Die Hauptlehren der Heiligen Schrift

 

Eine Reihe für Gemeinde und Schule

von Herbert Jantzen

 

 

Band 2

 

Die Lehre von Gott

 

 

Einleitendes

 

Zwei Sätze sollen vorangestellt sein:

    1.  Wir glauben an Gott.

    2.  Wir glauben Gott.

    Zum 1. Satz: Wir glauben an Gott, weil wir beste Gründe haben, dieses zu tun. Längst sind wir davon überzeugt, dass er da ist und für uns da ist. In unserem Studium der Gottheit müssen wir keineswegs mit Nichts anfangen, sonder jeglicher Voraussetzung, um dann zu fragen: Gibt es ihn – und warum? Jemand hat sinngemäß gesagt: Was die Philosophie sucht, das hat die Theologie bereits gefunden.

    Und wir glauben an einen wahren Gott, an einen, der in Wirklichkeit die Bezeichnung verdient, die man ihm gibt: Gott – denn ein Gott – darüber ist die Menschheit als solche sich einig – ist zweierlei: einer, der über uns steht, ein „höheres Wesen“ ist, nach dem wir uns auszurichten haben, ein Herr also, aber auch ein Helfer, einer, der nicht nur oben ist, sondern auch unten, wo wir sind, der uns zur Seite stehen will.

    Zum 2. Satz: Wir glauben Gott, und zwar, weil wir einen lebenden Gott haben, der uns nicht unverwand ist, der also sprechen kann, zu uns Menschen gesprochen hat, so gesprochen hat, dass wir verstehen können, und solches gesprochen hat, dem wir Glauben schenken dürfen.

    Weil der Gott, der gesprochen hat, das wahre höhere Wesen ist, haben wir uns auch nach dem, das er gesagt hat, auszurichten. Sein Reden ist nicht lediglich noch eine Stimme, die man zur Kenntnis nehmen darf, sondern ist für uns Gesetz. Daher ist es auch angemessen, wenn wir beim Studium eines so grundsätzlichen Themas wie Gott sein Wort zu Grunde legen.

   

    Die biblische Lehre von Gott ist der Bereich, in dem die Erkenntnis über den wahren Gott und seine Beziehungen untersucht, geordnet und dargestellt wird. Im Besonderen betrifft dieses die Gebiete des Gottkennens, des Wesens Gottes und des Handelns Gottes. Dabei kann es sich immer nur um einen Versuch handeln, da ja alle Gotteserkenntnis begrenzt ist.

    Wenn im Folgenden eine Lehre von Gott dargestellt werden soll, nehmen wir zu Beginn das erste der vorhin genannten drei Gebiete zum Thema. (Schriftzitate sind zum größten Teil dem „Bibelwort in deutscher Fassung [Bearbeitung vom selben Verfasser] entnommen.)

 

I.  Kenntnis von Gott

 

Das Wort Gott ist weltweit bekannt. Doch ist das, was man sich dabei denkt, noch sehr verschieden. Selbst viele Christen wissen sehr wenig von Gott. Jeder von uns sollte sich ab und zu einmal die Frage stellen: „Ist Gott mir ein Bekannter?“

    Einige Fragen sollen uns in dieses Gebiet einführen:

    .  Wie lernen wir Gott kennen?

    .  Warum ist es so wichtig, Gott zu kennen?

    .  Wie leben Men, die Gott kennen?

   

    A.  Wie lernen wir Gott kennen?

 

        1.  Wir bejahen das Dasein Gottes.

            

Es ist unmöglich, einen Gegenstand kennenzulernen, der für mich nicht existent ist. Vertrauen ist die Grundlage alles Lernens. Vertrauen öffnet Ohr und Auge, damit die an uns herangetragene Auskunft vernommen werden kann.

 

            a.  Wir bejahen das Dasein Gottes zusammen mit vielen anderen.

 

                I:  Der Gottesglaube selbst ist ein verbreiteter

 

                    .  Die größten Philosophen aller Zeiten wie Plato, Leibnitz und Kant haben mit dem Dasein Gottes gerechnet und waren Theisten.[1]

 

                    .  Die Frühgeschichte, die früher den Urmenschen für ein halbes Tier hielt, muss nun erkennen, dass auch der Urmensch schon ein geistvolles und sogar religiöses Wesen war. Es heißt: „Da, wo der Mensch ist, ist nicht nur das Feuer und das Werkzeug, sondern zugleich auch Gott.“[2]

   

                    .  Ein Zitat aus neuerer Zeit

„Für Marx und Engels war also die Unwahrheit der Religion erwiesen, und daher war es für sie nur noch eine Frage der Zeit, wann die Religion ihr natürliches Ende finden würde.

    Dieses Ende der Religion ist aber nicht eingetreten; vielmehr lebt die Religion. Die neueren materialistischen Atheisten sind nun realistisch genug, das Vorhandensein der Religion in der Gegenwart zuzugeben und sich den damit verbundenen Fragen zu stellen. Woher kommt es, daß die Religion, nachdem ihr in vielen Ländern der soziale Boden entzogen ist, dort weiterlebt?

    Diese und andere Fragen werden von den Theoretikern des materialistischen Atheismus zunehmend beachtet. Wie es scheint, sind sie dabei aber noch nicht bis zur Grundfrage, die von der Religion aufgeworfen wird, vorgestoßen, sondern versuchen, neue Erklärungen und Theorien zu erarbeiten, die die Grundsätze des materialistischen Atheismus einigermaßen halten und doch die Lebendigkeit der Religionen ins Auge fassen.

    Als solche Hilfstheorien, die den Ausgleich zwischen den atheistischen Grundanschauungen von den Wurzeln der Religion und einer realistischen Wirklichkeitsbetrachtung schaffen sollen, müssen die neuerdings auftauchenden Behauptungen von der ‚Zählebigkeit’ bzw ‚Wandlungsfähigkeit’ der Religion betrachtet werden. Es wird sogar eine Erneuerung und Verstärkung der Religion zugegeben, und es geht dem materialistischen Atheismus allmählich die Einsicht auf, daß die Religion nicht nur die intellektuellen, sondern auch die gefühlsmäßigen und willentlichen Beziehungen des Menschen bestimmt, also mit Verstand, Gefühl und Willen den ganzen Menschen anspricht.“[3]

 

                    .  Eine Gottesvorstellung ist bei den meisten Völkern vorzufinden, wenn sie nicht durch politische Ideologien o.ä. verdrängt wurde.

    August Dächsel zitiert in seiner Anmerkung zu Rm 1,19.20 Tertullian:

    „Ihr Heiden sprecht untereinander: ‚Was Gott gibt!’ ‚Wenn Gott will!’ ‚Guter Gott!’ ‚Gott segne dich!’ ‚Gott sieht alles!’ ‚Gott sei's befohlen!’ ‚Gott wird's vergelten!’ Nichtchristin, woher hast du das? Sogar angetan mit der bekränzten Kopfbinde der Ceres, mit dem Scharlachmantel des Saturn, mit dem leinenen Rock der Isis, in den Tempeln selbst, wo du vor Aesculap stehst oder die Juno vergoldest oder die Minerva beschuhst, rufst du Gott zum Richter an und nimmst keinen dieser anwesenden Götter zum Zeugen; in deinem eigenen Bezirke appellierst du an einen anderen Richter: In deinen Tempeln leidest du einen anderen Gott. O Zeugnis der Wahrheit, welche selbst bei den [Göttern] einen Zeugen sich erweckt!“[4]

    Cicero, ein der Geschichte bekannter römischer Redner, sagt, dass keine Nation so wild und inhuman sei, dass ihr nicht irgend welche Kenntnis von Gott angeboren wäre. (Tusc. I, Cap. 13) Ähnlich äußert sich ein anderer Römer, Seneca. (Brief 117)

    An anderer Stelle meint Cicero (in seinem Werk „De Legibus“ L. I., Cap 8): „Kein Volk ist so wild und unbändig, dass es nicht wüsste, man müsse einen Gott haben, wenngleich es nicht weiß, welchen zu haben wohlanständig sei.“[5]

    „Die tatsächliche Allgemeinheit religiösen Glaubens, die früher gelegentlich bezweifelt wurde, ist durch die neuere Völkerkunde und Religionswissenschaft über alle Zweifel erhoben worden. Religionslose Völker oder Volksstämme gibt es nicht. - Vgl Prof D. Dr. G. Runze, Religionsphilosophie, Leipzig 1901, S. 288 - 293.“[6]

    Diese Aussage findet auch eine kurze Bestätigung im Lexikon 2000:

    „In der christlichen Mystik, der religiösen Erfahrung göttlicher Allgegenwart, dem Gedanken von Gott als dem Weltgrund, zeigen sich z.B. solche pantheistischen Ideen, wie sich auch in der Religion der Perser ein ursprünglicher Glaube an einen Allgott in den Glauben in einen Schöpfergott verwandeln konnte.“[7]

 

                    .  Der Gottesglaube ist eine alte Überlieferung aus Eden.

Wie wusste der erste Mensch von Gott? Er wusste es ganz gewiss nicht nur intuitiv, sondern auch aus der persönlichen Erfahrung. Er lebte mit Gott, verkehrte mit ihm, unterhielt sich mit ihm. Selbst nach seiner Sünde wurde er von ihm gesucht, bestraft, bekleidet, getröstet, ausgewiesen und weiterhin begleitet. Adam und Eva erlebten Gott und werden davon ihren Nachkommen weitergesagt haben. Für wieviel Gottesglauben diese Tradition heute noch verantwortlich ist, kann man nicht mehr sagen. Spuren von ihr finden sich aber in den Legenden über den Ursprung der Welt.

 

                II:  Bei allen Völkern soll zudem ein verbreitetes Anbetungsbedürfnis vorhanden sein.

 

Dieses spricht von einer Abhängigkeit von einem höheren Wesen.

    Anbetung gehört zum Leben. Wahres und echtes Leben gibt es nur da, wo der wahre und lebende Gott verehrt wird. Wendet sich der Mensch von diesem ab, fällt er zwangsläufig in Götzendienst, indem er irgendwelche Personen, Ideen oder Gegenstände als Übergeordnetes verehrt. Der Mensch muss etwas verehren.[8]

    Selbst der einfachste Heide, der sich einen Klotz oder Stein zum Gott erwählt, beweist, dass die Vorstellung von einem göttlichen Wesen etwas so Eingewurzeltes ist, dass der Mensch eher lächerliche Dinge anbeten will, als ohne Gott in der Welt leben. Es gibt keine atheistischen Völker. Man findet immer irgend einen Winkel im geistigen Haushalt der Einzelnen wie auch der Völker, wo dem Gottesdienst Genüge geschieht.

    In Südamerika kamen die Mennoniten in Berührung mit dem Indianerstamm der Lenguas. Dieser soll kein Wort für „guten Geist“[9] gehabt haben. Dennoch war er nicht ohne Religion.

 

                III:  Es gibt allerdings sehr verschiedene Formen der Gottesvorstellung.

 

                    A:  Der Monotheismus

 

Dieser ist der Glaube an einen einzigen Gott. Er ist vertreten in den großen Religionen.

 

                    B:  Der Deismus

 

Dieser behauptet, Gott sei außerhalb der Schöpfung zu denken. Innerhalb der Schöpfung wirke er nur mit seiner Kraft. Er habe die Welt geschaffen und ihr unwandelbare Gesetze eingebaut. Die Geschöpfe fänden seitdem mit ihren ausgestatteten Eigenschaften ihren eigenen Weg. Offenbarung, Wunder, Vorsehung gibt es in dieser Weltanschauung nicht. Man meint, die Gotteswahrheit könne vollständig mit der Vernunft entdeckt werden.

    Im praktischen ist der Deismus dem Atheismus gleich. Ein Gott, der nicht zu Hause ist, ist „tot“.

 

                    C:  Der Dualismus

 

Der Ursprung des Dualismus ist im persischen Zoroastrianismus zu suchen. Er wird später von den Gnostikern zur Zeit der frühen Kirchengeschichte vertreten. Nachdem er fast ausgestorben war, lebte er aber im 19. Jahrhundert wieder auf mit der Frage nach dem Ursprung des Bösen in der Welt.

    Der Dualismus behauptet: Es sind zwei letzte voneinander zu unterscheidende Substanzen oder Wirklichkeiten, die einander – eher gegensätzlich – gegenüberstehen. Gott und Materie sind beide ewig. Gottes Kraft hat Grenzen, eventuell auch seine Erkenntnis, nicht aber die Qualität seines Charakters. Materie ist quasi böse, widerstrebt Gott, der am Ende jedoch triumphiert.

    Gott ist in dieser Sicht zwar ewig, aber er ist nicht unendlich groß. In dem Fall besteht aber keine Garantie für den Endsieg. Dann kann aber auch der Mensch nicht in ihm zur Ruhe kommen. Es wird schwer, zu einem Gott zu beten, dem man im Kampf gleichsam noch helfen muss. Es ist auch schwer, einen solchen Gott als Schöpfer zu verstehen. Ferner ist er ein veränderlicher Gott, wenn er schließlich obsiegen soll. Satan als Person tritt ganz in den Hintergrund. So wird Materie zur Personifikation erhoben, womit Gott dann aber zu depersonifizieren beginnt.

 

                    D:  Der Polytheismus

 

Dieser ist der Glaube an viele Götter. Interessant ist die oberste Gruppe der griechischen Götter: Zwölf höchste mit drei allerhöchsten.

    Der Polytheismus hat immer wieder eine starke Anziehungskraft gehabt. Er treibt jedoch Menschen auseinander, verhindert Zivilisation. Oft verbirgt er die Herrschaft der Dämonen. Er bietet keine befriedigende Antwort auf letzte Fragen.

    Eine moderne Form des Polytheismus haben wir im religiösen Pluralismus, der sich in westlichen Ländern in den vergangenen Jahrzehnten breitgemacht hat. Von einer Toleranz gegenüber einem solchen Pluralismus fühlen sich selbst manche im christlichen Raum angezogen. Jedoch ist bereits darauf hingewiesen worden, dass viele „Götter“ viele Ethiken (d.i. viele vorgeschriebene Lebenswege) bedeutet. Man irrt sich, wenn man meint, es könnte eine gesellschaftliche und politische Ordnung auf einer solchen relativen Grundlage durchgezogen werden. Die Humanisten sind sich dessen denn auch bewusst. Für sie ist der gegenwärtige Pluralismus nur eine Phase, in der ein totalitäres antichristliches Ziel angestrebt wird.[10]

 

                    E:  Der Pantheismus

 

                        1:  Eine Begriffsbestimmung

 

Im „Enzyklopädie-Lexikon 2000“ findet sich eine gute Zusammenfassung zum Pantheismus:

    „Pantheismus (von griechisch pan, das All, und theos, Gott) ist die Lehre, daß das All, die Natur, ewig und göttlich sei, daß sie alles Seiende umfasse und außer ihr nichts Wirkliches sei. Das besagt nicht, daß alles einzelne, ‚der Tropfen am Eimer’, bereits Gott ist, aber er hat teil an ihm...

    Für den Pantheismus ist kein persönlicher Gott, kein freier Schöpfer denkbar, der seinem Geschöpf transzendent (d.h., übergeordnet, in der höheren Region) wäre. Dies hinderte jedoch nicht, daß in der gesamten Geschichte der Philosophie und Religion ein solcher Theismus immer wieder pantheistische Züge annahm, wenn die Beziehung Gottes zur Welt und ihren Geschöpfen hervorgehoben wurde. Dies hatte zur Folge, daß der Pantheismus nicht exakt abgrenzbar ist [sic], sondern als latente Möglichkeit bzw Gefahr alle religiösen Vorstellungen durchzieht [sic]... In der christlichen Mystik, der religiösen Erfahrung göttlicher Allgegenwart, dem Gedanken von Gott als dem Weltgrund, zeigen sich z.B. solche pantheistischen Ideen, wie sich auch in der Religion der Perser ein ursprünglicher Glaube an einen Allgott in den Glauben in einen Schöpfergott verwandeln konnte...

    Philosophisch entwickelte sich der Pantheismus zuerst bei dem Griechen Xenophanes, um dann seit der Renaissance, seit Giordano Bruno und Baruch Spinoza, immer wieder eine zentrale Rolle zu spielen.“[11]

 

                        2:  Bemerkungen

 

Im Pantheismus wird die Wirklichkeit zur Unwirklichkeit. Der Gedanke hat keinen Denker. Das Verhältnis zwischen Geist und Materie ist nicht abgegrenzt. Ferner ist die Grenze zwischen Realität und Phantasie verwischt. Es besteht kein Unterschied zwischen Endlichem und Unendlichem, Anbeter und Angebetendem, Ursache und Wirkung, Gedanke und Denker. Sünde und Grausamkeit werden zum Notwendigen erhoben. Gott, Sünde und Schwäche werden verquickt.

    Pantheismus ist im Grunde Atheismus, denn die Persönlichkeit wird zerstört. Religion wird aufgehoben. Diese ist aber ein Grundbedürfnis des Menschen.

 

                    F:  Abschließend

 

Der Deismus ist die Entstellung der Größe Gottes.

Der Pantheismus ist die Entstellung der Allgegenwart Gottes.

Der Polytheismus ist die Entstellung der Trinität Gottes.

Der Dualismus ist die Entstellung der Existenz Satans.

 

                IV:  Wir stellen fest, dass der Gottesgedanke eine seit der Schöpfung angeborene Veranlagung zu sein scheint.

               

                    A:  Der Gottesgedanke ist eine angeborene Voraussetzung.

 

Der Mensch ist einfach auf eine jenseitige Welt angelegt, die über den Raum und die Zeit der gegenwärtigen Welt hinausgeht. Das haben auch solche geahnt, die nicht im Bereich Israels oder des Christentums lebten. Z.B. meinte der griechische Philosoph Plato, es müsse das Streben des Menschen auf Gottähnliches zielen.

    Und die Worte des römischen Philosophen Spiktet klingen fast christlich: „Wenn ich ein Schwan wäre, so wollte ich das Geschäft eines Schwans verrichten; wäre ich eine Nachtigall, so wollte ich singen wie sie – da ich aber ein Mensch bin, so ist meine Aufgabe die, Gott zu verherrlichen und ihn zu loben.“[12]

    Der französische Philosoph, Descartes, soll einmal gesagt haben: „Es mag wohl sein, dass der Ursprung des Gottesgedankens Gott selbst ist.“ Wir können hinzufügen: Nicht nur der Gottesgedanke, sondern alles, was wir über Gott wissen. Ohne dass er sich zu erkennen gibt, wissen wir nichts von ihm.

    Martin Luther erklärte: „Wo die Erkenntnis der Gottheit nicht allen Menschen auf unauslöschliche Weise in ihr Herz geschrieben wäre, würde die Abgötterei nicht sein erfunden worden, denn warum hat man Götzen angebetet, als darum, weil alle Menschen geglaubt haben, daß ein Gott sei.“[13]

    „Antitheisten,“ schrieb jemand, „nicht Atheisten, gibt es, wie es Vatermörder gibt, aber nicht vaterlose Menschen. Schon daß die Vertreter des Atheismus sich so wider die Gottesidee erhitzen, zeugt, wie unaustilgbar dieselbe in ihren Herzen liegt...

    Neben dem vollständigen gibt es ein relatives Wissen, das wir ein angeborenes nennen dürfen. Dieses Wissen läßt die Menschen zur Religion überhaupt kommen; ohne dieses Wissen würde nicht einmal die Offenbarung uns ansprechen und verständlich sein. Denn mit einer ‚tabula rasa’ weiß auch die Offenbarung nichts anzufangen. Es gibt Notizen von Gott, es gibt Begriffe von ihm, die so ursprünglich sind, daß man sie als dem Menschen angeboren zu betrachten hat, gerade so angeboren wie z.B. die Vorstellung von Gut und Böse, die Vorstellung von Raum, Zeit und Zahlen. Aber dieses ursprüngliche Wissen von Gott beschränkt sich auf vereinzelte Notizen, und es erhebt sich nicht über den sporadischen Charakter, den besonders die heidnischen Religionen uns zeigen. Immerhin hat der Mensch kraft dieser angeborenen Gotteserkenntnis (notitia Dei nobis insita) irgend ein Wissen von Gott. Die Gottesidee, oder die Fähigkeit, Gott als einen Begriff zu denken, ist ein unverlierbares Gut des menschlichen Geistes.“[14]

    Der weise Salomo teilte mit (Pr 3,11): „Alles hat er gemacht: schön in seiner Zeit. Auch die Ewigkeit hat er in ihr Herz gegeben. Nur dass der Mensch das Werk nicht findet, nicht erfasst, das Gott von Anfang bis zu Ende wirkt.“

    Der Gottesglaube ist eine erste Wahrheit im Menschen, eine Intuition, ein inneres Lehren.[15] Diese erste Wahrheit ist also universal und intuititv vorhanden. Sie ist eine religiöse Schöpfungsanlage. Der Träger ist von der Notwendigkeit eines Gottes überzeugt. Ein Beispiel wäre Helen Keller:

    „Ich wusste, er war da. Ich erahnte ihn, aber ich kannte nicht seinen Namen.“[16]

    Gott wird als Selbstverständlichkeit vorausgesetzt wie die Existenz und Einheit der Natur, Zeit, Zahlen, Ursache und Wirkung, Wertschätzung.

 

                    B:  Man kann auch von einem Gott entsprechenden Vakuum sprechen.

 

Hier haben wir es mit einer negativen Anlage zu tun. Der Mensch hat Verlangen, auf welche Gott die geeignete Antwort ist. Paulus spricht von einem Sichausstrecken (Ag 17,27). Der Mensch sehnt sich nach Gott und wird nie aufhören, nach einem Gott zu fragen, weil er als Ebenbild Gottes geschaffen worden ist (1M 1,26.27; Pr 3,11).

    Dieses Vakuum ist zudem ein Bedürfnis nach Individualität und Freiheit, nach Gemeinschaft, nach einer Antwort auf die Frage nach der Herkunft, dem Sinn und Ziel des eigenen Lebens, nach der Ewigkeit, verbunden mit einer Angst vor dem Sterben und vor dem Tod.

    Heinrich Epp meint: „Der Mensch hat Wünsche und Bedürfnisse, die nur Gott erfüllen kann... Das Bedürfnis nach Individualität, Freiheit, Ewigkeit, Sinn und Zweck menschlichen Daseins usw wird von Gott gestillt. Deshalb findet man überall auf der Welt Glauben an einen Gott.

    Der Mensch hat Sehnsucht nach der Ewigkeit. Davon zeugen Grabsteine, viele Lieder, Gedichte, Kunst etc.“[17]

    „Um einem jeden von uns zu helfen, Gott kennenzulernen, hat Gott in uns ein tiefes Verlangen um seine Existenz gelegt.“[18]

    Es ist bemerkenswert: Überall, wo man an einen Gott glaubt, egal an welchen, hat man eine gewisse Zufriedenheit im Leben. Man meint, den letzten Sinn gefunden zu haben.

 

                    C:  Diese Veranlagung ist eine Form des Gewissens.

 

Zu unserem Gewissen gehört mehr als nur der moralische Bereich, auch der kognitive.

    „Die Stimme des Gewissens bezeugt die Existenz eines heiligen Gottes, der Gesetzgeber und Regent des Universums ist.“[19]  

    Dazu sagt der Apostel Paulus: „denn wenn die, die von den Völkern sind, welche das Gesetz nicht haben, von Natur aus das vom Gesetz Geforderte tun, so sind diese, die das Gesetz nicht haben, sich selbst ein Gesetz, die das Werk des Gesetzes aufweisen, geschrieben in ihren Herzen, indem ihr Gewissen mit Zeugnis dafür gibt und indem zwischen ihnen wechselweise die Gedankenurteile anklagende oder auch entschuldigende sind.“ (Rm 2,14.15)

    „Anklagen“ und „Verteidigen“ setzen einen Richter voraus, dem sich der Mensch zu verantworten haben wird, der also größer ist als der Mensch, größer als jeder Mensch, denn im Gewissen empfinden sich alle Menschen als Brüder. Die Person aber, die diese drei Funktionen – Schöpfung, Gesetzgebung und Richten – innehat, ist die, die die Bezeichnung Gott trägt.

    Jeder hat Maßstäbe, selbst die Hure in Amsterdam. Jeder moralisiert, selbst der, der verlangt, es müsste absolute Freiheit geben. Alle Völker haben Gesetze. Alle unterscheiden zwischen Gut und Böse. Alle richten. Man bricht zwar die Maßstäbe, aber man lebt nicht vollkommen ohne sie. Man weiß auch um die Worte „das Opfer“, „die Rettung“, „das Paradies“, „paradiesische Zustände“.

    „Das Schaudern des Gewissens, sein Erleben nach der bösen That, der Umstand, daß die Gedanken sich entschuldigen und untereinander anklagen (Rm 2,15), ferner das Streben nach Genugthuung und Sühne, wie es die Völker zur Schau tragen, alles dieses zeugt von dem Gewissen, von der Anerkennung einer Macht über dem Menschen, welcher der Mensch Rechenschaft schuldet.“[20]

    „Vom Ernstnehmen des Gewissens zu einem Gottesglauben sind es nur wenige Schritte.“[21]

 

                V:  Es gibt auch viele inner- und außerbiblische Zeugnisse, die von Gott in der Schöpfung sowohl als in der Geschichte der Schöpfung sprechen.

 

                    A:  Allgemeines zum Bereich Natur

 

Was da ist, wird verursacht. Alles scheint begonnen zu haben; und alles Begonnene muss eine entsprechende Ursache gehabt haben. Wenn alles in der Natur verursacht wurde, hat alles in der Natur einen Anfang gehabt. Es stellt sich folglich die Frage, wo geschichtlich der erste Anfang liegt. Da ein Anfang nun aber ein Anfang ist, müssen wir die Frage stellen nach dem tatsächlichen Anfang, der nicht verursacht wurde. Das in der Natur vorhandene Kausalgesetz verlangt also eine nicht ewiglich zurückzuverfolgende Kausalität. Zudem muss dieser Anfang als tatsächlicher Anfang groß genug sein. Alles ist nämlich voneinander abhängig. Und somit ist letztlich alles vom Anfang abhängig.

    Zudem kann man eine Zweckmäßigkeit beobachten, eine Hinführung, eine Gesetzmäßigkeit. Diese lässt auf Bestimmung schließen, auf eine bestimmende Führung. Warum scheint die Bewegung in der Natur gerade so sein zu müssen. Wer bestimmt hier? Ein Beispiel: Die Wahrscheinlichkeit, dass in der Sahara ein bestimmtes Körnchen Sand gefunden werden könnte, ist (wenn ich es richtig behalten habe) etwa 50 mal so groß wie die, dass das DNS-Schema gerade so und nicht anders ausfallen würde. Welcher Wille bestimmt das? Warum trägt alles diesen Charakter des Unabänderlichen, des Absoluten? So weit der Mensch sich auch umsieht, der totale Geschichtsvorgang ist unumkehrbar.

    Naturwissenschaftler geben heute zu, dass die beobachteten regelmäßigen Phänomene nicht der Natur immanente Gesetze sind. Dennoch sind sie konstant, uniform, verflochten.

    Was den Rationalisten besonders Mühe machen muss, ist das Problem der thermodynamischen Gesetze, die besagen, dass das Quantum von Energie wohl konstant bleibt, ihre Brauchbarkeit jedoch mit dem Bewegungsprozess der Natur ständig abnimmt. Das Naturgeschehen ist im Grunde nicht umkehrbar; alles steuert einem Ziel zu.

    Gelehrte Menschen erkennen immer deutlicher, dass das All Geheimnisse birgt, die wir nie verstehen werden. Ein großer Wissenschaftler unserer Zeit, der nicht Christ ist, behauptete, dass unser Wissen um das Universum mit einer Tasse Wasser vergleichbar sei, mit der man aus dem Ozean schöpft. Obgleich es uns möglich ist, den Inhalt der Tasse zu bestimmen, bleibt der Rest der unendlichen Masse, von der sie genommen wurde, ein nicht zu ergründendes Geheimnis. Stellen Sie sich nun die Tatsache vor, dass der Schöpfer größer als das von ihm erschaffene Universum ist! Es sei denn, dass Gott zu uns redet und sich offenbart, können wir ihn nicht erkennen. Kleine Menschen in ihrem bösen Stolz behaupten, es gäbe keinen Gott; er sei gestorben. An jene Menschen stellt Gott eine demütigende Frage: „Wo warst du, als ich die Erde gründete? Sag' mir's, wenn du so klug bist!“ (Hi 38,4)[22]

    Gott offenbart sich in seiner Schöpfung. Durch vernünftige Betrachtung der Natur, des Alls, kann man etwas von seiner Existenz wahrnehmen. In welchem Maße der Mensch jedoch auf dieses Zeugnis achtet, ist recht unterschiedlich.

    Schwerer wird es, auf die Stimme Gottes in der Natur zu hören, wo der Abhängigkeitsabstand von der Natur größer geworden ist. Blind werden die Augen für das Zeugnis der Natur, wo man sich für ein geschlossenes Weltbild entschieden hat.

 

                    B:  Das Zeugnis der Schrift

 

                        .  Das Zeugnis in den Psalmen

Ps 8,4: „denn ich sehe deine Himmel, ein Werk deiner Finger, Mond und Sterne, die du herrichtetest.“

    19,2.3: „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes, und das Himmelsgewölbe verkündet das Werk seiner Hände. Ein Tag berichtet es dem anderen, und eine Nacht meldet der anderen die Kunde davon.“

    In Ps 139 wird David besonders am Wunder des eigenen Körpers zum Lob der Allmacht Gottes gedrängt.

 

                        .  Ag 17,26.27: „Auch machte er aus einem Blut jedes Volk der Menschen, zu wohnen über die ganze Fläche der Erde hin. Dabei hatte er festgesetzt zuvor geordnete Zeiten und Abgrenzungen ihres Wohnens, zu suchen den Herrn, ob sie ihn dann wohl ertasten und ihn finden möchten, obwohl er doch nicht ferne ist von einem jeden von uns.“

 

                        .  Rm 1,19.20: „... aus dem Grunde, dass das von Gott Kennbare unter ihnen offenbar ist, denn Gott offenbarte es ihnen, denn seine Unsichtbarkeiten werden von der Erschaffung der Welt an am Gemachten mit dem Denksinn geschaut, seine immerwährende Kraft und auch seine Gottheit, sodass sie keine Antwort zur Verteidigung haben.“

    In diesem Text wird sowohl auf die Kraft als auch auf die Person Gottes aufmerksam gemacht. Auffallend ist dabei die Reihenfolge: zuerst das Sächliche, dann das Personale. Paulus sagt: Kraft und Gottheit Gottes können mit dem Auge der Vernunft in der Schöpfung geschaut werden.

    Die Kraft Gottes kann erkannt werden an der überwältigenden Macht der Natur. Die unzählbaren Einzelheiten wie das zusammenhängende Ganze des Alls verlangen eine entsprechende Ursache.

    Zum Gedanken der Gottheit, der Kraftursache, kann man geführt werden, wenn man auf den sinnvollen Zusammenhang im Universum achtet – und dieses trotz des sehr wohl erkennbaren, durch alles sich hindurchziehenden Risses und des Zerfalls; denn der sinnvolle Charakter des Daseins, vor allem derjenige der Persönlichkeit des Menschen, setzt eine höhere Persönlichkeit als Urheber voraus.

 

                        .  Weitere Stellen: Jes 40,12-14.26; Ag 14,15-17

 

                    C:  Das Zeugnis der Not

 

„Not lehrt Beten“, sagt das Sprichwort. Nicht immer tut sie es, aber sie kann es, und darum geht es hier. Not kann ernüchtern, vor die Wirklichkeit stellen. Wenn alles gut geht, lässt es sich leicht Atheist sein. Ist aber einmal auch die letzte Lebensaussicht genommen, so will die Frage nach Gott sich gern melden.

    „Einmal war ich auf einem Brienzerseeschiff. Plötzlich kam ein Sturm. Es wurde Nacht, und das Schiff fing an zu krachen. Ich wollte in Brienz Versammlung halten; darum benützte ich dieses Schiff. Ich fragte, ob Gefahr sei, und bekam die Antwort: ‚Wenn nichts zerbricht, ist keine Gefahr.’ Die Leute auf dem Schiff weinten und beteten. Ich fragte sie, ob sie Vergebung der Sünden haben, wenn das Schiff unterginge? Da wurden sie zornig, und in ihrer Wut fingen sie wieder an, Gott zu lästern. Wir konnten nirgends landen, bis wir endlich nach Brienz kamen. Ich sehe die Leute noch heute, wie sie aus dem Schiff gingen mit den Worten: ‚Gott Lob und Dank!’ – und dann ging es hinein in die Wirtschaft...“ (Fritz Berger, 1868-1950)[23]

 

                    D:  Zeugnisse bekannter Persönlichkeiten

                        

                        .  Schon der Römer Cicero sagt: „Die Schönheit der Welt und die hehre Ordnung des Himmels zwingt uns zu bekennen, dass ein erhabenes und ewiges Wesen da ist, zu welchem das menschliche Geschlecht mit Bewunderung aufblicken muss.“[24]

 

                        .  Sogar Voltaire erklärte: „Ich weiß nicht, was ich von der Welt denken soll. Ich kann nicht glauben, dass diese Uhr existiert, aber kein Uhrmacher.“[25]

    Er soll übrigens während eines Gewitters in den Alpen gebetet haben.[26]

 

                        .  Als man den spanischen Philosophen Balmes (1810-1848) nach einem Beweis für das Dasein Gottes fragte, antwortete er: „Den trage ich in meiner Westentasche!“ Dabei wies er auf seine Taschenuhr. Er wollte damit sagen: Meine Taschenuhr, dieses kleine Räderwerk, setzt einen geschickten Meister voraus. Um wieviel mehr müssen die in ihren Bahnen kreisenden Himmelskörper einen Werkmeister von überwältigender Kraft und Intelligenz zum Urheber haben.[27]

 

                        .  Prof. Dr. H. Thiessen erzählt von dem Philosophen und Skeptiker Hume, der unter einem Sternenhimmel mit einem Bekannten, Adam Ferguson, spazierenging und zu ihm sagte: „Adam, es gibt einen Gott!“[28].

 

                        .  Kierkegaard behauptete: „Das Dasein jemandes zu beweisen, der da ist, ist das unverschämteste Attentat, da es ein Versuch ist, ihn lächerlich zu machen ... Man beweist das Dasein Gottes durch Anbetung, nicht durch Beweise.“[29]

    Aber wie soll man anbeten, wenn man nicht weiß, wen man vor sich hat? Und warum sollte man seine Existenz annehmen, wenn kein Grund dafür vorhanden sei? Und warum sollte es verkehrt sein, Gründe anzunehmen, da doch auch die Schrift sich so oft um Überzeugungsgründe bemüht?

 

                        .  Paul Little meint: „Wir müssen uns von Anfang an darüber im klaren sein, dass es nicht möglich ist, Gott im wissenschaftlichen Sinne des Wortes zu ‚beweisen’. Aber es muss ebenso betont werden, dass man Napoleon aufgrund der wissenschaftlichen Methode auch nicht ‚beweisen’ kann. Der Grund hierfür befindet sich in der Natur der Geschichte selbst und in den Begrenzungen der wissenschaftlichen Methode. Wenn etwas mit wissenschaftlichen Methoden ‚bewiesen’ werden soll, muss es wiederholbar sein. Aber die Geschichte ist von Natur aus unwiederholbar. Keiner kann den Anfang des Universums praktisch nachvollziehen oder Napoleon wieder ins Leben rufen oder die Ermordung Lincolns oder die Kreuzigung Jesu Christi wiederholen. Aber die Tatsache, dass diese Ereignisse durch Wiederholung nicht ‚bewiesen’ werden können, ist noch lange keine Widerlegung ihrer Wirklichkeit als Ereignisse.“[30]

    Little übersieht allerdings, dass es mehrere Arten von Begründung gibt. Was er sagt, trifft für die mathematische und naturwissenschaftliche Methode zu, nicht aber für die geschichtliche und die logische, auf die die Schrift Bezug nimmt.

 

                        .  Klaus Bockmühl: „Aufgrund ‚des dynamischen Gesetzes der Beziehung der Wirkungen auf ihre Ursachen’ erlaubt [Kant] den Rückschluß jetzt auf ein Notwendiges, dann auf ein absolut Notwendiges, schließlich sogar auf die Existenz eines absolut Notwendigen...

    Kant anerkennt das Material der Erfahrung, die staunenswerten Wunder der Natur, reizt ständig zu diesem Schluß, der mittels Analogie zu den Produkten menschlicher Kunst und Ordnung auf einen künstlerischen Ordner der Natur schließt. Mehrfach nennt Kant dieses Argument ‚unvermeidlich’ für den gemeinen Menschenverstand. Mehr noch – aber diese Worte Kants sind leider von den Theologen nicht mit-rezipiert [=übernommen] worden:

    ‚Dieser Beweis verdient jederzeit mit Achtung genannt zu werden. Er ist der älteste, klarste und der gemeinen Menschenvernunft am meisten angemessen. Er belebt das Studium der Natur, so, wie er selbst von diesem sein Dasein hat und dadurch immer neue Kraft bekommt.’

    Er repräsentiert ein nützliches und vernunftmäßiges Verfahren, gegen das Kant nichts einzuwenden hat, das er vielmehr ‚empfehlen’ und dazu er ‚aufmuntern’ möchte...

    Die Naturerfahrung bleibt ein Unruhefaktor, der sich prinzipiell nicht beseitigen läßt.“[31]

 

                        .  H. E. Alexander: „Der Mensch ist sich der Größe der Naturkräfte und der übersinnlichen Kräfte bewusst. Darum ehrt er einen Schöpfer, ein höheres Wesen, einen unbekannten Gott. Wer nachdenkt, beschäftigt sich mit dem Ursprung aller Dinge, und die Wunder der Schöpfung zeugen von dem, der sie erschaffen hat. Man glaubt also an Gott. Weiter kann die Schönheit und Größe der sichtbaren Welt den Menschen aber nicht bringen, und die Heiden, die ihre Götter verehren, fürchten sich vor den Naturerscheinungen.“[32]

 

                        .  C. H. Wedel: „Wie können wir wissen, daß ein Gott ist? ... Wir selbst sind uns unseres Daseins ja gewiß. Wir haben ein Selbstbewußtsein. ‚Ich denke. Darum bin ich’, sagt ein neuerer Philosoph (Descartes). Wir verkehren mit anderen, deren Erscheinung wir mit unseren Sinnen wahrnehmen. Wir sehen sie und empfinden ihr Dasein und ihr Sosein. Gott vermögen wir nicht zu sehen; denn niemand hat ihn je gesehen, sagt die Heilige Schrift. Was bekundet, bezeugt, versichert uns nun sein Dasein?

    Man erinnere sich hier daran, daß wir ja gelegentlich von der Existenz eines Menschen fest versichert sein können, ohne daß wir seine Persönlichkeit mit unseren Sinnen wahrzunehmen vermögen. Sondern wir gelangen dazu auf dem Wege von Schlüssen und Folgerungen. Ein Schiffbrüchiger z.B. findet auf einer ihm unbekannten Insel menschliche Fußspuren im Sande und etwa gar eine Hütte mit einem Blumengärtchen. Muß es ihm da nicht gewiß werden, daß die Insel einen menschlichen Bewohner hat oder noch bis vor kurzem gehabt hatte? Solch ein verständiges Denken faßt jedenfalls die Antwort auf unsere Frage ins Auge, wenn sie lautet: ‚Dieses lehrt uns die Natur und das Zeugnis der Heiligen Schrift.’

    Wie  begeistert weiß z.B. ein Jesajas davon zu reden, daß die Sternenwelt die Weisheit und Macht Gottes bezeugt! Darin liegt aber auch der logische Schluß auf sein Dasein. Dieselben Gedanken werden im Buche Hiob in fesselnd poetischer Form vielseitig ausgesponnen. Die Natur ist gleichsam eine große Bilderfibel der Allmacht, Weisheit und Güte Gottes, wo dem denkenden Menschengeiste keine Tatsache lebhafter und bestimmter vor die Seele treten sollte als die, daß hinter allen diesen wundervollen Erscheinungen eine höchste Intelligenz stehen muß.

    Es ist daher kein Wunder, daß sich der Glaube an eine Gottheit bei allen Völkern findet... Gottes Dasein leugnen zu wollen, muß daher als eine große Verirrung des menschlichen Geistes beurteilt werden.

    Wie lehrt uns die Natur, daß ein Gott ist? ... Die Natur ist ja einerseits eine stumme Welt. Wie soll man sich da von ihr belehren lassen können? Aber hier muß man sich es wohl notieren, daß ein jedes Kunstwerk über sich und seine Bedeutung und demjenigen, von welchem es stammt, in seiner eigenen Weise Unterricht erteilt. Ein Gemälde z.B. vermag ja auch nicht laut zu sprechen, und dennoch gewinnt derjenige, welcher es mit verständigem, forschendem Blick betrachtet, reiche und immer reichere Belehrung über eine Landschaft, über eine Schulszene, ein Schiff usw. Ebenso vermag man bald zu sagen, ob der betreffende Künstler ein genialer Kopf oder ein Pfuscher war. So geht es bei einer liebenden, gesund denkenden Betrachtung der Natur...

    Von selbst ist die Welt sicherlich nicht entstanden. Und von des Zufalls märchenhaften Möglichkeiten läßt sich hier doch auch nicht reden. Ungläubige Naturforscher haben gemeint, zufällig hätten sich kleine Stoffteilchen zusammengefügt, und so wäre die erste Lebenszelle entstanden, und daraus hätten sich alle weiteren Lebensformen und Lebewesen entwickelt. Aber besonnene Vertreter der Wissenschaft haben das für reinen Unsinn erklärt und bekannt, daß die Entstehung der ersten Lebenszelle, die Verbindung unseres Geistes mit unserem Körper, daß namentlich unser Selbstbewußtsein, dem Menschen etwas Unerklärliches bleiben müsse...

    Die Griechen nannten die Welt einen Kosmos, d.h. ein weisheitsvoll ausgestaltetes Kunstwerk. Ein solches verlangt jedoch einen Künstler. Unser Denken ist so geartet, daß wir bis zu so einer letzten Ursache aufsteigen müssen, wenn wir damit nicht einfach abbrechen wollen, wie das die Agnostiker tun. Über die Vernünftigkeit des Glaubens an Gott ließen sich große Bücher schreiben.“[33]

 

                        .  Erich Sauer beschreibt es so: „Gewaltig und allumfassend ist das Zeugnis des Sichtbaren für das Ewige. Alle Völker glauben an unsichtbare Mächte. Diese Tatsache beweist, daß die Anlage zur Religion allgemein-menschlich ist, daß der Glaube an eine höhere Welt nicht grundsätzlich im Widerspruch zur allgemeinen Menschennatur steht, daß Gottesglaube und Gottesverehrung mit dem allgemeinen Wesen des Menschen übereinstimmen... keine Uhr ohne Uhrmacher, kein Werk der Kunst ohne den Geist und die Hand eines gestaltenden Künstlers ...“

 

                        .  Max Planck, der weltbekannte Physiker, hat in einem Vortrag über die Erforschung des Atoms folgendes Bekenntnis abgelegt: „Es gibt keine Materie an sich. Alle Materie entsteht und besteht nur durch eine Kraft, welche die Atomteilchen in Schwingung bringt und sie zum winzigsten Sonnensystem des Atoms zusammhält. Da es aber im ganzen Weltall weder eine intelligente, noch eine ewige Kraft gibt, so müssen wir hinter dieser Kraft einen bewussten, intelligenten Geist annehmen. Dieser Geist ist der Urgrund aller Materie. Nicht die sichtbare und vergängliche Materie ist das Reale, Wirkliche, Wahre – denn die Materie bestünde, wie wir gesehen haben, ohne diesen Geist überhaupt nicht – sondern der unsichtbare, unsterbliche Geist ist das Wahre. Da es aber Geist an sich auch nicht geben kann, sondern jeder Geist einem Wesen zugehört, müssen wir zwingend Geistwesen annehmen. Da aber auch Geistwesen nicht aus sich selbst sein können, sondern geschaffen werden müssen, so scheue ich micht nicht, diesen geheimnisvollen Schöpfer ebenso zu benennen, wie ihn alle Kulturvölker der Erde früherer Jahrtausende genannt haben: GOTT.“[34]

 

                        .  Auch die Biologie hat in den letzten Jahrzehnten das Staunen wieder gelernt. Bei der Erforschung des Lebendigen begegnet ihr so viel Weisheit und Plan, dass sie wieder Ehrfurcht gelernt hat vor dieser höheren Intelligenz. Jokob von Uexküll, der Begründer der Umweltlehre, sagt daher: „Aus Sinnlosem kann nicht Sinnvolles hervorgehen.“[35]

 

                        .  Richard Bennett: „Würde man zwischen Neutronen und Protonen einen Abstand von zwei Trillionstel Millimeter schaffen, dann verbände sich die Materie nicht länger zu einer festen Masse, und die Welt würde in einer kosmischen Atomexplosion auseinander bersten.“[36]

 

                        .  Zeugnishaft schreibt Gottfried Meßkemper: „Noch in der Studentenzeit wurde ich von Prof. Pasqual Jordan, Atomphysiker der Uni Hamburg, stark angesprochen. Er referierte über die Frage ‚Determinismus und Statistik’, um deutlich zu machen, daß de Lammetries Vorstellung vom Menschen als einer Maschine (l'homme de machine) falsch sei. Unsere Gehirnfunktionen sind mikrokosmischen, d.h. molekularen, Gesetzmäßigkeiten unterworfen, und das bedeutet, sie gehorchen statistischen, kausal nicht vorherbestimmbaren Gesetzmäßigkeiten. Unvergeßlich ist mir der Moment, an dem er an die Tafel schritt und demonstrativ das Wort ‚Determinismus’ durchstrich...

    Später war es Prof. Wilder Smith, der erneut das Vertrauen in die naturwissenschaftliche Glaubwürdigkeit des Schöpfungsberichtes anfachte. In unendlich vielen Beispielen erläuterte er uns den Unterschied zwischen Plan und Durchführung. Der Plan eines Autos ist etwas anderes als das fertige Produkt, und der Plan produziert nicht das Produkt, sondern der Plan ist das Produkt eines Planers. Gott als den großen Planer hinter der Schöpfung zu entdecken, war das Ziel seiner vielfältigen Bemühungen...

    Jüngst ging ein Programm über mehrere Rundfunksender, das sich erneut mit dem Ursprung des Lebens jenseits von Aminosäuren und DNA beschäftigte. Die Biologen Rupert Sheldrake, Lyall Watson und Etienne Guillé fragen, was der eigentlich steuernde Ursprung hinter den biologischen Prozessen ist. Watson denkt an ein ‚Kontingentsystem’. Sheldrake meint, daß ‚morphogenetische Felder’ auf die biologischen Prozesse einwirken. Guillé spricht von ‚Resonanzphänomenen mit Feldstrukturen’. Im Vortrag hieß es: ‚Weder Guillé noch Watson oder Sheldrake glauben, daß in der materiellen Struktur der Gene alle Informationen enthalten sind, um das Wachstum und das Verhalten eines Lebewesens, sei es Mensch, Pflanze oder Tier, zu klären.’

    Ich glaube, daß wir dankbar sein dürfen, daß in uns und um uns herum in den Wissenschaften die Frage nach dem Ursprung der Dinge nicht zur Ruhe kommt. Die Schöpfung ist eben offenkundig so gestaltet, daß sie die Frage nach dem Schöpfer aufbrechen läßt, womit erneut bestätigt wird, was Paulus den Römern schreibt: ‚Gottes unsichtbares Wesen, das ist seine ewige Kraft und Gottheit, wird ersehen seit der Schöpfung der Welt und wahrgenommen an seinen Werken, so daß sie keine Entschuldigung haben.“(Rm 1,20)[37]

 

                        .  Prof. Wilder Smith sagt dazu: „Demnach lehrt also die Bibel, daß ein Mensch, der das Weltall betrachtet und nicht gleichzeitig die ewige Macht der herrlichen Gottheit sieht, der, wenn er das Sichtbare sieht, keine Rückschlüsse auf das Unsichtbare zieht, ohne Entschuldigung ist. Ja, die Bibel geht in dieser Richtung noch einen Schritt weiter, indem sie in demselben Kapitel (Rm 1,21) lehrt, das ein Mensch, der Gott durch seine so herrlich geschaffene Welt sieht und ihm nicht dafür dankt und ihn preist, überwältigt von den Wundern, die des Schöpfers Weisheit offenbaren, daß ein solcher Mensch seine Gedanken dem Nichtigen zuwendet und daß sein unverständiges Herz verfinstert wird. Das heißt, wenn ein Mensch das Weltall betrachtet und nicht von selbst vor Dank zu Gott überfließt und ein Gottesverehrer wird, dann wird dieser Mensch im Laufe der Zeit unfähig, seine höheren Fähigkeiten, wie etwa sein Denken, auf rechte Weise zu gebrauchen. Außerdem wird sein ‚Herz’ verfinstert, d.h. seine Sittlichkeit wird abgestumpft. Kein Gottesverehrer zu werden, wird als ein Mißbrauch der Denkorgane betrachtet, und Mißbrauch führt ganz allgemein zur Entartung des betreffenden Organs.“[38]

 

                        .  Richard DeHaan: „Kleine Menschen in ihrem bösen Stolz behaupten, es gäbe keinen Gott; er sei gestorben. An jene Menschen stellt Gott eine demütigende Frage: ‚Wo warst du, als ich die Erde gründete? Sag' mir's, wenn du so klug bist!“ (Hi 38,4)[39]

 

                    E:  Allgemeines zum Bereich Geschichte

 

                       .  Die Bibel berichtet von Gottes Handeln in den Völkern.

Ps 9,16.17: „Gesunken sind die von den Völkern in die Grube, die sie machten [wahrscheinlich für die Gott-Treuen]. Im Netz, das sie versteckt hatten, ist ihr Fuß gefangen. Jahwe hat sich kundgegeben, hat Gericht gehalten, in dem Werk seiner Hände den Gottlosen verstrickt.“

    Sp 14,34: „Gerechtigkeit erhöht ein Volk, aber Schande der Leute ist die Sünde.“

    Ag 17,26.27: „Auch machte er aus einem Blut jedes Volk der Menschen, zu wohnen über die ganze Fläche der Erde hin. Dabei hatte er festgesetzt zuvor geordnete Zeiten und Abgrenzungen ihres Wohnens, zu suchen den Herrn, ob sie ihn dann wohl ertasten und ihn finden möchten, obwohl er doch nicht ferne ist von einem jeden von uns.“                                                                                                            

Propheten der Schrift sagen aus über heidnische Nationen (Ägypten, Assyrien, Babylon, Medo-Persien, Griechenland). Gott schiebt nicht bis ans Ende der Welt Gericht und Rettung auf, wenn auch Zeiten der Drangsal für die Frommen kommen und Tage scheinbarer Siege für deren Feinde. Er richtet  schon innerhalb der Geschichte einzelne und Völker, dass ihre Spur auf Erden vertilgt und ihr Name vergessen wird. Desgleichen rettet, segnet und erhebt er andere, die ihre Zuflucht zu ihm nehmen und ihre Zuversicht auf ihn setzen. Damit sie ihn finden können und kennen lernen, dazu hat er Stätten seiner Offenbarung, Orte und Handlungen der Segnung, Mittel der Gnade und des Heiles auf Erden angeordnet und dargeboten, wie er auch seinen Gerichtsstuhl mitten in die Welt hineinsetzt und es die Leute erfahren lässt, dass er durch sein Thronen im Himmel nicht von den Menschen geschieden ist.[40]

 

                        .  Im besonderen ist der Jude ein Hinweis auf Gott für den, der es beachten will. Im Judentum haben wir nämlich die älteste kontinuierliche Überlieferung der Offenbarung Gottes. Dadurch, dass Israel in die Zerstreuung geriet, konnten viele in den Völkern mit dieser Offenbarung Bekanntschaft machen. So treffen die ersten Missionare, wie in der Apostelgeschichte berichtet, immer wieder auf vorbereitete Menschen – auch unter Nichtjuden – dort, wo es Gebetshäuser bzw -stätten gab. Die Geschichte Israels ist das Beispiel einschließlich der Prophetie-Erfüllungen in seinem Lande vor unseren Augen in unserer Zeit.

 

                        .  Wunder gehören zur geschichtlichen Offenbarung Gottes. Von Gott gewirkt, führen sie zum Wundern, fördern das Gute, weisen auf Gott hin und machen ihn glaubhaft. Wenn schon der Mensch in der Natur und Geschichte eingreifen kann, wie viel mehr Gott! Das Ziel dieser Wunder ist es, auf die Macht (Übermacht) Gottes hinzuweisen. Es soll deutlich werden, dass Gott etwas anderes tun kann.

    „Wer vorgibt, an Gott zu glauben, und die Möglichkeit der Wunder leugnet, ist reif fürs Irrenhaus.“ (Jean Jacques Rousseau)[41]

    Das geschichtlich Gewesene ist kein Maßstab für das Mögliche. Was nicht war, „könnte“ noch sein. Ferner gibt es zur Genüge verlässliche Zeugen von Wundern Gottes, nicht nur in der Vergangenheit, auch heute.

 

                        .  Andere Bestätigungen für die Wirklichkeit Gottes sind in seiner deutlichen Gegenwart im Leben vieler Menschen heute zu finden. Wo man an Jesus Christus glaubt und auf ihn vertraut, geschieht eine tiefgreifende Veränderung des einzelnen – und schließlich der Gemeinschaft.

    Eines der eindringlichsten Beispiele wird von Ernest Gordon, später Seelsorger an der Universität Princeton, aufgezeichnet. In seinem Buch „Valley of the Kwai“ (Tal des Kwais) erzählt er, dass während des zweiten Weltkrieges die Gefangenen der Japaner auf der malaysischen Halbinsel fast zu Tieren erniedrigt waren und Essen von ihren ebenfalls verhungernden Kameraden stahlen. In ihrer Verzweiflung entschlossen sich die Gefangenen, das Neue Testament zu lesen.

    Da Gordon eine Universitätsausbildung genossen hatte, baten sie ihn, er möge die Leitung übernehmen. Er gibt es selbst zu: Er war Skeptiker, und diejenigen, die ihn gebeten hatten, die Leitung zu übernehmen, waren ebenfalls ungläubig. Er und andere kamen zum Glauben an Christus, als sie ihn in seiner ganzen Schönheit und Macht durch die schlichte Botschaft des Neuen Testamentes kennenlernten. Wie diese Gruppe stehlender, einander zerreißender Menschen in eine Liebesgemeinschaft umgewandelt wurde, ist eine rührende, kraftvolle Geschichte, die die Realität Gottes in Jesus Christus verdeutlicht. Viele andere haben diese Wirklichkeit heute erfahren, wenn auch weniger dramatisch.[42]

 

                VI:  Die Schrift selbst ist allerdings das stärkste Zeugnis für das Dasein Gottes.

 

                    .  Unvoreingenommenes Betrachten der Heiligen Schrift kann zum lebendigen Glauben an Gott führen. Die Gründe dafür sind: die Einheit des Zeugnisses der Bibel, die Wirkung des Zeugnisses der Bibel, die Schilderung von Jesus als geoffenbarter Gott, einschließlich seiner Auferstehung.

    Das Zeugnis von Bibellesern, die durch das Lesen der Heiligen Schrift zum lebendigen Glauben an Gott gekommen sind, bestätigt dieses. Es ist allerdings bestritten worden, dass die Bibel eine Quelle für den Glauben an die Existenz Gottes sei. Was ist auf diesen Einwand zu antworten? Nehmen wir als Beispiel einen Menschen, in dem das ursprüngliche Gottesbewusstsein erloschen ist, entweder durch das Alt- oder das Neuheidentum. Die Frage ist nun: Kann ein solcher durch das Hören oder Lesen der Bibel zu der Erkenntnis gelangen, dass es einen Gott gibt? Die Antwort muss doch „Ja“ lauten, denn in der Gegenwart der Schrift ist man in der Gegenwart Gottes. Die innere Offenheit vorausgesetzt, wird der Geist des lebenden Gottes schon sein Werk der Überführung tun.

 

                    .  Eduard Böhl sagte in seiner Dogmatik: „Vom Dasein Gottes sind nun aber die Propheten und Apostel auf's Innigste überzeugt. Sie beweisen nicht das Dasein Gottes; sie setzen es voraus; sie zeigen nur darauf hin; es ist ihnen so sicher, wie die Sonne am Himmel.“[43]

 

                    .  C. H. Wedel: „So hoch wir die Natur zu schätzen haben als eine Urkunde der Allmacht, Weisheit und Güte Gottes, so muß uns die Heilige Schrift für diese Zeugnisse seines Redens doch erst so recht die Augen öffnen und uns sodann zu weiteren richtigen Vorstellungen von Gott führen.

    ‚Wer hat alles erschaffen?’ So hat der sinnende Menschengeist gefragt zu allen Zeiten. Er blickte nach oben und betrachtete die Sterne in ihren verschlungenen Bahnen. Er notierte sich die wunderbare Gestaltung der Erde mit ihren manigfachen Lebewesen. Er schaute sich an den künstlichen Organismus seines Leibes. Und er erwog: Woher das alles? Mit dieser Frage begann die griechische Philosophie im 6. Jahrhundert vor Christus. Aufs sorgfältigste ist sie zergliedert worden, aber zu einer Antwort, wie sie die Bibel liefert, ist der auf sich gestellte Menschengeist nicht gelangt... Wie einzigartig lautet da der Bericht der Heiligen Schrift: ‚Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde’, oder wenn es in Psalm 33,6 heißt: ‚Die Himmel sind durch das Wort des Herrn gemacht und all ihr Heer durch den Geist seines Mundes.’“[44]

 

                    .  Richard Bennett berichtet: „Bis auf den heutigen Tag machen Menschen die Erfahrung, dass man sich auf der Suche nach Gott der Bibel anvertrauen kann...

    Vor vielen Jahren war meine Frau als Oberschwester in einer der angesehendsten Kliniken Europas tätig. Ein führender Psychiater, der sich als Atheist bezeichnete, stellte Dorothy eines Tages Fragen über ihren Glauben.

    ‚Herr Doktor’, antwortete sie, ‚Sie wissen, dass ich Sie als Kapazität auf Ihrem Gebiet sehr respektiere. Sie sind ein angesehener Hochschuldozent, und unter den Ärzten wird Ihr Name in weiten Kreisen geschätzt. Vielleicht darf ich Ihnen vorschlagen, dass Sie, ehe Sie sich wieder Atheist nennen, die Bibel mit dem Eifer lesen, mit dem Sie auch Ihre psychiatrische Forschung betreiben.’

    Dann erinnerte sie ihn an einige seiner Patienten, die kürzlich von der Station für chronische Fälle entlassen worden waren, und zwar wegen der wunderbaren Veränderungen in ihrem Zustand, die durch Gottes Kraft verursacht worden waren. Sie konnte ihm ein oder zwei nennen, bei denen eine so dramatische Wende eingetreten war, dass diese Kranken wieder aktiv im Leben standen. Dorothy erklärte ihm dann, wie jeder dieser Patienten den Herrn ganz persönlich und direkt kennengelernt hatte. Der Arzt war sich selbst völlig im klaren darüber, dass die neuesten psychiatrischen Methoden bei diesen Patienten keine Wirkung gezeigt hatten. Weder als Atheist noch als Psychiater konnte er sich das Phänomen einer solchen Veränderung in ihrem Leben erklären.

    Der Arzt, der eben noch Dorothy zu verstehen gegeben hatte, dass er nicht an Gott glaube, beendete das Gespräch mit der Bitte an Dorothy, für ihn zu beten! Er versprach auch, dass er anfangen würde, zum ersten Mal in seinem Leben die Bibel unvoreingenommen zu lesen.

    Nach sieben Wochen gründlichen Lesens sagte der Psychiater Dorothy, dass er sich nicht mehr Atheist nenne. Es gab für ihn aber immer noch eine Schwierigkeit: Er hatte nämlich erkannt, dass eine echte Hingabe an Gott eine Änderung seiner Lebensgepflogenheiten erforderte.

    ‚Es ist mir kein intellektuelles Problem mehr,’ gab er zu, ‚aber ich bin nicht gewillt, die Änderungen zu akzeptieren, die eintreten würden, wenn ich ein überzeugter Gläubiger werden sollte.’

    Nachdem wir für diesen Bekannten zehn Jahre gebetet hatten, erhielten wir einen Brief, in dem er uns von seinem neu gefundenen Glauben und seiner persönlichen Bindung an Gott berichtete. Wir waren überglücklich, aber nicht allzu überrascht, weil wir wussten:

    ‚Also ist der Glaube aus der Verkündigung, die Verkündigung aber durch das Wort Christi.’“[45]

 

                    .  McDowell und Steward berichten:[46] Selbst der französische Skeptiker Rousseau sah in der Schrift etwas Besonderes: „Ich muss Ihnen gestehen, dass die Erhabenheit der Schrift mich erstaunt. Die Heiligkeit der Evangelisten spricht zu meinem Herzen und trägt solch eindrucksvolle Züge der Wahrheit und ist außerdem so vollkommen unnachahmlich, dass, wäre sie eine Erfindung der Menschen, die Erfinder größer wären, als die größten Helden.“ (Encyclopedia of Religious Quotations, Frank Mead, S. 32)

    Wenn jemand wissen will, wer Gott ist und wie er ist, dann muss er nur Jesus Christus ansehen, wie Lord Byron sagte: „Wenn jemals ein Mensch Gott war oder Gott ein Mensch, dann war Jesus Christus beides.“ (Encyclopedia of Religious Quotations, Frank Mead, S. 81)

    Nicht der Mensch langte hinauf, um Gott zu finden, sondern Gott langte hinunter zu den Menschen, wie Casserley erklärt: „Das Evangelium bietet das Wissen von der letzten Wahrheit, das die Menschen in der Philosophie vergebens gesucht haben, unvermeidlich vergebens, weil es der eigentlichen Natur Gottes entspricht, dass er nicht durch das Suchen und Forschen des menschlichen Geistes entdeckt werden kann, dass er nur dann erkennbar wird, wenn er zuerst die Initiative ergreift und sich selbst offenbart.“ (J. V. Langmead Casserley, The Christian in Philosophy, New York, Charles Scribner's Sons, 1951, S. 21)

 

                    .  Samuel Külling: „Gott wird [in der Schrift] nicht vorgestellt. Daß er bekannt ist, wird vorausgesetzt. Woher Gott kommt, ist keine Frage. Israel kennt keine Theogonien (= Götterentstehungslehren) wie andere Völker.

    „Es geht zu Gott, nicht hinter Gott zurück.“ (Gispen).[47]

 

                    .  Richard DeHaan: „‚Nachdem Gott vorzeiten manchmal und auf mancherlei Weise geredet hat zu den Vätern durch die Propheten, hat er in diesen letzten Tagen zu uns geredet durch den Sohn ... (Heb 1,1.2)

    Gott, der unendliche Schöpfer und Erhalter jeder Existenz, hat sich in seinem Sohn am vollständigsten geoffenbart.

    Jesus Christus bezeugte: „Wer mich sieht, sieht den Vater.“ (Jh 14,9) ...

    Wunder aller Wunder! Ich sehe Gott im Angesicht eines demütigen Mannes, der in einfachem Bauerngewand gekleidet war.

    Gottes Liebe und Mitempfinden sehe ich im Angesicht Christi, als er sagte: „Lasst die Kinder und wehrt ihnen nicht, zu mir zu kommen; denn solcher ist das Königreich der Himmel." (Mt 19,14)

    Den gerechten Zorn Gottes erblicke ich im Angesicht Jesu Christi, als die Geldwechsler von ihm aus dem Tempel verjagt wurden.

    Ich sehe die überschwengliche Gnade Gottes im Angesicht Christi, als er blutüberlaufen am verfluchten Baum hing und in der furchtbaren Qual der Stunde ausrief: „Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“

    Die Bibel erzählt uns viele wunderbare Dinge über Gott durch direkte, erklärende Aussagen, und wir sind von Herzen dankbar für die großen dogmatischen Schriftabschnitte, wie z.B. die Briefe des Paulus. Aber die ergreifende Erkenntnis Gottes kommt durch das Studium der Evangelien. Betrachten Sie einmal die wunderbare Geschichte Jesu im Bewusstsein, dass Jesus das Abbild Gottes ist, denn Jesus ist Gott.“[48]

 

            b.  Während wir das Dasein Gottes bejahen, sind wir uns bewusst, dass nicht alle Menschen es tun.

 

                I:  In welcher Form kommt das vor?

 

                    A:  Einigen fehlt eine Gottesvorstellung.

 

Wir erinnern an die oben erwähnten Lenguas, bei denen der Gottesbegriff in der Sprache fehlte. Gott fand in dieser Gesellschaft nie Erwähnung – offenbar, weil keiner an ihn dachte. Dieselbe Leere kann aber auch anderswo vorkommen, wenn jemand in einer Umgebung aufwächst, wo niemand von Gott spricht. Er wird völlig ignoriert.

 

                    B:  Einige stellen die Existenz Gottes in Frage.

 

Es gibt eine wahrscheinlich nicht geringe Zahl von Menschen, die den Begriff Gott kennen und seine Existenz nicht leugnen, aber die Frage offen lassen. Sie sagen, man „weiß es nicht“. Daher nennt man sie Agnostiker (Nicht-Kenner; Fremdwort aus dem Griechischen). Sie stellen das Dasein Gottes in Frage, leben aber allzuoft wie wenn es ihn in Wirklichkeit nicht gäbe, anstatt der Sache mit aller Konsequenz auf den Grund zu gehen.

    „Viele Menschen, die den christlichen Anspruch ablehnen, haben andere Lebensanschauungen angenomen. Die meisten behaupten, dass es keinen Gott gibt, wie die Bibel lehrt, und wenn es einen gibt, dann ist er unerkennbar. Die Behauptungen dieser Alternativen werden keiner Untersuchung standhalten.

    Ein Agnostiker ist gewöhnlich jemand, der nicht weiß, ob Gott  existiert. Der Agnostiker ist sich über Gott noch nicht klar geworden. Er ist ein Zweifler. Manche Agnostiker sind in ihrer Suche nach Gott aggressiver als andere...

    Die Bibel verspricht, wenn jemand wünsche, die Wahrheit über Gott zu wissen, so werde er sie erfahren. 

    ‚Wer bereit ist, den Willen Gottes zu tun, wird erkennen, ob diese Lehre von Gott stammt oder ob ich in meinem eigenen Namen spreche.’ (Jh 7,17)

    Unglücklicherweise unternehmen die meisten Agnostiker keine wirkliche Anstrengung, um zu erfahren, ob es einen Gott gibt. Sie betrachten die Frage als nicht so wichtig.“[49]

 

                    C:  Einige leugnen bewusst die Existenz Gottes.

 

                        .  Grundsätzliches

Was Törichte zu biblischen Zeiten nur zu denken wagten, sagen viele heute schamlos frei heraus: „Es gibt keinen Gott.“ (Ps 14,1)

    In einem gewissen Sinne sind alle nichtchristlichen Religionen atheistisch, denn sie anerkennen nicht den einen wahren Gott. Im engeren Sinne geht es hier aber um solche, die nicht nur im Herzen, sondern mit dem Mund die Existenz eines Gottes leugnen. Man kann von drei Arten von Atheismus sprechen.

    Der ‚praktische Atheismus’ ist hauptsächlich unter Nichtgebildeten zu finden. Man ist enttäuscht durch die Inkonsequenz der „Christen“ und hat kurzschlussartig alle Religion über Bord geworfen. Eigentlich haben sie mehr ihren Glauben an die Christen verloren als ihren Glauben an Gott. Sie leben aber ohne jegliche religiöse Interessen und sind praktisch Atheisten.

    ‚Wesentliche Atheisten’ halten an Grundthesen fest, die mit einem Glauben an Gott unvereinbar sind. Es sind gründliche Naturalisten, die in der Natur den Anfang und das Ende von allem zu sehen meinen.

    Die Vertreter des ‚dogmatischen Atheismus’ bekennen ihre Meinung. Sie stehen dazu und geben diese Auffassung teilweise sogar in missionarischer Weise weiter. Im Kommunismus war diese Einstellung stark ausgeprägt. Sie gehörte zu ihrem ‚Glaubensbekenntnis’.

 

                        .  W. Criswell: „Noch nie konnte ein Atheist eine sinnvolle Antwort auf das Geheimnis des Weltalls geben. Noch nie konnte er für das Leben des Menschen auf dieser Erde einen Sinn finden. Er leugnet sowohl einen Schöpferplan als auch eine Schöpferweisheit als auch eine Schöpferpersönlichkeit. Der Atheist sieht in der Schöpfung eine rein zufällige Zusammenballung von Atomen, die aus sich selbst entstanden und sich selbst gestalten. Sie brachten schließlich auch unseren Verstand und Geist hervor, ohne ihnen einen Sinn, ein Ziel und eine Bestimmung zu geben.

    Dagegen nehmen wir doch überall Ordnungen, Gesetzmäßigkeiten und planvolle Abläufe wahr. Alles Sichtbare wird durch die unsichtbaren Kräfte der Schwerkraft, der Anziehungskraft und der Bewegung beherrscht. Wir Menschen haben physikalische, chemische und astronomische Gesetze gefunden und darüber hinaus Tausende anderer wissenschaftlicher Erkenntnisse gewonnen. Sie alle lassen einen ewigen Geist sichtbar werden, der hinter dieser großartigen Schöpfung steht, die ein wunderbares Ganzes bildet. Diesen Unsichtbaren anzuerkennen bedeutet, das Geheimnis alles Seins und aller Wirklichkeit im materiellen, geistigen und seelischen Bereich zu erkennen.

    Die Antwort des Atheisten auf die Frage nach dem Sinn des Lebens und nach der Bedeutung der menschlichen Persönlichkeit klingt nichtssagend und hohl. Eine solche Antwort ist wie Wasser, das den Durst nicht löscht, wie Speise, die nicht sättigt, wie ein Bau ohne Plan. Sie ist wie ein Buch ohne Sinn, wie ein fahrender Zug ohne Antrieb, wie ein Leben ohne Ziel. Der Atheist ist und bleibt ein haltloser Tor.“[50]

 

                        .  Die atheistische Position ist höchst unbefriedigend. Allzu oft besteht sie in einem reinen Behaupten. Weder die Vernunft noch das Gewissen wird befriedigt. Auch der Atheist kennt Schuld und hat doch keine Vergebung. An dieser Stelle kann er mitunter vom Christen „abgeholt“ werden. Ferner ist der Atheismus auch eine recht hochmütige Stellungnahme. Wer nicht allwissend ist, sollte kein solches Wagnis eingehen, nämlich zu sagen: Es gibt keinen Gott.

 

                II:  Wie ist das Phänomen der Gottesleugnung zu erklären?

 

                    A:  Der Sündenfall

 

Die Gottesleugnung ist in einem gewissen Sinne eine Folge des Sündenfalls. Durch den Fall wurde der Mensch von Gott getrennt.

    In seinem Buch „Fragen, die immer wieder gestellt werden“ schreibt Werner Gitt:

    Frage: Warum ist Gott nicht zu sehen?

    Antwort: Die ersten von Gott geschaffenen Menschen, Adam und Eva, lebten in der Gemeinschft mit Gott, so daß sie ihn auch von Angesicht zu Angesicht sehen konnten. Im Sündenfall trennte sich der Mensch von Gott. Es ist ein heiliger Gott, der jede Sünde haßt, und somit endete diese ursprüngliche Gemeinschaft. 

    ‚Gott wohnt in einem Licht, da niemand zukommen kann’ (1Tm 6,16), darum werden wir ihn erst wieder sehen, wenn wir nach dem Tode in sein Vaterhaus kommen.

    Der Weg dorthin ist nur durch den Herrn Jesus möglich: „Niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ (Jh 14,6)“[51]

    Der Fall und die Trennung von Gott versetzen den Menschen in die Ferne von Gott. Diese Gottesferne wird empfunden. Ist Gott nicht mehr in der Nähe, so ist es nur noch ein kurzer Schritt zur Schlussfolgerung: Er ist nicht. Man kann sich unter Gott nichts vorstellen und schon gar nichts unter einer Beziehung zu Gott. Gott erscheint wie eine unrealistische, menschliche Erfindung.

 

                    B:  Eine Ahnung von unangenehmen Folgen

 

Ein weiterer Grund für das Phänomen der Gottesleugnung liegt in der Ahnung, über das Gewissen, von unangenehmen Folgen, wenn es Gott geben sollte. Man will es nicht wahr haben. So verschließt man sich vor äußeren Hinweisen auf seine Existenz und bringt innere Ahnungen von ihm (Pr 3,11) zum Schweigen: Gott darf es nicht geben.

    Vgl Lk 19,14: „Wir wollen nicht, dass dieser über uns herrsche.“

    Auf das Gewissen in seiner vollen Bedeutung nicht mehr zu hören, ist Unterdrücken der Wahrheit durch Ungerechtigkeit (Rm 1,18). Man will sich nicht verantworten. Sich vor Hinweisen auf Gott die Augen zu verschließen und nicht mehr nachdenken zu wollen, ist ein Akt der Torheit und des Unverstandes, ist unvernünftig (Ps 52,2.3; Rm 1,22: „Narren“).

    Es ist eine bekannte Beobachtung, dass wissenschaftliche Erwägungen als Grund für Skeptizismus lediglich vordergründige Entscheidungen sind. (Wenn man es wagt, ehrlich zu werden, merkt man das.) Es passt einem besser so, da bei dieser Einstellung keine Notwendigkeit der Verantwortung besteht.

    Angesichts der Zähigkeit eines Gottglaubens scheint der Atheismus ein Verdrängungsphänomen zu sein.

 

                    C:  Das Leid

 

Viele Menschen finden es schwer, an die Existenz Gottes zu glauben, wenn sie an das viele Leid in der Natur und unter Menschen denken. Manche haben selber Schweres erlitten und sind an Gott irre geworden.

    Prof. Dr. Wilder-Smith sagte hierzu: „Stehen ... dem Glauben an den Gott der Bibel wirklich unüberwindliche Schwierigkeiten im Wege? Vielleicht kann ein persönliches Erlebnis diese Fragen besser klären als weitere theoretische Erörterungen.

    Vor dem zweiten Weltkrieg besichtigte ich oft den Kölner Dom. Dieses schöne gotische Bauwerk bewunderte ich besonders, manchmal stundenlang, mit den anmutenden, emporstrebenden Pfeilern, dem prächtigen, hochgewölbten Dach, den mittelalterlichen bunten Glasfenstern und der Orgel. Je mehr ich diesen Bau bewunderte, desto mehr bewunderte ich auch die Baumeister und Maurer, die im Laufe von Jahrhunderten diesen schönen Dom entwarfen und erbauten. Denn all diese anmutenden Linien waren offenbar sorgfältig von Experten entworfen worden, die nicht nur die mathematischen Grundlagen solch eines Baues kannten, sondern auch einen hohen Schönheitssinn besaßen. Auch die Qualität dieser handwerklichen Kunst war wirklich erstklassig, abgesehen von der Schönheit der allgemeinen Konstruktion. So bewunderte ich unsere Vorfahren, als ich ihr Handwerk untersuchte. Wenn man bedenkt, daß sie keine modernen maschinellen Vorrichtungen besaßen, die ihre Arbeit erleichterten, muß man ihr damaliges Werk als ein Wunderwerk betrachten.

    So zeugt die Struktur dieses Domes zweifellos etwas von dem Geist, der dahintersteckte. Sich vorzustellen, daß solch ein wohlbedachtes Gebäude so einfach entstanden wäre, ohne dem Geiste von Sachkenntnis entsprungen zu sein, hieße am eigenen Verstand zu zweifeln.

    Während des zweiten Weltkrieges war Köln das Ziel von vielleicht mehr schweren Luftangriffen als jede andere Stadt in Westeuropa, und da der Dom direkt am Rangierbahnhof steht, der regelmäßig und schwer bombardiert wurde, wurde er oft getroffen und viele Male schwer beschädigt.

    Ich erinnere mich noch gut an die Enttäuschung, als ich den Dom im Herbst 1946 zum ersten Mal nach dem Kriege wieder sah. Die beiden berühmten Türme standen noch und ragten aus dem furchtbaren, unvorstellbaren Trümmerfeld empor. Außer dem Dom selbst war fast alles dem Erdboden gleichgemacht oder in Trümmer zerfallen. Von ferne sahen die Türme noch gut aus, aber wenn man sich ihnen näherte, sah man riesige Löcher in ihrem massiven Mauerwerk. Mehrere hundert Tonnen Beton und Ziegelsteine waren in ein Riesenloch hoch oben in einen Turm hineingebaut worden, um das Mauerwerk teilweise wieder zu ersetzen, das von einer Sprengbombe weggerissen worden war. Das Dach war in Trümmern, die Orgel zerstört, die Fenster herausgefallen, und überall lag knietief eine unbeschreibliche Masse von Trümmern, zerfetztem Holz, pulverisiertem Mauerwerk und riesigen Steinblöcken, die teilweise Bombenlöcher zudeckten.

    Dieses chaotische Bild machte einen tiefen Eindruck auf mich, als ich an die frühere Schönheit und Ordnung dieses Fleckchens Erde dachte. Aber während diese Gedanken durch meinen Kopf gingen, kam doch ein Gedanke nie mehr auf – nie verband ich irgendwie das Trümmerfeld dieses einst so schönen Gebäudes mit der Unfähigkeit oder einer Absicht der Architekten oder Handwerker, die es erbaut hatten. Ebensowenig begann ich an der Existenz dieser Baumeister zu zweifeln, weil ihr Werk nun vor meinen Augen in Trümmern lag. Man hätte wahrscheinlich lange Zeit angestrengt nachdenken müssen, um auf solch eine absurde Idee zu kommen. Fürwahr, selbst inmitten des allgemeinen Trümmerfeldes zeigten die Überreste, die auf die frühere Schönheit dieses Gebäudes hindeuteten, wie gut die Architekten alles geplant hatten. Die mächtigen aufstrebenden Pfeiler standen noch, die anmutigen gotischen Bögen waren noch da; sogar die Bombenlöcher im Mauerwerk machten es offenbar, wie gut die Architekten es entworfen und wie fachmännisch die Männer gebaut hatten, selbst an Stellen, die jahrhundertelang menschlichen Blicken entzogen waren. Bis in ihre innersten Teile zeigte die ganze Ruine gerade das Entgegengesetzte zu dem obigen absurden Gedanken und tat kund, wie gut das ganze Gebäude erdacht und konstruiert worden war.“[52]

 

                    D:  Mangelnde Information

 

Die Unverfügbarkeit Gottes spielt in dieser Frage auch eine Rolle. (Mt 12,38.39) Gott ist nicht einer, den man sozusagen „in den Griff bekommt“. Ihn kann man nicht behandeln wie die Natur, die dem Menschen unterstellt wurde. Wer sich selbst als letzten Maßstab auffasst, wird versucht sein, diese Unverfügbarkeit mit dem Urteil des Nicht-Existierens abzutun.

    Rm 10,14: „Wie werden sie glauben ...?“

    Wo Nacht eingetreten ist, bedarf es der Lichtträger.

 

                    E:  Die Inkonsequenz von Gottgläubigen

 

Rm 2,23.24: „Du, der du dich des Gesetzes rühmst, verunehrst Gott durch Übertretung des Gesetzes, denn durch euch kommt es, dass der Name Gottes unter denen, die von den Völkern sind, gelästert wird, wie geschrieben steht.“

    2P 2,2: „Und viele werden sich nach ihren Verderblichkeiten ausrichten und diesen folgen, derentwegen der Weg der Wahrheit gelästert werden wird.“

 

                    F:  Die Meinung anderer Menschen

 

Jesus stellt seinem Verhörer Pilatus einmal die Frage: „Sagst du das von dir aus, oder haben es dir andere über mich gesagt?“

    Die Meinung anderer Menschen ist ein Grund für den Atheismus sowie auch für jede Menge anderer unbiblischer Anschauungen. Viele haben keine eigene Meinung, nur eine von anderen übernommene. So hat Gottfried Meßkemper einmal über das Thema gesprochen: „Wo lassen Sie denken?“ Wenige denken selbständig nach. Im Grunde sind diese Menschen „Gläubige“ bzw „Abergläubige“. Je nach dem, wie gerade der Wind bläst, sagen sie nach, was die Umwelt ihnen zuführt.

 

                    G:  Die Fähigkeit im Menschen, alles in Frage zu stellen bzw ganz zu leugnen

 

Weil dieses Vorgehen so einfach ist, greift man oft schnell zu ihm, um lästige Fragen loszuwerden. Der Mensch ist fähig, alles zu verneinen. Ebenso ist er fähig, irgendetwas zu glauben.

 

                    H:  Es kann sich auch um ein Gericht Gottes handeln.

 

2Th 2,11.12: „Aus diesem Grunde wird Gott ihnen eine wirksame Irreführung schicken, damit alle gerichtet werden, die der Wahrheit nicht glaubten, sondern an der Ungerechtigkeit Wohlgefallen hatten.“

 

                III:  Wir wissen aber um den Sieg des Gottesglaubens

 

Eines Tages werden alle Menschen, die je gelebt haben, an Gott glauben, auch wenn es für ihr Heil zu spät sein wird.

    Rm 14,11: „denn es ist geschrieben: So wahr ich lebe, sagt der Herr, mir wird jedes Knie sich beugen, und jede Zunge wird Gott bekennen.“

    Php 2,10.11: „damit in dem Namen Jesus sich alle Knie beugen, derer, die im Himmel, und derer, die auf der Erde, und derer, die unter der Erde sind, und jede Zunge das Bekenntnis zum Ausdruck bringe, dass Jesus Christus Herr sei, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters.“

 

        2.  Wollen wir Gott kennen lernen, haben wir ihn zu suchen.

 

            .  Nicht so sollte man sprechen, wie es im Buche Hiob heißt: „Und doch sagen sie zu Gott: ‚Mache dich weg von uns! Wir fragen nichts nach der Erkenntnis deiner Wege. Was ist der Mächtige, dass wir ihm dienen sollten, und was nützt es uns, ihn anzurufen?“ (Hi 21,14.15)

    Man sollte allen Widerstand aufgeben und das Angesicht des wahren Gottes suchen. John Stott schrieb:

    „Gott will und muss ohne Rücksicht auf die Konsequenzen gesucht werden. Den härtesten Widerstand werden uns unsere Vorurteile und der Wille zur Selbstbehauptung entgegensetzen. Beide entspringen im Grunde der Furcht, und Furcht ist der ärgste Feind der Wahrheit. Die Angst vor Gott kann alle Suche nach Gott lähmen.“

    Der Allmächtige lädt alle Menschen ein, sich mit ihm abzugeben (Jes 55,1): „He, alle ihr Durstigen! Kommt zum Wasser! Und die ihr kein Geld habt, kommt! Kauft ein und esst! Und kommt, kauft ein ohne Geld und ohne Kaufpreis Wein und Milch!“

   

            .  Der Glaube ist der erste Schlüssel, Gott zu verstehen (Heb 11,3.6): „Mittels Glauben vernehmen wir, dass die Welten mittels Reden Gottes zugerichtet worden sind, sodass das Gesehene nicht aus dem in Erscheinung Tretenden geworden ist. (6) Aber ohne Glauben ist es unmöglich, wohlzugefallen, denn wer zu Gott kommt, muss glauben, dass er ist und denen, die ihn mit Fleiß suchen, ein Vergelter wird.“

    1Kr 1,21: „Denn da, in der Weisheit Gottes, die Welt Gott nicht durch Weisheit kannte, gefiel es Gott wohl, durch die Torheit der Verkündigung die Glaubenden zu retten.“

    Um Gott in der rechten Weise zu erkennen, bedarf es der reuigen und vertrauensvollen Umkehr zu ihm sowie der geistlichen Erneuerung. Zuvor sind wir alle Törichte vor Gott:

    Ps 92,6.7: „Jahwe, wie sind deine Werke so groß! Deine Gedanken sind so sehr tief. Ein Törichter kennt das nicht, noch versteht ein Narr das.“

    Jr 31,34: „Und es wird keiner den andern, noch ein Bruder den anderen lehren und sagen: Erkenne Jahwe, sondern sie werden mich alle kennen, beide, klein und groß, sagt Jahwe, denn ich will ihnen ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nie mehr gedenken.“

   

            .  Liebe ist ein weiterer Schlüssel zur Gotteserkenntnis. Dazu muss der Mensch seine Voreingenommenheit aufgeben und offen werden. (Eph 3,17-19)

    2Th 2,10: „... unter denen, die umkommen, dafür, dass sie zu ihrer Rettung die Liebe zur Wahrheit nicht annahmen.“

 

        3.  Wir lernen Gott kennen indem wir uns mit den Auskunftsquellen über sein Wesen befassen.

 

            .  Vom Dasein eines Wesens außer ihm kann sich der Mensch als ein im Leibe Lebender auch nur vermittelst seiner leiblichen Sinne überzeugen. Es ist eine unbewiesene Annahme, dass das innere Gefühl oder der Verstand ausreiche, um uns das Dasein einer Person außer uns zu entdecken und zu garantieren; vielmehr lehrt uns die Erfahrung, dass wir, als an den Leib gebundene Wesen, auch nur vermittelst der leiblichen Sinne von dem Vorhandensein eines Wesens außer uns überzeugt werden können. Dieses gilt von allen Wesen, die außer uns ihr Dasein haben, und so auch von Gott. Genaue und richtige Erkenntnisse haben wir dadurch allein von Gottes Dasein, dass es uns Jemand gesagt hat; allgemeiner ausgedrückt: durch die Offenbarung.[53]

   

            .  Gott hat sich vor einigen Menschen in ganz besonderer Weise bezeugt in der Erwartung, dass diese das Zeugnis weitergeben, was sie auch getreulich getan haben. Wollen wir Gott kennenlernen, so werden wir uns mehr mit diesem Zeugnis zu befassen haben.

    Jes 8,20: „Zum Gesetz und zum Zeugnis! Wenn sie nicht nach diesem Wort sprechen, so gibt es für sie keine Morgenröte, keine Dämmerung.“

    Die Bibel will gelesen werden – viel und mit Sorgfalt.

    Ps 139 ist ein Beispiel davon, wie die Schrift Gott beschreibt. Das Lied hat vier Strophen mit je sechs Versen. Die erste Strophe spricht von der Allwissenheit, die zweite von seiner Allgegenwart, die dritte von seiner Allmacht. In der vierten werden dann – wie es sich gehört – Konsequenzen gezogen.

    Es bedarf der Schrift, um zu zeigen, warum unsere Welt sinnlos ist. Es bedarf der Schrift, um zu zeigen, warum der Mensch ein Bedürfnis hat anzubeten. Es bedarf der Schrift, um zu zeigen, woher der Widerwille im Menschen gegen Gott, die Sinnlosigkeit und die Grausamkeit kommen.

 

            .  Das Gewissen ist zwar ein Zeuge aber nicht ein allgenügender.

Rm 2,14.15: „... denn wenn die, die von den Völkern sind, welche das Gesetz nicht haben, von Natur aus das vom Gesetz Geforderte tun, sind diese, die das Gesetz nicht haben, sich selbst ein Gesetz, die das Werk des Gesetzes aufweisen, geschrieben in ihren Herzen, indem ihr Gewissen mit Zeugnis dafür gibt und indem zwischen ihnen wechselweise die Gedankenurteile anklagende oder auch entschuldigende sind.“

    Aber nur die Bibel kann erklären, warum das Gewissen so funktioniert, und sie erzählt von dem Richter, vor den das Gewissen einen stellt.

 

            .  Auch ist die Geschichte des Menschen ein nicht allgenügendes Zeugnis für Gott. Immer wieder geschehen Ereignisse, die den Menschen zum Aufhorchen bringen, – wenn er nur dazu bereit ist. Doch bedarf es der Schrift, um zu zeigen, dass Gott die Geschichte lenkt.

 

            .  Jesus Christus ist in der Geschichte das hellste Zeugnis von Gott gewesen. Sogar hier aber sind wir ebenfalls abhängig von der Bibel. Was sagt sie?

    Jh 1,18: „Niemand hat Gott je gesehen. Der einzige Sohn, der an der Brust des Vaters war, derselbe gab Erklärung.“

    7,28.29: „Es rief also Jesus, als er im Tempel lehrte, und sagte: Ihr wisst, wer ich bin, und wisst, woher ich bin. Von mir aus bin ich nicht gekommen, sondern er ist wahrhaftig, der mich schickte. Wer der ist, wisst ihr nicht. Ich aber kenne ihn gewisslich, weil ich von ihm her bin, und er sandte mich.“

    8,55: „Und ihr habt ihn nicht gekannt. Ich aber kenne ihn gewisslich. Und wenn ich sage: Ich kenne ihn nicht gewisslich, werde ich euch ähnlich sein, ein Lügner. Jedoch kenne ich ihn gewisslich, und sein Wort halte ich.“

    14,7-10: „’Wenn ihr mich gekannt hättet, hättet ihr auch meinen Vater gekannt. Und ab jetzt kennt ihr ihn und habt ihn gesehen.’

    Philippus sagte zu ihm: ‚Herr, zeige uns den Vater, und es genügt uns.’

    Jesus sagte zu ihm: ‚Für so lange Zeit bin ich bei euch, und du kennst mich nicht, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen, und wie sagst du: Zeige uns den Vater? Glaubst du nicht, dass ich in dem Vater bin und der Vater in mir ist? Was ich ausspreche und an euch richte, das rede ich nicht von mir selbst. Der Vater, der in mir wohnt, er tut die Werke.“

    17,3: „Dieses ist aber das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, kennen möchten und Jesus Christus, den du sandtest.“

    1J 5,20: „Aber wir wissen, dass der Sohn Gottes gekommen ist und uns ein Verständnis gegeben hat, damit wir den Wahrhaftigen kennen, und wir sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohn, Jesus Christus. Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben.“

    Er ist Gott geoffenbart. Er offenbart den Vater, sich selbst und den Heiligen Geist. Es ist aber die Schrift, die uns dieses mitteilt. Von ihm zeugen die vorangehenden Schriften. Er spricht durch die Schreiber des neuen Bundes.

 

            .  Die Bibel ist die einzige [genaue] Offenbarungsquelle Gottes, die uns heute zur Verfügung steht. Von daher sind wir allein auf das Wort Gottes, und zwar auf das ganze Wort Gottes, angewiesen. Eine Schmälerung des Wortes führt zwangsläufig zu einem geschmälerten Gottesbild. Greift man aber über das Wort Gottes hinaus, bekommt man zwangsläufig ein falsches Gottesbild. Somit sind wir voll und ganz auf die ganze Bibel angewiesen, wenn wir etwas von und über Gott erfahren wollen.[54]

 

        4.  Man nehme Gottes Hilfe in Anspruch.

 

Wollen wir Gott kennenlernen, brauchen wir Gottes Hilfe:

    Jh 16,13: „Aber wenn Jener gekommen ist, der Geist der Wahrheit, wird er euch in alle Wahrheit führen.“

    Eph 1,17-19: „Damit der Gott unseres Herrn, der Gott Jesu Christi und Vater der Herrlichkeit, euch Geist der Weisheit und Offenbarung gebe in Erkenntnis seiner selbst und die Augen eures Verständnisses erleuchtet werden, um zu wissen, welches die Hoffnung seines Rufes ist und welches der Reichtum der Herrlichkeit seines Erbes in den Heiligen und welches die überschwengliche Größe seiner Kraft für uns, die Glaubenden, nach der Wirkung der Macht seiner Stärke.“ Der Heilige Geist gibt den Gläubigen Weisheit und Offenbarung in dem Vollzug der Gotteserkenntnis. Vgl 1J 5,7.8.

    Kol 1,9-11: „Deswegen hören wir auch nicht auf, seit dem Tage, da wir es hörten, für euch zu beten und zu bitten, dass ihr erfüllt werdet mit der Erkenntnis seines Willens in aller Weisheit und allem geistlichen Verstehen, um ein Leben zu führen, das des Herrn würdig ist, in jeder Hinsicht wohlgefällig, indem ihr in jedem guten Werk Frucht bringt und wachst in der Erkenntnis Gottes, in aller Kraft nach der Macht seiner Herrlichkeit gekräftigt werdet zu aller Ausdauer und Geduld mit Freude.“

    Wir sollten, wie Paulus in Eph 1 und Kol 1, viel beten: Wir sollten beten beim Bibellesen, beim Denken über Gott und auch, wenn wir Gott nicht verstehen. Wir sollten im Vertrauen den festhalten, den wir im Wort erkannt haben, den wir im Leben erlebt haben, den wir heute nicht sehen, morgen aber schauen werden.

 

    B.  Warum ist es so wichtig, Gott zu kennen?

 

Es ist sehr wichtig, Gott zu kennen und gut zu kennen. Gott selbst hält das für sehr wichtig: Darum gab er uns die Bibel. Und weil es so wichtig ist, Gott zu kennen, müssen alle von ihm hören:

    Jes 12,4.5: „Und ihr werdet an jenem Tage sagen: Dankt Jahwe. Ruft aus seinen Namen. Tut kund unter den Völkern seine Taten. Rühmt, dass sein Name hoch und erhaben ist. Lobsingt Jahwe, denn er hat Herrliches erwiesen. Dieses sei kund auf der ganzen Erde.“

 

        1.  Es ist wichtig, Gott zu kennen, um zu überleben.

 

Freiherr von Gagern sagte: „Die Atmosphäre der Entgottung, der zunehmende Abfall von Gott, ist die Ursache für die überhandnehmenden seelischen Erkrankungen.“[55]

    Ps 28,5: „denn sie achten nicht auf die Taten Jahwes und auf seiner Hände Werk. Er soll sie zertrümmern und nicht bauen.“

    79,6: „Gieße aus deinen Grimm auf die aus den Völkern, die dich nicht kennen, und über die Königreiche, die deinen Namen nicht anrufen!“

    91,14: „Weil er an mir hangt, will ich ihn retten, ihn erhöhen, weil er meinen Namen kennt.“

    Jesus erklärt (Jh 17,3): „Dieses ist aber das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, kennen möchten und Jesus Christus, den du sandtest.“

    Paulus hielt es ebenfalls für wichtig, Gott zu kennen, damit man überlebe (2Th 1,8): „..., wann er gerechte Vergeltung gibt denen, für die Gott fremd ist, und denen, die der guten Botschaft unseres Herrn Jesus Christus nicht gehorchen.“

    ??[see bk] bemerkt: „Daß die Heiden Gott nicht kennen (Ga 4,8; Eph 2,12; 4,17ff), dieser Aussage scheinen nicht nur so manche schöne Aussprüche der Heiden über göttliche Dinge, sondern des Apostels eigene Worte zu widersprechen, wenn er sie Rm 1,19ff für unentschuldbar erklärt, eben weil sie Gott aus seiner Schöpfung erkennen. Die Vermittlung liegt aber in der zuletzt genannten Stelle selbst. Sie haben Gott, den sie doch erkannten, nicht verherrlicht als Gott; dadurch sind ihre Gedanken eitel geworden, und ihr unverständiges Herz ist verfinstert. Sie halten die Wahrheit in Ungerechtigkeit nieder. So kennen sie Gott nicht als den Gott, vor dem wir stehen, den heiligen mit den Flammenaugen, welcher Geist und nicht Fleisch ist, den wir nur kennen nach dem Maß unserer Heiligung; denn nur wenn wir willig sind, nach dem, was Gott will, zu streben, vernehmen wir auch das Zeugnis des Geistes, kommen dazu, ihn im vollen Sinne zu kennen, als den, der in unser Leben greift. Auch von Menschen, die wir nur nach dem Aussehen oder vom Hörensagen, nicht aus dem Umgang, kennen, sagen wir nicht: Wir kennen sie. In diesem vollen, lebendigen Sinn also kennen die Heiden Gott nicht (den einen, wahren Gott). Diese Unwissenheit ist eine verschuldete, wobei die allgemeine und die individuelle Schuld im umgekehrten Verhältnis stehen. Aber selbst die besseren Einsichten, wie bruchstückhaft sind sie, und wie wenig bringen sie es zu einer zweifellosen, heilskräftigen, populär durchschlagenden Erkenntnis.“[56]

 

        2.  Gotteserkenntnis ist wichtig für die Bewahrung und zur Förderung unseres geistlichen Lebens.

 

„Anbetung eines höheren Wesens verleiht Identität. Anbetung eines falschen Gottes erlaubt es einem, religiös zu sein, ohne dass man im Leben moralisch wäre.“[57]

    Rm 8,28.29: „Wir wissen aber: Für die Gott Liebenden wirkt alles zusammen zum Guten, für die, die nach einem Vorsatz Gerufene sind, weil er die, die er im voraus kannte, auch im voraus bestimmte, dem Ebenbilde, das heißt, seinem Sohne, gleichgestaltet zu sein, so dass er Erstgeborener unter vielen Brüdern sei.“ Um diesem Ziel näher zu kommen, müssen wir Gott kennen.

    Kenntnis Gottes ist Voraussetzung für das Lieben, für das oberste Gebot:

    Jh 17,26: „Und ich gab ihnen Kenntnis von deinem Namen und werde Kenntnis geben, damit die Liebe, mit der du mich liebtest, in ihnen sei und ich in ihnen.“

    1J 4,7.8: „Geliebte, lieben wir einander, weil die Liebe aus Gott ist, und jeder, der im fortdauernden Sinne liebt, ist von Gott gezeugt worden und kennt Gott. Wer nicht im fortdauernden Sinne liebt, kannte Gott nicht (hat ihn nicht kennengelernt), weil Gott Liebe ist.“

    Kenntnis Gottes ist Voraussetzung für die Anbetung, zu der wir ja geschaffen wurden:

    Ps 100: "“Jauchzt Jahwe zu, alle Welt. Dient Jahwe mit Freude. Kommt vor sein Antlitz mit Jubel. Erkennt, dass Jahwe Gott ist. Er hat uns gemacht, nicht wir uns selbst, zu seinem Volk und zu Schafen seiner Weide. Geht zu seinen Toren ein mit Danken, zu seinen Vorhöfen mit Loben. Dankt ihm. Preist seinen Namen, denn Jahwe ist gut. Seine Gnade währt ewiglich und seine Treue von Geschlecht zu Geschlecht."

    Rechte Gotteskenntnis ist nötig für das heilige Leben, das er sucht.

    1Kr 15,34: „Erwacht zur Gerechtigkeit und sündigt nicht, denn etliche sind über Gott in Unkenntnis. Zu eurer Schande sage ich es.“ Vgl 1J 1,5-7; 4,8; Eph 4,32-5,1.

    1Th 4,5: „... nicht in leidenschaftlicher Gier, gleichwie auch die von den Völkern, die Gott nicht kennen“

    2Tm 1,12: „Ich weiß, wem ich geglaubt habe, und bin überzeugt: Er vermag mein Anvertrautes für jenen Tag zu bewahren.“

    Tt 1,16: „Gott bekennen sie zu kennen. Sie wissen da Bescheid, sagen sie. Aber mit ihren Taten verleugnen sie es. Sie sind nämlich verabscheuungswürdig und im Unglauben ungehorsam und zu jedem guten Werk nicht gutzuheißen.“

    2P 1,2-6: „Gnade sei euch zuteil und Friede vermehrt in Erkenntnis Gottes und Jesu, unseres Herrn, wie seine göttliche Kraft uns alles gegeben hat, das zum Leben und zur rechten Ehrfurcht dient, durch die Erkenntnis dessen, der uns rief durch Herrlichkeit und Lobenswertigkeit, durch welche er uns die größten und kostbarsten Verheißungen geschenkt hat, damit ihr durch diese Teilhaber der göttlichen Natur würdet, nachdem ihr der Verdorbenheit in der Welt entkommen wart, einer Verdorbenheit in Lust. Gerade deswegen aber auch, nachdem ihr allen Fleiß aufgebracht habt, reicht dar in eurem Glauben die Lobenswertigkeit, in der Lobenswertigkeit die Kenntnis, in der Kenntnis die Selbstbeherrschung, in der Selbstbeherrschung die Ausdauer, in der Ausdauer die rechte Ehrfurcht.“

 

            3.  Es ist wichtig, um sich Gott richtig vorzustellen.

 

Kennt man Gott nicht, wie soll man zwischen ihm und falschen Gottheiten unterscheiden? Ist es dann auch ein Wunder, dass zur Zeit der religiöse Pluralismus bei uns so grassiert? Paulus stellte fest, dass in Korinth die Gefahr der Verwechslung nicht abwesend war. (2Kr 11,4)

    A. Tozer mahnt: „Eine richtige Gottesvorstellung ist nicht nur die Grundlage für ... das praktische Glaubensleben... Wer zum richtigen Gottesglauben gelangt, wird eine Menge irdischer Probleme los, denn er erkennt sofort, dass diese durch Dinge entstehen, die ihn höchstens noch für eine kurze Zeit beschäftigen. Doch auch wenn die zahlreichen irdischen Probleme von ihm genommen wären, so würde an deren Stelle die mächtige Bürde der Ewigkeit auf ihm zu lasten beginnen, und zwar viel schwerer als alle Nöte der Welt vereint. Diese mächtige Bürde ist eine Verpflichtung Gott gegenüber. Sie beinhaltet die lebenslängliche Pflicht, Gott mit allen Kräften des Geistes und der Seele zu lieben, ihm völlig gehorsam zu sein und ihn anzubeten, wie es ihm gebührt. Wenn das unruhige Gewissen dem Menschen sagt, dass er nichts von allemdem getan hat, sondern sich seit seiner Kindheit der schändlichen Auflehnung gegen die Majestät des Himmels schuldig gemacht hat, kann die innere Selbstanklage unerträglich werden.

    Das Evangelium vermag die Seele von dieser zerstörerischen Last zu befreien. Solange jedoch der Mensch die Schwere dieser Last nicht verspürt, bedeutet ihm auch das Evangelium nichts. Und bevor er nicht die Erhabenheit und Größe Gottes erkannt hat, ist das Evangelium wirkungslos.“[58]

    Für die Heilsgewissheit ist es auch wichtig, Gott den Heiligen Geist zu kennen: 1J 4,13. Auch will man Gott gemäß denken, sollte man ihn besser kennen:

    Mk 8,33: „Aber er wandte sich um und sah seine Jünger an, verwies Petrus und sagte: ‚Gehe weg, hinter mich, Satan[59], weil du nicht auf das bedacht bist, das Gottes ist, sondern auf das, das der Menschen ist.“

    Wie wir über Gott denken, zeigt sich auch u.a. in unseren Gebeten. (Mt 6,8)

 

    C.  Wie leben Menschen, die Gott kennen?

 

        1.  Sie erfahren Gottes Güte.

 

Dieses geschieht indem sie seine Vergebung (Ps 130,3.4) und seine Fürsorge (Ps 23) erfahren. Sie sind von der Schrift besonders Angesprochene:

    1J 2,13.14: „Ich schreibe euch, Väter, weil ihr den kennengelernt habt, der von Anfang ist. Ich schreibe euch, junge Männer, weil ihr den Bösen überwunden habt. Ich schreibe euch, Kinder, weil ihr den Vater kennengelernt habt. Ich habe euch, Väter, geschrieben, weil ihr den kennengelernt habt, der von Anfang ist. Ich habe euch, junge Männer, geschrieben, weil ihr stark seid und das Wort Gottes in euch bleibt und ihr den Bösen überwunden habt.“

    Sie werden stark (Da 11,32): „Aber die Leute, die ihren Gott kennen, werden erstarken und entsprechend handeln.“

 

        2.  Sie sind Verpflichtete.

 

Ga 4,8.9: „Damals war es anders, als ihr Gott nicht mit Gewissheit kanntet: Ihr wart denen versklavt, die im Wesen nicht Götter sind. 9 Nun aber, nachdem ihr Gott kennen lerntet, vielmehr noch, von Gott gekannt wurdet, wie wendet ihr euch wiederum um zu den schwachen und ärmlichen elementaren Dingen, denen ihr wiederum von neuem versklavt zu sein wünscht?“

    Tt 1,15.16: „Alles Geschaffene ist den Reinen rein. Aber den Befleckten und Ungläubigen ist nichts rein, sondern ihr Denksinn und ihr Gewissen sind befleckt. Gott bekennen sie zu kennen. Sie wissen da Bescheid, sagen sie, aber mit ihren Taten verleugnen sie es. Sie sind nämlich verabscheuungswürdig und im Unglauben ungehorsam und zu jedem guten Werk nicht gutzuheißen.“

    1J 2,4.5: „Wer sagt: Ich habe ihn kennengelernt, und hält seine Gebote nicht, ist ein Lügner, und in diesem ist die Wahrheit nicht. Aber wer irgend sein Wort hält, in diesem ist in Wahrheit die Liebe Gottes zur Vollendung gekommen. An diesem erkennen wir, dass wir in ihm sind.“

 

        3. Sie wachsen.

 

Kol 1,9.10: „Deswegen hören wir auch nicht auf, seit dem Tage, da wir es hörten, für euch zu beten und zu bitten, dass ihr erfüllt werdet mit der Erkenntnis seines Willens in aller Weisheit und allem geistlichen Verstehen, um ein Leben zu führen, das des Herrn würdig ist, in jeder Hinsicht wohlgefällig, indem ihr in jedem guten Werk Frucht bringt und wachst in der Erkenntnis Gottes.“

 

II.  Das Wesen Gottes

 

    A.  Seine Person

 

        1.  Gott ist ein Lebender.

 

            a.  Allgemeines

 

Vor der Jordanüberquerung sagte Josua: „Israels Gott ist ein Lebender.“ (Jos 3,10)

    Der Jüngling David fragte (1S 17,26): „Wer ist der Philister, dieser Unbeschnittene, dass er höhnt die Schlachtreihen des lebenden Gottes?“

    Später schrieb er: „Jahwe lebt.“ (Ps 18,47)

    Petrus erkannte (Mt 16,16): „Du bist der Christus, der Sohn des lebenden Gottes.“

    Paulus und Barnabas rufen den Heiden zu (Ag 14,15): „Männer, was tut ihr dieses? Auch wir sind Menschen mit gleichen Empfindungen wie ihr, und wir sagen euch die gute Botschaft, dass ihr euch von diesen nichtigen Dingen <abwendet und> umkehrt, hin zu dem lebenden Gott, der den Himmel und die Erde und das Meer und alles, das in ihnen ist, machte“

    Paulus sagt den Thessalonichern (1Th 1,9): Christen dienen dem lebenden Gott – im Gegensatz zu den toten Götzen.

    Und Johannes schreibt (1J 5,20): „Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben.“

    Wäre ein Gott ohne Leben ein Gott? Im Gegensatz zu den Göttern der Religionen ist der Gott der Bibel ein Lebender. Die Bibel bezeichnet die anderen Götter als tot bzw als Götzen.

    Dreiundzwanzig Mal bezeugt Gott von sich: „So wahr ich lebe!“ Dreiundvierzig Mal beteuern andere von ihm: „So wahr Jahwe lebt!“

    Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts sind Stimmen laut geworden, die versuchen, auch den Gott der Bibel für tot zu erklären. So sind zahlreiche Bücher erschienen, die vom Tode Gottes sprechen. Eine „Gott-ist-tot-Theologie“ hat sich verbreitet.

    Heinrich Epp schreibt: „Die Idee vom ‚Tode Gottes’ bringt verheerende Folgen mit sich:

    (1) Der Mensch sieht sich im Mittelpunkt des Daseins und ist somit auch mit seinen Problemen sich selbst überlassen. Der Mensch will frei über sich selbst bestimmen können.

    Nicht Gott fragt mehr den Menschen: ‚Adam, wo bist du?’, sondern der Mensch fragt: ‚Gott, wo bist du?’

    Gott muss sich nun vor dem Menschen verantworten. Der Mensch muss nun mit seinem Leben selbst zurechtkommen.

    (2) Man hat einen unwirklichen Gott und eine gottlose Wirklichkeit. Es wird nicht mehr mit Gott gerechnet. Der Mensch ist der ‚große Macher’.

    (3) Man hat ein falsches Weltbild. Die Wirklichkeit wird auf das Diesseits begrenzt. Mit einer jenseitigen Welt und deren Einwirken in unser Dasein rechnet man nicht.

    (4) Weitere Folgen sind: Autoritätsverlust, Maßstablosigkeit, Orientierungslosigkeit, Angst, Anarchie, Chaos u.a.m.

    Obwohl sich die Gesetzlosigkeit immer mehr breit macht, hört das Fragen nach dem Übersinnlichen nicht auf, denn der Mensch ist auf Gott hin angelegt und kann ohne einen Gott nicht auskommen. Dieses lässt sich an der Ausbreitung von Sekten, falschen Religionen, Okkultismus und Ähnlichem deutlich beobachten.“[60]

 

            b.  Gottes Leben, sein Dasein, ist unabhängig.

 

Gott selbst ist das Leben; d.h., er hat das Leben von Natur aus und von Ewigkeit her in sich.

    Jh 8,58: „Jesus sagte zu ihnen: Wahrlich! Wahrlich! Ich sage euch: Bevor Abraham wurde, bin ich.“

    14,6A: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.“

    Er ist selbstexistierend und unabhängig von Lebensquellen. Er braucht also im Gegensatz zu uns Menschen das Leben nicht erst von einer anderen Person oder Quelle zu empfangen.

 

            c.  Gottes Leben, sein Dasein, ist ewig.

 

Da 4,31: „Und am Ende der Tage erhob ich, Nebukadnezar, meine Augen zum Himmel, und mein Verstand kam mir wieder. Und ich pries den Höchsten, und ich rühmte und verherrlichte den ewiglich Lebenden, dessen Herrschaft eine ewige Herrschaft ist und dessen Königreich von Geschlecht zu Geschlecht.

    1Tm 1,17: „Aber dem König der Ewigkeit, dem unverweslichen, unsichtbaren, allein weisen Gott, [sei] Ehre und Herrlichkeit in alle Ewigkeiten. Amen.“

    6,16: „der allein Unsterblichkeit hat“

 

            d.  Als Lebender ist Gott die Quelle des Lebens.

 

Weil Gott ein Lebender ist, ist er auch an Leben interessiert (Ps 9,10). Er ist die Quelle lebendigen Wassers (Jr 17,13). Er teilt sein Leben mit – gibt es im Tode seines Sohnes, gibt es im Leben des Auferstandenen. Und der, der Leben gibt, erhält es auch (Jes 51,1.2).

    Ne 9,6: „Du bist Der, Jahwe, du allein. Du hast gemacht die Himmel, die Himmel der Himmel und ihr ganzes Heer, die Erde und alles, das darauf ist, die Meere und alles, das darin ist. Und du belebst alles dieses, und das Heer des Himmels beugt sich vor dir.“

    Ps 9,10: „Jahwe wird eine Zuflucht sein dem Unterdrückten, eine Zuflucht jederzeit in der Not.“

    36,10: „Bei dir ist die Quelle des Lebens.“

    Als Leben ist Gott Israels Stärke: Ps 81,2.

    Der schmachtende Mensch streckt sich nach ihm, dem lebenden Gott, aus: (Ps 84,3; 94,9).

    Ps 104,27-30: „Sie alle sehen auf dich,

dass du ihnen Speise gebest zu seiner Zeit.

    Du gibst ihnen. Sie sammeln.

    Du tust deine Hand auf. Sie sättigen sich mit Gutem.

    Du verbirgst dein Angesicht. Sie werden erschreckt.

    Du ziehst ihren Odem ein. Sie verscheiden und kehren in ihren Staub zurück.

    Du sendest aus deinen Geist. Sie werden geschaffen. Und du erneuerst das Angesicht des Erdbodens.“

    Jes 51,1.2: „Hört auf mich, ihr, die ihr der Gerechtigkeit nachjagt, die ihr Jahwe sucht: Richtet euren Blick auf den Felsen, [aus dem] ihr gehauen wurdet, und zu der Brunnenhöhle, [aus der] ihr gegraben wurdet. Seht auf Abraham, euren Vater, und auf Sara, die euch gebar. Als er nur einer war, rief ich ihn. Und ich segnete ihn und mehrte ihn.“

    Jh 17,2.3: „So wie du ihm Vollmacht gabst über alles Fleisch, damit er allen, die du ihm gegeben hast, diesen er ewiges Leben gebe. Dieses ist aber das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, kennen möchten und Jesus Christus, den du sandtest.“

    1Tm 6,17: „Den Reichen in der jetzigen Weltzeit weise an, nicht hochmütig zu sein, noch auf die Ungewissheit des Reichtums zu hoffen, – sondern im lebenden Gott, der uns stets alles reichlich zum Genuss darreicht.“

 

        2.  Gott ist Geist.

 

So sagt es Jesus der Frau aus Samarien: Jh 4,24.

    „Geist“ heißt nicht: ohne Substanz, sondern es bedeutet geistliche Substanz.

    Gottes Geistsein schließt folgendes ein:

 

            a.  Gott ist nicht materiell.

 

Jesus erklärt: „Ein Geist hat nicht Fleisch und Gebein.“ (Lk 24,39)

    Da wir Menschen geistig sind, können wir ein geistiges Wesen kennen (1Kr 2,14-16). Da wir in unserer Kenntnis und in unserem Denken beschränkt sind (1Kr 13,12; Jes 55,8.9), können wir den unendlichen Geist nicht völlig kennen.

    Geist und Materie sind zwar verbindbar, wie im Wesen des Menschen, jedoch nicht verquickbar. Geist ist nicht Materie und Materie nicht Geist. Ist aber Gott nicht materiell, so stoßen wir auf zwei Fragen:

 

                I:  Wie ist es mit den Stellen, die Gott menschliche Art zuschreiben?

 

Die Schrift spricht z.B. von Gottes Augen, Ohren, Herz, Händen, Füßen usw. Solche Übertragungen menschlicher Art bezeichnet man mit dem Fremdwort Anthropomorphismen.

    Meint man, die Anthropomorphismen wörtlich nehmen zu müssen, dann sei daran erinnert: Redewendungen, die im übertragenen Sinne aufzufassen sind, sind genau so wahr wie direkte Rede. Erlaubt man nicht die übertragene Redefigur (d.h.: Will man die übertragene Redefigur wörtlich auffassen), dann kommt man nicht nur in Konflikt mit einem großen Teil der menschlichen Sprache, sondern auch mit der Bibel selbst.

    Anthropomorphismen besagen nicht, dass Gott menschlich wäre. Samuel erinnert Saul: „Der Beständige Israels ist nicht ein Mensch“ (1S 15,29), und Jesaja erklärt: „Die Ägypter sind Menschen und nicht Gott“ (Jes 31,3). Auch sind die Anthropomorphismen nicht so aufzufassen, dass Gott eine menschenentsprechende Form hätte; denn (1) Gott wird nicht nur als Mensch beschrieben: Gott ist ein Fels (Jes 26,4); Jesus ist Brot (Jh 6,50); (2) auch Menschen werden mit anderem verglichen: Sie werden Schafe genannt (Jh 10,27). Sie haben unter Umständen Flügel (Jes 40,31). Israel wird als ein Wurm bezeichnet (Jes 41,14). Eine Braut ist eine Stadt (Of 21,9.10). (3) Auch andere Worte aus dem Umgang mit Gott sind zweifelsohne geistig, in übertragenem Sinne, aufzufassen (Jh 6,54.55; Jes 40,12).

 

                II:  Die Gestaltfrage

 

Verwandt mit dem obigen ist die Frage nach der Gestalt Gottes. Ist er eine Burg (2S 22,2)? Hat er Fittiche bzw Flügel (Ps 91,1.2)? Wirft er einen Schatten (Ps 91,1)? Hat Gott einen Schirm (Ps 91,1)? Sind es nur seine Füße, die die Erde berühren (Ag 7,49)?

    Ist Gott leiblich? Von den „Bild“-Stellen her kann nicht gesagt werden, dass Gott leibliche Gestalt hätte. Die Geistigkeit, Unendlichkeit und Allgegenwart Gottes sprechen dagegen. Der Leib des erhöhten Christus ist nicht Bestandteil seines Gottseins, sondern seines Menschseins.

    Hat Gott Form? Dagegen könnte seine Unendlichkeit und Allgegenwart sprechen, nicht aber notwendigerweise seine Geistigkeit, denn es ist nicht anzunehmen, dass Engel und abgeschiedene Geister der Menschen formlos sind.

 

            b.  Als Geist ist Gott nicht sichtbar.

 

                I:  Grundsätzliches

 

Wenn Gott Geist ist, heißt das ferner, dass er – heute – für unser irdisches Auge nicht sichtbar ist. Dieses dürfen wir bei den anthropomorphischen Ausdrücken nicht vergessen.

    Die Tatsache der Unsichtbarkeit Gottes kommt in folgenden Bibelstellen zum Ausdruck: 2M 33,20; Jh 1,18; Rm 1,20; Kol 1,15; 1Tm 1,17; 6,16; Heb 11,27; 1J 4,12.20.

 

                II:  Einschränkungen

 

Die Aussage, dass Gott unsichtbar sei, bedarf jedoch einer Erklärung, da sie im scheinbaren Widerspruch zu Stellen steht, die vom Gottschauen sprechen: 2M 24,9-11; Hi 42,5; Jes 6,1; Am 9,1.

    Wenn Gott unsichtbar ist, heißt das nicht, dass z.B. andere Wesen, die auch Geist sind, ihn nicht sehen können.

    Jesus erklärt in Mt 18,10: „Seht, dass ihr nicht einen dieser Kleinen verachtet, denn ich sage euch, dass ihre Engel in den Himmeln immerzu das Angesicht meines Vaters, der in den Himmeln ist, ansehen.“

    Dass wir Gott nicht sehen, heißt auch nicht, dass wir ihn nie sehen werden. Folgende Schriftstellen deuten ein anderes an: Ps 17,15; Mt 5,8; Of 22,4.

    Gottes sogenannte Unsichtbarkeit schließt auch nicht aus, dass wir ihn jetzt nicht im Geiste sehen können: 1J 3,6.

    Ausgeschlossen ist auch nicht, dass seine Herrlichkeit nicht geschaut werden kann: 2M 33,18-23; 34,5-8.

    Ausgeschlossen ist auch nicht, dass man seine Offenbarung in leiblicher Gestalt nicht gesehen hat:

    1M 16,7-14: Hagar

    1M 18: Abraham

    1M 22,30: Jakob zu Pniel

    Ri 6,11-23: Gideon

    13,2-28: Eltern Simsons

    Jh 1,32: Der Täufer sieht den Heiligen Geist bei der Taufe Jesu.

    14,7.9:      Jesus Christus

    Folgerung: Wir Menschen können jetzt mit unserem physischen Auge sein eigentliches Wesen nicht sehen.

 

                III:  Die Folge

 

Gottes Unsichtbarkeit fordert vom Menschen eine ernste praktische Konsequenz.

    5M 4,15-19: „So nehmt eure Seelen wohl in Acht, denn ihr habt an dem Tage, an dem Jahwe aus dem Feuer auf Horeb mit euch redete, keine Gestalt gesehen, damit ihr nicht verderblich handelt und euch ein Bild macht, eine Gestalt irgendeiner Bildsäule, Abbild eines männlichen oder weiblichen Wesens, Abbild irgend eines Tieres, das auf der Erde ist, Abbild irgend eines geflügelten Vogels, welcher am Himmel fliegt, Abbild von irgend etwas, das auf der Erde kriecht, Abbild irgend eines Fisches, der im Wasser ist unter der Erde; und dass du deine Augen nicht erhebest gen Himmel und die Sonne sehest und den Mond und die Sterne, das ganze Heer des Himmels, und lassest dich verführen und fallest vor ihnen nieder, dienst ihnen, welche Jahwe, euer Gott, allen Völkern unter dem ganzen Himmel zugeteilt hat.“

    V. 23.24: „Habt Acht auf euch, dass ihr nicht vergesst des Bundes Jahwes, eures Gottes, den er mit euch geschlossen hat, und euch ein Gottesbild macht, eine Gestalt von irgend etwas, worüber Jahwe, dein Gott, dir Befehl gegeben hat, denn Jahwe, dein Gott, ist ein verzehrendes Feuer, ein eifernder Gott.“

    „Das Verlangen nach einem greifbaren, Fleisch gewordenen Gott findet an Jesus Christus seine Befriedigung. Aber selbst Bilder von Christus verlieren bald ihre Kraft.

    Luther sagte: ‚Wenn ich ein Bild von Christus in meinem Herzen habe, warum nicht eins auf Leinwand?’ 

    Wir antworten: Weil das Bild in unserem Herzen veränderungs- und verbesserungsfähig ist, so wie wir selbst uns ändern und verbessert werden. Das Bild auf der Leinwand ist fest und bindet an Vorstellungen, die alt werden und aus denen wir herauswachsen sollten.“[61]

 

            c.  Gott ist nicht ohne Seele.

 

Zu sagen, dass Gott Geist ist, heißt nicht, dass er ohne Seele wäre. (3M 26,11; Heb 10,38). Übrigens können die Begriffe Geist und Seele in der Schrift auswechselbar verwendet werden.

    Zudem spricht die Schrift oft von Gottes Empfindungen. Der treue Knecht geht ein in seines „Herrn Freude“. (Mt 25,21) Unsere Sünden betrüben ihn oder sind ihm ein Ekel, ein Greuel.

 

        3.  Gottes Personsein

 

Beginnen wir in unserem Denken beim Menschen, dann ist es schwer, Persönlichkeit bei Gott zu definieren. Nicht der Mensch hat vollkommene Persönlichkeit, sondern Gott; die Persönlichkeit des Menschen ist unvollkommen. Nicht ist Gott ein verherrlichter Mensch, sondern der Mensch ist Ebenbild Gottes.

    Ludwig Feuerbach behauptete: „Der Mensch schuf Gott nach seinem Bilde“

 

     Dieses steht auf seinem Denkmal in Nürnberg. Im RGG II, S. 880, heißt es: „Anknüpfend an einen von Schleiermacher geäußerten Gedanken, daß der Mensch das Göttliche nach seinem Ebenbilde geschaffen habe, erklärt er [Feuerbach] in seinem Hauptwerk 'Das Wesen des Christentums'  (1841) den Inhalt aller Religion für 'Schöpfung des subjektiven Menschengeistes', für Traumgestalten oder 'personifizierte Wünsche', und begann damit die alles psychologisch ableitende 'Verwandlung und Auflösung der Theologie in die Anthropologie.“

 

    Die Bibel sagt: Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde (1M 1,27). Wirkliche Persönlichkeit liegt also im letzten Sinne beim absoluten Gott, der aber vom menschlichen Standpunkt aus nur relativ beschrieben werden kann.

    Persönlichkeit schließt mindestens dreierlei ein: das Denkvermögen, das Empfinden, der Wille. Diese drei sind im Menschen vorhanden aber begrenzt. Insofern der Mensch im Bilde Gottes steht, ähnelt Gott ihm und besitzt dieser ebenfalls diese drei Züge. Insofern das Urbild Gott unbegrenzt ist, sind sie bei Gott nicht völlig zu erfassen.

    Von Gottes Denkvermögen sprechen z.B. folgende Stellen: 1M 18,19; 2M 3,7; Ag 15,18; 1Kr 2,7ff; von seinem Empfinden sprechen 1M 6,6; Ps 103,8-14; Jh 3,16; von seinem Willen sprechen 1M 3,15; Ps 115,3; Jh 6,38.

    Bei einer Persönlichkeit schließt der Denkbereich Selbstbewusstsein und der Wille Selbstbestimmung ein. Auch diese Eigenschaften schreibt die Schrift Gott zu: 2M 3,14; Hi 23,13; Jes 45,5; Rm 11,33-35; 1Kr 2,10; Eph 1,11; Heb 6,17.18.

 

        4.  Gottesbezeichnungen

 

Je mehr wir die Bezeichnungen Gottes verstehen und auf unser Leben anwenden, um so mehr werden wir ihn verherrlichen und uns seiner erfreuen können.

 

            a.  Über die Namen Gottes im Allgemeinen

 

                .  Ein Name Gottes steht für seine Person und sein Wesen.

Ps 20,2: „Jahwe möge dich erhören am Tage der Not.

Der Name des Gottes Jakobs möge dich beschützen.“

    V. 6: „Dass wir jubeln dürfen über deinen Sieg

und im Namen unseres Gottes ein Panier aufrichten!“

    V. 8: „Diese rühmen sich der Wagen und jene der Rosse,

wir aber des Namens Jahwes, unseres Gottes.“

    Jh 17,6A: „Ich habe deinen Namen den Menschen, die du mir aus der Welt gegeben hast, geoffenbart.“

    V. 11E.12A: „Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen, die du mir gegeben hast, dass sie eins seien, so, wie wir eins sind. Als ich bei ihnen war in der Welt, bewahrte ich sie stets in deinem Namen.“

 

                .  Sein Handeln bezeugt, ist Hinweis auf, seinen Namen.

Jes 52,6: „Darum soll mein Volk meinen Namen kennenlernen. Darum, an diesem Tage, soll man erkennen, dass ich es bin, der redet, siehe, ich!“

   

                .  Somit wird Gottes Name eine Garantie für Vertrauen.

Ps 9,11: „Darum vertrauen auf dich, die deinen Namen kennen“

    Ps 109,21A: „Doch du, Jahwe, Herr, tue mit mir deines Namens wegen.

   

                .  Daher ist auch mit höchstem Respekt mit Gottes Namen umzugehen.

Jes 52,5: „’Und nun, was habe ich hier schaffen?’ so spricht Jahwe ‚– denn umsonst wurde mein Volk weggenommen. Seine Bedrücker jauchzen’, so spricht Jahwe, ‚und beständig, jeden Tag, wird mein Name verlästert.’“

    Ml 3,16: „Da sprachen die, die Jahwe fürchteten, oft mit einander. Und Jahwe merkte darauf und hörte es, und vor ihm wurde ein Gedenkbuch geschrieben für die, die Jahwe fürchteten und seinen Namen bedachten.“

    Jesus lehrt zu beten: „Dein Name werde geheiligt“ (Mt 6,9). D.h.: Ihm soll ein ganz besonderer Platz eingeräumt werden.

   

                .  Heinrich Epp schreibt: „Namen spielen in der Bibel eine weit wichtigere Rolle als heute, weil sie einen direkten Bezug auf den Namensträger nehmen und ihn beschreiben. So entsprechen auch die Namen Gottes seinem Wesen.

    Wir können über Gott nur das wissen, was er uns selbst über sich geoffenbart hat. Ein Teil seiner Selbstoffenbarung sind seine Namen, die er uns in seinem Wort kundtut. Da Gott nicht durch einen einzigen Namen völlig erkannt werden kann, finden wir in der Bibel viele Gottesnamen. Jeder dieser Namen zeigt nur eine Seite oder einen Charakterzug Gottes. Durch jeden dieser Namen bekommen wir ein Stückchen Gotteserkenntnis, um uns in jeder Lage und Not des Lebens stärken und trösten zu können.

    Dass die Autoren der Bibel viele verschiedene Gottesnamen gebrauchen, ist keine Wortspielerei, auch nicht bloße Stilfrage, sondern eine sinnvolle Bekundung der Person Gottes. So finden wir z.B. in Ps 18,1-3 zehn verschiedene Gottesnamen, die zum Ausdruck bringen, was Gott für den Psalmisten alles ist und bedeutet. In Ps 62 finden wir neun und in Ps 144 acht verschiedene Namen für Gott. Solche Namensunterscheidung ist keineswegs ein Produkt des Zufalls, sondern sie sind sorgfältig ausgewählt und angewandt. Daher ist ein Studium der verschiedenen Namen Gottes sinnvoll und hilfreich für das geistliche Wachstum.

    Die Namen Gottes beschreiben uns die Größe und Vielseitigkeit seiner Person und seiner Taten. In etwa 2000 Bibelversen ist von etwa 30 Charakterzügen Gottes die Rede. Seine Namen beschreiben nicht nur sein Wesen, seine Handlungen und seine Absichten mit den Menschen, sondern zeigen auch, welche Bedeutung sie für die Menschheit haben, für die Gläubigen wie für die Ungläubigen.“[62]

   

                .  Abraham Meister schreibt dazu: „Die Namen ..., welche Gott selbst erwählt, um sich selbst seinem Volk zu erkennen zu geben, sind nicht mit irgendwelchen menschlichen Schwächen oder Schranken behaftet; sie sind ein Teil der Selbstoffenbarung, durch welche er in besonderen Zeiten und auf verschiedene Weisen sein Volk in die Erkenntnis von ihm leiten will. Von Gott, wie er selbst wirklich ist, in seiner Absolutheit und unvergleichbaren Majestät, können wir nichts aus uns selbst erkennen... Die göttlichen Namen verbreiten und strahlen das Licht der himmlischen Wahrheit aus und übertragen auf Menschen ihren Glanz; wenn sie in unserem Bereich des Inneren Eingang finden, leuchten sie für immer. Jeder für Gott ursprünglich gegebene Name ist sozusagen eine frische und dauerhafte Offenbarung seiner Natur. In dem einen und dem anderen Titel wird uns ein Einblick in seine unaussprechliche Herrlichkeit gewährt.“[63]

 

                .  Heinrich Epp weiter: „In den Namen Gottes zeigt sich die Würde, der Ruhm, die Herrlichkeit und der heilige Charakter des Schöpfers Himmels und der Erde.

    Der Name Gottes bedeutet für die Gerechten Schutz, Festigkeit und Sicherheit angesichts der verschiedenen Gefahren des Lebens:

    Sp 18,10: ‚Der Name des Herrn ist eine feste Burg. Der Gerechte läuft dahin und wird beschirmt.’ Fühlt der Gläubige sich im Leben durch irgendwelche Umstände bedroht, braucht er nur den Namen des Herrn anzurufen und sein ganzes Vertrauen auf Jahwe zu setzen, und schon kann er ruhig und mit aller Gelassenheit den Gefahren des Lebens begegnen.

    Der Name des Herrn ist ein Objekt des menschlichen Verlangens:

    Jes 26,8: ‚Nach deinem Namen und nach deinem Lobpreis ging das Verlangen der Seele.’ Erst durch die persönliche Beziehung zu diesem Namen ist das Innerste des Menschen völlig gestillt.

    Im Namen des Herrn bestehen unser Heil und unsere Glückseligkeit:

    Rm 10,13: ‚Wer den Namen des Herrn wird anrufen, soll gerettet werden.’

    Ag 4,12: ‚denn auch kein anderer Name unter dem Himmel ist den Menschen gegeben, in dem wir gerettet werden müssen.’

    Durch den Namen des Herrn bekommen wir Sündenvergebung (1J 2,12): ‚Ich schreibe euch, Kinder, weil euch die Sünden vergeben sind seines Namens wegen.’

    Im Namen des Herrn werden Menschen gesegnet (4M 6,27): ‚Und so sollen sie meinen Namen auf die Söhne Israels legen, und ich werde sie segnen.’

    Im Namen des Herrn werden Krankheiten geheilt: Ag 3,6: ‚Im Namen Jesu Christi stehe auf und wandle!’

    Alles, was wir im Namen des Herrn bitten, wird uns von Gott zuteil (Jh 14,13): ‚Was ihr bitten werdet in meinem Namen, das werde ich tun, damit der Vater verherrlicht werde im Sohn.’

    Der Name Jesu steht über allen Namen, und in seinem Namen werden sich alle Knie beugen: Php 2,9-11.

    Der Name des Herrn ist der einzig wahre und würdige Gegenstand menschlicher Verehrung und Anbetung: Ps 7,18; 8,2; 29,2; 69,31; 72,19; 145,1.21 u.a.

    Ps 113,1-3: ‚Lobt, ihr Knechte Jahwes, lobt den Namen Jahwes. Es sei gesegnet der Name Jahwes von jetzt an bis in Ewigkeit. Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang sei gelobt der Name Jahwes.’

    Das Bedürfnis anzubeten haben alle Menschen. Erst wenn ein Mensch zur Anbetung des Namens des lebendigen Gottes vorstößt, ist er glücklich und in seinem Inneren gestillt, denn darin besteht der Sinn und die Erfüllung des menschlichen Daseins.“[64]

 

            b.  Die Hauptnamen Gottes

 

                I:  Adonai

 

„‚Adon’ heißt ‚Meister’, ‚Herr’. ‚Adonai’ heißt ‚mein Herr’.

    Diese Bezeichnung für Gott wird hauptsächlich von seinen Knechten als Anrede verwendet. (2M 4,10) Damit wird zum Ausdruck gebracht, dass Gott derjenige ist, der Macht, Gewalt und Autorität hat. Wer Gott so anredet, bringt nicht allein die Anerkennung der göttlichen Hoheit zum Ausdruck, sondern auch das Bewusstsein der besonderen Angehörigkeit zu Gott, das Bewusstsein, dass man unter Gottes Leitung und Schutz steht. Es ist nicht ein Ausdruck der Furcht, sondern vielmehr des Vertrauens, der Geborgenheit und Ergebenheit.“[65]

    Wenn Gott Herr ist, will er auch ganz persönlich Herr sein:

    In Ps 37,31 heißt es: „das Gesetz seines Gottes...“ Der Gerechte von V. 30 darf Gott also seinen Gott nennen, denn er hat ihn als seinen Herrn anerkannt und will seinen Willen tun. Er hat seine Gebote auswendig gelernt.

    Dieser Name weist auch auf Gott als Besitzer von allem hin: Ps 24,1; 50,12; 89,11.

 

                II:  Der El-Name

 

                    .  El

„‚El’ ist im Alten Testament ein häufig verwendeter Name für Gott (über 200 mal) und bedeutet ‚Stärke, Kraft’. ‚El’ ist ein alter Eigenname Gottes. Er wird verwendet, wenn Gottes Hoheit und Erhabenheit im Vergleich zu den Menschen herausgestellt werden sollen (Jes 31,3; Hes 28,9; 4M 23,19 u.a.). Dieser Name bringt das Gottsein Gottes zum Ausdruck.

    ‚El’ kommt in der Bibel in sehr vielen verschiedenen Verbindungen mit anderen Namen vor, deren einige wir uns noch im folgenden näher ansehen wollen.“[66]

 

                    .  Eloah

„Das ist der Name des rechten und einzig wahren Gottes (Jes 44,8; Ps 18,32). Er kommt im Alten Testament 57mal vor, meistens in den poetischen Stücken. Er bedeutet übersetzt ‚Furcht, Schrecken’. Demnach ist Eloah eine schreckenerregende Macht für alle diejenigen, die ihn nicht auf ihrer Seite haben, die feindlich ihm gegenüber stehen.

    Israel weiß, dass es außer Jahwe, seinem Gott, keinen anderen gibt.

    Daher heißt es in Ps 18,32: ‚Denn wer ist Eloah außer Jahwe?’ Jahwe, der Gott Israels, ist der einzige Gott, der würdig ist, den Namen Eloah zu tragen.

    Dass wir heute Eloah kennen, ihn anbeten und ihm dienen dürfen, ist von besonderer Bedeutung, wenn man bedenkt, dass so viele Menschen dieses Vorrecht nicht haben. Sie tappen blind in der Dunkelheit der Welt herum und verbeugen sich vor irgendwelchen selbstgemachten Götzen, die doch keine Götter sind.“[67]

 

                    .  Elohim

„‚Elohim ist die Mehrzahlform von ‚El’ oder ‚Eloah’ und wird in die meisten Sprachen einfach mit ‚Gott’ übersetzt. Dieser Name kommt in der hebräischen Bibel 2570mal (T. Jettel: „nach meiner Computerkonkordanz 2603mal“) vor.

    Schon in den ersten Versen der Bibel findet dieser Gottesname eine mehrfache Verwendung. Er steht oft in Verbindung mit Jahwe. Daher ist Jahwe allein Gott (5M 4,35; 7,9; 1Kg 18,21).“[68]

   

                        -  Zur Bedeutung des Plurals von ‚Elohim’ schreibt Professor Dr. Samuel Külling zu 1M 1,1:

    „Das Fehlen des Artikels bedeutet, daß ‚Elohim’ die Bedeutung eines Eigennamens bekommen hat. Das Wort steht in der Mehrzahl, was aber nicht auf einen Rest von Polytheismus (Mehrgottglaube) schließen läßt. Daß das Tätigkeitswort ‚bara’ in der Einzahl steht, beweist, daß der eine wahre Gott gemeint ist. (Ausnahme: ‚Elohim’ mit Verb im Plural: 1M 20,13; [mit] Adjektiv im Plural: Jos 24,19; sonst ‚Elohim’ mit Verb im Plural, wenn ‚himmlische Wesen’ oder ‚andere Götter’ gemeint sind: 2M 12,12; 20,23).“[69]

   

                        -  Heinrich Epp schreibt weiter:

    „In der Bibel wird ‚Elohim’ als der Höchste, der Ewige, der Allmächtige und der Schöpfer des Universums beschrieben. Er ist es, dem alle Macht und die größte Kraft gehören. Die Schöpfung zeugt von dieser uneingeschränkten und unbegrenzten Macht Gottes, die aus dem Nichts alles schaffen kann.

    Dieses soll uns als seine Kinder besonders zuversichtlich machen. Elohim stehen Möglichkeiten zur Verfügung, von denen wir überhaupt nichts ahnen. Er kann auch dann helfen, wenn für uns alles aussichtslos erscheint. Er kann als ‚Elohim’ Wunder tun. Er kann aus Nichts Großes machen, kann bei Null beginnen.

    Zu beachten ist, dass auch die heidnischen Götter in der Bibel ‚Elohim’ genannt werden. Doch sind damit nicht wirkliche Götter gemeint. Die Bibel identifiziert sie deutlich als Nichtse, als menschliche Erfindungen, als Werke menschlicher Hände (Jes 2,8; 10,10; 31,7; Jr 10,1ff; Hes 30,13), die nicht reden, noch den Menschen helfen können. Sie müssen mit Nägeln befestigt werden, damit sie nicht wackeln. ‚Sie sind wie Vogelscheuchen im Gurkenfeld und reden nicht; sie müssen getragen werden, denn sie gehen nicht.’ (Jr 10,4.5).“[70]

 

                III:  Jahwe

 

                    A:  Grundsätzliches

 

Jahwe ist der besondere Name des Bundesgottes, der insbesondere seit der Erlösung Israels aus Ägypten enthüllt wurde. Er wird meistens mit „Herr“ übersetzt. Jahwe ist der, der Leben ist und unabhängig von allen sein Dasein hat, der ist, war und immer derselbe sein wird. Er ist der allezeit gleichbleibende und treue Gott, der zu seinem Wort und den Verheißungen steht. Er ist der Zuverlässige, dem man sich anvertrauen darf und soll, denn an ihm haben wir einen ewigen Felsen (Jes 26,4).

    „In 2. Mose offenbart sich Jahwe besonders als der Erlöser- und Bundesgott. Er erlöst von Sünde und Not. (Vgl auch Jl 3,5; Ps 103,1-4; Mi 7,17-19.)

    Aus Ehrfurcht und Angst, den Namen des Herrn zu missbrauchen, wagten die Juden zur Zeit Jesu nicht, diesen Gottesnamen auszusprechen. Sie ersetzten ihn mit ‚Adonai’ (Herr).

    Der Name Jahwe erscheint in verschiedenen Zusammensetzungen:

·     Jahwe Jireh (= Jahwe ersieht)   (1M 22,14)

·     Jahwe Rapheka (= Jahwe, dein Arzt)   (2M 15,26)

·     Jahwe Nissi (= Jahwe, mein Panier)   (2M 17,15)

·     Jahwe Schalom (= Jahwe ist Friede)   (Ri 6,24)

·     Jahwe Zebaoth (= Jahwe der Heerscharen)   (1S 1,3-11)

·     u. a. m.“[71]

   

                    B:  Eigentlich geht die Bedeutung dieses Namens in drei Richtungen.

   

                        .  „Ich bin, der ich bin“  

Der Sinn ist: „Es gibt kein Wort irgendwelcher Sprache, das mich als Name ausführlich bezeichnen könnte. Ich bin unausforschlich.“

    Diesen Aspekt hat man in Israel nach der babylonischen Gefangenschaft so stark betont, dass man den Namen mit der Zeit nicht mehr aussprach. Das ist bis heute so geblieben. Man schrieb ihn zwar noch, aber las dann „mein Herr“, das hebräische Wort „Adonai“. Daher kommt das heutige „HERR“. Mit der Zeit wurden die beiden Namen ‚Jahwe’ und ‚Adonai’ vermengt, sodass ‚Jehovah’ daraus entstand.

   

                        .  „Ich bin da – für euch“ 

Nicht nur ist Gott groß, weit weg, unausforschlich. Er ist auch nahe, stellt sich uns zur Verfügung und sagt: „Genießt mich!“; „Schmeckt und seht, wie freundlich Jahwe ist!“ (Ps 34,9).

    Darum gibt sich Gott im Alten Testament bestimmte Zusatznamen, die dieses zum Ausdruck bringen, wie: „Ich bin dein Panier“; „Ich bin dein Arzt“; „Ich bin dein Friede“ usw. Im Neuen Testament stellt sich Jesus dem alttestamentlichen Jahwe – „Ich bin“ – gleich und setzt die Serie fort: Er erklärt:

    Ich bin das Brot des Lebens.

    Ich bin das Licht der Welt.

    Ich bin die Tür zum Himmel.

    Ich bin der Weg.

    Ich bin die Wahrheit.

    Ich bin die Auferstehung.

    Ich bin das Leben.

    Ehe Abraham war, bin ich.

    Ich bin.

 

                        .  „Ich bin der Ewige“

Der Name Jahwe schließt auch den Ewigkeitscharakter ein. Wohl deshalb gibt die französische Bibelübersetzung Jahwe mit „Ewiger“ wieder.

 

                        .  Zusammenfassung

Fassen wir nun diese Gedanken zusammen, so können wir sagen: Gott ist der ewige Ich-bin, der sein unausforschlich reiches Wesen zu allen Zeiten Menschenkindern zur Verfügung stellt.

 

                    C:  Jah

 

„Eine Abkürzung für Jahwe ist ‚Jah’. Besonders häufig wird diese Abkürzung in den poetischen Stücken (z.B. den Psalmen) verwendet mit der Aufforderung, den Herrn zu preisen (Hallelu Jah = ‚Preist Jah’).

    Viele Personennamen sind von Jah abgeleitet oder sind mit Jah verbunden (Jesaja, Jeremia, u. a.)“[72]

 

                    D:  Der

 

Nicht im Sinne der Häufigkeit des Vorkommens ist dieses ein Hauptname, sondern dem Wesen nach.

    Jes 48,12: „Ich bin Der, ich, der Erste, und ich, der Letzte.“

 

            c.  Eigenschaftsnamen

 

                I:  Hebräische Eigenschaftsnamen

 

                    .  El Chai

„Dieser Name kommt in der Bibel nicht so oft vor und heißt übersetzt ‚der lebendige Gott’. Gott ist der Lebendige im Vergleich zu jenen Geschöpfen, die mit Vergänglichkeit und Sterblichkeit behaftet sind (Jes 31,3; 40,5.6).

    Er ist nicht nur selbst lebendig, sondern auch die Quelle des Lebens (Ps 36,10) und der Lebensspender. Wahres und echtes Leben gibt es nur bei und von Gott. Als ‚lebendiger Gott’ wirkt er in der Menschheitsgeschichte und schenkt Heil und Leben den Menschen, damit er als El Chai erkannt wird (Jos 3,10; Jr 10,9.10).

    Gott offenbart sich als der Lebendige in seinem Wort, das wiederum diese göttliche Eigenschaft trägt (Jh 6,63) und Leben wirken kann (Jh 6,68).

    Der lebendige Gott der Bibel, El Chai, wird den heidnischen Götzen gegenübergestellt, die nichts von sich offenbaren, die nichts zu tun vermögen, die keine Gebete erhören und den Menschen nicht helfen können. (Vgl 5M 32,37-39). Die heidnischen Götter sind Nichtse (3M 19,4; 26,1), sind tote Steine, Hölzer u.ä. Der Gottesname El Chai dagegen ist ein Schrecken für die Unbußfertigen und ein Trost für die bei ihm Hilfe Suchenden. In Zeiten der Krankheit und angesichts des Todes durfte dieser Name Gottes für die Christen von besonderer Bedeutung sein. [73]

 

                    .  El Elion

„El Elion heißt ‚Gott der Höchste’. Dieser Name bezeichnet die Stellung des Gottes der Bibel im Vergleich zu anderen Göttern. Der Name El-Elion hebt Gott über alles hoch empor. Seine Erhabenheit übertrifft alles Existierende (Ps 83,19). Er ist der unnahbar Hohe und Erhabene.

    Dieser Name kommt in der Bibel 36mal vor, zuerst in der Geschichte Melchisedeks, des Priesters und Königs von Salem (1M 14,17-24). Er segnet Abraham im Namen dieses Gottes und Abraham nennt ihn den Schöpfer Himmels und der Erde. Er ist also nicht der hohe und erhabene Gott, der in der Verborgenheit verbleibt und mit uns und unserer Welt nichts zu tun hat (nach der deistischen Vorstellung), sondern der Gott, der die Welt geschaffen hat und sie bis ins Kleinste regiert.

    In Jes 14,12ff beschreibt der Prophet, wie der babylonische Weltherrscher (dahinter wohl auch Satan zu sehen ist) seinen Thron über alle Sterne und Wolken erheben und dem El-Elion gleich sein will, aber zur Erde und in die Scheol gestürzt wird, in die tiefe Grube. Der Name El-Elion gebührt nur dem Schöpfer Himmels und der Erde.

    El-Elion ist es, der die Landesgrenzen der Heidenvölker festsetzt (5M 32,8). ‚Gott ist der Höchste’ lässt seine Stimme erschallen (2S 22,14; Ps 18,14). Er steht über den Naturgewalten und regiert sie seinem Willen gemäß. David bezeugt, auf der Flucht vor Saul von El-Elion gerettet worden zu sein (Ps 7,18; 57,3). Darum besingt er ihn (Ps 9,3). Könige erhalten Festigkeit für ihr Amt durch die Gnade des Höchsten, wenn sie sich in Demut von ihm abhängig wissen (Ps 21,8).

    Jeremia, der in einer dunklen Zeit lebt, tröstet sich damit, dass Gott der Höchste alles sieht und richtet. Alles geschieht vor dem Angesicht des Höchsten, Gutes und Böses, und er schaut nicht tatenlos zu. Glück und Unglück kommen nicht durch Zufall, sondern sind vom Höchsten bestimmt und verordnet (Klg 3,35-38).

    Im Danielbuch nennt Nebukadnezar die Freunde Daniels nach ihrer Rettung aus dem Feuerofen ‚Knechte des höchsten Gottes’ (Da 3,26). Und Daniel sagt, dass El-Elion derjenige ist, der alle Königreiche der Menschen beherrscht, der die eigentliche Geschichte macht (Da 5,18ff). Seinen Heiligen übergibt er auch das Königreich (Da 7,18) und das Gericht (Da 7,22). El-Elion ist und bleibt der Herr der Geschichte, der die ganze Weltgeschichte bis ans Ende leiten und regieren wird; ihm wird nichts entgehen.

    Dieser Tatbestand ist in unseren Tagen wohl besonders bedeutsam, wenn man an die Weltprobleme (ökumenische, ökologische, politische, militärische usw) denkt. Als Kinder des höchsten Gottes können wir getrost und gelassen sein, auch wenn andere von Angst geplagt werden.

    Im NT offenbart sich Jesus als Sohn des Allerhöchsten (Lk 8,28; Mk 5,7). Stephanus bezeugt in seiner Verteidigungsrede, dass der Höchste nicht in Tempeln, von Menschen gemacht, wohnt (Ag 7,48). Und die Wahrsagerin nennt Paulus mit seinen Begleitern ‚Knechte des Allerhöchsten’ (Ag 16,17). [74]

 

                    .  El Olam

„Das ist der Name des ‚ewigen Gottes’. Abraham rief nach der Auseinandersetzung mit Abimelech wegen der Wasserbrunnen in Be-erschewa den Namen des El Olam an (1M 21,33).

    El Olam ist nicht nur der ewiglich Seiende, sondern auch der ewiglich Lebende. Olam heißt übersetzt ‚ewig, immer und ewig, von Alters her, immer’. Olam umfasst alle Vergangenheit und Zukunft.

   Dieser ewige Gott steht über allen Zeiten der Weltgeschichte. Er ist und bleibt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Und er hat mit der Geschichte einen ewigen Plan, den er als ewiger Gott unabänderlich zum Ziel führen wird.

    Unser menschliches Leben ist zeitlich begrenzt und dem gegenüber nur eine Sache des Augenblicks. Durch die Beziehung zum ewigen Gott bekommt unser Leben Ewigkeitscharakter. D.h.: Wenn Menschen Christus als ihren persönlichen Retter annehmen, bekommen sie ewiges Leben vom ewigen Gott. Alles, was Menschen aus der Beziehung zum ewigen Gott und für ihn tun, bekommt ebenso Ewigkeitscharakter. Deshalb sollen Christen alles, was sie machen, für den Herrn und nicht für Menschen tun. (Vgl Kol 3,17.23). Damit wirken sie Frucht für die Ewigkeit. Alles, was nicht aus Gott und nicht für Gott getan wird, ist vergänglich und somit auch wertlos.“[75]

 

                    .  El Schaddai

„El Schaddai ist der ‚allmächtige Got oder der ‚allgenügsame Gott’. Dieser Name bringt die Liebe Gottes gegen seine Geschöpfe in besonderer Weise zum Ausdruck.

    ‚Schaddai’ ist eine Ableitung von einem Wort, das in der Bibel für ‚Mutterbrust’ verwendet wird. Demnach ist El Schaddai für seine Geschöpfe das, was die (allgenügsame) Mutterbrust für ein kleines Kind ist. In ihm finden wir Liebe und Geborgenheit. In ihm haben wir Trost und volles Genüge. In diesem Namen Gottes kommt die Fülle und der Reichtum seiner Gnade zum Ausdruck. Er ist voller Güte und Barmherzigkeit. Er versteht unsere Nöte und Bedürfnisse, und er allein ist in der Lage als ‚allgenügsamer Gott’, das zu geben, was wir bedürfen.

    Zum ersten Mal sagt Gott selbst zu Abraham: ‚Ich bin El Schaddai. Wandle vor mir und sei fromm.’ (1M 17,1).“[76]

   

                    .  Abba

„‚Abba’ kommt vom hebräischen ‚Ab’ = Vater. ‚Abba’ ist ein Ausdruck der Inbrunst des Kindschaftsgefühls, eines vertrauten kindlichen Vater-Kind-Verhältnisses. Jesus rief in seiner schwersten Not in Gethsemane seinen himmlischen Vater so an (Mk 14,36). Im Neuen Testament ist es eine speziell christliche Vateranrede (Rm 8,16). Das ist unser großes Vorrecht, von dem wir fleißig Gebrauch machen sollen zur Ehre unseres Vaters.“[77]

 

                II:  Übersetzte Eigenschaftsnamen

 

                    .  Vater

„1Kr 8,6: ‚Jedoch gibt es für uns einen Gott, den Vater, von dem alles ist, und wir sind für ihn. Und es ist ein Herr, Jesus Christus, durch den alles ist, und wir sind durch ihn.’ Gott verleiht Leben durch Erschaffung und Rettung. Auf diese Weise wird er Vater von Menschen.

    Ml 1,6; 2,10: ‚Ist nicht ein Vater für uns alle? Hat nicht ein Gott uns erschaffen? Warum sollten wir treulos handeln, einer an seinem Bruder, zu entheiligen den Bund unserer Väter?’ (Vgl Lk 3,38).

    Diese Bezeichnung für Gott kommt nur wenige Male im Alten Testament (weniger als 20mal) aber fast 200mal im Neuen Testament vor.

    Gott wird der Vater aller genannt. Es gäbe im Himmel und auf Erden keine Vaterschaft, wenn es nicht Gott, den Vater, gäbe (Eph 3,15).

    Mit diesem Gottesnamen verbindet sich nicht nur der Gedanke der Erhabenheit und Autorität, sondern auch der Lebensgemeinschaft, der eine Zeugung und Geburt verausgehen. Als Schöpfer ist Gott Vater aller Geschöpfe. Außerdem beinhaltet der Begriff ‚Vater’ Liebe, Güte und Fürsorge.

    In der Bibel wird Gott Vater aller Menschen genannt (Ml 2,10; 1Kr 8,6). Damit ist zum Ausruck gebracht, dass alle Menschen ihren Ursprung in Gott haben, dass sie für ihn da sind und dass er für sie alle sorgt (Mt 5,45-58; 6,4.6.18.32; 7,9ff). Insbesondere ist er Vater der Waisen (Ps 68,6). Weiter wird Gott Vater seines erwählten Volkes Israel genannt, und Israel ist sein erstgeborener Sohn (2M 4,22; Jes 63,16; 46.7; Jr 3,4.19; 31,9; Rm 9,4). Damit ist die besondere Fürsorge Gottes für Israel zum Ausdruck gebracht.

    In einem ganz besonderen Sinne ist Jesus Gottes Sohn und Gott sein Vater (Jh 1,18; 3,16; 5,18.37; 10,33 u.a.). Für die Wiedergeborenen ist Gott auf Grund der Glaubensverbindung mit Christus der geistliche Vater (Rm 8,14f), und die Gläubigen sind nicht nur Kinder Gottes, sondern auch Gottes Erben und Miterben Christi, was von den übrigen Menschen nicht gesagt wird. Gott ist zwar ihr Schöpfer-Vater, und er sorgt für sie Zeit ihres Lebens, doch sind sie nicht Erben (des ewigen Lebens und des Reiches Gottes), solange sie im Unglauben verharren.

    Gott ist nicht nur ein Vater der materiellen, sondern auch der immateriellen Wesen. So wird er in Heb 12,9 ‚Vater der Geister’ genannt.

    In 2Kr 1,3 wird Gott ‚Vater der Erbarmungen’ genannt, ein Ausdruck, der sein Vatersein charakterisiert. Er ist auch ein ‚gerechter Vater’ (Jh 17,25) und ein ‚heiliger Vater’ (Jh 17,11). Als solcher kann er keine Gemeinschaft mit einem ungerechten und unheiligen Wesen haben.

    Die Ausdrücke ‚himmlischer Vater’ oder ‚Vater im Himmel’ (Mt 5,16.45.48; 4,1.9 u.a.) bezeichnen den Ort, wo Gott als ‚Vater der Herrlichkeit’ (Eph 1,17) thront. Jakobus nennt Gott ‚Vater der Lichter’, um seine völlige Reinheit zum Ausdruck zu bringen (Jk 1,17).“[78]

 

                    .  Gott als Lehrer

„Gut und gerade ist Jahwe. Darum unterweist er die Sünder in dem Wege. Der Mann, der Jahwe fürchtet, wer ist er? Ihn unterweist er in dem Weg, den er wählen soll. Das Geheimnis Jahwes, seine vertraute Mitteilung, ist für die, die ihn fürchten, und seinen Bund läßt er sie wissen." (Ps 25,8.12.14. Siehe auch Ps 119,26.27.171.)

 

                    .  Andere

·     Der Erbarmer (Jes 49,10)

·     Der Kenner aller Herzen (Ag 1,24)

·     Der Furchtbare (Ps 76,12)

·     Der Mächtige Jakobs (1M 49,24)

·     Der Hirte (1M 49,24)

·     Der Allmächtige (1M 49,25)

·     Gott-Held (2M 17; Ps 24; Jes 9,5)

·     Herrlichkeit (1S 15,29; 1Chr 29,11; Ps 18,1.2)

·     Gott der Ausdauer (Rm 15,5)

·     Gott der Ermutigung (Rm 15,5)

·     Gott der Hoffnung (Rm 15,13)

·     Gott des Friedens (Heb 13,20; Rm 16,20).

 

            d.  Einige Bildnamen

 

                .  Licht (2S 22,29; Ps 27,1; Jes 10,17; Jh 8,12; Of 1,16; 23)

 

                .  Sonne und Schild (Ps 84,12)

 

                .  Heiligtum (Jes 8,13.14; Hes 11,16)

 

                .  Wohnung: 5M 33,27; Ps 9,10; 18,3; 27,4.5; 57,2; 61,5; 71,3; 91,1.2; 94,22; Jes 25,4; 32,2:

„Und ein Mann wird wie ein Bergungsort sein vor dem Wind und ein Schirm gegen das Ungewitter, wie Wasserbäche in einer dürren Gegend, wie der Schatten eines mächtigen Felsens in einem ermüdenden Lande.“ Dieser Vers dürfte eine Verheißung auf Jesus Christus sein.

 

                .  Berg:  Berge sind in Zeiten der Gefahren ein besonderer Schutz für Bedrohte. ‚Berg’ ist ein Ausdruck für Dauerhaftigkeit, Sicherheit, Schutz und Zuverlässigkeit. Das ist unser Gott für die, die ihr Vertrauen auf ihn setzen und ihr (Lebens-)Haus auf ihn bauen.“

 

                .  Fels: 1S 2,2

Ps 18,2: „Jahwe ist mein Fels.“ Dieses ist eine Metapher, ein gedrängter Vergleich: Gott wird mit einem Felsen verglichen.

    Wo liegt der Vergleich? Was ist Gott für den Dichter? Es gibt mehrere Möglichkeiten:

    Wer schon einmal in Israel war, dürfte festgestellt haben, dass Felsen dort keine Rarität sind. Es gibt zwei Arten von Felsen: solche, die beweglich sind, die wir auch Steine nennen, und solche, die fest sind, die eigentlichen Felsen, die man zwar sprengen kann, sonst aber als unbeweglich gelten. Der Psalmist dachte wohl an die zweite Art, als er seinen Gott mit einem Felsen verglich.

   

                    -  Gott ist ein Fels in dem Sinne, dass er ein tragendes Fundament ist. Er ist als Fels ein fester Gott, und er macht die fest, die auf ihn vertrauen: Ps 92,13-16; vgl 5M 32,4; Jes 28,16; Rm 9,33; ferner: Ps 40,3; Mt 7,24; 16,18; 1Kr 3,10.11; Eph 2,20; 1P 2,6-8.

   

                    -  Gott ist Fels in dem Sinne, dass er Quelle des Lebens ist: Jes 51,1.2; 5M 32,18. Israels Herkunft liegt im Übernatürlichen. Zweimal tut Gott ein Wunder in den Ehen der Vorväter. Auch unsere Herkunft liegt im Übernatürlichen. Auch bei uns hat Gott zweimal in seiner Macht eingegriffen. Unsere Herkunft ist nämlich auf die Auferstehung Jesu Christi sowie auf sein Handeln in unserem Leben zurückzuführen. Gott will nicht, dass man das vergisst. Mit Paulus dürfen wir sprechen:

    „Ich bin, was ich bin durch die Gnade Gottes.“ Dafür sollte man nie aufhören, ihn zu loben.

    Man kann hier aber auch an die Erhaltung des Lebens denken: Ps 81,17; 1Kr 10,4.

   

                    -  Gott ist ein Fels in dem Sinne, dass er unser Schutz ist: Ps 18,3; 61,3.4; 62,3.7-9; Jes 32,2.

   

                    -  Zusammenfassend: Gott ist ein Fels, weil er ein tragendes Fundament, die Quelle unseres Lebens und unser Schutz ist. Im Grunde ist das Bild vom Felsen verwandt mit einem anderen noch bekannteren Gottesbild: Ps 23,1. Jesus ist der „gute“, der treue Hirte. So ist er unser Fundament, auch unsere Quelle, unser Schutz. Nun will Gott, dass wir seien wie er: verläßliche Hirten für einander, die Leben nähren und schützen.

 

        5.  Ebenbilder Gottes

 

Wenn der Mensch kein Bild von Gott machen darf, so darf Gott jedoch von sich selbst ein Bild schaffen. Das tut er im Lauf der Geschichte einige Male und zwar in Menschengestalt.

   

            .  Als erstes wird Adam im Bilde Gottes geschaffen: 1M 1,27. Er ist der erste Mensch: 1Kr 15,45. Zu ihm gehören seine Nachkommen als Menschheit. Der erste Mensch kennt zwei Phasen. In der ersten ist er ein vollkommenes Bild: 1M 1,31. Dann wird er durch die Sünde verstümmelt, ist aber immer noch Bild Gottes: 1M 9,6; Jk 3,9.

   

            .  Das zweite Bild Gottes in Menschengestalt ist Jesus Christus: Jh 1,14. Er ist der zweite Mensch: 1Kr 15,47. Auch er wird verstümmelt: Jes 52,14. Das geschieht aber, weil er unsere Sünde trägt (Jes 53,2-6) und als letzter Adam (1Kr 15,45) durch seinen stellvertretenden Tod mit der ersten Menschheit Schluss macht: 2Kr 5,14. Als zweiter Mensch verhüllt und enthüllt er Gott zugleich: Jh 1,14; 14,8.9.

   

            .  Das dritte Bild im Menschen ist einmal der einzelne Christ (2Kr 5,17; Eph 4,24), dann aber auch das ganze erlöste Volk Gottes als neue Menschheit: Eph 2,15.

 

    B.  Die Größe Gottes

 

        1.  Grundsätzliches

 

            .  „Die Sonne ist ein glühender Gasball von riesigen Ausmaßen. Ihr Durchmesser beträgt 1.392.000 Km; das ist fast das vierfache der Entfernung Erde – Mond. Würde man 109 Erdkugeln wie auf einer Perlenschnur aufreihen, käme man damit auf gerade diese Strecke. Und in ihrem Volumen könnten 1.306.000 Erdkugeln untergebracht werden.

    Befände sich die Erdkugel in der Mitte der Sonne, dann würde sich der Mond, der die Erde mit einem Abstand von 384.000 km umkreist, auf seiner Bahn noch weit innerhalb der Sonne befinden, da sein Abstand von der Erde nur gut die Hälfte des Radius der Sonne, 350.000 km, beträgt.

    Die Masse (das Gewicht) der Sonne ist 333.000mal so groß wie die der Erde. Damit bietet sie 99,87 % der Masse des gesamten Sonnensystems auf – alle Planeten mit ihren Monden sowie alle Kometen teilen sich den Rest von 0,13 %. So kann man fast sagen: Die Sonne ist das Sonnensystem...

    Die Sonne ist eigentlich ein verhältnismäßig unscheinbarer Himmelskörper im Weltraum.

    Es gibt bedeutend größere Sterne (wie z.B. Cephei mit einem 2300fachen Sonnenradius, in dem unser gesamtes Sonnensysten bis zur Umlaufbahn des Saturn Platz hätte, oder der Doppelstern Alpha Herkules mit seinem Begleiter, der mit seiner Gashülle einen ca. 180.000fachen Sonnendurchmesser aufweist). Und der Stern Eta Carina z.B. leuchtet ca. 4.000.000mal heller als die Sonne.

    Zeugt es nicht von einer unbeschreiblichen Bescheidenheit unseres Herrn, wenn er als Schöpfer von mindestens 1025 Sternen (= 10.000.000.000.000.000.000.000.000 Sterne – die bis heute im beobachtbaren Teil des Universums ermittelte Gesamtzahl der Sterne) bereit ist, sich mit dieser für ihn winzigen Sonne zu vergleichen – nur damit wir Menschen etwas von seiner Größe erahnen können?

    Wenn wir nur den Vergleich mit Eta Carina nehmen würden, dann können wir sagen, dass sich der Herr bereits allein mit seinem Sonnen-Vergleich ‚millionenfach’ erniedrigt hat. Er hätte ja durchaus statt Sonne einen zigfach helleren und größeren Himmelskörper für die Erde einsetzen können – in entsprechend größerem Abstand – um sich dann mit diesem helleren und gewaltigeren Himmelskörper vergleichen zu können. Doch um uns nahezukommen, hat er sich klein gemacht.

    Wie groß ist aber diese seine Bereitschaft zur Erniedrigung angesichts der Tatsache, dass er ja ‚mit seinem Finger’ (Ps 8,3) bzw durch das Wort seiner Macht (Ps 33,9; Jh 1,1.3) insgesamt unzählige Sterne von für uns im wahrsten Sinne des Wortes unermesslicher Größe geschaffen hat, dazu noch die gesamte unsichtbare Welt mit ihren Myriaden von Engeln (Kol 1,16)! Erahnen wir, wie wenig wir von der wahren Größe unseres Herrn verstehen?!“[79]

   

            .  In der Of 19,10 heißt es: „Und ich fiel nieder vor seinen Füßen, ihn anzubeten. Und er sagte zu mir: ‚Sieh zu! Tu es nicht! Ich bin wie du ein leibeigener Knecht und wie deine Brüder, die das Zeugnis Jesu haben. Bete Gott an!’“ Zu dieser Stelle bemerkt Mag. Hellmuth Frey:

    „Was dem Apostel hier bestätigt wird, ist so groß, dass er beim Vernehmen vor Gottes heiliger Majestät selbst zu stehen meint und vor dem, der ihm die Botschaft bringt, niederfällt, um ihn anzubeten. Der Engel aber macht ihm Gottes Majestät noch größer, indem er die Anbetung brüsk ablehnt und sich mit Johannes und seinen ‚Brüdern’, den Propheten und Aposteln, das heißt, mit sterblichen Menschen, in eine Linie stellt vor Gott. So groß ist Gott und sein Abstand von allem Erschaffenen, dass die unendlichen Abstände zwischen Himmel und Erde, Engeln und Menschen zu nichts zusammenschmelzen vor   seiner Erhabenheit über alles, was ist.“[80]

   

            .  Salomo baut Gott einen herrlichen Tempel, erkennt aber, dass kein Haus ihn fassen kann: 1Kö 8,27. Sein Vater sang in seinen Lobliedern:

    „Groß ist Jahwe und hoch zu loben, und seine Größe ist unausforschlich“: Ps 145,3.

    Wenn Paulus den Athenern die gute Botschaft bringt (Ag 17,24-31), ist die Größe Gottes sein Thema.

    Die Größe Gottes ist in jeder Hinsicht eine unendliche, die vom Menschen zwar nicht zu fassen ist, ihn aber in Gott zur Ruhe kommen lässt. Als endlicher Punkt hat er in Gott einen unendlichen Bezugspunkt.

    Gott ist groß. Doch wohnt er in den Herzen seiner Kinder, Herzen, für die er jedoch viel zu groß ist. Vielleicht ist es deshalb, dass der Apostel in Eph 3,19 schreibt: „... ihr gefüllt werdet in alle Fülle Gottes“.

    Weitere Stellen: Ps 104; Prd 5,1.2; Jes 66,12; Na 1,2-8.

    Die Größe Gottes kommt zum Ausdruck in den drei Eigenschaften Allgegenwart, Allwissenheit und Allmacht. Die klassische biblische Darstellung dieser Eigenschaften Gottes haben wir in Ps 139: 1-6: Allwissenheit; 7-12: Allgegenwart; 13-18: Allmacht.

 

        2.  Gott ist allwissend, groß in seiner Kenntnis.

 

            a.  Grundsätzliches

 

                .  Damit ist gemeint, dass er sich selbst wie alles andere genau kennt und alles weiß, ob tatsächlich oder möglich, in Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft liegend. Ferner kennt er vollkommen und von aller Ewigkeit her. Gott kennt sofort, simultan, kennt erschöpfend und wahrhaftiglich. Auch kennt er die besten Mittel, seine Zwecke zu erreichen, worin er sich als der Allweise erweist.

   

                .  Schriftstellen

1S 2,3b: „Jahwe ist ein Gott, der weiß, und seine Taten sind gewogen.“

    Hi 34,21,22: „Seine Augen sehen auf eines jeden Weg, und alle seine Tritte sieht er. Da ist nicht Finsternis und nicht tiefes Dunkel, dass sich daselbst verbergen können Übeltäter.“

    Sp 5,21: „denn klar vor Jahwes Augen sind eines Menschen Wege, und alle seine Pfade bahnt er.“

    15,3.11: „Allerorten sind Jahwes Augen und schauen auf Böse und Gute. Totenbereich und Abgrund sind vor Jahwe, um wieviel mehr die Herzen der Menschenkinder.“

    Jes 46,10: „der ich von Anfang an das Ende ankünde, und von alters her, was noch nicht geschehen ist; der ich spreche: ‚Mein Ratschluss soll zustande kommen, und all mein Wohlgefallen werde ich tun

    Jr 23,23.24: „Bin ich denn nur Gott in der Nähe, sagt Jahwe, und nicht auch Gott in der Ferne? Kann sich jemand so heimlich verbergen, dass ich ihn nicht sehe? sagt Jahwe. Erfülle ich nicht den Himmel und die Erde? sagt Jahwe.“

    Rm 11,33: „O die Tiefe des Reichtums, der Weisheit und auch der Kenntnis Gottes! Wie unausforschlich sind seine Urteile und unaufspürbar seine Wege.“

    Heb 4,13: „Und es ist kein Geschöpf unsichtbar vor ihm: Alles ist bloß und aufgedeckt für die Augen dessen, dem wir Rechenschaft abzulegen haben.“

 

            b.  Der Umfang seines Wissens: alles

 

                I:  Gott kennt sich selbst –

 

und nur er. Der Mensch weiß nicht alles, kennt sich selbst nicht völlig, geschweige denn Gott.

    Mt 11,27: „Niemand erkennt den Vater als nur der Sohn.“

    1Kr 2,11: „Niemand weiß, was in Gott ist, als der Geist Gottes.“ Vater, Sohn und Geist kennen einander vollkommen.

 

                II:  Gott kennt das Daseiende –

 

                    .  die leblose Schöpfung

Ps 147,4: „Er zählt die Zahl der Sterne. Er nennt alle mit [ihren] Namen.“

 

                    .  die Kreatur

Mt 10,29.30: „Werden nicht zwei kleine Sperlinge für ein Ass[81] verkauft? Und nicht einer von ihnen wird auf die Erde fallen ohne euren Vater. Aber bei euch sind sogar die Haare des Hauptes alle gezählt.“

 

                    .  die Menschen

                        -  ihre Werke

Ps 33,13-15: „Jahwe blickt von den Himmeln herab. Er sieht alle Menschenkinder. Von der Stätte seiner Wohnung schaut er auf alle Bewohner der Erde. Er bildet ihnen allen das Herz. Er merkt auf alle ihre Werke.

                        -  ihr Inneres

1Kö 8,39: „So wollest du hören in den Himmeln, in der Stätte deiner Wohnung, und vergeben und tun und geben einem jeden nach allem seinem Wandel, wie du sein Herz kennst, denn du allein kennst das Herz aller Menschenkinder

    Ps 94,11: „Jahwe kennt die Gedanken des Menschen, dass sie nichtig sind.

    139,1M.2M: „Jahwe, du hast mich erforscht und kennst mich... Du merkst meine Gedanken von ferne.“

    Mt 9,4: „Und als Jesus ihre Erwägungen sah, sagte er: ‚Warum bedenkt ihr in euren Herzen Böses?’

    Lk 16,15M: „Gott kennt aber eure Herzen“

    Jh 2,25: „und weil er es nicht nötig hatte, dass jemand über den Menschen Zeugnis ablege, denn er kannte, was im Menschen war."

    21,17M:  „Petrus wurde betrübt, dass er das dritte Mal zu ihm sagte: ‚Hast du mich gern?’ und sagte zu ihm: ‚Herr, du weißt alles. Du weißt, dass ich dich gern habe.’“

    Ag 15,8: „Und Gott, der Herzenskenner, legte für sie Zeugnis ab und gab ihnen den Heiligen Geist“

    1J 3,20: „weil – sollte unser Herz uns anschuldigen – weil [sage ich] Gott größer ist als unser Herz und alles kennt.“

                        -  ihre Bedürfnisse

Mt 6,8: „Werdet ihnen also nicht gleich, denn euer Vater weiß, was ihr braucht, ehe ihr ihn bittet.“

    V. 32: „denn nach solchem allem trachten die, die von den Völkern sind, denn euer himmlischer Vater weiß, dass ihr dieses alles bedürft.“

 

                III:  Gott kennt das Mögliche.

 

Mt 11,21.23: „Wehe dir, Chorazin! Wehe dir, Beth-Saida! – denn: Wenn in Tyrus und Sidon die Krafttaten geschehen wären, die bei euch geschahen, längst hätten sie in Sack und Asche Buße getan... Und du, Kapernaum, die du bis zum Himmel erhöht wurdest, bis zum Bereich des Todes wirst du hinabgestoßen werden! – denn: Wenn in Sodom die Krafttaten geschehen wären, die bei dir geschahen, es wäre geblieben bis zum heutigen Tage.“

    Lk 22,67.68: „Sie sagten: ‚Wenn du der Gesalbte bist, sage es uns.’

    Er sagte zu ihnen: ‚Wenn ich es euch sage, werdet ihr mir keinesfalls glauben. Wenn ich aber auch frage, antwortet ihr mir keinesfalls, noch gebt ihr mich frei.’“

    Siehe auch: 5M 32,26.27; 1S 23,10-12.

 

                IV:  Gott kennt die Zukunft.

 

                    .  Die allgemeine Geschichte

Jes 46,9.10: „Gedenkt des Anfänglichen von der Urzeit her, dass ich Gott bin, und sonst ist keiner, dass ich Gott bin und gar keiner wie ich, der ich von Anfang an das Ende ankünde, und von alters her, was noch nicht geschehen ist; der ich spreche: ‚Mein Ratschluss soll zustande kommen, und all mein Wohlgefallen werde ich tun’“

    Da 2,28: „Aber es ist ein Gott im Himmel, der Geheimnisse enthüllt, und er tut dem König Nebukadnezar kund, was in der Folge der Zeiten sein wird. Dein Traum und die Gesichte deines Hauptes auf deinem Lager waren diese.“

    Mt 24,24.25: „denn es werden falsche Christusse und falsche Propheten aufstehen und werden große Zeichen und Wunder bieten, sodass irregeführt werden, wenn möglich, auch die Erwählten. Siehe: Ich habe es euch zuvor gesagt.“

    Ag 15,18:

 

                    .  Israels Geschichte

5M 31,20.21:

    32,8:

 

                    .  Persische Geschichte

Jes 44,26-45:

 

                    .  Was man mit dem Messias tun werde

Ag 2,23:

    3,18: "Gott aber erfüllte, was er vorausverkündigte durch den Mund aller Propheten, daß sein Christus leiden würde." (Schmoller)

    Of 13,8:

 

                    .  Es gilt allerdings, Vorherwissen und Vorherbestimmung zu unterscheiden. Das zweite liegt nicht notwendigerweise schon im ersten.

 

                V:  Gott hat Weisheitskenntnis.

 

Eine besondere Form nimmt die Allwissenheit Gottes an in seiner Weisheit.

 

                    A:  Grundsätzliches

 

Weisheit besteht aus Wissen und zwei zusätzlichen Komponenten. Die eine ist die Einbeziehung eines Zieles oder Zweckes. Aber um dieses Ziel zu erreichen, muss gehandelt werden. Weisheit ist also Wissen, das nicht ohne Ziel und Tat gedacht werden kann.

    Weisheit ist sodann ein Wertbegriff. Sie hat es mit Gutem zu tun. Weisheit ist nämlich Wissen um ein gutes Ziel und um einen guten Weg dorthin. Höchste Weisheit ist das Wissen um das beste Ziel und den besten Weg, es zu erreichen. Die Weisheit Gottes ist somit gegründet in seiner Heiligkeit und Gerechtigkeit. Wenn es heißt, Gott allein ist weise, dann deshalb, weil nur Gott wirklich gut ist.

    In der Weisheit hängt das Gute mit dem Handeln zusammen. Gottes Weisheit hat mit gutem Handeln zu tun. Vgl Ps 23: „Er leitet mich auf rechten Wegen.“ Gottes Weisheit setzt also auch Sachkenntnis voraus.

 

                    B:  Schriftstellen

 

                        .  Von Gottes Weisheit spricht die Heilige Schrift.

Hi 12,13:

    38,27:

    V. 36:

    Jr 10,7:

    Da 2,20:

 

                        .  Gottes Weisheit zeigt sich in der Schöpfung.

    Ps 104,24:

    139,15-17:

    Sp 3,19:

 

                        .  Sie zeigt sich im Umgang mit der Menschheit.

Rm 11,33:

   

                        .  Sie ist einzig.

Rm 16,27:

    1Kr 1,25:

    1Tm 1,17:

    Jd 25: Wenn nur Gott weise ist, ist es keiner von uns, und wir sind ganz auf ihn angewiesen, um unseren Weg zu finden. Man vergleiche Jes 53,6.

 

                        .  Sie ist geoffenbart in Christus.

Jes 11,2:

    52,6:

    Lk 2,40:

    Mt 13,54:

    1Kr 1,24:

    Kol 2,3:

   

                        .  Sie ist geoffenbart im Heilsprodukt Gemeinde.

1Kr 1,30:

    2,7:

    2,13.16:

    Siehe auch Eph 3,8-11.

 

            c.  Art und Weise seines Wissens

 

Was Gott weiß, hat er nicht von anderen Personen oder mit Hilfe von sachlichen Mitteln erfahren. Sein Wissen ist unmittelbar. Gott weiß auch genau, nicht vage oder unbestimmt. Das folgt schon daraus, dass er alles weiß.

    Das Zukünftige weiß Gott auf einem von zwei Wegen: Passiverweise weiß Gott z.B. das Böse (Ps 139,1-4; Of 3,15). Aktiverweise kennt Gott das, das er selbst in die Wege leitet, was er selbst bestimmt: Am 3,2; Ga 4,9.

    Gott behält sein Wissen. Er vergisst nicht. Oder doch? Ändert Gott seinen Sinn?

    In Mt 24,22 muss es nicht heißen: „kürzer machen“, sondern es kann heißen: „kurz halten“, weil die Zeit von Anfang an kurz gedacht war.

    Wie verhält es sich mit der Verhandlung von Abraham bezüglich der Zahl der Gerechten in Sodom und Gomorra? Hatte Gott die Absicht, diese Städte zu zerstören? Wie hätte er gehandelt, wenn sich tatsächlich 50, 40 oder 10 Gerechte darin gefunden hätten? – Gott wusste genau, dass es keine handvoll Gerechte in der Stadt gab. Abraham wusste es aber nicht und tat Fürbitte. Dabei sagt Jahwe ihm, was er getan hätte, wenn es zehn oder mehr gewesen wären. Natürlich wäre die ganze Geschichte dann anders verlaufen.

 

            d.  Abschließend

 

                .  Gott soll wegen seiner Weisheit und seines Wissens geehrt werden.

Rm 1,21:

    11,33.

    Seine Weisheit soll nicht in Frage gestellt werden: Rm 9,19-21.

   

                .  Gottes Wissen und Weisheit dienen zum Trost der Gerechten.

Ps 17,1-3:

    51,19:

    Jes 57,15:

    66,2:

    Na 1,7: „Er kennt die, die auf ihn vertrauen, ist eine Festung am Tage der Not.“

    Ml 3,16:

    Mt 6,32:

 

                .  Gottes Wissen und Weisheit dienen zur Warnung von Sündern.

2M 14,24:

    Ps 139,12:

    Jes 41,22.23:

    Jr 23,16:

 

        3.  Gott ist groß in seiner Gegenwart, allgegenwärtig.

 

Damit ist seine räumliche Unbegrenztheit in Bezug auf seine Geschöpfe gemeint. Die Immensität Gottes ist der Grund seiner Allgegenwart: Weil er groß im ‚Raume’ ist, deshalb kann er allgegenwärtig sein. Es muss aber beachtet werden, dass Gott größer ist, als der geschaffene Raum.

   

            .  Gott ist in der ganzen Schöpfung und auch über sie hinaus. Er kann zur gleichen Zeit nah und fern sein. 

    Jr 23,23.24:

    Of 3,20:

    Siehe auch Ps 139,7-17.

 

            .  Die Gegenwart Gottes bedeutet auch, dass er handelt. Sein Handeln kann sowohl aufbauend und helfend als auch zertörend, richtend sein.

    Ps 14,5:

    Vom aufbauenden, positiven Handeln sprechen folgende Stellen:

    1M 39,3.23: „Gott war mit ihm." Das heißt nicht nur, dass Gott bei Joseph war, sondern auch, dass er zu seinen Gunsten handelte.

    Ps 23,4: „Auch wenn ich wandere im Tal des Todesschattens, fürchte ich kein Unheil, denn du bist bei mir. Dein Stock und dein Stab, sie trösten mich.“

    Jes 41,10: „Fürchte dich nicht, denn ich bin bei dir. Sieh nicht um dich, denn ich bin dein Gott. Ich habe dich stark gemacht. Ja, ich habe dir geholfen. Ja, ich stützte dich mit der Rechten meiner Gerechtigkeit.“

    63,11:

    Jr 1,8:

    2Kö 2,14:

 

            .  Gott ist, wo man ihn fürchtet (Ps 34,8) und wo man ihm die Treue hält (Ps. 101,6). In besonderer Weise wohnt Gott in und unter den Seinen:

    1Kr 14,25:

    Ga 2,20:

    Kol 1,27:

    Nach Ri. 16,20 ist es jedoch möglich, daß man sich nicht dessen bewußt ist, wenn Gott nicht mit uns ist. Aus dem selben Grunde könnte es sein, daß wir uns nicht immer dessen bewußt sind, wenn Gott mit uns ist. Auf jeden Fall sollten wir nicht erwarten, die Gegenwart Gottes zu spüren. In besonderer Weise ist Gott gegenwärtig in seiner Gemeinde. Sie ist seine Wohnung: 1. Kor. 14,25; Gal. 2,20; Eph. 2,21.22; Kol. 1,27.

   

            .  Der Gedanke an die Gegenwart Gottes demütigt und erhebt zugleich. Für den Unglauben ist er ständige Warnung und Hemmnis.

    Seine Nähe ist von Alters her eine Ermutigung zum Gebet gewesen:

    5M 4,7:

    Gottes Gegenwart ist zudem ein Beweggrund für Gehorsam:

    5M 4,6.7:

 

        4.  Gott ist groß in seiner Macht, allmächtig.

 

            a.  Hiermit ist gemeint, dass er alles zu tun vermag, was er tun will.

Ps 115,3:

    135,6:

    Da 4,31.32:

   

                .  Gottes Wille entspricht seinem Wesen. Zu sagen, dass Gott tun kann, was er will, heißt, dass er alles tun kann, was mit seiner Vollkommenheit in Einklang steht. Vom absoluten Standpunkt gesehen, gibt es einiges, das Gott nicht tun kann, nämlich etwas, das seinem Wesen zuwiderliefe:

    Gott kann sich selbst nicht verleugnen:

    2Tm 2,13:

    Er kann die Sünde nicht tolerieren:

    Hb 1,13:

    Er kann nicht lügen:

    Heb 6,18:

    Er kann nicht versucht werden, Böses zu tun:

    Jk 1,13:

    Es ist auch nicht zu erwarten, dass Gott einen materiellen Geist schaffen wird oder einen Quadratkreis, oder einen so großen Stein, den er selbst nicht mehr heben könnte.

    Gott kann sich nicht verändern. Er ist unveränderlich ewig.

 

                .  Auch aus dem Grunde, dass es nicht seinem Plan entspricht, tut Gott nicht alles, was er könnte, z.B. alle Not beheben. Das Maß, in dem er es tut, muss ihm überlassen bleiben. Gottes Allmacht ist immer größer als sein mächtiges Handeln. Allmacht gleicht nicht vollständigem Vollzug der Allmacht. Gott kann alles tun, was er will, aber er will nicht alles tun, was er kann. Er hat Macht über seine Macht. Er ist frei – so frei, dass er die Macht hat, sich zu beschränken. Gott hat sich durch den relativ freien Willen seiner Geschöpfe beschränkt. Er verhinderte nicht die Entstehung der Sünde. Er rettet mittels Gewalt, aber er vergewaltigt nicht.

 

            b.  Die Allmacht Gottes hat verschiedenartige Bedeutung für seine Geschöpfe.

 

                .  Für den mit Gott Versöhnten ist diese Wahrheit Grund zum Vertrauen und zur Ruhe:

Jes 46,4:

    Siehe auch Jes 45,11-13; Jr 32,16-44; Ag 4,24-31.

    Weil Gott Macht hat über unsere Umstände (1Th 3,11), kann er helfen und retten:

    Ps 25,5: „Du, du bist der Gott meines Heils.“ Vgl Jk 4,12; Heb 11,17-19; 2Kr 1,8-11.

    Man darf sich auch auf die Kraft Gottes in seiner Schöpfung berufen:

    Ag 4,24:

    Zu Jes 41,10 („Ich stärke dich“) schreibt Spurgeon: „Wenn wir zum Arbeiten oder Leiden berufen werden, überschlagen wir unsere Kraft. Dabei erscheint sie uns oft kleiner, als wir denken, dass sie sein müsste. Aber seien wir nicht mutlos! Wir haben alle das Wort: ‚Ich stärke dich.’ Gott hat eine allmächtige Stärke; er kann uns seine Stärke mitteilen, und er verheißt, dass er es tun wird. Er will die Nahrung unserer Seele und Gesundheit unseres Herzens sein. Es ist gar nicht auszusprechen, wieviel Kraft Gott einem Menschen geben kann. Kommt aber die göttliche Kraft, so hört die menschliche Schwäche auf, ein Hindernis zu sein.[82]

    Versprochen hat Gott, uns auf geistlicher Ebene zu helfen. Er hat sich nicht verpflichtet, auf materieller Ebene zu helfen. Hier ist alles persönliche Führung. Dennoch wissen wir: Solange Gott eines seiner Kinder auf der Erde belässt, wird er für es sorgen, doch so, wie er will.

    Gott kann das Gerettete bewahren:

    Jd 24:

    2Tm 1,12:

    Eph 3,20:

    Rö 8,38.39:

    Heb 7,25:

    Jh 10,29:

    Ag 20,32:

    Rö 14,4:

    Heb 2,18:

   

                .  Ungläubige haben großen Grund zur Furcht.

Ps 99,1:

    Of 6,15-17:

    Dämonen zittern:

    Jk 2,19:

    Mt 8,29:

   

                .  Eines Tages wird sich jedes Knie vor ihm beugen:

Php 2,10:

    Ps 22,30:

 

    C.  Der Charakter Gottes

 

        1.  Gott ist gut und vollkommen.

 

Ps 25,8: „Gut und gerade ist Jahwe. Darum unterweist er die Sünder in dem Wege.“

    Na 1,7: „Gütig ist Jahwe, eine Festung am Tage der Not, und er kennt die, die auf ihn vertrauen.“

    Das Wesen Jahwes ist erfreuend für den Menschen:

    Ps 37,4: „Habe deine Lust an Jahwe.“

    Mose erklärt: Das Werk Gottes ist vollkommen (5M 32,4), David: Der Weg Gottes ist vollkommen (Ps 18,31), Paulus: Der Wille Gottes ist vollkommen (Rö 12,2), Jesus: Der Vater im Himmel ist vollkommen (Mt 5,48).

 

Gott macht keine Fehler

 

Erscheinen meines Gottes Wege mir seltsam, rätselhaft und schwer,

und geh'n die Wünsche, die ich hege, still unter in der Sorgen Meer,

will trübend schwer der Tag verrinnen, der mir nur Schmerz und Qual gebracht,

dann will ich mich auf eins besinnen: dass Gott nie einen Fehler macht!

 

Wenn über ungelöste Fragen mein Herz verzweiflungsvoll erbebt,

an Gottes Liebe will verzagen, weil sich der Unverstand erhebt,

dann darf ich all mein müdes Sehnen in Gottes Rechte legen sacht

und dieses sprechen unter Tränen: dass Gott nie einen Fehler macht!

 

Drum still, mein Herz, und lass vergehen, was irdisch und vergänglich heißt.

Im Lichte droben wirst du sehen, dass gut die Wege, die er weist.

Und müsstest du dein Liebstes missen, ja, gings durch kalte, finstere Nacht,

halt fest an diesem sel'gen Wissen: dass Gott nie einen Fehler macht!

 

Gottes Charaktereigenschaften können alle unter dem einen Wort Vollkommenheit zusammengefasst werden. Dann können sie in zwei Haupteigenschaften aufgeteilt werden: Heiligkeit und Liebe, wie es der Psalmist z.B. tut: Ps 92,12-15; 116,5. Im Folgenden geht es um diese zwei großen Züge Gottes.

 

        2.  Gott ist heilig.

 

Vollkommen ist Gott in seiner Heiligkeit.

 

            a.  Grundsätzliches

 

                    I:  Der Begriff Heiligkeit

 

Folgende Schriftstellen sind einige Beispiele vom biblischen Gebrauch des Wortes:

    2M 19,6:  Zusonderung, Zuordnung. Nach einer Zuordnung bestimmt Gott, ob es zum Gebrauch aufgehoben oder vernichtet werden soll. Vgl Luther: „in den Bann getan“.

    V. 10:  Absonderung, Trennung, Reinigung

    28,1:  Aussonderung und Zuordnung

    V. 2:  Heilige Kleider sind Zeichen davon.

    V. 36:  Gott geweiht

    29,32-34:  Ab- und Zusonderung

    35,20:  Artikel wechseln den Eigentümer, kommen vom profanen zum geweihten Gebrauch.

    40,9-11:  Handlung im Zeichen der Zuordnung, der Weihung

    3M 10,8-11:  unheilig und heilig = profan und geweiht

    11,44,45: „denn ich bin Jahwe, euer Gott, und ihr sollt euch heiligen und heilig sein, denn ich bin heilig, und ihr sollt euch nicht verunreinigen mit irgend einem Gewürm, das auf der Erde kriecht, 45 denn ich bin Jahwe, der euch heraufgeführt hat aus dem Lande Ägypten, um euer Gott zu sein, und ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig.“

    Jes 65,5: „Bleibe für dich! Komm nicht her zu mir! – denn ich bin für dich heilig“

 

                II:  Die Heiligkeit Gottes

 

Gott ist heilig in Sein und Handlung.

 

                    .  Schriftstellen

3M 19,1-4:  Und Jahwe redete zu Mose und sagte: 2 ‚Rede zu der ganzen Gemeinde der Kinder Israels und sage zu ihnen: Ihr sollt heilig sein, denn ich, Jahwe, euer Gott, bin heilig.

    3 Ihr sollt ein jeder seine Mutter und seinen Vater fürchten. Und meine Sabbate sollt ihr beobachten. Ich bin Jahwe, euer Gott. 4 Ihr sollt euch nicht zu den Götzen wenden, und gegossene Götter sollt ihr euch nicht machen. Ich bin Jahwe, euer Gott.’

    5M 32,4: „Der Fels ist er. Vollkommen ist sein Tun, denn Recht sind alle seine Wege. Ein Gott der Treue ist er, ohne Falsch und Abweichung, gerecht und gerade.“

    Jos 24,19: „Und Josua sagte zu dem Volke: ‚Ihr könnt Jahwe nicht dienen, denn er ist ein heiliger Gott. Er ist ein eifernder Gott. Er wird eure Übertretung und eure Sünden nicht vergeben.’

    1S 2,2: „Es ist keiner heilig wie Jahwe, denn es ist keiner ausser dir, und es ist kein Fels wie unser Gott!“

    6,20: „Und die Leute von Beth-Semes sagten: ‚Wer vermag vor Jahwe, diesem heiligen Gott, zu bestehen? Und zu wem soll er von uns hinaufziehen?’

    Ps 22,4: „Und du bist heilig, der du thronst auf den Lobgesängen Israels!“

    Jes 6,3-7: „Und es rief einer zum anderen und sagte: ‚Heilig, heilig, heilig ist Jahwe der Heere! Die ganze Erde ist voll seiner Herrlichkeit.’

    Und es bebten die Armgelenke der Schwellen von dem Schall dessen, der rief. Und das Haus war voll von Rauch.

    Und ich sagte: ‚Wehe mir, denn ich bin verloren, denn ich bin ein Mann unreiner Lippen, und ich wohne inmitten eines Volkes unreiner Lippen, weil meine Augen den König, Jahwe der Heere, gesehen haben.’

    Und es flog einer der Seraphe zu mir, in seiner Hand eine glühende Kohle. Mit der Zange hatte er sie vom Altar genommen. Und er rührte meinen Mund an.

    ‚Siehe’, sagte er, ‚das hat deine Lippen berührt, und deine Schuld ist gewichen, und deine Sünde ist bedeckt.’“

    Hes 39,7: „Und meinen heiligen Namen werde ich kund tun mitten in meinem Volk Israel, und meinen heiligen Namen werde ich nicht mehr entweihen lassen, und die aus den Völkern werden erkennen, dass ich Jahwe bin, der Heilige in Israel.“

    Hab 1,12: „Bist du, Jahwe, nicht von alters her mein Gott, mein Heiliger? Wir werden nicht sterben. Jahwe, zur Strafe hast du ihn bestellt, und zur Züchtigung, o Fels, ihn bestimmt.“

    Andere Stellen:  Jes 1,4; 12,6; 43,3.14.15; 54,5; Hos 11,9.

 

                    .  Gottes Heiligkeit ist sein Selbst-Zugeordnetsein. Gott der Heilige ist Vater des Heiligen und der Gegenständlichkeit. In Bezug auf seine Schöpfung kann man sagen, Gott ist in dreifachem Sinne heilig:

.  räumlich: abgesondert von der Schöpfung,

.  qualitativ: höher als die Schöpfung, und

.  moralisch: abgesondert vom Bösen.

 

                    .  Die Heiligkeit Gottes kam im Alten Testament zum Ausdruck in den Schranken um den Berg Sinai (2M 19,12; 13,21-25), in der Aufteilung des Hauses der Begegnung in einen heiligen und einen allerheiligsten Teil (2M 26,33; 1Kö 6,16), durch die vorgeschriebenen Opfer der Gottesbegegnung (3M 1-7), in der Einrichtung einer besonderen Priesterschaft, die vermittelte zwischen Gott und Menschen (3M 8-10), in den detaillierten Reinigungsvorschriften (3M 11-15), durch die Feste Israels (3M 23), durch die Absonderung Israels im Land (4M 23,9; 5M 33,28). Die Heiligkeit Gottes wird auch im Neuen Testament betont (Joh 17,11; Heb 12,10; 1P 1,15.16; Of 4,8).

 

                III:  „Aus der Heiligkeit entwickeln sich drei Affekte:

 

Zorn, Eifersucht und Reue. Wo nämlich diese Heiligkeit beharrlichen Widerstand findet auf Seiten des Sünders, da reagiert sie, ohne freilich sich in ihr Gegenteil umzusetzen und ihr Wesen aufzugeben.

    Sie wird, erstens, zum Zorn; das Licht der Heiligkeit wird zum Feuer des Zorns... Will der Mensch nicht hören, so muss er fühlen, Gott muss den Sünder statt ihn anzuziehen, von sich fern halten; statt ihn zu locken, schweigt er, ja stößt ihn ab. So heißt es beim Propheten Habakuk 1,13: ‚Zu rein sind Gottes Augen, um Böses anzuschauen’; das Böse beleidigt ihn; es muss ihm aus den Augen. Ähnlich sagt der Psalmist: ‚Wer böse ist, der kann nicht bei Gott wohnen.’ (Ps 5,5) Und in Jes 33,14 fragen die erschrockenen Sünder: ‚Welcher unter uns will wohnen bei einem verzehrenden Feuer? Wer ist unter uns, der bei der verzehrenden Hitze bleiben möge?’ Also auf dieser Stufe der Erweisung der Heiligkeit wird dieselbe zum Zorne...

    Zweitens: Ja, sofern die sündigen Menschen Gottes besonderes Eigentum sind, wie Israel es war, nimmt die Heiligkeit ferner den Charakter der heiligen Eifersucht an: 2M 20,5; 5M 31,29; 32,16; Jos 24,19; Heb 10,27...

    Drittens: Und wenn der Mensch sich nicht bekehren will, so steigert sich die Heiligkeit Gottes zur Reue darüber, dass der Mensch überhaupt geschaffen wurde. (1M 6,6.7) Er hebt wieder auf, was er zuerst geschaffen – aber mit heiliger Entrüstung. Diese Entrüstung über die Feinde ist an dem Höhegrad ihres Widerstandes gegen Gott zu bemessen – das Äußerste geschieht von Seiten Gottes, weil jene des Äußerste gewagt. Die Sintflut war ein solcher Ausfluss der Reue Gottes. Der Ausdruck Reue gibt wieder, was dabei in der göttlichen Natur vorgeht.“[83]

 

            b.  Die Bedeutung der Heiligkeit Gottes für sündige Menschen

 

                I:  Zwischen Gott und dem Sünder herrscht eine Kluft.

 

Jes 59,1.2: „Siehe! Die Hand Jahwes ist nicht zu kurz zum Retten und sein Ohr nicht zu schwer zum Hören, 2 sondern eure Verschuldungen sind zu Scheidewänden geworden zwischen euch und eurem Gott, und eure Sünden verbergen sein Angesicht vor euch, sodass er nicht auf euch hört.“

    Hab 1,13: „Der du zu rein bist von Augen, um Böses zu sehen, und der du auf Unheil zu schauen nicht vermagst: Warum willst du die Räuber schauen, schweigen, wenn der Gottlose den verschlingt, der gerechter ist als er?“

    Nicht nur ist der Sünder Gott entfremdet, sondern dieses nur, weil Gott von ihm entfremdet ist. Dieses muss betont werden: Die Heiligkeit Gottes ist die Grundlage für die Not des Menschen. Der Mensch trägt die Schuld, aber die resultierende Kluft liegt nicht im Menschen begründet, sondern in der Heiligkeit Gottes. Die Gemeinschaft zwischen Gott und Mensch ist unterbrochen und in der Folge unmöglich geworden.

 

                II:  Eine Annäherung an Gott ist nur durch den Einsatz eines anderen möglich.

 

Aus der Heiligkeit Gottes folgt, dass eine Annäherung Gottes seitens des sündigen Menschen nur durch die Leistung eines anderen möglich ist. Weder besitzt der sündige Mensch die notwendige Heiligkeit, um Gott zu begegnen, noch vermag er sie zu erringen. Christus aber ist gekommen und hat solchen Zugang ermöglicht. (Rm 5,2; Eph 2,18; Heb 10,19.20) Der Grund für die Notwendigkeit einer Versöhnung ist in der Heiligkeit Gottes zu suchen. Was seine Heiligkeit forderte, brachte seine Liebe zuwege. (1P 3,18)

 

                III:  Wer sich Gott nähert, sollte es mit Scheu und Furcht tun.

 

Jes 8,13: „Jahwe der Heere, ihn heiligt und er sei eure Furcht und er euer Schrecken.“

    Heb 12,28.29: „Darum, da wir ein unerschütterliches Königreich in Empfang nehmen, mögen wir Gnade haben, durch die wir Gott in angenehmer Weise obliegenden Dienst verrichten mögen ­– mit Scheu und gewissenhafter und ehrfürchtiger Haltung, denn auch ist unser Gott ein verzehrendes Feuer.“

    Eine richtige Auffassung von der Heiligkeit Gottes führt zu einer richtigen Auffassung von der Sünde. Davon sind Hiob (40,3-5) und Jesaja (6,5-7) treffende Beispiele. Demütigung, Reue, Bekenntnis gehen aus einer biblischen Schau von der Heiligkeit Gottes hervor.

    „Die Psalmisten schrieben oft unter Tränen; die Propheten konnten nicht verbergen, wie schwer es ihnen ums Herz war, und der Apostel Paulus brach in seiner ansonsten frohen Epistel an die Philipper in Tränen aus, als er an die vielen Menschen dachte, die Feinde des Kreuzes Christi waren und deren Ende das Verderben war. Jene Christen, die die Welt zum Erzittern brachten, waren durchweg von Kummer und Schmerzen gezeichnet, Menschen, deren Zeugnis aus überschwerem Herzen kam. In Tränen liegt allein noch keine Kraft, doch Tränen und Kraft sind in der Gemeinde des Erstgeborenen eng miteinander verbunden.[84]

    An dieser Stelle werden die meisten von uns noch zu lernen haben.

    Ps 34,12: „Kommt, Söhne. Hört mir zu. Ich werde euch die Furcht des Herrn lehren.“

 

            c.  Gerechtigkeit: Heiligkeit in Richtigkeit

 

                I:  Allgemeines zur Gerechtigkeit Gottes

 

Ps 11,7: „denn gerecht ist Jahwe; er liebt Gerechtigkeiten. Die Aufrichtigen werden sein Angsicht schauen.“

    Ps 89,15: „Recht und Gerechtigkeit ist der Grund deines Thrones.“

    Ps 92,15.16: „Im Alter werden sie noch sprossen. Sie bleiben voller Saft und grünen, kundzutun, dass Jahwe aufrichtig ist, mein Fels und Hort, und es ist keine Ungerechtigkeit in ihm.“

    Jes 61,8A: „denn ich, Jahwe, liebe das Recht, hasse frevelhaften Raub“

    Die Wahrheit, dass Gott die Gerechtigkeit seines Volkes sei, wurde bereits von Jeremia gelehrt: Jer 33,16.

    2Tm 4,8A: „Hinfort liegt die Krone der Gerechtigkeit für mich bereit, welche der Herr mir an jenem Tage zuerkennen wird, der gerechte Richter“

    Jk 5,4: „Merkt es! Der Lohn eurer Arbeiter, die eure Äcker ernteten, der von euch vorenthalten worden ist, schreit, und die Hilferufe der Erntenden sind in die Ohren des Herrn der Heere eingegangen.“

 

                II:  Gerechtigkeit und Gesetz Gottes

 

Gerechtigkeit ist heiliges Verhalten gemessen an einer Norm.

    Wenn Gott im Bereich der Menschen seine Gerechtigkeit zur Ausübung bringt, tut er zweierlei: Er verordnet, und er setzt durch, was er verordnet. Hier sprechen wir von seiner Gesetzgebung und der Handhabung seines Gesetzes.

    Gott erlässt Gesetz. Dabei ist er selbst der Maßstab. Der Ort der Gesetzgebung ist ein zweifacher: das Gewissen (Rm 2,15) und eine in Worte gefasste Mitteilung. Der Inhalt des Gesetzes ist ebenfalls ein zweifacher: Vorschriften und Regelung der Folgen, wenn die Vorschriften nicht eingehalten werden. Dieser Aspekt ist wichtig für die Lehre von Jesus Christus.

    Gott ist sodann der Vollzieher des Gesetzes, das er erlassen hat. Gehorsam kann belohnt werden (5. Mose 7,9.12.13; Matth. 25,21; Röm. 6,7; Hebr. 11,26). Ungehorsam wird in jedem Fall bestraft (1. Mose 2,17; 2. Mose 34,7; Ez. 18,4; Röm. 1,32; 6,8.9; 2. Thess. 1,8), auch wenn die Strafe gnädiglich für eine Zeit hinausgeschoben wird. In seiner Handhabung des Gesetzes zeigt sich Gott gerecht, z. B. in seiner Entscheidung, ob der Täter oder ein Stellvertreter bestraft wird. Die Strafe kann also persönlich oder stellvertretend empfangen werden, im zweiten Fall wiederum unter vollständigen Gerechtigkeitsbedingungen. Gott ist gerecht im Freisprechen wie im Verurteilen.

 

            d.  Wahrhaftigkeit

 

                I:  Grundsätzliches

 

Gottes Wahrhaftigkeit ist ebenfalls ein Ausdruck seiner Heiligkeit. Hiermit ist gemeint, dass seine Erkenntnis, seine Aussagen und Darstellungen immer der Wirklichkeit entsprechen. Die Wahrhaftigkeit Gottes ist die Grundlage aller Erkenntnis und aller Vertrauensbeziehungen zu ihm.

    Die Schrift legt Wert darauf zu sagen, dass Gott völlig echt und wahr ist (1J 5,20; Jh 3,33). Und er ist der einzig Wahre: Andere Götter müssen sich früher oder später als unecht herausstellen, und Menschen gibt es weder göttliche noch wahrhaftige (Jr 10,10-16).

    Gottes Wahrhaftigkeit kommt darin zum Ausdruck, dass er sein Wort hält.

    5M 7,9: „Und so erkenne, dass Jahwe, dein Gott, der Gott ist, der treue Gott, der Bund und gnädige Treue bewahrt denen, die ihn lieben und seine Gebote halten, bis in tausend Geschlechter.“

    Jos 23,14: „Und siehe, ich gehe heute den Weg der ganzen Erde. Und ihr müsst erkennen mit eurem ganzen Herzen und mit eurer ganzen Seele, dass nicht ein Wort gefehlt hat von allem dem Guten, das Jahwe, euer Gott, euch versprochen hat. Es ist euch alles widerfahren, und nichts ist ausgeblieben.“

    Gott kann nicht lügen:

    1S 15,29: „Und auch trügt der Beständige Israels nicht, und er bereut nicht, denn er ist nicht ein Mensch, dass er bereuen sollte.“

    Jes 25,1: „Jahwe, mein Gott, bist du; ich will dich erheben, deinen Namen preisen, denn du hast Wunderbares vollführt; [deine] Ratschläge von alters her sind Treue und Wahrheit.“

    Jh 10,35: „Wenn er jene Götter nannte, an welche das Wort Gottes gelangte – und die Schrift kann nicht aufgehoben werden ...“

    Weitere Stellen: Rm 3,4; 2Tm 2,13; Heb 6,18.

    Parallel zu dieser Wahrheit liegt die andere, dass Gott den Seinen die Treue hält:

    Ps 36,6: „Jahwe, an den Himmel reicht deine Gnade, deine Treue bis zu den Wolken.“ Vgl 1Kr 1,9; 2Th 3,3. In der Treue Gottes kommen seine Heiligkeit und seine Liebe zugleich zum Ausdruck.

    Unwahrhaftigkeit und Heiligkeit schließen einander aus. Wahrhaftigkeit heißt bei Gott, dass er sich selbst und seinem Wort treu bleibt.

    In seinem Bemühen, Menschen von seiner Wahrhaftigkeit zu überzeugen, kann Gott das Bekräftigungsmittel gebrauchen: 1M 22,16-18.

    2M 17,16: „Und er sagte: ‚Die Hand zum Thron Jahs: Krieg hat Jahwe gegen Amalek von Geschlecht zu Geschlecht!’“ Siehe auch: Jes 45,23; Lk 1,73; Heb 6,13-18.

 

                II:  Probleme

 

                    A.  Die Teilwahrheit

 

Ob eine Teilwahrheit als Unwahrheit oder Wahrheit zu gelten hat, dürfte von ihrer Beziehung zum übrigen Teil abhängen, ob die Gesamtheit dadurch entstellt wird oder nicht. Wenn Menno Simons z.B. vom Kutschersitz in den Wagenraum ruft: „Ist Menno Simons im Wagen?“ und die Antwort dann an die Gendarmerie – die gerade ihn sucht – weitergibt: „Sie sagen: ‚Er ist nicht hier’“, so hat der Verfolger nicht erfahren, was er erfahren wollte, aber niemand hat die Unwahrheit gesagt.

 

                    B.  Die Reue

 

Das Hauptproblem beim Thema Wahrhaftigkeit Gottes ist das seiner Reue. Es gibt Stellen, die besagen, dass Gott keine Reue kennt (4M 23,19; 1S 15,29; Ps 110,4). Andere Stellen sagen, es könnte ihn wohl reuen (1M 6,6; 2M 32,14; 2S 24,16; Jer 18,8; Jl 2,13; Jon 3,10). Gott selbst ist ewig, einer und unveränderlich. Die Schöpfung, die durch diesen Ewigen, den Konstanten, entstanden ist, ist ein Neues, ein Anderes und etwas sich dauernd Veränderndes, das Variable. Nun ist es möglich für den Unveränderlichen, eine Beziehung zum Veränderlichen zu haben und zwar, weil er beweglich genug ist, mit dem Gechichtlichen umgehen zu können. Gott wird fertig mit dem Neuaufkommenden. Er ist der Urvater des Neuen. Auch mit dem Bösen, das aufkommt, wird er fertig.

    Gott agiert in seiner Schöpfung und reagiert auf Veränderung – beides seinem unveränderllichen Wesen entsprechend. Und was einmal geoffenbart wurde, muss nicht immer wieder wiederholt werden. Wenn er z.B. gesagt hat, dass er barmherzig ist, darf man das festhalten, auch wenn er Drohungen ausspricht. Gott muss nicht jedes Mal die ganze Wahrheit über sich selbst sagen, um wahrhaftig zu sein. Er kann es sich auch leisten, das eine Mal die Seite seiner Heiligkeit zu zeigen, das andere Mal die Seite seiner Liebe.

    Gottes Reue ist die menschliche Bezeichnung für seine Beweglichkeit, wenn er auf reumütige Menschen reagiert, die ihn an seine unveränderliche Barmherzigkeit erinnerten. Seine Reue entspricht seiner letzten Reuelosigkeit. Es will jedoch Gott überlassen werden, welche Seite er jeweils zeigen will, seine Liebe oder seine Heiligkeit.

    Übrigens ist die Reuemöglichkeit Gottes der Grund für die Reuemöglichkeit des Menschen. Die Sinnesänderung des Menschen setzt die Sinnesänderung Gottes voraus.

    Zu diesem Thema schreibt Abraham Meister: „Immer ist es eine Änderung des göttlichen Verfahrens mit Rücksicht auf das Tun, die Sünde und die Sinnesänderung der Menschen. Von Gottes Reue kann keine Rede sein, wenn er die verhängte Strafe ausführt. Allgemein ist Reue von Gott ausgeschlossen, weil er nicht ein Mensch ist. Die Harmonie beider Gedankengänge kann in den Satz zusammengefasst werden: ‚Gott ändert nach dem Verhalten der Menschen sein Denken; eine Änderung des göttlichen Heilsplanes und Heilswillens ist ausgeschlossen...

    Gott bleibt in seinen Ratschlüssen und im Urgrunde seiner Vollkommenheit unwandelbar...

    Gott empfindet Schmerz, wenn seine heilige Liebe zurückgestoßen wird. Das göttliche Gericht und die göttliche Reue ist die äußere und die innere Seite ein und derselben Tatsache.“[85]

    Was der Theologe Eduard Böhl hierzu schreibt, ist des Wiederholens wert: „Und wenn der Mensch sich nicht bekehren will, so steigert sich die Heiligkeit Gottes zur Reue darüber, dass der Mensch überhaupt geschaffen wurde. (1M 6,6.7) Er hebt wieder auf, was er zuerst geschaffen – aber mit heiliger Entrüstung. Diese Entrüstung über die Feinde ist an dem Höhegrad ihres Widerstandes gegen Gott zu bemessen – das Äußerste geschieht von Seiten Gottes, weil jene des Äußerste gewagt. Die Sintflut war ein solcher Ausfluss der Reue Gottes. Der Ausdruck Reue gibt wieder, was dabei in der göttlichen Natur vorgeht.“[86]

    Im hebräischen Wort für Reue liegt eigentlich der Gedanke des Mitgefühls. Findet es Anwendung auf die Beziehung zu anderen, kann das bedeuten: ‚Erbarmen haben’, ‚Mitleid haben’. Von da ist es nur ein Schritt zur Bedeutung ‚trösten’, trösten aus und mit Mitleid. Das Wort findet weitere Anwendung bei einem selbst, wo es auch dann um ein Leiden geht, dieses Mal um ein ‚Leid tragen’. Solches Leidtragen kann ja auch auf den Denk- und Entscheidungsprozess Einfluss nehmen. Von da kommt die Übersetzung ‚Reue’. Aber nun kann man verstehen, dass es sich nicht eigentlich um einen Gesinnungswandel handelt, bzw handeln muss. Man darf nämlich den Ausgangspunkt nicht aus dem Auge verlieren: das innerliche Leiden. So kann in Jer 15,6 übersetzt werden: „Ich habe genug des Erbarmenhabens“, was von einer göttlichen Grenze der Geduld spricht.

 

            e.  Eifersucht

 

5M 6,15A: „denn Jahwe, dein Gott in deiner Mitte, ist ein eifernder Gott“

 

        3.  Gott ist Liebe.

 

Nebst seiner Heiligkeit ist Gottes Vollkommenheit in seiner Liebe zu sehen.

 

            a.  Allgemeines

 

Einige Bibelstellen, die von der Liebe Gottes sprechen: 5M 7,7.8.13; Mt 3,17; Jh 3,16; 14,23.31.

    Zweimal in wenigen Versen sagt der Apostel: „Gott ist Liebe.“ (1Jh 4,8.16) Die Liebe Gottes ist jene Seite seines Charakters, nach welcher er ewiglich bewogen wird, sich mitzuteilen.[87] Diese Liebe kann durchaus emotional sein. Gott fühlt. Doch macht ihn das nicht deshalb passiv, als würde er von Einwirkungen abhängig sein. Die Emotionalität der Liebe Gottes macht ihn auch nicht wandelbar.

    Jedoch ist Gottes Liebe nicht ausschließlich emotional. Sie ist auch rational; umfasst seinen Verstand. Ferner kann sie auch nicht von seiner Heiligkeit und Wahrheit getrennt werden. Gott geht nie aus Liebe Kompromisse ein. Seine Wahrhaftigkeit leidet nie durch seine Liebe, und diese beeinträchtigt nie seine Heiligkeit. Ausgeführt wird die Liebe Gottes in freier Wahl.

    Gottes Liebe ruft zur Gegenliebe und bewirkt sie auch. (Ps 116,1; Jh 13,34; 2Kr 5,14; 1J 4,19)

 

            b.  Der Ausdruck seiner Liebe

 

Auch die Liebe Gottes enthält, ähnlich wie seine Heiligkeit, Eigenschaften, die diese zum Ausdruck kommen lassen.

 

                I:  Wohlwollen

 

Beim Wohlwollen Gottes wird an seine Mildherzigkeit, seine Freundlichkeit, sein Empfinden für seine Kreatur gedacht. Sie ist darauf zurückzuführen, dass die Kreatur sein Werk ist, an dem er Gefallen hat. Als er es schuf, hieß es: „Er sah, dass es gut war“, und insofern es noch, trotz der Sünde, die hinzugekommen ist und die er hasst, als sein Werk zu erkennen ist, sieht er mit Wohlwollen darauf herab. Sein Werk als sein Werk kann er nicht hassen.

    Gottes Wohlwollen zeigt sich in seiner Fürsorge für seine Kreatur und zwar den Bedürfnissen und Verhältnissen der einzelnen jeweils entsprechend: Ps 134,15.16; Mt 6,25-33; Ag 14,17: auf alle Menschen; Mt 5,45: über Gute und Böse; 1P 5,7: „nachdem ihr eure ganze Sorge auf ihn abgeworfen habt, weil ihm an euch gelegen ist.“.

 

                II:  Barmherzigkeit

 

Zum Ausdruck kommt die Liebe Gottes auch in seiner Barmherzigkeit. Diese ist seine Liebe zum Niedrigen. Im Grunde ist sie „Geneigtheit“.

    Die Ausübung der Barmherzigkeit Gottes geschieht in freier Wahl, nach eigenem Ermessen und Wohlgefallen. Die Freiheit in der Barmherzigkeit gehört zu ihrem Wesen. Nähme man sie weg, hätten wir keine Barmherzigkeit mehr. Verpflichtende Barmherzigkeit gibt es nicht. Das heißt jedoch nicht, dass Gott sich selbst nicht verpflichtet, unter von ihm bestimmten Voraussetzungen barmherzig zu sein. Aber in diesem Fall zeigt sich seine Barmherzigkeit bereits in seiner Bereitschaft und seine Freiheit in so einer Bestimmung. Sagen wir, Gott wird in gewissen Umständen barmherzig sein, können wir es nur auf Grund seiner Selbstoffenbarung, welche heute in der Schrift vorliegt.

    Einige Schriftstellen: 2M 20,6; Jes 54,8; 55,7; Lk 1,50.72; Rm 11,32; Eph 2,4.5; 1Th 1,4; Jk 5,11.

 

                III:  Gnade

 

                    A.  Der Begriff der Gnade Gottes

 

Auf einem Lesezettel las ich einmal: „Gnade erfährt man immer in der Qualität eines Sünders.“ – Bischof Jensen. Wer dieser Geistliche war, wurde nicht näher mitgeteilt, aber die Aussage interessierte mich. Mit der Zeit habe ich festgestellt: Das Wort „immer“ sollte durch „oft“ ersetzt werden – nicht nur, weil der sündlose Jesusjüngling sie nach Lk 2 erfährt, sondern auch weil wir alle, nachdem uns vergeben wurde, sie als Hilfe erfahren: 2Kr 12,9

    Was ist denn eigentlich Gnade?

    In etymologischer Hinsicht ist das griechische Wort für Gnade das, das Freude verursacht. Gnade ist eine ‚günstige Einstellung’, ‚freundliche Gesinnung’, Verhalten, das freudig stimmt. ‚Gunst’ wäre eine mögliche Übersetzung, doch ist dieser Begriff in unserem Sprachgebrauch zu sehr passiv im Vergleich zum biblischen Verständnis von Gnade. Sie ist seine Gunst, die er seinem personellen Geschöpf zeigt. Man könnte wohl sagen: „Gnade ist handelnde oder schenkende Freundlichkeit Menschen gegenüber.“

    Die Gnade ist ein Ausdruck der Liebe Gottes (2Kr 8,7-9; Eph 2,4.5). Sie ist Gottes Kraft geoffenbart mit Liebe. Und doch ist auch eine ästhetische Qualität enthalten, denn Gnade ist das Angenehme, das Anmutende, das Wohltuende – ob bei Gott oder beim Menschen.

    Gnade in einem ungetrübten Verhältnis ist Freundlichkeit, Annehmen, Schätzen, Bewahren, Schenken, wie z.B. bei Jesus: Lk 2,40.52.

 

                    B:  Die Beschreibung der Gnade Gottes

 

                        1:  Sie ist frei.

 

Wie bei der Barmherzigkeit, so geschieht auch die Ausübung der Gnade nach freier Wahl. Nur wo Gott die Umstände seiner Gnade offenbart hat, können wir sie voraussagen.

    Gottes Gnade zum Reuigen schließt zwei Dinge aus, (die im Grunde dasselbe sind): den Verdienst des Menschen (Rm 4,4; 11,5.6; 2Kr 1,12; Eph 2,9); die Verpflichtung Gottes durch den Menschen (Rm 9,15-18).

    Daher steht die Gnade auch dem Gesetz gegenüber. Sie widerspricht nicht dem Gesetz, geht nur weiter: Jh 1,17; Rm 6,14). In der Gnade hat Gott es mit dem Menschen zu tun. Er handelt zu seinen Gunsten. Doch wird sie ihm nicht aufgezwungen; sie kann abgelehnt werden: Eph 2,18; Jh 1,16. Sie hat also ungezwungenen Charakter sowohl im Blick auf den Empfänger als auch auf den Geber. Gnade kann sogar vergeblich empfangen werden: 2Kr 6,1; 1Kr 15,10.

 

                        2:  Sie ist vergebend.

 

Gnade, in einem getrübten Verhältnis geoffenbart, ist unverdiente Gunst. Sie unterscheidet sich an dieser Stelle von Barmherzigkeit, indem der Schuldaspekt hinzukommt. Beim Gegenstand der unverdienten Gunst handelt es sich um ein Gott-verschuldetes Wesen, nicht nur um einen Notleidenden. Gott ist übrigens der einzige, der solche Schuld in Gnade tilgen kann. Er tut es auch gern:

    Jes 43,25: „Ich, ich bin es, der deine Übertretungen um meinetwillen tilgt, und deiner Sünden werde ich nicht mehr gedenken.“

    Die vergebende Gnade ist immer notwendig: 2P 3,18. Sie soll das letzte Wort unseres Lebens sein:

    „Das ist das Erbe der Knechte Jahwes, und ihre Gerechtigkeit ist von mir, sagt Jahwe (Jes 54,17).

    Der reuige Mensch ist der besondere Gegenstand der Gnade Gottes – auch in Rm 9.

 

                        3:  Sie ist befähigend.

 

Es gibt Gnade zum Dienst: 1Kr 15,10; Eph 3,7.8; 4,7.

    Es gibt Gnade zum Ausharren unter Druck: 2Kr 12,9.10; Heb 4,16; 13,8; Jk 4,6; vgl 1P 5,6.

   

                        4:  Sie ist verpflichtend.

 

3M 19,36.37: „Gerechte Waage, gerechte Gewichtsteine, gerechtes Epha und gerechtes Hin sollt ihr haben. Ich bin Jahwe, euer Gott, der ich euch aus dem Lande Ägypten herausgeführt habe. Und so sollt ihr alle meine Satzungen und alle meine Rechte beobachten und sie tun. Ich bin Jahwe.“

    Andere Stellen: Hos 12,7; Mi 6,8; 1Kr 15,10; 2Kr 6,1; Tt 2,11.12.

 

                    C:  Die Geschichte der Gnade Gottes

 

Gnade ist einerseits Geschichte: Vergebung und Gerechtigkeit (Rechtfertigung). Andererseits ist sie aber auch Verheißung. Der uns wohlgesonnene Gott stellt eine Hoffnung in Aussicht.

 

                        1:  Die Verheißung der Gnade in der Ewigkeit

 

2Tm 1,9: „der uns rettete und mit einem heiligen Ruf rief, nicht nach unseren Werken, sondern nach eigenem Vorsatz und der Gnade, die uns in Christus Jesus vor den Zeiten der Weltzeiten gegeben wurde“

    Von „vorlaufender Gnade“ spricht die Schrift meines Wissens nicht. Die Liebe Gottes zum Menschen vor und außerhalb des Erlösungsstandes heißt Güte und Barmherzigkeit.

 

                        2:  Im Messias verkörpert

 

Es war Gottes Gnade, die den Retter in die Welt brachte: 2Tm 1,10.

    Tt 2,11: „denn es erschien die Gnade Gottes, allen Menschen die rettende”

 

                        3:  In der persönlichen Heilswende

 

Eph 2,4.5.8: „Aber Gott, der reich an Erbarmen ist, brachte – wegen seiner großen Liebe, mit der er uns liebte, – auch uns, die wir tot waren in unseren Übertretungen, zusammen mit Christus zum Leben. Durch Gnade seid ihr Gerettete... denn durch Gnade seid ihr Gerettete, durch den Glauben, und dieses nicht aus euch – Gottes Gabe ist es.“

    Andere Stellen: Rm 3,24; Ga 3,24; Eph 1,6-8; 1P 1,10.13.

 

                        4:  Im Leben des Gläubigen

 

Rm 5,2A: „durch den wir auch, mittels des Glaubens, den Zutritt bekommen haben zu dieser Gnade, in der wir stehen.“

    Ga 2,20.21: „Aber ich lebe – nicht mehr ich: Christus lebt in mir. Was ich nun im Fleisch lebe, lebe ich im Glauben, im Vertrauen auf den Sohn Gottes, der mich liebte und sich selbst für mich hingab. Ich mache die Gnade Gottes nicht ungültig, denn wenn Gerechtigkeit durch Gesetz kommt, dann starb Christus umsonst.“

    Siehe auch die Grüße der Briefe.

    Es ist Gottes Gnade, die uns lehrt, ein heiliges Leben zu führen (Tt 2,11.12a). Sie lehrt, was das Gesetz lehrte, tut, was das Gesetz nicht tun konnte. Es ist Gottes Gnade, die uns befähigt, Gott zu dienen und ihm treu zu bleiben: 1Kr 15,10; 2Kr 12,9; Eph 4,7ff; 2Tm 2,1; 1P 4,10.

 

                        5:  Gnade in der Vollendung

 

1P 1,13: „weshalb, nachdem ihr euch die Lenden eures Denkens umgürtet habt, [und als] Nüchterne, setzt eure Hoffnung gezielt und vollkommen auf die Gnade, die euch gebracht wird in der Enthüllung Jesu Christi“

    Heb 12,15: „und übt dabei Aufsicht, dass nicht jemand von der Gnade Gottes abkomme und hinter ihr zurückbleibe, dass nicht etwa irgendeine bittere, giftige Wurzel emporwachse und Schwierigkeit bereite und viele durch diese befleckt werden“

    Eph 2,7: „damit er in den kommenden Weltzeiten den unermeßlichen Reichtum seiner Gnade in Freundlichkeit gegen uns in Christus Jesus zur Schau stelle.“

 

                        6:  Gottes Gnade kennt Grenzen.

 

                            a:  Die ‚räumliche’ Grenze

 

Der Raum der Gnade Gottes ist Gott selbst, und man erfährt sie vom Dreieinigen ganz persönlich: Rm 1,7. Sie ist nicht ein Gut, das uns durch Mittel zugeführt würde. So wird in der Schrift auch nicht von Gnadenmitteln gesprochen. Auch zwischen Gnade und Leistung liegt eine Grenze: Rm 4,4.16; 6,14.15; Ga 5,4. Zuteil wird Gottes Gnade dem Vertrauenden, der zum Liebenden geworden ist: Rm 5,2; Eph 2,8; 6,24.

    Dem Vorangehenden entspricht, dass sie sich nur im Raum der Wahrheit aufhält: 1P 5,12.

 

                            b:  Die zeitliche Grenze

 

Auch eine solche kennt die Gnade Gottes: 2Kr 6,1.2; Heb 12,15.

 

            c.  Der Gegenstand seiner Liebe

 

Wen liebt Gott? Gegenstand der Liebe Gottes sind zunächst die drei Glieder der Dreieinigkeit untereinander. Diese Liebe ist in sich befriedigend. Die Schöpfung war nicht eine Notwendigkeit für die Erfüllung seiner Liebe.

    Gott liebt alle Menschen (Ps 17,13.14; Jh 3,16; 17,21.23), seine Kinder im Besonderen (Jh 17,24; 14,3). Seine Liebe zeigt sich in dem Hineinnehmen von Menschen in sein Heil und in seine Gemeinschaft: 1Th 1,4. Diese hat er dann auch gern bei sich: 2M 19,4; Ps 138,8; Lk 12,26; 14,3; 17,24; Jh 17,24.

 

    D.  Die Zahl Gottes

 

Gott ist eins und drei zugleich.

 

        1.  Seine Einheit

 

            a.  Gott ist eins in seiner Kategorie: Er ist einzig.

 

Er ist eins im All, im Daseienden. Es gibt nur einen Gott, nicht zwei, die unabhängig voneinander im selben Raum des Alls Gott wären. Trotz einiger Gemeinsamkeiten mit seiner Schöpfung bleibt er anders, unvergleichlich. Im Vergleichbaren ragt er über allem hinaus. Sein Anderssein, einschließlich seines Größer- und Besserseins, ist seine Herrlichkeit.

    Das Zeugnis der Heiligen Schrift ist hier eindeutig und betont: 5M 4,35.39; Ps 86,8-10; Jes 40; Lk 18,19; Rm 3,29; 1Kr 8,4.6; 1Tm 1,17; Jk 2,19.

    Ne 9,6: „Du allein bist Jahwe“ – der ewiglich in sich selbst Seiende.

    Ga 3,30: „Gott ist einer.“

    „Längst sprechen die Angehörigen fremder Religionen in der Ökumene ein gewichtiges Wort mit. Das Stichwort ‚interreligiöser Dialog’ ist in aller Munde... Wir stehen in einer geistlichen Auseinandersetzung, wie wir sie in dieser Tiefe und Schärfe bisher noch nicht erlebt haben. Und manchmal hat man den Eindruck, dass viele gläubige Menschen noch gar nicht realisiert haben, was für ein Klimawandel um uns herum vor sich gegangen ist und welche Konsequenzen das für uns haben wird...

    5M 6,4: ‚Höre, Israel, der Herr ist unser Gott, der Herr allein.’ ...

    5M 32,39: ‚Seht nun, dass ich es allein bin und ist kein Gott neben mir!’ ...

    In 1Ch 17,20 finden wir das Dankgebet des Königs David: ... Herr, keiner ist dir gleich, und es ist kein Gott außer dir.’ ...

    Jes 43,10.11: ‚... Vor mir ist kein Gott gemacht. So wird auch nach mir keiner sein. Ich bin der Herr, und außer mir ist kein Heiland.’ ...

    Jes 44,6: ‚... außer mir ist kein Gott.’ ...

    Jes 45,18: ‚denn so spricht der Herr, der den Himmel geschaffen hat... Ich bin der Herr und sonst keiner mehr.’ ...

    Weil der Herr der einzige Gott ist, darum heißt es folgerichtig in 5M 6,5: ‚Und du sollst den Herrn, deinen Gott, liebhaben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft.’ ...

    Ps 81,10: ‚Kein anderer Gott sei unter dir, und einen fremden Gott sollst du nicht anbeten!’ ...

    1Tm 2,5: ‚denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen.’ ...

    Dass Jesus Christus mit dem alleinigen Gott identisch ist, sehen wir an etlichen Stellen...

    Jh 8,58: ‚Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich! Wahrlich! Ich sage euch: Ehe denn Abraham ward, bin ich.’

    Hier gibt sich Jesus zu erkennen als der ‚Ich bin’ des Alten Testaments, der sich einst mit diesem Namen Mose offenbarte.

    Jh 10,30: ‚Ich und der Vater sind eins.’ Gemeint ist hier: Auch eins dem Wesen nach, nicht nur der Gesinnung nach, wie die Zeugen Jehovahs es wollen. Jesus ist Gott! ...

    Was ergibt sich aus dem allem für uns? Zunächst einmal, ... dass wir allen Göttern ... den Abschied geben müssen... Ob es sich nun dabei um östliche Gottheiten handelt, um das eigene Ich, um andere Menschen oder um vergötzte Gegenstände und Sachen – wir müssen alle diese Götzen ... entthronen... Alles andere bezeichnet die Bibel als Hurerei, als geistliche Unzucht... Die unweigerliche Folge der Entthronung der falschen Götter aber wird sein: Freude. Wenn Gott in ... meinem Leben wieder zu seinem Recht kommt, dann bricht die Freude aus. Dann wird uns das plötzlich wieder ganz neu und groß vor Augen stehen, was das heißt, dem lebendigen Gott zu dienen, ihn zu kennen, ihn im Herzen zu haben...

    Zuletzt bedeutet das alles, dass wir uns auch mit dem Gedanken befassen müssen, in den nächsten Jahren um des Glaubens an diesen einen Gott willen vermehrt zu leiden. Wenn wir den Glauben an den einen Gott hochhalten, wird uns die Welt zunehmend ... in die Ecke stellen... Hoffentlich haben wir dann den Herrn allezeit vor Augen und zu unserer Rechten, damit wir fest bleiben, denn geht es auch durch Trübsal, die ja schon vorausgesagt ist, so dürfen wir doch wissen: Wir stehen auf der Seite des wahren Gottes. Und wer auf seiner Seite steht, wird ganz am Schluss zu den großen Siegern gehören, selbst wenn er hier auf Erden untergehen sollte.“[88]

 

            b.  Gott ist bleibend eins: Er ist unwandelbar.

 

Gott ist einer, indem er unabhängig ist, wie vorhin gezeigt, und er ist einer, indem er unwandelbar ist. Was er ist, ist er alleine, und er ist es immer.

    Ps 90,2: „Ehe die Berge geboren waren und du die Erde und den Erdkreis hervorbrachtest und von Ewigkeit zu Ewigkeit bist du Gott.

    Jes 41,4: „Wer hat es gewirkt und ausgeführt? Der, der die Geschlechter von Anbeginn ruft, ich, Jahwe, der Erste. Und bei den Letzten bin ich Der.“

    Gott ist eins in Kontinuität. Dieses spricht von seiner bleibenden Einheit. Gott verändert sich nicht in seinem Wesen. Er ist nie ein anderer als der, der er war. Er nimmt weder ab noch zu. Es gibt nicht zwei, die hintereinander Gott wären (Jes 43,10). Gott wird nie zum Nicht-Gott werden und auch nicht zu einer anderen Art Gott. Er ist ein und derselbe, war es immer und wird es immer sein. Er ist immer der, der er ist: Gott. Zwei Götter gibt es weder zur gleichen Zeit, noch aufeinander folgend.

    Gott ist ewig. Es gab nie eine Zeit, in der es nichts gab, keine Person. Bevor es eine große Welt gab, die für uns als Lebensraum notwendig ist, gab es Gott. Er war schon eine ganze Ewigkeit da, ehe es eine Welt gab. Er kam ohne eine aus, ohne Paradies, ohne Engel. Er hatte an sich selbst genug. Er war eine Welt für sich, für ihn selbst. Wenn nun Gott an sich selbst genug hat, sollte ich an ihm nicht genug haben? Darüber sollten wir nachdenken.

    Die Unwandelbarkeit Gottes trifft auf sein eigentliches Wesen zu. Bewegung gibt es bei ihm schon. Er handelt, und dieses auf mancherlei Weise. Er spricht, sagt nicht immer dasselbe, und doch widerspricht er sich nicht. Gott ändert sich aber nicht im wesentlichen. Er bessert sich nicht, weil er nicht schlechter als irgend etwas ist. Er bleibt derselbe in Wesen und Eigenschaften. Er kann nicht unvollkommen werden, noch vollkommen. Er wird nie weiser, heiliger, gerechter, gnädiger, wahrhaftiger sein als er war.

    Schriftstellen, die ihn so bezeichnen und beschreiben: 1M 18,25; 4M 23,19; 1Kö 8,56; Ps 33,11; 102,27.28; 103,17; Ml 3,6; Rm 11,29; 2Kr 1,20; 2Tm 2,13; Jk 1,17. Von der Unwandelbarkeit Gottes im Sohn sprechen besonders Heb 1,11 u. 13,8. Unwandelbarkeit bedeutet natürlich nicht Unbeweglichkeit.

 

            c.  Gott ist eins in seinen Wesenszügen.

 

Die Eigenschaften Gottes stehen nicht jeweils allein. Wenn Elisa z.B. ruft: „Wo ist der Gott Elias?“, geht es ihm nicht nur um Gottes Aufenthaltsort, sondern um sein gnädiges Beistehen, seine Kraft und Treue. In Gott herrscht Ausgeglichenheit in Vielseitigkeit, in seinem Charakter Heiligkeit und Liebe, Abstand und Geneigtheit.

    „Gott ist der Absolute, schlechthin Unbedingte... Er ist völlig unabhängig und frei ..., in seinem Tun von keinem anderen bestimmt.

    Freiheit von äußerem Zwang ist jedoch nicht gleichbedeutend mit Freiheit von innerer Notwendigkeit; sonst wäre sie dasselbe wie Willkür. Diese aber darf nie von Gott ausgesagt werden (vgl 1Kr 14,33). Vielmehr ist er ‚in seiner Freiheit absolut bestimmt, nicht von außen her, sondern durch sein eigenes Wesen’.

    Gleichwie er aber durch sich selbst bestimmt ist, so will er auch in ewiger Weise sein eigenes Wesen. Denn weil er kraft seiner Vollkommenheit stets das Höchste wollen muss und selbst infolge seiner Göttlichkeit der Höchste ist, muss er stets den Inhalt seines eigenen Wesens zum Ziel seines Wollens haben. Von einer ‚Selbstlosigkeit Gottes’ kann also in diesem höchsten Sinne niemals die Rede sein. Alles, was er tut, muss er tun, ‚um seines Namens willen (Ps 23,3; Kol 1,18b; 1Kr 15,28). Wie er sich aus sich selbst bewegt, so kehrt er auch stets zu sich selbst zurück. Er ist nicht nur Ursprung und Ausgangspunkt, sondern auch Ziel seiner eigenen Tätigkeit. Er ist um seiner selbst willen da und bedarf nicht eines anderen, der für ihn da wäre. Darum hat er stets seinen Zweck in sich selbst erreicht und ist der schlechthin Selbstgenugsame, also absolut Selige, ... rein aus sich und rein zu sich.“[89]

 

??    Harmonie des Wesens Gottes:

 

        2.  Seine Dreieinheit

 

Gott ist in seinem Wesen dreieinig. Gemeint ist damit, dass Gott zur gleichen Zeit ein Wesen und drei personale Ausdrucksformen hat. Die Dreieinigkeit als solche wird in der Bibel nicht erwähnt. Sie ist jedoch eine Wahrheit, die sich aus der Einheit vieler biblischer Aussagen ergibt.

 

            a.  Das Problem

 

Die Dreieinheit Gottes ist ein Problem sowohl noch im evangelischen Raum als auch im katholischen und ganz besonders bei den „Zeugen Jehovahs“. Auch für die Juden und die Anhänger des Islam taucht das Problem massiv auf.

 

                I:  Das Problem im evangelischen Raum

 

Hier hat man ein zweifaches Erbe angetreten – eines aus der alten Kirche und eines aus der Reformation. Es sind eigentlich Überbleibsel aus einem Ringen, das sowohl in der Frühkirche als auch in der Reformationszeit zu umfassender Klärung biblischer Wahrheiten führte.

 

                    A.  Das Erbe der Frühkirche

 

Das trinitarische Gespräch des 4. Jahrhunderts n.Chr. kam mit dem Konzil zu Nikäa nicht zum Abschluss, obwohl dort ein zumindest z.T. befriedigendes Bekenntnis ausgearbeitet wurde. Die Gottessohnschaft Jesu, seine Gottheit und dass es eine Dreieinigkeit gab, wurde herausgestellt. Hingegen wurde die Gottheit des Geistes nicht so klar zum Ausdruck gebracht. Und ganz besonders blieb das Verhältnis der drei zueinander etwas im Ungewissen. Es bedurfte vieler Mühe, namentlich von drei Kappadokiern, um dieses noch herauszuarbeiten.

    Klärungsbedürftig geblieben waren zwei griechische Begriffe für jeweils ‚Wesen’ bzw ‚Sein’ und ‚Wesensausdruck’. Es war das Verdienst dieser drei, ganz besonders eines gewissen Basilius, herauszustellen, dass man beim Reden von Gott zu unterscheiden habe zwischen Wesen und Ausdruck des Wesens. Das kam dann im sog. „Konstantinopolitanum“, im Bekenntnis von Konstantinopel, zum Ausdruck. Dort wurde die Gottheit des Heiligen Geistes klar herausgestellt. Von da aus war es nur noch ein Schritt zur innergöttlichen Beziehung. Im Jahre 381 kam das langwierige und schwierige Gespräch einigermaßen zufriedenstellend zum Abschluss.

    Demgegenüber kamen im 4. Jahrhundert noch nicht zur Klärung die biblischen Aussagen über das Kommen des Sohnes und des Geistes in die Welt. Es geht um das Verhältnis dieser Aussagen zu Aussagen über den zeitlosen Charakter der Dreieinigkeit. Traditionell hatte man nicht unterschieden zwischen der Beschreibung der Dreieinigkeit Gottes, wie sie uns in der Heilsgeschichte begegnet (in der wir es mit der ‚Erniedrigung’ des Sohnes und auch des Geistes zu tun haben), und des Gottes, der ewiglich da ist, ehe er in die Heilsgeschichte eintritt und auch danach.

    Daran leidet man im evangelischen Raum z.T. heute noch. Man hat damit ein kleines ‚Erbe’ angetreten. Nach wie vor werden nämlich Stellen, die sich in ihrem Zusammenhang auf das Kommen des Messias und auf das messianische Kommen des Geistes beziehen, ohne genügende Unterscheidung auf die Ewigkeit davor bezogen. Im Besonderen geht es um zwei Stellen:

.  Ps 2,7 wird im Neuen Testament auf die Auferstehung bezogen (Ag 13,32.33; vgl 4,24-28).

.  Jh 15,26: Dort spricht unser Herr vom Kommen des Geistes zu Pfingsten.

    Beide Stellen wurden und werden irrtümlicherweise zurück in die Ewigkeit verlegt, wodurch die biblische Lehre von einer ewigen Dreieinheit leidet.

 

                    B.  Das Erbe der Reformationszeit

 

Das andere kleine ‚Erbe’ stammt aus der Reformationszeit. In ihr wurde das Evangelium aufs Neue in die Mitte gerückt. Das war gesund. Es hatte aber zur Folge, dass der Evangelische die Person Jesu zur Hauptsache nach den Evangelienberichten vor Augen hatte und weniger als den Sohn Gottes der ganzen Heilgen Schrift. Um das eine, bisher etwas Vernachlässigte, herauszustellen, wurde auf eine gesamtbiblische Schau und Lehre zu wenig Rücksicht genommen. Dieses hat zwar weniger die Lehre betroffen, doch empfindet der Evangelische heute trotz besseren Wissens (er weiß: Jesus ist Gottes Sohn), dass Jesus etwas weniger ist als Gott, der Vater, und er hat nicht ganz den Mut, aus vollem Gewissen zu sagen: Jesus ist nichts weniger als Gott; er ist selbst der mächtige Gott und Schöpfer (vgl den Kolosserbrief).

 

                II:  Das Problem für den Katholischen

 

Im katholischen Raum dürften ähnliche Probleme vorhanden sein, da wir zum großen Teil ein gemeinsames Erbe haben. Doch liegt der Schwerpunkt des Problems dort mehr bei den Rollen des Vaters und des Sohnes. Es geht um das Heilverfahren. Der Katholizismus empfindet Gott, den Vater, als einen harten Gott, der durch seinen Sohn versöhnt werden muss. Auch der Sohn ist noch etwas zu hart und muss wiederum versöhnt werden durch andere Mittler. So wird das Heil, das der Sohn wirkt, fast zwangsläufig durch andere Wege und Mittel ergänzt.

 

                III:  Das Problem bei den „Zeugen Jehovahs“

 

Sie leugnen konkret, dass es einen dreieinigen Gott gibt und dass Jesus Christus Gott selbst ist. Sie würden schon von Jesus als Gottes Sohn sprechen, aber sie haben ein unvollständiges Sohn-Verständnis. Sie sagen in ihren Schriften, es sei eine falsche Theorie, dass Jesus als Gott und Mensch auf Erden war; wer behaupte, Jesus Christus sei der Erste und der Letzte, der irre. Jesus sei lediglich ein Geschaffener gewesen, eine direkte Schöpfung von Jehovah-Gott. Bevor er in die Welt kam, sei er Michael, der Erzengel, gewesen. Damit verneinen sie klar die Trinität.

    Ein solches falsches Sohn-Verständnis durchdringt z.T. auch unser Denken von der deutschen Kultur her, denn auch wir unterscheiden Vater und Sohn dem Range nach. Im Verständnis der Hebräer hingegen ist der „Sohn“ der Bruder des Vaters. Er ist damit genau das, was der Vater ist, weil er vom Vater abstammt.

    Die „Zeugen Jehovahs“ haben außerdem noch eine verkehrte Auffassung von Einheit. Sie sagen, Jesus und der Vater seien eins, wie man sich unter Menschen einig sein kann. Aber das ist sehr verkürzt gedacht!

 

                IV:  Das Problem für den Juden

 

Die Begegnung mit Juden und das Gespräch mit ihnen kann sehr fruchtbar und erbaulich sein. Im Gegensatz zu unseren allgemeinen Vorstellungen wird sich dabei oft herausstellen, dass viele heutige Juden eine mangelnde Schriftkenntnis haben. Das zu beobachten, hat auch mich überrascht. Aber da können wir helfen, indem wir aus der Heiligen Schrift zeigen, was sie wirklich sagt.

    Speziell fehlt es – verständlicherweise – an Information über die Person Jesu. Ihnen ist nämlich immer wieder gesagt worden, er sei unrein gezeugt und geboren worden und sei ein schlechter Mensch gewesen; er sei nicht Gottes Sohn. In dieses Denken sind sie verhaftet.

    Wie sollten wir in der Begegnung mit unseren jüdischen Freunden vorgehen? Paulus hat einen Weg angedeutet: Man kann an Hand des Alten Testamentes zeigen, dass der prophezeite Messias Gott sein sollte. Zunächst einmal spricht man dann nicht von Jesus, vielmehr über das Thema: „Der Messias im Alten Testament“, und zeigt, dass der, der dort als der Kommende bezeichnet wird, Gott war und Gott sein sollte. Man kann auch zeigen, dass im Alten Testament geschrieben steht, dass der Messias zu leiden hatte, dass er aber auch aus dem Tode auferstehen sollte. Dann erst kann man zum Neuen Testament gehen und in Jesus Christus die Entsprechung zur alttestamentlichen Messiaserwartung aufzeigen, dass nämlich dieser Jesus, der dem Bilde des Messias aus dem Alten Testament genau entspricht, Gott war.

 

                V:  Das Problem für den Islam

 

Unsere Freunde aus dem Islam verneinen ebenfalls eine Dreieinheit. Es ist für sie eine der schwersten Sünden, so etwas zu behaupten. Sie lehren, es sei nur ein Gott in einer Person.

    Wie geht man im Gespräch mit ihnen vor? Mit einem Muslim darf man nur in Liebe sprechen. Ein Missionar, der unter Muslimen arbeitete, sagte: Sie dürfen und können mit einem Muslim über alles sprechen, wenn Sie es nur in Liebe tun. Das ist sehr wichtig. Es geht darum, die Wahrheit zu bezeugen – aber nur in herzlicher Freundlichkeit und Liebe.

    Man sollte auch mit reinen Tatsachen kommen, denn ein Muslim denkt anders als wir. Sein Denken hat weniger philosophische Wesenszüge als das der Christen. Ihm helfen allein Tatsachen weiter. Für ihn gelten kanonische Schriften. Wir müssen wissen, dass der Koran an vielen Stellen die Bibel zitiert. Der Muslim versteht klare Aussagen und legt wenig Wert auf schlussfolgernde Argumentation. Er ist daran gewöhnt, darauf zu hören: Wenn Gott es so sagt, dann muss es auch so sein, gleichgültig, wie ich denke. Darin liegt auch etwas Gutes.

    Zum Gespräch mit Muslimen sollte man also den Koran ein wenig kennen, besonders die Stellen, die von Jesus Christus sprechen und seine Person hervorheben – und davon kann man manche Stellen finden. Einige bringen sogar seine Gottheit zum Ausdruck. Das dürfte sie dann überraschen.

    Auch einige Ausleger des Koran haben sehr gute Aussagen über Jesus Christus gemacht, auf die man hinweisen kann. Man kann auch zeigen, was die Bibel wirklich sagt, denn es liegt allgemein bei Muslimen ein Missverständnis über das vor, was die Bibel eigentlich lehrt. Wenn wir diese Missverständnisse aus dem Wege räumen können, indem wir zeigen, dass manche Extremauffassungen in der Bibel so nicht stehen, wird einem Muslim das Annehmen eher möglich und unser Gespräch zu einer Hilfe.

 

            b.  Die Entwicklung der Dreieinheitslehre aus der Heiligen Schrift

 

Das Wort ‚Dreieinigkeit’ finden wir nicht in der Bibel. Dieses ist ein Stein des Anstoßes für viele, und man fragt, wie wir dann zu einer solchen Auffassung kämen.

    Die Schritte sind folgende: Zunächst stellt man an Hand der Schrift fest: Gott ist mehrzählig. Bei genauem Hinschauen entdeckt man dann, dass die Mehrzahl auf drei beschränkt ist. Ein dritter Schritt stellt heraus, dass Gott im Grunde ein Wesen hat. Die Schlussfolgerung lautet: Wenn Gott mehrzählig (nämlich: dreizählig) ist, gleichzeitig aber einer ist, dann kommen wir zu der Auffassung der Dreieinheit seines Wesens, genauer: der Zahl des Wesens Gottes.

    Diesen Weg wollen wir nun durchschreiten.

 

                I:  Gott ist mehrzählig.

 

                    A:  Die Mehrzahl kann gebraucht werden, wenn von Gott die Rede ist.

 

An einigen Stellen der Schrift wird von Gott mittels eines Für- oder Hauptwortes in der Mehrzahl gesprochen.

 

                        1:  Fürwörter im Plural

 

In 1M 1,26; 3,22 und 11,7 spricht Gott von sich selbst in der Mehrzahl.

 

                            a:  Majestätssprache?

 

Kritiker halten entgegen, dass dieses die Form eines ‚königlichen Plurals’ wäre; wie früher Könige in der Mehrzahl von sich sprechen konnten, so würde auch Gott hier als König, als der große Schöpfer-Gott, von sich in der Mehrzahl sprechen. 

    In der Geschichte der Menschheit ist das zwar so vorgekommen, aber trifft dieses auch für die Heilige Schrift zu? In ihr stellt man fest, dass die Könige von sich selbst nicht in der Mehrzahl sprechen, weder Nebukadnezar als ein heidnischer König, der auch in der Profangeschichte als ein „Großer“ gilt, noch hebräische Könige wie David und andere; auch Pharao spricht in den biblischen Berichten von sich nicht in der Mehrzahl. Wir können spätere Gepflogenheiten also nicht einfach einer früheren Zeit zuordnen.

 

                            b:  Engel?

 

Andere behaupten, Gott habe Engel in sein Sprechen einbezogen. Aber Jes 40,13.14 sagt eindeutig, dass Gott niemanden konsultierte, als er die Welt schuf; er war allein. Nur mit sich selbst hat er „überlegt“.

    Es dürfte ein innertrinitarisches Gespräch gewesen sein, wenn Gott sagt: „Lasst uns Menschen schaffen.“ Und es wird möglicherweise deshalb so formuliert, weil der Mensch zu einem Bilde Gottes geschaffen wird.

 

                        2:  ‚Elohim’ und die Mehrzähligkeit Gottes

 

Ein anderes Beispiel für das Sprechen in der Mehrzahl ist das alttestamentliche Wort für ‚Gott’. Es gibt im Hebräischen im Grunde drei Begriffe, die für Gott gebraucht werden: ‚Elohim’, ‚Adonai’ und ‚Jahwe’.

    Bei ‚Elohim’ zeigt die Endung ‚-im’ die Mehrzahl an. Götter müsste eigentlich genau übersetzt werden. Aber Gott gebraucht es in seinem Reden von sich als einer Person. (Obwohl ‚Elohim" ein Mehrzahlwort ist, steht das Zeitwort in der Einzahl.) Wenn ‚Elohim’ nicht von Gott gebraucht wird, meint es auch die Mehrzahl. Es ist also tatsächlich ein Begriff in der Mehrzahl.

    In seiner Schrift „Wie können drei eins sein?“ erklärt der jüdische Hebraist Rabbi Tzvi Nassi, einstmaliger Dozent für Herbräisch an der Oxford-Universität, frühe Schriftforscher unter den Juden hätten in diesem Namen bereits eine Dreifaltigkeit erkannt, als sie den Zusammenhang in den Texten, in denen er gebraucht wird, studierten.[90]

    Unterschiedlich ist die Personenzahl in den Sätzen, in denen Elohim vorkommt.

 

                        3:  Die Mehrzahl im Buche Prediger

 

5,7: „denn ein Höherer als der Hohe beobachtet, und Höhere sind über ihnen.“ Hier wird an den erinnert, der höher als ungerechte Beamte ist und alles sieht. Nach hebräischem Stil dürfte der zweite Satz, der Betonung wegen, eine Wiederholung des ersten sein. Wer immer mit dem ersten „Höheren“ gemeint ist, die „Höheren“ (Mehrzahl) im zweiten Satz bezieht sich zweifelsohne auf den Höchsten, Gott.

    12,1: „Und gedenke deiner Schöpfer in Tagen deiner Jugend.“ Auch hier muss auf die Mehrzahl geachtet werden, sagte doch unser Herr, jeder Buchstabe zähle.

    Ohne Begründung darf bei diesen Stellen nicht von einem „königlichen Plural“ gesprochen werden. Dass in beiden Fällen von Gott in der Mehrzahl gesprochen wird, überrascht den nicht, der gelernt hat, dass Gott der Geist jedem Wort der Schrift seinen sinnvollen Platz gegeben hat.

 

                    B:  Eine Mehrzahl an Personen wird „Gott“ genannt.

 

Neben dem Fürwort „wir“ und dem mehrzähligen Namen Gottes gibt es direkte Hinweise auf eine Mehrzahl von Personen, von denen jede als Gott identifiziert wird.

 

                        1:  Gott und Gott

 

„Dein Thron, Gott, ist immer und ewiglich. Ein Zepter der Aufrichtigkeit ist das Zepter deines Königreiches. Gerechtigkeit hast du geliebt und Ehrfurchtslosigkeit gehasst. Darum hat Gott, dein Gott, dich gesalbt mit Freudenöl, mehr als deine Genossen.“ (Ps 45,7.8) Hier ist sowohl der Angeredete Gott als auch ein Weiterer, der diesen „Gott“ gesalbt hat.

 

                        2:  Jahwe und Herr

 

In Ps 110,1 wird berichtet: „Jahwe sagte zu meinem Herrn: ‚Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße mache.’“ „Herr" übersetzt den Gottesnamen Adonai. Damit ist Davids Gott gemeint. Zu dieser Gottesperson spricht ein anderer, Jahwe, der Gott Israels.

 

                        3:  Jesus und Gott

 

Heb 1,8: „andererseits, in Bezug auf den Sohn: ‚Dein Thron, Gott, [besteht] in alle Ewigkeit. Ein Zepter der Aufrichtigkeit ist das Zepter deines Königreiches.’

    Hier wird die obige Stelle aus Ps 45 auf Jesus Christus angewendet, der somit als Gott bezeichnet wird, wiederum aber von Gott unterschieden wird.

    Jh 1,1: „Am Anfang war das Wort, und das Wort war Gott zugewandt, und das Wort war Gott.“ Das Wort, bekanntlich Jesus Christus, ist Gott und ist bei einem anderen, ebenfalls Gott.

    In Jh 10,29-39 erzählt der Apostel:

    V. 29: Der Vater Jesu ist der, der größer als alles ist, d.h. Gott.

    V. 30: Jesus ist mit ihm eins.

    V. 31-33: Die Juden verstehen diese Sprache: Jesus hält sich für Gott.

    V. 34-36: Jesus setzt den Begriff Sohn Gottes dem des Elohim gleich. Vgl 33 u. 36.

    V. 37.38: Die Einheit des Sohnes mit dem Vater wird verständlicher gemacht.

    V. 39: Die Juden bleiben bei der Behauptung, er mache sich selbst zu Gott.

 

                        4:  Jesus, Jahwe und Gott

 

Mk 1,1-3: „Anfang der guten Botschaft von Jesus Christus, dem Sohne Gottes, wie geschrieben ist in den Propheten: (2) ‚Siehe! Ich sende meinen Boten vor deinem Angesicht, der deinen Weg vor dir zubereiten wird.’

    (3) Stimme eines Rufenden in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn! Macht seine Pfade gerade.’“

    Der Name dessen, von dem in V. 2 und 3 die Rede ist, wird in V. 1 angegeben. „Herr“ im Zitat in V. 3 gibt den Gottesnamen Jahwe aus Jes 40,3 wieder. Der in V. 2 Angesprochene ist Jesus Christus (V. 1). Dieser ist aber in der zitierten Stelle (Ml 3,1) derjenige, der in der 1. Person durch den Propheten spricht. Nach Ml 1,1 ist der Sprechende Jahwe.

    Zweimal wird also Jesus Christus in Mk 1,1-3 Jahwe genannt, wird aber von Gott, dessen Sohn er ist (V. 1), unterschieden.

    Jh 12,39-41.44: „Deswegen konnten sie nicht glauben, weil wiederum Jesaja sagte: ‚Er hat ihre Augen blind gemacht, und ihr Herz hat er verhärtet, damit sie nicht mit den Augen sähen und mit dem Herzen verständen und sie umgekehrt würden und ich sie heilte.’

    Solches sagte Jesaja, als er seine Herrlichkeit sah, und er redete über ihn...

    (44) Jesus rief laut und sagte: ‚Der, der an mich glaubt, glaubt nicht an mich, sondern an den, der mich schickte.’“

    Hier wird aus Jes 6 zitiert, wo es heißt, dass der Prophet den König Jahwe sah. Aber Johannes sagt, Jesaja habe die Person Jesu gesehen. In V. 44 wird dann der gesandte Jahwe, Jesus, vom Sender, Gott, dem Vater, unterschieden.

 

                        5:  Jahwe und der Schöpfer

 

Jes 48,16: „Kommt zu mir, in meine Nähe. Hört dieses: Nicht habe ich von Anfang im Verborgenen gesprochen. Von der Zeit an, als es geschah, bin ich da. Und jetzt hat der Herr, Jahwe, mich gesandt und sein Geist.“

    Für die Verse 12-16 (eine organische Einheit) wird nur ein Sprecher angegeben: der Schöpfer (V. 3). Dieser wird aber von Jahwe gesandt.

 

                        6:  Herr, Geist und Herr

 

2Kr 3,17: „Aber der Herr ist der Geist. Wo aber der Geist des Herrn ist, dort ist Freiheit.

    Der Heilige Geist ist der Herr, also Gott, und doch wird er als Geist des Herrn von Gott unterschieden.

 

                        7:  Messias und Gott

 

Nach Jes 9,5.6 ist der Messias Gott. Doch wird er in Mi 5,1-3 noch von Gott unterschieden.

 

                        8:  Engel und Gott

 

Jahwe und Elohim werden von einem Engel unterschieden, der aber Jahwe und Elohim heißt.

    In 1M 16 erscheint der Hagar ein Engel (V. 13). Dieser heißt Jahwe und Elohim. Er wird aber von Jahwe unterschieden.

    In 1M 22 spricht ein Engel zu Abraham (V. 11.15). Er identifiziert sich als Elohim (V. 12.1.2), wird aber von Jahwe unterschieden (V. 11).

    In 1M 31 nennt der Engel von V. 11 sich Elohim (V. 13; vgl 48,15.16). Er wird aber von Elohim unterschieden (V. 11).

    In 2M 3,2 erscheint ein Engel im brennenden Busch dem Mose. Er ist Elohim (V. 4.6) und Jahwe (V. 7), in V. 16 Jahwe und Elohim, wird aber in V. 2 von Jahwe unterschieden.

    In Ri 13 ist ein Engel Elohim (V. 22) und Jahwe (V. 23), der aber von beiden unterschieden wird (V.15-18.20.21).

 

                II:  Gottes Mehrzahl ist drei.

 

Die Mehrzahl Gottes stellt sich heraus als nicht mehr (aber auch nicht weniger) als drei. Wenn man die Bibel studiert, stellt man fest, dass sie Gott immer wieder in der Mehrzahl beschreibt, aber es sind nie mehr als drei, andererseits mindestens drei.

 

                    A:  Sie ist nicht mehr als drei.

 

In keinem der Texte, in denen Gott in mehrzähliger form erscheint, begegnen uns mehr als drei Personen auf einmal.

 

                        1:  Der Messias ist der Sohn.

 

Mt 16,16; Jh 20,31; Heb 1,1-3.

 

                        2:  Jesus ist Jahwe.

 

Man vgl folgende Stellen –

4M 21,6.7       mit 1Kr 10,9,

Ps 68,19 mit Eph 4,7.8,

Ps 102,25-28 mit Heb 1,10-12,

Jes 6,1 mit Jh 12,41,

Jes 8,14 mit Rm 9,32.33,

Jes 40,3 mit Mt 3,3; Mk 1,1-3,

Jes 45,23 mit Rm 14,10.11,

Sa 12,10 mit Of 1,7.

 

                    B:  Sie ist nicht weniger als drei.

 

                        1:  Der Vater wird vom Sohn unterschieden.

 

Jemand hat es so formuliert: Das Wort wäre nicht „bei“ Gott gewesen (Jh 1.1), wenn es sich nicht vom Vater unterschiede. Auch der Sohn macht zwischen sich und dem Vater einen Unterschied, wenn er sagt: „Es ist ein anderer, der für mich zeugt“ (Jh 5,32; 8,16 u.a.).[91]

 

                        2:  Der Vater wird vom Geist unterschieden.

 

Jh 14,26; 15,26

 

                        3:  Der Sohn wird vom Geist unterschieden.

 

Lk 1,35; Jh 16,13-15; 1Kr 6,11; 12,3.

 

                        4:  Die drei der Gottheit treten simultan in Erscheinung –

 

in der Sendung des Messias: Jes 48,12.13.16;

im Munde Davids: Mt 22,43.44;

nach der Taufe Christi: Mt 3,16.17;

bei der Ankündigung des Heiligen Geistes: Jh 15,26;

im Sendungsbefehl: Mt 28,19 (ein „Name“ = drei Namen);

nach der Himmelfahrt: Jh 14,16.26; 15,26; Ag 2,33;

beim Beten des Christen: Eph 2,18;

beim Segnen des Christen: 2Kr 13,13.

    Ähnliche Stellen: Rm 7,4-6; 8,11; 1Kr 12,4-6; 2Kr 1,18-22; Eph 1,4-14.17; 4,4-6; 1P 1,2.

 

                III:  Gottes Dreiheit ist eine Einheit.

 

Die Schrift sagt, Gott ist im Grunde einer.

    5M 6,4: „Der Herr, dein Gott, ist ein einiger Gott.“ Es ist interessant, dass der bereits erwähnte jüdische Professor Tzvi Nassi in seinen Studien darauf hinweist, dass hier schon andeutungsweise die Dreieingkeit vorliegt. Man hätte bereits im alten Judentum von einem dreieinigen Gott gewusst, wenn man es auch noch nicht so klar zum Ausdruck hätte bringen können. Aber man konnte Gott vergleichen mit einem Stamm, mit einer Pflanze, die drei Zweige hat. Es war ihnen eine Gleichzeitigkeit von eins und drei im selben Wesen denkbar.

 

Hier wird Baumbild später eingefügt

 

    Man vgl auch 5M 4,35.39; Ps 86,8-10; 1Kr 8,5.6: Wenn es nur einen Herrn gibt, dann müssen Gott, der Herr, Christus, der Herr, und der Heilige Geist – der auch Herr genannt wird – einer sein.

    Paul Hunziker schreibt: „Paulus folgert (Eph 4,5): Weil ein Glaube ist, so erweist sich daraus, dass ein Gott ist, und weil eine Taufe ist, so zeigt er daraus, dass auch ein Glaube sei.

    Wenn wir also ... in dem Glauben an den einen Gott und seine Verehrung eingeführt werden, so müssen wir als den wahren Gott notwendig den erkennen, in dessen Namen wir getauft werden.

    Und wenn Jesus Christus uns nach der Taufformel auffordert, auf den Namen der drei Personen zu taufen, so bedeutet dies die Forderung der Taufe auf den Namen des einen Gottes, der im Vater, im Sohne und im Geiste erschienen ist; und daraus ergibt sich deutlich, dass in Gottes Wesen drei Personen sind, in welchem der eine Gott erkannt wird.

    Diese Unterscheidung tut der Einheit Gottes keinen Abbruch. Denn unter jeder einzelnen Person wird die ganze göttliche Natur verstanden, mit dem zusammen, was jedem als Eigenheit zukommt.

    Augustin sagt: ‚Mit den Benennungen, die eine Unterscheidung betreffen, wird ihr gegenseitiges Verhältnis bezeichnet, nicht aber das Grundwesen, in welchem sie doch eins sind.’ (Augustin, Brief 238).

    An einer anderen Stelle sagt Augustin: ‚Christus wird an und für sich Gott genannt, in seinem Verhältnis zum Vater aber Sohn. Und andererseits: Der Vater wird an und für sich Gott genannt, in seinem Verhältnis zum Sohn aber Vater. Wenn er also dem Sohn gegenüber Vater ist, so ist er eben nicht der Sohn, und wenn der Sohn gegenüber dem Vater Sohn heißt, so ist er eben nicht Vater; der aber an und für sich Vater und der an und für sich Sohn genannt wird, der ist derselbe Gott!’“[92]

    Wenn man also feststellt: Gott ist drei, und Gott ist aber auch eins, ein einiger Gott – dann müssen wir schlussfolgern, dass Gott dreieinig ist.

    Aber wie ist das nun zu verstehen?

 

            c.  Die Beschreibung der Dreieinheit

 

                I:  Die Analogie

 

Die Dreieinheit kann beleuchtet werden durch sogenannte Analogien. Eine Analogie ist im Grunde ein Vergleich.

 

                    A:  Ihre begrenzte Rolle

 

Ein Beispiel hat immer seine Grenzen. Ein solches, wie überhaupt eine Tatsache oder Wahrheit, braucht zu ihrer Bestätigung nicht unbedingt eine zweite, identische Auflage; es kann auch einmal nur ein Exemplar in seiner Kategorie vorkommen. Es ist also etwas nicht einfach deshalb bereits in Frage zu stellen, weil nur ein Exemplar davon existiert. So verhält es sich auch mit der Dreieinheit.

    Wenn Gott die Welt geschaffen hat und, zweitens, sich in dieser Welt und durch sie geoffenbart hat, dürfen wir im Geschaffenen wohl hier und dort die Züge (‚Fingerabdrücke’) des Schöpfers erwarten. Man weist z.B. auf die fundamentale Gemeinschaft des Menschen hin, die Familie: Mann, Frau, Kind. Luther sieht ein Beispiel in der Dreifalt der Blume: Form, Geruch, Arznei.[93]

    Ungenügend sind folgende Beispiele: Die Trichotomie des Menschen: Geist, Seele, Leib. Augustin denkt an die Persönlichkeit des Menschen: Verstand, Gefühl, Wille[94]; Melanchton an seine Vorstellungsweise: Subjekt, Objekt und Subjekt-Objekt[95]; James Orr an die Denkweise des Menschen: Der Denksinn stellt Fragen, wirft Probleme auf; zur gleichen Zeit kann er sie beantworten bzw lösen und zudem auch noch als Beobachter den Vorgang beurteilen.[96]

    Eine Dreieinheit, die in jeder Hinsicht der Dreieinheit Gottes gleich käme, werden wir in dem Geschaffenen vergebens suchen. Gott ist als der, der er ist, eben einmalig. Beispiele weisen die Tatsächlichkeit von Trinität auf, genügen aber nicht, um eine Trinität Gottes hinreichend zu beweisen.

 

                    B:  Die Grundgestalt der Schöpfung

 

Dieser Dreieinige ist der Gott, der die Welt geschaffen und in ihr viele ‚Fingerabdrücke’ hinterlassen hat – ganz besonders im Wesen des Menschen, aber auch in der Natur.

   

                        .  Gläubige Naturwissenschaftler weisen darauf hin, dass wir in der von Gott geschaffenen Natur immer wieder einer Dreiheit begegnen und dass die Beziehungen der einzelnen zueinander immer wieder Ähnlichkeiten aufweisen, ganz entsprechend der Beziehung der drei in der Dreieinigkeit. So hat z.B. das ganze Universum die drei Grundbausteine: Raum, Materie und Zeit. Diese haben eine bestimmte Beziehung zueinander. Jedes dieser drei ist nun wieder aufgeteilt in drei kleinere Bausteine; z.B. besteht der Raum aus Länge, Breite und Höhe, die Materie aus Energie, Bewegung und Phänomen und die Zeit aus Zukunft, Gegenwart und Vergangenheit (sie kommt aus der Zukunft auf uns zu, wir erleben sie, und dann wird sie Vergangenheit). Jeweils sind es dreierlei, die aber im Wesen eins sind. Die Einheit im Wesen kann drei Ausdrucksformen annehmen. Aber es gibt kein zweites ‚Exemplar’ Schöpfung.

   

                        .  Der Naturwissenschaftler Dr. Henry M. Morris sieht in Anlehnung an Dr. Nathan Wood klare Hinweise in der Natur auf den Dreieinigkeitscharakter des Schöpfers. In seinem Buch „That You Might Believe“ schreibt er:

    „Wie Dr. Nathan Wood, Präsident des Gordon College, in einem sehr beachtenswerten Buch[97] gezeigt hat, klingt die Lehre der Dreieinigkeit nicht nur mathematisch, sondern spiegelt sich in aller wahrer Naturwissenschaft in solch einer wunderbaren Weise wieder, dass die angenommene (vorausgesetzte) Tatsache (Wirklichkeit) eines ewig existierenden dreieinigen Gottes eine induktive Notwendigkeit ist, bevor das Universum, wie es die Naturwissenschaft heute kennt, überhaupt erklärt werden kann.

    Die Lehre von der Dreieinigkeit wird nirgends in der Bibel als eine explizite Lehre dargestellt. Vielmehr erscheint sie indirekt und vollkommen natürlich, wie Jesus von sich selbst, von dem Vater und von dem Heiligen Geist spricht. Es wird immer die logische, kausale Ordnung gezeigt: zuerst Gott, der Vater – unsichtbare Quelle und Verursacher aller Dinge; zweitens Gott, der Sohn – der fühlbar und sichtbar den Vater den Menschen offenbart und der den Willen Gottes ausführt; drittens Gott, der Heilige Geist – der unsichtbar ist und doch Gott, den Sohn, den Menschen offenbart durch das Medium anderer Menschen und durch das Wort, das er inspiriert, und der in Herzen und Leben der Menschen die Erfahrung der Gemeinschaft mit dem Sohn und dem Vater wirklich werden lässt. Aber das ist nicht eine Ordnung der Bedeutung oder der Länge der Existenz. Alle sind gleich ewig und gleich Gott – ein Gott. Der Sohn wird gezeigt als ‚gezeugt vom Vater’, der Geist als ‚ausgegangen vom Vater durch den Sohn’.

    Wir betrachten nun das physikalische Universum, das logischerweise in einer sehr engen Art und Weise seinen Schöpfer reflektieren sollte. Alle bekannten Dinge in diesem Universum können unter die Zentralbegriffe von Raum, Materie oder Zeit klassifiziert werden. Der Raum besteht, wenigstens so weit wir ihn begreifen können, aus drei Dimensionen, jede gleich bedeutsam und absolut notwendig. Es gäbe keinen Raum, keine Realität, wenn nur zwei Dimensionen vorhanden wären. Drei bestimmte Dimensionen existieren – doch jede schließt den ganzen Raum ein. Doch ist nur ein Raum da. Man muss beachten, dass man den Rauminhalt irgend eines begrenzten Raumes nicht dadurch erhält, dass man Länge, Breite und Höhe addiert, sondern indem man sie miteinander multipliziert. Ebenso ist die Dreieinigkeit nicht 1 + 1 + 1 = 1, sondern 1 * 1 * 1 = 1. Das Produkt der drei Einsen umschließt ein Größeres, eine intensivere Einheit als eine einzelne Eins je sein könnte.

    Die Analogie ist noch auffallender in der Materie. Die neue Physik ist mehr und mehr dazu gekommen, die Materie als ‚einfach’ riesige Energie in Bewegung zu betrachten. Indem sie von der Geschwindigkeit und Art der Bewegung abhängig ist, zeigen sich dann unseren Sinnen verschiedene Phänomene – Geräusch, Farbe, Hitze, Dichte, Härte usw. Energie ist die unsichtbare Quelle, die sich selbst in Bewegung manifestiert und so die Phänomene produziert. Materie ist in diesen drei Phasen enthalten, und nichts anderes kann rechtmäßig in einem der drei sein.

    Jede ist bestimmt, doch ist jede in der ganzen Materie, und keine der drei (gemeint sind die drei Phasen: Energie, Bewegung, Phänomen) kann allein existieren ohne die beiden anderen. Energie ist das erste in einer logischen, kausalen Ordnung, aber nicht in der Ordnung der Bedeutung oder des Vorranges. Bewegung, die sich vereinigt und aus Energie erzeugt wird, zeigt das Zweite. Phänomene gehen von der Bewegung aus und enthalten die Art und Weise, in der die Bewegung sich selbst berührt (anstößt) und auf Menschen wirkt, ebenso wie der Heilige Geist den Sohn, und durch ihn den Vater, den Menschen offenbart.

    Schließlich ist die letzte Dreiheit, die Zeit, eine Wesenheit, aber sie besteht aus der Zukunft, der Gegenwart und der Vergangenheit. Jedes enthält das Ganze der Zeit, doch ist es bestimmt und kann fernerhin nicht ohne die beiden anderen existieren. Die Zukunft ist die unsichtbare Quelle der Zeit, und sie ist vereinigt und realisiert, Moment um Moment in der Gegenwart. Die Vergangenheit geht dann von der Gegenwart aus, wird wieder unsichtbar, beeinflusst uns aber beständig in Bezug auf die Gegenwart und hilft uns, die Gegenwart und zu einem gewissen Grade sogar die Zukunft zu deuten und zu verstehen.

    So ist jedes Detail des physikalischen Universums bemerkenswerterweise in derselben Art geprägt, wie die in der Bibel gezeigte Art des dreieinigen Gottes.“[98]

   

                        .  Professor Hans Rohrbach schrieb in seinem Buch „Der Glaube an den dreieinigen Gott“: „Was ist nun Schöpfung? Hier kann ich nur sehr nüchtern, wie es einem Naturwissenschaftler geziemt, einige Grundstrukturen betrachten. Es geht mir nur um Raum, Zeit und Materie und – als Krone der Schöpfung – um den Menschen. Ich will versuchen, an diesen vier Begriffen, als Schöpfungswerke verstanden, das Geheimnis der Dreieinigkeit aufleuchten zu lassen – damit wir sehen, es ist tatsächlich aus seinen Werken das Geheimnis der Dreieinigkeit Gottes zu erkennen, wie die Schrift sagt.

    Vorweg muss ich bemerken, dass nach der exakten Naturwissenschaft Raum und Zeit abhängig von der Materie sind. Sie existieren nicht für sich, sind keine Absoluta, sondern Eigenschaften der Materie. Nur, wo Materie ist, gibt es Raum, gibt es Zeit... Nachdem so durch Gottes schöpfungsmächtiges Wort die Materie gesetzt war, als ein dynamisches, nicht als ein statisches, Sein, entstanden Raum und Zeit als Eigenschaften der Materie. In diesem Sinne sind nach dem Zeugnis der Schrift nicht nur Materie, sondern auch Raum und Zeit Schöpfungswerke Gottes...

    Der Raum hat drei Dimensionen: Länge, Breite, Höhe. Genau drei deutlich unterscheidbare Begriffe, nicht mehr und nicht weniger. Die Länge ist nicht dasselbe wie die Höhe; die Höhe ist nicht dasselbe wie die Breite... Alle drei machen das Ganze des Raumes aus; keine ist eine der anderen, und keine zwei können ohne die dritte sein...

    Man betrachte als nächsten Begriff die Zeit. Auch die Zeit ist ein Schöpfungswerk Gottes. Sie zerfällt in Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft. Auch für das naturwissenschaftliche Denken ist Zeit nichts Absolutes mehr, nichts, das ‚seit Ewigkeit’ abläuft und ‚in alle Ewigkeit’ weiter laufen wird. Zeit ist in dem Augenblick entstanden, als die Materie von Gott gesetzt wurde... Die drei verschiedenen Abschnitte der Zeit: Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft, lassen sich deutlich voneinander trennen. Wir wissen von der Vergangenheit, erleben die Gegenwart, warten auf die Zukunft. Natürlich wird jeder gegenwärtige Zeitpunkt einmal Vergangenheit und war einmal Zukunft. So können keine zwei ohne das dritte sein. Jede Zeitkategorie für sich ist eine Weise zu sein, und alle drei zusammen machen das Ganze der Zeit aus...

    Nun die Materie. Wo ist die Dreiheit, die wir der Materie zuweisen können? Einmal die Kraft, die Energie, zum anderen die Bewegung und zum dritten die Erscheinung, das Phänomen. Die Kraft ist das Ursprüngliche, das Vorgänge mittels Bewegung in Erscheinung treten lässt. Und es ist wohl plausibel – ich verzichte darauf, das näher auszuführen –, dass alles materielle Geschehen sich aus diesen drei Komponenten aufbaut: Kraft, Bewegung, Erscheinung. Alle drei zusammen bilden das Ganze der Materie. Und keine von ihnen kann eine der anderen sein. Ferner können keine zwei ohne die dritte sein. Es liegt im Wesen der Kraft, Bewegung und damit Phänomene zu erzeugen. Umgekehrt kann Bewegung nicht sein ohne Kraft, und ebenso wenig gibt es Bewegung, ohne dass Phänomene von ihr ausgehen. Und Phänomene wiederum bedürfen der Bewegung und damit auch der Kraft, um wahrgenommen zu werden.

    Und wiederum ist jedes von den Dreien das Ganze. Wie die Naturwissenschaft erkannt hat, ist Materie gleichbedeutend mit Energie. So ist Energie, d.h. Kraft, das Ganze der Materie. Kraft aber setzt sich ständig um in Bewegung.“[99]

 

                II:  Die Art der Dreieinheit

 

                    A:  Grundsätzliches

 

Im Blick auf die Art der Dreieinheit wurde im Bekenntnis von Konstantinopel eine sehr glückliche Lösung gefunden, wo es heißt „im Wesen eins“. Wir bekennen heute:

    „Ich glaube an Gott, den Vater ... ich glaube an Gott, den Sohn ... ich glaube an Gott, den Heiligen Geist.“ Alle drei sind Gott. Alle drei haben die Eigenschaften Gottes, die Eigenschaften seiner Größe: Allmacht, Allwissenheit, Allgegenwart und Ewigkeit. Sie haben die Eigenschaften seines Charakters: Liebe und Heiligkeit und alles, das damit verbunden ist. Sie sind alle drei Gott in seinem Wesen. Ferner stellte man auch fest, dass sie verschiedene Ausdrucksformen hatten.

    Es handelt sich also bei Gott weder um drei Götter noch um eine Ablösungsmöglichkeit einer Person von den zwei anderen. Wir können den Sohn weder vom Vater ablösen, noch vom Geist bzw den Geist von Gott oder vom Sohn. Das aber geschieht leider häufig in der Praxis: Mit Worten bekennen wir, dass Gott dreieinig ist, aber in der Glaubenspraxis wird das immer wieder verneint.

    Paulus warnt aber davor, die Dynamik in der Gemeinde nicht abzulösen von Jesus, dem Herrn: Man kann nicht Jesus als seinen Herrn bekennen ohne Wirkung des Heiligen Geistes. (1Kr 12,3) D.h., wo der Heilige Geist am Werk ist, wird Jesus als Herr anerkannt, der im Mittelpunkt steht. Und ein Herr ist ein objektives Wesen. Nun geschieht es aber allzu oft, dass dort, wo der Heilge Geist am Wirken sein soll, der Mensch, ohne dass es viel auffällt, selbst projiziert wird, und Jesus als Herr wird aus seiner objektiven Zentralposition verdrängt.

    Das macht sich auch bemerkbar in der Ablösung des Geistes vom Wort Gottes. Es ist gefährlich, wenn man meint, etwas Neues entdeckt zu haben und eine Unterscheidung der zwei griechischen Begriffe für ‚Wort’: rheema und logos vornehmen will. Logos sei, heißt es, das geschichtliche Wort als Offenbarung Gottes – rheema bedeute ‚Ausspruch’ und sei das, was Gott heute sage. Dabei bewegt man sich sehr nahe bei der Glaubenspraxis der Neuapostolischen, die sagen, dass das rheema, das gesprochene Wort Gottes heute, wichtiger sei als die Heilige Schrift. Wenn das nicht so vordergründig betont wird, neigt man aber in der Praxis dazu, mehr auf solche Stimmen zu hören als auf das Wort Gottes. Dadurch wird Gott als der sich Offenbarende in den Hintergrund gerückt und der Geist als gegenwärtige Dynamik von ihm abgetrennt. Das ist praktische Verneinung der Dreieinigkeit.

 

                    B:  Nicht getrennte Personen

 

Es handelt sich hierbei nicht um eine Dreigötterei, um drei getrennte Personen. In unserem heutigen Sprachgebrauch ist ‚Person’ etwas stark Individuelles. Und deshalb denken wir oft, dass Gott aus drei unabhängigen Personen bestehe. Wir sollten uns üben, auf die Einheit Gottes zu schauen, damit wir eine gesunde Auffassung von der Dreieinheit bekommen.

    Gott ist drei, aber nicht so wie drei einzelne Menschen drei sind. Und doch sind drei Menschen eins als Menschheit, zumindest als Teil von ihr. Sie sind alle drei Menschen und haben ein Wesen, aber sie sind nicht so eins, wie Gott eins ist. Da ist eine stärkere Einheit. In ihm sind wohl drei Persönlichkeiten, aber ihr Sein, ihr Wesen, ist eins. Und zwar sind die drei in so einem Maße eins, dass man Hemmungen hat, von drei ‚Personen’ zu sprechen. Ich fürchte, wenn die Juden seit Jesus unter Dreieinigkeit drei Gottheiten verstehen, haben die Christen zu stark das Personsein der Glieder der Trinität betont. Das Wort Person muss, wenn auf einen der drei im Gegensatz zu den anderen zweien getrennt Bezug genommen wird, mit Vorbehalt gesprochen werden.

    Menschenpersonen, als Glieder der Menschheit, haben zwar dasselbe Wesen, aber in Ähnlichkeit – ein gleiches Wesen, doch zahlenmäßig nicht ein und dasselbe. Das Wesen Gottes ist ungetrennt; das Wesen des ganzen Gottes ist das Wesen jedes der drei. Jeder hat das ganze Wesen, d.h., das ganze Sein und alle Eigenschaften. Das eine Wesen Gott hat drei simultane Ausdrucksformen. Vielleicht hatten die alten Schriftgelehrten recht, wenn sie von drei „Zweigen“ sprachen.

    Kurz: Gott ist nicht drei und eins. Er ist drei in eins. Zahlenmäßig ist er zugleich singular und plural. Und seine Mehrfältigkeit ist eine harmonische: Die Personen in Gott sind einander zugewandt. Sie lieben einander, sprechen miteinander, handeln zusammen.

 

                    C:  Nicht verquickbare Personen

 

Die Glieder der Dreieinheit sind nicht verquickbar.

    Die Offenbarung Gottes begegnet uns am Anfang der Schrift in einer Ausgeglichenheit von Einheit und Mehrzahl. Wo der Polytheismus einsetzt, muss Gottes Einheit betont werden. Wo später in Israel die Einheit zu stark betont wird, kommt die klare Offenbarung der Trinität. Um aber Christen vor einer Dreigötterei zu bewahren und um diese Offenbarung mit der Einheitsbetonung zu ‚versöhnen’, zu verbinden, erklärt die Bibel, dass alle Geist sind, alle Gott, alle Jahwe. Jesus ist Sohn und auch Vater; er ist Sohn und auch Geist („Ich komme zu euch“, Jh 14,18.26.28). Der Geist ist Heiliger Geist und auch Herr. Jedoch werden spezifische Bezeichnungen oft genug und klar genug gebraucht, so dass man ein betreffendes Glied der Gottheit identifizieren kann, und diese Bezeichnungen werden nur sparsam ausgewechselt – genug, damit die Wesenseinheit herausgestellt ist.

 

                    D:  Gleichrangige Personen

 

In Wesen und Eigenschaften sind sie gleichartig und gleichrangig. In der Funktion sind Sohn und Geist in der Heilsgeschichte einander und dem Vater unterordnet. D.h.: Der Vater ist das Haupt in der Gottheit. Er und der Geist senden den Sohn. Der Vater und der Sohn senden den Heiligen Geist.

    Die interne Untertänigkeit in der Dreieinheit kennt zwei Phasen: Sie ist zunächst ein Ausdruck im Stadium der Erniedrigung, des Einswerdens mit dem Menschen. Daher muss man Aussagen Jesu in Bezug auf sein Verhältnis zum Vater nicht zu stark in das eigentliche Wesen der Dreieinigkeit hineintragen.

    Die interne Untertänigkeit geht über die Zeit der Erniedrigung des Sohnes hinaus. Sie steht in Verbindung mit der Durchführung der Pläne Gottes – auch nach der Himmelfahrt des Sohnes. Bis zu deren Vollendung dient der Vater dem Sohn (Ps 2), der Sohn dem Vater (1Kr 15); der Geist im ‚zweiten Leibe’ verherrlicht Christus und den Vater (Jh 16,13). Diese freiwillige Untertänigkeit ist ein Vorbild für die geisterfüllte Gemeinde (Eph 4,4-6; 5,20).

 

                    E:  Ewig

 

Die Dreieinheit ist als solche ewig. Jeder der drei ist ewig, denn Ewigkeit gehört zum Wesen Gottes, und alle sind Gott. (Mt 22,43.44; Jes 48,12.13.16; Mt 3,16.17; Ag 2,33; Eph 2,18; 2Kr 13,13; Mt 28,19) Keiner der drei hat eine Entstehung, auch nicht innerhalb von Gott. Das Ausgehen ist also eines aus dem Raum der Ewigkeit in den der Zeit.

    Es gibt auch keine drei aufeinanderfolgenden Offenbarungen des dreieinigen Gottes, d.h., dass Gott sich zuerst als Vater offenbart, dann in Jesus als Sohn und später derselbe Gott, der früher Vater und Sohn war, jetzt als der Heilige Geist. Aus solcher geschichtlichen Reihenfolge ließen sich die Texte nicht erklären, in denen gleichzeitig von drei Offenbarungsformen Gottes gesprochen wird, z.B. bei der Taufe Jesu oder in Eph 2,18: Durch ihn [Jesus] kommen wir in einem Geist zu Gott, dem Vater, im Gebet. Das Gebet dividiert nicht auseinander.

 

                    F:  Gemeinschaft

 

                        1:  Namensgemeinschaft

 

Obwohl die Gottheit drei zu unterscheidende Wesen kennt, haben sie eine Reihe von Namen gemeinsam. Solche sind z.B.: Herr (Lk 1,32; 1Kr 8,6; 2Kr 3,16,17), Vater (Jh 14,16-18), Retter (Tt 1,3.4; 2Kr 3,16.17), Geist (Jh 4,24; 1Kr 15,45; Mt 28,19).

 

                        2:  Liebesgemeinschaft

 

Die Glieder der Gottheit sind einander zugewandt, lieben einander, sprechen miteinander: Jh 1,1.2; 5,20; 12,28; 16,13.14; 17; Rm 8,15.26; Eph 2,18; 1P 2,4; 1J 4,8.

 

                        3:  Arbeitsgemeinschaft

 

Alle drei wirken gemeinsam –

in der Schöpfung: 1M 1,1.2.26; Jh 1,3;

in der Auferstehung: Jh 10,18; Rm 1,4; 8,11;

in der Bewahrung: Jh 10,28-30; Eph 1,13.14.

 

                III:  Geheimnis

 

Es mag sein, dass man abseits von der Offenbarung Gottes, die wir in der Bibel haben, nie auf die Dreieinheit Gottes gekommen wäre; gewiss ist, dass sie auch nach einer Offenbarung für den menschlichen Verstand schwer zu fassen ist. Auch nach einem gründlichen und gläubigen Studium der Heiligen Schrift und nach dem Heranziehen der plausibelsten Analogien aus unserem Erfahrungsbereich wird sie immer noch ein Geheimnis bleiben, wenigstens bis wir Gott schauen.

    Wie die ganze Schöpfung, so ist auch unser Denken durch den Sündenfall in Mitleidenschaft gezogen (Rm 1,21; Eph 4,18 u.a.), sodass wir alle es nötig haben, umzukehren, auf allen Gebieten, auch in unserem Denken.

 

            d.  Über die Bedeutung der Dreieinheit

 

Die Dreieinheit ist als Lehre sehr wichtig, wichtiger als wir vielleicht ahnen. Für viele von uns ist sie wichtig, weil sie zu unserem Bekenntnis gehört; aber sie ist auch wichtig, weil sie zu der Wahrheit selbst gehört, zu der Wahrheit über alles. Das beginnt schon bei der Schöpfung.

    „Die Trinität mag ein Mysterium sein“, hat jemand gesagt, „aber eines, das manch ein anderes erklärt.“

 

                I:  Die Bedeutung für das Gottesverständnis

 

Manche Menschen meinen, Gott hätte den Menschen geschaffen, um Gemeinschaft mit ihm zu haben. Ja und Nein. Gott wollte Gemeinschaft mit dem Menschen haben, aber er war nicht auf sie angewiesen. Gott war in der Ewigkeit als Dreieiniger vollkommen glücklich unter sich. Er hatte Gemeinschaft als drei in eins. Diese Gemeinschaft bedurfte keiner Ergänzung. Es ist wichtig für unser Gottesverständnis, dass wir nicht einen einsamen Gott wähnen, bevor es die Schöpfung gibt.

    Man kann sagen: Wir haben einen mehrzähligen Gott oder keinen, denn in einem gewissen Sinne ist die Existenz Gottes, und auf jeden Fall die Vollkommenheit Gottes, von seiner Mehrzähligkeit abhängig. Ein vollkommener Gott ist z.B. ein Gott der Liebe. So offenbart uns ihn auch die Schrift. Liebe aber braucht einen Gegenstand der Liebe. Dieser ist in einem dreifaltigen Gott vorhanden. Selbst die Gerechtigkeit Gottes, sagt einer, verlangt ein Gegenüber.[100] Gebet als die Antwort auf Gottes Selbstoffenbarung geschieht mit Hilfe des Geistes durch den Mittler zum Vater (Eph 2,18).

 

                II:  Für das Menschverständnis

 

Gott, der Dreieinige, schafft den Menschen zu seinem Bilde. Der Mensch ist nicht ein Einzelwesen, sondern ein Gesellschaftswesen. Aber diese Gesellschaft ist eine gemeinschaftliche Gesellschaft, weil sie einen Einheitscharakter aufweist. Nur darauf gründet echte Gemeinschaft. Deshalb hat Gott in der Schöpfung des Menschen zwei Kennzeichen für sich hinterlassen, dass er zu gleicher Zeit mehrzählig und einzählig ist, und das schafft Gemeinschaft. Der Mensch ist also zu gleicher Zeit eins und Mehrzahl. Das ermöglicht das Leben als Menschen in der Menschheit.

 

                III:  Für das Denken

 

Unsere Erkenntnis der Gegenständlichkeit der Dinge, des Unterschiedes von Identitäten, hat ihren Grund in der Trintät des Schöpfers, dem das Gegenüber inne ist.

    Zu gleicher Zeit aber geht alles Denken aus von der Annahme, dass alles Dasein ein zusammenhängendes Eins ist. Es gibt keine Naturwissenschaft ohne das Axiom von der Einheitlichkeit der Natur.

    Die Harmonie von Einheit und Komplexität und die Erkenntnis des Unterschiedes zwischen Gegenständlichem haben ihre Erklärung in der Dreieinigkeit des Urhebers.

 

                IV:  Die Bedeutung der Dreieinheit für die Heilslehre

 

Auch in der Erlösungsfrage spielt die Gerechtigkeit eines mehrzähligen Gottes eine Rolle, denn wenn Gott ein stellvertretendes Opfer verlangt, wenn der Mensch nicht selbst umkommen soll, fordert er nicht das Leben eines anderen, sondern gibt sich selbst. Weil er mehrzählig ist, kann er nun zugleich opfern und sich opfern lassen und so mit sich selbst versöhnen.

    Das ist ein biblisches Kernzeugnis: Der heilige Gott ist entgegenkommende Liebe und offenbart sich in Menschengestalt, und dieser Gottmensch darf und muss sterben. Gleichzeitig aber ist Gott noch da, während jener stirbt. So macht der heilige Gott Versöhnung möglich. Gott ist sein eigener Versöhner. Weil Jesus Gott war, gilt sein vergossenes Blut auch für alle Menschen, und deshalb gilt auch die kurze Zeit seines Sterbens an unserer Statt für eine ganze Ewigkeit.

    Gott versöhnt mit Gott, ohne zu verschwinden.

    Die Kluft zwischen Mensch und Gott ist so groß, dass nur Gott selbst mit Gott versöhnen kann. Eine niedrigere Auffassung von Christus führt zu einer niedrigeren Auffassung von Sünde. Unsere Verderbtheit verlangt einen unendlich großen Retter. Die Seele findet nur Ruhe in einem göttlichen Christus, der unsere Stelle einnahm, und in einem göttlichen Geist, der in uns und um uns lebt.

    Christliche Unitarier haben große Schwierigkeit mit dem Heilsverständnis, spätestesns auf dem Sterbebett, wo die Frage nach einem Versöhner akut werden kann.

 

                V:  Für die Gemeinschaft

 

Paulus legt der Gemeinde in Eph 4,3-6 nahe, dass sie im Leben miteinander Einmütigkeit aufweisen soll. Unvermittelt geht Paulus hier über zu einem kurzen Besprechen der Dreieinheit: „Ein Geist, ein Herr, ein Gott und Vater“.

    Es ist von großer Bedeutung, dass wir einen dreieinigen Gott haben, damit wir als Gemeinde gleichzeitig eine Mehrzahl von Individuen und zugleich ein Leib sein können. Der Gott, der dreieinig ist, hat uns gezeugt, hat eine Gemeinde geschaffen, geboren. Und sie trägt dieselben Züge wie er, wenn auch in einem weniger starken Maße. Aber das ermöglicht uns, in Gemeinschaft mit diesem Gott und miteinander zu leben. Weil er der Schöpfer und Retter, eins und drei und Liebe ist, wird Individualität gewahrt und Gemeinschaft gewährt. Auch das Gemeinschaftsproblem: die Spannung zwischen Gleichsein und Unterordnung, Bruderschaft und Herrschaft, Horizontalität und Vertikalität, findet in der Dreieinheit die ideale Lösung.

 

                VI:  Zusammenfassung

 

Die Dreieingkeit ist also heilswichtig. Wer nicht glaubt, dass Jesus Christus Gott ist, kann nicht Christ sein. Wer diesen Glauben nicht durch den Heiligen Geist vollzieht, hat nicht die Möglichkeit, überhaupt an Christus als unseren Erlöser zu glauben.

    Die Dreieinheit ist nicht nur eine Notwendigkeit, sondern sie ist ein großes Privileg. Professor Michel hat einmal erklärt: Glaubenslehre muss in Doxologie, in Anbetung, münden. Das schenke der Herr!

 

??    E.  Von der Herrlichkeit Gottes  

 

III.  Die Tätigkeit Gottes: Gott und Geschichte

 

    A.  Das Planen Gottes

 

        1.  Gottes Handeln beginnt in seinem Denken.

 

Jes 14,24: „Jahwe der Heere hat geschworen und gesagt: ‚Wahrlich, wie ich es gedacht habe, so geschieht es, und so wie ich es beschlossen habe, so wird es zu Stande kommen.’“

    Gott plant im voraus:

    Ps 33,10.11: 

    Klg 2,8,17

    Hes 14,23

    Ag 15,18:  

    Rm 8,28.29

    Eph 1,4.9

    V. 11M: „nach dem Vorsatz dessen, der alles nach dem Ratschluss seines Willens wirkt“

    3,11

    2Th 1,9

    Gott handelt nach einem Vorsatz. Dieser stellt demnach die Grundlage des Handelns dar. Gott denkt also, bevor er handelt. Seinem Handeln liegt ein Plan zugrunde.

 

        2.  Sein Handeln ist nach einem Plan besonderer Art.

 

Die Schrift lehrt, dass das Geschehen im Universum Gott nicht überrascht, noch dass es das Ergebnis seiner Willkür ist, sondern die Auswirkung eines großangelegten und bestimmten Planes, der sich in verschiedenen Bestimmungen äußert.

    Einige Theologen sprechen von Dekreten Gottes, aber selbst Strong, der auch das Wort Dekret gebraucht, sagt: „Das Wort Plan ist ein besseres, weil es einige Ideen ausschließt,“[101] die beim anderen Begriff zu Missverständnissen führen könnten, so wie Pluralität, kurze Sicht, Willkür, Zwang oder Schicksal.

    Es handelt sich an dieser Stelle um den allumfassenden Vorsatz der Ewigkeit, der alles gute Geschehen vorausbestimmt und versichert, das Böse vorausgesehen und mit einkalkuliert hat. Dieser alles umfassende Plan offenbart die Vorhaben und Ziele Gottes. Zweifellos war er in Ewigkeit fertig, obzwar es mitunter so aussieht, als würden Teile von ihm erst in der Zeit festgelegt.

    Der Plan Gottes besteht aus Bestimmungen, die seinem eigentlichen Wirken vorausgehen. Diese sind mehrzählig. Der Plan aber ist einer. Bei dem Gegenstand der Bestimmungen Gottes handelt es sich um für ihn Objektives, nicht um seine Eigenschaften. Er hat beispielsweise nicht geplant, Liebe zu sein oder dreieinig. Der Plan Gottes umfasst das Geschaffene und sein Verhältnis zu ihm. Im Grunde sind auch alle Gebote und Verheißungen Gottes ebenfalls Bestimmungen.

 

        3.  Der Grund seines Planes

 

Gründe gibt es immer für Gottes Handeln, aber die letzten werden uns hier auf Erden geheim bleiben. Jh 13,7 darf auch uns eine Verheißung sein: „Jesus gab ihm zur Antwort: ‚Was ich tue, weißt du jetzt nicht. Du wirst es aber nach diesem erfahren.’“

 

            a.  Gottes Freiheit

 

Soviel wissen wir: Der Plan Gottes ist ganz in seinem freien Willen begründet (Eph 1,11). Gottes Bestimmungen haben nicht Notwendigkeitscharakter; sie sind freie Entscheidungen. Er war nicht gezwungen, zu planen oder zu handeln. Er hat vollkommen frei gehandelt, als er sein Vorhaben ersann und festlegte. Allerdings bleibt er seinem Vorsatz treu, nachdem er enstanden ist. D.h., wo Notwendigkeit festzustellen ist, liegt sie im Charakter Gottes begründet und ist nicht von außen her bestimmt.

 

            b.  Gottes Weisheit

 

Dem Plan und den Bestimmungen Gottes liegt seine große Weisheit zu Grunde. Die Weisheit ist von seiner Allwissenheit gefüllt und von seiner Güte getragen. Er weiß die höchsten Ziele in seinem Wirken zu wählen sowie die geeignetsten Mittel, um diese Ziele zu erreichen.

 

            c.  Gottes Heiligkeit

 

Der Plan Gottes wurzelt auch in seiner Heiligkeit (Rm 3,25). Niemand kann Gott Ungerechtigkeit oder böse Beweggründe vorwerfen, was nicht heißt, dass in unserer kurzen Sicht sein Handeln uns immer gerecht erscheint (Jes 55,8.9). Gottes Plan ist aber fest in seiner Heiligkeit verankert.

 

        4.  Der Inhalt seines Planes

 

            a.  Grundsätzliches zur Reihenfolge des Planinhalts

 

Gottes Vorsätze haben wohl logische Folge, doch nicht notwendigerweise chronologische. Bei Eph 1,11 wäre z.B. schwerlich eine zeitliche Reihenfolge notwendig, da Zeit, wie wir sie kennen, erst mit der Schöpfung entsteht, zumindest die Zeitmessung.

    Ein alter Streit in der Folgefrage der Bestimmungen Gottes hat es mit der Beziehung von Rettung und Erwählung zu Schöpfung und Sündenfall zu tun.

   

                .  Die Supralapsaristen behaupten, Gott beschloss,

1)  einige zu retten, die anderen zu verwerfen, um seine Gnade und Gerechtigkeit zu verherrlichen,

2)  alle solche zu schaffen,

3a)  den Fall beider zu erlauben

3b)  bzw herbeizuführen,

4)  eine Heilsvorkehrung für die Erwählten zu treffen,

5)  die Erwählten zu rechtfertigen, die Verworfenen zu verurteilen.

   

                .  Der Infralapsarismus sagt, Gott beschloss,

1)  Menschen zu schaffen, heilig, rechtschaffen,

2)  den Fall zu erlauben durch Selbstentscheidung des Menschen,

3)  einige aus ihrer Misere zu retten und eine Heilsvorkehrung für nur die Erwählten zu treffen,

4)  diese zu ihrem Heil zu bringen,

5)  die anderen in ihrer Sünde zu belassen und ihnen die gerechte Strafe zuteil werden zu lassen.

    Nach diesen ist ebenfalls die Versöhnung begrenzt und die Gnade unwiderstehlich.

 

                .  Der sogenannte Sublapsarismus behauptet, Gott hätte zuvor beschlossen in folgender Reihenfolge:

1)  zu schaffen,

2)  den Fall in die Sünde zu erlauben,

3)  eine Heilsvorkehrung für alle zu treffen,

4a)  einige zum Heil zu bringen, d.h., das Heil bei einigen anzuwenden,

4b)  bzw das Heil allen anzubieten, den Kommenden es zu schenken.

    Nach ihnen ist die Versöhnung unbegrenzt. Ob die Gnade widerstehlich sei, darin sind sie geteilter Meinung.

 

            b.  Der materielle Bereich im Plan Gottes

 

Seiner Schöpfung liegt ein Plan zu Grunde, denn sie ist auf einen Zweck hin gebildet (Sp 16,4A; Jes 45,18). Bei der Erschaffung des Menschen geht er nicht aufs Geratewohl vor; sein Vorhaben ist bereits im voraus klar (1M 1,26).

    Gott bestimmt die Jahreszeiten (1M 8,22), dass es keine weltweite Flut mehr geben soll (1M 9,8-17), die Verteilung der Erde unter die Völker (5M 32,8; Ag 17,26.27), auch die Länge eines menschlichen Lebens (Hi 14,1.2.5.6).

 

            c.  Der geistliche Bereich im Plan Gottes

 

                I:  Das Handeln des Menschen

 

Der Vorsatz Gottes im geistlichen Bereich schließt nicht das freie Handeln des Menschen aus, sondern bezieht es ein: Jes. 65,24; Matth. 26,24; Joh. 19,11.12; Apg. 27,22.24.31.

 

                II:  Das Gestatten von Sünde

 

Nach seinem Plan lässt Gott die Sünde zu.

    Ps 81,13: „Da habe ich sie dem Widerstand ihrer Herzen übergeben. Sie lebten nach ihren eigenen Plänen.“

    Ag 14,16: „

    17,30:

    Jk 1,13.14

    Gottes Drohung und Strafe zeigen aber auch, dass er die Sünde nicht direkt bestimmt hat.

 

                III:  Das Zum-Guten-Wenden von Sünde

 

Den Einwand, der an dieser Stelle kommen kann, lehnt Paulus schnell und radikal ab:

    Rm 3,8: „Und sollten wir denn nicht, wie wir verleumdet und wie wir von manchen dieser Rede bezichtigt werden, tun das Böse, damit daraus komme das Gute? - deren Verurteilung ganz im Recht ist?" (Schmoller)

    Beispiele davon, dass Gott die Sünde zum Guten hin wenden lässt:

    1M 50,20: "Und ihr sannet Böses gegen mich, Gott wandte es zum Guten, um zu tun, wie zu dieser Zeit geschehen, viel Volks am Leben zu erhalten." (Schmoller)

    Ps 76,11a: "Denn der Grimm des Menschen preist dich." (Schmoller)

    Da 3: Das Feuerofenerlebnis der drei Freunde Daniels.

    Php 1,12-20

 

                IV:  Bestrafung von Sünde

 

Gott hat bestimmt, die Sünde zu bestrafen: 1M 2,17

    Hes 18,20: „Die Seele, die sündigt, soll sterben.“

    Ga 3,10:

    Kol 3,25: "Denn wer Unrecht tut, wird davontragen, was er Unrecht tat, und es findet kein Ansehen der Person statt." (Schmoller)

 

                V:  Rettung von Sünde

 

Gott hat den Vorsatz gefasst, von der Sünde zu retten, in dem er

1)  das Kommen des Erlöser-Messias bestimmte (Ag 4,27.28),

2)  die Gläubigen zuvor erwählte (Eph 1,4),

3)  die Gläubigen im Voraus zu seinen Kindern bestimmte (Eph 1,5; Rm 8,29).

 

                VI:  Leben seiner Anhänger

 

Gott hat das Leben seiner Kinder im Voraus geplant.

    Eph 2,10: "denn sein Gebildetes sind wir, in Christus Jesus erschaffen zu "guten Werken", die Gott zuvor bereitete, damit wir in ihnen wandeln sollten."

    Ag 20,24: "Aber ich halte keines Wortes wert mein Leben für mich, damit ich vollende meinen Lauf und den Dienst, welchen ich empfing von dem Herrn Jesus, zu bezeugen die Heilsbotschaft von der Gnade Gottes." [Schmoller]).

 

                VII:  Belohnung seiner Diener

 

Jesus verspricht (Mt 6,4): „Dein Vater wird es belohnen.“ Arbeiter werden belohnt, selbst kleinste Dienste: Mt 10,41.42; Jh 12,26.

    Paulus verheißt es: 1Kr 3,8; Kol 3,24. Jeder wird seinen Lohn empfangen für seine Arbeit.

 

            d.  Der soziale Bereich

 

                .  Die Familie ist vorgesehen.

                    -  Die Ehe (1M 1,26-28): Gott spricht von „Menschen“ in der Mehrzahl, speziell von „Mann und Frau“.

                    -  Die Ein-Ehe: 1M 2,18

                    -  Die Lebens-Ehe: Mt 19,4-6

                    -  Die fruchtbare Ehe: 1M 1,22.28; 9,1.7

 

                .  Der Staat ist vorausgesehen.

??Dächsel schreibt zu 1M 9,5.6: „Wenn der Mord als eine Verletzung des Bildes Gottes im Menschen mit dem Tode bestraft werden soll, so kann selbstverständlich die Vollziehung der Strafe nicht der Willkür des einzelnen anheimgegeben sein, sondern nur denen zustehen, die Gottes Recht und Majestät auf Erden repräsentieren, d.i. den gottgesetzten Obrigkeiten (Ps 82,6). Übrigens enthält dieses Gebot zugleich die Grundlage für alle bürgerliche und staatliche Rechtsordnung; und die Grundlegung des Rechts und der Rechtsverwaltung bildet die notwendige Ergänzung zu dem, dem Menschengeschlechte für seine weitere Entwicklung zugesagten unabänderlichen Fortbestande der Naturordnung. Wenn Gott mit Rücksicht auf die angeborene Sündhaftigkeit des Menschen fortan kein Vertilgungsgericht mehr über die ganze irdische Schöpfung verhängen wollte, so mußte er durch Gebote und Rechte dem Überhandnehmen des Bösen einen Damm setzen und dadurch den Grund legen zu einer gottgeordneten bürgerlichen und staatlichen Entwicklung der Menschheit, entsprechend dem Segensworte, welches als Zweck und Ziel der Grundlegung des neuen Geschlechtsanfanges in V. 7 wiederholt wird. (Keil) Vgl. zu Sp 24,11.“[102]

 

                .  Israel soll ein Kanal göttlichen Segens sein.

                    -  Abraham: 1M 12,1-3

                    -  Isaak: 1M 17,21

                    -  Jakob: 1M 25,23; 27,27-29

                    -  Die Söhne Jakobs: 1M 49

                    -  Das Volkspriestertum: 2M 19,4-6

                    -  Bleibend: Rm 11,12.15.29

 

                .  Die Gemeinde Jesu war vorausgeplant: Ag 15,13-18; Eph 3,1-13.

 

            e.  Der Endsieg steht von vorn herein fest.

 

Dem Sohne Gottes werden die Reiche der Welt gegeben: Ps 2,6-9; Da 7,13.14; Lk 1,31-33; Of 11,15-17; 19,11-16.

    Die erste Phase des Endsieges ist angekündigt in Of 20,1-6, die zweite in 1Kr 15,23-28.

 

        5.  Das Ziel seines Planes

 

            a.  Die Ehre Gottes

 

Das Ziel bei Gottes Handeln ist seine eigene Ehre. Nur dieses Ziel kann dem Wesen der Dinge entsprechen. Er ist der Erste und der Letzte. Alles andere ist durch ihn entstanden. Daher darf kein anderes Ziel dieses eine übertreffen, sei es noch so erhaben, wie z.B. das Glück seiner Geschöpfe oder die Vervollkommnung der Heiligen. Die Ehre Gottes ist das Ziel des gesamten Planes, wie auch von jedem Teil.

    Das höchste Ziel Gottes ist auch nicht die Liebe zu ihm. Dieses hieße, das eigentliche Ziel mit dem Mittel dazu zu verquicken. Die Liebe zu Gott ist die höchste Aufgabe des Menschen. Es geht aber nicht direkt um den Aufgabenbereich der Menschen, sondern um das höchste Ziel, das Gott in den Bestimmungen, welche die Bewegungen im Raum des Geschaffenen regulieren, im Auge hat. Diese Bestimmungen sagen vornehmlich das, was gewiss sein wird.

    Zu sagen, dass das Endziel der Bestimmungen Gottes seine Ehre und Herrlichkeit ist, heißt einfach, dass im Grunde die Schöpfung Gottes wegen da ist und nicht ihrer selbst wegen. Der Schöpfer ist höher als das Geschöpf. Über ihn hinaus gibt es keinen Größeren. Daher gebührt ihm selbst in allem seinem Tun die höchste Ehre, und wir tun wohl, in unserem Tun uns dieses Ziel als vornehmstes bewusst vorzuhalten. Der Apostel Petrus bittet, dass das eschatologische Ziel der Beweggrund der Christenmenschen wird, wenn er sagt:

    „Jeder diene, damit in allem Gott verherrlicht werde, welchem Herrlichkeit gebührt in alle Ewigkeit. Amen.“ (1P 4,10.11)

    Einige Schriftstellen zum Thema: Ps 81,2-6; 148; Jes 40,4.5; Rm 1,20.21; 15,8.9; 2Kr 1,20.

 

            b.  Das Wohl der Schöpfung

 

Wenn auch das Hauptziel seines Planes seine Ehre ist, geraten die beiden Nebenziele, Heiligkeit und Glück der Geschöpfe, nicht in Vergessenheit. Was Gott im Planen bewog, hat ihn auch im Handeln bewogen. Glück und Heiligkeit des Geschöpfes sind wohl Vorhaben Gottes, können aber nicht als vornehmlichstes Ziel seines Planes betrachtet werden.

    Schriftstellen, die besagen, dass Gott das Wohl bzw das Glück seiner Geschöpfe sucht: Jh 10,11; 15,11; 16,7.12.22.24; 17,13; Ag 14,17; 2Kr 1,24; Kol 2,21.23; 1Tm 6,17.

 

            c.  Die Heiligkeit seiner Geschöpfe

 

Rm 7,12: „So daß also das Gesetz heilig ist und das Gebot heilig und gerecht und gut." (Schmoller)

    Eph 4,24; 5,25-27; 1Th 4,3-8;

    1P 1,2.15.16: "erwählt gemäß der Vorauskenntnis Gottes, des Vaters, in der Heiligung des Geistes, Jesus Christus zu gehorchen und /zur/ Besprengung /mit seinem/ Blut: Gnade /sei/ euch /zuteil/, und Friede /werde euch/ vermehrt. (NTdF)

    Tt 1,15-16: „Alles ist rein den Reinen, den Befleckten und Ungläubigen aber ist nichts rein, sondern befleckt ist ihr Sinn und ihr Gewissen. Gott erklären sie zu kennen, mit den Werken aber verleugnen sie ihn, indem sie greuelhaft sind und ungehorsam und zu jedem guten Werk untauglich." (Schmoller)

 

    B.  Das Schaffen Gottes

 

        1.  Grundsätzliches

 

Der Ursprung des Universums ist Gegenstand vielen Rätselns gewesen. Wissenschaft und Vernunft ergründen das Rätsel nicht, nur eine Offenbarung des Urhebers. Diese steht einmal auf der ersten Seite der Bibel; in der Folge wird sie immer wieder erwähnt. Es wird hier bezeugt, dass es sich um eine Schöpfertat Gottes handelt.

    Jahwe selbst eröffnet Israel (2M 20,11): „In sechs Tagen hat Gott Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles darinnen.“

    Das aus der Gefangenschaft neu auflebende Israel bekennt (Ne 9,6): „Du, Jahwe, bist der Einzige! Du hast den Himmel, aller Himmel Himmel, samt ihrem ganzen Heer, gemacht, die Erde und alles, das darauf ist, das Meer und alles, das darin ist.“

    Jesaja fordert auf (40,26): „Hebt eure Augen auf zur Höhe und seht: Wer hat diese erschaffen?“ und gibt die Antwort: „Er, der ihr Heer nach der Zahl herausführt, der sie alle mit Namen ruft.“

    Weitere Schriftstellen: Jes 45,12.18; Jh 1,3; Ag 17,24; Rm 11,36; 1Kr 8,6; Eph 3,9; Kol 1,16; Of 4,11; 10,6.

    „Die Schöpfung aller Dinge ist der unumstößliche Grund ihrer gänzlichen Abhängigkeit von Gott und seinem Ratschluss, und zwar ihrer Abhängigkeit auch in Hinsicht auf die Zeiten, in welchen Größeres oder Geringeres mit ihnen geschehen soll.“[103]

    Die Schöpfung ist der erste Schritt Gottes in der Ausführung seines ewigen Planes. Sie heißt in der Bibel „der Anfang“.

    1M 1,1: „Am Anfang schuf Gott.“

    Sp 8,22: „Jahwe besaß mich (die Weisheit) am Anfang seiner Wege.“ Die Werke Gottes werden hier „seine Wege“ genannt.

    V. 23: vor dem „Anfang“, dem Ursprung der Erde

    Jh 1,1: „Am Anfang [als Gott schuf] war das Wort.“

    Die Schrift weiß um einen Anfang der gegenwärtigen Welt (Eph 3,9), einen Schnittpunkt gleichsam zwischen Ewigkeit und Zeit (Jh 1,1; Eph 1,4; 1J 1,1).

 

        2.  Das Material

 

1M 1,1 zeigt, dass das Universum nicht ewig ist, weder in der Form noch in der Substanz. Es ist nicht aus Vorhandenem geformt, denn der Ausdruck „Himmel und Erde“ soll offensichtlich alles Seiende außerhalb von Gott umfassen. Übrigens sagt Heb 11,3 nicht: „Das Sichtbare ist aus dem Nichts entstanden“, noch: „Es ist aus Unsichtbarem entstanden“, sondern: „Was man sieht, ist nicht entstanden aus mit äußeren Sinnen Wahrnehmbarem.“

 

        3.  Die Methode

 

Wie handelt Gott in der Schöpfung? Die schriftliche Offenbarung sieht das schaffende Handeln Gottes einmal als unmittlebares, dann aber auch als mittelbares.

    Im unmittelbaren Schaffen handelt Gott frei, ungenötigt, ohne sekundäre Gründe. Er handelt zu seiner eigenen Ehre. Kein bereits vorhandes Material wird benutzt; es besteht nicht. Gott schuf unmittelbar Sichtbares und Unsichtbares, Fertiges wie auch Bausteine und Material des mittelbaren Schaffens.

    Mittelbares Schaffen ist ein schaffendes Herstellen aus bereits bestehendem Material, welches geformt, umgeformt, belebt wird. Hierbei kann Gott selbst als erste Ursache der Tätige sein, oder er kann zweite Ursachen hinzuziehen.

    1M 1,1 darf als Überschrift der ersten beiden Kapitel der Bibel angesehen werden. Mit V. 2 haben wir im materiellen Bereich einen unvollständigen Zustand. Das Schaffen geht weiter. Es ist dann nicht immer leicht festzustellen, was unmittelbar und was mittelbar geschaffen wurde. Zumindest Licht als solches und Leben dürften Gegenstand unmittelbarer Schöpfung gewesen sein.

 

        4.  Die Zeitfrage

 

            a.  Die Zeit

 

Die Frage, ob Gott die Zeit selbst geschaffen hat, ist eine nicht einfache. Zumindest sollte man unterscheiden zwischen Zeit und Zeitmessung. Leicht ist auch dieses nicht, denn Zeit ohne Marksteine ist uns unvorstellbar. Glücklicherweise ist unser Vorstellungsvermögen nicht das Kriterium für das Seiende.

    Zwei sich scheinbar widersprechende Angaben sind zu erwähnen – beide im ersten Satz des Johannesprologs: „Im Anfang war das Wort.“ Anfang ist Schöpfung – auch der Zeit? Gibt es Zeit vor Anfang? Eines war aber vor dem Anfang: das Wort. Gibt es Artikulation ohne Ablauf, ohne Zeit?

 

            b.  Der Zeitraum

 

Der Zeitraum der Schöpfung ist eine andere Frage. Wie lange dauerte es, Himmel und Erde zu schaffen? In 2M 20 sagt Gott selbst: „In sechs Tagen“. Das könnte die Frage klären, ob in V. 2 „war“ oder „wurde“ zu lesen sei. Israel soll offensichtlich den Eindruck bekommen, dass 1M 1 sechs Tage dauerte. Dieses würde dann heißen, dass am ersten Tage der Urstoff und das Licht geschaffen wurden.

    Zur Klärung der Tageslänge ist die Frage, „Was könnte sein?“, die von Christen und Nichtchristen immer wieder hineingetragen wird, kein Kriterium. Enscheidend ist nicht, was hätte sein können. Gott hätte alles in einem Augenblick erschaffen können. Entscheidend ist, wie in der Naturwissenschaft, lediglich die Frage: „Was war?“ Spätestens ab dem vierten Tag werden wir an eine übliche Tageslänge zu denken haben.

    Der Sinn der sechs Tage liegt offenbar im siebenten Tag. Jesus sagt, er sei für den Menschen geschaffen. Jahwe lehrt Israel, aus dieser Tatsache zwei Schlüsse zu ziehen: Man soll so arbeiten, wie Gott arbeitete, und so ruhen, wie er ruhte. Der Sinn dieses Ruhens wird von Gott durch den Propheten Jesaja so gedeutet, dass es grundsätzlich ein Verzicht auf die Beschäftigung mit der eigenen Sache bedeutet: Jes 58. Die selbstverständliche Alternative zur Selbstbeschäftigung ist für Gott die Freude an ihm. Und hieraus fließt dann das Interesse am Wohl des Nächsten.

    Als Ziel des sechstägigen Schaffens steht also Jahwe selbst, die Freude an ihm und an seinem Willen. Man könnte es so sagen: Der Sinn des Zeitraumes in der Schöpfung ist das Telos; d.h.: Geschichte ist linienhaft, zielgerichtet, Schöpfer-ausgerichtet.

 

            c.  Die Zeitfolge

 

Was die Reihenfolge in der Schöpfung betrifft, ist wieder zu sagen, dass wir die in 1M 1 angegebene akzeptieren: 1. Tag: Entstehung des Lichts. 2. Tag: Entstehung eines Firmaments, das die Wasser teilt. 3. Tag: Land und Meer werden getrennt. Vegetation entsteht. 4. Tag: Lichtkörper entstehen. 5. Tag: Lebewesen entstehen in Wasser und Luft. 6. Tag: Leben entsteht auf dem Land.

    Bei dieser Folge treten Fragen auf: Wo kam die Dunkelheit her, die die Erschaffung des Lichtes notwendig machte? Woher kommen Land und Wasser, da hier nur vom Teilen die Rede ist. Die Antworten liegen in V. 1: Gott schuf sie am 1. Tag.

    Weiter fällt auf, dass das Licht vor den Lichtträgern da ist, die Erde vor den Himmelskörpern, Pflanzen vor Samen, der Mann vor der Mutter. Bei der Erschaffung des Menschen wird das Vorhaben Gottes zuvor speziell ausgesprochen. Die Nähe des Schöpfers zum Geschöpf beim Formen des Körpers und Einhauchen des Lebens ist bewegend. Die ganze Beschreibung hebt diese letzte Schöpfung als die Krone hervor. Bemerkenswert ist auch, dass die Bibel uns auch dadurch eine hohe Menschenschau verleiht, indem sie am Anfang unserer Geschichte nicht ein Halbtier, sondern einen Herrscher, zeigt, und zwar einen, der jedes Tier im Vorübergehen durchschaut (1M 2,19E).

 

            d.  Der Zeitpunkt

 

Wie lange ist es her, dass Gott die Welt schuf? Bei der Annahme von sechs Naturtagen bleibt der genauere Zeitpunkt der Schöpfung immer noch offen. Wenn er von der obigen Frage des Zeitraumes der Schöpfung abhängig ist, dann aber auch davon, wie man biblische Chronologie errechnet.

 

        5.  Der Zweck

 

Sp 16,4: "Alles hat Jahwe gemacht zu seinem Zweck, und auch den Gottlosen für den Unglückstag." (Schmoller)

    Der Zweck der Schöpfung ist derselbe, wie im ewigen Plan Gottes angegeben, die Ehre Gottes, wobei die beiden Nebenziele nicht in Vergessenheit geraten: das Glück des Geschöpfes und die Heiligkeit des Menschen. Was Gott im Planen bewog, hat ihn auch im Handeln bewogen.

    Ehre bekommt Gott durch die Schöpfung so, dass er zuerst in ihr seine Herrlichkeit offenbart (wie in Ps 19 gezeigt) und der Mensch daraufhin Gott lobt (wie in Rm 1 gezeigt), dass er es getan hat. Um Gott zu verherrlichen, sollten wir die Natur beobachten, damit wir Gottes Hand in dem Verlauf des Geschehens in der Schöpfungswelt erkennen. Um unsere Aufgabe der Gottesverehrung in rechter Weise zu erfüllen, sollten wir alles, dem wir begegnen, zum Anlass dazu nehmen und es von Herzen in Wort, Wandel und Werk tun.

 

    C.  Das Regieren Gottes

 

        1.  Einleitende Gedanken

 

            .  Im Volksmund wird gern bemerkt – und zwar mit einer gewissen zufriedenen Selbstverständlichkeit, als ob damit nun das Thema zum Abschluss gekommen sei: „Wir haben ja alle denselben Gott.“ Dass es einen gibt, ist klar. Damit befassten wir uns am Anfang dieser Lektüre. Was heißt es aber, einen Gott zu haben? Haben wir schon einmal darüber nachgedacht? In jedem Volk, in jeder Religion, wenn jemand von „seinem Gott“ spricht, heißt es zweierlei: Er anerkennt ein höheres Wesen, höher als er selbst, und von diesem Wesen erwartet er, wenigstens dann und wann, Hilfe. Zöge er die Konsequenzen, so müsste er sagen, er stünde diesem Wesen zur Verfügung, weil es ja höher als er sei, und es sei sein Gott, und, zweitens, es stünde ihm zur Verfügung, weil es ja mit seiner größeren Macht imstande sei einzugreifen.

    Auch der biblische Gott, der wahre, entspricht diesen ‚Kriterien’: Er ist ein Herr und ein Helfer. Vgl 5M 10,20.21. Und wenn er mein Gott ist, ist er mein Herr und mein Helfer. Ist er der Gott der ganzen Schöpfung, dann ist er dort Herr und Helfer. Darum geht es im Folgenden. Als Herr und Helfer regiert er.

   

            .  Gottes Regierung im All ist sein waltendes Handeln, ein Verwalten seiner Schöpfung. Gott ist Herrscher in seiner Schöpfung. Mit seinem Wort erhält er alle Dinge, so lange er will und wie er will (Ps104,27-29; Heb 1,3). Nach seinem unerschöpflichen Rat lässt er das Böse zu. Dennoch lenkt Gott alles einem siegreichen Ziel zu (Ps 103,1.9; Rm 8,28).

 

            .  Wenn wir davon sprechen, dass Gott Sünde zulässt oder lenkt, haben wir festzustellen:

                -  Gott sündigt nicht. Er ist vollkommen heilig.

                -  Er bringt den Menschen nicht in die Sünde, lockt ihn nicht, versucht ihn nicht.

                -  Vielmehr hasst Gott die Sünde und bestraft sie mit dem Tode.

    Angesichts des obigen können wir folgendes über seine Beteiligung an bösen Handlungen sagen: Der Mensch ist von Natur aus Sünder, und wovon das Herz voll ist, davon geht der Mund über; und Gott kann nie verantwortlich gemacht werden für sündige Regungen im Menschen. Er kann aber den Menschen, den er geschaffen hat, lenken in Denken und Handlung.

 

        2.  Das Wesen des Regierens Gottes

 

Man ist geneigt, von den drei kardinalen alttestamentlichen Ämtern zu sprechen: König, Priester und Prophet. In der Tat übt Gott diese drei Ämter in seiner Herrschaft aus, welche die Zeit, den Raum und die kommende Ewigkeit umfassen. Als Prophet ist Gott der Gott der Vorsehung, als Priester der Gott, mit dem man Gemeinschaft haben kann und der diese Gemeinschaft nach dem Sündenfall aufs Neue ermöglicht. Jedoch ist Gott auch König.

    An dieser Stelle ist der Aspekt seines Königseins am stärksten hervorzuheben.

    Zum Verständnis dieser Herrschaft trägt die Beobachtung bei, dass der hebräische König, bedingt (wenigstens zum Teil) durch die ländliche Tradition des Volkes, nicht nur als Gebieter, sondern, und vielleicht vor allem, als Hirte aufgefasst wurde. Es sind dann auch diese beiden Aspekte – des Bestimmens und des Vorsehens –, welche wir betonen wollen, wenn wir unten von Lenkung und Erhaltung sprechen.

    Als waltender König in seinem Schöpfungsreich beschreiben wir Gott als souverän. Diese Souveränität muss aber nicht nur im Lichte seiner Eigenschaften (Allwissenheit, Allgegenwart und Allmacht) verstanden werden, sondern im Lichte seines ganzen Wesens und Charakters, einschließlich seiner Liebe und Heiligkeit. Diese Herrschaft Gottes entspricht nicht nur dem ganzen Wesen Gottes, sondern auch in vollkommener Weise dem Wesen und Charakter seiner Geschöpfe. So wie er sie geschaffen hat, so geht er auch entsprechend mit ihnen um. Leblose Materie wird als solche behandelt. Instinkt-Geschöpfe wiederum ihrer Art entsprechend. Engeln befielt er und schiebt und steuert sie nicht wie Roboter. Menschen werden behandelt als genau das, was sie sind: Ebenbilder Gottes. Dabei kennt dieser Gott am besten den Rahmen wie auch die Züge dieses Ebenbildes. Gott herrscht also mit Liebe und Weisheit ebenso wie mit seinen anderen Eigenschaften.

    Wenn wir sagen, er ist souverän, so geben wir ihm hiermit das Recht zu sein, was er ist: Schöpfer und Verwalter von allem außerhalb von ihm. Häufig sind die Schriftstellen, die solches aussagen:

    Ps 115,3:

    Jes 45,9:

    Hes 18,4; Da 4,34; Mt 20,15; Rm 9,14-24; 11,36; Eph 1,11; 1Tm 6,15: Of 4,11.

 

        3.  Lenken

 

            a.  Der Begriff

 

Lenkung, oder auch Steuerung, besagt, dass Gott über das Erstellen hinaus in seiner Schöpfung seinen Willen im Blick auf ein von ihm gesetzes Ziel durchsetzt, indem er Dinge und Menschen in einem gewissen Sinne lenkt. Er übt mit verschiedenen Mitteln und Wegen eine Herrschaft aus, die auf die Zukunft gerichtet ist.

    Während Erhaltung die geschichtlich-orientierte Herrschaft Gottes in seinem großen Reich darstellt, haben wir es hier mit einer Art prophetischer Herrschaft zu tun.

    Steuerung heißt, dass Gott unter allen Größen, die es in seinem sichtbaren und unsichtbaren Universum gibt, ganz Gott und alleiniger Gott bleibt. Übrigens ist die Lehre von der Steuerung Gottes ein Hinweis darauf, dass er zu Beginn des Laufes des Alls ein prophetisches Konzept, einen Plan hatte. Steuerung ist also zielbewusste Herrschaft Gottes in seiner Schöpfung, die Sicherstellung seiner Absichten.

 

            b.  Hinweise

 

                I:  Einleitende Gedanken

 

Angesichts des oft willkürlich erscheinenden Geschehens ist es von großer Wichtigkeit für uns und die Seelsorge, dass wir uns hier von der Offenbarung Gottes die Akzente setzen lassen.

    Man darf immerhin erwarten, dass Gott seine Schöpfung regiert, denn sie gehört ja ihm. Er ist auch groß genug dazu, sowie gut und weise. Die Natur bietet manch einen Anlass zur Beobachtung der wunderbaren Lenkung Gottes. Geöffnete Augen werden hier wiederolt vom Staunen in die Anbetung getrieben.

    Dennoch wirft gerade unsere Umwelt viele Fragen nach dem Sinn und Ziel des Geschehens auf. Für die Antwort soll man nicht zu okkulten Instanzen gehen, sondern zum Licht des Wortes des Schöpfers sowie zu ihm persönlich im Gebet.

    Die Heilige Schrift sagt, die steuernde Herrschaft Gottes erstreckt sich auf das ganze Universum: Ps 103,19.

 

                II:  In der Natur

 

Gottes lenkende Tätigkeit umfaßt die unbeseelte Natur: 1S 7,10; Hi 9,5-7; 37,10; 38,12-35; Ps 147,16-18; Mt 5,45; Ag 14,17.

    Gott hat seine steuernde Hand in der beseelten Natur: Hi 12,9.10; Ps 104,21.

 

                III:  Unter Menschen

 

Auch der Mensch gehört in die lenkende Herrschaft des Allmächtigen – bis ins Unsichtbare.

    Was die Völker erleben, kommt von Gott oder ist von ihm zugelassen: Ps 22,29; Hes 39,1.2; Da 2,37.38; Rm 13,1.

    Das Los jedes einzelnen liegt in seiner Hand: 2M 21,12.13; 1S 2,6-8; Est 4,14; Ps 139,13-16; Sp 16,1.3.7.9.33

    Mt 11,11A: „Wahrlich, ich sage euch: Es ist unter von Frauen Geborenen nicht ein Größerer erweckt worden als Johannes, der Täufer.“ „Erweckt worden“ erinnert daran, dass Gott der Herr der Geschichte ist.

    Lk 1,51.52: Maria singt der Hanna nach.

    Ganz besonders lenkt Gott als Vater das Leben seiner Kinder zu deren besten Wohl und zu seiner eigenen Ehre: Ps 4,9; 5,13; 63,9; 121,3; Rm 8,28.

    Die Gesamtrichtung des Lebens also, Erfolg und Misserfolg, der Lauf jedes Tages, diese unterstehen der lenkenden Obhut des Herrschers aller Dinge.

    Was uns unverständlich zu sein scheint, ist nämlich, dass Gott selbst am menschlichen Denken beteiligt ist und an dem Handeln, das aus diesem Denken fließt . Dieses behauptet die von Gott gehauchte Schrift, die gerade in ihrer Entstehungsweise ein Beispiel hierfür ist: Esr 7,27; Ps 119,36; Php 2,13.

    2P 1,20.21: „Nehmt dabei zuerst dieses zur Kenntnis, dass keine Weissagung der Schrift aus eigener Deutung entsteht, denn nicht durch den Willen eines Menschen wurde einst Weissagung hervorgebracht, sondern vom Heiligen Geist getragen, sprachen die heiligen Männer Gottes.“

    Auch das böse Handeln des Menschen untersteht dem Lenken Gottes: 2S 16,10; 24,1; 2Th 2,11.12.

 

        4.  Erhaltung

 

            a.  Der Begriff

 

Nachdem Gott hat entstehen lassen, erhält und versorgt er auch das Entstandene. Hierin zeigt er sich als echter Vater. Seine Fürsorge erstreckt sich über lebende sowie leblose Schöpfung, über die sichtbare und auch die unsichtbare. Etwas vollständiger ausgedrückt, könnten wir sagen: Erhaltung heißt, dass Gott in einem ständigen Einsatz alles, das er gemacht hat, nach seinem Willen so lange existent und aufrecht erhält, wie es ihm gefällt. Die erhaltende Tätigkeit Gottes erstreckt sich von der Hölle bis zum Himmel, vom geringsten Haar bis zum größten Engel (Ps 104,27-29).

    Schriftstellen, die zum Thema Erhaltung sprechen:

    Ne 9,6: Du erhältst alles am Leben.

    Ps 37,28: Jahwe wird seine Frommen nicht verlassen; ewiglich werden sie bewahrt.

    Ps 66,9: Gott hat unsere Seele am Leben erhalten.

    Sp 2,8: Er behütet die Pfade des Rechtes und bewahrt den Weg seiner Frommen.

    Ag 17,28: ... in Gott leben, weben und sind wir.

    Kol 1,17: Alle Dinge bestehen zusammen durch den Sohn.

 

            b.  Die Weise

 

                .  Erhaltung und Schöpfung sind auseinanderzuhalten. Bei Schöpfung handelt es sich um Entstehung der Existenz und bei Erhaltung um das Tragen der Existenz, also nicht um kontinuierliche Schöpfung. Erhaltung heißt auch, dass die Schöpfung nicht selbst-existent ist. Zudem ist Erhaltung mehr als ein Verzicht auf Zerstörung – es schließt aktives Tragen und Fürsorge ein. Ferner lassen wir es Gott vorbehalten sein, nach welchem Grad er erhalten will und wie lange.

   

                .  Welche Hinweise gibt es nun auf solche Erhaltung? Durch Beobachtung der Natur erfahren wir, dass sich die Materie an sich in einem passiven Verhältnis der Verursachung befindet (bei aller Verursachung, die zu beobachten ist), dass sie in ständiger aber abhängiger Bewegung ist. Verschleiß und auch Erneuerung werden beobachtet. Ohne eine dahinter stehende Persönlichkeit kann die andauernde Existenz des Universums nicht erklärt werden.

   

                .  Den Vorgang der Schöpfungserhaltung stellt man sich üblicherweise so vor, als verliefe er über Naturgesetze. Aber die Frage kann gestellt werden, inwiefern es überhaupt Naturgesetze gibt.1)

??(in die Fußnote???)

1) Selbst der Philosoph Immanuel Kant (1724 - 1804) wies in seiner "Kritik der praktischen Vernunft"(?), (Reclam, Quelle?) darauf hin, daß es im Grunde keine Naturgesetze geben könne.

    Wir können immer nur eine begrenzte Anzahl von Fällen untersuchen, bzw beobachten. Um ein verbindliches Naturgesetz aufstellen zu können, müssten wir restlos alle Fälle beobachtet haben. Unsere „Naturgesetze“ scheinen uns nur als Naturgesetze, weil sie bisher – in unserem Erfahrungsbereich – immer gleichmäßig zu beobachten waren.

    Von der Schrift her haben wir es so zu verstehen, dass Gott alles mit seiner Allgegenwart durchdringt, die operierenden Kräfte seiner Schöpfung aufrechterhält oder versagen lässt – nach seinem Willen – und das Sündigen, wo es geschieht, zulässt, ohne für das Böse verantwortlich zu sein (Jr 44,4; Hab 1,13; Jk 1,13.14).

    Eine wichtige Rolle in der Erhaltung des Alls hat das Wort Gottes.

    Jr 10,12; Hebr. 1,3A;

    2P 3,5-7: "Verborgen ist nämlich ihnen, die dies behaupten, daß die Himmel und die Erde vormals aus Wasser und mittelst Wassers zustande kamen durch das Wort Gottes  mittelst dessen die damalige Welt, mit Wasser überflutet, zu Grunde ging. Die jetzigen Himmel aber und die Erde durch dasselbe Wort aufgespart, indem sie für das Feuer aufbewahrt werden auf den Tag des Gerichts und Verderbens der gottlosen Menschen." (Schmoller)

   

                .  Wie persönlich das Tragen Gottes werden kann, zeigen folgende Gedanken.

                    -  Unser Gott trägt unsere Schuld:

Jes 53,4-6.11.12

    Mt 8,16.17

    2Kr 5,19a

    Sa 12,1.10

                    -  Unser Gott nimmt ein 2. Mal unsere Missetaten auf sich:

2Kr 5,20: „Lasst euch versöhnen!“

    Jes 53,11

                    -  Unser Gott trägt uns zu sich:

2M 19,4

                    -  Unser Gott trägt unsere Lasten:

Ps 37,5

    68,19 bzw. 20

    10,14

    1P 5,7

    Rm 15,1-3

                    -  Unser Gott trägt uns durchs Leben bis ins Alter:

Jes 40,11

    5M 1,31

    33,27

    Jh 15,1-

    Ga 2,20

    Jes 46,3.4

    Vgl Lk 16

                    -  Unser Gott trägt unsere Hirten:

Of 1,20

                    -  Unser Gott trägt den Widerstand seiner Feinde:

Rm 9,20-23

                    -  Unser Gott trägt die ganze Welt:

Heb 1,2.3a

    Of 5,1

                    -  Schluss:

Ps 28,9;

    16,11.

 

                .  Der Prediger H. Moorhouse hatte einst eine wichtige Arbeit, die ihm viel Mühen und Glaubensübungen einbrachte. Ein kleiner Zwischenfall in seinem Familienleben war ihm deshalb eine kostbare Aufmunterung von Gott her.

    Eines Abends kehrte er nach Hause zurück. Unter dem Arm trug er ein Paket für seine Frau. Seine kleine, gelähmte Tochter saß artig auf einem Stuhl.

    Er umarmte sie und fragte: „Wo ist die Mutter?“

    „Sie ist oben im Zimmer“, antwortete die Kleine. 

    „Gut. Ich habe da nämlich ein Paket für sie“, sagte der Vater.

    „Bitte, darf ich das Paket der Mutter bringen?“ So fragte nun das kleine Mädchen.

    „Meine liebe Kleine, wie willst du ihr denn das Paket bringen?“ Bei diesen Worten strich der Vater zärtlich über den Scheitel seines Kindes.

    Ganz und gar nicht bestürzt rief diese aber mit lachender Miene aus: „Das ist wahr, geliebter Vater! Gib es mir aber gleichwohl! Ich werde das Paket tragen, und du wirst mich zu der Mutter tragen!“

    Er nahm also das Kind in die Arme und trug die Kleine und das Paket hinaus. Dabei kam ihm in den Sinn, dass er sich mit seiner Arbeit für den Herrn in der gleichen Lage befinde. Er trug wohl eine Last; aber wurde nicht er selbst von Gott getragen und gestützt?[104]

 

Zitat:

Wir können Gott verlassen, doch nicht ihm entfliehen. Wir können Gott widerstehen, doch nicht ihm ausweichen. Wir können Gott ablehnen, doch nicht ihm zum Schweigen bringen. Wir können Gott verleugnen; doch töten können wir ihn nicht. (aus Die Wegbereiter, Nr. 508)

 

 

 

Bibliographie:

       (Empfehlenswerte Titel sind mit einem * gekennzeichnet.)

 

Literatur, aus der zitiert wird:

 

Bücher

 

Alexander, H. E.:    Die Fundamente des Glaubens. Studienhefte zur Heiligen Schrift, Heft Nr. 9, (Genf: Haus der Bibel, 1962), (Fundemente)

 

Bancroft, Emery H.:*     Christian Theology. Systematic and Biblical, (Grand Rapids, Michigan: Zondervan, 19707), (ChrTh)

 

Bennett, Richard:   Auf der Suche, (Bielefeld: CLV, 1985), (Suche)

 

Böhl, Eduard: Dogmatik. Darstellung der christlichen Glaubenslehre auf reformiert kirchlicher Grundlage, (Amsterdam: Verlag von Scheffer & Co., 1887), (Dog)

 

Criswell, W. A.:*    Müssen wir unseren Glauben verteidigen?, (Wetzlar: Schulte, 1973), (Glauben verteidigen)

 

Dächsel, August:    Die Bibel oder die ganze Heilige Schrift Alten und Neuen Testaments mit in den Text eingeschalteter Auslegung, (Leipzig: A. Deichert'sche Verlagsbuchhandlung Nachf, o. J.), (HS)

 

DeHaan, Richard W.:*    Die Wahrheit über Gott, (Frutigen, Schweiz: Schweizerische Schallplattenmission, 1977), (Gott)

 

Enzyklopädie-Lexikon. Die große Farb-Enzyklopädie in 14 Bänden, (Stuttgart: Wissen-Verlag, 1973), Bd. 10, S. 3766. (Enzykl.)

 

Epp, Heinrich: Eigentliche Theologie, Christologie, Pneumatologie, (Gießen: Vereinigung Heimgekehrter Evangelischer Baptisten-Brüdergemeinden, 1988), (Eig Th)

 

Frey, Hellmuth:      Das Ziel aller Dinge. Das letzte Wort des Erhöhten an seine angefochtene Gemeinde. Bibelstudium über Offenbarung Johannis 1 - 22, 2. Aufl. (Stuttgart: Calwer, 1953), (Offenb)

 

Gitt, Werner: *       Fragen, die immer wieder gestellt werden, (Bielefeld: CLV, 1989), (Fragen)

 

ders.:*          Signale aus dem All. Wozu gibt es die Sterne? (Bielefeld: CLV, 19931), (Signale)

 

Godet, J.:       Commentar zu dem Evangelium Johannis, Zweiter Exegetischer Theil, (Hannover: Verlag von Carl Meyer, 1878), (Joh, 2. T)

 

Handbuch der Bibelerklärung, hrsg. Calwer Verlagsverein, 3. Band: NT, (Calw, Stuttgart: Verlag der Vereinsbuchhandlung, 19007)

 

Kant, Immanuel:    Kritik der praktischen Vernunft, (Reclam (Quelle?))

 

Koch, Hans-Gerhard:     Abschaffung Gottes?, (Stuttgart: Quell-Verlag, 19612), (Absch.)

 

Lange, J. P.:   Theologisch-homiletisches Bibelwerk. Das Alte Testament, 6. Teil. Die Bücher Samuelis, (Bielefeld u. Leipzig: Velhagen & Clasing, 1873), (Bibelwerk, Sam.)

 

Lange, J. P.:   Theologisch-homiletisches Bibelwerk. Das Alte Testament, 11. Teil. Der Psalter, (Bielefeld u. Leipzig: Velhagen & Clasing, 1884), (Bibelwerk, Ps.)

 

Lange, J. P.:   Theologisch-homiletisches Bibelwerk. Das Neue Testament, 10. Teil. Die beiden Briefe Pauli an die Thessalonicher, (Bielefeld u. Leipzig: Velhagen & Clasing, 1884), (Bibelwerk, Thess.)

 

Little, Paul:    Ich weiß, warum ich glaube, (Neuhausen, Stuttgart: Hänssler, 1967), (Ich weiß)

 

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Menschen, Völker, Weltgeschehen, Bd. III., (Reutlingen: Evangelistische Film-, Buch- und Traktatmission, 1976)

 

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                    [411 South Wells, Chicago 7, ILLINOIS]

 

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Schneller, Ludwig D.:    Credo. Das apostolische Glaubensbekenntnis in achtzehn Predigten, (Leipzig: Kommissionsverlag von H. G. Wallmann, 1924), (Credo)

 

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Tozer, Aiden W.:*  Gott liebt keine Kompromisse, (Neuhausen, Stuttgart: Hänssler, 1977), (Kompr.)

 

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Tokarev, :      Die Religion in der Geschichte der Völker, (Quelle?), S. .

 

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Wilder Smith, Arthur E.: Warum läßt Gott es zu?, 6. Aufl. (Neuhausen, Stuttgart: Hänssler, 1984), (Warum)

 

Wood, Nathan R.:   The Secret of the Universe, (Grand Rapids, Michigan: Eerdmans Publishing Co., 1957)

 

Zimmermann, Karl:*      Wenn du wüßtest, wer Der ist ...; (Wermelskirchen: Selbstverlag des Verfassers, 1997), (Wenn du wüßtest)

 

Zwi Nassi:      The Great Mystery or How can Three be One?, (Jerusalem: Yanetz Ltd. P.O.Box 151; 19742)

 

 

Zeitschriftenartikel

 

Bockmühl, Klaus;   "Die Argumente für die Existenz Gottes. Eine Wiedererwägung ihres Zwecks", in Theologische Beiträge, (4 u. 5, 1978), S. 195 - 204.

 

Friedensbotschaft; Zeitschrift des Evangelischen Brüdervereins, Schweiz, (Sept. 1991)

 

Informationen aus der Studiengmeinschfat Wort und Wissen, (Dez./1997), (Info-WuW).

 

Kremer, Matthias:   "Die Sonne - Symbol und Wirklichkeit", Fest und Treu, (4/1997), S. 6-9. (Sonne)

 

Külling, Samuel:    "Bibelerklärung Genesis", Fundamentum, Erstausgabe, S. 11.

 

Meister, Abraham:  "Fragenbeantwortung: Wie harmonisieren die verschiedenen Schriftzeugnisse von der Reue Gottes und von seinem Nichtgereuen, die sich scheinbar widersprechen?", Bibel und Gemeinde, 72 (1 u. 2 / 1972) (Reue)

 

Rohrbach, Hans:     "Die Dreieinigkeit Gottes" in Offensive, (3/1987), S. 93 - 102. (HR-Drei)

Sünderwald, Hartmut:    "Auf Schatzsuche im Namen Gottes", in Ruf in unsere Zeit, Zeitschrift vom Janzteam, Lörrach, (3/1995), S. 16.17. (Schatzsuche)

 

Wagner, Roger:      "The Puritan Dilemma Remains" in Penpoint. A Monthly Update From The Southern California Center For Christian Studies, (Juli/ 1996) (Dilemma)

 

 

Unveröffentlichte Schriften

 

Engler, Peter: Predigt: Der eine Gott

 

Hunziker, Paul:      Die Lehre der Dreieinigkeit in Auseinandersetzung mit den Zeugen Jehovas, unveröffentlichtes Manuskript, 1973 (PHunz)

 

 

Sonstige

 

Gottesbekenntnisse Moderner Naturforscher, Infoblatt Nr. 17 aus dem Buch von Herbert Madinger: Fundamente des Glaubens, (Wien: Dom-Verlag, o. J.)

 

 

Weiterführende Literatur

 

Bücher

 

Broadbent, E. H.: * Gemeinde Jesu in Knechtsgestalt - ein Gang durch ihre zweitausendjährige Geschichte, (Dillenburg: Christliche Verlagsgesellschaft, 1965), (KG)

 

Gerstner, John H.:* Warum läßt Gott das Gute zu? (Basel, Gießen: Brunnen, 1985)

 

Schnepel, Erich: *  Christus im Römerreich - Der Weg der Gemeinde Jesu in den ersten vier Jahrhunderten, (Berlin: Furche-Verlag, 19393)

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[1] Böhl, Eduard: Dog, S. 15.

[2] Gottesbekenntnisse Moderner Naturforscher, Infoblatt Nr. 17 aus dem Buch von Herbert Madinger: Fundamente des Glaubens, (Wien: Dom-Verlag, o. J.)

[3] Scheler, Hermann: Die Stellung des Marxismus-Leninismus zur Religion, (Berlin, 1957), S. 5, zit. in: Koch, Hans-Gerhard: Abschaffung Gottes?, 2. Aufl., (Stuttgart: Quell-Verlag, 1961), S. 76.

[4] zitiert in: Dächsel, August: Die Bibel oder die ganze Heilige Schrift Alten und Neuen Testaments mit in den Text eingeschalteter Auslegung, (Leipzig: A. Deichert'sche Verlagsbuchhandlung Nachf, o. J.), Band 7, Seite 10, links unten.

[5] Böhl, Eduard: Dogmatik. Darstellung der christlichen Glaubenslehre auf reformiert kirchlicher Grundlage, (Amsterdam: Verlag von Scheffer & Co., 1887), S. 9, 14.

[6] Sauer, Erich: Vom Adel des Menschen. Gedanken über Zweck und Ziel der Menschenschöpfung, (Gütersloh: Evangelischer Verlag Der Rufer, 1948), S. 176, Fußnote 1.

[7] Enzyklopädie-Lexikon. Die große Farb-Enzyklopädie in 14 Bänden, (Stuttgart: Wissen-Verlag, 1973), Bd. 10, S. 3766.

[8] Nach Epp, Heinrich: Eigentliche Theologie, Christologie, Pneumatologie. Erarbeitet für die Gemeindebibelschule, (Gießen: Vereinigung Heimgekehrter Evangelischer Baptisten-Brüdergemeinden, 1988), S. 12f.

[9] Nach Alfred Neufeld aus Paraguay

[10] Vgl. Wagner, Roger: "The Puritan Dilemma Remains" in Penpoint. A Monthly Update From The Southern California Center For Christian Studies, (Juli/ 1996), S. 2.

[11] Enzykl., Bd. 10, S. 3766.

[12] Nach: Wedel, C. H.: Meditationen zu den Fragen und Antworten unseres Katechismus, (Selbstverlag des Verfassers, für Deutschland: Kommissionsverlag der Verlags-Buchhandlung "Bethel", Wandsbeck), S. 7.

[13] zitiert in: Dächsel, August: (HS) in Anmerkung zu Röm. 1,19.20.

[14] Böhl: Dog, S. 9, 3f.

[15] Kant: zitiert in Schneller, Ludwig: Credo Das apostolische Glaubensbekenntnis in achtzehn Predigten, (Leipzig: Kommissionsverlag von H. G. Wallmann, 1924), S. 19.

[16]Vgl. Strong, August Hopkins: SysTh, S. 66.

[17] Epp, Heinrich: Eig Th, S. 17.

[18] Bennett, Richard: Auf der Suche, (Bielefeld: CLV, 1985), S. 10.

[19] DeHaan, Richard W.: Die Wahrheit über Gott, (Frutigen, Schweiz: Schweizerische Schallplattenmission, 1977), S. 27.

[20] Böhl: Dog, S.12.

[21] Epp, Heinrich: Eig Th, S. 17.

[22] DeHaan: Gott, S. 36.

[23] Friedensbotschaft; Zeitschrift des Evangelischen Brüdervereins, Schweiz, (Sept. 1991)

[24] Cicero: Zitiert in Dächsel: HS, Anmerkung zu Rö. 1,19.20.

[25] Sauer, Erich: Adel, S. 175f.

[26] Thiessen, Henry C.: SystTh,  S. 32.

[27] auf einem Kalenderzettel

[28] Thiessen, Henry C.: Introductory Lectures in Systematic Theology, (Grand Rapids, Michigan: Eerdmanns, 197112) S. 32.

[29] Bockmühl, Klaus; "Die Argumente für die Existenz Gottes. Eine Wiedererwägung ihres Zwecks", in Theologische Beiträge, (4 u. 5, 1978), S. 195 - 204.

[30] Little, Paul: Ich weiß, warum ich glaube, (Neuhausen, Stuttgart: Hänssler, 1967), S. 20.

[31] Bockmühl, Klaus; "Die Argumente für die Existenz Gottes. Eine Wiedererwägung ihres Zwecks", in Theologische Beiträge, (4 u. 5, 1978), S. 195 - 204.

[32] Alexander, H. E.: Die Fundamente des Glaubens. Studienhefte zur Heiligen Schrift, Heft Nr. 9, (Genf: Haus der Bibel, 1962), S. 40.

[33] Wedel, C. H.:     Meditationen, S. 16 - 18.

[34] Menschen, Völker, Weltgeschehen, Bd. III., (Reutlingen: Evangelistische Film-, Buch- und Traktatmission, 1976), S. 16.

[35] Gottesbekenntnisse Moderner Naturforscher, Infoblatt Nr. 17 aus dem Buch von Herbert Madinger: Fundamente des Glaubens, (Wien: Dom-Verlag, o. J.)

[36] Bennett: Suche, S. 13.

[37] Informationen aus der Studiengmeinschfat Wort und Wissen, (Dez./1997), Nr. 41, S. 1f.

[38] Wilder Smith, Arthur E.: Warum läßt Gott es zu?, 6. Aufl. (Neuhausen, Stuttgart: Hänssler, 1984),S. 13f.

[39] DeHaan: Gott, S. 36.

[40] Lange, J. P.: Theologisch-homiletisches Bibelwerk. 11. Teil. Der Psalter, (Bielefeld u. Leipzig: Velhagen & Clasing, 1884), S. 93.

[41] zitiert in der Zeitschrift "Mitternachtsruf", (Juli 1968), S. 12.

[42] Little, Paul: Ich weiß, S.30f.

[43] Böhl: Dog, S. 25.

[44] Wedel, C. H.: Meditationen, S. 20, 15.

[45] Bennett: Suche, S. 15, 9f.

[46] McDowell & Don Steward: Antworten auf skeptische Fragen über den christlichen Glauben, (Weichs: Memra-Verlag, 1985), S. 76f.

[47] Külling, Samuel: "Bibelerklärung Genesis", Fundamentum, Erstausgabe, S. 11.

[48] DeHaan: Gott, S. 29.

[49] McDowell, Josh: Antworten, S. 114.

[50] Criswell, W. A.: Müssen wir unseren Glauben verteidigen?, (Wetzlar: Schulte, 1973), S. 15f.

[51] Gitt, Werner: *   Fragen, die immer wieder gestellt werden, (Bielefeld: CLV, 1989), S. 16.

[52] Wilder Smith, Arthur E.: Warum, S. 16-21.

[53] Böhl. Dog, S. 2.

[54] Vgl. Epp, Heinrich: Eig Th, S. 11.

[55] zitiert in: Gottesbekenntnisse Moderner Naturforscher, Infoblatt Nr. 17 aus dem Buch von Herbert Madinger: Fundamente des Glaubens, (Wien: Dom-Verlag, o. J.)

[56] Lange, J. P.: Theologisch-homiletisches Bibelwerk. Das Neue Testament, 10. Teil. Die beiden Briefe Pauli an die Thessalonicher, (Bielefeld u. Leipzig: Velhagen & Clasing, 1884), S. 73.

[57] Aussage eines Juden in der amerikanischen Radiosendung "Focus on the Family"

[58] Tozer, Aiden W.: Das Wesen Gottes: Eigenschaften Gottes und ihre Bedeutung für das Glaubensleben, (Neuhausen, Stuttgart: Hänssler, 1996), S. 11f.

[59] ein hebr Wort, das „Gegner, Widersacher“ bedeutet

[60] Epp, Heinrich: Eig Th, S. 9f.

[61] Strong, August Hopkins: SysTh, S. 251, dt. von den Verf.

[62] Epp, Heinrich: Eig Th, S. 26f.

[63] Meister, Abraham: Namen des Ewigen, (Pfäffikon ZH, Schweiz: Verlag Große Freude, 1973), S. 15f.

[64] Epp, Heinrich: Eig Th, S. 27-29.

[65] Epp, Heinrich: Eig Th, S. 30.

[66] Epp, Heinrich: Eig Th, S. 30.

[67] Nach Epp, Heinrich: Eig Th, S. 30-33.

[68] Epp, Heinrich: Eig Th, S. 33.

[69] Külling, Samuel: "Bibelerklärung Genesis", Fundamentum, Erstausgabe, S. 11.

[70] Nach Epp, Heinrich: Eig Th, S. 33f.

[71] Nach Epp, Heinrich: Eig Th, S. 35.

[72] Epp, Heinrich: Eig Th, S. 35.

[73] Nach Epp, Heinrich: Eig Th, S. 30-33.

[74] Nach Epp, Heinrich: Eig Th, S. 30-33.

[75] Nach Epp, Heinrich: Eig Th, S. 30-33.

[76] Nach Epp, Heinrich: Eig Th, S. 34.

[77] Epp, Heinrich: Eig Th, S. 29f.

[78] Nach Epp, Heinrich: Eig Th, S. 35 u. 36.

[79] aus Kremer, Matthias: "Die Sonne - Symbol und Wirklichkeit", Fest und Treu, (4/1997), S. 6-9.

[80] Frey, Hellmuth: Das Ziel aller Dinge. Das letzte Wort des Erhöhten an seine angefochtene Gemeinde. Bibelstudium über Offenbarung Johannis 1 - 22, 2. Aufl. (Stuttgart: Calwer, 1953), S.179.

[81] di. eine Münze von sehr geringem Wert [daher sprichwörtlich verwendet]; deutsch etwa: „Groschen”/”Pfennige”

[82] Spurgeon, Charles H.: Ich bin der Herr, dein Arzt. Worte des Trostes für Kranke, Betrübte und Notleidende, 12. Aufl., (Wuppertal: Brockhaus, 1986), S. 61.

[83] Böhl: Dog, S.70f.

[84] Tozer, Aiden W.: Gott liebt keine Kompromisse, (Neuhausen, Stuttgart: Hänssler, 1977), S. 9.

[85] Meister, Abraham: "Fragenbeantwortung: Wie harmonisieren die verschiedenen Schriftzeugnisse von der Reue Gottes und von seinem Nichtgereuen, die sich scheinbar widersprechen?", Bibel und Gemeinde, 72 (1 u. 2 / 1972), S. 114f.

[86] Böhl: Dog, S.70f.

[87] Vgl. Strong, August Hopkins: SysTh, S. 263.

[88] aus: Engler, Peter: Predigt: Der eine Gott, unveröffentlichtes Manuskript.

[89] Sauer, Erich: Adel, S. 21f.

[90] Tzvi Nassi: The Great Mystery or How can Three be One?, (Jerusalem: Yanetz Ltd. P.O.Box 151; 19742), S. 8f.

[91] Hunziker, Paul: Die Lehre der Dreieinigkeit in Auseinandersetzung mit den Zeugen Jehovas. unveröffentlichtes Manuskript, 1973, S. 30.31.

[92] Hunziker, Paul: PHunz, S. 30f.

[93] Luther, Martin: Strong, August Hopkins: SysTh, S. 344.

[94] Augustin: Strong, August Hopkins: SysTh, S. 344

[95] Melanchton: Strong, August Hopkins: SysTh, S. 344

[96] Orr, James: Thiessen, Henry Clarence: SysTh, S. 145.

[97] Wood, Nathan R.: The Secret of the Universe, (Grand Rapids, Michigan: Eerdmans Publishing Co., 1957).

[98] Morris, Henry M.: That You Might Believe, (Chicago: Good News Publishers, 1946), S. 19-21, dt. von einem meiner Studenten.

[99] Rohrbach, Hans: Der Glaube an den dreieinigen Gott, (Stuttgart-Sillenbuch: Verlag Goldene Worte, 19671), S. 18-25.

[100] Strong, August Hopkins: SysTh., S. 349.

[101] Strong, Augustus Hopkins: (SysTh.), S. 353.

[102] Dächsel, August: (HS), S. 25, Mitte, rechts.

[103] Handbuch der Bibelerklärung, hrsg. Calwer Verlagsverein, 3. Band: NT, (Calw, Stuttgart: Verlag der Vereinsbuchhandlung, 19007), S. 529.

[104] Friedensbotschaft; Zeitschrift des Evangelischen Brüdervereins, Schweiz, (Sept. 1991)