Der Christ und die Welt

(Gesamtartikel aus Unterwegs notiert 2011)

von Herbert Jantzen

 

 

Einleitendes

Die Bibel kann mit Recht als das Buch der Offenbarung der Liebe Gottes zu den Menschen bezeichnet werden. Gott spricht die ganze Welt an. Insbesondere wendet er sich aber an sein Volk, im alten wie im neuen Bund.

    Das Thema Welt kommt in der ganzen Bibel zur Sprache, von ihrem Anfang bis zu ihrem Ende, während das Thema Christ nur im Neuen Testament vorkommt. Aber die Vorläufer der Gemeinde Jesu sind schon im Alten Testament vorhanden, und wir Christen können bereits im Alten Testament eine ganze Menge lernen. Es gibt einige Stellen in der Bibel, in denen das Thema Christ und Welt ganz besonders besprochen wird.

    In Epheser 4, 1-4 steht geschrieben: „Ich rufe euch also auf, ich, der Gebundene im Herrn, in einer Weise zu wandeln, die würdig ist des Rufes, mit dem ihr gerufen wurdet, mit aller Demut und Sanftmut, mit Geduld, wobei ihr einander in Liebe ertragt und euch befleißigt, die Einheit des Geistes in dem Band des Friedens zu bewahren. Ein Leib ist es und ein Geist, entsprechend dem, dass ihr gerufen wurdet in einer Hoffnung eures Rufes.“

    Ab V. 17 lesen wir: „Dieses sage ich also und bezeuge in dem Herrn: Ihr habt nicht mehr so zu wandeln, wie es die anderen, die von den Völkern sind, tun, in der Leere ihres Denksinnes, deren Denken verfinstert ist und die dem Leben Gottes entfremdet sind, wegen der Unwissenheit, die in ihnen ist, wegen der Verhärtung ihres Herzens, die alles Gefühl von sich taten und sich selbst der Ausschweifung hingaben zur Ausübung jeder Unreinigkeit in Habsucht.

    Aber so lerntet ihr Christus nicht, wenn ihr ihn hörtet und in ihm gelehrt wurdet – wie ja Wahrheit in Jesus ist –, abzulegen, in Betreff des früheren Betragens, den alten Menschen, der dabei ist, zugrunde zu gehen, was bestimmt ist durch die trügenden Lüste, aber stets erneuert zu werden am Geist eures Denksinnes und den neuen Menschen anzuziehen, der nach Gott geschaffen wurde in Gerechtigkeit und Heiligkeit der Wahrheit.“

    In diesen Versen wird der Christ als einer, der sein Leben zur Zeit in der Welt führt, angesprochen. Bevor man aber nun zu den Beziehungen zwischen den beiden Begriffen „Christ“ und „Welt“ kommt, sollte man sich darüber im Klaren sein, wovon hier eigentlich die Rede ist, denn – wie durch das Wort „und“ angedeutet, geht es um die „Beziehung“ des Christen zur Welt.

 

A. Klärungen

 

1. Das Wort ‚Christ’ im NT

 

Dreimal nur kommt es vor.

    Ag 11, 26E: „In Antiochien [war] es auch, [dass] die Jünger zuerst als ‚Christen’ bezeichnet wurden.“

    26, 28: „Agrippa sagte zu Paulus: ‚Nur wenig, und du überzeugst mich, ein Christ zu werden.’“

    1. Petrus 4, 16: „Wenn er aber als Christ [leidet], schäme er sich nicht, verherrliche aber Gott in diesem, das ihm zuteil wurde ...“

 

2. Was ist ein Christ?

 

Das scheint eine banale Frage zu sein, aber es gibt viele, selbst in evangelikalen oder bibeltreuen Gemeinden, die eigentlich nicht wissen, was ein Christ ist, weil sie eine Informationslücke haben, die nie ausgefüllt wurde. Sie haben zwar eine gewisse Entscheidung getroffen im Blick auf das Evangelium, das sie bruchstückhaft gehört haben, sind „getauft“ worden, sind Mitglieder von Gemeinden, sind aber nie wirklich zu neuem Leben hindurchgedrungen.

    Was ist nun das Besondere bei einem Menschen, der nach der Bibel Christ genannt werden darf?

 

a. Ein Christ ist jemand, an dem Gott etwas Bestimmtes getan hat.

 

    I: Gott hat ihn gerufen.

 

Die Schrift sagt, dass Gott Menschen ruft. Er ruft alle durch die Botschaft des Evangeliums. Gott ruft, wenn wir die Bibel aufschlagen, wenn wir das Evangelium lesen oder hören. Immer, wenn Evangelium verkündet wird, ruft Gott. Wenn in zwischenmenschlichen Gesprächen der Name Jesus und seine Sache zur Sprache kommen, kann Gott durch den Heiligen Geist rufen. Er ruft durch sein Wort, durch den Heiligen Geist oder durch Menschen, die seine Zeugen sind. Er ruft den Menschen weg von der Welt und hin zu Gott.

    Wir kommen gottfremd auf die Welt, mit dem Rücken Gott zugewandt. Wir befinden uns bereits von Anfang an auf der Flucht vor ihm. Wir sind dabei, uns von Gott wegzubewegen. Selbst wenn jemand in einem gewissen Maße an Göttlichem interessiert ist, so ist er innerlich doch auf der Flucht vor Gott, ehe er Christ ist. Und Gott ruft ihn.

    Von diesem Ruf ist, wie bereits erwähnt, in Epheser 4, 1-4 die Rede: „Ich rufe euch auf“, sagt Paulus, „ein Leben zu führen, das eurem Ruf, eurem Gerufensein, entspricht ...“

    Wie gesagt: Gott ruft alle Menschen. Doch teilt uns die Bibel mit, dass einige im besonderen Sinne „Gerufene“ sind. Das sind solche, die bereit gewesen sind, auf seinen allgemeinen Ruf zu hören, die aufhorchten und dem Ruf Gottes Gehör schenkten, dann sich aufmachten und durch die ihnen gewiesene Tür gingen, um ihm nachzufolgen.

    Gott ruft jeden Tag. Er ruft auch uns, die wir bereits seinem Ruf Folge geleistet haben. Er ruft uns, ihm weiter nachzufolgen, bis er uns eines Tages in die Ewigkeit holt. Auch in diesem Sinne können wir von einem Ruf sprechen.

    Es gibt also einen Ruf Gottes, der alle Menschen betrifft; und diejenigen, die sich dann rufen lassen, erfahren in der Nachfolge eine stetige Lebendigkeit dieses Rufens.

    Ein Christ ist jemand, den Gott hat rufen dürfen.

 

    II: Gott hat ihn gerettet.

 

Das andere, das ein Christ (wenn er wirklich Christ ist) erlebt hat, ist, dass Gott ihn gerettet hat.

    Rufen und Retten sind zweierlei. Wir werden gerufen, um gerettet zu werden. Nicht jeder, der gerufen wurde, ist damit schon gerettet. Einige schlagen den Ruf aus. Sie nehmen ihn nicht an. Gott kann nur diejenigen retten, die dem Ruf Folge leisten.

    Was heißt es, wenn Gott rettet? Folgende Texte sagen etwas darüber aus.

 

    . In Tt 3, 4-7 lesen wir: „Aber als die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes, unseres Retters, erschien – nicht auf Grund von Werken, die wir in Gerechtigkeit verrichteten, sondern nach seiner Barmherzigkeit rettete er uns durch Waschung der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes, den er durch Jesus Christus, unseren Retter, reichlich über uns ausgoss, damit wir, durch die Gnade desselben gerechtfertigt, Erben würden gemäß der Hoffnung des ewigen Lebens.“

    In V. 5 sagt Paulus: „durch Waschung der Wiedergeburt“. Das ist nicht die Taufe, denn in ihr wird man nicht gerettet, sondern darin legt man rückblickend ein Zeugnis von der Rettung ab, die (zum Zeitpunkt des Getauftwerdens) bereits geschehen sein muss; sonst ist die Taufe sinnlos, denn sie ist ein Hinweis auf ein Ereignis. Wenn dieses Ereignis, die Rettung, fehlt, zeigt die Taufe ins Leere, und sie wird somit bedeutungslos und muss noch einmal geschehen, wenn der Betroffene wirklich zum lebendigen Glauben kommt.

    In diesem Text wird die Wiedergeburt mit einer Waschung verglichen. So wie wir den Schmutz des Leibes mit Wasser abwaschen, so hat Gott unseren geistlichen Schmutz weggewaschen. Aber das konnte er nur aufgrund des Blutes Jesu Christi, das auf Golgatha für uns vergossen wurde, tun. Das heißt, Jesus Christus ist wie ein Opferlamm, stellvertretend, an unserer Stelle geschlachtet worden – wie ein Opfertier im Alten Testament.

    Somit kann Gott unsere Schuld nach dem Gesetz Gottes streichen. Das nennt die Bibel „waschen“. Dazu kommt, dass unser Gewissen gleichzeitig entlastet wird. Es wird gewaschen, rein gewaschen, weil die Schuld gestrichen ist. Wer dem Ruf folgt, erfährt diese Waschung.

   

    . Man spürt die Rettung, die Waschung, allerdings nicht. Sie ist etwas, das auf der anderen Seite des Schleiers zwischen uns und dem Jenseits geschieht. Die Waschung geschieht zwar in uns, aber wir erfahren sie nicht mit einem unserer fünf Sinne, sondern wir erfahren davon im Worte Gottes. Wir wissen, unter welchen Voraussetzungen Gott uns rettet. Wir können feststellen, ob wir diese Voraussetzungen erfüllt haben. Dann haben wir Gott zu vertrauen und uns auf das Wort Gottes zu verlassen, dass die Rettung eingetreten ist. Wenn jemand dem Ruf Gottes folgt, rettet er. Er wäscht uns und macht uns neu; wir werden neu geboren. Bei unserer Wiedergeburt entsteht dann ein neues Wesen an Stelle des alten.

    Paulus führt weiter aus: „durch Waschung der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes“. Gott rettete uns durch Waschung der Wiedergeburt, das heißt, durch Erneuerung des Heiligen Geistes. Es ist der Heilige Geist, der dieses erneuernde Waschen an uns vollzogen hat. Das konnten wir nicht spüren.

    Mancher entgegnet: „Ich fühlte mich aber erleichtert, nachdem ich zu Jesus kam.“

    Das mag sein. Ein solches Gefühl kann die Reaktion auf die Rettung Gottes sein, und das ist etwas Herrliches. Aber es ist letztlich nicht der Beweis dafür, dass etwas in uns geschehen ist. Den Beweis liefert uns das Wort Gottes. Wir können dankbar sein, wenn etwas bei uns anders geworden ist. Früher oder später wird das in einem Leben erkennbar werden. Nur sollte man vorsichtig sein, nicht zu viele Beweise der Rettung in der eigenen Seele feststellen zu wollen. Wenn wir etwas über die Tatsachen unserer persönlichen Rettung erfahren wollen, sind wir völlig auf Gottes Wort angewiesen, denn die Bekehrung ist etwas, das wir vollziehen, die Rettung etwas, das Gott vollzieht, und was Gott vollzieht, merken wir nicht immer. Wir stellen zwar hinterher fest, dass wir kein unreines Gewissen mehr haben; wie die Rettung aber zustande kam, spüren wir nicht. Ein reines Gewissen ist eben die Reaktion auf die Waschung.

    Den Heiligen Geist kann man weder sehen noch hören, weder riechen noch spüren; aber er ist am Werk. Im Worte Gottes erfahren wir, was er tut: Er erneuert uns. Und wir glauben dem Wort Gottes. Wir glauben, dass wir neu geworden sind. Die Frucht ist dann der Beweis. Die können wir allerdings mit dem menschlichen Auge feststellen.

   

    . Weiter heißt es dann: Er rettete uns durch Erneuerung des Heiligen Geistes, „den er durch Jesus Christus, unseren Retter, ausgegossen hat“ (Tt 3, 6).

    Hier wird ein weiterer Retter genannt. Gott ist nämlich Retter in allen drei Personen:

    . V. 4: Gott, der Vater, rettete uns.

    . V. 5: Der Heilige Geist handelte an uns in der Rettung.

    . V. 6: Der Herr Jesus Christus ist unser Retter.

    Wenn wir gerettet werden, handelt also der dreieinige Gott an uns.

    Jesus Christus, der im Himmel thront, hat den Heiligen Geist ausgegossen und schenkt ihn jedem, der seinem Ruf folgt und zu ihm kommt. Dieser Heilige Geist vollzieht, wenn er kommt, seine Rettung an uns. Das Kommen des Geistes wird im Alten Testament mit Regen verglichen. Gott gießt seinen Geist über uns wie Öl oder Regen reichlich aus (Römer 5, 5). Und das bedeutet Erneuerung in fast jeder Hinsicht. Er goss ihn reichlich über uns aus, „damit wir, durch die Gnade Jesu Christi gerechtfertigt, Erben würden, gemäß der Hoffnung des ewigen Lebens ...“ (Tt 3, 7).

    Wir wollen das nun zusammenfassen: Der Heilige Geist ist über uns ausgegossen worden. Er hat uns gewaschen und erneuert. Wir sind gerettet. Wir sind gerechtfertigt. Das alles sind Ausdrücke, welche die Bibel für diese Rettung gebraucht: das Schenken von Leben (und dem, das zu diesem Leben gehört) anstelle des Todes, in dem wir lebten und dem wir als verlorene Sünder entgegen eilten. Wir sind heute schon Gerettete und werden in der Zukunft einen weiteren Teil der Rettung erfahren.

 

    . 1. Korinther 6, 11 spricht ebenfalls von unserer Rettung: „Und dieses waren etliche von euch. Ihr wurdet jedoch gewaschen! Ihr wurdet jedoch geheiligt! Ihr wurdet jedoch gerechtfertigt! – in dem Namen des Herrn Jesus und in dem Geist unseres Gottes.“

    Die Rettung verwandelt ein Leben, sodass eine entsprechende Frucht im Handeln aufkommt. Wenn man evangelikale Gemeinden besucht, bekommt man manchmal den unguten Verdacht, dass einige dort keine Christen sind. Sie leben nicht wie Christen. Ihr Leben spricht nicht davon, dass sie Gott gehören, sondern sie leben wie Menschen, die noch ganz über sich selbst verfügen. Sie leben genauso, wie wenn sie selbst über ihre eigene Zeit, ihre Energie, ihr Geld, ihr Hab und Gut verfügen dürften. Das ist für sie ganz selbstverständlich. Wenn man ihr Leben sieht, bekommt man nicht den Eindruck, dass sie Gottgeweihte sind.

    Paulus schrieb an Titus: „Rede ... zu den älteren Frauen … dass sie in einem Verhalten seien, wie es Geweihten geziemt” (Tt 2, 3).

    Christen sind Gottgeweihte, wie Priester im Alten Testament. Paulus hat einige sehr harte, klare Worte über solche zu sagen, die sich in den christlichen Reihen befinden, aber nicht Gott zugeordnet leben. An einer Stelle sagt er: „... der hat den Glauben verleugnet“. Er darf nicht als Christ betrachtet werden (1. Timotheus 5, 8). Wir würden so etwas ungern über die Lippen bringen aus Furcht davor, wir könnten jemanden zu Unrecht richten. In der Tat stehen wir oft in der Gefahr, jemanden zu schnell zu beurteilen und als Nichtchristen zu stempeln, der es nicht verdient. Solche Entscheidungen sollten wir schon mit Vorsicht treffen.

    In 1. Korinther 6, 11 sagt Paulus dreimal „jedoch“, um den Gegensatz auszudrücken zu dem, das sie waren: „Jedoch wurdet ihr gewaschen; jedoch wurdet ihr geheiligt; jedoch wurdet ihr gerechtfertigt“ – vor dem Gesetz Gottes. Die Schuld ist weg. Wer von den Korinthern früher Schuldner vor Gott war – Hurer, Dieb, Trinker –, der ist das nun nicht mehr. Er ist jetzt geheiligt, gereinigt, gerettet von der Kraft jener Sünde. Die Sünde ist gebrochen. Die Versuchung ist zwar nicht ganz weg, aber man darf jetzt über jene Sünde Sieg genießen.

    Ein Christ ist jemand, den Gott hat retten dürfen.

 

b. Ein Christ ist jemand, der selbst Bestimmtes vor Gott getan hat.

 

Es ist nicht nur so, dass Gott an ihm gehandelt hat, sondern auch er hat vor Gott gehandelt. Gott hat gehandelt, als er ihn rief. Der Mensch hat ihn nicht gesucht. Jeder von uns kam durch Gottes Wirken in die Reihe der Christen. Niemand von uns suchte Gott (oder die Gemeinde oder das Heil) von sich aus. Alles Suchen, das in einem Menschen vorkommt, ist die Folge von Gottes Wirken in seinem Leben. Nicht wir suchen, sondern er ruft. Und er rettet, verändert, gibt. Gott hat an uns gehandelt.

    Andererseits haben auch wir vor Gott gehandelt. Was ist es, das der Christ zu seinem Christwerden beigetragen hat?

 

    I: Er hat geglaubt.

 

Es heißt, durch den Glauben wird man gerettet. Wir lesen davon in der Apostelgeschichte.

    Der Kerkermeister in Philippi fragt: „Was muss ich tun, um gerettet zu werden?“

    Paulus antwortet ihm: „Glaube an den Herrn Jesus Christus, so wirst du gerettet! Dasselbe gilt für dein Haus.“ (Ag 16, 31)

    Was heißt nun ‚glauben’? Glauben heißt in diesem Zusammenhang zweierlei.

 

    A: Das Glauben ist ein ‚Nehmen’.

 

Von denen, die am Pfingsttage Christen wurden, schreibt Lukas: „Die also, die sein Wort begrüßten und gerne aufnahmen, wurden getauft.“ (Ag 2, 41)

    Man glaubt, wenn man das Wort Gottes, das den Ruf an einen heranträgt, aufnimmt. Die Bibel gebraucht an dieser Stelle ein interessantes Wort. Das deutsche ist ein sehr mageres. In dem Zusammenhang, in dem es hier gebraucht wird, bedeutet es mehr. Hierzu eine Bild:

    Denken wir einmal an jemanden, der einen Gast eingeladen hat. Dieser erscheint an der Tür. Er ist ein lieber Gast, und man freut sich auf sein Erscheinen, begrüßt ihn ganz herzlich, umarmt ihn vielleicht sogar und bittet ihn ins Haus hinein. Er soll ja nicht im Vorraum stehen bleiben. Er soll ablegen und ganz in die Wohnung eintreten.

    Einladen und ins Innere des Hauses hineinnehmen – das ist das Wort, das auch Jakobus gebraucht, wenn er vom Aufnehmen des Wortes Gottes spricht (Jakobus 1, 21). Es soll beherzigt, in das Innere unserer Person aufgenommen und nicht nur in Empfang genommen werden. Das Wort wird als heilbringend, als rettungbringend begrüßt. Es wird aufgenommen, beherzigt, geglaubt.

    Glauben heißt, den Ruf Gottes (das Wort, die Kunde Gottes) als eine Ewigkeitsbotschaft zu beachten und sie von ganzem Herzen anzunehmen. Glauben heißt, auf die Botschaft einzugehen, sie zu beherzigen. Wenn wir das tun, hat der Ruf sein Ziel erreicht. Dann kann die Rettung eintreten.

    Noch ein Weiteres gehört dazu.

 

    B: Zu glauben heißt auch zu ‚geben’.

 

Wenn man glaubt, nimmt man nicht nur; man gibt auch. Diese Handlung geht bei dem einfachen deutschen Wort ‚glauben’ manchmal unter, das ja heute sehr verflacht ist. So sagt man zum Beispiel: „Ich glaube, dass es morgen schönes Wetter gibt.“ ‚Glauben’ heißt in der Heiligen Schrift aber, von einer Tatsache überzeugt worden zu sein und dann sein inneres Ja dazu zu geben. Und wenn es eine Person ist, welcher wir Glauben schenken, können wir das Wort „Vertrauen“ gebrauchen, ein Vertrauen, das auch zur Hingabe führen kann. Glaubt man an Gott, gehört die Hingabe auf jeden Fall mit dazu. Wer also dem Ruf Gottes gefolgt ist, hat im Vertrauen sein Angebot angenommen und sich ihm hingegeben.

 

    II: Ein Christ ist jemand, der auch Buße getan hat.

 

Zum Glauben kommt ein Weiteres hinzu, die Buße. Glaube und Buße zusammen bedeuten in der Bibel Bekehrung oder Umkehr. Der Glaube ist die Hinkehr: Der Ruf kommt an uns heran, und wir reagieren in positiver Weise darauf. Aber mit dieser Hinwendung geschieht gleichzeitig auch eine Abwendung, welche die Bibel Buße nennt.

    Buße heißt, sich abzuwenden von der Sünde, von dem eigenen „Ich“, von Satan und von der Welt. Wer Buße getan hat, hat zu sich selbst Nein gesagt. So verlangt es Jesus:

    „Wer mir nachfolgen will, verleugne sich selbst. Der nehme sein Kreuz auf sich” (Matthäus 16, 24).

    Wenn zur Zeit Jesu einer sein Kreuz trug, war er unterwegs zu seiner Hinrichtungsstätte. Solange er es trug, lebte er noch. Er war nicht tot. Aber jeder, der das sah, wusste, wohin es ging. Wer Jesus nachgeht, soll wissen: Er kann morgen sterben – Jesu wegen. Wer dazu nicht bereit ist, darf sich nicht Christ nennen. Darum ist auch die Vermutung zurecht angebracht, dass manche in unseren Gemeinden vielleicht doch keine Christen sind.

    Paulus ruft die in der korinthischen Gemeinde auf und sagt: „Prüft euch selbst, ob ihr im Glauben steht“ (2. Korinther 13, 5). Das soll jeder tun, der am Anfang des 1. Korintherbriefes genannt ist: alle in der korinthischen Gemeinde und darüber hinaus alle Christen auf der Welt (1. Korinther 1, 2).

    Jeder Christ sollte sich ab und zu prüfen, ob er wirklich Christ sei, ob er wirklich ein Nein zur Sünde und zu sich selbst gesagt, ob er wirklich ein Nein zur Welt und zu Satan gesagt hat im Zeichen eines ganzen Ja zu Jesus Christus; denn hier gilt „entweder – oder“, entweder Jesus oder die Welt. Petrus sagt: Wer Christ ist, der ist „der Lust in der Welt entflohen“. Er hat der Welt den Rücken gekehrt (2. Petrus 1, 4).

 

3. Was ist ‚Welt’?

 

Dieses Wort wird in der Bibel verschieden gebraucht. Wenn wir das Thema stellen „Der Christ und die Welt“ und die Beziehung zwischen beiden kennenlernen wollen, ist es auch wichtig zu wissen, was Welt ist.

 

a. Die ‚Welt’ ist ein Raum.

 

In diesem Sinne gibt es zwei Welten: eine materielle und eine geistliche.

 

    I: Von der materiellen Welt

 

Diese ist der Raum der greifbaren Schöpfung. Wenn wir „greifbar“ sagen, meinen wir die Natur, die mit den fünf Sinnen erlebbar ist, die Welt und alles in ihr, die Gott geschaffen hat.

    Und kraft dessen gehört sie ihm. Es ist interessant zu lesen, wie Gott sich ausdrückt, wenn er das Volk Israel einlädt, nach Kanaan zu kommen. Er geht ins Detail, sagt, die Häuser, die Felder usw. werden den Kindern Israels gehören. Gott bestimmt den Besitzer; das heißt, dass die Gegenstände, die er da anführt, ihm gehören und nicht der gegenwärtigen Bevölkerung im Lande! Die Menschen haben es lediglich für eine gewisse Zeit anvertraut bekommen. Und auch wenn Israel ins Land kommt, werden sie ihm nur anvertraut. Wenn es nämlich den Bund mit Gott nicht hält, wird es des Landes verwiesen. Das Land gehört immer Gott. Alles in der Welt gehört Gott:

    „Die Erde ist des Herrn und alles, das in ihr ist.“ (Psalm 24, 1) Gott hat sie geschaffen, und deswegen ist sie mit Recht sein.

    Alles Geschaffene, das sichtbar ist, wohnt in diesem Raum Welt. Und diese Welt ist bemessen, ist nicht uferlos. Sie ist in verschiedener Hinsicht und nach verschiedenen Richtungen begrenzt. Sie ist räumlich bemessen: Irgendwo hört sie auf, ob wir unseren Planeten meinen oder den ganzen Kosmos (das griechische Wort für Welt), bzw. das Universum (das lateinische Wort für Welt). Auch zeitlich hört die Welt auf. Sie hat einen Anfang gehabt – vorher gab es sie nicht –, und sie wird ein Ende haben, danach es sie wieder nicht mehr geben wird. Nur in dieser Zeitspanne gibt es diese geschaffene materielle Welt.

    Als Kosmos ist die Welt, so, wie Gott sie geschaffen hat, ein Raum, der mit Schönem gefüllt ist. Das griechische Wort bedeutet nämlich ‚das Schöne’. (Von diesem Wort kommt auch der Begriff Kosmetik, das, womit man sich schön machen will.) Die Welt, so, wie Gott sie schuf, war vollkommen. Etwas Schönes kam aus der Hand Gottes. Dazu gehörte nicht nur der Raum, sondern alles, was diese Erde füllte.

 

    II: Die geistliche Welt

 

In der geistlichen Welt wohnt das, was für unsere Augen und Sinne unsichtbar und unerlebbar ist (es sei denn, es wird uns auf übernatürliche Weise offenbart): Gott und die Engel. Das heißt, in jener Welt wohnen Geister. In ihr entstand die Sünde, die in diese unsere Welt kam und wodurch der Tod in die Welt kam (Römer 5, 12).

 

    III: Die Not in beiden Welten

 

Nun ist Not in beiden Welten, sowohl in der geistlichen Welt als auch in der materiellen.

 

    A: Die Not in der geistlichen Welt

 

In der jenseitigen Welt wohnen jetzt nicht nur gute Wesen, wie z.B. Gott und gute Engel, sondern auch böse Engel. Paulus nennt diese Welt „das Himmlische“ (Epheser 6, 12 u.a.). Das ist nicht der Himmel, der Gott umgibt, sondern einfach die geistliche Welt, wo zweierlei Wesen wohnen, gute und böse.

    Auch nicht nur gute und böse Engel (letztere nennen wir Dämonen), sondern auch gute und böse Verstorbene wohnen in jener Welt. Dort sind die Gerechten, die den Herrn Jesus Christus kannten. Dort sind auch die Ungerechten, die nie Vergebung in diesem Leben erfuhren. Sie sind dort ewiglich und kommen nie mehr zurück in diese Welt. Mit der Auferstehung kommen sie vor das Gericht. Wer einmal die Tür zum Jenseits durchschritten hat, kommt nie mehr zurück. Man kann an dieser Stelle also kein Experiment machen; man kann sich nicht einfach aus der Familie bzw. der Gesellschaft ausreihen, um dann irgendwann einmal wieder zurückzukehren. Der Tod ist endgültig. Sehr viel wissen wir nicht über jene Welt, aber sie muss ernst genommen werden, denn sie ist ewig, weder zeitlich noch räumlich bemessen.

    Jene Welt ist ewig, diese zeitlich. In dieser Welt hat man sich auf die Ewigkeit vorzubereiten.

 

    B: Die Not in der materiellen Welt

 

Auch in unserer Welt ist jetzt Not, nicht nur in der anderen. Es herrscht Sünde bei den Menschen. Die Tiere verhalten sich ähnlich. Sie tun, wie wenn sie Sünder wären. Es gibt den Zerfall, das Zerbröckeln; es gibt den Herbst, das Altwerden, das Vergängliche, den Tod.

    Hier herrscht das Gesetz der Vergänglichkeit. Dieses Gesetz ist nicht Sünde. Es ist nämlich keine Sünde, alt oder müde zu werden. Aber es ist die Folge der Sünde - allerdings nur mittelbar. Die Ursache für das Gesetz der Vergänglichkeit ist Gott - nicht Satan oder der Mensch. Nicht Satan hat die Krankheit eingeführt. Er kann sie unter Umständen gebrauchen, aber es ist Gott, der die Krankheit schuf als Form von Schwachheit und Tod.

    Alles Mühsame in unserem Leben kommt von Gott. Er setzt uns damit Grenzen, damit wir immer daran erinnert werden, dass wir nicht das sind, was wir sein wollten: Gott (wie Adam und Eva, als sie vom Baum nahmen, um „wie Gott zu sein“).

    Daher haben wir jetzt auch einen zusätzlichen Energieverlust. Es heißt:

    „Im Schweiße deines Angesichtes sollst du dein Brot essen.“ (1. Mose 3, 19)

    Wir haben Pflanzen, die an der falschen Stelle wachsen und uns zusätzliche Arbeit bereiten. Es gehen Dinge schief im Leben, und wir brauchen mehr Zeit, um sie wieder zurecht zu bringen. Das alles setzt uns Grenzen. Paulus sagt: Gott hat Grenzen in die Gesellschaft der Menschen gestellt, auch Landesgrenzen, „damit sie Gott suchen möchten“ (Ag 17, 27).

    Man hört des öfteren, wir würden „in einer gefallenen Welt“ leben. Ob das stimmt, hängt davon ab, was man mit „Welt“ meint. Denkt man an die als nächste zu besprechende Bedeutung, ist es richtig. Meistens denkt man aber an die ganze Schöpfung. In diesem Sinne stimmt es nicht, denn die Natur, die uns umgibt, ist nicht „gefallen“. Dieses Wort trägt in diesem Zusammenhang den Gedanken der Schuld. Gerade das, jedoch, dass die Umwelt des Menschen Schuld hätte, verneint Paulus, wenn er schreibt (Römer 8, 20): „die Schöpfung wurde der Nichtigkeit unterstellt (nicht von sich aus, sondern es ist dem zuzuschreiben, der sie unterstellte)“. Der fehlerhafte Zustand der Natur, die uns umgibt, ist nicht auf ihren „Fall“ zurückzuführen, denn sie ist nicht gefallen, sondern Gott hat sie in Mitleidenschaft gezogen, als er dem Menschen, der in der Tat gefallen war, sein hinfortiges Los mitteilte (1. Mose 3). Nur die Menschheit gilt als „gefallen“, nicht ihre Umwelt.

    In dieser Welt herrscht nun Not, Sündennot, Not der Vergänglichkeit. Das ist die Welt, in der wir leben, die materielle.

 

b. Die ‚Welt’ ist auch die Welt der Menschen.

 

In die materielle Welt hat Gott die Menschen gestellt. Diese als Ganzes wird „Welt“ genannt, so z.B. in Johannes 3, 16:

    „Auf diese Weise hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen Sohn gab ...“ Gott hat Menschen als Gegenstand seiner Liebe geschaffen, nicht Bäume oder Flüsse oder Eisen oder Blumen. Alle diese Gegenstände schätzt er, aber seine Liebe gilt den Menschen. Auf diese Weise hat Gott Menschen geliebt, als er „die Welt“ liebte.

 

c. Die ‚Welt’ ist sodann die Welt der Gottfernen.

 

Den Kreis der ganzen Menschheit kann man jetzt noch weiter eingrenzen. Es gibt Menschen, vielleicht die meisten, die verloren sind. Die Bibel gebraucht das Wort Welt in diesem engeren Sinne für die ganze Schar von unerlösten Menschen.

 

    . Ein Beispiel ist Johannes 1, 10: „Und die Welt kannte ihn nicht.“

Dann heißt es in V. 12: „Wieviele ihn aufnahmen, denen gab er das Recht, Gottes Kinder zu werden.“

    Die ihn aufnahmen, sind aus dem Begriff Welt ausgeschlossen, denn sie haben den Herrn Jesus gekannt. Alle anderen kannten ihn nicht. Sie waren „Welt“.

 

    . Johannes 14, 17: „... den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht noch ihn kennt, aber ihr kennt ihn ...“

    Diese Jünger Jesu, von denen hier gesprochen wird, bilden einen Kreis. Es gibt noch einen anderen Kreis, die Welt; das sind die Nichtjünger. Menschen, die keine Jünger Jesu sind, werden in der Schrift also Welt genannt. Sie stehen den Jüngern Jesu gegenüber und „hassen“ sie. Sie können den Geist Gottes nicht bekommen, weil sie nicht bereit sind, die Grenze ihres Kreises zu überqueren und in die Nachfolge Jesu zu treten.

 

    . Römer 13, 12 ist ein weiteres Beispiel: „Die Nacht ist weit vorgerückt. Der Tag hat sich genaht. Lasst uns also die Werke der Finsternis ablegen und die Waffen des Lichts anziehen ...“

    Hier wird zwar das Wort Welt nicht erwähnt, aber es wird die Welt der Verlorenen beschrieben. Christen sind Kinder des Lichts. Sie sind zu Gott, zum Licht, gekommen, sind jetzt im Licht. Das Licht ist auch in ihnen. Es ist in ihnen hell geworden. Aber sie führen ihr Leben in einer Welt, die dunkel ist. Und zwischen diesen verlorenen Menschen sind die Christen. In diesem Sinne befinden sie sich - und befinden wir uns - in einer dunklen Nacht, immer wieder von Finsternis und den Werken der Finsternis umgeben. Nun sollen wir nicht so handeln, wie die Menschen um uns her, sondern wir sollen bereit sein, für unseren Herrn dazustehen - wie ein Soldat, der frühmorgens aufsteht und bereit ist, in den Kampf zu ziehen, denn Licht und Finsternis sind Feinde voneinander.

    Dort, wo Licht hinkommt, muss die Finsternis fliehen. Und wo die Kerze des Lichts erlischt, da wird es dunkel. Die beiden können nicht miteinander leben. Sie schließen einander aus. Wir haben also mit der Dunkelheit in der Welt zu kämpfen. Unsere Schlacht ist nicht eine gegen Fleisch und Blut, sondern gegen das Element Finsternis, das eigentlich von Satan und der Sünde herrührt (Epheser 6, 12). In diesem Element Finsternis leben unbekehrte Menschen.

 

    . Philipper 2 zeigt uns ebenfalls diese dunkle Seite der Welt der Verlorenen: „... damit ihr frei von Tadel und unlauterer Beimischung seid, Gottes untadelige Kinder mitten in einem krummen und verkehrten Geschlecht [d.h., Menschengeschlecht], in welchem ihr offenbar seid wie Lichter in der Welt, darhaltend das Wort des Lebens“ (Philipper 2, 15.16).

    Im Bild dieses Verses herrscht Nacht. Am Himmel sind einige Sterne zu sehen. Mit diesen Lichtern vergleicht Paulus die Christen. Sie sind wie Sterne in einer dunklen Nacht. Inmitten allgemeiner Dunkelheit geben nur noch diese Sterne etwas Licht. Sie werden auch fernerhin einen Lichtschein geben, wenn ihr Wandel hell ist, wenn sie nicht nur wie eine Kerze sind, sondern das Wort Gottes wie eine Fackel in der dunklen Nacht mit ausgestreckter Hand darhalten, sodass Menschen zu Jesus finden können.

    Die Welt ist dunkel, und wer kein Christ ist, lebt innerlich und äußerlich im Dunklen. Bei uns Christen ist es innerlich hell geworden. Wenn wir das Wort Gottes lesen und ins Gebet gehen, ist es hell um uns her. Wenn wir uns aber in dieser Welt bewegen, bemerken wir die Dunkelheit. Sie macht uns unruhig; wir fühlen uns in dieser Dunkelheit nicht wohl.

    Die Welt, in der unbekehrte, ungerettete, verlorene Menschen leben, ist finster. Aber diese Welt ist nicht so finster wie jene, in die sie einmal hineingehen müssen, wenn sie nicht zum Licht finden. Da wird dann „äußerste Finsternis“ sein, ohne die Lichter der Kinder Gottes, ohne das Wort Gottes, welches Gott ab und zu durch seinen Ruf und durch seine Boten hineinstrahlen ließ. Jetzt bewegen sich unbekehrte Menschen immer noch in relativer Dunkelheit, denn überall ist etwas von dem Licht, das Gott in die Welt hineingeschickt hat, hineingekommen. Eines Tages aber wird die Dunkelheit vollkommen sein. Wenn unbekehrte Menschen spotten und sagen: „Da werde ich wenigstens eine Menge Gesellschaft haben!“, täuschen sie sich bitter; denn es wird wohl viele Menschen in der Hölle geben, aber jeder wird vollkommen einsam sein, ohne Gesellschaft. Gesellschaft ist eine Schöpfung Gottes. Die gibt es in der Hölle nicht.

 

d. Ferner ist die ‚Welt’ die Zeit einer Raumwelt.

 

Es gibt zwei Welten, die materielle, von Gott am Anfang dieser Weltgeschichte geschaffene, und die geistliche. Jede dieser Welten hat ihre Zeit. Und diese Zeit heißt Äon (griechisch: aioon). Äon ist die Zeit (oder die Zeitspanne) einer räumlichen Welt. Wie oben erwähnt ist die materielle Welt vergänglich. Ebenso ist auch die Zeit dieser Welt, ihr Äon, bemessen.

    Wenn die geistliche Welt ewig ist, ist auch der Äon der geistlichen Welt ewig, unendlich; d.h., die Zeit der geistlichen Welt hört nie auf.

    Der Ausdruck ‚Äon dieser Welt’ wird auch in einem anderen Sinne gebraucht. Weil diese Welt von so vielen verlorenen Menschen bewohnt ist und diese Verlorenen „Welt“ heißen, ist die Zeit, durch welche sie hindurchgehen, auch eine Welt. Das Wort Äon kann nun für die Lebensweise von nichtbekehrten Menschen gebraucht werden. Das wird aber in den meisten Übersetzungen nicht angedeutet.

 

    . Zum Beispiel Römer 12, 2: „Passt euch nicht der Welt an; seid nicht gleichförmig ...” Da steht für „Welt“ nicht das griechische Wort kosmos, wie man vermuten könnte, sondern aioon, d.h., die Lebensweise der Menschen, die noch nicht bekehrt sind.

    Sinngemäß kann man also lesen: „Passt euch nicht der Lebensweise dieser Welt an”.

 

    . 2. Timotheus 4, 10: „Demas verließ mich aus Liebe zum Lauf der jetzigen Welt ...”, der Lebensweise dieser Welt! Ob er wirklich abgefallen war, wissen wir nicht, aber er liebte die Dinge dieser Welt mehr als die Arbeit für den Herrn.

 

    . Epheser 2, 2: „In welchen [Sünden und Übertretungen] ihr einmal lebtet, ausgerichtet nach der Zeit dieser Welt ...“ Unbekehrte Menschen sind nach einem gemeinsamen Maßstab ausgerichtet.

 

e. ‚Welt’ ist im Weiteren ein Weltreich.

 

    . Lukas 2, 1: „Es geschah in jenen Tagen, [dass] eine Verordnung vom Kaiser Augustus ausging: Das ganze Weltreich sollte eingeschrieben werden.“

    Für „Weltreich“ steht hier im Grundtext oikoumenee, von dem wir das deutsche Wort ‚Ökumene’ haben. In jenen Tagen war die oikoumenee das römische Reich. Alexander, der Große, hatte als erster versucht, den Begriff Weltreich in die Tat umzusetzen, alles unter ein ‚Haus’ zu bringen. Oikoumenee heißt nämlich ‚Hausbleibe’ (oikos ist das ‚Haus’). Alles sollte also unter ein Dach gebracht werden.

    Heute versucht man das wieder, politisch und auch religiös. Alle Menschen sollen staatliche und religiöse Brüder und Schwestern werden. Alle sollen zu einem Staat und zu einer Religionsgemeinschaft gehören. Es wird eine unglückliche Heirat von Politik und Religion geben, und wir, die Nachfolger Jesu, wenn wir uns nicht anpassen, werden dann ausgegrenzt werden. Das ist eine Entwicklung, die noch vor uns liegt. Inzwischen wird an diesem Weltreich gearbeitet. Die Menschen träumen von einem Weltreich, das die ganze Welt zu einem Königreich macht, zu einem ‚Haus’.

    Aber auch Gott plant ein solches Reich.

 

    . In Hebräer 2, 5-8 lesen wir davon.

Vers 6 gibt uns eine interessante Auskunft: „Nicht Engeln unterordnete Gott das Weltreich, das kommen sollte, von welchem wir reden.“

    Wen hat dieses Weltreich denn als Regenten?

    In Psalm 8 wird gefragt und bezeugt: „Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, oder der Sohn des Menschen, dass du auf ihn siehst?“

    Hier geht es also um Menschen und Kinder von Menschen.

    „Du machtest ihn (den Menschen) ein wenig geringer als die Engel“, so steht es in Psalm 8.

    In Hebräer 2 wird Psalm 8 zitiert, und es heißt dann: „Mit Herrlichkeit und Ehre kröntest du ihn, und du setztest ihn über die Werke deiner Hände ...“

    Es war also Gottes Plan, den Menschen höher zu stellen als er bei der Erschaffung war. Diesen Plan scheint Satan vorweg nehmen zu wollen, um ihn im eigenen Interesse durchzuführen. Und so fiel der Mensch in die Sünde.

    Gott hat seinen Plan jedoch nicht aufgegeben. In den Versen 9 und 10 ist von Jesus Christus die Rede, der unsere Stelle einnimmt. Er erniedrigt sich, wird niedriger als die Engel. Er geht sogar an die Stelle des Menschen in den Tod. Und dann wird er auferweckt; er fährt gen Himmel und setzt sich zur Rechten des Vaters. In Zukunft wird er regieren – und mit ihm werden die Erlösten regieren, sodass über Jesus Christus Gottes Plan dennoch in Erfüllung geht. Erlöste Menschen, die in die Gemeinschaft mit dem Sohne Gottes gekommen sind, werden eines Tages in jenem Weltreich mitregieren. Wahrscheinlich wird dieses im tausendjährigen Reich geschehen (Of 20, 6).

   

    . Dazu gehört wohl auch 1. Korinther 6, 2.3: „Wisst ihr nicht, dass die Heiligen die Welt richten werden?“

Vielleicht ist hier an ein Richten gedacht, wie es im Buche Richter beschrieben ist, also ein Richten im Sinne von Regieren. Wenn das unsere Zukunft ist, sagt Paulus, sollten wir uns jetzt schon bemühen, in Weisheit miteinander umzugehen und nicht unreif bleiben.

 

f. Abschließendes

 

Es ist sehr wichtig, dass wir diese grundsätzlichen Dinge wissen, damit wir vor dem Wort Gottes Ehrfurcht bekommen und klarere Vorstellungen von dem Unterschied zwischen Christ und Welt. Mitten in dieser Welt leben wir als Christen.

    ‚Welt’ ist also verschiedenes: Sie ist ein Raum, in dem es wiederum zwei verschiedene Räumlichkeiten gibt, eine zeitliche Welt und eine ewige, eine materielle und eine geistliche. Ursprünglich waren sie beide gut. Jetzt gibt es Not in beiden Welten.

    Das soll uns aber nicht dazu verleiten, anzunehmen, dass der Himmel (der Raum um Gott) Not kennen würde. Nein, der große Raum der jenseitigen Welt ist noch einmal aufgeteilt. In die Welt Gottes kommen wir, wenn wir Jesus kennen. Dort ist keine Not, keine Nacht, keine Sünde. Das ist unsere Hoffnung. Satan hat dort keinen Zugang. Er wird ausgestoßen sein. Er darf nicht mehr vor Gott erscheinen und uns verklagen. Wir werden ewiglich im Licht sein und werden nie mehr zur Sünde versucht werden. Das ist unsere gewisse Hoffnung.

    Johannes sagt einmal: „Wer diese Hoffnung hat“, Jesus zu sehen, den Reinen, den Sündlosen, „der reinigt sich“ jetzt schon, damit er unbefleckt für Jesus leben kann (1J 3, 3). Gott schenke es, dass wir uns immer wieder reinigen, dass wir, wie es in der Offenbarung heißt (7, 14) „unsere Kleider waschen“ aufgrund des verflossenen Blutes Jesu, durch den Heiligen Geist, damit wir, wenn es einmal so weit ist, die Schwelle in jene Welt zu überschreiten, einen weiten Eingang kennen (2. Petrus 1, 11).

B. Von der Beziehung des Christen zu dieser Welt

1. Christen sind im Wesen von der Welt getrennt.

a. Die Welt ist nicht ihr Zuhause.

 

Christen sind hier ein Fremdkörper. Sie stammen nicht von dieser Welt. Jesus sagt:

    „Sie sind nicht von der Welt, so wie ich nicht von der Welt bin.“ (Johannes 17, 16) Die Welt ist nicht ihr eigentlicher Wohnort. Und Gott lässt sie immer wieder daran erinnern, dass ihr Zuhause nicht hier ist, dass diese Welt eine fremde ist. Einige weitere Stellen in der Schrift bringen dieses zum Ausdruck.

 

    I: Of 12, 12

 

„Darum seid fröhlich, ihr Himmel, und ihr, die ihr in ihnen euer Zelt, [eure Wohnung], habt.“

    Das Zelt war zu biblischen Zeiten eine Wohnung. Ganz besonders war es die Wohnung Gottes, als die Stiftshütte in der Wüste mit Israel mitgenommen wurde. Da zog Gott mit Israel und wohnte in diesem Zelthaus unter ihnen. Es war ein festes Zelt, so fest wie ein Haus. Es konnte aber auseinander genommen und transportiert werden.

    Glückselig sind nun die, die im Himmel ihre Wohnung haben. Nachdem Gott, besonders in Jesus Christus, unter Menschen Wohnung genommen hat, lädt er seine Gemeinde ein, im Himmel Wohnung zu nehmen. Die, welche dort mit Gott und Jesus Christus ihre Wohnung haben, sollen sich freuen, auch wenn sie sich vorübergehend noch in der Ferne dieser Welt aufhalten. Petrus nennt die Christen „Pilger“ (1. Petrus 1, 1.17; 2, 11). Sie haben vorübergehend eine Bleibe in dieser Welt, aber ihre eigentliche Wohnung, sozusagen ihr Hauptwohnsitz, ist im Himmel.

    „Darum seid fröhlich, ihr Himmel, und ihr, die ihr in ihnen eure Wohnung habt. Wehe den Bewohnern der Erde und des Meeres!“

    Der Ausdruck „Bewohner der Erde“ bzw. „die auf der Erde wohnen“ ist einer, der im letzten Buch der Bibel mehrere Male vorkommt. Er bezieht sich nicht auf alle Menschen, die auf der Erde wohnen, sondern auf diejenigen, die keine Wohnung im Himmel haben und diese Welt ihr Zuhause nennen. Diese Welt ist der Ort, wo sie Wurzeln geschlagen haben. Sie wohnen innerhalb des Horizontes dieses Planeten; das ist ihre Bleibe. Sie haben keine andere Adresse.

    Diese stehen unter einer Drohung: „Wehe denen, die kein Zuhause im Himmel haben!“

    Im Alten Testament steht geschrieben, dass Gott eine Zuflucht ist, eine Wohnung, ein Haus (vgl 1. Mose 33, 27; Psalm 46, 2; 62, 8). Gott will unsere Wohnung sein. Wer in Gott keine Wohnung hat, mit dem ist es schlimm bestellt. Der hat eine sehr traurige Zukunft.

 

    II: In 1. Johannes 4, 5 haben wir die Erklärung für Of 12, 12.

 

Wenn wir uns fragen, warum es so ist, dass ein Teil der Menschen mit ihrem Herzen im Himmel wohnt und der andere auf der Erde, so ist die Antwort: „Sie sind von der Welt; darum reden sie von der Welt, und die Welt hört sie.“

    Aber die Christen, die Angesprochenen, sind nicht von der Welt.

    Jesus machte klar (Johannes 15, 19; 17, 14): „Wenn ihr von der Welt wärt, würde die Welt das Eigene wohl gern haben. Aber weil ihr nicht von der Welt seid, sondern ich euch aus der Welt erwählte, deswegen hasst euch die Welt... Ich habe ihnen dein Wort gegeben, und die Welt hasste sie, weil sie nicht von der Welt sind, so, wie ich nicht von der Welt bin.“

    Und weil wir nicht „von der Welt“ sind, gehören wir auch nicht zur Welt und ist diese Welt auch nicht unsere Wohnung. Wir sind nach oben gerufen worden mit einem himmlischen Ruf. (Philipper 3, 14.20; vgl. Hebräer 3, 1.) Dort ist der Ort unseres ständigen Aufenthaltes. Im Geiste wohnen wir dort. In Gedanken sind wir in unserer dortigen Wohnung und nicht in dieser Welt. Sie ist nicht unser Zuhause.

    Aber die Menschen, die Jesus nicht kennen, sind hier in dieser Welt zu Hause. Wenn man ihre Gespräche verfolgt, merkt man, dass die Dinge dieser Welt ihre Themen sind.

    Uns kennt die Welt nicht, weil wir von einer anderen Welt sprechen:

    1. Johannes 3, 1: „Seht welche Liebe uns der Vater hat zuteil werden lassen, damit wir Kinder Gottes heißen sollten. Deswegen kennt die Welt uns nicht, weil sie ihn nicht kannte.“

    Wir sind nicht von der Welt; deshalb kennt die Welt uns nicht. Sie weiß nicht, wer wir sind, weiß nicht, warum wir uns so verhalten.

 

    III: 1. Petrus 4, 4

 

Hier sagt der Apostel, es „befremdet sie“ die Art und Weise, wie wir unser Leben führen. Die Welt merkt den Unterschied unseres Verhaltens zu ihrem, obwohl wir vielleicht dieselben Kleider tragen, dieselbe Sprache sprechen, dieselben Speisen zu uns nehmen. Innerlich gehören wir jedoch zu zwei verschiedenen Welten. Ein Christ sollte seiner Welt entsprechend leben.

    Hier wollen wir prinzipiell feststellen: Diese Welt ist deshalb nicht der Wohnort eines Christen, weil er nicht „von dieser Welt“ ist. Wir sind „von oben“, vom Himmel geboren (Johannes 3, 3; vgl. Johannes 8, 23), und dort ist unser Zuhause. Das ist unsere Welt, unser Element, wie die Luft das Element des Vogels und das Wasser das Element des Fisches ist. Wenn der Vogel im Wasser und der Fisch in der Luft außerhalb ihres Elementes sind, sterben sie. Und wenn wir uns zu lange außerhalb unseres Elementes aufhalten, sterben wir. Christen sollten in ihrer entsprechenden Welt leben.

 

    IV: Kolosser 2, 20

 

„Wenn ihr also mit Christus dem Elementaren der Welt gestorben seid, was lasst ihr euch, wie in der Welt Lebende, Satzungen auferlegen?“

    Paulus stellt den Kolossern die Frage: Warum tut ihr so, als würdet ihr in dieser Welt leben?

    Auf sehr nachdrückliche Weise macht er klar, dass wir nicht in dieser Welt leben. (In K. 3, ab V. 1, wird er das noch weiter verdeutlichen.) Der Körper befindet sich zwar in dieser Welt, aber der Geist, der im Körper ist, hat seine ihm entsprechende Welt. Unsere Welt ist die, in der Jesus Christus und unser Vater im Himmel wohnt (Kolosser 3, 1-4). Und wenn wir nicht in dieser irdischen Welt leben, dann sind auch die Regeln dieses irdischen Lebens nicht unsere Regeln. Unsere Regeln sind geistlicher Art.

    Paulus nennt diese Welt das Elementare, das Erste. (Vgl 1. Korinther 15, 46.) Wenn man zum Beispiel Musik studiert, lernt man zuerst das Elementare: wie die Töne heißen und wie sie aufeinander folgen, usw. Paulus sagt, für den Christen ist diese Schöpfung tatsächlich etwas Elementares. Da regieren Gebote und Regeln, nach denen sich der Mensch verhalten soll. So lebt die Natur nach ihren entsprechenden Naturgesetzen. Ich werfe etwas in die Luft, und es kommt wieder nach unten; es besteht ein Fallgesetz. Gott hat solche Gesetze in die Natur hineingelegt, über die er immer noch verfügt. Die Bibel eröffnet uns, dass alles auf Geheiß von Gottes Wort her abläuft. Wenn er will, kann er es auch einmal anders ablaufen lassen.

    Wenn unser Herr zu dem bereits vor vier Tagen gestorbenen Lazarus sagt: „Komm aus dem Grabe hervor“, dann geschieht etwas, das den normalen Vorgängen zuwiderläuft: Ein Toter kommt wieder zum Leben. Ein solcher Vorgang widerspricht dem Gesetz des Lebens und des Todes. Wir haben es in diesem Fall nicht mit einer Konstante, sondern mit einer Ausnahme zu tun. Diese Ausnahme geschah allerdings genauso auf das Wort Gottes hin, weil Jesus Gott und der Herrscher der Welt ist. So ist es auch mit den Naturgesetzen.

 

    V: Hebräer 1, 3

 

„Alles trägt er mit dem Wort seines Mundes.“

    Wenn es beispielsweise im Winter einmal kälter werden soll, sagt er: „Es werde kälter“, und es geschieht. Dann haben wir nichts zu murren, denn das Wetter kommt von Jesus. Das verstehen Christen.

    So laufen die Dinge in dieser Welt. In ihr sind Staaten notwendig, Regierungen und Gesetze, weil wir gefallene Menschen sind. Weil wir Sünder sind, brauchen wir ein Justizwesen.

    Gott hat es einmal so verordnet, dass sein erstes Volk, das Elementare, sein Zuhause in dieser Welt hatte, in einem Lande namens Israel. Dieses Land befand sich auf diesem Planeten. Dort war es zu Hause, und entsprechend dieser Welt hatte das Volk Gesetze. Es lebte in einer Welt, wo es Gesetze und Regeln gab. Aber als die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn. So steht es in Ga 4, 4 geschrieben. Wenn wir jetzt seinem Sohn anhangen, sind wir nicht mehr Kinder wie früher, sondern jetzt sind wir reif und als solche nicht mehr unter dem früheren Gesetz.

    Jetzt haben wir das Gesetz „in“ uns. Wir wissen nun um den Willen Gottes. Und wenn es vorkommt, dass wir einmal etwas nicht wissen, dann forschen wir im Worte Gottes nach. Dort gibt es allerdings nicht von 1 bis 10 durchnummerierte Gebote, wie damals im Alten Testament; aber es wird uns Verschiedenes gesagt über Gottes Wesen und Wege. Und nun sind wir, die reifen Menschen, aufgerufen zu prüfen, was in dem jeweiligen Fall der Wille Gottes sei. (Vgl Epheser 5, 10; Philipper 1, 10.) Die Gemeinde Jesu des Neuen Testamentes lebt frei unter der Führung des Wortes Gottes und des Geistes Gottes. Sie weiß nicht immer von vornherein, was der Wille Gottes ist; deshalb muss sie prüfen, beten und ringen. Aber sie ist nicht unter dem Gesetz. Sie ist nicht orientiert nach Regeln. Sie weiß aber, dass Gott konkrete Vorstellungen über das hat, das richtig ist. So prüft sie dann, wie sie ihrem Herrn gefallen könnte.

    Wir wohnen nicht in „dieser Welt“, die elementar ist, sondern schon in der kommenden Welt, wo der Geist Gottes zu Hause ist, wo wir in der Familie Gottes sind, wo wir auch ohne gesetzähnliche Vorschriften auskommen, weil wir einander kennen und lieben. Wir erfahren die Wünsche des anderen und leben entsprechend, stellen uns darauf ein. In einer gesunden Familie braucht es nicht viele Regeln. Die Kinder lernen, was den Eltern gefällt. Auch in einer harmonischen Ehe braucht es keine solchen, weil sich die Partner kennen, einander lieben und bemüht sind, dem anderen zu gefallen. So ist es auch zwischen uns und Jesus, der unser Bräutigam geworden ist. Wir lieben ihn. Es gibt Dinge, von denen wir wissen, dass sie ihm Freude machen könnten; anderes wissen wir nicht. Dann versuchen wir es herauszufinden, weil wir ihm wohlgefallen wollen.

    Paulus sagt in 2. Korinther 5, 9: „Ob wir daheim sind oder nicht daheim“, d.h., ob wir im Himmel oder noch in dieser Welt sind, wir sollen „ihm wohlgefällig sein“, ihm Freude bereiten. Das ist das Ziel des Christen. Er lebt so, weil er schon im Hause Gottes wohnt und nicht mehr in dieser Welt, obwohl er sich im Leibe noch vorübergehend hier aufhält.

 

    VI: Ga 6, 14

 

„Von mir aber sei es fern, mich zu rühmen, als nur des Kreuzes unseres Herrn, durch welches mir die Welt gekreuzigt worden ist und ich der Welt gekreuzigt worden bin.“

 

    . Als Jesus Christus am Kreuz starb, starb der Schöpfer der Welt. Die Bibel macht sehr deutlich, dass Jesus Christus der Schöpfer war. Dieser nahm Fleischgestalt an und wurde einer von denen, die er geschaffen hatte. Er selbst hatte die Menschen in seinem Bilde geformt, und es war ihm möglich, diese Gestalt selbst anzunehmen. Als Jesus in dieser Welt lebte, lebte der Schöpfer unter den Menschen. Kein Wunder, dass er über die Naturgewalten und über Leben und Tod verfügte.

    Er hatte die Macht über alles, aber er ließ sich kreuzigen. Er wurde in Schwachheit gekreuzigt, nicht weil er schwach war, sondern weil er darauf verzichtete, sich selbst zu verteidigen, und weil er freiwilligerweise sein Leben für uns auf den Altar Gottes legte.

   

    . Er hätte sich vor dem Tod am Kreuz retten können. Das zeigte er auch den Soldaten, die kamen, ihn festzunehmen. Er hätte durchaus Tausende von Engeln herbeirufen können. Er selbst war imstande, seine Feinde mit einem einzigen kurzen Wort zu erledigen. Als er fragte: „Wen sucht ihr?“ und sie antworteten: „Jesus von Nazaret“, da sagte er: „Ich bin es.“ Auf dieses Wort hin fielen alle zu Boden. In diesem einen mächtigen Wort „Ich bin es!“ klang der alttestamentliche Name Gottes an: „Jahweh!“ Dieser bedeutet: „Ich bin und werde sein, der ich bin und sein werde.“ (1. Mose 3, 14) Gott ist Leben, hat Leben in sich und ist nicht angewiesen auf andere Menschen. Jesus war weder auf Engel noch auf Menschen angewiesen, auch nicht auf das Schwert des Petrus (Matthäus 26, 52). Sie sollten wissen, dass er diesen Weg aus freien Stücken ging. Darum hat er zuvor gezeigt, dass er sich selbst hätte retten können. Er hätte sie alle erledigen können. Sie wären alle in jenem Garten Gethsemane gestorben, wenn er es gewollt hätte. Aber er starb für sie, starb auch für Pilatus, seinen Richter. Das sollte Pilatus wissen.

    Als Jesus gekreuzigt wurde, wurde der Schöpfer der Welt gekreuzigt. Und als der Schöpfer gekreuzigt wurde, wurde mit ihm die Schöpfung gekreuzigt, denn die Schöpfung ist abhängig von dem Schöpfer. Sie ist nicht wie eine Uhr, die aufgezogen wird und dann unabhängig von dem abläuft, der sie aufgezogen hat. Gott hat die Welt anders geschaffen; sie ist darauf angewiesen, vom Schöpfer erhalten zu werden. Sonst vergeht sie. Gott der Schöpfer erhält die Natur. Er hat die Welt an nichts aufgehängt; seine Hand trägt sie. Und wenn er stirbt, stirbt auch die Schöpfung. Was Paulus sagt (Ga 6, 14), verhält sich juristisch so. Gott selbst ist nicht gestorben. Er ist als Mensch gestorben, aber Gott hat nicht aufgehört zu existieren, und so besteht die Welt noch. Aber weil der Schöpfer in Form eines Menschen starb, wird sie untergehen.

   

    . Petrus sagt (1. Petrus 4, 7): „Das Ende aller Dinge ist nahe herbeigekommen.“ Nicht nur Jesus ist gestorben und wir mit ihm, sondern das Ende aller Dinge naht heran. Und weil die Welt untergeht, haben wir nun entsprechend zu leben und uns nicht in dieser Welt einzunisten. Würden wir es versuchen, wäre es das gleiche, wie wenn wir selbst den Garten Eden hier wieder herstellen wollten.

    In der Schweiz wurde ein Buch mit dem Titel „Das Paradies kann warten“ herausgebracht. Dieser spöttische Satz sollte auf gewisse Gruppen von Christen hinweisen, die das Paradies auf sich warten lassen konnten, bis sie es irgendwann einmal im Himmel erleben würden. Die Herausgeber wollten aber das Paradies offensichtlich schon hier auf Erden entstehen lassen. Hier wird der Unterschied zwischen Christen und Nichtchristen deutlich.

    Nun ist es aber nicht so, dass wir nur auf eine kommende Welt warten. Als Gottesmenschen haben wir immer noch einen Auftrag an dieser Schöpfung. Dennoch wissen wir um den Untergang dieser Welt, haben uns entsprechend eingestellt und sind bereit, unser Leben zu verlieren, wenn Gott es will. Wir sind aber auch bereit, dieses Leben in Gesundheit zu genießen, wenn Gott das schenkt. Es ist nicht verkehrt, wenn wir ein glückliches Familienleben haben wollen und gute Freunde, ein schönes Haus mit einem Garten. Jedoch müssen wir immer damit rechnen, dass Katastrophen oder politische Umwälzungen kommen können. Gott kann das zulassen, und in einem Nu ist alles weg. Ein Christ weiß um diese Möglichkeiten und ist nicht überrascht, wenn sie eintreffen.

    Paulus sagt (Ga 6, 14) eigentlich: „Ich gehe nicht auf im Diesseitigen. Nicht darin ist mein Ruhm, meine Freude. Das ist es nicht, was mich begeistert.“ Auch er wird Freude an der Natur gehabt und um die Schönheit dieser Welt als Schöpfung gewusst haben. Aber das war für ihn nicht das Letzte. Er wusste: Alles Schöne ist gekreuzigt worden, trägt den Stempel des Kreuzes. Christen sollten es nie vergessen: Wir sind hier nicht zu Hause.

   

    . Nicht nur ist uns die Welt gekreuzigt, sondern wir sind mit Christus gestorben. Und wenn die Welt Ansprüche macht oder uns locken oder einladen will, in der Diesseitigkeit aufzugehen, sagen wir: „Nein! Ich bin gestorben. Ich bin ein Gekreuzigter. Mein Leben befindet sich in einer anderen Welt; dort habe ich Wurzeln getrieben. Dort bin ich zu Hause.“

    Wir befinden uns zwar noch im Rahmen dieser Schöpfung und genießen sie, aber Schöpfung und wir sind für einander gekreuzigt im Zeichen des Kreuzestodes Jesu Christi.

 

    VII: Johannes 16, 20

 

„Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet weinen und klagen, aber die Welt wird sich freuen. Ihr werdet aber in Schmerz versetzt sein. Euer Schmerz wird jedoch zur Freude werden.“

    Im Leben wechseln Freude und Leid einander ab. Es gibt beides, nicht nur Leid. Gott schenkt Pausen, in denen wir aufatmen können: Wir erleben ein Stück Freude, jedoch nicht vollkommene. Und es gibt nicht nur Freude: Es gibt auch Leid, aber nicht vollkommenes. Es gibt nie das letzte Leid, das uns ganz verzagen lässt. Im Leid kann man immer noch hoffen. Aber durch die Umstände unseres Lebens werden wir daran erinnert, dass diese Welt nicht unser Zuhause ist.

    Manchmal greift Gott persönlich ein, setzt uns Grenzen und erinnert uns daran: „Mache dich hier nicht zu stark.“ Manchmal lässt er uns Menschen zuwider sein, lässt uns sie sogar zu Feinden werden, damit wir daran erinnert werden, dass es hier nicht nur Glück gibt.

    Das soll uns nicht überraschen, sagt der Apostel (1. Petrus 4, 12): „Lasst euch die Hitze nicht überraschen.“ „Lasst sie euch nicht befremden. Denkt nicht, dass ihr alleine seid und das, was euch trifft, etwas Fremdes wäre.“

    In 1. Petrus 5, 9 sagt er: „Die Bruderschaft in der Welt“ kennt das auch. Ihr seid nicht allein in eurem Leiden. Wir dürfen also mitten in unserem Leid hoffen, aber wir werden immer wieder daran erinnert, dass diese Welt nicht unser Zuhause ist.

 

b. Christen sind nur vorübergehend in der Welt.

 

    . Sie sind nicht lange hier. Sie sind nur hindurchziehende Pilger.

In Nordindien soll seinerzeit eine Brücke gestanden haben, auf welche eine Inschrift etwa folgenden Inhalts angebracht war: „Das Leben in dieser Welt ist eine Brücke. Gehe hinüber, aber baue nicht dein Haus darauf.“

    Finney machte seine Zuhörer darauf aufmerksam, es sei von Christen, die auf Erden Fremdlinge seien, nicht angebracht, ihre Gotteshäuser so zu gestalten, als sähen sie wie Paläste aus.

   

    . Einige Schriftstellen, die von unserem bemessenen Aufenthalt in dieser Welt sprechen

Lukas 12, 19A.20A: „’Und ich werde zu meiner Seele sagen: Seele, du hast viele Güter daliegen auf viele Jahre.’ ... Aber Gott sagte zu ihm: ‚Törichter! In dieser Nacht wird deine Seele von dir gefordert.’“

    Johannes 13, 36M: „Jesus antwortete ihm: ‚Wohin ich gehe, kannst du mir nun nicht folgen. Hernach wirst du mir aber folgen.’“

    Hebräer 11, 9.10.13.14: „Im Glauben hielt er sich als Gast auf hier und da im Lande der Verheißung wie in einem fremden; er wohnte ja in Zelten mit Isaak und Jakob, den Miterben derselben Verheißung, 10 denn er wartete beständig auf die Stadt, die die Grundfesten hat, deren Architekt und Erbauer Gott ist... 13 Als Menschen des Glaubens starben diese alle: Sie hatten die Verheißungen nicht empfangen, sondern sie aus der Ferne gesehen und waren überzeugt worden und hatten sie gegrüßt und hatten bekannt, dass sie Fremde auf der Erde waren und solche, die sich vorübergehend aufhalten, 14 denn die, die solches sagen, machen offenbar, dass sie das Vaterland suchen.“

    Jakobus 4, 13.14: „Ihr nun, die ihr sagt: ‚Heute und morgen wollen wir in die und die Stadt gehen und dort ein Jahr tätig sein und Handel treiben und Gewinn machen’ 14 – die ihr nicht wisst, was morgen sein wird (denn was ist euer Leben? – denn es ist ein Dampf, der eine kleine Weile erscheint, dann aber verschwindet) ...

    1. Petrus 1, 1A: „Petrus, Apostel Jesu Christi, den erwählten Fremden, den sich vorübergehend Aufhaltenden der Zerstreuung ...“

    V. 6: „.... worüber ihr euch freut, die ihr jetzt für eine kleine Zeit, wenn es sein soll, traurig seid in mancherlei Prüfungen ...

    V. 17: „Und wenn ihr den als Vater anruft, der ohne Ansehen der Person nach eines jeden Werk richtet, führt euer Leben in der Zeit, in der ihr wie Ausländer in fremdem Lande wohnhaft seid, in Furcht ...

    2, 11: „Geliebte, ich rufe euch als Ausländer und sich vorübergehend aufhaltende Fremde auf ...“

    4, 1-3A: „Nachdem also Christus für uns am Fleisch litt, wappnet auch ihr euch mit der selben Denkweise, weil der, der im Fleisch litt, mit Sünde abgeschlossen hat, 2 um die noch verbleibende Zeit im Fleisch nicht mehr den Lüsten der Menschen zu leben, sondern dem Willen Gottes; 3 denn es ist uns genug, die vergangene Zeit ‹dieses› Lebens den Willen derer, die von den Völkern sind, ausgeführt zu haben...“

    V. 7: „Aber das Ende aller Dinge ist nahe gekommen. Seid also gesunden Sinnes ‹und züchtig› und seid nüchtern für die Gebete.“

    5, 10A: „Aber der Gott aller Gnade, der uns zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus Jesus rief, er selbst mache euch, nach kurzem Leiden, heil und tüchtig.

 

    . Im Lichte dieser Worte einige persönliche Fragen

Was interessiert mich? Worüber spreche ich gerne? Worüber sprechen wir in der Eingangshalle nach dem Gottesdienst? Worüber reden wir, wenn wir unter uns sind? Wenn wir wirklich „wir selbst“ sind, worüber sprechen wir dann gerne? Was füllt unseren Kopf, wenn wir alleine sind? Was füllt unsere Gedanken aus? Was ist unsere Welt? Ist sie Jesus?

    Das sind ernste Fragen. Wenn wir sie hören, sollten wir nicht gleich so tun, als ob uns das nicht angehe. Wir wollen ehrlich sein und alles unserem Herrn bekennen, das nicht so ist, wie es sein sollte. Wir sind seine Kinder. Er ist für uns gestorben. Es ist nun Hoffnung und Gnade da, und es darf anders werden mit unserem Denken und unserem Sprechen, mit unseren Interessen. Es geht ja um die zentrale Frage: Was liebe ich?

    Ich darf mit dem alttestamentlichen Psalmisten beten: „Lass die Gedanken meines Herzens und die Rede meines Mundes solche vor dir sein, die dir wohlgefällig sind“ (Psalm 19, 15).

 

c. Die Welt der Gottfernen ist nicht das Vorbild des Christen.

 

    I: Einleitendes

Ein Christ gehört zum Leib Christi und hält sich zu Haupt und Gliedern. Lebt er zu stark in dieser Welt, verlangt sie seine Zeit und Kraft, und sein christliches Leibleben zerbröckelt.

    Die Heilige Schrift lehrt uns, dass die Welt nicht unser Wohnort ist. Wenn die Schrift das so sagt, sollten wir versuchen zu ergründen, was damit gemeint ist.

    Wir wohnen zwar noch im Leibe, aber im Geiste sind wir schon im Jenseits. In Epheser 2, 6 heißt es, im Herrn Jesus Christus haben wir Platz genommen zur Rechten Gottes. Das ist unser Heilsstand: „in himmlischen Bereichen“. Petrus sagt, vorübergehend wohnen wir noch „wie Pilger“ in dieser Welt (1. Petrus 1, 1.17; 2, 11). Doch sollen unsere Wurzeln nicht in diese Welt hineingehen.

    „Welt“ bedeutet ja verschiedenes. Die Menschen, die Gott fern sind, heißen zum Beispiel in der Bibel „Welt“. Jesu Nachfolger sind aus dieser Welt ausgeklammert, weil sie schon jetzt zur Welt Gottes gehören. Wir als Christen, die wir unser Bürgerrecht im Himmel haben, sollen nun diese Welt der gottfernen Menschen nicht als Vorbild für unser Leben nehmen.

 

    II: Römer 12, 1.2

 

    . „Ich rufe euch also auf durch die Erbarmungen Gottes ...“ - d.h., weil Gott uns am Kreuz Erbarmen gezeigt hat und weil er sich über uns dadurch erbarmt hat, dass er uns zu sich gerufen hat. Auch in unserem Leben mit Jesus Christus haben wir so viel Erbarmen erlebt. Aufgrund aller dieser Erbarmungszeichen sollten wir als Antwort unseren Leib Gott darbringen.

   

    . „Ich rufe euch also auf, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzubringen als lebende, heilige und Gott angenehme Opfer, euer vernünftiger Dienst für Gott.“

    Wenn Gott sich für uns in Jesus Christus dahingab, ist es nur logisch, dass wir uns ihm ganz hingeben und unseren Leib ihm zu Verfügung stellen. Der Leib ist noch nicht vom Heil erfasst, nur unser Geist. Der Leib ist nicht bekehrt, nicht gerettet, nicht wiedergeboren. Aber wir, die wir im Leibe wohnen, sind Gerettete. Wir stehen in der Gnade (Römer 5, 1). Eines Tages wird aber der Leib vom Heil erfasst werden. Wir werden gleichsam zweimal wiedergeboren: einmal, wenn wir zu Jesus kommen, zum anderen, wenn Jesus kommt und unseren Leib auferweckt bzw. verwandelt, wenn wir in der Entrückung ihm entgegengehen. Dann wird unser Leib die Erneuerung, die Wiedergeburt erleben, vom Heil erfasst werden. Aber heute ist er genauso, wie vor unserer Bekehrung, und wir haben wesensmäßig keinen anderen Leib als unsere unbekehrten Nachbarn. Der Leib ist derselbe, ob es der Leib des Christen oder der des Nichtchristen ist. Aber wenn Jesus kommt, werden wir einen anderen bekommen. Inzwischen darf dieser nichtgerettete (d.h., der nicht vom Heil erfasste) Leib von Jesus Christus gebraucht werden. Er darf Gott geheiligt, Gott zu Verfügung gestellt werden. Unsere Hände, unsere Füße, unser Kopf, unser ganzes Wesen darf zum Dienst am Evangelium gebraucht werden.

   

    . „... und passt euch nicht dieser Weltzeit an, ...“ Das ist das Zweite, das wir tun sollen.

Christen gehen mit ihrem Leib anders um als Nichtchristen. Sie führen eine andere Lebensweise als die Welt. Es gibt einen grundsätzlichen Unterschied zwischen der Lebensweise von Nachfolgern Jesu und der Lebensweise von solchen, die Jesus nicht gehören. Nicht immer kann man gleich feststellen, wer Christ ist und wer nicht. Aber früher oder später muss man dieses feststellen können. Manchmal sieht man keinen Unterschied zwischen Christen und Nichtchristen, wenn letztere unter dem Einfluss des Evangeliums gut erzogen wurden. Oft sehen auch Christen so wie Nichtchristen aus. Sie sind Jesus nicht gehorsam, obwohl sie neues Leben in sich tragen. Ihr Leben und ihre Gedanken sind nicht auf Jesus Christus ausgerichtet. Sie liebäugeln mit der Welt und folgen dem Muster und Vorbild der Welt. Dann weiß man oft nicht, ob es echte Christen sind oder nicht. Wir können ja niemandem ins Herz schauen. Christen sollten die Welt nicht zum Vorbild nehmen.

    Paulus sagt: „Passt euch nicht der Zeit dieser Welt an!” Das heißt, passt euch nicht den Menschen an, die in dieser Welt, in dieser Zeit leben, denn es ist noch sündige Zeit!

    Schon weil die Welt so unbeständig ist, ist es nicht ratsam, sich mit ihr einzulassen. Sören Kierkegaard, der dänische Philosoph, meinte:

    „Wer sich mit dem Zeitgeist verheiratet, wird bald Witwe.“ Bekanntlich hat ein Zeitgeist nur eine kurze Lebensdauer.

    Jakobus warnt (4, 4): „Ehebrecher und Ehebrecherinnen, wisst ihr nicht, dass die Freundschaft [mit] der Welt Feindschaft [gegen] Gott ist? Wer immer also ein Freund der Welt sein will, stellt sich als Feind Gottes hin.“

 

    . Und nun kommt das Dritte: „... sondern werdet umgeformt durch Erneuerung eures Denkens, um zu prüfen, was der Wille Gottes sei“, denn dieser Wille Gottes soll mit dem Leib getan werden. Wenn ich beten will - und das darf ich als Kind Gottes -, tue ich das mit meinem Leib: Ich falte die Hände und bewege die Lippen. Wenn ich Zeugnis ablegen will, wenn ich predigen will, wenn ich für Jesus Briefe schreiben will, muss das mit dem Körper geschehen. Aber der Körper muss dafür zu Verfügung gestellt werden. Das muss mein Geist tun. Er muss den Körper sozusagen mitnehmen.

    Paulus stellt fest, dass der Leib manches nicht gerne tut, weil er träge ist. Frühmorgens will er nicht immer gleich aufstehen, wenn der Geist es will. Es ist genauso, wie Jesus es bei seinen Jüngern erlebte, als sie schläfrig wurden. Der Geist ist schon willig, aber das Fleisch ist schwach (Matthäus 26, 41). Da muss ich meinen Leib mit Gewalt mitnehmen, sagt Paulus. (Vgl 1. Korinther 9, 27.) Ich muss ihm sagen: „Jetzt kommst du mit! Ich weiß, du bist müde, aber du musst nun in den Dienst meines Herrn!“ Unser Leib ist nicht bekehrt. Er muss mitgenommen werden, denn wir wollen dem Herrn dienen. Und das müssen wir mit den Fingern, mit der Hand, mit unseren Füßen, Lippen und Ohren tun. Die müssen ihm ganz energisch zu Verfügung gestellt werden. Ich will dem Herrn dienen und es nicht so machen wie die Welt. Sie ist nicht mein Vorbild. Sie gebraucht ihren Leib, um sich selbst Freude zu bereiten. Solche Menschen sagen: „Mein Leib gehört mir, nicht Gott.“ Und dann geschieht natürlich in der Folge mit diesem Leib vieles, das ein Christ nicht tun darf, weil sein Leib seinem Gott gehört. Die Welt, so, wie sie lebt, ist nicht unser Muster.

 

    III: Die nächste Stelle finden wir in 1. Korinther 6, 19.20.    

 

„Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempelheiligtum des Heiligen Geistes ist, der in euch ist, welchen ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euch selbst gehört, denn ihr wurdet um einen Preis erkauft. Verherrlicht ja Gott in eurem Leibe und in eurem Geiste, welche Gottes sind”.

   

    . Unser Leib und unser Geist, der in dem Leib wohnt, gehören Gott. Wenn wir sagen: „Jesus ist für uns gestorben“, gelten wir nach der Lehre der Heiligen Schrift als Gestorbene. Andererseits gelten wir dadurch als von Jesus Christus mit seinem Blut Erkaufte. Wir gehören nicht uns selbst, denn jemand ist an unserer Stelle gestorben. Wie wir leben wollen, können wir nicht mehr wählen. Kein Christ darf so leben, wie er will, auch nicht so, wie andere Menschen es wollen.

    Christen haben zu fragen: Was will mein Herr im Himmel? Wie hat er es in seinem Wort gesagt? Und danach richten sie sich dann aus. Unser Leib und unser Geist gehören nicht uns selbst.

   

    . Ein Heiligtum, ein Tempel, ist ein Ort, ein Haus, das einem Gott gehört und in welchem dieser Gott wohnt. Es gab zu den Zeiten des Paulus verschiedene Tempel, die den verschiedenen Göttern gehörten. Ein Tempel war das Haus eines Gottes.

    Mein Leib und mein Geist sind ein Gehäuse, ein Gefäß, eine Behausung, in dem ein Gott wohnt, und dieses Haus gehört diesem Gott. Paulus nennt den Namen dieses Gottes. Er heißt: Heiliger Geist. Er ist der Gott, dem mein Leib und mein Geist gehören. Im Augenblick wohnen wir als Gäste in unserem Leibe. Der Leib ist sein Haus. Es gehört nicht uns, obwohl wir dort wohnen. Wir sind dort lediglich zu Gast, haben durch die Gastfreundschaft Gottes das Recht, ein Zimmer zu genießen. Aber auch umgekehrt ist mein Leib (und mein Geist) ein Ort, in dem Gott wohnt. Er gehört ihm und er wohnt dort. Wir wohnen nur vorübergehend bei unserem Gastgeber; aber unser Gastgeber darf in diesem seinem Hause wohnen, weil es ihm gehört.

   

    . Dass ich Gott gehöre, hat verschiedene Gründe. Erstens hat er mich geschaffen; und was er geschaffen hat, gehört ihm. Zweitens gehöre ich Gott, dem Heiligen Geist, weil Jesus Christus (der mit dem Heiligen Geist auch Gott ist) mich mit seinem Blut erkauft hat. Drittens gehöre ich Gott und dem Heiligen Geist, weil ich mich aus freien Stücken ihm gegeben habe. Ich habe mich verschenkt. Als ich zu Jesus Christus kam, habe ich darauf verzichtet, mich selbst zu besitzen. Ich habe das Recht auf mich selbst abgegeben. Zudem, viertens, hat Gott mich immer wieder bewahrt. Er hat viele Male mein Leben gerettet. Und so gehöre ich auch aus diesem Grunde meinem Gott, weil er mein Leben in seine Hand genommen hat.

   

    . Und nun sollte ich mit diesem Leibe unter der Führung des Geistes, der in ihm wohnt, Gott zur Ehre leben und nicht die Welt als Beispiel und Vorbild nehmen; denn bei der Welt herrscht der Gedanke vor, dass Geist und Leib ihr selbst gehören. Vielleicht glaubst auch du, dass du über deine Zeit, deine Energie, dein Geld selbst verfügen darfst, und du planst, was du tun willst. Die Pläne eines Christen werden aber immer wieder durchkreuzt. Und das ist richtig so, weil Gott ein vollkommenes Recht hat, sie zu ändern. Wenn ich plane, sollte ich das unter der Herrschaft Gottes tun. Er will, dass ich mir Gedanken mache, wie ich ihm zur Ehre leben kann. Manchmal stelle ich dann fest, dass Gott sich das anders vorgestellt hat. Dieses darf ich anerkennen, denn es gilt ja, mein Leben Tag für Tag für ihn zu leben. Es geht darum, dass wir wirklich Gott zur Ehre leben mit dem, das wir sind und haben.

    Hierin ist Gott uns selbst ein Vorbild.

 

    IV: 1. Korinther 14, 33

 

„... denn er ist nicht von Unordnung Gott, sondern von Frieden.“

   

    . Unser Gott ist von Frieden Gott, von Sinnvollem, wo die Spannung weg ist, wo Einklang und Harmonie herrschen. Unordnung ist nicht von Gott. Dieser Grundsatz ist höchst wichtig. Unser Leben sollte nicht vom Durcheinander gekennzeichnet sein.

    Jakobus sagt, das Durcheinander kommt vom Teufel (3, 15.16): „Dieses ist nicht die Weisheit, die von oben herniederkommt, sondern eine irdische, seelische und dämonische, denn wo Eifersucht und Streitsucht sind, da ist ein Durcheinander und jedes schlechte Tun.“

    Die Weisheit von unten bringt ein Durcheinander, ein Chaos. Christen sollten von dem Sinnvollen, dem Harmonischen, dem Ordnungsvollen gekennzeichnet sein. Das heißt nicht, dass es immer nach gewissen Gesetzen verläuft. Die Ordnung Gottes kann anders aussehen, als wir uns das manchmal vorstellen. In der Natur kann es auch manchmal chaotisch aussehen, aber der erste Blick kann täuschen; denn bei näherem Hinschauen ist eine wunderbare Ordnung festzustellen.

    Wir sollten zunächst einmal zur Kenntnis nehmen, dass Gott von Frieden Gott ist, von Harmonie, von Sinnvollem und nicht von Unordnung. In 1. Korinther 14 spricht Paulus von den Zusammenkünften der Gläubigen. Er sagt in V. 40, wenn sie zusammenkommen, soll „alles mit Anstand“ geschehen, in geziemender Weise.

 

    . Man weiß nicht immer von vornherein, was sich geziemt. Es besteht nämlich nicht in einem Gesetz, das man eindeutig verstehen könnte. Was geziemt sich? Was gehört sich? Was wäre schön in einem Gottesdienst, einer Versammlung? Gott ist ein Gott von Harmonie, von Schönem, von dem, das in jeder Hinsicht angenehm ist. Gott hat die Welt als Kosmos (griech.: kosmos: schön, Schmuck) geschaffen, als Schönheitsgegenstand, als System, wo alles seinen sinnvollen Platz hat, wo alles aufeinander abgestimmt ist. Sonne, Mond, Sterne und Erde, alles hat seinen Platz. Wenn wir in die Natur schauen und sehen, wie ordnungsvoll sie Gott geschaffen hat, kommen wir ins Staunen. Aber im Geistlichen gehen die Meinungen oft auseinander über das, was sich geziemt, das schön wäre.

   

    . Drei Menschen sehen sich ein Gemälde an. Dabei kann es vier verschiedene Meinungen geben! Man weiß nicht recht, ob das Gemälde gute Kunst ist oder nicht.

    Längere Zeit hatten wir in unserem Wohnzimmer an der Wand ein Gemälde hängen und fanden es schön. Es war ein Naturbild.

    Eines Tages wagte die Freundin meiner Frau die Bemerkung: „Ich finde es nicht schön!“ Sie sagte in sehr freundlicher Weise: „Ich finde es etwas kitschig.“

    Ich dachte: „Sie hat ein gutes Auge“, und fragte, was an diesem Bild nicht gute Kunst wäre? Nun, das konnte sie auch nicht sogleich feststellen. Sie wusste nicht genau, was es war. Das veranlasste mich, nachdem sie weg war, dieses Bild näher zu studieren. Ich schaute es mir in den folgenden Wochen ab und zu an und fragte mich: Was könnte es sein, das unsere Freundin an dem Bild störte? – denn ich vertraute ihrem Urteil. Oder könnte es sein, dass sie sich irrte und wir doch Recht mit unserer Beurteilung hatten? Ich wollte nun wirklich wissen, was es war. Und tatsächlich, nachdem ich das Bild einige Zeit studiert hatte, fand ich es heraus: Es hatte zuviel Rot. Und als ich das feststellte, konnte ich sie verstehen.

   

    . Beim ersten Blick wissen wir nicht immer, was richtig ist und was nicht. Aber als Christen sollten wir uns Gedanken machen. Es gibt kein Gesetz darüber, keine Regel. Die Bibel sagt uns nirgends ganz genau, was sich geziemt. Wir haben dort keine genauen Kunstregeln. Wenn es z.B. heißt, dass Gott herrlich ist, wird uns nicht genau gesagt, was herrlich ist. Was ist denn in Wirklichkeit „herrlich“? Unter uns Menschen gibt es darüber verschiedene Auffassungen. Wir sagen zum Beispiel: „Wir haben einen herrlichen Tag erlebt.“ Auf die Frage: „Was habt ihr denn erlebt?“, kommt vielleicht die Antwort: „Wir waren am See.“ Andere sagen dann: „Ach, wie langweilig!“, und damit ist das Thema erledigt.

    Aber bei echten Christen soll es nicht so schnell erledigt sein. Es mag vorkommen, dass der eine am See mehr Freude hat als der andere. Aber in geistlichen Dingen müssen wir uns die Angelegenheit näher anschauen; wir müssen uns darüber einig werden, ob etwas schön oder angenehm ist, ob sich etwas geziemt oder nicht. Wenn Gott sagt: Frauen und Männer sollen sich in gewisser Weise benehmen, dann dürfen wir nicht geteilter Meinung sein, denn die Bibel ist für jeden Menschen geschrieben. Wir können uns nicht das Recht herausnehmen, in eine eigene Richtung zu marschieren. Wir müssen uns fragen: „Was ist denn nun richtig?“ Es gibt kein Gebot darüber, keine genaue Vorschrift, keine genaue Beschreibung, aber wir haben alle den Heiligen Geist, und wir sind imstande, die Bibel zu lesen und uns zu fragen: „Wo könnten Hinweise darauf sein, was sich geziemt oder gehört oder richtig wäre? Wo gibt es Anhaltpunkte für das, „was lieblich ist, was wohllautet“ (Philipper 4, 8)?

    Wir haben zu prüfen, was der Wille des Herrn ist, was seine Vorstellungen sind (Epheser 5, 10; Philipper 1, 10). Das geht nicht von heute auf morgen. Das braucht seine Zeit. Der Heilige Geist wird uns da aber leiten. Gott ist ein Gott des Schönen, des Sinnvollen und nicht dessen, das chaotisch oder schlecht aussieht oder sich übel anhört.

   

    . Wir haben von Paulus gehört, dass Gott kein Gott der Unordnung ist. Daraus können wir schließen, dass er ein Gott der Ordnung ist. Oft wird gesagt: So steht es nicht geschrieben. Ja, das stimmt. Aber wenn es heißt: Er ist nicht ein Gott der Unordnung, dann ist es gestattet, die zweifache Verneinung in eine positive Aussage umzuformen: Er ist ein Gott der Ordnung!

 (Fortsetzung in der nächsten Nummer)

 

2. Die Welt kommt aber in die Reihen der Christen.

 

Wie?

Das kann auf verschiedenen Wegen geschehen.

    Unser Fleisch ist vom selben Wesen wie das der Welt und bildet gleichsam eine Brücke zu ihr. Es hat kein Interesse am Ewigen; es fühlt sich in dieser Welt zu Hause. Alle Interessen der Welt sind auch in uns. Geben wir den Trieben des Fleisches Raum, so ist das Tor zur Welt geöffnet.

    Die Welt kommt auch über Neubekehrte in die Reihen der Gläubigen. Sie sind ja frisch aus der Welt und haben so vieles noch abzulegen. Es gilt also, wachsam zu sein. Einmal sollten diese mit Fleiß betreut werden; zum anderen sollten reifere Christen wachsam sein, nicht mit einer falschen Liebe den neuen Christen begegnen. Sonst kann sich über diese weltliches Wesen in den Reihen der Gläubigen breitmachen.

    Die Welt, „was in der Welt ist, die Lust des Fleisches und die Lust der Augen und das Großtun ‹dieses› Lebens,“ kommt in unsere Reihen, wenn wir der Welt begegnen, und das geschieht ja auf Schritt und Tritt, wo immer wir uns hinbewegen. Schon im Haus begegnen wir Welt; unsere Wohnungen sind ja vom Material dieser geschaffenen Welt hergestellt. Bilder hängen an der Wand. Töne werden gehört. Alltägliches wird besprochen und gesprochen. Da kann nur zu leicht der Sinn haften bleiben bei dem, das der Vergänglichkeit angehört. Überall außer Hauses ist das dann natürlich noch viel mehr der Fall. Da will lauter Diesseitigkeit das Leben regieren.

    Da haben wir das Wort Jesu in den Ohren zu behalten: „Seid wachsam – und betet!“

3. Das Verhalten des Christen in der Welt ist nun ein höchst delikates.

 

Epheser 5, 15: „Seht also stets zu, wie ihr mit Sorgfalt wandelt, nicht als Unweise, sondern als Weise ...“ Für „mit Sorgfalt“ steht im Grundtext: „akriebisch/akrobatisch“, z. B. wie einer, der auf einem gespannten Seil geht. Der Apostel mahnt: Höchste Vorsicht ist geboten!

   

    . Vor dieser Verantwortung können wir nicht fliehen. Wir können die Welt nicht räumen. Christen sind in sie hineingestellt. Sie ist unser gegenwärtiger von Gott gewollter Aufenthaltsort.

    Den Korinthern sagt Paulus: „Ich schrieb euch in dem Brief, nicht mit Unzüchtigen Umgang zu pflegen – und nicht: ganz und gar mit den Unzüchtigen dieser Welt oder mit den Habsüchtigen oder Räuberischen oder Götzendienern, denn dann müsstet ihr aus der Welt hinausgehen ...“

    Wenn er den Galatern von der Heilsabsicht Gottes schreibt (1, 3.4): „Gnade [sei] euch zuteil und Friede von Gott, dem Vater, und unserem Herrn, Jesus Christus, dem, der sich selbst für unsere Sünden gab, sodass er uns für sich herausnehme aus der gegenwärtigen bösen Weltzeit nach dem Willen unseres Gottes und Vaters“, so wird dieses Vorhaben erst mit der Entrückung verwirklicht. Dann wird genau das geschehen, was im griechischen Wort für „herausnehmen“ bedeutet: heraus heben und wegnehmen. Zuvor aber ist „nach dem Willen unseres Gottes und Vaters“ unser Platz hier mit der Zusage: „Gnade [sei] euch zuteil ...“

    In ähnlicher Weise schreibt der Apostel an Titus (2, 11): „... denn es erschien die Gnade Gottes ... damit, nach Absagen des ehrfurchtslosen Wesens und der weltlichen Lüste, wir mit gesundem Sinn und Zucht und in Gerechtigkeit und mit rechter Ehrfurcht in der jetzigen Weltzeit leben sollten ...“

 

    . Der Christ hat sich nun also von der Welt reinzuhalten.   

Jakobus 1, 27: „Frömmigkeitserweisung, rein und unbefleckt bei dem Gott und Vater, ist diese: ... sich selbst von der Welt fleckenlos zu bewahren.“

    Und das geschieht mit Hilfe des Wortes Gottes:

    Psalm 119, 9.11: „Wie wird ein Jüngling seinen Weg unsträflich gehen? Wenn er sich hält nach deinem Wort ... Dein Wort habe ich aufgespeichert in meinem Herzen, damit ich nicht gegen dich sündige.“

 

    . Kolosser 3, 1-5: „Wenn ihr also mit Christus auferweckt wurdet, ...“. Wenn wir mit ihm auferweckt wurden, sind wir auch vorher gestorben. Mit Christus sind wir den elementaren Dingen der Welt gestorben (Kolosser 2, 20). Als er starb, starben wir. Als Christus starb, ist er dieser Welt gestorben. Als er auferstand, galt sein Leben der nächsten Welt, der Zukunft. Wenn wir mit ihm auferstanden sind, blicken wir nach vorne in seine Welt. Die ist nun unsere Welt geworden.

    „Wenn ihr also mit Christus auferweckt wurdet, sucht das, was droben ist, wo Christus ist.“ Er ist von den Toten auferstanden und gen Himmel gefahren. Seine Welt ist jetzt unsere Welt. Dort sollen wir das Leben suchen.

    „Sucht, was droben ist, wo Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes. Eure Gedanken seien auf das gerichtet, das droben ist.“ Ich kann also wählen, was ich denken will. Lese ich die Bücher dieser Welt, die Romane dieser Welt, dann werde ich von diesen Gedanken gefüllt sein, und ich werde lernen, so zu denken, wie diese Welt denkt. Ich werde weltförmig und nicht mehr weltfremd. Dann werde ich jedoch himmelsfremd, denn die Denkweise der Welt ist nicht die Denkweise des Himmels. Ein Christ sollte ganz bewusst wählen, was er denkt. Deshalb muss er seinen Kopf füllen mit Bildern und Worten aus der himmlischen Welt. Aus dem Wort Gottes kommt das himmlische Denken.

    „Eure Gedanken seien auf das gerichtet, das droben ist, nicht auf das, das auf der Erde ist.“ Das gilt jedem Christen, jung und alt.

    „Eure Gedanken seien nicht gerichtet auf das [o.: ausgerichtet nach dem], das auf der Erde ist, denn ihr starbet.“ Wir sind der Welt gekreuzigt.

    „Und euer Leben ist verborgen worden.“ Gott hat unser Leben genommen, als er seinen Sohn bei der Auffahrt im Himmel aufnahm, und hat es in seiner Person vor den Augen der Welt verhüllt. Man sieht es nicht, weil man ihn nicht sieht, der unser Leben ist. Deshalb kennt man uns nicht. Gott hat unser Leben ins Jenseits versteckt, aber eines Tages werden wir offenbar werden.

    „Euer Leben ist verborgen worden mit Christus in Gott. Wenn Christus, unser Leben, geoffenbart werden wird, dann werdet auch ihr mit ihm in Herrlichkeit geoffenbart werden.“

    „Es gelten also als getötet eure Glieder, die auf der Erde sind.“ Unser Leib möchte gern nach dem Weg dieser Welt leben. Die Sünde, die in uns wohnt, möchte gern so leben, wie man es in der Welt tut. Es verursacht uns dauernd Schmerzen, Nein sagen zu müssen. In dieser Spannung stehen wir ständig: Nein zu sagen zur Sünde und Ja zu sagen zu jener Welt, zu unserem Herrn. Es gibt Gläubige, die noch an etwas hängen und es nicht lassen können. Wollen sie es überhaupt lassen? Da ist das Geheimnis: Wo und was ist mein Wille? Liebe ich Jesus so sehr, dass ich für ihn leiden könnte? Entsagung und Verzicht - das sind solche Leiden. Deshalb haben viele Christen keinen Sieg über die Sünde. Irgendwo haben wohl die meisten von uns eine Versuchung, die immer wieder aufkommt. Eine Versuchung führt immer wieder zu der Frage: Was oder wen liebe ich letztlich?

    „Es gelten also als getötet eure Glieder, die auf der Erde sind” (Kolosser 3, 5).

 

    . Römer 8, 2-6: „Das Gesetz des Geistes ...“ Hier geht es nicht um das mosaische Gesetz, sondern um den Heiligen Geist, der das neue Gesetz ist. Jesus ist mein Gesetz. Sein Wille ist mein Gebot.

    „Das Gesetz“ - sprich: der Heilige Geist –, der Geist des Lebens, der Geist, der mit Leben umgeht und mir in Jesus Christus Leben gibt, der „befreite mich von dem Gesetz der Sünde und des Todes ....“

    Grundsätzlich ist ein Riss zwischen mich und die Sünde eingetreten, und ich muss nicht mehr sündigen. Die Sünde ist keine Konstante mehr. Es ist ein Knick in dieses Gesetz gekommen. Der Heilige Geist ist dazwischen getreten, und ich kann frei werden.

    „... denn was das Gesetz [hier: das Gesetz Moses] nicht konnte, worin es schwach war durch das Fleisch, [das vermochte Gott]: Nachdem er den eigenen Sohn gesandt hatte in der Ähnlichkeit des Fleisches der Sünde und für Sünde, verurteilte er die Sünde im Fleisch [im Leib Christi], damit die Forderung des Gesetzes in uns erfüllt würde“, d.h., damit wir wieder das täten, was das Gesetz Moses forderte. Liebe ist die Erfüllung des Gesetzes, und diese Liebe ist ausgegossen in unseren Herzen.

     Die Zusammenfassung dessen, was Gott eigentlich im ganzen Alten Testament wollte, kann der Heilige Geist nun in unserem Leben herbeiführen: „... damit die [zentrale] Forderung des Gesetzes in uns erfüllt würde, die wir nicht nach dem Fleisch leben, sondern nach dem Geist ...“

    „... denn die, die nach dem Fleisch sind, richten die Gedanken auf das, was des Fleisches ist.“

    „Fleisch” ist die Dynamik dieser Welt, des Diesseitigen. Wenn die Gedanken dauernd bei dem Sinnlichen, bei dem Greifbaren sind, lebe ich nach dem Diesseitigen, nach dem Fleisch, nach dem Leib, nach dem, was der Leib braucht. Das ist dann meine Welt. Das hat dann Vorrang.

    Ich sollte vielmehr bereit sein, auf das zu verzichten, was das Fleisch, dieser sterbliche Leib, das eigene Ich, will. Ich sollte mich grundsätzlich auf den Willen Gottes einstellen - im Heiligen Geist, indem ich meine Gedanken mit dem Wort Gottes fülle. Sie sind dann dort, wo die Gedanken des Geistes sind, in der Bibel.

    Jesus selbst sagt wiederholt in Of 2 und 3: „Wer Ohren hat zu hören, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt.“

    Aber was sagt der Geist den Gemeinden? Er sagt das, was Jesus sagt! Das ganze Wort Gottes ist Wort Christi (Kolosser 3, 16). Dieses soll reichlich in und unter uns wohnen. Und das ist dann das, was der Geist denkt.

    Wollen wir so denken, wie der Geist denkt, so lesen wir die Bibel! In ihr befindet sich, was der Geist denkt. Und wenn das die Linie ist, die wir entlang denken und auf der wir leben, dann sind wir keine Schuldner mehr, das zu tun, was das Fleisch will (Römer 8, 12).

 

    . Ein geeignetes Gebet für den christlichen Pilger haben wir in Psalm 119, 17-19: „Gewähre deinem Knecht, dass ich lebe und dein Wort befolge. Öffne mir die Augen, und ich sehe die Wunder an deiner Weisung. Ich bin ein Fremdling auf der Erde. Verbirg deine Gebote nicht vor mir!

    Übernähmen wir des Dichters Gedanken in unser Gebet, so könnte es so lauten: „Ich bin ein Fremdling auf der Erde, bin dieser Welt durch meine Hinwendung zu dir, Herr, fremd geworden. Dein Knecht und Diener bin ich. Gewähre deinem Knecht, dass ich lebe, denn die Welt ist mir nicht nur fremd, sondern auch lebensgefährlich geworden. Bewahre du mich, denn ich will nur dein Wort befolgen. Ich will deinen Willen tun. Lass darum deine Gebote nicht vor mir verborgen sein. Fülle mich mit der Erkenntnis deines Willens (Kolosser 1, 9). Öffne mir darum die Augen, (nicht nur mit der Absicht, dass ich sehe, sondern:) dann werde ich sehen die Wunder an deiner Weisung. Dann verehre ich dich ob deiner Weisheit in allen deinen Wegen. In diesen will ich verharren.“

 

4. Ordnungsfragen

 

    a. In diesen sollten die Männer vorangehen.

 

Sie sollten zum Beispiel auf ihre Kleider und ihr Aussehen achten. Es ist nicht verkehrt, wenn die Brüder sich von ihren Frauen ein wenig anschauen lassen, ehe sie sonntagmorgens zum Gottesdienst gehen. Wir sollten ordentlich gekleidet sein. Wenn Sie eine Krawatte tragen - das müssen Sie nicht notwendigerweise, aber wenn Sie etwas tragen, welches kennzeichnet, dass heute Sonntag ist, - dann sollte es ordentlich sein. Schließlich gehen wir in die Gegenwart Gottes. Wir sind zwar immer in der Gegenwart Gottes; aber wir sammeln uns in der Gemeinschaft zu ihm, und das ist etwas Besonderes. In der Gemeinschaft sollten wir dem anderen auch vom Äußerlichen her kein Anstoß sein. Wir stehen in der Gemeinschaft in besonderer Weise in seiner Gegenwart. Die Bibel gibt uns zu verstehen, dass in seiner Gegenwart Herrlichkeit wohnt und dass es in dieser Gegenwart sich ziemt, geschmückt oder sinnvoll schön zu sein - in dem Maße, in dem es uns möglich ist. Nicht jeder hat dieselben Möglichkeiten.

    Auch das Kämmen gehört zur Ordentlichkeit. Es ist erstaunlich, wie viele Männliche sich nicht mehr das Haar kämmen. Manche Versammlungshäuser haben nicht einmal einen Spiegel im Vorraum, in dem man sich kontrollieren kann. Ehe man in den Versammlungsraum geht, kontrolliert man noch sein Aussehen und kämmt auch das Haar.

    Es ist gut, wenn die Männer in diesen Angelegenheiten anderen vorangehen. Das ist grundsätzliche Lehre der Heiligen Schrift.

 

    b. Kleider machen Aussagen.

 

    . Das sollte jeder von uns wissen. Meine Kleider sagen aus, wer ich bin, ob ich etwas von mir halte oder nicht. Das muss nicht notwendigerweise Ausdruck von Hochmut sein. Das ist ein Wissen um den Schöpfungswert. Wir kamen aus der Hand Gottes, und Gott hat nicht etwas Wertloses gemacht. Gott schafft kein Nichts. Nein, er hat etwas Bedeutungsvolles gemacht. Wir sollten wissen, dass jeder von uns im Bilde des Höchsten geschaffen wurde. Wir schulden es unserem Schöpfer, uns selbst entsprechend zu behandeln und sollten ihm zeigen, dass wir glauben und wertschätzen, dass er uns geschaffen hat.

 

    . Meine Kleidung kann etwas darüber ausdrücken, wie ich über mich selbst denke, wer ich bin. Zum Beispiel verdeutliche ich dadurch, dass ich mehr bin als Leib. Manche kleiden sich schön und anständig, aber doch in einer solchen Weise, dass man merkt, sie verstehen sich in der Hauptsache als Leib. Andere kleiden sich derart, dass man merkt, hier sind nicht die Kleider das Wichtige; hier ist nicht nur Leib, sondern hier ist noch mehr. Man merkt etwas Geistiges. An der Kleidung kann man feststellen, ob man von ordentlichem Charakter ist oder von lässigem.

   

    . An der Kleidung sollte man auch feststellen können, ob man männlich oder weiblich ist, d.h., so wie Gott einen schuf.

Zunächst ist die Kleidung eine Verhüllung. Das hat Gott im Garten Eden so verordnet. So wird unsere Geschlechtlichkeit verdeckt. Das ist das Erste.

    Das Zweite ist, dass die Geschlechtlichkeit dann wiederum zu erkennen ist, nicht mehr so sehr am Leibe selbst, als an der Kleidung. Die Bibel scheint Wert darauf zu legen, dass die Kleider auch die Geschlechtlichkeit identifizieren. Das ist zur Zeit der Bibel schon bei den Heiden so gewesen. In der griechischen Literatur wird jemand, der in Frauenkleidung herumgeht und leichtsinnige Rede führt, ein Wilder und Undisziplinierter genannt. Wenn also selbst die Heiden einen Sinn hatten für das, was sich geziemte, dann meine ich, dass Gott sehr wohl an den geschlechtlichen Unterschied gedacht haben kann, wenn er in 1. Mose 22, 5 sagen lässt:

    „Es soll nicht Mannszeug auf einer Frau sein, und ein Mann soll nicht das Gewand einer Frau anziehen, denn wer irgend solches tut, ist ein Gräuel für Jahwe, deinen Gott.“

    Es gibt Ausleger, die das anders auffassen. Zum Beispiel heißt es, dass Frauen Männerkleidung getragen hätten, um fruchtbarer zu sein. Sie sagen, das wäre eine Lehre eines bestimmten Götzendienstes gewesen. Das trägt aber nicht der anderen Seite Rechnung, dass Gott nicht nur davon sprach, dass Frauen keine Männerkleider, sondern auch, dass Männer keine Frauenkleider tragen durften. Beides war verboten.

    Man bedenke auch, dass das Wort Gräuel, das vor diesem Wort steht, nur an bestimmten Stellen Verwendung findet. Es dürfte sich bei diesem Vers also um etwas Bleibendes handeln, nicht um etwas Vorübergehendes, nicht um etwas, das nur im Gesetz Israels Geltung hatte. Dieses Kleidertragen des anderen Geschlechtes ist von vornherein im Wesen etwas Gräuelhaftes bei Gott, weil es der Schöpfung nicht entspricht; denn an der Kleidung soll etwas Schöpfungsmäßiges zum Ausdruck gebracht werden.

    Die einheitliche Kleidungsweise, die Unisexkleidung, kam auf, als man sich in den 60er Jahren vom christlichen „Ufer“ wegbewegte und die Unterschiedslosigkeit der Geschlechter eine Weltanschauung wurde. Das war nicht nur eine Praxis, sondern eine Philosophie. Diese besagte, dass nur äußerliche oder zum Teil biologische Angelegenheiten unterschiedlich seien, ansonsten beide Geschlechter genau dasselbe Wesen wären, eine Aussage, die übrigens weder wissenschaftlich noch biblisch ist. Aber das Biblische achtete man nicht, und auch von der Wissenschaft wusste man manchmal nichts. Inzwischen weiß man schon einiges mehr. Der Unterschied zwischen Mann und Frau liegt sehr, sehr tief im Wesen eines Menschen.

    Wir sind also verschieden, und das sollen wir Christen sichtbar dokumentieren durch die Art und Weise, wie wir uns benehmen, wie wir uns geben.

 

    . Allein die Tatsache, dass wir uns überhaupt kleiden, kommt von Gott. Er ist es, der Menschen Kleider gegeben hat. Das Kleiden sollte denn auch zu seiner Ehre geschehen. Kleider sollten nicht die Aufmerksamkeit auf uns selbst lenken, sondern zur Ehre Gottes dienen.

    Kleider können also die Unterschiede zwischen den Geschlechtern zum Ausdruck bringen. Sie können aber auch die Unterschiede zwischen einem „Sonntag“ und einem gewöhnlichen Wochentag zum Ausdruck bringen. Kleider können zum Ausdruck bringen, dass es Festtage gibt im Unterschied zu den Arbeitstagen.

    Kleidung kann (und soll) auch einen Unterschied zwischen Freude und Leid deutlich machen. An Hochzeitstagen kleidet man sich anders als an Beerdigungstagen. Man singt andere Lieder, weil ein Unterschiedsgraben liegt zwischen Leben und Tod, zwischen Freude und Leid. Viele haben an dieser Stelle eine „Wertlosigkeit“ übernommen. Im Himmel wird man festlich gekleidet sein. Bringen wir doch zum Ausdruck, dass wir auf dem Wege dorthin sind!

 

    . Viele Christen wissen auch nicht, dass manches in der Mode heute nicht von ungefähr kommt, sondern ganz bewusst aus der Philosophie herrührt. Es besteht ein Sozialismus auch in der Kunst, nicht nur in Hab und Gut. Für diejenigen, die vor wenigen Jahrzehnten in den Westen kamen, ist das vielleicht nicht bekannt. Wir haben hier schon lange einen sehr tiefgreifenden Sozialismus im Lande, der den Menschen in östlichen Ländern viel zu weit ging. Dort hatte man noch an manchen Stellen einen Sinn für Kultur. Es ist sehr interessant, einmal kommunistische Literatur über Kunst zu lesen. Dort gab es einen Sozialismus der Güter, hier im Westen einen viel durchgreifenderen im Kultus. Was am Anfang von einer Handvoll Philosophen, die sich vom jüdischchristlichen Denken entfernt hatten, gelehrt, von Professoren an den Universitäten weitergegeben, dann von Studenten übernommen, manchmal radikal, manchmal sanft durchgesetzt wurde, ist heute Kultur im Westen. Die Werte sind eingeebnet worden. Es macht jetzt zum Beispiel nichts aus, was Sie an Kleidung tragen; heute ist alles „in“, wie man sagt. Das ist Sozialismus der Werte.

    „Aber,“ so sagte Reinhold Wennagel vom Deutschen Christlichen Technikerbund, „wenn alles gleich gültig ist, dann wird alles gleichgültig!

 

    . Gott ist ein Gott der Werte. Bei ihm gibt es sogar innerhalb des Guten Unterschiede, zwischen Gott und Menschen, zwischen Mensch und Tier. Überall gibt es Unterschiede. Verwechslung ist ausgeschlossen. „Alles nach seiner Art“ (1. Mose 1), so ist die Schöpfung aus Gottes Finger hervorgegangen. Und er, der über die Schöpfung wacht, sodass sie bleibt, wie sie war, will auch, dass wir über die Schöpfung wachen, denn wir haben immer noch den Auftrag Adams und Evas, „Gärtner“ dieser Schöpfung zu sein, sie zu hüten. Wir sollen schöpfungsgemäß handeln, nicht zu „kreativ“ sein. Wir haben nicht das Recht, Gottes Schöpfung grundsätzlich zu ändern.

    Vergessen wir nicht: Eines Tages wird es so weit sein: „Und ... dein Zorn ist gekommen, auch die Zeit ..., den Lohn zu geben ... und die zu verderben, die die Erde [die Schöpfung] verderben.“

5. Der Christ hat in dieser Welt einen zweifachen Auftrag.

    a. Grundsätzliches

 

Matthäus 5, 13: „Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz aber fade geworden ist, womit soll es gesalzen werden? Es ist zu nichts mehr imstande, als hinausgeworfen und von den Menschen zertreten zu werden.“

    Das Bild steht nicht allein im Raum. Im nächsten Vers werden die Jünger des Herrn als Licht der Welt bezeichnet. Der Unterschied im Bereich des Vergleiches fällt auf: Licht sind sie in einer „Welt“, Salz dagegen auf einer „Erde“. Das wird jedoch verständlich, wenn man an die Bilder selbst denkt: Licht verscheucht Finsternis, die in der Welt, welche also als negativ zu betrachten ist. Salz will aber bewahren, dasjenige erhalten, in das es eingeführt wird, in diesem Fall die Erde, die demnach als etwas Positives betrachtet wird. Das lässt darauf schließen, dass Jesus hier beim Begriff „Welt“ an die der Menschen denkt, beim Begriff „Erde“ an die Schöpfung, die aus der Hand Gottes kam, wegen der Verderblichkeit aber, die Gott nach dem Fall in sie einführte, der Erhaltung bedürftig ist. Salz der Erde sollen Jünger Jesu sein, weil etwas Schlimmes in etwas Gutes hineinkam, Licht der Welt, weil etwas Gutes in etwas ganz Schlimmes hineingebracht werden soll.

    Nachfolger Christi haben einen Bewahrungsauftrag an der Schöpfung und einen Auftrag, das Licht des Evangeliums unter Menschen zu verbreiten. Christen sind das erhaltende Salz der Erde Gottes und das rettende Licht dieser dunklen Welt. Die zwei Aufträge werden zu gleicher Zeit wahrgenommen: Zeugen des Lichts sind wir bei der Schöpfungsarbeit, Salz bei aller evangelistischen Tätigkeit. Doch kann der Schwerpunkt des einen Gläubigen in einem Bereich liegen, beim nächsten im anderen. Dabei sollen wir aber nie vergessen, dass der Lichtauftrag den Vorrang hat. Die Schöpfung vergeht! Die Menschen sind ewig, gehen ohne das Licht des Evangeliums ewiglich verloren. Wie sollen sie gerettet werden, wenn sie nicht hören? Alles andere ist letztlich ein Setzen von Zeichen, gute Werke, die das Hauptwerk unterstützen.

    Salz wirkt eher im Verborgenen. Licht fällt ins Auge. Beide Aufträge werden mit Wort und Wandel wahrgenommen, Rede und Tat.

 

    b. Die Bewahrungsaufgabe ist so alt wie der Mensch.

 

    . Der Auftrag des ersten Paares, das in eine vollkommene Umwelt gestellt wurde (1. Mose 1, 28; 2, 8), ist offenbar nicht zurückgezogen, als sie nach ihrem Fall aus dem Garten ausgewiesen werden mussten.

    Jesus scheint diesen Auftrag für die neue Menschheit aufrecht zu erhalten, solange sie auf der Erde wohnt. Mit seinem ersten Kommen bricht eine neue Zeit an. Dabei dauert die alte weiterhin an. Hinfort haben Nachfolger des Messias zwei Aufträge. Der Auftrag einzelner alttestamentlicher Propheten, die Licht ankündigten, wird nun der eines jeden Messiasschülers. Der Schöpfungsauftrag bleibt.

    In Of 11, 18 ist zu lesen: „Und ... ist gekommen ... die Zeit ... , ... die zu verderben, die die Erde verderben.“

    Gott ist dabei, das, was vernichtigt, zurückzuhalten (Hebräer 1, 3A; 2. Petrus 3, 5). Der Staat (2. Thessalonischer 2, 6.7) und die Gemeinde sind in ihren jeweiligen Aufgaben dabei seine Mitarbeiter. Dem Zerfall soll entgegengewirkt werden.

    Die Menschheit droht dauernd, dem Verfaulungsprozess anheimzufallen. Es sind die Christen, die ihn noch aufhalten. Sie wirken wie ein Präservativ. Salz wirkt dem Bösen entgegen, desinfizierend, reinigend, wie Feuer. Im Zeichen des neuen Lebens, das sie erhalten haben, und der neuen Welt, der sie entgegengehen, verhalten sich Jünger Jesu anders als die, die in dieser Welt ihr Zuhause haben (Of 12, 12), jedoch in undankbarer Weise mit ihr umgehen. Die Gemeinde des Messias ist gerufen, alles Gute unter Menschen und in der Schöpfung zu erhalten. Sind wir nicht mehr Salz, sind wir nicht mehr Christen. Hätte Lots Frau im Leben mehr Salzkraft gehabt, hätte sie nicht im Tode zu Salz werden müssen.

   

    . Salz verbessert den Geschmack der Speise. Andere Menschen sollen durch uns wieder einen Geschmack für echtes Leben bekommen. Durch uns sollen sie erkennen, dass das Leben einen Sinn hat und dass Jesus dieser Sinn ist. Unsere Rede soll angenehm sein, attraktiv, das Leben für Menschen um uns herum erfreuen:

    Kolosser 4, 5.6: „Wandelt in Weisheit gegen die, die draußen sind; kauft dabei die gelegene Zeit aus. Euer Wort sei allezeit in Gnade [gesprochen], mit Salz gewürzt, zu wissen, wie ihr einem jeden antworten sollt.“

    Salz trägt auch zur Dauerhaftigkeit bei. Ein arabischer Ausdruck für einen Treuebund besagt: „Es ist Salz zwischen uns.“

    Auf Persisch war ein Verräter einer, der „dem Salz untreu“ war.

    Nach einem Streit unter den Jüngern sagt Jesus: „Habt Salz in (bzw. unter) euch.“

 

    c. Der Christ hat in dieser Welt einen Heilsauftrag.

 

    . In Johannes 15, 26.27 sagt der Herr: „Aber wenn der Fürsprecher gekommen ist, den ich euch vom Vater schicken werde, ... wird derjenige von mir Zeugnis geben. Aber auch ihr legt [dann] Zeugnis ab ...“ Da ist jeder Jünger Jesu gemeint – wie in der ersten Gemeinde (Ag 4, 31):

    „Als sie ihr Flehen beendet hatten, erbebte der Ort, an dem sie versammelt waren, und sie wurden alle erfüllt vom Heiligen Geist, und sie [die Allen] sagten das Wort Gottes mit Freimütigkeit.“

    Jesus wurde mit dem Geist gesalbt, um die gute Botschaft zu verkünden: Lukas 4, 18. Das gleiche trifft für uns zu: Ag 1, 8:

    „... ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist, und ihr werdet Zeugen von mir sein in Jerusalem und auch in ganz Judäa und Samarien und bis ans Ende der Erde.“

    Philipper 2, 15.16A: „... ihr ... seid Gottes untadelige Kinder mitten in einem krummen und verkehrten Geschlecht, in dem ihr offenbar seid wie Lichter in der Welt, darhaltend das Wort des Lebens ...“

    2. Korinther 5, 17-20: „So ist einer auch, wenn er in Christus ist, ein neues Geschöpf. Das alte verging. Siehe, alles ist neu geworden. Alles ist aber aus Gott, der uns durch Jesus Christus mit sich selbst versöhnte und uns den Dienst der Versöhnung gab, wie folgt: Gott war in Christus, als der, der die Welt mit sich selbst versöhnte, ihre Verfehlungen ihnen nicht [weiter] in Rechnung stellend und das Wort von der Versöhnung seinetwegen in uns niedergelegt hatte. Wir sind also Botschafter für Christus, in dem Sinne, dass Gott durch uns aufruft. Wir flehen an Christi Statt: Lasst euch mit Gott versöhnen ...

    Die Worte Philipp Friedrich Hillers dürfen zu Herzen genommen werden: „Mein Hauptgesuch auf Erden soll die Vergebung werden. So wird mein Tod nicht schwer. O, in den Sünden sterben, ist ewiges Verderben, denn dort vergibt Gott keine mehr.“

   

    . Mit dem Zeugnis muss aber auch das Leben übereinstimmen (1. Korinther 10, 31-33): „Ob ihr also esst oder trinkt oder was ihr auch tut, tut alles zur Verherrlichung Gottes. Werdet unanstößig, sowohl für Juden als auch für Griechen und für die Gemeinde Gottes, so, wie auch ich in allem allen zu Gefallen bin: Ich suche nicht meinen Nutzen, sondern den der Vielen, damit sie gerettet werden.“

    Unser Leben soll anstecken, nicht abschrecken. Jemand hat gesagt: „Wer Menschen für den Herrn gewinnen will, muss sein Herz an die Angel hängen.“

 

    . Dabei ist jedoch folgende Schlussfolgerung (von einem gewissen Prof. J. Stewart) nicht gerechtfertigt: „Wenn wir der Welt nur zeigen könnten, dass Christsein nichts mit zahmer, eintöniger Monotonie zu tun hat, sondern das aufregenste Abenteuer darstellt, das ein Mensch je erfahren kann, dann würden die, die außerhalb der Kirche stehen und sich nur am Rande mit Christus beschäftigt haben, in Scharen kommen und sich ihm zu Verfügung stellen. Dann dürften wir mit einer der größten Erweckungen rechnen.“

    Hans Bösch, ehemaliger Leiter eines schweizerischen Zeugnisses an Ausländer, schrieb: „Der immer wieder an mich herantretenden Behauptung, wenn nur die Christen bessere Christen wären, dann strömten die Menschen zu Christus und der Kirche hin, halte ich ein Wort von Prof. Karl Heim entgegen ...:

    ‚Es ist ein großer Irrtum, der landläufigen Rede zu glauben, die Leute würden der christlichen Kirche in Scharen zulaufen, wenn ihre Anhänger nur bessere Christen wären. Es wird sich genau das Gegenteil zeigen: Je frommer das Leben der Christen ist, um so sicherer fordern sie den Widerspruch der Welt heraus; denn das erträgt die Welt nicht, wenn sie aus der Gewissensruhe aufgeschreckt wird.’“

    Und dennoch: Denen, die bereit wären, das Zeugnis von Jesus Christus zu hören, dürfen wir nicht mit einem weltkonformen unheiligen Leben im Wege stehen. Christen sind zur Heiligkeit gerufen, und „Heilige sind Menschen, durch die es anderen leichter wird, an Gott zu glauben.“

   

    . Christen sind auch zum Zeugnis mit dem Munde gerufen. Wir dürfen festhalten: Worte sind hilflos ohne Tat, aber Taten ohne Wort bleiben sinnlos. Zum heiligen Leben muss das klare Bekenntnis zum Herrn Jesus Christus hinzukommen. Sollen Menschen von Sünde und Hölle gerettet werden, dann wird gesprochen werden müssen, wie Paulus sagt: „... zu denen, die von den Völkern sind, zu reden, damit sie gerettet werden ...“ Es kann dabei ein ganz einfaches sein: a) erzählen, was Jesus Christus für uns Menschen getan hat; b) berichten, wie wir persönlich von ihm erfasst wurden. Wichtig ist auch, dass man im Wort zur Genüge gegründet ist, um echte Fragen zu beantworten.

 

    . Noch einige Schriftstellen

Römer 1, 4E.5: „... Jesus Christus, unseren Herrn, durch den wir Gnade empfingen, auch Sendungsauftrag mit dem Ziel: Gehorsam des Glaubens für seinen Namen unter allen, die von den Völkern sind ...“

    1. Korinther 9, 22: „Ich wurde den Schwachen wie ein Schwacher, damit ich die Schwachen gewinne. Allen bin ich alles geworden, damit ich auf alle Fälle etliche rette.“

    Jakobus 5, 19.20: „Brüder, wenn einer unter euch von der Wahrheit weg irregeführt wird und einer ihn zur Umkehr bringt, nehme er zur Kenntnis, dass der, der einen Sünder von seinem Irrweg zur Umkehr brachte, eine Seele vom Tode retten und eine Menge Sünden bedecken wird.“

C. Vom Leidenslos des Christen in der Welt

1. Leiden sind zu erwarten.

Wir werden bereit sein müssen, in dieser Welt zu leiden — und zwar bis in den Tod.

    Johannes 15, 18.19: „Wenn die Welt euch hasst, ....“ Und das tut sie. Und sie trägt ein Schwert, manchmal an der Außenseite, manchmal verdeckt. Jeder Nichtchrist ist de facto ein Feind Gottes und ein Feind der Menschen Gottes. Das dürfen wir nicht vergessen. Wir versuchen, Nichtchristen zu gewinnen, aber wir sollten nicht überrascht sein, wenn sich Freundschaft plötzlich in Feindschaft verwandelt.

    „Wenn die Welt euch hasst, nehmt zur Kenntnis, dass sie mich vor euch gehasst hat. Wenn ihr von der Welt wärt, würde die Welt das Eigene gern haben. Aber weil ihr nicht von der Welt seid, sondern ich euch aus der Welt erwählte, deswegen hasst euch die Welt.“

    Die Welt ist selbstsüchtig. Sie liebt, was zu ihr gehört, weil sie sich selbst liebt. Das Fremde kann sie nicht lieben; sie ist dazu nicht imstande. Aber Christen haben gelernt, auch das Fremde zu lieben und den Fremden, den Sünder, den Feind Gottes, weil die Liebe Gottes durch den Heiligen Geist in ihren Herzen ausgegossen wurde.

    Es ist diese Liebe, von der geschrieben steht: „Auf diese Weise hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab“, damit alle durch ihn gerettet würden und nicht verloren gingen (Johannes 3, 16). Diese Liebe haben wir in unsere Herzen bekommen; jetzt können wir andere lieben. Die Welt empfindet uns jedoch als fremd.

    1. Petrus 4, 1: „Da nun Christus am Fleische gelitten hat [und gestorben ist], so wappnet auch ihr euch mit derselben Gesinnung [der Bereitschaft zu leiden und zu sterben], denn wer am Fleische gelitten hat [und gestorben ist, was bei uns juristisch der Fall ist, wenn Christus für uns litt und starb, d.h., in Gottes Augen hat Jesus unsere Stelle eingenommen], der hat mit den Sünden abgeschlossen.“

    Ein Toter sündigt ja nicht. Weil Christus für uns starb, gelten wir vor Gott als Gestorbene. Das Leben für die Sünde sollte für uns Vergangenheit sein. Weil wir aber in Wirklichkeit nicht tot sind, werden wir hier aufgefordert, die Gesinnung Christi zu haben. Was aber war seine Gesinnung? Er war bereit zu leiden und zu sterben. Frage an uns: Sind wir dazu bereit? Haben wir die Gesinnung Christi?

    Die Schrift hat über das Leiden vieles zu sagen. Und es wird auch in unserem Leben nicht ausbleiben.

    „Und alle, die in rechter Ehrfurcht leben wollen in Christus Jesus, werden Verfolgung leiden.“ (2. Timotheus 3, 12)

    „... [damit] niemand wankend werde in dieser Bedrängnis, denn ihr wisst selbst, dass wir dazu gesetzt sind.“ (1. Thessalonischer 3, 3)

 

2. Das Leiden kommt aus drei Quellen.

Das Wort sagt uns, erstens, dass Leiden von Gott verursacht wird (1. Mose 3, 15-19); zweitens, dass Leiden durch Satan kommt (Hi 1, 6-12), und drittens, dass die Sünde Leiden verursacht (2. Petrus 2, 19-21). Ob nun das Leiden durch Gott, Satan oder die Sünde kommt, Gott bleibt der Herr darüber.

    „Seht nun, dass ich, ich allein es bin und kein Gott neben mir ist. Ich kann töten und lebendig machen. Ich kann zerschlagen und kann heilen, und niemand kann aus meiner Hand retten!“ (1. Mose 32, 39)

    „... geschieht ein Unglück in der Stadt, und der HErr hätte es nicht bewirkt?“ (Am 3, 6M) Alles, was an uns herantritt, muss erst an Gott vorbei. Er hält die Zügel in der Hand!

    Welches Leiden haben Sie? Haben Sie einen ungläubigen Ehemann? Ein körperliches Leiden? Ein krankes Kind oder Schwierigkeiten mit den Nachbarn? Sind Sie einsam, weil Sie ledig oder verwitwet sind? Das Ledigsein steht im Zeichen des Verzichts. Es ist auch ein Leiden. Aber Ledige dürfen ganz getrost sein. Der Herr weiß um sie und wird sie nicht verlassen.

    Ein Prediger aus Frankreich sagte: „Eine ledige Frau, die unzufrieden ist, wird auch in der Ehe unzufrieden sein.“ Sie hat nämlich noch nicht gelernt, mit Problemen fertig zu werden, noch nicht gelernt, wie man lebt. Auch in einer Ehe ist es nicht der „Ehemann", der einen glücklich und zufrieden macht, sondern die Gnade, die Gott einem schenkt, mit diesem Mann zu leben. Gott schenkt Gnade für das Ledigsein. Und solange man ledig ist, solange ist auch genügend Gnade vorhanden, in diesem Stand zu leben.

    Seine Gnadenbank ist ständig offen. Füllen Sie nur den Scheck aus. Wie viel Gnade brauchen Sie? Tragen Sie diese „Summe“ ein und schicken Sie diesen Scheck an Jesus.

    Wenn Sie heute kein Leiden haben, bitte beherzigen Sie die Botschaft dennoch, denn schon morgen kann es anders sein.

    Wenn Gott Leiden für uns bestimmt hat, und alles uns zum Besten dient, dann muss Leiden etwas sein, das Gutes bringt.

 

3. Das Leiden bringt Gewinn.

a. Wie ist Leiden ein Gewinn für mich?

    . Das Leiden will uns zeigen, dass wir ganz und gar von Gott abhängig sind, denn wer leidet, merkt seine Schwachheit.

    Das Leiden ist etwas Unangenehmes. Wir wollen nicht leiden; wir wollen nicht krank sein; wir wollen nicht von den Nachbarn gestört werden; wir wollen nicht einsam sein; aber wir selbst sind nicht imstande, es zu ändern. (Hebräer 10, 32-36)

    In 2. Korinther 12, 9 sagt Jesus: „Es genügt dir meine Gnade, denn meine Kraft wird in der Schwachheit vollkommen.“

    Wir werden gedemütigt und geprüft, ob wir seine Gebote halten werden: „Gedenke auch des ganzen Weges, durch den der Herr, dein Gott, dich geleitet hat diese vierzig Jahre lang in der Wüste, dass er dich demütigte und versuchte, damit kund würde, was in deinem Herzen ist, ob du seine Gebote halten würdest oder nicht.“ (1. Mose 8, 2) Israel wurde schwer geprüft. Viele bestanden die Prüfung nicht. Solche, die seine Gebote hielten, wurden belohnt und durften in das verheißene Land einziehen. Auch wir kommen in das verheißene Land, wenn wir uns an sein Wort halten.

    Das Leiden soll uns zur Buße führen: „Welche ich liebhabe, die strafe und züchtige ich. So sei nun fleißig und tue Buße!“ (Offenbarung 3, 19) Wir kennen die gut bekannte Stelle in Jakobus 5, 15.16. Wenn eine Krankheit kommt, weil jemand gesündigt hat, ist wohl in den meisten Fällen zu erwarten, dass, wenn sie ihr Ziel erreicht hat und die Person Buße tut, es zur Heilung kommen wird. Der kleine Junge weint und hat Schmerzen, wenn er eine Portion auf den Hintern kriegt. Er hat aber seine Lektion gelernt und handelt jetzt in rechter Weise. Durch Leiden erzieht uns Gott zum richtigen Handeln, zur Gerechtigkeit.

    Leiden bezeugen unsere Sohnesstellung: Hebräer 12, 6-14. Die Klage: „Wie kann Gott uns, seine Kinder, so leiden lassen?“ ist sinnlos. Wo Zucht fehlt, fehlt auch die rechte Vaterschaft. Gerade weil wir seine Söhne sind, läutert und erzieht er uns, mit dem Ziel, dass wir in der Heiligung wachsen und ihm ähnlicher werden.

    Leiden bewirkt Standhaftigkeit: Römer 5, 3; Hebräer 10, 32-36. Das ganze Leben ist von vielen Leiden durchzogen. Sie sind das Los des Menschen. Jede Bewährung dient zu künftiger Bewahrung.

    Durch Leiden lernen wir Jesus kennen; wir erfahren, was er erfuhr: „... zu erkennen ihn und die Kraft seiner Auferstehung und die Gemeinschaft seiner Leiden, dass ich seinem Tode ähnlich werde [bereit, ihm nachzufolgen bis in den Tod, auch bereit, für andere zu leiden].“ (Philipper 3, 10.11)

    Leiden können also ein Geschenk sein: „... weil euch die Gnade erwiesen wurde – für Christus –, nicht nur an ihn zu glauben, sondern auch für ihn zu leiden ...“ (Philipper 1, 29).

   

    . Deshalb: „Freut euch! Als lauter Freude achtet es, meine Brüder, wenn ihr in mancherlei Prüfungen geratet. Nehmt dabei zur Kenntnis, dass die Erprobung eures Glaubens Ausdauer bewirkt. Lasst aber die Ausdauer ein vollkommenes Werk haben, damit ihr vollkommen und ‹in jedem Teilbereich› ganz seid und in nichts Mangel habt.“ (Jakobus 1, 1E4)

    Römer 5, 3-5: „Aber nicht nur das, sondern auch in den Bedrängnissen rühmen wir uns, da wir wissen: Bedrängnis bewirkt Ausdauer, Ausdauer aber Bewährung, Bewährung aber Hoffnung. Die Hoffnung lässt aber nicht zuschanden werden, weil die Liebe Gottes in unseren Herzen ausgegossen worden ist durch den Heiligen Geist, der uns gegeben wurde.“

    2. Korinther 1, 8.9: „... denn wir wollen nicht, dass ihr in Unkenntnis seid, Brüder, über unsere Bedrängnis, die uns in Asien widerfuhr, dass wir über das Maß hinaus, über [unsere] Kraft, beschwert wurden, sodass wir auch am Leben verzweifelten. Jedoch haben wir selbst das Todesurteil[1] in uns selbst gehabt, damit wir uns nicht auf uns selbst verlassen möchten, sondern auf Gott, der die Toten erweckt ...

 

b. Wie ist Leiden in meinem Leben ein Gewinn für andere?

    . Man lernt, andere, die auf dem Leidensweg sind, zu trösten. Zu trösten bedeutet aufzurichten. Wenn wir aufgerichtet wurden durch das Wort, durch eine Gebetserhörung oder etwas Ähnliches, können wir es anderen Leidenden mitteilen, und sie werden dadurch auch aufgerichtet und getröstet.

    2. Korinther 1, 3-7: „Gelobt sei der Gott und Vater unseres Herrn, Jesu Christi, der Vater der Erbarmungen und Gott allen Trostes, der uns tröstet in aller unserer Bedrängnis, damit wir die trösten können, die in aller Bedrängnis sind, durch den Trost, mit dem wir selbst getröstet werden von Gott, weil demgemäß wie die Leiden Christi reichlich auf uns überströmen, so auch unser Trost durch Christus reichlich auf uns überströmt, werden wir bedrängt, für euren Trost und [eure] Rettung, die gewirkt werden im geduldigen Ertragen eben der Leiden, die auch wir leiden, werden wir getröstet, für euren Trost und [eure] Rettung; und unsere Hoffnung ist fest für euch, wissen wir doch, dass gleichwie ihr der Leiden teilhaftig seid, so auch des Trostes.“

    . Gottes Kraft wird in unserem sterblichen Leibe offenbar.

    Paulus schreibt in 2. Korinther 4, 8-11: „... in allem, als Bedrängte, jedoch nicht in Beengung erdrückt, als Ratlose, jedoch nicht verzweifelt, als Verfolgte, jedoch nicht verlassen, als Niedergeworfene, jedoch nicht umkommend, allezeit das Sterben des Herrn Jesu im Leibe umhertragend, damit auch das Leben Jesu in unserem Leibe geoffenbart werde, denn wir, die wir leben, werden ohne Aufhören dem Tode ausgeliefert Jesu wegen, damit auch das Leben Jesu in unserem sterblichen Fleische geoffenbart werde.“ Obwohl die ersten Apostel sehr leiden mussten, wurde es für andere klar, dass eine übernatürliche Kraft in ihnen wirksam war.

    Verfolgung in meinem Leben kann anderen Mut machen: Philipper 1, 12-14. Gläubige, die davon hören, wie

 

Paulus in der Gefangenschaft bereit gewesen ist, für den Herrn zu leiden, werden ermutigt. Sie predigen das Wort ohne Furcht. Es soll zur Zeit der frühen Gemeinden vorgekommen sein, dass Ungläubige auf den Tribünen von der Haltung der Märtyrer dermaßen beeindruckt waren, dass sie sich auf der Stelle auch zu Jesus Christus bekannten, weshalb sie dann ebenfalls zu den wilden Tieren geworfen werden konnten.

 

c. Wie ist mein Leiden ein Gewinn für Gott?
    . Gott bringt seine Absichten zur Erfüllung.

Josef erklärt seinen Brüdern, dass sie ihm zwar etwas Böses antun wollten, doch hatte Gott schon lange im Voraus seine eigenen Pläne. Die qualvollen Stunden in der Grube, die einsamen Jahre ohne Familie und die Leidenszeit im ägyptischen Gefängnis dienten einer künftigen Absicht. Gott wollte durch Josef vielen Menschen das Leben erhalten, seine Brüder mit eingeschlossen. Wir wissen nicht, welche Pläne Gott für uns hat und welcher Segen aus unserem Leiden entstehen wird. (1. Mose 50, 20)

    . Gott wird durch das Leiden geehrt.

Durch das Leiden stellt Gott unseren Glauben auf die Probe (1. Petrus 1, 6.7), und wenn wir treu bleiben, erhält Gott später Lob, Preis und Ehre dafür. Wahrscheinlich werden auch wir an jenem Tage für unsere Treue gelobt und gepriesen werden.

    Sorgen sind unnütz, denn wir können durch sie nichts ändern. Sich Sorgen zu machen ist unwürdig. Wir verkennen damit, dass wir Königskinder sind. Unser Vater weiß, was wir brauchen. Er verspricht uns Trost und Lohn, wenn wir geduldig das auf uns nehmen, was er uns auferlegt.

    „Selige die, die trauern! Sie werden getröstet ‹und aufgerichtet› werden... Selige seid ihr, wenn sie euch beschimpfen und verfolgen und jedes böse Wort gegen euch reden meinetwegen, dabei [aber] lügen. Freut euch und frohlockt, weil euer Lohn in den Himmeln groß und vielfach ist; denn so verfolgten sie die Propheten, die vor euch waren.“ (Matthäus 5, 4.11.12)

    Über Trost und Lohn können wir noch mehr im Buch der Offenbarung lesen. (K. 20-22)

    Annie Johnson Flint hat folgendes in einem ihrer Gedichte zum Ausdruck gebracht: „Gott hat uns nicht immer einen blauen Himmel noch blumenbestreute Wege durchs ganze Leben versprochen. Er verspricht uns nicht Sonne ohne Regen, Freude ohne Leid, Frieden ohne Schmerz. Er hat nicht versprochen, dass wir keine Mühsal, keine Versuchungen, keine Schwierigkeiten, kein Leid kennen sollten. Er hat nicht gesagt, dass wir keine Lasten tragen müssten, keine Not haben sollten. Aber er gibt Kraft für jeden Tag, Ruhe für den Arbeitenden, Licht auf dem Wege, Gnade in Anfechtungen, Hilfe aus der Höhe, unendliches Mitgefühl, unsterbliche Liebe.“

 

4. Eine Zusage

Gott wird dich tragen. Drum sei nicht verzagt.

Treu ist der Hüter, der über dich wacht.

Stark ist der Arm, der dein Leben gelenkt.

Gott ist ein Gott, der der Seinen gedenkt.

 

Gott wird dich tragen mit Händen so lind.

Er hat dich lieb, wie ein Vater sein Kind.

Das steht dem Glauben wie Felsen so fest:

Gott ist ein Gott, der uns nimmer verlässt.

 

Gott wird dich tragen, wenn einsam du gehst.

Gott wird dich hören, wenn weinend du flehst.

Glaub‘ es, wie bang‘ dir der Morgen auch graut:

Gott ist ein Gott, dem man kühnlich vertraut.

 

Gott wird dich tragen durch Tage der Not.

Gott wird dir beisteh’n in Alter und Tod.

Fest steht das Wort, ob auch alles zerstäubt:

Gott ist ein Gott, der in Ewigkeit bleibt.

 

Herbert Jantzen



[1] d. h.: das Todesurteil als Antwort [auf die vorausgesetzte Frage: Wie wird es jetzt weitergehen?]