Leben im Licht
1. Johannes 1, 5-7

Jürg Birnstiel
1998

Einleitung

->  

I. Gott ist Licht

->   Gott ist Licht. Diese Beschreibung des Wesens Gottes finden wir noch mancherorts in der Bibel. Auch Jesus bezeichnet sich selbst als ein Licht.

->   So kennen die meisten von uns die bekannte Aussage Jesu:

Da redete Jesus abermals zu ihnen und sprach: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben. Joh.8,12.

->   Jesus ist also das Licht für die Menschen. Wer Jesus nachfolgt, der lebt in diesem Licht.

->   Doch hier im Brief geht es Johannes nicht darum zu sagen, dass Jesus das Licht der Welt ist und wir uns an ihm orientieren sollen.

->   Johannes geht es um das Wesen Gottes. Er spricht vom Licht, das unseren Augen verborgen ist und solange wir in unserem Leib sind, verborgen bleibt.

->   Niemand kann dieses Licht sehen, deshalb sagt er, dass er das weitersagt, was er vom Herrn Jesus gehört hat. Hätte er das Licht auf Jesus bezogen, so würde er gesagt haben: Ich habe das Licht gesehen, Jesus ist das Licht der Welt.

->   Gerade dies macht Johannes nicht. Er spricht also vom Wesen Gottes, welches unseren Augen verborgen ist. Keine Methode vermag dieses Licht Gottes zu sehen. So sagt Paulus dem Timotheus:

Gott wohnt in einem Licht, zu dem niemand kommen kann, den kein Mensch gesehen hat noch sehen kann. 1.Tim.6,16.

->   Und das Wissen unter den Juden war verbreitet, dass wer Gott sieht sterben muss. So sagte der Herr bereits zu Mose:

Und er sprach weiter: Mein Angesicht kannst du nicht sehen; denn kein Mensch wird leben, der mich sieht. Ex.33,20.

->   Paulus, der den Herrn in seinem Licht für ganz kurze Zeit gesehen hatte, fiel sofort zu Boden und erblindet sogleich (Apg.9,3-8).

->   Hier beschreibt Johannes die absolute Heiligkeit und Herrlichkeit Gottes.


->   Jedoch war diese Überzeugung, dass Gott Licht ist nichts neues. Praktisch alle Religionen haben von Gott die Vorstellung, dass er Licht ist. Insofern überrascht seine Mitteilung nicht. Niemand hätte ihm da widersprochen.

->   Ja wir lesen sogar in der Bibel von einem Gott dieser Welt, der den Menschen den Sinn verblendet:

den Ungläubigen, denen der Gott dieser Welt den Sinn verblendet hat, daß sie nicht sehen das helle Licht des Evangeliums... 2.Kor.4,4.

->   Und noch deutlicher lesen wir:

Und das ist auch kein Wunder; denn er selbst, der Satan, verstellt sich als Engel des Lichts. 2.Kor.11,14.

->   So kann auch die finstere Welt, die durch Satan repräsentiert wird, in der Gestalt von Licht in Erscheinung treten.

->   Und der Teufel wird ja auch als "Luzifer" bezeichnet, was übersetzt "Lichtbringer" heisst.

->   So hatten schon manche Menschen Erscheinungen von faszinierenden Lichtgestalten und waren der Meinung dies könne nur eine göttliche Erscheinung sein. Das kommt daher, weil man den Teufel immer schwarz mit Hörnern zeichnet oder beschreibt. Dies ist aber ein gewaltiger Irrtum. Der Teufel kann als wunderschöne Lichtgestalt erscheinen.

->   Darum verdeutlicht Johannes:

Und in ihm ist absolut keine Finsternis.

->   Es ist unmöglich, dass Gott etwas mit der Finsternis zu tun haben könnte. Das Licht des Luzifers ist eben kein reines Licht. Gottes Licht ist aber rein. Gott ist heilig und gerecht, er kann mit der Finsternis nichts, aber auch gar nichts, gemein haben.

->   Jede Vorstellung, dass Gott in sich Licht und Finsternis vereinigt, im Sinne, wo Licht ist, ist auch Schatten, ist falsch.

a) Anwendung

->   Wir kennen diese Gottesvorstellung z.B. am Ying-Yang Zeichen.

->   Lassen wir uns durch Lichtgestalten nicht blenden, mögen sie noch so schön sein.

->   Wir wissen: Gott ist Licht und in ihm ist absolut keine Finsternis.

->   Wir wissen aber auch, dass wir dieses Licht solange wir hier auf der Erde leben nicht sehen können. Genauso wie Johannes das Licht nicht gesehen hat, sondern nur weitersagt, was er vom Herrn vernommen hat.

II. Leben in der Finsternis

->   Nun spricht Johannes von eine Menschengruppe, die eine falsche Sicht vertraten, denn der Johannesbrief wehrt sich gegen eine herrschende Irrlehre und zeigt den Gemeinde, welches die Merkmale des richtigen Glaubens sind.

->   Und hier greift er nun die Aussagen der Irrlehre auf.

->   Diese Leute sagen nämlich: Wir haben Gemeinschaft mit Gott. Also Gemeinschaft mit diesem Licht.

->   Aber, so sagt Johannes, sie leben in der Finsternis.

->   Offenbar kamen Leute in die Gemeinde, die behaupteten, dass sie mit Gott in Gemeinschaft lebten. Vielleicht lebten sie sogar vorbildlich.

->   Sicher ist, dass diese Lehre für die Gemeinde eine echte Bedrohung war, ansonsten hätte Johannes darüber keine Worte verlieren müssen.

->   Die Lehre die diese Leute vertraten, war vermutlich gnostischer Prägung. Es handelt sich hier um eine Erkenntnislehre. Im Vordergrund steht eine individuelle, innere Erkenntnis.

->   Die Grundzüge dieser Lehre bestand darin, dass diese Leute glaubten, dass die Materie, also alles was wir sehen Finsternis ist und wir davon erlöst werden müssen.

->   Der menschliche Körper ist wie ein Briefumschlag, in welchen der Geist eingesperrt wird und dort wartet er nun auf die Erlösung.

->   Somit war alles Sichtbare Finsternis und die ganze Aufmerksamkeit galt dem Geist und der Seele.

->   Aus dieser Sicht entstanden zwei Lebensformen:

1.   Der Lebemann, er verachtete den Körper in der Weise, dass er mit ihm machen konnte was er wollte. Mit gutem Gewissen führte er in unseren Augen ein moralisch verwerfliches Leben, denn den Körper wird er ablegen, es zählt nur der geistige Mensch.

2.   Die andere Lebensform, war für die Gemeinde vermutlich eine grössere Herausforderung und Anfechtung. Es ist die asketische Lebensführung, dort wollte man schon in diesem Leben den Körper möglichst ausschalten, damit der Geist verstärkt zum Zuge kam. Dies war ein entbehrliches Leben und viele dieser Asketen übertrafen vermutlich die Gemeindeglieder mit dieser entbehrlichen Lebensführung.

->   Beide Lebensformen erreicht Johannes mit seiner Aussage. Denn beide waren der Meinung, dass ihr Körper und das Sichtbare ein Gefängnis ist und im Grunde nicht gut war.

->   Beide lebten auf ihre Erlösung hin. Sie wollten schlussendlich aus dem Gefängnis Körper entfliehen.


->   Hier sehen wir auch das verführerische Element für die Gemeinde. Denn auch die Gläubigen warten auf die entgültige Erlösung, dies lehrt auch Paulus.

->   Auch wir wissen, dass unser Körper nicht das Wichtige ist, sondern unsere Seele. So sagt ja auch Paulus:

Denn es setzt mir beides hart zu: ich habe Lust, aus der Welt zu scheiden und bei Christus zu sein, was auch viel besser wäre; Phil.1,23.

->   Christen sehnen sich genauso auf ihre endgültige Erlösung.

->   Wo liegt denn nun der entscheidende Fehler dieser Irrlehrer?

->   Johannes sagt hier: Wenn sie sagen, sie hätten Gemeinschaft mit Gott und sie leben in der Finsternis.

->   Vermutlich meint Johannes mit der Finsternis hier nicht, die Finsternis im Sinne von einem moralisch verwerflichen Leben, Wie er dies später in Kapitel 2,8f tun wird. Sondern ich vermute folgenden Inhalt:

->   Wenn diese Leute behaupten mit Gott Gemeinschaft zu haben, aber sie sind der Meinung, dass die Welt das Materielle, ihr Körper, die Natur u.s.w. Finsternis ist, dann können sie den Schöpfer unmöglich kennen.

->   Denn Gott hat die Welt geschaffen und er hat gesagt, dass sie gut sei. Auch wenn die Welt nun durch die Sünde gefallen ist, so ist es doch noch Gottes Schöpfung und nicht Finsternis.

->   Die Natur gibt gerade ein Zeugnis für Gott ab wie Paulus uns sagt:

Denn Gottes unsichtbares Wesen, das ist seine ewige Kraft und Gottheit, wird seit der Schöpfung der Welt ersehen aus seinen Werken, wenn man sie wahrnimmt, so daß sie keine Entschuldigung haben. Rö.1,20.

->   Wenn sie nun sagen, sie hätten Gemeinschaft mit Gott, aber sie leben in der Finsternis, sie sind also der Meinung ihr Körper, die Natur usw. sei Finsternis, dann können sie nur lügen und sie tun die Wahrheit nicht.

->   Denn zum einen meinen sie, dass die Materie schlecht ist und von einem Untergott geschaffen wurde, also, dass sie mit ihrem Geist in der Finsternis leben.

->   Mit dieser Überzeugung lehnen sie Gott als Schöpfer ab und wer den Schöpfer nicht erkennt, der kann mit ihm natürlich auch keine Gemeinschaft haben.

->   Infolge dessen lügen sie und sie sind auch nicht in der Lage die Wahrheit zu tun, weil sie die Wahrheit gar nicht erkannt haben.

a) Anwendung

->   Wir kennen viele verschiedene Strömungen, die Gott als Schöpfer des Himmels und der Erde ablehnen.

->   Einen rationalen Weg Gott als Schöpfer abzulehnen ist die Evolutionstheorie. Dort wird Gott durch den Zufall ersetzt.

->   Egal nun wie diese Leute leben, ob sie eine tief religiöse Einstellung haben, ob sie ihren eigenen Körper kasteien und sich nach Erlösung sehnen.

->   Alles was sie noch so an hilfreichen und aufopferden Arbeiten in der Diakonie tun. Sie kennen Gott nicht.

->   Sie lügen, wenn sie dies behaupten und sie können die Wahrheit nicht tun, denn sie kennen sie nicht.

b) Evangelisation

->   Glaubst Du, dass Gott die Welt gemacht hat? Glaubst Du, dass es dieser eine Gott war, der Licht ist und in ihm keine Finsternis ist?

->   Hast Du Dir vielleicht sogar einen eigenen Gott gemacht, wie wir im Römerbrief lesen:

Da sie sich für Weise hielten, sind sie zu Narren geworden / und haben die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes vertauscht mit einem Bild gleich dem eines vergänglichen Menschen und der Vögel und der vierfüßigen und der kriechenden Tiere. Rö.1,22-23.


->   Es gibt nur einen wahren Gott. Dieser Gott hat die Welt erschaffen und jeder von uns ist ein Geschöpf Gottes, ob wir das wahrhaben wollen oder nicht.

->   Es liegt bei Dir, ob Du nun diesen Schöpfer ehren willst, oder ob Du ihn verachten willst.

->   Gemeinschaft mit Gott bekommen wir nicht, wenn wir uns nach innen versenken und den göttlichen Kern in uns suchen. Gemeinschaft mit Gott bekommen wir nur durch Jesus Christus.

->   Hast Du ihm Dein Leben schon anvertraut?

III. Leben im Licht

->   Nun zeigt Johannes die richtige Lebensweise der Christen, indem er schreibt:

Wenn wir aber im Lichte wandeln, wie er im Licht ist, so haben wir Gemeinschaft untereinander, und das Blut Jesu, seines Sohnes, macht uns rein von aller Sünde. 1.Joh.1,7.

->   Hier liegt schon ein deutlicher Unterschied zu den anderen vor. Die anderen sagen sie hätten Gemeinschaft mit Gott, aber diese sagen nichts, sondern sie handeln.

->   Ihr Leben findet im Licht statt:


a)   Denn sie sehen sich als Geschöpfe Gottes, die mit Seele und Körper dem Herrn dienen. Ihren Körper sehen sie nicht als ein Gefängnis an, sondern als einen Tempel des heiligen Geistes, dem deshalb die nötige Achtung entgegengebracht wird.

b)   Und sie suchen mit dem Willen Gottes in Einklang zu sein.

->   Im Johannesevangelium lesen wir:

Wer Böses tut, der haßt das Licht und kommt nicht zu dem Licht, damit seine Werke nicht aufgedeckt werden. / Wer aber die Wahrheit tut, der kommt zu dem Licht, damit offenbar wird, daß seine Werke in Gott getan sind. Joh.3,20-21.

->   Der Glaubende lebt also in diesem Licht, wie Jesus selbst in diesem Licht gelebt hat. Und Jesus lebte in diesem Licht, indem er den Willen des Vaters tat. So sagte er:

Meine Speise ist die, daß ich tue den Willen dessen, der mich gesandt hat, und vollende sein Werk. Joh.4,34.

->   Oder noch konkreter bei der Gefangennahme Jesu, wo er zu Petrus sagte:

Wie würde dann aber die Schrift erfüllt, daß es so geschehen muß? Mt.26.54.

->   Dieses Anliegen Jesu lässt sich durch die Evangelien mehrfach aufzeigen. So wandelte er im Licht, indem er den Willen des Vaters tat und sein Wort erfüllte.


->   So sollen wir ihm nacheifern und auch in diesem Licht wandeln. Und dem Wort Gottes kommt ja auch die Aufgabe des Lichtes zu beispielsweise im Psalm 119:

Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege. Ps.119,105.

a) Anwendung

->   Wenn wir also im Licht leben wollen wie Jesus, so müssen wir im Licht des Wortes Gottes, das uns den Weg weist und zeigt wie wir leben sollen.

->   Diese Aufgabe vom Wort spricht Petrus in seinem Brief aus, wenn er sagt:

Um so fester haben wir das prophetische Wort, und ihr tut gut daran, daß ihr darauf achtet als auf ein Licht, das da scheint an einem dunklen Ort, bis der Tag anbreche und der Morgenstern aufgehe in euren Herzen. 2.Petr.1,19.

b) Weiter

->   Zwei Folgeerscheinungen bringt dieses Leben im Licht mit sich.

1.   Wir haben Gemeinschaft untereinander.

2.   Das Blut Jesu ist reinigend unter uns.

c) Gemeinschaft

->   Dieses Leben im Licht, oder man könnte auch sagen, dieses Leben im Willen Gottes, hat ein schönes Nebenprodukt. Wir haben Gemeinschaft untereinander.

->   Die christliche Gemeinschaft wird also nicht dadurch gemacht, dass wir an der Gemeinschaft arbeiten, sondern dadurch, dass wir im Licht wandeln.

->   Der Herr zeigt seiner Mutter und seinen Brüder auch deutlich, dass nicht einmal Familienbanden die wahre Gemeinschaft ausmachen, denn er lässt ihnen sagen:

Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Meine Mutter und meine Brüder sind diese, die Gottes Wort hören und tun. Lk.8,21.

->   Wenn unsere Gemeinschaft zu wünschen übrig lässt, dann nützen die besten und schönsten Veranstaltungen nichts, obwohl die zur Gemeinschaftspflege wichtig sind.

->   Aber die echte Gemeinschaft ist nur da, wo wir in Lichte leben. Dabei dürfen wir auch nicht vergessen, dass uns das Worte Gottes auch darüber lehrt, wie wir miteinander umgehen sollen, also auch Aspekte, die mit dem Zusammenleben zu tun haben.

d) Reinigung

->   Und noch eine zweite schöne Nebenerscheinung ist, dass das Blut Jesu reinigend unter uns wirkt.

->   Es ist hier nicht von einer einmaligen Reinigung die Rede, sondern von einer andauernden Reinigung. Das Blut Jesu ist reinigend unter uns.

->   Ja es reinigt uns von unseren Sünden.

->   Wir können uns dies vielleicht so vorstellen wie in einem Hallenbad, dort wird das Wasser ständig umgewälzt und gereinigt.

->   In der Gemeinde, wenn wir im Licht leben werden die Gläubigen ständig gereinigt von ihren Sünden. Denn wer sich diesem Licht aussetzt, dessen Sünden werden offenbar. So sagt der Herr:

Wer Böses tut, der haßt das Licht und kommt nicht zu dem Licht, damit seine Werke nicht aufgedeckt werden. Joh.3,20.

->   Die aber im Lichte sind lassen sich diese bösen Werke aufdecken und bekennen sie sie dann dem Herrn, der sie dann von ihrer Sünde reinigt, denn dafür ist Jesus am Kreuz für uns gestorben.

Schluß

->   Zusammenfassung

->   Das Glaubensleben erschöpft sich nicht in unserer Bekehrung.

->   Es genügt nicht, wenn ich einfach ein Bekehrungserlebnis vorweisen kann. Bekehrungserlebnisse machen noch viele.

->   Das Glaubensleben und eine echte Bekehrung zeichnet sich dadurch aus, dass wir im Licht leben und zwar jetzt, dass wir den Willen Gottes tun wollen.

->   Ansonsten gleichen wir den Irrlehrern in diesem Text, die behaupten sie hätten Gemeinschaft mit Gott und sie leben in der Finsternis.

->   So können wir behaupten, dass wir bekehrt sind, aber wir tun den Willen Gottes nicht.

Amen

 

 

 

 

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