Die germanische Blut-, Boden- und Rassenreligion

 

 

Diese Überschrift lässt uns vielleicht fragen, was denn die germanische Blut- und Bodenreligion mit dem modernen Leben zu tun hat. Ist die Zeit unserer germanischen Vorfahren nicht vorbei und vergessen? Wenn wir in unser Volk und Land hineinschauen, müssen wir leider feststellen, dass dem nicht so ist. Die germanische Religion gliedert sich in verschiedene Gemeinschaften, die nach dem zweiten Weltkrieg neu entstanden sind, aber ihre Wurzeln im Nationalismus der Wende vom 19. auf das 20. Jahrhundert haben. Heute wird diese Bewegung als extreme Rechte leider als nur politisch verkannt. Ihre Kraft für ihre politischen Aktivitäten und Terroranschläge wie z. B. die gegen Asylantenheime in jüngerer Zeit schöpft sie jedoch in ihrem religiösen germanisch-heidnischen Hintergrund. Damit wird sie aber, sollte ihr Einfluss und ihre Mitgliederzahl weiterhin ansteigen, zu einer ernsthaften Gefahr für unseren demokratischen Staat und noch mehr eine Bedrohung für die christlichen Gemeinden.

Wie es zu dieser Bewegung kam und was ihre Glaubensinhalte sind, wollen wir im Folgenden kurz betrachten. Wir danken dem Sektenbeauftragten der Evangelischen Kirche in Deutschland, Pfarrer Friedrich-Wilhelm Haack, für sein Buch: Wotans Wiederkehr, dem wir unsere Informationen entnehmen.

 

Wo ist der Ursprung der Blut-, Boden- und Rassenreligion?

 

Das 19. Jahrhundert war eine Zeit des Abfalls von der christlichen Lehre. Unter dem Einfluss nicht- oder antichristlicher Denker wie Friedrich Strauß (1808-1874), Ludwig Feuerbach (1804-1872), Arthur Schopenhauer (1788-1860), Friedrich Nietzsche (1844-1900), Karl Marx (1818-1883) u. a. wurden große Massen der Bevölkerung Deutschlands dem Christentum innerlich entfremdet. Hinzu kam, dass Deutschland bis 1803 in eine Fülle von Kleinstaaten zersplittert war (über 300). Der Reichsdeputationsschluss von 1803 verringerte die Zahl der Staatswesen auf deutschem Boden auf 38. Wie in den umliegenden europäischen Staaten erhob auch in Deutschland der Nationalismus sein Haupt.

Das entstandene geistliche Vakuum musste durch etwas gefüllt werden, und der gärende Nationalismus verlangte nach politischer Einheit. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verfasste der französische Botschafter Josef Arthur Graf von Gobineau, der sein Land in Deutschland, Brasilien und Persien vertrat, sein Werk Versuch über die Ungleichheit der menschlichen Rassen. Darin behauptet er, die menschlichen Rassen seien voneinander verschieden und im Wert ungleich. An ersten Stelle stehe die weltordnende germanische Rasse. „Weder Klima noch äußere Umstände noch sittliche oder soziale Entwicklungen beeinflussen die Menschenrassen. Ausschließlich Rassevermischung wirkt degenerierend. Degeneration entsteht allein durch die Vermischung der Rassen, insbesondere der Hauptrassen mit niederen Rassen. Nur durch solche Vermischung wurde die Geschichte der Rassen beeinflusst, oder eine Rasse zu Fall gebracht“ (Friedrich-Wilhelm Haack, Wotans Wiederkehr. München: Claudius-Verlag, 1981, S.21). Laut Gobineau ist die Weltgeschichte eine Abfolge herrschender und gestürzter Rassen.

Die Gedanken Gobineaus fielen in Deutschland auf fruchtbaren Boden. Es entstand die arische Deutschtum-Lehre. Ihr zufolge sind die germanischen Völker die edle Rasse und besonders die Juden und Schwarzen minderwertige Rassen. Die Rückbesinnung auf alte germanische Ideale solle zur Veredelung des Volkes dienen. Vater dieses Neugermanentums wurde Guido List. Auch der Komponist Richard Wagner (1813-1883) war ein entschiedener Vertreter der Blut-, Boden- und Rassenreligion. Er forderte sogar die „Emanzipation der germanischen Edelrasse von fremden parasitischen Eindringlingen“ (ib., S.24). Unter diesen Parasiten verstand er besonders die Juden, die zu der Zeit noch in großer Zahl in Deutschland ansässig waren und in denen er eine ernsthafte Bedrohung für das deutsche Volk sah. Was zunächst wie ein kleines Rinnsal anfing, begann seit der Wende zum 20. Jahrhundert ein breiter Strom zu werden.

Wie wenig fundiert die Lehre von der Ungleichheit der menschlichen Rassen ist, zeigt schon ein kurzer Blick in die Bibel. Wir lesen in Apostelgeschichte 17, 26: „Er (Gott) hat gemacht, dass von einem Blut aller Menschen Geschlechter auf dem ganzen Erdboden wohnen und hat Ziel gesetzt und vorgesehen, wie lange und wie weit sie wohnen sollen.“ Wie sollen aber die verschiedenen Rassen in ihrem Wert unterschiedlich sein, wenn sie doch alle aus einem einzigen Blut, aus Adam und Eva, hervorgegangen sind? Dass sie in den Augen Gottes alle gleichwertig sind, zeigt auch die Tatsache, dass Gott alle Menschen unterschiedslos gleich behandelt und gleich lieb hat, „denn es ist kein Ansehen der Person vor Gott“ (Römer 2, 11), oder um es mit dem Wortlaut der „Guten Nachricht“ zu sagen: „Gott macht keine Unterschiede!“ (vgl. auch Apostelgeschichte 10, 34; Kolosser 3, 25; 1. Petrus 1, 17). Jakobus ermahnt: „Meine Brüder! Ihr setzt euer Vertrauen auf Jesus Christus, unseren Herrn, der Gottes Herrlichkeit teilt. Damit verträgt es sich nicht, dass ihr Unterschiede macht unter denen, die alle in gleicher Weise dieses Vertrauen haben“ (Jakobus 2, 1 Gute Nachricht).

Wir halten noch einmal fest: Ursprung der Blut- und Rassenreligion sind das geistliche Vakuum und der sich erhebende Nationalismus des 19. Jahrhunderts.

 

Wie entwickelte sich die Blut-, Boden- und Rassenreligion bis 1945?

 

Die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts führten zu einer ganzen Reihe von Gründungen germanisch-deutscher Orden, Bünde und Gemeinschaften, deren wichtigste wir hier kurz erwähnen wollen.

 

Die Germanische Glaubensgemeinschaft

 

Diese Gemeinschaft wurde im Jahre 1913 von dem Maler Ludwig Fahrenkrog (1867-1952) gegründet. Noch 1893 gewann Fahrenkrog den großen Staatspreis für sein Gemälde Kreuzigung Christi. Von da an nahm seine Entwicklung eine andere Richtung. Ostern 1907 forderte er bereits die Gründung einer Glaubensgemeinschaft auf germanisch-religiöser Grundlage. Nach der Gründung der Glaubensgemeinschaft stieg die Mitglieder- und Interessentenzahl langsam an, so dass im November 1923 die erste Ausgabe der Zeitschrift Germanischer Gemeindebote erschien. Schon in dieser ersten Ausgabe wurde das Führerprinzip betont: „Der Führer muss wissen, dass eine entschlossene und opferbereite Schar hinter ihm steht; die Gläubigen müssen fest auf ihren Führer vertrauen können und nicht nur dann, wenn er vorm Opferstein steht. Nur so kann sich der Spruch bewahrheiten...: ‚Mit dem Hammer in der Rechten will ich den deutschen Sieg erfechten’“ (ib., S.34).

Angesichts dieser tief im heidnischen Glauben verwurzelten Hingabe nimmt es nicht wunder, dass die deutschen Truppen während des zweiten Weltkrieges so hingegeben für die deutsche Sache und den Führer kämpften. Die Germanische Glaubensgemeinschaft bildete später zusammen mit der Nordischen Glaubensgemeinschaft und anderen Nordungen eine nordische und religiöse Arbeitsgemeinschaft, die ihrerseits 1933 in die Deutsche Glaubensbewegung mündete. Diese zählte 1933 einhunderttausend Mitglieder. Mit der Machtübernahme Adolf Hitlers kam sie ganz unter staatliche Kontrolle. Wie viele Menschen ihr anhingen, lässt sich heute nur noch erahnen, aber nicht mehr genau feststellen. Nach dem zweiten Weltkrieg scheint die germanische Glaubensgemeinschaft zusammengebrochen zu sein bzw. in der Artgemeinschaft aufgegangen zu sein.

Die Ereignisse des zweiten Weltkrieges sollten uns eigentlich gelehrt haben, dass wir keinem menschlichen Führer mehr folgen. Aus der Heiligen Schrift wissen wir aber, dass die Menschen noch einmal einem Führer vom Kaliber Adolf Hitlers nachlaufen werden: dem Antichristen. Von ihm heißt es in Offenbarung 13, 7: „Ihm wurde Macht gegeben über alle Stämme und Völker und Sprachen und Nationen.“ Durch seinen Machtmissbrauch wird er die Menschen ins Verderben stürzen. Für Christen gilt dagegen, was Nikolaus Ludwig Graf von Zinsendorf gedichtet hat: „Jesu, geh voran, auf der Lebensbahn. Und wir wollen nicht verweilen, dir getreulich nachzueilen. Führ uns an der Hand, bis ins Vaterland.“ Jesus sagt: „Folgt  mir  nach!“ (Matthäus 4, 19).

 

Der Neutemplerorden - Ordi Novi Templi (ONT)

 

Der Neutemplerorden wurde von dem Zisterziensermönch Georg Lanz von Liebenfels gegründet. Im Jahre 1907 kaufte Lanz von Liebenfels für seinen Orden die an der Donau über Struben in Österreich gelegene Burg Werfenstein auf. Diese Burg wurde das Zentrum des Neutemplerordens. Als Leitsymbole wählte man u. a. das Hakenkreuz. Von der Zinne des Burgturms wehte bald die blaue, goldumrahmte, mit einem goldenen Hakenkreuz und vier Lilien in den Ecken versehene Ordensfahne. Seitdem die Hakenkreuzfahne zum ersten Mal über der Burg gehisst wurde, ist das Hakenkreuz als Symbol nie mehr unter den verschiedenen Orden und Gemeinschaften der Blut-, Boden- und Rassenreligion verschwunden.

Das Hakenkreuz ist aber keine Erfindung aus jener Zeit. Es ist ein okkultes Symbol, das man bereits auf Jahrtausendealten indischen Tempeln finden kann. Auch damit wird wieder deutlich, mit welcher Art von Religion wir es bei der germanischen Blut- und Bodenreligion zu tun haben: mit einer antichristlichen Bewegung!

Hauptfinanzier des Neutemplerordens wurde Lanz von Liebenfels’ Ordensgefährte, der Wiener Industrielle Johann Walthari Wölfel. Der Neutemplerorden gab eine regelmäßige Zeitschrift mit dem Namen Ostara heraus. Das Gedankengut dieser Zeitschrift hinterließ einen tiefen Eindruck. Man glaubt heute mit hoher Wahrscheinlichkeit zu wissen, dass Adolf Hitler Lanz von Liebenfels nicht nur persönlich gut kannte, sondern auch Ideen von ihm übernommen hat. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich dankte es ihm Hitler mit einem Schreibverbot. Lanz von Liebenfels ließ jedoch weitere Schriften in der Schweiz unter falschen Jahreszahlenangaben erscheinen. Die Hauptschuld des ONT wie auch der anderen germanisch-deutschen Orden und Gemeinschaften lag nicht in erster Linie darin, dass sie Hitler inspirierten, sondern darin, dass sie Wegbereiter eines Nichtwiderstandes gegen den zigfachen Rassenmord an Juden, Zigeunern und anderen wurden. „Sie haben die moralische Schwelle beseitigt, die in der abendländischen Welt gegenüber dem Mord an Schuldlosen bestand. Sie haben das Klima geschaffen, in dem man dem Mord am Anders- bzw. ‚Minder’-rassigen achselzuckend bis zustimmend zusehen bzw. ihn zur Kenntnis nehmen konnte“ (ib., S.40-42).

 

Die Armanen

 

Die Gründung der Armanen geht auf Guido List zurück. Das Gründungsjahr der Gemeinschaft muss vor 1909 gewesen sein, da Georg Lanz von Liebenfels 1909 in einem Mitgliederverzeichnis erscheint. List und Lanz von Liebenfels haben sich gut gekannt und gegenseitig beeinflusst. Auch gehörten viele Listfreunde wie ihr Meister dem Neutemplerorden an. Für viele neugermanisch Gläubige ist Guido List der verehrenswürdigste Vorkämpfer einer neugermanischen Erweckung. „Die Armanen sind nach List die Führer und Lenker der Germanen gewesen. Sie hätten ihr Geheimnis und geheimes Wissen nur in geheimer Initiation den Edelsten der Edlen übermittelt“ (ib., S.45). Für die Bedeutung und Entwicklung auf politischem Gebiet muss man die Armanen in Zusammenhang mit dem Neutemplerorden sehen.

Bis 1945 gab es eine unzählige Menge von Sekten, Orden und Gemeinschaften. Die neugermanische Szene der damaligen Zeit war gekennzeichnet von gegenseitigen Zusammenschlüssen, Absplitterungen, Verketzerungen und Versöhnungen und wieder neuen Zusammenschlüssen usw. Von vielen solcher Gruppierungen wüssten wir heute nichts, wären sie nicht irgend wann einmal in einem alten Lexikon erfasst worden. Es gab u. a. folgende Gruppen: Germanen und Oden, Hammerbund, Thule-Gesellschaft, Deutsche Gotteskirche, Deutschreligiöse Gemeinschaft, Nordische Glaubensbewegung, Germanenbund, Midgardbund, Kampfring Deutschen Glaubens, Nordisch-Arischer Blutsverband, Hermannssöhne, Eddavereinigung, Germanischer Rassebund, Völkischer Orden der Teutonen, Bund Deutscher Heiden, Tannenbergbund usw. usw.

 

Wie entwickelte sich die Blut-, Boden- und Rassenreligion von 1945 bis heute?

 

Die Auswirkung des Blut-, Boden- und Rasse-Okkultismus und des Hitler-Regimes 1945 war nichts anderes als Zerstörung, Trümmer, Hunger, Tod, Elend und unsägliches Leid. Man sollte meinen, dass das deutsche Volk nun endlich von diesem neuheidnischen Glauben geheilt ist, aber weit gefehlt! Es stimmt zwar, dass die meisten Orden und Sekten 1945 von der Bildfläche verschwunden sind, jedoch nicht deren Gedankengut. Dieses wirkte im Untergrund weiter. So kam es in den Nachkriegsjahren wieder zu Gründungen einiger der alten Orden (Germanische Glaubensgemeinschaft, ONT, Armanen) und zur Gründung einer Anzahl neuer Gemeinschaften. Diese schlossen sich 1961 zum „Arbeitsring Deutscher Gemeinschaften“ zusammen. Zu ihm gehören: Nordbund (Krefeld), Soziologischer Arbeitskreis für völkische Gemeinschaft (Buchholz), Artgemeinschaft Heide (Celle), Indogermanischer Schutzverband (Überlingen), Neugeistiger Kreis der Deutschen (Esslingen), Biologisch-Weltanschauliche Ganzheitsgemeinschaft (Köln), Freundeskreis Vergangenheit und Zukunft im gegenwärtigen Leben (Moischt bei Marburg), Deutsche Gesellschaft für Gesundheitspflege (Westerwanna), Deutsche Gobineau-Gesellschaft (Gembad bei Rastatt) und Gesellschaft der Schillerfreunde.

Mit diesen Neugründungen war aber der Markt der Weltanschauungen und Religionen noch nicht gesättigt. 1978 zählte man u. a. zusätzlich folgende Gruppierungen: Aktion junge Rechte, Antikomintern-Jugend, Blaue Adler Jugend, Deutsch-Völkische Jugend (Forderungen: Verbot der Rassenmischung, Austilgung des Zionismus, Wiederherstellung der Ehre Adolf Hitlers), Aktionsgemeinschaft Kampfbund Großdeutschland, Bund Hamburger Mädel, Jugendbund Adler, Wiking Jugend usw.

Die Statistik zeigt, dass die Zahl der Übertritte zur Blut-, Boden- und Rassenreligion keineswegs im Schwinden ist. Im Gegenteil! Sie ist eher im Steigen begriffen. Von der Gesellschaft wird die Bewegung größtenteils ignoriert. Man glaubt, es handele sich hierbei um ein paar rechtsextreme politische Spinner. Aber gerade darin liegt die Gefahr! Hat man nicht auch in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts die Ideen Adolf Hitlers weitgehend ignoriert? Fachleute sehen die Ursache seit Kriegsende im Versagen der Kirchen, in der unpersönlichen Atmosphäre und dem Stress unserer Gesellschaft und dadurch bedingt in der Frustration der Jugendlichen, und im Fehlen von Idealen und Vorbildern. Dadurch wird das weite Feld der Jugendlichen, die von keiner katholischen oder evangelischen Jugendorganisation erreicht wird, zum „Jagdgebiet“ deutsch-völkisch religiöser Gruppierungen. Hier ist eine ernste Anfrage an die wahre Gemeinde Jesu Christi zu richten, sich um diese orientierungslosen Jugendlichen zu kümmern und ihnen Hilfestellung zu bieten und sie zu Jesus zu führen!

 

Was lehrt die Blut-, Boden- und Rassenreligion?

 

Sprechen wir von einer Lehre dieser Religion, dann nicht im üblichen Sinn wie bei einer anderen Sekte. Diese Religion hat nämlich nichts, absolut nichts zu tun mit der biblischen Lehre von Gott, dem für unsere Sünden gestorbenen Retter Jesus Christus, der Verderbtheit des Menschen und vielen anderen biblischen Aussagen mehr. Sie hat keine gemeinsame Basis mit dem christlichen Glauben; sie ist weder eine Abspaltung noch eine Verfremdung des Christentums. Es handelt sich hierbei um eine Neuschöpfung einer Religion, die ihre Begründung im germanischen Götterglauben hat und eine Verbindung zum Christentum an manchen Stellen sucht. Es ist uns nicht möglich, eine klare Theologie dieser vielfachen Gruppierungen darzustellen. Uns soll es genügen, die wesentlichen gemeinsamen Punkte dieser Glaubensgemeinschaften kurz zu betrachten und einige Gruppierungen näher vorzustellen. Vier Hauptpunkte sind bei diesen Glaubensgemeinschaften zu beobachten: die Rassentheorie, der Blutmythos, das Sippendenken und der Ahnenkult.

 

Die Rassentheorie

 

Es wird behauptet, dass die germanische Rasse die wahre und höchste Rasse der Menschheit sei. Ihrer Meinung nach ist sie die Edelrasse, die von parasitischen Eindringlingen, d. h. von nichtgermanischen Rassen, emanzipiert werden müsse (vgl. Haack, op. cit., S.24), wie weiter oben bereits erwähnt. Alle anderen Vorstellungen, politischer, sozialer, kultureller und religiöser Art müssen sich dieser Rassentheorie unterordnen. In einem Flugblatt ist zu lesen: „Wer die Vermischung der in den Zeiten gewachsenen Rassen und Völker schürt, der ist wegen Rassendiskriminierung und Völkermord zu verurteilen, weil die Vermischung mit Bevölkerungen anders gearteter Erbanlagen die höher entwickelte arbioligische Leistungskraft herabmindert und die Kulturfähigkeit austilgt“ (ib., S.31). Rassentrennung muss deshalb nach harten Maßstäben durchgeführt werden, weil der Einzelne diese hohen Ziele durch seine Entscheidung zur Mischehe nicht zerstören darf.

 

Der Blutmythos

 

Das Blut besitzt für sie eine sehr große Bedeutung. „Persönlichkeit ist Blut“ (ib., S.28), wird behauptet. „Ich weiß Gott allein in der Kraft unseres Blutes“ (ib., S.28), heißt es in einem germanischen Glaubensbekenntnis. „Das Gewissen ist letzthin nichts anderes als die ‚Unbefangenheit unseres gesunden Blutes’. Und in diesem Sinne, d. h. im Sinne der Erhöhung des Natürlichen und Artgegebenen zur Richtkraft unseres Lebens, spricht in deutschem Glauben Gott aus unserem Blut“ (ib., S.29).

Wir entdecken, welche Bedeutung das Blut, das arische, reine Blut, für diese Religion besitzt. Es ist für sie das Kennzeichen der Zugehörigkeit zur Edelrasse, aber noch mehr: „Am Blut hängt alles, im Blut liegt alles, Gott, Gemeinschaft, Höherwertigkeit der Rasse“ (ib., S.29). Aus diesem Gunde muss dieses reine Blut unter allen Umständen erhalten werden.

Hier wird deutlich, dass das germanische Blut vergöttert und in den Rang einer Heilsvermittlung erhoben wird. Dass Gott in der Kraft des germanischen Blutes ist, davon weiß das Wort Gottes nichts. Im Gegenteil! In der Heiligen Schrift wird das Blut Jesu Christi gerühmt: „In ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden, nach dem Reichtum seiner Gnade“ (Epheser 1, 7) und: „Das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, macht uns rein von aller Sünde“ (1. Johannes 1, 7). Es ist immer das Wesen Satans, dass er eine biblische Sache mit einer anderen, der Biblischen Ähnlichen, auswechselt, um die Menschen zu verführen.

 

Das Sippendenken

 

Das Rassendenken und die Bedeutung des Blutes führen dazu, dass man die einzelnen, reinen Familien vereinen will. Die Familie erhält hier wieder ganz neu die Bedeutung, die sie früher besaß. Obwohl dieser Gedanke ein sehr positiver ist, muss doch vor einem solchen Denken gewarnt werden. Natürlich sind Einheit innerhalb der Familien und Zusammenhalt der Familien erstrebenswerte Ziele, aber die Motivation dafür darf nicht auf der Grundlage der Rassentheorie und des reinen Blutes durchgeführt werden, da hierin die Verachtung und Diskriminierung anderer Rassen liegt, die keinesfalls vom biologischen und soziologischen Standpunkt aus gesehen minderwertig sind!

Der Ahnenkult

 

Es ist bemerkenswert, dass im Zusammenhang mit dem Sippendenken der Ahnenkult in den verschiedenen Religionen zutage tritt. In der Blut-, Boden- und Rassenreligion wird er als eine Ahnenverehrung durchgeführt. Er wird auch als „Treue gegenüber den Vorfahren“ (ib., S.32) bezeichnet.

Verehrt man aber bei der Ahnenverehrung wirklich die verstorbenen Ahnen? Diese haben nach der Lehre der Heiligen Schrift keinen Einfluss mehr auf das Diesseits. Wen verehrt man aber dann? Von wem erwartet man Hilfe? Mit wem tritt man wirklich in Kontakt? Es ist Satan und seine Dämonen, die sich für die verstorbenen Ahnen ausgeben und in Wirklichkeit die Verehrung der Heiden entgegennehmen. Aus diesem Grund verbietet uns das Wort Gottes auch solche Praktiken. Es tut dies zu unserem eigenen Schutz: „Dass nicht jemand unter dir gefunden werde, der seinen Sohn oder seine Tochter durchs Feuer gehen lässt oder Wahrsagerei, Hellseherei, geheime Künste oder Zauberei treibt oder Bannungen oder Geisterbeschwörungen oder Zeichendeuterei vornimmt oder die Toten befragt“ (5. Mose 18, 10-11).

 

Übersicht über die Lehre einiger Glaubensgemeinschaften

 

In kurzen Zügen wollen wir uns nun mit einzelnen Glaubensgemeinschaften auseinandersetzen. Dabei sollen uns besonders einige Zitate aus ihren Schriften Einblick in ihre Theologie geben.

 

Die Lehre der germanischen Glaubensgemeinschaft

(Gründer: Ludwig Fahrenkrog, 1867-1952)

 

Wir zitieren aus ihrem Glaubensbekenntnis:

„(6) Religion ist uns das reine, weltbejahende, tat- und erkenntnisfrohe Verhältnis der Seele zum Geist des Alls und zu seinen Entscheidungs- und Offenbarungsformen.

(7) Unsere Erkenntnis und Erfahrung des Allgeistes als letzte Wahrheit und Wesenheit und als in und durch uns wirkende Kraft ist uns zugleich das Wissen um ein sittliches Gesetz in uns und der Grund unseres Vertrauens auf seine Führung und die Ursache unseres Glaubens an die hohe Bestimmung der Germanen.

(8) Aus solcher Erkenntnis erkeimt uns auch der Wille zum Guten, der Wille zur Reinheit, Wahrheit und Gerechtigkeit, zur Selbsterlösung und zur Selbsterfüllung, und so ersteht uns auch der Wille zur freien, sittlichen Tat bis zur Selbstaufopferung.

(10) Über das Grab hinaus schauen wir mit ganzem Vertrauen in die Unendlichkeit, daher wir gekommen sind. Unsere Aufgabe ist, dieses Dasein zu erfüllen - sie zu bestimmen ist das Recht und die Kraft des Geistes, der das All durchdringt und uns, in Zeit und Ewigkeit“ (ib., S.37).

Welche Lehrauffassungen sind hierin ersichtlich? Gott ist für sie der Geist des Alls. Näher wird er nicht bestimmt. Er durchdringt sowohl das All als auch die Gläubigen in diesem Leben und danach. Hierbei könnte es sich sowohl um Mono- als auch um Pantheismus handeln (Eingottglaube oder der Glaube, alles sei Gott).

Die Erfahrung dieses Geistes ist die festgelegte Wahrheit (= Subjektivismus). Aus dieser Erfahrung entstehen Normen, die für alle Reinrassigen verbindlich sind. Aber auch der Glaube an die hohe Bestimmung der Germanen entspringt dieser persönlichen Erfahrung, d. h. die Erfahrung mit diesem Allgeist ist die Grundlage ihrer Religion, ihres Glaubens. Demnach kann es keine objektive Wahrheit geben, da Erfahrungen dieses Allgeistes unterschiedlich erlebt und interpretiert werden können. Hierin liegt mitunter auch die Ursache der vielfachen Gruppierungen innerhalb dieser Religion.

Die Erkenntnis dieses Geistes bewirkt den Willen zum Guten, zum Reinen, zur Wahrheit, zur Gerechtigkeit, zur Selbsterlösung und Selbsterfüllung. Es wird an dieser Stelle nicht davon gesprochen, dass der Allgeist die gute sittliche Tat oder auch Gerechtigkeit bewirkt, sondern nur die Erkenntnis derselben. Daraus kann entnommen werden, dass wir es mit einer Religion der Selbsterlösung zu tun haben, was auch die Worte: Selbsterlösung, Selbsterfüllung und Selbstaufopferung bestätigen.

Das Weiterleben nach dem Tod ist für sie gewiss, jedoch nebulös. Was bedeutet für sie Unendlichkeit? Ist es das Aufgehen in dem Geist des Alls oder das Weiterleben der Persönlichkeit Mensch in der Gemeinschaft mit diesem Geist des Alls? Wir wissen es nicht!

Das Leben auf der Welt ist ihre Aufgabe, die im Einzelnen von dem Geist des Alls festgelegt wird. Man kann daraus schlussfolgern, dass ihr Leben diesseitsorientiert ist, jedoch mit der Hoffnung auf die Unendlichkeit in der jenseitigen Welt.

 

Die Lehre des Neutemplerordens - Ordi Novi Templi (ONT)

(Gründer: Georg Lanz von Liebenfels)

 

„Der ONT gehört zu jenen neugermanischen religiösen Bewegungen, die den Christenglauben arisieren und so wesentliche Bestandteile der christlichen Religion mit in die neue Anschauung hinüberretten wollen“ (ib., S.37). Die Anhänger des Neutemplerordens sehen Jesus Christus als den rassereinen Gottmenschen an. Sie meinen, dass das Urchristentum arischer Ahnen- und Rassekult gewesen sei. Die edelrassigen Germanen seien durch den Missbrauch der christlichen Religion gezüchtigt und unterdrückt worden.

Das Ziel des Gründers war es, eine Kirche zu gründen, „in der wir Gott lieben, indem wir unseren Nächsten, unseren Artgenossen, lieben. Denn nur dann, wenn ein edelrassiger Mann ein edelrassiges Weib liebt, lebt das Göttliche in ihrer Nachkommenschaft fort. Gott aber stirbt und wird in der tierischen Natur begraben, wenn sich ein Edelrassiger mit einer Niederrassigen paart“ (ib., S.38). Lanz von Liebenfels setzt damit Liebe zu Gott gleich mit der Liebe zum Artgenossen. Das hat nichts mehr mit der Liebe des biblischen Gottes zu tun, dessen Sohn er uns aus Liebe gegeben hat, um am Kreuz für uns zu sterben (nicht für die Edelrassigen), und der seine Nachfolger auffordert, alle, sogar die Feinde, zu lieben. Diese Entfremdung biblischer Lehren ging so weit, dass man Hakenkreuz und Kreuz Christi gleichsetzte. Es sollte „das Hakenkreuz dem christlichen Kreuz zur Seite stehen, sein Kraftfeld erweitern, seine Potenz im rassischen Sinn einer neuen Zeit vergrößern“ (ib., S.42).

 

Die Lehre der Armanen bzw. der wotanischen Schöpfungswonne (WSW)

(Gründer: Guido List)

 

Auf dem Weg der Erberinnerung und durch eigene Forschung soll Guido List die tiefsten Erkenntnisse des germanischen Wesens erfasst haben. Er „beweist seine eigenen Forschungen durch eigene Visionen und umgekehrt“ (ib., S.45). Dabei entdeckt er die Bilderschrift der Ario-Germanen. Wir sehen hier: Die gesamte Lehre ist subjektiv geprägt. „Die innere Richtung des Wotanismus ist eine Religion der Schöpfungswonnen. Der Wotanismus ist die Religion des Germanentums“ (ib., S.119). An dieser Stelle soll uns die Abartigkeit dieser Religion vom christlichen Glauben verdeutlicht werden. Deshalb die Frage: Was ist der Inhalt der wotanischen Schöpfungswonne?

„Dem Germanen der wotanischen Schöpfungswonne (abgekürzt WSW) ist das Weib Göttin, der Germanin ist der Mann Gott. Auf der Suche nach polarer Ergänzung ist der Instinkt des Germanen darauf ausgerichtet, einen Partner zu finden, der geistig, seelisch und körperlich die größtmögliche polare Spannung bietet, um so durch den Spannungsausgleich in der Entladung der geschlechtlichen Vereinigung ein möglichst tiefes Erleben des Göttlich-Apolaren zu erzielen“ (ib., S.119). Diese Glaubensgemeinschaft praktiziert dabei geradezu antigöttliche Handlungen. Im Gottesdienst werden durch magische Anrufung kosmische Kräfte wachgerufen. Es werden Opfer gebracht zur magischen Stärkung der Gottheit. Ihr Verständnis von Gebet besteht darin: Sie müssen die Götter beschenken, um das Erbetene zu erhalten (vgl. Haack, op. cit., S.123). Bei ihren Festen singen sie Hexenlieder, bilden einen Zauberkreis und rufen die Götter an (vgl. Haack, op. cit., S.125). Wir haben es hier mit reinem Okkultismus zu tun!

Es sei an dieser Stelle zum besseren Verständnis noch erklärt, wer Wotan für unsere germanischen Vorfahren war. Er trug auch den Namen Odin und war der höchste Gott der Germanen, der König der Asen, Gemahl der Frigga, Vater von Thor (Donar) und Balder. Damit war die höchste Götterfamilie komplett. Diese menschlichen Vorstellungen erinnern an Römer 1, 23, wo Paulus von den verblendeten Heiden schreibt: „Sie haben die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes vertauscht mit einem Bild gleich dem eines vergänglichen Menschen und der Vögel und der vierfüßigen und der kriechenden Tiere.“ Wotan galt auch als Herr der Toten und Beschützer der Liebenden. Auf Erden erscheint er als wandernder alter Mann. Seine Raben Hugin und Munin erforschen für ihn jeden Morgen die Welt. Sein achtbeiniges Ross Sleipnir wurde von Lok geboren, der sich in eine Stute verwandelt haben soll.

 

Die Lehre der Nordischen Glaubensgemeinschaft und der Artgemeinschaft

 

Dem Nordischen Artbekenntnis (1933) sind folgende Artikel entnommen:

„(1) Wir glauben an den ewigen Kampf der gestaltenden gegen die zerstörenden Kräfte in Erde und All.

(2) Wir glauben an die stete Offenbarung des Göttlichen in den ewigen Gesetzen der Art, in Blut und Boden.

(4) Wir glauben und bekennen, dass die Menschenarten Darstellungen von Kräften sind, verschieden in Wert und Aufgabe.

(10) Das sittliche Gesetz in uns fordert den Kampf für Wahrung, Mehrung und Einigung der nordischen Art auf der Erde.

(17) Das sittliche Gesetz in uns gebietet Erhaltung und Mehrung des Erbgesunden, Ausscheidung und Vernichtung des Lebensunwerten“ (ib., S.86-87).

Wir entdecken einige neue Aspekte der Blut-, Boden- und Rassenreligion: Die Darstellung Gottes kann nicht mehr in den Bereich des Monotheismus eingeordnet werden. Wir haben es hier mit dem Pantheismus zu tun, „dem Göttlichen“. Gott wird entpersonifiziert.

Die Rassen-, Blut- und Bodentheorien werden als ewige Gesetze dargestellt. Die Menschenarten besitzen verschiedene Werte und Aufgaben. Die Begründung ihres Kampfes um die nordische Art liegt in dem ihnen innewohnenden sittlichen Gesetz. Der Mensch wird von seiner Erbgesundheit her (von der Rassenzugehörigkeit) beurteilt und wenn nötig vernichtet.

Welche Ungerechtigkeit wird hier deutlich! Denn was kann der eine dafür, dass er in eine deutsche Familie und der andere in eine jüdische Familie geboren wurde? Nichts! Der bereits verstorbene Prediger Adolf Wunderlich, der auch durch seine Bücher bekannt wurde, berichtet davon, dass seine Einheit während des zweiten Weltkrieges in der Nähe eines Dorfes in Rumänien lag, das zu einem großen Teil von Juden bewohnt war. Die SS operierte ebenfalls in jenem Gebiet. Ein SS-Mann schaute Wunderlich herausfordernd an und meinte: „Diese Leute hier haben kein Recht zu leben.“ Was hätte Wunderlich sagen sollen? „Ja, Sie haben Recht“ wäre eine Verleugnung der Wahrheit gewesen, und nein durfte er nicht sagen, sonst wäre er wegen Wehrzersetzung bestraft worden. Wir sehen hier, in welch gefährlichen Situationen ein Mensch kommen kann, wenn Wahrheit und Lüge aufeinanderprallen. Gott gab Wunderlich in dieser Situation die rechte Antwort: „Ja, ja, man kann schon nicht vorsichtig genug sein in der Wahl seiner Eltern.“ Wir haben hier eine gute Illustration dessen vor uns, was Jesus meint, wenn er zu seinen Jüngern sagt: „Seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben“ (Matthäus 10, 16).

 

Die Lehre der Glaubensjünger König Gylfis

(Gründer: Wolfgang Kantelberg, genannt Bruder Wali)

 

Die Gylfiliten gehen einen Weg, der sich am weitesten von allen Gemeinschaften von der Bibel und dem Christentum entfernt. Die Gemeinschaft trat 1976 zum ersten Mal mit ihrer Zeitschrift Odrörir - Wiedergeburt der germanischen Religion an die Öffentlichkeit. In der Satzung der Religionsgemeinschaft heißt es u. a.:

§ 1: „Die Gylfiliten sind eine Vereinigung religiöser Menschen, die ihr Leben nach den Lehren der Edden ausrichten. Sie haben sich die Verbreitung dieser Lehre zur Aufgabe gemacht.“

§ 2: „Und das ist mein Glaube, dass dieser Odin und seine Brüder die Regierer von Himmel und Erde sind! Wir glauben, dass dies sein Name ist. Es ist der Name des Höchsten und Vornehmsten, den ich kenne und den ich immer heilig halte“ (ib., S.110).

Bei den in § 1 genannten Edden handelt es sich um zwei der bedeutendsten altnordischen Literaturdenkmäler. Sie sind eine Sammlung von Götter- und Heldenlieder, Spruchsammlungen, mythologischen Liedern und eine nordische Mythologie in den Reden des Dichtergottes Bragi (Bragaroedur).

Mit dem in § 1 und 2 zitierten Glaubensbekenntnis lehnen die Gylfiliten jede Anlehnung an das Christentum ab, d. h. also, dass wir es hier mit offenem Heidentum zu tun haben. So heißt es dann auch in ihrer Zeitschrift Odrörir, Nummer 3 von 1976: „Germanenglaube ist Götterglaube, Judenglaube ist Eingottglaube! Für welchen hast du dich entschieden? Denke auch an deine Kinder, in deren Seele schlummert die Sehnsucht nach artgemäßer, naturverbundener Religion! Sollen sie einmal zur Bibel Israels greifen?: GYLFILIT!“ (ib., S.110). Der letzte Ausdruck beschreibt eine Haltung der Abscheu der Bibel gegenüber. Die Mitglieder der Gemeinschaft werden eindringlich ermahnt, nur ja nicht die Bibel zu lesen noch ihre Kinder in ihr unterweisen zu lassen. Für sie bedeutet Religion ein Glaube an viele Götter. Wie dieser Götterkult aussieht, wird wie folgt dargelegt:

„So sprach Bruder Wali drei große Volksführer unserer germanischen Nation alsdann für selig:

a) Den schwedischen König Gylfi, dem die Germanen ihre Religion verdanken,

b) Den cheruskischen Fürsten Hermann, der das freie Germanien vor der Romanisierung bewahrte,

c) Den deutschen Reichskanzler Adolf Hitler, der die Feinde des dritten Reiches ebenso konsequent vernichtete wie Mose die Feinde Israels und Jehovas.

Mit der Aufnahme in Wallhall sind durch die große Gnade der Götter alle menschlichen Mängel von ihnen abgefallen, so dass man sie als Fürsprecher vor den Göttern fortan anrufen kann. An Gylfi bete zur Stärkung des Glaubens! An Hermann bete zur Reinheit Germaniens! An Adolf bete zur Einheit Deutschlands!“ (ib., S.117).

Zu den neueren Errungenschaften der Gylfiliten zählt nicht nur die Neubelebung alter germanischer Glaubensinhalte, sondern auch die Schaffung einer neuen Sprache, die sie „Diutisk“ nennen und die angeblich eine Rekonstruktion des alten Germanischen ist. Diese Neuschöpfung hat folgende Ziele im Auge: Sprachreinigung, Spracherhellung, sie soll als Kunstsprache dienen und der Träger der Heilslauten-Runensprache sein. Am 1. März 1976 erschien in Krefeld die erste Lektion des Sprachkurses in Diutisk, worin es u. a. heißt:

„Tiuri friunti! Dezzi hefti ist nihhein einfaltigoz, suntaron ein arag seltanoz, do iz diu sprahha henkwa azzun zi herimannoz wigi ink lerian williu!... Mith wuodanos heili enti wihi luhha iha, - inwir bruodar: Wali“, zu deutsch: „Liebe Freunde! Dieses Heft ist kein gewöhnliches, sondern ein ganz seltenes, weil es die Sprache unserer Väter zur Hermannsschlacht euch lehren will! Selbstverständlich sprachen unsere Ahnen das Diutisk nicht einheitlich, sondern in unterschiedlichen Mundarten, je nach Ort und Zeit. Aber wir wollen uns nicht daran stören, sondern ein von Fremdworten gereinigtes Diutisk beginnen, welches auch moderne Gedanken umschreibt. Zu diesem Zweck hielt ich mich enger wie einst an den neuen hochdeutschen Wortschatz. So gebe ich es in euere Hände, ein Laie den Laien, damit ihr daran an euerer Art gesunden könnt... So riet mir Wotan, der große Sprachenrater: Mit Odins Heil und Segen schließe ich, - Euer Bruder: Wali“ (ib., S.113-114).

Der Lektion ist am Ende eine Liste des Vokabulars beigefügt, das der Schüler auswendig lernen soll. Darin finden sich auch Wörter, um Dinge zu beschreiben, die es vor 2.000 Jahren noch nicht gab, z. B.: jerbing (Kommunist), skeffino (Schöffe), stuolisazo (Beamter), umbistanta (Umstand, Amt, Bezirk), skultheizo (Schultheiß, Schulze, Bürgermeister), marhoskalk (Pferdeknecht, Marschall), gerding (Wehrfähiger), baromonno (Baron, Freiherr).

 

Abschließende Beurteilung

 

Glauben immer noch viele Menschen, dass wir in einem christlichen Land wohnen, sollten die Entwicklungen der Nachkriegszeit und besonders der letzten Jahrzehnte diesen Leuten langsam die Augen öffnen, dass wir längst in einem nachchristlichen Zeitalter leben. Das offene Heidentum ist wieder aufgebrochen und erhebt sein Haupt, auch wenn es in dem gesamten religiösen Spektrum nur einen ganz kleinen Ausschnitt darstellt. Damit geht erneut in Erfüllung, was der Apostel Paulus über die Heiden an die Gemeinde in Rom schreibt:

„Obwohl sie von Gott wussten, haben sie ihn nicht als Gott gepriesen noch ihm gedankt, sondern sind dem Nichtigen verfallen in ihren Gedanken, und ihr unverständiges Herz ist verfinstert. Da sie sich für Weise hielten, sind sie zu Narren geworden... Und wie sie es für nichts geachtet haben, Gott zu erkennen, hat sie Gott dahingegeben in verkehrten Sinn, so dass sie tun, was nicht recht ist voll von aller Ungerechtigkeit, Habgier, Bosheit, voll Neid, Mord, Hader, List, Niedertracht, Zuträger, Verleumder, Gottesverächter, Frevler, hochmütig, prahlerisch, erfinderisch im Bösen, den Eltern ungehorsam, unvernünftig, treulos, lieblos, unbarmherzig. Sie wissen, dass, die solches tun, nach Gottes Recht den Tod verdienen; aber sie tun es nicht allein, sondern haben auch Gefallen an denen, die es tun“ (Römer 1, 21-22.28-32).

Im heutigen Klima des totalen Pluralismus, der noch von der Evangelischen Kirche in Deutschland gefördert wird, nimmt es nicht wunder, wenn Gedanken wie die in dieser Abhandlung dargestellten an Boden gewinnen. Im Licht des Festgestellten wird auch verständlich, was sich vor einigen Jahren in Hoyerswerda und anderswo gegen Einrichtungen der Asylanten abspielte. Wir erkennen nun auch, woher das rechtsradikale Spektrum seine Inspiration erhält. Die Morde in Mölln und anderswo sind nur die faule Frucht einer falschen, satanischen Religion, wenn wir auch sagen müssen, dass sicherlich nicht alle Schuldigen Mitglieder in einer der dargestellten Gemeinschaften sind.

Viele Gedanken des germanischen Neuheidentums finden sich auch in ähnlicher Weise in den Schriften der Vertreter des Neuen Zeitalters (New Apostelgeschichtee). Über die Grenzen unsers Landes hinaus findet derzeit eine Vernetzung aller Philosophien, Religionen, Sekten, Gemeinschaften und Kirchen statt, die schlussendlich in die eine Welteinheitsreligion münden wird, von der die Bibel spricht. In dieser Welteinheitsreligion werden auch die hier beschriebenen Glaubensgemeinschaften ihren Platz haben. Sie bilden einen Teilaspekt der in Offenbarung 17 und 18 beschriebenen Hure Babylon, die durchaus verschiedene Gesichter haben wird, je nach Ort und Gegebenheit. Alle werden willkommen sein und ihre Charakteristiken beibehalten können, nur eine Gruppe nicht: die wahre Gemeinde Jesu Christi! Die ist bereits heute Feind Nummer 1 und wird dann erneut blutig verfolgt werden (vgl. Offenbarung 17, 6; 18, 24). Erst kurz vor seinem zweiten Kommen in Macht und Herrlichkeit wird der Herr Jesus Christus dieser Hure durch die zehn Welthäupter ein Ende bereiten (vgl. Offenbarung 14, 8; 17, 16; 18, 8-19).

„Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, dann seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht“ (Lukas 21, 28)!