Inhaltsverzeichnis Die sieben Sendschreiben 2 1. Sendschreiben: An die Gemeinde in Ephesus 6 2. Sendschreiben: An die Gemeinde in Smyrna 11 3. Sendschreiben: An die Gemeinde in Pergamus 16 4. Sendschreiben: An die Gemeinde in Thyatira 23 5. Sendschreiben: An die Gemeinde in Sardes 29 6. Sendschreiben: An die Gemeinde in Philadelphia 34 7. Sendschreiben: An die Gemeinde in Laodizea 38 Exkurs: Der Abfall 42 Die sieben Sendschreiben 9 Ich, Johannes, euer Bruder und Mitgenosse in der Drangsal und dem Königtum und dem Ausharren in Jesu, war auf der Insel, genannt Patmos, um des Wortes Gottes und des Zeugnisses Jesu willen. 10 Ich war an des Herrn Tage im Geiste, und ich hörte hinter mir eine laute Stimme wie die einer Posaune, welche sprach: 11 Was du siehst, schreibe in ein Buch und sende es den sieben Versammlungen: nach Ephesus und nach Smyrna und nach Pergamus und nach Thyatira und nach Sardes und nach Philadelphia und nach Laodizea. Offb. 1:9-11 Die Stellung der Sendschreiben im Kanon Die Stellung der Offenbarung in der Heilsgeschichte Das Buch der Offenbarung ist das Buch der Heilsvollendung. In den Evangelien wird das Heil Gottes in Jesus Christus geoffenbart. In der Apostelgeschichte zeigt uns Lukas, wie sich das Heil Gottes ausbreitet. In den Briefen der Apostel sehen wir, wie sich das Heil Gottes in den Gemeinden verfestigt und in der Offenbarung schildert uns Johannes, wie das Heil Gottes vollendet wird. Die Gliederung der Offenbarung Die Gliederung der Offenbarung erfolgt durch sie selbst. "Schreibe nun, was du gesehen hast, und was ist, und was nach diesem geschehen wird." (Off 1:19). Was Johannes bis dato gesehen hatte, war die Erscheinung des auferstanden Herrn (Kapitel 1:12-18). "Was ist" wird in den Kapiteln 2-3 in den Sendschreiben dargestellt. "Was nach diesem geschehen wird" in den Kapiteln 4-22 des Buches. Die Sendschreiben an die sieben Gemeinden. Unsere besondere Aufmerksamkeit gilt den Kapiteln 2-3 des Buches. Denn hier wird der Zustand von sieben Gemeinden Kleinasiens (1:11) beschrieben. Dies geschieht in Form von Briefen, den sogenannten "Sendschreiben", die der Apostel Johannes von Patmos einer Gefängnisinsel aus an sieben Gemeinden, die zur Zeit der Apostel existierten, sendet. Die Lage der sieben Gemeinden Was du siehst, schreibe in ein Buch und sende es den sieben Versammlungen: nach Ephesus und nach Smyrna und nach Pergamus und nach Thyatira und nach Sardes und nach Philadelphia und nach Laodicäa. (Off 1:11) In dieser Reihenfolge hätte ein Kurier auch die Gemeinden bereist, küstennah von Süden nach Norden und durchs Landesinnere zurück von Norden nach Süden. Die Auswahl dieser Gemeinde ist göttlich und willkürlich, denn wir wissen, dass es zu dieser Zeit noch andere Gemeinde, wie z.B. Kolossäa, gab. Die Bedeutung der Zahl "sieben" Interessant ist bei dieser Auswahl, dass es sieben Gemeinden sind. Sieben ist die Zahl der Vollendung der Pläne des dreieinigen Gottes (symbolisiert durch die Zahl "drei") mit seiner universellen Gemeinde auf der Erde (symbolisiert durch die Zahl "vier"). Dabei zeigt der Geist Gottes, welche lobens- und auch tadelnswerte Entwicklung das Reich Gottes in den Händen der Gläubigen der damaligen Zeit, aber auch in der gesamten Zeit der Kirchengeschichte genommen hat. Die Geschichte des Abfalls Wir folgen bei der Auslegung und Anwendung der Sendschreiben der Annahme, dass die Briefe über ihre damalige historische Bedeutung hinaus eine Skizze der Kirchengeschichte von Pfingsten bis zur Entrückung darstellen. Dies bedeutet, dass die Geschichte der Gemeinde Jesu - ähnlich der Israels - eine Geschichte des Abfalls ist. Je weiter die Gemeinde sich vom "Epizentrum des Bebens" von Kreuzigung und Auferstehung wegbewegt, desto schwächer werden die Wellen des Zeugnisses, dass den Erdkreis erschütterte (Apg. 17:6). Die Haushaltungen Gottes Wir folgen ebenso der Lehre von den Haushaltungen (Dispensationalismus). Demzufolge schließt Gott die Zeit der Gemeinde ab, bevor er sein Heilshandeln mit Israel wieder aufnimmt. Wir betrachten den Ruf "Komm hier herauf" (4:1) als einen dezenten Hinweis auf die Entrückung der Gemeinde. Die nachfolgenden Gerichte werden sie nicht treffen, da sie dann schon beim Herrn im Himmel ist. Demzufolge stellen die Sendschreiben eine sehr verdichtete und vom Herrn selbst eingeteilte Schau der Kirchengeschichte dar. Die Struktur der Sendschreiben Die Verantwortlichen der Gemeinden als Botschafter Man darf sich die Sendschreiben also als Briefe von Gott an die verantwortlichen Brüder der damaligen Gemeinden vorstellen. Der griechische Begriff Engel, (gr.: "angelos"), der zu Beginn eines jeden Sendschreibens verwendet wird, bedeutet dabei wahrscheinlich so viel wie "Botschafter", also einer, der eine Nachricht von Gott an die Gemeinde überbringt. Es ist unwahrscheinlich, dass hier Pastoren, Gemeindeleiter oder sogar Engel gemeint sein könnten, sondern vielmehr verantwortliche Brüder. Das logische Muster Die Botschaften selbst folgen einem immer gleichen logischen Muster. Der Herr stellt sich zunächst der betreffenden Versammlung vor, beurteilt sie dann, indem er lobt und/oder tadelt. Dann fordert er zum Handeln oder zur Buße auf und droht Gericht an für den Fall, dass keine Buße geschieht. Er gibt in Folge Verheißungen für einen Teil oder die ganze Gemeinde. Abschließend mahnt er jeden, der Ohren hat zu hören, die Botschaft zu verinnerlichen. Abschließend ergeht eine Verheißung an diejenigen, die überwinden. Die Offenbarung des Herrn und der Bedarf der Gemeinden Die Art, wie der auferstandene und verherrlichte Herr aus Off. 1:12-20 sich der jeweiligen Gemeinde offenbart, steht dabei in einem engen Zusammenhang mit dem Profil, das die Gemeinde in SEINEN Augen zeigt. Der untreuen und lauen Gemeinde in Laodizäa, offenbart er sich, beispielsweise, als der "treue und wahrhaftige Zeuge" (3:14). Reihenfolge von Überwinden und Hören Die zuvor erwähnte Splitterung der Zahl "sieben" in "Dreier- und Vierer-Fraktionen" setzt sich in den Einzelheiten der Sendschreiben fort. Bei den ersten drei, beispielsweise, folgt die Verheißung an die Überwinder dem Aufruf zum Hören, bei den letzten vier Sendschreiben ist die Reihenfolge umgekehrt. Die ganze Versammlung oder nur die Überwinder? Bei den ersten drei Sendschreiben werden alle zum Hören aufgefordert, weil noch eine gewisse Hoffnung besteht, dass alle Buße tun und so die ganze Versammlung wiederhergestellt wird. Bei den letzten vier Sendschreiben werden nur noch die Überwinder aufgefordert. Eine Wiederherstellung aller wird nicht mehr in Betracht gezogen. Die Wiederkunft des Herrn In den ersten drei Sendschreiben gibt es keinerlei Hinweis auf die Wiederkunft des Herrn. Die folgenden drei hingegen enthalten mehr oder weniger deutliche Hinweise auf dieses Ereignis (2:25, 3:3, 3:11, 3:20). Dies führte zu der Annahme, dass die Kirchen vom Typ Ephesus, Smyrnas und Pergamus zur Zeit der Wiederkunft des Herrn nicht mehr existent sein würden, die vom folgenden Typ hingegen ja. Laodizäa bleibt von diesen Mustern seltsam still ausgenommen. Die Phasen der Kirchengeschichte Die ersten drei Sendschreiben stellen die ersten drei unterscheidbaren, aufeinanderfolgenden, vergangenen Phasen der Kirchengeschichte dar. Die letzten vier Sendschreiben stellen die letzten vier unterscheidbaren Phasen der Kirchengeschichte dar, die nacheinander einsetzen, aber von der jede bis zum Kommen des HerrN fortbesteht. Die jeweils zuletzt eingetretene Phase gibt der Christenheit das Gepräge. Die Herausforderung der Sendschreiben an uns Der Herr kennt unsere Werke Der Herr kennt unsere individuellen und kollektiven Werke. Fünf Mal sagt er das: 2:2, 2:10, 3:1, 3:8, 3:15. Der Herr sieht unsere vielen ungesehenen Dienste. Der Herr weiß unsere stille Arbeit zu würdigen. Er weiß auch, wie sich einsame getane Arbeit anfühlt. Vor allem aber ist er nicht ungerecht, unsere Werke zu vergessen (Hebr. 6:10). "Kein kühler Trunk ist unvergolten blieben: Der Herr ist gut in dessen Dienst wir steh'n." Könnte der Herr etwas gegen uns haben? Könnte der Herr etwas gegen uns haben? Dreimal sagt er das: 2:4, 2:14, 2:20. Wenn er schon an der Urgemeinde etwas auszusetzen hatte, wieviel mehr an der Endzeitgemeinde! Auch wenn der Herr grundsätzlich für uns ist, so kann er im Detail doch gegen uns sein. Er kann, wie im Fall von Pergamus, unser Zeugnis loben, aber unsere Lehre tadeln. Er kann wie im Fall von Ephesus, unsere Werke loben, aber unsere Motivation tadeln. Gott sei Dank widersteht der Herr uns noch (Jak. 5:6). Der Herr hat ein differenziertes Urteil Jede Gemeinde Kleinasiens hatte ihre Stärken und ihre Schwächen. Auch jede heute bestehende Gemeinde hat ihre Stärken: Die Brüder die Lehre, die Gemeinschaftsverbände die Seelsorge, die Charismatiker ihr soziales Engagement. Selbst jeder einzelne Diener ist wie der Mond: Er hat seine dunkle und seine helle Seite. Nur bei Nacht sind alle Katzen grau. Wir müssen gelebten Glauben differenziert betrachten lernen! Der Herr arbeitet mit Lob und Tadel Der Herr beurteilt nicht nur unbestechlich, er motiviert auch hervorragend. Er benutzt dazu Lob und Tadel. Der Weltenlenker gibt diese beiden Zügel nicht aus der Hand. Darin unterscheidet er sich von den Schwaben, die da meinen, "Nicht geschumpfen ist gelobt genug". Der Herr lobt das Gute und tadelt das Böse. Wir dürfen hierin von ihm lernen, - besonders in der Erziehung unserer Kinder. Überwinden wir noch? Überwinden wir noch? Kennen wir noch diesen langen, zähen, ringenden Kampf gegen die Sünde der Feigheit, der Faulheit und der falschen Kompromissbereitschaft? Ohne Fleiß keinen Preis! - auch nicht im geistlichen Kampf. Jede Gemeinde bekommt einen Preis in Aussicht gestellt, aber nur für den Fall, dass sie überwindet. Auch wenn wir aus Gnade leben, fliegen uns "die gebratenen Tauben" doch nicht in den Mund. Gehorchen wir noch? Jede Gemeinde Kleinasiens wird aufgefordert zu hören. Dem Gehorsam geht nämlich Hören voraus. Hierzu braucht es Stille vor Gott. Viele sind der Marthas, die machen, wenige der Marien, die hören (Luk. 10:39-42). Eine ungehorsame Christenheit löst sich derzeit in hektischer Betriebsamkeit vor unseren Augen auf. Vielleicht sind wir an Herz und Ohr unbeschnitten und widerstehen allezeit dem Heiligen Geist (Apg. 7:51) - ohne es zu merken. Die Sendschreiben haben uns etwas zu sagen Die Sendschreiben haben uns etwas zu sagen. Sie haben eine mindestens dreifache Dimension: erstens die historische, zweitens die prophetische und drittens die ermahnende. In den folgenden Vorträgen versuchen wir jedes Sendschreiben in der genannten Reihenfolge zu erfassen und zu deuten. Zu nahrhaft sind die "Filetstücke der Offenbarung", um sie an einem Ende anzubeißen, und sie dann "angenagt" liegen zu lassen. Gebe Gott uns Gnade zum Hören und zum Reden! 1. Sendschreiben: An die Gemeinde in Ephesus Die Gemeinde, die viel Lob und einen Tadel erntet. Die Gemeinde, die fleißig arbeitet, dabei aber das Wichtigste vergisst: die Liebe zum Herrn. Kirchengeschichtlich, die Zeit der Apostel von 33-100 n. Chr. Das "Epizentrum des christlichen Erdbebens", welches bis heute seine Auswirkungen zeigt. Von Ephesus lernen wir, dass "Dienst nach Vorschrift" nicht unbedingt das ist, was der Herr will. 1 Dem Engel der Versammlung in Ephesus schreibe: Dieses sagt, der die sieben Sterne in seiner Rechten hält, der da wandelt inmitten der sieben goldenen Leuchter: 2 Ich kenne deine Werke und deine Arbeit und dein Ausharren, und dass du Böse nicht ertragen kannst; und du hast die geprüft, welche sich Apostel nennen, und sind es nicht, und hast sie als Lügner erfunden; 3 und du hast Ausharren und hast getragen um meines Namens willen, und bist nicht müde geworden. 4 Aber ich habe wider dich, dass du deine erste Liebe verlassen hast. 5 Gedenke nun, wovon du gefallen bist, und tue Buße und tue die ersten Werke; wenn aber nicht, so komme ich dir und werde deinen Leuchter aus seiner Stelle wegrücken, wenn du nicht Buße tust. 6 Aber dieses hast du, dass du die Werke der Nikolaiten hassest, die auch ich hasse. 7 Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Versammlungen sagt! Dem, der überwindet, dem werde ich zu essen geben von dem Baume des Lebens, welcher in dem Paradiese Gottes ist. Offb. 2:1-7 Das Sendschreiben Das Sendschreiben Das Sendschreiben an Ephesus ist das erste von sieben. Es enthält viel Lob und einen Tadel sowie einen Bußaufruf und eine darin eingebundene Gerichtsandrohung. Prophetisch beschreibt es die Zeit der apostolischen Kirche. Der Typus von Kirche wird beim Kommen des Herrn nicht mehr zu finden sein, da es keine Hinweise auf sein Kommen im Sendschreiben gibt. Die Stadt Ephesus war ein bedeutender kleinasiatischer Seehafen und außerdem Standort des großen Artemistempels (Apg. 19:21-24). Dieser war eines der sieben Weltwunder der Antike. Der Name der Hauptstadt Kleinasiens bedeutet so viel wie die "Begehrte" oder die "Geliebte". Landläufig wurde sie wegen ihrer Schönheit die "Krone Kleinasiens" genannt. Gottes Liebe zu Ephesus Gott hatte sehr viel Liebe auf die Gemeinde in Ephesus verwandt. Paulus hatte die Stadt um das Jahr 53 n. Chr. auf seiner 2. Missionsreise besucht und danach mehrere Jahre dort gelehrt und gepredigt. Der Epheserbrief, den er im Jahre 60 n. Chr. von Rom aus an die Gemeinde schrieb, treibt das Thema der Liebe Gottes zu den Heiligen. Überdies hinaus soll der Apostel Johannes lange Zeit in dieser Stadt gelebt haben. Der Dienst des Timotheus Obwohl Ephesus das "Epizentrum eines geistlichen Erdbebens" in ganz Kleinasien war (Apg. 19:10), gab es dennoch Mängel, derentwegen Paulus Timotheus in der Stadt zurückließ (1. Tim. 1:3). Vor allem der Judaismus und Gesetzlichkeit schienen sich hartnäckig in der Gemeinde zu halten. Der Herr lobt die Versammlung in den Versen 2-3 dafür, dass sie unter allem inneren wie äußeren Druck nicht müde geworden war, ihm zu dienen. Die Werke der Nikolaiten Insbesondere lobt er die Gläubigen für ihren Widerstand gegen die "Werke der Nikolaiten" (V. 6). Entweder waren dies machtlüsterne Gnostiker oder aber elitäre Judaisten, welche die Herrschaft in der Gemeinde anstrebten. Wir wissen es nicht sicher. Auf jeden Fall werden sie "Volksbezwinger" (gr.: "nikos" = Bezwinger, "laos" = Volk) genannt. Es scheint also bereits in der Urkirche Bestrebungen gegeben zu haben, in Laien und Priester zu unterscheiden. Das Verlassen der ersten Liebe Der Herr tadelt die Gemeinde in Ephesus dafür, dass sie alle, die an sich lobenswerten Leistungen, nicht mehr aus Liebe zu ihm bringt (Offb. 2:4). Ca. 30 Jahre nach der Gründung der Gemeinde war die Liebe zum Herrn erloschen oder brannte nur noch auf "Sparflamme". Der Herr hatte Ephesus durchleuchtet (Offb. 2:1) und einen schweren "Herzschaden" diagnostiziert. Das Erlöschen des Leuchters In Vers 5 droht der Herr Ephesus mit Gericht für den Fall, dass die Gemeinde keine Buße tun würde. Dieser Fall trat ein. "Die Gemeinde Ephesus bestand nach dem 1. Jahrhundert noch weiter und war später Schauplatz eines bedeutenden Konzils. Nach dem 5. Jahrhundert verschwanden jedoch sowohl die Gemeinde als auch die Stadt. Seit dem 14. Jahrhundert ist die unmittelbare Umgebung dieser wichtigen historischen Stadt völlig unbewohnt." (John F. Walvoord "Die Bibel erklärt und ausgelegt", Hänssler Verlag, 2004, S. 571) Die Kirchengeschichte Die Zeit der apostolischen Väter Aus prophetischer Sicht schattet das Sendschreiben an Ephesus die Zeit der apostolischen Väter vor, also die Zeit von 33-100 n. Chr. In dieser Zeit wurde das Heil Gottes in Christus Jesus geoffenbart (0-33 n. Chr.), verbreitet (33-60 n. Chr.) und gefestigt (60-100 n. Chr.). Es ist somit die intensivste, weil ereignis-dichteste Epoche, der Kirchengeschichte. Der Kanon der heiligen Schriften Auch ist es diejenige Epoche, in der alle Schriften des NT abgefasst worden sind. Auch, wenn diese erst in den Konzilen von Nizäa, Hippo und Karthago in der Zeit von 325-419 n. Chr. als "kanonisch", also richtungsweisend, beschlossen worden sind, so stellten sie doch schon im Glaubenskampf des apostolischen Zeitalters Richtlinien im Kampf gegen Judaismus (Gesetzlichkeit) und Gnostizismus (Philosophie) dar. Apostel im engeren und weiteren Sinne Als Apostel im engeren Sinn wurden solche Brüder bezeichnet, die den Herrn mit eigenen Augen gesehen und mit eigenen Ohren gehört hatten (Luk. 6:13). Als Apostel im weiteren Sinne darf man wohl alle "Gesandten an Christi" statt (2. Kor. 5:20) bezeichnen. Somit sind auch heute noch Apostel zu finden, da wo Brüder sich als Missionare in unerreichten Landstrichen und Erdteilen gebrauchen lassen (Eph. 5:11). Die Apostel als Blutzeugen Die meisten der Apostel besiegelten ihre Liebe zum Herrn mit dem freiwilligen Opfer ihres Lebens. Petrus soll kopfüber gekreuzigt worden sein, Paulus soll unter Nero enthauptet worden sein, Jakobus, der Bruder des Johannes, starb durch das Schwert des Herodes (Apg. 12:1-2). Deswegen formulierte der lateinische Kirchenlehrer Tertulian (160-220 n. Chr.) später den Satz: "Das Blut der Märtyrer ist der Same der Kirche". Der Apostel der Liebe Die große Ausnahme unter ihnen stellt Johannes dar. Er durchlebte "unbeschadet" fast das gesamte apostolische Jahrhundert. Noch als Greis soll er durch die Straßen von Ephesus gegangen sein und die Gläubigen ermahnt haben: "Kindlein, habt euch herzlich lieb!" Er offenbarte das Heil in seinem Evangelium, verteidigte es in seinen Briefen und vollendete es auf der Gefängnisinsel Patmos in den 80/90iger Jahren des auslaufenden apostolischen Jahrhunderts. Clemens von Rom Einer der einflussreichsten Aufseher (gr. "episkopos" )des apostolischen Zeitalters war Clemens, der Bischof von Rom, der von 50-101 n. Chr. lebte. "Clemens erlangte durch den später viel gelesenen ersten Clemensbrief Bekanntheit. Der überaus lange Brief besteht aus 65 Kapiteln. Darin beschreibt er die Situation der römischen Gemeinde am Ende des ersten Jahrhunderts, die auch unter Verfolgung, fest in Glaube und Liebe zusammenhielt." (WIKIPEDIA) Die Überbetonung des Bischofs Zum ersten Mal in der christlichen Literatur verwendet Clemens die griechische Bezeichnung "laikos" (Laie), was Glied des "laos" (Volk Gottes) bedeutet. "Die Spaltungen fliehet als den Anfang der Übel. Folget alle dem Bischof wie Jesus Christus dem Vater und dem Presbyterium wie den Aposteln, die Diakone aber ehret wie Gottes Gebot. Niemand verrichte kirchliche Handlungen ohne den Bischof. Diejenige Abendmahlsfeier gelte als die rechte, welche unter der Leitung des Bischofs steht." (Friedrich Hauß, "Väter der Christenheit", R. Brockhaus, Haan 1991, S. 4). Hier wird vielleicht deutlich, was der Herr mit den "Werken der Nikolaiten" gemeint haben könnte. Die Bedeutung für die heutige Zeit Dienst nach Vorschrift oder aus Liebe zum Herrn? Wer im Glauben älter wird, steht in der Gefahr, die erste Liebe zu verlassen. Wir machen dann oft "Dienst nach Vorschrift." Wir lesen, beten, evangelisieren, tun gute Werke. Aber unser Herz ist dabei weit vom Herrn entfernt. Uns gilt die Aufforderung Gottes: "Gib mir, mein Sohn, dein Herz, und lass deine Augen Gefallen haben an meinen Wegen!" (Spr. 23:26) Ist nicht geschimpft gelobt genug? An des Herrn Umgang mit Ephesus lernen wir, mit Lob und Tadel zu arbeiten. Es sind die Zügel der göttlichen Erziehung. Die Motivationspsychologen sagen, dass auf einen Tadel fünf Lobe kommen sollten. Ganz im Gegensatz zu den Schwaben, die behaupten: "Nicht geschimpft ist gelobt genug." Das Leben baut uns ab, wir aber sollten uns gegenseitig aufbauen. Wie steht es um die 2. Generation? In Ephesus war nach 30 Jahren der "Wurm im System". Wie wird es bei uns im Jahr 2030 aussehen? Sind dann junge Brüder nachgewachsen, die Predigen, Beten und Leiten werden können? Ein Generationsbruch ist schon in der Welt ein Problem. Wieviel mehr in der Gemeinde Gottes, wo hohe moralische Ansprüche und starke Belastungen auf die Probanden warten. Werden wir auch dann noch von der Liebe Christi gedrängt, oder fallen wir der Bedeutungslosigkeit anheim? Die Tragik der Erweckungen Finneys B. Warfield schrieb im Jahre 1834 an Charles Finney, einen arminianisch geprägten Pragmatisten: "Lass uns die Felder besehen, wo Du und andere und auch ich selbst an der Erweckung gearbeitet haben, und wie es jetzt um ihren moralischen Stand bestellt ist! Wie sah es dort nach weniger als drei Monaten, nachdem wir sie verlassen hatten, aus? Ich habe die Felder wieder und wieder besucht und im Geist geseufzt, als ich den traurigen, erkalteten, fleischlichen, selbstzufriedenen Zustand erblickte, in den die Gemeinden gefallen waren - gefallen, schon sehr bald, nachdem wir von ihnen gegangen waren." (aus: "Wenn Salz kraftlos wird", John F. Mc Arthur, Seite 237) Welche Funktion erfüllen unsere Leiter? "Weder Diktatur noch Demokratie" nannte Benedikt Peters treffend eines seiner Bücher, welches die Leitung der Gemeinde aus biblischer Sicht beurteilt. Sind Älteste die Experten für alles oder erfahrene Brüder unter Brüdern? Sind sie für Deinen Glauben verantwortlich, oder stehst Du selbst dafür vor Gott gerade? Die Versuchung ist seit dem apostolischen Zeitalter groß, in "Laien und Profis" zu unterscheiden. Wir sollten dies entschieden ablehnen! Sind wir zur Buße bereit? Der Aufruf zur Buße gilt zu allererst den Heiligen, dann erst den Suchenden: "Gedenke nun, wovon du gefallen bist!" (Eph. 2:5). Buße ist zu allererst eine Umkehr zum Herrn und dann erst eine Abkehr von der sündigen Gewohnheit. Uns gilt das Wort aus Maleachi: "Kehret um zu mir, so will ich zu euch umkehren," spricht der Herr der Heerscharen (Mal 3:7). Glaube ist zuerst eine Beziehung zu einer unsichtbaren Person und Buße deshalb die Wiederaufnahme einer verloren gegangenen Freundschaft. Nicht Methode oder Training beheben unser Dilemma, sondern Begegnung und Buße. 2. Sendschreiben: An die Gemeinde in Smyrna Die Gemeinde, die es nicht mehr gibt. Diejenige, die äußerlich arm, aber innerlich reich war. Diejenige, die den Herrn kannte und die der Herr kannte. Von Römern und Juden gleichermaßen verfolgt. Über sie erging im 2. bis 3. Jahrhundert eine Welle von 10 Pogromen. In Gefängnissen zu Tode gefoltert überwanden die Christen der damaligen Zeit die Macht des Todes und gingen triumphierend in das ewige Leben ein. Von Smyrna lernen wir bedingungslose Treue zum Herrn und Furchtlosigkeit im Dienst für ihn. 8 Und dem Engel der Versammlung in Smyrna schreibe: Dieses sagt der Erste und der Letzte, der starb und wieder lebendig wurde: 9 Ich kenne deine Drangsal und deine Armut (du bist aber reich) und die Lästerung von denen, welche sagen, sie seien Juden, und sind es nicht, sondern eine Synagoge des Satans. 10 Fürchte nichts von dem, was du leiden wirst. Siehe, der Teufel wird etliche von euch ins Gefängnis werfen, auf dass ihr geprüft werdet, und ihr werdet Drangsal haben zehn Tage. Sei getreu bis zum Tode, und ich werde dir die Krone des Lebens geben. 11 Wer ein Ohr hat, höre was der Geist den Versammlungen sagt! Wer überwindet, wird nicht beschädigt werden von dem zweiten Tode. Offb. 2:8-11 Das Sendschreiben Das Sendschreiben Das zweite, relativ kurze Sendschreiben, richtet sich an die Gemeinde von Smyrna. Es enthält weder Lob noch Tadel, wohl aber zwei Aufforderungen in Vers 10. Die Verheißung in Vers 11 ist an eine Bedingung geknüpft. Die Sendschreiben an Ephesus, Smyrna und Pergamon enthalten, im Gegensatz zu den letzten vier, keinen Hinweis auf die Wiederkunft Christi. Die Gemeinde vom Typ Smyrnas wird es deshalb beim Kommen des Herrn so wahrscheinlich nicht mehr geben. Prophetisch symbolisiert Smyrna die verfolgte Kirche des 2. bis 3. Jahrhunderts. Die Gemeinde Smyrna ist das heutige Izmir. Im Jahre 100 n. Chr. löste Smyrna das ca. 50 Kilometer entfernte Ephesus als Haupthandelshafen ab, da die Strände von Ephesus allmählich versandeten. Im Jahre 200 n. Chr. wurde dem Kaiser Tiberius in Smyrna ein Altar errichtet, auf dem jeder dem römischen Staatsoberhaupt opfern musste. Heute zieren Minarette die Konturen der Stadt, damals waren es eine Unzahl von Tempeln, die die "Krone Ioniens" umgaben. Der Name der Märtyrerstadt bedeutet so viel wie "Myrrhe". Es erinnert an das wohlriechende Harz, aus dem das Salböl für Priester und der Balsam für Verstorbene hergestellt wurde. Die Präsentation des Herrn Der Herr präsentiert sich Smyrna als der "Erste und der Letzte, der starb und wieder lebendig wurde" (V. 8). Für die verfolgten Christen im 2. und 3. Jahrhundert war es wichtig zu wissen, dass nicht der Tod, sondern der Herr das letzte Wort hatte. Er, der selbst unter einem römischen Prokurator gestorben war, steht den Verfolgten der Märtyrerkirche als lebendiges Beispiel für Unsterblichkeit vor Augen. Die Kenntnis des Herrn Die Ortsgemeinde Smyrna war äußerlich arm, aber innerlich reich. Sie versammelte sich in Katakomben und Höhlen. Aber sie war den Leiden des Christus und seiner Auferstehung näher, als irgendeine andere Gemeinde. Sie kannte nichts von der Duldung des Christentums als Staatsreligion. Ganz im Gegenteil, sie waren Staatsfeinde und "Terroristen", und wurden als solche bedrängt. Was der römische Staat politisch gesehen an dieser Gemeinde versäumte, dass holten die frommen Juden in der Stadt "religiös" noch nach. Die Ermunterung des Herrn Die Ermunterung des Herrn an Smyrna ist eine zweifache: "Fürchte nichts" und "sei getreu" (V. 10). Kein Tadel, nur ein stärkender Befehl aus dem Mund des Auferstandenen. Der Teufel darf für eine bestimmte Zeit (10 Tage), eine bestimmte Macht (Gefängnis) über die Gläubigen ausüben. Intelligent merken einige Ausleger an, dass Gottes züchtigendes Handeln an Smyrna als eine logische Konsequenz aus der erkaltenden Liebe in Ephesus zu sehen ist. Die 10 Tage symbolisieren die insgesamt 10 Pogrome (Verfolgungswellen) des römischen Reiches gegen Christen im 2. bis 3. Jahrhundert der Kirchengeschichte. Die Verheißung An jeder Versuchung kann man scheitern - oder aber auch wachsen. Wer in Smyrna den römischen und jüdischen Kult überwand, dem winkte die Krone des Lebens. Es mochte sein, dass viele den physischen Tod erleiden mussten, aber als Helden gingen sie ins ewige Leben ein. "Und fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht zu töten vermögen; fürchtet aber vielmehr den, der sowohl Seele als Leib zu verderben vermag in der Hölle (Mt. 10:28), hatte der Herr gelehrt. In Smyrna war dieses Wort Fleisch geworden. Die Kirchengeschichte Die prophetische Bedeutung Smyrnas Das Sendschreiben an Smyrna schattet die Zeit der Christenverfolgung im 2. bis 3. Jahrhundert n. Chr. vor. Im damaligen römischen Reich fanden 7 lokale und 3 gesamtstaatliche Verfolgungen statt. Sie begannen mit der Herrschaft Neros und endeten mit dem konstantinischen (Toleranz-) Edikt von Mailand im Jahre 313 n. Chr. Der Bericht des Tacitus "Man verhaftete zuerst Leute, die bekannten, dann, auf ihre Anzeige hin, eine riesige Menge. Sie wurden nicht gerade der Brandstiftung, wohl aber des allgemeinen Menschenhasses überführt. Die Todgeweihten benutzte man zum Schauspiel. Man steckte sie in Tierfelle und ließ sie von Hunden zerfleischen. Man schlug sie ans Kreuz oder zündete sie an und ließ sie nach Einbruch der Dunkelheit als Fackeln brennen." (Publius Cornelius Tacitus, geb. um 58 n. Chr.; gest. um 120 n. Chr., römischer Historiker und Senator) Polykarps Tod Polykarp war Bischof in der Stadt Smyrna und ein Schüler des Apostels Johannes. Im Jahre 155 n. Chr. starb er knapp 100-jährig auf den Scheiterhaufen der römischen Häscher. Er hatte sich zuvor geweigert dem christlichen Glauben abzuschwören. Als man ihn am Marterpfahl festnageln wollte, sagte er: "Lasst mich so. Der mir die Kraft verleiht, das Feuer zu erdulden, der wird mir auch Kraft verleihen, unbewegt auf dem Scheiterhaufen stehen zu bleiben." (Friedrich Hauß, "Väter der Christenheit", R. Brockhaus, Haan 1991) Polykarps letzte Stunden "Zuvor hatte er die mögliche Flucht verweigert. Er war vom Schlafgemach des obersten Stockes seines Hauses heruntergestiegen und redete mit seinen Verfolgern. Sein Angesicht strahlte dabei heiter und freundlich. Er ließ ihnen ein reichliches Mahl bereiten und bat sie um eine Stunde Aufschub zum Gebet. Er betete voll Dank und bat für alle, mit denen er jemals zu tun gehabt hatte." (Friedrich Hauß, "Väter der Christenheit", R. Brockhaus, Haan 1991) Polykarps Zeugnis Dramatisch liest sich der wörtlich überlieferte Wortwechsel zwischen dem römischen Statthalter und dem Bischof von Smyrna. Der Statthalter: "Schwöre, und ich lasse dich frei! Schmähe Christus!" Polykarp: "Sechsundachtzig Jahre diene ich IHM, und ER hat mir nichts Böses getan, soll ich meinen König lästern, der mich erlöst hat?" Statthalter: "Schwöre bei der Fortuna des Kaisers." Polykarp: "So vernimm mein freimütiges Bekenntnis: Ich bin ein Christ." Statthalter: "Ich habe wilde Tiere, diesen lasse ich dich vorwerfen, wenn du deinen Sinn nicht änderst." Polykarp: "Rufe sie, denn unvollziehbar ist für uns die Sinnesänderung vom Besseren zum Schlechteren, gut dagegen ist es, sich vom schlechten Weg zum Rechten zu wenden." Statthalter: "Durchs Feuer lasse ich dich verzehren, wenn du deinen Sinn nicht änderst." Polykarp: "Du drohest mit Feuer, welches eine Zeitlang brennt und bald verlischt. Du kennst nicht das Feuer des Gerichts und der ewigen Strafe, welches den Gottlosen vorbehalten ist. Jedoch, was zögerst Du, lass kommen, was beliebt." (Friedrich Hauß, "Väter der Christenheit", R. Brockhaus, Haan 1991) Weitere Märtyrer Ähnlich wie Polykarp erging es Irenäus, seinem Schüler, der im Jahre 177 n. Chr. als Märtyrer starb. Ihm folgte Cyprian im Jahre 258 n. Chr. Nach ihm Origines, der zwar die Allversöhnung lehrte, aber sein Leben mit einem Martyrium unter Decian im Jahre 254 n. Chr. beendete. Sie alle waren hochkarätige Lehrer und Denker. Aber ihr Kopf war ihnen nicht zu schade, um ihn für Christus hinzuhalten. Wahre Theologie wird eben nicht nur gelehrt, sondern auch gelebt. Die Bedeutung für die heutige Zeit Verfolgung oder Verführung? Verfolgung oder Verführung? Man hat sich oft gefragt, was der Gemeinde mehr schadet. Offensichtlich benutzt Gott die Verfolgung aber, um seine Kinder zu einer tieferen Liebe zurückzuführen. Daher schadet der "Engel des Lichts" (2. Kor. 11:14) den Heiligen mehr, als der "brüllende Löwe" (1. Petr. 5:8). Russlanddeutsche Christen wissen ein Lied davon zu singen. Die Verfolgung durch den KGB haben sie überlebt, die Verführung durch Internet und Drogen hingegen nicht. Sieben fette und sieben magere Jahre Nach den sieben fetten Jahren folgten sieben magere, als Joseph in Ägypten war. Nach dem "goldenen Zeitalter der Unbeschwertheit", folgen sieben Jahre der "eisenbeinharten Diktatur" des Antichristen. Die Zeichen stehen mittlerweile auf Sturm. Staatliche Überwachung schreckt die Gemeinden. Kinder denunzieren ihre Eltern bei Psychologen. Die Wohlfühlgemeinden müssen sich "warm anziehen", denn "der Wind der Veränderung" bläst kalt. Sei getreu bis zum Tode! "Sei getreu bis zum Tode!" (Offb. 2:10). Wir schaffen es noch nicht einmal bis zum Spott. Wir folgen dem Herrn nur so weit wir wollen. Wenn es anfängt weh zu tun, dann hören wir auf. Keiner von uns leidet um des Glaubens willen. Wir haben nie einsam dagesessen wie Jeremia (Klag 3:28) und uns die Augen aus dem Kopf geheult. Wenn wir Lust haben, sagen wir mal was Interessantes, aber wir verkündigen nicht "zur gelegenen und ungelegenen Zeit" das Evangelium, so wie Paulus in 2. Tim. 4:4 auffordert. Pater Chiniquy Wir wissen nichts von den Leiden eines Paters Charles Chiniquy (1809-1899). Die letzten 40 Jahre seines Lebens lag er in intensiver Auseinandersetzung mit der römisch-katholischen Kirche, aus der er ausgetreten war, um sich dann als überkonfessioneller Prediger zu betätigen. Dieser Dauerstreit machte ihn so arm, dass er selten mehr besaß, als seine Bibel und die Kleider, die er auf dem Leib trug. Der Herr hatte ihm Verfolger aus der "Synagoge des Satans" gegeben, welche nicht selten auch sein Leben bedrohten. Innerlich arm und äußerlich reich Unsere Gemeinden sind äußerlich reich und innerlich arm. Wir bauen uns klimatisierte Gemeindehäuser mit High-Tech-Ausstattung, während wir stillschweigend Ehebruch, Habsucht und Irrlehre in unseren eigenen Reihen dulden. Wir haben uns vor den Altären der Psychologie, Esoterik und Homöopathie gebeugt. Unsere Musik ist perfekt, unser Bekenntnis orthodox, aber unser Herz ist jederzeit bereit, dem Gott des Wohlstands und der Bequemlichkeit unbedingt zu dienen. Entschiedenheit im Leiden Da dürfen wir uns nicht wundern, warum wir so unfruchtbar sind, warum unsere Gemeinden so langsam wachsen und der Puls der Neubekehrten so schwach schlägt. Der Herr selbst hat uns durch "Herrlichkeit und Tugend" berufen (2. Petr. 1:3). Tugend ist nichts anderes, als Entschiedenheit. Suchende möchten Menschen sehen, die bereit sind, für eine Wahrheit zu sterben. Je stärker der herbe Duft der Myrrhe unserer Leidensbereitschaft von uns verströmt wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen ihr Leben dem Erlöser weihen. Das können wir aus dem Sendschreiben an Thyatira lernen. 3. Sendschreiben: An die Gemeinde in Pergamus Pergamus. Was geschieht, wenn Wissen den Glauben ersetzen will, sich der Staat der Kirche bemächtigt und dieselbe sich von einem Volk von Brüdern zu einer "Zweiklassengesellschaft" umfunktionieren lässt? - das sieht man an dem Werdegang von Pergamus. Das Christentum wird Staatsreligion. Segen oder Fluch? Von Pergamus lernen wir, dass Wissen nicht Weisheit ist und dass Gemeinden eine geklärte Stellung zu den Staaten brauchen, in denen sie sind. 12 Und dem Engel der Versammlung in Pergamus schreibe: Dieses sagt, der das scharfe, zweischneidige Schwert hat: 13 Ich weiß, wo du wohnst, wo der Thron des Satans ist; und du hältst fest an meinem Namen und hast meinen Glauben nicht verleugnet, auch in den Tagen, in welchen Antipas mein treuer Zeuge war, der bei euch, wo der Satan wohnt, ermordet worden ist. 14 Aber ich habe ein weniges wider dich, dass du solche dort hast, welche die Lehre Balaams festhalten, der den Balak lehrte, ein Ärgernis vor die Söhne Israels zu legen, Götzenopfer zu essen und Hurerei zu treiben. 15 Also hast auch du solche, welche in gleicher Weise die Lehre der Nikolaiten festhalten. 16 Tue nun Buße; wenn aber nicht, so komme ich dir bald und werde Krieg mit ihnen führen mit dem Schwerte meines Mundes. 17 Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Versammlungen sagt! Dem, der überwindet, dem werde ich von dem verborgenen Manna geben; und ich werde ihm einen weißen Stein geben, und auf den Stein einen neuen Namen geschrieben, welchen niemand kennt, als wer ihn empfängt. Offb. 2:12-17 Das Sendschreiben Das Sendschreiben Das Sendschreiben an Pergamus ist das dritte von sieben. Es enthält ein Lob und einen doppelten eindringlichen Tadel, sowie einen Bußaufruf und eine Gerichtsandrohung, als auch eine Verheißung an die Überwinder. Wir finden keinen Hinweis auf die Wiederkunft Christi. Prophetisch gesehen beschreibt es die Zeit der beginnenden Staatskirche in den Jahren 312-606 n. Chr. Die Präsentation des Herrn Der Herr präsentiert sich der Gemeinde als derjenige, der das "zweischneidige Schwert" (V. 12) hat. In Pergamus musste also der Staat von der Kirche und das Christentum vom Okkultismus der Stadt getrennt werden. Diese Macht hat allein das Wort Gottes, welches dazu in der Lage ist, alle unsere Beweggründe zu durchschauen und zu zerlegen. So lesen wir es in Hebr. 4:12. Die Stadt Der Ausleger John F. Walvoord beschreibt in seinem Bibelkommentar die Stadt Pergamus wie folgt (S. 573): "Sie befand sich ... etwa 30 Kilometer landeinwärts von Smyrna. Wie Ephesus und Smyrna war auch Pergamus eine reiche, wenngleich völlig verdorbene Stadt. Ihre Einwohner verehrten die heidnischen Götter Athene, Asklepios, Dionysos und Zeus. Die Stadt war außerdem berühmt für ihre Universität mit einer Bibliothek von ungefähr 200.000 Bänden und für die Herstellung von Pergament - ein papierartiges Material, das als "pergamena" bezeichnet wurde. Das ganze geistige Klima der Stadt war für jede Form wahrhaft christlichen Lebens und Zeugnisses denkbar ungeeignet." Der Thron des Satans und Antipas Der Begriff "Thron des Satans" in Vers 13 bezieht sich möglicherweise auf den großen Tempel des Asklepios, des heidnischen Gottes der Heilkunst, der in Gestalt einer Schlange dargestellt wurde. Dieser finstere Kult macht es den Christen wahrscheinlich schwer, Glauben zu leben. Der griechische Name Antipas, bedeutet soviel wie "gegen alles". Augenscheinlich war dieser treue Bruder konsequent gegen alles Heidnische in der Stadt aufgetreten und hatte diesen Mut mit dem Märtyrertod bezahlen müssen. Die Lehre Bileams Der erste Tadel des Herrn in Vers 14 bezieht sich auf das Festhalten an der Lehre Bileams aus dem AT. Nachdem es dem Seher nicht gelungen war, Israel zu verfluchen, gelang es ihm, den "auserwählten Samen" mit moabitischen Frauen zu verschwägern und somit zum Götzendienst zu verleiten. Davon lesen wir in 4. Mo. 31:16. In Pergamus verheiratet sich die jungfräuliche Gemeinde mit dem Apparat der römischen Staatsmacht, in dem das Christentum zur Staatsreligion erhoben wird. Die Lehre der Nikolaiten Der zweite Tadel des Herrn in Vers 15 bezieht sich auf die Duldung der Lehre der Nikolaiten. Aus den Werken der Nikolaiten im Sendschreiben an Ephesus in Offb. 2:6, war nun die Lehre der Nikolaiten geworden. Die "Wühlarbeit" der Nikolaiten hatte Maulwurfshügel aufgeworfen, die sich nun verfestigten. Die "Volksbezwinger" bestanden darauf, dass zwischen Laien und Priestern unterschieden würde. So verfestigte sich die Macht der Päpste, Bischöfe und Würdenträger in der frühen Kirche. Verborgenes Manna und weißer Stein Den Überwindern in Pergamus stellt der Herr in Vers 15 zwei Dinge in Aussicht: erstens, die Speisung des verborgenen Manna und, zweitens, den Erhalt eines weißen Steines des Freispruchs. Die stille, wunderbare Versorgung durch Christus selbst und nicht etwa durch dessen vermeintliche Stellvertreter, wird im Manna symbolisiert. Der weiße Stein hingegen sollte diejenigen freisprechen, die den weltlichen Okkultismus und die Verbrüderung von Staat und Kirche ablehnten. Die Kirchengeschichte Das Christentum wird Staatsreligion Prophetisch gesehen markiert das Sendschreiben an Pergamus, die Zeit von 312-606 n. Chr., in der das Christentum zur Staatsreligion erhoben wird. Im Jahre 311 n. Chr. erlässt Kaiser Galerius das Toleranzedikt von Nikodemia, in dem das Scheitern der Christenverfolgung eingestanden wird. 313 n. Chr. unterzeichnet Kaiser Konstantin die Mailänder Vereinbarung. Diese garantiert freie Religionswahl für römische Bürger und die Rückgabe des kirchlichen Eigentums. Außerdem erhielten Bischöfe die gleichen Rechte wie Senatoren. Aus der verfolgten Kirche wird eine Volkskirche. Die staatsorganisierte Herrschaftskirche Friedrich Hauß kommentiert in "Die Väter der Christenheit" (S. 14): "Die Kirche wird Herrschaftskirche. Konstantin und seine Nachfolger benützen die Christenheit als Klammer ihres politischen Reichs. Während bisher die Kirche aus selbstständigen Gemeinden bestand, unter denen die Bischöfe der größeren Städte besonderes Ansehen besaßen, wird jetzt mit Hilfe des Staates die Organisation der Großkirche geschaffen. Die Bischöfe der Hauptstädte werden Oberbischöfe ihrer Provinzen, die Bischöfe der Provinzen werden dem Bischof der Reichshauptstadt untertan." Vom brüllenden Löwen zum Engel des Lichts Weiter schreibt Hauß: "Auf dem Konzil zu Nicäa, der Bischofsversammlung der ganzen Christenheit, präsidierte der Kaiser. Die Einheit der Beschlüsse wurde unter seinem Druck herbeigeführt, und mit staatlichen Maßnahmen wurden die Entschließungen im ganzen Reiche durchgesetzt. Satan, der Widersacher der Christenheit, der über zwei Jahrhunderte lang die antichristliche Haltung des Staates zu Verfolgungen der Gemeinde Jesu benützt hatte, hat nun seine Methoden verändert." Der brüllende Löwe (1. Petr. 5:8) war nun, zu einem weitaus gefährlicheren, Engel des Lichts (2. Kor. 11:4) geworden. Das Ringen um Wahrheit Diese Zeit der Kirchengeschichte ist geprägt von Lehrstreitigkeiten. Das Ringen um ausgewogene göttliche Wahrheit war einerseits ein inneres Anliegen der Kirche selbst, andererseits aber auch ein Anliegen des römischen Reiches, welches Einheit in der Politik auch über Einheit in der Religion erreichen wollte. Die Kirche wurde somit zum "Steigbügelhalter" der hoch zu Ross reitenden römischen Imperatoren. Erleuchtete Denker wie Augustinus, Johannes Chrysostomos, Leo der Große und viele andere rangen auf den Konzilen um die Grundfesten der biblischen Lehre, vor allem um die Christologie selbst. Die Zeit der Konzile Es war somit auch die Zeit der Konzile. Auf dem ersten Konzil von Nicea im Jahre 325 n. Chr. wurde die Leugnung der Gottheit des Sohnes als Irrlehre verworfen. Auf dem ersten Konzil von Konstantinopel im Jahre 381 n. Chr. wurde die Leugnung der Gottheit des Heiligen Geistes durch Macedonius I. als Irrlehre verworfen. Auf dem Konzil von Ephesus im Jahre 431 n. Chr. wird die Leugnung der sündigen Natur des Menschen durch Pelagius als Irrlehre verworfen. Das Konzil von Chalzedon im Jahre 451 n. Chr. legt fest, dass Jesus Christus wahrer Mensch und wahrer Gott in einer Person ist. Schließlich verwirft das zweite Konzil von Konstantinopel im Jahre 553 n. Chr. die Lehre von der Allversöhnung. Mission und Mönchtum Während man in den Metropolen des Reiches um die Wahrheit rang, breitete sich diese auf den weitläufigen Wegen des römischen Imperiums immer weiter aus. Die Frohbotschaft erreicht Gallien, Irland, Schottland, die Germanen und die Goten und andere nördliche Regionen. Dort spross das Mönchtum und das Klosterwesen, das in der Nachahmung der griechischen Askese und Abgeschiedenheit die Nähe Gottes und seine Wahrheit suchte. Die Bedeutung für die heutige Zeit Wie halten wir es mit der staatlichen Anerkennung? Im Licht des Sendschreibens an Pergamus stellen sich uns einige wichtige Fragen. Erstens: Wie halten wir es mit der staatlichen Anerkennung? Bibelschulen, christliche Fachkliniken, Drogentherapieeinrichtungen und andere Institutionen ringen derzeit um die Anerkennung durch den Staat. Diese garantiert ihnen, dass finanzielle Zuschüsse fließen und sie eine Lehr- oder Therapieberechtigung erhalten. Die Kirchengeschichte lehrt, dass solche Anerkennungen häufig mit dem Preis der Selbstbestimmung bezahlt wurden. Wie halten wir es mit der Lehre über die Gottheit? Zweitens: Wie halten wir es mit der Lehre über die Gottheit? Die Christen des 3. bis 6. Jahrhunderts rangen um die reine Lehre über den dreieinigen Gott. Die Christen des 21. Jahrhunderts ergötzen sich an Romanen wie "Die Hütte", in dem die Gottheit lächerlich gemacht wird. Die Zeugen Jehovas leugnen die Gottheit Jesu. Der Heilige Geist ist in der charismatischen Bewegung mehr Kraft als Person. Sind wir bereit, uns lehrmäßig gegen diese, und auch andere, Positionen abzugrenzen? Können wir noch dagegen sein? Drittens: Können wir noch dagegen sein? Antipas war gegen alles. Moderne Christen sind für alles. Die "lebendigen Fische", sind gestorben und treiben tot im Strom der Mehrheitsmeinung. Wer "dafür" ist, wird anerkannt. Wer "dagegen" ist, wird abgelehnt. Aber die Meinungsfreiheit nutzt sich ab, wenn man sie nicht nutzt. "Verzage nicht vor ihnen, damit ich dich nicht vor ihnen verzagt mache." (Jer 1:17), ermuntert der Herr den Propheten Jeremia. Erkennen wir die Strategien der Unterwanderung? Viertens: Erkennen wir die derzeitigen Strategien der Unterwanderung? Moderne Gemeinden verheiraten sich gerne mit fremden Ideologien. Vertrauen wir beispielsweise der Psychologie, die den Menschen und seine Bedürfnisse und nicht Gott und seine Ehre in den Mittelpunkt stellt? Vertrauen wir der Homöopathie, wenn wir mit Krankheiten versucht werden? Kann man eine Gemeinde mit modernen Marketing-Strategien führen? Bileam reitet auf den "alten Eseln" - aber in einem neuen Gewand! Wollen wir Wissen oder Weisheit? Fünftens: Wollen wir Wissen oder Weisheit? Die Bibliothek von Pergamus widerstand der Weisheit des Christus. Zurecht ein wenig ironisch bemerkte W.I. Thomas, Gründer der Fackelträger, dass er bezweifle, ob Christen überhaupt noch etwas könnten, ohne nicht vorher darüber ein Buch gelesen zu haben. Jesus Christus aber ist uns Weisheit geworden, lehrt uns 1. Kor. 1:30. Sein Wort und sein Geist bestehen laut Hag. 2:5 in unserer Mitte. Wir aber informieren uns lieber, als dass wir beten. Wollen wir göttliche oder menschliche Führung? Sechstens: Wollen wir göttliche oder menschliche Führung? "Man kann nicht alles haben", sagt der Volksmund. Wer den Herrn erleben will, muss sich von Pastoren und strammer Organisation trennen. Ich glaube an die Kompetenz der Ortsgemeinde. Verlockend ist der Gedanke, Macher und Experten zu haben. Aber unsere individuelle und kollektive Verantwortung vor Gott können uns auch diese nicht abnehmen. Möchten wir Gott selbst erfahren? Siebtens: Möchten wir Gott selbst erfahren? Es ist eine sehr befriedigende Erfahrung, von Gott selbst mit dem "Man" seines Wortes gespeist zu werden. Es ist eine sehr befreiende Erfahrung, von Gott selbst die Vergebung der Sünden durch den "weißen Stein" zu erhalten. Diese Erfahrung macht allerding nur derjenige Christ, der sich zunehmend von Menschen löst und sich vermehrt an Gott bindet. Diese und andere Wahrheiten können wir von Pergamus lernen. 4. Sendschreiben: An die Gemeinde in Thyatira Die Gemeinde, die eigentlich keine mehr war. Nur noch einige wenige in ihr hielten am Herrn fest. Ihre Päpste und Kardinäle hingegen rissen weltliche Macht an sich. Sie herrschten lieber, als zu leiden. Dafür droht der Herr ihr mit Gericht. Was können wir lernen von der römisch-katholischen Kirche, ihrem Verhältnis zum Staat und dem Verlust der Hoffnung auf das baldige Kommen des Herrn? Welche Lehren haben wir aus dem Versagen der Kirche des dunklen Mittelalters verinnerlicht? 18 Und dem Engel der Versammlung in Thyatira schreibe: Dieses sagt der Sohn Gottes, der seine Augen hat wie eine Feuerflamme und seine Füße gleich glänzendem Kupfer: 19 Ich kenne deine Werke und deine Liebe und deinen Glauben und deinen Dienst und dein Ausharren, und weiß, dass deiner letzten Werke mehr sind als der ersten. 20 Aber ich habe wider dich, dass du das Weib Isebel duldest, welche sich eine Prophetin nennt, und sie lehrt und verführt meine Knechte, Hurerei zu treiben und Götzenopfer zu essen. 21 Und ich gab ihr Zeit, auf dass sie Buße täte, und sie will nicht Buße tun von ihrer Hurerei. 22 Siehe, ich werfe sie in ein Bett und die, welche Ehebruch mit ihr treiben, in große Drangsal, wenn sie nicht Buße tun von ihren Werken. 23 Und ihre Kinder werde ich mit Tod töten, und alle Versammlungen werden erkennen, dass ich es bin, der Nieren und Herzen erforscht: und ich werde euch einem jeden nach euren Werken geben. 24 Euch aber sage ich, den übrigen, die in Thyatira sind, so viele diese Lehre nicht haben, welche die Tiefen des Satans, wie sie sagen, nicht erkannt haben: ich werfe keine andere Last auf euch; 25 doch was ihr habt haltet fest, bis ich komme. 26 Und wer überwindet und meine Werke bewahrt bis ans Ende, dem werde ich Gewalt über die Nationen geben; 27 und er wird sie weiden mit eiserner Rute, wie Töpfergefäße zerschmettert werden, wie auch ich von meinem Vater empfangen habe; 28 und ich werde ihm den Morgenstern geben. 29 Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Versammlungen sagt! Offb. 2:18-28 Das Sendschreiben Das Sendschreiben Das Sendschreiben an Thyatira ist das vierte von sieben. Es enthält Lob und Tadel sowie Anweisungen und Verheißungen für eine kleine Gruppe innerhalb der Kirche. Die Anweisungen: "was ihr habt haltet fest, bis ich komme" (V. 25) legt die Vermutung nahe, dass dieser Gemeindetypus noch bei der Wiederkunft des Herrn zu finden sein wird. Kirchengeschichtlich weist dieses Sendschreiben auf die Zeit der römisch-katholischen Kirche hin, die von 606 n. Chr. bis heute existiert. Die Stadt Thyatira war eine sehr fruchtbare Stadt, die an der Handelsstraße von Ephesus nach Pergamon lag. Sie war bekannt für ihren Handel mit Opium und Purpurfarben. Wer in ihre Handwerkergilden eintrat, musste auch deren jeweiligen Schutzpatron anrufen. Ihr Name bedeutet so viel wie "die Opfernde", oder: "die Weihrauchspenderin" (Emil Dönges). Noch heute gibt es in der türkischen Stadt Akhisar eine kleine bekennende Gemeinde. Die Präsentation des Herrn Jesus präsentiert sich der Gemeinde als "der Sohn Gottes" (V. 18). Auf diese Erkenntnis wollte der Herr einst seine Gemeinde bauen (Math. 16:18). Er durchschaut jede Abweichung von diesem Bekenntnis ("Augen", V. 18) und richtet diese Untreue unbarmherzig ("Füße", V. 18). Dass eine Frau, und wenn es auch die eigene leibliche Mutter sei, den Platz des Sohnes einnehmen würde, könnte der Herr niemals hinnehmen. Das Lob Der Herr lobt Thyatira für die zunehmenden Werke der Liebe (V. 19). Er bescheinigt ihr auch Glauben als Motor für diese Liebesdienste (V. 19). Die Hoffnung aber auf Sein baldiges Wiederkommen war der Gemeinde anscheinend im Laufe der Zeit abhandengekommen. Sie wird nicht erwähnt. Bezeichnenderweise werden die Entrückung der Gemeinde und die Wiederkunft Christi in der römisch-katholischen Kirche nur schwach bis gar nicht gelehrt. Die Duldung Isebels Der Herr tadelt hingegen die Duldung Isebels (V. 20). Der Name ist eine Farce und bedeutet die "Unberührte", die "Keusche". Die heidnische Königin Israels benutzte die Macht ihres Mannes Ahabs, um das Nord- wie das Südreich (2. Kön. 11) in den Götzendienst zu führen. Ähnlich manipuliert die römisch-katholische Kirche bis heute den Staat, um Politik zu machen und lässt sich umgekehrt für politische Zwecke manipulieren. Ihr Ende wird diese Kirche in der "großen Drangsal", in dem Gericht über die Hure Babylon, finden (Offb. 17-18). Die Verheißung an die Übrigen In dieser großen Kirche gibt es allerdings einen kleinen Rest an Gläubigen, welche die "Übrigen" genannt werden (V. 24). Sie interessieren sich nicht für Herrschaft, sondern für Nachfolge. Sie brauchen keinen Weihrauch und Pomp, sondern Wort und Gebet. Sie bewahren den Glauben bis zur Wiederkunft des Herrn. Bis heute gibt es wahrhaft Gläubige, wiedergeborene Menschen in der Kirche Roms. Der Morgenstern In Vers 28 wird der Morgenstern (Polarstern) erwähnt. Er leuchtet als letzter Stern, bevor die Sonne aufgeht. Der Herr selbst bezeichnet sich als solchen (Offb. 22:16). Bevor er als "Sonne" im tausendjährigen Reich regiert, wird er als "Morgenstern" in der Entrückung denen zur Seligkeit erscheinen, welche an ihn glauben (Heb. 9:28). Erst dann wird er mit denen die Herrschaft teilen, die jetzt bereit waren, mit ihm zu leiden. Die Kirche Roms hat diesen Grundsatz verworfen und verloren. Deshalb wird sie mit ihren Freiern aus dem Lager der gottlosen Politik von Gott gerichtet werden (V. 22). Die Kirchengeschichte Prophetische Bedeutung Kirchengeschichtlich weist das Sendschreiben an Thyatira auf die Zeit der römisch-katholischen Kirche hin, die von 606 v. Chr. bis heute existiert. Die "Mutter aller Kirchen" bildet die Basis für die Welteinheitskirche, welche bei der Wiederkunft Christi als "Hure Babylon" gerichtet werden wird. Geschichtliche Entwicklung Seit dem 1. Jahrhundert hatten sich die römischen Bischöfe schon Ansehen verschafft. Zusammen mit denen von Konstantinopel, Antiochien, Alexandria und Jerusalem wurden sie "Patriarchen" genannt. Als aber die germanischen Völker, die Goten, Lombarden, Franken und Angelsachsen den Glauben annahmen und Römer wurden, überwog das Gewicht der weströmischen Kirche das der griechischen. Dies geschah im 7. Jahrhundert. Bonifatius III. Im Jahre 606 n. Chr. wird Bischof Bonifatius III. von Rom zum universalen Bischof der Kirche gewählt. Die Bischöfe von Antiochien und Alexandrien ordnen sich unter, nicht jedoch der Bischof von Konstantinopel. Die Ostkirche (= orthodoxe Kirche) löst sich von der Westkirche (= römisch-katholische Kirche). Gregor VII. Im Jahre 1075 n. Chr. erhebt Gregor VII. im "dictatus papae" in 3 der 27 Leitsätze seinen Herrschaftsanspruch auch über die weltlichen Fürsten. Er allein verwendet die kaiserlichen Herrschaftszeichen. Alle Fürsten küssen nur die Füße des Papstes. Er hat das Recht, Kaiser abzusetzen. Inquisition und Verfolgung Diese Vorgänge leiteten das "dunkle Mittelalter" ein. Im Jahr 1209 n. Chr. fand ein Kreuzzug gegen die Katharer oder Albigenser statt. Im Jahr 1231 n. Chr. legte Papst Gregor IX. in einem Edikt die strafrechtlichen Bestimmungen für die Inquisition fest. In den Jahren 1230-40 n. Chr., wurden dann die Waldenser, Anhänger eines gewissen Petrus Waldes verfolgt. Sie waren eifrige Bibelleser und Verkündiger des Evangeliums und lehnten die Heiligenverehrung und den Ablass ab. Dogmatische Verirrung Aber auch dogmatisch begann mit dem Mittelalter eine langanhaltende lehrmäßige Verirrung derjenigen Kirche, außerhalb derselben es angeblich kein Heil gibt. Im Jahr 1215 n. Chr.: Dogma der Transsubstantiation, der Wandlung von Brot und Wein in Leib und Blut Jesu Christi während der Eucharistiefeier. Im Jahr 1854: Dogma der unbefleckten Empfängnis, nach der die Gottesmutter Maria von jedem Makel der Erbsünde bewahrt wurde. Im Jahr 1870: Dogma der Unfehlbarkeit des Papstes. Im Jahr 1950: Dogma der leiblichen Aufnahme Marias in den Himmel, uns besser bekannt als Mariä Himmelfahrt. Die Gelegenheit der Reformation Mit der Reformation gab Gott der römisch-katholischen Kirche Zeit, auf dass sie Buße täte (Offb. 2:21). Aber die "Mutter der Huren und Gräuel der Erde" (Offb. 17:5) nutzte die "Steilvorlage" Gottes nicht und stellte die Reformatoren unter Kirchenzucht. Bis heute ist laut dem Trientner Konzil von 1457 n. Chr. ein jeder verflucht (gr.: "anathema"), der behauptet, alleine aus Gnade und Glauben vor Gott gerecht zu werden. Bis heute hat die römisch-katholische Kirche keine wirkliche Buße über ihre Morde und Irrlehren getan. Bis heute ist sie "Steigbügelhalterin" für politische Absichten, z. B. in der Flüchtlingspolitik. Somit hat sie sich als eine lupenreine "Hure" an die weltliche Macht verkauft. Die Bedeutung für die heutige Zeit Welche Rolle spielen die Werke in unserem Denken? Sieben Fragen müssen auch wir uns angesichts des Sendschreibens an Thyatira gefallen lassen. Erstens: Welche Rolle spielen die Werke in unserem Denken? Diesbezüglich müssen wir eine gesunde Balance halten. Unsere Werke sind unwichtig, wenn es um unsere Errettung geht. Unsere Werke sind aber hoch wichtig, wenn es um unser Zeugnis geht. Das dürfen wir von Katholiken und Charismatikern lernen. Unser Glaube ist ohne Werke genauso tot, wie ein morscher Baum, der keine Früchte trägt (Jak. 2:17). Wie halten wir es mit der RK? Zweitens: Wie halten wir es mit der römisch-katholischen Kirche? Wir lehnen die Institution ab, aber wir lieben die Menschen, die ihr anhängen. Wir empfehlen, jedem, der sich bekehrt, aus ihr auszutreten (Offb. 18:4). Niemand überlebt den Abriss eines Hauses, wenn er sich in demselben befindet - mitgehangen-mitgefangen. Wir möchten nicht identifiziert werden mit dem Marienkult, dem Okkultismus, dem Zölibat und der damit verbundenen Pädophilie. Welches Verhältnis haben wir zum Staat? Drittens: Welches Verhältnis haben wir zum Staat? Möchten wir mit ihm "anbändeln" wie Thyatira? Oder bleiben wir bei der Aussage, dass SEIN Reich nicht von dieser Welt ist (Joh. 18:36)? Wir sind dem Staat untertan, aber wir sind ihm nicht willfährig. Verraten wir biblische Wahrheiten, um staatliche Anerkennungen zu bekommen, so wie es einige Bibel- und Bekenntnisschulen nicht selten tun? Sind wir IHM treu, oder steigen wir willig ins "Bett der Hurerei", wenn die Gesellschaft mit dem Finger schnippt? Was dulden wir in unseren Gemeinden? Viertens: Was dulden wir in unseren Gemeinden? Dulden ist etwas anderes als anerkennen. Diejenige Gemeinde, die die Zeugen Jehovas in sich duldet, verrät die Gottessohnschaft Jesu. Diejenige Gemeinde, die den Marienkult duldet, ehrt die Mutter mehr als den Sohn. Die Gemeinde, die Herbalife-Praktiken duldet, macht das Bethaus zum Kaufhaus. Wer aber den Wolf in seinem Stall duldet, wird ansehen müssen, dass seine Schafe gerissen werden. Wollen wir heute herrschen oder leiden? Fünftens: Wollen wir herrschen oder leiden? Wann immer die Kirche herrschen wollte, hat sie Blut vergossen. Sie nahm das Schwert und kam durch das Schwert um. Die Kreuzzüge sind ein Schandfleck der Kirchengeschichte. Bis heute mischen sich die Landeskirchen in das Geschäft der politischen Weltrettung fleißig ein, und vergessen dabei ihr eigenes, nämlich das der Seelenrettung. Sind wir bereit, morgen zu regieren? Sechstens: Sind wir bereit, morgen mit dem Herrn zu regieren? "Wisset ihr nicht, dass wir Engel richten werden, geschweige denn Dinge dieses Lebens?" (1.Kor 6:3) fragt uns Paulus. Regieren heißt: entscheiden, Verantwortung übernehmen, Streit schlichten, so wie Salomo es tat (1. Kön. 4). In dem Moment, wo Christen Verantwortung übernehmen müssten, verhalten sie sich oft wie die römischen Söldner, die bei "Asterix und Obelix" in das gallische Dorf gehen sollen. In Wirklichkeit aber werden wir heute schon auf das Amt von morgen vorbereitet. Erwarten wir die Wiederkunft Christi? Siebtens: Erwarten wir die Wiederkunft Christi? Die Hoffnung stirbt nicht zuletzt, sondern zuerst. Viele Christen dienen dem Herrn, wie das Huhn noch ein bisschen fliegt, nachdem man ihm den Kopf abgeschlagen hat. Der Teufel hat bewusst die biblische Lehre von der Entrückung unter dem Schutt des Vergessens begraben. Aber was, wenn der Herr heute noch käme? Wir würden manche Prioritäten in unserem Leben anders setzen. Diese und andere Lehren ziehen wir aus dem Sendschreiben an Thyatira. 5. Sendschreiben: An die Gemeinde in Sardes Die lebendig Tote unter den Gemeinden. Sie bekommt ihre Chance zur Buße. Und klare Anweisungen über das, was zu tun ist. Kirchengeschichtlich beschreibt das Sendschreiben die Zeit der Reformation im 16. bis 17. Jahrhundert. Aus dem Katholizismus hervorgegangen, schaffte die evangelische Kirche die Abnabelung von der "Mutter aller Kirchen" nur unvollständig. Für uns heute bedeutet es, eine gut definierte Position gegenüber beiden großen Kirchen einzunehmen. 1 Und dem Engel der Versammlung in Sardes schreibe: Dieses sagt, der die sieben Geister Gottes hat und die sieben Sterne: Ich kenne deine Werke, dass du den Namen hast, dass du lebest, und bist tot. 2 Sei wachsam und stärke das Übrige, das sterben will; denn ich habe deine Werke nicht völlig erfunden vor meinem Gott.3 Gedenke nun, wie du empfangen und gehört hast, und bewahre es und tue Buße. Wenn du nun nicht wachen wirst, so werde ich über dich kommen wie ein Dieb, und du wirst nicht wissen, um welche Stunde ich über dich kommen werde. 4 Aber du hast einige wenige Namen in Sardes, die ihre Kleider nicht besudelt haben; und sie werden mit mir einhergehen in weißen Kleidern, denn sie sind es wert. 5 Wer überwindet, der wird mit weißen Kleidern bekleidet werden, und ich werde seinen Namen nicht auslöschen aus dem Buche des Lebens und werde seinen Namen bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln. 6 Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Versammlungen sagt! Offb. 3:1-6 Das Sendschreiben Das Sendschreiben Es ist das fünfte von sieben Sendschreiben. Es enthält einen erschütternden Befund, einen Tadel, ein Lob und eine Verheißung an die Überwinder. Prophetisch deutet dieses Sendschreiben auf die Zeit der Reformation hin. Kirchengeschichtlich skizziert es die Zeit von 1517 bis zur Wiederkunft des Herrn. Die Stadt Der Name "Sardes" bedeutet (in der hebräischen Deutung) so viel wie "Entronnenes" oder "Überrest". Der berühmteste Sohn der Stadt ist Bischof Melito von Sardes (gest. 180 n. Chr.) Von ihm ist uns die älteste überlieferte Zusammenstellung eines Kanons des christlichen Alten Testaments erhalten. Die Bewohner von Sardes galten als verweichlicht und vergnügungssüchtig. Die Priester und Priesterinnen der Göttin Kybele in ihren blendend weißen Gewändern gaben sich an ihren Festen der Tempelprostitution hin. Der Herr Der Herr präsentiert sich Sardes ähnlich, wie er sich Ephesus vorgestellt hatte. Die "sieben Geister Gottes und die sieben Sterne" (V. 1), sprechen von der Perfektion (Vollkommenheit), die bei Gott ist. Sardes hingegen war in seiner geistlichen Umkehr zu ihm nicht "völlig erfunden" (V. 2) worden. Wir vergessen heute gerne, dass es Gott in unserer Heiligung tatsächlich um Perfektion geht. Der Tadel Die Verse von 1b-3 beginnen mit einem scharfen Urteil: Sardes ist "lebendig tot". Bei seiner Wiederkunft wird der Herr über die Gemeinde kommen wie ein "Dieb in der Nacht". Eine Warnung, die er sonst nur an diejenigen Menschen ausspricht, die ihn nicht kennen. Sardes verkörpert also eine Art "Namenschristentum". Nur Laodizäa wird schärfer getadelt. Nur halbherzig schien sich die Gemeinde von weltlichen oder auch kultischen Unsitten getrennt zu haben ("nicht völlig", V. 2). Der Rat Sardes hatte einen guten Start, aber einen schlechten Lauf im Glauben dargeboten. Freudig hatte die Gemeinde den Samen des Wortes empfangen (V. 3), aber das danach ausgetragene Kind war eine Totgeburt (V. 1). Die Christen in der Stadt waren erweckt worden, dann aber geistlich eingeschlafen. Der Herr eifert um sie. Er rät den Gläubigen zur Buße, zur Wachsamkeit und zur Stärkung des Sterbenden. Es scheint ein dramatischer Kampf auf Leben und Tod in Sardes entbrannt zu sein. Das Lob Das Lob an Sardes wird mit einem göttlichen "aber" in Vers 4 eingeleitet. In der Gemeinde gab es wohl einen tatsächlichen Überrest an wirklichen Gläubigen. Dieser hatte seine Gerechtigkeit nicht aus Werken, sondern aus Glauben erlangt. Die dreimalige Erwähnung der Kleider in 4-5 spielt das Thema göttlicher Gerechtigkeit. Das frühere Königreich Lydien war hochentwickelt in Handwerk und Gewerbe, und Sardes galt als Hauptsitz der Produktion, in deren Zentrum die Herstellung und das Färben empfindlichen Wollmaterials und Teppiche stand. Insofern verstand die Gemeinde wohl die Sprache, die der Herr mit ihr spricht. Die Verheißung Die Verheißung an Sardes (V. 5) enthält eine scheinbare theologische Schwierigkeit. Kann ein Gläubiger ausgelöscht werden aus dem Buch des Lebens? Kann ein wiedergeborener Christ verloren gehen? Wohl kaum. Viele Stellen der Schrift sprechen eine andere Sprache. An dieser Stelle möchte der Herr wohl eher den Überwindern Mut und nicht so sehr den Angefochtenen Angst machen. Die Kirchengeschichte Reformation und Protestantismus Kirchengeschichtlich weist Sardes auf die Zeit der Reformation und des Protestantismus hin. Klug bemerkt Emil Dönges, dass die Reformation ein Werk Gottes war, der Protestantismus hingegen eine Fortführung des Menschen darstellt. Aus dem ersterbenden Ast des Katholizismus, ließ Gott den Zweig der Reformation wachsen. Die halbherzige Trennung des Protestantismus vom Katholizismus ließ jedoch recht schnell ein Namenschristentum liberaler Prägung aus dieser Erweckung werden. Die Unvollständigkeit der Werke Luthers Zwar brach, beispielsweise, Luther mit der Werkegerechtigkeit, dem Papsttum, den Überlieferungen der Kirche, der Heiligenverehrung, dem Ablasshandel und dem Zölibat, aber er brach nicht mit den alttestamentlichen Gottesdienstordnungen, dem Judenhass, der Kindestaufe, der Verwandlungslehre beim Abendmahl und der Vorrangstellung der Pastoren und Theologen. Seine "Werke wurden nicht völlig erfunden" (Offb. 3:1). Zu groß war der Bedarf an Veränderung, als dass er von einem einzigen Gottesmann hätte vollzogen werden können. Männer des Wortes Streng genommen war die Reformation auch nicht das Werk eines Mannes. Vielmehr war es das Werk der Erweckung Gottes durch viele Diener in ganz Europa. Die bekanntesten von ihnen waren Jean Calvin, John Knox, Huldreich Zwingli, Philip Melanchton, Martin Bucer, Thomas Müntzer, John Wycliff und einige andere. Sie alle hatten eines gemeinsam: Sie waren Männer des Wortes. Ihre gemeinsame Losung war "sola scriptura", " sola fide", "solus Christus", "sola gratia", "soli Deo gloria". Der Abfall vom Wort Die heutige reformatorische Theologie hingegen ist geprägt von einer formkritischen Haltung gegenüber der Heiligen Schrift. Diese leugnet die Jungfrauengeburt, erklärt die Wunder Jesu weg, zweifelt die Unfehlbarkeit des Wortes Gottes an und toleriert offenkundig Homosexualität und andere schwere Verfehlungen der protestantischen Moralethik. Sie will nicht daran denken, wie sie empfangen und gehört hat und will auch nicht Buße über ihren theologischen Verirrungen tun (Offb. 3:3). Der Nutzen der Reformation Umsonst war die Reformation deshalb aber nicht. Aus dem Zweig ihres Glaubens wuchsen vor allem im 18., 19. und 20. Jahrhundert die Knospen missionarisch-bibeltreuer Bewegungen. Im 17. Jahrhundert: Puritaner, Pietismus und Quäker, im 18. Jahrhundert: "The Great Awakening" in Amerika, im 19. Jahrhundert: Baptisten, Heiligungsbewegung, Neupietismus. Die "reformatorische Kirche von Sardes" hatte in ihnen solche, die ihre Kleider nicht besudelt haben (Offb. 3:3). Katholiken und Protestanten Was beim ersten Kommen Jesu Pharisäer und Sadduzäer waren, werden beim zweiten Kommen Jesu Katholiken und Protestanten sein. Die einen orthodox in der Lehre und zahlenmäßig mächtig, die anderen formkritisch intellektuell und zahlenmäßig schwach. Die Katholische Kirche möchte über die Welt herrschen, in der evangelischen Kirche herrscht die Welt über die Kirche. Beide großen Volkskirchen werden parallel - und immer paralleler - bis zur Wiederkunft Christi existieren. Die Unbußfertigkeit der Kirchen Im Lutherjahr 2017 sah man überall auf Bussen und an Haltestellen das Großporträt des Reformators. Die römisch-katholische Kirche versucht ihn so zu rehabilitieren. Und die Protestanten lassen es sich gefallen. Gebauchpinselt von so vieler Wertschätzung übersehen sie gerne, dass diese Versöhnung ohne Buße geschieht. Eine Kirche aber, die keine Buße tun will, wird vom Herrn selbst gerichtet werden (Offb. 3:3). Die Bedeutung für die heutige Zeit Wir brauchen Erweckung Sardes war zu neuem Leben erweckt worden. In der Reformation erweckte Gott eine sterbende Kirche. Das tote Namenschristentum von heute braucht Erweckung. Selten wird in unseren Zusammenkünften noch darum gebetet. John Knox, der schottische Reformator, wurde einmal beim Beten belauscht. Sein Flehen an den Gott des Lebens war hungrig: "Gib mir Schottland, oder ich komme um!" Gebe Gott uns einen ähnlich unverschämten Geist im Gebet für unsere Heimat. Die Erweckung kommt durchs Wort Die Erweckung kommt durch das Wort Gottes. Das war in Sardes so, das war bei Luther so, und es wird bei uns so sein. Die Reformation Israels unter Josia im Jahre 623 v. Chr. wurde eingeleitet, weil der Hohepriester Hilkija das Wort des Herrn bei Renovierungsarbeiten im Tempel fand (2. Kön. 22:8). Nicht Psychologie, nicht Public Relations und auch nicht unsere Phantasie, erwecken die Menschen zu neuem Leben, sondern die Worte des Meisters, die Geist und Leben sind (Joh. 6:63). Wir brauchen einen völligen Gehorsam Wir brauchen einen hundertprozentigen Gehorsam. Der Gehorsam Sardes war nicht völlig, der der Reformatoren auch nicht. Nie waren Christen so halbherzig wie heute. Wir selektieren diejenigen Stellen aus der Schrift die uns gefallen, die restlichen fallen weg. Wir führen Menschen zum Herrn, aber nicht in die Tiefe der Heiligung. Wir haben vergessen, dass der Herr Treue in allem von uns fordert (1. Kor. 4:2). Wir sollen Leben erhalten Das Sterbende zu stärken (Offb. 3:2) ist sicherlich kein großer Auftrag. Aber ein messianischer! Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen; ... (Jes. 42:3). Wahrscheinlich ist unser Auftrag eher nur noch konservierender Natur. Glaubensgut zu bewahren, die Herde zusammenzuhalten und den Glauben des anderen zu stärken. Wenn uns dies gelingt, wird die Mission erfüllt sein. Wir sollen um Gerechtigkeit ringen Wir sollen um Gerechtigkeit ringen. Wir gleichen Einem, der nur noch ein einziges weißes Oberhemd im Schrank hat und damit zur Hochzeit kommen muss, ohne es zu bekleckern. Daher müssen wir achtsam sein in Leben und in Lehre. Beständige Buße und Reinigung sind das Geheimnis wachsender Kraft. Achten wir darauf, mit wem wir umgehen - im geistlichen, wie im täglichen Leben. Sagen wir nicht nur das, was wir glauben, sondern auch das, was wir nicht glauben. Spielen wir im Team Spielen wir im Team. Gemeinde ist ein Mannschaftsspiel. Lassen wir uns etwas von den "Anders-Begabten" sagen. Lehnen wir die pastoralen "Ein-Mann-Systeme" konsequent ab! So paradox es klingen mag, aber die Reformation scheiterte an den Reformatoren. Zu einseitig waren die "Hochbegabten" letzten Endes. Daher ist es nicht mehr als folgerichtig, dass das protestantische Deutschland heute fast nur eine Referenzgröße kennt, nämlich Martin Luther. Noch einmal Luther Dieser allerdings hat einmal launisch bemerkt: "Wer bin ich alter stinkender Madensack, dass nach mir eine Kirche genannt werden sollte!" Über die Zeit der Gnade hinterließ er uns aber folgende Warnung: "Denn das sollt ihr wissen: Gottes Wort und Gnade ist ein fahrender Platzregen, der nicht wiederkommt, wo er einmal gewesen ist [...] Und ihr Deutschen dürft nicht denken, dass ihr ihn ewig haben werdet; denn der Undank und Verachtung wird ihn nicht lassen bleiben. Darum greif zu und halt zu, wer greifen und halten kann: faule Hände müssen ein böses Jahr haben!" 6. Sendschreiben: An die Gemeinde in Philadelphia Die tadellose Gemeinde, deren Namen "Bruderliebe" bedeutet. Sie bekam in ihrer kleinen Kraft eine große Tür vom Herrn geöffnet. Diese nutzte sie, indem sie konsequent das Wort Gottes und den Namen Jesu in die Welt hinaustrug. Weil sie diese einfachen Mittel bewahrt hat, bewahrt sie der Herr auch in der kommenden Katastrophe der Weltgeschichte. In Philadelphia sehen wir ein letztes Aufflammen der Mission und Evangelisation einer untergehenden christianisierten Welt, bevor der Herr sie dahingibt Und dem Engel der Versammlung in Philadelphia schreibe: Dieses sagt der Heilige, der Wahrhaftige, der den Schlüssel des David hat, der da öffnet, und niemand wird schließen, und schließt und niemand wird öffnen:8 Ich kenne deine Werke. Siehe, ich habe eine geöffnete Tür vor dir gegeben, die niemand zu schließen vermag; denn du hast eine kleine Kraft, und hast mein Wort bewahrt und hast meinen Namen nicht verleugnet. 9 Siehe, ich gebe aus der Synagoge des Satans von denen, welche sagen, sie seien Juden, und sind es nicht, sondern lügen; siehe, ich werde sie zwingen, dass sie kommen und sich niederwerfen vor deinen Füßen und erkennen, dass ich dich geliebt habe.10 Weil du das Wort meines Ausharrens bewahrt hast, werde auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird, um die zu versuchen, welche auf der Erde wohnen. 11 Ich komme bald; halte fest, was du hast, auf dass niemand deine Krone nehme! 12 Wer überwindet, den werde ich zu einer Säule machen in dem Tempel meines Gottes, und er wird nie mehr hinausgehen; und ich werde auf ihn schreiben den Namen meines Gottes und den Namen der Stadt meines Gottes, des neuen Jerusalem, das aus dem Himmel herniederkommt von meinem Gott, und meinen neuen Namen. 13 Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Versammlungen sagt! Offb. 3:7-13 Das Sendschreiben Das Sendschreiben Das Sendschreiben an Philadelphia ist das sechste von sieben. Es enthält keinen Tadel, wohl aber eine Ermahnung in Vers 11: "Halte fest, was du hast". Der Vers 12 ist eine Verheißung an die Überwinder. Kirchengeschichtlich schattet das Sendschreiben die Zeit der evangelikalen Missionsgemeinden des 19. bis 21. Jahrhunderts vor. Dieser Gemeindetyp wird bei der Wiederkunft Christi noch zu finden sein. Der Name "Philadelphia war eine antike Stadt in der Landschaft Lydien in Kleinasien (heute Türkei). Sie wurde im 2. Jahrhundert v. Chr. von dem pergamenischen König Attalos II. Philadelphos gegründet. Der Name (Philadelphia = Bruderliebe) geht auf die enge Beziehung zwischen Attalos und seinem Bruder Eumenes II. zurück." (WIKIPEDIA) Die Gemeinde "Die christliche Gemeinde in Philadelphia ist zwischen 52 und 55 n. Chr. entstanden, eventuell durch die Mission des Paulus. Die Stadt war zu jener Zeit ein Zentrum des Weinbaus und die modernste der sieben Sendschreiben-Städte. Der Boden war aufgrund von Vulkanasche sehr fruchtbar. Zu Ehren des Weingottes Dionysos wurden hier wilde Orgien gefeiert." (WIKIPEDIA) Die Geschichte Unter osmanischer Herrschaft wurde die Stadt in Alasehir ("Stadt Gottes" bzw. "Stadt Allahs") umbenannt. "Als der Mongolen-Khan Timur (gest. 1405) die christlichen Gemeinden Kleinasiens vernichtete, wurde Philadelphia wie durch ein Wunder, errettet. Die Einwohner der kleinen Stadt haben als einzige, mitten unter der muslimischen Bevölkerung der Region, den christlichen Glauben bewahrt. Eine christliche Gemeinde ist bis wenigstens zum Anfang des 20. Jahrhunderts belegt." (WIKIPEDIA-Zitat einer Fußnote im Ludwig-Albrecht-Testament zu Offb. 3:11) Geöffnete Türen Philadelphia war eine Gemeinde, der der Herr Türen öffnete (V. 8). Tatsächlich stellt er sich als "Türöffner" in Vers 7 vor. Tiefsinnig merkt Emil Dönges (1853-1923) an, dass Philadelphia mit der kleinen Kraft die es hatte, keine Türen einrennen konnte oder sollte. Sie sollte vielmehr bereits geöffnete Türen nutzen. Die Gemeinde tat dies, mit der Bibel in der Hand und dem Namen des Herrn Jesus auf den Lippen (V. 8). Das sicherte ihr die Bewahrung Gottes in den Unwägbarkeiten der Geschichte der folgenden Jahrhunderte. Die Bewahrung Viel diskutiert ist die Verheißung in Vers 10. Hier spielt Gott auf die Entrückung an. Er wird die Heiligen vor und nicht etwa in der Versuchung bewahren, welche über den gesamten Erdkreis (gr. "oikumene") kommen wird. Für Anhänger des Dispensationalismus ein Hinweis mehr auf die Vorentrückung, wie sie aus prämilleniaristischer Sicht gelehrt wird. Die Bewahrung Gottes besteht somit in der Evakuierung der Gemeinde von der Erde, eben der Entrückung. Die Überlegenheit In Philadelphia sehen wir das letzte Aufflammen der Liebe Gottes, bevor er eine laue Gemeinde wie Wasser aus seinem Mund ausspeit. Bis heute werden evangelikale Gemeinden von den Landeskirchen ("die Synagoge des Satans", V. 9) bekämpft, beneidet und denunziert. Vor allem dafür, dass sie glauben, dass es keine heiligen Zeiten, Orte oder Personen gibt - außer eben denen, wo der Herr durch den Glauben sichtbar gemacht wird. Aber Gott stellt sich im Sendschreiben an Philadelphia eindeutig auf die Seite der "kleinen Herde". Die Kirchengeschichte Philadelphia in der Kirchengeschichte Kirchengeschichtlich schattet das Sendschreiben die Zeit der evangelikalen Missionsgemeinden des 19. bis 21. Jahrhunderts vor. Aus dem Ast der Reformation wuchsen die Zweige von Glaubens-bewegungen auf der ganzen Welt. Sie alle zeichneten sich durch eine tiefe Liebe zum Wort, emsige Mission und eine konservative Moralethik aus. Die Herrnhuter Brüder Ein Vertreter des deutschen Pietismus war Nikolaus Ludwig von Zinzendorf und Pottendorf (1700-1760). Er gründete die "Herrnhuter Unität". "Die Herrnhuter Brüder" missionierten von Böhmen und Mähren aus die ganze Welt, insbesondere die Indianer Nordamerikas, die Stämme Südafrikas sowie Einwohner Jamaikas. Ihr Wahlspruch war der Esthers: "Komme ich um, so komme ich um" (Esth. 4:16). So grüßten sie sich jedenfalls bei ihrem Abschied. Die "Große Erweckung" Amerikas In den Vereinigten Staaten fand in den Jahren von 1740-1910 die "Große Erweckung" (The Great Awakening) statt. Die "Pilgrim Fathers" (Pilgerväter) brachten das calvinistisch-puritanische Glaubensgut von Großbritannien nach Amerika. Gott gebrauchte es, um in drei Wellen der Erweckung den alten Glauben in der "neuen Welt" auszubreiten. Männer wie Jonathan Edwards, Adoniram Judson und Charles Wesley erschütterten Amerika durch ihre vollmächtigen Predigten. Die Erweckung der Schweiz Réveil (französisch: "Erweckung") ist der Name einer 1814 entstandenen Erweckungsbewegung innerhalb der reformierten Kirche der Westschweiz und Frankreichs. Die "Mucker", wie die Dissidenten der Staatskirche genannt wurden, beschuldigten die Staatskirche des Abfalls vom wahren Christentum. Sie predigten in den Tälern der Alpen und forderten, ähnlich den Waldensern, einen streng religiösen Lebenswandel. Drei indische Missionare In Indien erweckten Pandita Ramabai (1858-1922), Sadhu Sundar Singh (1888-?) und Kanso Utschimura (1861-1930) das Land. Sie lebten asketisch und verurteilten den Materialismus und die mangelnde Spiritualität der westlichen Welt. Der Erfolg ihrer Verkündigung lag darin, dass sie auf westliche Philosophie verzichteten und indische Traditionen heranzogen, um biblische Wahrheit verständlich zu machen. Von Singh stammt das Lied: "Ich bin entschieden, zu folgen Jesus". Die China-Inland-Mission Hudson Taylor (1832-1905) stammte aus einer methodistischen Apotheker-Familie. Er wurde auch "Pionier im verbotenen Land" genannt, da er ins Innere Chinas vordrang. Er arbeitete in chinesischer Kleidung, ließ sich die Haare scheren, bzw. färben, und trug einen chinesischen Zopf. Er begründete die CIM (China-Innland-Mission), die bis heute existiert. Die Erweckung Afrikas Charles Studd (1860 -1931) kam aus wohlhabendem Elternhaus. Nachdem er kurz nach seiner Bekehrung ein Millionenerbe verschenkt hatte, ging er mit den "Cambridge Seven" nach China, um Hudson Taylor zu helfen. Der berühmte Kricketspieler wurde aber von dem Herrn in den Kongo, das Herz Afrikas gelenkt. Zur Mission des schwarzen Kontinents gründete er die WEC ("Weltweiter Einsatz für Christus"). Seine Frau sah er jahrelang nicht, seine Schmerzen bekämpfte er mit Morphium. Er wurde von den Farbigen mit höchsten Ehren zu Grabe getragen. Die Bedeutung für die heutige Zeit Der Name ist Programm Der Name Philadelphia bedeutet "Bruderliebe". Somit ist sie für die "kleine Herde" Programm. Paulus sagt von ihr, dass sie "herzlich" sein soll (Röm. 12:10). Der Hebräerbrief lehrt, dass sie "bleiben" soll (Heb. 13:1) und Petrus fordert, dass sie "ungeheuchelt" sein soll (1. Petr. 1:22). Jedenfalls potenziert sich die Kraft der Ameisen, wenn sie Hand in Hand arbeiten - und das Unmögliche wird möglich. Geöffnete Türen nutzen Der Herr gab Philadelphia offene Türen. Das tut er heute noch. Dies zu erkennen, ist unsere Aufgabe. Wann ist ein Mensch offen für das Evangelium? Wann ist ein Sünder reif für die Gnade? Wann kann ich bei einem öffentlichen Auftritt Auskunft geben über die Hoffnung, die in mir ist (1. Petr. 3:15)? Viele versuchen es auf "Biegen und Brechen" und schlagen sich die Nase blutig. Die Sprüche aber lehren uns: "Der Weise gewinnt Seelen." (Spr. 11:30) Die Bewahrung seines Wortes Philadelphia hatte Gottes Wort bewahrt. Philadelphia war konservativ. Wer anfängt, die Vollinspiration des Wortes zu bezweifeln, endet in der Ratlosigkeit. "Wenn DEIN Wort nicht mehr soll gelten, worauf soll der Glaube ruh'n?", hatte Zinzendorf gedichtet. "Ist mein Wort nicht also, wie Feuer, spricht der Herr, und wie ein Hammer, der Felsen zerschmettert?" (Jer. 23:29). Wer dieses machtvolle Werkzeug aus der Hand legt, hat nichts mehr, womit er arbeiten kann. Jesus macht den Unterschied! Philadelphia hatte den Namen des Herrn nicht verleugnet (V. 8)! Von Gott reden viele, von Jesus nur wenige. Aber Jesus macht den Unterschied. Wer seinen Namen über die Lippen bringt, spricht Rettung aus. Betritt niemals den Ort des Leidens ohne diesen Namen zu nennen! "Und es ist in keinem anderen das Heil, denn auch kein anderer Name ist unter dem Himmel, der unter den Menschen gegeben ist, in welchem wir errettet werden müssen." (Apg. 4:12) Die Überlegenheit der kleinen Herde Philadelphia durfte sich der Anerkennung des Herrn bewusst sein (V. 9). Die kleinen Gemeinden von heute ebenso. Sie lieben den Herrn und er liebt sie. Ihr Wachstum stört die Priester und Pfarrer der großen Kirchen, die unter Mitgliederschwund leiden und ihre Immobilien veräußern müssen. Aber der Herr liebt diese Perlen, die er im Acker gefunden hat und für die er alles verkauft hat. Die Entrückung als Akt der Bewahrung Philadelphia durfte sich der Bewahrung in der Stunde der Versuchung sicher sein. Das hat die Gemeinde mit uns gemeinsam. Die Stunde der Versuchung des Erdkreises hat geschlagen. Der Antichrist steht im Begriff, seine Diktatur aufzurichten. Der Herr wird uns in der Entrückung wegraffen vor dem Zugriff des Bösen. "So ermuntert Euch nun mit diesen Worten", spornt uns Paulus in 1. Thess. 4:18 an. Die Säulen der Erde Die Überwinder in Philadelphia hatten die Verheißung zu Säulen im Tempel Gottes zu werden (V. 12). Die Helden Davids wurden dadurch stark, dass sie mit David in den Kampf zogen. Wer sich auf die Seite des "Schwachen am Kreuz" stellt, wird mit im Kampf stark werden (Heb. 11:34). Die Treue zu Jesus und seinem Wort macht uns zu verlässlichen Größen im Dienst für das Reich der Himmel. 7. Sendschreiben: An die Gemeinde in Laodizea Die Gemeinde, die kein Lob erhält. Die Gemeinde, mit der falschen Selbsteinschätzung. Die Gemeinde, wo der Herr nicht mehr in der Mitte, sondern außen vor ist. Die Gemeinde, die dennoch nicht hoffnungslos verloren ist. Die Gemeinde, die uns so ähnlich ist und mit der wir um keinen Preis verglichen werden möchten. 14 Und dem Engel der Versammlung in Laodizea schreibe: Dieses sagt der Amen, der treue und wahrhaftige Zeuge, der Anfang der Schöpfung Gottes:15 Ich kenne deine Werke, dass du weder kalt noch warm bist. Ach, dass du kalt oder warm wärest! 16 Also, weil du lau bist und weder kalt noch warm, so werde ich dich ausspeien aus meinem Munde. 17 Weil du sagst: Ich bin reich und bin reich geworden und bedarf nichts, und weißt nicht, dass du der Elende und der Jämmerliche und arm und blind und bloß bist. 18 Ich rate dir, Gold von mir zu kaufen, geläutert im Feuer, auf dass du reich werdest; und weiße Kleider, auf dass du bekleidet werdest, und die Schande deiner Blöße nicht offenbar werde; und Augensalbe, deine Augen zu salben, auf dass du sehen mögest. 19 Ich überführe und züchtige, so viele ich liebe. Sei nun eifrig und tue Buße! 20 Siehe, ich stehe an der Tür und klopfe an; wenn jemand meine Stimme hört und die Tür auftut, zu dem werde ich eingehen und das Abendbrot mit ihm essen, und er mit mir. 21 Wer überwindet, dem werde ich geben, mit mir auf meinem Throne zu sitzen, wie auch ich überwunden und mich mit meinem Vater gesetzt habe auf seinen Thron. 22 Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Versammlungen sagt! Offb. 3:14-22 Das Sendschreiben Das Sendschreiben Das Sendschreiben an Laodizea ist das siebente von sieben. Es enthält eine Gerichtsandrohung, zwei Ratschläge und eine Verheißung an die Überwinder. Es enthält keinerlei anerkennende Worte. Dies ist deshalb bedenklich, weil es kirchengeschichtlich die abfallende Kirche am Ende der Gnadenzeit vorschattet. Somit spricht dieses Wort besonders in unsere Zeit. Die Stadt Laodizea lag in der Nähe von Kolossäa, südöstlich von Philadelphia. Der römische Geschichtsschreiber Tacitus rühmt den Reichtum der Stadt. Wegen der Augensalbe, die hier hergestellt wurde, kamen Menschen von überall her. Eine besondere Wolle von schwarzen Schafen war ein weiteres, begehrtes Produkt derjenigen Stadt, die an einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt lag. Nach einem Erdbeben im Jahre 60 wurde die Stadt aus eigener Kraft, ohne die Hilfe Roms, wieder aufgebaut. Der Name Laodizea am Lykos wird bei der Neugründung unter dem seleukidischen König Antiochus II. (261-246 v. Chr.) nach der Frau des Königs, Laodike, benannt. Der Name ist zusammengesetzt aus den griechischen Begriffen "????" (laos = Volk) und "d??a??s???" (dikaiosyne = Gerechtigkeit). Die Schrift legt den Verdacht nahe, dass die Gemeinde sich mehr nach dem Willen des Volkes, als nach dem Willen Gottes richtete. Die Lauheit Ihre "Achillesferse" dein Ausharren, und dass du Böse nicht ertragen kannst; und du hast die geprüft, welche sich Apostel nennen, und sind es nicht, und hast sie als Lügner erfunden; 3 und du hast Ausharren und hast getgleich und Kompromiss mit den jeweils Mächtigen, bedacht. Hierauf spielen die Verse 15 und 16 an, wo der Herr die mangelnde Hingabe der Gemeinde an ihn anprangert. Der Irrtum Laodizea litt unter einer falschen Selbsteinschätzung (V. 17). Das, was die Gemeinde über sich selbst dachte, korrespondierte nicht mit der Einschätzung des Herrn. Sie verwechselte ihren Handelsreichtum mit ihrem Reichtum an Gottes Segen. Ganz im Gegensatz zu Smyrna, welches vom Herrn den Zuspruch bekam, dass es, trotz äußerlicher Armut, innerlich reich an Gott war (Offb. 2:9). Es scheinen dies, kirchengeschichtlich, fast immer zwei gegenläufige, unvereinbare Tendenzen zu sein. Der Rat Der Rat des Herrn ist nun einfach: Er rät Laodizea zur Umkehrt zu ihm (V. 18-19). Er stellt sich als Kaufmann dar, bei dem die Gläubigen Augensalbe der Erkenntnis (Augensalbe), Bedeckung durch göttliche Gerechtigkeit (Kleider) und Reichtum an Gottes Wesen (Gold) erwerben könnten. Der Hinweis auf das Feuer (V. 18) legt den Verdacht nahe, dass die Laodizeer nicht bereit waren, für ihren Glauben zu leiden. Das Angebot Die Szenerie des Klopfenden in Vers 20 erinnert an das Werben Salomos um die fast eingeschlafene Sulamit in Hohelied 5:2-6. Der Herr sucht den einzelnen Gläubigen in Laodizea, nicht etwa die gesamte Gemeinde. Das Schockierende allerdings ist, dass der Herr nicht mehr in der Mitte der Gläubigen, sondern außerhalb derselben steht. Das Wort, das wir gerne den Außenstehenden sagen, gilt in Wahrheit wahrscheinlich uns selbst! Die Kirchengeschichte Die Bedeutung Laodizea deutet auf die Zeit der abfallenden und abgefallenen Kirche am Ende der Gnadenzeit hin. Zeitlich ist damit ungefähr die Epoche von 1900 bis zur Wiederkunft des Herrn gemeint. Eigentlich ist es eher die Geschichte der christlichen Bekenner und nicht so sehr die der bekennenden Christenheit. Der Herr allein weiß, welcher Mensch in die eine oder andere Kategorie gehört. Lauheit Ein Merkmal der abfallenden Kirche ist, dass sie unentschieden ist. Sie sagt "Ja" zu gewissen Teilen des Evangeliums und "Nein" zu anderen. Jesus ist für ihre Bedürfnisse da, aber sie nicht für Seine. Sie duldet gleichzeitig humanistische Psychologie, als auch göttliche Heiligkeitsansprüche. Sie ist für alles offen, tolerant und politisch korrekt. Sie zeigt kaum noch Abwehrreaktionen gegen einen fremden Geist. Reichtum Nie war die Kirche Jesu so reich an materiellen Gütern wie heute. Gleichzeitig war sie niemals so arm an wirklicher Spiritualität. Nie hatten mitteleuropäische Christen so leichten Zugriff auf theologische Informationen und nie wussten sie gleichzeitig so wenig über Gott. Die meisten Christen sind überarbeitet und müde. Sie wissen nichts von dem Gebetsglanz, der auf den Gesichtern ihrer Großväter lag. Ikabod - die Herrlichkeit Gottes, ist gewichen (1. Sam. 4:21)! Gottlosigkeit Laodizea hat den Christus aus dem christlichen Leben verbannt. Die Kirche der letzten Tage ist eine hohle Nuss ohne wirklichen Kern. Zuerst hatte die Theologie der Aufklärung die Messianität Jesus wegerklärt. Dann hat der Pluralismus des 20. Jahrhunderts den Absolutheitsanspruch des Erlösers auf "Null" nivelliert. Dann haben die Evangelikalen selbst, den Christus totgeschwiegen. Was bleibt, ist eine Christenheit ohne Christus. Feierlaune Laodizea befindet sich in Feierlaune. Da werden Jesus-Partys veranstaltet. Ein Musik-Event jagt das andere. Im "Luther-Jahr" wurde ein "Luther-Musical" im ZDF übertragen. Wo kein Lobpreis, da kein Gott, sagt Laodizea. "Tue den Lärm deiner Lieder von mir hinweg, und das Spiel deiner Harfen mag ich nicht hören (Am. 5:23)", hört man den Propheten antworten. Die Leiter der Gemeinden müssen "gut drauf" sein - und werfen dafür sogar Psychopharmaka ein. Immer nur lächeln und immer vergnügt ... Charismatik Hier müssen wir nun auch ein Wort über die schwärmerischen Einflüsse verlieren. In drei Wellen rollte die charismatische Bewegung über die Christenheit des 20. Jahrhunderts hinweg. Sie hat bestehende Gemeinden aufgelöst und einen fremden, schwärmerischen Geist auf die Altäre Gottes gebracht. Und sie hat die Pforten der Hölle in die christliche Gemeinde geöffnet, in dem sie mit Zeichen und Wundern auf den Antichristen vorbereitet. Ökumene Die charismatische Bewegung ist der "Mörtel" zwischen den "Steinen der Ökumene". Die Welteinheitskirche wird in der Hure Babylon enden (Offb. 18). Ein fast unwiderstehlicher Sog geht von diesem Strudel aus. "Annäherung", "Dialog" und "Zusammenarbeit" sind die Schlagworte, die jedem treuen Gemeindeleiter den Schlaf rauben, wenn er seine Schafe vor dem Wolf des Einheitsgeistes bewahren möchte. Dass die "Mutter aller Kirchen" dabei unbemerkt ihre Tentakel nach den Kindern Gottes streckt, bleibt den meisten unbewusst. Die Bedeutung für die heutige Zeit Erkennen wir unsere besondere Stellung Das Sendschreiben an Laodizea zeigt uns unsere besondere Stellung in der Kirchengeschichte. Wahrscheinlich wird diese (unrühmlich) mit uns enden. Es ist nicht die Zeit großer Erweckungen, sondern vielmehr die eines christlichen "Häuserkampfes". Es geht darum, im Angesicht der vorgenannten Phänomene, Zentimeter von geistlichem Boden zu verteidigen und zurückzugewinnen. Sei ganz SEIN! Hierzu braucht es vor allem Entschiedenheit. "Sei ganz SEIN - oder lass es ganz sein!", pflegten unsere Glaubensväter zu sagen. "Denn die mich ehren, werde ich ehren, und die mich verachten, werden geringgeachtet werden" (1. Sam 2:30), lässt Gott den abgefallen Hohepriester Eli wissen und somit auch uns. Wir dürfen uns im Glauben keinen "lauen Lenz" machen - um Gottes und der Menschen willen! Kaufen wir bei Gott ein! Wir müssen unsere Armut erkennen. Dies ist leichter gesagt, als getan. Gebe Gott uns Licht hierüber! Christen, die die Schrift nicht mehr kennen, die das Beten verlernt haben und das Auswendiglernen dazu, sind eine "nette", aber nicht schlagkräftige Truppe. Mehr denn je haben wir eifrige Buße nötig (Offb. 3:19), damit auch von uns wieder "Ströme des lebendigen Wassers ausgehen" (Joh. 7:37-38). Beziehen wir den Herrn mit ein! Lassen wir den Herrn wieder neu in unser Leben. Sowohl individuell als auch kollektiv! Er steht vor der Tür und klopft an. In manchen Bereichen lassen wir ihn aber lieber außen vor. Unsere Sexualität, unser Geld, unser Beruf, etc.. Manche Gemeinden sind so überorganisiert, dass der Herr keinen "Fuß mehr in die Tür bekommt". Mancherorts spielt die Musik so laut, dass man das Klopfen gar nicht mehr hört. Oder aber wir sind ganz einfach so bequem wie Sulamit geworden, die abends nicht mehr von dem Sofa runter wollte (Hohelied 5:3). Zeigen wir Leidensbereitschaft! Zeigen wir Leidensbereitschaft. Nein, bewaffnen wir uns mit ihr (1. Petr. 4:1)! Ähnlich wie Churchill damals, verspricht uns der Herr heute nicht viel anderes, als "Blut, Schweiß und Tränen" in dem Krieg, den er uns zumutet. "Leide Trübsal", befiehlt Paulus dem Timotheus (2. Tim 1:8). Mit "Party für Jesus" gewinnt man höchstens Mitläufer, nicht aber Gleichgesinnte. Wer fruchtbar sein will, muss leiden. Sondern wir uns ab! Sondern wir uns ab! Ich mag diese Worte nicht. Dennoch tun sie not. Der Sog der Ökumene zieht in sie selbst hinein. Der Herr aber wartet außerhalb des Lagers (Heb. 13:13). Man wird zum Komplizen des Bösen, wenn man mit ihm paktiert. "Ich will in keinem Haufen raufen, lass mich mit keinem Verein ein!" (R. Mey). Alle diese Wege führen tatsächlich nach Rom. "Der Herr (aber) kennt, die sein sind; und: Jeder, der den Namen des Herrn nennt, stehe ab von der Ungerechtigkeit!" (2.Tim 2:19) Bleiben wir nüchtern Bleiben wir nüchtern! Zeichen und Wunder gehören in die Zeit der Apostel. Die Fähigkeit, eine andere Sprache zu reden, erwirbt man an Schulen und Universitäten und nicht bei der "zweiten Erfahrung". Die "Märsche für Jesus" mögen kleinere Gewerkschaftsverbände beindrucken, nicht aber die Geisteswelt. Und wer mag den Schutt kleinerer Gemeinden zusammenkehren, die durch charismatische Machenschaften kaputt gegangen sind. Die Trunkenheit im Geist richtet mehr Schaden an, als die am Steuer. Exkurs: Der Abfall 3 Lasst euch von niemand auf irgend eine Weise verführen, denn dieser Tag kommt nicht, es sei denn, dass zuerst der Abfall komme und geoffenbart worden sei der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens, 4 welcher widersteht und sich selbst erhöht über alles, was Gott heißt oder ein Gegenstand der Verehrung ist, so dass er sich in den Tempel Gottes setzt und sich selbst darstellt, dass er Gott sei. 5 Erinnert ihr euch nicht, dass ich dies zu euch sagte, als ich noch bei euch war? 6 Und jetzt wisset ihr, was zurückhält, dass er zu seiner Zeit geoffenbart werde. 7 Denn schon ist das Geheimnis der Gesetzlosigkeit wirksam; nur ist jetzt der, welcher zurückhält, bis er aus dem Wege ist, 8 und dann wird der Gesetzlose geoffenbart werden, den der Herr Jesus verzehren wird durch den Hauch seines Mundes und vernichten durch die Erscheinung seiner Ankunft, 2. Thess. 2:3-8 Die Tatsache des Abfalls Nach der Entrückung kommt der Abfall Nach der Entrückung durch die Gemeinde und dem damit verbundenen Abgang des Heiligen Geistes von dieser Erde wird es zu einem Phänomen kommen, das die Schrift "den Abfall" nennt. Die große Menge der bekennenden Namenschristen, wird dem Christentum den Rücken zuwenden und sich dem Antichristen zuwenden. Paulus spricht von diesen Vorgängen in 2. Thess. 2:3. Der Abfall betrifft die Bekenner Der Abfall ist also nicht der Abfall der wiedergeborenen, sondern der der bekennenden Christenheit. Gleich Blättern, die sich im Wind des Herbstes von erstorbenen Bäumen lösen, so fallen diese Menschen vom Glauben ab. Die Heiligen Gottes sind dann bereits im Himmel, sie sind mit dem Geist Gottes dorthin zurückgegangen, woher sie eigentlich stammen. Die Form der Gottseligkeit Der nachfolgende Abfall hingegen wird von denen vollzogen, die niemals den Geist besaßen, sondern nur eine gewisse Form der Gottseligkeit hatten (2. Tim. 3:5). Je schwächer der Glaube an sich ist, desto stärker werden die Formen, die ihn verkörpern betont. Wo Weihrauch, Orgeln, Kindstaufen und Firmung im Mittelpunkt des Interesses stehen, hat der Gottesdienst im Geist (Röm. 1:9) augenscheinlich an Bedeutung verloren. Okkulte Verfinsterung Wenn die konservierende Kraft des Heiligen Geistes, der durch die Heiligen Gottes wirkte, in der Gesellschaft fehlen wird (2. Thess. 2:7), wird es zu einer rapiden okkulten Verfinsterung unserer Gesellschaften, vor allem im westlichen, christlichen Abendland kommen. "Glaube, dem die Tür versagt, kommt als Aberglaube durchs Fenster. Wenn die Gottheit ihr verjagt, kommen die Gespenster." (Emanuel Geibel) Die Prodromi des Abfalls Auch wenn der Abfall uns selbst nicht mehr betreffen wird, so ist er dennoch lehrreich für uns. Er gleicht einer schweren Wintergrippe, die wir nicht erleiden, deren Prodromi wir allerdings vor unseren Augen entstehen sehen. Wir erleben nicht das gesamte finstere Spektakel, wohl aber die Zubereitung der Bühne für dasselbe in der Umgestaltung unserer Gesellschaft. Das Geheimnis der Gesetzlosigkeit Kindlein, es ist die letzte Stunde, und wie ihr gehört habt, dass der Antichrist kommt, so sind auch jetzt viele Antichristen geworden; daher wissen wir, dass es die letzte Stunde ist. (1.Joh 2:18). Denn schon ist das Geheimnis der Gesetzlosigkeit wirksam; nur ist jetzt der, welcher zurückhält, bis er aus dem Wege ist, (nämlich der Heilige Geist) (2.Thes 2:7). In Gesellschaft und Kirche "gärt" derzeit der "Sauerteig" der sündigen Denk- und Handlungsweisen. Abfall im Alten Testament Paulus wusste vom Abfall, weil dieser bereits im AT beschrieben wurde. Was in Israel, vor allem, unter der Herrschaft der Könige geschah, diente ihm als Modell der Einschätzung dessen, was hernach kommen sollte. Der Mikrokosmos der Heiligen Schrift gleicht dem Makrokosmos, in dem wir leben. Anhand des Studiums von Jesaja 1-3 wollen wir versuchen zu verstehen, welchen besonderen Herausforderungen die Gemeinde vor dem Abfall ausgesetzt sein wird. Kennzeichen des (fortschreitenden) Abfalls 1. Merkmal: Das Verlassen Gottes In den ersten 3 Kapiteln nennt der Prophet Jesaja sieben Kennzeichen des Abfalls. Das erste findet sich in Jes. 1:2. Israel hat seinen Gott verlassen. Ähnlich will das christianisierte Abendland eigentlich nichts mehr mit dem Christus zu tun haben. Die Kruzifix-Frage in Bayern wird zur Kultur- und nicht etwa zur Glaubensfrage gemacht. Deutschland gleicht einem erloschenen Vulkan, aus dessen Kratern es noch ein wenig dampft. 2. Merkmal: Die Dominanz fremder Kulturen In Jes. 1:7 dann finden wir ein zweites Merkmal für den Abfall von Gott. Fremde eigneten sich den Reichtum Israels an. Heutzutage geschieht diese Übernahme friedlich. Unsere Fußballvereine gehören russischen und arabischen Oligarchen und ganze Straßenzüge in Deutschland den Türken. Gott erlaubt den Deutschen nicht mehr, den Reichtum den sie erwirtschaftet haben, zu genießen. Zeichen des offenbaren Gerichtes Gottes. 3. Merkmal: Soziale Ungerechtigkeit Ein drittes Kennzeichen des Abfalls von Gott ist die zunehmende soziale Ungerechtigkeit. Jes. 1:15-16 spricht davon. Während wir, wie gehabt, Ostern und Weihnachten feiern, sind 80 Prozent unseres Kapitals in den Händen von 10 Prozent der Bevölkerung und der Kindermord von Bethlehem wird hinter den Türen der Kreissäle unserer Abtreibungskliniken vollzogen. 4. Merkmal: Korruption in den Führungsspitzen Ein viertes Kennzeichen ist die offensichtliche Korruption welche in Jes. 1:23 beschrieben wird. Bei Siemens, MAN und Daimler fließen die Bestechungsgelder genauso wie auf internationalen Fußballplätzen, wovon die Herren Zumwinkel, von Pierer, Beckenbauer und Blatter allerdings nichts gewusst haben wollten. Man hat sie für diese "Ehrlichkeit" mit hohen Abfindungssummen belohnt! 5. Merkmal: Das Interesse an fremden Religionen Ein fünftes Merkmal des Abfalls wird in Jes. 2:6 aufgedeckt. Fernöstliche Religionspraktiken haben den Platz des christlichen Gottesdienstes eingenommen. Kein Psychologe, der nicht Yoga macht, kein Restaurant ohne Feng-Shui-Ideen, unsere Akademiker meditieren in der Mittagspause nach ZEN-Regeln und Jürgen Klinsmann legt Wert auf seinen Buddha im Büro. 6. Merkmal: Der Rückzug der Alten Bewährte Politiker vollziehen den stillen Rückzug aus der Öffentlichkeit. Es scheint, als ob die "Ratten das sinkende Schiff verlassen". Polit-Profis wie der verstorbene Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt hingegen werden wie lebende Orakel verehrt. Jes. 3:1-3 beschreibt dieses Phänomen als sechstes Kennzeichen fortschreitenden Abfalls. Mit dem Wegbrechen der Alten verliert die Welt aber auch an Weisheit und Milde. 7. Merkmal: Das Vorpreschen der Jungen Daraus resultiert das siebte Phänomen des Abfalls welches in Jes. 3:4 beschrieben wird. Immer mehr junge Menschen übernehmen zunehmend die Macht in der Politik. Nie hatten Kabinette in Italien und Deutschland ein geringeres Durchschnittsalter als heute. Österreich wird, beispielsweise, von einem Kanzler namens Sebastian Kurz regiert, der im Jahre 1986 (!) geboren wurde. Herausforderungen der Gemeinde vor dem Abfall Die konservierende Kraft der kleinen Gemeinden Und dann gibt es da noch den Überrest von dem Jesaja in 1:9 spricht. Dieser verhinderte Schlimmeres in Israel. Wenn es diese kleinen Gemeinden von Betern, die man gerne und fälschlicherweise als "Sekten" oder "Gruppierungen" bezeichnet, nicht wären, dann würde der Untergang unserer Gesellschaft wahrscheinlich sehr viel schneller voranschreiten, als wir es derzeit erleben. Das Fehlen der reifen Geschwister Aber auch dieser "fromme Überrest" hat so seine Probleme. Das vorher beschriebene "Fehlen der Alten" wird nirgendwo deutlicher als in den Gemeinden. Vor 30 Jahren haben mir Männer mit schlohweißem Haar und dem Glanz der Herrlichkeit in den Augen Rat gegeben. Heute würde man alles tun (Jes. 4:1), um die alte Herrlichkeit des Hauses so noch einmal zu sehen. Verantwortungsübernahme jüngerer Geschwister Das bedingt, ähnlich wie in der Politik, die (zu) frühe Verantwortungsübernahme der Junggläubigen in der Versammlung. Brüder, die noch nicht einmal 40 Jahre Lebenserfahrung haben, sind gezwungen diejenige Arbeit zu tun, die Jahrhunderte lang eigentlich den älteren vorbehalten war. Es scheint so, als ob die Kinder Gottes in der Endzeit schneller reifen, als zu früheren Zeiten. Die Verflachung der Theologie Dieser Umstand führt zu einer weitest gehenden Verflachung des geistlichen Niveaus in den Gemeinden. Eine Art "theologischer Trippelschritt" (Jes. 1:16) macht sich in den neuentstehenden Gemeinden breit. Ein Evangelium "light" wird kreiert, was den Menschen und seine Bedürfnisse und nicht Gott uns seine Ehre in den Mittelpunkt stellt. Weibliche Dominanz in den Gemeinden Besonders besorgniserregend scheint mir die zunehmend weibliche Dominanz in den Gemeinden zu sein. Frauen werden immer mehr zu Lehrerinnen, indem sie Seminare halten, Bücher schreiben oder sogar Leitungsfunktionen oder Predigtdienste übernehmen. Frauen herrschen zunehmend über das Volk Gottes (Jes. 3:12) und alle finden das normal. Die Feuerprobe in den Marginalbereichen Ihre Feuerproben werden diese Gemeinden in den Marginalbereichen ihres Daseins erleben. Möglicherweise werden wir uns über Erziehungsfragen untereinander entzweien. Wenn nicht, dann werden wir wegen unserer Haltung in der Sexualethik von Presse und Staat in die Enge getrieben werden. Wenn wir dem standhalten können, dann bleibt uns die Auseinandersetzung mit dem Okkultismus in allen seinen Erscheinungsformen. Kleine Aufgabe in letzten Zeiten Unsere apostolischen Großväter fällten die Bäume, in dem sie um die reine Lehre über die Gottheit und die Inspiration der Schrift rangen. Unsere Glaubensväter des Mittelalters schnitten die Äste der Rechtfertigung und Heiligung von den Bäumen. Und unsere Aufgabe wird es wahrscheinlich sein, einige Blätter der Moralethik der christlichen Lehre zu rupfen. Diese, vergleichsweise, kleine Arbeit gewissenhaft zu erledigen - das ist unsere Aufgabe in den letzten Zeiten vor dem Abfall. Index Datum: Bozen, 2019 Rechte: Mit freundlicher Genehmigung zum persönlichen und gemeindlichen Gebrauch Kontakt: Carsten Görsch, carluergo@gmail.com Bibelzitate: Elberfelder Übersetzung, 1905, R. Brockhaus Verlag, Wuppertal Carsten Görsch Die sieben Sendschreiben Seite 46