Dieser Säugling lebte lediglich 20 Minuten. Man wusste schon lange, dass das Kind schwer behindert sein wird. Die Ärzte wollten es abtreiben. Die Eltern wollten es Gott überlassen, wie er es machen wird. Es gab eine kleine Feier am Grab.

Namen sind geändert.

 
 

 

 


Abschied am Grab von
Kevin Müller
Freitag, 8. Juli 2005

 

Gestorben: 1. Juli 2005, 02.20 Uhr

Geboren: 1. Juli 2005, 02.05 Uhr

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


I.                 Begrüssung und Gebet

1.                  Begrüssung

Liebe Eva und Hans, liebe Grosseltern, Tanten und Onkel, liebe Angehörige und Freunde

Schön, dass Sie sich aufgemacht haben, um hier einen kurzen Moment innezuhalten, um von Kevin Müller Abschied zu nehmen.

Wenn wir hier stehen, trifft uns die Verletzlichkeit und Vergänglichkeit des Lebens unmittelbar. König David sagte in einem Gebet:

Unser Leben auf der Erde ist vergänglich wie ein Schatten, ohne Hoffnung auf Dauer.       (1. Chronik 29, 15)

Oder wie er im einem Psalm schrieb:

Wie fest meint jeder Mensch zu stehen und ist in Wahrheit nur ein Hauch! (Psalm 39, 6)

Kevin erblickte die Welt ganz kurz. Er konnte Euch noch grüssen, bevor er Euch wieder verlies. Ein Moment des Glücks vermischt sich in sonderbarer Weise mit tiefer Trauer. Wohin sollen wir uns in einem solchen Moment wenden?

»Ich blicke hinauf zu den Bergen:

Woher wird mir Hilfe kommen? «           (Psalm 121, 1)

Kein Mensch wird je wirklich Trost und Hoffnung vermitteln können. Alles muss verstummen in einer solchen Situation, doch von einem Ort her können wir Hilfe erwarten, wie der Psalmschreiber weiterfährt:

»Meine  Hilfe kommt vom HERRN,

der Himmel und Erde gemacht hat!         (Psalm 121, 2)

So, wollen wir uns jetzt im Gebet an diesen, unseren Herrn wenden und Ihn zu diesem Abschied bewusst einladen.

2.                  Gebet

Herr, wir sind hierher gekommen, um von Kevin Abschied zu nehmen. Ein Abschied der schmerzvoll ist, weil er uns an die Grenzen unseres Lebens führt, weil wir hilflos und machtlos hier stehen. Wir wollen nun diese Zeit ganz bewusst in Deine Hände legen, denn nur von Dir kommt echte Hilfe, nur Du kannst echten Trost spenden. So laden wir Dich ein, begleite uns und sprich Du zu uns.

Im Namen unseren Herrn Jesus Christus – Amen.

II.             Gedanken zu Jesaja 43, 1

Eva und Hans haben mich gebeten einige Gedanken zu einem Vers im Propheten Jesaja weiterzugeben. Es war die Losung des Tages, an dem sie Kevin in diesen Sarg legten.

»Fürchte dich nicht, ich befreie dich! Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du gehörst mir! (Jesaja 43, 1) GN

Ein tröstliches und tröstendes Wort. Eine Aussage Gottes, die uns zeigt, worauf es im Leben ankommt. Es geht weder um Erfolg noch um langes Leben. Wichtig in unserem Leben ist unsere Zugehörigkeit: zu wem gehöre höre. Wem bedeute ich etwas.

Kevin gehört zu Euch, Eva und Hans, auch wenn er nicht mit Euch leben wird, wird er in Eurem Leben Bedeutung behalten. Ihr seid aber nicht Eigentümer, genauso wenig wie ihr das Eigentum eurer eigenen Eltern seid. Das ist in diesem Moment schmerzlich, weil wir von Herzen dieses Leben behalten möchten.

Was uns nun dieser Vers tröstliches aufzeigt ist, dass Kevin von höherer Stelle gerufen ist. Kevin ist in den Augen Gottes bedeutungsvoller, als wir das uns vorstellen können. Er ist einer der gerufen wurde, weil er zu ihm gehört.

»Fürchte dich nicht, ich befreie dich! Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du gehörst mir! (Jesaja 43, 1) GN

In gewissem Sinn erlebte Kevin dadurch auch eine Befreiung. Die Befreiung seiner Behinderung. Wohl hättet Ihr als Eltern Kevin mit seiner Behinderung willkommen geheißen, aber Gott wollte es offenbar anders machen.

»Fürchte dich nicht, ich befreie dich! Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du gehörst mir! (Jesaja 43, 1) GN

Uns bleibt nur noch Abschied zu nehmen. Das Leben geht weiter. König David erlebte auch eine ähnliche Situation. Er bekam ein Kind, das schwer erkrankte und er fastete und rang mit Gott, dass er ihm das Kind erhalte, doch es starb. Seine Freunde wagten ihm gar nicht zu sagen, dass das Kind gestorben war, aber als er das merkte stand er auf und aß und trank. Sie waren darüber ganz verwundert und befragten ihn über sein Verhalten. Er sagte folgendes:

Jetzt ist es tot; was soll ich mich da noch kasteien? Ich kann es ja doch nicht wieder zum Leben erwecken. Ich folge ihm einmal nach - aber zu mir kommt es nicht mehr zurück. « (2. Samuel 12, 23)

David wusste zwei wichtige Dinge:

1. Er kann nichts an der Situation ändern. Er muss mit dem Verlust seines Sohnes leben, denn sein Leben geht weiter.

2. Er hatte die Hoffnung, dass er seinen Sohn in der Ewigkeit treffen wird. Er wird zu ihm gehen.

Das möchte ich Euch beiden mitgeben. Euer Leben geht weiter. Nichts können wir an der jetzigen Situation ändern. Doch Kevin ist Euer Kind und eines Tages werdet Ihr zu ihm gehen.

Amen

III.          Musikstück von Anne

IV.         Gedanken von Rainer Günthard zu Psalm 23

V.            Beisetzung

Nun müssen wir von Kevin Abschied nehmen. Gottes Wort sagt:

Wenn du einen Samen ausgesät hast, muss er zuerst sterben, damit die Pflanze leben kann. (1. Korinther 15, 36)

So könnt ihr euch auch ein Bild von der Auferstehung der Toten machen. Was in die Erde gelegt wird, ist vergänglich; aber was zum neuen Leben erweckt wird, ist unvergänglich. (1. Korinther 15, 42)

Was in die Erde gelegt wird, ist armselig; aber was zum neuen Leben erweckt wird, ist voll Herrlichkeit. Was in die Erde gelegt wird, ist hinfällig; aber was zum neuen Leben erweckt wird, ist voll Kraft.                             (1. Korinther 15, 43)

Was in die Erde gelegt wird, war von natürlichem Leben beseelt; aber was zu neuem Leben erwacht, wird ganz vom Geist Gottes beseelt sein. Wenn es einen natürlichen Körper gibt, muss es auch einen vom Geist beseelten Körper geben.              (1. Korinther 15, 44)

VI.         Segen

1.                 Gebet

2.                 Segen

Die Gnade unsres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.    (2. Korinther 13, 13.)