ich will den Stuhl seines Königreichs bestätigen ewiglich. Ich will sein Vater sein / und er soll mein Sohn seirn etc. Das ist das Reich Christi / davon das Evangelium lautet: ein ewiges Reich , ein Reich des Lebens / der Seligkeit und Gerechtigkeit / darein kommen aus dem Gefängnis der Sünde und Todes alle / die da glauben. Solcher Verheißung des Evangehi sind viel mehr auch in den andern Propheten / als Micha v: >Und du Bethlehem Ephrata / die du klein bist / gegen den Tausenden in Juda / aus dir soll mir kommen / der in Israel Herr sei.< Item / Hoseä am xiii.: >Ich will sie erlösen aus der Höllen / und vom Tod erretten. Tod ich will dir ein Gift sein / Hölle / ich will dir eine Pestilenz sein.< So ist nu das Evangelium nichts anders / denn eine Predigt von Christo / Gottes und Davids Sohn / wahrem Gott und Mensch / der für uns mit seinem Sterben und Auferstehen aller Menschen Sünde / Tod und Hölle überwunden hat / die an ihn glauben. Daß also das Evangelium eine kurze und lange Rede mag sein / und einer kurz / der ander lang beschreiben mag. Der beschreibets lang / der viel Werk und Wort Christi beschreibet / als die vier Evangelisten tun. Der beschreibets aber kurz / der nicht von Christi Werken / sondern kürzlich anzeiget / wie er durch sein Sterben und Auferstehen / Sünde / Tod und Hölle überwunden habe / denen / die an ihn glauben / wie S. Petrus und Paulus. Darum siehe nu darauf / daß du nicht aus Christo einen Mosen machest / noch aus dem Evangelio ein Gesetz oder Lehrebuch / wie bisher geschehen ist / und etliche Vorreden auch S. Hieronymi sich hören lassen. Denn das Evangelium fordert eigentlich nicht unser Werk / daß wir damit fromm und selig werden. Ja es verdammt solche Werk. Sondern es fordert den Glauben an Christo / daß der-selbige für uns Sünde / Tod und Hölle überwunden hat / und also uns nicht durch unser Werk / sondern durch sein eigen Werk / Sterben und Leiden / fromm / lebendig und selig machet / daß wir uns seines Sterbens und Siegs mögen annehmen / als hätten wir es selbst getan. Daß aber Christus im Evangelio / dazu S. Petrus und Paulus viel Gebot und Lehre geben / und das Gesetz auslegen / soll man gleich rechnen allen andern Werken und Wohltaten Christi. Und gleich wie seine Werk und Geschichten wissen / ist noch nicht das rechte Evangelium wissen / denn damit weißt du noch nicht / daß er die Sünde / Tod und Teufel überwunden hat. Also ist auch das noch nicht das Evangelium wissen / wenn du solche Lehren und Gebote weißt / sondern wenn die Stimm kommt / die da sagt / Christus sei dein Eigen mit Leben / Lehren / Werken / Sterben / Auferstehen / und alles was er ist / hat / tut und vermag. Also sehen wir auch / daß er nicht dringet / sondern freundlich lok-ket / und spricht: »Selig sind die Armem etc. Und die Apostel brauchen des Worts: »Ich ermahne / ich flehe / ich bittei / daß man allenthalben siehet / wie das Evangelium nicht ein Gesetzbuch ist / sondern eigentlich eine Predigt von den Wohltaten Christi / uns erzeigt und zu eigen gegeben / so wir glauben. Moses aber in seinen Büchern treibet / dringet / dräuet / schlägt und strafet greulich / denn er ist ein Gesetzschreiber und Treiber. Daher kommts auch / daß einem Gläubigen kein Gesetz gegeben / dadurch er gerecht werde vor Gott / wie S. Paulus sagt / i. Timotheus i / darum daß er durch den Glauben gerecht / lebendig und selig ist. Und ist ihm nicht mehr not / denn daß er solchen Glauben mit Werken beweise. Ja wo der Glaube ist / kann ersieh nicht halten / er beweiset sich / bricht heraus durch gute Werk / bekennet und lehret solch Evangelium vor den Leuten / und waget sein Leben dran. Und alles was er lebet und tut / das richtet er zu des Nächsten Nutz / ihm zu helfen. Nicht alleine auch zu solcher Gnade zu kommen / sondern auch mit Leib / Gut und Ehre / wie er sichet / daß ihm Christus getan hat / und folget also dem Exempel Christi nach. Das meinete auch Christus / da er zur Letze (zum Abschied) kein ander Gebot gab / denn die Liebe / daran man erkennen sollte / wer seine Jünger wären / und rechtschaffene Gläubigen. Denn wo die Werk und Liebe nicht heraus bricht / da ist der Glaube nicht recht / da haftet das Evangelium noch nicht / und ist Christus nicht recht erkannt. Siehe / nu richte dich also / in die Bücher des Neuen Testaments daß du sie auf diese Weise zu lesen wissest. Evangelium S. Matthäus Das erst Kapitel Dies ist das Buch von der Geburt Jesu Christi / der da ist ein Sohn Davids / des Sohns Abrahams. 2 Abraham zeugcte Isaak. Isaak zeugete Jakob. Jakob zeugetejuda und seine Brüder. Juda zeugetc Pharcz und Saram / von der Thamar. Pharez zeugete Hczron. Hczron zeugetc Ram. Rani zeugete Aminadab. Aminadab zeugete Nahasson. Nahasson zeugete Salma. Salma zeugete Boas / von der Rahab. Boas zeugete Obed / von der Ruth. Obed zeugete Jcsse. Abraham und David werden fürnehmlich angezogen / darum daßdenselbigen Christus sonderlich verheißen ist. S. Matthäus läßt etliche Glieder außen und führet Christus Geschlecht von Salomon nach dem Gesetz. Aber S. Lukas führet es nach der Natur von Nathan Salo-mons Bruder. Denn das Gesetz nennet auch die Kinder/so von Brüdern aus nachgelassenem Weib geboren sind (Deut. 23 ). »und wollt sie nicht rügen«: Das ist: Er wollt sie nicht zuschanden machen vor den Leuten, als er wohl gemacht hätte nach dem Gesetze. Und rühmet also S. Matthäus Josephs Frömmigkeit, daß er sich auch seines Rechtes /um Liebe willen / verziehen hat (auf... verzichtet hat). Jesse zeugete den König David. Der König David zeugete Salomon / von dem Weib des Uria. Salomo zeugete Roboam. Roboam zeugete Abia. Abia zeugete Assa. Assa zeugete Josaphat. Josaphat zeugete Joram. Joram zeugete Osia. Osia zeugete Jotham. Jotham zeugete Achas. Achas zeugete Ezechia. Ezechia zeugete Manasse. Manasse zeugete Amon. Amon zeugete Josia. Josia zeugete Jechonia und seine Brüder / um die Zeit der Babylonischen Gefängnis. Nach der Babylonischen Gefängnis zeugete Jechonia Sealthiel. Sealthiel zeugete Zorobabel. Zorobabel zeugete Abiud. Abiud zeugete Eliachim. Eliachim zeugete Asor. Asor zeugete Zadoch. Zadoch zeugete Achin. Achin zeugete Eliud. Eliud zeugete Eleasar. Eleasar zeugete Mathan. Mathan zeugete Jakob. Jakob zeugetejoseph / den Mann Mariä / von welcher ist geborn Jesus / der da heißt Christus. Alle Glied von Abraham bis auf David sind vierzehn Glied. Von David bis auf die Babylonische Gefängnis sind vierzehn Glied. Von der Babylonischen Gefängnis bis auf Christum sind vierzehn Glied. Die Geburt Christi war aber also getan. Als Maria seine Mutter dem Joseph vertrauet war / ehe er sie heim holete / erfand sichs / daß sie schwanger war von dem heiligen Geist. Joseph aber ihr Mann war fromm / und wollt sie nicht rügen / gedachte aber sie heimlich zu verlassen. Indem er aber also gedachte / siehe / da erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum / und sprach: »Joseph du Sohn Davids / fürchte dich nicht / Mariam dein Gemahl zu dir zu nehmen / denn das in ihr geborn ist / das ist von dem heiligen Geist. Und sie wird 12 ‘7 einen Sohn gebären / des Namen sollst du Jesus heißen / denn er wird sein Volk selig machen von ihren Sünden.« 22 Das ist aber alles geschehen / auf daß erfüllet würde / das der Herr durch den Propheten gesagt hat / der da spricht: Siehe / eine Jungfrau wird schwanger sein / und einen Sohn gebären / und sie werden seinen Namen Emanu-El heißen / das ist verdolmetschet: Gott mit uns. - Da nu Joseph vom Schlaf erwachte / tat er / wie ihm des Herrn Engel befohlen hatte / und nahm sein Gemahl zu sich / und erkennete sie nicht / bis sie ihren ersten Sohn gebar / und hieß seinen Namen Jesus. Das ander Kapitel Da Jesus geborn war zu Bethlehem / im Jüdischen Lande zur Zeit des Königes Herodis / siehe / da kamen die Weisen vom Morgenland gen Jerusalem / und sprachen: »Wo ist der neugeborne König der Juden? Wir haben seinen Sternen gesehen im Morgenland / und sind kommen ihn anzubeten.« Da das der König Herodes hörete / erschrak er / und mit ihm das 4 ganze Jerusalem. Und ließ versammeln alle Hohepriester und Schriftgelehrten unter dem Volk / und erforschete von ihnen / wo Christus sollt geborn werden? Und sie sagten ihm: »Zu Bethlehem 6 im Jüdischen Lande.« Denn also stehet geschrieben durch den Propheten: Und du Bethlehem im jüdischen Lande bist mitnichten die kleinest unter den Fürsten Juda. Denn aus dir soll mir kommen der Herzog / der über mein Volk Israel ein Herr sei. Da berief Herodes die Weisen heimlich und erlernete mit Fleiß von ihnen / wann der Stern erschienen wäre? Und weisete sie gen Bethlehem / und sprach: »Ziehet hin und forschet fleißig nach dem Kindlein / und wenn ihrs findet / saget mirs wieder / daß ich auch komme / und es anbete.« 9 Als sie nu den König gehöret hatten / zogen sie hin. Und siehe / der 4 Christus. Hier und anderwärts genauer: der Christus, das heißt der Messias, der Gesalbte, der König. 6 Fürsten: Hauptstädte. »bis sie ihren ersten Sohn gebar«: Soll nicht verstanden werden /daßJoseph Mariatn hernach erkennet hab / sondern es ist eine Weise zu reden in der Schrift. Als (wie) Genesis 8: Der Rab sei nicht wiederkommen /bis die Erde trocknete / will (meint) die Schrift nicht / daß der Rab hernach kommen sei. Also auch hie folget nicht / daßJoseph Ma-riam hernach erkennet habe. »die Weisen«: Die S. Matthäus >Magos< nennet/sind Naturkundige und Priester gewesen. »mitnichten«: Bethlehem war klein anzusehen / darum auch Micha sie klein nennet. Aberder Evangelist hat mitnichtem hinzugetan darum / daß sie jetzund erhöhet war /da Christus geboren war. »es war aus mit ihnen«: Diesen Spruch hat S. Matthäus sonderlich angezogen /daß er durch ihn anzeige / wie es sich alle Zeit um die Christenheit hält. Denn es läßt sich alle-weg vorder Welt ansehen /alssei es aus mit der Christenheit. Doch werden sie wider alle Macht der Hölle wunderlich durch Gott erhalten. Und man stehet hie in diesen Kindern / wie ein recht christlich Wesen im Leiden stehe. »inderWüsten«: Dies sollt den Juden ein gewiß Zeichen sein / daß Messias käme /wenn sie einen predigen hö-reten /nicht zu Jerusalem im Tempel noch Schulen/sondern in der Wüsten /der also predigte: »Der Herr kommt« / wie denn Johannes getan hat. Stern / den sie im Morgenland gesehen hatten / ging vor ihnen hin / bis daß er kam / und stund oben über / da das Kindlein war. Da sie den Stern sahen / wurden sie hoch erfreuet / und gingen in das Haus / und funden das Kindlein mit Maria seiner Mutter / und fielen nieder / und beteten es an / und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold / Weihrauch und Myrrhen. Und Gott befahl ihnen im Traum / daß sie sich nicht sollten wieder zu Herodes lenken / und zogen durch einen andern Weg wieder in ihr Land. Da sie aber hinweg gezogen waren / siehe / da erschien der Engel des Herrn demjoseph im Traum und sprach: »Stehe auf/ und nimm das Kindlein und seine Mutter zu dir / und fleuch in Ägyptenland / und bleib allda / bis ich dir sage. Denn es ist vorhanden / daß Herodes das Kindlein suche / dasselb umzubringen.« Und er stund auf / und nahm das Kindlein und seine Mutter zu sich / bei der Nacht / und entwich in Ägyptenland / und blieb allda / bis nach dem Tod Hero-dis. Auf daß erfüllet würde / das der Herr durch den Propheten gesagt hat / der da spricht: / Aus Ägypten hab ich meinen Sohn gerufen./ Da Herodes nu sähe / daß er von den Weisen betrogen war / ward er sehr zornig / und schickete aus / und ließ alle Kinder zu Bethlehem töten / und an ihren ganzen Grenzen / die da zweijährig und drunter waren / nach der Zeit / die er mit Fleiß von den Weisen erlernet hatte. Da ist erfüllet / das gesagt ist von dem Propheten Jeremia / der da spricht: Auf dem Gebirge hat man ein Geschrei gehöret / viel Klagens / Weinens und Heulens. Rahel beweinete ihre Kinder / und wollt sich nicht trösten lassen / denn es war aus mit ihnen. Da aber Herodes gestorben war / siehe / da erschien der Engel des Herrn Joseph im Traum / in Ägyptenland / und sprach: »Stehe auf / und nimm das Kindlein und seine Mutter zu dir / und zeuch hin / in das Land Israel. Sie sind gestorben / die dem Kinde nach dem Leben stunden.« Und er stund auf/ und nahm das Kindlein und seine Mutter zu sich / und kam in das Land Israel. Da er aber hörete / daß Archelaus im Jüdischen Lande König war / anstatt seines Vaters Hc-rodis / furcht er sich dahin zu kommen. Und im Traum empfing er Befehl von Gott / und zog in die Örter des Galiläischen Lands / und kam / und wohnete in der Stadt / die da heißt Nazareth. Aut daß erfüllet würde / das da gesagt ist durch die Propheten: »Er soll Naza-renus heißen./ 13 '9 Das dritte Kapitel Zu der Zeit kam Johannes der Täufer und predigete in der Wüsten des Jüdischen Lands / und sprach: »Tut Buße / das Himmelreich ist nahe herbei kommen.« Und er ist der / von dem der Prophet Jesajas gesagt hat / und gesprochen: Es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüsten: Bereitet dem Herrn den Weg / - und machet richtig seine Steige. 4 Er aber Johannes hatte ein Kleid von Kamelhaaren / und einen ledernen Gürtel um seine Lenden. Seine Speise aber war Heuschrecken und wild Honig. Da ging zu ihm hinaus die Stadt Jerusalem / und das ganze Jüdische Land / und alle Länder an dem Jordan / und ließen sich taufen von ihm im Jordan / und bekannten ihre Sünde. Als er nu viel Pharisäer und Sadduzäer sähe zu seiner Taufe kommen / sprach er zu ihnen: »Ihr Ottergezüchte / wer hat denn euch geweiset / daß ihr dem künftigen Zorn entrinnen werdet? Sehet zu / tut rechtschaffene Frucht der Buße. Denket nur nicht / daß ihr bei euch wollt sagen: Wir haben Abraham zum Vater. Ich sage euch: Gott vermag dem Abraham aus diesen Steinen Kinder zu erwecken. Es ist schon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt. Darum / welcher Baum nicht gute Frucht bringet / wird abgehauen / und ins Feuer geworfen. 11 Ich taufe euch mit Wasser zur Buße / der aber nach mir kommt / ist stärker denn ich / dem ich auch nicht genugsam bin / seine Schuh zu tragen. Der wird euch mit dem heiligen Geist und mit Feuer taufen. Und er hat seine Wurfschaufel in der Hand. Er wird seine Tenne fegen und den Weizen in seine Scheunen sammeln / aber die Spreu wird er verbrennen mit ewigem Feuer.« Zu der Zeit kam Jesus aus Galiläa an den Jordan zu Johanne / daß er sich von ihm taufen ließe. Aber Johannes wehrete ihm / und sprach: »Ich bedarf wohl / daß ich von dir getauft werde / und du kommest zu mir?« Jesus aber antwortete / und sprach zu ihm: »Laß jetzt also sein / also gebührt es uns / alle Gerechtigkeit zu erfüllen.« Da ließ ers ihm zu. 16 Und da Jesus getauft war/stieger bald herauf aus dem Wasser / und siehe / da tat sich der Himmel aufüber ihm / und Johannes sähe den Geist Gottes / gleich als eine Taube herabfahren / und über ihn kommen. Und siehe / eine Stimme vom Himmel herab sprach: »Dies ist mein lieber Sohn / an welchem ich Wohlgefallen habe.« »alle Gerechtigkeit«: Alle Gerechtigkeit wird erfüllet /wenn wir uns aller unser Gerechtigkeit und Ehre verzeihen (auf sie verzichten) daß Gott allein für den gehalten werde / der gerecht sei und gerecht mache die Gläubigen. Dies tutJohannes /so er sich seiner Gerechtig-keit äußert und will von Christo/ alsein Sünder/ getauft und gerechtfertiget werden. Dies tut auch Christus/so er sich seiner Gerechtigkeit und Ehre nicht annimmt /sondern lässet sich taujhn und töten/als (wie) ein ander Sünder. Da ward Jesus vom Geist in die Wüsten geführt / auf daß er von dem Teufel versucht würde. Und da er vierzig Tag und vierzig Nacht gefastet hatte / hungerte ihn. Und der Versucher trat zu ihm und sprach: »Bist du Gottes Sohn / so sprich / daß diese Stein Brot werden.« Und er antwortete / und sprach: »Es stehet geschrieben: Der Mensch lebet nicht vom Brot alleine / sondern von einem jeglichen Wort / das durch den Mund Gottes gehet.« Da führete ihn der Teufel mit sich / in die heilige Stadt / und stellete 5 ihn aut die Zinne des Tempels / und sprach zu ihm: »Bist du Gottes Sohn / so laß dich hinab. Denn es stehet geschrieben: Er wird seinen Engeln über dir Befehl tun / und sie werden dich auf den Händen tragen / auf daß du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.« Da sprach Jesus zu ihm: »Wiederum stehet auch geschrieben: Du sollst Gott deinen Herrn nicht versuchen.« Wiederum führete ihn der Teufel mit sich / auf einen sehr hohen Berg / und zeigete ihm alle Reich der Welt und ihre Herrlichkeit / und sprach zu ihm: »Das alles will ich dir geben / so du niederfällest / und mich anbetest.« Da sprach Jesus zu ihm: »Heb dich weg von mir Satan / denn es stehet geschrieben: Du sollst anbeten Gott deinen Herrn / und ihm allein dienen.« Da verließ ihn der Teufel. Und siehe / da traten die Engel zu ihm und dieneten ihm. Da nu Jesus hörete / daß Johannes überantwortet war / zog er in das 12 Galiläische Land / und verließ die Stadt Nazareth / kam und wohne-te zu Kapernaum / die da liegt am Meer / an der Grenze Sebulon und Naphtali. Auf daß erfüllet würde / das da gesagt ist durch den Propheten Jesajam / der da spricht: Das Land Sebulon und das Land Naphtali / am Wege des Meers / jenseit des Jordan / und die heidnisch Galiläa / das Volk das im Finsternis saß / hat ein großes Licht gesehen / und die da saßen am Ort und Schatten des Tods / denen ist ein Licht aufgangen. Von der Zeit an fing Jesus zu predigen / und sagen: »Tut Buße / das 17 Himmelreich ist nahe herbeikommen.« Als nu Jesus an dem Galiläi-schen Meer ging / sähe er zween Brüder / Simon / der da heißt Petrus / und Andrean seinen Bruder / die warfen ihre Netze ins Meer / denn sie waren Fischer. Und er sprach zu ihnen: »Folget mir nach / ich will euch zu Menschenfischern machen.« Bald verließen sie ihre Netze / und folgeten ihm nach. 21 Und da er von dannen fürbaß ging / sähe er zween andere Brüder / Jakobum den Sohn Zebedäi / und Johannem seinen Bruder / im Schiff mit ihrem Vater Zebedäo / daß sie ihre Netze flickten / und er riefihnen. Bald verließen sie das Schiff und ihren Vater und folgeten ihm nach. - Und Jesus ging umher im ganzen Galiläischen Lande / lehrete in ihren Schulen und predigete das Evangelium von dem Reich / und heilete allerlei Seuche und Krankheit im Volk. Und sein Gerücht erscholl in das ganze Syrienland. Und sie brachten zu ihm allerlei Kranke mit mancherlei Seuchen und Qual behaftet / die Besessenen / die Mondsüchtigen und die Gichtbrüchigen. Und er machte sie alle gesund. Und es folgete ihm nach viel Volks aus Galiläa / aus den zehn Städten / von Jerusalem / aus dem Jüdischen Lande / und von jenseit des Jordans. Das funft Kapitel Da er aber das Volk sähe / ging er auf einen Berg / und setzte sich / und seine Jünger traten zu ihm / und er tat seinen Mund auf / lehrete sie / und sprach: »Selig sind / die da geistlich arm sind / denn das Himmelreich ist ihr. Selig sind / die da Leide tragen / denn sie sollen getröstet werden. 5 Selig sind die Sanftmütigen / denn sic werden das Erdreich besitzen. Selig sind / die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit / denn sie sollen satt werden. Selig sind die Barmherzigen / denn sie werden Barmherzigkeit erlangen. Selig sind / die reines Herzen sind / denn sie werden Gott schauen. Selig sind die Friedfertigen / denn sie werden Gottes Kinder heißen. Selig sind / die um Gerechtigkeit willen verfolget werden / denn das Himmelreich ist ihr. 11 Selig seid ihr / wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen. In diesem Kapitel redet Christus nicht von dem Amt oder Regiment weltlicher Oberkeit / sondern lehret seine Christen ein recht Leben vor Gott im Geist. »besitzen«: Die Welt vermeinet die Erden zu besitzen /und das Ihre zu schützen wenn sie Gewalt übet. Aber Christus lehret /daß man die Erden mit Sanftmütigkeit besitze. Die Friedfertigen sind mehr denn die Friedsamen / nämlich/dieden Friede machen /fordern und erhalten unter andern. Wie Christus uns hei Gott hat Friede gemacht. Salz: Wenn die Lehreraujhören Gottes Wort zu lehren / müssen sie von Menschengesetzen überfallen und zertreten werden. »außöset«: Also tut der Papisten Hanf/sagen /diese Gebot Christi seien nicht Gebot/sondern Räte, »der Kleinest«: Das ist/nichts sein und verworfen werden, »großheißen«: Das ist /großund auserlesen sein. Der Pharisäer Frömmigkeit stehet allein in äußerlichen Werken und Schein. Christus aberfordert des Fierzeus Frömmigkeit. »Racha«: Racha (ist das rauhe Scharren im Hals [Luther 1522] und) begreift alle zornige Zeichen. Etliche meinen /es komme her vom Hebräischen >Rik< / id est wanum et nihih / das nirgend zu taugt. Aber >Narr< ist härter: der auch schädlich /nichtallein untüchtig ist. und verfolgen / und reden allerlei Übels wider euch / so sie daran lügen. Seid fröhlich und getrost / es wird euch im Himmel wohlbelohnetwerden. Dennalsohabensie verfolget die Propheten / die vor euch gewesen sind. Ihr seid das Salz der Erden. Wo nu das Salz dumm wird / womit soll man salzen? Es ist zu nichts hinfort nütze / denn daß man es hinausschütte und laß die Leute zutreten. Ihr seid das Licht der Welt. Es mag die Stadt / die auf einem Berge liegt / nicht verborgen sein. Man zündet auch nicht ein Licht an / und setzt es unter einen Scheffel / sondern auf einen Leuchter / so leuchtet es denn allen / die im Hause sind. Also laßt euer Licht leuchten vor den Leuten / daß sie eure guten Werk sehen / und euren Vater im Himmel preisen. Ihr sollt nicht wähnen / daß ich kommen bin / das Gesetz oder die Propheten aufzulösen / ich bin nicht kommen aufzulösen / sondern zu erfüllen. Denn ich sage euch wahrlich: Bis daß Himmel und Erde zergehe / wird nicht zergehen der kleinest Buchstab / noch ein Tüttel vom Gesetze / bis daß es alles geschehe. Wer nu eines von diesen kleinesten Geboten auflöset / und lehret die Leute also / der wird der Kleinest heißen im Himmelreich. Wer es aber tut und lehret/der wird groß heißen im Himmelreich. Denn ich sage euch: Es sei denn eure Gerechtigkeit besser / denn der Schrittgelehrten und Pharisäer / so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen. Ihr habt gehört / daß zu den Alten gesagt ist: >Du sollst nicht töten /wer aber tötet /der soll des Gerichts schuldig sein. < Ich aber sage euch: Wer mit seinem Bruder zürnet/ der ist des Gerichts schuldig/wer aber zu seinem Bruder sagt: Racha! deristdes Rats schuldig. Werabersagt: Du Narr! der ist des höllischen Feuers schuldig. Darum / wenn du deine Gabe auf dem Altar opferst und wirst allda eindenken / daß dein Bruder etwas wider dich habe / so laß allda vor dem Altar deine Gabe / und gehe zuvor hin / und versöhne dich mit deinem Bruder / und alsdann komm und opfere deine Gabe. Sei willflihrtig deinem Widersacher bald / dieweil du noch bei ihm auf dem Wege bist / auf daß dich der Widersa- 17 21 eher nicht dermaleins überantworte dem Richter / und der Richter überantworte dich dem Diener / und werdest in den Kerker geworfen. Ich sage dir wahrlich: Du wirst nicht von dannen herauskommen / bis du auch den letzten Heller bezahlest. 27 Ihr habt gehört / daß zu den Alten gesagt ist: >Du sollst nicht ehebrechen.< Ich aber sage euch: Wer ein Weib ansiehet / ihr zu begehren / der hat schon mit ihr die ' Ehe gebrochen in seinem Herzen. Ärgert dich aber dein rechtes Auge / so reiß es aus und wirfs von dir. Es ist dir besser / daß eins deiner Glied verderbe / und nicht der ganze Leib in die Hölle geworfen werde. Ärgert dich deine rechte Hand / so hau sie ab und wirf sie von dir. Es ist dir besser / daß eins deiner Glied verderbe / und nicht der ganze Leib in die Hölle geworfen werde. Es ist auch gesagt: >Wer sich von seinem Weibe scheidet / der soll ihr geben einen Scheidbrief. < Ich aber sage euch: Wer sich von seinem Weibe scheidet (es sei denn um Ehebruch) / der macht / daß sie die Ehe bricht / und wer eine Abgescheidete freiet / der bricht die Ehe. 33 Ihrhabt weiter gehört / daß zu den Alten gesagt ist: >Du sollst keinen falschen Eid tun / und sollst Gott deinen Eid haltenh Ich aber sage euch / daß ihr aller Ding nicht schwören sollt / weder bei dem Himmel / denn er ist Gottes Stuhl / noch bei der Erden / denn sie ist seiner Füße Schemel / noch bei Jerusalem / denn sie ist eines großen Königes Stadt. Auch sollst du nicht bei deinem Haupt schwören / denn du vermagst nicht ein einigs Haar weiß und schwarz zu machen. EureRcdeabersei: Ja / ja / nein / nein. Was drüber ist / das ist vom Übel. 38 Ihr habt gehört / daß da gesagt ist: >Auge um Auge / Zahn um Zahn.< Ich aber sage euch / daß ihr nicht widerstreben sollt dem Übel / sondern so dir jemand einen Streich gibt auf deinen rechten Backen / dem biete den andern auch dar. Und so jemand mit dir rechten will / und deinen Rock nehmen / dem laß auch den Mantel / und so dich jemand nötiget eine Meile / so gehe mit ihm zwo. Gib dem / der dich bittet / und wende dich nicht von dem / der dir abborgen will. »willfdhrtig«: Gleichwie der schuldig ist zu versöhnen /der dem andern Leid getan hat/also ist der schuldig zu vergeben und gutwillig zu sein/dem Leidge-schehen ist /daßkein Zorn bleibe auf beiden Seiten. »reiß es aus«: Geistlich ausreißen ist hie geboten / das ist / wenn der Augen Lust getötet wird im Herzen /und abgetan. »Schwören«: Alles Schwören und Eiden ist hie verboten / das der Mensch von ihm selber tut. Wenns aber die Liebe / Gebot / Not / Nutz des Nähesten oder Gottes Ehre fordert / ist es wohlgetan. Gleichwie auch der Zorn verboten ist / und doch löblich / wenn er aus Liebe und zu Gottes Ehre erfordert wird. »nicht widerstreben«: Das ist / niemand soll sich selbst rächen. Aber die Oberkeil des Schwerts sollsolchs tun. Römer 13. »Zöllner«: Heißen lateinisch >Publicani< und sind gewesen / die der Römer Rente und Zoll bestanden (gepachtet) hatten / und waren gemeiniglich gottlose Heiden/dahin von den Römern gesetzt. Ihr habt gehört / daß gesagt ist: >Du sollst deinen Nähesten lieben / und deinen Feind hassen. < Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde. Segnet die euch fluchen. Tut wohl denen / die euch hassen. Bittet für die / so euch beleidigen und verfolgen / auf daß ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel. Denn er läßt seine Sonne aufgehen über die Bösen und über die Guten / und läßt regnen über Gerechte und Ungerechte. Denn so ihr liebet / die euch lieben / was werdet ihr für Lohn haben? Tun nicht dasselb auch die Zöllner? Und so ihr euch nur zu euern Brüdern freundlich tut / was tut ihr Sonderlichs?Tun nicht die Zöllner auch also? Darum sollt ihr vollkommen sein / gleich wie euer Vater im Himmel vollkommen ist. Das sechst Kapitel Habt acht auf eure Almosen / daß ihr die nicht gebt vor den Leuten / daß ihr von ihnen gesehen werdet / ihr habt anders keinen Lohn bei euerm Vater im Himmel. Wenn du nu Almosen gibst / sollst du nicht lassen vor dir posaunen / wie die Heuchler tun / in den Schulen und auf den Gassen / auf daß sie von den Leuten gepreiset werden. Wahrlich ich sage euch: sie haben ihren Lohn dahin. Wenn du aber Almosen gibst / so laß deine linke Hand nicht wissen / was die rechte tut / auf daß dein Almosen verborgen sei / und dein Vater / der in das Verborgene siehet / wird dirs vergelten öffentlich. Und wenn du betest / sollst du nicht sein wie die Heuchler / die da 5 gerne stehen und beten in den Schulen / und an den Ecken und auf den Gassen / auf daß sie von den Leuten gesehen werden. Wahrlich ich sage euch: sie haben ihren Lohn dahin. Wenn du aber betest / so gehe in dein Kämmerlein / und schleuß die Tür zu / und bete zu deinem Vater im Verborgnen / und dein Vater / der in das Verborgne siehet / wird dirs vergelten öffentlich. Und wenn ihr betet / sollt ihr nicht viel plappern / wie die Heiden / denn sie meinen / sie werden erhöret / wenn sie viel Wort machen. Darum sollt ihr euch ihnen nicht gleichen. Euer Vater weiß / was ihr bedürfet / ehe denn ihr ihn bittet. Darum sollt ihr also beten: 44 In den ältesten Handschriften fehlen die Worte »Segnet die euch fluchen. Tut wohl denen, die euch hassen« und »beleidigen und«. 11 Unser Vater in dem Himmel. Dein Name werde geheiliget. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe / auf Erden / wie im Himmel. Unser täglich Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schulden / wie wir unsern Schuldigem vergeben. Und führe uns nicht in Versuchung. Sondern erlöse uns von dem Übel. Denn dein ist das Reich / und die Kraft / und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen. Denn so ihr den Menschen ihre Fehler vergebet / so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben. Wo ihr aber den Menschen ihre Fehler nicht vergebet / so wird euch euer Vater eure Fehler auch nicht vergeben. 16 Wenn ihr fastet / sollt ihr nicht sauer sehen wie die Heuchler / denn sie verstellen ihr Angesicht / auf daß sie vor den Leuten scheinen mit ihrem Fasten. Wahrlich ich sage euch: sie haben ihren Lohn dahin. Wenn du aber fastest / so salbe dein Haupt / und wasche dein Angesicht / auf daß du nicht scheinest vor den Leuten mit deinem Fasten / sondern vor deinem Vater / welcher verborgen ist / und dein Vater / der in das Verborgene siehet / wird dirs vergelten öffentlich. Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden / da sie die Motten und der Rost fressen / und da die Diebe nachgraben und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel / da sie weder Motten noch Rost fressen / und da die Diebe nicht nachgraben noch stehlen. Denn wo euer Schatz ist / da ist auch euer Herz. Das Auge ist des Leibs Licht. Wenn dein Auge einfältig ist / so wird dein ganzer Leib licht sein. Wenn aber dein Auge ein Schalk ist / so wird dein ganzer Leib finster sein. Wenn aber das Licht / das in dir ist / Finsternis ist / wie groß wird dann die Finsternis selber sein? 24 Niemand kann zweien Herren dienen. Entweder er wird einen hassen / und den andern lieben / oder er wird einem anhangen / und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen / und dem Mammon. Darum sage ich euch: Sorget nicht für euer Leben / was ihr essen und trinken werdet / auch nicht für euren Leib / was ihr anziehcn werdet. Ist nicht das Leben mehr denn die Speise / und der Leib mehr denn die Kleidung? Sehet die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht/ sie ernten nicht / sie sammeln nicht in die Scheunen / und euer himmlischer Vater nähret sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr »eigen Plage«: Das ist /tägliche Arbeit. Und will / es sei genug /daß wir täglich arbeiten / sollen nicht weiter sorgen. Richten gehört Gott zu / darum wer richtet olm Gottes Befehl 1 der nimmt Gott seine Ehre / und dies ist der Balke. Das Heiligtum ist Gottes Wort dadurch alle Dinggeheiliget werden. Hunde sind /die das Wort verfolgen. Säu sind/die erso ffen in fleischlicher Lust / das Wort nicht achten. denn sie? Wer ist unter euch / der seiner Länge eine Elle zusetzen möge / ob er gleich darum sorget? Und warum sorget ihr für die Kleidung? Schauet die Lilien auf dem 28 Felde / wie sie wachsen: sie arbeiten nicht / auch spinnen sie nicht. Ich sage euch / daß auch Salomon in aller seiner Herrlichkeit nicht bekleidet gewesen ist als derselbigen eins. So denn Gott das Gras auf dem Felde also kleidet / das doch heute stehet / und morgen in den Ofen geworfen wird / sollt er das nicht viel mehr euch tun / o ihr Kleingläubigen? Darum sollt ihr nicht sorgen / und sagen: Was werden wir es- 31 sen? Was werden wir trinken? Womit werden wir uns kleiden? Nach solchem allen trachten die Heiden. Denn euer himmlischer Vater weiß / daß ihr des alles bedürft. Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes / und nach seiner Gerechtigkeit / so wird euch solches alles zufallen. Darum sorget nicht für den andern Morgen -/ denn der morgend Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug / daß ein jeglicher Tag sein eigen Plage habe. Das siebent Kapitel Richtet nicht / auf daß ihr nicht gerichtet werdet. Denn mit welcherlei Gerichte ihr richtet / werdet ihr gerichtet werden / und mit welcherlei Maß ihr messet / wird euch gemessen werden. Was siehest du aber den Splitter in deines Bruders Auge / und wirst nicht gewahr des Balken in deinem Auge? Oder wie tharst du sagen zu deinem Bruder: /Halt / ich will dir den Splitter aus deinem Auge ziehen/ / und siehe / ein Balke ist in deinem Auge. Du Heuchler / zeuch am ersten den Balken aus deinem Auge / darnach besiehe / wie du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehest. Ihr sollt das Heiligtum nicht den Hunden geben / und eure Perlen 6 sollt ihr nicht vor die Säu werfen / auf daß sie dieselbigen nicht zertreten mit ihren Füßen / und sich wenden / und euch zerreißen. Bittet / so wird euch gegeben. Suchet / so werdet ihr finden. Klopfet an / so wird euch aufgetan. Denn wer da bittet / der empfähet / und wer da suchet / der findet / und wer da anklopft / dem wird aufgetan. Welcher ist unter euch Menschen / so ihn sein Sohn bittet ums Brot / der ihm einen Stein biete? Oder so er ihn bittet um einen Fisch / der ihm eine Schlange biete? So denn ihr / die ihr doch arg seid / könnt dennoch euren Kindern gute Gabe geben / wie viel mehr wird euer Vater im Himmel Gutes geben / denen / die ihn bitten? 12 Alles nu / das ihr wollet / das euch die Leute tun sollen / das tut ihr ihnen. Das ist das Gesetz und die Propheten. Gehet ein durch die enge Pforten. Denn die Pforte ist weit / und der Weg ist breit / der zur Verdammnis abführet / und ihrer sind viel / die drauf wandeln. Und die Pforte ist enge / und der Weg ist schmal / der zum Leben führet / und wenig ist ihrer / die ihn finden. 15 Sehet euch vor / vor den falschen Propheten / die in Schafskleidern zu euch kommen / inwendig aber sind sie reißende Wölfe. An ihren ' Früchten sollt ihr sie erkennen. Kann man auch Trauben lesen von den Dornen? Oder Feigen von den Disteln? Also ein jeglicher guter Baum / bringet gute Früchte / aber ein fauler Baum / bringet arge Früchte. Ein guter Baum kann nicht arge Früchte bringen / und ein fauler Baum kann nicht gute Früchte bringen. Ein jeglicher Baum / der nicht gute Früchte bringet / wird abgehauen / und ins Feuer geworfen. Darum an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Es werden nicht alle / die zu mir sagen / >Herr / Hern / in das Himmelreich kommen / sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel. Es werden viel zu mir sagen an jenem Tage: >Herr / Herr / haben wir nicht in deinem Namen geweissagt? Haben wir nicht in deinem Namen Teufel ausgetrieben? Haben wir nicht in deinem Namen viel Taten getan?< Dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch noch nie erkannt. Weichet alle von mir ihr Übeltäter. 24 Darum / wer diese meine Rede höret / und tut sie / den vergleiche ich einem klugen Mann / der sein Haus auf einen Felsen bauete. Da nu ein Platzregen fiel / und ein Gewässer kam / und webeten die Winde / und stießen an das Haus / fiel cs doch nicht / denn es war auf einen Felsen gegründet. Und wer diese meine Rede höret / und tut sie nicht / der ist einem törichten Mann gleich / der sein Haus auf den Sand bauete. Da nu ein Platzregen fiel / und kam ein Gewässer / und webeten die Winde / und stießen an das Haus / da fiel es / und tat einen großen Fall.« 28 Und es begab sich / da Jesus diese Rede vollendet hatte / entsetzte sich das Volk / über seiner Lehre. Denn er predigte gewaltig / und nicht wie die Schriftgelehrten. »und tut sie«: Hie fordert Christus auch den Glauben / denn wo nicht Glaube ist /tut man die Gebot nicht (Römer3). Und alle gute Werk / nach dem Schein ohn Glauben geschehen /sind Sünde. Dagegen auch: wo Glaube ist/ müssen rechte gute Werk folgen. Das heißet Christus »tun«: von reinem Herzen tun. Der Glaub aber reiniget das Herz. Und solche Frömmigkeit stehet fest wider alle Winde/das ist/alle Macht der Höllen. Denn sie ist auf den Fels Christum /durch den Glauben gebattet. Gute Werk ohn Glauben sind der törichten Jungfrauen Lampen ohn Öl. »so du willst«: Der Glaube weiß nicht / vertrauet aber au f Gottes Gnade. »wenn ich sage«: Das ist: Sind meine Wort so mächtig / wie viel mächtiger sind dann deine Wort? »vom Morgen«: Das ist: Die Heiden werden angenommen /darum daß sie glauben werden /dieJuden und Werkheiligen verworfen. Römer g. »begraben«: Etliche wenden gute Werk vor/daß sie nicht folgen oder glauben wollen. Aberdie deutet Christus tote und verlorne gute Werk. Das acht Kapitel Da er aber vom Berge herabging / folgete ihm viel Volks nach. Und siehe / ein Aussätziger kam / und betete ihn an / und sprach: »Herr / so du willst / kannst du mich wohl reinigen.« Und Jesus streckete seine Hand aus / rührete ihn an / und sprach: »Ich wills tun / sei gereiniget.« Und alsbald ward er von seinem Aussatz rein. Und Jesus sprach zu ihm: »Siehe zu / sags niemand / sondern gehe hin / und zeige dich dem Priester / und opfere die Gabe / die Moses befohlen hat / zu einem Zeugnis über sie.« Da aber Jesus einging zu Kapernaum / trat ein Hauptmann zu ihm / 5 der bat ihn / und sprach: »Herr / mein Knecht liegt zu Hause und ist gichtbrüchig / und hat große Qual.« Jesus sprach zu ihm: »Ich will kommen und ihn gesund machen.« Der Hauptmann antwortete / und sprach: »Herr / ich bin nicht wert / daß du unter mein Dach gehest / sondern sprich nur ein Wort / so wird mein Knecht gesund. Denn ich bin ein Mensch / dazu der Obrigkeit untertan / und hab unter mir Kriegsknechte. Noch wenn ich sage zu einem : >Gehe hin< / so gehet er. Und zum andern: >Komm her< / so kommt er. Und zu meinem Knecht: >Tu das< / so tut ers.« Da das Jesus hörete / verwunderte er sich und sprach zu denen / die 10 ihm nachfolgeten: »Wahrlich ich sage euch / solchen Glauben hab ich in Israel nicht funden. Aber ich sage euch: Viel werden kommen vom Morgen und vom Abend und mit Abraham und Isaak und Jakob im Himmelreich sitzen. Aber die Kinder des Reichs werden ausgestoßen in das Finsternis hinaus / da wird sein Heulen und Zähneklappen.« Und Jesus sprach zu dem Hauptmann: »Gehe hin / dir geschehe / wie du geglaubt hast.« Und sein Knecht ward gesund zu derselbigen Stunde. Und Jesus kam in Peters Haus / und sähe / daß seine Schwieger lag 14 und hatte das Fieber. Da griff er ihre Hand an / und das Fieber verließ sie. Und sie stund auf / und dienete ihnen. Am Abend aber brachten sie viel Besessene zu ihm / und er trieb die Geister aus mit Worten / und machte allerlei Kranke gesund / auf daß erfüllet würde / das gesagt ist durch den Propheten Jesaja / der da spricht: >Er hat unsre Schwachheit auf sich genommen / und unsre Seuche hat er getragene Und da Jesus viel Volks um sich sähe / hieß er hinüber jenseit des 18 Meers fahren. Und es trat zu ihm ein Schriftgelehrter / der sprach zu ihm: »Meister / ich will dir folgen / wo du hingehest.«Jesus sagte zu ihm: »Die Füchse haben Gruben / und die Vögel unter dem Himmel haben Nester / aber des Menschen Sohn hat nicht / da er sein Haupt hinlege.« Und ein andrer unter seinenjüngern sprach zu ihm: »Herr / erlaube mir / daß ich hingehe / und zuvor meinen Vater begrabe.« Aber Jesus sprach zu ihm: »Folge du mir / und laß die Toten ihre Toten begraben.« zjf Und er trat in das Schiff/ und seinejünger folgeten ihm. Und siehe / da erhub sich ein groß Ungestüm im Meer / also / daß auch das Schifflein mit Wellen bedeckt ward. Und er schlief. Und diejünger traten zu ihm / und weckten ihn auf / und sprachen: »Herr / hilf uns / wir verderben.« Da sagte er zu ihnen: »Ihr Kleingläubigen / warum seid ihr so furchtsam?« Und stund aufund bedräuete den Wind und das Meer / da ward es ganz stille. Die Menschen aber verwunderten sich / und sprachen: »Was ist das für ein Mann / daß ihm Wind und Meer gehorsam ist?« 28 UnderkamjenseitdesMeers/indieGegendderGergesener. Daliefen ihm entgegen zween Besessene /die kamen aus den Totengräbern/und waren sehr grimmig / also / daß niemand dieselbige Straße wandeln könnt. Und siehe / sie schrieen / und sprachen: »Ach Jesu du Sohn Gottes / was haben wir mit dir zu tun? Bist du herkommen / uns zu quälen / ehe es denn Zeit ist?« Es war aber ferne von ihnen eine große Herde Säu an der Weide. Da baten ihn dieTeufel/und sprachen: »Willst du uns aus treiben / so erlaube uns / in die Herde Säu zu fahren.« Und er sprach: »Fahret hin.« Da fuhren sie aus / und fuhren in die Herde Säu / und siehe/die ganze Herde Säu stii rzetesich mit einem Sturm ins Meer/ und ersoffen im Wasser. Und die Hirten flohen / und gingen hin in die Stadt / und sagten das alles / und wie es mit den Besessenen ergangen war. Undsiehe/dagingdieganzeStadtherausJesuentgegen. Undda sie ihn sahen /baten sie ihn / daß er von ihrer Grenze weichen wollte. »wo du hingehest«: Etliche wollen Christo nicht folgen / sie seien denn gewiß wohin. Darum verwirfet Christus diesen als der nicht trauen / sondern zuvor der Sach gewiß sein will. Das neunte Kapitel Da traterindasSchiffundfuhrwiederhcrüber/undkaminseineStadt. Und siehe / da brachten sie zu ihm einen Gichtbrüchigen / der lag auf einem Bette. Da nu Jesus ihren Glauben sähe / sprach er zu dem Gichtbrüchigen: »Sei getrost / mein Sohn / deine Sünden sind dir vergeben.« »seine Stadt«: Kapernaum. »gichtbrüchig« der kleine oder halbe Schlag / die Gicht. »nicht die Frommen«: Dns ist / alle Menschen / denn niemand ist fromm (Römer3). Pharisäer halten sich pit-fromm /sindsaher nicht. Und 1. Timotheus 1 spricht Paulus / Christus sei in die Welt kommen die Sünder selig zu machen. »Leide tragen«: Es ist zweierlei Leiden/einsaus eigener Wahl angenommen /als der Mönche Regeln etc. /wie Baals Priester sich seihst stachen (i. Kön. iS). Solchs Leiden hält alle Welt und hielten die Pharisäer/ auchJohannis Jünger /fürgroß/ aber Gott verachtetes. Das ander Leiden/ von Gottohn unsre Wahl zugeschickt. Dies williglich leiden / ist recht und Gottgefällig. Darum spricht Christus /seine Jünger fasten nicht/dieweil der Bräutigam noch hei ihnen ist/das ist: die- Und siehe / etliche unter den Schriftgelchrtcn sprachen bei sich selbst: Dieser lästert Gott. Da aber Jesus ihre Gedanken sähe / sprach er: »Warum denkt ihr so Arges in euren Herzen? Welchs ist leichter zu sagen: »Dir sind deine Sünden vergeben»? Oder zu sagen: »Stehe auf / und wandele»? Auf daß ihr aber wisset daß des Menschen Sohn Macht habe aut Erden / die Sünden zu vergeben« / sprach er zu dem Gichtbrüchigen: »Stehe auf / heb dein Bette auf/ und gehe heim.« Und er stund auf» und ging heim. Da das Volk das sähe / verwunderte es sich / und preisete Gott / der solche Macht den Menschen gegeben hat. Und da Jesus von dannen ging / sähe er einen Menschen am Zoll sitzen / der hieß Matthäus / und sprach zu ihm: »Folge mir.« Und er stund auf und folgete ihm. Und es begab sich / da er zu Tisch saß im Hause / siehe / da kamen viel Zöllner und Sünder / und saßen zu Tische mit Jesu und seinen Jüngern. Da das die Pharisäer sahen / sprachen sie zu seinen Jüngern: »Warum isset euer Meister mit den Zöllnern und Sündern?« Da das Jesus hörete / sprach er zu ihnen: »Die Starken bedürfen des Arztes nicht / sondern die Kranken. Gehet aber hin und lernet / was das sei: »Ich habe Wohlgefallen an Barmherzigkeit / und nicht am Opfer.» Ich bin kommen / die Sünder zur Buße zu rufen / und nicht die Frommen.« Indes kamen die Jünger Johannis zu ihm / und sprachen: »Warum fasten wir und die Pharisäer so viel / und deine Jünger fasten nicht?« Jesus sprach zu ihnen: »Wie können die Hochzeitleute Leide tragen / solange der Bräutigam bei ihnen ist? Es wird aber die Zeit kommen / daß der Bräutigam von ihnen genommen wird / alsdann werden sie fasten. Niemand flickt ein alt Kleid mit einem Lappen von neuem Tuch / denn der Lappe reißet doch wieder vom Kleid / und der Riß wird ärger. Man fasset auch nicht Most in alte Schläuche / anders die Schläuche zerreißen / und der Most wird verschüttet / und die Schläuche kommen um. Sondern man fasset Most in neue Schläuche / so werden sic beide miteinander behalten.« Da er solchs mit ihnen redete / siehe / da kam der Obersten einer / und fiel vor ihn nieder / und sprach : »Herr / meine Tochter ist jetzt gestorben / aber komm und lege deine Hand auf sie / so wird sie lebendig.« Jesus stund auf. und folgete ihm nach / und seine Jünger. Und siehe / ein Weib / das zwölfjahr den Blutgang gehabt / trat von hinten zu ihm / und rühretc seines Kleides Saum an / denn sie sprach bei ihr selbst: »Möcht ich nur sein Kleid anrühren / so würde ich gesund.« Da wendete sich Jesus um / und sähe sie / und sprach: »Sei getrost meine Tochter / dein Glaube hat dir geholfen.« Und das Weib ward gesund zu der selbigen Stunde. Und als er in des Obersten Haus kam / und sähe die Pfeifer / und das Getümmele des Volks / sprach er zu ihnen: »Weichet / denn das Maidlein ist nicht tot / sondern es schläft.« Und sie verlachten ihn. Als aber das Volk ausgetrieben war / ging er hinein / und ergriff sie bei der Hand. Da stund das Maidlein auf. Und dies Gerücht erscholl ' im selbigen ganzen Land. 27 Und da Jesus von dannen fürbaß ging / folgeten ihm zween Blinden nach / die schrieen und sprachen: »Ach du Sohn David / erbarm dich unser.« Und da er heimkam / traten die Blinden zu ihm. Und Jesus sprach zu ihnen: »Glaubt ihr / daß ich euch solchs tun kann?« Da sprachen sie zu ihm: »Herr / ja.« Da rührete er ihre Augen an und sprach: »Euch geschehe nach eurem Glauben.« Und ihre Augen wurden geöffnet. Und Jesus bedräuete sie / und sprach: »Sehet zu / daß es niemand erfahre.« Aber sie gingen aus / und machten ihn ruchbar im selbigen ganzen Lande. Da nu diese waren hinaus kommen / siehe / da brachten sie zu ihm einen Menschen / der war stumm und besessen. Und da der Teufel war ausgetrieben / redete der Stumme. Und das Volk verwunderte sich / und sprach: »Solches ist noch nie in Israel ersehen worden.« Aber die Pharisäer sprachen: »Er treibt die Teufel aus durch der Teufel obersten.« 35 Und Jesus ging umher in alle Städte und Märkte / lehrete in ihren Schulen und predigete das Evangelium von dem Reich / und heilete allerlei Seuche und allerlei Krankheit im Volke. Und da er das Volk sähe / jammerte ihn desselbigen / denn sie waren verschmachtet und zerstreuet wie die Schafe / die keinen Hirten haben. Da sprach er zu seinen Jüngern: »Die Ernte ist groß / aber wenig sind der Arbeiter. Darum bittet den Herrn der Ernte / daß er Arbeiter in seine Ernte sende.« Das zehcnt Kapitel Und er rief seine zwölf Jünger zu sich / und gab ihnen Macht über die unsaubern Geister / daß sie dieselbigen austrieben / und heileten allerlei Seuche und allerlei Krankheit. 2 Die Namen aber der zwölf Apostel sind diese: der erste / Simon / genannt Petrus / und Andreas sein Bruder / Jakobus Zebcdäi Sohn / weil ihnen Gott noch nicht hat Leiden zugeschickt /und Christus noch bei ihnen war und sie schütze-te / errichten sie ihnen kein Leiden /denn es ist nichts vor Gott. Sie mußten aber fasten und leiden da Christus tot war. Damit verwirft Christus der Heuchler Leiden und Fasten /aus eigener Wahl angenommen. Item wo sich Christus freundlich erzeigt als ein Bräutigam / da muß Freude sein / ivo ersieh aber anders erzeiget / da muß Trauern sein. »niemandflik-ket«: Das ist: man könne diese neue Lehre nicht mit alten fleischlichen Herzen begreifen/und wo man sie fleischlichen Leuten predige /werde es nur ärger. Wie man jetzt sichet/daß so man geistliche Freiheit mehret / maßet sich das Fleisch die Freiheit an / zu seinem Muttvillen. (Zu Kapitel g) »Pfeifer«: Die man zu den Leichen brauchete / wie man bei uns betautet und besinget die Toten. Bedeutet/daß der Tod durch das Gesetze bezeuget und erfüllet wird. »Lebbäus« ist der fromme Judas. »haben«: Das heißt hie: haben wie die Geizigen den Mammon haben / welche mit dem Herzen daran hangen / und sorgen / welchs hindert das Predigtamt. Aber zur Not (dürft) und Brauch hatte Christus selbst Geld / Beutel und Brotkörbe. und Johannes sein Bruder / Philippus und Bartholomäus / Thomas und Matthäus der Zöllner / Jakobus Alphäi Sohn / Lebbäus mit dem Zunamen Thaddäus / Simon von Kana / und Judas Ischarioth / welcher ihn verriet. Diese Zwölfe sandte Jesus / gebot ihnen / und sprach: »Gehet nicht 5 auf der Heiden Straßen / und ziehet nicht in der Samariter Städte / sondern gehet hin zu den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel. Gehet aber und predigt / und sprecht: >Das Himmelreich ist nahe herbei kommen.< Machet die Kranken gesund / reiniget die Aussätzigen / wecket die Toten auf / treibet die Teufel aus. Umsonst habt ihrs empfangen / umsonst gebet es auch. Ihr sollt nicht Gold noch Silber /noch Erzin euren Gürteln haben /auch 9 keine Tasche zur Wegfahrt / auch nicht zween Röcke / keinen Schuh / auch keinen Stecken. Denn ein Arbeiter ist seiner Speise wert. Wo ihr aber in eine Stadt oder Markt gehet / da erkundigt euch / ob jemand darinnen sei / der es wert ist / und bei demselben bleibet / bis ihr von dannen ziehet. Wo ihr aber in ein Haus gehet / so grüßet dasselbige / und so es dasselbig Haus wert ist / wird euer Friede auf sie kommen. Ist es aber nicht wert / so wird sich euer Friede wieder zu euch wenden. Und wo euch jemand nicht annehmen wird / noch eure Rede hören / 14 so gehet heraus von demselben Hause oder Stadt / und schüttelt den Staub von euren Füßen. Wahrlich / ich sage euch: dem Lande der Sodomer und Gomorrer wird es träglicher ergehen am jüngsten Gericht / denn solcher Stadt. Siehe / ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. Darum seid klug / wie die Schlangen / und ohn Falsch / wie die Tauben. Hütet euch aber vor den Menschen / denn sie werden euch überantworten vor ihre Rathäuser / und werden euch geißeln in ihren Schulen. Und man wird euch vor Fürsten und Könige fuhren um meinetwillen / zum Zeugnis über sie und über die Heiden. Wenn sie euch nu überantworten werden / so sorget nicht / wie oder was ihr reden sollt / denn es soll euch zu der Stunde gegeben werden / was ihr reden sollt. Denn ihr seid es nicht die da reden / sondern euers Vaters Geist ist es / der durch euch redet. Es wird aber ein Bruder den andern zum Tod überantworten / und 21 der Vater den Sohn / und die Kinder werden sich empören wider ihre Eltern / und ihnen zum Tode helfen / und müsset gehasset werden von jedermann / um meines Namens willen. Wer aber bis an das Ende beharret / der wird selig. 23 Wenn sie euch aber in einer Stadt verfolgen / so fliehet in eine andere. Wahrlich / ich sage euch: Ihr werdet die Städte Israel nicht aus-richten / bis des Menschen Sohn kommet. Der Jünger ist nicht über seinen Meister / noch der Knecht über den Herrn. Es ist dem Jünger gnug / daß er sei wie sein Meister / und der Knecht wie sein Herr. Haben sie den Hausvater Beelzebub geheißen / wie viel mehr werden sie seine Hausgenossen also heißen! Darum fürchtet euch nicht vor ihnen. " Es ist nichts verborgen / das nicht offenbar werde / und ist nichts heimlich / das man nicht wissen werde. Was ich euch sage im Finsternis / das redet im Licht. Und was ihr höret in das Ohr, das prediget auf den Dächern. 28 Und furchtet euch nicht vor denen / die den Leib töten und die Seele nicht mögen töten. Fürchtet euch aber vielmehr vor dem / der Leib und Seele verderben mag / in die Hölle. Kauft man nicht zween Sperlinge um einen Pfennig? Noch fällt derselbigen keiner auf die Erden / ohn euren Vater. Nu aber sind auch eure Haare auf dem Haupt alle gezählet. Darum furchtet euch nicht. Ihr seid besser denn viel Sperlinge. Darum / wer mich bekennet vor den Menschen / den will ich bekennen vor meinem himmlischen Vater. Wer mich aber verleugnet vor den Menschen / den will ich auch verleugnen vor meinem himmlischen Vater. 34 Ihr sollt nicht wähnen / daß ich kommen sei / Friede zu senden auf Erden. Ich bin nicht kommen / Friede zu senden / sondern das Schwert. Denn ich bin kommen / den Menschen zu erregen wider seinen Vater / und die Tochter wider ihre Mutter / und die Schnur wider ihre Schwieger. Und des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein. Wer Vater und Mutter mehr liebet / denn mich / der ist mein nicht wert. Und wer Sohn und Tochter mehr liebet / denn mich / der ist mein nicht wert. Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt / und folget mir nach / der ist mein nicht wert. Wer sein Leben findet / der wirds verlieren / und wer sein Leben verliert um meinetwillen / der wirds finden. 40 Wer euch aufnimmt / der nimmt mich auf. Und wer mich aufnimmt / der nimmt den auf / der mich gesandt hat. Wer einen Propheten aufnimmt / in eines Propheten Namen / der wird eines Propheten Lohn empfahen. Wer einen Gerechten aufnimmt / in eines Gerechten Namen / der wird eines Gerechten Lohn empfahen. Und »schüttelt«: AI-so gar nichts sollt ihr von ihnen nehmen / daß ihr auch ihren Staub von Schuhen schüttelt /daßsie erkennen / daß ihr nicht euern Nutz/sondern ihre Seligkeit gesucht habt. »nicht ausri eilten«: Als wollt er sprechen: Ich weiß wohl /daß sie euch verfolgen werden / denn dies Volk wird das Evangelium verfolgen /und nicht bekehret werden /bis zum Ende der Welt. wer dieser Geringsten einen nur mit einem Becher kaltes Wassers tränkt / in eines Jüngers Namen / wahrlich ich sage euch: es wird ihm nicht unbelohnet bleiben. « Das eilft Kapitel »Der Kleines!«: Christus. »leide! das Himmelreich Geweih«: Die Gewissen / wenn sie das Evangelium vernehmen / dringen sie hinzu /daß ihnen niemand wehren kann. Und es begab sich / da Jesus solch Gebot zu seinen zwölf Jüngern vollendet hatte / ging er von dannen fürbaß / zu lehren und zu predigen in ihren Städten. Da aber Johannes im Gefängnis die Werk Christi hörete / sandte er 2 seiner Jünger zween und ließ ihm sagen: »Bist du / der da kommen soll / oder sollen wir eines andern warten?« Jesus antwortete / und sprach zu ihnen: »Gehet hin und sagetjohanni wieder / was ihr sehet und höret: die Blinden sehen / und die Lahmen gehen / die Aussätzigen werden rein / und die Tauben hören / die Toten stehen auf / und den Armen wird das Evangelium geprediget. Und selig ist / der sich nicht an mir ärgert.« Da die hingingen / fing Jesus an zu reden / zu dem Volk von Jo- 7 hanne: »Was seid ihr hinausgegangen in die Wüsten zu sehen? Wolltet ihr ein Rohr sehen / das der Wind hin und her wehet? Oder was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Wolltet ihr einen Menschen in weichen Kleidern sehen? Siehe / die da weiche Kleider tragen / sind in der Könige Häuser. Oder was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Wolltet ihr einen Propheten sehen? Ja ich sage euch / der auch mehr ist / denn ein Prophet. Denn dieser ists / von dem geschrieben stehet: Siehe / ich sende meinen Engel vor dir her / der deinen Weg vor dir bereiten soll. Wahrlich / ich sage euch / unter allen die von Weibern geboren sind / 11 ist nicht aufkommen / der größer sei / denn Johannes der Täufer. Der aber der Kleinest ist im Himmelreich / ist größer denn er. Aber von den Tagen Johannis des Täufers / bis hie her / leidet das Himmelreich Gewalt / und die Gewalt tun / die reißen es zu sich. Denn alle Propheten und das Gesetz haben geweissaget / bis aufjohannes. Und so ihrs wollt annehmen: er ist Elias / der da soll zukünftig sein. Wer Ohren hat zu hören / der höre. Wem soll ich aber dies Geschlecht vergleichen? Es ist den Kindlein gleich / die an dem Markt sitzen / und rufen gegen ihre Gesellen / und sprechen: >Wir haben euch gepfiffen / und ihr wolltet nicht tan- zen. Wir haben euch geklaget / und ihr wolltet nicht weinen. < Johannes ist kommen / aß nicht / und trank nicht / so sagen sie: >Er hat den Teufel. < Des Menschen Sohn ist kommen / isset und trinket / so sagen sie: >Siehe / wie ist der Mensch ein Fresser und ein Weinsäufer / der Zöllner und der Sünder Geselleh Und die Weisheit muß sich rechtfertigen lassen von ihren Kindern.« 20 Da fing er an / die Städte zu schelten / in welchen am meisten seiner Taten geschehen waren / und hatten sich doch nicht gebessert. »Wehe dir Chorazin / weh dir Bethsaida / wären solche Taten zu Tyro und Sidon geschehen / als bei euch geschehen sind / sie hätten vorzeiten im Sack und in der Aschen Buße getan. Doch ich sage euch: Es wird Tyro und Sidon träglicher ergehen am jüngsten Gerichte / denn euch. Und du Kapernaum / die du bist erhaben / bis an den Himmel / du wirst bis in die Hölle hinuntergestoßen werden. Denn so zu Sodoma die Taten geschehen wären / die bei dir geschehen sind / sie stünde noch heutiges Tages. Doch ich sage euch: Es wird der Sodomer Lande träglicher ergehen am jüngsten Gerichte / denn dir.« 25 Zu der selbigen Zeit antwortete Jesus / und sprach: »Ich preise dich Vater und Herr Himmels und der Erden / daß du solchs den Weisen und Klugen verborgen hast / und hast es den Unmündigen offenbaret. Ja Vater / denn es ist also wohlgefällig gewesen vor dir. Alle Ding sind mir übergeben von meinem Vater. Und niemand kennet den Sohn / denn nur der Vater / und niemand kennet den Vater / denn nur der Sohn / und wem es der Sohn will offenbaren. 30 Kommt her zu mir / alle die ihr müheselig und beladen seid / ich will euch erquicken. Nehmet auf euch mein Joch / und lernet von mir / denn / ich bin sanftmütig / und von Herzen demütig / so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele. Denn mein Joch ist sanft / und meine Last ist leicht.« »solchs«: Das Evangelium und Glauben. »mein Joch«: Das Kreuz ist gar ein leichte Last denen / die das Evangelium schmecken und fühlen. Das zwölft Kapitel Zu der Zeit gingjesus durch die Saat am Sabbath / und seine Jünger waren hungerig / fingen an Ähren auszuraufen / und aßen. Da das die Pharisäer sahen / sprachen sic zu ihm: »Siche / deine Jünger tun 30 Denn mein Joch ist sanft, und mein Last ist leicht. Nicht aufgenommener, handschriftlicher Änderungsvorschlag 1540: Meine Bürde ist Friede, und meine Last ist Lust. »über den Sabbath«: Wer iw Christum glaubet / ist über alle Gesetze / und wird nicht beschuldigt vom Gesetz. das sich nicht ziemt am Sabbath zu tun.« Er aber sprach zu ihnen: »Habt ihr nicht gelesen / was David tat / da ihn und die mit ihm waren / hungerte? Wie er in das Gotteshaus ging / und aß die Schaubrot / die ihm doch nicht ziemten zu essen / noch denen die mit ihm waren / sondern allein den Priestern. Oder habt ihr nicht gelesen im Gesetz / wie die Priester am Sabbath im Tempel den Sabbath brechen / und sind doch ohn Schuld? Ich sage aber euch / daß hie der ist / der auch größer ist denn der Tempel. Wenn ihr aber wüßtet / was das sei: >Ich habe Wohlgefallen an der Barmherzigkeit / und nicht am Opfen / hättet ihr die Unschuldigen nicht verdammt. Des Menschen Sohn ist ein Herr / auch über den Sabbath.« Und er ging von dannen fürbaß / und kam in ihre Schule. Und siehe / g da war ein Mensch / der hatte eine verdorrete Hand. Und sie frage-ten ihn / und sprachen: »Ists auch recht / am Sabbath heilen?« Auf daß sie eine Sache zu ihm hätten. Aber er sprach zu ihnen: »Welcher ist unter euch / so er ein Schaf hat / das ihm am Sabbath in eine Gruben fället / der es nicht ergreife und aufhebe? Wie viel besser ist nu ein Mensch / denn ein Schaf! Darum mag man wohl am Sabbath Gutes tun.« Da sprach er zu dem Menschen: »Strecke deine Hand aus!« Und er streckte sie aus / und sie ward ihm wieder gesund / gleich wie die andere. Da gingen die Pharisäer hinaus / und hielten einen Rat über ihn / wie 14 sie ihn umbrächten. Aber da Jesus das erfuhr / wich er von dannen. Und ihm folgete viel Volks nach / und er heilete sie alle / und be-dräuete sie / daß sie ihn nicht meldeten. Auf daß erfüllet würde / das gesagt ist durch den Propheten Jesajam / der da spricht: Siehe / das ist mein Knecht / den ich erwählet habe / und mein Liebster / an dem meine Seele Wohlgefallen hat. Ich will meinen Geist auf ihn legen / und er soll den Heiden das Gericht verkündigen. Er wird nicht zanken noch schreien / und man wird sein Geschrei nicht hören auf den Gassen. Das zerstoßen Rohr wird er nicht zerbrechen / und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen / bis daß er ausführe das Gericht zum Sieg / und die Heiden werden auf seinen Namen hoffen. Da ward ein Besessener zu ihm bracht / der war blind und stumm. 22 Und er heilete ihn / also / daß der Blinde und Stumme / beide redete und sähe. Und alles Volk entsetzte sich und sprach: »Ist dieser nicht Davids Sohn?« Aber die Pharisäer / da sie es höreten / sprachen sic: »Er treibt die Teufel nicht anders aus / denn durch Beelzebub / der Teufel obersten.« 25 Jesus vernahm aber ihre Gedanken / und sprach zu ihnen: »Ein jeglich Reich / so es mit ihm selbst uneins wird / das wird wüst. Und eine jegliche Stadt oder Haus / so es mit ihm selbst uneins wird / mags nicht bestehen. So denn ein Satan den andern austreibt / so muß er mit ihm selbst uneins sein. Wie mag dann sein Reich bestehen? So ich aber die Teufel durch Beelzebub austreib / durch wen treiben sie eure Kinder aus? Darum werden sie eure Richter sein. So ich aber die Teufel durch den Geist Gottes austreibe / so ist ja das Reich Gottes zu euch kommen. 29 Oder / wie kann jemand in eines Starken Haus gehen und ihm seinen Hausrat rauben / es sei denn / daß er zuvor den Starken binde und alsdann ihm sein Haus beraube? Wer nicht mit mir ist / der ist wider mich. Und wer nicht mit mir sammelt / der verstreuet. Darum sage ich euch: Alle Sünde und Lästerung wird den Menschen vergeben / aber die Lästerung wider den Geist wird den Menschen nicht vergeben. Und wer etwas redet wider des Menschen Sohn / dem wird es vergeben. Aber wer etwas redet wider den heiligen Geist / dem wirds nicht vergeben / weder in dieser noch in jener Welt. 33 Setzet entweder einen guten Baum / so wird die Frucht gut / oder setzet einen faulen Baum / so wird die Frucht faul. Denn an der Frucht erkennet man den Baum. Ihr Otterngezüchte / wie könnt ihr Gutes reden / dieweil ihr böse seid? Wes das Herz voll ist / des gehet der Mund über. Ein gut Mensch bringet Guts hervor / aus seinem guten Schatz des Herzens / und ein böser Mensch bringet Böses hervor / aus seinem bösen Schatz. Ich sage euch aber / daß die Menschen müssen Rechenschaft geben am jüngsten Gericht / von einem jeglichen unnützen Wort / das sie geredt haben. Aus deinen Worten wirst du gerechtfertigt werden / und aus deinen Worten wirst du verdammt werden.« 38 Da antworteten etliche unter den Schriftgelehrten und Pharisäern / und sprachen: »Meister / wir wollten gerne ein Zeichen von dir sehen. « Und er antwortete / und sprach zu ihnen: »Die böse und ehebrecherische Art suchet ein Zeichen / und es wird ihr kein Zeichen gegeben werden / denn das Zeichen des Propheten Jonas. Denn gleich wie Jonas war drei Tage und drei Nacht in des Walfisches Bauch / also wird des Menschen Sohn drei Tage und drei Nacht mitten in der Erden sein. Die Leute von Ninive werden auftreten am jüngsten Gerichte / mit diesem Geschlcchte / und werden cs ver- »noch in jener Welt«: Das hie Matthäus spricht / >weder in dieser noch in jener WeltEr ist schuldig einer ewigen Schuld(. dämmen / denn sie taten Buße nach der Predigt Jonas / und siehe / hie ist mehr denn Jonas. Die Königin von Mittag wird auftreten am jüngsten Gerichte mit diesem Geschlecht und wird es verdammen / denn sie kam vom Ende der Erden / Salomonis Weisheit zu hören / und siehe / hie ist mehr denn Salomon. Wenn der unsauber Geist von dem Menschen ausgefahren ist / so 43 durchwandelt er dürre Stätten / suchet Ruhe / und findet sie nicht. Da spricht er denn: >Ich will wieder umkehren in mein Haus / daraus ich gegangen bin.< Und wenn er kommt / so findet ers müßig / gekehret und geschmückt. So gehet er hin / und nimmt zu sich sieben andere Geister / die ärger sind denn er selbst / und wenn sie hineinkommen / wohnen sie allda / und wird mit demselben Menschen hernach ärger / denn es vorhin war. Also wirds auch diesem argen Geschlecht gehen.« Da er noch also zu dem Volk redete / siehe / da stunden seine Mutter 46 und seine Brüder draußen / die wollten mit ihm reden. Da sprach einer zu ihm: »Siehe / deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und wollen mit dir reden.« Er antwortete aber / und sprach zu dem / der cs ihm ansagete: »Wer ist meine Mutter? und wer sind meine Brüder?« Und reckete die Hand aus über seine Jünger / und sprach: »Siche da / das ist meine Mutter und meine Brüder. Denn wer den Willen tut meines Vaters im Himmel / derselbige ist mein Bruder / Schwester und Mutter.« Das dreizehent Kapitel An demselbigen Tage ging Jesus aus dem Hause und setzte sich an das Meer. Und es versammelte sich viel Volks zu ihm / also / daß er in das Schiff trat / und saß / und alles Volk stund am Ufer. Und er redete zu ihnen mancherlei / durch Gleichnisse / und sprach: »Siehe / es ging ein Säemann aus zu säen. Und indem er säete / fiel etlichs an den Weg / da kamen die Vögel und fraßens aut. Etlichs fiel in das Steinichte / da es nicht viel Erden hatte / und ging bald auf / darum / daß es nicht tiefe Erden hatte. Als aber die Sonne aufging / verwcl-kete es / und dieweil es nicht Wurzel hatte / ward es dürre. Etlichs fiel unter die Dornen / und die Dornen wuchsen auf / und ersticktem. Etlichs fiel auf ein gut Land / und trug Frucht / etlichs hundertfältig / etlichs sechzigfaltig / etlichs drcißigfältig. Wer Ohren hat zu hören / der höre.« 10 Und die Jünger traten zu ihm / und sprachen: »Warum redest du zu ihnen durch Gleichnisse?« Er antwortete / und sprach: »Euch ists gegeben / daß ihr das Geheimnis des Himmelreichs vernehmet / diesen aber ists nicht gegeben. Denn wer da hat / dem wird gegeben / daß er die Fülle habe. Wer aber nicht hat / von dem wird auch genommen / das er hat. Darum rede ich zu ihnen durch Gleichnisse. Denn mit sehenden Augen sehen sie nicht / und mit hörenden Ohren hören sie nicht / denn sie verstehen es nicht. Und über ihnen wird die Weissagung Jesajae erfüllet / die da sagt: Mit den Ohren werdet ihr hören / und werdet es nicht verstehen / und mit sehenden Augen werdet ihr sehen / und werdet es nicht vernehmen. Denn dieses Volks Herz ist verstockt / und ihre Ohren hören übel / und ihre Augen schlummern / auf daß sie nicht dermaleins mit den Augen sehen / und mit den Ohren hören / und mit dem Herzen verstehen / und sich bekehren / daß ich ihnen hülfe. Aber selig sind eure Augen / daß sie sehen / und eure Ohren / daß sie hören. Wahrlich ich sage euch: viel Propheten und Gerechten haben begehrt zu sehen / das ihr sehet / und habens nicht gesehen / und zu hören / das ihr höret / und habens nicht gehöret. 18 So höret nu ihr dies Gleichnis von dem Säemann. Wenn jemand das Wort von dem Reich höret / und nicht verstehet / so kommt der Arge / und reißet es hin / was da gesäet ist in sein Herz / und der ists / der an dem Wege gesäet ist. Der aber auf das Steinichte gesäet ist / der ists: wenn jemand das Wort höret / und dasselbige bald aufnimmt mit Freuden / aber er hat nicht Wurzeln in ihm / sondern ist wetterwendisch. Wenn sich Triibsal und Verfolgung erhebt um des Worts willen / so ärgert er sich balde. Der aber unter die Dornen gesäet ist / der ists: Wenn jemand das Wort höret / und die Sorge dieser Welt / und Betrug des Reichtums ersticket das Wort / und bringet nicht Frucht. Der aber in das gute Land gesäet ist / der ists: wenn jemand das Wort höret / und verstehet es / und dann auch Frucht bringet / und etlicher trägt hundertfältig / etlicher aber sech-zigfältig / etlicher dreißigfältig.« 24 Er legte ihnen ein ander Gleichnis vor / und sprach: »Das Himmelreich ist gleich einem Menschen / der guten Samen auf seinen Acker säete. Da aber die Leute schliefen / kam sein Feind / und säete Un- »werda hat«: Wo das Wort Gottes verstanden wird /da mehret es sich / und bessert den Menschen. Wo es aber nicht verstanden wird / da nimmt es ab / und ärgert den Menschen. »Senfkorn <1: Kein Verächter Wort ist/denn dos Evangelium / und doch kein kräftigeres/denn es machet gerecht die/so dran glauben. Gesetz und Werk tun es nicht. »Sauerteig«: Ist auch das Wort/das den Menschen verneuet. »Schatz«: Der verborgen Schatz ist das Evangelium / das uns Gnade und Gerechtigkeit gibt ohn unser Verdienst. Darum wenn maus findet / macht es Freude/das ist / ein gut fröhlich Gewissen welchs man mit kraut zwischen den Weizen / und ging davon. Da nu das Kraut wuchs / und Frucht bracht / da fand sich auch das Unkraut. Da traten die Knechte zu dem Hausvater / und sprachen: >Herr / hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesäet? Woher hat er denn das Un-kraut?< Er sprach zu ihnen: >Das hat der Feind getan. < Da sprachen die Knechte: >Willst du dann / daß wir hingehen und es ausjäten?< Er sprach: »Nein / aut daß ihr nicht zugleich den Weizen mit ausraufet/so ihr das Unkraut ausjätet. Lasset beides miteinander wachsen / bis zu der Ernte. Und um der Ernte Zeit / will ich zu den Schnittern sagen: Sammelt zuvor das Unkraut / und bindet es in Bündlein / daß man es verbrenne / aber den Weizen sammelt mir in meine Scheuern.<« Ein ander Gleichnis legete er ihnen vor / und sprach: »Das Himmelreich ist gleich einem Senfkorn / das ein Mensch nahm / und säete auf seinen Acker / welches das kleinest ist unter allem Samen. Wenn es aber erwächst / so ist es das größest unter dem Kohl / und wird ein Baum / daß die Vögel unter dem Himmel kommen und wohnen unter seinen Zweigen.« Ein ander Gleichnis redete er zu ihnen: »Das Himmelreich ist einem Sauerteig gleich / den ein Weib nahm / und vermengeteihn unter drei Scheffel Mehls / bis daß es gar durchsäuert ward.« Solchs alles redete Jesus durch Gleichnisse zu dem Volk / und ohn Gleichnisse redete er nicht zu ihnen. Auf daß erfüllet würde / das gesagt ist durch den Propheten / der da spricht: Ich will meinen Mund auftun in Gleichnissen / und will aussprechen die Heimlichkeit von Anfang der Welt. Da ließ Jesus das Volk von sich / und kam heim. Und seine Jünger traten zu ihm und sprachen: »Deute uns das Gleichnis vom Unkraut auf dem Acker.« Er antwortete / und sprach zu ihnen: »Des Menschen Sohn ists / der da guten Samen säet. Der Acker ist die Welt. Der gute Same sind die Kinder des Reichs. Das Unkraut sind die Kinder der Bosheit. Der Feind der sie säet / ist der Teufel. Die Ernte ist das Ende der Welt. Die Schnitter sind die Engel. Gleich wie man nu das Unkraut ausjätet und mit Feuer verbrennet / so wirds auch am Ende dieser Welt gehen. Des Menschen Sohn wird seine Engel senden / und sie werden sammeln aus seinem Reich alle Ärgernisse / und die da Unrecht tun / und werden sie in den Feuerofen werfen / da wird sein Heulen und Zähneklappen. Dann werden die Gerechten leuchten / wie die Sonne in ihres Vaters Reich. Wer Ohren hat zu hören / der höre. 31 36 44 Abermal ist gleich das Himmelreich einem verborgnen Schatz im Acker / welchen ein Mensch fand / und verbarg ihn / und ging hin vor Freuden über demselbigen / und verkaufte alles was er hatte / und kaufte den Acker. Abermal ist gleich das Himmelreich einem Kaufmann / der gute Perlen suchte. Und da er eine köstliche Perlen fand / ging er hin / und verkaufte alles was er hatte / und kaufte dieselbigen. 47 Abermal ist gleich das Himmelreich einem Netze / das ins Meer geworfen ist / damit man allerlei Gattung fähet. Wenn es aber voll ist / so ziehen sie es heraus an das Ufer / sitzen und lesen die guten in ein Gefäß zusammen / aber die faulen werfen sie weg. Also wird es auch am Ende der Welt gehen: die Engel werden ausgehen / und die Bösen von den Gerechten scheiden / und werden sie in den Feuerofen werfen / da wird Heulen und Zähneklappen sein.« 51 Undjesus sprach zu ihnen: »Habt ihr das alles verstanden?« Sie sprachen: »Ja / Herr.« Da sprach er: »Darum ein jeglicher Schriftgelehrter / zum Himmelreich gelehrt / ist gleich einem Hausvater / der aus seinem Schatz Neues und Altes hervorträgt.« Und es begab sich / da Jesus diese Gleichnisse vollendet hatte / ging er von dannen / und kam in sein Vaterland / und lehrete sie in ihren Schulen / also auch / daß sie sich entsetzten / und sprachen: »Woher 54 kommt diesem solche Weisheit und Taten? Ist er nicht eines Zimmermanns Sohn? Heißt nicht seine Mutter Maria? Und seine Brüder /Jakob und Joses / und Simon / und Judas / und seine Schwestern / sind sie nicht alle bei uns? Woher kommt ihm denn das alles?« und ärgerten sich an ihm. Jesus aber sprach zu ihnen: »Ein Prophet gilt nirgend weniger denn in seinem Vaterland und in seinem Hause.« Und er tat daselbst nicht viel Zeichen / um ihres Unglaubens willen. Das vierzehent Kapitel Zu der Zeit kam das Gerüchte von Jesu vordcn Vierflirsten Herodes. Und er sprach zu seinen Knechten: »Dieser ist Johannes der Täufer / er ist von den Toten auferstanden / darum tut er solche Taten.« Denn Herodes hatte Johannem gegriffen / gebunden und in das Gefängnis gelegt / von wegen der Herodias / seines Bruders Philippus Weib. Denn Johannes hatte zu ihm gesagt: »Es ist nicht recht / 34 solche Weisheit und Taten. Bis 1540: solche Weisheit und Macht. keinen Werken zuwegen bringen kann. Dies Evangelium ist auch die Perle. »zum Himmelreich gelehrt«: Ist: das Himmelreich fördern / andere lehren und zum Himmel bringen. »Neues«: Das Evangelium. »Altes«: Das Gesetz. » Vierfürsten«: Judäa mit ihrer Zugehör war in vier Herrschaftengeteilet /daher mau die Herrn »Tetrar-cltas« /das ist / Vierßirsten / nennet. »Nachtwache«: Die Nacht leitete man vorzeiten in vier Wachen / deren jegliche drei Stunden hatte. daß du sie habest.« Und er hätte ihn gerne getötet / furchte sich aber vor dem Volk / denn sie hielten ihn für einen Propheten. Da aber Herodes seinen Jahrstag beging / da tanzte die Tochter der 6 Herodias vor ihnen / das gefiel Herodes wohl. Darum verhieß er ihr mit einem Eide / er wollt ihr geben / was sie fordern würde. Und als sie zuvor von ihrer Mutter zugerichtet war / sprach sie: »Gib mir her auf eine Schüssel das Haupt Johannis des Täufers.« Und der König ward traurig / doch um des Eides willen und derer / die mit ihm zu Tisch saßen / befahl ers ihr zu geben. Und schickete hin / und enthauptete Johannes im Gefängnis. Und sein Haupt ward hergetragen in einer Schüsseln und dem Maidlein gegeben / und sie bracht es ihrer Mutter. Da kamen seine Jünger / und nahmen seinen Leib und begruben ihn / und kamen und verkündigten das Jesu. Da das Jesus hörete / wich er von dannen auf einem Schiff in eine 13 Wüsten alleine. Und da das Volk das hörete / folgete es ihm nach zu Fuß aus den Städten. Und Jesus ging hervor / und sähe das große Volk / und es jammerte ihn derselbigcn / und heilete ihre Kranken. Am Abend aber traten seine Jünger zu ihm / und sprachen: »Dies ist eine Wüste / und die Nacht fället daher. Laß das Volk von dir / daß sie hin in die Märkte gehen / und ihnen Speise kaufen.« Aber Jesus sprach zu ihnen: »Es ist nicht not / daß sie hingehen. Gebt ihr ihnen zu essen.« Sie sprachen: »Wir haben hie nichts denn fünf Brot und zween Fische.« Und er sprach: »Bringet mir sie her.« Und er hieß das Volk sich lagern / auf das Gras. Und nahm die fünf Brot / und die zween Fisch / sähe auf gen Himmel / und dankete / und brachs / und 19 gab die Brot den Jüngern / und die Jünger gaben sie dem Volk. Und sie aßen alle / und wurden satt / und hüben auf / was übrig blieb von Brocken / zwölf Körbe voll. Die aber gessen hatten / der waren bei fünftausend Mann / ohn Weiber und Kinder. Und alsbald trieb Jesus seine Jünger / daß sie in das Schiff traten / und vor ihm herüber führen / bis er das Volk von sich ließe. Und da er das Volk von sich gelassen hatte / stieg er auf einen Berg alleine / daß er betete. Und am Abend war er alleine daselbst. Und das Schiff war schon mitten auf dem Meer und litt Not von den Wellen / denn der Wind war ihnen wider. Aber in der vierten Nachtwache kam Jesus zu ihnen / und ging auf dem Meer. Und da ihn die Jünger sahen auf 26 dem Meer gehen / erschraken sie / und sprachen: »Es ist ein Ge- U) dankete. Luther 1322: sprach den Segen (ebenso Mk. 14,22; Luk 9,16). 26 Gespenst. Luther früher: Spuknis. spenst« / und schrieen vor Furcht. Aber alsbald redete Jesus mit ihnen / und sprach: »Seid getrost / ich bins. Fürchtet euch nicht.« 28 Petrus aber antwortete ihm / und sprach: »Herr / bist du es / so heiß mich zu dir kommen auf dem Wasser.« Und er sprach: »Komm her.« Und Petrus trat aus dem Schiff / und ging auf dem Wasser / daß er zu Jesu käme. Er sähe aber einen starken Wind / da erschrak er und hub an zu sinken / und schrie und sprach: »Herr / hilf mir!« Jesus aber reckete bald die Hand aus und ergriff ihn / und sprach zu ihm: »O du Kleingläubiger / warum zweifeltest du?« Und sie traten in das Schiff / und der Wind legete sich. Die aber im Schiff waren / kamen und fielen vor ihn nieder / und sprachen: »Du bist wahrlich Gottes Sohn.« 34 Und sie schifften hinüber / und kamen in das Land Genezareth. Und da die Leute am selbigen Ort sein gewahr wurden / schickten sie aus in das ganze Land umher / und brachten allerlei Ungesunde zu ihm / und baten ihn / daß sie nur seines Kleids Saum anrühreten. Und alle die da anrühreten / wurden gesund. Das funftzehent Kapitel Da kamen zu ihm die Schriftgelehrten und Pharisäer von Jerusalem / und sprachen: »Warum übertreten deinejüngerder Ältesten Aufsätze? Sie waschen ihre Hände nicht / wenn sie Brot essen.« Er antwortete / und sprach zu ihnen: »Warum übertretet denn ihr Gottes Gebot / um eurer Aufsätze willen? Gott hat geboten: >Du sollst Vater und Mutter ehren. Wer aber Vater und Mutter fluchet / der soll des Tods sterben.< Aber ihr lehret: >Wer zum Vater oder zur Mutter 5 spricht: >Wenn ichs opfere / so ists dir viel nützen / der tut wohl.< Damit geschieht es / daß niemand hinfort seinen Vater oder seine Mutter ehret / und habet also Gottes Gebot aufgehoben um eurer Aufsätze willen. Ihr Heuchler / es hat wohl Jesajas von euch geweis-saget / und gesprochen: Dies Volk nahet sich zu mir mit seinem Munde / und ehret mich mit seinen Lippen / aber ihr Herz ist ferne von mir. Aber vergeblich dienen sie mir / dieweil sie lehren solche Lehre / die nichts denn Menschengebot sind.« »wenn ichs opfere«: Alii sic (andere erklären so) : Soll dir das nutzen / das ich opfern muß? »viel nutzer«: Das ist /Gott wird dir viel anders daßir bescheren. »Alle Pflanzen«: Alle Lehre und Werk/die Gott uichl wirket im Menschen/ sind Sünde. Und hiesiehetman/ wiegarnichtsder freie Wille vermag. Und er rief das Volk zu sich / und sprach zu ihm: »Höret zu / und 10 vernehmets: Was zum Munde eingehet / das verunreiniget den Menschen nicht / sondern was zum Munde ausgehet / das verunreiniget den Menschen.« Da traten seine Jünger zu ihm / und sprachen: »Weißt du auch / daß sich die Pharisäer ärgerten / da sie das Wort höreten?« Aber er antwortete / und sprach: »Alle Pflanzen / die mein himmlischer Vater nicht pflanzete / die werden ausgereutet. Lasset sie fahren / sie sind blind und Blindenleiter. Wenn aber ein Blinder den andern leitet / so fallen sie beide in die Gruben.« Da antwortete Petrus und sprach zu ihm: »Deute uns dies Gleich- 15 nis.« Und Jesus sprach zu ihnen: »Seid ihr denn auch noch unverständig? Merket ihr noch nicht? Daß alles / was zum Munde eingehet / das gehet in den Bauch / und wird durch den natürlichen Gang ausgeworfen. Was aber zum Munde herausgehet / das kommt aus dem Herzen / und das verunreiniget den Menschen. Denn aus dem Herzen kommen arge Gedanken / Mord / Ehebruch / Hurerei / Dieberei / falsch Zeugnis / Lästerung. Das sind die Stück / die den Menschen verunreinigen. Aber mit ungewaschnen Händen essen / verunreiniget den Menschen nicht.« Und Jesus ging aus von dannen / und entwich in die Gegend Ty- 21 ro und Sidon. Und siehe / ein kananäisch Weib ging aus derselbi-gen Grenze und schrie ihm nach und sprach: »Ach Herr / du Sohn David / erbarm dich mein / meine Tochter wird vom Teufel übel geplaget.« Und er antwortete ihr kein Wort. Da traten zu ihm seine Jünger / baten ihn / und sprachen: »Laß sie doch von dir / denn sie schreiet uns nach.« Er antwortete aber / und sprach: »Ich bin nicht gesandt / denn nur zu den verlorenen Schafen von dem Hause Israel.« Sie kam aber / und fiel vor ihm nieder / und sprach: »Herr hilf mir.« Aber er antwortete und sprach: »Es ist nicht fein / daß man den Kindern ihr Brot nehme / und werfe es vor die Hunde.« Sie sprach: »Ja Herr. Aber doch essen die Hünd-lein von den Brosamlein / die von ihrer Herrn Tisch fallen.« Da antwortete Jesus / und sprach zu ihr: »O Weib / dein Glaube ist groß / dir geschehe wie du willst.« Und ihre Tochter ward gesund zu derselbigen Stunde. Und Jesus ging von dannen fürbaß / und kam an das Galiläische 29 Meer / und ging auf einen Berg und setzte sich allda. Und es kam zu ihm viel Volks / die hatten mit sich Lahme / Blinde / Stumme / Krüppel und viel andere / und würfen sie Jesu vor die Füße / und er heilete sie / daß sich das Volk verwunderte / da sie sahen / daß die Stummen redeten / die Krüppel gesund waren / die Lahmen gingen / die Blinden sahen / und preiseten den Gott Israel. 32 Undjesus riefseinejüngerzusich/undsprach: »Esjammertmichdes Volks / denn sie nu wohl drei Tage bei mir beharren / und haben nichts zu essen / und ich will sie nicht ungegessen von mir lassen / aufdaß sie nicht verschmachten auf dem Wege.« Da sprachen zu ihm seinejün-ger: »Woher mögen wir so viel Brots nehmen in der Wüsten / daß wir so viel Volks sättigen?« Undjesus sprach zu ihnen: »Wie viel Brots habt ihr?« Sie sprachen: »Sieben und ein wenig Fischlein.« Und er hieß das Volk sich lagern auf die Erden. Und nahm die sieben Brot und die Fische / dankete / brach sie / und gab sie seinen Jüngern / und die Jünger gaben sie dem Volk. Und sie aßen alle / und wurden satt / und hüben auf/ was überblieb von Brocken / sieben Körbe voll. Und die da gessen hatten / der war viertausend Mann / ausgenommen Weiber und Kinder. Und da er das Volk hatte von sich gelassen/trat er in ein Schiff / und kam in die Grenze Magdala. Das sechzehent Kapitel Da traten die Pharisäer und Sadduzäer zu ihm / die versuchten ihn / und forderten / daß er sie ein Zeichen vom Himmel sehen ließe. 2 Aber er antwortete und sprach: »Des Abends sprecht ihr: >Es wird ein schöner Tag werden / denn der Himmel ist rot. < Und des Morgens sprecht ihr: >Es wird heute Ungewitter sein / denn der Himmel ist rot und trübe.« Ihr Heuchler / des Himmels Gestalt könnet ihr urteilen. Könnet ihr denn nicht auch die Zeichen dieser Zeit urteilen? Diese böse und ehebrecherische Art suchet ein Zeichen / und soll ihr kein Zeichen gegeben werden / denn das Zeichen des Propheten Jonas.« Und er ließ sie / und ging davon. 5 Und da seine Jünger waren hinübergefahren / hatten sie vergessen / Brot mit sich zu nehmen. Jesus aber sprach zu ihnen: »Sehet zu / und hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer.« Da dachten sie bei sich selbst / und sprachen: »Das wirds sein / daß wir nicht haben Brot mit uns genommen.« Da dasjesus vernahm / sprach er zu ihnen: »Ihr Kleingläubigen / was bekümmert ihr euch 2/3 Des Abends sprecht ihr. .. Zeichen dieser Zeit urteilen. Dieses Stück fehlt in den ältesten Handschriften. »Zeichen«: Die Zeichen meinet Christus seine Wundertaten /die verkündiget waren / daß sie geschehen sollten zu Christus Zeiten (Jesaja 3}). »Petrus«: Ke-pltas (syrisch) Petrus (griechisch ) heißet auf deutsch >ein Feist. Und alle Christen sind Petri /uni der Bekenntnis willen /die hie Petrus tut / welche ist der Fels /darauf Petrus und alle Petri gebattet sind. Gemein ist die Bekenntnis /also auch der Name. »die Pforten der Höllen«: sind allerGewalt wider die Christen /als da sind/ Tod /Hölle/ weltliche Weisheit und Gewalt. doch / daß ihr nicht habt Brot mit euch genommen? Vernehmet ihr noch nichts? Gedenkt ihr nicht an die fünf Brot / unter die Fünftausend / und wie viel Körbe ihr da aufhubt? Auch nicht an die sieben Brot / unter die Viertausend / und wie viel Körbe ihr da aufhubt? Wie verstehet ihr denn nicht / daß ich euch nicht sage vom Brot / wenn ich sage: Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer?« Da verstunden sie / daß er nicht gesagt hatte / daß sie sich hüten sollten vor dem Sauerteig des Brots / sondern vor der Lehre der Pharisäer und Sadduzäer. Da kam Jesus in die Gegend der Stadt Cäsarea Philippi / und fragete seine Jünger / und sprach: »Wer sagen die Leute / daß des Menschen Sohn sei?« Sie sprachen: »Etliche sagen / du seiest Johannes der Täufer / die andern / du seiest Elias / etliche / du seiest Jeremias / oder der Propheten einer.« Er sprach zu ihnen: »Wer saget denn ihr / daß ich sei?« Da antwortete Simon Petrus / und sprach: »Du bist Christus / des lebendigen Gottes Sohn.« Und Jesus antwortete / und sprach zu ihm: »Selig bist du Simon Jonas Sohn / denn Fleisch und Blut hat dir das nicht offenbart / sondern mein Vater im Himmel. Und ich sage dir auch: Du bist Petrus / und auf diesen Felsen will ich bauen meine Gemeine / und die Pforten der Höllen sollen sie nicht überwältigen. Und will dir des Himmelreichs Schlüssel geben: alles was du auf Erden binden wirst / soll auch im Himmel gebunden sein / und alles was du auf Erden lösen wirst / soll auch im Himmel los sein.« Da verbot er seinen Jüngern / daß sie niemand sagen sollten / daß er Jesus / der Christ wäre. Von der Zeit an fing Jesus an / und zeigete seinen Jüngern / wie er müßte hin gen Jerusalem gehen / und viel leiden / von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten / und getötet werden / und am dritten Tage auferstehen. Und Petrus nahm ihn zu sich / fuhr ihn an / und sprach: »Herr / schone dein selbst / das widerfahre dir nur nicht.« Aber er wandte sich um und sprach zu Petro: »Heb dich Satan von mir / du bist mir ärgerlich / denn du meinest nicht was göttlich / sondern was menschlich ist.« Da sprach Jesus zu seinen Jüngern: »Will mir jemand nachfolgen / der verleugne sich selbst / und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir. Denn wer sein Leben erhalten will / der wirds verlieren. Wer aber sein Leben verlieret / um meinetwillen / der wirds finden. Was hitlfs dem Menschen / so er die ganze Welt gewönne / und nähme doch Schaden an seiner Seele? Oder was kann der Mensch geben / damit er seine Seele wieder löse? Denn es wird ja geschehen / daß des Menschen Sohn komme in der Herrlichkeit seines Vaters / mit sei- >3 20 nen Engeln / und alsdann wird er vergelten einem jeglichen nach seinen Werken. Wahrlich ich sage euch: Es stehen etliche hie / die nicht schmecken werden den Tod / bis daß sie des Menschen Sohn kommen sehen in seinem Reich.« »den Tod«: Das ist: wer an mich glaubet / wird den Tod nicht . sehen. Johannes 8.11.12. Das siebenzehent Kapitel Und nach sechs Tagen nahm Jesus zu sich Petrum und Jakobum und Johannem seinen Bruder / und führete sie beiseits auf einen hohen Berg / und ward verkläret vor ihnen. Und sein Angesichte leuchtete wie die Sonne / und seine Kleider wurden weiß als ein Licht. Und siehe / da erschienen ihnen Moses und Elias / die redten mit ihm. Petrus aber antwortete / und sprach zu Jesu: »Herr / hie ist gut sein. Willst du / so wollen wir drei Hütten machen / dir eine / Mosi eine und Elias eine.« Da er noch also redete / siehe / da überschattete sie eine lichte Wolken. Und siehe / eine Stimme aus der Wolken sprach: »Dies ist mein lieber Sohn / an welchem ich Wohlgefallen habe / den sollt ihr hören.« Da das die Jünger höreten / fielen sie auf ihr Angesichte / und erschraken sehr. Jesus aber trat zu ihnen / rührete sie an / und sprach: »Stehet auf / und furchtet euch nicht.« Da sie aber ihre Augen aufhuben / sahen sie niemand / denn Jesum alleine. Und da sie vom Berge herabgingen / gebot ihnen Jesus / und sprach: »Ihr sollt dies Gesicht niemand sagen / bis des Menschen Sohn von den Toten auferstanden ist.« Und seine Jünger fragten ihn / und sprachen: »Was sagen denn die Schriftgelehrten / Elias müsse zuvor kommen?« Jesus antwortete / und sprach zu ihnen: »Elias soll ja zuvor kommen / und alles zurecht bringen. Doch ich sage euch: Es ist Elias schon kommen. Und sie haben ihn nicht erkannt / sondern haben an ihm getan / was sie wollten. Also wird auch des Menschen Sohn leiden müssen von ihnen.« Da verstunden diejünger, daß er von Johanne dem Täufer zu ihnen geredt hatte. Und da sie zu dem Volk kamen / trat zu ihm ein Mensch / und fiel ihm zu Füßen / und sprach: »Herr / erbarm dich über meinen Sohn / denn er ist mondsüchtig / und hat ein schweres Leiden. Er fällt oft 2 Und sein Angesicht leuchtete. Bis 1527: glänzete. 3 den sollt ihr hören. Dies ist mein lieber Sohn . .. Luther früher: Gehorchet ihm (ebenso Mk 9,7; ähnlich Luk 9,35). »frei«: Wiewohl Christus frei war/ gaberdoch den Zins seinem Nächsten zu willen. Also ist ein Christenseinet-halbenallerDin-gefreiundgibt sich doch seinem Nächsten willig zu Dienst. »Stüter«: Istein Lot/wenn es Silberist / somachteseinen halbenGulden. ins Feuer / und oft ins Wasser. Und ich hab ihn zu deinen Jüngern bracht / und sie konnten ihm nicht helfen.« Jesus aber antwortete / und sprach: »O du ungläubige und verkehrte Art / wie lange soll ich bei euch sein? wie lange soll ich euch dulden? Bringet mir ihn hie-her.« Und Jesus bedräuete ihn / und der Teufel fuhr aus von ihm / und der Knabe ward gesund zu derselbigen Stunde. Da traten zu ihm seine Jünger besonders / und sprachen: »Warum konnten wir ihn nicht austreiben?« Jesus aber antwortete / und sprach zu ihnen: »Um eures Unglaubens willen. Denn ich sage euch wahrlich: so ihr Glauben habt / als ein Senfkorn / so möget ihr sagen zu diesem Berge: >Heb dich von hinnen dort hin< / so wird er sich 21 heben / und euch wird nichts unmöglich sein. Aber diese Art fahret nicht aus denn durchs Beten und Fasten.« Da sie aber ihr Wesen hatten in Galiläa / sprach Jesus zu ihnen: »Es ist zukünftig / daß des Menschen Sohn überantwortet werde in der Menschen Hände / und sie werden ihn töten / und am dritten Tage wird er auferstehen.« Und sie wurden sehr betrübt. Da sie nu gen Kapernaum kamen / gingen zu Petro / die den Zins- 24 groschen entnahmen / und sprachen: »Pflegt euer Meister nicht den Zinsgroschen zu geben?« Er sprach: »Ja.« Und als er heimkam / kam ihm Jesus zuvor / und sprach: »Was dünkt dich / Simon? Von wem nehmen die Könige auf Erden den Zoll oder Zins? Von ihren Kindern / oder von den Fremden?« Da sprach zu ihm Petrus: »Von den Fremden.« Jesus sprach zu ihm: »So sind die Kinder frei. Auf daß aber wir sie nicht ärgern / so gehe hin an das Meer / und wirf den Angel / und den ersten Fisch / der auffähret / den nimm / und wenn du seinen Mund auftust / wirst du einen Stater finden / denselbigen nimm und gib ihn für mich und dich.« Das achtzehent Kapitel Zu derselbigen Stunde traten die Jünger zu Jesu / und sprachen: »Wer ist doch der Größest im Himmelreich?« Jesus rief ein Kind zu sich / und stcllete das mitten unter sie / und sprach: »Wahrlich ich sage euch / es sei denn / daß ihr euch umkehret / und werdet wie die Kinder / so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen. Wer nu sich 21 Aber diese Art fahret nicht aus .. . Fasten. Fehlt in den älteren Handschriften. selbst niedriget / wie dies Kind / der ist der Grüßest im Himmelreich. Und wer ein solches Kind aufnimmt / in meinem Namen / der nimmt mich auf. Wer aber ärgert dieser Geringsten einen / die an mich glauben / dem wäre besser / daß ein Mühlstein an seinen Hals gehänget würde / und er ersäuft würde im Meer / da es am tiefesten ist. 7 Weh der Welt / der Ärgernis halben. Es muß ja Ärgernis kommen / doch weh dem Menschen / durch welchen Ärgernis kommt. So aber deine Hand oder dein Fuß dich ärgert / so haue ihn ab und wirf ihn von dir. Es ist dir besser / daß du zum Leben lahm oder ein Krüppel eingehest / denn daß du zwo Hände oder zween Füße habest / und werdest in das ewige Feuer geworfen. Und so dich dein Auge ärgert / reiß es aus / und wirfs von dir. Es ist dir besser / daß du einäugig zum Leben eingehest / denn daß du zwei Augen habest / und werdest in das höllische Feuer geworfen. Sehet zu / daß ihr nicht jemand von diesen Kleinen verachtet. Denn ich sage euch: Ihre Engel im Himmel sehen alle Zeit das Angesichte meines Vaters im Himmel. Denn des Menschen Sohn ist kommen / selig zu machen / das verloren ist. Was dünket euch? Wenn irgendein Mensch hundert Schafe hätte und eins unter denselbigen sich verirrete? Läßt er nicht die neunundneunzig auf den Bergen / gehet hin und suchet das verirrete? Und so sichs begibt / daß ers findet / wahrlich ich sage euch: er freuet sich darüber / mehr denn über die neunundneunzig / die nicht verirret sind. Also auch ists vor eurem Vater im Himmel nicht der Wille / daß jemand von diesen Kleinen verloren werde. 15 Sündiget aber dein Bruder an dir / so gehe hin / und strafe ihn zwischen dir und ihm alleine. Höret er dich / so hast du deinen Bruder gewonnen. Höret er dich nicht / so nimm noch einen oder zween zu dir / auf daß alle Sache bestehe auf zweier oder dreier Zeugen Munde. Höret er die nicht / so sage es der Gemeine. Höret er die Gemeine nicht / so halt ihn als einen Heiden und Zöllner. Wahrlich ich sage euch: Was ihr aufErden binden werdet /soll auch im Himmel gebunden sein. Und was ihr aufErden lösen werdet / soll auch im Himmel los sein. Weiter sage ich euch: Wo zween unter euch eines werden auf Erden / worum es ist / das sie bitten wollen / das soll ihnen widerfahren / von meinem Vater im Himmel. Denn wo zween oder drei versammelt sind in meinem Namen / da bin ich mitten unter ihnen.« »in meinem Namen«: Aus meinem Befehl / und mir zu Ehren/so gehels auch alles wohl aus. Da trat Petrus zu ihm / und sprach: »Herr / wie oft muß ich denn meinem Bruder / der an mir sündiget / vergeben? Ists gnug siebenmal?« Jesus sprach zu ihm: »Ich sage dir: nicht siebenmal sondern siebenzig mal siebenmal. Darum ist das Himmelreich gleich einem Könige / der mit seinen 23 Knechten rechnen wollt. Und als er anfing zu rechnen / kam ihm einer vor / der war ihm zehntausend Pfund schuldig. Da ers nu nicht hatte zu bezahlen / hieß der Herr verkaufen ihn / und sein Weib / und seine Kinder / und alles was er hatte / und bezahlen. Da fiel der Knecht nieder und betete ihn an und sprach: >Herr / habe Geduld mit mir / ich will dirs alles bezahlen. < Da jammerte den Herrn desselbi-gen Knechts und ließ ihn los / und die Schuld erließ er ihm auch. Da ging derselbe Knecht hinaus / und fand einen seiner Mitknechte / der war ihm hundert Groschen schuldig. Und er griff ihn an / und würgete ihn / und sprach: >Bezahle mir / was du mir schuldig bist.< Da fiel sein Mitknecht nieder / und bat ihn / und sprach: >Hab Geduld mit mir / ich will dirs alles bezahlend Er wollt aber nicht / sondern ging hin / und warfihn ins Gefängnis / bis daß er bezahlete / was er schuldig war. Da aber seine Mitknechte solchs sahen / wurden sie sehr betrübt / j; und kamen / und brachten vor ihren Herrn alles das sich begeben hatte. Da forderte ihn sein Herr vor sich / und sprach zu ihm: >Du Schalkknecht / alle diese Schuld habe ich dir erlassen / dieweil du mich batest. Solltest du denn dich nicht auch erbarmen über deinen Mitknecht / wie ich mich über dich erbarmet habe?< Und sein Herr ward zornig / und überantwortete ihn den Peinigern / bis daß er bezahlete alles / was er ihm schuldig war. Also wird euch mein himmlischer Vater auch tun / so ihr nicht vergebet von eurem Herzen / ein jeglicher seinem Bruder seine Fehle.« Das neunzehent Kapitel Und cs begab sich da Jesus diese Rede vollendet hatte / erhub er sich aus Galiläa / und kam in die Grenze des Jüdischen Lands / jenseit des Jordans / und folgete ihm viel Volks nach / und er heilete sie daselbst. Da traten zu ihm die Pharisäer/versuchten ihn / und sprachen zu ihm: 3 »Ists auch recht daß sich ein Mann scheidet von seinem Weibe / um irgendeine Ursache?« Er antwortete aber und sprach zu ihnen: »Habt ihr nicht gelesen / daß / der im Anfänge den Menschen gemacht hat / der machte / daß ein Mann und Weib sein sollte? Und sprach: >Darum wird ein Mensch Vater und Mutter lassen und an seinem Weibe hangen / und werden die zwei ein Fleisch sein.< So sind sie nu nicht zwei sondern ein Fleisch. Was nu Gott zusammen-gefliget hat / das soll der Mensch nicht scheiden.« 7 Da sprachen sie: »Warum hat denn Moses geboten / einen Scheidebrief zu geben / und sich von ihr zu scheiden?« Er sprach zu ihnen: »Moses hat euch erlaubt zu scheiden von euren Weibern / von eures Herzens Härtigkeit wegen / von Anbeginn aber ists nicht also gewesen. Ich sage aber euch: Wer sich von seinem Weibe scheidet / es sei denn um der Hurerei willen / und freiet eine andere / der bricht die Ehe. Und wer die Abgescheidete freiet / der bricht auch die Ehe.« 10 Da sprachen diejünger zu ihm: »Stehet die Sache eines Mannes mit seinem Weibe also / so ists nicht gut ehelich werden.« Er sprach aber zu ihnen: »Das Wort fasset nicht jedermann / sondern denen es gegeben ist. Denn es sind etliche verschnitten / die sind aus Mutterleibe also geborn. Und sind etliche verschnitten / die von Menschen verschnitten sind. Und sind etliche verschnitten / die sich selbst verschnitten haben / um des Himmelreichs willen. Wer es fassen mag / der fasse es.« Da wurden Kindlein zu ihm gebracht / daß er die Hände auf sie legete / und betete. Diejünger aber fuhren sie an. Aber Jesus sprach: »Lasset die Kindlein / und wehret ihnen nicht zu mir zu kommen / denn solcher ist das Himmelreich.« Und legete die Hände auf sie / und zog von dannen. 16 Und siehe / einer trat zu ihm / und sprach: »Guter Meister / was soll ich Guts tun / daß ich das ewige Leben möge haben?« Er aber sprach zu ihm: »Was heißest du mich gut? Niemand ist gut / denn der einige Gott. Willst du aber zum Leben cingehen / so halt die Gebot.« Da sprach er zu ihm: »Welche?« Jesus aber sprach: »Du sollst nicht töten. Du sollst nicht ehebrechen. Du sollst nicht stehlen. Du sollst nicht fälsch Zeugnis geben. Ehre Vater und Mutter. Und du sollst deinen Nähesten lieben / als dich selbst.« Da sprach der Jüngling zu ihm: »Das habe ich alles gehalten von meiner Jugend auf / was fehlet mir noch?« Jesus sprach zu ihm: »Willst du vollkommen sein / so gehe hin / verkaufe was du hast / und gibs den Armen / so wirst du einen Schatz im Himmel haben / und komm und folge mir nach.« 13 Die Jünger aber fuhren sie an. Bis 1527: schnaubten sie an. »Härtigkeit«: Etliche Gesetz lehren / etliche wehren. Jene lehren das Beste / diese wehren dem Bösen/daß (es) nicht ärger werde. Darum lassen sie viel des Bösen nach / gleich wie das weltliche Schwert auch tut. »sich selbst verschnitten«: Das dritte Verschneiden mußgeistlich sein /nämlich / willige Keuschheit. Sonst wäre es einerlei mit dem andern / das leiblichgeschieht. » Was heißest du mich gut?«: Gleich wie Christus spricht Johannes 7: iMeine Lehre ist nicht mein.< Also auch hie: >Ich bin nicht gut' / denn er redet von sich selbst nach der Menschheit / durch welche er uns immer zu Gott führet. Vollkommenheit ist eigentlich: Gottes Gebot holten. Dorum ists klar/daßdieserJüngling die Gebot im Grunde nicht gehalten hot / wie er doch meinete. Dos zeiget ihm Christus damit /daß er die rechten Werk der Gebot ihm vorhält/und urteilt/daß kein Reicher selig werde/deren dieser Jüngling auch einer ist. Nu werden ja die selig/die Gottes Gebot hollen. Da der Jüngling das Wort hörete / ging er betrübt von ihm / denn er hatte viele Güter. Jesus aber sprach zu seinen Jüngern: »Wahrlich / ich sage euch / ein Reicher wird schwerlich ins Himmelreich kommen. Und weiter sage ich euch: Es ist leichter / daß ein Kamel durch ein Nadelöhre gehe / denn daß ein Reicher ins Reich Gottes komme.« Da das seine Jünger höreten / entsetzten sie sich sehr / und sprachen: »Ja / wer kann dann selig werden?« Jesus aber sähe sie an / und sprach zu ihnen: »Bei den Menschen ists unmöglich / aber bei Gott sind alle Ding möglich.« Da antwortete Petrus und sprach zu ihm: »Siehe / wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolget / was wird uns dafür?« Jesus aber sprach zu ihnen: »Wahrlich ich sage euch / daß ihr die ihr mir seid nachgefolget / in der Wiedergeburt / da des Menschen Sohn wird sitzen auf dem Stuhl seiner Herrlichkeit / werdet ihr auch sitzen auf zwölf Stühlen / und richten die zwölf Geschlechter Israel. Und wer verlasset Häuser / oder Brüder / oder Schwester / oder Vater / oder Mutter / oder Weib / oder Kinder / oder Äcker / um meines Namens willen / der wirds hundertfältig nehmen / und das ewige Leben ererben. Aber viel / die da sind die Ersten / werden die Letzten / und die Letzten / werden die Ersten sein. 27 Das zwanzigst Kapitel Das Himmelreich ist gleich einem Hausvater / der am Morgen ausging / Arbeiter zu mieten / in seinen Weinberg. Und da er mit den Arbeitern eins ward / um einen Groschen zum Taglohn / sandte er sie in seinen Weinberg. Und ging aus um die dritte Stunde / und sähe andere an dem Markte müßig stehen / und sprach zu ihnen: >Gehet ihr auch hin in den Weinberg / ich will euch geben / was recht ist. < Und sie gingen hin. Abermal ging er aus / um die sechste und neunte Stunde / und tat gleich also. Um die elfte Stunde aber ging er aus / und fand andere müßig stehen / und sprach zu ihnen: >Was stehet ihr hie den ganzen Tag müßig?< Sie sprachen zu ihm: >Es hat uns niemand gedinget.< Er sprach zu ihnen: >Gehet ihr auch hin in den Weinberg / und was recht sein wird / soll euch werden. < Da es nu Abend ward / sprach der Herr des Weinbergs zu seinem 8 Schaffner: >Rufe den Arbeitern / und gib ihnen den Lohn / und heb an / an den letzten / bis zu den erstens Da kamen / die um die elfte Stunde gedinget waren / und empfing ein jeglicher seinen Groschen. Da aber die ersten kamen / meineten sie / sie würden mehr empfahen / und sie empfingen auch ein jeglicher seinen Groschen. Und da sie den empfingen / murreten sie wider den Hausvater / und sprachen: >Diese letzten haben nur eine Stunde gearbeitet / und du hast sie uns gleich gemacht / da wir des Tages Last und die Hitze getragen haben. < 13 Er antwortete aber / und sagete zu einem unter ihnen: >Mein Freund / ich tu dir nicht Unrecht. Bist du nicht mit mir eins worden um einen Groschen? Nimm / was dein ist / und gehe hin. Ich will aber diesem letzten geben gleich wie dir. Oder habe ich nicht Macht zu tun / was ich will / mit dem Meinen? Sie-hest du darum scheel / daß ich so gütig bin? Also werden die Letzten die Ersten und die Ersten die Letzten sein. Denn viel sind berufen / aber wenig sind auserwählet. <« Und er zog hinauf gen Jerusalem / und nahm zu sich die zwölfjün-ger besonders auf dem Wege / und sprach zu ihnen: »Siehe / wir ziehen hinauf gen Jerusalem / und des Menschen Sohn wird den Hohenpriestern und Schriftgelehrten überantwortet werden / und sie werden ihn verdammen zum Tode / und werden ihn überantworten den Heiden / zu verspotten / und zu geißeln / und zu kreuzigen / und am dritten Tage wird er wieder auferstehen.« 20 Da trat zu ihm die Mutter der Kinder Zebedäi / mit ihren Söhnen / fiel vor ihm nieder und bat etwas von ihm. Und er sprach zu ihr: »Was willst du?« Sie sprach zu ihm: »Laß diese meine zween Söhne sitzen in deinem Reich / einen zu deiner Rechten / und den andern zu deiner Linken.« Aber Jesus antwortete / und sprach: »Ihr wisset nicht / was ihr bittet. Könnet ihr den Kelch trinken / den ich trinken werde / und euch taufen lassen mit der Taufe / da ich mit getauft werde?« Sie sprachen zu ihm: »Ja / wohl.« Und er sprach zu ihnen: »Meinen Kelch sollt ihr zwar trinken / und mit der Taufe / da ich mit getauft werde / sollt ihr getauft werden. Aber das Sitzen zu meiner Rechten und Linken zu geben / stehet mir nicht zu / sondern denen es bereitet ist von meinem Vater.« 24 Da das die Zehn höreten / wurden sie unwillig über die zween Brüder. Aber Jesus rief sie zu sich / und sprach: »Ihr wisset / daß die weltlichen Fürsten herrschen / und die Oberherren haben Gewalt. So soll es nicht sein unter euch / sondern / so jemand will unter euch gewaltig sein / der sei euer Diener. Und wer da will der Fürnehmest sein / der sei euer Knecht. Gleich wie des Menschen Sohn ist nicht »den Kelch«: Das isl Leiden. Das Fleisch aber will immer eher herrlich werden / denn esgekreu-ziget wird /eher erhöhet /denn es erniedriget wird. kommen / daß er ihm dienen lasse / sondern daß er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele.« Und da sie von Jericho auszogen / folgete ihm viel Volks nach. Und siehe / zween Blinde saßen am Wege / und da sie höreten / daß Jesus vorüber ging / schrieen sie und sprachen: »Ach Herr / du Sohn David / erbarm dich unser.« Aber das Volk bedräuete sie / daß sie schweigen sollten. Aber sic schrieen viel mehr / und sprachen: »Ach Herr / du Sohn David / erbarm dich unser.« Jesus aber stund stille / und rief ihnen / und sprach: »Was wollt ihr / daß ich euch tun soll?« Sie sprachen zu ihm: »Herr / daß unsere Augen aufgetan werden.« Und es jammerte Jesum / und rührete ihre Augen an / und alsbald wurden ihre Augen wieder sehend. Und sie folgeten ihm nach. Das einundzwanzigst Kapitel »Hosianna«: Hosianna heißet auf deutsch: >Ach hilf /oder: >Ach gib Glück und Heiß. Da sie nu nahe bei Jerusalem kamen gen Bethphage / an den Ölberg / sandte Jesus seiner Jünger zween / und sprach zu ihnen: »Gehet hin in den Flecken / der vor euch liegt / und balde werdet ihr eine Eselin finden angebunden / und ein Füllen bei ihr / löset sie auf / und führet sie zu mir. Und so euch jemand etwas wird sagen / so sprechet: >Der Herr bedarf ihren / so bald wird er sie euch lassen.« Das geschah aber alles / auf daß erfüllet würde / das gesagt ist durch den Propheten / der da spricht: Saget der Tochter Zion: Siehe / dein König kommt zu dir sanftmütig / und reitet auf einem Esel / und auf einem Füllen der lastbaren Eselin. Die Jünger gingen hin und taten / wie ihnen Jesus befohlen hatte / und brachten die Eselin und das Füllen und legten ihre Kleider drauf und setzten ihn drauf. Aber viel Volks breitete die Kleider auf den Weg. Die andern hieben Zweige von den Bäumen / und streue-ten sie auf den Weg. Das Volk aber / das vorging und nachtolgete / schrie und sprach: Hosianna dem Sohn David! Gelobet sei / der da kommt in dem Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe! Und als er zu Jerusalem einzog / erregete sich die ganze Stadt / und sprach: »Wer ist der?« Das Volk aber sprach: »Das ist derjesus / der Prophet von Nazareth aus Galiläa.« 12 Und Jesus ging zum Tempel Gottes hinein / und trieb heraus alle Verkäufer und Käufer im Tempel / und stieß um der Wechsler Tische und die Stühle der Taubenkrämer. Und sprach zu ihnen: »Es stehet geschrieben: >Mein Haus soll ein Bethaus heißem / ihr aber habt eine Mördergruben draus gemacht.« Und es gingen zu ihm (die) Blinden und Lahmen im Tempel / und er heilete sie. Da aber die Hohenpriester und Schriftgelehrten sahen die Wunder / - die er tat / und die Kinder im Tempel schreien und sagen: »Hosianna dem Sohn David!« / wurden sie entrüstet / und sprachen zu ihm: »Hörest du auch / was diese sagen?« Jesus sprach zu ihnen: »Ja! Habt ihr nie gelesen: >Aus dem Munde der Unmündigen und Säuglinge hast du Lob zugerichtetHeb dich auf und wirf dich ins Meer« / so wirds geschehen. Und alles / was ihr bittet im Gebet / so ihr gläubet / so werdet ihrs empfahen.« 23 Und als er in den Tempel kam / traten zu ihm / als erlehrete / die Hohenpriester und die Ältesten im Volk / und sprachen: »Aus was für Macht tust du das? Und wer hat dir die Macht gegeben?« Jesus aber antwortete/und sprach zu ihnen: »Ich will euch auch ein Wort fragen/ so ihr mir das saget / will ich euch sagen / aus was für Macht ich das tu. Woher war die Taufe Johannis? War sie vom Himmel oder von den Menschen?« Da gedachten sie bei sich selbst / und sprachen: »Sagen wir / sie sei vom Himmel gewesen / so wird er zu uns sagen: /Warum glaubet ihr ihm denn nicht?« Sagen wir aber / sie sei von Menschen gewesen / so müssen wir uns vordem Volk furchten.« Denn sie hielten alle Johannes für einen Propheten. Und sic antworteten Jesu und sprachen:»Wir wissensnicht.«Daspracherzuihnen: »Sosageichcuch auch nicht / aus was für Macht ich das tu. 28 Was dünket euch aber? Es hatte ein Mann zween Söhne / und ging zu dem ersten / und sprach: /Mein Sohn / gehe hin / und arbeite heute in »eher ins Himmelreiche: Viel möglicher isls / daß Huren und Buben selig werden /denn hof-Jahrtige Heilige. Denn jene müssen zuletzt ihre Sünde fühlen. Diese sterben in ihrer eigen Heiligkeit / wo sie nicht wunderlich (durch ein Wunder) bekehret werden. »wer auf diesen Stein fallet«: Es muß sich alles an Christo stoßen / etliche zur Besserung / etliche zur Ärgerung. meinem Weinbergen Er antwortete aber/und sprach: >Ich wills nicht tun. < Danach reuete es ihn / und ging hin. Und er ging zum andern / und sprach gleich also. Er antwortete aber und sprach: /Herr / ja.< Und ging nicht hin. Welcher unter den zweien hat des Vaters Willen getan?« Sie sprachen zu ihm: »Der erste.« Jesus sprach zu ihnen: »Wahrlich ich sage euch: Die Zöllner und Huren mögen wohl eher ins Himmelreich kommen / denn ihr. Johannes kam zu euch / und lehrete euch den rechten Weg / und ihr glaubtet ihm nicht / aber die Zöllner und Huren glaubten ihm. Und ob ihrs wohl sähet / tatet ihr dennoch nicht Buße / daß ihr ihm darnach auch geglaubt hättet. Höret ein ander Gleichnis. Es war ein Hausvater / der pflanzete ei- 33 neu Weinberg / und führete einen Zaun darum / und grub eine Kelter drinnen / und bauete einen Turm / und tat ihn den Weingärtnern aus / und zog über Land. Da nu herbei kam die Zeit der Früchte / sandte er seine Knechte zu den Weingärtnern / daß sie seine Früchte empfingen. Da nahmen die Weingärtner seine Knechte / einen stäupten sie / den anderen töteten sie / den dritten steinigten sie. Abermal sandte er andere Knechte / mehr denn der ersten waren / und sie taten ihnen gleich also. Darnach sandte er seinen Sohn zu ihnen / und sprach: >Sie werden 37 sich vor meinem Sohn scheuen. < Da aber die Weingärtner den Sohn sahen / sprachen sie unternander: >Das ist der Erbe / kommt / laßt uns ihn töten und sein Erbgut an uns bringend Und sie nahmen ihn und stießen ihn zum Weinberge hinaus und töteten ihn. Wenn nu der Herr dieses Weinberges kommen wird / was wird er diesen Weingärtnern tun?« Sie sprachen zu ihm: »Er wird die Bösewicht übel umbringen / und seinen Weinberg andern Weingärtnern austun / die ihm die Früchte zu rechter Zeit geben.« Jesus sprach zu ihnen: »Habt ihr nie gelesen in der Schrift: 42 Der Stein / den die Bauleute verworfen haben / der ist zum Eckstein worden. Von dem Herrn ist das geschehen und es ist wunderbarlich vor unsern Augen? Darum sage ich euch: Das Reich Gottes wird von euch genommen / und den Heiden gegeben werden / die seine Früchte bringen. Und wer auf diesen Stein fället / der wird zerschellen. Auf welchen aber er fället / den wird er zermalmen.« Und da die Hohenpriester und Pharisäer seine Gleichnisse höreten / vernahmen sie / daß er von ihnen redete. Und sic trachteten darnach / wie sie ihn griffen / aber sic furchten sich vor dem Volk / denn cs hielt ihn für einen Propheten. Das zweiundzwanzigst Kapitel Und Jesus antwortete und redete abermal durch Gleichnisse zu ihnen / und sprach: »Das Himmelreich ist gleich einem Könige / der seinem Sohn Hochzeit machte / und sandte seine Knechte aus / daß sie den Gästen zur Hochzeit rufeten / und sie wollten nicht kommen. Abermal sandte er andere Knechte aus / und sprach: >Saget den „ Gästen: Siehe / meine Mahlzeit habe ich bereitet / meine Ochsen und mein Mastvieh ist geschlachtet / und alles bereit. Kommt zur Hochzeit^ Aber sie verachteten das und gingen hin / einer auf seinen Ak-ker / der andere zu seiner Hantierung. Etliche aber griffen seine Knechte / höhneten und töteten sie. Da das der König hörete / ward er zornig / und schickete seine Heere aus und brachte diese Mörder um / und zündete ihre Stadt an. 8 Da sprach er zu seinen Knechten: >Die Hochzeit ist zwar bereit / aber die Gäste warens nicht wert. Darum gehet hin auf die Straßen und ladet zur Hochzeit / wen ihr findet. < Und die Knechte gingen aus auf die Straßen / und brachten zusammen wen sie funden / Böse und Gute / und die Tische wurden alle voll. Da ging der König hinein / die Gäste zu besehen / und sähe allda einen Menschen / der hatte kein hochzeitlich Kleid an / und sprach zu ihm: >Freund / wie bist du hereinkommen und hast doch kein hochzeitlich Kleid an?< Er aber verstummete. Da sprach der König zu seinen Dienern: iBindet ihm Hände und Füße / und werfet ihn in das Finsternis hinaus / da wird sein Heulen und Zähneklappen. < Denn viel sind berufen / aber wenige sind auserwählet.« 15 Da gingen die Pharisäer hin / und hielten einen Rat / wie sie ihn fingen in seiner Rede. Und sandten zu ihm ihrejünger / samt Hero-dis Dienern / und sprachen: »Meister / wir wissen / daß du wahrhaftig bist / und lehrest den Weg Gottes recht / und du fragest nach niemand / denn du achtest nicht das Ansehen der Menschen. Darum sage uns / was dünkt dich? Ists recht / daß man dem Kaiser Zins gebe / oder nicht?« Da nu Jesus merkte ihre Schalkheit / sprach er: »Ihr Heuchler / was versuchet ihr mich? Weiset mir die Zinsmünze.« Und sie reichten ihm einen Groschen dar. Und er sprach zu ihnen: »Wes ist das Bilde und die Überschrift?« Sie sprachen zu ihm: »Des Kaisers.« Da sprach er zu ihnen: »So gebet dem Kaiser / was des »hochzeitlich Kleid«: Ist der Glaube / denn dies Evangelium verwirft die Werkheiligen und nimmt an die Gläubigen. 1} fingen in seiner Rede. Früher: bestrickten (verstrickten). Kaisers ist / und Gotte / was Gottes ist.« Da sie das höreten / verwunderten sie sich / und ließen ihn / und gingen davon. An demselbigen Tage traten zu ihm die Sadduzäer / die da halten / es 23 sei kein Auferstehen / und frageten ihn / und sprachen: »Meister / Moses hat gesagt: >So einer stirbt / und hat nicht Kinder / so soll sein Bruder sein Weib freien und seinem Bruder Samen erwecken. < Nu sind bei uns gewesen sieben Brüder. Der erste freiete und starb / und dieweil er nicht Samen hatte / ließ er sein Weib seinem Bruder. Des-selbengleichcn der ander / und der dritte / bis an den siebenten. Zuletzt nach allen starb auch das Weib. Nu in der Auferstehung / welches Weib wird sie sein unter den sieben? Sie haben sie ja alle gehabt. « Jesus aber antwortete / und sprach zu ihnen: »Ihr irret / und wisset 29 die Schrift nicht / noch die Kraft Gottes. In der Auferstehung werden sie weder freien / noch sich freien lassen / sondern sie sind gleich wie die Engel Gottes im Himmel. Habt ihr aber nicht gelesen von der Toten Auferstehung / das euch gesagt ist von Gott / da er spricht: >Ich bin der Gott Abrahams / und der Gott Isaaks / und der Gott JakobsWer da schwöret bei dem Tempel / das ist nichts / wer aber schwöret bei dem Golde am Tempel / der ist schuldig.! Ihr Narren und Blinden / was ist größer: das Gold oder der Tempel / der das Gold heiliget? Wer da schwöret bei dem Altar / das ist nichts / wer aber schwöret bei dem Opfer / das 5 Sie machen ihre Denkzettel breit: Gebetsriemen (5. Mose 6,8). Sie machen die Säume an ihren Kleidern groß: Quasten (4. Mose 15,38). »aufMoses Stuhl sitzen«: Wenn man anders und mehr denn Moses Gesetz lehret/so sitzet man nicht auf Moses Stuhl / darum verwirft er auch hernach ihre Werk und Menschenlehre. »die ihr das Himmelreich zuschließet«: Die Schlüssel sind die Gewalt / zu lehren das Himmelreich. Das lehreten sie nicht / sondern mit Menschenlehren hinderten sie/die da gerne die rechte Lehre gehöret hätten. »die ihr Mücken seihet«: Das ist: ihr machet enge Gewissen in geringen Stücken / und achtet nicht der großen Stücke. »voll Fraßes«: Will sagen: wie sie alles zu sich gerissen und im Sause gelebt haben /nichts darnach ge fraget / wo Gott oder die Seelen blieben. Die Schüssel und Becher sind schön / aber die Speise und Trank drinnen ist Raub und Fraß. Dieser Bara-chias hat zween Namen /denn 2. Chronik 24 wird erjojadagenen-net. Wie denn der Brauch ist zweier Namen in der Schrift und allenthalben. droben ist / der ist schuldig. Ihr Narren und Blinden / was ist größer: das Opfer oder der Altar / der das Opfer heiliget? Darum / wer da schwöret bei dem Altar / der schwöret bei demselben / und bei allem / das droben ist. Und wer da schwöret bei dem Tempel / der schwöret bei demselbigen / und bei dem / der drinnen wohnet. Und wer da schwöret bei dem Himmel / der schwöret bei dem Stuhl Gottes / und bei dem / der drauf sitzet. Weh euch Schriftgelehrten und Pharisäer / ihr Heuchler / die ihr verzehntet die Minze / Dill / und Kümmel / und lasset dahinten das Sch werest im Gesetz / nämlich das Gerichte / die Barmherzigkeit und den Glauben. Dies sollte man tun undjenes nicht lassen. Ihrverblendte Leiter / die ihr Mücken seihet und Kamele verschluckt. Weh euch Schriftgelehrten und Pharisäer / ihr Heuchler / die ihr die Becher und Schüssel auswendig reinlich haltet / inwendig aber ists voll Raubes und Fraßes. Du blinder Pharisäer / reinige zum ersten das Inwendige am Becher und Schüssel / auf daß auch das Auswendige rein werde. Weh euch Schriftgelehrten und Pharisäer / ihr Heuchler / die ihr gleich seid wie die übertünchten Gräber / welche auswendig hübsch scheinen / aber inwendig sind sie voller Totenbein / und alles Unflats. Also auch ihr / von außen scheinet ihr vor den Menschen fromm / aber inwendig seid ihr voller Heuchelei und Untugend. Weh euch Schriftgelehrten und Pharisäer / ihr Heuchler / die ihr der Propheten Gräber bauet / und schmücket der Gerechten Gräber / und sprecht: >Wären wir zu unsrer Väter Zeiten gewesen / so wollten wir nicht teilhaftig sein mit ihnen an der Propheten Blut.< So gebt ihr zwar über euch selbst Zeugnis / daß ihr Kinder seid derer / die die Propheten getötet haben. Wohlan / erfüllet auch ihr das Maß eurer Väter. Ihr Schlangen / ihr Otterngezüchte / wie wollt ihr der höllischen Verdammnis entrinnen? Darum / siehe / ich sende zu euch Propheten und Weise und Schriftgelehrte / und derselbigen werdet ihr etliche töten und kreuzigen / und etliche werdet ihr geißeln in euren Schulen / und werdet sie verfolgen von einer Stadt zu der andern. Aut daß über euch komme alle das gerechte Blut / das vergossen ist auf Erden / von dem Blut an des gerechten Abels / bis aufs Blut Zacharias Barachiä Sohn / welchen ihr getötet habt zwischen dem Tempel und Altar. Wahrlich ich sage euch / daß solches alles wird über dies Geschlecht kommen. Jerusalem / Jerusalem / die du tötest die Propheten / und steinigest die zu dir gesandt sind / wie oft habe ich deine Kinder versammeln 23 29 wollen / wie eine Henne versammelt ihre Küchlein / unter ihre Flügel / und ihr habt nicht gewollt. Siehe / euer Haus soll euch wüst gelassen werden. Denn ich sage euch: Ihr werdet mich von jetzt an nicht sehen / bis ihr sprecht: Gelobt sei / der da kommt im Namen des Herrn!« Das vierundzwanzigst Kapitel Und Jesus ging hinweg von dem Tempel / und seinejünger traten zu ihm / daß sie ihm zeigeten des Tempels Gebäu. Jesus aber sprach zu ihnen : »Sehet ihr nicht das alles? Wahrlich ich sage euch: Es wird hie nicht ein Stein auf dem andern bleiben / der nicht zerbrochen werde. « j Und als er auf dem Ölberge saß / traten zu ihm seine Jünger besonders / und sprachen: »Sage uns: wann wird das alles geschehen? Und welchs wird das Zeichen sein deiner Zukunft und der Welt Ende?« Jesus aber antwortete / und sprach zu ihnen: »Sehet zu / daß euch nicht jemand verführe. Denn es werden viel kommen unter meinem Namen / und sagen: >Ich bin Christus< / und werden viel verfuhren. Ihr werdet hören Kriege und Geschrei von Kriegen. Sehet zu / und erschreckt nicht / das muß zum ersten alles geschehen. Aber es ist noch nicht das Ende da. Denn es wird sich empören ein Volk über das ander / und ein Königreich über das ander / und werden sein Pestilenz und teure Zeit / und Erdbeben hin und wieder. Da wird sich allererst die Not anheben. 9 Als dann werden sie euch überantworten in Trübsal / und werden euch töten / und ihr müsset gehasset werden um meines Namens willen / von allen Völkern. Dann werden sich viel ärgern / und werden sich unternander verraten / und werden sich unternander hassen. Und es werden sich viel falscher Propheten erheben / und werden viel verführen. Und dieweil die Ungerechtigkeit wird überhand nehmen / wird die Liebe in vielen erkalten. Wer aber beharret bis ans Ende / der wird selig. Und es wird geprediget werden das Evangelium vom Reich / in der ganzen Welt / zu einem Zeugnis über alle Völker. Und dann wird das Ende kommen. 15 Wenn ihr nu sehen werdet den Greuel der Verwüstung / davon gesagt ist durch den Propheten Daniel / daß er stehet an der heiligen Stätte (wer das lieset/der merke drauf!) / alsdann fliehe au fdie Berge/wer im Jüdischen Lande ist. Und wer auf dem Dach ist / der steige »Greuel«: Dieser Greuel vor Gott / muß ein schön äußerlich Ansehen der Heiligkeit vor der Welt hohen / damit die rechte Heiligkeit verwüstet wird. Wie des Papsts Regiment / und vor Zeiten der Juden und Heiden Abgötterei waren. »im Winter«: Das ist au f Sprichwortsweise geredet/soviel gesagt wie: Sehet / daß ihr zu rechter Zeit fliehet denn ini Winter ist nicht gm Wandern. Und des Sab-haths war es den Juden verboten. »Siehe / hie ist Christus«: Das sind die Sekten und Orden / die ein gut Lehen an äußerlichen Dingen oder mit Werken suchen / sonderlich sind jetzt die »Kammern« /alle geistlichen Kloster. Die » Wüsten« aber sind die Wallfahrten und Feldstifte. » Wo ein Aas ist«: Das ist ein Sprichwort und will sagen so viel: Wir werden uns wohl zusammenfinden. Wo ich bin werdet ihr auch sein. Gleich wie nicht hernieder / etwas aus seinem Hause zu holen. Und wer auf dem Felde ist / der kehre nicht um / seine Kleider zu holen. Weh aber den Schwängern und Säugern zu der Zeit! Bittet aber / daß eure Flucht nicht geschehe im Winter / oder am Sabbath. Denn es wird alsdann ein groß Trübsal sein / als nicht gewesen ist von Anfang der Welt / bis her / und als auch nicht werden wird. Und wo diese Tage nicht würden verkürzt / so würde kein Mensch selig. Aber um der Auserwähleten willen werden die Tage verkürzt. So alsdann jemand zu euch wird sagen: >Siehe / hie ist Christus / oder 23 da< / so sollt ihrs nicht glauben. Denn es werden falsche Christi und falsche Propheten aufstehen / und große Zeichen und Wunder tun / daß verführet werden in den Irrtum (wo es möglich wäre) auch die Auserwähleten. Siehe / ich habs euch zuvor gesagt. Darum / wenn sie zu euch sagen werden: >Siehe / er ist in der Wüsten«'/ so gehet nicht hinaus / >siehe / er ist in der Kammer« / so glaubt nicht. Denn gleich wie der Blitz ausgehet vom Aufgang / und scheinet bis zum Niedergang / also wird auch sein die Zukunft des Menschensohns. Wo aber ein Aas ist / da sammeln sich die Adler. Bald aber nach dem Trübsal derselbigen Zeit / werden Sonn und 29 Mond den Schein verlieren / und die Sterne werden vom Himmel fallen / und die Kräfte der Himmel werden sich bewegen. Und alsdann wird erscheinen das Zeichen des Menschensohns im Himmel. Und alsdann werden heulen alle Geschlechter auf Erden / und werden sehen kommen des Menschen Sohn in den Wolken des Himmels / mit großer Kraft und Herrlichkeit. Und er wird senden seine Engel mit hellen Posaunen / und sic werden sammeln seine Auserwählten von den vier Winden / von einem Ende des Himmels zu dem andern. An dem Feigenbaum lernet ein Gleichnis: Wenn sein Zweig jetzt saftig wird / und Blätter gewinnet / so wisset ihr daß der Sommer nahe ist. Also auch / wenn ihr das alles sehet / so wisset daß es nahe vor der Tür ist. Wahrlich / ich sage euch: dies Geschlecht wird nicht vergehen / bis daß dieses alles geschehe. Himmel und Erden werden vergehen / aber meine Wort werden nicht vergehen. Von dem Tage aber / und von der Stund weiß niemand / auch die 36 Engel nicht im Himmel / sondern allein mein Vater. Gleich aber wie es zu der Zeit Noä war / also wird auch sein die Zukunft des Menschensohns. Denn gleich wie sie waren in den Tagen / vor der Sintflut / sie aßen / sie tranken freieten / und ließen sich freien / bis an den Tag / da Noah zu der Archen einging / und sic achtetens nicht / bis die Sintflut kam / und nahm sie alle dahin / also wird auch sein die Zukunft des Menschensohns. Dann werden zween auf dem Felde sein / einer wird angenommen / und der ander wird verlassen werden. Zwo werden mahlen auf der Mühle / eine wird angenommen / und die ander wird verlassen werden. 42 Darum wachet / denn ihr wisset nicht / welche Stunde euer Herr kommen wird. Das sollt ihr aber wissen / wenn ein Hausvater wüß-' te / welche Stunde der Dieb kommen wollte / so würde er ja wachen / und nicht in sein Haus brechen lassen. Darum seid ihr auch bereit / denn des Menschen Sohn wird kommen zu einer Stunde / da ihr nicht meinet. 45 Welcher ist aber nu ein treuer und kluger Knecht / den der Herr gesetzt hat über sein Gesinde / daß er ihnen zu rechter Zeit Speise gebe? Selig ist der Knecht / wenn sein Herr kommt / und findet ihn also tun. Wahrlich ich sage euch / er wird ihn über alle seine Güter setzen. So aber jener / der böse Knecht / wird in seinem Herzen sagen: >Mein Herr kommt noch lange nicht« / und fähet an zu schlagen seine Mitknechte / isset und trinket mit den Trunkenen / so wird der Herr desselben Knechts kom men / an dem Tage / des er sich nicht versiege het / und zu der Stunde / die er nicht meinet / und wird ihn zerschei-tern / und wird ihm seinen Lohn geben mit den Heuchlern. Da wird sein Heulen und Zähneklappen. Das funfundzwanzigst Kapitel Dann wird das Himmelreich gleich sein zehen Jungfrauen / die ihre Lampen nahmen / und gingen aus / dem Bräutigam entgegen. Aber fünf unter ihnen waren töricht / und fünf waren klug. DieTörichten nahmen ihre Lampen / aber sie nahmen nicht Öl mit sich. Die Klugen aber nahmen Ol in ihren Gefäßen samt ihren Lampen. Da nu der Bräutigam verzog / wurden sie alle schläferig / und entschliefen. 6 Zur Mitternacht aber ward ein Geschrei: >Sichc / der Bräutigam kommt / gehet aus ihm entgegen.« Da stunden diesejungfrauen alle auf / und schmückten ihre Lampen. Die Törichten aber sprachen zu den Klugen: >Gebt uns von eurem Öle / denn unsere Lampen verlöschen.« Da antworteten die Klugen / und sprachen: «Nicht also / auf 50 zerscheitem: durch Zerstückelung des Körpers hinrichten. Aas und Adler sich wohl zusammen finden / und soll keinen Ort sonderlich anzeigen. »bis daß dieses alles geschehe«: Das ist /es wird solclis alles anfangen zu geschehen / noch bei dieser Zeit / (die) weil ihr lebet. »ihre Lampen«: Die Lampen ohn Öl sind die guten Werk ohn Glauben / die müssen alle verlöschen. Das Ölgefdß aber ist der Glaube im Gewissen auf Gottes Gnade / der tut gute Werk / die bestehen. Wie aber hie das Öl keine der andern gibt/also muß ein jeglicher für sich selbst glauben. »Zentner«: Die Zentner sind das befohlen Gottes Wort. Werdas wohl treibet /der hat sein viel /und lehret viel andere. Wer es läßt liegen / der hat sein wenig. Denn an ihm selbst ists einerlei Wort. Aber es schaffet durch etliche mehr denn durch andere. Darum ists jetzt fünf/jetzt zween Zentner genennet. daß nicht uns und euch gebreche. Gehet aber hin zu den Krämern und kaufet für euch selbst.< Und da sie hingingen zu kaufen / kam der Bräutigam / und welche bereit waren / gingen mit ihm hinein zur Hochzeit / und die Tür ward verschlossen. Zuletzt kamen auch die andern Jungfrauen und sprachen: >Herr / Herr / tu uns auf. < Er antwortete aber / und sprach: >Wahrlich ich sage euch / ich kenne euer nicht. < Darum wachet / denn ihr wisset weder Tag noch Stund / in welcher des Menschen Sohn kommen wird. Gleich wie ein Mensch der über Land zog / rufete seinen Knechten / 14 und tat ihnen seine Güter ein. Und einem gab er fünf Zentner / dem andern zween / dem dritten einen / einem jeden nach seinem Vermögen / und zog bald hinweg. Da ging der hin / der fünf Zentner empfangen hatte / und handelte mit dcnselbigen / und gewann andere fünf Zentner. Desgleichen auch / der zween Zentner empfangen hatte / gewann auch zween andere. Der aber einen empfangen hatte / ging hin / und machete eine Grube in die Erden / und verbarg seines Herrn Geld. Über eine lange Zeit kam der Herr dieser Knechte / und hielt Re- ig chenschaft mit ihnen. Da trat herzu / der fünf Zentner empfangen hatte / und legete ander fünfZentner dar / und sprach: >Herr / du hast mir fünf Zentner getan / siehe da / ich habe damit andere fünfZentner gewonnene Da sprach sein Herr zu ihm: >Ei du frommer und getreuer Knecht / du bist über wenigem getreu gewesen / ich will dich über viel setzen. Gehe ein zu deines Herrn Freude. < Da trat auch herzu / der zween Zentner empfangen hatte / und sprach: >Herr / du hast mir zween Zentner getan / siehe da / ich hab mit denselben zween ander gewonnene Sein Herr sprach zu ihm: >Ei du frommer und getreuer Knecht / du bist über wenigem getreu gewesen / ich will dich über viel setzen. Gehe ein zu deines Herrn Freude.< Da trat auch herzu / der einen Zentner empfangen hatte / und sprach: 24 >Herr / ich wußte / daß du ein harter Mann bist. Du schneidest / wo du nicht gesäet hast / und sammelst / da du nicht gestreuethast. Und furchte mich / ging hin / und verbarg deinen Zentner in der Erden. Siehe / da hast du das Deine. < Sein Herr aber antwortete und sprach zu ihm: »Du Schalk und fauler Knecht / wußtest du / daß ich schneide / da ich nicht gesäet habe / und sammle / da ich nicht gestreuet habe / so solltest du mein Geld zu den Wechslern getan haben / und wenn ich kommen wäre / hätte ich das Meine zu mir genommen mit Wucher. Darum nehmet von ihm den Zentner / und gebets dem / der zehen Zentner hat. Denn wer da hat / dem wird gegeben wer- den / und wird die Fülle haben. Wer aber nicht hat / dem wird auch das er hat genommen werden. Und den unnützen Knecht werft in die Finsternis hinaus / da wird sein Heulen und Zähneklappen. 1 31 Wenn aber des Menschen Sohn kommen wird / in seiner Herrlichkeit / und alle heiligen Engel mit ihm / dann wird er sitzen auf dem Stuhl seiner Herrlichkeit / und werden vor ihm alle Völker versammelt werden. Und er wird sie voneinander scheiden / gleich als ein Hirte ' die Schafe von den Böcken scheidet / und wird die Schafe zu seiner Rechten stellen / und die Böcke zur Linken. Da wird dann der König sagen zu denen zu seiner Rechten: iKommt her ihr Gesegneten meines Vaters / ererbet das Reich / das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt. Denn ich binhungeriggewesen/undihrhabt mich gespeiset. Ich bin durstig gewesen / und ihr habt mich getränket. Ich bin ein Gast gewesen / und ihr habt mich beherberget. Ich bin nacket gewesen/und ihr habt mich bekleidet. Ich bin krank gewesen / und ihr habt mich besucht. Ich bin gefangen gewesen / und ihr seid zu mir kommen.< 37 Dann werden ihm die Gerechten antworten / und sagen: »Herr / wann haben wir dich hungerig gesehen und haben dich gespeiset? Oder durstig und haben dich getränkt? Wann haben wir dich einen Gast gesehen und beherberget? Oder nacket und haben dich bekleidet? Wann haben wir dich krank oder gefangen gesehen / und sind zu dir kommen?! Und der König wird antworten / und sagen zu ihnen : »Wahrlich ich sage euch: was ihr getan habt einem unter diesen meinen geringsten Brüdern / das habt ihr mir getan.» Dann wird er auch sagen zu denen zur Linken: »Gehet hin vor mir / ihr Verfluchten / in das ewige Feuer / das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln. Ich bin hungerig gewesen / und ihr habt mich nicht gespeiset. Ich bin durstig gewesen / und ihr habt mich nicht getränket. Ich bin ein Gast gewesen / und ihr habt mich nicht beherberget. Ich bin nacket gewesen / und ihr habt mich nicht bekleidet. Ich bin krank und gefangen gewesen / und ihr habt mich nicht besucht.» 44 Da werden sie ihm auch antworten und sagen: »Herr / wann haben wir dich gesehen / hungerig / oder durstig / oder einen Gast / oder nacket / oder krank / oder gefangen / und haben dir nicht gedienet?» Dann wird er ihnen antworten / und sagen: »Wahrlich ich sage euch: was ihr nicht getan habt einem unter diesen Geringsten / das habt ihr mir auch nicht getan.» Und sie werden in die ewige Pein gehen / aber die Gerechten in das ewige Leben.« »gut Werk«: Da sieh et man / daß der Glaube allein das Werk gut machet / denn alle Vernunft hätte dies Werk verdammt /wie auch die Apostel seihst taten. Denn die Werk sind die besten die man nicht weiß / wie gut sie sind. »begraben«: Laßt es doch gelten /es ist die Letze (Abschiedsgabe) /die sie mir gibt / denn ich soll doch sterben. Das sechsundzwanzigst Kapitel Und es begab sich / da Jesus alle diese Rede vollendet hatte / sprach er zu seinen Jüngern: »Ihr wisset / daß nach zween Tagen Ostern wird / und des Menschen Sohn wird überantwortet werden / daß er gekreuziget werde.« Da versammelten sich die Hohenpriester und Schriftgelehrten / und die Ältesten im Volk / in den Palast des Hohenpriesters / der da hieß Kaiphas / und hielten Rat / wie sie Jesum mit Listen griffen und töteten. Sie sprachen aber: »Ja nicht auf das Fest / auf daß nicht ein Aufruhr werde im Volk.« Da nu ]esus war zu Bethanien / im Hause Simonis des Aussätzigen / 6 trat zu ihm ein Weib / das hatte ein Glas mit köstlichem Wasser / und goß es auf sein Haupt / da er zu Tisch saß. Da das seine Jünger sahen / wurden sie unwillig / und sprachen: »Wozu dienet dieser Unrat? Dieses Wasser hätte mocht teuer verkauft / und den Armen gegeben werden.« Da das Jesus merkte / sprach er zu ihnen: »Was bekümmert ihr das Weib? Sie hat ein gut Werk an mir getan. Ihr habt alle Zeit Arme bei euch / mich aber habt ihr nicht alle Zeit. Daß sie dies Wasser hat auf meinen Leib gegossen hat sie getan , daß man mich begraben wird. Wahrlich / ich sage euch: wo dies Evangelium ge-prediget wird in der ganzen Welt / da wird man auch sagen zu ihrem Gedächtnis / was sie getan hat.« Da ging hin der Zwölfen einer / mit Namen Judas Ischarioth / zu den 14 Hohenpriestern und sprach: »Was wollt ihr mir geben? Ich will ihn euch verraten.« Und sie boten ihm dreißig Silberling. Und von dem an suchete er Gelegenheit / daß er ihn verriete. Aber am ersten Tage der süßen Brot / traten die Jünger zu Jesu / und sprachen zu ihm: »Wo willst du / daß wir dir bereiten das Osterlamm zu essen?« Er sprach: »Gehet hin in die Stadt t zu einem / und sprecht zu ihm: >Der Meister läßt dir sagen: Meine Zeit ist hie / ich will bei dir die Ostern halten / mit meinen Jüngern.<« Und diejün-gcr taten / wie ihnen Jesus befohlen hatte / und bereiteten das Osterlamm. Und am Abend setzte er sich zu Tisch mit den Zwölfen. Und da sie 20 aßen / sprach er: »Wahrlich ich sage euch: einer unter euch wird mich verraten.« Und sie wurden sehr betrübt / und hüben an / ein jeglicher unter ihnen / und sagten zu ihm: »Herr / bin ichs?« Er antwortete und sprach: »Der mit der Hand mit mir in die Schüssel tauchet / der wird mich verraten. Des Menschen Sohn gehet zwar dahin / wie von ihm geschrieben stehet / doch weh dem Menschen / durch welchen des Menschen Sohn verraten wird. Es wäre ihm besser / daß derselbige Mensch noch nie geborn wäre.« Da antwortete Judas / der ihn verriej / und sprach: »Bin ichs / Rabbi?« Er sprach zu ihm: »Du sagests.« 26 Da sie aber aßen / nahm Jesus das Brot / dankete / und brachs / und gabs den Jüngern / und sprach: »Nehmet / esset / das ist mein Leib.« ' Und er nahm den Kelch / und dankete / gab ihnen den / und sprach: »Trinket alle draus / das ist mein Blut des neuen Testaments / welchs vergossen wird für viel / zur Vergebung der Sünden. Ich sage euch / ich werde von nu an nicht mehr von diesem Gewächs des Weinstocks trinken / bis an den Tag / da ichs neu trinken werde mit euch in meines Vaters Reich.« jo Und da sie den Lobgesang gesprochen hatten / gingen sie hinaus an den Olberg. Da sprach Jesus zu ihnen: »In dieser Nacht werdet ihr euch alle ärgern an mir. Denn es stehet geschrieben: >Ich werde den Hirten schlagen / und die Schafe der Herde werden sich zerstreuen.! Wenn ich aber auferstehe / will ich vor euch hingehen in Galiläam.« Petrus aber antwortete / und sprach zu ihm: »Wenn sie auch alle sich an dir ärgerten / so will ich doch mich nimmermehr ärgern.« Jesus sprach zu ihm: »Wahrlich ich sage dir: in dieser Nacht / ehe der Hahne krähet / wirst du mich dreimal verleugnen.« Petrus sprach zu ihm: »Und wenn ich mit dir sterben müßte / so will ich dich nicht verleugnen.« Desgleichen sagten auch alle Jünger. j6 Da kam Jesus mit ihnen zu einem Hofe / der hieß Gethsemane / und sprach zu seinen Jüngern: »Setzet euch hie / bis daß ich dorthin gehe und bete.« Und nahm zu sich Petrum / und die zween Söhne Zebe-däi / und fing an zu trauern und zu zagen. Da sprach Jesus zu ihnen: »Meine Seele ist betrübet bis an den Tod / bleibet hie / und wachet mit mir.« Und ging hin ein wenig / fiel nieder auf sein Angesichte / und betete / und sprach: »Mein Vater / ists möglich / so gehe dieser Kelch von mir / doch nicht wie ich will / sondern wie du willst.« Und er kam zu seinen Jüngern / und fand sie schlafend / und sprach zu Petro: »Könnet ihr denn nicht eine Stunde mit mir wachen? Wachet und betet / daß ihr nicht in Anfechtung fallet. Der Geist ist willig / aber das Fleisch ist schwach.« »trinken«: Das ist: Wir werden hinfort keinen leiblichen Wandel mit einander haben / und das soll das Valete (Lebewohl) sein. 28 Das ist mein Blut des neuen Testaments. Nach den ältesten Handschriften: des Testamentes (des Bundes). »Gegrüßet«: Das isl böses Deutsch. Wir grüßen also au f deutsch: Guten Abend / Glück zu etc. »denn werdas Schwert nimmt«: Das Schwert nehmen / die es ohn ordentliche Gewalt brauchen. »durchs Schwert umkommen«: Das ist /er ist in des Schwerts Urteil gefallen / obwohl zuweilen des Schwerts Gewaltigen um seiner Buße oder ander Ursacli solchs Urteil nicht vollßihren. Also bestätiget Christus das Schwert. »Legion«: Legion ist eine Zahl von sechstausend ohnge-fdhr. Zum andern Mal ging er aber hin / betete / und sprach: »Mein Vater / 42 ists nicht möglich / daß dieser Kelch von mir gehe / ich trinke ihn denn / so geschehe dein Wille.« Und er kam und fand sie aber schlafend / und ihre Augen waren voll Schlafs. Und er ließ sie / und ging abermal hin / und betete zum dritten Mal / und redete dieselbigen Wort. Da kam er zu seinen Jüngern und sprach zu ihnen: »Ach wollt ihr nu schlafen und ruhen? Siehe die Stund ist hie / daß des Menschen Sohn in der Sünder Hände überantwortet wird. Stehet auf/ laßt uns gehen. Siehe / er ist da / der mich verrät.« Und als er noch redete / siehe / da kam Judas / der Zwölfen einer / und mit ihm eine große Schar / mit Schwerten und mit Stangen / von den Hohenpriestern und Altesten des Volks. Und der Verräter hatte ihnen ein Zeichen gegeben / und gesagt: »Welchen ich küssen werde / der ists / den greifet.« Und alsbald trat er zu Jesu / und sprach: »Gegrüßet seist du Rabbi« / und küssete ihn. Jesus aber 49 sprach zu ihm: »Mein Freund / warum bist du kommen?« Da traten sic hinzu / und legten die Hände an Jesum / und griffen ihn. Und siehe / einer aus denen / die mit Jesu waren / reckete die Hand aus / und zog sein Schwert aus / und schlug des Hohenpriesters Knecht und hieb ihm ein Ohr ab. Da sprach Jesus zu ihm: »Stecke dein Schwert an seinen Ort / denn wer das Schwert nimmt / der soll durchs Schwert umkommen. Oder meinest du / daß ich nicht könnte meinen Vater bitten / daß er mir zuschickte mehr denn zwölf Legion Engel? Wie würde aber die Schrift erfüllet? Es muß also gehen.« Zu der Stunde sprach Jesus zu der Scharen: »Ihr seid ausgangen / als .5 5 zu einem Mörder / mit Schwerten und mit Stangen / mich zu fahen. Bin ich doch täglich gesessen bei euch / und habe gelehret im Tempel / und ihr habt mich nicht gegriffen. Aber das ist alles geschehen / daß erfüllet würden die Schrift der Propheten.« Da verließen ihn alle Jünger / und flohen. Die aber Jesum gegriffen hatten / führeten ihn zu dem Hohenpriester Kaiphas / dahin die Schriftgelehrten und Ältesten sich versammelt hatten. Petrus aber folgete ihm nach von ferne / bis in den Palast des Hohenpriesters / und ging hinein / und setzte sich bei die Knechte / auf daß er sähe / wo es hinaus wollte. Die Hohenpriester aber und Ältesten / und der ganze Rat / suchten 5g falsche Zeugnis wider Jesum / auf daß sie ihn töteten / und funden 49 Gegrüßet seist du Rabbi. - Früher: Gott grüß dich, Meister. keins. Und wiewohl viel falscher Zeugen herzutraten / funden sie doch keins. Zuletzt traten herzu zween falsche Zeugen / und sprachen: »Er hat gesagt: Ich kann den Tempel Gottes abbrechen / und in dreien Tagen denselben bauen.« 62 Und der Hohepriester stund auf / und sprach zu ihm: »Antwortest du nichts zu dem / das diese wider dich zeugen?« Aber Jesus schwieg stille. Und der Hohepriester antwortete / und sprach zu ihm: »Ich , beschwöre dich bei dem lebendigen Gott / daß du uns sagest / ob du seiest Christus / der Sohn Gottes?« Jesus sprach: »Du sagests. Doch sage ich euch: Von nu an wirds geschehen / daß ihr sehen werdet des Menschen Sohn sitzen zur Rechten der Kraft / und kommen in den Wolken des Himmels.« 65 Da zerriß der Hohepriester seine Kleider / und sprach: »Er hat Gott gelästert / was bedürfen wir weiter Zeugnis? Siehe / jetzt habt ihr seine Gotteslästerung gehört. Was dünkt euch?« Sie antworteten und sprachen: »Er ist des Todes schuldig.« Da speieten sie aus in sein Angesichte / und schlugen ihn mit Fäusten. Etliche aber schlugen ihn ins Angesicht / und sprachen: »Weissage uns / Christe / wer ists / der dich schlug?« 6g Petrus aber saß draußen im Palast. Und es trat zu ihm eine Magd / und sprach: »Und du wärest auch mit dem Jesu aus Galiläa.« Er leugnete aber vor ihnen allen / und sprach: »Ich weiß nicht / was du sagest.« Als er aber zur Tür hinausging / sah ihn eine andere / und sprach zu denen / die da waren: »Dieser war auch mit dem Jesu von Nazareth.« Und er leugnete abermal / und schwur dazu: »Ich kenne des Menschen nicht.« Und über eine kleine Weile traten hinzu / die da stunden / und sprachen zu Petro: »Wahrlich / du bist auch einer von denen / denn deine Sprache verrät dich.« Da hub er an / sich zu verfluchen und schwören: »Ich kenne des Menschen nicht.« Und alsbald krähete der Hahne. Da dachte Petrus an die Wort Jesu / da er zu ihm sagte: »Ehe der Hahne krähen wird / wirst du mich dreimal verleugnen.« Und ging hinaus / und wcinete bitterlich. 64 Du sagests. Luther 1522: Du liastsgesagt. Das siebenundzwanzigst Kapitel »einen sonderlichen vor andern«: Matthäus will sagen /daß Pilatus den ärgsten Mörder habe wollen Vorschlägen /damit die Juden nicht fiir ihn bitten könnten. Aber sie hätten eher den Teufel selbst losgebeten / ehe sie Gottes Sohn hätten los lassen sein. Sicethodie agitur et semper (sogehts noch heute und allezeit). Des Morgens aber hielten alle Hohepriester und die Ältesten des Volks einen Rat über Jesum / daß sie ihn töteten. Und bunden ihn / führeten ihn hin / und überantworteten ihn dem Landpfleger Pontio Pilato. Da das sähe Judas / der ihn verraten hatte / daß er verdammt war zum Tode / gereuete es ihn / und brachte herwieder die dreißig Silberling den Hohenpriestern und den Ältesten / und sprach: »Ich habe übel getan / daß ich unschuldig Blut verraten habe.« Sie sprachen: »Was gehet uns das an? Da siehe du zu.« Und er warf die Silberlinge in den Tempel / hub sich davon / ging hin und erhängete sich selbst. Aber die Hohenpriester nahmen die Silberlinge / und sprachen: »Es taugt nicht / daß wir sie in den Gotteskasten legen / denn es ist Blutgeld.« Sie hielten aber einen Rat / und kauften einen Töpfersacker darum / zum Begräbnis der Pilger. Daher ist derselbige Acker ge-nennet der Blutacker / bis auf den heutigen Tag. Da ist erfüllet / das gesagt ist durch den Propheten Jeremias / da er spricht: >Sie haben genommen dreißig Silberlinge / damit bezahlet ward der Verkaufte / welchen sie kauften von den Kindern Israel / und haben sie gegeben um einen Töpfersacker / als mir der Herr befohlen hat.« Jesus aber stund vor dem Landpfleger / und der Landpfleger fragete ihn und sprach: »Bist du der Juden König?« Jesus aber sprach zu ihm: »Du sagests.« Und da er verklagt ward von den Hohenpriestern und Ältesten / antwortete er nichts. Da sprach Pilatus zu ihm: »Hörest du nicht / wie hart sie dich verklagen?« Und er antwortete ihm nicht auf ein Wort / also / daß sich auch der Landpfleger sehr verwunderte. Auf das Fest aber hatte der Landpfleger gewöhnet / dem Volk einen Gefangenen loszugeben / welchen sie wollten. Er hatte aber zu der Zeit einen Gefangenen / einen sonderlichen vor andern / der hieß Barrabas. Und da sie versammelt waren / sprach Pilatus zu ihnen: »Welchen wollt ihr / daß ich euch losgebe / Barrabam / oder Jesum / von dem gesagt wird / er sei Christus?« Denn er wußte wohl daß sie ihn aus Neid überantwortet hatten. Und da er auf dem Richtstuhl saß / schickte sein Weib zu ihm / und ließ ihm sagen: »Habe du nichts zu schaffen mit diesem Gerechten / ich habe heute viel erlitten im Traum / von seinetwegen.« 3 6 11 20 Aber die Hohenpriester und Ältesten überredeten das Volk / daß sie um Barrabas bitten sollten / und Jesum umbrächten. Da antwortete nti der Landpfleger / und sprach zu ihnen: »Welchen wollt ihr unter diesen zweien / den ich euch soll losgeben?« Sie sprachen: »Barra-bam.« Pilatus sprach zu ihnen: »Was soll ich denn machen mit Jesu / von dem gesagt wird / er sei Christus?« Sie sprachen alle: »Laß ihn kreuzigen.« Der Landpfleger sagete: »Was hat er denn Übels ge-• tan?« Sie schrieen aber noch mehr / und sprachen: »Laß ihn kreuzigen. « 24 Da aber Pilatus sähe / daß er nichts schaffete / sondern daß viel ein größer Getümmel ward / nahm er Wasser / und wusch die Hände vor dem Volk / und sprach: »Ich bin unschuldig an dem Blut dieses Gerechten. Sehet ihr zu.« Da antwortete das ganze Volk / und sprach: »Sein Blut komme über uns und über unsre Kinder.« Da gab er ihnen Barrabam los / aberjesum ließ er geißeln / und überantwortete ihn / daß er gekreuziget würde. Da nahmen die Kriegsknecht des Landpflegers Jesum zu sich in das Richthaus / und sammelten über ihn die ganze Schar. Und zogen ihn aus und legten ihm einen Purpurmantel an / und flochten eine dor-nene Krone und setzten sie auf sein Haupt / und ein Rohr in seine rechte Hand / und beugeten die Knie vor ihm / und spotteten ihn / 29 und sprachen: »Gegrüßet seiest du Judenkönig.« Und speieten ihn an / und nahmen das Rohr / und schlugen damit sein Haupt. Und da sie ihn verspottet hatten / zogen sie ihm den Mantel aus / und zogen ihm seine Kleider an / und fuhreten ihn hin / daß sie ihn kreuzigten. Und indem sie hinausgingen / funden sie einen Menschen von Ky-rene / mit Namen Simon / den zwungen sie / daß er ihm sein Kreuz trug. Und da sie an die Stätte kamen / mit Namen Golgatha / das ist verdeutschet >Schädelstätte< / gaben sie ihm Essig zu trinken mit Gallen vermischet / und da ers schmeckete / wollt er nicht trinken. 35 Da sie ihn aber gekreuziget hatten / teileten sie seine Kleider und worfen das Los darum / auf daß erfüllet würde / das gesagt ist durch den Propheten: >Sie haben meine Kleider unter sich geteilet / und über mein Gewand haben sie das Los geworfen.« Und sie saßen allda/ und hüteten sein. Und oben zu seinen Häupten hefteten sic die Ur-sach seines Todes / beschrieben / nämlich: »Dies ist jesus der Ju- »ersei Christus«: Pilatus redet höhnisch zu den Juden und spricht: Ihr sagt / dieser sei Christus /das ist: König (wie ihrs nennet). Ich sehe aber / da ß der ein arm /unschuldiger Mensch ist. Johannes deutet diese Wort also: Soll ich eitern König kreuzigen? »Schädelstätte«: Heißt /da man die Übeltäter richtet als der Galgen / Rabenstein etc. / darum daß viele Totenköp fe da liegen. 29 Gegrüßet seiest du Judenkönig. Bis 1527: Gott grüß dich, du lieber König der Juden. Hie wendet sichs und wird gar ein neu Wesen etc. Iuxta ilhid >et erit requies eins gloricn (nach dem Worte mnd seine Ruhe wird Ehre seine) Jesaja 11, 10. den König.« Und da wurden zween Mörder mit ihm gekreuziget / einer zur Rechten / und einer zur Linken. Die aber vorübergingen / lästerten ihn / und schüttelten ihre Köpfe 39 und sprachen: »Der du den Tempel Gottes zerbrichest / und bauest ihn in dreien Tagen / hilf dir selber. Bist du Gottes Sohn / so steig herab vom Kreuz.« Desgleichen auch die Hohenpriester spotteten sein / samt den Schriftgelehrten / und Ältesten / und sprachen: »Andern hat er geholfen / und kann ihm selber nicht helfen. Ist er der König Israel / so steige er nu vom Kreuz / so wollen wir ihm glauben. Er hat Gott vertrauet / der erlöse ihn nu / lüstets ihn. Denn er hat gesagt: »Ich bin Gottes Sohn.i« Desgleichen schmäheten ihn auch die Mörder / die mit ihm gekreuziget waren. Und von der sechsten Stunde an ward ein Finsternis über das ganze 45 Land / bis zu der neunten Stunde. Und um die neunte Stunde schrie Jesus laut / und sprach: »Eli / Eli / lama asabthani?« Das ist: »Mein Gott / mein Gott / warum hast du mich verlassen?» Etliche aber / die da stunden / da sie das höreten / sprachen sie: »Der rufet dem Elias.« Und bald lief einer unter ihnen / nahm einen Schwamm / und fullete ihn mit Essig / und steckte ihn auf ein Rohr / und tränkete ihn. Die andern aber sprachen: »Halt / laß sehen / ob Elias komme und ihm helfe.« Aber Jesus schrie abermal laut / und verschied. Und siehe da / der Vorhang im Tempel zerriß in zwei Stück / von 51 oben an / bis unten aus. Und die Erde erbebete / und die Felsen zerrissen / und die Gräber taten sich auf / und stunden auf viel Leibe der Heiligen die da schliefen / und gingen aus den Gräbern / nach seiner Auferstehung / und kamen in die heilige Stadt und erschienen vielen. Aber der Hauptmann / und die bei ihm waren und bewahreten Je-sum / da sie sahen das Erdbeben / und was da geschah / erschraken sie sehr / und sprachen: »Wahrlich dieser ist Gottes Sohn gewesen.« Und es waren viel Weiber da / die von ferns zusahen / die da Jesu waren nachgefolget aus Galiläa / und hatten ihm gedienet / unter welchen war Maria Magdalena / und Maria die Mutter Jakobi und Josi / und die Mutter der Kinder Zebedäi. Am Abend aber kam ein reicher Mann von Arimathia / der hieß 37 Joseph / welcher auch ein Jünger Jesu war. Der ging zu Pilato / und bat ihn um den Leib Jesu. Da befahl Pilatus / man sollt ihm ihn geben. Und Joseph nahm den Leib / und wickelte ihn in ein rein Leinwand / und legete ihn in sein eigen neu Grab / welches er hatte lassen in einen Fels hauen / und wälzete einen großen Stein vor die Tür des Grabes / und ging davon. Es war aber allda Maria Magdalena / und die ander Maria / die setzten sich gegen das Grab. 62 Des andern Tages / der da folget nach dem Rüsttage / kamen die Hohenpriester und Pharisäer sämtlich zu Pilato / und sprachen: »Herr / wir haben gedacht / daß dieser Verführer sprach / da er noch lebete: >Ich will nach dreien Tagen auferstehen. < Darum befiehl / daß man das Grab verwahre / bis an den dritten Tag / auf daß nicht seine , Jünger kommen / und stehlen ihn / und sagen zum Volk: >Er ist auferstanden von den Totem / und werde der letzte Betrug ärger denn der erste.« Pilatus sprach zu ihnen: »Da habt ihr die Hüter / gehet hin / und verwahret / wie ihr wisset.« Sie gingen hin / und verwahreten das Grab mit Hütern / und versiegelten den Stein. Das achtundzwanzigst Kapitel Am Abend aber des Sabbaths / welcher anbricht am Morgen des ersten Feiertages der Sabbathe / kam Maria Magdalena und die ander Maria / das Grab zu besehen. Und siehe / es geschah ein groß Erdbeben. Denn der Engel des Herrn kam vom Himmel herab / trat hinzu / und wälzete den Stein von der Tür / und setzte sich drauf. Und seine Gestalt war wie der Blitz / und sein Kleid weiß als der Schnee. Die Hüter aber erschraken vor Furcht / und wurden als wären sie tot. 5 Aber der Engel antwortete / und sprach zu den Weibern: »Fürchtet euch nicht / ich weiß / daß ihr Jesum den Gekreuzigten suchet. Er ist nicht hie / er ist auferstanden / wie er gesagt hat. Kommt her / und sehet die Stätte / da der Herr gelegen hat. Und gehet eilend hin / und saget es seinen Jüngern / daß er auferstanden sei von den Toten. Und siehe / er wird vor euch hingehen in Galiläam / da werdet ihr ihn sehen. Siehe / ich habs euch gesagt.« 8 Und sie gingen eilend zum Grabe hinaus mit Furcht und großer Freude / und liefen / daß sie es seinen Jüngern verkündigeten. Und da sie gingen / seinen Jüngern zu verkündigen / siehe / da begegnete ihnen Jesus / und sprach: »Seid gegrüßet.« Und sie traten zu ihm und griffen an seine Füße / und fielen vor ihm nieder. Da sprach Jesus zu ihnen: »Fürchtet euch nicht / gehet hin / und verkündiget es 1 Am Abend des Sabbaths. Genau: Am Ende des Sabbaths, als der erste Wochentag anbrach, also nach unserer Rechnung am Sonntag früh. »am Abend«: Die Schrift fangt den Tag an / am vergangenen Abend/und desselben Abends Ende ist der Morgen hernach. Also spricht hie S. Matthäus / Christus sei am Morgen auferstanden / der des Abends Ende /und Anbruch des ersten Feiertages war. Denn sie zältle-ten die sechs Tage nach dem hohen Osterfeste alle heilig/und fingen an am nächsten nach dem hohen Osterfeste. meinen Brüdern / daß sic gehen in Galiläam. Daselbst werden sie mich sehen.« Da sie aber hingingen / siehe / da kamen etliche von den Hütern in 16 die Stadt / und verkündigeten den Hohenpriestern / alles was geschehen war. Und sie kamen zusammen mit den Ältesten / und hielten einen Rat / und gaben den Kriegsknechten Gelds genug / und sprachen: »Saget: >SeineJünger kamen des Nachts und stöhlen ihn / dieweil wir schliefen. < Und wo es würde auskommen bei dem Landpflcger / wollen wir ihn stillen / und schaffen / daß ihr sicher seid.« Und sie nahmen das Geld / und taten / wie sie gelehret waren. Solchs ist eine gemeine Rede worden bei den Juden / bis auf den heutigen Tag. Aber die cilfjüngcr gingen in Galiläam auf einen Berg / dahin Jesus ihnen beschiedcn hatte. Und da sie ihn sahen / fielen sie vor ihm nieder. Etliche aber zweifelten. Und Jesus trat zu ihnen / redete mit ihnen und sprach: »Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und Erden. Darum gehet hin / und lehret alle Völker / und taufet sie / im ig Namen des Vaters / und des Sohns / und des heiligen Geists / und lehret sic halten alles was ich euch befohlen habe. Und siehe / ich bin bei euch alle Tage / bis an der Welt Ende.« Evangelium S. Markus Das erst Kapitel Dies ist der Anfang des Evangelii / von Jesu Christo / dem Sohn Gottes / als geschrieben stehet in den Propheten: Siehe / ich sende meinen Engel vor dir her / der da bereite deinen Weg vor dir. Es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüsten: bereitet den Weg des Herrn / machet seine Steige richtig. 4 Johannes der war in der Wüsten / taufete und predigete von der Taufe der Buße / zur Vergebung der Sünden. Und cs ging zu ihm hinaus das ganze Jüdische Land / und die von Jerusalem / und ließen sich alle von ihm taufen im Jordan / und bekenneten ihre Sünden. Johannes aber war bekleidet mit Kamelhaaren / und mit einem ledernen Gürtel um seine Lenden / und aß Heuschrecken und wild Honig. Und predigete / und sprach: »Es kommt einer nach mir / der »gewaltiglich«: Das ist /seine Predig! war als eines /der es mit Ernst meinete. Und was ersa-gete /das hatte ein Gewalt /und lebete /als hätte es Hände und Füße. Nicht wie die Lumpenprediger / die da her speien und geifern /daß man drüber Unlust und Greuel gewinnet. ist stärker denn ich / dem ich nicht genugsam bin / daß ich mich vor ihm bücke / und die Riemen seiner Schuh auflöse. Ich taufe euch mit Wasser / aber er wird euch mit dem heiligen Geist taufen.« Und es begab sich zu derselbigen Zeit / daß Jesus aus Galiläa von 9 Nazareth kam / und ließ sich taufen von Johanne im Jordan. Und alsbald stieg er aus dem Wasser / und sähe / daß sich der Himmel auftat / und den Geist / gleich wie eine Taube / herabkommen auf ihn. Und da geschah eine Stimme vom Himmel: »Du bist mein lieber Sohn / an dem ich Wohlgefallen habe.« Und bald trieb ihn der Geist in die Wüsten / und war allda in der Wüsten vierzig Tage / und ward versucht von dem Satan / und war bei den Tieren / und die Engel dieneten ihm. Nachdem aber Johannes überantwortet ward / kam Jesus in Gab- 14 läam / und predigete das Evangelium vom Reich Gottes / und sprach: »Die Zeit ist erfüllet / und das Reich Gottes ist herbeikommen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium.« Da er aber an dem Galiläischen Meer ging / sähe er Simon und Andreas seinen Bruder / daß sie ihre Netze ins Meer warfen / denn sie waren Fischer. Und Jesus sprach zu ihnen: »Folget mir nach / ich will euch zu Menschenfischern machen.« Alsobald verließen sie ihre Netze und folgeten ihm nach. Und da er von dannen ein wenig fürbaß ging / sähe erjakobum den Sohn Zebedäi / und Johannem seinen Bruder / daß sie die Netze im Schiff flickten / und bald rief er tg ihnen. Und sie ließen ihren Vater Zebedäum im Schiff mit den Tagelöhnern / und folgeten ihm nach. Und sie gingen gen Kapernaum / und bald an den Sabbathen ging er in die Schule und lchrete. Und sie entsetzten sich über seiner Lehre / denn er lehrete gewaltiglich / und nicht wie die Schrittgelehrten. Und es war in ihrer Schulen ein Mensch / besessen mit einem unsau- 23 bern Geist / der schrie / und sprach: »Halt / was haben wir mit dir zu schaffen / Jesu von Nazareth? Du bist kommen / uns zu verderben / ich weiß / wer du bist: der Heilige Gottes.« Und Jesus bedräuete ihn / und sprach: »Verstumme / und fahre aus von ihm.« Und der unsauber Geist riß ihn / und schrie laut / und fuhr aus von ihm. Und sie entsetzten sich alle / also / daß sie unternander sich befragten und sprachen: »Was ist das? Was ist das für eine neue Lehre? Er gebeut tg überantwortet ward. Bis 1527: gefangen war. tg flickten. Bis 1727: zusammenlegten. mit Gewalt den unsaubern Geistern / und sie gehorchen ihm.« Und sein Gerücht erscholl bald umher / in die Grenze Galiläa. 2g Und sie gingen bald aus der Schule / und kamen in das Haus Simonis und Andreas / mit Jakoben und Johannen. Und die Schwieger Simonis lag und hatte das Fieber / und alsbald sagten sie ihm von ihr. Und er trat zu ihr / und richtete sie auf / und hielt sie bei der Hand / und das Fieber verließ sie bald / und sie dienete ihnen. Am Abend aber / da die Sonne untergangen war / brachten sie zu ihm allerlei Kranke und Besessene / und die ganze Stadt versammelte sich vor der Tür. Und er half vielen Kranken / die mit mancherlei Seuchen beladen waren / und trieb viel Teufel aus / und ließ die Teufel nicht reden / denn sie kenneten ihn. Und des Morgens vor Tage stund er auf / und ging hinaus. Und Jesus ging in eine wüste Stätte / und betete daselbst. Und Petrus mit denen / die bei ihm waren / eileten ihm nach. Und da sie ihn funden / sprachen sie zu ihm: »Jedermann suchet dich.« Und er sprach zu ihnen: »Laßt uns in die nähesten Städte gehen / daß ich daselbst auch predige / denn dazu bin ich kommen.« Und er predigete in ihren Schulen / in ganz Galiläa / und trieb die Teufel aus. 40 Und es kam zu ihm ein Aussätziger / der bat ihn / kniete vor ihm / und sprach zu ihm: »Willst du / so kannst du mich wohl reinigen.« Und es jammerte Jesum / und er reckete die Hand aus / rührete ihn an / und sprach: »Ich wills tun / sei gereiniget.« Und als er so sprach / ging der Aussatz alsbald von ihm / und er ward rein. Und Jesus bedräuete ihn / und trieb ihn alsbald von sich / und sprach zu ihm: »Siehe zu / daß du niemand nichts sagest / sondern gehe hin / und zeige dich dem Priester / und opfere für deine Reinigung / was Moses geboten hat / zum Zeugnis über sie.« Er aber / da er hinauskam / hub er an / und sagete viel davon und machete die Geschieht ruchbar / also / daß er hinfort nicht mehr konnte öffentlich in die Stadt gehen / sondern er war haußen in den wüsten Ortern. Und sie kamen zu ihm von allen Enden. Und über etliche Tage ging er wiederum gen Kapernaum / und es ward ruchbar / daß er im Hause war. Und alsbald versammelten sich viel / also / daß sie nicht Raum hatten / auch haußen vor der Tür / und er sagte ihnen das Wort. Und es kamen etliche zu ihm / die brachten einen Gichtbrüchigen / jj von vieren getragen. Und da sie nicht konnten bei ihn kommen vor dem Volk / deckten sie das Dach auf / da er war / und grubens auf und ließen das Bette hernieder / da der Gichtbrüchige innen lag. Da aber Jesus ihren Glauben sähe / sprach er zu dem Gichtbrüchigen: »Mein Sohn / deine Sünden sind dir vergeben.« Es waren aber etliche Schriftgelehrten / die saßen allda / und gedach- 6 ten in ihrem Herzen: »Wie redet dieser solche Gotteslästerung? Wer kann Sünde vergeben / denn allein Gott?« Und Jesus erkennete bald in seinem Geist / daß sie also gedachten bei sich selbst / und sprach zu ihnen: »Was gedenket ihr solchs in euren Herzen? Welchs ist leichter / zu dem Gichtbrüchigen zu sagen: Dir sind deine Sünden vergeben / oder: Stehe auf / nimm dein Bette / und wandele? Auf daß ihr aber wisset / daß des Menschen Sohn Macht hat / zu vergeben die Sünden auf Erden« / sprach er zu dem Gichtbrüchigen: »Ich sage dir / stehe auf / nimm dein Bette / und gehe heim.« Und alsbald stund er auf / nahm sein Bette / und ging hinaus vor allen / also / daß sie sich alle entsetzten / und preiseten Gott / und sprachen: »Wir haben solchs noch nie gesehen.« Und er ging wiederum hinaus an das Meer / und alles Volk kam zu 13 ihm / und er lehrete sie. Und da Jesus vorüber ging / sähe er Levi / den Sohn Alphäi / am Zoll sitzen / und sprach zu ihm: »Folge mir nach.« Und er stund auf / und folgetc ihm nach. Und es begab sich / da er zu Tisch saß in seinem Hause / setzten sich viel Zöllner und Sünder zu Tisch mit Jesu und seinen Jüngern / denn ihrer war viel / die ihm nachfolgeten. Und die Schriftgelehrten und Pharisäer / da sie sahen / daß er mit den Zöllnern und Sündern aß / sprachen sie zu seinen Jüngern: »Warum isset und trinket er mit den Zöllnern und Sündern?« Da das Jesus hörete / sprach er zu ihnen: »Die Starken (ie)dürfen keines Arztes / sondern die Kranken. Ich bin kommen zu rufen den Sündern zur Buße / und nicht den Gerechten.« Und die Jünger Johannis und der Pharisäer fasteten viel. Und es iS kamen etliche / die sprachen zu ihm: »Warum fasten die Jünger Johannis und der Pharisäer / und deinejünger fasten nicht?« Undjesus sprach zu ihnen: »Wie können die Hochzeitleute fasten / dieweil der Bräutigam bei ihnen ist? Also lange der Bräutigam bei ihnen ist / können sie nicht fasten. Es wird aber die Zeit kommen / daß der Bräutigam von ihnen genommen wird / dann werden sie fasten. Niemand flicket einen Lappen von neuem Tuch / an ein alt Kleid / denn der neue Lappe reißet doch vom alten / und der Riß wird ärger. Und niemand fasset Most in alte Schläuche / anders zerreißet der Most die Schläuche / und der Wein wird verschüttet / und die Schläuche kommen um / sondern man soll Most in neue Schläuche fassen.« 25 Und es begab sich / da er wandelte am Sabbath durch die Saat / und seine Jünger fingen an / indem sie gingen / Ähren auszuraufen. Und die Pharisäer sprachen zu ihm: »Siehe zu / was tun deine Jünger am Sabbath / das nicht recht ist?« Und er sprach zu ihnen: »Habt ihr nie gelesen / was David tat / da es ihm not war / und ihn hungerte samt denen / die bei ihm waren? Wie er ging in das Haus Gottes / zur Zeit Abiathar des Hohenpriesters / und aß die Schaubrot / die niemand thurste essen / denn die Priester / und er gab sie auch denen / die bei ihm waren.« Und er sprach zu ihnen: »Der Sabbath ist um des Menschen willen gemacht / und nicht der Mensch um des Sabbaths willen. So ist des Menschen Sohn ein Herr / auch des Sabbaths.« Das dritte Kapitel Und er ging abermal in die Schule. Und es war da ein Mensch / der hatte eine verdorrete Hand. Und sie hielten auf ihn / ob er auch am Sabbath ihn heilen würde / auf daß sie eine Sache zu ihm hätten. Und er sprach zu dem Menschen mit der verdorreten Hand: »Tritt hervor!« Und er sprach zu ihnen: »Soll man am Sabbath Gutes tun / oder Böses tun? Das Leben erhalten oder töten?« Sie aber schwie-j gen stille. Und er sähe sie umher an mit Zorn / und war betrübet über ihrem verstockten Herzen / und sprach zu dem Menschen: »Strecke deine Hand aus.« Und er streckte sic aus / und die Hand ward ihm gesund wie die ander. Und die Pharisäer gingen hinaus / und hielten alsbald einen Rat mit Herodis Dienern über ihn / wie sie ihn umbrächten. Aber jesus entwich mit seinen Jüngern an das Meer / und viel Volks folgete ihm Abiathar ist Ahimelechs Sohn /darum saget die Schrift / es sei unter Ahime-lech geschehen / daß sie zu einer Zeit Priester waren. »Schaubrot«: Das heißt hebräisch rpanis Ja-cierumt / Brot das immer vor Augen sein soll / wie das Gotteswort immer vorun-serm Herzen Tag und Nacht sein soll. Psalm 23: >Parasti in conspectu meo mensam.t (Du hast vor mir einen Tisch bereitet). 5 verstockten Herzen. Bis 1327: verstarreten Herzen. »Bnehargem«: Das isl > Kinder des Donnerst. Bedeutet / daß Johannes sonderlich das rechte Evangelium schreiben sollt / welclts ist eine gewaltige Predigt /die alles erschreckt /bricht und umkehret / und die Erde fruchtbar machet. »vonSinnen«: Siefurchten /er tat ihm zu viel mit Arbeiten/wie man spricht : Du wirstden Kopf lolimachen. »Beelzebub«: Ist soviel/als ein Erz fliege / Hummel oder Fliegenkönig. Denn also lasset sich der Teufel durch die Seinen verachten/als die großen Heiligen. nach aus Galiläa / und aus Judäa / und von Jerusalem / und aus Idu-mäa / und von jenseit des Jordans / und die um Tyrus und Sidon wohnen / eine große Menge / die seine Taten höreten / und kamen zu ihm. Und er sprach zu seinen Jüngern / daß sie ihm ein Schifflein hielten / um des Volkes willen / daß sie ihn nicht drungen. Denn er hcilete ihrer viel / also / daß sie ihn überfielen / alle die geplaget waren / aufdaß sie ihn anrühreten. Und wenn ihn dieunsaubern Geistersahen / fielen sie vor ihm nieder/schrieen / und sprachen: »Du bist Gottes Sohn.« Und er bedräuete sie hart / daß sie ihn nicht offenbar machten. Und er ging aufeinen Berg / und rief zu sich / welche er wollte / und die gingen hin zu ihm. Und er ordenete die Zwölfe / daß sie bei ihm sein sollten / und daß er sie aussendete zu predigen / und daß sie Macht hätten / die Seuchen zu heilen / und die Teufel auszutreiben. Und gab Simon den Namen Petrus / undjakoben den Sohn Zebedäi und Johannes den Bruder Jakobi / und gab ihnen den Namen Bne-hargem (das ist gesagt: Donnerskinder) / und Andream / und Phi-lippum / und Bartholomäum / und Matthäum / und Thomam / und Jakobum Alphäi Sohn / und Thaddäum / und Simon von Kana / und Judas Ischarioth / der ihn verriet. Und sie kamen zu Hause / und da kam abermal das Volk zusammen / also daß sie nicht Raum hatten zu essen. Und da es höreten die um ihn waren / gingen sie hinaus / und wollten ihn halten / denn sie sprachen: »Er wird von Sinnen kommen.« Die Schrittgelehrten aber / die von Jerusalem herab kommen waren / sprachen: »Er hat den Beelzebub / und durch den obersten Teufel treibt er den Teufel aus.« Und er rief sie zusammen / und sprach zu ihnen in Gleichnissen: »Wie kann ein Satan den andern austreiben? Wenn ein Reich mit ihm selbst unternander uneins wird / mag es nicht bestehen. Und wenn ein Haus mit ihm selbst unternander uneins wird / mag es nicht bestehen. Setzet sich nu der Satan wider sich selbst / und ist mit ihm selbst uneins / so kann er nicht bestehen / sondern es ist aus mit ihm. Es kann niemand einem Starken in sein Haus fallen / und seinen Hausrat rauben / es sei denn / daß er zuvor den Starken binde / und alsdann sein Haus beraube. Wahrlich / ich sage euch: Alle Sünden werden vergeben den Menschenkindern / auch die Gotteslästerung / damit sie Gott lästern. Wer aber den heiligen Geist lästert / der hat keine Vergebung ewiglich / sondern ist schuldig des ewigen Gerichts.« Denn sie sagten: »Er hat einen unsaubern Geist.« 20 jt Und es kam seine Mutter / und seine Brüder / und stunden haußen / schickten zu ihm und ließen ihm rufen. Und das Volk saß um ihn. Und sie sprachen zu ihm: »Siehe / deine Mutter und deine Brüder draußen fragen nach dir.« Und er antwortete ihnen/und sprach: »Wer ist meine Mutter und meine Brüder?« Und er sähe rings um sichaufdiejünger/ die um ihn im Kreise saßen / und sprach: »Siehe/das ist meine Mutter und meine Brüder. Denn wer Gottes Willen tut / der ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter.« Das vierte Kapitel Und er fing abermal an zu lehren am Meer / und es versammelte sich viel Volks zu ihm / also / daß er mußte in ein Schiff treten / und auf dem Wasser sitzen / und alles Volk stund auf dem Lande am Meer. Und er predigete ihnen lang durch Gleichnisse / und in seiner Predigt sprach er zu ihnen: »Höret zu: Siehe / es ging ein Säemann aus zu säen. Und es begab sich / indem er säete / fiel etlichs an den Weg / da kamen die Vögel unter dem Himmel und fraßens auf. Etlichs fiel in das Steinichte / da es nicht viel Erden hatte / und ging bald auf/ darum / daß es nicht tiefe Erden hatte. Da nu die Sonne aufging / verwelkete es / und dieweil es nicht Wurzel hatte / verdorrete es. Und etlichs fiel unter die Dornen / und die Dornen wuchsen empor / und ersticktens / und es bracht keine Frucht. Und etlichs fiel auf ein gut Land / und bracht Frucht / die da zunahm und wuchs / und etlichs trug dreißigfältig / und etlichs sechzigfältig / und etlichs hundertfältig. « Und er sprach zu ihnen: »Wer Ohren hat zu hören / der höre.« 10 Und da er allein war / fragten ihn um diese Gleichnisse / die um ihn waren / samt den Zwölfen. Und er sprach zu ihnen: »Euch ists gegeben / das Geheimnis des Reichs Gottes zu wissen / denen aber draußen widerfahret es alles durch Gleichnisse / auf daß sie es mit sehenden Augen sehen / und doch nicht erkennen / und mit hörenden Ohren hören / und doch nicht verstehen / auf daß sie sich nicht der-maleins bekehren / und ihre Sünden ihnen vergeben werden.« Und er sprach zu ihnen: »Verstehet ihr diese Gleichnisse nicht? Wie wollt ihr dann die andern alle verstehen?« 14 »Der Säemann säet das Wort. Diese sinds aber / die an dem Wege sind: Wo das Wort gesäet wird / und sie es gehört haben / so kommt alsbald der Satan / und nimmt weg das Wort / das in ihr Herz gesäet war. Also auch / die sinds / die aufs Steinichtc gesäet sind: Wenn sie das Wort gehört haben / nehmen sie es bald mit Freuden auf / und haben keine Wurzel in ihnen / sondern sind wetterwendisch. Wenn sich Trübsal oder Verfolgung ums Worts willen erhebt / so ärgern sie sich alsbald. Und diese sinds / die unter die Dornen gesäet sind: Die das Wort hören / und die Sorge dieser Welt / und der bctrügliche Reichtum und viel ander Lüste gehen hinein / und ersticken das Wort / und bleibet ohn Frucht. Und diese sinds / die auf ein gut Land gesäet sind: Die das Wort hören und nehmens an / und bringen Frucht / etlicher dreißigfältig / und etlicher sechzigfältig / und etlicher hundertfältig.« Und er sprach zu ihnen: »Zündet man auch ein Licht an / daß mans 21 unter einen Scheffel oder unter einen Tisch setze? Mitnichten / sondern daß mans auf einen Leuchter setze. Denn es ist nichts verborgen / das nicht offenbar werde / und ist nichts Heimlichs / das nicht herfurkomme. Wer Ohren hat zu hören / der höre.« Und sprach zu ihnen: »Sehet zu / was ihr höret. Mit welcherlei Maß ihr messet / wird man euch wieder messen / und man wird noch zugeben euch / die ihr dies höret. Denn wer da hat / dem wird gegeben / und wer nicht hat / von dem wird man nehmen / auch das er hat.« Und er sprach: »Das Reich Gottes hat sich also / als wenn ein Mensch Samen aufs Land wirft / und schläft / und stehet auf / Nacht und Tag / und der Same gehet auf und wächset / daß ers nicht weiß. 27 Denn die Erde bringet von ihr selbst zum ersten das Gras / darnach die Ähren / darnach den vollen Weizen in den Ähren. Wenn sie aber die Frucht bracht hat / so schicket er bald die Sicheln hin / denn die Ernte ist da.« Und er sprach: »Wem wollen wir das Reich Gottes vergleichen? Und durch welches Gleichnis wollen wir es vorbilden? Gleichwie ein Senfkorn / wenn das gesäet wird aufs Land / so ists das kleinest unter allen Samen aut Erden. Und wenn es gesäet ist / so nimmt es zu und wird größer denn alle Kohlkräuter / und gewinnet große Zweige / also / daß die Vögel unter dem Himmel unter seinem Schatten wohnen können.« Und durch viele solche Gleichnisse sa-gete er ihnen das Wort / nach dem sic es hören konnten / und ohn Gleichnis redete er nichts zu ihnen. Aber in Sonderheit legete ers seinen Jüngern alles aus. Und an demselbigen Tage des Abends sprach er zu ihnen: »Laßt uns 35 27 wächset. Bis 1527: grünet. hinüberfahren.« Und sie ließen das Volk gehen / und nahmen ihn / wie er im Schiff war / und es waren mehr Schiffe bei ihm. Und es erhub sich ein großer Windwirbel / und warf die Wellen in das Schiff / also / daß das Schiff voll ward. Und er war hinten auf dem Schiff / und schlief auf einem Kissen. Und sie wecketen ihn auf/ und sprachen zu ihm: »Meister / fragest du nichts darnach / daß wir verderben?« Und er stund auf / und bedräuete den Wind / und sprach zu dem Meer: »Schweig und verstumme.« Und der Wind legete sich / und ward eine große Stille. Und er sprach zu ihnen: »Wie seid ihr so furchtsam? Wie daß ihr keinen Glauben habt?« Und sie furchten sich sehr / und sprachen unternander: »Wer ist der? denn Wind und Meer sind ihm gehorsam.« Das funft Kapitel Und sie kamen jenseit des Meers / in die Gegend der Gadarener. Und als er aus dem Schiff trat / lief ihm alsbald entgegen aus den Gräbern / ein besessen Mensch / mit einem unsaubern Geist / der seine Wohnung in den Gräbern hatte. Und niemand konnte ihn binden / auch nicht mit Ketten / denn er war oft mit Fesseln und Ketten gebunden gewesen / und hatte die Ketten abgerissen / und die Fesseln zerrieben / und niemand konnte ihn zähmen. Und er war allezeit / beide Tag und Nacht / auf den Bergen und in den Gräbern / schrie und schlug sich mit Steinen. 6 Da er aber Jesum sah von ferne / lief er herzu / und fiel vor ihm nieder / schrie laut und sprach: »Was hab ich mit dir zu tun / oJesu / du Sohn Gottes des Allerhöhesten? Ich beschwöre dich bei Gott / daß du mich nicht quälest.« Er aber sprach zu ihm: »Fahre aus / du unsauber Geist / von dem Menschen.« Und er fragte ihn: »Wie heißest du?« Und er antwortete / und sprach: »Legion heiße ich / denn unser ist viel.« Und er bat ihn sehr / daß er sic nicht aus derselben Gegend triebe. 11 Und es war daselbst an den Bergen eine große Herde Säu an der Weide. Und die Teufel baten ihn alle / und sprachen: »Laß uns in die Säu fahren.« Und alsbald crlaubete ihnen Jesus. Da fuhren die unsaubern Geister aus / und fuhren in die Säu. Und die Herde stürzte sich mit einem Sturm ins Meer. Ihrer war aber bei zweitausend / und ersoffen im Meer. Und die Säuhirten flohen / und verkündigten das in der Stadt und auf dem Lande. Und sie gingen hinaus / zu sehen was da geschehen war / und kamen zu Jesu / und sahen den / so von den Teufeln besessen war / daß er saß und war bekleidet / und vernünftig / und furchten sich. Und die es gesehen hatten / sagten ihnen / was dem Besessenen widerfahren war / und von den Säuen. Und sie fingen an / und baten ihn / daß er aus ihrer Gegend zöge. Und da er in das Schiff trat / bat ihn der Besessene / daß er möcht bei 18 ihm sein. Aber Jesus ließ es ihm nicht zu / sondern sprach zu ihm: »Gehe hin in dein Haus / und zu den Deinen / und verkündige ihnen / wie große Wohltat dir der Herr getan / und sich deiner erbarmet hat.« Und er ging hin / und fing an auszurufen in den Zehn Städten / wie große Wohltat ihm Jesus getan hatte. Und jedermann verwunderte sich. Und da Jesus wieder herüberfuhr im Schiff / versammelte sich viel Volks zu ihm und war an dem Meer. Und siehe / da kam der Obersten einer von der Schule / mit Namen Jairus. Und da er ihn sähe / fiel er ihm zu Füßen / und bat ihn sehr / und sprach: »Meine Tochter ist in den letzten Zügen / du wolltest kommen / und deine Hand auf sie legen / daß sie gesund werde und lebe.« Und er ging hin mit ihm. Und es folgete ihm viel Volks nach / und sie drungen ihn. Und da war ein Weib / das hatte den Blutgang zwölf Jahr gehabt / 25 und viel erlitten von vielen Ärzten / und hatte all ihr Gut drob verzehret / und half sie nichts / sondern vielmehr ward es ärger mit ihr. Da die von Jesu hörete / kam sie im Volk von hinten zu / und rührete sein Kleid an / denn sie sprach: »Wenn ich nur sein Kleid möcht anrühren / so würde ich gesund.« Und alsbald vertrocknete der Brunn ihres Bluts / und fuhlets am Leibe / daß sie von ihrer Plage war gesund worden. Und Jesus fühlete alsbald an ihm selbst die Kraft / die von ihm ausgangen war / und wandte sich um zum Volk / und sprach: »Wer hat meine Kleider angerühret?« Und die Jünger sprachen zu ihm: »Du siehest / daß dich das Volk dringet / und sprichst: Wer hat mich angerühret?« Und er sähe sich um / nach der / die das getan hatte. Das Weib aber furchte sich / und zitterte (denn sie wußte / was an ihr geschehen war) kam und fiel vor ihm nieder / und sagete ihm die ganze Wahrheit. Er sprach aber zu ihr: »Meine Tochter / dein Glaube hat dich gesund gemacht. Gehe hin mit Frieden / und sei gesund von deiner Plage.« Da er noch also redete / kamen etliche vom Gesinde des Obersten 33 der Schule / und sprachen: »Deine Tochter ist gestorben / was mühest du weiter den Meister?« Jesus aber hörete bald die Rede / die da gesagt ward / und sprach zu dem Obersten der Schule: »Fürchte dich nicht / glaube nur.« Und ließ niemand ihm nachfolgen / denn Petrum undjakobum undjohannem den Bruder Jakobi, je? Und er kam in das Haus des Obersten der Schule / und sähe das Getümmel / und die da sehr weineten und heuleten. Und er ging hinein / und sprach zu ihnen: »Was tummelt und weinet ihr? Das Kind ist nicht gestorben / sondern es schläft.« Und sie verlachten , ihn. Und er trieb sie alle aus / und nahm mit sich den Vater des Kindes / und die Mutter / und die bei ihm waren / und ging hinein / da das Kind lag. Und er griff das Kind bei der Hand / und sprach zu ihr: »Talitha kumi« / das ist verdolmetscht: Maidlein / ich sage dir / stehe auf. Und alsbald stund das Maidlein auf / und wandelte. Es war aber zwölf Jahr alt. Und sie entsetzten sich über die Maß. Und er verbot ihnen hart / daß es niemand wissen sollte / und sagete / sie sollten ihr zu essen geben. Das sechst Kapitel Und er ging aus von dannen / und kam in sein Vaterland / und seine Jünger folgeten ihm nach. Und da der Sabbath kam / hub er an zu lehren in ihrer Schule. Und viel / die es höreten / verwunderten sich seiner Lehre / und sprachen: »Woher kommt dem solchs? Und was Weisheit ists / die ihm gegeben ist / und solche Taten / die durch seine Hände geschehen? Ist er nicht der Zimmermann / Mariä Sohn / und der Bruder Jakobi undjoses undjudä und Simonis? Sind nicht auch seine Schwestern allhie bei uns?« Und sie ärgerten sich an ihm. Jesus aber sprach zu ihnen: »Ein Prophet gilt nirgend weniger / denn im Vaterland / und daheim bei den Seinen.« Und er konnte allda nicht eine einige Tat tun / ohn (nur) wenig Siechen legete er die Hände auf und heilete sie. Und er verwunderte sich ihres Unglaubens / und er ging umher in die Flecken im Kreis / und lehrcte. 7 Und er berief die Zwölfe / und hub an / und sandte sie / je zween und zween / und gab ihnen Macht über die unsaubern Geister. Und gebot ihnen / daß sie nichts bei sich trügen auf dem Wege / denn allein einen Stab / keine Tasche / kein Brot / kein Geld im Gürtel / sondern wären geschuht / und daß sie nicht zween Röcke anzögen. Und sprach zu ihnen: »Wo ihr in ein Haus gehen werdet / da bleibet innen / bis ihr von dannen ziehet. Und welche euch nicht aufnehmen noch hören / da gehet von dannen heraus und schüttelt den Staub ab »und salbeten viel Siechen mit Öle«: Dies Öl machte die Kranken gesund. Aus welchem hernach ein Sakrament erdichtet ist / für die Sterbenden. Welclis viel besser möchte Magdalena-Salbe heißen / da sie Christum auch also zum Grabe salbte. Matthäus 2b. von euren Füßen / zu einem Gezeugnis über sie. Ich sage euch wahrlich: Es wird Sodom und Gomorrha am jüngsten Gerichte fraglicher ergehen / denn solcher Stadt.« Und sie gingen aus und predige-ten / man sollte Buße tun / und trieben viel Teufel aus / und salbeten viel Siechen mit Öl / und machten sie gesund. Und es kam vor den König Herodes (denn sein Name war nu bekannt) / und er sprach: »Johannes der Täufer ist von den Toten auferstanden / darum tut er solche Taten.« Etliche aber sprachen: »Er ist Elias.« Etliche aber: »Er ist ein Prophet / odereiner von den Propheten.« Da es aber Herodes hörete / sprach er: »Es istjohannes / den ich enthauptet habe / der ist von den Toten auferstanden.« Er aber Herodes hatte ausgesandt / und Johannem gegriffen / und ins Gefängnis gelegt / um Herodias willen / seines Bruders Philippus Weib / denn er hatte sie gefreiet. Johannes aber sprach zu Herode: »Es ist nicht recht / daß du deines Bruders Weib habest.« Herodias aber stellete ihm nach / und wollt ihn töten / und konnte nicht. Herodes aber furchte Johannem / denn er wußte / daß er ein frommer und heiliger Mann war / und verwahrete ihn / und gehorchete ihm in vielen Sachen / und hörete ihn gerne. Und es kam ein gelegener Tag / daß Herodes auf seinen Jahrtag ein Abendmahl gab / den Obersten und Hauptleuten und Fürnehmesten in Galiläa. Da trat hinein die Tochter der Herodias / und tanze-te / und gefiel wohl dem Herode und denen die am Tisch saßen. Da sprach der König zum Maidlein: »Bitte von mir/ was du willst /ich will dirs geben.« Und schwur ihr einen Eid: »Was du wirst von mir bitten / will ich dir geben / bis an die Hälfte meines Königreichs.« Sie ging hinaus und sprach zu ihrer Mutter: »Was soll ich bitten?« Die sprach: »Das Haupt Johannis des Täufers.« Und sie ging bald hinein mit Eile zum Könige/bat und sprach: »Ich will/daß du mir gebest/jetzt sobald/ auf eine Schüssel / das Haupt Johannis des Täufers.« Der König war betrübt / doch um des Eides willen / und derer / die am Tische saßen / wollt er sie nicht lassen eine Fehlbitte tun. Und bald schickte hin der König den Henker / und hieß sein Haupt herbringen. Der ging hin / und enthauptete ihn im Gefängnis / und trug her sein Haupt aufeiner Schüsseln /und gabs dem Maidlcin / und das Maidlein gabs ihrer Mutter. Und da das seine Jünger höreten / kamen sie / und nahmen seinen Leib / und legten ihn in ein Grab. Und die Apostel kamen zu Jesu zusammen / und verkündigten ihm 17 21 JO 18 Es ist nicht recht. 1522: Es ziemt dir nicht. das alles / und was sie getan und gelehret hatten. Und er sprach zu ihnen: »Lasset uns besonders in eine Wüsten gehen / und ruhet ein wenig.« Denn ihrer war viel / die ab und zu gingen / und hatten nicht Zeit gnug zu essen. Und er fuhr da in einem Schiff zu einer Wüste besonders: Und das Volk sähe sie wegfahren / und viel kannten ihn / und liefen daselbst hin miteinander zu Fuße / aus allen Städten / und kamen ihnen zuvor / und kamen zu ihm. Und Jesus ging heraus / „ und sähe das große Volk / und es jammerte ihn derselben / denn sie waren wie die Schafe / die keinen Hirten haben. Und fing an eine lange Predigt. 33 Da nu der Tag fast dahin war / traten seine Jünger zu ihm / und sprachen: »Es ist wüste hie / und der Tag ist nu dahin. Laß sie von dir / daß sie hingehen umher in die Dörfer und Märkte / und kaufen ihnen Brot / denn sie haben nicht zu essen.« Jesus aber antwortete / und sprach zu ihnen: »Gebet ihr ihnen zu essen.« Und sie sprachen zu ihm: »Sollen wir denn hingehen und zweihundert Pfennig wert Brot kaufen / und ihnen zu essen geben?« Er aber sprach zu ihnen: »Wieviel Brot habt ihr? Gehet hin und sehet.« Und da sie es erkundet hatten / sprachen sie: »Fünfe / und zween Fisch.« Und er gebot ihnen / daß sie sich alle lagerten bei Tisch vollen / auf das grüne Gras. Und sie setzten sich nach Schichten / je hundert und hundert / fünfzig und fünfzig. Und er nahm die fünf Brot und zween Fisch / und sähe auf gen Himmel / und dankete / und brach die Brot / und gab sie den Jüngern / daß sie ihnen vorlegten / und die zween Fisch teilete er unter sie alle. Und sie aßen alle / und wurden satt. Und sie hüben auf die Brocken / zwölf Körbe voll / und von den Fischen. Und die da gessen hatten / der war fünftausend Mann. 45 Und alsbald trieb er seine Jünger / daß sie in das Schiff traten / und vor ihm hinüberführen gen Bethsaida / bis daß er das Volk von sich ließe. Und da er sie von sich geschaffet hatte / ging er hin auf einen Berg zu beten. Und am Abend war das Schiff mitten auf dem Meer / und er auf dem Lande alleine. Und er sähe / daß sie Not litten im Rudern / denn der Wind war ihnen entgegen. Um die vierte Wache der Nacht / kam er zu ihnen / und wandelte auf dem Meer. Und er wollt vor ihnen übergehen. Und da sie ihn sahen auf dem Meer wandeln / meineten sie / es wäre ein Gespenst / und schrieen / denn sie sahen ihn alle / und erschraken. Aber alsbald redete er mit ihnen und sprach zu ihnen: »Seid getrost / ich bins. Fürchtet euch nicht.« Und trat zu ihnen ins Schiff / und der Wind legete sich. Und sie »bei Tisch vollen«: Zehen Tisch in die Länge / nndßinf in die Beeile. »nichts verständiger«: Das ist / aus solchem Exempel sollten sie stark im Glauben worden sein / daß sie nicht sich vor einem Gespenst ßirchten müßten. entsetzten und verwunderten sich über die Maß / denn sie waren nichts verständiger worden über den Broten / und ihr Herz war verstarret. Und da sie hinübergefahren waren / kamen sie in das Land Geneza- 33 reth / und fuhren an. Und da sie aus dem Schiff traten / alsbald kannten sie ihn / und beten alle in die umliegenden Länder / und hüben an / die Kranken umherzufuhren auf Betten / wo sie höreten / daß er war. Und wo er in die Märkte oder Städte oder Dörfer einging / da legten sie die Kranken auf den Markt / und baten ihn / daß sie nur den Saum seines Kleides anrühren möchten. Und alle die ihn anrühreten / wurden gesund. Das siebent Kapitel »gemein«: iHei-lig< nennet das Gesetz / was ausgesondert war zu Gottesdienst. Dagegen tgemeim / was unrein und untüchtig zu Gottesdienst war. Und es kamen zu ihm die Pharisäer / und etliche von den Schriftgelehrten / die von Jerusalem kommen waren. Und da sie sahen etliche seiner Jünger mit gemeinen / das ist mit ungewaschenen Händen das Brot essen / versprachen sie es. Denn die Pharisäer und alle Juden essen nicht / sie waschen denn die Hände manchmal / halten also die Aufsätze der Ältesten. Und wenn sie vom Markt kommen / essen sie nicht / sie waschen sich denn. Und des Dings ist viel / das sie zu halten haben angenommen / von Trinkgefäßen / und Krügen / und ehernen Gefäßen / und Tischen zu waschen. Da fragten ihn nu die Pharisäer und Schriftgelchrten: »Warum wan- 3 dein deine Jünger nicht nach den Aufsätzen der Ältesten / sondern essen das Brot mit ungewaschenen Händen?« Er aber antwortete / und sprach zu ihnen: »Wohl fein hat von euch Heuchlern Jesajas geweissaget / wie geschrieben stehet: Dies Volk ehret mich mit den Lippen / aber ihr Herz ist ferne von mir. Vergeblich aber ists / daß sie mir dienen / dieweil sie lehren solche Lehre / die nichts ist denn Menschengebot. Ihr verlasset Gottes Gebot / und haltet der Menschen Aufsätze / von Krügen und Trinkgefäßen zu waschen / und desgleichen tut ihr viel.« 3 »manchmal«: das Wort des Urtextes bedeutet wohl »mit einer Handvoll«. g Und er sprach zu ihnen: »Wohl fein habt ihr Gottes Gebot aufgehoben / auf daß ihr eure Aufsätze haltet. Denn Moses hat gesagt: Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren / und wer Vater oder Mutter fluchet / der soll des Todes sterben. Ihr aber lehret: Wenn einer spricht zum Vater oder Mutter >Korban< (das ist: wenn ichs opfere / so ist dirs viel nützer) / der tut wohl. Und so laßt ihr hinfort ihn nichts tun seinem Vater oder seiner Mutter / und hebt auf Gottes Wort durch eure Aufsätze / die ihr aufgesetzt habt / und desgleichen tut ihr viel.« Und er rief zu ihm das ganze Volk / und sprach zu ihnen: »Höret mir alle zu / und vernehmets. Es ist nichts außer dem Menschen / das ihn könnte gemein machen / so es in ihn gehet / sondern das von ihm ausgehet / das ists / das den Menschen gemein macht. Hat jemand Ohren zu hören / der höre.« iy Und da er von dem Volk ins Haus kam / fragten ihn seinejünger um dies Gleichnis. Und er sprach zu ihnen: »Seid ihr denn auch so unverständig? Vernehmet ihr noch nicht / daß alles / was außen ist und in den Menschen gehet / das kann ihn nicht gemein machen? Denn es gehet nicht in sein Herze / sondern in den Bauch / und gehet aus durch den natürlichen Gang / der alle Speise ausfeget.« Und er sprach: »Was aus dem Menschen gehet / das macht den Menschen gemein. Denn von innen aus dem Herzen der Menschen gehen her- 22 aus böse Gedanken / Ehebruch / Hurerei / Mord / Dieberei / Geiz / Schalkheit / List / Unzucht / Schalksauge / Gotteslästerung / Hoffart / Unvernunft. Alle diese bösen Stück gehen von innen heraus / und machen den Menschen gemein.« Und er stund auf und ging von dannen / in die Grenze Tyrus und Sidon / und ging in ein Haus / und wollt es niemand wissen lassen / und konnte doch nicht verborgen sein. Denn ein Weib hatte von ihm gehört / welcher Töchterlein einen unsaubern Geist hatte / und sie kam / und fiel nieder zu seinen Füßen (und es war ein griechisch Weib aus Syrophönizien). Und sie bat ihn / daß er den Teufel von ihrer Tochter austriebe. Jesus aber sprach zu ihr: »Laß zuvor die Kinder satt werden. Es ist nicht fein / daß man der Kinder Brot nehme / und werfs vor die Hunde.« Sie antwortete aber / und sprach zu ihm: »Ja / Herr / aber doch essen die Hündlein unter dem Tisch von den Brosamen der Kinder.« Und er sprach zu ihr: »Um des Worts willen / so gehe hin / der Teufel ist von deiner Tochter ausge- »Korban«: heißet >ein Opfen / und ist kurz gesagt /so viel: Lieber Vater /ich gebe dirs gerne. Aber es ist Korb-an: Ich lege es besser an / daß ichs Gott gebe / denn dir/und hilft dir auch besser. » Unvernun ft«: Das ist Grobheit und Unbescheidenheit gegen den Nächsten. Als die da bauerkundig (stolz wie ein Bauer) und stolziglich ander verachten. 22 Unzucht/Unehren. Bis 1527: Geilheit/Torheit. fahren.« Und sie ging hin in ihr Haus / und fand / daß der Teufel war ausgefahren und die Tochter auf dem Bette liegend. Und da er wieder ausging von den Grenzen Tyrus und Sidon / kam er an das Galiläische Meer / mitten unter die Grenze der Zehn Städte. Und sie brachten zu ihm einen Tauben / der stumm war / und sie baten ihn / daß er die Hand auf ihn legte. Und er nahm ihn von dem Volk besonders / und legete ihm die Finger in die Ohren / und spüt-zete / und rührctc seine Zunge und sähe auf gen Himmel / seufzete / und sprach zu ihm: »Hephatha!« / das ist: Tu dich auf! Und alsbald taten sich seine Ohren auf / und das Band seiner Zungen ward los / und redete recht. Und er verbot ihnen / sie solltens niemand sagen. Je mehr er aber verbot / je mehr sie es ausbreiteten / und wunderten sich über die Maß / und sprachen: »Er hats alles wohl gemacht / die Tauben macht er hörend / und die Sprachlosen redend.« Das acht Kapitel Zu der Zeit / da viel Volks da war / und hatten nicht zu essen / rief Jesus seine Jünger zu sich / und sprach zu ihnen: »Mich jammert des Volks / denn sie haben nu drei Tage bei mir beharret / und haben nichts zu essen. Und wenn ich sie ungegessen von mir heim ließe gehen / würden sie auf dem Wege verschmachten.« Denn etliche waren von ferne kommen. Seine Jünger antworteten ihm: »Woher nehmen wir Brot hie in der Wüsten / daß wir sic sättigen?« Und er fragte sie: »Wieviel habt ihr Brots?« Sie sprachen: »Sieben.« Und er gebot dem Volk / daß sie sich auf die Erden lagerten. Und er nahm die sieben Brot / und dankete / und brach sie / und gab sie seinen Jüngern / daß sie dieselbi-gen vorlegten. Und sie legten dem Volk vor. Und hatten ein wenig Fischlein / und er dankte / und hieß dieselbigen auch vortragen. Sie aßen aber und wurden satt / und hüben die übrigen Brocken auf / sieben Körbe. Und ihrer war bei viertausend / die da gegessen hatten. Und er ließ sie von sich. Und alsbald trat er in ein Schiff mit seinen Jüngern / und kam in die Gegend Dalmanutha. Und die Pharisäer gingen heraus und fingen an / sich mit ihm zu befragen / versuchten ihn / und begehrten an ihm ein Zeichen vom Himmel. Und er seufzete in seinem Geist / 57 Er hals alles wohl gemacht. Bis 1527: hat alles wohl ausgerichtet. und sprach: »Was suchet doch dies Geschlechte Zeichen? Wahrlich / ich sage euch: Es wird diesem Geschlecht kein Zeichen gegeben.« Und er ließ sie / und trat wiederum in das Schiff / und fuhr herüber. Und sie hatten vergessen / Brot mit sich zu nehmen / und hatten nicht mehr mit sich im Schiff denn ein Brot. Und er gebot ihnen / und sprach: »Schauet zu / und sehet euch vor / vor dem Sauerteig der Pharisäer / und vor dem Sauerteig Herodis.« Und sie gedachten hin und wider / und sprachen unternander: »Das ists / daß wir nicht Brot haben.« Und Jesus vernahm das / und sprach zu ihnen: »Was bekümmert ihr euch doch / daß ihr nicht Brot habt? Vernehmet ihr noch nichts / und seid noch nicht verständig? Habt ihr noch ein verstarret Herz in euch? Habt Augen und sehet nicht / und habt Ohren und höret nicht? Und denket nicht dran / da ich fünf Brot brach unter Fünftausend / wieviel Körbe voll Brocken hubt ihr da auf?« Sie sprachen: »Zwölfe.« - »Da ich aber die sieben brach unter die Viertausend / wieviel Körbe voll Brocken hubt ihr da auf?« Sie sprachen: »Sieben.« Und er sprach zu ihnen: »Wie vernehmet ihr denn nichts?« Und er kam gen Bethsaida / und sie brachten zu ihm einen Blinden und baten ihn / daß er ihn anrührete. Und er nahm den Blinden bei der Hand / und führete ihn hinaus vor den Flecken / und spützete in seine Augen / und legete seine Hand auf ihn / und fragete ihn / ob er ichtes (etwas) / sähe? Und er sähe auf / und sprach: »Ich sehe Menschen gehen / als sähe ich Bäume.« Darnach legete er abermal die Hände auf seine Augen / und hieß ihn abermal sehen. Und er ward wieder zurechte bracht / daß er alles scharf sehen konnte. Und er schickte ihn heim und sprach: »Gehe nicht hinein in den Flecken / und sage es auch niemand drinnen.« Und Jesus ging aus / und seine Jünger in die Märkte der Stadt Cäsa-reä Philippi. Und auf dem Wege fragete er seine Jünger / und sprach zu ihnen: »Wer sagen die Leute / daß ich sei?« Sie antworteten: »Sie sagen / du seiest Johannes der Täufer. Etliche sagen du seiest Elias. Etliche du seiest der Propheten einer.« Und er sprach zu ihnen: »Ihr aber / wer saget ihr / daß ich sei?« Da antwortete Petrus / und sprach zu ihm: »Du bist Christus.« Und er bedräuctc sie / daß sic niemand von ihm sagen sollten. Und hub an sie zu lehren: »Des Menschen Sohn muß viel leiden / und verworfen werden von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten / und getötet werden / und über drei Tage auferste- »als sähe ich Bäume«: Ersie-het noch dunkel wie man von ferne Menschen für Bäume oder Stämme ansie-het. Also ist auch unser Anfang / Christum zu erkennen / schwach / wird aber immer stärker und gewisser. »und hieß ihn abermal sehen« Das ist: Er sprach: > Wie siebest du nu?< hen.« Und er redete das Wort frei offenbar. Und Petrus nahm ihn zu sich / fing an ihm zu wehren. Er aber wandt sich um / und sähe seine Jünger an / und bedräuete Petrum / und sprach: »Gehe hinter mich / du Satan / denn du meinest nicht das göttlich / sondern das menschlich ist.« Und er rief zu sich das Volk samt seinen Jüngern / und sprach zu 34 ihnen: »Wer mir nachfolgen will / der verleugne sich selbst / und nehme sein Kreuz auf sich / und folge mir nach. Denn wer sein Leben will behalten / der wirds verlieren / und wer sein Leben verlieret / um meinen und des Evangelii willen / der wirds behalten. Was hiilfs den Menschen / wenn er die ganze Welt gewönne / und nähme an seiner Seelen Schaden? Oder was kann der Mensch geben / damit er seine Seele löse? Wer sich aber mein und meiner Wort schämet / unter diesem ehebrecherischen und sündigen Geschlecht / des wird sich auch des Menschen Sohn schämen / wenn er kommen wird in der Herrlichkeit seines Vaters / mit den heiligen Engeln.« Und er sprach zu ihnen: »Wahrlich ich sage euch: Es stehen etliche hie / die werden den Tod nicht schmecken / bis daß sie sehen das Reich Gottes mit Kraft kommen.« Das neunt Kapitel Und nach sechs Tagen / nahm Jesus zu sich Petrum / Jakobum und 2 Johannen! / und fuhrete sie auf einen hohen Berg besonders alleine / und verklärete sich vor ihnen. Und seine Kleider wurden helle und sehr weiß / wie der Schnee / daß sie kein Färber auf Erden kann so weiß machen. Und es erschien ihnen Elias mit Mose / und hatten eine Rede mit Jesu. Und Petrus antwortete / und sprach zu Jesu: »Rabbi / hie ist gut sein. Lasset uns drei Hütten machen / dir eine / Mosi eine / und Elias eine.« Er wußte aber nicht / was er redete / denn sie waren verstürzt. Und es kam eine Wolken / die überschattete sie. Und eine Stimme fiel aus der Wolken / und sprach: »Das ist mein lieber Sohn / den sollt ihr hören.« Und bald darnach sahen sie um sich / und sahen niemand mehr / denn allein Jesum bei ihnen. Da sie aber vom Berge herabgingen / verbot ihnen Jesus / daß sie niemand sagen sollten / was sic gesehen hatten / bis des Menschen Sohn auferstünde von den Toten. Und sie behielten das Wort bei sich / und befragten sich unternan- 10 der: »Was ist doch das Auferstehen von den Toten?« Und sie fragten ihn / und sprachen: »Sagen doch die Schriftgelehrten / daß Elias muß vor kommen?« Er antwortete aber / und sprach zu ihnen: »Elias soll ja zuvor kommen / und alles wieder zurecht bringen. Dazu des Menschen Sohn soll viel leiden und verachtet werden / wie denn geschrieben stehet. Aber ich sage euch: Elias ist kommen / und sie haben an ihm getan / was sie wollten / nachdem von ihm geschrieben stehet.« 14 Und er kam zu seinen Jüngern / und sähe viel Volks um sie / und « Schriftgelehrte / die sich mit ihnen befrageten. Und alsbald da alles Volk ihn sähe / entsetzten sie sich / liefen zu / und grüßeten ihn. Und er fragete die Schriftgelehrten: »Was befraget ihr euch mit ihnen?« Einer aber aus dem Volk antwortete / und sprach: »Meister / ich habe meinen Sohn herbracht zu dir / der hat einen sprachlosen Geist / und wo er ihn erwischet / so reißet er ihn / und schäumet und knirschet mit den Zähnen / und verdorret. Ich habe mit deinen Jüngern geredet / daß sie ihn austrieben / und sie könnens nicht.« ig Er antwortete ihm aber / und sprach: »O du ungläubiges Geschlecht/ wie lange soll ich bei euch sein? Wie lange soll ich mich mit euch leiden? Bringet ihn her zu mir.« Und sie brachten ihn zu ihm. Und alsbald da ihn der Geist sähe / riß er ihn / und fiel auf die Erden / und wälzete sich und schäumete. Und er fragte seinen Vater: »Wie lange ists / daß ihm widerfahren ist?« Er sprach: »Von Kind auf. Und oft hat er ihn in Feuer und Wasser geworfen / daß er ihn umbrächte. Kannst du aber was / so erbarm dich unser / und hilf uns. «Jesus aber sprach zu ihm: »Wenn du könntest glauben! Alle Ding sind möglich dem der da glaubet.« Und alsbald schrie des Kindes Vater mit Tränen / und sprach: »Ich glaube / lieber Herr / hilf meinem Unglauben. « 25 Da nu Jesus sähe / daß das Volk zulief / bedräuete er den unsaubern Geist / und sprach zu ihm: »Du sprachloser und tauber Geist / ich gebiete dir / daß du von ihm ausfahrest / und fahrest hinfort nicht in ihn.« Da schrie er / und riß ihn sehr / und fuhr aus. Und er ward / als wäre er tot / daß auch viel sagten: »Er ist tot.«Jesus aber ergriff ihn bei der Hand / und richtete ihn auf / und erstund auf. Und da er heim kam / frageten ihn seinejünger besonders: »Warum konnten wir ihn nicht austreiben?«' Und er sprach: »Diese Art kann mit nichte aus-fahren / denn durch Beten und Fasten.« Und sie gingen von dannen hinweg und wandelten durch Galiläam / und er wollte nicht / daß esjemand wissen sollt. Er lehrete aberseine Jünger / und sprach zu ihnen: »Des Menschen Sohn wird überantwortet werden in der Menschen Hände / und sie werden ihn töten. »mit Feuer gesalzen werden«: Im Allen Testament ward alles Opfer gesalzen / und non allem Op fer ward etwas verbrannt mit Feuer. Das zeucht Christus hie an / und leget es geistlich aus / nämlich /daß durchs Evangelium /als durch ein Feuer und Salz / der alte Mensch gekreu-ziget / verzehrt und wahlgesalzen wird. Denn unser Leib ist das rechte Op fer (Römer 12). Wo aber das Salz dumm wird / und das Evangelium mit Menschenlehre verderbet / da ist kein Würzen mehr des alten Menschen / da wachsen denn Maden. Salz beißet aber / darum ist not / Geduld und Friede haben im Salz. Und wenn er getötet ist / so wird er am dritten Tage auferstehen.« Sie aber vernahmen das Wort nicht / und furchten sich ihn zu fragen. Und er kam gen Kapernaum / und da er daheim war / fragete er sie: »Was handeltet ihr miteinander auf dem Wege?« Sie aber schwiegen / denn sie hatten miteinander auf dem Wege gehandelt / welcher der Größest wäre. Und er setzte sich / und rief den Zwölfen / und sprach zu ihnen: »So jemand will der Erste sein / der soll der Letzte sein vor allen / und aller Knecht.« Und er nahm ein Kindlein / und stellete es mitten unter sie / und herzetc dasselbige und sprach zu ihnen: »Wer ein solches Kindlein in meinem Namen aufnimmt / der nimmt mich auf / und wer mich aufnimmt / der nimmt nicht mich auf / sondern den / der mich gesandt hat.« Johannes aber antwortete ihm / und sprach: »Meister / wir sahen einen / der trieb Teufel in deinem Namen aus / welcher uns nicht nachfolget / und wir verbotens ihm / darum daß er uns nicht nachfolget. «Jesus aber sprach: »Ihr sollts ihm nicht verbieten / denn es ist niemand der eine Tat tue in meinem Namen / und möge bald übel von mir reden. Wer nicht wider uns ist / der ist für uns. Wer aber euch tränket mit einem Becher Wassers - in meinem Namen / darum daß ihr Christo angehöret / wahrlich ich sage euch: es wird ihm nicht unvergolten bleiben. Und wer der Kleinen einen ärgert / die an mich gläuben / dem wäre es besser / daß ihm ein Mühlstein an seinen Hals gehängt würde / und ins Meer geworfen würde. So dich aber deine Hand ärgert / so haue sie ab. Es ist dir besser / daß du ein Krüppel zum Leben eingehest / denn daß du zwo Hände habest und fahrest in die Hölle / in das ewige Feuer / da ihr Wurm nicht stirbt / und ihr Feuer nicht verlöscht. Ärgert dich dein Fuß / so haue ihn ab. Es ist dir besser / daß du lahm zum Leben eingehest / denn daß du zween Füße habest / und werdest in die Hölle geworfen / in das ewige Feuer / da ihr Wurm nicht stirbt und ihr Feuer nicht verlöscht. Ärgert dich dein Auge / so wirfs von dir. Es ist dir besser / daß du einäugig in das Reich Gottes gehest - denn daß du zwei Augen habest / und werdest in das höllische Feuer geworfen / da ihr Wurm nicht stirbet / und ihr Feuer nicht verlöscht. Es muß alles mit Feuer gesalzen werden /und alles Opfer wird mit Salz gesalzt. Das Salz ist gut/so aber das Salz du mm wird /womit wird man würzen? Habt Salz bei euch und habt Friede unternander.« 3* 43 47 34 schwiegen. Bis 1323: schwiegen stille. 43 in das Reich Gattes gehest. Bis 1326: zum Leben eingehest. Das zehent Kapitel Und er machte sich auf / und kam von dannen an die Örter des Jüdischen Landes /jenseit des Jordans / und das Volk ging abermal mit Haufen zu ihm. Und wie seine Gewohnheit war / lehrete er sie abermal. 2 Und die Pharisäer traten zu ihm / und fragten ihn / ob ein Mann sich ,, scheiden möge von seinem Weibe? / und versuchten ihn damit. Er antwortete aber / und sprach: »Was hat euch Moses geboten?« Sie sprachen: »Moses hat zugelassen einen Scheidbrief zu schreiben / und sich zu scheiden. «Jesus antwortete / und sprach zu ihnen: »Um eures Herzen Härtigkeit willen hat er euch solch Gebot geschrieben. Aber von Anfang der Kreatur / hat sie Gott geschaffen ein Männlein und Fräulein. Darum wird der Mensch seinen Vater und Mutter lassen / und wird seinem Weibe anhangen / und werden sein die zwei ein Fleisch. So sind sie nu nicht zwei / sondern ein Fleisch. Was denn Gott zusammengefüget hat / soll der Mensch nicht scheiden.« io Und daheim frageten ihn abermal seine Jünger um dasselbige. Und er sprach zu ihnen: »Wer sich scheidet von seinem Weibe / und freiet ein andere / der bricht die Ehe an ihr. Und so sich ein Weib scheidet von ihrem Manne / und freiet einen andern / die bricht ihre Ehe.« Und sie brachten Kindlein zu ihm / daß er sie anrührete. Die Jünger aber fuhren die an / die sie trugen. Da es aber Jesus sähe / ward er unwillig / und sprach zu ihnen: »Laßt die Kindlein zu mir kommen / und wehret ihnen nicht / denn solcher ist das Reich Gottes. Wahrlich / ich sage euch: Werdas Reich Gottes nichtempfähet / alsein Kindlein/ der wird nicht hinein kommen.« Und herzete sie / und legete die Hände auf sie / und segnete sie. iy Und da er hinausgangen war auf den Weg / lief einer vorne vor / kniete vor ihn / und fragete ihn: »Guter Meister / was soll ich tun / daß ich das ewige Leben ererbe?« Aber Jesus sprach zu ihm: »Was heißest du mich gut? Niemand ist gut / denn der einige Gott. Du weißest ja die Gebot wohl: Du sollst nicht ehebrechen. Du sollst nicht töten. Du sollst nicht stehlen. Du sollst nicht falsch Gezeug-nis reden. Du sollst niemand täuschen. Ehre deinen Vater und Mutter.« Er antwortete aber / und sprach zu ihm: »Meister / das hab ich alles gehalten von meinerjugend auf.« Undjesussaheihnan/und liebete ihn / und sprach zu ihm: »Eines fehlet dir. Gehe hin / verkaufe alles was du hast / und gibs den Armen / so wirst du einen Schatz im »Eines fehlet dir«: Das ist: Es fehlet dir ganz und gar / denn du willst fromm sein / und doch dein Cut nicht lassen um meinetwillen /noch mit mir leiden. Darum ist Mammon gewißlich dein Gott / und hast ihn lieber denn mich. » Verfolgungen«: Wer glaubt/der muß Verfolgung leiden /und alles dran setzen. Dennoch hat er gnug / wo er hin kommt / findet er Vater / Mutter / Brüder / Güter / mehr denn er je verlassen konnte. Himmel haben. Und komm / folge mir nach / und nimm das Kreuz auf dich.« Er aber ward Unmuts über der Rede / und ging traurig davon / denn er hatte viel Güter. Und Jesus sähe um sich / und sprach zu seinen Jüngern: »Wie 23 schwerlich werden die Reichen in das Reich Gottes kommen.« Die Jünger aber entsetzten sich über seiner Rede. Aber Jesus antwortete wiederum und sprach zu ihnen: »Lieben Kinder / wie schwerlich ists / daß die / so ihr Vertrauen auf Reichtum setzen / ins Reich Gottes kommen. Es ist leichter / daß ein Kamel durch ein Nadelöhre gehe / denn daß ein Reicher ins Reich Gottes komme.« Sie entsetzten sich aber noch viel mehr und sprachen unternander: »Wer kann dann selig werden?« Jesus aber sähe sie an und sprach: »Bei den Menschen ists unmöglich / aber nicht bei Gott / denn alle Ding sind möglich bei Gott.« Da sagete Petrus zu ihm: »Siehe / wir haben alles verlassen / und sind 28 dir nachgefolget.« Jesus antwortete / und sprach: »Wahrlich / ich sage euch: Es ist niemand / so er verläßt Haus / oder Brüder / oder Schwester / oder Vater / oder Mutter / oder Weib / oder Kinder / oder Äcker / um meinetwillen / und um des Evangelii willen / der nicht hundertfältig empfahe / jetzt in dieser Zeit / Häuser und Brüder / und Schwester und Mütter / und Kinder und Äcker / mit Verfolgungen / und in der zukünftigen Welt das ewige Leben. Viel aber werden die Letzten sein / die die Ersten sind / und die Ersten sein / die die Letzten sind.« Sie waren aber auf dem Wege / und gingen hinauf gen Jerusalem / und Jesus ging vor ihnen / und sie entsetzten sich / folgeten ihm nach / und furchten sich. Und Jesus nahm abermal zu sich die Zwölfe und sagete ihnen / was ihm widerfahren würde: »Siehe / wir gehen hinauf gen Jerusalem / und des Menschen Sohn wird überantwortet werden den Hohenpriestern und Schriftgelehrten / und sie werden ihn verdammen zum Tode / und überantworten den Heiden / die werden ihn verspotten und geißeln / und verspeien / und töten. Und am dritten Tage wird er auferstehen.« Da gingen zu ihm Jakobus und Johannes die Söhne Zebedäi und 35 sprachen: »Meister / wir wollen / daß du uns tuest / was wir dich bitten werden.« Er sprach zu ihnen: »Was wollt ihr / daß ich euch tue?« Sie sprachen zu ihm: »Gib uns / daß wir sitzen / einer zu deiner Rechten / und einer zu deiner Linken / in deiner Herrlichkeit. «Jesus aber sprach zu ihnen: »Ihr wisset nicht / was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken / den ich trinke / und euch taufen lassen mit der Taufe / da ich mit getauft werde?« Sie sprachen zu ihm: »Ja / wir können es wohl.«Jesus aber sprach zu ihnen: »Zwar ihr werdet den Kelch trinken / den ich trinke / und getauft werden mit der Taufe / da ich mit getauft werde. Zu sitzen aber zu meiner Rechten und zu meiner Linken / stehet mir nicht zu euch zu geben / sondern welchen es bereitet ist.« Und da das die Zehen höreten / wurden sie unwillig über Jakobum 42 und Johannem. Aber Jesus rief ihnen / und sprach zu ihnen: »Ihr wisset / daß die weltlichen Fürsten herrschen / und die Mächtigen unter ihnen haben Gewalt. Aber also soll es unter euch nicht sein. Sondern welcher will groß werden unter euch / der soll euer Diener sein. Und welcher unter euch will der Fürnehmest werden / der soll aller Knecht sein. Denn auch des Menschen Sohn ist nicht kommen / daß er ihm dienen lasse / sondern daß er diene / und gebe sein Leben zur Bezahlung für viele.« 46 Und sie kamen gen Jericho / und da er aus Jericho ging / er und seine Jünger / und ein groß Volk / da saß ein Blinder / Bartimäus Timäi Sohn / am Wege und bettelte. Und da er hörete / daß es Jesus von Nazareth war / fing er an zu schreien / und sagen: »Jesu / du Sohn David / erbarm dich mein.« Und viel bedräueten ihn / er sollte stille schweigen. Er aber schrie viel mehr: »Du Sohn David / erbarm dich mein.« Und Jesus stund stille / und ließ ihm rufen. Und sie riefen dem Blinden / und sprachen zu ihm: »Sei getrost / stehe auf/ er rufet dir.« Und er warf sein Kleid von sich / stund auf / und kam zu Jesu. Und Jesus antwortete / und sprach zu ihm: »Was willst du / das ich dir tun soll?« Der Blinde sprach zu ihm: »Rabbuni / daß ich sehend werde.« Jesus aber sprach zu ihm: »Gehe hin / dein Glaube hat dir geholfen.« Und alsbald ward er sehend / und folgete ihm nach / auf dem Wege. Das eilft Kapitel Und da sie nahe zu Jerusalem kamen / gen Bethphage und Bethanien an den Ölberg / sandte er seiner Jünger zween / und sprach zu ihnen: »Gehet hin in den Flecken / der vor euch liegt / und alsbald wenn ihr hinein kommt / werdet ihr finden ein Füllen angebunden / auf wel- 7 ehern nie kein Mensch gesessen ist. Löset es ab / und führet es her. Und sojemand zu euch sagen wird: Warum tut ihr das? so sprechet: Der Herr darf sein / so wird ers bald her senden.« Sie gingen hin / und funden das Füllen gebunden an der Tür / außen auf dem Wegscheid / und lösetens ab. Und etliche / die da stunden / sprachen zu ihnen: »Was machet ihr / daß ihr das Füllen ablöset?« Sie sagten aber zu ihnen / wie ihnen Jesus geboten hatte / und die ließens zu. Und sie fuhreten das Füllen zu Jesu / und legten ihre Kleider drauf / und er setzte sich drauf. Viel aber breiteten ihre Kleider auf den Weg. Etliche hieben Maien von den Bäumen / und streueten sie auf den Weg. Und die vorne vor gingen / und die hernach folgeten / schrieen und sprachen: Hosianna! Gelobet sei / der da kommt in dem Namen des Herrn! 10 Gelobet sei das Reich unsers Vaters David / das da kommt in dem Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe! Und der Herr ging ein zu Jerusalem / und in den Tempel / und er besähe alles. Und am Abend ging er hinaus gen Bethanien mit den Zwölfen. Und des andern Tages / da sie von Bethanien gingen / hungerte ihn. Und sähe einen Feigenbaum von ferne / der Blätter hatte. Da trat er hinzu / ob er etwas drauf fünde. Und da er hinzu kam / fand er nichts denn nur Blätter / denn es war noch nicht Zeit / daß Feigen sein sollten. Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: »Nu esse von dir niemand keine Frucht ewiglich.« Und seine Jünger höreten das. Und sie kamen gen Jerusalem / und Jesus ging in den Tempel / fing 15 an und trieb aus die Verkäufer und Käufer in dem Tempel / und die Tische der Wechsler / und die Stühle der Taubenkrämer stieß er um / und ließ nicht zu / daß jemand etwas durch den Tempel trüge. Und er lchrete / und sprach zu ihnen: »Stehet nicht geschrieben: Mein Haus soll heißen ein Bethaus allen Völkern? Ihr aber habt eine Mördergruben daraus gemacht.« Und es kam vor die Schriftgelehrten und Hohenpriester / und sie trachteten / wie sie ihn umbrächten. Sie fürchteten sich aber vor ihm / denn alles Volk verwunderte sich seiner Lehre. Und des Abends ging er hinaus vor die Stadt. Und am Morgen gingen sic vorüber / und sahen den Feigenbaum / 20 daß er verdorret war / bis auf die Wurzel. Und Petrus gedachte dran und sprach zu ihm: »Rabbi / siehe der Feigenbaum / den du verflucht hast / ist verdorret.« Jesus antwortete und sprach zu ihnen: »Habt Glauben an Gott. Wahrlich / ich sage euch: Wer zu diesem Berge spräche: Heb dich und wirf dich ins Meer! / und zweifelte nicht in seinem Herzen / sondern glaubte / daß es geschehen würde / was er saget / so wirds ihm geschehen / was er saget. Darum sage ich euch: Alles was ihr bittet in eurem Gebet / glaubet nur / daß ihrs empfahen werdet / so wirds euch werden. Und wenn ihr stehet und betet / so vergebet / wo ihr etwas wider jemand habt / auf daß auch euer Vater im Himmel euch vergebe eure Fehle.« 27 Und sie kamen abermal gen Jerusalem / und da er in den Tempel ging / kamen zu ihm die Hohenpriester und Schriftgelehrten und die Ältesten / und sprachen zu ihm: »Aus was für Macht tust du das? Und wer hat dir die Macht gegeben / daß du solchs tust?« Jesus aber antwortete / und sprach zu ihnen: »Ich will euch auch ein Wort fragen. Antwortet mir / so will ich euch sagen / aus was für Macht ich das tu. Die Taufe Johannis / war sie vom Himmel / oder von Menschen? Antwortet mir!« Und sie gedachten bei sich selbst / und sprachen: »Sagen wir / sie war vom Himmel / so wird er sagen: Warum habt ihr ihm denn nicht geglaubet? Sagen wir aber / sie war von Menschen / so fürchten wir uns vor dem Volk.« Denn sie hielten alle / daß Johannes ein rechter Prophet wäre. Und sie antworteten und sprachen zu Jesu: »Wir wissens nicht.« Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: »So sage ich euch auch nicht / aus was für Macht ich solchs tue.« Das zwölft Kapitel Und er fing an zu ihnen durch Gleichnisse zu reden: »Ein Mensch pflanzete einen Weinberg / und führete einen Zaun drum / und grub eine Kelter / und bauete einen Turm / und tat ihn aus den Weingärtnern und zog über Land. Und sandte einen Knecht / da die Zeit kam / zu den Weingärtnern / daß er von den Weingärtnern nähme von der Frucht des Weinberges. Sie nahmen ihn aber und stäupten ihn / und ließen ihn leer von sich. Abermal sandte er zu ihnen einen andern Knecht / demselbigen zerworfen sie den Kopf mit Steinen / und ließen ihn geschmäht von sich. Abermal sandte er einen andern / denselben töteten sie / und viel andere / etliche stäupten sie / etliche töteten sie. 6 Da hatte er noch einen einigen Sohn / der war ihm lieb / den sandte er zum letzten auch zu ihnen / und sprach: Sie werden sich vor meinem Sohn scheuen. Aber die selben Weingärtner sprachen un- ternander: Dies ist der Erbe. Kommt / laßt uns ihn töten / so wird das Erbe unser sein. Und sie nahmen ihn und töteten ihn / und würfen ihn heraus vor den Weinberg. Was wird nu der Herr des Weinberges tun? Er wird kommen / und die Weingärtner umbringen / und den Weinberg andern geben. Habt ihr auch nicht gelesen diese Schrift? Der Stein / den die Bauleute verworfen haben / der ist ein Eckstein worden. Von dem Herrn ist das geschehen / und es ist wunderbarlich vor unsern Augen.« Und sie trachteten darnach / wie sie ihn griffen / und furchten sich doch vor dem Volk / denn sie vernahmen / daß er auf sie diese Gleichnisse geredet hatte. Und sie ließen ihn / und gingen davon. Und sie sandten zu ihm etliche von den Pharisäern und Herodis 13 Dienern / daß sie ihn fingen in Worten. Und sie kamen und sprachen zu ihm: »Meister / wir wissen / daß du wahrhaftig bist / und fragest nach niemand. Denn du achtest nicht das Ansehen der Menschen / sondern du lehrest den Weg Gottes recht. Ists recht / daß man dem Kaiser Zins gebe / oder nicht? Sollen wir ihn geben oder nicht geben?« Er aber merkete ihre Heuchelei / und sprach zu ihnen: »Was 15 versuchet ihr mich? Bringet mir einen Groschen / daß ich ihn sehe.« Und sie brachten ihm. Da sprach er: »Wes ist das Bilde und die Überschrift?« Sie sprachen zu ihm: »Des Kaisers.« Da antwortete Jesus / und sprach zu ihnen: »So gebet dem Kaiser / was des Kaisers ist / und Gotte / was Gottes ist.« Und sie verwunderten sich sein. Da traten die Sadduzäer zu ihm / die da halten / es sei keine Auferstehung / die fragten ihn / und sprachen: »Meister / Moses hat uns geschrieben: Wenn jemands Bruder stirbt / und läßt ein Weib / und läßt keine Kinder / so soll sein Bruder desselbigen Weib nehmen / und seinem Bruder Samen erwecken. Nu sind sieben Brüder gewesen. Der erste nahm ein Weib / der starb / und ließ keinen Samen. Und der ander nahm sie / und starb / und ließ auch nicht Samen. Der dritte desselbigengleichen / und nahmen sie alle sieben / und ließen nicht Samen. Zuletzt nach allen / starb das Weib auch. Nu in der Auferstehung / wenn sie auferstehen / welchs Weib wird sie sein unter ihnen / denn sieben haben sie zum Weibe gehabt?« Da antwortetejesus / und sprach zu ihnen: »Ists nicht also? Ihr irret / 24 darum daß ihr nichts wisset von der Schrift / noch von der Kraft Gottes. Wenn sie von den Toten auferstehen werden / so werden sie nicht freien / noch sich freien lassen / sondern sie sind wie die Engel im Himmel. Aber von den Toten / daß sie auferstehen werden / habt ihr nicht gelesen im Buch Mosi / bei dem Busch / wie Gott zu ihm sagete / und sprach: Ich bin der Gott Abraham / und der Gott Isaak / und der Gott Jakob. Gott aber ist nicht der Toten / sondern der Lebendigen Gott. Darum irret ihr sehr.« 28- Und es trat zu ihm der Schriftgelehrten einer / der ihnen zugehöret hatte / wie sie sich miteinander befrageten / und sähe daß er ihnen fein geantwortet hatte / und fragete ihn: »Welchs ist das furnehmest Gebot vor allen?« Jesus aber antwortete ihm: »Das furnehmest Gebot vor allen Geboten ist das: >Höre Israel / der Herr unser Gott ist ein einiger Gott. Und du sollst Gott deinen Herrn lieben / von ganzem Herzen / von ganzer Seele / von ganzem Gemüte und von allen deinen Kräften.< Das ist das furnehmeste Gebot. Und das ander ist ihm gleich: >Du sollst deinen Nähesten lieben / als dich selbst. < Es ist kein ander größer Gebot / denn diese.« Und der Schriftgelehrte sprach zu ihm: »Meister / du hast wahrlich recht geredt / denn es ist ein Gott / und ist kein ander außer ihm. Und denselbigen lieben von ganzem Herzen / von ganzem Gemüte / von ganzer Seele / und von allen Kräften / und lieben seinen Nähesten als sich selbst / das ist mehr denn Brandopfer und alle Opfer.« Da Jesus aber sähe / daß er vcrnünftiglich antwortete / sprach er zu ihm: »Du bist nicht ferne von dem Reich Gottes.« Und es thurste ihn niemand weiter fragen. 35 Und Jesus antwortete / und sprach / da er lehrete im Tempel: »Wie sagen die Schriftgelehrtcn / Christus sei Davids Sohn? Er aber David spricht / durch den heiligen Geist: Der Herr hat / gesagt zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten / bis daß ich lege deine Feinde zum Schemel deiner Füße. Da heißt ihn ja David seinen Herrn. Woher ist er denn sein Sohn?« Und viel Volks höretc ihn gerne. 38 Und er lehrete sie und sprach zu ihnen: »Sehet euch vor / vor den Schriftgelehrtcn die in langen Kleidern gehen / und lassen sich gerne auf dem Markte grüßen / und sitzen gerne obenan in den Schulen / und überTischim Abendmahl. Sie fressen der Witwen Häuser/und wenden langes Gebet vor. Dieselben werden desto mehr Verdammnis empfahen.« Und Jesus setzte sich gegen den Gotteskasten / und schauete / wie 41 das Volk Geld einlegte in den Gotteskasten / und viel Reiche legten viel ein. Und es kam eine arme Witwe / und legte zwei Scherflein ein / die machen einen Heller. Und er rief seinejünger zu sich / und sprach zu ihnen: »Wahrlich / ich sage euch: diese arme Witwe hat mehr in den Gotteskasten gelegt / denn alle die eingelegt haben. Denn sie haben alle von ihrem Übrigen eingelegt / diese aber hat von ihrer Armut alles was sie hat / ihre ganze Nahrung eingelegt.« 44 Das dreizehent Kapitel Und da er aus dem Tempel ging / sprach zu ihm seiner Jünger einer: »Meister / siehe / welche Steine / und welch ein Bau ist das?« Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: »Siehest du wohl allen diesen großen Bau? Nicht ein Stein wird auf dem andern bleiben / der nicht zerbrochen werde.« Und da er aut dem Olberge saß gegen den Tempel / fragten ihn 3 besonders Petrus und Jakobus und Johannes und Andreas: »Sage uns / wann wird das alles geschehen? Und was wird das Zeichen sein / wann das alles soll vollendet werden?« Jesus antwortete ihnen / und fing an zu sagen: »Sehet zu / daß euch nicht jemand verführe. Denn es werden viel kommen unter meinem Namen / und sagen: Ich bin Christus / und werden viel verfuhren. Wenn ihr aber hören werdet von Kriegen / und Kriegsgeschrei / so 7 furchtet euch nicht / denn es muß also geschehen / aber das Ende ist noch nicht da. Es wird sich ein Volk über das ander empören / und ein Königreich über das ander. Und werden geschehen Erdbeben hin und wieder / und wird sein teure Zeit und Schrecken. Das ist der Not Anfang. Ihr aber sehet euch vor denn sie werden euch überantworten vor die Rathäuser und Schulen / und ihr müsset gestäupet werden / und vor Fürsten und Könige müsset ihr geführet werden / um meinetwillen / zu einem Zeugnis über sie. Und das Evangelium muß zuvor geprediget werden / unter alle Völker. Wenn sie euch nu führen und überantworten werden / so sorget 11 nicht / was ihr reden sollt / und bedenket auch nichts zuvor / sondern was euch zu derselbigen Stunde gegeben wird / das redet / denn ihr seids nicht die da reden / sondern der heilige Geist. Es wird aber überantworten ein Bruder den andern zum Tode / und der Vater den Sohn / und die Kinder werden sich empören wider die Eltern / und werden sie helfen töten. Und werdet gehasset sein von jedermann / um meines Namens willen. Wer aber beharret bis an das Ende / der wird selig. 14 Wenn ihr aber sehen werdet den Greuel der Verwüstung / von dem - der Prophet Daniel gesagt hat / daß er stehet / da er nicht soll (wer es lieset / der vernehme es !) / alsdann / wer in Judäa ist / der fliehe auf die Berge. Und wer auf dem Dache ist / der steige nicht hernieder ins Haus / und komme nicht drein / etwas zu holen aus seinem Hause. Und wer auf dem Felde ist / der wende sich nicht um / seine Kleider zu holen. Weh aber den Schwängern und Säugern zu der Zeit! Bittet aber / daß eure Flucht nicht geschehe im Winter. Denn in diesen Tagen werden solche Trübsal sein / als sie nie gewesen sind bisher / vom Anfang der Kreaturen / die Gott geschaffen hat / und als auch nicht werden wird. Und so der Herr diese Tage nicht verkürzt hätte / würde kein Mensch selig. Aber um der Auserwählten willen / die er auserwählet hat / hat er diese Tage verkürzt. 21 Wenn nu jemand zu der Zeit wird euch sagen: >Siehe / hie ist Christus / siehe / da' ist er!< so glaubet nicht. Denn es werden sich erheben falsche Christi / und falsche Propheten / die Zeichen und Wunder tun / daß sie auch die Auserwähleten verführen / so es möglich wäre. Ihr aber sehet euch vor. Siehe / ich habs euch alles zuvor gesagt. Aber zu der Zeit / nach diesem Trübsal / werden Sonne und Mond ihren Schein verlieren / und die Sterne werden vom Himmel fallen / und die Kräfte der Himmel werden sich bewegen. Und dann werden sic sehen des Menschen Sohn kommen in den Wolken / mit 27 großer Kraft und Herrlichkeit. Und dann wird er seine Engel senden / und wird versammeln seine Auserwählten / von den vier Winden / von dem Ende der Erden / bis zum Ende der Himmel. An dem Feigenbaum lernet ein Gleichnis: Wenn jetzt seine Zweige saftig werden / und Blätter gewinnet / so wisset ihr / daß der Sommer nahe ist. Also auch / wenn ihr sehet / daß solchs geschieht / so wisset / daß es nahe vor der Tür ist. Wahrlich / ich sage euch: Dies Geschlecht wird nicht vergehen / bis daß dies alles geschehe. Himmel und Erde werden vergehen / meine Wort aber werden nicht vergehen. Von dem Tag aber und der Stunde weiß niemand / auch 27 von dem Ende . . Himmel. Bis 1526: von einem Ende der Erden bis ans andre. die Engel nicht im Himmel / auch der Sohn nicht / sondern allein der Vater. Sehet zu / wachet und betet / denn ihr wisset nicht / wann es Zeit ist. jj Gleich als ein Mensch / der über Land zog / und ließ sein Haus / und gab seinen Knechten Macht / einem jeglichen sein Werk / und gebot dem Türhüter / er sollt wachen. So wachet nu / denn ihr wisset nicht / wann der Herr des Hauses kommt / ob er kommt am Abend / oder zu Mitternacht oder um den Hahnenschrei / oder des Morgens / auf daß er nicht schnelle komme / und finde euch schlafend. Was ich aber euch sage / das sage ich allen: Wachet!« Das vierzehent Kapitel »Groschen«: Dieser Groschen einer / würde bei uns machen /fast dreißig Meißnische Löwenpfennig oder drillhalben unsrer Groschen. Und nach zween Tagen war Ostern / und die Tage der süßen Brot. Und die Hohenpriester und Schriftgelehrten suchten / wie sie ihn mit Listen griffen und töteten. Sie sprachen aber: »Ja nicht auf das Fest / daß nicht ein Aufruhr im Volk werde.« Und da er zu Bethanien war in Simonis des Aussätzigen Hause / und saß zu Tisch / da kam ein Weib / die hatte ein Glas mit ungefälschtem und köstlichem Nardcnwasser / und sie zerbrach das Glas / und goß es auf sein Haupt. Da waren etliche / die wurden unwillig / und sprachen: »Was soll doch dieser Unrat? Man könnte das Wasser mehr denn um dreihundert Groschen verkauft haben / und dasselb den Armen geben.« Und murreten über sie. Jesus aber sprach: »Lasset sie mit Frieden / was bekümmert ihr sie? Sie hat ein gut Werk an mir getan. Ihr habt alle Zeit Armen bei euch / und wenn ihr wollt / könnet ihr ihnen Guts tun. Mich aber habt ihr nicht allezeit. Sie hat getan / was sie konnte / sie ist zuvor kommen / meinen Leichnam zu salben zu meinem Begräbnis. Wahrlich ich sage euch: wo dies Evangelium geprediget wird in aller Welt / da wird man auch das sagen zu ihrem Gedächtnis / das siejetzt getan hat.« Und Judas Ischarioth / einer von den Zwölfen / ging hin zu den Hohenpriestern / daß er ihn verriete. Da sic das höreten / wurden sie froh / und verhießen ihm das Geld zu geben. Und er suchete / wie er ihn füglich verriete. Und am ersten Tage der süßen Brot / da man das Osterlamm opferte / sprachen seine Jünger zu ihm: »Wo willst du / daß wir hingehen 3 6 und bereiten / daß du das Osterlamm essest?« Und er sandte seiner Jünger zween / und sprach zu ihnen: »Gehet hin in die Stadt / und es wird euch ein Mensch begegnen / der trägt einen Krug mit Wasser. Folget ihm nach / und wo er eingehet / da sprechet zu dem Hauswirte: Der Meister lässet dir sagen: Wo ist das Gasthaus / darinnen ich das Osterlamm esse mit meinenJüngernPUnder wird euch einen großen Saal zeigen / der gepflas tert und bereit ist/daselbst richtet für uns zu.« Und diejünger gingen aus/und kamen in die Stadt/und fundens/wie er ihnen gesagt hatte / und bereiteten das Osterlamm. 17 Am Abend aber kam er mit den Zwölfen. Und als sie zu Tisch saßen und aßen / sprach Jesus: »Wahrlich / ich sage euch: Einer unter euch / der mit mir isset / wird mich verraten.« Und sie wurden traurig / und sagten zu ihm / einer nach dem andern: »Bin ichs?« Und der ander: »Bin ichs?« Er antwortete / und sprach zu ihnen: »Einer aus den Zwölfen / der mit mir in die Schüssel tauchet. Zwar des Menschen Sohn gehet hin / wie von ihm geschrieben stehet. Weh aber dem Menschen / durch welchen des Menschen Sohn verraten wird! Es wäre demselben Menschen besser / daß er nie geboren wäre.« Und indem sie aßen / nahm Jesus das Brot / dankete / und brachs / und gabs ihnen / und sprach: »Nehmet / esset/das ist mein Leib.« Und nahm den Kelch / und dankete / und gab ihnen den / und sie trunken alle draus / und er sprach zu ihnen: »Das ist mein Blut / des neuen Testaments / das für viele vergossen wird. Wahrlich / ich sage euch / daß ich hinfort nicht trinken werde vom Gewächse des Weinstocks / bis auf den Tag / da ichs neu trinke / in dem Reich Gottes.« 26 Und da sie den Lobgesang gesprochen hatten / gingen sie hinaus an den Ölberg. Und Jesus sprach zu ihnen: »Ihr werdet euch in dieser Nacht alle an mir ärgern / denn es stehet geschrieben: Ich werde den Hirten schlagen / und die Schafe werden sich zerstreuen. Abernach-dem ich auferstehe / will ich vor euch hingehen in Galiläam.« Petrus aber sagete zu ihm: »Und wenn sie sich alle ärgerten / so wollte doch ich mich nicht ärgern.« Und Jesus sprach zu ihm: »Wahrlich / ich sage dir: Heute / in dieser Nacht / ehe denn der Hahne zweimal krähet / wirst du mich dreimal verleugnen.« Er aber redete noch weiter: »Ja wenn ich mit dir auch sterben müßte / wollt ich dich nicht verleugnen.« Desselbigengleichen sagten sic alle. 32 Und sie kamen zu dem Hofe / mit Namen Gethsemane / und er sprach zu seinen Jüngern: »Setzet euch hie bis ich hingehe / und 22 dankete. Bis 1525: sprach den Segen. bete.« Und nahm zu sich Petrum und Jakobum und Johannem / und fing an zu zittern und zu zagen / und sprach zu ihnen: »Meine Seele ist betrübt bis an den Tod. Enthaltet euch hie und wachet.« Und ging ein wenig fürbaß / fiel auf die Erden / und betete / daß / so es möglich wäre / die Stunde vorüberginge / und sprach: »Abba / mein Vater / es ist dir alles möglich. Überhebe mich dieses Kelchs. Doch nicht was ich will / sondern was du willst.« Und kam und fand sie schlafend. Und sprach zu Petro: »Simon / 37 schlafest du? Vermöchtest du nicht eine Stunde zu wachen? Wachet und betet / daß ihr nicht in Versuchung fallet. Der Geist ist willig / aber das Fleisch ist schwach.« Und ging wieder hin / und betete / und sprach dieselbigen Wort. Und kam wieder / und fand sie abermal schlafend / denn ihre Augen waren voll Schlafs / und wußten nicht / was sie ihm antworteten. Und er kam zum dritten Mal / und 41 sprach zu ihnen: »Ach wollt ihr nu schlafen und ruhen? Es ist gnug. Die Stunde ist kommen / siehe / des Menschen Sohn wird überantwortet in der Sünder Hände. Stehet auf / laßt uns gehen. Siehe / der mich verrät / ist nahe.« Und alsbald / da er noch redete / kam herzu Judas der Zwölfen einer / und eine große Schar mit ihm / mit Schwertern und mit Stangen / von den Hohenpriestern und Schriftgelehrten und Ältesten. Und der Verräter hatte ihnen ein Zeichen gegeben / und gesagt: »Welchen ich küssen werde / der ists / den greifet / und führet ihn gewiß.« Und da er kam / trat er bald zu ihm / und sprach zu ihm: »Rabbi / Rabbi.« 45 Und küssete ihn. Die aber legten ihre Hände an ihn / und griffen ihn. Einer aber von denen / die dabei stunden / zog sein Schwert aus / und schlug des Hohenpriesters Knecht / und hieb ihm ein Ohr ab. Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: »Ihr seid ausgegangen als zu einem Mörder mit Schwertern und mit Stangen / mich zu fallen. Ich bin täglich bei euch im Tempel gewesen / und habe gelehret / und ihr habt mich nicht gegriffen / aber auf daß die Schrift erfüllet werde.« Und die Jünger verließen ihn alle / und flohen. Und cs war ein Jüngling / der folgete ihm nach / der war mit Leinwand bekleidet auf der bloßen Haut / und die Jünglinge griffen ihn. Er aber ließ die Leinwand fahren / und flöhe bloß von ihnen. Und sie führeten Jesum zu dem Hohenpriester / dahin zusammen 53 kommen waren alle Hohenpriester und Ältesten und Schriftgelehr- 41 Ach wollt ihr ... ruhen? Bis 1527: Ja schlaft nun und ruhet. 45 Rabbi, Rabbi. Bis tS2j: Lieber Meister, lieber Meister. ten. Petrus aber folgete ihm nach von ferne / bis hinein in des Hohenpriesters Palast. Und er war da / und saß bei den Knechten / und wärmete sich bei dem Licht. 33 Aber die Hohenpriester und der ganze Rat / suchten Zeugnis wider Jesum / auf daß sie ihn zu Tode brächten / und funden nichts. Viel gaben falsch Zeugnis wider ihn / aber ihr Zeugnis stimmete nicht überein. Und etliche stunden auf / und gaben falsch Zeugnis wider ihn / und sprachen: »Wir haben gehöret / daß er sagete: Ich will den Tempel / der mit Händen gemacht ist / abbrechen / und in dreien Tagen einen andern bauen / der nicht mit Händen gemacht sei.« Aber ihr Zeugnis stimmete noch nicht überein. 60 Und der Hohepriester stund auf unter sie / und fragete Jesum / und sprach: »Antwortest du nichts zu dem / das diese wider dich zeugen?« Er aber schwieg stille / und antwortete nichts. Da fragete ihn der Hohepriester abermal / und sprach zu ihm: »Bist du Christus der Sohn des Hochgelobten?« Jesus aber sprach: »Ich bins / und ihr werdet sehen des Menschen Sohn sitzen zur rechten Hand der Kraft / und kommen mit des Himmels Wolken.« Da zerriß der Hohepriester seinen Rock und sprach: »Was dürfen wir weiter Zeugen? Ihr habt gehöret die Gotteslästerung. Was dünket euch?« Sie aber verdammten ihn alle / daß er des Todes schuldig wäre. Da fingen an etliche ihn zu verspeien / und verdecken sein Angesichte / und ihn mit Fäusten schlagen / und zu ihm sagen: »Weissage uns!« Und die Knechte schlugen ihn ins Angesichte. 66 Und Petrus war danieden im Palast / da kam des Hohenpriesters Mägde eine / und da sie sähe Petrum sich wärmen / schauete sie ihn an / und sprach: »Und du wärest auch mit Jesu von Nazareth.« Er leugnete aber und sprach: »Ich kenne ihn nicht / weiß auch nicht was du sagest.« Und er ging hinaus in den Vorhof / und der Hahn krähe-te. Und die Magd sähe ihn / und hub abermal an zu sagen denen die dabei stunden: »Dieser ist der einer.« Und er leugnete abermal. Und nach einer kleinen Weile sprachen abermal zu Petro / die dabei stunden: »Wahrlich du bist der einer / denn du bist ein Galiläer / und deine Sprache lautet gleich also.« Er aber fing an / sich zu verfluchen und schwören: »Ich kenne des Menschen nicht / von dem ihrsaget.« Und der Hahn krähete zum andernmal. Da gedachte Petrus an das Wort / dasjesus zu ihm sagte: »Ehe denn der Hahne zweimal krähet / wirst du mich dreimal verleugnen.« Und er hub an zu weinen. »König«: Höhnisch redet Pilatus / als sollt er sagen: Klaget ihr / daß dieser armer Mensch König sei/so seid ihr toll und töricht. Utsup. Matthäus 27; qui dicitur Christus. (Wie oben Matthäus 27,22: wen dem gesagt wird/er sei Christus.') Das funftzehent Kapitel Und bald am Morgen hielten die Hohenpriester einen Rat mit den Ältesten und Schriftgelehrten / dazu der ganze Rat / und bunden Jesum / und fuhreten ihn hin / und überantworteten ihn Pilato. Und Pilatus fragete ihn: »Bist du ein König der Juden?« Er antwortete aber / und sprach zu ihm: »Du sagests.« Und die Hohenpriester beschuldigeten ihn hart. Pilatus aber fragte ihn abermal / und sprach: »Antwortest du nichts? Siehe / wie hart sie dich verklagen.« Jesus aber antwortete nichts mehr also / daß sich auch Pilatus verwunderte. Er pflegte aber ihnen auf das Osterfest einen Gefangenen loszuge- 6 ben / welchen sie begehrten. Es war aber einer / genannt Barrabas / gefangen mit den Aufrührischen / die im Aufruhr einen Mord begangen hatten. Und das Volk ging hinauf / und bat / daß er täte / wie er pflegete. Pilatus aber antwortete ihnen: »Wollt ihr / daß ich euch den König der Juden losgebe?« Denn er wußte / daß ihn die Hohenpriester aus Neid überantwortet hatten. Aber die Hohenpriester rei-zeten das Volk / daß er ihnen viel lieber den Barrabam losgebe. Pilatus aber antwortete wiederum/und sprach zu ihnen: »Was wollt 12 ihr denn / daß ich tue dem / den ihr schuldiget / er sei ein König der Juden?« Sie schrieen abermal: »Kreuzige ihn!« Pilatus aber sprach zu ihnen: »Was hat er Übels getan?« Aber sie schrieen noch viel mehr: »Kreuzige ihn!« Pilatus aber gedachte dem Volk gnug zu tun / und gab ihnen Barrabam los / und überantwortete ihnen Jesum / daß er gegeißelt und gekreuziget würde. Die Kriegsknechte aber führeten ihn hinein in das Richthaus / und riefen zusammen die ganze Schar. Und zogen ihm einen Purpur an / und flochten eine dornene Krone / und setzten sie ihm auf / und fingen an ihn zu grüßen: »Gegrüßet seiest du / der Juden König!« Und schlugen ihm das Haupt mit dem Rohr / und verspeieten ihn / und fielen auf die Kniee / und beteten ihn an. Und da sie ihn verspottet hatten / zogen sie ihm den Purpur aus / und 20 zogen ihm seine eigenen Kleider an / und fuhreten ihn aus / daß sie ihn kreuzigten. Und zwungen einen / der vorüberging / mit Namen Simon von Kyrene / der vom Felde kam (der ein Vater war Alexand-ri und Rufi) / daß er ihm das Kreuze trüge. Und sie brachten ihn an die Stätte Golgatha / das ist verdolmetschet >Schädelstättc<. Und sie gaben ihm Myrrhen im Wein zu trinken / und nahms nicht zu sich. Und da sie ihn gekreuziget hatten / teileten sie seine Kleider / und worfen das Los drum / welcher was überkäme. Und es war um die dritte Stunde / da sie ihn kreuzigten. Und es war oben über ihn geschrieben / was man ihm schuld gab / nämlich: »Ein König der Juden«. Und sie kreuzigeten mit ihm zween Mörder / einen zu seiner Rechten / und einen zur Linken. Da ward die Schrift erfüllet / die da sagt: »Er ist unter die Übeltäter gerechnet.« Und die vorübergingen / lästerten ihn / und schüttelten ihre Häupter / und sprachen: »Pfui dich / wie fein zerbrichest du den Tempel / und bauest ihn in dreien Tagen. Hilf dir nu selber / und steige herab vom Kreuze.« Desselbigengleichen die Hohenpriester verspotteten ihn unternander / samt den Schriftgelehrten / und sprachen: »Er hat andern geholfen und kann ihm selber nicht helfen. Ist er Christus / und König in Israel / so steige er nu vom Kreuze / daß wir sehen und glauben.« Und die mit ihm gekreuziget waren / schmäheten ihn auch. Und nach der sechsten Stunde / ward eine Finsternis über das ganze Land bis um die neunte Stunde. Und um die neunte Stunde / rief Jesus laut / und sprach: »Eli / Eli / lama asabthani?« Das ist verdolmetscht: »Mein Gott / mein Gott / warum hast du mich verlassen?« Und etliche / die dabei stunden / da sie das höreten / sprachen sie: »Siehe / er rufet dem Elias.« Da lief einer / und fullete einen Schwamm mit Essig / und stecketc ihn auf ein Rohr / und tränkete ihn / und sprach: »Halt! laßt sehen / ob Elias komme / und ihn herabnehme. « Aber Jesus schrie laut / und verschied. Und der Vorhang im Tempel zerriß in zwei Stück / von oben an / bis unten aus. Der Hauptmann aber / der dabei stund gegen ihm über / und sähe / daß er mit solchem Geschrei verschied / sprach er: »Wahrlich dieser Mensch ist Gottes Sohn gewesen!« Und es waren auch Weiber da / die von ferne solches schaueten / unter welchen war Maria Magdalena / und Maria des kleinen Jakobs und Joses Mutter / und Salome / die ihm auch nachgefolget / da er in Galiläa war / und gedienct hatten / und viel andere / die mit ihm hinauf gen Jerusalem gegangen waren. Und am Abend / dieweil cs der Rüsttag war / welcher ist der Vor-sabbath / kam Joseph von Arimathia / ein ehrbarer Ratsherr / welcher auch auf das Reich Gottes wartete / der wagts / und ging hinein zu Pilato / und bat um den Leichnam Jesu. Pilatus aber verwunderte »um die dritte Stunde«: Das ist / sie fingen an zu handeln /daßer gekreuzigt würde. Aber um die sechste Stunde ist er gekreuziget /wie die andern Evangelisten schreiben. Es meinen aber etliche/der Text sei hierdurch die Schreiber verrückt /daß anstatt des Buchstaben 5 (welcher im Griechischen sechs bedeutet) sei der Buchstab y gesetzt / (welcher drei bedeutet) /weil sie einander nicht fast ungleich sind. sich / daß er schon tot war. Und rief dem Hauptmann / und fragete ihn / ob er längest gestorben wäre? Und als ers erkundet von dem Hauptmann / gab er Joseph den Leichnam. Und er kaufte eine Leinwand / und nahm ihn ab / und wickelte ihn in die Leinwand / und legte ihn in ein Grab / das war in einen Fels gehauen / und wälzete einen Stein vor des Grabes Tür. Aber Maria Magdalena / und Maria Joses schaueten zu / wo er hin gelegt ward. Das sechzehent Kapitel Und da der Sabbath vergangen war / kauften Maria Magdalena / und Maria Jakobi und Salome Spezerei / auf daß sie kämen / und salbeten ihn. Und sie kamen zum Grabe an einem Sabbath sehr frühe / da die Sonne aufging. Und sie sprachen unternander: »Wer wälzet uns den Stein von des Grabs Tür?« Und sie sahen dahin / und wurden gewahr / daß der Stein abgewälzet war / denn er war sehr groß. Und sie gingen hinein in das Grab / und sahen einen Jüngling zur 5 rechten Hand sitzen / der hatte ein lang weiß Kleid an / und sie entsetzten sich. Er aber sprach zu ihnen: »Entsetzet euch nicht. Ihr suchet Jesum von Nazareth den Gekreuzigten. Er ist auferstanden / und ist nicht hie. Siehe da / die Stätte / da sie ihn hinlegten. Gehet aber hin / und sagts seinen Jüngern / und Petro / daß er vor euch hingehen wird in Galiläa / da werdet ihr ihn sehen / wie er euch gesagt hat.« Und sie gingen schnelle heraus / und flohen von dem Grabe / denn es war sie Zittern und Entsetzen ankommen / und sagten niemand nichts / denn sie furchten sich. Jesus aber / da er auferstanden war / frühe am ersten Tage der Sab- g bather / erschien er am ersten der Maria Magdalena / von welcher er sieben Teufel ausgetrieben hatte. Und sie ging hin / und verkündi-gets denen / die mit ihm gewesen waren / die da Leide trugen und weineten. Und dieselbigen / da sic höreten / daß er lebete / und wäre ihr erschienen / glaubten sie nicht. Darnach / da zween aus ihnen wandelten / offenbarte er sich unter einer andern Gestalt / da sie aufs Feld gingen. Und dieselbigen gingen auch hin / und verkündigeten das den andern / denen glaubten sie auch nicht. Von 9 iib ist der Text unsicher und nicht ursprünglich. Zuletzt / da die Eilfe zu Tisch saßen / offenbarte er sich / und schalt ihren Unglauben / und ihres Herzens Härtigkeit / daß sie nicht geglaubt hatten / denen / die ihn gesehen hatten auferstanden. Und sprach zu ihnen: »Gehet hin in alle Welt / und prediget das Evangelium allen Kreaturen. Wer da glaubet und getauft wird / der wird selig werden. Wer aber nicht glaubet / der wird verdammt werden. Die Zeichen aber / die da folgen werden / denen / die da glauben / sind die: ln meinem Namen werden sie Teufel austreiben / mit neuen Zungen reden / Schlangen vertreiben. Und so sie etwas Tödlichs trinken / wirds ihnen nicht schaden. Auf die Kranken werden sie die Hände legen / so wirds besser mit ihnen werden.« Und der Herr / nachdem er mit ihnen geredet hatte / ward er aufgehoben gen Himmel / und sitzet zur rechten Hand Gottes. Sie aber gingen aus / und predigten an allen Örtern / und der Herr wirkte mit ihnen / und bekräftigete das Wort / durch mitfolgende Zeichen. Evangelium S. Lukas Das erst Kapitel Sintemal sichs viel unterwunden haben / zu stellen die Rede von den Geschichten / so unter uns ergangen sind / wie uns das gegeben 2 haben / die es von Anfang selbst gesehen / und Diener des Worts gewesen sind / habe ichs auch für gut angesehen / nachdem ichs alles von Anbeginne erkundet habe / daß ichs zu dir / mein guter Theophile / mit Fleiß ordentlich schriebe / auf daß du gewissen Grund erfahrest der Lehre / welcher du unterrichtet bist. Zu der Zeit Herodis / des Königes Judää / war ein Priester von der 5 Ordnung Abia / mit Namen Zacharias / und sein Weib von den 2 die es von Anfang selbst gesehen. Bis 1523: die Selbsichtige ... gewesen sind. Töchtern Aarons / welche hieß Elisabeth. Sie waren aber alle beide fromm vor Gott / und gingen in allen Geboten und Satzungen des Herrn untadelig. Und sie hatten kein Kind / denn Elisabeth war unfruchtbar / und waren beide wohl betaget. 8 Und es begab sich / da er Priesters Amt pflegete vor Gott / zur Zeit seiner Ordnung / nach Gewohnheit des Priestertums / und an ihm war / daß er räuchern sollt / ging er in den Tempel des Herrn / und die ganze Menge des Volks war haußen und betete / unter der Stunde des Räucherns. Es erschien ihm aber der Engel des Herrn / und stund zur rechten Hand am Räuchaltar. Und als Zacharias ihn sähe / erschrak er / und es kam ihn eine Furcht an. Aber der Engel sprach zu ihm: »Fürchte dich nicht Zacharia / denn dein Gebet ist erhöret. Und dein Weib Elisabeth wird dir einen Sohn gebären / des Namen sollst du Johannes heißen / und du wirst des Freude und Wonne haben / und viel werden sich seiner Geburt freuen. Denn er wird groß sein vor dem Herrn / Wein und stark Getränke wird er nicht trinken. Und wird noch in Mutterleibe erfüllet werden mit dem heiligen Geist / und er wird der Kinder von Israel viel zu Gott ihrem Herrn bekehren. Und 17 er wird vor ihm her gehen / im Geist und Kraft Elias / zu bekehren die Herzen der Väter zu den Kindern / und die Ungläubigen zu der Klugheit der Gerechten / zuzurichten dem Herrn ein bereit Volk.« Und Zacharias sprach zu dem Engel: »Wobei soll ich das erkennen? Denn ich bin alt / und mein Weib ist betaget.« Der Engel antwortete / und sprach zu ihm: »Ich bin Gabriel / der vor Gott stehet / und bin gesandt / mit dir zu reden / daß ich dirsolchs verkündigte. Und siehe/ du wirst erstummen und nicht reden können/bis auf den Tag / da dies geschehen wird / darum daß du meinen Worten nicht geglaubet hast / welche sollen erfüllet werden zu ihrer Zeit.« 21 Und das Volk wartete auf Zacharias / und verwunderte sich / daß er so lange im Tempel verzog. Und da er heraus ging / konnte er nicht mit ihnen reden. Und sie merkten / daß er ein Gesichte gesehen hatte im Tempel. Und er winkete ihnen / und blieb stumm. Und es begab sich / da die Zeit seines Amts aus war / ging er heim in sein Haus. Und nach den Tagen ward sein Weib Elisabeth schwanger / und verbarg sich fünf Monden / und sprach: »Also hat mir der Herr »Gebenedei e-te«: Das ist auf deutsch >du Hodtgelobtei. »du hast Gnade bei Gott [linden«: Das ist /du hast einen gnädigen Gott. »gebenedeiet bist du«. Auf deutsch also:gelobet bist du etc. getan / in den Tagen / da er mich angesehen hat t daß er meine Schmach unter den Menschen von mir nehme.« Und im sechsten Mond / ward der Engel Gabriel gesandt von Gott / in eine Stadt in Galiläa / die heißt Nazareth / zu einerjungfrauen / die vertrauet war einem Manne / mit Namenjoseph / vom Hause David / und die Jungfrau hieß Maria. Und der Engel kam zu ihr hinein / und sprach: »Gegrüßet seist du Holdselige / der Herr ist mit dir / du Gebcnedeiete unter den Weibern.« Da sie aber ihn sähe / erschrak sie über seiner Rede / und gedachte: 29 »Welch ein Gruß ist das?« Und der Engel sprach zu ihr: »Fürchte dich nicht Maria / du hast Gnade bei Gott funden. Siehe / du wirst schwanger werden im Leibe / und einen Sohn gebären / des Namen sollst du Jesus heißen. Der wird groß / und ein Sohn des Höhesten genennet werden. Und Gott der Herr wird ihm den Stuhl seines Vaters David geben / und er wird ein König sein über das Haus Jakob ewiglich / und seines Königreichs wird kein Ende sein.« Da sprach Maria zu dem Engel: »Wie soll das zugehen? Sintemal ich 34 von keinem Manne weiß.« Der Engel antwortete / und sprach zu ihr: »Der heilige Geist wird über dich kommen / und die Kraft des Höhesten wird dich überschatten. Darum auch das Heilige / das von dir geboren wird / wird Gottes Sohn genennet werden. Und siehe / Elisabeth deine Gefreundete / ist auch schwanger mit einem Sohn / in ihrem Alter / und gehet jetzt im sechsten Mond / die im Geschrei ist / daß sie unfruchtbar sei. Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich.« Maria aber sprach: »Siehe / ich bin des Herrn Magd / mir geschehe wie du gesagt hast.« Und der Engel schied von ihr. Maria aber stund auf in den Tagen / und ging auf das Gebirge ende- 39 lieh / zu der Stadtjudä / und kam in das Haus Zacharias / und grüßete Elisabeth. Und cs begab sich / als Elisabeth den Gruß Mariä hörcte / hüpfete das Kind in ihrem Leibe. Und Elisabeth ward des heiligen Geistes voll / und rief laut / und sprach: »Gebenedeiet bist du unter den Weibern / und gebenedeiet ist die Frucht deines Leibes. Und woher kommt mir das / daß die Mutter meines Herrn zu mir kommt? Siehe / da ich die Stimme deines Grußes hörete / hüpfete mit Freuden das Kind in meinem Leibe. Und o selig bist du / die du geglaubet hast / denn es wird vollendet werden / was dir gesagt ist von dem Herrn.« Und Maria sprach: 39 eiidelicli (eilend). Bis (327: mit Zuchten. 48 seine elende Magd. Bis 1540: die Niedrigkeit seiner Magd. Meine Seele erhebt den Herrn. Und mein Geist freuet sich Gottes meines Heilands. Denn er hat seine elende Magd angesehen. Siehe / von nun an werden mich selig preisen alle Kindeskind. Denn er hat große Ding an mir getan / der da mächtig ist / und des Namen heilig ist. Und seine Barmherzigkeit währet immer für und für / bei denen die ihn fürchten. Er übet Gewalt mit seinem Arm / und zerstreuet die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn. 52 Er stoßet die Gewaltigen vom Stuhl / und erhebt die Elenden. Die Hungerigen füllet er mit Gütern / und läßt die Reichen leer. Er denket der Barmherzigkeit / und hilft seinem Diener Israel auf. Wie er geredt hat unsern Vätern / Abraham und seinem Samen ewiglich. Und Maria blieb bei ihr bei dreien Monden. Darnach kehrete sie wiederum heim. 57 Und Elisabeth kam ihre Zeit / daß sie gebären sollt / und sie gebar einen Sohn. Und ihre Nachbarn und Gefreundten höreten / daß der Herr große Barmherzigkeit an ihr getan hatte / und freueten sich mit ihr. Und es begab sich am achten Tage / kamen sie zu beschneiden das Kindlein / und hießen ihn nach seinem Vater: Zacharias. Aber seine Mutter antwortete / und sprach: »Mit nichten / sondern er soll Johannes heißen.« Und sie sprachen zu ihr: »Ist doch niemand in deiner Freundschaft / der also heiße.« 62 Und sie winketen seinem Vater / wie er ihn wollt heißen lassen. Und er forderte ein Täfelein / schrieb und sprach: »Er heißt Johannes.« Und sie verwunderten sich alle. Und alsbald ward sein Mund und seine Zunge aufgetan / und redete / und lobete Gott. Und es kam eine Furcht über alle Nachbarn / und diese Geschichte ward alles ruchbar auf dem ganzen Jüdischen Gebirge. Und alle / die es höreten / nah-mens zu Herzen und sprachen: »Was meinest du / will aus dem Kindlein werden?« Denn die Hand des Herrn war mit ihm. Und sein Vater Zacharias ward des heiligen Geistes voll / weissage-te / und sprach: »Erkenntnis des Heils«: Daßsie wissen sollen / wie sie selig werden müssen. Nicht durch die Werk des Gesetzes /sondern durch Vergebung der Sünden etc. »der Aufgang aus der Höhe«: Christus nach der Gottheit ist der Aufgang in der Höhe vom Vater. Schätzen ist hie / daß ein jeglicher hat müssen ein Ort ( Viertel) des Gulden gehen von jeglichem Haupt. Gelobet sei der Herr der Gott Israels / 68 denn er hat besucht und erlöset sein Volk. Und hat uns aufgericht ein Horn des Heils / in dem Hause seines Dieners David. Als er vor Zeiten geredt hat / durch den Mund seiner heiligen Propheten. Daß er uns errettete von unsern Feinden / und von der Hand aller die uns hassen. Und die Barmherzigkeit erzeigete unsern Vätern / und gedächte an seinen heiligen Bund. Und an den Eid / den er geschworen hat unserm Vater Abraham / uns zu geben. Daß wir erlöset aus der Hand unsrer Feinde / ihm dieneten ohn Furcht unser Leben lang. In Heiligkeit und Gerechtigkeit / die ihm gefällig ist. Und du Kindlein wirst ein Prophet des Höhesten heißen / du wirst vor dem Herrn her gehen / daß du seinen Weg bereitest. Und Erkenntnis des Heils gebest seinem Volk / die da ist in Vergebung ihrer Sünden. Durch die herzliche Barmherzigkeit unsers Gottes / durch welche uns besucht hat der Aufgang aus der Höhe. Auf daß er erscheine / denen / die da sitzen im Finsternis und Schatten des Tods / und richte unsre Füße auf den Weg des Friedes. Und das Kindlein wuchs und war stark im Geist. Und war in der So Wüsten / bis daß er sollt hervortreten vor das Volk Israel. Das ander Kapitel Es begab sich aber zu der Zeit / daß ein Gebot von dem Kaiser Au-gusto ausging / daß alle Welt geschätzt würde. Und diese Schatzung war die allererste / und geschah zur Zeit / da Kyrenius Landpfleger in Syrien war. Und jedermann ging / daß er sich schätzen ließe / ein jeglicher in seine Stadt. Da machete sich auf auch Joseph / aus Galiläa / aus der Stadt Naza- 4 reth / in das Jüdische Land / zur Stadt Davids / die da heißt Bethlehem / darum daß er von dem Hause und Geschlechte Davids war / auf daß er sich schätzen ließe mit Maria seinem vertraueten Weibe / die war schwanger. Und als sie daselbst waren / kam die Zeit / daß sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn / und wickelte ihn in Windeln / und legete ihn in eine Krippen / denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge. 8 Und es waren Hirten in derselbigen Gegend auf dem Felde / bei den Hürden / die hüteten des Nachts ihrer Herde. Und siehe / des Herrn Engel trat zu ihnen / und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie / und sie furchten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: »Fürchtet euch nicht / siehe / ich verkündige euch große Freude / die allem Volk widerfahren wird. Denn euch ist heute der Heiland geboren / welcher ist Christus der Herr / in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt / und in einer Krippen liegen.« Und alsbald ward da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen / die lobten Gott / und 14 sprachen: »Ehre sei Gott in der Höhe / und Friede auf Erden / und den Menschen ein Wohlgefallen.« Und da die Engel von ihnen gen Himmel fuhren / sprachen die Hirten unternander: »Laßt uns nu gehen gen Bethlehem / und die Geschieht sehen / die da geschehen ist / die uns der Herr kundgetan hat.« Und sie kamen eilend / und funden beide / Mariam undjoseph / dazu das Kind in der Krippen liegen. Da sie es aber gesehen hatten / breiteten sie das Wort aus / welchs zu ihnen von diesem Kind gesagt war. Und alle / vor die es kam / wunderten sich der Rede / die ihnen die Hirten gesagt hatten. Maria aber behielt alle diese Wort / und bewegete sie in ihrem Herzen. Und die Hirten kehreten wieder um / preiseten und lobten Gott um alles / das sie gehöret und gesehen hatten / wie denn zu ihnen gesagt war. Und da acht Tage um waren / daß das Kind beschnitten würde / da ward sein Name genennet Jesus / welcher genennet war von dem Engel / ehe denn er in Mutterleibe empfangen ward. 22 Und da die Tage ihrer Reinigung nach dem Gesetz Mosi kamen / brachten sie ihn gen Jerusalem / auf daß sie ihn darstcllcten dem Herrn / wie denn geschrieben stehet in dem Gesetz des Herrn: »Allerlei Männlein / das zum ersten die Mutter bricht / soll dem Herrn geheiliget heißen« / und daß sie gäben das Opfer/nachdem gesagt ist im Gesetz des Herrn: ein Paar Turteltauben/ oder zwojunge Tauben. 14 nach besserer griechischer Lesart ist zu übersetzen: »Friede auf Erden unter den Menschen des Wohlgefallens.« » Wohlgefallen« Daß die Menschen davon Lust und Liebe haben werden / gegen Gott und unternander. Und dasselb mit Dank annehmen /und darüber alles mit Freuden lassen und leiden. im Frieden fahren«: Das ist 'Ju will ich fröhlich sterben. 116 Lukas 2 Und siehe / ein Mensch war zujerusalem / mit Namen Simeon / und 25 derselbe Mensch war fromm und gottflirchtig / und wartete auf den Trost Israels / und der heilige Geist war in ihm. Und ihm war eine Antwort worden von dem heiligen Geist / er sollt den Tod nicht sehen / er hätte denn zuvor den Christ des Herrn gesehen. Und kam aus Anregen des Geistes in den Tempel. Und da die Eltern das Kind Jesum in den Tempel brachten / daß sie für ihn täten / wie man pfleget nach dem Gesetz / da nahm er ihn auf seine Arme / und lobte Gott / und sprach: Herr /1111 lässest du deinen Diener im Frieden fahren / wie du gesagt hast. Denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen. Welchen du bereitet hast / vor allen Völkern. Ein Licht zu erleuchten die Heiden / und zum Preis deines Volks Israel. Und sein Vater und seine Mutter wunderten sich des / das von ihm 33 geredt ward. Und Simeon segnete sie / und sprach zu Maria seiner Mutter: »Siehe / dieser wird gesetzt zu einem Fall und Auferstehen vieler in Israel / und zu einem Zeichen dem widersprochen wird. Und es wird ein Schwert durch deine Seele dringen / auf daß vieler Herzen Gedanken offenbar werden.« Und es war eine Prophetin Hanna / eine Tochter Phanuels / vom Geschlecht Asser. Die war wohlbetaget / und hatte gelebt sieben Jahr mit ihrem Manne / nach ihrer Jungfrauschaft. Und war nu eine Witwe / bei vierundachtzig Jahren / die kam nimmer vom Tempel / dienete Gott mit Fasten und Beten Tag und Nacht. Dieselbige trat auch hinzu / zu derselbigen Stunde / und preisete den Herrn / und redete von ihm zu allen , die da auf die Erlösung zujerusalem warteten. Und da sie es alles vollendet hatten / nach dem Gesetz des Herrn / kehreten sie wieder in Galiläam / zu ihrer Stadt Nazareth. Aber das Kind wuchs / und ward stark im Geist / voller Weisheit / und Gottes Gnade war bei ihm. Und seine Eltern gingen alle Jahr gen Jerusalem auf das Osterfest. 41 Und da er zwölf Jahre alt war / gingen sie hinauf gen |crusalem / nach Gewohnheit des Festes. Und da die Tage vollendet waren , und sie wieder zu Hause gingen / blieb das Kind Jesus zu [erusalem / und seine Eltern wußtens nicht. Sie meineten aber / er wäre unter den Gefährten / und kamen eine Tagereise / und suchten ihn unter den Gefreundeten und Bekannten. Und da sie ihn nicht funden / gingen sie wiederum gen Jerusalem / und suchten ihn. Und es begab sich nach dreien Tagen / funden sie ihn im Tempel sitzen / mitten unter den Lehrern / daß er ihnen zuhörete / und sie fragete. Und alle / die 47 ihm zuhöreten / verwunderten sich seines Verstands und seiner Antwort. Und da sie ihn sahen / entsetzten sie sich. Und seine Mutter sprach zu ihm: »Mein Sohn / warum hast du uns das getan? Siehe / dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht.« Und er sprach zu ihnen: »Was ists / daß ihr mich gesucht habt? Wisset ihr nicht / daß ich sein muß in dem / das meines Vaters ist?« Und sie verstunden das Wort nicht / das er mit ihnen redete. Und er ging mit ihnen hinab / und kam gen Nazareth / und war ihnen untertan. Und seine Mutter behielt alle diese Wort in ihrem Herzen. Und Jesus nahm zu / an Weisheit / Alter und Gnade / bei Gott und den Menschen. Das dritte Kapitel In dem fünfzehnten Jahr des Kaisertums Kaisers Tiberii / da Pontius Pilatus Landpfleger in Judäa war / und Herodes ein Vierfürst in Galiläa / und sein Bruder Philippus ein Vierfürst in Ituräa und in der Gegend Trachonitis / und Lisanias ein Vierfürst zu Abilcne / da Hannas und Kaiphas Hohepriester waren / da geschah der Befehl Gottes zu Johannes Zacharias Sohn / in der Wüsten. 3 Und er kam in alle Gegend um den Jordan / und predigete die Taufe der Buße / zur Vergebung der Sünden / wie geschrieben stehet in dem Buch der Rede Jesajas des Propheten / der da sagt: Es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüsten: Bereitet den Weg des Herrn / und machet seine Steige richtig. Alle Tal sollen voll werden / und alle Berge und Hügel sollen erniedriget werden / und was krumm ist / soll richtig werden / und was uneben ist / soll schlechter (ebener) Weg werden. Und alles Fleisch wird den Heiland Gottes sehen. 7 Da sprach er zu.dem Volk / das hinaus ging / daß es sich von ihm taufen ließe: »Ihr Otterngezüchte / wer hat denn euch geweiset / daß ihr dem zukünftigen Zorn entrinnen werdet? Sehet zu / tut rechtschaffene Frucht der Buße. Und nehmet euch nicht vor zu sagen: Wir haben Abraham zum Vater. Denn ich sage euch: Gott kann dem »Gewalt«: Gewalt ist öffentlicher Frevel / Unrecht / wenn man mit bösen Tiik-ken dem andern sein Recht verdrückt /und seine Sache verkehret. Abraham aus diesen Steinen Kinder erwecken. Es ist schon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt. Welcher Baum nicht gute Früchte bringet / wird abgehauen / und in das Feuer geworfen.« Und das Volk fragete ihn / und sprach: »Was sollen wir denn tun?« Er antwortete / und sprach zu ihnen: »Wer zween Röcke hat / der gebe dem / der keinen hat / und wer Speise hat / tue auch also.« Es kamen auch die Zöllner / daß sie sich taufen ließen / und sprachen zu ihm: »Meister / was sollen denn wir tun?« Er sprach zu ihnen: 13 »Fordert nicht mehr / denn gesetzt ist.« Da fragten ihn auch die Kriegsleute / und sprachen: »Was sollen denn wir tun?« Und er sprach zu ihnen: »Tut niemand Gewalt noch Unrecht / und lasset euch begnügen an eurem Solde.« Als aber das Volk im Wahn war / und dachten alle in ihren Herzen von Johanne / ob er vielleicht Christus wäre / antwortete Johannes / und sprach zu allen: »Ich taufe euch mit Wasser. Es kommt aber ein Stärkerer nach mir / dem ich nicht gnugsam bin / daß ich die Riemen seiner Schuh auflöse. Der wird euch mit dem heiligen Geist und mit Feuer taufen, ln desselbigen Hand ist die Wurfschaufel / und er wird seine Tenne fegen / und wird den Weizen in seine Scheuern sammeln / und die Spreu wird er mit ewigem Feuer verbrennen.« Und viel anders mehr vermahnete und verkündigete er dem Volk. Herodes aber der Vierfürst / da er von ihm gestraft ward / um Hero- ig dias willen / seines Bruders Weib / und um alles Übels willen / das Herodes tat / über das alles / legte er Johannes gefangen. Und es begab sich / da sich alles Volk taufen ließ / und Jesus auch getauft war / und betete / daß sich der Himmel auftat / und der heilige Geist fuhr hernieder / in leiblicher Gestalt auf ihn / wie eine Taube. Und eine Stimme kam aus dem Himmel / die sprach: »Du bist mein lieber Sohn / an dem ich Wohlgefallen habe.« Und Jesus ging in das dreißigste Jahr / und ward gehalten für einen 23 Sohn Joseph / welcher war ein Sohn Eli. Der war ein Sohn Mathath. Der war ein Sohn Arnos. Der war ein Sohn Levi. Der war ein Sohn Nahum. Der war ein Sohn Melchi. Der war ein Sohn Esli. Der war ein Sohn Janna. Der war ein Sohn Nange. Der war ein Sohn Joseph. Der warein Sohn Maath. Der war ein Sohn Mathathias. Der war ein Sohn Mathathias. 13 »Fordert nicht mehr, denn gesetzt ist.« Luther bis 1327: » Übersetzt die Leut nicht mit eurer Hantierung.« Der war ein Sohn Semei. Der war ein Sohn Josech. Der war ein Sohn Juda. Der war ein Sohn Johanna. Der war ein Sohn Resia. Der war ein Sohn Zorobabel. Der war ein Sohn Salathiel. Der war ein Sohn Neri. Der war ein Sohn Melchi. Der war ein Sohn Addi. Der war ein Sohn Kosam. Der war ein Sohn Elmadam. Der war ein Sohn Her. Der war ein Sohn Jeso. Der war ein Sohn Eliezer. Der war ein Sohn Jorem. Der war ein Sohn Mattha. Der war ein Sohn Levi. Der war ein Sohn Simeon. Der war ein Sohn Juda. Der war ein Sohn Joseph. Der war ein Sohn Jonam. Der war ein Sohn Eliakim. Der war ein Sohn Melea. Der war ein Sohn Menam. Der war ein Sohn Mathathan. Der war ein Sohn Nathan. Der war ein Sohn David. Der war ein Sohn Jesse. Der war ein Sohn Obed. Der war ein Sohn Boos. Der war ein Sohn Salmon. Der war ein Sohn Nahasson. Der war ein Sohn Aminadab. Der war ein Sohn Aram. Der war ein Sohn Esrom. Der war ein Sohn Phares. Der war ein Sohn Juda. Der war ein Sohn Jakob. Der war ein Sohn Isaak. Der war ein Sohn Abraham. Der war ein Sohn Thara. Der war ein Sohn Nachor. Der war ein Sohn Saruch. Der war ein Sohn Ragahu. Der war ein Sohn Phaleg. Der war ein Sohn Eber. Der war ein Sohn Sala. Der war ein Sohn Cainan. Der war ein Sohn Arphachsad. Der war ein Sohn Sem. Der war ein Sohn Noä. Der war ein Sohn Lamech. Der war ein Sohn Mathusala. Der war ein Sohn Enoch. Der war ein Sohn Jared. Der war ein Sohn Malaleel. Der war ein Sohn Cainan. Der war ein Sohn Enos. Der war ein Sohn Seth. Der war ein Sohn Adam. Der war Gottes. Das vierte Kapitel Jesus aber / voll heiligen Geistes / kam wieder von dem Jordan / und ward vom Geist in die Wüsten geflihret / und ward vierzig Tage lang von dem Teufel versucht. Und er aß nichts in denselbigen Tagen / und da dieselbigen ein Ende hatten/hungerte ihn darnach. DerTcufel aber sprach zu ihm: »Bist du Gottes Sohn / so sprich zu dem Stein / Von diesen schreiben Philo undJosephus / deren Matthäus etlich außen läßt. daß er Brot werde.« Und Jesus antwortete / und sprach zu ihm: »Es stehet geschrieben: >Der Mensch lebt nicht allein vom Brot / sondern von einem jeglichen Wort Gottes. <« Und der Teufel fuhrete ihn auf einen hohen Berg / und weisete ihm alle Reich der ganzen Welt / in einem Augenblick / und sprach zu ihm: »Diese Macht will ich dir alle geben / und ihre Herrlichkeit / denn sie ist mir übergeben / und ich gebe sie welchem ich will. So du nu mich willst anbeten / so soll es alles dein sein.« Jesus antwortete 8 ihm / und sprach: »Heb dich von mir weg Satan! Es stehet geschrieben: >Du sollst Gott deinen Herrn anbeten / und ihm allein dienen.<« Und er fuhrete ihn gen Jerusalem / und stellete ihn auf des Tempels Zinne / und sprach zu ihm: »Bist du Gottes Sohn / so laß dich von hinnen hinunter / denn es stehet geschrieben: Er wird befehlen seinen Engeln von dir / daß sie dich bewahren / und auf den Händen tragen / auf daß du nicht etwa deinen Fuß an einen Stein stoßest.« Jesus antwortete / und sprach zu ihm: »Es ist gesaget: Du sollst Gott deinen Herrn nicht versuchen.« Und da der Teufel alle Versuchung vollendet hatte / wich er von ihm eine Zeit lang. Und Jesus kam wieder in des Geistes Kraft in Galiläam / und das 14 Gerücht erscholl von ihm durch alle umliegende Orte. Und er leh-rete in ihren Schulen / und ward von jedermann gepreiset. Und er kam gen Nazareth / da er erzogen war / und ging in die Schule nach seiner Gewohnheit am Sabbathtage / und stund auf / und wollt lesen. Da ward ihm das Buch des Propheten Jesajas gereicht. Und da er das Buch rumwarf / fand er den Ort / da geschrieben stehet: Der Geist des Herrn ist bei mir / derhalben er mich gesalbet hat / und gesandt zu verkündigen das Evangelium den Armen / zu heilen die zerstoßenen Herzen / zu predigen den Gefangenen / daß sie los sein sollen / und den Blinden das Gesicht / und den Zerschlagenen daß sie frei und ledig sein sollen / und zu predigen das angenehme Jahr des Herrn. Und als er das Buch zutat / gab ers dem Diener / und setzte sich. Und 20 aller Augen / die in der Schulen waren / sahen auf ihn. Und er fing an zu sagen zu ihnen: »Heute ist diese Schrift erfüllet vor euren Oh- 8 Die Worte »Heb dich von mir weg, Satan!« fehlen in den ältesten Handschriften (hier und öfter) Satan. Bis 1527: Teufel. ren.« Und sie gaben alle Zeugnis von ihm / und wunderten sich der holdseligen Wort / die aus seinem Munde gingen / und sprachen: »Ist das nicht Josephs Sohn?« Und er sprach zu ihnen: »Ihr werdet freilich zu mir sagen dies Sprichwort: Arzt hilf dir selber. Denn wie groß Ding haben wir gehört zu Kapernaum geschehen? Tu auch also hie in deinem Vaterlande.« Er sprach aber: »Wahrlich / ich sage euch: Kein Prophet ist , angenehm in seinem Vaterlande. 23 Aber in der Wahrheit sage ich euch: Es waren viel Witwen in Israel zu Elias Zeiten / da der Himmel verschlossen war drei Jahr und sechs Monden / da eine große Teurung war im ganzen Lande / und zu der keiner ward Elias gesandt / denn allein gen Sarepta der Sidoner / zu einer Witwe. Und viel Aussätzige waren in Israel zu des Propheten Eliseus Zeiten / und der keiner ward gereiniget / denn alleine Nae-man aus Syrien.« Und sie wurden voll Zorns alle / die in der Schulen waren / da sie das höreten. Und stunden aufund stießen ihn zur Stadt hinaus und führe-ten ihn auf einen Hügel des Berges / darauf ihre Stadt gebauet war / daß sie ihn hinab stürzeten. Aber er ging mitten durch sie hinweg. Und kam gen Kapernaum in die Stadt Galiläa / und lehrete sie an den Sabbathen. Und sie verwunderten sich seiner Lehre / denn seine Rede war gewaltig. 33 Und es war ein Mensch in der Schule / besessen mit einem unsau-bern Teufel / und der schrie laut / und sprach: »Halt / was haben wir mit dir zu schaffen / Jesu von Nazareth? Du bist kommen uns zu verderben. Ich weiß / wer du bist / nämlich: der Heilige Gottes.« Und Jesus bedräuetc ihn / und sprach: »Verstumme / und fahre aus von ihm!« Und der Teufel warf ihn mitten unter sie / und fuhr von ihm aus / und tat ihm keinen Schaden. Und es kam eine Furcht über sie alle / und redeten miteinander / und sprachen: »Was ist das für ein Ding? Er gebeut mit Macht und Gewalt den unsaubern Geistern / und sie fahren aus.« Und cs erscholl sein Geschrei in alle Örter des umliegenden Landes. 38 Und er stund auf aus der Schulen / und kam in Simonis Haus / und Simonis Schwieger war mit einem harten Fieber behaftet. Und sie baten ihn für sic. Und er trat zu ihr / und gebot dem Fieber / und es verließ sie. Und bald stund sie auf / und dienete ihnen. Und da die Sonne untergegangen war/allcdie/soKrankchattcn mit mancherlei Seuchen / brachten sic zu ihm. Und er legete auf einen jeglichen die Hände / und machete sie gesund. Es fuhren auch die »Josephs Sohn«: Wie gehet s zu / daßJosephs Sohn so lehren und reden kann / der arme Zinmierknecht. Teufel aus von vielen / schrieen und sprachen: »Du bist Christus / der Sohn Gottes.« Und er bedräuete sie / und ließ sie nicht reden / denn sie wußten / daß er Christus war. Da es aber Tag ward / ging er hinaus an eine wüste Stätte. Und das 42 Volk suchte ihn / und kamen zu ihm / und hielten ihn auf / daß er nicht von ihnen ginge. Er sprach aber zu ihnen: »Ich muß auch andern Städten das Evangelium predigen vom Reich Gottes / denn dazu bin ich gesandt.« Und er predigete in den Schulen Galiläas. Das funft Kapitel Es begab sich aber / da sich das Volk zu ihm drang / zu hören das Wort Gottes / und er stund am See Genezareth / und sähe zwei Schiffe am See stehen / die Fischer aber waren ausgetreten / und wuschen ihre Netze / trat er in der Schiffe eines / welches Simonis war / und bat ihn / daß ers ein wenig vom Lande fuhrete. Und er setzte sich / und lehrete das Volk aus dem Schiff. Und als er hatte aufgehört zu reden / sprach er zu Simon: »Fahre auf 4 die Höhe / und werfet eure Netze aus / daß ihr einen Zug tut.« Und Simon antwortete / und sprach zu ihm: »Meister / wir haben die ganze Nacht gearbeitet / und nichts gefangen / aber auf dein Wort will ich das Netz auswerfen.« Und da sie das taten / beschlossen sie eine große Menge Fische / und ihr Netz zerriß. Und sie winketen ihren Gesellen / die im andern Schiff waren / daß sie kämen / und hülfen ihnen ziehen. Und sie kamen / und fülleten beide Schiffe voll / also / daß sie stinken. Da das Simon Petrus sähe / fiel er Jesu zu den Knieen / und sprach: »Herr / gehe von mir hinaus / ich bin ein sündiger Mensch.« Denn es war ihn ein Schrecken ankommen / und alle die mit ihm waren / über diesem Fischzug / den sie miteinander getan hatten / desselbi-gengleichen auch Jakobum und Johannen! / die Söhne Zebedäi / Simonis Gesellen. Und Jesus sprach zu Simon: »Fürchte dich nicht / denn von nu an wirst du Menschen fahen.« Und sie flihreten die Schiffe zulande / und verließen alles / und folgeten ihm nach. Und es begab sich / da er in einer Stadt war / siehe / da war ein Mann 12 voll Aussatzs. Da der Jesum sähe / fiel er auf sein Angesichte / und bat ihn / und sprach: »Herr / willst du / so kannst du mich reinigen.« 1 Da sich das Volk zu ihm drang. Bis 1327: Da ihn das Vclk überfiel. Und er streckete die Hand aus / und rührete ihn an / und sprach: »Ich wills tun / sei gereiniget.« Und alsobald ging der Aussatz von ihm. Und er gebot ihm / daß ers niemand sagen sollt: »Sondern gehe hin / und zeige dich dem Priester / und opfere für deine Reinigung / wie Moses geboten hat / ihnen zum Zeugnis.« 15 Es kam aber die Sage von ihm je weiter aus / und kam viel Volks zusammen / daß sie höreten / und durch ihn gesund würden von - ihren Krankheiten. Er aber entwich in die Wüsten / und betete. Und es begab sich auf einen Tag / daß er lehrete. Und saßen da die Pharisäer und Schriftgelehrten / die da kommen waren aus allen Märkten in Galiläa und Judäa / und von Jerusalem. Und die Kraft des Herrn ging von ihm / und half jedermann. Und siehe / etliche Männer brachten einen Menschen auf einem Bette / der war gichtbrüchig / und sie suchten / wie sie ihn hinein brächten / und vor ihn legten. Und da sie vor dem Volk nicht funden / an welchem Ort sie ihn hinein brächten / stiegen sie auf das Dach / und ließen ihn durch die Ziegel hernieder mit dem Bettlein / mitten unter sie / vorjesum. Und da er ihren Glauben sähe / sprach er zu ihm: »Mensch / deine Sünden sind dir vergeben.« 21 Und die Schriftgelehrten und Pharisäer fingen an zu denken / und sprachen: »Wer ist der / daß er Gotteslästerung redet? Wer kann Sünden vergeben / denn alleine Gott?« Da aber Jesus ihre Gedanken merkte / antwortete er / und sprach zu ihnen: »Was denket ihr in euren Herzen? Welchs ist leichter zu sagen: Dir sind deine Sünden vergeben / oder zu sagen: Stehe auf und wandele? Auf daß ihr aber wisset / daß des Menschen Sohn Macht hat auf Erden / Sünden zu vergeben« / sprach er zu dem Gichtbrüchigen: »Ich sage dir / stehe auf und hebe dein Bettlein auf / und gehe heim.« Und alsbald stund er auf / vor ihren Augen / und hub das Bettlein auf / darauf er gelegen war / und ging heim / und preisete Gott. Und sie entsetzten sich alle / und preiseten Gott / und wurden voll Furcht / und sprachen: »Wir haben heute seltsame Ding gesehen.« 27 Und darnach ging er aus / und sähe einen Zöllner / mit Namen Levi / am Zoll sitzen / und sprach zu ihm: »Folge mir nach.« Und er verließ alles / stund auf / und folgete ihm nach. Und der Levi richtete ihm ein groß Mahl zu in seinem Hause / und viel Zöllner und andere saßen mit ihm zu Tisch. Und die Schriftgelehrtcn und Pharisäer murreten wider seinejünger / und sprachen: »Warum esset und trinket ihr mit den Zöllnern und Sündern?« Und Jesus antwortete / und sprach zu ihnen: »Die Gesunden bedürfen des Arztes nicht / sondern die Kranken. Ich bin kommen zu rufen den Sündern zur Buße / und nicht den Gerechten.« Sie aber sprachen zu ihm: »Warum fasten Johannes Jünger so oft und 33 beten so viel / desselbigengleichen der Pharisäer Jünger / aber deine Jünger essen und trinken?« Er sprach aber zu ihnen: »Ihr möget die Hochzeitleute nicht zu fasten treiben / solange der Bräutigam bei ihnen ist. Es wird aber die Zeit kommen / daß der Bräutigam von ihnen genommen wird. Dann werden sie fasten.« Und er sagete zu ihnen ein Gleichnis: »Niemand flicket einen Lappen 36 vom neuen Kleid aufein alt Kleid / wo anders / so reißet das neue /und der Lappe vom neuen reimet sich nicht auf das alte. Und niemand fasset Most in alte Schläuche / wo anders / so zerreißet der Most die Schläuche / und wird verschüttet / und die Schläuche kommen um. Sondern den Most soll man in neue Schläuche fassen / so werden sie beide behalten. Und niemand ist / der vom alten trinket und wolle bald des neuen / denn er spricht: Der alte ist milder.« Das sechst Kapitel »Aflersabbalh«: Gleichwie wir den Dienstag nennen den Altermontag /also nennen die Juden den andern Tag nach dem holten Sahbath / den Aftersab-bath / wie das aus Matthäi 28 wohl zu nehmen ist. Und es begab sich auf einen Aftersabbath / daß er durchs Getreide ging / und seine Jünger rauften Ähren aus / und aßen / und rieben sie mit den Händen. Etliche aber der Pharisäer sprachen zu ihnen: »Warum tut ihr / das sich nicht ziemet zu tun aufdie Sabbathe?« Und Jesus antwortete / und sprach zu ihnen: »Habt ihr nicht das gelesen / das David tat / da ihn hungerte / und die mit ihm waren? Wie er zum Hause Gottes einging / und nahm Schaubrote / und aß / und gab auch denen / die mit ihm waren / die doch niemand thurste (durfte) essen / ohn die Priester alleine.« Und sprach zu ihnen: »Des Menschen Sohn ist ein Herr / auch des Sabbaths.« Es geschah aber auf einen andern Sabbath / daß er ging in die Schule / und lehrete. Und da war ein Mensch / des rechte Hand war verdorret. Aber die Schriftgelehrten und Pharisäer hielten aut ihn / ob er auch heilen würde am Sabbath / auf daß sie eine Sach zu ihm Rinden. Er aber mcrketc ihre Gedanken / und sprach zu dem Menschen mit der dürren Hand: »Stehe auf und tritt hervor.« Und er stund aut / und trat da hin. Da sprach Jesus zu ihnen: »Ich frage euch / was ziemet sich zu tun auf die Sabbathe / Gutes oder Böses / das Leben erhalten oder verderben?« Und ersähe sie alle umher an / und sprach zu dem Menschen: »Strecke aus deine Hand.« Und er tats / da ward 6 11 ihm seine Hand wieder zurecht bracht / gesund wie die andre. Sie aber wurden ganz unsinnig / und beredeten sich miteinander / was sie ihm tun wollten. Es begab sich aber zu der Zeit / daß er ging auf einen Berg zu beten / und er blieb über Nacht in dem Gebet zu Gott. Und da es Tag ward / rief er seinen Jüngern / und erwählete ihrer zwölfe / welche er auch Apostel nennete: Simon / welchen er Petrum nennete / und Andre-- am seinen Bruder / Jakobum und Johannem / Philippum und Bar-tholomäum / Matthäum und Thomam / Jakobum Alphäi Sohn / Simon genannt Zelotes / Judam Jakobs Sohn / und Judam Ischario-then den Verräter. Und er ging hernieder mit ihnen / und trat auf einen Platz im Felde / und der Haufe seiner Jünger / und eine große Menge des Volks / von allem Jüdischen Lande und Jerusalem / und Tyrus und Sidon / am Meer gelegen / die da kommen waren / ihn zu hören / und daß sie geheilet würden von ihren Seuchen. Und die von unsaubern Geistern umgetrieben wurden / die wurden gesund. Und alles Volk begehrete ihn anzurühren / denn es ging Kraft von ihm / und heilete sie alle. 20 Und er hub seine Augen auf über seine Jünger / und sprach: »Selig seid ihr Armen / denn das Reich Gottes ist euer. Selig seid ihr / die ihr hie hungert / denn ihr sollt satt werden. Selig seid ihr / die ihr hie weinet / denn ihr werdet lachen. Selig seid ihr / so euch die Menschen hassen / und euch absondern / und schelten euch / und verwerfen euern Namen / als einen boshaftigen / um des Menschensohns willen. Freuet euch alsdann und hüpfet / denn siehe / euer Lohn ist groß im Himmel. Desgleichen taten ihre Väter den Propheten auch. Aber dagegen weh euch Reichen / denn ihr habt euern Trost dahin. Weh euch / die ihr voll seid / denn euch wird hungern. Weh euch / die ihr hie lachet / denn ihr werdet weinen und heulen. Weh euch / wenn euch jedermann wohlredct. Desgleichen taten ihre Väter den falschen Propheten auch. Aber ich sage euch / die ihr zuhöret: Liebet eure Feinde. Tut denen 28 wohl / die euch hassen. Segenet die / so euch verfluchen. Bittet für die / so euch beleidigen. Und wer dich schlägt auf einen Backen / dem biete den andern auch dar. Und wer dir den Mantel nimmt / dem wehre nicht auch den Rock. Wer dich bittet / dem gib. Und wer 11 ganz unsinnig. Bis 1527: voller Unsinnigkeil. 28 Segnet die, so euch verfluchen. Bis 1527: Benedeiet, die euch vermaledeien. »Feinde«: Wer seinem Feinde leihet oder wohl lut/der lehret sich seihst / daß er nichts dafür darf hoffen noch gewartet:. Das tut aber niemand denn ein Christen . »Jünger«. Das ist: wenns dem Jünger gehet wie dem Meister /so geh et s recht. dir das Deine nimmt / da fordere es nicht wieder. Und wie ihr wollt / daß euch die Leute tun sollen / also tut ihnen gleich auch ihr. Und so ihr liebet / die euch lieben / was Danks habt ihr davon? Denn 32 die Sünder lieben auch ihre Liebhaber. Und wenn ihr euern Wohltätern wohltut / was Danks habt ihr davon? Denn die Sünder tun dasselbige auch. Und wenn ihr leihet / von denen ihr hoffet zu nehmen / was Danks habt ihr davon? Denn die Sünder leihen den Sündern auch / auf daß sie Gleiches wieder nehmen. Doch aber: Liebet eure Feinde. Tut wohl / und leihet / daß ihr nichts dafür hoffet / so wird euer Lohn groß sein / und werdet Kinder des Allerhöhesten sein / denn er ist gütig über die Undankbarn und Boshaftigen. Darum seid barmherzig / wie auch euer Vater barmherzig ist. Richtet nicht / so werdet ihr auch nicht gerichtet. Verdammt nicht / so werdet ihr nicht verdammt. Vergebet / so wird euch vergeben. Gebt / so wird euch gegeben. Ein voll / gedrückt / gerüttelt und überflüssig Maß wird man in euern Schoß geben. Denn eben mit dem Maß / da ihr mit messet / wird man euch wieder messen.« Und er sagete ihnen ein Gleichnis: »Mag auch ein Blinder einem 3g Blinden den Weg weisen? Werden sie nicht alle beide in die Grube fallen? Der Jünger ist nicht über seinen Meister. Wenn der Jünger ist wie sein Meister / so ist er vollkommen. Was siehest du aber einen Splitter in deines Bruders Auge / und des Balken in deinem Auge wirst du nicht gewahr? Oder wie kannst du sagen zu deinem Bruder: Halt stille Bruder / ich will den Splitter aus deinem Auge ziehen / und du siehest selbst nicht den Balken in deinem Auge? Du Heuchler/ zeuch zuvor den Balken aus deinem Auge / und besiehe dann / daß du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehest. Denn es ist kein guter Baum / der faule Frucht trage / und kein fauler 43 Baum / der gute Frucht trage. Ein jeglicher Baum wird an seiner eigenen Frucht erkannt. Denn man lieset nicht Feigen von den Dornen / auch so lieset man nicht Trauben von den Hecken. Ein guter Mensch bringet Gutes hervor / aus dem guten Schatz seines Herzens / und ein boshaftiger Mensch bringet Böses hervor / aus dem bösen Schatz seines Herzens. Denn wes das Herz voll ist / des gehet der Mund über. Was heißet ihr mich aber Herr / Herr / und tut nicht / was ich euch sage? Wer zu mir kommt / und höret meine Rede / und tut sie / den will ich 4/ 47 zeigen. Bis 1.540: malen. euch zeigen / wem er gleich ist. Er ist gleich einem Menschen / der ein Haus bauete / und grub tief / und legete den Grund auf den Fels. Da aber Gewässer kam / da riß der Strom zum Hause zu / und mochts nicht bewegen / denn es war auf den Fels gegründet. Wer aber höret und nicht tut / der ist gleich einem Menschen / der ein Haus bauete auf die Erden ohn Grund. Und der Strom riß zu ihm zu / und es fiel bald / und das Haus gewann einen großen Riß.« Das siebent Kapitel Nachdem er aber vor dem Volk ausgeredt hatte / ging er gen Kaper-naum. Und eines Hauptmanns Knecht lag todkrank / den er wert hielt. Da er aber von Jesu hörete / sandte er die Ältesten der Juden zu ihm / und bat ihn / daß er käme / und seinen Knecht gesund machete. Da sie aber zu Jesu kamen / baten sie ihn mit Fleiß und sprachen: »Er ist sein wert / daß du ihm das erzeigest / denn er hat unser Volk lieb / und die Schule hat er uns erbauet.«Jesus aber ging mit ihnen hin. 6 Da sie aber nu nicht ferne von dem Hause waren / sandte der Hauptmann Freunde zu ihm / und ließ ihm sagen: »Ach Herr / bemühe dich nicht. Ich bin nicht wert / daß du unter mein Dach gehest / darum ich auch mich selbst nicht würdig geachtet hab / daß ich zu dir käme / sondern sprich ein Wort / so wird mein Knabe gesund. Denn auch ich bin ein Mensch der Oberkeit untertan / und habe Kriegsknechte unter mir / und spreche zu einem: Gehe hin! so gehet er hin. Und zum andern: Komm her! so kommt er. Und zu meinem Knecht: Tu das! so tut ers.« Da aber Jesus das hörete / verwunderte er sich sein / und wandte sich um / und sprach zu dem Volk / das ihm nachfolgete: »Ich sage euch / solchen Glauben habe ich in Israel nicht funden.« Und da die Gesandten wiederum zu Hause kamen / fun-den sie den kranken Knecht gesund. 11 Und es begab sich darnach / daß er in eine Stadt / mit Namen Nain / ging / und seiner Jünger gingen viel mit ihm / und viel Volks. Als er aber nahe an das Stadttor kam / siehe / da trug man einen Toten heraus / der ein einiger Sohn war seiner Mutter / und sie war eine Witwe. Und viel Volks aus der Stadt ging mit ihr. Und da sie der Herr sähe / jammerte ihn derselbigen / und sprach zu ihr: »Weine nicht.« Und trat hinzu / und rührete den Sarg an / und die Träger stunden. Und er sprach: »Jüngling / ich sage dir / stehe auf!« Und der Tote richtete sich auf / und fing an zu reden. Und er gab ihn seiner Mutter. Und es kam sie alle eine Furcht an / und prciseten Gott / und sprachen: »Es ist ein großer Prophet unter uns aufgestanden / und Gott hat sein Volk heim gesucht.« Und diese Rede von ihm erscholl in das ganze Jüdische Land / und in alle umliegende Länder. Und es verkündigeten Johanni seine Jünger das alles. Und er rief zu 18 sich seiner Jünger zween / und sandte sie zu Jesu / und ließ ihm sagen: »Bist du der da kommen soll / oder sollen wir eines andern warten?« Da aber die Männer zu ihm kamen / sprachen sie: »Johannes der Täufer hat uns zu dir gesandt / und läßt dir sagen: Bist du der da kommen soll / oder sollen wir eines andern warten?« Zu derselbigen Stunde aber machte er viel gesund von Seuchen und Plagen und bösen Geistern / und viel Blinden schenkte er das Gesichte. Und Jesus antwortete / und sprach zu ihnen: »Gehet hin und verkündiget Johanni / was ihr gesehen und gehöret habt: Die Blinden sehen / die Lahmen gehen / die Aussätzigen werden rein / die Tauben hören / die Toten stehen auf / den Armen wird das Evangelium geprediget. Und selig ist der sich nicht ärgert an mir.« Da aber die Boten Johannis hin gingen / fing Jesus an zu reden / zu 24 dem Volk von Johanne: »Was seid ihr hinaus gegangen in die Wüsten zu sehen? Wolltet ihr ein Rohr sehen / das vom Winde beweget wird? Oder was seid ihr hinaus gegangen zu sehen? Wolltet ihr einen Menschen sehen in weichen Kleidern? Sehet die in herrlichen Kleidern und Lüsten leben / die sind in den königlichen Höfen. Oder was seid ihr hinaus gegangen zu sehen? Wolltet ihr einen Propheten sehen? Ja ich sage euch / der da mehr ist denn ein Prophet. Er ists / von dem geschrieben stehet: /Siehe / ich sende meinen Engel vor deinem Angesicht her / der da bereiten soll deinen Weg vor dir.< Denn ich sage euch daß unter denen / die von Weibern geborn sind / ist kein größer Prophet / denn Johannes der Täufer. Der aber kleiner ist im Reich Gottes / der ist größer denn er.« Und alles Volk / das ihn hörete / und die Zöllner / gaben Gott recht / und ließen sich taufen mit der Taufe Johannis. Aber die Pharisäer und Schriftgelehrten verachteten Gottes Rat / wider sich selbst / und ließen sich nicht von ihm taufen. Aber der Herr sprach: »Wem soll ich die Menschen dieses Ge- jt schlechts vergleichen / und wem sind sie gleich? Sie sind gleich den Kindern die auf dem Markte sitzen / und rufen gegenander / und sprechen: /Wir haben euch gepfiffen / und ihr habt nicht getanzet. Wir haben euch gcklaget und ihr habt nicht gcwcinet.< Denn Johannes der Täufer ist kommen / und aß nicht Brot / und trank keinen Wein / so sagt ihr: Er hat den Teufel. Des Menschen Sohn ist kommen / isset und trinket / so sagt ihr: Siehe der Mensch ist ein Fresser und Weinsäufer / der Zöllner und Sünder Freund. Und die Weisheit muß sich rechtfertigen lassen von allen ihren Kindern.« 36 Es bat ihn aber der Pharisäer einer / daß er mit ihm esse. Und er ging hinein in des Pharisäers Haus / und setzete sich zu Tisch. Und siehe / ein Weib war in der Stadt / die war eine Sünderin. Da die vernahm / - daß er zu Tische saß in des Pharisäers Hause / brachte sie ein Glas mit Salbe / und trat hinten zu seinen Füßen / und weinete / und fing an seine Füße zu netzen mit Tränen / und mit den Haaren ihres Haupts zu trocknen / und küssete seine Füße / und salbete sie mit Salbe. 39 Da aber das der Pharisäer sähe / der ihn geladen hatte / sprach er bei sich selbst / und sagete: »Wenn dieser ein Prophet wäre / so wüßte er / wer und welch ein Weib das ist / die ihn anrühret / denn sie ist eine Sünderin.« Jesus antwortete / und sprach zu ihm: »Simon / ich habe dir etwas zu sagen.« Er aber sprach: »Meister / sage an.« »Es hatte ein Wucherer zween Schuldener / einer war schuldig fünfhundert Groschen / der andere fünfzig. Da sie aber nicht hatten zu bezahlen / schenkete ers beiden. Sage an / welcher unter denen wird ihn am meisten lieben?« Simon antwortete und sprach: »Ich achte / dem er am meisten geschenket hat.« Er aber sprach zu ihm: »Du hast recht gerichtet.« 44 Und er wandte sich zu dem Weibe / und sprach zu Simon: »Siehest du dies Weib? Ich bin kommen in dein Haus / du hast mir nicht Wasser gegeben zu meinen Füßen / diese aber hat meine Füße mit Tränen genetzet / und mit den Haaren ihres Haupts getrocknet. Du hast mir keinen Kuß gegeben / diese aber nachdem sie hereinkommen ist / hat sie nicht abgelassen meine Füße zu küssen. Du hast mein Haupt nicht mit Oie gesalbet / sie aber hat meine Füße mit Salbe gesalbet. Derhalben sage ich dir: Ihr sind viel Sünden vergeben / denn sie hat viel gcliebct. Welchem aber wenig vergeben wird / der liebet wenig.« 48 Und er sprach zu ihr: »Dir sind deine Sünden vergeben.« Da fingen an die mit ihm zu Tisch saßen / und sprachen bei sich selbst: »Wer ist dieser / der auch die Sünden vergibt?« Er aber sprach zu dem Weibe: »Dein Glaube hat dir geholfen. Gehe hin mit Frieden.« »Salbe«. Das ist: mit köstlichem Wasser. Das acht Kapitel Und es begab sich darnach / daß er reisete durch die Städte und Märkte / und predigete und verkündigete das Evangelium vom Reich Gottes / und die Zwölfe mit ihm. Dazu etliche Weiber / die er gesund hatte gemacht von den bösen Geistern und Krankheiten / nämlich / Maria die da Magdalena heißet / von welcher waren sieben Teufel ausgefahren / und Johanna das Weib Chusa / des Pflegers Herodis / und Susanna / und viel andere / die ihnen Handreichung taten von ihrer Habe. Da nu viel Volks beieinander war / und aus den Städten zu ihm 4 eileten / sprach er durch ein Gleichnis: »Es ging ein Säemann aus zu säen seinen Samen / und indem er säete / fiel etlichs an den Weg / und ward vertreten / und die Vögel unter dem Himmel fraßens auf. Und etlichs fiel auf den Fels / und da es aufging / verdorrete es / darum / daß es nicht Saft hatte. Und etlichs fiel mitten unter die Dornen / und die Dornen gingen mit auf / und ersticktem. Und etlichs fiel auf ein gut Land / und es ging auf / und trug hundertfältige Frucht.« Da er das sagete / riet er: »Wer Ohren hat zu hören / der höre!« Es fragten ihn aber seine Jünger / und sprachen / was dies Gleichnis g wäre. Er aber sprach: »Euch ists gegeben zu wissen das Geheimnis des Reichs Gottes / den andern aber in Gleichnissen / daß sie es nicht sehen / ob sie es schon sehen / und nicht verstehen / ob sie es schon hören. Das ist aber das Gleichnis: Der Same ist das Wort Gottes. Die aber an dem Wege sind / das sind / die es hören. Darnach kommt der Teufel und nimmt das Wort von ihrem Herzen / auf daß sie nicht glauben / und selig werden. Die aber auf dem Fels / sind die: wenn sie es hören / nehmen sie das Wort mit Freuden an / und die haben nicht Wurzel. Eine Zeit lang glauben sie / und zu der Zeit der Anfechtung fallen sic ab. Das aber unter die Dornen fiel / sind die / so es hören / und gehen hin unter den Sorgen / Reichtum / und Wollust dieses Lebens / und ersticken / und bringen keine Frucht. Das aber auf dem guten Land / sind / die das Wort hören und behalten / in einem feinen guten Herzen und bringen Frucht in Geduld. Niemand aber zündet ein Licht an / und bedeckts mit einem Gefäß / 16 oder setzts unter eine Bank / sondern er setzts auf einen Leuchter / auf daß / wer hinein gehet / das Licht sehe. Denn es ist nichts verborgen / das nicht offenbar werde / auch nichts Heimlichs / das nicht kund werde / und an Tag komme. So sehet nu drauf / wie ihr zuhö- ret. Denn wer da hat / dem wird gegeben. Wer aber nicht hat / von dem wird genommen auch / das er meinet zu haben.« Es gingen aber hinzu seine Mutter und Brüder / und konnten vor dem Volk nicht zu ihm kommen. Und es ward ihm angesagt: »Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen / und wollen dich sehen. « Er aber antwortete / und sprach zu ihnen: »Meine Mutter und meine Brüder sind diese / die Gottes Wort hören und tun.« 22" Und es begab sich auf der Tage einen / daß er in ein Schiff trat / samt seinen Jüngern / und er sprach zu ihnen: »Lasset uns über den See fahren.« Sie stießen vom Lande / und da sie schiffeten / entschlief er. Und es kam ein Windwirbel auf den See / und die Wellen überfielen sie / und stunden in großer Gefahr. Da traten sie zu ihm / und wecke-ten ihn aut / und sprachen: »Meister / Meister / wir verderben.« Da stund er auf / und bedräuete den Wind / und die Woge des Wassers / und es ließ ab / und ward eine Stille. Er sprach aber zu ihnen: »Wo ist euer Glaube?« Sie furchten sich aber / und verwunderten sich / und sprachen unternander: »Wer ist dieser? denn er gebeut dem Winde und dem Wasser / und sie sind ihm gehorsam.« Und sie schifften fort / in die Gegend der Gadarener / welche ist gegen Galiläam über. 27 Und als er austrat auf das Land / begegnete ihm ein Mann aus der Stadt / der hatte Teufel von langer Zeit her / und tat keine Kleider an / und blieb in keinem Hause / sondern in den Gräbern. Da er aber Jesum sähe / schrie er / und fiel vor ihm nieder / und rief laut / und sprach: »Was hab ich mit dir zu schaffen / Jesu du Sohn Gottes des Allerhöhesten? Ich bitte dich / du wolltest mich nicht quälen.« Denn er gebot dem unsaubcrn Geist / daß er von dem Menschen ausflihre. Denn er hatte ihn lange Zeit geplaget. Und er war mit Ketten gebunden / und mit Fesseln gefangen / und zerriß die Bande / und ward getrieben von dem Teufel in die Wüste. 70 Und Jesus fragte ihn / und sprach: »Wie heißest du?« Er sprach: »Legion.« Denn cs waren viel Teufel in ihn gefahren. Und sie baten ihn / daß er sie nicht hieße in die Tiefe fahren. Es war aber daselbst eine große Herde Säu / an der Weide auf dem Berge. Und sic baten ihn / daß er ihnen crlaubcte / in dicsclbige zu fahren. Und er erlaubte ihnen. Da fuhren die Teufel aus von dem Menschen und fuhren in die Säu / und die Herde stürzetc sich mit einem Sturm in den See / und ersoffen. Da aber die Hirten sahen / was da geschah / flohen sie / und verkündigetens in der Stadt und in den Dörfern. Da gingen sie hinaus zu sehen / was da geschehen war / und kamen 35 zu Jesu ' und funden den Menschen / von welchem die Teufel ausge-fahren waren / sitzend zu den Füßen Jesu bekleidet / und vernünftig / und erschraken. Und die es gesehen hatten / verkündigetens ihnen / wie der Besessene war gesund worden. Und es bat ihn die ganze Menge der umliegenden Länder der Gadarener / daß er von ihnen ginge / denn es war sie eine große Furcht ankommen. Und er trat in das Schiff / und wandte wieder um. Es bat ihn aber der Mann / von dem die Teufel ausgefahren waren / daß er bei ihm möchte sein. Aber Jesus ließ ihn von sich / und sprach: »Gehe wieder heim und sage / wie groß Ding dir Gott getan hat.« Und er ging hin / und predigete durch die ganze Stadt / wie groß Ding ihm Jesus getan hatte. Und es begab sich / da Jesus wiederkam / nahm ihn das Volk auf / 40 denn sie warteten alle aut ihn. Und siehe / da kam ein Mann / mit Namen Jairus / der ein Oberster der Schulen war / und fiel Jesu zu den Füßen / und bat ihn / daß er wollte in sein Haus kommen / denn er hatte eine einige Tochter bei zwölfjahren / die lag in den letzten Zügen. Und da er hinging / drang ihn das Volk. Und ein Weib hatte den Blutgang zwölfjahre gehabt / die hatte alle ihre Nahrung an die Arzte gewandt / und konnte von niemand geheilet werden. Die trat hinzu von hinten / und rührete seines Kleides Saum an / und also bald bestund ihr der Blutgang. Und |esus sprach: »Wer hat mich angerühret?« Da sie aber alle leugneten / sprach Petrus und die mit ihm waren: »Meister / das Volk dränget und drük-ket dich / und du sprichst: Wer hat mich angerühret?« Jesus aber sprach: »Es hat mich jemand angerühret / denn ich fühle / daß eine Kraft von mir gegangen ist.« Da aber das Weib sähe / daß nicht verborgen war / kam sic mit Zittern / und fiel vor ihn / und verkün-digetc vor allem Volk / aus was für Ursach sic ihn hätte angerühret / und wie sic wäre alsbald gesund worden. Er aber sprach zu ihr: »Sei getrost meine Tochter / dein Glaube hat dir geholfen. Gehe hin mit Frieden.« Da er noch redete / kam einer vom Gesinde des Obersten der Schule / 4g und sprach zu ihm: »Deine Tochter ist gestorben / bemühe den Meister nicht.« Da aber Jesus das hörete / antwortete er ihm / und sprach: »Fürchte dich nicht / glaube nur / so wird sie gesund.« Da er aber in das Haus kam / ließ er niemand hineingehen / denn Petrum und Jakobum undjohannem / und des Kindes Vater und Mutter. Sie weineten aber alle und klageten sic. Er aber sprach: »Weinet nicht! Sie ist nicht gestorben / sondern sie schläft.« Und sie verlachten ihn / wußten wohl / daß sie gestorben war. Er aber trieb sie alle hinaus / nahm sie bei der Hand / und rief/ und sprach: »Kind / stehe auf« Und ihr Geist kam wieder / und sie stund also bald auf. Und er befahl / man sollt ihr zu essen geben. Und ihre Eltern entsetzten sich. Er aber gebot ihnen / daß sie niemand sagten / was geschehen war. Das neunte Kapitel Er forderte aber die Zwölfe zusammen / und gab ihnen Gewalt und Macht über alle Teufel / und daß sie Seuchen heilen konnten. Und sandte sie aus zu predigen das Reich Gottes / und zu heilen die Kranken. Und sprach zu ihnen: »Ihr sollt nichts mit euch nehmen auf den Weg / weder Stab noch Tasche / noch Brot / noch Geld. Es soll auch 3 einer nicht zween Röcke haben. Und wo ihr in ein Haus gehet / da bleibet bis ihr von dannen ziehet. Und welche euch nicht aufnehmen / da gehet aus von derselben Stadt / und schüttelt auch ab den Staub von euern Füßen / zu einem Zeugnis über sie.« Und sie gingen hinaus / und durchzogen die Märkte / predigeten das Evangelium / und machten gesund an allen Enden. Es kam aber vor Herodes den Vierflirsten alles / was durch ihn geschah / und er besorgete sich / dieweil von etlichen gesagt ward: »Johannes ist von den Toten auferstanden« / von etlichen aber: »Elias ist erschienen« / von etlichen aber: »Es ist der alten Propheten einer auferstanden.« Und Herodes sprach: »Johannem / den hab ich enthauptet. Wer ist aber dieser / von dem ich solchs höre?« Und begehrete ihn zu sehen. Und die Apostel kamen wieder / und erzähleten ihm / wie groß Ding sie getan hatten. Und er nahm sie zu sich / und entwich besonders in eine Wüsten bei der Stadt / die da heißet Bethsaida. Da des das Volk innen ward / zog cs ihm nach. Und er ließ sie zu sich / und sagete ihnen vom Reich Gottes / und machte gesund / die es bedurften. Aber der Tag fing an sich zu neigen. 12 Da traten zu ihm die Zwölfe / und sprachen zu ihm: »Laß das Volk von dir / daß sie hingehen in die Märkte umher / und in die Dörfer / daß sie Herberge und Speise finden / denn wir sind hie in der Wüsten.« Er aber sprach zu ihnen: »Gebt ihr ihnen zu essen.« Sie spra- 3 es soll.. . haben. Bis 1527: sollt auch nicht au feinmal zween Röcke haben. »Ausgang«. Das ist: was er für ein Ende nehmen würde. chen: »Wir haben nicht mehr denn fünf Brot / und zween Fisch. Es sei denn / daß wir hingehen sollen / und Speise kaufen für so groß Volk.« (Denn es waren bei fünftausend Mann.) Er sprach aber zu seinen Jüngern: »Laß sie sich setzen bei Schichten / je fünfzig und fünfzig.« Und sie taten also / und setzten sich alle. Da nahm er die fünf Brot und zween Fisch / und sähe auf gen Himmel / und dankete drüber / brach sie / und gab sie den Jüngern / daß sie dem Volk vorlegten. Und sie aßen und wurden alle satt. Und wurden aufgehoben / das ihnen überblieb von Brocken / zwölf Körbe. Und es begab sich / da er allein war / und betete / und seine Jünger bei iS ihm / fragete er sie / und sprach: »Wer sagen die Leute / daß ich sei?« Sie antworteten / und sprachen: »Sie sagen / du seiest Johannes der Täufer / etliche aber / du seiest Elias / etliche aber / es sei der alten Propheten einer auferstanden.« Er aber sprach zu ihnen: »Wer saget ihr aber / daß ich sei?« Da antwortete Petrus / und sprach: »Du bist der Christ Gottes.« Und er bedräuete sie / und gebot / daß sie das niemand sagten. Und sprach: »Denn des Menschen Sohn muß noch viel leiden / und verworfen werden von den Ältesten und Hohenpriestern / und Schriftgelehrten / und getötet werden / und am dritten Tage auferstehen.« Da sprach er zu ihnen allen: »Wer mir folgen will / der verleugne sich 23 selbst / und nehme sein Kreuz auf sich täglich / und folge mir nach. Denn wer sein Leben erhalten will / der wird es verlieren. Wer aber sein Leben verlieret um meinetwillen / der wirds erhalten. Und was Nutz hätte der Mensch / ob er die ganze Welt gewönne / und verlöre sich selbst / oder beschädigete sich selbst? Wer sich aber mein und meiner Wort schämet / des wird sich des Menschen Sohn auch schämen / wenn er kommen wird in seiner Herrlichkeit / und seines Vaters und der heiligen Engel. Ich sage euch aber wahrlich / daß etliche sind von denen / die hie stehen / die den Tod nicht schmecken werden / bis daß sie das Reich Gottes sehen.« Und es begab sich nach diesen Reden bei acht Tagen / daß er zu sich 28 nahm Petrum Johannem und Jakobum / und ging auf einen Berg zu beten. Und da er betete / ward die Gestalt seines Angesichts anders / und sein Kleid ward weiß und glänzete. Und siehe / zween Männer redeten mit ihm / welche waren Moses und Elias / die erschienen in Klarheit / und redeten von dem Ausgang / welchen er sollte erfüllen zu Jerusalem. Petrus aber und die mit ihm waren / waren voll Schlafs. Da sie aber aufwachten / sahen sie seine Klarheit / und die zween Männer bei ihm stehen. 33 Und es begab sich / da die von ihm wichen / sprach Petrus zu Jesu: »Meister / hie ist gut sein. Lasset uns drei Hütten machen / dir eine / Mosi eine / und Elias eine« / und wußte nicht / was er redete. Da er aber solchs redete / kam eine Wolken / und überschattete sie / und sie erschraken / da sie die Wolke überzog. Und es fiel eine Stimme aus der Wolken / die sprach: »Dieser ist mein lieber Sohn / den sollt ihr hören.« Und indem solche Stimme geschah / funden siejesum allei-, ne. Und sie verschwiegen und verkündigeten niemand nichts in denselbigen Tagen / was sie gesehen hatten. 37 Es begab sich aber den Tag hernach / da sie von dem Berge kamen / kam ihnen entgegen viel Volks. Und siehe / ein Mann unter dem Volk rief / und sprach: »Meister ich bitte dich / besiehe doch meinen Sohn / denn er ist mein einiger Sohn. Siehe der Geist ergreift ihn / so schreiet er alsbald / und reißet ihn / daß er schäumet / und mit Not weichet er von ihm / wenn er ihn gerissen hat. Und ich hab deine Jünger gebeten / daß sie ihn austrieben / und sie konnten nicht.« Da antwortetejesus / und sprach: »O du ungläubige und verkehrte Art / wie lange soll ich bei euch sein / und euch dulden? Bringe deinen Sohn her.« Und da er zu ihm kam / riß ihn der Teufel / und zerrete ihn. Jesus aber bedräuete den unsaubern Geist / und machete den Knaben gesund / und gab ihn seinem Vater wieder. Und sie entsetzten sich alle über der Herrlichkeit Gottes. 33 Da sie sich aber alle verwunderten / über allem das er tat / sprach er zu seinen Jüngern: »Fasset ihr zu euren Ohren diese Rede / denn des Menschen Sohn muß überantwortet werden in der Menschen Hände.« Aber das Wort vernahmen sie nicht / und es war vor ihnen verborgen / daß sie es nicht begriffen. Und sie furchten sich ihn zu fragen um dassclbigc Wort. Es kam auch ein Gedanken unter sie / welcher unter ihnen der Grö-ßest wäre. Da aber Jesus den Gedanken ihres Herzens sähe / ergriff er ein Kind / und stellete es neben sich / und sprach zu ihnen: »Wer das Kind aufnimmt in meinem Namen / der nimmt mich auf / und wer mich aufnimmt / der nimmt den auf / der mich gesandt hat. Welcher aber der Klcinest ist unter euch allen / der wird groß sein.« 39 Da antwortete Johannes / und sprach: »Meister / wir sahen einen / der trieb die Teufel aus in deinem Namen / und wir wehreten ihm / denn er folget dir nicht mit uns.« Und Jesus sprach zu ihm: »Wehret ihm nicht / denn wer nicht wider uns ist / der ist für uns.« Hie fallet S. Lukas an zu beschreiben den Zug Christi gen Jerusalem. Es begab sich aber / da die Zeit erfüllet war / daß er sollt von hinnen 5; genommen werden / wendete er sein Angesichtestracks gen Jerusalem zu wandeln. Und er sandte Boten vor ihm hin / die gingen hin / und kamen in einen Markt der Samariter / daß sie ihm Herberge bestelleten. Und sie nahmen ihn nicht an / darum daß er sein Angesichte gewendet hatte zu wandeln gen Jerusalem. Da aber das seine Jünger / Jakobus und Johannes / sahen / sprachen sie: »Herr / willst du / so wollen wir sagen / daß Feuer vom Himmel falle / und verzehre sie / wie Elias tat?« Jesus aber wandte sich / und bedräuete sie / und sprach: »Wisset ihr nicht / welches Geistes Kinder ihr seid? Des Menschen Sohn ist nicht kommen / der Menschen Seelen zu verderben / sondern zu erhalten.« Und sie gingen in einen andern Markt. Es begab sich aber / da sie auf 57 dem Wege waren / sprach einer zu ihm: »Ich will dir folgen / wo du hingehest.« Und Jesus sprach zu ihm: »Die Füchse haben Gruben / und die Vögel unter dem Himmel haben Nester / aber des Menschen Sohn hat nicht / da er sein Haupt hinlege.« Und er sprach zu einem andern: »Folge mir nach.« Der sprach aber: »Herr / erlaube mir / daß ich zuvor hingehe / und meinen Vater begrabe.« Aber Jesus sprach zu ihm: »Laß die Toten ihre Toten begraben. Gehe du aber hin / und verkündige das Reich Gottes.« Und ein anderer sprach: »Herr / ich will dir nachfolgen / aber erlau- 61 be mir zuvor / daß ich einen Abschied mache mit denen / die in meinem Hause sind. «Jesus aber sprach zu ihm: »Wer seine Hand an den Pflug leget und siehet zurück / der ist nicht geschickt zum Reich Gottes.« Das zehent Kapitel Darnach sonderte der Herr andere sicbenzig aus / und sandte sie / je zween und zween / vor ihm her / in alle Städte und Orte / da er wollt hinkommen. Und sprach zu ihnen: »Die Ernte ist groß / der Arbeiter aber ist wenig. Bittet den Herrn der Ernten / daß er Arbeiter aussende in seine Ernte. Gehet hin / siehe / ich sende euch / als die Lämmer mitten unter die Wölfe. Traget keinen Beutel / noch Tasche/ noch Schuh / und grüßet niemand auf der Straßen. Wo ihr in ein Haus kommt da sprecht zuerst: /Friede sei in diesem 5 Hauseh Und so daselbst wird ein Kind des Friedens sein / so wird gewendet. Bis 1530: gerichtet. euer Friede auf ihm beruhen / wo aber nicht / so wird sich euer Friede wieder zu euch wenden. In demselbigen Hause aber bleibet / esset und trinket / was sie haben. Denn ein Arbeiter ist seines Lohns wert. Ihr sollt nicht von einem Hause zum andern gehen. S Und wo ihr in eine Stadt kommt / und sie euch aufnehmen / da esset / was euch wird vorgetragen / und heilet die Kranken / die daselbst sind / und saget ihnen: >Das Reich Gottes ist nahe zu euch kommen. < Wo ihr aber in eine Stadt kommt / da sie euch nicht aufnehmen / da gehet heraus auf ihre Gassen und sprecht: > Auch den Staub / der sich an uns gehänget hat von eurer Stadt / schlahen wir ab auf euch. Doch sollt ihr wissen / daß euch das Reich Gottes nahe gewesen ist.< Ich sage euch: Es wird der Sodoma träglicher ergehen an jenem Tage / denn solcher Stadt. 13 Weh dir Chorazin / weh dir Bethsaida! Denn wären solche Taten zu Tyrus und Sidon geschehen / die bei euch geschehen sind / sie hätten vor Zeiten im Sack und in der Aschen gesessen / und Buße getan. Doch es wird Tyrus und Sidon träglicher ergehen am Gerichte / denn euch. Und du Kapernaum / die du bis an den Himmel erhaben bist / du wirst in die Hölle hinunter gestoßen werden. Wer euch höret / der höret mich / und wer euch verachtet / der verachtet mich. Wer aber mich verachtet / der verachtet den / der mich gesandt hat.« 17 Die Siebenzig aber kamen wieder mit Freuden / und sprachen: »Herr / es sind uns auch die Teufel untertan in deinem Namen.« Er sprach aber zu ihnen: »Ich sähe wohl den Satanas vom Himmel fallen / als einen Blitz. Sehet / ich habe euch Macht gegeben / zu treten auf Schlangen und Skorpione / und über alle Gewalt des Feindes / und nichts wird euch beschädigen. Doch darin freuet euch nicht / daß euch die Geister untertan sind. Freuet euch aber / daß eure Namen im Himmel geschrieben sind.« Zu der Stund freuete sich Jesus im Geist / und sprach: »Ich preise dich Vater und Herr Himmels und der Erden / daß du solches verborgen hast den Weisen und Klugen / und hast es offenbart den Unmündigen. Ja Vater / also war es wohlgefällig vor dir. Es ist mir alles übergeben von meinem Vater. Und niemand weiß / wer der Sohn sei / denn nur der Vater / noch wer der Vater sei / denn nur der Sohn / und welchem cs der Sohn will offenbaren.« 23 Und er wandte sich zu seinen Jüngern / und sprach in Sonderheit: »Selig sind die Augen / die da sehen / das ihr sehet. Denn ich sage euch: viel Propheten und Könige wollten sehen / das ihr sehet / und »der Nächste«: Der Nächste ist nicht allein der wohl tut /sondern auch der Wohltat bedarf / denn wir sind alle mitei nander Nächste. habens nicht gesehen / und hören / das ihr höret / und habens nicht gehöret.« Und siehe / da stund ein Schriftgelehrter auf / versuchte ihn / und 23 sprach: »Meister / was muß ich tun / daß ich das ewige Leben ererbe?« Er aber sprach zu ihm: »Wie stehet im Gesetz geschrieben? Wie liesest du?« Er antwortete / und sprach: »Du sollst Gott deinen Herrn lieben / von ganzem Herzen / von ganzer Seele / von allen Kräften / und von ganzem Gernüte / und deinen Nähesten als dich selbst.« Er aber sprach zu ihm: »Du hast recht geantwortet. Tue das / so wirst du leben.« Er aber wollt sich selbst rechtfertigen / und sprach zu Jesu: »Wer ist denn mein Nähester?« Da antwortetejesus / und sprach: »Es warein Mensch / der ging von Jerusalem hinab gen Jericho / und fiel unter die Mörder. Die zogen ihn aus / und schlugen ihn / und gingen davon / und ließen ihn halbtot liegen. Es begab sich aber ungefähr / daß ein Priester dieselbige Straße hinab zog / und da er ihn sähe / ging er vorüber. Desselbigengleichen auch ein Levit / da er kam bei die Stätte / und sähe ihn / ging er vorüber. Ein Samariter aber reisete / und kam dahin / und da er ihn sähe / 33 jammerte ihn sein / ging zu ihm / verband ihm seine Wunden / und goß drein Ol und Wein / und hub ihn auf sein Tier und fuhrete ihn in die Herberge / und pflegete sein. Des andern Tages reisete er / und zog heraus zween Groschen / und gab sie dem Wirte / und sprach zu ihm: >Pflege sein / und so du was mehr wirst dartun / will ich dirs bezahlen / wenn ich wiederkomme.< Welcher dünket dich / der unter diesen dreien der Näheste sei gewesen / dem / der unter die Mörder gefallen war?« Er sprach: »Der die Barmherzigkeit an ihm tat.« Da sprach Jesus zu ihm: »So gehe hin / und tue desgleichen.« Es begab sich aber / da sie wandelten / ging er in einen Markt / da war 38 ein Weib mit Namen Martha / die nahm ihn auf in ihr Haus. Und sie hatte eine Schwester / die hieß Maria / die setzte sich zu Jesu Füßen und hörete seiner Rede zu. Martha aber machcte ihr viel zu schaffen / ihm zu dienen. Und sie trat hinzu / und sprach: »Herr / fragest du nicht darnach / daß mich meine Schwester läßt alleine dienen? Sage ihr doch / daß sie es auch angreifc.« Jesus aber antwortete / und sprach zu ihr: »Martha / Martha / du hast viel Sorge und Mühe. Eines aber ist not. Maria hat das gute Teil erwählet / das soll nicht von ihr genommen werden.« Das eilft Kapitel Und es begab sich / daß er war an einem Ort / und betete. Und da er aufgehöret hatte / sprach seiner Jünger einer zu ihm: »Herr / lehre uns beten / wie auch Johannes seine Jünger lehrete.« Er aber sprach zu ihnen: »Wenn ihr betet / so sprecht: Unser Vater im Himmel. Dein Name werde geheiliget. Dein Reich komme. Dein Wille ge-~ schehe / auf Erden wie im Himmel. Gib uns unser täglich Brot immerdar. Und vergib uns unsere Sünden / denn auch wir vergeben allen die uns schuldig sind. Und führe uns nicht in Versuchung. Sondern erlöse uns von dem Übel.« 5 Und er sprach zu ihnen: »Welcher ist unter euch / der einen Freund hat / und ginge zu ihm zu Mitternacht / und spräche zu ihm: Lieber Freund / leihe mir drei Brot / denn es ist mein Freund zu mir kommen von der Straßen / und ich habe nicht das ich ihm vorlege. Und er drinnen würde antworten / und sprechen: Mach mir keine Unruhe / die Tür ist schon zugeschlossen / und meine Kindlein sind bei mir in der Kammer. Ich kann nicht aufstehen / und dir geben. Ich sage euch: Und ob er nicht aufstehet / und gibt ihm / darum /daß er sein Freund ist / so wird er doch um seines unverschämten Geilens willen aufstehen / und ihm geben wieviel er bedarf. 9 Und ich sage euch auch: Bittet / so wird euch gegeben. Suchet / so werdet ihr finden. Klopfet an / so wird euch aufgetan. Denn wer da bittet / der nimmt / und wer da suchet / der findet / und wer da anklopfet / dem wird aufgetan. Wo bittet unter euch ein Sohn den Vater ums Brot / der ihm einen Stein dafür biete? Und so er um einen Fisch bittet / der ihm eine Schlangen für den Fisch biete? Oder so er um ein Ei bittet / der ihm einen Skorpion dafür biete? So denn ihr / die ihr arg seid / könnet euern Kindern gute Gaben geben / viel mehr wird der Vater im Himmel den heiligen Geist geben denen / die ihn bitten.« 14 Und er trieb einen Teufel aus / der war stumm / und es geschah / da der Teufel ausfuhr / da redete der Stumme. Und das Volk verwunderte sich. Etliche aber unter ihnen sprachen: »Er treibt die Teufel aus / durch Beelzebub den Obersten der Teufel.« Die andern aber versuchten ihn / und begehrten ein Zeichen von ihm / vom Himmel. Er aber vernahm ihre Gedanken / und sprach zu ihnen: »Ein jeglich Reich / so es mit ihm selbst uneins wird / das wird wüste / und ein Haus fället über das ander. Ist denn der Satanas auch mit ihm selbst uneins / wie will sein Reich bestehen? Dieweil ihr saget / ich treibe die Teufel aus durch Beelzebub. So aber ich die Teufel durch Beelzebub austreibe / durch wen treiben sie eure Kinder aus? Darum werden sie eure Richter sein. So ich aber durch Gottes Finger die Teufel austreibe / so kommt ja das Reich Gottes zu euch. Wenn ein starker Gewappneter seinen Palast bewahret / so bleibt das 21 Seine mit Frieden. Wenn aber ein Stärkerer über ihn kommt / und überwindet ihn / so nimmt er ihm seinen Harnisch / darauf er sich verließ / und teilet den Raub aus. Wer nicht mit mir ist / der ist wider mich / und wer nicht mit mir sammelt / der zerstreuet. Wenn der unsauber Geist von dem Menschen ausfähret / so durchwandelt er dürre Stätten / sucht Ruhe / und findet ihrer nicht / so spricht er: Ich will wieder umkehren in mein Haus / daraus ich gegangen bin. Und wenn er kommt / so findet ers mit Besen gekehret und geschmücket. Dann gehet er hin / und nimmt sieben Geister zu sich / die ärger sind / denn er selbst / und wenn sie hinein kommen / wohnen sie da. Und wird hernach mit dem selbigen Menschen ärger / denn vorhin.« Und es begab sich / da er solchs redete / erhob ein Weib im Volk die 27 Stimme / und sprach zu ihm: »Selig ist der Leib / der dich getragen hat / und die Brüste / die du gesogen hast.« Er aber sprach: »Ja selig sind / die Gottes Wort hören / und bewahren.« Das Volk aber drang hinzu. Da fing er an / und sagete: »Dies ist eine arge Art / sie begehret ein Zeichen / und es wird ihr kein Zeichen gegeben / denn nur das Zeichen des Propheten Jonas. Denn wie Jonas ein Zeichen war den Niniviten / also wird des Menschen Sohn sein diesem Geschlecht. Die Königin von Mittag wird auftreten vor dem Gerichte / mit den Leuten dieses Geschlechts / und wird sie verdammen / denn sie kam von der Welt Ende / zu hören die Weisheit Salomonis / und siehe / hie ist mehr denn Salomon. Die Leute von Ninive werden auftreten vor dem Gerichte / mit diesem Geschlecht / und werdens verdammen / denn sie taten Buße nach der Predigt Jonas / und siehe / hie ist mehr denn fonas. Niemand zündet ein Licht an / und setzt es an einen heimlichen Ort / 33 auch nicht unter einen Scheffel/sondern aufden Leuchter/aufdaß/wer hineingehet / das Licht sehe. Das Auge ist des Leibs Licht. Wenn nu dein Auge einfältig sein wird / so ist dein ganzer Leib licht. So aber dein Auge ein Schalksein wird / so ist auch dein Leib finster. So schaue drauf/ daß nicht das Licht in dir Finsternis sei. Wennnu dein Leib ganz lichte ist / daß er kein Stück von der Finsternis hat/so wird er ganz licht sein / und wird dich erleuchten / wie ein heller Blitz.« Da er aber in der Rede war / bat ihn ein Pharisäer / daß er mit ihm das Mittagsmahl esse. Und er ging hinein / und setzte sich zu Tische. Da das der Pharisäer sähe / verwunderte er sich / daß er sich nicht vor dem Essen gewaschen hätte. Der Herr aber sprach zu ihm: »Ihr Pharisäer haltet die Becher und Schüsseln auswendig reinlich / aber euer Inwendiges ist voll Raubs und Bosheit. Ihr Narren / meinet ihr / daß inwendig rein sei / wenns auswendig rein ist? Doch gebt Almosen von dem das da ist / siehe / so ists euch alles rein. Aber weh euch Pharisäer / daß ihr verzehentet die Minze und Rauten / und allerlei Kohl / und gehet vor dem Gericht über / und vor der Liebe Gottes. Dies sollt man tun / und jenes nicht lassen. Weh euch Pharisäer / daß ihr gerne obenan sitzet in den Schulen / und wollt gegrüßet sein auf dem Markte. Weh euch Schriftgelehrten und Pharisäer / ihr Heuchler / daß ihr seid wie verdeckte Totengräber / darüber die Leute laufen / und kennen sie nicht.« Da antwortete einer von den Schriftgelehrten / und sprach zu ihm: »Meister / mit den Worten schmähest du uns auch.« Er aber sprach: »Und weh auch euch Schriftgelehrten / denn ihr beladet die Menschen mit unträglichen Lasten / und ihr rühret sie nicht mit einem Finger an. Weh euch / denn ihr bauet den Propheten Gräber / euere Väter aber haben sie getötet. So bezeuget ihr zwar / und bewilliget in euer Väter Werk. Denn sie töteten sie / so bauet ihr ihre Gräber. Darum spricht die Weisheit Gottes: Ich will Propheten und Apostel zu ihnen senden / und derselbigen werden sie etliche töten und verfolgen / auf daß gefordert werde von diesem Geschlecht aller Propheten Blut / das vergossen ist / seit der Welt Grund gelegt ist / von Abels Blut an / bis auf das Blut Zachariä / der umkam zwischen dem Altar und Tempel. Ja ich sage euch: Es wird gefordert werden von diesem Geschlechte. Weh euch Schriftgelehrten / denn ihr den Schlüssel der Erkenntnis habt. Ihr kommt nicht hinein / und wehret denen / die hinein wollen. « Da er aber solches zu ihnen sagete / fingen an die Schriftgclehrtcn und Pharisäer hart auf ihn zu dringen / und ihm mit mancherlei Fragen den Mund zu stopfen / und lauerten auf ihn / und suchten / ob sie etwas erjagen könnten aus seinem Munde / daß sie eine Sache zu ihm hätten. Das zwölft Kapitel Es lief das Volk zu / und kamen etliche viel Tausend zusammen/also / daß sie sich unternander traten. Da fing er an und sagete zu seinen Jüngern: »Zum ersten / hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer / welchs ist die Heuchelei. Es ist aber nichts verborgen / das nicht offenbar werde / noch heimlich / das man nicht wissen werde. Darum was ihr in der Finsternis saget / das wird man im Licht hören / was ihr redet ins Ohr / in den Kammern / das wird man auf den Dächern predigen. Ich sage euch aber / meinen Freunden: furchtet euch nicht vor denen / 4 die den Leib töten / und darnach nichts mehr tun können. Ich will euch aber zeigen / vor welchem ihr euch furchten sollt. Fürchtet euch vor dem / der / nachdem er getötet hat / auch Macht hat zu werfen in die Hölle / ja / ich sage euch / vor dem furchtet euch. Verkauft man nicht fünf Sperlinge um zween Pfennige? Noch ist vor Gott derselbigen nicht eines vergessen. Auch sind die Haare auf eurem Haupt alle gezählet. Darum fürchtet euch nicht / denn ihr seid besser / denn viel Sperlinge. Ich sage euch aber / wer mich bekennet vor den Menschen / den wird auch des Menschen Sohn bekennen vor den Engeln Gottes. Wer mich aber verleugnet vor den Menschen / des wird verleugnet werden vor den Engeln Gottes. Und wer da redet ein Wort wider des Menschen Sohn / dem soll es vergeben werden. Wer aber lästert den heiligen Geist / dem soll es nicht vergeben werden. Wenn sie euch aber fuhren werden in ihre Schulen / und vor die 11 Obrigkeit und vor die Gewaltigen / so sorget nicht / wie oder was ihr antworten / oder was ihr sagen sollt. Denn der heilige Geist wird euch zu derselbigen Stunde lehren / was ihr sagen sollt.« Es sprach aber einer aus dem Volk zu ihm: »Meister / sage meinem Bruder / daß er mit mir das Erbe teile.« Er aber sprach zu ihm: »Mensch / wer hat mich zum Richter oder Erbschichtcr über euch gesetzt?« Und sprach zu ihnen: »Sehet zu / und hütet euch vor dem Geiz / denn niemand lebet davon / daß er viel Güter hat.« 15 Und er sagete ihnen ein Gleichnis / und sprach: »Es war ein reicher Mensch / des Feld hatte wohl getragen / und er gedachte bei ihm selbst / und sprach: Was soll ich tun? Ich habe nicht / da ich meine Früchte hinsammle. Und sprach: Das will ich tun: Ich will meine 15 viel Güter hat. Bis i}2y: voll Genüge hat in seinen Gütern. Scheunen abbrechen / und größere bauen / und will drein sammeln / alles was mir gewachsen ist / und meine Güter. Und will sagen zu meiner Seelen: Liebe Seele / du hast einen großen Vorrat aufvieljahr / habe nu Ruhe / iß / trink / und habe guten Mut. Aber Gott sprach zu ihm: Du Narr / diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern / und wes wirds sein / das du bereitet hast? Also gehet es / wer ihm Schätze sammelt / und ist nicht reich in Gott.« 22, Er sprach aber zu seinen Jüngern: »Darum sage ich euch: Sorget nicht für euer Leben / was ihr essen sollet / auch nicht für euern Leib / was ihr antun sollet. Das Leben ist mehr denn die Speise / und der Leib mehr / denn die Kleidung. Nehmet wahr der Raben / die säen nicht / sie ernten auch nicht / sie haben auch keinen Keller noch Scheunen / und Gott nähret sie doch. Wieviel aber seid ihr besser denn die Vögel? Welcher ist unter euch / ob er schon darum sorget / der da könnte eine Ellen lang seiner Größe zusetzen? So ihr denn das Geringste nicht vermöget / warum sorget ihr für das andere? Nehmet wahr der Lilien auf dem Felde / wie sie wachsen / sie arbeiten nicht / so spinnen sie nicht. Ich sage euch aber / daß auch Salomon / in aller seiner Herrlichkeit nicht ist bekleidet gewesen / als der eines. 28 So denn das Gras / das heute auf dem Felde stehet / und morgen in den Ofen geworfen wird / Gott also kleidet / wie viel mehr wird er euch kleiden / ihr Kleingläubigen? Darum auch ihr / fraget nicht darnach / was ihr essen / oder was ihr trinken sollt / und fahret nicht hoch her. Nach solchem allen trachten die Heiden in der Welt. Aber euer Vater weiß wohl / daß ihr des bedürfet. Doch trachtet nach dem Reich Gottes / so wird euch das alles zufallen. Fürchte dich nicht / du kleine Herde / denn es ist euers Vaters Wohlgefallen / euch das Reich zu geben. Verkaufet was ihr habt / und gebt Almosen. Machet euch Säckel / die nicht veralten / einen Schatz / der nimmer abnimmt im Himmel / da kein Dieb zu kommt / und den keine Motten fressen. Denn wo euer Schatz ist / da wird auch euer Herz sein. 35 Lasset eure Lenden umgürtet sein / und eure Lichter brennen / und seid gleich den Menschen / die auf ihren Herrn warten / wenn er aufbrechen wird von der Hochzeit / auf daß / wenn er kommt / und anklopfet / sie ihm bald auftun. Selig sind die Knechte / die der Herr / so er kommt / wachend findet. Wahrlich / ich sage euch: Er wird sich aufschürzen / und wird sie zu Tisch setzen / und vor ihnen gehen / und ihnen dienen. Und so er kommt in der andern Wache / und in » verkaufet /was ihr habt«: Verkaufen /verlassen /absagen / hassen /nicht besitzen /nicht Schätze sammeln /nichts haben etc. Ist alles gesaget aufdie Meinung/daß mans nicht über Gott und sein Wort lieben noch suchen soll/sondern wie S. Paulus sagt 1. Korinther 7: Tan-quam non ha-bentes. (als besäßen sie es nicht.) »daß ich ein Feuer an zünde«: Er redet nach dem Sprichwort: Ich will ein Feuer an zünden/das ist / Ich will einen Unfried an-richten / durchs Evangelium etc. Und wollt/es wäre schon geschehen. Aber ich muß zuvor mein Lehen daran setzen / und mich verlanget darnach. »Ihr Heuchler«: Könnt ihr sehen wie es an den Kreaturen gehet. Warum sehet ihr nicht auch / wo es euch fehlet. der dritten Wache / und wirds also finden: selig sind diese Knechte. Das sollt ihr aber wissen: Wenn ein Hausherr wüßte / zu welcher Stunde der Dieb käme / so wachete er / und ließe nicht in sein Haus brechen. Darum seid ihr auch bereit / denn des Menschen Sohn wird kommen zu der Stunde / da ihr nicht meinet.« Petrus aber sprach zu ihm: »Herr / sagest du dies Gleichnis zu uns / 41 oder auch zu allen?« Der Herr aber sprach: »Wie ein groß Ding ists um einen treuen und klugen Haushalter / welchen sein Herr setzet über sein Gesinde / daß er ihnen zu rechter Zeit ihr Gebühr gebe. Selig ist der Knecht / welchen sein Herr findet also tun / wenn er kommt. Wahrlich / ich sage euch / er wird ihn über alle seine Güter setzen. So aber derselbige Knecht in seinem Herzen sagen wird: Mein Herr verzeucht zu kommen / und fähet an zu schlahen Knechte und Mägde / auch zu essen und zu trinken / und sich voll zu saufen / so wird desselben Knechtes Herr kommen / an dem Tage / da er 46 sichs nicht versiehet / und zu der Stunde / die er nicht weiß / und wird ihn zerscheitern / und wird ihm seinen Lohn geben mit den Ungläubigen. Der Knecht aber / der seines Herrn Willen weiß / und hat sich nicht bereitet / auch nicht nach seinem Willen getan / der wird viel Streiche leiden müssen. Der es aber nicht weiß / hat doch getan / das der Streiche wert ist / wird wenig Streiche leiden. Denn welchem viel gegeben ist / bei dem wird man viel suchen / und welchem viel befohlen ist / von dem wird man viel fordern. Ich bin kommen / daß ich ein Feuer anzünde auf Erden. Was wollt 49 ich lieber / denn es brennete schon? Aber ich muß mich zuvor taufen lassen / mit einer Taufe / und wie ist mir so bange / bis sie vollendet werde! Meinet ihr / daß ich herkommen bin / Friede zu bringen auf Erden? Ich sage: nein / sondern Zwietracht. Denn von nu an werden fünf in einem Hause uneins sein / drei wider zwei / und zwei wider drei. Es wird sein der Vater wider den Sohn / und der Sohn wider den Vater / die Mutter wider die Tochter / und die Tochter wider die Mutter die Schwieger wider die Schnur / und die Schnur wider die Schwieger.« Er sprach aber zu dem Volk: »Wenn ihr eine Wolken sehet aufgehen 54 vom Abend / so sprecht ihr bald: Es kommt ein Regen / und es geschieht also. Und wenn ihr sehet den Südwind wehen / so sprecht ihr: Es wird heiß werden und es geschieht also. Ihr Heuchler / die 46 Zerscheitern: die Todesstrafe der Zerstückelung vollziehen. Gestalt der Erden und des Himmels könnt ihr prüfen / wie prüfet ihr aber diese Zeit nicht? Warum richtet ihr aber nicht an euch selber / was recht ist? 58 So du aber mit deinem Widersacher vor den Fürsten gehest / so tu Fleiß auf dem Wege / daß du sein los werdest / auf daß er nicht etwa dich vor den Richter ziehe / und der Richter überantworte dich dem Stockmeister / und der Stockmeister werfe dich ins Gefängnis. Ich sage dir / du wirst von dannen nicht heraus kommen / bis du den allerletzten Scherf bezahlest.« Das dreizehent Kapitel Es waren aber zu derselbigen Zeit etliche dabei / die verkündigeten ihm von den Galiläern / welcher Blut Pilatus samt ihrem Opfer vermischet hatte. Und Jesus antwortete / und sprach zu ihnen: »Meinet ihr / daß diese Galiläer vor allen Galiläern Sünder gewesen sind / dieweil sie das erlitten haben? Ich sage: nein / sondern so ihr euch nicht bessert / werdet ihr alle auch also umkommen. Oder meinet ihr / daß die achtzehn / auf welche der Turm in Siloah fiel / und erschlug sie / seien schuldig gewesen / vor allen Menschen / die zu Jerusalem wohnen? Ich sage: nein / sondern so ihr euch nicht bessert/ werdet ihr alle auch also umkommen.« 6 Er sagete ihnen aber dies Gleichnis: »Es hatte einer einen Feigenbaum / der war gepflanzt in seinem Weinberge / und kam und suchte Frucht darauf / und fand sie nicht. Da sprach er zu dem Weingärtner: /Siehe / ich bin nu dreijahr lang allejahr kommen / und habe Frucht gesucht auf diesem Feigenbaum / und finde sie nicht. Haue ihn ab / was hindert er das Land!« Er aber antwortete / und sprach zu ihm: >Herr / laß ihn noch diesjahr / bis daß ich um ihn grabe / und bedün-ge ihn / ob er wollte Frucht bringen. Wo nicht / so haue ihn darnach ab. <« Und er lehrcte in einer Schule am Sabbath. Und siehe / ein Weib war da / das hatte einen Geist der Krankheit achtzehn Jahr / und sie war krumm / und konnte nicht wohl aufsehen. Da sie aber Jesus sähe / rufete er sie zu sich / und sprach zu ihr: »Weib / sei los von deiner Krankheit.« Und legete die Hände auf sie / und also balde richtete sie sich auf / und preisete Gott. 14 Da antwortete der Oberste der Schule / und war unwillig / daß Jesus auf den Sabbath heilete / und sprach zu dem Volk: »Es sind sechs »umkommen«: Die Juden hiel-lens dafür / wem es zeitlich wohl ginge /der wäre vor Gott angenehm. Und wiederum wo es ihm übel ginge/so wäre ereil1 Sünder. Das sind die ohn Glauben mit Werken sich mühen gen Himmel zu kommen. Tage / darinnen man arbeiten soll / in denselbigen kommt und laßt euch heilen / und nicht am Sabbathtage.« Da antwortete ihm der Herr / und sprach: »Du Heuchler / löset nicht ein jeglicher unter euch seinen Ochsen oder Esel von der Krippen am Sabbath / und führet ihn zur Tränke? Sollt aber nicht gelöset werden am Sabbath diese / die doch Abrahams Tochter ist / von diesem Bande / welche Satanas gebunden hatte / nu wohl achtzehn Jahr?« Und als er solchs sagete / mußten sich schämen alle die ihm wider gewesen waren / und alles Volk freuete sich über allen herrlichen Taten / die von ihm geschahen. Er sprach aber: »Wem ist das Reich Gottes gleich / und wem soll ichs 18 vergleichen? Es ist einem Senfkorn gleich / welchs ein Mensch nahm / und warfs in seinen Garten / und es wuchs / und ward ein großer Baum / und die Vögel des Himmels wohneten unter seinen Zweigen.« Und abermal sprach er: »Wem soll ich das Reich Gottes vergleichen? Es ist einem Sauerteige gleich / welchen ein Weib nahm / und verbarg ihn unter drei Scheffel Mehls / bis daß es gar sauer ward.« Und er ging durch Städte und Märkte / und lehrete / und nahm seinen Weg gen Jerusalem. Es sprach aber einer zu ihm: »Herr / meinst du / daß wenig selig 23 werden?« Er aber sprach zu ihnen: »Ringet darnach / daß ihr durch die enge Pforten eingehet / denn viel werden (das sage ich euch) darnach trachten / wie sie hinein kommen / und Werdens nicht tun können. Von dem an / wenn der Hauswirt aufgestanden ist / und die Tür verschlossen hat / da werdet ihr denn anfahen draußen zu stehen / und an die Tür klopfen / und sagen: >Herr / Herr / tu uns auf.< Und er wird antworten / und zu euch sagen: >Ich kenne euer nicht / wo ihr her seid.< So werdet ihr denn anfahen zu sagen: >Wir haben vor dir gegessen 26 und getrunken / und auf den Gassen hast du uns gelehret. < Und er wird sagen: »Ich sage euch / ich kenne euer nicht / wo ihr her seid / weichet alle von mir / ihr Übeltäter. < Da wird sein Heulen und Zähneklappen / wenn ihr sehen werdet / Abraham und Isaak und Jakob / und alle Propheten im Reich Gottes / euch aber hinaus gestoßen. Und es werden kommen vom Morgen und vom Abend / von Mitternacht und vom Mittage / die zu Tische sitzen werden im Reich Gottes. Und siehe / es sind die Letzten / die werden die Ersten sein / und sind die Ersten / die werden die Letzten sein.« An demselbigen Tage kamen etliche Pharisäer / und sprachen zu ihm: »Heb dich hinaus / und gehe von hinnen / denn Herodes will dich töten.« Und er sprach zu ihnen: »Gehet hin und saget demsel-32 ben Fuchs: Siehe / ich treibe Teufel aus / und mache gesund heut und morgen / und am dritten Tage werde ich ein Ende nehmen. Doch muß ich heute und morgen / und am Tage darnach wandeln / denn es tuts nicht / daß ein Prophet umkomme außer Jerusalem. Jerusalem / Jerusalem / die du tötest Propheten / und steinigest die zu dir gesandt werden / wie oft habe ich wollen deine Kinder versammeln / wie eine Henne ihr Nest unter ihre Flügel / und ihr habt nicht gewollt! Sehet / euer Haus soll euch wüste gelassen werden / denn ich sage euch: ihr werdet mich nicht sehen / bis daß es komme / daß ihr sagen werdet: Gelobet ist / der da kommt in dem Namen des Herrn!« Niehl fliehe ich um Herodes willen / sondern ich muß sonst wandeln /mein Amt auszurichten. Das vierzehent Kapitel Und es begab sich / daß er kam in ein Haus eines Obersten der Pharisäer / auf einen Sabbath / das Brot zu essen / und sie hielten auf ihn. Und siehe / da war ein Mensch vor ihm / der war wassersüch- 3 tig. Und Jesus antwortete / und sagte zu den Schriftgelehrten und Pharisäern / und sprach: »Ists auch recht / auf den Sabbath heilen?« Sie aber schwiegen stille. Und er griff ihn an / und heilete ihn / und ließ ihn gehen. Und antwortete / und sprach zu ihnen: »Welcher ist unter euch / dem sein Ochse oder Esel in den Brunn fället / und er nicht alsbald ihn herauszeucht am Sabbathtage?« Und sie konnten ihm darauf nicht wider Antwort geben. 7 Er sagete aber ein Gleichnis zu den Gästen / da er merkete / wie sie erwähleten obenan zu sitzen / und sprach zu ihnen: »Wenn du von jemand geladen wirst zur Hochzeit / so setze dich nicht obenan / daß nicht etwa ein Ehrlicher denn du / von ihm geladen sei / und so denn kommt / der dich und ihn geladen hat / spreche zu dir: /Weich diesem/ / und du müssest dann mit Scham untenan sitzen. Sondern wenn du geladen wirst / so gehe hin / und setze dich untenan / auf daß / wenn da kommt/der dich geladen hat /spreche zu dir: /Freund / rücke hinauf / dann wirst du Ehre haben vor denen / die mit dir zu 32 machte gesund. Bis 1527: heilte die Leute. 3 Ists auch recht .? Bis 1527: Ziemts sichs auch? Tische sitzen. Denn wer sich selbst erhöhet / der soll erniedriget werden / und wer sich selbst erniedriget / der soll erhöhet werden.« Er sprach auch zu dem / der ihn geladen hatte: »Wenn du ein Mit- 12 tags- oder Abendmahl machest / so lade nicht deine Freunde / noch deine Brüder / noch deine Gefreundten / noch deine Nachbarn / die da reich sind / auf daß sie dich nicht etwa wieder laden / und dir vergolten werde. Sondern / wenn du ein Mahl machest / so lade die Armen / die Krüppel / die Lahmen / die Blinden / so bist du selig / denn sie habens dir nicht zu vergelten. Es wird dir aber vergolten werden in der Auferstehung der Gerechten.« Da aber solchs hörete einer / der mit zu Tisch saß / sprach er zu ihm: »Selig ist / der das Brot isset im Reich Gottes.« Er aber sprach zu ihm: »Es war ein Mensch / der machte ein groß Abendmahl / und lud viel dazu. Und sandte seinen Knecht aus / zur Stunde des Abendmahls / zu sagen den Geladenen: »Kommt / denn es ist alles bereit.» Und sie fingen an alle nacheinander sich zu entschuldigen. Der erste sprach zu ihm: »Ich habe einen Acker gekauft / und muß hinaus gehen / und ihn besehen. Ich bitte dich / entschuldige mich.» Und der ander sprach: »Ich hab fünf Joch Ochsen gekauft / und ich gehe jetzt hin / sie zu besehen. Ich bitte dich / entschuldige mich.» Und der dritte sprach: »Ich habe ein Weib genommen / darum kann ich nicht kommen.» Und der Knecht kam / und sagete das seinem Herrn wieder. Da 21 ward der Hausherr zornig / und sprach zu seinem Knechte: »Gehe aus bald auf die Straßen und Gassen der Stadt / und führe die Armen und Krüppel und Lahmen und Blinden herein.» Und der Knecht sprach: »Herr / es ist geschehen / was du befohlen hast / es ist aber noch Raum da.» Und der Herr sprach zu dem Knechte: »Gehe aus auf die Landstraßen / und an die Zäune und nötige sie herein zu kommen / auf daß mein Haus voll werde.» Ich sage euch aber / daß der Männer keiner / die geladen sind / mein Abendmahl schmecken wird.« Es ging aber viel Volks mit ihm / und er wandte sich / und sprach zu ihnen: »So jemand zu mir kommt und hasset nicht seinen Vater / Mutter / Weib / Kinder / Brüder / Schwestern / auch dazu sein eigen Leben / der kann nicht mein Jünger sein. Und wer nicht sein Kreuz trägt / und mir nachfolget / der kann nicht mein Jünger sein. Wer ist aber unter euch / der einen Turm bauen will / und sitzt nicht 2S zuvor - und iiberschläget die Kosten / ob ers habe hinaus zu führen? Auf daß nicht / wo er den Grund gelegt hat / und kanns nicht hinaus fuhren / alle / die es sehen / fahen an sein zu spotten / und sagen: Dieser Mensch hub an zu bauen / und kann es nicht hinaus fuhren. Oder welcher König will sich begeben in einen Streit / wider einen andern König / und sitzt nicht zuvor und ratschlaget / ob er könnte mit zehentausend begegnen / dem / der über ihn kommt mit zwanzigtausend? Wo nicht / so schickt er Botschaft / wenn jener noch „ ferne ist / und bittet um Friede. Also auch ein jeglicher unter euch / der nicht absaget allem das er hat / kann nicht mein Jünger sein. 34 Das Salz ist ein gut Ding. Wo aber das Salz dumm wird / womit wird man würzen? Es ist weder auf das Land / noch in den Mist nütze / sondern man wirds wegwerfen. Wer Ohren hat zu hören / der höre. <« Das funftzehent Kapitel Es naheten aber zu ihm allerlei Zöllner und Sünder / daß sie ihn höreten. Und die Pharisäer und Schriftgelehrten murreten / und sprachen: »Dieser nimmt die Sünder an / und isset mit ihnen.« Er sagete aber zu ihnen dies Gleichnis / und sprach: »Welcher Mensch ist unter euch / der hundert Schafe hat / und so er der eines verlieret / der nicht lasse die neunundneunzig in der Wüsten / und hingehe nach dem verlornen / bis daß ers finde? Und wenn ers funden hat / so leget ers auf seine Achseln mit Freuden. Und wenn er heimkommt / rufet er seinen Freunden und Nachbarn / und spricht zu ihnen: Freuet euch mit mir / denn ich habe mein Schaf funden / das verloren war. Ich sage euch: Also wird auch Freude im Himmel sein / über einen Sünder / der Buße tut / vor neunundneunzig Gerechten / die der Buße nicht bedürfen. 8 Oder / welch Weib ist / die zehen Groschen hat / so sie der einen verliert / die nicht ein Licht anziinde / und kehre das Haus / und suche mit Fleiß / bis daß sie ihn finde? Und wenn sie ihn funden hat / rufet sie ihren Freundinnen und Nachbarinnen / und spricht: >Freuet euch mit mir / denn ich habe meinen Groschen funden / den ich verloren hatte.< Also auch / sage ich euch / wird Freude sein vor den Engeln Gottes / über einen Sünder / der Buße tut.« 11 Und er sprach: »Ein Mensch hatte zween Söhne / und der Jüngste unter ihnen sprach zu dem Vater: >Gib mir Vater das Teil der Güter / das mir gehört.« Und er tcilete ihnen das Gut. Und nicht lang darnach sammelte der jüngste Sohn alles zusammen / und zog ferne »denlicht absaget«: Vordem göttlichen Gerichte mag niemand bestehen / er verzage denn an alle seinem Vermögen / und suche Gnade / und bitte um Hülfe in Christo. über Land / und daselbst bracht er sein Gut um mit Prassen. Da er nu alle das Seine verzehret hatte / ward eine große Teurung durch das-selbige ganze Land / und er fing an zu darben. Und ging hin / und hängete sich an einen Bürger desselbigen Landes / der schickete ihn auf seinen Acker / der Säu zu hüten. Und er begehrte seinen Bauch zu füllen mit Trebern / die die Säu aßen / und niemand gab sie ihm. Da schlug er in sich / und sprach: »Wieviel Taglöhner hat mein Vater/ 17 die Brot die Fülle haben / und ich verderbe im Hunger. Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen / und zu ihm sagen: Vater / ich habe gesündiget in den Himmel und vor dir / und bin fort nicht mehr wert / daß ich dein Sohn heiße. Mache mich als einen deiner Taglöhner. < Und er machete sich auf / und kam zu seinem Vater. Da er aber noch ferne von dannen war / sähe ihn sein Vater » und jammerte ihn / lief und fiel ihm um seinen Hals / und küssete ihn. Der Sohn aber sprach zu ihm: »Vater / ich habe gesündiget in den Himmel und vor dir. Ich bin fort nicht mehr wert / daß ich dein Sohn heiße.» Aber der Vater sprach zu seinen Knechten: »Bringet das beste Kleid hervor / und tut ihn an / und gebet ihm einen Fingerreif an seine Hand / und Schuh an seine Füße / und bringet ein gemästet Kalb her / und schlachtets. Lasset uns essen und fröhlich sein / denn dieser mein Sohn war tot / und ist wieder lebendig worden / er war verloren / und ist funden worden. < Und fingen an fröhlich zu sein. Aber der älteste Sohn war auf dem Felde. Und als er nahe zum Hau- 25 se kam / hörete er das Gesänge und den Reigen / und rief zu sich der Knechte einen und fragete / was das wäre. Der aber sagete ihm: »Dein Bruder ist kommen / und dein Vater hat ein gemästet Kalb geschlachtet / daß er ihn gesund wieder hat.» Da ward er zornig / und wollt nicht hineingehen. Da ging sein Vater heraus / und bat ihn. Er antwortete aber / und sprach zum Vater: »Siehe / soviel Jahr diene ich dir / und habe dein Gebot noch nie übertreten / und du hast mir nie einen Bock gegeben / daß ich mit meinen Freunden fröhlich wäre. Nu aber dieser dein Sohn kommen ist / der sein Gut mit Huren verschlungen hat / hast du ihm ein gemästet Kalb geschlachtet.» Er aber sprach zu ihm: »Mein Sohn / du bist allezeit bei mir / und alles was mein ist / das ist dein. Du solltest aber fröhlich und gut Muts sein / denn dieser dein Bruder war tot / und ist wieder lebendig worden. Er war verloren / und ist wieder funden.»« Das sechzehent Kapitel Er sprach aber auch zu seinen Jüngern: »Es war ein reicher Mann / der hatte einen Haushalter / der ward vor ihm berüchtiget / als hätte er ihm seine Güter umbracht. Und er forderte ihn / und sprach zu ihm: >Wie höre ich das von dir? Tu Rechnung von deinem Haushalten / denn du kannst hinfort nicht Haushalter sein.< Der Haushalter „ sprach bei sich selbst: »Was soll ich tun? Mein Herr nimmt das Amt von mir / graben mag ich nicht / so schäme ich mich zu betteln. Ich weiß wohl / was ich tun will / wenn ich nu von dem Amt gesetzt werde / daß sie mich in ihre Häuser nehmen.< 5 Und er rief zu sich alle Schuldener seines Herrn / und sprach zu dem ersten: »Wie viel bist du meinem Herrn schuldig?< Er sprach: »Hundert Tonnen Öles.» Und er sprach zu ihm: »Nimm deinen Brief / setze dich / und schreib flugs fünfzig.» Darnach sprach er zu dem andern: »Du aber / wie viel bist du schuldig?» Er sprach: »Hundert Malter Weizen.» Und er sprach zu ihm: »Nimm deinen Brief / und schreib achtzig.» Und der Herr lobete den ungerechten Haushalter / daß er klüglich getan hatte. Denn die Kinder dieser Welt sind klüger / denn die Kinder des Lichtes / in ihrem Geschlechte. Und ich sage euch auch: Machet euch Freunde mit dem ungerechten Mammon / auf daß / wenn ihr nu darbet / sie euch aufnehmen in die ewigen Hütten. io Wer im geringesten treu ist / der ist auch im großen treu / und wer im geringesten unrecht ist / der ist auch im großen unrecht. So ihr nu in dem Unrechten Mammon nicht treu seid / wer will euch das Wahrhaftige vertrauen? Und so ihr in dem Fremden nicht treu seid / wer will euch geben dasjenige / das euer ist? Kein Hausknecht kann zweien Herren dienen. Entweder er wird einen hassen / und den andern lieben / oder wird einem anhangen / und den andern verachten. Ihr könnet nicht Gott samt dem Mammon dienen.« Das alles höreten die Pharisäer auch / die waren geizig / und spotteten sein. Und er sprach zu ihnen: »Ihr seids / die ihr euch selbst rechtfertiget vor den Menschen. Aber Gott kennet eure Herzen / denn was hoch ist unter den Menschen / das ist ein Greuel vor Gott. 16 Das Gesetz und die Propheten weissagen bis aufjohannes / und von der Zeit an wird das Reich Gottes durchs Evangelium gepredigt / undjedermann dringet mit Gewalt hinein. Es ist aber leichter / daß Himmel und Erden vergehen / denn daß ein Tüttel am Gesetz falle. »Mammon«: Mammon ist hebräisch /und heißet Reichtum. Mammon heißet er unrecht / darum /daßer un-rechtem Brauch unterworfen ist. Fremd /darum daß er nicht bleibet / wie das geistliche Gut / das ewig unser und wahrhaftig ist. Treu sein in dem Mammon / ist: sein göttlich brauchen / zu des Nächsten Nutz. Wer das nicht tut /wird viel iv eniger im Geistlichen treu sein /ja er wird keines haben. Hie ist verboten den Poltergeistern und erscheinenden Toten zu glauben. Wer sich scheidet von seinem Weibe / und freiet eine andere / der bricht die Ehe. Und wer die Abgeschiedene von dem Manne freiet / der bricht auch die Ehe. Es war aber ein reicher Mann / der kleidete sich mit Purpur und ig köstlichem Leinwand / und lebete alle Tage herrlich und in Freuden. Es war aber ein Armer / mit Namen Lazarus / der lag vor seiner Tür voller Schwären / und begehrete sich zu sättigen von den Brosamen / die von des Reichen Tische fielen. Doch kamen die Hunde / und lecketen ihm seine Schwären. Es begab sich aber / daß der Arme starb / und ward getragen von den Engeln in Abrahams Schoß. Der Reiche aber starb auch / und ward begraben. Als er nu in der Hölle und in der Qual war / hub er seine Augen auf/ 23 und sähe Abraham von ferne / und Lazarum in seinem Schoß / rief und sprach: >Vater Abraham / erbarme dich mein / und sende Lazarum / daß er das Äußerste seines Fingers ins Wasser tauche / und kühle meine Zungen / denn ich leide Pein in dieser Flammen./ Abraham aber sprach: /Gedenke Sohn / daß du dein Gutes empfangen hast in deinem Leben / und Lazarus dagegen hat Böses empfangen. Nu aber wird er getröstet / und du wirst gepeinigt. Und über das alles / ist zwischen uns und euch eine große Kluft befestiget / daß die da wollten von hinnen hinab fahren zu euch / könnten nicht / und auch nicht von dannen zu uns herüber fahren./ Da sprach er: >So bitte ich dich Vater / daß du ihn sendest in meines 27 Vaters Haus. Denn ich habe noch funfBrüder /daß er ihnen bezeuge/ auf daß sie nicht auch kommen an diesen Ort der Qual./ Abraham sprach zu ihm: >Sie haben Mosen und die Propheten / laß sie diesel-bigen hören./ Er aber sprach: /Nein / Vater Abraham / sondern wenn einer von den Toten zu ihnen ginge / so würden sie Buße tun./ Er aber sprach zu ihm: /Hören sie Mosen und die Propheten nicht / so werden sie auch nicht glauben / ob jemand von den Toten aufstünde./// Das siebenzehent Kapitel Er sprach aber zu seinen Jüngern: //Es ist unmöglich daß nicht Ärgernisse kommen. Weh aber dem / durch welchen sie kommen! Es wäre ihm nützer / daß man ihm einen Mühlstein an seinen Hals hängete / und würfe ihn ins Meer / denn daß er dieser Kleinen einen ärgert. Hütet euch! So dein Bruder an dir sündiget / so strafe ihn / und so er sich bessert / vergib ihm. Und wenn er siebenmal des Tages an dir sündigen würde und siebenmal des Tages wiederkäme zu dir / und spräche: Es reuet mich / so sollst du ihm vergeben.« Und die Apostel sprachen zu dem Herrn: »Stärke uns den Glauben. « Der Herr aber sprach: »Wenn ihr Glauben habt / als ein Senfkorn / und saget zu diesem Maulbeerbaum: Reiß dich aus / und versetze dich ins Meer! so wird er euch gehorsam sein. Welcher ist unter euch / der einen Knecht hat / der ihm pflüget / oder das Viehe weidet / wenn er heimkommt vom Felde / daß er ihm sage: >Gehe bald hin / und setze dich zu Tische?< Ists nicht also / daß er zu ihm saget: >Richte zu / das ich zu Abend esse / schürze dich und diene mir / bis ich esse und trinke. Darnach sollst du auch essen und trinken. < Danket er auch demselbigen Knechte / daß er getan hat / was ihm befohlen war? Ich meine es nicht. Also auch ihr / wenn ihr alles getan habt / was euch befohlen ist / so sprechet: >Wir sind unnütze Knechte / wir haben getan / das wir zu tun schuldig waren.<« Und es begab sich / da er reisete gen Jerusalem / zog er mitten durch Samarien und Galiläam. Und als er in einen Markt kam / begegneten ihm zehen aussätzige Männer / die stunden von ferne / und erhüben ihre Stimme / und sprachen: »Jesu lieber Meister / erbarme dich unser!« Und da er sie sähe / sprach er zu ihnen: »Gehet hin / und zeiget euch den Priestern.« Und es geschah / da sie hingingen / wurden sie rein. Einer aber unter ihnen / da er sähe / daß er gesund worden war / kehrete er um / und preisete Gott mit lauter Stimme / und fiel auf sein Angesicht / zu seinen Füßen / und dankete ihm / und das war ein Samariter. Jesus aber antwortete / und sprach: »Sind ihrer nicht zehen rein worden? Wo aber sind die neune? Hat sich sonst keiner funden / der wieder umkehret / und gebe Gott die Ehre / denn dieser Fremdlinger?« Und er sprach zu ihm: »Stehe auf / gehe hin / dein Glaube hat dir geholfen.« Da er aber gefraget ward von den Pharisäern: »Wann kommt das Reich Gottes?« antwortete er ihnen / und sprach: »Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerlichen Gebärden. Man wird auch nicht sagen: Siehe hie / oder da ist es. Denn sehet / das Reich Gottes ist inwendig in euch.« Er sprach aber zu den Jüngern: »Es wird die Zeit kommen / daß ihr werdet begehren zu sehen einen Tag des Menschensohns / und werdet ihn nicht sehen. Und sie werden zu euch sagen: Siehe hie / siehe da. Gehet nicht hin / und folget auch nicht. Denn wie der Blitz oben vom Himmel blitzet / und leuchtet über alles / das unter dem Himmel ist / also wird des Menschen Sohn an » wir haben getan«: Hie redet Christus auf das allereinfältigest von äußerlichen Werken auf Menschenweise. Denn sonst kann vor Gott niemand tun /soviel er schuldig ist / der ihm (d. h. Gott) an Werken nicht genügen läßt. »mit äußerlichen Gebärden«: Das ist / Gottes Reich stehet nicht in Werken / die an Stätte / Speise / Kleider / Zeit / Person gebunden sind /sondern im Glauben und Liebe frei. seinem Tag sein. Zuvor aber muß er viel leiden / und verworfen werden von diesem Geschlechte. Und wie es geschah zu den Zeiten Noahs / so wirds auch geschehen 26 in den Tagen des Menschensohns. Sie aßen / sie tranken / sie freieten / sie ließen sich freien / bis auf den Tag / da Noah in die Arche ging / und kam die Sintflut / und brachte sie alle um. Desselbigengleichen / wie es geschah zu den Zeiten Lots: sie aßen / sie tranken / sie kauften / sie verkauften / sie pflanzeten / sie baueten. An dem Tage aber / da Lot aus Sodom ging / da regnete es Feuer und Schwefel vom Himmel und brachte sie alle um. Auf diese Weise wirds auch gehen an dem Tage / wenn des Menschen Sohn soll offenbart werden. An demselbigen Tage / wer auf dem Dache ist / und sein Hausrat in dem Hause / der steige nicht hernieder / dasselbige zu holen. Desselbigengleichen / wer auf dem Felde ist / der wende nicht um / nach dem / das hinter ihm ist. Gedenket an des Lots Weib. Wer da suchet seine Seele zu erhalten / der wird sie verlieren. Und wer sie verlieren wird / der wird ihr zum Leben helfen. Ich sage euch: in derselbigen Nacht werden zween auf einem Bette 34 liegen / einer wird angenommen / der ander wird verlassen werden. Zwo werden mahlen miteinander / eine wird angenommen / die ander wird verlassen werden.« Und sie antworteten / und sprachen zu ihm: »Herr wo da?« Er aber sprach zu ihnen: »Wo das Aas ist / da sammeln sich auch die Adder.« Das achtzehent Kapitel »und überläiibe mich«: Das ist / daß sie mich nicht plage und martere / wie man sagt von den Geilern (Bettlern): Wie plaget mich der Mensch so wohl! Er sagete ihnen aber ein Gleichnis davon / daß man allezeit beten und nicht laß werden sollt / und sprach: »Es warein Richter in einer Stadt / der furchte sich nicht vor Gott / und scheuete sich vor keinem Menschen. Es war aber eine Witwe in derselbigen Stadt / die kam zu ihm / und sprach: >Rette mich von meinem Widersachern Und er wollte lange nicht. Darnach aber dachte er bei sich selbst: >Ob ich mich schon vor Gott nicht furchte / noch vor keinem Menschen scheue / dieweil aber mir diese Witwe so viel Mühe machet/will ich sie retten/auf daß sie nicht zuletzt komme / und übertäube mich.<« Da sprach der Herr: »Höret hie / was der ungerechte Richter saget. Sollt aber Gott nicht auch retten seine Auserwähleten / die zu ihm Tag und Nacht rufen / und sollt Geduld drüber haben? Ich sage euch / er wird sie retten in einer Kürze. Doch wenn des Menschen Sohn kommen wird / meinest du / daß er auch werde Glauben finden auf Erden?« g Er sagete aber zu etlichen / die sich selbst vermaßen / daß sie fromm wären / und verachteten die andern / ein solch Gleichnis: »Es gingen zween Menschen hinauf in den Tempel zu beten / einer ein Pharisäer/ der ander ein Zöllner. Der Pharisäer stund und betete bei sich selbst " also: >Ich danke dir Gott / daß ich nicht bin wie die anderen Leute / Räuber / Ungerechte / Ehebrecher / oder auch wie dieser Zöllner. Ich faste zwier in der Wochen und gebe den Zehenten / von allem / das ich habe.< Und der Zöllner stund von ferne / wollte auch seine Augen nicht aufheben gen Himmel / sondern schlug an seine Brust / und sprach: >Gott sei mir Sünder gnädig. < Ich sage euch: Dieser ging hinab gerechtfertiget in sein Haus /vor jenem / denn wer sich selbst erhöhet / der wird erniedriget werden / und wer sich selbst erniedriget / der wird erhöhet werden.« Sie brachten auch junge Kindlein zu ihm / daß er sie sollt anrühren. Da es aber diejünger sahen / bedräueten sie die. Aberjesus rief sie zu sich / und sprach: »Lasset die Kindlein zu mir kommen / und wehret ihnen nicht / denn solcher ist das Reich Gottes. Wahrlich / ich sage euch: Wer nicht das Reich Gottes nimmt als ein Kind / der wird nicht hinein kommen.« 18 Und es fragete ihn ein Oberster / und sprach: »Guter Meister / was muß ich tun / daß ich das ewige Leben ererbe?« Jesus aber sprach zu ihm: »Was heißest du mich gut? Niemand ist gut / denn der einige Gott. Du weißest die Gebot wohl: >Du sollst nicht ehebrechen. Du sollst nicht töten. Du sollst nicht stehlen. Du sollst nicht falsch Ge-zeugnis reden. Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren./« Er aber sprach: »Das habe ich alles gehalten von meiner Jugend auf.« Da Jesus das hörete / sprach er zu ihm: »Es fehlet dir noch eines: Verkaufe alles was du hast / und gibs den Armen / so wirst du einen Schatz im Himmel haben / und komm / und folge mir nach.« Da er das hörete / ward er traurig / denn er war sehr reich. 24 Da aber Jesus sähe / daß er traurig war worden / sprach er: »Wie schwerlich werden die Reichen in das Reich Gottes kommen. Es ist leichter / daß ein Kamel gehe durch ein Nadelöhre / denn daß ein Reicher in das Reich Gottes komme.« Da sprachen die das höreten: »Wer kann dann selig werden?« Er aber sprach: »Was bei den Menschen unmöglich ist / das ist bei Gott möglich.« »vorjenem«: Das ist: Jener ist nicht gerecht / sondern verdammt heimgangen. Ehraismus est /et negative dicitur. Sicut (Das ist ein Hehraismus und wird negativ verstanden. Wie) Psalm 118: >Es ist gut auf den Herrn vertrauen /vordem Vertrauen auf Fürsten: /das ist 1 nicht auf Fürsten. Hocefficit Ebrea litera Mem (Das bewirkt der hebräische Buchstabe Mem = M, deutsch >von, von) /also auch Matthäus 21: iHuren und Buben werden vor euch in den Himmel kom-men< / vor euch / das ist: ihr nicht. »es fehlet dir noch eines«: Das ist: es fehlet dir alles. Da sprach Petrus: »Siehe / wir haben alles verlassen / und sind dir 28 nachgefolget.« Er aber sprach zu ihnen: »Wahrlich ich sage euch: Es ist niemand / der ein Haus verläßt / oder Eltern / oder Brüder / oder Weib / oder Kinder / um des Reich Gottes willen / der es nicht vielfältig wieder empfahe / in dieser Zeit / und in der zukünftigen Welt / das ewige Leben.« Er nahm aber zu sich die Zwölfe / und sprach zu ihnen: »Sehet / wir gehen hinauf gen Jerusalem / und es wird alles vollendet / das geschrieben ist durch die Propheten / von des Menschen Sohn. Denn er wird überantwortet werden den Heiden / und er wird verspottet und geschmähet und verspeiet werden / und sie werden ihn geißeln und töten / und am dritten Tage wird er wieder auferstehen.« Sie aber vernahmen der keines / und die Rede war ihnen verborgen / und wußten nicht / was das gesagt war. Es geschah aber / da er nahe zu Jericho kam / saß ein Blinder am 55 Wege und bettelte. Da er aber hörete das Volk / das durch hin ging / forschete er was das wäre. Da verkündigeten sie ihm / Jesus von Nazareth ginge vorüber. Und er rief / und sprach: »Jesus du Sohn Davids / erbarm dich mein!« Die aber vorne an gingen / bedräueten ihn / er sollt schweigen. Er aber schrie viel mehr: »Du Sohn Davids / erbarme dich mein!« Jesus aber stund stille / und hieß ihn zu sich fuhren. Da sie ihn aber nahe bei ihn brachten / fragete er ihn / und sprach: »Was willst du / daß ich dir tun soll?« Er sprach: »Herr / daß ich sehen möge.« Und Jesus sprach zu ihm: »Sei sehend / dein Glaube hat dir geholfen.« Und alsobald ward er sehend / und folgete ihm nach und preisete Gott. Und alles Volk / das solchs sähe / lobete Gott. Das neunzehent Kapitel Und er zog hinein / und ging durch Jericho. Und siehe / da war ein Mann / genannt Zachäus der war ein Oberster der Zöllner / und war reich - und begehrte Jesum zu sehen / wer er wäre / und konnte nicht vor dem Volk / denn er war klein von Person. Und er lief vor hin und stieg auf einen Maulbeerbaum / auf daß er ihn sähe / denn allda sollt er durch kommen. Und alsjesus kam an dieselbige Stätte / sähe er auf / und ward sein gewahr / und sprach zu ihm: »Zachäe / steig eilend hernieder / denn ich muß heute zu deinem Hause einkehren. « Und er stieg eilend hernieder / und nahm ihn auf mit Freu- den. Da sie das sahen / murreten sie alle / daß er bei einem Sünder einkeh rete. S Zachäus aber trat dar / und sprach zu dem Herrn: »Siehe Herr / die Hälfte meiner Güter gebe ich den Armen / und so ich jemand betrogen hab / das gebe ich vierfältig wieder.« Jesus aber sprach zu ihm: »Heute ist diesem Hause Heil widerfahren / sintemal er auch Abrahams Sohn ist. Denn des Menschen Sohn ist kommen zu suchen und selig zu machen / das verloren ist.« Da sie nu zuhöreten / sagete er weiter ein Gleichnis / darum / daß er nahe bei Jerusalem war / und sie meineten / das Reich Gottes sollt also balde offenbart werden. Und sprach: »Ein Edelerzog von ferne in ein Land / daß er ein Reich einnähme / und dann wiederkäme. Dieser forderte zehen seiner Knechte / und gab ihnen zehen Pfund / und sprach zu ihnen: »Handelt / bis ich wiederkomme. < Seine Bürgeraber waren ihm feind / und schicketen Botschaft nach ihm / und ließen ihm sagen: »Wir wollen nicht / daß dieser über uns herrschen 15 Und es begab sich / da er wiederkam / nachdem er das Reich eingenommen hatte / hieß er dieselbigen Knechte fordern / welchen er das Geld gegeben hatte / daß er wüßte / was ein jeglicher gehandelt hätte. Da trat herzu der erste und sprach: »Herr / dein Pfund hat zehen Pfund erworben.» Und er sprach zu ihm: »Ei du frommer Knecht / dieweil du bist im geringsten treu gewesen / sollst du Macht haben über zehen Städte.» Der ander kam auch / und sprach: »Herr / dein Pfund hat fünf Pfund getragen.» Zu dem sprach er auch: »Und du sollst sein über fünf Städte. < Und der dritte kam / und sprach: »Herr / siehe da / hie ist dein Pfund / welchs ich habe im Schweißtuch behalten. Ich fürchtete mich vor dir / denn du bist ein harter Mann / du nimmst / das du nicht gelegt hast / und erntest / das du nicht gesäet hast.» Er sprach zu ihm: »Aus deinem Munde richte ich dich / du Schalk. Wußtest du / daß ich ein harter Mann bin / nehme / das ich nicht gelegt habe / und ernte / das ich nicht gesäet habe / warum hast du dann mein Geld nicht in die Wechselbank gegeben? Und wenn ich kommen wäre / hätte ichs mit Wucher erfordert. < 24 Und er sprach zu denen / die dabei stunden: »Nehmet das Pfund von ihm / und gebets dem / der zehen Pfund hat.» Und sie sprachen zu ihm: »Herr / hat er doch zehen Pfund.» Ich sage euch aber: »Wer da hat / dem wird gegeben werden. Von dem aber / der nicht hat / wird auch das genommen werden das er hat. Doch jene meine Feinde / die nicht wollten / daß ich über sie herrschen sollte / bringet her / und erwürget sie vor mir.<« Und als er solches sagete / zog er fort / und reisete hinauf gen Jerusalem. Und es begab sich / als er nahete gen Bethphage und Bethanien / und 29 kam an den Olberg / sandte er seiner Jünger zween / und sprach: »Gehet hin in den Markt / der gegen euch liegt / und wenn ihr hinein kommt / werdet ihr ein Füllen angebunden finden / auf welchem noch nie kein Mensch gesessen ist / löset es ab / und bringets. Und so euch jemand fraget / warum ihrs ablöset / so saget also zu ihm: Der Herr darf sein.« Und die Gesandten gingen hin / und fanden wie er ihnen gesagt hatte. Da sie aber das Füllen ablöseten / sprachen seine Herrn zu ihnen: »Warum löset ihr das Füllen ab?« Sie aber sprachen: »Der Herr darf sein.« Und sie brachtens zu Jesu / und warfen ihre Kleider auf das Füllen / und setzten Jesum drauf. Da er nu hinzog / breiteten sie ihre Kleider auf den Weg. Und da er nahe hinzu kam / und zog den Olberg herab / fing an der 37 ganze Haufe seiner Jünger / mit Freuden Gott zu loben mit lauter Stimme / über alle Taten / die sie gesehen hatten / und sprachen: Gelobet sei der da kommt ein König in dem Namen des Herrn! Friede sei im Himmel / und Ehre in der Höhe! Und etliche Pharisäer im Volk sprachen zu ihm: »Meister strafe doch deinejünger.« Er antwortete/und sprach zu ihnen: »Ich sage euch: wo diese werden schweigen / so werden die Steine schreien.« Und als er nahe hinzu kam / sähe er die Stadt an / und weinete über sie / und sprach: »Wenn du es wüßtest / so würdest du auch bedenken / zu dieser deiner Zeit / was zu deinem Frieden dienet. Aber nu ists vor deinen Augen verborgen. Denn es wird die Zeit über dich kommen / daß deine Feinde werden um dich / und deine Kinder mit dir / eine Wagenburg schlagen / dich belagern / und an allen Orten ängsten / und werden dich schleifen und keinen Stein auf dem andern lassen / darum / daß du nicht erkennet hast die Zeit / darinnen du heimgesucht bist.« Und er ging in den Tempel / und fing an auszutreiben / die darinnen 93 verkauften und kauften / und sprach zu ihnen: »Es stehet geschrieben: /Mein Haus ist ein Bethaus< / ihr aber habts gemacht zur Mördergruben.« Und lehrete täglich im Tempel. Aber die Hohenpriester und Schriftgelehrten / und die Fürnehmesten im Volk / trachteten ihm nach / daß sie ihn umbrächten / und finden nicht / wie sie ihm tun sollten / denn alles Volk hing ihm an / und höretc ihn. Das zwanzigst Kapitel Und es begab sich der Tage einen / da er das Volk lehrete im Tempel und predigte das Evangelium / da traten zu ihm die Hohenpriester und Schriftgelehrten mit den Ältesten / und sagten zu ihm / und sprachen: »Sage uns / aus was für Macht tust du das? Oder wer hat dir die Macht gegeben?« Er aber antwortete / und sprach zu ihnen: »Ich will euch auch ein Wort fragen / saget mirs. DieTaufeJohannis / war sie vom Himmel oder von Menschen?« Sie aber gedachten bei sich selbst / und sprachen: »Sagen wir: >vom Himmeh / so wird er sagen: /Warum habt ihr ihm denn nicht geglaubt?/ Sagen wir aber: >von Menschen/ / so wird uns alles Volk steinigen / denn sie stehen drauf / daß Johannes ein Prophet sei.« Und sie antworteten / sie wüßtens nicht / wo sie her wäre. Und Jesus sprach zu ihnen: »So sage ich euch auch nicht / aus was für Macht ich das tu. // 9 Er fing aber an zu sagen dem Volk dies Gleichnis: »Ein Mensch pflanzete einen Weinberg / und tat ihn den Weingärtnern aus / und zog über Land eine gute Zeit. Und zu seiner Zeit sandte er einen Knecht zu den Weingärtnern / daß sie ihm gäben von der Frucht des Weinberges. Aber die Weingärtner stäupten ihn / und ließen ihn leer von sich. Und über das sandte er noch einen andern Knecht. Sie aber stäupten denselbigen auch / und höhneten ihn / und ließen ihn leer von sich. Und über das sandte er den dritten / sie aber verwundeten den auch / und stießen ihn hinaus. ;j Da sprach der Herr des Weinbergs: >Was soll ich tun? Ich will meinen lieben Sohn senden / vielleicht / wenn sie den sehen / werden sie sich scheuen. / Da aber die Weingärtner den Sohn sahen / dachten sie bei sich selbst: >Das ist der Erbe / kommet / lasset uns ihn töten / daß das Erbe unser sei. / Und sie stießen ihn hinaus vor den Weinberg / und töteten ihn. Was wird nu der Herr des Weinberges denselbigen tun? Er wird kommen / und diese Weingärtner umbringen / und seinen Weinberg andern austun.« Da sie das höreten / sprachen sie: »Das sei ferne.« 17 Er aber sähe sie an / und sprach: »Was ist denn das / das geschrieben stehet: Der Stein / den die Bauleute verworfen haben / ist zum Eckstein worden? Welcher auf diesen Stein fället / der wird zerschellen / auf welchen aber er fället / den wird er zermalmen.« Und die Hohenpriester und Schriftgelehrten trachteten darnach / wie sie die Hände an ihn legten zu derselbigen Stunde / und furchten sich vor dem Volk / denn sie vernahmen / daß er auf sie dies Gleichnis gesagt hatte. Und sie hielten auf ihn / und sandten Laurer aus / die sich stellen sollten / als wären sie fromm / auf daß sie ihn in der Rede fingen / damit sie ihn überantworten könnten der Oberkeit und Gewalt des Landpflegers. Und sie fragten ihn und sprachen: »Meister / wir wissen / daß du aufrichtig redest / und lehrest / und achtest keines Menschen Ansehen / sondern du lehrest den Weg Gottes recht. Ists recht / daß wir dem Kaiser den Schoß geben oder nicht?« Er aber 23 merkete ihre List / und sprach zu ihnen: »Was versucht ihr mich? Zeiget mir den Groschen / wes Bilde und Überschrift hat er?« Sie antworteten und sprachen: »Des Kaisers.« Er aber sprach zu ihnen: »So gebet dem Kaiser / was des Kaisers ist / und Gotte / was Gottes ist.« Und sie konnten sein Wort nicht tadeln vor dem Volk / und verwunderten sich seiner Antwort / und schwiegen stille. Da traten zu ihm etliche der Sadduzäer (welche da halten / es sei kein 27 Auferstehen) und fragten ihn / und sprachen: »Meister / Moses hat uns geschrieben: >So jemands Bruder stirbt / der ein Weib hat / und stirbet erblos / so soll sein Bruder das Weib nehmen / und seinem Bruder einen Samen erwecken. < Nu waren sieben Brüder / der erste nahm ein Weib / und starb erblos. Und der ander nahm das Weib / und starb auch erblos. Und der dritte nahm sie. Desselbigenglei-chen alle sieben / und ließen keine Kinder / und starben. Zuletzt nach allen / starb auch das Weib. Nu in der Auferstehung / welches Weib wird sie sein unter denen? Denn alle sieben haben sie zum Weib gehabt.« Und Jesus antwortete / und sprach zu ihnen: »Die Kinder dieser 34 Welt freien und lassen sich freien / welche aber würdig sein werden / jene Welt zu erlangen / und die Auferstehung von den Toten / die werden weder freien noch sich freien lassen / denn sie können hinfort nicht sterben. Denn sie sind den Engeln gleich und Gottes Kinder / dieweil sie Kinder sind der Auferstehung. Daß aber die Toten auferstehen / hat auch Moses gedeutet bei dem Busch / da er den Herrn heißet >Gott Abrahams und Gott Isaaks und Gottjakobsc Gott aber ist nicht der Toten / sondern der Lebendigen Gott / denn sie leben ihm alle.« Da antworteten etliche der Schriftgelehrten / und sprachen: »Meister / du hast recht gesagt.« Und sie thursten (wagten) ihn fürder nichts mehr (zu) fragen. 23 List. Bis 1527: >böse Tiick’oder Täuschende Er aber sprach zu ihnen: »Wie sagen sie / Christus sei Davids Sohn? Und er selbst David spricht im Psalmbuch: Der Herr hat gesagt zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten / bis daß ich lege deine Feinde zum Schemel deiner Füße. David nennet ihn einen Herrn / wie ist er denn sein Sohn?« 45 Da aber alles Volk zuhörete / sprach er zu seinen Jüngern: »Hütet euch vor den Schriftgelehrten / die da wollen einher treten in langen ' Kleidern / und lassen sich gerne grüßen auf dem Markte / und sitzen gerne obenan in den Schulen / und über Tisch. Sie fressen der Witwen Häuser / und wenden lange Gebete vor / die werden desto schwerer Verdammnis empfahen.« Das einundzwanzigst Kapitel Er sähe aber auf / und schauete die Reichen / wie sie ihre Opfer einlegten in den Gotteskasten. Er sähe aber auch eine arme Witwe / die legte zwei Scherflein ein. Und er sprach: »Wahrlich ich sag euch / diese arme Witwe hat mehr denn sie alle eingelegt. Denn diese alle haben aus ihrem Überfluß eingelegt / zu dem Opfer Gottes / sie aber hat von ihrer Armut alle ihre Nahrung / die sie hat / eingelegt.« 3 Und da etliche sagten von dem Tempel / daß er geschmückt wäre von feinen Steinen und Kleinoden / sprach er: »Es wird die Zeit kommen / in welcher des alles / das ihr sehet / nicht ein Stein auf dem andern gelassen wird / der nicht zerbrochen werde.« Sie fragten ihn aber / und sprachen: »Meister / wann soll das werden? Und welchs ist das Zeichen / wann das geschehen wird?« Er aber sprach: »Sehet zu / lasset euch nicht verfuhren. Denn viel werden kommen in meinem Namen / und sagen / ich sei es / und die Zeit ist herbei kommen / folget ihnen nicht nach. Wenn ihr aber hören werdet von Kriegen und Empörungen / so entsetzet euch nicht / denn solchs muß zuvor geschehen / aber das Ende ist noch nicht so bald da.« Da sprach er zu ihnen: »Ein Volk wird sich erheben über das ander / und ein Reich über das ander / und werden geschehen große Erdbebungen hin und wieder / Tcuerzcit und Pestilenz / auch werden Schrecknisse und große Zeichen vom Himmel geschehen. 12 Aber vor diesem allen werden sie die Hände an euch legen und verfolgen / und werden euch überantworten in ihre Schulen und Ge- »fasset«: Das ist: Laßt eure Seele nicht ungeduldig werden . »der Heiden Zeit«: Jerusalem muß unter den Heiden sein / bis die Heiden zum Glauben bekehret werden /das ist /bis ans Ende der Welt / denn der Tempel wird nicht wiederaufkommen. Haggai 1. fängnisse / und vor Könige und Fürsten ziehen / um meines Namens willen / das wird euch aber widerfahren zu einem Zeugnis. So nehmet nu zu Herzen / daß ihr nicht sorget / wie ihr euch verantworten sollt / denn ich will euch Mund und Weisheit geben / welcher sollen nicht widersprechen mögen noch widerstehen / alle eure Widerwärtigen. Ihr werdet aber überantwortet werden von den Eltern / Brüdern / Gefreundten und Freunden / und sie werden euer etliche töten / und ihr werdet gehasset sein von jedermann / um meines Namens willen. Und ein Haar von euerm Haupt soll nicht umkommen. Fasset eure Seelen mit Geduld. Wenn ihr aber sehen werdet Jerusalem belagert mit einem Heer / so 20 merket / daß herbei kommen ist ihre Verwüstung. Alsdann / wer in ]udäa ist / der fliehe auf das Gebirge / und wer mitten drinnen ist / der weiche heraus / und wer auf dem Lande ist / der komme nicht hinein. Denn das sind die Tage der Rache / daß erfüllet werde alles / was geschrieben ist. Weh aber den Schwängern und Säugerinnen in den-selbigen Tagen. Denn es wird große Not auf Erden sein / und ein Zorn über dies Volk / und sie werden fallen durch des Schwerts Schärfe / und gefangen geführt unter alle Völker. Und Jerusalem wird zertreten werden von den Heiden / bis daß der Heiden Zeit erfüllet wird. Und es werden Zeichen geschehen an der Sonnen und Mond und 25 Sternen / und auf Erden wird den Leuten bange sein / und werden zagen / und das Meer und die Wasserwogen werden brausen / und die Menschen werden verschmachten vor Furcht und vor Warten der Dinge / die kommen sollen auf Erden. Denn auch der Himmel Kräfte sich bewegen werden / und alsdann werden sie sehen des Menschen Sohn kommen in der Wolken / mit großer Kraft und Herrlichkeit. Wenn aber dieses anfähet zu geschehen / so sehet auf und hebt eure Häupter auf / darum / daß sich eure Erlösung nahet.« Und er sagete ihnen ein Gleichnis: »Sehet an den Feigenbaum und alle Bäume / wenn sie jetzt ausschlagen / so sehet ihrs an ihnen / und merket / daß jetzt der Sommer nahe ist. Also auch ihr / wenn ihr dies alles sehet angehen / so wisset / daß das Reich Gottes nahe ist. Wahrlich ich sage euch / dies Geschlecht wird nicht vergehen / bis daß es alles geschehe. Himmel und Erden vergehen / aber meine Wort vergehen nicht. Aber hütet euch / daß eure Herzen nicht beschweret werden mit 34 Fressen und Saufen / und mit Sorgen der Nahrung / und komme dieser Tag schnell über euch. Denn wie ein Fallstrick wird er kommen / über alle / die auf Erden wohnen. So seid nu wacker allezeit / und betet / daß ihr würdig werden möget zu entfliehen diesem allen / das geschehen soll / und zu stehen vor des Menschen Sohn.« Und er lehrete des Tages im Tempel / des Nachts aber ging er hinaus / und blieb über Nacht am Olberge. Und alles Volk machete sich frühe auf zu ihm / im Tempel ihn zu hören. Das zweiundzwanzigst Kapitel Es war aber nahe das Fest der süßen Brot / das da Ostern heißet. Und die Hohenpriester und Schriftgelehrten trachteten / wie sie ihn töteten / und furchten sich vor dem Volk. Es war aber der Satanas gefahren in den Judas / genannt Ischarioth / der da war aus der Zahl der Zwölfe. Und er ging hin und redete mit den Hohenpriestern / und mit den Hauptleuten / wie er ihn wollte ihnen überantworten. Und sie wurden froh / und gelobten / ihm Geld zu geben. Und er versprach sich / und suchte Gelegenheit / daß er ihn überantwortete ohn Rumor. Es kam nu der Tag der süßen Brot / auf welchen man mußte opfern das Osterlamm. Und er sandte Petrum und Johannem / und sprach: »Gehet hin / bereitet uns das Osterlamm / auf daß wirs essen.« Sie aber sprachen zu ihm: »Wo willst du / daß wirs bereiten?« Er sprach zu ihnen: »Siehe / wenn ihr hinein kommt in die Stadt / wird euch ein Mensch begegnen / der trägt einen Wasserkrug. Folget ihm nach in das Haus / da er hinein gehet / und saget dem Hausherrn: >Der Meister läßt dir sagen: Wo ist die Herberge / darinne ich das Osterlamm essen möge mit meinen Jüngern?< Und er wird euch einen großen gepflasterten Saal zeigen / daselbst bereitet es.« Sie gingen hin / und funden / wie er ihnen gesagt hatte / und bereiteten das Osterlamm. Und da die Stunde kam / setzte er sich nieder / und die zwölf Apostel mit ihm / und er sprach zu ihnen: »Mich hat herzlich verlanget / dies Osterlamm mit euch zu essen / ehe denn ich leide. Denn ich sage euch / daß ich hinfort nicht mehr davon essen werde / bis das erfüllet werde im Reich Gottes.« Und er nahm den Kelch / dankete und 4 milden Hauptleuten. Bis 1527: mit der Oberkeil (22,52: den Obersten). 6 ohn Rumor. Bis 1527: ohn Lärmen. »daß ich hinfort nicht mehr daran essen werde«: Erzeiget immer an / wie er mit dem Sterben umgehet. sprach: »Nehmet denselbigen / und teilet ihn unter euch / denn ich sage euch: Ich werde nicht trinken von dem Gewächse des Weinstocks / bis das Reich Gottes komme.« Und er nahm das Brot / dankete und brachs / und gabs ihnen / und 19 sprach: »Das ist mein Leib / der für euch gegeben wird / das tut zu meinem Gedächtnis.« Desselbigengleichen auch den Kelch / nach dem Abendmahl / und sprach: »Das ist der Kelch / das neue Testament in meinem Blut / das für euch vergossen wird. Doch siehe / die Hand meines Verräters / ist mit mir über Tische. Und zwar des Menschen Sohn gehet hin / wie es beschlossen ist / doch weh demselbigen Menschen / durch welchen er verraten wird.« Und sie fingen an zu fragen unter sich selbst / welcher es doch wäre unter ihnen / der das tun würde. Es erhub sich auch ein Zank unter ihnen / welcher unter ihnen sollte 24 für den Größten gehalten werden. Er aber sprach zu ihnen: »Die weltlichen Könige herrschen / und die Gewaltigen heißet man gnädige Herrn. Ihr aber nicht also / sondern der Größest unter euch soll sein wie der Jüngste / und der Fürnehmest wie ein Diener. Denn welcher ist der Größest: der zu Tische sitzt / oder der da dienet? Ists nicht also / daß der zu Tische sitzt? Ich aber bin unter euch wie ein Diener. Ihr aber seids / die ihr beharret habt bei mir / in meinen Anfechtungen. Und ich will euch das Reich bescheiden / wie mir mein Vater beschieden hat / daß ihr essen und trinken sollt über meinem Tisch in meinem Reich / und sitzen auf Stühlen / und richten die zwölf Geschlechte Israel.« Der Herr aber sprach: »Simon / Simon / siehe / der Satanas hat euer begehrt / daß er euch möcht sichten / wie den Weizen. Ich aber hab für dich gebeten / daß dein Glaube nicht aufhöre. Und wenn du dermaleins dich bekehrest / so stärke deine Brüder.« Er sprach aber zu ihm: »Herr / ich bin bereit / mit dir ins Gefängnis und in den Tod zu gehen.« Er aber sprach: »Petre / ich sage dir / der Hahn wird heute nicht krähen / ehe denn du dreimal verleugnet hast / daß du mich kennest.« Und er sprach zu ihnen: »So oft ich euch gesandt habe ohn Beutel / jj> ohn Tasche / und ohn Schuh / habt ihr auch je Mangel gehabt?« Sic sprachen: »Nie keinen.« Da sprach er zu ihnen: »Aber nu / wer einen Beutel hat / der nehme ihn / desselbigengleichen auch die Taschen / wer aber nicht hat / verkaufe sein Kleid / und kaufe ein Schwert. Denn ich sage euch: Es muß noch das auch vollendet werden an mir / das geschrieben stehet: >Er ist unter die Übeltäter gerechnete Denn was von mir geschrieben ist / das hat ein Ende.« Sie sprachen aber: »Herr / siehe / hie sind zwei Schwert.« Er aber sprach zu ihnen: »Es ist gnug.« 39 Und er ging hinaus nach seiner Gewohnheit an den Ölberg. Es fol-geten ihm aber seine Jünger nach an denselbigen Ort. Und als er dahin kam / sprach er zu ihnen: »Betet / auf daß ihr nicht in Anfechtung fallet.« Und er riß sich von ihnen bei einem Steinwurf / und kniete nieder / betete und sprach: »Vater / willst du / so nimm diesen .,Kelch von mir / doch nicht mein / sondern dein Wille geschehe.« Es erschien ihm aber ein Engel vom Himmel / und stärkete ihn. Und es kam / daß er mit dem Tode rang / und betete heftiger. Es ward aber sein Schweiß wie Blutstropfen / die fielen auf die Erden. Und er stund auf von dem Gebet / und kam zu seinen Jüngern / und fand sie schlafend vor Traurigkeit / und sprach zu ihnen: »Was schlafet ihr? Stehet auf und betet / auf daß ihr nicht in Anfechtung fallet.« Da er aber noch redete / siehe / die Schar / und einer von den Zwölfen / genannt Judas / ging vor ihnen her / und nahete sich zu Jesu / ihn zu küssen. Jesus aber sprach zu ihm: »Juda / verratest du des Menschen Sohn mit einem Kuß?« 49 Da aber sahen / die um ihn waren / was da werden wollte / sprachen sie zu ihm: »Herr / sollen wir mit dem Schwert drein schlagen?« Und einer aus ihnen schlug des Hohenpriesters Knecht / und hieb ihm sein recht Ohr ab. Jesus aber antwortete / und sprach: »Lasset sie doch so ferne machen.« Und er rührete sein Ohr an / und heilete ihn. Jesus aber sprach zu den Hohenpriestern und Hauptleuten des Tempels / und den Ältesten / die über ihn kommen waren: »Ihr seid als zu einem Mörder mit Schwertern und mit Stangen ausgegangen. Ich bin täglich bei euch im Tempel gewesen / und ihr habt keine Hand an mich gelegt. Aber dies ist eure Stunde / und die Macht der Finsternis. « 54 Sie griffen ihn aber und führcten ihn / und brachten in des Hohenpriesters Haus / Petrus aber folgetc von fernen. Da zundten sie ein Feuer an mitten im Palast / und setzten sich zusammen / und Petrus setzte sich unter sie. Da sähe ihn eine Magd sitzen bei dem Licht / und sähe eben auf ihn / und sprach zu ihm: »Dieser war auch mit ihm.« Er aber verleugnetc ihn / und sprach: »Weib ich kenne sein nicht.« Und über eine kleine Weile sähe ihn ein ander / und sprach: »Du bist auch der einer.« Petrus aber sprach: »Mensch / ich bins nicht.« Und über eine Weile / bei einer Stunde / bekräftigets ein Das ist: Es gilt nicht mehr / mit dem leiblichen Schwert fechten / sondern es gilt hinfort leiden um des Evange-lii willen / und Kreuz tragen. Denn man kann wider den Teufel nicht mit Eisen fechten / darum ist not alles dran zu setzen / und nur das geistliche Schwert / das Wort Gottes /zu fassen. »soferne«: Lasset sie ihren Mutwillen üben / soferne ihnen verhänget wird (soweit es ihnen gestattet wird). Es hat alles seinen Richter /daß wir es nicht dürfen selbst rechten. »Hauptleute«: Das waren die / so von den Juden um den Tempel bestellet waren / Friede zu halten vordem Pöbel. ander und sprach: »Wahrlich / dieser war auch mit ihm / denn er ist ein Galiläer.« Petrus aber sprach: »Mensch / ich weiß nicht was du sagest.« Und alsbald / da er noch redete / krähete der Hahn. Und der Herr wandte sich / und sähe Petrum an. Und Petrus gedachte an des Herrn Wort / als er zu ihm gesaget hatte: »Ehe denn der Hahne krähet / wirst du mich dreimal verleugnen.« Und Petrus ging hinaus / und weinete bitterlich. Die Männer aber / die Jesum hielten / verspotteten ihn / und schlu- 6j gen ihn / verdeckten ihn / und schlugen ihn ins Angesichte / und fragten ihn / und sprachen: »Weissage / wer ists / der dich schlug?« Und viel andere Lästerungen sagten sie wider ihn. Und als es Tag ward / sammelten sich die Ältesten des Volks / die Hohenpriester und Schriftgelehrten / und flihreten ihn hinauf vor ihren Rat / und sprachen: »Bist du Christus? Sage es uns.« Er sprach aber zu ihnen: »Sage ichs euch / so glaubet ihrs nicht / frage ich aber / so antwortet ihr nicht / und lasset mich doch nicht los. Darum von nu an wird des Menschen Sohn sitzen zur rechten Hand der Kraft Gottes.« Da sprachen sie alle: »Bist du denn Gottes Sohn?« Er sprach zu ihnen: »Ihr sagets / denn ich bins.« Sie aber sprachen: »Was dürfen wir weiter Zeugnis? Wir habens selbst gehört aus seinem Munde.« Das dreiundzwanzigst Kapitel Und der ganze Haufe stund auf / und flihreten ihn vor Pilatum. Und fingen an / ihn zu verklagen / und sprachen: »Diesen finden wir / daß er das Volk abwendet und verbeut / den Schoß dem Kaiser zu geben / und spricht / er sei Christus ein König.« Pilatus aber fragete ihn / und sprach: »Bist du der Juden König?« Er antwortete ihm und sprach: »Du sagests.« Pilatus sprach zu den Hohenpriestern und zum Volk: »Ich finde kein Ursach an diesem Menschen.« Sie aber hielten an / und sprachen: »Er hat das Volk erreget / damit / daß er gelehret hat hin und her im ganzen Jüdischen Lande / und hat in Galiläa angefangen / bis hie her.« Da aber Pilatus Galiläam hörete / fragete er / ob er aus Galiläa wäre. 6 Und als er vernahm / daß er unter Herodis Oberkeit gehörete / übersandte er ihn zu Herodes / welcher in denselbigen Tagen auch zu Jerusalem war. Da aber Herodes Jesum sähe / ward er sehr froh / denn er hätte ihn längest gerne gesehen / denn er hatte viel von ihm gehöret / und hoffete / er würde ein Zeichen von ihm sehen. Und er fragete ihn mancherlei. Er antwortete ihm aber nichts. Die Hohenpriester aber und Schriftgelehrten stunden und verklageten ihn hart. Aber Herodes mit seinem Hofgesinde verachtete und verspottete ihn / legete ihm ein weiß Kleid an / und sandte ihn wieder zu Pilato. Auf den Tag wurden Pilatus und Herodes Freunde miteinander / denn zuvor waren sie einander feind. 13 Pilatus aber rief die Hohenpriester / und die Obersten und das Volk zusammen / und sprach zu ihnen: »Ihr habt diesen Menschen zu mir .✓ bracht / als der das Volk abwende. Und siehe / ich hab ihn vor euch verhöret / und finde an dem Menschen der Sachen keine / der ihr ihn beschuldiget / Herodes auch nicht / denn ich habe euch zu ihm gesandt / und siehe / man hat nichts auf ihn bracht / das des Todes wert sei. Darum will ich ihn züchtigen und loslassen.« Denn er mußte ihnen einen nach Gewohnheit des Festes losgeben. Da schrie der ganze Haufe / und sprach: »Hinweg mit diesem / und gib uns Barra-bam los!« / welcher war um einer Aufruhr / die in der Stadt geschah / und um eines Mords willen ins Gefängnis geworfen. 20 Da rief Pilatus abermal zu ihnen / und wollte Jesum loslassen. Sie riefen aber und sprachen: »Kreuzige / kreuzige ihn!« Er aber sprach zum dritten Mal zu ihnen: »Was hat denn dieser Übels getan? Ich finde keine Ursach des Todes an ihm / darum will ich ihn züchtigen und loslassen.« Aber sie lagen ihm an mit großem Geschrei / und forderten / daß er gekreuziget würde / und ihr und der Hohenpriester Geschrei nahm überhand. Pilatus aber urteilete / daß ihre Bitte geschehe / und ließ den los / der ums Aufruhrs und Mords willen war ins Gefängnis geworfen / um welchen sie baten. Aber Jesum übergab er ihrem Willen. Und als sic ihn hinführeten / ergriffen sie einen / Simon von Kyrene / der kam vom Felde / und legten das Kreuz auf ihn / daß ers Jesu nachtrüge. 27 Es folgete ihm aber nach ein großer Haufe Volks und Weiber / die klageten und beweineten ihn. Jesus aber wandte sich um zu ihnen / und sprach: »Ihr Töchter von Jerusalem / weinet nicht über mich / sondern weinet über euch selbst/und iibereureKinder. Denn siehe/es wird die Zeit kommen / in welcher man sagen wird: Selig sind die Unfruchtbarn / und die Leiber / die nicht geboren haben / und die Brüste / die nicht gesäuget haben. Dann werden sie anfahen zu sagen zu den Bergen: Fallet über uns! und zu den Hügeln: Decket uns! Denn so man das tut am grünen Holz / was will am dürren werden?« Es wurden aber auch hingefuhrt zween ander Übeltäter / daß sie mit ihm abgetan würden. Und als sie kamen an die Stätte / die da heißt Schädelstätte kreuzigeten sie ihn daselbst und die Übeltäter mit ihm / einen zur Rechten und einen zur Linken. Jesus aber sprach: »Vater vergib ihnen / denn sie wissen nicht was sie tun.« Und sie 33 teileten seine Kleider und warfen das Los drum. Und das Volk stund und sähe zu. Und die Obersten samt ihnen spotteten sein / und sprachen: »Er hat andern geholfen / er helfe ihm selber / ist er Christ / der Auserwählete Gottes.« Es verspotteten ihn auch die Kriegsknechte / traten zu ihm und brachten ihm Essig / und sprachen: »Bist du der Juden König / so hilf dir selber.« Es war auch oben über ihm geschrieben die Überschrift mit griechischen und lateinischen und hebräischen Buchstaben: »Dies ist der Juden König.« Aber der Übeltäter einer ■ die da gehenkt waren / lästerte ihn / und 39 sprach: »Bist du Christus / so hilf dir selbst und uns.« Da antwortete der ander strafctc ihn und sprach: »Und du furchtest dich auch nicht vor Gott / der du doch in gleicher Verdammnis bist? Und zwar wir sind billig drinnen / denn wir empfahen was unsere Taten wert sind / dieser aber hat nichts Ungeschicktes gehandelt.« Und sprach zu Jesu: »Herr / gedenk an mich / wenn du in dein Reich kommest.« Und Jesus sprach zu ihm: »Wahrlich ichsagedir: Heute wirstdu mit mir im Paradies sein.« Und es war um die sechste Stunde / und es ward eine Finsternis über 44 das ganze Land / bis an die neunte Stund. Und die Sonne verlor ihren Schein und der Vorhang des Tempels zerriß mitten entzwei. Und Jesus rief laut / und sprach: »Vater - ich befehl meinen Geist in deine Hände.« Und als er das gesaget / verschied er. Da aber der Hauptmann sähe / was da geschah / preisete er Gott / und sprach: »Fürwahr / dieser ist ein frommer Mensch gewesen.« Und alles Volk / das dabei war und zusahe / da sie sahen / was da geschah schlugen sich an ihre Brust und wandten wiederum. Es stunden aber alle seine Verwandten von ferne / und die Weiber / die ihm aus Galiläa waren nach gefolget und sahen das alles. Und siehe / ein Mann mit Namen Joseph / ein Ratherr / der war ein 30 guter frommer Mann - der hatte nicht bewilliget in ihren Rat und Handel der war von Arimathia der Stadt der Juden / der auch auf das Reich Gottes wartete. Der ging zu Pilato und bat um den Leib 35 spotteten sein. Luther 1522: mnzeten die Nasen. Jesu / und nahm ihn ab / wickelte ihn in Leinwand / und legete ihn in ein gehauen Grab / darinnen niemand je gelegen war. Und es war der Rüsttag / und der Sabbath brach an. Es folgeten aber die Weiber nach / die mit ihm kommen waren aus Galiläa / und beschaueten das Grab / und wie sein Leib gelegt ward. Sie kehreten aber um / und bereiteten Spezerei und Salben / und den Sabbath über waren sie stille nach dem Gesetz. Das vierundzwanzigst Kapitel Aber an der Sabbathe einem sehr frühe / kamen sie zum Grabe und trugen die Spezerei / die sie bereitet hatten / und etliche mit ihnen. Sie funden aber den Stein abgewälzet von dem Grabe / und gingen hinein / und funden den Leib des Herrn Jesu nicht. Und da sie darum bekümmert waren / siehe / da traten bei sie zween Männer mit glänzenden Kleidern. Und sie erschraken und schlugen ihre Angesichte nieder zu der Erden. Da sprachen die zu ihnen: »Was suchet ihr den Lebendigen bei den Toten? Er ist nicht hie / er ist auferstanden. Gedenket dran / wie er euch sagete / da er noch in Galiläa war / und sprach: >Des Menschen Sohn muß überantwortet werden in die Hände der Sünder / und gekreuziget werden / und am dritten Tage auferstehen.<« Und sie gedachten an seine Wort. g Und sie gingen wieder vom Grabe / und verkündigeten das alles den Eilfen und den andern allen. Es war aber Maria Magdalena und Johanna / und Maria Jakobi / und andere mit ihnen / die solches den Aposteln sageten. Und es dcuchten sie ihre Wort eben / als wärens Märlein / und glaubten ihnen nicht. Petrus aber stund auf / und lief zum Grabe / und bückete sich hinein / und sähe die leinenen Tücher alleine liegen / und ging davon / und es nahm ihn wunder / wie es zuginge. 13 Und siehe / zween aus ihnen gingen an demselbigen Tage in einen Flecken / der war von Jerusalem sechzig Feld Wegs weit / des Namen heißt Emmaus / und sie redeten mit einander von allen diesen Geschichten. Und es geschah / da sie so redeten und befragten sich mit einander / nahete Jesus zu ihnen / und wandelte mit ihnen / aber ihre Augen wurden gehalten / daß sie ihn nicht kannten. Er sprach aber zu ihnen: »Was sind das für Reden / die ihr zwischen euch handelt unterwegen / und seid traurig?« »Emmaus«: Forle estebraice (isl vielleicht auf hebräisch) iHe-maosi: Schläß-leiiu Feste/Burg Da antwortete einer mit Namen Kleophas / und sprach zu ihm: 18 »Bist du allein unter den Fremdlingen zu Jerusalem / der nicht wisse / was in diesen Tagen drinnen geschehen ist?« Und er sprach zu ihnen: »Welchs?« Sie aber sprachen zu ihm: »Das von Jesu von Nazareth / welcher war ein Prophet / mächtig von Taten und Worten / vor Gott und allem Volk / wie ihn unsere Hohenpriester und Obersten überantwortet haben / zur Verdammnis des Todes / und ge-kreuziget. Wir aber hoffeten / er sollte Israel erlösen. Und über das alles ist heute der dritte Tag / daß solchs geschehen ist. Auch haben uns erschreckt etliche Weiber der Unsern / die sind frühe bei dem Grabe gewesen / haben seinen Leib nicht funden / kommen und sagen / sie haben ein Gesichte der Engel gesehen / welche sagen / er lebe. Und etliche unter uns gingen hin zum Grabe / und fundens also / wie die Weiber sagten / aber ihn funden sie nicht.« Und er sprach zu ihnen: »O ihr Toren und träges Herzens / zu glauben alle dem / das die Propheten geredt haben. Mußte nicht Christus solches leiden / und zu seiner Herrlichkeit eingehen?« Und er fing an von Mose und allen Propheten / und legete ihnen die Schrift aus / die von ihm gesagt waren. Und sie kamen nahe zum Flecken / da sie hin gingen. Und er stellete 28 sich / als wollt er fürder gehen / und sie nötigeten ihn und sprachen: »Bleib bei uns / denn es will Abend werden / und der Tag hat sich geneiget.« Und er ging hinein / bei ihnen zu bleiben. Und es geschah / da er mit ihnen zu Tische saß / nahm er das Brot / dankete / brachs / und gabs ihnen. Da wurden ihre Augen geöffnet / und er-kenneten ihn. Und er verschwand vor ihnen. Und sie sprachen un-ternander: »Brannte nicht unser Herze in uns / da er mit uns redete auf dem Wege / als er uns die Schrift öffnete?« Und sie stunden auf zu dersclbigen Stunde / kehreten wieder gen Jerusalem / und funden die Eilfe versammelt / und die bei ihnen waren / welche sprachen: »Der Herr ist wahrhaftig auferstanden / und Simoni erschienen.« Und sie erzähleten ihnen / was auf dem Wege geschehen war / und wie er von ihnen erkannt wäre / an dem / da er das Brot brach. Da sie aber davon redten / trat er selbst / Jesus / mitten unter sie / und 36 sprach zu ihnen: »Friede sei mit euch!« Sie erschraken aber und furchten sich / mcineten / sie sähen einen Geist. Und er sprach zu ihnen: »Was seid ihr so erschrocken? Und warum kommen solche Gedanken in euer Herz? Sehet meine Hände und meine Füße / ich bins selber / fühlet mich und sehet / denn ein Geist hat nicht Fleisch und Bein / wie ihr sehet / daß ich habe.« Und da er das sagete / zeigete er ihnen Hände und Füße. Da sie aber noch nicht glaubeten vor Freuden und sich verwunderten / sprach er zu ihnen: »Habt ihr hie etwas zu essen?« Und sie legten ihm vor ein Stück vom gebraten Fisch und Honigseims / und er nahms und aß vor ihnen. 44 Er aber sprach zu ihnen: »Das sind die Reden / die ich zu euch sagete / da ich noch bei euch war. Denn es muß alles erfüllet werden / was von mir geschrieben ist im Gesetz Mosi / in den Propheten / und in Psalmen.« Da öffnete er ihnen das Verständnis / daß sie die Schrift verstunden / und sprach zu ihnen: »Also ists geschrieben / und also mußte Christus leiden / und auferstehen von den Toten am dritten Tage / und predigen lassen in seinem Namen / Buße und Vergebung der Sünden / unter allen Völkern / und anheben zu Jerusalem. Ihr aber seid des alles Zeugen. Und siehe / ich will auf euch senden die Verheißung meines Vaters. Ihr aber sollt in der Stadt Jerusalem bleiben / bis daß ihr angetan werdet mit Kraft aus der Höhe.« 30 Er führete sie aber hinaus bis gen Bethania / und hub die Hände auf / und segnete sie. Und es geschah / da er sie segnete / schied er von ihnen / und fuhr auf gen Himmel. Sie aber beteten ihn an / und kehreten wieder gen Jerusalem mit großer Freude / und waren all-wege im Tempel / preiseten und lobeten Gott. Evangelium S. Johannes Das erst Kapitel »alle Menschen«: Dasisl / Christus ist das Licht der Welt/ derselbige erleuchtet durchs Evangelium alle Menschen. Denn es wird allen Kreaturen gepredigt und allen vorgetragen / die Menschen sind und werden. Im Anfang war das Wort / und das Wort war bei Gott / und Gott war das Wort. Dasselbige war im Anfang bei Gott. Alle Ding sind durch dasselbige gemacht / und ohn dasselbige ist nichts gemacht / was gemacht ist. In ihm war das Leben / und das Leben war das Licht der Menschen / und das Licht scheinet in der Finsternis / und die Finsternisse habens nicht begriffen. Es ward ein Mensch von Gott gesandt / der hieß Johannes. Derselbi-ge kam zum Zeugnis / daß er von dem Licht zeugete / auf daß sie alle durch ihn glaubten. Er war nicht das Licht / sondern daß er zeugete von dem Licht. Das war das wahrhaftige Licht / welches alle Menschen erleuchtet / die in diese Welt kommen. Es war in der Welt / und die Welt ist durch dasselbige gemacht / und die Welt kannte es nicht. g die in diese Welt kommen. Bis 1527: durch seine Zukunft in diese Welt. 6 11 Er kam in sein Eigentum / und die Seinen nahmen ihn nicht auf. Wie viel ihn aber aufnahmen / denen gab er Macht / Gottes Kinder zu werden / die an seinen Namen glauben / welche nicht von dem Geblüt / noch von dem Willen des Fleisches / noch von dem Willen eines Mannes / sondern von Gott geborn sind. Und das Wort ward Fleisch / und wohnete unter uns / und wir sahen seine Herrlichkeit / eine Herrlichkeit / als des eingeboren Sohns vom Vater / voller Gnade und Wahrheit. Johannes zeuget von ihm / rufet und spricht: »Dieser war es / von dem ich gesagt habe: >Nach mir wird kommen / der vor mir gewesen ist / denn er war ehe denn ich. < Und von seiner Fülle haben wir alle genommen / Gnade um Gnade. Denn das Gesetz ist durch Mosen geben / die Gnade und Wahrheit ist durch Jesum Christ worden. Niemand hat Gott je gesehen / der eingeborne Sohn / der ins Vaters Schoß ist / der hats uns verkündiget.« ig Und dies ist das Zeugnis Johannis / da diejuden sandten vonjerusa-lem Priester und Leviten / daß sie ihn fragten: »Werbist du?« Und er bekannte und leugnete nicht / und er bekannte: »Ich bin nicht Christus.« Und sie fragten ihn: »Was denn? Bist du Elias?« Er sprach: »Ich bins nicht.« »Bist du ein Prophet?« Und er antwortete: »Nein.« Da sprachen sie zu ihm: »Was bist du denn? daß wir Antwort geben / 23 denen / die uns gesandt haben. Was sagest du von dir selbst?« Er sprach: »Ich bin eine Stimme eines Predigers in der Wüsten: >Richtet den Weg des Herrm / wie der Prophet Jesajas gesagt hat.« Und die gesandt waren / die waren von den Pharisäern. Und fragten ihn / und sprachen zu ihm: »Warum taufest du denn / so du nicht Christus bist / noch Elias / noch ein Prophet?« Johannes antwortete ihnen / und sprach: »Ich taufe mit Wasser / aber er ist mitten unter euch getreten / den ihr nicht kennet. Der ists / der nach mir kommen wird / welcher vor mir gewesen ist / des ich nicht wert bin / daß ich seine Schuhriemen auflöse.« Dies geschah zu Bctharabajenseit des Jordans / da Johannes taufete. 2g Des andern Tages / siehet Johannes Jesum zu ihm kommen / und spricht: »Siehe / das ist Gottes Lamm / welches der Welt Sünde trägt. Dieser ists / von dem ich euch gesagt habe: Nach mir kommt ein Mann / welcher vor mir gewesen ist / denn er war ehe denn ich / und 23 eine Stimme eines Rufers. Bis 1340: eine predigende Stimme. - Bis 1545: eine Stimme eines Predigers. »Gnade um Gnade«: Unsre Gnade ist uns gegeben um Christus Gnaden /die ihm gegeben ist /daß wir durch ihn das Gesetz erfüllen /und den Vater erkennen / damit Heuchelei aufliöre / und wir wahre rechtschaffene Menschen werden. »Bctharaba«: oder Bethbara. Richter 7. nt mysterium con-sonet. (Richter 7,24: Damit die geheimnisvolle Beziehung zusammenstimme.) »Messias«: Christus griechisch /Gesalbter deutsch / und Messias hebräisch / ist ein Ding. ich kannte ihn nicht. Sondern auf daß er offenbar würde in Israel / darum bin ich kommen zu taufen mit Wasser.« Und Johannes zeugete / und sprach: »Ich sähe / daß der Geist herab fuhr wie eine Taube / vom Himmel / und blieb auf ihm / und ich kannte ihn nicht. Aber der mich sandte zu taufen mit Wasser / der-selbige sprach zu mir: >Uber welchem du sehen wirst den Geist herab fahren / und auf ihm bleiben / derselbige ists / der mit dem heiligen Geist taufet. < Und ich sähe es / und zeugete / daß dieser ist Gottes Sohn.« Des andern Tags stund abermal Johannes / und zween seiner Jünger. 35 Und als er sähe Jesum wandeln / sprach er: »Siehe / das ist Gottes Lamm.« Und zween seiner Jünger höreten ihn reden / und folgeten Jesu nach. Jesus aber wandte sich um / und sähe sie nachfolgen / und sprach zu ihnen: »Was suchet ihr?« Sie aber sprachen zu ihm: »Rabbi (das ist verdolmetscht: Meister) / wo bist du zur Herberge?« Er sprach zu ihnen: »Kommt und sehets.« Sie kamen und sahens / und blieben denselbigen Tag bei ihm. Es war aber um die zehente Stunde. Einer aus den zween / die von Johanne höreten / und Jesu nachfolge- 40 ten / war Andreas / der Bruder Simonis Petri. Derselbige findet am ersten seinen Bruder Simon / und spricht zu ihm: »Wir haben den Messias funden« (welches ist verdolmetscht: der Gesalbete) / und führete ihn zu Jesu. Da ihn Jesus sähe / sprach er: »Du bist Simon Jonas Sohn / du sollst Kephas heißen.« (Das wird verdolmetscht: ein Fels.) Des andern Tages / wollte Jesus wieder in Galiläam ziehen / und findet Philippum / und spricht zu ihm: »Folge mir nach.« Philippus aber war von Bethsaida / aus der Stadt Andreas und Peters. Philippus findet Nathanael / und spricht zu ihm: »Wir haben den funden / von welchem Moses im Gesetz und die Propheten geschrieben haben /Jesum Josephs Sohn von Nazareth.« Und Nathanael sprach zu ihm: »Was kann von Nazareth Gutes kommen?« Philippus spricht zu ihm: »Komm / und siehe es.« Jesus sähe Nathanael zu sich kommen / und spricht von ihm: »Sie- 47 he / ein rechter Israeliter / in welchem kein Falsch ist.« Nathanael spricht zu ihm: »Woher kennest du mich?« Jesus antwortete / und sprach zu ihm: »Ehe denn dir Philippus rief / da du unter dem Feigenbaum wärest / sähe ich dich.« Nathanael antwortet und spricht zu ihm: »Rabbi / du bist Gottes Sohn / du bist der König von Israel.« Jesus antwortete / und sprach zu ihm: »Du glaubest / weil ich dir gesagt habe / daß ich dich gesehen habe unter dem Feigenbaum / du wirst noch Größers denn das sehen.« Und spricht zu ihm: »Wahrlich wahrlich / sage ich euch: Von nu an werdet ihr den Himmel offen sehen / und die Engel Gottes hinauf und herab fahren / auf des Menschen Sohn.« Das ander Kapitel Und am dritten Tage ward eine Hochzeit zu Kana in Galiläa / und die Mutter Jesu war da. Jesus aber und seine Jünger wurden auch auf die Hochzeit geladen. Und da es an Wein gebrach / spricht die Mutter Jesu zu ihm: »Sie haben nicht Wein.« Jesus spricht zu ihr: »Weib was habe ich mit dir zu schaffen? Meine Stunde ist noch nicht kommen. « Seine Mutter spricht zu den Dienern: »Was er euch saget / das tut.« Es waren aber allda sechs steinern Wasserkrüge gesetzt nach der Weise der jüdischen Reinigung / und ging in je einen / zwei oder drei Maß. Jesus spricht zu ihnen: »Füllet die Wasserkrüge mit Wasser.« Und sie fulleten sie bis oben an. Und er spricht zu ihnen: »Schöpfet nu / und bringets dem Speisemeister.« Und sie brachtens. Als aber der Speisemeister kostete den Wein / der Wasser gewesen war / und wußte nicht / von wannen er kam / die Diener aber wußtens / die das Wasser geschöpft hatten / rufet der Speisemeister dem Bräutigam / und spricht zu ihm: »Jedermann gibt zum ersten guten Wein / und wenn sie trunken worden sind / alsdann den geringem. Du hast den guten Wein bisher behalten.« Das ist das erste Zeichen / das Jesus tat / geschehen zu Kana in Galiläa / und offenbarte seine Herrlichkeit. Und seinejünger glaubten an ihn. Darnach zog er hinab gen Kapernaum / er / seine Mutter / seine Brüder / und seine Jünger / und blieb nicht lange daselbst. Und der Juden Ostern waren nahe / undjesus zog hinaufgen Jerusalem / und fand im Tempel sitzen / die da Ochsen / Schafe / und Tauben feil hatten / und die Wechsler. Und er machte eine Geißel aus Stricken / und trieb sie alle zum Tempel hinaus / samt den Schafen und Ochsen / und verschüttete den Wechslern das Geld / und stieß die Tische um. Und sprach zu denen / die die Tauben feil hatten: »Traget das von dannen / und machet nicht meines Vaters Haus zum Kaufhause.« Seine Jünger aber gedachten dran / daß geschrieben stehet: >Dcr Eifer um dein Haus hat mich fressen. < » Was habe ich mit dir zu schaffen?«: Forle (vielleicht): » Was gehet es mich und dich an?« »Maß«: Metre-ta im Griechischen. Zwo Me-treten machen hei uns schier einen Eimer Weins. Da antworteten nu die Juden / und sprachen zu ihm: »Was zeigst du 18 uns für ein Zeichen / daß du solches tun mögest?« Jesus antwortete und sprach zu ihnen: »Brechet diesen Tempel / und am dritten Tage will ich ihn aufrichten.« Da sprachen die Juden: »Dieser Tempel ist in sechsundvierzig Jahren erbauet / und du willst ihn in dreien Tagen aufrichten?« Er aber redete von dem Tempel seines Leibes. Da er nu auferstanden war von den Toten / gedachten seine Jünger dran / daß er dies gesagt hatte / und glaubten der Schrift und der Rede / die Jesus gesagt hatte. Als er aber zu Jerusalem war / in den Ostern auf dem Fest / glaubten 23 viel an seinen Namen / da sie die Zeichen sahen / die er tat. Aber Jesus vertrauete sich ihnen nicht / denn er kannte sie alle / und bedurfte nicht / daß jemand Zeugnis gäbe von einem Menschen / denn er wußte wohl was im Menschen war. Das dritte Kapitel Vernunft / Natur/freier Wille etc. weißnichts von Gottes Gnaden und Werfen / ja sie scheuet es / (ge-) schweige / daß sie es bekehren sollt /wie dieser Text klärlich beweiset. »Der Wind blaset«: Die zwei Stück (ge)hören zusammen Wort und Geist / gleichwie im Winde die zwei Stück miteinander sind Sausen und Wehen. Es war aber ein Mensch / unter den Pharisäern / mit Namen Nikodemus / ein Oberster unter den Juden. Der kam zu Jesu bei der Nacht / und sprach zu ihm: »Meister / wir wissen / daß du bist ein Lehrer von Gott kommen. Denn niemand kann die Zeichen tun / die du tust / es sei denn Gott mit ihm.« Jesus antwortete / und sprach zu ihm: »Wahrlich / wahrlich / ich sage dir: Es sei denn / daß jemand von neuem geborn werde / kann er das Reich Gottes nicht sehen.« Nikodemus spricht zu ihm: »Wie kann ein Mensch geboren werden / wenn er alt ist? Kann er auch wiederum in seiner Mutter Leib gehen / und geborn werden?« Jesus antwortete: »Wahrlich / wahrlich / ich sage dir: Es sei denn / daß jemand geboren werde / aus dem Wasser und Geist / so kann er nicht in das Reich Gottes kommen. Was vom Fleisch geborn wird / das ist Fleisch / und was vom Geist geborn wird / das ist Geist. Laß dichs nicht wundern / daß ich dir gesagt habe / ihr müsset von neuem geborn werden. Der Wind bläset wo er will / und du hörest sein Sausen wohl / aber du weißt nicht von wannen er kommt / und wohin er fahret. Also ist ein jeglicher / der aus dem Geist geboren ist.« Nikodemus antwortete / und sprach zu ihm: »Wie mag solchs zuge-8 Sausen. Bis I52y: Hauchen. 3 hen?« Jesus antwortete / und sprach zu ihm: »Bist du ein Meister in Israel und weißt das nicht? Wahrlich wahrlich / ich sage dir: Wir reden / das wir wissen / und zeugen / das wir gesehen haben / und ihr nehmet unser Zeugnis nicht an. Glaubt ihr nicht / wenn ich euch von irdischen Dingen sage / wie würdet ihr glauben / wenn ich euch von himmlischen Dingen sagen würde? 13 Und niemand fahret gen Himmel / denn der vom Himmel hernieder kommen ist / nämlich / des Menschen Sohn / der im Himmel ist. Und wie Moses in der Wüsten eine Schlange erhöhet hat / also muß des Menschen Sohn erhöhet werden / auf daß alle die an ihn glauben / nicht verloren werden / sondern das ewige Leben haben. Also hat Gott die Welt geliebet / daß er seinen eingebornen Sohn gab / auf daß alle die an ihn glauben / nicht verloren werden / sondern das ewige Leben haben. Denn Gott hat seinen Sohn nicht gesandt in die Welt / daß er die Welt richte / sondern daß die Welt durch ihn selig werde. Wer an ihn glaubet / der wird nicht gerichtet. Wer aber nicht glaubet / der ist schon gerichtet / denn er glaubet nicht an den Namen des eingebornen Sohns Gottes. ig Das ist aber das Gerichte / daß das Licht in die Welt kommen ist. Und die Menschen liebeten die Finsternis mehr denn das Licht / denn ihre Werk waren böse. Wer Arges tut / der hasset das Licht / und kommt nicht an das Licht / auf daß seine Werk nicht gestrafet werden. Wer aber die Wahrheit tut / der kommt an das Licht / daß seine Werk offenbar werden. Denn sie sind in Gott getan.« Darnach kam Jesus und seinejünger in das Jüdische Land / und hatte daselbst sein Wesen mit ihnen / und taufete. Johannes aber taufete auch noch zu Enon / nahe bei Salim / denn es war viel Wassers daselbst. Und sie kamen dahin / und ließen sich taufen / denn Johannes war noch nicht ins Gefängnis gelegt. Da erhub sich eine Frage unter den Jüngern Johannis samt den Juden / über die Reinigung. Und kamen zu Johannes / und sprachen zu ihm: »Meister / der bei dir war jenseit dem Jordan / von dem du zeugetest / siehe / der taufet / und jedermann kommt zu ihm.« 27 Johannes antwortete / und sprach: »Ein Mensch kann nichts nehmen / es werde ihm denn gegeben vom Himmel. Ihr selbst seid meine Zeugen / daß ich gesagt habe / ich sei nicht Christus / sondern vor ihm her gesandt. Wer die Braut hat / der ist der Bräutigam / der Freund aber des Bräutigams stehet und höret ihm zu / und freuet sich hoch über des Bräutigams Stimme. Dieselbige meine Freude ist nu erfüllet. Er muß wachsen / ich aber muß abnehmen. oder versiegeln«: Das ist / er empfindet als ein Siegel in sein Herz gedrückt / nämlich den Glauben / wie Gott wahrhaftig sei / und beken-nets und zeugets auch äußerlich. Als er saget Kap. 7: > Wer des Vaters Willen tut / der erkennet / ob diese Lehre aus Gott sei/ etc. »nach dem Maß«: Obwohl des Geistes Gaben und Werk nach dem Maß ausgeteilet werden (Römer 12 und 1. Korinther 12). Doch der Geist selbst ist in allen Christen reichlich und ohn Maß ausgegossen /daß er alle Sünde und Tod verschlinget über die Maß. Titus 3. Der von oben her kommt / ist über alle. Wer von der Erden ist / der ist von der Erden / und redet von der Erden. Der vom Himmel kommt / der ist über alle / und zeuget was er gesehen und gehöret hat / und sein Zeugnis nimmt niemand an. Wer es aber annimmt / der versiegelts / daß Gott wahrhaftig sei. Denn welchen Gott gesandt hat / der redet Gottes Wort / denn Gott gibt den Geist nicht nach dem Maß. Der Vater hat den Sohn lieb / und hat ihm alles in seine Hand gegeben. Wer an den Sohn glaubet / der hat das ewige Leben. Wer dem Sohn nicht glaubet / der wird das Leben nicht sehen / sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm.« Das vierte Kapitel Da nu der Herr innen ward / daß vor die Pharisäer kommen war / wie Jesus mehr Jünger machete / und taufete / denn Johannes (wiewohl Jesus selber nicht taufete / sondern seine Jünger) verließ er das Land Judäa / und zog wieder in Galiläam. Er mußte aber durch Sa-mariam reisen. Da kam er in eine Stadt Samariä / die heißet Sichar / nahe bei dem Dörflein / das Jakob seinem Sohn Joseph gab. Es war aber daselbst Jakobs Brunn. Da nu Jesus müde war von der Reise / setzte er sich also auf den Brunn / und es war um die sechste Stunde. Da kommt ein Weib von Samaria / Wasser zu schöpfen. Jesus spricht zu ihr: »Gib mir trinken.« Denn seine Jünger waren in die Stadt gegangen / daß sie Speise kauften. Spricht nu das samaritisch Weib zu ihm: »Wie bittest du von mir trinken / so du ein Jude bist / und ich ein samaritisch Weib?« Denn die Juden haben keine Gemeinschaft mit den Samaritern. Jesus antwortete / und sprach zu ihr: »Wenn du erkennetest die Gabe Gottes / und wer der ist / der zu dir saget: Gib mir trinken / du bätest ihn / und er gäbe dir lebendiges Wasser.« Spricht zu ihm das Weib: »Herr / hast du doch nichts / damit du schöpfest / und der Brunn ist tief. Woher hast du denn lebendig Wasser? Bist du mehr denn unser Vaterjakob / der uns diesen Brunn gegeben hat? Und er hat draus getrunken / und seine Kinder und sein Vieh.« Jesus antwortete / und sprach zu ihr: »Wer dieses Wassers trinket / den wird wieder dürsten. Wer aber des Wassers trinken wird / das ich ihm gebe / den wird ewiglich nicht dürsten. Sondern das Was- ser / das ich ihm geben werde / das wird in ihm ein Brunn des Wassers werden / das in das ewige Leben quillet.« Spricht das Weib zu ihm: »Herr / gib mir dasselbige Wasser / auf daß mich nicht dürste / daß ich nicht her kommen müsse zu schöpfen.« Jesus spricht zu ihr: »Gehe hin / rufe deinem Manne / und komm her.« Das Weib antwortete / und sprach zu ihm: »Ich habe keinen Mann.« Jesus spricht zu ihr: »Du hast recht gesagt: >Ich habe keinen Manne Fünf Männer hast du gehabt / und den du nu hast / der ist nicht dein Mann. Da hast du recht gesagt.« ig Das Weib spricht zu ihm: »Herr / ich sehe / daß du ein Prophet bist. Unsere Väter haben auf diesem Berge angebetet / und ihr saget / zu Jerusalem sei die Stätte / da man anbeten solle.« Jesus spricht zu ihr: »Weib / glaube mir / es kommt die Zeit / daß ihr weder auf diesem Berge / noch zu Jerusalem werdet den Vater anbeten. Ihr wisset nicht / was ihr anbetet. Wir wissen aber / was wir anbeten / denn das Heil kommt von den Juden. Aber es kommt die Zeit / und ist schon jetzt / daß die wahrhaftigen Anbeter werden den Vater anbeten / im Geist und in der Wahrheit / denn der Vater will auch haben / die ihn also anbeten. Gott ist ein Geist / und die ihn anbeten / die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.« 25 Spricht das Weib zu ihm: »Ich weiß / daß Messias kommt / der da Christus heißt. Wenn derselbige kommen wird / so wird ers uns alles verkündigen. «Jesus spricht zu ihr: »Ich bins / der mit dir redet.« Und über dem kamen seine jünger / und es nahm sie wunder / daß er mit dem Weibe redete. Doch sprach niemand: »Was fragest du / oder was redest du mit ihr?« Da ließ das Weib ihren Krug stehen / und ging in die Stadt / und spricht zu den Leuten: »Kommet / sehet einen Menschen / der mir gesagt hat / alles was ich getan habe / ob er nicht Christus sei.« Da gingen sie aus der Stadt / und kamen zu ihm. 31 Indes aber ermahneten ihn die Jünger / und sprachen: »Rabbi / iß.« Er aber sprach zu ihnen: »Ich habe eine Speise zu essen / da wisset ihr nicht von.« Da sprachen die Jünger unternander: »Hat ihm jemand zu essen gebracht?« Jesus spricht zu ihnen: »Meine Speise ist die / daß ich tu den Willen des / der mich gesandt hat / und vollende seine Werk. Saget ihr nicht selber: >Es sind noch vier Monden / so kommt die Ernte/? Siehe / ich sage euch: hebet eure Augen auf/ und sehet in das Feld / denn es ist schon weiß zur Ernte. Und wer da schneidet / der empfähet Lohn / und sammelt Frucht zum ewigen Leben / auf daß sich mit einander freuen / der da säet und der da schneidet. Denn hie ist der Spruch wahr: /Dieser säet / der ander schneidet. / Ich habe »mit dem Weibe«: Mit einer Samaritin und Heidin. »eine Speise«: Seine Speise ist des Vaters Willen tun. Des Vaters Willenaber ist / daß durch sein Leiden das Evangelium in alle Welt gepre-diget würde. Das warm vorhanden. Gleichwie dazumal die Ernte nahe war. »andre haben gearbeitet«: Die Propheten halten gesäet. 1. Petrus 1: tSieha-bens nicht ihnen selbst /sondern uns dargetan < »Bethesda«: Das heißt auf deutsch so viel als ein Spital / darin man den armen Leuten wohl tut. (Ab (von) >hesed< /id est (das ist): teleemosyna nni-sericordicn) welches beidem Teich war/da die Opferscha fe behalten wurden / und die Kranken daselbst solcher Wohltat im Teiche warteten, euch gesandt zu schneiden / das ihr nicht habt gearbeitet / andere haben gearbeitet / und ihr seid in ihre Arbeit kommen.« Es glaubten aber an ihn viel der Samariter / aus derselbigen Stadt / 79 um des Weibes Rede willen / welchs da zeugete: »Er hat mir gesagt / alles was ich getan habe.« Und als nu die Samariter zu ihm kamen / baten sie ihn / daß er bei ihnen bliebe. Und er blieb zween Tage da. Und viel mehr glaubeten um seines Worts willen / und sprachen zum Weibe: »Wir glauben nu fort nicht um deiner Rede willen. Wir haben selber gehöret und erkennet / daß dieser ist wahrlich Christus / der Welt Heiland.« Aber nach zween Tagen / zog er aus von dannen / und zog in Gali-läam / denn er selber Jesus zeugete / daß ein Prophet daheim nichts gilt. Da er nu in Galiläam kam / nahmen ihn die Galiläer auf / die gesehen hatten / alles was er zu Jerusalem aufs Fest getan hatte / denn sie waren auch zum Fest kommen. Und Jesus kam abermal gen Kana in Galiläa / da er das Wasser hatte zu Wein gemacht. Und es war ein Königischer / des Sohn lag krank zu Kapernaum. 47 Dieser hörete / daß Jesus kam aus Judäa in Galiläam / und ging hin zu ihm / und bat ihn / daß er hinab käme und hülfe seinem Sohn / denn er war todkrank. Und Jesus sprach zu ihm: »Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder sehet / so glaubet ihr nicht.« Der Königische sprach zu ihm: »Herr / komm hinab / ehe denn mein Kind stirbt. «Jesus spricht zu ihm: »Gehe hin / dein Sohn lebet.« Der Mensch glaubete dem Wort / das Jesus zu ihm sagete / und ging hin. Und indem er hinab ging / begegneten ihm seine Knechte / verkün- 31 digeten ihm / und sprachen: »Dein Kind lebet.« Da forschcte er von ihnen die Stunde / in welcher es besser mit ihm worden war. Und sie sprachen zu ihm: »Gestern um die siebente Stunde verließ ihn das Fieber.« Da merkete der Vater / daß um die Stunde wäre / in welcher Jesus zu ihm gesagt hatte: >Dein Sohn lebet. < Und er glaubete mit seinem ganzen Hause. Das ist nu das ander Zeichen / das Jesus tat / da er aus Judäa in Galiläam kam. Das funft Kapitel Darnach war ein Fest derjuden / undjesus zog hinaufgenjerusalem. Es ist aber zu Jerusalem bei dem Schafhause ein Teich / der heißet auf Hebräisch Bethesda / und hat fünf Hallen / in welchen lagen viel Kranke / Blinde / Lahme / Dürre / die warteten / wann sich das Wasser bewegete. Denn ein Engel fuhr herab zu seiner Zeit in den Teich / und bewegete das Wasser. Welcher nu der erste / nachdem das Wasser beweget war / hinein stieg / der ward gesund / mit welcherlei Seuche er behaftet war. 5 Es war aber ein Mensch daselbst / achtunddreißig Jahr krank gelegen. Da Jesus denselbigen sähe liegen / und vernahm / daß er so lang gelegen war / spricht er zu ihm: »Willst du gesund werden?« Der Kranke antwortete ihm: »Herr / ich habe keinen Menschen / wenn das Wasser sich beweget / der mich in den Teich lasse / und wenn ich komme / so steiget ein ander vor mir hinein.« Jesus spricht zu ihm: »Stehe auf / nimm dein Bette / und gehe hin.« Und also ward der Mensch gesund / und nahm sein Bette / und ging hin. Es war aber desselbigen Tages der Sabbath. 10 Da sprachen die Juden zu dem / der gesund war worden: »Es ist heute Sabbath. Es ziemt dir nicht das Bette zu tragen.« Er antwortete ihnen: »Der mich gesund machete / der sprach zu mir: »Nimm dein Bette und gehe hin.<« Da fragten sie ihn: »Wer ist der Mensch / der zu dir gesagt hat: »Nimm dein Bette / und gehe hinEr gab ihnen Brot vom Himmel zu essen.<« Da sprach Jesus zu ihnen: »Wahrlich / wahrlich / ich sage euch: Moses hat euch nicht Brot vom Himmel gegeben / sondern mein Vater gibt euch das rechte Brot vom Himmel. Denn dies ist das Brot Gottes / das vom Himmel kommt / und gibt der Welt das Leben.« Da sprachen sie zu ihm: »Herr / gib uns allewege solch Brot.«Jesus jf4 aber sprach zu ihnen: »Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt / den wird nicht hungern / und wer an mich glaubet / den 27 die vergänglich ist. Frühere Übersetzung Luthers »die da verdirbt«. wird nimmermehr dürsten. Aber ich habs euch gesagt / daß ihr mich gesehen habt / und glaubet doch nicht. Alles was mir mein Vater gibt / das kommt zu mir / und wer zu mir kommt / den werde ich nicht hinaus stoßen. Denn ich bin vom Himmel kommen / nicht daß ich meinen Willen tu / sondern des / der mich gesandt hat. Das ist aber der Wille des Vaters / der mich gesandt hat / daß ich nichts verliere von allem / das er mir gegeben hat / sondern daß ichs auferwecke am jüngsten Tage. Das ist aber der Wille des der mich ge-" sandt hat / daß / wer den Sohn siehet / und glaubet an ihn / habe das ewige Leben / und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage.« 41 Da murreten die Juden darüber / daß er sagte: »Ich bin das Brot / das vom Himmel kommen ist.< Und sprachen: »Ist dieser nicht Jesus Josephs Sohn / des Vater und Mutter wir kennen? Wie spricht er denn: »Ich bin vom Himmel kommem?« Jesus antwortete / und sprach zu ihnen: »Murret nicht unternander. Es kann niemand zu mir kommen / es sei denn / daß ihn ziehe der Vater / der mich gesandt hat / und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage. Es stehet geschrieben in den Propheten: »Sie werden alle von Gott ge-lchret sein. < Wer es nu höret vom Vater / und lernets / der kommt zu mir. Nicht / daß jemand den Vater habe gesehen / ohn der vom Vater ist / der hat den Vater gesehen. 47 Wahrlich / wahrlich / ich sage euch: Wer an mich glaubet / der hat das ewige Leben. Ich bin das Brot des Lebens. Eure Väter haben Manna gessen in der Wüsten / und sind gestorben. Dies ist das Brot das vom Himmel kommt / auf daß / wer davon isset / nicht sterbe. Ich bin das lebendige Brot / vom Himmel kommen. Wer von diesem Brot essen wird / der wird leben in Ewigkeit. Und das Brot / das ich geben werde / ist mein Fleisch / welchs ich geben werde / für das Leben der Welt.« 52 Da zanketen die Juden unternander / und sprachen: »Wie kann dieser uns sein Fleisch zu essen geben?« Jesus sprach zu ihnen: »Wahrlich / wahrlich / ich sage euch: Werdet ihr nicht essen das Fleisch des Menschensohns / und trinken sein Blut / so habt ihr kein Leben in euch. Wer mein Fleisch isset / und trinket mein Blut / der hat das ewige Leben / und ich werde ihn am Jüngsten Tage auferwecken. Denn mein Fleisch ist die rechte Speise / und mein Blut ist der rechte Trank. Wer mein Fleisch isset / und trinket mein Blut / der bleibt in mir / und ich in ihm. Wie mich gesandt hat der lebendige Vater / und ich lebe um des Vaters willen / also / wer mich isset / dcrselbige wird auch leben um meinetwillen. Dies ist das Brot / das vom Himmel Dies Kapitel redet nicht vom Sakrament des Brots und Weins /sondern vom geistlichen Essen / das ist: Glauben /daß Christus Gott und Mensch sein Blut für uns vergossen hat. »wie wenn ihr denn sehen werdeI..«: Ärgert euch da ß ich jetzt rede auf Erden / was will dann werden / wenn ich vom Himmel regieren werde / und die Wort vollführen und drein greifen werde? kommen ist. Nicht wie eure Väter haben Manna gessen / und sind gestorben. Wer dies Brot isset / der wird leben in Ewigkeit.« Solchs sagete er in der Schule / da er lehrete / zu Kapernaum. Viel nu seiner Jünger / die das höreten / sprachen: »Das ist eine harte Rede / wer kann sie hören?« Da Jesus aber bei sich selbst merkete / daß seine Jünger darüber murreten / sprach er zu ihnen: »Ärgert euch das? Wie / wenn ihr denn sehen werdet des Menschen Sohn auffahren dahin / da er vor war? Der Geist ists / der da lebendig macht / das Fleisch ist kein Nütze. Die Wort die ich rede / die sind Geist und sind Leben. Aber es sind etliche unter euch / die glauben nicht.« Denn Jesus wußte von Anfang wohl / welche nicht glaubend waren / und welcher ihn verraten würde. Und er sprach: »Darum habe ich euch gesaget: Niemand kann zu mir kommen / es sei ihm denn von meinem Vater gegeben.« Von dem an gingen seiner Jünger viel hinter sich / und wandelten fort nicht mehr mit ihm. Da sprachjesus zu den Zwölfen: »Wollt ihr auch weg gehen?« Da antwortete ihm Simon Petrus: »Herr / wohin sollen wir gehen? Du hast Wort des ewigen Lebens. Und wir haben geglaubet und erkannt / daß du bist Christus / der Sohn des lebendigen Gottes.« Jesus antwortete ihm: »Hab ich nicht euch Zwölfe erwählet / und euer einer ist ein Teufel?« Er redete aber von dem Juda Simon Ischarioth / derselbige verriet ihn hernach / und war der Zwölfen einer. 66 Das siebent Kapitel Darnach zog Jesus umher in Galiläa / denn er wollte nicht in Judäa umher ziehen / darum / daß ihm die Juden nach dem Leben stelleten. Es war aber nahe der Juden Fest der Laubrüste. Da sprachen seine Brüder zu ihm: »Mache dich auf von dannen / und gehe injudäam / auf daß auch deine Jünger sehen die Werk / die du tust. Niemand tut 4 etwas im Verborgnen / und will doch frei offenbar sein. Tust du solchs / so offenbare dich vor der Welt.« Denn auch seine Brüder glaubten nicht an ihn. Da spricht Jesus zu ihnen: »Meine Zeit ist noch nicht hie / eure Zeit aber ist allewege. Die Welt kann euch nicht hassen / mich aber hasset sie / denn ich zeuge von ihr / daß ihre Werk böse sind. Gehet ihr 4 Niemand tut ... offenbar sein. Frühere Übersetzung Luthers »Wer frei auf dem Plan sein will, der handelt nichts Heimlichs.« hinauf / auf dieses Fest. Ich will noch nicht hinauf gehen auf dieses Fest / denn meine Zeit ist noch nicht erfüllet.« Da er aber das zu ihnen gesaget / blieb er in Galiläa. Als aber seine Brüder waren hinauf gegangen / da ging er auch hinauf zu dem Fest / nicht offenbar-lich / sondern gleich heimlich. Da suchten ihn die Juden am Fest / und sprachen: »Wo ist der?« Und es war ein groß Gemurmel von ihm unter dem Volk. Etliche sprachen: »Er ist fromm.« Die andern aber sprachen: »Nein / sondern er verführet das Volk.« Niemand " aber redete frei von ihm / um der Furcht willen vor den Juden. 14 Aber mitten im Fest / gingjesus hinauf in den Tempel und lehrete. Und die Juden verwunderten sich / und sprachen: »Wie kann dieser die Schrift / so er sie doch nicht gelernet hat?« Jesus antwortete ihnen / und sprach: »Meine Lehre ist nicht mein / sondern des der mich gesandt hat. So jemand will des Willen tun / der wird innen werden / ob diese Lehre von Gott sei / oder ob ich von mir selbst rede. Wer von ihm selbst redet / der suchet seine eigen Ehre. Wer aber suchet die Ehre des / der ihn gesandt hat / der ist wahrhaftig / und ist keine Ungerechtigkeit an ihm. ig Hat euch nicht Moses das Gesetze gegeben / und niemand unter euch tut das Gesetze? Warum suchet ihr mich zu töten?« Das Volk antwortete / und sprach: »Du hast den Teufel / wer suchet dich zu töten?« Jesus antwortete / und sprach: »Ein einiges Werk hab ich getan / und es wundert euch alle. Moses hat euch darum gegeben die Beschneidung / nicht daß sie von Mose kommt / sondern von den Vätern / noch beschneidet ihr den Menschen am Sabbath. So ein Mensch die Beschneidung annimmt am Sabbath / auf daß nicht das Gesetz Mose gebrochen werde / zürnet ihr dann über mich / daß ich den ganzen Menschen habe am Sabbath gesund gemacht? Richtet nicht nach dem Ansehen / sondern richtet ein recht Gerichte.« Da sprachen etliche von Jerusalem: »Ist das nicht der / den sie suchten zu töten? Und siehe zu / er redet frei / und sie sagen ihm nichts. Erkennen unsere Obersten nu gewiß / daß er gewiß Christus sei? Doch wir wissen / von wannen dieser ist. Wenn aber Christus kommen wird / so wird niemand wissen / von wannen er ist.« 28 Da rief Jesus im Tempel / lehrete und sprach: »Ja ihr kennet mich / und wisset / von wannen ich bin. Und von mir selbst bin ich nicht kommen / sondern es ist ein Wahrhaftiger / der mich gesandt hat / welchen ihr nicht kennet. Ich kenne ihn aber / denn ich bin von ihm / und er hat mich gesandt.« Da suchten sic ihn zu greifen / aber niemand legete die Hand an ihn / denn seine Stunde war noch nicht »tut das Gesetze«: Vollbringt/ hält. Römer 2: >das dem Gesetz unmöglich war./ Sabbath halten / ist Moses Gesetz. Beschneiden ist der Väter Gesetz. Die ' sind ja widereinander / wenn jemand aufden Sabbath sich beschneiden lasset / und eines muß dem andern weichen. Darum stehet des Gesetzes Erfüllung ja nicht auf dem Buchstaben / sondern im Geist. kommen. Aber viel vom Volk glaubten an ihn / und sprachen: »Wenn Christus kommen wird / wird er auch mehr Zeichen tun / denn dieser tut?« Und es kam vor die Pharisäer / daß das Volk solchs von ihm mur- 32 melte. Da sandten die Pharisäer und Hohenpriester Knechte aus / daß sie ihn griffen. Da sprach Jesus zu ihnen: »Ich bin noch eine kleine Zeit bei euch / und dann gehe ich hin zu dem / der mich gesandt hat. Ihr werdet mich suchen / und nicht finden / und da ich bin / könnet ihr nicht hin kommen.« Da sprachen die Juden unter-nander: »Wo will dieser hin gehen / daß wir ihn nicht finden sollen? Will er unter die Griechen gehen / die hin und her zerstreuet liegen / und die Griechen lehren? Was ist das für eine Rede daß er saget: >Ihr werdet mich suchen / und nicht findem / und >Wo ich bin / da könnet ihr nicht hin kommem?« Aber am letzten Tage des Festes / der am herrlichsten war ? trat Jesus 37 auf / rief und sprach: »Wen da dürstet / der komme zu mir / und trinke. Wer an mich glaubet / wie die Schrift saget / von des Leibe werden Ströme des lebendigen Wassers fließen.« Das sagete er aber von dem Geist / welchen empfahen sollten / die an ihn glaubten. Denn der heilige Geist war noch nicht da / denn Jesus war noch nicht verkläret. Viel 1111 vom Volk / die diese Rede höreten / sprachen: »Dieser ist ein rechter Prophet.« Die andern sprachen: »Er ist Christus.« Etliche aber sprachen: »Soll Christus aus Galiläa kommen? Spricht nicht die Schrift / von dem Samen David / und aus dem Flecken Bethlehem / da David war / solle Christus kommen?« Also ward eine Zwietracht unter dem Volk über ihn. Es wollten aber etliche ihn greifen / aber niemand legete die Hand an ihn. Die Knechte kamen zu den Hohenpriestern und Pharisäern / und sie sprachen zu ihnen: »Warum habt ihr ihn nicht gebracht?« Die Knechte antworteten: »Es hat nie kein Mensch also geredt / wie dieser Mensch.« Da antworteten ihnen die Pharisäer: »Seid ihr auch verführet? Glaubet auch irgendein Oberster oder Pharisäer an ihn? 49 Sondern das Volk / das nichts vom Gesetz weiß / ist verflucht.« Spricht zu ihnen Nikodemus / der bei der Nacht zu ihm kam / welcher einer unter ihnen war: »Richtet unser Gesetz auch einen Menschen / ehe man ihn verhöret / und erkenne / was er tut?« Sie antworteten und sprachen zu ihm: »Bist du auch ein Galiläer? Forsche und siehe: aus Galiläa stehet kein Prophet auf.« Und ein jeglicher ging also heim. ■\() verflucht. Frühere Übersetzung Luthers »vermaledeit«. Jesus aber ging an den Olberg. Und frühe morgens kam er wieder in den Tempel / und alles Volk kam zu ihm / und er setzte sich / und lehrete sie. 5 Aber die Schriftgelehrten und Pharisäer brachten ein Weib zu ihm / im Ehebruch begriffen / und stelleten sie ins Mittel dar / und sprachen zu ihm: »Meister / dies Weib ist begriffen auf frischer Tat im 'Ehebruch. Moses aber hat uns im Gesetz geboten / solche zu steinigen. Was sagest du?« Das sprachen sie aber / ihn zu versuchen / auf daß sie eine Sache zu ihm hätten. 6 Aber Jesus bückete sich nieder / und schrieb mit dem Finger auf die Erden. Als sie nu anhielten ihn zu fragen / richtete er sich auf / und sprach zu ihnen: »Wer unter euch ohn Sünde ist / der werfe den ersten Stein auf sie.« Und bückete sich wieder nieder / und schrieb auf die Erden. Da sie aber das höreten / gingen sie hinaus / einer nach dem andern / von den Ältesten an / und Jesus ward gelassen alleine / und das Weib im Mittel stehend. Jesus aber richtete sich auf / und da er niemand sähe / denn das Weib / sprach er zu ihr: »Weib / wo sind sie / deine Verkläger? Hat dich niemand verdammt?« Sie aber sprach: »Herr / niemand. «Jesus aber sprach: »So verdamme ich dich auch nicht. Gehe hin / und sündige fort nicht mehr.« 12 Da redetejesus abermal zu ihnen / und sprach: »Ich bin das Licht der Welt / wer mir nachfolget / der wird nicht wandeln im Finsternis / sondern wird das Licht des Lebens haben.« Da sprachen die Pharisäer zu ihm: »Du zeugest von dir selbst / dein Zeugnis ist nicht wahr.« Jesus antwortete / und sprach zu ihnen: »So ich von mir selbst zeugen würde / so ist mein Zeugnis wahr / denn ich weiß von wannen ich kommen bin / und wo ich hin gehe. Ihr aber wisset nicht / von wannen ich komme / und wo ich hin gehe. Ihr richtet nach dem Fleisch / ich richte niemand. So ich aber richte / so ist mein Gerichte recht. Denn ich bin nicht alleine / sondern ich und der Vater / der mich gesandt hat. Auch stehet in eurem Gesetze geschrieben / daß zweier Menschen Zeugnis wahr sei. Ich bins / der ich von mir selbst zeuge / und der Vater / der mich gesandt hat / zeuget auch von mir.« Da sprachen sie zu ihm: »Wo ist dein Vater?« Jesus antwortete: »Ihr kennet weder mich noch meinen Vater. Wenn ihr mich kennctet / so kennetet ihr auch meinen Vater.« Diese Wort redetejesus an dem j ins Mittel— in die Mitte. Frühere Übersetzung Luthers »öffentlich«. »erstlich der«: Das ist / ich hin etter Prediger. Wenn ihr das zuerst glaubet / so werdet ihr wohl erfahren wer ich sei /und sonst nicht. Gotteskasten / da er lchrete im Tempel. Und niemand griff ihn / denn seine Stunde war noch nicht kommen. Da sprach abermal Jesus zu ihnen: »Ich gehe hin weg / und ihr wer- 21 det mich suchen / und in eurer Sünde sterben. Wo ich hin gehe / da könnet ihr nicht hin kommen.« Da sprachen die Juden: »Will er sich denn selbst töten / daß er spricht: >Wo ich hin gehe / da könnt ihr nicht hin kommem?« Und er sprach zu ihnen: »Ihr seid von unten her / ich bin von oben herab. Ihr seid von dieser Welt / ich bin nicht von dieser Welt. So hab ich euch gesagt / daß ihr sterben werdet in euren Sünden. Denn so ihr nicht glaubet / daß ichs sei / so werdet ihr sterben in euren Sünden.« Da sprachen sie zu ihm: »Wer bist du denn?« Und Jesus sprach zu 25 ihnen: »Erstlich der / der ich mit euch rede. Ich habe viel von euch zu reden / und zu richten / aber der mich gesandt hat / ist wahrhaftig / und was ich von ihm gehört habe / das rede ich vor der Welt.« Sie vernahmen aber nicht / daß er ihnen von dem Vater sagete. Da sprach Jesus zu ihnen: »Wenn ihr des Menschen Sohn erhöhen werdet / dann werdet ihr erkennen / daß ichs sei / und nichts von mir selber tu / sondern / wie mich mein Vater gelehret hat / so rede ich. Und der mich gesandt hat / ist mit mir. Der Vater lasset mich nicht alleine / denn ich tue allezeit / was ihm gefallet.« Da er solchs redete / glaubten viel an ihn. Da sprach nu Jesus zu den Juden / die an ihn glaubten: »So ihr blei- 31 ben werdet an meiner Rede / so seid ihr meine rechten Jünger / und werdet die Wahrheit erkennen / und die Wahrheit wird euch frei machen.« Da antworteten sie ihm: »Wir sind Abrahams Samen / sind nie keinmal jemands Knecht gewesen. Wie sprichst du denn: >Ihr sollt frei werdenSojemand mein Wort hält / der wird den Tod nicht schmecken ewigliche Bist du mehr denn unser Vater Abraham / welcher gestorben ist / und die Propheten sind gestorben? Was machst du aus dir selbst?« 54 Jesus antwortete: »So ich mich selber ehre / so ist meine Ehre nichts. Es ist aber mein Vater / der mich ehret / welchen ihr sprecht / er sei euer Gott / und kennet ihn nicht. Ich aber kenne ihn. Und so ich würde sagen / ich kenne sein nicht / so würde ich ein Lügencr / gleich wie ihr seid. Aber ich kenne ihn / und halte sein Wort. Abraham euer Vater ward froh / daß er meinen Tag sehen sollt / und er sähe ihn / und freuete sich.« Da sprachen diejuden zu ihm: »Du bist noch nicht fünfzig Jahr alt / und hast Abraham gesehen?« Jesus sprach zu ihnen: »Wahrlich / wahrlich / ich sage euch: Ehe denn Abraham ward / bin ich.« Da hüben sie Steine auf / daß sic auf ihn würfen. Aber Jesus verbarg sich / und ging zum Tempel hinaus. 4g ihr unehret mich. Frühere Übersetzung Luthers »Ihr habt mir Unehre tan.« »mein Wort«: Das ist vorn Wort des Glaubens oder Evangelium gesagt. »Abraham«: Alle Heiligen von der Welt Anfang haben denselbigen Glauben an Christus gehabt, den wir haben / und sind rechte Christen. »Bettler«: Etliche Text haben hie also 'daßer blind war. Und Jesus ging vorüber / und sähe einen / der blind geboren war. Und seine Jünger frageten ihn / und sprachen: »Meister / wer hat gesündiget: dieser / oderseine Eltern / daß er ist blind geborn?« Jesus antwortete: »Es hat weder dieser gesündiget / noch seine Eltern / sondern daß die Werk Gottes offenbar würden an ihm. Ich muß wirken die Werk / des / der mich gesandt hat / so lange es Tag ist. Es kommt die Nacht / da niemand wirken kann. Dieweil ich bin in der Welt / bin ich das Licht der Welt.« Da er solches gesaget / spützete er auf die Erden / und machete einen 6 Kot aus dem Speichel / und schmierete den Kot auf des Blinden Augen / und sprach zu ihm: »Gehe hin zu dem Teich Siloha (das ist verdolmetscht: gesandt) und wasche dich.« Da ging er hin / und wusch sich / und kam sehend. Die Nachbarn und die ihn zuvor gesehen hatten daß ein Bettler war / sprachen: »Ist dieser nicht / der da saß und bettelte?« Etliche sprachen: »Er ists.« Etliche aber: »Er ist ihm ähnlich.« Er selbst aber sprach: »Ich bins.« Da sprachen sie zu ihm: »Wie sind deine Augen aufgetan?« Er antwortete / und sprach: »Der Mensch / der Jesus heißet / machete einen Kot / und schmierete meine Augen / und sprach: >Gehe hin zu dem Teich Siloha / und wasche dich.< Ich ging hin / und wusch mich / und ward sehend.« Da sprachen sie zu ihm: »Wo ist derselbige?« Er sprach: »Ich weiß nicht.« Da führeten sie ihn zu den Pharisäern / der weiland blind war. (Es )j war aber Sabbath / da Jesus den Kot machete / und seine Augen öffnete.) Da fragten sie ihn abermal / auch die Pharisäer / wie er wäre sehend worden. Er aber sprach zu ihnen: »Kot legete er mir auf die Augen / und ich wusch mich / und bin nu sehend.« Da sprachen etliche der Pharisäer: »Der Mensch ist nicht von Gott / dieweil er den Sabbath nicht hält.« Die andern aber sprachen: »Wie kann ein sündiger Mensch solche Zeichen tun?« Und es ward eine Zwietracht unter ihnen. Sie sprachen wieder zu dem Blinden: »Was sagest du von ihm / daß er hat deine Augen aufgetan?« Er aber sprach: »Er ist ein Prophet.« Die Juden glaubten nicht von ihm / daß er blind gewesen / und se- iS hend worden wäre / bis daß sie riefen den Eltern des / der sehend war worden / fragten sie und sprachen: »Ist das euer Sohn / welchen ihr saget / er sei blind geboren? Wie ist er denn nu sehend?« Seine Eltern antworteten ihnen / und sprachen: »Wir wissen / daß dieser unser Sohn ist / und daß er blind geboren ist. Wie er aber nu sehend ist / wissen wir nicht / oder wer ihm hat seine Augen aufgetan / wissen wir auch nicht. Er ist alt gnug / fraget ihn / lasset ihn selbst für sich reden.« Solchs sagten seine Eltern / denn sie furchten sich vor den Juden / denn die Juden hatten sich schon vereiniget / so jemand ihn für Christum bekennete / daß derselbige in Bann getan würde. Darum sprachen seine Eltern: »Er ist alt gnug / fraget ihn.« 24 Da riefen sie zum andernmal dem Menschen / der blind gewesen ” war / und sprachen zu ihm: »Gib Gott die Ehre. Wir wissen / daß dieser Mensch ein Sünder ist.« Er antwortete / und sprach: »Ist er ein Sünder / das weiß ich nicht. Eines weiß ich wohl / daß ich blind war / und bin nu sehend.« Da sprachen sie wieder zu ihm: »Was tat er dir? Wie tat er deine Augen auf?« Er antwortete ihnen: »Ich habs euch jetzt gesagt / habt ihrs nicht gehöret? Was wollt ihrs abermal hören? Wollt ihr auch seinejünger werden?« Da fluchten sie ihm / und sprachen: »Du bist sein Jünger / wir aber sind Moses Jünger. Wir wissen / daß Gott mit Mose geredt hat. Diesen aber wissen wir nicht / von wannen er ist.« 30 Der Mensch antwortete / und sprach zu ihnen: »Das ist ein wunderlich Ding / daß ihr nicht wisset / von wannen er sei / und er hat meine Augen aufgetan. Wir wissen aber / daß Gott die Sünder nicht höret / sondern so jemand gottfürchtig ist / und tut seinen Willen / den höret er. Von der Welt an ists nicht erhöret / daß jemand einem gebornen Blinden die Augen aufgetan habe. Wäre dieser nicht von Gott / er könnte nichts tun.« Sie antworteten / und sprachen zu ihm: »Du bist ganz in Sünden geboren / und lehrest uns.« Und stießen ihn hinaus. Es kam vor Jesum / daß sie ihn ausgestoßen hatten / und da er ihn fand / sprach er zu ihm: »Glaubst du an den Sohn Gottes?« Er antwortete / und sprach: »Herr welcher ists? auf daß ich an ihn glaube.« Jesus sprach zu ihm: »Du hast ihn gesehen / und der mit dir redet / der ists.« Er aber sprach: »Herr / ich glaube« / und betete ihn an. 39 Und Jesus sprach: »Ich bin zum Gerichte auf diese Welt kommen / auf daß die da nicht sehen / sehend werden / und die da sehen / blind werden.« Und solches höreten etliche der Pharisäer / die bei ihm waren / und sprachen zu ihm: »Sind wir denn auch blind?« Jesus sprach zu ihnen: »Wäret ihr blind / so hättet ihr keine Sünde. Nu ihr aber sprecht: »Wir sind sehend/ / bleibet eure Sünde.« »Wahrlich / wahrlich / ich sage euch: Wer nicht zur Tür hinein gehet in den Schafstall / sondern steiget anderswo hinein / der ist ein Dieb und ein Mörder. Der aber zur Tür hinein gehet / der ist ein Hirte der Schafe. Demselbigen tut der Türhüter auf / und die Schafe hören seine Stimme. Und er rufet seinen Schafen mit Namen / und führet sie aus. Und wenn er seine Schafe hat ausgelassen / gehet er vor ihnen hin / und die Schafe folgen ihm nach / denn sie kennen seine Stimme. Einem Fremden aber folgen sie nicht nach / sondern fliehen von ihm / denn sie kennen der Fremden Stimme nicht.« Diesen Spruch sagete Jesus zu ihnen. Sie vernahmen aber nicht / was es war / das er zu ihnen sagete. Da sprach Jesus wieder zu ihnen: »Wahrlich / wahrlich / ich sage 7 euch: Ich bin die Tür zu den Schafen. Alle die vor mir kommen sind / die sind Diebe und Mörder gewesen / aber die Schafe haben ihnen nicht gehorchet. Ich bin die Tür / so jemand durch mich eingehet / der wird selig Werden / und wird ein und aus gehen / und Weide finden. Ein Dieb kommt nicht / denn daß er stehle / würge / und umbringe. Ich bin kommen / daß sie das Leben und volle Genüge haben sollen. Ich bin ein guter Hirte. Ein guter Hirte lasset sein Leben für die 12 Schafe. Ein Mietling / der nicht Hirte ist / des die Schafe nicht eigen sind / siehet den Wolf kommen / und verlasset die Schafe / und fleucht / und der Wolf erhaschet und zerstreuet die Schafe. Der Mietling aber fleucht / denn er ist ein Mietling / und achtet der Schafe nicht. Ich bin ein guter Hirte / und erkenne die Meinen / und bin bekannt den Meinen. Wie mich mein Vater kennet / und ich kenne den Vater / und ich lasse mein Leben für die Schafe. Und ich habe noch andere Schafe / die sind nicht aus diesem Stalle / und dieselben muß ich her fuhren / und sie werden meine Stimme hören / und wird eine Herd und ein Hirte werden. Darum liebet mich mein Vater / daß ich mein Leben lasse / auf daß 17 ichs wieder nehme. Niemand nimmt es von mir / sondern ich lasse es von mir selber. Ich habe es Macht zu lassen / und habe es Macht wieder zu nehmen. Solch Gebot habe ich empfangen von meinem Vater.« Da ward aber eine Zwietracht unter den Juden / über diesen Worten. Viel unter ihnen sprachen: »Er hat den Teufel / und ist unsinnig / was höret ihr ihm zu?« Die andern sprachen: »Das sind nicht Wort eines Besessenen / kann der Teufel auch der Blinden Augen auftun?« 22 Es ward aber Kirchweihe zu Jerusalem / und war Winter / und Jesus wandelte im Tempel in der Halle Salomonis. Da umringeten ihn die Juden / und sprachen zu ihm: »Wie lange hältst du unsre Seele auf? Bist du Christ / so sage es uns frei heraus.« Jesus antwortete ihnen: »Ich habe es euch gesagt / und ihr glaubet nicht. Die Werk / die ich tu in meines Vaters Namen / die zeugen von mir. Aber ihr glaubet " nicht / denn ihr seid meiner Schafe nicht / als ich euch gesagt habe. Denn meine Schafe hören meine Stimme / und ich kenne sie / und sie folgen mir. Und ich gebe ihnen das ewige Leben / und sie werden nimmermehr umkommen / und niemand wird sie mir aus meiner Hand reißen. Der Vater / der sie mir gegeben hat / ist größer denn alles / und niemand kann sie aus meines Vaters Hand reißen. Ich und der Vater sind eines.« 31 Da hüben die Juden abermal Steine auf / daß sie ihn steinigten. Jesus antwortete ihnen: »Viel guter Werk habe ich euch erzeiget von meinem Vater. Um welchs Werks unter denselbigen steiniget ihr mich?« Die Juden antworteten ihm / und sprachen: »Um des guten Werks willen steinigen wir dich nicht / sondern um der Gotteslästerung willen / und / daß du ein Mensch bist / und machest dich selbst einen Gott.« Jesus antwortete ihnen: »Stehet nicht geschrieben in eurem Gesetz: >Ich hab gesagt: ihr seid Götter«? So er die Götter nennet / zu welchen das Wort Gottes geschah / und die Schrift kann doch nicht gebrochen werden / sprecht ihr dann zu dem / den der Vater geheiliget und in die Welt gesandt hat: >Du lästerst Gott« / darum / daß ich sage: Ich bin Gottes Sohn? Tu ich nicht die Werk meines Vaters / so glaubet mir nicht. Tu ich sie aber / glaubet doch den Werken / wollt ihr mir nicht glauben / auf daß ihr erkennet und glaubet / daß der Vater in mir ist / und ich in ihm.« 39 Sie suchten abermal ihn zu greifen. Aber er entging ihnen / aus ihren Händen / und zog hin wieder jenseit des Jordans / an den Ort / da Johannes vorhin getauft hatte / und blieb allda. Und viel kamen zu ihm / und sprachen: »Johannes tat kein Zeichen. Aber alles was Johannes von diesem gesagt hat / das ist wahr.« Und glaubten allda viel an ihn. »wie lange«: Das reden sie ausfalschem Herzen /daß sie ihn verklagen/ und umbringen möchten /wo ersieh (als) Christum beken-nete/widerdas. Verbot. Es lag aber einer krank / mit Namen Lazarus / von Bethania / in dem Flecken Mariä und ihrer Schwestern Martha. Maria aber war / die den Herrn gesalbet hatte mit Salbe / und seine Füße getrocknet mit ihrem Haar / derselbigen Bruder Lazarus lag krank. Da sandten seine Schwestern zu ihm / und ließen ihm sagen: »Herr / siehe / den du lieb hast / der liegt krank.« Da Jesus das hörete / sprach er: »Die Krankheit ist nicht zum Tode / sondern zur Ehre Gottes / daß der Sohn Gottes dadurch geehret werde.« Jesus aber hatte Martham lieb / und ihre Schwester und Lazarum. Als er nu hörete / daß er krank war / blieb er zween Tage an dem Ort / da er war. Darnach spricht er zu seinen Jüngern: »Laßt uns wieder injudäam 7 ziehen.« Seinejünger sprachen zu ihm: »Meister /jenes Mal wollten die Juden dich steinigen / und du willst wieder dahin ziehen?« Jesus antwortete: »Sind nicht des Tages zwölf Stunden? Wer des Tages wandelt / der stoßet sich nicht / denn er siehet das Licht dieser Welt. Wer aber des Nachts wandelt / der stoßet sich / denn es ist kein Licht in ihm.« Solchs sagete er / und darnach spricht er zu ihnen: »Lazarus unser 11 Freund schläft / aber ich gehe hin / daß ich ihn aufwecke.« Da sprachen seine Jünger: »Herr / schläft er / so wirds besser mit ihm. «Jesus aber sagete von seinem Tode / sie meineten aber / er redete vom leiblichen Schlaf. Da sagts ihnen Jesus frei heraus: »Lazarus ist gestorben / und ich bin froh um euretwillen / daß ich nicht da gewesen bin / auf daß ihr glaubet. Aber lasset uns zu ihm ziehen.« Da sprach Thomas / der genennet ist Zwilling / zu denjüngern: »Laßt uns mit ziehen / daß wir mit ihm sterben.« Da kam Jesus / und fand ihn / daß er schon vier Tage im Grabe 17 gelegen war. Bethania aber war nahe bei Jerusalem / bei fünfzehn Feld Weges. Und viel Juden waren zu Martha und Maria kommen / sie zu trösten über ihren Bruder. Als Martha nu hörete / daß Jesus kommt / geht sie ihm entgegen / Maria aber blieb daheime sitzen. Da sprach Martha zu Jesu: »Herr / wärest du hie gewesen / mein Bruder wäre nicht gestorben. Aber ich weiß auch noch / das / was du bittest von Gott / das wird dir Gott geben.« Jesus spricht zu ihr: »Dein Bruder soll auferstehen.« Martha spricht zu ihm: »Ich weiß wohl / daß er auferstehen wird in der Auferstehung am Jüngsten Tage.« Jesus spricht zu ihr: »Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubet / der wird leben / ob er gleich stürbe. Und wer da lebet und glaubet an mich / der wird nimmermehr sterben. Glaubest du das?« Sie spricht zu ihm: »Herr /ja / ich glaube / daß du bist Christus / der Sohn Gottes / der in die Welt kommen ist.« 28 Und da sie das gesagt hatte / ging sie hin / und rief ihrer Schwester Maria heimlich / und sprach: »Der Meister ist da / und rufet dir.« Dieselbige / als sie das hörete / stund sie eilend auf / und kam zu ihm. Denn Jesus war noch nicht in den Flecken kommen / sondern war noch an dem Ort / da ihm Martha war entgegen kommen. Die Ju-" den / die bei ihr im Hause waren und trösteten sie / da sie sahen Mariam / daß sie eilend aufstund und hinaus ging / folgeten sie ihr nach / und sprachen: »Sie geht hin zum Grabe / daß sie daselbst weine. « Als nu Maria kam / da Jesus war / und sähe ihn / fiel sie zu seinen Füßen / und sprach zu ihm: »Herr / wärest du hie gewesen / mein Bruder wäre nicht gestorben.« Als Jesus sie sähe weinen / und die Juden auch weinen / die mit ihr kamen / ergrimmete er im Geist / 33 und betrübte sich selbst / und sprach: »Wo habt ihr ihn hin gelegt?« Sie sprachen zu ihm: »Herr / komm und siehe es.« Und Jesu gingen die Augen über. Da sprachen die Juden: »Siehe / wie hat er ihn so lieb gehabt.« Etliche aber unter ihnen sprachen: »Konnte / der dem Blinden die Augen aufgetan hat / nicht verschaffen / daß auch dieser nicht stürbe?« Jesus aber ergrimmete abermal in ihm selbst / und kam zum Grabe. Es war aber eine Kluft / und ein Stein darauf gelegt. 39 Jesus sprach: »Hebt den Stein ab.« Spricht zu ihm Martha / die Schwester des Verstorbenen: »Herr / er stinkt schon / denn er ist vier Tage gelegen. «Jesus spricht zu ihr: »Hab ich dir nicht gesagt / so du glauben würdest / du solltest die Herrlichkeit Gottes sehen?« Da hüben sie den Stein ab / da der Verstorbene lag. Jesus aber hub seine Augen empor / und sprach: »Vater / ich danke dir / daß du mich erhöret hast. Doch ich weiß / daß du mich alle Zeit hörest / sondern um des Volks willen / das umher stehet / sage ichs / daß sie glauben / du habest mich gesandt.« 43 Da er das gesagt hatte / rief er mit lauter Stimme: »Lazare / komm heraus!« Und der Verstorbene kam heraus / gebunden mit Grabtüchern an Füßen und Händen / und sein Angesicht verhüllet mit einem Schweißtuch. Jesus spricht zu ihnen: »Löset ihn auf/ und lasset ihn gehen.« Viel nu der Juden / die zu Maria kommen waren / und 33 betrübte sich selbst. Frühere Übersetzung Luthers »schütter!e sich«. sahen was Jesus tat / glaubten an ihn. Etliche aber von ihnen gingen hin zu den Pharisäern / und sagten ihnen / was Jesus getan hatte. Da versammelten die Hohenpriester und die Pharisäer einen Rat / 47 und sprachen: »Was tun wir? Dieser Mensch tut viel Zeichen. Lassen wir ihn also / so werden sie alle an ihn glauben. So kommen denn die Römer / und nehmen uns Land und Leute.« Einer aber unter ihnen / Kaiphas / der desselben Jahrs Hoherpriester war / sprach zu ihnen: »Ihr wisset nichts / bedenket auch nichts. Es ist uns besser / ein Mensch sterbe für das Volk / denn das ganze Volk verderbe. « Solchs aber redete er nicht von sich selbst / sondern dieweil er desselbigen Jahrs Hoherpriester war / weissagete er. Denn Jesus sollte sterben für das Volk / und nicht für das Volk alleine / sondern / daß er die Kinder Gottes / die zerstreuet waren / zusammen brächte. Von dem Tage an ratschlugen sie / wie sie ihn töteten. Jesus aber wandelte nicht mehr frei unter den Juden / sondern ging 54 von dannen / in eine Gegend / nahe bei der Wüsten / in eine Stadt / genannt Ephrem / und hatte sein Wesen daselbst mit seinenjüngern. Es war aber nahe die Ostern der Juden. Und es gingen viel hinauf gen Jerusalem / aus der Gegend / vor den Ostern / daß sie sich reini-geten. Da stunden sie und fragten nach Jesu / und redten mit einander im Tempel: »Was dünket euch / daß er nicht kommt auf das Fest?« Es hatten aber die Hohenpriester und Pharisäer lassen ein Gebot ausgehen / so jemand wüßte / wo er wäre / daß ers anzeigete / daß sie ihn griffen. Das zwölft Kapitel »dreihundert Groschen«: Ein Grosch hat zu der Zeit fast dreißig Löwenpfennig unsrer meiß-nischen Münze gegolten. Sechs Tage vor den Ostern kam Jesus gen Bethania / da Lazarus war / der Verstorbene / welchen Jesus auferwecket hatte von den Toten. Daselbst macheten sie ihm ein Abendmahl / und Martha dienete / Lazarus aber war der einer / die mit ihm zu Tische saßen. Da nahm Maria ein Pfund Salben / von ungefälschter köstlicher 3 Narden / und salbete die Füße Jesu / und trocknete mit ihrem Haare seine Füße. Das Haus aber ward voll vom Geruch der Salben. Da sprach seiner Jünger einer / Judas Simonis Sohn Ischariothes / der ihn hernach verriet: »Warum ist diese Salbe nicht verkauft um dreihundert Groschen / und den Armen gegeben?« Das sagete er aber nicht / daß er nach den Armen fragete / sondern er war ein Dieb / und hatte den Beutel / und trug was gegeben ward. Da sprach Jesus: »Laß sie mit Frieden / solchs hat sie behalten / zum Tage meiner Begräbnis. Denn Arme habt ihr allezeit bei euch / mich aber habt ihr nicht allezeit.« 9 Da erfuhr viel Volks der Juden / daß er daselbst war / und kamen / nicht um Jesu willen alleine / sondern daß sie auch Lazarum sähen / welchen er von den Toten erweckt hatte. Aber die Hohenpriester trachteten darnach / daß sie auch Lazarum töteten / denn um seinetwillen gingen viel Juden hin / und glaubten anjesum. Des andern Tages / viel Volks das aufs Fest kommen war / da es hörete / daß Jesus kommt gen Jerusalem / nahmen sie Palmenzweige / und gingen hinaus ihm entgegen / und schrieen: jj Hosianna! Gelobet sei / der da kommt in dem Namen des Herrn / ein König von Israel! Jesus aber überkam ein Eselein / und ritt drauf / wie denn geschrieben stehet: Fürchte dich nicht du Tochter Zion / siehe / dein König kommt reitend auf einem Eselsfullen. Solchs aber verstunden seine Jünger zuvor nicht / sondern da Jesus verkläret ward / da dachten sie dran / daß solchs war von ihm geschrieben / und solchs ihm getan hatten. 17 Das Volk aber das mit ihm war / da er Lazarum aus dem Grabe rief / und von den Toten auferweckete / rühmete die Tat. Darum ging ihm auch das Volk entgegen / da sie höreten / er hätte solches Zeichen getan. Die Pharisäer aber sprachen unternander: »Ihr sehet / daß ihr nichts ausrichtet / siehe / alle Welt läuft ihm nach.« Es waren aber etliche Griechen unter denen / die hinauf kommen waren / daß sie anbeteten auf das Fest. Die traten zu Philippo / der von Bethsaida aus Galiläa war / baten ihn / und sprachen: »Herr / wir wollten Jesum gerne sehen.« Philippus kommt und sagets Andreas / und Philippus und Andreas sagtens weiter Jesu. Jesus aber antwortete ihnen / und sprach: »Die Zeit ist kommen / daß des Menschen Sohn verkläret werde. 24 Wahrlich / wahrlich / ich sage euch: Es sei denn / daß das Weizenkorn in die Erden falle / und ersterbe / so blcibts alleine. Wo es aber erstir-bet / so bringets viel Früchte. Wer sein Leben lieb hat / der wirds verlieren. Und wer sein Leben auf dieser Welt hasset / der wirds erhalten zum ewigen Leben. Wer mir dienen will / der folge mir 13 gelobet. Bis 1527: gebenedeiet. nach / und wo ich bin / da soll mein Diener auch sein. Und wer mir dienen wird / den wird mein Vater ehren. Jetzt ist meine Seele betrübet. Und was soll ich sagen? Vater hilf mir 27 aus dieser Stunde. Doch darum bin ich in diese Stunde kommen. Vater verkläre deinen Namen.« Da kam eine Stimme vom Himmel: »Ich hab ihn verkläret / und will ihn abermal verklären.« Da sprach das Volk / das dabei stund / und zuhörete: »Es donnerte.« Die andern sprachen: »Es redte ein Engel mit ihm.« Jesus antwortete und sprach: »Diese Stimme ist nicht um meinetwillen geschehen / sondern um euretwillen. Jetzt gehet das Gerichte über die Welt. Nu wird der Fürst dieser Welt ausgestoßen werden. Und ich / wenn ich erhöhet werde / von der Erden / so will ich sic alle zu mir ziehen.« Das sagete er aber / zu deuten / welchs Todes er sterben würde. Da antwortete ihm das Volk: »Wir haben gehöret im Gesetz / daß Christus ewiglich bleibe / und wie sagest du denn: >Des Menschen Sohn muß erhöhet Werdern? Wer ist dieser Menschensohn?« Da sprach Jesus zu ihnen: »Es ist das Licht noch eine kleine Zeit bei euch. Wandelt dieweil ihr das Licht habt / daß euch die Finsternisse nicht überfallen. Wer in der Finsternis wandelt / der weiß nicht / wo er hin gehet. Glaubet an das Licht / dieweil ihrs habt / auf daß ihr des Lichtes Kinder seid.« Solchs redete Jesus / und ging weg / und verbarg sich vor ihnen. 57 Und ob er wohl solche Zeichen vor ihnen tat / glaubten sie doch nicht an ihn / auf daß erfüllet würde der Spruch des Propheten Jesaja / den er saget: Herr / wer glaubet unserm Predigen / und wem ist der Arm des Herrn offenbaret? Darum konnten sie nicht glauben / denn Jesajas saget abermal: Er hat ihre Augen verblendet / 40 und ihr Herz verstocket / daß sie mit den Augen nicht sehen / noch mit dem Herzen vernehmen / und sich bekehren / und ich ihnen hülfe. Solchs sagete Jesajas / da er seine Herrlichkeit sähe / und redete von ihm. Doch der Obersten glaubten viel an ihn / aber um der Pharisäer willen bekannten sie es nicht / daß sie nicht in den Bann getan wür- 27 betrübt. Bis 1527: erschrocken. 28 und öfters: verklären. Bis 1527 preisen; bis 1527: ehren. 40 ihnen Inilje. Bis 1527: sic selig machte. den. Denn sie hatten lieber die Ehre bei den Menschen / denn die Ehre bei Gott. 44 Jesus aber rief/ und sprach: »Wer an mich glaubet / der glaubet nicht an mich / sondern an den / der mich gesandt hat. Und wer mich sie-het / der siehet den / der mich gesandt hat. Ich bin kommen in die Welt ein Licht / aufdaß / wer an mich glaubet / nicht in der Finsternis bleibe. Und wer meine Wort höret / und glaubet nicht / den werde ich nicht richten / denn ich bin nicht kommen / daß ich die Welt " richte / sondern daß ich die Welt selig mache. Wer mich verachtet / und nimmt meine Wort nicht auf/ der hat schon der ihn richtet. Das Wort / welches ich geredt habe / das wird ihn richten am Jüngsten Tage. Denn ich habe nicht von mir selber geredt / sondern der Vater der mich gesandt hat / der hat mir ein Gebot gegeben / was ich tun und reden soll. Und ich weiß / daß sein Gebot ist das ewige Leben. Darum das ich rede / das rede ich also / wie mir der Vater gesagt hat.« Das dreizehent Kapitel Vor dem Fest aber der Ostern / da Jesus erkennete / daß seine Zeit kommen war / daß er aus dieser Welt ginge zum Vater / wie er hatte geliebet die Seinen / die in der Welt waren / so liebete er sie ans Ende. Und nach dem Abendessen / da schon der Teufel hatte dem Juda Simonis Ischarioth ins Herz gegeben / daß er ihn verriete / wußte Jesus / daß ihm der Vater hatte alles in seine Hände gegeben / und daß er von Gott kommen war / und zu Gott ging / stund er vom Abendmahl auf / legete seine Kleider ab / und nahm einen Schurz / und urngürtete sich. Darnach goß er Wasser in ein Becken / hub an den Jüngern die Füße zu waschen / und trocknete sie mit dem Schurze / damit er umgürtet war. 6 Da kam er zu Simon Petro. Und derselbige sprach zu ihm: »Herr / solltest du mir meine Füße waschen?« Jesus antwortete / und sprach zu ihm: »Was ich tu / das weißest du jetzt nicht / du wirsts aber hernach erfahren.« Da sprach Petrus zu ihm: »Nimmermehr sollst du mir die Füße waschen.« Jesus antwortete ihm: »Werde ich dich nicht waschen / so hast du kein Teil mit mir.« Spricht zu ihm Simon Petrus: »Herr / nicht die Füße alleine / sondern auch die Hände / und das Haupt.« Spricht Jesus zu ihm: »Wer gewaschen ist / der darf nicht / denn die Füße waschen / sondern er ist ganz rein. Und ihr seid rein / aber nicht alle.« Denn er wußte seinen Verräter wohl / darum sprach er: >Ihr seid nicht alle rein.< Da er nu ihre Füße gewaschen hatte/nahm er seine Kleider/und setzte 12 sich wieder nieder / und sprach abermal zu ihnen: »Wisset ihr / was ich euch getan habe? Ihr heißet mich Meister und Herr / und saget recht dran / denn ich bins auch. So nu ich euer Herr und Meister / euch die Füße gewaschen habe / so sollt ihr auch euch unter-nander die Füße waschen. Ein Beispiel habe ich euch gegeben / daß ihr tut / wie ich euch getan habe. Wahrlich / wahrlich / ich euch sage: »Apostel«heißt Der Knecht ist nicht größer denn sein Herr / noch der Apostel grö-eitt Gesandter / ßer / denn der ihn gesandt hat. oder Bote. §0 j(lr solchs wisset / selig seid ihr / so ihrs tut. Nicht sage ich von euch allen / ich weiß welche ich erwählet habe. Sondern daß die Schrift erfüllet werde: >Der mein Brot isset / der tritt mich mit Füßen./ Jetzt sage ichs euch / ehe denn es geschieht / auf daß wenn es geschehen ist / daß ihr glaubet / daß ichs bin. Wahrlich / wahrlich / ich sage euch: Wer aufnimmt so ich jemand senden werde / der nimmt mich auf. Wer aber mich aufnimmt / der nimmt den auf der mich gesandt hat.« Da solchs Jesus gesagt hatte / ward er betrübet im Geist / und zeuge- 21 te / und sprach: »Wahrlich / wahrlich / ich sage euch: Einer unter euch wird mich verraten.« Da sahen sich diejünger unternander an / und ward ihnen bange / von welchem er redete. Es war aber einer unter seinen Jüngern / der zu Tische saß an der Brust Jesu / welchen Jesus lieb hatte. Dem winkete Simon Petrus / daß er forschen sollte / wer es wäre / von dem er sagete. Denn derselbige lag an der Brust Jesu / und sprach zu ihm: »Herr / wer ists?« Jesus antwortete: »Der ists / dem ich den Bissen eintauche und gebe.« Und er tauchte den Bissen ein / und gab ihn Juda Simonis Ischarioth. Und nach dem Bissen fuhr der Satan in ihn. Da sprach Jesus zu ihm: »Was du tust / das tu balde.« Dasselbige aber wußte niemand über dem Tische / wozu ers ihm sagete. Etliche meineten / dieweil Judas den Beutel hatte / Jesus spräche zu ihm: »Kaufe / was uns not ist / auf das Fest« / oder daß er den Armen etwas gäbe. Da er nu den Bissen genommen hatte / ging er so balde hinaus. Und es war Nacht. Da er aber hinaus gegangen war / spricht Jesus: »Nu ist des Menschen Sohn verkläret / und Gott ist verkläret in ihm. Ist Gott verkläret in ihm / so wird ihn Gott auch verklären in ihm selbst / und wird ihn bald verklären. Lieben Kindlein / ich bin noch eine kleine Weile bei euch. Ihr werdet mich suchen / und wie ich zu den Juden sagete / wo ich hin gehe / da könnt ihr nicht hin kommen. Und sage euch nu: Ein neu Gebot gebe ich euch / daß ihr euch unternander liebet / wie ich euch geliebet habe / auf daß auch ihr einander lieb habet. Dabei wird jedermann erkennen / daß ihr meine Jünger seid / so ihr Liebe unternander habt.« Spricht Simon Petrus zu ihm: »Herr / wo gehest du hin?« Jesus antwortete ihm: »Da ich hin gehe / kannst du mir diesmal nicht folgen / aber du wirst mir hernachmals folgen.« Petrus spricht zu ihm: »Herr / warum kann ich dir diesmal nicht folgen? Ich will mein Leben für dich lassen.« Jesus antwortete ihm: »Solltest du dein Leben für mich lassen? Wahrlich / wahrlich / ich sage dir: Der Hahn wird nicht krähen / bis du mich dreimal habest verleugnet.« Das vierzehent Kapitel Und er sprach zu seinen Jüngern: »Euer Herz erschrecke nicht. Glaubet ihr an Gott / so glaubet ihr auch an mich. In meines Vaters Hause sind viel Wohnungen. Wenns nicht so wäre / so wollt ich zu euch sagen: Ich gehe hin / euch die Stätte zu bereiten. Und ob ich hin ginge / euch die Stätte zu bereiten / will ich doch wieder kommen / und euch zu mir nehmen / auf daß ihr seid wo ich bin / und wo ich hin gehe / das wisset ihr / und den Weg wisset ihr auch.« j> Spricht zu ihm Thomas: »Herr/wir wissen nicht / wo du hin gehest / und wie können wir den Weg wissen?« Jesus spricht zu ihm: »Ich bin der Weg / und die Wahrheit / und das Leben. Niemand kommt zum Vater / denn durch mich. Wenn ihr mich kennetet / so kennetet ihr auch meinen Vater. Und von nu an kennet ihr ihn / und habet ihn gesehen.« 8 Spricht zu ihm Philippus: »Herr / zeige uns den Vater / so genüget uns.«Jesus spricht zu ihm: »So lang bin ich bei euch / und du kennest mich nicht? Philippe / wer mich siehet / der siehet den Vater / wie sprichst du denn: >Zeige uns den Vatcn? Glaubest du nicht / daß ich im Vater / und der Vater in mir ist? Die Wort die ich zu euch rede / die rede ich nicht von mir selbst. Der Vater aber / der in mir wohnet / dcrselbige tut die Werk. Glaubet mir / daß ich im Vater / und der Vater in mir ist. Wo nicht / so glaubet mir doch um der Werk willen. Wahrlich / wahrlich / ich sage euch: Wer an mich glaubet / der wird die Werk auch tun / die ich tu / und wird größere denn diese tun / denn ich gehe zum Vater. Und was ihr bitten werdet in meinem »ein neu Gebot«: Ich will euch nicht beschweren mit vielen Gesetzen /wie Moses im Alten Testament. Sondern das sollen alle Gesetz im Neuen Testament sein /daßihr euch liebet unternander. Darum ists ein neu und des Neuen Testaments Gebot /von allen alten ausgesondert. »Tröster«: Pa-radetus heißet ein Advokat / Fürsprecher oder Beistand vor Gericht /derden Schuldigen tröstet /stärkt und hilft. Also tut der heilige Geist auch uns im Gewissen vor Gottes Gericht / wider die Sünde und des Teufels Anklage. » Was ists«: Wie geht das zu? Was soll das sein? »und ich also tue«: Die Welt muß lernen / daß allein Christus für uns den Willen des Vaters tut / Römer5,1g: Gleich wie durch eines Menschen Ungehorsam viele Siindergewor-den sind/also auch durch eines Gehorsam viele Gerechte. Namen / das will ich tun / auf daß der Vater geehret werde in dem Sohne. Was ihr bitten werdet in meinem Namen / das will ich tun. Liebet ihr mich / so haltet meine Gebot. Und ich will den Vater 15 bitten / und er soll euch einen andern Tröster geben / daß er bei euch bleibe ewiglich / den Geist der Wahrheit / welchen die Welt nicht kann empfahen. Denn sie siehet ihn nicht / und kennet ihn nicht. Ihr aber kennet ihn / denn er bleibt bei euch / und wird in euch sein. Ich will euch nicht Waisen lassen / ich komme zu euch. Es ist noch um ein kleines / so wird mich die Welt nicht mehr sehen / ihr aber sollt mich sehen / denn ich lebe / und ihr sollt auch leben. An demselbigen Tage werdet ihr erkennen / daß ich in meinem Vater bin / und ihr in mir / und ich in euch. Wer meine Gebot hat / und hält sie / der ists / der mich liebet. Wer 21 mich aber liebet / der wird von meinem Vater geliebet werden / und ich werde ihn lieben / und mich ihm offenbaren.« Spricht zu ihm Judas / nicht der Ischarioth: »Herr / was ists / daß du uns willst dich offenbaren / und nicht der Welt?« Jesus antwortete / und sprach zu ihm: »Wer mich liebet / der wird meine Wort halten / und mein Vater wird ihn lieben / und wir werden zu ihm kommen / und Wohnung bei ihm machen. Wer aber mich nicht liebet / der hält meine Wort nicht. Und das Wort / das ihr höret / ist nicht mein / sondern des Vaters / der mich gesandt hat. Solchs hab ich zu euch geredt / weil ich bei euch gewesen bin. Aber der Tröster der heilige Geist / welchen mein Vater senden wird in meinem Namen / derselbige wirds euch alles lehren / und euch erinnern alles des / das ich euch gesagt habe. Den Frieden lasse ich euch / meinen Frieden gebe ich euch. Nicht 27 gebe ich euch / wie die Welt gibt. Euer Herze erschrecke nicht / und fürchte sich nicht. Ihr habt gehöret / daß ich euch gesagt habe: Ich gehe hin / und komme wieder zu euch. Hättet ihr mich lieb / so würdet ihr euch freuen / daß ich gesagt habe: Ich gehe zum Vater / denn der Vater ist größer denn ich. Und nu hab ichs euch gesaget / ehe denn cs geschieht / auf daß / wenn es nu geschehen wird / daß ihr glaubet. Ich werde fort mehr nicht viel mit euch reden. Denn es kommt der 30 Fürst dieser Welt / und hat nichts an mir. Aber daß die Welt erkenne / daß ich den Vater liebe / und ich also tue / wie mir der Vater geboten hat: stehet auf / und lasset uns von hinnen gehen. Das funftzehent Kapitel Ich bin ein rechter Weinstock / und mein Vater ein Weingärtner. 2 Einen jeglichen Reben an mir / der nicht Frucht bringt / wird er wegnehmen / und einen jeglichen / der da Frucht bringet / wird er reinigen / daß er mehr Frucht bringe. Ihr seid jetzt rein / um des Worts willen / das ich zu euch geredt habe. Bleibet in mir / und ich in euch. Gleich wie der Rebe kann keine Frucht bringen von ihm sel- " ber / er bleibe denn am Weinstock / also auch ihr nicht / ihr bleibet denn an mir. 5 Ich bin der Weinstock / ihr seid die Reben. Wer in mir bleibet / und ich in ihm / der bringet viel Frucht / denn ohn mich könnt ihr nichts tun. Wer nicht in mir bleibet / der wird weggeworfen / wie ein Rebe / und verdorret / und man sammelt sie / und wirft sie ins Feuer / und muß brennen. So ihr in mir bleibet / und meine Wort in euch bleiben / werdet ihr bitten / was ihr wollt / und es wird euch widerfahren. Darinnen wird mein Vater geehret / daß ihr viel Frucht bringet / und werdet meine jünger. g Gleich wie mich mein Vater liebet / also liebe ich euch auch. Bleibet in meiner Liebe. So ihr meine Gebote haltet / so bleibet ihr in meiner Liebe / gleich wie ich meines Vaters Gebote halte / und bleibe in seiner Liebe. Solchs rede ich zu euch / auf daß meine Freude in euch bleibe / und eure Freude vollkommen werde. Das ist mein Gebot / daß ihr euch unternander liebet / gleich wie ich euch liebe. Niemand hat größer Liebe denn die / daß er sein Leben lasset / für seine Freunde. Ihr seid meine Freunde / so ihr tut / was ich euch gebiete. Ich sage hinfort nicht / daß ihr Knechte seid / denn ein Knecht weiß nicht / was sein Herr tut. Euch aber habe ich gesagt / daß ihr Freunde seid / denn alles was ich habe von meinem Vater gehöret / hab ich euch kund getan. Ihr habt mich nicht erwählet / sondern ich habe euch erwählet / und gesetzt / daß ihr hin gehet und Frucht bringet / und eure Frucht bleibe / auf daß / so ihr den Vater bittet in meinem Namen / daß ers euch gebe. iy Das gebiet ich euch / daß ihr euch unternander liebet. So euch die Welt hasset / so wisset / daß sie mich vor euch gehasset hat. Wäret ihr von der Welt / so hätte die Welt das Ihre lieb. Dieweil ihr aber nicht von der Welt seid / sondern ich habe euch von der Welt erwählet / »in meiner Liebe«: Daß ihr fiihlet wie lieb ich euch habe. Das geschieht / wo ihr in mir bleibt / und haltet meine Wort /wie übel es auch gehe. »keine Sünde«: Das istgesaget auf die Weise / wie Ezechiel iS sagt / daß ein jeglicher um seiner eigen Sünde willen sterben wird. Denn durch Christum ist die Erbsünde aufgehoben /und verdammt (ist) nach Christi Zukunft (Kommen in die Welt) niemand/ ohn (außer) wer sie nicht lassen / das ist /wer nicht glauben will. »um die Sünde«: Welt/Natur / Vernunft / etc. weiß nicht/ daß Unglaub Sünde und Glaube Gerechtigkeit sei /und (daß) Gottes Gerichte verdamme alles / was sie und der Teufel wider die Christen urteilen /unter dem Schein göttlichs Diensts und Namens. Darum strafet der heilige Geist im Evan-gelio /es sei alles Sünde / was nicht Glaube ist. darum hasset euch die Welt. Gedenket an mein Wort / das ich euch gesagt habe: Der Knecht ist nicht größer denn sein Herr. Haben sie mich verfolget / sie werden euch auch verfolgen. Haben sie mein Wort gehalten / so werden sie euers auch halten. Aber das alles werden sie euch tun / um meines Namen willen. 21 Denn sie kennen den nicht / der mich gesandt hat. Wenn ich nicht kommen wäre / und hätte es ihnen gesaget / so hätten sie keine Sünde. Nu aber können sie nichts vorwenden / ihre Sünde zu entschuldigen. Wer mich hasset / der hasset auch meinen Vater. Hätte ich nicht die Werk getan unter ihnen / die kein ander getan hat / so hätten sie keine Sünde. Nu aber haben sie es gesehen / und hassen doch beide mich und meinen Vater. Doch daß erfüllet werde der Spruch in ihrem Gesetze geschrieben: >Sie hassen mich ohn Ursachen Wenn aber der Tröster kommen wird / welchen ich euch senden 26 werde vom Vater / der Geist der Wahrheit / der vom Vater ausgehet / der wird zeugen von mir. Und ihr werdet auch zeugen / denn ihr seid von Anfang bei mir gewesen. Das sechzchent Kapitel Solchs hab ich zu euch geredt / daß ihr euch nicht ärgert. Sie werden euch in den Bann tun. Es kommt aber die Zeit / daß / wer euch tötet / wird meinen / er tu Gott einen Dienst dran. Und solchs werden sie euch darum tun / daß sie weder meinen Vater noch mich erkennen. Aber solchs habe ich zu euch geredt / auf daß / wenn die Zeit kommen wird / daß ihr dran gedenket / daß ichs euch gesagt habe. Solchs aber habe ich euch von Anfang nicht gesagt / denn ich war bei euch. Nu aber gehe ich hin zu dem / der mich gesandt hat / und niemand 5 unter euch fraget mich: >Wo gehest du hin?< Sondern dieweil ich solches zu euch geredt habe / ist euer Herz voll Traurens worden. Aber ich sage euch die Wahrheit. Es ist euch gut / daß ich hin gehe. Denn so ich nicht hin gehe / so kommt der Tröster nicht zu euch. So ich aber gehe / will ich ihn zu euch senden. Und wenn derselbige kommt / der wird die Welt strafen / um die Sünde / um die Gerechtigkeit / und um das Gerichte. Um die Sünde / daß sie nicht glauben an mich. Um die Gerechtigkeit aber / daß ich zum Vater gehe / und ihr mich fort nicht sehet. Um das Gerichte / daß der Fürst dieser Welt gerichtet ist. Ich habe euch noch viel zu sagen / aber ihr könnets jetzt nicht tragen. Wenn aber jener / der Geist der Wahrheit kommen wird / der wird euch in alle Wahrheit leiten. Denn er wird nicht von ihm selber reden / sondern was er hören wird / das wird er reden / und was zu- 14 künftig ist / wird er euch verkündigen. Derselbige wird mich verklären / denn von dem Meinen wird ers nehmen / und euch verkündigen. Alles was der Vater hat / das ist mein / darum hab ich gesagt: Er wirds von dem Meinen nehmen / und euch verkündigen. ' Über ein kleines / so werdet ihr mich nicht sehen / und aber über ein kleines / so werdet ihr mich sehen / denn ich gehe zum Vater.« Da sprachen etliche unter seinen Jüngern unternander: »Was ist das / das er saget zu uns: >Über ein kleines / so werdet ihr mich nicht sehen / und aber über ein kleines / so werdet ihr mich sehen / und daß ich zum Vater geheÜber ein kleinesder Juden König< / sondern daß " er gesaget habe: >Ich bin der Juden Könige« Pilatus antwortete: »Was ich geschrieben hab / das hab ich geschrieben.« Die Kriegsknechte aber / da sie Jesum gekreuziget hatten / nahmen sie seine Kleider / und machten vier Teil / einem jeglichen Kriegsknechte ein Teil / dazu auch den Rock. Der Rock aber war ungenä-het / von oben an gewirket / durch und durch. Da sprachen sie un-ternander: »Lasset uns den nicht zerteilen / sondern darum losen / wes er sein soll.« Auf daß erfüllet würde die Schrift / die da saget: >Sie haben meine Kleider unter sich geteilet / und haben über meinen Rock das Los geworfen.« Solchs taten die Kriegsknechte. 25 Es stund aber bei dem Kreuze Jesu seine Mutter / und seiner Mutter Schwester / Maria Kleophas Weib / und Maria Magdalena. Da nu Jesus seine Mutter sähe / und den Jünger dabei stehen / den er lieb hatte / spricht er zu seiner Mutter: »Weib / siehe / das ist dein Sohn.« Darnach spricht er zu dem Jünger: »Siehe / das ist deine Mutter.« Und von der Stund an / nahm sie der Jünger zu sich. Darnach als Jesus wußte / daß schon alles vollbracht war / daß die Schrift erfüllet würde / spricht er: »Mich dürstet.« Da stund ein Gefäße voll Essiges. Sie aber fülleten einen Schwamm mit Essig / und legeten ihn um einen Isopen / und hielten es ihm dar zum Mun- 30 de. Da nu Jesus den Essig genommen hatte / sprach er: »Es ist vollbracht. « Und neigete das Haupt und verschied. Die Juden aber / dieweil es der Rüsttag war / daß nicht die Leichnam am Kreuze blieben den Sabbath über (denn desselbigen Sabbaths Tag war groß) / baten sie Pilatum / daß ihre Gebeine gebrochen und sie abgenommen würden. Da kamen die Kriegsknechte und brachen dem ersten die Beine / und dem andern / der mit ihm gekreuziget war. 33 Als sie aber zu Jesus kamen / da sie sahen / daß er schon gestorben war / brachen sie ihm die Beine nicht / sondern der Kriegsknechte 30 verschied. 1322: gab den Geist auf. »und glaubets«: Daß er wäre weggenommen / wie Magdalena zu ihnen gesagt hatte. einer öffnete seine Seite mit einem Speer / und alsbald ging Blut und Wasser heraus. Und der das gesehen hat / der hat es bezeuget / und sein Zeugnis ist wahr. Und derselbige weiß / daß er die Wahrheit saget / auf daß auch ihr glaubet. Denn solchs ist geschehen / daß die Schrift erfüllet würde: »Ihr sollt ihm kein Bein zerbrechen.< Und abermal spricht ein ander Schrift: »Sie werden sehen / in welchen sie gestochen haben.< Darnach bat Pila tum Joseph von Arimathia / der ein Jünger Jesu war/ 38 doch heimlich / aus Furcht vor den Juden / daß er möchte abnehmen den Leichnamjesu. UndPilatuserlaubetees. EskamaberauchNiko-demus / der vormals bei der Nacht zu Jesu kommen war/und brachte Myrrhen und Aloen unternander / bei hundert Pfunden. Da nahmen sie den Leichnamjesu / und bunden ihn in leinen Tücher mit Spezereien / wie diejuden pflegen zu begraben. Es war aber an der Stätte/da er gekreuziget ward / ein Garten / und im Garten ein neu Grab / in welchs niemand je gelegt war. Daselbst hin legten sie Jesum / um des Rüsttages willen derjuden / dieweil das Grab nahe war. Das zwanzigst Kapitel An der Sabbathe einem / kommt Maria Magdalena frühe / da es noch finster war / zum Grabe / und siehet / daß der Stein vom Grabe hinweg war. Da läuft sie / und kommt zu Simon Petro und zu dem andern Jünger / welchen Jesus lieb hatte / und spricht zu ihnen: »Sie haben den Herrn weggenommen aus dem Grabe / und wir wissen nicht / wo sie ihn hin gelegt haben.« Da ging Petrus und der ander Jünger hinaus / und kamen zum Gra- 3 be. Es liefen aber die zween mit einander / und der ander Jünger lief zuvor / schneller denn Petrus / und kam am ersten zum Grabe / gucket hinein / und siehet die Leinen geleget. Er ging aber nicht hinein. Da kam Simon Petrus / ihm nach / und ging hinein in das Grab / und siehet die Leinen geleget / und das Schweißtuch / das Jesu um das Haupt gebunden war / nicht bei die Leinen geleget / sondern beiseits eingewickelt an einen sondern Ort. Da ging auch der ander Jünger hinein / der am ersten zum Grabe kam / und sähe / und glaubets. Denn sie wußten die Schrift noch nicht / daß er von den Toten auferstehen müßte. Da gingen die Jünger wieder zusammen. 38 erlaubete es. ln Luthers Textvorlage fehlt der folgende Satz: »Da kam er und nahm den Leichnam Jesu herab.« Maria aber stund vor dem Grabe / und weinete draußen. Als sie nu weinete / guckete sie in das Grab / und siehet zween Engel in weißen Kleidern sitzen / einen zun Häupten / und den andern zun Füßen / da sie den Leichnam Jesu hin gelegt hatten. Und dieselbigen sprachen zu ihr: »Weib / was weinest du?« Sie spricht zu ihnen: »Sie haben meinen Herrn weggenommen / und ich weiß nicht / wo sie ihn hin gelegt haben.« 14 Und als sie das sagete / wandte sie sich zurücke / und siehet Jesum " stehen / und weiß nicht / daß es Jesus ist. Spricht Jesus zu ihr: »Weib / was weinest du? Wen suchest du?« Sie meinete es sei der Gärtner / und spricht zu ihm: »Herr / hast du ihn weggetragen? So sage mir / wo hast du ihn hin geleget? so will ich ihn holen.« Spricht Jesus zu ihr: »Maria«. Da wandte sie sich um / und spricht zu ihm: »Rabbu-ni« / das heißet >Meister<. Spricht Jesus zu ihr: »Rühre mich nicht an / denn ich bin noch nicht aufgefahren zu meinem Vater. Gehe aber hin zu meinen Brüdern / und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater / und zu euerm Vater / zu meinem Gott / und zu euerm Gott.« Maria Magdalena kommt und verkündiget den Jüngern: »Ich hab den Herrn gesehen / und solchs hat er zu mir gesagt.« ig Am Abend aber desselbigen Sabbaths / da die Jünger versammelt und die Türen verschlossen waren / aus Furcht vor den Juden / kam Jesus / und trat mitten ein / und spricht zu ihnen: »Friede sei mit euch!« Und als er das sagete / zeigete er ihnen die Hände / und seine Seite. Da wurden die Jünger froh / daß sie den Herrn sahen. Da sprach Jesus abermal zu ihnen: »Friede sei mit euch! Gleich wie mich der Vater gesandt hat / so sende ich euch.« Und da er das sagete / blies er sie an / und spricht zu ihnen: »Nehmet hin den heiligen Geist. Welchen ihr die Sünden erlasset / denen sind sie erlassen. Und welchen ihr sie behaltet / denen sind sie behalten.« Thomas aber der Zwölfen einer / der da heißet Zwilling / war nicht bei ihnen / da Jesus kam. Da sagten die andern Jünger zu ihm: »Wir haben den Herrn gesehen.« Er aber sprach zu ihnen: »Es sei denn / daß ich in seinen Händen sehe die Nägelmale / und lege meine Finger in die Nägelmale / und lege meine Hand in seine Seite / will ichs nicht glauben.« 26 Und über acht Tage / waren abermal seine Jünger drinnen / und Thomas mit ihnen. Kommtjesus/da die Türen verschlossen waren / und tritt mitten ein / und spricht: »Friede sei mit euch!« Darnach »nicht aufgefahren«: Weil sie noch nicht glaubete /daßer Gott war/wollt er sich nicht lassen anrühren /denn anrühren bedeu-tetglauben. Und S .Johannes sonderlich vor andern Evangelisten auf die geistlichen Deutungen acht hat/so doch S. Matthäus aw 28. schreibet / er habe sich lassen die Weiber anrühren. 26 Friede sei mit euch. Bis 1525: habt Friede. spricht er zu Thoma: »Reiche deinen Finger her / und siehe meine Hände / und reiche deine Hand her / und lege sie in meine Seite / und sei nicht ungläubig / sondern gläubig.« Thomas antwortete / und sprach zu ihm: »Mein Herr und mein Gott.« Spricht Jesus zu ihm: »Dieweil du mich gesehen hast Thoma / so glaubest du. Selig sind / die nicht sehen / und doch glauben.« Auch viel andere Zeichen tat Jesus vor seinen Jüngern / die nicht 30 geschrieben sind in diesem Buch. Diese aber sind geschrieben / daß ihr glaubet / Jesus sei Christ / der Sohn Gottes / und daß ihr durch den Glauben das Leben habet / in seinem Namen. Das einundzwanzigst Kapitel Darnach offenbarete sich Jesus abermal an dem Meer bei Tiberias. Er offenbarete sich aber also. Es war beieinander Simon Petrus und Thomas / der da heißet Zwilling / und Nathanael von Kana Galiläa / und die Söhne Zebedäi / und andere zween seiner Jünger. Spricht Simon Petrus zu ihnen: »Ich will hin fischen gehen.« Sie sprachen zu ihm: »So wollen wir mit dir gehen.« Sie gingen hinaus / und traten in das Schiff alsobald. Und in derselbigen Nacht fingen sie nichts. Da es aber jetzt Morgen war / stund Jesus am Ufer. Aber die Jünger 4 wußten nicht / daß es Jesus war. Spricht Jesus zu ihnen: »Kinder habt ihr nichts zu essen?« Sie antworteten ihm: »Nein«. Er sprach aber zu ihnen: »Werfet das Netze zur Rechten des Schiffs / so werdet ihr finden.« Da würfen sie / und konntens nicht mehr ziehen / vor der Menge der Fische. Da spricht der Jünger / welchen Jesus lieb hatte / zu Petro: »Es ist der Herr.« Da Simon Petrus hörete / daß der Herr war / gürtete er das Hemd um sich / denn er war nacket / und warf sich ins Meer. Die andern Jünger aber kamen auf dem Schiffe / denn sie waren nicht ferne vom Lande / sondern bei zweihundert Ellen / und zogen das Netze mit den Fischen. Als sie 1111 austraten auf das Land / sahen sie Kohlen geleget / und g Fische drauf / und Brot. Spricht Jesus zu ihnen: »Bringet her von den Fischen / die ihr jetzt gefangen habt.« Simon Petrus stieg hinein / und zog das Netze auf das Land voll großer Fische / hundert-unddreiundfunfzig. Und wiewohl ihr so viel waren / zerriß doch das Netze nicht. Spricht Jesus zu ihnen: »Kommt / und haltet das Mahl.« Niemand aber unter den Jüngern thurste ihn fragen: »Wer bist du?« Denn sie wußten / daß der Herr war. Da kommtjesus und nimmt das Brot / und gibts ihnen / desselbigen gleichen auch Fische. Das ist nu das dritte Mal / daß Jesus offenbaret ist seinen Jüngern / nachdem er von den Toten auferstanden ist. 15 Da sie nu das Mahl gehalten hatten / spricht Jesus zu Simon Petro: »Simon Johanna / hast du mich lieber / denn mich diese haben?« Er spricht zu ihm: »Ja Herr / du weißest / daß ich dich lieb habe.« Spricht er zu ihm: »Weide meine Lämmer.« Spricht er aber zum andern Mal zu ihm: »Simon johanna / hast du mich lieb?« Er spricht " zu ihm: »Ja Herr / du weißest / daß ich dich lieb habe.« Spricht er zu ihm: »Weide meine Schafe.« Spricht er zum dritten Mal zu ihm: »Simon Johanna / hast du mich lieb?« Petrus ward traurig / daß er zum dritten Mal zu ihm sagete: >Hast du mich lieb?< und sprach zu ihm: »Herr / du weißt alle Ding / du weißt / daß ich dich lieb habe.« Spricht Jesus zu ihm: »Weide meine Schafe. 18 Wahrlich wahrlich ich sage dir / da du jünger wärest / gürtetest du dich selbst / und wandeltest wo du hin wolltest. Wenn du aber alt wirst / wirst du deine Hände ausstrecken / und ein ander wird dich gürten / und führen / wo du nicht hin willst.« Das sagete er aber zu deuten / mit welchem Tode er Gott preisen würde. Da er aber das gesaget / spricht er zu ihm: »Folge mir nach.« Petrus aber wandte sich um / und sähe den Jünger folgen / welchen Jesus lieb hatte / der auch an seiner Brust am Abendessen gelegen war / und gesaget hatte: »Herr / wer ists / der dich verrät?« Da Petrus diesen sähe / spricht er zu Jesu: »Herr / was soll aber dieser?« Jesus spricht zu ihm: »So ich will daß er bleibe / bis ich komme / was gehet es dich an? Folge du mir nach.« Da ging eine Rede aus unter den Brüdern: »Dieser Jünger stirbt nicht.« Und Jesus sprach nicht zu ihm: >Er stirbet nicht< / sondern: >So ich will / daß er bleibe / bis ich komme / was gehet es dich an?< Dies ist der Jünger / der von diesen Dingen zeuget / und hat dies geschrieben / und wir wissen / daß sein Zeugnis wahrhaftig ist. Es sind auch viel ander Ding / die Jesus getan hat / welche / so sie sollten eins nach dem andern geschrieben werden / achte ich / die Welt würde die Bücher nicht begreifen / die zu beschreiben wären. Vorrede auf der Apostel Geschichte Was S. Lucas in der Apostel Geschichte vornehmlich lehrt. Juden und Heiden werden ohne Gesetz gerecht. Dieses Buch ist eine Glosse über S. Pauli Episteln . Allein derGlau-he macht gerecht. Dies Buch soll man lesen und ansehen / nicht wie wir etwa getan haben / als hätte S. Lukas darin allein die eigen persönlichen Werk oder Geschichten der Aposteln geschrieben / zum Exempel guter Werke / oder gutes Lebens. Wie auch S. Augustin und viel andere dies für das beste Exempel darinnen angesehen haben / daß die Apostel haben mit den Christen alle Güter gemein gehabt etc. / welches doch nicht lang währete / und zeitlich aufhören mußte. Sondern darauf soll man merken / daß S. Lukas mit diesem Buch die ganze Christenheit lehret / bis an der Welt Ende / das rechte Hauptstück christlicher Lehre / nämlich / wie wir alle müssen gerecht werden / allein durch den Glauben an Jesu Christo / ohn alles Zutun des Gesetzes / oder Hülfe unserer Werk. Solchs Stück ist seine fürnehmste Meinung und Ursache dieses Buchs zu schreiben. Darum treibt er auch so gewaltiglich / nicht allein die Predigt der Aposteln vom Glauben an Christum / wie beide Heiden und Juden / dadurch haben müssen gerecht werden / ohn alle Verdienst und Werk / sondern auch die Exempel und Geschieht solcher Lehre / wie die Heiden / sowohl als die Juden / allein durchs Evangelium / ohn Gesetz sind gerecht worden / und wie S. Petrus zeuget am x. und xv. Kapitel / Gott in solchem Stücke kein Unterscheid gehalten habe unterJuden und Heiden / sondern gleich wie er den Heiden / so ohn Gesetz lebeten / den heiligen Geist gab durchs Evangelium / also hab er denselbigen auch den Juden durchs Evangelium und nicht durchs Gesetz / oder um ihrer Werk und Verdienst willen gegeben. Setzt also in diesem Buch beieinander/beide/ die Lehre vom Glauben / und auch die Exempel des Glaubens. Darum dies Buch wohl möcht heißen eine Glosse über die Episteln S. Pauli / denn das S. Paulus lehret und treibet mit Worten und Sprüchen aus der Schrift / das zeiget hie S. Lukas an / und beweiset es mit Exempeln und Geschichten / daß es also ergangen sei / und also ergehen müsse / wie S. Paulus lehret / nämlich / daß kein Gesetz / kein Werk die Menschen gerecht mache / sondern allein der Glaube an Christum. Und findest hie in diesem Buch einen schönen Spiegel/ darin du sehen magst / daß es wahr sei: >Sola fides iustificat / allein der Glaube macht gerechte Denn da sind des Stücks / alle Exempel und Geschichten drinnen / gewisse und tröstliche Zeugen / die dir nicht lügen noch fehlen (dich täuschen). Denn da siehe an / wie S. Paulus selbst ist bekehret. Item / wie der Heide Cornelius wird bekehret durch S. Peters Wort / wie der Engel ihm zuvor sagete / Petrus würde ihm predigen / dadurch er sollte selig werden. Item / der Landvogt Sergius / und alle Städte / da S. Paulus und Barnabas predigten. Siehe an das erste Konzilium ' der Aposteln zu Jerusalem / am xv. Kapitel. Siehe an alle Predigt S. Petri / Pauli / Stephani und Philippi / so wirst du finden / daß es alles dahin gehet / daß wir allein durch den Glauben Christi / ohn Gesetz und Werk / müssen zur Gnade kommen / und gerecht werden. Und man kann mit diesem Buch nach dieser Weise den Widersachern das Maul gar meisterlich und gewaltiglich stopfen / welche uns aufs Gesetz und unser Werk weisen / und ihren törichten Unverstand offenbaren vor aller Welt. Darum spricht auch Lukas / daß solche Exempel des Glaubens auch die frommen Juden (so gläubig worden waren) fast verstürzt (sehr bestürzt) machten / und die andern ungläubigen Juden toll und töricht drüber wurden. Welchs doch kein Wunder war / weil sie im Gesetz auferzogen / und desselbigen von Abraham her gewöhnet waren / und (es) verdrießlich sein mußte / daß die Heiden / so ohn Gesetz und Gott waren / sollten ihnen gleich sein in der Gnade Gottes. Aber daß unser Leute / die wir alle Heiden sind / solchen Artikel so lästern und verfolgen / das ist zehen mal ärger / so wir doch hie sehen / und nicht leugnen können / daß Gottes Gnade und Christi Erkenntnis auf unsere Vorfahren kommen sei / ohn Gesetz und Verdienst /ja in greulichen Abgöttereien und Lastern. Aber sie werden auch ebenso viel mit ihrem Lästern und Verfolgen dran gewinnen / als die Juden mit ihrem Wüten und Toben daran gewonnen haben. Denn der zuvor den Juden solchs gedräuet hatte / und durch Mosen lassen singen: >Ich will euch erzürnen über dem / das nicht mein Volk ist / und übereinem unwissenden Volk euch toll machen. / Und Hoseä 11. Kapitel >Ich will mein Volk nennen / das nicht mein Volk ist (das ist / so ohn Gesetz und Werke lebet)/ / und hats ihnen gehalten. Eben derselbig dräuet solchs auch unsern Lästerern / und (wie er schon wohl angefangen) wird ers ihnen gewißlich halten. Das glauben sie aber nicht / bis sie es (wie die Juden) erfahren. Amen. Durch den Glauben Christi / ohne Gesetz und Werke müssen wir gerecht werden. Wie Gottes Gnade und Christi Erkenntnis zu uns Heiden kommen sei. Das ander Teil des Evangelii S. Lukas: Von der Apostel Geschichte Das erst Kapitel »Befehl getan«: Befohlen hatte / was er be fehlen wollte / nämlich / daß sie sollten seine Apostel sein und aller Welt predigen. Die erste Rede hab ich zwar getan / lieber Theophile / von alle dem / das Jesus anfing / beide zu tun und zu lehren / bis an den Tag / da er aufgenommen ward / nachdem er den Aposteln (welche er hatte erwählet) durch den heiligen Geist / Befehl getan hatte / welchen er sich nach seinem Leiden lebendig erzeiget hatte / durch mancherlei Erweisung / und ließ sich sehen unter ihnen vierzig Tage lang / und redete mit ihnen vom Reich Gottes. Und als er sie versammelt hatte / befahl er ihnen / daß sie nicht von Jerusalem wichen / sondern warteten auf die Verheißung des Vaters / »welche ihr habt gehöret« / sprach er / »von mir. Denn Johannes hat mit Wasser getauft / ihr aber sollt mit dem heiligen Geiste getauft werden / nicht lange nach diesen Tagen.« Die aber so zusammen kommen waren / fragten ihn / und sprachen: »Herr / wirst du auf diese Zeit wieder aufrichten das Reich Israel?« Er sprach aber zu ihnen: »Es gebührt euch nicht zu wissen Zeit oder Stunde / welche der Vater seiner Macht Vorbehalten hat. Sondern ihr werdet die Kraft des heiligen Geistes empfahen / welcher auf euch kommen wird / und werdet meine Zeugen sein zu Jerusalem / und in ganz Judäa und Samaria / und bis an das Ende der Erden.« g Und da er solchs gesagt / ward er aufgehoben zusehends / und eine " Wolke nahm ihn auf vor ihren Augen weg. Und als sie ihm nach sahen gen Himmel fahrend / siehe / da stunden bei ihnen zween Männer in weißen Kleidern / welche auch sagten: »Ihr Männer von Galiläa / was stehet ihr / und sehet gen Himmel? Dieser Jesus / welcher von euch ist aufgenommen gen Himmel / wird kommen / wie ihr ihn gesehen habt / gen Himmel fahren.« Da wandten sie um gen Jerusalem / von dem Berge / der da heißet der Ölberg / welcher ist nahe bei Jerusalem / und liegt einen Sab-bath weg davon. Und als sie hinein kamen / stiegen sie aufden Söller / da denn sich enthielten Petrus undjakobus / Johannes und Andreas / Philippus und Thomas / Bartholomäus / und Matthäus / Jakobus Alphäi Sohn / und Simon Zelotes / und Judas Jakobi. 14 Diese alle waren stets bei einander einmütig mit Beten und Flehen / samt den Weibern / und Maria der Mutter Jesu / und seinen Brüdern. Und in den Tagen / trat auf Petrus unter die Jünger / und sprach (es war aber die Schare der Namen zuhaufe bei hundertundzwanzig): »Ihr Männer und Brüder / es mußte die Schrift erfüllet werden / welche zuvor gesagt hat der heilige Geist / durch den Mund Davids / von Juda / der ein Vorgänger war / derer / die Jesum fingen / denn er war mit uns gezählet / und hatte dies Amt mit uns überkommen. Dieser hat erworben den Acker um den ungerechten Lohn /. und sich erhängt / und ist mitten entzwei geborsten / und alle sein Eingeweide ausgeschüttet. Und es ist kund worden allen / die zu Jerusalem wohnen / also / daß derselbige Acker genennet wird / auf ihre Sprache: Hakeldama / das ist / ein Blutacker. Denn es stehet geschrieben im Psalmbuch: /Ihre Behausung müsse wüste werden / und sei niemand der drinnen wohne.< Und: /Sein Bistum empfahe ein ander. < So muß nu einer unter diesen Männern / die bei uns gewesen sind / die ganze Zeit über / welche der Herr Jesus unter uns ist aus und ein gegangen / von der Taufe Johannis an / bis auf den Tag / da er von »meine Zeugen «: Niehl Moses Zeugen sondern allein der Gnaden in Christo. uns genommen ist / ein Zeuge seiner Auferstehung mit uns werden.« Und sie stelleten zween / Joseph genannt Barsabas / mit dem Zunamen Just / und Matthian / beteten und sprachen: »Herr / aller Herzen Kündiger / zeige an / welchen du erwählet hast unter diesen zween / daß einer empfahe diesen Dienst und Apostelamt / davon Judas abgewichen ist / daß er hin ginge an seinen Ort.« Und sie worfen das Los über sie / und das Los fiel auf Matthian. Und er ward zugeordenet zu den elf Aposteln. Das ander Kapitel Und als der Tag der Pfingsten erfüllet war / waren sie alle einmütig bei einander. Und es geschah schnelle ein Brausen vom Himmel / als eines gewaltigen Windes / und erfüllete das ganze Haus / da sie saßen. Und man sähe an ihnen die Zungen zerteilet / als wären sie feurig / und er setzte sich aufeinen jeglichen unter ihnen / und wurden alle voll des heiligen Geists / und fingen an zu predigen mit andern Zungen / nach dem der Geist ihnen gab auszusprechen. Es waren aber Juden zujerusalem wohnend / die waren gottfürchti-ge Männer / aus allerlei Volk / das unter dem Himmel ist. Da nu diese Stimme geschah / kam die Menge zusammen / und wurden verstürzt / denn es hörete ein jeglicher / daß sie mit seiner Sprache redten. Sie entsetzten sich aber alle / verwunderten sich / und sprachen unternander: »Siehe / sind nicht diese alle / die da reden / aus Galiläa? Wie hören wir denn / ein jeglicher seine Sprache / darinnen wir geboren sind? Parther und Meder / und Elamiter / und die wir wohnen in Mesopotamia / und in Judäa / und Kappadozia / Ponto und Asia / Phrygia und Pamphylia / Ägypten / und an den Enden der Lybien bei Kyrenen / und Ausländer von Rom / Juden und Judengenossen / Kreter und Araber / wir hören sie mit unsern Zungen / die großen Taten Gottes reden.« Sie entsetzten sich alle / und wurden irre / und sprachen einer zu dem andern: »Was will das werden?« Die andern aber hattens ihren Spott / und sprachen: »Sie sind voll süßen Weins.« Da trat Petrus auf mit den Elfen / hub aufseine Stimme und redete zu ihnen: »Ihr Juden / lieben Männer / und alle die ihr zujerusalem wohnet / das sei euch kund getan / und lasset meine Wort zu euren Ohren eingehen. Denn diese sind nicht trunken / wie ihr wähnet / sintemal es ist die dritte Stund am Tage. Sondern das ists / das durch den Propheten Joel zuvor gesagt ist: Und es soll geschehen in den letzten Tagen / spricht Gott / Ich will ausgießen von meinem Geist auf alles Fleisch / Und eure Söhne und eure Töchter sollen weissagen / und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen / und eure Ältesten sollen Träume haben. Und auf meine Knechte und auf meine Mägde will ich in denselbigen Tagen von meinem Geist ausgießen / und sie sollen weissagen. Und ich will Wunder tun oben im Himmel / und Zeichen unten auf Erden / Blut und Feuer / und Rauchdampf. Die Sonne soll sich verkehren in Finsternis / und der Mond in Blut / ehe denn der große und offenbarliche Tag des Herrn kommt. Und soll geschehen / wer den Namen des Herrn anrufen wird / soll selig werden. Ihr Männer von Israel höret diese Wort: Jesum von Nazareth / den Mann von Gott unter euch mit Taten und Wundern und Zeichen beweiset / welche Gott durch ihn tat unter euch (wie denn auch ihr selbst wisset) / denselbigen (nachdem er aus bedachtem Rat und Vorsehung Gottes ergeben war) habt ihr genommen durch die Hände der Ungerechten / und ihn angeheftet und erwürget. Den hat Gott auferwecket / und aufgelöset die Schmerzen des Todes / nachdem es unmöglich war / daß er sollt von ihm gehalten werden. Denn David spricht von ihm: Ich habe den Herrn allezeit vorgesetzt vor mein Angesichte / denn er ist an meiner Rechten / auf daß ich nicht bewegt werde. Darum ist mein Herz fröhlich / und meine Zunge freuet sich / denn auch mein Fleisch wird ruhen in der Hoffnung. Denn du wirst meine Seele nicht in der Hölle lassen / auch nicht zugeben / daß dein Heiliger die Verwesung sehe. Du hast mir kund getan die Wege des Lebens / du wirst mich erfüllen mit Freuden vor deinem Angesichte. »alles Fleisch«: Beide in und außerdem Gesetz. Denn in Christo sind sie alle gleich/ohn alle Werk und Verdienst / zur Gnaden berufen. Ihr Männer / lieben Brüder / lasset mich frei reden zu euch von dem Erzvater David. Er ist gestorben und begraben / und sein Grab ist bei uns/bisaufdiesenTag. Alsernu ein Prophet war/und wußte/daß ihm Buße«: Siehe / diese werden durchs Won / ohn Werke fromm /und müssen du ihr vorige Heiligkeit büßen. Gott verheißen hatte mit einem Eide / daß die Frucht seiner Lenden sollte auf seinem Stuhl sitzen / hat ers zuvor gesehen / und geredt von der Auferstehung Christi / daß seine Seele nicht in der Höllen gelassen ist / und sein Fleisch die Verwesung nicht gesehen hat. Diesen Jesum hat Gott auferweckt / des sind wir alle Zeugen. Nu er durch die Rechte Gottes erhöhet ist / und empfangen hat die Verheißung des heiligen Geists vom Vater / hat er ausgegossen dies / das ihr sehet und höret. Denn David ist nicht gen Himmel gefahren. Er spricht aber: Der Herr hat gesagt zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten / bis daß ich deine Feinde lege zum Schemel deiner Füße. So wisse nu das ganze Haus Israel gewiß / daß Gott diesenjesum / den ihr gekreuziget habt / zu einem Herrn und Christ gemacht hat.« Da sie aber das höreten / gings ihnen durchs Herze / und sprachen zu 37 Petro und zu den andern Aposteln: »Ihr Männer / lieben Brüder / was sollen wir tun?« Petrus sprach zu ihnen: »Tut Buße / und lasse sich ein jeglicher taufen auf den Namenjesu Christi / zur Vergebung der Sünde / so werdet ihr empfahen die Gabe des heiligen Geists. Denn euer und euer Kinder ist diese Verheißung / und aller die ferne sind / welche Gott unser Herr herzu rufen wird.« Auch mit viel andern Worten bezeugete er / und ermahnete / und sprach: »Lasset euch helfen von diesen unartigen Leuten.« Die nu sein Wort gerne annahmen / ließen sich taufen. Und wurden hinzu getan an dem Tage bei dreitausend Seelen. Sie blieben aber beständig in der Apostel Lehre / und in der Gemein- 42 schaft und im Brotbrechen / und im Gebet. Es kam auch alle Seelen Furcht an. Und geschahen viel Wunder und Zeichen durch die Apostel. Alle aber die gläubig waren worden / waren bei einander / und hielten alle Ding gemein. Ihre Güter und Habe verkauften sie / und teileten sie aus unter alle / nach dem jedermann not war. Und sie waren täglich und stets bei einander einmütig im Tempel / und brachen das Brot hin und her in Häusern / nahmen die Speise / und lobeten Gott / mit Freuden und einfältigem Herzen / und hatten Gnade bei dem ganzen Volk. Der Herr aber tat hinzu täglich / die da selig wurden / zu der Gemeine. 37 S'nSs ihnen durchs Herze. Bis 1527: zerstach sich ihr Herz. 40 von diesen unartigen Leuten. Bis 1327: aus diesem unschlachtigen Geschlecht. Das dritte Kapitel Petrus aber und Johannes gingen mit einander hinauf in den Tempel um die neunte Stunde / da man pflegt zu beten. Und es war ein Mann / lahm von Mutterleibe / der ließ sich tragen / und sie setzten ihn täglich vor des Tempels Tür / die da heißet die Schöne / daß er bettelte das Almosen von denen / die in den Tempel gingen. Da er nu sähe Petrum und Johannem / daß sie wollten zum Tempel hinein gehen / bat er um ein Almosen. 4 Petrus aber sähe ihn an mit Johanne / und sprach: »Siehe uns an.« Und er sähe sie an / wartete / daß er etwas von ihnen empfinge. Petrus aber sprach : »Silber und Gold habe ich nicht / was ich aber habe / das gebe ich dir. Im Namen Jesu Christi von Nazareth / stehe auf / und wandele.« Und griff ihn bei der rechten Hand / und richtete ihn auf. Alsobalde stunden seine Schenkel und Knöchel feste / sprang auf / könnt gehen und stehen / und ging mit ihnen in den Tempel / wandelte und sprang / und lobete Gott. Und es sähe ihn alles Volk wandeln und Gott loben. Sie kannten ihn auch / daß ers war / der um das Almosen gesessen hatte vor der Schönen Tür des Tempels. Und sie wurden voll Wunderns und Entsetzens / über dem / das ihm widerfahren war. Als aber dieser Lahme / der nu gesund war / sich zu Petro und Johanne hielt / lief alles Volk zu ihnen in die Halle / die da heißet Salomonis / und wunderten sich. 12 Als Petrus das sähe / antwortete er dem Volk: »Ihr Männer von Israel / was wundert ihr euch darüber? Oder was sehet ihr auf uns / als hätten wir diesen wandeln gemacht / durch unser eigen Kraft oder Verdienst? Der Gott Abrahams und Isaaks und Jakobs / der Gott unsrer Väter / hat sein Kind Jesum verkläret / welchen ihr überantwortet und verleugnet habt vor Pilato / da derselbige urteilete ihn los zu lassen. Ihr aber verleugnetet den Heiligen und Gerechten / und batet / daß man euch den Mörder schenkete / aber den Fürsten des Lebens habt ihr getötet. Den hat Gott auferwecket von den Toten / des sind wir Zeugen. Und durch den Glauben an seinen Namen hat er an diesem / den ihr sehet und kennet/bestätiget seinen Namen/ und der Glaube durch ihn hat diesem gegeben diese Gesundheit vor euren Augen. lj Nu lieben Brüder / ich weiß / daß ihrs durch Unwissenheit getan habt / wie auch eure Obersten. Gott aber / was er durch den Mund aller seiner Propheten zuvor verkündiget hat / wie Christus leiden »Fürstdes Lebens«: Dei das Haupt und der Erst ist/so von Toten auferweckt /und durch den wir alle lebendig werden. »durch ihn«: Denn durch Christus glauben wir an Gott. »Erquickung«: Und nicht zum Schrecken / oder Schande. »Bund«: Er schweiget des Bundes Mosis / unddesGesetzs/ und nennt den Bund Abrahae / welcher warein Bund der Gnaden und nicht der Werk. »Bosheit«: Außer dem Glauben heißet er alle Heiligkeit eitel Bosheit /denn er redet zu allen Juden / beide frommen und bösen. sollt / hats also erfüllet. So tut nu Buße und bekehret euch / daß eure Sünden vertilget werden / auf daß da komme die Zeit der Erquik-kung / vor dem Angesichte des Herrn / wenn er senden wird / den / der euch jetzt zuvor geprediget wird / Jesum Christ / welcher muß den Himmel einnehmen / bis auf die Zeit / da herwiederbracht werde / alles / was Gott geredt hat / durch den Mund aller seiner heiligen Propheten / von der Welt an. Denn Moses hat gesagt zu den Vätern: »Einen Prophetbn wird euch der Herr euer Gott erwecken / aus euren Brüdern / gleich wie mich. Den sollt ihr hören in allem / das er zu euch sagen wird. Und es wird geschehen / welche Seele denselbigen Propheten nicht hören wird / die soll vertilget werden aus dem Volk.< Und alle Propheten von Samuel an und hernach / wie viel ihrer geredt haben / die haben von diesen Tagen verkündiget. Ihr seid der Propheten und des Bunds Kinder / welchen Gott gemacht hat mit euren Vätern / da er sprach zu Abraham: >Durch deinen Samen sollen gesegnet werden alle Völker auf Erden.< Euch zuvörderst hat Gott auferweckt sein Kind Jesum / und hat ihn zu euch gesandt / euch zu segnen / daß ein jeglicher sich bekehre von seiner Bosheit.« Das vierte Kapitel Als sie aber zum Volk redeten / traten zu ihnen die Priester / und der Hauptmann des Tempels / und die Sadduzäer (die verdroß / daß sie das Volk lehreten / und verkündigeten an Jesu die Auferstehung von den Toten) / und legeten die Hände an sie / und setzten sie ein bis auf (den) Morgen / denn es war jetzt Abend. Aber viel unter denen / die dem Wort zuhöreten / wurden gläubig / und ward die Zahl der Männer bei fünftausend. Als nu kam auf der Morgen / versammelten sich ihre Obersten und Ältesten und Schriftgelehrten gen Jerusalem / Hannas der Hohepriester und Kaiphas und Johannes und Alexander / und wie viel ihrer waren vom Hohenpriestergeschlechte / und stellctcn sie vor sich / und fragten sie: »Aus welcher Gewalt oder in welchem Namen habt ihr das getan?« 25 Des Bunds Kinder, welchen Gott gemacht hat mit .. Bis 1527: des Testaments Kinder, welches Gott bestellet hat zu euren Vätern. 8 Petrus voll des heiligen Geists / sprach zu ihnen: »Ihr Obersten des Volks / und ihr Ältesten von Israel / so wir heute werden gerichtet über dieser Wohltat / an dem kranken Menschen / durch welche er ist gesund worden / so sei euch und allem Volk von Israel kund getan / daß in dem Namen Jesu Christi von Nazareth / welchen ihr gekreuziget habt / den Gott von den Toten auferwecket hat / stehet dieser allhie vor euch gesund. Das ist der Stein / von euch Bauleuten verworfen / der zum Eckstein worden ist. Und ist in keinem andern " Heil / ist auch kein ander Name den Menschen gegeben / darinnen wir sollen selig werden.« 13 Sie sahen aber an die Freidigkeit Petri und Johannis / und verwunderten sich / denn sie waren gewiß / daß es ungelehrte Leute und Laien waren / und kannten sie auch wohl / daß sie mit Jesu gewesen waren. Sie sahen aber den Menschen / der gesund war worden / bei ihnen stehen / und hatten nichts dawider zu reden. Da hießen sie sie hinaus gehen aus dem Rat und handelten mit einander / und sprachen: »Was wollen wir diesen Menschen tun? Denn das Zeichen durch sie geschehen / ist kund / offenbar allen / die zu Jerusalem wohnen / und wir könnens nicht leugnen. Aber / auf daß es nicht weiter einreiße unter das Volk / lasset uns ernstlich sie bedräuen / daß sie hinfort keinem Menschen von diesem Namen sagen.« Und riefen ihnen / und geboten ihnen / daß sie sich allerdinge nicht hören ließen / noch lehreten in dem Namen Jesu. 19 Petrus aber und Johannes antworteten / und sprachen zu ihnen: »Richtet ihr selbst / obs vor Gott recht sei / daß wir euch mehr gehorchen denn Gott. Wir könnens ja nicht lassen / daß wir nicht reden sollten / was wir gesehen und gehöret haben.« Aber sie dräueten ihnen / und ließen sie gehen / und funden nicht / wie sie sie peinige-ten / um des Volks willen. Denn sic lobeten alle Gott über dem / das geschehen war. Denn der Mensch war über vierzig Jahr alt / an welchem dies Zeichen der Gesundheit geschehen war. Und als man sie hatte lassen gehen / kamen sie zu den Ihren / und verkündigeten ihnen / was die Hohenpriester und Ältesten zu ihnen gesagt hatten. Da sie das höreten / hüben sie ihre Stimme aufeinmü-tiglich zu Gott / und sprachen: »Herr / der du bist Gott / der Himmel und Erden / und das Meer / und alles was drinnen ist / gemacht hat / der du durch den Mund Davids / deines Knechts gesagt hast: »kein ander Name«: Das heißet der Werk Gerechtigkeit rein und fein aufgehoben. 13 Freidigkeit: Kühnheit, Freimütigkeit, Mut. Warum empören sich die Heiden / und die Völker nehmen vor / das umsonst ist? Die Könige der Erden treten zusammen / und die Fürsten versammeln sich zuhaufe / wider den Herrn und wider seinen Christ. Wahrlich ja / sie haben sich versammelt über dein heiliges Kindjesu / welchen du gesalbet hast / Herodes und Pontius Pilatus / mit den Heiden und dem Volk Israel / zu tun / was deine Hand und dein Rat zuvor bedacht hat / das geschehen sollt. Und nu Herr siehe an ihr Dräuen / und gib deinen Knechten mit 2g allerlei Freidigkeit zu reden dein Wort / und strecke deine Hand aus / daß Gesundheit und Zeichen und Wunder geschehen / durch den Namen deines heiligen Kindes Jesu.« Und da sie gebetet hatten / bewegete sich die Stätte / da sie versammelt waren / und wurden alle des heiligen Geistes voll / und redeten das Wort Gottes mit Freidigkeit. »Kraft«: Mit großem Mut / sehr kecklich und zuversichtlich. Die Menge aber der Gläubigen war ein Herz und eine Seele. Auch keiner sagete von seinen Gütern / daß sie sein wären / sondern es war ihnen alles gemein. Und mit großer Kraft gaben die Apostel Zeugnis von der Auferstehung des Herrn Jesu / und war große Gnade bei ihnen allen. Es war auch keiner unter ihnen / der Mangel hatte. Denn wie viel ihrer waren / die da Äcker oder Häuser hatten / verkauften sie dasselb und brachten das Geld des verkauften Guts / und legetens zu der Apostel Füße / und man gab einem jeglichen / was ihm not war. Joses aber mit dem Zunamen von den Aposteln genannt Barnabas jß (das heißet >ein Sohn des Trosts<) vom Geschlecht ein Levit aus Zypern / der hatte einen Acker / und verkaufte ihn / und brachte das Geld / und legets zu der Apostel Füße. Das funft Kapitel Dies Stück gilt den falschen Geistlichen / so der Kirchen Gitter besitzen aus Geiz / und nichts dafür tun. Ein Mann aber mit Namen Ananias / samt seinem Weib Saphira / verkaufte seine Güter / und entwandte etwas vom Gelde / mit Wissen seines Weibs / und brachte ein Teil / und legets zu der Apostel Füße. Petrus aber sprach: » Anania / warum hat der Satan dein Herz erfüllet / daß du dem heiligen Geist lügest / und entwendest etwas vom Gelde des Ackers? Hättest du ihn doch wohl mögen behalten / da du ihn hattest. Und da er verkauft war / war es auch in deiner Gewalt. Warum hast du denn solchs in deinem Herzen vorgenommen? Du hast nicht Menschen / sondern / Gott gelogen.« Da Anani-as aber diese Wort hörete / fiel er nieder / und gab den Geist auf. Und es kam eine große Furcht über alle / die dies höreten. Es stunden aber die Jünglinge auf / und taten ihn beiseit / und trugen ihn hinaus und begruben ihn. Und es begab sich über eine Weile / bei dreien Stunden / kam sein Weib hinein / und wußte nicht / was geschehen war. Aber Petrus ' antwortete ihr: »Sage mir / habt ihr den Acker so teuer verkauft?« Sie sprach: »Ja so teuer.« Petrus aber sprach zu ihr: »Warum seid ihr denn eins worden / zu versuchen den Geist des Herrn? Siehe / die Füße derer / die deinen Mann begraben haben / sind vor der Tür / und werden dich hinaus tragen.« Und alsbald fiel sie zu seinen Füßen / und gab den Geist auf. Da kamen diejünglinge / und funden sie tot / trugen sie hinaus / und begruben sie bei ihrem Mann. Und es kam eine große Furcht über die ganze Gemeine / und über alle die solchs höreten. Es geschahen aber viel Zeichen und Wunder im Volk / durch der Apostel Hände. Und waren alle in der Halle Salomonis einmütig-lich. Der andern aber thurste sich keiner zu ihnen tun / sondern das Volk hielt groß von ihnen. Es wurden aber je mehr zu getan / die da glaubeten an den Herrn / eine Menge der Männer und der Weiber / also / daß sie die Kranken auf die Gassen heraus trugen / und legeten sie auf Betten und auf Bahren / auf daß wenn Petrus käme / daß sein Schatte ihrer etliche überschattete. Es kamen auch herzu viel von den umliegenden Städten gen Jerusalem / und brachten die Kranken und die von unsaubcrn Geistern gepeiniget waren / und wurden alle gesund. Es stund aber aufder Hohepriester und alle die mit ihm waren (welches ist die Sekte der Sadduzäer) und wurden voll Eifers / und legten die Hände an die Apostel / und worfen sie in das gemeine Gefängnis. Aber der Engel des Herrn tat in der Nacht die Tür des Gefängnisses auf / und führete sie heraus / und sprach: »Gehet hin und tretet auf / und redet im Tempel zum Volk alle Wort dieses Lebens.« Da sie das gehört hatten / gingen sie frühe in den Tempel und lehreten. Der Hohepriester aber kam und die mit ihm waren / und riefen zusammen den Rat und alle Ältesten der Kinder von Israel / und sandten hin zum Gefängnis / sie zu holen. Die Diener aber kamen Nota: Hannas ist ein Sadduzäer /der dies Jahr Hoherpriester ist (Kapitel 4). 12 thurste (Infinitiv: thiiren): wagen, dürfen, sich anmaßen. dar / und funden sie nicht im Gefängnis / kamen wieder und verkün-digeten / und sprachen: »Das Gefängnis funden wir verschlossen mit allem Fleiß / und die Hüter haußen stehen vor den Türen / aber da wir auftaten / funden wir niemand drinnen.« Da diese Rede höre-ten der Hohepriester und Hauptmann des Tempels / und andere Hohepriester / wurden sie über ihnen betreten / was doch das werden wollte. Da kam einer dar / der verkündigete ihnen: »Siehe / die Männer / die ihr ins Gefängnis geworfen habt / sind im Tempel / stehen und lehren das Volk.« Da gingen hin der Hauptmann mit den Dienern / und holeten sie / 26 nicht mit Gewalt / denn sie furchten sich vor dem Volk / daß sie nicht gesteiniget würden. Und als sie sie brachten / stelleten sie sie vor den Rat. Und der Hohepriester fragete sie / und sprach: »Haben wir euch nicht mit Ernst geboten / daß ihr nicht solltet lehren in diesem Namen? Und sehet / ihr habt Jerusalem erfüllet mit eurer Lehre / und wollt dieses Menschen Blut über uns führen.« Petrus aber antwortete und die Apostel / und sprachen: »Man muß Gott mehr gehorchen denn den Menschen. Der Gott unsrer Väter hat Jesum auferweckt / welchen ihr erwürget habt / und an das Holz gehangen. Den hat Gott durch seine rechte Hand erhöhet zu einem 31 Fürsten und Heiland / zu geben Israel Buße und Vergebung der Sünden. Und wir sind seine Zeugen über diese Wort / und der heilige Geist / welchen Gott gegeben hat/denen / die ihm gehorchen.« Da sie das höreten / gings ihnen durchs Herz / und dachten sie zu töten. Da stund aber auf im Rat ein Pharisäer mit Namen Gamaliel / ein 34 Schriftgelehrter / wohl gehalten vor allem Volk / und hieß die Apostel ein wenig hinaus tun / und sprach zu ihnen: »Ihr Männer von Israel / nehmet euer selbst wahr an diesen Menschen / was ihr tun sollet. Vor diesen Tagen stund auf Theudas / und gab vor / er wäre etwas / und hingen an ihm eine Zahl Männer bei vierhundert. Der ist erschlagen / und alle die ihm zufielen / sind zerstreuet und zunicht worden. Darnach stund auf Judas aus Galiläa / in den Tagen der Schätzung / und machete viel Volks abfällig ihm nach. Und der ist auch umkommen / und alle die ihm zufielen / sind zerstreuet. Und nu sage ich euch: Lasset ab von diesen Menschen / und lasset sie jS fahren. Ist der Rat oder das Werk aus den Menschen / so wirds unter- 31 Buße. Bis 1527: Ablaß. 33 löten (hier und öfter). Bis 1527: abtun. 42 hin und her in Häusern. Bis 1527: in allen Häusern. gehen. Ists aber aus Gott / so könnet ihrs nicht dämpfen / auf daß ihr nicht erfunden werdet / als die wider Gott streiten wollen.« Da fielen sie ihm zu. Und riefen den Aposteln / stäupten sie / und geboten ihnen / sie sollten nicht reden in dem Namen Jesu / und ließen sie gehen. Sie gingen aber fröhlich von des Rats Angesichte / daß sie würdig 42 gewesen waren / um seines Namens willen Schmach leiden und hö-reten nicht auf alle Tage im Tempel / und hin und her in Häusern zu ' lehren / und zu predigen das Evangelium von Jesu Christo. Das sechst Kapitel In den Tagen aber / da der Jünger viel worden / erhub sich ein Murmeln unter den Griechen / wider die Hebräer / darum / daß ihre Witwen übersehen wurden in der täglichen Handreichung. Da riefen die Zwölfe die Menge derjünger zusammen / und sprachen: »Es taugt nicht / daß wir das Wort Gottes unterlassen / und zu Tische dienen. Darum / ihr lieben Brüder / sehet unter euch nach sieben Männern / die ein gut Gerücht haben / und voll heiliges Geists und Weisheit sind / welche wir bestellen mögen zu dieser Notdurft. Wir aber wollen anhalten am Gebet / und am Amt des Worts.« 5 Und die Rede gefiel der ganzen Menge wohl / und erwähleten Stephanum / einen Mann voll Glaubens und heiliges Geists / und Phi-lippum / und Prochorum / und Nicanor / und Timon / und Parme-nam / und Nikolaum den Judengenossen von Antiochia. Diese stel-leten sie vor die Apostel / und beteten und legten die Hände auf sie. Und das Wort Gottes nahm zu / und die Zahl derjünger ward sehr groß zu Jerusalem. Es wurden auch viel Priester dem Glauben gehorsam. Stephanus aber voll Glaubens und Kräften / tat Wunder und große Zeichen unter dem Volk. Da stunden etliche auf von der Schule / die da heißet der Libertiner / und der Kyrener / und der Alexanderer / und derer / die aus Cilicia und Asia waren / und befragten sich mit Stephano. Und sic vermochten nicht wider zu stehen der Weisheit und dem Geiste / der da redete. 11 Da richteten sie zu etliche Männer / die sprachen: »Wir haben ihn gehöret Lästerwort reden wider Mosen / und wider Gott.« Und bewegten das Volk / und die Ältesten und die Schriftgelehrten / und traten herzu und rissen ihn hin / und fuhreten ihn vor den Rat / und stelleten falsche Zeugen dar / die sprachen: »Dieser Mensch höret nicht auf zu reden Lästerwort wider diese heilige Stätte und Gesetz. Denn wir haben ihn hören sagen: »Jesus von Nazareth wird diese Stätte zerstören / und ändern die Sitten / die uns Moses gegeben hat.<« Und sie sahen auf ihn alle die im Rat saßen / und sahen sein Angesichte / wie eines Engels Angesichte. Das siebent Kapitel Da sprach der Hohepriester: »Ist dem also?« Er aber sprach: »Lieben Brüder und Väter höret zu. Gott der Herrlichkeit erschien unserm Vater Abraham / da er noch in Mesopotamia war / ehe er wohnete in Haran / und sprach zu ihm: »Gehe aus deinem Lande und von deiner Freundschaft / und zeuch in ein Land / das ich dir zeigen will.» Da ging er aus der Chaldäer Lande / und wohnete in Haran. Und von dannen / da sein Vater gestorben war / brachte er ihn herüber in dies Land / da ihr nu inne wohnet. Und gab ihm kein Erbteil drinnen / auch nicht eines Fußes breit / und verhieß ihm / er wollte es geben ihm zu besitzen und seinem Samen nach ihm / da er noch kein Kind hatte. Aber Gott sprach also: »Dein Same wird ein Fremdling sein in einem 6 fremden Lande / und sie werden ihn dienstbar machen / und übel handeln vierhundert Jahr. Und das Volk dem sie dienen werden / will ich richten» / sprach Gott. »Und darnach werden sie ausziehen und mir dienen an dieser Stätte.» Und gab ihm den Bund der Beschneidung. Und er zeugete Isaak / und beschnitt ihn am achten Tage / und Isaak den Jakob / und Jakob die zwölf Erzväter. Und die Erzväter neideten Joseph / und verkauften ihn in Ägypten. 9 Aber Gott war mit ihm / und errettete ihn aus aller seiner Trübsal / und gab ihm Gnade und Weisheit vor dem Könige Pharao in Ägypten / der setzte ihn zum Fürsten über Ägypten und über sein ganzes Haus. Es kam aber eine teure Zeit über das ganze Land Ägypten und Kanaan / und eine große Trübsal / und unsere Väter funden nicht Fütte- 6 vierhundert. Bis 1525: vierluindertwiddreißig. g neideten. Bis 1527: eiferten wider. 2t gedacht er. Bis 1527: stiegs in sein Herz. rung. Jakob aber hörete / daß in Ägypten Getreide wäre / und sandte unsre Väter aus aufs erste Mal. Und zum andern Mal ward Joseph erkennet von seinen Brüdern / und ward Pharao Josephs Geschlecht offenbar. Joseph aber sandte aus und ließ holen seinen Vater Jakob / und seine ganze Freundschaft / fünfundsiebenzig Seelen. Undjakob zog hinab in Ägypten und starb / er und unsere Väter. Und sind herüber bracht in Sichern / und gelegt in das Grab / das Abraham gekauft hatte ums Geld von den Kindern Hemor zu Sichern. ' Da nu sich die Zeit der Verheißung nahete / die Gott Abraham geschworen hatte / wuchs das Volk und mehrete sich in Ägypten / bis daß ein ander König aufkam / der nichts wußte von Joseph. Dieser trieb Hinterlist mit unserm Geschlechte / und Gehandelte unsre Väter übel und schaffete / daß man die jungen Kindlein hinwerfen mußte / daß sie nicht lebendig blieben. Zu der Zeit ward Moses geborn / und war ein fein Kind vor Gott / und ward drei Monden ernähret in seines Vaters Hause. Als er aber hingeworfen ward / nahm ihn die Tochter Pharaonis auf / und zog ihn auf zu einem Sohn. Und Moses ward gelehret in aller Weisheit der Ägypter / und war mächtig in Werken und Worten. Da er aber vierzig Jahr alt war / gedacht er / zu besehen seine Brüder / die Kinder von Israel. Und sähe einen Unrecht leiden / da überhalf er / und rächete den / dem Leide geschah / und erschlug den Ägypter. Er meinete aber / seine Brüder solltens vernehmen / daß Gott durch seine Hand ihnen Heil gebe. Aber sie vernahmens nicht. Und am andern Tage kam er zu ihnen / da sie sich mit einander haderten / und handelte mit ihnen / daß sie Friede hätten / und sprach: »Lieben Männer / ihr seid Brüder / warum tut einer dem andern Unrecht?/ Der aber seinem Nähesten Unrecht tat / stieß ihn von sich / und sprach: »Wer hat dich über uns gesetzt zum Obersten und Richter? Willst du mich auch töten / wie du gestern den Ägypter tötetest?/ Moses aber floh über dieser Rede / und ward ein Fremdling im Lande Madian / daselbst zeugete er zween Söhne. Und über vierzig Jahr / erschien ihm in der Wüsten auf dem Berge Sinai der Engel des Herrn / in einer Feuerflammen im Busch. Da es aber Moses sähe / wunderte ersieh des Gesichtes. Als er aber hinging zu schauen / geschah die Stimme des Herrn zu ihm: »Ich bin der Gott deiner Väter / der Gott Abrahams /und der Gott Isaaks/und der Gott Jakobs./ Moses aber ward zitternd / und thurste nicht anschauen. Aber der Herr sprach zu ihm: »Zeuch die Schuh aus von deinen Füßen / denn die Stätte / da du stehest / ist heilig Land. Ich habe wohl gesehen das Leiden meines Volks / das in Ägypten ist / und hab ihr Seufzen gehöret / und bin herab kommen / sie zu erretten. Und nu komm her / ich will dich in Ägypten senden.< Diesen Mosen / welchen sie verleugneten / und sprachen: >Wer hat dich zum Obersten und Richter gesetzt?< / den sandte Gott zu einem Obersten und Erlöser / durch die Hand des Engels / der ihm erschien im Busch. Dieser fuhrete sie aus / und tat Wunder und Zeichen in Ägypten - im Roten Meer / und in der Wüsten vierzig Jahr. Dies ist Moses / der zu den Kindern von Israel gesagt hat: >Einen Propheten wird euch der Herr euer Gott erwecken aus euren Brüdern / gleich wie mich. Den sollt ihr hören.< Dieser ists / der in der Gemeine / in der Wüsten /mit dem Engel war / der mit ihm redete auf dem Berg Sina und mit unsern Vätern. Dieser empfing das lebendige Wort uns zu geben. Welchem nicht wollten gehorsam werden eure Väter / sondern stießen ihn von sich / und wandten sich um mit ihren Herzen gen Ägypten / und sprachen zu Aaron: /Mache uns Götter / die vor uns hin gehen . denn wir wissen nicht / was diesem Mosi / der uns aus dem Lande Ägypten geflihret hat / widerfahren ist. < Und machten ein Kalb zu der Zeit / und opferten dem Götzen Opfer / und freueten sich der Werk ihrer Hände. Aber Gott wandte sich / und gab sie dahin / da sie dieneten des Himmels Heer / wie denn geschrieben stehet in dem Buch der Propheten: Habt ihr vom Hause Israel / die vierzig Jahr in der Wüsten mir auch je Opfer und Vieh geopfert? Und ihr nähmet die Hütten Moloch an / und das Gestirne eures Gottes Remphan / die Bilde die ihr gemacht hattet / sie anzubeten. Und ich will euch weg werfen jenseit Babylonien. Es hatten unser Väter die Hütte des Zeugnisses in der Wüsten / wie er ihnen das verordnet hatte / da er zu Mose redte / daß er sie machen sollt nach dem Vorbilde / das er gesehen hatte. Welche unsrer Väter auch annahmen / und brachten sie mit Josua in das Land / das die Heiden inne hatten / welche Gott ausstieß vor dem Angesichte unser Väter. Bis zur Zeit Davids / der fand Gnade bei Gott / und bat / daß er eine Hütten finden möcht dem Gott |akob. Salomon aber bauete ihm ein Haus. Aber der Allerhöchste wohnet nicht in Tempeln / die mit Händen gemacht sind / wie der Prophet spricht: 34 gingsihnen durchs Herz .. / zusammen. Bis 1527: zerschnitts ihnen das Herz und kirreten (Knirschten) mit Zähnen über ihn. Der Himmel ist mein Stuhl / und die Erde meiner Füße Schemel. Was wollt ihr mir denn für ein Haus bauen? spricht der Herr / oder welchs ist die Stätte meiner Ruhe? Hat nicht meine Hand das alles gemacht? Ihr Halsstarrigen und Unbeschnittenen an Herzen und Ohren / ihr widerstrebet allezeit dem heiligen Geist / wie eure Väter / also auch ihr. Welchen Propheten haben eure Väter nicht verfolget / und sie " getötet / die da zuvor verkündigeten die Zukunft dieses Gerechten / welches ihr nu Verräter und Mörder worden seid. Ihr habt das Gesetz empfangen / durch der Engel Geschäfte / und habts nicht gehalten. « 54 Da sie solchs höreten / gings ihnen durchs Herz / und bissen die Zähne zusammen über ihn. Als er aber voll heiliges Geistes war / sähe er auf gen Himmel / und sähe die Herrlichkeit Gottes / und Jesum stehen zur Rechten Gottes / und sprach: »Siehe / ich sehe den Himmel offen / und des Menschen Sohn zur Rechten Gottes stehen.« Sie schrieen aber laut / und hielten ihre Ohren zu / und stürme-ten einmütiglich zu ihm ein / stießen ihn zur Stadt hinaus / und steinigten ihn. Und die Zeugen legten ab ihre Kleider / zu den Füßen eines Jünglings / der hieß Saulus. Und steinigeten Stephanum / der anrief und sprach: »Herr Jesu / nimm meinen Geist auf.« Er kniete aber nieder und schrie laut: »Herr behalt ihnen diese Sünde nicht.« Und als er das gesagt / entschlief er. Das acht Kapitel Saulus aber hatte Wohlgefallen an seinem Tode. Es erhub sich aber zu der Zeit eine große Verfolgung über die Gemeine zu Jerusalem / und sie zerstreueten sich alle in die Länder Judäa und Samaria / ohn die Apostel. Es beschicketen aber Stephanum gottfürchtige Männer / und hielten eine große Klage über ihn. Saulus aber zerstörete die Gemeine / ging hin und her in die Häuser / und zog hervor Mann und Weiber / und überantwortete sie ins Gefängnis. 4 Die nu zerstreuet waren / gingen um / und prcdigetcn das Wort. Philippus aber kam hinab in eine Stadt in Samaria / und predigete ihnen von Christo. Das Volk aberhöreteeinmütiglich undfleißigzu/ was Philippus sagte / und sahen die Zeichen die er tat. Denn die unsaubern Geister fuhren aus vielen Besessenen mit großem Ge- Atpapatus om-nia vendit pecu-nia. (Aber das Papsttum verkauft alles für Gehl.) schrei / auch viel Gichtbrüchige und Lahme wurden gesund gemacht. Und ward eine große Freude in derselbigen Stadt. Es war aber ein Mann mit Namen Simon / der zuvor in derselbigen 9 Stadt Zauberei trieb / und bezauberte das samarische Volk / und gab vor / er wäre etwas Großes. Und sie sahen alle auf ihn / beide klein und groß / und sprachen: »Der ist die Kraft Gottes / die da groß ist.« Sie sahen aber darum auf ihn / daß er sie lange Zeit mit seiner Zauberei bezaubert hatte. Da sie aber Philippus Predigten glaubten / von dem Reich Gottes / und von dem Namen Jesu Christi / ließen sich taufen beide Männer und Weiber. Da ward auch der Simon gläubig / und ließ sich taufen / und hielt sich zu Philippo. Und als er sähe die Zeichen und Taten / die da geschahen / verwunderte er sich. Da aber die Apostel höreten zu Jerusalem / daß Samaria das Wort 11 Gottes angenommen hatte / sandten sie zu ihnen Petrum und Johan-nem. Welche / da sie hinab kamen / beteten sie über sie / daß sie den heiligen Geist empfingen. Denn er war noch auf keinen gefallen / sondern waren allein getauft in dem Namen Christi Jesu. Da legten sie die Hände auf sie / und sie empfingen den heiligen Geist. Da aber Simon sähe / daß der heilige Geist gegeben ward / wenn die Apostel die Hände auflegten / bot er ihnen Geld an / und sprach: »Gebt mir auch die Macht / daß / so ich jemand die Hände auflege / dersclbige den heiligen Geist empfahe.« Petrus aber sprach zu ihm: »Daß du verdammt werdest mit deinem Gelde / daß du meinest / Gottes Gabe werde durch Geld erlanget. Du wirst weder Teil noch 21 Anfall haben an diesem Wort / denn dein Herz ist nicht rechtschaffen vor Gott. Darum tu Buße für diese deine Bosheit / und bitte Gott / ob dir vergeben werden möchte die Tücke deines Herzens. Denn ich sehe / daß du bist voll bitter Galle / und verknüpft mit Ungerechtigkeit.« Da antwortete Simon / und sprach: »Bittet ihr den Herrn für mich / daß der keines über mich komme / davon ihr gesagt habt.« Sie aber / da sie bezeuget und geredt hatten das Wort des Herrn / wandten sie wieder um gen Jerusalem / und predigten das Evangelium vielen samarischen Flecken. Aber der Engel des Herrn redete zu Philippo / und sprach: »Stehe auf und gehe gegen Mittag / auf die Straßen die von Jerusalem gehet hinab gen Gaza / die da wüste ist.« Und er stund auf und ging hin. Und siche / ein Mann aus Mohrenland ein Kämmerer und Gewalti- 27 21 rechtschaffen. Bis 1727: aufrichtig. 27 Kämmerer. Bis 152}: Verschnittener. ger der Königin Kandake in Mohrenland / welcher war über alle ihre Schatzkammer / der war kommen gen Jerusalem anzubeten / und zog wieder heim / und saß auf seinem Wagen / und las den Propheten Jesajam. 29 Der Geist aber sprach zu Philippo: » Gehe hinzu / und mache dich bei diesen Wagen.« Da lief Philippus hinzu und hörete / daß er den Propheten Jesajam las / und sprach: »Verstehest du auch was du liesest?« Er aber sprach: »Wie kann ich / so mich nicht jemand anleitet?« Und " ermahnete Philippum / daß er aufträte und setzte sich bei ihn. Der Inhalt aber der Schrift / die er las / war dieser: Er ist wie ein Schaf zur Schlachtung gefuhret / und still wie ein Lamm vor seinem Scherer / also hat er nicht aufgetan seinen Mund. In seiner Niedrigkeit ist sein Gerichte erhaben. Wer wird aber seines Lebens Länge ausreden? Denn sein Leben ist von der Erden weggenommen. Da antwortete der Kämmerer Philippo / und sprach: »Ich bitte dich / von wem redet der Prophet solches? Von ihm selber / oder von jemand anders?« Philippus aber tat seinen Mund auf / und fing von dieser Schrift an / und predigete ihm das Evangelium von Jesu. 36 Und als sie zogen der Straßen nach / kamen sie an ein Wasser. Und der Kämmerer sprach: »Siehe / da ist Wasser / was hinderts / daß ich mich taufen lasse?« Philippus aber sprach: »Glaubest du von ganzem Herzen / so mags wohl sein.« Er antwortete / und sprach: »Ich glaube / daß Jesus Christus Gottes Sohn ist.« Und er hieß den Wagen halten / und stiegen hinab in das Wasser / beide Philippus und der Kämmerer / und er taufete ihn. Da sie aber herauf stiegen aus dem Wasser / rückte der Geist des Herrn Philippum hinweg / und der Kämmerer sähe ihn nicht mehr. Er zog aber seine Straße fröhlich. Philippus aber ward funden zu Asdod / und wandelte umher / und predigete allen Städten das Evangelium / bis daß er kam gen Cäsa- »seines Lebens Länge«: Das ist/ wie lange er regieren soll/das ist ewiglich. rea. »schnaubete«: war heftig/stürmisch und sprii-liete. Paulus vocatus et illuminatus / tarnen ad Anani-arn mittitur / ut festes habeat etc. (Paulus/berufen und erleuchtet / wird dennoch zu Ananiasgesandt /damit er Zeugen habe.) Non ergo mittitur /ut vocetur, sedsanetur. (Er wird also nicht zu Ananias geschickt /um berufen /sondern um geheilt zu werden.) Das neunte Kapitel Saulus aber schnaubete noch mit Dräuen und Morden / wider die Jünger des Herrn / und ging zum Hohenpriester / und bat ihn um Briefe gen Damaskum an die Schulen / auf daß / so er etliche dieses Weges flinde / Männer und Weiber / er sie gebunden fuhrete gen Jerusalem. Und da er auf dem Wege war / und nahe bei Damaskum kam / umleuchtete ihn plötzlich ein Licht vom Himmel / und fiel auf die Erden / und hörete eine Stimme / die sprach zu ihm : » Saul / Saul / was verfolgest du mich?« Er aber sprach: »Herr / wer bist du?« Der Herr sprach: »Ich bin Jesus / den du verfolgest. Es wird dir schwer werden wider den Stachel locken.« Und er sprach mit Zittern und Zagen: »Herr / was willst du daß ich tun soll?« Der Herr sprach zu ihm: »Stehe auf / und gehe in die Stadt / da wird man dir sagen / was du tun sollst.« Die Männer aber / die seine Gefährten waren / stunden und waren 7 erstarret / denn siehöreten seine Stimme und sahen niemand. Saulus aber richtete sich auf von der Erden / und als er seine Augen auftat / sähe er niemand. Sie nahmen ihn aber bei der Hand / und fuhreten ihn gen Damaskum / und war drei Tage nicht sehend / und aß nicht und trank nicht. Es war aber ein Jünger zu Damasko mit Namen Ananias / zu dem sprach der Herr im Gesichte: »Anania!« Und er sprach: »Hie bin ich Herr.« Der Herr sprach zu ihm: »Stehe auf / und gehe hin in die Gassen / die da heißet die Richtige / und frage in dem Hause Juda nach Saulo mit Namen von Tarsus / denn siehe er betet. Und hat gesehen im Gesichte einen Mann / mit Namen Ananias / zu ihm hinein kommen / und die Hand auf ihn legen / daß er wieder sehend werd.« Ananias aber antwortete: »Herr / ich habe von vielen gehöret von diesem Manne / wie viel Übels er deinen Heiligen getan hat zu Jerusalem / und er hat allhie Macht von den Hohenpriestern / zu binden alle die deinen Namen anrufen.« Der Herr sprach zu ihm: »Gehe hin / denn dieser ist mir ein auser- 15 wählt Rüstzeug / daß er meinen Namen trage vor den Heiden / und vor den Königen / und vor den Kindern von Israel. Ich will ihm zeigen / wie viel er leiden muß um meines Namens willen.« Und Ananias ging hin und kam in das Haus / und legete die Hände aufihn / und sprach: »Lieber Bruder Saul / der Herr hat mich gesandt / der dir erschienen ist auf dem Wege / da du her kämest / daß du wieder sehend und mit dem heiligen Geist erfüllet werdest.« Und alsobald fiel es von seinen Augen / wie Schuppen / und ward wieder sehend. Und stund auf / ließ sich taufen / und nahm Speise zu sich / und stärkete sich. Saulus aber war etliche Tage bei den Jüngern zu Damasko / und alsbald predigete er Christum in den Schulen / daß derselbige Gottes Sohn sei. Sie entsetzten sich aber alle / die es höreten / und sprachen: »Ist das nicht der zu Jerusalem verstörete alle / die diesen Namen anrufen / und darum her kommen / daß er sie gebunden führe zu den ' Hohenpriestern?« Saulus aber ward je mehr kräftiger / und trieb die Juden ein / die zu Damasko wohneten / und bewährte es (bewies es) / daß dieser ist der Christ. 23 Und nach viel Tagen hielten diejuden einen Rat zusammen / daß sie ihn töteten. Aber es ward Saulo kund getan / daß sie ihm nachstelle-ten. Sie hüteten aber Tag und Nacht an den Toren / daß sie ihn töteten. Da nahmen ihn die Jünger bei der Nacht / und taten ihn durch die Mauer / und ließen ihn in einem Korbe hinab. Da aber Saulus gen Jerusalem kam / versuchte er sich bei diejünger zu machen / und sie fürchteten sich alle vor ihm / glaubeten nicht / 27 daß er ein Jünger wäre. Barnabas aber nahm ihn zu sich / und führete ihn zu den Aposteln / und erzählete ihnen / wie er auf der Straßen den Herrn gesehen / und er mit ihm geredt / und wie er zu Damasko den Namen Jesu frei geprediget hätte. Und er war bei ihnen / und ging aus und ein zu Jerusalem / und predigete den Namen des Herrn Jesu frei. Er redete auch und befragete sich mit den Griechen / aber sie stelleten ihm nach / daß sie ihn töteten. Da das die Brüder erfuhren / geleiteten sie ihn gen Cäsarea / und schickten ihn gen Tarsus. So hatte nu die Gemeine Friede durch ganz Judäa und Galiläa und Samaria / und bauete sich / und wandelte in der Furcht des Herrn / und ward erfüllet mit Trost des heiligen Geistes. 32 Es geschah aber / da Petrus durchzog allenthalben / daß er auch zu den Heiligen kam / die da zu Lydda wohneten. Daselbst fand er einen Mann mit Namen Äneas / acht Jahr lang auf dem Bette gelegen / der war gichtbiichig. Und Petrus sprach zu ihm: »Änea/Jesus Christus mache dich gesund / stehe auf /und bette dir selber.« Und alsobald stund er auf. Und es sahen ihn alle / die zu Lydda und zu Saron wohneten / die bekehreten sich zu dem Herrn. Testimonium oportet habere propterfalsos fratres. (Er muß ein Zeugnis haben wegen der falschen Brüder.) Verbo /sine lege et operi-bus. (Durchs Wort /ohne Gesetz und Werke.) 27 (ebenso 28) den Namen ... frei geprediget hätte. Bis 17,27: freidig gehandelt hätte an dem Namen Jesu. »Jüngerhut: Erst ist sie gläubig und einejiin-germ / darnach tut sie viel Guts. Verba / sine lege et aperibus. (Durchs Wort / ohne Gesetz und Wer he. j Siehe / dieser Kornelius ist ein Heide und unbeschnitten und ohn Gesetz. Und hat doch des künftigen Christi Glauben / der ihn lehret gute Werk tun / ob er wohl ein Krieger ist. Und wird erleuchtet zum Glauben des erschienen Christi. Zu Joppe aber war eine Jüngerin / mit Namen Tabea / welchs verdolmetscht heißet >cin Rehe Die war voll guter Werk und Almosen / die sie tat. Es begab sich aber zu derselbigen Zeit / daß sie krank ward / und starb. Da wuschen sie dieselbige / und legten sie auf den Söller. Nu aber Lydda nahe bei Joppen ist / da die Jünger höreten / daß Petrus daselbst war / sandten sie zu ihm / und ermahneten ihn / daß er sichs nicht ließe verdrießen zu ihnen zu kommen. Petrus aber stund auf und kam mit ihnen. Und als er dar kommen 39 war / fuhreten sie ihn hinauf auf den Söller / und traten um ihn alle Witwen / weineten und zeigeten ihm die Röcke und Kleider / welche die Rehe machte / weil sie bei ihnen war. Und da Petrus sie alle hinaus getrieben hatte / kniete er nieder / betete / und wandte sich zu dem Leichnam / und sprach: »Tabea / stehe auf!« Und sie tat ihre Augen auf / und da sie Petrum sähe / setzte sie sich wieder. Er aber gab ihr die Hand / und richtete sie auf / und rief den Heiligen und den Witwen und stellete sie lebendig dar. Und es ward kund durch ganz Joppen / und viel wurden gläubig an den Herrn. Und es geschah / daß er lange Zeit zu Joppe blieb / bei einem Simon der ein Gerber war. Das zchent Kapitel Es war aber ein Mann zu Cäsarea / mit Namen Kornelius / ein Hauptmann von der Schar / die da heißt / die Welsche / gottselig und gottfürchtig / samt seinem ganzen Hause / und gab dem Volk viel Almosen / und betete immer zu Gott. Der sähe in einem Gesichte offenbarlich / um die neunte Stunde am Tage / einen Engel Gottes zu ihm eingehen / der sprach zu ihm: »Korneli!« Er aber sähe ihn an / erschrak / und sprach: »Herr / was ists?« Er aber sprach zu ihm: »Dein Gebet und dein Almosen sind hinauf kommen ins Gedächtnis vor Gott. Und nu sende Männer gen Joppen / und laß fordern Simon / mit dem Zunamen Petrus / welcher ist zur Herberge bei einem Gerber Simon / des Haus am Meer liegt / der wird dir sagen / was du tun sollst.« Und da der Engel / der mit Kornelio redete / hinweg gegangen war / rief er zween seiner Hausknechte und einen gottfürchtigcn Kriegsknecht / von denen die auf ihn warteten / und crzählete cs ihnen alles / und sandte sie gen Joppen. Des andern Tages / da diese auf dem Wege waren / und nahe zur 9 9 auf dein Wege waren. Bis 1527: reiseten. Stadt kamen / stieg Petrus hinauf auf den Söller zu beten / um die sechste Stund. Und als er hungerig ward / wollte er anbeißen. Da sie ihm aber zubereiteten / ward er entzückt / und sähe den Himmel aufgetan / und hernieder fahren zu ihm ein Gefäße / wie ein groß leinen Tuch an vier Zipfel gebunden / und ward nieder gelassen auf die Erden / darinnen waren allerlei vierfußige Tier der Erden / und wilde Tier / und Gewürme / und Vögel des Himmels. Und geschah eine Stimme zu ihm: »Stehe auf Petre / schlachte und iß.« Petrus aber sprach: »O nein Herr / denn ich habe noch nie etwas Gemeines oder Unreines gessen.« Und die Stimme sprach zum andern Mal zu ihm : »Was Gott gereiniget hat / das mache du nicht gemein.« Und das geschah zu drei Malen. Und das Gefäße ward wieder aufgenommen gen Himmel. Als aber Petrus sich in ihm selbst bekümmerte / was das Gesichte wäre / das er gesehen hatte / siehe / da fragten die Männer / von Kornelio gesandt / nach dem Hause Simonis / und stunden an der Tür / riefen und forscheten / ob Simon mit dem Zunamen Petrus allda zur Herberg wäre. Indem aber Petrus sich besinnete über dem Gesichte / sprach der Geist zu ihm: »Siehe / die Männer suchen dich. Aber stehe auf / steig hinab und zeuch mit ihnen / und zweifei nichts / denn ich habe sie gesandt.« Da stieg Petrus hinab zu den Männern / die von Kornelio zu ihm gesandt waren / und sprach: »Siehe / ich bins / den ihr suchet. Was ist die Sache / darum ihr hie seid?« Sie aber sprachen: »Kornelius der Hauptmann / ein frommer und gottfürchtiger Mann / und gutes Gerüchts bei dem ganzen Volk der Juden / hat einen Befehl empfangen vom heiligen Engel / daß er dich sollte fordern lassen in sein Haus / und Wort von dir hören.« Da rief er ihnen hinein und her-bergete sie. Des andern Tages zog Petrus aus mit ihnen / und etliche Brüder von Joppen gingen mit ihm. Und des andern Tages kamen sie ein gen Cäsaream. Kornelius aber wartete auf sie / und rief zusammen seine Verwandten und Freunde. Und als Petrus hinein kam / ging ihm Kornelius entgegen / und fiel zu seinen Füßen / und betete ihn an. Petrus aber richtete ihn auf/ und sprach: »Stehe auf/ ich bin auch ein Mensch.« Und als er sich mit ihm besprochen hatte / ging er hinein / und fand ihrer viel / die zusammen kommen waren. Und er sprach zu ihnen: »Ihr wisset / wie es ein ungewohnet Ding ist einem jüdischen Mann / sich zu tun oder kommen zu einem Fremdlinge. Aber Gott hat mir gezeiget / keinen Menschen gemein oder unrein zu heißen / darum habe ich mich nicht geweigert zu kommen / als ich bin her gefordert. So frage ich euch nu / warum ihr mich habt lassen fordern?« Kornelius sprach: »Ich habe vier Tage gefastet bis an diese Stunde / 40 und um die neunte Stunde betete ich in meinem Hause. Und siehe / da trat ein Mann vor mir in einem hellen Kleid / und sprach: >Korneli/ dein Gebet ist erhöret / und deiner Almosen ist gedacht worden vor Gott. So sende nu gen Joppen / und laß her rufen einen Simon / mit dem Zunamen Petrus (welcher ist zur Herberge in dem Hause des Gerbers Simon / an dem Meer) der wird dir / wenn er kommt / sagen.< Da sandte ich von Stund an zu dir / und du hast wohl getan / daß du kommen bist. Nu sind wir alle hie gegenwärtig vor Gott / zu hören alles / was dir von Gott befohlen ist.« Petrus aber tat seinen Mund auf / und sprach: »Nu erfahre ich mit der Wahrheit / daß Gott die Person nicht ansiehet / sondern in allerlei Volk / wer ihn furchtet und recht tut / der ist ihm angenehme. Ihr wisset wohl von der Predigt / die Gott zu den Kindern Israel 36 gesandt hat / und verkündigen lassen den Frieden / durch Jesum Christum (welcher ist ein Herr über alles) / die durchs ganze Jüdische Land geschehen ist / und angegangen in Galiläa nach der Taufe / die Johannes predigete / wie Gott denselbigen Jesum von Nazareth gesalbet hat mit dem heiligen Geiste und Kraft / der umher gezogen ist / und hat wohlgetan und gesund gemacht alle / die vom Teufel überwältiget waren / denn Gott war mit ihm. Und wir sind Zeugen alles / das er getan hat im Jüdischen Lande und zu Jerusalem. Den haben sie getötet / und an ein Holz gehangen. Denselbigen hat Gott auferwecket am dritten Tage / und ihn lassen offenbar werden / nicht allem Volk / sondern uns / den vorerwähle-ten Zeugen von Gott / die wir mit ihm gessen und getrunken haben / nachdem er auferstanden ist von den Toten. Und er hat uns geboten / zu predigen dem Volk / und zeugen / daß er ist verordnet von Gott ein Richter der Lebendigen und der Toten. Von diesem zeugen alle Propheten / daß durch seinen Namen / alle die an ihn glauben / Vergebung der Sünde empfahen sollen.« Da Petrus noch diese Wort redete / fiel der heilige Geist auf alle die 44 dem Wort zuhöreten. Und die Gläubigen aus der Beschneidung / die mit Petro kommen waren / entsetzten sich / daß auch auf die Heiden die Gabe des heiligen Geistes ausgegossen ward. Denn sie höreten / daß sie mit Zungen redeten und Gott hoch preiseten. Da antwortete Petrus: »Mag auch jemand das Wasser wehren / daß diese nicht ge- tauft werden / die den heiligen Geist empfangen haben / gleich wie auch wir?« Und befahl sie zu taufen in dem Namen des Herrn. Da baten sie ihn / daß er etliche Tage da bliebe. Das eilft Kapitel Es kam aber vor die Apostel und Brüder / die in dem Jüdischen " Lande waren / daß auch die Heiden hätten Gottes Wort angenommen. Und da Petrus hinauf kam gen Jerusalem / zankten mit ihm / die aus der Beschneidung waren / und sprachen: »Du bist eingegangen zu den Männern / die Vorhaut haben / und hast mit ihnen ges-sen.« 4 Petrus aber hub an / und erzählets ihnen nach einander her / und sprach: »Ich war in der Stadt Joppe im Gebete / und war entzückt / und sähe ein Gesichte / nämlich / ein Gefäße hernieder fahren / wie ein groß leinen Tuch mit vier Zipfel / und niedergelassen vom Himmel / und kam bis zu mir. Darein sähe ich / und ward gewahr / und sähe vierfüßige Tier der Erden / und wilde Tier / und Gewürme / und Vögel des Himmels. Ich hörete aber eine Stimme / die sprach zu mir: >Stehe auf Petre / schlachte und iß.< Ich aber sprach: >0 nein Herr / denn es ist nie kein Gemeines noch Unreines in meinen Mund gegangene Aber die Stimme antwortete mir zum andern Mal vom Himmel: >Was Gott gereiniget hat / das mache du nicht gemein.< Das geschah aber dreimal / und ward alles wieder hinauf gen Himmel gezogen. 11 Und siehe / von Stund an stunden drei Männer vor dem Hause / darinnen ich war / gesandt von Cäsarien zu mir. Der Geist aber sprach zu mir / ich sollte mit ihnen gehen / und nicht zweifeln. Es kamen aber mit mir diese sechs Brüder / und wir gingen in des Mannes Haus. Und er verkündigete uns / wie er gesehen hätte einen Engel in seinem Hause stehen / der zu ihm gesprochen hätte: >Sende Männer gen Joppen / und laß fordern den Simon mit dem Zunamen Petrum / der wird dir Wort sagen / dadurch du selig werdest / und dein ganzes Haus.< Indem aber ich anfing zu reden / fiel der heilige Geist auf sie / gleich wie auf uns am ersten Anfang. Da dachte ich an das Wort des Herrn / als er sagete: Johannes hat mit Wasser getauft / ihr aber sollet mit dem heiligen Geist getauft werden.< So nu Gott ihnen gleiche Gaben gegeben hat / wie auch uns / die da glauben an den Herrn Jestiin Christ / wer war ich / daß ich könnt Gott wehren?« »gleichwie auf uns«: Olm Unter schied der Verdienst und ohn Gesetz. Da sic das höreten / schwiegen sie stille / und lobetcn Gott und sprachen: »So hat Gott auch den Heiden Buße gegeben zum Leben?« Die aber zerstreuet waren in der Trübsal / so sich über Stephano ig erlaub / gingen umher / bis gen Phönizien und Zypern und Antio-chia und redten das Wort zu niemand / denn allein zu den Juden. Es waren aber etliche unter ihnen / Männer von Zypern und Kyrene / die kamen gen Antiochia / und redeten auch zu den Griechen / und predigeten das Evangelium vom Herrn Jesu. Und die Hand des »bekehrele Herrn war mit ihnen / und ein große Zahl ward gläubig und bekeh- ich«: Olm Ge- rete sich zum Herrn. ,f~ kommen sie £s Lam aber diese Rede von ihnen / vor die Ohren der Gemeine zu 22 zuClnisio. jerusa]em. Und sic sandten Barnabam / daß er hin ginge / bis gen Antiochia. Welcher / da er hin kommen war / und sähe die Gnade Gottes / ward er froh / und ermahnete sie alle / daß sie mit festem Herzen an dem Herrn bleiben wollten / denn er war ein frommer Mann / voll heiliges Geistes und Glaubens. Und es ward ein groß Volk dem Herrn zugetan. Barnabas aber zog aus gen Tarsus / Sau-lum wieder zu suchen / und da er ihn fand / führete er ihn gen Antiochia. Und sie blieben bei der Gemeine ein ganz Jahr / und lehreten viel Volks / daher diejünger am ersten zu Antiochia Christen genen-net wurden. In denselbigen Tagen kamen Propheten von Jerusalem gen Antio- 27 chia / und einer unter ihnen / mit Namen Agabus / stund auf / und deutete durch den Geist eine große Teurung / die da kommen sollt über den ganzen Kreis der Erden / welche geschah unter dem Kaiser Claudio. Aber unter den Jüngern beschloß ein jeglicher / nachdem er vermochte / zu senden eine Handreichung den Brüdern / die in Judäa wohncten / wie sie denn auch taten / und schicktens zu den Ältesten / durch die Hand Barnabä und Sauli. Das zwölft Kapitel Um dicsclbige Zeit legete der König Herodes die Hände an etliche von der Gemeine zu peinigen. Er tötete aberjakobumjohannis Bruder / mit dem Schwert / und da er sähe / daß es den Juden gefiel / fuhr er fort / und fing Petrum auch. Es waren aber eben die Tage der süßen Brot. Da er ihn nu griff / legete er ihn ins Gefängnis / und 18 lobeten. Bis 1525: preiseien. überantwortete ihn vier Vierteiln Kriegsknechten / ihn zu bewahren / und gedacht ihn nach den Ostern dem Volk vorzustellen. Und Petrus ward zwar im Gefängnis gehalten / aber die Gemeine betete ohn Aufhören für ihn zu Gott. Und da ihn Herodes wollt vorstellen / in derselbigen Nacht / schliefPetrus zwischen zween Kriegsknechten / gebunden mit zwo Ketten / und die Hüter vor der Tür hüteten des Gefängnisses. 7 Und siehe / der Engel des Herrn kam daher / und ein Licht schien in " dem Gemach / und schlug Petrum an die Seiten / und weckete ihn auf und sprach: »Stehe behends auf.« Und die Ketten fielen ihm von seinen Händen. Und der Engel sprach zu ihm: »Gürte dich und tu deine Schuh an.« Und er tat also. Und er sprach zu ihm: »Wirfdeinen Mantel um dich / und folge mir nach.« Und er ging hinaus / und folgte ihm / und wußte nicht / daß ihm wahrhaftig solches geschähe durch den Engel / sondern es deuchte ihn / er sähe ein Gesichte. Sie gingen aber durch die erste und ander Hut / und kamen zu der eisern Tür / welche zur Stadt führete / die tat sich ihnen von ihr selber auf. Und traten hinaus / und gingen hin / eine Gasse lang / und alsobald schied der Engel von ihm. ; 1 Und da Petrus zu ihm selber kam / sprach er: »Nu weiß ich wahrhaftig / daß der Herr seinen Engel gesandt hat / und mich errettet aus der Hand Herodis / und von allem Warten des jüdischen Volks.« Und als er sich besinnete / kam er vor das Haus Mariä der Mutter Johannis / der mit dem Zunamen Markus hieß / da viel bei einander waren und beteten. Als aber Petrus an die Tür klopfete des Tores / trat hervor eine Magd zu horchen / mit Namen Rhode. Und als sie Petrus Stimme erkannte / tat sie das Tor nicht auf vor Freuden / lief aber hinein / und verkündigets ihnen / Petrus stünde vor dem Tor. Sie aber sprachen zu ihr: »Du bist unsinnig.« Sie aber bestünde drauf/ es wäre also. Sie sprachen: »Es ist sein Engel.« Petrus aber klopfete weiter an. Da sie aber auftaten / sahen sie ihn / und entsetzten sich. Er aber winkete ihnen mit der Hand zu schweigen / und erzählete ihnen / wie ihn der Herr hatte aus dem Gefängnis geflihrct / und sprach: »Verkündiget diesjakobo und den Brüdern.« Und ging hinaus / und zog an einen andern Ort. 18 Da es aber Tag ward / ward nicht eine kleine Bekümmernis unter den Kriegsknechten / wie es doch mit Petro gangen wäre. Herodes aber / da er ihn forderte und nicht fand / ließ er die Hüter rcchtfcrti- 18 Niehl eine kleine Bekümmernis. Hier und öfter soviel wie: eine nicht kleine. » Vierteiln: Ein Hanfe Knechte ward in vier Teil geteilet / da ja ein Teil mußte das vierte Teil der Nacht wachen / eins ums andre. »ohn A iß ihren «: Hielt an am Gehet /ließ nicht ab /wie ein recht Gehet sein soll. Hi credunt ange-los esse ministros homimtm. (Sie glauben / die Engel seien Diener der Menschen.) gen / und hieß sie wegflihren. Und zog von Judäa hinab gen Cäsare-am / und hielt allda sein Wesen. Denn er gedacht wider die von 20 Tyrus und Sidon zu kriegen. Sie aber kamen einmütiglich zu ihm / und überredeten des Königes Kämmerer Blastum / und baten um Frieden / darum / daß ihre Lande sich nähren mußten von des Königes Land. Aber auf einen bestimmten Tag / tat Herodes das königliche Kleid an / setzte sich auf den Richtstuhl / und tat eine Rede zu ihnen. Das Volk aber rief zu: »Das ist Gottes Stimme / und nicht eines Menschen.« Alsbald schlug ihn der Engel des Herrn / darum / daß er die Ehre nicht Gott gab / und ward gefressen von den Würmern / und gab den Geist auf. Das Wort Gottes aber wuchs und mehrete sich. Barnabas aber und 24 Saulus kamen wieder gen Jerusalem / und überantworteten die Handreichung / und nahmen mit sich Johannem / mit dem Zunamen Markus. »Barjehu«: Das ist auf Deutsch /ein Sohn Gottes< / denn die hebräische Sprache nennet Gott je-hu< (Jahweh) / das ist der Name Tetragramma-ton/davon die Juden viel Wunders dichten. Also wird dieser Zauberer auch desselbigen Namengebraucht haben / wie jetzt die Zauberer des Kreuzes und andere heilige Wort und Zeichen brauchen. Das dreizehent Kapitel Es waren aber zu Antiochia in der Gemeine Propheten und Lehrer / nämlich / Barnabas / und Simon genannt Niger / und Lucius von Kyrenen / und Manahen mit Herodes dem Vierfürsten erzogen / und Saulus. Da sie aber dem Herrn dieneten und fasteten / sprach der heilige Geist: »Sondert mir aus Barnabam und Saulum / zu dem Werk / dazu ich sie berufen habe.« Da fasteten sie und beteten / und legeten die Hände auf sie / und ließen sie gehen. Und wie sie ausgesandt waren vom heiligen Geist / kamen sie gen Seleucia / und von dannen schifften sie gen Zypern. Und da sie in die Stadt Salamin 5 kamen / verkündigeten sie das Wort Gottes in derjuden Schulen. Sie hatten aber auch Johannem zum Diener. Und da sie die Inseln durchzogen bis zu der Stadt Paphos / funden sie einen Zauberer und falschen Propheten / einen Juden / der hieß Barjehu / der war bei Sergio Paulo dem Landvogt / einem verständigen Mann. Derselbige rief zu sich Barnabam und Saulum / und begehrte das Wort Gottes zu hören. Da stund ihnen wider der Zau- 20 gedachte zu kriegen. Bis 1540: grunzete mit denen von Tyro und Sidon. 1 mit Herodes dem Vierfürsten erzogen. Bis 1527; Herodis des Vierfürsten Kind Geselle. 5 Salamis. berer Elimas (denn also wird sein Name gedeutet) und trachtete / daß er den Landvogt vom Glauben wendete. 9 Saulus aber / der auch Paulus heißet / voll heiliges Geistes / sähe ihn an / und sprach: »O du Kind des Teufels / voll aller List und aller Schalkheit / und Feind aller Gerechtigkeit / du hörest nicht auf abzuwenden die rechten Wege des Herrn. Und nu siehe / die Hand des Herrn kommt über dich / und sollst blind sein / und die Sonne eine Zeit lang nicht sehen.« Und von Stund an fiel auf ihn Dunkelheit " und Finsternis / und ging umher und suchte Handleiter. Als der Landvogt die Geschichte sähe / glaubete er / und verwunderte sich der Lehre des Herrn. Da aber Paulus und die um ihn waren von Papho schifften / kamen sie gen Pergen im Lande Pamphylia. Johannes aber wich von ihnen und zog wieder gen Jerusalem. Sie aber zogen durch von Pergen / und kamen gen Antiochian / im Lande Pisidia / und gingen in die Schule am Sabbathtage / und setzten sich. Nach der Lektion aber des Gesetzes und der Propheten / sandten die Obersten der Schule zu ihnen / und ließen ihnen sagen: »Lieben Brüder / wollt ihr etwas reden und das Volk ermahnen / so saget an.« 16 Da stund Paulus auf / und winkete mit der Hand / und sprach: »Ihr Männer von Israel / und die ihr Gott fürchtet / höret zu. Der Gott dieses Volks hat erwählet unsre Väter / und erhöhet das Volk / da sie Fremdlinge waren im Lande Ägypten / und mit einem hohen Arm führete er sie aus demselbigen / und bei vierzig Jahren lang duldete er ihre Weise in der Wüsten. Und vertilgete sieben Völker in dem Lande Kanaan / und teilete unter sie nach dem Los jener Lande. Darnach gab er ihnen Richter bei dreihundertundfünfzig Jahr lang / bis auf den Propheten Samuel. Und von da an baten sie um einen König / und Gott gab ihnen Saul / den Sohn Kis / einen Mann aus dem Geschlechte Benjamin vierzig Jahr lang. Und da er denselbi-gen wegtat / richtete er auf über sie David zum Könige / von welchem er zeugete: >Ich habe funden David den Sohn Jesse / einen Mann nach meinem Herzen / der soll tun allen meinen Willen. < Aus dieses Samen hat Gott / wie er verheißen hat/gezeugt Jesu m dem Volk Israel zum Heiland. Als denn Johannes zuvor dem Volk Israel 25 predigete die Taufe der Buße / ehe denn er anfing. Als aber Johannes seinen Laufcrfüllete/sprachcrnlchbinnichtdcr/dafürihr mich haltet/ aber siehe/er kommet nach mir/des ich nicht wert bin/daß ich ihm die Schuhe seiner Füße auflöse.< 25 auflöse. Bis 1540: ausziehe. »Elimas«: Lautet auf Hebräisch fast/als habe er sich Eli-Mes-sias / das ist >Gottes König< / genennet / oder ein iGesalbeter GottesDu bist mein Sohn / heute habe ich dich gezeuget.< Daß er ihn aber hat von den Toten auferweckt / daß er fort nicht mehr soll verwesen / spricht er also: >Ich will euch die Gnade / David verheißen / treulich halten. < Darum spricht er auch am andern Ort: >Du wirst es nicht zugeben / daß dein Heiliger die Verwesung sehe.< Denn David / da er zu seiner Zeit gedienet hatte dem Willen Gottes / ist er entschlafen / und zu seinen Vätern getan / und hat die Verwesung gesehen. Den aber Gott auferweckt hat / der hat die Verwesung nicht gesehen. So sei es nu euch kund / lieben Brüder / daß euch verkündiget wird Vergebung der Sünde durch diesen / und von dem allem / durch welches ihr nicht konntet im Gesetz Mosi gerecht werden. Wer aber an diesen glaubet / der ist gerecht. Sehet nu zu / daß nicht über euch komme / das in den Propheten gesagt ist: Sehet ihr Verächter und verwundert euch / und werdet zunichte / denn ich tue ein Werk zu euern Zeiten / welchs ihr nicht glauben werdet / so es euch jemand erzählen wird.« Da aber die Juden aus der Schule gingen / baten die Heiden daß sic 42 zwischen Sabbaths / ihnen die Wort sageten. Und als die Gemeine der Schule von einander gingen / folgeten Paulo und Barnabas nach viel Juden und gottflirchtige Judgenossen. Sic aber sagten ihnen / und vermahneten sie / daß sie bleiben sollten in der Gnade Gottes. Am folgenden Sabbath aber kam zusammen fast die ganze Stadt / das Wort Gottes zu hören. Da aber die Juden das Volk sahen / wurden sie voll Neides / und widersprachen dem / das von Paulo gesagt ward / widersprachen und lästerten. Paulus aber und Barnabas sprachen frei öffentlich: »Euch mußte zuerst das Wort Gottes gesagt werden. Nu ihr es aber von euch stoßet / und achtet euch selbst nicht wert des ewigen Lebens / siehe / so wenden wir uns zu den Heiden. Denn also hat uns der Herr geboten: Ich habe dich den Heiden zum Licht gesetzt / daß du das Heil seiest bis an das Ende der Erden.« 48 Da es aber die Heiden höreten / wurden sie froh / und preiseten das Wort des Herrn / und wurden gläubig / wie viel ihrer zum ewigen Leben verordnet waren. Und das Wort des Herrn ward ausgebreitet durch die ganze Gegend. Aber die Juden bewegeten die andächtigen und ehrbarn Weiber / und der Stadt Obersten / und erweckten eine Verfolgung über Paulum und Barnabam / und stießen sie zu ihren Grenzen hinaus. Sie aber schüttelten den Staub von ihren Füßen über sie / und kamen gen Ikonien. Die Jünger aber wurden voll Freuden und heiligen Geists. Verbo / sine lege et operibtis hi convertuntur. (Durchs Wort / ohne Gesetz und Werke / werden diese bekehrt.) Das vierzehent Kapitel Es geschah aber zu Ikonien / daß sie zusammen kamen / und predigten in der Judcnschulen / also / daß ein große Menge der Juden und der Griechen gläubig ward. Die ungläubigen Juden aber erweckten und entrüsteten die Seelen der Heiden wider die Brüder. So hatten sie nu ihr Wesen daselbst eine lange Zeit / und lehreten frei im Herrn / welcher bezeugete das Wort seiner Gnade / und ließ Zeichen und Wunder geschehen durch ihre Hände. Die Menge aber der Stadt spaltete sich. Etliche hieltens mit den Juden / und etliche mit den Aposteln. 5 Da sich aber ein Sturm erhub der Heiden und der Juden und ihrer Obersten / sie zu schmähen und zu steinigen / wurden sic des innen und entflohen in die Städte des Landes Lykaonia / gen Lystran und Derben / und in die Gegend umher / und predigeten daselbst das Evangelium. 8 Und es war ein Mann zu Lystra / der mußte sitzen / denn er hatte böse Füße / und war lahm von Mutterleibe / der noch nie gewandelt hatte / der hörete Paulum reden. Und als er ihn ansahe / und mer-kete / daß er glaubete / ihm möchte geholfen werden / sprach er mit lauter Stimme: »Stehe aufrichtig auf deine Füße!« Und er sprang auf und wandelte. Da aber das Volk sähe / was Paulus getan hatte / hüben sie ihre Stimme auf / und sprachen auf Lykaonisch: »Die Götter sind den Menschen gleich worden / und zu uns hernieder kommen.« Und nenneten Barnabam Jupiter / und Paulum Merku-rius / dieweil er das Wort führete. Der Priester aber Jupiters / der vor ihrer Stadt war / brachte Ochsen und Kränze vor das Tor / und wollte opfern samt dem Volk. Da das die Apostel Barnabas und Paulus höreten / zerrissen sie ihre 14 Kleider und Sprüngen unter das Volk / schrieen und sprachen: »Ihr Männer / was machet ihr da? Wir sind auch sterbliche Menschen / gleich wie ihr / und predigen euch das Evangelium / daß ihr euch bekehren sollt / von diesem falschen / zu dem lebendigen Gott / welcher gemacht hat Himmel und Erden / und das Meer / und alles was drinnen ist / der in vergangnen Zeiten hat lassen alle Heiden wandeln ihr eigen Wege. Und zwar hat er sich selbst nicht unbezeu-get gelassen / hat uns viel Guts getan / und vom Himmel Regen und fruchtbare Zeitung (Zeit) gegeben / unser Herzen erfüllet mit Speise und Freuden.« Und da sie das sagten / stilleten sic kaum das Volk / daß sie ihnen nicht opferten. Es kamen aber dahin Juden von Antiochia und Ikonien / und iiberre- ig deten das Volk / und steinigten Paulum / und schleiften ihn zur Stadt hinaus / meineten / er wäre gestorben. Da ihn aber die Jünger umringten / stund er auf und ging in die Stadt. Und auf den andern Tag ging er aus mit Barnaba gen Derben / und predigten derselbigen Stadt das Evangelium / und unterweiseten ihrer viel. Und zogen wieder gen Lystran und Ikonien und Antiochian / stärketen die Seelen der Jünger / und ermahneten sie / daß sie im Glauben blieben / und daß wir durch viel Trübsal müssen in das Reich Gottes gehen. Und sie ordneten ihnen hin und her Ältesten in den Gemeinen / beteten und fisteten / und befohlen sie dem Herrn / an den sie gläubig worden waren. Und zogen durch Pisidian / und kamen in Pamphylian / und redten 24 das Wort zu Pergen / und zogen hinab gen Attalian / und von dannen schifften sie gen Antiochian / von dannen sie verordnet waren / durch die Gnade Gottes / zu dem Werk / das sie hatten ausgericht. Da sie aber dar kamen / versammelten sie die Gemeine / und verkündigten / wie viel Gott mit ihnen getan hatte / und wie er den Heiden hätte die Tür des Glaubens aufgetan. Sie hatten aber ihr Wesen allda nicht eine kleine Zeit / bei den Jüngern. Das funftzehent Kapitel Und etliche kamen herab von Judäa / und lehreten die Brüder: »Wo ihr euch nicht beschneiden lasset nach der Weise Mosi / so könnt ihr ”nicht selig werden.« Da sich nu ein Aufruhr erhub / und Paulus und Barnabas nicht ein geringen Zank mit ihnen hatten / ordneten sie / daß Paulus und Barnabas / und etliche ander aus ihnen hinauf zögen / gen Jerusalem zu den Aposteln und Ältesten / um dieser Frage willen. Und sie wurden von der Gemeine geleitet / und zogen durch Phönizien und Samarian / und erzähleten den Wandel der Heiden / und machten große Freude allen Brüdern. Da sie aber dar kamen gen Jerusalem / wurden sie empfangen von der Gemeine / und von den Aposteln / und von den Ältesten / und sie verkündigeten / wie viel Gott mit ihnen getan hatte. Da traten auf etliche von der Pharisäer Sekten / die gläubig waren worden / und sprachen: »Man muß sie beschneiden / und gebieten zu halten das Gesetz Mosi.« Aber die Apostel und die Ältesten kamen zusammen / diese Rede zu besehen. Da man sich aber lange gezanket hatte / stund Petrus auf / und sprach zu ihnen: »Ihr Männer / lieben Brüder / ihr wisset / daß Gott lang vor dieser Zeit unter uns erwählet hat / daß durch meinen Mund / die Heiden das Wort des Evangelii höreten / und glaubten. Und Gott der Herzkündiger zeugete über sie / und gab ihnen den heiligen Geist / gleich auch wie uns / und machte kein Unterschied zwischen uns und ihnen / und reinigete ihre Herzen durch den Glauben. Was versucht ihr denn nu Gott / mit Auflegen des Jochs auf der Jünger Hälse / welches weder unsre Väter / noch wir haben mögen tragen? Sondern wir glauben / durch die Gnade des Herrn Jesu Christi selig zu werden / gleicherweise wie auch sie.« Da schwieg die ganze Menge stille / und höreten zu Paulo und Barnaba / die da erzähleten / wie große Zeichen und Wunder Gott durch sie getan hatte / unter den Heiden. Darnach als sie geschwiegen hatten / antwortete Jakobus und sprach: »Ihr Männer / lieben Brüder/höret mir zu. Simon hat erzäh- »kein Unterschied«: Das heißet ohn Gesetz und Verdienst selig wer den. >1 Heiden «: Die doch unbeschnil-len und ohn Gesetz waren. 2 nicht einen geringen Zank mit ihnen hatten. Bis 1540: sich hart wider sie legten. 7 da man sich aber lange gezankt hatte. Bis 1527: da nu viel Fragens sich erhub. »Name«: Das ist / die mit meinem Namen ge-nennet meiden / alsein Volk Gottes / eine Gemeine Christi / ein Diener des Harn. Merk: Daß der heilige Geist die Werk und Gesetzelehrer nicht sendet sondern nennet sie Verwirrer und Betrübet- der Christen. let wie aufs erst / Gott heimgesucht hat / und angenommen ein Volk aus den Heiden / zu seinem Namen. Und da stimmen mit der Pro- 15 pheten Reden / als geschrieben stehet: Darnach will ich wieder kommen / und will wieder bauen die Hütte Davids / die zerfallen ist / und ihre Lücken will ich wieder bauen / und will sie aufrichten / auf daß / was übrig ist von Menschen / nach dem Herrn frage / dazu alle Heiden / über welche mein Name genennet ist / spricht der Herr / der das alles tut. Gott sind alle seine Werk bewußt von der Welt her. Darum beschließe ich / daß man denen / so aus den Heiden zu Gott sich bekehren / nicht Unruhe mache / sondern schreibe ihnen / daß sie sich enthalten von Unsauberkeit der Abgötter / und von Hurerei / und vom Erstickten / und vom Blut. Denn Moses hat von langen Zeiten her in allen Städten / die ihn predigen / und wird alle Sabbathtag in den Schulen gelesen. <« Und es deuchte gut die Apostel und Ältesten samt der ganzen Gemeine / aus ihnen Männer erwählen und senden gen Antiochian / mit Paulo und Barnaba / nämlich / Judam mit dem Zunamen Barsabas / und Silan / welche Männer Lehrer waren unter den Brüdern. Und sie gaben Schrift in ihre Hand / also: »Wir die Apostel und Ältesten und Brüder / wünschen Heil / den Brüdern aus den Heiden / die zu Antiochia und Syria und Cilicia sind. Dieweil wir gehöret haben / daß etliche von den Unsern sind ausge- 24 gangen / und haben euch mit Lehren irre gemacht / und eure Seelen zerrüttet / und sagen: >Ihr sollt euch beschneiden lassen / und das Gesetze haltern / welchen wir nichts befohlen haben / hat es uns gut gedeucht einmütig versammelt Männer erwählen / und zu euch senden / mit unsern liebsten Barnaba und Paulo / welche Menschen ihre Seelen dargegeben haben für den Namen unsers Herrn Jesu Christi. So haben wir gesandt Judan und Silan / welche auch mit Worten dasselbige verkündigen werden. Denn es gefällt dem heiligen Geiste und uns / euch keine Beschwerung mehr aufzulegen /denn nur diese nötige Stück / daß ihr euch enthaltet vom Götzenopfer und vom Blut / und vom Erstickten / und von Hurerei / von welchen / so ihr euch enthaltet / tut ihr recht. Gehabt euch wohl.« 24 zerrüttet. Bis 1527: bekümmert. jo Da diese abgefertiget waren / kamen sie gen Antiochian / und versammelten die Menge / und überantworteten den Brief. Da sie den lasen / wurden sie des Trostes froh. Judas aber und Silas / die auch Propheten waren / ermahneten die Brüder mit vielen Reden / und stärketen sie. Und da sie verzogen eine Zeit lang / wurden sie von den Brüdern mit Frieden abgefertiget zu den Aposteln. Es gefiel aber Sila / daß er da bliebe. Paulus aber und Barnabas hatten ihr Wesen zu Antiochia / lehreten und predigeten des Herrn Wort / samt " vielen andern. j6 Nach etlichen Tagen aber sprach Paulus zu Barnaba: »Laß uns wiederum ziehen 7 und unsere Brüder besehen durch alle Städte / in welchen wir des Herrn Wort verkündigt haben / wie sie sich halten.« Barnabas aber gab Rat / daß sie mit sich nähmen Johannem / mit dem Zunamen Markus. Paulus aber achtete es billig / daß sie nicht mit sich nähmen einen solchen / der von ihnen gewichen war in Pamphylia / und war nicht mit ihnen gezogen zu dem Werk. Und sie kamen scharf an einander / also / daß sie von einander zogen / und Barnabas zu sich nahm Markum / und schiffte in Zypern. Paulus aber wählete Silan / und zog hin / der Gnade Gottes befohlen / von den Brüdern. Er zog aber durch Syrien und Cilician / und stärkte die Gemeine. Das sechzehent Kapitel Er kam aber gen Derben und Lystran / und siehe / ein Jünger war daselbst / mit Namen Timotheus / eines jüdischen Weibes Sohn / die war gläubig / aber eines griechischen Vaters. Der hatte ein gut Gerüchte bei den Brüdern / unter den Lystranern und zu Ikonien. Diesen wollte Paulus lassen mit sich ziehen / und nahm und beschnitt ihn um der Juden willen / die an demselbigen Ort waren / denn sie wußten alle / daß sein Vater war ein Grieche gewesen. Als sie aber durch die Städte zogen / überantworteten sic ihnen zu halten den Spruch / welcher von den Aposteln und Ältesten zu Jerusalem beschlossen war. Da wurden die Gemeinen im Glauben befestiget / und nahmen zu an der Zahl täglich. 6 Da sie aber durch Phrygian und das Land Galatian zogen / ward ihnen gewehret von dem heiligen Geiste zu reden das Wort in Asia. Als sie aber kamen an Mysian / versuchten sic durch Bithynian zu reisen / und der Geist ließ ihnen nicht zu. Da sic aber vor Mysian »des Trostes«: Vom Gesetz frei zu sein. »Jünger«: Olm Gesetz und mibe schnittet] /ein rechter Heide / doch ein Christ. »Spruch«: Von der Freiheit vom Gesetz /Apostelgeschichte 13. über zogen / kamen sie hinab gen Troada. Und Paulo erschien ein Gesichte bei der Nacht / das war ein Mann aus Mazedonia / der stund und bat ihn / und sprach: »Komm hernieder in Mazedonian / und hilf uns.« Als er aber das Gesichte gesehen hatte / da trachteten wir alsobald zu reisen in Mazedonian / gewiß / daß uns der Herr dahin berufen hätte / ihnen das Evangelium zu predigen. Da fuhren wir aus von Troada / und stracks Laufs kamen wir gen u Samothrazian / des andern Tages gen Neapolin / und von dannen gen Philippi welche ist die Hauptstadt des Landes Mazedonia / und eine Freistadt. Wir hatten aber in dieser Stadt unser Wesen etliche Tage. Des Tages der Sabbathe / gingen wir hinaus vor die Stadt / an das Wasser / da man pfleget zu beten / und setzten uns / und redeten zu den Weibern / die da zusammen kamen. Und ein gottfürchtig 14 Weib mit Namen Lydia eine Purpurkrämerin / aus der Stadt der Thyatirer / hörete zu / welcher tat der Herr das Herz auf / daß sie drauf acht hatte / was von Paulo geredt ward. Als sie aber und ihr Haus getauft ward / ermahnete sie uns / und sprach: »So ihr mich achtet / daß ich gläubig bin an den Herrn / so kommt in mein Haus und bleibet allda.« Und sie zwang uns. Es geschah aber / da wir zu dem Gebet gingen / daß eine Magd uns 16 begegnete / die hatte einen Wahrsagergeist / und trug ihren Herrn viel Genieß zu mit Wahrsagen. Dieselbige folgete allenthalben Paulo und uns nach / schrie und sprach: »Diese Menschen sind Knechte Gottes des Allerhöchsten / die euch den Weg der Seligkeit verkündigen.« Solchs tat sie manchen Tag. Paulo aber tat das wehe / und wandte sich um / und sprach zu dem Geiste: »Ich gebiete dir in dem Namen Jesu Christi / daß du von ihr ausfahrest.« Und er fuhr aus zu derselbigen Stunde. Da aber ihre Herren sahen / daß die Hoffnung ihres Genießes war ausgefahren / nahmen sie Paulum und Silan / zogen sie auf den Markt vor die Obersten und führeten sie zu den Hauptleuten / und 20 sprachen: »Diese Menschen machen unsre Stadt irre / und sind Juden / und verkündigen eine Weise / welche uns nicht ziemet anzunehmen / noch zu tun / weil wir Römer sind.« Und das Volk ward erregt wider sie / und die Hauptlcute ließen ihnen die Kleider abreißen / und hießen sie stäupen. Und da sie sie wohl gestäupt hatten / 8 Troas. 14 gottfürchtig. Bis 1527: andächtig. 20 und öfter: Hauptleuten. Bis 1527: Amtleuten. worfen sie sie ins Gefängnis / und geboten dem Kerkermeister / daß er sie wohl bewahrete. Der nahm solch Gebot an / und warf sie in das innerste Gefängnis / und legete ihre Füße in den Stock. 2S Um die Mitternacht aber beteten Paulus und Silas / und lobeten Gott. Und es höreten sie die Gefangenen. Schnell aber ward ein großes Erdbeben / also / daß sich bewegeten die Grundfesten des Gefängnisses. Und von Stund an wurden alle Türen aufgetan / und aller Bande los. Als aber der Kerkermeister aus dem Schlafe fuhr / " und sähe die Tür des Gefängnisses aufgetan / zog er das Schwert aus / und wollte sich selbst erwürgen / denn er meinete / die Gefangenen wären entflohen. Paulus aber rief laut / und sprach: »Tu dir nichts Übels / denn wir sind alle hie.« 2g Er forderte aber ein Licht und sprang hinein / und ward zitternd und fiel Paulo und Sila zun Füßen / und führete sie heraus / und sprach: »Lieben Herrn / was soll ich tun / daß ich selig werde?« Sie sprachen: »Glaube an den Herrn Jesum / so wirst du und dein Haus selig.« Und sagten ihm das W ort des Herrn / und allen die in seinem Hause waren. Und er nahm sie zu sich / in derselbigen Stunde der Nacht / und wusch ihnen die Striemen ab. Und er ließ sich taufen / und alle die Seinen alsobalde. Und führete sie in sein Haus / und setzete ihnen einen Tisch / und freuete sich mit seinem ganzen Hause / daß er an Gott gläubig worden war. Und da es Tag ward / sandten die Hauptleute Stadtdiener / und sprachen: »Laß die Menschen gehen.« Und der Kerkermeister verkün-digete diese Rede Paulo: »Die Hauptleute haben her gesandt / daß ihr los sein sollt. Nu ziehet aus und gehet hin mit Frieden.« Paulus aber sprach zu ihnen: »Sie haben uns ohn Recht und Urteil / öffentlich gestäupt / die wir doch Römer sind / und in das Gefängnis geworfen / und sollten uns nu heimlich ausstoßen? Nicht also / sondern lasset sie selbst kommen / und uns hinaus fuhren.« Die Stadtdiener verkündigeten diese Wort den Hauptleuten. Und sie furchten sich / da sie höreten / daß sie Römer wären / und kamen und ermah-neten sie / und fuhreten sie heraus / und baten sie / daß sie auszögen aus der Stadt. Da gingen sie aus dem Gefängnis 1 und gingen zu der Lydia. Und da sie die Brüder gesehen hatten und getröstet / zogen Dieser Mann wird ja auch ohn Werk und Gesetz fromm / durch den Glauben. sie aus. Das siebenzehent Kapitel Da sie aber durch Amphipolin und Appollonian reiseten / kamen sie gen Thessalonich / da war eine Judenschule. Nachdem nu Paulus gewöhnet war / ging er zu ihnen hinein / und redete mit ihnen auf drei Sabbathen aus der Schrift / tat sie ihnen auf / und legets ihnen vor / daß Christus mußte leiden und auferstehen von den Toten / und daß dieser Jesus / »den ich« / (sprach er) »euch verkündige / ist der Christ«. Und etliche unter ihnen fielen ihm zu / und geselleten sich zu Paulo und Sila / auch der gottfürchtigen Griechen eine große Menge / dazu der furnehmesten Weiber nicht wenig. Aber die halsstarrigen Juden neideten / und nahmen zu sich etliche 5 boshaftige Männer Pöbelvolks / machten eine Rotte / und richteten einen Aufruhr in der Stadt an / und traten vor das Haus Jasonis / und suchten sie zu fuhren unter das gemeine Volk. Da sie aber sie nicht funden / schleifeten sie den Jason und etliche Brüder vor die Obersten der Stadt / und schrieen: »Diese / die den ganzen Weltkreis erregen / sind auch herkommen / die herberget Jason. Und diese alle handeln wider des Kaisers Gebot / sagen / ein ander sei der König / nämlich Jesus.« Sie bewegeten aber das Volk / und die Obersten der Stadt / die solches höreten. Und da sie Verantwortung von Jason und den andern empfangen hatten / ließen sie sie los. Die Brüder aber fertigeten sie alsobalde ab bei der Nacht / Paulum 10 und Silan / gen Berröen. Da sie dar kamen / gingen sie in diejuden-schule. Denn sie waren die Edelsten unter denen zu Thessalonich / 11 die nahmen das Wort auf ganz williglich / und forscheten täglich in der Schrift / ob sichs also hielte. So glaubten nu viel aus ihnen / auch der griechischen ehrbarn Weiber und Männer nicht wenig. Als aber die Juden von Thessalonich erfuhren / daß auch zu Berröen das Wort Gottes von Paulo verkündiget würde / kamen sie und bewegeten auch allda das Volk. Aber da fertigeten die Brüder Paulum alsobalde ab / daß er ging bis an das Meer / Silas aber und Timotheus blieben da. Die aber Paulum geleiteten / fuhreten ihn bis gen Athene/ und als sie Befehl empfingen an den Silan und Timotheum / daß sie aufs schierste zu ihm kämen / zogen sie hin. Da aber Paulus ihrer zu Athene wartete / ergrimmete sein Geist in 16 10 Beröa. 11 die Edelsten unter... Richtiger: edler als die zu Thessalonich. ihm / da er sähe die Stadt so gar abgöttisch. Und er redete zwar zu den Juden und Gottfürchtigen in der Schule / auch auf dem Markte 8 alle Tage / zu denen / die sich herzu funden. Etliche aber der Epiku-rer und Stoiker Philosophi zankten mit ihm / und etliche sprachen: »Was will dieser Lotterbube sagen?« Etliche aber: »Es siehet / als wollte er neue Götter verkündigen.« Das machet / er hatte das Evangelium von Jesu und von der Auferstehung ihnen verkündiget. Sie nahmen ihn aber / und führeten ihn auf den Richtsplatz / und sprachen: »Können wir auch erfahren / was das für eine neue Lehre sei / die du lehrest? Denn du bringest etwas Neues vor unsere Ohren / so wollten wir gerne wissen / was das sei.« Die Athener aber alle / auch die Ausländer und Gäste / waren gericht auf nichts anders / denn etwas Neues zu sagen oder zu hören. Paulus aber stund mitten auf dem Richtsplatz / und sprach: »Ihr Männer von Athene / ich sehe euch / daß ihr in allen Stücken allzu abergläubig seid. Ich bin herdurch gegangen / und hab gesehen eure Gottesdienste / und fand einen Altar / darauf war geschrieben: »Dem unbekannten Gott.< Nu verkündige ich euch denselbigen / dem ihr unwissend Gottesdienst tut. f Gott der die Welt gemacht hat / und alles was drinnen ist / sintemal er ein Herr ist Himmels und der Erden / wohnet er nicht in Tempeln mit Händen gemacht. Sein wird auch nicht von Menschenhänden gepfleget / als der jemands bedürfe / so er selber jedermann Leben und Atem allenthalben gibt. Und hat gemacht / daß von einem Blut aller Menschen Geschlecht auf dem ganzen Erdboden wohnen / und hat Ziel gesetzt zuvor versehen / wie lang und weit sie wohnen sollen / daß sie den Herrn suchen sollten / ob sie doch ihn fühlen und finden möchten. Und zwar / er ist nicht ferne von einem jeglichen unter uns. Denn in ihm leben / weben / und sind wir. Als auch etliche Poeten bei euch gesagt haben: >Wir sind seines Geschlechts.! So wir denn göttlichs Geschlechts sind / sollen wir nicht meinen / die Gottheit sei gleich den gülden / silbern / steinern Bildern / durch menschliche Gedanken gemacht. 1 Und zwar hat Gott die Zeit der Unwissenheit übersehen. Nu aber gebeut er allen Menschen / an allen Enden / Buße zu tun / darum / daß er einen Tag gesetzt hat / auf welchen er richten will den Kreis des Erdbodens / mit Gerechtigkeit / durch einen Mann / in welchem 18 neue. Bis 1527: seltsame. tg auf dem Richtsplatz. Bis 1527: vordem Rathaus. »Spermologos« im Griechischen heißen: Lotterbuben / Tyriaks-krämer (Arzneischwindler) / Freiheten (Vagabunden ) und des Gesindels / das mit unnützem Gewäsch hin und wider im Lande sich nähret. »Geschlechts«: Das ist / wir sind von ihm her kommen als vom Vater oder Schöpfer. »Gläubig«: Ohn Gesetz und Werk /denn sie waren ja Heiden. ers beschlossen hat / und jedermann vorhält den Glauben / nachdem er ihn hat von den Toten auferweckt.« Da sie höreten die Auferstehung der Toten / da hattens etliche ihren 32 Spott. Etliche aber sprachen: »Wir wollen dich davon weiter hören.« Also ging Paulus von ihnen. Etliche Männer aber hingen ihm an / und wurden gläubig / unter welchen war Dionysius / einer aus dem Rat / und ein Weib mit Namen Damaris / und andere mit ihnen. Das achtzehent Kapitel »Korinther«: Die kommen auch ohn Gesetz und Werk. Darnach schied Paulus von Athene / und kam gen Korinthen / und fand einen Juden mit Namen Aquila / der Geburt aus Ponto / welcher war neulich aus Welschlande kommen / samt seinem Weibe Priscilla / darum / daß der Kaiser Claudius geboten hatte allenjuden / zu weichen aus Rom. Zu denselbigen ging er ein / und dieweil er gleichs Handwerks war / blieb er bei ihnen und arbeitete. Sie waren aber des Handwerks Teppichmacher. Und er lehrete in der Schule auf alle Sabbathe / und beredete beide Juden und Griechen. Da aber Silas und Timotheus aus Mazedonia kamen / drang Paulum 3 der Geist zu bezeugen den Juden / Jesum / daß er der Christ sei. Da sie aber widerstrebeten und lästerten / schüttelte er die Kleider aus / und sprach zu ihnen : »Euer Blut sei über euer Haupt. Ich gehe von nu an rein zu den Heiden.« Und machte sich von dannen / und kam in ein Haus eines mit Namenjust / der gottfürchtig war / und dessel-bigen Haus war zunächst an der Schule. Krispus aber der Oberste der Schulen glaubte an den Herrn / mit seinem ganzen Hause. Und viel Korinther / die zuhöreten / wurden gläubig / und ließen sich taufen. Es sprach aber der Herr durch ein Gesichte in der Nacht zu Paulo: »Fürchte dich nicht / sondern rede / und schweige nicht / denn ich bin mit dir / und niemand soll sich unterstehen dir zu schaden / denn ich habe ein groß Volk in dieser Stadt.« Er saß aber daselbst ein Jahr und sechs Monden / und lehrete sie das Wort Gottes. Da aber Gallion Landvogt war in Achaja / empöreten sich die Juden n einmütiglich wider Paulum / und fuhreten ihn vor den Richtstuhl / und sprachen: »Dieser überredet die Leute Gotte zu dienen / dem Gesetze zuwider.« Da aber Paulus wollte den Mund auftun / sprach Gallion zu den Juden: »Wenn es ein Frevel oder Schalkheit wäre / heben Juden / so hörete ich euch billig. Weil es aber eine Frage ist von der Lehre / und von den Worten / und von dem Gesetze unter euch / so sehet ihr selber zu / ich gedenke darüber nicht Richter zu sein.« Und trieb sie von dem Richtstuhl. Da ergriffen alle Griechen Sos-thenen den Obersten der Schule / und schlugen ihn vor dem Richtstuhl. Und Gallion nahm sichs nicht an. 18 Paulus aber blieb noch lange daselbst. Darnach machete er seinen Abschied mit den Brüdern / und wollt in Syrien schiffen / und mit ihm Priscilla und Aquila. Und er beschor sein Haupt zu Kenchrea / "denn er hatte ein Gelübde. Und kam hinab gen Ephesum / und ließ sie daselbst. Er aber ging in die Schule und redete mit den Juden. Sie baten ihn aber / daß er länger Zeit bei ihnen bliebe. Und er verwilli-gete nicht / sondern machete seinen Abschied mit ihnen / und sprach: »Ich muß allerdings das künftig Fest zu Jerusalem halten / wills Gott / so will ich zu euch kommen.« Und fuhr weg von Ephe- 22 so / und kam gen Cäsarien / und ging hinauf und grüßete die Gemeine. Und zog hinab gen Antiochian / und verzog etliche Zeit. Und reisete aus / und durchwandelte nacheinander das Galatische Land und Phrygian / und stärkete alle Jünger. Es kam aber gen Ephesum ein Jude / mit Namen Apollo / der Geburt von Alexandria / ein beredter Mann / und mächtig in der Schrift. Dieser war unterweiset den Weg des Herrn / und redete mit brünstigem Geist / und lehrete mit Fleiß von dem Herrn / und wußte allein von der Taufejohannis. Dieser fing an frei zu predigen / in der Schule. Da ihn aber Aquila und Priscilla höreten / nahmen sie ihn zu sich / und legten ihm den Weg Gottes noch fleißiger aus. Da er aber wollte in Achajam reisen / schrieben die Brüder / und vermahneten die Jünger / daß sie ihn aufnahmen. Und als er dar kommen war/halfer viel denen / die gläubig waren worden durch die Gnade. Denn er überwand die Juden beständiglich / und erweisete öffentlich durch die Schrift / daß Jesus der Christ sei. »schrieben die Brüder«: daß man den Schlei ehern nicht soll glauben / ohn Briefe! Das neunzehent Kapitel Es geschah aber / da Apollo zu Korinthen war / daß Paulus durchwandelte die obern Länder / und kam gen Ephesum und fand etliche Jünger/zu denen sprach er: »Habt ihr den heiligen Geist empfangen / da ihr gläubig worden seid?« Sie sprachen zu ihm: »Wir haben auch 22 Cäsaren. - hinauf: nämlich nach Jerusalem. »ausgericht«: Mit Predigen / Lehren und andern Früchten des Evangelii. Das machet über sechshalbtau-send Gulden. Ein Groschen gilt jo L'öwen-pfennig. nie gehört / ob ein heiliger Geist sei.« Und er sprach zu ihnen: »Worauf seid ihr denn getauft?« Sie sprachen: »Aufjohannis Taufe.« Paulus aber sprach: »Johannes hat getauft mit der Taufe der Buße / und sagete dem Volk / daß sie sollten glauben an den / der nach ihm kommen sollte / das ist / an Jesum / daß der Christus sei.« Da sie das höreten / ließen sie sich taufen auf den Namen des Herrnjesu. Und da Paulus die Hände auf sie legete / kam der heilige Geist aufsie / und redeten mit Zungen und weissageten. Und alle der Männer war bei zwölfen. Er ging aber in die Schule / und predigte frei drei Monden lang / S lehrete und beredete sie von dem Reich Gottes. Da aber etliche verstockt waren / und nicht glaubten / und übel redeten von dem Wege vor der Menge / wich er von ihnen / und sonderte ab diejünger / und redete täglich in der Schulen eines / der hieß Tyrannus. Und dassel-bige geschah zwei Jahr lang / also / daß alle die in Asia wohneten / das Wort des Herrnjesu höreten / beide Juden und Griechen. Und Gott wirkete nicht geringe Taten durch die Hände Pauli / also / daß sie auch von seiner Haut die Schweißtüchlein und Koller über die Kranken hielten / und die Seuchen von ihnen wichen / und die bösen Geister von ihnen ausfuhren. Es unterwunden sich aber etliche der umlaufenden Juden / die da 13 Beschwörer waren / den Namen des Herrnjesu zu nennen über die da böse Geister hatten / und sprachen: »Wir beschwören euch bei Jesu / den Paulus prediget.« Es waren ihrer aber sieben Söhne eines Juden Skena des Hohenpriesters / die solchs taten. Aber der böse Geist antwortete / und sprach: »Jesum kenne ich wohl / und Paulum weiß ich wohl. Wer seid ihr aber?« Und der Mensch / in dem der böse Geist war / sprang auf sie / und ward ihrer mächtig / und warf sie unter sich / also / daß sie nacket und verwundet aus demselbigen Hause entflohen. Dasselbige aber ward kund allen die zu Epheso wohneten / beide Juden und Griechen / und fiel eine Furcht über sie alle / und der Name des Herrnjesu ward hoch gelobet. Es kamen auch viel derer / die gläubig waren worden / und bekamt- iS ten und vcrkündigeten / was sie ausgericht hatten. Viel aber die da vorwitzige Kunst getrieben hatten / brachten die Bücher zusammen und verbrannten sie öffentlich / und überrechneten was sie wert waren / und funden des Geldes fünfzigtausend Groschen. Also mächtig wuchs das Wort des Herrn / und nahm überhand. 18 was sie ausgericht hatten. Bis 1527: ihre Wundertaten. Da das ausgerichtet war / setzte ihm Paulus vor im Geiste / durch Mazedonian und Achajan zu reisen / und genjerusalem zu wandeln / und sprach: »Nach dem / wenn ich daselbst gewesen bin / muß ich auch Rom sehen.« Und sandte zween die ihm dieneten / Timo-theum / und Erastum / in Mazedonian / er aber verzog eine Weile in Asia. 23 Es erhub sich aber um dieselbige Zeit nicht eine kleine Bewegung über diesem Wege. Denn einer mit Namen Demetrius ein Goldschmied / der machete der Diana silberne Tempel / und wendete denen vom Handwerk nicht geringen Gewinst zu. Dieselbigen ver-" sammelte er / und die Beiarbeiter desselbigen Handwerks / und sprach: »Lieben Männer / ihr wisset / daß wir großen Zugang von diesem Handel haben. Und ihr sehet und höret / daß nicht allein zu Epheso / sondern auch fast in ganz Asia / dieser Paulus viel Volks abfällig machet / überredet / und spricht: >Es sind nicht Götter / welche von Händen gemacht sind.< Aber es will nicht allein unserm Handel dahin geraten / daß er nichts gelte / sondern auch der Tempel der großen Göttin Diana wird für nichts geachtet / und wird dazu ihre Majestät untergehen / welcher doch ganz Asia und der Weltkreis Gottesdienst erzeiget.« Als sie das höreten / wurden sie voll Zorns / schrieen und sprachen: 2g »Groß ist die Diana der Epheser!« Und die ganze Stadt ward voll Getümmels. Sie stürmeten aber einmütiglich zu dem Schauplatz / und ergriffen Gajum und Aristarchum aus Mazedonia Paulus Gefährten. Da aber Paulus wollt unter das Volk gehen / Heßens ihm die Jünger nicht zu. Auch etliche der Obersten in Asia / die Paulus gute Freunde waren / sandten zu ihm / und ermahneten ihn / daß er sich nicht gäbe auf den Schauplatz. Etliche schrieen sonst / etliche ein anders. Und war die Gemeine irre/und das mehrerTeil wußte nicht / warum sie zusammen kommen waren. Etliche aber vom Volk zogen Alexandrum hervor / da ihn diejuden hervor stießen. Alexander aber winkete mit der Hand / und wollt sich vor dem Volk verantworten. Da sie aber innen wurden / daß er ein Jude war / erhub sich eine Stimme von allen / und schrieen bei zwo Stunden: »Groß ist die Diana der Epheser!« 35 Da aber der Kanzler das Volk gestillet hatte / sprach er: »Ihr Männer von Epheso / welcher Mensch ist / der nicht wisse / daß die Stadt Ephesus sei eine Pflegerin der großen Göttin Diana / und des himm- 2g stürmeten. Bis 1527: schnurreten. lischen Bildes? Weil nu das unwidersprechlich ist / so sollt ihrja stille sein / und nichts Unbedächtiges handeln. Ihr habt diese Menschen her geführet / die weder Kirchenräuber noch Lästerer eurer Göttin sind. Hat aber Demetrius und die mit ihm sind vom Handwerk / zu jemand einen Anspruch / so hält man Gericht / und sind Landvögte da / lasset sie sich unternander verklagen. Wollt ihr aber etwas anders handeln / so mag man es ausrichten in einer ordentlichen Gemeine. Denn wir stehen in der Fahr / daß wir um diese heutige Empörung verklaget möchten werden / und doch keine Sache vorhanden ist / damit wir uns solcher Aufruhr entschuldigen möchten.« Und da er solches gesaget / ließ er die Gemeine gehen. Das zwanzigst Kapitel Da nu die Empörung aufgehöret / rief Paulus diejünger zu sich / und segnete sie / und ging aus zu reisen in Mazedonian. Und da er diesel-bigen Länder durchzog / und sie ermahnet hatte mit vielen Worten / kam er in Griechenland / und verzog allda drei Monden. Da ihm aber die Juden nachstelleten / als er in Syrien wollt fahren / ward er zu Rat / wieder um zu wenden durch Mazedonian. Es zogen aber 4 mit ihm bis in Asia / Sopater von Berrhöen / von Thessalonika aber Aristarchus und Sekundus / und Gajus von Derben und Timotheus / aus Asia aber Tychikus und Trophimus. Diese gingen voran und harreten unser zu Troada / wir aber schifften nach den Ostertagen von Philippen bis an den fünften Tag / und kamen zu ihnen gen Troada / und hatten da unser Wesen sieben Tage. Auf einen Sabbath aber / da diejünger zusammen kamen / das Brot 7 zu brechen / predigetc ihnen Paulus / und wollte des andern Tages ausreisen / und verzog das Wort bis zu Mitternacht. Und es waren viel Fackeln auf dem Söller / da sie versammelt waren. Es saß aber ein Jüngling mit Namen Eutichus / in einem Fenster / und sank in einen tiefen Schlaf / dieweil Paulus redete / und ward vom Schlaf überwogen / und fiel hinunter vom dritten Söller / und ward tot aufgehoben. Paulus aber ging hinab / und fiel auf ihn / umfing ihn / und sprach: »Machet kein Getümmel / denn seine Seele ist in ihm.« Da ging er hinauf / und brach das Brot und biß an / und redete viel 4 f Berött, Thessalonich, Derbe, Trotts, Philippi. mit ihnen / bis der Tag anbrach / und also zog er aus. Sie brachten aber den Knaben lebendig / und wurden nicht wenig getröstet. 13 Wir aber zogen voran auf dem Schiff / und fuhren gen Asson / und wollten daselbst Paulum zu uns nehmen. Denn er hatte es also befohlen / und er wollte zu Fuße gehen. Als er nu zu uns schlug zu Asson / nahmen wir ihn zu uns / und kamen gen Mytilenen. Und von dannen schifften wir / und kamen des andern Tages hin gegen Chion. Und des folgenden Tages stießen wir an Samon / und blieben in Trogyllion. Und des nächsten Tages kamen wir gen Mileto / denn Paulus hatte beschlossen / vor Epheso über zu schiffen / daß er nicht müßte in Asia Zeit zubringen. Denn er eilete / auf den Pfmgst-tag zu Jerusalem zu sein / so es ihm möglich wäre. 17 Aber von Mileto sandte er gen Ephesum / und ließ fordern die Ältesten von der Gemeine. Als aber die zu ihm kamen / sprach er zu ihnen: »Ihr wisset von dem ersten Tage an / da ich bin in Asiam kommen / wie ich alle Zeit bin bei euch gewesen / und dem Herrn gedienet / mit aller Demut / und mit viel Tränen und Anfechtungen / die mir sind widerfahren / von den Juden / so mir nachstelleten / wie ich nichts verhalten habe / das da nützlich ist / das ich euch nicht verkündiget hätte / und euch gelehret öffentlich und sonderlich / und hab bezeuget / beide den Juden und Griechen / die Buße zu Gott / und den Glauben an unsern Herrn Jesum. 22 Und nu siehe / ich im Geiste gebunden / fahre hin gen Jerusalem / weiß nicht / was mir daselbst begegnen wird / ohn daß der heilige Geist in allen Städten bezeuget / und spricht / Bande und Trübsal warten mein daselbst. Aber ich achte der keines / ich halte mein Leben auch nicht selbst teuer / auf daß ich vollende meinen Lauf mit Freuden / und das Amt / das ich empfangen habe von dem Herrn Jesu / zu bezeugen das Evangelium von der Gnade Gottes. Und nu siehe / ich weiß / daß ihr mein Angesichte nicht mehr sehen werdet / alle die / durch welche ich gezogen bin / und geprediget habe das Reich Gottes. Darum zeuge ich euch an diesem heutigen Tage / daß ich rein bin von aller Blut / denn ich habe euch nichts verhalten / das ich nicht verkündiget hätte / alle den Rat Gottes. 28 So habt nu acht auf euch selbst / und auf die ganze Herd / unter welche euch der heilige Geist gesetzt hat zu Bischöfen / zu weiden die Gemeine Gottes / welche er durch sein eigen Blut erworben hat. Denn das weiß ich / daß nach meinem Abschied werden unter euch 13/. Assos, Chios, Samos, Milet, Ephesus. kommen greuliche Wölfe / die der Herde nicht verschonen werden. Auch aus euch selbst werden aufstehen Männer / die da verkehrete Lehre reden / die Jünger an sich zu ziehen. Darum seid wacker und denket daran / daß ich nicht abgelassen habe / drei Jahr / Tag und Nacht / einen jeglichen mit Tränen zu vermahnen. Und nu / lieben Brüder / ich befehd euch Gott und dem Wort seiner 32 Gnaden / der da mächtig ist / euch zu erbauen und zu geben das Erbe unter allen / die gchciliget werden. Ich habe euer keines Silber noch Gold noch Kleid begehrt / denn ihr wisset selber / daß mir diese Hände zu meiner Notdurft / und derer / die mit mir gewesen sind / gedienet haben. Ich habs euch alles gezeiget / daß man also arbeiten müsse / und die Schwachen aufnehmen / und gedenken an das Wort des Herrn Jesu / das er gesagt hat: >Geben ist seliger denn nehmen.!« Und als er solchs gesagt / kniete er nieder / und betete mit ihnen 36 allen. Es ward aber viel Weinens unter ihnen allen / und fielen Paulo um den Hals und küsseten ihn / am allermeist betrübt über dem Wort / das er sagete / sie würden sein Angesicht nicht mehr sehen. Und geleiteten ihn in das Schiff. Das einundzwanzigst Kapitel Als nu geschah / daß wir von ihnen gewandt / dahin fuhren / kamen wir stracks Laufs gen Ko / und am folgenden Tage gen Rhodis / von dannen gen Patara. Und als wir ein Schiff funden / das in Phönizien fuhr / traten wir drein und fuhren hin. Als wir aber Zypern ansich- 3 tig wurden / ließen wir sie zur linken Hand / und schifften in Syrien / und kamen an zu Tyro / denn daselbst sollt das Schiff die Ware nic-derlegen. Und als wir Jünger funden blieben wir daselbst sieben Tage. Die sagten Paulo durch den Geist / er sollte nicht hinauf gen Jerusalem ziehen. Und geschah / da wir die Tage zubracht hatten / zogen wir aus und wandelten. Und sie geleiteten uns alle / mit Weib und Kindern / bis hinaus vor die Stadt / und knieten nieder am Ufer / und beteten. Und als wir einander gesegneten / traten wir ins Schiff. Jene aber wandten sich wieder zu den Ihren. Wir aber vollzogen die 7 / Kos, Rhodos. 3 Tyros. 7 Ptolemais. Schiffahrt von Tyro / und kamen gen Ptolemaida / und grüßeten die Brüder / und blieben einen Tag bei ihnen. 8 Des andern Tages zogen wir aus / die wir um Paulo waren / und kamen gen Cäsarien. Und gingen in das Haus Philippi des Evangelisten / der einer von den sieben war / und blieben bei ihm. Derselbige hatte vier Töchter / die waren Jungfrauen und weissagten. Und als wir mehr Tage da blieben / reisete herab ein Prophet aus Judäa mit Namen Agabus / und kam zu uns. Der nahm den Gürtel Pauli / und band seine Hände und Füße / und sprach: »Das saget der heilige Geist: Den Mann / des der Gürtel ist / werden die Juden also binden zu Jerusalem / und überantworten in der Heiden Hände.« Als wir aber solchs höreten / baten wir ihn / und die desselbigen 13 Orts waren / daß er nicht hinauf gen Jerusalem zöge. Paulus aber antwortete: »Was machet ihr / daß ihr weinet / und brechet mir mein Herz? Denn ich bin bereit / nicht allein mich binden zu lassen / sondern auch zu sterben zu Jerusalem / um des Namen willen des Herrn Jesu.« Da er aber sich nicht überreden ließ / schwiegen wir / und sprachen: »Des Herrn Wille geschehe.« Und nach denselbigen Tagen entledigten wir uns / und zogen hinauf gen Jerusalem. Es kamen aber mit uns auch etlichejünger von Cäsarien / und fuhreten uns zu einem / mit Namen Mnason aus Zypern / der ein alter Jünger war / bei dem wir herbergen sollten. Da wir nu gen Jerusalem kamen / nahmen uns die Brüder gerne auf. 18 Des andern Tages aber ging Paulus mit uns ein zu Jakobo / und kamen die Ältesten alle dahin. Und als er sie gegrüßet hatte / erzäh-lete er eines nach dem andern / was Gott getan hatte unter den Heiden / durch sein Amt. Da sie aber das höreten / lobeten sie den Herrn / und sprachen zu ihm: »Bruder / du siehest / wie viel tausend Juden sind / die gläubig worden sind / und sind alle Eiferer über dem Gesetz. Sie sind aber berichtet worden wider dich / daß du lehrest von Mose abfallen allejuden / die unter den Heiden sind / und sagest / sie sollen ihre Kinder nicht beschneiden / auch nicht nach desselbigen Weise wandeln. Was ist denn nu? Allerdinge muß die Menge zusammen kommen / denn es wird vor sie kommen / daß du kommen bist. So tu nu das / das wir dir sagen. 24 Wir haben vier Männer / die haben ein Gelübde auf sich / dieselbigen nimm zu dir / und laß dich reinigen mit ihnen / und wage die Kosten »entledigten wir uns«: Das ist: Wir legten unsre Gerätlein ab / und Heßens da / daß wir desto fertigergehen konnten. 8 Caesarea. 13 brechet mir mein Herz. Bis 1323: machet mir mein Herz weich. an sie / daß sie ihr Haupt bescheren / und alle vernehmen / daß nicht sei / wes sie wider dich berichtet sind / sondern daß du auch einher gehest und haltest das Gesetz. Denn den Gläubigen aus den Heiden / haben wir geschrieben / und beschlossen / daß sie der keines halten sollen / denn nur sich bewahren vor dem Götzenopfer / vor Blut / 26 vor Ersticktem / und vor Hurerei.« Da nahm Paulus die Männer zu sich / und ließ sich des andern Tages samt ihnen reinigen / und ging in den Tempel / und ließ sich sehen / wie er aushielte die Tage der Reinigung / bis daß für einen jeglichen unter ihnen das Opfer geopfert ward. Als aber die sieben Tage sollten vollendet werden / sahen ihn die Juden aus Asia im Tempel / und erregeten das ganze Volk / legten die Hände an ihn / und schrieen: »Ihr Männer von Israel / helft! Dies ist der Mensch / der alle Menschen an allen Enden lehret wider dies Volk / wider das Gesetz / und wider diese Stätte. Auch dazu hat er die Griechen in den Tempel gefuhret / und diese heilige Stätte gemein gemacht.« Denn sie hatten mit ihm in der Stadt Trophimum den Epheser gesehen / denselbigen meineten sie / Paulus hätte ihn in den Tempel gefuhret. Und die ganze Stadt ward beweget / und ward ein Zulauf des Volks. Sie griffen aber Paulum / und zogen ihn zum Tempel hinaus / und alsbald wurden die Türen zugeschlossen. Da sie ihn aber töten wollten / kam das Geschrei hinauf vor den 31 obersten Hauptmann der Schar / wie das ganze Jerusalem sich em-pörete. Der nahm von Stund an die Kriegsknechte und Hauptleute zu sich / und lief unter sie. Da sie aber den Hauptmann und die Kriegsknechte sahen / höreten sie auf Paulum zu schlagen. Als aber der Hauptmann nahe herzu kam / nahm er ihn an / und hieß ihn binden mit zwo Ketten / und fragete / wer er wäre / und was er getan hätte. Einer aber rief dies / der ander das / im Volk. Da er aber nichts Gewisses erfahren konnte / um des Getümmels willen / hieß er ihn in das Lager fuhren. Und als er an die Stufen kam / mußten ihn die Kriegsknecht tragen / vor Gewalt des Volks. Denn es tolgete viel Volks nach / und schrie: »Weg mit ihm!« Als aber Paulus jetzt zum Lager eingeführet ward / sprach er zu dem 37 Hauptmann : »Thar ich mit dir reden?« Er aber sprach: »Kannst du Griechisch? Bist du nicht der Ägypter / der vor diesen Tagen einen 26 wie er aushielte die Tage der Reinigung. Bis 1327: und verkiindigete die Erfiil-lung der Tage der Reinigung. Aufruhr gemacht hat / und fuhretest in die Wüsten hinaus viertausend Meuchelmörder?« Paulus aber sprach: »Ich bin ein jüdischer 39 Mann von Tarsen / ein Bürger einer namhaftigen Stadt in Cilicia. Ich bitte dich / erlaube mir zu reden zu dem Volk.« Als er aber ihm erlaubete / trat Paulus auf die Stufen / und winkete dem Volk / mit der Hand. Da nu eine große Stille ward / redete er zu ihnen auf Hebräisch / und sprach: Das zweiundzwanzigst Kapitel »Ihr Männer / lieben Brüder und Väter / höret mein Verantworten an euch.« Da sie aber höreten / daß er auf Hebräisch zu ihnen redete / wurden sie noch stiller. Und er sprach: »Ich bin ein jüdischer Mann / geborn zu Tarsen in Cilicia / und erzogen in dieser Stadt zu den Füßen Gamalielis / gelehret mit allem Fleiß im väterlichen Gesetz / und war ein Eiferer um Gott / gleich wie ihr alle seid heutiges Tages / und hab diesen Weg verfolget bis an den Tod. Ich band sie / und überantwortete sie ins Gefängnis / beide Mann und Weib / wie mir auch der Hohepriester / und der ganze Haufe der Altesten Zeugnis gibt / von welchen ich Briefe nahm an die Brüder / und reisete gen Damaskon / daß ich / die daselbst waren / gebunden führete gen Jerusalem / daß sie gepeiniget würden. 6 Es geschah aber / da ich hin zog / und nahe bei Damaskon kam / um den Mittag / umblickete mich schnell ein groß Licht vom Himmel / und ich fiel zum Erdboden / und hörete eine Stimme / die sprach zu mir: >Saul / Saul / was verfolgest du mich?< Ich antwortete aber : >Herr / wer bist du?< Und er sprach zu mir: >Ich bin Jesus von Nazareth / den du verfolgest. < Die aber mit mir waren / sahen das Licht / und erschraken / die Stimme aber des / der mit mir redete / höreten sie nicht. Ich sprach aber: >Herr / was soll ich tun?< Der Herr aber sprach zu mir: >Stehc auf / und gehe in Damaskon / da wird man dir sagen von allem / das dir zu tun verordnet ist.< Als ich aber vor Klarheit dieses Lichtes nicht sehen könnt / ward ich bei der Hand geleitet von denen / die mit mir waren / und kam gen Damaskon. /2 Es war aber ein gottfürchtiger Mann / nach dem Gesetz / Ananias / der ein gut Gerüchte hatte bei allen Juden / die daselbst wohneten / der kam zu mir / und trat bei mich / und sprach zu mir: >Saul / lieber Bruder / siehe auf.< Und ich sähe ihn an zu derselbigen Stunde. Er 39 Tarsus aber sprach: >Gott unser Vater hat dich verordnet / daß du seinen Willen erkennen solltest / und sehen den Gerechten / und hören die Stimme aus seinem Munde. Denn du wirst sein Zeuge zu allen Menschen sein / des das du gesehen und gehöret hast. Und nu / was verzcuchst du? Stehe auf und laß dich taufen / und abwaschcn deine Sünden / und rufe an den Namen des Herrn.< Es geschah aber / da ich wieder gen Jerusalem kam und betete im 17 Tempel / daß ich entzücket ward / und sähe ihn. Da sprach er zu mir: >Eile und mache dich behend von Jerusalem hinaus / denn sie werden nicht aufnehmen dein Zeugnis von mir. < Und ich sprach: >Herr / sie wissen selbst / daß ich gefangen legte / und stäupte die / so an dich glaubten / in den Schulen hin und wider. Und da das Blut Stephani deines Zeugen vergossen ward / stund ich auch daneben / und hatte Wohlgefallen an seinem Tode / und verwahrete denen die Kleider / die ihn töteten.< Und sprach zu mir: >Gehe hin / denn ich will dich ferne unter die Heiden senden. <« Sic höreten aber ihm zu / bis auf dies Wort / und hüben ihre Stimme 22 auf / und sprachen: »Hinweg mit solchem von der Erden / denn es ist nicht billig / daß er leben soll!« Da sie aber schrieen / und ihre Kleider abworfen / und den Staub in die Luft worfen / hieß ihn der Hauptmann in das Lager fuhren / und sagetc / daß man ihn stäupen und erfragen sollt / daß er erführe / um welcher Ursach willen sie also über ihn riefen. Als er ihn aber mit Riemen anband / sprach Paulus zu dem Unterhauptmann / der dabei stund: »Ists auch recht bei euch / einen römischen Menschen / ohn Urteil und Recht geißeln?« Da das der Unterhauptmann hörete / ging er zu dem Oberhauptmann und verkündigete ihm / und sprach: »Was willst du machen? Dieser Mensch ist römisch.« Da kam zu ihm der Oberhauptmann / und sprach zu ihm: »Sage mir / 27 bist du römisch?« Er aber sprach: »Ja.« Und der Oberhauptmann antwortete: »Ich habe dies Bürgerrecht mit großer Summa zuwe-gen gebracht.« Paulus aber sprach: »Ich aber bin auch römisch ge-born.« Da traten alsobalde von ihm ab / die ihn erfragen sollten. Und der oberste Hauptmann furchte sich / da er vernahm / daß er römisch war / und er ihn gebunden hatte. Des andern Tages wollt er gewiß erkunden / warum er verklaget würde von den Juden / und lösete ihn von den Banden / und hieß die Hohenpriester und ihren ganzen Rat kommen / und ftihrete Paulum hervor / und stellcte ihn unter sie. Das dreiundzwanzigst Kapitel Paulus aber sähe den Rat an / und sprach: »Ihr Männer / lieben Brüder / ich habe mit allem guten Gewissen gewandelt vor Gott bis auf diesen Tag.« Der Hohepriester aber Ananias befahl denen / die um ihn stunden / daß sie ihn aufs Maul schlügen. Da sprach Paulus zu ihm: »Gott wird dich schlahen / du getünchte Wand! Sitzest du und richtest mich nach dem Gesetze / und heißest mich schlahen wider das Gesetze?« Die aber umher stunden / sprachen: »Schiltest du den Hohenpriester Gottes?« Und Paulus sprach: " »Lieben Brüder / ich wußt es nicht / daß er der Hohepriester ist. Denn es stehet geschrieben: >Dem Obersten deines Volks sollst du nicht fluchenc « 6 Als aber Paulus wußte / daß ein Teil Sadduzäer war / und das ander Teil Pharisäer / rief er im Rat: »Ihr Männer / lieben Brüder / ich bin ein Pharisäer und eines Pharisäers Sohn. Ich werde angeklaget um der Hoffnung und Auferstehung willen der Toten.« Da er aber das sagete / ward ein Aufruhr unter den Pharisäern und Sadduzäern / und die Menge zerspaltete sich. Denn die Sadduzäer sagen / es sei keine Auferstehung / noch Engel noch Geist / die Pharisäer aber bekennens beides. Es ward aber ein groß Geschrei / und die Schriftgelehrten der Pharisäer Teil stunden auf / stritten und sprachen: »Wir finden nichts Arges an diesem Menschen. Hat aber ein Geist oder ein Engel mit ihm geredt / so können wir mit Gott nicht streiten.« Da aber die Aufruhr groß ward / besorgete sich der oberste Hauptmann / sie möchten Paulum zerreißen / und hieß das Kriegsvolk hinab gehen / und ihn von ihnen reißen / und in das Lager führen. Des andern Tages aber in der Nacht / stund der Herr bei ihm / und sprach: »Sei getrost / Paule / denn wie du von mir zu Jerusalem gezeuget hast / also mußt du auch zu Rom zeugen.« 12 Da es aber Tag ward / schlugen sich etliche Juden zusammen / und verbanneten sich / weder zu essen noch zu trinken / bis daß sie Paulum getötet hätten. Ihrer aber waren mehr denn vierzig / die solchen Bund machten. Die traten zu den Hohenpriestern und Ältesten / und sprachen: »Wir haben uns hart verbannet / nichts anzubeißen / bis wir Paulum getötet haben. So tut nu kund dem Oberhauptmann/ und dem Rat / daß er ihn morgens zu euch führe / als wolltet ihr ihn baß (mehr)verhören. Wir aber sind bereit ihn zu töten / ehe denn er vor euch kommt.« Da aber Paulus Schwestersohn den Anschlag hörete / kam er dar / 16 und ging in das Lager / und verkündigets Paulo. Paulus aber rief zu sich einen von den Unterhauptleuten / und sprach: »Diesenjüngling führe hin zu dem Oberhauptmann / denn er hat ihm etwas zu sagen. « Der nahm ihn an / und führete ihn zum Oberhauptmann / und sprach: »Der gebundene Paulus rief mir zu sich / und bat mich / diesenjüngling zu dir zu fuhren / der dir etwas zu sagen habe.« Da nahm ihn der Oberhauptmann bei der Hand / und wich an einen sondern Ort / und fragete ihn: »Was ists / das du mir zu sagen hast?« Er aber sprach: »DieJuden sind eins worden / dich zu bitten / daß du morgen Paulum vor den Rat bringen lassest / als wollten sie ihn baß verhören. Du aber traue ihnen nicht / denn es halten auf ihn mehr denn vierzig Männer unter ihnen / die haben sich verbannet / weder zu essen noch zu trinken / bis sie Paulum töteten / und sind jetzt bereit / und warten auf deine Verheißung.« Da ließ der Oberhauptmann den Jüngling von sich / und gebot ihm / 22 daß er niemand sagete / daß er ihm solchs eröffnet hätte. Und rief zu sich zween Unterhauptleuten / und sprach: »Rüstet zweihundert Kriegsknecht / daß sie gen Cäsarien ziehen / und siebenzig Reiter / und zweihundert Schützen / auf die dritte Stund der Nacht / und die Tiere richtet zu / daß sie Paulum drauf setzen / und bringen ihn bewahret zu Felix dem Landpfleger.« Und schrieb einen Brief / der hielt also: »Claudius Lysias / dem teuren Landpfleger Felix / Freude zuvor. 26 Diesen Mann hatten diejuden gegriffen / und wollten ihn getötet haben. Da kam ich mit dem Kriegsvolk dazu / und riß ihn von ihnen / und erfuhr / daß er ein Römer ist. Da ich mich aber wollte erkundigen der Ursache / darum sie ihn beschuldigeten / führete ich ihn in ihren Rat. Da befand ich / daß er beschuldiget ward von den Fragen ihres Gesetzes / aber keine Anklage hatte / des Todes oder der Bande wert. Und da vor mich kam / daß etliche Juden auf ihn hielten / sandte ich ihn von Stund an zu dir / und entbot den Klägern auch / daß sie vor dir sagten / was sie wider ihn hätten. Gehab dich wohl.« Die Kriegsknechte / wie ihnen befohlen war / nahmen Paulum / und 31 führeten ihn bei der Nacht gen Antipatriden. Des andern Tages aber ließen sic die Reiter mit ihm ziehen / und wandten wieder um zum Lager. Da die gen Cäsarien kamen / überantworteten sie den Brief 31 Antipatris. dem Landpfleger / und stelleten ihm Paulum auch dar. Da der Landpfleger den Brief las / fragete er / aus welchem Lande er wäre. Und da er erkundet / daß er aus Cilicia wäre / sprach er: »Ich will dich verhören / wenn deine Verkläger auch da sind.« Und hieß ihn verwahren in dem Richthause Herodis. Das vierundzwanzigst Kapitel Über fünf Tage zog hinab der Hohepriester Ananias mit den Ältesten / und mit dem Redner Tertullo / die erschienen vor dem Landpfleger wider Paulum. Da er aber berufen ward / fing an Tertullus zu verklagen / und sprach: »Daß wir in großem Frieden leben unter dir / und viel redlicher Taten diesem Volke widerfahren / durch deine Fürsichtigkeit / allerteuerster Felix / das nehmen wir an / allewege und allenthalben / mit aller Dankbarkeit. Auf daß ich aber dich nicht zu lange aufhalte / bitte ich dich / du wolltest uns kürzlich hören / nach deiner Gelindigkeit. 5 Wir haben diesen Mann funden / schädlich / und der Aufruhr erreget allen Juden auf dem ganzen Erdboden / und einen Fürnehmsten der Sekte der Nazarener / der auch versucht hat den Tempel zu entweihen. Welchen wir auch griffen / und wollten ihn gerichtet haben nach unserm Gesetz. Aber Lysias der Hauptmann unterkam das / und führete ihn mit großer Gewalt aus unsern Händen / und hieß seine Verkläger zu dir kommen. Von welchem du kannst / so du es erforschen willst / dich des alles erkundigen / um was wir ihn verklagen. « Die Juden aber redeten auch dazu / und sprachen / es hielte sich also. 10 Paulus aber / da ihm der Landpfleger winkete zu reden / antwortete: »Dieweil ich weiß / daß du in diesem Volk nu viel Jahr ein Richter bist / will ich unerschrocken mich verantworten. Denn du kannst erkennen / daß nicht mehr denn zwölfTage sind / daß ich bin hinauf gen Jerusalem kommen anzubeten / auch haben sie mich nicht funden im Tempel mit jemand reden / oder eine Aufruhr machen im Volk / noch in den Schulen / noch in den Städten. Sie können mir auch nicht beibringen / des sie mich verklagen. 14 Das bekenne ich aber dir / daß ich nach diesem Wege / den sie eine Sekten heißen / diene ich also dem Gott meiner Väter / daß ich glaube allem / was geschrieben stehet im Gesetze und in den Propheten. Und habe die Hoffnung zu Gott / auf welche auch sie selbst warten / nämlich / daß zukünftig sei die Auferstehung der Toten / beide der Gerechten und Ungerechten. In demselbigen aber übe ich mich zu haben ein unverletzt Gewissen allenthalben / beide gegen Gott und den Menschen. Aber nach vielen Jahren bin ich kommen / und hab ein Almosen 17 bracht meinem Volk und Opfer. Darüber funden sie mich / daß ich mich reinigen ließ im Tempel / ohn alle Rumor und Getümmel. Das waren aber etliche Juden aus Asia welche sollten hie sein vor dir / und mich verklagen / so sie etwas zu mir hätten. Oder laß diese selbst sagen / ob sie etwas Unrechts an mir funden haben / dieweil ich stehe vor dem Rat / ohn um des einigen Worts willen / da ich unter ihnen stund / und rief: >Über der Auferstehung der Toten werde ich von euch heute angeklageth« Da aber Felix solchs hörete / zog er sie auf / denn er wußte fast wohl um diesen Weg / und sprach: »Wenn Lysias der Hauptmann herab kommt / so will ich mich eures Dinges erkundigen.« Er befahl aber dem Unterhauptmann Paulum zu behalten /und lassen Ruhe haben / und niemand von den Seinen wehren / ihm zu dienen oder zu ihm zu kommen. Nach etlichen Tagen aber / kam Felix mit seinem Weibe Drusilla / 24 die eine Jüdin war / und forderte Paulum / und hörete ihn von dem Glauben an Christo. Da aber Paulus redete von der Gerechtigkeit / und von der Keuschheit / und von dem zukünftigen Gerichte / erschrak Felix / und antwortete: »Gehe hin auf dies Mal / wenn ich gelegene Zeit hab / will ich dir her lassen rufen.« Er hoffete aber daneben / daß ihm von Paulo sollte Geld gegeben werden / daß er ihn los gebe / darum er ihn auch oft fordern ließ / und bespirach sich mit ihm. Da aber zwei Jahr um waren / kam Portius Festus an Felix Statt. Felix aber wollte den Juden eine Wohltat erzeigen / und ließ Paulum hinter sich gefangen. Das funfundzwanzigst Kapitel Da nu Festus ins Land kommen war / zog er über drei Tage hinauf von Cäsarien gen Jerusalem. Da erschienen vor ihm die Hohenpriester / und die Fürnehmesten derjuden wider Paulum / und ermahne-ten ihn / und baten um Gunst wider ihn / daß er ihn fordern ließ gen Jerusalem / und stelleten ihm nach / daß sie ihn unterwegen umbrächten. Da antwortete Festus / Paulus würde ja behalten zu Cäsa- rien / aber er würde in Kürze wieder dahin ziehen. »Welche nu unter euch« / sprach er / »können / die lasset mit hinab ziehen / und den Mann verklagen / so etwas an ihm ist.« 6 Da er aber bei ihnen mehr denn zehen Tage gewesen war / zog er hinab gen Cäsarea. Und des andern Tages setzte er sich auf den Richtstuhl / und hieß Paulum holen. Da derselbige aber dar kam / traten umher die Juden / die von Jerusalem herab kommen waren / und brachten auf viel und schwere Klage wider Paulum / welche sie nicht mochten beweisen / dieweil er sich verantwortete: »Ich hab weder an der Juden Gesetz / noch an dem Tempel / noch am Kaiser " mich versündiget.« p Festus aber wollte den Juden eine Gunst erzeigen / und antwortete Paulo / und sprach: »Willst du hinauf gen Jerusalem / und daselbst über diesem dich vor mir richten lassen?« Paulus aber sprach: »Ich stehe vor des Kaisers Gerichte / da soll ich mich lassen richten. Den Juden habe ich kein Leid getan / wie auch du aufs beste weißest. Habe ich aber jemand Leide getan / und des Todes wert gehandelt / so weigere ich mich nicht zu sterben. Ist aber der keines nicht / des sie mich verklagen / so kann mich ihnen niemand ergeben. Ich berufe mich auf den Kaiser.« Da besprach sich Festus mit dem Rat / und antwortete: »Auf den Kaiser hast du dich berufen / zum Kaiser sollst du ziehen.« 15 Aber nach etlichen Tagen / kamen der König Agrippas und Bernice gen Cäsarien / Festum zu empfahen. Und da sie viel Tage daselbst gewesen waren / legete Festus dem Könige den Handel von Paulo vor / und sprach: »Es ist ein Mann von Felix hinter gelassen gefangen / um welches willen die Hohenpriester und Ältesten der Juden vor mir erschienen / da ich zu Jerusalem war /und baten / ich sollte ihn richten lassen. Welchen ich antwortete: Es ist der Römer Weise nicht/daß ein Mensch ergeben werde umzubringen / ehe denn der Verklagte habe seine Kläger gegenwärtig / und Raum empfahe / sich der Anklage zu verantworten. 17 Da sie aber her zusammen kamen / machete ich keinen Aufschub / und hielt des andern Tages Gerichte / und hieß den Mann Vorbringen. Von welchem / da die Verkläger auftraten / brachten sie der Ursache keine auf / der ich mich versähe. Sie hatten aber etliche Fragen wider ihn / von ihrem Aberglauben / und von einem verstorbenen Jesu / von welchem Paulus sagetc / er lebete. Da ich mich aber der Frage nicht verstund / sprach ich / ob er wollte gen Jerusalem reisen / und daselbst sich darüber lassen richten. Da aber Paulus sich Wie spöttisch und verächtlich redet der stolze Heide von Christo und unserm Glaubeni berief / daß er aufs Kaisers Erkenntnis behalten würde / hieß ich ihn behalten / bis daß ich ihn zum Kaiser sende.« Agrippas aber sprach zu Festo: »Ich möchte den Menschen auch gerne hören.« Er aber sprach: »Morgen sollst du ihn hören.« Und am andern Tage / da Agrippas und Bernice kamen mit großem 23 Gepränge / und gingen in das Richthaus mit den Hauptleuten und vornehmsten Männern der Stadt / und da es Festus hieß / ward Paulus bracht. Und Festus sprach: »Lieber König Agrippa / und alle ihr Männer die ihr mit uns hie seid / da sehet ihr den / um welchen mich die ganze Menge der Juden angelanget hat / beide zu Jerusalem und auch hie / und schreien / er solle nicht länger leben. Ich aber da ich vernahm / daß er nichts getan hatte das des Todes wert sei / und er auch selber sich auf den Kaiser berief / hab ich beschlossen / ihn zu senden. Von welchem ich nichts Gewisses habe / das ich dem Herrn schreibe. Darum habe ich ihn lassen herfiir bringen vor euch / allermeist aber vor dich / König Agrippa / auf daß ich nach geschehener Erforschung haben möge / was ich schreibe. Denn es dünket mich ungeschickt Ding sein / einen Gefangenen zu schicken / und keine Ursache wider ihn anzeigen.« Das sechsundzwanzigst Kapitel Agrippas aber sprach zu Paulo: »Es ist dir erlaubet für dich zu reden. « Da verantwortete sich Paulus / und reckete die Hand aus: »Es ist mir sehr lieb / lieber König Agrippa / daß ich mich heute vor dir verantworten soll / alles des ich von den Juden beschuldiget werde / allermeist 1 weil du weißest / alle Sitten und Fragen der Juden. Darum bitte ich dich / wolltest mich geduldiglich hören. Zwar mein Leben von Jugend auf / wie das von Anfang unter die- 4 sem Volk zu Jerusalem zubracht ist / wissen alle Juden / die mich vorhin gekannt haben / wenn sie wollten bezeugen. Denn ich bin ein Pharisäer gewest / welche ist die strengste Sekten unsers Gottes-diensts. Und nu stehe ich / und werde angeklagt über der Hoffnung an die Verheißung / so geschehen ist von Gott zu unsern Vätern / zu welcher hoffen die zwölf Geschlecht der Unsern zu kommen / mit Gottesdienst Tag und Nacht emsiglich. Dieser Hoffnung halben / werde ich / lieber König Agrippa / von den Juden beschuldiget. Warum wird das für unglaublich bei euch gerichtet / daß Gott Toten auferweckt? g Zwar ich meinete auch bei mir selbst / ich müsse viel zuwider tun dem Namen Jesu von Nazareth / wie ich denn auch zu Jerusalem getan hab / da ich viel Heilige in das Gefängnis verschloß / darüber ich Macht von den Hohenpriestern empfing / und wenn sie erwürget wurden / half ich das Urteil sprechen. Und durch alle Schulen peinigete ich sie ofte / und zwang sie zu lästern / und war überaus unsinnig auf sie / verfolgete sie auch bis in die fremden Städte. Über welchem / da ich auch gen Damaskum reisete / mit Macht und Befehl von den Hohenpriestern / mitten am Tage / lieber König / sähe ich auf dem Wege / daß ein Licht vom Himmel / heller denn der " Sonnen Glanz / mich und die mit mir reiseten / umleuchtete. 14 Da wir aber alle zur Erden nieder fielen / hörete ich eine Stimme reden zu mir / die sprach auf Hebräisch: >Saul / Saul / was verfolgest du mich? Es wird dir schwer sein / wider den Stachel zu locken. < Ich aber sprach: >Herr / wer bist du?< Er sprach: >Ich bin Jesus / den du verfolgest. Aber stehe auf / und tritt auf deine Füße. Denn dazu bin ich dir erschienen / daß ich dich ordene zum Diener und Zeugen des / das du gesehen hast / und das ich dir noch will erscheinen lassen. Und will dich erretten von dem Volk / und von den Heiden / unter welche ich dich jetzt sende / autzutun ihre Augen / daß sie sich bekehren von der Finsternis zu dem Licht / und von der Gewalt des Satans zu Gott / zu empfahen Vergebung der Sünde / und das Erbe / samt denen / die geheiliget werden durch den Glauben an mich.< ig Daher / lieber König Agrippa / war ich der himmlischen Erscheinung nicht ungläubig / sondern verkündigete / zuerst / denen zu Damasko / und zu Jerusalem / und in alle Gegend jüdisches Landes / auch den Heiden / daß sie Buße täten / und sich bekehreten zu Gott / und täten rechtschaffene Werk der Buße. Um deswillen haben mich die Juden im Tempel gegriffen / und unterstunden mich zu töten. Aber durch Hülfe Gottes ist mir gelungen / und stehe bis auf diesen Tag und zeuge / beide den Kleinen und Großen / und sage nichts außer dem / das die Propheten gesagt haben / daß es geschehen sollt / und Moses / daß Christus sollt leiden / und der erste sein aus der Auferstehung von den Toten / und verkündigen ein Licht dem Volk und den Heiden.« 24 Da er aber solches zur Verantwortung gab / sprach Festus mit lauter Stimme : »Paule / du rasest. Die große Kunst machet dich rasend.« Er aber sprach: »Mein teurer Feste / ich rase nicht / sondern ich rede wahre und vernünftige Wort. Denn der König weiß solchs wohl / zu welchem ich freidig rede / denn ich achte / ihm sei der keines nicht verborgen. Denn solchs ist nicht im Winkel geschehen. Glaubest du / König Agrippa / den Propheten? Ich weiß / daß du glaubest.« Agrippas aber sprach zu Paulo: »Es fehlet nicht viel / du überredest mich / daß ich ein Christen würde.« Paulus aber sprach: »Ich wün-schete vor Gott / es fehlete an viel oder an wenig / daß nicht alleine du / sondern alle die mich heute hören / solche würden / wie ich bin / ausgenommen diese Bande.« Und da er das gesaget / stund der König auf und der Landpfleger / 30 und Bernice / und die mit ihnen saßen / und entwichen beseits / redeten mit einander / und sprachen: »Dieser Mensch hat nichts getan / das des Todes oder der Bande wert sei.« Agrippas aber sprach zu Festo: »Dieser Mensch hätte können losgegeben werden / wenn er sich nicht auf den Kaiser berufen hätte.« Das siebenundzwanzigst Kapitel Da es aber beschlossen war / daß wir in Welschland schiffen sollten / übergaben sie Paulum und etliche ander Gefangene dem Unterhauptmann / mit Namen Julio / von der Kaiserischen Schar. Da wir aber in ein adramitisch Schiff traten / daß wir an Asian hin schiffen sollten / fuhren wir von Lande. Und war mit uns Aristarchus aus Mazedonia von Thessalonich / und kamen des andern Tages an zu Sidon. Und Julius hielt sich freundlich gegen Paulum / erlaubete ihm zu seinen guten Freunden zu gehen / und seiner pflegen. Und von dannen stießen wir ab / und schifften unter Zypern hin / 4 darum daß uns die Winde entgegen waren / und schifften auf dem Meer vor Cilicia und Pamphylia über / und kamen gen Myra / in Lycia / und daselbst fand der Unterhauptmann ein Schiff von Alexandria / das schiffete in Welschland / und lud uns drauf. Da wir aber langsam schifften / und in viel Tagen kaum gegen Gnidum kamen (denn der Wind wehrete uns) / schifften wir unter Kreta hin / nach der Stadt Salmonc / und zogen kaum vorüber / da kamen wir an eine Stätte / die heißet Gutfurt / dabei war nahe die Stadt Lasäa. Da nu viel Zeit vergangen war / und nu mehr fährlich war zu schif- 9 fen / darum / daß auch die Fasten schon vorüber waren / vermahnete sie Paulus / und sprach zu ihnen: »Lieben Männer / ich sehe / daß die Schiffahrt will mit Beleidigung und großem Schaden ergehen / 25 vernünftige. Bis 1527: nüchterne. nicht allein der Last und des Schiffes / sondern auch unsers Lebens.« 12 Aber der Unterhauptmann glaubete dem Schiffherrn und dem Schiffmann mehr / denn dem das Paulus sagete. Und da die Anfurt ungelegen war zu wintern / bestunden ihrer das mehrer Teil auf dem Rat / von dannen zu fahren / ob sie könnten kommen gen Phönica zu wintern / welches ist eine Anfurt an Kreta / gegen dem Winde Südwest und Nordwest. Da aber der Südwind webte / und sie mei-neten / sie hätten nu ihr Vornehmen / erhüben sie sich gen Asson / und fuhren an Kreta hin. Nicht lange aber darnach / erhub sich wider ihr Vornehmen eine " Windsbraut / die man nennet Nordost. Und da das Schiffergriffen ward / und könnt sich nicht wider den Wind richten / gaben wirs 16 dahin / und schwebeten also. Wir kamen aber an eine Insel / die heißet Clauda / da konnten wir kaum einen Kahn ergreifen. Den hüben wir auf / und brauchten der Hülfe / und bunden ihn unten an das Schiff / denn wir furchten / es möchte in die Syrte fallen / und 18 ließen das Gefäße hinunter / und fuhren also. Und da wir groß Ungewitter erlitten hatten / da taten sie des nähesten Tages einen Auswurf. Und am dritten Tage / würfen wir mit unsern Händen aus die Bereitschaft im Schiffe. Da aber in vielen Tagen weder Sonne noch Gestirn erschien / und nicht ein klein Ungewitter uns wider war / war alle Hoffnung unsers Lebens dahin. 21 Und da man lange nicht gessen hatte / trat Paulus ins Mittel unter sie / und sprach: »Lieben Männer / man sollt mir gehorchet / und nicht von Kreta aufgebrochen haben / und uns dieses Leides und Schadens überhebt haben. Und nu ermahne ich euch/ daß ihr unverzagt seid. Denn keines Leben aus uns wird umkommen / ohn das Schiff. Denn diese Nacht ist bei mir gestanden der Engel Gottes / des ich bin / und dem ich diene / und sprach: /Fürchte dich nicht Paule / du mußt vor den Kaiser gestehet werden. Und siehe / Gott hat dir geschenkt alle / die mit dir schiffen. < Darum / lieben Männer / seid unverzagt. Denn ich glaube Gott / es wird also geschehen / wie mir gesagt ist. Wir müssen aber anfahren an eine Insulen.« Da aber die vierzehnte Nacht kam / und wir in Adria fuhren um die Mitternacht / wähneten die Schiffleute / sic kämen etwa an ein Land. Und sie senkten den Bleiwurf ein / und funden zwanzig Klafter tief. 12 Phönix. 13 Assos. l6ff.: An dieser Stelle ist deutlich, daß Luther ans Mangel an seemännischer Anschauung und Erfahrung nicht sachgemäß übersetzt hat. 18 groß Ungewitter. Bis 1327: große Ungestümigkeit. »Syrtes« sind Wirbel an sandigen Örtern / vorne an Afrika. Und über ein wenig von dannen / senkten sie abermal / und funden fünfzehen Klafter. Da furchten sie sich / sie würden an harte Orte anstoßen / und worfen hinten vom Schiffe vier Anker / und wünsche-ten daß Tag würd. Da aber die Schiffleute die Flucht suchten aus dem Schiffe / und den Kahn niederließen in das Meer / und gaben vor / sie wollten die Anker vorne aus dem Schiffe lassen / sprach Paulus zu dem Unterhauptmann und zu den Kriegsknechten: »Wenn diese nicht im Schiffe bleiben / so könnt ihr nicht beim Leben bleiben.« Da hieben die Kriegsknechte die Stricke ab von dem Kahn / und ließen ihn fallen. Und da es anfing licht zu werden / ermahnete sie Paulus alle / daß sie 33 Speise nähmen / und sprach: »Es ist heute der vierzehente Tag / daß ihr wartet und ungegessen blieben seid / und habt nichts zu euch genommen. Darum ermahne ich euch Speise zu nehmen / euch zu laben / denn es wird euer keinem ein Haar von dem Haupt entfallen.« Und da er das gesaget / nahm er das Brot / danketc Gott vor ihnen allen / und brachs / und fing an zu essen. Da wurden sie alle guts Muts / und nahmen auch Speise. Unser waren aber alle zusammen im Schiff zweihundertundsechsundsiebenzig Seelen. Und da sie satt wurden / erleichterten sie das Schiff / und worfen das Getreide in das Meer. Da es aber Tag ward / kannten sic das Land nicht. Einer Anfurt aber 3p wurden sie gewahr / die hatte ein Ufer / dahin wollten sic das Schiff treiben / wo es möglich wäre. Und da sie die Anker aufgehoben / ließen sie sich dem Meer / und löseten die Ruderbande auf / und richteten den Segelbaum nach dem Winde / und trachteten nach dem Ufer. Und da wir fuhren an einen Ort / der auf beiden Seiten Meer hatte / stieß sich das Schiff an / und das Vorderteil blieb feste stehen unbeweglich / aber das Hinterteil zerbrach / von der Gewalt der Wellen. Die Kriegsknechte aber hatten einen Rat / die Gefangenen zu töten / daß nicht jemand / so er ausschwümme entflöhe. Aber der Unterhauptmann wollte Paulum erhalten / und wehrete ihrem Vornehmen / und hieß die da schwimmen könnten / sich zuerst in das Meer lassen und entgehen an das Land / die andern aber / etliche auf den Brettern / etliche auf dem / das vom Schiffe war. Und also geschah es / daß sie alle erhalten zu Lande kamen. Das achtundzwanzigst Kapitel Und da wir auskamen / erfuhren wir / daß die Insulen Melite hieß. Die Leutlein aber erzeigeten uns nicht geringe Freundschaft / zündeten ein Feuer an / und nahmen uns alle auf / um des Regens / der über uns kommen war / und um der Kälte willen. t Da aber Paulus einen Haufen Reiser zusammen raffelte / und legte es aufs Feuer / kam eine Otter von der Hitze / und fuhr Paulo an seine Hand. Da aber die Leutlein sahen das Tier an seiner Hand hangen / sprachen sie unternander: »Dieser Mensch muß ein Mörder sein / welchen die Rache nicht leben lasset / ob er gleich dem Meer entgangen ist.« Er aber schlenkerte das Tier ins Feuer / und ihm widerfuhr nichts Übels. Sie aber warteten / wenn er schwellen würde oder tot nieder fallen. Da sie aber lange warteten / und sahen / daß ihm nichts Ungeheures widerfuhr / verwandten sie sich / und sprachen / er wäre ein Gott. 7 An denselbigen Örtern aber hatte der Oberste in der Insulen / mit namen Publius / ein Vorwerk / der nahm uns auf / und herbergete uns drei Tage freundlich. Es geschah aber / daß der Vater Publii am Fieber und an der Ruhr lag. Zu dem ging Paulus hinein und betete / und legete die Hand auf ihn / und machete ihn gesund. Da das geschah / kamen auch die andern in der Insulen herzu / die Krankheiten hatten / und ließen sich gesund machen / und sie taten uns große Ehre. Und da wir auszogen / luden sie uns auf / was uns not war. Nach dreien Monden aber schifften wir aus in einem Schiffe von Alexandria / welchs in der Insulen gewintert hatte / und hatte ein Panier der Zwillinge. Und da wir gen Syrakusa kamen / blieben wir 13 drei Tage da. Und da wir umschiteten / kamen wir gen Region und / nach einem Tag / da der Südwind sich erhub / kamen wir des andern Tages gen Puteoien. Da funden wir Brüder / und wurden von ihnen gebeten / daß wir sieben Tage da blieben. Und also kamen wir gen Rom. Und von dannen / da die Brüder von uns höreten / gingen sie aus uns entgegen / bis gen AppiforundTretabern. Da die Paulus sähe/ dankete er Gott / und gewann eine Zuversicht. Da wir aber gen Rom kamen / überantwortete der Unterhauptmann die Gefangenen dem obersten Hauptmann. Aber Paulo ward erlaubet zu bleiben / wo er wollt mit einem Kriegsknechte / der sein hütete. »Zwilling«: Die nu ein Gestirn am Himmel heißen / wurden bei den Heiden gehalten für Götter /die den Schijfenten gnädig wären / und heißen Kastor und Pollux. 13 Puteoli. Es geschah aber nach dreien Tagen / daß Paulus zusammen rief die 17 Fürnehmesten der Juden. Da dieselbigen zusammen kamen / sprach er zu ihnen : »Ihr Männer / lieben Brüder / ich hab nichts getan wider unser Volk / noch wider väterliche Sitten / und bin doch gefangen aus Jerusalem übergeben in der Römer Hände / welche / da sie mich verhöret hatten / wollten sie mich los geben / dieweil keine Ursach des Todes an mir war. Da aber die Juden dawider redeten / ward ich genötiget / mich auf den Kaiser zu berufen / nicht als hätte ich mein Volk etwas zu verklagen. Um der Ursache willen / habe ich euch gebeten / daß ich euch sehen und ansprechen möchte. Denn um der Hoffnung willen Israelis bin ich mit diesen Ketten umgeben.« Sie aber sprachen zu ihm: »Wir haben weder Schrift empfangen aus 21 Judäa deinethalben / noch kein Bruder ist kommen / der von dir etwas Arges verkündiget oder gesaget habe. Doch wollen wir von dir hören / was du hältst / denn von dieser Sekten ist uns kund / daß ihr wird an allen Enden widersprochen.« Und da sie ihm einen Tag bestimmten / kamen viel zu ihm in die Herberge / welchen er ausle-gete und bezeugete das Reich Gottes / und predigete ihnen von Jesu / aus dem Gesetze Mosi / und aus den Propheten / von frühe morgen an / bis an den Abend. Und etliche fielen zu dem / das er sagete / etliche aber glaubten nicht. Da sie aber unternander mißhellig waren / gingen sie weg / als Pau- 25 lus ein Wort redete / das wohl der heilige Geist gesagt hat / durch den Propheten Jesajam zu unsern Vätern / und gesprochen: »Gehe hin zu diesem Volk und sprich: Mit den Ohren werdet ihrs hören / und nicht verstehen ■ und mit Augen werdet ihrs sehen / und nicht erkennen. Denn das Herz dieses Volks ist verstocket / und sie hören schwerlich mit Ohren / und schlummern mit ihren Augen / auf daß sie nicht dermaleincs sehen mit den Augen und hören mit den Ohren / und verständig werden im Herzen / und sich bekehren / daß ich ihnen hülfe. So sei es euch kund getan / daß den Heiden gesandt ist dies Heil Gottes / und sie Werdens hören.« 281 Und da er solchs redete / gingen die Juden hin / und hatten viel Fragens unter ihnen selbst. Paulus aber blieb zwei Jahr in seinem eigen Gedinge / und nahm auf alle die zu ihm einkamen / predigete das Reich Gottes / und lehrete von dem Herrn Jesu / mit aller Freidigkeit unverboten. Ende der Apostel Geschichte Vorrede auf die Epistel S. Pauli an die Römer Die Epistel zu den Reinem ist das Hauptstück des Neuen Testaments. Gottes Gesetz fordert des Herzens Grund. Niemand ist mit Werken Täter des Gesetzes. Diese Epistel ist das rechte Hauptstück des Neuen Testaments / und das allerlauterste Evangelium / welche wohl würdig und wert ist / daß sie ein Christenmensch nicht allein von Wort zu Wort auswendig wisse / sondern täglich damit umgehe / als mit täglichem Brot der Seelen / denn sie nimmer kann zu viel und zu wohl gelesen oder betrachtet werden / und je mehr sie gehandelt wird / je köstlicher sie wird und baß (besser) schmecket. Darum ich auch meinen Dienst dazu tun will / und durch diese Vorrede einen Eingang dazu bereiten/ so viel mir Gott verliehen hat / damit sie desto baß (besser) von jedermann verstanden werde. Denn sie bisher mit Glossen und mancherlei Geschwätz übel verfinstert ist / die doch an ihr selbst ein helles Licht ist / fast genugsam / die ganze Schrift zu erleuchten. Aufs erste müssen wir der Sprache kundig werden / und wissen / was S. Paulus meinet / durch diese Wort: Gesetz / Sünde / Gnade / Glaube / Gerechtigkeit / Fleisch / Geist / und der gleichen / sonst ist kein Lesen nütz daran. Das Wörtlein >Gesetz< mußt du hie nicht verstehen menschlicherweise / daß (es) eine Lehre sei / was für Werk zu tun oder zu lassen sind / wie es mit Menschengesetzen zugehet / da man dem Gesetz mit Werken gnug tut / olps Herz schon nicht da ist. Gott richtet nach des Herzens Grund / darum fordert auch sein Gesetz des Herzens Grund / und lasset ihm an Werken nicht genügen / sondern strafet viel mehr die Werk / ohn Herzensgrund getan / als Heuchelei und Lügen. Daher alle Menschen Lügner heißen / Psalm 116/ darum / daß keiner aus Herzensgrund Gottes Gesetz hält noch halten kann / denn jedermann findet bei sich selbst Unlust zum Guten und Lust zum Bösen. Wo nu nicht ist freie Lust zum Guten / da ist des Herzensgrund nicht am Gesetz Gottes / da ist denn gewißlich auch Sünde und Zorn verdienet bei Gott / ob gleich auswendig viel guter Werk und ehrbars Leben scheinen. Daher schleußt S. Paulus am zweiten Kapitel / daß die Juden alle Sünder sind / und spricht / daß alleine die Täter des Gesetzes gerecht sind bei Gott. Will damit (sagen) / daß niemand mit Werken des Gesetzes Täter ist / sondern sagt viel mehr zu ihnen also: >Du lehrest, man solle nicht ehebrechen / und du brichest die Ehe. Item worinnen du einen andern richtest / darinnen verdammest du dich selbst / weil du eben dasselbige tust / das du richtest. < Als sollt er sagen: Du lebest äußerlich fein in des Gesetzes Werken / und richtest die nicht also leben / und weißest jedermann zu lehren. Den Splitter siehest (du) in der andern Auge / aber des Balken in deinem Auge wirst du nicht gewahr. Denn ob du wohl auswendig das Gesetz mit Werken hältst / aus Furcht der Strafe oder Liebe des Lohns / so tust du doch alles / ohn freie Lust und Liebe zum Gesetz / sondern mit Unlust und Zwang / wolltest lieber anders tun / wenn das Gesetze nicht wäre. Daraus denn sichs schleußt / daß du von Herzens Grund dem Gesetze feind bist. Was ist denn / daß du andere lehrest nicht stehlen / so du im Herzen selbst ein Dieb bist / und äußerlich gerne wärest / wenn du thürstest (es wagen könntest)? Wiewohl auch das äußerliche Werk (auf) die Länge nicht nachbleibet / bei solchen Heuchlern. Also lehrest du andere / aber dich selbst nicht / weißest auch selbst nicht / was du lehrest / hast auch das Gesetz noch nie recht verstanden. Ja dazu mehret das Gesetz die Sünde / wie er saget am fünften Kapitel / darum / daß ihm der Mensch nur feinder wird / je mehr es fordert / des er keines kann. Darum spricht er am siebenten Kapitel: >Das Gesetz ist geistliche Was ist das? Wenn das Gesetz leiblich wäre / so geschähe ihm mit Werken genug. Nu es aber geistlich ist / tut ihm niemand genug/es gehe denn von Herzens Grund / alles was du tust. Aber ein solches Herz gibt niemand denn Gottes Geist. Der machet den Menschen dem Gesetz gleich / daß er Lust zum Gesetz gewinnet von Herzen / und hinfort nicht aus Furcht noch Zwang / sondern aus freiem Herzen alles tut. Also ist das Gesetz geistlich / das mit solchem geistlichen Herzen will geliebet und erfüllet sein / und fordert einen solchen Geist. Wo der nicht im Herzen ist / da bleibet Sünde / Unlust / Feindschaft wider das Gesetz / das doch gut / gerecht und heilig ist. So gewöhne dich nu der Rede / daß viel ein ander Ding ist / >des Gesetzes Werk tun< und >das Gesetz erfüllem. Des Gesetzes Werk ist alles / das der Mensch tut oder tun kann am Gesetze / aus seinem freien Willen und eigenen Kräften. Weil aber unter und neben solchen Werken bleibet im Herzen Unlust und Zwang zum Gesetz / sind solche Werk alle verloren / und kein nütze. Das meinet S. Paulus am dritten Kapitel / da er spricht: /Durch Gesetzes Werke wird vor Gott kein Mensch gerecht.! Daher siehest du nu / daß die Gesetz mehret die Sünde. Gesetz ist geistlich. Des Gesetzes Werke tun und das Gesetz erfüllen / ist zwei er lei. Glaube kommt durchs Evangelium. Glaube macht allein gerecht. Gesetz wird durch Glauben aufgerichtet. Unglaube Hmiptqiielle aller Sünde. Christus nennet allein den Unglauben Sünde. Schulzänker und Sophisten Verführer sind / wenn sie lehren mit Werken sich zur Gnade bereiten. Wie kann sich mit Werken zum Guten bereiten / der kein gut Werk ohn Unlust und Unwillen im Herzen tut? Wie soll das Werk Gott gelüsten / das aus einem unlustigen und widerwilligen Herzen gehet? Aber das Gesetz erfüllen ist / mit Lust und Liebe seine Werk tun / und frei ohn des Gesetzes Zwang göttlich und wohl leben / als wäre kein Gesetze oder Strafe. Solche Lust aber freier Liebe gibt der heilige Geist ins Herz / wie er spricht im fünften Kapitel. Der Geist aber wird nicht / denn allein in / mit und durch den Glauben an Jesum Christ gegeben / wie er in der Vorrede saget. So kommt der Glaube nicht / ohn alleine durch Gottes Wort oder Evangelium / das Christum prediget / wie er ist Gottes Sohn und Mensch / gestorben und auferstanden um unsertwillen / wie er am dritten / vierten und zehnten Kapitel saget. Daher kommts / daß allein der Glaube gerecht machet / und das Gesetz erfüllet / denn er bringet den Geist aus Christi Verdienst. Der Geist aber machet ein lustig und frei Herz / wie das Gesetz fordert. So gehen denn die guten Werk aus dem Glauben selber. Das meinet er am dritten Kapitel / nach dem er des Gesetzes Werke verworfen hatte / daß es lautet / als wollt er das Gesetz aufheben durch den Glauben. Nein / spricht er: >wir richten das Gesetz an (auf) / durch den Glaubem / das ist: wir erfüllens durch den Glauben. >Sünde< heißet in der Schrift / nicht allein das äußerliche Werk am Leibe / sondern alle das Geschäfte / das sich mit reget und weget zu dem äußerlichen Werk / nämlich des Herzens Grund mit allen Kräften. Also daß das Wörtlein >tun< soll heißen: wenn der Mensch ganz dahin fällt und fähret in die Sünde. Denn es geschieht auch kein äußerlich Werk der Sünde der Mensch fahre denn ganz mit Leib und Seele hinan. Und sonderlich siehet die Schrift ins Herz / und auf die Wurzel und Hauptquelle aller Sünde / welche ist der Unglaube im Grunde des Herzens. Also daß / wie der Glaube alleine gerecht macht / und den Geist und Lust bringet zu guten äußerlichen Werken / also sündiget alleine der Unglaube und bringet das Fleisch auf / und Lust zu bösen äußerlichen Werken / wie Adam und Eva geschah im Paradies / Genesis am dritten. Daher Christus alleine den Unglauben Sünde nennet / da er spricht Johannis 16: >Der Geist wird die Welt strafen um die Sünde / daß sie nicht glauben an mich. < Darum auch / ehe denn gute oder böse Werk geschehen / als die guten oder bösen Früchte / muß zuvor im Herzen da sein Glaube oder Unglaube / als die Wurzel / Saft und Hauptkraft aller Sünde. Welchs in der Schrift auch darum der Schlangenkopf und des alten Drachen Haupt heißet / den des Weibes Same Christus zertreten muß / wie Adam verheißen ward / Genesis am dritten. >Gnade< und >Gabe< sind des Unterschieds / daß >Gnade< eigentlich heißet Gottes Hulde oder Gunst / die er zu uns traget bei sich selbst / aus welcher er geneiget wird / Christum und den Geist mit seinen Gaben in uns zu gießen / wie das aus dem fünften Kapitel klar wird / da er spricht: >Gnade und Gabe in Christo etc.< Ob nu wohl die Gaben und der Geist in uns täglich zunehmen / und noch nicht vollkommen sind / daß also noch böse Lüste und Sünden in uns überbleiben / welche wider den Geist streiten / wie er saget Römer 7 und Galater 5. Und wie Genesis 3 verkündiget / ist der Hader zwischen des Weibes Samen und der Schlangen Samen. So tut doch die Gnade so viel / daß wir ganz und voll gerecht vor Gott gerechnet werden. Denn seine Gnade teilet und stücket sich nicht / wie die Gaben tun / sondern nimmt uns ganz und gar auf in die Hulde / um Christi un-sers Fürsprechers und Mittlers willen / und um (darum) daß in uns die Gaben angefangen sind. Also verstehest du denn das siebente Kapitel / da sich S. Paulus noch einen Sünder schilt / und doch im achten spricht / es sei nichts Ver-dammlichs an denen / die in Christo sind / der unvollkommenen Gaben und des Geistes halben. Um des ungetöteten Fleisches willen/ sind wir noch Sünder / aber weil wir an Christum glauben und des Geistes Anfang haben / ist uns Gott so günstig und gnädig / daß er solche Sünde nicht achten noch richten will / sondern nach dem Glauben in Christo mit uns fahren / bis die Sünde getötet werde. >Glaube< ist nicht der menschliche Wahn und Traum / den etliche für Glauben halten. Und wenn sie sehen / daß keine Besserung des Lebens noch gute Werke folgen / und doch vom Glauben viel hören und reden können / fallen sie in den Irrtum / und sprechen / der Glaube sei nicht genug / man müsse Werke tun / soll man fromm und selig werden. Das macht / wenn sie das Evangelium hören / so fallen sie daher / und machen ihnen aus eignen Kräften einen Gedanken im Herzen / der spricht: >Ich glaubet / das halten sie dann für einen rechten Glauben. Aber wie es ein menschlich Gedicht und Gedanken ist / den des Herzens Grund nimmer erfahret / also tut er auch nichts / und folget keine Besserung hernach. Aber Glaube ist ein göttlich Werk in uns / das uns wandelt und neu gebiert aus Gott (Johannes 1) und tötet den alten Adam / machet uns Böse Lust und Sünde (bleiben) in den Heiligen übrig. Christen sind gerecht und doch Sünder. Kraft und Geschäfte des Glaubens. Glaube und Werk sind ungeschieden. ganz andre Menschen von Herzen / Mut / Sinn / und allen Kräften / und bringet den heiligen Geist mit sich. O es ist ein lebendig / schäf-tig / tätig / mächtig Ding um den Glauben / daß (es) unmöglich ist / daß er nicht ohn Unterlaß sollte Guts wirken. Er fraget auch nicht / ob gute Werk zu tun sind / sondern ehe man fraget / hat er sie getan / und ist immer im Tun. Wer aber nicht solche Werk tut / der ist ein glaubloser Mensch / tappet und siehet um sich nach dem Glauben und guten Werken / und weiß weder was Glaube oder gute Werk sind / wäschet und schwatzet doch viel Wort vom Glauben und guten Werken. Glaube ist eine lebendige / erwegene (entschlossene) Zuversicht auf Gottes Gnade / so gewiß / daß er tausendmal drüber stürbe. Und solche Zuversicht und Erkenntnis göttlicher Gnade / machet fröhlich / trotzig (beharrlich) und lustig gegen Gott und alle Kreaturen / welchs der heilige Geist tut im Glauben. Daher (der Mensch) ohn Zwang willig und lustig wird jedermann Guts zu tun /jedermann zu dienen / allerlei zu leiden / Gott zu Liebe und zu Lob / der ihm solche Gnade erzeigt hat. Also / daß (es) unmöglich ist / Werk vom Glauben scheiden / ja so unmöglich / als Brennen und Leuchten vom Feuer mag geschieden werden. Darum siehe dich vor / vor deinen eignen falschen Gedanken und unnützen Schwätzern / die vom Glauben und guten Werken klug sein wollen zu urteilen / und sind die größten Narren. Bitte Gott / daß er den Glauben in dir wirke / sonst bleibest du wohl ewiglich ohn Glauben / du dichtest und tust / was du willst oder kannst. /Gerechtigkeit/ ist nu solcher Glaube / und (sie) heißet /Gottes Gerechtigkeit/ oder /die vor Gott gilt/ darum / daß sie Gott gibt / und rechnet für Gerechtigkeit / um Christi willen unsers Mittlers / und macht den Menschen / daß er jedermann gibt was er schuldig ist. Denn durch den Glauben wird der Mensch ohn Sünde /und gewinnet Lust zu Gottes Geboten. Damit gibt er Gott seine Ehre / und bezahlet ihm / was er ihm schuldig ist. Aberden Menschen dienet er williglich / womit er kann / und bezahlet damit auch jedermann. Solche Gerechtigkeit kann Natur / freier Wille und unsre Kräfte nicht zuwege bringen. Denn wie niemand ihm (sich) selber kann den Glauben geben / so kann er auch den Unglauben nicht wegnehmen / wie will er denn eine einige (einzige) kleineste Sünde wegnehmen? Darum ists alles falsch / Heuchelei und Sünde / was außer dem Glauben oder in Unglauben geschieht (Römer 14) / es gleiße / wie gut es mag. /Fleisch/ und /Geist/ mußt du hie nicht also verstehen / daß /Fleisch/ alleine sei / was die Unkeuschheit betreffe / und >Geist< / was das Innerliche im Herzen betreffe. Sondern >Fleisch< heißet Paulus wie Christus (Johannes 3) alles was aus Fleisch geboren ist / den ganzen Menschen / mit Leib und Seele / mit Vernunft und allen Sinnen / darum / daß es alles an ihm nach dem Fleisch trachtet. Also daß du auch den fleischlich wissest zu heißen / der ohn Gnad von hohen geistlichen Sachen viel dichtet / lehret und schwätzet. Wie du das aus den >Werken des Fleisches< (Galater 5) wohl kannst lernen / da er auch Ketzerei und Haß »Fleisches Werk» heißet. Und Römer 8 spricht er / daß durchs Fleisch das Gesetz geschwächt wird / welchs nicht von Unkeuschheit / sondern von allen Sünden / allermeist aber vom Unglauben gesagt ist / der das allergeistlichste Laster ist. Wiederum auch den »geistlich» heißet / der mit den alleräußerlichsten Werken umgehet / als Christus / da er der Jünger Füße wusch / und Petrus / da er das Schiffführeteundfischete. Also/daß »Fleisch» sei ein Mensch / der inwendig und auswendig lebet und wirket / das zu des Fleisches Nutz und zeitlichem Leben dienet. »Geist» sei/der inwendig und auswendig lebet und wirket / das zu dem Geist und zukünftigen Leben dienet. Ohn solchen Verstand dieser Wörter wirst du diese Epistel S. Pauli / noch kein Buch der Heiligen Schrift nimmermehr verstehen. Darum hüte dich vor allen Lehrern / die anders diese Wort brauchen / sie seien auch wer sie wollen / obs gleich Hieronymus /Augustinus / Ambrosius / Origenes / und ihrsgleichen und noch höher wären. Nu wollen wir zur Epistel greifen. Dieweil einem evangelischen Prediger gebührt / am ersten durch Offenbarung des Gesetzes und der Sünden alles zu strafen und zu Sünden (zu) machen / das nicht aus dem Geist und Glauben an Christum gelebt wird / damit die Menschen zu ihrer eignen Erkenntnis und Jammer gefiihret werden / daß sie demütig werden / und Hülfe begehren. So tut S. Paulus auch / und fähet an im ersten Kapitel und strafet die groben Sünden und Unglauben / die öffentlich sind am Tage / als der Heiden Sünden waren / und noch sind / die ohn Gottes Gnade leben / und spricht / es werde offenbaret durchs Evangelium Gottes Zorn vom Himmel / über alle Menschen / um ihres gottlosen Wesens und Ungerechtigkeit willen. Denn ob sic gleich wissen und täglich erkennen / daß ein Gott sei / so ist doch die Natur an ihr selbst / außcr(halb) der Gnaden / so böse / daß sie ihm weder danket / noch ihn ehret. Sondern verblendet sich selbst / und fället ohn Unterlaß in ärger Wesen / bis daß sie nach Abgöttereien Derßeischliche Mensch. Der geistliche Mensch. Amt eines evangelischen Predigers. Art der Heuchler. S. Paulus lasset niemand ohne Sünde bleiben. Juden und Heiden sind alle Sünder. Wie man vor Gott gerecht und selig wird. auch die schändlichsten Sünden mit allen Lastern wirket / unverschämt / und dazu ungestrafet läßt an den andern. Am zweiten Kapitel strecket er solche Strafe weiter auch auf die / so äußerlich fromm scheinen oder heimlich sündigen / als die Juden waren / und noch alle Heuchler sind / die ohn Lust und Liebe wollen leben / und im Herzen Gottes Gesetze feind sind / und doch andre Leute gerne (nerjurteilen. Wie aller Gleisner Art ist / daß sie sich selbst rein achten / und doch voll Geizes / Hasses / Hoffart / und alles Unflats stecken (Matthäus 23). Die sinds eben / die Gottes Gütigkeit verachten / und nach ihrer Härtigkeit den Zorn über sich häufen. Also daß S. Paulus / als ein rechter Gesetzerklärer / niemand ohn Sünde bleiben Lasset / sondern allen den Zorn Gottes verkündiget / die aus Natur oder freiem Willen wollen wohl leben / und läßt sie nichts besser sein / denn die öffentlichen Sünder / ja er spricht / sie seien Hartmütigc und Unbußfertige. Am dritten (Kapitel) wirft er sie alle beide in einen Haufen und spricht / einer sei wie der andre / alle zumal Sünder vor Gott. Ohn (außer) daß die Juden Gottes Wort gehabt / wiewohl nicht viel dran geglaubt haben / doch damit Gottes Glaube und Wahrheit nicht aus ist. Und führet zufällig (zusätzlich) ein den Spruch aus dem 51. Psalm / daß Gott gerecht bleibet in seinen Worten. Darnach kommt er wieder darauf und beweiset auch durch (die) Schrift / daß sie alle Sünder sind / und durch Gesetzes Werke niemand gerecht werde / sondern (daß) das Gesetz nur die Sünden zu erkennen gegeben sei. Darnach fähet er an / und lehret den rechten Weg / wie man müsse fromm und selig werden / und spricht: >Sie sind alle Sünder und ohn Gottes Ruhm / /müssen aber ohn Verdienst gerecht werden / durch den Glauben an Christum / der uns solchs verdienet hat / durch sein Blut / und uns ein Gnadenstuhl worden vor Gott / der uns alle vorige Sünden vergibt. < Damit er beweise / daß seine Gerechtigkeit / die er gibt im Glauben / alleine uns helfe / die zu der Zeit durchs Evangelium offenbaret / und zuvor durchs Gesetz und die Propheten bezeuget ist. Also wird das Gesetz durch den Glauben aufgerichtet / ob wohl des Gesetzes Werke damit werden niedergelegt / samt ihrem Ruhm. Am vierten (Kapitel) als nu durch die ersten drei Kapitel die Sünden offenbaret / und der Weg des Glaubens zur Gerechtigkeit gelehret ist / fähet er an zu begegnen etlichen Einreden und Ansprüchen (Widersprüchen). Und nimmt am ersten den vor / den gemeiniglich tun alle/ die vom Glauben hören / wie er ohn Werke gerecht mache / und sprechen: >Soll man denn nu keine guten Werke tun?< Also hält er hie ihm selbst vor den Abraham / und spricht: >Was hat denn Abraham mit seinen Werken getan? Ists alles umsonst gewesen? Waren seine Werk kein nütz?< Und schleußet / daß Abraham ohn alle Werk / allein durch den Glauben gerecht worden sei / sogar daß er auch vor dem Werk seiner Beschneidung durch die Schrift allein seines Glaubens halben gerecht gepreiset werde (Genesis 15). Hat aber das Werk der Beschneidung zu seiner Gerechtigkeit nichts getan / das doch Gott ihm gebot / und ein gut Werk des Gehorsams war / so wird gewißlich auch kein ander gut Werk zur Gerechtigkeit etwas tun. Sondern wie die Beschneidung Abrahae ein äußerlich Zeichen war / damit er seine Gerechtigkeit im Glauben beweisete / also sind alle guten Werk nur äußerliche Zeichen / die aus dem Glauben folgen / und beweisen / als die guten Früchte / daß der Mensch schon vor Gott inwendig gerecht sei. Damit bestätiget nu S. Paulus als mit einem kräftigen Exempel aus der Schrift seine vorige Lehre im dritten Kapitel vom Glauben. Und führet dazu noch einen Zeugen / David aus dem 3 2. Psalm / der auch saget / daß der Mensch ohn Werke gerecht werde / wiewohl er nicht ohn Werke bleibet / wenn er gerecht worden ist. Darnach breitet er das Exempel aus / wider alle andern Werk des Gesetzes / und schleußt / daß diejuden nicht mögen (können) Abrahams Erben sein / alleine des Geblüts halben / viel weniger des Gesetzes Werke halben / sondern müssen Abrahams Glauben erben / wollen sie rechte Erben sein. Sintemal Abraham vor dem Gesetze / beide Mosis und der Beschneidung / durch den Glauben ist gerecht worden / und ein Vater genennet aller Gläubigen. Dazu auch das Gesetz viel mehr Zorn wirke denn Gnade / dieweil es niemand mit Liebe und Lust tut / daß viel mehr Ungnade denn Gnade durch des Gesetzes Werke kommt. Darum muß allein der Glaube die Gnade / Abrahae verheißen / erlangen. Denn auch solche Exempel um unsertwillen geschrieben sind / daß wir auch sollen glauben. Am fünften kommt er auf die Früchte und Werk des Glaubens / als da sind Friede / Freude / Liebe gegen Gott undjedermann / dazu Sicherheit / Trotz / Freidigkeit (Zuversicht, Kühnheit) / Mut und Hoffnung in Trübsal und Leiden. Denn solches alles folget / wo der Glaube recht ist / um des überschwenglichen Gutes willen / das uns Göttin Christo erzeiget / daß er ihn für uns hat sterben lassen / ehe wir ihn darum bitten konnten / ja da wir noch Feinde waren. Also haben wir denn / daß der Glaube ohn alle Werk gerecht machet / und doch nicht Abraham ist allein durch den Glauben gerecht worden. Die des Glaubens sind/sind Abrahams Kin der und Erben. Früchte und Werk des Glaubens. Werkheilige wissen nichts von den rechtschaffenen Werken /so dem Glauben folgen. Wie Adam auf uns vererbet hat die Sünde/also vererbet Christus auf uns seine Gerechtigkeit. Niemand kann sich selbst aus der Sünde helfen. Gesetz mehret die Sünde. Streit des Geistes mit dem Fleisch. Glaube ficht ohne Unterlaß wider die Sünde. Deutung der Taufe. daraus folget / daß man darum kein gut Werk tun solle / sondern daß die rechtschaffenen Werk nicht außen bleiben / von welchen die Werkheiligen nichts wissen / und dichten ihnen (sich) selbst eigene Werk / darin weder Friede / Freude / Sicherheit / Liebe / Hoffnung / Trotz / noch keines rechten christlichen Werks und Glaubens Art ist. Darnach tut er einen lustigen Ausbruch (Exkurs) und Spaziergang / und erzählet / wo beide Sünde und Gerechtigkeit / Tod und Leben herkommen. Und hält die zween fein gegenander / Adam und Christum. Will also sagen: darum mußte Christus kommen / ein andrer Adam / der seine Gerechtigkeit auf uns (i/eijerbete / durch ein neu geistliche Geburt im Glauben / gleich wie jener Adam auf uns geerbet hat die Sünde / durch die alte fleischliche Geburt. Damit wird aber kund und bestätiget / daß ihm (sich) niemand kann selbst aus Sünde zur Gerechtigkeit mit Werken helfen / so wenig er kann wehren / daß er leiblich geboren wird. Das wird auch damit beweiset / daß das göttliche Gesetz / das doch billig helfen sollte / so etwas helfen sollte zur Gerechtigkeit/nicht allein ohn Hülfe kommen ist / sondern hat auch die Sünden gemehret / darum / daß die böse Natur ihm desto feinder wird / und ihre Lust desto lieber büßen will / je mehr ihr das Gesetz wehret. Daß also das Gesetz Christum noch nötiger machet / und mehr Gnade fordert / die der Natur helfe. Am sechsten nimmt er das sonderliche Werk des Glaubens vor sich / den Streit des Geistes mit dem Fleisch / vollend zu töten die übrigen Sünden und Lüste / die nach der Gerechtigkeit überbleiben. Und lehret uns / daß wir durch den Glauben nicht also gefreiet sind von Sünden / daß wir müßig / faul und sicher sein sollten / als wäre keine Sünde mehr da. Es ist Sünde da. Aber sie wird nicht zur Verdammnis gerechnet / ums Glaubens willen / der mit ihr streitet. Darum haben wir mit uns selbst genug zu schaffen unser Leben lang / daß wir unsern Leib zähmen / seine Lüste töten / und seine Gliedmaß zwingen / daß sie dem Geist gehorsam seien und nicht den Lüsten. Damit wir dem Tod und Auferstehen Christi gleich sein / und unsre Taufe vollbringen (die auch den Tod der Sünde und neu Leben der Gnade bedeutet) bis daß wir gar rein von Sünde / auch leiblich mit Christo auferstehen / und ewiglich leben. Und das können wir tun/spricht er/ weil wir in der Gnaden und nicht in dem Gesetz sind. Welchs er selbst ausleget / daß >ohn Gesetz sein/ / sei nicht so viel gesagt / daß man keine Gesetze habe / und möge (körnte) tun / was jedermann gelüstet / sondern /unter dem Gesetz sein< ist / wenn wir ohn Gnade / mit Gesetzes Werken umgehen. Alsdann herrschet gewißlich die Sünde durchs Gesetze / sintemal niemand dem Gesetz hold ist von Natur. Dasselbige ist aber große Sünde. Die Gnade machet uns aber das Gesetze lieblich. So ist denn keine Sünde mehr da / und das Gesetz nicht mehr wider uns / sondern eines mit uns. Dasselbige aber ist die rechte Freiheit von der Sünden und vom Gesetze / von welcher er bis ans Ende dieses Kapitels schreibet / daß es sei die Freiheit / nur Guts zu tun mit Lust / und wohl leben ohn Zwang des Gesetzes. Darum ist die Freiheit ein geistlich Freiheit / die nicht das Gesetze aufhebet / sondern darreichet / was vom Gesetz gefordert wird / nämlich Lust und Liebe / damit das Gesetz gestillet wird / und nicht mehr zu treiben und zu fordern hat. Gleich als wenn du einem Lehenherrn schuldig wärest / und könntest nicht bezahlen. Von dem möchtest du zweierlei Weise los werden. Einmal/daß er nichts von dir nähme und sein Register zerrisse. Das andermal / daß ein frommer Mann für dich bezahlete / und gäbe dir / damit du seinem Register gnug tätest. Auf diese Weise hat uns Christus vom Gesetze frei gemacht. Darum ists nicht eine wilde fleischliche Freiheit / die nichts tun solle / sondern die viel und allerlei tut / und von des Gesetzes Fordern und Schuld ledig ist. Am siebenten bestätigt er solchs mit einem Gleichnis des ehelichen Lebens. Als wenn ein Mann stirbet / so ist die Frau auch ledig / und ist also eins des andern los und ab. Nicht also / daß die Fraue nicht möge oder solle einen andern Mann nehmen / sondern viel mehr / daß sie nu allererst recht frei ist / einen andern zu nehmen / daß sie vorhin nicht konnte tun / ehe siejenes Mannes ab war. Also ist unser Gewissen verbunden dem Gesetz / unter dem sündlichen alten Menschen. Wenn der getötet wird durch den Geist / so ist das Gewissen frei / und eines des andern los. Nicht daß das Gewissen solle nichts tun / sondern nu allererst recht an Christo / dem andern Manne / hangen / und Frucht bringen des Lebens. Darnach streichet er weiter aus die Art der Sünde und des Gesetzes / wie durch das Gesetz die Sünde sich nu recht reget und gewaltig wird. Denn der alte Mensch wird dem Gesetz nur desto feinder / weil er nicht kann bezahlen / das vom Gesetz gefordert wird. Denn Sünde ist seine Natur / und kann von ihm selbst nicht anders / darum ist das Gesetz sein Tod / und alle seine Marter. Nicht daß das Gesetz böse sei / sondern daß die böse Natur nicht leiden kann das Gute / daß es Gutes von ihm fordere. Gleich wie ein Kranker nicht leiden kann / Freiheit von Sünden und Gesetz. Gleichnis vom ehelichen Lehen. Die Sünde regt sich durchs Gesetz und wird gewaltiger. Kamp f des Geistes und des Fleisches in den Heiligen. S. Paulus nennet Geist und Fleisch ein Gesetz. Fleisch und Sünde werden betäubt durchs Kreuz. daß man von ihm fordere Laufen und Springen / und andere Werke eines Gesunden. Darum schleußt S. Paulus hie / daß / wo das Gesetz recht erkennet und aufs beste gefasset wird / da tut es nicht mehr / denn es erinnert uns unsrer Sünde / und tötet uns durch dieselbige / und machet uns schuldig des ewigen Zorns. Wie das alles fein sich lehret und erfahret im Gewissen / wenns mit dem Gesetz recht troffen wird. Also / daß man muß etwas anders haben / und mehr denn das Gesetz / den Menschen fromm und selig (zu) machen. Welche aber das Gesetz nicht recht erkennen / die sind blind / gehen mit Vermessenheit dahin / meinen ihm mit Werken gnug zu tun. Denn sie wissen nicht wie viel das Gesetz fordert / nämlich / ein frei / willig / lustig Herz. Darum sehen sie Mosi nicht recht unter Augen / das Tuch ist ihnen davor gelegt und zugedecket. Darnach zeiget er / wie Geist und Fleisch miteinander streiten in einem Menschen. Und setzet sich selbst zu einem Exempel / daß wir lernen / das Werk (die Sünde in uns selbst zu töten) recht erkennen. Er nennet aber beide den Geist und das Fleisch ein Gesetze / darum / daß gleich wie des göttlichen Gesetzes Art ist / daß es treibet und fordert / also treibet und fordert und wütet auch das Fleisch wider den Geist / und will seine Lust haben. Wiederum treibet und fordert der Geist wider das Fleisch und will seine Lust haben. Dieser Zank währet in uns / so lange wir leben / in einem mehr / im andern weniger / darnach der Geist oder Fleisch stärker wird. Und ist doch der ganze Mensch selbst alles beides / Geist und Fleisch / der mit ihm selbst streitet / bis er ganz geistlich werde. Am achten tröstet er solche Streiter / daß sie solch Fleisch nicht verdamme. Und zeiget weiter an / was Fleisches und Geistes Art sei / und wie der Geist kommt aus Christo / der uns seinen heiligen Geist gegeben hat / der uns geistlich machet / und das Fleisch dämpfet. Und uns sichert / daß wir dennoch Gottes Kinder sind / wie hart auch die Sünde in uns wütet / so lange wir mit dem Geiste folgen / und der Sünde widerstreben / sie zu töten. Weil aber nichts so gut ist/ das Fleisch zu (M)täuben / als Kreuz und Leiden / tröstet er uns im Leiden / durch Beistand des Geistes / der Liebe / und aller Kreaturen / nämlich / daß beide der Geist in uns seufzet / und die Kreatur sich mit uns sehnet / daß wir des Fleisches und der Sünde los werden. Also sehen wir / daß diese drei Kapitel 6/7/8 auf das einige Werk des Glaubens treiben / das da heißet: den alten Adam töten / und das Fleisch zwingen. Am neunten/ zehnten und elften Kapitel lehret er von der ewigen Versehung (Vorsehung) Gottes/ daher es ursprünglich fleußet/ wer glauben oder nicht glauben soll/ von Sünden los oder nicht los werden kann. Damit es ja gar aus unseren Händen genommen/ und alleine in Gottes Hand gestehet sei/ daß wir fromm werden. Und das ist auch aufs allerhöhest not. Denn wir sind so schwach und ungewiß/ daß/ wenn es bei uns stünde/ würde freilich nicht ein Mensch selig/ der Teufel würde sie gewißlich alle überwältigen. Aber nu Gott gewiß ist/ daß ihm sein Versehen (seine Vorsehung) nicht fehlet {fehl gehe)/ noch jemand ihm wehren kann/ haben wir noch Hoffnung wider die Sünde. Aber hie ist den frevelen und hochfahrenden Geistern einmal zu stecken/ die ihren Verstand am ersten hieher fuhren/ und oben anheben/ zuvor den Abgrund göttlicher Versehung zu forschen/ und vergeblich damit sich bekümmern/ ob sie versehen {prädestiniert) sind. Die müssen sich denn selbst stürzen/ daß sie entweder verzagen/ oder sich in die freie Schanz schlahen (es tapfer wagen). Du aber folge dieser Epistel in ihrer Ordnung/ bekümmere dich zuvor mit Christo und dem Evangelio/ daß du deine Sünde und seine Gnade erkennest. Darnach mit der Sünden streitest/ wie hie das erste/ zweite/ dritte/ vierte/ fünfte/ sechste/ siebente/ achte Kapitel gelehret haben. Darnach wenn du in das achte kommen bist/ unter das Kreuz und Leiden/ das wird dich recht lehren die Versehung im neunten/ zehnten/ elften Kapitel/ wie tröstlich sie sei. Denn ohn Leiden/ Kreuz und Todsnöten kann man die Versehung nicht ohn Schaden und heimlichen Zorn wider Gott handeln. Darum muß Adam zuvor wohl tot sein/ ehe er dies Ding leide/ und den starken Wein trinke. Darum siehe dich vor/ daß du nicht Wein trinkest/ wenn du noch ein Säugling bist. Eine jegliche Lehre hat ihr Maß/ Zeit und Alter. Am zwölften lehret er den rechten Gottesdienst/ und machet alle Christen zu Pfaffen/ daß sie opfern sollen/ nicht Geld noch Vieh/ wie im Gesetz/ sondern ihre eigenen Leiber/ mit Tötung der Lüste. Darnach beschreibet er den äußerlichen Wandel der Christen/ im geistlichen Regiment/ wie sie lehren/ predigen/ regieren/ dienen/ geben/ leiden/ lieben/ leben und tun sollen/ gegen Freund/ Feind und jedermann. Das sind die Werk/ die ein Christ tut/ denn/ wie gesagt ist/ Glaube feiert nicht. Am dreizehnten lehret er das weltlich Regiment ehren und gehorsam sein/ welches darum eingesetzt ist/ obs wohl die Leute nicht Die Lehre von der ewigen Vorsehung Gottes. Wie von der Vorsehung zu lehren sei. Das Opfer der Christen /die alle Priester sind. Warumdaswelt-lich Regiment eingesetzt sei. Wie man mit den schwachen Gewissen umgehen soll. Die gebrechlich sind soll man tragen. Warnung vor Menschenlehre. fromm machet vor Gott / so schaffets doch so viel / daß die Frommen äußerlich Friede und Schutz haben / und die Bösen ohn Furcht oder mit Frieden und Ruhe nicht können frei Übels tun. Darum es zu ehren ist auch den Frommen / ob sie wohl sein nicht (fce)dürfen. Endlich aber fasset er alles in die Liebe / und beschleußt es in das Exempel Christi / wie der uns getan hat / daß wir auch also tun / und ihm nach folgen. Am vierzehnten lehret er die schwachen Gewissen im Glauben säuberlich führen und ihrer schonen / daß man der Christen Freiheit nicht brauche zu Schaden / sondern zur Förderung der Schwachen. Denn wo man das nicht tut / da folget Zwietracht und Verachtung des Evangelii / daran doch alle Not liegt / daß es besser ist / den Schwachgläubigen ein wenig weichen / bis sie stärker werden / denn daß aller Dinge die Lehre des Evangelii sollt untergehen. Und ist solchs Werk ein sonderlich Werk der Liebe / das wohl auch jetzt vonnöten ist / da man mit Fleisch essen und ander Freiheit frech und rauh / ohn alle Not / die schwachen Gewissen zerrüttelt / che sie die Wahrheit erkennen. Am fünfzehnten setzt er Christum zum Excmpel / daß wir auch die andern Schwachen dulden / als die sonst gebrechlich sind in öffentlichen Sünden / oder von unlustigen (unfeinen) Sitten / welche man nicht muß hinwerfen / sondern tragen / bis sie auch besser werden. Denn also hat Christus mit uns getan / und tut noch täglich / daß er gar viel Untugend und böse Sitten / neben aller Unvollkommenheit an uns traget / und hilft ohn Unterlaß. Darnach zum Beschluß bittet er für sie / lobet sie / und befiehlet sie Gott. Und zeiget sein Amt und Predigt an. Und bittet sie gar säuberlich um Steuer an die Armen zu Jerusalem. Und ist eitel Liebe / davon er redet / und damit er umgehet. Das letzte Kapitel ist ein Grußkapitel. Aber darunter vermischet er gar eine edle Warnung vor Menschenlehren / die da neben der evangelischen Lehre einfallen / und Ärgernis anrichten. Gerade als hätte er gewißlich ersehen, daß aus Rom und durch die Römer kommen sollten die verführischen / ärgerlichen Canones und Decretales / und das ganze Geschwürm (Gewimmel) und Gewürm menschlicher Gesetze und Gebote / die jetzt alle Welt ersäufet und diese Epistel und alle heilige Schrift samt dem Geist und Glauben vertilget haben / daß nichts mehr da blieben ist / denn der Abgott / Bauch / des Diener sie hie S. Paulus schilt. Gott erlöse uns von ihnen / Amen. Also finden wir in dieser Epistel aufs allerreichlichste / was ein Christ wissen soll / nämlich / was Gesetz / Evangelium / Sünde / Strafe / Gnade / Glaube / Gerechtigkeit / Christus / Gott / gute Werk / Liebe / Hoffnung / Kreuz sei. Und wie wir uns gegen jedermann / er sei fromm oder Sünder / stark oder schwach / Freund oder Feind / und gegen uns selber halten sollen. Dazu das alles mit Schriften trefflich gegründet / mit Exempeln sein selbst und der Propheten beweiset / daß nichts mehr hie zu wünschen ist. Darum es auch scheinet / als habe S. Paulus in dieser Epistel wollen einmal in die Kürze verfassen die ganze christliche und evangelische Lehre / und einen Eingang bereiten in das ganze Alte Testament. Denn ohn Zweifel / wer diese Epistel wohl im Herzen hat / der hat des Alten Testaments Licht und Kraft bei sich. Darum lasse sie ein jeglicher Christ ihm gemein und stetig in Übung sein. Da gebe Gott seine Gnade zu / Amen. Was ein Christ wissen soll /ist reichlich in dieser Epistel verfasset. Die Epistel S. Pauli: An die Römer Der Geist Gottes ist gegeben noch Christi Auffahrt / von da an heiliget er die Christen und verkläret Christuni in aller Welt daß er Gottes Sohn sei mit aller Macht / in Worten / Wundern /Zeichen. Das erst Kapitel Paulus ein Knechtjesu Christi / berufen zum Apostel / ausgesondert zu predigen das Evangelium Gottes / welchs er zuvor verheißen hat / durch seine Propheten / in der heiligen Schrift / von seinem Sohn / der geboren ist von dem Samen David / nach dem Fleisch / und kräftiglich erweiset ein Sohn Gottes / nach dem Geist / der da heiliget / sint der Zeit er auferstanden ist von den Toten / nämlich / Jesus Christus unser Herr / durch welchen wir haben empfangen Gnade und Apostelamt unter alle Heiden / den Gehorsam des Glaubens aufzurichten / unter seinem Namen / welcher ihr zum Teil auch seid / die da berufen sind von Jesu Christo. Allen die zu Rom sind / den Liebesten Gottes / und berufenen Heiligen. Gnade sei mit euch und Friede / von Gott unserem Vater / und dem Herrn Jesu Christo. 8 Aufs erst danke ich meinem Gott / durchjesum Christ / euer aller halben / daß man von eurem Glauben in aller Welt saget. Denn Gott ist mein Zeuge (welchem ich diene in meinem Geist / am Evangelio von seinem Sohn) daß ich ohn Unterlaß euer gedenke / und allezeit in meinem Gebet flehe / ob sichs einmal zutragen wollt / daß ich zu euch käme durch Gottes Willen. Denn mich verlanget euch zu sehen / auf daß ich euch mitteile etwas geistlicher Gabe / euch zu stärken / das ist / daß ich samt euch getröstet würde / durch euren und meinen Glauben / den wir unternander haben. 13 Ich will euch aber nicht verhalten / lieben Brüder / daß ich mir oft habe vorgesetzt / zu euch zu kommen / bin aber verhindert bisher / daß ich auch unter euch Frucht schaffete / gleich wie unter andern Heiden. Ich bin ein Schuldener / beide der Griechen und der Ungriechen / beide der Weisen und der Unweisen. Darum / so viel an mir ist / bin ich geneiget / auch euch zu Rom das Evangelium zu predigen. Denn ich schäme mich des Evangelii von Christo nicht / denn es ist eine Kraft Gottes / die da selig machet alle / die daran glauben / die Juden fürnehmlich und auch die Griechen. Sintemal darinnen offenbaret wird die Gerechtigkeit / die vor Gott gilt / welche kommt aus Glauben in Glauben. Wie denn geschrieben stehet: >Der Gerechte wird seines Glaubens leben.< 18 Denn Gottes Zorn vom Himmel wird offenbart über alles gottloses Wesen / und Ungerechtigkeit der Menschen / die die Wahrheit in Ungerechtigkeit aufhalten. Denn daß man weiß / daß Gott sei / ist ihnen offenbar. Denn Gott hat es ihnen offenbart / damit / daß Gottes unsichtbares Wesen / das ist / seine ewige Kraft und Gottheit / wird ersehen / so man des wahrnimmt / an den Werken / nämlich an der Schöpfung der Welt. Also daß sie keine Entschuldigung haben / dieweil sie wußten / daß ein Gott ist / und haben ihn nicht gepreiset »aus Glauben«: Aus dem angefangen schwachen Glauben /fort in den starken. Denn der Glaube feiert nicht. »offenbart«: Es wird vom Himmel offenbart (sonst wüßte alle Welt davon nichts) / daß kein Mensch fromm sei vor Gott/sondern allesamt gottlos / Sünder / ungerecht / das ist / Kinder des Zorns / 11t infra Kapitel3: Non est iustus etc. (Kap. 3,10 »Da ist nicht einer / der gerecht sei«). Und wenn sie schon von Gott etwas wissen oder hören/sindsie doch so böse / daß sie ihm weder danken noch dienen. Daher sie auch müssen zur Strafe in allerlei Laster fallen etc. »Dichten«: Wo nicht Glaube ist da fallet die Vernunft von einem aufs ander / bis sie gar verblendet wird in ihrem Dichten / wie denn allen Weisen und spitzigen Köpfengeschicht. »Gottes Wahrheit«: Das ist/aus dem rechten Gott haben sie Götzengemacht. »Gottes Verächter«: Sind die rechten Epikuräer / die da leben / als sei kein Gott. »ruhmredig«: Die viel rühmen / undgerühmet wollen sein /als wären sie etwas Sonderlichs / und sinds doch nicht. »Schädliche«: Die Tag und Nacht trachten andern Leuten Schaden und Leid zu tun/sind auch geschickt und geschwind / solche Praktiken zu finden. » Unvernünfiige«: Das man heißt >einengroben Mannt / /Hans Unvernunft mit dem Kopf hindurch! »störrig«: unbrüderlich / wölfisch / hündisch, die weder Lust noch Lieb zu Weibern / Kindern / Brüdern, Schwestern ja Eltern haben. »unversöhnlich«: Die nicht vergeben können/die nicht zu versöhnen sind. als einen Gott / noch gedanket / sondern sind in ihrem Dichten eitel worden / und ihr unverständiges Herz ist verfinstert. Da sie sich für Weise hielten / sind sie zu Narren worden / und haben verwandelt die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes / in ein Bilde gleich dem vergänglichen Menschen / und der Vögel / und der viertüßigen und der kriechenden Tiere. Darum hat sie auch Gott dahin gegeben in ihrer Her- 24 zen Gelüste / in Unreinigkeit / zu schänden ihre eigenen Leiber an ihnen selbst. Die Gottes Wahrheit haben verwandelt in die Lüge / und haben geehret und gedie-net dem Geschöpfe mehr denn dem Schöpfer / der da gelobet ist in Ewigkeit. Amen. Darum hat sie Gott auch dahin gegeben in schändliche Lüste / denn ihre Weiber haben verwandelt den natürlichen Brauch in den unnatürlichen. Desselbigcngleichen auch die Männer haben verlassen den natürlichen Brauch des Weibes / und sind an einander erhitzet in ihren Lüsten / und haben Mann mit Mann Schande gewirket / und den Lohn ihres Irrtums (wie es denn sein sollte) an ihnen selbst empfangen. Und gleich wie sie nicht geachtet haben / daß sie Gott 28 erkenneten / hat sie Gott auch dahin gegeben in ver-kehreten Sinn / zu tun / das nicht taugt / voll alles Ungerechten / Hurerei / Schalkheit / Geizes / Bosheit / voll Hasses / Mordes / Haders / List / giftig / Ohrenbläser / Verleumder / Gottes Verächter / Freveler / hoffär- 30 tig / ruhmredig / Schädliche / den Eltern ungehorsam / Unvernünftige / Treulose / störrig / unversöhnlich / unbarmherzig. Die Gottes Gerechtigkeit wissen (daß die solchs tun / des Todes würdig sind) / tun sie es nicht allein / sondern haben auch Gefallen an denen / die es tun. 30 »Schädliche«. Bis 1527: »Finanzer« (Ränkeschmiede). Darum /o Mensch /kannst du dich nicht entschuldigen / wer du bist / der da richtet. Denn worin du einen andern richtest / verdammst du dich selbst / sintemal du eben dasselbige tust / das du richtest. Denn wir wissen / daß Gottes Urteil ist recht über die / so solchs tun. Denkest du aber / o Mensch / der du richtest die / so solches tun / und tust auch dasselbige / daß du dem Urteil Gottes entrinnen werdest? Oder verachtest du den Reichtum seiner Güte / Geduld und Langmütigkeit? Weißest du nicht / daß dich Gottes Güte zur Buße leitet? 5 Du aber nach deinem verstockten und unbußfertigen Herzen häufest dir selbst den Zorn auf den Tag des Zorns und der Offenbarung des gerechten Gerichtes Gottes / welcher geben wird einem jeglichen nach seinen Werken / nämlich: Preis und Ehre / und unvergängliches Wesen / denen / die mit Geduld in guten Werken trachten nach dem ewigen Leben / aber denen / die da zänkisch sind / und der Wahrheit nicht gehorchen / gehorchen aber dem Ungerechten / Ungnade und Zorn / Trübsal und Angst / über alle Seelen der Menschen / die da Böses tun / furnehmlich der Juden und auch der Griechen. Preis aber / und Ehre und Friede / allen denen / die da Gutes tun / furnehmlich den Juden und auch den Griechen. li Denn es ist kein Ansehen der Person vor Gott. Welche ohn Gesetz gesündiget haben / die werden auch ohn Gesetz verlorn werden. Und welche am Gesetz gesündiget haben / die werden durchs Gesetz verurteilet werden. Sintemal vor Gott nicht die das Gesetz hören / gerecht sind / sondern die das Gesetze tun / werden gerecht sein. Denn so die Heiden / die das Gesetz nicht haben und doch von Natur tun des Gesetzes Werk / dieselbigen / dieweil sie das Gesetze nicht haben / sind sie ihnen selbst ein Gesetz / damit / daß sie beweisen / des Gesetzes Werk sei beschrieben in ihrem Herzen / sintemal ihr Gewissen sic bezeuget / dazu auch die Gedanken / die sich unternander verklagen oder entschuldigen / auf den Tag / da Gott das »Langmütigkeit«: Auf Lateinisch itardus ira< (langsam im Zorn) und ist dem Hebräischen nachgeredt: >arich appainn. Und ist eine Tugend eigentlich die langsam zürnet und strafet das Unrecht. Aber »Geduld« ist/die das Übel trägt an Gut / Leib und Ehre / ob es gleich mit Recht geschähe. »Güte« ist die leibliche Wohltat unternander /und freundliches Wesen. »von Natur«: Das natürliche Gesetz ist: Was du willst dir getan und überhaben sein von einem andern /das tu und überhebe du auch einen andern. Darinnen das ganze Gesetz Mosis begri ffen ist / wie Christus sagt (Matthäus j). An welchem Gesetz die Heiden auch nicht mehr denn das äußerliche Werk tun / wie die Juden an Mosis Gesetz. Und das Verklagen und Entschuldigen ist / daß eine Sünde größer ist / denn die andere / wider das Gesetz. »raubest«: Du bist ein Gottesdieb/ denn Gottes ist die Ehre/die nehmen ihm alle Werkheiligen. » Vorhaut«: So heißet Paulus die Heiden darum / daßsie unbe-sclwitten sind. »Geist«: Geist heißet / u/as Gott im Menschen über die Natur wirket. »Buchstabe« heißet alles Tun der Natur ohn Geist. Verborgene der Menschen / durch Jesum Christ / richten wird / laut meines Evangelii. Siehe aber zu / du heißest ein Jude / und verlassest dich aufs Gesetz / und rühmest dich Gottes / und weißt seinen Willen / und weil du aus dem Gesetze unterrichtet bist / prüfest du was das Beste zu tun sei / und vermessest dich zu sein ein Leiter der Blinden / ein Licht derer / die in der Finsternis sind / ein Züchtiger der Törichten / ein Lehrer der Einfältigen / hast die Forme / was zu wissen und recht ist im Gesetz. Nu lehrest du andere / und lehrest dich selber nicht. Du predigest / man solle nicht stehlen / und du stiehlest. Du sprichst / man solle nicht ehebrechen / und du brichest die Ehe. Dir greuelt vor den Götzen / und raubest Gott / was sein ist. Du rühmest dich des Gesetzes und schändest Gott durch Übertretung des Gesetzes. Denn eurethalben wird Gottes Namen gelästert unter den Heiden / als geschrieben stehet. Die Beschneidung ist wohl nutz / wenn du das Gesetz hältst. Hältst du aber das Gesetz nicht / so ist deine Beschneidung schon eine Vorhaut worden. So nu die Vorhaut das Recht im Gesetz hält / meinest du nicht / daß seine Vorhaut werde für eine Beschneidung gerechnet? Und wird also / das von Natur eine Vorhaut ist / und das Gesetz vollbringet / dich richten / der du unter dem Buchstaben und Beschneidung bist/und das Gesetz übertrittest. Denn das ist nicht ein Jude / der auswendig ein Jude ist. Auch ist das nicht eine Beschneidung / die auswendig im Fleisch geschieht. Sondern das ist ein Jude / der inwendig verborgen ist / und die Beschneidung des Herzens ist eine Beschneidung / die im Geist und nicht im Buchstaben geschieht / welches Lob ist nicht aus den Menschen / sondern aus Gott. 20 25 20 die Forme: die Rechtsgestaltung im verfaßten Gesetz. Was haben denn die Juden Vorteils? Oder was nützet die Beschneidung? Zwar fast viel. Zum ersten: ihnen ist vertrauet / was Gott geredt hat. Daß aber etliche nicht glauben an dasselbige / was liegt daran? Sollt ihr Unglaube Gottes Glauben aufheben? Das sei ferne. Es bleibe viel mehr also / daß Gott sei wahrhaftig / und alle Menschen falsch. Wie geschrieben stehet: Auf daß du gerecht seiest in deinen Worten / " und überwindest / wenn du gerichtet wirst. 5 Ists aber also / daß unsere Ungerechtigkeit Gottes Gerechtigkeit preiset / was wollen wir sagen? Ist denn Gott auch ungerecht / daß er darüber zürnet? (Ich rede also auf Menschenweise.) Das sei ferne. Wie könnte sonst Gott die Welt richten? Denn so die Wahrheit Gottes durch meine Lügen herrlicher wird zu seinem Preis / warum sollt ich dann noch als ein Sünder gerichtet werden? Und nicht vielmehr also tun / wie wir gelästert werden / und wie etliche sprechen / daß wir sagen sollen: Lasset uns übel tun / auf daß Gutes daraus komme? Welcher Verdammnis ist ganz recht. g Was sagen wir denn nu? Haben wir einen Vorteil? Gar keinen. Denn wir haben droben beweiset / daß beide Juden und Griechen alle unter der Sünde sind / wie denn geschrieben stehet: Da ist nicht der gerecht sei / auch nicht einer / da ist nicht / der verständig sei / da ist nicht / der nach Gott frage. Sie sind alle abgewichen / und allesamt untüchtig worden. Da ist nicht / der Gutes tu / auch nicht einer. Ihr Schlund ist ein offen Grab / mit ihren Zungen handeln sie trüglich / Otterngift ist unter ihren Lippen / ihr Mund ist voll Fluchens und Bitterkeit. Ihre Füße sind eilend Blut zu vergießen. In ihren Wegen ist eitel Unfall und Herzlcid / und den Weg des Friedens wissen sie nicht. Es ist keine Furcht Gottes vor ihren Augen. »falsch«: Gott hält gewiß / wer aber auf Menschen trauet /der fehlet. »herrlicher wird«: David spricht: >Dir allein habe ich gesündigt und übel vor dir getan/aufdaß du gerecht seiest / in deinen Worten / und überwindest / wenn du gerichtet wirst< etc. Das lautet/alssollte man Sünde tun/aufdaß Gott gerecht sei / wie hie Sankt Paulus auch anzeiget. Und ist doch nicht also. Sondern wir sollen die Sünde erkennen/die uns Gott Schuld gibt/aufdaß er also in seinem Gesetze wahrhaftig und gerecht bekennet werde. Aber über dieser Erkenntnis zanken die Werkheiligen mit Gott und wollen ihre Werk nicht Sünde sein lassen /und muß also Gott ihr Lügener und in seinen Wortengerichtet sein. So will nu Sankt Paulus / daß nicht die Sünden Gott preisen (sonst wäre es besser sündigen/denn Gutes tun)/sondern der Sünden Bekenntnis preiset Gott und seine Gnade. Also bleibt Gott wahrhaftig / und alle Menschen lügen-haftig / die solchs nicht bekennen wollen / und ihr Unglaube macht Gottes Glaube nicht zunicht / denn er gewinnet doch/und bleibet wahrhaftig. Merk dies /da er saget: »siesind alle Sünder«. Ist das Hauptstück und der Mittelplatz dieser Epistel und der ganzen Schrift/nämlich / daß alles Sünde ist /was nicht durch das Blut Christi erlöset / im Glauben gerecht wird. Darum fasse diesen Text wohl /denn hie liegt darnieder aller Werk Verdienst und Ruhm / wie er seihst hie saget /und bleibet allein lauter Gottes Gnade und Ehre. »bis anher«: Die Sünde konnte weder Gesetz noch kein gut Werk wegnehmen / es mußte Christus und die Vergebung tun. »richten auf«: Der Glaube erfüllet alle Gesetze / die Werk erßillen kein Tüttel des Gesetzes. Wir wissen aber das / was das Gesetz saget / das saget es denen / die unter dem Gesetz sind / auf daß aller Mund verstopfet werde / und alle Welt Gott schuldig sei / darum / daß kein Fleisch durch des Gesetzes Werk vor ihm gerecht sein mag. Denn durch das Gesetze kommt Erkenntnis der Sünde. Nu aber ist ohn Zutun des Gesetzes / die Gerechtigkeit / die vor Gott gilt / offenbaret und bezeuget durch das Gesetz und die Propheten. Ich sage aber von solcher Gerechtigkeit vor Gott / die da kommt durch den Glauben an Jesum Christ / zu allen und auf alle / die da glauben. Denn es ist hie kein Unterschied. Sie sind allzumal Sünder / und mangeln des Ruhmes / den sie an Gott haben sollen / und werden ohn Verdienst gerecht aus seiner Gnade / durch die Erlösung / so durch Christum Jesum geschehen ist / welchen Gott hat vorgestellt zu einem Gnadenstuhl / durch den Glauben in seinem Blut / damit er die Gerechtigkeit / die vor ihm gilt / darbiete / in dem / daß er Sünde vergibt / welche bis anher blieben war / unter göttlicher Geduld / auf daß er zu diesen Zeiten darböte die Gerechtigkeit / die vor ihm gilt / auf daß er allein gerecht sei / und gerecht mache den / der da ist des Glaubens an Jesu. Wo bleibt nu der Ruhm? Er ist aus. Durch welch Gesetz? durch der Werk Gesetz? Nicht also / sondern durch des Glaubens Gesetz. So halten wir es nu / daß der Mensch gerecht werde / ohn des Gesetzes Werk / alleine durch den Glauben. Oder ist Gott alleine der Juden Gott? Ist er nicht auch der Heiden Gott? Ja freilich auch der Heiden Gott. Sintemal es ist ein einiger Gott / der da gerecht machet die Beschneidung aus dem Glauben / und die Vorhaut durch den Glauben. Wie? Heben wir denn das Gesetz auf / durch den Glauben? Das sei ferne / sondern wir richten das Gesetz auf. 25 25 Gnadenstuhl: der Deckel der Bundeslade, als Gnadenthron Gottes gedacht. Was sagen wir denn von unserm Vater Abraham / daß er funden habe nach dem Fleisch? Das sagen wir: Ist Abraham durch die Werk gerecht / so hat er wohl Ruhm / aber nicht vor Gott. Was saget aber die Schrift? »Abraham hat Gott geglaubet / und das ist ihm zur Gerechtigkeit gerechnet.» 4 Dem aber / der mit Werken umgehet / wird der Lohn nicht aus Gnade zugerechnet / sondern aus Pflicht. Dem aber / der nicht mit Werken umgehet / glaubet aber an den / der die Gottlosen gerecht macht / dem wird sein Glaube gerechnet zur Gerechtigkeit. Nach welcher Weise auch David sagt / daß die Seligkeit sei allein des Menschen / welchem Gott zurechnet die Gerechtigkeit / ohn Zutun der Werk / da er spricht: Selig sind die / welchen ihre Ungerechtigkeiten vergeben sind / und welchen ihre Sünden bedecket sind. Selig ist der Mann / welchem Gott keine Sünde zurechnet. 9 Nu diese Seligkeit / gehet sie über die Beschneidung / oder über die Vorhaut? Wir müssen ja sagen / daß Abraham sei sein Glaube zur Gerechtigkeit gerechnet. Wie ist er ihm denn zugerechnet? In der Beschneidung / oder in der Vorhaut? Ohn Zweifel nicht in der Beschneidung / sondern in der Vorhaut. Das Zeichen aber in der Beschneidung empfing er zum Siegel der Gerechtigkeit des Glaubens / welchen er noch in der Vorhaut hatte /auf daß er würde ein Vater aller/die da glauben in der Vorhaut / daß denselbigen solches auch gerechnet werde zur Gerechtigkeit / und würde auch ein Vater der Beschneidung / nicht alleine derer / die von der Bc-schneidung sind / sondern auch derer / die wandeln in den Fußstapfen des Glaubens / welcher war in der Vorhaut unsers Vaters Abrahams. lj Denn die Verheißung / daß er sollte sein der Welt Erbe / ist nicht geschehen Abraham oder seinem Samen durchs Gesetz / sondern durch die Gerechtigkeit des Hie erweiset er mit zweien Ex-empeln /daß Verdienst nichts sei / sondern allein Gottes Gnade. Denn Ahraham glaubete und ward gelobet für gerecht/ehe denn er beschnitten ward (Genesis 15) daß ja die Gnade vor dem Werk sein müsse. »allem Samen«: Beide der Juden und Heiden / denn die gläubigen Heiden sind wohl Abrahams Samen /als die Juden. Wer Gott glaubet /dergibt ihm seine Ehre /als daß er wahrhaftig 'allmächtig / weise /gut sei. Also erfüllet der Glaube die ersten drei Gebot / und macht den Menschen gerecht vor Gott. Das ist dann der rechte Gottesdienst. Glaubens. Denn wo die vom Gesetz Erben sind / so ist der Glaube 14 nichts / und die Verheißung ist ab. Sintemal das Gesetz richtet nur Zorn an. Denn wo das Gesetz nicht ist / da ist auch keine Übertretung. Derhalben muß die Gerechtigkeit durch den Glauben kommen / auf daß sie sei aus Gnaden / und die Verheißung fest bleibe / allem Samen / nicht dem alleine / der unter dem Gesetz ist / sondern auch dem / der des Glaubens Abraham ist / welcher ist unser aller Vater. Wie geschrieben stehet: >lch habe dich gesetzt zum Vater vieler Heiden / vor Gott / dem du geglaubet hast / der da lebendig machet die Toten / und rufet dem / das nicht ist / daß es sei.< Und der hat geglaubet aut Hoffnung / da nichts zu hoffen war / auf iS daß er würde ein Vater vieler Heiden. Wie denn zu ihm gesagt ist: )Also soll dein Same sein.< Und er ward nicht schwach im Glauben / sähe auch nicht an seinen eigen Leib / welcher schon erstorben war / weil er fast hundertjährig war / auch nicht den erstorbenen Leib der Sara. Denn er zweifelte nicht an der Verheißung Gottes durch Unglauben / sondern ward stark im Glauben / und gab Gott die Ehre / und wußte aufs allergewissest / das / was Gott verheißet / das kann er auch tun. Darum ists ihm auch zur Gerechtigkeit gerechnet. Das ist aber nicht geschrieben allein um seinetwillen / daß ihm zuge- 23 rechnet ist / sondern auch um unsertwillen / welchen es soll zugerechnet werden / so wir glauben an den / der unsern Herrn Jesum auferwecket hat / von den Toten / welcher ist um unser Sünde willen dahin gegeben / und um unser Gerechtigkeit willen auferwecket. Das funft Kapitel »Erfahrung«: Erfahrung ist / wenn einer wohl versucht ist /und kann davon reden /als einer der dabei gewesen ist. Nu wir denn sind gerecht worden durch den Glauben / so haben wir Friede mit Gott / durch unsern Herrn Jesum Christ. Durch welchen wir auch einen Zugang haben im Glauben / zu dieser Gnade / darinnen wir stehen / und rühmen uns der Hoffnung der zukünftigen Herrlichkeit / die Gott geben soll. Nicht allein aber das / sondern wir rühmen uns auch der Trübsal / dieweil wir wissen / daß Trübsal Geduld bringet / Geduld aber bringet Erfahrung / Erfahrtung aber bringet Hoffnung / Hoffnung aber läßt nicht zuschanden werden. Denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unser Herz durch den heiligen Geist / welcher uns gegeben ist. Denn auch Christus / da wir noch schwach waren nach der Zeit / ist für uns Gottlose gestorben. Nu stirbet kaum jemand um des Rechtes willen. Um etwas Gutes willen thürste vielleicht jemand sterben. Darum preiset Gott seine Liebe gegen uns / daß Christus für uns gestorben ist / da wir noch Sünder waren. So werden wir ja viel mehr durch ihn behalten werden vor dem Zorn / nachdem wir durch sein Blut gerecht worden sind. Denn so wir Gott versühnet sind / durch den Tod seines Sohns / da wir noch Feinde waren / viel mehr werden wir selig werden durch sein Leben / so wir nu versühnet sind. Nicht allein aber das / sondern wir rühmen uns auch Gottes / durch unsern Herrn Jesum Christ / durch welchen wir nu die Versühnung empfangen haben. Derhalben / wie durch einen Menschen die Sünde ist kommen in die Welt / und der Tod durch die Sünde / und ist also der Tod zu allen Menschen durch gedrungen / dieweil sie alle gesündigt haben. Denn die Sünde war wohl in der Welt / bis auf das Gesetz. Aber wo kein Gesetz ist / da achtet man der Sünde nicht. Sondern der Tod herr-schete von Adam an bis auf Mosen / auch über die / die nicht gesündigt haben mit gleicher Übertretung / wie Adam / welcher ist ein Bilde des / der zukünftig war. Aber nicht hält sichs mit der Gabe / wie mit der Sünde. Denn so an eines Sünde viel gestorben sind / so ist viel mehr Gottes Gnade und Gabe vielen reichlich widerfahren / durch Jesum Christ / der der einige Mensch / in Gnaden war. Und ist nicht die Gabe alleine über eine Sünde / wie durch des einigen Sünders einige Sünde / alles Verderben. Denn das Urteil ist kommen aus einer Sünde zur Verdammnis / die Gabe aber hilft / auch aus vielen Sünden zur Gerechtigkeit. Denn so um des einigen Sünde willen der Tod geherrschet hat durch den einen / viel mehr werden die / so da empfahen die Fülle der Gnade und der Gaben zur Gerechtigkeit herrschen im Leben / durch einen / Jesum Christ. Wie nu durch eines Sünde die Verdammnis über alle Menschen kommen ist / also ist auch durch eines Gerechtigkeit die Rechtfertigung des Lebens über alle Menschen kommen. Denn gleichwie durch eines Menschen Ungehorsam viel Sünder worden sind / also auch durch eines Gehorsam werden viel Gerechte. Das Gesetz aber ist nebenein kommen / auf daß die Sünde mächtiger würde. Wo aber die Sünde mächtig worden ist / da ist doch die Gnade viel mächtiger worden / auf daß gleich wie die Sünde geherrschet hat zu dem Tode / also auch herrsche die Gnade durch die Gerechtigkeit zum ewigen Leben / durch Jesum Christ. »Gottes«: Daß Gott unser sei / und wirsein seien /undalle Güter gemein von ihm und mit ihm haben /in aller Zuversicht. »Bilde«: Wie Adam uns mit fremder Sünde / ohn unser Schuld verderbet hat /also hat uns Christus mit fremder Gnade / ohn unser Verdienst / selig gemacht. »durch einen«: Merk / daß er hie von der Erbsünde redet /welche kommen ist aus Adams Ungehorsam /daher alles sündlich ist / was an uns ist. Wie Adams Sünde unser eigen worden ist / also ist Christi Gerechtigkeit unser eigen worden. 3°6 »in seinen Tod getauft«: Daß wir auch (wie er) sterben / denn wir sterben der Sünde nicht gar ab / das Fleisch sterbe denn auch leiblich. Merke: die Heiligen haben noch böse Lüste im Fleisch / denen sie nichtfolgen. So lange die Gnade regieret / bleibet das Gewissen frei und zwingt die Sünde im Fleisch. Aberohn Gnade regiert sie /und das Gesetz verdammt das Gewissen. Was wollen wir hie zu sagen? Sollen wir denn in der Sünde beharren / auf daß die Gnade desto mächtiger werde? Das sei ferne. Wie sollten wir in Sünde wollen leben / der wir abgestorben sind? Wisset ihr nicht / daß alle / die wir in Jesum Christ getauft sind / die sind in seinen Tod getauft? So sind wir ja mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod / auf daß / gleichwie Christus ist auferweckt von den Toten / durch die Herrlichkeit des Vaters / also sollen auch wir in einem neuen Leben wandeln. So wir aber samt ihm gepflanzet werden zu gleichem Tode / so werden wir auch der Auferstehung gleich sein. Dieweil wir wissen / daß unser alter Mensch samt ihm gekreu-ziget ist / auf daß der sündliche Leib aufhöre / daß wir hinfort der Sünde nicht dienen. Denn wer gestorben ist / der ist gerechtfertiget von der Sünde. Sind wir aber mit Christo gestorben / so glauben wir / daß wir auch 8 mit ihm leben werden. Und wissen / daß Christus von den Toten erwecket / hinfort nicht stirbet / der Tod wird hinfort über ihn nicht herrschen. Denn das er gestorben ist / das ist er der Sünde gestorben / zu einem Mal / das er aber lebet / das lebet er Gotte. Also auch ihr / haltet euch dafür / daß ihr der Sünde gestorben seid / und lebet Gotte / in Christo Jesu unserm Herrn. So lasset nu die Sünde nicht herrschen in eurem sterblichen Leibe / ihm Gehorsam zu leisten in seinen Lüsten. Auch begebet nicht der Sünde eure Glieder zu Waffen der Ungerechtigkeit / sondern begebet euch selbst Gotte / als die da aus den Toten lebendig sind / und eure Glieder Gotte zu Waffen der Gerechtigkeit. Denn die Sünde wird nicht herrschen können über euch / sintemal ihr nicht unter dem Gesetze seid / sondern unter der Gnade. Wie nu? Sollen wir sündigen / dieweil wir nicht unter dem Gesetz / sondern unter der Gnade sind? Das sei ferne. Wisset ihr nicht / welchem ihr euch begebet zu Knechten / in Gehorsam / des Knechte seid ihr / dem ihr gehorsam seid / es sei der Sünde zum Tode / oder dem Gehorsam zur Gerechtigkeit? Gott sei aber gedanket / daß ihr 16 Knechte der Sünde gewesen seid / aber nu gehorsam worden von Herzen / dem Vorbilde der Lehre / welchem ihr ergeben seid. Denn i mächtiger werde. Bis 1527: überhand nehme. 16 Gerechtigkeit. Hier und öfter früher: Rechtfertigkeit. nu ihr frei worden seid von der Sünde / seid ihr Knechte worden der Gerechtigkeit. 1 g Ich muß menschlich davon reden / um der Schwachheit willen euers Fleisches. Gleichwie ihr eure Glieder begeben habet zu Dienste der Unreinigkeit / und von einer Ungerechtigkeit zu der andern / also begebet nu eure Glieder zu Dienste der Gerechtigkeit / daß sie heilig werden. Denn da ihr der Sünde Knechte wäret / da wäret ihr frei von der Gerechtigkeit. Was hattet ihr nu zu der Zeit für Frucht? welches ihr euch jetzt schämet / denn das Ende desselbigen ist der Tod. Nu ihr aber seid von der Sünde frei / und Gottes Knechte worden / habt " ihr eure Frucht / daß ihr heilig werdet / das Ende aber das ewige Leben. Denn der Tod ist der Sünde Sold / aber die Gabe Gottes ist das ewige Leben / in Christo Jesu unserm Herrn. Das siebent Kapitel Wisset ihr nicht / lieben Brüder (denn ich rede mit denen / die das Gesetz wissen) / daß das Gesetz herrschet über den Menschen / so lange er lebet? Denn ein Weib / das unter dem Manne ist / dieweil der Mann lebet / ist sie verbunden an das Gesetz. So aber der Mann stirbet / so ist sie los vom Gesetz / das den Mann betrifft. Wo sie nu bei einem andern Manne ist / weil der Mann lebet / wird sie eine Ehebrecherin geheißen. So aber der Mann stirbet / ist sie frei vom Gesetz / daß sie nicht eine Ehebrecherin ist / wo sie bei einem andern Mann ist. 4 Also auch / meine Brüder / ihr seid getötet dem Gesetz / durch den Leib Christi / daß ihr bei einem andern seid / nämlich bei dem / der von den Toten auferwecket ist / auf daß wir Gott Frucht bringen. Denn da wir im Fleisch waren / da waren die sündlichen Lüste / welche durchs Gesetz sich erregten / kräftig in unsern Gliedern / dem Tode Frucht zu bringen. Nu aber sind wir vom Gesetz los / und ihm abgestorben / das uns gefangen hielt / also / daß wir dienen sollen im neuen Wesen des Geistes / und nicht im alten Wesen des Buchstabens. 7 Was wollen wir denn nu sagen? Ist das Gesetz Sünde? Das sei ferne. Aber die Sünde erkannte ich nicht / ohn durchs Gesetz. Denn ich wußte nichts von der Lust / wo das Gesetz nicht hätte gesagt: >Laß dich nicht gelüsten. < Da nahm aber die Sünde Ursach am Gebot / und erregete in mir allerlei Lust. Denn ohn das Gesetz war die Sünde »dem Gesetz«: Der alte Mensch hat das Gewissen mit Sünden zu eigen/wie ein Mann sein Weih. Aber wenn der alt Mensch stirbt durch die Gnade / wird das Gewissen frei non Sünden /daß ihm auch das Gesetz nicht mehr die Siind aufrucken [Vorhalten I und den allen Menschen untertänig machen kann. » Tun«: Tun heißet hie nicht (ins Werk vollbringen / sondern die Lüste ßihlen / daß sie sich regen. >> Vollbringen« aber ist zolin Lust leben /ganz rein das geschieht nicht in diesem Leben. «inwendig«: Inwendiger Mensch heißt hie der Geist aus Gnaden geboren / welcher in den Heiligen streitet wider den äußerlichen / das ist / Vernunft Sinn und alles / was Natur am Menschen ist. »dieses Todes«: Tod heißet er hie den Jammer und die Mühe in dem Streit mit der Sünde. Wie Exodus S Pharao spricht: >Nimm diesen Tod (das waren die Heuschrecken) von mir./ tot. Ich aber lebete etwa ohn Gesetz. Da aber das Gebot kam ' ward die Sünde wieder lebendig / ich aber starb. Und es befand sich / daß das Gebot mir zum Tode reichet / das mir doch zum Leben gegeben war. Denn die Sünde nahm Ursache am Gebot / und betrog mich / und tötete mich durch dasselbige Gebot. Das Gesetz ist ja heilig / und das Gebot heilig / recht und gut. Ist denn / das da gut ist / mir ein Tod worden? Das sei 13 ferne. Aber die Sünde / auf daß sie erscheine / wie sie Sünde ist / hat sie mir durch das Gute den Tod gewir-ket / auf daß die Sünde würde überaus sündig / durchs Gebot. Denn wir wissen / daß das Gesetz geistlich ist. Ich bin aber fleischlich / unter die Sünde verkauft. Denn ich weiß nicht / was ich tu. Denn ich tu nicht das ich will / sondern das ich hasse / das tu ich. So ich aber das tu / das ich nicht will / so willige ich (ein) / daß das Gesetz gut sei. So tu nu ich dasselbige nicht / sondern die Sünde / die in mir wohnet. Denn ich weiß / das in mir / das ist / in meinem Fleische wohnet nichts Gutes. Wollen habe ich wohl / aber vollbringen das Gute finde ich nicht. Denn das Gute / das ich will / das tu ich nicht / sondern das Böse / das ich nicht will / das tu ich. So ich aber tu / das ich nicht will / so tu ich dasselbige nicht / sondern die Sünde / die in mir wohnet. So finde ich mir nu ein Gesetz / der ich will das Gute 21 tun / daß mir das Böse anhanget. Denn ich habe Lust an Gottes Gesetz / nach dem inwendigen Menschen. Ich sehe aber ein ander Gesetz in meinen Gliedern / das da widerstreitet dem Gesetz in meinem Gemüte / und nimmt mich gefangen in der Sünde Gesetz / welches ist in meinen Gliedern. Ich elender Mensch / wer wird mich erlösen von dem Leibe dieses Todes? Ich danke Gott durch Jesum Christ unsern Herrn. So diene ich nu mit dem Gemüte dem Gesetz Gottes / aber mit dem Fleische dem Gesetze der Sünde. So ist nu nichts Verdammliches an denen / die in Christo Jesu sind / die nicht nach dem Fleisch wandeln / sondern nach dem Geist. Denn das Gesetz des Geistes / der da lebendig machet in Christo Jesu / hat mich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes. Denn das dem Gesetz unmöglich war / sintemal es durch das Fleisch geschwächet ward / das tat Gott / und sandte seinen Sohn in der Gestalt des " sündlichen Fleisches / und verdammte die Sünde im Fleisch durch Sünde / auf daß die Gerechtigkeit / vom Gesetz erfordert / in uns erfüllet würde / die wir nu nicht nach dem Fleische wandeln / sondern nach dem Geist. 5 Denn die da fleischlich sind / die sind fleischlich gesin-net. Die aber geistlich sind / die sind geistlich gesinnet. Aber fleischlich gesinnet sein / ist der Tod / und geistlich gesinnet sein / ist Leben und Friede. Denn fleischlich gesinnet sein / ist eine Feindschaft wider Gott / sintemal es dem Gesetze Gottes nicht untertan ist / denn er vermag es auch nicht. Die aber fleischlich sind t mögen Gotte nicht gefallen. Ihr aber seid nicht fleischlich / sondern geistlich / so anders Gottes Geist in euch wohnet. Wer aber Christi Geist nicht hat / der ist nicht sein. So aber Christus in euch ist / so ist der Leib zwar tot um der Sünde willen / der Geist aber ist das Leben um der Gerechtigkeit willen. So nu'der Geist / des / der Jesum von den Toten auferwecket hat / in euch wohnet / so wird auch der-selbige der Christum von den Toten auferwecket hat / eure sterbliche Leibe lebendig machen / um des willen / daß sein Geist in euch wohnet. 12 So sind wir nu / lieben Brüder / Schuldener / nicht dem Fleisch / daß wir nach dem Fleisch leben. Denn wo ihr nach dem Fleisch lebet / so werdet ihr sterben müssen. Wo ihr aber durch den Geist des Fleisches Geschäfte tötet / so werdet ihr leben. Denn welche der Geist Gottes treibet / die sind Gottes Kinder. Denn ihr habt nicht einen knechtlichen Geist empfangen / daß ihr euch »nichts Verdammliches«: Obwohl noch Sünde im Fleisch wütet/so verdammt es doch nicht / darum daß der Geist gerecht ist / und dawider streitet. Wo dersel-bige nicht ist / da wird das Gesetz durchs Fleisch geschwächt und übertreten /daß (es) unmöglich ist /daßdem Menschen das Gesetz helfen sollte/denn nur zur Sünde und Tode. Damm sandte Gott seinen Sohn /und lud auf ihn unsre Sünde/und half uns also das Gesetz erfüllen /durch seinen Geist. Fleischlich gesinnet sein ist / daß man nichts nach Gott fraget/oder sein nicht achtet / und nichts davon verstehet. abermal fürchten müßtet / sondern ihr habt einen kindlichen Geist empfangen / durch welchen wir rufen: Abba lieber Vater! Derselbi-ge Geist gibt Zeugnis unserm Geist / daß wir Gotteskinder sind. Sind wir denn Kinder / so sind wir auch Erben / nämlich / Gottes Erben / und Miterben Christi / so wir anders mit leiden / auf daß wir auch mit zur Herrlichkeit erhoben werden. Denn ich halte es dafür / daß dieser Zeit Leiden der Herrlichkeit nicht wert sei / die an uns soll offenbaret werden. Denn das ängstli- ig che Harren der Kreatur wartet auf die Offenbarung der Kinder Gottes. Sintemal die Kreatur unterworfen ist der Eitelkeit / ohn ihren Willen / sondern um deswillen / der sie unterworfen hat auf Hoffnung. Denn auch die Kreatur frei werden wird von dem Dienst des vergänglichen Wesens / zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. Denn wir wissen / daß alle Kreatur sehnet sich mit uns / und »ängstet«: wie ängstet sich noch immerdar. ein Weib in Nicht alleine aber sie / sondern auch wir selbst / die wir haben des Kindsnöten. Geistes Erstling / sehnen uns auch bei uns selbst / nach der Kindschaft / und warten auf unsers Leibes Erlösung. Denn wir sind wohl selig / doch in der Hoffnung. Die Hoffnung aber / die man siehet / ist nicht Hoffnung / denn wie kann man des hoffen / das man siehet? So wir aber des hoffen / das wir nicht sehen / so warten wir sein durch Geduld. Desselbigen gleichen auch der Geist hilft unsrer Schwachheit auf. 26 Denn wir wissen nicht / was wir beten sollen / wie sichs gebührt / sondern der Geist selbst vertritt uns aufs beste / mit unaussprechlichem Seufzen. Der aber die Herzen forschet / der weiß / was des Geistes Sinn sei / denn er vertritt die Heiligen nach dem / das Gott gefallet. Wir wissen aber / daß denen / die Gott heben / alle Ding zum Besten dienen / die nach dem Vorsatz berufen sind. Denn welche er zuvor versehen hat / die hat er auch verordnet / daß sie gleich sein sollten dem Ebenbilde seines Sohns / auf daß derselbige der Erstgeborne sei unter vielen Brüdern. Welche er aber verordnet hat / die hat er auch berufen. Welche er aber berufen hat / die hat er auch gerecht gemacht. Welche er aber hat gerecht gemacht / die hat er auch herrlich gemacht. Was wollen wir denn weiter sagen? Ist Gott für uns / wer mag wider jj uns sein? Welcher auch seines eigen Sohns nicht hat verschonet / sondern hat ihn für uns alle dahin gegeben / wie sollt er uns mit ihm nicht alles schenken? Wer will die Auserwähleten Gottes beschuldigen? Gott ist hie / der da gerecht machet. Wer will verdammen? Christus ist hie / der gestorben ist /ja viel mehr / der auch auferwek-ket ist / welcher ist zur Rechten Gottes / und vertritt uns. Wer will uns scheiden von der Liebe Gottes? Trübsal oder Angst ? oder Verfolgung? oder Hunger? oder Blöße? oder Fährlichkeit? oder Schwert? Wie geschrieben stehet: 38 Um deinetwillen werden wir getötet den ganzen Tag / wir sind geachtet für Schlachtschafe. Aber in dem allen überwinden wir weit / um des willen / der uns geliebet hat. Denn ich bin gewiß / daß weder Tod noch Leben / weder Engel noch Fürstentum / noch Gewalt / weder Gegenwärti-" ges noch Zukünftiges / weder Hohes noch Tiefes noch keine andere Kreatur / mag uns scheiden von der Liebe Gottes / die in Christojesu ist unserm Herrn. Das neunte Kapitel Ich sage die Wahrheit in Christo / und lüge nicht / des mir Zeugnis gibt mein Gewissen / in dem heiligen Geist / daß ich große Traurigkeit und Schmerzen ohn Unterlaß in meinem Herzen habe. Ich habe gewünschet / verbannet zu sein von Christo / für meine Brüder / die meine Gefreundten sind nach dem Fleisch / die da sind von Israel / welchen gehöret die Kindschaft und die Herrlichkeit / und der Bund / und das Gesetz / und der Gottesdienst / und die Verheißung / welcher auch sind die Väter / aus welchen Christus her kommt nach dem Fleische / der da ist Gott über alles / gelobet in Ewigkeit / Amen. 6 Aber nicht sage ich solchs / daß Gottes Wort darum aus sei. Denn es sind nicht alle Israeliter / die von Israel sind / auch nicht alle die Abrahams Samen sind / sind darum auch Kinder. Sondern >in Isaak soll dir der Samen genennet sein/. Das ist: Nicht sind das Gotteskinder / die nach dem Fleisch Kinder sind / sondern die Kinder der Verheißung werden für Samen gerechnet. Denn dies ist ein Wort der Verheißung / da er spricht: >Um diese Zeit will ich kommen / und Sara soll einen Sohn haben./ 10 Nicht allein aber ists mit dem also / sondern auch da Rebekka von dem einigen Isaak unserm Vater schwanger ward / che die Kinder geborn waren und weder Guts noch Böses getan hatten / auf daß der Vorsatz Gottes bestünde / nach der Wahl / ward zu ihr gesagt / nicht aus Verdienst der Werk / sondern aus Gnade des Berufers / also: >Der Grüßest soll dienstbar werden dem Kleinen/ / wie denn »Steuern«: Obwohl das mein er Teil dahin fallet und ungläubig bleibet / wird er sie doch nicht alle lassen also fallen /sondern die übrigen erhalten /und durch sie sein Wort und Gnade desto reichlicher ausbreiten / dadurch siegerecht und herrlich werden. geschrieben stehet: Jakob habe ich geliebet / aber Esau habe ich gchasset.< Was wollen wir denn hie sagen? Ist denn Gott ungerecht? Das sei ferne. Denn er spricht zu Mose: >Welchem ich gnädig bin / dem bin ich gnädig / und welches ich mich erbarme / des erbarme ich mich.< So liegt es nu nicht an jemands Wollen oder Laufen / sondern an Gottes Erbarmen. Denn die Schrift sagt zum Pharao: »Eben darum hab ich dich erweckt / daß ich an dir meine Macht erzeige / auf daß mein Name verkündiget werde in allen Landen. < So erbarmet ersieh nu / welches er will / und verstocket welchen er will. So sagest du zu mir: >Was schuldiget er denn uns? Wer kann seinem Willen widerstehen?< Ja lieber Mensch / wer bist du denn / daß du mit Gott rechten willst? Spricht auch ein Werk zu seinem Meister: >Warum machst du mich also?< Hat nicht ein Töpfer Macht / aus einem Klumpen zu machen / ein Faß zu Ehren / und das ander zu Unehren? Derhalben da Gott wollte Zorn erzeigen / und kund tun seine Macht / hat er mit großer Geduld getragen / die Gefäße des Zorns / die da zugerichtet sind zur Verdammnis / auf daß er kund täte den Reichtum seiner Herrlichkeit / an den Gefäßen der Barmherzigkeit / die er bereitet hat zur Herrlichkeit. Welche er berufen hat / nämlich uns / nicht alleine aus den Juden / sondern auch aus den Heiden. Wie er denn auch durch Hosea spricht: Ich will das mein Volk heißen / das nicht mein Volk war / und meine Liebe / die nicht meine Liebe war. Und soll geschehen / an dem Ort / da zu ihnen gesagt ward: Ihr seid nicht mein Volk / sollen sie Kinder des lebendigen Gottes genennet werden. Jesajas aber schreiet für Israel: >Wenn die Zahl der Kinder von Israel würde sein / wie der Sand am Meer / so wird doch das Übrige selig werden. Denn es wird ein Verderben und Steuern geschehen zur Gerechtigkeit / und der Herr wird dasselbigc Steuern tun auf Erden.< Und wie Jesajas davor saget: >Wenn uns nicht der Herr Zebaoth hätte lassen Samen überbleiben / so wären wir wie Sodoma worden und gleich wie Gomorrha. < -N 30 Was wollen wir nu hie sagen? Das wollen wir sagen: Die Heiden / die nicht haben nach der Gerechtigkeit gestanden / haben die Gerechtigkeit erlanget. Ich sage aber von der Gerechtigkeit / die aus dem Glauben kommt. Israel aber hat dem Gesetz der Gerechtigkeit nachgestanden / und hat das Gesetz der Gerechtigkeit nicht überkommen. Warum das? Darum / daß sie es nicht aus dem Glauben / sondern als aus den Werken des Gesetzes suchen. Denn sie haben sich gestoßen an den Stein des Anlaufens / wie geschrieben stehet: Siehe da / ich lege in Zion einen Stein des Anlaufens / und einen Fels der Ärgernis / und wer an ihn glaubet / der soll nicht zu Schanden werden. Das zehent Kapitel »Anlaufens«: Christus macht ohn Werke gerecht / dem glauben sie nicht. Also stoßen sie sich an ihm und ärgern sich. »darinnen leben«: Das ist /er meidet durch das äußerliche Werk die äußerliche Strafe des Gesetzes. Aberdas ist nichts vor Gott. Lieben Brüder / meines Herzens Wunsch ist / und flehe auch Gott für Israel / daß sie selig werden. Denn ich gebe ihnen des Zeugnis / daß sie eifern um Gott. Aber mit Unverstand. Denn sie erkennen die Gerechtigkeit nicht / die vor Gott gilt / und trachten ihre eigene Gerechtigkeit aufzurichten / und sind also der Gerechtigkeit / die vor Gott gilt / nicht untertan. Denn Christus ist des Gesetzes Ende. Wer an den glaubet / der ist gerecht. 5 Moses schreibt wohl von der Gerechtigkeit / die aus dem Gesetz kommt: »Welcher Mensch dies tut / der wird darinnen leben. < Aber die Gerechtigkeit aus dem Glauben spricht also: »Sprich nicht in deinem Herzen: Wer will hinauf gen Himmel fahren?< (Das ist nichts anders / denn Christum herab holen.) Oder: »Wer will hinab in die Tiefe fahren?< (Das ist nichts anders / denn Christum von den Toten holen.) Aber was sagt sie? »Das Wort ist dir nahe / nämlich in deinem Munde / und in deinem Herzen.» , Dies ist das Wort vom Glauben / das wir predigen. Denn so du mit deinem Munde bekennest Jesum / daß er der Herr sei / und glaubest in deinem Herzen / daß ihn Gott von den Toten auferwecket hat / so wirst du selig. Denn so man von Herzen glaubet / so wird man gerecht / und so man mit dem Munde bekennet / so wird man selig. Denn die Schrift spricht: »Wer an ihn glaubet / wird nicht zu Schanden werden.» 12 Es ist hie kein Unterschied unter Juden und Griechen. Es ist aller zumal ein Herr / reich über alle / die ihn anrufen. Denn »wer den Wer nicht glaubt daß Christus gestorben und auferstanden ist / uns von Sünden gerecht zu machen / der spricht: >Wer ist gen Himmel gefahren und in die Tiefe gefahren?< Das tun aber die so mit Werken und nicht mit Glauben wollen gerecht werden / ob sie wohl mit dem Munde auch also sagen / aber nicht im Herzen. Em-phasis est in ver-bo nim Herzen< (die Betonung liegt auf dem Wort ihn Herzem). »versehen«: Es ist nicht alles Gottes Volk/ was Gottes Volk heißet /darum wird es auch nicht altes verstoßen /ob das mehrer Teil auch verstoßen wird. Namen des Herrn wird anrufen / soll selig werden». Wie sollen sie aber anrufen / an den sie nicht glauben? Wie sollen sie aber glauben / von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie aber hören ohn Prediger? Wie sollen sie aber predigen / wo sie nicht gesandt werden? Wie denn geschrieben stehet: >Wie lieblich sind die Füße derer / die den Frieden verkündigen / die das Gute verkündigen.< Aber sie sind nicht alle dem Evangelio gehorsam. Denn Jesajas spricht: >Herr / wer glaubet unserm Predigen?< So kommt der Glaube aus der Predigt / das Predigen aber durch das Wort Gottes. Ich sage aber: Haben sie es nicht gehöret? Zwar: Es ist ja in alle Lande ausgegangen ihr Schall und in alle Welt ihre Wort. Ich sage aber: Hat es Israel nicht erkannt? Der erste Moses spricht: ig Ich will euch eifern machen über dem / das nicht mein Volk ist / und über einem unverständigen Volk will ich euch erzürnen. Jesajas aber thar wohl so sagen: 20 Ich bin erfunden von denen / die mich nicht gesucht haben / und bin erschienen denen / die nicht nach mir gefragt haben. Zu Israel aber spricht er: »Den ganzen Tag habe ich meine Hände ausgestrecket / zu dem Volk / das ihm nichts sagen lasset / und widerspricht. < Das eilft Kapitel So sage ich nu: Hat denn Gott sein Volk verstoßen? Das sei ferne. Denn ich bin auch ein Israeliter / von dem Samen Abraham / aus dem Geschlecht Ben Jamin. Gott hat sein Volk nicht verstoßen / welchs er zuvor versehen hat. Oder wisset ihr nicht / was die Schrift saget von Elia? Wie er tritt vor Gott wider Israel / und spricht: »Herr / sie haben deine Propheten getötet / und haben deine Altäre ausgegraben / und ich bin allein überblieben / und sie stehen mir nach meinem Leben.» Aber was 19 Der erste Moses spricht. Bis 1327: Aufi erste spricht Moses. 20 Jesajas thar. Bis 1540: Jesajas ist kühne und spricht. saget ihm die göttliche Antwort? >Ich hab mir lassen überbleiben siebentausend Mann / die nicht haben ihre Knie gebeuget vor dem Baal.< Also gehets auch jetzt zu dieser Zeit / mit diesen Verbliebenen / nach der Wahl aus Gnaden. Ists aber aus Gnaden / so ists nicht aus Verdienst der Werk / sonst würde Gnade nicht Gnade sein. Ists aber aus Verdienst der Werk / so ist die Gnade nichts / sonst wäre Verdienst nicht Verdienst. Wie denn nu? Das Israel suchet / das erlangete es nicht / die Wahl aber erlangete es. Die andern sind verstockt. Wie geschrieben stehet: Gott hat ihnen gegeben einen erbitterten Geist / Augen daß sie nicht sehen / und Ohren daß sie nicht hören / bis auf den heutigen Tag. Und David spricht: Laß ihren Tisch zu einem Strick werden / und zu einer Berückung / und zum Ärgernis / und ihnen zur Vergeltung. Verblende ihre Augen / daß sie nicht sehen / und beuge ihren Rücken allezeit. So sage ich nu: Sind sie darum angelaufen / daß sie fallen sollten? Das sei ferne. Sondern aus ihrem Fall ist den Heiden das Heil widerfahren / auf daß sie denen nacheifern sollten. Denn so ihr Fall der Welt Reichtum ist / und ihr Schade ist der Heiden Reichtum / wie viel mehr wenn ihre Zahl voll würde. Mit euch Heiden rede ich / denn dieweil ich der Heiden Apostel bin / will ich mein Amt preisen / ob ich möchte die / so mein Fleisch sind / zu eifern reizen / und ihrer etliche selig machen. Denn so ihr Verlust der Welt Versühnung ist / was wäre das anders / denn das Leben von den Toten nehmen. Ist der Anbruch heilig / so ist auch der Teig heilig / und so die Wurzel heilig ist / so sind auch die Zweige heilig. Ob aber nu etliche von den Zweigen zerbrochen sind / und du / da du ein wilder Olbaum wärest / bist unter sie gepfropfet / und teilhaftig worden der Wurzel und des Safts im Ölbaum / so rühme dich nicht wider die Zweige. Rühmest du dich aber wider sie / so sollst du wissen / daß du die Wurzel nicht tragest / sondern die Wurzel traget dich. So sprichst du: >Die Zweige sind zerbrochen / daß ich hinein gepfropfet würde. < Ist wohl geredt. Sie sind zerbrochen / um 16 Anbruch: das erste vom Brot, das als Opfer dargebracht wird. »Die Wahl« / das ist /die erwählet sind im Volk Gottes. »das Leben von den Toten nehmen«: Von den Toten das Leben holen / ist nichts. Wie sollt denn der Heiden Leben daher kommen /daßdie Judengefallen und tot sind? Vielmehrsollen die toten Juden von der Heiden Ex-empel zum Leben gereizet werden. »gereuen«: Das ist /siesindun-wankelbar / und er ändert sie nicht. »beschlossen «: Merk diesen Hauptspruch der alle Werk und menschliche Gerechtigkeit verdammt /und allein Gottes Barmherzigkeit hebet / durch den Glauben zu erlangen. ihres Unglaubens willen / du stehest aber durch den Glauben. Sei nicht stolz / sondern furchte dich: hat Gott der natürlichen Zweige nicht verschonet / daß er vielleicht dein auch nicht verschone! Darum schau die Güte und den Ernst Gottes / den Ernst an denen / 22 die gefallen sind / die Güte aber an dir / so ferne du an der Güte bleibest / sonst wirst du auch abgehauen werden. Und jene / so sie nicht bleiben in dem Unglauben / werden sie eingepfropfet werden. Gott kann sie wohl wieder einpfropfen. Denn so du aus dem Ölbaum / der von Natur wilde war / bist ausgehauen / und wider die Natur in den guten Ölbaum gepfropfet / wieviel mehr werden die natürlichen eingepfropfet / in ihren eigen Ölbaum? Ich will euch nicht verhalten / lieben Brüder / dieses Geheimnis / auf 25 daß ihr nicht stolz seid. Blindheit ist Israel eins Teils widerfahren / so lange / bis die Fülle der Heiden eingegangen sei / und also das ganze Israel selig werde / wie geschrieben stehet: Es wird kommen aus Zion / der da erlöse / und ab wende das gottlose Wesen von Jakob. Und dies ist mein Testament mit ihnen / wenn ich ihre Sünden werde wegnehmen. Nach dem Evangelio halte ich sie für Feinde / um euretwillen / aber nach der Wahl habe ich sie lieb um der Väter willen. Gottes Gaben und Berufung mögen ihn nicht gereuen. Denn glei- 30 eher Weise / wie auch ihr weiland nicht habt geglaubet an Gott / nu aber habt ihr Barmherzigkeit überkommen / über ihrem Unglauben / also auch jene haben jetzt nicht wollen glauben an die Barmherzigkeit / die euch widerfahren ist / auf daß sie auch Barmherzigkeit überkommen. Denn Gott hats alles beschlossen unter dem Unglauben / auf daß er sich aller erbarme. O welch eine Tiefe des Reichtums / beide der Weisheit und Erkenntnis Gottes! Wie gar unbegreiflich sind seine Gerichte / und uner-forschlich seine Wege. Denn wer hat des Herrn Sinn erkannt? Oder wer ist sein Ratgeber gewesen? Oder wer hat ihm was zuvor gegeben / das ihm werde wieder vergolten? Denn von ihm / und durch ihn / und in ihm sind alle Ding. Ihm sei Ehre in Ewigkeit / Amen. Das zwölft Kapitel Ich ermahne euch / lieben Brüder /durch die Barmherzigkeit Gottes / daß ihr eure Leiber begebet zum Opfer / das da lebendig / heilig / und Gott wohlgefällig sei welches sei euer vernünftiger Gottesdienst. Und stellet euch nicht dieser Welt gleich / sondern verändert euch durch Verneuerung eures Sinnes / auf daß ihr prüfen möget / welchs da sei der gute / der wohlgefällige / und der vollkommene Gotteswille. jf Denn ich sage durch die Gnade / die mir gegeben ist / jedermann unter euch / daß niemand weiter von ihm halte / denn sichs gebührt zu halten / sondern daß er von ihm mäßiglich halte / ein jeglicher nach dem Gott ausgeteilet hat das Maß des Glaubens. Denn gleicher Weise als wir in einem Leibe viel Glieder haben / aber alle Glieder nicht einerlei Geschäft haben / also sind wir viele ein Leib in Christo / aber unternander ist einer des andern Glied / und haben mancherlei Gaben nach der Gnade / die uns gegeben ist. Hat jemand Weissagung / so sei sie dem Glauben ähnlich. Hat jemand ein Amt / so warte er des Amts. Lehret jemand / so warte er der Lehre. Ermahnet jemand / so warte er des Ermahnens. Gibt jemand / so gebe er einfältiglich. Regieret jemand / so sei er sorgfältig. Übet jemand Barmherzigkeit / so tu ers mit Lust. Die Liebe sei nicht falsch. Hasset das Arge / hanget dem Guten an. Die brüderliche Liebe unternander sei herzlich. Einer komme dem andern mit Ehrerbietung zuvor. Seid nicht träge / was ihr tun sollt. ii Seid brünstig im Geiste. Schicket euch in die Zeit. Seid fröhlich in Hoffnung / geduldig in Trübsal / haltet an am Gebet. Nehmet euch der Heiligen Notdurft an. Herberget gerne. Segnet die euch verfolgen / segnet und fluchet nicht. Freuet euch mit den Fröhlichen / und weinet mit den Weinenden. Habt einerlei Sinn unternander. Trachtet nicht nach hohen Dingen / sondern haltet euch herunter zu den Niedrigen. Haltet euch nicht selbst für klug. iy Vergeltet niemand Böses mit Bösem. Fleißiget euch der Ehrbarkeit gegen jedermann. Ist es möglich / so viel an euch ist / so habt mit allen Menschen Friede. Rächet euch selber nicht/ meine Liebesten / sondern gebet Raum dem Zorn (Gottes). Denn es stehet geschrieben: >Die Rache ist mein / ich will vergelten / spricht der Herrn 11 SchickeI euch in che Zeit. Noch anderer griechischer Lesart: Dienet dem Herrn. »vernünftig«: Sankt Paulus heißet hie alle Opfer / Werke / Gottesdienst / unvernünftig / wenn sie ohn Glauben und Gottes Erkenntnisgeschehen. »ähnlich«: Alle Weissagung die auf Werke / und nicht lauterauf Christum führet /als den einigen Trost /wie köstlich sie ist/so ist sie doch dem Glauben nicht ähnlich. Als da sind die Offenbarungen der Poltergeister / die Messen / Wallfahrten / Fasten und heiligen Dienst suchen. »Lehret jemand«: Man lehret die es nicht wissen und ermahnet / die es zuvor wissen. »feurige Kohlen«: Feuer auf das Haupt legen ist/daßder Feind durch Wohltat übersieh selbst erzürnet / daß er uns so übel getan hat. So nu deinen Feind hungert / so speise ihn. Dürstet 20 ihn / so tränke ihn. Wenn du das tust / so wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln. Laß dich nicht das Böse überwinden / sondern überwinde das Böse mit Gutem. Das dreizehent Kapitel »Gewissen«: Weltliche Gewalt ist um zeitlichen Friedens willen. Darum ist das Gewissen aus p flichtiger Liebe schuldig / dersel-bigen untertan zu sein. »Schoß geben«: Sehet wie gut es ist / Schoßgeben und gehorchen / daß ihr damit helfet die Frommen schützen / und die Bösen strafen. Darum lassets euch nicht verdrießen. Jedermann sei untertan der Oberkeit / die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Oberkeit / ohn von Gott. Wo aber Oberkeit ist / die ist von Gott verordnet. Wer sich nu wider die Oberkeit setzet / der widerstrebet Gottes Ordnung / die aber widerstreben / werden über sich ein Urteil empfahen. Denn die Gewaltigen sind nicht den guten Werken / sondern den bösen zu furchten. Willst du dich aber nicht fürchten vor der Oberkeit / so tue Gutes / so wirst du Lob von derselbigen haben / denn sie ist Gottes Dienerin / dir zugut. Tust du aber Böses / so fürchte dich / denn sie trägt das Schwert nicht umsonst. Sie ist Gottes Dienerin / eine Rächerin zur Strafe über den / der Böses tut. So seid nu aus Not untertan / nicht alleine um der Strafe willen / sondern auch um des Gewissens willen. Derhalben müßt ihr auch Schoß geben / denn sie sind Gottes Diener / die solchen Schutz sollen handhaben. So gebet nu jedermann / was ihr schuldig seid / Schoß / dem der Schoß gebührt / Zoll / dem der Zoll gebührt / Furcht / dem die Furcht gebührt / Ehre / dem die Ehre gebührt. Seid niemand nichts schuldig / denn daß ihr euch unternander hebet. Denn wer den andern liebet / der hat das Gesetz erfüllet. Denn das da gesagt ist: »Du sollst nicht ehebrechen / du sollst nicht töten / du sollst nicht stehlen / du sollst nicht falsch Gezeugnis geben / dich soll nichts gelüstein / und so ein anders Gebot mehr ist / das wird in diesem Wort verfasset: >Du sollst deinen Nähesten lieben als dich selbst. < Die Liebe tut dem Nähesten nichts Böses. So ist nu die Liebe des Gesetzes Erfüllung. 7 11 Und weil wir solches wissen / nämlich die Zeit / daß die Stunde da ist / aufzustehen vom Schlaf / sintemal unser Heil jetzt näher ist / denn da wirs glaubten. / Die Nacht ist vergangen / der Tag aber herbei kommen. So lasset uns ablegen die Werk der Finsternis / und an-legen die Waffen des Lichtes. Lasset uns ehrbarlich wandeln / als am Tage / nicht in Fressen und Saufen / nicht in Kammern und Unzucht / nicht in Hader und Neid / sondern ziehet an den Herrn Jesum Christ. Und 14 wartet des Leibes / doch also / daß er nicht geil werde. »wartet«: Das ist / martert den Leib nicht über Macht mit un (erjträglicher Heiligkeit / Wachens / Fastens / Frierens / wie die Heuchler tun. Das vierzehent Kapitel Den Schwachen im Glauben nehmet auf/ und verwirret die Gewissen nicht. Einer glaubet / er möge allerlei essen / welcher aber schwach ist / der isset Kraut. Welcher isset / der verachte den nicht / der da nicht isset. Und welcher nicht isset / der richte den nicht / der da isset. Denn Gott hat ihn aufgenommen. Wer bist du / daß du einen fremden Knecht richtest? Er stehet oder fället seinem Herrn / er mag aber wohl aufgerichtet werden. Denn Gott kann ihn wohl aufrichten. 5 Einer hält einen Tag für den andern / der ander aber hält alle Tage gleich. Ein jeglicher sei in seiner Meinung gewiß. Welcher auf die Tage hält / der tuts dem Herrn. Und welcher nichts drauf hält / der tuts auch dem Herrn. Welcher isset / der isset dem Herrn / denn er danket Gott. Welcher nicht isset / der isset dem Herrn nicht / und danket Gott. Denn unser keiner lebet ihm selber / und keiner stirbet ihm selber. Leben wir / so leben wir dem Herrn / sterben wir / so sterben wir dem Herrn. Darum wir leben oder sterben / so sind wir des Herrn. Denn dazu ist Christus auch gestorben und auferstanden / und wieder lebendig worden / daß er über Tote und Lebendige Herr sei. 14 wartet des Leibes ... geil werde. Bis 1530: tut nicht nach des Fleisches Klugheit, seine Lust zu büßen. »verwirret«: Zweierlei Christen sind / etliche stark im Glauben / etliche schwach. Jene verachten die Schwachen allzu frech /diese ärgern sich an den Starken allzu leichtlich. So sollen sie nu beide sich nach der Liebe richten / daß keiner den andern beleidige noch richte / sondern tun und lassen / wie es dem andern nutz und not ist. »gewiß«: Das ist / er wanke und zweifele nicht in seinem Gewissen /sondern sei sicher /daß vor Gott keine Sünde sei / er esse oder esse nicht. »mir«: So muß Christus rechter Gott sein / weil solches soll vor seinem Richtstuhl geschehen. »gemein «: ist ebensoviel als unrein /als das da nicht geweilte! odergeheiliget ist. »Schatz«: Das Evangelium ist unser Schatz. Daßderselbige verlästert wird / machen die / so der christlichen Freiheit frech brauchen /den Schwachen zum Ärgernis. »aus dem Glauben«: Merke /dies ist ein gemeiner Hauptspnich ander alle Werk / ohn Glauben getan . Und hüte dich vor falschen Glossen / so hier erdichtet sind von vielen Lehrern. Du aber / was richtest du deinen Bruder? Oder du andrer / was verachtest du deinen Bruder? Wir werden alle vor den Richtstuhl Christi dargestellet werden / nachdem geschrieben stehet: >So wahr als ich lebe / spricht der Herr / mir sollen alle Knie gebeuget werden / und alle Zungen sollen Gott bekennen. < So wird nu ein jeglicher für sich selbst Gotte Rechenschaft geben. Darum lasset uns nicht mehr einer den andern richten. Sondern das richtet viel mehr / daß niemand seinem Bruder einen Anstoß oder Ärgernis darstelle. Ich weiß und bins gewiß / in dem Herrn Jesu / daß nichts gemein ist an ihm selbst / ohn der es rechnet für gemein / demselbigen ists gemein. So aber dein Bruder über deiner Speise betrübet wird / so wandelst du schon nicht nach der Liebe. Lieber / verderbe den nicht mit deiner Speise / um welches willen Christus gestorben ist. Darum schaffet / daß euer Schatz nicht verlästert werde. Denn das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken / sondern Gerechtigkeit und Friede / und Freude in dem heiligen Geiste. Wer darinnen Christo dienet / der ist Gott gefällig / und den Menschen wert. Darum lasset uns dem nachstreben / das zum Frieden dienet / und was zur Besserung unternander dienet. Lieber / verstöre nicht um der Speise willen Gottes Werk. Es ist zwar alles rein / aber es ist nicht gut / dem / der es isset mit einem Anstoß seines Gewissens. Es ist viel besser / du essest kein Fleisch / und trinkest keinen Wein / oder das / daran sich dein Bruder stoßet / oder ärgert / oder schwach wird. Hast du den Glauben / so habe ihn bei dir selbst / vor Gott. Selig ist der ihm selbst kein Gewissen machet / in dem / das er annimmt. Wer aber darüber zweifelt / und isset doch / der ist verdammt / denn es gehet nicht aus dem Glauben. Was aber nicht aus dem Glauben gehet / das ist Sünde. 13 19 Das funfzehent Kapitel Wir aber / die wir stark sind / sollen der Schwachen Gebrechlichkeit tragen / und nicht Gefallen an uns selber haben. Es stelle sich aber ein jeglicher unter uns also / daß er seinem Nähesten gefalle / zum Guten / zur Besserung. Denn auch Christus nicht an ihm selber Gefallen hatte / sondern / wie geschrieben stehet: >Die Schmache derer / die dich schmähen / sind über mich gefallene Was aber zuvor geschrieben ist / das ist uns zur Lehre geschrieben / auf daß wir durch Geduld und Trost der Schrift Hoffnung haben. Gott aber der Geduld und des Trostes / gebe euch / daß ihr einerlei ge-sinnet seid unternander / nach Jesu Christ / auf daß ihr einmütiglich / mit einem Munde lobet Gott und den Vater unsers Herrn Jesu Christi. Darum nehmet euch unternander auf / gleichwie euch Christus hat aufgenommen zu Gottes Lobe. 8 Ich sage aber / daß Jesus Christus sei ein Diener gewesen der Beschneidung/um der Wahrheit willen Gottes/ zu bestätigen die Verheißung den Vätern geschehen / daß die Heiden aber Gott loben / um der Barmherzigkeit willen / wie geschrieben stehet: Darum will ich dich loben unter den Heiden / und deinem Namen singen. Und abermal spricht er: Freuet euch ihr Heiden mit seinem Volk. Und abermal: Lobet den Herrn alle Heiden und preiset ihn alle Völker. Und abermal spricht Jesajas: Es wird sein die Wurzel Jesse und der auferstehen wird zu herrschen über die Heiden / auf den werden die Heiden hoffen. Gott aber der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Friede / im Glauben / daß ihr völlige Hoffnung habt / durch die Kraft des heiligen Geistes. »Schwachen«: Dies Kapitel redet von den Gebrechlichen am Leben / als die in öffentliche Sünden oder Fehle fallen / daß man die auch tragen und nicht verwerfen soll / bis sie stärker werden /gleich wie das vorige Kapitel die schwachen Gewissen lehret zu handeln. Summa Summarum dieser Epistel: Beide Juden und Heiden sollen selig werden. »Diener«. Das ist / Apostel / Prediger / Bote / zu den Juden/und nicht zu den Heiden persönlich gesandt. Das ist: Ob ihr meines Schreibens nicht bedürfet /so treibet mich doch mein Amt/das ich von Gottes Gnade habe /euch und jedermann zu lehren und ermahnen. »Gott diene«: Das ist /daßich sein Priester bin. »nicht bekannt«: Weil ihr zuvor gelehret seid / hab ich desto weniger geei-let zu euch / weil sonst Raum war / da Christus noch nicht gepredigt war. Merk die apostolische Art / wie höflich und säuberlich (sanft) suchet Sankt Paulus diese Steuer bei den Römern. Ich weiß aber fast wohl von euch / lieben Brüder / daß ihr selber voll Gütigkeit seid / erfüllet mit aller Erkenntnis / daß ihr euch unternan-der könnet ermahnen. Ich habs aber dennoch gewagt / und euch etwas wollen schreiben / lieben Brüder / euch zu erinnern / um der Gnade willen / die mir von Gott gegeben ist / daß ich soll sein ein Diener Christi unter die Heiden / zu opfern das Evangelium Gottes / auf daß die Heiden ein Opfer werden / Gott angenehme / geheiliget durch den heiligen Geist. Darum kann ich mich rühmen / in Jesu Christ / daß ich Gott diene. Denn ich thürste nicht etwas reden / wo dasselbige Christus nicht durch mich wirkete / die Heiden zum Gehorsam zu bringen / durch Wort und Werk / durch Kraft der Zeichen und Wunder / und durch Kraft des Geistes Gottes / also / daß ich vonjerusalem an und umher bis an Illyricum alles mit dem Evangelio Christi erfüllet habe. Und mich sonderlich geflissen / das Evangelium zu predigen / wo Christi Name nicht bekannt war / auf daß ich nicht auf einen fremden Grund bauete / sondern wie geschrieben stehet: Welchen nicht ist von ihm verkündiget / die sollens sehen / und welche nicht gehöret haben / sollens verstehen. Das ist auch die Sache / darum ich vielmal verhindert bin zu euch zu kommen. Nu ich aber nicht mehr Raum habe in diesen Ländern / habe aber Verlangen zu euch zu kommen / von vielen Jahren her / wenn ich reisen werde in Hispanien / will ich zu euch kommen. Denn ich hoffe / daß ich da durch reisen und euch sehen werde / und von euch dort hin geleitet werden möge / so doch / daß ich zuvor mich ein wenig mit euch ergötze. Nu aber fahre ich hin gen Jerusalem / den Heiligen zu Dienst. Denn die aus Mazedonia / und Achaja haben williglich eine gemeine Steuer zusammen gelegt / den armen Heiligen zu Jerusalem / sie habens williglich getan / und sind auch ihre Schuldener. Denn so die Heiden sind ihrer geistlichen Güter teilhaftig worden / ists billig / daß sie ihnen auch in leiblichen Gütern Dienst beweisen. Wenn ich nu solches ausgerichtet / und ihnen diese Frucht versiegelt habe / will ich durch euch in Hispanien ziehen. Ich weiß aber / wenn ich zu euch komme / daß ich mit vollem Segen des Evangclii Christ kommen werde. Ich ermahne euch aber / lieben Brüder / durch unsern Herrn Jesu Christ / und durch die Liebe des Geistes / daß ihr mir helfet kämp- 22 25 fen / mit Beten für mich zu Gott / auf daß ich errettet werde von den Ungläubigen in Judäa / und daß mein Dienst / den ich gen Jerusalem tu / angenehme werde den Heiligen / auf daß ich mit Freuden zu euch komme / durch den Willen Gottes und mich mit euch erquik-ke. Der Gott aber des Friedens sei mit euch allen / Amen. »versiegelt«: Das ist: treulich und wohl verwahret überantwortet. Das sechzehent Kapitel Ich befehl euch unser Schwester Phöbe / welche ist am Dienste der Gemeine zu Kenchreä / daß ihr sie aufnehmet in dem Herrn / wie sichs ziemt den Heiligen / und tut ihr Beistand in allem Geschäfte / darinnen sie euer bedarf / denn sie hat auch vielen Beistand getan / auch mir selbst. Grüßet die Prisca und den Aquila / meine Gehülfen in Christo Jesu / welche haben für mein Leben ihre Hälse dargegeben / welchen nicht allein ich danke / sondern alle Gemeinen unter den Heiden. Auch grüßet die Gemeine in ihrem Hause. Grüßet Epänetus / meinen Liebesten / welcher ist der Erstling unter denen aus Achaja in Christo. Grüßet Maria / welche viel Mühe und Arbeit mit uns gehabt hat. Grüßet den Andronicus und den Junias meine Gefreundten / und meine Mitgefangenen / welche sind berühmte Apostel / und vor mir gewesen in Christo. Grüßet Amplias meinen Lieben in dem Herrn. Grüßet Urban unsern Gehülfen in Christo / und Stachys meinen Lieben. Grüßet Apelles / den Bewährten in Christo. Grüßet die da sind von Aristobuli Gesinde. Grüßet Herodion meinen Gefreundten. Grüßet die da sind von Narzissus Gesinde / in dem Herrn. Grüßet die Tryphäna / und die Tryphosa / welche in dem Herrn viel gearbeitet hat. Grüßet die Persis meine Liebe / welche viel erlitten hat in dem Herrn. Grüßet Rufus den Auserwähleten in dem Herrn / und seine und meine Mutter. Grüßet Asynkritus und Phlegon / Hermas / Patrobas / Hermes / und die Brüder bei ihnen. Grüßet Philologus und die Julia / Nereus und seine Schwester / und Olym-pas / und alle Heiligen bei ihnen. Grüßet euch unternander mit dem heiligen Kuß. Es grüßen euch die Gemeinen Christen. 3 Die Eigennamen in diesem Kapitel erscheinen bei Luther meist in einer griechischlateinisch deklinierten Akkusativ-Form, z. B. Priscan, Aquilan, Epänetum, He-rodionem, Persida, Phlegontem. Wir geben sie, um zu viele Anmerkungen zu vermeiden, in der Nominativ-Form wieder. Das ist wider allerlei Adenschen-lehre gesagt. Ich ermahne aber euch / lieben Brüder / daß ihr aufsehet / auf die da 17 Zertrennung und Ärgernis anrichten / neben der Lehre / die ihr ge-lernet habt / und weichet von denselbigen. Denn solche dienen nicht dem Herrn Jesu Christo / sondern ihrem Bauche / und durch süße Wort und prächtige Rede / verfuhren sic die unschuldigen Herzen. Denn euer Gehorsam ist unter jedermann auskommen. Derhalben freue ich mich über euch. Ich will aber / daß ihr weise seid auts Gute / aber einfältig aufs Böse. Aber der Gott des Friedens zertrete den Satan unter eure Füße in kurzem. Die Gnade unsers Herrn Jesu Christi sei mit euch. Es grüßen euch Timotheus mein Gehülfe / und Lucius / und Jason / 21 und Sosipater / meine Gefreundten. Ich Tertius grüße euch , der ich diesen Brief geschrieben habe / in dem Herrn. Es grüßet euch Gajus / mein und der ganzen Gemeine Wirt. Es grüßet euch Erastus der Stadt Rentmeister / und Quartus der Bruder. Die Gnade unsers Herrn Jesu Christi sei mit euch allen / Amen. Dem aber / der euch stärken kann / laut meines Evangelii und Pre- 25 digt von Jesu Christ / durch welche das Geheimnis offenbaret ist / das von der Welt her verschwiegen gewesen ist / nu aber offenbaret / auch kund gemacht durch der Propheten Schrift / aus Befehl des ewigen Gottes / den Gehorsam des Glaubens aufzurichten / unter allen Heiden / demselbigen Gott / der alleine weise ist / sei Ehre / durch Jesum Christ / in Ewigkeit. Amen. An die Römer. Gesandt von Korintho / durch Phöbe / die am Dienst war der Gemeine zu Kenchreä. Vorrede auf die erste Epistel S. Pauli an die Korinther In dieser Epistel vermahnet S. Paulus die Korinther / daß sie sollen einträchtig sein im Glauben / und in der Lehre / und darauf sehen / daß sie das Hauptstück / nämlich / daß Christus unser Heil ist / wohl lernen / an welchem sich alle Vernunft und Weisheit stoßet. ' Denn gleich wie jetzt zu unsrer Zeit / so das Evangelium an Tag kommen ist / finden sich der tollen Heiligen viel (welche man Rottengeister / Schwärmer und Ketzer heißt) die alle zu frühe klug und gelehrt worden sind / und können vor großer Kunst und Weisheit sich mit niemand gleich oder einträchtig halten. Einer will hie naus / der andre dort naus / als wäre es große Schand / wo nicht ein jeglicher ein Sonderlichs furnähme / und seine eigne Weisheit aufwürfe. Welche niemand wiederum kann zu Narren machen / so sie doch im Grunde gar nichts von der rechten Hauptsachen wissen noch verstehen / ob sie gleich mit dem Maul viel davon plaudern. Also gings S. Paulo auch: da er seine Korinther hatte den christlichen Glauben und die Freiheit vom Gesetz gelehrt / funden sich auch die tollen Heiligen und unzeitige Klüglinge / zertrenneten die einträchtige Lehre / und machten Spaltung unter den Gläubigen. Einer wollt Paulisch / der ander Apollisch / einer Petrisch / der ander Chn-stisch sein. Einer wollt die Beschneidung haben / der ander nicht. Einer wollt die Ehe / der ander nicht. Einer wollt Götzenopfer essen / der ander nicht. Etliche wollten leiblich frei sein. Etliche Weiber wollten in Haaren gehen / und der gleichen. Bis sie dahin gerieten / daß einer der Freiheit mißbrauchte / und nahm seine Stiefmutter zur Ehe. Und etliche nichts von der Toten Auferstehung hielten / etliche nicht viel vom Sakrament. Und ging wüst und ganz unordig (unordentlich) zu / daß jeglicher wollt Meister sein und lehren / und mit dem Evangelio / Sakrament (und) Glauben machen / was ihn gut däuchte. Und ließen dieweil das Hauptstück fein fahren und liegen / daß Christus unser Heil / Gerechtigkeit / Erlösung ist / als hätten sie es längest an den Schuhen zerrissen. Wie denn solch Stück nicht kann auf der Bahn bleiben / wo man beginnet zu klügeln und weise zu sein. Hauptstücke christlicher Lehre. Was S. Paulo begegnet ist. Rotten und Ärgernisse bei den Korinthern. Summa der ersten ui er Kapitel. Weise sein wollen: das rechte Ärgernis. Aller Dinge wie es jetzt auch uns gehet / nachdem wir den Deutschen das Evangelium eröffnet haben / von Gottes Gnaden / da will auch ein jeglicher der beste Meister sein / und den heiligen Geist allein haben. Gerade als wäre das Evangelium darum gepredigt / daß wir unsre Klugheit und Vernunft darinnen erzeigen und Ruhm suchen sollten. Daß diese Korinther wohl mögen sein ein Exempel oder Beispiel unsern Leuten zu dieser Zeit / welche auch wohl ein solche Epistel bedürften. Es muß aber also sein / und soll dem Evan-gelio so gehen / daß tolle Heilige und unzeitige Klüglinge / Rotten und Ärgernis anrichten / auf daß die Bewährten (wie hie S. Paul auch saget) offenbar werden. Darum strafet und verdammt S. Paulus solche schädliche Weisheit gar ernstlich. Und machet solche nasenweise Heiligen wieder zu Narren / spricht schlechtem) / daß sie nicht wissen von Christo / noch von dem Geist und Gaben Gottes / uns in Christo gegeben / und sollen noch anheben zu lernen. Es müssen geistliche Leute sein / die es verstehen sollen. Weise sein wollen und Klugheit vorgeben im Evangelio / sei eben das rechte Ärgernis und Hindernis / Christum und Gott zu erkennen. Rotten und Zwietracht anzurichten / da mag die kluge Vernunft und Weisheit wohl zu dienen / daß eitel tolle Heiligen und wilde Christen werden. Aber unsern Herrn Christum mögen sie nimmer mehr erkennen / sie werden denn wiederum zu Narren / und lassen sich demütiglich durchs einfältige Wort Gottes lehren und führen. Solchs treibt er durch die ersten vier Kapitel. Im fünften strafet er die große Unzucht des / der seine Stiefmutter genommen hatte / und will ihn in Bann tun und dem Teufel geben. Zeiget damit an ein rechte Weise des Bannes zu brauchen / daß er mit Bewilligung der gläubigen Gemeine gefället soll werden / über die öffentlichen Laster / wie auch Christus Matthäi am achtzehnten leh- ret. Im sechsten strafet er das Hadern und Zanken vor Gerichte / sonderlich vor den Heiden und Ungläubigen. Und lehret / daß sieunternan-der selbst sollen die Sachen schlichten / oder Unrecht leiden. Im siebenten gibt er Unterricht von der Keuschheit und ehelichem Stande. Lobet die Keuschheit und Jungfrauschaft, daß sie nütze seien, des Evangelii desto baß (besser) zu warten. Wie Christus auch lehret (Matthäus 19) von den Keuschen / die ums Evangelii oder Himmelsreichs willen keusch sind. Aber Paulus will sie ungenötiget und ungezwungen / und ohn (Ge)fahr größerer Sünde gehalten haben / sonst sei besser freien / denn Keuschheit / die in stetiger Brunst steckt. Im achten bis aufs zwölfte handelt er mancherlei Weise / wie man die schwachen Gewissen fuhren und halten soll in äußerlichen Sachen / als da sind Essen / Trinken / Kleider / Sakrament haben. Und wehret allenthalben / daß die Starken nicht verachten sollen die Schwachen / sintemal er selbst / ob er wohl ein Apostel sei / dennoch viel sich enthalten hab / da er wohl Recht zu hätte. Dazu sich die Starken wohl furchten mögen / dieweil vor Zeiten in Israel so viel Untergängen sind / die doch allesamt durch Wunderwerke aus Ägypten ge-führet sind. Und machet daneben etliche Ausläuft (Exkurse) heilsamer Lehre. Im zwölften bis aufs dreizehnte handelt er / wie mancherlei Gaben Gottes sind / unter welchen doch die Liebe das Beste sei / daß sie nicht sich erheben / sondern dienen sollen unternander einmütig / dieweil es ist ein Gott / ein Herr / ein Geist / und alles ein / wie mancherlei es auch sei. Im vierzehnten lehret er die Prediger / Propheten und Sänger / daß sie ordentlich ihrer Gaben brauchen und nur zur Besserung / nicht zu eigener Ehre / ihre Predigten / Kunst und Verstand vorgeben. Im fünfzehnten strafet er die so von der Auferstehung des Fleisches unrecht gelehret und geglaubet hatten. Im letzten vermahnet er sie zu brüderlicher Hilfe / in zeitlicher Nahrung den Dürftigen. Die erste Epistel S. Pauli: An die Korinther Das erst Kapitel Paulus berufen zum Apostel Jesu Christi / durch den Willen Gottes / und Bruder Sosthenes. Der Gemeine Gottes zu Korinthen / den Geheiligten in Christo Jesu / den berufenen Heiligen / samt allen denen / die anrufen den Namen unsers Herrn Jesu Christi / an allen ihren und unsern Orten. Gnade sei mit euch und Friede / von Gott unserm Vater / und dem Herrnjesu Christo. Ich danke meinem Gott allezeit eurethalben / für die Gnade Gottes / 4 die euch gegeben ist in Christo Jesu / daß ihr seid durch ihn an allen Stücken reich gemacht / an aller Lehre / und in aller Erkenntnis. Wie denn die Predigt von Christo in euch kräftig worden ist / also / daß ihr keinen Mangel habt an irgendeiner Gaben / und wartet nur auf die Offenbarung unsers Herrnjesu Christi / weicherauch wird euch fest behalten bis ans Ende / daß ihr unsträflich seid auf den Tag un- sers Herrn Jesu Christi. Denn Gott ist treu / durch welchen ihr berufen seid zur Gemeinschaft seines Sohns Jesu Christi unsers Herrn. 10 Ich ermahne euch aber / lieben Brüder / durch den Namen unsers Herrn Jesu Christi / daß ihr allzumal einerlei Rede führet / und lasset nicht Spaltung unter euch sein / sondern haltet fest an einander in einem Sinne / und in einerlei Meinung. Denn mir ist Vorkommen / lieben Brüder / durch die aus Chloes Gesinde / von euch / daß Zank unter euch sei. Ich sage aber davon / daß unter euch einer spricht: >Ich bin Paulisch< / der ander: >Ich bin Apollisch< / der dritte: >Ich bin Kephiscln / der vierte: >Ich bin Christisdn. Wie? Ist Christus nu zertrennet? Ist denn Paulus für euch gekreuziget? Oder seid ihr in Paulus Namen getauft? Ich danke Gott / daß ich niemand unter euch getauft habe / ohn Krispum und Gajum / daß nicht jemand sagen möge / ich hätte auf meinen Namen getauft. Ich habe aber auch getauft des Stephanas Hausgesinde / darnach weiß ich nicht / ob ich etliche ander getauft habe. Denn Christus hat mich nicht gesandt zu taufen / sondern das Evangelium zu predigen / nicht mit klugen Worten / auf daß nicht das Kreuz Christi zunicht werde. Denn das Wort vom Kreuz ist eine Torheit / denen / die verloren werden. Uns aber / die wir selig werden / ists eine Gotteskraft. Denn es steht geschrieben: Ich will umbringen die Weisheit der Weisen / und den Verstand der Verständigen will ich verwerfen. Wo sind die Klugen? Wo sind die Schriftgelehrten? Wo sind die Weltweisen? Hat nicht Gott die Weisheit dieser Welt zur Torheit gemacht? 21 Denn dieweil die Welt / durch ihre Weisheit / Gott in seiner Weisheit nicht erkannte / gefiel es Gott wohl / durch törichte Predigten selig zu machen die / so daran glauben. Sintemal die Juden Zeichen fordern / und die Griechen nach Weisheit fragen. Wir aber predigen den gekreuzigten Christ / den Juden ein Ärgernis / und den Griechen eine Torheit. Denen aber die berufen sind / beide Juden und Griechen / predigen wir Christum / göttliche Kraft und göttliche Weisheit. Denn die göttliche Torheit ist weiser denn die Menschen sind / und die göttliche Schwachheit ist stärker denn die Menschen sind. 26 Sehet an / heben Brüder / euren Beruf. Nicht viel Weise nach dem Fleisch / nicht viel Gewaltige / nicht viel Edle sind berufen / sondern was töricht (ist) vor der Welt / das hat Gott erwählet / daß er die Weisen zuschanden machete. Und was schwach ist vor der Welt / das hat Gott erwählet / daß er zuschanden machete / was stark ist. » Gemeinschaft«: Das ist / Ihr seid Miterben und Mitgenossen aller Güter Christi. Daß ihr euch nicht lasset trennen. Göttliche Torheit und Schwachheit ist das Evangelium / das für den Klugen närrisch /für den Heiligen ketzerisch/aber für den Christen mächtig und weise ist. Und das Unedle vor der Welt / und das Verachte hat Gott erwählet / und das da nichts ist / daß er zunicht machte / was etwas ist / auf daß sich vor ihm kein Fleisch rühme. Von welchem auch ihr herkommt in Christo Jesu / welcher uns gemacht ist von Gott zur Weisheit / und zur Gerechtigkeit / und zur Heiligung / und zur Erlösung. Auf daß (wie geschrieben stehet) >wer sich rühmet / der rühme sich des Herrin. »besiehe«: Darum können Menschenlehren nicht ein Grund des Gewissens oder Glaubens sein. »verborgenen«: Denn es liegt unter der Torheit und dem Kreuz verborgen / und scheinet nicht in Ehren und Reichtum. »natürliche«: Der natürliche Mensch ist / wie er außer der Gnaden ist /mit aller Vernunß / Kunst / Sinnen und Vermögen / auch aufs Beste geschickt. Das ander Kapitel Und ich lieben Brüder / da ich zu euch kam / kam ich nicht mit hohen Worten oder hoher Weisheit / euch zu verkündigen die göttliche Predigt. Denn ich hielt mich nicht dafür / daß ich etwas wüßte unter euch / ohn allein Jesum Christum / den Gekreuzigten. Und ich war bei euch / mit Schwachheit / und mit Furcht / und mit großem Zittern. Und mein Wort und meine Predigt war nicht in vernünftigen Reden menschlicher Weisheit / sondern in Beweisung des Geists und der Kraft / auf daß euer Glaube bestehe / nicht auf Menschenweisheit / sondern auf Gottes Kraft. Da wir aber von reden / das ist dennoch Weisheit / bei den Vollkommenen / nicht eine Weisheit dieser Welt / auch nicht der Obersten dieser Welt / welche vergehen. Sondern wir reden von der heimlichen verborgenen Weisheit Gottes / welche Gott verordnet hat vor der Welt / zu unsrer Herrlichkeit / welche keiner von den Obersten dieser Welt erkannt hat. Denn wo sie die erkannt hätten / hätten sie den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuziget. Sondern wie geschrieben stehet: Das kein Auge gesehen hat / und kein Ohre gehöret hat / und in keines Menschen Herz kommen ist / das Gott bereitet hat / denen / die ihn lieben. Uns aber hat es Gott offenbaret durch seinen Geist. Denn der Geist erforschet alle Ding / auch die Tiefen der Gottheit. Denn welcher Mensch weiß / was im Menschen ist / ohn der Geist des Menschen / der in ihm ist? Also auch / niemand weiß / was in Gott ist / ohn der Geist Gottes. Wir aber haben nicht empfangen den Geist der Welt / sondern den Geist aus Gott / daß wir wissen können / was uns von Gott geben ist / welchs wir auch reden / nicht mit Worten / welche menschliche Weisheit lehren kann / sondern mit Worten / die der heilige Geist lehret / und richten geistliche Sachen geistlich. Der natürliche Mensch aber vernimmt nichts vom Geist Gottes. Es ist ihm eine Torheit / und kann es nicht erkennen / denn es muß geistlich gerichtet sein. Der geistliche aber richtet alles / und wird von niemand gerichtet. Denn wer hat des Herrn Sinn erkannt? Oder wer will ihn unterweisen? Wir aber haben Christi Sinn. Das dritte Kapitel Und ich / lieben Brüder / könnt nicht mit euch reden / als mit Geistlichen / sondern als mit Fleischlichen / wie mit jungen Kindern in " Christo. Milch hab ich euch zu trinken gegeben / und nicht Speise. Denn ihr konntet noch nicht/auch könnt ihr nochjetzt nicht/dieweil ihr noch fleischlich seid. Denn sintemal Eifer und Zank und Zwietracht unter euch sind / seid ihr dann nicht fleischlich / und wandelt nach menschlicher Weise? Denn so einer saget: >Ich binPaulisch< / der ander aber: >Ich bin Apollisch« / seid ihr dann nicht fleischlich? 5 Wer ist nu Paulus? Wer ist Apollos? Diener sind sie / durch welche ihr seid gläubig worden / und dasselbige / wie der Herr einem jeglichen gegeben hat. Ich habe gepflanzet / Apollos hat begossen / aber Gott hat das Gedeihen gegeben. So ist nu weder der da pflanzet / noch der da begeußet etwas / sondern Gott / der das Gedeihen gibt. Der aber pflanzet / und der da begeußet / ist einer wie der ander. Ein jeglicher aber wird seinen Lohn empfahen / nach seiner Arbeit. Denn wir sind Gottes Gehilfen / ihr seid Gottes Ackerwerk / und Gottes Gebäu. Ich von Gottes Gnaden / die mir gegeben ist / hab den Grund gelegt / als ein weiser Baumeister / ein ander bauet darauf. Ein jeglicher aber sehe zu / wie er darauf baue. 11 Einen andern Grund kann zwar niemand legen / außer dem / der gelegt ist / welcher ist Jesus Christ. So aber jemand auf diesen Grund bauet / Gold / Silber / Edelsteine / Holz / Heu / Stoppeln / so wird eines jeglichen Werk offenbar werden / der Tag wirds klar machen / denn es wird durchs Feuer offenbar werden / und welcherlei eines jeglichen Werk sei / wird das Feuer bewähren. Wird jemands Werk bleiben / das er daraufgebauet hat / so wird er Lohn empfahen. Wird aber jemands Werk verbrennen / so wird ers Schaden leiden / er selbst aber wird selig werden / so doch / als durchs Feuer. Wisset ihr nicht / daß ihr Gottes Tempel seid / und der Geist Gottes 17 in euch wohnet? So jemand den Tempel Gottes verderbet / den wird »richtet«: Verstehet /fühlet7 findet / ist gewiß / etc. welches die Verminfit nicht vermag / weiß auch nichts /was Glaube oder Evangelium ist. Hie hat S. Paulus das Papsttum und alle Sekten verdammt. »Gold, Silber usw.«: Das ist von Predigen und Lehren gesagt /die zu des Glaubens Besserung oder Geringerung gelehret werden. Nu bestehet keine Lehre im Sterben /Jüngsten Tag und allen Nöten. Es wird verzehret / es sei denn lauter Gottes Wort. Das befindet sich alles im Gewissen wohl. »alles euer«: Damm hat kein Mensch Macht /überdie Christen Gesetze zu machen / die Gewissen zu binden. »Geheimnis«: Das ist das Evangelium / darinnen die göttlichen Güter verborgen uns vorgetragen werden. »reich«: Ironia! Er spottet ihrer / und meinet das Widerspiel. Gott verderben. Denn der Tempel Gottes ist heilig / der seid ihr. Niemand betrüge sich selbst. Welcher sich unter euch dtinket weise sein / der werde ein Narr in dieser Welt / daß er möge weise sein. Denn dieser Welt Weisheit ist Torheit bei Gott. Denn es stehet geschrieben: >Die Weisen erhaschet er in ihrer Klugheit.! Und abermal: >Der Herr weiß der Weisen Gedanken / daß 20 sie eitel sind.< Darum rühme sich niemand eines Menschen. Es ist alles euer / es sei Paulus oder Apollos / es sei Kephas oder die Welt / es sei das Leben oder der Tod / es sei das Gegenwärtige oder das Zukünftige. Alles ist euer / ihr aber seid Christi / Christus aber ist Gottes. Das vierte Kapitel Dafür halte uns jedermann / nämlich für Christi Diener / und Haushalter über Gottes Geheimnisse. Nu suchet man nicht mehr an den Haushaltern / denn daß sie treu erfunden werden. Mir aber ists ein Geringes / daß ich von euch gerichtet werde / oder von einem menschlichen Tage / auch richte ich mich selbst nicht. Ich bin wohl nichts mir bewußt / aber darin bin ich nicht gerechtfertiget / der Herr ists aber / der mich richtet. Darum richtet nicht vor der Zeit / bis der Herr komme / welcher auch wird ans Licht bringen / was im Finstern verborgen ist / und den Rat der Herzen offenbaren / alsdann wird einem jeglichen von Gott Lob widerfahren. Solches aber / lieben Brüder / habe ich auf mich und 6 Apollos gedeutet / um euretwillen / daß ihr an uns lernet / daß niemand höher von sich halte / denn jetzt geschrieben ist / auf daß sich nicht einer wider den andern um jemands willen aufblase. Denn wer hat dich vorgezogen? Was hast du aber / das du nicht empfangen hast? So du es aber empfangen hast / was rühmest du dich dann / als der es nicht empfangen hätte? Ihr seid schon satt worden / ihr seid schon reich wor- den / ihr herrschet ohn uns. Und wollte Gott / ihrherr-schetet / auf daß auch wir mit euch herrschen möchten! g Ich halte aber / Gott habe uns Apostel für die Allergeringsten dargestellet / als dem Tode übergeben. Denn wir sind ein Schauspiel worden der Welt / und den Engeln / und den Menschen. Wir sind Narren um Christi willen / ihr aber seid klug in Christo. Wir schwach / ihr aber stark. Ihr herrlich / wir aber verachtet. Bis auf diese Stund leiden wir Hunger und Durst / und sind " nacket / und werden geschlagen / und haben keine gewisse Stätte / und arbeiten und wirken mit unsern eigen Händen. Man schilt uns / so segnen wir. Man ver- 13 folget uns / so dulden wirs. Man lästert uns / so flehen wir. Wir sind stets als ein Fluch der Welt / und ein Fegopfer aller Leute. Nicht schreibe ich solches / daß ich euch beschäme / sondern ich vermahne euch / als meine lieben Kinder. Denn ob ihr gleich zehentausend Zuchtmeister hättet in Christo / so habt ihr doch nicht viel Väter. Denn ich habe euch gezeuget in Christo Jesu / durchs Evangelium. Darum ermahne ich euch: seid meine Nachfolger. Aus derselben Ursache habe ich Timotheum zu euch gesandt / welcher ist mein lieber und getreuer Sohn in dem Herrn / daß er euch erinnere meiner Wege / die da in Christo sind / gleich wie ich an allen Enden / in allen Gemeinen lehre. 18 Es blähen sich etliche auf / als würde ich nicht zu euch kommen. Ich will aber gar kürzlich zu euch kommen / so der Herr will / und erlernen nicht die Wort der Aufgeblasenen / sondern die Kraft. Denn das Reich Gottes stehet nicht in Worten / sondern in Kraft. Was wollt ihr? Soll ich mit der Ruten zu euch kommen / oder mit Liebe und sanftmütigem Geist? »Fluch / Fegopfer«: Fluch auf Griechisch >Katharma< / Fegopfer >Peripsema< / lateinisch tpiacu-lum< hieß ein Mensch/der eine solche böse Tat begangen hatte/daß man meinete / Gott würde Land und Leute darum verfluchen und verderben. Darum / wenn sie den-selbigen abtäten / meineten sie/sie hätten den Fluch weggetan / und das Landgereiniget. Solcher Fluch war der Prophet Jonas/da er ins Meer geworfen ward. Zuweilen nahmen sie auch einen unschuldigen Menschen / wenn so große Plage im Lande war/und meineten /siefegeten das Land von solcher Plage mit solchem Tod oder Opfer / warfen ihn ins Meer / und sprachen: >Du seiest unser Fegopfer/daß wir genesen und erlöset werden.! Also meinete die Welt / daß die Apostel und des Evangelii Prediger/dieärgesten und schädlichsten Leute auf Erden seien. Wenn sie derer los wären /so stünde es wohl / und wären alles Unglücks und Fluchs los /hätten damit Gott großen Dienst getan / Johannes 16. 13 Wir sind als ein Fluch ... ein Fegopfer aller Leute. Bis 1527: Wir sind als ein Kehricht der Welt, und eins Jedermanns Schab-ab worden. »neuer Teig«: Es ist noch übrige Sünde in den Heiligen / die auszufegen ist. Darum spricht er: dhr seid ungesäuert! / das ist heilig. /Aber schaffet/daß ihr alles ausfeget / und ganz rein / ein ganz neuer Teig werdet .< » Welt räumen«: Wer nicht unter bösen Leuten sein wollte/der müßte dieganze Welt meiden. Darum will er/ daß man böse Christen meiden solle / daß sie nicht den Namen führen oder sich bessern müssen. Denn die Unchristen haben den Namen nicht. Das funft Kapitel Es gehet ein gemein Geschrei / daß Hurerei unter euch ist / und eine solche Hurerei / da auch die Heiden nicht von zu sagen wissen / daß einer seines Vaters Weib habe. Und ihr seid aufgeblasen / und habt nicht viel mehr Leide getragen / auf daß / der das Werk getan hat / von euch getan würde. Ich zwar / als der ich mit dem Leibe nicht da bin / doch mit dem Geist gegenwärtig / habe schon als gegenwärtig beschlossen über den / der solchs also getan hat: in dem Namen unsers Herrn Jesu Christi / in eurer Versammlung mit meinem Geist / und mit der Kraft unsers Herrn Jesu Christi / ihn zu übergeben dem Satan / zum Verderben des Fleisches / auf daß der Geist selig werde am Tage des Herrn Jesu. Euer Ruhm ist nicht fein. Wisset ihr nicht / daß ein wenig Sauerteig 6 den ganzen Teig versauret? Darum feget den alten Sauerteig aus / auf daß ihr ein neuer Teig seid / gleichwie ihr ungesäuert seid. Denn wir haben auch ein Osterlamm / das ist Christus / für uns geopfert. Darum lasset uns Ostern halten / nicht im alten Sauerteig / auch nicht im Sauerteig der Bosheit und Schalkheit / sondern in dem Süßteig der Lauterkeit und Wahrheit. Ich habe euch geschrieben / in dem Briefe / daß ihr nichts sollt zu 9 schaffen haben mit den Hurern. Das meine ich gar nicht von den Hurern in dieser Welt / oder von den Geizigen / oder von den Räubern / oder von den Abgöttischen / sonst müßtet ihr die Welt räumen. Nu aber habe ich euch geschrieben / ihr sollt nichts mit ihnen zu schaffen haben / nämlich: So jemand ist / der sich lässet einen Bruder nennen / und ist ein Hurer / oder ein Geiziger / oder ein Abgöttischer / oder ein Lästerer / oder ein Trunkenbold / oder ein Räuber / mit demselbigen sollt ihr auch nicht essen. Denn was gehen mich die draußen an / daß ich sie sollt richten? Richtet ihr nicht / die da hinnen sind? Gott aber wird die draußen sind / richten. Tut von euch selbst hinaus / wer da böse ist. Das sechst Kapitel Wie thar jemand unter euch / so er einen Handel hat mit einem andern / hadern vor den Unrechten / und nicht vor den Heiligen? Wisset ihr nicht / daß die Heiligen die Welt richten werden? So denn nu die Welt soll von euch gerichtet werden / seid ihr denn nicht gut genug / geringere Sachen zu richten? Wisset ihr nicht / daß wir über die Engel richten werden? Wie viel mehr über die zeitlichen Güter. Ihr aber / wenn ihr über zeitlichen Gütern Sachen habt / so nehmet ihr die / so bei der Gemeine veracht sind / und " setzet sie zu Richtern. 3 Euch zur Schande muß ich das sagen. Ist so gar kein Weiser unter euch? oder doch nicht einer / der da könnte richten zwischen Bruder und Bruder? Sondern ein Bruder mit dem andern hadert / dazu vor den Ungläubigen. Es ist schon ein Fehl unter euch / daß ihr mit einander rechtet. Warum lasset ihr euch nicht viel lieber Unrecht tun? Warum lasset ihr euch nicht viel lieber vervorteilen? Sondern ihr tut Unrecht / und vervorteilet / und solches an den Brüdern. 9 Wisset ihr nicht / daß die Ungerechten werden das Reich Gottes nicht ererben? Lasset euch nicht verfuhren / weder die Hurer / noch die Abgöttischen / noch die Ehebrecher / noch die Weichlinge / noch die Knabenschänder / noch die Diebe / noch die Geizigen / noch die Trunkenbolde / noch die Lästerer / noch die Räuber werden das Reich Gottes ererben. Und solche sind euer etlich gewesen / aber ihr seid abgewaschen / ihr seid geheiliget / ihr seid gerecht worden / durch den Namen des Herrn Jesu / und durch den Geist unsers Gottes. Ich hab es alles Macht / es frommet aber nicht alles. Ich hab es alles Macht / es soll mich aber nichts gefangen nehmen. Die Speise dem Bauche / und der Bauch der Speise / aber Gott wird diesen und jene hinrichten. Der Leib aber nicht der Hurerei / sondern dem Herrn / und der Herr dem Leibe. Gott aber hat den Herrn auferwecket / und wird uns auch auferwecken / durch seine Kraft. Wisset ihr nicht / daß eure Leiber Christi Glieder sind? Sollt ich nu die Glieder Christi nehmen / und Hurenglieder draus machen? Das sei ferne. Oder wisset ihr nicht / daß / wer an der Huren hanget / der ist ein Leib mit ihr? Denn >sie werden (spricht er) zwei in einem Fleische seine Wer aber dem Herrn anhanget / der ist ein Geist mit ihm. 18 Fliehet die Hurerei. Alle Sünden / die der Mensch tut / sind außer seinem Leibe. Wer aber huret / der sündiget an seinem eigen Leibe. Oder wisset ihr nicht / daß euer Leib ein Tempel des heiligen Geistes »verachtet«: Das sind die Heiden / die man nicht läßt mit den Christen zu christlichen Sachen /als Sakrament etc. »der ist ein Geist mit ihm«: wie jene ein Fleisch sind. »versöhne«: Kein Ursach scheideI Mann und Weih ohn der (außer dem) Ehebruch / Matthäus tg. Darum in andern Zornssachen / müssen sie entweder eines werden /oderohn Ehe bleiben / wo sie sich darüber scheiden. »geheiliget«: Gleich wie den Reinen ist alles rein / Titus 1 / also ist einem Christen ein unchristlich Gemahl auch rein / daß er ohne Sünde bei ihm sein mag /unddie Kinder nicht zu verwerfen als unrein / die er nicht leiden solle oder möge. Denn Ehe und Kindersorge bleibet recht /es sei heidnisch oder christlisch. ist / der in euch ist / welchen ihr habt von Gott / und seid nicht euer selbst? Denn ihr seid teuer erkauft. Darum so preiset Gott an eurem Leibe / und in eurem Geist / welche sind Gottes. Das siebent Kapitel Von dem ihr aber mir geschrieben habt / antworte ich: Es ist dem Menschen gut / daß er kein Weib berühre. Aber um der Hurerei willen / habe ein jeglicher sein eigen Weib / und eine jegliche habe ihren eigen Mann. Der Mann leiste dem Weibe die schuldige Freundschaft / desselbigen gleichen das Weib dem Manne. Das Weib ist ihres Leibs nicht mächtig / sondern der Mann. Desselbigen gleichen / der Mann ist seines Leibs nicht mächtig / sondern das Weib. Entziehe sich nicht eins dem andern / es sei denn aus beider Bewilligung / eine Zeitlang / daß ihr zum Fasten und Beten Muße habt / und kommet wiederum zusammen / auf daß euch der Satan nicht versuche um eurer Unkeuschheit willen. Solches sage ich aber aus Vergunst / und nicht aus Gebot. Ich wollte aber lieber / alle Menschen wären wie ich bin. Aber ein jeglicher hat seine eigene Gabe von Gott / einer sonst / der ander so. Ich sage zwar den Ledigen und Witwen / es ist ihnen gut / wenn sie auch bleiben wie ich. So sie aber sich nicht enthalten / so laß sie freien. Es ist besser freien / denn Brunst leiden. Den Ehelichen aber gebiete / nicht ich / sondern der Herr / daß das Weib sich nicht scheide von dem Manne. So sie sich aber scheidet / daß sie ohn Ehe bleibe / oder sich mit dem Manne versöhne / und daß der Mann das Weib nicht von sich lasse. Den andern aber / sage ich / nicht der Herr: So ein Bruder ein ungläubig Weib hat / und dieselbigelässet es ihr gefallen /bei ihm zu wohnen/ der scheide sich nicht von ihr. Und so ein Weib einen ungläubigen Mann hat / und er lässet es ihm gefallen / bei ihr zu wohnen / die scheide sich nicht von ihm. Denn der ungläubige Mann ist gehei-liget durchs Weib / und das ungläubige Weib wird geheiliget durch den Mann. Sonst wären eure Kinder unrein / nu aber sind sie heilig. So aber der Ungläubige sich scheidet / so laß ihn sich scheiden. Es ist der Bruder oder die Schwester nicht gefangen in solchen Fällen. Im Frieden aber hat uns Gott berufen. Was weißest du aber / du Weib / ob du den Mann werdest selig machen? Oder du Mann / was weißest du / ob du das Weib werdest selig machen? Doch wie einem jeglichen Gott hat ausgeteilet. 17 Ein jeglicher / wie ihn der Herr berufen hat / also wandele er / und also schaffe ichs in allen Gemeinen. Ist jemand beschnitten berufen / der zeuge keine Vorhaut. Ist jemand berufen in der Vorhaut / der lasse sich nicht beschneiden. Die Beschneidung ist nichts / und die Vorhaut ist nichts / sondern Gottes Gebote halten. Ein jeglicher bleibe in dem Ruf / darinnen er berufen ist. Bist du ein Knecht berufen / sorge dir nicht / doch kannst du frei werden / so brauche des viel lieber. Denn wer ein Knecht berufen ist in dem Herrn / der ist ein Gefreiter des Herrn. Desselbigen gleichen / wer ein Freier berufen - ist / der ist ein Knecht Christi. Ihr seid teuer erkauft / werdet nicht der Menschen Knechte. Ein jeglicher / lieben Brüder / worinnen er berufen ist / darinnen bleibe er bei Gott. 25 Von den Jungfrauen aber / hab ich kein Gebot des Herrn. Ich sage aber meine Meinung / als ich Barmherzigkeit erlanget habe von dem Herrn / treu zu sein. So meine ich nu / solchs sei gut / um der gegenwärtigen Not willen / daß es dem Menschen gut sei / also zu sein. Bist du an ein Weib gebunden / so suche nicht los zu werden. Bist du aber los vom Weibe / so suche kein Weib. So du aber freiest / sündigest du nicht / und so eine Jungfrau freiet / sündiget sie nicht. Doch werden solche leibliche Trübsal haben. Ich verschonete aber euer gerne. Das sage ich aber / lieben Brüder / die Zeit ist kurz. Weiter ist das die Meinung: die da Weiber haben / daß sie seien / als hätten sie keine / und die da weinen / als weineten sie nicht / und die sich freuen / als freueten sie sich nicht / und die da kaufen / als besäßen sie es nicht / und die dieser Welt brauchen / daß sie derselbigen nicht mißbrauchen. Denn das Wesen in dieser Welt vergehet. j2 Ich wollte aber / daß ihr ohn Sorge wäret. Wer ledig ist / der sorget was dem Herrn angehöret / wie er dem Herrn gefalle. Wer aber freiet / der sorget was der Welt angehöret / wie er dem Weibe gefalle. Es ist ein Unterscheid zwischen einem Weibe und einer Jungfrau. Welche nicht freiet / die sorget was dem Herrn angehöret / daß sie heilig sei / beide am Leibe und auch am Geist. Die aber freiet / die sorget was der Welt angehöret / wie sie dem Manne gefalle. Solchs aber sage ich zu eurem Nutz / nicht daß ich euch einen Strick an den Hals werfe / sondern dazu / daß es fein ist / und ihr stets und unverhindert dem Herrn dienen könnet. » Vorhaut«. Das ist: niemand dringe darauf / daß Vorhaut oder Beschneidung not sei / sondern lasse es beides ohn Not undfrei sein jedermann. »Strick«: Paulus will niemand die Ehe verbieten /wiejetzt durch Gesetze und Gelübde geschieht bei Pfaffen /Mönchen und Nonnen. »freien Willen«: Das ist /daßsie darein willige. Ungezwungen ist er /denn es zwinget ihn Gottes Gebot nicht dazu. »be ss er« : Nicht daß er vor Gott damit höher werde /vor welchem allein der Glaube hebet / sondern wie er droben sagt /daß er baß Gottes warten kann in diesem Leben. »blaset«: Hie fdhet er an die Liebe zu preisen gegen die Schwachgläubigen . So aber jemand sich lasset dünken / es wolle sich nicht schicken mit 36 seiner Jungfrauen / weil sie eben wohl mannbar ist / und es will nicht anders sein / so tue er was er will / er sündiget nicht / er lasse sie freien. Wenn einer aber ihm fest vornimmt / weil er ungezwungen ist / und seinen freien Willen hat / und beschleußt solches in seinem Herzen / seine Jungfrau also bleiben zu lassen / der tut wohl. Endlich / welcher verheiratet / der tut wohl / welcher aber nicht verheiratet / der tut besser. Ein Weib ist gebunden an das Gesetz/so lange ihr Mann lebet/so aber ihr Mann entschläft / ist sie frei / sich zu verheiraten / welchem sie will / allein / daß es in dem Herrn geschehe. Seliger ist sie aber / wo sie also bleibet / nach meiner Meinung. Ich halte aber / ich habe auch den Geist Gottes. Das acht Kapitel Von dem Götzenopfer aber wissen wir / denn wir haben alle das 1 Wissen. Das Wissen blaset auf / aber die Liebe bessert. So aber sich jemand dünken läßt / er wisse etwas / der weiß noch nichts / wie er wissen soll. So aber jemand Gott liebet / derselbige ist von ihm erkannt. So wissen wir nu von der Speise des Götzenopfers / daß ein Götz nichts in der Welt sei / und daß kein ander Gott sei / ohn der einige. Und wiewohl es sind / die Götter genennet werden / es sei im Himmel oder auf Erden (sintemal es sind viel Götter und viel Herrn) / so haben wir doch nur einen Gott / den Vater / von welchem alle Ding sind / und wir in ihm / und einen Herrn Jesum Christ / durch welchen alle Ding sind / und wir durch ihn. Es hat aber nicht jedermann das Wissen. Denn etliche machen ihnen noch ein Gewissen über dem Götzen / und essens für Götzenopfer / damit wird ihr Gewissen / weil es so schwach ist / beflecket. Aber die Speise fordert uns vor Gott nicht. Essen wir / so werden wir darum nicht besser sein / essen wir nicht / so werden wir darum nichts weniger sein. Sehet aber zu / daß diese eure Freiheit nicht gerate zu einem Anstoß 9 der Schwachen. Denn so dich / der du die Erkenntnis hast / jemand sähe zu Tische sitzen im Götzenhause / wird nicht sein Gewissen / 1 Es handelt sich in diesem Kapitel um die Frage, oh ein Christ solches Fleisch essen darf, das in Verbindung mit heidnischem Kultritual (Götzenopfer) geschlachtet worden ist. dieweil er schwach ist / verursachet / das Götzenopfer zu essen? Und wird also über deiner Erkenntnis der schwache Bruder umkommen / um welches willen doch Christus gestorben ist. Wenn ihr aber also sündiget an den Brüdern / und schlahet ihr schwaches Gewissen / so sündiget ihr an Christo. Darum / so die Speise meinen Bruder ärgert / wollte ich nimmer mehr Fleisch essen / auf daß ich meinen Bruder nicht ärgerte. Das neunte Kapitel " Bin ich nicht ein Apostel? Bin ich nicht frei? Hab ich nicht unsern Herrn Jesum Christum gesehen? Seid nicht ihr mein Werk in dem Herrn? Bin ich andern nicht ein Apostel / so bin ich doch euer Apostel / denn das Siegel meines Apostelamts seid ihr / in dem Herrn. Wenn man mich fraget / so antworte ich also: Haben wir nicht Macht zu essen und zu trinken? Haben wir nicht auch Macht / eine Schwester zum Weibe mit umher zu fuhren / wie die andern Apostel/ und des Herrn Brüder und Kephas? Oder haben alleine ich und Barnabas nicht Macht solchs zu tun? 7 Welcher reiset jemals auf seinen eigen Sold? Welcher pflanzet einen Weinberg / und isset nicht von seiner Frucht? Oder welcher weidet eine Herd / und isset nicht von der Milch der Herde? Rede ich aber solches auf Menschenweise? Saget nicht solchs das Gesetz auch? Denn im Gesetz Mosis stehet geschrieben: >Du sollst dem Ochsen nicht das Maul verbinden / der da dreschet. < Sorget Gott für die Ochsen? Oder saget ers nicht allerdinge (ganz und gar) um unsertwillen? Denn es ist ja um unsertwillen geschrieben / denn der da pflüget / soll auf Hoffnung pflügen / und der da dreschet / soll auf Hoffnung dreschen / daß er seiner Hoffnung teilhaftig werde. So wir euch das Geistliche säen / ists ein groß Ding / ob wir euer Leibliches ernten? So aber andere dieser Macht an euch teilhaftig sind / warum nicht viel mehr wir? 12 Aber wir haben solcher Macht nicht gebraucht / sondern wir vertragen allerlei / daß wir nicht dem Evangelio Christi ein Hindernis machen. Wisset ihr nicht / daß die da opfern / essen vom Opfer? Und die des Altars pflegen / genießen des Altars? Also hat auch der Herr befohlen / daß die das Evangelium verkündigen / sollen sich vom Evangelio nähren. Ich aber habe der keines gebrauchet. Ich schreibe auch nicht darum davon / daß mit mir also sollte gehalten werden / es wäre mir lieber ich stürbe / denn daß mir jemand »sorget«: Gott sorget für alle Ding / aber er sorget nicht/daß fiirdie Ochsen geschrieben werde /denn sie können nicht lesen. »nicht gebraucht«: Siehe der Apostel verschonet so fast (sehr) der Schwachheit an den andern / daß er auch alles des sich enthält /da er Macht als ein Apostel/dazu auch der andern Apostel Exempel /dazu hat. » Was ist mein Lohn?»: S. Paulus will nicht rühmen sein Predigen denn das ist er schuldig / sondern daß er umsonst predige ohn Sold /das hält er für einen sonderlichen Lohn und Ruhm. »aufs Ungewisse»: Gleich wie ein Kämpfer der zur Seiten neben aus läuft /des Ziels mu ß fehlen /und der da fülltet und Fehlstreiche tut / derschlähet vergeblich in die Luft. Also gehet es allen / die fast (sehr) viel gute Werk ohn Glauben tun. Denn sie sind ungewiß / wie sie mit Gott dran sind / darum sind es eitel Feh Häu fe Fehlstreich und Fehl werk. meinen Ruhm sollte zunicht machen. Denn daß ich das Evangelium predige / darfich mich nicht rühmen / denn ich muß es tun / und wehe mir / wenn ich das Evangelium nicht predigete! Tue ichs gerne / so wird mir gelohnet. Tu ichs aber ungerne / so ist mir das Amt doch befohlen. Was ist denn nu mein Lohn? Nämlich daß ich predige das Evangelium Christi und tu dasselbige frei umsonst / auf daß ich nicht meiner Freiheit mißbrauche am Evangelio. 18 Denn wiewohl ich frei bin von jedermann / hab ich doch mich selbst jedermann zum Knechte gemacht / auf daß ich ihrer viel gewinne. Den Juden bin ich worden als ein Jude / auf daß ich diejuden gewinne. Denen die unter dem Gesetz sind / bin ich worden als unter dem Gesetz / auf daß ich die so unter dem Gesetz sind gewinne. Denen die ohn Gesetz sind / bin ich als ohn Gesetz worden (so ich doch nicht ohn Gesetz bin vor Gott / sondern bin in dem Gesetz Christi) / auf daß ich die / so ohn Gesetze sind / gewinne. Den Schwachen bin ich worden als ein Schwacher / auf daß ich die Schwachen gewinne. Ich bin jedermann allerlei worden / auf daß ich allenthalben ja etliche selig mache. Solches aber tu ich um des Evangelii willen / auf daß ich sein teilhaftig werde. Wisset ihr nicht / daß die / so in den Schranken laufen / die laufen alle / 24 aber einer erlanget das Kleinod. Laufet nu also / daß ihr es ergreifet. Ein jeglicher aber der da kämpfet / enthält sich alles Dinges / jene also / daß sie eine vergängliche Krone empfahen / wir aber eine unvergängliche. Ich laufe aber also / nicht als aufs Ungewisse. Ich fechte also / nicht als der in die Luft streichet / sondern ich betäube meinen Leib / und zähme ihn / daß ich nicht den andern predige / und selbst verwerflich werde. Das zehent Kapitel Ich will euch aber / lieben Brüder / nicht verhalten / daß unser Väter sind alle unter der Wolken gewesen / und sind alle durchs Meer gegangen / und sind alle unter Mosen getauft / mit der Wolken / und mit dem Meer / und haben alle einerlei geistliche Speise gessen / und haben alle einerlei geistlichen Trank getrunken. Sie trunken aber von dem geistlichen Fels / der mitfolgete / welcher war Christus. Aber an ihrer vielen hat Gott keinen Wohlgefallen / denn sie sind niedergeschlagen in der Wüsten. Das ist aber uns zum Vorbilde geschehen / daß wir nicht uns gelüsten lassen des Bösen / gleichwiejene gelüstet hat. Werdet auch nicht Abgöttische / gleichwie jener etliche worden / als geschrieben stehet: >Das Volk setzte sich nieder zu essen und zu trinken / und stund auf zu spielen. < Auch lasset uns nicht Hurerei treiben / wie etliche unter jenen Hurerei trieben / und fielen auf einen Tag dreiundzwan-zigtausend. Lasset uns aber auch Christum nicht versuchen / wie etliche von jenen ihn versuchten / und wurden von den Schlangen umbracht. Murret auch nicht / gleichwie jener etliche murreten / und wurden umbracht durch den Verderber. Solches alles widerfuhr jenen / zum Vorbilde. Es ist aber geschrieben / uns zur Warnung / auf welche das Ende der Welt kommen ist. Darum / wer sich lasset dünken / er stehe / mag wohl Zusehen / daß er nicht falle. Es hat euch noch keine / denn menschliche Versuchung betreten. Aber Gott ist getreu / der euch nicht lasset versuchen über euer Vermögen / sondern machet / daß die Versuchung so ein Ende gewinne / daß ihrs könnt ertragen. Darum meine Liebesten fliehet von dem Götzendienst. Als mit den Klugen rede ich / richtet ihr / was ich sage. Der gesegnete Kelch / welchen wir segnen / ist der nicht die Gemeinschaft des Bluts Christi? Das Brot das wir brechen / ist das nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi? Denn ein Brot ists / so sind wir viele ein Leib / dieweil wir alle eines Brots teilhaftig sind. Sehet an den Israel nach dem Fleisch / welche die Opfer essen / sind die nicht in der Gemeinschaft des Altars? Was soll ich denn nu sagen? Soll ich sagen / daß der Götze etwas sei? Oder daß das Götzenopfer etwas sei? Aber ich sage / daß die Heiden / was sie opfern / das opfern sie den Teufeln / und nicht Gotte. Nu will ich nicht / daß ihr in der Teufel Gemeinschaft sein sollt. Ihr könnt nicht zugleich trinken des Herrn Kelch / und der Teufel Kelch. Ihr könnt nicht zugleich teilhaftig sein des Herrn Tisches / und der Teufel Tisches. Oder wollen wir dem Herrn trotzen? Sind wir stärker denn er? Ich hab es zwar alles Macht / aber es frommet nicht alles. Ich hab es alles Macht / aber es bessert nicht alles. Niemand suche was sein ist / sondern ein jeglicher was des andern ist. Alles was feil ist auf dem Fleischmarkt / das esset / und forschet Darum verachte keiner den andern / wie stark oder schwach er sei. Werweiß wie lange er selbst bleibet. 25 gemeint ist: forschet nicht nach, ob es Götzenopfer-Fleisch ist. »des Herrn«: Christus ist Herr undfrei / also auch alle Christen in allen Dingen. »lassen urteilen«: Er mag mich urteilen / aber mein Gewissen soll darum ungeurteilet und ungefangen sein / ob ich ihm äußerlich weiche zu Dienst. nichts / aut daß ihr des Gewissens verschonet. Denn >die Erde ist des Herrn / und was drinnen ist<. So aber jemand von den Ungläubigen euch ladet / und ihr wollt hin gehen / so esset alles was euch vorgetragen wird / und forschet nicht / auf daß ihr des Gewissens verschonet. Wo aber jemand würde zu euch sagen: >Das ist Götzenopfen / so esset nicht / um des willen / der es anzeiget / auf daß ihr des Gewissens verschonet. (Die Erde ist des Herrn und was drinnen ist.) Ich sage aber vom Gewissen / nicht dein selbst / sondern des andern. Denn warum sollte ich meine Freiheit lassen urteilen / von eines andern Gewissen? Denn so ichs mit Danksagung genieße / was sollte ich dann verlästert werden über dem dafür ich danke? Ihr esset nu oder trinket / oder.was ihr tut / so tut es alles zu Gottes Ehre. Seid nicht ärgerlich weder den Juden / noch den Griechen / noch der Gemeine Gottes. Gleich wie ich auch jedermann in allerlei mich gefällig mache / und suche nicht was mir / sondern was vielen frommet / daß sie selig werden. Seid meine Nachfolger / gleichwie ich Christi. Das eilft Kapitel »Macht«: Das ist der Schleier oder Decke/dabei man merke / daß sie unterdes Mannes Macht sei. Genesis 3. Ich lobe euch / lieben Brüder / daß ihr an mich gedenket in allen Stücken / und haltet die Weise / gleichwie ich euch gegeben habe. Ich lasse euch aber wissen / daß Christus ist eines jeglichen Mannes Haupt / der Mann aber ist des Weibes Haupt / Gott aber ist Christi Haupt. Ein jeglicher Mann / der da betet oder weissaget / und hat etwas auf dem Haupt / der schändet sein Haupt. Ein Weib aber / das da betet oder weissaget mit unbedecktem Haupt / die schändet ihr Haupt / denn es ist ebenso viel / als wäre sie beschoren. Will sie sich nicht bedecken / so schneide man ihr auch das Haar ab. Nu es aber übel stehet / daß ein Weib verschnitten Haar habe / oder beschoren sei / so lasset sie das Haupt bedecken. Der Mann aber soll das Haupt nicht bedecken / sintemal er ist Gottes Bild und Ehre. Das Weib aber ist des Mannes Ehre. Denn der Mann ist nicht vom Weibe / sondern das Weib ist vom Manne. Und der Mann ist nicht geschaffen um des Weibes willen / sondern das Weib um des Mannes willen. Darum soll das Weib eine Macht auf dem Haupt haben / um der Engel willen. Doch ist weder der Mann ohn das Weib / noch das Weib ohn den Mann / in dem Herrn. Denn wie das Weib von dem Manne / also kommt auch der Mann durchs Weib / aber alles von Gott. Richtet bei euch selbst / obs wohl stehet / daß ein Weib unbedecket vor Gott bete. Oder lehret euch auch nicht die Natur / daß einem Mann eine Unehre ist / so er lange Haare zeuget (wachsen läßt) / und dem Weibe eine Ehre / so sie lange Haar zeuget? Das Haar ist ihr zur Decke gegeben. Ist aber jemand unter euch / der Lust zu zanken hat / der wisse / daß wir solche Weise nicht haben / die Gemeinen Gottes auch nicht. Ich muß aber dies befehlen: ich kanns nicht loben / daß ihr nicht auf besser Weise / sondern auf ärger Weise zusammen kommet. Zum ersten / wenn ihr zusammen kommt in der Gemeine / höre ich / es seien Spaltungen unter euch / und zum Teil glaube ichs. Denn es müssen Rotten unter euch sein / auf daß die / so rechtschaffen sind / offenbar unter euch werden. Wenn ihr nu zusammen kommet / so hält man da nicht des Herrn Abendmahl. Denn so man das Abendmahl halten soll / nimmt ein jeglicher sein eigens vorhin / und einer ist hungerig / der ander ist trunken. Habt ihr aber nicht Häuser / da ihr essen und trinken möget? Oder verachtet ihr die Gemeine Gottes / und beschämet die so da nichts haben? Was soll ich euch sagen? Soll ich euch loben? Hierinnen lobe ich euch nicht. Ich habe es von dem Herrn empfangen / das ich euch gegeben habe. Denn der Herrjesus / in der Nacht da er verraten ward / nahm er das Brot / dankete / und brachs / und sprach: >Nehmet / esset / das ist mein Leib / der für euch gebrochen wird. Solchs tut zu meinem Gedächtnis.! Desselbigen gleichen auch den Kelch / nach dem Abendmahl / und sprach: >Dieser Kelch ist das neue Testament in meinem Blut. Solchs tut / so oft ihrs trinket / zu meinem Gedächtnis. < Denn so oft ihr von diesem Brot esset / und von diesem Kelch trinket / sollt ihr des Herrn Tod verkündigen / bis daß er kommt. Welcher nu unwürdig von diesem Brot isset / oder von dem Kelch des Herrn trinket / der ist schuldig an dem Leib und Blut des Herrn. Der Mensch prüfe aber sich selbst / und also esse er von diesem Brot / und trinke von diesem Kelch. Denn welcher unwürdig isset und trinket / der isset und trinket ihm selber das Gerichte / damit daß er nicht unterscheidet den Leib des Herrn. Darum sind auch also viel Schwache und Kranke unter euch / und ein gut Teil schlafen. Denn so wir uns selber richteten / so würden wir nicht gerichtet. Wenn wir aber gerichtet werden / so werden wir »prüfe«. Das ist: ein jeglicher sehe zu / wie er glaube in diesem Abendmahl / was und wozu ers emp falle. »nicht unterscheidet«: Der Christi Leichnam (be)handelt und damit um gehet/als achtete ers nicht mehr denn ander Speise. von dem Herrn gezüchtiget / auf daß wir nicht samt der Welt verdammt werden. Darum / meine lieben Brüder / wenn ihr zusammen kommet zu essen / so harre einer des andern. Hungert aber jemand / der esse daheimen / auf daß ihr nicht zum Gerichte zusammen kommt. Das ander will ich ordenen/wenn ich komme. Das zwölft Kapitel »daß ihr Heiden«: Das ist/da ihr Heiden wäret / wußtet ihr nichts / weder non Christo noch von dem heiligen Geist. Nu aber solltet ihr des Geistes Gaben wissen / ahn welchen niemand Christum erkennet /sondern viel mehr verflucht. »mancherlei«: Es ist in allen Christen ein Geist / Weisheit / Erkenntnis / Glaube / Kra ft / etc. Aber solchsgegenander üben und beweisen / ist nichtjedermanns / sondern von > Weisheit/ reden / die da lehren Gott erkennen. Von >Erkenntnis< reden /dieda lehren äußerlich Wesen und christliche Freiheit. >Glaubens beweisen /die ihn öffentlich bekennen mit Worten und Werken /als die Märtyrer. >Geister unterscheiden< / die da prüfen die Prophezeien und Lehren . Von den geistlichen Gaben / aber will ich euch / lieben Brüder nicht verhalten. Ihr wisset daß ihr Heiden seid gewesen / und hin gegangen zu den stummen Götzen / wie ihr geführt wurdet. Darum tu ich euch kund / daß niemand Jesum verfluchet / der durch den Geist Gottes redet. Und niemand kann Jesum einen Herrn heißen / ohn durch den heiligen Geist. Es sind mancherlei Gaben / aber es ist ein Geist / und es sind mancherlei Ämter / aber es ist ein Herr / und es sind mancherlei Kräfte / aber es ist ein Gott / der da wirket alles in allen. In einem jeglichen erzeigen sich die Gaben des Geists / zum gemeinen Nutz. Einem wird gegeben durch den Geist zu reden von der Weisheit / dem andern wird gegeben zu reden von der Erkenntnis / nach demselbigen Geist / einem andern der Glaube / in demselbigen Geist / einem andern die Gabe gesund zu machen / in demselbigen Geist / einem andern Wunder zu tun / einem andern Weissagung / einem andern Geister zu unterscheiden / einem andern mancherlei Sprachen / einem andern die Sprachen auszulegen. Dies aber alles wirket derselbige einige Geist / und teilet einem jeglichen seines zu / nach dem er will. Denn gleichwie ein Leib ist / und hat doch viel Glieder / alle Glieder aber eines Leibes / wiewohl ihrer viel sind / sind sie doch ein Leib/also auch Christus. Denn wir sind durch einen Geist alle zu einem Leibe getauft / wir seien Juden oder Griechen / Knechte oder Freie / und sind alle zu einem Geist getränket. Denn auch der Leib ist nicht 4 ein Glied / sondern viele. So aber der Fuß spräche: >Ich bin keine Hand / darum bin ich des Leibes Glied nicht< / sollt er um deswillen nicht des Leibes Glied sein? Und so das Ohr spräche: >Ich bin kein Auge / darum bin ich nicht des Leibes Glied< / sollt es um deswillen nicht des Leibes Glied sein? Wenn der ganze Leib Auge wäre / wo bliebe das Gehöre? So er ganz das Gehöre wäre / wo bliebe der Geruch? iS Nu aber hat Gott die Glieder gesetzt / ein jegliches sonderlich am Leibe / wie er gewollt hat. So aber alle Glieder ein Glied wären / wo bliebe der Leib? Nu aber sind der Glieder viel / aber der Leib ist einer. Es kann das Auge nicht sagen zu der Hand: >Ich (be)darf dein nicht< / oder wiederum das Haupt zu den Füßen: >Ich (fce)darf euer nicht!. Sondern vielmehr / die Glieder des Leibes / die uns dünken die schwächsten sein / sind die nötigsten / und die uns dünken die unehrlichsten sein / denselbigen legen wir am meisten Ehre an. Und die uns übel anstehen / die schmücket man am meisten / denn die uns wohl anstehen / die bedürfens nicht. Aber Gott hat den Leib also vermenget / und dem dürftigen Glied am meisten Ehre gegeben / auf daß nicht eine Spaltung im Leibe sei / sondern die Glieder für einander gleich sorgen. Und so ein Glied leidet / so leiden alle Glieder mit. Und so ein Glied wird herrlich gehalten / so freuen sich alle Glieder mit. 27 Ihr seid aber der Leib Christi und Glieder / ein jeglicher nach seinem Teil. Und Gott hat gesetzet in der Gemeine / aufs erste die Apostel / aufs ander die Propheten / aufs dritte die Lehrer / darnach die Wundertäter / darnach die Gaben gesund zu machen / Helfer / Regierer / mancherlei Sprachen. Sind sie alle Apostel? Sind sie alle Propheten? Sind sie alle Lehrer? Sind sie alle Wundertäter? Haben sie alle Gaben gesund zu machen? Reden sie alle mit mancherlei Sprachen? Können sie alle auslegen? Strebt aber nach den besten Gaben. Und ich will euch noch einen köstlichen Weg zeigen. »getränket«: Wir trinken einerlei Sakrament / daß wir auch einerlei Geist empfahen /gleich wie wir eine Taufe empfahen/daß wir ein Leib seien. »rillen Glauben«: Wiewohl allein der Glaube gerecht machet/als S. Paulus allenthalben treibet /doch wo die Liebe nichtfolget / wäre der Glaube gewißlich nicht recht / ob er gleich Wunder täte. »ungebärdig«: Wiediezornigen/ steinigen/ungeduldigen Köpfe tun. »Ungerechtigkeit«: Sie lachet nicht in die Faust / wenn den Frommen Gewalt und Unrecht geschieht / wie Simei tat /da David vor Absalomßoh. »Stückwerk«: Wiewohl wir im Glauben alles haben/underkennen was Gott ist / und uns gibt/so ist doch dasselbige Erkennen noch Stückwerk /undunvollkommen gegen der zukünftigen Klarheit. »diegrößest«: Liebe macht nicht gerecht / sondern der Glaube / Römer 1. Weil aber Glaube und Fdoffnunggegen Gott handeln und nur Gutes empfahen / dazu aufhören müssen/die Liebe aber gegen den Nächsten handelt / und nur Gutes tut/dazu ewig bleibet / ist sie größer / das ist weiter / tätigerund wahrhaftiger. Das dreizehent Kapitel Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete / und hätte der Liebe nicht / so wäre ich ein tönend Erz oder ein klingende Schelle. Und wenn ich weissagen könnte / und wüßte alle Geheimnisse / und alle Erkenntnis / und hätte allen Glauben / also / daß ich Berge versetzte / und hätte der Liebe nicht / so wäre ich nichts. Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe / und ließe meinen Leib brennen / und hätte der Liebe nicht / so wäre mirs nichts nütze. Die Liebe ist langmütig und freundlich / die Liebe ei- 4 fert nicht / die Liebe treibt nicht Mutwillen / sie blähet sich nicht / sie stellet (sich) nicht ungebärdig / sie suchet nicht das Ihre / sie lässet sich nicht erbittern / sie trachtet nicht nach Schaden / sie freuet sich nicht der Ungerechtigkeit / sie freuet sich aber der Wahrheit. Sie vertraget alles / sie glaubet alles / sie hoffet alles / sie duldet alles. Die Liebe höret nimmermehr aut / so doch die Weissagungen aufhören werden / und die Sprachen aufhören werden / und die Erkenntnis aufhören wird. Denn unser Wissen ist Stückwerk / und unser Weissa- 9 gen ist Stückwerk. Wenn aber kommen wird das Vollkommene / so wird das Stückwerk aufhören. Da ich ein Kind war / da redete ich wie ein Kind / und war klug wie ein Kind / und hatte kindische Anschläge. Da ich aber ein Mann ward / tat ich ab / was kindisch war. Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunkeln Wort / dann aber von Angesicht zu Angesichte. Jetzt erkenne ichs stückweise / dann aber werde ich erkennen / gleich wie ich erkennet bin. Nu aber bleibt Glaube / Hoffnung / Liebe / diese drei / aber die Liebe ist die grüßest unter ihnen. Das vierzehent Kapitel Strebt nach der Liebe. Fleißiget euch der geistlichen Gaben / am meisten aber / daß ihr weissagen möget. Denn der mit der Zungen redet / der redet nicht den Menschen / sondern Gotte / denn ihm höret niemand zu. Im Geist aber redet er die Geheimnisse. Wer aber weissaget / der redet den Menschen zur Besserung / und zur Ermahnung / und zur Tröstung. Wer mit der 5 Zungen redet / der bessert sich selbst / wer aber weissaget / der bessert die Gemeine. Ich wollt / daß ihr alle mit Zungen reden könntet / aber viel mehr / daß ihr weissagetet. Denn der da weissaget / ist größer denn der mit Zungen redet / es sei denn / daß ers auch auslege / daß die Gemeine davon gebessert werde. Nu aber / lieben Brüder / wenn ich zu euch käme / und redete mit Zungen / was wäre ich euch nütze? so ich nicht mit euch redete / entweder durch Offenbarung / oder durch Erkenntnis / oder durch Weissagung / oder durch Lehre? Hält sichs doch auch also in den Dingen / die da lauten / und doch nicht leben / es sei eine Pfeife oder eine Harfe / wenn sie nicht unterschiedliche Stimmen von sich geben / wie kann man wissen / was gepfiffen oder geharfet ist? Und so die Posaune einen undeutlichen Ton gibt / wer will sich zum Streit rüsten? Also auch ihr / wenn ihr mit Zungen redet / so ihr nicht eine deutliche Rede gebet / wie kann man wissen / was geredt ist? Denn ihr werdet in den Wind reden. Zwar es ist mancherlei Art der Stimmen in der Welt / ii und derselbigen ist doch keine undeutlich. So ich nu nicht weiß der Stimme Deutung / werde ich undeutsch sein dem / der da redet / und der da redet / wird mir undeutsch sein. Also auch ihr / sintemal ihr euch »Zungen redet«: Mit Zungen reden ist Psalmen oder Propheten in der Gemeine lesen oder singen, und sie nicht auslegen / wiewohl sie der Leser verstehet. > Weissagern ist: den Sinn von Gott nehmen / und andern gehen mögen (können). >Auslegern ist: den Sinn andern vorgeben. Also meinet S. Paulus/mit Zungen reden bessert die Gemeine nicht / Weissagen aber und Auslegen bessert die Gemeine. >Im Geists / heißet: bei ihm selber. 5 Im Unterschied zu dem Zungenreden ist unter >Weissagen< (Prophetie) ein klares Reden auf Grund göttlicher Eingebung gemeint. ii undeutsch. Wörtlich: barbarisch, d.h. fremdsprachlich. »mit dem Sinn«: Mit dem Sinn reden / ist eben so viel/als Auslegen und den Sinn den andern erklären. Aber >im Geist reden< ist: den Sinn selber verstehen / und nicht auslegen. »mit meinem Sinn«. Das ist: den Sinn mit Predigen auslegen. »zum Zeichen«: Durch mancherlei Zungen werden die Ungläubigen zum Glauben bekehret / wie durch andere Zeichen und Wunder. Aber durch Weissagung werden die Gläubigen gebessert und ge-stärket /als durch Zeichen / daran sie ihren Glauben prüfen und erfahren / daß er recht sei. fleißiget der geistlichen Gaben / trachtet darnach / daß ihr die Gemeine bessert / auf daß ihr alles reichlich habt. Darum / welcher mit Zungen redet / der bete also / daß ers auch auslege. So ich aber mit Zungen bete / so betet mein Geist / aber mein Sinn bringet niemand Frucht. Wie soll es aber denn sein? Nämlich also: Ich will beten mit dem Geist / und will beten auch im Sinn. Ich will Psalmen singen im Geist / und will auch Psalmen singen mit dem Sinn. Wenn du aber segnest im Geist / wie soll der / so an Statt des Laien stehet / Amen sagen auf deine Danksagung / sintemal er nicht weiß / was du sagest? Du danksagest wohl fein / aber der ander wird nicht davon gebessert. Ich danke meinem Gott / daß ich mehr mit Zungen rede / denn ihr alle. Aber ich will in der Gemeine lieber fünf Wort reden mit meinem Sinn / auf daß ich auch andere unterweise / denn sonst zehentausend Wort mit Zungen. Lieben Brüder / werdet nicht Kinder an dem Verständnis / sondern an der Bosheit seid Kinder / an dem Verständnis aber seid vollkommen. Im Gesetz stehet geschrieben: >Ich will mit andern Zungen und mit andern Lippen reden zu diesem Volk / und sie werden mich auch also nicht hören / spricht der Herr.< Darum / so sind die Zungen zum Zeichen / nicht den Gläubigen / sondern den Ungläubigen , die Weissagung aber nicht den Ungläubigen / sondern den Gläubigen. Wenn nu die ganz Gemeine zusammen käme an einen Ort / und redeten alle mit Zungen / es kämen aber hinein Laien oder Ungläubige / würden sie nicht sagen / ihr wäret unsinnig? So sie aber alle weissageten / und käme ein Ungläubiger oder Laie hinein / der würde von denselben allen gestraft und von allen gerichtet / und also würde das Verborgen seines Herzens offenbar / und er würde also fallen auf sein Angesichte / Gott anbeten / und bekennen / daß Gott wahrhaftig in euch sei. Wie ist ihm denn nu / lieben Brüder? Wenn ihr zusammen kommet / so hat ein jeglicher Psalmen / er hat eine Lehre / er hat Zungen / er hat Offenbarung / er hat Auslegung. Lasset es alles geschehen zur Besserung. So jemand mit der Zungen redet / oder zween / oder aufs meiste drei / eins ums ander / so lege es einer aus. Ist er aber nicht ein Ausleger / so schweige er unter der Gemeine / rede aber ihm selber und Gotte. Die Weissager aber lasset reden zween oder drei / und die andern lasset richten. So aber eine Offenbarung geschieht einem andern der 20 da sitzt / so schweige der erste. Ihr könnt wohl alle weissagen / einer nach dem andern / auf daß sie alle lernen / und alle ermahnet werden / und die Geister der Propheten sind den Propheten untertan. Denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung / sondern des Friedens / wie in allen Gemeinen der Heiligen. 34 Eure Weiber lasset schweigen unter der Gemeine / denn es soll ihnen nicht zugelassen werden / daß sie reden / sondern untertan sein / wie auch das Gesetz sagt. Wollen sie aber etwas lernen / so lasset sie daheim ihre Männer fragen. Es stehet den Weibern übel an / unter der Gemeine reden. Oder ist das Wort Gottes von euch auskom-" men? Oder ists allein zu euch kommen? / So sich jemand läßt dünken / er sei ein Prophet oder geistlich / der erkenne / was ich euch schreibe / denn es sind des Herrn Gebot. Ist aber jemand unwissend / der sei unwissend. Darum lieben Brüder / fleißiget euch des Weissagens / und wehret nicht mit Zungen zu reden. Lassets alles ehrlich und ordentlich zugehen. Das funftzehent Kapitel Ich erinnere euch aber / lieben Brüder / des Evangelii / das ich euch verkündiget hab / welches ihr auch angenommen habt / in welchem ihr auch stehet / durch welches ihr auch selig werdet / welcher Gestalt ich es euch verkündiget habe / so ihrs behalten habt / es wäre denn / daß ihrs umsonst geglaubet hättet. 3 Denn ich habe euch zuvörderst gegeben / welches ich auch empfangen habe / daß Christus gestorben sei für unser Sünden / nach der Schrift / und daß er begraben sei / und daß er auferstanden sei am dritten Tage / nach der Schrift. Und daß er gesehen worden ist von Kephas / darnach von den Zwölfen. Darnach ist er gesehen worden von mehr denn fünfhundert Brüdern auf einmal / der noch viel leben / etliche aber sind entschlafen. Darnach ist er gesehen worden von Jakobo / darnach von allen Aposteln. 8 Am letzten nach allen / ist er auch von mir / als einer unzeitigen Geburt / gesehen worden. Denn ich bin der Geringste unter den Aposteln / als der ich nicht wert bin / daß ich ein Apostel heiße / darum daß ich die Gemeine Gottes verfolget habe. Aber von Gottes Gnaden bin ich / das ich bin / und seine Gnade an mir ist nicht vergeblich gewesen / sondern ich habe viel mehr gearbeitet / denn sie »untertan«: Etliche meinen / weil sie den Verstand und des Geists Gaben haben /sollen sie niemand weichen noch schweigen / daraus denn Sekten und Zwietracht folgen. Aber S. Paulus spricht hie: sie sollen und mögen wohl weichen /sintemal die Gaben des Geistes in ihrer Macht stehen / ihrer nicht zu brauchen wider die Einigkeit / daß sie nicht sagen dürfen /der Geist treibe und zwinge sie. »Nach der Schrift«: Denn vorder Vernunft außer der Schrift ist alles töricht zu hören. »taufen über den Toten«: Die Auferstehung zu bestärken / ließen sich die Christen taufen / über den Gräbern der Toten / und deuten auf dieselbigen/daß eben dieselbigen würden auferstehen. »Geschwätze«: Das ist /böse Gesellschaft /da oft gar ärgerliche Wort gefallen wider den Glauben /und verderben gute Gewis- alle / nicht aber ich / sondern Gottes Gnade / die in mir ist. Es sei nu ich oder jene / also predigen wir / und also habt ihr geglaubet. So aber Christus geprediget wird / daß er sei von den Toten aufer- 12 standen / wie sagen denn etliche unter euch / die Auferstehung der Toten sei nichts? Ist aber die Auferstehung der Toten nichts / so ist auch Christus nicht auferstanden. Ist aber Christus nicht auferstanden / so ist unser Predigt vergeblich / so ist auch euer Glaube vergeblich. Wir würden auch erfunden falsche Zeugen Gottes / daß wir wider Gott gezeuget hätten / er hätte Christum auferwecket / den er nicht auferweckt hätte / sintemal die Toten nicht auferstehen. Denn so die Toten nicht auferstehen / so ist Christus auch nicht auferstanden. Ist Christus aber nicht auferstanden / so ist euer Glaube eitel / so seid ihr noch in euren Sünden. So sind auch die / so in Christo entschlafen sind / verloren. Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christum / so sind wir die elendesten unter allen Menschen. Nu aber ist Christus auferstanden von den Toten / und der Erstling 20 worden unter denen / die da schlafen. Sintemal durch einen Menschen der Tod / und durch einen Menschen die Auferstehung der Toten kommt. Denn gleich wie sie in Adam alle sterben / also werden sie in Christo alle lebendig gemacht werden. Ein jeglicher aber in seiner Ordnung: der Erstling Christus / darnach die Christo angehören / wenn er kommen wird. Darnach das Ende / wenn er das Reich Gott und dem Vater überantworten wird / wenn er auf-heben wird alle Herrschaft / und alle Oberkeit und Gewalt. Er muß aber herrschen / bis daß er >alle seine Feinde unter seine Füße legen Der letzte Feind / der aufgehoben wird / ist der Tod. - Denn >er hat ihm alles unter seine Füße getane Wenn er aber saget / daß es alles untertan sei / ists offenbar / daß ausgenommen ist / der ihm alles untertan hat. Wenn aber alles ihm untertan sein wird / alsdann wird auch der Sohn selbst untertan sein / dem / der ihm alles untertan hat / auf daß Gott sei alles in allem. Was machen sonst / die sich taufen lassen über den Toten / so aller- 2p dinge die Toten nicht auferstehen? Was lassen sie sich taufen über den Toten? Und was stehen wir alle Stundein der Fahr? Bei unserm Ruhm / den ich habe in Christo Jesu unserm Herrn / ich sterbe täglich. Hab ich menschlicher Meinung zu Epheso mit den wilden Tieren gefochten? Was hilfts mich / so die Toten nicht auferstehen? >Lasset uns essen und trinken / denn morgen sind wir tot.< Lasset euch nicht verführen: >Böse Geschwätze verderben gute Sitten.< seit. Wachet recht auf / und sündiget nicht / denn etliche wissen nichts von Gott / das sage ich euch zur Schande. 35 Möchte aber jemand sagen: Wie werden die Toten auferstehen? und mit welcherlei Leibe werden sie kommen? Du Narr / das du säest / wird nicht lebendig / es sterbe denn. Und das du säest / ist ja nicht der Leib / der werden soll / sondern ein bloß Korn / nämlich / Weizen oder der andern eines. Gott aber gibt ihm einen Leib / wie er will / und einem jeglichen von den Samen seinen eigen Leib. Nicht ist alles Fleisch einerlei Fleisch / sondern ein ander Fleisch ist der Menschen / ein anders des Viehs / ein anders der Fische / ein anders der Vögel. Und es sind himmlische Körper und irdische Körper. Aber eine ander Herrlichkeit haben die himmlischen / und eine ander die irdischen. Ein ander Klarheit hat die Sonne / ein ander Klarheit hat der Mond / ein ander Klarheit haben die Sterne. Denn ein Stern übertrifft den andern / nach der Klarheit. Also auch die Auferstehung der Toten. 42 Es wird gesäet verweslich / und wird auferstehen unverweslich. Es wird gesäet in Unehre / und wird auferstehen in Herrlichkeit. Es wird gesäet in Schwachheit / und wird auferstehen in Kraft. Es wird gesäet ein natürlicher Leib / und wird auferstehen ein geistlicher Leib. Hat man einen natürlichen Leib / so hat man auch einen geistlichen Leib / wie es geschrieben stehet: Der erste Mensch Adam ist gemacht ins natürliche Leben / und der letzte Adam ins geistliche Leben. Aber der geistliche Leib ist nicht der erste / sondern der natürliche / darnach der geistliche. Der erste Mensch ist von der Erden und irdisch / der ander Mensch ist der Herr vom Himmel. Welcherlei der irdische ist / solcherlei sind auch die irdischen / und welcherlei der himmlische ist / solcherlei sind auch die himmlischen. Und wie wir getragen haben das Bilde des irdischen / also werden wir auch tragen das Bilde des himmlischen. Davon sage ich aber / heben Brüder / daß Fleisch und Blut nicht können das Reich Gottes ererben / auch wird das Verwesliche nicht erben das Unverwesliche. 5; Siehe / ich sage euch ein Geheimnis. Wir werden nicht alle entschlafen / wir werden aber alle verwandelt werden / und dasselb plötzlich in einem Augenblick / zur Zeit der letzten Posaune. Denn es wird die Posaune schallen / und die Toten werden auferstehen unverweslich / und wir werden verwandelt werden. Denn dies Verwesliche muß anziehen das Unverwesliche / und dies Sterbliche muß anzie-hen die Unsterblichkeit. Natürlicher Leih ist/der isset /trinket / schläft /verdauet /zu und ab nimmt / Kinder zeuget etc. Geistlich /der solches keins (be)darf/ und doch ein wahrer Leih vom Geist lebendig ist /wie man aus Genesis 2 verstehen kann. Das ist /der Tod liegt darnieder und hat im keine Macht mehr / sondern das Leben liegt oben / und spricht: Hie gewonnen / wo bist du nu / Tod? »Einegroße Tür aufgetan«: meinet er /daß viel Zuhörerda sind / als gehe das Evangelium mit Gewalt zum Tor ein / und sie fleißig am Evan-geiio hangen /so es zu Jerusalem kaum ein Fenster oder Riß fand. Wenn aber dies Verwesliche wird anziehen das Unverwesliche / und 54 dies Sterbliche wird anziehen die Unsterblichkeit / dann wird erfüllet werden das Wort / das geschrieben stehet: >Der Tod ist verschlungen in den Sieg. Tod / wo ist dein Stachel? Hölle / wo ist dein Sieg?< Aber der Stachel des Todes ist die Sünde. Die Kraft aber der Sünde ist das Gesetz. Gott aber sei Dank / der uns den Sieg geben hat / durch unsern Herrn Jesum Christum. Darum / meine lieben Brüder / seid feste / unbeweglich / und nehmet immer zu in dem Werk des Herrn / sintemal ihr wisset / daß eure Arbeit nicht vergeblich ist / in dem Herrn. Das sechzehent Kapitel Von der Steuer aber / die den Heiligen geschieht / wie ich den Gemeinen in Galatia befohlen habe / also tut auch ihr. Auf je der Sab-bathe einen lege bei sich selbst ein jeglicher unter euch / und sammle was ihn gut dünkt / auf daß nicht / wenn ich komme / dann allererst die Steuer zu sammeln sei. Wenn ich aber darkommen bin / welche ihr durch Briefe dafür ansehet / die will ich senden / daß sie hin bringen eure Wohltat gen Jerusalem. So es aber wert ist / daß ich auch hin reise / sollen sie mit mir reisen. Ich will aber zu euch kommen / wenn ich durch Mazedonian ziehe / 5 denn durch Mazedonian werde ich ziehen. Bei euch aber werde ich vielleicht bleiben oder auch wintern / auf daß ihr mich geleitet / wo ich hin ziehen werde. Ich will euch jetzt nicht sehen im Vorüberziehen / denn ich hoffe / ich wolle etliche Zeit bei euch bleiben / so es der Herr zulässet. Ich werde aber zu Epheso bleiben / bis auf Pfingsten / denn mir ist eine große Tür aufgetan / und sie sind fleißig / und sind viel Widerwärtiger da. So Timotheus kommt / so sehet zu / daß er ohn Furcht bei euch sei / denn er treibet auch das Werk des Herrn / wie ich. Daß ihn nu nicht jemand verachte! Geleitet ihn aber im Friede / daß er zu mir komme / denn ich warte sein mit den Brüdern. Von Apollos dem Bruder aber (wisset) / daß ich ihn sehr viel ermah- 12 net habe / daß er zu euch käme mit den Brüdern / und es war allerdinge sein Wille nicht / daß er jetzt käme. Er wird aber kommen / wenn es ihm gelegen sein wird. 12 Das Wort »wisset« wurde von Luther sinngemäß ergänzt. 22 Anathema - verflucht. Maranatha (aramäisch) - Unser Herr kommt. Wachet / stehet im Glauben / seid männlich / und seid stark. Alle euer Ding lasset in der Liebe geschehen. 15 Ich ermahne euch aber / lieben Brüder: Ihr kennet das Haus Stepha-nas / daß sie sind die Erstlinge in Achaja / und haben sich selbst verordnet zum Dienst den Heiligen / auf daß auch ihr solchen untertan seiet / und allen die mitwirken und arbeiten. Ich freue mich über der Zukunft Stephanas und Fortunati und Achaici. Denn wo ich euer Mangel hatte / das haben sie erstattet. Sie haben erquicket meinen und euern Geist. Erkennet / die solche sind. ig Es grüßen euch die Gemeinen in Asia. Es grüßet euch sehr in dem "Herrn Aquilas und Priscilla / samt der Gemeine in ihrem Hause. Es grüßen euch alle Brüder. Grüßet euch unternander mit dem heiligen Kuß. Ich Paulus grüße euch mit meiner Hand. So jemand den Herrn 22 Jesum Christ nicht lieb hat / der sei Anathema. Maranatha! Die Gnade des Herrn Jesu Christi sei mit euch. Meine Liebe sei mit euch allen in Christo Jesu / Amen. Die erste Epistel an die Korinther. Gesandt von Philippen / durch Stephanan und Fortunatem / und Achaicum und Timotheum. Vorrede auf die ander Epistel an die Korinther In der ersten Epistel hat S. Paulus die Korinther hart gestrafet in vielen Stücken / und scharfen Wein in die Wunden gegossen / und sie erschrecket. Nu aber ein Apostel soll ein tröstlicher Prediger sein /die erschrocknen und blöden Gewissen aufzurichten / mehr denn zu schrecken / darum lobet er sie nu wiederum in dieser Epistel / und geußet auch Öl in die Wunden / und tut sich wunder freundlich zu ihnen / und heißet den Sünder mit Liebe wieder aufnehmen. Im ersten und zweiten Kapitel zeiget er seine Liebe gegen sie / wie er alles geredt / getan und gelitten habe zu ihrem Nutz und Heil / daß sie ja sich alles Besten zu ihm versehen sollen. Darnach preiset er das evangelische Amt / welchs das höheste und tröstlichste Werk ist / zu Nutz und Heil der Gewissen. Und zeiget / wie dasselbige edler sei / denn das Gesetzesamt / und wie dasselbige verfolget wird / und doch zunimmt an den Gläubigen / und eine Hoffnung machet durchs Kreuz der ewigen Herrlichkeit. Aber mit dem allen (Ije)rühret er die falschen Apostel / welche das Gesetz wider das Evangelium trieben / und eitel äußerliche Heiligkeit (das ist Heuchelei) lehreten / und ließen die inwendige Schande des Unglaubens stehen. Das tut er am dritten / vierten und fünften Kapitel. Im sechsten und siebenten ermahnet er sie / daß sie solcher Predigt Folge tun / mit Werken und Leiden. Und beschließt es mit ihrem Lobe / daß er sie reize / fortzufahren. Im achten und neunten ermahnet er sie / daß sie auch mit zeitlicher Nahrung / Steuer und Hülfe täten den Heiligen Zu jerusalem / in der teuren Zeit / welche von Anfang ihre Güter alle hatten übergeben (Apostelgeschichte iv). Im zehnten / elften / zwölften hat er mit den falschen Aposteln zu schaffen. Im dreizehnten dräuet er denen / die gesündiget hatten / und sich nicht besserten. Die ander Epistel: An die Korinther Das erst Kapitel Paulus ein Aposteljesu Christi / durch den Willen Gottes / und Bruder Timotheus. Der Gemeine Gottes zu Korinthen / samt allen Heiligen in ganz Achaja. 2' Gnade sei mit euch / und Friede / von Gott unserm Vater / und dem Herrn Jesu Christo. Gelobet sei Gott und der Vater unsers Herrn Jesu Christi / der Vater der Barmherzigkeit / und Gott alles Trostes / der uns tröstet in aller unsrer Trübsal / daß wir auch trösten können / die da sind in allerlei Trübsal / mit dem Trost / damit wir getröstet werden von Gott. Denn gleich wie wir des Leidens Christi viel haben / also werden wir auch reichlich getröstet durch Christum. 6 Wir haben aber Trübsal oder Trost / so geschieht es euch zugute. Ists Trübsal / so geschieht es euch zu Trost und Heil (welches Heil beweiset sich / so ihr leidet mit Geduld / der Maßen wie wir leiden). Ists Trost / so geschieht es euch auch zu Trost und Heil. Und stehet unser Hoffnung feste vor euch / dieweil wir wissen / daß / wie ihr des Leidens teilhaftig seid / so werdet ihr auch des Trostes teilhaftig sein. Denn wir wollen euch nicht verhalten / lieben Brüder / unsre Trübsal / die uns in Asia widerfahren ist / da wir über die Maße beschweret waren und über Macht / also / daß wir uns auch des Lebens erwegen (es aufgegeben) und bei uns beschlossen hatten / wir müßten sterben. Das geschah aber darum / daß wir unser Vertrauen nicht auf uns selbst stellten / sondern auf Gott / der die Toten auferwecket / welcher uns von solchem Tode erlöset hat / und noch täglich erlöset / und hoffen auf ihn / er werde uns auch hinfort erlösen / durch Hülfe eurer Fürbitt für uns / auf daß über uns / für die Gabe / die uns gegeben ist / durch viel Personen t viel Danks geschehe. 12 Denn unser Ruhm ist der: nämlich das Zeugnis unsers Gewissens / daß wir in Einfältigkeit und göttlicher Lauterkeit / nicht in fleischlicher Weisheit / sondern in der Gnade Gottes auf der Welt gewandelt haben / allermeist aber bei euch. Denn wirschreiben euch nichts anders / denn das ihr leset / und auch befindet. Ich hoffe aber / ihr »Amen«: Das ist gewiß und wahrhaftig. »mich«: Das ist / er hat mich nicht über euch betrübet /sondern euch. Denn was ich betrübet gewest bin /das ist nicht um meinetwillen /sondern um euretwillen geschehen. werdet uns auch bis ans Ende also befinden / gleich wie ihr uns zum Teil befunden habt. Denn wir sind euer Ruhm / gleich wie auch ihr unser Ruhm seid / auf des Herrn Jesu Tag. Und auf solch Vertrauen gedachte ich jenes Mal zu euch zu kommen / auf daß ihr abermal eine Wohltat empfinget / und ich durch euch in Mazedoniam rei-sete / und wiederum aus Mazedonia zu euch käme / und von euch geleitet würde in Judäam. Hab ich aber einer Leichtfertigkeit gebrauchet / da ich solchs ge- 17 dachte? Oder sind meine Anschläge fleischlich? Nicht also / sondern bei mir ist Ja Ja / und Nein ist Nein. Aber o ein treuer Gott / daß unser Wort an euch nicht Ja und Nein gewesen ist. Denn der Sohn Gottes Jesus Christus / der unter euch durch uns geprediget ist / durch mich und Silvanum und Timotheum / der war nicht Ja und Nein / sondern es war Ja in ihm. Denn alle Gottes-Verheißungen sind Ja in ihm / und sind Amen in ihm / Gott zu Lobe / durch uns. Gott ists aber / der uns befestiget samt euch in Christum / und uns gesalbet und versiegelt / und in unser Herzen das Pfand 7 den Geist gegeben hat. Das ander Kapitel Ich rufe aber Gott an zum Zeugen / auf meine Seele / daß ich euer verschonet habe / in dem / daß ich nicht wieder gen Korinthen kommen bin. Nicht daß wir Herrn seien über euren Glauben / sondern 24 wir sind Gehilfen eurer Freude / denn ihr stehet im Glauben. Ich dacht aber solches bei mir / daß ich nicht abermal in Traurigkeit zu euch käme. Denn so ich euch traurig mache / wer ist / der mich fröhlich mache / ohn der da von mir betrübet wird? Und dasselbige habe ich euch geschrieben / daß ich nicht / wenn ich käme / traurig sein müßte / über welchen ich mich billig soll freuen / sintemal ich mich des zu euch allen versehe / daß meine Freude euer aller Freude sei. Denn ich schrieb euch in großer Trübsal und Angst des Herzens / mit viel Tränen / nicht daß ihr sollt betrübet werden / sondern aut daß ihr die Liebe erkennetet / welche ich habe / sonderlich zu euch. So aber jemand eine Betrübnis hat angericht / der hat nicht mich 5 betrübet / ohn zum Teil / aufdaß ich nicht euch alle beschwere. Es ist 24 Gehilfen eurer Freude. 1546: Diener euch zur Freude. aber gnug / daß derselbige von vielen also gestrafet ist / daß ihr nu fort ihm desto mehr vergebet und tröstet / auf daß er nicht in allzu 7 großer Traurigkeit versinke. Darum ermahne ich euch / daß ihr die Liebe an ihm beweiset. Denn darum habe ich euch auch geschrieben / daß ich erkennete / ob ihr rechtschaffen seid / gehorsam zu sein in allen Stücken. Welchem aber ihr etwas vergebet / dem vergebe ich auch. Denn auch ich / so ich etwas vergebejemandem / das vergebe ich um euretwillen an Christi Statt / auf daß wir nicht übervorteilet werden vom Satan. Denn uns ist nicht unbewußt / was er im Sinn hat. 12 " Da ich aber gen Troada kam / zu predigen das Evangelium Christi / und mir eine Tür aufgetan war / in dem Herrn / hatte ich keine Ruhe in meinem Geist / da ich Titum meinen Bruder nicht fand / sondern ich macht meinen Abschied mit ihnen / und fuhr aus in Mazedo-niam. Aber Gott sei gedanket / der uns allezeit Sieg gibt in Christo / und offenbaret den Geruch seiner Erkenntnis / durch uns / an allen Orten. Denn wir sind Gotte ein guter Geruch Christi / beide unter denen / die selig werden / und unter denen / die verloren werden: diesen ein Geruch des Tods zum Tode / jenen aber ein Geruch des Lebens zum Leben. Und wer ist hiezu tüchtig? Denn wir sind nicht / wie etlicher viel / die das Wort Gottes verfälschen / sondern als aus Lauterkeit / und als aus Gott vor Gott / reden wir in Christo. »istgnug«: Hie redet er von dem / den er droben in der 1. Epistel / Kapitel 3 strafet / und dem Teufel wollt geben /befehlet /man soll ihn wieder annehmen /nach der geschehenen Strafe. »verfälschen«: Um des Bauches und Geizes willen wie ein-Kretzmer (Schankwirt) den Weinfil-schet. Das dritte Kapitel Heben wir denn abermal an / uns selbst zu preisen? Oder bedürfen wir / wie etliche / der Lobebriefe an euch / oder Lobebriefe von euch? Ihr seid unser Brief in unser Herz geschrieben / der erkannt und gelesen wird von allen Menschen / die ihr offenbar worden seid / daß ihr ein Brief Christi seid / durchs Predigtamt zubereitet / und durch uns geschrieben / nicht mit Tinten / sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes / nicht in steinern Tafeln / sondern in fleischern Tafeln des Herzen. Ein solch Vertrauen aber haben wir durch Christum zu Gott / nicht daß wir tüchtig sind von uns selber / etwas zu denken / als von uns selber / sondern daß wir tüchtig sind / ist von Gott / welcher auch uns tüchtig gemacht hat / das Amt zu führen des » Vertrauen«: das wir euch zum Briefe be reitet haben. 7 versinke. Bis t}2y: ersaufe. »Buchstaben«: Buchstaben lehren ist: das bloße Gesetze und Werke lehren / olm der Gnade Gottes Erkenntnis. Dadurch wird alles verdammt / und des Todes schuldig erkannt / was der Mensch ist und tut / denn er kann ohn Gottes Gnade nichts Gutes tun. »Geist«: Geist lehren ist/die Gnade ohn Gesetz und Verdienst lehren. Dadurch wird der Mensch lebendig und selig. »Decke«: Die Decke Mosis ist / den Buchstaben und seine Lehre nicht erkennen. Das >aufgedeckt Angesichte des Herrn< ist: klar Erkenntnis der Gnade und des Geists / der unsfrei machet vom Gesetz / Buchstaben und seinen Werken /daßihre Klarheit und Werke müssen autfhören. »es«: Das Herz. »Spiegel«: Wie der Spiegel ein Bilde fdhet/also fdhet unser Herz die Erkenntnis Christi. neuen Testaments / nicht des Buchstabens / sondern des Geistes. Denn der Buchstaben tötet / aber der Geist machet lebendig. So aber das Amt / das durch die Buchstaben tötet / und 7 in die Steine ist gebildet / Klarheit hatte / also daß die Kinder Israel nicht konnten ansehen das Angesichte Mosis / um der Klarheit willen seines Angesichtes / die doch aufhöret: wie sollte nicht viel mehr das Amt / das den Geist gibt / Klarheit haben? Denn so das Amt / das die Verdammnis prediget / Klarheit hat / viel mehr hat das Amt / das die Gerechtigkeit prediget / überschwengliche Klarheit. Denn auch jenes Teil / das verkläret war / ist nicht für Klarheit zu achten gegen diese überschwengliche Klarheit. Denn so das Klarheit hatte / das da aufhöret / viel mehr wird das Klarheit haben / das da bleibet. Dieweil wir nu solche Hoffnung haben / brauchen wir 12 großer Freidigkeit / und tun nicht wie Moses / der die Decke vor sein Angesichte hing / daß die Kinder Israel nicht ansehen konnten das Ende des / der aufhöret / sondern ihre Sinne sind verstocket. Denn bis auf den heutigen Tag bleibet dieselbige Decke unaufgedecket / über dem alten Testament/wenn sie es lesen/ weichein Christo aufhöret. Aber bis aufden heutigen Tag/wenn 13 Moses gelesen wird / hänget die Decke vor ihrem Herzen. Wenn es aber sich bekehrte zu dem Herrn / so würde die Decke abgetan. Denn der Herr ist der Geist. Wo aber der Geist des Herrn ist / da ist Freiheit. Nu aber spiegelt sich in uns allen des Herrn Klarheit / mit aufgedecktem Angesichte / und wir wefden verkläret in das-selbige Bilde / von einer Klarheit zu der andern / als vom Herrn / der der Geist ist. 13 der aujhöret. Bis 1330; das außiöret. Gemeint ist: das Ende des Lichtglanzes, der aufhört. Das vierte Kapitel Darum / dieweil wir ein solch Amt haben / nach dem uns Barmherzigkeit widerfahren ist / so werden wir nicht müde / sondern meiden auch heimliche Schande / und gehen nicht mit Schalkheit um / fälschen auch nicht Gottes Wort / sondern mit Offenbarung der Wahrheit / und beweisen uns wohl gegen aller Menschen Gewissen / vor Gott. j Ist nu unser Evangelium verdeckt / so ists in denen / " die verloren werden / verdeckt / bei welchen der Gott dieser Welt der Ungläubigen Sinn verblendet hat / daß sie nicht sehen das helle Licht des Evangelii von der Klarheit Christi / welcher ist das Ebenbilde Gottes. Denn wir predigen nicht uns selbst / sondern Jesum Christ / daß er sei der Herr / wir aber eure Knechte um Jesu willen. Denn Gott / der da hieß das Licht aus der Finsternis hervor leuchten / der hat einen hellen Schein in unser Herzen gegeben / daß durch uns entstünde die Erleuchtung von der Erkenntnis der Klarheit Gottes / in dem Angesichte Jesu Christi. 7 Wir haben aber solchen Schatz in irdischen Gefäßen / auf daß die überschwengliche Kraft / sei Gottes / und nicht von uns. Wir haben allenthalben Trübsal / aber wir ängsten uns nicht. Uns ist bange / aber wir verzagen nicht. Wir leiden Verfolgung / aber wir werden nicht verlassen. Wir werden unter gedrückt / aber wir kommen nicht um. Und tragen um alle Zeit das Sterben des Herrn Jesu / an unserm Leibe / auf daß auch das Leben des Herrn Jesu an unserm Leibe offenbar werde. ii Denn wir / die wir leben / werden immerdar in den Tod gegeben / um Jesu willen / auf daß auch das Leben Jesu offenbar werde an unserm sterblichen Fleische. Darum so ist nu der Tod mächtig in uns / aber das Leben in euch. Dieweil wir aber denselbigen Geist des Glaubens haben / nach dem geschrieben stehet: »Ich glaube / darum rede ich< / so glauben wir auch / darum so reden wir auch / und wissen / daß der / so den Herrn Jesum hat auferweckt / wird uns auch »heimliche Schande«: Ersticht die falschen Apostel / welche äußerlich schön gleißen/aber inwendig sind sie voll Unßats. Matthäus 23. »Gott«: Der Teufel ist der Welt Fürst und Gott / denn sie dienet ihm /und ist unter ihm. »entstünde«: das ist/wirsollen leuchten und predigen / wie man Gottes Gnade erkennen soll /in Christo uns erzeiget. Andere mögen Werke und Gesetze leuchten etc. »Angesichte«: Erkenntnis Christi /nicht das Angesichte Mosis / welches ist Erkenntnis des Gesetzes. Denn durch Christum erkennen wir Gott. Johannes 6. auferwecken / durch Jesum / und wird uns darstellen samt euch. Denn es geschieht alles um euretwillen / auf daß die überschwengliche Gnade / durch vieler Danksagen / Gott reichlich preise. Darum werden wir nicht müde / sondern ob unser äußerlicher 16 Mensch verweset / so wird doch der innerliche von Tage zu Tage verneuert. Denn unser Trübsal / die zeitlich und leichte ist / schaffet eine ewige und über alle Maß wichtige Herrlichkeit / uns / die wir nicht sehen auf das Sichtbare / sondern auf das Unsichtbare. Denn was sichtbar ist / das ist zeitlich / was aber unsichtbar ist / das ist ewig. »fahren schön«: Das ist / wir tyrannisieren noch treiben die Leute nicht mit Bannen und anderen frevelen Regi-rnenten / denn wir fürchten Gott. Sondern lehren sie säuberlich (sanft) / daß wir niemand aufstützig (aufsässig) machen. »tun wir zuviel«: Das ist / ob wir gleich scharf mit den Leuten fahren / so dienen wir doch Gott dran. Tun wir aber säuberlich und mäßig mit ihnen /so tun wirs den Leuten zu Dienst / das allenthalben recht und wohlgetan ist. Das funft Kapitel Wir wissen aber / so unser irdisch Haus dieser Hütten zerbrochen wird / daß wir einen Bau haben von Gott erbauet / ein Haus / nicht mit Händen gemacht / das ewig ist im Himmel. Und über demselbi-gen sehnen wir uns auch nach unser Behausung / die vom Himmel ist / und uns verlanget / daß wir damit überkleidet werden / so doch wo wir bekleidet / und nicht bloß erfunden werden. Denn dieweil wir in der Hütten sind / sehnen wir uns und sind beschweret / sintemal wir wollten lieber nicht entkleidet / sondern überklcidet werden / auf daß das Sterbliche würde verschlungen von dem Leben. Der uns aber zu demselbigen bereitet / das ist Gott / der uns das Pfand / den Geist / gegeben hat. Wir sind aber getrost allezeit / und wissen / daß / dieweil wir im Leibe wohnen / so wallen wir dem Herrn / denn wir wandeln im Glauben / und nicht im Schauen. Wir sind aber getrost / und haben viel mehr Lust außer dem Leib zu wallen / und daheim zu sein bei dem Herrn. Darum fleißigen wir uns auch / wir sind daheim oder wallen / daß wir ihm Wohlgefallen. Denn wir müssen alle offenbar werden vor dem Richtstuhl Christi / auf daß ein jeglicher empfahe nach dem er gehandelt hat / bei Leibes Leben / es sei gut oder böse. Dieweil wir denn wissen / daß der Herr zu furchten ist / fahren wir schön mit den Leuten / aber Gott sind wir offenbar. Ich hoffe aber / daß wir auch in eurem Gewissen offenbar sind. Daß wir uns nicht abermal loben / sondern euch eine Ursache geben zu rühmen von uns / auf daß ihr habt zu rühmen wider die / so sich nach dem Ansehen rühmen / und nicht nach dem Herzen. Denn tun wir zu viel / so tun wirs Gotte / sind wir mäßig / so sind wir euch mäßig. Denn die Liebe Christi dringet uns also / sintemal wir halten / daß / so einer für 6 alle gestorben ist / so sind sie alle gestorben. Und er ist darum für sie alle gestorben / auf daß die / so da leben / hinfort nicht ihnen selbst leben / sondern dem / der für sie gestorben und auferstanden ist. 16 Darum von nu an / kennen wir niemand nach dem Fleisch. Und ob wir auch Christum gekannt haben nach dem Fleisch / so kennen wir ihn doch jetzt nicht mehr. Darum ist jemand in Christo / so ist er eine neue Kreatur / das Alte ist vergangen / siehe / es ist alles neu worden. Aber das alles von Gott / der uns mit ihm selber versöhnet hat / durch Jesum Christ / und das Amt gegeben / das die Versöhnung prediget. Denn Gott war in Christo / und versöhnete die Welt " mit ihm selber / und rechnete ihnen ihre Sünde nicht zu / und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung. So sind wir nu Botschaften an Christi Statt / denn Gott vermahnet durch uns. So bitten wir nu an Christi Statt: Lasset euch versöhnen mit Gott / denn er hat den / der von keiner Sünde wußte / für uns zur 21 Sünde gemacht / auf daß wir würden in ihm die Gerechtigkeit / die vor Gott gilt. Das sechst Kapitel »nach dem Fleisch«: Christum nicht mehr erkennen nach dem Fleisch / ist: nichts ßeischlich an ihm suchen oder gewarten / wie die Jünger taten vordem Leiden/sondern an seinem Wort genügen /darinnen sie eitel geistlich und ewiges Gut haben. Wir ermahnen aber euch als Mithelfer / daß ihr nicht vergeblich die Gnade Gottes empfahet. Denn er spricht: Ich habe dich in der angenehmen Zeit erhöret / und habe dir am Tage des Heils geholfen. Sehet / jetzt ist die angenehme Zeit / jetzt ist der Tag des Heils. Lasset uns aber niemand irgendein Ärgernis geben / auf daß unser Amt nicht verlästert werde / sondern in allen Dingen lasset uns beweisen als die Diener Gottes. In großer Geduld / in Trübsaln / in Nöten / in Ängsten / in Schlägen / in Gefängnissen / in Aufruhren / in Arbeit / in Wachen / in Fasten / in Keuschheit / in Erkenntnis / in Langmut / in Freundlichkeit / in dem heiligen Geist / in ungefärbeter Liebe / in dem Wort der Wahrheit / in der Kraft Gottes / durch Waffen der Gerechtigkeit / zur Rechten und zur Linken / durch Ehre und Schande / durch böse Gerüchte und gute Gerüchte. Als die Verführer / und doch wahrhaftig. Als die Unbekannten / und doch bekannt. Als die Sterbenden / und siehe / wir leben. Als die Gezüchtigeten / und doch nicht ertötet. Als die 2t Gerechtigkeit die vor Gott gilt. Genau: Gerechtigkeit Gottes. »ängsten«: Ans der vorigen Epistel waren die Korinther erschreckt /und härmeten sich / daß sie den Apostel beleidiget hatten. Nu tröstet er sie /und spricht: Sein Herz und Mund sei fröhlich und ausgebreitet. Darum sollen sie sich nicht ängsten noch härmen /als sei er über sie unlustig. Daßsiesich aber drob härmen /sei an ihm kein Ursach / sondern als fromme Kinder härmen sie sich, aus gutem Herzen /da es auch nicht not ist. Traurigen / aber alle Zeit fröhlich. Als die Armen / aber die doch viel reich machen. Als die nichts inne haben / und doch alles haben. O ihr Korinther / unser Mund hat sich zu euch aufgetan / unser Herz 11 ist getrost. Unserthalben dürft ihr euch nicht ängsten. Daß ihr euch aber ängstet / das tut ihr aus herzlicher Meinung. Ich rede mit euch / als mit meinen Kindern / daß ihr euch auch also gegen mich stellet / und seiet auch getrost. Ziehet nicht am fremden Joch mit den Ungläubigen. Denn was hat 14 die Gerechtigkeit für Genieß mit der Ungerechtigkeit? Was hat das Licht für Gemeinschaft mit der Finsternis? Wie stimmt Christus mit Belial? Oder was für ein Teil hat der Gläubige mit dem Ungläubigen? Was hat der Tempel Gottes für eine Gleiche (gemein) mit dem Götzen? Ihr aber seid der Tempel des lebendigen Gottes / wie denn Gott spricht: Ich will in ihnen wohnen / und in ihnen wandeln / und will ihr Gott sein / und sie sollen mein Volk sein. Darum gehet aus von ihnen und sondert euch ab / spricht der Herr / und rühret kein Unreines an / so will ich euch annehmen / und euer Vater sein / und ihr sollt meine Söhne und Töchter sein / spricht der allmächtige Herr. Das siebent Kapitel »Geistes«: Das ist der Lehre und Glaubens Befleckung / wie die falschen Apostel lehreten. Dieweil wir nu solche Verheißung haben / meine Liebesten / so lasset uns von aller Befleckung des Fleischs und des Geistes uns reinigen und fortfahren mit der Heiligung / in der Furcht Gottes. Fasset uns / wir haben niemand Leid getan / wir haben niemand verletzt / wir haben niemand übervorteilet. Nicht sage ich solches / euch zu verdammen / denn ich habe droben zuvor gesagt / daß ihr in unserm Herzen seid / mit zu sterben und mit zu leben. Ich rede mit großer Freidigkeit zu euch / ich rühme viel von euch / ich bin erfüllet mit Trost / ich bin überschwenglich in Freuden / in aller unsrer Trübsal. Denn da wir in Mazedoniam kamen / hatte unser Fleisch keine Ruhe / sondern allenthalben waren wir in Trübsal / auswendig Streit / inwendig Furcht. Aber Gott der die Geringen tröstet / der tröstet uns durch die Zukunft Titi (Ankunft des Titus). Nicht allein aber durch seine Zukunft / sondern auch durch den Trost / damit er getröstet war an euch / und verkündigete uns euer Verlangen / euer Weinen / euern Eifer um mich / also / daß ich mich noch mehr freuete. Denn daß ich euch durch den Brief hab traurig gemacht / reuet mich nicht. Und obs mich reuete / so ich aber sehe / 8 daß der Brief vielleicht eine Weile euch betrübt hat / so freue ich mich doch nu / nicht davon / daß ihr seid betrübt worden / sondern daß ihr betrübt seid worden zur Reue. Denn ihr seid göttlich betrübet worden / daß ihr von uns ja keinen Schaden irgend inne nehmet. Denn die göttliche Traurigkeit wirket zur Seligkeit eine Reue / die ' niemand gereuet. Die Traurigkeit aber der Welt wirket den Tod. Siehe / dasselbige daß ihr göttlich seid betrübet worden / welchen Fleiß hat es in euch gewirket / dazu Verantwortung / Zorn / Furcht / Verlangen / Eifer / Rache. Ihr habt euch beweiset in allen Stücken / daß ihr rein seid an der Tat. Darum ob ich euch geschrieben habe / so ists doch nicht geschehen um des willen / der beleidiget hat / auch nicht um des willen / der beleidiget ist / sondern um des willen / daß euer Fleiß gegen uns offenbar würde bei euch / vor Gott. 13 Derhalben sind wir getröstet worden / daß ihr getröstet seid. Überschwenglicher aber haben wir uns noch mehr gefreuet / über der Freude Titi. Denn sein Geist ist erquicket an euch allen. Denn was ich vor ihm von euch gerühmet habe / bin ich nicht zu Schanden worden / sondern gleich wie alles wahr ist / das ich mit euch geredet habe / also ist auch unser Ruhm bei Tito wahr worden. Und er ist überaus herzlich wohl an euch / wenn er gedenkt an euer aller Gehorsam / wie ihr ihn mit Furcht und Zittern habt aufgenommen. Ich freue mich / daß ich mich zu euch alles versehen thar. »zu euch alles versehen«: Ich kanns mit euch nicht verderben Das acht Kapitel Ich tu euch kund / lieben Brüder / die Gnade Gottes / die in den Gemeinen in Mazedonia gegeben ist / denn ihre Freude war da überschwenglich / da sie durch viel Trübsal bewähret wurden / und wiewohl sie sehr arm waren / haben sie doch reichlich gegeben in aller Einfältigkeit. Denn nach allem Vermögen (das zeuge ich) und über Vermögen waren sie selbst willig / und fleheten uns mit vielem Ermahnen / daß wir aufnähmen die Wohltat und Gemeinschaft der 8 eine Weile. Bis 1527: ein Stund lang. »angefangen«: Ihr seid die ersten gewesen /die es wollten und auch taten. Handreichung / die da geschieht den Heiligen / und nicht wie wir hoffeten / sondern ergaben sich selbst / zuerst dem Herrn / und darnach uns / durch den Willen Gottes / daß wir mußten Titum ermahnen / aufdaß er / wie er zuvor hatte angefangen / also auch unter euch solche Wohltat ausrichtete. Aber gleichwie ihr in allen Stücken reich seid / im Glauben und im 7 Wort / und in der Erkenntnis / und in allerlei Fleiß / und in euer Liebe zu uns / also schaffet / daß ihr auch in dieser Wohltat reich seid. Nicht sage ich / daß ich etwas gebiete / sondern dieweil andere so fleißig sind / versuche ich auch eure Liebe / ob sie rechter Art sei. Denn ihr wisset die Gnade unsers Herrn Jesu Christi / daß / ob er wohl reich ist / ward er doch arm um euretwillen / auf daß ihr durch seine Armut reich würdet. Und mein Wohlmeinen hierinnen gebe ich / denn solches ist euch nützlich / die ihr angefangen habt vor dem Jahre her / nicht alleine das Tun / sondern auch das Wollen. Nu aber vollbringet auch das Tun / auf daß / gleich wie da ist ein geneiget Gemüte zu wollen / so sei auch da ein geneiget Gemüte zu tun / von dem das ihr habt. Denn so einer willig ist / so ist er angenehme / nach dem er hat / nicht nach dem er nicht hat. Nicht geschieht das der Meinung / daß die andern Ruhe haben / und 13 ihr Trübsal / sondern daß es gleich sei. So dieneeuer Überfluß ihrem Mangel / diese (teuer) Zeit lang / aufdaß auch ihr Überschwang hernach diene eurem Mangel / und geschehe das gleich ist / wie geschrieben stehet: >Der viel sammelte / hatte nicht Überfluß / und der wenig sammelte / hatte nicht Mangel.< Gott sei aber Dank / der solchen Fleiß an euch gegeben hat / in das Herz Titi / denn er nahm zwar die Ermahnung an / aber dieweil er so sehr fleißig war / ist er von ihm selber zu euch gereiset? Wir haben aber einen Bruder mit ihm gesandt / der das Lob hat am Evangelio / durch alle Gemeinen. Nicht allein aber das / sondern er ist auch verordnet von den Gemeinen / zum Gefährten unser Fahrt / in dieser Wohltat / welche durch uns ausgericht wird / dem Herrn zu Ehren / und (zum Preis) euers guten Willens. Und verhüten das / daß uns nicht jemand übel nachreden möge / solcher reichen Steuer halben / die durch uns ausgericht wird / und sehen drauf / daß es redlich zugehe / nicht alleine vor dem Herrn / sondern auch vor den Menschen. Auch haben wir mit ihm gesandt unsern Bruder / den wir oft gespü- 22 ret haben in vielen Stücken / daß er fleißig sei / nu aber viel fleißiger. Und wir sind mit großer Zuversicht zu euch / es sei Titus halben (welcher mein Geselle und Gehülfe unter euch ist) oder unser Brüder halben (welche Apostel sind der Gemeinen / und eine Ehre Christi). Erzeiget nu die Beweisung eurer Liebe und unsers Ruhmes von euch / an diesen / auch öffentlich vor den Gemeinen. Das neunt Kapitel 1 Denn von solcher Steuer / die den Heiligen geschieht / ist mir nicht 'not euch zu schreiben. Denn ich weiß euren guten Willen / davon ich rühme bei denen aus Mazedonia (und sage:) Achaja ist vor dem Jahr bereit gewesen / und euer Exempel hat viele gereizet. Ich hab aber diese Brüder darum gesandt / daß nicht unser Ruhm von euch zunichte würde / in dem Stücke / und daß ihr bereit seid / gleich wie ich von euch gesagt habe. Auf daß nicht / so die aus Mazedonia mit mir kämen / und euch unbereit fänden / wir (will nicht sagen: ihr) zu Schanden würden / mit solchem Rühmen. 5 Ich habe es aber für nötig angesehen / die Brüder zu ermahnen / daß sie zuvor anzögen zu euch / zu verfertigen diesen zuvor verheißenen Segen / daß er bereitet sei / also / daß es sei ein Segen / und nicht ein Geiz. Ich meine aber das: Wer da kärglich säet / der wird auch kärglich ernten / und wer da säet im Segen / der wird auch ernten im Segen. Ein jeglicher nach seiner Willkür / und nicht mit Unwillen oder aus Zwang. Denn einen fröhlichen Geber hat Gott lieb. Gott aber kann machen / daß allerlei Gnade unter euch reichlich sei / daß ihr in allen Dingen volle Genüge habt / und reich seid zu allerlei guten Werken / wie geschrieben stehet: Er hat ausgestreuet und gegeben den Armen / seine Gerechtigkeit bleibet in Ewigkeit. Der aber Samen reichet dem Säemann / der wird ja auch das Brot reichen zur Speise / und wird vermehren euren Samen / und wachsen lassen / das Gewächse euer Gerechtigkeit / daß ihr reich seid in allen Dingen / mit aller Einfältigkeit / welche wirket durch uns Danksagung Gotte. 2 Denn die Handreichung dieser Steuer erfüllet nicht allein den Mangel der Heiligen / sondern ist auch überschwenglich darinne / daß viele Gott danken / für diesen unsern treuen Dienst / und preisen 1 Steuer. Bis 1527: Handreichung. »Geiz«: Das ist: Kargheit und wenig gehen. »Einfältigkeit«: Daß die Wohltat nicht um Genie-ßes(Gewinnsts)/ Lohns oder Ehre willen /sondern aus bloßer freier Liebe und Lust geschieht. Gott / über eurem untertänigen Bekenntnis des Evangelii Christi / und über euer einfältigen Steuer an sie und an alle / und über ihrem Gebet für euch / welche verlanget nach euch / um der überschwenglichen Gnade Gottes willen in euch. Gott aber sei Dank / für seine unaussprechliche Gabe. Das zehent Kapitel »fahren nicht zu weit«: Wir wollten uns nicht zu weit rühmen / wo wir nicht bis an euch kommen wären / wie jene tun / und rühmen sich fremder Arbeit / die unser ist. Ich aber Paulus / ermahne euch / durch die Sanftmütigkeit und Lindigkeit Christi / der ich gegenwärtig unter euch geringe bin / im Abwesen aber bin ich thürstig gegen euch. Ich bitte aber / daß mir nicht not sei / gegenwärtig thürstig zu handeln / und der Kühnheit zu brauchen / die man mir zumisset / gegen etliche / die uns schätzen / als wandelten wir fleischlicher Weise. Denn ob wir wohl im Fleisch wandeln / so streiten wir doch nicht fleischlicher Weise. Denn die Waffen unser Ritterschaft sind nicht fleischlich / sondern mächtig vor Gott / zu verstören die Befestungen / damit wir verstö-ren die Anschläge / und alle Höhe / die sich erhebet wider die Erkenntnis Gottes / und nehmen gefangen alle Vernunft unter den Gehorsam Christi / und sind bereit zu rächen allen Ungehorsam / wenn euer Gehorsam erfüllet ist. Richtet ihr nach dem Ansehen? Verläßt sich jemand darauf / daß er Christo angehöre / der denke 7 solches auch wiederum bei ihm / daß / gleich wie er Christo angehöret / also gehören wir auch Christo an. Und so ich auch etwas weiter mich rühmete von unser Gewalt / welche uns der Herr gegeben hat / euch zu bessern / und nicht zu verderben / wollte ich nicht zu Schanden werden. Das sage ich aber / daß ihr nicht euch dünken lasset / als hätte ich euch wollen schrecken mit Briefen. Denn die Briefe (sprechen sie) sind schwere und stark / aber die Gegenwärtigkeit des Leibes ist schwach / und die Rede verächtlich. Wer ein solcher ist / der denke / daß / wie wir sind mit Worten in den Briefen im Abwesen / so thüren wir auch wohl sein mit der Tat gegenwärtig. Denn wir thüren uns nicht unter die rechnen oder zählen / so sich 12 selbst loben. Aber dieweil sie sich bei sich selbst vermessen / und halten allein von sich selbst / verstehen sie nichts. Wir aber rühmen uns nicht über das Ziel / sondern nur nach dem Ziel der Regel / damit uns Gott abgemessen hat das Ziel / zu gelangen auch bis an euch. Denn wir fahren nicht zu weit / als hätten wir nicht gelanget bis an euch / denn wir sind ja bis auch zu euch kommen mit dem Evangelio Christi / und rühmen uns nicht übers Ziel in fremder Arbeit. Und haben Hoffnung / wenn nu euer Glaube in euch wachset / daß wir unser Regel nach wollen weiter kommen / und das Evangelium auch predigen denen / die jenseit euch wohnen / und uns nicht rühmen in dem / das mit fremder Regel bereitet ist. Das eilft Kapitel Wer sich aber rühmet / der rühme sich des Herrn. Denn darum ist ''einer nicht tüchtig / daß er sich selbst lobet / sondern daß ihn der Herr lobet. Wollte Gott / ihr hieltet mir ein wenig Torheit zugut / doch ihr haltet mirs wohl zugut / denn ich eifere über euch mit göttlichem Eifer. Denn ich habe euch vertrauet einem Manne / daß ich eine reine Jungfrau Christo zubrächte. Ich furchte aber / daß nicht wie die Schlange Eva verfuhrete mit ihrer Schalkheit / also auch eure Sinne verrücket werden von der Einfältigkeit in Christo. Denn so der da zu euch kommt / einen andern Jesum predigete / den wir nicht geprediget haben / oder ihr einen andern Geist empfinget / den ihr nicht empfangen habt / oder ein ander Evangelium / das ihr nicht angenommen habt / so vertrüget ihrs billig. Denn ich achte / ich sei nicht weniger / denn die hohen Apostel sind. Und ob ich albern bin mit Reden / so bin ich doch nicht albern in der Erkenntnis. Doch ich bin bei euch allenthalben wohl bekannt. Oder hab ich gesündiget / daß ich mich erniedriget habe / aufdaß ihr erhöhet würdet? Denn ich habe euch das Evangelium umsonst verkündiget / und habe andere Gemeinen beraubet / und Sold von ihnen genommen / daß ich euch predigete. Und da ich bei euch war gegenwärtig / und Mangel hatte / war ich niemand beschwerlich. Denn meinen Mangel erstatteten die Brüder / die aus Mazedonia kamen / und hab mich in allen Stücken euch unbeschwerlich gehalten / und will auch noch mich also halten. So gewiß die Wahrheit Christi in mir ist / so soll mir dieser Ruhm in den Ländern Achaja nicht gestopft werden. Warum das? Daß ich euch nicht sollte heb haben? Gott weiß es. Was ich aber tue und tun will / das tu ich darum / daß ich die Ursache abhaue denen / die Ursache suchen v daß sie rühmen möchten / sie seien wie wir. Denn solche falsche Apostel und trügliche Arbeiter / verstellen sich zu »gestopfet«: Wie ein laufend Wasser/also soll mein Ruhm auch laufen/und ungestopfet fort gehen. 4 >so vertrüget ihrs billig1 ist ironisch gemeint wie mehrere Stellen dieses Briefes. »nach der Unehre«: Das ist / wir wollen uns jetzt stellen als die Schwachen /die ihr tragen müßtet /das uns doch eine Schande ist / sintemal wir euch tragen sollen. »schwach«: Mit den Schwachen im Glauben tat und ließet■ viel / des er wohl andersgemacht hatte /wie er t. Korinther 9 und 12 saget. Und brannte (das ist) es verdroß ihn hart /wenn man die Schwachen ärgerte. Christi Aposteln. Und das ist auch kein Wunder / denn er selbst / der Satan / verstellet sich zum Engel des Lichtes. Darum ist es nicht ein Großes / ob sich auch seine Diener verstellen / als Prediger der Gerechtigkeit / welcher Ende sein wird nach ihren Werken. Ich sage abermal / daß nicht jemand wähne / ich sei töricht / wo aber nicht / so nehmet mich an als einen Törichten / daß ich mich auch ein wenig rühme. Was ich jetzt rede / das rede ich nicht als im Herrn / sondern als in der Torheit / dieweil wir in das Rühmen kommen sind. Sintemal viel sich rühmen nach dem Fleisch / will ich mich auch rühmen. Denn ihr vertraget gerne die Narren / dieweil ihr klug seid. Ihr vertraget / so euch jemand zu Knechten machet / so euch jemand schindet / so euch jemand nimmt / so jemand euch trotzet / so euch jemand in das Angesichte streichet. Das sage ich nach der Unehre / als wären wir schwach worden. Worauf nu jemand kühne ist (ich rede in Torheit) / darauf bin ich auch kühne. Sie sind Hebräer / ich auch. Sie sind Israeliter / ich auch. Sie sind Abrahams Samen / ich auch. Sie sind Diener Christi / ich rede törlich: ich bin wohl mehr. Ich habe mehr gearbeitet / ich habe mehr Schläge erlitten / ich bin öfter gefangen / oft in Todesnöten gewest. Von denjuden habe ich fünfmal empfangen vierzig Streich / weniger einen. Ich bin dreimal gestäupet / einmal gesteiniget / dreimal hab ich Schiffbruch erlitten / Tag und Nacht hab ich zubracht in der Tiefe des Meers / ich hab oft gereiset. Ich bin in Fährlichkeit gewesen zu Wasser / in Fährlichkeit unter den Mördern / in Fährlichkeit unter denjuden / in Fährlichkeit unter den Heiden / in Fährlichkeit in den Städten / in Fährlichkeit in den Wüsten / in Fährlichkeit auf dem Meer / in Fährlichkeit unter den falschen Brüdern. In Mühe und Arbeit / in viel Wachen / in Hunger und Durst / in viel Fasten / in Frost und Blöße. Ohn was sich sonst zuträgt / nämlich / daß ich täglich werde angelaufen / und trage Sorge für alle Gemeinen. Wer ist schwach / und ich werde nicht schwach? Wer wird geärgert / und ich brenne nicht? So ich mich ja rühmen soll / will ich mich meiner Schwachheit rühmen. Gott und der Vater unsers Herrn Jesu Christi / welcher sei gelobet in Ewigkeit / weiß / daß ich nicht lüge. Zu Damasko der Landpfleger des Königs Aretas / verwahrete die Stadt der Damas-ker / und wollte mich greifen / und ich ward in einem Korbe zum Fenster aus durch die Mauer nieder gelassen / und entrann aus seinen Händen. 21 28 3 69 Das zwölft Kapitel Es ist mir ja das Rühmen nichts nütze / doch will ich kommen auf die Gesichte und Offenbarungen des Herrn. Ich kenne einen Menschen in Christo / vor vierzehen Jahren (ist er in dem Leibe gewesen / so weiß ichs nicht / oder ist er außer dem Leibe gewesen / so weiß ichs auch nicht / Gott weiß es): derselbige ward entzücket / bis in den dritten Himmel. Und ich kenne denselbigen Menschen (ob er in dem Leibe oder außer dem Leibe gewesen ist / weiß ich nicht / Gott weiß es): er ward entzücket in das Paradies / und hörete unaussprechliche Wort / welche kein Mensch sagen kann. Davon will ich mich rühmen / von mir selbst aber will ich mich nichts rühmen / ohn meiner Schwachheit. Und so ich mich rühmen wollte / tat ich darum nicht törlich / denn ich wollte die Wahrheit sagen. Ich enthalte mich aber des / auf daß nicht jemand mich höher achte / denn er an mir siehet oder von mir höret. 7 Und auf daß ich mich nicht der hohen Offenbarung überhebe / ist mir gegeben ein Pfahl ins Fleisch / nämlich des Satanas Engel / der mich mit Fäusten schlahe / auf daß ich mich nicht überhebe. Dafür ich dreimal dem Herrn geflehet habe / daß er von mir wiche / und er hat zu mir gesagt: >Laß dir an meiner Gnade genügen / denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtige Darum will ich mich am allerliebsten rühmen meiner Schwachheit / auf daß die Kraft Christi bei mir wohne. Darum bin ich guts Muts / 'in Schwachheiten / in Schmachen / in Nöten / in Verfolgungen / in Ängsten / um Christi willen. Denn wenn ich schwach bin / so bin ich stark. n Ich bin ein Narr worden über dem Rühmen / dazu habt ihr mich gezwungen. Denn ich sollte von euch gelobet werden / sintemal ich nichts weniger bin / denn die hohen Apostel sind / wiewohl ich nichts bin. Denn es sind ja eines Apostels Zeichen unter euch geschehen / mit aller Geduld / mit Zeichen und mit Wundern / und mit Taten. Welches ists / darinne ihr geringer seid / denn die andern Gemeinen? Ohn daß ich selbst euch nicht hab beschweret / vergebet mir diese Sünde. Siehe / ich bin bereit zum drittenmal zu euch zu kommen / und will euch nicht beschweren. Denn ich suche nicht das Eure / sondern euch. Denn es sollen nicht die Kinder den Eltern Schätze sammeln / sondern die Eltern den Kindern. 15 Ich aber will fast gerne darlegen / und dargelegt werden für eure Seele / wiewohl ich euch fast sehr liebe / und doch wenig geliebet »Pfahl«: Heißt hie nicht des Fleisches Anfechtung zur Unkeuschheit / sondern große Plage und Schrecken vom Teufel. Denn >Pfahl< ist/da man die Leute angespießet / ge-kreuziget oder gehenkt hat. »meine Kraft«: Mit diesem Wort tröstet Christus alle /die in Schwachheit oder Leiden sind. Denn er kann seine Stärke in uns nicht beweisen / wir seien denn schwach und leiden. werde. Aber laß also sein / daß ich euch nicht habe beschweret / sondern dieweil ich tückisch war / hab ich euch mit Hinterlist gefangen. Hab ich aber auch jemand übervorteilet / durch der etlichen / die ich zu euch gesandt habe? Ich habe Titum ermahnet / und mit ihm gesandt einen Bruder. Hat euch auch Titus übervorteilet? Haben wir nicht in einem Geist gewandelt? Haben wir nicht in einerlei Fußstapfen gegangen? Lasset ihr euch abermal dünken / wir verantworten uns? Wir reden in Christo / vor Gott. Aber das alles geschieht / meine Liebsten / euch zur Besserung. ig Denn ich fürchte / wenn ich komme / daß ich euch nicht finde / wie ich will / und ihr mich auch nicht findet / wie ihr wollt / daß nicht Hader / Neid / Zorn / Zank / Afterreden / Ohrenblasen / Aufblähen / Aufruhr da sei. Daß ich nicht abermal komme / und mich mein Gott demütige bei euch / und müsse Leid tragen über viele / die zuvor gesündiget und nicht Buße getan haben / für die Unreinigkeit und Hurerei und Unzucht / die sie getrieben haben. Das dreizehent Kapitel »leben mit ihm«: Das ist / komme ich/so will ich wohl beweisen /daß ich lebe in Christo / ob euer etliche mich gleich für nichts halten. Komme ich zum drittenmal zu euch / so soll in zweier oder dreier Mund bestehen allerlei Sache. Ich habs euch zuvor gesagt / und sage es euch zuvor / als gegenwärtig / zum andermal / und schreibe es nu im Abwesen / denen die zuvor gesündiget haben / und den andern allen: wenn ich abermal komme / so will ich nicht schonen. Sintemal ihr suchet / daß ihr einmal gewahr werdet des / der in mir redet / nämlich Christi / welcher unter euch nicht schwach ist / sondern ist mächtig unter euch. Und ob er wohl gekreuziget ist in der Schwachheit / so lebet er doch in der Kraft Gottes. Und ob wir auch schwach sind in ihm / so leben wir doch mit ihm in der Kraft Gottes / unter euch. Versuchet euch selbst / ob ihr im Glauben seid / prüfet euch selbst. Oder erkennet ihr euch selbst nicht / daß Jesus Christus in euch ist? Es sei denn / daß ihr untüchtig seid. Ich hoffe aber / ihr erkennet / daß wir nicht untüchtig sind. Ich bitte aber Gott / daß ihr nichts Übels tut / nicht auf daß wir tüchtig gesehen werden / sondern auf daß ihr das Gute tut / und wir wie die Untüchtigen seien. Denn wir können nichts wider die Wahrheit / sondern für die Wahrheit. Wir freuen uns aber / wenn wir schwach sind / und ihr mächtig seid / und dassel- bige wünschen wir auch / nämlich euer Vollkommenheit. Derhal-ben ich auch solchs abwesend schreibe / auf daß ich nicht / wenn ich gegenwärtig bin / Schärfe brauchen müsse / nach der Macht / welche mir der Herr zu bessern und nicht zu verderben gegeben hat. Zuletzt / lieben Brüder / freuet euch / seid vollkommen / tröstet euch. Habt einerlei Sinn. Seid friedsam / so wird Gott der Liebe und des Friedens mit euch sein. Grüßet euch unternander / mit dem heiligen Kuß. Es grüßen euch alle Heiligen. Die Gnade unsers Herrn Jesu Christi / und die Liebe Gottes / und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen / Amen. Die ander an die Korinther. Gesandt von Philippen in Mazedonia / durch Titum und Lukam. Vorrede auf die Epistel S. Pauli an die Galater Die Galater waren durch S. Paulum zu dem rechten Christenglauben / und ins Evangelium von dem Gesetz gebracht. Aber nach seinem Abschied kamen die falschen Apostel / die der rechten Apostel Jünger waren / und wandten die Galater wieder um / daß sie glaubten / sie müßten durch des Gesetzes Werke selig werden / und täten Sünde / wo sie nicht des Gesetzes Werke hielten / wie Acta 15 auch etliche zu Jerusalem hohe Leute vorgaben. Diesen zu entgegnen / hebet S. Paulus sein Amt hoch / und will sich nichts weniger gehalten haben / denn ein ander Apostel. Und rühmet allein von Gott sein Lehre und Amt / auf daß er den Ruhm der falschen Apostel / die sich mit der rechten Apostel Werk und Namen behalfen / dämpfte. Und spricht / es sei nicht recht / wenns gleich ein Engel anders predigte / oder er selbst / (tje)schweige denn / wenn er der Apostel Jünger / oder sie selbst anders lehreten. Das tut er im ersten und zweiten Kapitel und schleußt / daß ohn Verdienst / ohn Werke / ohn Gesetz / sondern allein durch Christum /jedermann muß gerecht werden. Im dritten und vierten Kapitel bewähret (belegt) er das alles mit Schriften / Exempcln und Gleichnissen. Und zeiget / wie das Gesetz viel mehr Sünde und Verfluchung bringe / denn Gerechtigkeit / welche allein aus Gnaden von Gott verheißen / durch Christum ohn Gesetz erfüllet / und uns gegeben ist. Im fünften und sechsten lehret er die Werk der Liebe / die dem Glauben folgen sollen. Die Epistel S. Pauli: An die Galater Das erst Kapitel Paulus ein Apostel: Nicht von Menschen / auch nicht durch Menschen / sondern durch Jesum Christ / und Gott den Vater / der ihn auferwecket hat von den Toten / und alle Brüder / die bei mir sind. Den Gemeinen in Galatia j Gnade sei mit euch / und Friede von Gott dem Vater / und unserm Herrn Jesu Christ / der sich selbst für unser Sünden gegeben hat / daß er uns errettete von dieser gegenwärtigen argen Welt / nach dem Willen Gottes / und unsers Vaters / welchem sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit / Amen. 6 Mich wundert / daß ihr euch so bald abwenden lasset / von dem der euch berufen hat in die Gnade Christi / auf ein ander Evangelium. So doch kein anders ist / ohn daß etliche sind / die euch verwirren / und wollen das Evangelium Christi verkehren. Aber so auch wir / oder Siehe /wie er alle Wort richtet wider die eigne Gerechtigkeit. ein Engel vom Himmel euch würde Evangelium predigen / anders denn das wir euch geprediget haben / der sei verflucht. Wie wir jetzt gesagt haben / so sagen wir auch abermal: So jemand euch Evangelium prediget / anders denn das ihr empfangen habt / der sei verfluchet. Predige ich denn jetzt Menschen oder Gott zu Dienst? Oder gedenk ich Menschen gefällig zu sein? Wenn ich den Menschen noch gefällig wäre / so wäre ich Christi Knecht nicht. Ich tu euch aber kund / lieben Brüder / daß das Evangelium / das von 11 mir geprediget ist / nicht menschlich ist. Denn ich hab es von keinem Menschen empfangen / noch gelernet / sondern durch die Offenbarung Jesu Christi. Denn ihr habt ja wohl gehört meinen Wandel weiland im Judentum / wie ich über die Maße die Gemeine Gottes verfolgete und verstörete sie / und nahm zu im Judentum / über viel meinesgleichen / in meinem Geschlecht / und eiferte über die Maße um das väterliche Gesetz. Da es aber Gotte wohlgefiel / der mich von meinem Mutterleibe hat 15 ausgesondert / und berufen durch seine Gnade / daß er seinen Sohn offenbarete in mir / daß ich ihn durchs Evangelium verkündigen sollte unter den Heiden. / Alsobald fuhr ich zu / und besprach mich nicht darüber mit Fleisch und Blut / kam auch nicht gen Jerusalem / zu denen / die vor mir Apostel waren / sondern zog hin in Arabiam / und kam wiederum gen Damaskon. Darnach über drei Jahr / kam ich gen Jerusalem / Petrum zu schauen / und blieb funfzehen Tage bei ihm. Der andern Apostel aber sah ich keinen / ohn Jakobum des Herrn Bruder. Was ich euch aber schreibe / siehe / Gott weiß / ich lüge nicht. Darnach kam ich in die Länder Syria und Zilizia. Ich war aber unbe- 21 kannt von Angesichte / den christlichen Gemeinen in Judäa. Sie hatten aber alleine gehöret / daß / >der uns weiland verfolgete / der prediget jetzt den Glauben / welchen er weiland verstörete< / und preiseten Gott über mir. Das ander Kapitel Darnach über vierzehen Jahr / zog ich abermal hinauf gen Jerusalem mit Barnaba / und nahm Titum auch mit mir. Ich zog aber hinauf / aus einer Offenbarung / und besprach mich mit ihnen über dem Evangelio / das ich predige unter den Heiden / besonders aber mit denen / die das Ansehen hatten / auf daß ich nicht vergeblich liefe oder gelaufen hätte. Aber es ward auch Titus nicht gezwungen / sich zu beschneiden / der mit mir war / ob er wohl ein Grieche war. Denn da etliche falsche Brüder sich mit eingedrungen / und nebenein geschlichen waren / zu verkundschaften unser Freiheit / die wir haben in Christo Jesu / daß sie uns gefangen nähmen / wichen wir denselbigen nicht eine Stunde / untertan zu sein / auf daß die Wahrheit des Evangelii bei euch bestünde. 6 Von denen aber / die das Ansehen hatten / welcherlei sie weiland gewesen sind / da liegt mir nichts an. Denn Gott achtet das Ansehen der Menschen nicht. Mich aber haben die / so das Ansehen hatten / nichts anders gelehret. Sondern wiederum / da sie sahen / daß mir vertrauet war das Evangelium an die Vorhaut / gleichwie Petro das Evangelium an die Beschneidung (denn der mit Petro kräftig ist gewesen zum Apostelamt unter die Beschneidung / der ist mit mir auch kräftig gewesen unter die Heiden) / und erkannten die Gnade / die mir gegeben war /Jakobus und Kephas und Johannes / die für Säulen angesehen waren / gaben sie mir und Barnaba die rechte Hand / und wurden mit uns eins / daß wir unter die Heiden / sie aber unter die Beschneidung predigeten / allein daß wir der Armen gedächten / welches ich auch fleißig bin gewesen zu tun. 11 Da aber Petrus gen Antiochian kam / widerstund ich ihm unter Augen / denn es war Klage über ihn kommen. Denn zuvor ehe etliche über Jakobo kamen / aß er mit den Heiden. Da sie aber kamen / entzog er sich / und sonderte sich / darum daß er die von der Beschneidung furchte. Und heuchelten mit ihm die andern Juden / also / daß auch Barnabas verführet ward / mit ihnen zu heucheln. Aber da ich sähe / daß sie nicht richtig wandelten / nach der Wahrheit des Evangelii / sprach ich zu Petro vor allen öffentlich: >So du / der du ein Jude bist / heidnisch lebest / und nicht jüdisch / warum zwingest du denn die Heiden jüdisch zu lebcn?< Wiewohl wir von Natur Juden / und nicht Sünder aus den Heiden sind / doch weil wir wissen / daß der Mensch durch des Gesetzes Werk nicht gerecht wird / sondern durch den Glauben an Jesum Christ / so glauben wir auch an Christum Jesum / auf daß wir gerecht werden durch den Glauben an Christum / und nicht durch des Gesetzes Werk. Denn durch des Gesetzes Werk wird kein Fleisch gerecht. 7 Sollten wir aber / die da suchen durch Christum gerecht zu werden / auch noch selbst Sünder erfunden werden / so wäre Christus ein »eine Stunde«: denn es dazumal sie däuchte Ur-sach sein/den Halsstarrigen zu weichen /daß sie sich nicht ärgerten. »welcherlei«: Die falschen Apostel zogen an / daß die zwölf Apostel mit Christo selbst gewandelt hätten /darum sie mehr denn Paulus gälten. Das widerleget S. Paulus und spricht /es liege daran nicht /wie groß oder herrlich sie seien /es ist im Evangelio ein Prediger wie der andre. 1. Korinther3. » Vorhaut«: Die Heiden heißet er Vorhaut /darum daß sie nicht beschnitten sind. »Sündendiener«: Wer durch Werke will fromm werden, der tu! eben /als machte uns Christus durch seinen Dienst / Amt / Predigen und Leiden allererst zu Sündern /die durchs Gesetze müßten fromm werden. Das ist Christum verleugnet /gekreuziget / verlästert / und die Sünde wieder bauet / die zuvor durchs Glaubens Predigtabgetan war. »dem Gesetz«: Durch den Glauben /der ein geistlich lebendig Gesetz ist/sind wir dem Gesetze des Buchstabens gestorben / daß wir ihm nicht mehr schuldig sind. Römer 7. Sündendiener. Das sei ferne. Wenn ich aber das / so ich zerbrochen habe / wiederum baue / so mache ich mich selbst zu einem Übertreter. Ich bin aber durchs Gesetz dem Gesetz gestorben / auf daß ich Gotte lebe / ich bin mit Christo gekreuziget. Ich lebe aber / doch nu nicht ich / sondern Christus lebet in mir. Denn was ich jetzt lebe im Fleisch / das lebe ich in dem Glauben des Sohns Gottes / der mich geliebet hat / und sich selbst für mich dargegeben. Ich werfe nicht weg die Gnade Gottes. Denn so durch das Gesetz die Gerechtigkeit kommt / so ist Christus vergeblich gestorben. Das dritte Kapitel O ihr unverständigen Galater / wer hat euch bezaubert / daß ihr der Wahrheit nicht gehorchet? Welchen Christus Jesus vor die Augen gemalet war / und jetzt un- 1 ter euch gekreuziget ist. Das will ich alleine von euch lernen: Habt ihr den Geist empfangen / durch des Gesetzes Werke / oder durch die Predigt vom Glauben? Seid ihr so unverständig? Im Geist habt ihr angefangen / wollt ihrs denn nu im Fleisch vollenden? Habt ihr denn so viel umsonst erlitten? Ists anders umsonst! Der euch nu den Geist reichet / und tut solche Taten unter euch / tut ers durch des Gesetzes Werke? Oder durch die Predigt vom Glauben? Gleichwie Abraham hat Gott geglaubet / und es ist ihm gerechnet zur Gerechtigkeit / so erkennet ihr ja nu / daß die des Glaubens sind / das sind Abrahams Kinder. Die Schrift aber hat es zuvor ersehen / daß Gott die 8 Heiden durch den Glauben gerecht macht. / Darum verkündigte sie dem Abraham: >In dir sollen alle Heiden gesegnet werden. < Also werden nu / die des Glaubens sind / gesegnet mit dem gläubigen Abraham. Denn die mit des Gesetzes Werken umgehen / die sind unter dem Fluch. Denn es stehet geschrieben: Werflucht sei jedermann / der nicht bleibt in alle dem / das geschrieben stehet in dem Buch des Gesetzes / daß ers tue< Daß aber durchs Gesetz niemand gerecht wird vor Gott / ist offenbar / denn >der Gerechte wird seines Glaubens lebene Das Gesetz aber ist nicht des Glaubens / sondern >der Mensch / der es tut / wird dadurch lebenc Christus aber hat uns erlöset von dem Fluch des Gesetzes / da er ward ein Fluch für uns (denn es stehet geschrieben: >Verflucht sei jedermann / der am Holz hängeth) / auf daß der Segen Ab-rahae unter die Heiden käme / in Christo Jesu / und wir also den verheißenen Geist empfingen / durch den Glauben. Lieben Brüder / ich will nach menschlicher Weise reden. Verachtet man doch eines Menschen Testament nicht / wenn es bestätiget ist / und tut auch nichts dazu. Nu ist ja die Verheißung Abrahae und seinem Samen zugesagt. Er spricht nicht: >durch die Samern / als durch viele / sondern als durch einen / >durch deinen Samern / welcher ist Christus. Ich sage aber davon: Das Testament / das von Gott zuvor bestätiget ist auf Christum / wird nicht aufgehoben / daß die Verheißung sollte durchs Gesetz aufhören / welches gegeben ist über vierhundertunddreißig Jahr hernach. Denn so das Erbe durch das Gesetz erworben würde / so würde es nicht durch Verheißung gegeben. Gott aber hats Abraham durch Verheißung frei geschenkt. Was soll denn das Gesetz? Es ist dazu kommen um der Sünde willen / bis der Samen käme / dem die Verheißung geschehen ist / und ist gestehet von den Engeln / durch die Hand des Mittlers. Ein Mittler aber ist nicht eines Einigen Mittler. Gott aber ist einig. Wie? Ist denn das Gesetz wider Gottes Verheißen? Das sei ferne. Wenn aber ein Gesetz gegeben wäre / das da könnte lebendig machen / so käme die Gerechtigkeit wahrhaftig aus dem Gesetze. Aber die Schrift hat es alles beschlossen unter die Sünde / auf daß die Verheißung käme / durch den Glauben an Jesum Christum / gegeben denen / die da glauben. Ehe denn aber der Glaube kam / wurden wir unter dem Gesetz verwahret und verschlossen / auf den Glauben / der da sollte offenbart werden. Also ist das »was soll«: Gott hat Abraham das Erbe / das ist Gerechtigkeit und ewiges Leben aus Gnade zugesagt / was hilft denn das Gesetz? Antwort: Das Gesetz offenbaret und mehret die Sünde/so es viel fordert / das wir nicht vermögen. Und offenbaret sie darum / daß wir erkennen / daß Gott aus Gnaden gerecht mache. Wenn das Gesetz alleingnug wäre /fromm zumachen / was bedürften wir der verheißenen Gnade? »Mittlers«: Mosis / welcher Mittler zwischen Gott und dem Volk war. Es hätte aber keines Mittlers bedurft / so das Volk hätte das Gesetz hören mögen / Exodus 20 und Deuteronomium 5. So sie es tut nicht hören mögen / wie mag sie das Gesetz fromm machen? »Gott aber ist einig« / das ist: er ist alleine und hat seines gleichen nicht / darum ohn Mittler nicht mit ihm zu handeln ist /als auch Hiob sagt. Gesetz unser Zuchtmeister gewesen auf Christum / daß wir durch den Glauben gerecht würden. Nu aber der Glaube kommen ist / sind wir nicht mehr unter dem Zuchtmeister. Denn ihr seid alle Gottes Kinder / durch den Glauben an Christo Jesu. Denn wieviel euer getauft sind / die haben Christum angezogen. Hie ist kein Jude noch Grieche / hie ist kein Knecht noch Freier / hie ist kein Mann noch Weib. Denn ihr seid allzumal einer in Christo Jesu. Seid ihr aber Christi / so seid ihr ja Abrahams Samen / und nach der Verheißung Erben. Das vierte Kapitel Ich sage aber: So lange der Erbe ein Kind ist / so ist unter ihm und einem Knechte kein Unterscheid / ober wohl ein Herr ist aller Güter/ sondern er ist unter den Vormünden und Pflegern / bis auf die bestimmte Zeit vom Vater. Also auch wir / da wir Kinder waren / waren wir gefangen unter den äußerlichen Satzungen. Da aber die Zeit erfüllet ward / sandte Gott seinen Sohn / geborn von einem Weibe / und unter das Gesetz getan / auf daß er die / so unter dem Gesetz waren / erlösete / daß wir die Kindschaft empfingen. Weil ihr denn Kinder seid / hat Gott gesandt den Geist seines Sohns in eure Herzen / der schreiet: >Abba / lieber Vater. < Also ist nu hie kein Knecht mehr / sondern eitel Kinder / sinds aber Kinder / so sinds auch Erben Gottes / durch Christum. Aber zu der Zeit / da ihr Gott nicht erkanntet / dientet ihr denen / die 8 von Natur nicht Götter sind. Nu ihr aber Gott erkannt habt (ja vielmehr von Gott erkannt seid) / wie wendet ihr euch denn um / wieder zu den schwachen und dürftigen Satzungen / welchen ihr von neuem an dienen wollt? Ihr haltet Tage und Monden / und Feste und Jahrzeit. Ich fürchte euer / daß ich nicht vielleicht umsonst habe an euch gearbeitet. Seid doch wie ich / denn ich bin wie ihr. Lieben Brüder / ich bitte euch / ihr habt mir kein Leid getan. Denn 12 ihr wisset / daß ich euch in Schwachheit nach dem Fleisch / das Evangelium geprediget habe / zum erstenmal / und meine Anfechtungen / die ich leide nach dem Fleisch / habt ihr nicht verachtet noch verschmäht / sondern als einen Engel Gottes nähmet ihr mich auf/ja als Christum Jesum. Wie wäret ihr dazumal so selig? Ich bin euer Zeuge / daß / wenn es möglich gewesen wäre / ihr hättet euer Augen ausgerissen / und mir gegeben. Bin ich denn also euer Feind worden / daß ich euch die Wahrheit Vorhalte? 27 Sie eifern um euch nicht fein / sondern sie wollen euch von mir abfällig machen / daß ihr um sie sollt eifern. Eifern ist gut / wenns immerdar geschieht um das Gute / und nicht allein wenn ich gegenwärtig bei euch bin. Meine lieben Kinder / welche ich abermal mit Ängsten gebäre / bis daß Christus in euch eine Gestalt gewinne. Ich wollt aber / daß ich jetzt bei euch wäre / und meine Stimme wandeln könnte / denn ich bin irre an euch. Saget mir / die ihr unter dem Gesetz sein wollt / habt ihr das Gesetz nicht gehöret? Denn es stehet geschrieben / daß Abraham zween Söhne hatte / einen von der Magd / den andern von der Freien. Aber der von der Magd war / ist nach dem Fleisch geboren / der aber von der Freien / ist durch die Verheißung geboren. Die Wort bedeuten etwas. Denn das sind die zwei Testament / eins von dem Berge Sinai / das zur Knechtschaft gebiert / welches ist die Hagar. Denn Hagar heißet in Arabia der Berg Sinai / und langet bis genjerusalem / das zu dieser Zeit ist / und ist dienstbar mit seinen Kindern. 26 Aber das Jerusalem / das droben ist / das ist die Freie / die ist unser aller Mutter. Denn es stehet geschrieben: Sei fröhlich du Unfruchtbare / die du nicht gebierest / und brich herfiir und rufe / die du nicht schwanger bist. Denn die Einsame hat viel mehr Kinder / denn die den Mann hat. Wir aber / lieben Brüder / sind Isaak nach / der Verheißung Kinder. 2g Aber gleichwie zu der Zeit / der nach dem Fleisch geboren war / verfolgete den / der nach dem Geist geboren war / also gehet es jetzt auch. Aber was spricht die Schrift? >Stoß die Magd hinaus mit ihrem Sohn / denn der Magd Sohn soll nicht erben mit dem Sohn der Freien. < So sind wir nu / lieben Brüder / nicht der Magd Kinder / sondern der Freien. Das funft Kapitel So bestehet nu in der Freiheit / damit uns Christus befreiet hat / und lasset euch nicht wiederum in das knechtische Joch fangen. Siehe / ich Paulus sage euch / wo ihr euch beschneiden lasset / so ist euch Christus kein nütz. Ich zeuge abermal einem jedermann / der sich beschneiden lässet / daß er noch das ganze Gesetz schuldig ist zu tun. Ihr habt Christum verloren / die ihr durch das Gesetz gerecht werden wollt / und seid von der Gnade gefallen. Wir aber warten im »schuldig«: Denn ohn Glauben ist kein Herz rein / ohn Herzens Reinigkeil ist kein Werk recht und rein. »Raum gebet«: Das tun die jenen /dieda sagen: Dieweil der Glaube alles tut / so wollen nur nichts Gutes tun / und auf den Glauben uns verlassen. Geist / durch den Glauben / der Gerechtigkeit der man hoffen muß. Denn in Christo Jesu gilt weder Beschneidung noch Vorhaut etwas / sondern der Glaube / der durch die Liebe tätig ist. Ihr liefet fein / wer hat euch aufgehalten / der Wahrheit nicht zu gehorchen? Solch Überreden ist nicht von dem / der euch berufen hat. Ein wenig Sauerteig versauret den ganzen Teig. Ich versehe mich zu euch in dem Herrn / ihr werdet nichts anders gesinnet sein. Wer euch aber irre machet / der wird sein Urteil tragen / er sei wer er wolle. Ich aber / lieben Brüder / so ich die Beschneidung noch predige / warum leide ich denn Verfolgung? So hätte das Ärgernis des Kreuzes aufgehöret. Wollte Gott / daß sie auch ausgerottet würden / die euch verstören. Ihr aber / lieben Brüder / seid zur Freiheit berufen / allein sehet zu / daß ihr durch die Freiheit dem Fleisch nicht Raum gebet / sondern durch die Liebe diene einer dem andern. Denn alle Gesetz werden in einem Wort erfüllet / in dem: >Liebe deinen Nähesten als dich selbst. < So ihr euch aber untereinander beißet und fresset / so sehet zu / daß ihr nicht unternander verzehret werdet. Ich sage aber: Wandelt im Geist / so werdet ihr die Lüste des Fleisches nicht vollbringen. Denn das Fleisch gelüstet wider den Geist / und den Geist wider das Fleisch. Dieselbigc sind widereinander / daß ihr nicht tut was ihr wollet. Regieret euch aber der Geist / so seid ihr nicht unter dem Gesetze. Offenbar sind aber die Werk des Fleisches / als da sind Ehebruch / Hurerei / Unreinigkeit / Unzucht / Abgötterei / Zauberei / Feindschaft / Hader / Neid / Zorn / Zank / Zwietracht / Rotten / Haß / Mord / Saufen / Fressen / und dergleichen. / Von welchen ich euch hab zu vor gesagt/und sage noch zu vor/ daß die solches tun / werden das Reich Gottes nicht erben. Die Frucht aber des Geistes ist Liebe / Freude / Friede / Geduld / Freundlichkeit / Gütigkeit / Glaube / Sanftmut / Keuschheit. Wider solche ist das Gesetz nicht. Welche aber Christum angehören / die kreuzigen ihr Fleisch samt den Lüsten und Begierden. Das sechst Kapitel So wir im Geist leben / so lasset uns auch im Geist wandeln. Lasset uns nicht eiteler Ehre geizig sein / untereinander zu entrüsten und zu hassen. Lieben Brüder / so ein Mensch etwa von einem Feil übereilet würde / so helft ihm wieder zurecht / mit sanftmütigem Geist / die ihr geistlich seid / und siehe auf dich selbst / daß du nicht auch versuchet werdest. Einer trage des andern Last / so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen. So aber sich jemand läßt dünken / er sei etwas / so er doch nichts ist / der betreuget sich selbst. Ein jeglicher aber prüfe sein selbst Werk / und alsdann wird er an ihm selber Ruhm haben / und nicht an einem andern. Denn ein jeglicher wird seine Last tragen. 6 Der aber unterrichtet wird mit dem Wort / der teile mit allerlei Gutes / dem / der ihn unterrichtet. Irret euch nicht / Gott läßt sich nicht „spotten. Denn was der Mensch säet / das wird er ernten. Wer auf sein Fleisch säet / der wird von dem Fleisch das Verderben ernten. Wer aber auf den Geist säet / der wird von dem Geist das ewige Leben ernten. Lasset uns aber Gutes tun / und nicht müde werden / denn zu seiner Zeit werden wir auch ernten / ohn Aufhören. Als wir nu Zeit haben / so lasset uns Gutes tun / anjedermann / allermeist aber an des Glaubens Genossen. 11 Sehet / mit wie vielen Worten hab ich euch geschrieben mit eigener Hand. Die sich wollen angenehme machen nach dem Fleisch / die zwingen euch zu beschneiden / allein daß sie nicht mit dem Kreuz Christi verfolget werden. Denn auch sie selbst / die sich beschneiden lassen / halten das Gesetz nicht / sondern sie wollen / daß ihr euch beschneiden lasset / auf daß sie sich von eurem Fleisch rühmen mögen. Es sei aber ferne von mir / Rühmen / denn allein von dem Kreuz unsers Herrn Jesu Christi / durch welchen mir die Welt gekreuziget ist / und ich der Welt. Denn in Christo Jesu gilt weder Beschneidung noch Vorhaut etwas / sondern eine neue Kreatur. Und wie viel nach dieser Regel einher gehen / über die sei Friede und Barmherzigkeit / und über den Israel Gottes. Hinfort mache mir niemand weiter Mühe / denn ich trage die Malzeichen des Herrn Jesu an meinem Leibe. Die Gnade unsers Herrn Jesu Christi sei mit eurem Geist / heben Brüder / Amen. An die Galater / gesandt von Rom. »nicht an einem andern«: Falsche Lehrer suchen nicht wie sie fromm werden / sondern daß sie nur viel Ruhm bei andern haben/und stehet ihr Ding allein auffremdem Zufall (Zulauf und Anhang / denn sie sind ehrgierig und nicht rechtschaffen. »Regel«: Diese Regel ist nicht der Menschen Lehre/sondern das Evangelium und der Glaube in Christo. Und die Malzeichen sind nicht die Narben an Christi Leib / sondern allerlei Leiden/das wir am Leibe um Christi willen tragen. 11 mit wie vielen Worten. Genauer: mit welch großen Buchstaben. Vorrede auf die Epistel S. Pauli an die Epheser In dieser Epistel lehret S. Paulus aufs erst / was das Evangelium sei / wie es allein von Gott in Ewigkeit versehen (vorgesehen) / und durch Christum verdienet und ausgegangen ist / daß alle / die dran glauben / gerecht / fromm / lebendig / selig / und vom Gesetz / Sünde und Tod frei werden. Das tut er durch die drei ersten Kapitel. Darnach lehret er meiden die Nebenlehren und Menschengebote / auf daß wir an einem Haupt bleiben / gewiß / rechtschaffen und völlig werden in Christo allein / an welchem wirs gar (ganz) haben / daß wir außer ihm nichts (fce)dürfen. Das tut er im vierten Kapitel. Fortan lehret er den Glauben üben und beweisen mit guten Werken / und Sünde meiden. Und mit geistlichen Waffen streiten wider den Teufel / damit wir durchs Kreuz in Hoffnung bestehen mögen. Die Epistel S. Pauli: An die Epheser Das erst Kapitel Paulus ein Apostel Jesu Christi / durch den Willen Gottes. Den Heiligen zu Epheso / und Gläubigen an Christum Jesum. Gnade sei mit euch und Friede / von Gott unserm Vater / und dem Herrn Jesu Christo. Gelobet sei Gott und der Vater unsers Herrn Jesu Christi / der uns j gesegnet hat mit allerlei geistlichem Segen / in himmlischen Gütern / durch Christum. Wie er uns denn erwählet hat durch denselbigen / ehe der Welt Grund gelegt war / daß wir sollten sein heilig und un-sträflich vor ihm in der Liebe. Und hat uns verordnet zur Kindschaft gegen ihn selbst / durch Jesum Christ / nach dem Wohlgefallen seines Willens / zu Lob seiner herrlichen Gnade / durch welche er uns hat angenehm gemacht in dem Geliebten. An welchem wir haben die Erlösung / durch sein Blut / nämlich / die 7 Vergebung der Sünde / nach dem Reichtum seiner Gnade / welche uns reichlich widerfahren ist / durch allerlei Weisheit und Klugheit / und hat uns wissen lassen das Geheimnis seines Willens / nach seinem Wohlgefallen / und hat dasselbige herflirgebracht durch ihn / daß es geprediget würde / da die Zeit erfüllet war / auf daß alle Ding zusammen verfasset würden / in Christo / beide das im Himmel und auch auf Erden ist / durch ihn selbst. Durch welchen wir auch zum Erbteil kommen sind / die wir zuvor verordnet sind / nach dem Vorsatz des / der alle Ding wirket / nach dem Rat seines Willens / auf daß wir etwas seien zu Lob seiner Herrlichkeit / die wir zuvor auf Christum hoffen. .Durch welchen auch ihr gehöret habt das Wort der Wahrheit / nämlich das Evangelium von eurer Seligkeit / durch welchen ihr auch / da ihr glaubetet / versiegelt worden seid mit dem heiligen Geist der Verheißung / welcher ist das Pfand unsers Erbes / zu unser Erlösung / daß wir sein Eigentum würden / zu Lob seiner Herrlichkeit. Darum auch ich / nachdem ich gehöret hab von dem Glauben bei euch / an den Herrn Jesum / und von euer Liebe zu allen Heiligen / höre ich nicht auf zu danken für euch / und gedenke euer in meinem Gebet / daß der Gott unsers Herrn Jesu Christi / der Vater der Herrlichkeit / gebe euch den Geist der Weisheit und der Offenbarung / zu seiner selbst Erkenntnis / und erleuchtete Augen euers Verständnisses / daß ihr erkennen möget / welche da sei die Hoffnung euers Berufs / und welcher sei der Reichtum seines herrlichen Erbes an seinen Heiligen / und welche da sei die überschwengliche Größe seiner Kraft an uns / die wir glauben nach der Wirkung seiner mächtigen Stärke / welche er gewirkt hat in Christo / da er ihn von den Toten auferweckt hat / und gesetzt zu seiner Rechten / im Himmel / über alle Fürstentum / Gewalt / Macht / Herrschaft / und alles was genannt mag werden / nicht allein in dieser Welt / sondern auch in der zukünftigen. Und hat alle Ding unter seine Füße getan / und hat ihn gesetzt zum Haupt der Gemeine über alles / welche da ist sein Leib / nämlich die Fülle des / der alles in allen erfüllet. Das ander Kapitel Und auch euch / da ihr tot wäret / durch Übertretungen und Sünden / in welchen ihr weiland gewandelt habt / nach dem Lauf dieser Welt / und nach dem Fürsten / der in der Luft herrschet / nämlich / nach dem Geist / der zu dieser Zeit sein Werk hat in den Kindern des Unglaubens / unter welchem wir auch alle weiland unsern Wandel »verfasset«: Gott will Christo alle Ding untertan und (ihn) für einen HErrn und Haupt gehalten haben/ Psalm 8. Also / daß/werden nicht hat/soll keinen Gott haben. »über alles«: Christus ist ein solch Haupt der Gemeine/daß er gleichwohl über alles ein HErr ist / über Teufel / Welt /etc. »erfüllet«: Christus ist und wirket alle Werk in allen Kreaturen. Darum ist sein alle Kreatur voll. Also ist auch seine gemeine Christenheitseine Fülle / daß sie samt ihm ein ganzer Leib und völliger Haufe ist. »das Gesetz«: Das Gesetz war die Feindschaft zwischen Heiden und Juden / denn da durch wollten die Juden besser sein. Nu aber ohn Gesetz alle zumal/ durch Christum den Geist haben / hat solche Feindschaft ein Ende / und ist einer wie der ander. gehabt haben / in den Lüsten unsers Fleisches / und taten den Willen des Fleisches / und der Vernunft / und waren auch Kinder des Zorns von Natur / gleichwie auch die andern. Aber Gott / der da reich ist von Barmherzigkeit / 4 durch seine große Liebe / damit er uns geliebet hat / da wir tot waren in den Sünden / hat uns samt Christo lebendig gemacht (denn aus Gnade seid ihr selig worden) und hat uns samt ihm auferweckt / und samt ihm in das himmlische Wesen gesetzt / in Christo Jesu / auf daß er erzeigete in den zukünftigen Zeiten den überschwenglichen Reichtum seiner Gnade / durch seine Güte über uns in Christo Jesu. Denn aus Gnade seid ihr selig worden / durch den Glauben / und dasselbige nicht aus euch / Gottes Gabe ist es / nicht aus den Werken / auf daß sich nicht jemand rühme. Denn wir sind sein Werk / geschaffen in Christo Jesu / zu guten Werken / zu welchen Gott uns zuvor bereitet hat / daß wir darinnen wandeln sollen. Darum gedenket daran / daß ihr / die ihr weiland nach 11 dem Fleisch Heiden gewesen seid / und die Vorhaut genennet wurdet / von denen / die genennet sind die Beschneidung nach dem Fleisch / die mit der Hand geschieht / daß ihr zu derselbigen Zeit wäret ohn Christo / Fremde und außer der Bürgerschaft Israels / und Fremde von den Testamenten der Verheißung / daher ihr keine Hoffnung hattet / und wäret ohn Gott in der Welt. Nu aber / die ihr in Christo Jesu seid / und weiland ferne gewesen / seid 1111 nahe worden / durch das Blut Christi. Denn er ist unser Friede / der aus beiden Eines hat ge- 14 macht / und hat abgebrochen den Zaun / der dazwischen war / in dem / daß er durch sein Fleisch wegnahm die Feindschaft / nämlich das Gesetz / so in Geboten gestehet war / auf daß er aus zweien einen neuen Menschen in ihm selber schäftete / und Frieden 111a-chete / und daß er beide versöhnete mit Gott in einem Leibe / durch das Kreuz / und hat die Feindschaft getötet / durch sich selbst. Und ist kommen / hat verkündiget im Evangelio den Frieden /euch die ihr ferne wäret / und denen die nahe waren / denn durch ihn haben wir den Zugang alle beide / in einem Geiste / zum Vater. 19 So seid ihr nu nicht mehr Gäste / und Fremdlinge / sondern Bürger mit den Heiligen / und Gottes Hausgenossen / erbauet auf den Grund der Apostel und Propheten / da Jesus Christus der Eckstein ist / auf welchen / der ganze Bau in einander gefliget / wächst / zu einem heiligen Tempel / in dem Herrn / auf welchen auch ihr mit erbauet werdet / zu einer Behausung Got-„ tes / im Geist. Das dritte Kapitel Derhalben ich Paulus / der Gefangene Christijesu / für euch Heiden / nachdem ihr gehöret habt von dem Amt der Gnade Gottes / die mir an euch gegeben ist / daß mir ist kund worden dieses Geheimnis durch Offenbarung / wie ich droben aufs kürzest geschrieben habe / daran ihr / so ihrs leset / merken könnt meinen Verstand an dem Geheimnis Christi / welchs nicht kund getan ist / in den vorigen Zeiten den Menschenkindern / als es nu offenbart ist seinen heiligen Aposteln und Propheten / durch den Geist / nämlich / daß die Heiden Miterben seien / und mit eingeleibet und Mitgenossen seiner Verheißung in Christo / durch das Evangelium / des ich ein Diener worden bin / nach der Gabe aus der Gnade Gottes / die mir nach seiner mächtigen Kraft gegeben ist. 8 Mir dem allergeringsten unter allen Heiligen / ist gegeben diese Gnade / unter die Heiden zu verkündigen den unausforschlichen Reichtum Christi / und zu erleuchten jedermann / welche da sei die Gemeinschaft des Geheimnisses / das von der Welt her in Gott verborgen gewesen ist / der alle Ding geschaffen hat / durch Jesum Christ / auf daß jetzt kund würde / den Fürstentümern / und Herrschaften in dem Himmel / an der Gemeine / die mannigfaltige Weisheit Gottes / nach dem Vorsatz von der Welt her / welche er beweiset hat in Christo Jesu unserm Herrn / durch weichen »den Fürstentümern«: Die Engel im Himmel / ob sie wohl voll Gottes sind/so erfahren sie doch täglich an der Christenheit neue Gnaden und Gaben /die Gott täglich ausgibt . Wie auch Christus Lukas 15 spricht/daßsich die Engel freuen übereinen Sünder/der Buße lut. »Kinder«: Es sind auch alle Engel / alle Christen /ja auch aller Menschen Kinder/Gottes Kinder/ denn er sie alle geschaffen hat. »die Breite«: Die Liebe beweiset / daß der Glaube rechtschaffen sei. Derselbige begreifet denn daß nichts so breit / lang / tief / hoch sei / da Christus nicht Macht habe und helfen könnte /und'furchtetsich nicht weder vor Sünde / Tod /noch Hölle / es sei breit /lang/ tiefetc. Wie Psalm 139 auch sagt: Quo ibo a spiritu tuo? (Wo soll ich hingehen vor deinem Geist?) »lieb haben«: Viel ein größer Ding ists Christum lieb haben / denn viel predigen können /1. Korinther 8. » Wissen blähet auf/ Lieben bessert.« Item / »So jemand Gott liebet /der ist von ihm erkannt.« Johannes 21: >Petre / amas me?< (Petrus / hast du mich lieb?) »Gottesßille«: Daß Gott alleine in euch regiere und wirke /und ihr sein voll seid. wir haben Frcidigkeit und Zugang in aller Zuversicht / durch den Glauben an ihn. Darum bitte ich / daß ihr nicht müde werdet / um meiner Trübsale willen / die ich für euch leide / welche euch eine Ehre sind. Derhalben beuge ich meine Knie / gegen den Vater 14 unsers Herrn Jesu Christi / der der rechte Vater ist über alles / was da Kinder heißet im Himmel und auf Erden / daß er euch Kraft gebe / nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit / stark zu werden durch seinen Geist / an dem inwendigen Menschen / und Christum zu wohnen durch den Glauben in euren Herzen / und durch die Liebe eingewurzelt und gegründet werden / auf daß ihr begreifen möget mit allen Heiligen / welches da sei die Breite / und die Länge / und die Tiefe / und die Höhe / auch erkennen daß Christum liebhaben / viel besser ist / denn alles Wissen / auf daß ihr erfüllet werdet mit allerlei Gottesfülle. Dem aber / der überschwenglich tun kann / über alles / 20 das wir bitten oder verstehen / nach der Kraft / die da in uns wirket / dem sei Ehre in der Gemeine / die in Christo Jesu ist / zu aller Zeit / von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. Das vierte Kapitel So ermahne nu euch ich Gefangener in dem Herrn / daß ihr wandelt / wie sichs gebührt eurem Beruf / darinnen ihr berufen seid / mit aller Demut und Sanftmut / mit Geduld / und vertraget einer den andern in der Liebe und seid fleißig zu halten die Einigkeit im Geist / durch das Band des Friedens. Ein Leib und ein Geist / wie ihr auch berufen seid aut einerlei Hoffnung euers Berufs. Ein Herr / ein Glaube / eine Taufe / ein Gott und Vater unser aller / der da ist über euch alle / und durch euch alle / und in euch allen. Einem jeglichen aber unter uns ist gegeben die Gna- 7 de / nach dem Maß der Gabe Christi. Darum spricht er: Er ist aufgefahren in die Höhe / und hat das Gefängnis gefangen geführet / und hat den Menschen Gaben gegeben. Daß er aber aufgefahren ist / was ists / denn da er zuvor ist hinunter gefahren in die untersten Orter der Erden? Der hinunter gefahren ist / das ist derselbige / der aufgefahren ist über alle Himmel / auf daß er alles erfi.il— lete. 11 „ Und er hat etliche zu Aposteln gesetzt / etliche aber zu Propheten / etliche zu Evangelisten / etliche zu Hirten und Lehrern / daß die Heiligen zugerichtet werden zum Werk des Amts / dadurch der Leib Christi erbauet werde / bis daß wir alle hinan kommen / zu einerlei Glauben und Erkenntnis des Sohns Gottes / und ein vollkommen Mann werden / der da sei in dem Maße des vollkommenen Alters Christi / auf daß wir nicht mehr Kinder seien / und uns (be)wegen und wiegen lassen / von allerlei Wind der Lehre / durch Schalkheit der Menschen und Täuscherei / da mit sie uns erschleichen zu verfuhren. 15 Lasset uns aber rechtschaffen sein in der Liebe / und wachsen in allen Stücken / an dem / der das Haupt ist / Christus / aus welchem der ganze Leib zusammen ge-fuget / und ein Glied am andern hanget / durch alle Gelenke / dadurch eins dem andern Handreichung tut / nach dem Werk einesjeglichen Gliedes / in seinem Maße / und machet / daß der Leib wachset zu seiner selbst Besserung / und das alles in der Liebe. j 7 So sage ich nu / und zeuge in dem Herrn / daß ihr nicht mehr wandelt wie die andern Heiden wandeln / in der Eitelkeit ihres Sinnes / welcher Verstand verfinstert ist / und sind entfremdet von dem Leben / das aus Gott ist / durch die Unwissenheit / so in ihnen ist / durch die Blindheit ihres Herzens / welche ruchlos sind / und ergeben sich der Unzucht / und treiben allerlei Unreinigkeit samt dem Geiz. Ihr aber habt Christum nicht also gelernet / so ihr anders von ihm gehöret habt / und in ihm gelehret seid / wie in Jesu ein rechtschaffen We- »das Gefängnis«. Das ist: die Sünde / Tod /und Gewissen /daß sie uns nicht Jähen und noch halten mögen. »alles erfüllen«: Daß er alles in allen Dingen wirke und ohn ihn nichts getan /geredt / noch gedacht werde. »zugerichtet«: Das ist / wohl gerüstet / und allenthalben versorget und zubereitet/daß nichts fehle zum Amt der Christenheit etc. »Schalkheit«: Das ist / wie die Spitzbuben mit dem Würfel umgehen /alsogehen die mit der Schrifi um/die Menschenlehre vorgeben. sen ist. So leget nu von euch ab / nach dem vorigen Wandel / den alten 22 Menschen / der durch Lüste im Irrtum sich verderbet. Erneuert euch aber im Geist euers Gemüts / und ziehet den neuen Menschen an / der nach Gott geschaffen ist / in rechtschaffener Gerechtigkeit und Heiligkeit. Darum leget die Lügen ab und redet die Wahrheit ein jeglicher mit seinem Nähesten / sintemal wir unternander Glieder sind. Zürnet und sündiget nicht / lasset die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen. Gebet auch nicht Raum dem Lästerer. Wer gestohlen hat / der stehle nicht mehr / sondern arbeite / und schaffe mit den Händen etwas Guts / auf daß er habe zu geben dem Dürftigen. Lasset kein faul Geschwätz aus eurem Munde gehen / sondern was 29 nützlich zur Besserung ist / da es not tut / daß es holdselig sei zu hören. Und betrübet nicht den heiligen Geist Gottes / damit ihr versiegelt seid / auf den Tag der Erlösung. Alle Bitterkeit und Grimm / und Zorn / und Geschrei / und Lästerung sei ferne von euch / samt aller Bosheit. Seid aber untereinander freundlich / herzlich / und vergebet einer dem andern / gleich wie Gott euch vergeben hat / in Christo. Das funft Kapitel »böse Zeit« (Vers 15): Es begegnen einem Christen so mancherlei Hindernis und Ursache nützliche Geschäfte zu versäumen /daßer schier wie ein Gefangener sich los reißen/und die Zeitgleich stehlen/und etwa auch teuer lösen mußmit Ungunst etc. Wie man spricht: Amicifurestem-poris. (Freunde stehlendieZeit.) So seid nu Gottes Nachfolger / als die lieben Kinder / und wandelt in der Liebe / gleichwie Christus uns hat geliebet / und sich selbst dargegeben für uns / zur Gabe und Opfer / Gott zu einem süßen Geruch. Hurerei aber und alle Unreinigkeit oder Geiz lasset nicht von euch gesagt werden / wie den Heiligen zustehet / auch schandbare Wort und Narrenteiding / oder Scherze / welche euch nicht ziemen / sondern viel mehr Danksagung. Denn das sollt ihr wissen / daß kein Hurer oder Unreiner oder Geiziger (welcher ist ein Götzendiener) Erbe hat an dem Reich Christi und Gottes. Lasset euch niemand verführen mit vergeblichen Worten / denn um dieser willen kommt der Zorn Gottes über die Kinder des Unglaubens. Darum seid nicht ihre Mitgenossen. Denn ihr wäret weiland Finsternis / nu aber seid ihr ein Licht in dem Herrn. Wandelt wie die Kinder des Lichts. Die Frucht des Geistes ist allerlei Gütigkeit und Gerechtigkeit und Wahrheit / und prüfet / was da sei 4 welche euch nicht ziemen. Bis 1 }2y: und was sich nicht zur Sache reimet. 9 die Frucht des Geistes. Nach besserer griechischer Lesart: die Frucht des Lichtes. 4 wohlgefällig dem Herrn. Und habt nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis / strafet sie aber viel mehr. Denn was heimlich von ihnen geschieht / das ist auch schändlich zu sagen. Das alles aber wird offenbar / wenns vom Licht gestrafet wird / denn alles was offenbar wird / das ist Licht. Darum spricht er: Wache auf / der du schlafest / und stehe auf von den Toten / so wird dich Christus erleuchten. 15 So sehet nu zu / wie ihr vorsichtiglich wandelt / nicht als die Unwei-„sen / sondern als die Weisen / und schicket euch in die Zeit / denn es ist böse Zeit. Darum werdet nicht unverständig / sondern verständig / was da sei des Herrn Wille. Und saufet euch nicht voll Weins / daraus ein unordig Wesen folget / sondern werdet voll Geistes. Und redet untereinander von Psalmen und Lobsängen und geistlichen Liedern / singet und spielet dem Herrn in euren Herzen / und saget Dank alle Zeit für alles / Gott und dem Vater / in dem Namen unsers Herrn Jesu Christi. Und seid untereinander untertan / in der Furcht Gottes. 22 Die Weiber seien untertan ihren Männern / als dem Herrn / denn der Mann ist des Weibes Haupt / gleich wie auch Christus das Haupt ist der Gemeine / und er ist seines Leibes Heiland. Aber wie nu die Gemeine ist Christo untertan / also auch die Weiber ihren Männern in allen Dingen. Ihr Männer / hebet eure Weiber / gleich wie Christus geliebet hat die Gemeine / und hat sich selbst für sie gegeben / aufdaß er sieheiligete / und hat sie gereiniget durch das Wasserbad im Wort / auf daß er sie ihm selbst darstellete eine Gemeine / die herrlich sei / die nicht hab einen Flecken oder Runzel / oder des etwas / sondern daß sie heilig sei und unsträflich. 28 Also sollen auch die Männer ihre Weiber heben / als ihre eigenen Leiber. Wer sein Weib hebet / der hebet sich selbst. Denn niemand hat jemal sein eigen Fleisch gehasset / sondern er nähret es / und pfleget sein / gleich wie auch der Herr die Gemeine. Denn wir sind Glieder seines Leibs / von seinem Fleisch und von seinem Gebeine. )Um des willen wird ein Mensch verlassen Vater und Mutter / und seinem Weib anhangen / und werden zwei ein Fleisch sein.< Das Geheimnis ist groß / ich sage aber von Christo und der Gemeine. Doch auch ihr / ja ein jeglicher habe heb sein Weib als sich selbst. Das Weib aber fürchte den Mann. »unordig«: Wie wirsehen/daß die Trunkenbolde wild /fiech / unverschämt und aller Ding ungezogen sind / mit Worten / Schreien / Gebärden /und der gleichen. »Geheimnis«: Sakrament oder Mysterium / heißet Geheimnis oderein verborgen Ding/das doch von außen seine Bedeutung hat. Also ist Christus und seine Gemeine ein Geheimnis / eingroßheilig verborgen Ding / das man glauben und nicht sehen kann. Es wird aber durch Mann und Weib als durch sein äußerlich Zeichen bedeutet. Das gleich wie Mann und Weib ein Leib sind / und alle Güter gemein haben / also Imtauch die Gemeine alles / was Christus ist und hat. »treiben das Evangelium«. Das ist: predigen /bekennen und alles tun / was zum Evangeliumgehört. Das sechst Kapitel Ihr Kinder seid gehorsam euren Eltern / in dem Herrn / denn das ist billig. >Ehre Vater und Mutten / das ist das erste Gebot / das Verheißung hat: lauf daß dirs wohlgehe / und lange lebest auf Erden.< Und ihr Väter reizet eure Kinder nicht zu Zorn / sondern ziehet sie auf in der Zucht und Vermahnung zu dem Herrn. Ihr Knechte seid gehorsam euren leiblichen Herrn / mit Furchte und 3 Zittern / in Einfältigkeit euers Herzens / als Christo / nicht mit Dienst allein vor Augen / als den Menschen zu gefallen / sondern als die Knechte Christi. Daß ihr solchen Willen Gottes tut von Herzen / mit gutem Willen / lasset euch dünken / daß ihr dem Herrn dienet / und nicht den Menschen / und wisset was ein jeglicher Gutes tun wird / das wird er von dem Herrn empfahen / er sei ein Knecht oder ein Freier. Und ihr Herrn tut auch dasselbige gegen ihnen / und lasset das g Dräuen / und wisset / daß auch euer Herr im Himmel ist / und ist bei ihm kein Ansehen der Person. Zuletzt / meine Brüder / seid stark in dem Herrn / und in der Macht 10 seiner Stärke. Ziehet an den Harnisch Gottes / daß ihr bestehen 11 könnt gegen die listigen Anläufe des Teufels. Denn wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen / sondern mit Fürsten und Gewaltigen / nämlich mit den Herrn der Welt / die in der Finsternis dieser Welt herrschen / mit den bösen Geistern unter dem Himmel. Um des willen / so ergreifet den Harnisch Gottes / auf daß ihr / wenn das ij böse Stündlein kommt / Widerstand tun / und alles wohl ausrichten / und das Feld behalten möget. So stehet nu / umgürtet eure Lenden mit Wahrheit / und angezogen 14 mit dem Krebs der Gerechtigkeit / und an Beinen gestiefelt / als fertig zu treiben das Evangelium des Friedens / da mit ihr bereitet seid. Vor allen Dingen aber / ergreifet den Schild des Glaubens / mit welchem ihr auslöschen könnt alle feurigen Pfeile des Bösewichtes. Und nehmet den Helm des Heils / und das Schwert des Geistes / welches ist das Wort Gottes. Und betet stets in allem Anliegen mit Bitten und Flehen / im Geist / und wachet dazu mit allem Anhalten und Flehen / für alle Heiligen / und für mich / auf daß mir gegeben werde das Wort / mit freidigem Auftun meines Mundes / daß ich ii und ij Harnisch: die volle Waffenriistung. 14 Krebs: Brustharnisch. möge kund machen das Geheimnis des Evangelii / welches Bote ich bin in der Ketten / auf daß ich darinnen freidig handeln möge / und reden wie sichs gebührt. Auf daß aber ihr auch wisset / wie es um mich stehet / und was ich schaffe / wirds euch alles kund tun Tychikus / mein lieber Bruder und getreuer Diener in dem Herrn / welchen ich gesandt habe zu euch / um desselbigen willen / daß ihr erfahret / wie es um mich stehet / und daß er eure Herzen tröste. Friede sei den Brüdern / und Liebe mit Glauben / von Gott dem Vater / und dem Herrn Jesu Chri-.sto. Gnade sei mit allen / die da lieb haben unsern Herrn Jesum Christ unverrückt / Amen. Geschrieben von Rom / an die Epheser durch Tychikum. Vorrede auf die Epistel S. Pauli an die Philipper In dieser Epistel lobet und ermahnet S. Paulus die Philipper / daß sie bleiben und fort fahren sollen im rechten Glauben / und zunehmen in der Liebe. Dieweil aber dem Glauben allezeit Schaden tun die falschen Apostel und Werklehrer / warnet er sie vor den selbigen. Und zeiget ihnen an mancherlei Prediger / etliche gute / etliche böse / auch sich selbst und seine Jünger Timotheum und Epaphroditum. Das tut er im ersten / zweiten Kapitel. Im dritten verwirft er die glaublose und menschliche Gerechtigkeit / so durch die falschen Apostel gelehret und gehalten wird. Setzt sich selbst zum Exempel / der in solcher Gerechtigkeit herrlich gelebt habe, und doch nu nichts davon halte / um Christi Gerechtigkeit willen. Denn jene machet nur den Bauch zum Gott, und Feinde des Kreuzes Christi. Im vierten ermahnet er sie zum Frieden und guten äußerlichen Wandel gegenander. Und danket ihnen ßir ihr Geschenk / das sie ihm gesandt haben. Die Epistel S. Pauli: An die Philipper Das erst Kapitel Paulus und Timotheus / Knechte Jesu Christi. Allen Heiligen in Christo Jesu zu Philippen / samt den Bischöfen und Dienern. Gnade sei mit euch und Friede / von Gott unserm 2 Vater / und dem Herrn Jesu Christo. Ich danke meinem Gott / so oft ich euer gedenke (welchs ich alle Zeit 3 tue / in alle meinem Gebet ßir euch alle / und tu das Gebet mit Freuden) über euer Gemeinschaft am Evangelio / vom ersten Tage an bis her / und bin desselbigen in guter Zuversicht / daß / der in euch angefangen hat das gute Werk / der wirds auch vollßihren bis an den Tag Jesu Christi. Wie es denn mir billig ist / daß ich dermaßen von euch allen halte / darum daß ich euch in meinem Herzen habe / in diesem meinem Gefängnis / darin ich das Evangelium verantworte und bekräftige / als die ihr alle mit mir der Gnade teilhaftig seid. 8 Denn Gott ist mein Zeuge / wie mich nach euch allen verlangt von Herzensgrund in Jesu Christo. Und daselbst um bete ich / daß eure Liebe je mehr und mehr reich werde / in allerlei Erkenntnis und Erfahrung / daß ihr prüfen möget / was das Beste sei / auf daß ihr seid lauter und unanstößig bis auf den Tag Christi / erfüllet mit Früchten der Gerechtigkeit / die durch Jesum Christum geschehen (in euch) zu Ehre und Lobe Gottes. Ich lasse euch aber wissen / lieben Brüder / daß / wie es um mich stehet / das ist nur mehr zur Förderung des Evangelii geraten / also / 13 daß meine Bande offenbar worden sind in Christo / in dem ganzen Richthause / und bei den andern allen / und viel Brüder in dem Herrn / aus meinen Banden Zuversicht gewonnen / desto dürstiger (kühner) geworden sind / das Wort zu reden ohn Scheu. Etliche zwar predigen Christum / auch um Haß und Haders willen / etliche aber aus guter Meinung. Jene verkündigen Christum aus Zank und nicht lauter / denn sie meinen / sie wollen eine Trübsal zuwenden meinen Banden / diese aber aus Liebe / denn sie wissen / daß ich zur Verantwortung des Evangelii hie liege. 18 Was ist ihm aber denn? Daß nur Christus verkündiget werde allerlei Weise / es geschehe zufallens / oder rechter Weise / so freue ich mich doch darinne / und will mich auch freuen. Denn ich weiß / daß mir dasselbige gelinget zur Seligkeit / durch euer Gebet / und durch Handreichung des Geistes Jesu Christi / wie ich endlich warte und hoffe / daß ich in keinerlei Stück zu Schanden werde / sondern daß mit aller Freidigkeit / gleich wie sonst allezeit / also auch jetzt / Christus hoch gepreiset werde an meinem Leibe / es sei durch Leben oder durch Tod. Denn Christus ist mein Leben / und Sterben ist mein Gewinn. 22 Sintemal aber im Fleisch leben / dienet mehr Frucht zu schaffen / so weiß ich nicht / welchs ich erwählen soll. Denn es liegt mir beides hart an. Ich habe Lust abzuscheiden / und bei Christo zu sein / welches auch viel besser wäre. Aber es ist nötlicher im Fleisch bleiben / um euretwillen. Und in guter Zuversicht weiß ich / daß ich bleiben und bei euch allen sein werde / euch zur Förderung und zur Freude des Glaubens / auf daß ihr euch sehr rühmen möget / in Christo Jesu / an mir / durch meine Zukunft wieder zu euch. 13 meine Bande ... in Christo. Gemeint ist: es ist offenbar geworden, daß ich meine Bande um Christi willen trage. Wandelt nur würdiglich dem Evangelio Christi / auf daß / ob ich 27 komme und sehe euch / oder abwesend von euch höre / daß ihr stehet in einem Geist und einer Seele / und samt uns kämpfet für den Glauben des Evangelii / und euch in keinem Weg erschrecken lasset von den Widersachern / welchs ist ein Anzeichen ihnen der Verdammnis / euch aber der Seligkeit / und dasselbige von Gott. Denn euch ist gegeben / um Christi willen / zu tun / daß ihr nicht allein an ihn glaubet / sondern auch um seinetwillen leidet / und habet densel-bigen Kampf / welchen ihr an mir gesehen habt / und nu von mir höret. Das ander Kapitel »ohn Zweifel« Daß sie nicht murren wider Gott / in Ungeduld /auch nicht wanken im Glauben. Ist nu bei euch Ermahnung in Christo / ist Trost der Liebe / ist Gemeinschaft des Geistes / ist herzliche Liebe und Barmherzigkeit / so erfüllet meine Freude / daß ihr eines Sinnes seid / gleiche Liebe habt / einmütig und einhellig seid. Nichts tut durch Zank oder eitel Ehre / sondern durch Demut achtet euch untereinander einer den andern höher / denn sich selbst / und ein jeglicher sehe nicht auf das Seine / sondern auf das des andern ist. Ein jeglicher sei gesinnet / wiejesus Christus auch war / welcher / ob 5 er wohl in göttlicher Gestalt war / hielt ers nicht für einen Raub / Gotte gleich sein / sondern äußerte sich selbst / und nahm Knechts Gestalt an / ward gleich wie ein ander Mensch / und an Gebärden als ein Mensch erfunden / erniedrigete sich selbst / und ward gehorsam bis zum Tode / ja zum Tode am Kreuz. Darum hat ihn auch Gott erhöhet / und hat ihm einen Namen gegeben / der über alle Namen ist / daß in dem Namen Jesu sich beugen sollen alle derer Knie / die im Himmel und auf Erden und unter der Erden sind / und alle Zungen bekennen sollen / daß Jesus Christus der Herr sei / zur Ehre Gottes des Vaters. Also meine Liebesten / wie ihr alle Zeit seid gehorsam gewesen / nicht allein in meiner Gegenwärtigkeit / sondern auch nu viel mehr in meinem Abwesen / schaffet / daß ihr selig werdet / mit Furcht und Zittern. Denn Gott ists / der in euch wirket / beide das Wollen und das Tun / nach seinem Wohlgefallen. Tut alles ohn Murmelung und ohn Zweifel / auf daß ihr seid ohn 14 Tadel / und lauter / und Gottes Kinder / unsträflich / mitten unter dem unschlachtigen und verkehreten Geschlecht / unter welchem ihr scheinet als Lichter in der Welt / damit / daß ihr haltet ob dem Wort des Lebens / mir zu einem Ruhm an dem Tage Christi / als der ich nicht vergeblich gelaufen noch vergeblich gearbeitet habe. Und ob ich geopfert werde / über dem Opfer und Gottesdienst euers Glaubens / so freue ich mich / und freue mich mit euch allen. Dessel-bigen sollt ihr euch auch freuen / und sollt euch mit mir freuen. ig Ich hoffe aber in dem Herrn Jesu / daß ich Timotheum balde werde zu euch senden / daß ich auch erquicket werde / wenn ich erfahre / wie es um euch stehet. Denn ich habe keinen / der so gar meines Sinnes sei / der so herzlich für euch sorget. Denn sie suchen alle das Ihre / nicht das Christi Jesu ist. Ihr aber wisset / daß er rechtschaffen ist / denn wie ein Kind dem Vater / hat er mir gedienet am Evange-lio. Denselbigen hoffe ich / werde ich senden von Stund an / wenn ich erfahren habe / wie es um mich stehet. Ich vertraue aber in dem Herrn / daß auch ich selbst schier kommen werde. 23 Ich habs aber für nötig angesehen / den Bruder Epaphroditum zu euch zu senden / der mein Gehülfe und Mitstreiter / und euer Apostel / und meiner Notdurft Diener ist. Sintemal er nach euch allen Verlangen hatte / und war hoch bekümmert / darum daß ihr gehöret hattet / daß er krank war gewesen. Und er war zwar todkrank / aber Gott hat sich über ihn erbarmet / nicht allein über ihn / sondern auch über mich / auf daß ich nicht eine Traurigkeit über die ander hätte. Ich habe ihn aber desto eilender gesandt / auf daß ihr ihn sehet / und wieder fröhlich werdet / und ich auch der Traurigkeit weniger habe. So nehmet ihn nu auf in dem Herrn / mit allen Freuden. Und habt solche in Ehren / denn um des Werks Christi willen ist er dem Tode so nahe kommen / da er sein Leben geringe bedachte / auf daß er mir dienete an euer Statt. Das dritte Kapitel Weiter / lieben Brüder / freuet euch in dem Herrn. Daß ich euch immer einerlei schreibe / verdreußt mich nicht / und macht euch deste gewisser. Sehet auf die Hunde / sehet auf die bösen Arbeiter / 3 sehet auf die Zerschneidung. Denn wir sind die Beschneidung / die wir Gotte im Geist dienen / und rühmen uns von Christo Jesu / und verlassen uns nicht auf Fleisch / wiewohl ich auch habe t daß ich mich Fleisches rühmen möchte. So ein ander sich dünken lasset / er »geopfert werden«: Das ist/ob ich sterben müsse über dem/daß ich euch zu Gottes Dienern und Op fern gemacht hab durchs Evangelium und Glauben/so soll michs nicht dauern /sondern wills mit Freuden tun / und ihr sollt mirdasselb auch mit Freuden gönnen. »Zerschneidung«: Ernennet die falschen Prediger die Zerschneidung darum /daßsie die Beschneidung als nötig zur Seligkeit lehreten /damit die Herzen von dem Glauben abgeschnitten werden. Das ist: Christus hat mich berufen und also zu seiner Gnade bracht/demselbi-gen wollt ich gern gnug tun und auch ergreifen. »einer Regel«: DaßsolcheOf-fenbarungnicht widerdenGlau-benundgeistliche Einigkeitsei. möge sich Fleisches rühmen / ich viel mehr / der ich am achten Tag beschnitten bin / einer aus dem Volk von Israel / des Geschlechts Ben Jamin / ein Hebräer aus den Hebräern / und nach dem Gesetz ein Pharisäer / nach dem Eifer ein Verfolger der Gemeine / nach der Gerechtigkeit im Gesetz gewesen unsträflich. Aber was mir Gewinn war / das hab ich um Christi willen für Schaden geachtet. Denn ich achte es alles für Schaden / gegen die überschwengliche Erkenntnis Christi Jesu meines Herrn / um welches willen ich alles habe für Schaden gerechnet / und acht es für Dreck / auf daß ich Christum gewinne / und in ihm erfunden werde / daß ich nicht habe meine Gerechtigkeit / die aus dem Gesetz / sondern die durch den Glauben an Christum kommt/nämlich die Gerechtigkeit / die von Gott dem Glauben zugerechnet wird / zu erkennen ihn / und die Kraft seiner Auferstehung / und die Gemeinschaft seiner Leiden / daß ich seinem Tode ähnlich werde / damit ich entgegen komme / zur Auferstehung der Toten. Nicht daß ichs schon ergriffen habe / oder schon vollkommen sei. Ich jage ihm aber nach / ob ichs auch ergreifen möchte / nachdem ich von Christo Jesu ergriffen bin. Meine Brüder / ich schätze mich selbst noch nicht / daß ichs ergriffen habe. Eines aber sage ich: ich vergesse was da hinten ist / und strecke mich zu dem / das da vorne ist / und jage nach dem vorgesteckten Ziel / nach dem Kleinod / welches vorhält die himmlische Berufung Gottes in Christo Jesu. Wie viel nu unser vollkommen sind / die lasset uns also gesinnet sein/ und sollt ihr sonst etwas halten / das lasset euch Gott offenbaren. Doch so ferne / daß wir nach einer Regel / darein wir kommen sind / wandeln / und gleich gesinnet sein. Folget mir / lieben Brüder / und sehet auf die / die also wandeln / wie ihr uns habt zum Vorbilde. Denn viel wandeln / von welchen ich euch oft gesagt habe / nu aber sage ich auch mit Weinen / die Feinde des Kreuzes Christi / welcher Ende ist das Verdammnis / welchen der Bauch ihr Gott ist / und ihre Ehre zu Schanden wird / dere / die irdisch gesinnet sind. Unser Wandel aber ist im Himmel / von dannen wir auch warten des Heilands Jesu Christi des Herrn / welcher unsern nichtigen Leib verklären wird / daß er ähnlich werde seinem verkläreten Leibe / nach der Wirkung / da er mit kann auch alle Ding ihm untertänig machen. 12 20 Unser Wandel. Bis 1527 (dem Urtext besser entsprechend): unsere Bürgerschafi. Das vierte Kapitel Also / meine lieben und gewünschten Brüder / meine Freude und meine Krone / bestehet also in dem Herrn / ihr Lieben. Die Evodia ermahne ich / und die Syntyche ermahne ich / daß sie eines Sinnes 3 seien in dem Herrn. Ja ich bitte auch dich / mein treuer Geselle / stehe ihnen bei / die samt mir über dem Evangelio gekämpfet haben / mit Clemens und den andern meinen Gehülfen / welcher Namen sind in dem Buch des Lebens. Freuet euch in dem Herrn allwege / und abermal sage ich: freuet euch. Euer Lindigkeit lasset kund sein allen Menschen. Der Herr ist nahe. Sorget nichts / sondern in allen Dingen lasset euer Bitte im Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kund werden. Und der Friede Gottes / welcher höher ist denn alle Vernunft / bewahre eure Herzen und Sinne in Christo Jesu. 8 Weiter / lieben Brüder / was wahrhaftig ist / was ehrbar / was gerecht / was keusch / was lieblich / was wohl lautet / ist etwa eine Tugend / ist etwa ein Lob / dem denket nach / welchs ihr auch gelernet und empfangen und gehöret und gesehen habt an mir / das tut. So wird der Herr des Friedens mit euch sein. Ich bin aber höchlich erfreuet / in dem Herrn / daß ihr wieder wacker worden seid / für mich zu sorgen / wiewohl ihr allweg gesorget habt / aber die Zeit hats nicht wollen leiden. Nicht sage ich das des Mangels halben / denn ich habe gelernet / bei welchen ich bin / mir genügen lassen. Ich kann niedrig sein / und kann hoch sein / ich bin in allen Dingen und bei allen geschickt / beide satt sein und hungern / beide überig haben und Mangel leiden. Ich vermag alles / durch den / der mich mächtig macht / Christus. Doch ihr habt wohl getan / daß ihr euch meiner Trübsal angenommen habt. 5 Ihr aber von Philippen wisset / daß von Anfang des Evangelii / da ich auszog aus Mazedonia / keine Gemeine mit mir geteilet hat / nach der Rechnung der Ausgab und Einnahm / denn ihr alleine. Denn gen Thessalonich sandtet ihr zu meiner Notdurft / einmal / und darnach aber einmal. Nicht daß ich das Geschenke suche / sondern ich suche die Frucht / daß sie überflüssig in eurer Rechnung sei / denn ich habe alles und habe überflüssig. Ich bin erfüllet / da ich empfing durch Epaphroditum / daß von euch kam ein süßer Geruch / ein »getreuer Geselle«. Das ist: Mein sonderlicher treuer Geselle vor andern der es von Herzen meinet /wie ich im Evangelio zu predigen. Ich acht aber/er meinet den für-nehmesten Bischof zu Philippen. 3 Das von Luther mit »Geselle« übersetzte Wort ist vielleicht ein Eigenname (Syn- mos)■ angenehm Opfer / Gotte gefällig. Mein Gott aber erfülle alle eure Notdurft / nach seinem Reichtum / in der Herrlichkeit in Christo Jesu. Dem Gott aber und unserm Vater / sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit / Amen. Grüßet alle Heiligen in Christo Jesu. Es grüßen euch die Brüder / die bei mir sind. Es grüßen euch alle Heiligen / sonderlich aber die von des Kaisers Hause. Die Gnade unsers Herrn Jesu Christi sei mit euch allen / Amen. Geschrieben von Rom / durch Epaphroditum. Vorrede auf die Epistel S. Pauli an die Kolosser Gleich wie die Epistel an die Galater sich artet und geraten ist nach der Epistel an die Römer / und eben dasselbige mit kurzem Begriff fasset / das die an die Römer weiter und reicher ausfuhret: also artet sich diese an die Kolosser nach der an die Epheser / und fasset auch mit kurzem Begriff denselbigen Inhalt. A,ufs erste lobet und wünschet der Apostel den Kolossern / daß sie im Glauben bleiben und zunehmen. Und streichet aus / was das Evangelium und der Glaube sei / nämlich / eine Weisheit die Christum (als) einen Herrn und Gott erkenne / für uns gekreuziget / die von der Welt her verborgen, und nu durch sein Amt herfiir bracht sei. Das ist das erste Kapitel. Im zweiten Kapitel warnet er sie vor Menschenlehren / die alle Zeit dem Glauben entgegen sind / und malet dieselbigen also eben ab / als sie nirgend in der Schrift abgemalet sind / und tadelt sie meisterlich. Im dritten ermahnet er sie / daß sie im lautern Glauben fruchtbar seien / mit allerlei guten Werken gegen einander. Und beschreibet allerlei Ständen ihr eigen Werk. Im vierten befiehlet er sich in ihr Gebet / und grüßet und stärket sie. Die Epistel S. Pauli: An die Kolosser Das erst Kapitel Paulus ein Apostel Jesu Christi / durch den Willen Gottes / und Bruder Timotheus. Den Heiligen zu Kolossen / und den gläubigen Brüdern in Christo. Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserm Vater / und dem Herrn Jesu Christo. Wir danken Gott und dem Vater unsers Herrn Jesu Christi / und j beten alle Zeit für euch / nachdem wir gehöret haben / von eurem Glauben an Christum Jesum / und von der Liebe zu allen Heiligen / um der Hoffnung willen / die euch beigelegt ist im Himmel / von welcher ihr zuvor gehöret habt durch das Wort der Wahrheit / im Evangelio / das zu euch kommen ist / wie auch in alle Welt / und ist fruchtbar / wie auch in euch von dem Tage an / da ihrs gehöret habt / und erkannt die Gnade Gottes in der Wahrheit. Wie ihr denn geler-net habt von Epaphras unserm lieben Mitdiener / welcher ist ein treuer Diener Christi / für euch / der uns auch eröffnet hat eure Liebe im Geist. 9 Derhalben auch wir / von dem Tage an / da wirs gehöret haben / hören wir nicht auf / für euch zu beten / und bitten / daß ihr erfüllet werdet mit Erkenntnis seines Willens / in allerlei geistlicher Weisheit und Verstand / daß ihr wandelt würdiglich dem Herrn / zu allem Gefallen / und fruchtbar seid in allen guten Werken / und wachset in der Erkenntnis Gottes / und gestärket werdet mit aller Kraft nach seiner herrlichen Macht / in aller Geduld und Langmütigkeit / mit Freuden / und danksaget dem Vater / der uns tüchtig gemacht hat zu dem Erbteil der Heiligen im Licht. 13 Welcher uns errettet hat von der Oberkeit der Finsternis / und hat uns versetzt in das Reich seines lieben Sohns / an welchem wir haben die Erlösung / durch sein Blut / nämlich / die Vergebung der Sünde. Welcher ist das Ebenbilde des unsichtbarn Gottes / der Erstgeborne vor allen Kreaturen / denn durch ihn ist alles geschaffen / das im Himmel und auf Erden ist / das Sichtbare und Unsichtbare / beide die Thronen und Herrschaften / und Fürstentümer / und Oberkeiten / es ist alles durch ihn und zu ihm geschaffen / und er ist vor allen / und es bestehet alles in ihm. 18 Und er ist das Haupt des Leibes / nämlich / der Gemeine / welcher ist der Anfang und der Erstgeborne von den Toten / auf daß er in allen Dingen den Vorgang habe. Denn es ist das Wohlgefallen gewesen / daß in ihm alle Fülle wohnen sollte / und alles durch ihn versöhnet würde zu ihm selbst / es sei aufErden oder im Himmel / damit daß er Friede machet durch das Blut an seinem Kreuz / durch sich selbst. Und euch die ihr weiland Fremde und Feinde wäret / durch die Vernunft in bösen Werken / nu aber hat er euch versöhnet mit dem Leibe seines Fleisches / durch den Tod / auf daß er euch darstellet heilig und unsträflich und ohn Tadel vor ihm selbst / so ihr anders bleibet im Glauben / gegründet und feste und unbeweglich von der Hoffnung des Evangelii / welches ihr gehöret habt / welchs gepredigt ist unter alle Kreatur / die unter dem Himmel ist / welches ich Paulus Diener worden bin. 24 Nu freue ich mich in meinem Leiden / daß ich für euch leide / und erstatte an meinem Fleisch / was noch mangelt an Trübsalen in Christo / für seinen Leib / welcher ist die Gemeine / welcher ich ein Diener worden bin / nach dem göttlichen Predigtamt / das mir gegeben ist unter euch / daß ich das Wort Gottes reichlich predigen soll / nämlich / das Geheimnis/das verborgen gewesen ist von der Weither/ und von den Zeiten her / nu aber offenbart ist seinen Heiligen / welchen Gott gewollt hat kund tun / welcher da sei der herrliche Reichtum dieses Geheimnisses unter den Heiden (welches ist Christus in euch) der da ist die Hoffnung der Herrlichkeit / den wir verkündigen / und vermahnen alle Menschen / und lehren alle Menschen mit aller Weisheit / auf daß wir darstellen einen jeglichen Menschen vollkommen in Christo Jesu / daran ich auch arbeite und ringe / nach der Wirkung des / der in mir kräftiglich wirket. Das ander Kapitel »Reden«: Die der Vernunft gemäß und eben sind /als die Lehre von Werken etc. »vollkommen«: Das ist / ihr hahtsganz und gar /wenn ihr Christum habt / dürft (braucht) nichts weiter suchen. Ich lasse euch aber wissen / welch einen Kampf ich habe um euch und um die zu Laodizea / und alle die meine Person im Fleisch nicht gesehen haben / auf daß ihre Herzen ermahnet und zusammen gefas-set werden in der Liebe / zu allem Reichtum des gewissen Verstandes / zu erkennen das Geheimnis Gottes und des Vaters und Christi / in welchem verborgen hegen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis. Ich sage aber davon / daß euch niemand betrüge mit vernünftigen 4 Reden. Denn ob ich wohl nach dem Fleisch nicht da bin / so bin ich aber im Geist bei euch / freue mich und sehe eure Ordnung / und euren festen Glauben an Christum. Wie ihr nu angenommen habt den Herrn Christum Jesum / so wandelt in ihm / und seid gewurzelt und erbauet in ihm / und seid feste im Glauben / wie ihr gelehret seid / und seid in demselbigen reichlich dankbar. Sehet zu / daß euch niemand beraube durch die Philosophia und lose 8 Verführung / nach der Menschenlehre / und nach der Welt Satzungen / und nicht nach Christo. Denn in ihm wohnet die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig / und ihr seid vollkommen in ihm / welcher ist das Haupt aller Fürstentum und Oberkeit / in welchem ihr auch beschnitten seid / mit der Beschneidung ohn Hände / durch Ablegung des sündlichen Leibes im Fleisch / nämlich mit der Beschneidung Christi / in dem / daß ihr mit ihm begraben seid durch die Taufe. ln welchem ihr auch seid auferstanden / durch den Glauben / den 12 Gott wirket / welcher ihn auferweckt hat von den Toten. Und hat euch auch mit ihm lebendig gemacht / da ihr tot wäret in den Sünden / und in der Vorhaut eures Fleisches / und hat uns geschenkt alle Sünden / und ausgetilget die Handschrift so wider uns war / welche durch Satzung entstund und uns entgegen war / und hat sie aus dem Mittel getan / und an das Kreuz geheftet / und hat ausgezogen die Fürstentum und die Gewaltigen / und sie schaugetragen öffentlich / und einen Triumph aus ihnen gemacht / durch sich selbst. 16 So lasset nu niemand euch Gewissen machen über Speise oder über Trank oder über bestimmten Feiertagen / oder Neumonden / oder Sabbathen / welches ist der Schatten von dem das zukünftig war / aber der Körper selbst ist in Christo. Lasset euch niemand das Ziel verrücken / der nach eigener Wahl einher gehet / in Demut und „Geistlichkeit der Engel / des er nie keins gesehen hat / und ist ohn Sache aufgeblasen in seinem fleischlichen Sinn / und hält sich nicht an dem Haupt / aus welchem der ganze Leib durch Gelenke und Fugen Handreichung empfahet / und an einander sich enthält / und also wächst zur göttlichen Größe. 20 So ihr dennnu abgestorben seid mit Christo den Satzungen der Welt / was lasset ihr euch denn fangen mit Satzungen / als lebetet ihr noch in der Welt? Die da sagen: >Du sollst das nicht angreifen / du sollst das nicht kosten / du sollst das nicht anrührem / welches sich doch alles unter Händen verzehret / und ist Menschengebot und Lehre / welche haben einen Schein der Weisheit / durch selbst erwählte Geistlichkeit und Demut / und dadurch / daß sie des Leibes nicht verschonen / und dem Fleisch nicht seine Ehre tun / zu seiner Notdurft. Das dritte Kapitel Seid ihr nu mit Christo auferstanden / so suchet was droben ist / da Christus ist / sitzend zu der Rechten Gottes. Trachtet nach dem das droben ist / nicht nach dem das auf Erden ist. Denn ihr seid gestorben / und euer Leben ist verborgen mit Christo / in Gott. Wenn aber Christus euer Leben sich offenbaren wird / dann werdet ihr auch öffenbar werden mit ihm / in der Herrlichkeit. So tötet nu eure Glieder / die aufErden sind / Hurerei / Unreinigkeit/schändliche Brunst/ böse Lust / und den Geiz (welcher ist Abgötterei). Um welcher willen kommt der Zorn Gottes über die Kinder des Unglaubens / in welchen auch ihr weiland gewandelt habt / da ihr drinnen lebetet. 8 Nu aber leget alles ab von euch / den Zorn / Grimm / Bosheit / Lästerung / schandbare Wort aus eurem Munde / lüget nicht unter-nander. Ziehet den alten Menschen mit seinen Werken aus / und ziehet den neuen an / der da verneuert wird zu der Erkenntnis / nach »Handschrift«: Nichts ist so hart wider uns/als unser eigen Gewissen /damit wir als mit eigener Handschrift überzeuget werden /wenn das Gesetz uns die Sünde offenbaret /damit wir solche Handschriftgeschrieben haben. Aber Christus erlöset uns von solchem allen /durch sein Kreuze /und vertreibet auch den Teufel mit der Sünde. »Ehre«: Gott will den Leibge-ehret haben / das ist: er soll sein Futter / Kleider / etc. zur Notdurft haben/und nicht mit untrüglichem Fasten / Arbeit oder unmöglicher Keuschheit verderbt werden / wie der Menschen Lehren tun. »regiere«: Das ist /er sei Meister titiii erhalte euch in allen Anfechtungen / daß ihr nicht murret wider Gott /sondern auf Gott trotzen möget. In mundo pres-suram / in me pa-cem etc. (In der Welt habt ihr Bedrängnis / in mir Frieden.) »lieblichen«: Das ist: tröstlichen holdseligen gnadenreichen etc. dem Ebcnbilde des / der ihn geschaffen hat / da nicht ist Grieche / Jude / Beschneidung / Vorhaut/Ungrieche /Szythe/Knecht /Freier/ sondern alles und in allen Christus. So ziehet nu an / als die Auserwähleten Gottes / Heiligen und Geliebten / herzliches Erbarmen / Freundlichkeit / Demut / Sanftmut / Geduld / und vertrage einer den andern / und vergebet euch unter-nander / so jemand Klage hat wider den andern / gleich wie Christus euch vergeben hat / also auch ihr. Über alles aber ziehet an die Liebe / die da ist das Band der Vollkommenheit. Und der Friede Gottes regiere in euren Herzen / zu welchem ihr auch berufen seid / in einem Leibe. Und seid dankbar. Lasset das Wort Christi unter euch reichlich wohnen / in aller Weisheit. Lehret und vermahnet euch selbst / mit Psalmen und Lobsängen / und geistlichen lieblichen Liedern / und singet dem Herrn in eurem Herzen. Und alles was ihr tut / mit Worten und mit Werken / das tut alles in dem Namen des Herrn Jesu / und danket Gott und dem Vater durch ihn. Ihr Weiber / seid untertan euern Männern in dem Herrn / wie sichs gebührt. Ihr Männer hebet eure Weiber / und seid nicht bitter gegen sie. Ihr Kinder seid gehorsam den Eltern in allen Dingen / denn das ist dem Herrn gefällig. Ihr Väter / erbittert eure Kinder nicht / auf daß sie nicht scheu werden. Ihr Knechte / seid gehorsam in allen Dingen euern leiblichen Herrn / nicht mit Dienst vor Augen / als den Menschen zu gefallen / sondern mit Einfältigkeit des Herzens / und mit Gottes Furcht. Alles was ihr tut / das tut von Herzen / als dem Herrn / und nicht den Menschen / und wisset / daß ihr von dem Herrn empfahen werdet die Vergeltung des Erbes / denn ihr dienet dem Herrn Christo. Wer aber unrecht tut / der wird empfahen / was er unrecht getan hat / und gilt kein Ansehen der Person. Ihr Herrn / was recht und gleich ist / das beweiset den Knechten / und wisset / daß ihr auch einen Herrn im Himmel habt. 18 22 Das vierte Kapitel Haltet an am Gebet / und wachet in demselbigen mit Danksagung / und betet zugleich auch für uns / auf daß Gott uns die Tür des Worts auftue / zu reden das Geheimnis Christi / darum ich auch gebunden bin / auf daß ich dasselbige offenbare / wie ich soll reden. Wandelt weislich gegen die draußen sind / und schicket euch in die Zeit. Euer Rede sei allezeit lieblich / und mit Salz gewürzet / daß ihr wisset / wie ihr einem jeglichen antworten sollet. 7 Wie es um mich stehet / wird euch alles kund tun Tychikus / der liebe Bruder und getreue Diener und Mitknecht in dem Herrn / welchen ich habe darum zu euch gesandt / daß er erfahre / wie es sich mit euch hält / und daß er eure Herzen ermahne / samt Onesimo dem getreuen und lieben Bruder / welcher von den Euren ist. Alles wie es hie zustehet / werden sie euch kund tun. 10 Es grüßet euch Aristarchus mein Mitgefangener / und Markus der Neffe Barnabae / von welchem ihr etliche Befehle empfangen habt. So er zu euch kommt / nehmet ihn auf / undjesus der da heißt Just / die aus der Beschneidung sind. Diese sind allein meine Gehülfen am Reich Gottes / die mir ein Trost worden sind. Es grüßet euch Epa-phras / der von den Euren ist / ein Knecht Christi / und allezeit ringet für euch mit Gebeten / auf daß ihr bestehet / vollkommen und erfüllet mit allem Willen Gottes. Ich gebe ihm Zeugnis / daß er großen Fleiß hat um euch / und um die zu Laodizea und zu Hierapoli. Es grüßet euch Lukas der Arzt der Geliebete / und Demas. 15 Grüßet die Brüder zu Laodizea / und den Nymphas / und die Gemeine in seinem Hause. Und wenn die Epistel bei euch gelesen ist / so schaffet / daß sie auch in der Gemeine zu Laodizea gelesen werde / und daß ihr die an die von Laodizea leset. Und saget dem Archippo: >Siehe auf das Amt / das du empfangen hast / in dem Herrn / daß du dasselbige ausrichtest.< Mein Gruß mit meiner / Paulus / Hand. Gedenket meiner Bande. Die Gnade sei mit euch / Amen. »lieblich«: tröstlich /utsupera (wie oben). Geschrieben von Rom / durch Tychikum und Onesimum. Vorrede auf die erste Epistel S. Pauli an die Thessalonicher Diese Epistel schreibt S. Paulus aus sonderlicher Liebe und apostolischer Sorge. Denn er lobet sie durch die ersten zwei Kapitel wie sie das Evangelium haben von ihm mit solchem Ernst angenommen / daß sic auch durch Leiden und Verfolgung darinnen bestanden / und allen Gemeinen allenthalben ein schön Exempel des Glaubens worden sind / und gleich Christo und seinen Aposteln von den Juden ihren eignen Gefreundten / Verfolgung erlitten haben / wie er selbst auch bei ihnen erlitten hatte / ihnen zum Exempel / und ein heilig Leben bei ihnen geführet. Davon danket er Gott / daß solche Frucht bei ihnen sein Evangelium geschaffet hatte. Im dritten zeiget er seinen Fleiß und Sorge / daß solche seine Arbeit und ihr löblicher Anfang nicht durch den Teufel und seine Apostel mit Menschenlehren verstöret würden. Darum habe er zuvor Ti-motheum zu ihnen gesandt / solches zu erkunden. Und danket Gott ' daß sichs noch recht bei ihnen funden hat / und wünschet ihnen das Zunehmen. Im vierten ermahnet er sie / daß sic sich vor Sünden hüten / und Gutes unternander tun. Dazu antwortet er ihnen auf eine Frage / die sie an ihn durch Timotheum hatten getragen / von der Toten Auferstehung, ob sie alle zu gleich, oder nach einander werden auferstehen. Im fünften schreibet er vom Jüngsten Tage / wie dersclbige kommen solle behend und schnell. Und gibt ihnen etliche gute Ordnung vor / die andern zu regieren. Und wie sie sich gegen der andern Leben und Lehren halten sollen. Die erste Epistel S. Pauli: An die Thessalonicher Das erst Kapitel Paulus und Silvanus und Timotheus. Der Gemeine zu Thessalonich / in Gott dem Vater / und dem Herrn Jesu Christo. Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater / und dem Herrn Jesu Christo. 2 Wir danken allezeit für euch alle / und gedenken euer in unserm Gebet / ohn Unterlaß / und denken an euer Werk im Glauben / und an euer Arbeit in der Liebe / und an euer Geduld in der Hoffnung / welche ist unser Herr Jesus Christus vor Gott und unserm Vater. Denn lieben Brüder / von Gott geliebet / wir wissen / wie ihr auserwählet seid / daß unser Evangelium ist bei euch gewesen / nicht allein im Wort / sondern beide in der Kraft und in dem heiligen Geist/ und in großer Gewißheit / wie ihr wisset / welcherlei wir gewesen sind unter euch / um euretwillen. Und ihr seid unsre Nachfolger worden und des Herrn / und habt das 6 Wort aufgenommen unter vielen Trübsalen mit Freuden im heiligen Geist / also daß ihr worden seid ein Vorbilde allen Gläubigen in Mazedonia und Achaja. Denn von euch ist auserschollen das Wort des Herrn / nicht allein in Mazedonia und Achaja / sondern an allen Orten ist auch euer Glaube an Gott ausgebrochen / also / daß nicht not ist / euch etwas zu sagen. Denn sie selbst verkündigen von euch / was für einen Eingang wir zu euch gehabt haben / und wie ihr bekehret seid zu Gott / von den Abgöttern / zu dienen dem lebendigen und wahren Gott / und zu warten seines Sohns vom Himmel / welchen er auferwecket hat von den Toten / Jesum / der uns von dem zukünftigen Zorn erlöset hat. Das ander Kapitel Denn auch ihr wisset / lieben Brüder / von unserm Eingänge zu euch / daß er nicht vergeblich gewesen ist / sondern als wir zuvor gelitten hatten / und geschmäht gewesen waren zu Philippen (wie ihr wisset) / waren wir dennoch freidig in unserm Gott / bei euch zu sagen das Evangelium Gottes / mit großem Kämpfen. Denn unser Ermahnung ist nicht gewesen zu Irrtum / noch zu Unreinigkeit / noch mit List. Sondern wie wir von Gott bewährt sind / daß uns das Evangelium vertrauet ist zu predigen / also reden wir / nicht als wollten wir den Menschen gefallen / sondern Gotte / der unser Herz prüfet. Denn wir nie mit Schmeichelworten sind umgangen (wie ihr wisset) 5 / noch dem Geiz gestehet / Gott ist des Zeuge / haben auch nicht Ehre gesucht von den Leuten / weder von euch / noch von andern / hätten euch auch mögen schwer sein / als Christi Apostel. Sondern wir sind mütterlich gewesen / bei euch / gleich wie eine Amme ihrer Kinder pfleget / also hatten wir Herzenslust an euch / und waren willig euch mitzuteilen / nicht allein das Evangelium Gottes / sondern auch unser Leben / darum daß wir euch lieb haben gewonnen. Ihr seid wohl eindächtig / lieben Brüder / unsrer Arbeit und unsrer 9 Mühe. Denn Tag und Nacht arbeiteten wir daß wir niemand unter euch beschwerlich wären / und predigeten unter euch das Evangelium Gottes. Des seid ihr Zeuge und Gott / wie heilig und gerecht und unsträflich wir bei euch (die ihr gläubig wäret) gewesen sind. Wie ihr denn wisset / daß wir / als ein Vater seine Kinder / einen jeglichen unter euch ermahnet und getröstet / und bezeuget haben / daß ihr wandeln solltet würdiglich vor Gott / der euch berufen hat zu seinem Reich und zu seiner Herrlichkeit. 13 Darum auch wir ohn Unterlaß Gotte danken / daß ihr / da ihr empfinget von uns das Wort göttlicher Predigt / nähmet ihrs auf / nicht als Menschenwort / sondern (wie es denn wahrhaftig ist) als Gottes Wort / welcher auch wirket in euch / die ihr glaubet. Denn ihr seid Nachfolger worden / heben Brüder / der Gemeine Gottes in Judäa / in Christo Jesu / daß ihr eben dasselbige erlitten habt von euren Blutfreunden / das jene von den Juden / welche auch den Herrn ,, Jesum getötet haben / und ihre eignen Propheten / und haben uns verfolget / und gefallen Gotte nicht / und sind allen Menschen wider / wehren uns zu sagen den Heiden / damit sie selig würden / auf daß sie ihre Sünden erfüllen allwege / denn der Zorn ist schon endlich über sie kommen. 17 Wir aber / heben Brüder / nachdem wir euer eine Weil beraubet gewesen sind / nach dem Angesichte / nicht nach dem Herzen / haben wir desto mehr geeilet / euer Angesicht zu sehen / mit großem Verlangen. Darum haben wir wollen zu euch kommen (ich Paulus) zwei Mal / und Satanas hat uns verhindert. Denn wer ist unser Hoffnung oder Freude / oder Krön des Ruhms? Seid nicht auch ihrs / vor unserm Herrn Jesu Christo / zu seiner Zukunft? Ihr seid ja unser Ehre und Freude. Das dritte Kapitel Darum haben wirs nicht weiter wollen vertragen / und haben uns lassen Wohlgefallen / daß wir zu Athen alleine gelassen würden / und haben Timotheum gesandt / unsern Bruder und Diener Gottes / und unsern Gehülfen im Evangelio Christi / euch zu stärken und zu ermahnen in eurem Glauben / daß nicht jemand weich würde in diesen Trübsalen. Denn ihr wisset / daß wir dazu gesetzt sind. Und da wir bei euch waren / sagten wirs euch zuvor / wir würden Trübsal haben müssen / wie denn auch geschehen ist / und ihr wisset. Darum ichs auch nicht länger vertragen / hab ich ausgesandt / daß ich erführe euren Glauben / auf daß nicht euch vielleicht versucht hätte der Versucher / und unser Arbeit vergeblich würde. 6 Nu aber / so Timotheus zu uns von euch kommen ist / und uns verkündiget hat euren Glauben und Liebe t und daß ihr unser gedenket allezeit zum besten / und verlanget nach uns zu sehen / wie denn »gesetzt«. Das ist: es will nicht anders sein. auch uns nach euch. Da sind wir / lieben Brüder / getröstet worden an euch / in aller unsrer Trübsal und Not / durch euren Glauben. Denn nu sind wir lebendig / dieweil ihr stehet in dem Herrn. Denn was für einen Dank können wir Gott vergelten um euch / für alle diese Freude / die wir haben von euch vor unserm Gott? Wir bitten Tag und Nacht fast sehr / daß wir sehen mögen euer Angesichte / und erstatten / so etwas mangelt an eurem Glauben. Er aber / Gott unser Vater / und unser Herr Jesus Christus / schicke 11 unsern Weg zu euch. Euch aber vermehre der Herr und lasse die Liebe völlig werden unternander / und gegen jedermann (wie denn auch wir sind gegen euch) / daß eure Herzen gestärkt und unsträflich seien / in der Heiligkeit vor Gott und unserm Vater / auf die Zukunft unsers Herrn Jesu Christi samt allen seinen Heiligen. Das vierte Kapitel Weiter / lieben Brüder / bitten wir euch / und ermahnen in dem Herrn Jesu / nach dem ihr von uns empfangen habt / wie ihr sollet wandeln und Gotte gefallen / daß ihr immer völliger werdet. Denn ihr wisset / welche Gebot wir euch gegeben haben / durch den Herrn Jesum. Denn das ist der Wille Gottes / euer Heiligung / daß ihr meidet die Hurerei / und ein jeglicher unter euch wisse sein Faß zu be- 4 halten / in Heiligung und Ehren / nicht in der Lust Seuche / wie die Heiden / die von Gott nichts wissen. Und daß niemand zu weit greife noch vervortcile seinen Bruder im Handel. Denn der Herr ist der Rächer über das alles / wie wir euch zuvor gesagt und bezeuget haben. Denn Gott hat uns nicht berufen zur Unreinigkeit / sondern zur Heiligung. Wer nu verachtet / der verachtet nicht Menschen / sondern Gott / der seinen heiligen Geist gegeben hat in euch. Von der brüderlichen Liebe aber / ist nicht not euch zu schreiben, g Denn ihr seid selbst von Gott gelehrct / euch unternander zu lieben / und das tut ihr auch an allen Brüdern / die in ganz Mazedonia sind. Wir ermahnen euch aber / heben Brüder / daß ihr noch völliger wer- ; 1 det / und ringet darnach / daß ihr stille seid / und das Eure schaffet / 4 Faß, Gefäß, bildlich für den Maischen. 11 daß ihr noch völliger werdeI.. . geboten hoben. 1546 handschrifiliche nur teilweise iw Druck aufgenommene Änderung: daß ihr vor andern sonderlichen Fleiß tut, und das für eine Ehre achtet, daß ihr still seid und tut, was euch befohlen ist. und arbeitet mit euren eignen Händen / wie wir euch geboten haben / auf daß ihr ehrbarlich wandelt gegen die / die draußen sind / und ihrer keines bedürfet. 13 Wir wollen euch aber / lieben Brüder / nicht verhalten von denen die da schlafen / auf daß ihr nicht traurig seid / wie die andern / die keine Hoffnung haben. Denn so wir glauben / daß Jesus gestorben und auferstanden ist / also wird Gott auch / die da entschlafen sind durch Jesum / mit ihm führen. 13 Denn das sagen wir euch / als ein Wort des Herrn / daß wir / die wir ~ leben und überbleiben in der Zukunft des Herrn / werden denen nicht Vorkommen / die da schlafen. Denn er selbst der Herr wird mit einem Feldgeschrei / und Stimme des Erzengels / und mit der Posaunen Gottes hernieder kommen vom Himmel / und die Toten in Christo werden auferstehen zuerst. Darnach wir / die wir leben und überbleiben / werden zugleich mit denselbigen hingerückt werden in den Wolken / dem Herrn entgegen in der Luft / und werden also bei dem Herrn sein alle Zeit. So tröstet euch mit diesen Worten unternander. »ihrer keines«: Das ist: nähret euch selber und liegt nicht den Leuten auf dem Halse /wie die faulen Bettelmönche/ Wiedertäufer / Landläufer /denn sol-chesind unnütze Leute und ärgern die Ungläubigen. Das funft Kapitel Von den Zeiten aber und Stunden / lieben Brüder / ist nicht not euch zu schreiben / denn ihr selbst wisset gewiß / daß der Tag des Herrn wird kommen / wie ein Dieb in der Nacht. Denn wenn sie werden sagen: >Es ist Friede / es hat keine Fahr< / so wird sie das Verderben schnell überfallen / gleich wie der Schmerz ein schwanger Weib / und werden nicht entfliehen. Ihr aber / lieben Brüder / seid nicht in der Finsternis / daß euch der Tag wie ein Dieb ergreife. Ihr seid allzumal Kinder des Lichtes und Kinder des Tages. Wir sind nicht von der Nacht noch von der Finsternis. 6 So lasset uns nu nicht schlafen / wie die andern / sondern lasset uns wachen und nüchtern sein. Denn die da schlafen / die schlafen des Nachts / und die da trunken sind / die sind des Nachts trunken. Wir aber die wir des Tages sind / sollen nüchtern sein / angetan mit dem Krebs des Glaubens und der Liebe / und mit dem Helm der Hoffnung zur Seligkeit. Denn Gott hat uns nicht gesetzt zum Zorn / sondern die Seligkeit zu besitzen / durch unscrn Herrn Jesum Christ / der für uns gestorben ist / auf daß / wir wachen oder schlafen / zugleich mit ihm leben sollen. Darum ermahnet euch unternander/ und bauet einer den andern / wie ihr denn tut. »friedsani«: Beleidiget sie nicht / urteilet und murret nicht wider sie / meistert noch iiherkliigelt sie nicht. »dämpfet«: Wiewohl die Geister sich sollen richten lassen von der Gemeine i. Korinther 14/ so soll man sie doch auch wiederum nicht unerkannt (ohne Urteil) dämp fen / oder verstoßen / sondern verhören und prüfen. Also die Weissagung auch/undalle Lehre. »ganz«: Das ist /in allen Stücken / als im Glauben / Liebe / Hoffnung Wort / Werken. Wir bitten aber euch / lieben Brüder / daß ihr erkennet die an euch 12 arbeiten / und euch vorstehen in dem Herrn / und euch vermahnen: habt sie desto lieber / um ihres Werks willen / und seid friedsam mit ihnen. Wir ermahnen aber euch / lieben Brüder : vermahnet die Ungezognen / tröstet die Kleinmütigen / traget die Schwachen / seid geduldig gegen jedermann. Sehet zu / daß niemand Böses mit Bösem jemand vergelte / sondern allezeit jaget dem Guten nach / beide unternander und gegen jedermann. Seid allezeit fröhlich / betet ohn Unterlaß / seid dankbar in allen Dingen / denn das ist der Wille Gottes / in Christo Jesu / an euch. Den Geist dämpfet nicht. Die Weissagung verachtet nicht. Prüfet 19 aber alles / und das Gute behaltet. Meidet allen bösen Schein. Er aber der Gott des Friedens / heilige euch durch und durch / und euer Geist ganz samt der Seele und Leib müsse behalten werden unsträflich auf die Zukunft unsers Herrn Jesu Christi. Getreu ist er / der euch rufet / welcher wirds auch tun. Lieben Brüder / betet für uns. Grüßet alle Brüder mit dem heiligen Kuß. Ich beschwöre euch bei dem Herrn / daß ihr diese Epistel lesen lasset allen heiligen Brüdern. Die Gnade unsers Herrn Jesu Christi sei mit euch / Amen. An die Thessalonicher die erste / geschrieben von Athene. Vorrede auf die ander Epistel an die Thessalonicher In der ersten Epistel hatte Paulus den Thessalonichern eine Frage aufgelöset / vom Jüngsten Tage / wie derselbige schnell / als ein Dieb in der Nacht kommen wird. Wie es nu pfleget zu kommen / daß immer eine Frage die andre gebiert / aus falschem Verstand / verstunden die Thessalonicher / der Jüngste Tag wäre schon vorhanden. Darauf schreibt er diese Epistel / und erkläret sich selbst. Im ersten Kapitel tröstet er sie mit der ewigen Belohnung ihres Glaubens und Geduld in allerlei Leiden / und mit der Strafe ihrer Verfolger, in ewiger Pein. Im zweiten lehret er / wie vor dem Jüngsten Tage / das Römische Reich zuvor muß untergehen / und der Endechrist (Antichrist) sich vor Gott aufwerfen in der Christenheit / und mit falschen Lehren und Zeichen die ungläubige Welt verführen / bis daß Christus komme und verstöre ihn durch seine herrliche Zukunft / und mit einer geistlichen Predigt zuvor töte. Im dritten tut er etliche Ermahnung / und sonderlich / daß sie die Müßigen / die sich nicht mit eigener Hand ernähren / strafen / und wo sie nicht sich bessern / meiden sollen / welches gar hart wider den jetzigen geistlichen Stand lautet. Die ander Epistel S. Pauli: An die Thessalonicher Das erst Kapitel Paulus und Silvanus und Timotheus. Der Gemeinen zu Thessalonich / in Gott unserm Vater / und dem Herrn Jesu Christo. Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserm Vater / und dem Herrn Jesu Christo. Wir sollen Gott danken allezeit um euch / lieben Brüder / wie es 3 billig ist / denn euer Glaube wachset sehr / und die Liebe eines jeglichen unter euch allen nimmt zu gegenander / also daß wir uns euer rühmen unter den Gemeinen Gottes / von eurer Geduld und Glauben / in allen euren Verfolgungen und Trübsalen / die ihr duldet. Welches anzeiget / daß Gott recht richten wird / und ihr würdig werdet zum Reich Gottes / über welchem ihr auch leidet. Nach dem es recht ist bei Gott zu vergelten Trübsal / denen / die euch Trübsal anlcgen / euch aber die ihr Trübsal leidet / Ruhe mit uns / wenn nu der Herr Jesus wird offenbart werden vom Himmel samt den Engeln seiner Kraft / und mit Feuerflammen / Rache zu geben über die / so Gott nicht erkennen / und über die / so nicht gehorsam sind dem Evangelio unsers Herrn Jesu Christi. Welche werden Pein leiden / das ewige Verderben von dem Angesichte des Herrn / und von seiner herrlichen Macht / wenn er kommen wird / daß er herrlich erscheine mit seinen Heiligen und wunderbar mit allen Gläubigen. Denn unser Zeugnis an euch von demselbigen Tage habt ihr geglau-bet. Und derhalben beten wir auch allezeit für euch / daß unser Gott euch 11 würdig mache des Berufs und erfülle alles Wohlgefallen der Güte / und das Werk des Glaubens in der Kraft / auf daß an euch gepreiset werde der Name unsers Herrn Jesu Christi / und ihr an ihm / nach der Gnade unsers Gottes / und des Herrn Jesu Christi. Das ander Kapitel Aber der Zukunft halben unsers Herrn Jesu Christi / und unsrer Versammlung zu ihm / bitten wir euch / lieben Brüder / daß ihr euch nicht balde bewegen lasset von euerm Sinn / noch erschrecken / weder durch Geist / noch durch Worte / noch durch Briefe / als von uns gesandt / daß der Tag Christi vorhanden sei. Lasset euch niemand verfuhren in keinerlei Weise. Denn er kommt nicht / es sei denn / daß zuvor der Abfall komme / und offenbaret werde der , Mensch der Sünde / und das Kind des Verderbens / der da ist ein Widerwärtiger / und sich überhebet über alles das Gott oder Gottesdienst heißet / also / daß er sich setzt in den Tempel Gottes / als ein Gott / und gibt sich vor / er sei Gott. 5 Gedenket ihr nicht dran / daß ich euch solches sagte / da ich noch bei euch war? Und was es noch aufhält / wisset ihr / daß er offenbaret werde zu seiner Zeit. Denn es reget sich schon bereits die Bosheit heimlich / ohn daß der es jetzt aufhält / muß hinweg getan werden / und alsdann wird der Boshaftige offenbaret werden / welchen der Herr umbringen wird mit dem Geist seines Mundes / und wird sein ein Ende machen / durch die Erscheinung seiner Zukunft / des / welches Zukunft geschieht nach der Wirkung des Satans / mit allerlei lügenhaftigen Kräften und Zeichen und Wundern / und mit allerlei Verführung zur Ungerechtigkeit / unter denen die verloren werden / dafür / daß sie die Liebe zur Wahrheit nicht haben angenommen / daß sie selig würden. Darum wird ihnen Gott kräftige Irrtümer senden / daß sie glauben der Lügen / auf daß gerichtet werden alle / die der Wahrheit nicht glauben / sondern haben Lust an der Ungerechtigkeit. 13 W'ir aber sollen Gott danken alle Zeit um euch / geliebte Brüder von dem Herrn / daß euch Gott erwählet hat von Anfang zur Seligkeit / in der Heiligung des Geistes / und im Glauben der Wahrheit / darein er euch berufen hat / durch unser Evangelium / zum herrlichen Eigentum unsers Herrn Jesu Christi. 15 So stehet nu / lieben Brüder / und haltet an den Satzungen / die ihr gelehret seid / es sei durch unser Wort oder Epistel. Er aber unser Herr Jesus Christus / und Gott / und unser Vater / der uns hat gelie-bet / und gegeben einen ewigen Trost und eine gute Hoffnung / durch Gnade / der ermahne eure Herzen / und stärke euch in allerlei Lehre und gutem Werk. 7 die Bosheit heimlich. Bis 1527: das Geheimnis der Bosheit. »setzt in den Tempel«: Das »Sitzen« istdas Regiment des Widerchrists in der Christenheit /damit er macht /daßsein Gebot über Gottes Gebot und Dienst gehalten wird. Und der »Abfall« ist/ daß man vom Glauben auf Menschenlehre tritt /wie auch 1. Timotheus 3 stehet. »unartigen«: Das sind die wilden /stein igen / wunderlichen / ketzerischen Kopfe. Das dritte Kapitel Weiter / lieben Brüder / betet für uns / daß das Wort des Herrn laufe / und gepreiset werde / wie bei euch / und daß wir erlöset werden von den unartigen und argen Menschen. Denn der Glaube ist nicht jedermanns Ding. Aber der Herr ist treu / der wird euch stärken und bewahren vor dem Argen. Wir versehen uns aber zu euch in dem Herrn / daß ihr tut und tun werdet / was wir euch gebieten. Der Herr aber richte eure Herzen zu der Liebe Gottes / und zu der Geduld Christi. Wir gebieten euch aber / lieben Brüder / in dem Namen unsers 6 Herrn Jesu Christi / daß ihr euch entziehet von allem Bruder / der da unordig wandelt / und nicht nach der Satzung / die er von uns empfangen hat. Denn ihr wisset / wie ihr uns sollt nachfolgen / denn wir sind nicht unordig unter euch gewesen / haben auch nicht umsonst das Brot genommen von jemand / sondern mit Arbeit und Mühe Tag und Nacht haben wir gewirket / daß wir nicht jemand unter euch beschwerlich wären. Nicht darum / daß wir des nicht Macht haben / sondern daß wir uns selbst zum Vorbilde euch gäben / uns nachzufolgen. Und da wir bei euch waren / geboten wir euch solchs / daß / so jemand nicht will arbeiten / der soll auch nicht essen. Denn wir hören / daß etliche unter euch wandeln unordig / und arbeiten nichts / sondern treiben Fürwitz. Solchen aber gebieten wir und ermahnen sie / durch unsern Herrn Jesum Christ / daß sie mit stillem Wesen arbeiten / und ihr eigen Brot essen. Ihr aber / lieben Brüder / werdet nicht verdrossen Guts zu tun. So aber jemand nicht gehorsam ist unserm Wort / den zeiget an durch einen Brief / und habt nichts mit ihm zu schaffen / auf daß er schamrot werde. Doch haltet ihn nicht als einen Feind / sondern vermahnet ihn als einen Bruder. Er aber der Herr des Friedens / gebe euch Frieden allenthalben und auf allerlei Weise. Der Herr sei mit euch allen. Der Gruß mit meiner Hand Pauli / das ist das Zeichen in allen Briefen - also schreibe ich. Die Gnade unsers Herrn Jesu Christi sei mit euch allen / Amen. Geschrieben von Athene. Vorrede auf die erste Epistel S. Pauli an Timotheum Diese Epistel schreibet S. Paulus zum Vorbilde allen Bischöfen / was die lehren und wie sie die Christenheit in allerlei Ständen regieren sollen / auf daß nicht not sei / aus eignem Menschendünkel / die Christen zu regieren. Im ersten Kapitel befiehlet er / daß ein Bischof halte über dem rech-„ ten Glauben und Liebe / und den falschen Gesetzpredigern widerstehe / die neben Christo und dem Evangelio auch die Werke des Gesetzes treiben wollten. Und fasset in eine kurze Summa die ganze christliche Lehre / wozu das Gesetze diene / und was das Evangelium sei. Setzt sich selbst zum tröstlichen Exempel allen Sündern und betrübten Gewissen. Im zweiten befiehlet er / zu beten für alle Stände. Und gebeut, daß die Weiber nicht predigen, auch nicht köstlichen Geschmuck tragen / sondern den Männern gehorsam sollen sein. Im dritten beschreibet er / was für Personen die Bischöfe oder Priester und ihre Weiber sein sollen / item die Kirchendiener und ihre Weiber. Und lobets / so jemand begehrt ein Bischof solcherweise zu sein. Im vierten verkündiget er den falschen Bischof und geistlichen Stand / der dem vorgesagten entgegen ist / da solche Personen nicht sein werden / sondern die Ehe und Speise verbieten / und ganz das Widerspiel mit Menschenlehren treiben sollten des Bildes / das er angezeigt hat. Im fünften befiehlet er / wie die Witwen und jungen Weiber sollen bestellet werden / und welche Witwen man von der gemeinen Steuer nähren solle. Auch wie man fromme und treffliche Bischöfe oder Priester / in Ehren halten / oder strafen solle. Im sechsten ermahnet er die Bischöfe / daß sie dem lautern Evangelio anhangen / dasselbige mit Predigen und Leben treiben / der unnützen furwitzigen Fragen sich entschlahen / die nur zu weltlichem Ruhm und Reichtum zu suchen / aufgeworfen werden. Die erste Epistel S. Pauli: An Timotheum Das erst Kapitel Paulus ein Apostel Jesu Christi / nach dem Befehl Gottes unsers Heilandes / und des Herrn Jesu Christi der unser Hoffnung ist. Timotheo meinem rechtschaffnen Sohn im Glauben. Gnade / Barmherzigkeit / Friede von Gott unserm Vater / und un-scrm Herrn Jesu Christo. Wie ich dich ermahnet habe / daß du zu Epheso bliebest / da ich in j Mazcdoniam zog / und gebötest etlichen / daß sic nicht anders lehre-ten / auch nicht acht hätten auf die Fabeln und der Geschlecht Register / die kein Ende haben / und bringen Fragen auf / mehr denn Besserung zu Gott im Glauben. Denn die Hauptsumma des Gebotes ist / Liebe von reinem Herzen / und von gutem Gewissen / und von ungefärbtem Glauben. Welcher haben etliche gefehlet / und sind umgewandt zu unnützem Geschwätz / wollen der Schrift Meister sein und verstehen nicht was sie sagen oder was sie setzen. 8 Wir wissen aber / daß das Gesetz gut ist / so sein jemand recht brauchet / und weiß solches / daß dem Gerechten kein Gesetz gegeben ist / sondern den Ungerechten und Ungehorsamen / den Gottlosen und Sündern / den Unheiligen und Ungeistlichen / den Vatermördern und Muttermördern / den Totschlägern / den Hurern / den Knabenschändern / den Menschendieben / den Lügenern / den Meineidigen / und so etwas mehr der heilsamen Lehre wider ist / nach dem herrlichen Evangelio des seligen Gottes / welches mir vertrauet ist. Und ich danke unserm Herrn Christojesu / der mich stark gemacht ~ und treu geachtet hat / und gesetzt in das Amt / der ich zuvor war ein Lästerer und ein Verfolger und ein Schmäher. Aber mir ist Barmherzigkeit widerfahren / denn ich habs unwissend getan / im Unglauben. Es ist aber desto reicher gewesen die Gnade unsers Herrn / samt dem Glauben und der Liebe / die in Christojesu ist. 15 Denn das ist je gewißlich wahr / und ein teuer wertes Wort / daß Christus Jesus kommen ist in die Welt / die Sünder selig zu machen / unter welchen ich der fürnehmest bin. Aber darum ist mir Barmherzigkeit widerfahren 1 auf daß an mir fürnehmlich Jesus Christus erzeigete alle Geduld / zum Exempel denen / die an ihn glauben sollten / zum ewigen Leben. Aber Gott dem ewigen Könige / dem Unvergänglichen und Unsichtbarn und allein Weisen / sei Ehre und Preis in Ewigkeit / Amen. 18 Dies Gebot befehl ich dir / mein Sohn Timothee / nach den vorigen Weissagungen über dir / daß du in denselbigen eine gute Ritterschaft übest / und habest den Glauben und gut Gewissen / welche etliche von sich gestoßen / und am Glauben Schiffbruch erlitten haben / unter welchen ist Hymenäus und Alexander / welche ich habe dem Satana gegeben / daß sie gezüchtiget werden nicht mehr zu lästern. »dies Gebot«. Das ist: von Christo zu predigen / wie er hie sagt / daß er in die Welt kommen sei etc. » Weissagungen«: Das ist / die Lehre/diedu zuvor empfangen hast / welche in den Propheten geschrieben stehet. Das ander Kapitel So ermahne ich nu / daß man vor allen Dingen zuerst tue Bitte / Gebet / Fürbitt und Danksagung / für alle Menschen / für die Könige und für alle Oberkeit / auf daß wir ein geruhlich und stilles Leben führen mögen / in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit. Denn solches ist gut / dazu auch angenehme vor Gott unserm Heiland / welcher will / daß allen Menschen geholfen werde / und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Denn es ist Ein Gott und Ein Mittler zwischen Gott und den Menschen / nämlich der Mensch Christus Jesus / der »Zweifel«: Daß sie nicht murren wider Gott noch zweifeln an seiner Gnade im Gewissen / Philippen 2. »bleiben«: Man lese tbleibeh oder ibleibeni /gilt gleich viel/denn es ist von Weibern insgemein geredt/nicht von Kindern dazu / wie etliche sich hie ohn Ursach martern. sich selbst gegeben hat für alle / zur Erlösung / daß solches zu seiner Zeit geprediget würde. Dazu ich gesetzt bin ein Prediger und Apostel (ich sage die Wahrheit in Christo / und lüge nicht) / ein Lehrer der Heiden / im Glauben und in der Wahrheit. So will ich nu / daß die Männer beten an allen Orten / und aufheben 8 heilige Hände / ohn Zorn und Zweifel. Desselbigen gleichen die Weiber / daß sie in zierlichem Kleide / mit Scham und Zucht sich schmücken / nicht mit Zöpfen oder Gold / oder Perlen / oder köstlichem Gewand / sondern wie sichs ziemet den Weibern / die da Gottseligkeit beweisen / durch gute Werk. Ein Weib lerne in der Stille / mit aller Untertänigkeit. Einem Weibe aber gestatte ich nicht / daß sie lehre / auch nicht / daß sie des Mannes Herr sei / sondern stille sei. Denn Adam ist am ersten gemacht / darnach Eva. Und Adam ward nicht verführet / das Weib aber ward verführet / und hat die Übertretung eingeführet. Sie wird aber selig werden durch Kinderzeugen / so sie bleiben im Glauben / und in der Liebe / und in der Heiligung / samt der Zucht. Das dritte Kapitel Das ist je gewißlich wahr: So jemand ein Bischofsamt begehrt / der begehrt ein köstlich Werk. Es soll aber ein Bischof unsträflich sein / eines Weibes Mann / nüchtern / mäßig / sittig / gastfrei / lehrhaftig / nicht ein Weinsäufer / nicht pochen / nicht unehrliche Hantierung 3 treiben / sondern gelinde / nicht haderhaftig / nicht geizig / der seinem eigen Haus wohl vorstehe / der gehorsame Kinder habe mit aller Ehrbarkeit (so aber jemand seinem eigen Hause nicht weiß vorzustehen / wie wird er die Gemeine Gottes versorgen?) / nicht ein Neuling / auf daß er sich nicht aufblase / und dem Lästerer ins Urteil falle. Er muß aber auch ein gut Zeugnis haben / von denen die draußen sind / auf daß er nicht falle dem Lästerer in die Schmach und Strick. Desselbigen gleichen / die Diener sollen ehrbar sein / nicht zweizün- 8 gig / nicht Weinsäufer / nicht unehrliche Hantierung treiben / die das Geheimnis des Glaubens in reinem Gewissen haben. Und dieselbi-gen lasse man zuvor versuchen / darnach lasse man sie dienen / wenn sie unsträflich sind. Desselbigen gleichen ihre Weiber sollen ehrbar sein / nicht Lästerin-nen / nüchtern / treu in allen Dingen. Die Diener laß einenjcglichcn sein eines Weibs Mann / die ihren Kindern wohl vorstehen / und ihren eignen Häusern. Welche aber wohl dienen / die erwerben ihnen selbst eine gute Stufen / und eine große Freidigkeit im Glauben / in Christo Jesu. 14 Solches schreibe ich dir / und hoffe aufs schierst zu dir zu kommen. So ich aber verzöge / daß du wissest / wie du wandeln sollst in dem Hause Gottes / welchs ist die Gemeine des lebendigen Gottes / ein Pfeiler und Grundfeste der Wahrheit. Und kündlich groß ist das gottselige Geheimnis: Gott ist offenbaret im Fleisch / gerechtfertiget im Geist / erschienen den Engeln / geprediget den Heiden / geglau-~ bet von der Welt / aufgenommen in die Herrlichkeit. »im Geist«: Der heilige Geist preiset Christum im Evangelio und Glauben / welchen sonst alle Welt verdammt und lästert. Das vierte Kapitel Der Geist aber saget deutlich / daß in den letzten Zeiten / werden etliche von dem Glauben abtreten / und anhangen den verflihrischen Geistern / und Lehren der Teufel / durch die / so in Gleisnerei Lügen-reder sind / und Brandmale in ihrem Gewissen haben / und verbieten ehelich zu werden / und zu meiden die Speise / die Gott geschaffen hat / zu nehmen mit Danksagung / den Gläubigen und denen / die die Wahrheit erkennen. Denn alle Kreatur Gottes ist gut / und nichts verwerflich / das mit Danksagung empfangen wird. Denn es wird geheiliget durch das Wort Gottes und Gebet. 6 Wenn du den Brüdern solchs vorhältst / so wirst du ein guter Diener Jesu Christi sein / auferzogen in den Worten des Glaubens und der guten Lehre / bei welcher du immerdar gewesen bist. Der ungeistlichen aber und altvettelschen Fabeln entschlahe dich. Übe dich selbst aber an der Gottseligkeit! Denn die leibliche Übung ist wenig nütz / aber die Gottseligkeit ist zu allen Dingen nütz / und hat die Verheißung / dieses und des zukünftigen Lebens. Das ist je gewißlich wahr / und ein teuer wertes Wort. Denn dahin arbeiten wir auch / und werden geschmäht / daß wir auf den lebendigen Gott gehoffet haben / welcher ist der Heiland aller Menschen / sonderlich aber der Gläubigen. Solchs gebeut und lehre. Niemand verachte deinejugend / sondern sei ein Vorbilde den Gläubigen im Wort / im Wandel / in der Liebe / im Geist / im Glauben / in 13 der Keuschheit. Halt an mit Lesen / mit Ermahnen / mit Lehren / bis ich komme. Laß nicht aus der Acht die Gabe / die dir gegeben ist durch die Weissagung / mit Handauflegung der Ältesten. Solches warte / damit gehe um / auf daß dein Zunehmen in allen Dingen »Die Ältesten«. Id cst (das ist): Der Priester oder Priesterschaft. offenbar sei. Hab acht aufdich selbst und auf die Lehre / beharre in diesen Stücken. Denn wo du solches tust / wirst du dich selbst selig machen / und die dich hören. Das funft Kapitel »einsam«. Das ist: die niemand zu versorgen hat und allein ist. »geil«: Als die das Füller stiehl / weil sie von dem gemeinen Almosen Wohlleben / müßig gehen und faul werden. Einen Alten schelte nicht / sondern ermahne ihn als einen Vater / die Jungen als die Brüder / die alten Weiber als die Mütter / diejungen als die Schwestern / mit aller Keuschheit. Ehre die Witwen / welche rechte Witwen sind. So aber 3 eine Witwe Kinder oder Neffen hat / solche laß zuvor lernen ihre eigenen Häuser göttlich regieren / und den Eltern Gleiches vergelten. Denn das ist wohlgetan und angenehme vor Gott. Das ist aber eine rechte Witwe / die einsam ist / die ihre Hoffnung auf Gott stellet / und bleibet am Gebet und Flehen Tag und Nacht. Welche aber in Wollüsten lebet / die ist lebendig tot. Solches gebeut / auf daß sie untadelig seien. So aberjemand die Seinen / sonderlich seine Hausgenossen / nicht versorget / der hat den Glauben verleugnet / und ist ärger denn ein Heide. Laß keine Witwe erwählet werden unter sechzig Jah- 9 ren / und die da gewesen sei Eines Mannes Weib / und die ein Zeugnis habe guter Werk / so sie Kinder aufgezogen hat / so sie gastfrei gewesen ist / so sie der Heiligen Füße gewaschen hat / so sie den Trübseligen Handreichung getan hat / so sie allem guten Werk nachkommen ist. Der jungen Witwen aber entschlahc dich - denn wenn sie geil worden sind wider Christum / so wollen sie freien / und haben ihr Urteil / daß sie den ersten Glauben verbrochen haben. Daneben sind sie faul und lernen umlaufen durch die Häuser / nicht allein aber sind sie faul / sondern auch schwätzig und fürwitzig / und reden das nicht sein soll. So will ich nu daß diejungen Witwen freien / Kinder 14 zeugen / haushalten / dem Widersacher keine Ursache geben zu schelten / denn es sind schon etliche umgewandt ' dem Satan nach. So aber ein Gläubiger oder Gläubiginne Witwen hat / der versorge dieselbigen / und lasse die Gemeine nicht beschwert werden / auf daß die so rechte Witwen sind / mögen gnug haben. 17 Die Ältesten die wohl vorstehen / die halt man zwiefacher Ehren wert / sonderlich die da arbeiten im Wort / und in der Lehre. Denn es spricht die Schrift: >Du sollst nicht dem Ochsen das Maul verbinden / der da dreschet.< Und >ein Arbeiter ist seines Lohnes werte Wider einen Ältesten nimm keine Klage auf / außer , zweien oder dreien Zeugen. Die da sündigen / die strafe vor allen / auf daß sich auch die andern furchten. Ich bezeuge vor Gott / und dem Herrn Jesu Christo und den auserwählten Engeln / daß du solches haltest / ohn eigen Gutdünkel / und nichts tust nach Gunst. Die Hände lege niemand balde auf. Mache dich auch nicht teilhaftig fremder Sünden. Halt dich selber keusch. Trink nicht mehr Wasser / sondern brauche ein wenig Weins / um deines Magens willen / und daß du oft krank bist. 24 Etlicher Menschen Sünden sind offenbar / daß man sie vorhin richten kann. Etlicher aber werden hernach offenbar. Desselbigen gleichen auch etlicher gute Werk sind zuvor offenbar / und die andern bleiben auch nicht verborgen. Das sechst Kapitel Die Knechte / so unter dem Joch sind / sollen ihre Herrn aller Ehren wert halten / auf daß nicht der Name Gottes und die Lehre verlästert werde. Welche aber gläubige Herrn haben / sollen dieselbigen nicht verachten (mit dem Schein) daß sie Brüder sind / sondern sollen viel mehr dienstbar sein / dieweil sie gläubig und geliebt / und der Wohltat teilhaftig sind. Solchs lehre und ermahne. 3 So jemand anders lehret / und bleibet nicht bei den heilsamen Worten unsers Herrn Jesu Christi / und bei der Lehre von der Gottseligkeit / der ist verdüstert und weiß nichts / sondern ist seuchtig in Fragen und Wortkriegen / aus welchen entspringet Neid / Hader / Lä- »Gutdünkel«: Daßdu keiner Sachen noch Person zu lieb nachgebest oder überhelfest / wider solche Lehre und Ordnung. Als wenn einer seiner eigenen Sachen oder Dünkel / Taten / oder einer Person überhelfen will / wider das Recht. »offenbar«: Etlicher Ketzer und böser Leute Wesen ist so offenbar / daß sie niemand mit Heucheln betrügen können. Etliche betrügen eine Weile/aber zuletzt kommts doch an (den) Tag. Also wiederum: etliche lehren und leben göttlich /daß (es) offenbar ist und bessert jedermann. Etlicher aber Reden und Tun / lasset man nicht gut sein / bis die Zeit hernach offenbar macht /daß es gut gewesen sei. »verdüstert«: Attonitus / der in seinen Gedanken ersoffen gehet / und niemand achtet. »seuchtig (krank)«: Lügen ist allezeit siech/und (be)darßviel Flickens und Glossierens. »Gewerbe«: Ein Händel-chen /damit man Ehre oder Gut möge suchen / und nicht Gott dienen allein. »Schmerzen«: Nämlich / mit Sorgen und Ängsten und Unruhe / Tag und Nacht /um das Gut/daßsie des nimmerfroh werden. Wie auch Christus den Reichtum Dornen vergleicht /um solches Stechens und Sorgens willen / Matthäus 13. Sterling / böser Argwohn / Schulgezänke / solcher Menschen / die zerrüttete Sinne haben / und der Wahrheit beraubt sind / die da meinen / Gottseligkeit sei ein Gewerbe. Tue dich von solchen. Es ist aber ein großer Gewinn / wer gottselig ist / und lasset ihm genügen. Denn wir haben nichts in die Welt bracht / darum offenbar ist / wir werden auch nichts hinaus bringen. Wenn wir aber Nahrung und Kleider haben / so lasset uns genügen. S Denn die da reich werden wollen / die fallen in Versuchung und Stricke / und viel törichter und schädlicher Lüste / welche versenken die Menschen ins Verderben und Verdammnis. Denn Geiz ist eine Wurzel alles Übels / welches hat etliche gelüstet / und sind vom Glauben irre gegangen / und machen ihnen selbst viel Schmerzen. Aber du Gottes Mensch fleuch solches. Jage aber nach der Gerechtigkeit / der Gottseligkeit / dem Glauben / der Liebe / der Geduld / der Sanftmut. Kämpfe den guten Kampf des Glaubens / ergreife das ewige Leben / dazu du auch berufen bist / und bekannt hast ein gut Bekenntnis / vor vielen Zeugen. Ich gebiete dir vor Gott / der alle Ding lebendig machet / und vor 13 Christo Jesu / der unter Pontio Pilato bezeuget hat ein gut Bekenntnis / daß du haltest das Gebot ohn Flecken / unvertadelig / bis auf die Erscheinung unsers Herrn Jesu Christi / welche wird zeigen zu seiner Zeit / der Selige und allein Gewaltige / der König aller Könige / und Herr aller Herrn / der allein Unsterblichkeit hat / der da wohnet in einem Licht / da niemand zu kommen kann / welchen kein Mensch gesehen hat / noch sehen kann / dem sei Ehre und ewiges Reich / Amen. Den Reichen von dieser Welt gebeut / daß sie nicht stolz seien / auch 17 nicht hoffen auf den ungewissen Reichtum / sondern auf den lebendigen Gott / der uns dargibt reichlich allerlei zu genießen / daß sie Gutes tun / reich werden an guten Werken / gerne geben / behülflich seien / schatzsammeln ihnen selbst einen guten Grund aufs Zukünftige / daß sie ergreifen das ewige Leben. O Timothee / bewahre das dir vertrauet ist / und meide das ungeist-liche lose Geschwätz / und das Gezänk der falsch berühmten Kunst / welche etliche vorgeben und fehlen des Glaubens. Die Gnade sei mit dir / Amen. Geschrieben von Laodizea / die da ist eine Hauptstadt des Landes Phrygia Pakatania. Vorrede auf die ander Epistel an Timotheum Diese Epistel ist ein Letzebrief (Abschiedsbrief) / darin S. Paulus Timotheum ermahnet / daß er fortfahre / wie er angefangen habe / das Evangelium zu treiben. Das auch wohl not ist / sintemal viel sind die abfallen / dazu falsche Geister und Lehrer sich allenthalben erregen / darum einem Bischöfe zustehet / immer zu wachen und arbeiten an dem Evangelio. In Sonderheit aber verkündiget er im dritten und vierten Kapitel die (ge)fahrliche Zeit / am Ende der Welt / darinne das falsche geistliche Leben alle Welt verfuhren soll / mit äußerlichem Schein / darunter allerlei Bosheit und Untugend ihr Wesen habe. Wie wir leider jetzt sehen an unsern Geistlichen diese Prophezei S. Pauli allzu reichlich erfüllet werden. Die ander Epistel S. Pauli: An Timotheum Das erst Kapitel Paulus ein Apostel Jesu Christi / durch den Willen Gottes / nach der Verheißung des Lebens / in Christo Jesu. Meinem lieben Sohn Timotheo. Gnade / Barmherzigkeit / Friede von Gott dem Vater / und Christo Jesu unserm Herrn. 3 Ich danke Gott / dem ich diene von meinen Voreltern her / in reinem Gewissen / daß ich ohn Unterlaß dein gedenke in meinem Gebet / Tag und Nacht / und mich verlanget dich zu sehen (wenn ich denke an deine Tränen) auf daß ich mit Freuden erfüllet würde / und erinnere mich des ungefärbten Glaubens in dir / welcher zuvor gewöhnet hat in deiner Großmutter Loide / und in deiner Mutter Eunike / bin aber gewiß / daß auch in dir. 6 Um welcher Sache willen ich dich erinnere / daß du erweckest die Gabe Gottes / die in dir ist / durch die Auflegung meiner Hände. Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht / sondern der Kraft und der Liebe und der Zucht. Darum so schäme dich nicht des Zeugnisses unsers Herrn / noch meiner / der ich sein Gebundener »Zucht«: Das Wörtlein iZuchti das Paulus oft braucht / heißt das nur zu deutsch sagen: mäßig / fein / säuberlich / vernünftig fahren von Gebärden. bin / sondern leide dich mit dem Evangelio / wie ich / nach der Kraft Gottes ' der uns hat selig gemacht / und berufen mit einem heiligen Ruf / nicht nach unsern Werken / sondern nach seinem Vorsatz und Gnade / die uns gegeben ist in Christo Jesu / vor der Zeit der Welt / jetzt aber offenbart durch die Erscheinung unsers Heilandes Jesu Christi / der dem Tod die Macht hat genommen / und das Leben und ein unvergänglich Wesen ans Licht bracht / durch das Evangelium / zu welchem ich gesetzt bin ein Prediger und Apostel und Lehrer der Heiden / um welcher Sache willen ich solches leide / aber ich schäme michs nicht. Denn ich weiß / an welchen ich glaube / und bin gewiß / daß er kann mir meine Beilage bewahren / bis an jenen Tag. Halt an dem Vorbilde der heilsamen Wort / die du von mir gehört 13 hast / vom Glauben und von der Liebe in Christo Jesu. Diese gute Beilage bewahre durch den heiligen Geist / der in uns wohnet. Das weißest du daß sich verkehrt haben von mir alle / die in Asia sind . unter welchen ist Phygellus und Hermogenes. Der Herr gebe Barmherzigkeit dem Hause Onesiphori / denn er hat mich oft erquicket ■ und hat sich meiner Ketten nicht geschämet / sondern da er zu Rom war / suchte er mich aut fleißigst / und fand mich. Der Herr gebe ihm daß er finde Barmherzigkeit bei dem Herrn / an jenem Tage. Und wie viel er mir zu Epheso gedienet hat / weißest du am besten. Das ander Kapitel So sei nu stark ■ mein Sohn / durch die Gnade in Christo Jesu / und was du von mir gehöret hast durch viel Zeugen / das befiehl treuen Menschen / die da tüchtig sind auch andere zu lehren. Leide dich als ein guter Streiter Jesu Christi. Kein Kriegsmann flicht sich in Händel der Nahrung / auf daß er gefalle dem / der ihn angenommen hat. Und so jemand auch kämpfet / wird er doch nicht gekrönet / er kämpfe denn recht. Es soll aber der Ackermann / der den Acker bauet / der Früchte am ersten genießen. Merke / was ich sage. Der Herr aber wird dir in allen Dingen Verstand geben. Halt im Gedächtnis Jesum Christum / der auferstanden ist von den S Toten / aus dem Samen Davids / nach meinem Evangelio / über welchem ich mich leide / bis an die Bande / als ein Übeltäter. Aber Gottes Wort ist nicht gebunden. Darum dulde ichs alles um der Auserwähleten willen / auf daß auch sie die Seligkeit erlangen in Christo Jesu / mit ewiger Herrlichkeit. 11 Das istje gewißlich wahr: sterben wir mit / so werden wir mit leben. Dulden wir / so werden wir mit herrschen. Verleugnen wir / so wird er uns auch verleugnen. Glauben wir nicht / so bleibet er treue / er kann sich selbst nicht leugnen. Solchs erinnere sie / und bezeuge vor dem Herrn / daß sie nicht um Worte zanken / welches nichts nützeist/ denn zu verkehren die da zuhören. 15 Befleißige dich Gotte zu erzeigen einen rechtschaffnen und unsträflichen Arbeiter / der da recht teile das Wort der Wahrheit. Des ungeistlichen losen Geschwätzs entschlahe dich / denn es hilft viel zum „ ungöttlichen Wesen / und ihr Wort frisset um sich wie der Krebs / unter welchen ist Hymenäus und Philetus / welche der Wahrheit gefehlet haben und sagen / die Auferstehung sei schon geschehen / und haben etlicher Glauben verkehret. Aber der feste Grund Gottes bestehet / und hat diesen Siegel: Der Herr kennet die Seinen / und: Es trete ab von Ungerechtigkeit / wer den Namen Christi nennet. In einem großen Hause aber sind nicht 20 allein güldene und silberne Gefäße / sondern auch hölzerne und irdische / und etliche zu Ehren / etliche aber zu Unehren. So nu jemand sich reiniget von solchen Leuten / der wird ein geheiliget Faß (Gefciß) sein / zu den Ehren / dem Hausherrn bräuchlich / und zu allem guten Werk bereitet. Fleuch die Lüste der Jugend. Jage aber nach der Gerechtigkeit / dem Glauben / der Liebe / dem Frieden / mit allen die den Herrn anrufen von reinem Herzen. Aber der törichten und unnützen Fragen entschlahe dich / denn du weißest / daß sie nur Zank gebären. Ein Knecht aber des Herrn soll nicht zänkisch sein / sondern freundlich gegen jedermann / lehrhaftig / der die Bösen tragen kann mit Sanftmut / und strafe die Widerspenstigen / ob ihnen Gott dermaleins Buße gebe / die Wahrheit zu erkennen / und wieder nüchtern würden aus des Teufels Strick / von dem sie gefangen sind / zu seinem Willen. »teile«: Daßer nicht das Gesetz und Evangelium ineinander menge /sondern treibe das Gesetz wider die Rohen / Harten / Bösen / und werf sie unter das weltliche Recht oder in Bann. Aber die Blöden ( Verzagten) / Betrübten / Frommen tröste er mit dem Evangelio. »nennet«: Das ist: prediget / rühmet/anrufet. Quae nec valent ad disciplinam nec doctrinam. (Welche weder zur Erziehung taugen noch zur Belehrung.) Das dritte Kapitel Das sollst du aber wissen / daß in den letzten Tagen werden greuliche Zeiten kommen. Denn cs werden Menschen sein / die von sich selbst halten / geizig / ruhmredig / hoffärtig / Lästerer / den Eltern ungehorsam / undankbar / ungeistlich / störrig / unversöhnlich / 20 irdische (irdene). Bis 1527: töpferne. Schänder / unkeusch / wild / ungütig / Verräter / Freveler / aufgeblasen / die mehr lieben Wollust denn Gott / die da haben den Schein eines gottseligen Wesens / aber seine Kraft verleugnen sie / und solche meide. Aus denselbigen sind / die hin und her in die Häuser schleichen / und fuhren die Weiblein gefangen / die mit Sünden bela- 6 den sind / und mit mancherlei Lüsten fahren / lernen immerdar / und können nimmer zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Gleicherweise aber / wiejannes und Jambres Mosi widerstunden / also widerstehen auch diese der Wahrheit. Es sind Menschen von zerrütteten Sinnen / untüchtig zum Glauben. Aber sie Werdens die Länge nicht treiben / denn ihre Torheit wird offenbar werden jedermann / gleich wie auch jener war. Du aber hast erfahren meine Lehre / meine Weise / meine Meinung / 10 meinen Glauben / meine Langmut / meine Liebe / meine Geduld / meine Verfolgung / meine Leiden / welche mir widerfahren sind zu Antiochia / zu Ikonio / zu Lystran / welche Verfolgungen ich da ertrug / und aus allen hat mich der Herr erlöset. Und alle / die gottselig leben wollen in Christo Jesu / müssen Verfolgung leiden. Mit den bösen Menschen aber und verführerischen / wirdsje länger je ärger / verführen und werden verführet. Du aber / bleibe in dem / das du gelernet hast / und dir vertrauet ist / 14 sintemal du weißest / von wem du gelernet habest. Und weil du von Kind auf die heilige Schrift weißest / kann dich dieselbige unterweisen zur Seligkeit / durch den Glauben an Christo Jesu. Denn alle Schrift von Gott eingegeben / ist nütz zur Lehre / zur Strafe / zur Besserung / zur Züchtigung in der Gerechtigkeit / daß ein Mensch Gottes sei vollkommen / zu allem guten Werk geschickt. Das vierte Kapitel So bezeuge ich nu vor Gott und dem Herrn Jesu Christo / der da zukünftig ist zu richten die Lebendigen und die Toten / mit seiner Erscheinung und mit seinem Reich: Predige das Wort / halt an / es sei zu rechter Zeit oder zur Unzeit / strafe / dräue / ermahne / mit aller Geduld und Lehre. Denn es wird eine Zeit sein / da sie die heilsame Lehre nicht leiden werden / sondern nach ihren eignen Lüsten wer- 6 fuhren die Weihlein gefangen: wörtlich nach dem Urtext. Gemeint ist: machen sich die Weiblein hörig. den sie ihnen selbst Lehrer aufladen / nach dem ihnen die Ohren jucken / und werden die Ohren von der Wahrheit wenden / und sich zu den Fabeln kehren. Du aber sei nüchtern allenthalben / leide dich / tu das Werk eines Evangelischen Predigers / richte dein Amt redlich aus. 6 Denn ich werde schon geopfert / und die Zeit meines Abscheidens ist vorhanden. Ich hab einen guten Kampf gekämpfet / ich hab den Lauf vollendet / ich hab Glauben gehalten. Hinfort ist mir beigelegt die Krön der Gerechtigkeit / welche mir der Herr an jenem Tage / "der gerechte Richter / geben wird / nicht mir aber allein / sondern auch allen / die seine Erscheinung heb haben. g Fleißige dich / daß du bald zu mir kommest. Denn Demas hat mich verlassen / und diese Welt heb gewonnen / und ist gen Thessalonich gezogen / Kreszens in Galatiam / Titus in Dalmatiam / Lukas ist allein bei mir. Markum nimm zu dir / und bringe ihn mit dir / denn er ist mir nützlich zum Dienst. Tychikum habe ich gen Ephesum gesandt. Den Mantel / den ich zu Troada ließ bei Karpo / bringe mit / wenn du kommest / und die Bücher / sonderlich aber das Pergament. Alexander der Schmied hat mir viel Böses beweiset / der Herr bezahle ihm nach seinen Werken / vor welchen hüte dich auch / denn er hat unsern Worten sehr widerstanden. 16 In meiner ersten Verantwortung stund niemand bei mir / sondern sie verließen mich alle. Es sei ihnen nicht zugerechnet. Der Herr aber stund mir bei / und stärkete mich / auf daß durch mich die Predigt bestätigt würde / und alle Heiden höreten / und ich bin erlöset von des Löwens Rachen. Der Herr aber wird mich erlösen von allem Übel / und aushelfen zu seinem himmlischen Reich / welchem sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit / Amen. Grüße Priskam und Aquilam / und das Haus Onesiphori. Erastus blieb zu Konrintho. Trophimum aber ließ ich zu Mileto krank. Tue Fleiß / daß du vor dem Winter kommest. Fs grüßet dich Eubulus und Pudcns / und Linus und Klaudia / und alle Brüder. Der Herr Jesus Christus sei mit deinem Geiste. Die Gnade sei mit euch / Amen. Geschrieben von Rom / die ander Epistel an Timotheum / da Paulus zum andern Mal vor dem Kaiser Nero ward dargestellet. Vorrede auf die Epistel S. Pauli an Titum Dies ist eine kurze Epistel aber ein Ausbund christlicher Lehre / darinnen allerlei so meisterlich verfasset ist / das einem Christen not ist zu wissen, und zu leben. Aufs erst / lehret was ein Bischof oder Pfarrherr für ein Mann sein soll / nämlich / der fromm und gelehrt sei / das Evangelium zu predigen / und die falschen Lehrer der Werke und Menschengesetze zu vertilgen / welche allezeit wider den Glauben streiten / und die Gewissen von der christlichen Freiheit verfuhren / in das Gefängnis ihrer Menschenwerke / als sollten sie vor Gott fromm machen / die doch kein nutz sind. Im zweiten Kapitel lehret er allerlei Stände / Alt / Jung / Frauen / Männer / Herren und Knechte / wie sie sich halten sollen / als die Christus durch sein Sterben erworben hat / zum Eigentum. Im dritten lehret er die weltlichen Herrschaften zu ehren / und ihnen gehorchen. Und zeucht abermal an die Gnade / die uns Christus erworben hat, damit niemand denke / daß es gnug sei / gehorsam sein der Herrschaft, sintemal alle unsre Gerechtigkeit nichts ist vor Gott. Und befiehlet die Halsstarrigen und Ketzer zu meiden. Die Epistel S. Pauli: An Titum Das erst Kapitel Paulus ein Knecht Gottes / aber ein Apostel Jesu Christi / nach dem Glauben der Auserwählten Gottes / und der Erkenntnis der Wahrheit zur Gottseligkeit / in der Hoffnung des ewigen Lebens / welches verheißen hat der nicht lüget / Gott / vor den Zeiten der Welt / hat aber offenbaret zu seiner Zeit / sein Wort durch die Predigt / die mir vertrauet ist / nach dem Befehl Gottes unsers Heilandes. 4 Tito meinem rechtschaffnen Sohn / nach unser beider Glauben. Gnade / Barmherzigkeit / Friede von Gott dem Vater / und dem Herrnjesu Christo / unserm Heiland. _5 Derhalben ließ ich dich in Kreta / daß du solltest vollend anrichten / da ichs gelassen habe / und besetzen die Städte hin und her mit Ältesten / wie ich dir befohlen habe. Wo einer ist untadelig / Eines Weibes Mann / der gläubige Kinder habe / nicht berüchtiget / daß sie 7 Schwelger und ungehorsam sind. Denn ein Bischof soll untadelig sein / als ein Haushalter Gottes / nicht eigensinnig / nicht zornig / nicht ein Weinsäufer / nicht pochen / nicht unehrliche Hantierung treiben / sondern gastfrei / gütig / züchtig / gerecht / heilig / keusch / und halte ob dem Wort / das gewiß ist / und lehren kann / auf daß er mächtig sei zu ermahnen / durch die heilsame Lehre / und zu strafen die Widersprecher. Denn es sind viel freche / und unnütze Schwätzer und Verführer / sonderlich die aus der Beschneidung / welchen man muß das Maul stopfen / die da ganze Häuser verkehren / und lehren das nicht taugt / um schändliches Gewinns willen. Es hat einer aus ihnen gesagt / ihr eigen Prophet: >Die Kreter sind immer Lügener / böse Tier / und faule Bäuche. < Dies Zeugnis ist wahr. 3 Um der Sache willen strafe sie scharf / auf daß sie gesund seien im Glauben / und nicht achten auf die jüdischen Fabeln und Menschengebote / welche sich von der Wahrheit abwenden. Den Reinen ists alles rein / den Unreinen aber und Ungläubigen ist nichts rein / sondern unrein ist beide ihr Sinn und Gewissen. Sie sagen / sic erkennen Gott / aber mit den Werken verleugnen sie es / sintemal sie sind / an welchen Gott Greuel hat / und gehorchen nicht / und sind zu allem guten Werk untüchtig. »eigensinnig«: Der seinen eignen Kopf hat/ niemand weichet/man muß ihm weichen. Wie man spricht: mit dem Kopf hindurch. »züchtig«: Vernünftig / mäßig / etc. »züchtig«: Allenthalben wo hie Zucht oder züchtig stehet / da vernimm /daß sie sollen ver-nünftig / mäßig und fein sich halten /denn ich thar (wage) des Wortes/vernünftig: nicht brauchen. »züchtig«: Das ist mäßig / vernünftig etc. »Ernst«: Das ist /daßsie wissen / es sei Gottes Gebot /und kein Scherz/er wollte es ernstlich haben. »gelinde«: Das sind / die alle Ding zum Besten kehren und deuten oder annehmen. Das ander Kapitel Du aber rede / wie sichs ziemet nach der heilsamen Lehre: den Alten / daß sie nüchtern seien / ehrbar / züchtig / gesund im Glauben / in der Liebe / in der Geduld. Den alten Weibern desselbigen gleichen / daß sie sich stellen / wie den Heiligen ziemet / nicht Lästerinnen seien / nicht Weinsäuferinnen / gute Lehrerinnen / daß sie diejungen Weiber lehren züchtig sein / ihre Männer lieben / Kinder lieben / sittig sein / keusch / häuslich / gütig / ihren Männern untertan / auf daß nicht das Wort Gottes verlästert werde. Desselbigen gleichen die jungen Männer ermahne / daß sie züchtig seien. Allenthalben aber stelle dich selbst zum Vorbilde guter Werke / mit 7 unverfälschter Lehre / mit Ehrbarkeit / mit heilsamem und untadeligem Wort / auf daß der Widerwärtige sich schäme / und nichts habe / daß er von uns möge Böses sagen. Den Knechten / daß sie ihren Herrn untertänig seien / in allen Dingen zu Gefallen tun / nicht widerbellen / nicht veruntreuen / sondern alle gute Treu erzeigen / auf daß sie die Lehre Gottes unsers Heilandes zieren in allen Stücken. Denn es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes allen Menschen / 11 und züchtiget uns / daß wir sollen verleugnen das ungöttliche Wesen / und die weltlichen Lüste/und züchtig / gerecht und gottselig leben in dieser Welt / und warten auf die selige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit des großen Gottes / und unsers Heilandes Jesu Christi / der sich selbst Eir uns gegeben hat / auf daß er uns erlösete von aller Ungerechtigkeit / und reinigete ihm selbst ein Volk zum Eigentum / das fleißig wäre zu guten Werken. Solches rede und ermahne / und strafe mit ganzem Ernst. Laß dich niemand verachten. Das dritte Kapitel Erinnere sie / daß sie den Fürsten und der Oberkeit untertan und gehorsam seien / zu allem guten Werk bereit seien / niemand lästern / nicht hadern / gelinde seien / alle Sanftmütigkeit beweisen / gegen alle Menschen. Denn wir waren auch weiland unweise / ungehorsam / Irrige / dienend den Lüsten und mancherlei Wollüsten / und wandelten in Bosheit und Neid / und hasseten uns unternander. Da aber erschien die Freundlichkeit und Leutseligkeit Gottes unsers 4 Heilandes / nicht um der Werk willen der Gerechtigkeit / die wir getan hatten / sondern nach seiner Barmherzigkeit / machete er uns selig / durch das Bad der Wiedergeburt / und Erneuerung des heiligen Geistes / welchen er ausgegossen hat über uns reichlich / durch Jesum Christ unsern Heiland / auf daß wir durch desselben Gnade gerecht und Erben seien des ewigen Lebens / nach der Hoffnung. Das ist je gewißlich wahr. Solchs will ich / daß du fest lehrest / auf daß die / so an Gott gläubig sind worden / in einem Stand guter Werk funden werden. Solchs ist gut und nütz den Menschen. Der törichten Fragen aber / der Geschlechtregister / des Zankes und Streites über dem Gesetz / ent-schlahe dich / denn sie sind unnütz und eitel. Einen ketzerischen Menschen meide / wenn er einmal und abermal ermahnet ist / und wisse / daß ein solcher verkehret ist / und sündiget / als der sich selbst verurteilet hat. Wenn ich zu dir senden werde Arteman oder Tychikum / so komm eilend zu mir gen Nikopolin / denn daselbst hab ich beschlossen / den Winter zu bleiben. Zenan den Schriftgelehrten und Apollon fertige ab mit Fleiß / auf daß ihnen nichts gebreche. Lasse aber auch die Unsern lernen / daß sie im Stand guter Werk sich finden lassen / wo man ihrer bedarf / auf daß sie nicht unfruchtbar seien. Es grüßen dich alle die mit mir sind. Grüße alle die uns lieben im Glauben. Die Gnade sei mit euch allen / Amen. Geschrieben von Nikopoli in Mazedonia. »fest« Daßdie Leute merken und glauben/daßes gewiß und ernst sei/wasdu lehrest/und nicht unnötig/faul oder für Zweifel halten/als wä-rens Märlein oderlose Teidin-ge (Geschwätz). Wie Christus Matthäus y auchgewaltiglich lehret/nicht wie die Pha risäeretc. »wo man ihrer bedarf« Daß man sie brauchen könne in Ämtern / die nicht unnütze Leute sind /die zu nichts taugen als Mönche / Messeknechte etc. 12ff Artemas, Tychikus, Nikopolis, Zenas, Apollos. Vorrede auf die Epistel S. Pauli an Philemon Diese Epistel zeiget ein meisterlich lieblich Exempel christlicher Liebe. Denn da sehen wir / wie S. Paul sich des armen Onesimi annimmt / und ihn gegen seinen Herrn vertritt / mit allem / das er vermag. Und stellet sich nicht anders / denn als sei er selbst Onesi-mus / der sich versündiget habe. Doch tut er das nicht mit Gewalt oder Zwang / als er wohl Recht hätte / sondern (enf)äußert sich seines Rechtes / damit er zwinget / daß Philemon sich seines Rechtes auch verzeihen (verzichten) muß. Eben wie uns Christus getan hat gegen Gott den Vater / also tut auch S. Paul für Onesimo gegen Philemon. Denn Christus hat sich auch seines Rechtes geäußert / und mit Liebe und Demut den Vater überwunden / daß er seinen Zorn und Recht hat müssen legen / und uns zu Gnaden (im)nehmen / um Christi willen / der also ernstlich uns vertritt / und sich unser so herzlich annimmt. Denn wir sind alle seine Onesimi / so wirs glauben. Die Epistel S. Pauli: An Philemon Paulus der Gebundene Christi Jesu / und Timotheus der Bruder. Philemoni dem Lieben und unserm Gehülfen / und Appia der Lieben / und Archippo unsern Streitgenossen / und der Gemeine in deinem Hause. Gnade sei mit euch und Friede / von Gott unserm Vater / und dem Herrn Jesu Christo. Ich danke meinem Gott / und gedenke dein alle Zeit in meinem 4 Gebet / nachdem ich höre von der Liebe und dem Glauben / welche du hast an den Herrn Jesum / und gegen alle Heiligen / daß dein Glaube den wir mit einander haben / in dir kräftig werde / durch Erkenntnis alle des Guten / das ihr habt / in Christo Jesu. Wir haben aber große Freude und Trost an deiner Liebe / denn die Herzen der Heiligen sind erquicket durch dich / lieber Bruder. Darum / wiewohl ich habe große Freidigkeit / in Christo / dir zu gcbic- 8 ten / was dir ziemet / so will ich doch um der Liebe willen nur vermahnen / der ich ein solcher bin / nämlich ein alter Paulus / nu aber auch ein Gebundener Jesu Christi. So ermahne ich dich um meines Sohnes willen Onesimi / den ich gezeuget habe in meinen Banden / welcher weiland dir unnütze / nu aber mir und dir wohl nütze ist / den habe ich wiedergesandt. Du aber wollest ihn / das ist / mein eigen Herz / annehmen. Denn ich wollte ihn bei mir behalten / daß er mir an deiner Statt dienete / in den Banden des Evangelii / aber ohn deinen Willen wollte ich nichts tun / auf daß dein Gutes nicht wäre genötiget / sondern freiwillig. , Vielleicht aber ist er darum eine Zeitlang von dir kommen / daß du ihn ewig wieder hättest / nu nicht mehr als einen Knecht / sondern mehr denn einen Knecht / einen lieben Bruder / sonderlich mir / wie viel mehr aber dir / beide nach dem Fleisch und in dem Herrn? So du nu mich hältst für deinen Gesellen / so wolltest du ihn / als mich selbst / annehmen. So er aber dir etwas Schaden getan hat / oder schuldig ist / das rechne mir zu. Ich Paulus hab es geschrieben mit meiner Hand / ich wills bezahlen. Ich schweig / daß du dich selbst mir schuldig bist. Ja lieber Bruder / gönne mir / daß ich mich an dir ergetze / in dem Herrn / erquicke mein Herz in dem Herrn. Ich hab aus Zuversicht deines Gehorsams dir geschrieben / denn ich weiß du wirst mehr tun / denn ich sage. Daneben / bereite mir die Herberge / denn ich hoffe / daß ich durch euer Gebet euch geschen-ket werde. Es grüßet dich Epaphras mein Mitgefangener in Christo Jesu / Markus / Aristarchus / Demas / Lukas / meine Gehülfen. Die Gnade unsers Herrn Jesu Christi sei mit eurem Geist / Amen. >Onesitnos< griechisch / heißet mützei auf deutsch. Dahin lautet S. Paul / da er spricht: >Er ist mir und dir nütz /das ist ein >Onesimus<. Geschrieben von Rom / durch Onesimum. Vorrede auf die erste Epistel S. Peters Diese Epistel hat S. Peter zu den bekehreten Heiden geschrieben / und ermahnet sie im Glauben beständig zu sein / und zuzunehmen / durch allerlei Leiden und gute Werk. Im ersten Kapitel stärket er ihren Glauben / durch göttliche Verheißung und Kraft der zukünftigen Seligkeit. Und zeiget an / wie die-selbige nicht von uns verdienet / sondern zuvor durch die Propheten verkündiget sei. Darum sollen sie nu im neuen Wesen heilig leben / und des alten vergessen / als die neugeborn sind / durch das lebendige ewige Wort Gottes. Im zweiten lehret er das Haupt und den Eckstein Christum erkennen / und daß sie / als rechtschaffene Priester / sich selbst Gott opfern / wie Christus sich geopfert hat. Und hebet an allerlei Stände zu unterrichten. Am ersten lehret er in der gemein (insgemein) hin / der weltlichen Herrschaft untertan sein. Darnach sonderlich die Knechte / ihren eignen Herrn unterworfen sein / und Unrecht von ihnen leiden / um Christi willen / der für uns auch Unrecht erlitten hat. Im dritten lehret er die Weiber gehorsam sein / auch den ungläubigen Männern / und sich heiliglich zieren. Item die Männer / daß sie ihre Weiber dulden (mit ihnen Geduld haben) und vertragen. Und darnach in gemein / unternander demütig / geduldig / und freundlich sein / wie Christus für unsre Sünde gewesen ist. Im vierten lehret er das Fleisch zwingen / mit Nüchternheit / Wachen / Mäßigkeit / Beten / und mit Christus leiden / trösten und stärken. Und unterweiset das geistliche Regiment / wie man allein Gottes Wort und Werk treiben soll / und ein jeglicher dem andern mit seiner Gaben dienstbar sein. Und nicht wundern / sondern fröhlich sein / ob wir leiden müssen um Christi Namen willen. Im fünften ermahnet er die Bischöfe und Priester / wie sie leben und das Volk weiden sollen. Und warnet uns vor dem Teufel / daß er ohn Unterlaß uns nachgehe allenthalben. Die erste Epistel S. Peters Das erst Kapitel Petrus ein Aposteljesu Christi. Den erwähleten Fremdlingen hin und her / in Ponto / Galatia / Kap-padozia / Asia und Bithynia / nach der Vorsehung Gottes des Vaters / durch die Heiligung des Geistes / zum Gehorsam und zur Bespren-gung des Bluts Jesu Christi. Gott gebe euch viel Gnade und Friede. 3 Gelobet sei Gott und der Vater unsers Herrn Jesu Christi / der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeborn hat / zu einer lebendigen Hoffnung / durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten / zu einem unvergänglichen und unbefleckten und unver-welklichen Erbe / das behalten wird im Himmel / euch / die ihr aus Gottes Macht / durch den Glauben bewahret werdet zur Seligkeit / welche zubereitet ist / daß sie offenbar werde zu der letzten Zeit / in welcher ihr euch freuen werdet / die ihr jetzt eine kleine Zeit (wo es nun vergänglich«: Da kein Furcht noch Sorge ist/daßsie ein Ende nehme. »Unbefleckt«: die mit keiner Traurigkeit oder Unlust vermischet ist. » Unverwelk-lich«: der man nimmer müde noch überdrüssig wird /sondern ewig rein und frisch bleibt. Weltliche Freude ist das Wider-spiel. sein soll) traurig seid in mancherlei Anfechtungen / auf daß euer Glaube rechtschaffen und viel köstlicher erfunden werde / denn das vergängliche Gold / das durchs Feuer bewähret wird / zu Lobe / Preis und Ehre / wenn nu offenbaret wird Jesus Christus / welchen ihr nicht gesehen / und doch lieb habt / und nu an ihn glaubet / wie wohl ihr ihn nicht sehet. So werdet ihr euch freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freuden / und das Ende euers Glaubens davon bringen / nämlich der Seelen Seligkeit. Nach welcher Seligkeit haben gesucht und geforschet die Propheten / die von der zukünftigen Gnade auf euch geweissaget haben / und haben geforschet / auf welche und welcherlei Zeit deutete der Geist Christi / der in ihnen war / und zuvor bezeuget hat die Leiden / die in Christo sind / und die Herrlichkeit darnach / welchen es offenbaret ist. Denn sie habens nicht ihnen selbst / sondern uns dargetan / welchs euch nu verkündiget ist / durch die / so euch das Evangelium verkündiget haben / durch den heiligen Geist vom Himmel gesandt / welchs auch die Engel gelüstet zu schauen. Darum so begürtet die Lenden euers Gemütes / seid nüchtern und setzet euer Hoffnung ganz aufdie Gnade / die euch angeboten wird / durch die Offenbarung Jesu Christi / als gehorsame Kinder / und stellet euch nicht gleich / wie vorhin / da ihr in Unwissenheit nach den Lüsten lebetet / sondern nach dem / der euch berufen hat und heilig ist / seid auch ihr heilig / in allem eurem Wandel. Denn es stehet geschrieben: >Ihr sollt heilig sein / denn ich bin heilig.< Und sintemal ihr den zum Vater anrufet / der ohn Ansehen der Person richtet / nach eines jeglichen Werk / so führet euren Wandel / so lange ihr hie wallet / mit Fürchten. Und wisset / daß ihr nicht mit vergänglichem Silber oder Gold erlöset seid / von eurem ekeln Wandel / nach väterlicher Weise / sondern mit dem teuren Blut Christi / als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes / der zwar zuvor versehen ist / ehe der Welt Grund geleget ward / aber offenbaret zu den letzten Zeiten / um euertwillen / die ihr durch ihn glaubet an Gott / der ihn auferwecket hat von den Toten / und ihm die Herrlichkeit gegeben / auf daß ihr Glauben und Hoffnung zu Gott haben möchtet. Und machet keusch eure Seelen im Gehorsam der Wahrheit / durch den Geist / zu ungefärbter Bruderliebe / und habt euch unternander brünstig heb / aus reinem Herzen / als die da wiederum geborn sind / nicht aus vergänglichem / sondern aus unvergänglichem Samen / nämlich / aus dem lebendigen Wort Gottes / das da ewiglich bleibet. io 13 17 Denn alles Fleisch ist wie Gras / und alle Herrlichkeit der Menschen / wie des Grases Blumen. Das Gras ist verdorret / und die Blume abgefallen. Aber des Herrn Wort bleibet in Ewigkeit. Das ist aber das Wort / welches unter euch verkündigt ist. Das ander Kapitel 6 So leget nu ab alle Bosheit und allen Betrug / und Heuchelei und Neid / und alles Afterreden / und seid gierig nach der vernünftigen lautern Milch / als die jetztgebornen Kindlein / auf daß ihr durch dieselbigen zunehmet. So ihr anders geschmeckt habt / daß der Herr freundlich ist / zu welchem ihr kommen seid / als zu dem lebendigen Stein / der von Menschen verworfen / aber bei Gott ist er auserwählet und köstlich. Und auch ihr / als die lebendigen Steine / bauet euch zum geistlichen Hause / und zum heiligen Priestertum / zu opfern geistliche Opfer / die Gott angenehm sind / durch Jesum Christum. Darum stehet in der Schrift: Siehe da / ich lege einen auserwählten köstlichen Eckstein in Zion / und wer an ihn glaubet / der soll nicht zuschanden werden. Euch nu / die ihr glaubet / ist er köstlich / den Ungläubigen aber ist der Stein / den die Bauleute verworfen haben / und zum Eckstein worden ist / ein Stein des Anstoßens / und ein Fels des Ärgernisses / die sich stoßen an dem Wort / und glauben nicht dran / darauf sie gesetzt sind. Ihr aber seid das auserwählete Geschlecht / das königliche Priestertum / das heilige Volk / das Volk des Eigentums / daß ihr verkündigen sollt die Tugend des / der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht. Die ihr weiland nicht ein Volk wäret / nu aber Gottes Volk seid / und weiland nicht in Gnaden wäret / nu aber in Gnaden seid. Lieben Brüder / ich ermahne euch / als die Fremdlinge und Pilgeri-me / enthaltet euch von fleischlichen Lüsten / welche wider die Seele streiten / und führet einen guten Wandel unter den Heiden / auf daß die / so von euch afterreden / als von Übeltätern / eure guten Werk sehen / und Gott preisen / wenns nu an den Tag kommen wird. »vernünftigen«. Das ist: geistliche Milch / welche ist das Evangelium /so mans mit dem Glauben fasset/nicht mit fleischlichem Sinn /denn damit wirds falsch und unreine Milch. Es bleibet zuletzt kein Tugend noch Untugend verborgen / 1. Timotheus 5. Es ist nichts Heimlichs/das nicht offenbar werde / Matthäus 10. Seid untertan aller menschlichen Ordnung / um des Herrn willen / 13 es sei dem Könige als dem Obersten / oder den Hauptleuten als den Gesandten von ihm / zur Rache über die Übeltäter / und zu Lobe den Frommen. Denn das ist der Wille Gottes / daß ihr mit Wohltun verstopfet die Unwissenheit der törichten Menschen / als die Freien / und nicht als hättet ihr die Freiheit zum Deckel der Bosheit / sondern als die Knechte Gottes. Tut Ehre jedermann. Habt die Brüder heb. Fürchtet Gott. Ehret den König. Ihr Knechte seid untertan mit aller Furchte den Herrn / nicht allein 18 den gütigen und gelinden / sondern auch den wunderlichen. Denn das ist Gnade / so jemand um des Gewissens willen zu Gott das Übel verträgt / und leidet das Unrecht. Denn was ist das für ein Ruhm / so ihr um Missetat willen Streiche leidet? Aber wenn ihr um Wohltat willen leidet und erduldet / das ist Gnade bei Gott. Denn dazu seid ihr berufen / sintemal auch Christus gelitten hat für 21 uns / und uns ein Vorbilde gelassen / daß ihr sollt nachfolgen seinen Fußstapfen. Welcher keine Sünde getan hat / ist auch kein Betrug in seinem Munde erfunden / welcher nicht wieder schalt / da er gescholten ward / nicht dräuete/da er litt. Erstelletees aber dem heim / der da recht richtet / welcher unser Sünde selbst geopfert hat / an seinem Leibe / auf dem Holz / auf daß wir der Sünde abgestorben / der Gerechtigkeit leben / durch welches Wunden ihr seid heil worden. Denn ihr wäret wie die irrenden Schafe / aber ihr seid nu bekehret / zu dem Hirten und Bischöfe euer Seelen. Das dritte Kapitel »unverrückt«: Daß sie rein und rechtschaffen im Glauben seien. Desselbigen gleichen / sollen die Weiber ihren Männern untertan sein / auf daß auch die / so nicht glauben an das Wort / durch der Weiber Wandel / ohn Wort / gewonnen werden / wenn sie ansehen euren keuschen Wandel / in der Furcht / welcher Geschmuck soll nicht auswendig sein / mit Haarflechten und Goldumhängen / oder Kleideranlegen / sondern der verborgen Mensch des Herzens unverrückt / mit sanftem und stillem Geiste. Das ist köstlich vor Gott. Denn also haben sich auch vor Zeiten die heiligen Weiber geschmückt / die ihre Hoffnung auf Gott setzten / und ihren Männern untertan waren / wie die Sarah Abraham gehorsam war / und hieß 18 Knechte. Bis 1327: Hausknechte; - wunderlichen. Bis 1327: unschlachtigen. ihn Herr / welcher Töchter ihr worden seid / so ihr wohltut / und nicht so schüchtern seid. 7 Desselbigen gleichen ihr Männer / wohnet bei ihnen mit Vernunft / und gebt dem weibischen / als dem schwächsten Werkzeuge / seine Ehre / als auch Miterben der Gnade des Lebens / auf daß eure Gebete nicht verhindert werden. Endlich aber / seid allesamt gleich gesinnet / mitleidig / brüderlich / barmherzig / freundlich. Vergeltet nicht Böses mit Bösem / oder Scheltwort mit Scheltwort / sondern dagegen segnet / und wisset / , daß ihr dazu berufen seid / daß ihr den Segen beerbet. »schüchtern«: Weiber sind natürlich schüchtern /und erschrecken leicht. Sie sollen aber feste sein /und ob sich ein Leiden erhübe/nicht so weibisch erschrecken. Denn wer leben will und gute Tage sehen / der schweige seine Zunge / daß sie nichts Böses rede / und seine Lippen / daß sie nicht trügen. Er wende sich vom Bösen / und tue Gutes / er suche Frieden und jage ihm nach. Denn die Augen des Herrn sehen auf die Gerechten / und seine Ohren auf ihr Gebet. Das Angesichte aber des Herrn siehet auf die da Böses tun. 13 Und wer ist / der euch schaden könnte / so ihr dem Guten nachkämet? Und ob ihr auch leidet um Gerechtigkeit willen / so seid ihr doch selig. Fürchtet euch aber vor ihrem Trotzen nicht / und erschreckt nicht / heiliget aber Gott den Herrn in euren Herzen. Seid aber allezeit bereit zur Verantwortung jedermann / der Grund fordert der Hoffnung / die in euch ist / und das mit Sanftmütigkeit und Furcht. Und habt ein gut Gewissen / auf daß die / so von euch after-reden / als von Übeltätern / zu Schanden werden / daß sie geschmäht haben euern guten Wandel in Christo. Denn es ist besser / so es Gottes Wille ist / daß ihr von Wohltat wegen leidet / denn von Übeltat wegen. Sintemal auch Christus einmal für unser Sünden gelitten hat / der Gerechte für die Ungerechten / auf daß er uns Gotte opferte / und ist getötet nach dem Fleisch / aber lebendig gemacht nach dem Geist. ig ln demselbigen ist er auch hin gegangen / und hat geprediget den Geistern im Gefängnis / die vor Zeiten nicht glaubten / da Gott einstmals harrete / und Geduld hatte zu den Zeiten Noae / da man die Archa zurüstete / in welcher wenig / das ist / acht Seelen behalten wurden / durchs Wasser. Welchs nu auch uns selig machet / in der Taufe / die durch jenes bedeutet ist / nicht das Abtun des Unflats am » Werkzeug«: Alle Christen sind Gottes Werkzeuge. Aber das Weib ist beide am Leib und am Mut schwächer denn der Mann / darum sein mit Vernunft zu schonen ist/daßnicht Uneinigkeit sich erhebe/dadurch denn alle Gebet verhindert werden. »Bund«: Stipu-latio /daßColi sich uns mit Gnaden verpflichtet und wirs amiehmen. Vers 8 »deckt«: Wer seinen Nähesten liehet / der lasset sich nicht erzürnen /sondern vertrüget alles / wie viel cm ihm gesündiget wird. Das heißet hie »der Sünde Menge decken« / 1. Korinther lg: >Die Liehe vertrüget alles .< Vers 12 »Hitze«: Das ist Verfolgung / die uns bewährt / wie Feuer das Gold. Vers iS »fremd Amt«: Das Laster treibet der Teu fel allermeist in den falschen Christen /die wollen immer viel zu schaffen haben und regieren 'da ihnen nichts befohlen ist. Wie Fleisch / sondern der Bund eines guten Gewissens mit Gott / durch die Auferstehung Jesu Christi / welcher ist zur Rechten Gottes in den Himmel gefahren / und sind ihm untertan die Engel /und die Gewaltigen / und die Kräfte. Das vierte Kapitel Weil nu Christus im Fleisch für uns gelitten hat so wappnet euch auch mit demselbigen Sinn / denn wer am Fleisch leidet / der höret auf von Sünden / daß er hinfort / was noch hinterstelliger Zeit (für den Rest der Zeit) im Fleisch ist / nicht der Menschen Lüsten / sondern dem Willen Gottes lebe. Denn es ist genug / daß wir die vergangen Zeit des Lebens zubracht haben nach heidnischem Willen / da wir wandelten in Unzucht / Lüsten / Trunkenheit / Fresserei / Säuferei und greulichen Abgöttereien. Das befremdet sic / daß ihr nicht mit ihnen laufet / in dasselbige 4 wüste unordig Wesen / und lästern / welche werden Rechenschaft geben dem / der bereit ist zu richten die Lebendigen und die Toten. Denn dazu ist auch den Toten das Evangelium verkündiget / auf daß sie gerichtet werden nach dem Menschen am Fleisch / aber im Geist Gotte leben. Es ist aber nahe kommen das Ende aller Dinge. So seid nu mäßig und nüchtern zum Gebet. Vor allen Dingen aber habt unternander eine brünstige Liebe / denn die Liebe deckt auch der Sünden Menge. Seid gastfrei unternander ohn Murmeln. Und dienet einander / ein jeglicher mit der Gabe / die er empfangen hat / als die guten Haushalter der mancherlei Gnade Gottes. So jemand redet / daß ers rede als Gottes Wort. So jemand ein Amt hat / daß ers tu als aus dem Vermögen / das Gott darreichet / aut daß in allen Dingen Gott gepreiset werde / durch Jesum Christ / welchem sei Ehre und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit / Amen. Ihr Lieben / lasset euch die Hitze so euch begegnet nicht befremden 12 (die euch widerfahret / daß ihr versucht werdet) / als widerführe euch etwas Seltsams / sondern freuet euch / daß ihr mit Christo leidet / auf daß ihr auch zur Zeit der Offenbarung seiner Herrlichkeit Freude und Wonne haben möget. Selig seid ihr / wenn ihr geschmäht werdet über dem Namen Christi / denn der Geist / der ein Geist der Herrlichkeit und Gottes ist / ruhet auf euch. Bei ihnen ist er verlästert / aber bei euch ist er gepreiset. Niemand aber unter euch leide als ein Mörder oder Dieb / oder 15 Übeltäter / oder der in ein fremd Amt greifet. Leidet er aber als ein Christen / so schäme er sich nicht / er ehre aber Gott in solchem Fall. Denn es ist Zeit / daß anfahe das Gerichte an dem Hause Gottes. So aber zuerst an uns / was wills fürein Ende werden mit denen / die dem Evangelio Gottes nicht glauben? Und so der Gerechte kaum erhalten wird / wo will der Gottlose und Sünder erscheinen? Darum / welche da leiden nach Gottes Willen / die sollen ihm ihre Seelen befehlen / als dem treuen Schöpfer in guten Werken. Das funft Kapitel Die Ältesten / so unter euch sind / ermahne ich / der Mitälteste und Zeuge der Leiden die in Christo sind / und teilhaftig der Herrlich- 2 keit / die offenbaret werden soll. Weidet die Herde Christi / so euch befohlen ist / und sehet wohl zu / nicht gezwungen / sondern willig-lich / nicht um schändliches Gewinns willen / sondern von Herzens Grund / nicht als die übers Volk herrschen / sondern werdet Vorbilder der Herde. So werdet ihr / wenn erscheinen wird der Erzhirte / die unverwelkliche Krone der Ehren empfahen. Desselbigen gleichen / ihr Jungen seid untertan den Ältesten. Allesamt seid unternander untertan / und haltet fest an der Demut. Denn Gott widerstehet den Hoffärtigen / aber den Demütigen gibt er Gnade. So demütiget euch nu unter die gewaltige Hand Gottes / daß er euch erhöhe zu seiner Zeit. Alle euer Sorge werfet auf ihn / denn er sorget für euch. 8 Seid nüchtern und wachet / denn euer Widersacher der Teufel gehet umher / wie ein brüllender Löwe / und suchet / welchen er verschlinge. Dem widerstehet feste im Glauben / und wisset / daß eben diesel-bigen Leiden über eure Brüder in der Welt gehen. Der Gott aber aller Gnade / der uns berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit / in Christo Jesu / derselbige wird euch / die ihr eine kleine Zeit leidet / vollbereiten / stärken / kräftigen / gründen. Dem-selbigen sei Ehre und Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit / Amen. 12 Durch euern treuen Bruder Silvanum / als ich achte / hab ich euch ein wenig geschrieben / zu ermahnen und zu bezeugen / daß das die rechte Gnade Gottes ist / darinnen ihr stehet. Es grüßen euch die samt euch auserwählet sind zu Babylonia / und mein Sohn Markus. Grüßet euch unternander mit dem Kuß der Liebe. Friede sei mit allen / die in Christo Jesu sind / Amen. 2 von Herzens Grund. Bis 1527: aus geneigtem Gemüt. die Bischöfe und Geistlichen tun / regieren die Welt. Item die aufrührischen undfürwitzigen Prediger schädliche und (ge)-fdhrliche Leute. »übers Volk«: >Cleros< heißet ein Los oder auch ein Teil/so einem jeglichen durchs Los zu-geteilet wird. Also heißt hie Petrus das Pfarr-volk oder Kirchspiel ein Los/das ist ein Teil /das seinem Pfarrer befohlen ist. »fest«: Da ßdie Demut gegen einander verknüpfet und in einander geflochten sei/daß sieder Teufel mit keiner List noch Kraft trennen möge. Vorrede auf die ander Epistel S. Peters Diese Epistel ist wider die geschrieben / so da meinen / der christliche Glaube möge ohn Werke sein. Darum ermahnet er sie / daß sie durch gute Werk sich prüfen / und des Glaubens gewiß werden / gleich wie man an den Früchten die Bäume erkennet. Und fähet darnach an / wider die Menschenlehre das Evangelium zu preisen / daß man dasselbige allein solle hören / und keine Menschenlehre / denn als er spricht: >Es ist noch nie kein Prophezei von Menschen willen geschehene Darum warnet er am zweiten Kapitel vor den falschen Lehrern zukünftig / die mit Werken umgehen / und dadurch Christum verleugnen / und dräuet denselbigen hart / mit dreien greulichen Exempeln. Und malet sie so eben ab / mit ihrem Geiz / Hochmut / Frevel / Hurerei / Heuchelei / daß mans greifen muß / daß er den heutigen geistlichen Stand meine / der alle Welt mit seinem Geiz verschlungen / und ein frei / fleischlich / weltlich Leben freventlich führet. Im dritten zeiget er / daß der Jüngste Tag balde kommen werde / und obs vor den Menschen tausend Jahr dünket (zu) sein / ists doch vor Gott / als ein Tag. Und beschreibet / wie es zugehen werde am Jüngsten Tage / daß alles mit Feuer verzehret werden soll. Er weissaget aber auch / daß zur selbigen Zeit die Leute ganz spöttisch sein / und nichts vom Glauben halten werden / wie die Epikurer. Summa / das erste Kapitel zeiget / wie die Christenheit stehen sollt zur Zeit des reinen Evangelii. Das zweite Kapitel zeiget / wie sie zur Zeit des Papstes und (der) Menschenlehre stehen würde. Das dritte / wie hernach die Leute beide Evangelium und alle Lehre verachten / und nichts glauben werden. Und das gehetjetzt im vollen Schwang / bis Christus komme. Die ander Epistel S. Peters Das erst Kapitel Simon Petrus: ein Knecht und Apostel Jesu Christi. Denen / die mit uns eben denselbigen teuren Glauben überkommen "haben / in der Gerechtigkeit / die unser Gott gibt / und der Heiland Jesus Christ. Gott gebe euch viel Gnade und Friede / durch die Erkenntnis Gottes und Jesu Christi unsers Herrn. j Nach dem allerlei seiner göttlichen Kraft / was zum Leben und göttlichem Wandel dienet / uns geschenkt ist / durch die Erkenntnis des / der uns berufen hat / durch seine Herrlichkeit und Tugend / durch welche uns die teuren und allergrößesten Verheißungen geschenkt sind / nämlich / daß ihr durch dasselbig teilhaftig werdet der göttlichen Natur / so ihr fliehet die vergängliche Lust der Welt. 5 So wendet allen euren Fleiß daran / und reichet dar in eurem Glauben Tugend / und in der Tugend Bescheidenheit / und in der Bescheidenheit Mäßigkeit / und in der Mäßigkeit Geduld / und in der Geduld Gottseligkeit / und in der Gottseligkeit brüderliche Liebe / und in der brüderlichen Liebe (all) gemeine Liebe. Denn wo solches reichlich bei euch ist / wirds euch nicht faul noch unfruchtbar sein lassen / in der Erkenntnis unsers Herrn Jesu Christi. Welcher aber solchs nicht hat / der ist blind und tappet mit der Hand / und vergis-set der Reinigung seiner vorigen Sünden. Darum / lieben Brüder / tut desto mehr Fleiß / euern Beruf und Erwählung fest zu machen. Denn wo ihr solchs tut / werdet ihr nicht straucheln / und also wird euch reichlich dargereicht werden / der Eingang zu dem ewigen Reich unsers Herrn und Heilands Jesu Christi. 12 Darum will ichs nicht lassen / euch alle Zeit solches zu erinnern / wiewohl ihrs wisset und gestärket seid / in der gegenwärtigen Wahrheit. Denn ich achte es billig sein / so lange ich in dieser Hütten bin / euch zu erwecken und erinnern / denn ich weiß / daß ich meine Hütten bald ablegen muß / wie mir denn auch unser Herr Jesus Christus eröffnet hat. Ich will aber Fleiß tun / daß ihr allenthalben habt nach meinem Abschied solches in Gedächtnis zu halten. Denn wir haben nicht den klugen Fabeln gefolget / da wir euch kund 16 getan haben die Kraft und Zukunft unsers Herrn Jesu Christi. Sondern wir haben seine Herrlichkeit selber gesehen / da er empfing von Gott dem Vater Ehre und Preis / durch eine Stimme / die zu ihm geschah von der großen Herrlichkeit / dermaßen: >Dies ist mein lieber Sohn / an dem ich Wohlgefallen habe.< Und diese Stimme haben wir gehöret vom Himmel bracht / da wir mit ihm waren / auf dem heiligen Berge. Wir haben ein festes prophetisch Wort / und ihr tut wohl / daß ihr tg drauf achtet / als auf ein Licht / das da scheinet in einem dunkeln Ort / bis der Tag anbreche/und der Morgenstern aufgehe in euren Herzen. Und das sollt ihr für das erste wissen / daß keine Weissagung in der Schrift geschieht aus eigner Auslegung. Denn es ist noch nie keine Weissagung aus menschlichem Willen herfür bracht / sondern die heiligen Menschen Gottes haben geredt / getrieben von dem heiligen Geist. Das ander Kapitel Es waren aber auch falsche Propheten unter dem Volk / wie auch unter euch sein werden falsche Lehrer die nebenein fuhren werden verderbliche Sekten / und verleugnen den Herrn der sie erkauft hat / und werden über sich selbst fuhren ein schnell Verdammnis / und viel werden nachfolgen ihrem Verderben. Durch welche wird der Weg der Wahrheit verlästert werden / und durch Geiz mit erdichteten Worten werden sie an euch hantieren / von welchen das Urteil von langem her nicht säumig ist / und ihre Verdammnis schläft nicht. Denn so Gott der Engel / die gesündiget haben / nicht verschonet 4 hat / sondern hat sie mit Ketten der Finsternis zur Hölle verstoßen / und übergeben / daß sie zum Gerichte behalten werden / und hat nicht verschonet der vorigen Welt / sondern bewahrete Noah / den Prediger der Gerechtigkeit / selbachte / und führete die Sintflut über die Welt der Gottlosen. Und hat die Städte Sodoma und Gomorrha zu Aschen gemacht / umkehret / und verdammt / damit ein Exempel gesetzt den Gottlosen / die hernach kommen würden / und hat erlöset den gerechten Lot welchem die schändlichen Leute alles Leid i g Genauer: wir haben um so fester das prophetische Wort. taten / mit ihrem unzüchtigen Wandel / denn dieweil er gerecht war / und unter ihnen wohnete / daß ers sehen und hören mußte / quäkten sie die gerechte Seele von Tag zu Tage / mit ihren Unrechten Werken. Der Herr weiß die Gottseligen aus der Versuchung zu erlösen / die Ungerechten aber behalten zum Tage des Gerichtes zu peinigen. Allermeist aber die / so da wandeln nach dem Fleisch / in der unreinen Lust / und die Herrschaften verachten / thürstig / eigensinnig / nicht erzittern die Majestäten zu lästern. So doch die Engel / die ,, größer Stärke und Macht haben / nicht ertragen das lästerliche Gericht wider sich vom Herrn. Aber sie sind wie die unvernünftigen Tier / die von Natur dazu geborn sind / daß sie gefangen und geschieht werden / lästern da sie nichts von wissen / und werden in ihrem verderblichen Wesen umkommen / und den Lohn der Ungerechtigkeit davon bringen. Sie achten für Wollust das zeitliche Wohlleben / sie sind Schande und Laster / prangen von euren Almosen / prassen mit dem Euern / haben Augen voll Ehebruchs / lassen ihnen die Sünde nicht wehren / locken an sich die leichtfertigen Seelen / haben ein Herz durchtrieben mit Geiz / verfluchte Leute / verlassen den richtigen Weg / und gehen irre / und folgen nach dem Wege Bileam des Sohns Beor / welchem geliebete der Lohn der Ungerechtigkeit / hatte aber eine Strafe seiner Übertretung / nämlich / das stumme lastbar Tier redete mit Menschenstimme / und wehrete des Propheten Torheit. Das sind Brunnen ohn Wasser / und Wolken vom Windwirbel umgetrieben / welchen behalten ist ein dunkel Finsternis in Ewigkeit. Denn sie reden stolze Wort / da nichts hinter ist / und reizen durch Unzucht zur fleischlichen Lust / diejenigen / die recht entronnen waren / und nu im Irrtum wandeln / und verheißen ihnen Freiheit / so sie selbst Knechte des Verderbens sind. Denn von welchem jemand überwunden ist / des Knecht ist er worden. Denn so sie entflohen sind dem Unflat der Welt / durch die Erkenntnis des Herrn und Heilandes Jesu Christi / werden aber wiederum in diesclbigcn geflochten und überwunden / ist mit ihnen das Letzte ärger worden denn das Erste. Denn es wäre ihnen besser / daß sie den Weg der Gerechtigkeit nicht erkennet hätten / denn daß sie ihn erkennen / und sich kehren von dem heiligen Gebot / das ihnen gegeben ist. Es ist ihnen widerfahren das wahre Sprichwort: >Dcr Hund frisset wieder / was er gcspcict hat.< Und / »Die Sau wälzet sich nach der Schwemme wieder im Kot.< Vers 13 »Prangen von euren Almosen«: Die Stifte und Probenden (Pfründenein-kiinfte) / dafür sie nichts tun / spotten euer dazu. Denn >Eu-typhontesi heißen proprie /qui pro ludo et deliti-is habent (heißen eigentlich »die ihr Spiel und Lust daran haben«). Die der Leute / als der Narren spotten zu ihrem Schaden /wollen dazu ihre Sünde ungestrafet haben. » Unzucht«: Wie der Papst durchs Ehe- Verbieten /die Welt erfüllet hat mit allem mutwilligen Leben und greulichen fleischlichen Sünden. Spötter sind unsre Epikurertmd Sadduzäer/die weder dies noch das glauben / leben nach ihrem Gefallen dahin. Oder / wie Petrus saget / nach ihren eignen Lüsten / tun was sie wollen und (was sie) gar wohl gelüstet / wie wir vor Augen sehen, »dieselbigen«: Wort und Wasser. Das dritte Kapitel Dies ist die ander Epistel / die ich euch schreibe / ihr Lieben / in welcher ich erwecke und erinnere euern lautern Sinn / daß ihr gedenket an die Wort / die euch zuvor gesagt sind von den heiligen Propheten / und an unser Gebot / die wir sind Apostel des Herrn und Heilands. Und wisset das aufs erst / daß in den letzten Tagen kommen werden j Spötter / die nach ihren eignen Lüsten wandeln / und sagen / >Wo ist die Verheißung seiner Zukunft? Denn nachdem die Väter entschlafen sind / bleibet es alles / wie es von Anfang der Kreaturen gewesen ist.< Aber mutwillens wollen sie nicht wissen / daß der Himmel vorzeiten auch war / dazu die Erde aus Wasser und im Wasser bestanden / durch Gottes Wort. Dennoch ward zu der Zeit die Welt durch dieselbigen mit der Sintflut verderbet. Also auch der Himmel jetzund und die Erde / werden durch sein Wort gesparet / daß sie zum Feuer behalten werden / am Tage des Gerichts und Verdammnis der gottlosen Menschen. Eines aber sei euch unverhalten / ihr Lieben / daß ein Tag vor dem S Herrn ist wie tausend Jahr / und tausend Jahr wie ein Tag. Der Herr verziehet nicht die Verheißung / wie es etliche für einen Verzug achten / sondern er hat Geduld mit uns / und will nicht / daß jemand verloren werde / sondern daß sich jedermann zur Buße kehre. Es wird aber des Herrn Tag kommen / als ein Dieb in der Nacht / in welchem die Himmel zergehen werden / mit großem Krachen / die Element aber werden vor Hitze schmelzen / und die Erde und die Werk die drinnen sind werden verbrennen. So nu das alles soll zergehen / wie sollt ihr dann geschickt sein / mit heiligem Wandel und gottseligem Wesen? daß ihr wartet und eilet zu der Zukunft des Tages des Herrn / in welchem die Himmel vom Feuer zergehen und die Element vor Hitze zerschmelzen werden. Wir warten aber eines neuen Himmels und einer neuen Erden / nach seiner Verheißung / in welchen Gerechtigkeit wohnet. Darum / meine Lieben / dieweil ihr darauf warten sollet / so tut Fleiß / 14 daß ihr vor ihm unbefleckt und unsträflich im Frieden erfunden werdet. Und die Geduld unsers Herrn achtet für euer Seligkeit. Als auch unser lieber Bruder Paulus / nach der Weisheit / die ihm gegeben ist / euch geschrieben hat / wie er auch in allen Briefen davon redet. In welchen sind etliche Ding schwer zu verstehen / welche verwirren die Ungelehrigen und Leichtfertigen / wie auch die andern Schriften / zu ihrer eignen Verdammnis. Ihr aber / meine Lieben / weil ihr das zuvor wisset / so verwahret euch / daß ihr nicht durch Irrtum der ruchlosen Leute samt ihnen verführet werdet / und entfallet aus eurer eignen Festung / wachset aber in der Gnade und Erkenntnis unsers Herrn und Heilands Jesu Christi. Demselbigen sei Ehre / nu und zu ewigen Zeiten / Amen. Vorrede auf die drei Episteln S. Johannis Diese erste Epistel S. Johannis / ist eine rechtschaffene apostolische Epistel / und sollt billig bald nach seinem Evangelio folgen. Denn gleich wie er im Evangelio den Glauben treibet / also begegnet er in der Epistel denen / die sich des Glaubens rühmeten ohn Werke. Und lehret mannigfaltig / wie die Werk nicht außen bleiben wo der Glaube ist. Bleiben sie aber außen / so ist der Glaube nicht rechtschaffen ' sondern Lügen und Finsternis. Er tut aber dasselbige nicht mit Treiben aufs Gesetz / wie Jakobi Epistel tut / sondern mit Reizen (Locken) / daß wir auch lieben sollen / wie Gott uns geliebct hat. Er schreibt aber auch drinnen hart wider die Cerinther / und wider den Geist des Widerchrists / der dazumal schon anfing Christum zu verleugnen / daß er ins Fleisch kommen sei / welchs nu allererst recht im Schwang gehet. Denn ob man wohl jetzt nicht-leugnet mit dem Munde öffentlich / daß Christus ins Fleisch kommen sei / so leugnen sie es doch mit dem Herzen / mit der Lehre und Leben. Denn wer durch sein Werk und Tun will fromm und selig werden der tut eben so viel / als der Christum verleugnet / sintemal Christus darum ins Fleisch kommen ist / daß er uns ohn unser Werk allein durch sein Blut fromm und selig machete. Also streitet die Epistel wider beide Teil / wider die / so gar ohn Werke sein wollen im Glauben / und wider die / so mit Werken wollen fromm werden. Und behält uns auf rechter Mittelstraßen daß wir durch den Glauben fromm und der Sünde los werden / und darnach auch / wenn wir nu fromm sind / gute Werk und Liebe um Gottes willen üben / frei ohn alles Gesuch (ohne Lohn zu suchen). Die andern zwo Episteln sind nicht Lehrepisteln / sondern Exempel der Liebe und des Glaubens / und haben auch einen rechten apostolischen Geist. Cerinther: einegnostische Sekte des j. Jahrhunderts. Die erste Epistel S. Johannis Das erst Kapitel Das da von Anfang war: das wir gehöret haben / das wir gesehen haben mit unsern Augen / das wir beschauet haben / und unsre Hände betastet haben / vom Wort des Lebens / und das Leben ist erschienen / und wir haben gesehen / und zeugen und verkündigen euch das Leben / das ewig ist / welches war bei dem Vater / und ist uns erschienen. Was wirgesehen und gehöret haben / das verkündigen wir euch / auf daß auch ihr mit uns Gemeinschaft habt / und unser Gemeinschaft sei mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesu Christo. Und solches schreiben wir euch / auf daß euer Freude völlig sei. 5 Und das ist die Verkündigung / die wir von ihm gehöret haben / und euch verkündigen / daß Gott ein Licht ist / und in ihm ist keine Finsternis. So wir sagen / daß wir Gemeinschaft mit ihm haben / und wandeln im Finsternis / so lügen wir / und tun nicht die Wahrheit. So wir aber im Licht wandeln / wie er im Licht ist / so haben wir Gemeinschaft unternander / und das Blut Jesu Christi seines Sohns machet uns rein von aller Sünde. So wir sagen / wir haben keine Sünde / so verfuhren wir uns selbst und die Wahrheit ist nicht in uns. So wir aber unsere Sünde bekennen / so ist er treu und gerecht / daß er uns die Sünde vergibt / und reiniget uns von aller Untugend. So wir sagen / wir haben nicht gesündiget / so machen wir ihn zum Lügencr / und sein Wort ist nicht in uns. Das ander Kapitel Meine Kindlein / solchs schreibe ich euch / auf daß ihr nicht sündiget. Und ob jemand sündiget / so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater / Jesum Christ / der gerecht ist / und derselbige ist die Versöhnung für unser Sünde / nicht allein aber für die unsere / sondern auch für (die) der ganzen Welt. Und an dem merken wir / daß wir ihn kennen / so wir seine Gebot halten. Wer da saget / >Ich kenne ihm / und hält seine Gebot nicht / der ist ein Lügener / und in solchem ist keine Wahrheit. Wer aber sein Wort hält / in solchem ist wahrlich die Liebe Gottes vollkommen. Daran erkennen wir / daß wir in ihm sind. Wer da saget / daß er in ihm bleibet / der soll auch wandeln / gleich wie er gewandelt hat. Brüder / ich schreibe euch nicht ein neu Gebot / sondern das alte 7 Gebot / das ihr habt von Anfang gehabt. Das alte Gebot ist das Wort / das ihr von Anfang gehöret habt. Wiederum / ein neu Gebot schreib ich euch / das da wahrhaftig ist bei ihm und bei euch. Denn die Finsternis ist vergangen / und das wahre Licht scheinet jetzt. Wer da saget / er sei im Licht / und hasset seinen Bruder / der ist noch im Finsternis. Wer seinen Bruder liebet / der bleibet im Licht / und ist kein Ärgernis bei ihm. Wer aber seinen Bruder hasset / der ist im Finsternis / und wandelt im Finsternis / und weiß nicht / wo er hin gehet / denn die Finsternisse haben seine Augen verblendet. Lieben Kindlein / ich schreibe euch / daß euch die Sünden vergeben werden / durch seinen Namen. Ich schreibe euch Vätern / denn ihr kennet den / der von Anfang ist. Ich schreibe euch Jünglingen / denn ihr habt den Bösewicht überwunden. Ich schreibe euch Kindern / denn ihr kennet den Vater. Ich habe euch Vätern geschrieben / daß ihr den kennet / der von Anfang ist. Ich habe euch Jünglingen geschrieben / daß ihr stark seid / und das Wort Gottes bei euch bleibet / und den Bösewicht überwunden habt. Habt nicht lieb die Welt / noch was in der Welt ist. So jemand die 15 Welt lieb hat / in dem ist nicht die Liebe des Vaters. Denn alles was in der Welt ist (nämlich des Fleisches Lust / und der Augen Lust / und hoffärtiges Leben) ist nicht vom Vater / sondern von der Welt. Und die Welt vergehet mit ihrer Lust. Wer aber den Willen Gottes tut / der bleibet in Ewigkeit. 18 Kinder / es ist die letzte Stund / und wie ihr gehöret habt / daß der Widerchrist kommt / und nu sind viel Widerchristen worden / daher erkennen wir / daß die letzte Stunde ist. Sie sind von uns ausgegangen / aber sie waren nicht von uns / denn wo sie von uns gewesen wären / so wären sie ja bei uns blieben / aber auf daß sie offenbar .^würden / daß sie nicht alle von uns sind. Und ihr habt die Salbung von dem der heilig ist / und wisset alles. Ich hab euch nicht geschrieben / als wüßtet ihr die Wahrheit nicht / sondern ihr wisset sie / und wisset / daß keine Lüge aus der Wahrheit kommt. Wer ist ein Lügener / ohn der da leugnet / daß Jesus der Christ sei? Das ist der Widerchrist / der den Vater und den Sohn leugnet. Wer den Sohn leugnet / der hat auch den Vater nicht. Was ihr nu gehöret habt von Anfang / das bleibe bei euch. So bei euch bleibet / was ihr von Anfang gehöret habt / so werdet ihr auch bei dem Sohn und Vater bleiben. Und das ist die Verheißung / die er uns verheißen hat / das ewige Leben. 26 Solchs hab ich euch geschrieben von denen / die euch verfuhren. Und die Salbung / die ihr von ihm empfangen habt / bleibet bei euch. Und feedürfet nicht / daß euch jemand lehre / sondern wie euch die Salbung allerlei lehret / so ists wahr / und ist keine Lüge. Und wie sie euch gelehret hat / so bleibet bei demselbigen. Und nu Kindlein / bleibet bei ihm / auf daß wenn er offenbaret wird / daß wir Freidigkeit haben / und nicht zu Schanden werden vor ihm / in seiner Zukunft. So ihr wisset / daß er gerecht ist / so erkennet auch / daß / wer recht tut / der ist von ihm geborn. »Fleisches Lust« ist Hurerei. »Augenlust« ist Geiz und Reichtum. »Hoffdrtig Leben« ist Ehrgierigkeit /Gewalt /Lob und Oben-aus-Fah-ren. Widerchrist ist / den man heißet Endechrist (Antichrist). Das dritte Kapitel Sehet / welch eine Liebe hat uns der Vater erzeiget / daß wir Gottes Kinder sollen heißen. Darum kennet euch die Welt nicht / denn sie kennen ihn nicht. Meine Lieben / wir sind nu Gottes Kinder / und ist noch nicht erschienen / was wir sein werden. Wir wissen aber wenn cs erscheinen wird / daß wir ihm gleich sein werden. Denn wir werden ihn sehen / wie er ist. Und ein jeglicher / der solche Hoffnung hat zu ihm / der reiniget sich / gleich wie er auch rein ist. Wer Sünde tut / der tut auch Unrecht / und die Sünde ist das Unrecht. Und ihr wisset / daß er ist erschienen / auf daß er unsere Sünde wegnehme / und ist keine Sünde in ihm. Wer in ihm bleibet / der sündiget nicht. Wer da sündiget / der hat ihn nicht gesehen noch erkannt. Kindlein / lasset euch niemand verführen. Wer recht tut / der ist 7 gerecht / gleich wie Er gerecht ist. Wer Sünde tut / der ist vom Teufel / denn der Teufel sündiget von Anfang. Dazu ist erschienen der Sohn Gottes / daß er die Werk des Teufels zerstöre. Wer aus Gott geborn ist / der tut nicht Sünde / denn sein Same bleibet bei ihm / und kann nicht sündigen / denn er ist von Gott geborn. Daran wirds offenbar / welche die Kinder Gottes / und die Kinder des Teufels sind. Wer nicht recht tut / der ist nicht von Gott / und wer nicht seinen Bruder lieb hat. Denn das ist die Botschaft / die ihr gehöret habt von Anfang / daß 11 wir uns untcrnander lieben sollen. Nicht wie Kain / der von dem Argen war und erwürgete seinen Bruder. Und warum erwürgete er ihn? Daß seine Werk böse waren / und seines Bruders gerecht. Verwundert euch nicht / meine Brüder / ob euch die Welt hasset. Wir wissen / daß wir aus dem Tode in das Leben kommen sind / denn wir lieben die Brüder. Wer den Bruder nicht liebet / der bleibet im Tode. Wer seinen Bruder hasset / der ist ein Totschläger. Und ihr wisset / daß ein Totschläger hat nicht das ewige Leben bei ihm bleibend. Daran haben wir erkannt die Liebe/daß er sein Leben für uns gelassen hat / und wir sollen auch das Leben für die Brüder lassen. Wenn aber jemand dieser Welt Güter hat / und siehet seinen Bruder darben / und schleußet sein Herz vor ihm zu / wie bleibet die Liebe Gottes bei ihm? Meine Kindlein / lasset uns nicht lieben mit Worten / noch mit der Zungen / sondern mit der Tat und mit der Wahrheit. Daran erkennen wir / daß wir aus der Wahrheit sind / und können 19 unser Herz vor ihm stillen / daß / so uns unser Herz verdammt / daß Gott größer ist denn unser Herz/und erkennet alle Ding. Ihr Lieben / so uns unser Herz nicht verdammt / so haben wir eine Freidigkeit zu Gott / und was wir bitten / werden wir von ihm nehmen / denn wir halten seine Gebot / und tun was vor ihm gefällig ist. Und das ist sein Gebot / daß wir glauben an den Namen seines Sohns Jesu Christi / und lieben uns untcrnander / wie er uns ein Gebot gegeben hat. Und wer seine Gebot hält / der bleibet in ihm / und er in ihm. Und daran erkennen wir / daß er in uns bleibet / an dem Geist / den er uns gegeben hat. Das vierte Kapitel Ihr Lieben / glaubet nicht einem jeglichen Geist / sondern prüfet die Geister / ob sie von Gott sind / denn es sind viel falscher Propheten ausgegangen in die Welt. Daran sollt ihr den Geist Gottes erkennen: Ein jeglicher Geist / der da bekennet / daß Jesus Christus ist in das Fleisch kommen / der ist von Gott. Und ein jeglicher Geist / der da nicht bekennet / daß Jesus Christus ist in das Fleisch kommen / der ist nicht von Gott. Und das ist der Geist des Widerchrists / von „welchem ihr habt gehört / daß er kommen werde / und ist jetzt schon in der Welt. 4 Kindlein / ihr seid von Gott / und habt jene überwunden / denn der in euch ist / ist größer / denn der in der Welt ist. Sie sind von der Welt / darum reden sie von der Welt / und die Welt höret sie. Wir sind von Gott / und wer Gott erkennet / der höret uns. Welcher nicht von Gott ist / der höret uns nicht. Daran erkennen wir den Geist der Wahrheit / und den Geist des Irrtums. Ihr Lieben / lasset uns untereinander lieb haben / denn die Liebe ist von Gott / und wer lieb hat / der ist von Gott geboren / und kennet Gott. Wer nicht lieb hat / der kennet Gott nicht / denn Gott ist die Liebe. Daran ist erschienen die Liebe Gottes gegen uns / daß Gott seinen eingebornen Sohn gesandt hat in die Welt / daß wir durch ihn leben sollen. Darinne stehet die Liebe / nicht daß wir Gott geliebet haben / sondern daß er uns geliebet hat / und gesandt seinen Sohn zur Versöhnung für unsre Sünden. ii Ihr Lieben / hat uns Gott also geliebet / so sollen wir uns auch un-ternander lieben. Niemand hat Gott jemals gesehen. So wir uns un-ternander lieben / so bleibet Gott in uns / und seine Liebe ist völlig in uns. Daran erkennen wir / daß wir in ihm bleiben / und er in uns / daß er uns von seinem Geist gegeben hat. Und wir haben gesehen und zeugen / daß der Vater den Sohn gesandt hat zum Heiland der Welt. Welcher nu bekennet / daß Jesus Gottes Sohn ist / in dem bleibet Gott / und er in Gott. Und wir haben erkannt und geglaubet die Liebe / die Gott zu uns hat. 16 Gott ist die Liebe / und wer in der Liebe bleibet / der bleibet in Gott / und Gott in ihm. Daran ist die Liebe völlig bei uns / aufdaß wir eine Freicligkcit haben am Tage des Gerichts / denn gleich wie er ist / so sind auch wir in dieser Welt. Furcht ist nicht in der Liebe / sondern die völlige Liebe treibet die Furcht aus. Denn die Furcht hat Pein. Wer sich aber fürchtet / der ist nicht völlig in der Liebe. Lasset uns ihn lieben / denn er hat uns erst geliebet. So ig jemand spricht: >lch liebe Gott< / und hasset seinen Bruder / der ist ein Lügener. Denn wer seinen Bruder nicht liebet / den er siehet / wie kann er Gott lieben / den er nicht siehet? Und dies Gebot haben wir von ihm / daß / wer Gott liebet / daß der auch seinen Bruder liebe. Das funft Kapitel Vers 6: Wo der Geist ist /da ist keine Heuchelei/sondern es ist alles rechtschaffen und wahrha ftig mit ihm / was er redet / tut / lebet. Wo nicht Geist ist / da ist Heuchelei und Lügen. »die drei sind beisammen«: Das ist / wo eins ist/da ist auch das andre. Denn Christus Blut/die Taufe /und der heilige Geist bezeugen /bekennen und predigen das Evangelium vorder Welt und in eines jeglichen Gewissen /der da glaubet. Denn erfüllet / daß er durchs Wasser und Geist/mit Christi Blut erworben /gerecht und selig wird. Wer da glaubet / daß Jesus sei der Christ / der ist von Gott geboren. Und wer da liebet den / der ihn geborn hat / der liebet auch den / der von ihm geborn ist. Daran erkennen wir / daß wir Gottes Kinder lieben / wenn wir Gott lieben / und seine Gebot halten. Denn das ist die Liebe zu Gott / daß wir seine Gebot halten / und seine Gebot sind nicht schwer. Denn alles was von Gott geborn ist / überwindet die Welt / und unser Glaube ist der Sieg / der die Welt überwunden hat. Wer ist aber der die Welt überwindet / ohn der da glaubet / daß Jesus Gottes Sohn ist? Dieser ists / der da kommt / mit Wasser und Blut / Jesus Christus / nicht mit Wasser alleine / sondern mit Wasser und Blut. Und der Geist ists / der da zeuget / daß Geist Wahrheit ist. Denn drei sind die da zeugen auf Erden / der Geist und das Wasser / und das Blut / und die drei sind beisammen. So wir der Menschen Zeugnis annehmen / so ist Gottes Zeugnis größer / denn Gottes Zeugnis ist das / das er gezeuget hat von seinem Sohn. Wer da glaubet an den Sohn Gottes / der hat solchs Zeugnis bei ihm. Wer Gotte nicht glaubet / der macht ihn zum Lügener / denn er glaubet nicht dem Zeugnis / das Gott zeuget von seinem Sohn. Und das ist das Zeugnis / daß uns Gott das ewige Leben hat gegeben / und solchs Leben ist in seinem Sohn. Wer den Sohn Gottes hat / der hat das Leben / wer den Sohn Gottes nicht hat / der hat das Leben nicht. Solchs hab ich euch geschrieben / die ihr glaubet an den 6 Namen des Sohns Gottes / auf daß ihr wisset / daß ihr das ewige Leben habt / und daß ihr glaubet an den Namen des Sohns Gottes. Und das ist die Freidigkeit / die wir haben zu ihm / daß / so wir etwas bitten / nach seinem Willen / so höret er uns. Und so wir wissen / daß er uns höret / was wir bitten / so wissen wir / daß wir die Bitten haben / die wir von ihm gebeten haben. So jemand siehet seinen Bruder sündigen eine Sünde / nicht zum Tode / der mag bitten / so wird er geben das Leben / denen die da sündigen / nicht zum Tode. Es ist eine Sünde zum Tode / dafür sage ich nicht / daß jemand bitte. Alle Untugend ist Sünde / es ist aber etliche nicht Sünde zum Tode. 8 Wir wissen / daß / wer von Gott geboren ist / der sündiget nicht / sondern / wer von Gott geboren ist / der bewahret sich / und der Arge wird ihn nicht antasten. Wir wissen / daß wir von Gott sind / und die ganze Welt liegt im Argen. Wir wissen aber / daß der Sohn Gottes kommen ist / und hat uns einen Sinn gegeben / daß wir erkennen den Wahrhaftigen / und sind in dem Wahrhaftigen / in seinem Sohn Jesu Christo. Dieser ist der wahrhaftige Gott / und das ewige Leben. Kindlein / hütet euch vor den Abgöttern / Amen. »Sünde zum Tod«: Das ist die Sünde in (gegen) den heiligen Geist / davon lies Matthäus 12 (Vers 31). »keinen Coli«: Merk/daß außer dem Glauben Christi / verloren ist aller Gottesdienst in aller Welt. Der Älteste. Der auserwähleten Frauen und ihren Kindern / die ich lieb habe / in der Wahrheit / und nicht alleine ich / sondern auch alle / die die Wahrheit erkannt haben / um der Wahrheit willen / die in uns bleibet / und bei uns sein wird in Ewigkeit. Gnade / Barmherzigkeit Friede / von Gott dem Vater / und von dem Herrn Jesu Christo / dem Sohn des Vaters / in der Wahrheit / und in der Liebe / sei mit uns. Ich bin sehr erfreuet / daß ich funden habe unter deinen Kindern / die in der Wahrheit wandeln / wie denn wir ein Gebot vom Vater empfangen haben. Und nu bitte ich dich / Frau / nicht als ein neu Gebot schreibe ich dir / sondern das wir gehabt haben von Anfang: daß wir uns unternander lieben. Und das ist die Liebe / daß wir wandeln nach seinem Gebot. Das ist das Gebot / wie ihr gehöret habt von Anfang / auf daß ihr daselbst innen wandelt. Denn viel Verführer sind in die Welt kommen / die nicht bekennen Jesum Christ / daß er in das Fleisch kommen ist. Dieser ist der Verführer und der Widerchrist. Sehet euch vor / daß wir nicht verlieren / was wir erarbeitet haben / sondern vollen Lohn empfahen. Wer Übertritt / und bleibet nicht in der Lehre Christi / der hat keinen Gott. Wer in der Lehre Christi bleibet / der hat beide / den Vater und den Sohn. So jemand zu euch kommt / und bringet diese Lehre nicht / den nehmet nicht zu Hause / und grüßet ihn auch nicht / denn wer ihn grüßet / der macht sich teilhaftig seiner bösen Werke. Ich hatte euch viel zu schreiben / aber ich wollte nicht mit Briefen und Tinten / sondern ich hoffe zu euch zu kommen / und mündlich mit euch zu reden / auf daß unser Freude vollkommen sei. Es grüßen dich die Kinder deiner Schwester der Auserwähleten / Amen. 4 6 io Der Älteste: Gajo dem Lieben / den ich lieb habe in der Wahrheit. 2 Mein Lieber / ich wünsche in allen Stücken / daß dirs wohlgehe und gesund seiest / wie es denn deiner Seele wohlgehet. Ich bin aber sehr erfreuet / da die Brüder kamen / und zeugeten von deiner Wahrheit / wie denn du wandelst / in der Wahrheit. Ich habe keine größre Freude / denn die / daß ich höre meine Kinder in der Wahrheit wandeln. 5 „Mein Lieber / du tust treulich / was du tust an den Brüdern und Gästen / die von deiner Liebe gezeuget haben / vor der Gemeine / und du hast wohlgetan / daß du sie abgefertiget hast würdiglich / vor Gott. Denn um seines Namens willen sind sie ausgezogen / und haben von den Heiden nichts genommen. So sollen wir nu solche aufnehmen / auf daß wir der Wahrheit Gehülfen werden. 9 Ich habe der Gemeine geschrieben / aber Diotrephes / der unter ihnen will hoch gehalten sein / nimmt uns nicht an. Darum wenn ich komme / will ich ihn erinnern seiner Werk / die er tut / und plaudert mit bösen Worten wider uns / und lasset ihm an dem nicht genügen. Er selbst nimmt die Brüder nicht an / und wehret denen / die es tun wollen / und stoßet sie aus der Gemeine. Mein Lieber / folge nicht nach dem Bösen / sondern dem Guten. Wer Gutes tut / der ist von Gott. Wer Böses tut / der siehet Gott nicht. 22 Demetrius hat Zeugnis von jedermann / und von der Wahrheit selbst. Und wir zeugen auch / und ihr wisset / daß unser Zeugnis wahr ist. Ich hätte viel zu schreiben / aber ich wollte nicht mit Tinte und Feder zu dir schreiben. Ich hoffe aber dich balde zu sehen / so wollen wir mündlich miteinander reden. Friede sei mit dir. Es grüßen dich die Freunde. Grüßet die Freunde mit Namen. Vorrede auf die Epistel an die Hebräer Bisher haben wir die rechten gewissen Hauptbücher des Neuen Testaments gehabt. Diese vier nachfolgenden aber / haben vor Zeiten ein ander Ansehen gehabt. Und aufs erst / daß diese Epistel an die Hebräer / nicht S. Paul / noch einiges (irgendeines) Apostels sei / beweiset sich dabei / daß im zweiten Kapitel stehet also: /Diese Lehre ist durch die / so es selbst von dem Herrn gehört haben / auf uns kommen und blieben. < Damit wird es klar / daß er von den Aposteln redet / als ein Jünger / auf den solche Lehre von den Aposteln kommen sei / vielleicht lange hernach. Denn S. Paulus Galater i mäch-tiglich bezeuget / er habe sein Evangelium von keinem Menschen, noch durch Menschen / sondern von Gott selber. Über dashatsie einen harten Knoten, daß sie am sechsten und zehnten Kapitelstracks verneinet und versaget die Buße den Sündern/nach der Taufe. Und am zwölften spricht (sie) / Esau habe Buße gesucht / und doch nichtfunden/welchs/ wie es lautet /scheinet wider alle Evangelia und Episteln S. Paulisein. Und wiewohl man mag eine Glosse darauf machen / so lauten doch die Wort so klar /daß ich nicht weiß/ obsgnug sei. Mich dünket / es sei eine Epistel / von vielen Stücken zusammen gesetzt / und nicht einerlei ordentlich handele. Wie dem allen (auch sei) / so ists ja eine ausbündige feine Epistel / die vom Priestertum Christi meisterlich und gründlich aus der Schrift redet / dazu das Alte Testament fein und reichlich ausleget / daß es offenbar ist / sie sei eines trefflichen gelehrten Mannes / der ein Jünger der Apostel gewesen / viel von ihnen gelernet / und fast (sehr) im Glauben erfahren / und in der Schrift geübt ist. Und ob er wohl nicht den Grund legt des Glaubens / wie er selbst zeuget / Kapitel sechs welchs der Apostel Amt ist / so bauet er doch fein drauf Gold / Silber / Edelsteine / wie S. Paulus i Korinther 3 sagt. Derhalben uns nicht hindern soll / ob vielleicht etwas Holz / Stroh oder Heu / mit unter gemenget werde, sondern solche feine Lehre mit allen Ehren aufnehmen. Ohn (außer) daß man sie den apostolischen Episteln nicht aller Dinge gleichen mag. Wer sie aber geschrieben habe / ist unbewußt (unbekannt) / will auch wohl unbewußt bleiben noch eine Weile / da liegt auch nichts an. Uns soll genügen an der Lehre / die er so beständiglich aus und in der Schrift gründet / und gleich einen rechten feinen Griff und Maß zeiget / die Schrift zu lesen und zu handeln. Das erst Kapitel Nachdem vor Zeiten Gott manchmal / und mancherlei Weise geredt hat zu den Vätern durch die Propheten / hat er am letzten in diesen Tagen zu uns geredt / durch den Sohn / welchen er gesetzt hat / zum Erben über alles / durch welchen er auch die Welt gemacht hat. Welcher'/ sintemal er ist der Glanz seiner Herrlichkeit / und das Ebenbil--de seines Wesens / und trägt alle Ding mit seinem kräftigen Wort / und hat gemacht die Reinigung unsrer Sünden / durch sich selbst / hat er sich gesetzt zu der Rechten der Majestät / in der Höhe / so viel besser worden denn die Engel / so gar viel einen hohem Namen er vor ihnen ererbet hat. 5 Denn zu welchem Engel hat er jemals gesagt: >Du bist mein Sohn / heute habe ich dich gezeuget?< Und abermal: >Ich werde sein Vater sein / und er wird mein Sohn sein.< Und abermal / da er einfuhret den Erstgebornen in die Welt / spricht er: >Und es sollen ihn alle Gottes Engel anbeten. < Von den Engeln spricht er zwar: >Er macht seine Engel (zu) Geistert; / und seine Diener (zu) Feuerflammen.< 8 Aber von dem Sohn: Gott / dein Stuhl währet von Ewigkeit zu Ewigkeit / das Zepter deines Reichs ist ein richtiges Zepter. Du hast geliebet die Gerechtigkeit / und gehasset die Ungerechtigkeit / darum hat dich / o Gott / gesalbet dein Gott / mit dem Öle der Freude / über deine Genossen. Und: Du Herr hast von Anfang die Erde gegründet / und die Himmel sind deiner Hände Werk. Dieselbigen werden vergehen / du aber wirst bleiben / und sie werden alle veralten / wie ein Kleid / und wie ein Gewand wirst du sie wandeln / und sie werden sich verwandeln. Du aber bist der selbige / und deinejahre werden nicht aufhören. 3 Zu welchem Engel aber hat er jemals gesagt: >Setze dich zu meiner Rechten / bis ich lege deine Feinde zum Schemel deiner FüßeIch will verkündigen deinen Namen meinen Brüdern / und mitten in der Gemeine dir Lob singen. < Und abermal: »Ich will mein Vertrauen auf ihn setzen.» Und abermal: »Siehe da / ich und die Kinder / welche mir Gott gegeben hat.» Nachdem nu die Kinder Fleisch und Blut haben / ist ers gleicherma- 14 ße teilhaftig worden / auf daß er durch den Tod die Macht nehme / dem / der des Todes Gewalt hatte / das ist / dem Teufel / und erlösete die / so durch Furcht des Todes im ganzen Leben Knechte sein muß- 7 der Engel mangeln lassen. Genauer: niedriger sein lassen als die Engel. ten. Denn er nimmt nirgend die Engel an sich / sondern den Samen Abrahae nimmt er an sich. Daher mußt er aller Dingseinen Brüdern gleich werden / auf daß er barmherzig würde / und ein treuer Hoher-priester vor Gott / zu versöhnen die Sünde des Volks. Denn darinnen er gelitten hat und versucht ist / kann er helfen / denen die versucht werden. Das dritte Kapitel „Derhalben / ihr heiligen Brüder / die ihr mit berufen seid durch den himmlischen Beruf/nehmet wahr des Apostelsund Hohenpriesters / den wir bekennen / Christi Jesu / der da treu ist /dem / der ihn gemacht hat (wie auch Moses) in seinem ganzen Hause. Dieser aber ist größ-rer Ehren wert / denn Moses / nach dem / der eine größer Ehre am Hause hat / der es bereitet / denn das Haus. Denn ein jeglich Haus wird von jemand bereitet. Der aber alles bereitet / das ist Gott. Und Moses zwar war treu in seinem ganzen Hause / als ein Knecht / zum Zeugnis des / das gesagt sollt werden / Christus aber als ein Sohn über sein Haus / welches Haus sind wir / so wir anders das Vertrauen und den Ruhm der Hoffnung bis ans Ende feste behalten. Darum / wie der heilige Geist spricht: Heute / so ihr hören werdet seine Stimme / so verstockt eure Herzen nicht / als geschah / in der Verbitterung / am Tage der Versuchung / in der Wüsten / da mich eure Väter versuchten / sie prüfeten mich / und sahen meine Werk / vierzig Jahr lang. Darum ich entrüstet ward über dies Geschlechte / und sprach: Immerdar irren sie mit dem Herzen / aber sie wußten meine Wege nicht / daß ich auch schwur in meinem Zorn / sie sollten zu meiner Ruhe nicht kommen. Sehet zu / lieben Brüder / daß nicht jemand unter euch ein arges ungläubiges Herz habe / das da abtrete von dem lebendigen Gotte / sondern ermahnet euch selbst / alle Tage / so lange es >heute< heißet / daß nicht jemand unter euch verstocket werde / durch Betrug der Sünde. Denn wir sind Christi teilhaftig worden / so wir anders das angefangen Wesen / bis ans Ende feste behalten. So lange gesagt wird: /Heute/ so ihr seine Stimme hören werdet / so verstocket eure Herzen nicht / wie in der Verbitterung geschah.* Denn etliche / da sie höreten / richteten eine Verbitterung an / aber 16 nicht alle / die von Ägypten ausgingen durch Mosen. Über welche aber ward er entrüstet vierzig Jahr lang? Ists nicht also / daß über die / so da sündigeten / deren Leiber in der Wüsten verfielen? Welchen schwur er aber / daß sie nicht zu seiner Ruhe kommen sollten / denn den Ungläubigen? Und wir sehen / daß sie nicht haben könnt hineinkommen / um des Unglaubens willen. Das vierte Kapitel So lasset uns nu fürchten / daß wir die Verheißung / einzukommen 5 zu seiner Ruhe / nicht versäumen / und unser keiner da hinten bleibe. Denn es ist uns auch verkündiget / gleich wie jenen. Aber das Wort der Prediger halfjenen nichts / da nicht glaubeten / die so es höreten. Denn wir / die wir glauben / gehen in die Ruhe / wie er spricht: Daß ich schwur in meinem Zorn / sie sollten zu meiner Ruhe nicht kommen. Und zwar / da die Werk von Anbeginn der Welt waren gemacht / sprach er an einem Ort / von dem siebenten Tag also: >Und Gott ruhete am siebenten Tage von allen seinen Werken. < Und hie an diesem Ort abermal: >Sie sollen nicht kommen zu meiner Ruhe.< Nachdem es nu noch vorhanden ist / daß etliche sollen zu derselbi- 6 gen kommen / und die / denen es zuerst verkündiget ist / sind nicht dazu kommen / um des Unglaubens willen / bestimmt er abermal einen Tag / nach solcher langer Zeit und saget durch David: >Heute< / wie gesagt ist / Heute / so ihr seine Stimme hören werdet / so verstocket eure Herzen nicht. Denn so Josua sie hätte zur Ruhe bracht / würde er nicht hernach von einem andern Tage gesagt haben. Darum ist noch eine Ruhe vorhanden dem Volk Gottes. Denn wer zu seiner Ruhe kommen ist / der ruhet auch von seinen Werken / gleich wie Gott von seinen. So lasset uns nu Fleiß tun einzukommen zu dieser Ruhe / auf daß 11 nicht jemand falle in dasselbige Exempel des Unglaubens. Denn das Wort Gottes ist lebendig und kräftig / und schärfer / denn kein zweischneidig Schwert / und durchdringet / bis daß scheidet Seele und 16 Genauer als Frage zu fassen: Wer sind denn die, die es hörten und eine Verbitterung anrichteten? Doch nicht alle, die aus Ägypten durch Mose auszogen? Geist / auch Mark und Bein / und ist ein Richter der Gedanken und Sinnen des Herzens / und ist keine Kreatur vor ihm unsichtbar. Es ist aber alles bloß und entdeckt vor seinen Augen / von dem reden wir. Das funft Kapitel Dieweil wir denn einen großen Hohenpriester haben / Jesum den Sohn Gottes / der gen Himmel gefahren ist / so lasset uns halten an dem Bekenntnis. Denn wir haben nicht einen Hohenpriester / der nicht könnte Mitleiden haben mit unsrer Schwachheit / sondern der versucht ist allenthalben / gleich wie wir / doch / ohn Sünde. Darum lasset uns hinzu treten / mit Freidigkeit zu dem Gnadenstuhl / auf daß wir Barmherzigkeit empfahen und Gnade finden / auf die Zeit / wenn uns Hülfe not sein wird. Denn ein jeglicher Hoherpriester / der aus den Menschen genommen wird / der wird gesetzt für die Menschen gegen Gott / auf daß er opfere Gaben und Opfer für die Sünden / der da könnte mitleiden über die da unwissend sind und irren / nachdem er auch selbst umgeben ist mit Schwachheit. Darum muß er auch / gleich wie für das Volk / also auch für sich selbst opfern / für die Sünde. Und niemand nimmt ihm selbst die Ehre / sondern der auch berufen sei von Gott / gleich wie der Aaron. Also auch Christus hat sich nicht selbst in die Ehre gesetzt / daß er Hoherpriester würde / sondern der zu ihm gesagt hat: Du bist mein Sohn / heute habe ich dich gezeuget. Wie er auch am andern Ort spricht: Du bist ein Priester in Ewigkeit / nach der Ordnung Melchisedek. Und er hat am Tage seines Fleisches Gebet und Flehen mit starkem Geschrei und Tränen geopfert / zu dem / der ihm von dem Tode konnte aushelfen / und ist auch erhöret / darum daß er Gott in Ehren hatte. Und wiewohl er Gottes Sohn war / hat er doch an dem / das er litt / Gehorsam gelcrnet. Und da er ist vollendet / ist er worden allen / die ihm gehorsam sind / eine Ursache zur ewigen Seligkeit / genannt von Gott ein Hoherpriester / nach der Ordnung Melchisedek. Davon hätten wir wohl viel zu reden / aber es ist schwer / weil ihr so unverständig seid. Und die ihr solltet längest Meister sein / bedürfet ihr wiederum / daß man euch die ersten Buchstaben der göttlichen »unverständig«: Grob und ungeschickt /die es nicht hören noch vernehmen können /obsie wohl lange gelernet haben. »Milch« heißet er der Gesetzes Lehre / als da ist die Kinder-ziicht. Aber Petrus heißet das Evangelium Milch /alsdes Neuen Testaments Kinderspeise. Wort lehre / und daß man euch Milch gebe / und nicht starke Speise. Denn wem man noch Milch geben muß / der ist unerfahren in dem Wort der Gerechtigkeit / denn er ist ein junges Kind. Den Vollkommenen aber gehört starke Speise / die durch Gewohnheit haben geübte Sinnen / zum Unterscheid des Guten und des Bösen. Das sechst Kapitel Darum wollen wir die Lehre vom Anfang christlichen Lebens jetzt lassen / und zur Vollkommenheit fahren / nicht abermal Grund legen von Buße der toten Werke / vom Glauben an Gott / von der Taufe / von der Lehre / von Händeauflegen / von der Toten Auferstehung / und vom ewigen Gerichte. Und das wollen wir tun / so es Gott anders zulässet. Denn es ist unmöglich / daß die / so einmal erleuchtet sind / und geschmeckt haben die himmlische Gabe / und teilhaftig worden sind des heiligen Geistes / und geschmeckt haben das gütige Wort Gottes / und die Kräfte der zukünftigen Welt / wo sie abfallen (und wiederum ihnen selbst den Sohn Gottes kreuzigen und für Spott halten) daß sie sollten wiederum erneuert werden zur Buße. Denn die Erde / die den Regen trinket / der oft über sie kommt / und bequeme Kraut träget / denen die sie bauen / empfähet Segen von Gott / welche aber Dornen und Disteln träget / die ist untüchtig / und dem Fluch nahe / welche man zuletzt verbrennet. Wir versehen uns aber / ihr Liebsten / Bcssers zu euch / und daß die Seligkeit näher sei / ob wir wohl also reden. Denn Gott ist nicht ungerecht / daß er vergesse euers Werks und Arbeit der Liebe / die ihr beweiset habt an seinem Namen / da ihr den Heiligen dienetet / und noch dienet. Wir begehrn aber / daß euer jeglicher denselbigen Fleiß beweise / die Hoffnung feste zu halten bis ans Ende / daß ihr nicht wankel werdet / sondern Nachfolger derer / die durch den Glauben und Geduld ererben die Verheißungen. Denn als Gott Abraham verhieß / da er bei keinem Großem zu schwören hatte / schwur er bei sich selbst / und sprach: >Wahrlich / ich will dich segnen und vermehren. < Und also trug er Geduld / und erlangete die Verheißung. Die Menschen schwören wohl bei einem Großem / denn sie sind / und der Eid macht ein Ende alles Haders / dabei es feste bleibt unter ihnen. Aber Gott / da er wollte den Erben der Verheißung überschwenglich beweisen / daß sein Rat nicht 4 9 iß wankete / hat er einen Eid dazu getan / auf daß wir durch zwei Stück / die nicht wanken (denn es ist unmöglich / daß Gott lüge) / einen starken Trost haben / die wir Zuflucht haben / und halten an der angebotenen Hoffnung / welche wir haben als einen sichern und festen Anker unsrer Seele / der auch hinein gehet in das Inwendige des Vorhangs / dahin der Vorläufer für uns eingegangen / Jesus / ein Hoherpriester worden in Ewigkeit / nach der Ordnung Melchise-dek. Das siebent Kapitel Dieser Melchisedek aber war ein König zu Salem / ein Priester Gottes des Allerhöchsten / der Abraham entgegen ging / da er von der Könige Schlacht wieder kam / und segnete ihn / welchem auch Abraham gab den Zehenten aller Güter. Aufs erst / wird er verdolmetscht >ein König der Gerechtigkeit/. Darnach aber ist er auch ein König Salem / das ist / ein König des Friedens / ohn Vater / ohn Mutter / ohn Geschlecht / und hat weder Anfang der Tage noch Ende des Lebens. Er ist aber vergleicht dem Sohn Gottes / und bleibet Priester in Ewigkeit. 4 Schauet aber / wie groß ist der / dem auch Abraham der Patriarch den Zehenten gibt von der.eroberten Beute. Zwar die Kinder Levi / da sie das Priestertum empfangen / haben sie ein Gebot / den Zehenten vom Volk / das ist von ihren Brüdern / zu nehmen / nach dem Gesetz / wiewohl auch dieselbigen aus den Lenden Abrahae kommen sind. Aber der / des Geschlecht nicht genennet wird unter ihnen / der nahm den Zehenten von Abraham / und segnete den / der die Verheißung hatte. Nu ists ohn alles Widersprechen also / daß das Geringere von dem Bessern gesegnet wird. 8 Und hie nehmen den Zehenten die sterbenden Menschen / aber dort bezeuget er / daß er lebe. Und daß ich also sage / es ist auch Levi / der den Zehenten nimmt / vcrzchentet durch Abraham / denn er war ja noch in den Lenden des Vaters / da ihm Melchisedek entgegen ging- 11 Ist nu die Vollkommenheit durch das levitische Priestertum geschehen (denn unter demselbigen hat das Volk das Gesetz empfangen) / was ist denn weiter not zu sagen / daß ein andrer Priester aufkom-men solle / nach der Ordnung Melchisedek / und nicht nach der Ordnung Aaron? Denn wo das Priestertum verändert wird / da muß auch das Gesetz verändert werden. Denn von dem solchs ge- » Melchisedek« heißet auf deutsch >eiti König der Gerechtigkeit < / >Mel-chisalemi heißet >ein König des Friedenst. Denn Christus gibt Gerechtigkeit und Frieden und sein Reich ist Gerechtigkeit und Friede vor Gott/durch den Glauben. Römer t und 5. sagt ist / der ist von einem andern Geschlecht / aus welchem nie keiner des Altars gepfleget hat. Denn es istja offenbar daß vonJuda aufgegangen ist unser Herr / zu welchem Geschlecht Moses nichts gercdt hat vom Priestertum. Und es ist noch klärlicher / so nach der Weise Melchisedek ein and- 15 rer Priester aufkommt / welcher nicht nach dem Gesetz des fleischlichen Gebots gemacht ist / sondern nach der Kraft des unendlichen Lebens. Denn er bezeuget: >Du bist ein Priester ewiglich / nach der Ordnung Melchisedek.< Denn damit wird das vorige Gesetz aufgehoben (darum daß es zu schwach und nicht nütz war / denn das Gesetz konnte nichts vollkommen machen) und wird eingefuhret eine bessere Hoffnung / durch welche wir zu Gott nahen. Und dazu / das viel ist / nicht ohn Eid. Denn jene sind ohn Eid 20 Priester worden / dieser aber mit dem Eid / durch den / der zu ihm spricht: >Der Herr hat geschworen / und wird ihn nicht gereuen: Du bist ein Priester in Ewigkeit / nach der Ordnung Melchisedek.) Also gar viel eines bessern Testaments Ausrichter ist Jesus worden. Und jener sind viel / die Priester wurden / darum daß sie der Tod nicht bleiben ließ. Dieser aber / darum daß erbleibet ewiglich / hat er ein unvergänglich Priestertum / daher er auch selig machen kann immerdar / die durch ihn zu Gott kommen und lebet immerdar / und bittet für sie. Denn einen solchen Hohenpriester sollten wir haben / der da wäre 26 heilig / unschuldig / unbefleckt / von den Sündern abgesondert / und höher denn der Himmel ist / dem nicht täglich not wäre / wie jenen Hohenpriestern / zuerst für eigene Sünden Opfer zu tun / darnach für des Volkes Sünden. Denn das hat er getan einmal / da er sich selbst opferte. Denn das Gesetz macht Menschen zu Hohenpriestern / die da Schwachheit haben / dies Wort aber des Eides / das nach dem Gesetz gesagt ist / setzet den Sohn ewig und vollkommen. Das acht Kapitel Das ist nu die Summa / davon wir reden : Wir haben einen solchen Hohenpriester / der da sitzet zu der Rechten auf dem Stuhl der Majestät im Himmel / und ist ein Pfleger der heiligen Güter / und der wahrhaftigen Hütte / welche Gott aufgerichtet hat / und kein Mensch. Denn ein jeglicher Hoherpriestcr wird eingesetzt zu opfern Gaben und Opfer / darum muß auch dieser etwas haben / das er opfere. Wenn er nu auf Erden wäre / so wäre er nicht Priester / dieweil da Priester sind / die nach dem Gesetz die Gaben opfern / welche dienen dem Vorbilde / und dem Schatten der himmlischen Güter / wie das göttliche Antwort zu Mose sprach / da er sollte die Hütte vollenden: >Schaue zu< / sprach er / >daß du machest alles nach dem Bilde / das dir auf dem Berge gezeiget ist. < 6 Nu aber hat er ein besser Amt erlanget / als der eines bessern Testaments Mittler ist / welches auch auf bessern Verheißungen stehet. JDenn so jenes das erste / untadelig gewesen wäre / würde nicht Raum zu einem andern gesucht. Denn er tadelt sie und saget: Siehe / es kommen die Tage / spricht der Herr / daß ich über das Haus Israel und über das Haus Juda ein neu Testament machen will / nicht nach dem Testament / das ich gemacht hab mit ihren Vätern an dem Tage / da ich ihre Hand ergriff / sie auszufuhren aus Agyptenlande / denn sie sind nicht blieben in meinem Testament / so hab ich ihrer auch nicht wollen achten / spricht der Herr. 10 Denn das ist das Testament / das ich machen will dem Hause Israel nach diesen Tagen / spricht der Herr. Ich will geben mein Gesetz in ihren Sinn / und in ihr Herz will ich es schreiben / und will ihr Gott sein / und sie sollen mein Volk sein. Und soll nicht lehren jemand seinen Nähesten / noch jemand seinen Bruder / und sagen: Erkenne den Herrn / denn sie sollen mich alle kennen / von dem Klcinesten an bis zu dem Größesten / denn ich will gnädig sein ihrer Untugend und ihren Sünden / und ihrer Ungerechtigkeit will ich nicht mehr gedenken. 13 Indem er saget >ein neues< / machet er das erste alt. Was aber alt und überjahrct ist / das ist nahe bei seinem Ende. Es hatte zwar auch das erste seine Rechte / und Gottesdienst und äußerliche Heiligkeit. Denn es war da aufgericht das Vorderteil der Hütte / darinnen war der Leuchter / und der Tisch / und die Schaubrote / und diese heißet die heilige. Hinter dem andern Vorhang aber war die Hütte / die da heißet / die Allerheiligeste / die hatte das gülden Rauchfaß / und die Lade des Testaments / allenthalben mit Gold überzogen / in welcher war die güldene Gelte (Schale) / die das Himmelbrot hatte / und die Rute Aaron / die gegrünet hatte / und die Tafeln des Testaments. Oben aber drüber waren die Cherubim der Herrlichkeit die überschatteten den Gnadenstuhl / von welchem jetzt nicht zu sagen ist in Sonderheit. Da nu solches also zugericht 6 war / gingen die Priester allezeit in die vorderste Hütten / und richteten aus den Gottesdienst. In die ander aber / ging nur einmal im Jahr alleine / der Hohepriester / nicht ohn Blut / das er opferte für sein selbst und des Volks Unwissenheit. Damit der heilige Geist deutet / daß noch nicht offenbart wäre der Weg zur Heiligkeit / so lange die erste Hütte stünde / welche mußte zur selbigen Zeit ein Vorbilde sein / in welcher Gaben und Opfer geopfert wurden / und konnten nicht vollkommen machen nach dem Gewissen / den / der da Gottesdienst tut / allein mit Speise und Trank / und mancherlei Taufe und äußerlicher Heiligkeit / die bis auf die Zeit der Besserung sind aufgelegt. Christus aber ist kommen / daß er sei ein Hoherpriester der zukünf- 11 tigen Güter / durch eine größere und vollkommenere Hütten / die nicht mit der Hand gemacht ist / das ist / die nicht also gebauet ist. Auch nicht durch der Böcke oder Kälber Blut / sondern er ist durch sein eigen Blut / einmal in das Heilige eingegangen / und hat eine ewige Erlösung erworben. Denn so der Ochsen und der Böcke Blut / und die Asche von der Kuh gesprenget / heiliget die Unreinen / zu der leiblichen Reinig-keit / wie viel mehr wird das Blut Christi / der sich selbst ohn allen Wandel durch den heiligen Geist / Gotte geopfert hat / unser Gewissen reinigen von den toten Werken / zu dienen dem lebendigen Gott? Und darum ist er auch ein Mittler des neuen Testaments / auf daß 15 durch den Tod / so geschehen ist zur Erlösung von den Übertretun- 1 genauer: seine Ordnungen des Gottesdienstes. gen / die unter dem ersten Testament waren / die / so berufen sind / das verheißene ewige Erbe empfahen. 16 Denn wo ein Testament ist / da muß der Tod geschehen / des der das Testament machet. Denn ein Testament wird fest durch den Tod / anders hat es noch nicht Macht / wenn der noch lebet / der es gemacht hat. Daher auch das erste nicht ohn Blut gestiftet ward / denn / als Moses ausgeredt hatte / von allen Geboten / nach dem Gesetz / zu allem Volk / nahm er Kälber und Bocksblut / mit Wasser und Purpurwolle und Ysopen / und besprengete das Buch und alles Volk / ,und sprach: >Das ist das Blut des Testaments / das Gott euch geboten hat.i Und die Hütte und alles Geräte des Gottesdiensts / besprengete er desselbigen gleichen mit Blut. Und wird fast alles mit Blut gerei-niget / nach dem Gesetz / und ohn Blutvergießen geschieht keine Vergebung. 23 So mußten nu der himmlischen Dinge Vorbilder / mit solchem ge-reiniget werden. Aber sie selbst / die Himmlischen / müssen bessere Opfer haben / denn jene waren. Denn Christus ist nicht eingegangen in das Heilige / so mit Händen gemacht ist (welchs ist ein Gegenbilde des rechtsschaffenen) / sondern in den Himmel selbst / nu zu erscheinen vor dem Angesichte Gottes / für uns. Auch nicht / daß er sich oftmals opfere / gleich wie der Hohepriester gehet alle Jahr in das Heilige / mit fremdem Blut / sonst hätte er oft müssen leiden von Anfang der Welt her. Nu aber / am Ende der Welt / ist er einmal erschienen durch sein eigen Opfer / die Sünde aufzuheben. 27 Und wie den Menschen ist gesetzt / einmal zu sterben /'darnach aber das Gerichte / also ist Christus einmal geopfert / weg zu nehmen vieler Sünde. Zum andernmal aber wird er ohn Sünde erscheinen / denen die auf ihn warten / zur Seligkeit. Das zehent Kapitel Denn das Gesetz hat den Schatten von den zukünftigen Gütern / nicht das Wesen der Güter selbst. Allcjahr muß man opfern immer einerlei Opfer / und kann nicht / die da opfern / vollkommen machen. Sonst hätte das Opfern aufgehöret / wo die / so am Gottesdienst sind / kein Gewissen mehr hätten von den Sünden / wenn sie einmal gereiniget wären. Sondern es geschieht nur durch dieselbi-gen ein Gedächtnis der Sünden allcjahr / denn es ist unmöglich / durch Ochsen-und Bocksblut Sünden wegnehmen. Darum / da er in die Welt kommt / spricht er: 5 Opfer und Gaben hast du nicht gewollt / den Leib aber hast du mir zubereit. Brandopfer und Sündopfer gefallen dir nicht. Da sprach ich: Siehe ich komme / im Buch stehet furnehmlich von mir geschrieben / daß ich tun soll / Gott / deinen Willen. Droben als er gesagt hatte: >Opfer und Gaben / Brandopfer / und Sündopfer hast du nicht gewollt / sie gefallen dir auch nicht< (welche nach dem Gesetz geopfert werden) / da sprach er: >Siehe / ich komme zu tun / Gott / deinen Willen.« Da hebet er das erste auf / daß er das andre einsetze. In welchem Willen wir sind geheiliget / einmal geschehen / durch das Opfer des Leibes Jesu Christi. Und ein jeglicher Priester ist eingesetzt / daß er alle Tage Gottes- 11 dienst pflege und oftmals einerlei Opfer tue / welche nimmermehr konnten die Sünden abnehmen. Dieser aber / da er hat ein Opfer für die Sünden geopfert / das ewiglich gilt / sitzt er nu zur Rechten Gottes / und wartet hinfort / bis daß seine Feinde zum Schemel seiner Füße gelegt werden. Denn mit einem Opfer hat er in Ewigkeit vollendet / die geheiliget werden. Es bezeuget uns aber des auch der heilige Geist. Denn nachdem er zuvor gesagt hatte: Das ist das Testament / das ich ihnen machen will / nach diesen Tagen / spricht der Herr. Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben / und in ihre Sinne will ich es schreiben / und ihrer Sünde und ihrer Ungerechtigkeit will ich nicht mehr gedenken. Wo aber derselbigen Vergebung ist / da ist nicht mehr Opfer für die Sünde. So wir denn nu haben / lieben Brüder / die Freidigkeit zum Eingang ig in das Heilige / durch das Blut Jesu / welchen er uns zubereit hat / zum neuen und lebendigen Wege / durch den Vorhang / das ist durch sein Fleisch / und haben einen Hohenpriester über das Haus Gottes / so lasset uns hinzugehen / mit wahrhaftigem Herzen / in völligem Glauben / besprenget in unsern Herzen / und los von dem bösen Gewissen / und gewaschen am Leibe / mit reinem Wasser. Und lasset uns halten an dem Bekenntnis der Hoffnung / und nicht wanken / denn er ist treu / der sie verheißen hat. Und lasset uns unternander unser selbst wahrnchmen / mit Reizen zur Liebe und guten Werken / und nicht verlassen unsere Versammlung / wie etliche pflegen / sondern unternander ermahnen / und das so viel mehr / so viel ihr seht / daß sich der Tag nahet. 26 Denn so wir mutwillig sündigen / nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben / haben wir flirder kein ander Opfer mehr für die Sünden / sondern ein schrecklich Warten des Gerichtes und des Feuereifers / der die Widerwärtigen verzehren wird. Wenn jemand das Gesetz Mosis bricht / der muß sterben ohn Barmherzigkeit»/ durch zween oder drei Zeugen. Wieviel / meinet ihr / ärger ^Strafe wird der verdienen / der den Sohn Gottes mit Füßen tritt / und das Blut des Testaments unrein achtet / durch welches er geheiliget ist / und den Geist der Gnaden schmähet! Denn wir wissen den / der da saget: >Die Rache ist mein / ich will vergelten / spricht der Herr.< Und abermal: >Der Herr wird sein Volk richten. < Schrecklich ists / in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen. 52 Gedenket aber an die vorigen Tage / in welchen ihr erleuchtet / erduldet habt einen großen Kampf des Leidens / zum Teil selbst / durch Schmach und Trübsal ein Schauspiel worden / zum Teil Gemeinschaft gehabt mit denen / denen es also gehet. Denn ihr habt mit meinen Banden Mitleiden gehabt / und den Raub eurer Güter mit Freuden erduldet / als die ihr wisset / daß ihr bei euch selbst eine bessere und bleibende Habe im Himmel habt. Werfet euer Vertrauen nicht weg / welches eine große Belohnung hat. Geduld aber ist euch not / auf daß ihr den Willen Gottes tut / und die Verheißung empfahet. Denn noch über eine kleine Weile / so wird kommen / der da kommen soll / und nicht verziehen. Der Gerechte aber wird des Glaubens leben. Wer aber weichen wird / an dem wird meine Seele keinen Gefallen haben. Wir aber sind nicht von denen / die da weichen und verdammt werden / sondern von denen / die da glauben und die Seele erretten. Schlahets nicht in den Wind. »weichen«: De nicht halten will /noch der Streiche warten sondern zeucht zurücke /und schleicht davon. »fertig«: Das ist /sie ist in Schwang gebracht /daß sie gehet und stehet nach Gottes Wort ohn Unterlaß / ungehindert und ohn Aufhören . »aus nichts«: Was hie stehet: >invisibilibus< (aus dem Unsichtbaren) / heißen wir michtsi / und ist auch noch nichts / bis es geschieht. Das eilft Kapitel Es ist aber der Glaube / eine gewisse Zuversicht des / das man hoffet / und nicht Zweifeln an dem / das man nicht siehet. Durch den haben die Alten Zeugnis überkommen. Durch den Glauben merken wir / daß die Welt durch Gottes Wort fertig ist / daß alles was man sichet / aus nichts worden ist. Durch den Glauben hat Abel Gott ein größer Opfer getan / denn 4 Kain / durch welchen er Zeugnis überkommen hat / daß er gerecht sei / da Gott zeugete von seiner Gabe / und durch denselbigen redet er noch / wiewohl er gestorben ist. Durch den Glauben ward He-noch weggenommen / daß er den Tod nicht sähe / und ward nicht erfunden / darum daß ihn Gott wegnahm. Denn vor seinem Wegnehmen hat er Zeugnis gehabt / daß er Gott gefallen habe. Aber ohn Glauben ists unmöglich / Gott gefallen / denn wer zu Gott kommen will der muß glauben / daß er sei / und denen / die ihn.suchen / ein Vergelter sein werde. Durch den Glauben hat Noah Gott geehret / und die Archa zubereitet / zum Heil seines Hauses / da er einen göttlichen Befehl empfing von dem / das man noch nicht sähe. Durch welchen er verdammte die Welt / und hat ererbet die Gerechtigkeit / die durch den Glauben kommt. Durch den Glauben .ward gehorsam Abraham / da er berufen ward / 5 auszugehen in das Land / das er ererben sollte / und ging aus / und wußte nicht / wo er hin käme. Durch den Glauben ist er ein Fremdling gewesen in dem verheißnen Lande / als in einem fremden / und wohnete in Hütten mit Isaak und Jakob / den Miterben dcrselbigen Verheißung. Denn er wartete auf eine Stadt / die einen Grund hat / welcher Baumeister und Schöpfer Gott ist. Durch den Glauben empfing auch Sarah Kraft / daß sie schwanger ward und gebar über die Zeit ihres Alters / denn sie achtete ihn treu / der es verheißen hatte. Darum sind auch von einem -wiewohl erstorbenen Leibs / viel gebornen / wie die Stern am Himmel / und wie der Sand am Rande des Meeres / der unzählig ist. Diese alle sind gestorben im Glauben / und haben die Verheißung nicht empfangen / sondern sie von ferne gesehen / und sich der vertröstet / und wohl genügen lassen / und bekannt / daß sic Gäste und Fremdlinge auf Erden sind. Denn die solchs sagen / die geben zu verstehen / daß sie ein Vaterland suchen. Und zwar / wo sie das gemeinct hätten / von welchem sie waren ausgezogen / hatten sieja Zeit / wieder umzukehren. Nu aber begehren sie eines bessern / nämlich eines himmlischen. Darum schämet sich Gott ihrer nicht zu heißen ihr Gott / denn er hat ihnen eine Stadt zubereitet. Durch den Glauben opferte Abraham den Isaak / da er versucht ward / und gab dahin den Eingebornen / da er schon die Verheißung empfangen hatte / von welchem gesagt war: >In Isaak wird dir dein Same geheißen werdem / und dachte / >Gott kann auch wohl von den Toten erweckern. Daher er auch ihn zum Vorbilde wieder nahm. Durch den Glauben segnete Isaak von den zukünftigen Dingen den „Jakob und Esau. Durch den Glauben segnete Jakob / da er starb / beide Söhne Josephs / >und neigete sich gegen seines Zepters Spitzec Durch den Glauben redetejoseph vom Auszug der Kinder Israel / da er starb / und tat Befehl von seinen Gebeinen. Durch den Glauben ward Moses / da er geborn war / drei Monden verborgen von seinen Eltern / darum daß sie sahen / wie er ein schön Kind war / und furchten sich nicht vor des Königes Gebot. Durch den Glauben wollt Moses / da er groß ward / nicht mehr ein Sohn heißen der Tochter Pharao / und erwählete viel lieber / mit dem Volk Gottes Ungemach zu leiden / denn die zeitliche Ergetzung der Sünden zu haben / und achtete die Schmach Christi für größer Reichtum / denn die Schätze Agypti / denn er sähe an die Belohnung. Durch den Glauben verließ er Ägypten / und furchte nicht des Königes Grimm / denn er hielt sich an den / den er nicht sähe / als sähe er ihn. Durch den Glauben hielt er die Ostern und das Blutgießen / auf daß der die Erstengeburten würgete / sie nicht treffe. Durch den Glauben gingen sie durchs Rote Meer / als durch trocken Land / welches die Ägypter auch versuchten / und ersoffen. Durch den Glauben fielen die Mauern Jerichos / da sie sieben Tage umher gegangen waren. Durch den Glauben ward die Hure Rahab nicht verloren mit den Ungläubigen / da sie die Kundschafter freundlich aufnahm. Und was seil ich mehr sagen? Die Zeit würde mir zu kurz / wenn ich sollte erzählen von Gideon / und Barak / und Samson / und Jephtah / und David / und Samuel / und den Propheten / welche haben durch den Glauben Königreiche bezwungen / Gerechtigkeit gewirket / die Verheißung erlanget / der Löwen Rachen verstopfet / des Feuers Kraft ausgelöscht / des Schwerts Schärfe entrunnen / sind kräftig worden aus der Schwachheit / sind stark worden im Streit / haben der Fremden Heere darnieder gelegt. Die Weiber haben ihre Toten von der Auferstehung wieder genommen. »Schwachheit« Im Leiden sind sie kräftiger worden / 2. Korinther 12 »Meine Kra ft wird in Schwachheit stark.« Die andern aber sind zerschlagen / und haben keine Erlösung angenommen / auf daß sie die Auferstehung / die besser ist / erlangeten. Etliche haben Spott und Geißeln erlitten / dazu Bande und Gefängnis. Sie sind gesteiniget / zerhackt / zerstochen / durchs Schwert getötet. Sie sind umher gegangen in Pelzen und Ziegenfellen / mit Mangel / mit Trübsal / mit Ungemach / derer die Welt nicht wert war / und sind im Elend gegangen / in den Wüsten / auf den Bergen / in den Klüften und Löchern der Erde. Diese alle haben durch den Glauben Zeugnis überkommen / und nicht empfangen die Verheißung / darum / daß Gott etwas Bessers für uns zuvor versehen hat / daß sie nicht ohn uns vollendet würden. Das zwölft Kapitel Darum auch wir / dieweil wir eine solchen Haufen Zeugen um uns haben / lasset uns ablegen die Sünde / so uns immer anklebt und träge macht / und lasset uns laufen durch Geduld / in dem Kampf / der uns verordnet ist / und aufsehen aufjesum / den Anfänger und Vollender des Glaubens / welcher / da er wohl hätte mögen Freude haben / erduldete er das Kreuz / und achtete der Schande nicht und ist gesessen zur Rechten auf dem Stuhl Gottes. Gedenket an den / der ein solches Widersprechen von den Sündern wider sich erduldet hat / daß ihr nicht in eurem Mut matt werdet / und ablasset. Denn ihr habt noch nicht bis aufs Blut widerstanden / über dem Kämpfen wider die Sünde / und habt bereits vergessen des Trosts / der zu euch redet / als zu den Kindern: Mein Sohn / achte nicht geringe die Züchtigung des Herrn / und verzage nicht / wenn du von ihm gestraft wirst. Denn welchen der Herr lieb hat / den züchtiget er. Er stäupt aber einen jeglichen Sohn / den er aufnimmt. So ihr die Züchtigung erduldet / so erbeut sich euch Gott als Kindern. Denn wo ist ein Sohn / den der Vater nicht züchtiget? Seid ihr aber ohn Züchtigung / welcher sie alle sind teilhaftig worden / so seid ihr Bastarde und nicht Kinder. Auch so wir haben unsre leiblichen Väter zu Züchtigem gehabt / und sie gescheuct / sollten wir denn nicht viel mehr untertan sein dem geistlichen Vater / daß wir leben? Und jene zwar haben uns gezüchtiget wenig Tage nach ihrem J7 Pelzen. Gemeint sind Schaffelle (stattguter Kleider). Dünken / dieser aber zu nutze / auf daß wir seine Heiligung erlangen. Alle Züchtigung aber / wenn sie da ist / dünket sie uns nicht Freude / sondern Traurigkeit sein. Aber darnach wird sie geben eine friedsame Frucht der Gerechtigkeit / denen / die dadurch geübt sind. 12 Darum richtet wieder auf die lässigen Hände / und die müden Knie / und tut gewissen Tritt mit euren Füßen / daß nicht jemand strauchele wie ein Lahmer / sondern viel mehr gesund werde. Jaget nach dem Frieden gegen jedermann / und der Heiligung / ohn welche „wird niemand den Herrn sehen / und sehet drauf / daß nicht jemand Gottes Gnade versäume. Daß nicht etwa eine bittere Wurzel aufwachse / und Unfriede anrichte / und viel durch dieselbige verunreiniget werden. Daß nicht jemand sei ein Hurer oder ein Gottloser wie Esau / der um einer Speise willen / seine Erstgeburt verkaufte. Wisset aber / daß er hernach / da er den Segen ererben wollte / verworfen ist / denn er fand keinen Raum zur Buße / wiewohl er sie mit Tränen suchte. 18 Denn ihr seid nicht kommen zu dem Berge / den man anrühren konnte / und mit Feuer brannte / noch zu dem Dunkel und Finsternis und Ungewitter / noch zu dem Hall der Posaunen / und zur Stimme der Wort / welcher sich weigerten / die sie höreten / daß ihnen das Wort ja nicht gesagt würde / denn sie mochtens nicht ertragen / was da gesagt ward. Und wenn ein Tier den Berg anrührete / sollte es gesteiniget / oder mit einem Geschoß erschossen werden. Und also erschrecklich war das Gesichte / daß Moses sprach: >Ich bin erschrocken und zittere.< Sondern ihr seid kommen zu dem Berge Zion / und zu der Stadt des lebendigen Gottes / zu dem himmlischen Jerusalem / und zu der Menge vieler tausend Engel / und zu der Gemeine der Erstgebornen / die im Himmel angeschrieben sind / und zu Gott dem Richter über alle / und zu den Geistern der vollkommenen Gerechten / und zu dem Mittler des neuen Testaments Jesu / und zu dem Blut und der Besprengung / das da besser redet / denn Abels. 25 Sehet zu / daß ihr euch des nicht weigert / der da redet. Denn so jene nicht entflohen sind / die sich weigerten / da er auf Erden redete / viel weniger wir / so wir uns des weigern / der vom Himmel redet / welches Stimme zu der Zeit die Erde bewegete. Nu aber verheißet er / und spricht: >Noch einmal will ich bewegen / nicht alleine die Erden / sondern auch den Himmel.< Abersolchs »noch cinmah zeigt an / daß das Bewegliche soll verändert werden / als das gemacht ist / »gemacht ist«: Scilicet (nämlich ) mit Händen. Er meinet die Hütte Mosi auf daß da bleibe das Unbewegliche. Darum dieweil wir empfahen ein unbeweglich Reich / haben wir Gnade / durch welche wir sollen Gotte dienen / ihm zu gefallen / mit Zucht und Furcht. Denn unser Gott ist ein verzehrend Feuer. Das dreizehent Kapitel «Speisen«. Das ist: mit Menschengesetzen / die von Speise und Kleidern lehren / nicht vom Glauben. »damit umgehen«. Das ist: Gott damit dienen wollen. Bleibet fest in der brüderlichen Liebe. Gastfrei zu sein vergesset nicht / denn durch dasselbige haben etliche / ohn ihr Wissen / Engel beherberget. Gedenket der Gebundenen / als die Mitgebundenen / und derer / die Trübsal leiden / als die ihr auch noch im Leibe lebet. Die Ehe soll ehrlich gehalten werden bei allen / und das Ehebett unbefleckt. Die Hurer aber und die Ehebrecher wird Gott richten. Der Wandel sei ohn Geiz / und lasset euch genügen an dem das da ist / denn er hat gesagt: >Ich will dich nicht verlassen noch versäumen. < Also / daß wir thüren sagen: Der Herr ist mein Helfer / und will mich nicht furchten / was sollt mir ein Mensch tun? Gedenket an eure Lehrer / die euch das Wort Gottes gesagt haben / welcher Ende schauet an / und folget ihrem Glauben nach. Jesus Christus / gestern und heute / und derselbe auch in Ewigkeit. Lasset euch nicht mit mancherlei und fremden Lehren umtreiben. Denn es ist köstlich Ding / daß das Herz feste werde / welches geschieht durch Gnade / nicht durch Speisen / davon keinen Nutz haben / so damit umgehen. Wir haben einen Altar / davon nicht Macht haben zu essen / die der Hütte pflegen. Denn welcher Tiere Blut getragen / wird durch den Hohenpriester in das Heilige für die Sünde / derselbigen Leichname werden verbrannt außer dem Lager. Darum auch Jesus / auf daß er heiligte das Volk durch sein eigen Blut / hat er gelitten außen vor dem Tor. So lasset uns nu zu ihm hinaus gehen / außer dem Lager / und seine Schmach tragen. Denn wir haben hie kein bleibende Stadt / sondern die zukünftige suchen wir. So lasset uns nu opfern / durch ihn / das / Lobeopfer / Gotte allezeit / das ist / die Frucht der Lippen / die seinen Namen bekennen. Wohl zu tun und mit zu teilen vergesset nicht / denn solche Opfer gefallen Gott wohl. Gehorchet euren Lehrern / und folget ihnen / denn sie wachen über eure Seelen / als die da Rechenschaft dafür geben sollen / auf daß sie das mit Freuden tun / und nicht mit Seufzen / denn das ist euch nicht gut. Betet für uns. 8 Unser Trost ist der / daß wir ein gut Gewissen haben / und befleißigen uns guten Wandel zu fuhren bei allen. Ich ermahne aber zum Überfluß / solches zu tun / auf daß ich aufs schierst wieder zu euch komme. 20 Gott aber des Friedens / der von den Toten ausgeführet hat den großen Hirten der Schafe / durch das Blut des ewigen Testaments / unsern Herrn Jesum / der mache euch fertig in allem guten Werk zu tun seinen Willen / und schaffe in euch / was vor ihm gefällig ist / durch Jesum Christ / welchem sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit / „Amen. 22 Ich ermahne euch aber / lieben Brüder / haltet das Wort der Ermahnung zu gute / denn ich hab euch kurz geschrieben. Wisset / daß der Bruder Timotheus wieder ledig ist / mit welchem / so er bald kommt / will ich euch sehen. Grüßet alle eure Lehrer / und alle Heiligen. Es grüßen euch die Brüder aus Italia. Die Gnade sei mit euch allen / Amen. Geschrieben aus Italia / durch Timotheum. Vorrede auf die Episteln S. Jakobi und Judä Diese Epistel S. Jakobi wiewohl sie von den Alten verworfen ist / lobe ich / und halte sie doch für gut / darum / daß sie gar kein Menschenlehre setzt / und Gottes Gesetz hart treibet. Aber / daß ich meine Meinung drauf stelle / doch ohn jedermanns Nachteil / achte ich sie für keines Apostels Schrift / und ist das meine Ursache. Aufs erste, daß sie stracks wider S. Paulum und alle andere Schrift den Werken die Gerechtigkeit gibt / und spricht / Abraham sei aus seinen Werken gerecht worden / da er seinen Sohn opferte. So doch S. Paulus Römer 4 dagegen lehret / daß Abraham ohn Werke sei gerecht worden / allein durch seinen Glauben / und beweiset das mit Mose Genesis 15 ehe denn er seinen Sohn opferte. Ob nu dieser Epistel wohl möchte geholfen / und solcher Gerechtigkeit der Werk eine Glosse funden werden / kann man doch sie darinne nicht schützen daß sie den Spruch Moses Genesis 15 (welcher allein von Abrahams Glauben / und nicht von seinen Werken sagt / wie ihn S. Paulus Römer 4 führet) doch auf die Werk zeucht, darum dieser Mangel schleußt (beweist) / daß sie keines Apostels sei. Aufs ander / daß sie will Christenlcute lehren / und gedenkt nicht einmal in solcher langer Lehre des Leidens / der Auferstehung / des Geistes Christi. Er nennet Christum etlich Mal / aber er lehret nichts von ihm / sondern sagt von gemeinem Glauben an Gott. Denn das Amt eines rechten Apostels ist / daß er von Christi Leiden und Auferstehung und Amt predige / und lege desselbigen Glaubens Grund / wie er (Christus) selbst sagt Johannes 15: >Ihr werdet von mir zeugen^ Und darinne stimmen alle rechtschaffenen heiligen Bücher über eins / daß sie allesamt Christum predigen und treiben. Auch ist das der rechte Prüfestein alle Bücher zu tadeln / wenn man siehet / ob sie Christum treiben oder nicht / sintemal alle Schrift Christum zeiget / Römer 3. Und S. Paulus nichts denn Christum wissen will 1. Korinther 2. Was Christum nicht lehret / das ist noch nicht apostolisch / wenns gleich S. Petrus oder Paulus lehret. Wiederum / was Christum prediget / das wäre apostolisch / wenns gleich Judas / Hannas Pilatus und Herodes tat. Aber dieser Jakobus tut nicht mehr / denn treibet zu dem Gesetz und seinen Werken / und wirft so unordig (unordentlich) eins ins andere / daß mich dünket / es sei irgend ein gut fromm Mann gewesen / der etliche Sprüche von der Apostel Jünger gefasset / und also aufs Papier geworfen hat. Oder ist vielleicht aus seiner Predigt von einem andern beschrieben. Er nennet das Gesetz / ein Gesetz der Freiheit /so es doch S. Paulus ein Gesetz / der Knechtschaft / des Zorns / des Tods / und der Sünde nennet. Über das führet er die Sprüche S. Petri: >Die Liebe bedeckt der Sünde Menge/ / item /Demütiget euch unter die Hand Gottes/ / item S. Pauli Spruch Galater 5: >Den Geist gelüstet wider den Haß/. So doch S. Jakobus zeitlich von Herodes zu Jerusalem vor S. Peter getötet war / daß wohl scheinet (deutlich wird) / wie er längest nach S. Peter und Paul gewesen sei. Summa / er hat wollen denen wehren / die auf den Glauben ohn Werk sich verließen / und ist der Sache zu schwach gewesen / will es mit dem Gesetztreiben ausrichten / das die Apostel mit Reizen zur Liebe ausrichten. Darum kann ich ihn nicht unter die rechten Hauptbücher setzen / will aber damit niemand wehren / daß er ihn setze und hebe / wie es ihn gelüstet / denn viel guter Sprüche sonst darinne sind. Die Epistel aber S. Judas / kann niemand leugnen / daß sie ein Auszug oder Abschrift ist S. Peters andrer Epistel / so derselbigen alle Wort fast gleich sind. Auch so redet er von den Aposteln / als ein Jünger längest hernach. Und führet auch Sprüche und Geschichten die in der Schrift nirgend stehen / welches auch die alten Väter beweget hat / diese Epistel aus der Hauptschrift zu werfen. Dazu so ist der Apostel Judas in griechische Sprache nicht kommen / sondern in Perserland / als man sagt / daß er ja nicht griechisch geschrieben hat. Darum / ob ich sie wohl preise / ists doch eine unnötige Epistel / unter die Hauptbücher zu rechnen / die des Glaubens Grund legen sollen. »Zweifeier«: Der ini Glauben nicht fest ist / hebt viel und mancherlei an / und bleibt doch nicht drauf/ 2. Timotheus 3. Lernen immerdar und kommen doch nimmer zur Erkenntnis der Wahrheit. Die Epistel S. Jakobi Das erst Kapitel Jakobus ein Knecht Gottes / und des Herrn Jesu Christi. Den zwölf Geschlechtern / die da sind hin und her / Freude zuvor. Meine lieben Brüder / achtet es eitel Freude / wenn ihr in mancherlei 2 Anfechtung fallet / und wisset / daß euer Glaube / so er rechtschaffen ist / Geduld wirket. Die Geduld aber soll feste bleiben / bis ans Ende / auf daß ihr seid vollkommen und ganz / und keinen Mangel habet. So aber jemand unter euch Weisheit mangelt / der bitte von Gott / der da gibt einfaltiglich jedermann / und rückets niemand auf / so wird sie ihm gegeben werden. Er bitte aber im Glauben - und zweifle nicht / denn wer da zweifelt / der ist gleich wie die Meerswoge / die vom Winde getrieben und gewebt wird. Solcher Mensch denke nicht daß er etwas von dem Herrn empfahen werde. Ein Zweifeier ist unbeständig in allen seinen Wegen. Ein Bruder aber der niedrig ist / rühme sich seiner Höhe / und g der da reich ist rühme sich seiner Niedrigkeit / denn wie eine Blume des Grases wird er vergehen. Die Sonne gehet auf mit der Hitze und das Gras verwelket / und die Blume fällt ab / und sein schöne Gestalt verdirbet / also wird der Reiche in seiner Habe verwelken. Selig ist der Mann / der die Anfechtung erduldet / denn nachdem er bewähret ist / wird er die Krone des Lebens empfahen / welche Gott verheißen hat denen - die ihn lieb haben. Niemand sage / wenn er versucht wird daß er (von) Gott versucht werde. Denn Gott ist nicht ein Versucher zum Bösen / er versuchet niemand. Sondern ein jeglicher wird versucht / wenn er von seiner eigen Lust gereizet und gelocket wird / darnach / wenn die Lust empfangen hat / gebiert sie die Sünde / die Sünde aber wenn sie vollendet ist / gebiert sie den Tod. Irret nicht lieben Brüder: alle gute Gabe / und alle vollkommene 16 Gabe kommt von oben herab von dem Vater des Lichts / bei welchem ist keine Veränderung noch Wechsel des Lichts und Finsternis. Er hat uns gezeuget nach seinem Willen / durch das Wort der Wahrheit auf daß wir wären Erstlinge seiner Kreaturen. Darum lieben Brüder ein jeglicher Mensch sei schnell zu hören / langsam aber zu reden / und langsam zum Zorn. Denn des Menschen Zorn tut nicht / was vor Gott recht ist. 21 Darum so leget ab alle Unsauberkeit und alle Bosheit / und nehmt das Wort an mit Sanftmut / das in euch gepflanzet ist / welches kann eure Seele selig machen. Seid aber Täter des Worts und nicht Hörer allein / damit ihr euch selbst betrüget. Denn so jemand ist ein Hörer des Worts / und nicht ein Täter / der ist gleich einem Mann / der sein leiblich Angesichte im Spiegel beschauet. Denn nachdem er sich beschauet hat / gehet er von Stund an davon / und ,, vergisset wie er gestaltet war. Wer aber durchschauet in das vollkommen Gesetz der Freiheit / und darinnen beharret / und ist nicht ein vergeßlicher Hörer / sondern ein Täter / derselbige wird selig sein in seiner Tat. 26 So aber sich jemand unter euch lässet dünken / er diene Gott / und hält seine Zunge nicht im Zaum / sondern verführet sein Herz / des Gottesdienst ist eitel. Ein reiner und unbefleckter Gottesdienst vor Gott dem Vater / ist der / die Waisen und Witwen in ihrer Trübsal besuchen / und sich von der Welt unbefleckt behalten. Das ander Kapitel Lieben Brüder / haltets nicht dafür / daß der Glaube an Jesum Christ / 2 unsern Herrn der Herrlichkeit / Ansehung der Person leide. Denn so in eure Versammlung käme ein Mann mit einem gülden Ringe / und mit einem herrlichen Kleide / es käme aber auch ein Armer in einem unsaubern Kleide / und ihr sähet auf den / der das herrliche Kleid träget / und sprächet zu ihm: »Setze du dich her aufs beste< / und sprächet zu dem Armen: »Stehe du dort / oder setze dich her zu meinen Füßen» / und bedenkt es nicht recht / sondern ihr werdet Richter / und macht bösen Unterscheid. Höret zu-/ meine lieben Brüder: Hat nicht Gott erwählet die Armen auf dieser Welt / die am Glauben reich sind / und Erben des Reichs / welchs er verheißen hat denen / die ihn lieb haben? Ihr aber habt dem Armen Unehre getan. Sind nicht die Reichen die / die Gewalt an euch üben / und ziehen euch vor Gerichte? Verlästern sic nicht den guten Namen / davon ihr genennet seid? 8 So ihr das königliche Gesetz vollendet / nach der Schrift: »Liebe deinen Nähesten als dich selbst» / so tut ihr wohl. So ihr aber die Person ansehet / tut ihr Sünde / und werdet gestraft vom Gesetz / als die Übertreter. Denn so jemand das ganze Gesetz hält / und sündiget an einem / der ists ganz schuldig. Denn der da gesagt hat: >Du sollst nicht ehebrechen« / der hat auch gesagt: >Du sollst nicht töten«. So du nu nicht ehebrichst / tötest aber / bist du ein Übertreter des Gesetzes. Also redet und also tut / als die da sollen durchs Gesetz der Freiheit gerichtet werden. Es wird aber ein unbarmherzig Gericht über den gehen / der nicht Barmherzigkeit getan hat. Und die Barmherzigkeit rühmet sich wider das Gerichte. Was hilfts / lieben Brüder / sojemand sagt /er habe den Glauben / und 14 hat doch die Werk nicht? Kann auch der Glaube ihn selig machen? So aber ein Bruder oder Schwester bloß wäre / und Mangel hätte der täglichen Nahrung / und jemand unter euch spräche zu ihnen: >Gott berate euch / wärmet euch und sättiget euch« / gäbet ihnen aber nichts / was des Leibs Notdurft ist / was hülfe sie das? Also auch der Glaube / wenn er nicht Werke hat / ist er tot an ihm selber. Aber es möchte jemand sagen: >Du hast den Glauben / und ich habe die Werk. Zeige mir deinen Glauben ohne die Werke / so will ich auch meinen Glauben dir zeigen mit meinen Werken.« Du glaubest / daß ein einiger Gott ist? Du tust wohl dran / die Teufel glaubens auch / und zittern. Willst du aber wissen / du eitler Mensch / daß der Glaube ohn Werke 20 tot sei? Ist nicht Abraham unser Vater durch die Werk gerecht worden / da er seinen Sohn Isaak auf dem Altar opferte? Da siehest du / daß der Glaube mit gewirket hat an seinen Werken / und durch die Werk ist der Glaube vollkommen worden. Und ist die Schrift erfüllet / die da spricht: /Abraham hat Gott geglaubet / und ist ihm zur Gerechtigkeit gerechnet / und ist ein Freund Gottes geheißen.« So sehet ihr nu / daß der Mensch durch die Werk gerecht wird / nicht durch den Glauben alleine. Desselbigen gleichen die Hure Rahab / ist sie nicht durch die Werk gerecht worden / da sie die Boten aufnahm / und ließ sie in einen andern Weg hinaus? Denn gleich wie der Leib ohn Geist tot ist / also auch der Glaube ohn Werke ist tot. Das dritte Kapitel Lieben Brüder / unterwinde sich nicht jedermann Lehrer zu sein / und wisset / daß wir desto mehr Urteil empfahen werden. Denn wir fehlen alle mannigfältiglich. Wer aber auch in keinem Wort fehlet / der ist ein vollkommener Mann / und kann auch den ganzen Leib im Zaum halten. Siehe / die Pferde halten wir in Zäumen / daß sie uns gehorchen / und lenken den ganzen Leib. Siehe / die Schiffe / ob sie wohl so groß sind / und von starken Winden getrieben werden / werden sie doch gelenkt mit einem kleinen Ruder / wo der hin will / der es regieret. Also ist auch die Zunge ein klein Glied / und richtet große Ding an. Siehe ein klein Feuer / welch einen Wald zündets an! Und die Zunge ist auch ein Feuer / eine Welt voll Ungerechtigkeit. Also ist die Zunge unter unsern Gliedern / und befleckt den ganzen Leib / und zündet an allen unsern Wandel / wenn sie von der Hölle ,, entzündet ist. 7 Denn alle Natur / der Tiere und der Vögel / und der Schlangen / und der Meerwunder / werden gezähmet / und sind gezähmet von der menschlichen Natur. Aber die Zunge kann kein Mensch zähmen / das unruhige Übel / voll tödlichen Gifts. Durch sie loben wir Gott den Vater / und durch sie fluchen wir den Menschen / nach dem Bilde Gottes gemacht. Aus einem Munde gehet Loben und Fluchen. Es soll nicht / lieben Brüder / also sein. Quillet auch ein Brunn aus einem Loch süße und bitter? Kann auch / lieben Brüder / ein Feigenbaum Öl / oder ein Weinstock Feigen tragen? Also kann auch ein Brunn nicht salzig und süß Wasser geben. 13 Wer ist weise und klug unter euch? Der erzeige mit seinem guten Wandel seine Werk / in der Sanftmut und Weisheit. Habt ihr aber bittern Neid und Zank in euern Herzen / so rühmet euch nicht / und lüget nicht wider die Wahrheit. Denn das ist nicht die Weisheit / die von oben herab kommt / sondern irdisch / menschlich und teufe-lisch. Denn wo Neid und Zank ist / da ist Unordnung und eitel böse Ding. Die Weisheit aber von oben her ist aufs erst keusch / darnach friedsam / gelinde / läßt ihr sagen / voll Barmherzigkeit und guter Früchte / unparteiisch / ohn Heuchelei. Die Frucht aber der Gerechtigkeit wird gesäet im Frieden / denen / die den Frieden halten. Das vierte Kapitel Woher kommt Streit und Krieg unter euch? Kommts nicht daher / aus euren Wollüsten / die da streiten in euren Gliedern? Ihr seid begierig und erlangets damit nicht / ihr hasset und neidet / und gewinnet damit nichts / ihr streitet und krieget / ihr habt nicht / darum daß ihr nicht bittet. Ihr bittet und krieget nicht / darum daß ihr übel bittet / nämlich dahin / daß ihrs mit euren Wollüsten verzehret. Das ist nicht die Weise /Gut zu erwerben und reich werden /so einerden andern hasset / neidet und unternander schindet/streitet, geizet und täuschet etc. »reichlich«: Mil Neiden / Geizen / Kriegen / Trügen nnler-nander / werdet ihr nicht erlangen , dar ihr begehrt. Sondern folget dem Geist / so werdet ihr olle Gnade und vollauf haben. Ihr Ehebrecher und Ehebrecherinnen / wisset ihr nicht / daß der Welt Freundschaft Gottes Feindschaft ist? Wer der Welt Freund sein will / der wird Gottes Feind sein. Oder lasset ihr euch dünken / die Schrift sage umsonst: >Den Geist / der in euch wohnet / gelüstet wider den Haß. Und gibt reichlich GnadeHeute oder morgen wollen wir gehen / in die oder die Stadt / und wollen ein Jahr da hegen und hantieren und gewinnem / die ihr nicht wisset / was morgen sein wird. Denn was ist euer Leben? Ein Dampf ists / der eine kleine Zeit währet / darnach aber verschwindet er. Dafür ihr sagen solltet: >So der Herr will / und wir leben / wollen wir dies oder das tun. < Nu aber rühmet ihr euch in eurem Hochmut. Aller solcher Ruhm ist böse. Denn wer da weiß Guts zu tun / und tuts nicht / dem ists Sünde. 11 13 Das funft Kapitel Wohlan / nu ihr Reichen / weinet und heulet über euer Elend / das über euch kommen wird. Euer Reichtum ist verfaulet / eure Kleider sind mottenfräßig worden / euer Gold und Silber ist verrostet und ihr Rost wird euch zum Zeugnis sein / und wird euer Fleisch fressen / wie ein Feuer. Ihr habt euch Schätze gesammelt an den letzten Tagen. Siehe / der Arbeiter Lohn / die euer Land eingeerntet haben / 6 Genauer: Er (der Geist) gibt aber um so reichlicher Gnade. - Die Herkun ft dieses Zitates ist unbekannt. Die griechischen Handschriften ß'tgen ein weiteres Zitat hinzu: »Darum heißt es: >Gotl widerstehet den Hoffdrtigen, aberden Demütigen gibt er Gnade.1« (Sprüche Salomonis 3,34) und von euch verkürzt ist / der schreiet / und das Rufen der Ernter ist kommen vor die Ohren des Herrn Zebaoth. Ihr habt wohl gelebet auf Erden / und eure Wollust gehabt und eure Herzen geweidet / als auf einen Schlachttag. Ihr habt verurteilet den Gerechten / und getötet / und er hat euch nicht widerstanden. So seid nu geduldig / lieben Brüder / bis auf die Zukunft des Herrn. Siehe ein Ackermann wartet auf die köstliche Frucht der Erden / und ist geduldig darüber / bis er empfahe den Morgenregen und Abend-regen. Seid ihr auch geduldig / und stärket eure Herzen / denn die Zukunft des Herrn ist nahe. Seufzet nicht widernander / lieben Brüder / auf daß ihr nicht verdammt werdet. Siehe / der Richter ist vor der Tür. Nehmet / meine lieben Brüder / zum Exempel des Leidens und der Geduld / die Propheten / die zu euch geredet haben in dem Namen des Herrn. Siehe / wir preisen selig / die erduldet haben. Die Geduld Hiobs habt ihr gehöret / und das Ende des Herrn habt ihr gesehen / denn der Herr ist barmherzig und ein Erbarmer. Vor allen Dingen aber / meine Brüder / schwöret nicht / weder bei dem Himmel / noch bei der Erden / noch mit keinem andern Eid. Es sei aber euer Wort: Ja / das Ja ist / und Nein / das Nein ist / auf daß ihr nicht in Heuchelei fallet. Leidet jemand unter euch / der bete. Ist jemand gutes Muts / der singe Psalmen. Ist jemand krank / der rufe zu sich die Ältesten von der Gemeine / und lasse sie über sich beten und salben mit Oie / in dem Namen des Herrn / und das Gebet des Glaubens wird dem Kranken helfen / und der Herr wird ihn aufrichten / und so er hat Sünden getan / werden sie ihm vergeben sein. Bekenne einer dem andern seine Sünden / und betet für einander / daß ihr gesund werdet. Des Gerechten Gebet vermag viel / wenn es ernstlich ist. Elias war ein Mensch gleich wie wir / und er betete ein Gebet / daß es nicht regnen sollte / und es regnete nicht auf Erden drei Jahr und sechs Monden. Und er betete abermal / und der Himmel gab den Regen / und die Erde brachte ihre Frucht. Lieben Brüder / sojemand unter euch irren würde von der Wahrheit / und jemand bckchrete ihn / der soll wissen / daß / wer den Sünder bekehret hat von dem Irrtum seines Weges / der hat einer Seele vom Tode geholfen / und wird bedecken die Menge der Sünden. »Schlachttag«: Wie man zur Hochzeit oder auf ein Fest schlachtet/ Lukas 15: »Schlachtet ein gemästet Kalb«: Matthäus 21: »Meine Ochsen und Mastvieh sind geschlachtet. « Die Epistel S. Judas »andern«. Das ist: die unnatürliche Weise in fleischlichen Sünden. Genesis tg. Judas ein Knecht Jesu Christi / aber ein Bruder Jakobi. Den Berufenen / die da geheiliget sind in Gott dem Vater / und behalten in Jesu Christo. Gott gebe euch viel Barmherzigkeit und Friede und Liebe. Ihr Lieben / nachdem ich vorhatte euch zu schreiben von unser aller Heil / hielt ichs für nötig / euch mit Schriften zu ermahnen / daß ihr ob dem Glauben kämpfet / der einmal den Heiligen vorgegeben ist. Denn es sind etliche Menschen nebeneingeschlichen / von denen vorzeiten geschrieben ist / zu solcher Strafe / die sind Gottlose / und ziehen die Gnade unsers Gottes auf Mutwillen / und verleugnen Gott / und unsern Herrn Jesum Christ / den einigen Herrscher. Ich will euch aber erinnern / daß ihr wisset auf einmal dies / daß der Herr / da er dem Volk aus Ägypten half / zum andernmal bracht er um / die da nicht glaubeten. Auch die Engel / die ihre Fürstentümer nicht behielten / sondern verließen ihre Behausung / hat er behalten zum Gerichte des großen Tages / mit ewigen Banden im Finsternis. Wie auch Sodoma und Gomorrha und die umliegenden Städte / die gleicher Weise wie diese ausgehuret haben / und nach einem andern Fleisch gegangen sind / zum Exempel gesetzt sind / und leiden des ewigen Feuers Pein. Desselbigen gleichen sind auch diese Träumer / die das Fleisch beflecken / die Herrschaften aber verachten / und die Majestäten lästern. Michael aber der Erzengel / da er mit dem Teufel zankte / und mit ihm redete über dem Leichnam Mose / thurste er das Urteil der Lästerung nicht fällen / sondern sprach: >Der Herr strafe dich.< Diese aber lästern / da sie nichts von wissen. Was sie aber natürlich erkennen / darinnen verderben sie / wie die unvernünftigen Tiere. Weh ihnen / denn sie gehen den Weg Kains / und fallen in den Irrtum des Bileams / um Genieß willen / und kommen um im Aufruhr Korahs. Diese Unfläter prassen von eurem Almosen ohn Scheu / weiden sich selbst. Sie sind Wolken ohn Wasser von dem Winde umgetrieben / kahle unfruchtbare Bäume / zweimal erstorben / und ausgewurzelt / 3 8 3 einmal: in betontem Sinne sein für allemal< - zu solcher Strafe: denen durch die Schrift ein solches Urteil vorherbestimmt ist. 8 Herrschaften und Majestäten: Engelmächte. wilde Wellen des Meers / die ihre eigne Schande ausschäumen / irrige Sterne / welchen behalten ist das Dunkel der Finsternis in Ewigkeit. Es hat aber auch von solchen geweissaget Henoch der siebente von Adam / und gesprochen: >Siehe / der Herr kommt mit viel tausend Heiligen / Gerichte zu halten über alle / und zu strafen alle ihre Gottlosen / um alle Werk ihres gottlosen Wandels / damit sie gottlos gewesen sind / und um alle das Harte / daß die gottlosen Sünder wider ihn geredt haben. < Diese murmeln / und klagen immerdar / die nach ihren Lüsten wandeln / und ihr Mund redet stolze Wort / und achten das Ansehen der Person ums Nutzes willen. Ihr aber / meine Lieben / erinnert euch der Wort / die zuvor gesagt sind von den Aposteln unsers Herrn Jesu Christi / da sie euch sage-ten / daß zu der letzten Zeit werden Spötter sein / die nach ihren Lüsten des gottlosen Wesens wandeln. Diese sind / die da Rotten machen / fleischliche / die da keinen Geist haben. Ihr aber / meine Lieben / erbauet euch aufeuren allerheiligsten Glauben / durch den heiligen Geist / und betet / und behaltet euch in der Liebe Gottes / und wartet auf die Barmherzigkeit unsers Herrn Jesu Christi / zum ewigen Leben. Und haltet diesen Unterscheid / daß ihr euch etlicher erbarmet / etliche aber mit Furcht selig machet / und rücket sie aus dem Feuer / .und hasset den befleckten Rock des Fleisches. Dem aber / der euch kann behüten ohn Fehl / und stellen vor das Angesichte seiner Herrlichkeit / unsträflich mit Freuden / dem Gott / der allein weise ist / unserm Heiland / sei Ehre und Majestät und Gewalt und Macht / nu und zu aller Ewigkeit / Amen. »klagen«: Es gehet nimmer wie sie wollen / wissen alle Ding zu richten / tadeln / und ist ihnen nichts gut gnug / sie wissen alles besser. »etliche«. Das ist: etliche tröstet / etliche strafet /doch mit Furcht/nicht mit Frevel /auf daß ihr sie aus der (Ge)fahr des ewigen Feuers und Verdammnis rücket. Vorrede auf die Offenbarung S. Johannis (1522) An diesem Buch der Offenbarungjohannis / laß ich auch jedermann seines Sinnes walten / will niemand an mein Dünken oder Urteil verbunden haben. Ich sage was ich fühle: Mir mangelt an diesem Buch nicht (nur) einerlei / daß ichs weder (für) apostolisch noch (für) prophetisch halte. Aufs erst und allermeist / daß die Apostel nicht mit Gesichten umgehen / sondern mit klaren und dürren Worten weissagen / wie Petrus / Paulus / Christus im Evangelio auch tun / denn es auch dem apostolischen Amt gebührt / klärlich und ohn Bild oder Gesicht von Christo und seinem Tun zu reden. Auch / so ist kein Prophet im Alten Testament / schweig (geschweige) im Neuen / der so gar durch und durch mit Gesichten und Bildern handele / daß ichs fast gleich bei mir achte dem vierten Buch Esras / und aller Dinge nicht spüren kann / daß cs von dem heiligen Geist gestehet sei. Dazu dünkt mich das allzu viel (zu) sein / daß er so hart solch sein eigen Buch / mehr denn kein andre heilige Bücher tun (da viel mehr an gelegen ist) befiehlt und dräuet / wer etwas davon tue / von dem werde Gott auch tun etc. Wiederum sollen selig sein / die da halten / was drinnen stehet / so doch niemand weiß was es ist / schweig (geschweige) daß ers halten sollt / und eben so viel ist / als hätten wirs nicht / auch wohl viel edlere Bücher vorhanden sind / die zu halten sind. Es haben auch viel der Väter dies Buch vorzeiten verworfen / und obs wohl S. Hieronymus mit hohen Worten (an)führet / und spricht es sei über alles Lob / und so viel Geheimnisse drinnen / als Wörter / so er doch des nichts beweisen kann / und wohl an mehr Orten seines Löbens zu milde ist. Endlich: halt davon jedermann / was ihm sein Geist gibt / mein Geist kann sich in das Buch nicht schicken / und ist mir die Ursach gnug / daß ich sein nicht hoch achte / daß Christus drinnen weder gelehret noch erkannt wird / welchs doch zu tun vor allen Dingen ein Apostel schuldig ist / wie er sagt Acta 1: >Ihr sollt meine Zeugen sein.< Darum bleib ich bei den Büchern / die mir Christum hell und rein dargeben. Vorrede auf die Offenbarung S. Johannis (1545) Mancherlei Weissagung findet man in der Christenheit. Etliche weissaget also / daß sie der Propheten Schrift auslegt / davon Paulus 1. Korinther 12 und 14 und an mehr Orten sagt. Diese ist die nötigste / und man muß sie täglich haben / als die das Wort Gottes lehret / den Grund der Christenheit legt / und den Glauben verteidigt / und summa / die das Predigtamt regieret / erhält / bestellt und ausrichtet. Etliche weissagt von künftigen Dingen / die nicht zuvor in der Schrift stehen / und diese ist dreierlei. Die erste tuts mit ausgedrückten Worten / ohn Bilder und Figuren / wie Moses / David / und dergleichen Propheten mehr / von Christo weissagen. Und wie Christus und die Apostel von dem Endechrist (Antichrist) und falschen Lehrern / etc. Die andere tuts mit Bildern / aber doch setzt daneben auch die Auslegung mit ausgedrückten Worten / wieJoseph die Träume auslegt / und Daniel beide: Träume und Bilder auslegt. Die dritte / die es ohn Wort oder Auslegung / mit bloßen Bildern und Figuren tut / wie dies Buch der Offenbarung / und vieler heiliger Leute Träume / Gesichte und Bilder / welche sie vom heiligen Geist haben. Wie Acta 2 Petrus ausjoel predigt: /Eure Söhne und Töchter sollen weissagen / und eurejünglingesollen Gesichtesehen /undeure Ältesten sollen Träume träumen.< Und so lange solche Weissagung ungedeutet bleibet / und keine gewisse Auslegung kriegt / ists eine verborgene stumme Weissagung/und noch nicht zu ihrem Nutz und Frucht kommen / den sie der Christenheit geben soll. Wie denn auch diesem Buch bisher gegangen. Es haben wohl viel sich dran versucht / aber bis auf den heutigen Tag nichts Gewisses aufbracht / etliche viel ungeschickts Dinges / aus ihrem Kopfhinein gebräuet. Um solcher ungewissen Auslegung und verborgnen Verstands willen / haben wirs bisher auch lassen liegen / sonderlich weil es auch bei etlichen alten Vätern geachtet / daß (es) nicht S. Johannis des Apostels sei / wie in Libro III, Historia Ecclesiae / Kapitel 25 (Euseb / Kirchengeschichte III, 25) stehet / in welchem Zweifel wirs für uns auch noch lassen bleiben. Damit doch niemand gewchret sein soll / daß ers halte für S. Johannis des Apostels / oder wie er will. Mancherlei Weissagung. Weissagung von künftigen Dingen ist dreierlei. Offenbarung Johannis. Inhall der ersten drei Kapitel. Die 24 Ältesten Vier Plagen/so folgen über die Verächter non Gottes Wert. Weil wir aber dennoch gerne die Deutung oder Auslegung gewiß hätten / wollen wir den andern und hohem Geistern Ursachen nachzudenken geben / und unsre Gedanken auch an Tag geben / nämlich also: Weil es soll eine Offenbarung sein künftiger Geschieht / und sonderlich künftiger Trübsal und Unfall der Christenheit / achten wir / das sollte der näheste und gewisseste Griff sein / die Auslegung zu finden / so man die ergangnen Geschichten und Unfälle / in der Christenheit bisher ergangen / aus den Historien nähme / und diesel-bigen gegen diese Bilder hielte / und also auf die Wort vergliche. Wo sichs alsdann fein würde mit einander reimen und eintreffen / so könnte man drauf fußen / als auf eine gewisse / oder zum wenigsten als auf eine unverwerfliche Auslegung. Demnach halten wir / wie der Text zwar selbst sagt / daß die ersten drei Kapitel so von den sieben Gemeinen / und ihren Engeln in Asia reden / nichts anders wollen / denn einfältiglich anzeigen / wie die-selbigen dazumal gestanden sind / und vermahnet werden / daß sie bleiben und zunehmen / oder sich bessern sollen. Über das lernen wir draus / durch das Wort >Engel< / hernach in andern Bildern und Gesichten / verstehen / Bischöfe und Lehrer in der Christenheit / etliche gut / als die heiligen Väter und Bischöfe / etliche böse / als die Ketzer und falschen Bischöfe / welcher doch mehr in diesem Buch stehen / denn jener. Im vierten und fünften Kapitel wird vorgebildet die ganze Christenheit / die solch zukünftige Trübsal und Plagen leiden soll. Da sind die vierundzwanzig Ältesten vor Gotte (das sind alle Bischöfe und Lehrer einträchtig) mit dem Glauben gekrönet / die Christum das Lamm Gottes mit den Harfen loben (das ist) predigen / und mit Rauchfässern dienen / das ist / im Beten sich üben. Das alles zu Trost der Christen / daß sie wissen sollen / die Christenheit solle dennoch bleiben in künftigen Plagen. Im sechsten gehen an die künftigen Trübsale / und erstlich die leiblichen Trübsale / als da sind Verfolgung von der weltlichen Oberkeit / welche ist der gekrönete Reiter mit dem Bogen auf dem weißen Roß. Item / Krieg und Blut / welche ist der Reiter mit dem Schwert / aufm roten Roß. Item / teure Zeit und Hunger / welche ist der Reiter mit der Waage auf dem schwarzen Roß. Item / Pestilenz und Drüse (Geschwür) / welche ist der Reiter im Todsbilde auf dem fahlen Roß. Denn diese vier Plagen folgen gewiß allezeit / über die Undankbarn und Verächter des Worts Gottes / neben andern mehr Verstörungen und Änderungen der Oberkeiten / bis an den Jüngsten Tag. Wie am Ende des sechsten Kapitels gezeiget wird / und die Seelen der Marterer (Märtyrer) solchs auch treiben / mit ihrem Geschrei. Im siebten und achten Kapitel gehet an die Offenbarung von geistlichen Trübsaln / das sind mancherlei Ketzereien. Und wird abermal vorher ein Trostbilde gestehet / da der Engel die Christen zeichnet und den vier bösen Engeln wehret. Auf daß man abermal gewiß sei / die Christenheit werde auch unter den Ketzern fromme Engel und das reine Wort haben. Wie auch der Engel mit dem Rauchfaß / das ist / mit dem Gebet zeiget. Solche gute Engel sind die heiligen Väter / als Spiridon / Athanasius / Hilarius / und das Konzilium Nizänum / und der gleichen. Der erste böse Engel ist Tatianus mit seinen Enkratiten / welche die Ehe verboten. Item / aus Werken fromm sein wollten / wie die Juden. Denn die Lehre von Werkheiligkeit mußte die erste sein wider das Evangelium / bleibt auch wohl die letzte / ohn (außer) daß sie immer neue Lehrer und andern Namen kriegt / als Pelagianer etc. Der ander ist Marcion mit seinen Kataphrygen / Manichäis / Montanis etc. / die ihre Geisterei rühmen / über alle Schrift / und fahren wie dieser brennend Berg / zwischen Himmel und Erden. Als bei uns der Müntzer und die Schwärmer. Der dritte ist Origenes / der durch die Philosophia und Vernunft die Schrift verbittert und verderbet hat / wie bei uns die Hohen Schulen bisher getan. Der vierte ist Novatus mit seinen Katharen / welche die Buße versagten / und vor andern die reinsten sein wollten. Der Art waren die Donatisten hernach auch. Unsre Geistlichen aber / sind schier alle vierlei. Die Gelehrten / so die Historien wissen / werden dies wohl auszurechnen wissen / denn es wäre zu lang / alles zu erzählen und beweisen. Im neunten und zehnten hebt sich der rechte Jammer (an) / denn bisher die leiblichen und geistlichen Trübsale fast ein Scherz gewesen sind / gegen diese künftigen Plagen. Wie auch der Engel am Ende des achten Kapitels selbst anzeiget: es sollen drei Weh kommen / welche Weh sollen die andern drei / das ist der fünft / sechst / siebent Engel ausrichten / und da mit der Welt (flu die Welt) ein Ende. Hie kommen beide: geistliche und leibliche Verfolgung zusammen / derselbigen sollen drei sein / die erste groß / die andre noch größer / die dritte am allergrößesten. Geistliche Trübsal der Christen. Gute Engel. Tatianus. Marcion. Origines. Novatus. Die Donatisten. Geistliche und leibliche Ver-folgung. Artus Papsttum. Zwei Trostbilder. Päpstliches Kaisertum und kaiserliches Papsttum. Zwei Tiere. So ist nu das erste Weh / der fünfte Engel / Arius der große Ketzer / und seine Gesellen / der die Christenheit so greulich geplagt hat in aller Welt / das wohl der Text hie sagt / die frommen Leute wären lieber gestorben / denn solchs gesehen / und haben doch solchs müssen sehen und nicht sterben. Ja er spricht / der Engel aus der Höllen / genannt Verderber / sei ihr König. Als wollten sie sagen / der Teufel reite sie selbst. Denn sic nicht allein geistlich / sondern auch leiblich mit dem Schwert die rechten Christen verfolget haben. Lies die Geschieht von den Arianern / so wirst du diese Figur und Worte wohl verstehen. Das ander Weh ist der sechste Engel / der schändliche Mahomet mit seinen Gesellen den Sarazenen / welche mit Lehren und mit dem Schwert der Christenheit große Plage angelegt haben. Neben und mit demselbigen Engel / damit solch Weh desto größer sei / kommt dazu der starke Engel mit dem Regenbogen und bittern Buche / das ist das heilige Papsttum mit seinem großen geistlichen Schein / die messen und fassen den Tempel mit ihren Gesetzen / stoßen den Chor hinaus / und richten eine Larvenkirche (Scheinkirche) oder äußerliche Heiligkeit an. Im elften und zwölften werden zwischen solchen bösen Wehen und Plagen / zwei Trostbilder gestehet / eins von den zweien Predigern / und eins von der schwängern Frauen / die ein Knäblein ohn des Drachen Dank gebiert {gegen dessen Willen). Damit angezeiget wird / daß dennoch etliche fromme Lehrer und Christen bleiben sollen / beide unter den zwei vorigen Wehen / und dem dritten künftigen Wehe. Und laufen nu die letzten zwei Wehe miteinander / und greifen zugleich die Christenheit zur Letze (zum Abschied) an / und der Teufel damit endlich dem Faß den Boden ausstößet. So kommt nu im dreizehnten Kapitel (auf die Posaune des letzten unter den sieben Engeln / der im Anfang des zwölften Kapitels blä-set) desselbigen siebenten Engels Geschäft / das dritte Wehe / nämlich / das päpstliche Kaisertum und kaiserliche Papsttum. Hie krieget das Papsttum auch das weltlich Schwert in seine Gewalt / und regiert nu nicht allein mit dem Buch im andern Wehe / sondern auch mit dem Schwert im dritten Wehe / wie sie denn rühmen / daß der Papst beide: geistlich und weltlich Schwert in seiner Macht habe. Hie sind nu die zwei Tier: eins ist das Kaisertum / das ander mit den zweien Hörnern das Papsttum / welchs nu auch ein weltlich Reich worden ist / doch mit dem Schein des Namens Christi. Denn der Papst hat das gefallene Römisch Reich wieder aufgerichtet / und von den Griechen zu den Deutschen bracht / und ist doch mehr ein Bilde vom Römischen Reich / denn des Reichs Körper selbst / wie es gewesen ist. Dennoch gibt er solchem Bilde Geist und Leben / daß es dennoch seine Stände / Rechte / Glieder und Ämter hat / und gehet etlichermaßen im Schwang. Das ist das Bilde / das wund gewesen / und wieder heil worden ist. Was aber für Greuel / Wehe und Schaden solch kaiserlich Papsttum getan habe / ist jetzt nicht zu erzählen. Denn erstlich ist die Welt durch sein Buch voll worden aller Abgötterei / mit Klöstern / Stiften / Heiligen / Wallfahrten / Fegfeuer / Ablaß / Unehe (Zölibat) / und unzählige mehr Stücke der Menschenlehre und Werke etc. Zum andern / wer kann erzählen / wie viel Blut / Mord / Krieg und Jammer die Päpste haben angerichtet / beide mit selbst kriegen (Kriegführen) und mit reizen die Kaiser / Könige / Fürsten unternander. Hie gehet nu und läuft des Teufels letzter Zorn miteinander im Schwang / dort gegen Morgen das ander Wehe / Mahomet und die Sarazener / hie gegen Abend Papsttum und Kaisertum mit dem dritten Wehe. Zu welchen als zur Zugabe der Türke / Gog und Magog auch kommt / wie im zwanzigsten Kapitel folgen wird. Und also die Christenheit in aller Welt und zu allen Seiten mit falschen Lehren und Kriegen / mit Buch und Schwert / aufs allergreulichst und jäm-merlichst geplagt wird. Das ist die Grundsuppe und die endliche Plage. Darauf folgen nu fast eitel Trostbilder / vom Ende solcher aller Weh und Greuel. Im vierzehnten Kapitel fähet an Christus zuerst mit dem Geist seines Mundes zu töten (wie S. Paulus sagt) seinen Endechrist (Antichrist) / und kommt der Engel mit dem Evangelio wider das bittere Buch des starken Engels. Und stehen nu wiederum Heilige / auch Jungfrauen um das Lamm her / und predigen recht. Auf welch Evangelium folget des andern Engels Stimme / daß die Stadt Babylon fallen soll / und das geistlich Papsttum untergehen. Weiter folget / daß die Ernte gehalten wird / und die / so am Papsttum wider das Evangelium beharren / außer (halb) der Stadt Christi in die Kelter göttlichs Zorns geworfen werden. Das ist: durchs Evangelium werden sie / als von der Christenheit abgesondert / verurteilt zum Zorn Gottes. Welcher ist viel / und die Kelter gibt viel Bluts. Oder vielleicht mag noch wohl etwa eine redliche Strafe und Urteil vorhanden sein / über unsre Sünden / die aus der Maßen und überreif sind. Was für Greuel und Unrat das kaiserliche Papsttum angerichtet hat. Gog und Magog. Babylon. Frosche. Des Papsttums Schutzherren. Rom geplündert. Cog und Magog. Darnach im fünfzehnten und sechzehnten Kapitel kommen die sieben Engel mit den sieben Schalen. Da nimmt das Evangelium zu / und stürmet das Papsttum an allen Enden / durch viel gelehrte fromme Prediger / und wird des Tieres Stuhl / des Papsts Gewalt finster / unselig und verachtet. Aber sie werden alle zornig / und wehren sich getrost / denn es gehen drei Frösche / drei unsaubere Geister aus des Tieres Maul / reizen damit die Könige und Fürsten wider das Evangelium. Aber es hilft nicht / ihr Streit geschieht doch zu Harmage-don. Die Frösche sind die Sophisten / als Faber / Eck / Emser etc. / die viel gecken (quaken) wider das Evangelium / und schaffen doch nichts / und bleiben Frösche. Im siebzehnten wird das kaiserliche Papsttum / und das päpstliche Kaisertum / ganz von Anfang bis ans Ende in ein Bilde gefasset / und gleich in eine Summa vorgestellet / wie es nichts sei (denn das alt Römisch Reich ist längest dahin) und sei doch (denn es sindja etliche Länder / und dazu die Stadt Rom auch noch da). Solch Bilde wird hie vorgestellet / gleich wie man einen Übeltäter öffentlich vor Gericht stellet / daß er verurteilet werden soll. Auf daß man wisse / wie dies Tier soll nu bald auch verdammt / und wie S. Paulus saget / durch die Erscheinung der Zukunft unsers Herrn zerstöret werden. Welchs fahen an / wie er im Text sagt / auch des Papsttums Schutzherrn / die es also jetzt schützen / daß die Geistlichen gar schier nak-ket sitzen werden. Im achtzehnten gehet nu an solche Verstörung / und gehet die herrliche große Pracht zu Boden / und hören auf die Stifträuber / und Pfründendiebe / die Kurtisanen (Pfründenempßnger der Kirche). Denn auch Rom darum hat müssen geplündert / und durch ihren eignen Schutzherrn gestürmet werden / zum Anfang der endlichen Verstörung. Noch lassen sie nicht ab / suchen / trösten / rüsten / und wehren sich. Und wie er hie saget im neunzehnten Kapitel: nu sie mit der Schrift und Büchern nicht mehr können / und die Frösche ausgegeckt haben / greifen sie mit Ernst dazu / und wollens mit Gewalt ausführen / sammeln Könige und Fürsten zum Streit. Aber sie lauten an / denn der auf dem weißen Rosse / der Gottes Wort heißet / der gewinnet / bis daß beide Tier und Prophet / ergriffen / in die Hölle geworfen werden. Indes nu solchs alles gehet / kommt im zwanzigsten Kapitel auch herzu der Letzetrank (Abschiedstrauk): Gog und Magog / der Türke / die roten Juden / welche der Satan / so vor tausend Jahren gefangen gewesen ist / und nach tausend Jahren wieder los worden / bringet. Aber sie sollen mit ihm auch bald in den feurigen Pfuhl. Denn wir achten / daß dies Bilde / als ein sonderlichs von den vorigen / um der Türken willen gestehet sei. Und die tausendjahr anzufahen sind um die Zeit / da dies Buch geschrieben ist / und zur selbigen Zeit auch der Teufel gebunden sei. Doch muß die Rechnung nicht so genau / alle Minuten treffen. Auf die Türken folget nu flugs das Jüngste Gericht am Ende des Kapitels wie Daniel 7 auch zeiget. Zuletzt / am einundzwanzigsten wird endlich Trost gebildet / daß _ die heilige Stadt soll vollends bereitet / und als eine Braut zur ewigen Hochzeit gefuhret werden. Daß Christus alleine Herr sei / und alle Gottlosen verdammt / samt dem Teufel in die Hölle fahren. Nach dieser Auslegung / können wir dies Buch uns nütz machen / und wohl brauchen. Erstlich zur Tröstung / daß wir wissen / wie daß kein Gewalt noch Lüge / keine Weisheit noch Heiligkeit / keine Trübsal noch Leid / werden die Christenheit unterdrücken / sondern sie soll endlich den Sieg behalten und obliegen. Zum andern / zur Warnung / wider das große fahrliche mannigfaltige Ärgernis / so sich begibt an der Christenheit. Denn dieweil so mächtig Gewalt und Schein / sollte wider die Christenheit fechten / und sie so gar ohn alle Gestalt unter so viel Trübsalen / Ketzereien / und andern Gebrechen verborgen sein / ist der Vernunft und Natur unmöglich die Christenheit zu erkennen / sondern fället dahin / und ärgert sich an ihr / heißet das christliche Kirche / welchs doch der christlichen Kirchen ärgeste Feinde sind. Und wiederum heißt das verdammte Ketzer / die doch die rechte christliche Kirche sind. Wie bis her unter dem Papsttum / Mahomet /ja bei allen Ketzern geschehen ist. Und verlieren also diesen Artikel: >Ich glaube eine heilige christliche Kirche. < Gleich wie auchjetzt etliche Klüglinge tun / weil sie Ketzerei / Zwietracht und mancherlei Mangel sehen / daß viel falscher / viel loser Christen sind / urteilen sie flugs und frei / es seien keine Christen da. Denn sie haben gehöret / daß Christen sollen ein heilig / friedsam / einträchtig / freundlich / tugendreich Volk sein. Demnach meinen sie / es solle kein Ärgernis / keine Ketzerei / kein Mangel / sondern eitel Friede und Tugend da sein. Diese sollten dies Buch lesen / und lernen die Christenheit mit andern Augen / denn mit der Vernunft ansehen. Denn dies Buch (meine ich) zeige ja gnug greulicher ungeheurer Tiere / scheußliche / feindselige Engel / wüste und schreckliche Plagen. Ich will der andern Anfang der lausendJahr. Die Christenheit behält am Ende den Sieg. Ärgernis an der Christenheit. Unrecht Urteil der Vernunft über die christliche Kirche. Mit welcherlei Augen die Christenheit anzusehen sei. Ich glaube eine heilige christliche Kirche. Glaube. Heiligkeit der Christen. großen Gebrechen und Mängel schweigen / welche doch allzumal sind in der Christenheit und unter den Christen gewest / daß freilich alle Vernunft unter solchem Wesen / die Christenheit hat müssen verlieren. Wir sehen ja hier klärlich / was grausamer Ärgernisse und Mängel / vor unsern Zeiten gewest sind / da man doch meinet / die Christenheit hab am besten gestanden / daß unsre Zeit ein gülden Jahr gegen jene wohl zu rechnen wäre. Meinst du nicht / die Heiden haben sich auch daran geärgert / und die Christen für mutwillige / lose / zänkische Leute gehalten? Es ist dies Stück >lch glaube eine heilige christliche Kirche< eben so wohl ein Artikel des Glaubens / als die andern. Darum kann sie keine Vernunft / wenn sie gleich alle Brillen aufsetzt / erkennen. Der Teufel kann sie wohl zudecken mit Ärgernissen und Rotten / daß du dich müssest dran ärgern. So kann sie Gott auch mit Gebrechen und allerlei Mangel verbergen / daß du mußt darüber zum Narren werden / und ein falsch Urteil über sie fassen. Sie will nicht ersehen / sondern crglaubt sein. Glaube aber ist von dem / das man nicht sie-het (Hebräer u). Und sie singet mit ihrem Herrn auch das Lied: >Selig ist / der sich nicht ärgert an mir.< Es ist ein Christ auch wohl ihm selbst verborgen / daß er seine Heiligkeit und Tugend nicht siehet / sondern eitel Untugend und Unheiligkeit siehet er an sich. Und du grober Klügling / wolltest die Christenheit mit deiner blinden Vernunft und unsaubern Augen sehen? Summa / unser Heiligkeit ist im Himmel / da Christus ist / und nicht in der Welt vor den Augen / wie ein Kram auf dem Markt. Darum laß Ärgernis / Rotten / Ketzerei / und Gebrechen sein und schaffen / was sie mögen. So allein das Wort des Evangelii bei uns rein bleibt / und wirs lieb und wert haben / so sollen wir nicht zweifeln / Christus sei bei und mit uns / wcnns gleich aufs Ärgeste gehet. Wie wir hie sehen in diesem Buch / daß Christus durch und über alle Plagen / Tiere / böse Engel / dennoch bei und mit seinen Heiligen ist / und endlich obsiegt. Die Offenbarung S. Johannis des Theologen Das erst Kapitel Dies ist die Offenbarung Jesu Christi / die ihm Gott gegeben hat / seinen Knechten zu zeigen / was in der Kürze geschehen soll / und hat sie gedeutet / und gesandt durch seinen Engel / zu seinem Knecht Johannes / der bezeuget hat das Wort Gottes / und das Zeugnis von Jesu Christo / was er gesehen hat. Selig ist / der da lieset / und die da hören die Wort der Weissagung / und behalten was darinnen geschrieben ist / denn die Zeit ist nahe. 4 Johannes / den sieben Gemeinen in Asia. Gnade sei mit euch und Friede / von dem der da ist / und der da war / und der da kommt / und von den sieben Geistern / die da sind vor seinem Stuhl / und von Jesu Christo / welcher ist der treue Zeuge und Erstgeborne von den Toten / und ein Fürst der Könige auf Erden. Der uns geliebet hat und gewaschen von den Sünden / mit seinem Blut / und hat uns zu Königen und Priestern gemacht / vor Gott und seinem Vater. Dcmselbi- gen sei Ehre und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit / Amen. Siehe / er kommt mit den Wolken / und es werden ihn sehen alle Augen / und die ihn gestochen haben / und werden heulen alle Geschlecht der Erden. Ja / Amen. >Ich bin das A und das O / der Anfang und das Ende< / spricht der Herr / der da ist / und der da war / und der da kommt / der Allmächtige. Ich Johannes / der auch euer Bruder und Mitgenoß an der Trübsal g ist / und am Reich / und an der Geduld Jesu Christi / war in der Insulen / die heißet Patmos / um des Worts Gottes willen / und des Zeugnisses Jesu Christi. Ich war im Geist an des Herrn Tag / und hörete hinter mir eine große Stimm / als einer Posaunen / die sprach: >Ich bin das A und das O / der Erst und der Letzt. Und was du siehest / das schreibe in ein Buch / und sende es zu den Gemeinen in Asia / gen Ephesum / und gen Smyrnen / und gen Pergamum / und gen Thya-tiras / und gen Sardis / und gen Philadelphian / und gen Laodi-zean.< Und ich wandt mich um / zu sehen nach der Stimm / die mit mir redete. Und als ich mich wandt / sähe ich sieben gülden Leuchter / und mitten unter den sieben Leuchtern einen / der war eines Menschen Sohn gleich / der war angetan mit einem Kittel / und begürtet 13 um die Brust mit einem güldenen Gürtel. Sein Haupt aber und sein Haar war weiß / wie weiße Wolle / als der Schnee. Und seine Augen wie eine Feuerflamme / und seine Füße gleich wie Messing / das im Ofen glühet. Und seine Stimm wie groß Wassers Rauschen / und hatte sieben Sterne in seiner rechten Hand. Und aus seinem Munde ging ein scharf zweischneidig Schwert / und sein Angesichte leuchtete wie die helle Sonne. Und als ich ihn sähe / fiel ich zu seinen Füßen als ein Toter. Und er 17 legete seine rechte Hand auf mich / und sprach zu mir: Türchte dich nicht / ich bin der Erst und der Letzt / und der Lebendige. Ich war tot / und siehe / ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit / und habe die Schlüsel der Hölle und des Tods. Schreib / was du gesehen hast / und was da ist / und was geschehen soll darnach. Das Geheimnis der sieben Sterne / die du gesehen hast in meiner rechten Hand / und die sieben gülden Leuchter: Die sieben Sterne sind Engel der sieben Gemeinen / und die sieben Leuchter / die du gesehen hast / sind sieben Gemeinen.« i j Kittel. Bis 1527: leinenen Kittel. Gemeint ist ein langes Gewand. Das ander Kapitel Und dem Engel der Gemeine zu Epheso schreibe: Das saget / der da hält die sieben Sterne in seiner Rechten / der da wandelt mitten unter den sieben güldenen Leuchtern. Ich weiß deine Werk und deine Arbeit und deine Geduld / und daß du die Bösen nicht tragen kannst / und hast versucht die / so da sagen / sie seien Apostel und sinds nicht / und hast sie Lügener erfunden / und vertragest / und hast Geduld / und um meines Namens willen arbeitest du / und bist nicht müde worden. Aber ich habe wider dich / daß du die erste Liebe verlassest. Gedenke / wovon du gefallen bist / und tu Buße / und tu die ersten Werk. Wo aber nicht / werde ich dir kommen balde / und deinen Leuchter wegstoßen von seiner Stätte / wo du nicht Buße tust. Aber das hast du / daß du die Werk der Nikolaiten hassest / welche ich auch hasse. Wer Ohren hat der höre / was der Geist den Gemeinen saget. Wer überwindet / dem will ich zu essen geben von dem Holz des Lebens / das im Paradies Gottes ist. 8 Und dem Engel der Gemeine zu Smyrnen schreibe: Das saget der Erste und der Letzt / der tot war / und ist lebendig worden. Ich weiß deine Werk und deine Trübsal / und deine Armut (du bist aber reich) und die Lästerung von denen / die da sagen / sie sind Juden / und sinds nicht / sondern sind des Satans Schule. Fürchte dich vor der keinem / das du leiden wirst. Siehe / der Teufel wird etliche von euch ins Gefängnis werfen / auf daß ihr versucht werdet / und werdet Trübsal haben zehen Tage. Sei getreu bis an den Tod / so will ich dir die Krone des Lebens geben. Wer Ohren hat / der höre / was der Geist den Gemeinen saget. Wer überwindet / dem soll kein Leid geschehen von dem andern Tode. 12 Und dem Engel der Gemeine zu Pergamon schreibe: Das sagt / der da hat das scharfe zweischneidige Schwert. Ich weiß was du tust und wo du wohnest / da des Satans Stuhl ist / und hältst an meinem Namen / und hast meinen Glauben nicht verleugnet. Und in meinen Tagen ist Antipas mein treuer Zeuge bei euch getötet / da der Satan wohnet. Aber ich habe ein Kleines wider dich / daß du daselbst hast / die an der Lehre Bileams halten / welcher lchrete durch den Balak ein Ärgernis aufrichten vor den Kindern Israel / zu essen die Götzenopfer / und Hurerei treiben. Also hast du auch / die an der Lehre der Nikolaiten halten / das hasse ich. Tue Buße / wo aber nicht / so werde ich dir balde kommen / und mit ihnen kriegen / durch das iy Schwert meines Mundes. Wer Ohren hat / der höre / was der Geist den Gemeinen saget. Wer überwindet / dem will ich zu essen geben von dem verborgenen Manna / und will ihm geben ein gut Zeugnis / und mit dem Zeugnis einen neuen Namen geschrieben / welchen niemand kennet / denn der ihn empfähet. Und dem Engel der Gemeine zu Thyatira schreibe: Das saget der 18 Sohn Gottes / der Augen hat wie die Feuerflammen / und seine Füße gleich wie Messing. Ich weiß deine Werk / und deine Liebe / und deinen Dienst / und deinen Glauben / und deine Geduld / und daß du je länger je mehr tust. Aber ich habe ein Kleines wider dich / daß du lassest das Weib Isebel / die da spricht / sie sei eine Prophetin / lehren und verfuhren meine Knechte / Hurerei treiben / und Götzenopfer essen. Und ich habe ihr Zeit gegeben / daß sie sollt Buße tun für ihre Hurerei / und sie tut nicht Buße. Siehe / ich werfe sie in ein Bette / und die mit ihr die Ehe gebrochen haben / in große Trübsal / wo sie nicht Buße tun für ihre Werk / und ihre Kinder will ich zu Tod schlahen. Und sollen erkennen alle Gemeinen / daß ich bin / der die Nieren und Herzen erforschet / und werde geben einem jeglichen unter euch nach euern Werken. Euch aber sage ich und den andern / die zu Thyatira sind / die nicht 24 haben solche Lehre / und die nicht erkannt haben die Tiefe des Satans (als sie sagen): Ich will nicht auf euch werfen eine andere Last. Doch was ihr habt / das haltet / bis daß ich komme. Und wer da überwindet / und hält meine Werk / bis ans Ende / dem will ich Macht geben über die Heiden / und er soll sie weiden mit einer eisern Ruten / und wie eines Töpfers Gefäß soll er sie zerschmeißen / wie ich von meinem Vater empfangen hab / und will ihm geben den Morgenstern. Wer Ohren hat / der höre / was der Geist den Gemeinen saget. Das dritte Kapitel Und dem Engel der Gemeine zu Sarden schreibe: Das saget der die Geister Gottes hat / und die sieben Sterne. Ich weiß deine Werk / denn du hast den Namen / daß du lebest / und bist tot. Sei wacker / und stärke das andere / das sterben will / denn ich habe deine Werk nicht völlig erfunden vor Gott. So gedenke nu / wie du empfangen und gehöret hast / und Iraks / und tu Buße. So du nicht wirst wachen , werde ich über dich kommen / wie ein Dieb / und wirst nicht wissen / welche Stunde ich über dich kommen werde. Du hast auch wenig Namen zu Sarden / die nicht ihre Kleider besudelt haben / und sie werden mit mir wandeln in weißen Kleidern / denn sie sinds wert. Wer überwindet / der soll mit weißen Kleidern angelegt werden / und ich werde seinen Namen nicht austilgen aus dem Buch des Lebens / und ich will seinen Namen bekennen vor meinem Vater / und vor seinen Engeln. Wer Ohren hat / der höre / was der Geist den Gemeinen saget. 7 Und dem Engel der Gemeine zu Philadelphia schreibe: Das saget der Heilige / der Wahrhaftige / der da hat den Schlüssel Davids / der auftut / und niemand zuschleußet / der zuschleußet / und niemand auftut. Ich weiß deine Werk. Siehe / ich habe vor dir gegeben eine offene Tür / und niemand kann sie zuschließen / denn du hast eine kleine Kraft / und hast mein Wort behalten / und hast meinen Namen nicht verleugnet. Siehe / ich werde geben aus Satanas Schule / die da sagen / sie sind Juden / und sinds nicht / sondern lügen. Siehe / ich will sie machen / daß sie kommen sollen / und anbeten zu deinen Füßen / und erkennen / daß ich dich geliebt habe. 10 Dieweil du hast behalten das Wort meiner Geduld / will ich auch dich behalten vor der Stunde der Versuchung / die kommen wird über der ganzen Weltkreis / zu versuchen / die da wohnen auf Erden. Siehe / ich komme bald. Halt was du hast / daß niemand deine Krone nehme. Wer überwindet / den will ich machen zum Pfeiler in dem Tempel meines Gottes / und soll nicht mehr hinaus gehen. Und will auf ihn schreiben den Namen meines Gottes / und den Namen des neuen Jerusalem / der Stadt meines Gottes / die vom Himmel hernieder kommt / von meinem Gott / und meinen Namen den neuen. Wer Ohren hat / der höre / was der Geist den Gemeinen saget. 14 Und dem Engel der Gemeine zu Laodizea schreibe: Das saget / Amen / der treue und wahrhaftige Zeuge / der Anfang der Kreatur Gottes. Ich weiß deine Werk / daß du weder kalt noch warm bist. Ach / daß du kalt oder warm wärest! Weil du aber lau bist / und weder kalt noch warm / werde ich dich ausspeien aus meinem Munde. Du sprichst: Ich bin reich / und habe gar satt / und (be) darf nichts. Und weißest nicht / daß du bist elend und jämmerlich / arm / blind und bloß. Ich rate dir / daß du Gold von mir kaufest / das mit Feuer durchläutert ist / daß du reich werdest / und weiße Kleider / daß du dich antust und nicht offenbaret werde die Schande deiner Blöße / und salbe deine Augen mit Augensalbe / daß du sehen mögest. Welche ich lieb habe / die strafe und züchtige ich. So sei nu fleißig / und tu Buße. Siehe / ich stehe vor der Tür / und klopfe an. So je- mand meine Stimm hören wird / und die Tür auftun / zu dem werde ich eingehen / und das Abendmahl mit ihm halten / und er mit mir. Wer überwindet / dem will ich geben / mit mir auf meinem Stuhl zu sitzen / wie ich überwunden habe / und bin gesessen mit meinem Vater auf seinem Stuhl. Wer Ohren hat der höre / was der Geist den Gemeinen saget. Das vierte Kapitel Dies Bild ist die Christenheit auf Erden / in ihrer Gestalt und friedlichem Wesen / die solch zukünftige Plagen leiden soll / und dennoch bleiben. Darnach sähe ich / und siehe / eine Tür ward aufgetan im Himmel / und die erste Stimm / die ich gehöret hatte mit mir reden / als eine Posaunen / die sprach: >Steig her / ich will dir zeigen / was nach diesem geschehen soll.< Und also bald war ich im Geist / und siehe / ein Stuhl ward gesetzt im Himmel / und auf dem Stuhl saß einer. Und der da saß / war gleich anzusehen wie der Stein Jaspis und Sardis / und ein Regenbogen war um den Stuhl / gleich anzusehen / wie ein Smaragd. Und um den Stuhl waren vierundzwanzig Stühle / und auf den Stühlen saßen vierundzwanzig Älteste / mit weißen Kleidern angetan / und hatten auf ihren Häupten güldene Kronen. Und von dem Stuhl gingen aus Blitze / Donner / und Stimmen / und sieben Fackeln mit Feuer brannten vor dem Stuhl / welchs sind die sieben Geister Gottes. Und vor dem Stuhl war ein gläsern Meer / gleich dem Kristall / und mitten im Stuhl / und um den Stuhl vier Tiere / voll Augen vornen und hinten. 7 Und das erste Tier war gleich einem Löwen / und das ander Tier war gleich einem Kalbe / und das dritte hatte ein Antlitz wie ein Mensch / und das vierte Tier gleich einem fliegenden Adder. Und ein jeglichs der vier Tiere hatte sechs Flügel umher / und waren inwendig voll Augen / und hatten keine Ruhe Tag und Nacht / und sprachen: >Hei-„ lig / heilig / heilig ist der Gott der Herr / der Allmächtige / der da war / und der da ist / und der da kommt. < 9 Und da die Tiere gaben Preis und Ehre und Dank dem / der da auf dem Stuhl saß / der da lebet von Ewigkeit zu Ewigkeit / fielen die vierundzwanzig Ältesten vor den / der auf dem Stuhl saß / und beteten an den / der da lebet von Ewigkeit zu Ewigkeit. Und warfen ihre Kronen vor den Stuhl / und sprachen: >Herr du bist würdig zu nehmen Preis und Ehre und Kraft / denn du hast alle Ding geschaffen / und durch deinen Willen haben sie das Wesen und sind geschaffen.« Das funft Kapitel Und ich sähe in der rechten Hand des / der auf dem Stuhl saß / ein Buch geschrieben inwendig und auswendig / versiegelt mit sieben Siegeln. Und ich sähe einen starken Engel predigen mit großer Stimm: >Wer ist würdig das Buch aufzutun / und seine Siegel zu brechen?« Und niemand im Himmel noch auf Erden / noch unter der Erden / könnt das Buch auftun und drein sehen. Und ich weine-te sehr / daß niemand würdig erfunden ward / das Buch aufzutun und zu lesen / noch drein zu sehen. 5 Und einer von den Ältesten spricht zu mir: >Weine nicht / siehe / es hat überwunden der Löwe / der da ist vom Geschlecht Juda / die Wurzel Davids / aufzutun das Buch und zu brechen seine sieben Siegel.« Und ich sähe / und siehe / mitten zwischen dem Stuhl und den vier Tieren / und mitten unter den Ältesten stund ein Lamm / wie es erwürget wäre / und hatte sieben Hörner und sieben Augen / welchs sind die sieben Geister Gottes gesandt in alle Land. Und es kam / und nahm das Buch aus der rechten Hand des der auf dem Stuhl saß. Dies Buch hat die zukünftige Geschichte in sich /diedurch Christum geof-fenbaret werden Und da es das Buch nahm / da fielen die vier Tiere / und die vierund- 8 zwanzig Ältesten vor das Lamm / und hatten ein jeglicher Harfen und gülden Schalen voll Räuchwerks / welchs sind die Gebet der Heiligen / und sungen ein neu Lied / und sprachen: >Du bist würdig zu nehmen das Buch und aufzutun seine Siegel / denn du bist erwürget / und hast uns erkauft mit deinem Blut / aus allerlei Geschlecht und Zungen und Volk und Heiden / und hast uns unserm Gotte zu Königen und Priestern gemacht / und wir werden Könige sein auf Erden.< Und ich sähe / und hörte eine Stimme vieler Engel um den Stuhl / und um die Tiere / und um die Ältesten her / und ihre Zahl war viel tausend mal tausend / und sprachen mit großer Stimm: >Das Lamm das erwürget ist / ist würdig zu nehmen Kraft und Reichtum / und Weisheit und Stärke / und Ehre und Preis und Lob.< Und alle Kreatur / die im Himmel ist und auf Erden / und unter der ij Erden und im Meer / und alles was drinnen ist / hörete ich sagen zu dem / der auf dem Stuhl saß / und zu dem Lamm: >Lob und Ehre und Preis / Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit. < Und die vier Tiere sprachen: Amen. Und die vierundzwanzig Ältesten fielen nieder / und beteten an den / der da lebet von Ewigkeit zu Ewigkeit. Dies ist die erste Plage: die Verfolgung der Tyrannen. Dies ist die zweite Plage: Krieg und Blut. Dies ist die dritte Plage: Teurung. »Maß«: Dies Maß Chenix genannt /hält bei uns eine Kanne oder zwei Nös-sel / das ist eine halbe Metze. Und ein Groschen hält dreißig Löwen-pjennig. Das sechst Kapitel Und ich sähe / daß das Lamm der Siegel eines auftat / und ich hörete der vier Tiere eines sagen / als mit einer Donnerstimm: iKomm und siehe zu.< Und ich sähe / und siche / ein weiß Pferd / und der drauf saß / hatte einen Bogen / und ihm ward gegeben eine Krone / und er zog aus zu überwinden / und daß er siegete. Und da es das ander Siegel auftat / hörete ich das ander Tier sagen: »Komm und siehe zu.< Und es ging heraus ein ander Pferd / das war rot / und dem der drauf saß / ward gegeben den Frieden zu nehmen von der Erden / und daß sie sich unternander erwürgeten / und ihm ward ein groß Schwert gegeben. Und da es das dritte Siegel auftat / hörete ich das dritte Tier sagen: »Komm und siehe zu.< Und ich sähe / und siehe / ein schwarz Pferd / und der drauf saß / hatte eine Waage in seiner Hand. Und ich hörete eine Stimm unter den vier Tieren sagen: »Ein Maß Weizen um einen Groschen / und drei Maß Gersten um einen Groschen / und dem Öle und Wein tu kein Leid.» 3 Und da es das vierte Siegel auftat / hörete ich die Stimm des vierten Tiers sagen: iKomm und siehe zu.< Und siehe / und ich sähe / ein fahl Pferd / und der drauf saß / des Name hieß Tod / und die Hölle folgete ihm nach. Und ihnen ward Macht gegeben zu töten das vierte Teil auf der Erden / mit dem Schwert und Hunger / und mit dem Tod / und durch die Tiere auf Erden. Und da es das fünfte Siegel auftat / sähe ich unter dem Altar die Seelen / derer die erwürget waren um des Worts Gottes willen / und um des Zeugnisses willen / das sie hatten. Und sie schrien mit großer Stimm / und sprachen: >Herr du Heiliger und Wahrhaftiger / wie lange richtest du und rächest nicht unser Blut an denen / die auf der Erden wohnen?< Und ihnen wurden gegeben einem jeglichen ein weiß Kleid / und ward zu ihnen gesagt / daß sie ruheten noch eine kleine Zeit / bis daß vollends dazu kämen ihre Mitknechte und Brüder / die auch sollen noch ertötet werden / gleich wie sie. Und ich sähe / daß es das sechste Siegel auftat / und siehe / da ward ein großes Erdbeben / und die Sonne ward schwarz wie ein hären Sack / und der Mond ward wie Blut / und die Sterne des Himmels fielen auf die Erden / gleich wie ein Feigenbaum seine Feigen abwirft / wenn er von großem Wind bewegt wird. Und der Himmel entwich / wie ein eingewickelt Buch / und alle Berge und Insulen wurden bewegt aus ihren Ortern / und die Könige auf Erden / und die Obersten / und die Reichen / und die Hauptleute / und die Gewalti- Die vierte Plage: Pestilenz und Sterben. Hie tröstet er die Christen in ihrem Leiden. Dies sind allerle Plagen /so mit Aufruhr und Zwietracht sich Land und Leute verändern bis an (den ) Jüngsten Tag. gen / und alle Knechte und alle Freien / verbargen sich in den Klüften und Felsen an den Bergen / und sprachen zu den Bergen und Felsen: »Fallet auf uns / und verberget uns vor dem Angesichte des / der auf dem Stuhl sitzt / und vor dem Zorn des Lamms / denn es ist kommen der große Tag seines Zorns / und wer kann bestehen?< Das siebent Kapitel Und darnach sähe ich vier Engel stehen auf den vier Ecken der Erden / die hielten die vier Winde der Erden / auf daß kein Wind über die Erden bliese / noch über das Meer / noch über einigen Baum. Und sähe einen andern Engel aufsteigen von der Sonnen Aufgang / der hatte das Siegel des lebendigen Gottes / und schrie mit großer Stimme zu den vier Engeln / welchen gegeben ist zu beschädigen die Erden / und das Meer / und er sprach: >Beschädiget die Erde nicht / noch das Meer / noch die Bäume / bis daß wir versiegeln die Knechte unsers Gottes an ihren Stirnen.< Und ich hörete die Zahl derer / die versiegelt wurden / hundertund-vierundvierzigtausend / die versiegelt waren von allen Geschlechten der Kinder Israel. Von dem Geschlechte Juda Von dem Geschlechte Rüben Von dem Geschlechte Gad Von dem Geschlechte Asser Von dem Geschlechte Naphtali Von dem Geschlechte Manasse Von dem Geschlechte Simeon Von dem Geschlechte Levi zwölftausend versiegelt zwölftausend versiegelt zwölftausend versiegelt zwölftausend versiegelt zwölftausend versiegelt zwölftausend versiegelt zwölftausend versiegelt zwölftausend versiegelt Hie gehen an die geistlichen Trübsale und Plagen / die Ketzereien. Und zuvor tröstet er die Christen / daß sie sollen gezeichnet und behütet werden. Von dem Geschlechte Isaschar Von dem Geschlechte Sebulon Von dem Geschlechte Joseph Von dem Geschlechte Benjamin zwölftausend versiegelt, zwölftausend versiegelt, zwölftausend versiegelt, zwölftausend versiegelt. Darnach sähe ich / und siehe / eine große Schar / welche niemand zählen könnt / aus allen Heiden und Völkern und Sprachen / vor dem Stuhl stehend und vor dem Lamm / angetan mit weißem Kleide / und Palmen in ihren Händen / schrien mit großer Stimme / und sprachen: > Heil sei dem / der auf dem Stuhl sitzt / unserm Gott und dem Lammh Und alle Engel stunden um den Stuhl / und um die Ältesten / und um die vier Tiere / und fielen vor dem Stuhl auf ihr Angesicht / und beteten Gott an / und sprachen: >Amen. Lob und Ehre und Weisheit und Dank / und Preis / und Kraft / und Stärke sei unserm Gott / von Ewigkeit zu Ewigkeit / Amen./ Und es antwortete der Ältesten einer / und sprach zu mir: >Wer sind diese mit dem weißen Kleide angetan? Und woher sind sie kommen?/ Und ich sprach zu ihm: >Herr / du weißests./ Und er sprach zu mir: /Diese sinds / die kommen sind aus großer Trübsal / und haben ihre Kleider gewaschen / und haben ihre Kleider helle gemacht im Blut des Lamms. Darum sind sie vor dem Stuhl Gottes / und dienen ihm Tag und Nacht in seinem Tempel. Und der auf dem Stuhl sitzt / wird über ihnen wohnen / sie wird nicht mehr hungern noch dürsten / cs wird auch nicht auf sie fallen die Sonne / oder irgend eine Hitze / denn das Lamm mitten im Stuhl wird sie weiden / und leiten zu den lebendigen Wasserbrunnen / und Gott wird abwaschen alle Tränen von ihren Augen./ >3 Das acht Kapitel Dü kommen die sieben Ketzer nacheinander/ und gehet aber (mal) vorher / Trost des Gebets etc. Und da cs das siebent Siegel auftat / ward eine Stille in dem Himmel bei einer halben Stund. Und ich sähe sieben Engel / die da traten vor Gott / und ihnen wurden sieben Posaunen gegeben. Und ein ander Engel kam und trat bei den Altar / und hatte ein gülden Räuchfaß / und ihm ward viel Räuchwerks gegeben / daß er gäbe zum Gebet aller Heiligen / auf den gülden Altar vor dem Stuhl. Und der Rauch des Räuchwerks vom Gebet der Heiligen ging auf von der Hand des Engels vor Gott. Und der Engel nahm das Räuchfaß / und flillete es mit Feuer vom Altar / und schüttets auf die Erden. Und da geschahen Stimmen / und Donner und Blitzen und Erdbebung. Und die sieben Engel mit den sieben Posaunen hatten sich gerüstet zu posaunen. Und der erste Engel posaunete / und es ward ein Hagel und Feuer mit Blut gemenget / und fiel auf die Erden / und das dritte Teil der Bäume verbrannte / und alles grüne Gras verbrannte. Das ist Tatianus und die Enkrari-ten / welche die Ehe verboten und Werkheilige waren / wie her-nachnials die Pelagianer. Das ist Mardern ■ Manichäiis mit seinen Kata-phrygen. Das ist Origines. Das ist Novatus und die Kathari / die die Buße leugnen / und sonderliche Heilige sind vor andern. Und der ander Engel posaunete / und es fuhr wie ein großer Berg mit Feuer brennend ins Meer. Und das dritte Teil des Meers ward Blut / und das dritte Teil der lebendigen Kreaturen im Meer starben / und das dritte Teil der Schiffe wurden verderbet. Und der dritte Engel posaunete / und es fiel ein großer Stern vom Himmel / der brannte wie eine Fackel / und fiel auf das dritte Teil der Wasserströme / und über die Wasserbrunnen / und der Name des Sterns heißt Wermut. Und das dritte Teil ward Wermut / und viel Menschen starben von den Wassern / daß sie waren so bitter worden. Und der vierte Engel posaunete / und es ward geschlagen das dritte Teil der Sonnen / und das dritte Teil des Mondes / und das dritte Teil der Sterne / daß ihr drittes Teil verfinstert ward / und der Tag das dritte Teil nicht schien / und die Nacht desselbigen gleichen. Und ich sähe / und hörete einen Engel fliegen mitten durch den Himmel / und sagen mit großer Stimme: >Weh / weh / weh / denen die auf Erden wohnen / vor den andern Stimmen der Posaunen der drei Engel / die noch posaunen sollenh io Das erste Weh / das ist der große Ketzer ,4 eins der Christum nicht glaubet / daß er Gott sei. Das neunte Kapitel Und der fünfte Engel posaunete / und ich sähe einen Sternen gefallen vom Himmel auf die Erden / und ihm ward der Schlüssel zum Brunnen des Abgrunds gegeben. Und er tat den Brunn des Abgrunds auf / und es ging auf ein Rauch aus dem Brunnen / wie ein Rauch eines großen Ofens / und es ward verfinstert die Sonne / und die Luft von dem Rauch des Brunnens. Und aus dem Rauch kamen Heuschrecken auf die Erde / und ihnen ward Macht gegeben / wie die Skorpione auf Erden Macht haben. Und es ward zu ihnen gesagt / daß sie nicht beleidigeten das Gras auf Erden / noch kein Grünes / noch keinen Baum / sondern allein die Menschen / die nicht haben das Siegel Gottes an ihren Stirnen. Und es ward ihnen gegeben / daß sie sie nicht töteten / sondern sie quäleten fünf Monden lang / und ihre Qual war / wie eine Qual vom Skorpion / wenn er einen Menschen hauet. Und in denselbigen Tagen werden die Menschen den Tod suchen / und nicht finden / werden begehren zu sterben / und der Tod wird von ihnen fliehen. Und die Heuschrecken sind gleich den Rossen / die zum Kriege bereit sind / und auf ihrem Haupt wie Kronen dem Golde gleich / und ihr Antlitz gleich der Menschen Antlitz. Und hatten Haar wie Weiberhaar / und ihre Zähne waren wie der Löwen. Und hatten Panzer wie eiserne Panzer / und das Rasseln ihrer Flügel / wie das Rasseln an den Wagen vieler Rosse / die in den Krieg laufen. Und hatten Schwänze / gleich den Skorpionen / und es waren Stachel an ihren Schwänzen / und ihre Macht war zu beleidigen die Menschen fünf Monde lang. Und hatten über sich einen König / einen Engel aus dem Abgrund / des Namen heißt auf hebräisch Abaddon / und auf griechisch hat er den Namen Apollyon. Ein Weh ist dahin / siehe / es kommen noch zwei Weh nach dem. 13 Und der sechste Engel posaunete / und ich hörete eine Stimm aus „ den vier Ecken des gülden Altars vor Gott / die sprach zu dem sechsten Engel / der die Posaune hatte: >Löse auf die vier Engel gebunden an dem großen Wasserstrom Euphrates.< Und es wurden die vier Engel los / die bereit waren auf eine Stunde / und auf einen Tag / und auf einen Monden / und auf ein Jahr / daß sie töteten das dritte Teil der Menschen. Und die Zahl des reisigen Zeuges waren viel tausend 17 mal tausend. Und ich hörete ihre Zahl. Und also sähe ich die Rosse im Gesichte / und die drauf saßen / daß sie hatten feurige und gelbe und schweflige Panzer / und die Häupter der Rosse wie die Häupter der Löwen / und aus ihrem Munde ging Feuer und Rauch und Schwefel. Von diesen dreien ward ertötet das dritte Teil der Menschen / von dem Feuer / und Rauch / und Schwefel / der aus ihrem Munde ging. Denn ihre Macht war in ihrem Munde. Und ihre Abbadon / Apollyon: Verderber. Das andre Weh / das ist der Mahomet mit den Sarazenen. Schwänze waren den Schlangen gleich / und hatten Häupter / und mit denselbigen taten sie Schaden. Und blieben noch Leute / die nicht getötet wurden von diesen Pia- 20 gen / noch Buße taten für die Werk ihrer Hände / daß sie nicht anbeteten die Teufel / und güldene / silberne / eherne / steinerne und hölzerne Götzen / welche weder sehen / noch hören / noch wandeln konnten / die auch nicht Buße taten für ihre Morde / Zauberei / Hurerei und Dieberei. Das zehent Kapitel Das ist der ömische Papst im geistlichen I i esc;;. Und ich sähe einen andern starken Engel vom Himmel herabkommen / der war mit einer Wolken bekleidet / und ein Regenbogen auf seinem Haupt / und sein Antlitz wie die Sonne / und seine Füße wie die Feuerpfeiler. Und er hatte in seiner Hand ein Büchlein aufgetan / und er setzte seinen rechten Fuß auf das Meer / und den linken auf die Erden / und er schrie mit großer Stimme / wie ein Löwe brüllet. Und da er schrie / redeten sieben Donner ihre Stimme. Und da die sieben Donner ihre Stimme geredt hatten / wollt ich sie schreiben. Da hörete ich eine Stimme vom Himmel sagen zu mir: >Versiegel / was die sieben Donner geredt haben / dieselbigen schreibe nicht. < Und der Engel / den ich sähe stehen auf dem Meer / und auf der Erden / hub seine Hand auf gen Himmel / und schwur bei dem Lebendigen von Ewigkeit zu Ewigkeit / der den Himmel geschaffen hat / und was darinnen ist / und die Erde / und was darinnen ist / und das iMeer / und was darinnen ist / daß hinfort keine Zeit mehr sein soll / sondern in den Tagen der Stimme des siebenten Engels / wenn er posaunen wird / so soll vollendet werden das Geheimnis Gottes / wie er hat verkündiget seinen Knechten und Propheten. 8 Und ich hörete eine Stimm vom Himmel abermal mit mir reden / und sagen: >Gehe hin / nimm das offen Büchlein von der Hand des Engels / der auf dem Meer / und auf der Erden stehet. < Und ich ging „ hin zum Engel / und sprach zu ihm: >Gib mir das Büchlein.< Und er sprach zu mir: >Nimm hin und verschlings / und es wird dich im Bauch grimmen / aber in deinem Munde wirds süße sein wie Honig. < Und ich nahm das Büchlein von der Hand des Engels und verschlangs / und es war süße in meinem Munde / wie Honig. Und da ichs gessen hatte / grimmete michs im Bauch. Und er sprach zu mir: >Du mußt abermal weissagen den Völkern / und Heiden / und Sprachen / und vielen Königen. < Und es ward mir ein Rohr gegeben einem Stecken gleich / und sprach: >Stehe auf / und miß den Tempel Gottes / und den Altar / und die darinnen anbeten. Aber den Vorhof des Tempels wirf hinaus / und miß ihn nicht / denn er ist den Heiden gegeben / und die heilige Stadt werden sie zertreten zween und vierzig Monden. »keine Zeit«: Alles soll unter den Papst /was selig will werden. Außerdem Papsttum ist kein Christ /er will das Haupt allein sein. Merk / daß Menschenlehren äußerlich süße sind / und wohl gefallen /aber das Gewissen verderben sie. Psalm 5 und 10. Hie fassen sie die Christenheit mit solchen Gesetzen äußerlich. Das sind alle rechten frommen Prediger die das Wort rein erhallen /zu Trost den Christen. »Tier«: Der weltliche Papst / infra (siehe unten ) Kapitel 12 Hie kommt der weltliche Papst aber zuvor tröstet er abermal die Christen / vor solchem Greuel. Das eilft Kapitel Und ich will meine zween Zeugen geben / und sie sollen weissagen 3 tausendzweihundertundsechzig Tage / angetan mit Säcken.< Diese sind zween Olbäume und zwo Fackeln / stehend vor dem Gott der Erden. Und so jemand sie will beleidigen / so gehet das Feuer aus ihrem Munde / und verzehret ihre Feinde / und so jemand sie will beleidigen / der muß also getötet werden. Diese haben Macht den Himmel zu verschließen / daß es nicht regene in den Tagen ihrer Weissagung / und haben Macht über das Wasser / zu wandeln in Blut / und zu schlahen die Erde mit allerlei Plage / so oft sie wollen. Und wenn sie ihr Zeugnis geendet haben / so wird das Tier / das aus 7 dem Abgrund aufsteiget / mit ihnen einen Streit halten / und wird sie überwinden / und wird sie töten. Und ihre Leichname werden liegen auf der Gassen der großen Stadt / die da heißt geistlich / die Sodoma und Ägypten / da unser Herr gekreuziget ist. Und es werden ihre Leichname etliche von den Völkern / und Geschlechten / und Sprachen drei Tage und einen halben sehen / und werden ihre Leichname nicht lassen in Gräber legen. Und die auf Erden wohnen / werden sich freuen über ihnen / und Wohlleben / und Geschenke unternandersen-den / denn diese zween Propheten quäleten die auf Erden wohneten. Und nach dreien Tagen und einem halben / fuhr in sie der Geist des 11 Lebens von Gott / und sie traten auf ihre Füße / und eine große Furcht fiel über die sie sahen. Und sie höreten eine große Stimm vom Himmel zu ihnen sagen: /Steiget herauf. < Und sie stiegen aufin den Himmel / in einer Wolken / und es sahen sie ihre Feinde. Und zu derselben Stund ward ein groß Erdbeben / und das zehente Teil der Stadt fiel / und wurden ertötet in der Erdbebung siebentausend Namen der Menschen / und die andern erschraken / und gaben Ehre dem Gott des Himmels. Das ander Weh ist dahin / siehe / das dritte Weh kommt schnell. Das zwölft Kapitel Und der siebent Engel posaunete / und es wurden große Stimmen 15 im Himmel / die sprachen: >Es sind die Reiche der Welt unsers Herrn und seines Christus worden / und er wird regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit./ Und die vierundzwanzig Ältesten / die vor Gott auf ihren Stühlen saßen / fielen auf ihre Angesichter/und beteten Gott an / und sprachen: >Wir danken dir / Herr / allmächtiger Gott / der du bist / und wärest / und künftig bist / daß du hast angenommen deine große Kraft und herrschest. Und die Heiden sind zornig worden / und es ist kommen dein Zorn / und die Zeit der Toten / zu richten und zu geben den Lohn deinen Knechten den Propheten / und den Heiligen / und denen die deinen Namen fürchten / den Kleinen und Großen / und zu verderben die die Erden verderbet haben. < ig Und der Tempel Gottes ward aufgetan im Himmel / und die Archa seines Testaments ward in seinem Tempel gesehen / und es geschahen ,, Blitze / und Stimmen / und Donner / und Erdbeben / und ein großer Hagel. Und es erschien ein groß Zeichen im Himmel: ein Weib mit der Sonnen bekleidet / und der Mond unter ihren Füßen / und auf ihrem Haupt eine Krone von zwölf Sternen. Und sie war schwanger / und schrie / und war in Kindsnöten / und hatte große Qual zur Geburt. 3 Und cs erschien ein ander Zeichen im Himmel / und siehe ein großer roter Drach / der hatte sieben Häupter und zehen Hörner / und auf seinen Häupten sieben Kronen / und sein Schwanz zog den dritten Teil der Sterne / und warf sie auf die Erden. Und der Drach trat vor das Weib / die gebären sollt / auf daß / wenn sic geboren hätte / er ihr Kind fräße. Und sie gebar einen Sohn / ein Knäblein / der alle Heiden sollt weiden mit der eisern Ruten / und ihr Kind ward entrückt zu Gott und seinem Stuhl / und das Weib entflöhe in die Wüsten / da sie hat einen Ort bereitet von Gott / daß sie daselbst ernähret würde / tausendzweihundertundsechzig Tage. Und es erhub sich ein Streit im Himmel. Michael und seine Engel / 7 stritten mit dem Drachen / und der Drach stritt und seine Engel / und siegeten nicht / auch ward ihre Stätte nicht mehr funden im Himmel. Und es ward ausgeworfen der große Drach / die alte Schlange / die da heißt der Teufel und Satanas / der die ganze Welt verführet / und ward geworfen auf die Erden und seine Engel wurden auch dahin geworfen. Und ich hörete eine große Stimme / die sprach im Himmel: >Nu ist 10 das Heil und die Kraft / und das Reich / und die Macht unsers Gottes seines Christus worden / weil der verworfen ist / der sie verkla-gete Tag und Nacht vor Gott. Und sie haben ihn überwunden durch des Lamms Blut / und durch das Wort ihres Zeugnisses / und haben ihr Leben nicht geliebet / bis an den Tod. Darum freuet euch ihr Himmel / und die darinnen wohnen. Weh denen / die auf Erden wohnen / und auf dem Meer / denn der Teufel kommt zu euch hinab / und hat einen großen Zorn / und weiß / daß er wenig Zeit hat.< Und da der Drache sähe / daß er verworfen war auf die Erden / 13 verfolgete er das Weib / die das Knäblein geborn hatte. Und es wurden dem Weibe zween Flügel gegeben / wie eines großen Adders / daß sie in die Wüsten flöge / an ihren Ort / da sie ernähret würde eine Zeit / und zwo Zeiten / und eine halbe Zeit / vor dem Angesichte der Schlange. Und die Schlange schoß nach dem Weibe aus ihrem Munde ein Wasser / wie einen Strom / daß er sie ersäufete. Aber die Erde half dem Weibe / und tat ihren Mund auf und verschlang den Strom / den der Drach aus seinem Munde schoß. Und der Drach ward zornig über das Weib / und ging hin zu streiten / mit den übrigen von ihrem Samen / die da Gottes Gebote halten / und haben das Zeugnis Jesu Christi. Das dreizehent Kapitel Und ich trat an den Sand des Meeres / und sähe ein Tier aus dem Meer steigen / das hatte sieben Häupter und zehen Hörner / und auf seinen Hörnern sieben Kronen / und aufseinen Häupten Namen der Lästerung. Und das Tier / das ich sähe / war gleich einem Pardel / und seine Füße als Bärenfiiße / und sein Mund eines Löwen Mund. Und der Drach gab ihm seine Kraft / und seinen Stuhl / und große Macht. Und ich sähe seiner Häupter eines / als wäre es tödlich wund / und seine tödliche Wunde ward heil. Und der ganze Erdboden verwunderte sich des Tieres / und beteten den Drachen an / der dem Tier die Macht gab / und beteten das Tier an / und sprachen: >Wcr ist dem Tier gleich? und wer kann mit ihm kriegen?/ Und es ward ihm gegeben ein Mund zu reden große Ding und Lästerungen / und ward ihm gegeben / daß es mit ihm währete zween und vierzig Monden lang. Und es tat seinen Mund aufzur Lästerung gegen Gott / zu lästern seinen Namen / und seine Hütte / und die im Himmel wohnen. Und ward ihm gegeben zu streiten mit den Heiligen / und sie zu überwinden. Und ihm ward gegeben Macht über alle Geschlecht / und Sprachen / und Heiden / und alle die auf Erden wohnen / beten es an / deren Namen nicht geschrieben sind in Das dritte Weh: der päpstliche Greuel im weltlichen Wesen. Imperium Ro-manum / deser-tum a Graecis / translatum ad Germanos / per Papam. (Das Römische Reich von den Griechen verlassen / durch den Papst den Germanen übertragen.) Das Tier ist das Römisch Reich / und tat solchs/da es noch heidnisch war. Der Papst richtet das Reich wieder an. »Geist« und »Reden« ist /daß es schuftig (tätig) ist und nicht ein tot Bilde /sondern hat seine Rechte und Ämter im Schwange gehend. Das sind seclts-htindertund-sechstmdsechzig Jahr. So lange stehet das weltliche Papsttum. dem lebendigen Buch des Lamms / das erwürget ist / von Anfang der Welt. Hat jemand Ohren / der höre. So jemand in das Gefängnis führet ' der wird in das Gefängnis gehen / so jemand mit dem Schwert tötet / der muß mit dem Schwert getötet werden. Hie ist Geduld und Glaube der Heiligen. Und ich sähe ein ander Tier aufsteigen von der Erden / und hatte zwei Hörner / gleich wie das Lamm / und redete wie der Drache. Und es tut alle Macht des ersten Tiers vor ihm / und es machet daß die Erde / und die drauf wohnen / anbeten das erste Tier / welches tödliche Wunde heil worden war. Und tut große Zeichen / daß es auch machet Feuer vom Himmel fallen vor den Menschen / und verführet die auf Erden wohnen / um der Zeichen willen / die ihm gegeben sind zu tun vor dem Tier / und saget denen / die auf Erden wohnen / daß sie dem Tier ein Bilde machen sollen / das die Wunde vom Schwert hatte / und lebendig worden war. Und es ward ihm gegeben / daß es dem Bilde des Tiers den Geist gab/ daß des Tiers Bilde redete / und daß es machte / daß / welche nicht des Tiers Bilde anbeten / ertötet werden. Und machte allesamt / die Kleinen und Großen / die Reichen und Armen / die Freien und Knechte / daß es ihnen in Malzeichen gab an ihre rechte Hand / oder an ihre Stirn daß niemand kaufen oder verkaufen kann / er habe denn das Malzeichen oder den Namen des Tiers / oder die Zahl seines Namens. Hie ist Weisheit. Wer Verstand hat / der überlege die Zahl des Tiers / denn es ist eines Menschen Zahl / und seine Zahl ist sechshundertundsechsundsechzig. 15 Das vierzehent Kapitel Hie tröstet er die Christen /daß solch Weh und Greuel soll durchs Evangelium gestürzt werden. Und ich sähe / ein Lamm stehen auf dem Berg Zion / und mit ihm hundertundvierundvierzigtausend / die hatten den Namen seines Vaters geschrieben an ihrer Stirn. Und hörete eine Stimm vom Himmel / als eines großen Wassers / und wie eine Stimme eines großen Donners / und die Stimme / die ich hörete / war als der Harfenspieler / die auf ihren Harfen spielen. Und sungen / wie ein neu Lied / vor dem Stuhl / und vor den vier Tieren und Ältesten / und niemand könnt das Lied lernen / ohn die hundertundvierund-vierzig tausend / die erkauft sind von der Erden. Diese sinds / die mit Weibern nicht befleckt sind / denn sie sind Jungfrauen / und folgen dem Lamm nach / wo es hin gehet. Diese sind erkauft aus den Menschen / zu Erstlingen Gotte und dem Lamm / und in ihrem Munde ist kein Falsches funden / denn sie sind unsträflich vor dem Stuhl Gottes. 6 Und ich sähe einen Engel fliegen mitten durch den Himmel / der hatte ein ewig Evangelium / zu verkündigen denen / die auf Erden sitzen und wohnen / und allen Heiden / und Geschlechten / und Sprachen / und Völkern / und sprach mit großer Stimme: >Fürchtet Gott / und gebet ihm die Ehre / denn die Zeit seines Gerichts ist kommen / und betet an / den / der gemacht hat Himmel und Erden / und Meer und die Wasserbrunnen.< Und ein ander Engel folgetenach / der sprach: >Sie ist gefallen / sie ist gefallen / Babylon / die große Stadt / denn sie hat mit dem Wein ihrer Hurerei getränket alle Heiden./ 9 Und der dritte Engel folgete diesem nach / und sprach mit großer Stimme: >Sojemand das Tier anbetet und sein Bilde / und nimmt das Malzeichen an seine Stirn oder an seine Hand / der wird von dem Wein des Zorns Gottes trinken / der eingeschenkt und lauter ist in seines Zorns Kelch / und wird gequälet werden mit Feuer und Schwefel vor den heiligen Engeln / und vor dem Lamm. Und der Rauch ihrer Qual wird aufsteigen von Ewigkeit zu Ewigkeit. Und sie haben keine Ruhe Tag und Nacht / die das Tier haben angebetet und sein Bilde / und so jemand hat das Malzeichen seines Namens angenommen. Hie ist Geduld der Heiligen. Hie sind / die da halten die Gebot und den Glauben anjesumu Und ich hörete eine Stimm vom Himmel zu mir sagen: Schreibe: 13 Selig sind die Toten / die in dem Herrn sterben von nu an. Ja / der Geist spricht / daß sie ruhen von ihrer Arbeit / denn ihre Werk folgen ihnen nachm Ein Vorbild des Und ich sähe / und siehe / eine weiße Wolke / und auf der Wolken Gerichts, sitzen einen / der gleich war eines Menschen Sohn / der hatte eine güldene Krone auf seinem Haupt / und in seiner Hand eine scharfe Sichel. Und ein ander Engel ging aus dem Tempel / und schrie mit großer Stimme zu dem / der aufder Wolken saß: /Schlag an mit deiner Sicheln und ernte / denn die Zeit zu ernten ist kommen / denn die Ernte der Erden ist dürre worden./ Und der auf der Wolken saß / schlug an mit seiner Sicheln an die Erde / und die Erde ward geerntet. Und ein ander Engel ging aus dem Tempel im Himmel / der hatte 17 eine scharfe Hippen. Und ein ander Engel ging aus dem Altar / der hatte Macht über das Feuer / und rief mit großem Geschrei zu dem / der die scharfe Hippen hatte / und sprach: /Schlahe an mit deiner scharfen Hippen / und schneide die Trauben auf der Erden / denn ihre Beeren sind reif. < Und der Engel schlug an mit seiner Hippen an die Erden / und schnitt die Reben der Erden / und warf sie in die große Kelter des Zorns Gottes. Und die Kelter ward außer der Stadt gekeltert / und das Blut ging von der Kelter bis an die Zäume der Pferde / durch tausend sechshundert Feld Wegs. Das funftzehent Kapitel Und ich sähe ein ander Zeichen im Himmel / das war groß und wundersam / sieben Engel / die hatten die letzten sieben Plagen / denn mit denselbigen ist vollendet der Zorn Gottes. Und sähe / als ein gläsern Meer mit Feuer gemenget / und die den Sieg behalten hatten an dem Tier und seinem Bilde / und seinem Malzeichen / und seines Namens Zahl / daß sie stunden an dem gläsern Meer / und hatten Gottes Harfen / und sungen das Lied Mosis / des Knechts Gottes / und das Lied des Lamms / und sprachen: >Groß und wundersam sind deine Werke / Herr allmächtiger Gott / gerecht und wahrhaftig sind deine Wege / du König der Heiligen. Wer soll dich nicht furchten / Herr / und deinen Namen preisen? Denn du bist alleine heilig / denn alle Heiden werden kommen und anbeten vor dir / denn deine Urteile sind offenbar wordene Darnach sähe ich / und siehe / da ward aufgetan der Tempel der Hütte des Zeugnisses im Himmel / und gingen aus dem Tempel die sieben Engel / die die sieben Plagen hatten / angetan mit reiner heller Leinwand / und umgürtet ihre Brüste mit güldenen Gürteln. Und eines der vier Tiere gab den sieben Engeln sieben güldene Schalen voll Zorns Gottes / der da lebet von Ewigkeit zu Ewigkeit. Und der Tempel ward voll Rauchs vor der Herrlichkeit Gottes und vor seiner Kraft / und niemand könnt in den Tempel gehen / bis daß die sieben Plagen der sieben Engel vollendet wurden. Das sind alte Prediger / so das Evangelium helfen treiben. Das sechzehent Kapitel Die Frösche sind die Plauderer / so jetzt den Fürsten heucheln / und wider das Evangeliumgecken / (quaken) und doch nichts aus-richten. Und ich hörete eine große Stimme aus dem Tempel / die sprach zu den sieben Engeln: >Gehet hin / und gießet aus die Schalen des Zorns Gottes auf die Erden. < Und der erste ging hin / und goß seine Schale aus auf die Erde / und 2 es ward eine böse und arge Drüse (Geschwüre) an den Menschen / die das Malzeichen des Tiers hatten / und die sein Bilde anbeteten. Und der ander Engel goß aus seine Schale ins Meer / und es ward Blut als eines Toten / und alle lebendige Seele starb in dem Meer. Und der dritte Engel goß aus seine Schale in die Wasserströme / und in die Wasserbrunnen / und es ward Blut. Und ich hörete den Engel sagen: »Herr / du bist gerecht / der da ist / und der da war / und heilig / daß du solches geurteilet hast. Denn sie haben das Blut der Heiligen und der Propheten vergossen / und Blut hast du ihnen zu trinken gegeben / denn sie sinds wert.» Und ich hörete einen andern Engel aus dem Altar sagen: »Ja / Herr / allmächtiger Gott / deine Gerichte sind wahrhaftig und gerecht.» Und der vierte Engel goß aus seine Schale in die Sonne / und ward 8 ihm gegeben / den Menschen heiß zu machen mit Feuer. Und den Menschen ward heiß vor großer Hitze / und lästerten den Namen Gottes / der Macht hat über diese Plagen / und taten nicht Buße / ihm die Ehre zu geben. Und der fünfte Engel goß aus seine Schale / auf den Stuhl des Tiers / und sein Reich ward verfinstert / und sie zerbissen ihre Zungen vor Schmerzen und lästerten Gott im Himmel vor ihren Schmerzen / und vor ihren Drüsen (Geschwüren) / und taten nicht Buße für ihr Werk. Und der sechste Engel goß aus seine Schale auf dem großen Wasser- 12 ström Euphrates / und das Wasser vertrocknete / auf daß bereitet würde der Weg den Königen vom Aufgang der Sonne. Und ich sähe aus dem Munde des Drachens / und aus dem Munde des Tieres / und aus dem Munde des falschen Propheten / drei unreine Geister gehen gleich den Fröschen. Und sind Geister der Teufel / die tun Zeichen / und gehen aus zu den Königen auf Erden / und auf den ganzen Kreis der Welt / sic zu versammeln in den Streit / aufjenen großen Tag Gottes des Allmächtigen. »Siehe / ich komme / als ein Dieb. Selig ist der da wachet / und hält seine Kleider / daß er nicht bloß wandele / und man nicht seine Schande sehe.» Und er hat sic versammelt an einen Ort / der da heißt auf hebräisch Harmagcdon. Und der siebent Engel goß aus seine Schale in die Luft / und es ging aus eine Stimm vom Himmel aus dem Stuhl / die sprach: >Es ist geschehene Und es wurden Stimmen / und Donner / und Blitzen / und ward eine große Erdbebung / daß solche nicht gewesen ist / sint der Zeit Menschen auf Erden gewesen sind / solche Erdbebung also groß. Und aus der großen Stadt wurden drei Teil / und die Städte der Heiden fielen. Und Babylon der großen ward gedacht vor Gott / ihr zu geben den Kelch des Weins von seinem grimmigen Zorn. Und alle Insulen entflohen / und keine Berge wurden funden. Und ein großer Hagel / als ein Zentner / fiel vom Himmel auf die Menschen / und die Menschen lästerten Gott über der Plage des Hagels / denn seine Plage ist sehr groß. » Himnaoetion «: Au [deutsch 1verdammte Kriegen / > verfluchte Rüstung< oder>unglückselige Kriegsleu-te< /ab Herein et Geld (von den hebräischen Wörtern Herein und Gad). Das siebenzehent Kapitel Hie zeiget er die Römische Kirche in ihrer Gestalt und Wesen / die verdammt soll werden. »Geheimnis«: Das ist die geistliche große Babylon etc. Das Römische Reich ist /und ist doch nicht /denn es ist nicht das ganze/sondern ist nach seinem Fall durch den Papst wieder aufgebracht. Und es kam einer von den sieben Engeln / die die sieben Schalen hatten / redete mit mir / und sprach zu mir: iKomm / ich will dir zeigen das Urteil der großen Hure / die da auf vielen Wassern sitzt / mit welcher gehuret haben die Könige auf Erden / und die da wohnen auf Erden trunken worden sind von dem Wein ihrer Hurerei. < Und er bracht mich im Geist in die Wüste. Und ich sähe das Weib sitzen auf einem rosinfarben Tier / das war voll Namen der Lästerung / und hatte zehen Hörner. Und das Weib war bekleidet mit Scharlach und Rosinfarb / und übergüldet mit Gold / und Edelsteinen und Perlen / und hatte einen gülden Becher in der Hand / voll Greuels und Unsauberkeit ihrer Hurerei. Und an ihrer Stirn geschrieben den Namen / das Geheimnis: Die Große Babylon / die Mutter der Hurerei und aller Greuel auf Erden. Und ich sähe das Weib trunken von dem Blut der Heiligen / und von dem Blut der Zeugen Jesu. Und ich verwunderte mich sehr / da ich sie sähe. Und der Engel sprach zu mir: >Warum verwunderst du dich? Ich will dir sagen das Geheimnis von dem Weibe / und von dem Tier das sie trägt / und hat sieben Häupter / und zehen Hörner. Das Tier / das du gesehen hast / ist gewesen / und ist nicht / und wird wieder kom- 4 men aus dem Abgrund / und wird fahren in die Verdammnis / und werden sich verwundern / die auf Erden wohnen / deren Namen nicht geschrieben stehen in dem Buch des Lebens von Anfang der Welt / wenn sie sehen das Tier / daß es gewesen ist / und nicht ist / wiewohl es doch ist. Und hie ist der Sinn / da Weisheit zugehöret. 10 Die sieben Häupter sind sieben Berge / auf welchen das Weib sitzet / und sind sieben Könige. Fünf sind gefallen / und einer ist / und der ander ist noch nicht kommen / und wenn er kommt / muß er eine kleine Zeit bleiben. Und das Tier / das gewesen ist / und nicht ist / das ist der achte / und ist von den sieben / und fahret in die Verdammnis. Und die zehen Hörner / die du gesehen hast / das sind zehen Könige / die das Reich noch nicht empfangen haben / aber wie Könige werden sie eine Zeit Macht empfahen mit dem Tier. Diese haben eine Meinung / und werden ihre Kraft und Macht geben dem Tier. Diese werden streiten mit dem Lamm / und das Lamm wird sie überwinden / denn es ist der Herr aller Herren / und der König aller Könige / und mit ihm die Berufenen und Auserwähleten und Gläubigen. < 15 Und er sprach zu mir: >Die Wasser / die du gesehen hast / da die Hure sitzt / sind Völker und Scharen / und Heiden / und Sprachen. Und die zehen Hörner / die du gesehen hast auf dem Tier / die werden die Hure hassen / und werden.sie wüst machen / und bloß / und werden ihr Fleisch essen / und werden sie mit Feuer verbrennen. Denn Gott hats ihnen gegeben in ihr Herz / zu tun seine Meinung / und zu tun einerlei Meinung / und zu geben ihr Reich dem Tier / bis daß vollendet werden die Wort Gottes. Und das Weib / das du gesehen hast / ist die große Stadt / die das Reich hat über die Könige auf Erden.< Fiinfe: gegen Morgen / in Griechenland. »einer«: das ist Deutschland. Das ist jetzt Hispania. Roma oder Welschland. »zehen Könige«: das sind die andern Könige / als Ungarn / Böhmen /Polen / Frankreich. Sie halten an dem Papst / und schützen ihn / aber sie raufen ihn wohl/daßer mußbloßwerden /unddie Güter verlieren. Defensores Pa-pae / devoratores eins (Die Verteidiger des Papstes fressen ihn auf). Das achtzehent Kapitel Das ist das Freudengeschrei über den gefaltnen Papst. » Wollust«: Mutwillen. Und darnach sähe ich einen andern Engel nieder fahren vom Himmel / der hatte eine große Macht / und die Erde ward erleuchtet von seiner Klarheit. Und schrie aus Macht mit großer Stimme / und sprach: >Sie ist gefallen / sie ist gefallen / Babylon die Große / und eine Behausung der Teufel worden / und ein Behältnis aller unreiner Geister / und ein Behältnis aller unreiner feindseliger Vögel / denn von dem Wein des Zorns ihrer Hurerei / haben alle Heiden getrunken / und die Könige auf Erden haben mit ihr Hurerei getrieben / und ihre Kaufleute sind reich worden von ihrer großen Wollust. < Und ich hörete eine ander Stimm vom Himmel / die sprach: >Gehet aus von ihr / mein Volk / daß ihr nicht teilhaftig werdet ihrer Sünden / auf daß ihr nicht empfahet etwas von ihren Plagen. Denn ihre Sünden reichen bis in den Himmel / und Gott denkt an ihren Frevel. Bezahlet sie / wie sie euch bezahlet hat / und machts ihr zwiefältig / nach ihren Werken. Und mit welchem Kelch sie euch eingeschenkt hat / schenket ihr zwiefältig ein. Wie viel sie sich herrlich gemacht / und ihren Mutwillen gehabt hat / so viel schenkt ihr Qual und Leid ein.< Denn sic spricht in ihrem Herzen: >lch sitze und bin eine Königin / und werde keine Witwe sein / und Leid werde ich nicht sehen. < Darum werden ihre Plagen aut einen Tag kommen / derTod / Leid / und Hunger / mit Feuer wird sie verbrannt werden / denn stark ist Gott der Herr / der sie richten wird. Und es werden sie beweinen und sich über sie beklagen die Könige auf Erden / die mit ihr gehuret und Mutwillen getrieben haben / wenn sie sehen werden den Rauch von ihrem Brand / und werden von ferne stehen vor Furcht ihrer Qual / und sprechen: >Weh / weh / die große Stadt Babylon / die starke Stadt / auf eine Stunde ist dein Gericht kommen. < Und die Kaufleute auf Erden werden weinen und Leid tragen bei sich selbst / daß ihre Ware niemand mehr kaufen wird / die Ware des Golds / und Silbers / und Edelgesteins / und die Perlen / und Seide / und Purpur / und Scharlach / und allerlei Thinnenholz (Thuja) / und allerlei Gefäße von Elfenbein / und allerlei Gefäße von köstlichem Holz/und von Erz /und von Eisen / und Cynnamet (Zimt) /und Thymian / und Salben / und Weihrauch / und Wein / und Öl / und Semmeln und Weizen / und Vieh / und Schafe / und Pferde / und Wagen / und Leichname und Seelen der Menschen. Und das Obst / da deine Seele Lust an hatte / ist von dir gewichen / und alles was völlig und herrlich war / ist von dir gewichen / und du wirst solchs nicht mehr finden. Die Kaufleute solcher Ware / die von ihr sind reich worden / werden von ferne stehen vor Furcht ihrer Qual / weinen und klagen und sagen: >Weh / weh / die große Stadt / die bekleidet war mit Seide und Purpur / und Scharlach / und über-güldet war mit Gold / und Edelgestein / und Perlen / denn in einer Stunde ist verwüstet solcher Reichtum. / Und alle Schiffherrn / und der Haufe / die aufden Schiffen hantieren / und Schiffleute/die aufdem Meer hantieren/stunden von ferne/und schrien /da sie den Rauch vonihrem Brande sahen/ und sprachen:/ Wer ist gleich der großen Stadt?/ Und sie warfen Staub auf ihre Häupter / und schrien / weineten und klagten / und sprachen: >Weh / weh / die große Stadt / in welcher reich worden sind alle die da Schiffe im Meer hatten von ihrer Ware / denn in einer Stunde ist sie verwüstet./ Freue dich über sie Himmel / und ihr heiligen Apostel und Propheten / denn Gott hat euer Urteil an ihr gerichtet. Und ein starker Engel hub einen großen Stein auf / als einen Mühlstein / warf ihn in das Meer / und sprach: /Also wird mit einem Sturm verworfen die große Stadt Babylon / und nicht mehr erfunden werden./ Und die Stimme der Sänger und Saitenspieler / Pfeifer und Posauner soll nicht mehr in dir gehöret werden / und kein Handwerksmann einiges Handwerks soll mehr in dir erfunden werden / und die Stimm der Mühle soll nicht mehr in dir gehöret werden / und die Stimm des Bräutigams und der Braut soll nicht mehr in dir gehöret werden / denn deine Kaufleute waren Fürsten auf Erden / denn durch deine Zauberei sind verirret worden alle Heiden. Und das Blut der Propheten und der Heiligen ist in ihr erfunden worden / und aller derer / die aufErden erwürget sind.< Das neunzehent Kapitel Das Wort Gottes siegt ob wider die Schutzhel m des Papstes /und hilft kein Wehren . Darnach hörete ich eine Stimm großer Scharen im Himmel / die sprachen: »Halleluja! Heil und Preis / Ehre und Kraft sei Gott unserm Herrn / denn wahrhaftig und gerecht sind seine Gerichte / daß er die große Hure verurteilet hat/ welche die Erde mit ihrer Hurerei verderbet / und hat das Blut seiner Knechte von ihrer Hand gerochen./ Und sprachen zum an dem mal: »Halleluja! / Und der Rauch gehet aufewiglich /und die vierundzwanzig Ältesten und die vier Tiere fielen nieder/ und beteten an Gott / der auf dem Stuhl saß / und sprachen: »Amen / Halleluja!/ Und eine Stimm ging von dem Stuhl: »Lobet unsern Gott/ alle seine Knechte / und die ihn fürchten / beide klein und groß!/ Und ich hörete eine Stimm einer großen Schar / und als eine Stimm großer Wasser / und als eine Stimm starker Donner / die sprachen: »Halleluja! Denn der allmächtige Gott hat das Reich eingenommen. Lasset uns freuen und fröhlich sein / und ihm die Ehre geben / denn die Hochzeit des Lamms ist kommen / und sein Weib hat sich bereitet. Und es ward ihr gegeben / sich anzutun mit reiner und schöner Seiden. / (Die Seide aber ist die Gerechtigkeit der Heiligen.) Und er sprach zu mir: »Selig sind / die zum Abendmahl des Lamms berufen sind./ Und er sprach zu mir: »Dies sind wahrhaftige Worte Gottes. / Und ich fiel vor ihn zu seinen Füßen ihn anzubeten. Und er sprach zu mir: »Siehe zu / tu es nicht / ich bin dein Mitknecht und deiner Brüder / und derer / die das Zeugnis Jesu haben. Bete Gott an. / (Das Zeugnis aber Jesu ist der Geist der Weissagung.) Und ich sähe den Himmel aufgetan / und siehe / ein weiß Pferd / und der drauf saß / hieß Treu und Wahrhaftig / und richtet und streitet mit Gerechtigkeit. Und seine Augen sind wie ein Feuerflamme / und auf seinem Haupte viele Kronen / und hatte einen Namen geschrieben / den niemand wußte / denn er selbst. Und war angetan mit einem Kleid / das mit Blut besprenget war / und sein Name heißt Gottes Wort. Und ihm folgete nach das Heer im Himmel auf weißen Pferden / angetan mit weißer und reiner Seiden. 6 Und aus seinem Munde ging ein scharf Schwert / daß er damit die Heiden schlüge / und er wird sie regieren mit der eisern Ruten / und er tritt die Kelter des Weins des grimmigen Zorns des allmächtigen Gottes / und hat einen Namen geschrieben auf seinem Kleid / und auf seiner Hüften / also: Ein König aller Könige / und ein Herr aller Herrn. 17 Und ich sähe einen Engel in der Sonnen stehen / und er schrie mit großer Stimme / und sprach zu allen Vögeln / die unter dem Himmel fliegen: iKommt / und versammelt euch zu dem Abendmahl des großen Gottes / daß ihr esset das Fleisch der Könige und der Hauptleute / und das Fleisch der Starken / und der Pferde / und derer / die drauf sitzen / und das Fleisch aller Freien und Knechte / beide der Kleinen und der Großen.< 1 g Und ich sähe das Tier / und die Könige auf Erden / und ihre Heer versammelt / Streit zu halten mit dem / der auf dem Pferde saß / und mit seinem Heer. Und das Tier ward gegriffen / und mit ihm der falsche Prophet / der die Zeichen tat vor ihm / durch welche er ver-fuhrete / die das Malzeichen des Tieres nahmen / und die das Bilde des Tiers anbeteten. Lebendig wurden diese beiden in den feurigen Pfuhl geworfen / der mit Schwefel brannte / und die andern wurden erwürget mit dem Schwert des / der auf dem Pferde saß 1 das aus seinem Munde ging / und alle Vögel wurden satt von ihrem Fleisch. Die tausendJahr müssen anfahen / da dies Buch ist gemacht/denn der Türk ist allererst nach tausend Jahren kommen. Indes sind die Christen blieben / und haben regiert / ohn des Teu fels Dank. Abernu will der Türk dem Papst zu Hülfe kommen / und die Christen ausrotten / weil nichts helfen will. Das zwanzigst Kapitel Und ich sähe einen Engel vom Himmel fahren / der hatte den Schlüssel zum Abgrund / und eine große Ketten in seiner Hand. Und ergriff den Drachen / die alte Schlange / welche ist der Teufel und der Satan / und band ihn tausend Jahr / und warf ihn in den Abgrund - und verschloß ihn und versiegelte oben darauf / daß er nicht mehr verfuhren sollt die Heiden / bis daß vollendet würden tausend Jahr / und darnach muß er los werden eine kleine Zeit. Und ich sähe Stühle / und sie setzten sich drauf / und ihnen ward 4 gegeben das Gericht / und die Seelen der Enthaupteten um des Zeugnisses Jesu / und um des Worts Gottes willen / und die nicht angebetet hatten das Tier noch sein Bilde / und nicht genommen hatten sein Malzeichen an ihre Stirn / und auf ihre Hand / diese lebten und regierten mit Christo tausend Jahr. Die andern Toten aber wurden nicht wieder lebendig / bis daß tausend Jahr vollendet wurden. Dies ist die erste Auferstehung. Selig ist der und heilig / der teil hat an der ersten Auferstehung / über solche hat der ander Tod keine Macht / sondern sie werden Priester Gottes und Christi sein / und mit ihm regieren tausend Jahr. Und wenn tausend Jahr vollendet sind / wird der Satanas los werden 7 aus seinem Gefängnis / und wird ausgehen zu verfuhren die Heiden in den vier Örtern der Erden / den Gog und Magog / sie zu versammeln in einem Streit / welcher Zahl ist / wie der Sand am Meer. Und sie traten auf die Breite der Erden / und umringeten das Heerlager der Heiligen / und die geliebte Stadt. Und es fiel das Feuer von Gott aus dem Himmel / und verzehrete sie. Und der Teufel / der sie ver-fuhrete / ward geworfen in den feurigen Pfuhl und Schwefel / da das Tier und der falsche Prophet war / und werden gequälet werden Tag und Nacht / von Ewigkeit zu Ewigkeit. Und ich sähe einen großen weißen Stuhl / und den der drauf saß / vor welches Angesicht flöhe die Erde und der Himmel / und ihnen ward keine Stätte erfunden. Und ich sähe die Toten beide groß und klein stehen vor Gott / und die Bücher wurden aufgetan / und ein ander Buch ward aufgetan / welchs ist des Lebens / und die Toten wurden gerichtet nach der Schrift in den Büchern / nach ihren Werken. Und das Meer gab die Toten die darinnen waren / und der Tod und die Hölle gaben die Toten die darinnen waren / und sie wurden gerichtet / ein jeglicher nach seinen Werken. Und der Tod und die Hölle wurden geworfen in den feurigen Pfuhl. Das ist der ander Tod. Und so jemand nicht ward erfunden geschrieben in dem Buch des Lebens / der ward geworfen in den feurigen Pfuhl. »Gog«: Das sind die Türken, die von den Tatlern herkom-men / und die >roten Judeni heißen. Das einundzwanzigst Kapitel Und ich sähe einen neuen Himmel / und eine neue Erden / denn der erste Himmel und die erste Erden verging / und das Meer ist nicht mehr. Und ich Johannes sähe die heilige Stadt / das neuejerusalem / von Gott aus dem Himmel herab fahren / zubereitet / als eine geschmückte Braut ihrem Mann. Und hörete eine große Stimm vor dem Stuhl / die sprach: >Siehe da / eine Hütte Gottes bei den Menschen / und er wird bei ihnen wohnen / und sie werden sein Volk sein / und er selbst Gott mit ihnen / wird ihr Gott sein. Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen / und der Tod wird nicht mehr sein / noch Leid / noch Geschrei / noch Schmerz wird mehr sein / denn das Erste ist vergangene Und der auf dem Stuhl saß / sprach: >Siehe / ich machs alles neue Und er spricht zu mir: >Schreibe / denn diese Wort sind wahrhaftig und gewiße Und er sprach zu mir: >Es ist geschrieben: Ich bin das A und das O / der Anfang und das Ende. Ich will dem Durstigen geben von dem Brunn des lebendigen Wassers umsonst. Wer überwindet / der wirds alles ererben / und ich werde sein Gott sein / und er wird mein Sohn sein. Den Verzagten aber / und Ungläubigen / und Greulichen / und Totschlägern / und Hurern / und Zauberern / und Abgöttischen / und allen Lügenern / deren Teil wird sein in dem Pfuhl / der mit Feuer und Schwefel brennet / welches ist der ander Tod. < Und es kam zu mir einer von den sieben Engeln / welche die sieben g Schalen voll hatten der letzten sieben Plagen / und redete mit mir / und sprach: >Komm / ich will dir das Weib zeigen / die Braut des Lamms. < Und führete mich hin im Geist auf einen großen und hohen Berg und zeigcte mir die große Stadt / das heilige Jerusalem / hernieder fahren aus dem Himmel von Gott / und hatte die Herrlichkeit Gottes und ihr Licht war gleich dem alleredelsten Stein / einem hellen Jaspis. Und hatte große und hohe Mauern / und hatte zwölf Tor und auf den Toren zwölf Engel / und Namen geschrieben / welche sind die zwölf Geschlechte der Kinder Israel. Vom Morgen drei Tor / von Mitternacht drei Tor / vom Mittag drei Tor / vom Abend drei Tor. Und die Mauer der Stadt hatte zwölf Gründe / und in denselbigen die Namen der zwölf Apostel des Lamms. Und der mit mir redete / hatte ein gülden Rohr / daß er die Stadt 15 messen sollt / und ihre Tor und Mauern. Und die Stadt liegt vierek-ket / und ihre Länge ist so groß als die Breite. Und er maß die Stadt mit dem Rohr / auf zwölf tausend Feld Wegs / die Länge und die Breite / und die Höhe der Stadt sind gleich. Und er maß ihre Mauern / hundertundvierundvierzig Ellen / nach dem Maß eines Menschen / das der Engel hat. Und der Bau ihrer Mauern war vonJaspis / und die Stadt von Iauterm Golde / gleich dem reinen Glase. Und die Gründe der Mauern und der Stadt waren geschmückt mit allerlei Edelgesteine. Der erste Grund war ein Jaspis / der ander war ein Saphir / der dritte ein Chalzedonier / der vierte ein Smaragd / der fünfte ein Sardonyx / der sechste ein Sarder / der siebte ein Chrysolith / der achte ein Beryll / der neunte ein Topasier / der zehent ein Chrysopas / der eilfte ein Hyazinth / der zwölfte ein Amethyst. Und die zwölf Tor waren zwölf Perlen / und ein jeglich Tor war von einer Perlen / und die Gassen der Stadt waren lauter Gold / als ein durchscheinend Glas. Und ich sähe keinen Tempel darinnen / denn der Herr der allmächtige Gott ist ihr Tempel / und das Lamm. Und die Stadt (fctjdarf keiner Sonne noch des Monden / daß sie ihr scheine / denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie / und ihre Leuchte ist das Lamm. Und die Heiden / die da selig werden / wandeln in dem-selbigen Licht / und die Könige auf Erden werden ihre Herrlichkeit in dieselbigcn bringen. Und ihre Tor werden nicht verschlossen sein des Tages / denn da wird keine Nacht sein. Und wird nicht hinein gehen irgend ein Gemeines / und das da Greuel tut und Lügen / sondern die geschrieben sind in dem lebendigen Buch des Lamms. »hundertundvierundvierzig Ellen«: Das ist die Dicke der Mauern. Das zweiundzwanzigst Kapitel Und er zeigete mir einen lautern Strom des lebendigen Wassers / klar wie ein Kristall / der ging von dem Stuhl Gottes / und des Lamms / mitten auf ihrer Gassen. Und auf beiden Seiten des Stroms stund Holz des Lebens / das trug zwölferlei Früchte / und brachte seine Früchte alle Monde / und die Blätter des Holzes dieneten zu der Gesundheit der Heiden. Und wird kein Verbanntes mehr sein / und der Stuhl Gottes und des Lamms wird darinnen sein / und seine Knechte werden ihm dienen und sehen sein Angesicht / und sein Name wird an ihren Stirnen sein. Und wird keine Nacht da sein / und nicht bedürfen einer Leuchten / oder des Lichts der Sonne / denn Gott der Herr wird sie erleuchten / und sie werden regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit. Und er sprach zu mir: >Diese Wort sind gewiß und wahrhaftig / und 6 Gott der Herr der heiligen Propheten / hat seinen Engel gesandt zu zeigen seinen Knechten / was bald geschehen muß. Siehe / ich komme balde. Selig ist der da hält die Wort der Weissagung in diesem Buch.< Und ich bin Johannes / der solchs gesehen und gehört hat. Und da ichs gehöret und gesahe / fiel ich nieder anzubeten zu den Füßen des Engels / der mir solchs zeigete. Und er spricht zu mir: >Siehe zu / tu es nicht / denn ich bin dein Mitknecht / und deiner Brüder der Propheten / und derer die da halten die Wort dieses Buchs. Bete Gott an.< Und er spricht zu mir: >Versiegele nicht die Wort der Weissagung in io diesem Buch / denn die Zeit ist nahe. Wer böse ist / der sei immerhin böse / und wer unrein ist / der sei immerhin unrein. Aber wer fromm ist / der sei immerhin fromm / und wer heilig ist / der sei immerhin heilig. Und siehe / ich komme balde / und nehme Lohn mit mir / zu geben einem jeglichen / wie seine Werk sein werden. Ich bin das A und das O / der Anfang und das Ende / der Erst und der Letzte. Selig sind / die seine Gebot halten / auf daß ihre Macht sei an dem Holz des Lebens / und zu den Toren eingehen in die Stadt. Denn haußen sind die Hunde / und die Zauberer / und die Hurer / und die Totschläger / und die Abgöttischen / und alle die lieb haben und tun die Lüge. Ich Jesus habe gesandt meinen Engel / solchs euch zu zeugen an die 16 Gemeinen. Ich bin die Wurzel des Geschlechts David / ein heller Morgensterne Und der Geist und die Braut sprechen: >Komm!< Und wer es höret / der spreche: >Komm!< Und wen dürstet / der komme. Und wer da will /'der nehme das Wasser des Lebens umsonst. Ich bezeuge aber allen / die da hören die Wort der Weissagung in diesem Buch: So jemand dazu setzet / so wird Gott zusetzen auf ihn die Plage / die in diesem Buch geschrieben stehet. Und so jemand davon tut von den Worten des Buchs dieser Weissagung / so wird Gott abtun sein Teil vom Buch des Lebens / und von der heiligen Stadt / und von dem / das in diesem Buch geschrieben stehet. Es spricht / der solchs zeuget: >Ja / ich komme bald. < Amen. Ja komm Herr Jesu! Die Gnade unsers Herrn Jesu Christi sei mit euch allen / Amen. Ende des Neuen Testaments. Der Psalter Vorrede auf den Psalter Es haben viel heiliger Väter den Psalter sonderlich vor andern Bü-" ehern der Schrift gelobet und geliebet / und zwar lobt das Werk seinen Meister selbst gnug. Doch müssen wir unser Lob und Dank auch daran beweisen. Man hat in vergangene« Jahren fast (sehr) viel Legenden von den Heiligen / und Passional / Exempel-Bücher und Historien umher geführt / und die Welt da mit erfüllet. Daß der Psalter dieweil unter der Bank / und in solchem Finsternis lag / daß man nicht wohl einen Psalmen recht verstund / und doch so trefflichen edlen Geruch von sich gab / daß alle fromme Herzen auch aus den unbekannten Worten Andacht und Kraft empfunden / und das Büchlin darum lieb hatten. Ich halt aber / daß kein feiner Exempelbuch oder Legenden der Heiligen auf Erden kommen sei oder kommen müge / denn der Psalter ist. Und wenn man wünschen sollt / daß aus allen Exempeln / Legenden / Historien / das Beste gelesen und zusammen gebracht / und auf die beste Weise gestehet würde / so müßte es der itzige Psalter werden. Denn hie finden wir nicht allein / was einer oder zween Heiligen getan haben / sondern was das Haupt selbst aller Heiligen getan hat / und noch alle Heilgen tun. Wie sie gegen Gott / gegen Freunden und Feinden sich stellen / wie sie sich in aller (Ge)Fahr und Leiden halten und schicken. Über das / daß allerlei göttlicher heilsamer Lehre und Gebot darinnen stehen. Und sollt der Psalter allein deshalben teuer und lieb sein / daß er von Christus Sterben und Auferstehung / so klärlich verheißet / und sein Reich und der ganzen Christenheit Stand und Wesen vorbildet. Daß es wohl möcht eine kleine Biblia heißen / darin alles aufs Schönest und Kürzest / so in der ganzen Biblia stehet / gefasset und zu einem feinen Enchiridion oder Handbuch gemacht und bereitet ist. Daß mich dünkt / der heilige Geist habe selbst wollen die Mühe auf sich nehmen / und eine kurze Bibel und Exempelbuch von der ganzen Christenheit oder allen Heiligen zusammen bringen. Auf daß / wer die ganze Biblia nicht lesen kiinnte / hätte hierin doch fast die ganze Summa verfasset in ein klein Büchlin. Aber über das alles / ist des Psalters edle Tugend und Art / daß andere Bücher wohl viel von Werken der Heiligen rumpeln / aber gar wenig von ihren Worten sagen. Da ist der Psalter ein Ausbund / darin er auch so wohl und süße reucht / wenn man darinne lieset. Daß er nicht allein die Werk der Hcilgen erzählet / sondern auch ihre Wort / wie sie mit Gott geredt und gebetet haben / und noch reden und beten. Daß die andern Legenden und Exempel / wo man sie gegen den Psalter hält / uns schier eitel stumme Heiligen Vorhalten. Aber der Psalter rechte wacker lebendige Heiligen uns einbildet. Es ist ja ein stummer Mensch gegen einen redenden / schier als ein halb toter Mensch zu achten. Und kein kräftiger noch edler Werk am Menschen ist / denn reden / sintemal der Mensch durchs Reden von andern Tieren am meisten geschieden wird / mehr denn durch die Gestalt oder ander Werk. Weil auch wohl ein Holz-kann eines Menschen Gestalt durch Schnitzerkunst haben. Und ein Tier so wohl sehen / hören / riechen / singen / gehen / stehen / essen / trinken / fasten / dürsten / Hunger / Frost und hart Lager leiden kann / als ein Mensch. Zu dem / tut der Psalter noch mehr / daß er nicht schlechte gemeine Rede der Heiligen uns vorbildet / sondern die aller besten / so sie mit großem Ernst in der aller trefflichsten Sachen mit Gott selber geredt haben. Damit er nicht allein ihr Wort über ihr Werk / sondern auch ihr Herz und gründlichen Schatz ihrer Seelen uns vorlegt / daß wir in den Grund und Quelle ihrer Wort und Werk / das ist / in ihr Herz sehen können / was sie für Gedanken gehabt haben / wie sich ihr Herz gestehet und gehalten hat in allerlei Sachen Fahr und Not. Welchs nicht so tun noch tun können / die Legenden oder Exempel / so allein von der Heiligen Werk oder Wunder rühmen. Denn ich kann nicht wissen / wie sein Herz stehet / ob ich gleich viel trefflicher Werk von einem sehe oder höre. Und gleich wie ich gar viel lieber wollt einen Heiligen hören reden / denn seine Werk sehen. Also wollt ich noch lieber sein Herz und den Schatz in seiner Seelen sehen / denn sein Wort hören. Das gibt aber uns der Psalter aufs aller reichlichst an den Heiligen / daß wir gewiß sein können / wie ihr Herz gestanden / und ihre Wort gelautet haben / gegen Gott und jedermann. Denn ein menschlich Herz ist wie ein Schiff auf eim wilden Meer / welchs die Sturmwinde von den vier Ortern (Himmelsrichtungen) der Welt treiben. Hie stoßet her / Furcht und Sorge vor zukünftigem Unfall. Dort fahret Grämen her und Traurigkeit / von gegenwärtigem Übel. Hie webt Hoffnung und Vermessenheit / von zukünftigem Glück. Dort bläset her Sicherheit und Freude in gegenwärtigen Gütern. Solche Sturmwinde aber lehren mit Ernst reden und das Herz öffnen / und den Grund heraus schütten. Den wer in Furcht und Not steckt / redet viel anders von Unfall / denn der in Freuden schwebt. Und wer in Freuden schwebt / redet und singet viel anders von Freuden / denn der in Furcht steckt. Es gehet nicht von Herzen „(spricht man) wenn ein Trauriger lachen / oder ein Fröhlicher weinen soll / das ist / seines Herzens Grund stehet nicht offen / und ist nicht heraus. Was ist aber das Meiste im Psalter / denn solch ernstlich Reden / in allerlei solchen Sturmwinden? Wo findet man feiner Wort von Freuden / denn die Lobpsalmen oder Dankpsalmen haben? Da siehest du allen Heiligen ins Herze / wie in schöne lustige Garten / ja wie in den Himmel / wie feine herzliche lustige Blumen darinnen aufgehen von allerlei schönen fröhlichen Gedanken gegen Gott / um seine Wohltat. Wiederum / wo findest du tiefer / kläglicher / jämmerlicher Wort / von Traurigkeit / denn die Klagepsalmen haben? Da siehest du abermal allen Heiligen ins Herze / wie in den Tod / ja wie in die Hölle. Wie finster und dunkel ists da / von allerlei betrübtem Anblick des Zorns Gottes. Also auch / wo sie von Furcht und Hoffnung reden / brauchen sie solcher Wort / daß dir kein Maler also künnte die Furcht oder Hoffnung abmalen / und kein Cicero oder Redkundiger also vorbilden. Und (wie gesagt) ist das das Allerbeste / daß sie solche Wort gegen Gott und mit Gott reden / welchs macht daß zweifältiger Ernst und Leben in den Worten sind. Denn wo man sonst gegen Menschen in solchen Sachen redet / gehet es nicht so stark von Herzen / brennet / lebt / und dringet nicht so fast (sehr). Daher kommts auch / daß der Psalter aller Heiligen Büchlin ist / und ein jeglicher / in waserlei (welcherlei) Sachen er ist / Psalmen und Wort drinnen findet / die sich auf seine Sachen reimen / und ihm so eben sind / als wären sie allein um seinen Willen also gesetzt / daß er sie auch selbst nicht besser setzen noch finden kann noch wünschen mag. Welchs denn auch dazu gut ist / daß / wenn einem solche Wort gefallen und sich mit ihm reimen / daß er gewiß wird / er sei in der Gemeinschaft der Heiligen / und hab allen Heiligen gegangen / wie es ihm gehet / weil sic ein Licdlin alle mit ihm singen. Sonderlich / so er sie auch also kann gegen Gott reden / wie sie getan haben / welchs im Glauben geschehen muß / denn einem gottlosen Menschen schmecken sie nichts. Zuletzt / ist im Psalter die Sicherheit und ein wohl verwahret Geleit / daß man allen Heiligen ohn Fahr drinnen nachfolgen kann. Denn ander Exempel und Legenden von den stummen Heiligen bringen manch Werk vor / das man nicht kann nachtun / viel mehr Werk aber bringen sie / die fährlich sind nach zu tun / und gemeiniglich Sekten und Rotten anrichten / und von der Gemeinschaft der Heiligen fuhren und reißen. Aber der Psalter hält dich von den Rotten zu der heiligen Gemeinschaft / denn er lehret dich in Freuden / Furcht / Hoffnung / Traurigkeit / gleich gesinnet sein und reden / wie alle Heiligen gesinnet und gercdt haben. Summa / willst du die heiligen christlichen Kirchen gemalet sehen mit lebendiger Farbe und Gestalt / in einem kleinen Bilde gefasset / so nimm den Psalter vor dich / so hast du einen feinen / hellen / reinen Spiegel / der dir zeigen wird / was die Christenheit sei. Ja du wirst auch dich selbst drinnen / und das rechte Gnotiseauton (Erkenne dich selbst) finden / dazu Gott selbst und alle Kreaturn. Darum laßt uns nu auch vorsehen / daß wir Gott danken / für solche unaussprechliche Güter / und mit Fleiß und Ernst dieselbigen annehmen / brauchen und üben / Gott zu Lob und Ehre / auf daß wir nicht mit unser Undankbarkeit etwas Ärgeres verdienen. Denn vor hin zur Zeit der Finsternis / welch ein Schatz hätte es sollen geacht sein / wer einen Psalmen hätte mögen recht verstehen / und im verständlichen Deutsch lesen oder hören / und habens doch nicht gehabt. Nu aber sind selig die Augen / die da sehen / das wir sehen / und Ohren / die da hören / das wir hören. Und besorge doch / ja leider sehen wirs / daß uns gehet / wie den Juden in der Wüsten / die da sprachen vom Himmelsbrot / unser Seelen ekelt vor der geringen Speise. Aber wir sollen auch wissen / daß daselbst bei stehet / wie sie geplagt und gestorben sind / daß uns nicht auch so gehe. Das helfe uns der Vater aller Gnaden und Barmherzigkeit / durch Jesum Christum unsern Herrn / welchem sei Lob und Dank / Ehre und Preis für diesen deutschen Psalter / und für alle seine unzählige unaussprechliche Wohltat in Ewigkeit / Amen / Amen. Wohl dem / der nicht wandelt im Rat der Gottlosen noch tritt auf den Weg der Sünder noch sitzt da die Spötter sitzen / sondern hat Lust zum Gesetz des Herrn und redet von seinem Gesetz Tag und Nacht. Der ist wie ein Baum gepflanzet an den Wasserbächen / der seine Frucht bringet zu seiner Zeit /. und seine Blätter verwelken nicht / und was er macht / das gerät wohl. Aber so sind die Gottlosen nicht / sondern wie Spreu / die der Wind verstreuet. Darum bleiben die Gottlosen nicht im Gerichte noch die Sünder in der Gemeine der Gerechten. Denn der Herr kennet den Weg der Gerechten / aber der Gottlosen Weg vergehet. 1 Spötter: Die es für eitel Narrheit halten / was Gott redet und tut. Gerichte: Das ist / sie werden weder Amt haben noch sonst in der Christengenieine bleiben. Ja / sie verweben (trennen) sich selbst wie die Spreu vom Korn. 2 Weise: Von einer neuen Weise / Dos ist die neue Lehre desEvan-gelii von Christo GottesSohn. D ienet : Seid gehorsam /untertänig. Kiissel den Sohn: Huldel dem Sohne. auf dem Wege: Das isl / in eurer Weise und Wesen. Warum toben die Heiden und die Leute reden so vergeblich? Die Könige im Lande lehnen sich auf / und die Herrn ratschlagen miteinander wider den Herrn und seinen Gesalbeten: »Lasset uns zerreißen ihre Bande und von uns werfen ihre Seile.« Aber der im Himmel wohnet / lachet ihrer und der Herr spottet ihrer. Er wird einest mit ihnen reden in seinem Zorn und mit seinem Grimm wird er sie schrecken: »Aber ich habe meinen König eingesetzt auf meinen heiligen Berg Zion.« Ich will von einer solchen Weise predigen das der Herr zu mir gesagt hat: »Du bist mein Sohn! Heute hab ich dich gezeuget. Heische von mir / so will ich dir die Heiden zum Erbe geben und der Welt Ende zum Eigentum. Du sollst sie mit einem eisern Zepter zerschlagen / wie Töpfe sollst du sie zerschmeißen.« So laßt euch nu weisen ihr Könige / und laßt euch züchtigen (warnen) ihr Richter auf Erden. Dienet dem Herrn mit Furcht und freuet euch mit Zittern. Küsset den Sohn / daß er nicht zürne und ihr umkommet aut dem Wege / denn sein Zorn wird bald entbrennen. Aber wohl allen / die aufihn trauen. Ein Psalm Davids / da er floh vor seinem Sohn Absalom Ach Herr / wie ist meiner Feinde so viel / und setzen sich so viel wider mich. Viel sagen von meiner Seele / sic hat keine Hilfe bei Gott. Sela. Aber du / Herr / bist der Schild für mich und der mich zu Ehren setzet / und mein Haupt aufrichtet. Ich rufe an mit meiner Stimm den Herrn / so erhöret er mich von seinem heiligen Berge. Sela. Ich liege und schlafe / und erwache / denn der Herr hält mich. Ich furchte mich nicht vor viel hundert Tausenden / die sich umher wider mich legen. Auf / Herr / und hilf mir / mein Gott! Denn du schlägst alle meine Feinde auf den Backen und zerschmetterst der Gottlosen Zähne. Bei dem Herrn findet man Hilfe / und deinen Segen über dein Volk. Sela. Ein Psalm Davids / vorzusingen auf Saitenspiel Erhöre mich / wenn ich rufe / Gott meiner Gerechtigkeit. Der du mich tröstest in Angst / sei mir gnädig / und erhöre mein Gebet. Lieben Herrn / wie lang soll meine Ehre geschändet werden? Wie habt ihr das Eitel so lieb / und die Lügen so gerne? Sela. Erkennet doch / daß der Herr seine Heiligen wunderlich (wunderbar) führet / der Herr höret /.wenn ich ihn anrufe. Zürnet ihr / so sündiget nicht. Redet mit eurem Herzen aufeurem Lager / und harret. Sela. Opfert Gerechtigkeit und hoffet auf den Herrn. Viel sagen: »Wie sollt uns dieser weisen / was gut ist?« Aber Herr / erhebe über uns das Licht deines Antlitzs. Du erfreuest mein Herz / ob jene gleich viel Wein und Korn haben. Ich liege und schlafe ganz mit Frieden / denn allein du / Herr / hilfst mir / daß ich sicher wohne. Ein Psalm Davids / vorzusingen für das Erbe Herr / höre mein Wort / merke auf meine Rede! Vernimm mein Schreien / mein König und mein Gott / denn ich will vor dir beten. Zu Psalm 4. vorzusingen: Wie der Kantor oder Priester einen Vers oder Epistel vorsinget / und der Chor hinnach singet ein Responso-rium / Halleluja oder Amen. 4 Herrn: Das ist ihr grossen Hansen und was etwasgelten will. Ehre: Das ist / mein Psalm oder Lehre / da ich Gott mit ehre. Harret: Seid stille. Licht deines Antlitzs: istfreundliches undgnädiges Ansehen. 5 Gewisses: Das ist / ihre Lehre machet eitel unruhige / unselige Gewissen / weil sie eitel Werk und nicht Gottes Gnade predigen. Herr / frühe wolltest du meine Stimm hören / 4 frühe will ich mich zu dir schicken / und drauf merken. Denn du bist nicht ein Gott / dem gottlos Wesen gefällt. Wer böse ist / bleibet nicht vor dir. Oie Ruhmredigen bestehen nicht vor deinen Augen. Du bist feind allen Übeltätern. Du bringest die Lügener um. Der Herr hat Greuel an den Blutgierigen und Falschen. Ich aber will in dein Haus gehen auf deine große Güte und anbeten gegen deinem heiligen Tempel in deiner Furcht. Herr / leite mich in deiner Gerechtigkeit / 9 um meiner Feinde willen! Richte deinen Weg vor mir her. Denn in ihrem Munde ist nichts Gewisses / ihr Inwendiges ist Herzeleid / ihr Rachen ist ein offenes Grab / mit ihren Zungen heucheln sie. Schüldige sie (Sprich sie schuldig) / Gott / daß sie fallen von ihrem Vornehmen! stoße sie aus um ihrer großen Übertretung willen / denn sie sind dir widerspenstig. Laß sich freuen alle / die auf dich trauen! Ewiglich laß sie rühmen / denn du beschirmest sie! Fröhlich laß sein in dir / die deinen Namen lieben. Denn du / Herr / segenest die Gerechten / du krönest sie mit Gnaden wie mit einem Schilde. Ein Psalm Davids / vorzusingen auf acht Saiten Ach Herr / strafe mich nicht in deinem Zorn und züchtige mich nicht in deinem Grimm. Herr / sei mir gnädig / denn ich bin schwach / heile mich / Herr / denn meine Gebeine sind erschrocken / und meine Seele ist sehr erschrocken. Ach du / Herr / wie lange? Wende dich Herr / und errette meine Seele / hilf mir um deiner Güte willen / denn im Tode gedenkt man dein nicht / wer will dir in der Hölle danken? Ich bin so müde von Seufzen / ich schwemme mein Bette die ganze Nacht und netze mit meinen Tränen mein Lager. Meine Gestalt ist verfallen vor Trauern und ist alt worden / denn ich allenthalben geängstet werde. Weichet von mir / alle Übeltäter / denn der Herr höret mein Weinen. Der Herr höret mein Flehen / mein Gebet nimmt der Herr an. Es müssen alle meine Feinde zuschanden werden und sehr erschrecken / sich zurückkehren und zuschanden werden plötzlich. Die Unschuld Davids / davon er sang dem Herrn / von wegen der Wort des Mohren / des Jeminiten Auf dich / Herr / traue ich / mein Gott. Hilf mir von allen meinen Verfolgern / und errette mich / daß sie nicht wie Löwen meine Seele erhaschen und zerreißen / weil kein Erretter da ist. Herr mein Gott / hab ich solches getan und ist Unrecht in meinen Händen / hab ich Böses vergolten denen / so friedlich mit mir lebten / oder die / so mir ohn Ursach feind waren / beschädigt / so verfolge mein Feind meine Seele und ergreife sie / und trete mein Leben zu Boden und lege meine Ehre in den Staub. Sela. Stehe auf / Herr / in deinem Zorn / erhebe dich über den Grimm meiner Feinde / und hilf mir wieder in das Amt / das du mir befohlen hast / daß sich die Leute wieder zu dir sammeln / und um derselben willen komm wieder empor (throne über sie). Richter: Das ist / nicht ich noch (sonst) jemand / sondern Gott selber allein regieret über uns. Der Herr ist Richter über die Leute! Richte mich / Herr / nach meiner Gerechtigkeit und Frommkeit. Laß der Gottlosen Bosheit ein Ende werden und fordere die Gerechten / denn du - gerechter Gott / prüfest Herzen und Nieren. Mein Schild ist bei Gott / der den frommen Herzen hilfet. Gott ist ein rechter Richter und ein Gott / der täglich dräuet. Will man sich nicht bekehren / so hat er sein Schwert gewetzt und seinen Bogen gespannet und zielet. Und hat drauf gelegt tödlich Geschoß / seine Pfeile hat er zugericht / zu verderben. Siehe / der (Gottlose) hat Böses im Sinn / - 15 mit Unglück ist er schwanger / er wird aber einen Feil (Fehl) gebären. Er hat eine Gruben gegraben und ausgeführt und ist in die Gruben gefallen / die er gemacht hat. Sein Unglück wird auf seinen Kopf kommen und sein Frevel auf seine Scheitel fallen. Ich danke dem Herrn um seiner Gerechtigkeit willen und will loben den Namen des Herrn / des Allerhöhesten. Ein Psalm Davids / vorzusingen auf der Githith Herr unser Herrscher / wie herrlich ist dein Name in allen Landen / da man dir danket im Himmel. Aus dem Munde der jungen Kinder und Säuglinge hast du eine Macht zugericht um deiner Feinde willen / daß du vertilgest den Feind und den Rachgierigen. Denn ich werde sehen die Himmel / deiner Finger Werk / 4 den Monden und die Sterne / die du bereitest. Was ist der Mensch / daß du sein gedenkest und des Menschen Kind / daß du dich sein annimmst? Du wirst ihn lassen eine kleine Zeit von Gott verlassen sein / aber mit Ehren und Schmuck wirst du ihn krönen. Du wirst ihn zum Herrn machen über deiner Hände Werk / alles hast du unter seine Füße getan / Schafe und Ochsen allzumal / dazu auch die wilden Tier / die Vögel unter dem Himmel / und die Fisch im Meer / und was im Meer gehet. Herr / unser Herrscher / wie herrlich ist dein Name in allen Landen! Ein Psalm Davids / von der schönen Jugend / vorzusingen Ich danke dem Herrn von ganzem Herzen und erzähle alle deine Wunder. Ich freue mich / und bin fröhlich in dir und lobe deinen Namen / du Allerhöhester / daß du meine Feinde hinter sich getrieben hast / sie sind gefallen und umkommen vor dir. Denn du fuhrest mein Recht und Sache aus / du sitzest auf dem Stuhl / ein rechter Richter. Du schiltest die Heiden / und bringest die Gottlosen um / ihren Namen vertilgest du immer und ewiglich. Die Schwerte des Feindes haben ein Ende / die Städte hast du umkehret / ihr Gedächtnis ist umkommen samt ihnen. Der Herr aber bleibt ewiglich! Er hat seinen Stuhl bereitet zum Gericht / und er wird den Erdboden recht richten und die Leute regieren rechtschaffen. Und der Herr ist des Armen Schutz / ein Schutz in der Not. Darum hoffen auf dich / die deinen Namen kennen / denn du verlassest nicht / die dich / Herr / suchen. Lobet den Herrn / der zu Zion wohnet / verkündiget unter den Leuten sein Tun. Denn er gedenkt und fragt nach ihrem Blut / er vergisset nicht des Schreiens der Armen. Herr / sei mir gnädig. 14 Siehe an mein Elend unter den Feinden / der du mich erhebest aus den Toren des Todes / auf daß ich erzähle all deinen Preis in den Toren der Tochter Zion / daß ich fröhlich sei über deiner Hilfe. Die Heiden sind versunken in der Gruben / die sie zugericht hatten. Ihr Fuß ist gefangen im Netz / das sie gestehet hatten. So erkennet man / daß der Herr Recht schaffet: Der Gottlos ist verstrickt in dem Werk seiner Hände durchs Wort. Sela. Ach / daß die Gottlosen müßten 18 zur Hölle gekehret werden (fahren) / alle Heiden / die Gottes vergessen. Denn er wird des Armen nicht so ganz vergessen / und die Hoffnung der Elenden wird nicht verloren sein ewiglich. Herr / stehe auf / daß Menschen nicht Oberhand kriegen. Laß alle Heiden vor dir gerichtet werden. Gib ihnen / Herr / einen Meister / daß sie erkennen / daß sie Menschen sind. Sela. 10 Erfahret fort: Er arbeitet und läßt es sich sauer werden / doch gern /daß sein Tun bestehe und fortgehe. Herr / warum trittst du so ferne? Verbirgest dich zur Zeit der Not? Weil der Gottlose Übermut treibet / muß der Elende leiden. Sie hängen sich aneinander / und erdenken böse Tück. Denn der Gottlose rühmet sich seines Mutwillens und der Geizige segenet sich und lästert den Herrn. Der Gottlose ist so stolz und zornig / daß er nach niemand fraget / in allen seinen Tücken hält er Gott für nichts. Er fähret fort mit seinem Tun immerdar / deine Gerichte sind ferne von ihm / er handelt trotzig mit allen seinen Feinden. Er spricht in seinem Herzen: »Ich werde nimmermehr darnieder liegen / es wird für und für keine Not haben.« Sein Mund ist voll Fluchens / Falsches und Trugs / seine Zungen rieht Mühe und Arbeit an. Er sitzt und lauert in den Höfen / er erwürget die Unschuldigen heimlich. Seine Augen halten auf die Armen. Er lauert im Verborgen wie ein Löw in der Höhle / er lauert / daß er den Elenden erhasche und er haschet ihn / wenn er ihn in sein Netze zeucht. Er zerschlaget und drücket nieder und stoßet zu Boden den Armen mit Gewalt. Er spricht in seinem Herzen: »Gott hat’s vergessen / er hat sein Antlitz verborgen / er wird’s nimmermehr sehen 12 Stehe auf / Herr Gott / erhebe deine Hand / vergiß des Elenden nicht. Warum soll der Gottlose Gott lästern und in seinem Herzen sprechen: »Du fragest nicht darnach«? Du siehest ja / denn du schauest das Elend und Jammer / es stehet in deinen Händen. Die Armen befehlens dir / du bist der Waisen Helfer. Zerbrich den Arm des Gottlosen und suche das Böse / so wird man sein gottlos Wesen nimmer finden. Der Herr ist König immer und ewiglich / die Heiden müssen aus seinem Land umkommen. Das Verlangen der Elenden hörest du / Herr / ihr Herz ist gewiß / daß dein Ohre drauf merket / daß du Recht schaffest dem Waisen und Armen / daß der Mensch nicht mehr trotze aufErden. Ein Psalm Davids / vorzusingen Ich trau auf den Herrn. Wie saget ihr denn zu meiner Seele / sie soll fliegen wie ein Vogel auf eure Berge ? Denn siehe / die Gottlosen spannen den Bogen / und legen ihre Pfeile auf die Sehnen / damit heimlich zu schießen die Frommen. was soll: Sollt uns der Narr i’chren oder lehren? In: Das ist /der Frommen. Denn sie reißen den Grund um / was soll der Gerechte ausrichten? Der Herr ist in seinem heiligen Tempel / des Herrn Stuhl ist im Himmel / seine Augen sehen drauf/ seine Augenlider prüfen die Menschenkinder. Der Herr prüfet den Gerechten / seine Seele hasset den Gottlosen und die gerne freveln. Er wird regenen lassen über die Gottlosen Blitz / Feuer und Schwefel / und wird ihnen ein Wetter zu Lohn geben. Der Herr ist gerecht und hat Gerechtigkeit lieb / 7 darum daß ihr Angesichte schauen auf das da recht ist. 12 Ein Psalm Davids / vorzusingen auf acht Saiten Hilf / Herr / die Heiligen haben abgenommen und der Gläubigen ist wenig unter den Menschenkindern! Einer redet mit dem andern unnütze Ding und heucheln / und lehren aus uneinigem Herzen. Der Herr wollte ausrotten alle Heuchlei / und die Zunge / die da stolz redet / die da sagen: »Unser Zunge soll Überhand haben / uns gebührt zu reden / wer ist unser Herr?« »Weil denn die Elenden verstöret werden / 6 und die Armen seufzen / will ich auf« / spricht der Herr. »Ich will eine Hilfe schaffen daß man getrost lehren soll.« Die Rede des Herrn ist lauter wie durchläutert Silber im erdenen Tiegel / bewähret siebenmal. Du / Herr / wolltest sie bewahren und uns behüten vor diesem Geschlecht ewiglich / denn es wird allenthalben voll Gottlosen / wo solche lose Leute unter den Menschen herrschen. 4 Ein Psalm Davids / vorzusingen 13 Herr / wie lang willst du mein so gar vergessen? Wie lange verbirgest du dein Antlitz vor mir? Wie lange soll ich sorgen in meiner Seele und mich ängsten in meinem Herzen täglich? Wie lange soll sich mein Feind über mich erheben? Schau doch und erhöre mich Herr / mein Gott! Erleuchte meine Augen / daß ich nicht im Tode entschlafe / Augen: mach daß nicht mein Feind rühme / er sei mein mächtig worden / mir das Ange- und meine Widersacher sich nicht freuen / sicht fröhlich. daß ich niederliege. Ich hoffe aber darauf / daß du so gnädig bist / mein Herz freuet sich / daß du so gerne hilfest. Ich will dem Herrn singen / daß er so wohl an mir tut. 4 Ein Psalm Davids / vorzusingen 14 Die Toren sprechen in ihrem Herzen: Es ist kein Gott. Sie taugen nichts und sind ein Greuel mit ihrem Wesen. Da ist keiner / der Guts tue. Der Herr schauet vom Himmel auf der Menschen Kinder / daß er sehe / ob jemand klug sei / und nach Gott frage. Aber sie sind alle abgewichen und allesamt untüchtig / da ist keiner / der Gutes tue / auch nicht einer. Will denn der Übeltäter keiner das merken / die mein Volk fressen / daß sie sich nähren? Aber den Herrn rufen sie nicht an. Daselbst fürchten sic sich / aber Gott ist bei dem Geschlecht der Gerechten. Ihr schändet des Armen Rat / aber Gott ist seine Zuversicht. Ach / daß die Hilfe aus Zion über Israel käme / und der Herr sein gefangen Volk erlösete! So würdcjakob fröhlich sein und Israel sich freuen. Die Toren: Das ist / rohe /lose Leute/die nach Gott nicht fragen. Fürchten: Gott ßirchtensienicht / sonst fürchten sie allerlei /als Bauch / Brot / Gut / Ehre / Gefahr / Tod. 15 Ein Psalm Davids Herr / wer wird wohnen in deiner Hütten? Wer wird bleiben auf deinem heiligen Berge? Wer ohn Wandel einhergehet und recht tut und redet die Wahrheit von Herzen. Wer mit seiner Zungen nicht verleumdet und seinem Nähesten kein Arges tut / und seinen Nähesten nicht schmähet. Wer die Gottlosen nichts achtet / sondern ehret die Gottfürchtigen / wer seinem Nähesten schwöret und hälts. Wer sein Geld nicht auf Wucher gibt und nimmt nicht Geschenke über den Unschuldigen. Wer das tut / der wird wohl bleiben. 16 Mil dem Blut: Das ist /die mit Bocksblut Gott versöhnen / ich aber mit meinem eigenen Blut. Ehre: Das ist / meine Zunge /da ich Gott mir ehre und preise. Ein gülden Kleinod Davids Bewahre mich / Gott / denn ich trau auf dich. Ich habe gesagt zu dem Herrn: »Du bist ja der Herr/ ich muß um deinetwillen leiden.« Für die Heiligen / so auf Erden sind / und für die Herrlichen / an denen hab ich all mein Gefallen. Aber jene / die einem andern nacheilen / werden groß Herzeleid haben. Ich will ihres Trankopfers mit dem Blut nicht opfern / noch ihren Namen in meinem Munde fuhren. Der Herr aber ist mein Gut und mein Teil / du erhältest mein Erbteil. Das Los ist mir gefallen aufs Liebliche / mir ist ein schön Erbteil worden. Ich lobe den Herrn / der mir geraten hat / auch züchtigen mich meine Nieren des Nachts. Ich hab den Herrn allezeit vor Augen / denn er ist mir zur Rechten / darum werde ich wohl bleiben. Darum freuet sich mein Herz / und meine Ehre ist fröhlich / auch mein Fleisch wird sicher liegen. Denn du wirst meine Seele nicht in der Hölle lassen und nicht zugeben / daß dein Heiliger verwese. Du tust mir kund den Weg zum Leben / vor dir ist Freude die Fülle und lieblich Wesen zu deiner Rechten ewiglich. Ein Gebet Davids Herr / erhöre die Gerechtigkeit / merk auf mein Geschrei / vernimm mein Gebet / das nicht aus falschem Munde gehet. Sprich du in meiner Sache und schau du aufs Recht. Du prüfest mein Herz und besuchests des Nachts und läuterst mich und findest nichts. Ich hab mir vorgesetzt / daß mein Mund nicht soll übertreten Ich bewahre mich in dem Wort deiner Lippen vor Menschen werk / auf dem Wege des Mörders. Erhalte meinen Gang auf deinen Fußsteigen / daß meine Tritt nicht gleiten. Ich rufe zu dir / daß du Gott wollest mich erhören / neige deine Ohren zu mir / höre meine Rede. Beweise deine wunderliche Güte du Heiland dere / die dir vertrauen wider die / so sich wider deine rechte Hand setzen. Behüte mich wie einen Augapfel im Auge / beschirme mich unter dem Schatten deiner Flügel vor den Gottlosen / die mich verstören / vor meinen Feinden / die um und um nach meiner Seele stehen. Ihre Fetten halten zusammen / r ,, • , reuen: Das ist / sie reden mit ihrem Munde stolz. ^,7, Qroßen und Wo wir gehen / so umgeben sie uns / Gewaltigen. ihre Augen richten sie dahin / daß sie uns zur Erden stürzen / gleich wie ein Löwe / der des Raubs begehrt / wie ein junger Löwe / der in der Höhle sitzt. deiner Hand: Die dir in dein Hand kommen zu strafen. Hehr. 10: Es ist schrecklich / dem lebendigen Gott in die Hände zu fallet!. Psalm21: Deine Hand wird finden alle deine Feinde. Herr / mache dich auf / überwältige ihn / und demütige ihn / errette meine Seele von dem Gottlosen mit deinem Schwert / von den Leuten deiner Hand / Herr / von den Leuten dieser Welt / welche ihr Teil haben in ihrem Leben / welchen du den Bauch Rillest mit deinem Schatz / die da Kinder die Fülle haben und lassen ihr übriges ihren Jungen. Ich aber will schauen dein Antlitz in Gerechtigkeit / 15 ich will satt werden / wenn ich erwache nach deinem Bilde. erwache: Wacker sein im Wort und Glauben /nicht schnarchen. Ein Psalm vorzusingen Davids / des Herrn Knechts / welcher hat dem Herrn die Wort dieses Liedes geredt zur Zeit / da ihn der Herr errettet hatte /von der Hand seiner Feinde / und von der Hand Saul / und sprach: 18 Herzlich lieb habe ich dich / Herr / meine Stärke! Herr / mein Fels / mein Burg / mein Erretter / mein Gott / mein Hort / auf den ich traue / mein Schild / und Horn meines Heils / und mein Schutz. Ich will den Herrn loben und anrufen / so werde ich von meinen Feinden erlöset. Denn es umfingen mich des Todes Bande / 5 und die Bäche Belial erschreckten mich. Der Höllen Band umfingen mich / und des Todes Strick überwältiget mich. Wenn mir angst ist / so rufe ich den Herrn an und schrei zu meinem Gott / so erhöret er meine Stimm von seinem Tempel / und mein Geschrei kommt vor ihn zu seinen Ohren. Die Erde bebete und ward beweget / 8 und die Grundfeste der Berge regeten sich und bebeten / da er zornig war. Dampf ging auf von seiner Nasen und verzehrend Feuer von seinem Munde daß cs davon blitzet. V 21 Er neigete den Himmel und fuhr herab / und Dunkel war unter seinen Füßen. Und er fuhr auf dem Cherub und flog daher / er schwebet auf den Fittichen des Winds. Sein Gezelt um ihn her war finster / und schwarze / dicke Wolken / darin er verborgen war. Vom Glanz vor ihm trenneten sich die Wolken mit Hagel und Blitzen. Und der Herr donnerte im Himmel / und der Höhest ließ seinen Donner aus mit Hagel und Blitzen. Er schoß seine Strahle und zerstreuet sie / er ließ sehr blitzen und schrecket sie. Da sähe man Wassergüsse / und des Erdboden Grund ward aufgedeckt / Herr von deinem Schelten / von dem Odem und Schnauben deiner Nasen. Er schicket aus von der Höhe / und holet mich und zog mich aus großen Wassern. Er errettet mich von meinen starken Feinden / von meinen Hassern / die mir zu mächtig waren / die mich überwältigeten zur Zeit meines Unfalls / und der Herr ward meine Zuversicht. Und er führet mich aus in den Raum / er reiß mich heraus / denn er hat Lust zu mir. Der Herr tut wohl an mir / nach meiner Gerechtigkeit / er vergilt mir nach der Reinigkeit meiner Hände. Denn ich halte die Wege des Herrn und bin nicht gottlos wider meinen Gott. Denn alle seine Rechte hab ich vor Augen und seine Gebot werfe ich nicht von mir / sondern ich bin ohn Wandel vor ihm und hüte mich vor Sünden. Darum vergilt mir der Herr nach meiner Gerechtigkeit / nach der Reinigkeit meiner Hände vor seinen Augen. Bei den Heiligen bist du heilig / und bei den Frommen bist du fromm / und bei den Reinen bist du rein / und bei den Verkchreten bist du verkehret. meiner Gerechtigkeit: Non personalis /sed realis / id est: Ich hah nicht ans Frevel angefangen /sondern hin hei Gottes Wort gehliehen / hah darüber gelitten was ich leiden sollt. Denn du hilfest dem elenden Volk und die hohen Augen niedrigst du. Denn du erleuchtest meine Leuchte / der Herr / mein Gott / machet meine Finsternis licht. Denn mit dir kann ich Kriegsvolk zerschmeißen und mit meinem Gott über die Mauren springen. Gottes Wege sind ohn Wandel / die Rede des Herrn sind durchläutert / er ist ein Schild allen / die ihm vertrauen. Denn wo ist ein Gott ohn der Herr? 32 oder ein Hort ohn unser Gott? Gott rüstet mich mit Kraft und macht meine Wege ohn Wandel. Er macht meine Füße gleich den Hirschen und stellet mich auf meine Höhe. Er lehret meine Hand streiten und lehret meinen Arm einen ehren Bogen spannen. Und gibst mir den Schild deines Heils / und deine Rechte stärket mich / und wenn du mich demütigest / machst du mich groß. Du machst unter mir Raum zu gehen / daß meine Knöchel nicht gleiten. Ich will meinen Feinden nachjagen und sie ergreifen und nicht umkehren / bis ich sie umbracht habe. Ich will sie zerschmeißen und sollen mir nicht widerstehen / sie müssen unter meine Füße fallen. Du kannst mich rüsten mit Stärke zum Streit / du kannst unter mich werfen / die sich wider mich setzen. Du gibst mir meine Feinde in die Flucht / daß ich meine Hasser verstöre. Sie rufen / aber da ist kein Helfer / zum Herrn / aber er antwortet ihnen nicht. Ich will sie zerstoßen wie Staub vor dem Winde, ich will sie wegräumen wie den Kot auf der Gassen. Du hilfst mir von dem zänkischen Volk und machest mich ein Haupt unter den Heiden. Ein Volk das ich nicht kannte / dienet mir. Es gehorchet mir mit gehorsamen Ohren / ja / den fremden Kindern hats wider mich gefehlet. Die fremden Kinder verschmachten und zappeln in ihren Banden. Der Herr lebet / und gelobet sei mein Hort / und der Gott meins Heils müsse erhaben werden. Der Gott der mir Rache gibt / und zwinget die Völker unter mich / der mich errettet von meinen Feinden und erhöhet mich aus denen / die sich wider mich setzen / du hilfst mir von den Frevlern. Darum will ich dir danken / Herr / unter den Heiden und deinem Namen lobsingen / der seinem Könige groß Heil beweiset und wohltut seinem Gesalbeten David und seinem Samen ewiglich. Ein Psalm Davids / vorzusingen Die Himmel erzählen die Ehre Gottes / und die Feste verkündiget seiner Hände Werk. Ein Tag sagts dem andern / und ein Nacht tuts kund der andern. Es ist kein Sprache noch Rede / da man nicht ihre Stimme höre. Ihre Schnur gehet aus in alle Lande und ihr Rede an der Welt Ende. Er hat der Sonnen eine Hütten in denselben gemacht / und dieselbe gehet heraus / wie ein Bräutigam aus seiner Kammer und freuet sich / wie ein Held zu laufen den Weg. Sie gehet auf an einem Ende des Himmels / und läuft um bis wieder an dasselbe Ende / und bleibt nichts vor ihrer Hitze verborgen. Das Gesetz des Herrn ist ohn Wandel und erquickt die Seele. Das Zeugnis des Herrn ist gewiß und macht die Albern weise. Die Befehl des Herrn sind richtig und erfreuen das Herz. Die Gebot des Herrn sind lauter und erleuchten die Augen. Die Furcht des Herrn ist rein und bleibt ewiglich / die Rechte des Herrn sind wahrhaftig / allesamt gerecht. Sie sind köstlicher denn Gold / und viel feines Goldes / sie sind süßer denn Honig und Honigseim. Auch wird dein Knecht durch sie erinnert / und wer sie hält / der hat groß Lohn. Wer kann merken / wie oft er fehlet? Verzeihe mir die verborgen Fehle. Bewahre auch deinen Knecht vor den Stolzen / daß sie nicht über mich herrschen / so werde ich ohn Wandel sein und unschuldig bleiben großer Missetat. Laß dir wohl gefallen die Rede meines Mundes und das Gespräch meines Herzens vor dir / Herr mein Hort / und mein Erlöser. 20 Nu merke ich: Das ist / Goll muß helfen und raten / unser Anschläge und Tun ist sonst kein Nütz. Ein Psalm Davids / vorzusingen Der Herr erhöre dich in der Not / der Name des Gottes Jakob schütze dich! Er sende dir Hilfe vom Heiligtum und stärke dich aus Zion! Er gedenke all deines Speisopfers / und dein Brandopfer müsse fett sein. Sela. Er gebe dir was dein Herz begehret / und erfülle all deine Anschläge. Wir rühmen / daß du uns hülfest / und im Namen unsere Gottes werfen wir Panier auf. Der Herr gewähre dich aller deiner Bitte. Nu merke ich / daß der Herr seinen Gesalbeten hilft / und erhöret ihn in seinem heiligen Himmel / seine rechte Hand hilft gewaltiglich. Jene verlassen sich auf Wagen und Rosse / wir aber denken an den Namen des Herrn unsers Gottes. Sie sind niedergestürzt und gefallen / wir aber stehen aufgericht. Hilf Herr / der König erhöre uns / wenn wir rufen! Herr / der König freuet sich in deiner Kraft / und wie sehr fröhlich ist er über deiner Hilfe. Du gibst ihm seines Herzen Wunsch und weigerst nicht / was sein Mund bittet. Sela. Denn du überschüttest ihn mit gutem Segen / du setzest eine güldene Krone auf sein Haupt. Er bittet dich ums Leben / so gibst du ihm längs Leben immer und ewiglich. Er hat große Ehre an deiner Hilfe / du legst Lob und Schmuck auf ihn. Denn du setzest ihn zum Segen ewiglich / du erfreuest ihn mit Freude deines Antlitzs. Denn der König hoffet auf den Herrn und wird durch die Güte des Höhesten fest bleiben. Deine Hand wird finden alle deine Feinde / deine Rechte wird finden / die dich hassen. Du wirst sie machen wie einen Feurofen / wenn du drein sehen wirst. Der Herr wird sie verschlingen in seinem Zorn / Feur wird sie fressen. Ihre Frucht wirst du umbringen vom Erdboden und ihren Samen von den Menschenkindern. Denn sie gedachten dir Übels zu tun und machten Anschläge / die sie nicht konnten ausfuhren. Schultern Denn du wirst sic zur Schultern machen / machen- daßsie mit deiner Sehnen wirst du gegen ihr Antlitz zielen. immer traqen Herr erhebe dich in deiner Kraft / und Unglück so wollen wir singen und loben deine Macht. leiden müssen. Ein Psalm Davids / vorzusingen 22 Lob: Dos ist /im heiligen Volk/ da man dich lobet in Israel. Ein Psalm Davids vorzusingen / von der Hinden / die frühe gejagt wird Mein Gott / mein Gott / warum hast du mich verlassen? Ich heule / aber meine Hilfe ist ferne. Mein Gott / des Tages rufe ich / so antwortest du nicht / und des Nachts schweige ich auch nicht. Aber du bist heilig / der du wohnest unter dem Lob Israel. Unser Väter hoffeten auf dich / und da sie hoffeten / halfest du ihnen aus. Zu dir schrien sie und wurden errettet / sic hoffeten auf dich / und wurden nicht zuschanden. Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch / ein Spott der Leute und Verachtung des Volks. Alle die mich sehen / spotten mein / sperren das Maul auf / und schütteln den Kopf: »Er klags dem Herrn / der helfe ihm aus und errette ihn, hat er Lust zu ihm.« Denn du hast mich aus meiner Mutter Leibe gezogen / 10 du wärest meine Zuversicht / da ich noch an meiner Mutter Brüsten war. Auf dich bin ich geworfen aus Mutter Leibe / du bist mein Gott von meiner Mutter Leib an. Sei nicht ferne von mir / denn Angst ist nahe / denn es ist hie kein Helfer. Große Farren haben mich umgeben. 23 Fette Ochsen haben mich umringet. Ihren Rachen sperren sie auf wider mich wie ein brüllender und reißender Löwe. Ich bin ausgeschütt wie Wasser / alle meine Gebeine haben sich zertrennet. Mein Herz ist in meinem Leibe / wie zerschmolzen Wachs. Meine Kräfte sind vertrockent / wie eine Scherbe / und meine Zunge klebt an meinem Gaumen / und du legest mich in des Todes Staub. Denn Hunde haben mich umgeben / und der Bösen Rotte hat sich um mich gemacht / sie haben meine Hände und Füße durchgraben. Ich möchte alle meine Beine zählen / sie aber schauen und sehen ihre Lust an mir. ig Sie teilen meine Kleider unter sich und werfen das Los um mein Gewand. Aber du Herr sei nicht ferne / meine Stärke / eile mir zu helfen. Errette meine Seele vom Schwert / meine Einsame von den Hunden. Hilf mir aus dem Rachen des Löwen und errette mich von den Einhörnern. 23 Ich will deinen Namen predigen meinen Brüdern / ich will dich in der Gemeine rühmen. Rühmet den Herrn / die ihr ihn fürchtet / es ehre ihn aller Same Jakob / und vor ihm scheue sich aller Same Israel. Denn er hat nicht veracht noch verschmäht das Elend des Armen und sein Antlitz vor ihm nicht verborgen / und da er zu ihm schrie / höret ers. 26 Dich will ich preisen in der großen Gemeine / ich will meine Gelübde bezahlen vor denen / die ihn fürchten. Die Elenden sollen essen / daß sie satt werden / und die nach dem Herrn fragen / werden ihn preisen. Euer Herz soll ewiglich leben. Es werde gedacht aller Welt Enden / daß sie sich zum Herrn bekehren und vor ihm anbeten alle Geschlechter der Heiden. Denn der Herr hat ein Reich und er herrschet unter den Heiden. Alle Fetten auf Erden werden essen und anbeten / vor ihm werden Knie beugen / alle die im Staube liegen und die so kümmerlich leben. Er wird einen Samen haben / der ihm dienet / vom Herrn wird man verkündigen zu Kindskind. Sie werden kommen und seine Gerechtigkeit predigen dem Volk / das geboren wird / daß Ers tut. sehen ihre Lust an mir: Sie kühlen ihrMütlein an mir. Alle Fetten: Das sind die Reichen und Großen. Die im Staube liegen / sind die Armen und Geringen. Die übel und kümmerlich leben oder zum Tode bereit sind. Alle sollen sie Christum anbeten. 23 Ein Psalm Davids Der Herr ist mein Hirte / mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Auen / und führet mich zum frischen Wasser. Er erquicket meine Seele / er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen. Und ob ich schon wandert im finstern Tal / 4 fürchte ich kein Unglück / denn du bist bei mir / dein Stecken und Stab trösten mich. Du bereitest vor mir einen Tisch gegen meine Feinde / du salbest mein Haupt mit Öle und schenkest mir voll ein. Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang / und werde bleiben im Hause des Herrn immerdar. 24 Antlitz: Das ist / Gottes Antlitz und Gegenwärtigkeit /die im Volk Israel war / und sonst nirgend. Ein Psalm Davids Die Erde des Herrn / und was drinnen ist / der Erdboden / und was drauf wohnet. Denn er hat ihn an die Meere gegründet und an den Wassern bereitet. Wer wird auf des Herrn Berg gehen? 3 und wer wird stehen an seiner heiligen Stätte? Der unschuldige Hände hat und reines Herzens ist / der nicht Lust hat zu loser Lehre und schwöret nicht fälschlich. Der wird den Segen vom Herrn empfangen und Gerechtigkeit von dem Gott seines Heils. Das ist das Geschlecht / das nach ihm fraget / das da sucht dein Antlitz / Jakob. Sela. Machet die Tore weit / und die Türe in der Welt hoch / daß der König der Ehren einziehe. Wer ist derselbige König der Ehren? Es ist der Herr / stark und mächtig / der Herr / mächtig im Streit. Machet die Tore weit / und die Türe in der Welt hoch / daß der König der Ehren einziehe. Wer ist derselbige König der Ehren? Es ist der Herr Zebaoth / er ist der König der Ehren. Sela. Ein Psalm Davids 25 Nach dir / Herr / verlanget mich. Mein Gott ich hoffe auf dich / laß mich nicht zuschanden werden / daß sich meine Feinde nicht freuen über mich. Denn keiner wird zuschanden / der dein harret / aber zuschanden müssen sie werden / die losen Verächter. Herr zeige mir deine Wege / und lehre mich deine Steige. Leite mich in deiner Wahrheit / und lehre mich / denn du bist der Gott / der mir hilft / täglich harre ich dein. Gedenk / Herr / an deine Barmherzigkeit und an deine Güte / die von der Welt her gewesen ist. Gedenk nicht der Sünde meiner Jugend und meiner Übertretung / gedenk aber mein nach deiner Barmherzigkeit um deiner Güte willen. Der Herr ist gut und fromm / darum unterweiset er die Sünder auf dem Wege. Er leitet die Elenden recht und lehret die Elenden seinen Weg. Die Wege des Herrn sind eitel Güte und Wahrheit denen / die seinen Bund und Zeugnis halten. Um deines Namen willen / Herr sei gnädig meiner Missetat / die da groß ist. Wer ist der / der den Herrn fürchtet? Er wird ihn unterweisen den besten Weg. Die losen Verächter: Diegroße imddoch nichtige Ursache halten zu verachten . AlsGewalt Kunst/Weisheit/ Reichtum. Seine Seele wird im Guten wohnen und sein Same wird das Land besitzen. Das Geheimnis des Herrn ist unter denen / die ihn furchten / und seinen Bund läßt er sie wissen. Meine Augen sehen stets zu dem Herrn / denn er wird meinen Fuß aus dem Netze ziehen. Wende dich zu mir / und sei mir gnädig / 16 denn ich bin einsam und elend. Die Angst meines Herzen ist groß / führe mich aus meinen Nöten. Siche an meinen Jammer und Elend und vergib mir alle meine Sünde. Siehe / daß meiner Feinde so viel ist und hassen mich aus Frevel. Bewahre meine Seele und errette mich / 20 laß mich nicht zuschanden werden / denn ich traue auf dich. Schlecht und recht / das behüte mich / denn ich harre dein. Gott erlöse Israel aus aller seiner Not! Ein Psalm Davids Herr / schaffe mir Recht / denn ich bin unschuldig. Ich hoffe auf den Herrn / darum werde ich nicht fallen. Prüfe mich / Herr / und versuche mich / läutere meine Nieren und mein Herz. Denn deine Güte ist vor meinen Augen 3 und ich wandel in deiner Wahrheit. Ich sitze nicht bei den eiteln Leuten und habe nicht Gemeinschaft mit den Falschen. Ich hasse die Versammlung der Boshaftigen und sitze nicht bei den Gottlosen. Ich wasche meine Hände mit Unschuld und halte mich / Herr / zu deinem Altar / da man höret die Stimm des Dankens / und da man prediget alle deine Wunder. Herr / ich habe lieb die Stätte deines Hauses und den Ort / da deine Ehre wohnet. Raff meine Seele nicht hin mit den Sündern / noch mein Leben mit den Blutdürstigen / welche mit bösen Tücken umgehen und nehmen gerne Geschenke. Ich aber wandele unschuldig / erlöse mich und sei mir gnädig. Mein Fuß gehet richtig. Ich will dich loben / Herr / in den Versammlungen. Gottes Haus und Versammlungist/ wo Gottes Wort gehetundsonst nirgend/dennda-selbst wohnet Gott. Darum preiseterso fröhlich Gottes Haus mndes Wortswillen. Ein Psalm Davids Der Herr ist mein Licht und mein Heil / vor wem sollt ich mich furchten? Der Herr ist meines Lebens Kraft / vor wem sollt mir grauen? Darum / so die Bösen / meine Widersacher und Feinde / an mich wollen mein Fleisch zu fressen / müssen sie anlaufen und fallen. Wenn sich schon ein Heer wider mich legt / so fürchtet sich dennoch mein Herz nicht. Wenn sich Krieg wider mich erhebt / so verlasse ich mich aufihn. Eins bitte ich vom Herrn / das hätte ich gerne / daß ich im Hause des Herrn bleiben möge mein Leben lang / zu schauen die schöne Gottesdienst des Herrn und seinen Tempel zu besuchen. Denn er deckt mich in seiner Hütten zur bösen Zeit. Er verbirget mich heimlich in seinem Gezelt und erhöhet mich auf eim Felsen. Und wird nu erhöhen mein Haupt über meine Feinde die um mich sind / so will ich in seiner Hütte Lob opfern / ich will singen und Lob sagen dem Herrn. Herr / höre meine Stimm wenn ich rufe / sei mir gnädig und erhöre mich. 27 Lebendigen: Das ist / denen es wohl gehet. Mein Herz hält dir vor dein Wort: »Ihr sollt mein Antlitz suchen.« Darum suche ich auch / Herr / dein Antlitz. Vcrbirge dein Antlitz nicht vor mir und verstoße nicht im Zorn deinen Knecht / denn du bist meine Hilfe! Laß mich nicht / und tu nicht von mir die Hand ab / Gott mein Heil! Denn mein Vater und meine Mutter verlassen mich / aber der Herr nimmt mich auf. Herr / weise mir deinen Weg und leite mich auf richtiger Bahn / um meiner Feinde willen. Gib mich nicht in den Willen meiner Feinde / denn es stehen falsche Zeugen wider mich und tun mir Unrecht ohn Scheu. Ich glaub aber doch / daß ich sehen werde das Gut des Herrn im Lande der Lebendigen. Harre des Herrn! Sei getrost und unverzagt und harre des Herrn! 28 Ein Psalm Davids Wenn ich ruf zu dir / Herr / mein Hort / so schweige mir nicht / auf daß nicht / wo du schweigst, ich gleich werde denen / die in die Hölle fahren. Höre die Stimm meines Flehens / wenn ich zu dir schreie / wenn ich meine Hände aufhebe zu deinem heiligen Chor. Zeuch mich nicht hin unter den Gottlosen und unter den Übeltätern / die freundlich reden mit ihrem Nähesten und haben Böses im Herzen. Gib ihnen nach ihrer Tat und nach ihrem bösen Wesen / gib ihnen nach den Werken ihrer Hände / vergilt ihnen / was sie verdienet haben. Denn sie wollen nicht achten auf das Tun des Herrn / noch auf die Werk seiner Hände / darum wird er sie zerbrechen und nicht bauen. Gelobet sei der Herr / denn er hat erhöret die Stimm meines Flehens. Der Herr ist meine Stärke und mein Schild. Auf ihn hoffet mein Herz / und mir ist geholfen / und mein Herz ist fröhlich / und ich will ihm danken mit meinem Lied. Der Herr ist ihre Stärke / er ist die Stärke / die seinem Gesalbeten hilft. Hilf deinem Volk und segene dein Erbe / und weide sie und erhöhe sie ewiglich. Ein Psalm Davids 29 Bringet her dem Herrn ihr Gewaltigen (ihr Engel) / bringet her dem Herrn Ehre und Stärke. Bringet dem Herrn Ehre seines Namens / betet an den Herrn in heiligem Schmuck. Die Stimm des Herrn gehet auf den Wassern / der Gott der Ehren donnert / der Herr auf großen Wassern. Die Stimm des Herrn gehet mit Macht / die Stimm des Herrn gehet herrlich. Die Stimm des Herrn zerbricht die Zedern / der Herr zerbricht die Zedern im Libanon / und machet sie lecken wie ein Kalb t lecken: Das ist, Libanon und Sirion wie ein junges Einhorn. springen /hiip- Die Stimm des Herrn hewet (schlägtdrein) / wie Feurflammen. Je,L Die Stimm des Herrn erreget die Wüsten / die Stimm des Herrn erreget die Wüsten Kades. Die Stimm des Herrn erreget die Hinden und entblößet die Wälder / und in seinem Tempel wird ihm jedermann »Ehre« sagen. Der Herr sitzt eine Sintflut anzurichten / und der Herr bleibt ein König in Ewigkeit. Der Herr wird seinem Volk Kraft geben / der Herr wird sein Volk segenen mit Frieden. Frieden: Das ist 'daßihm wohlgehen wird. 30 Heiligkeit: Das ist / predigt / daß Gott nicht sei ein Gott der falschen Heuchler / wie sie sich rühmen / sondern er ist heilig /undhat die rechten Heiligen lieh / Psalm iS. Lust: Es ist sein Ernst nicht /er meinets gut und nicht das Sterben / wie sichs fühlet Ehre: Meine Zunge und Saitenspiel / da ich dich mit ehre. Psalm 16. Ein Psalm / zu singen von der Einweihung des Hauses Davids Ich preise dich / Herr / denn du hast mich erhöhet und lassest meine Feinde sich nicht über mich freuen. Herr mein Gott / da ich schrei zu dir / machtest du mich gesund. Herr / du hast meine Seele aus der Hölle geftihret / du hast mich lebend behalten / da die in die Hölle fuhren. Ihr Heiligen / lobsinget dem Herrn / 3 danket und preiset seine Heiligkeit. Denn sein Zorn währet ein Augenblick / und er hat Lust zum Leben. Den Abend lang währet das Weinen / aber des Morgens die Freude. Ich aber sprach / da mirs wohl ging: »Ich werde nimmermehr darniederliegen.« Denn / Herr / durch dein Wohlgefallen hast du meinen Berg stark gemacht / aber da du dein Antlitz verbärgest / erschrak ich. Ich will / Herr / rufen zu dir / dem Herrn will ich flehen. Was ist nütze an meinem Blut / wenn ich tot bin? Wird dir auch der Staub danken und deine Treue verkündigen? Herr / höre und sei mir gnädig / Herr / sei mein Helfer. Du hast mir meine Klage verwandelt in einen Reigen / 12 du hast meinen Sack ausgezogen und mich mit Freuden gegürtet / auf daß dir lobsinge meine Ehre und nicht stille werde / Herr / mein Gott / ich will dir danken in Ewigkeit. 31 Ein Psalm Davids / vorzusingen Herr / auf dich traue ich laß mich nimmermehr zuschanden werden / errette mich durch deine Gerechtigkeit. Neige deine Ohren zu mir / eilend hilf mir. Sei mir ein starker Fels und eine Burg / daß du mir helfest. Denn du bist mein Fels und meine Burg / und um deines Namens willen wolltest du mich leiten und fuhren. Du wolltest mich aus dem Netze ziehen / das sie mir gestehet haben / denn du bist meine Stärke. In deine Pfände befehl ich meinen Geist / du hast mich erlöset / Herr / du treuer Gott. Ich hasse die da halten auf lose Lehre / ich hoffe aber auf den Herrn. Ich freue mich und bin fröhlich über deiner Güte / daß du mein Elend ansiehest und erkennest (achtest auß meine Seele in der Not und übergibst mich nicht in die Hände des Feindes / du stellest meine Füße auf weiten Raum. Herr / sei mir gnädig / denn mir ist angst / meine Gestalt ist verfallen vor Trauern / dazu meine Seele und mein Bauch. Denn mein Leben hat abgenommen vor Trübnis und meine Zeit vor Seufzen / meine Kraft ist verfallen vor meiner Missetat und meine Gebeine sind verschmacht. Es gehet mir so übel / daß ich bin eine große Schmach worden meinen Nachbarn und eine Scheu meinen Verwandten / die mich sehen auf der Gassen / fliehen vor mir. Mein ist vergessen im Herzen wie eins Toten / ich bin worden wie ein zerbrochen Gefäß. Denn viel schelten mich übel / daß jedermann sich vor mir scheuet / sie ratschlagen miteinander über mich und denken / mir das Leben zu nehmen. Ich aber / Herr / hoffe auf dich und sprcch: »Du bist mein Gott! Meine Zeit stehet in deinen Händen. Errette mich von der Hand meiner Feinde und von denen / die mich verfolgen. Feste Stadt heißt allerlei Sicherheit. Laß leuchten dein Antlitz über deinen Knecht / hilf mir durch deine Güte! Herr laß mich nicht zuschanden werden / denn ich rufe dich an / die Gottlosen müssen zuschanden und geschweigt werden in der Hölle. Verstummen müssen falsche Mäuler / die da reden wider den Gerechten steif / stolz und höhnisch. Wie groß ist deine Güte / 20 die du verborgen hast denen / die dich fürchten und erzeigests denen / die vor den Leuten auf dich trauen. Du verbirgest sie heimlich bei dir vor jedermanns Trotz / du verdeckest sie in der Hütten vor den zänkischen Zungen.« Gelobt sei der Herr / 22 daß er hat eine wünderliche (wunderbare) Güte mir beweiset in einer festen Stadt. Denn ich sprach in meinem Zagen: »Ich bin von deinen Augen (hinweg) verstoßen.« Dennoch höretest du meines Flehens Stimm / da ich zu dir schrie. Liebet den Herrn / alle seine Heiligen! 24 Die Gläubigen behüt der Herr und vergilt reichlich dem / der Hochmut übet. Seid getrost und unverzagt / alle / die ihr des Herrn harret! 32 Eine Unterweisung Davids Verschweigen: Das ist / da ich nicht wollt bekennen daß eitel Sünde mit mir wäre /hatte mein Gewissen keine Ruhe /bis ichs mußte bekennen und allein au f Gottes Güte trauen. Wohl dem / dem die Übertretungen vergeben sind / dem die Sünde bedecket ist! Wohl dem Menschen / dem der Herr die Missetat nicht zurechnet / in des Geist kein Falsch ist! Denn da ichs wollt verschweigen / j verschmachten meine Gebeine durch mein täglich Heulen. Denn deine Hand war Tag und Nacht schwer auf mir / daß mein Saft vertrocknete wie es im Sommer dürre wird. Sela. Darum bekenne ich dir meine Sünde und verhehle meine Missetat nicht. Ich sprach: »Ich will dem Herrn meine Übertretung bekennen!« Da vergabst du mir die Missetat meiner Sünde. Sela. Dafür werden dich alle Heiligen bitten zur rechten Zeit / darum / wenn große Wasserfluten kommen / werden sie nicht an dieselbigen gelangen. Du bist mein Schirm. Du wolltest mich vor Angst behüten / daß ich errettet ganz fröhlich rühmen konnte. Sela. »Ich will dich unterweisen und dir den Weg zeigen / den du wandeln sollt / ich will dich mit meinen Augen leiten. Seid nicht wie Roß und Meuler (Maultiere) / die nicht verständig sind / welchen man Zaum und Gebiß muß ins Maul legen / wenn sie nicht zu dir wollen.« Der Gottlose hat viel Plage / wer aber auf den Herrn hoffet / den wird die Güte umfangen. Freuet des Herrn und seid fröhlich / ihr Gerechten / und rühmet / alle ihr Frommen. Freuet euch des Herrn / ihr Gerechten / die Frommen sollen ihn schön preisen. Danket dem Herrn mit Harfen und lobsinget ihm auf dem Psalter von zehen Saiten. Singet ihm ein neues Lied / machts gut auf Saitenspielen mit Schalle. Denn des Herrn Wort ist wahrhaftig / und was er zusaget / das hält er gewiß. Er liebet Gerechtigkeit und Gericht / die Erde ist voll der Güte des Herrn. Der Himmel ist durchs Wort des Herrn gemacht und all sein Heer durch den Geist seines Munds. Er hält das Wasser im Meer zusammen / wie in einem Schlauch / und legt die Tiefen ins Verborgen. Was sie gedenken /das lenket und wendet er / wie er will. Alle Welt furchte den Herrn / und vor ihm scheue sich alles / was auf dem Erdboden wohnet. Denn so er spricht / so geschiehts / so er gebeut / so stehets da. Der Herr macht zunicht der Heiden Rat und wendet die Gedanken der Völker. Aber der Rat des Herrn bleibet ewiglich / seines Herzen Gedanken für und für. Wohl dem Volk / des der Herr ein Gott ist / das Volk / das er zum Erbe erwählet hat. Der Herr schauet vom Himmel und siehet aller Menschen Kinder. Von seinem festen Thron siehet er auf alle / die auf Erden wohnen. Er lenket ihnen allen das Herz / er merket auf alle ihre Werk. Eim König hilft nicht seine große Macht / 16 ein Riese wird nicht errettet durch seine große Kraft. Rosse helfen auch nicht, und ihre große Stärke errettet nicht / Siehe / des Herrn Auge siehet auf die so ihn fürchten / die auf seine Güte hoffen / daß er ihre Seele errette vom Tode und ernähre sie in der Teurunge. Unser Seele harret auf den Herrn / 20 er ist unser Hilfe und Schild. Denn unser Herz freuet sich sein / und wir trauen auf seinen heiligen Namen. Deine Güte Herr sei über uns / wie wir auf dich hoffen. Ein Psalm Davids / da er sein Gebärde verstellet vor Abimelech / der ihn von sich trieb / und er wegging. 34 Ich will den Herrn loben allezeit / sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein. Meine Seele soll sich rühmen des Herrn / daß die Elenden hören und sich freuen. Preiset mit mir den Herrn und laßt uns miteinander seinen Namen erhöhen. Da ich den Herrn sucht’ / antwortet’ er mir und errettete mich aus aller meiner Furcht. Welche ihn ansehen und anlaufen / deren Angesicht wird nicht zuschanden werden. Da dieser Elender rief / hörte der Herr und half ihm aus allen seinen Nöten. Der Engel des Herrn lagert sich um die her / so ihn furchten / und hilft ihnen aus. Schmeckt und sehet / wie freundlich der Herr ist / wohl dem / der auf ihn trauet! Fürchtet den Herrn / ihr seine Heiligen / denn die ihn furchten / haben keinen Mangel. Die Reichen müssen darben und hungern / aber die den Herrn suchen / haben keinen Mangel an irgendeinem Gut. Kommt her Kinder höret mir zu / ich will euch die Furcht des Herrn lehren. Wer ist / der gut Leben begehrt / und gerne gute Tage hätte? Behüte deine Zunge vor Bösem und deine Lippen / daß sie nicht falsch reden. Laß vom Bösen und tu Guts, suche Friede und jage ihm nach. Die Augen des Herrn sehen auf die Gerechten und seine Ohren aufihr Schreien. Das Antlitz aber des Herrn stehet über (wider) die so Böses tun / daß er ihr Gedächtnis ausrotte von der Erden. Wenn die (Gerechten) schreien / so höret der Herr und errettet sie aus all ihrer Not. Anlaufen: Die sich zu ihm dringen und gleich überfallen / wie diegeilendeFrau den Richter/ Lukas 18. Oder wie Wasser daherfließen mit Haufen und Stürmen. Denn er hals gern / daß man suche/ klop fe und poliere mit Beten ohn Ablassen. Das ist /fleuch falsche Lehre / und tu Cuts /und leide dich. Daß man nichts mehr non ihnen hält Der Herr ist nahe bei denen / die zerbrochens Herzen sind / und hilft denen / die zerschlagen Gemüt haben. Der Gerecht muß viel leiden / aber der Herr hilft ihm aus dem allen. Er bewahret ihm alle seine Gebeine / daß der nicht eins zerbrochen wird. Den Gottlosen wird das Unglück töten / und die den Gerechten hassen / werden Schuld haben. Der Herr erlöset die Seele seiner Knechte / und all / die aufihn trauen / werden keine Schuld haben. Ein Psalm Davids Herr / hadere mit meinen Haderern / streite wider meine Bestreiter. Ergreife den Schild und Waffen und mache dich auf / mir zu helfen. Zücke den Spieß und schütze mich wider meine Verfolger! Sprich zu meiner Seelen: »Ich bin deine Hilfe!« Es müssen sich schämen und gehöhnet werden / die nach meiner Seele stehen. Es müssen zurückkehren (zurückweichen) und zuschanden werden / die mir übelwollen. Sie müssen werden wie Spreu vor dem Winde / und der Engel des Herrn stoße sie weg. Ihr Weg müsse finster und schlüpfrig werden / und der Engel des Herrn verfolge sie. Denn sie haben mir ohn Ursach gestehet ihr Netze / zu verderben / und haben ohn Ursach meiner Seelen Gruben zugericht. Er müsse unversehens überfallen werden / 8 und sein Netz / das er gestehet hat / müsse ihn fangen / und müsse drinnen überfallen werden. Aber meine Seele müsse sich freuen des Herrn und fröhlich sein auf seine Hilfe. Alle meine Gebeine müssen sagen: »Herr / wer ist dein gleichen? 17 Der du den Elenden errettest von dem / der ihm zu stark ist / und den Elenden und Armen von seinen Räubern.« Es treten frevel Zeugen auf / die zeihen mich / des ich nicht schuldig bin. Sie tun mir Arges um Guts / mich in Herzleid zu bringen. Ich aber / wenn sie krank waren / zog einen Sack an / tat mir wehe mit Fasten und betete von Herzen stets. Ich hielt mich / als wäre es mein Freund und Bruder / ich ging traurig / wie einer der Leide trägt über seiner Mutter. Sie aber freuen sich über meinem Schaden und rotten sich / es rotten sich die Hinkende wider mich / ohn meine Schuld / sie reißen (mich herunter) und hören nicht auf. Mit denen / die da heucheln und spotten um des Bauchs willen / beißen sie ihre Zähne zusammen über mich. Herr / wie lange willst du Zusehen? Errette doch meine Seele aus ihrem Getümmel und meine Einsame von den jungen Löwen. Ich will dir danken in der großen Gemeine / und unter viel Volks will ich dich rühmen. Laß sich nicht über mich freuen / die mir unbillig feind sind / noch mit den Augen spotten / die mich ohn Ursach hassen. Denn sie trachten / Schaden zu tun und suchen falsche Sachen wider die Stillen im Lande / und sperren ihr Maul weit auf wider mich und sprechen: »Da / da / das sehen wir gerne.« Herr / du siehsts / schweige nicht. Herr / sei nicht ferne von mir. Erwecke dich und wache auf zu meinem Recht und zu meiner Sache / mein Gott und Herr. Herr / mein Gott / richte mich nach deiner Gerechtigkeit / daß sie sich über mich nicht freuen. Laß sie nicht sagen in ihrem Herzen: »Da / da / das wollten wir.« Laß sic nicht sagen: »Wir haben ihn verschlungen.« Sie müssen sich schämen und zuschanden werden alle / die sich meines Übels freuen / Herzleid: Stere-litatem animae mene. Idest/als müßte mein Seele verlassen und veracht sein / wie eine Witwe oder Unfruchtbare. Hinkende: Das ist /die den Baum auf beiden Achseln tragen / dienen Gott und dienen doch auch dem Teufel. Die gerne Friede hätten. sie müssen mit Schand und Schani gekleidet werden / die sich wider mich rühmen. Rühmen und freuen müssen sich / 27 die mir gönnen / daß ich recht behalte / und immer sagen: »Der Herr müsse hoch gelobt sein / der seinem Knecht wohl will.« Und meine Zunge soll reden von deiner Gerechtigkeit und dich täglich preisen. 36 Ein Psalm Davids des Herrn Knechts / vorzusingen Von Grund: Wenn ich gründlich die Wahrheit sagen soll. Denn die Gottlosen scheinen als seien sie fromm und heilig / und ist doch im Grund falsch. Lager: Das ist / ohne Aufhören / ruhen nicht. Wie die Berge Gottes: Das ist / fest und unver-störlich. Licht: Das ist / Trost / Freude. Es ist von Grund meines Herzens von der Gottlosen Wesen gesprochen / daß kein Gottesfurcht bei ihnen ist. Sie schmücken sich unterander selbst / daß sie ihre böse Sache fördern und andre verunglimpfen. Alle ihre Lehre ist schädlich und erlogen / sie lassen sich auch nicht weisen / daß sie Guts täten / sondern sie trachten auf ihrem Lager nach Schaden und stehen fest auf dem bösen Weg und scheuen kein Arges. Herr / deine Güte reicht / so weit der Himmel ist / 6 und deine Wahrheit / so weit die Wolken gehen. Deine Gerechtigkeit stehet wie die Berge Gottes und dein Recht wie große Tiefe. Herr - du hilfest beide / Menschen und Viehe. Wie teur ist deine Güte / Gott / daß Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel trauen (Zuflucht finden). Sie werden trunken von den reichen Gütern deines Hauses / und du tränkest sie mit Wollust (Wonne) / als mit einem Strom. Denn bei dir ist die lebendige Quelle / und in deinem Licht sehen wir das Licht. Breite deine Güte über die / die dich kennen / und deine Gerechtigkeit über die Frommen. Laß mich nicht von den Stolzen untertreten werden / und die Hand der Gottlosen stürze mich nicht / sondern laß sie / die Übeltäter / daselbst fallen / daß sie verstoßen werden und nicht bleiben mögen. Ein Psalm Davids 37 Erzürne dich nicht über die Bösen / sei nicht neidisch über die Übeltäter. Denn wie das Gras werden sie bald abgehauen / und wie das grüne Kraut werden sie verwelken. Hoffe auf den Herrn und tu Guts / bleibe im Lande und nähre dich redlich. Habe deine Lust am Herrn / der wird dir geben / was dein Herz wünschet. Befehl dem Herrn deine Wege / und hoffe auf ihn / er wirds wohlmachen und wird deine Gerechtigkeit hervorbringen wie das Licht und dein Recht wie den Mittag. Sei stille dem Herrn und warte auf ihn / erzürne dich nicht über den / dem sein Mutwille glücklich fortgehet. Stehe ab vom Zorn und laß den Grimm / erzürne dich nicht / daß du auch übel tust. Denn die Bösen werden ausgerottet / die aber des Herrn harren / werden das Land erben. Es ist noch um ein Kleines / so ist der Gottlose nimmer / und wenn du nach seiner Stätte sehen wirst / wird er weg sein. Aber die Elenden werden das Land erben und Lust haben in großem Frieden. Der Gottlose dräuet dem Gerechten und beißet seine Zähne zusammen über ihn. Aber der Herr lachet sein / denn er sichet / daß sein Tag kommt. Die Gottlosen ziehen das Schwert aus und spannen ihren Bogen / Dieser Spruch (Selig sind die Sanftmütigen / denn sie werden das Erdreich besitzen) ist eine Glosse und Aus-legung dieses Psalms. Redlich: Mit Gott und mit Ehren /daßdu Gottßirchtest und niemand Unrecht tust. Stille: Harre und tobe nicht. daß sie fallen den Elenden und Armen und schlachten die Frommen. Aber ihr Schwert wird in ihr Herz gehen / und ihr Bogen wird zerbrechen. Das wenige / das ein Gerechter hat / ist besser denn das groß Gut vieler Gottlosen. Denn der Gottlosen Arm wird zerbrechen / aber der Herr enthält (stützt) die Gerechten. Der Herr kennet die Tage der Frommen / und ihr Gut wird ewiglich bleiben. Sie werden nicht zuschanden in der bösen Zeit und in der Teurung werden sie gnug haben. Denn die Gottlosen werden umkommen und die Feinde des Herrn / wenn sie gleich sind wie eine köstliche Aue / werden sie doch vergehen / wie der Rauch vergehet. Der Gottlose borget und bezahlet nicht / der Gerecht aber ist barmherzig und milde. Denn seine Gesegneten erben das Land / aber seine Verfluchten werden ausgerottet. Von dem Herrn wird solches (rechten) Manns Gang gefördert / und (der Herr) hat Lust an seinem Wege. Fället er / so wird er nicht weggeworfen / denn der Herr erhält ihn bei der Hand. Ich bin jung gewesen und alt worden und habe noch nie gesehen den Gerechten verlassen oder seinen Samen nach Brot gehen. Er ist allezeit barmherzig und leihet gerne und sein Same wird gesegnet sein. Laß vom Bösen und tu Gutes / und bleibe immerdar (so wirst du bleiben). Denn der Herr hat das Recht lieb und verläßt seine Heiligen nicht / ewiglich werden sie bewahret / aber der Gottlosen Samen wird ausgerottet. Die Gerechten erben das Land und bleiben ewiglich drinnen. Der Mund des Gerechten redet die Weisheit / und seine Zunge lehret das Recht. Das Gesetz seines Gottes ist in seinem Herzen / seine Tritt gleiten nicht. Der Gottlose lauert auf den Gerechten und gedenkt ihn zu töten. Aber der Herr läßt ihn nicht in seinen Händen und verdammt ihn nicht / wenn er verurteilt wird. Harre auf den Herrn und halt seinen Weg / so wird er dich erhöhen / daß du das Land erbest. Du wirsts sehen / daß die Gottlosen ausgerottet werden. " Ich hab gesehen einen Gottlosen / der war trotzig und breitet sich aus und grünet wie ein Lorbeerbaum. Da man vorüberging / siehe / da war er dahin / ich fragt nach ihm / da ward er nirgend funden. Bleibe fromm und halt dich recht / denn solchem wirds zuletzt wohlgehen. 38 Die Übertreter aber werden vertilget miteinander / und die Gottlosen werden zuletzt ausgerottet. Aber der Herr hilft den Gerechten / der ist ihre Stärke in der Not. Und der Herr wird ihnen beistehen und wird sie erretten / er wird sie von den Gottlosen erretten und ihnen helfen / denn sie trauen aufihn. Ein Psalm Davids / zum Gedächtnis 38 Herr / strafe mich nicht in deinem Zorn und züchtige mich nicht in deinem Grimm! Denn deine Pfeile stecken in mir und deine Hand drücket mich. Es ist nichts Gesundes an meinem Leibe vor deinem Dräuen und ist kein Friede in meinen Gebeinen vor meiner Sünde. Denn meine Sünde gehen über mein Haupt. Wie eine schwere Last sind sic mir zu schwer worden. Meine Wunden stinken und eitern vor meiner Torheit. Ich gehe krumm und sehr gcbücket / den ganzen Tag gehe ich traurig. Gedächtnis: Gott loben / und sich schuldigen / das ist recht an Gott und sich selbstgedenken. Licht meiner Augen: Das ist / mein Angesicht ist nicht licht und fröhlich/sondern siehet smir/betrübt und finster. Denn meine Lenden verdorren ganz, und ist nichts Gesundes an meinem Leibe. Es ist mit mir gar anders / und bin sehr zerstoßen / 9 ich heule vor Unruhe meines Herzen. Herr / vor dir ist alle meine Begierd / und mein Seufzen ist dir nicht verborgen. Mein Herz bebet / meine Kraft hat mich verlassen / und das Licht meiner Augen ist nicht bei mir. Meine Lieben und Freunde stehen gegen mir und scheuen meine Plage und meine Nähesten treten ferne. Und die mir nach der Seelen stehen / stellen mir (Schlingen) / und die mir übel wollen / reden / wie sie Schaden tun wollen / und gehen mit eitel Listen um. Ich aber muß sein wie ein Tauber und nicht hören und wie ein Stummer / der seinen Mund nicht auftut. Und muß sein wie einer der nicht höret / und der keine Widerrede in seinem Munde hat. Aber ich harre / Herr / auf dich! Du ' Herr / mein Gott / wirst erhören! Denn ich denke / daß sieja sich nicht über mich freuen / 17 wenn mein Fuß wanket / würden sie sich hoch rühmen wider mich. Denn ich bin zu Leiden gemacht - und mein Schmerzen ist immer vor mir / denn ich zeige meine Missetat an und sorge für (wegen) mein(er) Sünde. Aber meine Feinde leben und sind mächtig / die mich unbillig hassen / sind groß. Und die mir Arges tun um Gutes / setzen sich wider mich / darum / daß ich ob dem Guten halte. Verlaß mich nicht / Herr / mein Gott! 22 Sei nicht ferne von mir! Eile, mir beizustehen / Herr / meine Hilfe! 8 Ein Psalm Davids / vorzusingen für Jeduthun Ich habe mir vorgesetzt: Ich will mich hüten / daß ich nicht sündige mit meiner Zungen. Ich will meinen Mund zäumen / weil ich muß den Gottlosen so vor mir sehen. Ich bin verstummet und still und schweige der Freuden und muß mein Leid in mich fressen. Mein Herz ist entbrannt in meinem Leibe / und wenn ich dran gedenke / werde ich entzündet / (daß) ich rede mit meiner Zungen: »Aber (Ach) Herr / lehre doch mich / daß ein Ende mit mir haben muß / und mein Leben ein Ziel hat / und ich davon muß. Siehe / meine Tage sind einer Handbreit bei dir / und mein Leben ist wie nichts vor dir. Wie gar nichts sind alle Menschen / die doch so sicher leben. Sela. Sie gehen daher wie ein Schemen und machen ihnen viel vergeblicher Unruhe / sie sammeln und wissen nicht / wer es kriegen wird.« Nu Herr / wes soll ich mich trösten? Ich hoffe auf dich! Errette mich von aller meiner Sünde und laß mich nicht den Narren ein Spott werden. Ich will schweigen und meinen Mund nicht auftun / du wirsts wohlmachen. Wende deine Plage von mir / denn ich bin verschmacht von der Strafe deiner Hand. Wenn du einen züchtigest um der Sünde willen / so wird seine Schöne verzehret wie von Motten. Ah wie gar nichts sind doch alle Menschen! Sela. Höre mein Gebet / Herr / und vernimmt mein Schreien / und schweige nicht über meinen Tränen / denn ich bin beide dein Pilgerim / und dein Bürger (Gast) wie alle meine Väter. Laß ab von mir / daß ich mich erquicke / ehe denn ich hinfahre und nicht mehr hie sei. 39 zäumen: Daß ich nicht murre / weil es mir so übel /undden Bösen so wohl gehet. der Freuden: Es ist mir nicht lächerlich. lehre mich: Daß ich nicht so sicher lebe /wie die Gottlosen / die kein ander Leben hoffen. Psalm go. schweigen: Ich will sie lassen fahren und nicht murren wider dich. Ein Psalm Davids / vorzusingen Ich harrete des Herrn und er neigete sich zu mir und hörete mein Schreien / und zog mich aus der grausamen Gruben und aus dem Schlamm / und stellete meine Füße auf einen Fels / daß ich gewiß treten kann / und hat mir ein neu Lied in meinen Mund gegeben / zu loben unsern Gott. Das werden viel sehen und den Herrn furchten und auf ihn hoffen. Wohl dem / der seine Hoffnung setzt auf den Herrn und sich nicht wendet zu den Hoffartigen und die mit Lügen umgehen. Herr / mein Gott / groß sind deine Wunder und deine Gedanken / die du an uns beweisest. Dir ist nichts gleich. Ich will sie verkündigen und davon sagen / wiewohl sie nicht zu zählen sind. Opfer und Speisopfer gefallen dir nicht / 7 aber die Ohren hast du mir aufgetan. Du willst weder Brandopfer noch Sündopfer. Da sprach ich: »Siehe / ich komme / im Buch ist von mir geschrieben. Deinen Willen / mein Gott / tue ich gerne / und dein Gesetz hab ich in meinem Herzen.« Ich will predigen die Gerechtigkeit in der großen Gemeine. Siehe ich will mir meinen Mund nicht stopfen lassen / Herr / das weißest du. Deine Gerechtigkeit verberge ich nicht in meinem Herzen / von deiner Wahrheit und von deinem Heil rede ich. Ich verhehle deine Güte und Treue nicht vor der großen Gemeine. Du aber / Herr / wolltest (wollest) deine Barmherzigkeit 12 von mir nicht wenden! Laß deine Güte und Treue allwege mich behüten. Denn es hat mich umgeben Leiden ohn Zahl / es haben mich meine Sünde ergriffen / daß ich nicht sehen kann / Sehen: ihr ist mehr denn Haar auf meinem Haupt / Daß mir das und mein Herz hat mich verlassen. Gesicht vergehet Laß dirs gefallen / Herr / daß du mich errettest / vorgroßem eile / Herr / mir zu helfen. Wehe. Schämen müssen sich und zuschanden werden / die mir nach meiner Seelen stehen / daß sie die umbringen. ,, Zurück müssen sie fallen und zuschanden werden / die mir Übels gönnen. Sie müssen in ihrer Schande erschrecken / die über mich schreien: »Da / da!« 17 Es müssen sich freuen und fröhlich sein alle die nach dir fragen / und die dein Heil lieben / müssen sagen allwege: »Der Herr sei hochgelobt!« Denn ich bin arm und elend / der Herr aber sorget für mich. Du bist mein Helfer und Erretter / mein Gott / verzeuch nicht. Ein Psalm Davids / vorzusingen Wohl dem / der sich des Dürftigen annimmt / den wird der Herr erretten zur bösen Zeit. Der Herr wird ihn bewahren und beim Leben erhalten / und ihm lassen wohlgehen auf Erden / und nicht geben in seiner Feinde Willen. Der Herr wird ihn erquicken auf seinem Siechbette. Du hilfest ihm von aller seiner Krankheit. Ich sprach: »Herr sei mir gnädig / heile meine Seele / denn ich habe an dir gesündiget.« Meine Feinde reden Arges wider mich: »Wann wird er sterben und sein Name vergehen?« Sie kommen / daß sie schauen und meinens doch nicht von Herzen / sondern suchen etwas / das sie lästern mögen / gehen hin und tragens aus. 41 Alle / die mich hassen / raunen miteinander wider mich und denken Böses über mich. Sie haben ein Bubenstück über mich beschlossen: »Wenn er liegt / soll er nicht wieder aufstehen.« Auch mein Freund / dem ich mich vertrauet / der mein Brot aß / tritt mich unter die Füße (mit Füßen). Du aber Herr sei mir gnädig / und hilf mir auf / 11 so will ich sie bezahlen (ihnen heimzahlen). Dabei (Daran) merke ich / daß du Gefallen an mir hast / daß mein Feind über mich nicht jauchzen wird. Mich aber erhaltest du um meiner Frömmkeit willen / und stellest mich vor dein Angesicht ewiglich. Gelobt sei der Herr / der Gott Israel / von nu an bis in Ewigkeit. Amen! Amen! 42 Gottes Angesicht: Da Gott wohnet /als im Tempel und wo sein Wort ist. Angesicht: Ist sein Erkenntnis und Gegenwärtigkeit durchs Wort und Glauben. Ein Unterweisung der Kinder Korah / vorzusingen Wie der Hirsch schreiet nach frischem Wasser / so schreiet meine Seele / Gott / zu dir. Meine Seele dürstet nach Gott / nach dem lebendigen Gott. Wann werde ich dahin kommen / daß ich Gottes Angesicht schaue? Meine Träne sind meine Speise Tag und Nacht / weil man täglich zu mir sagt: »Wo ist nu dein Gott?« Wenn ich denn des innen werde / so schütte ich mein Herz heraus bei mir selbst / denn ich wollt gerne hingehen mit dem Haufen und mit ihnen wallen zum Hause Gottes mit Frohlocken und Danken unter dem Haufen / die da feiern. Was betrübest du dich / meine Seele / 6 und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott / denn ich werde ihm noch danken / daß er mir hilft mit seinem Angesicht. Mein Gott / betrübt ist meine Seele in mir / darum gedenke ich an dich im Lande am Jordan und Hermonim auf dem kleinen Berg. Deine Flut rauschen daher / daß hie eine Tiefe und da eine Tiefe brausen / alle deine Wasserwogen und Wellen gehen über mich. Der Herr hat des Tages verheißen seine Güte und des Nachts singe ich ihm und bete zu Gott meins Lebens. Ich sage zu Gott / meinem Fels: »Warum hast du mein vergessen? Warum muß ich so traurig gehen / wenn mein Feind mich dränget?« Es ist als ein Mord in meinen Beinen / daß mich meine Feinde schmähen / wenn sie täglich zu mir sagen: »Wo ist nu dein Gott?« Was betrübest du dich / meine Seele und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott / denn ich werde ihm noch danken / daß er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist. Im Lande am Jordan: Das ist /im jüdischen Lande welches er so nennet /weil der Jordan drinnenßeu-ßet als das Landwasser. Und Hermonim (die großen Berge) drum sind /gegen welche der Berg Zion klein ist. Flut: Gleichwie im Roten Meer den Ägyptern geschah. Meines Angesichts Hilfe: er wird mein Angesicht nicht lassen zuschanden werden (Psalm 34) sondern mich fröhlich lassen erhöret sein. Richte mich / Gott / und führe meine Sache wider das unheilige Volk / und errette mich von den falschen und bösen Leuten. Denn du bist der Gott meiner Stärke / warum verstoßest du mich? Warum lässest du mich so traurig gehen / wenn mich mein Feind dränget? Sende dein Licht und deine Wahrheit / daß sie mich leiten und bringen zu deinem heiligen Berg und zu deiner Wohnung / daß ich hineingehe zum Altar Gottes / zu dem Gott / der meine Freude und Wonne ist / und dir / Gott / auf der Harfe danke / mein Gott. 43 Was betrübest du dich / meine Seele und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott / denn ich werde ihm noch danken / daß er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist. Ein Unterweisung der Kinder Korah / vorzusingen Gott / wir haben mit unsern Ohren gehöret / unser Väter habens uns erzählet / was du getan hast zu ihren Zeiten vor alters. Du hast mit deiner Hand die Heiden vertrieben / aber sie hast du eingesetzt / du hast die Völker verderbet / aber sie hast du ausgebreitet. Denn sie haben das Land nicht eingenommen durch ihr Schwert und ihr Arm half ihnen nicht / sondern deine Rechte / dein Arm / und das Licht deines Angesichts / denn du hattest Wohlgefallen an ihnen. Gott / du bist derselbe mein König / 5 der du Jakob Hilfe verheißest. Durch dich wollen wir unser Feinde zerstoßen / in deinem Namen wollen wir untertreten / die sich wider uns setzen. Denn ich verlasse mich nicht auf meinen Bogen und mein Schwert kann mir nicht helfen / sondern du hilfest uns von unsern Feinden und machest zuschanden / die uns hassen. Wir wollen täglich rühmen von Gott und deinem Namen danken ewiglich. Sela. Warum verstoßest du uns denn nu 10 und lässest uns zuschanden werden und zeuchst nicht aus unter unserm Heer? Du lässest uns fliehen vor unserm Feind / daß uns berauben / die uns hassen. iS 24 Du lassest uns auffressen wie Schafe und zerstreuest uns unter die Heiden. Du verkaufest dein Volk umsonst und nimmst nichts drum. Du machest uns zur Schmach unsern Nachbarn / zum Spott und Hohn / denen die um uns her sind. Du machst uns zum Beispiel (Spottwort) unter den Heiden / und daß die Völker das Haupt über uns schütteln. Täglich ist meine Schmach vor mir / und mein Antlitz ist voller Schande / daß ich die Schänder und Lästerer hören und die Feinde und Rachgierigen sehen muß. Dies alles ist über uns kommen / und haben doch dein nicht vergessen / noch untreulich in deinem Bund gehandelt. Unser Herz ist nicht abgefallen / noch unser Gang gewichen von deinem Weg / daß du uns so zerschlägest unter den Drachen und bedeckest uns mit Finsternis. Wenn wir des Namens unsers Gottes vergessen hätten und unsre Hände aufgehoben zum fremden Gott. Das möchte Gott wohl finden / nu kennet er ja unsers Herzen Grund. Denn wir werden ja um deinetwillen täglich erwürget und sind geachtet wie Schlachtschafe. Erwecke dich / Herr / warum schläfest du? Wache auf und verstoße uns nicht so gar. Warum verbirgest du dein Antlitz / vergissest unsers Elends und Drangs? Denn unsre Seele ist gebeuget zur Erden / unser Bauch klebt am Erdboden. Mache dich auf / hilf uns und erlöse uns um deiner Güte willen. Drachen: Das ist 'dengiftigen Tyrannen. Und Finsternis heisset Unglück. Deinetwillen: S icht 11m nnser-willen / sondern dein Wort verfolgen sie in uns 45 Was Kezia sei / weiß ich nicht. Etliche nennens Kasia. Es miß ein Wurzel sein die wohl reucht und Kleider wohl hält. Zor: Heißt die Stadt Tyrus. Er nennet aber die Stadt Tyrus die zu der Zeit die reichste und berühmteste Stadt war. Als sollt er sagen / auch die Reichsten in der Welt werden Christum ehren. Inwendig: Gleich wie im Frauenzimmer alles eitel Gold und Seiden ist. Zu dir: Als zum Tanze oder Freuden. Ein Brautlied und Unterweisung der Kinder Korah / von den Rosen / vorzusingen Mein Herz dichtet ein feines Lied / ich will singen von eim Könige / meine Zunge ist ein Griffel eins guten Schreibers. Du bist der Schönest unter den Menschenkindern / holdselig sind deine Lippen / darum segnet dich Gott ewiglich. Gürte dein Schwert an deine Seiten / du Held / und schmücke dich schön. Es müsse dir gelingen in deinem Schmuck! Zeuch einher der Wahrheit zugut und die Elenden bei Recht zu behalten / so wird deine rechte Hand Wunder beweisen. Scharf sind deine Pfeile / daß die Völker vor dir niederfallen / mitten unter den Feinden des Königes. Gott / dein Stuhl bleibt immer und ewig / das Zepter deines Reichs ist ein gerades Zepter. Du liebest Gerechtigkeit und hassest gottlos Wesen darum hat dich Gott / dein Gott / gesalbet mit Freudenöle / mehr denn deine Gesellen. Deine Kleider sind eitel Myrrhen / Aloes und Kezia / wenn du aus den elfenbeinen Palästen dahertrittest in deiner schönen Pracht. In deinem Schmuck gehen der Könige Töchter / die Braut stehet zu deiner Rechten in eitel köstlichem Golde. Höre Tochter / schau drauf / und neige deine Ohren / vergiß deines Volks und deines Vaters Haus. So wird der König Lust an deiner Schöne haben / denn er ist dein Herr und (du) sollt ihn anbeten. Die Tochter Zor wird mit Geschenk da sein / die Reichen im Volk werden vor dir flehen. Des Königes Tochter ist ganz herrlich inwendig / sie ist mit gülden Stücken gekleidet. Man führet sie in gestickten Kleidern zum König / und ihre Gespielen / die Jungfrauen / die ihr nachgehen / führt man zu dir. Man führet sie mit Freuden und Wonne / und gehen in des Königes Palast. iy Anstatt deiner Väter wirst du Kinder kriegen / die wirst du zu Fürsten setzen in aller Welt. Ich will deines Namens gedenken von Kind zu Kindskind / darum werden dir danken die Völker immer und ewiglich. 5 9 Ein Lied der Kinder Korah / von der Jugend / vorzusingen 46 Gott ist unser Zuversicht und Stärke / eine Hilfe in den großen Nöten / die uns troffen haben. Darum furchten wir uns nicht / wenngleich die Welt unterginge und die Berge mitten ins Meer sänken / wenngleich das Meer wütet und wallet und von seinem Ungestüm die Berge einfielen. Sela. Dennoch soll die Stadt Gottes fein lustig bleiben mit ihren Brünnlein / da die heiligen Wohnungen des Höhesten sind. Gott ist bei ihr drinnen / darum wird sie wohl bleiben / Gott hilft ihr frühe (am Morgen). Die Heiden müssen verzagen / und die Königreiche fallen / das Erdreich muß vergehen / wenn er sich hören läßt. sich hören läßt: Der Herr Zebaoth ist mit uns / Das ist / wenn er der Gott Jakobs ist unser Schutz! Sela. donnert. Kommt her und schauet die Werk des Herrn / der aufErden solch Zerstören anrichtet / der den Kriegen steuert in aller Welt / der Bogen zerbricht / Spieß zerschlägt und Wagen mit Feuer verbrennt. Seid stille und erkennet / daß ich Gott bin. Ich will Ehre einlegen unter den Heiden / ich will Ehre einlegen aufErden. Der Herr Zebaoth ist mit uns / der Gott Jakobs ist unser Schutz! Sela. 47 Ein Psalm / vorzusingen / der Kinder Korah Klüglich: Daß man im Predigen das Wort mit Fleiß handele und drauf bleibe / nicht einhin schreie und plaudere /wie die milden / wüsten Schreier und Speier / und frechen Prediger / die da reden was sie dünkt. Bei den Schilden: Es müssen Fürsten auch Christen sein / so hie genannt werden Schilde au f Erden. Frohlocket mit Händen / alle Völker / und jauchzet Gott mit fröhlichem Schall! Denn der Herr / der Allerhöhest / ist erschrecklich / ein großer König auf dem ganzen Erdboden. Er wird die Völker unter uns zwingen / und die Leute unter unsere Füße. Er erwählet uns zum Erbteil / die Herrlichkeit Jakobs / den er liebet. Sela. Gott fähret auf mit Jauchzen / und der Herr mit heller Posaunen. Lobsinget / lobsinget Gott / lobsinget / lobsinget unserm Könige. Denn Gott ist König auf dem ganzen Erdboden / lobsinget ihm klüglich. Gott ist König über die Heiden / Gott sitzt auf seinem heiligen Stuhl. Die Fürsten unter den Völkern sind versammelt zu eim Volk dem Gott Abrahams / denn Gott ist sehr erhöhet bei den Schilden auf Erden. 6 io 48 Könige: Das ist / Könige haben vor dieser Stadt müssen erschrek-ken /und oft mit Schanden davonziehen. Ein Psalinlied der Kinder Korah Groß ist der Herr und hochberühmt in der Stadt unsers Gottes auf seinem heiligen Berge. Der Berg Zion ist wie ein schön Zweiglein / des sich das ganze Land tröstet. An der Seiten gegen Mitternacht liegt die Stadt des großen Königs. Gott ist in ihren Palästen bekannt / daß er der Schutz sei. Den siehe / Könige sind versammelt 5 und miteinander vorübergezogen. Sie haben sich verwundert / da sie solchs sahen / sie haben sich entsetzt / und sind gestürzt. Zittern ist sie daselbst ankommen / Angst wie eine Gebärerin. Du zerbrichst Schiff im Meer durch den Ostwind. Wie wir gehört haben / so sehen wirs an der Stadt des Herrn Zebaoth / an der Stadt unsers Gottes: Gott erhält dieselbige ewiglich! Sela. Gott / wir warten deiner Güte / in deinem Tempel. Gott / wie dein Name / so ist auch dein Ruhm bis an der Welt Ende / deine Rechte ist voll Gerechtigkeit. Es freue sich der Berg Zion und die Töchter juda seien fröhlich um deiner Rechte willen. Machet euch um Zion und umfanget (umwandelt) sie / zählet ihre Türme. Leget Fleiß an ihre Mauern und erhöhet ihre Palast / auf daß man davon verkündige bei den Nachkommen / daß dieser Gott sei unser Gott immer und ewiglich / er führet uns wie die Jugend. Ein Psalm der Kinder Korah / vorzusingen Höret zu / alle Völker! Merket auf alle / die in dieser Zeit leben / beide / gemein Mann und Herrn / beide / Reich und Arm miteinander. Mein Mund soll von Weisheit reden und mein Herz von Verstand sagen. Wir wollen einen guten Spruch hören und ein fein Gedicht auf der Harfen spielen. Warum sollt ich mich fürchten in bösen Tagen / wenn mich die Missetat meiner Untertreter (Widersacher) umgibt / die sich verlassen auf ihr Gut und trotzen auf ihren großen Reichtum? Kann doch ein Bruder niemand erlösen / noch Gotte jemand versöhnen / denn es kostet zuviel / ihre Seele zu erlösen / daß ers muß lassen anstehen ewiglich / Verkündige: Das ist /predige möge Gottes Wort. Jugend: Das ist gnädiglich und sanft durchs Wort der Gnaden /wie Vater und Mutter ein Kind aufziehen nicht wie Henker und Stockmeister durch Gesetz und Zwang treiben und würgen. 49 Hat guten Mut / denkt nimmer an Tod. Ihre Häuser: Das ist / ihr Geschlecht / Kinder Gesind etc. Würde: Das ist Gut und Ehre. Lehens: Das ist / er hält davon daß man hie giuig habe und prange. ob er auch gleich lange lebet und die Grube nicht siehet. Denn man wird sehen / daß solche Weisen doch sterben / so wohl als die Toren und Narren umkommen und müssen ihr Gut andern lassen. Das ist ihr Herz (Wunsch)/ daß ihre Häuser währen immerdar/ 12 ihre Wohnungen bleiben für und für und haben große Ehre auf Erden. Dennoch können sie nicht bleiben in solcher Würde / sondern müssen davon / wie ein Vieh. Dies ihr Tun ist eitel Torheit / noch lobens ihre Nachkommen mit ihrem Munde. Sela. Sie liegen in der Hölle wie Schafe / der Tod naget sie / aber die Frommen werden gar bald über sie herrschen / und ihr Trotz muß vergehen / in der Hölle müssen sie bleiben. Aber Gott wird meine Seele erlösen aus der Höllen Gewalt / denn er hat mich angenommen. Sela. Laß dichs nicht irren / ob einer reich wird / 17 ob die Herrlichkeit seines Hauses groß wird / denn er wird nichts in seinem Sterben mitnehmen / und seine Herrlichkeit wird ihm nicht nachfahren. Sondern er tröstet sich dieses guten Lebens und preisets / wenn einer nach guten Tagen trachtet. So fahren sie ihren Vätern nach und sehen das Licht nimmermehr. Kurz / wenn ein Mensch in der Würde ist 21 und hat keinen Verstand / so fahret er davon wie ein Vieh. 50 Ein Psalm Assaph Gott der Herr / der Mächtige redet / und rufet der Welt / von Aufgang der Sonnen bis zu (ihrem) Niedergang. Aus Zion bricht an der schöne Glanz Gottes. Unser Gott kommt und schweiget nicht. Fressend Feur gehet vor ihm her und um ihn her ein groß Wetter. Er rufet Himmel und Erden / daß er sein Volk richte. »Versammelt mir meine Heiligen / die den Bund mehr achten denn Opfer.« Und die Himmel werden seine Gerechtigkeit verkündigen / denn Gott ist Richter. Sela. »Höre / mein Volk / laß mich reden / Israel / laß mich unter dir zeugen / Ich / Gott / bin dein Gott. Deines Opfers halben strafe ich dich nicht / sind doch deine Brandopfer sonst immer vor mir. Ich will nicht von deinem Hause Farren nehmen / noch Böcke aus deinen Ställen. Denn alle Tier im Walde sind mein und Vieh auf den Bergen / da sie bei Tausend gehen. Ich kenne alles Gevögel auf den Bergen / und allerlei Tier auf dem Felde ist vor mir. Wo mich hungerte / wollt ich dir nicht davon sagen / denn der Erdboden ist mein und alles / was drinnen ist. Meinst du / daß ich Ochsenfleisch essen wolle oder Bocksblut trinken? Opfere Gott Dank und bezahle dem Höhesten deine Gelübde / und rufe mich an in der Not / so will ich dich erretten / so sollst du mich preisen. Aber zum Gottlosen spricht Gott: »Was verkündigest du meine Rechte und nimmst meinen Bund in deinen Mund / so du doch Zucht hassest und wirfest meine Wort hinter dich? Wenn du einen Dieb siehest / so laufest du mit ihm / und hast Gemeinschaft mit den Ehebrechern. Dein Maul lassest du Böses reden / und deine Zunge treibet Falschheit. Du sitzest und redest wider deinen Bruder / deiner Mutter Sohn verleumdest du. Das tust du / und ich schweige / da meinest du / ich werde sein gleich wie du / aber ich will dich strafen und will dirs unter Augen stellen. Richte: Regiere / helfe / rette von dem Teufel / Menschen / Tod Sünden etc. Gelübde: Daß du ihm gelobet Imst / er solle dein Gott sein / im ersten Gebot. Merket doch das / die ihr Gottes vergesset / daß ich nicht einmal hinreiße und sei kein Retter mehr da. Wer Dank opfert / der preiset mich / und da ist der Weg / daß ich ihm zeige das Heil Gottes.« 51 Entsündige: Das ist /absolviere mich und sprich mich los / wie vor Zeiten im Gesetz durchs Sprengen mit Isopen bedeutet ward. gewissen: Das ist / ein Geist der im Glauben ohn Zweifel und der Sachengewißist/ und sich nicht irren noch bewegen läßt /von mancherlei Wahngedanken / Lehren etc. als die Dunkler/ Zweifler sind. Ein Psalm Davids / vorzusingen / da der Prophet Nathan zu ihm kam / als er war zu Bath-Saba eingegangen Gott / sei mir gnädig nach deiner Güte und tilge meine Sünde nach deiner großen Barmherzigkeit. Wasche mich wohl von meiner Missetat und reinige mich von meiner Sünde. Denn ich erkenne meine Missetat / und meine Sünde ist immer vor mir. An dir allein hab ich gesündigt und übel vor dir getan / auf daß du recht behaltest in deinen Worten und rein bleibest / wenn du gerichtet wirst. Siehe / ich bin aus sündlichem Samen gezeuget / und meine Mutter hat mich in Sünden empfangen. Siehe / du hast Lust zur Wahrheit die im Verborgen liegt / du lassest mich wissen die heimliche Weisheit. Entsündige mich mit Isopen / daß ich rein werde / wasche mich / daß ich schneeweiß werde. Laß mich hören Freude und Wonne / daß die Gebeine fröhlich werden / die du zerschlagen hast. Verbirg dein Antlitz von meinen Sünden und tilge alle meine Missetat. Schaffe in mir / Gott / ein reines Herz und gib mir einen neuen / gewissen Geist. Verwirf mich nicht von deinem Angesichte und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir. Tröste mich wieder mit deiner Hilfe / und der freudige Geist erhalte mich. Denn ich will die Übertreter deine Wege lehren / daß sich die Sünder zu dir bekehren. Errette mich von den Blutschulden Gott / der du mein Gott und Heiland bist / daß meine Zunge deine Gerechtigkeit rühme. Herr / tu meine Lippen auf / daß mein Mund deinen Ruhm verkündige. Denn du hast nicht Lust zum Opfer / ich wollt dir es sonst wohl geben / und Brandopfer gefallen dir nicht. Die Opfer / die Gott gefallen / sind ein geängster Geist / ein geängstet und zerschlagen Herz wirst du / Gott / nicht verachten. Tu wohl an Zion nach deiner Gnade / baue die Mauern zu Jerusalem. Dann werden dir gefallen die Opfer der Gerechtigkeit / die Brandopfer und ganzen Opfer / dann wird man Farren auf deinen Altar opfern. Blutschulden: Das ist / von der Schuld/damit ich den Tod verdienet habe / wie wir alle sind vor Gott. Ein Unterweisung Davids / vorzusingen / da Doeg der Edomiter kam / und saget Saul an und sprach: »David ist in Ahimelechs Haus kommen.« 52 Was trotzest du denn / du Tyrann / daß du kannst Schaden tun / so doch Gottes Güte noch täglich währet? Deine Zunge trachtet nach Schaden und schneid mit Lügen wie ein scharf Schermesser. Du redest lieber Böses denn Gutes / und Falsch denn Recht. Sela. Du redest gern alles / was zu verderben dienet mit falscher Zungen. Darum wird dich Gott auch ganz und gar zerstören und zerschlagen / und aus der Hütten reißen und aus dem Lande der Lebendigen ausrotten. Sela. Und die Gerechten Werdens sehen und sich fürchten und werden sein lachen: »Siehe / das ist der Mann / der Gott nicht für seinen Trost hielt / sondern verließ sich auf seinen großen Reichtum und war mächtig / Schaden zu tun.« Schaden: Daß du Ander Unglück zurichtest und Schaden tust. ganz und gar: Vier Plagen erzählet er/daß er soll kein Haus / kein Gut behalten /dazu in keiner Stadt /in keinem Lande bleiben. Ich aber werde bleiben wie ein grüner Ölbaum 10 im Hause Gottes / verlasse mich auf Gottes Güte immer und ewiglich. Ich danke dir ewiglich / denn du kannsts wohlmachen / und will harren auf deinen Namen / denn deine Heiligen haben Freude dran. 53 Treiber: Das sind die /so mit Gesetzen und Gewalt die Leute wollen fromm machen in eigen Werken / wie die Hauptleute das Kriegsvolk treiben. Ein Unterweisung Davids / im Chor umeinander / vorzusingen Die Toren sprechen in ihrem Herzen: »Es ist kein Gott!« Sie taugen nichts und sind ein Greuel worden in ihrem bösen Wesen / da ist keiner / der Guts tut. Gott schauet von Himmel auf der Menschen Kinder / daß er sehe / ob jemand klug sei / der nach Gott frage. Aber sie sind alle abgefallen und allesamt untüchtig / da ist keiner / der Gutes tue / auch nicht einer. Wollen denn die Übeltäter ihnen nichts sagen lassen? 5 Die mein Volk fressen / daß sie sich nähren / Gott rufen sie nicht an. Da furchten sie sich aber / da (wo) nicht zu fürchten ist / denn Gott zerstreuet die Gebeine der Treiber. Du machest sie zuschanden / denn Gott verschmähet sie. Ach / daß die Hilfe aus Zion über Israel käme 7 und Gott sein gefangen Volk erlösete! So würde sich Jakob freuen und Israel fröhlich sein. 54 Ein Unterweisung Davids / vorzusingen auf Saitenspielen / da die von Siph kamen und sprachen zu Saul: »David hat sich bei uns verborgen.« Hilf mir / Gott / durch deinen Namen und schaffe mir Recht durch deine Gewalt. Gott / erhöre mein Gebet / vernimm die Rede meines Mundes. Denn Stolze setzen sich wider mich und Trotzige stehen mir nach meiner Seele und haben Gott nicht vor Augen. Sela. 6 Siehe / Gott stehet mir bei / der Herr erhält meine Seele. Er wird die Bosheit meinen Feinden bezahlen. Verstöre sie durch deine Treu. So will ich dir ein Freudenopfer tun und deinem Namen / Herr / danken / daß er so tröstlich ist. " Denn du errettest mich aus aller meiner Not / daß mein Auge an meinen Feinden Lust siehet. Ein Unterweisung Davids / vorzusingen auf Saitenspielen 55 Gott / höre mein Gebet und verbirge dich nicht vor meinem Flehen. Merk auf mich und erhöre mich / wie ich so kläglich zage und heule / daß der Feind so schreiet und der Gottlose dränget / denn sie wollen mir einen Trick beweisen und sind mir heftig gram. Mein Herz ängstet sich in meinem Leibe / und des Todes Furcht ist auf mich gefallen. Furcht und Zittern ist mich ankommen / und Grauen hat mich überfallen. Ich sprach: »O hätte ich Flügel wie Tauben / daß ich flöge und etwa bliebe (eine Ruhstättefände). Siehe / so wollt ich mich ferne wegmachen und in der Wüsten bleiben. Sela. Ich wollt eilen / daß ich entranne vor dem Sturmwind und Wetter.« Mache ihre Zungen uneins / Herr / und laß sie untergehen / denn ich sehe Frevel und Hader in der Stadt. Solchs gehet Tag und Nacht um und um in ihrer Mauern / es ist Mühe und Arbeit drinnen. Schadentun regiert drinnen / Lügen und Trügen läßt nicht von ihrer Gassen. Miilie und Arbeit: Das ist/eitel Bosheit/damit sie sich undande-re beschweren. Leben: Was sie Vorhaben /noch zu tun bei ihrem Leben. Wenn mich doch mein Feind schändete / wollt’ ichs leiden / und wenn mich mein Hasser pochte / wollt’ ich mich vor ihm verbergen. Du aber bist mein Geselle / mein Pfleger und mein Verwandter / die wir freundlich miteinander waren unter uns / wir wandelten im Hause Gottes zu Haufen. Der Tod übereile sie / und müssen lebendig in die Hölle fahren / denn es ist eitel Bosheit unter ihrem Haufen. Ich aber will zu Gott rufen / iy und der Herr wird mir helfen. Des Abends / Morgens und Mittags will ich klagen und heulen / so wird er meine Stimm hören. Er erlöset meine Seele von denen / die an mich wollen und schafft ihr Ruhe / denn ihr ist viel wider mich. Gott wird hören und sie demütigen / der allweg bleibt. Sela. Denn sie werden nicht anders und furchten Gott nicht. Denn sie legen ihre Hände an seine Friedsamen und entheiligen seinen Bund. Ihr Mund ist glätter denn Butter und haben doch Krieg im Sinn / ihr Wort sind gelinder denn Öle und sind doch bloße (gezückte) Schwerter. Wirf dein Anliegen auf den Herrn / 23 der wird dich versorgen / und wird den Gerechten nicht ewiglich in Unruhe lassen. Aber / Gott / du wirst sie hinunterstoßen in die tiefe Gruben / die Blutgierigen und Falschen werden ihr Leben nicht zur Hälfte bringen. Ich aber hoffe auf dich. Ein gülden Kleinod Davids / von der stummen Tauben unter den Fremden / da ihn die Philister griffen zu Gath 56 Gott / sei mir gnädig / denn Menschen wollen mich versenken / täglich streiten sie und ängsten mich. Meine Feinde versenken mich täglich / denn viel streiten wider mich stolziglich. Wenn ich mich furchte / so hoffe ich auf dich. Ich will Gottes Wort rühmen / auf Gott will ich hoffen und mich nicht fürchten. Was sollt mir Fleisch tun? Täglich fechten sie meine Wort an / all ihre Gedanken sind / daß sie mir übel tun. Sie halten zuhauf und lauern / und haben acht auf meine Fersen / wie sie meine Seele erhaschen. Was sie Böses tun / das ist schon vergeben / Gott / stoße solche Leute ohn alle Gnade hinunter. Zähle meine Flucht / fasse meine Tränen in deinen Sack / ohn Zweifel / du zählest sie. Dann werden sich meine Feinde müssen zurückkehren / wenn ich rufe / so werde ich inne / daß du mein Gott bist. Ich will rühmen Gottes Wort / ich will rühmen des Herrn Wort. Auf Gott hoffe ich und fürchte mich nicht / was können mir die Menschen tun? Ich hab dir / Gott / gelobt / daß ich dir danken will / denn du hast meine Seele vom Tode errettet / meine Füße von Gleiten / daß ich wandeln mag vor Gott im Licht der Lebendigen. 1. Könige 21: David mußte wie eine Taube stumm sein/das ist/still schweigen und König Saul nicht verklagen unter den Philistern. Sauls Hofgesinde verjaget mich ins Elend und mu ß immer in der Flucht leben. Was sie tun / das ist Ablaß. Du zählest sie: Du weißest wieviel der ist und vergißest sie nicht. 57 Ein gülden Kleinod Davids / vorzusingen / daß er nicht umkäme / da er vor Saul flöhe in die Höhle Unglück: Sehnde / Leid / das sie mir tun. Sei mir gnädig Gott / sei mir gnädig / denn auf dich trauet meine Seele / und unter dem Schatten deiner Flügel habe ich Zuflucht / bis daß das Unglück vorübergehe. Ich rufe zu Gott / dem Allerhöhesten / zu Gott der meines Jammers ein Ende macht. Er sendet vom Himmel und hilft mir von der Schmach meines Versenkers. Sela Gott sendet seine Güte und Treue. Ich liege mit meiner Seelen unter den Löwen / die Menschenkinder sind Flammen / ihre Zähne sind Spieß und Pfeile und ihre Zungen scharfe Schwerter. Erhebe dich / Gott / über den Himmel / und deine Ehre über alle Welt. Sie stellen meinem Gange Netze und drücken meine Seele nieder / sie graben vor mir eine Gruben und fallen selbst drein. Sela. Mein Herz ist bereit / Gott / Ehre: Dns ist mein Psalter und Lied da ich Gott mit ehre. mein Herz ist bereit / daß ich singe und lobe. Wach auf / meine Ehre / wach auf / Psalter und Harfe! Frühe will ich aufwachen. Herr / ich will dir danken unter den Völkern / ich will dir lobsingen unter den Leuten. Denn deine Güte ist / so weit der Himmel ist / und deine Wahrheit so weit die Wolken gehen. Erhebe dich / Gott / über den Himmel / und deine Ehre über alle Welt! Ein gülden Kleinod Davids / vorzusingen / daß er nicht umkäme 58 Seid ihr denn stumm / daß ihr nicht reden wollt / was recht ist / und richten / was gleich ist / ihr Menschenkinder? Ja/ mutwillig tut ihr Unrecht im Lande / und gehet stracks durch / mit euren Händen zu freveln. Die Gottlosen sind verkehret von Mutterleib an / die Lügner irren von Mutterleib an. Ihr Wüten ist gleich wie das Wüten einer Schlangen / wie eine taub Otter / die ihr Ohr zustopft / daß sie nicht höre die Stimme des Zauberers / des Beschwörers / der wohl beschwören kann. Gott / zerbrich ihre Zähne in ihrem Maul / zerstoße / Herr / die Backenzähne der jungen Löwen. Sie werden zergehen wie Wasser / das dahin fleußt / sie zielen mit ihren Pfeilen / aber dieselben zerbrechen. Sie vergehen wie eine Schnecke verschmachtet / wie ein unzeitige Geburt eines Weibes sehen sie die Sonne nicht. Ehe eure Dornen reif werden am Dornstrauche / wird sie dein Zorn so frisch wegreißen. Der Gerecht wird sich freuen / wenn er solche Rache siehet und wird seine Füße baden in des Gottlosen Blut / daß die Leute werden sagen: »Der Gerechte wird sein ja genießen / es ist ja noch Gott Richter auf Erden.« Ein gülden Kleinod Davids / daß er nicht umkäme / da Saul hinsandte / und ließ sein Haus bewahren (bewachen) / daß er ihn töte Von Mutterleib: Das ist /Art ist nicht gut und läßt von Art nicht. Ehe eure Dornen reif werden: Das ist / ehe denn sie es halb dahinbringen /dahin sie es haben wollen /wird sie Gottes Zorn zerstören und den Gerechten helfen. Blut: Das ist / die Rache wird größer werden / denn jemand begehrt / daß / wo er einen Tropfen Bluts und Rache begehrt / wird sein so viel sein / daß er möcht drinnen baden. 59 Errette mich / mein Gott / von meinen Feinden und schütze mich vor denen / so sich wider mich setzen. Errette mich von den Übeltätern und hilf mir von den Blutgierigen. Denn siehe / Herr / sie lauern auf meine Seele / Sei keinem gnädig: Dasist/laß dir ihrböses Vornehmen nicht gefallen /und hilf nicht 'daßihre Bosheit fortgehe. Wersollts hören: Das ist/sie tim als wäre kein Gott der es höret /und sagen noch denken nicht /daßeinmal muß laut werden. Macht: Das ist / wenn sie mir zu mächtig sind /so sehe ich auf dich. Gott erzeigt: Gott tut mir mehr Guts /denn sie mir Böses tun können. Ho ffart: Das ist / sie bleiben au f ihrem Trotz und Stolz. die Starken sammeln sich wider mich ohn meine Schuld und Missetat. Sie laufen ohn meine Schuld und bereiten sich. Erwache und begegene mir und siehe drein. Du / Herr / Gott Zebaoth / Gott Israels / wache auf und suche heim alle Heiden! Sei der keinem gnädig / die so verwegene Übeltäter sind. Sela. Des Abends laß sie wiederum auch heulen wie die Hunde 7 und in der Stadt umherlaufen. Siehe / sie plaudern miteinander / Schwerter sind in ihren Lippen: »Wer sollts hören?« Aber du / Herr / wirst ihrer lachen und aller Heiden spotten. Vor ihrer Macht halt ich mich zu dir / denn Gott ist mein Schutz. Gott erzeigt mir reichlich seine Güte / Gott läßt mich meine Lust sehen an meinen Feinden. Erwürge sie nicht / daß es mein Volk nicht vergesse / zerstreue sie aber mit deiner Macht / Herr / unser Schild / und stoß sie hinunter. Ihr Lehre ist eitel Sünde und verharren in ihrer Hoffart / und predigen eitel Fluchen und Widersprechen. Vertilge sie ohn alle Gnade / vertilge sie / daß sie nichts seien / und inne werden / daß Gott Herrscher sei in Jakob in aller Welt. Sela. Des Abends laß sie wiederum auch heulen wie Hunde 15 und in der Stadt umherlaufen. Laß sie hin und her laufen um Speise und murren / wenn sie nicht satt werden. Ich aber will von deiner Macht singen und des Morgens rühmen deine Güte / denn du bist mein Schutz und Zuflucht in meiner Not. Ich will dir / mein Gott / lobsingen / denn du / Gott / bist mein Schutz und mein gnädiger Gott. Ein gülden Kleinod Davids / vorzusingen / von einem gülden Rosenspahn zu lehren / da er gestritten hatte mit den Syrern zu Mesopotamia und mit den Syrern von Zoba. Da Jakob umkehret / und schlug der Edomiter im Salztal zwölf tausend Gott / der du uns verstoßen und zerstreuet hast und zornig wärest tröste uns wieder. Der du die Erde bewegt und zerrissen hast / heile ihre Brüche / die so zerschellet ist. Denn du hast deinem Volk ein Hartes erzeigt / du hast uns einen Trunk Weins geben / daß wir taumelten. Du hast aber doch ein Zeichen gegeben denen die dich fürchten / welchs sie aufwurfen und sie sicher machte. Sela. Auf daß deine Lieben erledigt (erlöset) werden / so hilf nu mit deiner Rechten und erhöre uns. Gott redet in seinem Heiligtum: »Des bin ich froh und will teilen Sichern und abmessen das Tal Suchoth. Gilead ist mein / mein ist Manasse / Ephraim ist die Macht meines Haupts / Juda ist mein Fürst. Moab ist mein Waschtöpfen / meinen Schuh strecke ich über Edom / Philistea jauchzet zu mir. Wer will mich fuhren in eine feste Stadt / wer geleitet mich bis in Edom? Wirst du es nicht tun / Gott / der du uns verstoßest und zeuchst nicht aus / Gott / auf unser Heer? Schaff uns Beistand in der Not / denn Menschenhilfe ist kein Nutz. Mit Gott wollen wir Taten tun / er wird unser Feinde untertreten. 60 Rosenspahn: Das ist / ein Gehänge oder köstlich Kleinod in einer Rosen Gestalt. Also nennet er hie sein Königreich / welchs ein göttlich Kleinod oder Spahn ist. Will teilen: Das ist Ach rechne was ich für Volk habe. Waschtöpfen: Das ist meine Untertanen. Feste Stadt: Heißt alles was sicher ist und macht. Unser Heer: Das ist /nicht auf unser Macht sondern au f deine Macht tust du was du uns tust. 61 Ein Psalm Davids / vorzusingen aufeim Saitenspiel Gelübde: Daß ich dich lobe und anrufe/als einen Gott / welchs wir im ersten Gebot Gott geloben. Höre Gott mein Geschrei und merk auf mein Gebet. Hienieden auf Erden rufe ich zu dir / wenn mein Herz in Angst ist / du wollest mich fuhren aufm hohen Felsen. Denn du bist meine Zuversicht / ein starker Turm vor meinen Feinden. Ich will wohnen in deiner Hütten ewiglich und trauen (Zuflucht suchen) unter deinen Fittichen. Sela. Denn du / Gott / hörest mein Gelübde. Du belohnest die wohl / die deinen Namen fürchten. Du gibst einem Könige langes Leben / daß seine Jahre währen immer für und für / daß er immer sitzen bleibet vor Gott. Erzeige ihm Güte und Treue / die ihn behüten. So will ich deinem Namen lobsingen ewiglich / daß ich meine Gelübde bezahle täglich. 62 Ein Psalm Davids für Jeduthun / vorzusingen stille: Ist zu frieden /läßt Gott walten / murret tobet nicht / leidet sich und harret. Meine Seele ist stille zu Gott / der mir hilft / denn er ist mein Hort / meine Hilfe / mein Schutz / daß mich kein Fall stürzen wird / wie groß er ist. Wie lange stellet ihr alle einem nach / daß ihr ihn erwürget (fallet) als (wie) ein hangende Wand und zerrissene Mauer? Sie denken nur / wie sie ihn dämpfen / fleißigen sich der Lügen / geben gute Wort / aber im Herzen fluchen sie. Sela. Aber meine Seele harret nur auf Gott / denn er ist meine Hoffnung. Er ist mein Hort / meine Hilfe und mein Schutz / daß ich nicht fallen werde. Bei Gott ist mein Heil meine Ehre / der Fels meiner Stärke / meine Zuversicht ist auf Gott. Hoffet auf ihn allezeit / lieben Leute / schüttet euer Herz vor ihm aus / Gott ist unsre Zuversicht. Sela. Aber Menschen sind doch ja nichts / große Leute feilen auch / sie wiegen weniger denn nichts / so viel ihr ist. Verlasset euch nicht auf Unrecht und Frevel / haltet euch nicht zu solchem / das nichts ist / fället euch Reichtum zu / so hänget das Herz nicht dran. Gott hat ein Wort geredt / das hab ich etlich Mal gehört / daß Gott allein mächtig ist. Und du / Herr / bist gnädig und bezahlest einem Jeglichen / wie ers verdienet. feilen (sich irren): Wer sich auf Menschen läßt derfeilet / wie groß sie auch sind/so ists doch nichts mit ihnen / und muß feilen. Ein Psalm Davids / da er war in der Wüsten Juda Gott / du bist mein Gott / frühe wache ich zu dir / es dürstet meine Seele nach dir. Mein Fleisch verlanget nach dir in eim trocken und dürren Lande / da kein Wasser ist. Daselbst sehe ich nach dir in deinem Heiligtum / wollt gerne schauen deine Macht und Ehre. Denn deine Güte ist besser denn Leben / meine Lippen preisen dich. Daselbst wollt ich dich gerne loben mein Leben lang / und meine Hände in deinem Namen aufheben. Das wäre meines Herzen Freud und Wonne / wenn ich dich mit fröhlichem Munde loben sollte. Wenn ich mich zu Bette lege / so denk ich an dich / wenn ich erwache / so rede ich von dir. Denn du bist mein Helfer / und unter dem Schatten deiner Flügel rühme ich. Meine Seele hanget dir an / deine rechte Hand erhält mich. Sie aber stehen nach meiner Seele / mich zu überfallen / sie werden unter die Erden hinunterfahren. Sie werden ins Schwert fallen und den Füchsen zuteil werden. 63 Macht: Ich wollt gerne hei deinem Gottesdienst sein / da du mächtig bist und geehrt wirst. Abernu muß ich hie sein in der Wüsten. Aber der König freuet sich in Gott. Wer bei ihm schwöret / wird gerühmet werden / denn die Lügenmäuler sollen verstopft werden. 64 Sehen: Gott siehetsie seihst nicht. Wehe tun: Daß sie es fühlen werden. Ein Psalm Davids / vorzusingen Höre / Gott / meine Stimm in meiner Klage / behüte mein Leben vor dem grausamen Feinde. Verbirg mich vor der Sammlung der Bösen / vor dem Haufen der Übeltäter / welche ihre Zungen schärfen wie ein Schwert / die mit ihren giftigen Worten zielen wie mit Pfeilen / daß sie heimlich schießen den Frommen. Plötzlich schießen sie auf ihn ohn alle Scheu. Sie sind kühn mit ihren bösen Anschlägen und sagen / wie sie Stricke legen wollen / und sprechen: »Wer kann sie sehen?« Sie erdichten Schalkheit und haltens heimlich / sind verschlagen und haben geschwinde Ränke. Aber Gott wird sie plötzlich schießen / 8 daß (es) ihnen wehe tun wird. Ihr eigen Zungen wird sie fällen / daß ihrer spotten wird / wer sie siehet. Und alle Menschen / die es sehen / werden sagen: »Das hat Gott getan« und merken / daß sein Werk sei. Die Gerechten werden sich des Herrn freuen 11 und auf ihn trauen / und alle frommen Herzen werden sich des rühmen. 65 Ein Psalm Davids zum Lied / vorzusingen Dieser Psalm lobet Gott um gute friedlich Zeit. Gott / man lobet dich in der Stille zu Zion / und dir bezahlt man Gelübde. Du erhörest Gebet / darum kommt alles Fleisch zu dir. Unsre Missetat drücket uns hart. Du wollest unser Sünde vergeben. 10 Wohl dem / den du erwählest und zu dir lassest / daß er wohne in deinen Höfen! Der hat reichen Trost von deinem Hause / deinem heiligen Tempel. Erhöre uns nach der wunderlichen (wunderbaren) Gerechtigkeit / Gott / unser Heil / der du bist Zuversicht aller aufErden und ferne am Meer / der die Berge fest setzt in seiner Kraft und gerüstet ist mit Macht / der du stillest das Brausen des Meeres / das Brausen seiner Wellen / und das Toben der Völker / daß sich entsetzen / die an denselben Enden wohnen / vor deinem Zeichen. Du machst fröhlich / was da webert (lebt) beide / des Morgens und Abends. Du suchest das Land heim und wässerst es und machest es sehr reich / Gottes Brünnlein hat Wassers die Fülle / du lassest ihr Getreide wohl geraten / denn also bauest du das Land. Du tränkest seine Furchen und feuchtest sein Gepflügtes / mit Regen machst du es weich und segnest sein Gewächse. Du krönest das Jahr mit deinem Gut / und deine Fußstapfen triefen von Fett. Die Wohnungen in der Wüsten sind auch fett / daß sie triefen / und die Hügel sind umher lustig. Die Anger sind voll Schafen / und die Auen stehen dick mit Korn / daß man jauchzet und singet. Stille: In der Geduld/daß man sich leidet / stille ist etc. Gelüstet: Immerfort und mehr Guts zu tun. Zeichen: Es sind eitel große Wunder /wenn Gott Friede hält / und steuert den Unfriedsamen. So gehet denn und webert beide (zieht umher) / Menschen und Vielte / welches im Kriege nicht sein kann. Gottes Brünnlein: Ist sein Land und Volk. Psalm 46. Fußstapfen: Wo ergehet / da wächsts wohl. 66 feilen (mißlingen) /das sie wider dichßirneh-nien. Erhalten: Sie sollen nicht siegen noch obliegen / wie hoch sie empor fahren. Ein Psalmlied / vorzusingen Jauchzet Gott alle Lande! Lobsinget zu Ehren seinem Namen / rühmet ihn herrlich! Sprecht zu Gott: »Wie wunderlich (wunderbar) sind deine Werk! Es wird deinen Feinden feilen (mißlingen) vor deiner großen Macht. Alles Land bete dich an und lobsinge dir lobsinge deinem Namen.« Sela. Kommt her und sehet an die Werk Gottes / 5 der so wunderlich (wunderbar) ist mit seim Tun unter den Menschenkindern. Er verwandelt das Meer ins Trockene / daß man zu Fuß über das Wasser gehet / des freuen wir uns in ihm. Er herrschet mit seiner Gewalt ewiglich / seine Augen schauen auf die Völker. Die Abtrünnigen werden sich nicht erhöhen können. Sela. Lobet ihr Völker unsern Gott -laßt seinen Ruhm weit erschallen / der unsre Seelen im Leben behält und läßt unsere Füße nicht gleiten. Denn Gott / du hast uns versucht und geläutert / 10 wie das Silber geläutert wird. Du hast uns lassen in den Turm werfen / du hast auf unsere Lenden eine Last gelegt. Du hast Menschen lassen über unser Haupt fahren / wir sind in Feur und Wasser kommen / aber du hast uns ausgeführt und erquicket. Darum will ich mit Brandopfern gehen in dein Haus und dir meine Gelübde bezahlen wie ich meine Lippen hab aufgetan und mein Mund gcredt hat in meiner Not. Ich will dir feiste Brandopfer tun von gebrannten Widdern / ich will opfern Rinder mit Böcken. Sela. Kommt her / höret zu / alle / die ihr Gott furchtet / 16 ich will erzählen / was er an meiner Seelen getan hat. »Zu ihm treffe ich (riefich) mit meinem Munde und preisete ihn mit meiner Zungen. Wo ich Unrechts vorhätte in meinem Herzen / so würde der Herr nicht hören. Darum erhöret mich Gott und merkt auf mein Flehen! Gelobt sei Gott / der mein Gebet nicht verwirft / noch seine Güte von mir wendet.« Ein Psalmlied / vorzusingen auf Saitenspiel Gott / sei uns gnädig und segne uns / er laß uns sein Antlitz leuchten. Sela. Daß wir auf Erden erkennen seinen Weg / unter allen Heiden sein Heil. Es danken dir / Gott / die Völker / es danken dir alle Völker. Die Völker freuen sich und jauchzen / daß du die Leute recht richtest und regierest die Leute aufErden. Sela. Es danken dir / Gott / die Völker / es danken dir alle Völker. Das Land gibt sein Gewächs / es segne uns Gott / unser Gott. Es segne uns Gott / und alle Welt furchte ihn! 67 Antlitz leuchten: Ist fröhlich und gnädig anse-hen /sichfreundlich erzeigen. Richtest: Verteidigest und regierest. Ein Psalmlied Davids / vorzusingen 68 Es stehe Gott auf / daß seine Feinde zerstreuet werden und / die ihn hassen / vor ihm fliehen. Vertreibe sie wie der Rauch vertrieben wird / wie das Wachs zerschmelzet vom Feur. So müssen umkommen die Gottlosen vor Gott! Die Gerechten aber müssen sich freuen und fröhlich sein vor Gott und von Herzen sich freuen. Singet Gott / lobsinget seinem Namen / macht Bahn dem / der da sanft herfähret! Dieser Psalm redet durchaus von Christo /darum mußman wohl drauf merken / denn erßihret seltsame Rede und Wort nach dem Buchstaben. Könige: Sinddie Aposteln/dieein-trächtiglehren. Hausehre: Heißt auf Hebräisch eine Hausfrau. Und redet hie von der Kirchen und Braut Christi. Silberund Gold: Rot und weiß /wie ein Heer von Harnisch und Panieren scheinet. fruchtbar Berg: Auf Hebräisch fett/das ist gut Land/nicht kahle Berge. Hüpfet: Rühmet /trotzet / pochet auf euer Herrlichkeit. Auch die Abtrünnigen: Christum müssen leiden auch seine Feinde. Haarschädel: Das Königreich und Priestertum der Juden / darum daßsie bleiben im Unglauben. Er heißt Herr / und freuet euch vor ihm. Der ein Vater ist der Waisen und ein Richter der Witwen / er ist Gott in seiner heiligen Wohnung / ein Gott / der den Einsamen das Haus voll Kinder gibt / der die Gefangen ausführet zu rechter Zeit und läßt die Abtrünnigen bleiben in der Dürre. Gott / da du vor deinem Volk herzogest / da du einhergingest in der Wüsten / Sela. Da bebte die Erde und die Himmel troffen vor diesem Gott in Sinai / vor dem Gott / der Israels Gott ist. Nu aber gibst du / Gott / einen gnädigen Regen / und dein Erbe / das dürre ist / erquickest du / daß deine Tier drinnen wohnen können. Gott / du labest die Elenden mit deinen Gütern. Der Herr gibt das Wort mit großen Scharen Evangelisten. Die Könige der Heerscharen sind untereinander Freunde / und die Hausehre teilet den Raub aus. Wenn ihr zu Felde liegt / so glänzets als der Tauben Flügel / die wie Silber und Gold schimmern. Wenn der Allmächtige hin und wieder unter ihnen Könige setzt / so wird es helle / wo es dunkel ist. Der Berg Gottes ist ein fruchtbar Berg / ein groß und fruchtbar Gebirge. Was hüpfet ihr große Gebirge? Gott hat Lust / auf diesem Berge zu wohnen / und der Herr bleibt auch immer daselbst. Der Wagen Gottes ist viel tausendmal tausend / der Herr ist unter ihnen im Heiligen Sinai. Du bist in die Höhe gefahren und hast das Gefängnis gefangen / du hast Gaben empfangen für die Menschen / auch die Abtrünnigen / daß Gott / der Herr / dennoch daselbst bleiben wird. Gelobet sei der Herr täglich / Gott legt uns eine Last auf / aber er hilft uns auch. Wir haben einen Gott / der da hilft / und den Herrn Herrn / der vom Tode errettet. 25 29 32 Aber Gott wird den Kopfseiner Feinde zerschmeißen samt ihrem Haarschädel / die da fortfahren in ihrer Sünde. Doch spricht der Herr: »Ich will unter den Fetten etliche holen / aus der Tiefe des Meers will ich etliche holen. Darum wird dein Fuß in der Feinde Blut gefärbet werden / und deine Hunde Werdens lecken.« Man siehet / Gott / wie du einherzeuchst / wie du / mein Gott und König einherzeuchst im Heiligtum. Die Sänger gehen vorher / darnach die Spielleute unter den Mägden / die da pauken. »Lobet Gott / den Herrn / in den Versammlungen / vor den Brunn Israel.« Da herrschet unter ihnen der kleine Benjamin / die Fürsten Juda mit ihren Haufen / die Fürsten Sebulon / die Fürsten Naphtali. Dein Gott hat dein Reich aufgerichtet / dasselbe wollest du / Gott / uns stärken / denn es ist dein Werk. Um deines Tempels willen zu Jerusalem werden dir die Könige Geschenke zuführen. Schilt das Tier im Rohr / die Rotte der Ochsen unter (samt) ihren Kälbern / die da zertreten um Gelds willen / er zerstreuet die Völker / die da gern kriegen. Die Fürsten aus Ägypten werden kommen / Mohrenland wird seine Hände ausstrecken zu Gott. Ihr Königreiche auf Erden / singet Gott / lobsinget dem Herrn! Sela. Dem / der da fähret im Himmel allenthalben von Anbeginn / siehe / er wird seinem Donner Kraft geben. Gebt Gott die Macht / seine Herrlichkeit ist in Israel und seine Macht in den Wolken. Gott ist wundersam in seinem Heiligtum / er ist Gott Israels. Er wird dem Volk Macht und Kraft geben. Gelobt sei Gott! Fetten: Aus dem Volk Israel /das reich / herrlich war von Gottes wegen. Brunn: Das ist / für das Reich Christi / das angefangen hat / quellet und wächst. Tier: Falsche Lehrer mit ihrem FlauJen. Ihren Kälbern: Das ist / unter ihrem Volk. Zertreten: Wie die Flengst das Wasser zertreten und trübe machen /daß (es) nicht zu trinken ist / also zertreten und machen trübe die Schrift alle Rottengeister. Donner: Seiner Predigt. Macht: Das ist das Reich laßt ihn Herr sein. Ein Psalm Davids / von den Rosen / vorzusingen Gott / hilf mir / denn das Wasser gehet mir bis an die Seele. Ich versinke in tiefem Schlamm / da kein Grund ist / ich bin im tiefen Wasser / und die Flut will mich ersäufen. Ich habe mich müde geschrien / mein Hals ist heisch (heiser) / das Gesicht vergehet mir / daß ich so lange muß harren auf meinen Gott. Die mich ohn Ursach hassen / der ist mehr / denn ich Haar auf dem Haupt habe. Die mir unbillig feind sind und mich verderben / sind mächtig / ich muß bezahlen / das ich nicht geraubt habe. Gott / du weißt meine Torheit / 6 und meine Schulden sind dir nicht verborgen. Laß nicht zuschanden werden an mir / die dein harren Herr Herr / Zebaoth! Laß nicht schamrot werden an mir / die dich suchen / Gott Israels! Denn um deinetwillen trage ich Schmach / mein Angesicht ist voller Schande. Ich bin fremd worden meinen Brüdern und unbekannt meiner Mutter Kindern. Denn ich eifere mich schier zu Tod um dein Haus / und die Schmach derer / die dich schmähen / fallen auf mich. Und ich weine und faste bitterlich / und man spottet mein dazu. Ich hab einen Sack angezogen / aber sie treiben das Gespött draus. Die im Tor sitzen / waschen (schwatzen) von mir / und in den Zechen (beim Zechgelage) singet man von mir. Ich aber bete / Herr zu dir / zur angenehmen Zeit / Gott / durch deine große Güte / erhöre mich mit deiner treuen Hilfe. Errette mich aus dem Kot -daß ich nicht versinke / daß ich errettet werde von meinen Hassern und aus dem tiefen Wasser / daß mich die Wasserflut nicht ersäufe und die Tiefe nicht verschlinge und das Loch der Gruben nicht über mir zusammengehe. Erhöre mich / Herr / denn deine Güte ist tröstlich / wende dich zu mir / nach deiner großen Barmherzigkeit / und verbirg dein Angesicht nicht vor deinem Knechte / denn mir ist angst / erhöre mich eilend! Mach dich zu meiner Seele und erlöse sie / erlöse mich um meiner Feinde willen. Du weißest meine Schmach / Schande und Scham / meine Widersacher sind alle vor dir. Die Schmach bricht mir mein Herz und kränket mich / ich warte / obs jemand jammerte / aber da ist niemand / und auf Tröster / aber ich finde keine. Und sie geben mir Galle zu essen und Essig zu trinken in meinem großen Durst. Ihr Tisch müsse vor ihnen zum Strick werden / zur Vergeltung und zu einer Falle. Ihre Augen müssen finster werden / daß sie nicht sehen / und ihre Lenden laß immer wanken. Geuß deine Ungnade auf sie / und dein grimmiger Zorn ergreife sie. Ihre Wohnung müsse wüste werden / und sei niemand / der in ihren Hütten wohne. Denn sie verfolgen / den du geschlagen hast / und rühmen / daß du die Deinen übel schlagest. Laß sie in eine Sünde über die andre fallen / daß sie nicht kommen zu deiner Gerechtigkeit. Tilge sie aus dem Buch der Lebendigen / daß sie mit den Gerechten nicht angeschrieben werden. Ich aber bin elend und mir ist wehe / Gott / deine Hilfe schütze mich. Ich will den Namen Gottes loben mit eim Lied und will ihn hoch ehren mit Dank. Das wird dem Herrn bas (besser) gefallen / denn ein Farr / der Hörner und Klauen hat. Tisch: Das ist / ihr Predigt und Lehre/damit sie sich meinen zu speisen. Das ist / laß ihnen nichts gut noch recht sein. Die Elenden sehen und freuen sich / und die Gott suchen / denen wird das Herz leben. Denn der Herr höret die Armen und verachtet seine Gefangenen nicht. Es lobe ihn Himmel / Erden und Meer und alles / das sich drinnen reget. Denn Gott wird Zion helfen und die Städte Juda bauen / daß man daselbst wohne und sie besitze. Und der Same seiner Knechte werden sie ererben / und die seinen Namen lieben / werden drinnen bleiben. Ein Psalm Davids / vorzusingen / zum Gedächtnis Eile / Gott / mich zu erretten / Herr / mir zu helfen! Es müssen sich schämen und zuschanden werden / die nach meiner Seelen stehen. Sie müssen zurückkehren (zurückweichen) und gehöhnet werden / die mir Übels wünschen. Daß sie müssen wiederum zuschanden werden / die da über mich schreien: »Da / da!« Freuen und fröhlich müssen sein an dir / 5 die nach dir fragen / und die dein Heil lieben / immer sagen: »Hochgelobt sei Gott!« Ich aber bin elend und arm / Gott / eile zu mir / denn du bist mein Helfer und Erretter / mein Gott / verzeuch nicht! Herr / ich traue auf dich / laß mich nimmermehr zuschanden werden. Errette mich durch deine Gerechtigkeit und hilf mir aus / neige deine Ohren zu mir und hilf mir. Sei mir ein starker Hort / dahin ich immer fliehen möge / der du zugesagt hast / mir zu helfen denn du bist mein Fels und meine Burg. 4 Mein Gott / hilf mir aus der Hand des Gottlosen / aus der Hand des Unrechten und Tyrannen. Denn du bist meine Zuversicht / Herr Herr / meine Hoffnung von meiner Jugend an. Auf dich hab ich mich verlassen von Mutterleibe an / du hast mich aus meiner Mutter Leibe gezogen / mein Ruhm ist immer von dir. Ich bin vor vielen wie ein Wunder / aber (denn) du bist meine starke Zuversicht. Lass meinen Mund deines Ruhmes und deines Preises voll sein täglich. 9 Verwirf mich nicht in meinem Alter / verlaß mich nicht / wenn ich schwach werde. Denn meine Feinde reden wider mich / und die auf meine Seele halten (nach meinem Leben trachten) / beraten sich miteinander und sprechen: Gott hat ihn verlassen / jaget nach und ergreift ihn / denn da ist kein Erretter. ■ Gott / sei nicht ferne von mir / mein Gott eile mir zu helfen. Schämen müssen sich und umkommen / die meiner Seele wider (feind) sind / mit Schand und Hohn müssen sie überschüttet werden / die mein Unglück suchen. 14 Ich aber will immer harren / und will immer deines Ruhmes mehr machen. Mein Mund soll verkündigen deine Gerechtigkeit / täglich dein Heil / die ich nicht alle zählen kann. Ich gehe einher in der Kraft des Herrn Herrn / ich preise deine Gerechtigkeit allein. Gott / du hast mich von Jugend auf gelehret / darum verkündige ich deine Wunder. Auch verlaß mich nicht / Gott / im Alter / wenn ich grau werde / bis ich deinen Arm verkündige Kindskindern / und deine Kraft allen / die noch kommen sollen. Gott / deine Gerechtigkeit ist hoch / der du große Ding tust / Gott / wer ist dir gleich? Denn du lassest mich erfahren viel und große Angst / und machst mich wieder lebendig / und holest mich wieder aus der Tiefe der Erden herauf. Du machest mich sehr groß und tröstest mich wieder. So danke ich auch dir mit Psalterspiel für deine Treue / 22 mein Gott / ich lobsinge dir auf der Harfen / du Heiliger in Israel. Meine Lippen und meine Seele / die du erlöset hast / sind fröhlich und lobsingen dir. Auch dichtet meine Zunge täglich von deiner Gerechtigkeit / denn schämen müssen sich und zuschanden werden / die mein Unglück suchen. 72 Fell: Wie Gideon geschah. Richter 6 Wasser: Das ist vom Jordan. Des Salomo Gott / gib dein Gericht dem Könige und deine Gerechtigkeit des Königes Sohne / daß er dein Volk bringe zur Gerechtigkeit und deine Elenden rette. Laß die Berge den Frieden bringen unter das Volk und die Hügel die Gerechtigkeit. Er wird das elende Volk bei Recht erhalten 4 und den Armen helfen und die Lästerer zerschmeißen. Man wird dich fürchten / solange die Sonne und der Mond währet / von Kind zu Kindeskinden. Er wird herabfahren wie der Regen auf das Fell / wie die Tropfen / die das Land feuchten. Zu seinen Zeiten wird blühen der Gerechte und großer Friede / bis daß der Mond nimmer sei. Er wird herrschen von eim Meer bis ans ander und von dem Wasser an bis zur Welt Ende. Vor ihm werden sich neigen die in der Wüsten / und seine Feinde werden Staub lecken. 12 i6 Die Könige am Meer und in den Insulen werden Geschenke bringen / die Könige aus Reicharabien und Seba werden Gaben Zufuhren. Alle Könige werden ihn anbeten / alle Heiden werden ihm dienen. Denn er wird den Armen erretten / der da schreiet und den Elenden / der keinen Helfer hat. Er wird gnädig sein den Geringen und Armen / und den Seelen der Armen wird er helfen. Er wird ihre Seele aus dem Trug und Frevel erlösen / und ihr Blut wird teur geacht werden vor ihm. Er wird leben / und man wird ihm vom Gold aus Reicharabien geben / und man wird immerdar vor ihm beten / täglich wird man ihn loben. Auf Erden oben auf den Bergen wird das Getreide dick stehen / seine Frucht wird beben wie Libanon und wird grünen in den Städten wie Gras aufErden. Sein Name wird ewiglich bleiben / solange die Sonne währet / wird sein Name auf die Nachkommen reichen / und werden durch denselben gesegnet sein. Alle Heiden werden ihn preisen. Gelobet sei Gott der Herr / der Gott Israel / der alleine Wunder tut. Und gelobet sei sein herrlicher Name ewiglich / und alle Lande müssen seiner Ehre voll werden! Amen / Amen. Beben: Das ist / der Berg Libanon stehet dick von Bäumen und bebet wenn der Wind weht. So dick wird auch das Evangelium stehen und beben in den Städten /das ist / es wird das Evangelium und die Christen reichlich wachsen und zunehmen. reichen: Das ist / man wird seinen Namen immer predigen für und für. Obgleich die Alten sterben /sotunsdie Nachkommen. (Ein Ende haben die Gebet Davids / des Sohns Isai 73 Ein Psalm Assaph Reines Herzens: Ist das sich hält an Gottes Wort rein und lauter. Brüstet: Das ist / sie sindfett / das ist / reich / mächtig / in Ehren / darum brüsten sie sich und wollen vorn und obenan sein / und vor allen gesehen sein. Was sie tun /das muß recht und fein sein. Was sie reden / das ist köstlich. Daß ihre Pracht und Hoffart gleich eine Ehre und Zierdegehalten wird. Was aber andre reden und tun /das muß stinken / und nichts sein. Ihr Zunge regiert im Himmel und Erden. Heiligtum: Da man Gottes Wort höret und solche Sache recht lernet verstehen. Israel hat dennoch Gott zum Trost / wer nur reines Herzens ist. Ich aber hätte schier gestrauchelt mit meinen Füßen / mein Tritt hätte viel nahe (beinahe) geglitten. Denn es verdroß mich aut die Ruhmredigen / da ich sähe / daß den Gottlosen so wohl ging. Denn sie sind in keine Fahr des Todes / sondern stehen fest wie ein Palast. Sie sind nicht in Unglück wie andere Leute / und werden nicht wie ander Menschen geplagt. Darum muß ihr Trotzen köstlich Ding sein / und ihr Frevel muß wohlgetan heißen. Ihr Person brüstet sich wie ein fetter Wanst / sie tun / was sie nur gedenken. Sie vernichten alles und reden übel davon und reden und lästern hoch her. Was sie reden / das muß vom Himmel herab geredet sein / was sie sagen / das muß gelten auf Erden. Darum fället ihnen ihr Pöbel zu und laufen ihnen zu mit Haufen / wie Wasser. Und sprechen: »Was sollt Gott nach jenen fragen / was sollt der Höhest ihrer achten?« Siehe / das sind die Gottlosen! Die sind glückselig in der Welt und werden reich. Solls denn umsonst sein / daß mein Herz unsträflich lebt / und ich meine Hände in Unschuld wasche? Und bin geplagt täglich / und meine Strafe ist alle Morgen da? Ich hatte auch schier so gesaget wie sie / aber siehe / damit hätte ich verdammt alle deine Kinder / die je gewesen sind. Ich gedacht ihm nach / daß ichs begreifen möchte / aber es war mir zu schwer / bis daß ich ging in das Heiligtum Gottes und merket auf ihr Ende. Aber du setzest sie aufs Schlüpferige und stürzest sie zu Boden. Wie werden sie so plötzlich zunichte / sie gehen unter und nehmen ein Ende mit Schrecken. Wie ein Traum / wenn einer erwacht / so machst du / Herr / ihr Bilde in der Stadt verschmäht. Aber es tut mir wehe im Herzen und sticht mich in meinen Nieren / daß ich muß ein Narr sein / und nichts wissen und muß wie ein Tier sein vor dir. Dennoch bleibe ich stets an dir / denn du haltest mich bei meiner rechten Hand. Du leitest mich nach deinem Rat und nimmst mich endlich mit Ehren an. Wenn ich nur dich habe / so frage ich nichts nach Himmel und Erden. Wenn mir gleich Leib und Seele verschmacht / so bist du doch / Gott / allezeit meines Herzens Trost und mein Teil. Denn siehe / die von dir weichen / werden umkommen / du bringest um alle / die wider dich huren. Aber das ist meine Freude / daß ich mich zu Gott halte und meine Zuversicht setze auf den Herrn Herrn / daß ich verkündige allein dein Tun. Bilde: Das ist / ihr zeitlich Wesen / welchs nur ein Schein und Bild ist. Ein Unterweisung Assaph 74 Gott / warum verstoßest du uns so gar? Und bist so grimmig zornig über die Schafe deiner Weide? Gedenk an deine Gemeine / die du vor alters erworben und dir zum Erbteil erlöset hast / an den Berg Zion / da du auf wohnest. Tritt auf sie mit Füßen und stoß sie gar zu Boden / der Feind hat alles verderbet im Heiligtum. Deine Widerwärtigen brüllen in deinen Häusern und setzen ihre Götzen drein. Man siehet die Äxte oben her blicken (blinken) / wie man in einen Wald hauet. Und zerhauen alle seine Tafelwerk mit Beil und Barten (Hackbeil). Hm isern : Schulen und Synagogen /da Gottes Wort gelehret wird. Häuser: Das ist / die Örter /da Gott sein Wort hat / als in den Schulen. Schoß: Ist der Tempel /darin Gott sein Volk sammelt und lehret / wie eine Mutter ihr Kind trägt /und säuget es. Drachen: Tyrannen /als Pharao und seine Fürsten. Also auch die Walfisch. Quellen: Gott bauet Land und Städte /er verstö-ret sie auch wieder. Sie verbrennen dein Heiligtum / sie entweihen die Wohnungen deines Namens zu Boden. Sie sprechen in ihrem Herzen: »Laßt uns sie plündern!« Sie verbrennen alle Häuser Gottes im Lande. Unsere Zeichen sehen wir nicht / und kein Prophet prediget mehr / und kein Lehrer lehret uns mehr. Ach Gott / wie lange soll der Widerwärtige schmähen 10 und der Feind deinen Namen so gar verlästern? Warum wendest du deine Hand ab und deine Rechte von deinem Schoß so gar? Aber Gott ist mein König von alters her / der alle Hilfe tut / so auf Erden geschieht. Du zertrennest das Meer durch deine Kraft und zerbrichst die Köpfe der Drachen im Wasser. Du zerschlägst die Köpfe der Walfische und gibst sie zur Speise dem Volk in der Einöde. Du lässest quellen Brunnen und Bäche / du lässest versiegen starke Ströme. Tag und Nacht ist dein / du machest / daß beide / Sonn und Gestirn / ihren gewissen Lauf haben. Du setzest eim jeglichen Lande seine Grenze / Sommer und Winter machest du. So gedenk doch des / daß der Feind den Herrn schmähet / 18 und ein töricht Volk lästert deinen Namen. Du wolltest nicht dem Tier geben die Seele deiner Turteltauben und deine elende Tier nicht so gar vergessen. Gedenk an den Bund / denn das Land ist allenthalben jämmerlich verheeret und die Häuser sind zerrissen. Laß den Geringen nicht mit Schanden davon gehen / denn die Armen und Elenden rühmen deinen Namen. Mach dich auf / Gott / und führe aus deine Sache / gedenk an die Schmach / die dir täglich von den Toren widerfähret. Vergiß nicht des Geschreies deiner Feinde / das Toben deiner Widerwärtigen wird je länger je größer. Ein Psalm und Lied Assaph / daß er nicht umkäme / vorzusingen 75 Wir danken dir / Gott / wir danken dir / und verkündigen deine Wunder / daß dein Name so nahe ist. »Denn zu seiner Zeit / so werde ich recht richten. Das Land zittert und alle / die drinnen wohnen / aber ich halte seine Säulen feste.« Sela. Ich sprach zu den Ruhmredigen: »Rühmet nicht so!« und zu den Gottlosen: »Pochet nicht auf Gewalt! Pochet nicht so hoch auf euer Gewalt / redet nicht halsstarrig.« Es habe kein Not / weder vom Aufgang noch vom Niedergang / noch von dem Gebirge in der Wüsten. Denn Gott ist Richter / der diesen niedriget und jenen erhöhet. Denn der Herr hat einen Becher in der Hand und mit starken Wein voll eingeschenkt und schenkt aus demselben / aber die Gottlosen müssen alle trinken und die Hefen aussaufen. Ich aber will verkündigen ewiglich und lobsingen dem Gott jakobs / Und (er) will alle Gewalt der Gottlosen zerbrechen / daß die Gewalt des Gerechten erhöhet werde. Nahe: Der uns bald und getrost hilft und erhält. Säulen: Die Fronwien erschrecken vor Gott / aber er stärkt sie doch. Die Gottlosen bleiben stolz / und gehen also unter. Gewalt: Hebräisch /aufdie Hörner /welche bedeuten Gewalt. Schenkt: Das ist / er teilet eim jeglichen sein Maß zu / das er leide. Aber die Grundsuppe bleibet den Gottlosen. Ein Psalmlied Assaph / auf Saitenspiel vorzusingen 76 Gott ist in Juda bekannt / in Israel ist sein Name herrlich. Zu Salem ist sein Gezclt und seine Wohnung zu Zion. Daselbst zerbricht er die Pfeile des Bogens / Schild / Schwert und Streit. Sela. Du bist herrlicher und mächtiger denn die Raubeberge. Raubeberge: Das sind die großen Königreich und Fürstentum als Assyrien / Babylon und Ägypten / die die Land unter sich mit Streit brachten und also zu sich raubten. Sinken: Haben keine Fäuste mehr/können nicht schlagen / sind feige und verzaget. Gelobet: Daß er soll eurGott sein /wiedas erste Gebot will / und gelobt nicht den Heiligen noch andere Gelübde. 77 Die Stolzen müssen beraubet werden und entschlafen / und alle Krieger müssen die Hand lassen sinken. Von deinem Schelten / Gott Jakobs / sinkt in Schlaf beide / Roß und Wagen. Du bist erschrecklich! Wer kann von dir stehen / wenn du zürnest? Wenn du das Urteil lassest hören vom Himmel / so erschrickt das Erdreich und wird still / wenn Gott sich aufmacht / zu richten / daß er helfe allen Elenden auf Erden. Sela. Wenn Menschen wider dich wüten / so legest du Ehre ein / und wenn sie noch mehr wüten / bist du auch noch gerüst. Gelobet und haltet dem Herrn / eurem Gott! Alle / die ihr um ihn her seid / bringet Geschenk dem Schrecklichen. Der den Fürsten den Mut nimmt und schrecklich ist unter den Königen auf Erden. Ein Psalm Assaph für Jeduthun / vorzusingen Ich schreie mit meiner Stimm zu Gott / zu Gott schreie ich / und er erhöret mich. In der Zeit meiner Not suche ich den Herrn / meine Hand ist des Nachts ausgereckt und läßt nicht ab / denn meine Seele will sich nicht trösten lassen. Wenn ich betrübt bin / so denke ich an Gott / wenn mein Herz in Ängsten ist / so rede ich. Sela. Meine Augen haltest du / daß sie wachen. Ich bin so ohnmächtig / daß ich nicht reden kann. Ich denke der alten Zeit / der vorigen Jahre. Ich denke des Nachts an mein Saitenspiel und rede mit meinem Herzen / mein Geist muß forschen. »Wird denn der Herr ewiglich verstoßen und keine Gnade mehr erzeigen? Ists denn ganz und gar aus mit seiner Güte? Und hat die Verheißung ein Ende? Hat denn Gott vergessen / gnädig zu sein und seine Barmherzigkeit vor Zorn verschlossen?« Sela. Aber doch sprach ich: »Ich muß das leiden / die rechte Hand des Höhesten kann alles ändern.« Darum gedenk ich an die Taten des Herrn / ja / ich gedenke an deine vorigen Wunder / und rede von allen deinen Werken und sage von deinem Tun. Gott / dein Weg ist heilig. Wo ist so ein mächtiger Gott / als du Gott / bist? Du bist der Gott / der Wunder tut / du hast deine Macht beweiset unter den Völkern. Du hast dein Volk erlöset gewaltiglich / die Kinder Jakobs und Josephs. Sela. Die Wasser sahen dich / Gott / die Wasser sahen dich und ängsteten sich / und die Tiefen tobeten. Die dicken Wolken gossen Wasser / die Wolken donnerten und die Strahlen fuhren daher. Es donnerte im Himmel / deine Blitze leuchteten auf dem Erdboden / das Erdreich regete sich und bebete davon. Dein Weg war im Meer und dein Pfad in großen Wassern / und man spürte doch deinen Fuß nicht. Du fuhretest dein Volk wie eine Herd Schafe durch Mosen und Aaron. Kann alles: Das ist / ich mag mich zu Tod drum kümmern / ich kannsaber dennoch nicht ändern. Heilig: Ist verborgen /als wenn Gott Leben gibt im Tode / und nahe ist / wenn er ferne ist / welchs die Vernunft nicht begreif. Es ist zu heilig und verborgen. 2. Mose 14. Ein Unterweisung Assaph Höre / mein Volk / mein Gesetze / neiget eure Ohren zu der Rede meines Mundes. Ich will meinen Mund auftun zu Sprüchen und alte Geschichten aussprechen / die wir gehört haben und wissen und unsre Väter uns erzählet haben / 78 Wie die Kinder Ephraim etc.: Vörden Königen stund das Regiment im Stamm Ephraim /die fiihreten den Harnisch und Bogen. Aber sie waren stolz und traueten Gott nicht /darum ward es von ihnen genommen / und Silo verstö-ret und ward in Juda aufgericht. Zur Zeit des Streits: Streit heißt hie Anfechtung / Fahr und Not. daß wirs nicht verhalten sollen ihren Kindern / die hernach kommen . und verkündigeten den Ruhm des Herrn und seine Macht und Wunder / die er getan hat. Er richtet ein Zeugnis auf in Jakob und gab ein Gesetz in Israel / das er unsern Vätern gebot / zu lehren ihre Kinder / auf daß die Nachkommen lerneten und die Kinder / die noch sollten geborn werden / wenn sie aufkämen / daß sie es auch ihren Kindern verkündigeten / daß sie setzten auf Gott ihre Hoffnung und nicht vergäßen der Taten Gottes und seine Gebot hielten und nicht würden wie ihre Väter / eine abtrünnige und ungehorsame Art / welchen ihr Herz nicht fest war und ihr Geist nicht treulich hielt an Gott / wie die Kinder Ephraim / so geharnischt den Bogen fuhreten / abfielen zur Zeit des Streits. Sie hielten den Bund Gottes nicht und wollten nicht in seinem Gesetz wandeln und vergaßen seiner Taten und seiner Wunder / die er ihnen erzeiget hatte. Vor ihren Vätern tat er Wunder in Ägyptenland / im Felde Zoan. Er zerteilete das Meer und ließ sie durch hingehen und stellete das Wasser wie eine Maur. Er leitete sie des Tages mit einer Wolken und des Nachts mit einem hellen Feur. Er riß die Felsen in der Wüsten und tränkete sie mit Wasser die Fülle. Und ließ Bäche aus den Felsen fließen / daß sie hinabflossen wie Wasserströme. Noch sündigeten sie weiter wider ihn und erzürneten den Höhesten in der Wüsten / und versuchten Gott in ihrem Herzen / daß sie Speise forderten für ihre Seelen / ä 12 21 26 und redten wider Gott und sprachen: »Ja / Gott sollt wohl können einen Tisch bereiten in der Wüsten? Siehe / er hat wohl den Felsen geschlagen . daß Wasser flössen und Bäche sich ergossen. Aber wie kann er Brot geben und seinem Volk Fleisch verschaffen?« Da nu das der Herr hörete / entbrannt er / und Feur ging an in Jakob / und Zorn kam über Israel / daß sie nicht glaubten an Gott und hoffeten nicht auf seine Hilfe. Und er gebot den Wolken droben und tat auf die Türe des Himmels / und ließ das Man (Manna) auf sie regenen / zu essen und gab ihnen Himmelbrot. Sie aßen Engelbrot / er sandte ihnen Speise die Fülle. Er ließ wehen den Ostwind unter dem Himmel und erregt durch seine Stärke den Südwind. Und ließ Fleisch auf sie regenen wie Staub / und Vögel wie Sand am Meer. Und ließ sie fallen unter ihr Lager allenthalben / da sie wohneten. Da aßen sie und wurden all zu satt / er Heß sie ihre Lust büßen. Da sie nun ihre Lust gebüßet hatten und sie noch davon aßen / da kam der Zorn Gottes über sie und erwürgete die Vornehmsten unter ihnen und schlug darnieder die besten in Israel. Aber über das alles sündigeten sie noch mehr und glaubten nicht an seine Wunder. Darum ließ er sie dahinsterben / dass sie nichts erlangeten / und mußten ihr Leben lang geplaget sein. Wenn er sie erwürget / suchten sie ihn und kehreten sich frühe zu Gott und gedachten / daß Gott ihr Hort ist / und Gott / der Höhest / ihr Erlöser ist. erlangeten: Daß sic das verheißen Land nicht krie-geten und umsonst gezogen waren aus Ägypten. Meisterten: Sie stelleten Gott immerdar Zeit und Weise / wann und wie er flugs gegenwärtig imdgreißich helfen sollt /und wollten nicht trauen/noch hoffen aufs Zukünftige . Jetzt wollen sie Fleisch /jetzt Wasser /jetzt Brot haben. Aber so setzen und lehren /wie es Gott machen soll /das heißt Gott versuchen. Und heuchelten ihm mit ihrem Munde und logen ihm mit ihrer Zungen / aber ihr Herz war nicht feste an ihm / und hielten nicht treulich an seinem Bunde. Er aber war barmherzig und vergab die Missetat 38 und vertilgete sie nicht / und wendete oft seinen Zorn ab / und ließ nicht seinen ganzen Zorn gehen. Denn er gedacht / daß sie Fleisch sind / ein Wind / der dahinfahret und nicht wiederkommt. Sie erzürneten ihn gar oft in der Wüsten und entrüsteten ihn in der Einöde. Sie versuchten Gott immer wieder und meisterten den Heiligen in Israel. Sie dachten nicht an seine Hand des Tages / da er sie erlösete von den Feinden. Wie er denn seine Zeichen in Ägypten getan hatte 43 und seine Wunder im Lande Zoan / da er ihr Wasser in Blut wandelte / daß sie ihre Bäche nicht trinken konnten / da er Unziefer unter sie schickte / die sie fraßen und Kröten / die sie verderbeten / und gab ihre Gewächse den Raupen und ihre Saat den Heuschrecken / da er ihre Weinstöcke mit Hagel schlug und ihre Maulbeerbäume mit Schloßen / da er ihr Vieh schlug mit Hagel und ihre Herde mit Strahlen (Blitzen) / da er böse Engel unter sie sandte / in seinem grimmigen Zorn / und ließ sie toben und wüten und Leide tun / da er seinen Zorn ließ Fortgehen und ihrer Seelen vor dem Tode nicht verschonet und ließ ihr Vieh an der Pestilenz sterben / da er alle Erstegeburt in Ägypten schlug / die ersten Erben in den Hütten Harns. Und ließ sein Volk ausziehen wie Schafe / 32 und führete sie wie eine Herde in der Wüsten / und er leitete sie sicher / daß sie sich nicht furchten / aber ihre Feinde bedeckt das Meer. Und bracht sie in seine heilige Grenze / zu diesem Berge / den seine Rechte erworben hat / und vertrieb vor ihnen her die Völker / und ließ ihnen das Erbe austeilen und ließ in jener (deren) Hütten die Stämme Israel wohnen. 56 Aber sie versuchten und erzürneten Gott / den Höhesten / und hielten sein Zeugnis nicht und fielen zurück und verachteten alles wie ihre Väter und hielten nicht / gleich wie ein loser (schlaffer) Bogen / und erzürneten ihn mit ihren Höhen und reizeten ihn mit ihren Götzen. Und da das Gott hörete / entbrannt er und verwarf Israel sehr / daß er seine Wohnung zu Silo ließ fahren / die Hütte / da er unter Menschen wohnet / und gab ihre Macht ins Gefängnis und ihre Herrlichkeit in die Hand des Feindes / und übergab sein Volk ins Schwert und entbrannt über sein Erbe. Ihre junge Mannschaft fraß das Feur und ihre Jungfrauen mußten ungefreiet bleiben / ihre Priester fielen durchs Schwert und waren keine Witwen / die da weinen sollten. 65 Und der Herr erwachet wie ein Schlafender / wie ein Starker jauchzet / der vom Wein kommt / und schlug seine Feinde im Hintern (zurück) und hängete ihnen eine ewige Schande an. Und verwarf die Hütten Josephs und erwählete nicht den Stamm Ephraim / sondern erwählete den Stamm Juda / den Berg Zion / welchen er liebete / und bauete sein Heiligtum hoch wie ein Land / das ewiglich fest stehen soll. 70 Und erwählete seinen Knecht David und nahm ihn von den Schafställen / von den säugenden Schafen holte er ihn / daß er sein Volk Jakob weiden sollt und sein Erbe Israel. Und er weidete sie auch mit aller Treu und regierete sie mit allem Fleiß. Macht: Das ist / die Lade des Bunds / darau f sie sich verließen etc. 634 Psalm 79 79 Ein Psalm Assaph Kinder des Todes: Die man täglich dahinwürget undgar aufiäumen will. Herr / es sind Heiden in dein Erbe gefallen / die haben deinen heiligen Tempel verunreinigt und aus Jerusalem Steinhaufen gemacht. Sie haben die Leichnam deiner Knechte den Vögeln unter dem Himmel zu fressen gegeben und das Fleisch deiner Heiligen den Tieren im Lande. Sie haben Blut vergossen um Jerusalem her wie Wasser und war niemand / der begrub. Wir sind unsern Nachbarn eine Schmach worden / ein Spott und Hohn denen / die um uns sind. Herr / wie lange willst du so gar zürnen 5 und deinen Eifer wie Feur brennen lassen? Schütte deinen Grimm auf die Heiden / die dich nicht kennen und auf die Königreiche / die deinen Namen nicht anrufen. Denn sie haben Jakob aufgefressen und seine Häuser verwüstet. Gedenk nicht unser vorigen Missetat / erbarm dich unser bald / denn wir sind fast dünne worden. Hilf du uns / Gott / unser Helfer / um deines Namens Ehre willen / errette uns und vergib uns unsere Sünde um deines Namens willen. Warum lassest du die Heiden sagen: »Wo ist nu ihr Gott?« Laß unter den Heiden vor unsern Augen kund werden die Rache des Bluts deiner Knechte / das vergossen ist. Laß vor dich kommen das Seufzen der Gefangenen / nach deinem großen Arm behalt (erhalt) die Kinder des Todes und vergilt unsern Nachbarn siebenfältig in ihrem Busen ihre Schmach / damit sie dich / Herr / geschmäht haben. Wir aber / dein Volk und Schafe deiner Weiden 1 danken dir ewiglich und verkündigen deinen Ruhm für und für. Ein Psalm Assaph / von den Spanrosen / vorzusingen Du Hirte Israel / höre / der du Joseph hütest wie der Schafe / erscheine / der du sitzest über Cherubim. Erwecke deine Gewalt / der du vor Ephraim / Benjamin und Manasse bist und komme uns zu Hilfe! Gott / tröste uns und laß leuchten dein Antlitz / so genesen wir. Herr / Gott Zebaoth / wie lange willst du zürnen über dem Gebet deines Volks? Du speisest sie mit Tränenbrot und tränkest sie mit großem Maß voll Tränen. Du setzest uns unsern Nachbarn zum Zank / und unser Feinde spotten unser. Gott Zebaoth / tröste uns! Laß leuchten dein Antlitz / so genesen wir. Du hast einen Weinstock aus Ägypten geholet und hast vertrieben die Heiden und denselben gepflanzet. Du hast vor ihm die Bahn gemacht und hast ihn lassen einwurzeln / daß er das Land erfüllet hat. Berge sind mit seinem Schatten bedeckt / und mit seinen Reben die Zedern Gottes. Du hast sein Gewächs ausgebreitet bis ans Meer und seine Zweige bis ans Wasser. Warum hast du denn seinen Zaun zerbrochen / daß ihn zerreißet alles / das vorübergehet? Es haben ihn zerwühlet die wilden Sauen und die wilden Tier haben ihn verderbet. Gott Zebaoth / wende dich doch schau vom Himmel und siehe an und suche heim diesen Weinstock und halt ihn im Bau (instand) / den deine Rechte gepflanzt hat und den du dir festiglich erwählet hast. Siehe drein und schilt / daß des Brennens und Reißens ein Ende werde. 80 Spanrosen: Ein Kleinod wie eine Rose. Und heißt hie das Königreich Israel. Joseph: Das ist / das Königreich Israel. Ephraim: Das ist ^auf dem Gnadenstuhl / hinter welchem diese Stämme Israel lagen ' 4. Mose 2. Zum Zank: Daß jedermann zu uns Ursache sucht uns zwackt und Feur bei uns holet. Wasser: Das ist das Wasser Phrath. Deine Hand schütze das Volk deiner Rechten und die Leute / die du dir erwählet hast. So wollen wir nicht von dir weichen. Laß uns leben / so wollen wir deinen Namen anrufen. Herr / Gott Zebaoth / tröste uns / laß dein Antlitz leuchten / so genesen wir. Auf der Githith / vorzusingen / Assaph Singet fröhlich Gotte / der unsre Stärke ist / jauchzet dem Gott Jakobs. Nehmet die Psalmen und gebet her die Pauken / lieblich Harfen mit Psaltern. Blaset im Neumonden die Posaunen / in unserm Feste der Laubrüst (Laubhüttenfest). Denn solchs ist eine Weise in Israel und ein Recht des Gottes Jakobs. Solchs hat er zum Zeugnis gesetzt unter Joseph / da sie aus Ägyptenland zogen und fremde Sprache gehört hatten: »Da ich ihre (deine) Schulter von der Last entlediget hatte und ihre (deine) Hände der Töpfen los wurden / da du mich in der Not anriefest / half ich dir aus und erhörte dich / da dich das Wetter überfiel und versuchte dich am Haderwasser. Sela. Höre / mein Volk / ich will unter dir zeugen / 9 Israel du sollst mich hören / daß unter dir kein ander Gott sei / und du keinen fremden Gott anbetest. Ich bin der Herr / dein Gott / der dich aus Ägyptenland geführet hat / tu deinen Mund weit auf / laß mich ihn füllen. Aber mein Volk gehorchet nicht meiner Stimme / und Israel will mein nicht. So hab ich sie gelassen in ihres Herzen Dünkel / daß sie wandeln nach ihrem Rat. Wollte mein Volk mir gehorsam sein und Israel auf meinem Wege gehen / H so wollte ich ihre Feinde bald dämpfen und meine Hand über ihre Widerwärtigen wenden. Und die den Herrn hassen / müssten an ihm feilen (zu Fall kommen) / ihre Zeit aber würde ewiglich währen / und ich würde sie mit dem besten Weizen speisen und mit Honig aus dem Felsen sättigen.« Ein Psalm Assaph Gott stehet in der Gemeine Gottes und ist Richter unter den Göttern: »Wie lange wollt ihr unrecht richten und die Person der Gottlosen vorziehen? Sela. Schaffet Recht dem Armen und dem Waisen und helfet dem Elenden und Dürftigen zum Recht. Errettet den Geringen und Armen und erlöset ihn aus der Gottlosen Gewalt.« Aber sie lassen ihnen nicht sagen und achtens nicht / sie gehen immer hin im Finstern / darum müssen alle Grundfeste des Landes fallen. Ich hab wohl gesagt: »Ihr seid Götter und allzumal Kinder des Höhesten.« Aber ihr werdet sterben wie Menschen und wie ein Tyrann zugrund gehen. Gott / mache dich auf und richte das Land / denn du bist Erbherr über alle Heiden. 82 Ein Psalmlied Assaph 83 Gott / schweige doch nicht also und sei doch nicht so still / Gott / halt doch nicht so inne! Denn siehe / deine Feinde toben / und die dich hassen / richten den Kopf auf. Sie machen listige Anschläge wider dein Volk und ratschlagen wider deine Verborgenen. Verborgenen: Das sind die im Glauben der Weh verborgen leben /daßman sie für Ketzer hall. »Wohl her« / sprechen sie / »laßt uns sie ausrotten / dass sie kein Volk seien / daß des Namens Israel nicht mehr gedacht werde.« Denn sie haben sich miteinander vereiniget und einen Bund wider dich gemacht t die Hütten der Edomiter und Ismaeliter / der Moabiter und Hagariter / der Gabaliter / Ammoniter und Amalckiter / die Philister samt denen zu Tyro. Assur hat sich auch zu ihnen geschlagen und helfen den Kindern Lot. Sela. Tu ihnen wie den Midianitern / 10 wie Sisera / wiejabin am Bach Kison / die vertilget wurden bei Endor und wurden zu Kot auf Erden. Mache ihre Fürsten wie Oreb und Seeb / alle ihre Obersten wie Sebah und Zalmuna / die da sagen: »Wir wollen die Häuser Gottes einnehmen.« Gott / mache sie wie einen Wirbel / 14 wie Stoppel (Spreu) vor dem Winde / wie ein Feur den Wald verbrennet und wie eine Flamme die Berge anzündet. Also verfolge sie mit deinem Wetter und erschrecke sie mit deinem Ungewitter. Mache ihr Angesicht voll Schande / daß sie nach deinem Namen fragen müssen. Schämen müssen sie sich und erschrecken immer mehr und zuschanden werden und umkommen. So werden sie erkennen / daß du mit deinem Namen heißest Herr alleine und der Höhest in aller Welt. Ein Psalm der Kinder Korah / auf der Githith vorzusingen Wie lieblich sind deine Wohnungen / Herr Zebaoth! Meine Seele verlanget und sehnet sich nach den Vorhöfen des Herrn / mein Leib und Seele freuen sich in dem lebendigen Gott. Denn der Vogel hat ein Haus funden und die Schwalbe ihr Nest / da sie Jungen hecken / nämlich deine Altäre / Herr Zebaoth / mein König und mein Gott. Wohl denen / die in deinem Hause wohnen / die loben dich immerdar. Sela. Wohl den Menschen / die dich für ihre Stärke halten und von Herzen dir nachwandeln / die durch das Jammertal gehen und machen daselbst Brunnen / und die Lehrer werden mit viel Segen geschmückt. Sie erhalten einen Sieg nach dem andern / daß man sehen muß / der rechte Gott sei zu Zion. Herr / Gott Zebaoth / höre mein Gebet / vernimms / Gott Jakobs. Sela. Gott / unser Schild / schaue doch / siehe an das Reich deines Gesalbeten! Denn ein Tag in deinen Vorhöfen ist besser denn sonst tausend. Ich will lieber der Tür hüten in meines Gottes Hause / denn lange wohnen in der Gottlosen Hütten. Denn Gott / der Herr / ist Sonn und Schild / der Herr gibt Gnade und Ehre / er wird kein Guts mangeln lassen den Frommen. Herr Zebaoth / wohl dem Menschen / der sich auf dich verläßt! Jammertal: Ziehen hin und wider /und lehren die Leute. Sonn und Schild: Erlehret und schützet / tröstet und hilft. Gnade: Für den Haß und Schmach der Welt. Ein Psalm der Kinder Korah / vorzusingen Herr / der du bist vormals gnädig gewest deinem Lande und hast die Gefangenen Jakobs erlöset / der du die Missetat vormals vergeben hast deinem Volk und alle ihre Sünde bedeckt / Sela, der du vormals hast alle deinen Zorn aufgehoben und dich gewendet von dem Grimm deines Zorns / tröste uns / Gott / unser Heiland / und laß ab von deiner Ungnade über uns. Willst du denn ewiglich über uns zürnen und deinen Zorn gehen lassen immer für und für? 85 Torheit: Daß sie nicht zuletzt verzagen oder ungeduldig werden und Gott lästern. Ehre: Daß löblich zugehe/die Leute fromm seien gegenander. Florente religio-ne et politia sub coelo toto. Willst du uns denn nicht wieder erquicken / daß sich dein Volk über dir freuen möge? Herr / erzeige uns deine Gnade und hilf uns! Ach / daß ich hören sollt / daß Gott / der Herr redet / daß er Friede zusagte seinem Volk und seinen Heiligen / auf daß sie nicht auf eine Torheit geraten. Doch ist ja seine Hilfe nahe denen / die ihn furchten / daß in unserm Lande Ehre wohne / daß Güte und Treue einander begegnen / Gerechtigkeit und Friede sich küssen / daß Treue auf der Erden wachse und Gerechtigkeit vom Himmel schaue. Daß uns auch der Herr Guts tue / damit unser Land sein Gewächs gebe / daß Gerechtigkeit dennoch vor ihm bleibe und im Schwang gehe. 13 86 Heilig kann hie auch heißen / verdammt und veracht /peran-tiphrasin / als ein Ketzer. Ein Gebet Davids Herr / neige deine Ohren und erhöre mich / denn ich bin elend und arm. Bewahre meine Seele / denn ich bin heilig / hilf du / mein Gott / deinem Knechte / der sich verläßt auf dich. Herr / sei mir gnädig / denn ich rufe täglich zu dir. Erfreue die Seele deines Knechts / denn nach dir / Herr / verlanget mich. Denn du / Herr / bist gut und gnädig / von großer Güte allen / die dich anrufen. Vernimm / Herr / mein Gebet und merke auf die Stimme meines Flehens. In der Not rufe ich dich an t du wollest mich erhören. Herr / es ist dir kein gleicher unter den Göttern und ist niemand / der tun kann wie du. 17 Alle Heiden / die du gemacht hast / werden kommen und vor dir anbeten / Herr / und deinen Namen ehren / daß du so groß bist und Wunder tust und alleine Gott bist. Weise mir / Herr / deinen Weg / daß ich wandele in deiner Wahrheit. Erhalte mein Herz bei dem Einigen / daß ich deinen Namen furchte. Ich danke dir / Herr / mein Gott / von ganzem Herzen und ehre deinen Namen ewiglich / denn deine Güte ist groß über mich und hast meine Seele errettet aus der tiefen Hölle. Gott / es setzen sich die Stolzen wider mich / und der Haufe der Tyrannen stehet mir nach meiner Seele / und haben dich nicht vor Augen. Du aber / Herr Gott / bist barmherzig und gnädig / geduldig und großer Güte und Treue. Wende dich zu mir / sei mir gnädig! Stärke deinen Knecht mit deiner Macht und hilf dem Sohn deiner Magd. Tu ein Zeichen an mir / daß mirs wohl gehe / daß es sehen / die mich hassen und sich schämen müssen / daß du mir beistehest / Herr / und tröstest mich. Einigen: Das ist 'GottesWort/ das bleibt und macht einig. Andere Lehren zertrennen / und machen eitel Rotten. Ein Psalmlied der Kinder Korah Sie ist fest gegründet auf den heiligen Bergen. Der Herr liebt die Tor Zion über alle Wohnungen Jakobs. Herrliche Ding werden in dir gepredigt / du Stadt Gottes. Sela. 4 Ich will predigen lassen Rahab und Babel / daß sie mich kennen sollen. Siehe / die Philister und Tyrer samt dem Mohren werden daselbst geborn. Man wird zu Zion sagen / daß allerlei Leute drinnen geborn werden und daß Er / der Höheste / sie baue. 87 Der Herr wird predigen lassen in allerlei Sprachen / 6 daß deren etliche auch daselbst geborn werden. Sela. Und die Sänger wie am Reigen werden alle in dir singen eins ums ander. Ein Psalmlied der Kinder Korah / vorzusingen / von der Schwachheit der Elenden. Ein Unterweisunge Hemans / des Esrahiten Herr / Gott / mein Heiland / ich schreie Tag und Nacht vor dir. Laß mein Gebet vor dich kommen / neige deine Ohren zu meinem Geschrei denn meine Seele ist voll Jammers / und mein Leben ist nahe bei der Hölle. Ich bin geacht gleich denen / die zur Hölle fahren / ich bin ein Mann / der keine Hilfe hat. Ich liege unter den Toten verlassen 6 wie die Erschlagenen / die im Grabe liegen / derer du nicht mehr gedenkest / und sie von deiner Hand abgesondert sind. Du hast mich in die Gruben hinuntergelegt / ins Finsternis und in die Tiefe. Dein Grimm drücket mich / und drängest mich mit allen deinen Fluten. Sela. Meine Freunde hast du ferne von mir getan / du hast mich ihnen zum Greuel gemacht. Ich liege gefangen und kann nicht (/(er-)auskommcn / meine Gestalt ist jämmerlich vor Elende / Herr / ich rufe dich an täglich / ich breite meine Hände aus zu dir. Wirst du denn unter den Toten Wunder tun / 11 oder werden die Verstorbenen aufstehen und dir danken? Sela. Wird man in Gräbern erzählen deine Güte und deine Treue im Verderben? Mögen denn deine Wunder im Finsternis erkannt werden / oder deine Gerechtigkeit im Lande / da man nichts gedenket? Aber ich schrei zu dir / Herr / und mein Gebet kommt frühe vor dich. Warum verstoßest du / Herr / meine Seele und verbirgest dein Antlitz vor mir? Ich bin elend und ohnmächtig / daß ich so verstoßen bin / ich leide dein Schrecken / daß ich schier verzage. Dein Grimm gehet über mich / dein Schrecken drücket mich. Sie umgeben mich täglich wie Wasser und umringen mich miteinander. Du machest / daß meine Freunde und Nähesten und meine Verwandten sich ferne von mir tun um solches Elends willen. Ein Unterweisung Ethan / des Esrahiten 89 Ich will singen von der Gnade des Herrn ewiglich und seine Wahrheit verkündigen mit meinem Munde für und für. Und sage also / daß ein ewige Gnade wird aufgehen / und du wirst deine Wahrheit treulich halten im Himmel: »Ich habe einen Bund gemacht mit meinem Auserwähleten / ich habe David / meinem Knechte / geschworen. Ich will dir ewiglich Samen verschaffen und deinen Stuhl bauen für und für.« Sela. Und die Himmel werden / Herr / deine Wunder preisen und deine Wahrheit in der Gemeine der Heiligen. Denn wer mag in den Wolken dem Herrn gleich gelten und gleich sein unter den Kindern der Götter dem Herrn? Gott ist fast (sehr) mächtig in der Sammlung der Heiligen und wunderbarlich über alle / die um ihn sind. Herr / Gott Zebaoth / wer ist wie du ein mächtiger Gott? Und deine Wahrheit ist um dich her. Du herrschest über das ungestüme Meer / du stillest seine Wellen / wenn sie sich erheben. Du schlagest Rahab zu Tod / du zerstreuest deine Feinde mit deinem starken Arm. Himmel und Erde ist dein / du hast gegründet den Erdboden und was drinnen ist. Johannes 1 (v. 14) Durch Jesum ist Gnade und Wahrheit worden. Im Himmel: Denn Christus Reich ist nicht ein irdisch Reich /sondern himmlisch / und in Wolken/das ist / nicht auf Erden. Rahab: Ägypten / itt supra / und heißt stolz. Jauchzen: Das ganze Land grünet und stehet lustig. Jauchzen: Das ist: das fröhlich Wort Gottes hat. Mitternacht und Mittag hast du geschaffen / Tabor und Hermon jauchzen in deinem Namen. Du hast einen gewaltigen Arm / stark ist deine Hand und hoch ist deine Rechte. Gerechtigkeit und Gericht ist deines Stuhls Festung / Gnade und Wahrheit sind vor deinem Angesichte. Wohl dem Volk / das jauchzen kann! 16 Herr / sie werden im Licht deines Antlitz’ wandeln. Sie werden über deinem Namen täglich fröhlich sein und in deiner Gerechtigkeit herrlich sein. Denn du bist der Ruhm ihrer Stärke / und durch deine Gnade wirst du unser Horn erhöhen. Denn der Herr ist unser Schild / und der Heilige in Israel ist unser König. Dazumal redest du im Gesichte zu deinem Heiligen 20 und sprachest: »Ich habe einen Held erweckt / der helfen soll / ich habe erhöhet einen Auserwähleten aus dem Volk. Ich habe funden meinen Knecht David / ich hab ihn gesalbet mit meinem heiligen Öle. Meine Hand soll ihn erhalten / und mein Arm soll ihn stärken. Die Feinde sollen ihn nicht überwältigen / und die Ungerechten sollen ihn nicht dämpfen / sondern ich will seine Widersacher schlagen vor ihm her / und die ihn hassen / will ich plagen. Aber meine Wahrheit und Gnade soll bei ihm sein / und sein Horn soll in meinem Namen erhaben werden. Ich will seine Hand ins Meer stellen und seine Rechte in die Wasser. Er wird mich nennen also: Du bist mein Vater / 27 mein Gott und Hort / der mir hilft. Und ich will ihn zum ersten Sohn machen / allerhöhest unter den Königen auf Erden. Ich will ihm ewiglich behalten meine Gnade / und mein Bund soll ihm feste bleiben. Ich will ihm ewiglich Samen geben / und seinen Stuhl / solange der Himmel währet / erhalten. Wo aber seine Kinder mein Gesetze verlassen / ji und in meinen Rechten nicht wandeln / so sie meine Ordenung entheiligen und meine Gebot nicht halten / so will ich ihre Sünde mit der Ruten heimsuchen / und ihre Missetat mit Plagen. Aber meine Gnade will ich nicht von ihm wenden / und meine Wahrheit nicht lassen fehlen. Ich will meinen Bund nicht entheiligen und nicht ändern / was aus meinem Munde gegangen ist. Ich habe einst geschworen bei meiner Heiligkeit / ich will David nicht (fee-)lügen. Sein Same soll ewig sein / und sein Stuhl vor mir wie die Sonne. Wie der Mond soll er ewiglich erhalten sein / und gleich wie der Zeuge in Wolken gewiß sein.« Sela. Aber nu verstoßest du und verwirfest und zürnest mit deinem Gesalbeten. Du verstörest den Bund deines Knechtes und trittest seine Krone zu Boden. Du zerreißest alle seine Mauern und lassest seine Festen zerbrechen. Es rauben ihn alle / die vorübergehen / er ist seinen Nachbarn ein Spott worden. Du erhöhest die Rechte seiner Widerwärtigen und erfreuest alle seine Feinde. Auch hast du die Kraft seines Schwertes weggenommen und lässest ihn nicht siegen im Streit. Du zerstörest seine Reinigkeit und wirfest seinen Stuhl zu Boden. Du verkürzest die Zeit seiner Jugend und bedeckest ihn mit Hohn. Sela. Herr / wie lange willst du dich so gar verbergen / und deinen Grimm wie Feur brennen lassen? Gedenke / wie kurz mein Leben ist / warum willst du alle Menschen umsonst geschaffen haben? Wo ist jemand / der da lebet und den Tod nicht sähe / der seine Seele errette aus der Höllen Hand? Sela. Herr / wo ist deine vorige Gnade / die du David geschworen hast in deiner Wahrheit. Gedenke / Herr / an die Schmach deiner Knechte / die ich trage in meinem Schoß Zeuge: Das ist / der Regenbogen den Gott zum Zeugen setzet des ewigen Bundes mit Noah. 1. Mose 9. Reinigkeit: Das ist/alle seinen Schmuck und Zierde des Got-tesdiensts. von so vielen Völkern allen / damit dich / Herr / deine Feinde schmähen / damit sie schmähen die Fußstapfen deines Gesalbeten. Gelobet sei der Herr ewiglich! Amen / Amen. 53 90 Lassest sterben: Es sterben immer die Leute hin /undkommen andre wieder durch Gottes Wort / darum ist unser Leben gegen ihm als nichts. Unerkannte: Das ist /Adams Sünde Römers' damit der Tod verdienet ist / und doch die Welt solches nicht weiß. Zürnest: Das ist / daß solches dein Zorn ist / und unser Sünde so groß ist / die solchen Zorn verdienet. Ein Gebet Mose / des Manns Gottes Herr Gott / du bist unsre Zuflucht für und für. Ehe denn die Berge wurden und die Erde und die Welt geschaffen wurden / bist du Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Der du die Menschen lässest sterben 3 und sprichst: »Kommt wieder / Menschenkinder!« Denn tausend Jahr sind vor dir wie der Tag / der gestern vergangen ist / und wie eine Nachtwache. Du lässest sie dahinfahren wie einen Strom / und sind wie ein Schlaf / gleichwie ein Gras / das doch bald welk wird / das da frühe blühet und bald welk wird und des Abends abgehauen wird und verdorret. Das machet dein Zorn / daß wir so vergehen 7 und dein Grimm / daß wir so plötzlich dahin müssen. Denn unser Missetat stellest du vor dich / unser unerkannte Sünde ins Licht vor deinem Angesichte. Darum fahren alle unser Tage dahin durch deinen Zorn / wir bringen unser Jahre zu wie ein Geschwätz. Unser Leben währet siebenzig Jahr / wenns hoch kommt so sinds achtzig Jahr und wenns köstlich gewesen ist / so ists Mühe und Arbeit gewesen / denn es fähret schnell dahin / als flögen wir davon. Wer glaubts aber / daß du so sehr zürnest / und wer furcht sich vor solchem deinem Grimm? Lehre uns bedenken / daß wir sterben müssen / 12 auf daß wir klug werden. Herr / kehre dich doch wieder zu uns und sei deinen Knechten gnädig. Fülle uns frühe mit deiner Gnade / so wollen wir rühmen und fröhlich sein unser Leben lang. Erfreue uns nu wieder / nachdem du uns so lange plagest / nachdem wir so lange Unglück leiden. Zeige deinen Knechten deine Werke und deine Ehre ihren Kindern. Und der Herr / unser Gott / sei uns freundlich und fordere das Werk unser Hände bei uns / ja / das Werk unser Hände wollt er fordern! Deine Werke: Das ist / Leben und Hilfe /und alles Guls. Unser Werk: Das ist /geistlich und weltlich Regiment. Wer unter den Schirm des Höhesten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt / der spricht zu dem Herrn: »Meine Zuversicht und meine Burg / mein Gott / auf den ich hoffe.« Denn er errettet mich vom Strick des Jägers und von der schädlichen Pestilenz. Er wird dich mit seinen Fittichen decken / und deine Zuversicht wird sein unter seinen Flügeln. Seine Wahrheit ist Schirm und Schild. Daß du nicht erschrecken müssest vor dem Grauen des Nachts / vor den Pfeilen / die des Tages fliegen / vor der Pestilenz / die im Finstern schleicht / vor der Seuche / die im Mittage verderbet. Ob tausend fallen zu deiner Seiten und zehentausend zu deiner Rechten / so wird es doch dich nicht treffen. Ja / du wirst mit deinen Augen deine Lust sehen und schauen / wie es den Gottlosen vergolten wird. Denn der Herr ist deine Zuversicht / der Höhest ist deine Zuflucht. Es wird dir kein Übels begegenen / und keine Plage wird zu deiner Hütten sich nahen. Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir / daß sic dich behüten auf allen deinen Wegen / 91 Wahrheit: Wort und Verheißung der Gnaden. Allerlei Unglück zeiget er mit an / es sei Gewalt / Unrecht / List / Tiik-ke / Freuet etc. daß sic dich auf den Händen tragen / und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest. Auf dem Löwen und Ottern wirst du gehen und treten auf den Jungenlöwen und Drachen. »Er begehrt mein / so will ich ihm aushelfen / er kennet meinen Namen / darum will ich ihn schützen. Er rufet mich an / so will ich ihn erhören / ich bin bei ihm in der Not / ich will ihn herausreißen und zu Ehren machen. Ich will ihn sättigen mit langem Leben und will ihm zeigen mein Heil.« 92 Tief: Wunderlich/damit er uns so hilfel/das kein Mensch begreifen / noch erdenken könnte. Gesalbet: Daß ich werde erfreuet. Ein Psalmlied auf den Sabbathtag Das ist ein köstlich Ding / dem Herrn danken und lobsingen deinem Namen / du Höhester / des Morgens deine Gnade und des Nachts deine Wahrheit verkündigen auf den zehen Saiten und Psalter / mit Spielen auf der Harfen. Denn / Herr / du lässest mich fröhlich singen von deinen Werken / und ich rühme die Geschäfte deiner Hände. Herr / wie sind deine Werk so groß? deine Gedanken sind so sehr tief. Ein Törichter glaubt das nicht und ein Narr achtet solchs nicht. Die Gottlosen grünen wie das Gras / und die Übeltäter blühen alle / bis sie vertilget werden immer und ewiglich. Aber du / Herr / bist der Höhest und bleibest ewiglich. Denn siehe / deine Feinde / Herr / siehe / deine Feinde werden umkommen / und alle Übeltäter müssen zerstreuet werden. Aber mein Horn wird erhöhet werden wie eines Einhorns / und werde gesalbet mit frischem Öle. Und mein Auge wird sein Lust sehen an meinen Feinden / und mein Ohre wird seine Lust hören an den Boshaftigen / die sich wider mich setzen. Der Gerechte wird grünen wie ein Palmbaum / er wird wachsen wie ein Zeder auf Libanon. Die gepflanzt sind in dem Hause des Herrn / werden in den Vorhöfen unsers Gottes grünen. Und wenn sie gleich alt werden / werden sie dennoch blühen / fruchtbar und frisch sein / daß sie verkündigen / daß der Herr so fromm ist / mein Hort / und ist kein Unrecht an ihm. Der Herr ist König und herrlich geschmückt / der Herr ist geschmückt und hat ein Reich angefangen / soweit die Welt ist / und zugericht / daß es bleiben soll. Von dem an stehet dein Stuhl fest. du bist ewig. Herr / die Wasserströme erheben sich / die Wasserströme erheben ihr Brausen / die Wasserströme heben empor die Wellen. Die Wasserwogen im Meer sind groß und brausen greulich / der Herr aber ist noch größer in der Höhe. Dein Wort ist eine rechte Lehre / Heiligkeit ist die Zierde deines Hauses / ewiglich. Herr / Gott / des die Rache ist / Gott / des die Rache ist / erscheine! Erhebe dich / du Richter der Welt / vergilt den Hoffärtigen / was sie verdienen! Herr / wie lange sollen die Gottlosen / wie lange sollen die Gottlosen prahlen und so trötzlich reden / und alle Übeltäter sich rühmen? Herr / sie zerschlagen dein Volk und plagen dein Erbe. Witwen und Fremdlinge erwürgen sie / und töten die Waisen Kein Unrecht: Erstehet keine Person an / und hilf der Gottlosen Sache nicht / wie sie doch meinen. 93 94 Erscheine: Brich hervor / laß dich sehen. Prahlen: Einherfahren mit Worten als ein Herr oder Tyrann /den man ßirchten müsse / was er sagt oder will. Stille: Das ist / in der Hölle da es stille ist und alles aus. Schädlichen Stuhl: Das ist / da man schädliche Dinge und Verderben der Seelen lehret. und sagen: »Der Herr siehcts nicht / und der Gott Jakobs achtets nicht.« Merkt doch / ihr Narren unter dem Volk / und ihr Toren / wann wollt ihr klug werden? Der das Ohre gepflanzt hat / sollt der nicht hören? Der das Auge gemacht hat / sollt der nicht sehen? Der die Heiden züchtiget / sollt der nicht strafen? Der die Menschen lehret / was sie wissen. Aber der Herr weiß die Gedanken der Menschen / daß sie eitel sind. Wohl dem / den du / Herr / züchtigest und lehrest ihn durch dein Gesetz / daß er Geduld habe / wenns übel gehet / bis dem Gottlosen die Grube bereitet werde. Denn der Herr wird sein Volk nicht verstoßen / noch sein Erbe verlassen. Denn Recht muß doch Recht bleiben / und dem werden alle frommen Herzen zufallen. Wer stehet bei mir wider die Boshaftigen? Wer tritt zu mir wider die Übeltäter? Wo der Herr mir nicht hülfe / so läge meine Seele schier in der Stille. Ich sprach: »Mein Fuß hat gestrauchelt« / aber deine Gnade / Herr / hielt mich. Ich hatte viel Bekümmernisse in meinem Herzen / aber deine Tröstung ergötzeten meine Seele. Du wirst ja nimmer eins mit dem schädlichen Stuhl / der das Gesetz übel (fälschlich) deutet. Sie rüsten wider die Seele des Gerechten und verdammen unschuldig Blut. Aber der Herr ist mein Schutz / mein Gott ist der Hort meiner Zuversicht. Und er wird ihnen ihr Unrecht vergelten / und er wird sie um ihre Bosheit vertilgen. Der Herr / unser Gott / wird sie vertilgen. S 12 20 Kommt herzu / laßt uns dem Herrn frohlocken undjauchzen dem Hort unsers Heils. Lasset uns mit Danken vor sein Angesicht kommen / und mit Psalmen ihm jauchzen. Denn der Herr ist ein großer Gott und ein großer König über alle Götter. Denn in seiner Hand ist / was die Erde bringet / und die Höhe der Berge sind auch sein. Denn sein ist das Meer und er hats gemacht / und seine Hände haben das Trocken bereit. Kommt / laßt uns anbeten und knien und niederfallen vor dem Herrn / der uns gemacht hat. Denn er ist unser Gott und wir das Volk seiner Weide und Schafe seiner Hände. 8 Heute / so ihr seine Stimme höret / so verstocket euer Herz nicht / wie zu Meriba geschah / wie zu Massa in der Wüsten / da mich euer Väter versuchten / fühleten und sahen meine Werk / daß ich vierzig Jahr Mühe hatte mit diesem Volk und sprach: »Es sind Leute / deren Herz immer den Irreweg will und die meine Wege nicht lernen wollen / daß ich schwur in meinem Zorn: Sie sollen nicht zu meiner Ruhe kommen.« 95 Trocken: Da ist die Erde. Singet dem Herrn ein neues Lied / singet dem Herrn / alle Welt. Singet dem Herrn und lobet seinen Namen / prediget einen Tag am andern sein Heil. Erzählet unter den Heiden seine Ehre / unter allen Völkern seine Wunder. Denn der Herr ist groß und hoch zu loben / wunderbarlich über alle Götter. Denn alle Götter der Völker sind Götzen / aber der Herr hat den Himmel gemacht. 96 Es stehet herrlich und prächtig vor ihm und gehet gewaltiglich und löblich zu in seinem Heiligtum. Ihr Völker / bringet her dem Herrn / 7 bringet her dem Herrn Ehre und Macht. Bringet her dem Herrn die Ehre seinem Namen / bringet Geschenke und kommt in seine Vorhöfe. Betet an den Herrn in heiligem Schmuck / es furchte ihn alle Welt. Sagt unter den Heiden / daß der Herr König sei / und habe sein Reich / soweit die Welt ist / bereit / daß es bleiben soll / und richtet die Völker recht. Himmel freue sich und Erde sei fröhlich / 11 das Meer brause und was drinnen ist. Das Feld sei fröhlich und alles / was drauf ist / und lasset rühmen alle Bäume im Walde vor dem Herrn / denn er kommt / denn er kommt / zu richten das Erdreich. Er wird den Erdboden richten mit Gerechtigkeit und die Völker mit seiner Wahrheit. Der Herr ist König / des freue sich das Erdreich und seien fröhlich die Insulen / soviel ihr ist. Wolken und Dunkel ist um ihn her / Gerechtigkeit und Gericht ist seines Stuhls Festung. Feur gehet vor ihm her und zündet an umher seine Feinde. Seine Blitzen leuchten auf den Erdboden / das Erdreich siehet und erschrickt. Berge zerschmelzen wie Wachs vor dem Herrn / vor dem Herrscher des ganzen Erdbodens. Die Himmel verkündigen seine Gerechtigkeit / und alle Völker sehen seine Ehre. Schämen müssen sich alle / die den Bildern dienen 7 und sich der Götzen rühmen. Betet ihn an / alle Götter! Zion hörets und ist froh / und die Töchter Juda sind fröhlich / Herr / über deinem Regiment. Denn du / Herr / bist der Höhest in allen Landen / du bist sehr erhöhet über alle Götter. 10 Die ihr den Herrn liebet / hasset das Arge! Der Herr bewahret die Seelen seiner Heiligen / von der Gottlosen Hand wird er sie erretten. Dem Gerechten muß das Licht immer wieder aufgehen und Freude den frommen Herzen. Ihr Gerechten / freuet euch des Herrn und danket ihm und preiset seine Heiligkeit. Ein Psalm Singet dem Herrn ein neues Lied / denn er tut Wunder. Er sieget mit seiner Rechten und mit seinem heiligen Arm. Der Herr läßt sein Heil verkündigen / vor den Völkern läßt er seine Gerechtigkeit offenbaren. Er gedenket an seine Gnade und Wahrheit dem Hause Israel. Alle Welt Ende sehen das Heil unsers Gottes. 4 Jauchzet dem Herrn / alle Welt / singet / rühmet und lobet! Lobet den Herrn mit Harfen / mit Harfen und Psalmen! Mit Drommeten und Posaunen jauchzet vor dem Herrn / dem Könige! Das Meer brause und was drinnen ist / der Erdboden und die drauf wohnen. Die Wasserströme frohlocken / und alle Berge seien fröhlich vor dem Herrn / denn er kommt / das Erdreich zu richten. Er wird den Erdboden richten mit Gerechtigkeit und die Völker mit Recht. Licht: Das ist Gluck und Heil. 98 Der Herr ist König / darum toben Völker / er sitzet aut Cherubim / darum reget sich die Welt. Der Herr ist groß zu Zion und hoch über alle Völker. Man danke deinem großen und wunderbarlichem Namen / der da heilig ist. Im Reich dieses Königs hat man das Recht lieb / du gibst Frömmigkeit / du schaffest Gericht und Gerechtigkeit in Jakob. Erhebet den Herrn / unsern Gott / 3 betet an zu seinem Fußschemel / denn er ist heilig. Mose und Aaron unter seinen Priestern und Samuel unter denen / die seinen Namen anrufen / sie riefen an den Herrn / und er erhörete sie. Er redete mit ihnen durch eine Wolkensäule / sie hielten seine Zeugnis und Gebot / die er ihnen gab. Herr / du bist unser Gott / du erhöretest sie / du / Gott / vergäbest ihnen und strafetest ihr Tun. Erhöhet den Herrn / unsern Gott / und betet an zu seinem heiligen Berge / denn der Herr / unser Gott / ist heilig. Ein Dankpsalm Jauchzet dem Herrn / alle Welt! Dienet dem Herrn mit Freuden / kommt vor sein Angesicht mit Frohlocken! Erkennet / daß der Herr Gott ist / 3 er hat uns gemacht / und nicht wir selbst / zu seinem Volk und zu Schafen seiner Weide. Gehet zu seinen Toren ein mit Danken / zu seinen Vorhöfen mit Loben / danket ihm / lobet seinen Namen. Denn der Herr ist freundlich / 3 und seine Gnade währet ewig und seine Wahrheit für und für. Von Gnade und Recht will ich singen und dir / Herr / Lob sagen. Ich handle vorsichtig und redlich bei denen / die mir zugehören / und wandle treulich in meinem Hause. Ich nehme mir keine böse Sache vor / ich hasse den Übertreter und lasse ihn nicht bei mir bleiben. Ein verkehret Herz muß von mir weichen / den Bösen leide ich nicht. Der seinen Nähesten heimlich verleumdet / den vertilge ich / ich mag des nicht / der stolz Gebärde und hohen Mut hat. Meine Augen sehen nach den Treuen im Lande / daß sie bei mir wohnen / und hab gerne fromme Diener. Falsche Leute halte ich nicht in meinem Hause / die Lügener gedeihen nicht bei mir. Frühe vertilge ich alle Gottlosen im Lande / daß ich alle Übeltäter ausrotte / aus der Stadt des Herrn. Ein Gebet des Elenden / so er betrübt ist und seine Klage vor dem Herrn ausschüttet Herr / höre mein Gebet und laß mein Schreien zu dir kommen ! Verbirge dein Antlitz nicht vor mir / in der Not neige deine Ohren zu mir! Wenn ich dich anrufe / so erhöre mich bald! Denn meine Tage sind vergangen wie ein Rauch / und meine Gebeine sind verbrannt wie ein Brand. Mein Herz ist geschlagen und verdorret wie Gras / daß ich auch vergesse / mein Brot zu essen. Geschrieben: 4»/daß man es predige. Psalm Sy. Mein Gebein klebt an meinem Fleisch vor Heulen und Seufzen. Ich bin gleich wie ein Rohrdommel in der Wüsten / ich bin gleich wie ein Käuzlein in den verstöreten Städten. Ich wache / und bin / wie ein einsamer Vogel auf dem Dache. Täglich schmähen mich meine Feinde / g und die mich spotten / schwören bei mir. Denn ich esse Aschen wie Brot und mische meinen Trank mit Weinen vor deinem Drohen und Zorn / daß du mich aufgehoben und zu Boden gestoßen hast. Meine Tage sind dahin wie ein Schatten / und ich verdorre wie Gras. Du aber / Herr / bleibest ewiglich jj und dein Gedächtnis für und für. Du wollest dich aufmachen und über Zion erbarmen / denn es ist Zeit / daß du ihr gnädig seiest / und die Stunde ist kommen. Denn deine Knechte wollten gerne / daß sie gebauet würde / und sähen gerne / daß ihre Steine und Kalk zugericht würde / daß die Heiden den Namen des Herrn fürchten / und alle Könige auf Erden deine Ehre / daß der Herr Zion bauet und erscheinet in seiner Ehre. Er wendet sich zum Gebet der Verlassenen und verschmähet ihr Gebet nicht. Das werde geschrieben auf die Nachkommen / und das Volk / das geschaffen soll werden / wird den Herrn loben. Denn er schauet von seiner heiligen Höhe / und der Herr siehet vom Himmel auf Erden / daß er das Seufzen des Gefangenen höre und los mache die Kinder des Todes. Auf daß sie zu Zion predigen den Namen des Herrn und sein Lob zu Jerusalem / wenn die Völker Zusammenkommen und die Königreiche / dem Herrn zu dienen. Er demütiget auf dem Wege meine Kraft / er verkürzet meine Tage. Ich sage: Mein Gott / nimm mich nicht weg in der Hälft meiner Tage. In der Hälft: Ehe ich michs versehe. Deine Jahre währen für und für. Du hast vorhin die Erde gegründet und die Himmel sind deiner Hände Werk. Hebräerbrief 2,1. Sie werden vergehen / aber du bleibest / sie werden alle veralten wie ein Gewand. Sie werden verwandelt wie ein Kleid / wenn du sie verwandeln wirst. Du aber bleibest wie du bist / und deine Jahr nehmen kein Ende. Die Kinder deiner Knechte werden bleiben / und ihr Same wird vor dir gedeihen. Lobe den Herrn / .meine Seele / und was in mir ist / seinen heiligen Namen. Lobe den Herrn / meine Seele / und vergiß nicht / was er mir Guts getan hat. Der dir alle deine Sünde vergibt und heilet alle deine Gebrechen / der dein Leben vom Verderben erlöset / der dich krönet mit Gnade und Barmherzigkeit / der deinen Mund fröhlich machet / und du wieder jung wirst wie ein Adeler. Der Herr schaffet Gerechtigkeit und Gericht allen / die Unrecht leiden. Er hat seine Wege Mose wissen lassen / die Kinder Israel sein Tun. Barmherzig und gnädig ist der Herr / geduldig und von großer Güte. Er wird nicht immer hadern / Hadertt: Un- noch ewiglich Zorn halten. gnädigsein. Er handelt nicht mit uns nach unsern Sünden und vergilt uns nicht nach unser Missetat. Ein Psalm Davids Gemachte: Wie ein schwach / lose Gehau oder Zimmer / eines kurzen / armen Lehens. Ihre Stätte kennet sie nicht mehr: Das ist / sie weiß nicht mehr von der Blume / noch denket mehr dran. Idest / Nullum vesti-gium aut memoria relinquitur. Denn so hoch der Himmel über der Erden ist / läßt er seine Gnade walten über die / so ihn furchten. So ferne der Morgen ist vom Abend / lasset er unser Übertretung von uns sein. Wie sich ein Vater über Kinder erbarmet / so erbarmet sich der Herr über die / so ihn fürchten. Denn er kennet / was für ein Gemachte wir sind / er gedenket daran / daß wir Staub sind. Ein Mensch ist in seinem Leben wie Gras / 15 er blühet wie eine Blume auf dem Felde. Wenn der Wind darüber gehet / so ist sie nimmer da / und ihr Stätte kennet sie nicht mehr. Die Gnade aber des Herrn währet von Ewigkeit zu Ewigkeit über die / so ihn fürchten / und seine Gerechtigkeit auf Kindskind bei denen / die seinen Bund halten und gedenken an seine Gebote / daß sie danach tun. Der Herr hat seinen Stuhl im Himmel bereitet / 19 und sein Reich herrschet über alles. Lobet den Herrn / ihr seine Engel / ihr starken Helden / die ihr seine Befehl ausrichtet / daß man höre die Stimme seines Worts. Lobet den Herrn / alle seine Heerscharen / seine Diener / die ihr seinen Willen tut. Lobet den Herrn / alle seine Werk an allen Orten seiner Herrschaft. Lobe den Herrn / meine Seele! 104 Lobe den Herrn / meine Seele! Herr / mein Gott / du bist sehr herrlich / du bist schön und prächtig geschmückt. Licht ist dein Kleid / das du anhast / du breitest aus den Himmel wie einen Teppich. Du wölbest es oben mit Wasser / du fahrest auf den Wolken wie auf eim Wagen und gehest auf den Fittichen des Windes / der du machest deine Engel zu Winden und deine Diener zu Feurflammen. Der du das Erdreich gründest auf seinen Boden / daß es bleibt immer und ewiglich. Mit der Tiefe deckest du es wie mit einem Kleid / und Wasser stehen über den Bergen. Aber von deinem Schelten fliehen sie / von deinem Donner fahren sie dahin. Die Berge gehen hoch hervor / und die Breiten setzen sich herunter zum Ort / den du ihnen gegründet hast. Du hast eine Grenze gesetzt / darüber kommen sie nicht / und müssen (dürfen) nicht wiederum das Erdreich bedecken. Du lassest Brunnen quellen in den Gründen / daß die Wasser zwischen den Bergen hinfließen / daß alle Tier auf dem Felde trinken / und das Wild seinen Durst lösche. An denselben sitzen die Vögel des Himmels und singen unter den Zweigen. Du feuchtest die Berge von oben her / du machest das Land voll Früchte / die du schaffest. Du lassest Gras wachsen für das Vieh und Saat zu Nutz den Menschen / daß du Brot aus der Erden bringest. Und daß der Wein erfreue des Menschen Herz / und seine Gestalt schön werde von Öle / und das Brot des Menschen Herz stärke. Daß die Bäume des Herrn voll Safts stehen / die Zedern Libanon / die er gepflanzt hat. Daselbst nisten die Vögel / und die Reiher wohnen auf den Tannen. Die hohen Berge sind der Gemsen Zuflucht / und die Steinkluft der Kaninchen. Du machest den Monden / das Jahr danach zu teilen / die Sonne weiß ihren Niedergang. Du machst Finsternis / daß Nacht wird / da regen sich alle wilde Tier / diejungen Löwen / die da brüllen nach dem Raub und ihre Speise suchen von Gott. Wenn aber die Sonne aufgehet / heben sie sich davon und legen sich in ihre Löcher. Bäume des Herrn heißt er die im Wald stehen /die nicht durch Menschen gepflanzel sind. Gesältiget: Dos ist fröhlich. So gehet denn der Mensch aus an seine Arbeit und an sein Ackerwerk bis an den Abend. Herr / wie sind deine Werk so groß und viel! Du hast sie alle weislich geordnet / und die Erde ist voll deiner Güter. Das Meer / das so groß und weit ist / 25 da wimmelts ohn Zahl / beide / groß und kleine Tier. Daselbst gehen die Schiffe / da sind Walfische / die du gemacht hast / daß sie drinnen scherzen. Es wartet alles auf dich / daß du ihnen Speise gebest zu seiner Zeit. Wenn du ihnen gibst / so sammeln sie / wenn du deine Hand auftuest / so werden sie mit Gut gesättiget. Verbirgest du dein Angesicht / so erschrecken sie / du nimmst weg ihren Odem / so vergehen sie und werden wieder zu Staub. Du lassest aus deinen Odem / so werden sie geschaffen / und verneuest die Gestalt der Erden. Die Ehre des Herrn ist ewig / 31 der Herr hat Wohlgefallen an seinen Werken. Er schauet die Erden an / so bebet sie / er rühret die Berge an / so rauchen sie / Ich will dem Herrn singen mein Leben lang / und meinen Gott loben / solange ich bin. Meine Rede müsse ihm wohl gefallen / ich freue mich des Herrn. Der Sünder müsse ein Ende werden auf Erden / und die Gottlosen nicht mehr sein. Lobe den Herrn / meine Seele! Halleluja! Danket dem Herrn und prediget seinen Namen / verkündiget sein Tun unter den Völkern. Singet von ihm und lobet ihn / redet von allen seinen Wundern. Rühmet seinen heiligen Namen / es freue sich das Herz dere / die den Herrn suchen. Fraget nach dem Herrn und nach seiner Macht / suchet sein Antlitz allewege. Gedenket seiner Wunderwerk / die er getan hat / seiner Wunder und seines Worts / ihr / der Same Abrahams / seines Knechts / ihr Kinder Jakobs / seines Auserwähleten. 7 Er ist der Herr / unser Gott / er richtet in aller Welt. Er gedenkt ewiglich an seinen Bund / des Worts / das er verheißen hat auf viel Tausend für und für / den er gemacht hat mit Abraham / und des Eides mit Isaak / und stellte dasselbige Jakob zu einem Rechte und Israel zum ewigen Bunde und sprach: »Dir will ich das Land Kanaan geben / das Los eures Erbes« / da sie wenig und geringe waren und Fremdlinge drinnen. jj Und sie zogen von Volk zu Volk / von einem Königreiche zum andern Volk. Er ließ keinen Menschen ihnen Schaden tun und strafet Könige um ihretwillen. »Tastet meine Gesalbeten nicht an und tut meinen Propheten kein Leid!« Und er ließ eine Teurung ins Land kommen und entzog allen Vorrats des Brots. Er sandte einen Mann vor ihnen hin / Joseph ward zum Knecht verkauft. Sie zwangen seine Füße im Stock / sein Leib mußte in Eisen liegen / bis daß sein Wort kam und die Rede des Herrn ihn durchläutert. nicht ungehorsam: Mose und Aaron. Da sandte der König hin und ließ ihn los geben / der Herr über Völker hieß ihn auslassen. Er setzte ihn zum Herrn über sein Haus / zum Herrscher über alle seine Güter / daß er seine Fürsten unterweise nach seiner Weise und seine Ältesten Weisheit lehrete. Und Israel zog in Ägypten 23 und Jakob ward ein Fremdling im Lande Harns. Und er ließ sein Volk sehr wachsen und machte sie mächtiger denn ihre Feinde. Er verkehrte jener Herz / daß sie seinem Volk gram worden und dachten / seine Knechte mit List zu dämpfen. Er sandte seinen Knecht Mosen / Aaron / den er hatte erwählet. Dieselben täten seine Zeichen unter ihnen und seine Wunder im Lande Hains. Er ließ Finsternis kommen und machte es finster / und waren nicht ungehorsam seinen Worten. Er verwandelte ihre Wasser in Blut und tötete ihre Fische. Ihr Land wimmelte Kröten heraus in den Kammern ihrer Könige. Er sprach: Da kam Unziefer / 31 Läuse in allen ihren Grenzen. Er gab ihnen Hagel zum Regen / Feurflammen in ihrem Lande und schlug ihre Weinstöcke und Feigenbäume und zerbrach die Bäume in ihren Grenzen. Er sprach: Da kamen Heuschrecken und Käfer ohn Zahl / und sie fraßen alles Gras in ihrem Lande / und fraßen die Früchte auf ihrem Felde. Und schlug alle Erstgeburt in Ägypten / alle ihre ersten Erben. Und führet sie aus mit Silber und Golde / 37 und war kein Gebrechlicher unter ihren Stämmen. Ägypten ward froh / daß sie auszogen / denn ihre Furcht war auf sie gefallen. Er breitete eine Wolken aus zur Decke und Feur des Nachts / zu leuchten. Sie baten: Da ließ er Wachteln kommen / und er sättiget sie mit Himmelbrot. Er öffenet den Felsen / da flössen Wasser aus / daß Bäche liefen in der dürren Wüsten. Denn er gedacht an sein heiliges Wort Abraham / seinem Knechte geredt. 43 ^ Also führet er sein Volk aus mit Freuden und seine Auserwähleten mit Wonne. Und gab ihnen die Länder der Heiden / daß sie die Güter der Völker einnahmen / auf daß sie halten sollen seine Rechte und seine Gesetz bewahren. Halleluja! Halleluja! Danket dem Herrn / denn er ist freundlich / und seine Güte währet ewiglich. Wer kann die großen Taten des Herrn ausreden und alle seine löblichen Werk preisen? Wohl denen / die das Gebot halten / und tun immerdar recht! Herr / gedenk mein nach der Gnaden / die du deinem Volk verheißen hast / beweise uns deine Hilfe / daß wir sehen mögen die Wohlfahrt deiner Auserwähleten und uns freuen / daß deinem Volk wohl gehet und uns rühmen mit deinem Erbteil. 6 Wir haben gesündiget samt unsern Vätern / wir haben miß^ehandelt und sind gottlos gewesen. Unsre Väter in Ägypten wollten deine Wunder nicht verstehen / sie gedachten nicht an deine große Güte und waren ungehorsam am Meer / nämlich am Schilfmeer. Er half ihnen aber um seines Namens willen / daß er seine Macht beweisete. Ehre: Das ist Gotl. Römer 1. Und er schalt das Schilfmeer / da wards trocken / und führte sie durch die Tiefen wie in einer Wüsten und half ihnen von der Hand des / der sie hasset / und erlöset sie von der Hand des Feindes. Und die Wasser ersäuften ihre Widersacher / daß nicht einer überbleib. Da glaubten sie an seine Worte und sangen sein Lob. Aber sie vergaßen bald seiner Werk / 13 sie warteten nicht seines Rats. Und sie wurden lüstern in der Wüsten und versuchten Gott in der Einöde. Er aber gab ihnen ihre Bitte und sandte ihnen gnug / bis ihnen davor ekelt. Und sie empöreten sich wider Mosen im Lager / wider Aaron / den Heiligen des Herrn. Die Erde tat sich auf und verschlang Dathan und deckte zu die Rotte Abiram. Und Feur ward unter ihre Rotte angezündet / die Flamme verbrannt die Gottlosen. Sie machten ein Kalb in Horeb ig und beteten an das gegossen Bilde und verwandelten ihre Ehre in ein Gleichnis eines Ochsen / der Gras isset. Sie vergaßen Gottes / ihres Heilands / der so große Ding in Ägypten getan hatte / Wunder im Lande Harns und schreckliche Werk am Schilfmeer. Und er sprach / er wollt sie vertilgen / wo nicht Mose / sein Auserwähleter / den Riß aufgehalten hätte / seinen Grimm abzuwenden / auf daß er sie nicht gar verderbete. Und sic verachteten das liebe Land / sie gläubten seinem Wort nicht und murreten in ihren Hütten / sie gehorchten der Stimme des Herrn nicht. Und er hub auf seine Hand wider sie / daß er sie niederschlüge in der Wüsten und würfe ihren Samen unter die Heiden und streuet sie in die Länder. 28 Und sie hingen sich an den Baal Peor und aßen von den Opfern der toten Götzen / und erzürneten ihn mit ihrem Tun / da riß auch die Plage unter sie. Da trat zu Pinehas und schlichtet die Sache / da ward der Plage gesteuert / „ und ward ihm gerechnet zur Gerechtigkeit für und für ewiglich. Und sie erzürneten ihn am Haderwasser und sie zerplagten den Mose übel / denn sie betrübten ihm sein Herz / daß ihm etliche Wort entfuhren. 34 Auch vertilgeten sie die Völker nicht / wie sie doch der Herr geheißen hatte / sondern sie mengeten sich unter die Heiden und lerneten derselben Werk / und dieneten ihren Götzen / die gerieten ihnen zum Ärgernis / und sie opferten ihre Söhne und ihre Töchter den Teufeln und vergossen unschuldig Blut / das Blut ihrer Söhne und ihrer Töchter / die sie opferten den Götzen Kanaan / daß das Land mit Blutschulden befleckt ward / und verunreinigten sich mit ihren Werken und hureten mit ihrem Tun. 40 Da ergrimmet der Zorn des Herrn über sein Volk und gewann einen Greuel an seinem Erbe und gab sie in die Hand der Heiden / daß über sie herrscheten / die ihnen gram waren. Und ihre Feinde ängsten sie und wurden gedemütiget unter ihre Hände. Er errettet sie oftmals / aber sie erzürneten ihn mit ihrem Vornehmen und wurden wenig um ihrer Missetat willen. Und er sähe ihre Not an / da er ihre Klage höret. Und gedacht an seinen Bund / ihnen gemacht und reuete ihn nach seiner großen Güte / und ließ sie zur Barmherzigkeit kommen vor allen / die sie gefangen hatten. Hilf uns Herr / unser Gott / und bringe uns zusammen aus den Heiden / daß wir danken deinem heiligen Namen und rühmen dein Lob. Gelobet sei der Herr / der Gott Israel / 48 von Ewigkeit in Ewigkeit / und alles Volk spreche: Amen! Halleluja! 107 Dieser Psalm ist ein gemein Dank /wie Gott allerlei Menschen aus allerlei Not hilfet / wie Paulus saget 1. Tim. 2. Er ist ein Heiland aller Menschen. Die ersten sind so arm / elend / weder Haus noch Hof haben / und nichts anzufangen wissen. Die andern/sind die mit Gefing-nis um ihrer Missetat willen geplagt / und durch Gottes Hil fe ledig werden. Danket dem Herrn / denn er ist freundlich / und seine Güte währet ewiglich. Saget ' die ihr erlöset seid durch den Herrn / die er aus der Not erlöset hat und die er aus den Ländern zusammengebracht hat vom Aufgang / vom Niedergang / von Mitternacht und vom Meer. Die irre gingen in den Wüsten in ungeebentem Wege 4 und fanden keine Stadt / da sie wohnen konnten / hungerig und durstig / und ihre Seele verschmachtet / und sie zum Herrn riefen in ihrer Not / und er sie errettet aus ihren Ängsten und führte sie einen richtigen Weg / daß sie gingen zur Stadt / da sie wohnen konnten. Die sollen dem Herrn danken um seine Güte und um seine Wunder / die er an den Menschenkindern tut / daß er sättiget die dürstige Seele und füllet die hungerige Seele mit Gutem. Die da sitzen mußten im Finsternis und Dunkel / 10 gefangen im Zwang und Eisen / darum / daß sie Gottes Geboten ungehorsam gewest waren und das Gesetz des Höhesten geschändet hatten. Darum mußte ihr Herz mit Unglück geplagt werden / daß sie dalagen und ihnen niemand half und sie zum Herrn riefen in ihrer Not / 2J und er ihnen half aus ihren Ängsten und sie aus dem Finsternis und Dunkel fuhrete und ihre Bande zerriss. Die sollen dem Herrn danken um seine Güte und um seine Wunder / die er an den Menschenkindern tut ' daß er zerbricht ehrne Tür und zerschlaget eisene Riegel. Die Narren / so geplagt waren um ihrer Übertretung willen und um ihrer Sünde willen / daß ihnen ekelt vor aller Speise und wurden todkrank und sie zum Herrn riefen in ihrer Not / und er ihnen half aus ihren Ängsten. Er sandte sein Wort und machte sie gesund und errettete sie / daß sie nicht starben: Die sollen dem Herrn danken um seine Güte und um seine Wunder / die er an den Menschenkindern tut und Dank opfern und erzählen seine Werk mit Freuden. Die mit Schiffen auf dem Meer fuhren und trieben ihren Handel in großen Wassern / die des Herrn Werk erfahren haben und seine Wunder im Meer / wenn er sprach und einen Sturmwind erregt / der die Wellen erhob / und sie gen Himmel fuhren und in Abgrund fuhren / daß ihre Seele vor Angst verzagte / daß sie taumelten und wanketen wie ein Trunkener und wußten keinen Rat mehr und sie zum Herrn schrien in ihrer Not / und er sie aus ihren Ängsten führet und stillte das Ungewitter / daß die Wellen sich legeten / und sie froh worden / daß stille worden war / und er sie zu Land brachte nach ihrem Wunsch. Die sollen dem Herrn danken um seine Güte und um seine Wunder / die er an den Menschenkindern tut und ihn bei der Gemeine preisen und bei den Alten rühmen. Die dritten sind Narren / das ist / so Gott nicht fürchten / und sündlich leben / die werden mit Krankheit ge-plaget /und genesen doch etliche/daßsienicht sterben. Die vierten /so auf dem Meer Not leiden und errettet werden. Dießinflen/so mit unfruchtbar Wetter geplagt / und wiederum Regen und Frucht kriegen. Die sechsten /so mit Tyrannen oder Aufruhr geplagt /und wiederum Friede und Einigkeit kriegen. Behält: Daran gedenket /und damit umgehet. Die / welchen ihre Bäche vertrockent und die Wasserquellen versieget waren / daß ein fruchtbar Land nichts trug um der Bosheit willen derer / die drinnen wohneten / und er das Trocken wiederum wasserreich machte und im dürren Lande Wasserqucllen und die Hungerigen dahingesetzt hat / daß sie eine Stadt zurichten / da sie wohnen konnten und Acker besäen und Weinberge pflanzen möchten und die jährlichen Früchte kriegeten / und er sie segenete / daß sie sich fast mehreten und ihnen viel Viehes gab. Die / welche niedergedrückt und geschwächt waren von dem Bösen / der sie gezwungen und gedrungen hatte / da Verachtung auf die Fürsten geschüttet war / daß alles irrig und wüste stund / und er den Armen schützete vor Elende und sein Geschlecht wie eine Herde mehrete: Solchs werden die Frommen sehen und sich freuen / und aller Bosheit wird das Maul gestopft werden. Wer ist weise und behält dies / so werden sie merken / wieviel Wohltat der Herr erzeigt. 108 Ein Psalmlied Davids Ehre: Das ist mein Saitenspiel da ich dich mit ehre. Gott / es ist mein rechter Ernst / ich will singen und dichten / meine Ehre auch. Wohlauf / Psalter und Harfen / ich will frühe auf sein. Ich will dir danken , Herr / unter den Völkern / ich will dir Lobe singen unter den Leuten. Denn deine Gnade reicht / soweit der Himmel ist und deine Wahrheit / soweit die Wolken gehen. Erhebe dich / Gott / über den Himmel und deine Ehre über alle Lande / auf daß deine lieben Freunde erlediget werden / hilf mit deiner Rechten und erhöre mich. Gott redet in seinem Heiligtum: »Des bin ich froh und will Sichern teilen und das Tal Sukkoth abmessen. Gilead ist mein / Manasse ist auch mein / und Ephraim ist die Macht meines Haupts / Juda ist mein Fürst. Moab ist mein Waschtöpfen. Ich will meinen Schuh über Edom strecken / über die Philister will ich jauchzen.« Wer will mich führen in eine feste Stadt? Wer wird mich leiten in Edom? Wirst du es nicht tun / Gott / der du uns verstoßest und zeuchst nicht aus / Gott / mit unserm Heer? Schaffe uns Beistand in der Not / denn Menschenhilfe ist kein Nütze. Mit Gott wollen wir Taten tun / er wird unsre Feinde untertreten. Gott / mein Ruhm / schweige nicht! Denn sie haben ihr gottloses und falsches Maul wider mich aufgetan und reden wider mich mit falscher Zungen. Und sie reden giftig wider mich allenthalben und streiten wider mich ohn Ursach. Dafür / daß ich sie liebe / sind sie wider mich / ich aber bete. Sie beweisen mir Böses um Guts und Haß um Liebe. Setze Gottlosen über ihn / Setze Gottlose Ein Psalm Davids / vorzusingen Wer sich denselben lehren läßt / des Leben müsse gottlos sein und sein Gebet müsse Sünde sein. Seiner Tage müssen wenig werden / und sein Amt müsse ein Andrer empfangen. und der Satan müsse stehen zu seiner Rechten. über ihn: Ihre Lehre / Leben / Lernen / Beten, müsse alles verdammt sein. Seine Kinder müssen Waisen werden und sein Weib eine Witwe. Seine Kinder müssen in der Irre gehen und betteln und suchen / als die verdorben sind. Es müsse der Wucherer aussaugen alles / was er hat / und Fremde müssen seine Güter rauben. Und niemand müsse ihm Guts tun / und niemand erbarme sich seiner Waisen. Seine Nachkommen müssen ausgerottet werden / ihr Name müsse im andern Glied vertilget werden. Seiner Väter Missetat müsse gedacht werden vor dem Herrn / und seiner Mutter Sünde müsse nicht ausgetilget werden. Der Herr müsse sie nimmer aus den Augen lassen / und ihr Gedächtnis müsse ausgerottet werden auf Erden. Darum / daß er so gar keine Barmherzigkeit hatte / 16 sondern verfolget den Elenden und Armen und den Betrübten / daß er ihn tötet. Und er wollte den Fluch haben der wird ihm auch kommen / er wollt des Segens nicht / so wird er auch ferne von ihm bleiben. Und zog an den Fluch wie sein Hemd und ist in sein Inwendiges gangen wie Wasser und wie Öle in sein Gebeine. So werde er ihm wie ein Kleid / das er anhabe / und wie ein Gürtel / da er sich allewege mit gürte. So geschehe denen vom Herrn / die mir wider sind und reden Böses wider meine Seele. Aber du / Herr Herr / sei du mit mir 21 um deines Namens willen / denn deine Gnade ist mein Trost / errette mich! Denn ich bin arm und elend / mein Herz ist erschlagen in mir. Ich fahre dahin wie ein Schatten / der vertrieben wird / und werde verjaget wie die Heuschrecken. Meine Knie sind schwach von Fasten / und mein Fleisch ist mager und hat kein Fett. Und ich muß ihr Spott sein / wenn sie mich sehen / schütteln sie ihren Kopf. Stehe mir bei / Herr / mein Gott hilf mir nach deiner Gnade / daß sie inne werden / daß dies sei deine Hand / daß du / Herr / solchs tust. Fluchen sie / so segene du / setzen sie sich wider mich / so müssen sie zuschanden werden / aber dein Knecht müsse sich freuen. Meine Widersacher müssen mit Schmach angezogen werden und mit ihrer Schand bekleidet werden wie mit einem Rock. jo ~ Ich will dem Herrn sehr danken mit meinem Munde und ihn rühmen unter vielen / denn er stehet dem Armen zur Rechten / daß er ihm helfe von denen / die sein Leben verurteilen. 4 Ein Psalm Davids Der Herr sprach zu meinem Herrn: »Setze dich zu meiner Rechten / bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße lege.« Der Herr wird das Zepter deines Reichs senden aus Zion: »Herrsche unter deinen Feinden.« Nach deinem Sieg wird dir dein Volk williglich opfern in heiligem Schmuck! Deine Kinder werden dir geborn wie der Tau aus der Morgenröte. Der Herr hat geschworen und wird ihn nicht gereuen: »Du bist ein Priester ewiglich nach der Weise Melchisedek.« Der Herr zu deiner Rechten wird zerschmeißen die Könige zur Zeit seines Zorns. Er wird richten unter den Heiden / er wird große Schlacht tun / er wird zerschmeißen das Haupt über große Lande. Er wird trinken vom Bache auf dem Wege / darum wird er das Haupt emporheben. 110 Vom Bach: Er wird leiden und auferstehen. 111 Halleluja! Ich danke dem Herrn von ganzem Herzen im Rat der Frommen und in der Gemeine. Groß sind die Werk des Herrn! Wer ihrer achtet / der hat eitel Lust dran. Was er ordnet / das ist löblich und herrlich / und seine Gerechtigkeit bleibet ewiglich. Er hat ein Gedächtnis gestiftet seiner Wunder / 9 der gnädige und barmherzige Herr. Er gibt Speise denen / so ihn furchten. Er gedenket ewiglich an seinen Bund. Er läßt verkündigen seine gewaltigen Taten seinem Volk / daß er ihnen gebe das Erbe der Heiden. Die Werk seiner Hände sind Wahrheit und Recht / alle seine Gebot sind rechtschaffen. Sie werden erhalten immer und ewiglich und geschehen treulich und redlich. Er sendet eine Erlösung seinem Volk / 9 er verheißet / daß sein Bund ewiglich bleiben soll. Heilig und hehr ist sein Name! Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang. Das ist ein feine Klugheit! Wer danach tut / des Lob bleibet ewiglich. 112 Halleluja! Wohl dem / der den Herrn fürchtet / der große Lust hat zu seinen Geboten. Des Same wird gewaltig sein auf Erden / das Geschlecht der Frommen wird gesegnet sein. Reichtum und die Fülle wird in ihrem Hause sein ■ Licht: Das ist / Glück und Heil / mitten in der Not. und ihre Gerechtigkeit bleibet ewiglich. Den Frommen gehet das Licht aufim Finsternis von dem Gnädigen / Barmherzigen und Gerechten. Wohl dem / der barmherzig ist und gerne leihet 5 und richtet seine Sachen aus / daß er niemand Unrecht tue. Denn er wird ewiglich bleiben / des Gerechten wird nimmermehr vergessen. Wenn eine Plage kommen will / so furcht er sich nicht / sein Herz hoffet unverzagt auf den Herrn. Sein Herz ist getrost und furcht sich nicht / bis er seine Lust an seinen Feinden siehet. Er streuet aus und gibt den Armen / sein Gerechtigkeit bleibet ewiglich / sein Horn wird erhöhet mit Ehren. Der Gottlose wirds sehen und wird ihn verdrießen / seine Zähne wird er zusammenbeißen und vergehen / denn was die Gottlosen gerne wollten / das ist verloren. Halleluja! Lobet / ihr Knecht / des Herrn / lobet den Namen des Herrn! Gelobet sei des Herrn Name von nu an bis in Ewigkeit. Von Aufgang der Sonnen bis zu ihrem Niedergang sei gelobet der Name des Herrn. Der Herr ist hoch über alle Heiden / seine Ehre gehet / soweit der Himmel ist. Wer ist wie der Herr / unser Gott / der sich so hoch gesetzt hat und auf das Niedrige siehet im Himmel und Erden / der den Geringen aufrichtet aus dem Staube und erhöhet den Armen aus dem Kot / daß er ihn setze neben die Fürsten / neben die Fürsten seines Volks / der die Unfruchtbare im Hause wohnen macht / daß sie eine fröhliche Kindermutter wird. Halleluja! Da Israel aus Ägypten zog / das Haus Jakob aus dem fremden Volk / da ward Juda sein Heiligtum / Israel seine Herrschaft. 114 Das Meer sähe und flöhe / der Jordan wandt sich zurück / die Berge hüpfeten wie die Lämmer / die Hügel wie die jungen Schafe. Was war dir / du Meer / daß du flohest / 5 und du / Jordan / daß du zurück wandtest? Ihr Berge / daß ihr hüpfetet wie die Lämmer / ihr Hügel wie die jungen Schafe? Vor dem Herrn bebete die Erde / vor dem Gott Jakobs / der den Fels wandelt in Wassersee und die Steine in Wasserbrunnen. Nicht uns / Herr / nicht uns / sondern deinem Namen gib Ehre um deine Gnade und Wahrheit. Warum sollen die Heiden sagen: »Wo ist nu ihr Gott?« Aber unser Gott ist im Himmel / er kann schaffen / was er will. Jener Götzen aber sind Silber und Gold / 4 von Menschenhänden gemacht. Sie haben Mäuler / und reden nicht / sie haben Augen / und sehen nicht / sie haben Ohren / und hören nicht / sie haben Nasen / und riechen nicht / sie haben Hände / und greifen nicht / Füße haben sie und gehen nicht und reden nicht durch ihren Hals. Die solche machen / sind gleich also / und alle / die auf sie hoffen. Aber Israel hoffe auf den Herrn / der ist ihr Hilfe und Schild. Das Haus Aaron hoffe auf den Herrn / der ist ihre Hilfe und Schild. Die den Herrn furchten / hoffen auch auf den Herrn / der ist ihre Hilfe und Schild. 12 Der Herr denket an uns und segnet uns / er segnet das Haus Israel / er segnet das Haus Aaron. Er segnet / die den Herrn furchten / beide / kleine und große. Der Herr segne euch je mehr und mehr / euch und eure Kinder. Ihr seid die Gesegneten des Herrn / der Himmel und Erden gemacht hat. 16 Der Himmel allenthalben ist des Herrn / aber die Erde hat er den Menschenkindern gegeben. Die Toten werden dich / Herr / nicht loben / noch die hinunterfahren in die Stille. Sondern wir loben den Herrn von nun an bis in Ewigkeit. Halleluja! 3 Das ist mir lieb / daß der Herr meine Stimme und mein Flehen höret. Daß er sein Ohre zu mir neiget / darum will ich mein Leben lang ihn anrufen. Stricke des Todes hatten mich umfangen / und Angst der Höllen hatten mich troffen / ich kam in Jammer und Not. Aber ich rief an den Namen des Herrn: »O Herr / errette meine Seele.« Der Herr ist gnädig und gerecht / und unser Gott ist barmherzig. Der Herr behütet die Einfältigen. Wenn ich unterliege / so hilft er mir. Sei nu wieder zufrieden / meine Seele / denn der Herr tut dir Guts. Denn du hast meine Seele aus dem Tode gerissen / mein Auge von den Tränen / meinen Fuß vom Gleiten. Ich will wandeln vor dem Herrn im Lande der Lebendigen. Ich glaube / darum rede ich, ich werde aber sehr geplagt. Ich sprach in meinem Zagen: »Alle Menschen sind Lügener.« 116 Lügen er: Römer3. Das ist es isl auf keinen Menschen zu hauen er kann doch zuletzt nicht helfen und muß feilen. Wie soll ich dem Herrn vergelten alle seine Wohltat / die er mir tut? Ich will den heilsamen Kelch nehmen und des Herrn Namen predigen. Ich will meine Gelübde dem Herrn bezahlen vor all seinem Volk. Der Tod seiner Heiligen ist wert gehalten vor dem Herrn. O Herr / ich bin dein Knecht / ich bin dein Knecht / deiner Magd Sohn du hast meine Bande zerrissen. Dir will ich Dank opfern und des Herrn Namen predigen. Ich will meine Gelübde dem Herrn bezahlen / vor all seinem Volk in den Höfen am Hause des Herrn / in dir /Jerusalem. Halleluja! Lobet den Herrn / alle Heiden, preiset ihn / alle Völker! Denn seine Gnade und Wahrheit waltet über uns in Ewigkeit. Halleluja! Danket dem Herrn / denn er ist freundlich / und seine Güte währet ewiglich. Es sage nu Israel: »Seine Güte währet ewiglich.« Es sage nu das Haus Aaron: »Seine Güte währet ewiglich.« Es sage nu / die den Herrn fürchten: »Seine Güte währet ewiglich.« In der Angst rief ich den Herrn an / und der Herr erhöret mich und tröstet mich. Der Herr ist mit mir / darum furchte ich mich nicht / was können mir Menschen tun? Der Herr ist mit mir / mir zu helfen / und ich will meine Lust sehen an meinen Feinden. Es ist gut / auf den Herrn vertrauen / und nicht sich verlassen auf Menschen. Es ist gut / auf den Herrn vertrauen / und nicht sich verlassen auf Fürsten. Alle Heiden umgeben mich / aber im Namen des Herrn will ich sie zerhauen. Sie umgeben mich allenthalben / aber im Namen des Herrn will ich sie zerhauen. Sie umgeben mich wie Bienen / sie dämpfen wie ein Feur in Dornen / aber im Namen des Herrn will ich sie zerhauen. Man stoßet mich / daß ich fallen soll / aber der Herr hilft mir. Der Herr ist meine Macht und mein Psalm und ist mein Heil. Man singt mit Freuden vom Sieg in den Hütten der Gerechten / »Die Rechte des Herrn behält den Sieg. Die Rechte des Herrn ist erhöhet / die Rechte des Herrn behält den Sieg.« Ich werde nicht sterben / sondern leben und des Herrn Werk verkündigen. Der Herr züchtiget mich wohl / aber er gibt mich dem Tode nicht. Tut mir auf die Tore der Gerechtigkeit / daß ich dahin eingehe und dem Herrn danke. Das ist das Tor des Herrn / die Gerechten werden dahin eingehen. Ich danke dir / daß du mich demütigest und hilfest mir. Der Stein / den die Bauleute verworfen / ist zum Eckstein worden. Das ist vom Herrn geschehen und ist ein Wunder vor unsern Augen. Dies ist der Tag / den der Herr macht / laßt uns freuen und fröhlich drinnen sein. O Herr / hilf! O Herr / laß wohl gelingen. Gelobet sei / der da kommt im Namen des Herrn! Wir segnen euch / die ihr vom Hause des Herrn seid. Dämpfen: Sie laufen alle zu und löschen / als wollt alle Welt verderben von meiner Lehre wegen / niemand will der Letzte sein. Der Herr ist Gott / der uns erleuchtet! Schmücket das Fest mit Maien bis an die Hörner des Altars! Du bist mein Gott und ich danke dir / 28 mein Gott ich will dich preisen. Danket dem Herrn / denn er ist freundlich / und seine Güte währet ewiglich! 119 Wohl denen / die ohn Wandel (Tadel) leben / die im Gesetz des Herrn wandeln. Wohl denen die seine Zeugnis halten / die ihn von ganzem Herzen suchen. Denn welche auf seinen Wegen wandeln / die tun kein Übels. Du hast geboten / fleißig zu halten / deine Befehl. O / daß mein Leben deine Rechte mit ganzem Ernst hielte. Wenn ich schaue allein auf deine Gebot / so werde ich nicht zuschanden. Ich danke dir von rechtem Herzen / daß du mich lehrest die Rechte deiner Gerechtigkeit. Deine Rechte will ich halten / verlaß mich nimmermehr. Wie wird ein Jüngling seinen Weg unsträflich gehen? 9 Wenn er sich hält nach deinen Worten. Ich suche dich von ganzem Herzen laß mich nicht feilen deiner Gebot. Ich behalte dein Wort in meinem Herzen / auf daß ich nicht wider dich sündige. Gelobet seiest du / Herr ! Lehre mich deine Rechte. Ich will mit meinen Lippen erzählen alle Rechte deines Mundes. Ich freue mich des Weges deiner Zeugnis / als über allerlei Reichtum. Ich rede / was du befohlen hast / und schaue auf deine Wege. Ich habe Lust zu deinen Rechten und vergesse deiner Wort nicht. 17 Tu wohl deinem Knecht / daß ich lebe und dein Wort halte. Offene mir die Augen / daß ich sehe die Wunder an deinem Gesetze. Ich bin ein Gast auf Erden / verbirge deine Gebot nicht vor mir. Meine Seele ist zermalmet vor Verlangen nach deinen Rechten allezeit. Du schiltest die Stolzen / verflucht sind / die deiner Gebot feilen. Wende von mir Schmach und Verachtung / denn ich halte deine Zeugnis. Es sitzen auch die Fürsten und reden wider mich aber dein Knecht redet von deinen Rechten. Ich habe Lust zu deinen Zeugnissen / die sind meine Ratsleute. 25 Meine Seele liegt im Staube / erquicke mich nach deinem Wort. Ich erzähle meine Wege / und du erhörest mich. Lehre mich deine Rechte! Unterweise mich den Weg deiner Befehl / so will ich reden von deinen Wundern. Ich gräme mich / daß mir das Herz verschmacht! Stärke mich nach deinem Wort. Wende von mir den falschen Weg und gönne mir dein Gesetze. Ich habe den Weg der Wahrheit erwählet / deine Rechte hab ich vor mich gestcllct. Ich hange an deinen Zeugnissen! Herr / laß mich nicht zuschanden werden. Wenn du mein Herz tröstest / so laufe ich den Weg deiner Gebot. Zeige mir / Herr / den Weg deiner Rechte / daß ich sie bewahre bis ans Ende. Unterweise mich / daß ich bewahre dein Gesetze und halte es von ganzem Herzen. Führe mich auf dem Steige deiner Gebot / denn ich habe Lust dazu. Neige mein Herz zu deinen Zeugnissen und nicht zum Geiz. Wende meine Augen ab / daß sie nicht sehen nach unnützer Lehre / sondern erquicke mich auf deinem Wege. Laß deinen Knecht dein Gebot festiglich für dein Wort halten / daß ich dich fürchte. Wende von mir die Schmach / die ich scheue / denn deine Rechte sind lieblich. Siehe / ich begehre deiner Befehle / erquicke mich mit deiner Gerechtigkeit. Herr / laß mir deine Gnade widerfahren / 41 deine Hilfe nach deinem Wort / daß ich antworten möge meinem Lästerer / denn ich verlaß mich auf dein Wort. Und nimm ja nicht von meinem Munde das Wort der Wahrheit / denn ich hoffe auf deine Rechte. Ich will dein Gesetz halten allewege / immer und ewiglich / und ich wandele fröhlich / denn ich suche deine Befehl. Ich rede von deinen Zeugnissen vor Königen und schäme mich nicht und habe Lust an deinen Geboten / und sind mir lieb / und hebe meine Hände auf zu deinen Geboten / die mir lieb sind / und rede von deinen Rechten. Gedenke deinem Knechte an dein Wort / 4g auf welches du mich lässest hoffen. Das ist mein Trost in meinem Elende / denn dein Wort erquicket mich. Die Stolzen haben ihren Spott an mir / dennoch weiche ich nicht von deinem Gesetz. Herr/ wenn ich gedenke / wie du von der Welt her gerichtet hast / so werde ich getröstet. Ich bin entbrannt über die Gottlosen / die dein Gesetz verlassen. Deine Rechte sind mein Lied in meinem Hause. Herr / ich gedenke des nachts an deinen Namen und halte dein Gesetz. Das ist mein Schatz / daß ich deinen Befehl halte. Ich hab gesagt: »Herr / das soll mein Erbe sein / daß ich deine Wege halte.« Ich flehe vor deinem Angesichte von ganzem Herzen: »Sei mir gnädig nach deinem Wort.« Ich betrachte meine Wege und kehre meine Füße zu deinen Zeugnissen. Ich eile und säume mich nicht / zu halten deine Gebot. Der Gottlosen Rotte beraubet mich / aber ich vergesse deines Gesetzes nicht. Zur Mitternacht stehe ich auf / dir zu danken für die Rechte deiner Gerechtigkeit. Ich halte mich zu denen / die dich fürchten und deinen Befehl halten. Herr / die Erde ist voll deiner Güte! Lehre mich deine Rechte. 65 Du tust Guts deinem Knechte / Herr / nach deinem Wort. Lehre mich heilsame Sitten und Erkenntnis / denn ich glaube deinen Geboten. Ehe ich gedemütiget ward / irrte ich / nu aber halte ich dein Wort. Du bist gütig und freundlich / lehre mich deine Rechte. Kolosser2. Laßt euch niemand berauben. Erkenntnis: Das ist Bescheidenheit. 2. Petrus 1. Die Stolzen erdichten Lügen über mich / ich aber halte von ganzem Herzen deinen Befehl. Ihr Herz ist dick wie Schmer / ich aber habe Lust an deinem Gesetze. Es ist mir lieb / daß du mich gedemütiget hast / daß ich deine Rechte lerne. Das Gesetze deines Mundes ist mir lieber denn viel tausend Stück Gold und Silber. Deine Hand hat mich gemacht und bereitet! 73 Unterweise mich / daß ich deine Gebot lerne. Die dich furchten / sehen mich und freuen sich / denn ich hoffe auf dein Wort. Herr / ich weiß / daß deine Gerichte recht sind / und hast mich treulich gedemütiget. Deine Gnade müsse mein Trost sein / wie du deinem Knechte zugesagt hast. Laß mir deine Barmherzigkeit widerfahren / daß ich lebe / denn ich habe Lust zu deinem Gesetz. Ach / daß die Stolzen müßten zuschanden werden / die mich mit Lügen niederdrücken / ich aber rede von deinem Befehl. Ach / daß sich müssen zu mir halten / die dich furchten und deine Zeugnisse kennen. Mein Herz bleibe rechtschaffen in deinen Rechten / daß ich nicht zuschanden werde. Hanl: Da man Öle /Wein / Was-ser irmeßihrel wie ein Walsack. (Vorratssack). Meine Seele verlanget nach deinem Heil / 81 ich hoffe auf dein Wort. Meine Augen sehnen sich nach deinem Wort und sagen: »Wann tröstest du mich?« Denn ich bin wie eine Haut im Rauch / deiner Rechte vergesse ich nicht. Wie lange soll dein Knecht warten? Wann willst du Gericht halten über meine Verfolger? Die Stolzen graben mir Gruben / die nicht sind nach deinem Gesetz. Deine Gebot sind eitel Wahrheit / sie verfolgen mich mit Lügen! Hilf mir! Sie haben mich schier umgebracht auf Erden / ich aber verlasse deine Befehle nicht. Erquicke mich durch deine Gnade / daß ich halte die Zeugnis deines Mundes. 8g Herr / dein Wort bleibet ewiglich / so weit der Himmel ist. Deine Wahrheit währet für und für / du hast die Erde zugericht und sie bleibt stehen. Es bleibet täglich nach deinem Wort / denn es muß dir alles dienen. Wo dein Gesetz nicht mein Trost gewest wäre / so wäre ich vergangen in meinem Elende. Ich will deinen Befehl nimmermehr vergessen / denn du erquickest mich damit. Ich bin dein! Hilf mir / denn ich suche deine Befehl. Die Gottlosen warten auf mich / daß sie mich umbringen / ich aber merke auf deine Zeugnis. Ich hab alles Dinges ein Ende gesehen / aber dein Gebot währet. 97 Wie habe ich dein Gesetz so lieb / täglich rede ich davon. Du machest mich mit deinem Gebot weiser / denn meine Feinde sind / denn es ist ewiglich mein Schatz. Ich bin gelehrter denn alle meine Lehrer / denn deine Zeugnis sind meine Rede. Ich bin klüger denn die Alten / denn ich halte deinen Befehl. Ich wehre meinem Fuß alle böse Wege / daß ich dein Wort halte. Ich weiche nicht von deinen Rechten / denn du lehrest mich. Dein Wort ist meinem Mund süßer denn Honig. Dein Wort macht mich klug / darum hasse ich alle falsche Wege. Flattergeister heißen hie die unbeständigen Geister / die immer etwas Neues finden und vornehmen / wie Ketzer p flegen zu tun. Dein Wort ist meines Fußes Leuchte 105 und ein Licht auf meinem Wege. Ich schwöre und wills halten / daß ich die Rechte deiner Gerechtigkeit halten will. Ich bin sehr gedemütiget! Herr / erquicke mich nach deinem Wort. Laß dir gefallen / Herr / das willige Opfer meines Mundes und lehre mich deine Rechte. Ich trage meine Seele immer in meinen Händen und ich vergesse deines Gesetzes nicht. Die Gottlosen legen mir Stricke / ich aber irre nicht von deinem Befehl. Deine Zeugnis sind mein ewiges Erbe / denn sie sind meines Herzens Wonne. Ich neige mein Herz / zu tun nach deinen Rechten immer und ewiglich. Ich hasse die Flattergeister 113 und liebe dein Gesetze. Du bist mein Schirm und Schild! Ich hoffe auf dein Wort. Weichet von mir / ihr Boshaftigen! Ich will halten die Gebot meines Gottes. Erhalt mich durch dein Wort / daß ich lebe und laß mich nicht zuschanden werden über meiner Hoffnung. Stärke mich / daß ich genese / so will ich stets meine Lust haben an deinem Rechte. Du zertrittest alle / die deiner Rechte feilen / denn ihr Trügerei ist eitel Lügen. Du wirfst alle Gottlosen auf Erden weg wie Schlacken / darum liebe ich deine Zeugnisse. Ich furchte mich vor dir / daß mir die Haut schauert / und entsetze mich vor deinen Rechten. Ich halte über dem Recht und Gerechtigkeit! 121 Übergib mich nicht denen / die mir wollen Gewalt tun. Vertritt du deinen Knecht und tröste ihn / daß mir die Stolzen nicht Gewalt tun. Meine Augen sehnen sich nach deinem Heil und nach dem Wort deiner Gerechtigkeit. Handel mit deinem Knechte nach deiner Gnaden / und lehre mich deine Rechte. Ich bin dein Knecht / unterweise mich / daß ich erkenne deine Zeugnisse. Es ist Zeit / daß der Herr dazu tu! Sie haben dein Gesetz zerrissen. Darum liebe ich dein Gebot über Gold und über fein Gold. Darum halte ich stracks alle deine Befehl / ich hasse allen falschen Weg. Deine Zeugnis sind wunderbarlich / darum hält sie meine Seele. Wenn dein Wort offenbar wird / so erfreuet es und machet klug die Einfältigen. Ich tu meinen Mund auf und begehre deine Gebot / denn mich verlanget darnach. Wende dich zu mir und sei mir gnädig / wie du pflegst zu tun denen / die deinen Namen lieben. Laß meinen Gang gewiß sein in deinem Wort und laß kein Unrecht über mich herrschen. Erlöse mich von der Menschen Frevel / so will ich halten deinen Befehl. Laß dein Antlitz leuchten über deinen Knecht und lehre mich deine Rechte. Meine Augen fließen mit Wasser / daß man dein Gesetz nicht hält. Herr / du bist gerecht / und dein Wort ist recht. Du hast die Zeugnis deiner Gerechtigkeit und die Wahrheit hart geboten. Ich habe mich schier zu Tod geeifert / daß meine Widersacher deiner Wort vergessen. Dein Wort ist wohl geläutert / und dein Knecht hat es lieb. Ich bin geringe und veracht / ich vergesse aber nicht deines Befehls. Vergessen: Nicht allein ans der acht lassen / sondern sogar nichts achten / als wäre nie kein Wort Gottes gewest. Deine Gerechtigkeit ist eine ewige Gerechtigkeit / und dein Gesetze ist Wahrheit. Angst und Not haben mich getroffen / ich hab aber Lust an deinen Geboten. Die Gerechtigkeit deiner Zeugnis ist ewig! Unterweise mich / so lebe ich. Ich rufe von ganzem Herzen / erhöre mich Herr / 145 daß ich deine Rechte halte. Ich rufe zu dir / hilf mir / daß ich deine Zeugnis halte. Ich komme frühe und schreie / auf deine Wort hoffe ich. Ich wache frühe auf / daß ich rede von deinem Wort. Höre meine Stimme nach deiner Gnade / Herr / erquicke mich nach deinen Rechten. Meine boshaftigen Verfolger wollen mir zu und sind ferne von deinem Gesetze. Herr / du bist nahe / und deine Gebot sind eitel Wahrheit. Zuvor (von jeher) weiß ich aber / daß du deine Zeugnis ewiglich gegründet hast. Siehe mein Elend und errette mich / 153 hilf mir aus / denn ich vergesse deines Gesetzes nicht. Führe meine Sache und erlöse mich / erquicke mich durch dein Wort. Das Heil ist ferne von den Gottlosen / denn sie achten deine Rechte nicht / Herr / deine Barmherzigkeit ist groß! Erquicke mich nach deinen Rechten. Meiner Verfolger und Widersacher ist viel / ich weiche aber nicht von deinen Zeugnissen. Ich sehe die Verächter / und tut mir wehe / daß sie dein Wort nicht halten. Siehe / ich liebe deinen Befehl! Herr / erquicke mich nach deiner Gnade. Dein Wort ist nichts denn Wahrheit / alle Rechte deiner Gerechtigkeit währen ewiglich. Die Fürsten verfolgen mich ohn Ursach / und mein Herz furchtet sich vor deinen Worten. Ich freue mich über deinem Wort wie einer / der eine grosse Beute kriegt. Lügen bin ich gram und habe Greuel daran / aber dein Gesetze habe ich lieb. Ich lobe dich des Tages siebenmal um der Rechte willen deiner Gerechtigkeit. Großen Frieden haben / die dein Gesetz lieben und werden nicht straucheln. Herr / ich warte auf dein Heil und tu nach deinen Geboten. Meine Seele hält deine Zeugnis und liebet sie fast (sehr). Ich halte deine Befehl und deine Zeugnisse / denn alle meine Wege sind vor dir. Herr / laß meine Klage vor dich kommen / unterweise mich nach deinem Wort. Laß mein Flehen vor dich kommen / errette mich nach deinem Wort. Meine Lippen sollen loben / wenn du mich deine Rechte lehrest. Meine Zunge soll ihr Gespräch haben von deinem Wort / denn alle deine Gebot sind recht. Laß mir deine Hand beistehen / denn ich habe erwählet deine Befehl. Herr / mich verlanget nach deinem Heil und habe Lust an deinem Gesetze. Laß meine Seele leben / daß sie dich lobe / und deine Rechte mir helfen. Ich bin wie ein verirret und verloren Schaf! Suche deinen Knecht / denn ich vergesse deiner Gebot nicht. Lügen: Heuchlern und falschen Leuten. Straucheln: Sie werden nicht irren noch feilen (fehlgehen) / weder durch Gewalt noch List abgewendet werden. Verirret: Es nimmt sich mein niemand an. Feurin Wacholdern lodert und brennet sehr / denn es ist fett und brennet gerne. Also gehet die ketzerische Lehre auch mit großer Gewalt an / und brennet sehr gerne. 121 Ich rufe zu dem Herrn in meiner Not / und er erhöret mich. Herr / errette meine Seele von den Lügenmäulern und von den falschen Zungen. Was kann dir die falsche Zunge tun / und was kann sie ausrichten? Sie ist wie scharfe Pfeile eines Starken / wie Feur in Wacholdern. Weh mir / daß ich ein Fremdling bin unter Mesech / ich muß wohnen unter den Hütten Kedar. Es wird meiner Seelen lang / zu wohnen bei denen / die den Frieden hassen. Ich halte Friede / aber wenn ich rede / so fangen sie Krieg an. Ein Lied im hohem Chor Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen / von welchen mir Hilfe kommt. Meine Hilfe kommt vom Herrn / der Himmel und Erden gemacht hat. Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen / und der dich behütet / schläft nicht. Siehe / der Hüter Israels schläft noch schlummert nicht. Der Herr behütet dich / der Elerr ist dein Schatten über deiner rechten Hand / daß dich des Tages die Sonne nicht steche noch der Mond des Nachts. Der Herr behüte dich vor allem Übel / er behüte deine Seele. Der Herr behüte deinen Ausgang und Eingang von nu an bis in Ewigkeit. Ich freue mich des / das mir geredt ist / daß wir werden ins Haus des Herrn gehen / und daß unser Füße werden stehen in deinen Toren /Jerusalem. Jerusalem ist gebauet / daß eine Stadt sei / da man Zusammenkommen soll / da die Stämme hinaufgehen sollen / nämlich die Stämme des Herrn / zu predigen dem Volk Israel / zu danken dem Namen des Herrn. Denn daselbst sitzen die Stühle zum Gericht / Stühle des Hauses Davids. Wünschet Jerusalem Glück / es müsse wohlgehen denen / die dich lieben. Es müsse Friede sein inwendig deinen Mauern und Glück in deinen Palästen. Um meiner Brüder und Freunde willen will ich dir Frieden wünschen. Um des Hauses willen des Herrn / unsers Gottes / will ich dein Bestes suchen. Ein Lied im hohem Chor Ich hebe meine Augen auf zu dir / der du im Himmel sitzest. Siehe / wie die Augen der Knechte auf die Hände ihrer Herrn sehen / wie die Augen der Magd auf die Hände ihrer Frauen / also sehen unser Augen auf den Herrn / unsern Gott / bis er uns gnädig werde. Sei uns gnädig / Herr / sei uns gnädig / denn wir sind sehr voll Verachtung. Sehr voll ist unser Seele der Stolzen Spott und der Hoffärtigen Verachtung. Wo man Gottes Wort lehret und höret /da wohnet Gott / und ist Gottes Haus. Des ist sich wohl zu freuen. Frieden: Das ist daßdirs wohl gehe. 123 »Wo der Herr nicht bei uns wäre« / so sage Israel / »wo der Herr nicht bei uns wäre / wenn die Menschen sich wider uns setzen / so verschlängen sie uns lebendig. Wenn ihr Zorn über uns ergrimmet / so ersäufte uns Wasser / Ströme gingen über unsre Seele. Es gingen Wasser allzu hoch über unser Seele.« Gelobet sei der Herr / daß er uns nicht gibt zum Raube in ihre Zähne. Unsre Seele ist entronnen wie ein Vogel dem Stricke des Voglers / der Strick ist zerrissen / und wir sind los. Unser Hilfe stehet im Namen des Herrn / der Himmel und Erden gemacht hat. 6 125 Ein Lied im hohem Chor Die auf den Herrn hoffen / die werden nicht fallen / sondern ewig bleiben wie der Berg Zion. Um Jerusalem her sind Berge / und der Herr ist um sein Volk her / von nu an bis in Ewigkeit. Denn der Gottlosen Zepter wird nicht bleiben über dem Häuflein der Gerechten / auf daß die Gerechten ihre Hand nicht ausstrecken zur Ungerechtigkeit. Herr / tu wohl den guten und frommen Herzen. Die aber ab weichen auf ihre krummen Wege / wird der Herr wegtreiben mit den Übeltätern. Aber Friede sei über Israel. Wenn der Herr die Gefangnes Zions erlösen wird / so werden wir sein wie die Träumenden. Dann wird unser Mund voll Lachens und unsre Zunge voll Rühmens sein. Da wird man sagen unter den Heiden: »Der Herr hat Großes an ihnen getan.« Der Herr hat Großes an uns getan / des sind wir fröhlich. Herr / wende unser Gefängnis / wie du die Wasser gegen Mittag trockenest. Die mit Tränen säen / werden mit Freuden ernten. Sie gehen hin und weinen und tragen edlen Samen und kommen mit Freuden und bringen ihre Garben. Ein Lied Salomo / im hohem Chor Wo der Herr nicht das Haus bauet / so arbeiten umsonst / die dran bauen. Wo der Herr nicht die Stadt behütet / so wachet der Wächter umsonst. Es ist umsonst / daß ihr frühe aufstehet und hernach lang sitzet und esset euer Brot mit Sorgen / denn seinen Freunden gibt ers schlafend. Siehe / Kinder sind eine Gabe des Herrn / und Leibesfrucht ist ein Geschenk. Wie die Pfeile in der Hand eines Starken / also geraten die jungen Knaben. Wohl dem / der seine Köcher derselben voll hat! Die werden nicht zuschanden / wenn sie mit ihren Feinden handeln im Tor. Träumende: Das ist /die Freude wird so groß sein / daß wir sie kaum glauben werden / und wird uns gleich sein / als träumet es uns und wäre nicht wahr. 127 Gabe: Das ist umsonst ists daß ihrs mit euer Arbeit wollet ausricht en. Sind doch die Kinder selbst /fiirdie ihr arbeitet / nicht in euer Gewalt / sondern Gott gibt sie. Wohl dem / der den Herrn furchtet und auf seinen Wegen gehet! Du wirst dich nähren deiner Hände Arbeit / wohl dir / du hasts gut. Dein Weib wird sein wie ein fruchtbar Weinstock um dein Haus herum / deine Kinder wie Ölzweige um deinen Tisch her. Siehe / also wird gesegenet der Mann / der den Herrn furchtet. Der Herr wird dich segnen aus Zion / daß du sehest das Glück Jerusalems dein Leben lang und sehest deiner Kinder Kinder. Friede über Israel! Ein Lied im hohem Chor »Sie haben mich oft gedränget von meiner Jugend auf« / so sage Israel / »sie haben mich oft gedränget von meiner Jugend auf / aber sie haben mich nicht übermocht. Die Pflüger haben auf meinem Rücken geackert und ihre Furche lang gezogen. Der Herr / der gerecht ist / hat der Gottlosen Seile abgehauen.« Ach / daß müssen zuschanden werden 5 und zurückekehren (zurückweichen) alle / die Zion gram sind. Ach / daß sie müssen sein wie das Gras auf den Dächern / welches verdorret / ehe man es ausrauft / von welchem der Schnitter seine Hand nicht Rillet / noch der Garbenbinder seinen Arm voll / und die vorübergehen nicht sprechen: »Der Segen des Herrn sei über euch. Wir segnen euch im Namen des Herrn.« Aus der Tiefen rufe ich / Herr / zu dir: »Herr / höre meine Stimme / laß deine Ohren merken auf die Stimme meines Flehens. So du willst / Herr / Sünde zurechnen / Herr / wer wird bestehen? Denn bei dir ist die Vergebung / daß man dich furchte.« Ich harre des Herrn / meine Seele harret / und ich hoffe auf sein Wort. Meine Seele wartet auf den Herrn von einer Morgenwache bis zur andern. Israel hoffe auf den Herrn / denn bei dem Herrn ist die Gnade und viel Erlösung bei ihm. Und er wird Israel erlösen aus allen seinen Sünden. Ein Lied Davids / im hohem Chor Herr / mein Herz ist nicht hoffärtig und meine Augen sind nicht stolz / und wandele nicht in großen Dingen / die mir zu hoch sind. Wenn ich meine Seele nicht setzte und stillete / so ward meine Seele entwöhnet wie einer von seiner Mutter entwöhnet wird. Israel hoffe auf den Herrn von nu an bis in Ewigkeit! 131 Ein Lied im hohem Chor Gedenke / Herr / an David und an alle sein Leiden / der dem Herrn schwur und gelobet dem Mächtigen Jakobs: »Ich will nicht in die Hütte meines Hauses gehen / noch mich aufs Lager meines Bettes legen / 132 Ihr: Das ist von der selbigen Stätte. Macht: Das ist deiner Herrschaft. 2. Chronik 6. Krone: Das ist / das Königreich. ich will meine Augen nicht schlafen lassen / noch meine Augenlide schlummern / bis ich eine Stätte finde für den Herrn / zur Wohnung dem Mächtigen Jakobs.« Siehe / wir hören von ihr in Ephrata / wir haben sie funden auf dem Felde des Waldes. Wir wollen in seine Wohnunge gehen und anbeten vor seinem Fußschemel. Herr / mach dich auf zu deiner Ruhe / du und die Lade deiner Macht. Deine Priester laß sich kleiden mit Gerechtigkeit / und deine Heiligen sich freuen. Nimm nicht weg das Regiment deines Gesalbeten um deines Knechts David willen. Der Herr hat David einen wahren Eid geschworen / 11 davon wird er sich nicht wenden: »Ich will dir auf deinen Stuhl setzen die Frucht deines Leibes. Werden deine Kinder meinen Bund halten und mein Zeugnis / daß ich sie lehren werde / so sollen auch ihre Kinder auf deinem Stuhl sitzen ewiglich.« Denn der Herr hat Zion erwählet und hat Lust / daselbst zu wohnen. »Dies ist meine Ruhe ewiglich / hier will ich wohnen / denn es gefallet mir wohl. Ich will ihr Speise segnen und ihren Armen Brots gnug geben. Ihre Priester will ich mit Heil kleiden / und ihre Heiligen sollen fröhlich sein. Daselbst soll aufgehen das Horn Davids / ich habe meinem Gesalbten eine Leuchte zugerichtet. Seine Feinde will ich mit Schanden kleiden / 18 aber über ihm soll blühen seine Krone.« Ein Lied Davids / im hohem Chor 133 Siehe / wie fein und lieblich isCs / daß Brüder einträchtig beieinander wohnen. Wie der köstlich Balsam ist / der vom Haupt Aarons herabfließt in seinen ganzen Bart / der herabfliesst in sein Kleid / wie der Tau / der von Hermon herabfällt auf die Berge Zion / denn daselbst verheißt der Herr Segen und Leben immer und ewiglich. Das ist /wenn die Reichen / Großen / Heiligen / Weisen sich der armen / kleinen Sündernarren annehmen. Römer 14 Ein Lied im hohem Chor Siehe / lobet den Herrn / alle Knechte des Herrn / die ihr stehet des Nachts im Hause des Herrn. Hebet eure Hände aufim Heiligtum und lobet den Herrn. Der Herr segne dich aus Zion / der Himmel und Erden gemacht hat. 134 Halleluja Lobet den Namen des Herrn / lobet / ihr Knechte des Herrn / die ihr stehet im Hause des Herrn / in den Höfen des Hauses unsers Gottes. Lobet den Herrn / denn der Herr ist freundlich / lobsinget seinem Namen / denn er ist lieblich. Denn der Herr hat ihm (sich) Jakob erwählet / Israel zu seinem Eigentum. Denn ich weiß / daß der Herr groß ist und unser Herr vor allen Göttern. Alles / was er will / das tut er / im Himmel / auf Erden / im Meer und in allen Tiefen / der die Wolken läßt aufgehen vom Ende der Erden / der die Blitze samt dem Regen machet, der den Wind aus heimlichen Ortern kommen läßt. 135 Der die Erstgeburt schlug in Ägypten / beide / der Menschen und des Viehes / und ließ seine Zeichen und Wunder kommen über dich / Ägyptenland / über Pharao und alle seine Knechte. Der viel Völker schlug und tötet mächtige Könige / Sihon / der Amoriter König / und Og / den König zu Basan / und alle Königreich in Kanaan. Und gab ihr Land zum Erbe / zum Erbe seinem Volk Israel. Herr / dein Name währet ewiglich /. dein Gedächtnis / Herr / währet für und für. Denn der Herr wird sein Volk richten und seinen Knechten gnädig sein. Der Heiden Götzen sind Silber und Gold / von Menschenhänden gemacht. Sie haben Mäuler und reden nicht / sie haben Augen und sehen nicht / sie haben Ohren und hören nicht / auch ist kein Odem in ihrem Munde. Die solche machen / sind gleich also / alle / die auf solche hoffen. Das Haus Israel lobe den Herrn / lobet den Herrn / ihr vom Hause Aaron. Ihr vom Hause Levi / lobet den Herrn / die ihr den Herrn fürchtet / lobet den Herrn! Gelobet sei der Herr aus Zion / der zu Jerusalem wohnet. Halleluja! Danket dem Herrn / denn er ist freundlich / denn seine Güte währet ewiglich. Danket dem Gott aller Götter / denn seine Güte währet ewiglich. Danket dem Herrn aller Herrn / denn seine Güte währet ewiglich. Der große Wunder tut alleine / denn seine Güte währet ewiglich. Der die Himmel ordentlich gemacht hat / denn seine Güte währet ewiglich. Der die Erde auf Wasser ausgebreitet hat / denn seine Güte währet ewiglich. Der große Lichter gemacht hat / denn seine Güte währet ewiglich / die Sonne dem Tage vorzustehen / denn seine Güte währet ewiglich / den Mond und Sterne / der Nacht vorzustehen / denn seine Güte währet ewiglich. 10 Der Ägypten schlug an ihren Erstengeburten / denn seine Güte währet ewiglich / und führet Israel heraus / denn seine Güte währet ewiglich / durch mächtige Hand und ausgereckten Arm / denn seine Güte währet ewiglich. Der das Schilfmeer teilte in zwei Teil / denn seine Güte währet ewiglich / und ließ Israel durch hin gehen / denn seine Güte währet ewiglich / der Pharao und sein Heer ins Schilfmeer stieß / denn seine Güte währet ewiglich. Der sein Volk führte durch die Wüsten / denn seine Güte währet ewiglich. 17 Der große Könige schlug / denn seine Güte währet ewiglich / und erwürget mächtige Könige / denn seine Güte währet ewiglich / Sihon / der Amoriter König / denn seine Güte währet ewiglich / und Og / den König zu Basan / denn seine Güte währet ewiglich / und gab ihr Land zum Erbe / denn seine Güte währet ewiglich / zum Erbe seinem Knecht Israel / denn seine Güte währet ewiglich. Denn er dachte an uns / da wir unterdrückt waren denn seine Güte währet ewiglich / Ordentlich: Daß der Himmel und alle Sternen so gewissen Lauf haben /und nicht feilen (fehlgehen) Genesis 1. 137 und erlösete uns von unsern Feinden / denn seine Güte währet ewiglich / der allein Fleisch Speise gibt / denn seine Güte währet ewiglich. Danket dem Gott von Himmel / 26 denn seine Güte währet ewiglich. An den Wassern zu Babel saßen wir und weineten / wenn wir an Zion gedachten. Unsere Harfen hingen wir an die Weiden / die drinnen sind. Denn daselbst hießen uns singen / j die uns gefangen hielten / und in unserm Heulen fröhlich sein: »Lieber / Singet uns ein Lied von Zion.« Wie sollten wir des Herrn Lied singen in fremden Landen? Vergesse ich dein / Jerusalem / so werde meiner Rechten vergessen. Meine Zunge müsse an meinem Gaumen kleben / wo ich dein nicht gedenke / wo ich nicht lasse Jerusalem meine höchste Freude sein. Herr / gedenke der Kinder Edom 7 am Tage Jerusalems / die da sagen: »Rein ab / rein ab (reißt nieder) bis auf ihren Boden.« Du verstörete Tochter Babel / wohl dem / der dir vergelte / wie du uns getan hast. Wohl dem / der deine jungen Kinder nimmt und zerschmettert sie an den Stein. 138 Davids Göttern: Vor den Engeln und Gotteskindern. Ich danke dir von ganzem Herzen / vor den Göttern will ich dir Lobe singen. Ich will anbeten zu deinem heiligen Tempel und deinem Namen danken um deine Güte und Treue / denn du hast deinen Namen über alles herrlich gemacht durch dein Wort. Wenn ich dich anrufe / so erhöre mich und gib meiner Seele große Kraft. Es danken dir / Herr / alle Könige auf Erden / daß sie hören das Wort deines Mundes / und singen auf den Wegen des Herrn / daß die Ehre des Herrn groß sei. Denn der Herr ist hoch und siehet auf das Niedrige und kennet den Stolzen von ferne. Wenn ich mitten in der Angst wandele / so erquickest du mich und streckest deine Hand über den Zorn meiner Feinde und hilfest mir mit deiner Rechten. Der Herr wirds ein Ende machen um meinetwillen. Herr / deine Güte ist ewig / das Werk deiner Hände wolltest du nicht lassen. Ein Psalm Davids / vorzusingen Herr / du erforschest mich und kennest mich. Ich sitze oder stehe auf / so weißest du es / du verstehest meine Gedanken von ferne. Ich gehe oder liege / so bist du um mich und siehest alle meine Wege. Denn siehe / es ist kein Wort auf meiner Zungen / das du / Herr / nicht alles wissest. Du schaffest es / was ich vor oder hernach tue und haltest deine Hände über mir. Solchs Erkenntnis ist mir zu wunderlich und zu hoch / ich kanns nicht begreifen. Wo soll ich hingehen vor deinem Geist / und wo soll ich hinfliehen vor deinem Angesicht? Führe ich gen Himmel / so bist du da / bettete ich mir in die Hölle / siehe / so bist du auch da. Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer / Unten: Das ist / tief in Mutterleibe. Das ist / wie lange ich leben sollt / wußtest du /ehe ich leben anfing. so würde mich doch deine Hand daselbst fuhren und deine Rechte mich halten. Spräche ich: »Finsternis möge mich decken« / so muß die Nacht auch Licht um mich sein. Denn auch Finsternis nicht finster ist bei dir / und die Nacht leuchtet wie der Tag / Finsternis ist wie das Licht. Denn du hast meine Nieren in deiner Gewalt / du wärest über mir im Mutterleibe. Ich danke dir darüber (dafür) / daß ich wunderbarlich 14 gemacht bin / wunderbarlich sind deine Werke! Und das erkennet meine Seele wohl: Es war dir mein Gebein nicht verhohlen / da ich im Verborgen gemacht ward / da ich gebildet ward unten in der Erden. Deine Augen sahen mich / da ich noch unbereitet war / und waren alle Tage auf dein Buch geschrieben / die noch werden sollten und derselben keiner da war. Aber wie köstlich sind vor mir / Gott / deine Gedanken / wie ist ihr so ein große Summa! Sollt ich sie zählen / so würde ihr mehr sein / denn des Sands / wenn ich aufwache / bin ich noch bei dir. Ach Gott / daß du tötetest die Gottlosen / ig und die Blutgierigen von mir weichen müßten! Denn sie reden von dir lästerlich / und deine Feinde erheben sich ohn Ursach. Ich hasse ja / Herr / die dich hassen / und verdrießt mich auf sie / daß sie sich wider dich setzen. Ich hasse sie in rechtem Ernst / darum sind sie mir feind. Erforsche mich / Gott / und erfahre mein Herz / 23 prüfe mich und erfahre / wie ichs meine. Und siehe / ob ich auf bösem Wege bin / und leite mich auf ewigem Wege. Errette mich / Herr / von den bösen Menschen / behüte mich vor den freveln Leuten / die Böses gedenken in ihrem Herzen und täglich Krieg erregen. Sie schärfen ihre Zunge wie eine Schlange / Otterngift ist unter ihren Lippen. Sela. Bewahre mich / Herr / vor der Hand der Gottlosen / behüte mich vor den freveln Leuten / die meinen Gang gedenken umzustossen. Die Hoffärtigen legen mir Stricke und breiten mir Seile aus zum Netze und stellen mir Fallen an den Weg. Sela. Ich aber sage zum Herrn: »Du bist mein Gott / Herr / vernimm die Stimme meines Flehens.« Herr / Herr / meine starke Hilfe / du beschirmest mein Haupt zur Zeit des Streits. Herr / laß dem Gottlosen seine Begierde nicht / stärke seinen Mutwillen nicht / sie möchten sichs erheben. Sela. Das Unglück / davon meine Feinde ratschlagen / müsse auf ihren Kopf fallen. Er wird Strahlen über sie schütten / er wird sie mit Feur tief in die Erden schlagen / daß sie nimmer nicht aufstehen. Ein böses Maul wird kein Glück haben aufErden / ein frevelböser Mensch wird verjagt und gestürzt werden / denn ich weiß / daß der Herr wird des Elenden Sache und der Armen Recht ausführen. Auch werden die Gerechten deinem Namen danken / und die Frommen werden vor deinem Angesichte bleiben. Blitz und Donner schlage sie in die Erden / nt in man' riihro. Ein Psalm Davids Herr / ich rufe zu dir - eile zu mir / vernimm meine Stimme / wenn ich dich anrufe. Mein Gebet müsse vor dir taugen / wie ein Rauchopfer / meine Hände aufheben / wie ein Abendopfer. Herr / behüte meinen Mund und bewahre meine Lippen. Neige mein Herz nicht auf etwas Böses / ein gottlos Wesen zu führen mit den Übeltätern / daß ich nicht esse von dem / das (von) ihnen geliebt. Der Gerechte schlage mich freundlich und straf mich / das wird mir so wohl tun als ein Balsam auf meinem Haupt / denn ich bete stets / daß sie mir nicht Schaden tun. Ihre Lehrer müssen gestürzt werden über einen Fels / so wird man denn meine Lehre hören / daß sie lieblich sei. Unser Gebeine sind zerstreuet bis zur Hölle / 7 wie einer das Land zerreißt und zerwühlet. Denn auf dich / Herr Herr / sehen meine Augen / ich trau auf dich / verstoße meine Seele nicht. Bewahre mich vor dem Stricke / den sie mir gelegt haben / und vor der Falle der Übeltäter. Die Gottlosen müssen in ihr eigen Netze fallen miteinander / ich aber immer vorübergehen. Ein Unterweisunge Davids zu beten / da er in der Höhlen war. Ich schrei zum Herrn mit meiner Stimme / ich flehe dem Herrn mit meiner Stimme. Ich schütte meine Rede vor ihm aus und zeige an vor ihm meine Not. Wenn mein Geist in Ängsten ist / so nimmst du dich meiner an. Sie legen mir Stricke auf dem Wege / da ich auf gehe. Schau zur Rechten und siehe! Da will mich niemand kennen / ich kann nicht entfliehen / niemand nimmt sich meiner Seelen an. Herr / zu dir schrei ich und sage: »Du bist meine Zuversicht / mein Teil im Lande der Lebendigen.« Merke auf meine Klage / denn ich werde sehr geplagt! Errette mich von meinen Verfolgern / denn sie sind mir zu mächtig. Führe meine Seele aus dem Kerker / daß ich danke deinem Namen. Die Gerechten werden sich zu mir sammeln / wenn du mir wohl tust. Ein Psalm Davids Herr / erhöre mein Gebet / vernimm mein Flehen um deiner Wahrheit willen / erhöre mich um deiner Gerechtigkeit willen und gehe nicht ins Gericht mit deinem Knecht / denn vor dir ist kein Lebendiger gerecht. Denn der Feind verfolget meine Seele und zerschlaget mein Leben zu Boden / er legt mich ins Finster wie die Toten in der Welt. Und mein Geist ist in mir geängstet / mein Herz ist mir in meinem Leibe verzehret. Ich gedenke an die vorigen Zeiten / ich rede von allen deinen Taten und sage von den Werken deiner Hände. Ich breite meine Hände aus zu dir / meine Seele dürstet nach dir wie ein dürre Land. Sela. Herr / erhöre mich balde / mein Geist vergehet / verbirge dein Antlitz nicht von mir / Kerker: Das ist / aus der Not und Angst / darin ich gefangen bin. 143 frühe: Das ist / bald und zeitlich / nicht spät noch langsam. daß ich nicht gleich werde denen / die in die Gruben fahren. Laß mich frühe hören deine Gnade / denn ich hoffe auf dich. Tu mir kund den Weg / darauf ich gehen soll / denn mich verlanget nach dir. Errette mich / mein Gott / von meinen Feinden! Zu dir hab ich Zuflucht. Lehre mich tun nach deinem Wohlgefallen / denn du bist mein Gott. Dein guter Geist führe mich auf ebener Bahn. Herr / erquicke mich um deines Namens willen / führe meine Seele aus der Not um deiner Gerechtigkeit willen und verstöre meine Feinde um deiner Güte willen und bringe um alle / die meine Seele ängsten / denn ich bin dein Knecht. 144 Ein Psalm Davids Das ist / laßeinmal donnern und schlage drein. Gelobet sei der Herr / mein Hort / der meine Hände lehret streiten und meine Fäuste kriegen / meine Güte und meine Burg / mein Schutz und mein Erretter / mein Schild / auf den ich traue / der mein Volk unter mich zwinget. Herr / was ist der Mensch / daß du dich sein annimmst / und des Menschen Kind / daß du ihn so achtest? Ist doch der Mensch gleich wie nichts / seine Zeit fahret dahin wie ein Schatten. Herr / neige deine Himmel und fahre herab / Fremden Kinder: Die nicht recht Gotteskinder sind im Glauben /sondern haben allein den Namen und Schein. taste die Berge an / daß sie rauchen / laß blitzen und zerstreue sie / schieß deine Strahlen und schrecke sie. Sende deine Hand von der Höhe und erlöse mich und errette mich von großen Wassern / von der Hand der fremden Kinder / welcher Lehre ist kein Nütze / und ihre Werk sind falsch. Gott / ich will dir ein neues Lied singen / ich will dir spielen auf dem Psalter von zehen Saiten / der du den Königen Sieg gibst und erlösest deinen Knecht David vom mörderischen Schwert des Bösen. Erlöse mich auch und errette mich von der Hand der fremden Kinder / welcher Lehre ist kein Nütze / und ihre Werk sind falsch: »Daß unsere Söhne aufwachsen in ihrer Jugend wie die Pflanzen / und unsere Töchter wie die ausgehauene Erker / gleich wie die Palast / und unsere Kammern voll seien / die herausgeben können einen Vorrat nach dem andern / daß unsere Schafe tragen tausend und hunderttausend aufunsern Dörfern / daß unser Ochsen viel erarbeiten / daß kein Schade / kein Verlust / noch Klage auf unsern Gassen sei. Wohl dem Volk / dem es also gehet!« Aber wohl dem Volk / des der Herr ein Gott ist. Daß unsre Söhne aufwachsen: So reden und wünschen die Gottlosen / die auf Gott nicht bauen / wieder reiche Mann im Evangelio / Lukas 12. Klage: Daß uns kein Unfall / Seuche - Plage treffe/sondern alles gnug haben / sicher und fröhlich in aller Fülle leben. Ein Lob Davids Ich will dich erhöhen / mein Gott / du König / und deinen Namen loben immer und ewiglich. Ich will dich täglich loben und deinen Namen rühmen immer und ewiglich. Der Herr ist groß und sehr löblich und seine Größe ist unaussprechlich. Kindskind werden deine Werk preisen und von deiner Gewalt sagen. Ich will reden von deiner herrlichen / schönen Pracht und von deinen Wundern / daß man soll reden von deinen herrlichen Taten / und daß man erzähle deine Herrlichkeit / daß man preise deine große Güte und deine Gerechtigkeit rühme. 145 Wohlgefallen: Das ist /gmig und satt /daß sie Wohlgefallen dran haben mögen /obwohl ein Geiziger anders suchet etc. 146 Gnädig und barmherzig ist der Herr / geduldig und von großer Güte. Der Herr ist allen gütig und erbarmet sich aller seiner Werk. Es sollen dir danken / Herr / alle deine Werk 10 und deine Heiligen dich loben und die Ehre deines Königreichs rühmen und von deiner Gewalt reden / daß den Menschenkindern deine Gewalt kund werde und die ehrliche Pracht deines Königreichs. Dein Reich ist ein ewiges Reich / und deine Herrschaft währet für und für. Der Herr erhält alle / die da fallen 14 und richtet auf alle / die niedergeschlagen sind. Aller Augen warten auf dich / und du gibst ihnen ihre Speise zu seiner Zeit. Du tust deine Hand auf und erfüllest alles / was lebet / mit Wohlgefallen. Der Herr ist gerecht in allen seinen Wegen und heilig in allen seinen Werken. Der Herr ist nahe allen / die ihn anrufen / 18 allen / die ihn mit Ernst anrufen. Er tut / was die Gottfürchtigen begehren und höret ihr Schreien und hilft ihnen. Der Herr behütet alle / die ihn lieben und wird vertilgen alle Gottlosen. Mein Mund soll des Herrn Lob sagen / und alles Fleisch lobe seinen heiligen Namen immer und ewiglich. Halleluja Lobe den Herrn / meine Seele! Ich will den Herrn loben / solange ich lebe und meinem Gott lobsingen / weil ich hie bin. Verlasset euch nicht auf Fürsten / sie sind Menschen / die können ja nicht helfen. Denn des Menschen Geist muß davon / und er muß wieder zu Erden werden / alsdann sind verloren alle seine Anschläge. Wohl dem / des Hilfe der Gott Jakobs ist / des Hoffnung auf dem Herrn / seinem Gott stehet / der Himmel / Erden / Meer und alles / was drinnen ist / gemacht hat / der Glauben (Treue) hält ewiglich / der Recht schaffet denen / so Gewalt leiden / der die Hungerigen speiset. Der Herr löset die Gefangenen / der Herr machet die Blinden sehend / der Herr rieht auf / die niedergeschlagen sind / der Herr liebet die Gerechten. Der Herr behütet Fremdlinge und Waisen / und erhält die Witwen und kehret zurück den Weg der Gottlosen. Der Herr ist König ewiglich / dein Gott Zion für und für. Halleluja! Lobet den Herrn! Denn unsern Gott loben / das ist ein köstlich Ding / solch Lob ist lieblich und schön. Der Herr bauet Jerusalem und bringet zusammen die Verjagten in Israel. Er heilet / die zerbrochens Herzens sind und verbindet ihre Schmerzen. Er zählet die Sternen und nennet sie alle mit Namen. Unser Herr ist groß und von großer Kraft / und ist unbegreiflich / wie er regieret. Der Herr richtet auf die Elenden und stoßet die Gottlosen zu Boden. Singet umeinander dem Herrn mit Danke und lobet unsern Gott mit Harfen. Der den Himmel mit Wolken verdeckt und gibt Regen aufErden / der Gras auf Bergen wachsen läßt / der dem Vieh sein Futter gibt / den jungen Raben / die ihn anrufen. Der auf Menschen hoffet/dem feilen seine Anschläge /und ist umsonst. Er treibet das Widerspiel mit ihnen. 147 Frost: Erwachet solchen Winter und Frost daß man Fenrmitß haben / es könnt sonst niemand danor bleiben. Er hat nicht Lust an der Stärke des Rosses / noch Gefallen an jemandes Beinen. Der Herr hat Gefallen an denen / die ihn furchten / die auf seine Güte hoffen. Preise / Jerusalem / den Herrn / lobe Zion / deinen Gott. Denn er macht feste die Riegel deiner Tore und segnet deine Kinder drinnen. Er schaffet deinen Grenzen Frieden und sättiget dich mit dem besten Weizen. Er sendet seine Rede auf Erden / sein Wort läuft schnell. Er gibt Schnee wie Wolle / er streuet Reif wie Aschen. Er wirft seine Schloßen wie Bissen / wer kann bleiben vor seinem Frost? Er spricht / so zerschmelzet es / er läßt seinen Wind wehen / so tauets auf. Er zeiget Jakob sein Wort / Israel seine Sitten und Rechte. So tut er keinen Heiden / noch läßt sie wissen seine Rechte. Halleluja! 19 148 Halleluja Lobet / ihr Himmel / den Herrn / lobet ihn in der Höhe. Lobet ihn / alle seine Engel / lobet ihn / all sein Heer. Lobet ihn Sonn und Mond lobet ihn / alle leuchtenden Sterne. Lobet ihn / ihr Himmel allenthalben / und die Wasser / die oben am Himmel sind. Die sollen loben den Namen des Herrn / denn er gebeut / so wirds geschaffen. Er hält sie immer und ewiglich / er ordnet sie / daß sie nicht anders gehen müssen. Lobet den Herrn auf Erden / ihr Walfische und alle Tiefen / Feur / Hagel / Schnee und Dampf / Sturmwind / die sein Wort ausrichten Sein Wert: Was er will. Berge und alle Hügel / fruchtbare Bäume und alle Cedern / Tier und alles Vieh / Gewürm und Vögel. 11 Ihr Könige auf Erden und alle Leute / Fürsten und alle Richter auf Erden / Jünglinge und Jungfrauen / Alten mit denjungen sollen loben den Namen des Herrn / denn sein Name allein ist hoch. Sein Lob gehet soweit Himmel und Erden ist / und er erhöhet das Horn seines Volks / alle seine Heiligen sollen loben / die Kinder Israel / das Volk das ihm dienet. Halleluja! Singet dem Herrn ein neues Lied / die Gemeine der Heiligen soll ihn loben. Israel freue sich des / der ihn gemacht hat / die Kinder Zion seien fröhlich über ihrem Könige. Sie sollen loben seinen Namen im Reigen / mit Pauken und Harfen sollen sie ihm spielen. Denn der Herr hat Wohlgefallen an seinem Volk / er hilft den Elenden herrlich. Die Heiligen sollen fröhlich sein und preisen und rühmen auf ihren Lagern. und sollen scharfe Schwerter in ihren Händen haben / daß sie Rache üben unter den Heiden / Strafe unter den Völkern / ihre Könige zu binden mit Ketten und ihre Edlen mit eisern Fesseln / daß sie ihnen tun das Recht / davon geschrieben ist. Solche Ehre werden alle seine Heiligen haben! Halleluja! Halleluja 149 Ihr Mund soll Gott erhöhen / 150 Halleluja Lobet den Herrn in seinem Heiligtum / lobet ihn in der Feste seiner Macht. Lobet ihn in seinen Taten / lobet ihn in seiner großen Herrlichkeit. Lobet ihn mit Posaunen / lobet ihn mit Psalter und Harfen. Lobet ihn mit Pauken und Reigen / lobet ihn mit Saiten und Pfeifen. Lobet ihn mit hellen Zimbeln / lobet ihn mit wohlklingenden Zimbeln. Alles / was Odem hat / lobe den Herrn! Halleluja! Ende des Psalters Ermutigung zum Bleiben Dieses Buch lädt zum Verweilen ein, zum Bleiben. Es kann das tun, weil es nichts anderes will, als die Stimme dessen zu Gehör bringen, der sagt: »Bleibet in mir und ich in euch.« (Joh 15,4). Wer diese Stimme, die Stimme Jesu, hört, der versteht und muß bekennen: »Du hast Worte des ewigen Lebens« (Joh 6,68). Worte des ewigen Lebens, gesprochen in die vergehende Zeit: Das ist das Geheimnis, das zu teilen dieses Buch einlädt. Aber ist seine Zeit - die Zeit der Lutherbibel - nicht unwiederbringlich vergangen? Zeigen nicht alle Versuche der Revision des alten Textes bis hin zur vielumstrittenen letzten Revision des Neuen Testamentes, bekannt als »Luther-NT 75«, den unüberbrückbaren Abstand unserer Gegenwartssprache (um von der Sprache unserer Jugendlichen ganz zu schweigen!) von der Bibelsprache des Reformators deutlich genug an? Solche Fragen sind nicht müßig. Sie zwingen uns, bevor wir uns der alten Lutherbibel, in unserem Falle: dem Neuen Testament und den Psalmen in der letzten zu Luthers Lebzeiten erschienenen Fassung von 1545, zuwenden, zu dem Eingeständnis, wie fremd uns das Buch geworden ist, das Generationen vor uns eine Heimat des Geistes war. Jedoch: Könnte nicht gerade ein solches Eingeständnis, verbunden mit dem Gefühl für einen unersetzlichen Verlust, eine erneute Begegnung vorbereiten, wobei offenbleiben kann, was daraus folgt? Mit dem schmerzlichen Bewußtsein des Verlustes läßt sich heute ohne falsches Pathos von der Lutherbibel reden: Sie war die Bibel deutscher Sprache. Was die evangelische Christenheit gegenüber der römisch-katholischen Kirche an organisatorischer Einheit, an ehrwürdigen Traditionen entbehren mußte, das war ihr weit aufgewogen durch das eine Buch, das sich als ein unwandelbarer Himmel über einer (schon damals!) sich rasch drehenden Erde wölbte. Nicht war, wie Gegner spotten mochten, ein papierener Papst an die Stelle des Papstes aus Fleisch und Blut getreten, sondern des einen Gottes lebendiges Wort erging an alle Menschen aus Fleisch und Blut, um sie unter diesem Himmel zu einigen. Es ist hinreichend bekannt, welche Bedeutung Luthers Bibelübersetzung für die Entwicklung einer einheitlichen deutschen Sprache und damit für die Einigung unter den Deutschen gehabt hat: Weniger beachtet wird, daß die deutsche Sprache im Gefolge der deutschen Bibel Luthers biblischer geworden war. Ein Akt der Spracheroberung hatte sich da vollzogen. Der Himmel wurde deutsch, weil Gott der Herr dem verachteten Volk das Wort geben wollte zur Vermehrung seiner Herrlichkeit. Demgegenüber wirken moderne Bibelübersetzungen leicht als hilflose Rückzugsgefechte, durch die dem fernsehenden Volk das Wort entzogen wird, um es den Experten zu überantworten, die darüber entscheiden, was das Volk verstehen darf und was nicht. An die Stelle der einen Bibel deutscher Sprache treten rasch wechselnde, vielfältige Angebote von Übersetzungen, über deren Qualität der Konsument, ohne selbst zum Experten zu werden, nicht zu urteilen vermag.. Ob nicht von daher die mit diesem Buch versuchte Rückkehr zur alten Lutherbibel der Beginn eines Fortschritts sein könnte, eines Weges, auf dem die Kirche erneut das lernt, was sie über sich selbst und das Stückwerk der Erkenntnisse ihrer Theologen hinauswachsen läßt, oder besser gesagt: Ufer der ist? Die Bibel war für Luther das Buch des einen Gottes, der sich der Kirche in dem Namen Jesus Christus allezeit erschließt, weil er allein regiert - nicht nur in der Kirche. Dieser Gott gibt seinem Volk keine unlösbaren oder nur dem Fachmann vorbehaltenen Rätsel auf, sondern läßt sich durch alle Widersprüche und Abgründe der Geschichte hindurch für jedermann hören als der Eine, der einzig Hilfreiche, den zu erkennen, den wieder und wieder neu zu erkennen uns mehr als nötig ist. So stellt sich die Bibel Alten und Neuen Testamentes in Luthers Übersetzung bei aller Unterschiedenheit und Vielfalt des Redens als wunderbare Einheit dar. Eine Stimme wird da laut — um das zu ermessen, müßten wir freilich, was zu Luthers Zeiten noch selbstverständlich war, laut lesen, hörend lesen, so daß das mündliche Wort beim Lesen ins Herz durch alle Sinne dringt und klingt, wie Luther sagen konnte. Einprägen muß sich in Fleisch und Blut, was nicht als Gedanke über den Dingen schweben, sondern uns ganz erfüllen will: »Höre Israel!« Bevor wir verstehen, bevor wir nach dem Sinn des einzelnen oder des Ganzen fragen, bevor wir gar urteilen, muß uns ein fühlbarer Reichtum an Bedeutung geläufig sein, wie er nur dem zuwächst, der sich beim Lesen der Schrift Zeit läßt zu hören, was noch zwischen den Zeilen, in den Pausen, die das Ohr braucht, was noch aus dem Schweigen der Texte vernehmbar wird: Das Wort Gottes, dessen Reden ein unaufhörliches, alles berührendes, alles verwandelndes Schaffen ist. Ein einzelner, ein einsamer Leser kann dem nicht Genüge tun. Luthers Bibelübersetzung meinte den Leser, der als ein Glied der Kirche, als ein Teilnehmer der sich zum Gottesdienst mit Singen, Hören und Beten versammelnden Gemeinde den Wortlaut der Schrift sich und anderen einprägt, damit Gottes Reich uns näher komme als alles, was das Antlitz der Erde, was unser leibliches Dasein so grauenvoll zu entstellen vermag. Es ist darum gut und ganz in Luthers Sinne, wenn diese Ausgabe dem Neuen Testament den Psalter, das Gesangbuch des Volkes Israel, hinzufügt. Denn ohne den Psalter, den Luther als Mönch in lateinischer Sprache durch tägliches Singen in- und auswendig kannte, ohne den Schrei aus der Tiefe und die Antwort aus der Höhe, ohne den erneuerten Lobgesang der Kinder Gottes, für den uns die Worte fehlen und dessen Sprache doch jedermann im Psalter finden kann, ist Luthers Bibelübersetzung nicht zu denken. Es war freilich ein langer, ein unvorstellbar qualvoller Weg, der Luther von der lateinischen (die er zeitlebens achtete und liebte) zur deutschen Bibel geführt hat. Der Weg läßt sich hier nur andeuten. Er begann mit dem 1512 an Luther ergangenen Auftrag, als Professor an der Universität in Wittenberg Studenten die Bibel zu erklären, und brachte es mit sich, daß dem seine Aufgabe ernst und die Bibel beim Wort nehmenden, hart arbeitenden Mann das Wort der Schrift immer fremder und der sich darin anmeldende Gott immer furchtbarer und unausweichlicher wurde. Wer Luthers Vorlesungen aus dieser Zeit-über die Psalmen (1513/15), den Römerbrief (1515/ 16), den Galaterbrief (1516/17), den Hebräerbrief (1517/18) - heute liest, der mag von ferne das Grauen nachempfinden, das den zähen, den Text mit allen Kräften des Verstandes und der Leidenschaft umklammernden Kampf Luthers mit der Bibel begleitete. Fand er sich unversehens auf diesem Wege in noch ganz andere, öffentliche Kämpfe hineingestoßen (die 95 Thesen von 1517, deren Wirkung nicht vorhersehbar war, sind der Wendepunkt), so wuchs ihm in diesem neuen Zusammenhang als unverdiente, im Leiden gereifte Frucht seines beharrlichen Hörens auf die Schrift eine nie zuvor geahnte Süße des Wortes zu, Gottes rettende Nähe für jedermann in dem auf Christi Namen getauften Volk, der dem Ruf des Retters vertraut. Luthers reformatorische Entdeckung war etwas anderes als ein flüchtiges religiöses Erlebnis, war eine in die Zukunft weisende Erfahrung mit dem Gott der Bibel, dem abgründig-lieben Gott, der ein Gott des freien Wortes ist und bleibt. Welch neue Töne nun, in der erneuten Zuwendung zu den Psalmen (i 519/21)! Jetzt tut Maria, das Mädchen aus dem Volk, mit dem alten Liede der Kirche des Neuen Testaments, dem Magnificat, den Mund auf, um dem freien Gott mit ihrem Lob freimütig zu entsprechen - und sie tut es auf deutsch (1520/21). Jetzt ist durch die erzwungene Muße auf der Wartburg die Zeit gekommen, das Neue Testament mit Hilfe des neu zur Verfügung stehenden griechischen Textes zu übersetzen-in jene Sprache familiärer, liebender Vertrautheit, von der der Mund übergeht, wenn das Herz voll ist (Dezember 1521 - Februar 1522): Im September 1522 (»Septembertestament«) erscheint das Werk im Druck, nicht ohne kritische Durcharbeitung im Gespräch mit kundigen Freunden nach der Rückkehr von der Wartburg - und doch nicht einfach eine richtige, eine verständliche Übersetzung, sondern ein Ereignis, das neue Maßstäbe schafft: »Das Neue Testament Deutsch«. Die dem Buch beigegebenen kühnen Vorreden und Randglossen, die Bilder aus der Werkstatt Lucas Cranachs des Alteren bekräftigen die Zueignung an einen neuen Leser, der in der Gemeinschaft des Volkes Gottes furchtlos selbst, weil in der Furcht vor Gott allein, das Wort zu nehmen vermag. Das Echo bleibt nicht aus. Im Dezember schon (»Dezembertestament«) erscheint eine weitere, vielfältig verbesserte Ausgabe. Zwölf Jahre sollte es nach diesem ersten stürmischen Anlauf noch dauern, bis auch die ungleich mehr Zeit und Bedacht erfordernde Übersetzung des Alten Testamentes vollendet war. Die Arbeit an der Hebräischen Bibel, als deren Ausleger in strenger Bemühung um den Wortlaut sich Luther in diesen Jahren vielfältig erprobte, war nicht nur die Krönung, sie war im Zusammenhang neuer Kämpfe um die Wahrheit der Schrift die Bewährung des Bibelübersetzers. Jetzt, wo die unverwechselbare Stimme des einen Gottes, des Trösters der Einfältigen, im Geschrei der Ideologien aufs neue unterzugehen drohte, jetzt galt es erst recht bei der Schrift zu bleiben. 1524 erschien der deutsche Psalter, im gleichen Jahr wie das Psalmlied zu Psalm 12 »Ach Gott vom Himmel sieh darein« (EKG 177), das Luthers Stimmung gut wiedergibt. Die Zusammenfassung der in Übersetzungen von Teilen des Alten Testaments schon veröffentlichten Bücher zu einer ersten Vollbibel Alten und Neuen Testaments, einschließlich der nicht von Luther allein übersetzten Apokryphen, geschah im September 1534. Ihr folgten zu Luthers Lebzeiten zehn weitere Bibelausgaben in Wittenberg - 1545 die letzte, die diesem Buch zugrundeliegt. Von Luther selbst noch vorgenommene Korrekturen in der Übersetzung des Neuen Testamentes konnten erst in der nach Luthers Tod erschienenen Bibelausgabe von 1546 berücksichtigt werden. Bis zu seinem Tode hat Luther an der Übersetzung der Bibel, in immer neuen Anläufen zu großen und kleinen Revisionen (die wichtigste: 1539/41) gearbeitet. Er hat dabei fremde Hilfe und das Gespräch mit anderen nicht verschmäht. Dennoch konnte Luthers Werk keine Fortsetzung finden, weil die Maßstäbe, die es schuf, von keinem Nachfolger einzuholen waren. Natürlich verfügen wir heute in unzähligen Einzelheiten über bessere Kenntnisse als der Reformator, selbstverständlich ist sein Deutsch nicht das unsere: Dennoch wird es gut sein, gegenüber neueren Revisionen der Lutherbibel Luthers originalen Text als Dokument eines in der Geschichte der Bibelübersetzung (nicht nur der Übersetzung ins Deutsche!) einmaligen Ereignisses, als Dokument eines Hörens, in dessen Folge Ohren geöffnet und Zungen gelöst werden wie bei jenem Taubstummen im Evangelium (Mk 7), unverändert festzuhalten. Das vorliegende Buch tut das, indem es den Wortbestand des Textes bewahrt und nur die Orthographie heutigen Gepflogenheiten anpaßt. Die für den heutigen Leser immer noch bleibende Fremdheit scheint mir überwindbar zu sein. Vorreden und Randglossen - sie sind ein unverzichtbarer Teil von Luthers Bibel - können dabei helfen; sie zeigen im übrigen, daß Luther, anders als mancher moderne Übersetzer, auf genaue Unterscheidung zwischen dem Text und seinem Verständnis des Textes bedacht war. Über seine Grundsätze der Bibelübersetzung hat sich Luther vielfältig geäußert, am schönsten im »Sendbrief vom Dolmetschen« (1530). Dort findet sich neben dem Grundsatz strengster Buchstabentreue, so oft es die Sache erfordert, auch der berühmte und nicht selten mißbräuchlich zitierte Satz, man müsse »die Mutter im Hause, die Kinder auf der Gassen, den gemeinen Mann auf dem Markt drum fragen und denselbigen aufdas Maul sehen, wie sie reden, und darnach dolmetschen«. Das sagt sich gut und leicht - aber wer kann’s? Wer sieht denn die Leute so reden, daß er ihnen das Heiligste, das Wort Gottes in die ungewaschenen Mäuler legen kann? Am Ende nur der, dem Gottes Wort so vom Ohr ins Herz drang, daß ihm auch das alltägliche Reden der Leute im Licht der alle Menschen rettenden Liebe Gottes erscheinen muß, als verborgen anhebender Lobgesang? Und sollte ein moderner Leser der Lutherbibel nicht gerade von diesem Ton angerührt werden-im Unterschied zu allzu richtigen oder allzu verkehrten Übersetzungen der Bibel in der Sprache unserer armseligen Zeit, die ihn nichts fühlen lassen? So könnte es sein, daß der Leser der alten Lutherbibel selbst über-setzt wird, dorthin, wo auch heute noch und in alle Ewigkeit Gott beim Wort genommen sein will, von jedermann. Ohne erneute Mühe um die Schrift werden wir nicht vorankommen: Das gilt insbesondere für den hebräischen Teil der Bibel, den wir das Alte Testament nennen und dem Luthers besondere Arbeit und Mühe galt, weil hier die Wurzeln des Wortes zu finden sind, das in Jesus Christus unter uns anschaubar wurde. Was die vorliegende Ausgabe zu solchem Fortschritt in Richtung auf Gottes Reich, das Luther in seiner Übersetzung mit allen Sinnen wahrnahm, tun kann, das tut sie: Sie lädt zum Verweilen ein. Das Satzbild läßt die Augen ruhen - ohne störende Versziffern im Text, die es zu Luthers Zeit noch nicht gab. Die Bilder - 34 Holzschnitte aus der Cranach-Werkstatt (1534/45) - an denen Luther starken Anteil nahm und die ein wesentlicher Teil der deutschen Bibel, der Bibel des Volkes waren, lassen dem Leser Zeit, indem sie die Anschauung des Wortes vertiefen. Die ungewohnten Schrägstriche zeigen, wie Luther die Sätze für das laute Lesen und das Erfassen der Sache des Textes gegliedert wissen wollte; sie schaffen dem lebendigen Atem, der die Sätze durchdringt, wieder und wieder Pausen und machen den Leser, der sich darauf einläßt, zum Hörer. Der Unterschied zwischen Luthers Zeit und der unseren, ja, selbst der Unterschied der Sprachen mag daneben zur Nebensache werden. Die Kirche aller Zeiten, Lebende mit den Toten, versammelt sich mit Israel zum Gottesdienst, zur Anbetung des einen Gottes. »In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen« (Joh 14,2), verheißt die Stimmejesu, die uns zum Bleiben ermutigt. Kristlieb Adlojf Zu dieser Edition Der Wunsch, die Lutherbibel im originalen Wortlaut zu lesen, den ihr der Reformator gegeben hat, brachte in unserem Jahrhundert einige bibliophile und wissenschaftliche Ausgaben hervor, die an einer Hand abzuzählen sind. Waren diese von vornherein nur für kleine Lesergruppen gedacht, so wendet sich unsere Ausgabe an die breite Schicht der Bibelleser, die nach den Revisionen von 1956 und vor allem 1975 den Originaltext kennenlernen möchten. Sie hält sich im Wortlaut und im Satzbild an die Lutherbibel von 1545, verwendet aber die heute gebräuchliche Orthographie, so daß sich der Leser gut in das Lutherdeutsch einiesen kann. Dafür werden kleine Lesehilfen gegeben. Der Text ist fortlaufend gesetzt und in Sinnabschnitte unterteilt. Heute nicht mehr gebräuchliche Ausdrücke werden in Klammern erklärt; gelegentlich wurden Silben oder Buchstaben zum besseren Verständnis in Kursivschrift ergänzt. Die Interpunktion der Lutherbibel kennt Punkt, Frage- und Ausrufungszeichen, aber nicht Komma und Semikolon. An ihrer Stelle machen die Schrägstriche den Satzbau übersichtlich, zugleich sind sie Atemzeichen, die für das Vorlesen wichtig sind. Die Einteilung in Verse war in der Lutherzeit noch unbekannt, was dem geschlossenen Satzbild, aber auch dem durch keine Versziffern gestörten Lesefluß zugutekommt. Durch springende Versziffern im Bundsteg wird jedoch eine Orientierungshilfe gegeben. Vor allem läßt unsere Ausgabe den Bibelleser an dem Ringen Luthers um eine treffende, Herz und Verstand ansprechende Eindeutschung der biblischen Texte teilnehmen. Das geschieht durch den Abdruck aller Vorreden, die nach altkirchlicher Tradition die Aufgabe haben, dem Prediger oder dem Leser bei der Auslegung zu helfen. Luther hat diese Tradition mit neuem Inhalt gefüllt und seine Theologie und Frömmigkeitserfahrung hier einfließen lassen. Auffällig ist die lange Vorrede zum Römerbrief, auffällig auch der Wandel bei den Vorreden zur Offenbarung, zwischen der kurzen von 1522 und der langen von 1545, die wir beide bringen. Ferner werden die Glossen Luthers mitabgedruckt, in denen sich seine theologischen und seelsorgerlichen Einsichten in prägnanter Kürze widerspiegeln. Auch hier wird der Leser ähnlich wie bei den Vorreden die Schwerpunkte in Luthers Theologie finden. 7i8 Die Fußnoten sind Zugaben der beiden Herausgeber, durch die Luthers ständiges Bemühen um die rechte Eindeutschung des Textes deutlich wird. Die Herausgabe wurde geleitet von Oberkirchenrat Dr. Wolfgang Schanze (1897-1972) und dem Alttestamentler Professor D. Dr. Johannes Hempel (1891-1964), die beide lange Zeit verantwortlich an der Bibelrevision der evangelischen Kirche Deutschlands mitgearbeitet haben. Für beide war es ein Herzensanliegen, durch eine lesbare Ausgabe der Lutherbibel letzter Hand den Sinn unserer Generation für das Einmalige und Besondere von Luthers sprachschöpferischer Übersetzung zu schärfen. Zu gedenken ist auch an Professor Richard von Sichowsky (1911-1975), der die typographische Gestaltung dieser Ausgabe betreute und mit der Bembo-Antiqua - einer Schrift, die Luther gekannt hat - ein formschönes Satzbild schuf. So mag diese Ausgabe des Neuen Testamentes und des Psalters dazu beitragen, daß es in unserer Zeit zu einer Wiederbegegnung mit der Lutherbibel kommt, zu einem neuen Verständnis reformatorischer Theologie, zu einem frischen Erkennen eines einzigartigen Sprach-ereignisses, das bis in unsere Zeit wirkt. 31. Oktober 1981 Friedrich Wittig Indessen ist unser Hauptanliegen bei dieser Bibelausgabe nicht sprachlicher Art. Es geht uns um die Begegnung mit dem Reformator, um sein Bibelverständnis, um sein lebenslanges Mühen für das Evangelium. Darum sind alle Vorreden mitabgedruckt, die zum Verständnis der Evangelien, der paulinischen und apostolischen Briefe, der Apokalypse hinfuhren, ebenso auch die zahlreichen Glossen am Rande des Bibeltextes, die dunkle Stellen erhellen, und schließlich auch die »kleine Biblia«, wie Luther den Psalter genannt hat, aus dem er immer wieder Trost schöpfte. Ohne Zweifel verfugen wir heute im Blick auf den Bibcltext bei vielen Einzelheiten über bessere Kenntnisse als der Reformator. Auch ist sein Deutsch nicht das unsere, es ist dem Prozeß des Alterns unterworfen wie das Deutsch der Klassiker und der großen Erzähler des 19. Jahrhunderts. Aber die Sache, um die es Luther ging, findet ihren frischesten und unvergleichlich stärksten Ausdruck in der Bibel von 1545. Darum legen wir sie im originalen Wortlaut in die Hand der Bibelleser von heute. Friedrich Wittig Verlag Schriftenmissions-Verlag Neues Testament und Psalter in der Sprache Martin Luthers für Leser von heute Mit den Vorreden und Randbemerkungen nach der Ausgabe letzter Hand 1545 Ich setze wider aller Väter Sprüche wider aller Engel, Menschen, Teufel, Kunst und Wort die Schrift und das Evangelium. Hier stehe ich, hier trotze ich, hier stolziere ich und sage: Gottes Wort ist mir über alles. Die göttliche Majestät stehet bei mir. Ich habe nicht mehr denn dieses Buch. Damit soll ich mich wehren, und ich habe keinen anderen Trost als dieses Buch von Papier. Martin Luther