Charles Haddon Spurgeon

Guter Rat für allerlei Leute

Reden hinterm Pflug

 

Dinge, die es nicht wert sind, versucht zu werden

 

Ein altes, weises Sprichwort lautet: „Gib nicht alles aus, was du hast; glaube nicht alles, was du hörst; sage nicht alles, was du weißt, und tue nicht alles, was du kannst.“

Es gibt so viel Arbeit, dass es schade ist, wenn wir unsere Kraft unnütz vergeuden. Es ist reiner Zeitverlust, Milch von einem Türpfosten oder Blut von einer Rübe oder Verstand von einem Narren zu erwarten. Bitte einen Geizigen nicht eher um Geld, als bis du einen Kieselstein weich gekocht hast. Verklage keinen Schuldner, der nicht einen Pfennig Vermögen hat; du wirst nur gutes Geld dem schlechten nachwerfen, du wirst also dein Frettchen los werden, ohne das Kaninchen zu bekommen. Biete keinem Blinden einen Spiegel an; wenn ein Mensch so stolz ist, dass er seine Fehler nicht sehen will, so wird er dich nur dafür beschimpfen, dass du ihn darauf aufmerksam gemacht hast. Es nützt nichts, einem Maulwurf eine Laterne vorzuhalten, oder mit einem Menschen vom Himmel zu sprechen, der nach nichts fragt als nach schmutzigem Gewinn. Alles hat seine Zeit. Es ist töricht betrunkenen Menschen etwas vorzupredigen, das heißt, die Perlen vor die Säue werfen; lass sie erst nüchtern werden, und dann rede nüchterne Worte mit ihnen. Wenn du ihnen eine Vorlesung hältst, so lange sie betrunken sind, so handelst du so, als ob du selber betrunken wärest.

Setze keine Katze auf einen Kutscherbock oder Menschen an Stellen, zu denen sie nicht tauglich sind. Man kann aus Pflaumen keine Äpfel machen; kleine Gemüter werden immer klein bleiben, auch wenn sie Küster oder Kirchenvorsteher geworden sind. An vielen Predigern ist ein guter Schneider verloren gegangen, oder es sind vortreffliche Schuster, die ihren Beruf verfehlt haben. Wenn Gott eine Kreatur zum Fliegen bestimmt, so gibt er ihr Flügel, und wenn er Menschen zu Predigern bestimmt, so schenkt er ihnen Gaben dazu. Es ist schlimm, einen Menschen in den Krieg hinauszustoßen, der nicht kämpfen kann. Es ist besser, einem Menschen vom Klettern abzubringen, als ihm dazu behilflich zu sein, dass er sich den Hals bricht. Seidentäschchen werden nicht aus Schweineohren gemacht; Schweine lernen nie gut auf der Flöte spielen, man kann sie lehren, so lange man will.

Häuser aus Sägespänen zu bauen, ist eine sehr vernünftige Idee im Vergleich zu dem, was sich einige meiner Londoner Freunde in den Kopf gesetzt haben: Sie wollen durch Spekulieren an der Börse reich werden – sie könnten ebenso gut den Wind in einem Netz fangen oder Wasser in einem Sieb tragen. Seifenblasen sind ein hübscher Spaß für Kinder, aber Gesellschaftsblasen sind gefährliche Werkzeuge, mit denen niemand spielen sollte. Wenn ich ein Bein los werden wollte, so würde ich es mir nicht gerade von einem Haifisch abbeißen lassen. Gib dein Geld lieber an Narren, als es dir von Betrügern abschwatzen zu lassen.

Es ist niemals der Mühe wert, unnütze Dinge zu tun. Beschmiere nie eine Sau mit Fett und lobe nie einen stolzen Menschen. Mache keine Kleider für Fische und keine Decken für Altäre. Male nicht die Lilien an und verziere nicht das Evangelium. Verbinde niemandem den Kopf, ehe er verletzt ist, und tröste kein Gewissen, das kein Sündenbekenntnis ablegt. Halte nie ein Licht hoch, damit man die Sonne sehen kann, und versuche nicht, etwas zu beweisen, was niemand bezweifelt. Ich rate niemandem etwas zu versuchen, was mehr kostet, als es wert ist. Man mag einen Misthaufen mit Lavendelwasser parfümieren, und ein gottloser Mensch mag sich durch einen äußeren Schein von Religiosität für fromm ausgeben, auf die Länge wird sich das aber als ein schlechtes Geschäft erweisen.

Schon lange hat mich die Erfahrung gelehrt, mit niemand über Geschmacksfragen oder bloße Grillen zu disputieren. Man könnte ebenso gut über die Gestalten, die man im Feuer zu sehen meint streiten. Es ist nutzlos, die Luft zu pflügen oder jemand gegen seinen Willen von Dingen, die unwichtig sind, überzeugen zu wollen. Es ist nutzlos, einen Streit damit zu beenden, dass man in Zorn gerät; das ist etwa ebenso, als wenn man Feuer dadurch auslöschen wollte, dass man Öl darauf gießt, oder wenn man die Kohlen mit dem Blasebalg bläst, um sie auszulöschen. Einige Leute streiten sich gern – ich beneide sie nicht um ihren Geschmack. Ich würde lieber zwei Meilen zu Fuß gehen, um einem Streit aus dem Wege zu gehen, als eine Viertelmeile, um in einen hineinzugeraten. Man hat mir oft gesagt, dass man den Stier bei den Hörnern packen müsse. Doch denke ich, dass dies kein nützliches Vergnügen ist, daher überlasse ich es denen, die Stöße mit dem Horn wie Trophäen sammeln. Salomo sagt: „Lass ab vom Streit, ehe er losbricht!“ (Sprüche 17,14). Wenn du einen wütenden Hund siehst, so lass dich nicht mit ihm ein, wenn du deiner Sache nicht ganz gewiss bist; geh ihm lieber aus dem Weg, und wenn dich irgend jemand deswegen einen Feigling nennt, so brauchst du ihn nicht dafür einen Narren zu nennen – dass weiß ja doch jeder. Sich in Streitigkeiten einmischen – dabei kommt niemals etwas heraus. Lass die Nester der Hornisse zufrieden und reiße nicht alte Häuser über deinem eigenen Kopf ab. Leute, die sich in alles einmischen, lassen sich sicherlich auch etwas zuschulden kommen. Wer die Schweine anderer Leute wäscht, wird bald selber gewaschen werden müssen. Der Gipfel der Torheit ist es, zwischen Mann und Frau eingreifen zu wollen, denn sie werden sicherlich gleich aufhören mit ihrem Streit und ihre vereinte Kraft gegen dich wenden – und es wird dir dann recht geschehen. Denn wenn du die Suppe auslöffelst, die sich andere Leute eingebrockt haben, und sie verbrennt dir den Mund, wer ist dann zu tadeln, als du selbst?