Eine Frau für Isaak (1. Mose 24, 1-21.61-67)

 

Gliederung:

1. Eine Frau, die mit dem Gott Israels lebt (Verse 2-4)

2. Eine Frau, die von Gott bestimmt ist (Verse 13-14)

3. Eine Frau, die Gottes Schönheit besitzt (Verse 61-67)

 

Einführung

Mit Recht wird betont, dass die Frage nach dem Ehepartner neben der Frage nach der Beziehung zu Gott die entscheidende Frage des Lebens ist. Viel hängt davon ab. Für christliche Eltern ist das oft die „letzte Sorge“, bevor ihr Kind völlig selbständig wird. Unser Text gibt uns sowohl in Bezug auf die Fragen der Jugendlichen als auch in Bezug auf die Fragen der Eltern Antworten.

Gott hatte Abraham viele Nachkommen verheißen. Dadurch sollte seine Familie zum Segen für die ganze Welt werden (vgl. 1. Mose 12, 1-3). Es geht also bei der Frage, wenn Isaak heiraten soll, auch um die heilsgeschichtliche Bedeutung in Bezug auf die Nachkommenschaft von Abraham.

 

1. Eine Frau, die mit dem Gott Israels lebt (Verse 2-4)

Isaak war bereits 40 Jahre alt. Sicher alt genug, um selbst eine Frau zu suchen. Und doch ist das die „letzte Sorge“ Abrahams. Nach dem Alten Testament leben Kinder, solange sie nicht verheiratet sind, unter der Verantwortung der Eltern, auch wenn das nicht bedeutet, dass sie lediglich den Eltern zu folgen haben. Weise Eltern werden natürlich ihre Kinder in die Selbständigkeit führen, solange diese zu Hause sind. Gleichzeitig werden sie das Wohl der Kinder suchen.

Isaak wurde sicher sorgfältig auf diese Entscheidung vorbereitet. Abraham hat ihm wohl früh erklärt, dass nicht irgendeine Frau in Frage kommt. Abraham hatte nur eine Bedingung: Es muss eine Frau aus seinem Volk sein und damit eine Frau, die dem gleichen Gott dient. Abraham kannte die Gottlosigkeit der Völker im Land Kanaan. Zweifelsohne wären viele Mädchen bereit gewesen, den reichen Isaak zu heiraten. Und wie viel Mühe hätte man sich gespart. Doch offenbar wusste Abraham, welchen Einfluss Frauen auf ihre Männer haben. Isaak sollte eine Frau haben, die mit ihm zusammen Gott dient und ihn nicht von Gott wegführt (vgl. Josua 24, 15).

Rebekka war bereit, diesen Weg zu gehen. Gemäß 1.Mose 24, 58 sagte sie: „Ich werde gehen.“ Der gleiche Ausdruck erscheint auch in Ruth 1, 16, wonach Ruth zu ihrer Schwiegermutter Naomi sagte: „Wohin zu gehst, werde ich auch hingehen, und wo du bleibst, da bleibe ich auch. Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott.“

Es geht also nicht darum, dass man auch „religiös“ ist. Es geht darum, dass man dem gleichen Gott dient und dem gleichen Gottesvolk angehört. Dieser Gott ist der „Gott Abrahams“, der schlussendlich durch Abrahams Nachkommenschaft den Sohn Gottes, Jesus Christus, hat Mensch werden lassen. Durch diese Menschwerdung des Sohnes Gottes können wir erst richtig Menschen nach dem Plan Gottes sein. Das gilt auch für die Ehe. Warum ist das so?

Gott hat die Ehe gemacht, damit der Mensch in der Beziehung zu Gott auch ein menschliches Gegenüber hat und Mann und Frau somit gemeinsam Gott dienen. Aus der Fülle heraus, die der Mensch in seiner Beziehung zu Gott erlebt, sollte die Ehe zur gegenseitigen Bereicherung dienen. Doch der Mensch hat diese Quelle in Gott verlassen, indem er die Fülle ohne Gott erlangen wollte und so gegen Gott sündigte.

Das geschah später in Israel immer wieder, und zwar u. a. dadurch, dass die Israeliten Frauen heirateten, die nicht dem Gott Israels dienten. Nach Jeremia 2, 13 sagt Gott in Bezug auf Israel: „Denn zweifach Böses hat mein Volk begangen: Mich, die Quelle lebendigen Wassers, haben sie verlassen, um sich Zisternen auszuhauen, rissige Zisternen, die das Wasser nicht halten“ (vgl. auch Jeremia 17, 13). Und in Jeremia 17, 1 lesen wir: „Die Sünde Judas ist geschrieben mit eisernem Griffel, mit diamantener Spitze; sie ist eingegraben in die Tafel ihres Herzens und an die Hörner eurer Altäre.“

Wer die „Quelle lebendigen Wassers“ verlässt, lebt von der Quelle der Sünde. Doch verheißt Jesus: „Wer an mich glaubt, von dessen Leib werden, wie die Schrift sagt, Ströme/Flüsse lebendigen Wassers fließen“ (Johannes 7, 38). Diese „Ströme/Flüsse lebendigen Wassers“ bereichern die Ehe, wie die Sünde sie andererseits verdirbt.

Doch was heißt „an Jesus glauben“? In Johannes 1, 12 lesen wir: „So viele ihn aufnahmen, denen gab er das Recht/die Vollmacht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben.“ An Jesus glauben, bedeutet also, ihn aufzunehmen, und zwar als Retter und Herr. Das schließt mit ein, dass wir durch ihn Vergebung unserer Sünden empfangen.

Wer das erfahren hat, hat Frieden mit Gott (Römer 5, 1), und in sein Herz ist die Liebe Gottes „ausgegossen“ (Römer 5, 5). Weil er durch Jesus Christus die Liebe Gottes erfahren hat und weil der Geist Gottes in seinem Herzen wohnt, befähigt diese Liebe Gottes ihn, die Mitmenschen – auch den Ehepartner – aus der Kraft Gottes heraus zu lieben bzw. Gottes Liebe weiterzugeben. Die menschliche Liebe ist nicht dauerhaft, die göttliche Liebe schon (vgl. 1. Korinther 13, 8). Das schließt mit ein, dass es uns leichter fällt, anderen zu vergeben, weil wir die völlig unverdiente Vergebung Gottes erfahren haben. Wie schnell sich eine menschliche „Liebe“ in das Gegenteil wandeln kann, sehen wir in 2. Sam 13 (vgl. Vers 15). Ganz anders bei Isaak: Rebekka wurde seine Frau, „und er gewann sie lieb“ (1. Mose 24, 67). Diese Liebe hielt offenbar an, denn über 20 Jahre später lesen wir, dass der Philisterkönig durch das Fenster sah, wie Isaak – mit über 60 Jahren (vgl. 1. Mose 25, 26) – mit seiner Frau Rebekka „scherzte“ (1. Mose 26, 8).

Auch wenn ein Mensch noch so „liebenswürdig“ ist, aber wenn er nicht aus der Quelle lebt, die Jesus Christus heißt, und sich von Gottes Liebe beschenken lässt, kann er schnell ausgebrannt sein. Deshalb ist es so wichtig, dass man nicht nur einen „liebeswürdigen“ Menschen heiratet, sondern dass beide ihre Quelle und Fülle in Jesus Christus haben. Dabei ist die geistliche Einheit für die psychische Einheit und für das „Ein-Fleisch-Werden“ im Sinn der Bibel grundlegend. Nur wer ein erfülltes Leben in Jesus Christus gefunden hat, kann aus dieser Fülle schöpfen und immer wieder weitergeben. Alles andere wird versiegen und enttäuschen.

Somit ist der äußere Rahmen in der Bibel klar. Eine Frage, die in diesem Zusammenhang immer wieder gestellt wird, ist: Darf man innerhalb des Rahmens „frei wählen“, oder hat Gott einen ganz konkreten Partner für mich bestimmt? Auf diese Frage gibt uns der Text zumindest eine richtungweisende Antwort.

 

2. Eine Frau, die von Gott bestimmt ist (Verse 13-14)

Auf die Fragen, ob Gott einen ganz konkreten Partner bestimmt hat, gibt uns der Text sowohl eine negative als auch eine positive Antwort. Rebekka darf frei entscheiden, ob sie Isaak als Mann haben will oder nicht. Wenn Gott doch zwei Personen füreinander bestimmt hat, warum darf Rebekka dann frei entscheiden? Was geschieht, wenn sie ablehnt. Geht Gottes Plan für Israel dann zugrunde? Hier erkennen wir ein ganz wichtiges Prinzip: Wahre Liebe kann nicht zwingen. Gott zwingt uns nicht, ihn zu lieben, und er zwingt uns nicht, eine bestimmte Person als Ehepartner anzunehmen. Liebe beruht auf Freiwilligkeit. Wir sollten uns hüten zu sagen: „Gott hat dich zu meinen Ehepartner bestimmt.“ Denn dadurch kann ein falscher Zwang entstehen. Beide müssen wissen bzw. überzeugt sein, dass das vor Gott richtig ist. Eine Person kann sich leicht täuschen.

Andererseits bittet Abrahams Knecht Gott, ihm die Frau zu zeigen, die er für Isaak bestimmt hat. Gott ist der Urheber der Ehe, und er weiß am besten, welche Person zu uns passt. Deswegen ist es so wichtig, dass wir die Entscheidung sorgfältig im Gebet vorbereiten. Und wir sollten ehrlich und offen für Gottes Führung sein. Gott sagt: „Ich will dich unterweisen und dich den Weg lehren, den du gehen sollst; ich will dir raten, meine Augen über dir [offenhalten]“ (Psalm 32, 8). Das gilt sicher auch in dieser wichtigen Entscheidung. Gott sagt aber auch:

„Seid nicht wie ein Ross, wie ein Maultier, ohne Verstand; mit Zaum und Zügel ist seine Kraft zu bändigen, sonst nahen sie dir nicht. Viele Schmerzen hat der Gottlose; wer aber auf Jahwe vertraut, den umgibt er mit Gnade“ (Psalm 32, 9-10).

Gott will unser Glück, und das auch für die Ehe. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns von ihm führen lassen. Wie er den Weg des Knechts Abrahams vorbereitet hat, so will er auch unseren Weg vor uns her vorbereiten.

Wenn wir wissen, dass Gott uns zusammengeführt hat, wird das ein Halt für unsere Ehe sein. Das ist aber nicht eine Garantie, dass alles automatisch gut geht. Warum gehen heute so viele Beziehungen wieder kaputt? Weil man Lust mit Liebe verwechselt. Wie ganz anders war es bei der Begegnung zwischen Isaak und Rebekka!

 

3. Eine Frau, die Gottes Schönheit besitzt (Verse 61-67)

Ob man fähig ist, wirklich zu lieben, zeigt sich nicht daran, wie viele Partner man haben kann und wie oft man küssen kann, wie uns in den Schlagern vorgegaukelt wird. Die echte Liebe fängt vielmehr damit an, dass man bereit ist, aus Liebe und Rücksicht zum späteren Partner sich „rein“ zu halten, obwohl man noch nicht weiß, wer das sein wird. Handle als ledige Person stets so, dass du später nicht bereuen muss!

In Bezug auf Rebekka lesen wir in 1. Mose 24, 16: „Und das Mädchen war sehr schön von Aussehen [vgl. auch 1. Mose 26, 7], eine Jungfrau, und kein Mann hatte sie erkannt“ (vgl. auch 1. Mose 24, 43: עַלְמָה = „[heiratsreife] Jungfrau“). Auch bei ihrer Begegnung mit Isaak stellt sie nicht ihren Körper zur Schau, sondern verhüllt sich respektvoll (1. Mose 24, 65). Heute würde man behaupten, sie sei „verklemmt“. Eine junge Frau zieht sich reizend an, um ihrem zukünftigen Ehemann zu begegnen. Doch kommt damit die egoistische Lust zum Ausdruck, und noch stärker verursacht das eine egoistische Haltung beim jungen Mann. Wahre Liebe sucht mehr als den Körper des Partners. Körperliche Liebe in der Partnerschaft/ Ehe wächst aus einer respektvollen Beziehung heraus (vgl. auch 1. Mose 26, 8). Respekt bedeutet, dass man seine eigenen Wünsche zurückstellt aus Rücksicht zum Nächten.

Der Apostel Petrus schreibt den gläubigen Frauen:

„Euer Schmuck sei nicht der äußerliche durch Flechten der Haare und Umhängen von Gold oder Anziehen von Kleidern, sondern der verborgene Mensch des Herzens im unvergäng-lichen [Schmuck] des sanften und stillen Geistes, der vor Gott sehr köstlich ist“ (1. Petr 3, 3-4).

Ein solcher „Schmuck“ ist nicht nur vor Gott sehr köstlich, sondern schlussendlich auch die einzig wahre Grundlage für eine erfüllte Ehe. Die Bibel spricht ja nicht dagegen, dass Frauen sich für ihre Männer schmücken sollen (vgl. z. B. Hesekiel 16, 13.40; Offenbarung 21, 2). Der schöne Körper, den Gott besonders auch den Frauen geschenkt hat, soll jedoch nicht zur Schau gestellt werden. Das übersättigt schlussendlich die Blicke der Männer. Zudem brauchen Frauen nicht Männer, die nur bzw. primär die äußere Schönheit begehren. In Sprüche 31, 30 lesen wir: „Trügerisch ist Anmut und nichtig/ein Hauch die Schönheit; eine Frau [aber], die Jahwe fürchtet, die soll man rühmen.“

Jesus sagt gemäß Johannes 12, 24-25:

„Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht. Wer sein Leben liebt, wird es verlieren; und wer sein Leben in dieser Welt hasst, wird es zum ewigen Leben bewahren.“

Das gilt auch für die Ehe. Die Liebe in der Ehe zu leben, bedeutet immer wieder, sich selbst zu „verleugnen“, um schlussendlich in der Beziehung die Fülle zu erleben. Wer nicht dazu bereit ist, sollte besser nicht heiraten. Wer aber dazu bereit ist, wird zu seiner Zeit die Frucht genießen können. Und diese Frucht wird nicht so schnell faul werden.