Einander annehmen zur Verherrlichung Gottes (Römer 15, 7)

 

Gliederung

1. Von Christus angenommen sein

2. Sich gegenseitig annehmen

3. Gott verherrlichen

 

Einführung

Einander annehmen, wie Christus uns angenommen hat. Das tönt gut, aber wie können wir das im alltäglichen Leben umsetzen? In dieser Hinsicht stoßen wir immer wieder an unsere Grenzen. Doch wenn wir begriffen haben, wie Christus uns angenommen hat, so gibt uns diese Gewissheit Kraft und Motivation, selbst das Empfangene weiterzugeben.

Wie aber hat Christus uns angenommen? Darüber wollen wir im folgenden Punkt nachdenken. Die Gewissheit des Angenommenseins von Christus ist die Grundlage für die Selbstannahme und damit auch für die Annahme des Nächsten.

 

1. Von Christus angenommen sein

Es ist wichtig, dass wir verstehen, wie Christus uns angenommen hat, damit wir uns ebenso annehmen können. Manchmal wird das so verstanden, dass wir einfach über die Fehler und Schwächen der anderen hinwegsehen. Einfach stillschweigend vergeben, falls das nötig ist, ob der andere zu seinen Fehlern steht oder nicht. Aber hat Christus uns so angenommen. Offenbar nicht! Wie denn?

Zuerst ist es wichtig zu verstehen, dass Gott uns durch und durch kennt und weiß, dass wir von Natur aus alle Sünder sind. Gott drückt aber nicht einfach das Auge zu, als sei das gar nicht so schlimm. Andererseits sagt Gott aber auch nicht: Du musst dich verändern bzw. verbessern, bevor ich dich annehme. Er hat Jesus Christus, den Sohn Gottes, für uns sterben lassen, als wir noch in der Gottesferne lebten und nicht nach Gott fragten bzw. – wie Paulus in Römer 5, 8 schreibt – „als wir noch Sünder waren“. In Jesus Christus bietet Gott uns die Vergebung aller Sünden und ein erneuertes Leben in der harmonischen Beziehung zu Gott an. Dafür hat Jesus Christus sein Leben am Kreuz hingegeben. Wenn wir durch ihn Vergebung der Sünden empfangen und er in unser Leben kommt, werden wir geliebte Kinder Gottes (vgl. Johannes 1, 12). Wir müssen nicht hervorragende Leistungen aufweisen können, um geliebt zu werden; vielmehr werden wir von Gott bedingungslos geliebt, weil wir sein Geschöpf sind.

Mit anderen Worten: Auch wenn Gott uns durch und durch kennt und weiß, dass wir auch als seine Gläubige nicht perfekt sind, so sind wir doch seine geliebten Kinder, selbst dann, wenn wir ihm durch unser Verhalten Schmerzen bereiten. In Römer 5, 8-10 schreibt der Apostel Paulus:

„Gott erweist seine Liebe gegen uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren. Vielmehr nun, da wir durch sein Blut gerechtfertigt sind, werden wir durch ihn vom Zorn gerettet werden. Denn wenn wir durch den Tod seines Sohnes mit Gott versöhnt wurden, als wir Feinde waren, so werden wir viel mehr, da wir versöhnt sind, durch sein Leben gerettet werden.“

Es ist grundlegend, dass wir die Gewissheit haben, bedingungslos geliebt zu werden. Diese Gewissheit kann uns nur Gott geben. Fehlt diese grundlegende Gewissheit, so suchen wir ständig die Bestätigung von Menschen. Doch kein Mensch kann uns diese absolute Gewissheit geben. Das kann nur Gott. Von Gott werden wir geliebt, selbst dann, wenn es aus menschlicher Sicht nichts zu lieben gibt. Durch Jesus Christus bin ich nicht nur Gottes Kind, ich bin akzeptiert und geliebt.

In Römer 5, 5 schreibt Paulus, dass die Liebe Gottes durch den Heiligen Geist in unsere Herzen ausgegossen ist. Das geschah bei der Wiedergeburt, d. h. als wir durch den Glauben an Jesus Christus Kinder Gottes wurden. In Römer 8, 16 lesen wir weiter, dass der Geist Gottes unserem Geist bezeugt, dass wir Kinder Gottes sind. Wenn wir Kinder Gottes sind, so sind wir Geliebte Gottes. Diese Gewissheit brauchen wir, um uns selbst und auch gegenseitig annehmen zu können. Lassen wir uns immer wieder neu diese Gewissheit von Gott schenken!

 

2. Sich gegenseitig annehmen

Einander annehmen, wie Gott uns in Christus angenommen hat. Das bedeutet dementsprechend nicht, dass wir immer schweigen müssen, auch wenn wir uns sehr ärgern. Das bedeutet aber, dass wir lernen müssen, ihn so zu sehen, wie er wirklich ist und warum er so ist. In 2. Korinther 5, 16 schreibt Paulus, dass „wir niemanden mehr dem Fleisch nach kennen“. Vielmehr betrachtet er die an Jesus Gläubigen als „neue Schöpfung“ in Jesus Christus (vgl. 2. Korinther 5, 17). Das bedeutet, dass wir Menschen – und besonders Gläubige – nicht primär nach der äußeren Erscheinung beurteilen. Wir versuchen, sie als Menschen vor Gott zu sehen, d. h. sie zu sehen, wie Gott sie sieht, als Menschen, für die Jesus Christus am Kreuz sein Leben hingegeben hat und die durch ihn Vergebung empfangen haben. Natürlich ist das eine große Herausforderung. Und natürlich werden wir das hier auf der Erde nie vollständig erreichen. Und natürlich können wir das überhaupt nur mit Gottes kräftiger Hilfe erreichen. Aber weil wir so von Gott angenommen sind, sind wir aufgefordert, das ebenfalls uns und dem Nächsten gegenüber zu tun.

Wer immer seinen Ärger herunterschluckt und nicht darüber spricht, ist nicht in der Lage, den anderen so zu akzeptieren, wie Christus das tut – es ist überhaupt nicht in der Lage, den anderen zu akzeptieren. Warum nicht? Weil er den anderen nie richtig verstehen lernt und weil er deshalb immer ein falsches Bild vom anderen hat. Und weil der Ärger es verunmöglicht, den anderen wirklich zu akzeptieren.

Um den Nächsten richtig einzuschätzen und ihn zu verstehen, ist es wichtig, offen über Verletzungen zu reden. Wenn wir über Verletzungen reden, dann sollten wir diese sachlich zum Ausdruck bringen. Andererseits versuchen wir, die Verletzungen zu verstehen und ihn als Person zu betrachten, die wie ich das Bedürfnis hat, verstanden zu werden. Schnell zum Hören, langsam zum Reden und zum Zorn. So betont es Jakobus in seinem neutestamentlichen Brief (Jakobus 1, 19). Denn Gott ist auch „langsam zum Zorn und reich an Gnade und Treue“ (2. Mose 34, 6). Schnell zum Hören bedeutet auch, dass wir uns nicht gleich selbst rechtfertigen – erklären, wo es nötig ist, ja, doch Selbstrechtfertigung bedeutet, dass ich nicht bereit bin, wirklich zu verstehen, und auch nicht, mich zu verändern. So wird echte Kommunikation und damit auch echte Akzeptanz unmöglich.

Echte Liebe kann nur da wachsen, wo offenes Reden und aktive Zuhören praktiziert wird, wo Menschen sich verstanden fühlen und wo man den Nächsten so sehen kann, wie Gott ihn sieht, nämlich als wertvollen Menschen, der im „Ebenbild“ (Abbild) Gottes geschaffen ist und von Gott geliebt wird. Zwar ist niemand von uns Menschen fehlerlos, aber wir haben als Kinder Gottes das Verlangen, Gott zu gefallen.

Wenn wir einander annehmen, wie Christus uns angenommen hat, so bedeutet das, dass wir zuerst das Wohlergehen das Nächsten suchen (vgl. 1. Korinther 10, 24; 13, 5). Wir suchen nicht eigene Vorteile, sondern sind bestrebt, dem anderen zu dienen, sei es durch Kleidung, Musik, Verhalten allgemein usw. Sein Wohl liegt uns am Herzen, wie unser Wohlergehen Gott am Herzen liegt (vgl. z. B. 1. Petrus 5, 7). Gott hat sich selbst in Jesus Christus für uns geopfert. Wenn wir ihm folgen, werden auch wir uns für unsere Nächsten aufopfernd hingeben – was allerdings nicht bedeutet, dass wir uns kaputt machen müssen. Vielleicht ist es wichtig, auch unsere Grenzen zu erkennen und zu akzeptieren.

Schlussendlich sollen alle unsere Handlungen dem Ziel dienen, Gott zu verherrlichen.

 

3. Gott verherrlichen

Weil der Mensch als „Ebenbild“ (Abbild) Gottes geschaffen wurde, spiegelt er, wenn er in Harmonie mit Gott lebt, die Herrlichkeit Gottes wieder. Durch die Sünde wird das allerdings verhindert (vgl. Römer 3, 23). Deshalb braucht der Mensch die Vergebung und die Veränderung des Lebens durch Jesus Christus, um zur Verherrlichung Gottes leben zu können. Alles, was Christen tun und sagen, soll zur Verherrlichung Gottes dienen. So schreibt Paulus z. B. in 1. Korinther 10, 31-33:

„Ob ihr nun esst oder trinkt oder sonst etwas tut, tut alles zur Verherrlichung Gottes. Seid unanstößig, sowohl für Juden als auch für Griechen als auch für die Gemeinde Gottes; wie auch ich in allen Dingen allen zu gefallen strebe, dadurch dass ich nicht meinen Vorteil suche, sondern den der vielen, dass sie errettet werden“ (vgl. auch z. B. Kolosser 3, 17).

Als „Ebenbild“ (Abbild) Gottes ist der Mensch dazu geschaffen, in Gemeinschaft mit Gott, seinem Schöpfer, in der Welt auf Gott hinzuweisen, und das mit seinem ganzen Leben. Auch mit unserem Handeln den Mitmenschen gegenüber weisen wir auf unseren Schöpfer hin. Wenn wir einander annehmen, wie Christus uns angenommen hat, wird Gott dadurch verherrlicht, weil unser Handeln seinem Wesen entspricht und auf ihn hinweist.

Die Ehe soll nach der Bibel ein Abbild der Beziehung Jesu zu seiner Gemeinde sein (vgl. z. B. Epheser 5, 25ff.). Mit anderen Worten: Die Beziehung Jesu zu seiner Gemeinde soll sich in unserer ehelichen Beziehung abspiegeln, wodurch wir Gott verherrlichen. Darum ist es wichtig, dass Jesus das Zentrum auch der Ehe ist. Gemeinsam suchen wir die enge Beziehung zu ihm u. a. durch das Gebet und Bibellesen sowie durch die Unterordnung des ganzen Lebens unter seine Führung. Gleiches gilt aber auch allgemein für die Beziehung in der Gemeinde und darüber hinaus.

In Epheser 5, 1-2 schreibt der Apostel Paulus: „Seid nun Nachahmer Gottes als geliebte Kinder! Und wandelt in Liebe, wie auch der Christus euch geliebt und sich selbst für uns hingegeben hat als Gabe und Schlachtopfer, Gott zu einem duftenden Wohlgeruch.“ Indem wir unser Leben Gott hingeben und im gegenseitigen Umgang ein Zeugnis für unsere Mitmenschen sind, werden wir „Gott zu einem duftenden Wohlgeruch“ (vgl. auch Philipper 4, 18; 2. Korinther 2, 15).

Ein wichtiges Anliegen Jesu ist der Bau der christlichen Gemeinde. Wenn Jesus unser Zentrum ist, werden wir uns gemeinsam für den Bau dieser Gemeinde einsetzen. Wir unterstützen uns gegenseitig in diesem Dienst der Gemeinde gegenüber, statt dass wir uns Steine in den Weg werfen. Wichtig ist, dass wir die von Gott geschenkten Gaben und Fähigkeiten anerkennen und fördern. Nicht wie ich es mir vorstelle oder wünsche, soll der Nächste (z. B. der Ehemann oder die Ehefrau) Gott und seiner Gemeinde dienen, sondern wie Gott ihn befähigt und berufen hat. Um Gott durch unseren Dienst zu verherrlichen, ist es nötig, dass ich bereit bin, nicht nur meine Aufgaben zu erfüllen, sondern den anderen nach Möglichkeit zu unterstützen und zu fördern.

Dazu gehört zuerst die gegenseitige Unterstützung im Gebet. Wir können auch miteinander für die Aufgaben und für Probleme usw. beten. Dieses Miteinander wird unsere Gemeinschaft stärken und uns immer besser befähigen, Gott durch unser gemeinsames Leben zu verherrlichen.