Die Bibel oder die ganze Heilige Schrift mit in den Text eingefiigter Auslegung, ausführlichen Inhaltsangaben und erläuternden Bemerkungen, herausgegeben von K. August Dächsel Die Bibel oder die ganze Heilige Schrift Alten und Neuen Testaments nach der deutschen Übersetzung Dr. Martin Luthers mit in den Text eingeftigter Auslegung, ausführlichen Inhaltsangaben und erläuternden Bemerkungen, herausgegeben von K. August Dächsel, Pastor prim. zu Neusalz a. d. O. «s»-»,».»,.»«, »- »,.»»,» - , . .»,..,»,«,».« —,»HAVYMPO-VWA«» -«-»--«-».«,»,-.-«-« »»«.«-«-»-»»-»-« Band 1 Das Alte Testament Der ersten Hälfte oder der Geschichtsbijcher erste Abteilung: Die fiinf Biicher Mose (Pentateuch) M Verlag der Lutherischen Buchhandlung Heinrich Harms — 29393 Groß Oesingen Das Gesetz ist durch Mosen gegeben, die Gnade und Wahrheit ist durch Jesum Christum worden. seh. r, n. Inhalt Seite Geschichtsbiichen Das 1. Buch Mose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Das 2. Buch Mose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157 Das 3. Buch Mose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 310 Das 4. Buch Mose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 405 Das 5. Buch Mose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 533 S 2004 by Verlag der Lutherischen Buchhandlung ISBN 3-86147-269-4 (Band 1—7) ISBN 3—86147—270—8 (Band 1) Herstellung: Druckhaus Harms — 29393 Grols Oesingen Telefon (0 58 38) 99 08 08 — Telefax (0 58 38) 99 08 09 Zu beziehen durch: Verlag der Lutherischen Buchhandlung Martin-Luther-Weg 1 — 29393 Grolå Oesingen Telefon (0 58 38) 990 880 — Telefax (0 58 38) 7 02 Vorwort. Zls der ehrwürdige Herausgeber des hiermit erscheinenden Bibelwerks, welches ich seinem Wunsche gemäß den Freunden des Wortes Gottes empfehlen möchte, mich bei Gelegenheit eines amtlichen Besuchs seiner Parochie mit seiner Absicht und seinem Plan bekannt machte, konnte ich seinen münd- lichen Aeußerungen mit Freudigkeit zustimmen, da ich erkannte, daß das Werk in der beabsichtigten Ausführung einem wirklichen, bis jetzt noch durch kein anderes in gleicher Weise befriedigten Bedürf- nisse entsprechen werde. Die Zahl frommer Christen ist, Gott sei Dank, noch groß, insbesondere auch in der heimischen, viel geprüften und reich gesegneten Provinz Schlesien noch groß die Zahl derer, welche im Lesen des Wortes Gottes selbst ihre Erbauung suchen, nicht gering aber auch die Zahl derer, welche einer Erklärung bedürfen, jedoch nicht die nöthigen wissenschaftlichen HülfsmitteL auch wohl nicht die erforderliche Zeit zum Gebrauche derselben haben, um in die dunklen Tiefen der hei- ligen Schrift eindringen zu können, damit sie,« wozu sie gegeben ist, ihnen nütze werde (2. Timoth Z, 15 flg.). Herr Pastor Dächfel hat sich in der folgenden Vorrede selbst so deutlich über die Aufgabe, welche er sich gestellt hat, ausgesprochen, daß ich seinen Erklärungen nichts weiter hinzuzufügen habe, als den innigen Wunsch, daß der HErr reichen Segen auf seine Arbeit legen und sie vielen frommen Lesern in dieser trüben, schweren Zeit wolle heilsam werden lassen, ihm selbst aber Leben, Kraft und Freudigkeit zur Vollendung in Gnaden verleihen. Bteslaty den 21. September 1862. Dr. August Hahn, General-Superintendent und Qber-Consistorialrath. Vorrede des Herausgebers. Wenn den mehreren, in ihrer Art vortrefflichen Bibelwerken, welche die Gegenwart aufzu- weisen hat, hiermit ein neues sich zugesellt, so bedarf es wohl schon für den Fall keiner«ausdrück- lichen Rechtfertigung, daß die Zahl der bereits vorhandenen einfach um ein fünftes oder sechstes damit vermehrt werden sollte. Denn die heil. Schrift kann, gleichwie nicht oft genug gelesen und betrachtet, so auch nicht oft genug ausgelegt und unserm Christenvolk nahe gebracht werden; zumal in dieser unserer Zeit, wo unser Volk mit einer wahren Fluth von weltlichen, nur auf das irdische Leben und feinen Ausbau berechneten Schriften überschüttet wird, zum Theil mit der offen ausgesprochenen Absicht, seinen Glauben ihm zu nehmen und das jenseitige Leben mit seiner zwiefachen Zukunft ihm aus den Augen zu rücken. Indessen hat der Herausgeber keineswegs eine bloße Vermehrung der schon vor- handenen Handbücher der Bibelerklärung im Sinn; vielmehr will er eine von ihnen noch leer gelafsene Stelle ansfitllem einem noch unbefriedigten Bedürfnis entgegenkommen Welches diese noch leer gelassene Stelle sei, darüber sollen zunächst die Lehrer in den Schulen, die Hausväter in den Familien uns Auskunft geben. Was die Ersteren betrifft, die Lehrer inIden Schulen, so sind sie nach den Grundsätzen der neueren Pädagogik gehalten, die biblischen Geschichten in so lebendiger, anschaulicher und erwecklicher Weise an ihre Kinder heranzubringen, daß diesen es vorkommt, als ereignete sich alles, was darin geredet und gehandelt wird, unmittelbar vor ihren Augen und Ohren, ja, als wären sie selbst die- Vl Vorrede jenigen Personen, die der HErr in seine Belehrung und Unterweisung, Zucht und Strafe, Erziehung und Läuterung nimmt» mit anderen Worten, daß sie dieselben an und in sich erleben und so die ewig giltigen Anschauungen von den höchsten göttlichen und menschlichen Dingen als einen bleibenden Gewinn für ihre ganze Zukunft davonbringen. Wahrlich, eine große und heilige Aufgabe, und zugleich so lohnend und ersprießlich für den selbst, der sie in der rechten Weise anfaßt und mit gewissenhafter Treue verfolgt! Aber sie ist schwer und läßt sich ohne» eine in die Tiefe gehende, viel Zeit und Mühe in Anspruch nehmende Betrachtung jeder einzelnen Geschichte nicht erfüllen: erst muß diese Gestalt und Leben in dir gewonnen haben, in Fleisch und Blut bei dir übergegangen sein; sonst redest du nimmer, das du weißt, und zeugst, das du gesehen hast, sondern mühest mit einer dir fremden und unheim- lichen Sache dich ab. Wie aber —— wenn nun ein Lehrer den guten Willen hat, mit der ihm gerade vorliegenden biblischen Historie sich dergestalt vertraut zu machen, daß er in jedem Winkelchen der- selben zu Hause ist und im Stande wäre, wenn’s sein sollte, sie Zug für Zug den Kindern vor die Augen zu malen: — welches von den gangbaren Bibelwerken können wir ihm empfehlen, das ihm die nöthige Handreichung dazu thut? Nun ja, Lösung der bedeutendsten Schwierigkeiten, Einblicke in den allgemeinen Zusammenhang, Verständniß der Hauptsachen wird er wohl hier wie dort finden. Aber viel Einzelheiten werden ihm dennoch dunkel bleiben; er wird bald bei diesem bald bei jenem Stück nicht wissen, wie er den Vorgang sich anschaulich und deutlich machen soll, und wird so manches unberührt und unerklärt liegen lassen, was ihm selbst fremd geblieben, und doch, recht erfaßt, ganz besonders geeignet wäre, Licht und Leben in seine Darstellung zu bringen. Hier ist also ohne Zweifel noch eine leere Stelle auszufüllen, ein noch unberücksichtigt gelassenes Bedürfniß zu befriedigen: wir branchen ein Bibelwerls das die biblischen Historien mit allen darin vorkommenden Umständen zur klaren Anschauung bringt und die biblischen Reden in ihrem inneren Zusammenhange und nach ihrer göttlichen Mheinking dem Vcrständniß erschließt; mit einzelnen abgerissenen Bemerkungen ist unsern Lehrern nicht ge ol en. Das führt von selbst zu einer andern, als der in unserer Zeit gäng und gäbe gewordenen Weise der Bibelerklärung hin: wir meinen die paraphrastischy welche den Leser Schritt für Schritt auf seiner Wanderung durch den Bibeltext begleitet, was dunkel oder mißverständlich ist, in deutlichere Worte faßt, was zwischen den Zeilen gelesen werden muß, ergänzt, was wohl beachtet und genau gemerkt sein will, durch erweiternde Zuthat fixirt. Sie läßt den Leser den Bibeltext so lesen, wie einer ihn liest, der ihn vollständig versteht, mit all den vermittelnden Zwischengedanken und zur Seite gehenden geographischen, archäologischen und übrigen Kenntnissen, durch die man über Sprünge in der biblischen Darstellung hinwegkommt und aus der modernen Gegenwart in die damaligen Zeitver- hältnisse sich hineinversetzt Was die Paraphrase giebt, das ist nicht mehr unmittelbares Gotteswort, sondern nur der menschliche Versuch, Gotteswort sich anzueignen, es ist nicht absolute, sondern nur relative Wahrheit; aber es tritt auch gleich durch seine äußere Erscheinung hinter Gottes heiliges und untrügliches Wort in eine bescheidene Stellung zurück, von ihm geschieden durch Parenthes en [], ihm untergeordnet durch kleineren Druck. Die paraphrastische Erklärungsweise der Schrift gestattet nicht längere wissenschaftliche Erörterungen, sie verwerthet einfach, was die Wissenschaft bietet, und erläutert schwierige Stellen nach einer bestimmten Auffassung, die der Erklärer für die richtige hält, ohne sich auf andere einzulassen; aber sie gewährt auch den großen Vortheil, sogenannte Berichtigungen der Bibelübersetzung in einer Form anzubringen, welche es verhütet, daß der Leser an seiner deutfchen Bibel und ihrer Zuverlässigkeit irre werde. Was dann ferner die Hausväter in den Familien betrifft, so würde wohl mancher von ihnen mit seinem Hausgesinde die Bibel in fortlaufender Ordnung lesen, wenn es mit dem bloßen Lesen gethan wäre und nicht durch das Lesen selber eine Menge von Fragen angeregt würde, die eine Ant- wort, und eine Menge von Bedenken, die eine Erledigung erheischen. Dafür weiß er sich selbst keinen Rath; er muß einen Philippus neben sich auf dem Wagen sitzen haben (Apostelgesch. 8, 26 u. f.), der ihm sowohl wie seinen Zuhörern die Fragen beantwortet und die Bedenken erledigt, und zwar in dem- selben Augenblick, wo sie in der Seele aufsteigen. Da müssen doch die vorhandenen Bibelwerke dem Bedürfniß nicht begegnen, sonst würden sie mehr Eingang in die Häuser gefunden haben und mehr bei der Hausandacht gebraucht werden, als dies der Fall ist. Und in der That sind sie auch nur für Schriftforscher, nicht für Schriftleser berechnet, am wenigsten aber für gemeinschaftliche Leser. Schon der einzelne Leser hat å))iühe, wenn er aus dem Text in die Anmerkung hinunter- und aus dieser wieder in den Text hinaufsehen soll, in diesen fortwährenden Wechsel sich zu finden und mit dem Auge, geschweige mit seinen Gedanken sich nicht zu verirren und zu verwirren; beim gemein- schaftlichen Lesen vollends ist diese Erklärungsweise durch Anmerkungen unter den Text ganz ungeeignet. des Herausgebers. VII Sie fordert, daß der Leser sich zuvor für sich allein in das Gesagte hineinstudire und dann es frei und mit eigenen Worten vor den Zuhörern reprodueirez und dazu haben nur verhältiiißmäßig Wenige Zeit und Gefchick Daher kommt es denn, daß Erbauungsbücher in den Familien mehr und lieber gebraucht werden, als die Bibel; und doch würde unser Volk gewiß der letzteren sich zuwenden, wenn man sie auf eine dem Standpunkt seiner Bildung entsprechenden Weise ihm erklärte. Daß aber diese Weise ebenfalls die paraphrastische ist, beweisen diejenigen erklärten Bibeln der älteren Zeit, welche noch immer in Häusern sich vorfinden und als ein Hausschatz in großen Ehren gehalten werden. Es bedarf bei dem Gebrauche weiter nichts als eines richtigen und sorgfältigen Leseiis —- der Text in größerer und fetter Schrift mit erhobener, die durch kleineren Druck ausgezeichnete Paraphase in den Paranthesen mit zurücktretender Stimme, so kann der Zuhörer ohne viel Mühe nicht nur dem Gedankengang folgen, sondern auch herausfinden, wo er Gotteswort und wo er Auslegung vor sich hat. Wollte man einwenden, daß durch die menschlichen Zuthaten, was ja die paraphrastischen Erklä- rungen ihrer ganzen Natur nach wirklich sind, das Schriftwort gehindert werde, die ihm einwohnende Gotteskraft unmittelbar auf den Leser oder Hörer wirken zu lassen; nun, so nehme man nach Durchlesung eines Abschnittes in der Form, wie er hier bearbeitet ist, den bloßen Text und lese den Abschnitt noch einmal: gewiß, Gottes Wort wird nun erst recht zur reinen und vollen Wirkung kommen, nachdem die kurze Einleitung dem Leser und Hörer den richtigen Standort angewiesen, von welchem aus der Abschnitt gehört sein will, damit kein Wort auf die Erde falle, und nachdem die paraphra- stischen Erläuterungen die dem Verständniß entgegenstehenden äußeren und inneren Schwierigkeiten beseitigt und die zugefügten Ausfprüche erleuchteter Gottesmänner oder die erläuternden Anmerkungen das Auge für die unvergleichlichen Schönheiten und die stille Größe der Schrift geöffnet haben. Aber auch seinem eigenen Stande, dem Stande der Geistlicheth hat der Herausgeber mit seiner Arbeit dienen wollen. Wir Geistliche bedürfen so sehr, daß wir nicht immer blos studiren und eigentliche Exegese treiben, wenn wir die Bibel vor uns nehmen, sondern daß wir sie immer und immer wieder kursorisch durchlesen, um uns einerseits daran zu erquicken und zu stärken, und andererseits eine recht gründliche und feste Bibelkenntniß uns anzueignen. Nun scheint dazu gerade für uns eine Bibel mit bloßem Text auszureichen, weil wir ja die Erfordernisse zu dem nächst- liegenden «und unmittelbarsten Verständnis; in uns tragen, theologische Bildung und theologisches Interesse. Allein es scheint nur so; wir gerade haben im Gegentheil auch ein desto schärferes Auge für vorhandene Schwierigkeiten und ein desto dringenderes Bedürfnis; nach Lösung derselben. Wir lesen die Schrift nicht unbefangen und mit Kindeseinfalh darum begegnen uns überall Steine des Anstoßes, und wir greifen immer wieder nach diesem und jenem Commentar, wenn wir auch noch so sehr uns vorgenommen haben, bei dem bloßen Lesen zu bleiben. Oder wir kommen ganz von dem letzteren ab und bringen die Bibel niemals hinaus. Da thut uns denn ein Bibelwerk noth, das vermittelnd eingreift, das Text und Verständniß unmittelbar neben einander enthält, das ein fortschreitendes Bibel- lesen ohne eine eigentliche Exegefe möglich macht, und doch auch alle Steine auf dem Wege hinweg- räumt. Die Starkessche Synopse hat noch immer viele Freunde; sie ist aber nur schwer noch zu erlangen, wir wollen daher versuchen, ihre Stelle zu erfetzen — vielleicht daß es dabei zugleich uns gelingt, den Studirenden der Theologie eine zweckmäßige Vorfchule zu bieten, die sie in den Stand setzt, akademische Vorlesungen mit größerem Nutzen zu hören, die dem geistlichen Amte ent- gegenharrenden Candidaten aber aus der theoretischen Wissenschaft überzuführen in die praktische Verwerthung. Eine blos erbauliche Bearbeitung der Schrift ist das Werk nicht, will es auch nicht sein; wohl aber dienen die jedem Abschnitte vorausgeschickten Jnhaltsüberfichten und die an geeigneten Stellen eintretenden Ruhepunkte, an denen entweder eigene Bemerkungen oder Aussprüche Luthers u. Aszüber das eben Gelesene beigebracht sind, der Erbauung im weiteren Sinne, selbst die para- phrastischen Erklärungen sind durchweg so gefaßt, daß sie das Glaubensleben fördern können, gleich- wie sie aus ihm hervorgegangen. Der HErr, zu dessen Ehre das Werk unternommen ist, verleihe demselben seinen Segen und fchenke allen denen, die es gebrauchen, seinen heiligen Geist, der sie in alle Wahrheit leite! Vorstehenden Auslafsungen über Absicht und Plan des Werkes sieht der Unterzeichnete sich ver- aiilaßt, jetzt, nachdem der erste Abtheilungband mit des HErrn Hilfe zu Ende gebracht ist, noch einige Worte hinzuzufügen. VIII Vorrede. Wie fchon der Titel zu erkennen giebt, hat der ursprüngliche Plan eine Erweiterung insofern erfahren, als außer dem Bedürfniß der Schullehrer und Hausväter zugleich das der Geistlichen und Theologie-Studirenden noch bestimmter, als es von Haus aus angekündigt war, in’s Auge gefaßt worden. Dies hat seinen Grund vornämlich darin, daß neben den für die Schule und das Haus hauptsächlich in Betracht kommenden Stellen die Bibel noch vieles Andere enthält, was zwar dem schlichten Bibelleser oder dem sogenannten Laien weniger von Bedeutung erscheint, wohl aber von dem eigentlichen Schriftforscher nicht kurz abgethan werden kann, sondern gerade darum, weil es nicht Milch, sondern starke Speise ist, von diesem tiefer erfaßt sein will. Hier mußten wir uns in die Lage derer versetzen, die das Ganze der heil. Schrift zu beherrschen sowohl den Beruf als das Bedürfniß haben, und mußten durch Bemerkungen, welche die Resultate der theologischen Wissenschaft in summarischer Weise wiedergeben, auch wohl in das Gebiet der gelehrten Sprachforschung übergreifen, sie dafür in den Stand setzen. Der Herausgeber glaubte sich dazu um so mehr berechtigt, als ihm von Seiten seiner Standesgenossen der Wunsch nahe gelegt worden war, in dem Werke eine Bibel- auslegung zu besitzen, die ihnen nicht blos für das gewöhnliche praktische Bedürfniß das Nöthigste an die Hand giebt, sondern auch die Quintessenz dessen bietet, was in einer Menge von umfang- reichen und kostspieligen Hilfsmitteln niedergelegt ist, und es ihnen so möglich macht, sich eine gründ- liche und umfassende Schriftkenntniß anzueignen, zu der sonst nur ein in literarischer Hinsicht besonders günstig gestellter Theologe zu gelangen vermag. Hiermit ist denn auch, abgesehen von zeitweiliger Verzögerung in der Druckerei und von den mehrmaligen, so zeitraubenden Korrekturen, die Erklärung gegeben, warum das Erscheinen einer neuen Lieferung bisher länger hat auf sich warten lassen, als den Abnehmern sowie dem Verleger des Werks lieb war. Es bedurfte eben eines nochmaligen ein- gehenden Studiums auch der neuesten Erscheinungen auf dem Gebiete der hierher gehörigen Literatur; dafür hat aber der Unterzeichnete bei einer Kirchgemeinde von nahe an 8000 Seelen immer nur ein- zelne Stunden, und bisweilen kaum eine am Tage übrig. Würden einmal seine Verhältnisse sich günstiger gestalten, so soll, was er an Zeit gewinnt, dem Bibelwerk zu gute kommen; indessen glaubt er fchon jetzt versprechen zu können, daß die Lieferungen künftig in den angekündigten Zeiträumen, also rascher als bisher, aufeinander folgen werden. Um vielfach geäußerten Wünschen zu entsprechen, werden nach Ausgabe der nächsten Hefte auch etliche Hefte aus dem Neuen Teftamente erscheinem Nach Beendigung des Ganzen wird ein vollständiges Register zum leichteren Auffinden der gegebenen Sach-Erklärungen dem Werke bei- gegeben worden. Neusalz, den 24. November 1864. Aug. Dächseh P. Zur zweiten nnd dritten Auflage. Es ist bei diesen beiden Auflagen so wenig als möglich geändert, um weder die Käufer der 1. Auflage zu beeinträchtigen, noch bei der Fortsetzung des Werkes durch Bezugnahmen auf Bemer- kungen im I. Abtheilungs-Bande Verwirrung anzurichten, wenn diese bei der einen Auflage wesentlich anders gefaßt wären als bei der andern. Damit wollen diejenigen Recensenten uns entschuldigen, die ihren Vorschlägen zu Abänderungen weniger Rechnung getragen finden, als es unter anderen Um- ständen wohl hätte geschehen können. Steinkirche, den 1. September 1873. Der Herausgeber. Die heilige Schrift Altes Testament. Yak- erste getan) Rose. Genesis, SchöpfungJ Moses lehrt in seinem ersten Buch, wie alle Kreaturen geschaffen sind, und — was seines Schreibens meiste Ursach ist — wo die Sünde und der Tod herkommen sei, nämlich durch Adams Fall, aus des Teufels Bosheit. Aber bald darauf, ehe denn Mosis Gesetz, kommt, lehrt er, woher die Hilfe wieder kommen solle, die Sünde und Tod zu vertreiben, nämlich nicht durch Gesetz, noch eigen Werk, weil noch kein Gesetz, war, sondern durch Weibes-Samen, Christum, Adam und Abram verbeißen; auf daß also der Glaube von Anfang der Schrift durch und dnrch gepreiset werde über alle Werke, Gesetz, und Verdienst. Also hat das erste Buch Mose fast eitel Exempel des Glaubens und Unglaubens, und was Glaube und Uiiglaube für Früchte tragen, und ist fast ein evangelisch Buch. Das 1. Kapitel. Hitjdpsung der Bett. I. V. 1-—2. Gott schafft im Jtnfang Zhimniet und Erde, läßt aber fiisig Erste die Erde noch ungeformt und un- bemohni. Oreatio print-i: erste SchiipfungJ 1. Am Anfang [als noch nichts vorhanden war, sondern beide Welten —— die unsichtbare mit ihren Bewohnern, den Engeln, und die sichtbare mit ihrem Oberhaupt, dem Menschen — nach Gottes ewigem Rath erst jetzt aus dem Nichtsi Hebr. 11, 3 in’s Dasein hervortreten und also einen Anfang-«« nehmen sollten] schuf Gott sdurch das Wort, das im Anfang bei ihm . war Joh 1, 1 ff.; Col. l, 15 f.] Himmel und Erde [und zwar den Himmel oder die unsicht- bare Welt Hi« gleich auf einmal, in fertiger Ge- stalt und vollendeter Schönheit, so daß bei den folgenden Werken V. 3 ff. die Engel seine Augen- zeugen und die Lobredner seiner Herrlichkeit waren Hiob 38, 4 ff.; die Erde dagegen nur erst im Groben und Ganzen, um sie nach nnd nach zu bilden und zu gestalten]. » V) AuszNichts wird unter der Hand des Geschöpfes in alle Ewigkeit nichtsz es ist das Majestiitsrecht Gottes allein, aus nichts etwas zu machen. (Rothe.) » «) »Das ,,Ani Anfang«, womit unser Katz. beginnt, ist Bezeichnung des zeitlichen Anfangs ini Unterschied von dem ,,Jm Anfang« Ev. Joh. I, l, welches Be: zeichnuiig der Ewigkeit ist. sPhilippiJ Nr) Aus Stellen wie Z. Mose 10, 14; 33, W; Pf. Eis, 34· geht hervor, das; der Begriff Himmel für das israelitische Bewußtsein nicht in dem Begriffe des Himmels ausging, welcher die nächste Umgebung der Erdenwelt bildet und am 2. u. 4. Tage des Sechstage- werkes entstand. (Delitzsch.) 2. Und die Erde war wüst und leer [eine noch formlose und unbewohnbare, gestalt- und ge- haltlofe Masse], und es war finster auf der Tiefe sder Gewäfsey die den rohen Erdstoff in ähnlicher Dächsels Bibelwort. s. Aufl. Or. M. Luther.) Weise einhüllten L. Petri Z, 5., wie noch jetzt der Embryo im Mutterleibe in Wassern ruht]; und der Geist Gottes schwebete sgleichsam deutend] auf dem Wasser [um sowohl diesem selbst, als dem von ihm eingeschlossenen Erd-Chaos Lebens- kräfte mitzutheilen und beide für das nachherige Schöpferwort empfänglich zu machen]. Es ist dies ein Vorbild der heil. Taufe, wo der Mensch gleichfalls aus Wasser und Geist geboren wird, wie hier die Erdenwelh — Wie lange die Erde in diesem chaotischen Zustande hat verharren müssen und welche Veränderungen iinterdefsen in ihrem Jnnern vorgegangen sind, wird nicht gesagt; hier hat also die Naturivisfenschaft Raum, die wirklich, und nicht blos vermeintlich sicheren Resultate ihrer Forschungen mit den Zeugnissen der heil. Schrift in Einklang zu bringen. Ebenso erfahren wir nicht, was einstweilen in der« himmlischen Welt bei den Engeln sich zutrugz denn verniuthlich geschah in der Zwischen- zeit zwischen hier und dem folgenden Abschnitt der Fall des Teufels und seiner Engel (Kap· 2,15; 3, 1). II. n. 3—25. as: sen» wage« gestattet isiatt den nach rohen Urstoff der Erde und riihtet die letztere zum Wohnsitk fiir ihren tiiinstigen Denn, den Menschen, ein. (ckeatl0 secundu- znieite Ichdpfungh 3. Und Gott sals er jetzt daran gehen wollte, die noch wüste und leere Erde zu gestalten und-zu bevölkern —- nach unserer, zu 1. Kön. L, 11 darge- legten Zeitrechnung im Jahre 4005 v. Chr. Geb. — machte vor allen Dingen der Finsternis; V. 2 ein Ende, und ließ das Licht, diese nothwendige Vor- aussetzung alles Werdens und Lebens, aus ihr hervorleuchten L. Cor. 4, 6., indem er] sprach: Es werde Licht. Und swie er sprach, so geschah’s Psalm 33, 9] es ward Licht. Sprechen ist Offenbarung der Gedanken, die Schöpfung Verwirklichung der göttlichen Weltgedanken und diese also eine init Freiheit vollbrachte That des absoluten Geistes, keine Enianation (Ausfließung) der Creaturen aus dem göttlichen Wesen. (Keil.) — Gott I. F. 1. 1. 1 2 I. Mose 1, 4—24. schuf gleich am ersten Tage etwas, das so schön und vortrefflich war, daß er sich selbst nicht schämt, dessen Namen zu tragen: Pf. 104, L; l. Sah. l, b. (Roos.s —- Es ist eine, auch von der Wissenschaft anerkannte That- sache, daß das Licht, d. i. der Lichtstoff, schon vor der Sonne, diesem bloßen Lichttriiger (V. l4), dage- wesen sei; das Sonnenlicht kommt also nicht von der Sonne selbst her, sondern von einer Hülle, die ihren Körper umgiebt und deren hin und wieder sich er- eignendes Zerreißen uns zuweilen einen Blick in das Dunkel darunter gestattet. 4. Und Gott [der überhaupt in dieser all- mäligen Bildung und Gestaltung eines noch rohen Stoffs dem künftigen Herrn der sichtbaren Welt, dem Menschen, gleich werden wollte, damit dieser hinwiederum Jhm gleich werde, musterte wie ein menschlicher Werkmeister das Werk seiner Hände und] sahe, daß das Licht gut war [Pf. 104, 31]. Da schied Gott das Licht von der Finsternißt [ordnete einen regelmäßigen Wechsel zwischen Licht und Finsternisz], 5. Und nannte [im göttlichen Vorauswissem wie der hernach von ihm zu erfchaffende Mensch die Dinge dieser Welt benennen würde, und diesen Benennungen gleichfam zum Voraus die Sanction ertheilend] das Licht Tag, und die Finsterniß Nacht Da ward ans Abend [aus der vorhin vorhandenen FinsternißJ und Morgen saus dem jetzt an die Stelle getretenen Licht bis dahin, wo nach der eben sestgestellten Ordnung das Licht wiederum der Finsternis; weichen sollte] der erste Tagtk «) Es ist das wohl so zu verstehen, daß das bis jetzt nur erst als Aether vorhandene Licht periodisch sich aus- dehnte und dann wieder zusammenzog IV) Diese Rechnungsweish wonach der Tag allemal mit dem Abend seinen Anfang nimmt, behielt das Volk Gottes im alten Testamente bei; die Juden begannen also jeden neuen Tag schon mit Sonnenuntergang des ggrhsettågfhenden Tages, nicht erst mit Mitternacht. (3.Mose b. Und Gott sals das Licht abermals an die Stelle der Finfterniß trat] sprach [weiter]: Es werde eine Feste [ein weiter Raum] zwischen den Wassern sinmitten der Wasser, von weichen die Erde umschl0fse11iftV. 2]; nnd die sei ein 1Inter- schied zwischen den Wassern strete als eine Schei- dung zwischen sie ein]. 7. Da machte Gott die Feste [sie stellte in Folge seines eben gesprochenen Schöpferworts sich her] nnd [indem sie nun durch ihr Zwischentreten die über den Wassern lagernden und dieselben wie Windeln zudeckenden Nebelwolken Hiob 38, 9 über sich in die Höhe hob, die Wasser selber aber unter sich zurückließ] schied [Gott, der die Feste entstehen hieß] das Wasser unter der Feste von dem Wasser über der Festek Und es geschah also [wie Gott in V. 6 gesagt hatte]. V) Jenes wird dann durch das folgende Tagewerk in abgeschlossene Behälter gesammelt, dieses dagegen schwebt theilweis noch jetzt in Wolken über uns und fällt doch nicht herab, sondern wird von der Feste getragen; das ist kein geringer-es Wunder göttlicher Allmachh als wenn die Wasser im rothen Meere stehen wie Mauern. 8. Und Gott nannte die Feste [diese, einer Zeltdecke ähnliche Ausspannung über der Erde Pf. 104, L] Himmel sLttfthimmel oder Himmels: gewölbe]. Da ward ans [dem, diesem zweiten Werk vorangegangenen] Abend und [dem, den Abend sammt der Nacht ablöfendenj Morgen [bis dahin, wo das Licht abermals der Finsterniß weichen mußte] der andere Tag. 9. Und Gott [im Fortschritt seiner ordnenden Thätigkeit an die auf der Erde zurückgebliebene Wassermasse sich wendend] sprach [beim Anbruch des dritten 9Jtorgens]: Es sammle sich das Wasser unter dem Himmel an sondere Oerter, daß man das Trockene sehe. Und es geschah also. Auf welche Weise die irdischen Gewässer in abge- schlossene Behälter sich sammelten und das Hervortreten des trockenen Landes vor sich ging, ob durch Einsinken oder Vertiefung von Stellen des Erdkörpers wohin sich das Wasser zusammenzog, oder durch Emporhebung des Festlandes, darüber sagt die Urkunde nichts aus, weil sie überhaupt den Prozeß des Werdens nicht bestimmt; wahrscheinlich aber erfolgte die Scheidung sowohl durch Senkungen als durch Hebungen, und mit dem trockenen Lande traten natürlich auch die Berge als die Spitzen des Festlandes hervor. (Keil.) 10. Und Gott nannte das Troclene Erde, und die Sammlung der Wasser [in den Behälterm d. h. im eigentlichen Meer, aber auch in den großen Flüssen, Landseen u. s. w.] nannte er [mit einem gemeinschaftlichen Namen] Meer. Und Gott sahe, daß es gut war. Nunmehr war die schon am zweiten Tag begonnene Scheidung der Wasser vollendet und der Erdkörper nach Deinen Bestandtheilen, Ocean und Kontinent, fertig ge- ·taltet; daher erst jetzt die Bemerkung: »und Gott sahe, der Vollendung, das Gott seinem Werke ausdrückt, wodurch sein Bestehen vor Gott und durch Gott be- dtngt ist. 11. Und Gott sprach snoch ein zweites Wort an diesem Tage]: Es lasse die sjetzt trocken ge- legte] Erde ausgehen Gras [Gräfer, Moose und andere Krhptogamen] und Kraut, das sich besame [Staudengewächse, Getreide, Gemüse und sonstige Pflanzen, die Samenkapseln entwickeln]; und sals dritte Klasse] frnchtbare Bäume [und baumartige Sträucher], da ein jeglicher nach seiner Art Frucht trage, nnd habe [in den von der Frucht um- schlossenen Samenkernen] seinen eigenen Samen bei ihm selbst [und alle diese Arten von Gewächfen lasse die Erde ausgehen] aus Erden [d. i. als eine Decke und Zierde für sie]. Und es geschah also. 12. Und die Erde ließ Ucbon fertig und aus- gewachsen, wie auch der Mensch in V. 27 solcher- gestalt itrs Dasein trat] ausgehen Gras und Kraut, das sich besamete, ein jegliches nach seiner Art; und Bäume, die da Frucht trugen, und ihren eigenen Samen bei sich selbst hatten, ein jeglicher nach seiner Art. Und Gott sblickte auch auf das daß es gut war«. Dieser Ausdruck ist das Siegel« Schöpfung der Welt. 3 zweite Werk dieses Tags mit Wohlgefallen und] sahe, daß es gut war. Jst es nicht ein Wunder? Du nimmst eine Hand voll Samenkörnlein und ftreust sie neben einander auf Einen Grund und Boden, da sie einerlei Nahrung, Saft und Wartung haben: dennoch verwechseln sie sich nicht, sondern ein jedes bringt seine Art, eines weiß, das an- dere gelb; die Früchte süß und sauer 2c. (Val. Herbergerh 13. Da ward aus Abend und Morgen der dritte Tag. 14. Und Gott [beim Anbruch des vierten Morgens auf das Werk des ersten Tages V. 3 ff. zurückgehend und dasselbe weiter führend] sprach: Es werden Lichter [Lichtkörper] an der Feste des Himmels, die da [Luther hat hier blos: und] scheiden [von nun ab, statt des bloßen periodischen sich Ausdehnens und Wiederzusammenziehens der Lichtmaterie] Tag Und Nacht, Und fzugleich für den künftigen Bewohner der Erde] geben Zeichen [Vorzeichen des Wetters Matth. 16, 2 f., An- zeichen außerordentlicher Ereignisse Matth. L, L; Lue. 21, 25; W, 44 f., Merkzeichen für Schiff- fahrer und Wanderer] , Zeiten [Jahreszeiten, so- wie Termine für den Verlauf des pflanzlichem thierischen und menschlichen Lebens] , Tage Und Jahre [sie zu unterscheiden, zu zählen und zu be- rechnen Pf. 104, 19; Sir. 43, 1 ff.]. 15. Und seien Lichter [Leuchten] an der Feste des Himmels [um welche das bisher nur als Aether verbreitete Licht sich concentrire], daß sie scheinen auf Erden. Und es geschah also. 16. Und Gott machte [mit Beziehung auf die eben genannte allgemeine Bestimmung, zu scheinen auf Erden] zwei große [die meiste Fülle von Licht- stoff für die Erde abgebende] Lichter: ein groß sdas eine von diesen beiden, größere] Licht, das den Tag regiere snämlich die Sonne], und ein klein [das andere, kleinere] Licht, das die Nacht regiere [den Mond Pf. 136, 7——9], dazu auch [jedoch mit minderer Lichteskraft für die Erde] Sternejsin unzählbarer Menge Kap.15, Z; Jer. 31, 35 . « 17. Und Gott setzte sie an die Feste des Him- mels, daß sie schienen auf die Erde, 18. Und den Tag und die Nacht regierten, und schieden Licht und Finsterniß [Ps.104,20—24]. Und Gott sahe, daß es gut war. Jst der Mensch die Krone und Blüthe der Schöpfung (V. Si) und die Erde, sein Wohnsitz, wenn auch nicht ihrer astronomischen Stellung, doch ihrer Bedeutung nach der Mittelpunkt des Weltalls, was freilich nur der zu glauben vermag, der an die aus ihr geschehene Mensch- werdung des Sohnes Gottes laubt: so wird es ein Geringes sein, anzunehmen, da das ganze Himmelsheer ihr zu dienen bestellt sei. Spielend und mit leichter Hand streut der Allmächtige Millionen von Welten aus ohne andern Zweck, als daß das dadurch entstehende Gleichgewicht von anziehenden und abftoßenden Kräften die Erde in ihrer geordneten Bahn erhalte, daß sie Lichter seien an der Feste des Himmels, . . . . daß sie scheinen auf Erden und das Menschenherz durch ihre Pracht entziicketn zum Hinimel emporziehen und zur An- betung und zum Lob-preis des Schöpfers fortreißen. (Philippi·) Die Erde ist das Bethlehem der Welt. Wie Bethlehem den HErrn und Heiland der ganzen Menschen- welt hervorbringt und den Ausgangs-, Mittel- und Zielpunkt der ganzen Menschengeschichte bezeichnet, das kleine, arme Bethlehem, so hat die kleine, im Weltall verschrvindende Erde den Beruf, den sittlich bestimmenden Einfluß auf den Gang der Weltengeschichte zu üben. Mit andern Worten: die Geschichte des Menschen, das Ineinandergreifen göttlicher Heilsgedanken und mensch- licher Freiheit ist die Geschichte der Welt; und wenn die Entwickelung der Menschenwelt in der Sammlung einer verklärten Menschheit und aller Auserwählten ihr Ziel erreicht haben wird, so werden die Aeonen sagen können, wir haben unsern Beruf erfüllt, um nun in neuer, wiedergeborner Gestalt einer neuen gerechten Menschenwelt wiederum zu Begleitern auf der Ruhmes- bahn unseres Gottes zu dienen. (Büttner.) 19. Da ward ans Abend und Morgen der vierte Tag. 20. Und Gott [auf das Werk des L. Tages zurückgehend und dasselbe mit Beziehung auf die am B. Tage geschehene Sammlung der Wasser weiter führend] sprach [beim Anbruch des fünften Morgens-J: Es errege sich das Wasser sunter der Feste, das sich inzwischen an fondere Oerter ge- sammelt hat] mit wehenden [hin und her sieh be- wegenden] nnd lebendigen Thieren, und [die den Himmelsraum füllende Luft] mit Gevdgeh das auf Erden unter der Feste des Himmels fliege [Luther hat: fleuget]. Der Lutherischen Uebersetzung liegt die unter den Alten weit verbreitete Meinung zu Grunde, daß mit den Fischen zugleich auch die Vögel dem Wasser ent- sprossen seien; dem widerspricht aber Kap. 2, 19., und oben besagt der Grundtext nur: und Geviigel fliege über dietderErde zugewandtchgläche der Himmels: Feste hin, so daß über den ildungsstoff der Vögel nichts bestimmt wird. 21. Und Gott schuf große Wallfische und aller- lei Thier, das da lebt und webt, und vom Wasser [richtiger: davon das Wasser] erreget ward [anderwärts hat Luther: und das das Wasser erreget], ein jegliches nach seiner Art; und [an- dererseitZJ allerlei gefiedertes Gevbgeh ein jegliches nach seiner Art. Und Gott sahe, daß es gut war. 22. Und Gott segnete sie, und [da er es nun- mehr, wenn auch noch mit unverniinftigem doch bereits mit solchen Wesen zu thun hatte, die mit einer Art Seele begabt sind und zu deren Fort- pflanzung eine felbftthätige Begattung der Ge- schlechter erforderlich ist] sprach snicht von, fon- dern zu ihnen redend]: Seid ftuchtbar Und mehret euch, und ersüllet das Wasser im Meer; und das Gevögel mehre sich auf Erden. 23. Da ward aus Abend und Morgen der fünfte Tag. 24. Und Gott [von den Wasser- und Luft- thieren zu einer höheren Art, den Landthieren, fortschreitend und damit zugleich das Werk des 3. Tages auch in seiner zweiten Hälfte ergänzend] ki- 4 sprach [beim Anbruch des sechsten Morgens]: Die sschon mit der Pflanzenwelt geschmückte] Erde bringe hervor lebendige Thiere, ein jegliches nach seinet Art: szahmes, für den unmittelbaren Dienst des Menschen bestimmtes] Vieh, saber auch kleineres, am Erdboden hinkriechendes Gethier oder] Gewürm, und sals dritte Klasse] Thiere auf Erden sdie an den Menschen sich nicht gewöhnen, sondern in der Wildniß umherschweifen], ein jegliches nach seiner Art. Und es geschah also. 25. Und Gott machie die Thiere auf Erden, ein jegliches nach seiner Art, und das Vieh nach seiner Akt, Und sals Mittelklasfe zwischen beiden, den wilden und zahmen Thieren] allerlei Gewürm aus Erden sReptilien, Insekten, Würmer] nach seiner Art. Und Gott sahe, daß es gut war sWasser und Luft und Erde und Staub, es war ja alles nun erfüllet und belebt, wogte und wimmelte]. Aber noch war es nicht sehr gut; noch fehlte Eins — die Einheit und der Zweck für das alles. Doch siilll was noch fehlt, das kommt: es kommt der, der über das alles ein Herr sei und in das wohlgeschmiickte und wohlverforgte Haus als in sein Haus einziehe — der Mensch! Vgl. Raphaeks Wort in Haydcks Schöpfung: Doch war noch alles nicht geschehen; dem Ganzen fehlte das Geschöpf. das Gottes Werke dankbar sehen und seine Güte preisen soll. III. u. 26—31. non scyain de« Znkuschku zu seinem Bilde, ein Männlein und Fräulein, und setzt damit dem Æerli der sechs iilage die Krone auf. 26. Und Gott sjetzt nicht mehr, wie bisher, einfach befehlend in die Welt hinausredend, son- dern mit dem Wort, durch welches er alle Dinge gemacht, und mit dem Geist, der Lebenskräfte mitgetheilt und Leben geweckt hatte, in eine be- sondere Berathung zusammentretend] sprach san diesem selben Tage, dem Freitage-««]: Laßt uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei sein freies, seiner selbst bewußtes, die Heiligkeit und Seligkeit des göttlichen Lebens in kreatürlicher Abbildlichkeit an sich tragendes persönliches Wesens die da herrschen über die Fische im Meer, und über die Vögel unter dem Himmel, und über das Vieh, und über die ganze Erde, und über alles Gewürm, das auf Erden kreucht. 27. Und Gott schuf sauf eine Weise, die hernach Kap. L, 7 f. ausführlicher erzählt werden wird] den Menschen ihm zum Bilde« smit lauter Vollkommenheiten an Leib und Seele aus- gestattet, die ein Nachbild waren seiner eigenen Gottes-Herrlichkeit Weish. Sal. L, L3], zum Bilde Gottes"* sum es nochmals mit desto größerem Nachdruck zu sagen] schuf er ihn; und schUf sie swie hernach Kap. L, 18 f. ebenfalls näher dargelegt werden wird] ein Männlein iiiid Fräulein-s. 1. Mose I, L5—31. L, 1—3. «) An einem solchen, nämlich am Eharfreitag, wollte er künftig einen noch weit groszerewåliathschluß hinausführem daher, obwohl es ihn spater hätte gereuen niötgem Evas er jetzt vorhatte (Kap. G, 6 f.), er’s dennoch un crna m. «) Den Verstand des Menschen zierte die unge- trübte Erkenntnis; Gottes und der göttlichen Werke (Kap. L, 19. ·L3 f.), sein Herz die Unschuld und Heilig- keit aller darin aufsteigenden Regungen nnd Bewegungen (Kp. L, 25), seinen Willen die vollkommene Freiheit, das Gute zu thun »und· das Böse zu lassen (Kp. Z, L f.); nach der leiblich-irdischen Seite seines Wesens aber war er frei von Gebrechen und krankhaften An- lagen, bestimmt zur vollkommenen Herrschaft über die übrigen Kreaturen (Kp. 1, L8) und zum Uebergang R eiiåe lzohks Welt auf dem Wege der Verklarung PYDIVJ Das merke wohl, o Mensch; denn du bist es, für den das alles erzählt wird, und gedenke nun, wo- von du gefallen bist, aber wende dich auch im Glauben zu dem, durch welchen du erneuert wirst (Col. Z, 10). -s·) Die Rede schwingt sich hier zum Jubelgesang empor; zum ersten Mal begegnen wir dem Parallelismus der Glieder, der zum Wesen de? hebräihchikdn Poesie gehlökt (L. Sam. l, 27 Anm.), un zwar in es Z para e e Glieder, entsprechend den 3 Personen, die V. 26 in dem Rathschliiß »Laßt uns 2c.« nerborgen liegen. Diesen gnåttkkigea derfgeistlåcheåsskkoesie die der weltlichen i un in ap., .gegn e. 28. Und Gott sdegnete sie, uicihd spracih zfu thneäk Seid fruchtbar un mehret eii , un üllet te Erde, Und nmchet sie» sdurch sleißigen »und ver- ständigen Anbau, sowie durch immer weiter drin- gende Erforschung der Naturkräfte] euch Untetthan sdenn euch habe ich sie» gegeben Pf. k15, l6], und herrschetuber Fische zm Meer, und uber Vogel iåntder dkem Zxmmeh und uber alles Thier, das auf l? cU kcU . 29. Und Gott sprach sweiter, ihnen nächst ihrem Beruf auch ihre Nahrung anweisend]: Sehet da, ich hab euch gegeben allerlei Kraut, »das sich besamet,»aus der ganzen Erde,»iind allerlei frncht- bate Ygiginish Zu; Yannxhddx ssgly bb;sametn, m; eUtet eie a rau , a i eame, un die Bäume, die da Frucht tragen» V. 11, sollen nicht blos s ich da sein und sich besamen, sie sollen zugleich euch die Nahrung bereiten] 30. Und sgleichwie euch Feld- und Baum- früchte, Korn und Obst, so habe Lxch gegeben] allem Thier auf Erden, und allen ibgeln unter dem Himmel, nnd allem Gewürm» das das Leben hat auf Erden, das; sie allerlei grun Kraut sauer: lei Grün und Kraut V. 11] essen. Und es ge- schah also. Hiernach war in diesen Anfangstagen dersichtbaren Welt nirgend ein Morden und Schlachten, nirgend ein blutdürstiges, reißeiides Thier, sondern Pflanzenkost war die einzige Nahrung für Menschen und Thiere (Jes. 11, 6 ff.). Erst später, als mit der Sünde auch der Tod in die Welt kam, änderte sich dies; und nach der Sündfluth wird ausdrücklich von Gott das Fleisch- essen auch dem Menschen erlaubt: Kind. 9, Z. O erftedt, der berühmte Entdecker des Elektromagnetismus,» pocht dieser kirchlichen Ansicht vom Urstande der Schopfung gegenüber darauf, das; niaii an den Knochen uriveltlicher Schöpfung der Welt. Gottes Ruhe nach vollbrachter Schöpfung. (Sabbath.) 5 Thiere deutliche Krankheitsspuren gefunden habe und auch sonstige Anzeichen darauf hinwiesen, wie schon in der Urwelt Thiere andere lebende Thiere verschlungen. Aber gleichwie der Leib des Menschen nach dem Falle eine wesentliche Umänderung in seiner materiellen Grund- lage erfuhr, so ist ohne Zweifel eine ähnliche Verkehrizng und Umstimmung auch in der Thierwelt vorgegangen; daß jene Thiere nun einer voradamitischen Weltperiode angehörten, ist eine bloße Voraussetzung, die sich nicht beweisen läßt. · » 31. Und Gott fdessen Blick schon bisher auf jedem vollendeten Werke mit Wohlgefallen geruht] sahe sieht, wo das Ganze in der schönen Ver- bindung aller seiner Theile und als sertiges Meisterwerk, dem mit der letzten Schöpfung die Krone aufgesetzt war, vor ihm stand] an alles, was er gemacht hatte; und siehe da, es war [nun nicht mehr blos einfach gut, sondern um des Menschen, dieses klaren Spiegels feiner göttlichen Allmacht, Güte und Weisheit willen] sehr gut. Da ward aus Abend und Morgen der sechste Tag. Gott hat, indem er die Welt schafft, die Erde zum Ziel, und in der Erde den Menschen, und in dem Men- schen Israel, und in diesem Volke des Heils die Ge- meinde des Heils, und in der Gemeinde des Heils die Vollendung alles Geschaffenen. Die Weltschöpfung liegt nicht außerhalb, sondern innerhalb des von der Ewigkeit auslaufenden und in die Ewigkeit zurück- laufenden Kreises der Heilsgeschichtez deshalb steht sie an der Spitze der Thora, des heilsgeschichtlichen Grund- biichs. (Delitzsch.) Das 2. Kapitel. You: Absatz, des Menscher: wesentlicher: Htücsieiy Paradies-mitten, Gottes» Gebot, Ebene-and. IV— As. 1——3. Fluch vollendetem Ieaigtagenierli ruhet Gott am siebenten Tag, und segnet und heiligt diesen Tag. 1. Also fwie Kap. 1 erzählt hat] ward voll- endet Himmel und Erde mit ihrem ganzen Heer [beide, die unsichtbare und die sichtbare Welt mit allem, was darauf und darinnen ist; Gottes Schöpfergedanken waren nunmehr zum völligen Abschluß gekommen] · · « 2. Und also vollendete Gott [was die— irdtschs sichtbare Welt insonderheit betrifft] am siebenten Tage seine Werke, die er fvom ersten Tage an behufs Gestaltung und Bevölkerung des rohen ErdstosfsJ machte; fals daher der siebente Morgen anbrach, war nichts mehr übrig, was noch zu schaffen gewesen wäre, die Schöpfung führte all- bereits ein vollständiges Leben, das nur der fort- gehenden Erhaltung und Erneuerung be- durfte, und auch dazu waren die Kräfte schon in sie selber hineingelegtk Gott hörte also auf, Neues hervorzubringen] und tuhete am siebenten Tage von allen seinen Werten, die er machte skehrte in die Ruhe seines allgenugsamen ewigen Wesens zurück-«, aus der er bei und mit der Schöpfung gleichsam herausgetreten war, und überließ sich ganz der seligen Freude über sein so herrliches Werk L. Mose 31, -17]. ·) Dadurch daß Gott dem Gewordenen eine gewisse Selbstständigkeit verliehen, indem er ihm ein Gesetz, vermöge dessen es sich selbst immer aufs Neue wieder- erzeugen konnte und sollte, eingepflanzh geschieht der Abhängigkeit des Naturlebens von Gott kein Eintrag; denn nicht nur hat Gott dadurch, daß er den Natur- ziisammenhang trägt, fortwährend alles Einzelne in seiner Hand, sondern er·kann auch, wo es seine Liebe und Weisheit will, unmittelbar in ihn eingreifen und auf wunderbare Weise die Kreatur in den Dienst seiner Rathschliisse nehmen. (Thomasius.) —- ") Dieses sich Z u- rtickziehen ist kein sich Entziehen der geschaffenen Welt, wie aus· der· vorigen Bemerkung hervorgeht, vielmehr ist es ein dieselbe sich Nachziehen, wie der folgende Vers dies auch zu erkennen giebt. Allerdings bezieht letzterer sich zunächst auf den Menschenz daß er aber auch die gesammte übrige Kreatur im Auge hat, darüber vergl. 3. Mose 25, 7 Arm. Darum heißt es auch hernach nicht: .,Da ward aus Abend und Morgen der siebente Tag«; denn der göttliche Sabbath bleibt offen; er tiberschwebt die ganze folgende Geschichte, um sie zu- letzt in sich aufzuheben. Und fee] segnete den siebenten Tag, und heiligte ihn flegte einen besonderen Segen auf diesen Tag und sonderte ihn aus von den übrigen Tagen, daß der Mensch, sein Bild und Gleichniß, ebenfalls an ihm ruhe], darum, daß er [der S·chöpfer] an deinselben geruhet hatte von allen seinen Werken, die Gott schus und machte. Allen den Dichtungen und Mythen in den außer- biblischen Weltentstehungslehren gegenüber strahlt die hier vorliegende Schöpsungsgeschichte im hellen Lichte der Wahrheit, und selbst Jean Paul hat von· ihr ge- sagt: »Das erste Blatt der mosaischen Urkunde hat mehr Gewicht als alle Folianten der Naturforscher und Phi- losophen.« Was die mit so großer Zuversicht von der neueren Geologie (Erdkunde) aufgestellten Schöpfungs- Perioden betrifft, so sind diese nur gefolgert theils aus der Aufeinanderfolge der verschiedenen, die Erdrinde bildenden Gesteins- und Erdschichtem theils aus den in diesen Schichten abgelagerten verschiedenen Arten von Pflanzen- und Thierüberrestem die man ausgegraben und aus deren Verschiedenheit von der jetzigen Pflanzen- und Thierwelt man den Schluß gezogen hat, daß der gegenwärtigen, mit dem Auftreten des Menschengeschlechts erfolgten oder zum Abschluß gekommenen Erdgestaltung frühere Schöpfungeii müßten voraufgegangen sein. Allein weder ist die Entstehungsweise der verschiedenen Gesteins- und Erdschichten schon richtig und vollständig erkannt, noch sind die verschiedenen Erdformationen allenthalben in gleicher Reihenfolge übereinander gelagert uiid deutlich von einander unterschieden; von jenen Schlußfolgerungen aber und den ihr zu Grunde liegenden Voraussetzungen kann z. Z. noch keine als ausgemachte Wahrheit, nicht einnial als einhellig angenornmenes Ergebniß der Erd- erforschung gelten, sondern wie sich die älteste Geschichte der Völker in Sagen und Mythen verliert, so geht auch die älteste Geschichte der Erde größtentheils in Hypothesen oder bloße Annahmen auf. Dazu kommt, daß Mittel- Asien, die Wiege des Menschengeschlechts, von den Alter- thumsforschern bisher noch gar nicht näher untersucht ist, und daß die Bibel von zwei Ereignissen der Urzeit berichtet, deren Einfluß auf die Gestaltung des Erd- bodens und die Entwickelung der Pflanzen- und Thier- welt keine Naturwissenschaft ermessen kann, wir meinen den Fluch, der in Folge des Falles der Stammeltern unsers Geschlechts von Gott über die Erde. ausgesprochen 6 1. Mose L, 4——·14· und durch den auch die Thierwelt dem Verderben unter- worfen worden (1. Mose 3, 17 ; Eli-Im. 8, 20), und die Stindfluth, durch welche der Erdboden bis zu den höchsten Beägen unter Wasser gesetzt wurde und alle lebendigen esen auf dem trockenen Lande bis auf die von Noah in der Arche geborgenen Thiergeschlechter untergingem Mögen daher immerhin die geologischen Doctrinen mit der Schöpfungsgeschichte der Bibel in Widerspruch stehen, die Wahrheit der Schrift können sie nicht erschüttern. Die Sünde ist's, die dem Menschen das Buch der Natur zugesiegelt hat, und die Erlösung ist’s, die es entsiegeltz zwischen dem Beginne jener und der Bollendung dieser ist die Naturerkenntnis; im Fort- schritt begri en, ohne aber die Scheidewand völlig be- seitigen zu können, welche die Stinde zwischen Natur und Menschen aufgerichtet hat. Woher aber stammt denn diese Geschichte der Schö- pfung, welche die Bibel hier berichtet? — Ohne Zweifel hat sie Gott schon den ersten Menschen geoffenbart; denn ohne solche Offenbarung würden die Menschen weder ihr Verhältnis; zu Gott, noch ihre Stellung in der Welt richtig erkannt haben· Es fragt sich nur, ob diese unmittelbare Belehrung Gottes dem ersten Menschen mittelst einer Vision zu Theil geworden, oder von Mund zu Mund, wie der HErr selbst mit Mosen noch von An- gesicht zu Angesicht, wie ein Mann mit seinem Freunde redete (2. Mos. 33, U; 4. M. 12, 6 sf.). Der vor- liegende· Bericht zeigt aber nicht die leiseste Spur von einer Viston, sondern giebt sich als schlichte geschichtliche Erzählung deutlich zu erkennen; wir mtissen uns also ftir das Zweite entscheiden. Was nun Gott den ersten Menschen über die Schöpfung geoffenbart hatte, das tiberlieferten sie mit allem Wichtigen und Bedeutsamen, was sie selber erlebten und erfuhren, ihren Kindern und Nachkommen. Diese Ueberlieferuiig wurde von dem Geschlechte der Frommen (1. Mose b) in treuem Ge- dächtniß bewahrt, selbst bei der Sprachverivirrung in seinem Inhalte nicht geschädigt (1. M. U, 10 sf.) und mit der Erkenntnis; und Verehrung des wahren Gottes von Geschlecht zu Geschlecht fortgepflanztz bis sie durch Abraham geistiges Erbgut des erwählten Geschlechts wurde. Wann sie schriftlich aufgezeichnet worden, läßt sich nicht sicher bestimmen, wahrscheinlich schon geraume Zeit vor Muse, der sie als schriftliche Urkunde in die Thora oder das Gesetzbuch Jsraels aufgenommen hat. I- U· 4——17. ZUit der Vollendung deg Seihgtagewerlis beginnt nun die gesihiihtliitie Entwickelung der Crdenwelt Zuriiiiiweisend auf die oben nur liurz erzählte Qrsihaffung des Menschen am seihgten Enge wird zunächst augsiihrlirher berichtet, in weliher Weise Gott den Yllenshen gemacht, welchen Wohnsitz er ihm angewiesen und wag siir ein Gebot zur Bewährung seiner Treue er ihm gegeben. 4. Also ist Himmel und Erde worden [d:e Worte des Grundtextes sind nicht, wie Luther gethan hat, mit dem vorhergehenden Verse zu verbinden, sondern es beginnt, nachdem früher die Schöpfung als Ganzes vorgeftihrt worden, nunmehr ein neuer Abschnitt, der von der Er- schafsung des Menschen insonderheit handelt; wir haben daher zu lesen: Dies, was nun er- zählt werden soll, ist die Entwicklungs-Geschichte von Himmel und Erde von da an], da sie geschassen sind, [bis hierher reicht die Ue berschrift des Abschnitts und ist darnach ein Punkt zu sehen, mit dem Folgenden aber ein neuer Sah zu beginnen: Z] zu der Zeit, da Gott der HERR Erde und Himmel machte sdie Erde steht voran, weil sie der Schauplatz der hier anhebenden Ge- schichts istjz Z. Und allerlei Bäume aus dem Felde, die zu- vor nie gewesen waren auf Erden, und allerlei Kraut auf dem Felde, das zuvor nie gewachsen war [richtiger: Da — wir werden hiermit in den sechsten Schöpfungstag zurückversetzh wo die Erde zwar im Allgemeinen mit Bäumen, Sträuchern und Gewächsenbereits geschmückt war (Kap. I, 11 f.), aber die Bedingungen zu einem eigent- lichen Anbau des culturfähigen Bodens, um den es dann bei dem Garten in Eden sich handeln wird V. 8 u. 15, noch fehlten — wuchs noch kein Strauch des Feldes auf Erden, und kein Kraut des Feldes sproßte noch]. Denn Gott der HERR hatte noch nicht regnen lasseii auf Erden, und war kein Mensch, der das Land bauete [und nun ist ja die naturgemäße Ent- wickelung der Culturpflanzen abhängig vom Regen einer- und von der Bebauung des Erd- reichs durch den Menschen andererseits) 6. Aber swas den ersteren Mangel betrifft, so gab es einen einstweiligen Ersatz des noch fehlenden Regens, nämlich] ein Nebel ging sseit der Sammlung der Wasser am dritten Tage Kap. 1, 9 f.] auf von der Erde, und seuchtete alles Land [hielt die Pflanzenwelt frisch]. Von jetzt an steht nicht mehr Gott schlechtweg son- dern Gott der HERR. Sobald nämlich von Gott im Allgemeinen nach seiner unsichtbaren Kraft, nach seiner Allmacht, Weisheit und seiner über das Ganze und Einzelne sich erstreckenden Vorsehung, so wie ihn auch ein Heide erkennen und fühlen kann, die Rede ist, steht das allgeineine Wort Gott; sobald aber von ihm als Bundesgott, als dem, der sich mit seinen Auserwählten in ein besonderes Bundesverhältniß eingelassen hat und sich an ihnen bald in Barmherzigkeit, bald in Gericht als ihr Gott offenbart und sich ihnen näher zu erkennen giebt, die Rede ist, steht der HErL Diesen Unterschied wird, wer darauf Acht giebt, durchs ganze alte Testament hindurch bemerken. (Heim.) Die Verbindung: Gott der HErr aber soll bezeugen, Jehova (der HErr) sei kein anderer als Elohim (Gott)- der in die creatürlichen Schranken eingehende Gott kein anderer als der tiber sie erhabene, der Gott Jsraels kein anderer als der Schöpfer der Welt. (Delihsch.) Um den Namen »Je- hova« nicht zu mißbrauchen und das 2.-Gebot (2. M. 20, 7) recht gewiß zu halten, haben die Juden ihn gar nicht gebraucht, sondern übcrall, wo er im A. T. steht, gelesen Monat, der HErrn Daher kam’s, daß man am Ende nicht mehr wußte, ob man ihn Jehova oder an- ders aussprechen müsse. Und eben deshalb steht auch in der deutschen Bibel da, wo im Hebt Jehova steht: HERR mit lauter großen Buchstaben; wo aber ailonai steht, schrieb Luther: HErr, blos mit großem E. (Löhe.) 7. Und [was demnächst den in V. 5 er- wähnten anderen Niangel betrifft, so geschah jetzt die Abhilfe] Gott der HERR sals er am sechsten Tage das Wort sprach: ,,Lasset uns Menschen machen "2c·«, schritt alsbald auch zum Werke und] machte den Menschen aus einem Erden: klvß sbildete ihn gar künstlich und fein aus ge- Erschaffung des Menschen insonderheit. Das Paradies. 7 seuchtetem Erdenstauba gleichwie der Töpfer den Thon zu einem künstlichen Gefäße formt; denn der Yiensch sollte der leiblichen Seite seines Wesens nach ganz dieser Welt angehören, und mußte darum von ihr genommen werden. Doch er sollte zugleich einer andern Welt angehören], und Ho] blies ihm sdiesem Gebilde von Erde, das schon einen vollständigen Nienschen darstellte, Gott der HErrJ ein den lebendigen Odem in seine Nase [in dasjenige Glied seines Leibes, das überhaupt das Athmungsorgan für ihn sein sollte und an welchem das Leben äußerlich zur Erscheiiiung kommt] Und also ward dcr Mensch eine lebendige Seele [es kam Leben in das noch unbelebte und regungslose Gebilde; aber es war nun auch der gottverwandte Geist da, eine Seele, die nicht wie die thierische Seele, aus dem allgemeinen, in der Natur verbreiteten Lebensgeiste, sondern unmittel- bar aus Gott entsprungen ist und das Leben in ihr selber trägt]. Der göttliche Hauch ward zur Seele des Menschen, und die Seele des Menschen ist also nichts anders als ein göttlicher Hauch. Wenn die übrige Welt durch das Wort Gottes da ist, so ist dagegen der Mensch durch seinen höchsteigenen Hauch da; dieser Hauch ist das Siegel und Unterpfand unserer Gottesverwandtschaft, unserer gottesbildlichen Würde, während der Odem, der dem Thiere eingeblasen ist, blos der allgemeine Odem, der überall wehende Lebenswind der Natur ist, der ini Thiere nur zu einer gewissen Selbstftändigkeit und Par- ticularität fixirt und gebunden erscheint, so daß die Thier- seele nichts anderes als eine, zu einer gewissen, aber immer »noch materiellen Geistigkeit individualisirte Naturseele ist. (Ziegler.) 8. Und Gott der HERR pflanzte einen Garten in Eben, gegen dem Morgen [hatte bereits am dritten Schöpfungstage, als er die Erde mit der Pflanzenwelt bekleidete, auf eine besondere Stelle Bedacht genommen, die er vor anderen lieblich und anmuthig ausstattetez das war Edens im ar- menischen Hochland Kap.8, 4. Jm östl. Theile dieser Landschaft, von deren Bodem er wohl schon den Erdenkloß V. 7 genommen, richtete er jetzt, nach- dem er den Menschen gebildet und wie durch einen Kuß zum Leben erweckt hatte, einen eigens für denselben berechneten Garten-«« ein V. 9 ff.], und seßte den Menschen darein, den er gemacht hatte. «) Jtn Hebr. IF« (d. i. Lieblichkeit, Wonne: Ps.36, 9). Wohl davon zu unterscheiden ist Fu· (mit zwiefachem Segen, das auf dreierlei Weise im A. T. vorkommt: l) an und für sich und außer aller Zusammensetzungt Des. 27, 23; 2) in der Verbindung: die Kinder Eden (2. Köm 19,12;Jes.37, 12); B) in der Verbindung: Beth- Eden (Luther: Lusthaus, Am. l, 5)· Jn Nr· 2 ist ein Volksstamm gemeint, der ursprünglich in der unter Nr. l genannten Gegend hauste; letztere verlegt man wohl in das Delta des Euphrat und Tigris, doch ist die Lage noch nicht sicher ermittelt Und kann auch mit Andern nördlich von Bagvad gesucht werden (Karte IV). sit. 3 ist eine Ortschast in Cölesyrien (4. Mos. 24, 6 Anm.). -— ") Mit einem persischen Wort Paradies, d. i. Lustgarten oder Park genannt (Esth. l, 5 Anm.). 9. Und [zwar war dies die Einrichtung des Gartens:] Gott der HERR ließ anfwachsen aus der Erde allerlei Bäume, lustig anzusehen, und gut [davon] zu essen sFruchtbäume der verschiedensten Art, die durch ihren prächtigen Anblick das Auge ergötzten, und durch die Mannigfaltigkeit ihrer Früchte alle Bedürfnisse des Menschen sattsam befriedigen konnten], nnd saußer diesen noch zwei andere Bäume, nicht lieblicher anzusehen als die übrigen, und auch nicht besser davon zu essen, wohl aber für einen besonderen Zweck bestimmt, nämlich] den Baum des Lebens [an einer aus- gezeichneten Stelle] mitten im Garten, und [wohl dicht daneben] den Baum des Erkenntniß [oder Erkennens] Gutes und Böses sjenen so genannt von der Verheißung, die Gott an denselben knüpfte, diesen von der Folg e, die das Verhalten des Pienschen gegen das an denselben geknüpfte Verbot in jedem Falle für ihn haben würde]. 10. Und es ging aus von Eden [es entsprang in jener lieblichen und anmuthigen Gegend] ein Strom zu wcissern den Garten, nnd theilete sich daselbst [da, wo er den Garten« verließ] in vier Hauptwasser [in vier Anfänge von einzelnen Strömen, die den Segen des Gartens in alle Welt hinaustragen sollten Pf. Bis, 9; 46, 5]. 11. Das erste heißt Pison [vielleicht der Phas is an der Ostseite des schwarzen Meeres], das fleußt um das ganze Land Hevila [Kolchis]««, und daselbst sim Lande Hevila, das von Hevila in Kap. 10, 7 u. 29 wohl zu unterscheiden ist] findet man Gold [in besonders reicher Fülle]. V) Nach der griechischen Mythologie holten von hier die Argonauten das goldene Vließ. 12. Und das Gold des Landes ist köstlich [von vorzügliches: Güte], und da findet man Bedellion sein durchsichtiges, dem Wachse oder Manna ähnliches 4. Mos. 11, 7 und wohlriechendes Harz], Und den Edelstein Onhx svon blasser Farbe wie ein menschlicher Fingernagel, durch den das Fleisch hindurchschimmert]. 13. Das andere Wasser heißt Gihon [ver- muthlich der Araxes, der in der Nähe des Euphrat entspringt, von Westen nach Osten fließt und mit dem Cyrus vereinigt ins kaspische Meer fällt] das fleußt um das ganze Mohrenland snicht das spätere Cusch in Kap. 10, 6., sondern das asiatische Kossäa, das sich nach dem Kaukasus hin erstreckt] 14. Das dritte Wasser heißt Hiddekel [der Tigris Dan. 10, 4], das sleußt vor [an der Vorder- oder Westseite von] Assytien Das vierte Wasser ist der Phrath [Euphrat].» Seit dem Verschwtnden des Paradieses, und noch mehr seit den Tagen der Sündfluth, hat sich die Vert- lichkeit jenes Theils der Erde, sowie vieles Andere der- gestalt verändert, daß die hier gegebene Beschreibung mit den gegenwärtigen Verhältnissen durchaus nicht mehr übereinstimmt. Vgl. Anm. zu Ray. s, 19. 8 l. Mose L, 15—25. 3, 1. 15. Und Gott der HERR nahm swie bereits V. 8 angedeutet wurde] den Menschen, Und setzte ihn in den Garten Eden, daß er ihn banete und bewahrete sversetzte ihn in den Garten Eden, daß er dort zwar ein, von der später ihm auferlegten Mühseligkeit und Unruhe Kap. Z, 17 ff. durch- aus verschiedenes Leben führen, jedoch nicht in Unthätigkeit seine Tage hinbringen, sondern den Garten anbauen und vor Verwilderung bewahren sollte, um so die in ihn gelegten Kräfte immer mehr zu entfalten und von Eden aus sich die ganze Erde zu unterwerfen Katz. I, 28 und· in ein Paradies zu verwandeln]. -,Das Erdreich ist darauf angelegt, vom Menschen gepflegt und gebaut zu werdens« Das Wort bewahren deutet zugleich auf eine schon vorhandene seindliche Macht, deren Einfluß von dem Menschen und dem seinem Leben zugewiesenen Schauplatze fern gehalten werden soll; noch bestimmter auf Abwehr dieser Macht bezieht sich dann das folgende Verbot. 16. Und Gott der HERR gebot dem Menschen und sprach: Dn sollst [ganz nach deinem Ge- fallen] essen von allerlei Bäumen- im Garten fauch von dem Baume des Lebens mitten im GartenJz 17. Aber von dem [daneben stehenden] Baum des Erkenntniß Gutes nnd Böses sollst du nicht essen. Denn sdiesen Baum habe ich zum Prüfungsbaum für dich gemacht, und will an ihm erproben, ob du meiner Stimme gehorchen und in meiner Liebe bleiben wirst. Wirst du das thun und die Versuchung zum Bösen, die nicht lange ausbleiben wird, entschieden abweisen, so wirft du dem Ziele deiner Berufung um ein Bedeutendes näher kommen, und sollst auch ferner von dem Baume des Lebens essen dürfen; mit dem Genuß der Früchte dieses Baumes aber will ich den Segen für dich ver- binden, daß das Sterbliche, das um deines Leibes von Erde willen dir anhaftet, verschlungen werde vom Leben Kap. 5, 24. Wirst du dagegen der Gemeinschaft mit mir entsagen und mein Gebot verlassen, so wirst du alles Verderben der Sünde über dich bringen, ja] welches Tages dU da- von svon dem Baume des ErkennLnissesJ issest fund also aus eigener Erfahrung und-durch Auf- nahme in deine Seele das Böse erkennen lernst], wirft du des Todes sterben sihm unwider- ruflich verfallen sein; der wird dann, wenn er über dich kommt, Leib und Seele von einander scheiden, den Leib zu Moder und Asche machen, die Seele aber dem überantworten, in dessen Dienst und Gewalt sie sich begeben hat]. Der eine von den beiden Bäumen diente also zur Bildung des menschlichen Geistes durch Uebung im Gehorsam gegen Gottes Wort; der Mensch sollte an demselben zu einer gottähnlichen oder engelgleichen Er- kenntnis; des Guten und Bösen fich entwickeln, indem er durch entschiedene und bewußte Abweisung des Bösen die ihm anerschaffene Gemeinschaft mit Gott, wo- durch seine natürliche Wahlfreiheit schon in der rechten Weise bestimmt war, zur selbstgewollten entfaltete, die der Möglichkeit einer Abkehr von Gott für immer entrückt wäre (vgl· Matth. 18, 10). Der andere Baum dagegen diente zur Verklärung seiner irdischen Natur in das geistige Wesen des ewigen Lebens (Kap. I, 27 Anm.), aber nicht auf physischen sondern auf sacramentalem Wege, nicht als habe in dem Baume an sich die Kraft dazu gelegen, sondern diese sollte nur vermöge des göttlichen Verheißungsworts durch die Frucht des Baumes ihm vermittelt werden. I1. n. 18—25. weit» wird berichtet, wie non de: Mir-r aus dem Einen Menschen, den er ansiinglitix schuf, noch an demselben iilage ihrer zwei gemacht habe, zu dem Männlein auch das Zlräuleim und met-he Ide- stimmung in ihrem dlerhältnih ku einander« er ihnen gegeben. 18. Und Gott der HERR [als er den Men- schen auf die vorhin beschriebene Art gemacht- ihm seinen Wohnsitz angewiesen und auch bereits ein Gebot ihm gegeben hatte, um im Glauben und Gehorsam ihn zu üben und durch Glaube und Gehorsam jenem Ziele der Vollkommenheit entgegenzusührem wo er nicht mehr fallen und sündigen könnte, sondern im Guten für immer befestiget wäre, ging an dem nämlichen Schöpfungs- tage weiter mit sich zu Rathe Kap. l, 26 und] sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei fes ist mit diesem Einen Menschen meinen Schöpfergedaiiken noch nicht genug ge- schehen, mein Werk noch nicht fertig]; ich will ihm [dem Manne] eine Gehilfin machen, die sganz seinem Wesen entsprechend und als un- zertrennliche Lebensgefährtin] Um ihn sei [daß sie ihm zum vertrautesten Umgang diene, in der Erfüllung seines Berufes V. 15 ihm beistehe und in Gemeinschaft mit ihm das menschliche Ge- schlecht ausbreite auf Erden Kap. 1, 28]. 19. fllnd nun weckte Gott zuvörderst im Menschen selber das Bedürfnis; einer solchen Ge- hilfm.] Denn als Gott der HERR snoch vor dem Mensche« K·ap— ·1, 24 f-] gemacht hatte von der Erde allerlei Thiere auf dem Felde, und allerlei Vogel unter dem Himmel, bracht er sie [jetzt, wo er m den Garten ihn gesetzt und ihm Gelegenheit geben wollte, der noch unbewußt ihm beiwohnen- den Weisheit und Erkenntniß sich bewußt zu werden und von dem in ihn gelegten Sprach- vermögen den ersten Gebrauch zu machen] zudem Menschen, daß er sahe, wie er sie nennete; denn tote» der Mensch sdieser nun vorhandene Herr der irdischen Kreatur] allerlei lebendige Thiere nennen wurde, so sollten sie heißen. s 20. Und der Mensch [indem er die, durch den Zug ihrer Natur von Gott ihm zugeführten und mit solcher Annäherung ihm, als ihrem verord- neten Herrn und König, huldigenden Thiere be- trachtete und vermöge der ihm beiwohnenden Weisheit das Eigenthümliche jeder Thierart so- gleich heraus erkannte, bezeichnete die dadurch in Die beiden Bäume im Garten Eden. Erschaffung des Weibes und Stiftung der Ehe. 9 ihm geweckte Vorstellung mit einem bestimmten Wort und] gab einem jeglichen Vieh, und Vogel unter dem Himmel, nnd Thier auf dem Felde feinen Namen; aber [gerade bei dieser Gelegenheit lernte er auch seine eigene Einsamkeit recht fühlen. Denn von jeder einzelnen Thiergattung war immer ein Paar vorhanden, das Männchen und sein Weibchen, nur] für den Menschen ward keine Ge- hilfin funden, die sals seinem Wesen völlig ent- sprechend] um ihn wäre. 21. Da [als er so sein Alleinstehen mit einer gewissen Wehmuth empfand] ließ Gott der HERR saußerordentlicher Weise] einen tiefen Schlaf fallen auf den Menschen, und er entschlies sdas Bewußt- sein der Außenwelt und seines eigenen Lebens entschwsvd ihm] Und nahm seiner Ribben eine, und fchloß die [dadurch leer gewordene] Stätte zn mit Fleisch. 22. Und Gott der HERR bauete ein Weib aus der Ribbe, die er von dem Menschen nahm [denn zu unzertrennlicher Lebenseinheit mit ihm war sie nach seinem Rathschlusz bestimmt und sollte als Gehilfin ihm zur Seite stehen, auch durch sie hernach das Menschengeschlecht vom Manne erbaut werden], und bracht sie zu ihm [ließ ihn, nachdem das Werk geschehen war, wieder erivachen und zu sich kommen, daß er nun sähe, was der HErr während seines Schlafes ihm be- scheeret habe Pf. IN, 2]. 23. Da sprach der Mensch [voll freudigen Staunens, daß seines Herzens innerstes Sehnen aus einmal erfüllt war]: Das ist doch [wonach ich vorhin vergeblich mich umgesehen] Bein von meinen Beinen [meinem Gebein] und Fleisch von meinem Fleisch [ein Wesen, wie ich bin, ein zweites ch neben mir. — Aber in prophetischer Er- leuchtung, die ihn noch mehr sagen ließ, als er aus sich selber wissen konnte, setzte er sogleich hinzu]- man wird sie Mannin heißen, darum, daß sie vom Manne genommen ist. 24. [Und in derselben Erleuchtung, die einen Blick ihn thun ließ in die Zukunft seines Ge- schlechts, fuhr er dann fort:] Darum [um solcher ursprtinglichen Verwandtschaft willen] wird ein Mann [auch diejenigen, deren Fleisch und Bein er selber ist] seinen Vater und seine Mutter ver- lassen, Und an seinem [von Gott ihm zugefiihrten] Weibe hangen; und sie [diese Zwei] werden sein Ein Fleisch [eine einige, untheilbare Person, die nichts wieder scheiden soll Matth 19, 5 f.]. Adams Worte haben eine poetische Färbung: »Die Liebe macht hier den ersten Dichter, Gesetzgeber und Propheten. (Herder.) Daß die Menschenracen nicht (mehrere) Species Eines Genus, sondern Varietäten Einer Species sind, dafür zeugt die Uebereinstiinmung der physiologischen und pathologischen Erscheinungen bei allen Menschen, der gleiche anatomische Bau, die gleichen geistigen Grundkräfte und Grundzüge, die gleiche Grenze der Lebensdauer, die gleiche Normaltemperatur des Körpers und die gleiche mittlere Pulsfrequenz, die gleiche Dauer der Schwangerschafh die gleiche Periodicitiit der Katamenien (weibl. Reinigungenh die unbeschränkte fruchtbare Vermischung aller Menschenracen unter ein- ander. (Delitzsclz.) · 25. Und sie waren beide nackend, der Mensch und fein Weib, saber sie waren beide auch noch rein und unbefleckt von jeder siindlichen Begierde, sahen daher eins in dem andern weiter nichts als Gottes schöne und edlesKreatur] und fkhämeten sich nicht. Hernach freilich wurde das anders, der Geist verlor die Herrschaft über das Fleischz und da wäre das Nackt- sein ein Zunder der Sünde gewesen. Darum pflanzte Gott dem Menschen das Schamgefühl ein, das in seinem gesallenen Zustande ihm wie ein Engel zur Seite stehen und der Macht der fleischlichen Lust ein Gegengewicht bieten sollte (Kap. 3, 7. 2l). — Der Mensch ist nun in seinem Berufe, neben ihm eine Genosfin seines Berufs, um ihn her eine zu seinem Dienst und zu seiner Freude geschaffene Pflanzen- und Thierwelt —- welch’ ein won- niger, von göttlichen Segnungen überschiitteter Anfang! Unter den Paradieses-Bäumen ist nur einer dem Menfchen verboten, damit er der Macht des Todes nicht erliege, sondern sie im Gehorsam gegen Gott tiberwinde. Es ist nun möglich: l) daß der Mensch in dem guten Stande, in dem er geschaffen ist, verbleibt und ihn durch Einergebung des eigenen Willeits in den göttlichen be- festigtz es ist ferner Z) möglich, daß diese Unterordnung unter Gott als solche ihm widerwärtig wird und daß er rein aus sich selbst sein eigenes Jch empörerisch gegen das göttliche geltend macht; es ist Z) möglich, daß er verführt von außen durch eine bereits vorhandene Macht des Bösen den göttlichen Willen aus den Augen verliert und verlockt durch den Reiz des Verbotenen in Unge- horsam verfällt. Diese letzte Möglichkeit ——— die verhält- nißmäszig minder schlimme unter Nr. 2 u. 3 — sehen wir im Folgenden sich verwirklichen. (Delitzsch.) Das 3. Kapitel. xidam und Eva sündigeik Ihre Greise. heifzung des Meisters. I- di. 1——7. xlnchdem so die Zlnfänge der Yllenschheitw geschichie vorausgeschickt sind, schreitet die Erzählung zur weiteren Entwickelung derselben fort. Das Weib läßt von der Schlange sich berücken, nimmt von der« verbotenen Frucht und giebt ihrem Zllanne auch davon zu essen; die nächste Zkolge ist, daß beide ihr gjlaciitsein gewahr werden und ihre Blijske vor einander« zu ver- hiillen suchen. 1. Und die Schlange [die dazumal ebenfalls in der Umgebung des Menschen sich aushielt und noch nichts Gefährliches für ihn hatte Jes. 11, 8 Anm.] war listiger, denn alle Thiere auf dem Felde, die Gott der HERR gemacht hatte [zeichnete sich vor den übrigen, nicht zu dem unmittelbaren Dienst des Menschen bestimmten Thieren gleich anfangs durch eine gewisse Klugheit Matth 10, 16 aus, die der Mensch auch an ihr wahrgenommen, so daß es in seiner kindlichen Unerfahrenheit ihn nicht befremdete, als das Thier eines Tages so- gar zu reden anfingii Es hatte aberjener arg- listige Feind, der selber mit seinen Engeln von Gott abgefallen war Katz. I, 2 Anm., und nun Ber- 10 I. Mose Z, 2---14. auch den Menschen in seinen Fall hineinzuziehen trachtete Joh. 8, 44; L. Cor. 11, Z» gerade dies Thier« zu seinem Werkzeug sich ausersehen Z. Mos. 16, solchem Versteck heraus, die natürliche Klugheit der Schlange in List und Schalkheit verkehrend, sich an das schwächere Geschlecht I. Petri Z, 7], und sprach zu dem Weibe sindem er zwar auf Gottes Wort Kap. L, 16 f. sich bezog, aber nur um an dessen Stelle das gerade Gegentheil zu setzen]: Ja, iollte Gott»gesagt· haben: Ihr sollt nicht essen von allerler Banmen tm Garten? sHast du denn auch recht gehört, was dein Mann da dir berichtet hat, daß euch Gott untersagt habe, von all den mancherlei Bäumen im Garten zu essen? Und wenn er’s denn gesagt, ist er da nicht ein gar grausamer und harter Herr? erst pflanzt er die Bäume, so lustig anzusehen und so gut davon zu essen, vor eure Augen hin, und dann verbietet er euch, von ihren Früchten auch wirklich zu genießen I] «) Noch fehlt dem Menschem wie wir hier deutlich sehen, die Erkenntniß des Bösen, das bereits in der Welt da ist; ihm, dem Reinen, erscheint beim ersten Anblick noch alles rein. Gleichwohl hätte der Jnhalt gleich dieser ersten Rede, die so deutlich als Gottlosigkeit sich bekundete, ihm sofort das höllische Geheimniß er- schließen können. Jn der folgenden Antwort des Weibes zeigt sich zwar noch eine gewisse Aufrichtigkeit und Wahrheit-Wehe, aber doch auch, wie das Verbot ihr schon zu einem drückenden Joch geworden, das sie wohl von sich abschijtteln möchte, wenn nur die göttliche Drohung sie nicht schreckte. VI) Jn der Pflanzenwelt steht der Gegenstand der Versuchung, aus der Thierwelt erhebt sich das Werkzeug der Versuchung; daher hernach der Fluch: Röm. S, 20. — Gott ließ die Versnchrmg darum zu, weil sie für die Selbftentscheidung und weitere Ent- wickelung im Guten gleich für die ersten Menschen durch- aus nothwendig war; da er aber nicht die Verführung zur Sünde wollte, sondern die Abwehr der Versuchung, so gestattete er diese dem Satan nur in einer solchen Weise, die nicht über menschliches Vermögen ging; des- halb durfte der Versucher sich nicht zu einem Engel des Lichts verstellen (2. Cor. 11, l4), sondern nur aus einer tief unter dem Menschen stehenden Kreatur heraus reden, der gegenüber es gar nicht so schwer war, die aner- schaffene Gottesherrlichkeit zu behaupten. 2. Da sprach das Weib zu der Schlange: [Nein! da weißt du das Verbot nicht recht.] Wir essen swie du siehst] von den Fruchten der Baume tm Garten [es ist uns sonst keiner ver- wehrt]; » » 3. Aber von den Fruchten des Baums mitten im Garten hat»Gott gesagt: Esset nicht davon, ruhret es auch nicht an, daß ihr nicht sterbet [und da fürchte ich mich davon zu essen] Das ,,rübret’s auch nicht an« setzt sie zu Gottes Wort aus ihrem Eigenen dazu; sie läßt damit hindurch- blicken, daß auch ihr das Verbot bereits als zu strenge erscheint und ihre Liebe und ihr Vertrauen zu Gott schon wankend geworden. »Der Zweifel ist der Vater der Sünde und die Skepsis (Ueberlegung, wie man das Angezweifelte los werden könne) die Mutter aller 10 Anm.; der machte jetzt aus- Uebertretuugz ein Vater und eine Mutter, von denen auch alle unsere jetzige Erkenntnis; ihren mit der Sünde gemeinsamen Ursprung hat«« 4. Da sweil sie nicht gleich auf ihr erstes Wort abgewiesen worden und nun schon mehr sich herausnehmen durfte] sprach die Schlange zum Weibe [ihr Bedenken zu heben und alle Furcht aus ihrer Seele zu bannen]: Jhr werdet mit nichten des Todes sterben sdas ist eine bloße Drohung von Gott, durch die er von den Früchten gerade dieses Baumes euch abschrecken will]; 5. Sondern sdie Sachen stehen ganz anders:] Gott weiß [wohl, daß es der wunderkräftigste von allen Bäumen im Garten ist; er weiß], daß, welches Tages ihr davon essen so werden eure Augen auf- gethan, und werdet sein wie Gott, und wissen, was gut und böse ist [und das eben will er nicht haben; er will lieber seine Gottesherrlichkeit für sich allein behalten, und darum schreckt er von dem Baume euch zurück· Greift aber nur getrost zu, es wird euch nicht gereuen]. 6. Und das Weib sdie Seele der widergött- lichen lüsternen Gedanken voll, welche die Schlange mit der zwiefachen Rede als eine immer stärkere Dosis ihr eingegeben] schaue-te [den Baum] an [und es kam ihr wirklich glaubhaft vor], daß von dem Baum gut zu essen wäre shinter dem Genuß von seinen Früchten etwas Besonderes stäke], und [der Baum, der ihr doch vorhin nicht anders er- schienen war, wie die andern Bäume, ward ihr auf einmal] lieblich anzusehen, [und je länger sie also hinfchauete, desto mehr ward sie ihrer Sache sich gewiß] daß es ein lustiger sdas Wohlgefallen erregenderJ Baum wäre, weit er klug machte sda konnte sie denn der Lust, von seinen Früchten zu genießen, nicht länger widerstehen]; und nahm von der Frucht und aß, und gab ihrem Manne [der wohl bei ihr gestanden und alles mit ange- hört hatte, ohne ein Wort darein zu reden, und dem sie’s jetzt ansah, daß ihn ebenfalls nach der verbotenen Frucht gelüste] auch davon, und er aß [1. Tim. L, 14]. Die Südländer bilden den Baum, der die verbotene Frucht trug, als einen Feigenbaum ab, die Nord- länder aber denken sich ihn als einen Apfelbaum (vgl. V. 2 des Liedes: Morgenglanz der Ewigkeit 2e.). Je geringfiigiger der Gegenstand der Sünde zu sein scheint, desto größer und schwerer erscheint die Ver- ständigung, besonders wenn man dazu erwägt, daß die ersten Menschetr in einem unmittelbaren Verhältnis; zu Gott, wie nie ein Mensch wieder, stunden, daß ihre Seele rein, ihre Erkenntnis; ungetrübt und ihr Wille uoch frei war, dazu sie ringsum nichts von Mangel und Entbehrung hatten, sondern in lauter Ueberfluß sich befanden. 7. Da wurden [wirklich, wie die Schlange gesagt hatte] ihr beider Augen aufgethan saber freilich in ganz anderer Weise, als sie sich’s hatten einreden lassen; denn kaum war die Frucht ver- zehrt, so sahen sie, was sie gethan, und fühlten Geschichte des Sündenfalls Gottes Gericht über die Sünde. U ihr Unrecht. Eine tiefe Scham nahm ihr Herz ein, daß sie nicht einmal eins das andere anzu- sehen tvagten, sondern ihren Blick zu Boden hef- teten], und ·[in solcher Niedergeschlagenheit] wurden [sie denn ein jedes an sich selbst] gewahr, daß sie nackend waren; und [nun wußten sie in der Ver- wirrung ihrer Seele nichts Eiligeres zu thun, als ihre Blöße wenigstens nothdürftig eines vor dem andern zu verhiillen, liefen daher nach einem Feigenbaume hin und] flochten Feigenblcitter zu- sammen, und machten ihnen Schürze Die Erkenntnis; des Guten und Bösen, welche der Mensch durch Eingehen in das Böse erlangt, ist von der wahren Gottähnlichkeit, die er durch Meidung des Bösen erreichensollte, ebenso verschieden, wie die Schein- freiheit des Sünders, die zur Knechtschaft der Sünde führt und den Tod wirkt, von der wahren Freiheit des Lebens in der Gemeinschaft mit Gott. (Keil.) II— U. 8—19. Gott, alg er an! Ilsend ini Garten er- scheint, Itellt mit Eidam und seinem Weihe ein Itlerhör an, verflucht die Schlange, die dein xlerfiihrer zum Werkzeug gedient hat, und verheißt den endlithen Sieg iiber diesen, spricht alter nunmehr auih das Stras- urtheil iilier die, die siih haben verführen lassen. 8. Und sie höreten die Stimme Gottes des HERRn, der im Garten ging, da der Tag kühle worden war [vernahmen um die Zeit, wo der Abendwind sich zu erheben pflegt und die Hitze des Tages kühlt, ein Rauschen, aus dem sie als- bald erkannten, daß Gott der HErr ihnen nahe L. Sam. 5, 24; 1. Kön l4, 6; denn um diese Zeit hatte er seither täglich im Garten sie auf- gesucht und mit ihnen verkehrt]. Und Adam [in der Angst seines erschrockenen Gewissens] versteckte sich mit seinem Weibe vor dem Angesicht Gottes des HERRm unter die Bäume im Garten. Weil Gott dem nach seinem Bilde geschaffenen Men- schen· Leibesgestalt gegeben, so hatte er sich auch bisher in einer für seine leiblichen Sinne erkennbaren Weise ihm geoffenbart, um ihn in der Lebensgemeinschaft mit sich zu erhalten. Das that er denn auch ferner noch eine Zeit lang (Kap. 4, S· IS; Z, 22; 8, 20; 13, 17). 9. Und Gott der HERR rief Adam, und sprach zu ihm: Wo bist du? [meinest du, daß sich jemand so heimlich verbergen könne, daß icb ihn nicht sehe? set. 23, 24; Pf. 139, 7—12.] 10. Und er sprach: Jch hdrete deine Stimme [das Rauschen deiner FUßtritteJ im Gatten, und fürchtete mich [Vor dir mich sehen zu lasseii], denn ich binfijaclcndz darum versteckte ich mich [Joh. Z, 20 . . 11. Und er sprach: Wer hat dir’s gesagt, daß du nackend bist? [und warum sollte das jetzt auf einmal ein Grund sein, dich zu fürchten? bist du doch sonst auch nackend gewesen, und hast dich gleichwohl vor mir sehen lassen. Nein! gieb mir die Ehre, und gehe nicht so um die Wahrheit herum] Hast du nicht gegessen von dem Baum, davon ich dir gebot, du solltcst nicht davon essen? 12. Da sprach Adam [der zwar seine Misse- that nicht in Abrede stellen konnte, weil er sah, daß alles bloß und entdeckt sei vor Gottes Augen Hebr. 4, IS» aber doch ganz nach der Art des noch unbekehrten Sünders seine Schuld von sich abzuwälzen und sie auf Andere, auf die Umstände, und damit im Grunde auf Gott selber zu schieben suchte]: Das Weib, das du mir zugesellet hast, gab niir von dem Baum, und ich aß. Die mit dem Falle sogleich eingetretene Verderbnis; der geistigen Natur des Menschen zeigt sich hier deutlich: Sein Verstand ist verfinstert (V. 9 f.), sein Herz ver- kehrt (V. 12 f.), sein Wille geknechtet (V. 7). Vgl. Kau 1, 27 Amte. 2 u. die Bein. zu V. 19 unsres Kap- 13. Da sprach Gott der HERR zum Weibe: Warum hast du das gethan? knicht blos selber gegessen, sondern auch deinen Mann zu gleicher Sünde verführt?] Das Weib [ebenfv- Wie Vor- hin der Mann, den Gedanken folgend, die sich « unter einander verklagen und entschuldigen R.öm. 2, in] sprach: Die Schlange betrog mich also, daß ich aß [2. Cor. II, 3]. « 14. Da sprach Gott der HERR zu der Schlange: [indem er diese nicht erst auch noch verhörte, sondern ohne Weiteres seinen Richterspruch über sie fällte, und bei solchein Spruch zwar mittelbar auf den zielte, der die Schlange zu seinem Werk- zeug gebrauchtc aber doch, da die Menschen zu- nächst nur von ihr wußten, auch wirklich sie selber meinte, gleichwie »ein Vater das Schwert zerbricht, womit sein Sohn getödtet worden«]: Weil du solches gethan [und wirklich, wie das Weib sagt, sie betrogen] hast, seist du verflucht vor allem Vieh und vor allen Thieren auf dem Felde [sollst du ein ganz besonderes Merkmal des Fluches, der um des Menschen willen auch die unvernünftige Kreatur treffen wird Röm 8, 19 ff., an dir tragen und von diesem deinem Loose auch dann nicht wieder frei werden, wenn die übrige Kreatur von dein ihrigen erlöst werden wird Jes 65, 25., damit du so ein recht an- schauliches Abbild dessen seist, dessen Werkzeug du gewesen; denn für den giebt’s auch keine Er- lösung) Auf deinem Bauch sollst du gehen, und Erde essen dein Lebenlangts [über den Menschen hast du dich erhoben, dafür soll Schmach und Erniedrigung Micha 7, 16 f. dein Loos sein für ewige Zeiten]. «) Jn dieser Hinsicht will der Spruch besagen, daß der bereits aus dein Chor der Engel gestürzte Satan nunmehr unter alle Geschöpfe überhaupt herabgesetzt und der tiefsten Schmach und äußersten Verachtung preis- gegeben werden soll, bis er zuletzt in den feurigen Pfuhl hinnntergestoßen wird (Matth. 25, 41; Offenb. TO, l0). ") Jn der That ist gegenwärtig unter allen Thieren, die ein Knochengerippe haben, die Schlange das einzige, das auf dem Bauche geht, während doch die Eidechsem arten und andere Amphibien Füße haben; sie ist eine Wirbelsäule, die nur Wirbel und Ribben hat, dein glatten Schleimspeichel aber, womit sie ihre Opfer übers-sieht, niischt sich leicht Erde bei, die nun zum Sehnnitze wird, 12 I. Mose Z, 15—24. 4, I. und diesen Schmutz muß sie mitessen. Warum sollte es früher mit der Natur und Nahrungsweise der Schlange nicht können anders gewesen sein? ,,Jhre jetzige Be- schasfenheit ist die Folge einer göttlichen Wandlung. Gleichwie ihr Reden das erste dämonische Wunder, so ist diese Wandlung das erste göttliche« (Delitzsch.) 15. Und ich will [an Stelle der betrügerischen Freundschaft, die du mit dem Weibe angeknüpft und auf welche diese in ihrer Leichtgläubigkeit sich eingelassen hat] Feindschaft [einen förm- lichen Kriegszustand fortwährender gegenseitiger Befehdung] setzen zwischen dir und dem Weibe [auf deiner Seite eine listig lauernde und unauslöschlich tiefe Verfolgungswuth gegen den Menschen, und auf des Menschen Seite ein unwillkürlicher Schauder und unüberwindlicher Abscheu vor aller Schlangenbrut, das soll hinfort eure gegenseitige Stellung sein], und sneben dieser äußeren Feindschaft soll eine noch gar andere, innere hergehen] zwischen deinem Samen fund da rede ich insonderheit mit dir, der du der Schlange als deines Werkzeugs dich bedient hast] und ihrem sdes so schmählich von dir betrogenen Weibes] Samen. sDu hast an das schwächere Theil, das Weib, dich gemacht, weil du gemeint, durch sie am leichtesten die Uebertretung in die Welt einführen zu können; und allerdings ist es dir gelungen, auf diese Weise deinen Samen, den Samen des Bösen, der menschlichen Natur einzu- pflanzen Doch denke nicht, daß solcher Same nun schon das eigentliche wahre Wesen derMenschen- natur sei, gleichwie es dein Wesen ist; im Gegen- theil soll etwas in der menschlichen Natur zurück- bleiben, was das Böse haßt und bekämpft und wieder von ihm los zu werden ringt Röm. 7, 14 ff., und künftig will ich, gleichwie du durch ein Weib die Uebertretung eingeführt hast, eben-· falls durch ein Weib denjenigen einführen, der den Kampf zum Siege hinausführen wird Gal. 4, 4 f.]. Derselbe soll swenn er kommt] dir den Kopf zertreten [dich, den Teufel, völlig zu Schanden machen und deine Werke zerstören Jvh« IS, Si; I. J. Z, 8]; und du wirst ihn in die Ferse stechen sihn bis auf den Tod verletzen, daß es scheint, als wäre es aus mit ihm; aber doch wird es nur ein Fersenstich sein, ein Tod, von welchem er in seiner Auferstehung wieder geneset, und gerade dieser sein Tod wird das Mittel sein, wodurch er dir den Garaus macht Hebt. L, 14 f.]. Dies ist das erste Evangelium und Verheißung von Christo, geschehen auf Erden, daß er sollte Sünde, Tod und Hölle überwinden und uns von der Schlangen Ge- walt selig inacheiiz daran Adam glaubt mit allen seinen Nachkommen (Kap. Z, G. 10 ff.), davon er zum Christen und selig geworden ist von seinem Fall. (Luther.) 16. Und zum Weibe sprach er: [Du hast zuerst das Gebot übertretenx du sollst auch zu- meist dasjenige erfahren, was ich der Ueber- tretung als Strafe gedräuet habe Kap. L, 17., und der Angst und Gefahr des Todes im be- sonderen Maße ausgesetzt sein«, und zwar gerade bei demjenigen Berufe, den du vor dem Manne voraus hast.] Jch will dir viel Schmerzen schaffen, wenn du schwanger wirst, du sollst mit Schmerzen Kinder gebären; und dein Wille soll deinem Mann unterworfen sein [trotz diesen dir in Aussicht stehen- den Aengsten und Gefahren soll aber gleichwohl dein Verlangen mit einer an Krankhaftigkeit gren- zenden Heftigkeit nach dem Manne hingehen. Denn du hast dich vom Manne losgemacht, hast dich sogar zum Herrn über denselben aufgeworfen, in- dem du zur Uebertretung ihn verleitet; darum sollst du hinfort in viel höherem Maße von ihm abhängig sein, als es meine ursprüngliche Ord- nung war], und er [der von dir verführte Mann, statt daß er nach meinem Willen dir ein Freund hätte sein können, der dem weiblichen als dem schwächeren Werkzeug gern seine Ehre gegeben] soll dein Herr sein [eine gebieterisch zwingende Stellung dir gegenüber einnehmen] . 17. Und zu Adam sprach er: Dieweil du· hast gehorchet der Stimme deines Weibes, nnd snicht vielmehr meiner Stimme, sondern] gegessen von dem Baum, davon ich dir gebot und sprach: Du sollst nichi davon essen [so sollst du nun auch kein unbeschränkter Herr mehr sein über die Natur, wie ich dazu dich verordnet hatte]; vekslncht sei der Acker um deinetwillen, mit Kummer [mit viel saurer und oft vergeblicher Mühe] sollst du dich drauf nähren dein Lebenlang. 18. Dornen und Disieln soll er dir tragen [wenn du nicht mit Fleiß ihn anbauest, und auch bei allem angewendeten Fleiß wird die Verwilderung oft genug die Oberhand behalten], und sdoch sollst du mit deinem ganzen Lebensunterhalt an ihn gebunden sein; denn statt der Früchte aller Bäume im Garten, die ich dir zur Speise gegeben und daran du dir nicht hast genügen lassen] sollst [du künftig] das Kraut auf dem Felde essen. 19. [Und wie der zunächst dich erwartende Beruf des Ackerbauers, so soll auch jeder andere Beruf und Stand für dich und deine Nachkommen mit einem Fluch belastet, mit Kampf und Noth und viel fruchiloser Arbeit verbunden sein.] Jm Schweiß deines Angesichts sollst du dein Brod essen [das ist hinfort bei allem, was du mit deinen Kindern nach dir vornimmft, dein eigentlicher Beruf anstatt der leichten, friedlichen Gartenarbeit im Paradies; und das soll dein ganzes Leben hin- durch währen, bis daß endlich eintritt, was ich als dein Schicksal dir angedrohet], bis daß du wieder zu Erden werdest, davon du genommen bist. Denn du bist Erde [von Erde genommen und aus Erde gebildet] , Und sollst snun auch zur Strafe fiir deine Uebertretung wieder zum Staube zurück: kehren und] zu Erden werden. Verheißung des künftigen Erlösers Vertreibung aus dem Paradiese. 13 So nimmt der HErr von dem Yienschem nachdem dieser die Zier seiner Seele weggeworfen (V. 12 Anm.), zur Strafe dafür auch die Zier seines leib lich-irdischen Wesens (Kap. 1, 27 Anna 2), indem er allerlei Ge- brechen und Krankheiten ihn unterwirft, ihm die voll- kommene Herrschaft über die übrigen Kreaturen entzieht und seinen Leib in Staub und Verwesung dahingiebt (Matth. B, 20 Anm.). lIL n. 20—24. Gott tceivt ndam unt: sein weih, nach- dem er statt der Zeigentsliittersttjiirzen ihnen xstiime von Zellen gemacht hat, aus dem Garten Eden und schneidet von der Xtiictkiiehr dahin durch himmlische Münster sie ab. 20» Und Adam [der auf göttlichen Befehl und unter göttlicher Anleitung wohl noch an demselben Tage, an welchem er gesündigt, für sich und sein Weib dem HErrn ein Sühnopfer darbrachte, bei dieser Gelegenheit zum ersten Mal an dem ge- schlachteten Opferthier vor Augen sah, was das ihm und seinem Geschlecht auferlegte Sterben zu bedeuten habe, aber auch gläubig die Verheiszung V. 15 ergriff und in Kraft derselben über den Gedanken des Todes triumphirend sich erhob] hiest sein Weib [die er früher Kap. L, 23 mit dem Namen »Männin« bezeichnet hatte] Heda [d. i. Leben], darum, daß sie eine Mutter ist allcr Lebendigen. Er hätte sie, weil durch sie Sünde und Tod ge- kommen war, eher Tod oder Todtenmutter nennen können; aber er hält sich an das, was er nicht siehet, als sähe er es, und nennt sie, weil ihr Same den Kampf wider den Schlangensamen zum Siege hinausführen und Leben und unvcrgängliches Wesen ancs Licht bringen soll, Leben oder Lebensgeberim 21. Und Gott der HERR [während des von Adam dargebrachten Opfers sichtbar gegenwärtig und seines eben kund gegebenen Glaubens fiel) freuend] machte Adam und seinem Weibe Röcke von Fellen [machte beiden, dem gläubigen Namens- geber und der gläubigen Namensträgerim statt der Feigenblätteu darin sie selber ihre Blösze ge- hüllt, die aber doch nur ein Spiel der Winde und dem Verwelken so bald ausgesetzt waren, aus den Fellen der geschlachteten Opferthiere eine andere Bekleidung], und zog sie ihnen an [damit im Vorbilde anzeigend, was er einst in geistlicher Hinsicht, wenn das rechte, vollkommene Opfer für die Sünde käme, thun werde Jes 61, 10]. 22. Und Gott der HERR [gleichwie er vor- hin seinem Strafurtheil V. 16 f. eine Gnaden- verheiszung V. 15 hatte vorausgehen lassen, ließ jetzt seiner sündenvergebenden Gnade V. 21 die Züchtigung zur Gerechtigkeit folgen und] sprach szu dem Sohne und dem heil. Geiste, in deren Gemeinschaft und Mitberathung er überhaupt in dieser ganzen Geschichte redete und handelte Kap. 1, 26; L, 18]: Siehe, Adam ist [wirklich, wie die Schlange V. 5 ihm vorgespiegelt hat] worden als unser einer [sein eigener, freier Herr], nnd weiß, was gut nnd böse ist sthut demgemäß, was ihm beliebt; es würde also ein Verbot, von dem Baume des Lebens zu essen, von ihm nicht ge- halten werdens Nun aber, daß er nicht ausstrecle seine Hand, Und breche [gleichwie von dem Baume des Erkenntnisses] auch von dem Baum des Lebens [dem wir einmal die Kraft verliehen haben, ihm das Leben zu erhalten, und dem wir auch solche Kraft, weil es auf der neuen Erde einst abermal einen solchen Baum geben soll Ossenb. W, L. 14., nicht wieder entziehen wollen], und esse, Und lebe ewiglich [so wollen wir ihm das Ausstrecken und Essen lieber gleich von vorn herein unmöglich machen] Nachdem der Mensch durch die Sünde dem Tode an· heimgefallen war, konnte die Unsterblichkeit wirkende Frucht ihm nur zum Verderben gereichenz denn Un- sterblichkeit im Stande der Sünde ist nicht das ,,ewige Leben«, welches Gott dem Bienscheii zugedacht hat, son- dern endlose Qual, nie aufhörendes Verderben, welches die Schrift den ,,andern Tod« nennt. Die Vertreibusig aus dem Paradiese war somit eine auf das Heil des Menschen abzweckende Strafe, die ihn zwar den: zeitlichen Tode entgegenführt, aber vor dem ewigen Tod bewahren soll. (Keil.) » » · 23. Da ließ ihn Gott der HERR smitsammt seinem Weibe] aus dem Garten Eden sin den er ohnedies erst nach seiner Erschaffung versetzt worden war Kap. L, 8. 15], daß er das Feld bauete, davon er genommen ist [V. 18 f.]. 24. Und trieb Adam [da er zum Fortgehen sich nicht entschließen wollte] aus, und lagerte sgegen Morgen] vor den Garten Eden den Cheru- bim [die Cherubim d. i· Engelfürsten L. Mose 25, 20 u. Jes. 6, L. Anm.] mit einem bloßen haUenden [beständig hin und herzuckendenFlammen-] Schwerh zu bewahren den Weg zu dem« Baum des Lebens [den Eingang des sonst dicht durch seine natürliche Lage verschlossenen Gartens dem Menschen zu versperren und ihn so von dem Baume des Lebens abzuhalten] So ward der vom Menschen so schlecht bewahrte Garten nunmehr vor ihm selbst bewahrt, bis er dann ganz von der Erde vertilgt wurde (Kap. s, 19 Anm.). Aber ,,nachdem der Teufel die Schlange besessen und durch sie niaskirt den Menschen gefällt hat, treten nun auch gute Geister auf den Schauplatz der Geschichtq in- dem sie ihr Wesen, ihrem Berufe gemäß, sinnfällig ver- sichtbaren. Eine irdische Geschichte hat begonnen, in die der Himmel mit all seinem Heer verflochten ist.« Das 4. Kapitel. xeains Zttrudennotik Feine Nachkommen. I· U. 1 u. 2. xlachdem das erste Zllensitzenpaar aus der tlnmittelbartieit des Lebens heraus-getreten und zum Bewußtsein des Guten und Bösen hindurchgedrungeic ist, freilith in der von Gott nicht gemollten Weise, ge- siyehen nunmehr die ersten Beugungen und Geburtem 1. Und Adam erkannte sdurch eheliche Bei- wohnung] sein Weib Heda, und sie ward schwanger, und gebar den Kain [d. i. Erwerb, Besitz], und [zwar benannte sie das Kind darum so, weil sie, nach der schweren Stunde der Geburt Kap. Z, 16 14 J. Mose il, 2—17. zum ersten Male die Freude einer solchen Er: werbung empfindend Joh. IS, 21., sogar meinete, sie habe mit dem Kinde den versprochenen Weibes- samen Kaki. Z, 15 bereits erlangt, und nun mit einem gewissen Lichtblick in die Tiefe der göttlichen Verheißung, aber auch voll großer Selbsttäuschung] sprach swas erst 4000 Jahre später eine Andere in Wahrheit von sich sagen durfte Lue. L, 7]: Jch habe serworben oder ,,überkommen«, wie Luther anderwärts beifügtj den Mann des HERRnk 2. Und sie fuhr fort [in ihrem Ehestande frucht- bar zu sein Kap. I, 28], und gebar Habeh seinen Bruder [bei dessen Geburt sie statt der Freude von damals eine große Wehmuth über die Nichs tigkeit des menschlichen Lebens empfand, entweder weil das Kind gar zart und schwächlich zur Welt kam, oder weil sie ein prophetisches Vorgefühl seines frühzeitigen Todes hatte; daher eben sie ihn Habel, d. i. Richtigkeit nannte]. Und Habe! sals er nun herangewachsen] ward ein Schäfer. Kain aber ward ein Ackermanntk ») Die jetzige Lesart der Sltibelausgabenx ,,Jch habe den Mann, den HErrn« scheint dem Wortlaut des Grundtextes entsprechender, ist aber nicht sachgemäß, da Eva unmöglich glauben konnte, Jehova unter ihrem Herzen getragen und geboren zu haben. Vielmehr muß übersetzt werden: »Ja) habe erworben einen Mann mit Jehova«, d. i. mit Hilfe des Heilsgotteåy worin ausge- drückt ist, daß sie in der Geburt dieses Sohnes schon den Anfang der Erfüllung der ihr gewordenen Verheißung erblickte; und in diesem Sinne ließe sich obige Ueber- setzung Luthers als Urnschreibung des Gedankens wohl festhalten. ») Bis dahin jedoch, wo jeder nach der Eigenthümlichkeit seiner Gemiithsart sich einen Lebensberuf wählte, hat Eva noch andere Kinder, wenigstens Töchter geboren; von diesen nahm Kain eine Schwester zum Weibe (Kap. it, 1«7), während der jüngere Bruder noch unbeweibt blieb. II« di. 3—16. Stdn den beiden ersten Söhnen zeigen sitt) bereits die Jtnfiinge jener beiden Meinungen im Ellen- siijengeschleajh die hernach immer entsihiedener sitt) aug- bilden: in dein einen die Richtung der gläubigen Zin- gebung an Gott, in den: andern die der hartnäinigen Gntsrenidung von ihm. Im, in dem letzteren greift die Zllatht dir Sünde, weil sie durch die Gegenmann deg Gtaubeng nicht niedergehalten ist, sihon so weit um sich, das; er jun( Miit-der seines Bruders wird. 3. Es begab sich aber nach etlichen Tagen [nach Verlauf einer geraumen Zeit, vielleicht am Schlusse eines Jahres, beim Erntedankfest, wo Adam in Gemeinschaft mit seiner Familie dem HErrn Opfergaben darzubringen pflegte], daß Kain Zeile; DFERRU Opfer brachte von den Früchten des e e ; 4. und Habe! brachte auch von den Erstlingen seiner Heerde, und [zwar] von ihren Fette-n. Und der HERR sahe gnädiglich an Habe! und sein Opfer [gab auf irgend eine Weise, vielleicht indem er Feuer vom Himmel fallen und das Opfer ver- zehren ließ Z. Mose 9, 24; 1.Kön. 18, 38., Zeug- , niß, daß er an dem Geber und darum auch an g der Gabe Wohlgefallen habe]; Er, der im Glauben stand (Hebr.11, 4), brachte an sich schon ein größeres Opfer als sein Bruder; denn während dieser von der Feldfrucht nahm, wie sie eben gewachsen war, wählte er unter den Erstlingen seiner Heerde die fettesten, die er am meisten gepflegt hatte und die am besten gediehen waren. Außerdem aber war sein Opfer ein blntiges, dessen siihnende Bedeutung ihm nicht fremd sein mochte Kurz. 3, 20; er gab also damit ein tieferes religiöses Bedürfnis; zu erkennen, als der oberflächliche, mit dem bloßen äußeren Gottesdienst sich zufrieden gehende Kain- 5. Aber Kain und sein Opfer sahe er nicht gncidiglich an [ließ es ihn deutlich und sichtbar merken, daß feines Herzens Beschaffenheit ihm miß- falle und daß darum auch sein Opfer von ihm nicht angenommen werde]. Da ergrimmte Kain sehr sGroll wider Gott, vor dem er sich bloß- gestellt, und Neid gegen den Bruder, dem er trotz seiner Erstgeburt sich hintenangesetzt sah, erfüllten feine Seele], und seine Geberde verstellete sich sin dem zur Erde gesenkten Angesicht, mit welchem er von dem Tage an einherging, prägte sich die innere Seelenftimmung auch äußerlich aus]. 6. Da sprach der HERR [bei einer sichtbaren Erscheinung seiner Gegenwart Kap. Z, 8 Anm.] zu Kinn: Warum ergrimmest du? und warum ver- stellet sich dein Geberde? sDu hast keine Ursach, wider mich zu grollen und deinen Bruder zu neiden, wie das dein zur Erde gesenkter Blick so deutlich verräth. Grolle lieber mit dir selbst, daß du bisher so übel gelebt, und eifere deinem Bruder nach, daß du auch wohlgefällig werdest; denn dazu stehet dir der Weg ebensowohl offen wie ihm] 7. Jsrs nicht also? Wenn du fromm bist, so bist du angenehm [du brauchst dich nur in frommer, gläubiger Gesinnung mir zuzuwenden, so darfst du auch einer gnädigen Aufnahme deines Opfers gewiß sein, und Herz und Angesicht werden wieder fröhlich werden]; bist du aber nicht fromm [und hängst deiner jetzigen Seelenstimmung fern« tmch], so ruhet die Sünde [wie ein reißendes Thier 1. Petri 5, 8] vor der Thür [und wartet nur auf den Augenblick, tvo sie über dich herfalle, dich zu zerreißen"«]. Aber las; du ihr nicht ihren Willen [schenke ihren trüge- rischen Einfliisterungem womit sie dich gleichsam aus dem Hause herauslockh kein Gehör], sondern herrschet* über sie [und dazu biete ich dir die Hilfe meiner allmächtigen Gnade an Rom. 6, IS. 16 . «) Es gibt eine von der menschliehen Subjeetivität That, die den Menschen belauert und nach ihm giert, um ihn, wenn er die Kammer seines Innern, wo Gott im Gewissen mit ihm redet, verläßt, mit diimoniseher Zaubergewalt, mit wollüstiger Grausamkeit zu Grunde zu richten. (Delitzsch.) «) Es steht nicht in der Wahl des gesallenen Menschen, versucht oder nicht versucht zu werden, wohl aber steht es verschiedene, im Satan persönliche Macht der sündigens Kains Brudermord Seine Nachkommen. 15 in seiner Wahl, der Sünde ihren Willen zu thun oder iiber sie zu hcrrschen. (P. Lange) Gott spricht mit Kain wie mit einem unwilligen Kinde, enträthselt ihm, was in seinem Herzen schlafe und vor seiner Thür wie ein Löwe, wie ein wildes Thier laurez und was Gott an Kain thut, thut er an jedem, wenn man auf sein Herz und die Stimme Gottes Acht hat. werden) 8. Da redete Kain mit seinem Bruder Habe! [verbiß sich, statt auf Gottes Warnung zu hören, immer mehr in seinen Groll, faßte wider seinen Bruder sogar einen Mordanschlag und beredete ihn nun, sich freundlich gegen ihn stellend, mit ihm auf’s Feld zu gehen]. Und es begab sich, da sie auf dem Felde waren, erhub sich Kain wider seinen Bruder Habel, und schlug ihn todt. Jn Kain ist der Weibessame schon zum Schlangem samen geworden, in seiner That das Wesen des Bösen als ,,Mörder von Anfang« (Joh. 8, 44j offen hervor- getreten, so daß schon hier der Gegensatz eines zwiefachen Samens innerhalb des menschlichen Geschlecrts sich herausstellt, der sich durch die ganze Geschichte der Menschheit hindurchzieht. (Keil.) Kain ist der erste Mensch, der die Sünde in sich herrschen läßt; er ist »von dem Argen« 1. Joh. Z, 12. (Delitzsch.) 9. Da sprach der HERR [Pf. 9, 13] zu Kam: Wo ist dein Bruder Habel? Er sprach [mit lüg- nerischer Zunge und trotzigem Herzen]: Ich weiß nicht; soll ich meines Bruders Hicter sein? 10. Er aber sprach: Was hast du gethan? [Du meinest, dein Bruder könne nicht mehr reden und wider dich zeugen; aber ich höre dennoch eine Stimme] Die Stimme deines Bruders Bluts sdas an seiner Statt redet Hebr. 12, 24] schreiet zu mir von der Erde [um Rache]. 11. Und nun [soll die Rache auch nicht aus- bleiben:] verflucht seist du auf der Erde, die ihr Maul hat aufgethan und deines Bruders Blut von deinen Händen empfangen [fie, die sich dazu hat hergeben müssen, das von deinen Händen ver- gessene Vruderblut in sich einzusaugen, soll nun auch, als wollte sie dich ausspeien Z. Mose 18, 28., den Fluch an dir vollstrecken]. 12. Wenn du den ffchon um Adams Sünde willen verfluchten Kap.3,17f.] Acker [im Schweiße deines AngefichtHJ bauen wirst, soll er dir [wie er das bisher gethan] fort fein Vermögen nicht geben [alIe an ihn gewendete Mühe soll für dich vergeblich sein; aber auch bei jeder andern Be- rufsart, die du erwählen wirst, sollst du den Fluch der Erde empfinden]. Unstcit und flüchtig sollst du sein auf Erden lverbannet aus dem Lande deiner Heimath und hinausgestoßen in die weite Welt, sollst du nirgend Ruhe und bleibendes Wesen finden]. l3. Kain aber [wie er Vorhin Gott getrotzet, fiel jetzt in Verzagtheit Jetx 17, 9 und] sprach zu dem HERRm Meine Sünde ist größer, denn daß sie mir vergeben werden möge [nach anderer Deutung: Die Strafe meiner Sünde ist zu groß, als daß ich sie zu tragen vermöchte]. 14. Siehe, du treibest mich heute aus dem Lande [Eden, wo ich bisher ruhig und sicher ge- wohnt habe], und muß mich vor deinem Angesicht verbergen [deiner schützenden Nähe, die hier mich umgab, hinfort entbehren], nnd muß Unstat Und flüchtig sein auf Erden fhinausgeftoßen in die Welt und für vogelfrei erklärt]. So Wird mir’s gehen, daß mich todtschlage, wer mich findet. Freilich- waren damals nur erst wenige Menschen auf Erden, und außerhalb Eden noch gar keine. Aber ein erschrockenes Gewissen versiehet sich immerdar des Aergsten, daß einer fliehet, auch wo niemand ihn jaget (Weish. 17, U; Spr. 28, l); und später, als die kbienschen be- gannen sich zu mehren, hätte es wirklich so kommen können, wie Kain hier fürchtet (2. Mose 21, 14 Anm.). 15. Aber der HERR [seiner Verzagtheit sich annehmend und ihm Raum zur Buße gebend] sprach zu ihm: Nein [für vogelfrei erklärt, daß jeder, der dich findet, dich todtschlagen dürfe, sollst du, nachdem ich deine Bestrafung selbst in die Hand genommen, nicht sein], sondern wer Kain todtschlcigt, das soll siebensiiltig gerochen werden. Und der HERR machte ein Zeichen an Kain szeichnete ihn in Blick und Haltung, in Gang und Geberde auf eine Weise aus], daß [jeder ein gewisses Grauen vor ihm empfände und so] ihn niemand erschlüge, wer ihn fände. 16. Also ging Kain von dem Angesicht des HERRU [von der Stätte der Gegenwart Gottes, aus dem Lande der göttlichen Offenbarung], und wohnete im Lande Nod [im Lande der Verbannung, wie er selbst es nannte], jenseit [außerhalb der Landschaft] Eden [in welcher Adam auch nach seiner Vertreibung aus dem Paradies noch immer mit den Seinigen sich aushielt] gegen dem Morgen. Die Sonne, das Licht der Natur, geht von Osten nach Westen, und das Reich des HErrn nimmt im AU- gemeinen denselben Lauf; Kain aber geht umgekehrt, nicht vorwärts, sondern rückwärts (Richers.) III· II. 17—24. die Nachkommen Kaina griinden in ihrem Lande der Verbannung und im Gegensatz gegen das Rein) Gottes ein Rein) der Welt und wenden ihre ganze ijlhiitigieeit der Ausbildung der Künste Zu, durch die sie litt) allerlei Felienggeniisse versojafsen und sitt] und den Ihrigen einen grossen Namen meinen, da- bei aber immer tiefer in Gottloftglceit und Frevel ver- sinken. 17. Und Kain erkannte sein Weib [die bis dahin ohne Kinder geblieben war und die er mit sich in die Verbrennung nahm], die ward schwanger, und gebar den Hauoch. Und er bauete fals feine Familie sich noch weiter mehrete] eine Stadt [die freilich nur erst aus etlichen Hütten, etwa von einem Graben umschlossen, bestand, später aber doch zu einer ansehnlichen Stadt heranwuchs], die nannte er nach seines Sohnes Namen, Hanoch [d. i. Einweihung]. Geschwisterchen waren bei den Kindern des ersten Menfchenpaares nnvermeidlich, da ja (Apost. 17, W) die Menschheit von Einem Paare abstammen sollte, und rechtfertigt sich gegenüber dem Verbot dieser Ehen Z. Mose 16 I. Mose 4, 18— sag. 5, 1—24. 18 damit, daß die Söhne und Töchter Adams nicht blos die Familie, sondern zugleich die Gattung repräsen- tiren, und erst mit der Entstehung mehrerer Familien sich die Bande der gefchwisterlichen und der ehelichen Liebe scharf sondern und zu festen, gegenseitig sich aus- schließenden Ordnungen gestalten, deren Verletzung und Aufhebung Sünde wird. (Keil.) 18». Hanoch aber zengete Jrad. Jrad zeugete Blahu1ael. Mahujael zeugete Methnsaet Methusael zeugeie Lamech fnicht zu verwechseln mit Noahs Vater Kap. 5, 25—29]· II. Lamech aber nahm [wider Gottes aus- drückliche Ordnung Kap. L, 24] zwei Weiber, eine hieß Ada [die Schöne, Geschmückte], die andere Zilla [d1e von reichem Haupthaar U1nschattete]. Zu welchem Verderben für Familien und Staaten die Polhgamie oder Vielweiberei führt, zeigt die Be- schaffenheit der nachmaligen heidnischen Staaten im Orient, die hauptsächlich durch sie in Despotenstaaten ausarteten; sie gründet zunächst einen Familien-Des- potisnius, indem sie das Weib zur Sklavin und den Mann zum Willkürherrfcher macht, ein aus vielen solchen Familien hervorgehendes Biirgerthum aber ist weiter nichts als ein Jnbegrisf von lauter häuslichen Despotew die, weil sie selbst despotisiren, auch wieder despotifirt sein wollen· 20. Und Ølda gebar Jabalz von dem find her- kommen, die m Hinten wohneten und Vieh zogen [ein nomadisches Zelt- und Hirtenleben führten, wie nachher auch die Patriarchen und noch jetzt die Araber]. 21. Und sein» Bruder hieß Jubalz von dem find herkommen die Geiger und Pfeifer [die die Zither und Schalmei zu spielen verstehen, er war also der Erfinder der Musik auf Saiten- und Blasinstrumenten]. « 22. Die Zilla aber gebar auch, nämlich den Thubalkaimden Meister in allerlei Erz und Eisen: werk [den Erfinder von allerlei eisernen Geräth- schaften, sowie auch der ersten Waffen]. Und die Schwefter des Thubalkain war Naema [die Lieb- liche, Heide] Wie kommt das kainitische Geschlecht zur Ehre jener wichtigen Culturfortschrittess Deshalb, weil das Geschlecht der Verheißung mit der Welt zerfallen, das Geschlecht des Fluches ihr anheimgefallen ist; deshalb, weil jenes nach innen, dieses nach außen gerichtet ist; deshalb, weil jenes in Gott den Schatz seines Herzens, die Heiniath seiner Gedanken nnd das Ziel seines Dichtens und Trachtens hat, dieses im Sinnlichen und Sichtbaren lebt und von daher sein armes, ödes, unruhiges Leben zu bereichern, zu Verschönert: und sicher zu stellen sucht. Die ganze Menschengeschichte bestätigt die Beobachtung, zu welcher dieser urgeschichtliche Anfang uns veranlaßt, daß die Cultur sich in dem Maße erweitert und ver- feinert, als die Gottentfremdung zunimmt. ·(Delitzsch.) 23. Und Lamech fstolz und übermüthig trotzend auf diese Erfindungen seiner Söhne, und selbst mit einer Gabe, der der Dichtkunsh ausgestattet] sprach [einst] zu seinen Weibern, Ada und Zilla [indem er ihnen ein Lied vorsang, womit er na- mentlich die eine Erfindung des Thubalkaim das Schwert, vor ihnen verherrlichen wollte]: Ihr Weiber Lamechs, höret meine Rede, und merket, was ich sage: Jch habe einen Mann erschlagen mir zur Wunde, und einen Jüngling mir zur Beule fhätte ich auch einen Mann erschlagen wegen einer mir geschlagenen Wunde, oder einen Jüngling für die Strieme, die er mir beigebracht hat: mit einem guten Schwert wie ich’s hier in Händen habe, kann ich aller Blutrache, die deshalb über mich kommen sollte, besser trotzen, als Gottes Arm unsern Altvater Kain schützt]z 24. Kain soll siebenmal gerochen werden [an dem, der ihn etwa todtschlagen würde V. 15], aber Lamech fwird sich selber mit seinem Schwert] sieben und siebenzigmal frächen an jedem, der mit ihm anbindet Matth 18, 22 Anm.]. Den Hebriierm die kein Priisens haben, erscheint im prophetischem dichterischen, stolzen Heldensthl die Zukunft immer vergangen. Lamech hat hieriiach längst gethan, was er in seiner Prahlerei allenfalls zu thun sich ge- traute. Der erste Dichter in der Welt war ein ver- jüngter Greis, ein Held in Worten, ein Lobredner seiner selbst, ein Sänger von Thaten, die er nicht oerrichtet, aber vor seinen Weibern verrichten zu können glaubte, und also schon verrichtet hatte — ihr Dichter, euer Vater! (Herder.) Mit einer Mordthat begann, mit einem Mordliede schließt die Geschichte der Kainitetr Jm siebenten Gliede ist alles vergessen, mit Musik, Gesell- schaft, Ueppigkeit, Schmuck, Pracht übertiiubh Der Fluch der Einsamkeit ist in Stadtleben, der Fluch der Unstätigkeit in Wanderlush das böse Gewissen in Helden- muth verwandelt, der die Erinnerung an den Fluch des Ahnherrn zur Folie seines titanenhaften gotteslästerlichen Selbstgefiihls taucht. (Drechsler.) IV. U. 25. 26. An der» ermordeten Bibel Stelle erhalten Stdam und Eva einen Ersatz in Seth; dieser wird der Stanimvater des im Glauben verharrendeii Geschlechte; der Kinder Gottes. 25. Adam lnachdem durch Abels Ermordung ein großer Riß in seine Familie gekommen war und er die Fortpflanzung seines Geschlechts wie von vorn anfangen mußte] erkannte abermal sein Weib, und sie gebar einen [dritten] Sohn, den hieß sie Seth [Erfatz]. Denn Gott hat mir, sprach sie, einen andern Samen lden Anfang einer neuen Nachkommenschaft] gefetzt für Hebel, den Kain erwiirget hat. 26. Und Seth zeugete [in der Ehe mit einer seiner nachgeborenen Schweftern] auch einen Sohn, und hieß ihn Enos [d. i. hinfälliger Mensch; denn im Gegenfatz zu dem bei den Kainiten herrschen- den Trotz, und Uebermuth erfüllte ihn so ganz das Gefühl menschlicher Ohnmacht und Hinfällig- keit]. Zu derselbigen Zeit fwährend das Geschlecht derKainiten durch Anlegung der ersten Stadt sowie durch Erfindung und Ausbildung weltlicher Gewerbe und Künste, den Grund legte zu einem Reich, das von dieser Welt] fing man [im Ge- schlecht der Sethiten] an zu predigen von des HERRU Namen« fder bisher mehr in freien Formen sich bewegende Privatgottesdienst der ein- zelnen Familien geftaltete sich jetzt zum öffent- Geschlechtsregister der Patriarchen von Adam an. 17 lichen, durch bestimmte Ordnungen geregelten Ge- meindegottesdiensts «) Der Name Gottes bezeichnet überhaupt das ganze Walten Gottes, durch das er sich in dem von ihm ein- gegangenen Verhältniß zu den Menschen persönlich gegen- wärtig bezeugt, die ganze göttliche Selbstdarstellung oder die ganze den Menschen zugekehrte Ossenbarungsseite des göttlichen Wesens. (Oehler.) Das 5. Kapitel. Cpesaikerhtsregifter der Yatriarkhen von xldain an bis auf Mond. I— U. 1. 2. Zllakh Darlegung der Anfänge des menschlichen Geschlechts und der beiden Grundrichtungem die in dem- selben sich entwickelt haben, geht der Berikht zuuiichsi auf Gottes ursprüngliche Schöpfung kuriiiiy um so die Gesihleihtssolge derjenigen Linie vorzubereiten, bei der die Verwandtschaft mit Gott der um sich greifenden Macht der Sünde gegenüber durch den Glauben an die göttliche Ylerheihung aufrecht erhalten wurde. 1. Dies ist das Buch [Register] von des Men- schen [Adam’s] Geschlecht [in derjenigen Linie, die zu Gott sich bekannte und durch die Zucht seiner Gnade dem zukünftigen Ziele entgegenge- führt wurde, während bei den übrigen Linien die Gottlosigkeit immer mehr überhand nahm und namentlich aus der des Kain ein förmliches Heiden- thum sich entwickeltes Da Gott den Menschen schuf, machte er ihn nach dem Gleichniß Gottes [Kap. I, 26 f.]. · « » » » · 2. Und schuf sie ein Mannlein und Fraulem, und segnete sie, und hieß ihren Namen Mensch [hebr. Adam, der aus Erde Gebildete], zur Zeit, da sie geschasfen wurden [Kap. L, 4 f.]. Jm Deutschen hängt das Wort »Mensch« mit ums« (denken) und manas (Geist) zusammen, so daß damit die geistige Jnnerlichkeit des Menschen hervorgehoben wird, während die heil. Sprache ihn nach der irdischen Seite seines Bestandes benennt. II— di. 3—32. Gs folgt nun die Geschlethisreihe der eben bezeichneten Linie: zusammen 10 Urväter, die ver- miige ihres hohen Llebensalters den ganzen Zeitraum von 1656 Jahren zwischen Schöpfung der Welt nnd Eintritt der Iiindfluth ausfüllen und durih miiglichfi wenige Glieder die Gffenbarungen Gottes aus der gir- zeit auf das naihsiindfiuthlictje Geschlecht fortpflanzen. Z. Und Adam war hundert und dreißig Jahr alt [als er sein Weib nach Abels Ermordung abermals erkannte Kap. 4, 25], nnd zeugete einen Sohn, der seinem Bilde ähnlich war [auf der einen Seite zwar ein gefallener, sündhafter Mensch, wie sein Vater Pf. 51, 7., auf der andern Seite aber zugleich ein Abkömmling dessen, der die Ver- heiszung des zukünftigen Erlösers überkommen hatte und im Glauben an diese Verheißung wie- derum erneuert wurde zum Bilde seines Schöpfers Kap. 5, 1., also ein Glied der heiligen Kirche], nnd hieß ihn Seth. 4.s Und lebte darnach achthundert Jahr, nnd zeugete Söhne und Töchter; Dächseks Bibelwerb s. Aufl. Z. Daß sein ganzes Alter ward neunhuudert und dreißig Jahr [V. 27 Anm.], und starb. b. Seth war hundert und fünf Jahr alt und zeugete Enosz 7. Und lebte darnach achthundert und sieben Jahr, und zeugete Söhne und Töchter; 8. Daß sein ganzes Alter ward neunhundert und zwölf Jahr, nnd starb. Dieser an sich überflüssig erscheinende Schlußsatz soll in seiner stetigen Wiederkehr die Herrschaft des Todes von Adam an (Röm 5, 14) als ein unabänderliches Gefetz aufzeigew Aber auf diesem Hintergrunde des herrschenden Todes zeigt sich die Kraft des Lebens um so deutlicher. Denn erst dann stirbt der Mensch, wenn er bereits das Leben wieder fortgepflanzt hat, so daß mitten im Tode der Individuen das Leben des Ge- schlechts erhalten und die Hoffnung auf den Samen, der den Urheber des Todes überwinden soll, gestärkt wird. (Vaumgarten.) 9. Enos war neunzig Jahr alt, und zeugete Kenanz » 10. Und lebte darnach achthnndert und funf- zehn Jahr, und zeugete Söhne und Töchter; 11. Daß sein ganzes Alter ward neunhundert und fünf Jahr, und starb. 12. Kenan war siebeuzig Jahr alt, nnd zeu- gete Mahalaleelz 13. Und lebte darnach achthundert und vierzig Jahr, und zeugete Söhne nnd Töchter; 14. Daß sein ganzes Alter ward neunhundert und zehn Jahr, nnd starb. » 15. Mahalaleel war funf und sechzig Jahr alt, und zeugete Jared; Its. Und lebte darnach achthundert und dreißig Jahr, und zeugete Söhne nnd Töchter; 17. Daß sein ganzes Alter ward achthundert fünf und neunzig Jahr, nnd starb. 18. Jared war hundert und zwei und sechzig Jahr alt, und zeugete Henoch [Geweiheter, er wurde also wohl gleich von Kind auf dem HErrn in besonderem Sinne geweihet und übergebensz 19. Und lebte darnach achthundert Jahr, und zeugete Söhne nnd Töchter; . 20. Daß sein ganzes Alter ward neunhundert zwei und sechzig Jahr, und starb. 21. Henoch war fünf und sechzig Jahr alt, nnd zeugete Methusalah . 22. Und nachdem er Methusalah gczeuget hatte, blieb er in einem göttlichen Leben [in einem Leben des vertrautesten Umgangs mit dem damals noch sichtbar mit dem Menschen verkehrenden Gott Kap. Z, 8 Anm., wie er es von Kind aus geführt] drei- hundert Jahr, und zeugete Söhne und Töchter; 23. Daß sein ganzes Alter ward dreihundert fünf und sechzig Jahrk 24. Und dieweil er ein göttlich Leben fühtcte szugleich ein Prediger der Gerechtigkeit in der Zeit des überhand nehmenden Abfalls von Gott, Judä V. 14 f.], nahm ihn Gott [lebendig, J. It· l. 1. 2 18 1. Mose b, 25—32. S, 1—-11. ohne daß er »den Tod erleiden durfte] hinweg, iiudward nicht mehr gesehen« [Hebr.11, 5]. T) Von der jüdischen und arabischen Sage wird Henoch sehr verherrlicht, weniger aber wegen feiner Frömmigkeit als wegen seiner Kenntnissez er wird da als Erfinder der Buchstabenschrift, Rechenkunst und Astronomie gepriesen. Ein nach ihm benanntes apokryph Buch, das, aus der griechischen Sprache übersetzt, im Aethiopischen erhalten und seit 1773 nach Europa ge- bracht worden ist, enthält u. A. auch eine ausftihrliche Belehrung darüber, wie das durch den jüd. Festkalender geforderte Mondjahr (2. Mose IS, 2 Anm.) am Besten mit dem Sonnenfahr auszugleichen sei, indem ja Henoch durch die Zahl seiner Lebensjahre als Lehrer des vollen Sonnenjahres fzu ZEIT-V« Tagen) galt· — «) Es ge- schah dies ziemlich um die Mitte der Jahre von Adam bis zur Sündfluth, im J. 987 n. Erfchafs der Welt. Während in dem siebenten Nachkommen Adams durch Hain, in Lamech (Kap. 4, 19 ff.), die Gottentfremdung des kainitischen Geschlechts ihren Höhepunkt erreicht, ist Henoch, der Siebente von Adam durch Seth, die Spitze der Frömmigkeit dieses Geschlechts Christus ist der Erste also nicht in der Vertlärung, wohl aber in der Auferstehung. 25. Methusalah war hundert sieben und achtzig Jahr alt, und zeugete Lamech; » 26. Und lebete darnach siebenhundert zwei und achtzig Jahr, und zeugete Sohne und Tochter; 27. Daß sein ganzes Alter ward neunhundert neun und sechzig Jahr kdas höchfte Alter, das je ein Mensch erreicht hat], und starb. Gegen die Richtigkeit dieser Zahlenangaben läßt durchaus kein stichhaltiger Grund sich vorbringen. Denn der Einwurf, daß eine so hohe Lebensdauer, wie die in unserm Kap. berichtete, sich aus der gegenwärtigen Be- schaffenheit der Menschennatur nicht begreifen lasse, ver« liert alle Bedeutung, wenn man erwägt, daß alle ur- iveltlichen Reste von riesiger Urkraft zeugen, daß Klima, Witterung und andere Naturverhältnisse von den nach- fluthlichen verschieden waren, daß das Leben viel ein- facher war und gleichmäßiger Verfluß, und daß die Nach- wirkung des paradiesischen Zustandes sich nicht sogleich in das Geleise der Alltäglichkeit wird verloren haben. (Delitzsch.) »Nur langsam konnte der Tod, von innen nach außen schleichend, denlmächtigen Widerhalt der ur- sprtlnglichen Menschennatur durchbrechen; daher erscheinen die Urväter alle als Langlebende.« (P. Lange.) » 28. Lauiech war hundert zwei und achtzig Jahr alt, und zeugete einen Sohn, M. Und hieß ihn Noah [Ruhe, Trost], »und sprach: Der wird uns [Nuhe schaffen, uns] trosten in unserer Muhe und Arbeit auf Erden, die der HERR verflucht hat. Jm prophetischen Geiste erblickte er also in diesem Sohne einen Gerechten der seltensten Art und betrachtete ihn als einen Trost unter der Last und dem Kummer auf Erden, die damals mehr als je des Frevels voll war. Mit Noah beginnt übrigens das zweite Jahr- tausend der Weltgeschichtex er wurde geboren im Jahre 1056 n. Etsch. der Welt. » » sit. Darnach lebte er ftinfhundert fnnf nnd iieunzig Jahr, und zeiigete Sohne und Tochter. 31. Daß sein ganzes Alter ward siebenhundert sieben und siebenzig Jahr, und starb. 32. Noah war fünfhundert Jahr alt-« und zengete Sein, Ham niid Japheth » [dem Alter nach in dieser Reihenfolge: Japheth Kuh· 10, 2I., Sem Kp. 11, 10., Ham Kp. 9, 24; aber Sem, als der Gesegnetste, steht voran]. «) Dies zeigt an, daß Noah großen Mißfallen an der Welt gehabt, denn warum sollte er sich sonst der Ehe enthalten haben, als weil er esehen, daß feine Vettern alle zu Tyrannen worden ind und die Welt mit Macht und Gewalt erftillet haben; darum hat er gedacht, er wolle lieber ganz und gar ohne Kinder sein, denn sie ungerathen haben, und halte ich es auch dafür, daß er nie ein Weib würde genommen haben, wo er nicht vermahnt und es ihm entweder von den Patriarchen oder etwa von einem Engel befohlen worden wäre. (Luther.) IV) Sie nahmen noch vor der Sündfluth Weiber, zeugeten aber in Folge besonderer göttlicher Leitung keine Kinder. Wie folgende Uebersicht ergiebt, hat Adam noch bis in die Tage des Laniech hinein gelebt und durch letzteren die älteste Geschichte des Menschengeschlechts unmittelbar auf Noch fvrtgepflssszv mach Ersch- d. Welt) I) Adam lebte 930 Jahre, nämlich von l— 930 L) Seth - 912 - - - 130——1042 Z) Enos - 905 - - - 235—1140 4) Kenan - 910 - - - 325—1236 b) Mahalaleel - 895 - - - 395—1290 S) Jared - 962 - - - 460-1422 7) Henoch - 365 - - - s22—— 987 s) Methusalah - 969 - - - s87——1656 9) Lamech - 777 - - - 874—1651 10) Noah - 950 — - - 1056—-2006 Aus der an Kap. 11, 26 sich anschließenden Ueber- sicht wird sich dann weiter ergeben, daß wiederum Noah durch seinen L. Sohn Sem bis in Abrahams Tage hineinreicht, und also diesem außer jener ältesten Ge- schichte auch die der Sündfluth und des nachfolgenden Zeitraums von 427 Jahren iiberantworten konnte. Das« S. Kapitel. Verkündigung der Zündsiutlx Zeus: der dir-he oder des saßen- I. II. 1—8. Illit der zunehmenden Vermehrung des Ziainitifctien Gesihleshto nehmen auch Gotttosiglieit und Greuet allerlei Sirt um so mehr auf Erden überhand, als selber die zlaehliommen Sethg durch Werheirathung mit Tliiihtern aus diesem Geschlecht in das Verderben fiih hineinziehen lassen. Zla veriiiindigt Gott, zuerst nur von ferne andeutend und indem er noih eine Zsrift von 120 Jahren gewährt, dann aber frei herausredend, ein Strafgericht, welihes die gesamuite Welt mit sug- nahme des Einen, der vor ihm Gnade gefunden, non dein Erdboden vertilgen sub. 1. Da sich aber die Menschen [die der Ent- wickelnng des natürlichen Wesens im Menschen überlassenen Nachkommen KainsJ begannen zu mehren auf Erden swas in um so größerem Um- fange geschah, als die Vielweiberei unter ihnen elnriß], und zeugeten ihnen Tbchter [die durch leib- liche Schönheit sich auszeichneten Kap. 4,« 17 ff]; 2. Da sahen die Kinder Gottes ldie Nach- kommen Adams aus der Geschlechtslinie des Seth, an deren Spitze Kap. Z, 1 ff. Gott selber gestellt wurde, und deren Vorzug bis dahin die Erkenntnis; und Verehrung Gottes gewesen Kuh. 4, 261 mich Verkündigung der Sündfluth. 19 »den Töchtern der Pienschen [denn letztere waren ihnen örtlich Jetzt näher gerückt], wie sie schön waren, und nahmen zu Weibern, welche sie wollten [ohne darnach zu fragen, daß sie so in das Ver- derben dieses gottentsremdeten Geschlechts hinein: verflochten wurden]. Andere Erklärer verstehen unter den Kindern Gottes einerseits und den Töchtern der Menfchen andererseits entweder Fürftensöhne im Gegensatz zu den Mädchen der niedern Stände, oder Engel im Gegensatz zu den Töchtern der Menschen überhaupt. Jene Ansicht nun stimmt nicht mit dem Sprachgebranch und der ganzen Anschauungsweise der heil. Schrift; diese dagegen läßt sich durchaus nicht durch die beiden Stellen 2. Petri 2, 4 f. u. Judä V. 6 f. begründen, ihr widerstreitet vielmehr sehr entschieden, was der HErr in Matth. 22, 30 von den Engeln bezeugt. »Wäre das gottlose Ge- schlecht, welches Gott durch die Fluth vertilgte, ganz oder auch nur theilweis aus Ehen der Engel mit den Menschen entsprossen, so wäre es gar nicht das von Gott von Anfang an in Adam erschasfene Geschlecht, wie in V. 7 ausdrücklich bezeugt wird, sondern groteskes (unnattirliches) Produkt des gottgeschassenem adamitischen und eins ganz fremdartigen, von außen hereingetretenen angelischen Faktors. Wäre ein solches Geschlecht ver« tilgt worden, so ist gar nicht einzusehen, warum nicht, wie aus Kav 8, 21 (vgl. S, Z) hervorgeht, nach der Fluth aus Besserung zu hoffen gewesen wäre; denn die Wiederholung einer solchen Unnatürlichen Engelstragödie war doch weder wahrscheinlich, noch viel weniger noth- wendig. (Philippi.) 3. Da sprach der HERR [zu den wenigen Frommen, die er noch hatte, zu Methusalah, Lamech und Noah, und durch deren Mund dann auch zu der gottlosen Welt selbst L. Petri L, 5]: Die Menschen wollen sich meinen Geist nicht mehr strafen lassen, denn sie sind Fleisch [auch das Salz der Erde ist nun dumm geworden und· das ganze Geschlecht der Menschen so völlig in fleischliches Wesen versunken, daß mein Geist nichts mehr an ihnen ausrichtet]. Ich will [sie fahren lassen, jedoch] ihnen noch Frist geben hundert und zwanzig Jahr. 4. Es Waren [aber außer vielen andern Greueln] auch zu den Zeiten [wo die Menschen sich begannen zu mehren V. I] Tyrannen auf Erden [Männer, die durch Gewaltthat und Frevel sich um so mehr zu großer Macht empor-schwangen und die offenbare Gottlosigkeit zur Herrschaft brachten, als sie eine hervorragende Leibesgröße und Körperstärke besassen — deren Geschlecht breitete sich denn jetzt immer weiter aus]; denn da die Kinder Gottes die Töchter der Menschen [die sie sich zu Weibern genommen V. L] beschliefen, Und ihnen Kinder zeugeten, wurden daraus [gingen aus solcher Vermischung, bei der fleischliches Wesen von Haus aus den Ueberschwang hatte, ebenfalls her- vor] Gewaltige in der Welt, und berühmte Leute. Die heidnische Mythologie hat in den Sagen von sogenannten Halbgöttern oder Herden die Namen der- selben sortgepflanzt und mit großem Glanz umgeben; im Grunde aber waren sie nichts als gewaltthätige, räuberische und zu allerlei Schreckensunternehmungen aufgelegte Männer, recht eigentliche Ausgeburten der Menschheid Z. Da aber lals von der gegebenen Gnaden- frist V. Z, während welcher Noah das Seine that, die Leute zu war.nen und zu vermahnen, 20 Jahre schon verstrichen waren] der HERR knur desto mehr] sahe, daß der Menschen Bosheit groß war auf Erden, und alles Dichten und Trachten ihres Herzens nur böse war immerdar kdenn statt auf jene Warnungen und Vermahnungen zu hören, lebten sie ganz in ihrer bisherigen Weise fort Matth. 24, 38]; s. Da reuete es ihn [1. Sam. 15, 10-. Anm.], daß er» die Menschen gemacht hatte auf Erden, nnd es belummerte ihn in seinem Herzen, Nicht als habe Gott es für einen Mißgriff erkannt, das; er überhaupt die Menschen gemacht, wohl aber mußte er von dem Geschlecht jener Zeit sich sagen: Das ist nicht mein Werk, nicht der Mensch, den ich gemacht habe; dies entartete Geschöpf verschmähe ich für das meine anzuerkennen — und empfand nun eine tiefe Betrübnis; über solch-e Verderbtheit seiner Kreatur. » 7. Und sprach lfaßte bei sich »den förmlichen Beschlusz]: Jch will die Menschen, die ich geschaffen habe, vertilgen von der Erde Ha, alle Kreatur will ich vertilgen] von dem Menschen an bis auf das Vieh, und bis auf das Gewurme, und bis aus die Vögel unter dem Himmel; denn es reuet mich, daß ich sie gemacht habe ses sind diese Menschen eben nicht mehr das Werk meiner Hände, und auch die andern Geschöpfe sind durch ihren Frevel entweihet und verderbt]. 8. Aber Noahfand Gnade vor dem HERRn Jhn allein nahm Gott von dem Beschluß einer all- gemeinen Vertilgung aus, veranlaßte ihn sogar, da er bisher unverehelicht geblieben war, ein Weib zu nehmen, und schenkte ihm rasch nach einander 3 Söhne (Kap. 5, 32); denn aus ihm und seinem Hause wollte er hernach- mals das menschliche Geschlecht wieder herstellen. Hier ,,bricht aus dem Zorn die Gnade hervor, welche die Eächatltung und Wiederherstellung der Menschheit ver- rg «. « II( U. 9—22. hlathdem die festgesetzte Frist von 120 Jahren soweit verstriihen ist, daß Gott nunmehr die Sing- fiihrung seines Iliesihlusseg vorbereiten muss, theilt er letzteren dem Noah mit, weist ihn an, einen Kasten von besonderer Einriaitung und nach gewissen Illusi- oerhiiltnissen zu hauen, und giebt ihm iiber die Zie- stimmung des Kastens nähere Auskunft. 9. Dies ist das Geschlecht Noah smit dem in Knie. 5, 32 die Geschlechtslinie der Sethiten abbrach und mit dem die Geschichte des Neiches Gottes von nun an es zu thun hat]: Noah war ein frommer Mann und ohne Wandel [Tadel], Und fithrete [wie einst HenochJ ein göttlich Leben zu seinen Zeiten; « » 10. Und zengete [wie bereits bemerkt] drei Sohne, Sem, Hm, Japheth « » · 11. Aber die Erde war lzu seinen Zeiten, wie ebenfalls schon erzählt wurde] verderbet vor Gottes Augen, und voll Frevels [in ihrem Verhältniß zu 291 20 I. Mose s, 12—22. 7, 1—12. Gott waren die Menschen in völligen Unglauben und Gottlosigkeit versunken, und in ihrem Ver- hältnis; zu einander herrschte nichts als Frevel und Gewaltthat]. Noah gehört eben um deßwillen zu den größten und heiligsten Menschen, weil unter allen kein einziger in solchem Maße, wie er, nicht etwa nur die Genossen seiner Stadt, feines Landes und Volkes, sondern seine ganze Mitwelt gegen sich gehabt hat; kein anderer in solchem asze, wie er, der Einzige seines Sinnes und Wandels in der Welt zu seiner Zeit gewesen ist. (Menken.) 12. Da sahe Gott [als er zur Ausführung seines Beschluffes Kuh. 6, 7 fich rüstete, zuvor noch einmal] auf Erden [daß er sehe, ob jemand klug sei und nach Gott frage Pf. 14, 2], nnd [was sahe ers] siehe, sie war verderbetz denn alles Fleisch hatte seinen Weg verderbet auf Erden [es war mit den Menschen in allen ihren Anschlägen und Werken heillos verdorben Pf. 14, 3]. 13. Da sprach Gott zu Noah [der Gnade vor ihm gefunden V. 8]: Alles Fleisches Ende ist vor mich kommen [mein vorläufiger Entschluß ist nun- mehr, da die Betvilligung einer Gnadenfrift nichts gefruchtet hat, zum festen Beschluß geworden], denn die Erde ist voll Frevels von ihnen; nnd siehe da, ich will sie verderben mit der Erde sda- mit ihrem Thun und Treiben endlich ein Ziel gesteckt werde]. 14. Mache dir [also, da ich dich mit den Deinigen erhalten will, auf einem großen Floß als Unterlage] einen Kasten von Tannenholz [von harzhaltigem Nadelz vielleicht Chpressenholz 1.Kön. Z, 8 Anm.], und mache Kammern [eine Menge von Zellen oder Abtheilungen] drinnen, und ver- piche sie mit Pech kodek Erdharzj inwendig und anslvendig sdas Eindringen des Wassers zu ver- hüten] 15. Und mache ihn also: Dreihundert »Ellen [2. Mose 25, 10 Anm.] sei die Lange, funfzig Ellen die Weite, und dreißig Ellen die Höhe [also smal so lang als breit, und 10mal so lang als och]. . h Nach des Oberbaurath Silberschlag (-s- 1791) Be- rechnung war der Kasten W« höher, lös- länger, 166« schmäler als das königl. Schloß zu Berlin; der ganze Kubikinhalt betrug 450,000 Ellen. Es hat fich gefragt, ob ein solcher unförmlicher Kasten auf dem Wasser sich auch erhalten und bewegen könne. Da haben denn in den J. 1604 ff. einige fromme Holländer nach denselben Verhältnissen, nur in verkleinertem Maßstabe, etliche Zahrzeuge gebaut, über die anfangs viel gespottet wurde. och die Erfahrung lehrte, daß ein derartiges Schisf fich zwar schwerfälliger bewegt als ein gewöhnliches, da- für aber auch ein Drittel Last mehr trägt. Its. Ein Fenster feine Luke oder Oeffnung für Licht und Luft] sollst dU daran [dem Kasten] machen oben an, einer Ellen groß. Die Thür [hoch und breit genug für die größeren Thier- artenJ sollst du mitten in seine Seite setzen. Und [er, der Kasten] foll drei Boden [Stockwerke] haben, einen unten, den andern in der Mitte, den dritten in der Höhe [und in diesen 3 Stockwerken bringe dann die verschiedenen Kammern oder Abtheilungen V. 4 an]. Jn der untersten Etage waren nach Silberschlag die Zellen für die größeren Thiere, in der mittleren die für die kleineren Thiere und die Menschen, in der obersten die für die Vögel. Jede Etage hatte zugleich ihre Heu- und Strohmagazine; im Raume unter dem Doch aber ließen sich Geräthschaften, Hülsenfriichte und Sämereien unterbringen, und im Floszsond Brunnen zur Schöpfung frischen Wassers einrichten. Am meisten Schwierigkeit bietet die Einrichtung der Lichtöffnung Nach dem Wort: laut des Grundtextess Licht sollst du machen der Arche, und zu einer Elle von oben sollst du es vollenden, läßt fich nicht entscheiden, ob dieselbe ein eigentliches Fenster von einer Elle im Geviert oben am Dach des Kastens zur Erleuchtung der Zelle Noahs sein sollte, während die Thiere im Finstern zu campiren hatten (so Luthersz oder ob sie in der Breite einer Elle über die ganze obere Fläche der Arche gezogen zu denken sei, oder aber seitwärts angebracht werden sollte, jedoch so, daß sie nicht weiter als eine Elle bis zum oberen Rande des Kastens hinaufreichte; und ob in diesem Falle blos das obere Stock mit einer solchen Oeffnung zu versehen war, oder auch das mittlere und untere. Schröder, der die letztere Ansicht vertritt, sagt: Gewiß fehlt man nicht, wenn man dem Ganzen, das man als einen länglichen sahrenden Stall sich denken muß, ein spitz zulaufendes Dach giebt, so daß der vom Himmel strömende Regen abfließen konnte. Die Sarg-es- form möchte wohl passen zu dem schauerlich ern-ten Charakter des Weltgemäldes der Sündfluth· A)er, Gott Lob! auch unsre Särge, wie die Arche, bergen ein Verwesliches zu gewisser Auferstehung am letzten Tage. 17. Denn siehe, ich will eine Sündsluth [eigent- lich Sint- oder allgemeine Fluth’«] mit Wasser kommen lassen auf Erden, zu verderben alles Fleisch, darin ein lebendiger Odem ist, unter dem Himmel. Alles, was auf rden ist, foll untergehen. 18. Aber mit dir will ich einen Bund [Jer. 31, 34 Anm.] aufrichten [daß ich mit den Deinigen dich erhalten will]; und du sollst [deshalb] in den Kasten« gehen mit deinen Söhnen, mit deinem Weibe, und mit deiner Söhne Weibern« [zu- sammen 8 Seelen I. Petri Z, 20; L. P. L, 5], «) Luther hat, dem hehr. Grundtext entsprechend, Sin- oder Si ndfluth geschrieben (im Altdeutschen wird z. B. für Jmmergrün gesagt: Singrün) und in der letzten von ihm besorgten Aus-g. von 1545 diese Schreib- weise wieder hergestellt, da fich die jetzt gewöhnliche ,,Sündfluth« schon in die Aus-g. von 1541 einge- schlichen hatte. — «) Jm Grundtext steht für ,,Kaften« ein Wort, das nur noch von dem Kästchen, in welchem Mose ausgesetzt wurde (2. M. L, 3. 5), vorkommt und wahrscheinlich egyptischen Ursprungs ist; die lateinische Uebersetzung hat dafür are-a, woraus das deutsche ,,Arche« entstanden ist. — W) Waren Noahs Söhne, von denen wenigstens die beiden ältesten, Japheth und Sem, be- reits in den neunziger Jahren ihres Alters standen, noch nicht beweibt, was allerdings sehr wahrscheinlich ist; so sind die letzten Worte »und mit deiner Söhne Weibern« eine Aufforderung, daß Noah nunmehr an die Verheirathung derselben denken solle. Und das war ein ähnliches Mittel, noch ein Paar Seelen, die sich wollten retten lassen, vor dem all«emeinen Verderben zu bewahren, wie später die Anforderung an Lots Eidame (Kap. 19, 12 ff.), nur mit besserem Erfolg. II. Und du sollst in den Kasten thun allerlei Thiere von allem Fleisch [von den verschiedenen Gattungen der Vögel, des Viehes u. s. w.], je ein Paar [zum Wenigsten Kap. r, 2 f.], Männ- lein und Fräulein, daß sie lebendig bleiben bei [mit] dir. 20. Von den Vögeln nach ihrer Art, von dem Vieh nach seiner Art, und von allerlei Gewürm auf Erden nach seiner Art; von den allen soll je ein Paar [oder, wenn’s reine Thiere sind, je 7 Stück, also Z Paare und 1 überzähliges Männ- ltches Kap. 7, 2 f.] zu dir hineingehen, daß sie leben bleiben. 21. Und du sollst allerlei Speise zu dir nehmen, die man isset; und sollst sie bei dir sammeln, daß sie dir und ihnen [für die ganze Zeit des Ver- harrens in dem Kasten] zur Nahrung da seien. In der zu V. 16 angegebenen ArchemKonstruktion Silberschlags haben alle Thiere des berühmten Linna- schen Systems nebst den nöthigen Futtervorräthen hin- länglichen Raum. Wasserthiere, Amphibien u. dgl. sind ausgeschlossen, denn sie erhielten sich von selbst; auch das Wild mit seinen Arten wird nicht genannt (Kap. I, 24 f.); desgleichen sind diejenigen Thiere ab-urechnen, die, wie z. B. Mauleseh aus Bermifchung enttehen, da man diese damals wohl überhaupt noch ncht hatte (Kap. 36, 24). 22. Und Noah that alles, was ihm Gott gebot. Jm Glauben (Hebr. 11, 7) bauete er die Arche und sorgte fttr Speisevorrathz die Leute aber, wiewohl sie ohne Zweifel ihm dabei halfen, achteten es nicht, hatten? vielmehr ihren Spott und lebten in Sicherheit fort(l.Petr. Z, 20; Matth 24, 37 ff.). Das 7. Kapitel. Die Hüudtkuttj bricht ein. I. n. 1—16. In: reoxten Zeit nnd Stunde empfängt Zzloah die Weisung von Gott, nunmehr in den Kasten zu gehen; er folgt dem Zbefehl und die Muth tritt ein, als er bereits mit allem, mag zur Rettung auserltoren ist, an fitherem Ort und unter göttlitijeut xlerschlusz sich befindet. 1. Und der HERR [nachdem er am Schluß der 120 Jahre den Methusalah, 5 Jahre früher aber den Lamech durch einen seligen Tod aus dieser Welt abgerUfenJ sprach zu Noah: Gehe [nun, da die von mir gewährte Gnadenfrist Kap. g, 3 zu Ende ist] in den Kasten, du und dein ganzes Haus; denn dich hab’ ich gerecht ersehen vor mir zu dieser [argen] Zeit [darum will ich dich im allgemeinen Untergang erretten und aus dir eine neue Welt erbauen]. 2. Aus allerlei reinem [zum Gottesdienst nnd zur menschlichen Nahrung bräuchlichen] Vieh [3. Mose 7, 38 u. 11, 2 Anm.] nimm zu dir je sieben und sieben, das Männlein und sein Fräulein [drei Paare und ein tiberzähliges männliches Stück] ; von dem unreinen Vieh aber je ein Paar, das Männlein und sein Fräulein. Bau der Arche. Beginn der Sündfluth 21 Z. Desselben gleichen von den Vögeln unter dem Himmel lwas reine Vögel sind] je sieben nnd sieben [sonst aber je ein Paar], das Männlein nnd sein Fräulein, auf daß Same lebendig bleibe auf dem ganzen Erdboden. it. Denn noch über sieben Tage will ich regnen lassen auf Erden vierzig Tage und vierzig Nächte, und vertilgen von dem Erdboden alles, was das Wesen hat, das ich gemacht habe. b 5. Und Noah that alles, was ihm der HERR e ot. g Dieser selbst kam ihm dabei zu Hilfe, indem er alle die unzähligen und verschiedenartigen Thiere, die in die Arche eingebracht werden sollten, durch einen wunder- baren Zug ihrer Natur, ähnlich dem Jnstinkh der z. B. den Dachs lehrt, bei bevorstehendem kälteren Winter tiefer zu graben, oder die Zugvögel, zur rechten Zeit ein wärmeres Klima aufzusnchein ihm zuftihrtr. Von diesem allgemeinen Instinkt ist der Zug der Thiere hier eine bestimmte Gestalt. 6. Er war aber sechshnndert Jahr alt, da das Wasser der Sündfluth auf Erden kam 11656 n. Erschafs der Welt]. 7. Und er ging in den Kasten mit seinen Söhnen, seinem Weibe, nndjeiner Söhne Weibern, vor dem Gewässer der Sundslnth sum sich und die Seinen vor demselben zu bewahren]. 8. Von dem reinen Vieh, und von dem un- reinen, von den Vögeln, nnd von allem Gewürm aus Erden, I. Gingen zu ihm in den Kasten bei Waaren, je ein Männlein und Fräulein [V. L. 3], wie ihm der HERR geboten hatte [Kap. s, 19]. Mit liebender Bewunderung hält die Erzählung das Bild von der Bergung in der Arche, dieses Bild für- sorgender Liebe mitten im Zorne, möglichst lange fest; daher ihr langsamer, fast schwerfälliger Fortschritt 10. Und da die sieben Tage [V. 4] bergan en waren, kam [beim Anbruch des Abends] das e- weisser der Simdfluth auf Erden. 11. Jn dem sechshunderten Jahr des Alters Noah [V. 6], am siebenzehnten Tag des andern Monden [d. i., da das bürgerliche Jahr der Bibel mit der Herbst-Tag: und Nachtgleiche beginnt L. Mose 12, 2 Anna, am 7. Nov.], das ist der Tag, da aufbracheu alle Brunnen der großen Tiefe [da einerseits die im Inneren der Erde ver- schlossenen Gewäfser dnrch Feuersgewalt hervor- brachen und das Meer, die Seen und Flüsse von unten her dergestalt mit Wasser überfiilltem das; sie weithin über ihre Ufer traten], und thaten ftch auf die Fenster des Himmels kund da anderer- seits die scheinbaren Schutzgatter, welche die Wasser, die oben am Himmel sind Katz. I, 7., zurückhalten und den Regen für gewöhnlich nur in Tropfen herunterlassen, gleichsam zurückgezogen wurden, so daß die Wasser in gewaltigen Strömen herniederschossen], 12. Und kam ein Regen aus Erden vierzig Tage und vierzig Nächte. 22 1. Mose 7, Is- 24. S, 1—-13. Versteinerte Kornähren und Herbstinsektem »die man in den Tiefen der Erde vorfindet, weisen noch Jetzt dar- auf hin, daß die Fluth wirklich um diese Zeit, die ohne- dies die natiirliche Sturm- und· Regenzeit ist (3. Mose W, 5 Anm.), hereingebrochen sei. 13. Eben am selben Tage lau desssn Abend das Gewässer kam] ging Noah in den Kasten [hatte er den schon vor 7 Tagen ihm befohlenen V. 4 und dann nach und nach ausgeführten Ein- zug nun vollständig beLverkstelligtJ mit S·em, Ham und Japh·eth, seinen Sohzien, nnd mit seinem Weibe, und seiner Sohne dreien Weibern; , 14. Dazu allerlei Thier nach seiner Art, aller- lei Vieh nach seiner Art, allerlei Gewurm, das auf Erden kreucht, nach seiner Art,»und allerlei Vögel nach ihrer·8!l»rt, alles, was fliegen konnte, und alles, was Fittig hatte; » 15. Das ging alles zu Noah in den Kasten [war alles zu ihm eingegangen] bei Piraten, von allem Fleisch, da ein lebendiger Geist innen»war; 16. Und das waren Mannlein und ikrauleiu von allerlei Fleisch, und gingen hinein, wie denn Gott ihm geboten hatte. Und der HERR schloß hinter ihm zu. Als nun die Zahl der zur Rettung Auserkorenen hinein war in den rettenden Kasten, übernahm der HErr selbst das Wächteramt, daß von den Leuten draußen in der Angst ihrer verzweiselten Lage kein Sturm auf Noahs Festung gewagt werden durfte (Kap. ·19, «-·)—ll). Auch mußte Gott verhüten, daß das Wasser nicht irgend- wo durch die Eingangsthiir in den Kasten eindrange; denn Menschenhände hätten diese doch nicht fest genug verschließen können, da der Kasten hernach 15 Ellen tief unter Wasser ging (V. 20), und zwar über 1·10 Tage lang (V. 24). — O Jesu, treuster Heiland mein, ich geh in mein Schlafkämmerleinz ich will mcchlegen in die Ruh: schleuß du die Thür selbst nach mir zu. II. u. 17—24. u» maiekischec weis» wird die matt; näher beschrieben, wie die Wasser immer höher und höher steigen, bis sie zuletzt 15 Ellen iilier allen hohen Pergen der Erde stehen; sie tragen einerseits die Arihe so hoitj iiber die Berge hinweg, das; sie nirgends fest- sitzeii kann, und tilgen andererseits alle aus dem troitienen Lande lebenden wesen von der Erde. 17. Da [als derspHErr hinter Noah zuge- fchlossenJ kam die Sundfluth vierzig Tage auf Erden; nnd die Wasser wuchsen, u»n habenden Kasten auf, und trugen ihn empor uber der Erde. Gleich in den ersten Tagen wird der Archenkasten flott gemacht, ohne daß er jedoch bei seiner Schwer- fälligkeit schon schwimmend sich fortbewegt. 18. Also nahm das Gewasser überhand, und wuchs sehr auf Erden, daß der Kasten auf dem Gewasser fuhr. Die Wasser wachsen weiter, nun schwimmt auch der Kasten und bewegt sich langsam nach Norden. » 19. Und das Gewasser nahm [noch mehr] uber- hand, und wuchs so sehr auf Erden, daß alle hohe Berge unter dem ganzen Himmel bedeilet wurden. Bisher hat Noah von dem schwimmenden Kasten aus noch der Berge Spitzen aus dem Wasser hervorragen sehen, aber jetzt tauchen auch diese vor seinen Augen unter. so. Fzinfzehn Ellen hoih ging [zuletzt] das Gewasser uber die Berge, die bedeckt wurden. s Dies konnte Noah daraus ermessen, daß so tief der Kasten unter Wasser ging und doch nirgend ausstieß. Oder aber es ist ihm durch die göttliche Offenbarung kund geworden. Sollten gleich die Spitzen der höchsten Berge der Erde, wie z. B. des Himalaja und der Cor- dilleren, nicht mit überfluthet worden sein, so thut dies der allgemeinen Ueberfluthung der Erdoberfläche, sowie der völligen Vernichtung aller lebendigen Wesen gleichs wohl keinen Eintrag: eine Fluth von solcher Höhe, wie fie oben beschrieben worden, mußte nothwendig von eineni Ende des Erdballs bis zum andern sich ausbreiten, und auf die mit ewigem Schnee und Eise bedeckten Berggipfel konnten ohnedies weder Menschen noch Thiere sich retten. 21. Da Fing alles Fleisch unter, das auf Erden kreucht, an ·ogeln, an Vieh, an Thieren, und an allem, das sich reget auf Erden, und an allen Menschen. Unter den Schrecken und Aengsten jener Tage mag noch Mancher in sich geschlagen und zu Gott um Gnade und Erbarmen geschrieen haben. Ueber deren Rettung vom ewigen Verderben s; 1- Petri Z» 19 f.; 4, G. » 22. Alles, was einen lebendigen Odem hatte im Trocknen, das starb. Welche Einfalt und Umständlichkeit in der Darstellung, und doch zugleich welche Enhaltsamkeit von jeglicher Empfindung und menschlichen Zusätzem die bei dem schrecklichen Ereigniß der Phantasie so nahe liegen! Dem göttlichen Gerichte wagt die Demuth nicht drein zu reden, noch der gewaltig zerstörenden Gerechtigkeit die vorüber- gehende menschliche Empfindung beizumischen. So ver- eint sich in der Darstellung des Ereignisses Ehrfurcht vor dem Richter mit herablassender kindlicher Einfalt: es ist, als ob ein frommer Vater die Geschichte seinen Kindern erzählte. (Krummacher.) Uebrigens ist das ge- waltige Ereigniß tief in das Gedächtnis; der Völker ein- gegraben; die Erinnerung daran findet sich auf der ganzen Erde vor, oft in der auffallendsten Ueberein- stimmung mit dem biblischen Bericht Gleichwie aber dieser an der übereinstimmenden Sage aller Völker von einer allgemeinen Fluth einen Beweis seiner Geschicht- lichkeit hat, so haben wiederum jene Sagen an dem biblischen Bericht ihr Correctiv (ihre Berichtigung). 23. Also ward swie Gott sich’s vorgenommen] vertilget alles,» was aus dem Erdboden war, vom Menschen an bis »auf »das Vieh, und auf das Ge- warm, und auf die Vogel unter dem Himmel, das ward alles von der Erde vertilget. Allein Noah blieb uber, und was mit ihm in dem Kasten sdem Vorbild der aus der Welt und ihrem Verderben errettenden Kirche I. Petri Z, 20 f.] war. Manche von den vorsiindfluthlichen Geschöpfen sind seitdem ganz von der Erde verschwunden; diese selber aber ist nunmehr mit einer Erdschicht bedeckt, die sich nur durch den Niederschlag einer allgemeinen und ge- waltigen Fluth gebildet haben kann und daher Dilu- vialland heißt. » 24. Und das Gewasser stund auf Erden hun- dert und funfzig Tage. Während der ersten 40 Tage geschah der Einbruch und das allmälige Steigen der Fluthz in den nächsten 110 Tagen wurde zwar nach und nach eine Abnahme der Gewässer bewirkt, doch standen diese immer noch so hoch, daß erst nach Verlauf des ganzen Zeitraums die Arche, wie der folg. Abschnitt (Kap. S, 1—4) erzählt, wieder landete. Ende der Stindsluth " 23 Das 8. Kapitel. Die zündilnth nimmt ein Ende. I« U.1—14. Ebenso nialerisiix wie vorhin das allmiilige Steigen der Zaum, wird nunmehr die» allmälige Ih- nahme derselben bis zur gänzlichen Jlitrostinung des Erdboden-i besitjriebenx xloahg Hagel-um, der alle; ge- nau beobachtet hatjliegtaufgeschlagen vor uns. 1. Da [nach Ablauf der 40 Tage, während welcher die Gewässer immer höher stiegen Katz. 7, 17 f.] gedachte Gott [der bis daher scheinbar nur mit der Welt und ihrer Vertilgung es zu thun hatte, um die Arche und ihre Bewohner aber sich nicht weiter kümmerteJ an Noah, und alle Thiere, und an alles Vieh, das mit ihm in dem Kasten wat swandte sich jetzt ihm und dem Kasten mit seiner Fürsorge zu], und ließ Wind auf Erden kommen [daß der das Gewölk wieder zertheile, die Wasserfluthen zurückdränge und eine Ver- dunstung des Wassers bewirke], und die Wasser [indem sie theils in ihre unterirdischen Behälter zurückwichem theils in Dünste sich auflösten] fielen; Z. Und die Brunnen der Tiefe snachdem sie das Uebermaß des Wassers in sich zurückgenommen] wurden [nun wieder] verstopfeh sammt den Fenstern [Schutzgattern] des Himmels [die gleichsam wieder zugemacht wurden], und dem Regen vom Himmel ward gewehretz Z. Und das Gewässer verlief sich von der Erde immer hin [trat nach und nach in die natürlichen Ufer der Meere, Seen und Flüsse zurück], und nahm ab, nach hundert und fünfzig Tagen [da wurde die Abnahme auch merklich]. a. Am siebenzehnten Tag des siebenten Monden [d. i. am e. April] ließ sich [nämlich] der Kasten [der bisher tief unter Wasser gegangen war] nieder auf das Gebirge Ararat [in Armenien, gegen 16,000 Fuß hoch]. Der Arar at (s. Karte IV) liegt fast in der Mitte nicht nur des großen afrikanischmsiatischen Wüstenzuges (wahrscheinlich eines alten Meerbodens), sondern auch des jenem gleich laufenden Zuges der Binnenwasser von Gibraltar bis zum Baikalsee; zugleich befindet er sich in der Mitte der längsten Verbreitungslinie der kau- kasischen Rate, sowie des indmgermanischen Sprach- und Mythenstammes ; endlich war er Mittelpunkt der größten Landlinie der alten Welt zwischen dem Cap der guten Hoffnung und der Behringsstraße Jch mache keine Fol- erungenz möchte aber das Gesagte hinreichen, den ernsten eser ahnen zu lassen, daß kein Zufall, sondern die Weisheit, welche den Gerechten auf dem Wasser regierte, aus wohlbedachtem Rath diesen zweiten Stammvater der Menschheit mit seiner Arche auf dem Berge Ararat landen ließ. (v. Räumen) Von hier als einer natürlichen Warte aus beobachtete dann Noah die weitere Abnahme der Gewässer. » Z. Es verlief aber das Gewasser fortan und nahm ab bis auf den zehnten Mond. Am ersten Tag des zehnten Mond [19. Juni] sahen der sniedriger gelegenen] Berge Spißen hervor. S. Nach vierzig Tagen [es. Juli] that Noah das Fenster auf an dem Kasten, das er gemacht hatte [diejenige Abtheilung der an dem Kasten angebrachten Licht- und Luftöffnung, die zu seinem. Wohnzimmer gehörte s. Kap. S, 16 Anm.], 7. Und ließ einen Raben ausstiegen; der flog immer hin und wieder her sfand draußen an dem im Wasser schwimmenden Aas so reichliche Nahrung, daß er nicht wieder in den Kasten kam; doch konnte er nirgends festen Fuß fassen, daher er immer wieder auf das Dach der Arche zurückflog, und das trieb er so], bis das Gewcisser vertrocknete auf Erden [es ergab sich also für Noah noch kein bestimmtes Resultat] s. Darnach ssieben Tage später] ließ»er eine Taube von sich ausstiegen, auf daß er erfuhre, ob das Gewasser efallen ware auf Erden. Die Taube iehet schmutzige und schlammige Oerter (vgl. V. 5 des Liedes: O du allersüßte Freude - »fleuchst hingegen Schand und Sünden, wie die Taube Stank und Mist«); kam sie also nicht wieder, so war das ein Zeichen, daß es bereits trockene Stellen gebe. » 9. Da aber die Taube nicht fand, da ihr Fuß ruhen konnte, kam sie wieder zu ihm in den Kasten; denn das Gewasser war noch auf dem ganzen Erd- boden. Da that er die Hand heraus, und nahm sie zu sich in den Kasten. 10. Da harrete er noch andere sieben Tage, und ließ abermal eine Taube fliegen aus dem Kasten. 11. Die kam zu ihm um Vesperzeit snachdem sie den Tag über auf Bäumen, die vom Wasser wieder frei geworden, draußen zugebracht hatte], und siehe, ein Oelblatt hatte sie abgebrochen, und trng’s iujhrem Munde» Da vernahm Noah, daß das Gewafser gefallen ware auf Erden. Der Oelbaum wächst gern in Gründen und an tief liegenden Stellen, dazu ist er selber nur ein niedriger Baum; die Wasser mußten demnach schon bedeutend e- fallen sein. Derselbe kommt aber auch unter dem Wasser fort (2. Muse 27, 21 Anm.), und daraus erklärt es sich, daß die Taube gerade von diesem Baume ein frisches Blatt mitbrachte, während alle andern Bäume, nachdem sie 9 Monat unter Wasser gestanden, längst verdorben waren. »Doch sollen wir nicht dafür achten, daß sie es aus ihrem Witz» oder Geschicklichkeit gethan, sondern daß es Gott also angerichtet und bestellt hat, nachdem er immer klärlicher dem Noah hat wollen anzeigem daß er an ihn gedächte und sein nicht gar vergessen hätte; denn des Oelbaums Frucht ist nicht der Tauben Speise« Seit dieser Geschichte gilt forthin der Oelzweig als ein Bild des, Friedens. · » · 12. Aber er hatrete sweil die Erde gleichwohl noch lange nicht vom Wasser völlig entleert war, wie aus dem Wiederkehren der Taube herDorgingJ noch andere sieben Tage, und ließ szum s. Mal] eine Taube ausstiegen, die kam nicht wieder zu ihm [sie mußte also irgendwo Obdach gefunden haben]. Indessen harrete Noah auch jetzt noch etwa 5 Wochen in Geduld aus, bis der Erdboden soweit abgetrocknet sein möchte, daß nirgend mehr Wasser darauf stünde. 13. Jiu sechshundertsten und einem Jahr des Alters Noah, am ersten Tage des» ersten Monden sen. Seht] vertrocknete das Gewasser auf Erden 24 I. Mose 8, 14—22. I, 1-—-13. [war die Erde ganz frei von Wasser]. Da san diesem Tage nämlich] that Noah das Dach von dem Kasten, und sahe, daß der Erdboden trocken war. Noch immer bedurfte es jedoch reichlich 8 Wochen, bis auch der zurückgebliebene Schlamm ausgetrocknet und die Erde wieder bewohnbar wäre. 14. Also [nach Verlauf dieser Zeit] ward die Erde ganz trocken, am sieben nnd zwanzigsten Tage des andern Monden [17. Nov. 1657 n. Ersch d. W» 1 Jahr 10 Tage seit Beginn der Fluth], IV» II. 15 bis Kost. 9, 17. Jetzt, ivo xloah lange genug in seinem Kasten geharret hat, empfängt er Befehl von Gott, denselben wieder zu verlassen. Ei« thut es, bringt dem Fjvkrrn ein Opfer, und dieser segnet die Erde und dao Yllensihengesttjleiijt von hleuem und richtet mit allem Lebendigen seinen Bund aus, das; hinfort lieine Siindsluth mehr leoinmen soll, die die Erde verderbe. 15. Da redete Gott mit Noah sder nun 1 Jahr und 10 Tage im Kasten gewesen war, aber doch denselben nicht eher wieder verlassen wollte, als bis er einen ausdrücklichen Befehl dazu empfangen würde-J, und sprach: 16. Gehe aus dem Kasten, du und dein Weib, deine Söhne, und deiner Söhne Weiber mit dir. 17. Allerlei Thier, das bei dir ist, von aller- lei Fleisch, an Vögeln, an Vieh, und an allerlei Gewürm, das auf Erden kreucht, das gehe heraus mit dir; nnd reget ench auf Erden, und seid srucht- bar und mehret ench auf Erden [Kap. 1, ge. Eis; o, 1. 7]. 18. Also ging Noah heraus mit seinen Söhnen, nnd mitseinem Weibe, nnd mit seiner SöhneWeibernz 19. Dazu allerlei Thiere, allerlei Gewürm, allerlei Vögel, und alles, was ans Erden kreucht, das ging aus dem Kasten, [und fand sich] ein jegliches zu seinesgleichen. Ohne Zweifel stieg er auch bald mit seinem kleinen Heer von dem Ararat herunter: die Erde war sehr ver- ändert. Neue Berge waren vorhanden, und neue Thälen neue Meere und Seen und Ströme, oder wenigstens ein veränderter Lauf der vorigen Ströme. Wenn er oder seine Nachkommen die Gegend aufsuchten, wo das Paradies gestanden, fanden sie es nimmer, und die vier Flüsse, welche es geivässert und aus Einem großen Strom aus eflofsen waren (Kap. Z, 10—l4), hatten vier ver- Eggeoseize Quellen und einen veränderten Lauf bekommen. 20. Noah aber [um sowohl dem HErrn zu danken für seine und der Seinigen Rettung, als auch Gottes Gnade und Gemeinschaft aufs Neue auf die von ihm verfluchte Erde berabzuziehen] bauete [noch bevor er den Ararat verließ] dem HERRn einen Altar, und nahm von allerlei reinem Vieh, und von allerlei reinem Gevögel [davon je 7 und 7 bei ihm in dem Kasten gewesen waren, das überzählige siebente Thier], und opferte-Brand- opfer auf dem Altar skließ die Opferthiere ganz von dem auf dem Altar angezündeten Feuer ver- brennen, um sie so ganz und ohne Vorbehalt dem HErrn zu weihen]. Zum ersten Mal in der heil. Geschichte wird hier ein Altar erwähnt. Das Erste und Nächste nun, was bei einem Altar in die Augen fällt, ist, daß er eine Er- höhung von der Erde nach dem Himmel hin, eine Er· hebung der Erde über ihr gewöhnliches Niveau (wage- rechte Fläche) darstellt. Seitdem der HErr nicht mehr, wie vor dem SiindenfalL in stetigem Verkehr mit dem Menschen auf der Erde wandelt, seitdem vielmehr mit der Ueberfluthung der ganzen Erde das Paradies gänz- lich verschwunden ist und Himmel und Erde gegensätzlich von einander getrennt sind, seitdem richtet sich der Blick des Betenden und Opfernden nicht mehr nach der Ost- seite des Paradieses, sondern gen Himmel; seitdem ist auch die flache Erde nicht mehr dazu geeignet, daß der Mensch unmittelbar von ihr aus Gott seine Gaben darbringe, sie muß zuvor aus dem Fluche, der sie nieder- hält, erhoben, sie muß zum Altar erhöhet werden. 21. Und· der HERR roch den lieblichen Geruch [der gen Himmel aufsteigende Geruch war um der Herzensgesiniiung willen, die sich in dem Opfer aussprach·, ihm lieblich], und sprach in seinem Herzen sfaßte bei sich den Beschluß]: Ich will hinfottnicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willenz denn das Dichten [1. Chr. 29, 9 Auen] des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf [ich müßte also eine Sündfluth über die andere komme« k0ssen]. Und ich will hinfort nicht mehr schlagen alles, was da lebet, wie ich gethan habet. 22. So lange die Erde stehet, soll [da- her] nicht [wieder, wie es während dieses Sünd- fluthxahres der Fall war] aufhören Samen und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag Und Nacht« [sondern ein regel- mäßiger Wechsel der Fruchtbarkeit und Tempe- MTUN der Jahres- und Tageszeiten stattfinden] V) Dies Mal hat es Gott gethan, um der Welt ein Exempel zu geben von dem Feuereifer, der die Wider- wartigen verzehren kann (Hebr. 10, 27), und ihr ein drohendes Vorbild seines letzten Gerichts unter die Augen zustellen (2. Petri Z, 5—7); aber von nun an will er die menschliche Sündhaftigkeit als etwas, das nun einmal da ist und durch bloße äußere Strafgerichte sich nicht beseitigen läßt, bei seiner Weltregierung in Anschlag bringen und die Sünde unter göttliche Ge uld stehen, bis die Erlösung und mit ihr dasjenige Heil- mittel kommtsdas den Schaden von innen heraus heilt (s·ftom. Z, 25). — H) Die göttliche Barmherzigkeit, die den Sünder so lange als- einen Unglücklichen be- trachtet und bemitleidet, als noch eine Möglichkeit des Heils für· ihn vorhanden ist, und die göttliche Lang- inuth- die den Sünder trägt und schont, so lange noch eine« Umkehr möglich ist, halten das zweite und letzte Gericht der göttlichen Heiligkeit, die die Stindhaftig- keit nur sals Schuld ansehen und behandeln kann, so lange auf, bis die göttliche Gnade alles ausgerichtet haben wird, was sie zur Erlösung des ständigen Men- schengeschlechts zuvor bedacht hat. Wurm) Das 9. Kapitel. Gott bestätiget seinen Rund durih den Gegenst-gen. 1. Und Gott [indem er nach so gefaßtem Rath- schluß dem wie einen Brand aus dem Feuer ge- retteten Häuflein die Erde von Neuem übergab] segnete Noah nnd seine Söhne kfast mit den nam- Gottes Bund mit Noah, bestätigt durch den Regenbogen 25 lichen Worten, mit welchen er vormals die ersten Menschen gesegnetKap. I, 28 ff.], und sptacht Seid fruchtbar und mehret euch, und ersüllet die Erde. 2. [Und wenngleich nicht mehr in der ur- sprünglich so harmlosen Weise, wie die ersten Menschen, da eure Stellung zur irdifchen Kreatur inzwischen sich wesentlich geändert hat, sollt ihr den- noch wieder Herren sein über die ganze Schöpfung]. Eure Furcht und Schreclen sSchrecken und Furcht vor euch] sei [darum] über alle Thiere auf Erden, über alle Vögel unter dem Himmel, und über alles, was auf dem Erdboden lreuchtz und alle Fische im Meer seien in eure Hände geben. 3. Alles, was sich reget und lebet, das sei eure Speise; wie das grüne Kraut sdas ich den ersten Menschen zu ihrer Nahrung anwies] hab ich’s euch alles [zu gleichem Zweck] gegeben sdamit ihr, die ihr ein viel schwächeres Geschlecht seid als eure Väter, dafür eine desto kräftigere Nahrung habet]. 4. Alleine esset das Fleisch nicht, das noch lebet in feinem Blut [kein Thier, das in seinem Blut erstickt oder nicht ordentlich geschlachtet ist, aber auch das Blut selber nicht Z. Mose Z, 17; Apostelg Its, 20]. Z. Denn [obwohl ich alles, was sich reget und lebet, euch zur Speise gegeben, sollt ihr den- noch die Achtung vor dem Leben auch eines Thieres bewahren und es ansehen für etwas, das eigentlich nicht zu eurer Verfügung steht und eben in dem Blute ist das Leben S. Mose 17, 11. 14.’«·, wes- halb es auch mit ihm eine eigene Bewandtniß hat; umgekehrt aber soll auch euer Blut in meinem besondern Schutze stehen :] ich will auch eures Leibes Blut rächen, und will’s [wie mit dem Gebot in L. Mose Si, 28 f. geschiehetj an allenThieren rcichentfz und will des Menschen Leben rachen an einem seglichen Menschen, [ja an diesem um so nachdrücklicher rächeUJ als der [den er getödtet hat, nicht blos sein Mitgeschöpf, sondern] sein Bruder ist svor dessen Leben er eine um so größere Achtung hätte haben sollen]. · (5. sJch setze darum als meine Ordnung sest:] Wer Menschenblut vergeußt, deß Vlutsoll auch durch Menschen vergossen werden; denn Gott hat den Menschen [ursprünglich] zu seinem Bilde gemacht-«« sund ist daher ein solches sich Vergreifen an eines Menschen Blut ein sich Vergreifen an der göttlichen Majestät, die an des Menschen Seele haftet]. «) Die das Fleisch belebende Seele hat in dem Blute ihren Sitz, sie wird von demselben getragen und durch dasselbe mit dem ganzen Leibesorganismus in Verbindung gesetzt, daß sie ihn beleben und durchwalten kann; darum muß wenigstens das Blut als das, woran das seelische Leben haftet, dem menschlichen Gebrauch entzogen bleiben, —- es gehöret Gott und kann wohl dazu dienen, daß es an den Altar komme und dort die Sühnung der Seele bewirkte, kommt es aber nicht dahin, so muß es der Erde zurückerstattet werden, durch die es gegeben (5. M. 12, 16 u. 24), zum Genuß ist es nicht oerstattet. Vgl. das· zu Z. M. 17, «14 Bemerkta —— Pl) Hiernach dürfen wir also Thiere, die unserm Leben gefährlich oder sonst uns schädlich sind, tödten oder gänzlich ausrotten. IN) Wenn der Mord als eine Verletzung des Bildes Gottes im Menschen mit dem Tode bestraft werden soll, so· kann selbstverständlich die Vollziehung der Strafe nicht der Willkür des Einzelnen anheimgegeben sein, sondern nur denen zustehen, die Gottes Recht und Ma- sestat auf Erden repräsentirem d. i. den gottgesetzten Obktgkettsn lPs 82, 6)- Uebrigens enthält dieses Gebot zugleich die Grundlage für alle bürgerliche und staatliche Rechtsordnung; und diese Grundlegung des Rechts und der Rechtsverwaltung bildet die nothwendige Ergänzung zu dem, dem Menschengeschlechte für seine weitere Ent- wickelung zugesagten unabänderlichen Fortbestande der Naturordnung Wenn Gott mit Rücksicht aus die angeborne Sündhaftigkeit des Menschen fortan kein Vertilgungs- gericht mehr über die ganze irdische Schöpfung verhängen wollte, so mußte er durch Gebote und Rechte dem Ueber- handnehmen des Bösen einen Damm setzen und dadurch den Grund legen zu einer gottgeordneten bürgerlichen und staatlichen Entwickelung der Menschheit, entsprechend dem Segensworte, welches als Zweck und Ziel der Grundlegung des neuen Geschichtsansanges in V. 7 wiederholt wird. (Keil.) 7. sNun denn, da ihr aus meinen eben ge- hörten Worten ersehet, daß ich ein Liebhaber des- Lebens bin, so thut getrost, wie ich euch gesagt habe:] Seid fruchtbar und mehret euch, und reget euch auf Erden, daß euer viel drauf werden. 8. Und Gott sagte zu Noah nnd seinen Söhnen mit ihm [indem er ausdrücklich um seinen Be- schluß Kap. 8, 21 f..sie wollte wissen lassen, und zugleich durch ein feierliches Versprechen gegen sie sich fest an denselben binden, um ihnen so rechte Zuversicht zu seiner wiederkehrenden Gnade zu erwecken]: 9. Siehe, ich richte mit euch einen Bund [Jer. 31, 34 Anna] auf, und mit eurem Samen nach euch, 10. Und mit allem lebendigen Thier bei euch, an Vögeln, an Vieh, und an allen Thieren auf Erden bei euch, von allem, das ans dem Kasten gegangen ist, was für Thiere es sind aus Erden. 11. Und richte meinen Vund also mit euch auf, daß hinfort nicht mehr alles Fleisch verderbet soll werden mit dem Wasser der Sündsiuth, und soll hinfort keine Sündfluth mehr kommen, die die Erde verderbe. 12. Und Gott sprach: Das ist das Zeichen [das sichtbare Unterpfand] des- Bunds, den ich gemacht habe zwischen mir und euch, nnd allem lebendigen Thier bei euch, hinfort ewiglich sfür alle Zeiten bis an’s Ende der Welt] 13. Meinen Bogen [den siebenfarbigen Regen- bogen] hab ich gesetzt in die Wolken lsetze ich von heute an als eine neue, noch nie dagewesene Er- scheinung in die Wolken], der soll das Zeichen fein des Bandes zwischen mir und der Erde. Entstanden aus der Wirkung der Sonne auf das dunkle Gewölk, versinnbildet der Regenbogen die Willig- keit des Himmlischem das Jrdische zu durchwirkenz aus- ·26 1. Mose g, 14——29. gespannt zwischen Himmel und Erde verkündigt er Frie- den zwifchen Gott und den Menschen, den Gesichtskreis tiberspannend die allumfassende Allgemeinheit des Gna- denbundes (Delitzsch.) Hieraus, daß der Regenbogen damals zum ersten Mal am Gewölbe und Gewölke des Himmels erschien, läßt sich folgern, nicht daß es vor der Sündfluth nicht geregnet habe, was mit Kap- 2, 5 kaum vereinbar sein dürfte, wohl aber daß die Atmosphäre vor der Fluth anders beschaffen war als nach derselben; womit die naturhistorischen Thatfachen harmoniren, welche auf eine Verschiedenheit des Klimas der Erdoberfläche vor und nach der Fluth hindeuten. Die Entstehung des Regenbogens, dieses ,,sarbigen Glanzes der hervor- brechenden Sonne auf der abziehenden Wolkennacht«, aus einer naturgesetzlichen Wechselwirkung von Luft und Wasser und Licht kann nichts gegen seinen hier berichteten Ursprung und Zweck beweisen. Denn die Naturgesetze sind ja auch von Gott gesetzt und haben ihren letzten Grund und Zweck in dem, Natur und Gnade einheitlich zusammenfasfendengöttlichen Weltplan (Keil.) 14. Und sbei diesem Zeichen sollen nun eure und meine Augen, eure und meine Gedanken als in einem gemeinsamen Sammelpunkte sich zu- sammenfigidenzs wenn essnämlxchj kommt, daß ich Wolken uber »die Erde fahre, so soll man meinen Bogen sehen m den Wolken [und dabei an meine Bundesverheißung gedenken und sich derselben ge- trösten] 15. Alsdann will [aber auch] ich lmeinestheils den Bogen ansehen als mein Unterpfand der ge- gebenen Zusage und] gedenken an meinen Bund zwischen mir und euch, »und allemlebendigen Thier m allerlei Fleisch, daß nichtmehr hinfort eine Sand- sluth komme, die alles Fleisch verderbe. 16. Datum lfiir diesen Zweck also] soll mein Bogen in »den Wollen sein, daß sgleichwie ihr ihn sehet, auch] ich ihn ansehe, und sgleichwie ihr da- bei an meinen Bund gedenket, auch ich] gedenke an den ewigen Bund zwischen Gott [der nicht ein Mensch ist, daß er läge, noch ein Menschenkind, daß ihn etwas gereue 4. Muse W, 19] nnd allem lebendigen Thier in allem Fleisch, daß auf Erden ist«( 17. Dasselbe sagte Gott auch szum dritten Male] zu Noah: Dies sei das Zeichen des Bunds, denich aufgerichtet habe zwischen mir und allein Fleisch auf Erdentk ") Es ist dies ein herrlicher, lebensvoller Ausdruck der großen Wahrheit, daß Gottes Bundeszeichem in die er seine Verheißung gelegt hat, wirkliche Träger seiner Gnade sind, daß sie nicht blos vor den Menschen, sondern auch vor Jhin Kraft und wesenvolle Bedeutung haben. Es bedarf zwar ftir den unveränderlichen keiner er- neuerten Erinnerungen; dennoch aber sind seine Bundes- zeichen wahre, wesentliche Ossenbarungen seiner Gnade, nicht zufällige, willklirliche Sinnbilder, welche blos durch die Menschen etwas würden. (v. Gerlach.) — IN) Gott zeigt hier auf so mancherlei Weise seine Gutwilligkeit an und schüttet seine Barmherzigkeit mit sonderlicher Freude aus, wie eine Mutter, die deni erzürnten Kinde so viel gute Worte giebt und lieblich mit ihm scherzet, bis es endlich des Weinens vergessen und ihr wieder zulachen muß. (Luther.) V· U. 18—29. Buiii Jbsitiluh der Geschichte Urah- ivird aus der späteren Zeit seines Leben» nach eine Begebenheit iiiitgetheilh in der die Grundriititung seiner Söhne, wie sie dann weiter in den nur ihnen hervor- gehenden Geskhlectitern sich entfalten, osseu zu Gage tritt. tin prophetisclser Erleuchtung spriiht dabei der greise Unter« Segen und Fluch über die Söhne, je nach ihrem Verhalten bei dem Vorfall, und die naihsolgende Yiilliergesciiichte bis auf diese unsre Zeit hat wirklich— beides, Segen und Fluch, kur Erfüllung gebracht. 18. Die Söhne Noah, die ans dem Kasten gingen, sind diese: Sem, Ham, Japheth Ham aber ist der Vater Canaan sder in der späteren Geschichte des Reiches Gottes von besonderer Wichtigkeit geworden]. · 19·. Das sind die drei Söhne Noah, von denen ist [wie Knie. 10 näher darlegen wird, nach der SündfIUthJ alles Land besetzt. Mit der Wiederholung des bereits in Kap. 8, 18; 7, 13 Gesagten baut die Erzählung sich die Brücke, auf der sie uns aus der Stindfluthsgeschichte in die neue Zeit hinüberftihrt » 20. Noah aber fing snach der Sündfluth sein Leben gleichsam von vorn] an, Und ward Wieder, was er um der Sündfluth willen hatte aufhören müssen zu sein] ein Acketmann, und pflanzte sjetzt neben Getreide und andern Früchten auch] Wein- berge. Hierzu war die Gegend, in der er sich niederließ, vor- tresslich geeignet; noch heute wächst ja in Armenien sehr guter Wein, selbst in einer Höhe von 4000 Fuß über dem MeeresspiegeL Jn dieser Lebensweise blieb Noah die 350 Jahre, die er noch auf Erden leben durfte. unterdessen wurden seinen Söhnen Kinder geboren, dem Japhet 7, dem Sem Z, und dem Ham 4 Söhne, von denen der jüngste Canaan hieß. Auch diese Kinder wurden groß; welche verschiedene Gesinnung aber in der Familie des Sem und Japhet auf der einen, und in der des Ham auf der andern Seite immer mehr zur Herrfchast kam, das zeigte sich deutlich bei folgendem Vorfall, der uns etwa in die letzte Zeit des ersten Jahrh. nach der Sltndfluth versetzt. Noah mochte lange nur die Trauben des von ihm gepflegten Weinstocks mit den Seinen genossen haben (Kap. 40, 11 Anm.), bis er zuletzt darauf verfiel, die Trauben auch auszupressen und den abgegohrenen Most als Getränk zu verwenden. 21. Und da er [noch unbekannt mit der be- rauschenden Kraft des neuen Getränks und bei seinem vorgerückten Alter der Gefahr der Be- rauschung desto leichter ausgesetzt, eines Tages] des Weins trank, ward er trunken, ssank in Folge dessen um] und lag in der Hütte aufgedeclt Der den Wassern der großen Fluth Stand gehalten, erliegt dem Wein! Die Schrift verschweigt und deman- telt das nicht; sie erzählt die Sünden auch der aller- größten Heiligen, uns zum Troste, aber auch zur War- nung. (Delitzsch.) » 22. Da nun Ham, Canaans Vater [vermuth- lich von diesem seinem jüngsten Sohne, der den Großvater zuerst in dem trunkenen, noch nie ge- sehenen Zustande erblickt hatte, herbeigerufen], sahe seines Vaters Scham saufgedeckten Leib], sagte er’s seinen beiden Brudern draußen. »Ihr Brüder, kommt und sehet, was unserm alten Herrn widerfahren ist! Er hat sich immer als Gottes Freund und Priester geberdet und bei feinen Söhnen Noah’s Fluch über Hain und Segen über Sem und Japheth, feine Söhne. 27 und Enkeln so scharf auf Zucht und Ehrbarkeit gedrun- gen; aber was für ein Priester Gottes und Zuchtmeister seiner Kinder ist mir das! Jst seiner Sinne nicht mehr mächtig, und liegt bloß und aufgedeckt in seiner Hütte.« Das sagte er aber nicht, weil es ihm sonderlich um Zucht und Ehrbarkeit zu thun gewesen wäre, sonst hätte er gethan, was hernach die Brüder an dem Vater thun; sondern er war (worauf auch sein Name ,,Hitze« hin- deutet) im Gegentheil ein Mensch- der gar sehr zu un- züchtigem und ltiderlicheni Wesen neigte, darüber manch: mal von dem Vater gestraft worden war und sich nun freute, daß er auch einmal etwas auf denselben bringen konnte. ,,Jn derSünde Hanrs liegt der Schandfleck des ganzen künftigen hamitischen Geschlechts, dessen Hauptcharakter die geschlechtliche Sünde ist.« 23. Da nahm Sem und Japheth ein Kleid [jener erkannte zuerst, was hier zu thun sei, doch blieb dieser hinter dem Bruder nicht zurück, son- dern schloß sich sofort ihm an, statt von Ham sich bethören zu lassenj, und »legszten es auf ihre beide Schultey iind gingen rucllings hinzu, und deckten ihres Vaters Scham zu; und ihr Angesicht war abgewandt, daß sie ihres Vaters Scham nicht sahen. Wer siehet hier nicht, daß in allen beiden ein folches Herz ist, das die väterliche Hoheit und Majestät mit aller Furcht und Reverenz ehret? (Luther.) 24. Als nun Noah erwachte von seinem Wein, [den über ihn ausgebreiteten Mantel erblickte] und [auf seine Nachfrage, vermuthlich bei Japheth, der auch, weil er bei dem ganzen Vorfall zwischen den beiden Brüdern in der Mitte gestanden hatte, den rückhaltlosesten Bericht erstatten konnte] er- fuhr, was ihm sein kleiner [jüngster] Sohn ge- than hatte; · » 25. Sprach et [voll prophetischen Geistes, so daß eigentlich nicht Er, sondern Gott der HErr selber durch ihn, den Ahnherrn der ganzen nach- sündfluthlichen Welt redeie]: Verflucht sei Canaan, und sei ein Knecht aller Knechte unter seinen Vrudern ,,Ham, mein Jüngster, hat so großes Leid mir an- gethan, darum soll auch an seinem Jüngsten, der schon so entschieden in den Fußtapfen des Vaters wandelt V. M, mein väterlicher Fluch auf besondere Weise sich erfüllen: mit allen seinen Nachkominen sei Canaan zur elendesten Knechtschaft und zur beständigen Unterwürfig- keit unter die beiden Andern, die sich nicht haben zu gleicher Sünde verführen lassen, verurtheilt-« Der Grund, warum Noah gerade den Canaan zum Träger des hamitischen Fluches macht, liegt aber auch außerdem in der Bedeutung des Namens. Canaan heißt näm- lich: der Unterwürsige ,,Ham gab seinem Sohne vom Gehorsam, den er verlangte und selbst nicht leistete, den Namen; der Sohn sollte des Vaters Knecht sein, der eben so herrisch nach unten, als störrig nach oben war. Der Vater, da er ihm den Namen beilegt, - dachte nur an die Unterwürfigkeit unter feine Befehle; Gottes ge- heime Vorsehung aber, die in allen solchen Dingen waltet, hatte eine andere Unterwürfigkeit im Auge. Name« est einer-c; der Name trägt eine Vorbedeutung der Zukunft in si «« 26. Und .[von Ham auf die beiden Andern seinen Prophetenblick wendend, und statt des Fluches nun Segen VerkündendJ sprach [Noah] weiter: [Sem hat zuerst in kindlicher Treue darauf Be- dacht genommen, wie er den Vater möchte dem Spott und der Schande entreißen: ihm sei auch des Vaters bester Segen!] Gelobet sei Gott, der HERR des Sem [d. i. Name — denn dieser ist zum Träger des Namens Gottes berufen]; nnd Canaan sei sein Knecht. »Gelobet sei der Gott, den Sems Geschlecht einst zum HErrn, zu seinem Buiides- und Volksgott haben wird; denn der ist der allein wahre Gott, während die» Götter, welche die Andern anrufen, nichts als Trtigerei sind.« Jn der Ausrottung der Canaaniter unter Josua und in der Besitzergreifung ihres Landes von Seiten Jsraels hat sich der Ausspruch, womit die letzten Worte aus dem Fluche über Canaam »unter seinen Brüdern«, nach Sems Seite hin specialisirt werden, geschichtlich erfüllt. 27. Gott breite Japheth swie sein Name »Aus- breitung« besagt] aus, und lasse ihn wohnen in den Hutten des Sem [fuhre einmal seine Nach- kommen ein in das Reich Gottes, das in Sems Lande und Volke, in Israel, wird angebahnt und aufgerichtet werden Joh. 10, 16]; und Canaan sei sein Knecht. »Er, mein Erstgeborner, hat sich nicht auf des gott- losen Hani, sondern auf feines frommen Bruders Seite geschlagen und diesem bei seinem Werke kindlicher Treue geholfen; darum erhalte ihm Gott auch das Recht seiner Erstgeburt (5. Mose 21, 17) und bedenke ihn zunächst mit dem irdischen Segen, daß er sein Geschlecht besonders zahlreich und mächtig auf Erden werden läßt; er helfe ihm aber dereinst auch zu dem geistlichen Segen, den Sem einstweilen vor ihm voraus hats« Die Erfüllung des ersten Segensworts zeigt sich darin, daß Japhet der Stammvater des größten Theils des menschlichen Ge- schlechts geworden, namentlich der nördlichen und westlichen, eeltischen, persischen, griechischen, germanischen Völker; aber auch die des andern ist handgreiflich Wir alle sind in Sein? Hütten wohnende Japhetitem und die Sprache des N. T. ist die in die Hütten Sems eingegangene Sprache Javans oder der Griechen (Kap. 10, 1); und durch das in dieser Sprache verkündigte Evangelium hat das von der römischen Weltmacht geknechtete Jsrael den römischen Erdkreis geistlich überwunden und in seine Hütten aufgenommen. Was den Schluß des Verses be- trifft, so hat sich in der Unterwerfung der Phönizier durch die Griechen, der Karthaginienser durch die Römer (1. Maca s, 18 Anm.), der E ypter und Marokkaner durch die Türken und in dem ißbrauch der Neger zu Sklaven in den amerikanischen Kolonien der Europäer, dieser, den vorigen Fluch auch nach Japhets Seite hin specialisirende Ausspruch geschichtlich erfüllt. · 28. Noah aber lebte nach der Sundfluth drei- hundert und funfzig Jahr kbis 2006 n. Ersch.d.W.], 2»9. Daß sein ganzes Alter ward neunhundert und funfzig Jahr [er ist der letzte, der ein so hohes Alter erreicht hat], und starb [zwei Jahre vor Abrahams Geburt, s. Kap. II, 26 Anm.]. Das 10. Kapitel. Epesctjlekht und Nachkommen der Zähne Staats. (Vergl. hierbei Karte l, 1ll u. IV.) I« U. 1—5. Ehe hernach Man. 11, 1——9) die non Uoahii Siihnen alistammenden Gesihtechter in Zxiilge der Intuiti- verwirrung über die ganze Erde zerstreut und miser dein erwiihlteii Geschlecht Zum. 11, 10 ff.) ihren eigenen 28 1. Mose 10, 1—22. Wegen von Gott überlassen werden (3ipostelg.14, 16), folgt kuvörderst eine dreifattje Geschletijtstaseh welche alle auth nolh so verschiedenen giiilleernerzweigungen auf Einen Stamm zurückführt und, nash ihrem Inhalt zu urtheilen, aus den Zeiten Ibrahanis stammt: zuniietjst die des Iapheh des Itammvaters der drttictj am entferntesien wohnenden, aber zu einer großen Zukunft Gan. 9, 27) ausersehenen Wälder. I. Dies ist das Gefchlecht der Kinder Noah: Sem, Ham, Japbetlx Und sie zeugeien Kinder nach der Simdflnih [und besetzten so alles Land]. 2. Die Kinder Japbetb sind diese: Gomer [der Stammvater der "mmerier oder Celten an den Küsten des schwarzen Meeres], Magog [Stv. der Scythen], Madai [Stv. der Meder L. Kön. M, 2 Anm.], Javan [Stv. der Jonier], Thuhal [Stv. der Tibarener im nachmaligen Pontus], Mesech [Stv. der Moscher auf den moschischen Gebirgen zwischen dem Ararat und Kaukasus Pf. 120, b] und Tbiras [Stv. der Thraziers 3. Aber die Kinder von Gomer [dem ersten von den oben genannten 7 Söhnen] sind diese: Askenas [Stv. der Germanen, wie die Juden meinen, oder der Askenier im nördlichen Phrygien], Riphath [Stv. der Riphäer zwischen dem Waldai- gebirge und den KarpathenJ und Thogarma [Stv. der Armenier, die sich noch jetzt Thorkamatsi nennen]. 4. Die Kinder von Javan [dem vierten unter jenen Söhnen] sind diese: Elisa [Stv. der Elisäer oder der Bewohner des Peloponnes], Tharsis [oder Tharsisa I. Chr. 1, 7., Stv. der Dorer in Hellas], Kiihim [Stv. der Citienser auf Cypern, sowie der Karer auf den Jnseln des ägäischen Meeres] nnd Dodanim [Stv. der Dardaner in Epirus]. Z. Von diesen [Nachkommen Japheth’s] sind ausgebreitet die Inseln der Heiden in ihren Ländern [die die Jnseln und Kiistenländer des mittelländ. Meeres bewohnenden heidnischen Völkerschaften, die sich dann weiter nach dem Innern Europas zogen], jegliche nach ihrer Sprache [der gemeinsame Sprachstamm derselben heißt der indo-germanische], Geschlechtern und Leuten. Es stammen also von Japhet ab, gleichwie die Jn- der, Weder, Armenier und die Völker vom kaspischen bis— zum asorvschen Meere, so auch die Griechen, Römer, Spanier, Gallier, Britannier und Germanem »Die Genauigkeit und Richtigkeit der in dieser allerältesten Ueberlieferung angegebenenVölkerverzrveigungen bestätigt sieh durch die neuesten Forschungen immer mehr. Dabei ist übrigens noch zu bemerken, daß unsre Völkertafel nur die ursprtinglichen Grundvölker angiebt, aus deren Mischung die historischen Völker hervorgegangen find. (Dittmar.) II. Its. 6——20. Hieran sthiießi sich die Geschlekijistafel des Zum, dessen zlashhommen äußerlich dem Bei-he Gottes näher geriitnt waren und vielfach mit demselben in Berührung kamen, ihm aber innerlich desto ferner standen und weder Ijossnungen wie Yapheth, nosh zier- heiszungen wie Sein hatten, vielmehr immer von Zidtliern aus beiden stammen untersucht und um ihre Selbst- stiindigleeit gebracht wurden Gan 9, 25). C. Die Kinder von Ham [die dem Namen ihres Ahnherrn gemäß durchgängig die heißesten Länder der Erde inne hatten] sind diese: Chus [der Stv. der Aethiopier], Mizraim [Stv. der Egypter], Pnt [Stv. der Bewohner von Mauri- tanien und Libyen] und Canaan [Stv. der Phönizier und Canaaniters 7. Aber die Kinder von Chus [dem ersten unter den 4 Söhnen] sind diese: Seha [Stv. der Bewohner von Meroä Jes 43, Z; 45, 14., einer Provinz Aethiopiens], Hevila [Stv. der Makro- bischen Aethiopen im heutigen Habessinien], Sabtha [Stv. der Astaborer am Astaboras in Aethiopien], Raema [oder Ragama I. Chr. I, 9., Stv. der Bewohner einer Hafenstadt Rhegma am vers. Meerbusen] und Sabtecha [Stv. der Bewohner von Zingis, der östlichsten Landspitze von Aethi- opien]. Aber die Kinder von [dem eben erwähnten] Raema sind diese: Scheba [Stv. der Sabäer im südL Arabien V. 28 u. Kap. 25, Z] und Dedan [Stv. der Dedauiten am südwestlichen Theil des persischen Meerbusenss Die beiden hier vorkommenden Namen III» (Scheba) und III: (Seba) sind nicht zu verwechseln; ftir ersteres hat Luther öfter ,,Reicharabien«, d. i. urahia Felix (das glückliche Arabien): l. Köm 10, 1; Jer. 6, W. 8. Cbus aber zeugete lhat zu seinen Nach- kommen außer den eben genannten Stammvätern auch eine in der ältesten Völkergeschichte noch be- sonders hervorragende Persönlichkeit] den Nimrod [dessen Name: »Laßt uns empörenl« schon auf seinen ganzen revolutionären Charakter hinweist]. Der [gleichsam ein Nachbild der vorsündfluthlichen Tyrannen Kasse. S, 4] fing an ein gewaltiger Herr zu sein auf Erden, 9. Und war ein gewaltiger Jäger kerwählte sich statt der bisherigen, mehr friedlichen Lebens- weise des Ackerbaues und der Viehzucht ein wüstes und wildes Jägerlebem welches dann immer mehr in eigentliche Menschenjagd und Tyrannei aus- artete] vor dem HERRU [d. i. im Trotz gegen den HErrn, der nach den unerforschlichen Rath- schliissen seiner Weisheit ihm seine »tollkühnen Unternehmungen gelingen ließ] Daher spricht man [noch jetzt von einem zu gewaltigen Unternehmungen geneigten Menschen, dem sein Vornehmen von statten gehtj: Das ist ein gewaltiger Jäger vor dem HERRm wie kweilandj Nimrod. Hernachmals wurde er sogar vergöttert; denn in dem Sternbild Orten, dem der Hund oder Sirius auf dem Fuße folgt, in dem Bacchus, d. i. Bar oder Sohn des Chus, und im Vaal, d. i. Herr, ist er nicht undeutlich wieder zu erkennen. 10. Und der Anfang seines [auf Empörung und Gewaltthat gegründeten] Reichs war Babel kenn· Euphrat], Grab, Akad und Cbalne [vgl. die Rucnen von Warka, Niffer und die Stadt Cre- Geschlecht und Nachkommen der Söhne Noah. 29 siphvv auf Karte 1V], im Lande Sinear [in der Landschaft Babhlonien am unteren Euphrat und Tigris]. 11. Von dem Land [Sinear] ist darnach kommen [vielleicht mit Gewalt ausgetrieben] der AssUrY [V. LL, der mit seiner Colonie am oberen Tigris sich ansiedelte], und bauele Ntnide [im engern Sinne, das heutige NebbisJünus mit Kojundschuc1k, s. den Plan zu L. Kön. 15, L0 Anm.], und RehobotlyJr [d. i· Weiten der Stadt, vermuthlich die östlich gelegenen Stadttheile, wo noch jetzt Ruinen sich finden] und Calah sdas jetzige Nimrod] » 12. Dazu Resen zwischen Ninive und Calah svtelleicht das jetzige selamjyeh]. Dies [der Bezirk dieser vier Städte, die hernach zu Einer großen Stadt vereinigt wurden] ist eine [die berühmte] große Stadt lNinive im weitern Sinne, die Haupt- stadt des späteren asfhrischen Reichs Jan. Z, 3]. «) Andere übersetzen: Von dem Land (V. 10) ist er (Nimrod) gen Assur (nach dem späteren Assyrien auf der Ostseite des oberen Tigris) kommen und bauete Ninive u. s. w» so daß nicht der erst in V. LL genannte Assur der Grtinder jener großen Weltstadt wäre, sondern ebenfalls der vorhin erwähnte Nimrod. g? lilst dies ohne Zweifel die richtigere Auffassung der c c« 13. Mizraim lder zweite unter den 4 Söhnen Hams] zeugete [durch seine Nachkommen die Völkekfchaftekt der] Lndim [Ludäer, ein mauri- tanisches Volk, nicht zu verwechseln mit den klein- asiat. Lhdiern V. LL], Anamim [Anamäer, Be- wohner des Nil-Deltas], Leabim [westlich von jenen], Napbtubim [Bew. des nördlichen Küsten- saumes von Eghpten], 14. Patbrusim [Bewohner der Landschaft Pa- thures in Ober-Eghpten, bei Theben] und Cas- luhim [Kolchier, Bewohner der südöstL Seite des schwarzen Meeres, welche egvph Ursprungs und von den übrigen Völkern jener Gegend wesentlich verschieden waren]. Von dannen [aus Kolchis] sind kommen [ausgezogen] die Pbilistim [d. i. An- kömmlinge, Auswanderer, und haben sich am südöstL Küstensaum des mittelländ. Meeres zwischen Gaza und Pelusium angesiedelt] und Caphthorim [die von den pontischen Kappadociern an der Südseite des schwarzen Meeres abstammenden Be- wohner der Insel Kreta, welche hernach ebenfalls, wenigstens zum Theil, an der Südostküste des Mittelmeeres sich festsetzten und dort mit den Philistim zu Einem Volke sich vereinigten Jos. 13, L Anm.]. 15. Canaan aber sHams jüngster Sohn] zeu- gete Man, seinen ersten Sohn sden Sie. der Sidonier oder Phönizier L. Sam. 5, 11 Anm.], nnd Heil) [Stv. der Hethiter bei Hebron und Bersaba], Its. Jebusi [Stv. der Jebusiter, die Iebus oder Jerusalem bis auf David inne hatten L. Sam. 5], Emori [Stv. der Amoriter, eines der größten canaanitischen Volksstämmq die auf dem Gebirge Juda und jenseit des Jordan ihre Wohn- fitze hatten], Girgosi [Stv. der Girgofiter 5. Mose l, 8 Anm.], 17. Hivi [Stv. der Heviter am Fuße des Libanon], Arki [Stv. der Arkiter], Sini [Stv. der Siniter, beide Völkerschaften ebenfalls am Libanon wohnhast], 18. Arbadi [Stv. der Aradier, auf der Jnsel Aradus an der Nordküste von Phöniziem s. Karte IVL Zemari [Stv. der Bewohner von Simhra, einem Bergschlosz auf dem Libanon], und Hamathi [Stv. der Bewohner von Hamath oder Epiphania in Shrien L. S. S, 6 Anm.]. Daher [von diesen nördl. Gegenden Palästinas aus] sind ausgebreitet die Geschlechter der Cananiteu 19. Und ihre Grenzen waren sder Länge nach von Nord nach Süd] von Zidou an, durch Gerar [Kap. So, 1 u. Jos IS, 3 Anm.] bis gen Gasa, [und von da der Breite nach von West nach Ost] bis man kommt gen Sodoma, Gomorra, Adam, Zeboim [Kap. 14, e; 19, 24], und bis gen Lasa lCallirrhoä an der Ostseite des todten Meeres] 20. Das sind die Kinder Ham in ihren Ge- schlechtem, Sprachen, Ländern und Leuten [und ist von ihnen vermuthlich auch Süd- und Mittel- Amerika bevölkert worden] III. n.21—32. znn sei-muß mag» die aesntehtstaskc des Sein, bei dessen Geschlecht die Erkenntnis; nnd Verehrung des wahren Gottes uerhiiltnißiniihtg am längsten sie) erhielt, bis aush ihnen sie verloren ging und zuletzt nur noch von einem einzigen, besonderen Zweige (Ztap.11, 10 ss.) bewahrt wurde. Zlarnach werden alle 3 Gesihlechtstaseln nolh einmal in Ein Ganzes kusammengefaskh damit die urspriingliche Einheit des gesammten mensktjliitjen Geschlechts resht fest stehe siir die Zeit, wo dasselbe in so viele Völker auseinander geht Grau. 11, 1 ss.), um erst nath Jahrhunderten (Iposielg. L, 5 ss.) und Jahrtausenden (Ossenb. 7, 9 is) wieder zusammengeskhlossen und unter Ein Zjaupt ver- faßt Zu werden. 21. Sem aber, Japheths, des Grdßeren [erst- geborenen Sohnes Noahs], Bruder [dem er aber m geistlicher Hinsicht zuviorkam Kasx S, Ls f.], zeugete auch Kinder, der »ein Vater ist [und zwar ist er der Vater] aller Kinder von Eber. Auf die Kinder von Eber kommt es bei seiner Ge- schlechtstafel besonders an, weil durch diese die Ver- heißung sich hindurchzieht und sie die heilige Sprache in ihrem Geschlecht als einen Segen Gottes bewahrt haben (Kap. 11, 1 Anm.). 22. Und dies sind seine Kinder [überhaupt, von den für die heil. Geschichte bedeutsamsten der- selben wird dann Kap. 11, 10 ff. besonders die Rede sein]: Elam [Stv. der Elamiter oder Ely- mäer im Osten von Babhlonien], Assut [Stv. der Asshrier L. Kein. 15, LO Anm.], Arphachsad [Stv. der alten Chaldäer im heutigen Kurdistan], 30 I. Mose 10, 23—32. 11, 1—-9. Lud [Stv. der kleinasiar LydierJ und Aram [Stv. der in Shrien und Mesopotamien wohnhaften Aramäer]. 23. Die Kinder aber von sdem eben genannten] Atam sind diese: Uz [dessen Nachkommen sich wahr- scheinlich in der Landfchaft Hauran niederließen Hiob I, 1], Hnl [seine Nachkommen bewohnten wohl die sruchtbare Thalebene am Fuße des Anti- libanon, in welcher der See Merom liegt], Gether [Stv. der Gindarener, die nördlich von Haleb oder Aleppo in Cölesyrien ihre Wohnsitze hatten] nnd Mas [oder Masech 1· Chr. I, I7., Stv. der Masier, der Bewohner des masischen Gebirges oberhalb Nisibis]. 24. Atphachsad aber [der wichtigste von den 5 Söhnen SemsJ zengete Salah [d. i. Entsen- dung — vermuthlich war er der Führer einer Eusgesendeten semitischen Kolonie], Salah zengeie der. . Von diesem Worte, welches ,,jenseits« bedeutet, er- hielten Abrahams Nachkommen den Namen Ebräer, die von jenseit des Euphrat Eingewandertem 25. Eber zeugete zween Söhne. Einer hieß Pclcg [d. i. ZertheilungL darum, daß zu seiner Zeit swie in Kap. It, I ff. erzählt werden wird] die Welt zertheilet ward; deß Bruder hieß Jaketan 26. Und Jaketan [der Stv. aller urarab. Völker- schaftenj zeugete Almoda»d, Saleph, Hazariuaveth [von ihm hat die Provinz Hadrhamaut im süd- öftl. Arabien ihren Namen], Jarah, 27. Hadoram, Usal, Dikela, 28. Obal, Abimael, Seba [ein anderer als der in V. 7 genannte Stv. der Sabäer im südl. Arabien, vgl. Kap. 25, 3], 29. Ophir [in der Landschaft Oman findet sich noch jetzt ein e1 0phir, vgl. jedoch I. Kön. 9, 28 Anm.], Hevila [wohl das jetzige Chaulan im glücklichen Arabien] und Jvbab. Das sind alle Kinder von Jaietan 30. Und ihre Wohnung war von Mesa [Me- sene, an der nordw.estl. Spitze des pers., Meer- Busens] an, bis man kommt gen Sephar ses ist wahrscheinlich die alte Königsstadt Thepharon im Südwesten gemeint], an den Berg gegen dem Morgen [an das arab. Hochland Nedsched, das sich mitten durch die Halbinsel hindurchziehts 31. Das sind die Kinder von Sem in ihren Geschlechterm Sprachen, Ländern nnd Leuten. 32. Das sind nun die Nachkommen der Kinder Noah, in ihren Geschlechtern und Leuten. Von denen sind ausgebreitet die Leute auf Erden nach der Sündfluth Dies Kapitel fasset zusammen als mit einer Schnur alles, was sich in der Welt von Anfang bis zu Mitte und Ende zugetragen hat, ob man es wohl dafür an- siehet, als habe es nichts denn bloße todte Worte und Namen« (Luther.) Von diesem Kapitel muß die ganze Universalhistorie anfangen. (J. v. Müllerh Mit ihm, als ihrem letzten Ziel, wird sie aber auch endigen. (Baumgarten.) Das 11. Kapitel. Thurm zu Basel. Verwirrung der sprachen. Hefcijkechter Heut-« I« V. 1—9. Vom armenischen Znshlande aus wandten sich die ztachliamnien zaoahg zunäsijst in die Ebene des Landes» Sinear jwisshen Euphrat und Tigris. In Yor- ahnung einer wegen llebervdlberung bald ndthigen Zerstreuung matten sie sich einen Zllittek und Einigungk punht Waffen, in tiianisshein llebermuth bis zu den Wolken neigen und durch Vereinigung aller Illensihem nriifte dem, der im Zjimmel mahnt, Trotz bieten. Aber der ZhGrr fährt hernieder, jerreiskt das noch iibrige Band der Einheit, das der Sprache, die nächste und nothwendigste Bedingung gemeinsamen Mundung, und zwingt sie aug der falschen Einheit zur Zeriireuung 1. Es hatte aber stvährend des ersten Jahr: hunderts nach der Sündfluth] alle Welt [noch] einerlei Zunge und Sprache sSprachweise und Spmchschsstzt Nach der Ansicht der Rabbinen und älteren Theolo en wäre es die hebräische Sprache, nach der Meinung er meisten neueren Schriftforscher dagegen ist die gemein- same Ursprache völlig untergegangen. Allerdings zeichnet sich die hebräische Sprache durch Einfachheit der Formen, durch sinnreiche Anpassung des Lautes an den Gedanken, durch Kraft und Wohllaut, sowie durch Reichi thum und Gewandtheit in Bezeichnung religiöser Be« griffe vor allen Sprachen der Erde vortheilhaft aus, und kann in ihrer Ursprünglichkeit sich darum am besten erhalten haben, weil Gott von Anfang an das Volk der Hebräer von den übrigen Völker ausschied und ihnen den Zusammenhang mit den Anfängen des menschlichen Geschlechts durch seine unmittelbare Leitung bewahrte. Z. Da sie nnn svon dem armenischen Hoch- lande aus, auf welchem Noah mit den Seinen nach dem Ausgang aus der Arche sich angebaut hatte, in Folge ihrer außerordentlichen Vermehrung weiter] zogen gen Morgen [Südosten], fanden sie ein eben Land seine äußerst fruchtbare Ebene, die besonders zum Getreidebau sich trefflich eignete], im Lande Sinear sMesopotamien und Babylonieiy zwischen dem Euphrat und Tigris «], nnd wohneten seine geraume Zeit] daselbst [durch Gemeinschaft der Sprache und Einmüthigkeit des Sinnes mit einander verbunden. Doch nahm hernachmals eine ähnliche, gottesvergessene und übermüthige Ge- sinnung bei ihnen überhand, wie einst unter den Nachkommen des Kain], 3. Und sprachen unter einander: Wohlauh [giebt es hier zu Lande auch keine Steinbrtichq so giebt es doch eine gute fettige Erde, die] laßt uns snehmen und davon] Ziege! streichen, und szu BacksteinenJ brennen. Und ssie thaten, wie sie gesagt, und] nahmen [zu dem beabsichtigten Bau] Ziege! und Stein [anstatt gehauener Steine], und Thon [das in jener Gegend so häufige Erdpech Thurm zu Dabei. Verwirrung der Sprachen. Z! oder Asphalt] zn Kalt [zum Bindemittel oder Cement], 4. Und sprachen [gaben,« indem sie jetzt zum Baue selber schritten, noch deutlicher zu erkennen, was für einen Bau sie in Absicht hatten]: Wohl: ans,» laßt uns eine Stadt und Thurm bauen, deß Spiße bis an den Himmel reiche, daß wir uns einen Namen machen; denn wir werden vielleicht zerstreuet in alle Lander [und dann kann Stadt und Thurm uns zu einem Mittel werden, das; wir uns immer wieder zusammenfindensss «) Zwischen der arabischen Wüste im W. und der Gebirgskette des Taurus im N., dem iranischen Hoch- lande im O. und dem Weltmeer im S. breitet sich das Stromgebiet des Euphrat und Tigris in einer Länge von 160 Meilen und in einer Breite von 40—70 Meilen aus. Die beiden Zwillingsströme, schon bei der Schil- derung des Paradieses Phrat und Hiddekel genannt Gan. L, 14), führen in ihren Namen die Bezeichnung ihrer Eigenthümlichkeitz Tigris ist der scharfe und stür- mische, und Euphrat der gut vorwärts gehende; sie ent- springen nahe bei einander im Taurusgebirgh nehmen alle Gewässer in sich auf, welche westlich vom armenischen Hochlande und vom Slidrande von Jran herabfallem fließen eine Zeit lang parallel, neigen sich aber immer mehr einander zu, bis sie in dem Schar e! Areib (Strom der Araber) vereinigt in den persischen Meerbusen mün- den. Auf solche Weise bildet das Gebiet dieser beiden Ströme, in der Schrift Aram Naharajim (Syrien der beiden Ströme: Kuh. 24, 10; Z. M. 23, 4 u. s. w.) genannt, eine großartige Einsenkung von dem mittelländ. Meere zum Ocean, die natürliche Straße von Jndien nach Europa, vom Morgenlande zum Abendlande (Strausz.) VI) Sie wissen also um den Willen Gottes, daß das menschliche Geschlecht die ganze Erde erfüllen soll, mögen aber nichts von solcher allgemeinen Ausbreitung wissen, sondern wollen lieber in dem fruchtbaren Lande bleiben und da ein großes Weltreich gründen. Vermuthlich waren bei diesem Gedanken die Hamiten, vielleicht Nim- rod an ihrer Spitze, von besonderem Einfluß; jene meinten dem Fluche Noahs Man. 9, 25 ff.) am besten zu entgehen, wenn sie den auf Japhet gelegten Segen rückgängig machen könnten, und dieser trug Herrscher- gelliste in seinem Herzen (Kap. I0, 10 ff.). Z. Da fuhr der HERR hernieder, daß er sehe die Stadt und Thurm, die die Menscheniinder dankten. Sie meinten in ihrem ungläubigeiy verkehrten Sinn, Gott sei weit von ihnen entfernt und werde sich weiter nicht um ihr Thun und Vornehmen kümmern, es müsse das Werk gelingen, da ie es mit so vielen Händen und so festem Willen angri en; aber der HErr war gleich- wohl von Anfang ihnen nahe und sahe ihnen auf Schritt und Tritt zu. » b. Und der HERR fnachdem er ihnen eine Zeitlang schweigend zugesehen und sie frei hatte gewähren lassen] sprach [im Rathe der göttlichen Dreieinigkeit Kap. 1, 26]: Siehe, es ist einerlei Volk und einerlei Sprache unter ihnen allen ldas wäre wohl gut, wenn sie fromm wären und mich fürchteten; aber nun sind sie gottlos und über- müth:g], und haben das angefangen zu thun; sie werden stvenn ihnen nicht zur rechten Zeit Einhalt geschieht] nicht ablasfeu von allem, das sie »vor- genouimeu haben zu thun kund das Gelingen ihres Werks wird sie dann immer frecher und trotziger machen]. 7. Wohlauß laßt uns [nun nicht mehr schweigen und zusehen, sondern thatsächlich eingreifen, laszt uns] herniederfahren, und ihre Sprache daselbst verwirren, daß keiner des andern Sprache vernehme Und der HErr fuhr wirklich noch einmal (V. H) her- nieder und brachte es durch mancherlei Fügungen seiner Macht und Weisheit dahin, daß die Leute während des Bauens in Parteiungen und verschiedene Genossenschaften auseinander gingen, indem die ursprüngliche Einheit des menschlichen Einpfindens Vorstellens und Wollens auf- gehoben und vielspältig zertrennet wurde, daß diese Ge- nossenschaften sogar versihiedene Sprachen zu reden an- fingen, bis keine mehr die andere verstund und man zuletzt sich giinzlich von einander trennte, indem ein roßer Theil den Bau im Stich ließ und in andere änder zog· » 8. Also zerstreuete sie der HERR von dannen in alle Länder, daß sie [die in Sinear zurück- blieben] mußten aufhören die Stadt zu bauen [weil ihrer nicht Leute genug mehr waren]. Noch jetzt befinden sich unter den Ruinen Vabylons die ungeheuren Ueberreste eines Thurmes, dessen Grund- lage über 2000 Fuß im Umfange hat; die Höhe von da aus beträgt 2000 die des Thurmes selbst 355 die Baumaterialien sind die in V. 3 angegebenen. Diese Ruine wird Bjks Nimrud genannt; die Araber halten sie für den durch Feuer zerstörten babhlonischen Thurm (vgl. Dan. 4, 2 Anm.). » » 9. Daher heißt ihr sder angefangenen und erst in späteren Zeiten mit ihrem Thurm weiter fortgeführten Stadt] Name Babel [Verwirrung, darum] daß der HERR [die anfängliche Eine SpracheJ daselbst verwirret hatte [und] aller Länder Sprache [daraus gemacht], Und sie [die bis dahin zusammenwohnenden Menschengeschlechterj zerstreuet von dannen in alle Länder kzur Zeit des Peleg, eines Nachkommen des Sem, der von 1757—1996 nach Ersch. d. W. lebte]. Damals konnte nach ungefährer Berechnung das Menschengeschlecht wieder zu 30,000 Personen herange- wachsen sein. — Als aus dem Munde der noch in Sinear beisammen Wohnenden das vermessene Wort sich hören ließ: ,,Wohlan, laßt uns einen Thurm bauen, dessen Spitze bis an den Himmel reiche, daß wir uns einen Namen machen«, da was: die Stunde des eigentlichen Heidenthums gekommen; denn das Wesen desselben besteht eines-theils, negatio, in der Verleugnung des lebendigen persönlichen Gottes und in der Verachtung des von ihm zuvor bedachten Heils, anderntheils, po- sitiv, in dem Wahn, sich durch eigene Kraft und Weis- heit helfen zu können, und so sich selbst aus eigenen Mitteln das Heil zu schaffen. Und dennoch bediente sich die Weltregierung Gottes dieser von ihm sich lossagetv den Abkehr der Menschen, um letztere durch das Gericht der Sprachenscheidung und Völkerzertrennung und auf dem daraus hervorgehenden Entwicklungswege am Ende, ungeachtet langer Abirrung, doch noch zu dem von ihm vorbedachten Ziele des Heils zu führen. (Dittmar.) Das Heidenthum ist der verlorene Sohn, den der Vater, weil er nicht länger im Vaterhause unter der speciellen Aufsicht, Zucht und Pflege des Vaters bleiben will,»in die weite Welt entläßt, wohl wissend, daß doch endlich, wenn er das väterliche Erbe verpraßt haben, und es mit ihm dahin gekommen sein wird, das; er seinen Bauch 32 1. Mose II, 10--32. 12, 1-—4. mit den Träbern der Säue u füttern begehrt, schon die Noth und die Erfahrung feines Elends ihn niahnen werde, die ihm im Vaterhause offen gehaltene und voll- bereitete Stätte freudig und dankbar einzunehmen. Die Mitgift aber, die der Sohn aus dem Vaterhause ent- nimmt, und die er in den schwelgerischen Naturreligionen vergeudet, das sind die Reliquien des Urstandes, der Urzeit, der Urreligionz aber auch ein ernster, unabweis- barer Zuchtmeister (Gal. Z, 24) aus dem Vaterhauie, das in ihrem Herzen beschriebene Gesetz (Röm. Z, 15), begleitete ihn auf seinen Jrrwegen, und auch in der weitesten Ferne und Verirrung bindet noch ein Band ihn an das Vaterhaus, der Zug der Abstammung und Verwandtschaft (Apostelg. 17, 29), das innere, sich immer von Neuem geltend machende Bedürfnis» die nie ganz zu betäubende Sehnsucht nach dem verlorenen Frieden des Herzens. (Kurtz.) II— U. 10—-26. Jetzt, wo die iibrigen Gesihlethter der Ztlensrhen auf solange aus der heil. Gefchiihte entlassen find, bis die Zeit kommt, da sie würden wieder herzu- gerufen werden, wird des erwiihlien Seins Geschlecht « noth einmal uns oor-, aber allein durih diejenigen Glieder fortgefiihrh met-he die wirlklitiien Träger der dlerheißung waren. Zianiit haben wir denn die nach- siindfluthliiiie Fortsetzung der oben Grau. 5) mit der Periode der Siindfluth absthließenden Geschleihtssolge der Kinder Gottes oor uns; doch sinkt nunmehr das durchschnittliche Lebensalter zuerst auf drei, gar bald auf zwei und zuletzt auf ein Vierte! des oorsiind- fiuthliihen herab. 10. Dies sind die Geschlechter Sem kdes nach- sündfluthlichen Stammvaters der Kinder Gottes Kap. 5, U: Sem war»hundert Jahr alt, und zeugete Arphachsad zwei Jahr nach der Sundfluth [1658 n. Ersch. d. W.]; 11. Und lebte darnach funshundert Jahr, und zeugete Sohne und Tochter. Der Zusatz, den man nach Kap. 5 erwartet: ,,daß sein ganzes Alter ward 2e·«« bleibt hier und im Folgen- n weg. 12. Arphachsad war fünf und dreißig Jahr alt, und zeugete Salah; 13. Und lebte darnach vier hundert und drei Jahr, und zeugete Söhne und Töchter; 14. Salah war dreißig Jahr alt, und zeu- gete Eber; 15. Und lebte darnach vierhundert und drei Jahr, und zeugete Söhne und Töchter. 16. Eber war vier und dreißig Jahr alt, und zeugete Pelegz 17. Und lebte darnach vier hundert und dreißig Jahr, und zeugete Söhne und Töchter. 18. Peleg war dreißig Jahr alt, und zeu- gete Regu; 19. Und lebte darnach zwei hundert und neun Jahr, und zeugete Söhne und Töchter. 20. Regt: war zwei und dreißig Jahr alt und zeugete Serugz » 21. Und lebte darnach zwei undert und sieben Jahr, und zeugete Söhne und öchter. 22. Serug war dreißig Jahr alt und zeu- gete Nahorz i 23. Uiid lebte darnach zweihundert Jahr, und zeugete Sohne und Tochteu · 24. Nahor war neun und zwanzig Jahr alt, und zeugete Tharah; 25. Und lebte darnach hundert und neunzehn Jahr, und zeugete Söhne und Tochter. 26. Tharah war siebenzig Jahr alt, und zeugete Abram, Nahor und Haran Seine drei Zeugungen werden hier in ähnlicher Weise zusammengefaßr wie in Kap. Z, 32 die des Noah, und soll nur gesagt werden, daß er im 70. Lebensjahr an- fing zu Zeugen. Jhrem Alter nach folgten die 3 Brüder so aufeinander, daß Hat-an zuerst und Abram 60 Jahr später geboren ist; denn beim Tode seines Vaters war letzterer erst 75 Jahr alt (Kap. 12, 4), folglich muß er in dessen 130. Lebensjahre, d. i. im J. 2008 n. Ersch. d. W» geboren sein. Ob nun Nahor dem Alter nach vor oder nach Abram zu stellen ist, bleibt ungewiß; wahrscheinlich ist ersteres das Richtige Wir lassen hier die Fortsetzung der zu Kap. Z, 32 . Anm. gegebenen Uebersicht folgen, welche die Reihenfolge der nachstindfluthlichen Väter bis auf Jakob darstellt: n. Ersch d. W. II) Sem lebte 600 Jahr, nämlich von 1558—2l58 12) Aephachsad - 438 - - - texts— 2096 is) Salah - 433 - - - 1693—2126 M) Eber - 464 - - - 1723—2l87 15) Peleg - 239 - - - 1757—1996 IS) Regu - 239 - - - 1787—2026 17) Serug - 230 · - - - 1819—2049 18) Nahor - 148 - - - 1849—1997 19) Tharah - 205 - - - 1878—2083 20) Abram - 175 - - - 2008 —2183 ei) Jsaak - i80 - - - 21084288 22) Jakob - 147 - - - 2168—2315 II1. n. 27—32. stu- teu even mitgetheilte« Gestiftet-ts- nachriihten werden die zuletzt gegebenen norh einmal ausgenommen und durch blharahs Zsamiliengesthiiijte erweitert, um so die Gesshithte Jbrahamh die von Kap. 12 an folgen soll, einzuleitem 27. Dies sind die Geschlechter Tharah kbis zu welchem die Geschlechtstafel der Kinder Gottes vorhin fortgefiihrt worden]: Tharah zeugete Abram, Nahvr Und Horai! [dein Alter nach in umgekehrter Reihenfolge: Haram Nahor und Abram]. Aber Haran zeugete Lot. 28. Haran aber starb vor seinem Vater Tharah in seinem Vaterland zu Ur in Chaldcia kzwischen Nisibis und dem Tigris, am Fuß der gordifchen Gebirge s. Karte IV]. · 29. Da nahmen Abram und Nahor [beide weit jünger als ihr eben genannter Bruder] Weiber. Abrams Weib hieß Sarai cund war feine Halb- schwester, eine Tochter desselben Vaters, aber nicht derselben Mutter Kp. 20, 12], und Nahors Weib Milla, Harans Tochter, der ein Vater war kaußer des schon genannten Lot V. 27 auch] der Milka und der Jisla [Kap. ge, 20 ss.]. Die Familie schloß sich also streng nach außen hin ab, und desto enger untereinander zusammen, um sich vor den Versiihrungen des immer weiter um sich greifen- den Heidenthums zu bewahren; namentlich die Anbetung der Himmelsgestirne und des Feuers waren in jenen Gegenden zu Hause. Indessen war Tharah mit den Geschlechter Sem’s. Abram’s Berufung. 33 Seinen schon nicht ganz frei mehr von abgöttischen Wesen (Jos. 24, 2); er duldete eine Art Hausgötter in seiner Familie, denen man einen gewissen Einfluß auf das Wohl und Wehe des Hauses zuschrieb und die man bei wichtigen Angelegenheiten um Rath fragte (Kap. II, 19 301 30. Aber Sarai war unfruchtbar, und hatte kein Kind. Es ist dies ein Umstand, der flir Abrams nachherige Lebensführungen von großer Wichtigkeit wurde; diese Führungen aber begannen damit, daß der HErr noch zu Ur ihm erschien und ihm befahl, aus seinem Vater- lande zu gehen (Kp. 15, 7; Neh 9, 73 Apostg. 7, 2-—4). 31. Da nahm Thakah [dem seit Harans Tode der bisherige Wohnsitz« ohnedies verleidet war und der sich nun entschloß, dem göttlichen Befehl eben- falls gehorsam zu werden] seinen Sohn Abram, und Lot, seines Sohnes Haran Sohn, und seine Schnur Sarai, seines Sohnes Abram Weib, und führele sie von Ur ans Chaldcia, daß er in’s Land Canaan zbge [in ein Land, das der HErr ver- sprochen dem Abram zu zeigen Kap. 12, 1 und das hernach als das Land Canaan sich heraus- stellte Ksp 12, 713 und sie kamen gen Haran [dem späteren Carrhä südlich von Edessa], und wohneten daselbst. Hier blieb Tharah mit dem Zuge halten, vielleicht weil der Ort um der Gleichnamigkeit mit seinem ver- storbenen Sohne willen ihn besonders anzog. Später ist auch Nahor dem Vater nachgezogen und setzte sich nach dessen Tode in Haran fest; daher heißt der Ort (Kap. 24, to) die Stadt Nahorsk 32. Und Tharah ward zweihundert und fünf Jahr alt, und starb in Haran Das 12. Kapitel. gibt-am wird berufen, und ziehet nach Egnptein I. U. 1-8. Abram, zu einem neuen Anfänger in der weiteren Gntwiklielung der Zjeilsgelcljiajte berufen, ein- pfiingt Befehl von Gott, sein Vaterland und seine Zreundsrhaft zu verlassen und in ein Land zu ziehen, das ihm erft noch gezeigt werden soll. In: Glauben an die zugleich ihm gewordene Uerheißung isi er dem willen deg Zhlxlrrri gehorsany leommt mit seinem Weibe Iarai und mit seinem Bruder-lohne Flut bis Nation, uud erfährt hier im Ijaine Zllore bei Raum, daß er am Ziel sei» 1. Und der HERR sprach [bei der Erscheinung zu Ur in Chaldäa Kap 11, 30 Anm.] zu Abram: Gehe aus deinem Vaterland, und von deiner Freund- schaft, nnd aus deines Vaters Hause, in ein Land, das ich ljetzt dir noch nicht bei Namen nenne, zu seiner Zeit aber] dir zeigen [als dasjenige be- zeichnenj ivill swo du bleiben sollst] 2. Und ich will Daselbst, so wenig auch na- tlirlicher Weise Aussicht dazu vorhanden ist, da dein Weib sich als unfruchtbar erweist Kuh. 11, so] dich zum großen Volk machen kein zahlreiche-s und ausgezeichnetes Volk aus dir hervorgehen lassen], und lvill [mit allem leiblichen und geistigen GedeiheUJ dich segnen, und dir [bei Mit- und Dachse« Bibelwort. z. Aug. Nachwelt] einen großen Namen machen, und sollst sauch für Andere] ein Segen sein [indem ich dich l zum Licht setze, das in der Finsternis; dieser Welt scheint] s 3. [Ja, ich will Andere überhaupt nur dann » segnen, wenn sie im rechten Verhältnis; zu dir stehen, ihre feindselige Stellung gegen dich da- gegen ansehen für die gleiche gegen rnich.] Jch will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich versluchenz und [zwar setze ich darum dich so zum ; Mittelpunkt für das ganze gegenwärtige Geschlecht, «— weil durch den, der künftig von deinem Leibe kommen wird, dermaleinstJ in dir sollen ge- segnet werden alle Geschlechter aufErden [Kap. 18, 18; M, 18; 26, 4; 28; 14]. Vordem stand das Wort der Verheißung vom Weibes- samen wie ein einsamer Stern am Himmel, mit der Geschichte Abrahams senkt sich der Heilsplan Gottes nicht blos dem Verheißungsworte nach von Neuem lieb- reich in die Herzen nieder, sondern er verflicht sich in die Menschengeschichte selber. Die erste Welt war durch das furchtbare Gottesgericht der Stindfluth unterge- gangen, die zweite nahm nur gar zu bald wieder die Gestalt und Gewalt des vorsiindfluthlichen Slinderge- schlechtes an; da mußte die Liebe Gottes, die nicht ver- derben, sondern erhalten wollte, ein Neues vornehmen, nämlich ein näheres persönliches Verhältniß des Gnaden- bundes eingehen. Mit Noah hatte zwar der HErr schon einen Bund gemacht, aber er galt, gegenüber dem Ge- richt der Siindfluth, der Ordnung und Regelung der Natur und ihrer Kräfte, darin also wohl ein Schuh, eine Btirgschaft wider ein nochmaliges Verderben, aber nicht ein Schutz, eine Macht wider die Sünde lag. Jm Gegentheil wurde, weil die Natur um der niensch- lichen Sünde willen auch verkauft ist unter lauter Eitel- keit und Tod, sie den Sündern in ihrem Segen zum Unsegen, zum Verfall in's heidnische Wesen des Aber- und Unglaubensz selbst das Geschlecht Seins, die Her- berge reiner Gotteserkenntniß, wurde lau und flau, das einfältige Auge wurde halb Schalksauge, sogar in Tha- rahs, des Vaters Abrahams, Hause wurden götzew dienerische Dinge gehegt und gepflegt. Aus dieser furcht- baren Macht der Sünde konnte nur die Liebe Gottes erlösen, die sich entschloß, selbst Mensch zu werden; und diese Menschwerdung Gottes, die in Christo Jesu vor sich ging, dieses unerforschliche Geheimniß der Ewigkeiten vorzubereiten, dienten die Osfenbarungen Gottes von Abraham an. (Taube.) Durch den Glauben nun ward Abram dem Befehle Gottes gehorsam, und obwohl er noch nicht wußte, wohin er käme (Hebr. 11, 8), ging er dennoch von seinem Vaterlande aus. Indessen wurde ihm dieser Schritt seines Gehorsams einigermaßen er- leichtert, da Tharah sein Vater, sich ebenfalls des gött- lichen Befehls annahm und sammt der ganzen amilie mit ihm zog. Derselbe blieb jedoch mit dem uge in Haran halten, bis er dasebst starb (Kap. 11, 31 f.). 4. Da [nach des Vaters Tode] zog Abram [indem er entweder von selber sich erinnerte, daß dem Willen Gottes nur erst dem Anfange nach genügt sei, oder indem er von dem HErrn bei einer abermaligen Erscheinung hieran erinnert wurde] aus [um auch aus seines Vaters Hause zu gehen], wie der HERR [V. I] zu ihm gesagt hatte; und [·auch· dieser zweite Schritt seines Ge- horsams, gleichwie Jener erste, wurde einigermaßen z· n· 1. 1. 3 34 1. Mose 12, 5-—17. ihm erleichtert, denn] Lot zog mit ihm. Abram aber war funs und siebenzig Jahr alt, da er aus Haran zog 12083 n. Etsch. d. W] « b. Also nahm Abram [der nunmehr an die Spitze des Wanderzuges sich stellte, während früher, bei dem Auszug aus Ur in Chaldäa, Tharah die Kolonie geführt hatte Kuh. 11, II] fein Weib Sarai, und Lot, seines [verstorbenen] Bruders [Haran] Sohn, mit aller ihrer Habe, die sie [an Schafen, Rindern, Ziegen, Eseln, Kameelen] ge- wonnen hatten, und kmit den] Seelen, die sie ge- zeuget hatten in Haran kmit Knechten und Mägden, die sie daselbst gekauft oder die von dem schon vorhandenen Gesinde ihnen gezeugt worden tvaren]; und zogen aus, zu reisen in das Land kdas der HErr ihnen zeigen würde, und zwar führte die Karavanenstraße, die von Ur aus durch Haran ging, sie in das Land] Canaan. Und als sie kommen waren in dasselbige Land [die Grenze er- reicht hatten, aber fürs Erste noch immer kein Zeichen von Gott empfingen, daß sie hier Halt machen sollten], 6. Zog Abram [die ganze östliche Hälfte des Landes] durch bis an die Stätte [wo später] Sichem fstund, mitten im Lande, zwischen den beiden Bergen Ebal und Garizim, in einem quellenreichen Thal gelegen, 18 St. nördlich von Jerusalem] nnd [zog auch durch den Ort selber durch bis] an den sjenseit desselben gelegenen] Hain More [dem More gehörigen Terebinthem oder Eichew wald]. Denn es wohnten zu der Zeit die Ca- naniter im Lande [daher durfte er an keiner be- wohnten Stätte sich niederlassen, sondern konnte nur ein von den Einwohnern unbenutzt gelassenes Steppenland mit seinen Heerden durchziehen, und ein solches fand sich eben bei jenem Haine vor]. 7. Da [gerade in dieser schönsten Gegend des Landes 5. Mose 11, 31; Jos. 8, 33 Anm.] er- schien der HERR Abram, nnd spewillkommnete ihn gleichsam im Lande, indem er] sprach: Deinem Samen will ich dies Land geben. Und er bauete daselbst dem HERRU einen Altar, der ihm er- schienen war. Das Land Canaan (Palästina, gelobtes Land —- vgl. Karte lll), im Westen vom mittelländ. Meere, im Norden vom Libanon, im Osten vom wüsten Arabien, im Süden vom steinigten Arabien umgeben, ist durch seine natürlichen Grenzen von dem Verkehr mit andern Völkern abgeschiedem der einzige bedeutendere Fluß desselben, der Jordan, mündet, nachdem er die Seen Merom und Genezareth durchflossen, innerhalb des Landes in's todte Meer. Dieses Land verhieß (gelobte) der HErr seinem auserwählten Volke, damit es hier, unver- führt von dem Götzendienste der Heiden, den Glauben an Ihn, den einigen wahren Gott, bewahre und durch die von ihm selbst gegebenen gottesdienstlichen Einrich- tungen so ausbilde, daß nach Ersüllung der Zeit aus diesem Volke der Heiland der Welt hervorgehen könnte. (Stolzenburg.) Das Land, in der Mitte der drei da- mals bekannten Erdtheile, zwischen Egypten und den großen asiatischen Reichen gelegen, hatte aber neben dem Charakter der Abgeschlossenheit andererseits auch den der Centralität unter den übrigen Ländern, und war durch die Nähe des phönizischen Welthandels und durch die Berührung der bedeutendsten Handelsstraßen der alten Welt in den Mittelpunkt der Weltthätigkeit gesetzt. So war es zugleich, nachdem es zuerst die stille und ver- borgene Pflanzstätte des Reiches Gottes gewesen, auf vorzügliche Weise geeignet, das zur Reife gediehene Heil Rch allen Seiten hin unter allen Völkern auszubreitem urtz.) 8. Datnach fals die Steppe hinter Sichem abgeweidet war] brach er auf von dannen [und kam mit seinen Heerden und seinem ganzen Haus- stande 5 Meilen südlichj an einen Berg, der lag gegen den: Morgen köstlich von] der kspäter so genannten] Stadt Vethelk [vormals aber hieß sie Lus Kap. 28, 19]; und [Abram] richtete seine Hutte [am Fuße des Berges] auf, daß et Bethel gegen Abend, nnd [die KömgZstadtJ Ai [Jos. 7, 2 f.] gegen dem Morgen hatte; und bauete daselbst dem HERRn kebenfalls V. 7] einen Altar, und predigte von dem Namen des HERRntt [richtete auch hier mit den Seinen einen regelmäßigen Gottesdienst ein]. «) Zwischen dem jetzigen Beitin (Bethel) und dem Tell el lsladsehar (Ai: Jos. 7, 2 f. AnmJ liegen zwei felsige Höhen, welche hernach (Jos. 8, 3 ff.) dem Josua Gelegenheit boten, einen Hinterhalt westlich von Ai zu legen; an einer von ihnen hat denn auch Abraham sein Zelt aufgeschlagew — «) Das war denn nicht nur ein Schein, den Abrahams Glaube vor den in Finsternis; wandelnden Cananitern von sich ausstrahlte, sondern auch ein Mittel, womit er sein eigenes Hausgefinde in der Erkenntniß Gottes erhielt mitten unter dem un- schlachtigen und verkehrten Geschlecht seiner Zeit. So wuchere ein jeder, der ein Pfund vom HErrn empfangen hat, und lasse sein Licht leuchten vor den Leuten zum Preise Gottes. Und wer auch eine große Haushaltung hat, wie Abram, der hätte doch Zeit genug zum öffent- lichen und häuslichen Gottesdiensh wenn er nur wollte; aber der Geiz ist eine Wurzel alles Uebel-s, weil er weder im Herzen noch in der Tageszeit Raum zur An- betung Gottes übrig läßt. (Roos·) II- U. 9—20. In einer Theueruitg die iiber tIIanaan hereinbrichh zieht Jlbram nach Gans-ten, giebt dort fein Weib fiir seine Schwester aus und ftiirzt diese damit in grohe Gefahr; aber der YOU« tritt ins Mitte! und siihrt in der verwickelten Snihe einen gliiclilictjen Jus- gang herbei. s. Darnach wich Abram ferner kverließ auch die Stätte bei Bethel, um sich anderwärts Weide- plätze zu suchen], und zog aus gegen dem Mittag [nach dem Südlande 4. Mose IS, 21 Anm.]. 10. Es kam aber eine Theurung in das ksonst fruchtbare, bisweilen aber auch von Mißwachs heimgesuchte] Land. Da zog Abram [ohne göttliche Weisung, nur um der Noth zu entgehen] hinab in Eghpten [wohin noch jetzt die Nomaden der umliegenden Länder in dergleichen Zeiten sich zu flüchten pflegen], daß er sich daselbst als ein Fremd- ling enthielte [aufhielte]; denn die Theurung war groß im Lande [und drückte besonders ihn hart, Abram zieht nach Egypten. 35 der für seine Heerden umfangreiche Weideplätze brauchte] Egypten (in der Bibel Mizraim genannt, nach dem 2. Sohne des Ham Kap. 10, 6, dessen Nachkommen es bevölkertenx ist das fruchtbare, 2—5 Meilen breite und etwas 1-12 M. lange Thalland des nordöstlichen Asrika, welches von zwei parallelen Bergketten gebildet und vom Nil durchströmt wird (s. Karte 1l). Für gewöhnlich ward es in 3 Haupttheile getheilt: Ober« Mittel- und Unter-Egypten, früher jedoch nur in Ober- und Unter« Egypten geschieden. Die Fruchtbarkeit des Landes hängt fast ausschließlich von den jährlichen Ueberschwemmungen des Nil ab (vgl. darüber bei Kap. 41, 4); durch dieselbe war Egypten von jeher die Kornkanimer für europäische sowohl, wie für asiatische Länder. Das Klima ist sehr regelmäßig, aber ungeniein heiß, besonders in Mittel- und Ober-Egypten; ein glühender, zur, Zeit der Früh: lings-Tag- und Nachtgleiche wehender Siidostwind (Chamsin), Fliegen und Mücken, Heuschrecken und Frösche, Pet und Blättern, Augenentzündung und Blindheit sin die hauptsächlichsten Land-plagen. Die Eingeborenem von brauner Hautfarbg mit platter Stirn, hohen Backen- knochen, großem Mund, breiten Lippen und miszgestalteten Füßen, galten in der ganzen alten Welt für sehr un- schön. Sie theilten sich in verschiedene Kasten oder Stände, deren ursprünglich 4 sein mochten, die aber im Laufe der Zeit auf 7 stiegen (Kap. 41, 46 Anm.). Die früheste Geschichte Egyptens ist sagenhaft und nur in einzelnen Vruchstücken uns aufbewahrt; zu diesen Vruchstücken gehört auch die aus Manetho’s Geschichts- werke von dem jüd. Geschichtsschreiber Josephus aufge- nommene Erzählung von dem Einfall der Hyksos (s. zu Kap. 40, 11), der vielleicht nicht lange vorher geschehen war, als Abraham nach Egypten kam, so daß der Pharao in V. 15 ff. einer aus der 14. Dynastie gewesen wäre (l. Kön. 3, I Anm.). Erst mit Psammetich im 7. Jahrh. v. Chr. nimmt die beglaubigte Geschichte einer egyptischen Monarchie ihren Anfang. 11. »Und da er nahe bei Eghvten kam» sprach er zu seinem Weibe Sarai: Siehe, ich weiß, daß du ein schon Weib von Angesicht bist. 12. Wenn dich nun die Egypter sehen [und ohne» Zweifel »vor Begier entbrennen] werden [dich an sich zu reiszen], so werden sie sagen: Das ist sein Weib [wir können sie also nicht anders in unsre Gewalt bekommen, als wenn wir erst ihres Mannes uns entledigen]; und [da] werden [sie, weil rohe Willkür gegen Fremde bei ihnen an der Tagesordnung»ist, sich nicht lange besinnen, sondern] mich erwurgen, und dich behalten [und nun hast du gewiß soviel Liebe zu mir, daß du einer solchen Gefahr mich nicht wirst aussetzen wollen]. 13.« Lieber [Richt. 4, 19»Anm.· 1], so sage doch [nichts davon, daß du mein Weib bist; sprich vielmehr, wie wir das schon bei unserem Auszug aus dem Vaterlande mit einander verabredet haben und wie es eigentlich auch wahr ist Kap. Do, 12 f.], du seiest meine Schwester, auf daß mirs desto baß [besser 1. ·Sam. 10, 3 Anm.] gehe Um deinetwillen, und meine Seele bei dem Leben bleibe um deinetwillen. » Sie werden denken, meint Abraham, wir müssen den Bruder uns geneigt machen, damit er die Schwester uns herciiisgebez ich a er will schon sie so lange hinhalten, bis wir je eher je lieber ihr Gebiet wieder verlassen können. Seine Aus-rede, ob sie gleich nicht geradezu erlogen, ist dennoch nicht gerechtfertigt; sie ist eine Ver- leugnung der Wahrheit, die aus Glaubensschwäche her- vorgeht, und wäre es besser gewesen, er hätte es dem HErrn anheimgestellt, wie ihm aus seiner bedrohlichen Lage möchte geholfen werden. Aber in verwickelten Dingen, wo kein Ausweg sich zeigt, gerathen wir nur zu leicht auf Abwege; und die heil. Schrift verschweigt oder beschönigt die Fehler ihrer Heiligen nicht, nicht etwa daß wir ihre Fehltritte nachmachem sondern aus ihrer Geschichte uns abnehmen, wie wir unter ähnlichen Verhältnissen uns besser verhalten sollen (Jes. 35, 43 ,1—— . » 14. Als nun Abram in Eghpten kam, sahen die Cghpter [wirklich, wie er befürchtet hatte] das Weib, daß sie fast ssehr Jus. 13, 1 Anm.] schon war. Die Anerkennung, welche Sarahs Schönheit findet, erklärt sich leichter, wenn in’s Auge gefaßt wird, daß die egyptischen Frauen, obgleich nicht so schwarz wie die Nubierinnen und Aethiopierinnen, doch von braunerem Teint waren als die asiatischen. Auf den Denkmälern wurden Frauen von hohem Range, um ihnen zu schmei- cheln, gewöhnlich mit hellerem Teint dargestellt. (Hengsten- berg.) Sie war damals schon 65 J. alt (Kap.17, 17), stand jedoch nur erst in der Mitte ihres Lebens (Kp. W, 1). 15. Und die Fürsten sobersten Hofbeamtenj des [damals regierenden Königs, der, wie alle alten Herrscher des Landes, den Titel] Pharao [führte Kapsz 41,· 46 Anm.] sahen sie [ebenfalls, da Abram nicht in den Grenzdistrikten blieb, son- dern bis zur Residenzstadt vordrang], und preiseteii sie vor ihm. Da ward sie in des Pharao Haus [Harem] btacht sum nach den üblichen Vorbe- reitungen unter die Nebensrauen des Königs auf- genommen zu werden] 16. Und er sder König] that Abram Gutes um ihretwillen Und er hatte [und zwar wurden ihm, dem Abram, zu Theil] Schafe, Rinden Esel, Knechte und Magie, Eselinnen und Kamme. Es sind das lauter solche Güter, die einem Nomaden die liebsten sind, er sollte damit für die gewaltsame Wegnahme der Sarai schadlos gehalten werden, iind befand sich unter den Mägden, die er damals von Phcirao erhielt, auch Hagar, die er später der Sarai schenkte (Kap. 16). An zeitlichem Gut also litt Abram in Egypten keinen Mangel; doch sein höchstes und theuerstes Gut, das Weib seiner Liebe, hatte er verloren, ja aus Glaubensschwäche selber preisgegeben: wer sollte ihm wieder dazu verhelfen? Der aber, der uns ewig liebt, macht gut, was wir verwirren re. (S. 1. Sani. 27, 12 Anm.). » 17. Aber der HERR sder nicht zugeben konnte, das; die Stammmutter seines auserwählten Ge- schlechts zu einem Werkzeug fleischlicher Lust er- niedrigt würde] plagte den Pharav [noch ehe die Vorbereitungszeit der Sarai abgelaufen war] mit großen Plagen san seinem Leibe] und [ebenso] sein Haus , [die den Priestern und Zeichendeutern es nahe legten, daß dieselben] Um Sarai, Abrams Weibes willen [ihn träfen; denn durch Gottes Fügung kam es jetzt an den Tag, das; Sarai nicht Abrams Schwester, sondern sein Eheweib wäre]. Ist· 36 l. Mofe 12, 18—20. 13, ·1—18. 18. Da rief Pharao Abram zu sich, nnd sprach zu ihm: Warum hast du mir das gethan? Warum sagtest du mirs nicht, daß sie dein Weib wäre? 19. Warum spracheft dn denn, sie wcire deine Schwester? Derhalben ich sie mir zum Weibe nehmen wollte. Und nun siehe, da hast du dein Weib; nimm sie und zeuch hin. 20. Und [Abram wußte auf solche Vorwürfe nichts zu erwidern, stand vielmehr beschämt vor dem Könige da; aber] Pharav [gab ihm nicht nur sein Weib unberührt zurück und ließ ihm die Ge- schenke, die er ihm einmal gemacht hatte, sondern] befahl [auch] seinen Leuten über ihm, daß sie ihn geleiteten, und sein Weib, und alles, was er hatte. Es geschah das unter göttlicher Leitung darum, da- mit er unterwegs nicht sonst noch einer Gewaltthat der Egypter ausgesetzt wäre, was, abgesehen von Sarais Schänheih um so mehr zu besürchten stand, als Abram reicher zurückkehrte, denn er gekommen war, und dies leicht den Neid und die Raubsucht der Leute, bei denen er durchzog, erregen konnte (Pf. I05, 13-—15). Das 13. Kapitel. xtbram scheidet sich von got, seinem Vetter. I. U.1—13. glatt) der htiiclkliehr an den früheren Zins- enthattgort zwischen Izethel und Eli erweist es sich, das; die Weideplälze siir die inzmisrhen größer gewordenen Zjeerden Jlbramg und Lot-z nicht mehr hinreichem der ersteresshlägt daher seinem Messen vor, sich von ihm zu scheiden, und überläßt ihm die Wahl, wohin er sich wenden wolle. Letzterer erwählt sich die gldordansaue und schlägt seine Ihiitten bei Sodom aus. 1. Also zog Abram heraus aus Eghpten [wo er ja überhaupt nur für einige Zeit sich hatte aufhalten tvollen], mit feinem Weibe und mit allem, das er hatte, und Lot [der ebenfalls mit in Eghpten gewesen war] auch mit ihm, gegen dem Mittag [der nämlichen Gegend zu, aus welcher ihn die Theurung Kap. 12, 10 vertrieben hatte]. L. Abram aber war sehr reich von Vieh, Silber und Gold [so bald ging Gottes Segensverheißung Kap. 12, 2 an ihm in Erfüllung]- 3. Und er zog immer [d. h. nach und nach, in einzelnen kurzen Märschen, wie sie für seine Heerden paßten] fort von Mittag bis gen Bethel, an» die Stätte, da am ersten [Kap. 12, 8] seine Hutte war, zwischen Bethel und Ai, 4. Eben an den Ort, da er vorhin den Altar gemacht hatte. Und er predigte allda den Namen des HERRU [richtete sich hier auf ein längeres Bleiben ein, indem er bei dem noch vorhandenen Altar wieder einen regelmäßigen Gottesdienst her- ftellte]. 5. Lot aber, der mit Abram zog [und an derselben Stätte sich niederließ], der hatte allch Schafe und Rindet und Hütten keine zahlreiche Heerde von Klein- und Großvieh und eine an- fehnliche Menge von Zeiten für sich und sein Gesinde]. b. Und das Land mochrs [auf die Länge] nicht ertragen, daß sie [so] bei einander wohneten; denn ihre Habe lvar [durch den Segen des HErrn, der um Abrams willen auch dem Lot sich zu- wendete Kap. 12, Z] groß [in kurzer Zeit außer- ordentlich gewachsens und konnten nicht [mehr, wie vorhin, friedlichJ bei einander wohnen, 7. Und war lbald von der Zeit ihrer aber- maligen Niederlassung bei Bethel an] immer Zank zwischen den Hirten über Abrams Vieh, und zwischen den Hirten über Lots Vieh «. So wohneten auch zu der Zeit die Eananiter und Pheresiter kais eigentliche Herren] im Lande [die einen in Städten, die andern auf dem platten Lande» 5. Mose 1, 8 Anm.] «) Da die vorhandenen Weideplätze und Wasser: brunnen nur zur äußersten Noth für beide Heerden noch hinreichtem so geriethen die beiderseitigen Hirten täglich in Händel mit einander; die Hirten Abrams wollten wohl vor denen des Lot den Vorzug haben, und diese wiederum wollten jenen nicht nachstehen, es ist aber sehr wahrscheinlich, daß Lot bereits anfing, seinen Leuten beizustehen, und sie aufmunterte, Abrams Leuten so viel als möglich zuvorzukommew — »Es) Es ließ sich also der Niederlassung keine größere Ausdehnung geben, und blieb daher nichts übrig, als daß Abram und Lot sich von einander trennten und zwei verschiedene Nieder- lassungen grlindeten. 8. Da [hätte nun Abram in seiner Eigenschast als Oheim und als Oberhaupt des ganzen Wander- zuges, und weil er der eigentliche Träger der göttlichen Verheißung war, zu seinem Neffen sagen können: Verlaß du diese Gegend und siedele dich wo anders an; statt dessen aber] sprach Abram [in gar freundlicher Rede, sich dem Bruderssohn ganz gleichstellend, ja diesem sogar die Vorhand lassend] zu Lot: Lieber [Richt. 4, 19 Anm. 1], laß nicht Zank sein zwischen mir und dir, und zwischen meinen und deinen Hirten; denn wir sind Gebrüder. 9. Stehet dir nicht alles Land offen? Lieber, fcheide dich von mir [es ist besser, wir gehen äußer- lich, als innerlich auseinander; damit du aber nicht denken diirfest, es wäre mir um meinen Vortheil, nicht um den Frieden zu thun, so will ich dir freie Wahl lassen]. Willst dn znk Linken, so will ich zur Rechten; oder willst du zur Rechten, so will ich zur Linken. Der Morgenländer richtet bei Bestimmung der Him- melsgegend sein Angesicht gegen Morgen (sich orientiren); daher ist vorn = Osten, zur Rechten = Süden, hinten = Westen, zur Linken = Norden. 10. Da hnb Lot [der sich’s gern gefallen ließ, daß er die Vorhand haben sollte] seine Augen auf [um die beste und fruchtbarste Gegend für sich zu erspähen] und [da er bald mit sich einig war, wohin er sich werde wenden müssen, machte er sich auf den Weg und] besahe die ganze Ge- gend am Jordan [die Thalebene zu beiden Seiten des Jordan vom See Genezareth an bis zum Abram scheidet sich von Lot und wohnt im Hain Mamre 37 damaligen Siddimthal; diese Beschauung nun fiel ganz zu seiner Zufriedenheit aus] Denn ehe der HERR [wie in Kap- 19 erzählt werden wird] Sodoma und Gomorra verderben, war sie [die Gegend am Jordan] wasserreich [von verschiedenen Bächen und kleineren Flüssen durchschnitten], bis man gen Zoar [damals noch Bela genannt Kuh. 14, L] kommt, als ein Garten des HERRn [so anmuthig, wie einst der vom HErrn gepflanzte Garten in Eden Kap. 2, 8 ff., und so fruchtbar] gleichwie [das um seiner Fruchtbarkeit willen be- rühmte] Egyptenland 11. Da erwahlete ihm Lot [als er von der Untersuchungsreise zurückkam und nun dem Abram auf seinen Vorschlag Bescheid geben wollteJ die ganze lebe« bsschriebenej Gegend am Jordan, nnd [brach auch alsbald von Bethel aus, das er gern im Stich ließ, und] zog egen Morgen [Südosten]. Also schied sich [mit vo em gegenseitigen Einver- ständnißJ ein Bruder von dem andern; 12. Daß Abram wohnete im Lande Canaan [dem eigentlichen Lande der Verheißung], und Lot in den Stadien derselben Gegend [in dem Gebiete der 5 Städte Sodom, Gomorra, Adama, Zeboim und Bela], Und [zwar] setzte [er, des einförmigen Hrrtenlebens überdrüssig] seine Hütten gen Sodom [um die seinem Geschmack mehr zusagenden An- nehmlichkeiten des Stadtlebens zu genießen, wie er denn auch bald sich daselbst verheirathete Kap. 19, 26]. 13. Aber [so gut er seiner Meinung nach auch gewählt hatte und so bequem er jetzt alles haben konnte, was er sich wünschte, hatte er im Grunde doch sehr schlecht gewählt und mußte hernach in Sodom viel Herzeleid erfahren; denn] die Leute zu Sodom waren böse, und sündigten sehr wider den HERRn [und das verwickelte ihn in große Gefahren Leibes und der Seelen, vgl. Katz. 14 u. 19]. II— II. 14——18. Kaum ist ttot abgezogen, so sagt der Mk« uon gleiten! Abram den einstigen Besitz der« glan- deo Ganaan zu und befiehlt ihm, dao Land der Länge und Breite nach zu durchgehen. Abram thut dieg und macht »den Zjain Znamre bei xxebkon zum Mittelpunkt fur seinen ferneren Aufenthalt. 14,. Da nun Lot sich von Abram geschieden hatte [und dieser, wie früher aus seinem Vater- land und aus seines Vaters Hause Kap.12, 4., so nunmehr auch von seiner Freundschaft ge- gangen war], sprach der HERR zu Abram [indem er ihm bald darnach auf dem Berge bei Bethel, von welchem aus man eine weite Umsicht hatte, erschien] Heb [wie vorhin V. 10 Lot aus Eigen- nutz, so jetzt du im Glauben] deine Augen auf, und siehe von der Stätte an, da du wohnest kund die dem Anschein nach geringer ist, als die dein Vetter sich erwählet hat], gegen Mitternacht, gegen dem Mittag, gegen dem Morgen, und gegen dem Abend. 15. Denn alle das Land, das du siehest, will ich dir geben nnd deinem Samen ewiglich [dir zu- nächst verheißungsweise, aber deinem Samen ein- mal erbs und eigenthümlich und zum unverlier- baren Besitz Jer. 30, 24 Anm.]. 16. Und will deinen Samen machen wie den Staub auf Erden. Kann ein Mensch» den Staub auf Erden zahlen, der wird auch deinen Samen zählen [denn nicht blos das große Volk, das von deinem Leibe kommen soll, gilt mir für deinen Samen; auch alle, die das dir und deinem Volke zugedachte Heil einst überkommen, werden deine Kinder heißen Gal. 3, 7. 29]. 17. Darum so mach’ dich auf [von der Stätte, da du jetzt wohnen] und zeuch durch das Land, in die Lange und Breite [um es so auf prophe- tische Weise in Besitz zu nehmen]; denn dir will ich’s geben [du kannst also schon jetzt dich als den rechtmäßigen Eigenthumsherrn betrachten, die that- sächlichen Einwohner V. 7 aber sind nur einst- weilen noch von mir geduldet Kap. 15, 16]. Jm ersten Haupttheil der Heilsgeschichth während der paradiesischen und vorsiindfluthlichen Zeit, war Gott den Menschen unmittelbar und in geistleiblicher Wahr- nehmbarkeit nahe; die Frommen, wie Henoch, wandelten mit ihm. Aber dieses Wohnen Gottes unter den Men- schen hat mit der Sündfluth ein Ende, Gott zieht sich in den Himmel zurück, um fortan von da aus sich zu offenbaren; doch ist das Ziel, dem die Geschichte nun zustrebt, kein anderes als dies, daß er in der Menschheit wieder Wohnung mache. Jm zweiten Haupttheih während der patriarchalischen Zeit, zeigt sich Gott wieder sichtbar auf Erden und verkehrt persönlich mit den Menschen; theils tritt er in leiblicher, auch den äußeren Sinnen wahrnehmbarer Gestalt auf, theils stellt er sich dem inneren Sinne dar, nachdem diejenigen, mit denen er verkehrt, in den Zustand der Verzückung versetzt worden sind, oder er erscheint ihnen im Traum. Indessen ist das noch kein Wohnen auf Erden; denn der HErr ent- fernt sich wieder oder fährt zum Himmel auf, seine Er- scheinungen sind nur Nachspiele des Vergangenen und Vorspiele des Zukünftigew 18. Also szufolge solchen ausdrücklichen Be- fehls von Seiten Gottes] erhub Abram seine Hütten, kam [nachdem er das Land wirklich in die Länge und Breite durchzogen hatte] Und ivohnete sliesz für längere Zeit sich 7——8 Mk. weiter südlich von Bethel nieder] im Hain [Eichen- oder Tere- binthenwald des Amoriters] Mamre [Kap. 14, 13« 24], der zu Hebron [Kp, 23, «20 »Am] ist, und baUete daselbst [wie zuerst bei Sichem und hernach bei Bethel Kp. 12, 7 f.] dem HERRU einen Altar. Diese Niederlassung ist denn der feste Punkt gewor- den, von wo aus die Verheißung des Landesbesitzes sich verwirklicht hat; hier hat die Patriarchensamilie am längsten und liebsten gewohnt, hier ihre Todten be- graben (Kap. W, 17 f.; Bd, 27; 49, 29 f.). 38 1. Mose 14, 1———20. Das 14. Kapitel. Ylliram errettet Tot; wird von Zitekchisedeli gesegnet. I· U. 1—16. Ziei Gelegenheit eines Krieg-Zuges, den Kedor traomor non Ølam mit seinen xlafallen wider die von ihm abgefallrnen Könige des Iiddimthaleo unternimmt, wird Hat ebenfalls gefangen himoeggesiihrh Ilbram aber eilt mit seinen Unkosten und illerbiindeten dem siegreichen Zkanig narh und befreit niitjt nur den steifen aug dessen Gewalt, sondern bringt auch alle iibrige Beute zurücke. -1. Und es begab sich zu der Zeit des Königs Amraphel von Sinear soder Babyloniem wo einst Nimrod ein Weltreich gegründet Kap. 10, 10., jetzt aber war dasselbe zur bloßen Herrschaft über jenen Landstrich Kp. 11, 2 herabgesunken 2. Kön. 2o, 12 Anm., s. Karte Iv.], Arioch, des Königs von Eiassar lwahrscheinlich Artemita im südlichen Assyrien], Kedor Laomor, des Königs von Elam [am pers. Meerbusen Kp. 10, 22], und Thideah des Königs der Heiden leines in« derjenigen Land- schaft, welche « später »die heidmsche Galiläa« Matth. 4, 15 hieß, ansäfsigen Volks Jos 12, 23; Richr 4, 2; Jes 9, 1], 2. Daß sie kriegten [mit den Königen der 5 in der Jordansaue gelegenen Städte] mit Berg, dem Könige von Sodom, und mit Birsa, dem Könige von Gomorra, und mit Sineab, dem Könige von Adama, und mit Semeber, dem Könige von .Zeboim, und mit dem [vielleicht mit seiner Re- sidenzstadt gleichnamigen] Könige Von Bein, die heißt lfeit der Geschichte Kap. 19, 20] Zoat. Jede bedeutendere eananitische Stadt hatte, wie das Buch Josua zeigt, ihren König; das phiinicische Volk liebte es, sich in kleine selbstständige und nur eidge- nossenschaftlich verbundene Reiche zu gliederm 3. Diese kamen [als das feindliche Heer den Grenzen ihres Landes von Nordwesten her fich näherte V. 8 s.] alle zusammen in das Thal Sid- dim, da nun das Salzmeer [todte Meer] ist [stellten sich dort mit ihren Schaaren kampfbereit auf]. 4. [Sie hatten aber zu dem ganzen Kriegs- zuge selber die Veranlassung gegeben.] Denn sie waren zwölf Jahr unter dem Könige Kedor Laomor [tributpf1ichtig] gewesen, und im dreizehnten Jahr waren sie von ihm abgefallen. 5. Darum kam Kedor Laomor und die [Va- sallen-] Könige, die mit ihm waren, im vierzehnten Jahr, und schlngen [auf ihrem Zuge von Ba- bylonien, der die große Heerstrasze über Damaskus entlang ging, s. Karte III., zunächst einige andere Völkerschaftem die ebenfalls ihrer Botmäßigkeit sich entzogen hatten, nämlich] die Riesen zu Aslha- roth Karnaim seinen zu den Urbewohnern des Landes jenseit des Jordan gehörigen Volksftamm von riesenhafter Leibesgröße 4. Mofe 21, 30 Anm.], und die Susim [oder Samsumim im nach- herigen Ammoniterlande 5. M. 2, 20] zu Hain [d. i. Rabbath Ammon], and die Emim seinen gleichfalls zu den ostjordanischen Riesen gehörigen Volksstamnq in dem Felde [der Ebene] Kitiathaim [V2 Stunde westlich von Medaba], b. Und [von da in siidlicher Richtung weiter herunter] die snachmals von den Edomitern unter- worfenen Kap. 36, 9 f., 5. Mos. 2, 121 Horiter ans ihrem Gebirge Seit« [und brachten so den ganzen Landftrich östlich vom Jordan und von der Arabah 4. M. 21, 1 Anm. wieder an sichJ bis an die Breite soder PaImengegendJ Pharam welche an die Wüste [dieses Namens Kap. 21, 21] stdßet [d. i. bis Ailah an der Nordspitze des älanit. Meerbufens 4. M. 20, 1 Anm., s. Karte 11]. 7. Darnaeh [als sie so das nächste Ziel ihres Kriegszuges erreicht hatten] wandten sie [von dem bisherigen Vordringen gen Süden] um snach Nord- westen], und kamen an den Born Mispah das ist Kades [Kades Barnea an der Südgrenze Palästinas 4. Mos 13, 1 Anm.], und schlngen das ganze Land der Amaleliter [die Bewohner desjenigen Landstrichs, der später den Amalekitern gehörte Kap. se, 12 Anm.], dazu die Amoriter, die zu Hazezou Thamar sdem nachherigen Engeddi 1. Sam. 23, 14 Anm., s. Karte III] wohneten. 8. Da sals die Feinde nunmehr von Nord- weften her in ihr Gebiet einbrachen] zogen aus der König von Sodom, der König von Gomorra, der König von Adam, der König von Zeboim, und der König von Bein, die Zoar heißt; und rüsteten sich [wie in V. 3 vorläufig bemerkt wurde] zu streiten im Thal Siddim, d. Mit Kedor Laomor, dem Könige von Elam, und mit Thideal, dem Könige der Heiden, und mit Amravheh dem Könige von Sinear, und mit Arioch, dem Könige von Elassarz ses kämpften also in diesem Kriege] vier [bisher fiegreich ge- wesene] Könige mit filnfen [die sich zu wehren und den drohenden Angriff abzuwenden fuchten]. 10. Und das Thal Siddim hatte viel Thon- [Asphalt-] gruben [deshalb gerade hatten die fünf dies Terrain zur Aufstellung ihrer Schlacht- ordnung gewählt, weil sie den Feind, wenn sie ihn geschlagen hätten, in die Thongruben hinein- treiben und so einem gewissen Untergange preis- geben wollten] Aber [es kam anders, als sie dachtens sie selbst] der König von Sodom und Gomorra [und die übrigen mit ihnen verbündeten Fürsten] wurden daselbst in die Flucht geschlagen und niedergelegt [in die Thongruben hineinge- trieben]; nnd was überblieb [in den Thongruben nicht umkam, wie z. B. der König von Sodom V. »17], flohe ans das [im Osten gelegene moabi- tische] Gebirge. 11. Da nahmen sie [die siegreichen Könige] alle Habe zu Sodom und Gomorra [und den übri- gen Städten], und alle Speise, und zogen davon. Abram errettet Lot und wird von Melchisedek gesegnet. 39 12. Sie nahmen auch mit sich Lot, Abrams Brndersohn, und seine Habe, denn er wohnete zii Sodom [Kap. 13, 12], und zogen davon. 13. Da tam einer, der entronnen war, nnd sagt es Abram an, dem Auslander fHebräer oder Jenseitigem wie die Leute ihn dort nannten, weil er von jenseit des Euphrat in ihr Land ein- gewandert was-J, der da wohnete im Hain Mamre, des Amoriters, welcher [Mamre] ein Bruder war Escol und· Anein Diese [3 Brüder und Häupter der AmoriterJ waren mit Abram im Bunde. Schon um dieses Schutz- und Trutzbündnisses willen hielt man den Abram für verpflichtet zur Hilfe, verließ sich aber um so mehr auf feine Bereitwilligkeit dazu, ibvefil jsein Bruderssohn sich mit unter den Gefangenen c at! . 14. Als nun Abram hörte, daß sein Bruder [Bruderssoh»ii] gefangen war, wappnete er seine Knechte, dreihundert und achtzehn, in feinem Hause geboten [die waffenfähige Mannschaft unter seinen Knechtem lauter Leute, die nicht erst gekauft, son- dern von dem in der Familie schon vorhandenen Gesinde geboren Kaki. 17, 12 und daher desto zuverlässiger waren] und jagte ihnen nach bis get! Dan [-Jaan L. Sam. 24, 6 Anm.]; 15. Und theilete sich [mit seinen Leuten und Bundesgenossen 13 in 3 Haufen] fiel des Nachts [a«ls die Feinde sich gelagert und in siegestrunkener Sicherheit nicht einmal Wachtposten ausgestellt hatten] uber sie mit seinen Knechten, und schlug sie [im Heldenmuth seines gläubigen Vertrauens auf den Beistand des HErrn], und jagte sie bis gen Hohn, die zur Linken [im Norden von] der Stadt Damascus liegt lKarte 1I1]; 16. Und brachte alle [geraubte] Habe wieder, dazu auch Lot, seinen Bruder, mit seiner Habe, [P. 11·. 12], auch die Weiber und das Voll swelche die Feinde mit sich hinweggeschleppt hatten]. Abram ist der zum Voraus bestimmte Besitzer des Landes, darum ist es seine Sache, das Land vor jeder Unbill, die ihm widerfährt, zu schützen und zu rächen; und Gottes Sache, der ihn dazu designirt hat, ist es, ihm dabei zum Siege zu helfen. Der Sieg, der ihm zu Theil wurde, stellte ihn vor Aller Augen als den dar, der· dem Lande Schutz und Segen bringt, und in seinen eigenen Augen sollte der Sieg ihm eine Bürg- schaft sein, daß der verheißene Besitz des Landes eben so sicher und kräftig sei, als der ivirkliche zu- künftige Besitz, daß er dem Wesen und dem Berufe nach Besitzer und Beschtitzer des Landes sei. (Kurtz.) Das Ereigniß ist ein prophetisrhes Vorzeichen dafür, daß im Kampf mit der (durch die 4 Könige repräsentirten) asiatiatischen Weltmacht Abrams Same nicht nur nicht unterliegen, sondern auch die bei ihm Hilfe Suchenden vor dem Untergange zu retten vermögen wird. (.Keil.) II« di. 17——24. xleni heiinliehrenden Ilirani treten unter- ioego der König von Sodom und Melchisedek, König von Salem, entgegen. Dieser, zugleich ein Priester Gottes des Fahnen, erquiilit und segnet ihn, Abram oder giebt ihm den Zehnten von allem; jener bietet ihm die iuriiiiieroderte Zjade zum Lohn siir seine Zhilse an und verlangt nur die yerausgabe der Leute, doch Jlirani verzichtet siir sein clheil auf alles. 17. Als er nun wiederkam von der Schlacht des Kedor Laomor und der Köni e mit ihm, ging ihm entgegen der König von odom [um zum Siege ihm Glück zu wünschen und wegen der Kriegsbeute mit ihm zu verhandeln] in das Feld [in das zwischen Jerusalem und dem Oelberg gelegene Thal], das [um des Zusammentreffens der beiden Könige V. 17 u. 18 mit Abraham willen] Kdnigsthal [2. Sam. 18, 18] heißet sspäter dagegen den Namen »Thal Josaphat« empfing Ins. 15, 36 Anm.]. 18. Aber sein anderer König jener Gegend, ihm ebenfalls entgegen kommend] Melchisedech [d. i. König der Gerechtigkeit], der König von Salem [d. i. Friede-«] trug Brod und Wein her- vor [nicht nur um leiblich ihn zu erquicken, son- dern vornehmlich um seine Glaubensgemeinschaft mit ihm auf sinnbildliche Weise darzustellen und die nachherige Segnung feierlich einzuleiten]. Und er sder letzte selbstständige Sprößling aus der, sonst überall durch die Cananiter verdrängten Ur- bevölkerung des Landes is] war ein Priester Gottes des Höchsten [hatte mitten in dem heidnisch ge- wordenen Lande die Erkenntniß des Einen wahren Gottes bewahrt und vereinigte noch in seiner Person die priesterliche Würde mit der königlichen]. «) So hieß Jerusalem ursprtinglich (Ps. 76, 3), bis später (wohl durch David, der die Bedeutung der Stadt Pf. 122, 3 ff. iiii Geiste richtig erkannte S. Sam. 5, 9) das Wort Jeru, d. i. Gründung, davorgesetzt wurde, so daß also der vollständige Name «Friedeiisgrtinduiig« oder ,,Friedensstätte« bedeutet. —- -«·) Die ersten Be- wohner des Landes Canaan nach der Völkerzerstreuung waren allem Aiischein nach Semiten, wahrscheinlich von dem semitischen Stamm Lud (Kap. 10, 22). Unter oder neben ihnen siedelten sich demnächst, von Osten her einwandernd, die Cananiter an, ein mächtiger Zweig des hainitischen Stammes, der zwar durch Annahme der semitischen Landessprache sich den früheren Bewohnern unterordnete (Anm. zu Kap. 31, 47), aber durch wieder- holte Einwanderungen allmälig auf das Entschiedenste in den Vordergrund trat. 19. Und [nun] segnete [er vermöge seines priesterlichen Charakters] ihn [den Abram, der mit ihm auf gleichem religiösen Grund und Boden stand], und sprach [in dichterischer Rede mit zwei parallelen Gliedern]: Gesegnet seist du, Abram, dem höchsten Gott, der Himmel und Erde besixztz 20. Und gelobet sei Gott der Höchste, der deine Feinde in deine Hand beschlossen hat. — Und demselben [indem er für s einen Priester ihn anerkannte oder für einen Vermittler, durch den er Gott die Opfer seines Dankes darbringen könnte] gab Abram den Zehnten von allerlei [der Beute, die er dem Feinde abgenommen hatte]. Melchisedek ist die untergehende Sonne der Uroffem barung, die mit ihren letzten Strahlen den für die kom- mende Nacht erwählien Träger des Lichts segnend an- scheint; aber das segnende untergehen dieser Sonne ist 40 i. Mose 14, 21——24. 15, 1—9. ugleich die Weissagung eines viel herrlicheren Aufgehens, enn in Abram sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde. (Schröder.) Melchisedek ist die letzte übrige Blüthe einer vergangenen Entwickelung, Abram der Keim und Anfang einer neuen verheißungsi und hoff- nungsreichen Entwickelung. Melchisedek steht noch im alten Noachischen Bunde mit universalistischer (allge- meiner, alle Völker ohne Unterschied umfassender), Abram bereits in einem neuen Bunde mit particularistischer (besonderer, nur auf das auserwählte Volk sich be- ziehender) Grundlage; aber der universalistische Bund lief aus in den engsten Particularismus, denn Melchi- sedek steht als Diener und Verehrer Gottes, der mit Noah den Bund geschlossen, vereinzelt da unter einem entarteten Geschlecht, welches von diesem Gotte abge- fallen und den Naturgewalten anheimgegeben ist, wo- gegen der particularistische Bund, der mit Abram be- ginnt, zum weitesten und großartigstem allen Völkern . Heil bringenden Universalisinus führen soll und wird. » (Kurh.) Inwiefern Melchisedek schon durch den Namen seiner Person und seiner Residenz, außerdem aber auch durch die cganze Art seiner Erscheinung, durch seinen amtlichen harakter sowie durch die Stellung, die er dem Abram gegenüber einnimmt, ein Vorbild Christi ist, s. Pf. 110, 4; hehr. 7. 21. Da sprach der König von Sodom sder bei Entrichtung des Zehnten an Melchisedek wohl von der Furcht befallen wurde, als betrachte Abram die ganze Kriegsbeute als sein Eigenthum und denke an keine Zurückgabe an die ursprüng- lichen Besitzer] zu Abram: Gieb mir Wenigstens] die Leute [die Weiber und das Volk V. 16 wieder zUtückL die Güter behalte dir. 22. Aber Abram sprach zu dem Könige von Sodom: Jch hebe meine Hände auf zu dem HERRn [dem ich diene], dem hdchsten Gott, der Himmel und Erde besitzet [wie Melchisedek ihn eben ge- nannt und in seinem Namen mich gesegnet hat], 23. Daß ich von allem, das dein ist, nicht einen Faden, noch einen Schuhriemen [nicht das Allergeringste und Werthloseste] nehmen will, daß [wenn nun der HErr immer mehr auch im Zeit- lichen mich segnet Kap. 12, 2 und Melchisedeks Segen V. 19 in Erfüllung geht] du nicht [in deinem Herzen, noch gegen Andere] sagest, du habest Abram reich gemacht. Sodoms Güter sind kein Segen; verwirs sie deines Gottes wegen. (Taube.) 24. Ausgenommen, was die Jünglinge smeine Leute, von den SpeiseVorrätheUJ verzehrt haben [sollst du mir, wie billig, nicht weiter in An- rechnung bringen]; und die Männer Aner, Eseol und Mamre, die mit mir gezogen sind sund auf die mein Exempel keine Anwendung leidet], die laß ihr Theil san der wiedereroberten Habe] nehmen. Das 15. Kapitel. Ylbrauis Glaube und Gerechtigkeit wird get-riefen. I. U.1——11. Zlem uerkagten und wegen seiner Zimmer- losiglieit beiiümnierteii Abram offenbart sich Gott am hellen Tage in einem Gesicht, spricht zuerst ihm freund- lirh zu und antwortei ihni dann auf seine Klagen nnd auf den Vorschlag, daß er den Sohn seines Jjaugvogtg an Feindes Statt wolle annehmen, mit der xlerheihung eines eigenen Leibe-erben. da Abram ihm glaubt, so bereitet sich der Wirt, in ein förmliche-i Bundesver- hiiltnih mit ihm einzutreten, und liiskt ihn das bei solchen Gelegenheiten übliche Opfer herbeischaffen. 1. Nach diesen Geschichien [bei welchen Abram soviel Heldenmuth und soviel Uneigennützigkeit an den Tag gelegt] begab sichs, sdaß eine Zeit der innern Anfechtung für ihn eintrat-«. Während er nun eines Tages allein dasaß in seiner Hütte und so recht von inisztröstigen Gedanken heimge- sucht wurde, begab sich’s weiter] daß zu Abram geschah das Wort des» HERRn im Gesicht süber dem Sinnen und Sinnen entschwanden ihm je mehr und mehr die äußeren Sinne, so daß er nichts mehr um und neben sich sah und hörte, dagegen wurden die innern Sinne ihm aufge- schlossen und sein Geist in den Zustand der Ver- zückung versetzt; er sah mit geistigem Auge den HErrn, der ihm schon mehrmals erschienen war Kuh. 12, I. 7; 13, 14., und vernahm mit geistigem Ohr seine Worte. Der HErr aber, der in den Tiefen unseres Herzens zu Hause ist und in die geheimsten Winkel unseres Wesens hineinschaut", antwortete ihm auf die stillen Klagen und Fragen seiner Seele], nnd sprach: Furchte dich nicht, Abram; ich bin dein Schild, nnd dein sehr großer Lohnspä Ei) Denn so sind wir Menschen: ,,eininal sind wir fröhlich und getrost, als weiin wir im Himmel unter den heil. Engeln süßen, und bald werden wir traurig, als wenn wir tausend Meilwegs unter der Erde gingen; einmal sehen wir im hellen Licht unsern Trost, und bald haben wir alles vergessen und unser Gemüth wird mit finstern, schwarzen Wolken überzogen (V. Her- berger.) Den Abram mag es bekümmert haben, daß auf der einen Seite Gottes Gnade in so überschwäng- licher Weise sich an ihm verherrlichte und des HErrn Segen so augenscheinlich init ihm war, und daß doch auf der andern Seite das Liebste und Beste, ein Sohn seines Leibes« und Erbe seiner Güter, noch immer auf sich warten ließ; ja, daß er mit seinem Weibe iminer älter und der Möglichkeit einer Erfüllung seines sehn- lichsteii Wunsches immer ferner gerückt wurde. Er konnte in den seltsamen Widerspriich sich nicht finden. H) Er hört die Seufzer deiner Seelen und des Herzens stilles Klagen, und was du Keinem darfst er- zählen, magst du Gott gar kühnlich sagen. Er ist nicht fern, steht in der Mitten, hört bald und gern der Armen Bitten: Gieb dich zufrieden! (Gieb dich &c. V. 5.) DIE) Mache dir wegen der Zukunft keine bangen Ge- danken und plage dich nicht mit Zweifeln, ob die dir gegebene Verheißung noch mö e erfüllt werden. Du hast es in den Kämpfen wider Kedor Laomor ja kürzlich erst erfahren, was für ein zuverlässiger Schutz und was für eine inächtige Abwehr gegen äußere Feinde ich dir bin, sonst hätte es dir bei der überlegenen Streit- macht dieses kriegstiichtigen und sieggewohnten Fürsten gar übel ergehen können; und du hast den Anerbietungen des Königs von Sodom gegenüber ja selber es zu er- kennen gegeben, daß du an meiner Freundschaft und Gemeinschaft allbereits den Lohn besitzest, der dir allen anderen Lohn gering und entbehrlich erscheinen·lüßt. So nimm denn mich und das Wort meiner Verheißung Abram glaubt und wird gerechtfertigt; der HErr befiehlt ihm ein Bundesopfen 41 auch zum Schild wider deine inneren Feinde, wider die nagenden und plagenden Zweifelsgedankem und laß dir für die Zeit, da du noch keinen Sohn hast, an meinem Besitze genügen; laß mich bei dir mehr gelten, als alle Kinder und Kindeskinden darnach du so sehnlich ausschauesh 2. Abram [der bei dieser Zusprache des HErrn seines bisher im Herzen verhaltenen Kummers sich erst recht bewußt wurde, so daß die übervollen Wasser seiner Seele, als wäre jetzt der Damm gebrochen, unaufhaltsam sich ergossen] sprach aber sdie so freundliche Rede ziemlich unwirsch er- widernd]: HExpHERR [Kap. 2, 6 Anm.], was willst du mir geben? swas ist-s, daß du alle Ver: heißung häufest auf mich, der deinen Gnadensegen ja doch auf niemand vererben kann?] Jch gehe dahin ohne Kinder; und [dagegen schenkst du solchen Leuten Kinder, die nichts zu vererben haben ;] mein Hausvogt [zum Beispiel] hat einen Sohn, dieser Elieser von Damascus [Kap. 24, 2., und da will es fast den Anschein gewinnen, als sollte der mein Erbe werden]. Vermuthlich hatte Abraham den Elieser erworben, als er durch Syrien nach Canaan zog Kap. 12, 5. (Knobel.) Z. Und Abram [indem er nach diesen Worten eine Weile schwieg und sich’s näher bedachte, was er zunächst im Unmuth seiner Seele und ohne ernste Meinung herausgeredet, dann aber wirklich den Gedanken faßte, den Sohn Elieser’s zu adop- tiren] sprach weiter: Mir hast du keinen Sohn gegeben [und wirst mir wohl auch keinen mehr gebeUJZ Und siehe sich bin bereit, in meine Kinder- losigkeit mich zu fiigen], der Sohn meines Ge- sindes swenn es nun einmal dein Wille so ist] soll mein Erbe sein. Abram schüttet hier sein ganzes, von Sorge und Rathlosigkeit gequältes Herz aus; aber es ist viel besser, seine Noth und Sorge dem HErrn in’s Angesicht zu klagen und mit ihm selber darüber zu verhandeln, als hinter Gott her zu murren und in den Kummer, der die Seele drückt, sich zu verbeißen. Die das letztere thun, über die bekommt gar bald die Anfechtung die Ueber- macht, setzt sich bei ihnen fest und stürzt sie ins Ver- derben. Die aber an Gottes Herz niederlegem was sie bekümmert und anficht, die weist der HErr durch seinen Geist zurecht und führt sie aus den Jrrgängen ihrer sorgenvollen Gedanken heraus. Vgl. Anm. zu Pf. 62, 9 u. Jer. 20, 7. 4. Und siehe, der HErr sihm solche Gedanken eigener Anschläge ein- für allemal abschneidend] sprach zu ihm: Er soll nicht dein Erbe sein; son- dern der von deinem Leibe kommen wird [ein eigener, leiblicher Sohn, den ich dir zugedacht habe], der soll dein Erbe sein. s. Und er hieß ihn hinausgehen [nicht leiblich mit den Füßen, denn er befand sich im Zustand der Entzückung, auch war es jetzt noch heller Tag, wo die Sterne nicht zu sehen sind; sondern im Geist Offenb 1, 10; 4, 2 wird Abram hinaus- geführt vor sein Zelt], nnd sindem nun hier der HErr seinen Blick hinauf richtete] sprach [er zu ihm]: Siehe gen Himmel, und zahle die Sterne, kannst du sie zählen? Und kohne seine Antwort abzuwarten, die sich ja von selbst verstund] sprach [der HErr weiter] zu ihm [dem in den Anblick des ungezählten Sternenheeres versunkenen Abram] : Also soll dein Same werden. Gott wollte Abram’s Seele mit dem Gedanken treffen: der, welcher durch sein bloßes Wort ein so zahl- reiches Heer in Einem Augenblick hervorbrachte und den anfangs leeren Himmel damit zierte, sollte der nicht ein ödes Haus mit einer großen Nachkommenschaft ausfüllen können! (Calvin.) 6. Abram glaubte dem HERRn ssahe nicht an seinen eigenen Leib, welcher schon er- storben war, auch nicht den erstorbenen Leib der Sarah, sondern gab Gott die Ehre und wußte auf’s Allergew1sseste, daß, was Gott verheißt, das kann er auch geben Röm. 4, 19 f. Hebr.11, 1], nnd das rechnete er ihm zurGerechtigleit [sahe um dieses seines Glaubens willen ihn so an, als wäre keine Sünde, kein Tadel an ihm, und schenkte ihm sein ganzes göttliches Wohl- gefallen Röm. 4, 22 ff.]. Jn Jsrael soll ein Volk gesetzt werden zum Segen aller, ein Volk, nicht auf dem gewöhnlichen Naturwege wie die anderen entstanden, sondern von der Macht und Gnade des HErrn gewirkt und aus dem Boden des Wunders entsprossen. Darum geht in der Patriarchew geschichte alles wider menschliches Erwarten und Denken, ihr: eigentliches Wesen ist die, der Gestalt der Gegen- wart widersprechende Verheißung, ja scheinbar mit sich selbst in Widerspruch tretendes göttliches Handeln, sie ist die Zeit der Uebung des Glaubens; der Glaube, welcher das Wort der Verheißung ergreift und auf dieses Wort hin das Sichtbare und Gegenwärtige gegen dasUnsichtbare und Zukünftige daran giebt, ist der Grundcharakterzug der Patriarchen Jn Abraham zeigt sich dieser Glaube in der ganzen Machtfülle seiner ein- zelnen Momente als rastlos kämpfender, als stand- haft duldender, als weltüberwindender. Er ist ein Vorbild des Glaubenskampfes des Glaubenssieges, des Glaubensgehorsamsz darum ist er Vater aller Gläubigem ( elitzsch.) 7. Und er »[im Glauben ihn stärkendJ sprach zu ihm: Jch bnz der HERR, der »d1ch»von Ur aus Chaldaa gefuhrt hat, daß ich dir dies Land zu besitzen gebe [habe ich nun soweit mein Werk gebracht, werde ich’s nicht liegen lassen, sondern sicherlich zu Stand und Wesen bringen] 8. Abram aber [der zwar an Gottes Zusage nicht zweifelte, aber doch auch eines äußerensichtbaren Zeichens neben dem gegebenen Wort sich bedürftig fühlte, um für künftige schwache Stunden sich daran, als an einem Stabe, aufrecht halten zu können] sprach: HErr-HERR, wobei soll ichs merken, daß ichs besißen werde? I. Und er [der HEry indem er in väterlicher Herablassung zur Haltung seines Versprechens sich eidlich verpflichten und einen förmlichen Bundes- vertrag mit Abram eingehen wollte] sprach zu ihm: Bringe mir eine dreijcihrige Kuh, und eine 42 I· Muse 15, 10-—21. 16, 1—6. dreijcihrige Ziege, und einen dreijährigen Widder, und eine Tnrteltaube, und eine junge Taube. Bei Schließung von Bündnissen pflegte man fast im ganzen Alterthum Opserthiere zu schlachten und in Stücke zu zertheilem diese Stücke wurden dann einander gegen- über gelegt, und die den Bund schlossen, gin en durch dieselben hindurch, sinnbildlich damit zu ver tehen ge- bend, daß sie sich durch ihr Bündniß zur untheilbaren Einheit zusammenschlieszen wollten, gleichwie ja die Stücke zusammengehörtern Eine weitere Ausdeutung dieses alterthümlichen Gebrauchs, welche jedoch den eben aus- einandergesetzten ursprünglichen Sinn des Sinn- bildes nicht ausschließt, s. Jer. 34, 18 ff- 10. Und er bracht ihm solches alles sebenfalls nicht in der Wirklichkeit, sondern nur in der Vision oder im Geficht], und zertheilte es [nach Gottes Anweisung] mitten von einander, und legte ein Theil gegen das andere über sdies that er mit den drei eigentlichen Opferthierem der Kuh, der Ziege und dem Widder]; aber die Vögel zer- theilete et nicht ssondern legte sie auf Einen Haufen, der die Sieben bilden sollte zu den Zmal 2 Hälften jener Thiere Kap. 21, 31 Anm.]. 11. Und das Gebirge! [ein Schwarm von unreinen Raubvögeln] fiel sals die zertheilten Thiere so gegen einander über lagen, fraßgierig] auf die Aase; aber Abram scheuchte sie davon. Dieser Vorgang in der Vision ist ebenfalls von sinn- bildlicher, weissagender Bedeutung; er findet hernach seine Erklärung in V. 13, das Gesicht selbst aber hatte hiermit sein Ende. Bei Abram trat der natürliche Zu- stand wieder ein, und nun beschäftigte er sich den übrigen Theil des Tages über mit dem, was er im Geiste ge- sehen und gehört hatte, ohne daß er sich selber Aus- schluß, namentlich auch über den letzten Vorgang, hätte geben können. . II« di. 12—-21. Mit Sonnenuntergang verfällt Abram in einen prophetisctjen Schlaf; der Zjlxkrr weissagt ihm die lxbeschichte der Zukunft seines Volkes, schließt unter einem sichtbaren Sinnbild seiner Gegenwart den Fund mit ihm ab uud wiederholt ihm die dlerheißung von dem einstigen Zkiesitze Ganaanm indem er dessen Grenzen nach ihrer weitesten Ausdehnung, wie sie dieselbe her- nochmals unter zilavid und Jalomo auch wirlclinj er- taugt haben, bestimmt. 12. Da nun die Sonne untergegangen war [zum Untergang sich neigte], fiel ein tiefer [von Gott unmittelbar gewirkter Kap. 2, 21] Schlaf auf Abram; nnd siehe, Schrecten nnd große Finster- niß [nicht aus seinem eigenen Gemüthsleben ent- sprungen, sondern ebenfalls außerordentlicher Weise Von Gott gewirkt] itbersiel ihn. Nach Gottes Absicht sollte vorbildlich und prophetisch schon an dem Stammvater sich ereignen, was hernach thatsächlich mit Jsrael in Egypten (2. Mose Z, 23) geschah. 13. Da sprach er sder HErrJ zu Abram sseinen gegenwärtigen Seelenzustand und zugleich das Bild der gefräßigen Naubvögel in V. 11 ihm deutend]: Das sollst du wissen, daß dein Same wird fremd sein in einem Lande, das nicht sein [ihm nicht verheißety sondern nur ein einstweiliger Aufenthalt für ihn] ist; und da wird man sie zu dienen zwingen, nnd plagen vierhundert Jahr. · Jn prophetischer Rede steht hier die runde Zahl für die genauere, 430 Jahre; so lange mußte Jsrael nicht gerade dienen, wohl aber dauerte so lange nach der bei L. Mos 12, 40 angegebenen Berechnung der Aufenthalt in Egyptem 14. Aber ich will richten das Volk, dem sie dienen müssen Darnach sollen sie ausziehen mit großem Gut [gleichwie du selber reicher von dort nach Canaan zurückgekehrt bist Kap. 12, 16; vgl. 2. Mos Z, 21 f. 12, 35 f.]. 15. Und du sollst [ohne persönlichen Antheil an dieser Drangsalszeit] fahren zu deinen Vätern mit Frieden, nnd in gutem Alter [Kap. 25, 7 f.] begraben werden. 16. Sie aber sollen nach vier Mannsleben [ein Mannsleben zu durchschnittlich 100 Jahr gerechnet, was den damaligen Altersverhältnissen vollkommen entspricht] wieder hieher kommen fund dann das Land zu bleibendem Besitz bekommen]; denn die Missethat der Amoriier [und der übrigen cana- nitischen VBlkerschaftenJ ist noch nicht alle [hat noch nicht den höchsten Gipfel erreicht, um schon jetzt das Strafgericht an ihnen zu Vollstreckens Gott kann nicht gnädig sein gegen seine Freunde, ohne zugleich gerecht zu sein gegen seine Feinde; darum muß er oft mit der Erfüllung seiner Verheißung warten. 17. Als nun die [vorhin V. 12 ihrem Unter- gange sich zuneigende] Sonne [wirklich] unterge- gangen, nnd fes] finster worden war [gleich als müßte es zuvor ganz Nacht und alles Licht unter- gegangen sein, ehe die Sonne der Gnade aufge- hen könnte], siehe, da stauchte in Abrams pro- phetischem Schlaf die frühere Vision wieder auf; er sahe von Neuem die zertheilten Opferthiere V. 10 vor sich, aber nun] rauchte ein Ofen, und eine Feuerflamme fuhr zwischen den Stücken hin. Eine lange Rauchsäule in der Gestalt eines cylinder- förmigen Ofens, aus dessen oberem Schafte eine Flamme herausschlug, bewegte sich langsam und feierlich zwischen den Opferftücken hin; in derselben aber war der HErr selbst sinnbildlicher Weise gegenwärtig und leistete gleichs sam den Bandes-Ein - 18. An dem Tage machte der HERR einen Bund mit Abram [dies der Kern und Mittelpunkt der ganzen Vision], und sprach [dies der Jnhalt des von Gott abgelegten Bundesversprechens]: Deinem Samen will ich dies Land geben, von dem Wasser Eghptens [dem Nil] an, bis an das große Wasser Phrat [den Euphrat — das ganze Gebiet, das jetzt noch folgende Völker inne haben]; 19. Die Kenner, die Kinisitey die Kadmonitey 20. Die Hithithey die Zpheresitey die Riesen, 2I. Die Amoritey die Cananitey die Gerge- siter, die Jebusiter [5. M. 1, 8 u. 2, 23 Anm. mit der. Erlaubniß, dies Gebiet slidweftlich und nord- östlich soweit anszudehnem als bei fortschreitender Volksvermehrung irgend nöthig sein wird]. Des HErrn Bundesschließung mit Abram. Hagar gebiert den Jsmael Die Geschichte Abrahams bewegt sich in 4 Wendungem deren Anfänge die hervorragendften, heilsgeschichtlich be- deutsamsten Ereignisse in feinem Leben sind. Die erste beginnt mit seiner Berufung und Einwanderung in das Land der Verheißung (Kap. I2—14); die zweite mit der Verheißung eines Erben und der Besiegelung seines Glaubens durch das Bundesopser (Kp. 15—16); die dritte mit der Namensänderung und der Einfetzung des Bundeszeichens der Beschneidung (Kp. I7—21); die vierte mit der großen Glaubens-Prüfung und den, dem Bewährten bestätigten Verheißungen (Kp. 22—25, l1). —- Was die in V. 19 ff. erwähnten Völkerschaften Canaans betrifft, so sind ihrer absichtlich zehn genannt, um den Eindruck der ausnahmslosen Allheit, der mangellosen Vollständi keit zu machen; denn die Zehnzahl ist Sinn- bild des bschlufses und der Vollständigkeit (s. Anm. zu Kp. 31, 7). Aufgeführt sind sie nach der Reihen- folge ihrer Wohnorte von Süden nach Norden; vier davon (die Kenner, Kinisiter, Kadmoniter und die Riesen) bildeten sehr wahrscheinlich die Ueberrefte der semitischen Urbevölkerung (Kp. 14, is. Anm. 2.), die übrigen sechs aber eigentliche Cananiter (vgl. Anm. zu Z. Mose 1, 8; L, 23). Das 16. Kapitel. xpagar gebiert den Hsmaæ I- U. 1——6. Sarai giebt ihre Magd Zjagar dem Abram zum hlebenweiby um sith aus ihr zu bauen; diese wird schwanger, erhebt sich deshalb iiber ihre Ihrr-tin, und als sie von ihr gekiiclstigt werden soll, ergreift sie die Flucht. 1. Sarai, Abrams Weib fdie schon bei ihrer Einwanderung in Canaan für unsruchtbar galt Katz. 11, 30], gebar [auch die nächsten 5 Jahre nach jenem Gesicht, in welchem dem Abram ein Leibeserbe verfprochen wurde Kp. 15, 4] ihm nichts fda gab sie die Hoffnung, daß sie noch jemals Mutter werden würde, zuletzt ganz auf]. Sie hatte aber eine egpptische Magd fKp. 12, 16 Anm-], die hieß Hagar [d. i. Flüchtige V. 6]. 2. Und sie sprach zu Abram: Siehe, der HERR hat [zwar dir einen Sohn, der von deinem Leibe kommen soll, versprochen, aber von mir hat er nicht gesagt, daß ich die Mutter dazu sein würde; er hat im Gegentheil, wie sich nun klar heraus- stellt] mich verschlossen, daß ich nichts gebären kann. fWas foll ich also der Erfüllung der göttlichen Verheißung mit meiner Unfruchtbarkeit länger im Wege stehen?] Lieber fnimm dir ein Kebsweib «, und ich selber will dazu behilflich sein], lege dich zu meiner Magd; ob ich doch vielleicht fwenirs dem HErrn gefiele, daß sie schwanger wird] aus ihr mich bauen möge [indem das zu erwartende Kind nach herkömmlichen Recht nicht ihr, sondern mein Kind heißen würde]. Abram [nun], der [bei solchem Vorschlag hätte erwiedern sollen: Laß uns der Führung des HErrn nicht vorgreifen, sondern in Geduld abwarten, wie er selber feine Gedanken mit uns hinausführen wird! jedoch jetzt abermal, gleichwie vor 5 Jahren, wo auch Er dem HErrn vorgreifen wollte Kap. 15, 3., die Spur der· göttlichen Erleuchtung verloren hatte] 43 gehorchte der Stimme Sarai [sahe ihren Vor- schlag für gut an, wiewohl derselbe in Wirk- lichkeit nicht gut, sondern nur gut gemeint war Gal. Z, 3]. s) Nach alter Sitte durfte der Mann neben seiner rechtmäßigen Frau oder neben mehreren Frauen sich auch Nebenfrauen aus dem Sklavenstande, sogenannte Kebs- weiber halten (Richt. 19, 1 Anm.). Die Kinder aus solchen Nebenehen tEhen zur linken Hand) wurden ge- wöhnlich mit Geschenken anstatt eines Erbtheils, wie die legitimen Kinder es erhielten, abgefunden, in den Ge- schlechtsregiftern aber mit ausgeführt. Das Mosaische Gesetz hat diese Sitte hernach nicht aufgehoben, sondern, wie manches Andere, was in Ehesachen wider Gottes ursprüngliche Ordnung war (Matth. 19, 8), um der Herzenshärtigkeit willen einstweilen geduldet. Nicht also die Beilegung eines Nebenweibes ist auf alttestament- lichem Standpunkte das eigentlich Sündliche in Sara’s und Abram? Handlungsweisz sondern das Vorgreisen der göttlichen Führung. Uebrigens scheint Hagar in Folge ihrer geistigen Begabung, besonders aber ihrer innerlichen Betheiligung an dem Glauben des Hauses, eine ähnliche bevorzugte Stellung zu ihrer Herrin ein- genommen zu haben, wie Elieser zu seinem Herrn. 3. Da nahm Sarai, Abrams Weib» ihre egyptische Magd Hagan und gab sie Abram, ihrem Manne, zum Weibe; fdas geschah] nachdem sie zehn Jahr un Lande Canaan gewohnet halten fund Abram nun 85, Sarai aber 75 Jahr alt war]. 4. Und er legte sich zu Hagar, die ward [wirklich, wie Sarai sich gewünscht] schwanger. Als sie nun sahe, daß sie schwanger war, achtete sie ihre Frau geringe gegen sich [denn Kinder- lofigkeit galt für eine Schmach Luc. 1, 24 s., Leibesfrucht aber für eine Ehre und für einen Gnadenbeweis des HErrn Pf. 127, Z; 1. Sam. 1, 2 sf.]. Z. Da sprach Sarai [ganz nach der Art des nattirlichen Menschen, der, wenn die Folgen seiner Berirrungen ihn treffen, nicht wider sich und seine eigene Sünde murrt Klagl. Z, 39, sondern lieber Andere dafür verantwortlich macht] zu Abram: Du thust unrecht an mir fdas Unrechn das ich leide, komme auf dich]. Jch hab meine Magd dir beigelegt fund also erst etwas aus ihr gemacht, die vorher nichts als eine leibeigene Sklavin war]; nun sie aber siehet, daß sie schwanger worden ist, muß ich geringe geachtet sein gegen ihr fnicht blos sie erhebt sich im Uebermuthe über mich, sondern auch du setzest mich zurück, da du die übermüthige Dirne so frei gewähren lässest]. Dei? HERR sei Richter zwischen mir und dir [und helfe mir zu meinem Recht, wenn du’s nicht thust]. h. Abram aber fder sich durch solche vorwurfs- volle und unverdiente Rede nicht aus der ruhigen Fassung seiner Seele bringen ließ] sprach zu Sarai: Siehe, deine Magd ist fnach wie vor] unter deiner Gewalt [ich habe sie damit, daß ich sie zum Kebs- weibe genommen, nicht ihrem Verhältnis; der Unterordnung unter dich enthoben]; thue mit ihr, wie bit? gefällt fes steht dir volle Befugniß zu, 44 1. Mose 16, 7—— -16. 17, 1-—-5. dir selber Genugthuung für die erlittene Kränkung zu verschassen; es thut nicht noth, daß ich deiner als einer Wehrlosen mich annehme]. Da sie nun Sarai wollte demnthigen sdurch Demüthigungen irgend welcher Art, sei’s durch leibliche Züchiigung oder durch Auferlegung harter Arbeit, ihre unter- geordnete Stellung fühlen lassen] flohe sie von ihr [nach Eghptem dem Lande ihrer Heimath zu]. Sie that's wohl in der Vieinung Abram werde um des Kindes willen, das sie unter ihrem Herzen trug, ihr alsbald nacheilen und sie in ehrenooller Weise in sein Haus zurückbringem —- So haben Sarai und Abram statt Erfüllung ihrer Wünsche nur Kränkung und Ver- druß und, wie es schien, dazu noch den Verlust der Magd von ihrem felbsterdachten Unternehmen geerntet! (Keil.) Das gebiert lauter Unheil, wenn man durch fleischlichen Rath, obgleich aus einem guten Zweck, des HErrn Wege will ausführen. (Verleb. Bib.) II- u. 7—14. aus dem weg: nun; itzt» Zhkimkity tritt der Enge! des Zjitirrn der Ihr-gar entgegen, bewegt sie zur silmtiehr und weissagt ihr, was aus dem Kindlein werden wird, das sie noch ungeboren unter ihrem yerken trägt. 7. Aber der [von einem gewöhnlichen Engel wohl zu unterscheidende, mit Gott wesensgleiche V. 10. 13] Engel des HERRU fand sie bei einem Wasserbrunnen in der [südwestlich pon Canaan gelegenen, 7 Tagereisen langen] Music, namlich bei dem Brunnen am Wege zu Sur sauf der von Hebron über Bersaba nach dem eghptischen Grenz- strich Sur oder el Dschitar führenden Straße] Jener Brunnen heißt jetzt Ali: Mutter-i, s. Karte II. (4. Mofe 13, I Anm.) Bis hierher war Hagar auf ihrem Fluchtwege gekommen, ohne daß jemand aus Abrams Hause ihr nacheilte, sie zurückzuholem jetzt aber waren ihre Kräfte von der mühseligem tagelangen Wanderung in lauter Flugsaiid und in menschenleerer Gegend völlig erschöpft. So lag sie bei dem Brunnen, und mochte wohl recht darnach verlangen, daß irgend wer bei ihr vorüber käme und ihres Elends sich an- nähme (V. 13). Und wer kam und nahm sich ihrer an? Der HErr selber in seiner zuvorkommendem um Abrams willen auch sie segnenden Gnade. Denn der hier zum ersten Mal erwähnte Engel des HErrn ist kein Anderer, als der hernachmals in der Person Christi Fleisch gewordene Sohn Gottes, der schon im A. T. auf vorübergehende Weise bisweilen die Gestalt eines Men- schen oder die eines Engels annahm; solchergestalt war er auch hier der Hagar nnchgegangen, um sie von ihrem Wege herumzuholew 8. Der szunächst sie zum Bewußtsein ihres übereilten Schrittes und ihres Unrechts bringend und schon durch seine Anrede ihr zu erkennen gebend, daß er sie wohl kenne] sprach zur ihr: Hagan Sarai Magd, wo kommst du her? und wo willst du hin? Sie [machte denn auch, von der Majestät dessen, der ihr hier entgegentrat, einen tiefen Eindruck empfangend, nachdem sie durch ihre elende Lage ohnedies schon gedemüthigt war, keine Ausflüchte, sondern] sprach: Jihbin von meiner Frau Sarai geflohen ksie hat freilich mich hart behandelt, doch wäre es wohl besser gewesen, ich wäre bei ihr geblieben; so wäre ich nicht in solch Elend gekommen] b. Und der Engel des HERRn sprach zu ihr: sDu fühlst also selbst, daß du dir auf deinem Wege nichts Gutes holst.] Kehxe Deshalb] um wieder zu deiner Frau, und demuthige dich unter ihre Hand [statt ihr mit Trotz zu begegnen, so wird auch ein freundlicher Empfang dir zu Theil werden] · 10. Und der Engel des HERRn snachdem er ihr so Muth gemacht hatte zur Umkehr, deutete ihr auch an, welche große Dinge er, der HEriz mit ihr in Abrams Hause vorgehabt habe, und was er noch jetzt an ihr thun wolle, wenn sie seinem Worte gehorfam sein würde; denn er] sprach zu ihr: Jch will deinen Samen also mehren, daß er vor großer Menge nicht soll gezahlet werden. Das Kind, das du unter dem Herzen trägst, ist von dem Samen Abrams, und muß ich auch an diesem Kinde erfüllen, was ich von leiblichem Segen dem Abram verheißen habe (Kp. 13, 16). — ,,Arabien ward zur Wiege der Wanderhorden für die tropischen Breiten Nordafrikas und Südasiens — eine lebendige Menschenquellg deren Strom seit Jahrtausenden weit und breit nach dem Orient und Occident sich ergossen hat. Mitten) · 11.»Weiter sprach der Engel des HERRn zu ihr: Siehe, du bist schwanger worden, und wirst einen szum Stammvater einer zahlreichen Nach- kommenschaft bestimmten] Sohn gebaren, deß Namen sollst du szur beständigen Erinnerung an deine heutige Geschichte] Jsmael heißen [d. i. Gott er- hört]s«, darum, daß der HERR dein Elend [an- gesehen und dein aus demselben zu ihm auf- steigendes, wenn auch unausgesprochenes Gebet-«] erhbret hat. ») Jsmael ist der Erste, dem sein Name schon vor der Geburt beigelegt wird; nach ihm geschieht das auch mit Jsaak (Kp. 17, 19), mit Salomo (1. Chr. 23, 9), mit Josia (1. Kön. IS, 2), mit Cyrus (Jes. 45, 1), mit Johannes dem Täufer (Luc. 1, 13) und zuletzt mit dem Heiland selber (Luc. 1, 31. Matth 1, 21). IV) Das Elend seufzt, der Seufzer geht zu Gott; daher ist das Elend selber, wenn es nicht zum Fluchen wird, ein lautloses Gebet zu Gott. Dies gilt aber be- sonders von dem Elend der Hagar, welche beten gelernt hatte in Abrahams Hause. (V. Lange.) 12. Er wird ein wilder Mensch sein lso wild und unbändig wie ein Waldeselis der die Ein- samkeit liebt und sich von niemand zähmen läßt]; seine Hand wider jedermann, und jedermaund Hand wider ihnsptz und wird gegen allen seinen Brudern köstlich von ihnen] wohnenisk «) Dieser Vergleich nach dem hehr. Urtexte (Hiob 39, 5 ff. Anna) charakterisirt treffend die körperlich schön gebildeten, aber wild umherschweifendem allem städtischen Zusammenwohnen abholden und der Freiheit fanatisch ergebenen Beduinem — Ei) Jn der Wüste ist jeder des andern Feind: so sagen die Araber in Nubien noch heute und berufen sich, mit Wohlgefallen auf ihre Lebens- weise blickend, auf diesen Ausspruch Gottes in unserer Bibel. — its) Unter allen Nachkommen Abrahams haben die Jsmaeliten wirklich am meisten öftlich Zlewohnh Doch liegt in dem hehr. Ausdruck: »vor dem ngesiiht Der HErr bewegt die fliehende Hagar zur Umkehr. Abram erhält den Namen Abraham. 45 aller seiner Brüder« mehr noch als eine blos geograph Notiz, nämlich dies, daß Jsinael allen Nachkommen Abrahams gegenüber feine Selbftständigkeit behaupten werde, was auch dUrch den geschichtL Erfolg sich voll- kommen bestätigt hat; noch jetzt sind die Jsmaeliten in ungeschmälertem, freiem Besitz des Landes zwischen dem Euphrat, der Landenge von Suez und dem rothen Meer, von wo aus sie sich weit über Nordafrika und Süd- asien ausgebreitet haben. 13. Und sie [den Wafserbrunnen verlasfend und zu ihrer Herrin wieder Umkehr-end] hiesz den Namen des HERRm der mit ihr redete sdenn für den HErrn selber erkannte sie deutlich den Engel, nachdem er so bestimmt in seiner Rede als felbigen sich kund gegeben]: Du Gott siehest mich [Du bist ein Gott des Sehens, der sich von Menschen sehen läßt, ohne daß sie nun sterben müßten 2. Prof. 33, 20]. Denn sie sprach: Ge- wißlich hie hab’ ich gesehen Den, der mich hernach angesehen hat sob ich auch hier sehe, nämlich das Licht, nach dem Sehen, nämlich des HErrn? sehe und lebe ich nicht noch immer, ob ich gleich Jhn gesehen? Kap. 32, 30; Richt B, 22; 13, 22; Jes 6, 5]. 14. Darum hieß sie den Brunnen ein Brunnen des Lebendigen, der mich angesehen hat sBrunnen des Lebendigsehens, d. i. da ein Mensch Gott gesehen hat und doch lebendig geblieben ist]; welcher Brunnen ist san der Südgrenze Canaansj zwischen Kades [Kap. 14, 7] und [dem westlich davon gelegenen] Bared [s. die Quelle Ajn Mai— lahi auf Karte 1I]. III. zll.15. 16. glatt) Zjause zurückgekehrt, gebiert Zjagar zu ihrer Zeit einen Sohn, den Abram in Befolgung des gijttlictjen Befehl-z xtdomael nennt. 15. Und Hagar sdie bei ihrer Heimkehr im Patriarchenhause zu Hebron Kap. 13, 18 freund- lich aufgenommen wurde] gebar [nach einiger Zeit] Abram einen Sohnznnd Abram sder den gött- lichen Auftrag an sie V. 11 aus ihrer Erzählung der ganzen Begebenheit beherzigte] hieß den Sohn, den ihm Hagar gebar, JsmaeL 16. Und Abram war sechs und achtzig Jahr alt, da ihm Hagar den Jsmael gebar [er ist also geboren 2094 n. Erfch. d. W., s. Kap. I, 3]. Das 17. Kapitel. gisaalks Yerheiskung wird mit der Beschneidung bestätigt. I. U. 1—14. stbram hat 13 Wahre nach Dsmaelg Ge- burt, im 99. W. seines Atem, eine abermalige Er· stheinung deo ZhErm Er empfängt da, weil nunmehr die Zeit zur Ausführung der gijttlisijeii Uerheisjung nahe ist, den neuen hlamen 3braham; kugleiih wird die srilher gesthehene Pundessthliehunm bei welcher nur Gott bestimmte Mundeooerpflithtungen übernommen hatte Gan. 15), dadurch vollendet, das; nun auch er solche iiberliommt in der ihm und allen seinen Nachkommen anbesohlenen Beschneidung. I. Als nnn Abram neun und neunzig Jahr alt war [und im Besitz seines Sohnes von der Hagar kaum noch an einen andern Samen dachte, sondern sich mit Jsmael zufrieden gab], erfchien ihm der HERR szum 5. Mal Kap. 11, 31; 12, 1 u. 7; 13, 14; 15, 1., und zwar dies Mal wieder in einer vorübergehend angenommenen Gestalt, um von Angesicht zu Angesicht mit ihm zu reden], und sprach zu ihm: Jch bin der all- mächtige Gott [der da alles vermag, auch was wider den Gang der Natur und die menschliche Vernunft anläust]; wandle [du nur, wie du das bisher wohl gethan, aber immer entschiedener thun mußt] Vor mit? [in beständiger Zukehr deines Herzens zu mir], und set fromm [gen. unsträflich oder vollkommen, nämlich in solcher Hingabe deines Herzens an mich, so daß ich dich mit niemand zu theilen habe]. So wie für die Stiftung des Bundes die im Glauben empsangene Gerechtigkeit nöthig war ««Kap. 15, 6), so wird zur Erhaltung und Befestigung des Bandes unsträflicher Wandel vor Gott erfordert. (Baum- » garten.) 2. Und ich will [nun, wenn du bereit bist, dies eben dir in den Mund gelegte Versprechen zu geben] meinen Bund zwischen mir und dir [den von meiner Seite mit dir schon aufgerichteten Bund, der durch solches Versprechen auch zu einem Bunde von deiner Seite, zu einem Bunde mit mir wird] machen [in Kürze zur thatsächlichen Ver- wirklichung bringen], und will dich [den in meinen Augen noch immer kinderlosen Mann — denn der Sohn, den dir Hagar geboren hat, ist nicht der Same, den ich im Sinne gehabt] fast sehr mehren [und dich’s so in recht augenfälliger Weise erfahren lassen, daß ich bin, was ich gesagt habe, der allmächtige Gott]. 3. Da fiel Abram [überwältigt von dem Ein- druck göttlicher Majestät, die in dieser Erscheinung ihm entgegentrat, und bereit, als ein unterwürfiger Knecht den Willen seines Herrn zu thun] auf sein Angesicht [und gelobte damit schweigend, was der HErr vorhin von ihm gefordert hatte]. Und Gott redete weiter mit ihm, nnd sprach: 4. Siehe, ich bin’s, und habe meinen Bund mit dir [was mich betrifft, siehe, fo soll es bei meinem Bunde mit dir Kap. 15 bleiben], und szwar ist das meine Bundeszusage gewefen:] du sollst ein Vater vieler Völker werden. 5. Darum follst du [von jetzt ab, wo du an der Schwelle einer neuen Zeit und dicht vor dem Anfang dessen stehst, was ich mit dir hinauszu- führen gedenke] nichl mehr Abram shoher oder großer Vater] heißen [wie einst Vater und Mutter nach deiner Geburt dich genannt haben, um dich im Voraus als einen reichen und mächtigen Hirten- fürsten zu bezeichnen, der du werden würdest] sondern Abraham sVater der Menge] soll dein 46 1. Mose 17, 6——23. Name sein; denn ich habe dich gemacht vieler Völker Vater [nach meinen Gedanken, die ich über dich habe, soll einst die ganze Menge der Völker auf Erden zu dir versammelt werden, sie alle werden in dir ihren Vater ehren Nöm. 4, 16 f.]. 6. Und will [auch im leiblichen Sinne] dich fast sehr fruchtbar machen, und will von dir Völker machen; und follen auch Könige von dir kommen. 7. Und ich will aufrichten meinen Bund zwischen mir und dir, und [ihn aufrecht halten auch mit] deinem Samen nach dir, bei ihren Nachkommen, daß es ein ewiger ldurch Jahrhunderte sich hin- durchziehender und zuletzt zu einem wirklich ewigen sich vollendender] Bund sei, also daß ich dein Gott sei, und [der Gott] deines Samens nach dir. 8. Und will dir nnd deinem Samen nach dir geben das Land, da du fseit deiner Berufung aus deinem Vaterlande und aus deines Vaters Hause] ein Fremdling innen bist, namlich das ganze Land Canaan, zu ewiger Besihung [das; niemand sie daraus vertreiben soll, so lange sie in meinem Bunde verharren]; nnd will sin solchem ihrem Erb- und Eigenthumslande] ihr Goii sein. Zwei Momente find es, um welche sich alle Offen- barungen und Führungen Gottes, wie alle Hoffnungen und Entfchließungen der erwählten Familie in diesem Zeitraum bewegen: der Same der Verheißung und das Land der Verheifzung (Kurtz.) 9. Und Gott sprach zu Abram [ihm nach den empfangenen Bundeszusagen nun auch die ent- fprechenden Bundespflichten vorhaltend]: So halte nun swas dich betrifft V· 4, so halte] meinen Bund, kund zwar halte] du [ihn] und dein Same nach dir, bei ihren Nachkommen [in allen ihren Gefchlechtern]. 10. Das ist aber mein Bund [das äußere Zeichen und Merkmal meines Bandes] , den ihr halten sollt zwischen mir und euch, fnämlich zwischen mir und dir] und deinem Samen nach dir: Alles, was mcinnlich ist unter euch, soll beschnitten [und also jeder einzelnen Mannsperson unter euch mein Bund, statt in Stein und Erz, in ihr eigen Fleisch eingegraben] werden [in und mit dem männlichen Geschlecht aber zugleich auch das weibliche ge- heiligt und meines Bundes theilhaftig sein] II. Ihr sollt aber die Vorhaut an eurem Fleisch [dem männlichen Glied] beschneiden [denn durch dieses Glied seid ihr aus sündlichem Samen ge- zeugt Pf. 51, 7., die Beschneidung seiner Vorhaut also sondert euch ab von allen, die blos Fleisch vom Fleische geboren und der Entwicklung des natürlichen Wesens im Menschen preisgegeben find, und versetzt euch, da sie auf meinen Befehl geschieht, in die Gemeinschaft mit mir]. Dasselbe [das Vefchneiden der Vorhaut] soll [denn] ein Zeichen sein des Bundes zwischen mir und euch fund zugleich eine finnbildliche Hinweisung auf eine noch andere Beschneidung, zu der ich euch durch eben diesen Bund verpflichten und erziehen will 5. Mos. 10, 16; 30, 6]. 12. Ein jegliches Knäblein, wenn es acht Tage ali [aus der Zeit seiner natürlichen Unreinigkeit Z. Mos. 12, 2 heraus- und einigermaßen zu Kräften gekommen] ist, sollt ihr beschneiden bei enern Nachkommen. Desselben gleichen auch alles, was Gesinds daheim [von schon im Hause leben- den DieUstleutenJ geboren oder erkanft ist von allerlei Fremden, die nicht eures Samens sind. 13. Also [wie in V. 7 gesagt] soll mein Bund an eurem Fleisch lmein an eurem Fleisch zur Er- scheinung kommender Bund] sein zum ewigen Bunde. 14. Und wo ein Knablein nicht wird beschnitten an der Vorhaut seines Fleisches, deß Seele soll ausgerottet werden aus seinem sin dem Bunde mtt mir stehenden] Volk; darum, daß es meinen Bund unterlassen hat. Bisher hatte blos die Verheifzung ohne alle Er- füllung gewaltet, von nun an aber soll neben der Ver- heißung auch die Erfüllung, immerdar wachsend und sich erweiternd, einhergehen; immer mehr soll sie von dem Gebiet der Verheißung sich aneignen, bis am Ende die Verheißung gänzlich aufgegangen ist in die Erfüllung Die Verheißung nun ist ausschließlich Gottes Sache, da- rum konnte auch der Bund nur erst ein von Seiten Gottes sanctionirter fein; daher wir in Kap. 15 sehen, daß blos der HErr Bundesverpflichtungen übernimmt, nicht aber zugleich Abraham. Die Erfüllung dagegen geht aus der beiderseitigen Vundesthätigkeit sowohl des Menfchen, als« Gottes hervor; darum muß der Bund nunmehr auch von Seiten Abrahams sanctionirt werden, auch er muß in feierlicher Weise Bundespflichten über» nehmen. Als« Zeichen des Bundes, der denn jetzt voll- ständig und allseitig ratifieirt oder festgestellt werden soll, seht der HErr die Beschneidung ein. Die Wahl gerade dieses Zeichens beruht einestheils darauf, daß der Mensch einem, im Zeugungsgliedg dem Vermittler des befruchtenden Samens, zu welchem das Weib sich nur empfangend verhält, concentrirten Verderben der Sünde verfallen ist; anderntheils darauf, daß die Ver- heißung vom Weibessamen (1. Mose Z, 15) sich gegen- wärtig zu einer besonderen, zu der vom Patriarchem samen gestaltet, daß ein Volk des Heils gezeugt werden soll, um das Heil der Völker aus sich heraus zu gebären. Darum gibt es keinen Ort der menschlichen Natur, welcher eines Zeichens des göttlichen Wohlgefallens jetzt bedürftiger wäre, als der Ort der Zeugung. II. U. 15—22. Just) der Sarai legt Gott einen neuen hlamen bei und bezeugt, dafk durch sie seine Uerheiskungen hinan-geführt werden sollen; Demut, fiir den Jbralfam bitter, lmnn nur big zu einem gewissen Zunge gesegnet werden, der eigentliche dlräger der Segen-i aber muss deklieäitige bleiben, den Gott von Imfong an im Sinne ge a . 15. Und Gott sprach [nach einer PaUie- Wäh- rend welcher er schwieg, damit Abraham erst Zeit hätte, das bisher Gesagte in sein Herz einzusenken] abermal zu Abraham: Dn sollst [gleichwie du selber einen neuen Namen von mir empfangen hast, auch] dein Weib Sarai nicht mehr sbei ihrem bisherigen Namen] Sarai [meine Fürstin] heißen [denn solcher Name kennzeichnet sie blos nach ihrer Jsaaks Berheißung wird mit der Beschneidung bestätigt. 47 ehrenvolIen Stellung im eigenen Hause, dem Ge- finde gegenüber], sondern Sarah fFürstin ’chlecht- weg] soll ihr Name sein [da ihre Ehrensztellung forthin auf alle Völker und Geschlechter sich er- streckt] 16. Denn ich will sie [die bisher verschlofsen geschienen und auch schon sich selber aufgegeben Kuh. 16, 2., mit Mutterhoffnung] segnen, und von ihr [die auch du aufgegeben Kap. 16, 3 s.] will ich dir einen Sohn geben; denn ich will sie. segnen [sie, und keine Andere, habe ich bei alle dem Segen, von dem ich dir so oft geredet, im Sinne gehabt], und [so wende ich mein voriges Wort an dich V. 6 nunmehr auf »fie an:] Völker sollen aus ihr werden, und Könige uber viel Völker. In beide neue Namen, die Abram und Sarai em- pfangen, ist der Grundbuchstabe des Namens Jehovah, nämlich das h, hineingewirkt; denn dieser Name ist Kern und Stern jener wunderbaren Zukunft, der Abrahams Same kraft des Bandes, den Gott mit ihm geschlossen hat, entgegengeht. (Delitzsch.) Darum muß man Sarah, und nicht Sara, wie auch Luther thut, schreiben. 17. Da fiel Abraham [der bei der Pause V. 16 von seiner Beugung V. 3 sich wieder er- hoben hatte, abermals, von den wunderbaren Dingen, die er hier zuhören bekam, überwältigt] auf fein Angesicht, und lachte [konnte sein Erstaunen über das Unerhörte und Unglaubliche der Rede Gottes nicht in der Seele zurückhalten, es brach in einem Lachen heraus], und [dieses Lachen war die unwillkürliche Aeußerung dessen, was er bei sich] sprach in seinem Herzen: Soll mir hundert Jahr alt [nochmals] em Kind geboren werden [nachdem ich schon vor 13 Jahren mich nur darum zu Hagar gelegt, um die Zeit meiner Fruchtbav keit nicht ganz zu Ende gehen zu lassen], nnd [soll gar] Sarah [die schon vor einem Viertel- jahrh. für unfruchtbar galt Kap. 11, 301 neunzig Jahr alt zehnten? [Ps. 139, e] Die Berheißung war so ewaltig groß, daß er an- betend zu Boden sank, und o gewaltig paradox (felt- sam oder auffallend), daß er unwillkürlich lachen mußte. (Delitzsch.) Beides, Lachen und auch Zittern, lässet sich in mir jeht wittern — (Schmticke dich, o liebe — V. 5). 18. Und Abraham [der im Befitz feines Sohnes von der Hagar sich schon so manches Jahr des Schauens gefreut, jetzt aber auf einmal sich wieder in das nackte, bloße Glauben versetzt sah] sptach zu Gott: Ach, daß Jsmael leben sollte vor dir! »Ja) will ja gern zufrieden fein mit dem Samen, den du mir bereits gegeben hast; nimm du nur diesen Jsmael an und mache ihn zum Träger deiner Ver- heißungendt — Abraham bedachte aber nicht, daß einer, der von Seiten seiner Mutter aus dem verfluchten Ge- schlecht Hams herstammte (Kap. Z, 25 ff. 10, 6), dazu blos von dem Geblüt und von dem Willen des Fleisches &c. (Joh. 1, B) und überdies von einer leibeigenen Sklavin (Gal. 4, 21 ss.) geboren war, zu so großen Dingen nicht taugte. 19. Da sprach Gott: Ja, fes bleibt dabei, wie ich gesagt —- ich kann meine hohen und er- habenen Gedanken nicht mit deinen geringen und alltäglichen Gedanken vertauschen:] Sarah [die erkorene Fürstin unter den Weibern, sie], dein [rechtmäßiges] Weib, soll dir einen Sohn gebären [und einen Sohn der Fürstin statt des Sohnes der Magd, einen Sohn der legitimen Ehefrau statt des Sohnes eines bloßen Kebsweibes, einen Sohn in Kraft meiner Allmacht geboren statt des Sohnes nach dem Lauf der Natur gezeugt kannst du dir wohl gefallen lassen], den sollft du [dann, wenn er da sein wird, zum Gedächtniß dessen, was du heute bei der Ankündigung seiner Geburt gethan und auch Andere noch thun werden Kp. 18, 12; 21, 6 s] Jfaak heißen [d. i. man lacht]; denn mit ihm sden ich gleich Anfangs bei meinen Verheißungen im Sinne gehabt, so daß es des ganzen Handels mit der Hagar nicht be- durst hätte] will ich meinen ewigen Bund auf- richten, und mit seinem Samen nach ihm. 20. Dazu um Jsmael [den du lieb hast und der als dein Same in das Vereich meiner Seg- nungen mit hereingehörtJ habe ich dich fbis zu einem gewissen Maße] auch erhöret. Siehe ses ist schon geschehen], ich habe ihn gesegnet [noch ehe du für ihn batest Kap. 16, 10], und will ihn fruchtbar machen, und mehren fast sehr. Zwölf Fürsten [entsprechend den 12 Stämmen des Ver- heißungsvolkes Kp. 25, 12—16] wird er Zeugen, und will ihn zum großen Volk machen [der dir zugesagte leibliche Segen V. 6 foll also vollständig ihm zu gute kommen]. 21. Aber [wie gesagt V. 191 meinen Bund [darnach ich dein und deines Samens nach dir Gott sein will V. 7, kann ich nicht auf ihn über- gehen lassen, den] will ich [vielmehr] aufrichtet: mit Jsaak, den dir Sarah gebären soll, um diese Zeit im andern Jahr. Die Berheißung erlangt jetzt ihre volle Bestimmtheit auch in Betresf der Zeit. 22. Und er hörete auf mit ihm zu reden [hatte er doch nun vollständig in die Rathschlüsse seiner Weisheit und Gnade ihn eingeweiht]. Und Gott [verschwand nicht etwa plötzlich vor ihm, sondern] fuhr [sichtbar in der angenommenen Ge- stalt] auf von Abrahana Die ganze Erscheinung sollte ihm nicht hinterdrein wie ein bloßes Traumgebild oder Phantasiegemälde vor- kommen, er vielmehr dessen sich recht gewiß sein, Gott habe wirklich und leibhaftig mit ihm geredet (Kap. 35, 13. Nicht. 13, 20). III. In. 23——27. you) an dem nämlichen Tage vollzieht Illiraham den gdttlimen diesen! der Beschneidung an Dom-rot, an seinen Knethten und an seiner eigenen person. 23. Da nahm Abraham sim pünktlichen Ge- horsam gegen Gottes Befehl V. 10 ff.] seinen Sohn Jsmaeh und alle Knechte, die daheim ge- boten, nnd alle, die erkauft, und alles, was Manns- 48 1· Mose 17, 24—— uameu war in seinem Hause; und beschniti die Vorhaut an ihrem Fleisch eben desselbigen Tages, wie ihm Gott gesagt hatte. Er ließ also weder von falscher Liebe zu Jsinael, den er damit einer schmerzhaften Operation unterwarf, noch von dem Gedanken, daß er so das gesammte männ- liche Personal in seinem Hause auf einmal für mehrere Tage zu schwereren Diensten untauglich machte (Kap. 34, 25 s.), sich abhalten, zu sosortiger Ausführung dessen, was Gott ihm aufgetragen, zu schreiten. 24. Und Abraham war neun und neuiizig Jahr alt, da er [das that und auch] die Vorhaut an seinem ceigenenj Fieisch oeschnitik 25. Jsniael aber, sein Sohn, war dreizehn Jahr alt", da seines Fleisches Vorhaui beschnitten ward. «) Der Tradition nach geschah es im Monat Abib oder Nisan, in welchem auch hernach das Passa gestiftet wurde (2. Mos 12). Die Beschneidung geschah zu Hebron (Kap. 13, 18); dort ist wohl auch Johannes der Täufer, mit welcheni die Einführung eines andern Bundeszeichens für die Zeit des neuen Testaments sich vorbereitete, geboren (Luc. l, 39 f.). — et) Noch jetzt vollziehen daher die Araber, seine Nachkommen, die Be- schneidung an ihren Knaben erst dann, wenn sie dies Alter erreicht haben. ·26. Eben auf einen Tag wurden sie alle be- schnitten, Abraham, sein Sohn Jsmael, 27. Und was Mannsnamen in seinem Hause. war, daheim geboren, und erlauft von Fremden: es ward alles mit ihm besihniiten. So stand also das ganze Haus, in welchem der Erbe der Berheißung geboren werden sollte, nunmehr im Bunde mit Gott, und derjenige, der ihn zeugen sollte, war der natürlichen Unreinheit entzogen und an seinem Leibe dazu geheiligt. Doch bedurfte noch jemand der Bereitung zu diesem hochwichtigen Ereigniß: auch Sarah mußte im Glauben an das Wort Gottes Kraft empfangen, über ihr Alter hinaus zu gebären. Davon handelt das folgende Kapitel. dDas l8. Kapitel. Pein gliraljaui wird nochmals gsfaali verbeißen, nnd die Vertilgung Hodouis geotfenbaren I. u.1—15. u« einem drinne; den de: un» in Gefellsitiast zweier Engel dein Zbriiham in seiner Zjiitte wann, wird der Sarah hinnen Wahreofrifl ein Sohn iierheihei»i. Sie lacht ebenfalls, wie damals; sliraham llizi dleå ifh)iii zu sldheil fgeioiitrdänenhznliuudiäufiitjgGras. ., un euip ang aru er eine e amen e Kutethtiueisuiixn 1. Und der HERR erschien ihm [bald nach der Offenbarung in Kap. 17] im Hain Mamre [bei Hebxon Kp. 13, 18], da er saß an der Thiir seiner Hutte Heines Zeltes, »das er dort unter einer großen schattigeu Terebiiitheaufgeschlagen] da der Tag am heißesten war [um dke·Mittagszei»t]. Auch sonst pflegte Abraham zu dieser Zeit hier zåi sitzen, theilZs tunterhdbem külälen Fchaäteixk dgs aumes eine u u zu a en wi er ie rü en e Sonnenhitztz theils um vorüberziehenden Reisenden, die einer Herberge und Erquickung bedürften, solche zu bieten (Hebr. is, 2). Jetzt aber sasz er da, in seine stillen Gedanken vertieft und mit dem, was der HErr bei seiner neulichen Erscheinung zu ihm geredet hatte, beschäftigt. 27. 18, 1—16. 2. Und als er [von solchem stillen Nachsiunenss seine Augen aushub, nnd sahe [in die vor ihm liegende Gegend hinausblicktes siehe, da stunden drei Männer egen ihm swenige Schritte vor ihm; er hatte ihr erankommen nicht bemerkt, sie aber waren in dieser Entfernung stehen geblieben, um seine Einladung abzuwarten] Und da et sie sahe, lief er [alsbald] ihnen entgegen, von der Thiir seiner Hütte, Und bückte sich [als ei« nun vor ihnen stund] nieder auf die Erde [ihnen seine Ehrerbietung zu bezeigen]. Mit dem Takt eines für das Ueberirdische geübten Auges erkannte er auf der Stelle, daß er in den Fremden eine Erscheinung aus der himmlischen Welt vor sich habe; doch blieb er bald an der Person des Einen unter den dreien, aus dessen Antlitz ihm vorzugsweise Majestät und Herrlichkeit entgegenstrahlte, hängen· 3. Und [an diesen sich wendend] sprach [er]: HErr [Kap. 2, 6 Anm.], hab ich Gnade funden ygr deinen Augen, so gehe nicht vor deinem Knecht U et. 4. [Darnach ihnen allen seine Gastfreundschaft anbietend, fuhr er fort :] Mawsoll euch ein wenig Wassers bringen, und eure Fuße waschentz und lehnet euch slaßt euch, auf den Arm gestützt, nieder] Unter den Baum [iinter seinem Schatten der Ruhe zu pflegen]. «) Das war im ganzen Alierthum, und ist noch jetzt im Morgenlaiide das Erste, was man einem Gaste reicht, Wasser zu einem Fußbad, damit er sich die mit bloßen Saiidalen bekleideten und daher staubig gewordenen Füße reinigen könne; oder, wenn es ein besonders ge- ehrter Gast war, ließ man· ihm durch einen Diener ie Füße waschen, wusch sie ihm auch wohl selber (Kap. 19, Z; 24, 32; 43, 24; Nicht. 19, 2l; List. 7, 44; l. Tim. 5, 10)». » · « Z. Und ich will sunterdeß in meine Hütte gehen und] euch einen Bissen Brods bringen, daß ihr euer Herz labet; darnach ldaß ich euch nicht länger bei mir aufhalte, als es euch selber zu bleiben gefällt] sollt ihr fort gehen. Denn darum [mir Gelegenheit, euch gastlich aufnehmen zu können, zu bieten] seid ihr zu eurem Knechte kommen. Sie [nun, wiewohl sie als Gäste aus der himmlischen Welt alles dessen nicht bedurften, nahmen den- noch, weil sie eben nach Menschenweise mit Abra- ham verkehren wollten, sein Anerbieten an und] sprachen: Thue, iviedn gesagt hast. · » Abraham geht in die menschliche Begriißung ein, wie die himmlischen Gestalten in die Erscheinung menschlicher Wanderer eingegangen sind. (P.Lange.) —- HEriJ wo man dich gerne hat, da bist du gerne. Du thust, wie ein großer Herr, der oft in geringen Bürgers- und Bauerskleidern herumgeht in armer Leute Häuser, daß er ihren Zustand desto besser vernehme. Ach beweise auch mir deine alte, geliebte und gelobte Freundlichkeiti sei auch mein Gast! Jch lade dich ein mit meinem an- dächtigen Gebet; ich sage dir zu Abrahams Glauben und Abrahams Frömmigkeit; ich lade dich ein auf ein bußfertiges Herz, das wird das beste Gericht sein: du wollest mit mir vorlieb nehmen, ich will dir auftragen, was mein Herz vermag. (Herberger.) is. Abtaham Hocherfreut, das; sie wirklich bei Dein Abraham wird nochmals Jsaak verbeißen. 49 ihm einkehrten] eilele in die Hütte zu Sarah, und sprach: Eile, und menge drei Maß« Semmelmehl, inete, und bacle Kuchenik T) Hebt. seah (2. Mose l6, 36 Anm.); zusammen so viel wie ein Epha (Nicht. 6, 19) = 6 Metzen preuß- Diese überreiche Bewirthung soll eine ehrende Auszeich- nung für die Gäste sein (Kap. 43, 34)· «) Aschkuchem ein dünnes, rundes, auf heißen Steinplatten zubereitetes Gebäck (Hos. 7, 9 Anm.), das sich schnell herstellen läßt, gilt noch jetzt für einen großen Leckerbissen bei den Beduinen · 7. Er aber lief [während Sarah daran ging, ihren Auftrag auszurichten] zu den Rinderty und holete ein [mit besonderes: Sorgfalt ausgewähltes] zart gut Kalb, u·nd gab’s dem Knaben Ieinem Knechte]; der eilete und bereitete es zu. 8. Und er trug auf Butter und Milch ksowohl dicke, geronnene, als auch süße Milch H, und von dem Halle, das er [mit Hilfe des Knechtsj zu- bereitet hatte, und sehte es ihnen vor, und trat bor sie Unter dem Baum [um zu ihrer Bedienung bereit zu sein"], Und sie aßen [nicht blos zum Schein, sondern in Wirklichkeit, wie später der auferstandene und verklärte Christus Luc. 24, 43 «) Auf beiderlei Art wurde sie im Morgenland ge- nossen und einsprechenden Gästen vorgesetzt (Richt. b, 25). «) So ist es noch jetzt im Niorgenland: die Sheiks Häupter) der Araber setzen sich nicht, wenn sie ange- sehene Gäste haben, um mit ihnen zu essen, sondern bleiben stehen, um den Gästen auszuwartem «·") Diese ganze Einkehr des HErrn bei Abraham ist überhaupt eine Vorausdarstellung dessen, der hernach unter Abrahams Nachkommen rvohnete und an Geberden als ein Mensch erfunden ward (Joh. l, 14. PhiL L, 7)» 9. Da sprachen sie [der Eine unter ihnen, der fchon oben V. 2 f. sich als die Hauptperson zu erkennen gab und auch hernach V. 10 als der eigentliche Wortführer erscheint] zu ihm: Wo ist dein Weib Satah? [denn auf die kommt es mir bei meinem heutigen Besuch zunächst an.] Er antwortete: Drinnen in der Hütte. 10. Da sprach er [wohl wissend, daß Sarah, durch die eben geschehene Nachfrage nach ihr auf- merksam gemacht, von innen der Thür der Hütte näher getreten war, um zu lauschen, was über sie verhandelt werden möchte]: Jch will wieder zu dir kommen, so ich lebe* lgleichwieich heute leibhaftig und sichtbar bei dir einkehre, so will ich über’s Jahr um diese Zeit noch einmal — zwar dann nur unsichtbar, aber doch nicht weniger spürbar — in deinem Hause mich ein- finden], siehe, so soll Sarah, dem Weib, einen Sohn haben. Das hdrete Sarah hinter ihm, hinter der This! der Hütte [wo sie ganz unbemerkt sich glaubte] «) Das »lebe« bezieht sich hier und V. 14 dem Grundtext nach nicht auf den HErrn, sondern auf die Zeit: um diese Zeit, wenn sie wieder auflebt im Kreislauf des Jahres, d. i. über’s Jahr um diese Zeit. 11. Und sie waren beide, Abiaham und Sarah, Dachseks Bibelwetb Z. Aufl« alt und woblbetagt sjener 99, diese 89 Jahr alt], also daß es Satah nicht mehr ging nach der Weiber Weise [Kap. 31, 35]. 12. Darum [weil sie über ihre Zeit schon lange hinaus war und auf Ehesegen sich unmöglich mehr Hoffnung machen konnte] lachte sie [ob solcher Rede des wunderbaren Fremdlings heiMlichJ bei sich selbst, Und sprach [in ihren Gedanken]: Nun ich alt bin, soll ich noch seinmal zu ehelichem Um- gang zurückkehren und einem jungen Weibe gleich] Wollust pflegen, und ssoll das thun jetzt, wo] - mein Herr [1. Petri 3, 5 f.] auch alt ist? sDa finde sich eine Andere in die wunderliche Rede, ich vermag sie nicht zu fassen]. · » 13. Da sprach der HERR [der, gleich wie er vorhin wohl wußte, wer hinter seinem Rücken hinter der Thür horchte, so jetzt auch die Gedanken der Horcherin von ferne verstund Pf. 139, 1—4] zu Abraham: Warum lachet deß Sarah, und spricht: Meinest du, daß wahr sei, daß ich noch gebären werde, so ich doch alt bin? 14. Sollte dem HERRU [und der ist es ja, der mit euch redet] etwas unmöglich sein [dasz er nicht hinausführen könnte, was er gesagt hat, wäre es auch noch so sehr wider den Lauf der Naturjs Um diese Zeit [ich wiederhole noch ein- mal mein voriges Wort] will ich wieder zu dir kommen, so ich lebe [Anm. zu V. 10], so soll Sarah einen Sohn haben. 15. Da leugnete Sarah [indem sie jetzt aus ihrem Versteck, darin sie hatte lauschen wollen und darin sie nur sich selber belauscht sah, her- vortrat], und sprach: Jch habe nicht gelacht; denn sie fürchtete sich [erkannte wohl, was für einen Gast sie vor sich habe, und fchämte sich ihm gegen- über ihres zweifelsüchtigen Herzens, die Scham aber nimmt ja nur gar zu gern ihre Zuflucht zum Lengnen]. Aber er sprach: Es ist nicht also [wie du sagst, sondern es ist, wie ich gesagt habe] du hast gelacht. Nach dieser ebenso milden als ernsten Ziirechtweisung wendete sich Sarah ganz zum Glauben an des HErrn Wort und empfing durch den Glauben Kraft, über ihr Alter hinaus zu gebären (Hebr. U, 11). Vgl. ihr Ge- genbild in Luc- 1, 30—38. 455 überhaupt ist Jsaaks Geburts- und Opferungsgeschichte ganz auf die Voraus« darstellung Christi, des eigentlichen Sainens Abra- hams, angelegt. II- u.16—33. die drei nimmst-grin- bkecykn auf, und Ibraham giebt ihnen eine Streciie dcig Geleit. Zla offenbart ihm der Mitte, wag er mit Sodom und Go- morra, dem Ziele seiner Reise, vorhabe; Ibrahaui aber hält ihn, während die beiden Enge! ihres Weges« weiter ziehen, bei sich sen, legt Zürbitte ein für· die dem Verderben geweiheten Städte und erlangt die Zweige, daß ihrer geschaut werden solle, wenn auch nur zehn Gerechte sich darin finden. IS. Da [nachdem der nächste Zweck der Heim: suchung erreicht und auch Sarah, gleichwie früher I. U. l· i. 4 Cl) 1. Mose 18, 17——33. II, l. Abraham, mit Gottes Rathschluß bekannt und zur Verwirklichung desselben innerlich tüchtig ge- macht war] stunden die Männer auf von dannen, und wandten sich gegen Sodom kdenn dahin war der weitere Zweck ihrer Reise gerichtet]; nnd Abraham [den ein geheimer Zug seines Herzens an diese Gäste knüpfte] ging mit ihnen, daß er sle geleitete [unter der Form gastfreundlichen Ge- leits ihres Umganges noch weiter genießen möchte]. 17. Da sivährend die Vier, jeder in seine Gedanken vertieft, eine Strecke schweigend neben einander hergingen] sprach der HERR [auf ein- mal laut mit sich selber redend und so die Ge- danken, die ihn beschästigt hatten, offenbarend]: Wie kann ich Abraham verbergen, was ich thue [zu thun im Begriff stehe]? 18. Sintemal er ein Ygroß und mächtiges Volk soll werden, nnd alle ölker auf Erden in ihm gesegnet werden sollenk II. Denn ich weiß, er wird [genauer: ich habe ihn dazu ausersehen, daß er soll] befehlen seinen Kindern, und seinem Hause nach ihm, daß sie des HERRn Wege halten, und thun, was recht nnd gut ist"; auf daß [indem sie durch das Exempel des Feuereifers, der die Wider- wärtigen verzehrt, vor Uebermuth und Frevel sich warnen lassen] der HERR [in ihnen] auf Abra- ham kommen lasse, was er ihm verheißen hat. «) Schon als Stammvater des Volkes, das einst Canaan besitzen sollte, hatte er ein Jnteresse an allem, was in und mit diesem Lande sich begab; vollends aber als Mittelpunkt des ganzen Menschengeschlechts und als Segensvermittler stir alle Völker, dazu er ja be- rufen war, durfte ihm nichts verborgen bleiben, was auf Gottes Leitung der Weltgeschichte nach dieser Seite hin Bezug hatte. — «) Ftir solchen Zweck war die Offen- barung einer so augenfälligen Handlung seiner strasenden Gerechtigkeit, wie der HErr sie jetzt vorhatte, von der größten Bedeutung. Hier konnten Abrahams Nachkommen besser und eindringlicher als aus vielen Worten lernen, was sie selber zu erwarten hatten, wenn sie seine Wege verlassen würden. 20. Und der HERR [nach solchem Selbstge- spräch an Abraham unmittelbar sich wendend] sprach: Es ist ein Geschrei zu Sodom und Go- morra sdas Geschrei um Rache, das von Sodom und Gomorra zu mir gen Himmel aufsteigt] das ist groß, und ihre Sünden sind fast schwer. 21. Darum will ich [einem menschlichen Richter gleich werdend, der zuvor genau untersucht und das Maß der Schuld abwägt, ehe er sein Urtheil fällt] hinabsahren, und sehen, ob sie alles sganz und gar] gethan haben nach dem Geschrei, das vor mich kommen ist; oder ob’s nicht also [das Maß ihrer Missethat noch nicht voll Kap. 15, IS] sei, daß ich’s wisse [und in demletzteren Fall mit meiner Strafe noch zuriickhalte]. 22. Und die Männer [die beiden den HErrn begleitenden Engel] wandten ihr Angesicht [verab- schiedeten sich von Abraham] und gingen sihres Weges weiter] gen Sodom. Aber Abraham [weil er noch etwas auf dem Herzen hatte] blieb sieben vor dem HERRm Es ist die aus dem Bewußtsein, daß man die eigene Erhaltung und Rettung nur der erbarmenden Gnade verdanke, fließende Liebe, die sich die Schuld Anderer nicht so groß denken kann, daß keine Rettung siir sie mehr möglich wäre, was hier dem Abraham das Herz bewegt. (Keil) 23. Und trat [dicht] zu ihm [heran], und sprach: sEs ist noch etwas, was bei deinem Vor- haben mich beunruhigt. Du willst zusehen, ob sich alles so befindet, wie das Geschrei, das vor dich kommen, besagt; und die Untersuchung wird ohne Zweifel herausstellem daß bei der großen Mehrheit das Maß ihrer Sünde voll, ja libervoll ist.] Willst du denn [aber nun ohne Weiteres einschreiten und auch] den Gerechten mit dem Gott- loseu nmbringen? 24. Es möchten vielleicht fünfzig Gerechte [fünfzig, die im Vergleich zu den andern allen- falls für gerecht gelten können] in der Stadt sein; wolltest du die Ebenfalls] umbringen, und dem Ort nicht [vielmehr] vergeben um [eben dieser] fünfzig Gerechter willen, die drinnen wären? 25. Das sei ferne von dir, daß du das thust, und tödiest den Gerechten mit den Gottlosen, daß der Gerechte sei gleich wie der Gottlose; das sei ferne von dir, der du aller Welt Richter bist [und einem jeglichen geben willst nach seinen Werken Röm. 2, 6 ff.·]! Du wirst so nicht richten sdasz es den Anschein gewinnen könnte, als wärest du wie ein menschlicher Gewalthaber, der blind zu- fährt in seinem Zorn und nichts darnach fragt, ob Gerechte oder Ungerechte dabei umkommen]. 26. Der HERR [auf Abrahams Begehren, aus dem so deutlich ein heiliger Eifer für Gottes Ehre und die brennendste Liebe zu dem Nächsten redete, eingehend] sprach szu ihm]: Finde ich fünfzig Gerechte zu Sodom in der Stadt, so will ich [wie du gesagt hast] um ihrer willen alle den Orten [dem ganzen Ort] vergeben. . 27. Abraham [auf der einen Seite erfreut über die gnädige Zusage, die der HErr ihm machte, auf der andern Seite aber auch erschrocken, daß er sich selber an eine bestimmte Zahl gebunden] antwortete, -nnd sprach: Ach siehe, ich hab mich nnterwunden zu reden mit dem HERR, wiewohl ich Erde nnd Asche bin. »Es ist an sich schondie größte Kühnheit, daß ich, der lch Erde und Asche bin, mir herausgenommen habe, mit dir, dem HErrm zu unterhandeln; hast du nun das Größere mir erwiesen und dich überhaupt auf eine Unterhandlung mit mir eingelassen, so erweise mir auch das Geringere und höre mich noch weiter an.« 28. Es mdchten vielleicht fünf weniger denn fünfzig Gerechte drinnen sein; wolltest du denn die ganze Stadt verderben um der fiinfe willen [die an den 50, für die du mir schon Verschonung zugesagt hast, noch fehlen]? Er sprach: Finde Abrahams Filrbitte für Sodom und Gomorra. 51 ich drinnen fiinf nnd vierzig, so will ich sie nicht verderben. 29. Und er sdurch die herablassende Huld des HErrn, der so willig ihm Red’ und Antwort stund, immer kühner gemacht] fuhr fort mit ihm zu reden, und fprach: Man möchte vielleicht vierzig drinnen finden. Er aber sprach: Jch will ihnen nichts thun um der vierzig willen. · 30. Abraham sprach: Ziirne nicht, HErr [Kap. L, 6 Anm.], daß ich [mit der dreimal mir ge- währten Bitte mich noch nicht zufrieden gebe, sondern] noch mehr rede. Man möchte vielleicht dreißig drinnen finden. Er aber sprach: Finde ich dreißig drinnen, so will ich ihnen nichts thun. 31. Und er sprach: Ach siehe, ich habe sein- mal] mich unterwinden, mit dem HErrn zu reden [darum wage ich’s, selbst auf die Gefahr hin, daß ich mir zu viel herausnehme, dich noch länger fest zu halten; ich werde doch endlich die Zahl treffen, um deretwillen du verschonen kannst]. Man möcht vielleicht zwanzig drinnen finden. Er antwortete: Ja) will sie nicht verderben um der zwanzig willen. 32. Und er sprach: Ach zurne nicht, HErr, daß ich nur noch einmal rede sireffe ich’s auch diesmal nicht, so will ich dich nicht weiter be- schweren] Man mochte vielleicht zehn drinnen finden. Er aber sprach: Jch will sie nicht ver- derben um der zehn willen. Diese Fürbitte Abrahams, die mit steigender Kühn- heit einen sechsmaligen Anlauf nimmt, hat etwas Son- derbares und ist oft genug belächelt worden, während sie uns eine so anbetungswlirdige Tiefe göttlicher Herab- lassung als staunenswiirdige Höhe menschlicher Glaubens- macht enthüllt. Abraham weiß, daß er den Richter der ganzen Erde vor sich hat, und diesem gegenüber nur Staub und Asche ist; dennoch hat er ein Herz mit Gott zu reden, weil der Glaube ihn entblödet und ermuthigt, und dennoch drängt er die Gerechtigkeit Gottes Schritt um Schritt zurück, weil die barmherzige Liebe zu den Menschen ihn, selbst Gott gegenüber, zum Helden macht· Jenes scheinbar marktende Betteln nun ist das Wesen des wahren Gebets; es ist die heilige Unverschämtheih von welcher unser HErr in Luc. U, 8 redet, die Unver- schämtheit des Glaubens, welche den unendlichen Abstand des Geschöpfes und des Schöpfers liberbrtickh und un- aufhaltsam auf Gottes Herz eindrin t und es nicht läßt, bis es sich überwunden giebt. as wäre freilich weder gestattet noch möglich, wenn Gott nicht vermöge des geheimnißvollen Jneinander von Nothwendigkeit und Freiheit in seinem Wesen und Walten dem Gebete des laubens eine Macht verliehen hätte, durch welche er sich überwinden lassen will; wenn er sich nicht in ein solches Verhältnis; zu den Menschen gestellt hätte, daß er nicht blos mittelst seiner Gnade auf sie wirkt, sondern auch mittelst des Glaubens auf sich wirken lassen will; wenn er nicht das Leben der freien Creatur in sein eigenes absolutes Leben verwoben und der geschöpflichen Persönlichkeit das Recht verliehen hätte, sich der seinigen gegenüber im Glauben geltend zu mcichen. Auf diesen göttlichen Boraussehungen erhebt sich das gläubige Gebet und tritt der göttlichen Gerechtigkeit in den Weg und bricht der öttlichen Liebe Bahn. (Delitzsch.) So groß aber der sstrbittende Abraham erschienen ist in seinem kühnen, anhaltenden Vorgehen, so groß erscheint er in seinem Haltmacheiy obschon der menschliche Reiz, den Lot, sein Weib, seine 2 Töchter und 2 Eidame in An- schlag zu bringen und auf die Fünfzahl herunter zu gehen, nahe liegen mochte. Und so ist doch ein Unter- schied zwischen dem Betteln, das kein Maß kennt, und dem Beten, das sich bedingt weiß durch den sittlichen, ja selbst den heil. Geist. (P. Lange) 33. Und der HERR ging hin, da er ·mit Abraham ausgeredet hatte [und traf mit seinen Begleitern, die V. 22 ihm vorausgegangen waren, am andern Morgen Kap. II, 17 wieder zusammen]; nnd Abraham kehrete wieder hin an seinen Ort. Sodom selbst, diesen Ort der Gräueh hat der HErr als der Allheilige nicht betreten. Von Abraham sagt Luther: Jch achte, er hat diese Nacht ohne Schlaf mit Seufzen und Weinen zugebrachh daß ein so großer Haufe Volks untergehen sollte; indes; aber der heilige und gottesfiirchtige Mann sich so sehr um die zu Sodom bekümmert, leben diese in Sausen und Wollust, gehen damit um, wie sie die Gäste höhnen und schänden mögen, und denken gar nicht an ihren Fall und Untergang. Dies ist ein Gemälde der Welt und der Kirche, wie Christus sagt Joh. 16, 20: Jhr werdet weinen und heulen, aber die Welt wird sich freuen. Das 19. Kapitel. Vertilgung sodann. ztots Errettung und Hüudenfalh I« U. 1——11. Zlie beiden Engel, welihe oben den ZjErrn mit Abraham allein gelassen hatten, werden in Sodom non Lot gaslliiij aufgenommen und gerathen daselbst, menschlich angesehen, in die Gefahr, non den Sodo- mitern ku wer-bezeugen ihrer siheußlichen Lust gewiß- brauiht zu werden. Lot will um den äußersten preis; die Gefahr von ihnen abwenden, liommt aber selbst in harte Zliedrängniß Da legen sie siih in’o Zilittel und sihlagen die Leute vor seiner This: wunderbar mit Blindheit, daß sie non ihrem Vorhaben abstehen müssen. l. Die zween Engel snachdem sie von Abra- ham sich verabschiedet hatten und ihres Weges weiter gezogen waren V. 221 kamen gen Sodom des Abends, Lot aber [ein Freund der Geselligkeiq saß swie gewöhnlich, so auch an diesem Abend] zu Sizdom unter dem Thor [um an dem Zu- sammenfluß und dem bunten Treiben der Menschen sich zu ergötzenss Und da er sie sdem Thonsich nähern] sahe lund alsbald für reisende Fremdlinge erkannte], stund er [gastfreundlich, wie er war, alsbald von seinem SitzeJ auf [ging, während von den vielen, ebenfalls unter dem Thor an- wesenden Sodomitern sich niemand um die» Fremd- linge kümmern] ihnen entgegen, und bnclte sich sals er nun vor ihnen stund] mit seinem An- gesi t auf die Erdeftz I· Unter dem Thor, einem gewölbten Eingang mit tiefen Nischen und Sitzen zu beiden Seiten, pflegte man zusammenzukommen, um öffentliche Verhandlungen vor- ::unehmen, Handelsgeschäfte abzuschließen oder der ge- elligen Unterhaltung nachzugehen (Kap. 34, 20; Z. Mose II, 19; 22, 153 Ruth 4, 1 ss.; 2. Saat. 15, 2; Pf. As, I3); so geschiehks noch jetzt im Morgenlandr. 492 52 l. Mose 19, 2—-22. «) Erkannte sie Lot auch nicht ftlr das, was « sie waren, so war ihm doch gleich beim ersten Blick ihr vornehmes, edles Wesen aufgefallem und er beschloß um so mehr sich ihrer anzunehmen, als er wohl wußte, wie leicht in der scham- und zuchtlosen Stadt ihnen eine Unbill widerfahren konnte. 2. Und sprach: Siehe HErr [richtiger: meine s; B -z,- , - - sehr« doch DE« is» Oh» Zwei« ssoch i ihkfkikßkssisittåikisiikllk3sit-IstsEETLLTMZTIT T erkannt, die will ich sso schwer mir, dem eigenen nicht wisset, wo ihr in dieser euch fremden Stadt hetbergen sollt] ein zum Hause eures Knechts, und bleibet über Nacht; lasset eure Füße waschen [und euch, was sonst die Gastfreundschaft gebietet, er- zeigen], so stehet ihr morgens frühe auf, und ziehet eure Straße [Kap. 18, 4 f.]. Stadt »keine Herberge annehmen], sondern wir wollen uber Nacht auf der Gasse sdem freien weiten Platz innerhalb des ThoresJ bleiben [Nicht. 19, 15 ff.1. «) Das hehr. Adonai (Kap. L, 6 Anm.) kann beides bedeuten, sowohl: ,,F)Err« als »meine Herren«; daß es hier im letzteren Sinne genommen werden muß, geht aus dem Zusammenhang hervor. « Z. Da ndthigte er sie fast [machte seine Ein: ladung so dringlich, daß sie nicht länger wider- stehen mochtenss und sie tehreten zu ihm ein, und kamen in sein Haus; Und er machteihnen ein Mahl, und but ungesaucrte Kuchen sbeteitete ihnen ein Abendbrod, einfacher als die Hauptmahlzeit Kuh. 18, 6 ff.]; und sie aßen. 4. Aber ehe sie sich snach genossenem Mahl zur Ruhe] legten, kamen die Leute der Stadt Sodom, und umgaben das Haus, jung und alt, das ganze Volk aus allen Enden; » 5. Und forderten Lot, und sprachen zu ihm: Wo find die Manner, die zu dir kommen ·sind» diese Nacht? Fahre sie heraus zu uns, daß wir sie er- lemien [Richt. 19, 22]. Vermuthlich waren die Sodomiter auch an diesem Tage, wie so oft, zu einem Freß- und Saufgelage ver- sammelt gewesen, hatten da von den Fremdlingem die in die Stadt gekommen und von Wunderbarer Schönheit wären, geredet und in der Erregtheit ihrer Fleischeslust den Entschluß gefaßt, sich an dieselben zu machen; es waren aber in der Rotte, die vor Lots Haus sttirmte und ihres Vorhabens kein Hehl hatte (Jef· Z, 9), alle Altersklassen und Stände, und alle Theile der Stadt vertreten. Jn dem Laster der Päderastie oder Knaben- schändung, um welches es sich hier handelt, da Mann mit Mann Schande treibt (Röm. l, 27), ist der Samts- mus (.5tap. 9, 20s zur scheußlichsten Vollendung gediehen (Judä V. 7); darum wird auch hernach das für die übrigen Cananiter noch aufgesparte Gericht der Ver- nichtung (Kp. IS, Its) schon jetzt an den Sodomitern vollzogen. s. Lot [in der Meinung, es sei unmöglich, der andringenden Gewalt zu trotzen, weil er noch nicht wußte, daß die Allmacht des HErrn in seinen Boten ihm zur Seite stund] ging heraus zu ihnen vor die That, und schloß die Thür [vorsichtia] hinter ihn! zu [damit die tobende Menge nicht sofort des Eingangs sich bemächtige und ins Haus eindringe], Aber sie » sprachetu Nein [wir können in dieser ruchlosen i» 7. Und sprach lmit sreundlichen, besänftigenden Worten]: Ach, lieben Brüder, thut nicht so übel [wie ihr euch vorgenommen, und laßt die Unver- letzlichkeit des Gastrechts noch etwas bei euch gelten]. 8. sBesteht ihr aber dennoch darauf, euch eine Vater, das auch wird] herausgeben unter euch, und thut mit ihnen, was euch gefälltz allein diesen Männern thut nichts, denn darum [um vor Unbill gssichert zu sein] sind sie unter die Schatten meines Dachs eingegangen [vgl. die Bem. zu Nicht. 19, 24]. s. Sie aber [statt durch so begütigende Worte sich zur Besinnung bringen zu lassen, wurden nur desto wilder und unbändiger, und] sprachen: Komm hieher smache Platz Jes. 49, 20., daß wir zur Thür hinein können] Da sprachen sie [ihm auf- rückend, wie er schon längst mit seinem Eifern um die Gerechtigkeit 2. Petr. 2,- 8 ihnen ein Dorn im Auge fei]: Du bist der einige Fremdling hie, und willst regieren küber uns, die wir die Einheimischen am Orte sind und selber zu be- stimmen haben was bei uns Brauch sein soll, den Herrn spielen; das lassen wir uns nicht gefallen! — Und nun seine Ermahnung in V. 7 geradezu verhöhnend, schrieen sie ihm zu: Nicht so übel sollen wir deinen Fremdlingen thun]? Wohl«, wir wollen dich baß [d. i. noch ärger] plagen, denn jene [damit du siehst, daß ein Fremdling uns gar nichts zu sagen hat, sondern wir thun können, was uns gelüstet]. Und sie drangen hart auf den Mann Lot [um ihn zu ergreifen; und wer weiß, was sie mit ihm begonnen hätten, wenn sie seiner habhaft geworden wären]. Und da sie hinzuliefety und wollten [ihn hinwegreißen und] die Thür aufbrechenz 10. Grifsen die Männer Drinnen, im rechten Augenblick sich seiner annehmend und die Thür hinter seinem Rücken rasch von innen öffnend] hinaus, und zogen Lot hinein zu ihnen in’s Haus, und schlossen die Thiir [ehe der tobende Haufe nachrücken konnte, wieder] zu. 11. Und die Männer vor der Thür am Hause wurden mit Blindheit geschlagen [von dem HErrn in den Zustand der Verblendung versetzt 2. Kön. s, 18 ff.], beide klein und groß kdaß sie lange an der Wand herumtapptety die Thür zu finden] bis sie müde wurden, und [einer nach dem andern nach Hause gingen, weil sie] die Thür nicht finden konnten. II— Zu. 12—22. Pein! ernen Grauen des folgenden Tages wird Tot mit seinem Weihe und feinen zwei Töchtern, nathdem die Itriiutigame der letzteren eine an sie er- gangene 3iuffarderung, sitt) zu retten, verlacht haben, aus der Stadt geführt und von dem Zjcrrm der in- zwischen feinen früheren Begleitern sich wieder zugeteilt Lot mit Weib und Töchtern wird aus Sodom errettet. 53 hat, nach dem moabiiisctjen Gebirge gewiesen; er er- bittet sich aber das lileine Ztela zum 3ufluitJisort, das ihm auch beiuilligi wird. 12. Und die Männer· [in denen er ohne sein Wissen Engel beherbergt hatte Hebt. 13, 2] sprachen zu Lot [indem sie mit s-olcher ihrer Nede sich ihm zu erkennen gaben]: Haft du noch irgend hie einen Eidam, und Söhne und Töchter, und wer dir an- gehört in der Stadt, den [rufe eilends zu dir und] führe sihn mit dir] aus dieser Stätte [dem ganzen Gebiet dieser fünf Städte Katz. 14, 2]. 13. Denn wir werden diese Stätte verderben, darum, daß ihr Geschrei sdas Geschrei ihrer Sün- den] groß ist vor dem HERRnz der hat uns ge- sandt, sie zu verderben. 14. Da ging Lot [die Seele voll Entsetzen wegen der eben stattgehabten Auftritte und in der I Angst des nahenden Gerichts seine Schritte be- Z flügelnd] hinaus [auf die Gasse und hin nach den »« Häuserm wo er Angehörige seiner Familie wußte] und redete mit seinen Eidamen, die seine Töchter nehmen sollten: Machet euch auf, und gehet aus diesem Ort; denn der HERR [wie er durch seine Boten mich hat wissen lassen] wird diese Stadt Verderben. Aber [die Eidame waren ebenso un- gläubig und in ihren Sünden sicher, wie die So- domiter alle:] es war ihnen lticherlich [was der Schwiegervater da sagte von Engeln, die er bei sich beherberget, und von einem Verderben, das » da kommen solle; er mußte also unverrichteter Dinge wieder heimgehn und sie ihrem Schickfal überlassen] 15. Da nun die Morgenröthe ausging, hießen die Engel den Lot eilen, und sprachen: Mach dich auf, nimm dein Weib und deine zwo Töchter, die vorhanden szum Glück noch nicht verheirathen son- dern noch in deiner väterlichen Gewalt] sind, daß du nicht ssammt ihnen] auch umkommest in der Missethat dieser Stadt. 16. Da er aber verzog [weil es ihm schwer ward, den ihm lieb gewordenen Wohnsitz mit Hab und Gut zu verlassen und als Flüchtling ins Exil zu wandern — ,,Lot ist kein Abraham«], ergriffen die Männer ihn und sein Weib und seine zwo Töchter bei der Hand, darum, daß der HERR [in dessen Dienst sie handelten] sein verschonete [ver- schonen wollte]; und sühreten ihn hinaus, und ließen ihn außen vor der Stadt. 17. Und als sie [bei Luther steht hier er, nach der griech. Uebersetzung] ihn [mit den Seinen] hatten hinausgebracht, sprach er [der HErr, der früher Kap.18, 22 bei Abraham zurückgeblieben war, hier aber seinen damaligen Begleitern sich wieder zugesellete]: Errette deine Seele, und siehe nicht hinter dich [laß jetzt deine einzige Sorge die sein, daß du dein Leben davonbringest 1. Kön. 1, 12., und schlag dir alles Andere aus dem Sinn, was du dabei hinter dir lassen mußt’«·]; auch stehe i trachten «] nicht in dieser ganzen Gegend sirgendwo still, um dich einen Augenblick auszuruhn oder das Schau- spiel, das hinter dir sich begeben wird, zu be- Auf dem Berge [zu dem dort vor dir liegenden Gebirge Kap. 14, 10 hin] errette dich, daß du nicht umkommen. «) Lot soll, wie Schiffbritchigh alles über Bord werfen, um nur das nackte Leben zu retten. —— VI) Da diese ganze Gegend umgekehrt werden soll, so ist Lot nicht eher dem Verderben entronnen, als bis er aus ihrem Bereich heraus ist· 18. Aber Lot [nach seinem zaghaftem unent- schlossenen Wesen erschrak bei dem Gedanken, daß er in ein wildes, menschenleeres Gebirge sich flüchten sollte, und] sprach zn ihnen [insbesondere an denjenigen sich wendend, der so eben in die Gesellschaft wieder eingetreten war]: Ach nein, HErr [auf dies Gebirge heiße mich nicht fliehen] 19. Siehe, dieweil dein Knecht Gnade funden hat vor» deinen Augen, so wollest du deine Barm- herzigkeit [noch ferner] groß tnachen, dle dll [so «« reichlich] an mit [erwiesen, indem du alles] ge- than hast, daß du meine Seele bei dem Leben er- hielten. Jch kann mich nicht auf dem Berge [zum Gebirge hin] erretten; es mbcht mich [in der felsigen, unwirthlichen Gegend] ein Unfall ankommen, daß ich [den du wie einen Brand aus dem Feuer ge- rissen, am Ende dennoch] stürbe. 20. Siehe, da ist eine Stadt [Vela Kap. 14, L] nahe, darein ich fliehen mag, nnd ist klein, da- selbst will ich mich erretten; ist sie doch klein [und so wird nicht viel darauf ankommen, wenn du sie um meinetwillen mit dem Verderben verschonest], daß meine Seele lebendig bleibe. · 21. Da sprach er [der da weiß, was für ein Gemächte wir sind Pf. 103, 14., und so gern thut, was die Gottesfürchtigen begehren Pf. 145, 19., sollte es auch nur ein schwacher Glaube sein, der aus ihnen redet] zu ihm: Siehe, ich hab anch in diesem Stück dich angesehen, daß ich die Stadt nicht umkehre, davon du geredet hast lwietvohl sie ur- sprünglich ebenfalls dem Untergange bestimmt war]. Willfahrt Gott so huldreich den verkehrten Wtinschen der Seinen, was wird erst geschehen, wenn unsre Bitten seinem Geist und Wort gemäß lauten. (Calvin.) 22. Eile [nur] und errette dich daselbst, denn ich [habe mir durch mein Erbarmen gegen dich die Hände gebunden und] kann sauch den übrigen Stadien] nichts thun, bis daß du lsicher und wohl- behalten in dein AshlJ hinein kommen. Daher· [wegen ihrer Kleinheit» um deretwillen Lot sie frei bat] ist diese Stadt genannt Zoar sKlecnigkeits Nach dieser Gewährung seiner Bitte wurde Lot mit den Seinen von dem HErrn und den zwei Engeln sich selbst überlassen. — Noch die Kreuzfahrer fanden das Städtchen unter dem Namen Segor vor» ar anmuthig unter Palmenbäumen gelegen; doch we: man seine eigentliche Lage nicht genau mehr anzugeben. Robinson sucht es am unteren Ende des Wady Kaki-le, nahe an der von Osten her tief in das todte Meer einschneidenden Halbinsel ei Lisanz Andere, und mit Rücksicht auf 54 I. Mose 19,« 23—33. H. Mos. 34, 8 u· Jes. 15, 5 f. wohl richtiger, am süd- östlichen Ende des Sees beim Ausgange des Wady e! Ahsy (Karte 1ll). Vgl. zu unserer Geschichte V. 18 bis 20 des Liedes: Ringe recht, wenn Gottes Gnade &c. II1. n. 23—29. an demfecvm saugenden» w» rot seinen Bufiuchtsort erreitht, läßt der Zjtlirr Schwefel und Zleuer vom Himmel regnen über Sodom und Go- morra. Sein Weib, die hinter sich gesehen, liommt in dem Strafgericht mit um; Ibraham aber geht des Morgens frühe hinaus nach der Stelle, wo er Gage zuvor vor dem FsErrn gestanden, und beobatljtet den vom Lande aufsteigenden Rauch. 23. Und die Sonne war aufgegangen sging eben auf] auf Erden, da Lot gen Zoar einlam. 24. Da ließ der HERR [der nunmehr freie Hand hatte V. 221 Schtvefel Und Feuer [einen brennenden schwefeligen Stoff] regnen von dem. HERRU vom Himmel herab [also übernatürlicher Weise] auf Sodom nnd Gomorra, 25. Und [indem der Schtvefelregen die dort vorhandenen Erdpechgruben Kap. 14, 10 durch sein Feuer in Brand steckte]’«« kehrete fder HErrJ die Städte um, [und mit ihnen] die ganze Ge- gend, und alle Einwohner der Städte-«, und was auf dem Lande gewachsen war [Hebr. 12, 29]. V) Ganz so, wie bei der Sündfluth, wo das Wasser vom Himmel und das Wasser aus der Tiefe (Kap. 7, 11) zusammenwirktem werden auch hier zwei Zerstörungs- mächte zugleich aufgeboten. — Ei) Nach Tagen voll Sünde und Nächten voll Greuel lagen die Bürger von Sodom im sicheren Schlafe. Da rollte fernher der Donner; Blitze zuckten, und der Himmel röthete fich in dunkler Gluth. Sie erschrecken nicht. Einige bleiben im Taumel des Schlafes; Andere erwachen und meinen, ein Gewitter nahe und werde vergehen, wie so oft; und die sich klug dünken, fragen vielleicht mit höhnendem Witz, wie Lot in seinem lächerlichen Aberglauben sich geberden werde. Indes; der Blitz schlägt heftiger ein, und ein fast erstickender Dampf verbreitet sich. Sie sehen hinaus: ganze Feuermassen fallen herab; es regnet Schwefel vom Himmel und es ist, als wenn die Luft fich entzündet habe. Das ist etwas Neues und Unge- sehenes; alle fahren auf, Spott und Hohn in den Mienen vergehen. Ueberall öffnen fich die Thüren, die Menschen stürzen aus den Häusern heraus und in plötzlichem Schrecken sehen sie, wie nicht blos die Luft entzündet ist, sondern auch der Boden brennt. Der Blitz ist in die mit Pech und Harzadern durchzogene Erde geschlagew Der Erdboden glüht, brennt. Die Flammen züngeln an unzähligen Stellen empor. Einzelne Häuser, dann lange Reihen, endlich die ganze Stadt steht im Brande. Ob sie nun an Lot denken? ob sie an den gedrohten Untergang glauben? ob die Eidame bereuen, das; sie die liebreiche Warnung lächerlich gefunden? Allgemeine-Z Entsetzenlwas sollen sie beginnen? Sie eilen und eilen immer unaufhaltsamer, um fich zu retten. Sie stürzen durch die Straßen, aber Güsse brennenden Schwefels wälzen fich ihnen entgegen; hie und da bricht der Boden, und es entstehen Abgründa die fich plötzlich mit unter; irdischem Wasser füllen. Ein Haus der Sünde nach dem andern wird ergriffen; aus dem geborstenen Grunde lecken Flammen an der Schwelle herauf; die glühende Luft zündet den Giebel an; krachend stürzen Paläste zu- sammen, und die Orte, die Jahrelang Zeugen unmensch- licher Greuel gewesen, verschwinden für immer dem An- blick der Menschen, dem Lichte des Tags. Lots Haus, die Thüre, die sie am Abend nicht finden konnten, weil Gott sie mit Blindheit geschlagen, zeigt fich noch einmal im rothen Schimmer der Gluth; einmal noch sollen sie dieselbe sehen, und dann geht sie in Feuer auf. Grüß- lich klaffen die Untiefen empor, jeden Augenblick mehrt fich ihre Zahl. Ganze Familien find schon umgekommen. Dumpfes Wimmern, gellender Nothschrei erfüllt die Lüfte. Der Jammerruf der Verwundetem der Verbrennendem der Sterbenden dringt durch das Toben der Elemente. Wildes Zetergeschrei durchschneidet das Zischen der Ab- gründe, das Rasseln der Flammen, das Brausen der Winde, das Krachen der fallenden Häuser und das dumpfe Getöse des einsinkenden Bodens. Welch herz- zerreiszende Auftritte stellen fich unsern Blicken dar! Die Mutter hält den Säugling vor sich, rennt, ihn und sich zu retten, aber sie weiß nicht wohin; sie steht, und wie sie steht, spaltet fich der Grund und sie versinkt. Der alte Vater ruft nach seinen Söhnen, nach den jungen kräftigen Männern, die ihm helfen sollen, und die wehende Flamme trägt die letzten Verwünschungen der schon Hin- scheidenden ihm zu. Keiner sieht mehr den andern; aber man hört noch die Verzweiflungsrufe und die Gottes- läfterungen, mit denen bekannte Stimmen vergehen. Endlich hüllt fich in dicken Dampf der Ort der Finsterniß. Nach und nach verstummen menschliche Töne, und es wird stille. Es raucht nur. Es zischt nur die Fluth des Jordan, die sich der Brandstätte bemächtigt. Sodom sinkt, Gomorra sinkt, Zeboim sinkt, Adama sinkt in die Tiefe, und von einer Stadt zur andern wälzt ein großes dunkles Meer seine trägen Wellen. Noch ein paar Tage muß es gähren in dem Sündenpfuhle, dann steht das todte Meer über der verfluchten Stelle. (Strauß.) 26. Und sein Weib [wahrscheinlich eine So- domiterin von Geburt] sahe hinter fich lblickte hinter ihm, dem Lot, der inmitten seiner Töchter auf Bela»V. 22 -ziischritt, hinweg-«] und ward zur Salzsanle [indem das furchtbare Ereigniß sie iiberraschte, ward sie von dem die Luft erfüllen- den Schtvefeldampf erstickt und hernach mit einer Salzkruste überzogen «] i) Erst blieb sie ein wenig zurück und eilte dann, als sie nicht mehr bemerkt wurde, wieder heim, wohl weil sie an die ganze Sache nicht glaubte (Luc. 17, 29 ff.). sit) Am Nordende des Berges Usdum nach dem todten Meere zu (s. Anm. zu V. W) findet fich in einer tiefen Bergspalte ein säulenartigerSalzkegelx diesen hat man bei den Juden ·für das Denkmal der ungläubigen Seele gehalten (Weish.·10, 7)». Er ist nach Lynchs Beschreibung, der auch eine Abbildung gegeben, während v. d. Velde mchts von ihm, trotz alles Suchens, hat entdecken können, vorn cylindrisch, hinten pyramidah der obere abgerundete Theil ist etwa 40 Fuß hoch, und ruht auf einer Art von ovalem Piedeftal (eirundem Fußgestell) von 40—60« über der Oberfläche des Meeres. 27. Abraham aber [den wir Kap. 18, 33 in tiefer Betrübnis; verließen] machte fich [am Tage des schreckkichev Eteigvkssesl des Morgens frühe [von seiner Hütte] auf an den Ort, da er sgesternj gestanden war vor dem HERRnz Der Tradition zufolge war es die Stelle, wo später OapharJZaruchu d. i. Segensdorf stand (2- Stirn. Z, 1 Anm.): von hier aus konnte man durch eine Schlucht die ganze Gegend überfchauen. 28. Und wandte sein Angesicht [südöftlich] ge- gen Sodom nnd Gomorra, und alles Land der Gegend, und schauetez und siehe, da ging ein Rauch auf vom Lande [so dick und schwarz 2. Mose 19, Vertilgung Sodoms und Gomorra. Lot’s Weib kommt mit um. 55 18J, wie ein Rauch Vom Ofen [und konnte also Abraham erkennen, daß das vom HErrn ihm ge- offenbarte Gericht, das er so gern abgewendet hätte, wirklich vollstreckt worden sei]; 29. sDennoch war die von ihm eingelegte Fürbitte nicht ganz vergeblich gewesen.] Denn da Gott die Städte in der Gegend verderben, ge- dachte er an Abrabam sder so dringend für die etwa noch vorhandenen Gerechten sich verwendet hatte], und geleitete Lot strotz seines Zögerns und Zauderns, das wohl geeignet gewesen wäre, die Geduld des HErrn zu ermüden] aus den Stådten, die er annehme, darin Lot lvohnete [und in denen er sicher ebenfalls umgekommen wäre, hätte ihn eben der HErr nicht wie einen Brand aus dem Feuer gerissen Anm. 4, 11]. Der merkwürdige, das ehemalige ThalSiddim aus- füllende Landsee an der Südostgrenze Palästinas, das todte Meer, in der Bibel das Salzmeer genannt, ist 10—11 MeiL lang, 2—3 Meil. breit und hat einen Umfang von 6 Tagereisen. Auf der Qst- und Westseite umschließen ihn steile und schroff abstürzende Kalkfelsem welche zum Theil sehr nahe an« das Ufer herantreten und von Schluchtem aus denen Bäche sich er ieszen, mannigfach durchklüftet sind; südwestlich erhebt ich ein Salzberg (llsdum), etwa 3 Stunden lang, im Süden aber liegt eine morastige, stellenweis fruchtbare Ebene, das Salzthal (2. Sam. 8, 13), in welchem es auch eine Stadt gab, in Jos. 15, 62 die Salzstadt genannt. Der Meeresgrund, wie der Nordamerikaner Lynch im J. 1848 ihn ersorscht hat, besteht aus 2 verschiedenen Theilen, die durch eine vom östl. Ufer her sich tief in das Meer hinein erstreckende Halbinsel, den sogen. Lynchkanal (von den Arabern el Lisau oder die Zunge genannt), gegen einander abgegrenzt werden; der nörd- lich von derselben gelegene Theil ist bedeutend tiefer als der südliche, letzterer dagegen hat einen mit salzigem Seeschlamm bedeckten Boden, der durch den Zufluß heißer Quellen aus der Tiefe erhitzt wird. Aus dieser verschiedenartigen Beschaffenheit schließt man, daß der nördliche Theil schon vor der in unsermText mitge- theilten Katastrophe als Landsee bestanden und dann in Folge derselben sich weiter nach Süden ausgebreitet und seine jetzige Natur angenommen habe. Während nämlich früher das Wasser süß gewesen, ist es gegen- wärtig zwar klar und hell, aber ungemein salzig und von bitterem, zusammenziehendem Geschmack. Alles, was hineingeworfen wird, nimmt sogleich eine Salzkruste an, und selbst schwerere Körper schwimmen leicht oben auf. Kein lebendes Wesen vermag darin zu hausen, und wenn aus dem Jordan Fische hineingetrieben werden, sterben sie bald ab. Rings um den See her herrscht Unfruchtbarkeit und Todesstille; der Boden sieht wie verbrannt aus, aus dem nichts Grünes, nicht einmal dürftiges Gras hervorsproßt Als ein Erzeugniß aus der Umgebung des Meeres erwähnt Josephus die sogen. SodomsäpfeL ,,Auch erzeugt sich immer von Neuem Asche in gewissen Früchten, welche an Farbe eßbaren ähnlich sind; pflückt man sie aber mit der Hand, so lösen sie sich in Staub und Asche auf« Vermuthlich hat man hierbei an die Frucht des Oescher-Baums zu denken spsclepias giganteax dessen Früchte die Gestalt der Apfelsine haben, wenn sie reif sind, sich weich an- fühlen, aber wenn man sie drückt oder stößt, plahend wie eine Blase ausbrechen und nur die Fetzen der dünnen Schale und ein paar Fasern in der Hand zurücklassem Daß übrigens auch die alten Griechen und Römer eine Kunde von dem in unserm Abschnitt erzählten Ereigniß hatten, geht aus ihren Schriftstellern hervor. IV. z1.30—38. rot me« oon Zone spät« solt-n nor« dem früher von ihm als Zutluchtgsiiitte verslhmäheten Gebirge über; dort, in der Ibgefctjlossenheit von der Welt, glauben seine zwei Töchter sitt) aller Jus-licht auf Nachkommenschaft beraubt und erschleictjen sich ihres trunken gemaihten Vaters Stimmung. Zllie Frucht dieses blutsitjiinderischen illmgangg sind 2 Söhne, Zlloab und Zmmh die Stammviiter der Ztlooliiter und Im« moniten 30. Und Lot [dem mit Sodoms Untergang und dem Verlust seines Weibes und seiner Habe aller Lebensmuth gebrochen war] zog aus Zpgr snachdem er einige Zeit daselbst gewohnt], und blieb auf dem Berge [auf dem ihm ursprünglich zum Ashl angewiesenen Gebirge V. 17] mit feinen beiden Töchtern; denn er fürchtete sich zu Zoat zu bleiben [als könnte auch über dieses noch ein Strafgericht hereinbrechen]; und blieb also in einer Höhle [Kap. se, 21. Anm 1] mit seinen beiden Tbchteru svon allem Verkehr mit Menschen abge- schlossen]. « . Lot mochte in Zoar sehen, wie die Leute dort, nach- dem der erste Eindruck jenes grausigen Ereignisses in ihrer Seele sich abgeschwächt hatte, bald wieder zu den vorigen Sündengreueln zurlickkehrten 31. Da sprach die älteste [welche zugleich die dreisteste und am meisten in sodomitisches Unwesen verflochten war] zu der jüngsten: Unser Vater ist alt [und wird immer unvermögender; wir müssen also eilen, wenn wir ihn dazu brauchen wollen, wovon ich dir gleich sagen werde], und lnun leben wir hier in einer Abgeschiedenheit, daß es für uns so gut] ist [als wäre] kein Mann mehr auf Erden, der uns [ehelichen und] beschlafen möge, nach aller Welt Weise [warum aber sollen gerade wir, die wir ohnedies um alles Andere gekommen sind, von der Bestimmung des Weibes, Mutter zu werden, ausgenommen sein?]. 32. So komm, laß uns unserm Vater [ehe er zu Bette geht] Wein zu trinken geben, und [wenn er im Rausche sich niedergelegt, zu ihm gehen und] bei ihm schlafen, daß wir Samen von unserm Vater erhalten kund nicht. in der Schmach der Kinderlosigkeit ferner so dahin leben Käf« 38, 14 Anm.]. 33. Also [indem der jüngsten der so schlau begründete Vorschlag einleuchtete] gaben sie ihrem Vater Wein zu trinken in derselben Nacht [noch am Abend desselbigen Tages] Und die erste ging [zu ihm in seine Schlafstätte] hinein, und legte sich zn ihrem Vater; und er wards [in seinem trunkenen Zustande] nicht gewahr, da sie fiel) legte [meinte vielmehr sein Weib bei sich zu haben], noch smerkte er etwas von dem Betrage] da .ste aufstund [weil sie alsbald nach erreichter Absicht sein Lager wieder verließ Spr. 2Z, 31 sf.]. 56 1. Mose 19, 34-— Es· 20, 1—16. Durch dies Beispiel wollte uns der heilige Geist zur Wachsamteit erinahnem denn wo wir? am wenigsten vermuthen, werden uns von unsichtbaren Feinden Neue gestellt (Calvin.) M. Des Morgens sprach die älteste zu der jüngsten: Siehe [die List if! gElUNgeUL ich hab gestern bei meinem Vater gelegen. Laß uns ihm Hur] diese Nacht auch Wein zu trinken geben, daß kann] du hineingehest, und legest dich zu ihm, daß wir kbeidej Samen von unserm Vater erhalten. its. Also gaben sie ihrem Vater [für] die [fol- gendej Nacht auch Wein zu trinken. Und die jüngste [die der Schtvester nicht nachstehen mochte] machte sich auch aus, und legte sich zu ihm; und er ward’s [abermal] nicht gewahr, da sie sich legte, noch da sie aufstund lund ward so das thierisch- blinde Werkzeug zwiefacher Schandthat, eine Strafe für das sündliche Anerbieten in V. 8]. 36. Also wurden die beiden Töchter Lots schwanger von ihrem Vater. 37. Und die älteste gebar einen Sohn, den hieß sie Moab [d. i. vom Vaters Von dem kommen her die Moab.iter, bis auf den heutigen Tag [in jenen Gegenden ansäßig 5· Mose 2, 8 f.]. 38. Und die jüngste gebar auch einen Sohn, den hieß sie das Kind Ammi kKind meines Volks, ein Kind, das nicht einem fremden, sondern meinem eigenen Volke entftammt]. Von dem kommen die Kinder Stimmen, bis ans den heutigen Tag [nord- öftlich von den Moabitern 5. M. 2, 16 f.]. Es ist nun von Lot weiter nicht die Rede; äußerlich und innerlich von Abraham geschieden, hat er für die Heilsgeschichte keine Bedeutung mehr, so daß nicht ein- mal sein Tod erwähnt wird. (Keil.) Jm Charakter und Cultus der beiden von ihm abstammenden Völker aber traten später besonders Unzucht und Ruchlosigkeit als Grundzüge hervor 4. Mos. 25; L. Kön. B, 26 f. iDelitzichJ Das 20. Kapitel. Horai) wird dem Hornhaut von Abimelech genommen, und mit Gewinn wiedergegeben. I. V. 1—7. Zu Getan wohin Zbraham nach Sodom- blntergang sich wendet, giebt er Sarah ebenso, wie einst in Ggnpten Grau. 12,10 ff.), siir seine Schwester aus, und Abimelech, der Jadnig zu Gern, liiskt sie gleichfalls, wie damals jllharam in sein Zhaus holen. Biber Gott legt sich sofort sub; Mittel, schlägt den Kijnig mit lebenogesiihrlirlxer Krankheit, offenbart ihm im biraum den wahren Inchverhalt und dringt in ihn, dem Taro- pheten, wosiir er den Itbrahaiii erklärt, sein Weib zuriiiiikugebenz der werde dann fiir ihn bitten, das; die Gefahr, in der er ietzt sein-ehe, an ihm vor-übergehe. 1. Abraham aber [blieb nach dem Untergange der vier Städte nicht lange mehr an seinem bis- herigen Aufenthalt bei Hebronis sondern] zog von dannen in’s Land gegen Mittag [Kap. 12, 9], und wohnete lschlug für seine Heerden und das dazu gehörige Gesinde feine Zelte auf] zlvifchen Kades und Sur [Kp. 16, 7. 14], und ward ein Fremdling zu Gerne« knahm für sich und sein Weib Wohnung in der Hauptstadt jenes Gebiets]. «) Es machte der Anblick des todten Meeres an Stelle der einst so blühenden Jordansaue gewiß einen schmerzlichen Eindruck auf ihn; dazu bedurfte er andere Weidepläya — «) Die Philister, von hamitischer Abstammung durch Mizraim (Kap. 10, 14), sind nach den Cananitern in Palästina eingewandert und haben diese in Gemeinschaft mit den Caphtorim aus der süd- lichen Meeresniederung verdrängt (5. Mos- 2, 2Z). Von ihnen heißt das Land Canaan auch Palästinm —- Der Name der Stadt G erar hat sich erhalten in dem 3 Stunden stidöstlich von Gaza befindlichen tiefen und breiten Wady Dsohark ol Gerar (Gießstrom von Gerar), in dessen Nähe Rorvland auch Ruinen einer alten Orts- lage unter dem Namen Kliirdet el Getan« gefunden hat. Z. Und fprach [in falscher Aufrechthaltung der einmal für dergleichen Fälle getroffenen Ver- abredung V. 13] von seinem Weibe Sarah: Es ist meine Schwester. Da sandte Abimelech, der König zu Gerar lder diesen Titel ,,Königsvater« mit andern Philisterfürfien gemeinsam führte Kap. 26, 1 Anm.], nach ihr, und ließ sie holen. Abimelech that das wohl, um durch eine Ver-schwärze- rung mit dem reichen Nomadenfürsten seine Macht und sein Ansehen zu verstärken (Kap. 21, 22); Sarah aber konnte, trotz ihrem vorgerückten Alter von nahe 90 Jahren, um fo mehr wieder ftir eine Schönheit gelten, als nach der in Katz. IS, 1 ff. ihr zurückgegebenen Be- stimmung, Mutter zu werden, wohl auch ihre weibliche Natur sich neubelebt und verjüngt hatte. 3. Aber Gott lschlug sofort Abimelech und feine Knechte mit schwerer Krankheit, daß er ihr nicht nahen konnte V. G; und] kam [nun, da er bis zu einem gewissen Maße für göttliche Offen- barung noch empfänglich war] zu Abimelech des Nachts im Traum [um selber ihm Aufschluß zu geben, was die Plage zu bedeuten habe-II, und sprach zu ihm: Siehe da, du bist des Todes [die Krankheit wird bei dir zum Tode ausschlagen], um des Weibes willen, das du genommen hast; . denn sie ist eines Mannes Eheweib «) Pharao mußte in demselben Falle (Kap. 12, 17 ff.) erst seine Wahrsager und Zeichendeuter zu Rathe ziehen. 4. Abimelech aber hatte sie sbis daher, eben seiner Krankheit wegen, noch] nicht berühren und sprach [daher]: HErr [wenn du Ehebruch so hart stMfstL willst du denn auch ein gerecht Volk [Leute, die sich dessen noch nicht schuldig gemacht haben] erwürgen? 5. Hat er [dessen Eheweib sie ist, wie ich jetzt erst von dir erfahre] nicht [selbst] zu mit gesagt: Sie ist meine Schwester? Und sie hat auch ge- sagt: Er ist mein Bruder? Hab ich doch das swas du so schiver an mir rächen willst] gethan mit einfältigem [arglosem] Herzen swelches die eigene Aussage der beiden für Wahrheit angenommen], und [mit] unschuldigen Händen ldenn der Ehebruch liegt thatsächlich noch nicht vor] 6. Und Gott sprach [weiter] zu ihm im Traum: Jch weiß auch, daß du mit einfaltigem Herzemdas gethan hast. Darum hab ich dieh auch beharrt, Loks und seiner Töchter Verständigung. Abraham mit Sarah bei Abimelech in Gerad 57 daß du nicht wider mich sündigten, nnd hab’s dir smit Hilfe der auferlegten Krankheit] nicht zuge- geben, daß du sie berührieft 7. So gieb nun [wenn ich ferner dich ver- schonen soll] dem Mann fein Weib wieder, denn er ist ein Prophet sein Träger meines Worts und meiner Verheißung, und steht zu mir in einem besonders nahen Verhältnis; Kap. 15, 18; 17, 10., daher ich ihn nicht darf antasten lassen Pf. 105, 15], und laß ihn sdann, wenn du meine Forderung erfüllt hast] für dich bitten, so wirst dnseben weil er ein Prophet ist und seine Für- sprache etwas bei mir gilt] lebendig bleiben. Wo du aber sie nicht wiedergiebst, so wisse, daß du des Todes sterbeii mußt, und alles, was dein ist sdein ganzes, von der Krankheit ebenfalls be- troffenes Hofgesinde]. Jn Kap. 14 lernten wir Abraham als königlichen Krie shelden kennen, Kap. 18 begegnete er uns in seiner Für itte für Sodom als priesterlicher Mann, und hier wird er von Gott ein Prophet genannt. II. U. 8—18. Jbimelech entbietet den Jlbrahanc in eine Versammlung, die er am andern Morgen mit seinen Zjofbeamten anhält, macht ihm hier über sein Benehmen, wodurch er über« ihn und sein Kein) eine groske Sünde gebracht habe, Vorwürfe; giebt ihm aber die Satan-unter ansehnlichen Geschenken zurück, und wird nun aus Ibrahamg Ziirbitte von der zutage, damit er und sein Zjaus geschlagen war, wieder frei. 8. Da stund Abimclech des Morgens frühe auf sum dem göttlichen Befehl so schleunig als möglich nachzukommenL und rief allen feinen Knechten sberief alle Beamten und Diener an seinem Hofe zu sich]- und sagte ihnen dieses alles swas der HErr mit ihm im Traume geredet, verhehlte also auch die empfangene Bestrafung und Zurechv weifung nicht] vor ihren Ohren. Und die Leute fürchteten sich sehr swurden von der eindringlichen Rede ihres Königs so ergriffen, daß sie erkannten, sie hätten es hier mit dem lebendigen Gott zu thun und müßten alles aufbieten, seinen Zorn zu versöhnen] auch [herbei], und sprach zu ihm sin Gegenwart des noch versammelten Hofgesindes]: Warum hast du uns das gethan sdasz du dein eheliches Ver- hältniß zu Sarah uns gänzlich verschwiegenjis nnd was hab ich an dir gesündiget, daß du so eine große Sünde swie die des Ehebruchsj wolltest auf mich und mein Reich bringen [und uns dadurch in Gottes Gericht stürzen]? Du hast mit mit« ge- handelt, nicht wie man handeln soll.- 10. Und Abimelech sprach weiter zu Abraham sder im Gefühl seines Unrechts zuerst schwieg und sich nicht zu verantworten wußte]: Was hast du gesehen [worauf hattest du es denn eigentlich ab- gesehen] daß du solches gethan hast? [irgend einen Grund mußt du doch bei deiner falschen Angabe gehabt haben.] 11. Abraham sprach: Jch dachte [als ich hie: bei euch einzog], vielleicht ist keine Gottesfnrchi an diesen Orten ssondern es herrscht, wie ander- wärts, rohe Willkür, besonders gegen Fremde] und [so] werden mich [die Leute] um meines Weibes willen swenn sie wegen ihrer Schönheit in Be- gierde nach ihr entbrennen] erwütgeu sum sich in Besitz derselben zu setzen; sie werden aber im Gegentheil sich meine Gunst zu erwerben suchen, wenn ich sage, fie sei meine Schwester Kap. 12, 11 12. Auch ist [das keineswegs eine Lüge,] sie [ist nämlich von Haus aus] wahrhaftig meine Schwester, denn sie ist meines Vaters Tochter, aber nicht meiner Mutter [sondern einer andern Frau meines Vaters] Tochter, und ist [hernach] mein Weib worden. Abraham meint, aus dem Umstande, daß fein ge- schwifterliches Verhältnis; zu Sarah das ursprüngliche gewesen, und das eheliche erst nachher an die Stelle ge- treten sei, eine Rechtfertigung seines Benehmen-Z ableiten zu können. Darin aber irrt er sehr stark; im Gegen- theil hatte das eheliche Verhältnis; das geschrvisterliche so gut wie ganz aufgehoben, und überdies hob er letzteres nur hervor, um das erstere zu verleugnen. CHiob 4, 18.) Wegen seiner Verheirathung mit einer Halbschweftey was nach dem mosaischen Gesetz nicht erlaubt war (3. Mofe 18, 9), vgl. die Bemerkung zu Z. M. 6, 20. 13. Da mich aber Gott außer meines Vaters Hause wandern hieß sund mir ein Pilgerleben in der Fremde auferlegte, bei dem so manche Ge- fahren, namentlich auch um der Schönheit meines Weibes willen meiner warteten], sprach ich zu ihr: Die Barmherzigkeit thu an mir, daß, wo wir hin- kommen, du von mir sagest, ich sei dein Bruder sdu siehest also, lieber Abimelech, es steckt hinter meiner Aussage keine gerade auf dich berechnete Absicht]. 14. Da nahm Abimelech Schafe und Rinden Knechte und Mägde saus seinem Besitzstandes und gab sie Abtaham sum zunächst ihn selbst für das ihm angethane Unrecht zu entschädigen]; nnd gab 9. Und Abimelech rief sdarnachj Abrahamk ihm wieder sein Weib Sarah, 15. Und sprach [anders als Pharao, der bei derselben Handlung ihn aus dem Lande hinaus- wies Kap. 12, 19]: Siehe da, mein Land stehet dir offen; wohne, wo dir’s wohlgefcillt IS. Und sprach zu Sarah sindem er sie dem Abraham zurückgabjx Siehe da, ich habe deinem Bruder [wie du ihn selbst genannt und durch solche trügerifche Angabe zu meinem Fehltritt mich ver- leitet hast] tausend Silberlinge gegeben idem! so- viel« sind die ihm V. 14 gemachten Geschenke werth]; siehe, das soll snicht blos für ihn eine Schadloshaltung sondern auch] dir eine Decke der Augen sein seine Sühne der dir durch die Auf- nahme in meinen Harem angethanen Schmach, 58 so daß du die Augen wieder frei aufschlagen darfst] vor allen, die bei dir sind, und allenthalben [so- wohl vor deinen eigenen Hausleuten als vor Fremden]. Und das war ihre Strafe lsie war ihres begangenen Unrechts, daran Abimelech im Eingang seiner Rede sie erinnert hatte, überführt, und hatte nichts, womit sie sich entschuldigen konnte]. «) = 875 Thln Vgl· g. Mose so, 13 Anm. 17. Abtaham aber [erkennend, was er seiner- seits zu thun habe, nachdem der König so edel- müthig allesUnrecht wieder gut gemacht] betete swohl noch.in Gegenwart der Versammlung] zu Gott; da heilete Gott Abiinelech [von seiner Plage V. 3 f.], und [ebenso befreite er hernach] sein Weib, nnd seine Mägde fNebenfrauen aus dem Sklavenstande, von der Unfähigkeit zu empfangen, die bisher auf ihnen gelegen], daß sie [nunmehr] Kinder gebaren 18. Denn der HERR hatte zuvor fdie ganze Zeit über, wo Abimelech die Sarah in feinem Harevkgehabtj hart verschlossen [Kap. is, 21 alle Mutter [alle in diesem Harem befindlichen Frauenspersonen] des Hauses Abimelech [so das; ein Kinderzeugen unmöglich gewesen], um Sarah, Abrahams Weibes willen [weil der Mutterschoß derjenigen in Gefahr stand entweihet zu werden, die nun bald den Segenssohn der Verheißung empfangen sollte]. - Gott zeigt hier, daß er seinen Bund aufrecht zu halten und die Verwirklichung seiner·Verheißung gegen jeden Eingriff sündlichen Gelüstens irdischer Machthaber sicher zu stellen vermag — ein Sinnbild für die künftige Stellung Jsraels zu den umwohnenden Völkern. (Keil·) Das 21. Kapitel. gifaatig Geburt. xingtreibiing gestattet-·. Abraham- Zzund mit Antriebe-is. I« sit. 1-—7. Bald nach ihrer Entlassung aus Jbimeleiho Zjause wird Sarah von Jtbraham schwanger und ge- tiiert um die Zeit, davon der Mir-r geredet hatte, einen Sohn, der Ifaali genannt und am achten Tag befrhnitten wird. « 1. Und der HERR [der gewiß hält, was er einmal zugesagt 4. Mos. 23,« 191 suchte heim Sarah [kam dadurch, daß er ihrem schon erstor- benen Leibe die Kraft zu empfangen und zu ge- bären verlieh, wieder zu ihr], wie er [in Karl. 18, to. 141 geredet hatte, und that uiit.ihr, wie er [nicht blos damals, sondern auch früher schon Kp. 17, 19 dem Abraham] geredet hatte. Von Gerar war Abraham wohl sofort nach dem Vorfall im vorigen Abschnitt südöstlich nach Bersaba e- zogen, und hatte dahin auch seine Heerden, die vor er zwischen Kades und Sur weideten (Kap. 20, 1), nach- kommen lassen. Berfaba aber liess in dem Wady es sehe. (s. Karte 1I1), dem breiten asserbecken eines Winterstromes, 12 Kameelstunden südlich von Hebron an der Straße nach Egyptenz noch Jetzt befinden sich I. Mose 20, 17. 18. 21, 1—16. dort Steine von einer alten Drtslage und zwei tiefe Brunnen mit vortresflichem Wasser unter dem Namen Bir es sehe. (Kp. 26, 33 Anm. 1)· Hier hat die südlicher gelegene Wüste mit ihren kahlen Felsen und saiidi en Ebenen ein Ende; sanft anstei ende Hügel, dazmis en große Thalebenen mit grünen eldern prangend, bald auch Oelbäume und Lebensmittel aller Art, lassen den vom Sinai kommenden Reisenden erkennen, daß er in das Land gekommen, wo Milch und Honig fließt. 2. Und Sarah ward [in Folge dieser liber- natürlichen Befähigung Hebr. 11, 11] schwanger, und gebar Abraham einen Sohn in seinem Alter, [nachdem er 25 Jahr lang auf dies Kind der Verheiszung hatte warten müssen, und zwar gebar sie genau] um die Zeit, die ihm Gott geredet kversprochen 1. Kön s, 17 Anm.] hatte [also 1 Jahr nach jenen beiden Offenbarungen in Kap. 17 u. 18]. Moses ist an diesem Ort sehr reich an Worten, auf daß er uns filrnehmlich rühmen möge die große, reiche Freude des heil. Patriarchen, welcher nicht allein eine sichere Stätte und gniidigen König überkommen hat, nach so viel greulicher Trübsal, sondern es wird auch Sarah schwanger und gebiert ihm den Erben der Ver- heißung. Was bisher in der Hoffnung gestanden und er geglaubet hat, das ist nun vorhanden in der That; die Verheißung, so zu sagen, ist Mensch worden und geboren. (Luther.) — Mit der Geburt Jfaaks tritt ein neuer Knotenpunkt in die Zeugungslinie des verheißenen Samens ein. Die göttliche Gnade und Allmacht zeigte hier bei dem neuen Anfangspunkte der Verheißungslinie, was sie in· unendlich herrlicherer und höherer Weise beim Schlußpunkte derselben könne und wolle. Jsaaks wunder- bare Zeugung aus unfruchtbarem und erftorbenem Leibe ist ein Vorbild und Unterpfand der Geburt Christi aus der Jungfrau. (Kurtz.) · · · 3. Und Abraham hieß seinen Sohn, der ihm [so nach dem Geist oder durch die Verheißung Gal. 4, 23. 29] geboren war, Jsaab [wie ihm Gott befohlen hatte Kap. 17, 19; er hieß so den Sohn], den ihm Sarah gebar lwähretid set» früher« Sohn von der Hagar anscheinend einen edleren Namen »Gott hört« empfangen hatte Kp. 16, 11. 15],» . 4. Und beschnitt ihn am achten Tage-«, wie ihm Gott [Kap. 17, 11 f.] geboten hatte. V) Aber doch waren in Jsmael nur menschliche Wünsche erhört worden; der nach einer menschlichen Sehivachheit benannte Jfaak dagegen ist mit diesem seinem Namen »Man lacht« so recht. ein Abbild des von ihm herstammenden Volkes, das durch seinen Glauben und sein Gesetz, durch sein ängstliches Cerinionienwesen und seine einsiedlerische Absonderung von der übrigen Welt oft ein Spott der Leute und. der Völker gewesen, aus dem aber gleichwohl das Heil der Welt kommen sollte Joh. 4, 22. — VI) Jfaak ist der Erste» der am achten Tag beschnitten worden; bei ihm kam die Beschneidung der Knäblein zuerst in Kraft, während sie in seinem Gegenbilde, Christus, ihre· Kraft verlor. (Rambach.) 5. Hundert Jahr war Abraham alt, da ihni sein Sohn Jsaak geboren ward [2108 n. E. d. W.]. s. Und Sarah [die früher ungläubig über die göttliche Verheißung gelacht Kap. 18, 121 sprach sjetzt bei der thatsächlichen Erfüllung]: Gott hat [nun] mir [gleichsam zur Vergeltung meines da- Jsaaks Geburt. Austreibung Jsmaels und der Hagar. 59 maligen Lachens über ihn] ein Lachen zugerichtetz denn wer es hören wird, der wird mein [dieser ,,alten Mama«] lachen. . .7. Und sprach lfiigte jedoch in begeisterter, fast dichterischer Rede hinzu: Nun wohl! lachen die Nienschem so lache ich auch, freue mich, daß der HErr an mir gethan, was über menschliches Begreifen weit hinausgeht]: Wer dürfte llvenn es nach dem gewöhnlichen Lauf der Dinge ge- gangen wäre] von Abraham sagen, daß Sarah [sein Weib] Kinder sauget, und hätte ihm einen Sohn geboren in feinem Alter? [nun aber müssen sich’s die Leuteeinander erzählen und so unwill- kürlich Lobredner werden der außerordentlichen Thaten des HErrns II· V. 8—21. Bei einem Feste, das Abraham am Gage der Cntmiihnung Dsaalrs veranstaltet, erltennl Sarah Weimar! fiir einen Spiitter und verlangt, das; er sammt seiner Mutter nur-getrieben werde. Jlbraham thut dies, weil Gott angdriiitilittj ihm befiehlt, der Forderung Ziolge zu leisten; als dann Wgmael auf dem Ilurchkuge durch die zlllliiste fast uerslhmatlzteh tritt der ZJGrr hilf- reish zur Seite und ist auch ferner mit dem Knaben, das; er in der Wüste, wo seine Yllutter mit ihm bleibt, heranwäshst und leiblich gedeihet. 8. Und das Kind wuchs Und ward [seiner Zeit — nach damaliger Sitte im 2. oder 3. Lebens- xahr 1. Saus. 1, 23 f.] entwöhnetz nnd Abraham mztchte ern groß Mahl am Tage, da Jsaak ent- wohnet ward. Den tiefsten Grund seiner Freude an diesem Tage s. Joh. 8, 56; Luc. 10, 24. 9. Und Sakah sahe [bei dieser Gelegenheit] den Sohn Hagay der Egpptischen [Magd], den sie Abraham geboren hatte [den nun schon 16 17 Jahr alte« Jsmctell daß er ein Spötter war; Derselbe erlaubte sich bei dem häuslichen Fest, wo sonst alle fröhlich waren, allerlei hämische und witzelnde Bemerkungen, indem sein Neid gegen den« kleinen Bruder, der ihm, gleichwie seiner Mutter, wohl schon lange ein Dorn im Auge war, gerade heute recht entbrannte, da es sich nun deutlich herausstellte, daß Abraham jetzt nicht mehr daran denke, ihn, den Erstgeborenem zum Erben seiner Güter zu machen (Kap. 17, 18). 10. Und sprach [um weiteren Verfolgungen »: Gal. 4, 29., die mit der Zeit einen sehr bedenk- lichen Charakter Kap. 4, 3 ff.; 37, 3 ff. annehmen konnten, vorzubeugen] zu Abraham: Treibe diese lnun entbehrliche] Magd aus mit ihrem kebenfalls überflüssig gewordenen Kp. 16, 2] Sohn; denn dieser sübermüthigen Kp. 16, 4 f.] Magd [gleich- artigerj Sohn soll nicht [worauf er es abgesehen] erben mit meinem Sohn Jsaak [oder gar aus seinem Erbe ihn verdrängen]. Jn der Charakterwiirdigung ist hier die Sarah dem Abraham voraus, wie später die Rebekka dem Jsaak in Bezug auf ihre Söhne; Kap- 25, 27 s. (P. Lange.) 11. Das Wort gefiel Abraham sehr übel, um seines Sohnes willenk 12. Aber Gott sprach zu ihm [der Nachts V. 14 in einem Gesicht oder Traum]: Laß dir’s saus natürlicher Weichherzigkeitj nicht übel gefallen des Knaben und der Magd halben sdaß dir hier zu einer Austreibung beider gerathen wird]. Alles, was Sarah dir« gesagt hat, dem ehorche. Denn [so lautet mein Rathschluß:] in Jsaak soll dir der Same genannt werden [er, und nicht Js- mael, soll den dir verheißenen Samen vermitteln Kap. 17, 19. 21]. « r) 13 Jahre lang hatte ja Abraham den Jsmael als den Segenserben betrachtet (Kap. 17, is) und noch jetzt liebte er in ihm sein eigen Fleisch und Blut. — it) Die Stimme des Weibes, welche früher den Mann verführt (Kap. Z, 17; IS, 2), ist hier die Stimme Gottes, die Stimme der Schrift (Gal. 4, 30). (Baumgart»en.) 13. Auch will ich [wie du schon weißt Kp. 17, 20] der Magd Sohn zum Volk machen, darum, daß er [dem Fleische nach allerdings] deines Samens ist [es braucht dir also vor der scheinbaren Härte, die in jener von dir geforderten Austreibung liegt, nicht zu bangen]. Auch Jsmael muß von Abraham geopfert werden, wie-hernach (Kap. W) Jsaakz gleichwie nun Gott den Abraham dort im Voraus durchmachen läßt, was er selber mit seinem einigen Sohn zu thun gedenkt (Kp. 22, 13 Anm.), so läßt er ihn hier nachthun, was er bereits in der vorläufigen Ausschließung der Heiden von seinem Reich und in der Erwählung des Samens Abra- hams zu thun angefangen. » 14. Da stund Abraham sweil er jetzt wußte, was in dieser schwierigen Sache Gottes Wille sei] des Morgens frühe auf, und nahm Brod und eine Flasche mit Wasser [zur Wegzehrung durch die menschem und wasserleere Wiiste], und legte es Hagar auf ihre Schulter, und [gab ihr] den Knaben mit, nnd ließ sie [beide] aus«. Da zog sie svon Bersaba aus] hin [in der Richtung nach ihrer Heimath Egypten zu, verfehlte jedoch bald des rechten Wegs] und ging kann] in der Wüste irre bei Bersaba lsüdlich von diesem Ort] «) Nur durch solche Verstoßung konnte der Unter- schied zwischen dem Sohne der Gnade und dem Sohne der Natur scharf und bestimmt heraustreten; und daß dieses geschehe, daran liegt in unserer Geschichte alles. Nachdem dieser Unterschied hinlänglich offenbar geworden, T darf Jsmael später sich auch wieder nähern (Kap. 25, B) und »von seines reichen Vaters Gut genießen (Kp. 25, 6). (Baumgarten.) 15. Da nun das Wasser in der Flasche aus war, warf sie den Knaben [der von der tagelangen, mühseligen Wanderung ganz ermattet und von Durst schier verfchmachtet war] unter einen Baum [legte ihn unter einem Sih-Strauche 4. Mose 32, 33 Anm. nieder], « 16. Und ging hin, und seszte sich gegenüber von. ferne, eines Bogenschusses weil; denn sie sprach: Jch kann nicht zusehen des Knaben Sterben [darum eben machte sie sich aus seiner unmittelbaren Nähe hinweg] Und sie setzte sich [weil das Mutter- gefühl sie doch nicht ganz von ihm fortliesz Jes 49i 15] gegenüber, und hub ihre Stimme aus, und we nett. 60 1. Muse 21, 17—34. 22, l. 2. 17. Da erhbrete Gott die Stimme des [in seiner Mutter weinenden] Knaben [dessen er ja, als vom Samen Abrahams, sich anzunehmen ver- sprochen V. 13]. Und der Engel Gottes [der ihr schon einmal in ihre Verirrung nachgegangen Kap. 16, 7 ff.] rief vom Himmel der Hagar, und sprach zu ihr: Was ist dir, Hagar sdaß du so verzagst und gar nicht an den gedenkst, der vor- mals dir etschievesM Fiirchte dich nicht; denn Gott hat [bereits] erhbret die Stimme des Knaben, da er liegt sin seiner elenden, hilflosen Lage] 18. Stehe [also, da für Hilfe schon gesorgt ist, getrosten Muthes] aus, nimm den [als rettungs- los verloren von dir hingeworfenen] Knaben [tvie- der auf] und führe ihn [weiter] an deiner Hand; denn [auch] ich will [meine Hand an ihm bethä- tigen V. 20 und] ihn zum großen Volk machen. 19. Und Gott that ihr die Augen auf, daß sie einen Wasserbrunnen kden sie vorher in der Verzweiflung ihres Schmerzes nicht bemerkt hatte] sahe-«. Da ging sie; hin, und fullete die Flasche mit Wasser, und tranite den Knabenilä ·) Die in der Wüste künstlich gegrabenen Brunnen werden von den Eigenthiimern möglichst mit aufgedecktem Sand u. dgl. verborgen, so daß ein besonders helles Auge dazu gehört, sie aufzufinden. — »Wo Gott uns die Gnade seiner Leitung entzieht, sind wir aller Hilfs- mittel, selbst derer, die auf der Hand liegen, so beraubt, als wären sie weit von uns ferne. Bitten wir ihn daher nicht blos, daß er uns spende, was wir gebrauchen können, sondern daß er uns auch die Klugheit, es zu gebrauchen, gebe; sonst geschieht’s, daß wir mitten unter Quellen mit verschlossenen Augen oerschmachtew (Calvin.) «) Doch sehte Hagar ihren Weg hernach nicht bis Egypten fort. sondern kam nur bis an eine bewohnbare Stelle der Wüste bei Kades 20. Und Gott war mit dem Knaben; der wuchs [vom Jüngling zum kräftigen Manne heran], und tvohnete [da ein solcher Aufenthalt seiner Eigen- thümlichkeit zusagte, gar gern] in der Wüste, Und ward ein guter [Vogen-] Schütze, 21. Und wohnete sdies Feld seiner Thätigkeit mit der Zeit immer mehr erweiternd und das Wort in Kap. 16, 12 erfüllend] in der Wüste Pharan [4. Mose 13, 1 Anm.]. Und seine Mutter kiahdm ihm ein Weib ans [ihrer Heimathj Egypten- M! Jsmaels fernere Famiiiengeschichte s. Kp. 25, 12—18. III. Y1.22—34. Itliimeleitg durch den göttlichen Segen, der den sliraham auf feinen Wegen begleitet, bewogen, sucht ein Biindniß mit diesem naih. Zhrahnm geht, nachdem er wegen eines dlllafserdrunuentk den Ini- nieleths Leute ihm weggenommen, siih hefcliwert und denselben zuriiai erhalten hat, darauf ein, schließt den Rund mit dem dlhilifterliönig ad und lässt iiih für längere Zeit in Zier-sahn nieder. 22. Zu derselbigen Zeit kwo Jfaaks Ent- wöhnung und Jsmaels Austreibung V. 8—19 vorfiel] redete [der Kap. 20, I ff. erwähnte König] Abimelech [zu GerarJ nnd Phichoh sein Feldhaupk mann [den er mit sich gebracht], mit Abrahani [indem er in Bersaba V. 1 Anni. ihn aufsuchte] nnd sprach: Gott ist [wie ich je länger je mehr wahrgenommen] mit dir in allem, das du thust. 23. So schwbre mir nun bei Gott, daß du [wenn du nun immer mächtiger wirst, weder] mir, noch meinen Kindern, noch meinen Neffen [d. i. Enkeln Nicht. 12, 14 Auen] keine Untreue erzeigen wollest; sondern die Barmherzigkeit, die ich an dir gethan habe [als ich mit reichen Geschenken dich entließ und dir freien Aufenthalt im Lande ge- stattete Kp. 2o, 14 f.], an mir auch thust, und an dem Lande, da du ein Fremdling innen bist. 24. Da sprach Abraham: Jrh will schwören. 25. Und Abraham [damit zuvor alles rein und richtig zwischen ihm und dem Könige werde, ehe er wirklich schwur und also auf immer sich verbindlich machte] strafte Abimelech Um des Wasser- brunnens willen, den Abimelechs Knechte [seinen Leuten] hatten mit Gewalt genommen. Jn den wasserarmen Steppen ist der Besitz eines eigenen Brunnens von großer Wichtigkeit (Spr. 5, 15 ff.), und war daher die gewaltsame Wegnahme des von ihm erst mühsam gegrabenen Brunnens ein empfindlicher Verlust für Abraham. 26. Da antwortete Abimelech: Jch hab’s nicht gewußt, [daß irgend] wer das gethan hat; auch hast» du mir’s nicht angesagtz dazu hab iclys nicht gehoreh denn heute [ich höre heute das erste Wort davon, sonst wäre der Brunnen dir längst wieder zurtickgestelltz doch sei’s nun hiermit von mir gethan] · 27. Da nahm Abraham Schafe nnd Rinden und gab sie Abimelech kihn damirsinnbildlich seiner Freundschaft für alle Zukunft versichernd]; Und machten beide einen Bund mit einander. Auch später war es Sitte, durch Darbringung von Geschenken ein Bündnis; abzuschließen oder zu erneuern (1. Köm 15, 197 Jes. 30, 6). 28. Und Abraham stellete sauszer jenen zum Geschenk für Abimelech bestimmten Schafen und Rändern] dar sieben Lämmer besonders knicht in dieselbe Reihe mit ihnen]. 29. Da sprach Abimelech [der sich das nicht zu erklären wußte] zu Abrahaim Was sollen die sieben Lämmer, die du besonders dargestellt hast? 30. Er antwortete: Sieben Lämmer sollst du von meiner Hand nehmen, daß sie mir [bei dir und deinen Leuten] zum [bestäiidigen] Zellgniß seien, swie ihr ausdrücklich, indem du diese Lämmer von mir angenommen, anerkannt habt], daß ich diesen Brunnen gegraben kund also Eigenthumsanspruch darauf] habe. 31. Daher heißt die Stiitte [wo das geschah] Ver-Sahn [Sieben- oder Schwurbrunnem darum], daß sie beide mit einander da geschworen haben. Im Hebräischen hängt das Wort ,,schwören« mit der Zahl sieben zusammen und bedeutet eigentlich »sich besiebenen«, weil man um der Heiligkeit dieser Zahl Abrahams Bund mit Abimelech und Niederlassung in Berfaba. 61 willen zur Bekräftigung des Eides gern 7 Dinge wählte " (Kp. is, 10). 23. Und also machten sie den [von Abimelech beantragten und von Abraham bewilligten] Bund zu Ver-Sahn. Da snach Erreichung ihrer AbsichtJ machten sich auf Abimelech und Phichoh sein Feld: hauptmann, und zogen wieder in der Philister Land [von dessen Grenze nach der Hauptstadt Gerar zurückreisend]. 33. Abraham aber pflanzte Bäume [Tama- risken 2. Mos 16, 14 Anna 21 zu Ver-Sah« [weil er nach geschlossenem Bündnis; mit dem Landesfürsten hier länger und friedlich zu wohnen gedachtejs und predigte daselbst von dem Namen des HERRm des ewigen Gottes fund erzog im Glauben an diesen Namen seinen Sohn Jsaak]. 34. Und war [so] ein Fremdling in der Phi- lister Lande eine lange Zeit kbis er sich später wieder nach Hebron wandte Kost. 23]. Das 22. Kapitel. Aufopferung Jst-ask« Yerheiszung von Ehr-Mo. I— U. 1——19. Als Osaale in Bersaba zum Jüngling oder doch zum reiferen Knaben her-angewachsen ist, er- geht Gottes Beseht an Jbrahaim diesen seinen einigen Sohn, den er lieb hat, zu nehmen und ihn aus einem Berge im Lande Ztlorija zum Zirandopser zu opfertr. sbraham gehorcht dem göttlichen Befehl; als er aber schon das Zllesser gesasset hat, den Sohn zu schlachten, wird durih den Engel des ZjØrrn seiner Ijand gewehrt und ihm ein Widder gezeigt, der die Stelle vertreten soll, worauf alle bisherigen zlerheihungen in einer Fülle und Ausdehnung ihm wiederholt werden, wie nie zuvor. 1. Nach diesen Geschichtent [da Abraham nicht nur Vaterland und Freundschaft hat daran geben, sondern zuletzt auch den Jsmael, sein eigen Fleisch und Blut, aus dem Hause treiben müssen, sein inneres Glaubensleben aber durch die bisherigen Führungen göttlicher Gnade genugsam gefördert und erstarkt war] versuchte« Gott Abtaham sstellte ihn auf die härteste Probe seines Glaubens und Gehorsamsh und sprach zu ihm kdes Nachts in einem Traum oder Geficht Katz. 21, 12]: Abku- ham! Und er antwortete: Hie bin rchmä «) Glaubensgehors am zog Abraham in ein frem- des Land, glaubensdemüthig wich er seinem Vetter Lot, glaubens stark schlug er mit 318 Mann vier Könige der Heiden, glaubensfest beruhte er trotz alles Wider- spruchs der Vernunft und der Natur in dem Worte der Berheißung, glaubensentschieden vollzog er das Gebot der Beschneidung glaubenskühn erflehte er von Jehvoa die Rettung Sodoms unter immer niedriger herabgesetzter Bedingung, glaubensfroh empfing und benannte und beschnitt er den Sohn der Verheißung, Banden-Streu ordnete er sich auf Gottes Geheiß dem illen Sarahs unter und verstieß Jsmael mit Hagar, glaubensdankbar pflanzte er da, wo Abimelech sich um seine Freundschaft bewarben und seine Geschenke ange- nommen, eine Tamariske Gott dem Ewigtreuen, — jeht soll sein Glaube die schwerste Probe bestehen, um glau- benssieghast sich zu bewähren und demgemäß belohnt zu werden. (Delitzsch.) — VI) Versuchung ist überall da, wo man jemand absichtlich in die Lage bringt, daß er sich bewähren oder bloßstellen muß. (Schultz.) Der Teufel versucht, daß er vernichte; Gott versucht, daß er kröne. Er versucht aber nur die bereits Geprüften (und Geförderten) Pf. 26, 2. (Ambrosius.) Its) Lange hatte Abraham der Erfüllung der gött- lichen Verheißung entgegengesehem nach langem Harren war ihm der Sohn der Verheißung geboren, und war nun die Wonne seines Lebens. Mit unbeschreiblicher Empfindung der Liebe, der Achtung und der Ahnung großer Dinge sah er diesen Jsaak, der schon vor seiner Geburt durch göttliche Aussprüche und göttliche Veran- staltungen vor allen Menschenkindern ausgezeichnet war; mit hoher Freude sah er ihn vor seinen Augen wandeln als den lebendigen und höchsten Beweis der wunder- vollen Heiligkeit Gottes. Jndem er der Entwickelung des Kindes, des Knaben, des Jiinglings zufah, schauete er der still forschreitenden Entwickelung eines hohen heiligen Geheimnisses zu, woraus sich zu seiner ewigen Freude Heil und Segen für die ganze Menschheit offen- baren sollte. Jsaak, wie sich das nicht anders erwarten läßt, wurde ein heiliger, göttlich gesinnter Mensch, des Vaters Sinn früh in sich aufnehmend und mit ihm in den Fußstapfen seines Glaubens wandelnd. So war Abraham ein hochbeglückter Mann vor allen Menschen und vor allen Vätern auf Erden. Jn dieser Ruhe und Freude des Lebens nun vernimmt er die göttliche Stimme: Abraham (du Völtervateyl Mit seliger Freude, sich von Gott bei dem neuen Namen, der die große Verheißung enthielt, zu der ihm sein Jsaak als Pfand und Siegel gegeben war, genannt zu hören iund wohl auch in der Erwartung, das; er jetzt neue frohe Verkündigungen solle zu hören bekommen) erwiedert er: Hier· bin ich! — und hört jeht aus dein Munde Gottes ein Wort, wie es also die ganze Seele zerschneidend, nie ein heiliger Mensch aus dem Munde der ewigen Liebe vernommen hat. (Menken.) 2. Und er fprach: Nimm Jsaak kdas Kind der staunenden VerwunderungJs deinen einigen Sohn [auf welchem die ganze Erfüllung der Ver- heißung beruht] den du [deshalb ganz besonders] lieb hast«, und gehe hin in das Land Morija [in die bergige Umgegend von Salem Kap. 14, 18]; »und opfere ihn daselbst zum Vrandopfer" auf einem Berge sdkeser Gegend], den ich dir sagen werdemä «) Absichtlich regt Gott in Abraham erst die ganze Macht der Liebe auf, mit der er an dem Kinde hing, ehe er das Gebot folgen ließ, weil er eben ihn ver- suchen, d. h. in einen harten Kampf seiner Gefühle verwicteln und schließlich dahin führen wollte, daß die Liebe zu dem Kinde der Liebe zu ihm, dem HErrm das Feld räuma — «) Jch kann? in meinen Kopf nicht bringen, daß Gott so grausam Ding von einem Menschen begehren sollte, sein Kind selbst zu erwürgen, sagte einst Luthers Gattin zu ihrem Eheherrm als dieser über unsere Geschichte in der zu V. 3 angegebenen Weise sich äußerte. Er selber erwiederte ihr: »Liebe Käthe, kannst du denn das glauben, daß Gott seinen eingeborenen Sohn, unsern HErrn Jesum Christum hat für uns sterben lassen, da er doch nichts Lieberes im Himmel und auf Erden hat gehabt, denn diesen geliebten Sohn«; außerdem aber läßt sich noch folgendes auf jenes Bedenken erwiederm Nicht die wirkliche Schlachtung in der That wollte Gott, sondern nur die unbedingte Hin- gebung in der Gesinnung; aber er mußte die erstere fordern, um bei Abraham jeden Rückhalt für Fleisch und Blut abzuschneiden und seinen Glauben 62 1. Mose 22, 3—-18. einzig und allein auf sich selbst anzuweisen, und er konnte sie fordern, weil er den Ausgang unbedingt in seiner Gewalt hatte. Als Abraham völlig und rück- haltslos in der Gesinnung geopfert hat, tritt Gott hernach hemmend dazwischen und verhindert die Opferung in der That, weil diese für den Zweck der Versuchung keine Bedeutung mehr hatte, ihm vielmehr gänzlich ent- gegen gewesen wäre. Vgl. die Bemert zu 1. Kön Z, 28. ««") Nicht im ersten Ergriffensein von der Nähe des HErrn soll Abraham seinen Sohn opfern, sondern 3 Tage lang (V. 4) soll er erst alle Anfechtungen der natür- lichen Vaterliebe in seinem Herzen durchmachen und im Glauben überwinden; darum wird er den 2014 Stunden weiten Weg ins Land Morija geschickt. Z. Da stund Abraham sgleichwie bei Jsmaels Verstoßung Kuh. 21, 4 so auch hier sich nicht mit Fleisch und Blut besprechend Gal. 1, 161 des Morgens frühe auf [während Sarah noch schlcef«-], und gnrtete seinen Esel, und» nahm mit sich zween Knaben [Knechte], und seinen Sohn Jsaak, und spaltete Holz zum Brandopfey machte sich aiif, nnd ging hin an deii Ort, davon ihm Gott gesagt hatte". «) Wie mag sich ein Herzpochen erhoben haben bei Abrahaml wie wird ihm der Gang zum Berge so sauer sein angekommen! Er wird der Sarah nichts davon gesagt haben; sie hätte solchen harten Strauß nicht er- tragen mögen. — Ei) Abraham hat müssen glauben, daß eine Auferstehung von den Todten sein würde, als er seinen lieben Sohn Jsaak hat opfern sollen, von dem er doch die Verheißung hatte, daß durch ihn der Messias der Welt sollte geboren werden, wie die Epistel: Hebr. 11, 19 zeuget. (Luther.) 4. Am dritten Tage hiib Abraham seine Augen auf, und sahe die Statte von ferne; · 5.» Und sprach zu seinen Knaben: Bleibet ihr hie iiiit dem Esel, ich und der Knabe wollen dort- hin [in die Bergesgegendj gehen [anzubeten]; und wenn wir angebetet haben, wollen wir wieder zu euch kommen. Was dort vorgehen werde, sollen die Knechte nicht mit ansehen, weil sie dieses Anbeten nicht zu fassen vermögen. is. Und Abraham nahm das [bisher vom Esel getrageneJ Holz zum Brandopsey und legte es aiif seinen Sohn Jsaak [Joh. 19, 17]; er aber nahm das Feuer [einen glimmenden Zunder, den er an der Stelle, wo die Knechte zurückblieben, noch an- gesteckt hatte] und ldas auch sonst zum Opfern von ihm AebraUchteJ Messer in seine Hund«, und gingen die beiden mit einander« V) Daß Abraham selbst der Opferpriestey und sein eigenes Herz und seine tiefste Liebe und all sein Segen das Opfer sein sollte, das war das Schwerste. Brutn- macher.) — «) Bei diesen Worten sehe ich im Geist, wie der mit jedem Schritt dem verhängnißvollen Berge sich immer mehr nähernde Vater, in tiefes Schweigen versunken, die letzten Stadien der schmerzlichen Glaubens- Prüfung innerlich durchkämpfr (Stolzenburg.) 7. Da sprach Jsaak [die feierliche Stille des Opferganges durch eine Frage unterbreehend, wo- mit er den Vater erinnern wollte, daß er nicht über seiner tiefen Andacht, wofür er dessen Schweigen hielt, des Opsers vergessen möchte] zu seinem Vater Abraham: Mein Vater! Abraham [aus seinem heimlichen Zwiegespräch mit Gott durch diese Anrede, die wie ein Schwert ihm durch die Seele drang, aUfgeschrecktJ antwortete: Hte bin ich, mein Sohn. Und er sprach: Siehe, hie ist Feuer und Holz; wo ist aber das Schaf zum Vrandopfer? Eine neue Marter richtet hier Gott auf, daß er die schon vielfach wunde Brust Abrahams mehr und mehr auskreuzige Kein Zweifel, daß Gott absichtlich Jsaaks Zunge sowohl zu dieser schmeichelnden Anrede gewendet, als zu der Frage gelenkt hat, damit nichts an der äußersten Bitterkeit des Schmerzes fehlen möge. Aber auch diesen Stoß hält der fromme Mann mit unbesiegter Seele aus. (Calvin.) 8. Abraham antwortete: Mein Sohn, Gott wird ihm ersehen ein Schaf zu Brandopfer cGott weiß wohl, wo das Schaf sei, laß ihn dafür sorgens Und gingen die beiden mit einander. Wo die tausend Fragen seines Vaterherzens Ruhe suchen, da soll auch des Sohnes Frage sich zur Ruhe geben. Indem er aber so den Sohn an den HErrn verweist, dient dies zugleich ihm selbst zur Glaubens- stärkungz er hat in der Angst seiner Seele ein pro- phetisches Wort gesprochen, über das er wohl jetzt weiter nachdenkt und darüber abermals in sinnendes Schweigen versinkt. Auch Jsaak, von ahnungsschwerer Veklommew heit erfüllt, sagt hinfort nichts mehr. »Er ist dem Vater gehorsam, giebet sich darein, ist gleich soviel, als wäre er bereits todt.« (Luther.) Vgl. Jes. 53, 7. 9. Und als sie kamen an die Stätte, die ihm Gott sagte snoch näher als den V. 2 gemeinten Berg bezeichnete], banete Abraham daselbst einen Altar«, und legte das Holz darauf swie schmerzlich auch der Gedanke an die lodernde Opferflamma die das Fleisch von seinem Fleisch, das Gebein seines Sohnes in todte Asche verwandeln sollte, im Geiste seines Gemüths ihn durchziickteL und band« seinen Sohn Jsaal [nicht als hätte dieser ihm widerstrebt, und er sich mit Gewalt seiner versichern müssen, sondern weil das bei Opfer- thieren überhaupt so Sitte war], legt ihn auf den Altar oben aiif das Holz««", · 10. Und reckte seine Hand aus ltvie sehr diese Hand, die sonst den Sohn mit liebevoller Sorge geleitet und allen Schmerz von ihm gewendet, sich auch dagegen sträuben mochte], und fassete das Messersp daß er seinen Sohn schlachteteHa «) Jeder Stein, den er auf den andern fügte, war ein schwerer Sorgensteim mit zur Opferstätte seines Sohnes sollte er dienen; aber er achtete es nicht, ließ die Hand nicht erlahmen, baute weiter, bis er den Altar hergerichtet. — «) Jch zweifle nicht, es wird der Vater (vorher, ehe er ihn nahm und band) eine vortreffliche Rede zu seinem Sohne gethan haben, welcher Inhalt und Hauptstück vornehmlich wird gewesen sein das Gebot Gottes und die Auferstehung der Todten. Er wird also gesagt haben: Gott hat dies geboten, darum müssen wir ihm gehorsam sein; und dieweil er ullmächtig ist, kann er seine Verheißung wohl halten, wenn du auch schon gestorben und zu Asche worden bist. Und wird Jsaak ohne Zweifel in dieser Lehre zuvor auch unter- richtet gewesen sein, und sowohl als Abraham gar tre lich verstanden und geglaubt haben. (Luther.) —- «·""«) en Aufopferung Jsaaks Verheißung von Christo. 63 soll ich mehr bewundern, den, der aus Gottesfurcht die Hand an den Sohn legt, oder den, der dem Vater ge- horsam ist bis zum Tode? Ein heiliger Wettstreit findet statt. Der Eine erhebt fich über die menschliche Natur, dem Andern dünkt es schrecklicher zu sein als der Tod, dem Vater zu widerstreben. (Gregor v. Nyssa.) · f) Ja) hätte da nicht konnen zusehen, will geschweigem daß ich sollte der Tödter oder Metzger gewesen sein. Es ist ein erschrecklich Ding, daß ein lieber Vater seinem allerliebsten Sohn das Messer an den Hals setzet, und bekenne ich gern, daß ich solche Gedanken und Aengste, so der Vater wird in seinem Herzen gefühlt haben, weder mit Nachdenken noch mit Worten erreichen kann. (Luther.) ff) Die Aufopferung Jsaaks ist das höchste von allem, was Menschen im Glauben an Gott gethan haben. Wie Himmel und Erde keine höhere Offenbarung der heil. Liebe Gottes kennen, als die Hingabe des einge- borenen Sohnes zur Versöhnung und Erlösung der Welt, so kennen Himmel und Erde keine höhere Offenbarung des menschlichen Glaubens an die göttliche Heiligkeit und Wahrheit, als Abrahams Hingabe des einigen Sohnes der Verheifzung in den Tod, ohne die Verheiszung auf- zugeben. Das ,,also hat Gott die Welt geliebt 2c.« bleibt Haar, wie in Ewigkeit aller Himmel Bewunderung und nbetung, so auch ewig einzig und unvergleichbar, und nichts Menschliches, welcher Art es auch sein möchte, kann als ein ihr ganz und würdig Entsprechendes dieser Liebe Gottes an die Seite gestellt werden; aber das Wtirdigste von allem, was angesehen werden kann als menschliches Bestreben, der heiligen Liebe Gottes zu ent- sprechen, sich im Glauben gegen Gott so wohl zu ver- halten, als Gott in heiliger Liebe fich groß und wunder- bar und gnädig gegen uns verhält — das Wiirdigste von allem der Art, was die Menschengeschichte aufzu- weisen hat, das ist diese Glaubensthat des Vaters aller Gläubigew (Menken.) 11. Da [in dem verhängnißvollen Augenblick, wo Jsaak eben den Todesstreich empfangen sollte] rief ihm der Engel des HERRnt [Kap. 16, 7, 21, 17] vom Himmel, und sprach smit großer Eile seinen Namen zweimal nennend, um noch zu rechter Zeit seine schon ausgereckte Hand auf- zuhalten]: Abrahally Abkahaml Er lsich dorthin wendend, woher die Stimme gekommen, und Hand und Messer sinken lassend] antwortete: Hie bin ich. 12. Er sprach: Lege deine Hand nicht an den Knaben, nnd thu ihm mchts. Denn nun« weiß ich, daß du Gott furchtesy nnd hast deines einigen Sohnes nicht verschonet um meinetwillen. «) Auffallend, daß mit dem Wendepunkt der Be- gebenheit die Scheidung zwischen der HErr und GOtt zusammenfälltl Bisher durchgängig und ausschließlich der allgemeinere Gottesname, von nun an das leben- digere ,,HErr«. — «) Weiter als bis hierher, wo das Opfer, das der HErr wollte, vollbracht war (vgl. Anm. zu V. 2), durfte die Versuchung nicht gehen. Abraham hat nun wirklich seines einigen Sohnes nicht verschonet um des HErrn willen; er hat alle Schmerzen und Kämpfe, die ein solches Nichtverschonen bereitete, vollständig durchgemacht und hat sie siegreich bestanden. Jn solchen Sachen aber, die eine freie Willens-ent- schließung von Seiten des Menschen zu ihrer Vor- aussetzung haben, ist das göttliche Wissen gewissermaßen abhängig vom menschlichen Thau; erst wenn dieses vorliegt, ist jenes kein bloßes Voraussehen mehr, son- dern eine nachweisbare Erfahrung, und auf letztere kommt in unserer Geschichte alles an. 13. Da [durch ein bei diesen Worten des Engels insseinem Rücken fich erhebendes Geräusch aufmerksam gemachtj hub Abraham [fich umsehendj seine Augen auf, und sahe einen Widder hinter ihm in der Hecle mit seinen Hörnern hangen; und [aus der ganzen Lage des Thieres deutlich er- kennend, daß dasselbe vom HErrn selber fiir das einmal zugerichtete Opfer ihm dargeboten werde] ging [er] hin, und nahm den Widder, und opferte ihn zum Braudopfer an seines Sohnes Statt. Hatte Gott den Abraham in feiner Person das- jenige zum Voraus durchmachen lassen, was er selber einst mit seinem einigen Sohn zu thun gedachte (V. 12; vgl. Röm. 8, 32); so zeigt er nun mit dem dargebotenen Widder, was für eine Stellvertretung einstweilen bis zur Erfüllung feines Rathschlusses gelten solle, damit Abrahams Same zum Voraus des zukünftigen Opfers sich getrösten könne. Dieser selbe Berg ward denn auch hernach zum Tempelberg bestimmt, wo alle vorbildlichen Opfer dargebracht wurden (1. Chr. 23, 1). 14. Und Abraham hieß die Stätte sdie bereits mit sammt der umliegenden Berggegend den Namen Morija d. i. Gezeigtes des HErrn führte V. 2]: Der HERR siehet [ersiehet, trifft Vorsorge-H. Daher man noch heutigen Tages swo dies geschrieben worden] sagt sdes Spriichworts fich bedient]: Auf dem Berge [ist der Ort], da der HERR siehet". V) Er wandelte somit den Namen mit Beziehung auf das, was er in V. 8 dem Jsaak auf feine Frage geant- wortet und der HErr auch wirklich in Erfüllung ge- bracht hatte, in den verwandten Namen: Jehovah jin-h. «) Erst» muß die Noth aufs Höchste gestiegen sein, dann ist Zeit und Stunde da, wo der HErr Rath und Hilfe schafft (Ps. B, Z; l4, 75 20, Z; 128, 5; 134, 3). 15. Und der Engel des HERRn rief Abraham [nachdem er das stellvertretende Opfer V. 13 voll- bracht hatte] abermal vom Himmel, Its. Und sprach sihm diejenigen Verheißungem die er ihm früher Kap 12, 1 ff. aus freier Gnade geschenkt hatte, jetzt in feierlichfter und überschwäng- lichfter Weise als einen Lohn für seine Glaubens- that wiederholend]: Ich habe bei mir selbst ge- schworen [Hebr. e, 13 ff.], fpricht der HERR, dieweil du solches gethan hast, nnd hast deines einigen Sohns nicht verschonet, 17. Daß ich deinen Samen segnen und mehren will, wie die Sterne am Himmel, und wie den Sand am Ufer des Meeres; und Dieses] dein kalso gemehrterj Same soll besitzen die Thore feiner Feinde [ihre Städte einnehmen und ihres Landes Gut genießen 5. Mose Z, 10 f.]. 18. Und durch deinen Samen sollen alle Völker auf Erden gesegnet werden; darum, daß du meiner Stimme gehorchet hast. Dies ist die letzte Offenbarung Gottes an Abrahamz alles Bisherige wird darin zum Schluß in eine Summa usammengefaßt und Abraham in die letzten Stunden feiner Erdenwallfahrt mit hineingegeben. 19. Also tehrete Abraham lmit Ists-sk- dev et zum Vorbild von den Todten wieder genommen Hebr. 11, 191 wieder zii seinen sunten am Berge 64 I. Mose 22, 19—24. 23, 1—20. 24, I. zUrtickgelasseneUJ Knaben; nnd machten sdie Vier] sich ans, und zogen mit einander gen Ver-Sau [von wo sie vor drei Tagen ausgegangen waren]; und wohnete [ferner] daselbst. II« U. 20—24. Zlath so srhwerer Versuchung sindet Abt-ahnen nicht allein Ruhe in einem stillen und sried- lithen Leben Zu Dersabm sondern wird auch durch die zlathrilht von der Mehrung seiner Blntosreundschast in Ztlesopotamien erfreut, die wohl schon jetzt den Ge- danben in ihm erweckt, seiner Zeit von dorther dem Bsaale ein Weib zu holen. 20. Rach diesen Geschichten sals der— so schtver versuchte Mann nun wieder zu sich selbst kam und in seinem Herzen zufrieden und fröhlich wurde] begab sichs, daß Abraham angesagt ward: Siehe, Milca sdie eine von den nachgelassenen Töchtern deines, noch zu Ur in Chaldäa verstorbenen Bruders HaranJ hat anch sgleichwie Sarah dir] Kindergeboren deinem Bruder Rahor sihrem Vianne Kp. 11, 27 ff.]. 21. Nämlich Uz, den Erstgebornen [nicht zu verwechseln mit dem Sohne Arams Kuh. 10, 23 und dem Horiten Kp. se, 28], nnd Titus, seinen Brudet, nnd Kemneh von dem die Syrer seinzelne aramäische Geschlechter] kommen. 22. Und Chesed lStammvater eines Zweigs der Chaldäer 4. Mose 22, 6 Anm.], nnd Hase, und Midas, nnd Jedlaph, und Bethuel 23. Bethnel aber zengete Rebekka. Diese acht , 3 sammlung]: gebar Milca sdie rechtmäßcge Frau] dem Rahoy Abrahams Bruder. « 24. Und sein Kebsweib, mit Namen Rehuma, gebar auch, namlich den Tebah, Gaham, Thahas nnd Maacha [4. Mose 3, 41 Anm.]. Von V. 21 an haben wir eine, die Nachricht, die Abraham empfing, näher erklärende und ergänzende Berichterstattung des Mose vor uns. Sie zeigt: I) daß, während Jsaak zum Opfer bestimmt war, Gott unter- dessen seine künftige Braut ihm ließ geboren und er- zogen werden; Z) daß Nahor fiir jetzt fruchtbarer und an Familie .gesegneter war, als sein vom HErrn er- wählter Bruder Abraham, daß aber dies scheinbare Miß- verhältnis; sich vollkommen ausglich theils in Abrahams Sohne von der Magd, der 12 Fürsten zeugte (Kap. 25, 12 ss.), theils in Abrahams Enkel Jakob, der genau eben so viele Söhne hatte, wie Nahm-«, 8 von den beiden rechtmäßigen Frauen, 4 von den beiden Kebsweibern (Kap. 29, 31 — 30, 24; 35, 16 sf.). Das 23. Kapitel. Zarahs Tod nnd Zoegrabnisk III« U. 1——20. Nachdem Jbraham eine geraume Zeit mit Weib und Find in Iiersaba gewohnt hat Grau. 21, 1 — 22, 22), und Maul: unterdessen zum Ztlanne herangewachsen ist, siedelt er wieder nach Zjebron über, vielleicht weil nach Ilbimelectjg Mode die Philister an- fingen, sich seindlich gegen ihn zu beweisen. Vier« in Zjebron nun stirbt Jarah im 127. Wahr« ihres Alters; er hiilt die übliche Clodtenlklage und traust fiir seine Familie die zwiefache Zdhle des Zsethitero Ephron zum T getheilt, wie Rom, Jerusalem, Babylon 2c.« Erbbegriibnish woselbst denn die Verstorbene beigesehtwirn I. Satah ward sanderwärts steht: war] hun- dert sieben nnd zwanzig Jahr alt, Z. Und starb in der Hauptstadt [hebr. zu Kiriath-Arba-«], die heißt Hebron, im Lande Canaan Da tam Abraham [stellte in ihrem Ge- mach, wo sie gestorben war, sich ein], daß er sie klagete nnd beweinete [die nbliche Todtenklage um sie hielte, indem er sich der Leiche gegenüber aus die Erde legte und hier längere Zeit seinem Schmerze freien Lauf ließ 5. Mos. 34, 8"]. V) d. h. Stadt Arba. Luther denkt bei Arba an F das hehr. Zahlrvort Arba d. i. vier, nimmt den Aus· druck in der Bedeutung Vierstadt und sagt: »die hohen Hauptstädte waren vor Zeiten alle Arba, d. i. in 4 Theile « aher übersetzt er hier und in Kap- 35, 27: Hauptstadt; es ist aber vielmehr an den Riesen Arba, der die Stadt weiter ausgebaut hat (Jos. 14, 15), zu denken. sit) Es ist Abraham ohne Zweifel vor seinen Augen und-seinem Herzen geschwebet ihre Tugend, die Frömmigkeit, die freundliche Gemeinschaft ihres ganzen Lebens, ihre lieblichen Geberden und Sitten, so sie an ? ihr gehabt hatte; ihre sanftmiithige Art, Zucht, Ehre und herzliche Liebe gegen ihren Mann &c. (Luther.) Vgl. 1. Petri Z, 1 ff. 3. Darnach stund er aus von seiner Leiche, [begab sich unter das Thor der Stadt] und redete mit den Kindern Heil) kden Hethiterm die Stadt und Umgegend in Besitz hatten und die er dort versammelt fand Kap. 19, 1], nnd sprach [in feierlicher Rede vor der ansehnlichen Volks-Ver- 4. Jch bin ein Fremder nnd Einwohner bei euch sder als Fremdling keinen eigenen Besitz, hier hat, als euer Beisasse aber wohl auf freundliche Gewährung einer Bitte sich Hoffnung machen kann]; gebt mir ein Erbbegräbniß bei euch, daß ich meinen Todten begrabe, er [noch unbegrabens vor mir liegt [und mit dem ich nicht weiß, wohin]. 5. Da antworteten Abraham die Kinder Heth, nnd sprachen [ebenfalls in feierlicher Rede] zu ihm: b. Hbre uns, lieber Herr. Du bist ein Fürst Gottes unter uns [ein Mann, den Gott den Vor- nehmsten und Häuvtlingen unseres Volkes voll- kommen gleichgestellt hat], begrabe deinen Todten in unsern ehrlichsten Gräbern [in einer Gruft unserer vornehmsten Familien, wo du willst]; kein Mensch soll dir unter nns wehren, daß du in seinem Grabe nicht begrabest deinen Todten. 7. Da stund Abraham [von dem Sitze, den er in der Versammlung einnahm] auf, nnd bückte sich snach morgenländischer Sitte] vor dem Volk des Landes, nämlich vor den Kindern Heth [um ihnen als Eigenthumsherren des Landes seine Ehr- erbietung zu beweisen und für das ehrenvolle An- erbieten, das sie ihm machten, zu danken]. 8. Und er redete weiter] mit ihnen, nnd sprach: Gesällt es ench, daß ich meinen Todten, der vor mir liegt, [bei euchj begrabe; so bbret mich sgehet in eurer Willsährigkeit noch einen Schritt weiter], Sarah stirbt zu Hebron « 65 gnd bittei für mich gegen [bei] Ephrom dem Sohn bat, s. Daß er mir gebe IablasseJ feine zwiefache Höhle [seine Höhle Makpela, d. i. Verdop- pelungL die er hat am Ende feines Aclersz er gebe mir sie um Geld, so viel sie werth ist, unter euch zum Erbbegrabniß ffür meine Familie] Jn dem Lande, das einst seine Nachkommen besitzen werden, sollen auch seine und seiner Gattin Gebeine un- gestört ruhen — zum Zeugnis; seines Glaubens an die Verheisznng, zur Mahnung und Erinnerung für seine Fsatgzoziimen während ihrer Fremdlingschaft in Egypten 10. Denn Ephron wohnete unter den Kindern Heth fund saß jetzt mit unter den Aeltesten in der Versammlungs] Da antwortete Ephrom der Hethitey Abraham [in feierlicher, öffentlicher Volks- versammlungL daß zuhöreten die Kinder Heth, fantwortetej vor allen, die zu seiner Stadt Thor aus- nnd eingiugen", und sprach: · 11. Nein, mein Herr, sondern höre mir zu sich will dir einen andern Vorschlag machen]. Jch fchenke dir den Acker, und die Höhle drinnen dazu; nnd übergehe dir’s [hiermit zu deinem Eigenthum] vor den Augen der Kinder meines Volks, zu be- graben deinen Todten. «·,« Abrahams Bitte an die Versammlung, sich bei demselben für ihn zu verwenden, war also im Grunde nur eine Höflichkeitsform mit welcher er selber sich an ihn wendete und sein Anliegen ihm vortrug. — «) Mit Absicht wird hier und im Folgenden auf die Oeffent- lichkeit der Verhandlung ein besonderer Nachdruck gelegt; ebenso trägt die Beschreibung des ganzen Hergangs durchiveg den Charakter großer Utnständlichkeit an sich, wie sie der Feierlichkeit der Verhandlung entsprichh Es soll damit urkundlich bezeugt und festgestellt werden, daß Abraham in keiner Weise durch Annahme von Ge- fälligkeiten seitens der Landeseinwohner sich gegen die- selben verpflichtet« sie waren zur dereinftigen Vertreibung durch seine Nachkommen von Gott bestimmt, das litt nicht, daß er ihnen irgend welchen Dank schuldig wurde. 12. Da blickte sich Abraham fabermals V. 7] vor dem Voll des Landes fdas Wohlwollen, mit dem man ihm entgegenkam, anerkennend], 13. Und redete mit Ephrom daß zuhörete das Voll des Landes, und sprach: Willst du mir ihn [den Acker zu der Höhle dazu] lassen, so bitte ich, nimm von mir das Geld für den Acker, kdas er werth ist und] das ich [gern] dir gebe [auf eine Schenkung desselben mache ich keinen Anspruch]; so will ich meinen Todten daselbst begraben. 14. Ephton [der es keineswegs mit dem Schenken so ernstlich gemeint, sondern nur auf höfliche Weise sich zur Abtretung bereit erklären wollte] antwortete Abraham, und sprach zu ihm: 15. Mein Herr, höre doch mich. Das Feld ist vierhundert Selel Silbeis fetwa 350 Thlr. 2. Mos 30, 13 Anm·] werth; was ist das aber lvischen mit und dir? [unter Freunden, wie wir sind, ist das nur eine Kleinigkeit, deretwegen man nicht erst viel Umstände macht.] Vegrabe nur deinen Todten [wenn du auch den Acker nicht bezahlst]. Deichsel'- Bibelwerh s. Nun. 16. Abraham gehorchte Ephrou kdessen eigent- liche Meinung er wohl verstund, wenn er sie gleich hinter höfliche Redensarten versteckte], und ivvg ihm das Geld dar, das er gesagt fals Werthpreks angegeben] hatte, daß zuhöreten die Kinder Heth, nämlich vier hundert Sekel Silbers, das im Kauf giing nnd gebe war [gutes, reines, im Handel üb- liches Silber, wie wir heutzutage sagen: Courant]. Bei den Hebräern war das Geld bis nach dem Exil noch ungemtinztz es wurde stiickweise, um Betrug zu verhüten, auf einer kleinen Wage, die der Kaufmann in seiner Gtirtelbörse beständig bei sich trug, ab- und zugewogen (Kap. its, U; Hiob 28, 15; Jer. 32, 10). Nach dem Exil schlugen wahrscheinlich die Maceabäer zuerst Silbermünzen im Gewicht eines Sekels mit dem Gepräge: schekel Jisrael (1. Ware. l5, 6). 17. Also ward Ephrons Acker, darin die zwie- fache Höhle ist [welcher zu Makpela gehörte], gegen Mamre über föstlich davon gelegen] Abraham zum eigen Gut bestätigt, mit der Höhle darinnen, und mit alleu Bäumen auf dem Acker umher, 18. Daß die Kinder Heth zusahen, und allc, die zu feiner Stadt Thor ans- und eingingeu. 19. Darnach» begrub Abraham ·Sarah, sein Weib, in der Hohle des Aclers, die zwiefach ist [in der Höhle— des Acker-Z Makpela], gegen Mamre über, das ist Hebroii [zum Bereich von Hebron gehörte] im Lande Cana»ai»i. 20. Also ward beftatiget der Aclkr und die Höhle darinnen Abraham zum Erbbegrabniß, von den Kindern Heil» Hebron Gegenwärtig eblchälil oder Stadt des Freundes Gottes Jak. 2, 23 bei den Arabern genannt), 7—8 Stunden stidwärts von Jerusalem, liegt in einem engen, tiefen Thale, zu dessen beiden Seiten es auf den anliegenden Bergabhängen erbauet ist; der größere Theil des Orts aber befindet sich auf der östlichen Seite (in alten Zeiten scheint der Ort, wie aus mehreren Spuren zu schließen, höher hinauf, auf dem Bergrücken selber gelegen zu haben). Zum südwestL Abhange des östlichen Bergrandes gehört ein feftungsartiges Gebäude, Haram genannt, einst eine christliche Kirche, jetzt die Hauptmoschee der Stadt, welches nach der Aussage der Muhamedaner die Grabhöhle der Patriarchen unischlieszh s. zu Z. Sam. L, 1. Das 24. Kapitel. gssaali heirathet die Bedenke« I. U. 1—9. Zlrei Bahre nach Saralko Mode fordert Abraham, indem er jetzt dlorforge trifft fiir dfaalio dlerheirathunm non dem ältesten Knecht feines Zjaufeo einen leid, das; er feinem Sohne liein Weib nehme non den Isdthtetn der nlananitey sondern auo feinem Vaterlande und aus feiner Ixrenndsitjaft Zier Knecht, in zarter Gewissenhaftigkeit, gedenlit zuvor deo Falles, wenn dao weil« ihm nicht hierher nach nlanaan folgen wollte, und läßt sieh auch fiir solchen Zlall fein Ther- halten vorschreiben; darnach aber leistet ei« den ibid. l. Abraham war alt nnd wohlbetaget kstund er doch nunmehr im 140. Jahr seines Lebens] und der HERR hatte ihn gesegnet allenthalbeu [da J. T. I. i. 5 06 1. Mose 24, 2———23. gedachte er ernstlich daran, wie er vor seinem Ende feinen Sohn noch möchte mit einem Weibe be- rathen, das für ihn sich schickte, und somit ein Hauswesen gründen, auf welches der ihm bescheerte Segen übergehen könnte] 2. Und sprach [nun] zu seinem alteften Knecht seines Hauses, der allen seinen Gutern vorstiind*·: Lege deine Hand unter meine Hufte*’«, 3. Und schwbre mir bei dem HERRm dem Gott des Himmels und der Erde fund Gott meines Hauses, einen körperlichen Eid], daß du ssollte ich noch vor Erledigung der Angelegenheit, in der ich dich jetzt aussenden werde, sterben, so daß du sie allein fortftihren müßtest] meinem Sohn kein Weib nehmest· von den Tochtern der Canamtey unter welchen ich wohnetfsz » » 4. Sondern daß du ziehest in mein Vaterland, nnd zu meiner Freundschaftjh undiiehmeft meinem Sohn Jsaak kvon daher] ein Weib. s) Gewöhnlich denkt man hier an den in Kap. 15, 2 erwähnten Elieser von Damms-ins; und allerdings hat diese Annahme viel für sich, obwohl seitdem schon gegen 60 J. verflossen sind. Die nachherige Treue, mit der Elieser seinen Auftrag ausfiihrt, erscheint aber in um so schönerem Lichte, als ja mit der Geburt Jsaaks ihm die Aussicht verloren gegangen war, selbst der Erbe seines Herrn zu werden. — «) Die Hüfte Abrahams, welche durch das Wort der Verheißung von dem ge- benedeiten Samen geheiligt, oder in welcher nach Luthers Ausdruck Christus war, erinnerte den Elieser aufs Ernsteste daran, daß hier nicht ein Menschenkind das andere freie, sondern daß er dem Sohn und Erben der Verheißung ein Weib zuzuführen habe (Kap. 47, 29). Ist) Jfaak, als Erbe der Verheißung, soll vor jeder Berührung mit demjenigen Gefchlecht bewahrt bleiben, in dessen Besitz seine Nachkommen einst eintreten würden und das dem, durch eben diese Nachkommen auszu- ftihrendeu Gericht immer mehr entgegenreifte. Um ihn vor allen Versuchungen zu einer derartigen Verbindung zu bewahren, stellt ihn daher der Vater, trotzdem daß er schon 40 J. alt ist, unter die Vormundschaft seines ältesten, für zuverlässig von ihm erkannten Knechts; denn Jsaak ist eine ,,leid- und leitsame« Natur (vgl. Anm. zu V. 63), er trauert lieber in einsamen Be- trachtungen der Mutter nach, als daß er an seine Ver- heirathung denken wollte. f) Jn Abrahams Freundschaft hatte der Dienst des wahren Gottes, obgleich er auch da nicht ganz rein mehr war (Kap. 31, 19), dennoch verhältnismäßig am besten sich erhalten. Das erkennen wir deutlich theils aus Hiobs Exempel, der allem Vermuthen nach von dem in Kap. W, 21 genannten Uz, dem erstgebornen Sohne des Nahor, abstammte, theils aus Bileams Erkenntnis; des rechten, wahren Gottes, welcher oermuthlich zu dem von Chesed (Kp. M, 22) herkomnienden Zweige der Ehaldäer gehörte. Beide standen außerhalb der Offen- barung, die dem Abraham und seinem Samen zu Theil wurde, und dennoch ist jener so fest im Glauben an Gott gegründet, daß alle Anfechtung des Satans ihn nicht wankend zu machen vermag und noch im N. T. (Jak. 5, U) seine Geduld als ein Muster hingestellt wird; wie sehr dieser aber von Haus aus ganz dazu angelegt war, der größten Propheten einer zu werden, die der alte Bund aufzuweisen hat, und nur in Folge seines Geld- und Ehrgeizes am Glauben Schiffbruch ge- litten, werden wir später sehen. Z. Der Knecht [wie sein Herr die Sache ernst nehmend und deshalb vor dem abzulegenden Eide noch über einen fraglichen Punkt Gewißheit be- gehrevdj sprach: Wie, wenn das Weib mir nicht wollt folgen in dies Land, soll ich dann deinen Sohn wiederbringen in jenes Land, daraus dn ge- zogen bist? [denn nur so würde dann eine Voll: streckung deines Willens möglich sein]. 6. Abraham sprach zu ihm: Da hüte dich vor, daß du meinen Sohn nicht wieder dahin bringest. 7. sEs wird aber der von dir befürchtete Fall wohl schwerlich eintreten] Der HERR, der Gott des Himmels, der mich von meines Vaters Hause genommen hat, und von meiner Heimath, der mir geredet [verheißen 1. Kön. 3, 17 Anm.] hat [Kap. 12, 7], und mir auch geschivoreii [Kp. 22, 16 ff.] hat, nnd gesagt: Dies Land will ich deinem Samen geben; de! Wird lgeivißi seinen Engel vor dir her senden, daß du meinem Sohn daselbst ein Weib nehmest. 8. So aber [wider alles Ermatten] das Weib dir nicht folgen will, so bist du dieses Eides [meinem Sohn von dorther ein Weib zu nehmen] qnitt swir müssen dann sehen, was der HErr weiter in seinem Rathe beschließen wird]. Alleine bringe meinen Sohn nicht wieder dorthin [das würde, wie ich gewiß weiß, wider den göttlichen Rath und Willen geradezu anlaufen]. I. Da [nachdem er so wußte, wie er für alle Fälle sich zu verhalten hätte] legte der Knecht seine Hand unter die Hüfte Abraham, seiiies Herrn, und schwur ihm solches. Jsaak ist verbeißen, er soll ein Vater sein eines großen Volkes; so war es gewiß, daß er muß ehelich werden und ein Weib haben. Dafür sorget Gott auch. Sein Leben, Sterben, Ehre, Gut und was er hat, stehet in Gottes Hand; also auch das Weib, das er haben soll, und doch nicht weiß, woher es kommen werde. Wir Narren thuen alle Dinge zuvor, ehe wir Gott darum fragen, und treiben Narrentheiding damit; darnach, wenn wir sehen, daß der Schimpf aus ist und sich der Ernst anhebet, murren wir und sind ungeduldig. (Luther.) Das sind selige Kinder, die von ihren Eltern bei ihren Lebzeiten versorgt werden. Waiselein finden wenig Treue in der Welt. Freund hin, Freund her: das fromme Vaterherz, das liebe Mutterherz ist doch der beste Freund. (Herberger.) II. V. 10—28. Hierauf zieht der Zneiht mit 10 Fa- meelen und allerlei Gut seines Herrn nach sites-Ipo- tamien zur Stadt Mahom, liiskt die Jiaiiieele außen vor der Stadt bei einem Wasserbrunnen sich lagetn nnd betet zu dem Mir-tu, dem Gotte Ibrahaniy daß er selbst den Gegenstand seiner Sendung ihm entgegenfiihre, indem er ein Wahrkeiihen seinem, daran ei« die fiir den Sohn seines Zjerrii bestimmte Jungfrau erliennen wolle. Jiaum hat er sein Gebet geendigt, so liomiiit siebenten, Iethuelg die-after, zum Brunnen heraus und erfiillt mit ihrer zuiiorliommenden Zlienitfertiglieit das Wahrzeiihenz der Zineiht beschenkt sie, erkennt, naihs dem er um ihre Vernunft gefragt hat, iie siir die reihte und bricht nun in ein laute-i grob- und Hann- gebet gegen den JGrrn aus. Abraham sendet feinen ältesten Knecht nach Mesopotamiem für Jsaak eine Braut zu werben. 67 10. Also nahm der Knecht zehn Kameele von den Kalneelen seines Herrn [nebst den dazu ge- hörigen Männern, die sie führten V. 32 54], und zog hin, und hatte mit sich allerlei Güter seines Herrnfz und« machte sich auf, und zog gen Meso- poiamien [zwischen dem Euphrat und Tigris] zu der Stadt Ruhm« [d. i. Haran Kur. n, 32]. «) Das war nöthig für ihn, um in seiner Eigenschaft als Brautwerber theils einen Eindruck von dem Reich- thum des Hauses, dem er dienete, zu erwecken, theils der zukünftigen Braut und ihren Angehörigen die erforder- lichen Geschenke zu machen und erstere in stattlicher Weise nach Canaan zubringen. — Or) Bis dahin hatte er einen Weg von 120—-125 Meilen zurückzulegen. II. Da ließ er lnachdem er die Reife glücklich vollbracht und in Haran angelangt war] die Kameele sich lagern außen vor der Stadt, bei einem Wasserbrunnem des Abends um die Zeit, wenn die Weiber kMädchen und Frauen] pflegten heraus zu·gehen, und Wasser lfür den Haus-bedarf] zu schopfen swie das noch heutzutage im Morgen- lande Sitte ift]. So hatte er klüglich Ort und Zeit am besten ge- wählt, um die Töchter der Stadt auf eine, alles Auf- sehen vermeidende Weise kennen zu lernen. Mit männ- licher Klugheit verbindet er aber auch kindliche Frömmig- keit; denn während er so harrete, wendete er sich im Gebet an den, der allein in einer so wichtigen und ver- antrvortungsvollen Angelegenheit ihn recht berathenkonnte. 12. Und sprach: HERR, du Gott meines Herrn Abrahams, begegne mir heute sführe mir diejenige entgegen, um deretwillen ich ausgesandt bivL nnd thu [indem du selbst sie mir zusührst] Barmherzigkeit an meinem Herrn Abraham kdem so viel an einer rechten Wahl für seinen Sohn gelegen ift]. 13. Siehe, ich siehe hie bei dem Wasferbrunnem und der Leute Tbchter in dieser Stadt [von denen eine ich auswählen soll] werden herauskommen, Wasset zn schöpfen [ich werde also sie alle zu sehen bekommen. Welche aber soll ich wählen? Jch kann da nicht selbst mich berathen; darum berathe du mich, und damit ich’s wisse und erkenne, welche du ausersehen hast, so las; mich ein Wahrzeichen festsetzen]. 14. Wenn nun eine Dirne kommt, zu der ich spreche: Neige deinen Krug, nnd laß mich trinken, Und sie [nicht blos freundlich meiner Bitte will- fahren, sondern noch über mein Begehren« hinaus] fprechen wird: Triuke, ich will deine Kameele auch tranken; lso geschehe es,] daß sie die sei, die du deinem Diener Jsaak befcheeret habest, und ich daran erkenne, daß du Barmherzigkeit an meinem Herrn gethan hast [denn das wird ja ohne Zweifel eine rechte Hausmutter abgeben, die nicht blos den Menschen, sondern auch dem Vieh mit sreundlicher Sorgfalt sich zuwendet] Allhier hören wir ein sonderliches großgläubiges Gebet eines frommen und gottseligen Mannes, der in so schwerer, zweifelhafter Heirathssaihe dem HErrn ein Lofungszeichen hat zumuthen dürfen, wie etliche andere vortreffliche Menschen auch gethan. Wir aber sollen solche heroische und großgläiibige Thurm, die aus besonderer Zuversicht gegen Gott hergeflofsen, nicht nachthun, weil wir dessen keinen Befehl haben, und es also nicht aus Glauben geschehen könnte; sondern in unserm Gebet den Ausgang aller Sachen in Gottes gnädigen Willen heim- stellen. (Württ. Summar.) · 15. Und ehe er ausgeredet hatte [Jes. 65, 24], siehe, da kam heraus Rebekka, Bethuels Tochter, der ein Sohn der Milca war, welche Nahors, Abrahams Bruders, Weib war [Kap. 22, 23; 11- 27 ff.]; und trug einen Krug auf· ihrer AchseL 16. Und sie war eine sehr schbne Dirne von Angesichh noch eine Jungfrau, und kein Mann hatte sie erkannt. Die stieg hinab zum Brunnen, und fullete den Krug, und stieg herauf. 17—. Da lief ihr der Knecht svon der Lieblichkeit ihrer Erscheinung schon jetzt günstig für sie» ge- stimmt] entgegen, und sprach ksein Wahrzeichen V. 14 an ihr zu probiren]: Laß mich ein wenig Wassers aus deinem Kruge trinken. 18. Und sie sprach: Trinke, mein Herr; und eilend ließ sie den Krug hernieder auf ihre Hand, nnd gab ihm zu trinken. 19.· Und da sie ihm zu trinken gegeben hatte, sprach sie: Jch will deinen Kameelen auch fchopfen, bis sie alle getrinken [trmken: sei. Z, 24 Anm.1]. 20. Und eilete, und goß den Krug aus in die Tranke [Tränkrinne], und lief aber [-mal] zum Brunnen zu schöpfen, nnd schbpfete allen seinen Kameelen 21. Der Mann aber wunderte sich ihrer kwar ganz in ihr Anschauen versunken, wie sie so mit dienstfertigein Eifer seiner Kameele sich annahm], nnd schwieg stille, bis er snoch beftimnitey als aus dieser blos äußerlichen Erfüllung seines ZeicheUsJ erkennete, ob der HERR zu seiner Reife Gnade gegeben [und ihm gleich bei der ersten Begegnung die rechte zugeführt] hatte, oder nicht. Ein nothwendiges Erforderniß konnte ihr ja noch abgehen, nämlich die Angehörigkeit an Abrahams Bluts- freundschaft; in diesem Falle hätte er sie, trotz dem so augenfälligen Zusammentreffen ihres Verhaltens mit dem von ihm festgesetzten Zeichen, noch nicht stir die rechte ansehen können. — Ein junger Gesell soll auch nicht bald geblendet auf eine Person fallen und denken, wo er diese nicht bekomme, müsse er aus der Welt laufen; sondern er soll Gott dem HErrn immer zusehen, wo er ihn wolle hinleitew Was Gott giebt, das geräth wohl; was Menschew und Augenlust giebt, das wird zu lauter Fegfeuen (Herberger.) 22. Da nun die Kameele alle getrunken hatten, nahm er svorr den Gütern, die er mitgebracht V. 10] eine uldene Spange [Richt. 8, 24 Anm.], eines halben ekels [3. Mos. 19, 3»7 Anm.]·fchwer, und zween Armringe an ihre Hand« [beide zu- sammen] zehn Sekel Geldes schwer [um zunächst für ihre Dienstsertigkeit sich bei ihr zu bedanken]; 23. Und sprach: Meine Tochter, wem gehorest sit· 68 1. Mose 24, 24-56. du an? das sage mir doch. Haben wir auch Raum in deines Vaters Hause zu herbergen? 24. Sie sprach zu ihm [in Beantwortung seiner ersten Frage]: Jch bin Bethnels Tochter, des Sohnes Milca, den sie dem Rahor geboren hat. 25. Und sagte weiter zu ihm [auch auf seine zweite Frage ihm Bescheid gebend]: Es ist aUch viel Stroh und Futter bei uns, und Raums genug zu herbergen. Hier hängete er die Spange, die er schon bereit hielt (V. 22), an ihre Stirn und legte die Armringe an ihre Hände (V. 47). W. Da stveil er nun gewiß wußte, daß dies die Erwählte des HErrn sei] neigete sich der Mann stief zur Erde] und betete den HERRn an, 27. Und sprach: Gelobet sei der HERR, der Gott meines Herrn Abraham, der feine Barm- herzigkeit und seine Wahrheit nicht verlassen sdie so viel ihm schon bewiesene herablassende Gnade und die so oft schon ihm kund gewordene Treue in Ausführung der gegebenen Zusagen auch hier nicht verleugnet] hat an meinem Herrn; denn der HERR hat mich den Weg geführet zu meines Herrn Bruders Haus [V. 21]. 28. Und die Dirne lief snach der Stadt], und sagte solches alles [was ihr draußen beim Brunnen begegnet wäre] an in ihrer Mutter Hause [zu dem sie als noch unverheirathetes Mädchen gehörte] XII. n. 29—61. Jus net-kein« zu Haus: erzählt nat, was ihr draußen beim Brunnen begegnet ist, eilt Koban, ihr Bruder, sofort hinaus und holt den Zkremdling mit seinen Zameelen herein. Dieser aber will nicht eher einen Bissen genießen, als bis er seine Angelegenheit erledigt hat; trägt hierauf, da er dazu aufgefordert wird, dieselbe in ausfiihriiitjer Darstellung des ganzen Zsergangs vor, und bittet sthließliclj um Itesiheia Laban erieennt mit den Seinen Gottes augensiheinliihe Xiignng sagt dem Knechte die btebebba siir den Sohn seines Herrn zu und überläßt, da letzterer schon am andern Morgen abreisen will, der Braut selbst die Entschließung, ob sie sshon jetzt mitziehen will oder erst später nach- folgen. Sie erselärt sitt) für das Ztlitziehen und wird nun unter Segenswiinsitjen aus dem eiterlirheu Jsause entlassen. 29. Und Rebekka hatte einen Bruder, der hieß Labanz und Laban lief zu dem Mann draußen bei dem Brunnen. · 30. Und» als er sahe die Spangeu und Arm- ringe »an seiner Schwester sStirn und] Händen, und horete die Worte Rebekka, seiner Schwester, daß sie sprach: Also hat mir der Mann gesagt; tam er zu dem Manne, und siehe, er stund bei den Kameelen am Brunnen. Mit den Worten in V. 29: »und Laban lief zu dem Manne draußen bei dem Brunnen« wird derselbe uns erst vorgeführh wie so zu sagen die Füße mit ihm durch- gehen; er läuft, was er laufen kann, daß der Mann draußen nicht etwa sich wo anders-hin wende, denn er merket wohl, daß er als Brautwerber gekommen. Hier- auf läßt die Erzählung in V· 30 uns verstehen, was ihn zu solcher Eile treibt: der Anblick des Geldes und der Bericht von dem Wohlstand des Hauses, für welches die Brautwerbung gefchieht, hat sein habfüchtiges Herz (Kap. 29, 14 sf.) in solche Aufregung versieht, daß er die Sache seinem Elternhause nicht will entgehen lassen; und roirklich, er trifft den Fremder! noch an Ort und Stelle, da kommt er erst wieder zu Athem. 31. Und sprach: Komm herein, du Ge- segneter des HERRnz warum ftehest»du draußen? swarum bist du nicht gleich meiner Schwester nach in unser Haus eingezogen? denn solche Segenskindey wie du, finden überall bereit- willige Aufnahme]. Jch habe [auch schon] das Hans getaumet szur Herberge für dich und deine Begleiter], nnd für die Kameele auch Raum ge- macht [du brauchst also nur mir zu folgen]. 32. Also führete er den Mann in’s Haus, und zäumete [mit großer DienftfertigkeitJ die Kameele ab [und ließ seine Knechte ihnen die Lasten ab- nehmen] und gab ihnen Stroh und Futter, und [nahm den Gast mit sich in’s Haus und gab ihm] Wasser zu waschen seine Füße, und der Männer, die mit ihm waren [Kap. 18, 4]; 33. Und setzte snachdem derselbe feine Füße gewaschenj ihm Essen vor. Er sder Mann] sprach aber: Ich will nicht essen, bis daß ich zuvor meine Sache geworben lmeines Auftrags mich entledigt] habe. Sie sLaban und sein hier hinzutretender Vater Bethuel V. so] antworteten: Sage her. Wenn Laban bei all den hier befchriebenen Vorgängen in den Vordergrund tritt, Bethuel dagegen eine mehr untergeordnete Rolle spielt, so erklärt sich das aus den damaligen Zeits und Familienverhältniffew Wo Viel- weiberei Sitte ist, tann ein Vater die Kinder, namentlich die Töchter derjenigen Frauen, die er weniger lieb hat, leicht zurückfetzenz die Brüder treten darum als Vor- mtinder für ihre Schwestern ein, ihre Rechte zu wahren und ihre Sache zu führen. Dies gefchieht nun aber nicht blos dem Vater gegenüber, sondern überhaupt in allen Angelegenheiten des öffentlichen, bürgerlichen Lebens (Kap. 34, 5. n. 25; Nicht. 21, 22; e. Saat. 13, 22). 34·. Er sprach: Ich bin Abrahams seures Blut- verwandten, den ihr ja kennet] Knecht. 35. Und der HERR hat meinen Herrn sfeit er aus Haran ausgezogen] reichlich gesegnet, nnd ist groß worden [an Reichthum und Ansehen]; und hat ihm Schafe und Ochsen, Silber und Gold, Knechte und Mägde, Kameele und Esel ge eben. 36. Dazu hat Sarah, meines Herrn eib, einen Sohn geboren meinem Herrn in seinem Alter; dem hat er alles gegeben, was er hat sihn zu seinem alleinigen Erben bestimmt] 37. Und mein Herr hat einen Eid von mir genommen, und gesagt: Du sollst meinem Sohn kein Weib nehmen von den Töchtern der Cananitey in deren Lande ich wohne; 38. Sondern zeuch hin zu meines Vaters Hause, und zu meinem Geschlecht; daselbst nimm meinem Sohn ein Weib. 39. Jch sprach aber zu meinem Herrn: Wie, wenn mir das Weib nicht folgen will? Der Knecht Elieser richtet feinen Auftrag mit aller Gewissenhaftigkeit und Treue aus. 69 40. Da sprach er zu mit: Der HERR, vor dem ich wandele [und nach dessen Willen ich eben beschlossen habe, was ich dir auftrage], wird seinen Engel mit dir senden, nnd Gnade zu deiner Reise geben, daß [mein Vorhaben gelinge und] du meinem Sohn ein Weib nehmest von meiner Freundschaft und meines Vaters Hause. 41. Alsdann [aber] sollst du meines Eides auitt sein, wenn du zu meiner Freundschaft kommst [und es geschieht wirklich, was du V. 39 gesagt hast]: Geben sie dir [sie, um die du werben wirst] nicht, so bist du meines Eides quitt. 42. Also ltnit solchzn AUfträgeiIJ lam ich heute zum Brunnen, und sprach [in meinem Gebet]: HERR, Gott meines Herrn Abraham, hast du Gnade zu meiner Reise gegeben, daher ich gereiset bin, 43. Siehe, so stehe ich hie bei dem Wasser- braunen. Wenn nun eine Jungfrau heraus kommt zu schöpfen, und ich zu ihr spreche: Gieb mir ein wenig Wasser zu trinken aus deinem Krug; 44. Und sie wird sagen: Trinke du, ich will deinen Kameelen auch schöpfen; daß die sei das Weib, das der HERR meines Herrn Sohne be- scheeret hat. 45. Ehe ich nun solche Worte ausgeredet hatte in meinem Herzen, siehe, da kommt Rebekka heraus mit einem Krug auf ihrer Achseh nnd gehet hisznab zum Brunnen, und schopfet. Da sprach ich zu ihr: Gieb mir zu trinken. 46. Und sie nahm eilend den Krug von ihrer Achscl, und sprach: Trinke, nnd deine Kameele will ich auch tränken. Also trank ich, und sie trcinkte die Kameele auch. 47. Und ich fragte sie, und sprach: Weß Tochtcr bist du? Sie antwortete: Jch bin Bethuels Tochtey des Sohns Rahor, den ihm Milca geboren hat. Da hcingete ich eine Spange an ihre Stirn, und Ariiiringe an ihre Hände, 48. Und neigte mich, und betete den HERRn an, und lobte den HERRn, den Gott meines Herrn Abraham, der mich den rechten Weg gesuhret hat, daß ich seinem Sohn meines Herrn Bruders sBrudersohnes Kap. 14, 16] Tochter nehme. 49. Seid ihr nun die, so an meinem Herrn Freundschaft und Treue beweisen wollt [gleichwie der HErr in diesem ganzen Handel Barmherzigkeit und Wahrheit V. 27 ihm erzeiget hat], so saget mirs; wo nicht, so saget mir’s aber [ebenfalls], daß ich mich wende zur Rechten oder zur Linken sum bei andern Familien aus Nahors Geschlecht um eine Tochter zu werben]. 50. Da antwortete Laban und Bethuel, nnd sprachen: Das kommt vom HERRnz darum fweil Er, der HErr in der Sache bereits entschieden] können wir nichts wider dich reden, weder Böses noch Gutes [Jes. 41, 23]. Wo des HErrn Wille klar erkannt wird, darf nicht nur kein Nein dagegen im Herzen aufkommen, sondern es dars auch das Herz nicht einmal so sich dazu stellen, als obs noch eines, aus Ueberlegung und Wahl her- vorgehenden Ja dazu bedürfez Da wäre ja auch die Yioglichkeih das; das-Ergebnis; der erst überlegenden Wahl auch ein Nein sein könnte. Für die Ueberzeugungx »das kommt vom HErrn« giebt? keine überlegende Wahl mehr; ihr geziemt nur die rückhaltlose Herzens- hingabe,» welche weder Böses noch Gutes dazu redend, d· h. keine Ueberlegung, ob Ja, ob Nein? erst an- stellend, schweigend, aber unbedingt, sich in seinen Willen ergiebt. (Stolzenburg.) 51.· Da istRebeika vor dir, nimm sie und zeuch hin, daß sie deines Herrn Sohnes Weib sei, wie der HERR geredet sdas so gewollt] hat. » 52. Da diese Worte hörete Abrahams Knecht, buctte er sich [wie V. 26 f] dem HERRn zu der Erde [ihn auch für den weiteren guten Fortgang nach» dem ersten guten Anfang zu preisen’«·]z » a3. Und zog kdarnachj hervor silberne und guldeue Kleinode [Schmu·cksachen] und Kleider [wie sie der Bräutigam »seiner Braut zu schenken pflegte’"·], und gab sie [in Jsaaks»Namen] Re- bekka; aber ihrem Bruder [der bei der ganzen Verhandlung statt des Vaters das Wort geführt hatte] nnd der Mutter gab er Würze kkostbare Früchte und andere Erzeugnisse des Landes Canaan Kap. 43, 11]. «) An dieser Frömmigkeit des Knechtes zeigt es sich, daß Abrahani wirklich, wie der HErr ihn dazu berufen hatte, seinem Hause befohlen hat, des HErrn Wege zu halten und zu thun, was recht und gut ist (Kap. 18,19). «) Dazu gehörte unter anderm ein kostbarer Schleier von rother Seide, wie er noch jetzt in Persien bei Ver- löbnissen vom Bräutigam der Braut geschenkt wird. Zum Ankauf all der hier genannten Kostbarkeiten bot den Patriarchen die Nähe der schon frühzeitig Handel treibenden Phönizier und der durch Canaan nach Eghpten sich hindurchziehende Karawaneiihandel (Kap. 37, 25) hinreichend Gelegenheit. 54. Da [nachdem er so seine Sache geworden P. 3231 aß und trank er, sammt den Mauuern, die mit ihm waren, und blieb uber Nacht allda. Des Morgens aber stund er [bei Zeiten] auf, nnd sprach lreisefertig vor seineWirthsleute hintretend]: Lasset mich ziehen zu meinem Herrn kdasz ich so- bald als möglich wieder zu ihm komme]. 55. Aber ihr Bruder und Mutter sprachen: Laß doch die Dirne einen Tag kemige Tage] oder svielmehrj zehn [damit die Zeit ihres Brautstandes wenigstens einige Vollständigkeit Kap. 31, 7 er- lange] bei uns bleiben, darnach sollst du ziehen. 56. Da sprach er zu ihnen: Haltet mich nicht auf, denn der HERR hat Gnade zu meiner Reise gegeben [und die Sache so rasch zu Ende gebracht; da darf ich sie nicht durch mein Verweilen in die Länge ziehen] Lasset mich, daß ich zu meinem Hettu ziehe [und ihn durch die gute Nachrichtz die ich bringe, je eher desto lieber erfreue]. Welche goldene Treue von Anfang bis zu Ende! Er rührt keinen Bissen eher an, bevor er nicht seinen 70 1. Mose 24, 57— 67. 25, 1-—15. Auftrag ausgerichtet hat; und als er ihn vollbracht, kann ihn niemand halten, er muß zu seinem Herrn heim- kehren und die Gnade verklindigem die der HErr zu seiner Reise gegeben. Welche Uneigenntitzigkeih welche Selbstverleugnung, welche aufopfernde Hingabe an seinen Dienst und für seinen Herrn! (Taube.) Er hätte freudenreiche Tage in der fäamiliengemeinschaft dort verleben können; aber er wei , daß sein Herr mit ge- spannter Sehnsucht dem Ausgang dieser Reise entgegen- sieht, und er will so schnell als möglich seine bangende Sorge in dankende Freude ihm wandeln. (Stolzenburg.) 57. Da sprachen sie: Lasset uns die Dirne rufen, und fragen, was sie dazu sagt. 58.·Und riefen der Rebekka, und sprachen zu ihr: Willst du mit diesem Manne ziehen«- koder sollen wir später dich nachsenden]? Sie antwortete [sofort bei sich entschlossen-is, was sie thun solIe]: Ja, ich Will [noch heute] mit ihm. «) Von einer Einmilligung zur Heirath überhaupt ist nicht die Rede; die hat sie schon gestern damit aus- Zgsprochem daß sie die Geschenke (V. 53) angenommen. ohl aber handelte es sich um sofortige Mitreise oder späteres Nachfolgen. — «) Auch später (Kp. 27, 5 ff. 41 sf.) ericheint Entfchlossenheit und willenskräftiges Handeln als ein Hauptzug ihres Charakters, und bildet sie so eine treffliche Ergänzung zu Jsaaks Eigenthüm- lichkeit iV. 63 Anm.). 59. Jillso ließen sie Rebekka, ihre Schwesterh ziehen mit ihrer Amme« sDebora Katz. 35, 8], sammt Abrahams Knecht nnd seinen Leuten. «) Sie ist hier nach ihrem Verhältnis; zu demjenigen aufgefaßt, der bei der ganzen Verhandlung die Haupt- rolle gespielt hatte, zu Laban. — «) Die hebr. Mütter säugeten ihre Kinder in der Regel selbst; wo aber eine Amme in einer Familie einmal nöthig geworden war, blieb sie zeitlebens im Hause und genoß eine ehrenvolle Stellung. So. Und sie segiieteu Rebekka, und sprachen zu ihr: Dii bist unsere Schwester kan deren Wohl- ergehen wir im höchsten Maße Theil nehmen], wachse [durch zahlreiche Nachtommenschafq Hin viel tausendmal tausend, und dein Same besitze die Thore seiner Feinde. Durch göttliche Leitung schließt ihr Segenswunsch mit dem, dem Samen Abrahams verheißenen Segen (Kap. 22, 1«7) sich zusammen. Derselbe bildet im Grund- text ein kleines Lied; denn «t’iberall da, wo das Herz von höheren, iiber die gemeine Wirklichkeit hinaus ra- genden Empfindungen tiberwallte, ergossen sich diese von der Urzeit an in geflügelten, gewählteren Worten, in gedrungenen rhythmischen Sätzen« Cl. Also [mit solchem Segen abgefertigt] machte sich Rebekka auf mit ihren Dirnen [Dienerinnen, die man außer der Amme ihr mitgab], und [sie] setzte sich auf die Kameele, und zogen dem Manne nach sbereit dem Manne nachzuziehens Und der Knecht sseinerseitsj nahm Rebekka an sunter seine Führung und Obhut], und zog hin. Er führte aber die Braut desselben Weges, den einst Abraham auf seinem Zuge aus Haran eingeschlagen hatte (Kap. 12, 5); und im Grunde war’s ja auch ein Abrahainszug (Ps. 45, 11). Als er nun bis Hebron kam, hielt er dort an und erstattete seinem Herrn Be- richt; dann aber ging’s alsbald 18 Ml. weiter nach dem Mittagslcinde, wo Jsaak in der Nähe des Hagarbrunnens (Kap. 25, U) eine eigene, vom Vater unabhängige Wirthschaft führte. IV. ei. 62—o7. Ju- der Zug di: Gegend, wo ums: feinen Wohnsitz hat, erreiiht, lioinmt dieser gerade von dem Brunnen deg Lebendigen und Sehenden, woselbst er gebeut, und erlienni aue der Ferne die Kameele. Ebenso erliennt Rebekka, daß ein Zllann aus dem Felde dem hleisekuge entgegenkommt, und erfährt aus ihre Frage, wer es sei; sie riisiet sich zur ersten Zbegegnung und wird von dem Bräutigam in die Ijiitte seiner Mutter« geführt, um hinfort sein Weib zu fein. · 62. Jsaak aber kam vomVrunneu des Leben- digen und Sehenden [der seit Hagars Begegniß dort Knie. 16, 7 f. in der Familie für einen Ort göttlicher Offenbarung galt Kasse. 25, 22]; denn er wohnete im Lande gegen Mittag, » 63. Und war ausgegangen svon diesem seinem Standort nach dem nahe gelegenen Brunnen] zu beten auf dem Feldes um den Abend kals die Ge- schäfte des Tages ihn nicht mehr in Anspruch nahmen], und hub [jetzt, da er vom Brunnen nach seiner Behausung zUrÜckwolIteJ seine Augen auf sdie baumarme Gegend in der Richtung durch- spähend, von woher Elieser kommen mußte], Und sahe, daß Kameele daher kamen. J) Was anders aber wird der Mittelpunkt feiner Betrachtungen und Gebete gewesen sein, als seine bevor- stehende Verheirathungs Er hat, je weniger selbst- thätigen Antheil an der Wahl seines Weibes er nahm, desto mehr betend an einem guten Ausgang sich be- theiligt. Während nämlich in Abraham ein Held des Glaubens uns entgegentritt, wie kaum ein zweiter neben ihm sich findet (s. Kap. 22), haben wir in Jsaak mehr den Mann der Liebe vor uns; in Jakob wird uns dann der Träger der Hoffnung begegnen. Jsaak nun hat wenig persönliche Selbstständigkeih sein Beruf ist mehr der, einen hisiorischen Vermittler zwischen dem ersten und dritten Patriarchen abzugeben, daher auch die Mittheilungen aus seinem Leben sich auf einiges Wenige beschränken. Dagegen besteht sein Vorzug darin, daß er desto mehr nach innen lebt und in die Tiefe geht. Man sieht es ihm überall an, daß er der Sohn eines erstorbenen Leibes, einer lange verschlossen ge- wesenen Mutter und also in ausgezeichneter Weise eine Gabe Gottes ist, und das über ihm eziickte Opfermesser des Vaters wird wohl nie in seiner eele erloschen sein. Er blieb ein dem HErrn geweihtes Opfer sein Leben- lang. Um die Angelegenheiten des irdischen Lebens kiimmerte er sich wenig und ließ sich in allen Dingen leiten; je mehr aber die Außenwelt ihn gleichgiltig ließ, desto mehr ist die innere Geistes- und Gemüthswelt ihm aufgetham —- Johannes, der Jünger der Liebe im N. T» war auch eine innerlich beschauliche Natur. 64. UndRebekka hub Ebenfalls] ihre Augen auf [mußte Ja doch hier, wo sie ihrer künftigen Heimath so nahe war, alles ihre gespannte Auf- merksamkeit erregen], und sahe Jsaak lsahe einen stattlichen, dem vornehmen Stande angehörigen Mann daher kommen, von dem sie wohl sofort ahnete, wer es seijz da fiel sie ssprang eilig her- unter Jus. 15, 18] vom Kameel [ihre Ehrerbietung zu bezeigen]. 65. Und sprach zu dem Knecht: Wer ist der Jsaak heirathet Rebekka, die Enkelin feines Oheims Nahor. Abrahams andere Ehe. 7 l Mann, der uns entgegenkommt ans dem Felde? Der Knecht sprach: Das ist mein Herr. Da nahm sie den Mantel [mantelartigen KopfschleierL und detbüllete sich [weil eine Braut nur verschleiert dem Bräutigam zugeführt werden durste]. as. Und der Knecht erzählte Jsaak alle Sache, dir er ausgerichtet hatte. 67. Da fiihrete sie Jsaak in die Hütte sdas Frauenzelt] seiner Mutter Sarah [damit es hin- fort ihre Wohnung- sei], und nahm die Rebekka [von dem Knechte, den er wieder zu seinem Vater einließ, an], und sie ward sein Weib [5. Mos. 25, 5 Anm.]. und see] gewann sie lieb. Also ward Jsaak etrdstet über seiner Mutter sderen bisher leergeftandene Hütte ihn fortwährend an ihren Verlust erinnert hatte]. Lauter solche Käuse sollten unter Christen geschehen, wie in Katz. 23 einer beschrieben ist, und lauter solche Werbungen und Heirathen sollten vorgehen, wie die ist, die Moses in Kam 24 erzählt. (Roos.) — Dieser Vater zeucht sein Kind, jener seins dagegen auf; beide treibt ihr sondrer Wind ihre sondre Bahn und Laus, aber wenn die Zeit nun dar; wird? ein wohlgerathnes Paar. (Voller Wunder, voller &c. V. 3.) Das 25. Kapitel. zbrahams andere Ehe. Jsmaeks und Jsaaüs Fahne. I- II. 1—11. Jbraham geht naih Sarahs Tode eine Ehe zur linlien Wand ein mit Irrtum, zeugt in seinem hohen Alter noih 6 Söhne mit ihr, und entläßt diese, als sie einigermaßen herangewaihsen sind, mit Ek- sihenlien an Stelle eines eigeiitlicheu Erbes, das ihnen als Kindern solcher« Ehe nicht zukommt, wie sie denii auch als blos natärliiher Same lieine Yerheiskung von Eott erhalten. Er erreicht ein Alter von 175 Jahren und wird von Ijsaale und Tisniael in der kioiefaitjen Zjdhle bei Zjebron begraben. I. Abrabam [nachdem er Jsaak häuslich ver- sorgt] nahm [für sein Theil, um seine alten Tage nicht einsam in Hebron zubringen zu müssen, eben- falls] wieder ein Weib sjedoch nur zur linken Hand 1.»Chr. 1, ·32], die hieß. Ketura. 2. »Die gebar ihm Simron und Jaksan, Medan gib Midian [Kap. 37, 25 Am» 1], Jesbak und nah. » Z. Jaksan aber zeugete Seba und Dedan. Die Kinder aber von Dedan ivaren:«Assurim, Latusim srichtigerz Letusimj und Leum1m. 4. Die Kinder Midian waren: Epha, Esther, Hanoch,·Abida und Eldaa Diese sind alle Kinder fund KindeZkinderJ der Ketura. Es sind das lauter Stammväter arabischer Völker- schasten, die für Israel und seine Geschichte von Wich- tigkeit waren, jetzt aber nicht mehr ermittelt werden können. Was insonderheit die Sabiier betrifft, so waren diese mit ihrer Hauptstadt Saba im glücklichen Arabien (Jes. 60, s; Des. 27, 22; Joel 4, 8; Pf. 72, Z) ein Mischvolk von Kuschitem Joktaniden und Jaksaniden oder Abrahamidem wie aus Vergleichung von V. 3 u. Kap. l0, 7 u. 28 hervorgeht. 5. Und Abraham gab alle sein Gut sden Grund- ftock seiner Güter] Jfaak [Kp. 24, 36]. 6. Aber den Kindern, die er von den Kebs- weibern sHagar und Kein-ca] hatte, gab er Ge- schenke [wie wir sagen: Legate], und ließ sie von seinem Sohn Jsaak ziehen, weil er noch lebte, gegen dem Ausgang in das Morgeuland sdamit dieser mit ihnen unverworren bliebe]. Das patriarchalische Herkommen, gleichwie nachher das mosaische Gesetz (4. Mose Stil, kennt nur eiii sogen. Jntestat-Erbrecht, d. h. ein von der letztwilligen Ver- fügung des Erblassers unabhängiges, durch die natür- liche Erbsolge genau bestimmtes. Wollte also Abraham die Söhne seiner Nebensrauen nicht leer ausgehen lassen, so mußte er sie noch bei Lebzeiten mit Legate bedenken. 7. Das ist aber Abrahams Alter, das er ge- lebet hat, hundert und sunf und siebenzig Jahr [2008—2183 n. Etsch. der Welts 8. Und nahm ab, nnd starb in einem ruhigen Alter sdas nach der schweren Prüfung Katz. 22 ihm beschieden war Kp. 15, 15], da er alt und lebenssatt war, und ward zu seinem Volk szu seinen im Tod ihm vorangegangenen Angehörigen in der Unterwelt Hiob 7, 9 Anm.] gesammelt. 9. Und es begruben ihn seine Sbhne Jsaak und Jsmael [Kap. 21, 14 Anm.], in der zwie- sachen Höhle aus dem Acker Ephron, des Sohnes Zohar, des Hethiters, die da liegt gegen Mamre, 10. Jn dem Felde, das Abraham von den Kindern Heth gekauft hatte. Da ist Abraham be- graben mit Sarah, seinem Weibe. 11. Und nach dem Tode Abrahams segnete Gott Jsaak, seinen Sohn. Und er ivohiiete stvie seither, so auch ferner] bei dem Brunnen des Leben- digen nnd Sehenden. II. U. 12—18. Zum Sihluh der Eesihiiijte sbrahams wird noch die Erfüllung der in Beziehung auf Jsmael ihm gegebenen dlerheiskung Sinn. 17, 20) in den, von diesem Sohne absiammenden 12 Fürsten naihgewiesem 12. Dies ist das Geschlecht Jsmaels, Abrahams Sohnes, den ihm Hagar gebar, die Magd [der] Sarah aus Egyptenz 13. Und das sind die Namen der Kinder Js- mael, davon ihre Geschlechtet genennet sind sdie Völkerschasten der Jsmaeliten abstammen und nach diesen ihren Stammhäuptern benannt werden]: Der erstgeborene Sohn Jsmaels Nebajoth [Stv. der Nabatäer 1. Maca 5, 27 Anm.], Kedar [Stv. der Kedarener Pf. 120, 5; Jes. 21, 16 f.], Ad- beel, Mibsam [beide unbekannt], 14. Misma, Duma, Masa [Spr. 30, 1 Aruns]- 15. Haday Thema, Jena, Naphis und Kedma. Die 3 Namen in V. 14 pflegten die Juden nach ihrer Bedeutung in das Sprüchwort zusammenzustellen: Höre, schweige, balde. Ueber Thema in V. 15 s. zu Hiob 2, 11 u. 6, l9; nach Jetur aber ist die von Palästina nordöstlich gelegene höhlenreiche Gebirgslanw schast Fturäa benannt, und stammen von daher wohl auch d e heutigen Drusen 72 1. Mose 25, 16—-34. la. Dies sind die Kinder Jsmael mit ihren Namen in ihren Hbsen [eingezäunten Gehöften oder mauerlosen Dörfernj und Städten [kreis- sörmig aufgeschlagenen Lagerzelten, in denen sie hausten] zwblf Fürsten über ihre [in eben so viele Völkerschaften getheilte] Leute. 17. Und das ist das Alter Jsmaels, hundert und sieben nnd dreißig Jahr; und nahm ab, und starb, und ward gesammelt zu seinem Volk. 18. Und sie wohneten von Hevila [an der Grenze des peträischen und glücklichen Arabiens Kap. 10, 291 an, bis gen Sur gegen köstlich von] Egyptem wenn man gen Assyrien gehet [von Hevila aus verbreiteten sie sich weftlich bis Egypten und östlich bis an die Euphratländer]. Er [Jsmael in seinen Nachkommen] fiel aber lließ sich wohn- haft nieder und behauptete dann, die Weissagung Kap. 16, 12 erfiillend, mit Gewalt seine Wohn- sitzeJ vor allen seinen Brüdern [der: Hebräercy Edomitern und Nachkommen der Ketura]. Die zwölf, gemäß der Verheißung zu Fürsten ganzer Völkerschaften gewordenen Söhne Jsmaels entsprechen den 12 Stämmen Jsraelsz der Segen Jsmaels, der ja auch Abrahams Same ist, ist ein Abglanz des Segens Jsraels (Delitzsch.) 1II- n.«19—26. nie uusrucytvare nennst« wird im 20. Jahr ihrer Ehe in Folge von Mantis Ztiirbitte sihwangeh empfängt bei Gelegenheit eines während ihrer Jchioangerschaft sieh ereignenden Umstandes Zuf- schluß iiber die gegenseitige liiinftige Stellung der von ihr absiaminenden beiden Völker, und wird ihrer Zeit von Bmillingen entbunden, non denen der eine in un- gewöhnlichem Maße behaart, der andre als Txersenhalter zur Welt kommt, daher man jenen oisau und diesen Darob nennt. 19. Dies ist das Geschlecht Jsaaks, Abrahams Sohnes [der von nun an die Hauptperson in der heil. Geschichte bildet]: Abraham zeugete [in Kraft der göttlichen Verheißung] Jsaak [Kap. 21, 5]. 20. Jsaak aber [in welchem Gott seinen Bund mit Abraham weiter fortführte] war vierzig Jahr alt, da er Rebekka zum Weibe nahm, die Tochter Bethuehdes Shrers von Mesopotamiew Laban’s, des Speers, Schwester. 21. Jsaak aber snachdem er dort im Mittags- lande V. 11 neunzehn Jahre in kinderloser Ehe gelebt] bat den HERRU für sein Weib, denn sie war [wie sich nun klar herausstellte] unfruchtbar [und sonach konnte ihr, gleichwie zu ihrer Zeit der Sarah, nur durch unmittelbare Einwirkung Gottes zu Kindersegen verholfen werden]. Und der HERR ließ sich erbitten, und Rebekka, sein Weib, ward [mit zweiKindern auf einmal] schwanger. » 22. Und die Kinder stießen sich seines Tages, noch ehe sie völlig ausgetragen waren] mit einander in ihrem Leibes. Da sprach sie [hierdurch beim- ruhigt]: Da mirs also sollte gehen, warum bin ich schwanger worden? les wäre mir besser gewesen, ich wäre unfruchtbar geblieben, statt daß ich nun einem gar bedrohlichen Mutterstande, wie ich be- fiirchten muß,·entgegengehe]. Und sie ging hin an einen geheiligten Ort*’«·], den HERRU [im Gebet] zu fragen [was wohl das von ihm ge- gebene Zeichen zu bedeuten habe]. ») Es ist das ein Ereigniß, das auch sonst wohl vorkommt, hier aber schon darum ein bedeutungsvoiles Zeichen war, weil der HErr von Haus aus zu dieser Leibesfrucht in besonderer Beziehung stand (V. ZU. Er) Vermuthlich ging Rebekka nach dem Brunnen des Lebendigen und Sehenden (V. 11), bei welchem ja auch Hagar einst Aufschluß über die Zukunft ihres Kindes, das sie noch unter ihrem Herzen trug, empfangen hatte (Kap. II, 7—14). 23. Und der HERR sprach zu ihr: Zwei Völker sind [ihren Stammvätern nach] in deinem Leibe, nnd zweierlei [in ihrer ganzen Art und Ge- sinnung verschiedene] Leute [Nationen] werden sich scheiden aus deinem Leibe [schon in den aus deinem Leibe hervorgehenden Kindern sich von einander scheiden und dann im Laufe der Zeit immer ent- schiedener sich gegenseitig bekämpfen]; nnd sdas wird der Ausgang sein:] ein Volk wird dem andern [an Macht und Stärke] überlegen sein, Und [zwar] der Größere [Erstgeborene] wird [in seinen Nach: kommen] dem Kleinen [Nachgeborenen] dienen [völlig dienstbar und unterwürfig werden, nachdem er schon für seine Person sich von ihm hat über- holen lassen Kap. 27, 40 Anm.]. 24. Da nun die Zeit kam, daß sie gebären sollte, siehe, da waren Zwiilinge in ihrem Leibe swas die bei der Geburt gegenwärtigen Frauen erst jetzt erkannten Kap. 38, 27, die Mutter aber bereits von jener Weissagung her V. 23 wußte]. 25. Der erste, der heranskam, war rdthlich [von rothbrauner Fleischfarbe], ganz raueh wie ein Fell [in einer bei neugebornen Kindern unge- wöhnlichen Weise am ganzen Leibe mit derartigem Gehaar bedeckt]; und sie [die anwesenden Frauen im Einverständnis; mit der Mutter] nannten ihn Esan [der Haarige]. Eine solche itbermäßige Ueppigkeit der Haarbildung heißt Hypertrichosis, und kommt auch sonst an Neuge- borenen hier und da vor. — Wenn der Mangel der be- deckenden Hülle, die das Thier hat, andeutet, daß der Mensch an eine völlig übersinnliche Welt gewiesen ist, so spricht sich schon in dieser Behaarung Esacks die vor- wiegend sinnliche Richtung seines Lebens aus. (Steffens.) 26. Zuhand [ohne ZwischenpaUseJ darnach kam heraus sein Bruder, der hielt mit seiner Hand swie denn überhaupt bei Zwillingsgeburten ein- zelne Theile des zweiten Kindes leicht vorfallen] die Ferse des Esau [als wollte er den voran- dringenden Bruder zurückhalten und selbst der Erstgeborene werden]; und hießen ldaher die Um- stehenden] ihn Jakob [Fersenhalter oder Unter- treter Kap. 27, se; Hof. 12, 4]. Sechzig Jahr alt war Jst-at, da sie geboren wurden [2168 n. Etsch. der Welt, 15 Jahr vor Abrahams Tode] Jsmaels 12 Söhne und Jsaaks Zwillingssöhne Esau verkauft sein Erstgeburtsrecht an Jacob. 73 Auch nach Abrahams Tode ist Jsaak noch eine ge- raume Zeit im Mittags l and e beim Brunnen des Leben- digen und Sehenden verblieben (V. ll): stille Zurück- gezogenheit sagte seiner Eigenthtimlichkeit am meisten zu; nach Hebron, wo er mitten unter Cananitern sich be- funden hätte, mochte er nicht übersiedeln, und um der Gebetserhörung in Kap. 24, 62 f. willen war ihm jene Gegend sogar lieber, als das 8 Stunden nördlicher gelegene Bersaba. Hernach fügte der HErr es jedoch gleichwohl also, daß er in Hebron sich niederließ (Kap. 26, 1); dort wuchsen die Söhne in der V. 27 f. besihriebenen Weise heran, und dort nahm auch Esau die beiden hethitischen Weiber (Kp. W, 34 f.). Eine Theuerung vertrieb ihn hernach aus Hebron und er kam nach Ger or, wo aber die Philister ihn immer weiter nach Süden drängten bis Rehoboth, bis er dann, keine Feindselig- keiten mehr von ihnen befürchtend, in Bersaba seinen Wohnsiß nahm (Kp. 26, 2-—33). Hier ereignete sich nun der Vorfall mit dem Linsengericht (V. 29 ss.); er wird darum an das bisher Erzählte angeschlossen, weil er im innern Zusammenhang damit steht, obgleich eine Reihe von etwa 70 Jahren mit alle den im folgenden Katz. mitgetheilten Ereignissen dazwischen liegt. Chrom- logisch ordnet sich demnach Jsaaks Geschichte so: Kap. 25, 19—-26; 27 u. 285 26, 34 u. 353 W, 1—33; 25, 29—34; 27, I ff. IV. A. 27—34. Inst dem heranwachsen der Knaben scheiden sich auch ihre Wege, zunästist sihon in der Wahl des, der Gigenthiimliiijlieit eines jeden am meisten ku- sagendeu tl«ebensberufes: Gsau wird ein draußen auf dem Felde heruiiisihineifender Jäger, Darob ein drinnen in der Fsiitte beschäftigt« Wirte. Aber auth nach einer andern Seite hin fängt die vor und bei ihrer Geburt ausgesproajene Uleissagung bereits an in Erfüllung zu gehn; denn Darob weiß einen günstigen Yugenbliiti schlau ku benutzen, seinem Bruder kuvorkuliommen und ihm das dieiht der Erstgeburt abwendig zu maihen. 27. Und da nun die Knaben groß wurden, ward Efau [nach seiner, mehr zu wildem Umher- schweifen als zu dem ruhigen Hirtenleben geneigten GeMiithsartJ ein Jäger [wie Nimrod Kap. 10, I] nnd ein Ackermgnn [richtiger: ein Mann des Feldes, der nicht viel zu Hause blieb, sondern lieber draußen auf Feldern und in Wäldern dem Wilde nachgings Jacob aber swardj ein frommer [auf das Göttliche gerichteter, der Sitte der Väter und den Traditionen der Familie anhängender] Mann, und blieb in den Hütten kivartete daheim der Haushaltung und führte bei den Heerden seines Vaters ein stilles, beschauliches Leben]. 28. Und Jsaak hatte Esan lieb, und aß gern vol! feinem Waidlverk lwodurch seine»Vorliebe für ihn auch von sinnlicher Seite her eine Nahrung empfing-I, Rebekka aber hatte Jakob lieb. Jsaak fühlte, je mehr ihm selber ein gewisses Un- geschick für die Angelegenheiten des gemeinen äußerlichen Lebens anhing und er da eines festen Anhalts bedurfte, sich am meisten zu dem kühnen, unternehmungslusiigen Es ciu hingezogen, zumal er ihn, mit dem göttlichen Rathschluß V. 23 wenig oder nicht bekannt, als den natürlichen Erben der Verheißung und als das künftige Oberhaupt der Familie betrachtete. Dagegen zog Re- bekka den Jakob, diesen stillen, sittsamen, zur Mutter sich haltenden Jüngling um so mehr seinem älteren, viel umhersrhweisen en und durch uiibändiges Wesen sie abstoßenden Bruder vor, als sie ja von ihm wußte, daß er der Erwählte des HErrn sei. So mag sie ihn wohl auch von den Absichten, die Gott mit ihm habe, unter- richtet und den Gedanken in ihm erweckt haben, sich von dem Bruder das Recht der Erstgeburt abtreten zu lassen. Was Jsaaks Gerneessen von Esaii’s Waidwerk betrisst, so liebte auch Haman (4. Mose 31, 2 Anm.), der ein tiefsinniger, für die Eindrücke des äußeren Lebens sonst wenig empfänglicher Mann war, eine gute Küche. 29. Und Jakob [nach seiner Weise in der Haus- haltung beschäfLigtJ kochte [eines Tags] ein Gericht [von Linsen V. 34’««]. Da kam Efall vom Feld, Und loar [von dem langen UMherstreifenJ made, »30. Und sprach zu» Jacob [da er des eben fertig gewordenen Gerichts ansichtig wurde]: Laß inichlofteu das rothe Gericht [genauer: Laß mich schlingen von dem Rothen, dem Rothen da]; denn ich bin [zu] müde smir selber etwas zuzurichten]. Daher [von diesem für sein kiinftiges Leben so entscheidend gewordenen Tage an, wo er eine solche Gier nach dem Rothen an den Tag legte] heißt er Edom sRother Katz. se, 1. 19s«-«]. «) Linsen sind noch jetzt bei den Arabern ein sehr beliebtes Essen. —- ") Der Beiname hatte schon da- durch im Munde der Leute sich vorbereitet, daß ja Esau röthlich zur Welt gekommen war (V. 25), und bald verdrängte dieser Beiname seinen, von dem andern Um- stande bei der Geburt entlehnten Eigennamen 31. Aber Jakob [ftatt in entgegenkommender Liebe dem Bruder zu dienen, ergriff lieber die Gelegenheit, das schon länger ihm vorschwebende Ziel zu erreichen, und] sprach: Berkaufe mir heute sjetzt gleich, damit du hernach nicht wieder reuig wirst, um mein GerichtJ deine Erstgebnrt Die Erstgeburt besteht sonst in dem Anrecht auf ein doppeltes Erbtheil (5. Mos. St, 17). Das nun ist es zunächst nicht, worauf Jakob sein Absehen gerichtet hat, sondern vielmehr der Principat in der Familie und der damit zusammenhängende Eintritt in die dem Abraham gegebenen Verheißungem daß ihm das Land der Ver- heißung und der Same der Verheißung zu Theil werden möge (Kav. 17, 8 Anm.). 32. Efau [nun, überhaupt ein Mensch von der Art derer, die da sagen: Lasset uns essen und trinken &c. 1. Cur. 15, 32., vollends aber jetzt von seiner Begierde dergestalt hingerissen, daß er um jeden Preis dieselbe zu befriedigen trachtete] antwortete: Siehe, ich muß doch keinmal] sterben, was soll mir denn die ErstgebuM [ich komme dann so nicht in wirklichen Besitz derselben; du magst sie also haben.] 33. Jakob [aber, wohl wissend, das; der Bruder im Augenblick zwar zu allem bereit sei, künftig jedoch sich leicht eines Andern besinnen könnte] sprach: So schwöre mir heute sjetzt auf der Stelle, daß es bei der Verabredung sein Bewenden haben soll]. Und er schwur ihm, und verkaufte also Jacob seine Erstgeburt [Hebr. 12, 16]. 34. Da gab ihm Jakob sfür sich selber auf den Genuß des leckeren Mahls verzichtend] Brod Und das Linsengerichh nnd er [dem dagegen der Bauch sein Gott war] aß und trank, und stund 74 — 1«. Mose ge, 1—22. ans snachdem er sich’s hatte gut schmecken lassen], und ging davon [als ob nichts Besonderes vor- gefallen wäre]. Also verachtete Esau [in gemeiner, irdischer Gesinnung, die nichts Besseres kennt, als den augenblicklichen Lebensgenuß] seine Erstgebnrt Während Jsmael von der Verheißungslinie ausge- schlossen wird, weil er nach dem Fleisch gezeugt ist, wird Esau davon ausgeschieden, weil er nach dem Fleisch gefinnet ist. Er ist ein Bild aller derer, die ihre Gottes-Kindschaft und das Erbe des ewigen Lebens der zeitlichen Ergötzung der Sünde leichtsinnig zum Opfer bringen; Jakob dagegen muß für das, was er, in fleisch- licher Ungeduld, dem Walten Gottes vorgreifend und den Eingebungen seiner, zu listigen Ränken geneigten Natur folgend, dem Bruder angethan, in der Schule der Leiden hernach schwer büßen. Der heil. Geist aber will, daß wir diese zwei Brüder stets sollen vor Augen haben und ein täglich Sprüchwort von ihnen machen; denn zu allen Zeiten sind wir entweder Esauiten oder Jakobitem (Luther.) Das 26. Kapitel. Isaaltz Bankiers-haft. ZIohnung nnd Wider« Mattigkeit. I« In. 1—11. Bei einer im Lande Ganaan eintretenden Uheuerung will Mann, wie einst sein Vater Abraham, nach Øgypten ziehen; doih der Zjllirr gebietet ihm, im Lande zu bleiben, und trägt die dem Ibraham ge- gebene Zllerheisjung förmlich und feierlich aus ihn iiber. Er wohnt nun zu Gern, bei dem Zllhilisierliiinig Abi- nieleih, und giebt dort ebenfalls sein Weil) fiir seine Sihmefter aus, big Zlbimeleth zufällig hinter die gin- - mahrheit dieser Aussage liommt und durch ein öffent- tiiheg Verbot ihn wider etwaige Unbilden von Seiten seiner Unterthanen in Schutz nimmt. 1. Es kam aber [etliche Jahre nachher, als Jsaak von der Niederlassung im Mittagslaude sich nach Hebron gewendet, s. Anm. zu Kap.»25, 261 eine Thenruug iirs Land [Canaan] aber snoch drückender als] die vorige, so zu Abrahams Zeiten war [Kp. 12, 1o]. Und Jsaak zog zu Abi- melech, der Philister König, gen Gerar [Kp. 20, 1]. Dieser König ist jedoch mit dem in Kp. 20, 2 ge- nannten Abimelech nicht ein und dieselbe Person, denn es liegen mindestens 100 Jahre zwischen der jetzigen und der damaligen Zeit; sondern er führt nur den näm- lichen Amtstitel ,,Königsvater« mit ihm. Vgl. Anm. zu Dan. 11, 21. · 2. Da erschien ihm [der sich schon vorgenommen hatte, gleichwie in Kap. 12, 10 sein Vater nach cssgypten zu ziehen] der HERR Und· sprach: Zench nichrhinab in Egyptem sondern bleibe ihm Lande, das ich dir sage [ich kann dich auch ohne Egyptens Kornkammer in dem Lande hier mit den Deinigen durchbringen V. 12]. ,,Es ist charakterististld daß Ylbrahain die erste Gottes- weisung erhält zum Ausziehen, Jsaak zum Bleibem Gott leitet einen jeden nach dem Bedürfnis; seiner Art.« Der HErr wollte nicht, daß Egypten immer und iinmer wieder die Zufluehtsstiitte für sein auserwiihltes Ge- schlecht sei (»5.»M. 11, IF Aiini«.). » » 3. Sei ein Fremdling spilgere umher] in diesem Lande sund ziehe überhaupt nach keinem andern] und ich will [daselbft] mit dir sein, und dich segnen; denn dir und deinem Samen will ich alle diese Länder lCanaan in allen seinen einzelnen Länder- theilen] geben [Kap. 12, 7], nnd will meinen Eid bestätigen, den ich deinem Vater Abrahaui ge- schworen habe [Kp. 15, 9 ff.]. 4. Und will deinen Samen mehren, wie die Sterne am Himmel, und will deinem Samen alle diese Länder geben [Kap. 13, 15 f.; 15, 5]. Und durch deinen Samen sollen alle Völker auf Erden gesegnet werden [Kp. 12, 3. 22, 18]; 5. Darum [aber trage ich alle, deinem Vater aus Gnaden geschenkten Verheißungen auf dich über] daß Abraham meiner Stimme Damals, als er dich, seinen einigen Sohn, zum Brandopfer opfern sollte] gehorsam gewesen ist, und hat [über- haupt in seinem ganzen Leben] gehalten meine Rechte, meine Gebote, meineWeise nnd mein Geseh Da lerne denn auch du, auf welchem Wege die dir bestgtigte Verheiszung fortgehen wird auf deine eignen U er. Ki b. Also [in Folge dieses göttlichen Gebotsj wohuete Jsaak [der Durchhilfe des HErrn ver- trauend] zn Gerar [und zog nicht nach Eghptens 7. Und wenn die Leute am selben Orte fragten von feinem Weibe [in Beziehung auf Rebekka, die sie bei ihm sahen: wer ist diese? sie ist doch wohl dein Weib?], so sprach er [dem Exempel seines Vaters in Kap. 12, 11 ff.; 20, 2 ff. nachfolgend]: Sie ist meine Schwester sobwohl ihm für solche Aussage noch weniger als dem Abraham, ein Schein des Rechten zur Seite stund]. Denn er fürchtete sich sgenau so, wie dieser] zu sagen: Sie ist mein Weib; [und dachte so, wie er:] sie möchten mich erwürgen um· smeines Weibes] Rebekka willen, denn sie war swie weiland Sarah noch in ihrem höheren Alter] schön von Angesichi. Jsaaks Aussage war auch geradezu plump, da er ja bereits 2 herangewachsene Söhne hatte, und die Wahr- heit also nur zu bald an den Tag kommen mußte. Aber hier zeigt sich so recht Jsaaks Ungesihick in den äußeren Lagen des Lebens, sowie seine große Abhängigkeit von dem Vorbild des Vaters; überhaupt sehen wir in dem Wenigen, was uns von ihm erzählt wird, sich Abrahams Geschichte wiederholen. Er ist der passiveste unter den drei Patriarchenz sein Leben verfließt der ersten Hälfte nach in leideutlicher Stille, und der zweiten Hälfte nach in greiser Stumpfheit. Die Patriarchengeschichte zeigt sich hiernach in ihrem Anfange und Ende reich an Jn- halt, die Mitte aber ist eingesenkt und dürftig. 8. Als er nun eine Zeit lang da war [der HErr aber, seine Schivächlichkeit schouend, die- jenige Folge, die vormals Abrahams falsche Aus- sage herbeigeführt Kap. 12, 14 f.; 20, 2., unter- dessen von ihm abwendete], sahe seines Tages] Abimelech, der Philister König, durchs Fenster [seines königlichen Palastes Richt. 5, 28 nach dem gegenüberstehenden Hause· Jsaaks], nnd ward ge- wahr, daß Jsaal [der keines Zuschauers sich ge- Jsaaks Wanderschaft, erfahrene Widerwärtigkeit und bewiefene Geduld. 75 wärtigtej scherzte sliebkosetej mit seinem Weibe Rebekka. I. Da rief Abimelech dem Jsaak [ließ ihn zu sich evtbistevL und sprach: Siehe, es ist kdrchj dem Weib. Wie hast du denn sdas in Abrede gestellt und] gesagt: Sie ist meine Schwester? Jfaak [seine Schtväche sofort eingestehendJ ant- wortete ihm: Jch gedachte, ich möchte vielleicht sterben müssen um ihretlvillen 10. Abimelech sprach: Warum hast du denn nns das gethan? Es [ift nicht recht von dir, daß du uns so irre geführt; denn da wir nun dein Weib für deine Schwester hielten,] wäre [es nur gar zu] leicht geschehen, daß jemand vom Volk sich zu deinem Weibe gelegt hatte [ohne zu ahnen, daß er damit an einer Ehefrau sich vergreife]; und hattest also eine SchuId [die des Ehebruchs] anf uns bracht [und uns in Gottes Strafe ver- wickelt]. 11. Da [nachdem er den Jsaak mit solchem Vorwurf entlassen] gebot Abimelech ldurch einen öffentlichen Befehl] allem Volk, Und sprach [auf Anregung des heil. Geistes Pf. 105, 13 ff., der die Erinnerung an die frühere göttliche Offen- barung Kap. 20, 3 ff. in ihm wach rief]: Wer diesen Mann oder sein Weib antastet ssie an ihrer Ehre, an Leib und Leben oder an Hab und Gute kränkt], der soll des Todes sterben. II— U. 12——22. Maule wird in Gerar von dem THE-tu, der feine Zufage an ihm erfüllt, rein) gesegnet, non den Philister-n aber, die ihn neiden, bedritctet und von Ort zu Ort gedrängt, bis er in zieht-both Ruhe findet. 12. Und Jfaak [um den Bedarf an Brodkorn für sich und feinen Hausstand in der theuren Zeit selber zu beschaffen] saete in dem Lande, und kriegte desselben Jahrs hundertsiiltig [ein Ertrag, wie er im Morgenlande wohl vorkommt Luc. 8, 8, hier aber weder mit der natitrlichen Ertragsfähigkeit des Bodens, noch mit der besonderen Fruchtbaw keit des Jahres zusammenhing, sondern in etwas ganz Anderem seine Ursache hatte]; denn der HERR Inach seiner Zusage V. 2 f.] segnete ihn fwährend die übrigen Felder in Gerar nur den gewöhnlichen oder wohl gar einen kärglichen Er- trag lieferten] 13. Und er ward [in Folge ferneren Segens auch bei seiner ViehzUchtJ ein großer [wohlhaben- der] Mann, ing und nahm zu sward im Laufe der ntichften ahre immer vermögender], bis er fast groß [tiberaus reich] ward [Kap. 24, 35], 14. Daß er viel Guts hatte an kleinem und großem Vieh, und ein groß Gesinde. Darum neideten ihn die Philister, 15. Und verstopften [um ihre Feindseligkeit an ihm auszulassen] alle Brunnen [Cifternen oder Gruben], die feines Vaters Knechte [zur Auf- sammlung des Regenwassers, die Heerden daraus zu tränken] gegraben hatten, zur Zeit Abrahams, seines Vaters, und fiilleten sie mit Erde; 16. [Ja, fo wenig wurde das in Betreff feiner erlassene Verbot V. 11 beachten] Daß auch Ahi- melech [der selber mit neidischen Augen ihn an- blickte] zu ihm sprach: Zench von uns, denn du bist uns zu mächtig worden lsaugst uns das Land aus und entziehst uns die Nahrung]. Mit dem Verftopfen der Brunnen thaten sie ihm nicht blos großen Schaden, da hinlängliche Wasserbrunnen für einen Nomaden von besonderer Wichtigkeit find, sondern beschimpsten auch recht absichtlich seines Vaters Gedächtniß, mit dem sie doch vordem einen Bund ge- macht (Kap. 2l, 22 f.); auch diesen hatten sie schon ge- neidet, nur daß sie aus Respekt vor seiner großartigen Persönlichkeit bei seinen Lebzeiten sich kaum einmal (Kap. 21, 25 f.) an ihm selbst zu vergreifen wagten. 17. Da zog Jfaak [der ja wußte, daß nicht der Ort, sondern fein HErr ihn reich gemacht] von dannen [aus der Stadt Gerar und ihrem Weichbild], und schlug sein Gezelt auf im sweiter sudlich gelegenen] Grunde Gerar, nnd wohnete allda. 18. Und ließ [überall die ihm heilige Spur der Fußtapfen des Vaters verfolgend] die Wasser- brunnen wieder aufgraben, die sie sdie KnechteJ zu Abrahams Zeiten, seines Vaters, gegraben hatten, welche die Philister verstopfet hatten nach Abrahams Tod, und nannte sie mit denselben Namen, da sie sein Vater mit genannt hatte. 19. Auch gruben Jsaaks Knechte sweiter nach] im Grunde, und snuden daselbst einen Brunnen lebendigen [aus der Erde hervorsprudelnden Quell-J Wassers. 20. Aber die Hirten von Gerar [die mit ihren Heerden bis in diese Gegend sich ausbreiteten und gerade nach einem solchen Brunnen desto lüsterner waren, je seltener dergleichen gefunden werden] zankten mit den Hirten Jsaaks, und sprachen: Das Wasser ist unser [denn auf unserm Grund und Boden habt ihr es gefunden] Da hieß er den Brunnen Esel [d. i. Zank], darum, daß sie ihm da Unrecht gethan [und den Brunnen gewaltsam an sich gerissen] hatten. 21. Da gruben sie [indem Jsaak aus Liebe zum Frieden nachgab 1. Cor. 13, 4 ff.] einen andern Brunnen, da zanlten sie [weil sie nun ein- mal ihn ganz aus ihrer Nähe hinwegdrängen konnten] anch über; darum hieß er ihn Sitna [Widerftand]. 22. Da machte er sich [abermal der Gewalt weichendJ von dannen, und grub einen andern Brunnen, da zanlten sie sich nicht über; darum hieß er ihn Rehoboth [Raum: 4. Mofe 13, 1 Anm.], und sprach: Nun hat uns der HERR Raum gemacht [vor denen, die uns drängten] und [wird -—— deß ist das endliche Aufhören des fort- währenden Zankens ein Unterpfand —] Uns wachsen lassen im Lande. Das; er nach schwerer Verfolgung so ruhig Gott dankt 76 1. Mose es, 23—85. N, 1—12. und seine Güte feiert, zeigt, wie er mitten im Streit ein stilles und gesammeltes Gemiith sich erhalten. (Calvin.) III— V. tiion Rehoboth zieht Dfaali nach Per- saba, woselbst ihm der FJGrr zum L. Zllal in seinem Lieben erscheint und er sich auf ein längeres Ileiben einrichtet. Zibinieletii sucht ihn dort auf und begehrt in ein Munde-verhältnis; mit ihm zu treten. 23. Darnach zog er von dannen [nordöstlich hinaus] gen Beksaba [Kap. 21, 1 u. 25, 26 Anm.]. 24. Und der HIERR erschien ihm sin einem TraUmgesichtJ in derselben Nacht snachdem er dort angekommen] und sprach: Jch bin deines Vaters Abraham Gott [der Gott, der mit deinem Vater im Bunde gestanden]. Fütchte [nun auch du deinerseits] dich nicht [wie sehr auch die Menschen dich anfeinden und bedrücken mögen V. 14 ff.]; denn ich bin [nicht weniger] mit dir [als ich mit deinem Vater gewesen bin], und will dich [ebenso wie ihn] segnen, und deinen Samen mehren, um meines Knechtes Abrahams willen sum die ihm ge- gebenen Verheißungen zu erfiillen und seinen Glaubensgehorsam ihm noch an seinen Nachkom- men zu vergelten]. 25. Da banete er sersüllt von dem Eindrucke: Gewißlich ist der HErr an diesem Ort Kap. 28, 16, hier ist gut sein Many. 17, 4] einen Altar daselbst, und predigte von dem Namen des HERRn [Kap. 12, 7. 8; is, 18], nnd richtete daselbst eine Hütte auf; und seine Knechte gruben daselbst einen Brunnen [fingen an nach Quellwasser zu graben, das sie denn auch fanden V. 32]. 26. Und Abimcleeh [der früher den Jsaak aus seiner Hauptstadt vertrieben V. 16, jetzt aber eines andern sich besonnen hatte Spr. 16, 7] ging zu ihm von Gerar [um ihm ein Bündnis; anzutragen Katz. 21, 22 f.], nnd [mit ihm waren] Ahusath, sein Freund [geheimer Rath 1. Chr. 28, 33], und Phiehoh sein Feldhauptmann Wohl schwerlich derselbe wie in Kap- 21, 22, sondern dessen Amtsnachfolger, der denselben Titel ,,Mund aller« (d. i. der allen befiehlt) führte. 27. Aber Jsaat lganz wie damals sein Vater dem Könige zuvörderst das von ihm und seinen Untergebenen ihm angethane Unrecht vorhaltend] sprach zu ihnen: Warum kommt ihr zu mir? Hassct ihr mich doch, und habt mich von euch ge- trieben [es kann also mit der mir angetragenen Freundschaft nicht aufrichtig gemeint sein]. 28. Sie sprachen: Wir sehen mit sehenden Augen, daß der HERR mit dir ist. Darum sprachen wir [zu einander und kamen zu dem Beschluß]: Es soll ein Eid zwischen uns nnd dir sein, und wollen einen Bund mit dir machen, 29. Daß du uns [wenn deine Macht so fort wächst wie bisher] keinen Schaden thust, gleichwie wir dich nicht angetaftet haben serinnre dich nur des in Betreff deiner damals erlassenen Verbots V. 11], und wie wir dir nichts, denn alles Guts gethan haben [erinnere dich nur des hundertfältigen Ertrags, den du einst auf unsern Aeckern geerntet V.12], nnd [wenn wir dich auch von uns gehen hießen, weil du uns zu mächtig geworden, so haben wir doch] dich mit Frieden ziehen lassen [und keineswegs mit Gewalt von uns getrieben V· 27]· Du aber bist nun der Gesegnete des HERRn [wirst du denn schwören, daß du uns keinen Schaden thun willst, so wirst du auch der Gesegnete des HErrn bleiben] So machks die Welt; bald ist sie trotzig, bald nie- derträchtig. Wer Frieden mit ihr halten will, muß viel verschluclen können. (Roos.) · 30. Da machte er— [ohne sich erst lange auf eine Widerlegung ihrer falschen Aussagen einzu- lassen] ihnen ein Mahl, nnd sie aßen nnd tranken. II. Und des Morgens frühe [nachdem er sie auch beherbergt] stunden sie auf, und schwiir einer dem andern [so daß das von ihnen beantragte Bundesverhältnisz wirklich zu Stande kam]; und Jsaak [der ihnen mit der That gezeigt, was es heiße, jemandem alles Gute thun V. 29] ließ sie gehen, und sie zogen von ihm sanders als Er da- mals von ihnen, nämlich in Wahrheit] mit Frieden. 32. Desselben Tages swo er ein solches Vei- spiel der versöhnlichen und vergebenden Liebe ge- geben] kamen Jsaaks Knechte, und sagten ihm an von dem Brunnen, den sie gegraben hatten [V. 25], und fprachen zu ihm: Wir haben Wasser fanden.- 33. Und er nannte ihn sauch hier wieder des Vaters Gedächtniß erneuernd Kap. 21, 27 f.] Saba [d. i. Sieben- oder Eidesbrunnem da ja heute abermals ein Bund war beschworen worden]; daher heißt die sdabei gelegene] Stadt Ver-Sahn, bis auf den heutigen Tag. Noch jetzt existiren 2 Brunnen in jener Gegend: der größte hat 12V,, Fuß im Durchmesser und bis zur Ober- fläche des Wassers eine Tiefe von 44792 unten ist er 16« in den Felsen eingehauen; der andere liegt 300 Schritt westsiidwestlich davon, hat Z« im Durchmesser und ist 42« tief. Beide sind mit steinernen Wassertrögen umgeben, die Einfassungssteine tief eingeschnitten von Strickem woran das Wasser mit der Hand herausgezogen wird. —- Als Grundzug in Jsaaks Charakter tritt überall die Elastieität des Duldens hervor, die dem Uebel nicht widersteht, nicht gegen dasselbe ankämpft, sondern es durch Geduld und Nachgiebigkeit überwindet; und darin ist Jsaat wahrhaft groß und bewundernswerth Daß diese Größe in der Regel von Ptenschen verkannt und mißbraucht wird, benimmt ihr an ihrem Werthe nichts, und das; sie auch bei Jsaak den unreinen Veifatz einer Schwäche und Haltungslosigkeit hat, die vom Uebel ist, zeigt eben nur, daß sich die göttliche Schwachheit (1. Cur. l) eben so wenig wie die göttliche Stärte rein und lauter bei uns auszupriigen vermag. tKurtzJ IV. u. 34. 35. Esau verheicathet sich im 40. reden-- iahre mit 2 Weibern aus lnananitisnseni Geschlecht und verbittert durch diese, in jeder Beziehung miskrathene Ehe seinen Eltern ihr Lieben. 34. Da Esau vierzig Jahr alt war salio ums J. 2208 der Welt] nahm er [sich vermöge seines Jsaak zieht nach Bersabm Esaus Ehe mit Cananiterinnen 77 Alters Kuh. 25, 20 nun für selbstständig und keines Rathes der Eltern mehr bediirftig haltend] zum Weibe Judith, die Tochter Beri, des Hethitersz nnd Basmath, die Tochter Elon, des Hethiters Also zwei Weiber auf einmal und noch dazu aus eananitischem Geschlecht. Seinen ungöttlich-fleisch- lieben, dem Geist der Familie (Kap. U, AS; 24, L. Z) und dem Beruf des auserwählten Geschlechts entfrem- deten Sinn legte Esau hierdurch ebenso an den Tag, wie früher in der Wahl seines Lebensberuf-s lKp. 25, 27) und bei der späteren Geschichte von dem rothen Gericht (Kp. 25, 29——34); daher die ohngefähr 37 J· später unter Gottes Zulassung erfolgende förmliche Aus- schließung vom Erbe der Verheißung (Kp. 27) ganz gerecht erscheint. Die Berheirathung geschah zu Hebronz Korb. 25, 26 Anm. 35. Die machten beide sschon wegen ihrer pro- fanen Herkunfn insbesondere aber durch ihr zucht- loses und aufsötziges Wesen] Jsaak und Rebekka eitel Hetzeleid [Hebron gehörte den Hethitern Kav 23, 3]. Das 27. Kapitel. Jacob wird von seinen: Vater gesegnet, non Esan angeseiuden I— II. 1——29. Pfand, non sriihkeitigem Alter· gedrückt, will seinem Erstgebornen den Segen ertheilen, und fordert ihn auf, zu seiner Itiirliung siir den seierliihen Atti ihm ein Essen zu bereiten, wie er’s gerne hat; ztebelilia aber, die von dem Vorhaben gehört, weis; der Ausführung des näterliehen willens von Seiten Esaus zunorkulcommen und an dessen Stelle ihren Liebling Jakob dem jlatriariheir unter die Zjiinde zu bringen, so das; dieser den Jüngern segnet, wiihrend er meint den Ielteren nor sich zu hoben. 1. Und es begab sich sum-s J. 2245 d. W.], da Jsaal all [obwohl erst im 137. Lebensjahr stehend, doch schon Greis und schwach] war worden, daß [er meist zu Bette lag V. 19 und] seine Augen dunkel wurden zu sehen; rief er Efeu, seinen größeren Sohn [an dem er von jeher mit Vor- liebe gehangen und dem er jetzt, wo Todesgedanken ihn beschäftigten, das Necht der Erstgeburt durch Ertheilung des patriarchalischen Segens sichern zu müssen glaubte], und sbrach [das Alleinsein mit ihm zur schleunigen Ausführung seines Vorhabens benutzend V. 18 Anm.] zu ihm: Mein Sohn! Er aber antwortete ihm: Hie bin ich kwas willst du, mein Vater?]. 2. Und er sprach: Siehe, ich bin alt worden, und weiß nicht, wann ich sterben soll. Jm 137. Lebensjahr war vor 14 J. Jsinael ge- storben (Kap. 25, 17): dies scheint dem Jsaak die Todes- gedanken nahegelegt zu haben — er lebte hernach noch 43 Jahr (Kp. 35, 28 f ), nnd zwar zu Bersaba (»Kp. 28, 10). 3. So nimm nun deinen Zeug [dein Jagdge- räth], Kirche: und Bogen, und gehe auf’s Feld, und sahe mir ein Wildbret, 4. Und mach mir sdavon] ein Essen, wie ich’s gern habe, und bring mir’s herein, daß ich esse, daß dich [darnach, wenn ich zuvor mich gestärkt habe Apostg 9, 19] meine Seele segne, ehe ich sterbe. Es zeigt sich hier die schwache Seite seiner natür- lichen Vorliebe für Esau; indes; will er den Wildbraten nicht blos um des Genusses willen, sondern damit der Sohn, ehe er als Vater ihn segnet, zuvor den willigen Gehorsam kindlicher Liebe bethätige (Delitzsch.) 5. Rebekka aber [die, von beiden unbemerkt, in dem dicht an Jsaaks Lager stoßenden Frauen- gemach sich befand] hbrete solche Worte, die Jsaat zu feinem Sohn Esau sagte. Und Esau [den Gib, den er Jacob Kap. 25, 33 geschworem für nichts achtendJ ging [sofort]»hin aufs Feld, daß er· ein Wildbret jagte und heim brachte [und also wieder in den Besitz dessen käme, was er vordem ver- schleudert]. 6. Da sprach Rebekka lwegev spkchek Tteulvsiæ keit sich für berechtigt haltend, dem Esau mit List zuvorzukommen] zu Jacob, ihrem Sohn sdraußen vor der Hütte]: Siehe, ich habe gehbret deinen Vater reden mit Esau, deinem Bruder, und sagen: 7. Bringe mir ein Wildbret, und mache mir ein Essen,. daß ich esse, und dich segne vor dem HERRin ehe ich sterbe. Vor dem HErrn, d. i. im Ausblick zu ihm und in seiner Vollmachh so daß es so gut ist, als hätte er selbst gesegnet. Es ist dies wohl ein absichtlicher Zusatz der Rebekka zur Rede Jsaaks, um den Jacob auf die hohe Wichtigkeit des Augenblicks aufmerksam zu machen; doch ist der Zusatz der Wahrheit vollkomineii gemäß, die Erzväter waren bei solchem Akt wirklich Werkzeuge oder Stellvertreter des HErriy der seine Worte ihnen in den Mund legte. 8. So hbre nun, mein Sohn, meine Stimme, was ich dich heiße sum zur Ausführung zu bringen, was, wie ich weiß, längst in Gottes Rath be- schlossen ist]. 9. Gehe hin zu der Heerde, und hole mir zwei gute [Ziegen-] Vdcklein, daß ich [nach Wild- pretsart sie zurichtendj deinem Vater ein Essen davon mache, wie er’s gerne [und von Esau sich ausgebetens hat. 10. Das sollst du [dann] deinem Vater hin- eintragen, daß er esse, auf daß er [darnach] dich segne [und das von Gott selbst dir zuerkannte und vom Bruder ausdrücklich dir abgetretene Erst- geburtsrechn wenn auch wider seinen Willen, dir bestätige] vor feinem Tode. "11. Jacob aber sindem er die Schwierigkeiten der Ausführung und die Gefahr einer so leicht möglichen Entdeckung ertVogJ sprach zu seiner Mutter Rebekka: Siehe, mein BrudenEsau ist rauch [Kap. 25, 25], und ich kdagegen bin] glatt; 12. So möchte vielleicht mein Bater sdem doch gewiß nicht blos mein baldiges Kommen, sondern auch meine ganze Eigenthiimlichkeit in Gang und Sprache ausfallen wird] mich [an Händen und Gesicht] begreifen [um sich zu überzeugen, ob Ich wirklich Esau sei, für den ich mich ansgebe], und würde sich nun, da er so leicht hinter die Wahr- heit kommen kann] vor ihm geachleh als (ob) ich 78 1. Mose 27, 13—36. ihn betrügen wollt; und brachte sich so] über mich einen Fluch, und nicht einen Segen. 13. Da sprach seine Mutter zu ihm: Der Fluch sei auf mit, mein Sohn solle schlimmen Folgen, die aus der Sache entstehen können, und alle Verantwortung dafür will ich auf mich allein nehmen. Jch bin aber gewiß, daß es nicht so schlimm kommen wird, wie du fürchtest, vielmehr wird der HErr, dessen Willen wir Geltung ver- schaffen wider menschliche Gegenanschläge, unsern Plan gelingen lassen]; gehorche [darum] nur meiner Stimme, gehe und hole mir. 14. Da ging er [dem Andrängen der Mutter nachgebend — doch lies Apostg 5, 29l] hin und holete, und brachte [die Böcklein V. 9] seiner Mutter. Da machte seine Mutter ein Essen, wie sein Vater gerne hatte. 15. Und nahm [um Jfaak desto gewisser zu täuschen] Esaus, ihres größeren Sohns, köstliche Kleiderh die sie bei sich im Hause hatte, und zog sie Jaeob an, ihrem kleineren Sohn; 16. Aber die Felle von den Böcklein that sie [um einer Entdeckung, wie Jacob sie befürchtete V. 11 f-- vorzubeugen] ihm um seine Hände, und wo er glatt war am Halsetk V) Es sind das wohl die Kleider, in welchen er als der Erstgeborene an Stelle des alten und schwachen Vaters den priesterlichen Dienst in der Familie zu ver- richten pflegte. — ») Bei dem feinen, kurzen Haar der morgenländischenZiegen ließ sich so allerdings in täuschen- der Weise Esaubs Rauhigkeit nachmachen; auch bei den Römern wurde dies Haar zum Ersatze des Menschen- haares verwendet. 17. Und gab also [nachdem die Verkleidung vollständig war] das Essen mit Brod, wie sie es gemacht hatte, in Jacobs Hand, ihres Sohnes sdaß er es hineintrage]. 18. Und er ging hinein zu seinem Vater, und sprach [mit verstellter Stimme sich anmeldend]: Mein Vater! Er antwortete: Hie bin ich. Wer bist du, mein Sohn? [an deiner Stimme kann ich nicht recht erkennen, bist du Esau oder Jacob.] Aus einer gewissen Scheu vor Rebekka, deren Wider- streben er befürchtete, und wohl auch vor Jacob, dessen Abkommen mit Csau (Kap. 25, 29 f.) ihm nicht unbe- kannt war, hat Jsaak die beabsichtigte Segenshandlung diesen beiden verheimlicht (V. 1); er ist daher sehr hesorgh daß nicht eins von ihnen störend dazwischen OMMG 19. Jacob sprach zu seinem Vater: Jch bin Esau, dein erstgeborner Sohn; ich hab gethan, wie du mit gesagt hast sund dir ein Essen gemacht, wie du’s gerne hast]; stehe [richte dich im Bette] auf, setze dich, und iß von meinem Wildbret, aus daß mich [darnach, wie du ja versprochen haft V. 4] deine Seele segne. 20. Jsaak aber [der dem Esau zwar mit Ver- langen entgegenharrte, doch auch sich berechnete, daß dieser schon jetzt nicht wohl wieder zurück sein und das Essen bereitet haben konnte] sprach zu seinem Sohnsdem vorgeblichen Esau]: Mein Sohn, wie hast du sdies Beut] so bald fanden? [du hast doch sonst viel Mühe, ehe du ein Wild- pret erlegen kannst] Er antwortete: Der HERR, dein Gott [vor dem du mich segnen willst V. 7], bescheerte mirs [gab diesmal besonderes Glück zu meiner Jagd] 21. Da sprach Jsaak zu Jacob sden er immer noch nicht recht für Esau halten wollte, weil ihm dessen Gang und Stimme aufsiel]: Tritt herzu, mein Sohn, daß ich dich begrcife, ob du seiest mein Sohn Esau, oder nicht. »Da hätte ich die Schüssel fallen lassen, und wäre gelaufen, als hätte mir der Kopf gebrannt«, sagt Luther, indem er sich in Jakobs Stelle versetzt. 22. Also trat Jaeob [in seiner Ziegen-Ueber- haarung vor einer derartigen Untersuchung sich nicht Weiter fürchte-III] zu seinem Vater Jsaal; und da er ihn begriffen hatte, sprach »er: Die Stimme ist Jakobs Stimme, aber die Hande sind Esaus Hunde. 23. Und er kannte ihn nicht serkannte ihn nicht für den, der er eigentlich war, trotz der verräthe- rischen Stimme] denn seine Hände waren ranch, wie Esaus, seines Bruders, Hände; und segnete ihn [schickte sich an, die Segenshandlung an ihm vorzunehmen] 24. Und sprach zu ihm [um vor Beginn der Handlung auch den letzten Rest von Zweifel aus seiner Seele zu bannen]: Bist du mein Sohn Esau? [sage mir’s auf dein ehrliches Wort, und ich will deiner Versicherung ohne Rückhalt glauben.] Er antwortete: Ja, ich bin’s·. Jacob hat vor dem Vater doch einen recht schweren Stand; aber ,,wo einmal die Grenzen der Pflicht über- sprungen sind, giebt?- kein Maß für die Frechheit mehr-«, und vermag des Vaters Gutmtithigkeit und Ossenherzig- keit, womit derselbe ihn in’s Examen nimmt, nichts über ihn, er führte seine Ltigenrolle beharrlich durch. Gott ließ die List gelingen, weil Jsaaks Vorhaben, den Esau zu segnen, seinen Rathschliissen schnurstracks ent- gegen war. Esau taugte ja nimmer zum Oberhaupt eines religiösen Stammes, bei welchem der Haus-Vater zugleich Priester sein und allein aus dem Glauben die ganze Staatsverfassung hervorgehen solltez aus Esau’s Stamm mochte ein Herodes erwachsen, nicht aber ein JmanueL Doch wußte Gott hernach auch die Rebekka und den Jacob für die Sünde, womit sie in ihrer fleisch- lichen Ungeduld seiner Führung vorgegriffen und an dem Gatten und Vater sich so schwer vergangen hatten, hart zu züchtigen: jene muß 20 J. lang ihren Lieblings- sohn missen, und hat ihn wohl nie im Leben wieder gesehen; diesem aber wird in der Fremde und in der eigenen Familie reichlich vergolten, was er im elterlichen Hause an Vater und Bruder verschuldet. 25. Da sprach er: So bringe mir her, mein Sohn, zu essen von deinem Wildpreh daß dich meine Seele segne. Da bracht er’s ihm, und er aß; und trug ihm auch Wein hinein, und er trank. 26. Und Jsaak, sein Vater snachdem er sich leiblich gestärkt und zugleich mit dem Sohne, von dessen Mahle er genoß, in Liebe sich vermählt Jacob erschleicht sich den Erstgeburtssegen und wird zum Erben der Verheiszung eingesetzt. 79 hatte 2. Mose 29, 34 Anm.], sprach zu ihm: Komm her, und tüsse mich, mein Sohn sdaß unser jetzt geschlossener Liebesbund auch durch das äußer- liche Zeichen der Liebe und Gemeinschaft besiegelt werde]. 27. Er trat hinzu, und lüssete ihn. Da roch er den [ivürzigen] Geruch seiner Kleider [Ps. 45, 9], und [von dieser sinnlichen Empfindung Anlaß und Stoff hernehmend zu seinem SegenssPrUchJ segnete [er] ihn, und sprach: Siehe, der Geruch meines Sohnes ist wie ein Geruch des Feldes, das der HERR [mi·t würzigen Kräutern und duften- den Blumen und grünenden Saaten reichlich] ge- segnet hat. 28. Gott gebe dir [daß das ganze Land, das dein Same einst besitzen wird, ein solch duftendes Feld, eine solche Zauberflur sei; er gebe dir] vom Thau des Himmels, und von der Fettigkeit der Erde, und Korn und Weins die Fiille [5. Mos 8, 7 ff.; 33, 28]. 29. [Und nachdem er ihn so zum Erben des dem Abraham versprochenen und ihm selbst be- stätigten Landes Kp. 12, 7; 26, 3 eingesetzt, machte er ihn auch zum Erben der übrigen Ver- heiszung, indem er ihm den Vorrang über alle Völker und die Segensvermittelung für alle Ge- schlechter auf Erden Kp. 12, 2 f.; 26, 4 verlieh:] Völker müssen dir dienen, und Leute müssen dir zu Fuße fallen [Jes. So, 1 ff.]. Sei ein Herr über deine Brüder, und deiner Mutter Kinder müssen dir [als dem ErstgeboreneUJ zu Fuße fallen. Verflucht sei, wer dir sluchetz gesegnet sei, wer dich segnet. Eine der merkwürdigsten Verwickelungen des Lebens tritt uns· hier entgegen, die uns auf das Lebendigste zeigt, wie eine höhere Hand die Fäden der Geschichte leitet, daß sie durch alle Sünde und allen Jrrthum der Menschen nicht verwirrt werden können. Ein jeder webt die Fäden, die er in der Hand hat, nach seiner Einsicht und Willktir, und zuletzt zeigen sich doch in dem voll- endeten Gewebe die harmonisch zusammenschließenden Züge des von dem sinnigen Verstande des· Meisters gu- vor bedachten Bildes (Kurtz.) O über die D( e, ie auf Erden geschehen, aber vom Himmel her; durch Menschen, aber unter Gottes Leitung! (Augustin.) II. 31. 30—40. glatt) liaum vollendetem Segen über Darob liehrt Ssau von seiner Jagd zuriiitr und triigt ebenfalls dem Vater ein Essen hinein. Zta erliennt dieser, daß er als willenloses Werkzeug in der Jxand des ytkrrn einem Indern den Segen hat ertheilen mühen, als dem er ihii kugedaajh und daß er denselben nicht znriirlinehinen kann. Øsau iolithet und weint, doch wird ihm wenigstens eine, mit der Yruihtbarlieit Ganaans Verwandte Wohnung und die einstige Be- freiung von dem Joch seines Bruders in Iussicht gestellt. 30. Als nun Jsaat vollendet hatte den Segen über Jaeob, iiud Jaeob kaum hinausgegangen war von seinem Vater Jsaatz da kam Esaii, sein Bruder, von seiner Jagd [mit einem erlegten Wild zurück], Nach Gottes besonderer Fügung keinen Augenblick «früher, damit seine, und nicht Jsaaks Anschläge den Sieg davon trügen, aber auch keinen Augenblick später, damit Rebekka und Jacob erkenneten, wie leicht ihr ganzer Handel hätte fehlschlagen können (Röm. 9, 16). 31. Und [Esau] machte auch ein Essen, und trug’s hinein zu seinem Vater sauf daß er, wie er meinte, mittels eines leckeren Gerichts den Segen wiedererlange, von dem er um eines leckeren Gerichts willen sich losgesagt], und sprach zu ihm: Siehe auf, mein Vater, und iß von dem Wildpret deines Sohns, daß mich deine Seele segne. 32. Da antwortete ihm Jsaak, sein Vater [im hohen Maße befremdet, daß abermals jemand in derselben Weise wie in V. 18 s. sich ihm nahe]: Wer bist du? Er sprach: sWie kannst du erst noch fragen, mein Vater?] Ich bitt Esau, dein erstge- borner Sohn [den du ja auf’s Feld geschickt, daß er dir ein Wildpret sahe und ein Essen bereite, wie du’s gerne hast V. 3 f.]. 33. Da entseßte sich Jsaak über die Maße sehr [denn es ward ihm jetzt zur Gewißheit, was er vorhin nur mit Mühe sich aus dem Sinne geschlagen V. 24, daß Jacob, und nicht Esau derjenige war, der zu ihm hereingekommenL und sprach: Wer? wo ist denn sWer istdoch ge- wesen] der Jäger, der mir bracht hat, und ich hab von allem gessen, ehe du kamest, und hab ihn gesegnet? [Nun, ich kann’s nicht mehr ändern, hat dochder HErr selbst ihn durch mich gesegnet.] Er wird [darum] auch gesegnet bleiben. « 34. Als Esau diese Rede seines Vaters hörte, schrte er laut, und ward über die Maße sehr be- trübt [daß nun alles sollte unwiederbringlich für ihn verloren sein]; und sprach zu seinem Vater: Segne mich auch, mein Vater [Hebr. 12, 17]. 35. Er aber sprach: [Jch kann dir- den Segen nicht mehr geben, so sehr dein Leid mir auch zu Herzen geht] Dein Bruder ist [vor dir] kommen [freilich] mit [arger, verabscheuungswürdiged List [doch der HErr hat’s ihm zugelassen und mir die Augen gehalten, daß ich ihn nicht kannte], und hat deinen [den dir zugedachten] Segen sein für allemal] hinweg. sc. Da sprach er: Er heißt wohl smit Recht] Jakob [Kap. 25, 26]; denn er hat mich nun zwei- mal Untertreten sdurch listige Machinationen mir ein Bein gestellt und mich zu Fall gebracht]. Meine Erstgcburt hat er dahin [Kp. 25, 33]; und siehe, nun nimmt er auch meinen Segen. Und sprach: Hast du [ihm denn alles zugesprochen? hast du] mir denn keinen Segen vorbehalten? So denkt die Welt noch heutzutage! Die Gnade der Wiedergeburh der Kindschaft Gottes, der Recht- fertigung und Heiligung, wodurch man ein Erstling der Kreatur Gottes wird und das Gnadenrecht zu dem himm- 80 1. Mose 27, 37— 46. 28, 1——9. lischen Segen erlangt, verkauft sie, und will doch her: nach diesen Segen ererben; sie will selig, aber nicht fromm sein, will in den Himmel kommen, aber den Weg dazu nicht betreten. (Roog.) 37. Jsaak antwortete, nnd sprach zu ihm: Jch habe ihn»zum Herrn uber dich gesehn nnd alle seine Bruder hab ich ihm zu Knechten gemacht, mit Korn und Wein hab ich ihn versehen [du siehest also, der ganze Erstgeburtssegen ist dahin]; was soll ich doch dir nun thun, mein Sohn? 38. Esau sprach zu seinem Vater: Hast du denn nur Einen Segen, mein Vater [wenn ich auch auf den eigentlichen Erstgeburtssegen leider verzichten muß, so giebt es doch gewiß noch einen, wenn auch geringeren Segen für mich]? Segne kais-»] mich auch, mein Vater; nnd hnb auf feine Stimme, und weinete sso kläglich, daß« dem Vater das Herz darüber brechen wollte]. 39. Da antwortete Jsaat, sein Vater sindem von Neuem der Prophetengeist über ihn kam und in diesem Geiste auch die Zukunft dieses Sohnes sich ihm erschloßL nnd sprach zu ihm: Siehe da — setwas mit dem, deinem Bruder zuerkannten ir- dischen Segen Verwandtes ist auch für dich vor- handen], du Wirst [dicht neben dem gelobten Lande, s· Karte 1I.] eine fette Wohnung haben ·auf Erden sin Seir 4. M. 20, 17 Anm.], und vom Thau des Himmels von oben her swirst du dort, wenn auch nicht so reichlich, wie dein Bruder in seinem Lande, doch immer noch genug empfangen, um ebenfalls für einen Gesegneten zu gelten]. 40. Deines Schivetts [wie es deinem wilden, unternehmungslustigem in deinen Nachkommen zu kriegerischem Charakter sich steigernden Sinne ent- spDEchtJ wirst du Daselbst] dich nähren, nnd snun wirst du zwar] deinem Bruder [damit die diesem gegebene Verheißung V. 29 sich erfülle, eine Zeit lang] dienen» Und [Aber] es wird geschehen, daß du auch ein Herr, nnd sein Joch von deinem Halse reißen wirst [denn sein Segen ist getrübt durch die Unlauterkeit des Mittels, durch welches er denselben sich verschafft hat]. Nach anfänglich langer Unabhängigkeit wurden die Edomiter von Saul siegreich bekämpft (1. Sinn. U, 47), von David unterworfen (2. S. 8, 14), und blieben, trotz eines Empörungsversuchs unter Salomo (1. Kön II, 14 ff.), dem Reiche Juda unterthan bis zur Zeit Jorams, wo sie abfielen (2. K. 8, 20 f.); aber von Amazia wurden sie wieder unterworfen (2. K. 14, 7; L. Chr. 25, 1l fs.) und mußten auch unter Usia und Jotham abhängig bleiben (2. K. 14, M; 2. Chr. 26, 2); erst unter Ahas schüttelten sie das Joch Judas ganz ab (2. K. 16, Z; 2. Chr. 28, 17) und drangen nach der babylonischen Gefangenschaft und zur Zeit der Macca- bäer selbst in die südlichen Landschaften Judäas bis gen Hebron vor, wo sie dasjenige Gebiet, welches früher das Stidland geheißen hatte (4. Mose 13, 1Anm.), be- setzten und ihm den Namen Jdumäa gaben, während ihr heimathliches Gebirge von den Nabatäerm einem arab. Volkssiamm (1. Man. Z, 27 Anm.), dessen König Aretas hernachmals« den Herodes Antipas wegen der Verstoszung seiner Tochter bekriegte (Matth. 14, 3 f.i, eingenommen wurde· Um’s J. 127 v. Chr. wurden sie nun zwar von Johannes Hyrkanus von Neuem über- wältigt, zur Beschneidung gezwungen und dem jüdischen Staate einverleibt, aber gerade diese Maßregel bahnte einen neuen Triumph für die Nachkommen Esaubs an; denn sie begründeten später durch Antipater und Herodes eine idumiiische Dynastie über Judäa, die sich bis zur gänzlichen Auflösung des jiidischen Staates erhielt. lII· n. 41 vie new. 28, 5. weil ask-u in seinen Zorn mit Zllordgednniien wider Darob umgeht, so veranlaßt diebelrlka den letzteren, zu ihrem Bruder« gtaban zu fliehen, und weis; es auch bei Isaale so anzustellen, das; er selber den Xlarob ncit dem Jusirag nash Ine- sopoiamien entsendet, sitt) von dort ein Weib zu holen, und mit seinem Segen ihn abfertigt 41. Und Esau sstatt in dem, wie alles ge- kommen war, Gottes Hand zu erkennen und sich unter dieselbe zu demiithigen] war Jakob gram um des Segens willen, damit ihn sein Vater ge- segnet hatte; und sprach in seinem Herzen: Es wird die Zeit bald kommen, daß mein Vater Leide tragen muß; denn ich will meinen Bruder Jacob erwürgen Auch in dieser seiner Verbitterung spricht sich Esaus natürliche Gutmüthigkeit aus; denn er führt den Rache- plan nicht gleich aus, sondern verräth ihn in ausge- stoßenen Drohungen und vertagt ihn auf spätere Zeit (nach anderer Auslegung bis nach des Vaters Tode) 42. Da wurden Rebekka angesagt diese Worte ihres größeren Sohns Esau; nnd srasch entschlossen wie sie war] schickte [sie] hin lzu den Heerden], und ließ Jakob, ihrem kleineren Sohn, rufen, und sprach zu ihm: Siehe, dein Bruder Esau dräuet dir [sucht Rache an dir zu nehmen damit], daß er dich erwitrgen will. 43. Und nun hbre meine Stimme, mein Sohn: Mach dich aus, und sleuch zu meinem Bruder Laban in Haran, 44. Und bleib eine Weile bei ihm, bis sich der Grimm deines Bruders wende, 45. Und bis sich sein Zorn wider dich [den ich schon in deiner Abwesenheit werde zu be- schwichtigen wissenj von dir wende, und [er]-ver- gesse, was du an ihm gethan hast; so will ich dar- nach [wenn alles wieder gut steht] schicken, und dich von dannen holen lassen. Warum sollte ich euer beider beraubet werden auf einen Tag [d ein er, wenn Esau wirklich eines Tages seine schreckliche Drohung ausführen und dich tödten sollte, seiner, indem dann die ganze Freundschaft wider den Brudermörder austreten und Rache an ihm nehmen würde L. Mos 21, 14 Anm.]? 4-i5. Und Rebekka snachdem sie mit solchen Vorstellungen den Sohn zur Abreise bestimmt, begab sich alsbald zu ihrem Ehegattenx dem aber mochte sie den nächsten und dringlichsten Beweg- grund für ihr Vorhaben nicht entdecken, sie legte daher alles Gewicht auf einen andern Zweck, den Jacob zieht nach Mefopotamien. 81 sie mit Jakobs Reise verband, und] sprach zu Jsaak [in klug berechnender Weise ihm nicht so- wohl ihren Plan fertig Vorlegend, als vielmehr auf einem Umwege in seiner eigenen Seele ihn anregend]: Mich verdreußt zu leben vor den Töch- iern Heil) [die Esau zu Weibern genommen; sie haben die ganze Zeit daher uns schon Herzeleid genug bereitet, und treiben es neuerdings immer ärger Kap. 26, 34 f.]. Wo Jakob [der nun77Jahr alt ist und doch nicht lange mehr unbeweibt blei- ben kann, ebenfalls] ein Weib nimmt von den Töchtern Heth, die da sind wie die Töchter dieses Landes [iiberhaupt —- abgöttisch und frech]: was soll mir das Leben? Indem Rebekka das sagte, schlug sie nicht nur mit ihren Klagen eine verwandte Saite in Jsaaks Herzen an, der ja nicht weniger als sie von Esaus Weibern zu lei- den hatte; sondern erinnerte auch mittelbar ihn an das Vorbild seines Vaters, der einst ihm selber kein Weib hatte nehmen wollen von den Töchtern der Cananiter (Kap. 24, 1--4). Das 28. Kapitel. giocob steht auf feiner greife die Himmelsleiter· 1. Da rief Jsaak seinem Sohn Jakob, und segnete ihn [um jetzt mit Wissen und Willen den Segen ihm zu bestätigen, mit welchem er vorhin wider seinen Willen ihn belehnt hatte], und [in- dem er ausdrücklich als den Stammhalter der Verheißungslinie ihn anerkannte] gebot [er] ihm, und sprach zu ihmi Nimm nicht ein Weib von den Föchtern Canaanz Töchtern Satan, deiner Mutter Bruders. Hände segnend auf Jaeobs Haupt] der allmachtige «. Gott segne dich und mache dich fruchtbar und mehre ; dich, daß du [in deiner Nachkommenschaft] werdest f ein Haufen Völker; « 4. Und gebe dir [auch in allen übrigen Stücken] den Segen Abrahams [Kap. 12, 2. 3. 7], dir und deinem Samen mit dir, daß du befiszest das Land, da du ein Fremdling innen bist, das Gott Abraham gegeben hat. 5. Also fertigte Jsaak den Jacob [2. Seins. 19, 17 Anm·], daß er [zwar ohne Geleit, aber doch im Segen des Vaters] in Mesopotainien zog zu Laban, Vethuels Sohii in Shrien, dem Bruder Rebekka, seiner und Esaus Mutter. Letztere hat er dann, als er nach 20 Jahren wieder heimkehrte, nicht mehr am Leben getroffen (Kap.35, 27 ff.). IV. U. 6—9. Man, um den Mater wegen feiner rann- nitifihen Weiber, die er nicht gerne sieht, zu beschwich- Sonderiåz mach dich auf, und zeuch in Me- sopotamien zu ethuels, deiner Mutter Vaters «» . . . . .. - » - s xx s B uder je vor sich br ge k ; d Hans« Und mmm d« m! Weib daselbst Von den habe dir-nein: Frau aus des Vatlejds lxsefiltiilekkchh idtiiæhridtrtig s] Jakob eine .solche nur aus der Mutter Stamm sich 3. Ader [und bei diesen Worten legte er feine tigen, nimmt sich noitJ eine dritte Frau aus Ltsniaelo Geftijleiht dazu. Dach sei's Bibelwort. s. Aufl· s. Als nun Esau sahe, daß Jsaat Jacob ge- segnet hatte, und abgcferttget in Mesopotamiem daß er daselbst ein Weib nähme; und daß, indem er ihn gesegnet, [er] ihm gebot und sprach: Du sollst nicht ein Weib nehmen von den Töchtern Canaanz 7. Und daß Jacob seinem Vater und seiner fhinter dem Vater stehenden] Mutter gehorchte, und in Mesopotamien zog; Mit Augen sah er nur Jacobs Abwesenheit, die Veranlassung aber und die näheren Umstände bei der Abfertigung erfuhr er ohne Zweifel aus dem Munde Jsaats selber, der ihm damit mittelbar zu verstehen gab, was ihm dann noch weiter klar wurde (V. 8). 8. Sahefauch [da die Eltern immer mehr eine sich abschließende Stellung gegen seine beiden cananitischen Frauen einnahmen], daß Jsaah sein Vater Ium die Mutter flimmerte er sich nicht weiter Kaki. 27, 41., nur den Vater hätte er gern sich wieder günstiger gestimmt], nicht gerne sah die Töchter Cauaan; 9. Ging er [fo recht das Bild eines noch un- bekehrten Menschen, der seine Fehltritte im alten Wesen und aus eigener Kraft wieder gutinachen möchte, dabei jedoch von Neuem fehlgreift] hin zu " Jstnael [nicht zu diesem selber, denn er war schon seit 14 Jahren Kap. 25, 17 todt, sondern zu dessen Geschlechth und nahm über die Weiber, die er zuvor hatte kJudith und Basmath Kap. 26, 34 oder wie sie Kap. 36, 2 genannt werden, Aha«- bama und Ada], Mahalath [in Kap. se, 3 Bas- math genannt], die Tochler Jsmaeh des Sohns Abrahamih die Schwester Rebajoth [Kap. 25, 13], zum Weibe. Esau nieinte wohl, er habe jetzt weit mehr fiir sich, holen wolle. Doch bedachte er nicht, daß er im Gegen- theil sich damit desto entschiedener von der Verheißungs- «- linie logsagte, je bestimmter Jsmael von dem Erbe der Verheißung bereits ausgeschlossen war lKap. St, 10). »So treffen natürliche Menschen nie die rechten Wege, wie sie Gott und Menschen, so sie beleidigt haben, wieder zu« frieden ftellen und sich mit ihnen aussöhnen mögen. (Berl. Bibel) Mancher Mensch will, wenn er in Angst oder Todesnoth geräth, auf gleiche Weise seiner Seele durch äußerliche Werke, die er von frommen Christen abgesehen hat, z-»B. durch Beten, Lesen, Hören, Abend- wohl, Verinächticcsfe u. dergl. rathen und helfen; allein so lange des Herzens« Grund nicht geändert ist, so lange man keine Gnade im Blute Jesu durch den Glauben erlangt hat, bleibt man unter dem Fluch liegen und geht unter demselben dem ewigen Verderben entgegen. Wer thun will, was Iacob that, der werde zuerst, was Jacob war, ein Nachfolger des Glaubens Abrahain’s: so wiriks ihm am Segen Jacob’s nicht fehlen. (Roos.) V. U. 10—22. Stuf feiner Zieife nach That-an, noch initten iii Canaan fnh windend, iihernaihtet Darob auf freiem Zkelde und hat hier dar« hedeutungsvolle Traumgesicht non der Zjincmeloleiietn Gott belehnt ihn da feiner, was vorhin Dfaali gethan hatte, mit Jbrahaing Segen und uekheifki ihm noch im Ilefonderem dafk er ihn wolle z. T. l. 1. 6 82 1. Mose 28, 10—22. 29, 1—10. behiiten auf allen seinen Wegen und seiner Zeit in das Fand kuriitlibriiigeiy das er seht zu verlassen im Pegriff steht. Darob aber, indem beim Grmachen noch die Schauer« der eben empsundenen Gattesniihe seine Seele durthbeben, weihrt den Stein, aus dem sein Isaupt gelegen, Zu einem Denkmal, giebt der Stätte, da ihm die Offenbarung zu Theil geworden, einen bezeichnenden Zlamen und ver- pflichtet sitt) dem Hatten, den er im Glauben beim warte nimmt, ku beständigem Dienst. 10. Aber Jakob snachdem ihn der Vater mit seinem Segen abgefertigt hatte] zog ans von Bek- Saha [wo Jsaak dazumal wohnete Kuh. 26, 23 ff.l, und reisete gen Haram 11. Und .[da er nun seines Weges so dahin zog — das Vaterhaus mit den Offenbarungen und der Verehrung des allein wahren Gottes hinter ihm, Einsamkeit und Verlassenheit um ihn, die Gedanken, die sich unter einander ver- klagen oder entschuldigen, in ihm und eine prü- fnngsreiche Zukunft vor ihm —] kam [er nach etwa 3—4 TagereifeUJ an einen Ort fauf eine durch Anmuth und Sicherheit zum Bleiben daselbst einladende Berghöhe in der Nähe der Stadt Lust V. 19, etliche Meilen nördlich von Jerusalem] da blieb er sdenn auch wirklich, wie die Reisen- den im Morgenlande das nicht selten thun, aus freiem Felde] über Nacht, denn die Sonne war untergangen [und die Stadt nicht mehr zu er.- reichen, die überdies für ihn, der keine Cananiterin zum Weibe nehmen sollte und wollte, kein er- tvünschtes Nachtquartier bor]. Und er nahm einen Stein des Orts und legte ihn zu seinen Hamen, und legte sieh an demselbigen Ort schlafen. «) Bei weitem die meisten biblischen Gcographen der jetzigen Zeit, denen auch wir uns angeschlossen haben, suchen die Stätte da, wo die Ruinen von Bejtin liegen, am Abhange eines zwischen zwei Thälerii befindlichen Hügels, der noch jetzt die herrlichsten Weideplätze trägt, abljr xrnter die in Vergessenheit gerathenen heil. Stätten ge or . 12. Und ihm tråumete [durch besondere Ein- wirkung Gottes, nachdem er unter mancherlei Ban- gem eingesihlafen war], und siehe [das war das Traumgesichh das er hatte], eine Leiter sals Sinn- bild des göttlichen Bundes, der eine Brücke schlägt zwischen dem armen, hilflosen Menschenkinde hier unten und der lichten, seligen Welt dort oben] stand auf Erden, die rührte mit der Spitze an den Himmel, und siehe [das war die weitere Entfal- tung des Traumgesichtss die Engel Gottes [als Sinnbilder der bis in’s Einzelnste gehenden, steti- gen Fürsorge des treuen Bundesgottes für seinen gläubigen Bundesknechq stiegen daran ans Und nieder sgieichsam dessen Seufzer und Gebete hin- auftragend und von oben Stärke und Hilfe zu ihm herabbringend]; 13. Und der HERR stund oben drauf [zeigte sich oben an der Spitze der Leiter in irgend wel- eher, dem Seelenauge des Jacob erkennbaren Ge- stalt] uud sptach [seinen Bund mit Abraham und Jsaak jetzt förmlich auf ihn übertragend und die diesen gegebenen Verheißungen Kuh· 12, L. Z; 26, Z. 4 ihm feierlich bestätigend]: Ich bin der HERR, Abrahams, deines Vaters, Gott, nnd Jsaals Gott; das Land, da du auf liegen, will ich dir und deinem Samen geben. 14. Und dein Same soll werden, wie der Staub auf Erden, und du sollst ausgebreitet wer- den gegen dem Abend, Morgen, Mitternacht und Mittag; und durch dich nnd deinen Samen sollen alle Geschlechter auf Erden gesegnet werden. 15. sDarnach aber, auf Jacobs gegenwärtige Lage noch besonders eingehend, und für die Zeit der Prüfung, der er entgegenging, mit Geduld und Kraft ihn waffnend, auf daß er der Mann der Hoffnung werde Katz. 24, 63 Anm·, fuhr der HErr fort:] Und siehe, ich bitt mit dir, Und will dich behüte-n, wo da hinzenchsy nnd will dich wieder her bringen in dies Land; denn ich will dich nicht lassen, bis daß ich thue alles, was ich dir geredt sverheißen 1. Kön. 3, 17 Anm.] habe. 16. Da nun Jacob von seinem Schlaf auf- wachte, sprach er sdie Seele noch voll von den Eint-rücken der eben empfangenen Offenbarung]: Gewisllich ist der HERR [mit seiner liebevoll sich herablassenden Gnade auch] an diesem [rings von lauter Ungläubigen umwohntenj Ort, nnd ich wußte es nicht smeinte vielmehr, als ich gestern Abend an demselben mich schlafen legte, ich wäre, weil aus dem Bereiche meiner Familie, auch aus dem Bereiche der göttlichen Offenbarung heraus]; 17. Und fürchtete sich sempfand zugleich eine ehrfurchtsvolle Scheu vor der Stätte, an welcher er zum ersten Mal in seinem Leben einer Er- scheinung des HErrn gewürdigt worden war], Und sprach: Wie heilig ist diese Stätte Use, die mir vorher so profan erschienen, ist mir nun zu einem Heiligthum geworden]! Hie ist nichts anders denn Gottes Hans, nnd hie ist die Pforte des Himmels [hier hat Gott bei mir gewohnt, mit mir geredet und mich gesegnet; und hier hat er den Himmel über mir geöffnet, mich einen Blick hinaufthun und die Kräfte der zu- künftigen Welt auf mich herabkommen lassen]. 18. Und Jakob [nachdem er gleich beim ersten Erwachen in die eben gemeldeten Worte ausge- brochen] stund des Morgens frühe auf, und nahm den Stein, den er zu seinen Hänpten gelegt hatte, und richtete ihn auf zu einem [Denk-] Mal [um sich die Stellc genau zu bezeichnen, wo die Er- scheinung ihm zu Theil geworden], nnd goß Oel [das er, wie jeder Reisende im Morgenlande, bei sich führte] oben drauf sum ihn zu einem vor- läufigen Heiligthum zu weihen, bis er, wenn er einst heimkehren würde, einen ordentlichen Altar daraus machen könnte V. 22], Jaeob sieht auf seiner Reise die Himmelsleiter. 83 19. Und hieß die Stätte [mit Beziehung auf das, was er V. 17 von ihr gesagt hatte] Beth-El sHaus Gottes]; vorhin hieß sonst die sdabei lie- gende] Stadt Lus [d· i. Mandelbaum Kp. 30, 37]. Sie -behielt diesen Namen bei den Cananitern auch fort, bis die Kinder Jsrael das Land einnahmen und den neuen Namen an die Stelle setzten (Jos. Its. 23 18,l3). 20. Und Jakob that ein Gelübde und sprach: So Gott lworan ich keinen »Augenblick zweifle] wird mit mir sein und mich behuten auf dem Wege, den ich reife, und Brod zu essen geben, und Klei- der anzuziehen [1. Tini. S, 8], 21. Und mich tnit Frieden [in guter Gesund- heit und ohne Schaden] wieder heim zu meinem Vater bringen [wie er ja das alles mir vorhin V. 15 zugesagt hat] so soll der HERR mein Gott sein [dem ich mein Lebenlang dienen will]; 22. Und dieser Stein, den ich aufgerichtet habe zu einem Mal» soll em Gotteshaus werden; und alles was du mir [HErr] giebst, deß will ich dir den Zehnten geben. Jaeob hat wohl den Gedanken, an diesem Ort dem HErrn seinem Gott ein festes Heiligthum, einen eigent- lichen Tempel zu errichten, mit einer vollständigen Gottes- dienstordnung; doch eine solche Einrichtung ist nicht seine, sondern des HErrn Sache, der hernach durch Mose die Stiftshütte errichten läßt und selbst die den Cultus betreffenden Gesetze giebt, den Ort aber, wo ein steinerner Tempel im heil. Lande stehen soll, schon Kap. 22 zuvor bezeichnet hat. Darum sehen wir auch Kur. 35, 7., daß aus dem Stein ein bloßer Altar wird, was auf Gottes ausdriicklichen Befehl also geschehen ist; daß aber Jacob jemals den Zehnten gegeben hätte von allem, das er hatte, lesen wir nirgends. Das 29. Kapitel. Jakob erwirbt durch feinen vierzehnjahrigen Dienst zwei Reiher. I— di. 1——14. Jakob, gliimlicij in Znesopotaniien angelangt, trifft an einem Brunnen bei Zjaran mit etlichen Zhirten von dort, dnrnnih aush mit Labung Tochter Ruhe! zu- sammen, die ihres xlaterg Schafe zur alriinlke führt. blashdem er lich ihr zu ernennen gegeben, giebt sie als- bald dem Unter Zllnchricijt von ihm; und xlaban eilt nun hinaus, den Imwestersohn zu bemillleommnen und ihn in sein Zjaus zu führen. 1. Da hub Jakob [durch das oben erzählte Erlebnis; von aller seiner Niedergeschlagenheit auf- gerichtet und das Herz voll fröhlicher ZUversichtJ seine Füße auf und ging srüstigen Schrittes seines Weges weiter, tiberschritt den Jordan wahrscheim lich oberhalb Bethsean, wendete sich hierauf gen Damaskus und kam so nach einer Reise von etwa 130 Meilen] in das Land [Mesopotamien], das [von Canaan aus gerechnet] gegen Morgen liegt; Z. Und sahe sich [in selbiger Gegend] ntn [ob er nicht irgendwo etwas gewahr werden könnte, das ihm zum Wegweiser nach Haran dienen möchte] und siehe, da war ein Brunnen auf dem Felde, und flehe, drei Heerden Schafe lagen dabei, denn von dem Brunnen pflegten sie [die in dieser Ge- gend weidenden Hirten] die Heerden zu trinken, und lag [wie das immer bei dergleichen Cisternem darin die herumziehenden Nomaden das Regen- wasser aufsammeln, der Fall ist] ein großer Stein vor dem Loch kder oberen Oeffnung] des Brunnens. Zur Fortwälzung eines solchen Steins war die Kraft von 2-3 Mann erforderlich, damit ein einzelner frem- der Hirt, der etwa vorbeitrieb, an dem Brunnen sich nicht vergreifen könnte. Z. Und sie [die Hirten, denen der Brunnen gemeinschaftlich gehörte] pflegten [nach einer unter ihnen bestehenden UebereinkUUftJ die Heerden [je- des Mal] alle daselbst zu versammeln und [nun- mehr erst] den Stein von dem Brunnenloch zu ivalzen, nnd die Schafe [aus den angelegten Tränk- rinnen] zn tranken [theils damit von dem ohne- dies nur sparsam vorhandenem Wasser nichts unnützer Weise verschwendet würde, theils damit keiner von den Mitbesitzern gegen die andern zu kurz käme] und thaten alsdann den Stein wieder vor das Loch an seine Stätte [damit der Wind den Flugsand nicht hineintreibe und so den Brun- nen verschiitte]. 4. Und Jakob sden beim Brunnen lagernden Hirten sich gleich durch seine Anrede als einen ihren Standes zu erkennen gebend] sprach zu ihnen: Lieben Brüder, wo seid ihr her? Sie antworteten: Wir sind von Haran Z. Er sprach zu ihnen: Kennet ihr auch La- ban, den Sohn [Bethuels und Enkel] NahorÆ Sie antworteten: Wir kennen ihn wohl. o. Er sprach: Gehet es ihm anch wohl? Sie antworteten: Es geht ihm wohl; und siehe, da kommt sehen] seine Tochter Rahel mit den Schafcn [um sie ebenfalls hier zu tränken] 7. Er [aber, da er das hörte und Rahel herantreiben sah, hätte gern mit ihr allein ge- redet; darum] sprach [er zu den Hirten]: Es ist noch hoch Tag, und ist noch nicht Zeit, das Vieh [in die HürdenJ einzutreibenz [warum lagert ihr also hier so lange müssig?] tranlet [doch] die Schafe, und gehet Dann] hin, und weidet sie [auf’s Neue] 8. Sie antworteten: Wir können [dürfen nach der bei uns hergebrachten Ordnung V. b] nicht [eher], bis daß alle Heerden zusammen gebracht werden, und wir snun gemeinschaftlichJ den Stein von des Brunnens Loch wiilzen, nnd also die Schafe tränken. 9. Als er noch mit ihnen redete, kam Rahel mit den Schafen ihres Vaters [beim Brunnen an]; denn sie hütete der Schafe lgleichwie noch jetzt bei den Arabern die Töchter selbst der reichsten Emire diese Lebensart führen] 10. Da aber Jakob sahe Rahel, die Tochter Labans, seiner Mutter Bruders, und die Schafe SII 84 I. Mose 29, 11——34. Labans, seiner Mutter Bruders [entbrannte er in Liebe zu jener und ward zugleich von Hochgefühl erfüllt, daß der HErr so augenfällig seine Wege zum Ziele geleitet; und indem er sich nicht weiter an jene Ordnung V. 5 kehrte] trat er hinzu nnd wälzte [allein] den Stein von dem Loch des Brun- nens [denn Liebe und Hochgefühl verliehen ihm doppelte Kraft) und tränkte die Schafe Labans, seiner Mutter Bruders [sich damit schon der Rahel als einen, der ihrem Haufe nahe stehe, zu er- kennen gebend]; ·— Die Hirten aber wehreten ihm nicht, weil sie den Fremdling mit einer gewissen Ehrerbietung betrachteten und bei ihm als Gast eine Ausnahme von der Regel sich gefallen ließen. 11 Und [dann] litssete [er] Rahel [nach dem Recht seiner Verwandtschaft mit ihr; denn ,,bei keuschem und züchtigem Leben war dazumal auch die Freiheit eine größere«. Indem er aber dabei ihr sagen wollte, wer er sei, damit sie nicht vor den anwesenden Zeugen sich müßte beschämt füh- len, erstickten Thränenseine StimmeL und weinete laut [bis er nach und nach sich erholete], 12. Und sann] sagte set] ihr an, daß er ihres Vaters Bruder sBlutsveewandterj wäre, und szwarj Rebekkcks [seiner Schwester] Sohn. Da lief sie salsbald von der Heerde hinweg] und sagte es ihrem Vater [der nicht weit davon bei dem andern Vieh sich befand] an [wer ihr draußen am Brunnen zu Gesicht gekommen wäre]. 13. Da aber Labau hdrete von Jakob, seiner Schwester Sohn, lief er shocherfreut über dessen Ankunft — war es doch nun schon 97 Jahre her, daß er einst seine Schwester aus des Vaters Hause ziehen ließ Kap. 24, 59 f.] ihm entgegen, Und fals er bei ihm anlangte] herzete sumarmtej und lüssete set] ihn, und führete ihn in sein Haus snach Haran]. Da erzählete er dem Laban alle diese Sache [wie Vater und Mutter ihn zu der Reise veranlaßt hätten und wie es ihm dann bis- her ergangen wäre] 14. Da sprach Laban zu ihm: Wohlan [Wahr- lich, dein Gesicht und deine sonstige Aehnlichkeit mit meiner Schwester bestätigt es], du bist swofiir du dich ausgiebstj mein Bein und mein Fleisch [und nun erhole dich von deiner Reise und richte dich auf ein längeres Bleiben bei mir ein]. II- n.14—30. nun-v dient dem rat-an um nahe! stehen Jahre, erhält aber am Zjortjzeitatage nirht diese, sondern Leu, ihre ältere Schwester, und muß nnn,,-da xtaban nach der siebentägigen Zjoctjkeitfeier ihm auih die Ørwählte seine; Jjkrzeng zum weihe giebt, norh andere sieben Wahre neuen. Und da er nun einen Mond lang bei ihm ge- wesen war [und während dieser Zeit sich eben so eifrig als geschickt und erfahren in den Berufs- geschäften eines Hirten erwiesen hatte], is. Sprach Laban [den wir bereits Käse. 24, 30 ff. als einen eigennützigen und gewinnsiichtigen Mann kennen gelernt] zu Jaeob lfcheinbar auf dessen Vortheil bedacht, im Grunde aber nur im eigenen Jnteresse bemüht, den brauchbaren und fleißigen Arbeiter für längere Zeit fest an seinen Dienst zu binden]: Wiewohl du mein Bruder [Vetter V. 12] bist [und daher von selber wohl noch nicht daran gedacht hast, für deine Dienste einen Lohn zu fordern], solltest du mir darum um- sonst dienen? Sage an, was soll dein Lohn sein? [ich will nicht, daß du länger aus bloßer Gefällig- keit mir dienst; es ist besser, wir schließen für die Zukunft einen förmlichen Miethscontraet]· 16. Laban aber hatte [neben mehreren Söh- Ue« Kind· Bl- 1 auch] zivo Töchter: die älteste hieß Lea, und die jüngste hieß Rahel. 17. Aber Lea hatte ein blöde Gesicht [matte, glanzlose Augen, die ihr Aeußeres, wenn es auch nicht gerade häßlich war, doch weniger vortheil- haft erfcheinen ließen] Rahel [dagegen] war hübsch und schön [eine vollkommene weibliche Schönheit]. 18. Und Jacob gewann die Rahel lieb shatte gleich bei der ersten Begegnung mit ihr einen tiefen Eindruck von ihrer Anmuth bekommen und nun während der vier Wochen seines Aufenthalts im Hause sie dergestalt liebgewonnen, daß sie das Ziel aller seiner Wünsche war; er ging daher in seiner gegenwärtigen eigenthümlichen Lage, wo er vom Vaterhause völlig losgerissen und ausschliesk lich auf sich selber und des HErrn Segen ange- tviefen war, ohne Weiteres auf Labans Vorschlag ein], und sprach: Jch will dir sieben Jahr um Rahel, deine jüngste Tochter, dienen [sieben Jahre will ich dir dienen, und das soll meine Morgen- gabe an dich Kap. 34, 12; 2. Mos· 22, 17 Anm. für Rahel, deine jüngste Tochtey sein, um welche ich hiermit bei dir werbe]. 19. Laban.antwortete: Es ist besser, ich gebe dir [meinem Blut-Verwandten] sie, denn einem Andern [Fremden]; bleib [um diesen Preis] bei mir [und diene mir die sieben Jahre] 20. Also dienete Jakob um Rahel sieben Jahr und diinkhten sdiese Jahre trotz ihres beschwer- lichen Dienstes] ihn sden Mann der Hoffnung Röm. 8, 18; 2. Cor. 4, 17 f.], als wäretks ein- zelne seinige wenige] Tage, so lieb· hatte er» sie sfühlte m« ihrer Nähe sich so gliicklich, daß ihm sein Dienst, um den er sie erwerben sollte, gar süß und leicht wurde 1. Joh 5, 3]. 21. Und Jakob [als die sieben Jahre zu Ende waren] sprach zu Laban: Gieb mir nun mein Weib [meine Verlobte Z. Mos. 22, 24 zum Weibe], denn die sunter uns verabredete] Zeit ist hie, daß ich beiliege sHochzeit halte]. 22. Da lud Laban alle Leute des Orts [die mit ihm verwandt oder sonst seine guten Freunde » waren], und machte ein Hochzeitmahi. Jaeob erwirbt durch 14jährigen Dienst zwei Weiber. z 85 23. Des Abends aber [wo man dem Bräu- tigam die Braut verschleiert zuzuführen pflegte] nahm er [nicht Rahel, sondern] seine ·[ciltere] Tochter Lea, und brachie sie zu ihm hinein [in’s Brautgemach], und er [den Betrug nicht merkend] lag bei ihr [5. Mos 25, 5 Anm.]. · 24. Und Laban gab seiner Tochter Lea sdie er so betrügerischer Weise dem Jacob unterschob] seine Magd Silpa zur Magd. « 25. Des Morgens [nach dem Hochzeitstagq aber [als Jacob von seinem Lager sich erhub], siehe, da war es Lea fder er beigelegen hatte]. Und er sprach zu Laban: Warum hast du mir das gethan? Habe ich dir nicht um Rahel gedient? warum hast du mich denn betrogen? · ·Jn dieser Geschichte zeigt sich in recht augensälliger Weise die öttliche Wiedernergeltung Luk. 6, 38. ,,Er kannte die «ea nicht, da er die Ehe mit ihr vollzog, gleich wie» sein Vater ihn nicht kannte, da er ihn segnete. Lea spielte den Betrug auf Anstisten ihres Vaters, Jacob hatte ihn auf Anstiften feiner Mutter gespielt. Er bekam aber doch in seiner Unwissenheit an Lea sein ihm von Gott bestimmtes Weib, welches die Mutter des Messias (V- 355 Matth 1, Z) werden sollte, gleichwie Jsaak un- wissender Weise ihn als den rechten Erben der Verheißung segnete. Ach, in wie viele Vergehuiigen und Thorheiten der Menschen ist hier und überall die unveränderliche Gnade Und Treue Gottes eingeflochten! (N»oos.) » » 26. Laban antwortete: Ei; ist nicht Sitte in unserm Lande, daß man die Jungste ausgebe vor der .Aeltesten. Um aber allen weiteren Vorwürfen Jacobs: Warum hast du mir denn das nicht gleich damals, als wir un- sern Vertrag schlossen, gesagt? zu begegnen, fuhr Laden, ihn beschwichtigend, sogleich fort: » 27. Halte mit dieser [der Lea] die Woche [die sieben Tage der Hochzeitfeier Richt. 14, 11 Anm.] aus; so will ich dir diese» [die Rahel] auch kznm Weibe] geben um den Dienst, den du bei mir noch andere sieben Jahr dienen sollst. « Hier offenbart Laban so recht seine habsüchtige Pfiffig- keit; er wollte Jacob, dessen Dienste ihm so ersprießlich geworden waren, so lange als möglich bei sich festhalten, darum spielte er ihm erst den Betrug, und lenkte jeht seine Gedanken auf eine Doppelehe weil er wohl wußte, daß Jacob von Rahel nicht lassen werde, sondern lieber einen nochmaligen Dienst von sieben Jahren um ihret- willen antreten. Seine Kargheit beweist er außerdem damit, das; er beiden Töchtern nur je eine Magd giebt (Kap. 24, 61), die siebentägige Hochzeitfeier aber für beide Hochzeiten zugleich gelten läßt. Jacobs Leben begegnet in seinen Hauptmomenten Persönlichkeitem die durch den Gegensatz ihrer an die Gegenwart geknechteten Gesinnung desto schärfer seinen in die Zukunft gerichteten Charakter hervorheben (Esau--Laban). » 28. Jakob that also, nnd hielt die Woche aus; da gab ihm Laban [aach] Rahel, seine [zweite] Tochter, zum Weibe. 29. Und gab [gleichwie vorhin der Lea die Sjlpa, so jetzt] seiner Tochter Rahel seine Magd Bilha zur Magd. » 30. Also lag er auch bei mit Rahel, und hatte Rahel lieber, denn Lea; nnd dienete bei ihm furder die andern sieben Jahre. Dieser durch Betrug zu Stande gekominenen, nach dem späteren Gesetz is. Mos. 18, is) verwerflichen Doppel- ehe verdankt das Volk des Gesetzes seine Entstehung. Mit nnbeugsamer Wahrhaftigkeit und stärkster Objeetis vität erzählt das die heilige Schrist: ihre Geschichte-schrei- bung ist wahrhaft, weil sie heilig ist, und ist heilig, weil sie so wahr ist. (Delitzsch.) III- U. 31—Jiap.30, 24. In rascher Aufeinanderfolge werden dem Darob während der sieben Bahre seiner zwei« ten Dienstzeit 11 Sdhiitz und bald nachher eine Toihier geboren: 1. Buben L. Iiinean 3. xrvi «« T«- 5» M» 4· M« kann Bilha Oiaheks g. Yrxdiyiinii Magd) · U 8. tdfafcljar l M« kvonsilpa Es» Magd) ins« v" i untreu, e u on a erma o v 11. Dampf, v» Rahel. 12. Zlina so das; nunmehr siih ku erfüllen beginnt, was einst dem Jibraham nerheifkem die ganze Zeit daher· aber nur erfi von ferne angebahnt worden war: »in) will dich zum grofken zloiiie niatijenfi 31. Da aber der HERR sahe, das; Lea nn- werih [in ihres Mannes Augen geachtet] war, machte er sie srnchtbar iind Rahel Dagegen] un- fruchtbar [wie er denn überhaupt das Unedle vor der Welt und das Verachtete erwählt, und das da nichts ist, auf daß er zu Schanden mache, was stark ist l. Cor. 1, 28; Luk. I, 52]. » 32. Und Lea ward [in Folge dreier Em- wirkung des» HErrnJ schwanger, und gebar snoch im ersten Jahre ihrer Ehe] einen Sohn; den hieß sie [in triumphirender Freude darüber, daß gleich ihr erstes Kind ein Sohn war] Raben [reub- den, d. i.: Seher, ein Sohn!], Und sprach ldtefem Ausruf ihres freudig bewegten Herzens hernach- inals die Deutung gebend, als hätte sie gesagt: kaah Jeliova besonjijx Der HERR hat angesehen mein Elend fdasz ich so unwerth geachtet war]; nun wird mich mein Mann lieb haben. 33. Und ward [nach wenigen Wochen Z. Was. 12, 1——4] abermal schwanger, und gebar einen zweiten] Sohn, und sprach: Der HERR hat fmein Seufzen darüber] gehbret, daß ich ljlvch immer] unwerth [geachtet] bin, und hat mir diesen anch gegeben [um mir nunmehr Achtung zu ver- schaffen]. Und hieß ihn Simeon [Erh«r5rung]. 34. Abetmal [bald nach ihrem zweiten Wo« chenbeitj ward sie schwanger, und gebar szukn drit- ten Mal] einen Sohn, und sprach swohl mit Hm- blick darauf, das; Rahel ihre Magd Bilha dem Jacob zum Kebsiveibe gegeben hatte, und diese bereits von ihm schwanger war Kap. so, 1—4]: Nun wird sich mein Mann wieder zu mir thun f [in Zuneigung sich mir wieder anschließen]; denn 86 1.Mose 29, 35. so, 1—29. ich hab ihm [nun] drei Söhne geboren [Pred. 4, h meine Stimme [mein Verlangen nach einem Kinde] 12]. Darum hieß sie ihn Levi [Anschluß]. 35. Zum vierten ward sie schwanger, und ge- bar [ebenfalls] einen Sohn, nnd sprach: Nun will ich dem HERRU danken sdenn nun hat er gewiß meinem Mann mich werth gemacht], darum hieß sie ihn Jnda [der HErr werde gepriesen]. Und [sie] hbrete [für einige Zeit] auf Kinder zu ge- bäten sbis sie nach ungefähr einem Jahre von Neuem schwanger ward Kap. So, 17 ff.]. Von diesem Juda haben die Juden ihren schönen Namen. (Wiirttemb. Bibel) Vgl. Kap. 9, W. Das 30. Kapitel. Jakobs xiinder und Drei-bitterm. I. Da Rahel [vermuthlich gegen Ende des zweiten Jahres ihres Ehestandes] sahe, daß sie dem Jacob nichts gebar, neidete sie ihre Schwester [die rasch nach einander, im Verlauf von etwa 20 Mo- naten, 2 Söhne geboren und jetzt zum dritten Mal schwanger war Kap. 29, 32——34], und sprach [in der leidenfchaftlichen Erregtheit ihres Herzens] zu Jacob: Schasse mir Kinder; wo nicht, so sterbe ich [gräme mich zu Tode] · 2. Jaeob aber ward [wegen folcher ungebühr- lichen Rede] sehr zornig auf Rahel, und sprach: Bin ich doch nicht Gott sdaß ich dir Kinder schaf- fen könnte nach meinem Gefallen 2. Kön. 5, 7. Er ist’s], der dir deines Leibes Früchte nicht geben will [darum wende dich an ihn; vielleicht läßt er sich erbitten, dir Ehesegen zu bescheeren]. Z. Sie aber [auf diese Mahnung nicht weiter eingehend] sprach: Siehe, da ist meine Magd Bilha [die will ich dir zum Nebenweibe geben]; lege dich zu ihr, daß sie auf meinen Schooß gebiire [ich ihre Kinder mir, als der rechtmäßigen Herrin, aus den Schooß legen lasse Kalb. 50, W; Ruth 4, 16], und ich doch durch sie [wenn Gott einmal mir selber keine Leibesfrucht geben will] erbaUet werde [Kap. 16, 2]. 4. Und sie gab ihm also [in ihrer Ungeduld, welche das Ende der Wege Gottes nicht abwarten konnte V. 22 ff.] Bahn, ihre Magd [Kp. 29, 29], zum Weibe; Und Jakob [in seiner Vorliebe für Rahel ihrem Andrängen nachgebend] legte sich zii ihr [der Bilha]. H. Also ward Bilha schwanger, und gebar szu der Zeit, wo Lea mit ihrem vierten Kinde schwanger ging Kap. 29, 351 Jacob einen Sohn. S. Da sprach Rahel snun auch im Besitz eines Sohnes, den zwar Bilha geboren, den sie aber nach damaligen Rechtsverhältnissen als ihr eigen Kind ansehen durfte]: Gott hat meine Sache gerichtet [mit der Schwester gegenüber zu meinem Recht verholsen, daß ich nicht mehr wegen meiner Kinderlosigkeit ihr nachstehen mUßL nnd [hat] erhoret, und mir einen Sohn gegeben. Darum hieß sie ihn Dan [Er, der HErr, richtet] Rahel thut, wie die Heuchler zu thun pflegen: geht’s ihnen nicht nach Wunsch, so murren sie wider Gott und tadeln seine Führungen (V. 1); geht es ihnen aber wohl, so machen sie vielNtihmens und schreiben dem Segen Gottes zu, was sie durch unerlaubte Mittel zu Wege gebracht haben. (Starke.) 7. Abermal [nachdem Lea den Juda geboren und nun ein Stillstand bei ihr eintrat Kap. 29, 351 ward Bilha, Rahels Magd, schwanger, und gebar Jacob den andern Sohn. 8. Da sprach Rahel [mit triumphirendem Hin- blick auf die Schwester, die, wie es den Anschein gewinnen wollte, nun aufgehört hatte zu gebären]: Gott hat es gewandt mit mir und meiner Schwe- ster, und ich werde es ihr zuvor thun [Kämpfe Gottes habe ich gerungen mit meiner Schwester und habe die Oberhand bekom- men; mit ihrer Fruchtbarkeit geht’s zu Ende, die meine geht aber nunmehr erst recht an]. Und hieß ihn Naphthali [mein Kampf] » 9. Da nun Lea [nachdem sie in den ersten 372 Jahren ihres Ehestandes in rascher Folge 4 Kinder geboren] sahe, daß sie aufgehört hatte zu gebären, nahm sie [um dem vorzubeugen, dessen Rahel sich gerühmt V.»8] ihre Magd Silpa, und gab sie Jakob zum Weibe. Lea ist noch weniger entschuldigt, als Rahel, da sie den beiden Adoptivsöhnen derselben vier eigene entgegen- stellen kann; alleiri die stolzen herausfordernden Aeußes rungen Rahel? scheinen sie zu dem neuen Wetteifer zu. bestimmen, und Jacob glaubt es der Gleichberechtigung beider schuldig zu sein, sich auch das vierte Beilage: gefallen zu lassen. Daß Lea auch nicht mehr in der früheren demüthig frommen Stimmung handelt, beweisen auch die Namen, welche sie den beiden Adoptivsöhnen beilegt. (P. Lange.) 10. Also gebar Silpa, Leas Magd [Kap. 29, 24], Jakob [um die Mitte seines fünften Dienst- jahres um Rahel] einen Sohn. 11. Da sptach Lea sals ihr das Kind auf den Schooß gelegt wurde, weil es für das ihre galt]: Riistig sGlück auf! wenn’s aus diesem Wege rüstig weiter geht, wird meine Schwester es mir nicht zuvorthun]. Und hieß ihn Gad [Glück]. 12. Darnach ltvährend mittlerweile das V. 14——18 Erzählte sich ereignet hatte] gebar Silpa, Leas Magd, Jakob den andern Sohn [von den beiden, die sie überhaupt geboren hat]. 13. Da sprach Lea [die ja nun angefangen, selbst wieder zu gebären]: Wohl mir; denn mich werden [als eine kinderreiche Mutter] selig preisen die Töchter [die jungen Frauen Hohel 6, 8., und sich gleiche Fruchtbarkeit wünschen, habe ich doch nun schon den siebenten Sohn]. Und hieß ihn Ass er [Gli«ickseligkeit]. 14. Rnben [bereits ein Knabe von vier Jah- ren Kap. 29, 321 ging [wohl in Begleitung von Jaeob’s Kinder. 87 Unterhirten seines Vaters, die ihn mit auf’s Feld nahmen] aus zur Zeit der Weizenernte sEnde Mai bis Anfang Juni 3. M. 23, 17 Anm.] Und fand [da er nach Art solcher Knaben sich Blumen und Beeren suchen wollte] Dudainst [Liebes- äpfelchenl auf dem Felde, und brachte sie heim seiner Mutter Lea. Da sprach Rahel sdie zufällig gegenwärtig war] zu Lea: Gieb mir der Dudaim deines Sohnes ein Theil. V) Gemeint ist die Mandragora (Alraun, auch Wolfs- kirfche genannt), aus deren kleinen, weißgrünlichen Blu- men, die nach HoheL 7, 12 f. zu den Boten des Früh- lings gehören, im Mai stark, aber angenehm riechende Dlepfelchen von schmutzig gelber Farbe und in der Größe einer Muskatnuß entstehen. Man schrieb der Pflanze und ihren Früchten eine die Fruchtbarkeit befördernde Kraft zu; Rahel aber ivollte gerade jetzt uni so mehr durch Mittel jeglicher Art sich zur Schwangerschast ver· helfen, als ihre Magd Bilha nach dem zweiten Kinde V. 8 aufhörte zu gebären. 15. Sie antwortete: Hast du nicht genug, daß du mir· meinen Mann genommen sihn der- gestalt für dich eingenommen] haft sdasz ich immer nur für die Zweite gelte, da ich doch die Erste sein sollte Kap. 29, 16. 23]; nnd willst [nun] auch »die«Dudaim meines Sohnes nehmen [daß ich ja nichts für mich behalte]? Rahel sprach: Wohl: an [wenn du denn so eifersüchtig darauf bist, das; » Jacob lieber bei mir als bei dir zubringt], laß ihn diese Nacht bei dir schlafen um die Dudaim deines Sohnes sum diesen Preis will ich ihn dir für heute abtreten] Its. Da nun Jacob des Abends vom Felde kam, ging ihm Lea hinaus entgegen sdaß er nicht erst mit Rahel scherze Kap. 26, 8 und so zu ihr hingezogen wetde]. und sprach: Bei mir sollst du sdiese NachtJ liegen; denn ich habe dich «[von Rahel] erkauft um die Dudaim meines Sohns« Und er schlief die Nacht bei ihr. 17. Und Gott erhörete Lea [welche zu Gun- sten der Schwester auf die Dudaim verzichtet und ihre Hoffnung lieber auf Jhn gesetzt hatte], nnd sie ward schwanger, und gebar Jakob den fünften Sohn. 18. Und sprach: Gott hat mir gelohneh daß ich meineMagd meinem Manne gegeben fund ihm dadurch bei der Erfüllung seiner Verheißung daß Jacob eine zahlreiche Nachkommenschaft haben soll, geholfen] habe [er hat nun auch seinerseits mir wieder zu Kindersegen verholfen]. Und hieß ihn Jsafchar [Lohn]. 19. Abermal ward Lea schwanger, und gebar Jacob den sechsten Sohn, 20. Und sprachyGott hat mich wohlberatheu smit einer guten Gabe mich begabt]: nun wird mein Mann wieder bei mir wohnen [Kap. 34, 1], denn ich habe ihm sechs Söhne geboren. Und hieß ihn Sebulon lBeiwohnung oder Gabe]. 21. Durbach snach Ablauf der siebenjährigen Dienstzeit, doch wohl nur wenig später] gebar fle eine Tochter, die hieß sie Dina. 22. Der HERR gedachte aber setwa zu der Zeit, wo Lea bereits mit ihrem sechsten Sohne schwanger ging V. 19] an Rahel [Kap. 8, 1] und erhdrete sie [da sie, nachdem ihr auch die Dudaim V. 15 nichts geholfen, ihre Zuflucht endlich zu Jhin genommen hatte V. 1—3], Und machte fte fruchtbar. 23. Da ward sie schwanger und gebar sim Jahr 2259 n. Ersch. der Welt] einen Sohn, und sprach: Gott hat meine Schmach [der Unfruchtbaw teil] von mir genommen; 24. Und hieß ihn Joseph [Er, der HErr, nimmt weg], und sprach [da das Wort nach an- derer Ableitung 4. M. 11, 25 Anm. zugleich »ei- füge hinzu« bedeutet, weitei]: Der HERR wolle mir noch einen Sohn dazu geben. « Das hat der HErr hernachmals auch wirklich gethan, doch büszte Rahel ihr Leben bei der Geburt ein (Kap. 35, les-Loh auch sonst ist oft genug schon dem Menschen die Erfüllung seiner Wünsche sehr gefährlich und ver- derblich geworden. (Mark.10, 38 Anm.) IV« U. 25—43. Ili- Varob nach Ablauf der vierzehn Jahre niit Weib und Kind heimkehren will, weis; Laban durch einen neuen Gentrart iiath ferner an seinen Dienst ihn zu binden; er aber weih die von ihm selbst geliebte, siheinbar so ihörittjle Centrum-Bedingung dergestalt für sich auszudeuten, das; er in den weiteren sechs Dienstjahren über die Maße reich wird. 25. Da nun Rahel den Joseph geboren hatte [und eben das L. Jahrsiebent Kap· 29, 27 zu Ende ging], sprach Jaeob zu Laban; Laß mich sjetztj ziehen und reisen an meinen Ort, und in mein Land [da ich gar sehr zu den Meinigen mich zurücksehne]. 26. Gieb mir [also] meine Weiber und meine [mit ihnen erzeugten] Kinder, darum ich dir ge- dienet habe [als den mir zustehenden Lohn her- aus], daß ich snicht allein, sondern in Gemeinschaft mit ihnen] ziehe; denn du weißen, wie ich dir gedienet habe snäinlich genau unsrer Uebereinkunft gemäß 14 Jahre lang, und zwar mit aller Ge- wissenhaftigkeit und Treue].« 27. Laban [über diesen unvermutheten An- trag bestürzt, doch auch sich bewußt, daß er den- selben nicht zurückweisen könne] sprach zu ihm: Laß mich Gnade vor deinen Augen finden [und brich nicht so ohne Weiteres mit mir ab]. Jch spüre, daß mich der HERR segnet um deinetwillen [und da erhalte mir denn solchen Segen noch eine Zeit lang]; 28. [Doch will ich nicht, daß du dabei zu kurz kommestj Stimme sbestimme Jes. Z, 24 Anm.1 daher] den Lohn, den ich dir geben soll [ich werde jede billige Forderung dir gern zu- gestehn] 29. Er aber sprach zu ihm: Du weißen, wie 88 1· Mofe 30, 30-—42. ich dir gedienet habe, und was du für Vieh hattest serlangt hast] unter mir. 30. Du hattest wenig, ehe ich her kam; nun aber ist’s ausgebreitet in die Menge, und der HERR hat dich gesegnet dnrch meinen Fuß kindem er überall mir Segen auf dem Fuße folgen ließ]. Und nun [nachdem ich so bisher dein Haus wohl versorgt habe], wann soll ich auch mein Haus ver- E! sorgen? sWenn ich dir denn länger dienen soll, so ist es nunmehr wohl an der Zeit, daß ich auch zu etwas Eigenem komme und demgemäß meine Bedingungen stelle.] Jacob hatte keine Nachricht von seiner Mutter erhal- ten, daß der Grimm Esaus sich gewendet habe (Kap. 27, 43 ff.); wohl aber mag damals gerade Deborty Rebekkas Amme, zu ihm nach Haran gekommen sein und ihm die Meldung gemacht haben, daß seine Mutter gestorben sei (Kap. Z5, 8,«. Daraus würde sich denn seine Bereitwil- ligkeit, noch länger bei Laban zu bleiben, erklären. 31. Er aber sprach: Was soll ich dir denn geben? Jacob sprach: Du sollst mir nichts überall geben sdurchaus keinen bestimmten ausgemachten Lohnjz sondern so du mir thun willst, das icb sage [dir sogleich näher bezeichnen tverde], so will ich wiederum weiden und hüten deiner Schafe. 32. Jch will [nämlich] heute [in Gemeinschaft mit dir] durch alle deine Heerde gehen, nnd svor . deinen Augen, so daß du dich selber von der Ge- wissenhaftigkeit, mit der ich dabei zu Werke gehen werde, überzeugen kannst, aus der Heerde] aus- sondern alle fleckichten und bunten Schafe [sowohl die, die bei weißer Hauptfarbe einige dunkle Flecke, als auch die, die bei schwarzer Hauptfarbe einige weiße Stellen haben], und alle seinfachj schwarzen Schafe unter den Lclmmern [unter dem Schafviehs und [ebenso] die bunten und ftectichten Ziegen. sDiese so ausgesonderten bunt- und schwarz: i « e« « - - is aber wenn dieser recht und redlich hätte la deln wollen, farbigen Schafe sowæ buntfarbigen ZESM magst so hätte er gesagt: Mein lieber Tochtet)mlcltnn, das ist ; ein rnißlicher Handel für dich; wir wollen es mit ein- du dann besonderen Hirten untergehen und an einem besonderen Orte weiden lassen; ich aber will das ein- oder normalfarbige Vieh, die weißen Schafe und schwarzen Ziegen, allein nehmen und hüten] stehenden HaUPtheerdeJ bunt und sleckicht salleu wird, das soll mein Lohn sein. 33. So wird mir meine Gerechtigkeit zengen heute oder morgen, wenn es kommt, daß ich meinen Lohn von dir nehmen soll ses wird so in allen zu- künftigen Fällen, wenn du kommst nachzusehem leicht zu erkennen sein, ob ich redlich gegen dich bin und bei dem bleibe, was mir rechtlich zusteht; oder ob ich zu weit greife und dich übervortheile]; also daß, was nicht flrclicht oder bunt, oder nicht schwarz sein wird unter den Lämmern und snicht bunt oder fleckicht unter den] Ziegen [die ich zu meiner Heerde geschlagen habe], das sei ein Dich- stahl bei mit ldas nimm als von meiner Seite gestohlen mir hinweg und eigne es dir als dein rechtmäßiges Eigenthum wieder zu]. Wss MM lkünftig i« der Unter Mk» J endlich doch, wie Hist» s, 13f. geschrieben steht. (Wukt- temb. Summarien.) du gesagt hast. Jacobs Vorschlag beruht auf der Thatsachq daß im Morgenlande die Schafe fast alle weiß und die Ziegen schwarz, schwarze oder bunte Schafe dagegen und gefleckte Ziegen sehr selten sind. Jndem er nun l) eine Schei- dung in der bisherigen Heerde Labans vornehmen und » alle jetzigen Thiere vonunregelmäßiger Farbe nicht mehr - unter der ihm anvertrauten Heerde haben will, macht ; er reine Tafel und überläßt alles, was Gottes Segen bisher eingebracht hat, dem Schwiegervater allein nnd ausschließlich. Indem er dann aber L) als seinen Lohn fich dasjenige aus-bedingt, was in der ein- oder normal- farbigen Heerde künftig bunt und abnormfarbig fällt, seht er seine Hoffnung ganz auf Gott und läßt es gleich- sam auf ein Gottes-Urtheil ankommen; der HErr soll ihm geben, was er ihm zugedacht hat, von Laban verlangt · er eigentlich gar nichts. Während so aus seinem Vor- schlage lebendiger Glaube spricht, hat dagegen, wie wir im Folgenden sehen, der von grobem Eigennutz besessene Laban nur den natlirlichen Lauf der Dinge vor Augen, wonach aus der einsarbigen Heerde so gut wie gar kein Abfall von bunt- oder verschiedenfarbigein Vieh für Jacob zu erwarten stand, geht deshalb mit heimlicher Schadem freude über die thörichte Beschränktheit seines Neffen auf den Vorschlag ein und nimmt noch an demselben Tage die Sonderung mit solcher Genauigkeit vor, daß er auch, wie Luther sich ausdrückt, »die einzelnen Haare an den Füßen oder am Barte« genau besteht. Die ausgeschiede- nen Stücke theilt er dann seinen Söhnen zu, läßt diese « in einer Entfernung von ungefähr 3 mal 7 Wegstunden abseits von Jacob weiden, damit ja keine Berührung mit der Hauptheerde irgendwie möglich sei, und läßt es nun getrost darauf ankommen, was die Hauptheerde für Vieh von der ausbedungenen Art dem Jaeob abwerfen werde. — »Bei Laban sehen wir, wie alle geizigen Leute so eigenntitzig und unredlich mit ihren Eltebenmenschen handeln, sie können sich so heuchlerisch anstellen, daß, wenn sie auch bekennen, sie haben alles Gliick und Segen von ihres Nächsten getreuen Diensten, sie doch niemals daheim sind, wenn sie schuldige Wiedervergeltung thun sollen. So macht es Laban gegen Jacobz nichts bietet er seinem Tochtermanne an, durch dessen Fleiß er gesegnet worden, als ferneren Knechteslohm Sie suchen vortheils hafte Griffe, das Wasser allein auf ihre Viühle zu richten. Es thut zwar hier Jacob, und nicht Laban den Vorschlag; ander so machen, daß es dir auch nicht fehle, denn du bist mein Fleisch und Blut. Aber davon fchweigt er wohl. So spottet mancher Geizhals nur seines Nächsten, daß er sich nicht besser vorgesehen; aber es geht ihnen 34. Da sprach Laban: Siehe da, es sei, wie 35. Und sonderte des Tages die sprenklichen und bunten Röcke, und alle slectichten und bunten Ziegen, wo nur was Weißes daran war, und alles, was scbwarz war unter den Lcimmernz und that’s unter die Hand seiner Kinder; 36. Und machte Raum dreier Tagereisen weit zwischen ihm szwischen dieser, seinen Söhnen zu- getheilten Ztveigheerde] und« Jakob [und der von Jacob zu weidenden, bis auf jedes einzelne Stück normalfarbig hergestellten Hauptheerde]. Also weidete Jakob die übrige Heerde Labans. So mit seinem Lohne ganz allein auf die Hilfe seines Gottes angewiesen, offenbarte ihm dieser, als das nächste Jacohs Reichthum 89 Mal die Brunstzeit kam, durch ein Traumgesicht (Kap. 3·1, 10—12), daß er seiner Sache wider den eigensüch- tigen und herzlosen Laban sich annehmen wolle und den Wurf der Heerde werde so ausfallen lassen, als ob sie von lauter svrenglichtem fleclichten und bunten Böcken besprungen worden sei, also ganz zu seinem VortheiL 37. Jakob aber fdurch dieses Traumgesicht auf einen Gedanken gebracht, wie er durch natür- liche Mittel auch sich selber helfen könne] nahm Stabe von grauen Pappelbaiimem Haseln und Kastanien [von Storaxz Mandels und Ahornbau- men, die alle unter ihrer Pinde ein blendend weißes Holz haben]: und fchalete weiße Streifen daran, daß an den Staben [theilweis] das Weiße blos ward; 38. Und legte die Stäbe, die er geschcilet hatte [und stellenweis dunkelfarbig, stellenweis aber weiß waren], m die Trankriniien vor die Heerden, die da lommen mußten· zii trinken, daß sie [die Schafmittter und die weiblichen»Ziegen] empfangen sollten, wenn sie zu trinken kamen [darauf aber konnte er mit ziemlicher Bestimmtheit rechnenz denn die Begattung der Thiere pflegte in der Regel beim Tränken zu geschehen]. 39. Also empfingen die Heerden über den sbunt geschälten] Staben, Und btachten stveil sie sich an denselben versehen hatten] sprenilichh fleckichte Und bunte sLämmer und Zickle1n]. Das s. g. Versehem daß nämlich die Sinnes-vorstel- lungen bei der Begattung und hernach auch während der Schwangerschaft in der Bildung der Frucht sich ausprä- gen, ist ersahrungsmäßig namentlich bei den Schaien häufig. ,,Noch jetzt bedient man sich eines gleichen Mit- tels zu entgegenstehendem Zweck, legt den Schafen etwas Weißes in die Tränkrinnem hängt weiße Tücher in den Ställen auf, oder giebt ihnen wohl gar Trärikrinnen aus ganz weißem Stein, um weiße Lämmer zu erhalten. (Michaelis.) Daß Jacob der Hinterlist des Laban selbst wieder eine List entgegensetzh das hat ihm Gott nicht geheißen; »und»daß er, da er schon die Zusage göttlichen Segens fur sich gehabt, doch noch zu dem Kunstgrisf weltlicher List seine Zuflucht nimmt, das offenbart wie- derum seine ungeduldige Glaubensschwäche darin er der göttlichen Zusage nicht völlig traut, sondern dieselbe durch seine Klugheit stützen und sich selber helfen zu müssen vermeint durch Mittel, wie sie einem rechten Kinde Got- tes wenig anstehen (Gal. 3, Z; vgl. I. Mos. 16, 2i. Doch da er gleichsam in einem Stande der Nothwehr sich befin- det, und seine List auch nicht geradezu sündlich ist, so lässet es Gott gescheheiy daß der hinterlistige Laban mit seiner eigenen Ruthe gestraft, dem Jacob aber wider ihm geholfen und er ein gesegneter Mann wird. »Wir aber sollen uns hüten, daß wir solches Exempel nicht miß- brauchen zu listiger und betrüglicher Uebervortheilung des Nächsten, auch wo uns zuvor Unrecht geschehen. Denn wir haben im Neuen Test. ein ander Gebot von unserm HErrn Christo, das; wir nicht widerstreben sollen dem Uebel, und noch weniger Böses mit Böseni vergel- « ten, sondern alles dem anheimstellen, der da recht richtet «» und den Gerechten nicht wird ewiglich in Unruhe lassen; vor allen Dingen aber trachten nach dem Reiche Gottes und seiner Gerechtigkeit, so wird uns alles Andere auch zufallen. (Württ. Summ.) von buntfarbigem und schwarzem Vieh. an Stelle z? ter hindurch unter freiem Himmel ausgesetzt ist. 40 Da lnachdem er sp wieder eine» Stamm . daher die Schafe im Frühling beikamen, so überließ Jacob des V. 35 ausgeschiedenen gewonnen hatte] schied Jacvb die Lämmer [diesen jungen Anwuchs von der großen, einfarbigen Heerde, damit nicht durch Begattung mit derselben der weitere Nachwuchs abermals einfarbig werde], und that die abgeson- derte Heerde srichtete die Gesichterdes Schaf- viehes d. i. der großen, einfarbigen Heerde] zu den fleclichten und schwarzen [Schafen] in der Heerde Labans [ließ die letzteren, obgleich er sie einst- weilen noch mit der Heerde Labans zusammen weidete und zusammen zur Tränke führte, dennoch stets vorangehen, damit die nachfolgeiide Heerde Labans jene allezeit vor Augen hätte und durch diesen beständigen Anblick bei der Begattung eine gleiche Einwirkung erführe, wie früher die bunten Stäbe sie hervorgebracht hatten]; nnd [als nun das bunte Vieh mehr und mehr durch diesen neuen Kunstgrifs herangewachsen war, da erst] machte set] ihm eine eigene Heerde, die that er nicht Weder] zu der Heerde Lcibcuis sübergab sie vielmehr Knech- ten, die er sich verschaffte V. 43, um nunmehr sein Eigenthum übersehen zu können] Jacob lief so am wenigsten Gefahr, daß diese durch- gängig buntfarbige Heerde irgendwie mit der einfarbigen Heerde Labans sich vermische und einfarbige Lämmer werte· - Die Ausdrücke sind durchgehends auf Leser berechnet, die« mit der Sache gehörig vertraut sind, und sich lebendig in das Erzählte hineinversetzem »Für die Auslegung entstehen daher manche Schwierigkeiten; wir folgen der, auf welche die Luth. Uebersetzung uns hin- weist, und ist diese in der That auch die einfachste. 41. lJn der Heerde Labans nun, die er selber weidete, wandte er noch ferner seinen ersten Kunstgriff an, um auch aus ihr seinen Besitzstand noch weiter zu vermehren] Wenn aber [richtiger: nämlichj der Lauf der FrühlingewHeerde [die- jenige Brunstzeih aus welcher die Frühlingslämmer hervorgehen sollten] war [d. i. im Herbst] legte er diese [die oben V. 37 f. erwähnten] Stäbe in die Rinnen vor dieAngen der Heerde, daß sie über den Staben empfingen. 42. Aber Dagegen, jenen Kunstgrisf nicht auch da anwendend, wo er ihm weniger Vortheil brachtej in der Spcitlinger Lauf [im Frühjahr] legte er sie nicht hinein. Also wurden die Spät: linge [die im Herbst geworfenen Lämmer] des Laban, aber die Frühlinge fdie im Frühling ge: worfenen] des Jakob. Die Schafe gehen nur 5 Monat, können also 2 Mal des Jahres» lammen. Am muntersten und stärksten ist die Heerde im Herbst, wo sie die gute Weide des Som- mers genossen hat, und die davon fallenden Frühlings- lämmer im Februar sind die besten. Hingegen ist die Heerde matt, wenn sie den Winter eben überstanden hat, theils aus Mangel der guten Weide, theils weil das Schaf nichts weniger vertragen kann, als die Feuchtig- keit, der es bei der herumziehenden Schaizucht den«-Eisin- enn ganz gern die sämmtlichen davon fallenden Spätlämmer « dem Laban. (Michaelis.) 90 I. Mose 30, 43. 31, 1—-20. 43. Daher [in Folge dieser Kunstgriffe, die Gott gelingen ließ, obwohl er auch ohne dieselben würde geholfen haben] ward der Mann über die Maße reich, daß er [nach Verlauf von 6 Jahren Kap. 31, 41] viel Schafe, Mägde und Knechte, Kameele nnd Esel hatte. Das 31. Kapitel. Jakob jtiehet mit Zsetb und sind von feinem schwiegen-Vater gethan. I- U.1—21. Jakobs unter allen Umständen sich gleich- bleibendes Gliicte reizt Tal-ans und seiner Zähne Zleid gegen ihn; die hitteren Reden, die letztere iiber ihn fallen lassen, legen ihm den Wunsch nahe, das bestehende Verhältnis; ku lösen, und seinem Wunsche liommt eine Aufforderung Gottes, nun wieder heimzukehren, entge- gen. glathdem er denn der Zustimmung seiner Weiber sich versichert hat, benutzt er die Zeit der Ichafschur und entweicht mit den Seinigen heimlich aus Illesapotamiem 1. Und es kamen vor ihn lwurden dem Jacvb hinterbrachtj die Reden der Kinder Laban sKap. 30, 35], daß sie [aus Neid über das Wachsen seines Reichthums Kap. 30, 43 unter einander] sprachem Jakob hat alle unsers Vaters Gut zu sieh bracht, und von unsers Vaters Gut hat er sol- chen Reichthum zuwege bracht. Z. Und Jacob [den solche ungereehte Beschul- digung wohl weniger angefochten hätte, wenn der Schwiegervater auf seiner Seite gewesen wäre] sahe an das Angesicht Labansz nnd siehe, es war nicht gegen ihn, wie gestern und ehegestern [vgl. V. 5, er merkte also, daß die Schwäger im Grunde nur offen heraussagtem was der Schwiegervater bei sich dachte, und daß bei diesem das vorige Vertrauen der Miszgunst und dem Argwohn Platz gemacht habe] Z. Und der HERR [als Jaeob in solcher gedrückten Lage im Gebet sich an ihn wandte, ob er ihn nicht berathen und seine Sache führen wolle wider das unheilige Volk Pf. 43, 1 f.] sprach zu Jakob kim Traum V. 11]: Zeuch wie- der in deiner Väter Land snach Canaans und zu deiner Freundschaft; ich will mit dir sein sauf der Heimreise, wie ich bisher mit dir gewesen bin Kap. 28, 15]. So nützt der HErr den Seinen öfters mehr durch die Mißgunst der Gottlosen, als wenn er sie durch Wohl- ergehen erweichen ließe. (Calvin.) Es war gut, daß Jacob sechs Jahre vorher fein Vorhaben, wegzuziehem nicht mit Gewalt durchgesetzt hatte; denn damals hätte . er den ausdrücklichen Befehl und Wink vom HErrn nicht dazu gehabt, auch wäre er damals leer weggekommen und hätte sich in die Versuchung der Armuth gestürzt. Bei solchen Angelegenheiten, da man keinen ausdrück- lichen Befehl Gottes zum Thun oder Lassen, zum Gehen oder Bleiben hat, sondern gleichsam auf einem Scheide- wege steht, ist es gut, wenn man sachte einen Versuch macht, aber sich auch wider anders lenken läßt, wenn der Versuch sich nicht schicken will· Aber wo der Ruf , des Willens Gottes sich deutlich zeigt, ist es nicht Zeit, an Schwierigkeiten zu denken, sondern man soll getrost zufahren; denn der den Beruf gab, der wird’s auch hin- ausführen. (Roos·) · . Da sandte Jacvb hin [in Labans Haus, wo seine Familie sich befand], und ließ rufen R«- hel und Lea anf’s Feld, bei seine Heerde [daß er daselbst ohne Zeugen mit ihnen verhandeln könne] 5. Und sprach zu ihnen: Jch sehe· eures Va- ters Angesicht, daß es nicht gegen muh ist, nkie gestern und ehegestern [w:e beide Mal, wo er mcch so dringend zum Bleiben nöthigte Kap. 29, 14 f. 27; 30, 27 ff.]: aber sdoch hat er so gar keine gerechte Ursach zu solcher Wandelung seiner Ge- sinnung, denn] det Gott meines Vaters ist mit mit« gewesen [der hat mich jetzt gesegnet, gleichwie er früher ihn gesegnet durch meinen Fuß 30, 30]. 6. Und ihr [selber] wisset [und werdet»mir Zeugnis; geben] daß ich aus allen meinen Ktaften eurem Vater gedienet habe. · » » 7. Und et [dagegenJ hat m1ch getauschet sgleieh das erste Mal hintergangen, als es sich um den ausbedungenen Lohn für meine Dienste handelte Kap. 29, 21 ff.], nnd nun [in diesen letzten sechs Dienstjahren] zehnmal meinen Lohn verändert. Aber Gott»hat ihm nicht gestattet, daß er mir Schaden thate. Die Zahl Zehn ist hier nicht im mathemathisehem sondern im symbolischen Sinne zu nehmen (l. Sam l, s; Reh. et, 12; Hiob l9, 3), als Zahl der Vollständig- keit und des Abschlusfes (schon das Wort für diese Zahl deutet in fast allen Sprachen auf etwas Uinsassendes, Abschließendes hin): alle nur möglichen und erdenklichen Versuche, den festgesetzten Contraet zu seinen Gunsten ab- zuändern, hat er erschiipft (Ps. t50, E) Anm.) Die Ab- änderungen nun, die er versuchte, bezogen sich, wie aus dem Folgendem hervorgeht, auf die verschiedenen Arten des buntfarbigen Viehe-Z; bald sollte nur diese, bald nur jene Art dem Jacob zufallen, während sie doch con- tractmäßig ihm alle gehörten. Jaeob, um Frieden zu halten, soviel an ihm war, hat sich die Abänderungen geåallen lassen, und der HErr hat dabei ihn vor Schaden e üt et· s. Wenn er fprach: Die bunten [welche bei schwarzer Hauptfarbe einige weiße Stellen haben Kap. 30, 321 sollen dein Lohn sein, so trug die ganze Heerde bunte. Wenn er aber sprach: Die sprenglichten [die bei weißer Hauptfarbe dunkle Flecke zeigen] sollendein Lohn sein; so trug die ganze Heerde sprenglichtn 9. Also hat Gott die Güter eures Vaters ihm entwandh und mir gegeben [nicht aber habe ich selbst, wie eure Brüder mich beschuldigen, eures Vaters Gut an mich gebracht]. 10. [Und daß Gottes Hand dabei wirklich im Spiel gewesen und· alles zu meinen Gunsten gelenkt, weiß ich aus dem, was er mir ausdrück- lich geoffenbart hat]. Denn wenn [besser: als] die Zeit des Laufs sdie Brunstzeit des Kleinviehes zum ersten Mal nach dem zwischen uns geschlos- senen Contract Kap. So, 32 ff.] kam, hub ich meine Jacob flieht mit Weib und Kind »von Laban. 91 Augen Ides Nachts während ich schlieH auf, und Z sahe im Traum, und siehe, die Bocke sprangen auf die sprenglichty sleclichte und bunte Heerde [die Böcke, welche auf die Heerde sprangen, warengestreift, gesprenkelt und gehagelt, d. i. mit weißen Flecken auf dunklem Grunde ver- sehen, obwohl doch die ganze Heerde damals nur einfarbig war Kap. 30, 35]. 11. Und der Engel Gottes [Kap.16, 7; 21, 17; 22, n; 48, is] sprach zu mir im Traum: Jarobl Und ich antwortete: Hie bin ich. 12. Er aber sprach: Heb’ auf deine Augen, und stehe, die Bdcle springen aus die sprenglichte, sleclichte und bunte Heerde [alle Böcke, welche die Heerde liess-ringen, sind gestreift, ge- sprenkelt und gehagelt; daraus nimm denn ab, daß der Wurf der ganzen Heerde ebenso aus- fallen und also dein Eigenthum werden wird]; denn ich habe alles gesehen, was dir Laban thut [wie er dich von einem Mal zum andern aus Eigennutz in seinem Dienste zurückbehielt und wie er nun aus demselben Eigennutz dir ein Mal um das andere den ausbedungenen Lohn verkürzen möchte. Dem gedenke ich zu wehren, werde dir zu deinen Lohn verhelfen, zugleich aber dem Laban durch empsindlichen Schaden zu erkennen geben, daß du ihm ferner nicht mehr zum Segen sein wirst, wenn er dich noch länger wider meinen Willen zurückhält]. Die Farbe der Lämmer richtet sich nicht nach den Schafen, sondern nach den Böckent darauf beruht jenes Traumgesicht Jaeob bekam dadurch die Zusage, daß der bisher dem Laban zu Theil gewordene Segen Gottes von nun an sich ihm zuwenden würde; es hätte also jener klugen Mittelchen Kap- 30, 37 ff. nicht bedurst, zu- mal diese nicht immer wirksam sind. Gleichwie er aber vormals zur Erlangung der Erstgeburt und des väter- lichen Segens die List seines natürlichen Charakters auf- bot, so that er’s auch in seinem Verhältnis; zu Laban. Das; er damit nicht recht gethan, fühlt er jetzt wohl selbst; er hatte so den Anschuldigungen seiner Schwäger V. 1 gegenüber kein ganz reines Gewissen und schweigt daher gegen seine Weiber ganz davon, auf welche Weise er selber zur Erfüllung der ihm gegebenen Zusage Gottes mitgewirkt habe. — »Willst du mir etwas geben an Reichthum, Gut und Geld, so gieb auch dies dabei, daß kein unrechter Scherf (Mark. 12, 42) mit untermenget sei. (O Gott, du frommer re. V. 5) 13. lNun ist dieser nämliche Engel Gottes mir neuerdings V. 3 nochmals erschienen im Traum und hat zu mir gesagt:] Jch bin det Gott zu Bethel, da du den Stein gesalbet hast, und mir daselbst ein Gelübde gethan [Kap. 28,, 10 ff.]. Nun mache dich auf [denn die Zeit, die du nach meinem Rath und Willen in der Fremde zubrin- gen solltest, ist voktiberl und zench aus diesem Lande, und zeuch wieder in das Land deiner Freund- schaft. [Solchem Befehle Gottes will ich denn folgen und jetzt heimkehren zu meiner Freundschaft. Wie steht es nun mit euch? seid ihr Willens, mit mir zu ziehen?] 14. Da antwortete Rahel und Lea, und spra- chen zu ihm: [Ja, wir ziehen mit!] Wir haben doch kein Theil noch Erbe mehr in unsers Vaters Hause [nichts mehr von da zu erwarten, wenn wir auch noch so lange blieben]. 15. [Das zeigt deutlich das bisherige Ver- halten unsers Vaters.] Hat er uns doch gehalten, [nicht als seine Töchteu sondern] als die Fremden [wie die Mägde, von denen man so viel als möglich Gewinn zu ziehen sucht]; denn er hat uns verkauft [um den Dienst, den du ihm 14 Jahre lang leisten mußtest], und unsern Lohn [den durch deinen Dienst um uns ihm zu Theil gewordenen Gewinn] vetzehtet [indem er uns nicht einmal mit einer Aussteuer versehen hat]: 16. Datum [zur Strafe für solche Harthev zigkeit Col. Z, 21; Ephes 6, 4] hat Gott unserm Vater entwandt seinen Reichthnm [indem er in diesen letzten 6 Jahren fast alles Jungvieh zu seinen Ungunsten ausfallen ließ, und hat zugleich das ihm EntwandteJ zu uns und unsern Kindern [gewandt, damit wir wieder zu unserm Schaden kämen]. Alles nun, was Gott dir gesagt hat, das thu [denn wir erkennen deutlich, daß Gott mit dir ist]. 17. Also [von Gott ausdrücklich dazu auf- gefordert und des Einverständnisses seiner beiden Frauen gewiß] machte sich Jakob auf und lud seine Kinder und Weiber aus Ka1neele. 18. Und führete weg alle sein Vieh und alle seine Habe, die er in Mesopotamieu erworben hatte, daß er käme zu Jsaak, seinem Vater, in’s Land Canaan. 19. Laban aber war gsangen seine Schafe zu fcheeten [es waren also Jacobs und Labans Heer: den dazumal gerade von einander gesondert, ersterer für einige Zeit seines Dienstes entbunden, letzterer aber von Hause abwesend; darum ließ sich ganz gut eine heimliche Flucht bewerkstelligen]. Und Rahel [die schon früher als von dem abergläubi- schen Wesen des elterlichen Hauses angesteckt sich zeigte Katz. 30, 14——16] stahl lbeim Abzug] ihres Vaters Götzen-«. ·) Teraphirm eine Art Haus- oder Familiengöttey von der Größe und Gestalt einer Puppe, wie sie beim Marionettentheater gebraucht werden. Man betrachtete sie als Spender häuslichen Glücks und holte sich in schwie- rigen Fällen bei ihnen Rath (Richt. 18, 24; 1 Sam. is, 13; Such. 10, 2). Rahel nahm sie mit hinweg, theils um es dem Vater ihrer Meinung nach unmöglich zu machen, den Weg der Flucht zu erfahren, theils um sich des Beistandes der Hausgötter ihrer Familie zu ver- sichern. Man sieht, es war hohe Zeit, daß Jacob nach Canaan zurückkehrte, wenn nicht Aberglaube und Götzen- dienst bei seinen heranwachsenden Söhnen sich einnisten sollte: dort in Canaan reinigte er hernachmals sein Haus von all dergleichen Unwesen (Kap. 35, l—4). 20. Also stahl Jarob dem Laban zu Shrien das Herz lüberlistete ihn, den sonst so schlauen und aufmerksamen Mann, der seine Augen überall 92 1. Mose 31, 21—43. hkitte], damit, daß er ihm nicht ansagte sdurch nichts merken ließL daß er flöhr. Sonach begegnete das Ende dem Anfang: flüchtig vor Esau war Jacob nach Haran gekommen, fliehend von Laban kehrte er nach Canaan zurück. 21. Also swie V. 18 erzählt wurde] slohe er, und alles, was sein war, machte sich auf und fuhr itber das lMesopotamien im Westen begren- zendeJ Wasser [den Strom Euphrat] und richtete sich [schlug die Richtung ein siidWestlichJ nach dem [auf der Ostfeite des Jordans, oberhalb des Jabok gelegenen] Berge [Gebirge] Gilead [dem jetzigen Dscbobel Adschlun 4. Mose 21, 30; 32, 5 Anm.]. II« A. 22—Rap. 32, L. Zlm dritten blage danach be- ttammt Laban Ziunde von Jakobs Jlbiugex ei« setzt ihm nach und ereilt ihn nach 7 Ilagereiseii auf dem Gebirge Gilead, Aber in der hlaiht zuvor hat ihn Gott ernstlich vor jeder Anwendung von Gewalt gewarnt, darum begniigt er sich mit Zlorwiirfen iuegender heimlichen Flucht und mit Zaakhsuaiuiig nach seinen Giitterm Its er diese nicht gefunden, Jakob aber ihm ebenfalls sein dem lilothtermanii angelhanes Unrecht aufgeriiktit hat, lioncmt es kwisihen beiden zur gegenseitigen Verständi- gung, worauf beide ihres Weges; weiter ziehen. 22. Am dritten Tage fals Jacob längst über » den Euphrat hinüber war] ward es Laban auge- sagt, daß Jakob frohe. 23. Und er [»vom Zorn erhitzt und sich selbst die gerechtesten Ursachen erdichtend, wie er diesen allerbösesten Buben strafen möge«] nahm seine Brüder fStammesgenossen und Freunde, die gerade bei ihm zum Fest der Schafschur versammelt wa- ren] zu stch, und jagte ihm nach sieben Tagereiscn, und ereilete ihn [der wegen seiner Heerden nur langsame Märsche hatte machen können] auf dem Berge Gilead [einem zu dem Gebirge V. 21 ge- hörigen Berge, der hernach V. 4 den Namen Gilead empfing] 24. Aber Gott sda Jacob in so großer Ge- fahr schwebte, gepliindert, erschlagen oder mit den Seinen nach Mesopotamien zuriickgeschleppt und zum Sklaven gemacht zu werden] kam zu Laban, dem Speer, im Traum des Nachts, und sprach zu ihm: Hüte dich, daß du mit Jakob nicht anders tedestpdenii freundlich [Ps. 105, 14]. Die Verfolgung selbst wehrt Gott nicht ab, Laban darf« den Jacob noch vollständig einholen; denn es soll das dein letzteren eine Frucht eintragen, sein Glaube soll geprüft, sein Gottvertrauen gestärkt werden. Aber vernichtet darf er nicht werden. ,,Kommt nun Anfech- tung her, so mehr, daß sie mich nicht umstofzr. Du kannst Maßen, daß mir? nicht bringt Gefahr: ich weiß, du wirsks nicht lassen. (Jch ruf zu dir, HErr Jesu Christ — V. 5.) 25. Und Laban nahete sich zu Jakob. Jacob aber hatte [eben, weil er seine Heerden nicht über- treiben durfte, sondern ihnen eine Rast gönnen mußte] seine Hutte [Zelt] aufgeschlagen auf» dem Berge [V. 23]; und Labaii mit seinen Brüdern schlug seine Hütte auch auf, auf dem Berge [Ge- , oikge V. 211 Gilead kaiskxdem Schwiegerfohn dicht gegenüber, konnte ihm doch dieser jetzt nicht mehr entrinnen] 26. Da sprach Laban zu Jaeoh [indem er zu dessen Zelte sich begab]: Was hast du gethan, daß du mein Herz gestohlen kmeinee Klugheit einen solchen Streich gespielt] hast, und hast meine Töch- ter entfiihrct, als die durchs Schwert gefangen waren [mit Gewalt aus ihres Vaters Hause fort- geschleppt, wie man mit Kriegsgefangenen thut]? 27. Warum bist du [überhaiipt] heimlich ge: flohen, und hast dich weggestohlen,·und hast uiir’s nicht angefagt, daß tch dich [als meinen Schwieger- sehn] hätte geleitet mit Freuden [mit allen die ge- büheenden Ehren], mit Singen, mit Pauten und Harfen [vgl. Anm. zu 4. Mose 10, 212 28. Und hast mich iiicht lassen meine Kinder und Töchter szum Abschied] küssen? Nun du hast thdrlich gethan fdich selbst um ein fröhliches Ab- schiedsfest gebracht und mir und meinem Hause einen Schimpf angehängt]- 29. Und ich hatte mit Gottes Hilfe wohl so Viel Macht, daß ich [wegen der mir angethanen SchmachJ euch könnte Uebels thun; aber eures Vaters sAbraham und Jsaak V. 421 Gott hat gestern snächten d. i. vergangene Nacht] zu mir gesagt: Hüte dich, daß du mit Jacob nicht anders, denn freundlich redest [darum will ich meiner Macht mich begeben]. 30. Und weil du denn ja wolltest ziehen, und sehvtest dich sv fast lsv seht Jvs 13- 1 AUMJ tmch deines Vaters Hause sdaß du aus Heimweh DE« thörichten Streich begangen], warum haft dU mir [beim Abzugej meine Götter gestohlen? sDas läßt sich doch in keinerlei Weise entschuldigen, wenn ich auch deine heimliche Flucht mir wohl erklären kann. Jii dieser beredten Straf-predigt ist viel Heuchelei ver- borgen, gleich als wäre Labans Verhältnis; zu seinen Töchtern und das seiner Töchter zu ihm ein sehr zärt- liches, gleich als seien auch seine Gesinnungen gegen den Schwiegersohn nur Wohlwollen und Hochachtung gewesen; zuletzt aber tritt es offen zu Tage, was ihm, dem in Mammonsdienst ganz und gar versunkenen Manne, das Liebste und Beste ist —- seine Hausgöttey — die wieder zu erlangen, bietet er alles auf. 31. Jacob antwortete, und sprach zu Laban: Jch fiirchtete mich, und dachte, du würdest deine Töchter von mir reißen [sie nicht mit mir in meine Heimath ziehen lassen, sondern gewaltsam zurücks behalten, darum entschloß ich mich zur heimlichen Fluchtlz 32. Bei welchem aber sunter uns] du deine Götter [von denen du behauptest, das; wir sie mit- genommen hätten] findest, der sterbe hier vor nn- sern Brüdern sbüße solch Verbrechen mit dem Tode hier vor den Augen deiner Anverwandten und Freunde, die du mitgebracht, und die ja auch meine Blutsfteunde sind] Suche das Deine bei Laban erreicht den Jacob auf dem Berge Gilead. 93 mir, und nimm’s hin [mir liegt gar nichis an diesen Göttern; du kannst sie gerne wieder zurück- nehmen, wenn du sie vorfindest]. Jakob aber wußte nicht, daß sie Rahel gestohlen hatte fsonst hätte er’s vorhin ihr nicht zugegeben, jetzt aber nicht so zuversichtlich gesprochen]. 33. Da giiig Laban [um eine Haussuchung vorzunehmen] in die Hütte Jakobs, und Lcas, und der beiden Mägde; und fand nichts. Und ging ans der Hütte Leas in die Hütte Rahels 34. Da nahm Rahel die Göxzen und legte sie unter die Streu der Kameele sin den Kameel- sattel, der ihr auf der Reise zum Reiten ge- dient hatte und der, eine Art Tragsesseh so bequem und geräumig eingerichtet war, daß sie ihn im Zelt als Ruhebett gebrauchen konnte], und setzte sich darauf. Laban aber betastcte die ganze Hütte [jeden einzelnen Gegenstand in der Hütte] nnd fands nichts. 35. Da [er aber auch zu ihr kam und die Kameelsänftz darauf sie saß, untersuchen wollte] sprach sie zu ihrem Vater: Mein Herr zürne nicht swenn ich sitzen bleibe], denn ich kann nicht auf— stehen gegen dir; denn es gehet mir nach der Frauen Weise [Kap. 18, 11]. Also [indem er die Sänfte ununtersucht ließ, weil er es für unmög- lich hielt, daß unter solchen Umständen 3. Mose 15, 18 ff. sie auf seinen Göttern sitzen werde] fand er die Göhen nicht, wie fast [sehr] er suchte [und stund nun beschämt da; damit aber war das Recht, Vorwürfe zu machen, nunmehr auf Ja: eobs Seite]. 36. Und Jacob ward zornig, und schalt La- ban, nnd sprach zu ihm: Was hab ich mißgehan- delt oder gesundiget, daß du so auf mich erhifzt [so hitzig hinter mir her] bist [wie hinter einem gemeinen Diebe und Verbrecher]? 37. Du hast allen meineii Hausrath betastet. Was hast du deines Hansraths fanden? Lege das ltvas du gefunden hast] dar vor meinen und deinen Brüdern [V. 32], daß sie zwischen uiis beiden rich- ten [auf wessen Seite das Unrecht]. 38. sDu hast nichts vorzulegen! — Aber wie hier, so ist von jeher dein Verhalten gegen mich gewesen — argwöhnisch, eigennützig hart- herzig.] Diese zwanzig Jahre bin ich bei dir ge- wesen [als Hirt und Pfleger deiner Heerden — und wie hab’ ich dir gedienet], deine Schafe nnd Ziegen sind nicht unfruchtbar gewesen [haben nie- mals Fehlgeburten gethan, weil ich sie während der Zeit ihrer Trächtigkeit mit aller Sorgfalt in Acht nahm]; die Widder deiner Heerde hab ich nie gessen [wie unredliche Hirtenknechte also thun, die darnach ihren Herren vorlägen, die Raubthiere hätten das, was sie verzehret haben, gefressen Hei. 34, 2 f.]. 39. lWie bist dagegen du mit mir verfahren?] Was wirklich] die Thiere zerrissen, brachte ich dir nicht, ich mußte es bezahlen smußte es dennoch er- statten, wenn ich auch in seinem zerrissenen Zu- stand — zum Zeugnis; der Wahrheit meiner Aus- sage 2. Mos. 22, 13 ——— es brachte und dir vor Augen legte]; du fordertest es von meiner Hand [ja du fordertest auch von mir, was Diebe ent- wendeten 2. M. 22, 12., ohne irgend welche Rück- sicht der Billigkeit zu nehmen], es wäre mit des Tages oder des Nachts gestohlen. 40. sDas alles thatest du, obwohl du mußtest, iwelchen sauren Dienst ich hatte und mit welcher Selbftverleugnung ich mich demselben hingab.] Des Tages verschmachtete ich vor Hitze, und des Nachts vor Frost, und iam kein Schlaf in meine Au en. Zzn Niesopotamien ist es so heiß, daß die Thiereauf frbeienäFxde nichdt sxcljltckeiilttodg»hiiägkrå)tlxleibenYlze häiszä aerie ae,e aeri a ,wieuerai Morgenlaiids (Jer. Bis, so; Joh 18, l8). Des Schla- fes beraubte sich Jacob, um dergleichen Unfälle, wie er V. 39 sie erwähnt hat,»von»der Heerde abzuwenden. » 41. Also habe ich diese zwanzig Jahr in dei- nem Haiise gedienet, vierzehn um deine Töchter, und sechs um deine Heerde [um den Lohn, der mir von deiner Heerde werden follteJi Und hast mit sin diesen sechs Jahren] nieiiien Lohn zehnmal ver- ändert [V. 7]. 42. Wo nicht der» Gott meines Vaters, der Gott Abrahams, nnd die Furcht Jsaaks sites, den Jsaak als· seinen Gotufürchtet und ehrt] auf meiner Seite gewesen ware; du hattest mich leer ziehen lassen [Kap». 3»0- 33« Auen] Aber Gott hat nieånwslßndlsllilasuich incgkinkeiiit Ddienstå litt »40] Un U c ct c Ngckc lg c! , te l VVU eines! Hartherzigkeit erfuhr V. 39. 41] angesehen, Und hat dich gestern sin dem Traumgesicht, das du vergangene Nacht gehabt V. 24, 29] gestraft. ,,Jacobs Rede hat wegen der Gewalt der Gnirisindung und wegen der Erhabenheit des Selbstbewufztseiiisy die Farin sich åussxsiäfcheäytrythciiziixchx Beisegänghundgggolcztigchg orm.« sie nei e au a an ur ire arei in’s Herz; doch giebt er nichts desto weniger im Folgen- gen sich den Säheim als oxh Ei: an sich inigieste gegeig b se’, nur aus ie e zu einen ö tern un deticesi Kiiideirlrii von dem Gebrauch seines Rechtes a»bstc«he. Fels; ter dankt weitder asuf einen eigenthlichäiitszundegschluz rin , ei wie er einen ar wo ni )e , gemeine Chasakted gLeute seiner Art urtlscileii stets von sich über Andere, fürchten überall Böses und trauen keinem Men- schen, es muß erst alles verbrieft und versiegelt sein. 43. Laban antwortete und sprach zu Jacob: Die Tbchter sind meine Tdchter, und die Kinder sind meine Kinder, und die Heerden sind iiieine Heerden, und alles, was du shier vor dir] siehest sund dein nennst], ist mein [es kommt alles-erst » von mir her; ich würde also wider mein eigen Fleisch und wider mein eigen Gut streiten, wollte ich über dich herfallen, wie ich wohl könnte V. 29]. Was kann ich meinen Töchtern heute, oder ihren Kindern thun, die sie geboren haben? sDas Va- 94 1. Mose 31, 44— 55. 32, 1—12. terherz bindet mir die Hände; darum will ich mich lieber mit dir vertragen] 44. So komm nun nnd laß uns einen Bund machen, ich und du, der ein Zengniß sei zwischen mit Und dir sund das Mal, das wir dabei auf- richten werden, sei ein Zeugnis» gleichsam eine schriftliche Urkunde dessen, was wir einer dem an- dern versprechen V. 48—53]. 45. Da [auf solchen Vorschlag eingehend und sofort Hand an·s Werk legendJ nahm Jacob einen Stein und richtete ihn auf zu einem Mal kzur Denkfäules 46. Und sprach zu seinen Brüdern [den auf Labans Seite stehenden Schwägern und übrigen Anverwandten V. 32. 37]: Leset Steine auf sund traget so auch eurerseits zur Ausrichtung des Bundesdeukmals bei]. Und sie nahmen Steine, und machten einen Haufen, und aßen [hernach, bei dem Vundesmahl V. 54] auf demselben Haufen. 47. Und Laban hieß ihn [auf seine aramäische SpracheJ Jegar Sahadutha lHilgel des Zeugnissesjz Jakob aber hieß ihn [denselben Namen in seine, die hebräische Sprache übersetzeUdJ Gilead. Jn Mesopotamiem dem Stammlande der Patriarchem sprach man aramäisch oder chaldäisch, in Canaan dagegen hebräisch (Kap. 14, 18 Anm. 2); letztere Sprache tauschten die Erzväter bei der Einwanderung in das Land gegen die ihrige, die aramäische ein, bis dann ein Jahrtausend später die Kinder Jsrael im Exil wieder zu jenem , aramäifchen Dialect zuriickkehrten (Mark. 5, 41 Anm.) 48. Da snachdem der Hügel aufgerichtet war, sptach Laban [als derjenige, der den Bundesvertrag in Anregung gebracht hatte, das Wort ergreifend]: Der Haufe sei heute Zeuge zwischen mir und dir —- daher heißt man ihn snoch heutigen Tages] Gilead —, 49. Und sei smit seiner aus ihm wie ein Wachtthurm hervorragenden Säule V. 45J eine Watte; denn er sprach: Der HERR sehedarein [sehe von dieser Säule wie von einer Warte aus nach beiden Seiten hin, und sei Wächterj zwischen mir nnd dir, wenn wir von einander kommen sund der eine da, der andere dort wohnen wird], 50. sEr lasse keinem von dem andern Un- recht geschehen] Wo [also] du meine Töchter be- leidigesy oder andere Weiber dazu nimmst über meine Töchter [da räche er’s an dir]. Es ist hie kein Mensch mit uns [der denn auch Acht gäbe, Ob dcks treulich häItstL siehe aber, Gott ist der Zeuge zwischen mir und dir [der nicht nur unsere gegenseitigen Versprechungen hört, sondern auch als Schiedsrichter und Rächer eintritt, wenn du nicht thust, wie du mir gelobst]. Ungöttlich gesinnnte Menschen können es manchmal recht feierlich und ernst wachen, wenn sie Andern ihre Verpflichtungen vorhalten oder ihr Unrecht ausrückem aber daß sie nach demselben Maßstabe auch sich selber richten und streng an Gottes Wort sich halten sollten, das fällt ihnen nicht bei. 51. Und Labau sjetzt auch an seine eigene Skcherheit denkend] sprach weiter zu Jakob: Siehe, das ist der Haufe, und das ist das saus demselben hervorragende] Mal, das ich aufgerichtet habe zwischen mir und dir. 52. Derselbe Haufe sei Zeuge, nnd das Mal sei auch Zeuge [wider mich], wo ich herüber fahre süber den Haufen und »das Mal] zu dir, oder lwtder dich, so] du heruber fahrest zu mir über diesen Haufen und Mal [nämlich in feindlicher AbsichtL zu beschcidigen 53. Der Gott Abrahams und der Gott Nu: — hors, und der Gott ihrer Bciter [von denen wir beide, du durch« Abraham, ich durch Nahm, her- stammen] sei Richter zwischen Uns sund halte alle feindseligen Absichten des einen von dem an- dern ab . 54. Und Jakob schwur ihm bei der Furcht seines Vaters Jsaak [V. 42]. Und Jacob opferte [nach abgelegtem Eidschwuiz zur Bekräftigung desselben, Schlachtopferj auf dem Berge, und lud seine Brüder [V. 461 zum Esseu kzur Opfermahb zeit, um sich als einen mit ihnen nun Verhän- deten, und sie als mit ihm im Bunde stehend auch äußerlich darzustellens Und da sie gegesseu hatten, blieben sie auf dem Berge über Nacht. 55. Des Morgens aber stund Labau frühe auf, küssete seine Kinder nnd Töchter, und segnete sie; und zog hin und kam wieder an seinen Ort snach Haran]. Das Bruderhaus in Mesopotamiem nachdem es seine Bestimmung erreicht hat, den Patriarchen Frauen zu geben, wird nunmehr geschlossen. Jacobs harter Dienst in Mesopotamien aber, sein endlicher Auszug mit Reich- thum und unter Verfolgung bilden die Zukunft Jsraels in Egypten ab. (Baumgarten.) Dahin, wo die Familie, welche die Berheißung hat, zum Volke erroachsen soll, geht von nun an der Zug der heil. Geschichte. (Delitzsch.) Kuh. 32. B. P. Jacob aber zog [auch sei- nerseits] seinen Weg [von dem Gebirge Gilead V. 21 aus weiter, und stund nun dicht an der Grenze des heiligen Landes; da verhehlte er sich nicht, daß er — kaum den Verfolgungen seines hartherzigen Schwiegervaters durch Gottes Da- zwischentreten entronnen — einem noch weit furcht- bareren Feinde entgegengehe, dem noch unversöhn- ten Esau. Aber derselbe Gott, der einst bei seiner Flucht aus Canaan durch ein Gesicht der Engel ihn gestärkt und mit seinem Segensgeleit ent- lassen hatte Kuh. 28, 10 ff., ließ ihm auch jetzt ein ähnliches Gesicht wahrnehmen, doch diesmal nicht im Traum, sondern im wachen Zustandeh und es begegueten ihm die Engel Gottes [es wur- den ihm, vgl. 2. Kön. s, 17., die Augen geöffnet, daß er auf einmal über seinen Häupten zwei Heere von kampfgerüsteten Streitern erblickte]. «) S. Anm. zu 1. Kön 4, 20· 2. Und da er sie sahe sund auf der Stelle s in göttlicher Erleuchtung erkannte, was für Strei- Laban und Jaeob scheiden in Frieden. Jakobs Furcht vor Esau und Jacobs Gebet. 95 ter in dem bevorstehenden Kampfe ihm würden zur Seite stehen Pf. 34, 8], spkach er: »Es find Gottes Heere; und hieß dieselbige Stätte sdie her- nachmals zu einer Stadt erhoben wurde] Maha- naim [d. i. doppeltes Heerlager Jos is, 26; 2. Sam. L, 8; 17, 24 u. s. w.]. Das 32. Kapitel. Jakob- Jurctstz Gebet und Lan-Pf. I« U. 3—12. Zion Zllahanaim aus sendet Darob Boten in’g Land Seit, die seinem dort haufenden Bruder feine zliiterwiirsiglieit beseugrn und in kuoorliommeiider Weise von feiner Kiictilielsr ihn benaihriltstigen sollen. Sie brin- gen lieine Antwort von ihm, wohl aber die Sein-erlernt;- botsttsash das; er mit 400 Wann heranjiehy da matht sitb Darob aufs Schlimmste gesaskt und nimmt seine Hu- slucht zum Gebet. 3. Jacob aber sin Folge der eben gehabten Erscheinung des göttlichen Beistandes zwar von Neuem versichert, doch auch andererseits aus der- selben fich abnehmend, das; ein schwerer Kampf ihm bevorsteheJ schickte Boten vor ihm her, zu seinem Bruder Efeu, in’s Land Seit, in der Ge- gend Edom. Nach diesem Lande hatte Esau während Jakobs Ab- wesenheit sich gewendet, um dort in völliger Unabhängig- keit vom Vaterhause auf den wilden Bergen zu jagen und mit Hilfe einer Schnur, die aus seinen Knekhtem aus Angehörigen seiner Frauen, sowie aus Zuliiufern sich gebildet, die Urbewoher (5. Mose 2 12. 22s zu bekrie- gen, und zwar hatte Esau sich in dasjenige Gebiet des Landes begeben, welches er in Ersiillung der Weissagung Kur. 27, 39 f. hernach wirklich in Besitz nahm (Kp. 36, 6 ff.) und das dann nach seinem andern Namen das Gefilde Edom hieß. 4. Und befahl ihnen und sprach: Also saget meinem Herrn Efau [begegnet ja meineni Bruder gleich in eurer Anrede und Begrüßung so, daß er daraus abnehmen kann, wie sehr ich ihn für das Haupt der Familie und für meinen Herrn anerkenne, und dann meldet ihm in meinem Na- men]: Dein Knecht Jakob läßt dir sagen: Ich bin bis daher bei Laban lange außen gewesen, 5. Und habe sdort mir] Rinder nnd Esel, Schafe, Knechte und Mägde [erworben, kehre also jetzt nicht in der Absicht heim, um wegen des vä- terlichen Erbes mit dir zu theilen, vielmehr treibt die Sehnsucht nach den Meinigen mich zurück]; Und habe [nun die Boten, die du hier vor dir siehst] ausgesandh dir, meinem Herrn, snach dessen Wiedersehn es mich besonders verlangt, meine Rückkuvftj anzusagen, daß ich Gnade vor deinen Augen fände. s. Die Boten kamen [nach etlicher Zeit] wie- der zu Jakob, und sprachen: Wir kamen zu dei- nem Bruder Esau fund richteten alles pünktlich aus, was du uns aufgetragen, aber er gab uns keine Antwort]; und [da mache dich denn auf ein gar feindseliges Zusammentreffen mit ihm gefaßt, Man] er zeucht dir auch entgegen mit vierhundert Amt. « 7. Da fürchtete sich Jakob sehr, und ihm ward bange [indem die Drohung Kap. 27, 41 in ihrem ganzen Schrecken ihm vor die Seele trat, gleich- wohl verlor er in solcher Angst die Besonnenheit nicht]: und theilete das Volk, das bei ihm war [Knechte und Mägde, Weiber und Kinder) und die Schafe, und die Moder, und die Kameele, in zwei Heere sgleichwie er ja die Engel Gottes in zwei Heere getheilt erblickt hatte V. 1. 2]. 8. Und sprach sder Gedanke, der dabei ihn leitete, war dieser]: So Esau kommt auf das eine sVordereJ Heer, Und schlagt es; so wird Doch] das übrige shinteres entrinnen [und zu dem will ich selbst mit Weib und Kind mich halten]. I. Weiter sprach Jakob sseine Zuflucht noch zu einer andern, als blos menschlicher Vorsicht nehmend Spr 3, 5]: Gott meines Vaters Abraham, nnd Gott meines Vaters Jsaat, HERR, der du zu mir gesagt hast [Kap. 31, 3. 13]: Zeuch wieder in dein Land und zu deiner Freundschaft; ich will dir wohlthun: 10. Jch bin zu gering aller Barmher- zigkeit und aller Treue, die du andeinem Knecht gethan hast; denn ich hatte nicht mehr weder [2. Chiron. 29, 34 Anna] diesen Stab, da ich svor 20 Jahren] über diesen Jordan ging, und nun [ich wieder an ihm stehe] bin ich zwei Heere [V. 7] worden. 11. Errette mich [wenn ich nicht um alle den von dir mir geschenkten Segen kommen foll] von der Hand meines Bruders, von der Hand sdieses wilden und unversöhnlichen Pf. 140, 51 Gan; denn ich fürchte mich vor ihm, daß er nicht komme, und schlage mich, die Mütter sammt den Kindern. 12. Du hast [Kap. 28, 13. 14] gesagt: Jch will dir wohlthun, und deinen Samen machen, wie den Sand am Meer, den man nicht zählen kann Vor der Menge [darum kannst du mich und die Mei- nigen unmöglich so schmählich umkommen lassen]. So sind nun dies dreierlei Eigenschaften eines guten Gebet-s, die da machen, das; es Gott sehr angenehm und der stißeste Geruch vor ihm ist, und ein solch Gebet muß erhöret werden. Die erste Eigenschaft aber ist, daß du die Verheißung ergreifest; darnach, daß du in deiner Angst getödtet werdestz zum dritten, daß du Gott dan- kest und erkennest, wie du auch nicht einer Wohlthat werth seiest, sondern bittest und hoffest, daß dir möge gåhxkåfeerrswerden allein aus Gnade und Barmherzigkeit. «II. 11. 13—32. zlachdem Yiakob ansehnliche Geschenke siir den Bruder» auggesondert und noch in der zlacht alle seine Zsabe und Familie iiber den Bat-on gesetzt hat, lkehrt er allein nach dem diesseitigeit sslser kitriicti und hat dort den geheimniskuollen Kampf mit dein YOU-n, aus dem er ala Sieger, aber mit verrenliter Jxiiste her- vorgeht. 96 1. Mose 32, 13——31. 13. Und er blieb die Nacht da [machte Nacht- H quartier an der Stelle, wo er so eben die Nach- richt von Esaus Heranziehen erhalten und dann l sein Herz im Gebet vor Gott ausgeschüttet hatte], und nahm von dem, das er vorhanden [sich er- worben] hatte [von seinem Heerdenreichthum Kap. so, 43], Geschenk seinem Bruder Efau: 14. zweihundert Ziegen, zwanzig Bbcke fauf l 10 weibliche Thiere rechnet man gewöhnlich 1 männlichesL zweihundert Schafe, zwanzig Widder, 15. Und drkisiig fciugende Kameele mit ihren s Füllen, vierzig Kuhe und zehn Farrn [junge, über « 1 Jahr alte Stiere], zwanzig Efelinnen mit zehn - i i « · d S "ck, « · Falle« leme He« e von zusammen 580 tu E was er hatte lsecneFamilie und seine ganze Habe]; gleichsam ein Tribut, den er dem Efau von seinem . ganzen Besitzthum leisten und sich ihm damit als seinen Untergebenen beweisen wollte [V. 3—5]; 16. Und that sie unter die Hand seiner Knechte, ; je eine Heerde sonderlich sbildete aus den 5 ver- E schiedenen Thiergattungem deren jeder er einen eigenen Hirten beigab, ebensoviel kleinere Heerden], und sprach zu ihnen: Gehet vor mithin und lasset Raum zwischen einer Heerde nach der anderen. So inuszte die Größe des Gescheuks dem Esau desto besser in die Augen fallen; auch war so diesem mehr s Zeit gegeben, seine zornmüthigen Gedanken nach und nach fahren zu lassen. I 17. Und gebot dem ersten und sprach: Wenn « dir mein Bruder Esan begegnet, und dich fraget: Wem gehbrst du an? und wo willst du hin? und tveß isks sfür wen ist’s bestimmt) daß dU vvk dir treibest? 18. Sollst du sagen: Knechte Jacob zu, der sendet Geschent seinem Herrn I Efau und zeucht hinter uns hernach [1. Sam· 25, « 18. 19]. 19. Also gebot er auch dem andern, und dem I dritten, und allen [ftinf]- die den Heerden nach: Es gehbret deinem: » gingen, und sprach: Wie ich euch gesagt habe, so saget zu Esau, wenn ihr ihm begegnet; 20. Und saget ja auch fvergesset besonders diesen Punkt nicht zu erwähnen]: Siehe, dein Knecht Jaeob ist hinter uns [»erfIeuchtnicht, son- dern folgt uns nach, und versiehet sich Gutes zu dir, und hofft Gnade und Friede bei dir zu fin- den«]. Denn er gedachte, ich will ihn versöhnen mit dem Geschenk, das vor mir hergehet [vgl. Anm. zu 3. Mose I, 4 zweite Hälfte]; darnach will ich ihn sehen, viclleicht wird er mich annehmen. »Hier offenbart sich die schönste Mischung von unbe- dingtem Gottuertrauen und thätiger Besonnenheit in dem Gebrauch gegebener Mittel —- ein Beweis ftir die gedie- gene Gesundheit der Frömmigkeit Jacobs.« 21. Also ging das Geschenk vor ihm her« aber ! er [selbst setzte noch nicht mit über den abok, sondern] blieb dieselbe Nacht beim Heer, 22. Und stund sda er zu sehr bewegt war, als daß Schlaf in seine Augen gekommen wäre] auf in der Nacht, und nahm feine zwei Weiber, und die zwo Mägde, und seine elf Kinder fSöhne — außerdem auch seine Tochter Dina Kap. 30, 21., die nur hier nicht weiter gerechnet wird], und zog an die Furt Jabol [an die vor ihm liegende Uebergangsstelle über den Jaboks Dieser, jetzt Zerka,. oder der blaue Fluß genannt (wegen seines tiefblauen Bergwassers), ist ein von Osten nach Westen strömendcr Nebenflusz des Jordan und machte s später die Grenze von Gad und Manasse aus; indem er das Gebirge Gilead durchschneideh bildet er tiefe Schluch- ten in demselben und ergießt sich in ziemlich gleicher Ent- fernung vom See Tiberias im Norden und vom todten Meer im Süden in den Jordan. 23. Nahm sie [als er hier angelangt war], und fichrete sie über das Wasser, daß hinübertam, 24. Und blieb allein [kehrete jetzt über den Jabok zurück, um den übrigen Theil der Nacht allein daselbst zuzubringents Da [als er anfing, sein von Angst und Sorge erfüllte-s Herz abermals vor Gott im Gebet auszuschütten und um Durch- hilfe ihn anzurufen V. 9—- 121 rang ein Mann mit ihm [der HErr, den er angerufen, trat auf ein- mal in Gestalt eines Mannes ihm entgegen und ließ sich, ohne daß Jacob schon jetzt erkannt hätte, wen er eigentlich vor sich habe, auf einen Zwei- kampf mit ihm ein. Dieses Ringen, da der Un- bekannte ihn niederzuwerfen oder wenigstens aus seiner Stellung zu verdrängen suchte, er aber aus allen Kräften widerstund und frch nicht werfen oder verdrängen ließtih dauerte denn eine geraume Zeit » fort], bis die Ptorgenrdthe anbrach. «) Mitten in der Gesellschaft, in unsern Geschäfteth . auf der Straße kann man beten; aber ringen mit dem HErrn kann man nur in der Einsamkeit. (Strauß.) H) Der Kampf Jacobs ist kein Kampf im Traume, s sondern in geift-leiblicher Wirklichkeih eine Arbeit « des Geistes unter Anstrengung des Leibes. Den, mit dem er kämpft, hat er nicht in sich, sondern er hat ihn außer sich und vor sich. Jedoch hat Jehova, der ihm in Mannesgeftalt erschien, nicht Fleisch und Bein; er setzte Gewalt gegen Gewalt kraft der Macht, welche der Geist über das Körperliche hat, wie auch unser Geist, obgleich er nicht Fleisch und Blut hat, dieses nach Willkür in Bewegung setzt. Daß aber Jacob Jehova überwindet, ist deshalb möglich, weil es nur ein bestimmtes Maß seiner Allkraft ist, welches Jehova ihm entgegensetzt. Und wa- rum dringt er so feindlich auf Jacob ein? Deshalb, weil jetzt angesichts der Begegnung mit Esau recht zu Tage tritt, daß er den Erstgeburtssegen nicht ohne Befleckung der Sünde besitzt. Darüber wird er angefochtem ange- fochten nicht blos vom eignen Gewissen, welches wider die Sünde zeugt; sondern von Jehova selbst, der sie ihm zu fühlen giebt. Aber der Glaube in Jacobs innerstem Grunde bricht durch Sünde und Schwachheit und An- fechtung hindurch, bewältigt den Vorwurf, der in dem geheimnißvollen Manne gleichsam Gestalt gewonnen hat " und auf ihn einftürnrt, erfaßt durch die feindliche Geberde seines Gegners hindurch sein Erbarmen und ringt ihm den mit Vernichtung bedrohten Segen von Neuem ab, den er nun entschlackt, entsündigt, verklärt als reine göttliche Gabe empfängt, und zwar als Gabe der Gnade, nicht ohne daß er in dem glaubenssieghaften Kampfe zugleich in der Verrenkung seiner Hüfte die Ohnmacht seiner Natürlichkeit zu fühlen bekommt. (Delitzsch.) Jacobs Furchh Gebet und Kampf. 97 25. Und da er [der geheimnißvolle Kämpfer] sahe, daß er [im ordentlichen Kampfe] ihn nicht übermochte [er aber jetzt, beim Anbruch der Morgen- röthe, den Kampf aufgeben und sich wieder zurück: ziehen wollte —- ,,denn das Thun Gottes darf das unheilige Auge des Sterblichen nicht sehen« —], rührete er das Geleuk seiner Hüfte [die Stelle seiner Hüfte, wo die Kugel des Schenkels in die Gelenkhöhle des Hüftknochens sich einlegt]; und das Gelenk seiner Hüfte fder die Verbindung zwi- schen jener Kugel und dieser Gelenkhöhle vermit- telnde HüftnervJ ward über dem Ringen mit ihm sals Jaeob den Kampf weiter fortsetzen wollte] verrenket. Jacob sahe also, daß er den Kampf nun aufgeben müsse. Aber alsobald ward ihm auch klar, was für einen Widerpart er vor sich habe; denn eine Hii.ftver- renkung ist ein äußerst seltener Fall, nur durch erstaun- liche Gewalt möglich und bei derjenigen Stellung, die Jacob während des Ringens eingenommen hatte, fast undenkbarx hier aber war sie durch bloßes Anrühren des geheimnißvollen Kämpfers geschehen. Da hing er sich, weil er nicht mehr gehen und stehen konnte, aus aller Macht an seinen Gegner und umschlang ihn der- gestalt mit seinen Armen, daß er sich geradezu von ihm tragen ließ. 26. Und er [der so Von Jacob erkannte und fest von ihm umschlungene HErrJ sprach: Laß mich gehen flaß mich aus dieser Umarmung los, daß ich meines Weges weiter gehen kann], denn die Morgenrbthe bricht an. Aber er [dessen Beharr- lichkeit auch die körperliche Lähmung nicht zu läh- men vermochte] antwortete: Jkh lasse dich nicht, du segnest mich denn [9J2atth.15, 22 ff.]. 27. Er sprach: Wie heißest du? [nicht als habe er Jacobs Namen nicht gewußt, sondern da- mit dieser bei der Nennung sich zugleich der Be- deutung desselben und seines ganzen bisherigen Charakters recht bewußt werde.] Er antwortete: Jaeob. . 28. Er sprach: Du sollst nicht mehr Jacob [der Fersenhalter, Untertreter, Ränkespinner] heißen [diese Periode deines Lebens sei mit dem Vorgang der heutigen Nacht für immer abgethan], sondern Israel [Gotteskämpfer, soll von jetzt ab dein Name seit-J. Denn du hast mit Gott und mit Menschen [bisher mit Menschen, die deine Berufung und Erwählung dir streitig machen wollten, mit Esau, Jsaak und Laban, aber heut in dieser Nacht auch mit Gott selber, der deiner, in solchem Kampf mit den Menschen begangenen Sünden wegen sich dir als Widerpart entgegenstellen mußte] gekcimpfet nnd bist [in beiden Kämpfen, in dem einen durch Vertrauen auf meine Zusage und Verheißung, in dem andern durch anhaltendes Gebet und demü- thiges Flehen Hof. 12, 4. 51 obgelegen Der Gsau abgelistete Grstgeburtssegen kann nicht die Wurzel sein, aus welcher das heilige Volk erwächst, er muß zuvor aus einem durch List über einen Menschen erschlichenen zu einem durch Glauben Gott abgerungenen werden: das wird er in diesem Kampfe, aus welchem Dächseks Bibelwert 3- Aufl. ihn Jacob als Siegespreis seines Glaubens wieder- gewinnt und aus dem er mit dem neuen Namen hervor- geht, der ihn als den Stammvater des heiligen Volkes bezeichnet. 29. Und Jakob fragte ihn lauch seinerseits-F, und sprach: Sage doch, wie heißest du? Er aber sprach: Warum frageft du, wie ich heiße« kwarum willst du das Geheimniszvolle des Vorgangs in’s Aeußerliche und Handgreifliche herabziehem indem du einen Namen begehrst für den, der mit dir gerungen hat? verstehest du nicht selber schon, wer es gewesen Richt 13, 17 f.]? Und er [bon der jetzi- gen Frage auf die Bitte V. 26 zurückgehendj segnete ihn daselbst [bestätigte ihm die früher Kap. 28, 13 bis 15 gegebene Segensverheißung]. «) Da Gott in einer höheren Weise, als früher, in dem ganzen Begegniß sich ihm geoffenbart hatte, so wollte er für den ihm näher getretenen Gott auch einen noch inhaltreieherem volleren Namen wissen. — IV) Hätte Gott antworten wollen, so würde er »Jehova« gesagt haben; die Antwort wird aber verschobem bis sie einige Jahrhunderte hernach dem Mose zu Theil wird (2. Mos. Z, 13 ff- u. 33, 14 Anm.). 30. Und Jakob hieß die Stätte [wo er das wunderbare Erlebniß gehabt hatte] Pniel [Ange- sicht Gottes]; denn fsprach er, indem er der Stätte diesen Namen gab] tch habe Gott von Angesicht gesehen, und [bin gleichwohl von seiner Majestät nicht vernichtet worden, sondern im Gegentheil] meine Seele ist genesen kihr ist groß Heil und viel Trost widerfahren] 31. Und als er vor Pniel nberkam [von der Stätte, die er eben mit dem Namen Pniel benannt hatte, sich hinwegbegeben wollte], ging Ihm [zu einem bedeutungsvollen Sinnbild] die Sonne auf [sollte doch auf die Nacht des Trauerns und Za- gens nun ein Tag der Freude und des Frohlockens für ihn folgen]; und er hinlete an seiner Huftr. Erst bei diesem sich Hinwegbegeben wurde Jacob die Verrenkung seiner Hüfte, die er bei dem nächtlichen Kampfe erlitten, in der Spannung derselben aber nicht gemerkt hatte, gewahr, gleichwie die in einer Schlacht Verwundeten oftmals erst nachher inne werden, daß sie bluten, und nahm so ein Mahlzeichen an seinem Leibe von dem Kampfplatz mit hinweg. — An diesem Kampfe haben wir ein Vorbild des geistlichen Kampfes, den wir nicht allewege mit Fleisch und Blut oder den bösen Geistern unter dem Himmel, sondern mit Gott selbst in Kreuz und Widerwärtigkeiten zu kämpfen haben. Da stellt er sich oft gegen uns ganz fremd, ja wie ein Widersacher, der uns gleich zu Boden stoßen will» wie er hier solchergestalt dem Jacob begegnet oder wie er den Mose erwürgen wollte (2. Muse, 4, 24). Er giebt uns einen harten Griff,- daß wir mit David krumm und sehr gebückt einhergehen (Ps.38,7); er will sich uns mit seinem gnädigen Namen, d. i. mit seiner Huld und Barmherzigkeit nicht zu erkennen geben; er greift uns an, da wir ohnehin voll Angst und Schrecken in der fin- stern Nacht des Kreuzes stecken. Wir haben aber auch weiter der HErr hier in diesem leiblichen Kampfe sich den Jacob überwinden läßt, den er sonst wie ein Verzehrend Feuer hätte ausfressen können, also will er in solchem geist- lichem Kampfe sich gern uns mit aller Gnade und Barm- den herrlichen Trost daraus zu fassen, daß, wie Gott herzigkeit ergeben- sich non uns überwinden lassen, und K. T. l. 1. 7 98 I. Muse 32, 32. uns nicht mehr zumuthen, als wir ertragen können, und also öffentlich zu erkennen geben, daß die Macht des Glaubens nicht nur Teufel und Welt überwinden, sondern auch dem starken Gott obsiegen könne. Darum sollen wir mit unserm Gebet ihn fest ergreifen, sonder- lich in der sinsteren Nacht des Todes, da solcher Kampf gemeiniglich am größten ist. Nun, wohlan, da hindurch und zu der schönen Morgenröthe des ewigen Lebens zu gelangen, verhelfe uns die heil. Dreifaltigkeih hochgelobt in Ewigkeit! (Wb. Summ.) 32. Daher lzum Andenken an diese Geschichte] essen die Kinder Israel [nach einer altherkömmlichen Sitte] keine Spannader lHtob 10, 11 Anm.] auf dem Gelenk der Hufle [sondern lassen von allem Schlachtvieh den Nerv des Hüstmuskels ungegessen], bis auf den heutigen Tag swas ebenso von unserer, als von Mosis Zeit gilt]; darum, daß die Spann- ader an dem·Gelenk der Hufte Jakob schres Stamm- vatersJ geruhrel fund damit die natürliche Kraft für unrein erklärt] ward. Diese Begebenheit im Leben Iaeobs steht der Be« gebenheit auf Morxa im Leben Abrahams parallel. Nicht etwa für einmal hat Israel Gott besiegt: daß der Name ihm für immer beigelegt wird, zei t, daß wir hier den Anfangspunkt eines fortgehenden erhältnisses zu Gott haben, daß Iacob eine ganz neue Stufe erstiegen, daß dieser Sieg der Anfang einer ganzen Reihe von folgen- den ist, die dem Keime nach schon in dem ersten ent- halten waren und ihn zur Grundlage hatten. (Hengsten- berg.) In den zweimal 7 Jahren der Dienstzeit Iacobs in Aramäa ward Israel leiblich geboren, in der Nacht des Kampfes Iacobs mit Jehova, jenseit des Iabok, ist Israel geistlich geboren worden. Die Frucht dieses Kampfes war nicht allein der Name des alttestamentlichen Gottesvolks, sondern zugleich mit dem Namen die Fest- stellung seines innersten Wesens und des göttlichen Ge- sehes seiner Geschichtr. Das Wesen Jsraels ist gehei- ligte Natürlichkeiy geheiligt dadurch, daß Israel mitten in dem Zorne Jehovas über die Sünde, womit diese Natürlichkeit behaftet ist, kraft des Gebets des Glaubens Jehovas fegnende Gnade festhält, welche diese Natürlich- keit sich gefallen läßt. Und das Gesetz der Geschichte Jsrals ist dies, das; Jehava immer und immer wieder als Strafrichter über Israel kommt, und dieses zwar gesichtet und geläutert aus seinen Gerichten hervorgeht, so aber, daß immer die Selbstmacht seiner Hüfte verrenkt wird. Israel siegt nicht, wie andere Völker; es siegt im- mer erst, nachdem es weinend und flehend Jehova besiegt hat, immer ist handgreiflich daß es nicht durch sich selbst, sondern durch die Gnade seines Gottes gesiegt hat. — Wie ganz anderer Art ist der Kampf, an welchem der Kampf am Iabok sein neutestamentliches Gegenbild hat, der Kampf in Gethsemane! Da ringt der, welcher Abra- hams Same auf dem Gipfel der Vollendung ist, unter tarkem Geschrei und Thränen (Hebr. 5, 's) mit Gott; es wird ihm aber nicht blos die Hüfte verrenkt, er muß sich fügen und zeigt sich willig, den Todeskelch zu trin- ken, um sterbend über Gottes Zorn zu siegen und aus den Todten als Erstgeborner hervorzugehen. Hier galt es nicht blos eine Heiligung des Natürlichen, sondern eine Wiedergeburt desselben durch den Tod hindurch; hier galt es nicht blos die Erringung des Grstgeburtssegens, auf dem ein geheiligtes Volksthum stehen könnte, fon- dern es handelte sich darum, den an die Sünde verlore- nen uranfiinglichen Segen als Segensanfang einer wieder- gebotenen neuen Menschheit wieder zu gewinnen und die göttliche Gerechtigkeit nicht eher zu lassen, bis die Mor- genröthe der Gnade anbräche und die Sonne der Liebe aufginge. Es ist vollbracht! Die Sonne, welche Iacob 33, 1—-16. hinter Pniel entgegenstrahlt, hat zum Gegenbilde die Sonne des Auferstehungstages (Delitzsch.) Das 33. Kapitel. Versöhnung Jacobs mit Gan. I. U. 1—16. Ill- Bakob mit den Seinigen von Iabok: aus seine Reise fortfetky sieht er Efau mit den vier- hundert Ztlann kommen; er ordnet den Zug feiner wei- ber und Kinder, stellt sieh an die Spitze desselben und nähert sieh dem Bruder unter siebenmaliger tiefer gier- beugung. Zliefer aber, statt ihm als Zkeind zu begeg- neu, ist aus einmal gank umgewandelt in seinem Zer- ken, fällt ihm um den Malo, leiifset ihn, und nachdem er sich an seiner Brust ausgeweint, erkundigt er sich nicht nur theilnehmend naih seiner Familie und nimmt erst naih vielem Zureden das ihm zugedachte Gesthenlc an, sondern erbietet sich auch, dem Darob sicheres Geleit zu geben, wag der indessen auf behutfame Weise ablehnt. 1. Jakob [als er nun bei dem Zuge Kap. 32, 21——24 wieder angelangt war und mit demselben die Reise eben fortsetzen wollte] hub seine Augen auf, und sahe seinen Bruder Esau kommen mit [den] vierhundert Mann [von welchen ihm seine Bo- ten berichtet 32, 6]. Und theilete [wenn auch nicht mehr in der nämlichen bangen Furcht wie gestern, das ganze Heer, so doch immer noch eines schlimmen Zusammentreffens sich versehendJ seine Kinder zu Lea [Ruben, Simeon, Lebt, Iuda, Isa- schan Sei-um, Ding, und zu Ruhe! ksosephl und zu beiden Mägden Izu Bilha Dan und Naphtali, zu Silpa Gad und Asser]; 2. Und stellete [die Rangordnung welche sie in seinem Herzen einnahmen, umkehrend] die Mägde mit ihren Kindern vorne an, und Lea mit ihren Kindern hernach, und Rahel mit Joseph zuleht [damit sein Liebstes von Esaus Wuth erst zuletzt getroffen und vielleicht ganz von ihr verschont würde, wenn sie an den Andern sich gekühlt hätte]; Z. Und er [als Haupt der Familie sein eigenes Leben für sie einsetzenDJ ging vor ihnen her, und neigete sich [als der feindliche Zug nun nahe genug heran war] siebenmal auf die Erde, bis er zu seinem Bruder kam. Nach orientalischer Sitte neigete man sich, um jemand seine Ehrerbietung zu bezeigen und ihm als seinem Ober- herrn zu huldigen, vor ihm mehrmals (drei- oder sieben- mal 1. Sam. 20, 41), und zwar so tief zur Erde, daß die Stirne fast den Boden berührte, beim letzten Mal wohl gar, wie hier, sich vor ihm niederwerfend. »Diese äußere Selbstdemüthigung Jaeobs ist der Ausdruck der innern im Gefühl seiner Verfchuldung Esau macht weniger Umstände, denn er hat ein verhältnißmäszig besse- res und kein so zartes Gewissen« 4. Esau aber [auf einmal allen Groll fahren lassend] lief ihm entgegen und herzete [umarmte] ihn, und fiel ihm um den Hals, nnd küssete ihn; und sie weinelett lbeide vor Freuden —- Esau, daß er den Bruder nach so langer Trennung nun wie- der hatte, Jacob, daß der HErr in so unerwar- Versöhnung Jacobs mit Esau. 99 teter Weise das Herz seines Widersachers gewandelt Pf. 33, 14 f.; Spn 21, 11. Jn dem gemeinsamen Weinen sind die alten Männer noch einmal Zwillinge geworden. (P.Lange.) Esaus liebreiches Benehmen war für Jacob die niichste Frucht seines Kampfes, die nächste Bewährung seines Namens; die ganze Bedeutung von diesem Kampfe wird verletzt, wenn man annimmt, daß Esau von vornherein friedfertige Gesinnungen und die 400 Mann ohne Absicht auf Jacob bei sich gehabt habe. War die Gefahr eine blos eingebildete, wie konnte dann Gott sagen, Jacob habe mit Gott und mit Menschen gekämpst und obgesiegt, wie konnte der Sieg über Esaus Nachsucht als der Preis des Kampfes mit Gott dargestellt werden? iHengstenbergJ Z. Und [Esau, nachdem er sein iiberwallendes Herz einigermaßen erleichtert und den Bruder wie- der losgelassen hatte] hnb seine Augen auf nnd sahe die [hinter Jacob stehenden] Weiber mit den Kindern, nnd sprach [nahm davon Gelegenheit, in ein freundliches Zwiegespräch sich mit ihm einzu- lassen]: Wersind diese bei dir [in welcher Weise gehören sie dir an]? Er antwortete: Es sind Kinder, die Gott deinem Knechte [während der Zeit, daß er lange bei Laban außen war Kap. 32, 4] bescheeret hat. - b. Und die Mägde traten [auf einen gegebe- nen Wink JacobsJ herzu mit ihren Kindern und neigeten ßch vor ihm [dem Esaus 7. Lea trat auch herzu mit ihren Kindern, und neigeten sich vor ihm. Darnach trat Joseph und Rahel herzu, und iieigeten sich auch vor ihm. 8. Und er sprach [weiter, die Rede auf» die Geschenke lenkend, die Jacob ihm entgegengeschickt Kap. 32, 13 ff., er aber im Zorn nicht angenom- men hatte, und die er jetzt, nach seiner umgewan- delten Herzensstimmung, einer freundlichen Beach- tung würdigen wollte]: Was willst du mit alle dem Heer sder fünf Heerden Vieh], dem ich begegnet bin? Er antwortete: Daß ich Gnade fände vor meinem Herrn [dazu habe ich sie mit aller Sorgfalt aus der übrigen Heerde auserlesen und vor mir her entsendet]. I. Esau sprach: Jch habe genug, mein Bru- der, [beraube dich nicht um meinetwillen, sondern] behalt, was du hast. ’ 10. Jakob antwortete: Ach sweigere dich doch der Annahme] nicht, hab ich Gnade funden vor dir, so [beweise mir die Liebe und] nimm mein Geschenk von meiner Hand; denn ich sahe dein Angesicht, als sahe ich Gottes Ang·esicht, und laß dir’s wohlgefallen von mit [in deinem Angesicht hat sich mir die Freundlichkeit und Leutseligkeit Gottes abgespiegelt, du bist mir hold gewesen, und da machst du mir geradezu eine Freude, wenn du die Opfergabe, die ich in dir möchte Gott darbrin- gen, dir wohlgefallen läßt]. 11. Nimm doch den Segen« von mir an, den ich dir zubracht habe; denn Gott hat mirs beschenkt, und ich habe allcs genug-«. Also nö- thigte er ihn, daß cr’s nahm. «) Der Ausdruck scheint absichtlich gewählt; es ist, als ob Jaeob auf den entwendeten Segen anspielen und sagen wollte: Jnsoweit dieser Segen ein Inbegriff gegen- wärtiger und irdischer Dinge it, und für dich von Werth, gebe ich ihn dir zurück. (P. ange.) -— »Es) Esau hatte gesagt: Jch habe genug; ·Jaeob kann ihn ohne Ueber- treibung, in dem Bewußtsein, daß Jehova sein Gott ist, überbieten und sagen: Jch habe alles genug. (Delitzsch.) 12. Und er [weil er dem Jacob gern eben- falls einen Liebesdienst erzeiget hätte] sprach: Laß uns [nun] fortziehen [von hier] und reisen [we- hin du willst], ich will mit dir ziehen [mit meiner Mannschaft dir sicheres Geleit geben, daß niemand dich und die Deinigen auf dem Wege antasten soll] 13. Er aber [mit gutem Bedacht es verhin- der-nd, daß Efaii mit ihm nach Canaan käme, und doch auch mit zarter Schonung gegen den Bruder den tieferen Grund seiner Ablehnung ihm ver- schweigend, stellte dafür den mehr vom irdischen Jnteresse gebotenen Grund, der keineswegs ein bloßer Vorwand war, in den Vordergrund und] sprach zu ihm: Mein Herr, du erkennest, daß »ich zarte Kinder bei mir habe, dazu Vieh und sau- gende Kuhe [mit denen kann ich so rasch dem Zuge deiner Reisigen nicht folgen. Nun ließe allerdings wegen der Kinder sich Rath schaffen]; wenn [aber] sie [die saugenden Schafe und Minder] Einen Tag iibertrieben würden, würde mir die ganze Heerde sterben. 14. Mein Herr ziehe vor seinem Knechte hin. Jch will gemtichlich [in langsamen und kurzen Tage- märschenJ hintennach treiben, darnach das Vieh und die Kinder gehen können, bis daß ich [an’s Ziel meiner Reise gelange und dann von dort aus einmal zum Besuch] komme zu meinem Herrn in Seit. Die heilsgeschichtliche Berussstellung, deren sich Jaeob auf Grund des Erstgeburtssegens bewußt ist, verpflichtet ihn, ähnlich wie Abraham gegenüber den fünf Königen (Kap. 14, 21 ff.), gerade jetzt Esau gegenüber seine Selbst- ständigkeit zu behaupten und sich durch keine neue Dan- kesschuld mit ihm zu versuchten. (Delitzsch.) — Merke, daß die Rechtgläubigen und Werkheiligen nicht können mit einander wandeln; denn die Gläubigen fahren säu- berlich mit stillem Geist, aber die Werkheiligen fahren sEartkh mi)t Vermessenheit ihrer Werke in Gottes Gesetzen. ( u er. » » · » 1·5. Esau sprach: So willich dochDvFnigstenFJ bei dir lassen etliche vom Volk, das mit mir ist [die sollen sich ganz nach dir und deinem Bedürf- niß richten, so daß du durchaus nicht zu eilen brauchst]. Er antwortete: Was ist’s vonndtheii? [es bedarf ja keines Geleits, der Weg ist sicher genug, ich wüßte nicht, welche Gefahren mir drohen könnten: vgl. Kap. 32, 1. 2.] Laß mich nur Gnade vor meinem Herrn finden [bleibe mir freund- lich und gnädig gesinnt, so genüget mir]. 16. Also ziE des Tages Esan wiederum sei- nes Weges gen eir. Daß Jacob ihn dort wirklich besucht habe, wird nicht erzählt, da dies für die Geschichte des Reiches Gottes nicht weiter von Bedeutung ist; wohl aber treffen wir III· 100 bei Jsaaks Begräbniß beide Brüder in gutem Einver- vernehmen beisammen (Kap. 35, 29), die Versöhnung war also eine aufrichtige und nachhaltige. II. U. 17——20. hlaih der Verabschiedung von Øsau zieht Darob zunächst nach Suchoth und bleibt dort längere Zeit, wahrstheinliitj um von den Ztesihwerden der dteise mit keinen Heerden sich erst zu erholen; dann nimmt er festen Wohnsitz zu Itchem und traust hier von den Kindern Deiner jenes Stiicli Jäger, auf welchem später die Gebeine Vosephs begraben wurden Was. 24, 32). 17. Und Jaeob sseinerseits V. 16] zog [an der westlichen Seite des Jordan in nördlicher Rich- tung aufwärts] gen Suchoth [in diejenige Gegend, wo später die Stadt Suchoth Ins. 13, 27.; Richt. 8, 4 f. staut-J, nnd bauete ihm ein Haus [weil er länger hier zu bleiben gedachte], und machte seinem Vieh Hütten sHürden oder aus Strauchwerk zusammengeflochtene Umzäunungen]; daher [von diesen Hütten] heißt die Stätte Suchoth [Hütten]. Es fällt auf, daß Jaeob, statt weiter dem väterlichen Hause in Hebron entgegen zu ziehen, sich in ganz ent- gegengesetzter Richtung nach Norden wendet und dort auf längere Zeit sich niederläszt Es ist das aber ein Besitzergreifen des verheißenen Landes, das er nun- mehr, nach dem Kampse mit dem HErrn und nach der Versöhnung mit dem Bruder, als sein und seines Sa- mens Eigenthum ansehen darf; und zwar ein Besitz- ergreifen auf demselben Wege, auf dem einst Abraham von dem Lande Besitz genommen, der permuthlich gleich- falls über Snchoth nach Sichem (Kap. 12, 5—7) gekom- men war. Nach Sichem sehen mir denn auch Jacob in V. 18 f. von Suchoth aus sich wenden und daselbst Grund und Boden erwerben. Mit Beziehung hierauf läßt der Psalinist (Ps. 60, s) die beiden Haupttheile des Landes (Ost- und Westjordanland) gleicherweise durch Suchoth und Sichem repräsentirt sein, indem er davon redet, daß Canaan sein unentreißbares Besitzthum sei, darüber er frei schalten und walten könne. Uebrigens versteht es sich von selbst, das; Jacob auch feinen Vater Jsaak in Hebron ausgesucht hat, nur konnte er dem Haushalte desselben nicht den seinigen einfügen oder gar unter- ordnen, vielmehr war er nun ebenfalls zu patriarchali- scher Selbstständigkeit gelangt. ,,Noch lebt Jsaak und beherrscht die Geschichte, aber Jacob bewegt sie-« (Vgl. Kap. 24, 62 ff.; 37, 2.) · 18. Darnach setwa 2 Jahre später] zog Jakob [indem er bei Bethsean über den Jordan setzte und 2 Meilen westlich zog] gen Salemf zu der Stadt des [in Kap. 34 ausführlicher erwähnten] Sichem [von welchem die Stadt später selbst Sichem genannt wnrde], die im Lande Canaan liegt, — nachdem er aus Mesopotamten kommen [und nun- mehr am Ziel seiner Reise angelangt] war, — und machte sein Lager vor der Stadt. V) Andere übersetzen den Wortlaut des Grundtextes so: »Den-nach zog (kam)Jacob tvohtbehalten zu der Stadt Sichem« Und allerdings würde dies gut zu dem, was Jacob Kap. 28, 21 sich vom HErrn erbeten hatte, passen; es war das nunmehr erfüllt, der HErr hatte ihn mit Frieden (wohlbehalten) wieder heim- gebracht. Bleibt man aber bei Luthers Uebersetzung flehen, so ergiebt sich eine andere bedeutungsvolle Be- ziehung; es hätten die beiden Orte, die hernach von Jerobeam bis Christus im schärfsten Gegensatz zu ein- ander standen, Jerusalem und Sichem, ursprünglich den- 1. Mose 33, 17——20, 34, 1—-16. selben Namen (Kap. 14, 18) geführt. Jenes wurde die Friedensftadt in der That und Wahrheit, dieses dagegen war es nur vorgeblicher, trügerischer Weise; letzteres träte dann im N. T. (Joh. 4, 5) unter dem Namem Sichar, d. h. Taumel- oder Lügenstadt, auf, wenn die Meinung des Hieronymus, der beide Orte für einerlei hält, die richtige wäre (doch s. zur Stelle). » II. Und kaufte sweil er hier, wo auch Abra- ham einst zuerst festen Fuß im Lande gefaßt hatte Kap. 12, 6 f» sich einen bleibenden Wohnsitz» grün- den wollte, östlich von der Stadt] ein Stück Ackets von den Kindern Hemde, des Vaters Sichem, um hundert Groschen [hebr. Kes1ta, nach geivöhnlichey jedoch noch wenig gesicherter Annahme = 4 Sekel, etwa 350 Thlr 2 Mose 30, 13 Anm.]; daselbst richtete er seine Hütte auf. 20. Und richtete daselbst einen Altar zu [Kap. 12, 8.; 13, 4], und rief an den Namen» des starken Gottes Israel [der sich in dieser Eigen- schaft an ihm verherrlicht und ihn mit einem neuen Namen belegt hatte Kap. 32, 28]. Damit hat Jacob schon vorläufig sein Gelübde (Kap. 28, 20 sf.) erfüllt; später erfüllt er es auch in Beziehung auf den Ort selbst, wo der HErr damals ihm erschienen war (Kap. 35, 6 f.) — »Fried’ und Ruhe aber währet ihm nicht lan e; denn jetzt neiget sich der Tag zum Abend und die sinstere Nacht gehet daher. (Luther.) Doch liegt zwischen der ersten Ankunft in Sichem und der folgen- den Geschichte noch ein Zeitraum von etwa 8 Jahren. — Der Tradition zufolge war das gekaufte Stück Ackers die an der südöstlichen Mündung des Thales von Sichem sich ausbreitende Ebene, wo noch jetzt der Jacobsbrunnen (Joh..4, s) und 2 —300 Schritt nördlich davon ein muha- medanischer Grabhügel als Grab Josephs gezeigt wird. (Anm. zu 5. Mose 11, 31.) Das 34. Kapitel. Yie gictiivcichnng der Yina verursacht ein Zskutbatn I· å1.1-—24. Uermuthliih bei einem Feste der sichemiten mischt siih Man, Jakobs Muster, unter die älijitjter des Landes, wird von Sichem, dem Sohne des Häupt- lings der Stadt, der in Liebe Zu ihr entbrennt, ge- sihiväctst und hernachmals zur Ehe begehrt. Die Mii- der der Gesihitndetem in denen tiacobs alter Zrlensch noch sortlebt, stellen sich, als wollten sie auf eine tier- sitsivägerung mit den Siihemiten eingehen, wenn diese die Besihneidung an sich vollziehen würden; nnd nun iiberredet Siiheni seine dlolliggenossem das; sie das with« lich thun. I. Dina aber, Lea’s Tochter, die sie Jacob geboren [Kap. 30, 21 und die jetzt ein Alter von 15—16 Jahren erreicht] hatte, ging [einst, »ver- muthlich als von den Einwohnern zu Sichem eines ihrer heidnischen Feste gefeiert wurde, bei welcher Gelegenheit es denn mancherlei zu sehen gab] her- aus [aus der schirmenden Obhut des väterlichen Hauses], die Töchter des Landes zu sehen smit ihnen Bekanntschaft anzuknüpfens » · « Z. Da die [wohl gleich bei ihrem Eintrittan die Stadt, noch ehe sie unter ihre Altersgenossim nen sich gemischt hatte] sahe Sichem, Hemors Sohn, Jacob zieht nach Sichem. Die Schwächnng der Dina. 101 des Heviters, der des Landes Herr war [und von welchem Jacob das Stück Ackers Katz. 33, 19, ge- kauft hatte] nahm [entführte] er sie, und beschlies sie, nnd fehl-dachte sie [genauer: indem er ihr Zwang anthat]·. » Sie hätte daheim bleiben sollen, wie der Apostel (Tit. 2, b) befiehlt; denn auch die Jungfrauen, gleich den Ehefrauem sollen Htiterinnen des Hauses sein. (Ealvin.) Wer nicht will naß werden, muß der Traufe nicht zu nahe treten. Eine gewanderte Jungfrau und ein ungewanderter Gesell taugen beide nichts. (V. Her- berger.) Dina ist ein äußerst wichtiges, warnendes Bei- spiel ftir alle jungen Leute, die in dem Alter stehen, das durch seine Unerfahrenheit wie durch die erwachende Gewalt der Sinnlichkeit und Gemtithlichkeit der Ver- stihrung doppelt ausgesetzt ist. Besonders gefahrlich aber ist es, wenn junge Leute dieses Alters, die in dem Hause frommer Eltern bisher an christliche Zucht und Eingezos genheit gewöhnt waren, nun aus einmal ohne genauere Aufsicht unter die große Welt und unter den Einfluß des Geistes, der in dieser Welt herrscht, und der Lockun- gen, die da, besonders bei festlichen Gelegenheiten, aus- gebreitet sind, hinauskommem Die Meinung, daß solche junge Leute durch die Zucht, unter der sie bisher gestan- den, und durch das Gefühl fiir’s Schickliche und den Ab- scheu vor dem Schandbaren, an den sie bisher gewöhnt worden sind, sollten eher vor der Verftihrung bewahrt sein, « ist so ganz unrichtig, daß bei ihnen vielmehr, besonders wenn sie von Natur gutmtlthig sind, der Eindruck der unter der Schönthuerei verborgenen Lust dieser Welt nur desto überwältigender ist, und, wie die Erfahrung lehrt, eben solche bisher in Eingezogenheit gehaltene Jüng- linge und Mädchen nur um so unbesonnener und wider- standsloser in den Taumel der Eitelkeiten und Lustbar- keiten hineingerissen werden und aus dem Becher der Lust, den ihnen die Welt bietet, nun in vollen Zügen trinken, gleich als wollten sie das bisher Versäumte und ihnen Vorenthaltene nun auf einmal nachholew (Heim.) 3. Und sein Herz hing an ihr, und hatte die Dirne lieb, nnd redete frenndlich mit ihr küber das Geschehene sie zu beruhigen, indem er ihr die Ehe versprach, vgl. Anm. zu Kap. 50, 21]. 4. Und Sichem [der sein Eheversprechen auch ernstlich meinte] sprach zu seinem Vater Hemon Nimm mir das Mägdlein zum Weibe [und da dieser einwilligte V. 6, 8 ff., so behielt er die Dina gleich in seinem Hause V. 26]. Z. Und Jacob erfuhr, daß seine Tochter Dina [die nicht wieder· heimkehrte von ihrem Ausfluge nach Sichem] geschandet war; und seine Sohne waren mit dem Vieh ans dem Felde [also mcht zu Hause, als die Nachricht ihm zu Ohren kam], und Jacob schwieg, bis daß sie kamen sdenn er gedachte mit ihnen, die nach damaliger Sitte ein Wort mit zur Sache ihrer Schwester zu reden hatten Kap. 24, 29 ff., sich erst zu berathen, was hier zu thun wäre]. s. Da ging Hemor, Sichems Vater, heraus zu Jakob [nach dessen außerhalb der Stadt gelege- ner BesitzungKap 33, 18. 19], mit ihm siiber das Vorhaben seines Sohnes] zu reden. 7. Jndeß kamen die Söhne Jakobs vom Felde [und waren nun, als Hemor bei ihrem Vater sich einfand, zugegen]. Und da sie es höreten swas da geschehen war V. 2], verdroß es die [19—21 Jahre alten, also in den Jahren stürmischer Heftig- keit und des ersten, leicht zu beleidigenden Selbst- gefühls stehenden] Männer, und wurden sehr zor- nig, daß er [nicht nur überhaupt das gethan und die Nechte der Gastfreundschaft so schmählich ver- letzt, sondern geradezu] eine Narrheit an Israel seinen Frevel an der geheiligten Person des im Bunde mit Gott stehenden PatriarcheUJ begangen, und Jacobs Tochter beschlafen hatte; denn so sollt es nicht sein. Das besonders erregte ihren ganzen Ingrimm, daß hier der Respect vor ihrer Familie, den sie von den Ein- wohnern dieses Landes als Gottes bevorzugtes Volk for- derten, so schnöde aus den Augen gefeht, und ihre Schwester wie jede andereDirne behandelt worden war. 8. Da redete Hemor mit ihnen und sprach [ihren aufbrausenden Zorn zu beschwichtigen ver- suchend]: Meines Sohns Sichems Herz sehnet sich nach eurer Tochter [nach der Tochter eures Hauses] Lieber [Richt. 4, 19 Anm. 1], gebet ste ihm zum Weibe. 9. Vefrenndet [verschwägert] euch [iiberhaupt] mit uns; gebet uns eure Töchter, nnd nehmet ihr unsere Töchter, 10. Und wohnet bei uns [nicht mehr als Fremdlinge, sondern als Unsersgleichen]. Das Land soll euch offen sein; wohnet nnd werbet, nnd getvinnet [Landeigenthum] d’rinnen [ganz, wie es euch gefällt, wir wollen euch als die Unsern betrachten und gleiche Nechte mit uns einräumen]. 11. Und Sichem [der entweder zugleich mit seinem Vater, oder doch bald nach ihm sich eben- falls eingefunden hatte] sprach zn ihrem [Dina’s] Vater »und Bruderm Lasset mich Gnade bei euch finden [und gebet mir eure Tochter zum Weibe]; was ihr mir saget [als Bedingung stellt], das tvill ich geben. 12. Fordert nur getrost von mir Morgengabe sfür die Braut] nnd Geschenk sfür euch Kap. 24, 53; 2. M. 22, 17 Anm.] ich will’s geben, wie ihr heischetz gebt mir nur die Dirne zum Weibe. 13. Da antworteten Jacobs Söhne dem Sicheui nnd seinem Vater Hemor betriiglich sgleich als woll- ten sie auf den Vorschlag eingehen, während sie doch im Herzen auf Rache sannenL darum, daß ihre Schwester Dina geschändet war; 14. Und sprachen zu ihnen: Wir können das nicht thun, daß wir unsere Schwester einem nn- beschnittenen Manne geben; denn das wäre uns eine Schande. 15. Doch dann wollen wir euch zu Willen sein, so ihr uns gleich werdet, und alles, was männlich unter euch ist, beschnitten werde [Kap. 17, 10]. 16. Dann wollen wir unsere Töchter euch geben, und eure Töchter uns nehmen, und bei euch wohnen [wie ihr da vorschlagtL Und Ein Vol! [mit euch] sein. 102 1. Mose 34, 17—- 31. 35, 1—4. 17. Wo ihr aber nicht willigen wollet euch zu beschneiden, so wollen wir unsere Tochter [nö- thigenfalls mit Gewalt] nehmen [V. 4], und davon ziehen [diese Gegend, wo wir so beschimpft wor- den sind, für immer verlassen]. Es zeigt sich hier wieder recht, wie wahrheitstreu und unparteiisch die heil. Schrift die Sachen darstellt. An Hemor und seinem Sohne giebt sich eine große natür- liche Gutmüthigkeit und Liebenswürdigkeit kund; dagegen an Jaeobs Söhnen heimtückische Hinterlist und (V. 25 ff.) rohe Grausamkeit. Das ist eine ähnliche Verschiedenheih wie wir früher (Kap. 33, 4—-15) an Esau und Jakob sie bemerkten. Aber dort wie hier zeigt sich auch, daß Gott weder durch die blos natürliche Liebenswttrdigkeit der Weltmenschen sich so zu sagen bestechen, noch durch arge Verkehrtheiten seiner Begnadigten von dem Wege, den er einmal mit ihnen eingeschlagen, abbringen läßt. 18. Die Rede gefiel Hemor und seinem Sohne wohl [denn bei ihrer religiösen Lauigkeit Ofsenb. 3, 15 f. erschien es ihnen als etwas sehr Gleichgil- tiges, einen solchen Gebrauch, wie er da von ihnen gefordert wurde, einmal mitzumachens 19. Und der Jüngling verzog nicht, solches zn thun [ging sofort in Betreff seiner Person auf dce Forderung ein]; denn er hatte Lust zu der Tochter Jakobs. Und er war herrlich gehalten uber alle in seines Vaters Hause. Er war der besondere Liebling des Hauses; daher erklärten die männlichen Glieder desselben sich ebenfalls zur Annahme der Beschneidung bereit, um ihm zur Erfüllung seiner· Wünsche zu helfen· Doch fehlte noch, daß auch die übrigen Sichemiten dem Vorgang der fürstlichen Familie sich anschlössew 20. Da kamen sie nun, Hemor nnd sein Sohn Sichem, unter der Stadt Thor [Ksp- 23- Z; 19, 1], nnd redeten mit den Bürgern der Stadt, und sprachen: 21. Diese Leute sJacob und seine Söhne] sind sriedsam bei uns, nnd wollen im Lande woh- nen und werben kihre Nahrung treiben], so ist nun das Land weit genug für sie [mit ihren umher- ziehenden Heerden];, wir wollen sdaher sie nicht verdrängen, sondern vielmehr] uns ihre Töchter zu Weibern nehmen, nnd ihnen unsre Töchter geben [daß wir uns ihres Bleibens recht versichern — es wird das uns großen Vortheil bringen V. 23]. 22. Aber dann wollen sie uns zu Willen sein, daß sie bei uns wohnen, und» Ein Volk mit uns werden, wo wir alles, was mannlich unter uns ist, beschneiden, gleichwie sie beschnitten sind. W. [Warum nun sollten wir auf diese»Be- dingung nicht eingehenZJ Jhr Vieh Und Güter, nnd alles, was sie haben, wird unser sein kunferm noch jungen, des Zuwachses noch gar sehr bedürf- tigen Staate zu gute kommen], so wir nur ihnen zu Willen leben, daß sie bei uns wohnen [und Ein Volk mit uns werden]. Zu Abrahams Zeit bestand die Stadt Sichem noch nicht, sondern Kap. 12, 6 ist nur von einer Stätte Sichem die Rede; vielleieht war Hemor der Begründer des kleinen Staats und benannte ihn (Kap. 4, 17) nach diesem seinem Lieblingssohne (V. 19), für dessen Wünsche er hier so thätig ist. 24. Und sie gehorchten dem Hemor, und Sichem, seinem Sohne [die ihnen die Sache in einem so vortheilhaften Lichte darzustelleir wuß- ten], alle, die zu seiner Stadt Thor ans- und ein- gingen [nap.23,10], und bcschniiten alles, das manntich war, das zu seiner Stadt ans- und ein- ging [gleichwie auch Hemor selbst mit seinen Söhnen und mit den männlichen Gliedern seines Hauses sich der Handlung unterwarfen]. II. n. 25—31. up« dritten wag nahm, kn- dik siche- miten inggesammt am Ulundsieber darniedertiegen, sal- len Simeon und Levi über sie her und ermiirgen alle Manne-personen; darnach stammen ihre Brüder, plün- dern die Stadt und machen Weiber und Kinder zu ihren Gefangenen. Jakob entsetzt siih iiber die grau- stge That seiner Söhne und befiirrhtet iible Folgen davon; sie aber berufen sieh auf ihr vermeinttioj gn- teg nennt. 25. Und am dritten Tage, da sie es schmer- zete [die Schmerzen der Operation sich an ihnen besonders geltend machten-«, so daß sie zu Kampf und Gegenwehr geradezu unfähig waren], nahmen die zween Söhne Jakobs, Simeon und Levi, der Dina Bruder [die auf diesen Zeitpunkt nur gewar- tet, und, um ihn herbeizuführen, die Bedingung V. 14 f. gestellt hatten], ein jeglicher sein Schwert, nnd gingen [1n Begleitung ihrer ebenfalls bewaff- neten Knechte] in die Stadt thürftiglich «« lmit keckem Muth, da sie wußten, wie wenig die Siche- miten eines Ueberfalls sich besorgten und wie wenig sie Widerstand zu leisten im Stande waren], Und erwnrgeten alles, was männltch war. r) Die Operation der Beschneidung ist keine leichte Sache; sie kann, zumal wenn sie nicht mit Geschick und Vorsicht vollzogen wird, durch Verblutung, Brand u. dgl» lebensgefährlich werden; Erwachsene müssen sich darnach zu Bett legen und 3 Tage hindurch ruhig verhalten, die Heilung erfolgt oft erst in 5—6 Wochen. «) Das Wort hängt nicht mit ,,durstig« zusammen, sondern kommt von duiren, d. i- wagen, sich erdreisten oder erkühnen, her. Es hat denn bald einen guten Sinn: kühn, muthig, unerschrocken (Phil-1, 14); bald steht es im schlimmen Sinne für anmaßend (2.Cor.10, 1ss.) Honig, vermessen (Sz)r. 14, Z. 16; Hiob 12, 6). » 26. Und erwnrgeten auch Hemor nnd seinen Sohn Sichem lauf welche sie es, als die Schän- der ihrer Familienehre, besonders abgesehen hat- ten] mit der Schärfe des Schtverts [indem sie an ihnen vornehmlich ihre Wuth ausließen], nnd nah- men ihre Schwester Dina ans dem Hause Sichem [denn dieser hatte sie seit jener Schändung V. 2 bei sich zurückbehalten] nnd gingen davon [hatten sie doch nunmehrihrem Nachedurst Genüge gethan]. Der listige Charakter Jaeobs ist bei Simeon und Levi in Heimtückh und der Eifer für den erhabenen Beruf des auserwählten Geschlechts in Frevel ausgearter Die Begebenheit »zeigt uns ebenso, wie die in Kap. 35, 22 und weiter die in Kap. 37 u. 38, wie sehr Jacobs Söhne in Gefahr standen, zu verwildern und wie sehr sie cananitisches Blut (Hes.16, Z) schon in sich trugen. Die Schwächung der Dina verursacht ein Vlutbad Jacob zieht nach Bethel 103 27. Da kamen die sübrigenj Söhne Jakobs swelche zwar an dem Bisherigen sich nicht bethei- ligt hatten, aber doch darum wußten und damit einverstanden waren] über die Erschlagenen, und plimdetten die Stadt [um auch ihrerseits das Ver- geltungsrecht an den Einwohnern zu» üben], darum, daß sie hatten ihre Schwester geschandet 28. Und nahmen ihre Schafe, Minder, Esel, und was in der Stadt und auf dem Felde war, 29. Und alle ihre Habe, alle» Kinder und Weiber nahmen sie gefangen und plunderten alles, was in den Hausern war. Jn jenen Gegenden glaubt man, daß der Bruder durch die Entehrung seiner Schwester noch mehr beleidigt werde, als der Mann durch die Untreue seiner Frau. Denn, sagen noch jetzt die Araber, der Mann kann sich von seiner Frau scheiden, und dann ist sie nicht mehr "n; Schwester und Tochter aber bleibt ewig Schwester und Tochter. (Michaelis.) » · 30. Und Jacob sprach zu Simeon und Levi sals sie nach Hause kamen und ihm ihre vermeint- liche Großthat erzählten]: Ihr habt mir Ungluck zu- gerichteh daß tch stinke Ifortan in üblem Rufe stehe] vor den Eiuwohnern dieses Landes, »den Cauanitern und Pheresiternz nnd ich bin [doch, im Vergleich zu ihnen, mit meinem Hause nur] ein geringer Haufe. Wenn sie sich nun versammeln iiber mich sum wegen der von euch ermordeten Sichemiten Gegenrache zu nehmen], so werden sie mich schlagen sich kann bei ihrer Uebermacht mich nicht gegen sie wehren]. Also werde ich vertilget, sammt meinem Hause. Für jetzt hebt Jacob gegen seine Söhne nur die ihm und seinem Hause drohenden äußeren Folgen ihres Frevels hervor; wie tief er aber diesen in seiner sitt- lichen Verwerflichkeit an sich erkannte und verabscheute, beweist sein letztes Wort an Simeon und Levi (Kap. 49, 5—7). ,,Mose, wahrlich, er hat nicht aus dem Fleische, sondern als Organ des heil. Geistes geredet, da er, sel- ber Levit, seines Stammvaters nicht schonte und nicht anstund, ihn mit ewiger Schande zu bezeichnen. (Calvin.) 31. Sie antworteten aberzSollten sie denn mit unserer Schwester als mit einer Hure [Bnh- lerin] handeln? Merkwürdiger Weise spiegelt sich diese Sichemitische Vluthochzeit nach allen Zügen in der größten Schand- that des christlichen Fanatismus, der Pariser Blut- hochzeit, ab. (P. Lange.) Mit; Recht ist bemerkt worden, daß wir in dem fleischlichen Stolz auf die Erwählung, die sich bei den Söhnen Jacobs kund giebt, schon hier das Vorbild der Verirrungen haben, auf welche der Glaube an den Vorzug Israel-Z, wenn er von fleisch- lich gesiniiten Menschen roh aufgefaßt wurde, im Laufe der Geschichte geführt hat. (Hengstenberg.) Das 35. Kapitel. Ztahet stirbt an der Geburt. I. U. 1—15. während Darob iiver die Folgen des von seinen Söhnen an den Siihemiten veriibten Zlrevels sich sorgt, empfängt er Befehl von Gott, nach Iiethel zu ziehen und dort sein einstiges Gelübde Man. 28, 19 is) zu erfüllen. Ei· schofst aus seinem Ihause alle Weder- reste des Zzeidenthums hinweg, liifkt die Seinigen Ko; gank dem Zjlzirrn weihen und tioiniiit wohtbehalten mit ihnen in Reihe! an. Zlort ldst er sein Gelübde, be- griidt die Bevor-a, ztelielilias Amme, und empfängt eine aliermalige Offenbarung Gottes, die ihm den blamen nsraet erneuert und die dreifache zierheisiung des pa- triaritzalischen Iegens bestätigt. 1. Und Gott [um einerseits Jacob und sein Haus vor der von ihm selbst befürchteten Gefahr Kap. 34, 30 zu schützen, andererseits sein bisher noch unerfülltes Gelübde 28, 20 ff. ihm in Erinne- rung zu bringen] sprach [vermuthlich im Traum] zu Jacob: Mach dich seilendj ans, und zench [von hier, wo du mit den Deinen nicht mehr sicher bist] gen Bethel, und wohne daselbst, und mache dasebst einen Altar dem Gott, der dir erschien, da du floheft vor deinem Bruder Esau Jch habe alles getreulich gethan, was ich damals dir versprach (Kap. 28, 10 ff.); darum wird es Zeit, daß auch du wenigstens bis zu einem gewissen Maße nun thuest, was du zugesagt hast, und ich werde dich sicher geleiten, gleichwie ich vor Esau dich in Schutz genommen habe. — Nach seiner Rückkehr· aus Mesopotamien war Jacob wohl deshalb nicht sobald nach Bethel gezogen, sondern hatte sich die 10 Jahre theils in Sucl.oth, theils in Sicheni auf- gehalten, weil er einerseits ·t'ihlte, daß einer Uebersiede- lung nach jener heiligen Statte erst eine durchgreifende Reform seines ganzen Hauses vorausgehen müsse, an- dererseits aber in schwtichlicher Nachgiebigkeit gegen seine Frauen sich hierzu nicht recht entschließen konnte. 2. Da sprach Jacob zu seinem Hause, nnd zu allen, die mit ihm waren [nicht blos zu seinen Weibern und Kindern, sondern auch zu seinen Knechten und Mägden]: Thuet von euch die frem- den Götter, so nnter euch sind [die Götzenbilder, die ihr aus Mesopotamien mitgebracht Kap.31, 19 und bisher unter euch geduldet habt], und reiniget euch [durch heilige Waschungen], nnd ändert eure Klei- der [vertauscht die bisherigen Kleider, da ein bloßes Waschen derselben 2. M. 19, 10; 3. M. 11, 25. 405 13, 6. 34; 14, 8; 16, 26, 28 u. s. w. zu eurer Reinigung nicht hin-reicht, gegen andere, neue], Z. Und lasset [alsdann, wenn wir so von allem, was von abgöttischem und ungerechtem We- sen uns anhängt, uns losgemacht und ganz unserm rechtmäßigen Gotte uns geheiligt haben] uns auf sein, und gen Bethel ziehen, daß ich daselbst einen Altar mache dem Gott, der mich erhbret hat zur Zeit meiner Trübsal, und ist mit mir gewesen auf dem Wege, den ich gezogen bin. it. Da gaben sie ihm alle fremde Götter, die unter ihren Händen waren, und ihre smit Sprüchen und Zauberforineln beschriebenen] Ohrenspangen sdie sie als Amulete und Talismane bisher gar werth gehalten hatten Apostg. 19, 9]; und er ver- grub sie unter einer Eiche [Terebinthe], die neben Sichem [in dem Terebinthenhain bei Sichem] stund [vermuthlich dieselbe, in deren Schatten einst Abra- ham sein Zelt aufgeschlagen und bei welcher er dann einen Altar errichtet hatte]. Der freie Platz unter diesem Baume ward zu einer heiligen Stätte, an welcher auch Josua (Jos. 24, W) bei seinem letzten Landtage einen Stein aufrichtetez die 104 1.Mose 35, 5—-26. Eiche selber aber hieß von der hier berichteten That Jacobs noch zur Richterzeit (Richt. 9, S. 37) die Zauber- eiche. -— Wo Luther »Eiche« iibersetzt, ist nicht selten die Der ebinthe zu verstehen; sie ist ein hoher, immer grüner Baum von starkem Stamm und vielen Aesten, mit rissiger, grauer Rinde und steifen, glänzend grünen Blättern , trägt Nüsse in Traubenform, die das echte Terpentin liefern, und erreicht, wie unsere Eiche, ein sehr hohes Alter. Die wirkliche Eiche kommt aber eben- falls .in der Bibel vor, namentlich waren die Gebirge Paäcihnsthh M· 21, 30. Anm.) durch ihre Eichenwälder er M . Und sie zogen [nach solcher Reinigung und Heiligung ihrer selbst] aus [von Sichem]. Und es kam die Furcht Gottes» [ein von Gott gewirkter Schreckenj uber die Stadte, die um sie her lagen, daß sie [obwohl sie die Uebermacht besaßen und also leicht die Erwürgung der Sichemiten hätten rächen können, dennoch] den Söhnen Jacobs nicht nachjagten [2. M. 23, 27; 2. Chr. 14, 14]. S. Also kam Jacob [wohlbehalten mit seinem ganzen Hause, 7 Meilen südlich] gen Lus im Lande Canaan, die da Bethel heißt, sammt alle dem Volk, das mit ihm tvar [den Knechten und Mägden und seinen Heerden] " -7. Und bauete daselbst einen Altar [wandelte den vor 30 Jahren dort aufgerichteten Stein Käse. 28, 18 dem Befehl des HErrn gemäß in einen Altar um], und hieß die Stätte El-Bethel so. h. Gott ist zu Bethel Kap. 28, 16], darum, daß ihm daselbst Gott offenbaret war, da er flohe vor sei- neni Bruder. · Den Kern und Zweck der ganzen Erzählung bildet nicht die Begebenheit selbst, sondern ihre Folge; wozu sie m Gottes Hand diente, nicht die menfchliche Verschul- dung dabei hat der Verfasser im Auge — die Moralität der Söhne Jacobs zu beurtheilen überläßt er Andern. (Hengstenberg.) 8. Da [bald nach der Ankunft in Bethel] starb Debora, der Rebekka Amme; iind ward kunter großem Herzeleid der Familie] begraben unter Be- thel sim Thalgrunde von Bethel], unter der Eiche; und sdiefe Eiche] ward [von der beim Begräbnis; veranstalteten Klage Kap. 23, 2.; 50. 10. f.; 5. Mos. 34, 8] genannt die Klageeiche »Debora (d· i. Biene — ein schöner Name für alle Dienstboteny war vormals mit Rebekka, ihrer Herrin, nach Eanaan gezogen« (Kap. 24, 59), nach dem Tode der- selben aber vermuthlich nach Haran zu Jaeob gekommen und seitdem in seinem Hause geblieben. —- Jch halte, daßdiese Debora eine weise und gottselige Matrone, vom Gesinde gleichsam für die Großmutter gehalten gewesen ist, die Jaeob gedienet und gerathen hat; und in großer Gefahr und Beschtverung hat er sich oftmals von ihr zureden und trösten lassen. Denn die Weiber, so die Gottseligkeit lieb haben, pflegen auch sonderlich Gnade zu haben, Andere zu trösten und ihnen ihre Schmerzen zu lindern, und das Gespräch der Weiber bewegt schier en Menschen mehr, als (das) der Männer. (Luther.) 9. Und Gott erschien Jacob abermal, nachdem er aus Mefopotamten kommen war [gleichwie er ihm vor 30 Jahren auf seiner Reise dorthin erschie- nen 28, 10 ff» damals iin Traumgesicht, jetzt in sichtbarer Gestalt bei Tage V. 13],I und segnete ihn ssetzte ihn, da die Führung seines Lebens nun- mehr zu einem gewissen Abschluß gekommen war, feierlich zum Träger der Verheißung ein], 10. Und sprach zu ihm [zunächst denjenigen Namen, der feine eigenthümliche Stellung in der Patriarchengeschichte und sein besonderes Verhält- niß zu Gott bezeichnen sollte, aber durch die Vor- gänge in Sichem mittelbar besudelt worden war, ihm gereinigt zurückgebend]: Du heißest Jakob [von Natur Kap. 25, 26.; 27, 36 und bist es durch die Hinterlist deiner Söhne 34, 13 ff· wieder ge- worden]; aber du sollst nicht mehr Jakob heißen, sondern Israel [tvie ich schon einmal gesagt habe 32, 28 und jetzt, wo du durch Buße und Glauben das eingedrungene Verderben von dir abgethan und im Geiste deines Gemüths dich erneuert hast V. 1—4, wiederholt erkläre] sollst du heißen. Und also heißet man ihn Israel. Jakob selbst eignete sich von nun ab diesen Namen an; aber auch die bibl. Erzählung braucht denselben nun öfter von ihm, besonders da, wo er in seiner Eigenschaft als Kämpfer mit Gott und mit Menschen deutlich her- vortritt (V. 21, 225 Karl. 37, Z. 135 43, 6. 8- 11.) 11. Und Gott san den erneuerten Namen auch erneuerten Segen knüpfend und die dem Abraham gegebene Verheißung 17, 1 ff. nach Form und Jn- halt auf ihn ÜbertragendJ sptach [weiter] zu ihm: Jch bin der allmcichtige Gott, sei fruchtbar und mehre dich sin deinen Söhnen und ihren Nachkommen]; Völker und Bölkerhaufen sollen von dir kommen, und Könige sollen aus deinen Lenden kommen; 12. Und das Land, das ich Abraham und Jsaak gegeben habe, will ich dir geben, und will’s deinem Sohn nach dir geben. 13. Also fuhr Gott auf von ihm fgleichwie damals von Abraham 17, 22], von dem Ort, da er mit ihm geredet hatte. 14. Jacob aber [der ja den früher dort auf- gerichteten und mit Oel begossenen Stein 28, 18 bereits zu einem ordentlichen Altar umgewandelt « hatte 35, 7] richtete ein« fanderesj steinern Mal auf an dem Ort, da er mit ihm geredet hatte, und goß Trankopfer [von Wein] drauf, und begoß ihn mit Oel. 15. Und Jacob hieß ihn den Ort, da Gott mit ihm geredet hatte, Bethel. In V. 7 hat Jacob den Namen Bethel nur mit Bezie- hung auf die frühere Gotteserscheinung erneuert; jetzt aber wächst gleichsam dieser Name aus seinem Gemtithe, das ganz voll ist von der so eben gehabten Gottesossew barung, von Neuem hervor. II· di. 16——29. Jakob zieht von Bethel naih Ephrath; unterwegs stirbt ihm Rahel an der Geburt ihres zwei- ten Sohneo Ztenfamin Er richtet seine Zhiitte auf jen- seit des Ilhurmg Oder: dort besleiiit xiuben das väter- liche Ehebeth indem er die Yiiiha besihliifi. Darob liommt mit seinen zwölf Söhnen nach Yilamre bei Tie- bron: daselbst begräbt er nach kwijlf Jahren in Ge- meinschaft mit Gsau seinen Unter· Maus-· Gott erscheint dem Jaeob abermal. Rahel stirbt an der Geburt. 105 Its. Und sie zogen [nach einiger Zeit] von Bethel [»an welches ja Gottes Befehl V. 1 den Jacvb nicht für immer, sondern nur auf so lange hattebindeii wollen, bis er seinem Gelübde voll- ständig nachgekommen wäre]. Und da noch ein . Feldlvegs [eine Strecke Wegs, etwa 1 Stunde Z»- 19, 37 Anm.] war von [dem 2 Stunden sudlich von Jerusalem gelegenen] Ephrath [oder Beth- IØHCZM V. 19J, da gebar sdie nach 16 Jahren zum zweiten Mal 30, 23 f. schwanger gewordene] Rahel. 17. · Und es kam sie hart an iiszber der Geburt. Da es ihr aber so sauer ward m der Geburt, sptach die Wehmutter [um ihr bei ihrem heißen Geburtskamps neuen Muth zu macheiiJ zu ihr: FUtchte dich nicht, denn diesen Sohn wirst du auch haben [dein Kind ist abermals ein Knabe, ein Kind von besonderem Werthe 1.Sam. 4, 20]. » 18. Da ihr aber die Seele ausging kund sie fUhIteJ daß sie sterben mußte, hieß sie ihn sden neugeborenen Knaben] Benoni sSohn meines Sfkkmekzfslz aber sein Vater [damit der Name des Kindes ihm nicht eine fortwährende, immer neue Erinnerung an den Verlust der Mutter wäre] hieß ihn lim Gegentheiij Veujamin [Giiickssohn, denn erspderMann der Hoffnung, versprach sich noch Gluck und Freude an diesem Kinde zu erleben, wie tief ihn auch Rahels Tod jetzt beugte] Rahel stirbt bei Benjamins Geburt, gleichwie der alte Bund die Augen zuthun und in’s Grab steigen mußte, sobald er Christum geboren hatte. (Berleb. Bib.) Die Zahl der Stammväter des Volkes der Verheißung ist mit Benjamins Geburt vollständig. Ganz fertig und vollen- det sollte Jacob nach Hause kommen, den Segen des HErrn bereits vollständig mit sich bringen in’s Vater- haus sDrechslerJ Daß er aber der, geliebtesten Frau beraubt wird, damit mochte Gott seine tibergroße Neigung zu ihr bessern wpllem wie denn der HErr den Seinen häu- fig die Gaben nimmt, deren sie mißbrauchem (Calvin.) II. Also starb Rahel [»in ihrem Beruf, unter dem Kreuz, das Gott den Weibern auferlegt hat«], nnd ward begraben an dem Wege gen Ephrath, die nun heißt Bethlehem sungefähr 300 Schritte rechts ab von der Straße] » 20. Und Jakob richtete ein Mal auf über ihrem Grabe; dasselbe ist das Grabmal Raheks bis auf diesen Tag [vgl. Anm. zu Ruth 1, 22]. Das jetzt unter dem Namen ,,Grab Rahels« Gut-both Kühn) vorhandeiie Denkmahdas IX, Stunde nordwestwärts von Bethlehem, links von der nach Jerusalem ftihrenden Straße liegt, ist ein kleines viereckiges steinernes Ge- bäude mit einer Kuppeh und innerhalb ein Grab in der gewohnlichen muhamedanischen Form. Natürlich ist dies Gebäude nicht alt, äußert sich darüber Robinsom und gegenwärtig ist dasselbe sehr vernachlässigt und verfallen; aber die Richtigkeit der Tradition, welche an diesen Fleck das Grab Rahels seht, kann kaum in Zweifel gezogen werden, da sie durch die Umstände in der biblischen Ge- schichte hmlänglich unterstützt wird. 21. er die Rahel begraben hattet] Und kichtcte eine Hütte aus jenseits des lzum Schutze der Heerden gegen heranziehende Raubschaaren 2. Kön. 18, 8 Und Israel zog aus kvon dannen, wo« erbaueten, nach Hieronymus, s. Jos 10, 29 Anm., 20 Min. östlich von Bethlehem gelegenen] Thutiiis Eier. «) Er kann an dem Orte nicht bleiben, wo ihm sein liebstes Herzschätzlein durch den Tod entfallen war; so oft er ihr Grab ansieht, fließen ihm die Augen und fällt ihm ein Blutstropfen vom Herzen. Damit er des Leids vergessen und sein Herz besser überwinden könne, ändert er seine Wohnung. (V. Herbergerh 22. Und es begab sich, da Israel im Lande seine Zeit lang in jener Gegend] wohnete, ging Riiben [der Erstgeborene, ein höchst leichtfertiger Kap. 49, 4, aber andererseits auch gutmiithiger Charakter 37, 21 f. 29 f.; 42, 37] hin, und schlief bei Bilha, seines Vaters Kebsweib [3o, 1-—7]; und das kam vor Jsraelt [der zwar für jetzt zu solchem Frevel schwieg« wohl aber in 49, 3 f. den Ruben deswegen von dem Erst: geburtsrechte ausschloß 1. Chr. G, I. 3 Es« hatte aber Jakob [der in Kap. 28 nur mit einem Stabe versehen aus dem Vaterhause zu Bersaba fortgezogen war, jetzt, wo er nahe vor Hebron sich— befand, um die Erbschaft seines Vaters anzutreten]s zwölf Söhne [Kap. 29, 30—31, 24; 35, 16 ff.j. V) Gleichwie in Kap. 34, 2 ff. eine Narrheit an Jsrael geschehen war durch Fremd e, so hier durch den eig enen Sohn. ,,Mose nennt Jacob in dieser HistoriaJsrael, und weiset, daß der Teufel niemand mehr feind sei, als den Rittern Gottes: kann er sie selber nicht zu Fall brin- gen, so schaiidfleckt er ihre Kinder-« (V. Herberge-«) «) Mose macht’s hier, wie jener Maler, der bei der Opferung der Jphigenia ihres Vaters Antlitz verhiillte, weil er solchen Schmerz nicht malen konnte. (Calvin.) 23. Die Söhne Lea’s waren diese:·Ruben, der ersigeborene Sohn Jakobs, Simeon, Levi, Judex, Jsasehar und Sebulon. 24. Die Söhne Rahel’s waren: Joseph und Ben1amin. » » 25. Die Sohne Bilha’s, Rahels Magd: Dan und Naphthaln » 26. Die Sohne Silpii»’s, Lea’s Magd: Gad und Assen Das sind die Sohne Zur-obs, die ihm geboren sind in Mesopotainieii soder doch, wie Ben- jamin, noch vor der völligen Rückkehr von daher zum Vaterhause V. 27. Vgl. Anm. zu Kap. 46, 8]. Von dem Baume des semitischen Geschlechts·, dem die Verheißung gegeben war»(KaF. 9,»26), wird eiii ein- zelner Zweig (Abram) abgelost, in einen andern Boden (Canaan) verpflanzt, schlägt dort unter der Pflegedes Gärtners Wurzel (Jsaak), wird von» den naturwüchsigen Nebenrankem die daraus hervorschießeiilJsmael und Esau), gereinigt, erwächst so zum einheitlichen Stamme (Jacob) und verziveigt sich dann in zwölf inächtigejzleste (Kurtz.) — Nicht ohne tiefere Bedeutung sind gewisse, in der Bibel häufig wiederkehrende Zahlen» Schon in der Schöpfungsgeschichte treten uns die Drei, die Sieben und die Zehn (s. Kur» I, 26.; L, 2 und das ·10n«i»alige »Gott sprach«) entgegen; sie sind »der ewig giltige Grundriß der der Welt eingegriindeten und in ihr leben- digen göttlichen Mathesis« (bei der Krystallbild·ungzz. B. ist die Drei und Vier die Zahl der Axen und die Sieben die Zahl der Formen; in der natürlichen Entwickelung des Menschen und den Verhältnissen seines leiblichen Le- bens aber, besonders auch in Krankheits-Eisen, sind die 106 1. Mvse 35, 27—29. 36, 1-— 23. Zahlen Z, 7, 10, 12, 40 von besonderem Gewicht, wie auch die Hellsehenden oft nach ihnen berechnen). Jn der Geschichte des Reiches Gottes nun ist die Dr ei die Signa- tur oder das Zeichen des göttlichen Wesens (1. Joh. 5, 7), und Vier die Zahl der Welt (4 Elemente, 4 Welt- gegenden, 4fache Ausdehnung jedes Körpers, 4 Jahres- und 4 Tageszeiten). Hiernach ist die Sieben (3—]-4) das Zeichen der Verbindung Gottes mit der Welt, die Bundeszahl (Kap. 9, 12 ff.; 21, 28 sf.); dagegen die Zwölf (3X4) Signatur des Bundesvolkes als einer Gesammtheih in deren Mitte Gott ist. · 27. Und Jacob [nachdem er über den verschie- denen Wanderungen seit seinem Wegzuge von Si- chem ohngefähr 1 Jahr zugebracht hatte] kam zu seinem Vater Jsaak gen Mamre m dieHanptstadt [nach Kiriath-Arba Kap. 23, 2], dte da heißt Hebron, da Abraham und· Jsaak Fremdlinge innen gewesen sind [dahin auch sie einst von ihren ver- schiedenen Wanderzügen durch das gelobte Land zuletzt anlangten, um hier ihr Pilgerleben abzu- schließen 12, 1 — 13, I8.; 20, 1 ff.; 23, 2; 25, 8——10; 24,- 62 ff.; 26, 1—33; 27, 1 ff» vgl. 28, 10]. · · Wann Jsaak nach Hebron gezogen sei, wird nicht erzählt: vielleicht als Esau sich von dem Vaterhause in Bersaba getrennt und nach dem Gebirge Seir gewendet hatte (32, 3), Rebekka aber gestorben und ihre Amme Debora nach Haran zu Jacob gegangen war (35, 8 Anm.). — Zwischen hier und dem, was in den folgenden Ver- sen berichtet wird, sind der gefchichtlirhen Zeitfolge nach die Begebenheiten Kap. 37, 39 u. 40 einzureihew Jacob nämlich war bei seiner Ankunft in Hebron 108 Jahr alt und lebte mit seinem Vater noch 12 J. zusammen; Jo- seph aber hatte bei dieser Ankunft schon ziemlich das 17. Lebensjahr erreicht, in welchem er von seinen Brü- dern verkauft wurde, um dann 13 J. theils in Potiphars Hause, theils im Gefängniß zuzubringen ·· · 28. Und Jsaak [dessen Bedeutung fur die Geschichte des Neiches Gottes mit Jacobs Rück- kehr zum Vaterhause ihr Ende erreicht hatte, wes- wegen sein Leben hiermit zum· Abschluß gebracht wird] ward hundert nnd achtzig Jahr alt sunter den 3 Patriarchen am ältesten: 25, 7; 47, 28; Anm. zu 24, 63 u. 1. Cor. 13, 13], 29. Und nahm ab, und starb, und ward ver- sammelt zu seinem Volk [25, 8], alt und des Lebens satt. Und seine [beiden, damals 120 Jahr alten] Söhne Esau sder bei der Nachricht von der bevor- stehenden Auflösung des Vaters vom Gebirge Seir herübergekommen] und Jacob lder bereits V. 27 in den Besitz des väterlichen Erbes getreten war] begraben ihn [in der Höhle· Makpela bei Hebron, wo schon Sarah, und nach ihr Abraham Kap. 23, 19; 25, 9, gleichwie später auch Rebekka Katz. 49, 29—-31 begraben worden war]. Jsaak starb 2888 n. Etsch. d. W. = 1717 v. Chr. »Sein Leben endete in tiefem, ungelichtetem Dunkel des Kummers-« Das 36. Kapitel. Epesaskethtsregister glatt-I. I- U. 1—8. lieber der Leiche ihres Vaters haben Cisan und Darob sich noch einmal die Zjiinde gereicht; von da an gehen ihre Wege auseinander, um sich nie wieder ku begegnen· Ehe aber Esan ans der heil. Gesihikizte ent- lassen wird, sehen mir an ihm die giittliche glerheißiing Fuss. 25, 23 sich dadurch erfüllen, das; seine llacijliomnien zu einem eigenen ällollie sich entfalten; diese Bitterkeite- lung einleitend folgt hier kuniichst eine liurke Nachricht iiber seine Weiber und Kinder und seine demniichstige Zleiiersiedelung nach dem Gebirge Seit. 1. Dies ist das Geschlecht Esaii, der da heißt Edom [Kap. 25, 30]. 2. Esau nahm sda er 40 Jahr alt und noch daheim in seines Vaters Hause zu Bersaba war 26, 341 Weiber von den Töchtern Canaan, [näm- lich Basmath oder, wie sie seit ihrer Verheira- thungr sich nannte] Ada, die Tochter Elon, des Hethitersz nnd Ahalibamati sfrüher Judith hei- ßend], die Tochter des Ana [oder BeriJ die Nesfe sEnkelin 21, 23] Zibeons, des Hevitersz Z. Und [später, als er sahe, daß sein Vater diese Cananiterinnem die ihm und der Rebekka eitel Hrrzeleid machten 26, 35, nicht gern sähe, 28, 9, nahm er als dritte Frau hinzu] Basmath lob« Mahakathl Jsuiaels Tochter, Nebajoths Schivester [25, 13]. i) Die Morgenländer führen öfter verschiedene Na- men, entweder weil ihnen gleich anfangs mehrere bei- gelegt werden, oder weil sie bei wichtigen Ereignissen ihres Lebens einen neuen Namen annehmen. Jnsbesondere thun das die Frauen bei ihrer Verheirathung, auch wenn sie zum zweiten Mal sich verheirathen, ja selbst wenn sie aus einem Dienst in den andern ziehen. ·— Es) Sie ge- bar später, als Ada, ihre nachher genannten Söhne; daher sie hier erst in zweiter Stelle genannt wird, obgleich sie ohne Zweifel die zuerst geehelichte Frau Esaus war. 4. Und Ada gebar dem Esau Eliphaey aber Basmath gebar Regen. 5. Ahalibama gebar Jehus, Jaelam iind Ko- rah. Das sind» Esaus Kinder, die ihm geboren sind sals er noch] im Lande Canaan [bei seinem Vater wohnte, vgl. I. Chr. 1, 35]. is. Und Esan nahm seine Weiber, Söhne nnd Töchter, Und alle Seelen sKnechte und Mägde] seines Hauses, seine Habe und alles Vieh, mit allen Gutern, so er im Lande Canaan erworben hatte nnd zog snoch während Jacob bei Laban in Mesopotamien diente] in ein Land von seinem Ven- der Jacob [ihm Canaan überlassend, fuchte er sich eine andere Heimath]. 7. Denn ihre Habe war [wie er schon jetzt erkannte, obgleich der Bruder noch nicht aus der Fremde zurückgekehrt war] zu groß, daß sie nicht konnten bei einander wohnen; und das Land, da- rin sie Fremdlinge waren snnd darin sie deswegen nicht weiter, als die Einwohner ihnen Raum ließen, sich ausdehnen konnten], tnochte sie [wenn Jacob einst heimkehren und das väterliche Besitzthum übernehmen würde] nicht ertragen, vor der Menge ihres Viehes [vgl. Kap. 13]. 8. Also wohuete Esau auf dem Gebirge Seit Jsaak stirbt zu Hebron Geschlechtsregister Esaus 107 [und unterwarf sich dort das Gefilde Edom, wo- hin, wie wir in 32, 3 ff. sahen, Jacob bei sei- ner Rückkehr aus Mesopotamien Boten sandte]. Und Esau ist der Edom [nach dem Land und Volk Seir hernachmals den Namen Edoin empfingen] II« II. 9——30. Flug Esaus Familie geht in Seit eine Reihe von Fürsten oder Stannneshünptern hervor, die an die Stelle der alten Fürsten oder Stammeghiiupter aus dein Gesihleiijl der Zhoriter treten und in den Besitz ihrer Zllaiht und ihres Ansehens sich setzen. I. Dies ist das Geschlecht [die weitere Ent- wickelung des GeschIechteSJ Esau, von dem die Edo- miier herkommen, [die nach den Horiten] aus dem Gebirge Seir [dem gebirgigen Landftrich zwischen dem todten Meer und dem älanitischen Meerbufen hausten]. 10. Und so heißen die Kinder Efau sdie er bei seiner Ueberfiedelung mit nach Seir brachte V. 4. H: Glis-has, der Sohn Ada, Esaus Weiten] Weibes; Regneh der Sohn Basmath, Esaus Iden- ten] Weibes. 11. Eliphas sdes ErstgeborenenJ Söhne aber waren diese: Thema, Omar, Zepho, Gaetham nnd Kenas. 12. Und Thimna [Lothans, eines Fürsten der Horiten V. 22 Schwester] war ein Kebsweib Eli- phas, Esaus Sohnes, die gebar ihm Amalek sden Stammvater der AmalekiterJJE Das sind die Kin- der sEnkels von Adel, Esaus [anderem] Weib. «) Sie wurden schon Kap. 14, 7 erwähnt, existirten aber, wie aus unserer Stelle hervorgeht, zu Abrabams Zeit noch nicht, sondern der Landstrich ist dort nach sei- nen späteren Bewohnern, wie Mofe sie vor sich hatte, bezeichnet Jndem sie frühzeitig von den übrigen Edo- mitern sich ablösten und zu einer selbstftändigen Völker- schaft gestalteten, nahmen sie ihren Hauptsitz im Süden des Gebirges Juda bis gen Kades , breiteren aber dann über das ganze peträische Arabien non Hevila bis gen Sur sich aus und traten den Kindern Israel nach ihrem Auszug aus Egypten feindlich entgegen (2. M. 17, 8 sf.). 13. Die Kinder aber Reguel sEsaus zweiten Sohnes] sind diese: Nahath, Serah, Samma, Missa Das sind die Kinder sEnkelj von Bas- math, Esaus [ismaelitischem] Weib [1. Chr. 1, 36. 37]. 14. Die Kinder aber von Ahalibama Esaus [ersteni«] Weib, der Tochter des ·Ana, der Ncsfe [Enkelin V. 24] Zibeons, sind diese, die sie dem Esau gebar jnachdem seine beiden andern Frauen schon Jede ihren Sohn geboren hatten]: Jehus, Jaelam und Korah. Von diesen werden uns keine Söhne berichtet, da sie, wie aus V. 18 hervorgeht, selbst schon Fürsten wurden und jeder seinen eigenen Stamm begründeten. 15. Das [nun] sind die Fürsten unter den Kindern Esan sdie zu Stammeshäuptern geworde- nen Nachkominem theils Enkel, theils Söhne Es aus]: Die Kinder Ein-has, des ersten Sohns Esan, wa- ren [sofern sie eigene Stämme oder Völkerschaften begründeten] diese: Der Fürst Thematy der Fürst Omar, der Fürst Zepho, der Fürst Kenas. 16. Der Fürst Korah sSohn irgend eines von den 6 Enkeln der Ada, und von Ahalibamas gleich- namigem Sohne V. 18 wohl zu unterscheiden], der Fürst Gaethaim der Fürst Amalet Das sind die Fürsten von Eliphas, im Lande Edom, und sind Kinder [Enkel] von der Ada. 17. Und das sind die [ebenfalls zu Stammes- häuptern gewordenen] Kinder Regueh Esaus szwei- ten] Sohns: Der Fürst Nahm, der Fürst Serah, der Fürst Samma, der Fürst Missa Das sind die Fürsten von Regiieh im Lande der Edomitey und sind Kinder von der Basmath, Esaus Weib. 18. Das sind die Kinder Alihabamm Esaus [ersten] Weibes sdie im Unterfchied von den beiden Söhnen der zweiten und dritten Frau sogleich selbst Stammeshäupter wurden, da sie, als später geboren, zu einer Zeit heranwachsen, wo ihres Vaters Macht und Ansehn auf dem höchsteii Gipfel stund]: Der Fürst Jehus, der Fürst Jaelam, der Fürst Korah. Das sind die Fürsten von Ahalibama, der Tochter des Ana, Esaus Weib. 19. Das find [von V. 9 an] Esaus Kinder szusammen 5 Söhne und 10 Enkel], Und svon V. 15 an] ihre [die von ihnen zu Stammeshäup- tern gewordenen] Fürsten [zusammen 14]. Er ist der Edvm [der Begründer der edomitischen Fürsten]. 20. Die Kinder [Abkömmlinge] aber von Seir, dem Horiten [d. i. Höhlenbewohnerrs der smit diesen seinen Nachkommen vor den Edomp tern] im Lande wohnete [und dem Gebirge den Na- men gab 14, 6., bis dann Esau die Urbevölkerung theils vertilgte, theils seinem Volke einverleibte H. M. 2, 12. 22-·-»-], sind diese: Lothan, Sobal, Zibeon, Arn, Dison, Ezer, nnd Disaiu » 21. Das sind die [Stamm-] Fürsten der Dornen, Kinder [Nachkommen] des Seir ldie ehe- dem] im Lande Edom [die Herrschaft inne hatten und mit denen die Edomiter zunächst sich ver- schwägerten, bis sie hernachmals dieselben ganz verdrängten]. V) Das Edomitergebirge ist reich an Höhlen, die mit einiger Nachhilse leicht -zu menschlichen Wohnungen ein- gerichtet werden konnten. Die Bewohner folcher Höhlen nennt man mit einem fremden Worte Troglodytenz auch Lot, als er später nach dem inoabitischen Gebirge sich flüchtete, führte dort mit feinen beiden Töchtern ein TroglodytewLeben Kap. 19, 30. — «) Durch Vorhaltung des Sieges, den Edom in so früher Zeit über die zahl- reichen Stämme der aus eananitischem Geschlecht her- stammenden Horiten errang, sollte Israel, als es daran war in Canaan einzudringen, zu gleichem Kampfe wider die das Land innehabenden Einwohner ermuthigt werden. 22. Aber des Lothan Kinder waren diese: Hort und Hemanz und Lothans Schwester hieß Thimna sdie Glis-has, Esaus erstgeborener Sohn, sich zum Kebsweibe nahm V. 12]. 23. Die Kinder von Sobal waren diese: Alwan, Manahath Ebal, Sepho und Quart. 108 1. Mose 36, 25——43. 37, 1. L. 24. Die Kinder von Zibeon waren; Aja und Ana. Das ist der Am, der·in der Wuste Maul- pfetdeJ erfand [indem er einen männlichen Esel mit einem Mutterpferde zusammenließL da er sei- nes Vaters Zibeon Esel hutete. «) Jm hebr. Grundtext steht das nur an dieser Stelle vorkommende Wort Jan-im, das Luther mit den jüdischen Auslegern, welche behaupteten: ,,das Geschlecht Esau’s war nicht allein selbst widergesetzlichen Verbindungen ergeben, sondern verleitete auch die Thiere dazu-«, von Maulthieren versteht. Das Gesetz Mosis verbot hernach sehr bestimmtsolche Bastard-Erzeugnisse (3. Mos. 19, 19). Nenere Schriftsteller dagegen deuten das Wort auf warme Quellen, und denken hier besonders an die warmen Quellen von Calirrhoe an der östlichen Küste des todten Meeres (Schluszbem. zu 1. Macc. Nr. 11, e); die habe Ana zuerst aufgefunden und sei davon Beri (Kap. 26, 34), »d. i. Brunnenmanm genannt worden. Vielleicht haben die Esel, die er hütete, ihn auf die Entdeckung der Quellen geleitet, gleichwie der Strudel zu Carlsbad durch einen Jagdhund Earls IV. entdeckt worden sein foll, der, indem er einen Hirsch verfolgte, in eine heiße Quelle ge- rieth und durch sein Geheul die Jäger herbeizog· 25. Die Kinder· aber Ana waren: Dison und Ahiilibama, das ist die Tochter Ana [die als Esaus Weib bereits mehrmals genannt ist V. 2, 14,18]. 26. Die Kinder Dison waren: Hemdan, Es: ban, Jethran und Charon. 27. Die Kinder Ezer waren: Bilhan, Sawan und Akan sJakan oder Jaekon 4· Mos. 20, 22]. 28. Die Kinder Disan waren: Uz und Aruns« Wenn in der entsprechenden Stellez l. Ehron 1, 38-—42 sich einige Verschiedenheiten befinden, so sind das nur neue Formen, im Grunde aber dieselben Namen. M. Dies sind sum sie schließlich noch ein- mal zusammenzufassen] die Fürsten der Horitem Der Furst Lothan, der Furst Sobal, der Furst Zibeon, der Furst Ana, » » 30. · Der Furst Dison, der Furst Ezer, der Furst Disan. Das sind die Fursten der Horiten, die regieret haben im Lande Seir sbis ihrer Herrschaft die edomitischen Fürsten V. 15——18 ein Ende machten]. Die Horiten sanken später zu einem verkommenen zigeunerartigen Gesindel herab, das uns der Verfasser des Vuches Hiob (Kap. 24 und 30) aus eigner An- schauung näher beschreibt. (Vgl. 5. M. 2, 12. 22.) III— ist. 31——43. Indem die edoniitischen Zkiirsten früh- zeitig das Bedürfnis; eines gemeinsihaftliitien Qberhauptes empfinden mochten, das die zlaththeile der Bersplitterung ihres Volkes in viele einzelne Stämme verhiite, ent- wickelte sich in tddumiia das Kiinigthum schon zu einer Zeit, wo bei Israel noch Jahrhunderte vergingen, ehe auch hier es Xiiinige gab. Es werden nun im Folgen- den die ersten 8 Könige in Gdom aufgezählt, neben denen aber die verschiedenen Stammeshiiupter in einer gewissen Geltung sich behaupteten; welche Ztllohnsitke diese ku Ztlosis Zeit inne hatten, wird zum Schluß des Zllerzeichnisses noih angegeben. »31. Die Könige aber, die im Lande Edom regieret haben, ehe denn die Kinder Israel Kö- nige hattenxs sind diese: It) Mose setzt hier mit Bestimmtheit voraus, daß noch ein Königthum in Israel entstehen würde, und es ist ihm dies gewiß, sowohl um der dem Abraham und Jacob gegebenen Verheißung willen (Kap. 17, 6. 16 ; 35, 11), als auch weil er im Geiste voraus-sah, daß zur vor- bildlichen Vollendung der Gemeinde Israel auch die kö- nigliche Herrschaft gehöre, weswegen er 5. M. 1'7, 14 ff. auch schon ein besonderes Königsstatut giebt; wie denn überhaupt die vom heil. Geist erleuchteten Seelen in Js- rael schon vor Errichtung des Königthums den zukünf- tigen Gesalbten Jehovas, den König des ewigen Reichs, und folglich auch dessen Vorläufeu den zeitlichen König, im Auge hatten (4. Mos. 24, 7. 17 f.; 1. Sam. 2, 10 f.). Es kann also nicht im Mindesten ausfallen, wenn an unsrer Stelle die noch künftige Königsherrschaft in Israel auf so bestimmte Weise voraus-gesehen wird. Wenn nun aber Esaus Volk so viel früher ein Königthum hatte als das erwählte Gefchlecht, so ist das nur die gewöhnliche Erfahrung, daß das Unkraut schneller wächst als der Weizen; das; eine auf Naturanlagen gegründete und vom Naturtrieb geförderte Civilisation oder Cultur viel rascher vorwärts schreitet, als das, was die unter des HErrn Zucht und Leitung stehende Gemeinde aus den in sie gelegten geistlichen Trieblräften zu entwickeln hat. Es brauchen aber die Glänbigen den Kindern dieser Welt ihre schnel- len freudigen Fortschritte nicht zu beneiden: »Jsraels Glück wuchs unter Dornen und Hecken langsam, war aber dann fest gegründet und ewig; Jsmaels und Esaus Glück dagegen ging schnell auf, verblühte jedoch bald wieder wie eine Blume» (Roos.) Vgl. Jes. 34, 12. 32. Bela war König in Edom, ein Sohn Beet; und seine Stadt hieß Dinhaba. 33. Und da Bela starb, ward König an seine « Statt* Jobab, ein Sohn Serah von Vazra [4. M. 20, 17 Anm. 1.]. «) Diese Könige sind sämmtlich aus Wahl, und zwar von Seiten der Stammeshäupter hervorgegangen; daher folgt niemals dem Vater der Sohn, sondern immer ein Anderer, in Saul V. 37 sogar ein Ausländerz und aus demselben Grunde hatte jeder neue König seine eigene Residenz, in der Regel erhob er wohl diejenige Stadt dazu, aus der er herstammte. Später igab es jedoch auch erbliche Könige in Edom, deren Herrfchaft David durch seinen Feldhauptmann Joab ein Ende machte (2. Sam. 8, 13 f.; 1. Kön. 11, 14 sf.). 34. Da Jobab starb, ward an seine Statt König Husam, aus der Themaniter Lande [4. M. 21, 10 Anm.]. 35. Da Hnsam starb, ward König an seine Statt Hadad, ein Sohn Bei-ad, der die Midiani- ter schlug auf der Moabiter Felde; und seine Stadt hieß Awith. » 36. Da Hadad starb, regierte Samla von Muskel. 37. Da Samla starb, ward Saal König, von Rehoboth [dem jetzigen Bachs-weh] am Wasser [Euphrat, nahe bei Circesium an der Mündung des Chaboras gelegen) 38. Da Saul starb, ward aci seine Statt König Baal-Hanan, der Sohn Achbor 39. Da Baal-Hanan, Achbors Sohn, starb, ward an seine Statt König Hadarf und seine Stadt hieß Paguz und sciii Weib hieß Mehetabeeh eine Tochter Matred, die MesahaW Tochter war. «) Hadar ist ohne Zweifel jener König der Edomiter, an welchen Mose (4. M. 20, 14 sf.) Botschaft sandte, um Joseph erregt den Neid seiner Brüder. 109 mit ihm wegen des Durchzugs der Kinder Jsrael durch sein Land zu unterhandeln. Jn dem entsprechenden Ver- zeichnis; 1. Chr. 1, 43—50 wird er Hadad (nicht zu ver- wechseln mit dem erblichen Edomiterkönig Hadad, der wider Salomo aufstund 1. Kön. II, 14, gleichwie auch Saul V. 37 nicht zu verwechseln ist mit dem gleich- namigen ersten König Jsraels) genannt, und ist dort auch von seinem Tode berichtetz daß letzteres nichtschon hier geschieht, beweist deutlich, daß der ganze Abschnitt (also auch V. 31) von Mosis Hand herrührt· · 40. Also hießen die sjetzt —- wo Mose dies schrieb — noch vorhandenen, mit dem König Hadar gleichzeitigen] Fürsten soder Scheiks ——— Stammes- Häupter] von Esan, in ihren Geschlechtern, Oct- tern Und Namen [von denen jeder seinen beson- deren Stamm und seinen besonderen Wohnsitz hatte und die später, als Hadar starb, die alte Stamm- verfassung mit ihrer erblichen Aristokratie fort- setzten]: Der Fürst [von] Thitnna seiner Stadt, die nach dem oben V. 12 u. 22 erwähnten Kebsweib des Eliphas, der Thimna ihren Namen empsangen], der Fürst [von] »Alwa, der Fürst [von] Jeihelh, 41. Der Furst [von] Ahalibania [auch diese Ortschaft wurde nach einer Frau, dem Weibe Esaus V. 5. 25, benannt], der Fürst [von] Ela svielleicht ist die Hafenstadt Ailah am älanitischen Meerbusen gemeint], der Fürst [von] Pinvn [wohl einerlei mit Phunon 4. M. 21, 10], 42. Der Fürst [von] Kenas snach Eliphas Sohne V. 11 genannt], der Fürst [von] Theman [vgl. V. 34], der Fürst [von] Mibzar kvielleicht ist die Felsenstadt Petra oder Sela 4. M. 20, 17 ,Anin. gemeint], 43. Der Fürst [von] Magdieh der Fürst [von] Jram. Das sind die Fürsten in Eben, wie sie gewohnet haben in ihrem Erblande sbezecchnet nach den Wohnsitz-en, darin ein jeder in seinem Stammesgebiet hauste]. Und Esau ist der Vater der Edomiter [der Begründer des Volks der Edo- miter und seiner Fürsten und Könige) Wozu Esau berufen war, das ist mit dem, was das Kapitel erzählt hat, erreichtz die weitere Geschichtserzäh- lung hat nun ausschließlich mit Jacob und seinen Söh- nen sich zu beschäftigen und wird Edoms nur da noch gedenken, wo es in Jsraels Geschichte verflochten ist. Das 37. Kapitel. Joseph wird aus Iceid von seinen Zbrüdern verkauft. I« U. 1—11. Jakobs Zlatriarcliengesclsicijtg die sich wesent- lich um die schon dem Ilbraham Guid. 15, 13 f.) ge- weissccgte xlebersiedelung des auserwählten Geschlechts nach Ggnpten bewegt, beginnt mit Do s ephs Geschichte; denn durch diesen sollte nach Gottes Rath die Innerste- delnng vermittelt werden. Er ist gegenwärtig ein Jüng- ling von 17 Jahren, voll trefflicher Anlagen ucid offenen Auges fiir die höhere, Unsichtbare Welt; aber er bedarf gar sehr der Zllurrhliiutetung Eis. 105, 19), darum bahnt sich zunächst ein langer weg durch die Schule der Leiden und Trübsal siir ihn an. 1. Jakob aber [nachdem er Kap- 35, 27 in sein Erbe eingetreten] wohnte sabgesondert von sei- nem Bruder Esau, der das Edomitergebirge einge- nommen hatte Katz. 36, 6——8] im Lande, da sein Vater ein Fremdling innen gewesen war, nämlich ini Lande Eanaan [und zwar in Niamre bei Hebron]. Z. Und das sinddie Geschlechter Jacob sdie Er- eignisse seines eigentlichen Patriarchenlebens wäh- rend die früher von ihm erzählten Begebenheiten Kap. 28—-—35 noch zu Jsaaks Patriarchenleben ge- hören, obgleich dessen Name kaum einmal dabei Erwähnung fandjx Joseph« war siebeiizehn Jahr alt, da er ein Hirte des Viehes ward niit seinen kälteren zehn] Brüdern; und der Knabe war bei den Kindern Vilha nnd Schon, seines Vaters Weibern sDan und Naphtali, Gad und Asser; da diese nächst ihm die jüngsten waren, so ward er ihnen als Bursche beigegeben, um unter ihrer Aufsicht das Kleinvieh, Schafe und Ziegen, zu hüten. Hier nun fing er im Eifer für die Ehre des Vaterhän- ses sofort an ein Wächteramt zu üben], und brachte vor ihren Vater, wo ein bös Geschrei wider sie wars» F) Welchen Gang die eigentliche Geschichte Jacobs als Patriarchen nehmen wird, zeigt gleich das erste Wort. Sie beginnt nämlich mit dein Namen und Alter Josephsz es wird also die Geschichte Jaeobs in die Geschichte Jo- sephs verflochten sein. Man muß daher eigentlich nicht von einer Geschichte Josephs sprechen, obgleich von nun an sich alles um dessen Person bewegt; er ist nicht selbst- ständig und aus keine Weise neben die drei Patriarchen zu stellen, ist und bleibt vielmehr der Sohn des Hauses Israel, was auch daraus zu ersehen, daß ihm nicht eine einzige Erscheinung und Offenbarung Gottes zu Theil wird. (Baumgarten.) Gleichwie vordem die Patriarchen- geschichte von Jsaak beherrscht, von Jacob aber bewegt wurde (vgl. Anat. zu Kap. 33, 17), so wird sie jetzt von Jacob deherrscht, während Joseph sie bewegt. — Nach einem Gesetz göttlicher Führung im A. wie im N. Fest. ist nicht das Verheißungsland, sondern die Fremde die Stätte, wo die Gemeinde geboren wird und zum Mannesalter heranwächsh Diese der alttestamentlichen Gemeinde zuge- wiesene Fremde ist Egyptenz dorthin den Seinen voraus- zugehen, dortdem werdenden Jsrael eine Stätte zu berei- ten, ist Josephs hoher, unvergeszlicher Beruf gewesen. Nach Egypten verkauft, bahnt er dem Hause Jacobs den Weg nach .Egypten, und dasselbe Land, wo, er zum Manne heranrelft, dem Kerker versällt und zur Herrlich- keit gelangt, wird für seine Familie das Land der Aus-rei- fung zum Volke, der Knechtschast und der Erlösung. (De- litzschJ Christus ist vorgebildet in Joseph: der Geliebte seines Vaters, gesandt vom Vater zu seinen Brüdern, der Unschuldige, verkauft von seinen Brüdern um 20 Silberlinge und dadurch ihr Herr geworden, ihr Heiland und der Heiland der Fremden und der Hei- land der Welt, was nicht gewesen wäre, wenn sie nicht die Absicht ihn zu verderben gehabt, ihn nicht verkauft und verworfen hätten. Jm Gefängnis; Joseph der Un- schuldige zwischen 2 Verbrechern, Jesus am Kreuz zwi- schen 2 Uebelthäternz Joseph sagt dem einen sein Glück voraus und dem andern seinen Tod bei gleichem An- schein, Jesus Christus rettet den einen und läßt den andern in der Berdammniß nach gleichem Verbrechen. Jo- seph thut nichts weiter, als daß er voraussagtz Jesus Christus macht’s. Joseph bittet den, der gerettet wer- den soll, daß er seiner gedenke, wenn er zu seiner Ehre 110 I. Mose 37, 3—23. gekoinmen; und der, welchen Jesus rettet, bittet ihn, das; er seiner gedenke, wenn er in sein Reich kommt. (Pascal.) · · · » » · its) Joseph ist wie ein schoner heller Stern, gleichwie der Biorgenstern im Hause Jacobs, mit welchem die gro- ben Bauern, seine Brüder, mit nichten zu vergleichen gewesen. Er hat die Gerechtigkeit und Ehrbarkeit geliebt, ist voller Liebe und Gehorsam gegen seinen Vater gewe- sen, daß er vor ihm nichts hat verschweigen können, wo seine Brüder etwas begangen, dadurch Andere verletzt wor- den oder daraus seines Vaters Geschlecht ein böses Ge- schrei bekommen und geschmähet werden möchte. (Luther.) 3. Jsrael aber hatte Joseph lieber, denn alle seine Kinder, darum, daß er ihn im Alter [nach- dem er lange auf ein Kind von seiner geliebten Rahel hatte warten müssen] gezenget hatte [diese natürliche Vorliebe aber steigerte sich, je mehr Joseph einen auf das Göttliche gerichteten und für den hohen Beruf des erwählten Geschlechts begeisterten Sinn an den Tag legte]; und tnachie ihm [indem er unvorsichtiger Weise seine Vorliebe auch äußerlich zu erkennen geben wollte] einen bunten Rock [einen Rock mit bunten Streifen, nach andern Auslegerii: einen langen, bis an die Knöchel der Hände und Füße reichenden Aermel- rock Richt. 14, 19 Anm. 2]." 4. Da nun seine Brüder sahen, daß ihn ihr Vater lieber hatte, denn alle seine Brüder; waren sie ihm feind, und konnten ihm kein freundlich Wort zusvrechen b. Dazu hatte Joseph einmal einen Traum, Und sagte [weil derselbe ihm bedeutungsvoll erschien] seinen Brüdern davon; da wurden sie kindem sie weiter nichts als eine Eingebung seines hochfah- renden Sinnes darin erblickten] ihm noch feinder. b. Denn er sprach zu ihnen [und gab wohl auch durch die Art seines Vortrags zu erkennen, daß sein Herz von überhebendem Selbstgefühl nicht ganz frei war V. 8]: Hbteh Lieber [Richt. 4, 19 Anm.], was mir doch getriiumet hat. 7. Mich däuchth wir banden lmit einander] d Garben auf dem Felde, und meine Garbe richtete sich auf, nnd stund [blieb in dieser aufgerichteten Stellung auch stehen]; und eure Garben umher neigeten sich gegen meiner Garbe. Daß die Patriarchen neben der nomadischen Viehzucht auch Ackerbau trieben, beweist Kap. 26, 12z doch bau- ten sie nur so viel, als sie für das eigene Hauswesen brauchtem 8. Da sprachen seiiie Brüder zu ihm: Soll- test du unser König werden, und über uns herr- schen? sDu mußt doch mit dergleichen Hochmuths- gedanken dich tragen, sonst würdest du nicht solch Träume haben]. Und wurden ihm noch feinder Um seines [ein Verhältnis; tiefer Unterordnung ihnen in Aussicht stellenden] Traums und seiner skecke Offenheit verrathenden] Rede willen. 9. Und er hatte kunmittelbar darauf] noch einen andern Traum, den erzählte er seinen Brü- dern [ebenfalls, obwohl er gesehen, wie übel diese den ersten Traum aufgenommen hatten; aber in seiner Arglosigkeit achtete er das nicht, sondern, weil er selbst so mächtig von dem, was er für eine Eingebung des Höchsten erkannte, bewegt war, meinte er, auch die Brüder müßten aus die Rath- schlüsse, die Gott mit der Familie vorhabe, auf- merksam werden], und sprach:» Siehe, ich habe noch einen Traum gehabt; mich dauchte, die Sonne, und der Mond, und elf Sterne neigeten sich vor mir. »10. Und da das seinem Vater und seinen Brudern gesagt ward* strafte ihn sein Vater, und sprach [um des Träumers hochfahrenden Sinn zu dämpseUJ zu»ihm: Was ist das für ein Traum, der dir getrauniet hat? Uiehft du nicht, wie thö- richt und nichtig er in sich selber ist?] Soll ich, uiid deine Mutter, und deine Brüder kommen, und dich anderen? V) Joseph selbst erzählte in Gegenwart des Vaters seinen Brüdern den Traum; denn er blieb mit seinen Gedanken weniger an der Erhebung seiner Person, als vielmehr daran haften, was für Geschicke dem Hause wohl bevorstehen dürften, da der Traum so deutlich auf Ereignisse hinwies, die die ganze Familie betreffen würden. »Wie dem Leben Abrahams, dann Jacobs, eine göttliche Verheißung gleichsam als Thema vorangeht (Kap. 12, 1——3. 25, 23. 28, 13—15), so auch dem Leben Josephs: es ist dies der zwiefache Traum desselben. Wie aber Abrahams Hoffnung lange unerftillt blieb, so scheint auch bei Joseph zuerst das volle Gegentheil seiner pro- phetischen Träume einzutreten« (Ranke.) Jch bin nicht geschickt, Träume zu haben oder auch dieselben zu deu- ten, begehre auch solche Geschicklichkeit und Kunst nicht, und habe mit Gott meinem HErrm einen Bund gemacht, daß er mir nur keine Gesichte oder Träume senden wolle. Denn ich bin mit dieser Gabe wohl zufrieden, und lasse mir gern daran genügen, daß ich die heil. Schrist habe, die mich reichlich lehrt und berichtet alles dessen, so beide, zu diesem und auch zum künftigen Leben, zu wissen von- nöthen ist. Dieser heil. Schrift glaube ich und bin da- init zufrieden, bin auch gewiß, daß ich dabei nicht kann betrogen werden; will aber damit gleichwohl Andern an ihren Gaben nichts abbrechen. (Luther.) Wenn in dem zweiten Traume unter dem Bilde des Mondes auch Josephs Mutter erscheint, die ja bereits todt war, so ist zunächst zu bedenken, daß wir es eben mit einem Traume zu thun haben, ein Traum aber kehrt sich an einzelne Widersprüche mit der Wirklichkeit nicht, gleichwie auch jedes Gleiihniß nach irgend einer Seite hin hinkt. Zur Fülle und Abrundung des Traumbildes gehörte neben der Sonne nothwendig auch der Mond. Indessen tritt Rahel hier nicht als Individuum, als einzelne Person nach dem, was sie für sich selber ist, auf, sondern als Repräsentantin einer Idee, als Verkörperung eines be- stimmten Gedankens, und als solche gehört sie der Wirk- lichkeit noch immer an, gleichwie hernachmals der Pro- phet Jeremias (J· 31, 15; vgl. Matth L, 18) aus ihrem Grabe sie heraufsteigen und aus Ramas Höhen das Un- glück ihrer Kinder beweinen läßt. 11. Und seine Brüder neideten ihn [ihr vori- ger Haß bildete sich noch bestimmter zum eigent- lichen Neid, der auf Untergang und Verderben des Gegners sinnt, aus, weil sie doch des Ein- drucks sich nicht ganz erwehren konnten, daß hin- ter diesen Träumen wirklich eine Weissagung über die Zukunft der Familie möchte verborgen liegen]. Aber sein Vater [der denselben Eindruck empfing] behielt diese Worte. Joseph wird von seinen Brüdern in die Grube geworfen. 111 Trotzdem Jacob dem Joseph einen Verweis ertheilte und dessen Gedanken von den Träumen abzulenken suchte, bewegte er diese doch selbst in seiner Seele, und zwar um so mehr, als er wohl schon länger daran gedacht haben mochte, ob nicht Joseph, dessen Sinn so ganz anders war, als der seiner übrigen Sohne, von dem HErrn der- einst zum Oberhaupt der Familie und zum Träger der Verheißung würde erkoren werden. II- n. 12—36. zu: sinke; de»- natkcs ins-eiser- gewinn, durch die beiden Träume bin zu tiidtlicheiii Faß gestei- gertejleid der Brüder« gegen Joseph findet bald Gele- genheit, siih Befriedigung zu verschaffen. Jllo Darob ihn einst mit einem Ituftrage zu ihnen sendet, besihliesken sie anfangs ihn zu erst-argen, lassen zwar dann non ztuben sich bewegen, ihre Zjand nicht an ihn zu legen, verhau- sen ihn aber doih an voriiberziehende iomcielitisttze Kauf- leute, und schieben nun seinen, in das Eblut eines ge- sihlaihteten Biegenboitieo getunliten Both dem Vater mit der Botschaft zu, in solchem Zustande hätten sie den Rom gefunden« ein wildes Thier müsse Joseph zerrissen haben. Darob be ammert trostlog den vermeintlichen Verlust sei- nes Liebl«:ngosohneg, dieser aber wird hinab nach Egnp- ten geführt, um dort alg Slilaoe vertraust zu werden. 12. Da nun seine Brüder saus der Um- gegend von HebronJ hingingen, zu weiden das Vieh ihres Vaters in Sichem [wo dieser ein Grund- ftück besaß Kap. 33, 19], 13. Sprach Israel zu Joseph [den er keines: wegs verzärtelte, sondern jetzt vielleicht noch stren- ger hielt als früher, um die etwa in ihm auf- keimenden Hochmuthsgedanken zu ersticken V. 10]: Hirten nicht deine Brüder des Biehes in Sichem? [Nun bist du ja vom 8——16. Jahre dort gewesen, und also der Gegend vollkommen kundig:] Komm, ich will dich zu ihnen senden. Er aber sprach: Hie bin ich [Kap. 22, 1. 7]. —14. Und er sprach: Gehe hin, nnd siehe, ob es» wohl stehe um deine Brüder, und um das Vieh; und sage mir wieder, wie sich’s hält. Und er sandte ihn aus dem Thal Hebron, daß er sdie 12 Meilen Wegs] gen Sichem ginge. Jacob fürchtete wohl noch immer Gefahr wegen des vor einem Jahre von seinen Söhnen in Sichem ange- richteten Blutbades (Kap· 34, 30); während diese in zugendlicher Keckheit sich wieder dahin gewagt haben, sorgt und bangt er sich zu Hause um ihr Leben und um seine Heerden. 15. Da [als Joseph den Weg bis Sichem glücklich hinter sich hatte, dort aber nirgends eine Spur »von seinen Brüdern entdecken konnte] fand ihn ein Mann, daß er irre ging auf dem Felde ssuchend in den Gefilden hin und her streifte]; der fragte ihn und sprach: Wen suchest du? « Its. Er antwortete: Jch suche meine Brüder. Lieder, sage mir an, wo sie hüten. 17. Der Mann sprach: Sie sind sgewißs bondannen gezogen [und überhaupt nicht mehr in dieser Gegend]; denn ich hdrete, daß sie sagten: Lasset uns gen Dothan gehen. Da folgte Joseph seinen Brudem nach und fand sie [5—6 Stunden weiter nördlichj zu Dothan [2. Kön. 6, 13]. Joseph sucht seine Brüder, und findet seine abgesagi testen Feinde, blutdürstige Mörder. So geschieht? oft, daß ein Kranker den Arzt sucht, und findet den·To·d; Gerechtigkeit vor dem Richteu und findet Ungerechtigkeit; Wahrheit, und findet Lügen; Freunde, und findet Feinde. 18. Als sie ihn nun sahen von ferne, ehe denn »er nahe bei sie kam; schlugen sie an, daß sie ihn todteten sJes 5, 18], · 19.» Und sprachen unter einander: Sehet, der Traumer kommt daher. » 20. So kommt nun, nnd lasset uns ihn er- wurgen, nnd sseinen Leichnam] in eine Grube werfen, iind szu Hause] sagen, ein boses Thier habe ihn gefressen; so wird man sehen, was seine Traume sind sder Vater aber, wenn er seinen Liebling auch eine Zeit lang bejammern wird, wird doch zuletzt sich beruhigen müssen Jef. H, 18]. Ein furchtbarer Abgrund der Sünde! Es ist nicht blos das natürliche Bruderband, das die Söhne Jacobs iiinschlingt, nicht blos die Einheit des Bluts, welche sie zusammenhält: sie haben auch eine Gemeinschaft in Gott, denn sie sind Söhne der Verheißung und Erben des göttlichen Segensz sie bilden das mit der Gnade Got- tes gesegnete Haus Israel. Dasselbe gilt von dem Fre- vel gegen den Vater, denn dieser ist ihr Vater gleichfalls nicht blos nach der Natur, sondern ebenso sehr nach deni Segen der göttlichen Verheißung Dabei sind nun die Söhne nicht ausgewachsen in der Nacht des Heiden- thums; denn sie wissen von Abrahams Glauben und Gehorsam, sie haben Jsaak gesehen und aus ihres Va- ters Munde die Offenbarung Gottes in seinem Leben gehört, und seinen geheiligten Wandel haben sie als vor- leuchtendes Beispiel angeschaut. Und dennoch hat der Neid die Söhne Jsraels so entzündet, daß sie ihn in dem Blute des unschuldigen Knaben, ihres Bruders, kühlen müssen; und dennoch hat der Haß so sehr alle ihre Sinne erfüllt, daß sie es über sich gewinnen, an ihrem Theil des Vaters graue Haare in die Grube zu bringen. (Baumgarten.) 21. Da das Ruben hdrete, wolltecr [der von Natur weicheren Gemüths und vielleicht auch der besonderen Verantwortung, die er als der Erstgeborene habe, sich bewußt war] ihn aus ihren Händen erretten, und sprach: Lasset uns ihn nicht tödten. 22. Und weiter sprach Ruben zu ihnen [um sie wenigstens von dem Vorsatz des augenblicklichen Todschlags abzubringen, da er fürchten mochte durch offenen Gegensatz ihren Ingrimm noch mehr zu reizen und auch auf sich zu lenken]: Vergießet nicht Blut, sondern werfetjhn in die Grube, die shier nahe bei uns] in der Wnste ist, und leget die Hand nicht an ihn [damit entledigt ihr ja euch seiner ebenfalls, denn in der Grube muß er zuletzt doch umkommen; doch befleckt ihr eure Hände nicht geradezu mit Bruderblut]. Er wollte ihn aber skeineswegs in der Grube umkommen lassen, son- dern nur fürs Erste] ans ihrer Hand erretten, das; er ihn [dann, wenn sie wo anders hingezogen wären, heimlich herauszöge und] seinem Vater san dem er den früheren Frevel 35, 22 gern in etwas wieder gut zu machen wüUschteJ wiederbrachte. 23. Als nun Joseph zu seinen Btudern kam, 112 zogen sie ihm seinen Rock mit dem lbesserx näm- ltch den] bunten Bangen] Rock» aus, den er an- haite [und der ihnen so ärgerlich an ihm war]; 24. Und nahmen ihn [»rissen ihn unter greu- lichen Reden: du Verräther, du Bösewicht! hin, obschon er ihnen zu Fuß gefallen und sie vom Himmel zur Erde gebeten« 4·2, 2»1], Und warfen ihn m eine Grubezt aber dieselbige Grube war leer und kein Wasser drinnen [fo schützte ihn Gott zunächst vor dem Ertrinkem wie er ihn dann auch vor dein Verhungern bewahrte, ergiebt sich aus dem weiteren Verlauf V. 25 ff.]. V) Eine nach oben enge, nach unten bei 100 Fuß breite Cisterne, wie man sie in der Wüste zur Aufsamms lung des Regenwassers hat (Jer. 38, S. Rings. Z, 53). Der Rädelsfithrer und Hauptthäter scheint Simeon ge.- wesen zu sein, der auch schon das Blutbad in Sicheni angestiftet hatte (Kap. 34); ihn behält daher Joseph hernach (42, 24) als Geißel zurück, nachdem er ihn vor den Augen der Andern gebunden· 25. Und snachdem sie ihr verruchtes Werk VollbrachtJ setzten ssie in guter Ruhe, und ohne irgendwie von Josephs Klagerufen sich stören zu lassen Amos 6, S] sich nieder zu essen snur Ru- ben nahm an ihrem Mahle keinen Antheil; er mochte des Bruders Angstgestöhn nicht mit anhören und entfernte sich aus dem Kreise der Uebrigen, bis er sein Vorhaben V. 22 würde ausführen können] Jndeß hiiben sie ihre Augen auf, und sahen einen Hausen JsmaeliteN seine Karawane arabischer Kaufleute] kommen von Gileadtt laus dem jen- seit des Jordan gelegenen, an herrlichen Weide- triften und aromatischen Kräutern besonders reichen Landstrich, in dessen Nähe ein Theil von Jsmaels Nachkommen wohnte Kasn 25, 15], mit ihren Ka- meelen; die trugen Wurze [Tragakanth, em weißes, vom Bocksdorn gewonnenes HarzL Balsam [der gerade in Gilead viel bereitet wurde Jer. 8, 22, 46, 11] Und Mhrthen [Ladanum, ebenfalls ein kostbares, zu Rauchtverk und Salben bräuch- liches Harz, von der Cistusrose gewonnen Katz. 43, 11], und zogen hinab m Egyptenttt r) Die hier genannten Jsmaeliter werden V. 28 als Midianiter und V. 36 als Medaniter bezeichnet; jene sind Abrahams Nachkommen von der Hagar, diese von der Ketura (Kap. 25, 12—16, V. 1—6). Sie wurden insgesamnit als die wilden Ranken des Stammes, dem die Verheißung gehörte, in die weiten Räume des Mor- genlandes ausgetham flossen dort mit der Zeit in den allgemeinen Begriff »der Kinder gen Morgen« (1, Kön. 4, 30. Jer. 49, 28; Des. 25, 4) zusammen und verban- den sich, als von einerlei Ursprung und unter gleichen Verhältnissen lebend, auch zu gleicher Lebensweise; diese aber war, ihrer Neigung zum Wechsel und zur Unstetig- keit entsprechend, frühzeitig schon der Handel. VI) Dieser Landstrich fiel hernach den Stämmen End, Raben und halb Manasse als ihr Erbe zu (5. M. Z, 12 f.), und wurde nach dem Exil Peräa genannt. sitt) Sie kamen auf der Straße daher, die von Gi- lead unterhalb des Sees Genezareth bei Bethsean über den Jordan führte, zuerst westlich nach der Ebene Jesreel sich hinzog und dann jenseit Dothan in die große Ka- rawanenstraße mündete, die von Damaskus über Me- giddo, Ramleh und Gaza nach Egypten ging. I. Mose 37, 24—38. 38, 1—7. » 26. Da sprach Juda lin dessen Seele das Ge- fuhl des Abscheus vor dem Frevel des Bruder- mordes noch nicht ganz erstorben war, so daß bei dem Anblick Jener Kaufleute zuerst in ihm der Gedanke erwachte, wie man Josephs sich entledi- gen könnte, ohne ihn ums Leben zu bringen] zu seine« Bruders» Was hilfks uns, daß wir unsern Bruder erwurgen, und sein Blut verbergen? [ein Erwiirgen ists im Grunde doch, wenn wir ihn in der Grube lassen umkommen, und fein Blut wird wider uns gen Himmel schreien, wenn wir auch noch so geschickt V. 20 die Sache verbergen]. · 27. Kommt, lasset uns ihn den Jsmaeliten [die dort mit ihren Kameelen daherziehen] verkau- fen, daß »sich unsere Hande nicht an ihn vergreifen; denn er ist unser Bruder, unser Fleisch und Blut. [,,O Juba, du bist noch nicht rein! Was du da sagst, das ist schlecht auf gut talmudisch oder jüdisch geredetMJ Luther.] Und sie gehorchten ihm [schenk- ten durch Gottes Leitung Pf. 33, 13—-15seinem Vorfchlage Beifall]- Gott ist schon hier, wo sein Gang noch im Dun- keln stehet, geschäftig aus dem Plan, alles ordnend und lenkend, wie es nach seinem heil. Rath und Willen kom- men soll. Der Mann, der Joseph in der Jrre begeg- nete, war ein Werkzeug in Gottes Hand. Daß iveiter Raben, der seit seiner Schandthat mit einem geschlage- nen Gewissen heruniging, das schreckliche Vorhaben der Brüder fühlt und das arme Kind zu retten sucht; daß die Brüder ihm folgen und daß die Grube gerade wasser- leer war; daß Judex, als er die Kaufleute kommen sieht, zum Verkauf Josephs räth, und daß die Karawane ge- rade zu dieser Stunde vorüberziehen muß — das ist alles Gottes allmächtige, getreue, aber geheimnißvolle Hand, deren Walten uns den süßen Glaubenstrost ein- spricht, daß schon mitten unter den sinstersten Stunden, ja mitten durch der Feinde Werke und Rathschläge un- sers Gottes starker Arm lenket und regiert, und zwar auf das Ziel hin, was er gesetzt hat; und das ist — gelobt sei sein herrlicher Name! — lauter Licht und allemal Licht. (Taube.) 28. Und da die Midianiter, die Kaufleute, vorüber reiseten [bei der Stelle ankamen, wo jene saßen und eben den neuen Plan gefaßt hatten], zogen sie [die Brüder] ihn heraus aus der Grube, und verkauften ihn den Jsmaeliten um zwanzig Silberlingezi die brachten ihn lnahmen ihn mit sich hinab] in Eghpten [ihn dort wieder zu ver- kaufen]. Vkl Silberling d. 2674 Gr. = 17Vz Thlr. (2. M. 30, 13 Anm.) So hoch wurde ein Knabe oder Jüng- ling von 5-—20 Jahren geschätzt (3· M. 27, 1 ff.). Der mittlere Preis eines Sclaven betrug sonst 30 Sekel = 26V« Thlin (2. M. 21, 32. Sach. 11, 12); aber die Js- maeliten wollten bei dem Handel natürlich gewinnen. 29. Als nun Ruben wieder zur Grube kam [von welcher inzwischen die Brüder sich hinweg- begeben hatten, so daß er meinte, sein Rettungs- werk jetzt unbemerkt ausführen zu können],»nnd fand Joseph nicht darinnen, zerriß er [vor heftigem Schmerz V. 34. Kap. 44, 13; 4. M. 14, 6.; L. » Kön. 19, 1]; sein Kleid [vorn an der Brust]- Joseph, von feinen Brüdern an die Jsmaeliter verkauft, wird nach Egypten gebracht. 113 30. Und kam wieder zu seinen Brüdern, und sprach: Der Knabe ist nicht da, wo soll ich hin? Die Brüder aber gaben ihm keine Antwort, sondern ,,werden ihn auf das Maul geschlagen haben: Schweig, ils decken, oder alles Unglück soll dich holen.« (Luther·) 31. Da nahmen sie Josephs Rock, und·schlachte- ten einen Ziegenbock, und tunkten den Rock ins Blut, 32. Und scbickten den bunten Rock hin cnach Hebron], und ließen ihn ihrem Vater dringen, und sagen: Diesen haben· wir fanden; siehe, ob es deines Sohnes Rock sei, oder nicht. » 33. Er kannte ihn aber, »und sprach: Esnst meines Sohnes Rock; ein boses Thier hat ihn gefressen, ein reißend Thier habJoseph »zerrissen. 34. Und Jakob zerriß seine Kleider, und legte einen Sack-« um seine Lenden, und trug Leide um seinen Sohn lange Zeit. «) Ein Oberkleid von grobem, härenem Stoff, das ohne· allen Schnitt wie ein Sack am Leibe hing und mit einem Strick statt Gürtel zusammengebunden wurde, als Zeichen tiefer Trauer (2. Sam. 3, 1»; I. »K·ön. 20, EZ2.) 35. Und alle seine Sohne [die bei ihrer Heini- kehr aus der Gegend von«Dothan und Sichem, wie lange sie dieselbe auch mochten hinausgeschoben haben, ihn noch immer in solchem Zustande trafen] und Töchter traten auf, daß sie ihn trdstetenst aber er wollte sich nicht trosten lassen, and sprach: Jch werde mit Leide hinunterfahren in die Grube, zu meinem Sohns« Und sein Vater [mitsammt dem damals noch lebenden JsaakJ beweineten ihn. If) Sie waren allzumal leidige Tröster (Hiob 16, 2), die, statt das Herz zu erleichtern, des Kummers nur noch mehr machen, — zumal diese Söhne, die »die ganze Zeit nicht einmal mit gutem Gewissen zu Gott beten konn- ten.« (Luther.) —- ") »Mühet euch nicht vergeblich ab, mich zu trösten; ich werde trauern, bis ich hinabfahre zum Scheu, zu dem Ort der abgeschiedenen Seelen, und dort mit meinem Sohne wieder vereiniget werde«. — Es kann und mag nicht anders werden, alle Men- schen müssen leiden; was lebt und webet auf der Erden, kann das Unglück nicht vermeiden. Des Kreuzes Stab schlägt uns’re Lenden bis in das Grab, da wird sich’s enden: gieb dich zufrieden. (Gieb dich zufrieden &c. B. 13.) 36. Aber die Midianiter [Medianiter] verkaasten ihn»[V. 281 in Egypten dem Potiphar, des Pharao Kammerer und Hosmeister kdes dorti- Königs Hofbeamten und Befehlshaber seiner Leibwache, der auch die von ihm gefällten Todes- urtheile zu vollstrecken hatte]. Die Kunst des Erzählers zeigt sich auch darin, daß er die Geschichte Josephs hier abbricht; er giebt uns die trostlose Finsternis; mitzuempfindem in welche sich für das Haus Jacobs das Geschick des Geliebten verloren hat, die traurige Schwüle der 2 Jahrzehnte, während welcher hoffnungslose, gramvolle Sehnsucht am Herzen des grei- fen Vaters nagte und der geheime Bann der liignerisch verhehlten Todsünde auf den Seelen seiner Kinder lastete. (Delitzsch.) Ach wie so oftmals schweigt Gott still, und thut doch was uns nützen da unterdessen unser Will und Herz in Aengsten sitzet, sucht hier und da und findet nichts, will sehn und mangelt doch des Lichts, will aus der Angst sich winden, und kann den Weg nicht finden. Gott aber geht gerade fort auf feinen weisen Wegen; er geht und bringt uns an den Port, da Sturm und Wind sich legen. Hernachmals wenn das Werk geschehn, da kann der Mensch Diictifcks Bibelwerh s. Aufl. alsdann erst sehn, was der, so ihn regieret, in seinem Rath geführet. (Du bist ein Mensch &c. V. 13 und 14.) Das 38. Kapitel. Juda Zskutscijande mit der Weimar. I— 1—11. Zieht, wo Joseph siir das Zjaus seines Vaters einstweilen niiht mehr vorhanden ist, werden wir in anderweite Gesihiihten dieses Hauses eingeführt, die sitt: die Entwickelung des Reiches Gottes uon besonderer Ye- deutung sind. Endo, der vierte Sohn Jakobs von der Lea, der später zum Jnherrn desjenigen Geschlechts be- stimmt wurde, aus welchem der oerheihene Same her- vorgehen sollte (Iiap. 49, 8 s.; Ossenik 5, 5), begründet in Qdollam eine eigene hltlirihsiijash verheirathet siih mit einer Gananiterim die ihm 3 Söhne gebiert, giebt dem ersten, als er hernngewachsem die Ilhamar zum Weibe, ebenso dem zweiten, als der erste ohne Kinder stirbt; da der zweite aber ebenfalls durth einen friihieitigen Tod hinweggerafft wird, will er nicht auih den dritten der 2tliinnernidrderin, wosiir er die Ilhamar hält, preis- geben und entläßt sie unter Vertrdstungen aus die Zu- bunft naih ihres Vaters; Hause. 1. Es begab sich um dieselbige Zeit swo Joseph von seinen Brüdern verkauft wurde], daß Juda sdaznals 2o—21 Jahr alt] hinabzog von seinen Brudern [sich vom Vaterhause in Hebron trennte, vielleicht weil die endlosen Klagen Jacobs über Josephs Verlust Kap. 37, 35 und Rubens Vorwürfe über den Rath, den er K. 37, 26 f. den Brüdern gegeben, ihm drückend warm]- Und that sich zu einem Mann [schlug sein Zelt auf in der Nachbarschaft eines Mannes] von Odollam soder . Adullam, etwa 6 Stunden nordwestlich von He- bron 1. Sam. 22, I. Anm.], der hieß Hirn san« ihn, der ebenfalls nomadisirte, schloß er denn in nachbarlicher Freundschaft sich an V. 12 f.]. 2. Und Juda sahe daselbst eines Cananiter- [cananitischen] Mannes Tochter, der hieß Snahz und nahm sie szum Weibes Und da er sie beschlief, 3. Ward sie schwanger, und gebar einen Sohn, den hieß er Ger. 4. Und sie ward aber kzum zweiten Mal] Zwange» and gebar einen Sohn, den hieß sie nan. " 5. Sie gebar abermal einen Sohn, den hieß sie Sela, and er war zu Chesib soder Achsib, 7 St. südlich von Adullam], da sie ihn gebar. Selas Geburtsort (Jos. 15, 44. Mich. 1, 14) wird darum beigefügt, weil von ihm Nachkommen blieben, die ihren Stammort wissen sollten (4.Mose 26, 207 1. Chr. 4, 21). Ein anderes Achsib s. Jos 19, 29. s. Und Juda gab seinem ersten Sohn Ger sals dieser etwa 15 Jahr alt 2. Kön 16, 2 Anm. und Joseph in Egypten bereits zum Regenten des Landes erhöhet war Katz. 41, 46 f.] ein Weib [aus cananitischem Geschlecht], die hieß Thaman 7. Aber er war böse. vor dem HERRnz da- tum tödtete ihn der HERR sraffte ihn durch J. II. l. 1. 8 114 1. Mose 38, 8—25. einen frühzeitigen Tod, der sich recht augensällig als göttliches Gericht zu erkennen gab Pf. 55, 24., hinweg]. » » Auch bei den übrigen Söhnen Jacobs bemerken wir im Unterschied von den Patriarchen ein frühzeitiges Hei- rathen (vgl. Kuh. 46); besonders früh aber hat Juda seine eigenen Söhne verheirathen vermuthlich um die Tren- nung vom Vaterhause, die er in Troß und Unbufzser- tigkeit unternommen, durch immer entschiedenere Ver- felbstständigung des eigenen Hauswesens zu vollenden. Nun sind es außerdem cananitische Weiber, mit denen er sich und seine Familie verheirathet. An sich zwar war eine solche Verbindung von Seiten der Söhne Jacobs mit den Töchtern Canaans nicht so völlig unstatthaft, wie sie von Seiten Jsaaks und Jacobs gewesen sein würde (Kap. 24, Z; 27, 46); denn das Haus Israel besaß jetzt soviel Selbstständigkeih um als ein von den Landesein- wohnern abgesondertes in seiner Eigenthümlichkeit sich zu behaupten. Aber schon die Grundlage von Judas Heirath, sein eigenmächtiges sich Los-reißen vom Vaterhause, läßt erwarten, daß nur Unsegen ausjener Heirath folgen konnte ; und der weitere Verlauf bestätigt denn auch, wie nahe für Jacobs Söhne die Gefahr lag, durch Ehen mit Cana- niterinnen (vgl. Knie. 46, 10) den heilsgeschichtlichen Be- ruf ihres Stammes zuvergeffen und in der Sünde Canaans unterzugehen. Die in unserm Kap. erzählten Greuel be- weisen hinlänglich, daß die durch Josevhs Wegführung bereits vorbereitete Verpflanzung des erwählten Geschlechts« nach Eghpten durchaus nothwendig war, wenn dasselbe vor den verderblichen Einflüssen des cananitischen Wesens sicher gestellt werden sollte (vgl. Des. 16, 3). s. Da sprach Juda zu Onan ksemem wohl nur 1 Jahr Jüngeren zweiten Sohne]: Lege dich zu deines Bruders Weib, und nimm sie zur Ehe, daß du deinem Bruder Samen erweclest Die hier zuerst erwähnte Sitte der Levirats- oder Schwager-Ehe, die sich in verschiedenen Formen auch bei Indern, Perfern und andern Völkern Asiens und Afri- kas findet, gründet sich nicht auf ein göttliches Gebot, sondern nur auf ein altes, vielleicht aus Chaldäa stam- mendes Herkommen. Sie bestand darin, daß wenn ein Eheinann ohne männlichen Leibeserben starb, dessen Bru- der (in Ermangelung eines Bruders wohl auch der dann folgende nächste Blutsverwandte) verpflichtet war, die Wittwe zu heirathen und den mit ihr erzeugten Erstge- borenen als des Verstorbenen Sohn in den Geschlechts- tafeln fortzuführen; und hat ihre Wurzel inder Anschauung jener Zeit, die ohne klare Erkenntniß eines jenseitigen Lebens sich vornehmlich mit ihren Hoffnungen und Aus- sichten auf das Diesseits angewiesen sah, in dem Leben des in die Stellung und in die Rechte des Vaters ein- tretenden Sohnes aber ein Fortleben des ersteren erblickte. Das Mosaische Gesetz hat diese Sitte nicht aufgehoben, sondern 5. M. 25, 5 ff. nur soweit beschränkt, daß sie mehr als eine Liebes-Pflicht, denn als ein gesetzlicher Zwang erscheine, indem derjenige, der zu der Liebespflicht sich nicht verstehen wollte, von dem gesetzlichen Zwange sich frei machen konnte, wenn er die Schmach der dem Ver- storbenen verweigerten Liebespflicht auf sich nehmen wollte. I. Aber da Onan wußte, daß der Same [der Sohn, den er etwa zeugen würde] nicht sein eigen sein sollte, wenn er sich zu seines Bruders Weib legte, ließ er’s [so oft er ihr beilag] auf die Erde fallen, und verderbete es, aus daß er seinem Bruder nicht Samen gäbe [einen Nachkom- men erwarte] 10. Da gefiel dem HERRn übel, das er that, und tödtete ihn auch. Nicht nur war es Lieblosigteit gegen den verstorbe- nen» Bruder, gepaart mit niedriger Habsucht nach dessen Vesitzund Erbe, sondern zugleich auch ein Frevel gegen die gottliche Ordnung der Ehe und ihres Zweckes Von diesem Onan und seiner Greuelthat hat dann das Laster der Selbstbefleckung den Namen Onanie erhalten; ,,in dem er seinen Bruder nicht verewigen wollte, hat er sich selbst rierewigh aber wies! — Jst die Unzucht überhaupt eine morderische Vergeudung der Fortpflanzungskrash ein Frevel gegen das eigene Leben und gegen das Bild Gottes; so ist die gewöhnlich sogenannte Onanssünde noch im bestimniteren Sinne selbstmörderisch eine Besti- lenz, die im Finstern schleicht und Seele und Leib der Jugend unmittelbar verdirbt.« 11. Da sprach Juda zu seiner Schnur [Schwie- gertochterJ Thaman Bleibe eine Wittwe in deines Vaters Hause, bis mein Sohn Sela groß wird [er hatte aber keineswegs in Absicht, ihr diesen auch zum Manne zu geben, sondern suchte nur von seiner Verbindlichkeit, die er nach der vorher erwähnten Sitte gegen sie hatte, loszukommen]. Denn er gedachte [indem er nach einem gewöhnlichen Volksaberglauben Tob. Z, 7 sff.; 7, 11 die Tha- mar für ein verhängnißvolles, ihren Ehemännern verderbenbringendes Weib ansah]: Vielleicht möchte er auch sterben, wie feine Brüder. Also kmit solcher Vertröstung auf die Zukunft entlassen] Hing Tbamar hin snach Enaim, woher sie stammte . 14., zwischen Adullam V. 1 und Thimnath V. 12 gelegen] und blieb in ihres Vaters Hause [wie verstoszene oder verwittwete Frauen, wenn sie keine Kinder hatten, zu thun pflegten Z. Mose 22, 13]. II· II. 12—26. Titl- lilhamar sieht, daß der Schwieger- vater geflissentlich seinen dritten Iohm auf den sie naih den Yiechten der Leoiratgehe Tttnspriiiij hat, ihr vorent- htilt, stellt sie ihm selber naih und weis; durih List sitt) seine Zieiniohnuiig zu uersihaffen Sie wird schwanger und soll, da eø nun offenbar wird, als Ghebrektierin verbrannt werden; bei ihrer Ztbführung aber sendet sie deni Iluda die drei Ufiinder zu, die sie ihm damals abgefordert hat, worauf dieser seine Sünde erkennt und sie freispriiizh 12. Da nun viel Tage [1 bis 2 Jahre] ver- laufen waren [und Sela vollkommen dasjenige Alter erreicht hatte, in welchem vorhin seine bei- den Brüder ehelich geworden waren V. S, 8], starb des Suah Tochter, Juda Weib. Und iiachdem Juda ausgetrauert hatte [Kap. 50, to; Sie. 22, 13], ging er hinauf, seine Schafe zu schreien [das bei der Schafschur übliche Fest zu halten 31, 19], gen Tbiinnath [auf deni Gebirge Jus. 15, 57], mit feinem Hirten sStandesgenosfen und Freunde] Hirn, von Odollam 13. Da ward der Thamar angesagt: Siehe, dein Schwäher [Schwiegervater] gehet hinauf gen Thimnath, seine Schafe zu scheeren. 14. Da legte sie die seinfachen und schmuck- tosen] Wittwenlleider von sich, die sie trug [und vertauschte sie mit Prachtgewändern Spr. 7, 10] deckte sich mit einem Mantel [mantelartigen Schleier Kap. 24, 65], und berbiillete sich smit demselben Onans Sünde. Iuda Blutschande mit der Thaman 115 das Gesicht, um nicht erkannt zu werden], und setzie sich vor die Thür [vor das Thor von Enaim oder Enam Jos. 15, 341 hinaus, an dem Wege gen Thimnath [so daß also Juda, wenn er heimkehrte, an ihr vorbeikommen mußte]; denn sie sahe, daß Sela war groß worden, und sie ward ihm sgletchwohlj nicht zum Weibe gege- ben swie man ihr doch versprochen hatte V. 11.]. Sie rvollte daher an Juda selbst sich halten, um Samen aus seiner Familie zu erlangen. —- Um Samen überhaupt zu erhalten, sahen wir früher (Kap. 19, 20 ff.) Lots Töchter zu ihrem Vater sich legen; um Samen aus dem erwählten Geschlecht zu erlangen, sehen wir später die Nuth auf den Rath ihrer Schwiegermutter an den Boas sich machen (Nuth 3). Unsere Geschichte nun steht in der Mitte zwischen beiden: mit der Ruth hat Thamar das Verlangen nach einer unauflöslichen Verbindung mit dem Volke Gottes gemein, mit Lots Töchtern aber die schwere Verirrung, daß sie zur Erreichung ihres Ziels selbst die Sünde der Blutschande (vgl· indessen die Be- merkung zu 5. M. 25, 10) nicht scheuen Es handelt sich aber hier alleioege nicht um augenblickliche Befriedi- dung des fleischlichen Triebes, wie zu unserer Zeit das der Fall ist: im Gegentheil, was da auf alle nur mög- liche Weise roiirde vermieden worden sein, wird hier gesucht, nämlich die wirkliche Empfängniß, entweder um überhaupt die Schmach der Kinderlosigkeit von sich ab- zuwenden, oder aber um ein bestimmtes Geschlecht fort- pflanzen zu helfen. » 15, Da sie nun Jnda sahe, meinete er, es ware eine Hnref denn sie hatte kwährend Art und Ort ihrer Erscheinung ganz darauf berechnet waren, daß er sie dafür halten mußte, doch andererseits] ihr Angesicht betdeclet ldaß er seine Schwieger- tochter, zumal es jetzt schon Abend war, nicht in ihr erkennen konnte]. — «) Dei· Huren gab es unter den Cananitern viele, namentlich solche, die der Astarte zu Ehren sich öffent- lich preisgaben (5. Mos 16, 21 Anm.) und dann den empfangenen Lohn der Göttin zum Geschenk brachten (5. M. 23, 17 f.). Der Ziegenbock war vor andern ein der Astarte geheiligtes Thier und«wurde am liebsten ihr gegeben The. hist. II. 3.). 16. Und machte sich zu ihr am Wege, nnd sprach: Lieber, laß mich bei dir liegen. Denn er wußte nicht, daß sie seine Schnur ware. Sie ant- wortete fganz auf seine Meinung, daß er es mit einer Buhldirne zu thun habe, eingehend]: Was willst du mir geben, daß du bei mir liegen? 17. Er sprach: Ich will dir einen Ziegenbock von der Heerde senden. Sie antwortete: So gieb mir ein Pfand, bis daß du mirs senden. 1»8. »Er sprach: Was willst du sur ein Pfand, daß ich dir gebe? Sie antwortete: Deinen [Sie- get-J Ring, und deine Schnur kdaran du ihn auf der Brust trägst], nnd deinen [mit Schnitzwerk verziertenJ Stab, den du in Händen hast* Da gab er’s·ihr», nnd lag bei ihr; nnd sie ward [wie sie beabscchtxgt hatte] von ihm schwanger. «) Lauter solche Pfänder, die so bald als möglich eingelöst werden mußten, weil kein Mann von Stand gern ohne diese Schmucksachen sich öffentlich sehen ließ. 19. Und sie machte sich auf [von dem Orte am WegeL und ging hin [in ihres Vaters Haus], nnd legte den [Schleier-] Mantel ab, nnd zog ihre Wittwenkleider [wieder] an. 20. Juda aber [da er heimgekommen war] sandte [des anderen Tages] den Ziegenbock durch seinen Hirten [Freund] von Odollam kder um die Sache wußte], daß er das Pfand wieder holete von dem Weibe; und er fand sie nicht. 21. Da fragte er die Leute desselbigen Orts [zu Enam], und sprach: Wo ist »die Hure, die [geft»ern] außen am Wege saß? Sie antworteten: Es ist keine Hure dagewesen [denn Thamar hatte zu kurze Zeit am Wege gesessen, als daß sie noch von sonst jemand bemerkt worden wäre]. 22. Und er kam wieder zu Juda und sprach: Jch habe sie nicht fanden, dazu sagen die Leute desselben Orts, es sei keine Hure dagewesen kwas willst du daher thun?]. 23. Juda sprach: Sie hab’s ihr [behalte das Pfand, damit wir nicht durch weiteres Nachfragen uns dem Spotte der Leute aussetzenL sie kann uns doch ja nicht Schande nachsagen kals hätten wir den ausbedungenen Lohn ihr nicht geben wol- len]; denn ich habe den Bock gesandt, so hast du sie nicht fanden. 24. Ueber drei Monden ward Juda angesagt: Deine Schnur Thamar hat gehuret; dazu siehe, sie ist von Huretei schwanger worden [wirst du das ungestraft hingehen lassen?]. Juda [als Oberhaupt der Familie zugleich Richter der Familienglieder] sprach: Briuget sie hervor, daß sie [die als Ver- lobte meines Sohns eines Ehebruchs sich schuldig gemacht hat] verbrannt werde. Nach dem Mofaischen Gesetz wurden Ehebrecherinnen oder Bräute, die ihrem Verlobten die Treue gebrochen, gesteinigt (5. M. 22, 20 ff.); bei fleischlichem Umgang mit der Mutter und Tochter zugleich, sowie bei Hurerei von Priestertöchtern wurde darnach der Leichnam noch mit Feuer verbrannt (3. M· 20, 143 21, 9.) Im patriarchcp lischen Zeitalter dagegen scheint die Strafe der Verbren- nung — und zwar des lebendig Verbranntwerdens ohne vorausgegangene Steinigung, welche letztere Strafe wohl erst durch die Gesetzgebung in Gebrauch gekom- men — auch für die Fälle der letzteren Art tiblich gewe- sen zu sein. Ueber Judas Auftreten hier bemerkt eines- theils P. Lange: »Mit diesem Urtheilsspruch erinnert der energische Juda an David, seinen großen Stamm- erben; mit raschem, entrtistetem Rechtsgeftihl verurtheilt er, ohne es zu ahnen, sich selbst, sowie David sich selbst verurtheilte dem Nathan gegenüber (2. Sam. 2, 15.) — es streiten eben zwei miichtige Naturen mit einander in dieser Linie« —- und andern-theils Roosx »Wie wenig versteht doch der Mensch von Natur die wahre Gerechtig- keit! Andern ist er scharf, sich selst aber gelind. Das Jnnerste des Herzens muß in Gerechtigkeit verwandelt kwerdem damit man in seinen Werken Gerechtigkeit thun onne.« 25. Und da man sie kaus ihres Vaters Hause] hervor brachte [um sie zum» Feuertode abzuführen], schickte sie zu ihrem Schwaher, und sprach smdem sie dem Boten das dreifache Pfand mitgab]: Von dem Manne bin ich schwanger, deß dies ist. Und sptach fließ danii weiter die Frage hinzufügen]: sss 116 1. Mose 3"8, 26—3"0· 39, 1——13. Kennest du nach, weß dieser Ring, und diese Schniir, und dieser Stab ist? 26. Juba erkannte es [auf der Stelle]- und sprach: Sie ist gerechter, denn ich sihre Schuld ist geringer denn die meine]; denn ich habe sie nicht swie ich doch verpflichtet gewesen wäre] ge- geben meinem Sohn Sela [und sie dadurch zu ihrem Vergehen erst verleitet. Er ließ sie dar- auf, weil sie durch die Beiwohnung rechtlich sein Weib geworden war, in sein eigenes Haus brin- gen]. Dochbeschlcef er sie nicht mehr sum mcht das Blutschänderische, das in solchem Umgange lag, fortzusetzens Ueberhaupt scheint hier ein Wendepunkt in Judas Leben eingetreten zu sein (vgl. die Bemerk. zu V. 7). Wir finden ihn bald darauf mit dem Vaterhause wieder vereinigt (Kap. 42, 1-—4), bei dem Vater in besonderer Geltung stehend (Kp.43, 1—5; 46, 28) und bei Joseph in gar eindringlicher und beredter Weise das Wort ergreifend (Kp.44, 14—34). Gar häufig werden bei solchen, die einen guten Grund von der gottesfürchtigen Erzie- hung ihrer Eltern her im Herzen tragen, schwere Ver- irrungen, wenn sie ihnen zum Bewußtsein kommen, Mittel und Anlaß zu einer desto entschiedeneren Bekehrung. III- Zu. 27—30. Thamar geniert Zur gewöhnlichen Zeit der xiliederliunft Bwillingy und zwar unter Umständen, die aufsallend, alier nach den auch sonst vorkommenden Erfahrungen nicht unmöglich sind. Zladurth gelangt nicht E» dasjenige Kind, von welchem es anfänglich den Anschein hat, sondern das andere zur Erstgeliurh dieses wird Werks, jenes Serah genannt. 27. Und da ssechs Monate später ihre Stunde kam und] sie gebären sollte, wurden Zwillinge in ihrem Leibe erfunden. Es war das sichtlich ein Gottesurtheih welches die Thamar von Juda’s abergläubischem Verdacht V. 11 reinigen und auf die eigentliche Ursache, warum dessen beide Söhne so schnell nach einander hatten sterben müssen, hinweisen sollte. Denn ihre Sünde nicht an- sehend, gab ihr Gott hier nachträglich mit einer Em- pfängniß Samen für beide Männer. » 28. Und als sie seht· gebar, that sich eine Hand heraus svon demjenigen Kinde, das zuerst zur Geburt sich stellte, kam statt des Kopfes die eine Hand zum Vorschein]. Da nahm die Weh- mutter swelche daraus die falsche Lage des Kin- des und die Notwendigkeit, es zu wenden, erkannte], und band [ehe sie die Hand wieder zUriickschobJ einen rothen Faden darum sum sich zuvor genau dasjenige Kind zu bezeichnen, das zuerst in die Geburt eingetreten war], und sprach: Der wird der Erste herauskommen [Kap. 25, 24 ff.]. Da mit der Erstgeburt so große Rechte verbunden waren, so war es von Wichtigkeit, über die Geburtsfolge der Kinder hernach genaue Auskunft geben zu können. 29. Da aber der [in Folge der Manipulæ tionen, welche die Wehmutter mit ihm vornahm] seine Hand wieder hineinzog, kam sein shierdurch freigewordenerJ Bruder heraus; und sie sprach sindem dieser nun ausgeboren wurde]: Warum hast du um deinetwillen solchen Riß gerissen? [wie brichst du doch mit solcher Gewalt dir Bahn! Jch bin nicht daran schuld, daß nun nicht der andere, sondern du die Erstgeburt erlangst.] Und man hieß ihn Petez [Zerreißer oder Durch- brecher]. Die Juden wollten die Ersten sein im Himmel, aber sie ziehen die Hände von Christo ab; die Heiden fahren zu mit großer Macht und treten in die Freundschaft Jesu Christ! Matth. 20, 16· (V. Herberger.) Perez errang sich die Erstgeburt nicht als Fersenhalter (Kap. 25, 24 f.), sondern in einer ganz entgegengesetzten Weise, als Durchbrecherz und so sollte er fortan die Löwen- art des Juda innerhalb der Jacobsart repräsentirem (P. Lange.) Auch Christus Jesus, des Perez Ratt-komme, heißt ein Durch brecher (Mich. 2. 13., vgl· das Lied von Gottsr. Arnold: O Durchbrecher aller Bande 2c.) 30. Darnach kam sein Bruder heraus, der den rothen Faden um seine Hand hatte. Und man hieß· ihn Serah [Aufgang, als der zuerst sich gezeigt, wiewohl er dann seinem Bruder hatte nachstehen müssen]. VonHPerez stammt zunächst ab Nahessom der aus- gezeichnete Fürst und Führer Jsraels während des Zugs durch die Wüste (4. M. Z, 3 f.), in weiterer Folge dann David (Ruth 4, 18—22) und zuletzt unser Heiland Jesus Christus selber (Matth. 1, 1—16). Warum nun, so fragen wir am Schluß des Kapitels mit Luther, hat Gott und der heil. Geist diese so schändlichen und un- sitglichen Dinge schreiben und verwahren lassen, daß sie in der Kirche erzählt und gelesen würden? Antwort: »Daß niemand seiner Gerechtigkeit und Weisheit halber stolz und vermessen sein und wiederum auch niemand seiner Sünden halber verzagen soll. Zum Andern aber, daß erhelle, wie Christus geboren worden aus einem solchen Fleisch, das überaus sündig und befleckt wäre. Der heil. Geist hat ihn wollen in die Sünde stecken so tief, als es immer möglich gewesen. Zum Dritten ist auch das zu merken, daß Gott also den Samen Abra- hams angenommen und erwählt habe, daß er gleichwohl die armen Heiden nach dem Fleisch nicht verwerfen wollen, und dem natürlichen Rechte nach auch die Heiden unsers HErrn Jesu Christi Mutter, Brüder, Vater, Muhmen und Schwestern sein sollten.« Dasselbe gilt von der Hure Rahab und der Moabitin Rath, die beide ebenfalls zu den Stammeltern Christi zählen (Matth. I, Z sf.) Das 39. Kapitel. Joseph-» Dienst, Fceusctjheit und Gefängnis. I— U. 1—6. xdloseph, von den Dsmaeliten an Potiphar in Eghpten vertraust, steigt in dessen Hause von der untersten Stufe eines gemeinen Sklaven durch Gottes Segen, der mit ihm ist, auswiirts bis su dem Range eines mit unlseschriinliter Vollmacht ausgestaiteten Faus- hofmeisters Zlies die Yllorscijule zu dem nachherigen Beruf, den der Zjilirr in dem Amte eines Groskoekiers von ganz Ggnpten ihm zugedacht hatte. 1. Joseph ward [wie bereits in Kap. 37, 28 u. 36 erzählt worden] hinab in Egypten geführt, und Potiphar, ein eghptischer Mann, des Pharao Kämmerer [Hosbeamter] und Hosineister sOberster der königlichev Leibwaches kaufte ihn von den Js- maeliien, die ihn hinab brachten. 2. Und der HERR war mit Joseph sregierte ihn mit feinem Geiste, daß er mit stiller Ergebung Josephs Dienst, Keuschheit und Gefängniß. 117 in sein Schicksal und in gottseliger Treue seine Sklavendienste verrichtete, und segnete ihn nun in so augenfälliger Weise mit Gedeihen], daß er ein glüclseliger Mann ward [ein Mann, dem trotz seiner Jugend alles wohl von Statten ging und der Glück hatte bei allem, was er unternahm Pf. 1, 1——3]; und [zwar war der HErr mit ihm gleich von der ersten Zeit an, da er] war in seines Herrn, des Eghpters, Hause. Z. Und sein Herr sahe sbemerkte das auch] daß der HERR mit ihn! war sdaß er unter einer besonderen göttlichenLeitung stund]; denn alles, was er that, da gab der HERR Glück zu durch ihn, 4. Also, daß er Gnade fand vor seinem Herrn, und [gar bald von der untersten Dienststufe zu einer höheren aufstieg und] sein [Leib- oder Kammer-J Diener ward. Der seßte ihn [hernach- mais, weil er auch in diesem neuen Verhältnis; durch ungewöhnliche Brauchbarkeit und Zuverlässig- keit sich auszeichnete] ilber sein Haus, Und alles, was er hatte, that er unter seine Hände. Er machte ihn zu seinem Haushofmeister und ver- traute ihm nicht nur die Qberaufsicht über das übrige Gesinde, sondern auch die Verwaltung aller seiner Güter an, wozu. vornehmlich auch eine große Oeconomie gehörte, wie denn von jeher die Kriegerkaste in Egypten nächst der der Priester (Kap. 47, 22. 26.) mit bedeutenden Ländereien ausgestattet war. Z. Und von der Zeit an, da er ihn über sein Haus und alle seine Güter gesetzt hatte, seg- nete der HERR des Egypters Haus, um Josephs willen [Kap. 30, 27]; und war eitel Segen des HERRn in allem, was er hatte, zu Hause und zu Felde. b. Darum ließ er [nach Art der trägen Orien- talen, welche, wenn sie einen zuverlässigen Die- ner haben, diesem gern unbedingte Vollmacht ein- räumen und sich selber um nichts mehr kümmern] alles unter Jofephs Händen, was er hatte; und er nahm sich keines Dinges an, weil er ihn hatte, denn daß er aß und trank sausgenommen die Speisen, die auf seinen Tisch kamen; in Beziehung auf diese beobachtete er streng das egyptische Gere- moniell und ließ sich nichts von dem ebräischen Knecht besorgen Kasse. 43, 32; 46, 34].r Und Joseph sganz der Wiederschein seiner verstorbenen Mutter Kap. 29, 17] war schön kvon Gestalt] und hübsch von Angesicht. «· Na erodot bediente keinG ter r des Me- sers,)der Salz, des Bratspießes er.geyiiies lgrciiechen odesr sonstigen AusländerT aß nicht einmal von dem Fleisch eines reinen Stiere-s, das mit dem Messer eines Griechen zerlegt worden war. II. u. 7—12. nachdem nor-pl; ein: lange neu» m nahten Ilreue gegen den irdischen Herrn bewährt hat, muss er nun auch eine schwere Probe seiner Treue gegen den himmlischen ZjGrrn bestehen. Uotipharg Weib, in unlceuscher Luft gegen ihn entbrannt, stellt kuerst mit listigen xlersiihrungciliiinsien ihm nach, offenbart ihm dann unverhohlen und immer von xleuem ihr Begehren, und stiirmt zuletzt geradezu auf ihn ein; er aber in seiner Gottesfuriht leistet ihr beharrliihen Widerstand. 7. Und es begab sich nach dieser Geschichte [als Joseph bereits 10 Jahr dem Potiphar gedient und nun ein Alter von etwa 27 Jahren erreicht hatte], daß seines Herrn Weib ihre Augen auf Joseph warf, und snachdem sie eine Zeitlang ver- geblich ihre Gunstbezeigungen an ihm versucht hatte, endlich offen mit ihrer Absicht herausriickte und zu ihm] sprach: Schlafe bei mir. Ueber die buhlerische und ehebrecherische Sittenlosigkeit der egyptischen Weiber ist zu allen Zeiten große Klage geführt worden. Auch lebten sie bei weitem nicht so eingeschränkt, wie im übrigen Alterthum, vielmehr er- scheinen auf den egyptischen Denkmälern ost Männer und Frauen in gemischter Gesellschaft. Uebrigens bemerkt R a m b a rh sehr tressend: Die Liebe von Potiphars Weibe war Joseph weit gefährlicher, als seiner Brüder Haß. Veachtenswerth ist auch, was Hall sagt: Versuchungen sind desto gefährlicher und schwerer zu überstehen, je scheinbarer und annehmlicher sie sind. 8. Er weigerte sichs aber, und sprach zu ihr: Siehe, mein Herr nimmt sich nichts an vor mir was im Hause ist;»nnd alles, was er hat, das hat er unter meine Hande gethan; 9. Und hat nichts so groß [-es] in dem Hause, das er vor mir Verhohlen [meiner Vollmacht vorent- halten] habe, ohne dich, indem du sein Weib bist. Wie sollt ich denn nun [im schnödesten Mißbrauch seines Vertrauens] ein solch groß Uebel thun [wie du da mir zumuthest], und [damit zugleich aus schwere Weise] wider Gott [Sus. V. 23.; Sprüchtxx 8, 13] sitndigen? 10. Und sie trieb solche Worte· [V. 7] gegen Joseph täglich. Aber er gehorchte ihr nicht, daß er nahe bei ihr schlief, noch [anders als in Gegen- wart Dritter] um sie wäre [Sir. 21, 2].- II. Es begab sich [indessen] der Tage einen [da ihr Mann nicht zu Hause war V. 16], daß Joseph in das Haus [in’s Innere des Hauses] ging, sein Geschäft zu thun; und war sdas Mal auch] kein Mensch vom Gesinde des Hauses dabei. 12. Und [indem] sie fes geflissentlich so ein- richtete, daß er nahe an ihr vorübergehen mußte], erwischte [sie] ihn bei seinem Kleide [ihn ganz-zu sich heranziehend], und sprach: Schlafe bei mir. Aber er ließ das Kleid in ihrer Hand und flohe und lief zum Hause hinaus. Joseph läßt den Mantel fahren, aber das gute Ge- wissen hält er fest: Gott wird ihm ein seiden Kleid dafür schenken Kap. 41, 42. (Val. Herbei-gen) III. di. 13-—23. Von hsotipharg Weibe eines Angriffs auf ihre ehrliche Treue angelangt, wird Joseph von deren Gemahl im: Gefängniß geworfen, erwirbt sich aber auch hier durch des Mirrn Segen, der mit ihm ist, ein so unbedingten Vertrauen, das; der Jlmtmann dec- tksjztefiingniheg alle Gefangenen unter seine Zjand besie l. 13. Da sie nun sahe, daß er sein Kleid in 118 I. Mose 39, 14- 23. 40, 1—17. ihrer Hand ließ, und hinaus entflohe [also mit ihren Absichten durchaus nichts zu thun haben wollte]; 14. Rief sie [um einer Anzeige von seiner Seite zuvorzukommen, zugleich aber für die Zurück- weisung ihrer Anträge sich zu rächen] dem Gesinde im Hause, Und sprach [in erheuchelter Entrüstung wider ihren Ehemann, der angeblich ihre Ehre einer großen Gefahr ausgesetzt habe] zu ihnen: Sehet, er hat uns den ebräischen Mann hereinge- bracht, daß er uns sdie Frau vom Hause] zu Schanden mache. Er sdieser niedrige und freche Mensch] kam [wohl wissend, daß ich allein sei] zu mir herein, und wollte bei mir schlafen; ich rief aber mit lauter Stimme. 15. Und da er hörete, daß tch ein Geschrei machte und rief, da ließ er sein Kleid bei mir, und flohe, und lief hinaus. 16. Und sie legte [als angeblichen Beweis des geschehenen Frevel-s] sein Kleid neben sich, bis sein Herr heimkamz 17. Und sagte zu ihm eben dieselben Worte, nnd sprach: Der ebräischeKnecht, den du uns herein- gebracht hast, kam zu mir herein, und wollte mich zu Schaiiden machen. 18. Da ich aber ein Geschrei machte, nnd rief; da ließ er [wie du hier noch sehen kannst] sein Kleid bei mir, und flohe hinaus. Its. Als sein Herr hörete die Rede seines Weibes, die sie ihm sagte und sprach: Also hat mir dein Knecht gethan; ward er sehr zornig. 20. Da nahm ihn sein Herr [der als Oberster der königlichen Leibwache zugleich das Staatsge- fängniß unter seiner Oberaiifsicht hatte], Und legte ihn in’s Gefängniß, da des Königs Gefangene innen lagen [und das eine Abtheilung seines Hauses bildete]; und er lag allda im Gefängniß [ftir’s Erste in harter Gefangenschaft, die Füße in einen hölzernen Block gespannt, den Hals und die Hände aber in Eisen geschmiedet Pf. 105, 18]. » 21. Aber der HErr war mit ihm [Weish· 10, 13. 14], und neigte seine Huld zu ihm, und ließ ihn Gnade finden vor dem Amtmann über das Gefängniß [einem Unterbeamten des Potiphar] 22. Daß er ihm [besonders wohl von der Zeit an, wo das von Potiphar selbst angeordiiete Dienstverhältnis; zu den beiden Hofbeamten Pharaos aufgehört hatte Kap. 40, 4 u. 21—23] unter seine Hand sAufsicht und Leitung] befahl alle Ge- fangene im Gefängniß, auf daß alles, was da ge- fchah [was an Arbeiten von den Gefangenen zu leisten war], durch ihn [nach seiner Anordnung und unter seinen Augen] geschehen mußte. 23. Denn der Amtmann über das Gefängniß nahm sich keines Dinges an [ging zuletzt in seinem Vertrauen so weit, daß er gar nicht mehr selber nachsah, wenn er von einer Sache nur wußte, daß Joseph sie in Händen habeJZ denn der HERR tät-Famil Joseph, und was er that, da gab der HERR u . »Wo Gott in Gnaden gegenwärtig ist, da läßt er sich theils durch sein Wort, theils durch andere Zeichen seiner Gegenwart bald merken. (Cramer.) Das 40. Kapitel. Joseph regt den Gefangenen ihre Träume aus. I— V. 1—23. In das liiiniglittje Slaatogesiingnisk in welchem Joseph gefangen liegt, werden naih Verlauf einiger Zeit auih der oberste Zmenlee und der oberste Priester, die in hiharaog hlngnade gefallen, gelegt, und Joseph wird zu ihrer Dienstleistung bestellt. Sie haben in einer und derselben hlarht jeder einen besonderen bedeutsamen Traum, und Joseph, in dessen keusche Seele zum Lohn für seine Greue flih die Weisheit propheti- schen Geistes gesenlit hat Einen-h. I, 4), legt ihnen ihre blriiume aus. Wie er gesagt, so leommt’g: der oberste Smenlie wird wieder in sein Itmt eingesetzt, der oberste Zltäaeer dagegen naih dreien blagen gehender; doch der oberste Schenlie vergißt des Joseph nnd thut nichts sitr ihn bei iaharaa I. Und es begab sich darnach knach dem, was Kap. 39, 7—2() erzählt worden], daß sich der Schenke [der Obermundschenkj des Königs in Egyp- ten, Und der [Leib- oder Ober-J Backe» Veksundizp ten an ihrem Herrn, dem Könige in Egypten Die orientalischen Großkönige halten eine Menge Mundschenkem Bäcker und Köchez das Amt eines Ober- mundschenken war auch beim Perserkönig sehr geehrt und wurde einmal von Nehemia bekleidet (Neh. l, 11.; 2, 1.) 2. Und Pharao ward zornig über seine bei- den Kämmerer lHofbeamtenL über den Amtmann [Vorsteher] über die Schenken, und über den Amt- mann über die Bärten 3. Und ließ sie sehen in des Hofmeisters [Kap. 37, 36; 39, 1] Haus, in’s Gefängniß, da sdes Königs Gefangene inne lagen und da auch] Joseph gefangen lag. 4. Und der Hofmeister fehle Joseph [dem sein Vertrauen sich wieder zuwandte, nachdem der erste Zorn verraucht wars] über sie [stellte ihn bei den beiden vornehmen Gefangenen, für deren anständige Behandlung er zu sorgen hatte, an], daß er ihnen dieneie; und sdie beiden] saßen etliche Tage setwa ein halb Jahr] im Gefängniß [und Joseph hatte es nun wieder besser, als iin Anfang 39, 20]. «) Vielleicht hatte er gleich anfangs der Aussage sei- nes Weibes keinen unbedingten Glauben geschenkt, aber doch seine Hausehre vor dem Gesinde wahren wollen. 5. Und es träumete ihnen beiden, dem Schen- len und Bäcker des Königs zu Eghptem in Einer Nacht, einem jeglichen ein eigener Traum; und eines jeglichen Traum hatte swie sie aus der räthselhaften Uebereinstimmung als sie am Mor- gen sich die Träume einander mittheilten, erkannten] seine Bedeutung. » Es giebt unterschiedliche Träume: g öttli ch e (Kop. 28, Joseph legt den Gefangenen ihre Träume aus. 119 127 41, 173 Daii. Z, 28), teuflische (5. Mose 13, 1. Jer. 23, 167 27, 9), natürliche (Pred. Sal- b, 2): man hat also guten Unterschied zu machen und achte nicht alle Träume gleich. (Cramei«.) Diejenigen Träume, in denen Gott außerordentlicher Weise seinen Rath und Willen den Menschen offenbart, sind zweierlei Art. Entweder es sind augenscheinlich von Gott gewirkte Erfcheinungem wie die Himmelsleiter, die Jacob im Traum erblickte, sammt der Erscheinung Jehovas und der Bundeszusage die er da erhielt. Oder es sind gesteigerte und außerordentliche Aeußerungen des in der Menschenseele liegenden Ahnungs- vermögens, worin ihr in entsprechenden, aus ihrem bekann- ten Jdeenkreis genonimenen Bildern gezeigt wird, was ihr begegnen wird oder was in weiter Ferne sie nahe An- gehendes vorgeht; von der letzten Art waren die Träume der beiden Kämmeren Sonst sind Träume nur regellose Spiele der Gedanken und Bilder, die im Voraus schon in der Seele liegen, und haben als solche so wenig Bedeutung als die Phantasieen des Fieberkrankew (Heim.) Bei keinem Volke der alten Welt war das Traumleben so rege, so kräftig und entwickelt, als bei den Egypternz die ganze Geschichte dieses wundersamen Volkes hat etwas Eliächtx liches, worin die Gestalten; Göttliches und Jrdisches, seltsam und verworren ineinanderfließen und aus welchem die Pyramidem Obelisken, Sphinxe und unermeßliche Tempel wie Traumgestalten hervorragen. Man möchte es das Volk der Träume, Ahnungen und Räthsel nennen; auch Josephs Bestimmung für dieses Land wurde durch Träume eingeleitet, durch Träume voll- endet. (Krummacher-) n. Da nun des Morgens Joseph lder Be- dienung wegen] zu ihnen hineinkam, und sahe,kdaß sie traurig [unruhig und verstimmt] waren; 7. Fragte er sie [voll liebender Theilnahme], und sprach: Warum seid ihr heute so traurig? 8. Sie antworteten: Es hat uns getraumeh und snunj haben lwirhier im Gefängniß von den Wahrsagern und Weisen 41, 8] niemand, der es uns aiislege [denn ohne Zweifel sind un- sere Träume bedeutsam und sagen uns unser kom- mendes Schicksal voraus]. Joseph sprach: Ans- legen [der Träume, wenn sie wirklich kommen aus Eingebung des Höchsten Sir. 34, 6] gehdret Gott zu [und zu dem steht euch hier im Gefängniß, wo ihr keine Wahrsager und Traumdeuter bei euch habt, eben so gut der Zugang offen, wie draußen], doch erzählet mir’s svielleicht hilft mir dieser Gott, dem ich als meinem Gott diene, daß ich eure Träume euch auslegen kann]. I. Da erzählete der oberste Schenke seinen Traum Joseph, und sprach zu ihm: Wir hat ge- tranmet, daß ein Weinstock vor mir ware, » 10. Der hatte drei Reben, und er grunete, wuchs nnd bluhete, und feine Trauben wurden reif; 11. Und ich hatte den Becher Pharao m mei- ner·Hand, nnd nahm die Beeren, und zerdruckte sie m den Becher, und gab den Becher Pharao iii die Hand. Bei den Arabern war es schon im hohen Alterthum, wie dann später bei den Muhamedanern, verboten, ge- kelterten und gegohrenen Wein zu trinken; man zer- drückte die Trauben und trank den Saft frisch. Wenn nun die nämliche Sitte hier an Pharaos Hofe herrfcht, während doch nachweislich bei den eigentlichen Egpptern das Weintrinken vollständig in Gebrauch war, so ist das ein Anzeichem daß dieser König der Dynastie der aus Arabien stammenden Hyksos angehörte. Darauf weist außerdem hin, daß Potiphar ausdrücklich in Kap. 39, 1 als ein egyptischer Mann bezeichnet wird, was nicht nöthig gewesen wäre, wenn damals einheimische Könige in Egypien regiert hätten. Diese, bei ihrem Fremdenhaß, besetzten gewiß die hohen Stellen nur mit Eingebornem während dagegen Eingeborne in hohen Aemtern unter den Hykfos allerdings vorkamen Der Sachverhalt in Betreff der Hyksos ist aber folgender: Das egyptische Reich hatte bereits bis zur 13. Dynastie bestanden, als von Nordosten her ein Völkerschwarm in's Land einbrach, welchem man daselbst den Namen Hyksos, d. i. Hirtenkönigg gab. Sie unterwarfen sich das Land, breiteren ihre Herrschaft über Unter- und Mittelegypten aus und legten den thebaischen Königen in Oberegypten Zinspflicht auf. Nachdem sie etwa 300 Jahre (vg1. Anm- zu 1. Kön. Z, 1) geherrschh erhob sich der thebaifche König Amenophis 11. gegen sie und fing an sie zu verdrängen; ihre Vertreibung gelang aber erst vollständig dessen Nachfolger Thutmes (Thutmofis) IV. Dieser ist vermuthlich der L. Mose 1, 8 gemeinte neue König; er gehörte der 18. Dynastie an und vereinigte das Eliilthal von Nubiens Grenze an bis zu den Aus- flüsfen des Nil unter seiner alleinigen Herrschafh Andere freilich halten die Nachricht von der Einwanderung und dem Abzuge der Hyksos für eine bloße Umgestaltung der Geschichte von dem Aufenthalt der Kinder Israel in Egypten und wissen diese Ansicht in einer Weise zu begründen, daß die ganze Sache dahingestellt bleiben muß. 12. Joseph sprach zu ihm: Das ist seine Deu- tung. Drei Reben sind drei Tage. 13. Ueber drei Tage wird Pharao dein Haupt erheben saus dem Kerker dich hervorholen lassen 2. Kost. us, 27], und dich wieder an dein Amt stellen, daß du ihm den Becher in die Hand gebest, nach der vorigen Weise, da du sein Schenke warest. 14. Aber gedenke meiner, wenn dir’s wohl eher, und thn Barmherzigkeit an mir, daß du harao erinnerst, daß er mich aus diesem Hause führe. Das heißt Gott versuchen, wenn man die Mittel, so Gott hat vorfallen lassen, dadurch uns inöchte geholfen werden, verachten und deren nicht gebrauchen will. (Luther.) · U. Denn ich bin aus dem Lande der Ebrcier heimlich gestohlen, dazu habevichziuch allhie skn EgyptenJ nichts gethan, daß sie mich eingesetzt [m dies unterirdische Gefängniß gesteckt] haben. Joseph bezeichnet nur im Allgemeinen das Heimliche und Gewaltsame seiner Entführung, weil er seiner Brüder wegen sich nicht bestimmter ausdrücken will. Ebenso vorsichtig äußert er sich über feine Gefangen- setzung, ohne das Haus des Potiphar bloßzustellem »Von unserer Unschuld mogen wir wohl reden; man inuß aber deswegen doch andere Leute, so uns beleidigt haben, nicht schmähen oder afterreden.« (Matth. 5, 44·) 16. Da der oberste Becker sahe, daß die Deu- tung gut war, sprach er [wegen der Aehnlichkeit seines Traumes mit dem des Schenken ebenfalls eine gute Deutung erwartend] zu Joseph: Mir hat auch geträumt, knämlichj ich truge drei weiße Körbe [drei Körbe mit weißem, feinem BackwerkJ auf meinem Haupt; » 17. Und im obersten Korbe allerlei gebackene 120 1. Mose 40, 18—23. 41, 1—16. Speise dem Pharaoz und die Vögel aßen aus dem Korbe auf meinem Haupt. Der Traum entspricht ebenso, wie der vorige, ganz den altegyptischen Verhältnissen. Dort war, den Denk: mälern und Beriehten der Geschichtsschreiber zufolge, die Bäckerei in allerlei Form von Kuchen und Pasteten sehr ausgebildet. Die Männer trugen die Lasten auf dem Kopfe, die Weiber auf der Schulter; und noch heute kommt es in Egypten vor, daß zudringliche Vögel (die Milane und kleinen Geier) den Leuten die Lebensmittel rauben, die sie auf dem Kopfe tragen. · 18. Joseph antwortete, und sprach: Das ist seine Deutung: Drei Korbe sind drei Tage. 19. Und nach dreien Tagen wird dir Pharao dein Haupt erheben [dein Haupt von dir wegneh- men, d. i. dich hinrichten lassen], nnd dich [den enthaupteten Leichnamj an »den Galgen henken, und die Vögel werden dein Fleisch von dir essen. Der Ausgangspunkt für die Träume der beiden Gefangenen läßt sich hier mit großer Wahrfcheinlichkeit nachweisen. Sie wußten, daß nach dreien Tagen Pha- raos Geburtstag war, und nach Analogie [Aehnlichkeit] früherer Erfahrungen konnten sie vermuthen, daß dieser Tag für ihr Schicksal entscheidend werden dürfte (er war wohl ein Begnadigungstag, an welchem der König Amnestie ergehen ließ). Wenn sie unter solchen Gedanken, Wünschen, Hoffnungen und Befürchtungen einschliefem so waren die Träume nur die Fortsetzung jenes wachen Denkens, in welches nun das unter dem Schlafen der äußern Sinne wach gewordene Ahnungs- vermögen sich schwängernd hineinsenkte; und auch das Gewissen mochte, wie Krummacher bemerkt, an der Aus- bildung der Träume einen nicht geringen Antheil haben« (Kurtz.) Doch ist hierbei die göttliche Anregung und Eingebung, welche den Hauptfaktor bildet, nicht zu über- sehen; die vorausgehenden Gedanken und Zwiegespräche einer» sowie das Ahnungsvermögen und Gewissen andererseits sind nur die Anknüpfungspunkte und Hilfs- mittel, deren Gott sich bedient. — Es ist keine angenehme Kommission, einem angesehenen Manne den Galgen in’s Gefichte zu prophezeien und ihmmoch dazu positiv zu demonstriren, wie bald und wie· er werde gehenket werden. Der Anti-Simson aber, so einer Delila entflohen, ein Joseph, der von keiner Gnade mit Schaden feines Ge- wissens weiß, kann und darf sich ermuthigen, den Prophe- ten auch noch in den Banden zu machen. (v. Moser.) 20. Und es· geschah des dritten Tages, da beging Pharao seinen »Jahrtag lGeburtstagL und er machte eine Mahlzeit allen seinen Knechten, und erhub [in dem von Joseph bereits angedeuteten zwiefachen Sinne] das Haupt des» obersten Schenken, und das Haupt des obersten Baikers unter seinen Ktieihtenz 21. Und setzte den obersten Schenken kdessen Verschuldung wohl nur von geringerer Art gewesen war] wieder zu seinem Schenkamt, daß er den Becher reichte in Pharao Hand. 22. Aber den obersten Butter» [gegen den der gehegten Verdacht — vermuthlich einer Nachstellung nach dem Leben des Königs «— sich bestätigte] ließ er henken, wie ihnen Joseph gedeutet hatte. 23. Aber der oberste Schenke gedachte nicht an Joseph [der» ihn doch so dringend um seine Verwendung bei Phcirao gebeten V. 14 f.]; son- dern vergaß sein. · Damit entging dem Joseph die letzte irdische Hand- habe, an die er sich noch halten wollte. Allein zuletzt zeigte es sich, warum der Mundschenk fein vergessen mußte. Wäre er durch dessen Fürbitte aus dem Ge- fängniß los geworden, so hätte er doch in der Freiheit, als ein armer Fremdling, nicht gewußt, wo aus und ein, und die Absicht Gottes mit ihm wäre nicht erreicht worden. Darum ging es recht so, ob« es schon Joseph schmerzlich fiel. (Roos.) Jn dieser Zeit, wo Joseph bis zu feiner im folgenden Kap- erzählten Erhöhung noch zwei Jahre lang im Gefängniß zubringen mußte, starb zu Hebron sein Großvater Jsaak (Kap. 35, 28. 29). Das 41. Kapitel. Joseph wird durch Yugkegung der Träume Zsharaos zu fürstlich« Hoheit erhoben. I1· n. 1—36. Zwei nahe» späte: hat neuen» setvst eine» bedeutsamen Doppettraum Ila die eghptisiijen Weisen ihn nicht zu deuten vermögen, so erinnert siih der oberste Sihenli des ebräisihen Jünglinge im Gefängnis; Altar-ad läßt Joseph herbeiholen, und dieser legt nicht nur den slraum aus, sondern giebt auih dem Könige guten Rath, wie er in der Zeit der Zkiille Vorkehrungen treffen tiiinne fiir die Zeit der Rath. 1. Und nach zweien Jahren, [genauer: nach Verlauf von zwei vollen Jahren, während welcher der HErr dem Joseph die Huld des Amt- mannes über das Gefängniß zuwendete, so daß dieser ihn zum Aufseher der Gefangenen bestellte und alles durch ihn geschehen ließ 39, 21——23] hatte Phatao sder damalige König» von Egypten ——— Osirtasen 1I., der dritte König in der Dhnaftie der Hhksos 40, 11 Anm. — in Folge göttlicher Einwirkung Spr. 21, I] einen Traum, wie er stunde am Wasser [an den Ufern des für Egyptens Wohlfahrt so wichtigen Nil], 2. »Und sähe aus dem Wasser steigen sieben schöne fette Kuhe, und [die] gingen an der Weide iui Grase sweideten auf den grasreichen Auen des Ufers]. » 3. Nach diesen sah er · andere sieheii Kuhe aus dem Wasser aufsteigen; die waren haßlich und mager, und traten neben die cim Grase werdenden] Kiihe an das Ufer»am Wasser. » 4. Und die haßlichen und mageren [weideten nicht ebenfalls, sondern] fraßen sstatt dessen] diesse- ben schönen fetten Kuhe [und blieben doch häßlich und mager wie zuvor V. 21]. Da erwachte Pha- rao [und merkte sich den Traum, der ihm bedeut- sam vorkam]. Der Nil, Egyptens Hauptfluß, theilt das Land in zwei Hälften, und war durch den Segen der Fruchb barkeit, den er über dasselbe verbreitete, in der ganzen alten Welt berühmt; von den Einwohnern wurde er sogar göttlich verehrt und, wie die alles befruchtende Erde neben dem Monde unter der Jsis, so neben der alles erleuchtenden Sonne unter dem Osiris verstan- den. Nach seiner Entstehung aus dem blauen und weißen Fluß zieht er in einem bald engeren, bald weiteren Thal bis an Aethiopiens Nordgrenzh durchbricht das ihm vor- gelagerte Granitgebirge und bildet den letzten seiner Wasserfälle bei Syene oder Assuan. Nun beginnt er Pharaos bedeutsamer Doppeltraum 121 seinen Lauf durch Egyptenz während der in seiner gan- zen Länge ihn begleitende östliche Gebirgszug fast senk- recht aufsteigt, ist der westlich ihm zur Seite hinziehende libysche Wall nur ein mäßiger Fels-dumm, der das Thal vor dem Sande der libyschen Wüste schützt Diese Höhen- ztige treten je länger je mehr zurück, und das anfangs nur enge Nilthal erweitert sichz zuletzt treten sie ganz zurück, der Strom theilt sich durch eine von ihm selbst angeschwemmte Sandbank in zwei Hauptarme und bildet so mit der Küste des mittelländischen Meeres, in welches er sich ergießt, ein großes Dreieck, das wegen seiner Aehnlichkeit mit dem griechischen Buchstaben d (D) den Namen Delta führt. Was die jährlichen Ueberschwem- mungen des Flusses betrifft, so haben diese ihren Grund in den tropischen Regengüssen, welche von Mai bis Sep- tember in Aethiopien und in allen den Ländern fallen, welche ihr Wasser dem Flußgebiet des Nil zuführen. Jn der L. Hälfte des Juni fängt der Fluß in der Regel an zu steigen, und das Wasser wird dann bisweilen grün oder gelblich, auch wohl roth, und ungenießbar; wäh- rend des August ergießt er sich über seine Ufer und erreicht bis Anfang September feine größte Höhe, so daß das Nilthal einem See gleicht, aus dem Städte und Dörfer wie Jnseln herrorragen. Dann sinkt· er (4·0—60 Tage ·nach dem höchsten Wasferstande) allmälig wieder, und tritt Ende October in fein Bett zurück. Diese Ueberschwemmung, welche in dem flachen Unteregypten von Alters her durch Canäle und Schöpfmaschinen nach allen Richtungen hin verbreitet wird (2. Mos I, 14 Anm.; 5. M. 11, 10 f.), begründet allein die Fruchtbarkeit des Landes —- eine vorzügliche, wenn das Wasser bis aus 18 Ellen steigt, eine hinlängliche, wenn es nur 16 Ellen erreicht, — wird aber auch durch die zurückbleibenden Sumpfe Veranlassung zu manchen Krankheiten, beson- ders dem Aussatz und der Pest. (5. M· 28, 21, 27. Anm.) 5. Und er schlief wieder ein, nnd ihm trau- mete abermal, nnd sahe, daß sieben Aehren wuchsen aus Einem Halm, voll und dicke. b. »Darnach sahe er [an demselben Halm] sieben dunne und [von dem aus der arabischen Wüste kommenden Südostwind oder Chamsin] ver- sengete Aehren ausgehen. « 7··. Und die sieben magcren Aehren smdem sie ausgingen] verschlangen die sieben dicken und vollen Aehren [so daß von diesen nichts mehr zu sehen war] Da erwachte Pharao, und merkte, daß es ein Traum war. »8. Und da es Morgen ward, war sein Geist bekummert [was wohl die Träume bedeuten möch- ten; denn da er so lebhaft und der Wirklichkeit entsprechend geträumt hatte, und beide Male so ähnlich, erkannte er für gewiß, daß es sich hier um wichtige Ereignisse der Zukunft handele, die ihm, dem Regenten des Landes, zuvor bedeutet worden seien, damit er seine Vorkehrungen treffen könne], und schickte ans, nnd ließ rufen alleWahr- sager in»Eghpt»cn, nnd alle Weisend und erziihlete ihnen seine Traume. Aber da war keiner, der sie [wiewohl die Deutung an sich nahe lag] den! Phariio deuten konnte." i) Die mit den Priestern zu einer und derselben Kaste gehörigen heil. Schreiber oder Schriftgelehrtem die sich mit Geheimschrift, Sternkunde und andern Wifsenschaß ten, aber auch mit Wahrsagerei, Traumdeutung und Magie beschäftigten und für die Inhaber aller über das geivöhnliche Maß hinausgehenden Weisheit angesehen wurden. (Anm. zu 2. M. 7, 9 und 13.) — Ei) »Es ist das Schicksal der Weisheit dieser Welt, daß sie da, wo es gilt, verstummen muß, und es gehört zur Welt- regierung Gottes, den Beredten die Lippen zu ver- Eliggezi und den Alten den Verstand zu nehmen.« (Hiob I. Da redete der [in der Versammlung beim König ebenfalls anwesende] oberste Schenke zu Pharao, und sprach: Jch gedenke heut an meine Sünde [werde durch unsere heutige Rathlosigkeit recht stark an jene Zeit vor zwei Jahren erinnert, wo ich gegen Pharao mich verschuldet hatte]. Durch diese Stelle wurde Graf Leopold von Stolberg (-s· 1819) erweckt, da er gerade an dem Tage, an wel- chem auch er Mundschenk geworden, beim Aufschlagen seiner Bibel auf sie fiel. (Richter.) 10. Da [nämlich] Pharao zornig ward über seine Knechte, nnd micb mit dem obersten Biicker in’s Gefängniß legte, in’s Hofmeisters Hause; 11. Da triiumete uns beiden in Einer Nacht, kurzen; jeglichen sein Traum, deß Deutung ihn c M . 12. Da war bei uns ein ebräischer Jüngling, des Hofmeisters Knecht [der ebenfalls in’s Gefäng- niß gelegt und uns zur Bedienung verordnet war], dem erzcihleten wies. Und er dentete uns unsre Traume, sund zwar] einem jeglichen nach seinem Traum [so daß bei aller Aehnlichkeit des einen Traums mit dem andern doch die Auslegung gar verschieden war Kap. 40]. 13. Und wie er uns deutete, so ists [am dritten Tage darnach] ergangen; denn ich bin wie- der an mein Amt gesetzt, nnd jener ist gehenkt 14. Da [in Folge dieses Vortrags des ober- sten Schenkenssandte Pharao hin, und ließ Joseph rufen; und sdie gesandt waren] ließen ihn eilend aus dem Loch [dem unterirdischen Gefängniß] Und er ließ [weil er nach eghptischer Sitte während seiner Trauerzeit Bart und Haupthaar hatte wach- sen lassen] sich bescheeren, und zog andere [Feier-] Kleider an [um würdig vor dem König zu er- scheinen Efth. 4, 2], nnd kam hinein zu Pharao [in den königlichen Palast]. Auf diese Weise erweckt Gott dem Joseph einen Er- löser. Das heißt wahrlich recht einen gnädigen Gott haben: weinest du, hat er ein gülden Becken oder Schüssel und fähet die Thränen auf. (Luther.) —- Die Residenz des egyptischen Königs befand fich damals aller Wahr- scheinlichkeit nach zu Memphis »— hehr. Moph (Hos. s, S) oder Noph (Jes. II, 13), in dem lehten engen Thal des Nil (vgl. V. 4, Anm.), auf der Westseite des leh- teren gelegen (vgl. Anm. 2 zu 2. M. 5, 1). 15. Da sprach Pharao zu ihm: Mir hat ein Traum geträumt, nnd ist niemand, der ihn deuten kann; ich hab aber gehört von dir sagen, wenn dn einen Traum hörest, so kannst du ihn [sofort] deu- ten [es ist dir keiner zu schwer]. Its. Joseph swider folch heidnische Ueberhebung seiner Person protestirend und den König, wie früher die beiden Kämmerer 40, 8, auf den alleinigen und untrüglichen Ausleger verweisend] antwortete 122 I. Mose 41, 17——45. Pharao, nnd sprach: Das stehet bei mit nicht; Gott wird doch Pharao Gutes weissagen. Ein solcher Mann ist Joseph nicht gewesen, der sich auf die Vernunft oder seines freien Willens Rath und Weisheit verlassen hätte, sondern hat vom Gesetz des HErrn geredet Tag und Nacht und mit hitzigem Glau- ben Gott angerufen. Darum hat Joseph auch nichts ge- than ohne Gebet zu Gott, fürnehmlich, da er ist berufen worden, daß er dem König seinen Traum deuten solltez da wird er ohne Zweifel also gebetet haben: HErr Gott, ich werde jetzt berufen, des Königs Traum zu deuten; gieb mir Gnade und den heil. Geist, daß ich ihn recht deuten möge. Daher kommt er daher im rechten Glau- ben und zweifelt nicht an der Deutung des Traumes; gleichwohl demüthigt er sich vor der Obrigkeit, da er spricht: Gott wird doch Pharao Gutes weissagen, als wollte er sagen: Wenn schon Jch nicht antworten, oder den König berichten würde, da ich dieser großen Gaben unwürdig bin, so wird doch Gott einen andern Ausleger finden. Diese Reverenz und Ehrerbietung Josephs gegen den König ist wohl zu merken, und wir sollen dieselbe immer im frischen Gedächtnis; behalten; denn wir sollen es dafür halten, daß weltliche Polizei oder Regiment Gottes Ordnung sei. (Luther.) 17·. Pharao sagte an zu Joseph: Mir trän- mete, ich stund am Ufer bei dem Wasser; » 18. Und·sahe aus dem Wasser steigen sieben schone fette Kuhe, und gingen an der Weide im Grase. - » 19. Und» nach ihnen sahe ich» andere sieben durre, sehr haßliche und magere Knhe»beransstei- gen. Jch habe m ganz Eghptenland nicht so haß- ·liche gesehen. 20. Und die sieben mageren nnd häßlichen Kühe fraßen auf die sieben ersten fetten Kühe. 21. Und da sie die hineingesresseii hatten, merkte man’s nicht an ihnen, daß sie die gefressen hatten, und waren häßlich, gleichwie vorhin. Da wachte ich auf. 22. Und sahe abermal in meinem Traum sieben Aehren auf Einem Halm wachsen, voll und dicke. 23. Darnaih gingen auf sieben dürre Aehren, dünn und versenget. 24. Und die sieben dünnen Aehren verschlan- gen die sieben dicken Aehren. Und ich habe es den Zsahrsagern gesagt, aber die ibnnens mir nicht enten 25. Joseph svor dem König und seinem Hofe dastehend in der stillen Majestät eines Knechtes Gottes, der von sich selber nichts ist, aber alles vermag durch den lebendigen Gott] antwortete Pha- rao: Beide Träume Pharao sind einerlei [laufen auf ein und dieselbe Sache hinaus] Denn Gott verkündiget Zpharao, was er vorhat 26. Die sieben schbnen Kühe [die im ersten Traum aus dem Wasser aufgestiegen] sind sieben Jahr seiner ihrem Bilde entsprechenden Zeit], iind die sieben guten Aehren [die im andern Traum auf einem Halme wuchsen] sind auch die sieben Jahr Derselbe« Zeitl Es ist [beides] einerlei Traum. 27. Die sieben mageren und häßlicheu Kühe [dagegen], die [im ersten Traum] nach jenen sden schönen und fetten Kühen] aufgestiegen sind, das sind sieben Jahr seiner ganz andern, dem Bilde dieser andern Kühe entsprechenden Zeit]; Und die sieben mageren nnd versengeten Aehren [die im zweiten Traum nach den dicken und vollen Aehren ausgingen und dieselben verschlangen] sind sieben Jahre theure Zeit. 28. Das ist nun [da bestätigt sich nun, wenn ich schließlich die Deutung in eine Summa zu- sammenfasse, das Wort], das ich svorhin V.«25] gasagt habe zu Pharao, daß Gott Pharao zeiget, was er vorhat. 29. Siehe, sieben reiche Jahre werden kommen Iund mit ihnen eine große Fülle] in ganz Eghp- tenland. 30. Und nach denselben werden sieben Jahr theure Zeit kommen, »daß man kgar bald] vergessen wird aller solcher Falle in Egyptenlandz und die theure Zeit wird [je länger je weht] M Land [den Ertrag des Landes während der sieben reichen Jahre] verzehren, 31. Daß man IzUletztJ nichts wissen snichts mehr wahrnehmen] wird von der Fülle [die vor- dem] im Lande [gewesen], vor der theuren Zeit, die hernach kommt; denn sie wird fast [sehr] schwer sein. 32. Daß aber dem Pharao zum andern Mal [zweimal dicht hintereinander] getriiumet hat, be- deutet, daß solches Gott gewißlich und eilend thun wird [daß die Sache nicht nur fest bei ihm be- schlossen ist, sondern er auch alsbald zur Aus- führung schreiten wird] » 33. Nun sehe Pharao nach einem versiandigen Und weisen Mann, den er sals obersten Reichs- Verwalter oder GroßvezierJ über Egyptenland sehe; 34. Und schaffe, daß er [demselben unterge- bene] Amtleute verordne im Lande, nnd nehme kdukch diese] den Fiinften iden fünften Theil aller ErträgeJ in Eghptenland sals gesetzlich feststehevde statt der bisher willkürlich wechselnden Abgabe an den Königs in den sieben reichen Jahren; 35. Und sammle alle Speise [lasse hinter- legen den gedachten fünften Theil von allen Friich- ten] der guten Jahre, die kommen werden, daß sie [die AmtleUteJ Getreide aufschütten in Pharao Kornhäuserz zum Vorrath in den Stadien, nnd verwahren es; 36. Aus daß man Speise verordnet [aufbe- halten] finde dem Lande in den sieben theuren Jahren, die über Egvptenland kommen werden, daß nicht das Land vor Hunger verderbe. · Die wahren Propheten Gottes weissagen nicht blos das Zukünftige, sondern geben auch Mittel zur «Abhilfe kvmmender Uebel an. Gott verleihet ihnen die Gabe der Lehre und Ermahnung, damit ihre Verkündigung der Zukunft nicht unnütz sei. (Calvin.) III- u. 37—46. unserm, ver im: nor-py- nksiiiitsein mit dem Geiste Gottes einen tiefen Gindruiii benommen, Joseph legt dem Pharao seine Träume aus und wird zu sürstlicher Hoheit erhoben. 123 erhebt denselben zu seinem Groskuekier (obersten Reinig- minisier), liiskt ihn einen feierlittjen dlinzug in der Jzauptstadt halten und nimmt ihn völlig in die egnptisihe Rolle-gemeinschaft, und zwar in die Jiasie der Priester« auf, indem er ihn! einen egniitischen Ulamen und die Umh- ter eines Oberpriesterg zur Frau giebt. Joseph tritt hier- auf, 30 Wahr alt, sein hohes Zlmt an. 37. Die [diese] Rede gefiel Pharao und allen feinen Knechten [allen in der Versammlung gegen- wärtigen Räthen und HofbearntenJ wohl. Nicht nur erschien ihnen die Deutung der Träume ebenso einfach und natürlich, als zutreffend und wahr —- und zwar um so mehr, weil die Kuh bei den Egyptern fiir das Sinnbild der alles befruchtenden Erde galt, und der Nil die Quelle aller Fruchtbarkeit ihres Landes war, überdies aber das zweite Traumgesicht selbst real be- stätigte, was das erste nur symbolisch (sinnbi1dlich) dar- stellte; sondern der der Deutung deigefligte Rath, wie er von tiefsehender Weisheit zeugte, leuchtete auch sofort in seiner Heilsamkeit ihnen ein. Dazu kam wohl die personliche Erscheinung Josephs, sein eben so unbefangenes als majesiiitisches Wesen, was seinen Worten einen so überwältigenden Eindruck verlieh. 38». Und Pharao sprach zu seinen Knechtem Wie konnten wir einen solchen Mann [noch ionst wo] finden, in dem der Geist Gottes sder Geist übernatürlicher Einsicht und Klugheit] sei. · 39. Und sptach [von ihnen] zu Joseph lftch wendend]: Weil dir Gott solches alles [V. 29— 3·2] hat kund» gethan, ist keiner so verstandig und weise als dn [ist ja offenbar, daß der verständige und weise Mann, nach dem ich mich deinem Rathe zufolge umsehen soll, in deiner eigenen Person schon gefunden ift]. » » · 40. Du sollst [denn] uber mein Hans smein Haushofmeister] sein, nnd deinem Wort» soll»alle mein Volk gehorsam sein; alleine des toniglichen Stuhls will ich höher sein, denn dit [nur die äußere Ehre und Herrlichkeit eines Königs will ich vor dir voraus haben]. Der Großvezier in den morgenländischen Reichen ist »die wirkliche Erscheinung und Aktivität des Sultans, der im verborgenen Hintergrund verharrt« — Jn einem Lande mit einer ganz despotischen Regierungs-form, wo der König nur durch die Sitten und Gebrauche der Re- ligion und des Priefterftandes eingeschränkt war, kann die plötzliche Erhebung eines Sklaven zu den höchsten Ehren, zumal wenn man etwas Göttliches in ihm zu sehen glaubt, nieht sehr ausfallenz noch jetzt geschieht in den morgenländischen Despotiem Ja in Russland, Aehn- liches (v. Gerlach.) 41. Und weiter sprach«Pharao· zu Joseph: Siehe, ich fhabe dich [hiermit von dieser Stunde an] uber ganz Egyptenland gesetzt 42. Und [indem er das sagte] that [e·r] seinen Ring [in welchem der königliche Name ein- gravirt war] von seiner Hand, und·gab ihn Jo- seph an seine Hand [ihm damit die Macht er- theilend, an des Königs Statt Befehle ergehen zu lassen Esth, 3, 10; 8, 2], und kleidete ihnfmit weißer Seide [ließ ein Kleid von weißem feinen Bhfsus oder Baumwollenstofß s. Anm. zu 2. M. 25, 4., wie die Priester dergleichen trugen, her- beiholen und ihm anlegen, ihn damit in die Priester- kaste aufnehmend oder doch den Priestern in An- sehung des Ranges gleichstellend], nnd hing ihm eine güldene Kette [womit alle Personen von Stande, insbesondere die Inhaber der richterlichen Gewalt sich zu schmücken pflegten] an seinen Hals. 43. Und ließ ihn auf seinem andern [dem unmittelbar auf den königlichen folgenden Staats-] Wagen sdurch die Hauptstadt Memphis V. 14] ; fahren, und ließ sdurch Herolde] vor ihm her aus- rufen sAbrekA d. i. beuget die Knie!] Der sauf dem Wagen hier] ist des Landes Vater. Und setzte ihn [auf diese Weise zum Machthaber] uber« ganz Eghpteiiland «) Es ist dies dasjenige koptische oder egyptisihe Wort, das da wirklich ausgerufen wurde, gleichwie im Neuen Testament zuweilen Worte in der Sprache, in der sie wirklich von Christo gesprochen wurden, angeführt find (Mark. 5, 41; «7, 34; 15, 34). Eigentlich nun bedeutet Abrek: Wirf dich nieder! oder, wenn man nach einer verwandten Form im Hebräischen erklärt: Beuget die Kniee! So hat auch Luther in der 1. Ausgabe seiner Bibel übersetzt: ,,Ließ vor ihm her ausrufen, daß man die Kniee beugen solle,« bis er dann die eigentliche Be- deutung des Wortes dahingestellt sein ließ und in obiger Weise deutete. (,,Was abrek heiße, lassen wir die Zänker suchen, bis an den jüngsten Tag, wollen’s dieweil ver- stehen, wie es gedeutschet ist.«) —- Das hatte Joseph nicht begehret im Kerker, nur daß er möchte befreit werden (Kap· 40, 14 f.). Da lässet ihm unser HErr Gott im Himmel eine Zeit lang Rauchwerk und guten Geruch anziinden, aber antwortet ihm: Du weißt nicht, was du bittest. Jch pflege überschwenglich mehr zu thun, denn ihr bitten oder verstehen könnt. Darum mußt du noch etwas länger aushalten. Jch begehre noch mehr des geraden Rauchs (Hohel. Z, 6), der aufsteigt gen Himmel (Kap- 40, 23). — Hernach aber hat Joseph empfangen, was er zuvor nicht verstanden, noch hoffen oder bitten mögen. (Luther.) Jch traue deinen Wunderwegem sie enden sich in Lieb und Segen; genug, wenn ich dich bei mir hab. Jch weiß, wen du willst herrlich zieren und über Sonn’ und Sterne· führen, den ftthrest du zuvor hinab. (Wie wohl ist mir, o Freund der re. V. 4.) 44. Und Pharao [nachdem der feierliche Um- zug durch die Stadt gescheheii] sprach zu Joseph: Ich bin Phatao [und kraft meiner königlichen Macht- vollkommenheit habe ich dich zum Obersten in mei- nem Reiche bestelltjz ohne deinen Willen soll [da- hers niemand seine Hand oder seinen Fuß regen in ganz Egypteulqud [Aber nun mußt du auch ganz unser Volksgenosse werden und einen neuen Namen annehmen] 45. Und nannte ihn lauf egyptisch Zaphnats Fano-ich, d. i. nach rabbinischer, an das Hebräische sich anschließender Deutung] den heimlichen Rath [Eröffner des Verborgenen V. 25 ff.; nach anderer mehr auf die koptische oder eghptische Sprache Rücksicht nehmender Deutung dagegen: Retter der Welt, oder: Erhalter des Lebens« V. 33 ff.]. Und sum ihn ganz in Eghpten einzu- bürgern und seiner Stellung, namentlich auch der Priesterkaste gegenüber, eine feste und dauernde Grundlage zu verleihen] gab ihm [Pharao zugleich] 124 l. Mose 41, 46—57. 42, 1-—4. ein Weib saus der Priesterkaste], snämlich] As- nath, die Tochter Potiphera, des Priesters zu On [Heliopolis].-"« Also zog Joseph aus, das Land Egppten zu besehen [und überall seine Anordnun- gen zu »tressen]. . » «) Dieser Name geht zwar uber die Gegenwart Jo- sephs hinaus, denn er ist nicht Retter der Welt, sondern blos Egyptensz aber es wird sich uns immer deutlicher zeigen, daß in der Geschichte Josephs ein Weiteres gegeben ist, das in die Zukunft hinaus-weisen (Baumgarten.) ») Jn Heliopolis, nordöstlich von Memphis, war seit alter Zeit ein berühmter, dem Sonnengott geweihter Tempel, und die dortige Priesterschaft nahm die erste Stelle unter »den egyptischen Priesterkollegien ein, die Zgosephs ist also eine sehr ehrenvolle. (Jes. 19, 18 its. Und er war dreißig Jahre alt LHei 1, 1], da er vor Pharao stund, dem Komge m Eghpten sihm die Träume auszulegen, was dann diese seine Erhöhung zur Folge hatte]; und fuhr aus von Pharao, und zog kwie in V. 45 bemerkt] durch ganz Egyptenland Von den eghptischen Kasten oder Ständen war die erste und vornehmste die der Priester; sie trugen ge- schorenes Haupt und weißleinene Kleidung, beobachteten eine große Reinlichkeit und führten in Bezug auf Speise und Trank eine strenge Lebensweise. Jhnen gehörten die Tempelgüteitz von deren Einkiinften sie lebten; doch beschäftigten sie sich nicht blos mit gottesdienstlichen Ver- richtungen, sondern vornehmlich auch mit Wissenschasten und Künsten (Kap. 41, 8). Aus ihnen wurden schon in den frühesten Zeiten die Könige genommen, in der Bibel fast überall Pharaonen genannt, d. h. Pi-ouro, der König, oder Fee-Ida, Stellvertreter des Sonnengottes (Rs, = Sonne). Später gehörten die Könige dem zweiten Stande, dem der Krieger an, welcher theils aus eigentlichem geschulten Kriegsmännern, theils aus der jungen, zum Wachtdienst beim König verwendeten Mannschaft bestand; jeder von ihnen bezog 12 Acker Land als Soldatenlehen. Die dritte Kaste war die der Ackerbauer oder Rinderhirtenz sie Umfaßte haupt- sächlich die Pächter der, den Priestern und Kriegern ge- hörigen Ländereiem Weitere Kasten sind dann die der Gewerbetreibenden (Kaufleute, Künstler und Hand- werker), der Nilschiffer, der Dolmetscher (die zu- leich als Handlanger und Getreidemäkler dienten) und der Schweinehirten (gleich ihren Thieren ftir unrein geachtet, weshalb sie keinen Tempel betreten durften). Schwierig ist die Erledigung der Frage, wie Joseph mit seinem jehovistischen Gottesbewiißtsein sich in eine dem Naturdienst gewidmete Priesterschaft habe können aufnehmen lassen. Jndessen Collisionem d. i. Fälle einander widerstreitender Pflichten, die ihn zur Ver- leugnung seines Glaubens an den Gott seiner Väter genöthigt hätten, waren deshalb nicht zu befürchten, weil Joseph ja nicht zum dienstthuenden Priesterthum, sondern zu rein politischer Staatsverwaltung berufen war, und seine Ausnahme in den Priesterstand nur die Unter- lage für diese Stellung sein sollte. Dann ist auch wohl zu berücksichtigem daß die egyptische Religion mit ihrem ausschließlich symbolischen Charakter, besonders in ihrer ersten Ausbildung, eine Auffassung zulassen mochte, die mit der Verehrung eines einigen und persönlichen Gottes noch nicht schlechterdings unvereinbar war. (Kurtz.) —- Ein Eingehen der Religion Jehovas in egyptische For- men, um sie zu beherrschen, ohne sich darin zu verlieren ans. 1o5, 22 nach Luther-s ueisersetzungn war in de: patriarchalischen Zeit leichter, als in der späteren des gesetzlich gebundenen Volksthuins, und erweist sich die patriarchalische Zeit auch hier als ein Vorbild der jen- seits des beschränkenden Gesetzes liegenden Ersüllungs- zeit entschrän·kter, die Heiden mit Israel zusammen- fassender Freiheit. (Delitzsch.) » IV« In. 47—57. Lin den sieben reiihen Wahren füllt Joseph Vharaoo Fornhiiuserz es füllt aber der ZiGrr auiti sein Faun, indem er ihm zwei Söhne lässt geboren werden. Zlarauf treten die sieben theuren Bahre mit ihren hlathstiinden ein. 47. Und das Land kEgyptenj that also kwie Joseph vorausgesagt hatte, und brachte] die sieben reichen Jahr [zu vollen Händen oder armvoll auf armvoll, wie denn in diesem Lande auch sonst Fälle vorgekommen sind, daß 100 Aehren aus Einem Korn erwuchsen]; 48. Und [die von Joseph für die verschiede- nen Stadtbezirke verordneten Amtleute V. 341 sam- melten [durch Erhebung des FünftenJ alle Speise der sieben Jahre, so im Lande Eghpten waren; und thaten sie in die Städte. Was für Speise auf dem Felde einer jeglichen Stadt umher [auf dem zu dem Bezirk einer jeglichen Stadt gehörigen Felde] wuchs, das thaten sie hinein sin die in der Stadt angelegten Kornhäuser, damit die Leute es später nicht zu weit ab hätten]. 49. Also schitttete Joseph das [aufgesammelte] Getreide auf, über die Maße viel, wie Sand am Meer [Kap. 32, 12; Pf. 139, 18], also, daß er aufhörete zu zählen stvie er anfangs gethan]; denn man konnte es nicht [mehr] zählen. Wohl dem, der einen guten Joseph im Hof seines Herzens hat, der Vorrath weiß zu schaffen, wenn der Zuziges des göttlichen Worts vorhanden ist. (Berleb. l c . 50. Und Joseph wurden zween Söhne gebo- ren, ehe denn die theure Zeit kam, welche ihm gebar Asnath, Potipheta, des Priesters zu On Tochter. 51. Und [er] hieß den ersten Manasse [d. i. der Vergessen macht]; denn Gott, sprach et [zu- frieden mit den Wegen, die der HErr ihn geführt hatte, und das Ende seiner weiteren Führungem ob und wann er jemals mit dem Vaterhause wieder werde vereinigt werden, in gläubiger Ergebung ab- tvartend], hat mich lassen vergessen alles meines Un- glücks sdas Menschen mir angethan], Und alle mei- nes Vaters Hauses [daraus sie mich verstoßen haben]. Es fällt auf, daß Joseph den ihn innig liebenden und von ihm ebenso geliebten Vater nicht zeitig von seinem Dasein und seiner Erhebung in Kenntniß setzte, sondern darüber eine Reihe von Jahren verstreichen ließ, und auch dann erst durch das Kommen der Brüder dazu veranlaßt wurde· (Knobel.) Jndessen durch seine bisherigen außerordentlichen Schicksale mußte er erkennen, daß nicht seine Brüder ihn nach Eghpten verkauft, sondern Gott ihn dahin abgesandt habe, daß es das Wort des HErrn gewesen, welches ihn aus dem Kerker geführt (Ps. 105, 17. 19. 20.); er mußte auf den Ge- danken kommen, daß Gott einen großen wunderbaren Rath in ihm beschlossen habe. Wenn er sich nun so ganz in der Hand Gottes wußte, so konnte er leicht Joseph wird in sein Amt eingeführt und richtet es treulich aus. Josephs Söhne. 125 schließen, daß er in den Rath Gottes, der auf ein weiteres und herrlicheres Ziel hinwies, nicht mit eigener Hand eingreifen dürfte, sondern vielmehr zu erwarten hätte, wie Gott die Sache, diese ohne seinen Willen und Rath angefangen und soweit geleitet, vollends hinaus- führen werde. (Baumgarten·) 52. Den andern hieß er Ephraim [d. i. Dop- pelfruchtbarkeit]; denn Gott, sprach er, hat mich lassen wachsen szweimal fruchtbar werden] im Lande meines Elends [darin vorhin ich 13 Jahre lang so viel Elend habe ausstehen müssen]. Doch zweisle ich nicht, es werde die jetzige Ehre und Herrlichkeit den Josephmehr geplagt haben, denn das Gesangniß und sonst sein Jammer und Elend. (Luther.) Es spricht sich also in dieser Rede ein wehmtithiger Sehn- suchtszug nach Canaan im Gegensatz zu der Gleich- giltigkeit, die in den Worten V. 51: »und alle meines Vaters Hauses« zu liegen schien, aus. 53. Da nun die sieben reichen Jahre um waren im Lande Egyptenz 54. Da fingen an die sieben thenren Jahre zu kommen, da Joseph von gesagt hatte. Und es war eine Theuerung in allen [umliegenden] Landen [Canaan, Arabien und Shrien], aber in ganz Eghptenland war ssür die erste Zeit noch] Brod [so lange noch die Vorräthe ausreichtem welche die Egyp- ter, durch Josephs Exempel angeregt, sich zurück- gelegt hatten]. Das Wachsen des Nil, von welchem die Fruchtbarkeit Egyptens abhängt, ist durch Regengüsse bedingt, die vom Mittelmeere herkommen; demnach ist das Ausbleiben der Nilüberschwemmung ein Zeichen, daß die Küftenländer des Mittelmeeres keinen Regen gehabt, wie denn auch von einer Hungersnoth in Eghpten (vgl. Anna. zu V. 57) berichtet wird, die sich zugleich über Syrien und bis nach Bagdad erstreckte. 55. Da nun das ganze Egyptenland [bei an- halteuder Theuerungj auch Hunger litt, schrie das Volk zu Pharao um Brod [weil es von dessen großen Vorräthen wußte 2. Kön. 6, 25 ff.]. Aber Pharao sprach zu allen G yptern: Gehet hin zu Joseph [den ich euch als des andes Vater vorgestellt habe], was euch der saget,· das thut. · So weist auch der himmlische Vater alles zu Christo. (Matth. 17, 5.) 56. Als nun im ganzen Land Theueriing war [und die Leute nach Pharaos Weisung zu Joseph kamen], that Joseph allenthalben [in den Stadien] Kornhciuser auf, und verkaufte den Eghpteru. Denn die Thenerung ward je langer ie großer im Land. 57. Und alle Lande [die Einwohner aller umliegenden Länder] kamen [gleichfalls] in Egypten zu kaufen bei Joseph [fie wurden von der Theuerung noch früher bedrückt, als die Eghpter selbst V. 54 und hatten daher schon früher zu Joseph ihre Zuflucht genommen, wie Knie. 42-—47, 12 erzählt werden wird]; denn die Theuerung war groß in allen Landen. Es giebt wohl kaum ein Land der Erde, in welchem Hungersnoth so oft und so furchtbar gewltthet hätte, als gerade in Egyptem kein Land, das so sehr der Maßre- geln bedurfte, welche Joseph zur Rettung des Volkes er- griff. Das Anschwellen des Nils ein paar Fuß über oder unter dem Bedürfnis; wirkt gleich verderblich. Jm J. 1199 hatte der Fluß einen fast beispiellos niedrigen Stand. Die Folge war eine furchtbare Hungers-noch, von unsäglichen Greueln begleitet. Eltern verzehrten ihre Kinder, Menschenfleisch war im eigentlicheii Sinne eine ganz gewöhnliche Speise; man erfand verschiedene Arten der Bereitung, man sprach davon und hörte da- von sprechen wie von einer gleichgiltigen Sache. Der Menschenfang war zum gew·o·hnlichen Gewerbe geworden. Der größte Theil der Bevölkerung starb dahin. Auch das folgende Jahr erreichte die Ueberschwemmung nicht die gehörige Höhe, und nur die niedrigen Ländereien wurden überschwemmt. Auch von den überschwemmten konnten viele aus Mangel an Arbeitern und Saatkorn nicht bestellt werden, viele wurden durch Würmer ver- heert, welche die Aussaat verzehrten. Jn einer andern Hungersnoth wäre der Chalif beinahe selbst Hungers gestorben. (Hengsteiiberg.) Das 42. Kapitel. steife der Zähne Zins-obs in Egiipten ohne Zsenjaniim I— di. 1—26. Da die Theuerung gleich in ihrem ersten Bahre auch das stand olanaan drückt, so sendet Darob seine Sühne, mit Ausnahme des jüngsten, nach Gans-ten, uni dort Speise zu kaufen. Joseph erliennt sie auf der Stelle, sie aber nicht ihn. sind nun benutzt er diesen Umstand, um sie in eine lange und schwere Schule zu nehmen, in der er sie theils züchtigt, theils prüft: sie Zunächst züchtigt und zur Iliuske erweckt, indem er sie ganz in die nämliche Lage versetzt, in welcher er sich befunden, alci er von ihnen als Spion ergriffen nnd in die Grube geworfen wurde. 1. Da aber Jaeob [in Canaan an andern Ein: wohnern des Landes, die nach Eghpten reiseten, um sich mit Brod zu versorgen] sahe, daß Getreide in Eghpten feil war, sprach er zu seinen Sohnen [die wohl absichtlich von diesem Lande, das schon durch seinen Namen sie an ihre Sünde erinnerte Kap. 37, 25., bisher sich fern gehalten »hatte»n]: Was sehet ihr euch lange um? [»Es wird nccht Getreide oben herab »aus den Wolken regnen.«] 2. Siehe, ich» hore, es sei in Eghpten Ge- treide feil; ziehet hinab» und kaufet uns Getreide, daß wir leben und nicht [Hungers] sterben km dieser großen Noth] » Z. Also zogen hinab zehn »Bruder Josephs [dieselben, die vor 21 Jahren ihn dorthin ver- kauft hatten], daß sie in Eghpten Getreide sanften. 4. Aber Benjamin, Joscphs Bruder [·von derselben Mutter], ließ Jacob nicht mit feinen Brüdern ziehen; denn er sprach sbei srch im Her: zen, und äußerte es auch wohl laut gegen seine Söhne]: Es möchte ihm ein Unfall begegnen. Ohne Zweifel hat Jacob sich schroere Vorwürfe ge- macht, daß er vormals den Joseph den weiten, gefähr- lichen Weg nach Stchem (Kap. 37, 12 f.) hat ziehen lassen. Auch scheint er einigermaßen geahnt zu haben, daß die Zehn von Josephs Untergang die Schuld trügen, wenn er auch nicht wußte, wie; und nun will er seinen Liebling, der jeht Josephs Stelle in seinem Herzen ein- nimmt, nicht ebenfalls ihren Händen anvertrauen. — 126 l. Mose 42, 5—22. Man kann die Geschichte der Versöhnung Josephs mit seinen Brüdern, die durch vier Kapitel sich hindurchzieht (K«ap· 42-—45) eintheilen 1) in die Geschichte der Züch- tigung der Brüder, welche zugleich eine Geschichte des Kampfes Josephs mit sich selbst ist, sowie der Reue der Brüder, bezeichnet mit dem Gegensatz Joseph und Si- meon (Kap. 42,); L) in die Geschichte der Prüfung der Brüder, worin sich ihre Buße und die Versöhnlichkeit Joseph-Z zeigt, bezeichnet mit dem Gegensatz Joseph und Benjamin (Kap. 43, 1—44, 17); Z) in die Geschichte der Versöhnung, des Wiedererkennens und des Wieder- findens unter dem Gegensatz Juda und Joseph (Kap. 44, 18 —45, I6); 4) endlich in die Geschichte der frohen Botschaft an Jacob (Kap. 45, 17—28). (P. Lange) Z. Also kamen die Kinder Israel Getreide zu kaufen, sammt andern, die mit ihnen szu gleichem Zweck dahin] zogen; denn es war im Lande Canaan ftrotz seiner sonstigen Fruchtbarkeit] auch theuer. Wenn es heißt: ,,Also kamen die Kinder Jsrael (nicht: die Söhne Jacobs) nach Egypten«, so deutet das aus den Israel, den Glaubensmann hin, dessen Kinder sie waren, der mit seinen Gebeten sie begleitete und um dessentwillen, ohne daß sie es selber wußten und ahneten, der Weg ins fremde Land, so dunkel und angstvoll er anfangs für sie wurde, doch ihnen zum Segen werden mußte. (Heim·) Vgl. Kap 43, 11 Anm. s. Aber Joseph war der Regen» im Lande, nnd verkaufte [in einem besonders dazu eingerich- teten Amts-Loeal oder Comptoir] Getreide allem Volk im Lande. Da nun seine Bruder zu ihm kamen, fielen sie [nach morgenländischer Weise ihre Ehrerbietung Beweisend] vor ihm nieder zur Erde auf ihr Antliß V) Hebr Schalithx es scheint dies sein stehender Titel bei den semitisch redenden Ausländern gewesen zu sein. Vielleicht hat sich daraus der Name S alathis gebildet, der in der Sage dem ersten König der Hyksos (Kap. 40, 11 Anm.) beigelegt wird. 7. Und er sahe sie [die gleich bei ihrem ersten Erscheinen ihm aufgefallen waren, näher] an, nnd- kaiinte sie, und stellete sich [um zu ver- hüten, daß sie ihrerseits ihn nicht ebenfalls erken- neten] fremd gegen sie [1. Kön. 14, 5. 6], und redete hart fganz in der Sprache eines unbeschränb ten Machthabersj mit ihnen, und sprach zu ihnen: Woher kommt ihr? Sie sprachen: Aus dem Lande Canaan, Speise zu kaufen. 8. Aber wiewohl er sie kannte, kannten sie [wie er aus der Art ihrer Antwort auf seine Frage abnehmen konnte] ihn doch nicht. Joseph redete durch einen Dolmetscher mit seinen Brüdern, ging in ganz anderer Kleidung und mit ge- schorenem Haupt einher, und war in den 21—22 Jahren, seit sie ihn nicht gesehen hatten, aus einem Jünglinge zum vollen Mannesalter herangereiftz dazu kam die hohe Stellung, in der er sich befand und die auch nicht die entfernteste Ahnung in ihnen aufkommen ließ, wem sie eigentlich gegenüberstündew — Wenn er nun im Folgenden sich hart und streng gegen seine Brüder, ja mittelbar auch gegen seinen Vater verhält, so konnte und durfte er nicht anders. Er war das Werkzeug Gottes und der Vertreter der göttlichen Vorsehung; ihm war eine Zeitlang gleichsam das Regiment eines wichtigen Theils der Erde übergeben. So sollte er nicht blos segnen, sondern auch züchtigen und prüfen, also, aller inenschlichen Verhältnisse vergessend, göttlich ver- fahren. (Krummacher.) Das Gemüth eines wahren Christen muß nicht allezeit aus den äußerlichen Werken beurtheilt werden. (Hall.) · 9. Und Joseph [da er sie in so demiithiger und uiiterwürfiger Stellung vor sich erblickte] ge- dachte an die Traume [Kap. 37, 5——9], die ihm von ihnen getranmet hattenh und sprach zu ihnen [den Gefühlen seines Herzens Zwang anthuend und das den Eghptern eigenthiimliche Mißtrauen gegen Fremde hervorkehrend, sich auch sonst ganz wie ein Egypter V 15 Anm. geberdend, um seine Rolle sicher durchzuführenL Jhr seid Kundschafter und seid kommen zu sehen, wo das Land offen Ist« kxene eure Rede dagegen, das; ihr wollet Speise kaufen, ist nur ein Vorwand]. «) Es hatte ja der erste Traum auch in der Hin- sicht sich wörtlich erfüllt, daß wirklich seine G arbe es war, die jetzt sich aufrichtete und stund; denn um der Frucht der Garbe willen, die er aufgespeichert hatte, waren die Brüder zu ihm gekommen und in seine Botmäßigkeit gerathen. Jndem er nun aber, durchdrungen von dem Gefühl, daß hier Gottes Hand außerordentlicher Weise im Spiel sei, aus dem zweiten, noch unerfüllten Traum erkannte, des HErrn Wege mit ihm und seines Vaters Hause seien noch nicht am Ziel, verstand er zugleich in Erleuchtung des heiligen Geistes aus diesem zweiten Traum seine Aufgabe, als der von Gott berufene Fürst der Familie die Brüder vor allen Dingen den Ernst der göttlichen Gerechtigkeit fühlen zu lassen und sie zur Erkemitniß ihrer Sünde zu bewegen, ehe ihnen Gnade und Vergebung zu Theil werden könne. Er fing also »ein wunderlich Spiel mit ihnen an, das sie aber sehr demü- thigt und wohl übt.« -— Gleich auf solche Weise hält sich auch Gott gegen seine Heiligen und Gläubigen in Anfechtung, und sollen wir gewißlich dafür halten, daß unser Unglück oder Trübsal, Seufzen und Klagen, auch der Tod selbst nichts anderes ist, als ein sehr lustig und schön Spiel göttlicher Güte mit uns. (Luther.) «) Die Beschuldiguug paßt in den Mund des ersten Reichsbeamten der Hytsos (Kap. 40, 11 Anm.); denn diese waren in beständiger Furcht vor den Einfällen der damals mächtigen Assyrier und befestigten daher vor- nämlich die östlicheren Theile Eghptens Ankömmlinge aus Asien konnten recht gut als assyrische Kundschaf- ter behandelt werden, zumal die Söhne Jacobs, welche gemäß ihrer chaldäischen Abstammung im Aussehen den Ost-Semiten ähnlicher waren als die mit ihnen ge- kommenen und von Joseph nicht verdächtigten Eananiten (Knobel.) 10. Sie antworteten ihm: Nein, mein Herr kKundfchafter sind wir nichtjz deine Knechte sind [vielmehr, wie wir sagten] kommen, Speise zu kaufen. 11. Wir sind alle Eines Mannes Söhne [und nun ist es ja geradezu undenkbar, daß ein Vater sich so vieler Söhne sollte auf einmal berau- ben, indem er sie der Gefahr der Todesstrafe, die auf Kundschafterei steht, zugleich aussetzt. Glaube uns also], wir sind redlich; und deine Knechte sind nie Kundschafter gewesen [haben sich noch niemals zu einem so ehrlosen Gewerbe brauchen lassen]. 12. Er sprach zu ihnen: Nein [ich glaube euch nicht] soiidern [halte daran fest] ihr· seid kommen zu besehen, wo das Land offen ist. Reise der Söhne Jacobs in Eghpten ohne Benjamin 13. Sie antworteten ihm [um durch vollstän- dige Angabe ihrer Familienverhältnifse sein Zu: trauen zu gewinnen]: Wir deine Knechte sind [eigent- lichJ zwölf Brüder, Eines Mannes Söhne im Lande Canaan, und der jüngste ist noch bei unserm Vater sder hat ihn nicht wollen mitziehen lassen, weil er fürchtete, es möchte ihm ein Unfall be- gegnen]; aber der eine ist nicht mehr vorhanden [und haben wir deshalb ihn nicht mitbringen können]. · 14. Joseph sprach zu ihnen: Das ist’s, das tch euch gesagt habe [da kommt es Ja zu Tage, wie wenig ihr mit Wahrheit umgeht und wie wenig ich mich geirrt, wenn ich vorhin sagte]: Kund- schafter seid ihr. Euer zwölf behauptet ihr eigentlich zu sein, und nun geht ihr ganz mit Stillschweigen darüber hinweg, wo der eine davon hingekommen; von dem andern aber sagt ihr, der sei noch daheim bei eurem Vater. Warum sollte denn der Vater den cillein zu Hause behalten haben, während er doch die übrigen alle hat ziehen lassen und sie den Unsällen einer solchen Reise ausgesetzt? · 15. Daran [bei dem letzten unwahrschein- lichen Punkt eurer Rede V. 131 will ich euch prüfen, bei dem Leben Pharaod ihr sollt nicht von dannen saus Eghpten heraus-J kommen« es komme denn her euer jüngster Bruder [könnt ihr den zur Stelle schaffen, nun gut, so will ich eurer Aussage glauben]. V) Die Egypter schwuren beim Leben ihrer Könige; später thaten das auch die Hebräer, wenigstens in An- reden an den König (1. Sam. 17, 55; 25, 26; L. S. ·11, 1·1· vgl. 1. S. 1, ge; 20, Z; g. Kot« 2, 2.) Doch ist die Redensart mehr als eine lebhafte, eindring- liche Versicherung, denn als ein eigentlicher Eidschwur zu fassen» »Die ersten Christen, die doch so zart waren, das; sie sich über alles ein Gewissen machten, trugen auf gleiche Art kein Bedenken, bei dem Leben des Kaisers etwas zu versichern.« (Starke.) 16. Seudet [ctlso] einen unter euch hin, der euren Bruder hole; ihr [andern] aber sollt [in- zwifcheUJ gefangen [meine GeiselnJ sein. Also will ich ptnfen eure Rede, ob ihr mit Wahrheit um- gehet oder nicht» Denn wo [ihr ihn] nicht [her- betlchsffstlz so seid ihr, bei dem Leben Phatao, Kundschafter [und habt die auf solches Verbrechen stehende Strafe verwirkt]. Soweit hat Joseph das Erste, was die Brüder einst an ihm gefrevelt, da sie wie einen Spion ihn ergriffen und gar erwürgen wollten, an ihnen wiederholt: er hat sie zu Kundschaftern gestempelt, die den Tod verwirkt haben. Je ungerechter und gewaltsamer diese Anschub digung war, desto mehr hatten sie Ursache, auf die Un- gerechtigkeit ihrer eigenen damaligen Beschuldigung sich zu besinnen. — Nun folgt das Zweite: sie werden, gleichwie sie damals ihn in die Grube geworfen und nanienlofe Angst haben ausstehen lassen, ebenfalls ins Gefängniß gelegt und müssen dort Tage lang in Aengsten schweben, was weiter mit ihnen werden wird. Da fangen sie auch wirklich an, der Angst ihres Bruders zu ge- denken und der ganzen Größe ihres Frevels sich bewußt zu werden. (V. 21 f.) · 17». Und [»er entliesz sie nach diesen Worten und] lich sie beisammen verwahren drei Tage lang. Er that das wohl zugleich in der Absicht, dadurch zU verhüten, daß sie» nicht irgendwie mit Egyptern zu- sammen kamen, von ihnen das wunderbare Schicksal des 127 Regenten im Lande erführen und so auf die Spuk kämen, derselbe set kein anderer, als der von ihnen nach Egypten verkaufte Joseph. 18. Am dritten Tage aber kals er zu ihrem Verwahrsam mit seinem Dolmetscher sich begab] sprach er zu ihnen: Wollt ihr leben svon dem Verdacht der Kundschafterei loskoinmen und somit euer Leben retten], so thut also [wie ich neulich euch gesagt habe, schaffet euren jüngsten Bruder her]; denn ich fürchte Gott [ihr habt weder für euren Bruder noch für euch etwas von mir zu befürchten, wenn anders eure Sachen in Ordnung find, da ich ein gottesfürchtiger Mann und keines: weges ein Thrann bin]. Hinter diesem Worte liegt das wallende Gefühl ver- borgen: ich gehöre euch und eurem Glauben näher an; für sie, die Brüder freilich, hat das Wort lediglich den Sinn, daß er ein religiöser und gewissenhafter Mann sei, der nicht auf bloßen Verdacht hin verurtheile· (P. Lange) Um seine Probe auszuführen, muß Joseph den Benjaniin mit den Brüdern in Berührung bringen; Benjamin muß also jedenfalls herbeigeschafft werden. Ohne Zweifel ist es Joseph schwer geworden, voii dem Vater auch noch dieses Opfer zu verlangen; aber er hat eine gute Zu- versicht zum Gelingen, und im festen Blick auf das herrliche Ziel hat er den Muth etwas zu wagen. (Baum- garten.) II. Seid ihr [denn] redlich [und befinden sich wirklich eure Sachen in Ordnung], so [sendet hin, aber nicht einen unter euch, während die andern hier gefangen zurückbleiben, wie ich neulich gesagt; sondern ich will meinen Ausspruch mil- «sdern:] lasset [umgekehrt] eurer Brüder einen gebun- den liegen in Diesem] eurem Gefangnißz ihr fabri- gen neun] aber ziehet hin, und bringet heim, was ihr gekauft habt für den Hunger [damit die Euri- gen zu Hause nicht Noth leiden müssen]. 20, Und bringet [wenn ihr wieder hierher kommetj euren jüngsten Bruder zu mir; so will ich euren Worten glauben, daß ihr nicht sterben müsset [denn gehet ihr nicht auf solchen Vorschlag ein, so behalte ich euch gleich alle hier und handle weiter mit euch, wie man mit Kundschaftern ver- fährt] Und sie thaten also sversprachen der For- derung nachzukommen]. 21. Sie aber sganz von dem Gefühl, das ihre Herzen bewegte, hingeuommen und darüber ihrer Umgebung vergessend] sprachen unter ein- ander: Das swas jetzt über uns kommt, daß wir für unsere Versicherung keinen Glauben finden und so hart geängstigt werden] haben wir an unserm Bru- der verschuldet [damit], daß wir sahen die Angst seiner Seele, da er uns flehen, und wir wollten ihn nicht erhdrenz darum kommt nun diese Trüb- sal über uns [Ps. 50, 21]. 22. Ruben antwortete ihnen, und sprach: Sagte ich’s euch nicht, da ich sprach [Kap, 37, 21 f.]: Bersündigt euch nicht an dem Knaben, und ihr wolltet nicht hören sdaß ihr meine Absicht verstanden und euch nicht weiter an dem Bru- der vergriffen hättet, nachdem ihr ihn in die Grube 128 1. Mose 42, 23—38. 43, 1—7. geworfen]? Nun wird seinBlut sebensoivohlj von Uns gefordert sals hätten wir ihn wirklich erwürget]. Die weise Regierung Gottes bringt es so mit sich, daß, wenn ein Mensch mit einem schweren Verbrechen diese oder jene Strafe verdient hat, derselben aber ent- geht, ihni dagegen in einer andern Sache, darinnen er unschuldig ist» ein UnfalI begegnet. (J.· Lange.) 23. Sie wußten aber nicht sindem sie das so offen heraussagtenL daß es Joseph verstund; denn er redete mit ihnen durch einen Dollmetscher [daher waren sie der Meinung, er verstehe von ihrer Sprache nichts]. 24. Und er wandte sich [von innerer Bewe- gung über das eben vernommene reuemüthige Be- kenntniß der Brüder ergriffen] von ihnen, Und wetnetef [Jer. 31, 20]. Da er nun [nach einer Weile] sich wieder zu ihnen wandte, und mit ihnen redete sum nochmals ihre Bewilligung seiner For- derung V. Ist, sich bezeugen zu lassenJJ nahm er sals denjenigen] ans ihnen sder gebunden im EGefängnißliegen bleiben sollte] Simeon, und band ihn vor ihren Augen» [ihnen noch deut- licher ihr damaliges Verhalten unter die Augen ftellend]. «) Siehst du wohl, wie Christo unserm HErrm zu Muthe ist, wenn er die Seinen straft, welch’ hitziger Feuerofen großer Liebe da sei! (Luther.)—— H) Simeon, der Anstifter des Greuels gegen Sichem, war vermuth- lich auch der Hauptanstister des Anschlags gegen Joseph gewesen (Kap. 37, 24 Anna) » 25. Und Joseph [indem er die übrigen aus dem Verwahrsam entließJ that sseinem Haushaltert its, 16. 133 ffz 44, ff.] Befehl, daß man ihre Sacke mit Getreide fullete, und szugleich ihnen] ihr Geld Wiedergabe, fes] einem jeglichen [heimlich] in sei- nen Sack »[legend]»- dazu auch Zehruug auf den Weg [damit sie nicht nöthig hätten, schon unter- wegs ihre Vorräthe in den Säcken anzugreifen]; und man that ihnen alsoüsp «) Es scheint das ein Egypter gewesen zu sein, der durch Joseph zur Erkenntnis; Gottes gekommen und ihm mit besonderer Treue ergeben war, so daß Joseph einiger- maßen in seine Pläne ihn einweihen konnte. «) Nicht nur widerstrebte es an sich schon Josephs Gefühl, mit seinem Vater und seinen Brüdern um Brod zu handeln; sondern er wollte wohl auch aus diese Weise mit dem Vater sich in einen gewissen Napport setzen und ihm einen Fingerzeig geben, es müsse ein ihm nahe- stehende-s Herz sein, das hier sein Spiel treibe, und die jetzt so verwickelte Sache werde ohne Zweifel noch einen guten. Ausgang nehmen. (Vgl. die beiden Bemerkungen zu V. 18·) Darum sollten auch die Brüder das Geld nicht eher finden, als bis sie schon zu Hause oder doch der Heimath so nahe wären, um nicht mehr nach Egyp- ten umkehren zu können. Daß Jacob den Fingerzeig hernach nicht versteht, daran ist nur sein allzu schreck- haftes Gemüth und sein übermäßiges Hangen an Ben- jamin schuld; hätte er hellere Augen gehabt, den Wegen Gottes nachzuspiirem und entschlosseneren Willen, sich darein zu fügen, würde ihm wohl eine Ahnung des ganzen Zusammenhcinges aufgegangen sein. . 26. Und ste luden ihre Waare auf ihre Esel, uiid zogen von dannen. II— U. 27——36. Unterwegs öffnet einer von den Brüdern im Nachtlager seinen Saite und findet das heimliih hin- eingelegie Geld; die andern ersihreitien mit ihm iilier diese Entdeckung und wagen nicht ihre eigenen säitie naihkusehem Ztls sie dann zu Iiause ankommen, dem Vater ihre Iiegegnisse iii Ggyiiten erzählen, der an sie gestellten Forderung erwähnen und heim Ztusschiitten des Getreides auch das iihrige Kaufgeld vorfinden, briiht Darob in laute Klagen iiher die schweren Beilage, die ihn treffen, aus und weigert sitt) entschieden, den Reniamin mit ihnen ziehen zu lassen. 27. Da aber sals sie der Heimath schon sehr nahe gekommen] einer [derjenige unter ihnen, der die Wegzehrung V. 25 am ehesten aufgebraucht hatte] seinen Sack aufthat, daß er seinem Esel Futter gebe in der Herberge [an dem Ort, wo sie unter einem aufgeschlagenen Zelte Nachtquartier machen wpllten], ward er gewahr seines Geldes, das oben im Sacke lag. 28. Und sprach [über diese unerwartete Ent- deckung betroffen] zu seinen Vruderm Mein Geld ist mir wieder worden, siehe, in meinem Sack ist es. Da ssie das sahen] entfiel ihnen ihr Herz, und erschrakeaunter einander swandten sich ängstlich fragend einer an den andern], Und sprachen: Wa- rum hat uns Gott das gethan [und verfolgt uns noch weiter mit seiner ftrafenden Hand]? Sie befürchten, daß von Neuem schlimme Dinge sich hieraus entwickeln werden. Wenn es ihnen auch gelänge, bei ihrer Wiederkehr nach Ggypten non dem Verdachte der Kundschafterei sich dadurch zu reinigen, das; sie den Ben- jamin mitbrachten, so könnte man ja nunmehr des Diebstahls sie bezichtigen, und so wären sie abermals der Gewalt des Regenten im Lande preisgegeben. Das Geld brannte ihnen also in ihren Händen — eine ge- waltige Mahnung an den Lohn der Ungerechtigkeit, den sie einst von den ismaelitischen Kaufleuten sich hatten auszahlen lassen, gleichwie ihre Behandlung als Lügner, die sie von Joseph erfahren hatten, sie an die grobe Lüge erinnern mußte, womit sie damals den Vater hinter- gangen (Kap. 37, 31 sf.). Jhre Rede: ,,warum hat uns Gott das gethan?« beweist aber zugleich, daß sie, wie auch immer die Sache zusammenhängen mag, Gott als den Urheber anerkennen. »Das ist eine nicht ge- meine Gotteserkenntnißz denn hier ist nicht etwa ein verständiges Bewußtsein von dem Dasein Gottes, sondern die lebendige Anerkenntniß, daß Gott wirke und in dem bestimmt vorliegenden Falle der letzte und eigentliche Urheber sei. Wir sehen also, wie die Erkenntnis; ihrer Schuld die Brüder Josephs zugleich zur lebendigen Er- kenntnis; Gottes geführt hat. So lange der Mensch seine Schuld nicht erkennt, ist er sein eigener Gott: erst die Erkenntnis; der Schuld ist, der Anfang einer festen und unwandelbaren Scheidung zwischen sich, dem Sünder, und Gott, dem Heiligen. (Baumgarten.) 29. Da sie nun heim kamen zu» ihrem Vater Jaeob in’s Land Canaan, sagten sie ihm alles, was ihnen begegnet war, und sprachen: » Bd. Der Mann, der im Lande Herr ist, redete hart mit uns, und hielt uns sur Kundschafter des Landes. 31. Undda wir ihm antworteten: Wir sind redlich, und nie Kundschaftergewesenz 32. Sondern zwölf Bruder, unsers Vaters Söhne; einer ist nicht mehr vorhanden, und der Rückkehr der Söhne Jacobs nach Canaan ohne Simeon. jüngste ist noch bei unserm Vater im Lande Ca- tistclllz 33. Sprach der Herr im Lande zu uns: Da- ran will ich merken, ob ihr redlich seid: einen eurer Brüder lasset bei mir, und nehmet die Noth- durst fiir euer Haus, und ziehet hin; 34. Und bringet euren jüngsten Bruder zu mir, so merke ich, daß ihr nicht Kuudsehastey sondern redlich seid, so will ich euch auch euren Bruder [den ich als Geißel behalten habe, wie- der herausq geben, nnd mbget im Lande werben [hin- und herziehen und kaufen, was ihr nöthig habt.] 35. Und da sie die Säcke ausschütteten, fand ein jeglicher sein Bündlein Geld in seinem Sacke. Und da sie sahen [bei genauerem Besehen sich über- zeugten], daß es swirklich die] Båndlein ihres Gel- des waren [eben dieselben, damit sie den Kauf- preis erlegt], erschraken sie sammt ihrem Vater [weil sie nun noch von einer andern Seite her ganz in der Gewalt des Mannes waren, der so hart mit ihnen geredet hatte]. Bis. Da sprach Jaeob, ihr Vater, zu ihnen: Jhr beraubet mich meiner Kinder; Joseph ist nicht mehr vorhanden, Simeon ist nicht mehr vorhanden, Beujamin wollt ihr hinnehmen sdaß ich ihn auch noch einbüße]; es gehet alles Unglück] über mich [was einen Vater nur treffen kann]. 37. Rüben [der Weichmüthigste unter ihnen Kap. 37, 21 ff., wie denn Leute seiner Art Kuh. 35, 22 in der Regel durch eine gewisse Gutherzig- keit sich auszeichnen] antwortete seinem Vater, und sprach: Wenn ich dir ihn nicht wieder bringe, so erwürge meine zween Söhne sHanoch und Pallu Kap. 46, 9]; gieb ihn [den Benjamin, um den du dich so sehr ängstigst] nur in meine Hand, ich will ihn dir wiederbringen. Es klingt durch seine Worte das Bewußtsein hin- durch, daß er einst den Joseph hat retten und dem Vater wiederbringen wollen; aber ,,es ist sehr ungereimt Ding, was er sagt, und ist nicht weislich von ihm geredet« (Luther.) Was half es dem Vater, ein solches Pfand, seine eigenen Enkel, zu besitzen? und erinnerte denn Raben sich nicht mehr, daß er damals, trotz allen guten Willens, den Joseph doch nicht hatte wiederbringen können? So versprechen wir wohl, wenn unsere Sünden uns über unser Haupt gehen, und uns bange wird vor Gottes Gericht, Besserung und ein neues Leben, damit er uns vergebe, und bedenken nicht, wie wenig wir zu halten im Stande sind, was wir geloben. Die Gnade allein kann beides thun, sowohl unsere Sünden uns vergeben, als neue Menschen aus uns machen. 38. Er sprach: Mein Sohn soll nicht mit euch hinab ziehen, denn sein Bruder ist todt, und er ist [von den Kindern meiner geliebten Rahel] allein überblieben; wenn ihm ein Unsall aus dem Wege begegnete, da ihr aus reisei [und es ist ja ordentlich, als ob ich lauter Unglück mit meinen Kindern haben sollte, wenn sie in eurer Gesellschaft sind], würdet ihr meine grauen Haare mit Herzeleid in die Grube bringen [1. Kön 2, e. 9]. Dächseks Bibelwert s. Wiss. 129 Das 43. Kapitel. Yieise der Söhne Jacobs in Egypteii uiit ZIZenjamin. l— I. 1——14. Bei andauernder Uheurung sieht sich Jakob genöthigt, seine Söhne abermals nach Ggnpten zu senden; aber Ziuda erklärt, dass sie ohne dtenjamin niiht liommen diirften,»und übernimmt, weil der Vater noth immer sich schwierig zeigt, die Yiirgsthast siir den Knaben. Zlu willigt Darob, oder vielmehr Ygraeh endlich ein, versieht die dieisenden mit Gesihenlien und doppeltem Kaufgeld, und entläßt sie mit fiirvittendenSegengmiinsctjen nnd gottergebener Gntsagung 1. Die Theurung aber drückte das Land sje länger, desto schwerer, da auf das erste Jahr des Mißwachses alsbald ein zweites folgte]. 2. Und da es [bei aller Sparsamkeit-denn der Morgenländer weiß sich in Zeiten der Noth mit karger Kost zu behelfen — dennoch bald] ver- zehret war, was sie für Getreide aus Egypteu gebracht hatten, sprach ihr Vater zu ihnen: Ziehet wieder hin, und taufet uns ein wenig Speise [wenig im Verhältnis; zu dem Bedarf bei dem großem Hausstandes 3. Da antwortete ihm Juda sder bei dem Vater noch am meisten in Ansehen stund, nachdem Simeon und Levi sowohl wie Ruben ihn so tief betrübt hatten, vgl. Kap. 38, 26 Anm.], nnd sprach: Der Mann band uns das hart ein sbetheuerte uns sehr nachdrücklich und beftimmt], nnd sprach: Jht sollt mein Angesicht nicht sehen, es sei denn euer Bruder mit euch. 4. Ists nun, daß du unsern Bruder mit uns sendest; so wollen wir hinab ziehen, und dir zu essen kaufen. Z. Jsrs aber, daß du ihn nicht sendest; so ziehen wir nicht hinab. Denn der Mann hat ge- sagt zu uns: Jhr sollt mein Angesicht nicht sehen, euer Bruder sei denn mit euch. b. Israel [im Unmuth seiner bis auf’s Aeußerfte sich wehrenden Seele] sprach: Warum habt ihr so übel an mir gethan, daß ihr dem Manne angesagt, wie ihr noch einen Bruder habt? sihr hättet ja das lieber ganz verschweigen können.] 7. Sie antworteten: Der Mann forschte so genau [so gefIisseUtIichJ nach uns und unserer Freund: schast, und sprach: Lebet euer Vater noch? habt ihr auch noch einen Bruder? Da sagten wir ihm, wie er uns fragte [antworteten ihm ohne allen Arg in Gemäßheit seiner Fragen] Wie konnten wir so eben wissen [dabei auch nur von ferne ahnen], daß er sagen würde: Bringet euren Bruder mit hernieder? Zwar hatte Joseph Kuh. 42, 13 nicht unmittelbar nach ihrem Vater und ihrem Bruder sich erkundigt, sondern nur durch die wiederholte Anschuldigung der Kundschafterei sie dergestalt in die Enge getrieben, das; sie nicht anders als mit einer genauen Angabe ihrer K. T. l. 1. 9 130 I. Mose 43, 8—33. Familienverhältnisse sich zu helfen wußten. Jndessen mag er dann allerdings auf ihre Angaben erst näher eingegangen sein und obige Fragen, ähnlich wie hernach V. 27. 29, an sie gerichtet haben, ehe er in der Katz. 42, 14 mitgetheilten Weise fortfuhr. 8. Da sprach Jnda [nun wieder allein das Wort führend] zu Israel, seinem Vater: Laß den Knaben mit mir ziehen, daß wir uns aufmachen und reisen, und leben, nnd nicht sterben, beide, wir und du, und-unsere Kindlein. 9. Jch will Bürge für ihn sein, von meinen Händen sollst du ihn fordern. Wenn ich dir ihn nicht lviedetbringh Und slebendig und wohlbehalten] vor deine Augen stelle; so will ich mein Lebelang die Schuld tragen [und, was du mir auflegen wirst, zur Strafe leiden]. Juda hat damals zum Verkause Josephs gerathen (Kap. 37, 26 sf.); darum ist er jetzt, wo das Gewissen in Jakobs Söhnen erwacht ist, so eindringlich und be- redt, ähnlich wie hernach vor Joseph (Kap. 44, 16 ff.). Rubens Anerbieten (Kap. 42, 37) dagegen war über- spannt und machte keinen Eindruck. 10. Denn wo wir sdeiner bisherigen Meige- rung wegen] nicht hätten verzogen, wären wir schon wohl zweimal wiederkommen [nun aber ist die Noth aufs Höchste gestiegen; halte uns also nicht länger hin]. 11. Da fprach Israel, ihr Vater snachdem er abermals mit Gott und Menschen gerungen und nun, in Gottes Willen sich ftigend, von Neuem obsiegte Kap. 32, 28-«], zu ihnen: Muß es denn je also sein, so thut’s, und nehmet von des Landes besten fgepriesensten und im Auslande am meistengeschätx ten] Früchten in eure Säcke, und bringet dem Manne« Geschenke hinab fihn euch geneigt zu machen Kap. 32, 14 ff; 1. Kön. 10, 25.; Matth. 2», 11], ein wenig Balsam, und Honig, und Wurm, und Myrrhen, und Datteln, und Wandeln-«. «) Jakob hat beschlossen, Benjamin zu behalten, Gott aber nimmt auf den Beschluß seines Knechtes keine Rücksichh sondern gehet seinen Weg mit dem Hause Jakobs gerade vor sich hin. Die Hungersnoth lastet schwer auf dem Lande, und Joseph, der Stellvertreter Gottes auf Erden, dem die Leitung der Schicksale seines Hauses in die Hand gegeben ist, hat denselben unbeugsamen Sinn; neben der scharfen Hungersnoth stehet das unwiderrufliche Wort: ·,,Jhr werdet mein Angesicht nicht sehen, es sei denn, daß ihr Benjamin bringet-« An diesem Felsen muß der Beschluß Jakobs zerschellem er muß endlich nachgeben Es ist das die letzte, schwere Prüfung des heil. Patriarchem und wir erkennen auch hier den wohl- bewährten Gotteskämpfert nicht mit murrendem und widerspenstigem Geiste ergiebt er sich in sein Schicksal, sondern als alles Sträuben vergeblich ist, weiß er sich zu fassen, ordnet alles mit guter Vorsicht und befiehlt die Sache dem allmächtigen Gott. (Baumgarten.) «)»Es sind das lauter Erzeugnisse, die, zum Theil Palästina ausschließlich eigen, durch Karawanenhandel nach dem Auslande, besonders nach Egypten ausgeführt wurden; siehe Kap. 37, 25, wo auch von Balsam, Würze und Mhrrhen bereits die Rede gewesen. Honig ist Traubenhonig, aus süßen Weintrauben dick eingekochter Syrup; Datteln sind die mandeliihnlichem haselnußgroszen Früchte der Pistazie, eines therebinthen- artigen Baumes in Palästina; Mandeln die Frilchte des Mandelbaums (Kap. 30, 37). Jndem Jakob diese Geschenke dem Joseph bringen ließ, ehrte der Vater den Sohn und neigte sich vor ihm, wie der Traum Kap. 37, 9 besagte. 12. Nehmet auch ander Geld mit euch kals Kaufpreis für diese zweite Ladungjs nnd das Geld, das euch oben in euren Säcken wieder worden ist, bringt auch wieder mit euch. Vielleicht ist ein Jrrthum da geschehen [und es wird jeden- falls auf den Mann einen guten Eindruck machen, wenn er siehet, daß ihr redlich seid und von dem Jrrthum keinen Vortheil ziehen wollt]. 13. Dazu nehmet euren Bruder sdas Beste von allem, was ich euch mitgebe], machet euch aus, und kommet wieder zu dem Mann. 14. Aber der allmächtige Gott gebe euch Barmherzigkeit vor dem Manne, daß er euch lasse euren andern Bruder [Simeon], und Benjamin. Jch aber muß [unterdessen] sein, wie einer, der seiner Kinder gar beraubt ist sweiß nicht, ob ich sie je wiedersehen werde. Nun — soll ich denn kinderlos sein, so sei’s! Jch schicke mich in Gottes Willen. Esth. 4, 16]. II— V. 15——34. In Egnpten angekommen, werden die Ilkriider freundlich von Joseph empfangen, durch feinen Maus-haltet in fein Zjaug gefiihrt und zur Tafel ge- laden: auf die Zeit der Fziichtigung soll zuvor eine Stunde der Erquickung folgen, ehe eg zur Prüfung geht. Both leitet Joseph diese bereits damit ein, daß er-bei Ijisthe den Jaeusaniin in auffallender weise augzeichnet und ge- nau Acht giebt, wie die Indern das aufnehmen. 15. Da nahmen sie diese [vom Vater ihnen nahmhaft gemachten] Geschenke, nnd das Geld zwiesältig mit sich, nnd Benjaminz machten sich auf, zogen in Egvptem und traten vor Joseph lgingen in das Amtslokal Katz. 42, 6, wo er mit den Kornkaufenden zu verhandeln pflegte]. 16. Da sahe sie Joseph [aus der Menge der um ihn Versammelten heraus] mit Benjamin, und sprach [von dem bisherigen Gelingen seiner Abstch- ten sehr befriedigt] zu seinem [neben ihm stehenden] Haushalten Führe diese Männer zu Hause lTU mein Haus-J, nnd schlachte, und richte zu; denn sie sollen zu Mittag mit mir essen. Sobald Joseph Benjamin erblickt, muß er anerkennen, daß die Brüder die Wahrheit gesagt, und daß sie ihren Grimm, den er hat erfahren müssen, nicht gegen seinen Bruder ausgelassen Er weiß nun auch, wie schwer es dem Vater und den Brüdern geworden ist, Benjamin herbeizubringenz darum ist das Erste, was er jetzt vor- zunehmen beschließt, die freundlichste-Begegnung. (Baum- garten.) So schenkt auch uns der HErr, nachdem er uns gezüchtigt hat, erst eine Zeit der Erquickung non seinem Angesicht, ehe er neuen Prüfungen uns entgegen- führt; wir würden sonstsseiner ztichtigenden Hand erliegen, wenn er in Einem fort uns stäupen wollte. 17. Und der» Mann that, wie ihn Joseph ge- sagt hatte, nnd fuhrete die Männer [hin] in Jo- sephs Haus. » · · 18. Sie fürchteten sich aber, daß sie in Jo- sephs Haus gefuhrt wurden« kweil sie nach dem Reise der Söhne Jacobs nach Egypten mit Benjamiw früheren Empfang, wo sie gleich anfangs so hart angeredet worden waren Kap. 42, 9., sich nicht in diese ganz andere Art ihrer Aufnahme finden konn- ten], und sprachen [unter einander]: Wir sind [w er- den] hereingeführt um des Geldes willen, das wir in unsern Siicken vorhin wieder fanden haben; daß er’s [hier, wo er uns ganz in seiner Gewalt hat] auf uns bringe [was wir sollen gethan, näm- lich das Geld entwendet haben], und fålle ein Ur- theil über uns [falle mit seinen Leuten über uns her], damit er uns nehme zu eigenen Knechten, sammt unsern Eselnkrr «) Wo das Gewissen nicht wäre, so hätte die Hölle kein- Feuer oder auch keine Pein nicht. Dies wilde Thier aber zündet an, und stärker den Tod und die Hölle, und rüstet die ganze Creatur wider uns. Denn da zürnet alles und ist traurig, störrig, scheußlich, und ist wider uns, nicht der Ereatur halben, welche ja gut ist und uns weder dräuet oder schadet, sondern es ist unsere eigene Schuld, daß wir also erschrocken sind und vor den Ereaturen fliehen. (Luther.) — Irr) Der Dieb wurde als Leibeigener verkauft, wenn er nicht zahlen konnte. (2. Mose 22, 3.) 19. Darum sum der Anklage des Diebstahls zUvorzUkommenJ traten sie zu Josephs Haushaltey und redeten mit ihm vor der Hansthür [noch ehe sie, wie sie meinten, in die ihnen gestellte Falle gingen], 20. Und sprachen: Mein Herr shöre uns erst einen Augenblick an], wir sind vorhin sschon früher einmal aus unserm Lande nach EgypteUJ herab gezogen, Speise zu kaufen. 21. Und da wir in die Herberge kamen, und unsere Säcke swenigstens der eine unter uns Kap. 42, 27] aufthaten, siehe, da war [wie sich hernach beim Ausschütten des Getreides zu Hause auch rich- tig herausstellte Kap. 42, 351 eines jeglichen Geld oben in seinem Sack mit vblligem Gewicht [Kap. 23, 16]; darum haben wir es wieder mit uns bracht. 22. Haben auch ander Geld mit uns herab bracht, Speise zu kaufen; wir wissen aber nicht, wer uns unser Geld in unsere Säcke gesteckt hat. 23. Er aber [sowohl mit dem Sachverhalt als mit seines Herrn Plänen hinlänglich vertraut Katz. 42, 25 Am. 1] sprach: Gehabt euch wohl, fürchtet euch nicht. Euer Gott und eures Vaters Gott hat euch einen Schatz geben in eure Säcke [nehmet das wiedergefundene Geld ruhig als einen von eurem Gott euch bescheerten Schatz hin, und sorget euch nicht weiter, wie es in eure Säcke gekommen] Euer Geld ist mir worden smir seid ihr nichts schuldig]. Und er fithrete [um sie ganz zu beruhigen] Simeon [aus seinem Gefängniß Kasse. 42, 24] zu ihnen heraus; 24. Und fiihrete sie [nun ihrer elf an der Zahl] in Josephs Haus, gab ihnen [als erstes Zeichen gastfreundlicher Aufnahme Kap. 18, 4] Wasser, daß sie ihre Füße waschen, und [ging dann hinweg und] gab ihren Eseln Futter. 25. Sie aber bereiteten slegteninzwischeii zu: 131 recht] das Geschenk, bis daß Joseph kam auf den Mittag; denn sie hatten [von dem Haushaltey ehe er wegging und sie in dem Vorsaal allein ldiexzkgehäirtff Fa? lsitendaselbst [in Josephs Palast] a ro e e o e . 26. Da nun Joseph zum Hause eingiiig, brach- ten sie ihiiizu Hause [in die inneren Gemächer, wohin er sich begeben hatte] das Geschenk in Ehren KHcinden, un]d fielen vor ihm nieder zur Er- ctl [ up, 42, 6 . 27. Aber er grüßete sie freundlich, und sprach: Seher» ess eizrkieii Ritter, denxhgltem wohl, von dem irmir age. ee erno . 28. Sie antworteten lgenau seiner Frage ent- sprechend]: Es gehet deinem Knechte, unserm Va- ter wohl, und lebet noch. Und sindem sie das sag- ten] neigeten [sie] sich [abermals und zwar an Stelle ihres Vaters, den sie seinen Knecht genannt hatten], und fielen vor ihm nieder [damit, gleichwie mit der Darbringung des Geschenks selber schon V. 11EAnnå., augh den zweiten Traum Kalb. 37, 9 in rfit ung ringend]. 29. Und er hub seine Augen aus [um den- jenigen aus ihrem Kreise herauszusuchen, nach dessen Wiedersehn ihn am meisten verlangte], und sahe seinen Bruder Benjainim seiner Mutter Sohn, und slhrachfgkktedasueizersguncsstek lt3ri;der, ·tda ·ihr mir on a . n ra a ie mi einer bejahenden Verbeugung ihm antworteten] weiter: Gott sei dir giuidig mein Sohn. » 30. Und Joseph eilete, denn sein Herz ent- brannte ihn? [bei diesen Arten] gegeg seinen Bru- der [so da er sich des einens ni t mehr ent- halten konnteL Und suchte [einen Ort] wo er [un- gesehen] dwseiltli,;te, und ging in seine Kammer, und weinete a e t. 3»1. Und da er sein Angesicht gewaschen hatte sdamit man ihm»die stattgehabte Herzensbewegung nicht anmerkeL ging er [wceder] heraus, und hielt sich es« surtritt-Fig«lkskssssrssss Este sitt . r i aoerem inier des Königs und Mitglied des vornehmsten Prie- ster-Ordens] besonders [an einem besonderem Tische] eg- srs »Es-»i- igisisspsspeczsissii sie« its-s«- er,uii e gen ie ii einen HofbeamtenL auch lkeso«nders. Denn die Eghpter durfen lnaeh der bei ihnen herrschenden strengen Sitte] nicht Brod essen lniit Auslandern überhaupt, zifttn tiveniåstenlalkezq git des? tkbraeknzTdennAebs i en reue ein egen an re igio en - scheus] vor ihnen [da die Ebräer Thiere schlach- ten und genießen, die den Eghptern heilig find, z. B. Kühe, Fische u. a. Katz. 46, 34.; 2. M. 8 26]. - sg3. llUnvd mån setzteh site geggnhihmBssoh daß er ie ae or ugen a e un ir enemen gehörig beobachten konnte, und zwar nach ihrer Altersfolges den Erstgeborenen nach seiner Erstge- Jä- 132 1. Mose 43, 34. 44, 1—16. bnrt, und den Jüngsten nach seiner Jugend. Deß verwunderten sie sich unter einander sdasz man hier so genau mit ihren Familienverhältnissen ver- traut war; doch ahneten sie den Zusammenhang nicht, hielten vielmehr den Joseph für einen unter dem Einfluß höherer Mächte stehenden Mann]. Ohne Zweifel war das unerwartete und unbegreif- liche, was die Brüder Joseph in seiner Nähe überkommt, sehr geeignet, ihre Gedanken von der Sichtbarkeit abzu- ziehen und auf Gott hinzulenken. Der dichte Schleier der sichtbaren Dinge, der den Menschen gefangen hält, wird ihnen in der Umgebung Josephs zerrissen, und sie fühlen sich einer über ihnen schwebend-en und waltenden Macht"hingegeben. Und in der That ist es wahr, was Luther sa t: Gott spielet mit uns gleich also, wie Joseph mit en Brüdern; denn Joseph hat die höchste Leitung seiner Brüder in die Hand genommen, und aus der Fülle der Macht und verborgenen Weisheit ftihret und erziehet er sie also, daß man immerfort in dieser Erzählung an die Regierung Gottes erinnert wird, der durch seine alle Dinge umfassende Allmachh aus seiner Vergangenheit und Zukunft umfassenden Allwissenheit den ohnmächtigen und blinden Menschen zum Bewußtsein seiner selbst und zur Erkenntnis; des für ihn in tiefer Verborgenheit waltenden HErrn zu bringen bedacht ist. (Baumgarten.) » » sit. Und man trug ihnen Essen vor von sei- nem Tisch [sie vor den mit anwesenden Egyptern auszuzeichnen]; aber dem Benjamin ward [zu noch größerer Auszeichnung Kap. 18, 6 Anm. 1] fnnsmal mehr [K.· 47, 2], denn den andern swobei denn Joseph sie scharf beobachten mochte, ob das ebenso ihren Neid erregen würde, wie einst sein bunter Rock Kp. 37, 3 f. sie geärgert hatte. Indessen bemerkte er nichts von einem solchen Eindruck]. Und sie tranken, und wurden trunken mit ihm. Die ehrenvolle und freundliche Behandlung ließ sie bald alle Sorge und Angst vergessen; ja, es wurde ihnen wohl und behaglich an ihres Wirthes Tafel, der denn mit unaussprechlichem Entzücken an dem Wonne- rausch dieser liebsten aller Gäste, die der HErr ihm bescheeret hatte, sich weidete und die göttliche Wun- derftihrung pries, deren Herrlichkeitwon ihren fröh- lichen Gesichtern ihm entgegenstrahlta Von einem Ueber- maß im Trinken ist hier nicht die Rede (Hagg. I, 6.; Joh· L, 10). Das 44. Kapitel. Josephs Zsrüdet werden hart geängstigeh I« U. 1—13. Joseph, um seine Brüder nunmehr anih zu prüfen (s. Eint. zu Frau. 42, 1—·—26), sie zu prüfen, ob das harte, fiihtlose Um, womit sie ehemals dem Vater so sihweres Leid bereitet haben, wirklich gebrochen und eine ähnliche That, wie die an ihm einst beruhte, ihnen ferner unmdglich sei, liiszt vor ihrem Ibzuge heim- lich seinen Zecher in Zhenjamins Juki: legen und besiehlt dann, als sie zur Stadt hinaus sind, seinem Haus-haltet, ihnen naihzueilen und denjenigen zuriitiizuholem bei dem der Weiher sieh finden würde. Er will sehen, was die Brüder thun, ob sie den Fenjamin preisgeben und ohne ihn nach Isause weiter ziehen werden; oder aber, ob sie bereit sein würden, mit Leib und Leben siir des Vaters Liebling einkustehew 1. Und Joseph [nach aufgehobener Tafel, als es jetzt um Erledigung der Angelegenheit, in welcher die Brüder zu ihm gekommen waren, sich handelte] befahl seinem sum-trauten] Haushaltey und sprach: Fiille »den Männern ihre Sacle niit Speise, so viel sie fuhren mögen, und lege sgleicly wie das vorige Mal Kap. 42, 25] jeglichem sein Geld oben in seinen Sack; 2. Und meinen silbernen Becher saus dem ich beim heutigen Male getrunken habe] lege oben in des Jüngsten Sack, mit [außer] dem Gelde für das Getreide. Der sHaushalterj that, wie ihm Joseph hatte gesagt. Unterdessen mögen die Brüder über die glänzende Aufnahme, die sie dies Mal gefunden, sich fröhlich gegen einander ausgesprochen haben, und wie sie solche auch vor ihrem Vater rühmen wollten, wenn sie «nach Hause kämen. -— Hat der HErr die Seinigen mit seiner Süßig- keit sonderbar erquickt, so steht ihnen gemeinniglich eine Probe bevor, um alle Winkel des Herzens zu durchforschem wie sie gegen den himmlischen Vater und die Brüder in ihren Trübsalen möchten gesinnet sein. (Berleb· Bibel) 3. Des Morgens, da es licht ward, ließen sie die Männer [von Memphis, der damaligen Residenz des Königs Kap.«41, 14., wo auch Joseph wohnen] ziehen mit ihren Eseln. 4. Da sie aber zur Stadt hinaus waren und [noch] nicht ferne kommen, sprach Joskph zu seinem Haushalten Auf, und sage den Mannern nach «, nnd wenn du sie ergreifest, so sprich zii ihnen: Warum habt ihr Gutes mit Bdsem sdie so ehren- volle und gastliche Aufnahme am gestrigen Tage mit einem Diebstahl, und noch dazu einem so frechen und für meinen Herrn empfindlichen] ver- golten? · « Z. Jsks [was ihr entwendet habt] nicht das, da mein Herr aus trinlet, und damit er weissagt« [also ein ihm besonders werthes und geradezu hei- liges Geräth]? Ihr habt übel gethan [eine sehr schlechte That begangen]. s) Er muß ihnen schnell nacheilen, damit sie nicht etwa mit der Entdeckung des Bechers ihm zuvorkommen und durch ihre freiwillige Rückkehnseinen Plan vereiteln. IV) Noch setzt ist in Egyptendie Kylikw und Hydro- mantie zu Hause, das abergläubische Weissagen aus Be« them, Schüsseln und dgl. oder genauer aus den, ver« schiedene Formen und Gestalten hervor-dringenden Lichts spiegelungen, welche die in ein solches Gefäß gegossene Flüssigkeit, sei’s Wein oder Wasser, dadurch hervorbringt, daß man unter allerlei Zaubersprüchen sie schwenkt oder einen Ring, ein Steinchen u. s. w. in sie hineinwirft. Joseph benutzt diesen Aberglauben, um nicht blos den Becher als sein Heiligthum, an welchem die Brüder sich vergriffen hätten, darznstellen, sondern auch anzudeuten, weshalb sie gerade ihn entwendet haben möchten: sie hätten gestern, als er sie genau nach ihrer Altersfolge placiren ließ (Kap. 43, 33), die magische Kraft desselben kennen lernen, und nun sich ihn zu verschaffen gewußt. b. Und als er sie ergriff, redete er mit ihnen solche Worte. 7. Sie [von dem Vorwurf aufbs Aeußerste betroffen] antworteten ihm: Warum redet mein »Herr solche Worte? Es sei ferne von deinen Knech- ten, ein solches zu thun sdazu sind wir viel zu Josephs Brüder werden hart geängstigen 133 redlich, und haben erst gestern unsere Redlichkeit thatsächlich bewiesen]. 8. Siehe, das Geld, das wir [nach der Rück- kehr von unsrer ersten Reise] fanden oben in nn- sern Siena, haben wir laus freie» Stücken] wie- derbracht zu dir aus dem Lande Eanaan stvo wir doch vor Nachforschungen ganz sicher waren]. Und wie sollten wir denn sbei einer so ehrlichen Ge- sinnung, wie sie darin sich kund thut] aus deines Herrn Hause gestohlen haben Silber oder Gold? Si. sNeinl wir wissen uns so rein von der- gleichen, daß wir es getrost auf eine Untersuchung unsrer Säcke können ankommen lassen·] Bei welchem et [der angeblich von uns gestohlene BecherJ funden wird unter deinen Knechten, der sei des Todes; dazu wollen auch wir sUebrigen mit büßen und] meines Herrn Knechte sein. 10. Er sprach: Ja, es sei, wie ihr geredet habt swir wollen eine Untersuchung vornehmen, und der Schuldige soll der verdienten Strafe nicht entgehen; doch soll euch nicht mehr widerfahren, als recht ist] Bei welchem er funden wird, der sei mein Knecht; ihr [Andern] aber sollt ledig sein. 11. Und sie [indem sie sich sicher glaubten und so gar keine Ahnung hatten, was da kom- men könnte] eileten, nnd legte ein jeglicher seinen Sack svon dem Esel] ab auf die Erde, nnd ein jeglicher that seinen Sack auf szur Untersuchung fich bereit machend]. 12. Und er snchte, nnd hub [absichtlich, um sich nicht zu verrathen, da er ja schon wußte, wo der Becher sich vorfinden würde] am Größesten an, bis auf den Jüngsten; da fand sich der Becher in Benjamins sdes Jüngsten] Sack. Die Brüder verlassen sich auf ihre Gerechtigkeit; darum sind sie vom Donner gerührt und bis in die Hölle hinuntergestoßem als sich nun doch ergiebt, daß einer von ihnen den Becher hat. Damit sind sie ein Bild aller Selbstgerechten und Werkheiligem die so trotziglich aus ihre Verdienste sich verlassen; sie werden nicht be- stehen vor Gottes Gericht, sondern zu Schanden werden, wenn nun ihre Ungerechtigkeit an den Tag kommt. (Matth. 7, 21 fs.) 13. Da zerrissen sie [vor Schreck und Ent- setzen] ihre« Kleider [wie der Vater es damals ge- than, als sie Josephs bunten Rock ihm zuschickten Kap. 37, 34., — nicht blos ihres Bruders Aengste von damals müssen sie also durchkosten Kp. 42, 21, sondern auch Jacobs Schreckem die sie ihm bereitet haben, an sich selbst erfahren zur gerechten Vergel- tung]; und lud ein jeglicher auf seinen Esel [belud ihn mit dem wieder zugebundenen Sack], Und zo- gen wieder in die Stadt [um mit Joseph selbst zu verhandeln] Wären sie noch dieselben gewesen, wie vor 22 Jah- ren, so würden sie in ihre Lage sich gesunden, ja nicht ohne eine gewisse Schadensreude den Benjamin in der Gewalt des Haushalters zurückgelassen haben und weiter gezogen sein; dem Vater gegenüber hätten sie diesmal gewissermaßen ein gutes Gewissen gehabt, und konnten zu ihm sagen: ,,Siehe, so hat es der, den du immer uns vorgezogen, gemacht; lässt sich einen gemeinen Dieb- stahl zu Schulden kommen, und brandmarkt uns und dein ganzes Dunst« Was wohl Joseph in einem solchen Falle würde gethan haben? Er hätte sie ohne Zweifel auch gelassen, und hätte nur den Vater sich und dem Benjamin nachgezogen nach Egypten —- Aber die Brü- der sind jeht gründlich andern Sinnes als früher und wahrhaft erweckt. In dem neuen schweren Verhängnis» das sie tri t, erkennen sie, gerade weil sie dessen nicht schuldig sin , was man ihnen vorwirst, Gottes Ge- richt; und weil nun Benjamin dies Gericht: um ihret- willen mittrisst, und Gottes Wetter gerade über seinem, des unschuldigen, Haupt sich entladen, wollen sie um keinen Preis ihn im Stich lassen, ihn vielmehr frei bitten, selbst wenn sie, die übrigen alle, an seiner Statt Skla- ven werden müßten. II. n.14—34. zi- die aktive: wieder mit nor-pl; et- siheinen, der in banger Erwartung, wellhen Ausgang feine Jnschliige nehmen würden, sich zu Zjause enthalten hat, werfen sie sitt) var ihm nieder und begeben sich aller Uertheidigung ihrer Unschuld, da sie in dem Verhängnis; Gottes Jfeimfuchung wegen ihrer früheren Zniffethat er- nennen. Iafeph erklärt auf ihre Zenker-any, daß sie alle seine Knechte sein wallten, nur denjenigen kuriiciibehalten zu können, bei dem der Becher gefunden worden; da aber tritt Yluda an ihn heran, schildert mit ergreifenden Mar- ten den Vaters Liebe zu dem Xaiinglinge und den unsrig- liihen Jammer, der durih dei- Geliebten zlerlult ihm be- reitet werden würde, berithtet dann, wie er selbst Ziiirge geworden sei fiir den Knaben, und fleht, nun auch an feiner Statt ihn zum Sklaven annehmen kn trauert. 14. Und Jnda [der für Benjamin Bürge geworden Kap. 43, 9 und daher der übernommenen Pflicht mit aller Treue nachkommen wollte] ging mit seinen Brüdern sals sie wieder in der Stadt angelangt waren] in Josephs Hans, denn er war noch daselbst [noch nicht nach dem Verkaufslokal gegangen, wie sie von dem Haushalter erfahren hatten, sondern erwartete sie, auf einem thronarti- gen Stuhl sitzend und von den Beamten seines Hof- staats umgeben, vgl. Kap. 45, 1]; Und sie fielen [in stummer Verzweiflung] vor ihm nieder auf die Erde. 15. Joseph aber [während sie so da lagen] sprach zu ihnen: Wie habt ihr das thun [und gerade mich berauben] dürfen? Wisset [bedachtet] ihr Denn] nicht, daß ein solcher Mann, wie ich bin [der zu dem Orden der Weisen in Eghpten gehört und verborgene Dinge schaut, wie ihr wohl gestern schon inne geworden seid Kap. 43, 33], erralhen [auf der Stelle den Dieb ausfindig machen] könnte? 16. Juda [dem Gefühl ihrer Seele Worte leihend] sprach: Was sollen wir [hiezu] sagen meinem Herrn, oder wie sollen wir reden, nnd was frommt] lbnnen wir uns rechtfertigen? [Wohl könn- ten wir sprechem das, dessen du uns beschuldigst, haben wir nicht gethan. Aber wir sehen hinter dir einen Andern stehen, der mit uns rechter, und dem können wir auf tausend nicht eins antworten Hiob 9, 3:] Gott hat die Missethat deiner Knechte [die bisher ihnen ungeahndet hingegangen] funden sauf- gegriffen und läßt sie jetzt dafür büßen; unter seine gewaltige Hand wollen wir denn uns demüthigen]. 134 I. Mofe 44, 17—34. 45, 1——-3. Siehe da, wir und der, bei dem der Becher fun- den ist, sind meines Herrn Knechte. Wenn die Welt richtet, so ist es immer der Andere, der alle Schuld tragen muß, die gemeinsame Schuld vermag sie auch nicht mit der Fingerspitze zu berühren. Das ist ihre unsägliche Oberflächlichkeit in der Erkenntnis; der Sünde; der Geist aber geht in die Tiefe, und wenn er richtet, so wird immer zuerst der letzte Grund der Sünde, die gemeinsame Schuld getroffen. Jn diesem Geiste erkennt Juba, daß das Hervortreten der Sünde in Benjamin eine Zufälligkeit ist, welche erst verstanden werden könne, wenn man auf den Boden, aus deni sie entsprossen, zurückgehe. Es ist nun merkwürdig, wie Juba, mitten in ein täuschendes Spiel hineingestellt, eben durch diese gänzliche Hintenansetzung der vorliegenden Aeußer- lichkeit durch den Schleier hindurchgreift und die Wahr- heit trifft; denn in der Wirklichkeit ist keine Schuld Ben- jamins vorhanden, aber wohl eine gemeinsame Schuld, namentlich der zehn Brüder, welche dem Anscheine nach völlig unbetheiligt sind. Dieses Spiel ist unser Leben, und die Klugen, welche eines Jeden Schuld nach den handgreiflichen Umständen berechnen können, wobei die Sache immer so angethan ist, daß sie selber frei aus- gehen, haben es mit lauter Täuschungen zu thun. Auch hier bestätigt sich, was wir in Kap. 42, 28 gefunden haben, daß nämlich die Erkenntniß der Sünde der nächste Weg zur Erkenntniß Gottes ist. (Baumgarten.) Zu dem Ausdruck: »Gott hat die Missethat deiner Knechte fun- den« vgl. den ähnlichen: »wenn eure Sünde euch finden wird« (4. Mos 32, 33) und die Bemerkung dazu. - 17. Er aber sprach: Das sei ferne von mir, solches zu thun sdaß ich mich weiter an euch ver- greifen sollte, als sich gebührt]. Der Mann, bei dem der Becher fanden ist, soll mein Knecht sein; ihr [Andern] aber ziehet hinauf mit Frieden [un- angetastetj zu eurem Vater. « 18. Da trat Juba [von der Erde sich erhe- bend] zu ihm, und sprach: Mein Herr, laß deinen Knecht einWortredeu bor deinen Ohren·[erlaube, daß ich mit dem, was ich jetzt sagen will, näher an dich heranteete], mein Herr; nnd dein Zorn ergrimme nicht iiber deiiien Knecht kdaß ich es wage]; denn du bist wie Pharao [ich weiß wohl, es ist so gut, als stünde ich Pharao selber gegen- über, wenn ich mir dergleichen herausnehme; aber mein Herz zwingt mich, in unserer schweren Lage das Aeußerste zu versuchen]. Juba hat bereits das Schwerste über sich vermocht, er hat über sich und alle seine Brüder die Berdammniß einer gemeinsamen Schuld ausgesprochew Darum ist nun nichts mehr, das ihn bindet, keine Rücksicht, die ihn fesselt. Da es ihm völlig unerträglich ist, zum Vater zurückzukehren ohne Benjamin, so ist er entschlossen, das harte Loos Benjamins auf sich zu nehmen und das Glück seiner Familie und seiner Freiheit daran zu geben. Dieser rücksiclstslose Edelmuth löst das Band seiner Zunge, und zum ersten Mal wird die Rede vor dem gestrengen und wundersamen Herrn frei und fließend. Ja, weil Juda aus heftigem Drang seines Herzens redet, ist er kühn, er erhebt sich und tritt näher vor Joseph hin. Diese Kühnheit ist jedoch, eben weil sie aus einem natür- lichen Grunde entspringt, durch schöne Bescheidenheit ge- adelt. Er vergißt nicht, mit wem er redet, sondern ist sich bewußt, daß derjenige, gegen dessen Entscheid er noch weiter zu sprechen wagt, der Stellvertreter Pharaos, des Königs von Ggyptem ist. Darum bittet er auch zu- vor um Erlaubniß. Und nun folgt in psychologisch meisterhaft gehaltener Rede, schlicht und einfach, aber um so anschaulicher und eindringlicher, wie’s nur der Ein- falt des Herzens zu Gebote steht, eine Erzählung des ganzen Zusammenhangs der Sache, von der Dr. Luther bemerkt: ,,Jch wollt viel darum geben, daß ich vor un- serm HErr Gott so wohl könnte beten, als hier Juda vor Joseph betet« — Juda ist der Beredte unter den Brüdern; seine Beredtsamkeit hat den Verkauf Josephs durchgesetzt (Kap. 37, 26 f.), hat Jaeob endlich vermocht, Benjamcn mitzugeben (Kap. 43, 8 f.), und macht auch hier Joseph die Fortsetzung des Zwangs, den er sich an- thut, unmoglich. (Delitzfch.) 19. Mein Herr fragte [damals, als wir das erste Mal hier waren s. K. 43, 7 Anm.] seine Knechte, und sprach: Habt ihr auch einen Vater oder Bruder? 20. Da antworteten wir: Wir haben einen Vater, der ist alt, und einen kim Vergleich mit uns noch] jungen Knaben, in seinem Alter gebo- ren; und sein Bruder [an dem vormals seine ganze Liebe hing] ift lseit 22 Jahren] todt, und et 1st lsmch dessen Hingang ihm] allein iiberblieben von seiner Mutter [dem Weibe seiner besonderen Zuneigung Kap. 46, 19], nnd fein Vater hat ihn Daher so] lieb [als hätte er sonst keine Kinder außer ihm]. 21. Da sprachst du zu deinen Knechten: Brin- get ihn herab zu mir; ich will ihm Gnade erzei- gen [Kap. 42, 18]. 22. Wir aber antworteten meinem Herrn: Der Knabe kann nicht von seinem Vater kommen; wo er von ihm [durch einen Unfall ihm abhanden] käme, würde er sterben. - 23. Da sprachst du zu deinen Knechten: Wo euer jüngster Bruder nicht mit euch herkommt, sollt ihr mein Angesicht nicht mehr sehen. 24. Da zogen wir hinauf zu deinem Knechte, meinem Vater, nnd sagten ihm an meines Herrn Rede [Kap. 42, 29 ff.]. 25. Da fprach unser Vater [als es nun ver- zehret war, was wir für Getreide aus Egypten gebracht hatten Kap. 43, I f.]: Ziehet wieder hin, und kanfet uns ein wenig Speise. 26. Wir aber sprachen: Wir können nicht hinab ziehen, es sei denn unser jüngster Bruder mit uns, kwillft du den uns mit geben] so wollen wir hinabziehen; denn wir können des Mannes Angesicht nicht sehen, wo unser jüngster Bruder nicht mit uns ist. 27. Da sprach dein Knecht, mein Vater, zu uns: Jhr wisset, daß mir mein Weib [Rahel] zween Söhne geboren hat; - 28. Einer ging hinaus von mir, und man sagte, er ist zerrissen; und [ich muß das auch jetzt so annehmen, denn ich] habe ihn nicht gesehen bisher. 29. Werdet ihr diesen auch von mir nehmen, und ihm ein Unfall widerfcihrt, so werdet ihr meine grauen Haare mit Jammer hinunter in die Grube [Unterwelt] bringen. 30. Nun, so ich heimkame zu deinem Knechte, Josephs Brüder werden hart geängftiget 135 meinem Vater, und der Knabe wcire nicht mit uns, weit feine Seele an dieses Seele hängt, Si. So wird’s geschehen, wenn er siehet, daß der Knabe nicht da ist, daß er stirbt; so würden wir, deine Knechte, die grauen Haare deines Knechts, unsers Vaters, mit Herzeleid in die Grube bringen. M. [Diefen Jammer aber kann gerade ich am wenigsten mit ansehen]. Denn ich, dein Knecht, bin Bürge worden für den Knaben gegen meinem Vater, und sprachx Bringe ich ihn dir nicht wie- der, so will ich mein Leben lang die Schuld tragen. 33. Darum laß [mich] deinen Knecht hie blei- ben an des Knaben Statt, zum Knechte meines Herrn, und Dafür] den Knaben mit seinen Brü- dern hinauf ziehen. 34. Denn wie soll ich hinauf ziehen zu mei- nem Vater, wenn der Knabe nicht mit mir ist? Jch würde den Jammer sehen müssen, der meinem Vater begegnen wurde. Wie Juda hier den Benjamin zur Zeit der Noth nicht verläßt, so verließ späterhin der Stamm Benjamin den Stamm Juda nicht in der schwersten Zeit, als alle übrigen Stämme ihn verließen: 1. Kön. 12- (Richter-) Unter diesen allen zeigen sich die Söhne Jaeobs wieder als Söhne des heil.Patriarchen(32, 28 Anm.)· Es leuchtet ein edler und gerader Sinn, nach welchem ganz Israel her- nach Jeschurun, d. »i. der Aufrichtige, genannt wurde (5. Mose Z2, 15 f. Anm. 1), bei ihnen hervor; ihr wildes Wesen wurde gedämpft, Buße in ihnen gewirkt und der Grund zu ihrem ewigen Heil gelegt. (Roos.) Das einst zu Christo bekehrte Israel wird auch ein ,,heiliger Same« sein: Offb. 14, 1-5. Das 45. Kapitel. Joseph giebt sitt) seinen Zsrüdern zu ernennen. III. U. 1——15. glan Judas Rede aufs Tiefste ergrisfen, — denn sie hat die ziirilichste Liebe zu dem greifen Illu- ter und die aufapserndste Treue gegen den einen, naih iibrigen Sahn der nahe! ossenbar gemacht— liann sich Daseph niiht länger halten; er läßt seine Umgebung abtreten, bricht in ein hestiges Schtuchken aus und giebt sieh hieraus seinen Brüdern zu erkennen. Diese werden non der Einweihung: »Du) bin Joseph, euer Bruder, den ihr nach Egupten vertraust habt,« so betrafen, das; sie tiein Wart hervorzubringen im Stande sind; erst nachdem Joseph dreimal das, was sie einst an ihm ge- than, ats eine Ziigung Gottes zu ihrem eigenen Besten ihnen dargelegt und dann der Reihe nach sie geliiiskt hat, ist das Iband ihrer Zunge geldst und sie vermögen mit ihm zu reden. 1. Da lals Juda aus seinem Von Lieb und Leid, von Schmerz und Buße überfließenden Herzen so bewegliche Worte redete und bei dem letzten, was er sagte, wohlThränen seine Stimme erstickten] konnte sich Joseph nicht langer enthalten sseinen Gefühlen nicht länger Gewalt anthun] vor allen, die um ihn her stundenk und er rief: Lasset jedermann von mir hinausgehen. Und stund salsos iein Mensch bei ihm, da sich Joseph swie im Folgen- den berichtet werden soll] mit feinen Bruders! bekennen« [an sie zu erkennen gab]. f) Jch zweifle nicht, es wird Joseph zu der ganzen Erzählung und Bitte Judas gezittert haben, und ist ihm davon sein Herz weich worden; denn ein jeglich Wort, so Juda geredet, hat ihm sein Herz gerührt, von wegen der großen Treue und Liebe, so er zu seinen Brüdern getragen, es sind eitel Herzensstöße gewesen. (Luther.) Die seelsorgerische geistliche Weisheit, mit welcher er bis- ber sein Herz bemeistert, um Gottes Wege mit seinen Brüdern zu gehen, ist bewundernswürdigz eine weitere Fortführung des hartherzigen Scheins aber, den er auch bis jetzt nicht ohne mannigfache eingemischte Huldbeweise festzuhalten vermocht hat, wäre die größte Qual für ihn selber gewesen und war bei der eindringenden Uebermacht der Gefühle ihm geradezu unmöglich. (Delißsch.) «) Es war das ja ein Vorgang, so zart und heilig, daß jede fremde Beobachtung ihm wie Entweihung er- scheinen mußte, zumal dadurch der Frevel, den seine Brüder einst an ihm verübt, sogleich findt- und land- kundig geworden wäre. 2. Und er lveinete laut [brach sofort in ein heftiges Schluchzen aus, wodurch er seinem ge- preßten Herzen Luft machte, und das Schluchzen war so laut], daß es die sabtretendenj Egypier und saus deren Mittheilung dann weiter] das Gesinde [die Hofbeamten] Pharav harrten; · » 3. Und sptach lnachdem er einigermaßen wie- der zu sich gekommen] zu seinen Btüdetkne Jch bin Joseph. Lebet mein Vater noch? lind seine Bru- der kounien ihm nicht sweder auf Jene Eröffnung, noch auf diese Frage] antworten, so erschraten sie vor seinem Augesicht [und wagten nicht einmal, ihm in’s Angesicht zu sehen]. Joseph hat schon öfter gehört, daß der Vater noch lebe, und auch schon (Kap. 43, 7. 27) gefragt; es ist aber das nächste größte Bedürfnis; feines Herzens, sich dessen immer wieder zu vergewisserm (Delibschi) — Dies ist ein sehr schön Exempel, wie sich Gott pflege gegen uns zu verhalten. Er strafet uns gnädig und väterlich, und zuletzt, wenn die Strafe aufhört, offenbart er sich uns und saget: Jch bin dein Gott, der ich dich liebe und freundlich umfafsez ich habe es herzlich und freundlich gemeinet. Da werden denn die Seelen wiederum allgemach aufgerichtet und können sich alsdann mit der Gnade und Freundlichkeit Gottes trösten. Und das ist der Gott- seligen Trost in diesem Leben. O wie wird aber ihre Freude an jenem Tage so groß sein; wenn der Sohn Gottes er- scheinen und sagen wird: Siehe, ich bin dein Heiland und Erlöser, welchen du beschuldigt hast, als sollte ich nach meiner Kirche und Gemeinde nichts fragen und deren keine Acht haben, gleich als ob ich kein Gott wäre und sargete auch für euch nicht. Siehe, hier bin ich. Darum aber habe ich dich gezüchtigh auf daß deine Sünde geläutert und ausgefeget würde, und daß du mich für deinen Gott und Heiland erkennen solltest. Was will denn werden, wenn unserHErr und Heiland Jesus Christus kommen wird, welcher uns in diesem Leben auf man- cherlei Weise versuchet, und lässet uns fast geplaget, ge- stäupet und getödtet werden! O welch eine große Freude wird werden, wenn er sich so plötzlich und unversehens ändern wird da wir zuvor empfunden und uns be- dünken lassen, daß er der gräulichfte Tyrann wäre, wel- -cher uns alle mit einander in einem Hut wollte umbrin- gen. Da wird er sagen: Jch bin Joseph, ich bin euer Heiland. (Luther.) »Hier blickst du zwar zuweilen so scheel und schwül mich an, daß oft vor Angst und Heulen ich dich nicht kennen kann; dort aber wird’s geschehen, 136 1- Mose 45, 4-—27. das; ich von Angesicht zu Angesicht soll sehen dein immer klares Licht« (HErr Jesu, Licht der re. V. S) Aber auch noch eine andere Erfüllung dieses Vorbildes steht bevor, die nämlich, wenn sich Jesus den Juden, seinen Brü- dern, die ihn verworfen haben, zu erkennen giebt. (Sach. 12,H0;8Z1))2atth. 23, 38 f.; Rönu 11, 25 f.; vgl. die Bem- zu . - 4. Er aber sprach zu feinen Brüdern smit gar freundlicher, herzgewinnender Stimme]: Tretet doch her zu mir. Und sie [von der Erde sich er- hebend] traten herzu [blieben aber noch immer schüchtern und ängstlich, in ziemlicher Entfernung vor ihm stehen].z Und er sprach: Jch bin [wirk- lich] Joseph, euer Bruder, [derselbe] den ihr in [nach] Egypten verkauft habt. b. Und nun bekümmert euch nicht kmehr we- gen dessen, tvas geschehen ist], und denket nicht, daß ich darum zurne, daß ihr mich hieher verkauft habt; denn sieh betrachte die Sache von dem Gesichts- punkte:] um eures Lebens willeii hat mich Gott vor euch her gesandt. v. Denn dies find snun schon] zwei Jahr, daß es theuer im Lande ist; und find noch fünf Jahr, daß kein Pfiügen noch Ernten fein wird saus der bisherigen Noth könnet ihr denn abneh- men, daß ohne Gottes besondere Hilfe es um euch und die Euren geschehen wäre; ihr müßtet allzu- mal vor Hunger umkommen]. 7. Aber Gott bat [eben durch meine Verkau- fung die Hilfe euch bereitet; er hat, indem er das zugelassen] mich vor euch her gesandt, daß er euch übrig behalte auf Erden sin der allgemeinen und anhaltenden Noth nicht mit Andern umkommen lasse], und euer Leben errette durch eine große Errettung sdurch außerordentliche Veranstaltungen seiner Fürsorge für euch, da ihr ja sein auser- wähltes Geschlecht auf Erden seid, aus dessen Er- haltung er besonders Bedacht nehmen wollte]. 8. Und nun fisrs gewiß]- thr habt mich nicht hergesandt, sondern Gott, der hat mich Pharao zum Vater sväterlichen Beirath 1. Maea 11, 31 f.] geseßt, und zum Herrn nber all sein Haus, und einen Fursten in ganz Eghptenland Die heilige Gefrhichtsschreibung bewährt in der Ge- schichte Josephs ihre ganze Größe; hier in der Wieder- erkennungscene feiert sie einen ihrer Triumphe. Es ist alles Natur, alles Geist, alles Kunst — diese drei sind hier eins, und jedes Wort ist wie in Thränen des Mitgefühls in Blut der Liebe, in Wein der Freude gebadet. Die hervorhebende Unterlage aber dieser an sichso herrlichen Ge- schichte ist die Herrlichkeit Jesu Christi, die nach allen Seiten ihr himmlisches Licht darüber ausgießh Denn wie Juda Joseph, so hat das jüdische Volk Iesum in die Hände der Heiden überliefert, und auch die gegenbild- liche Geschichte dieses Bruderverraths wird in einer anbetungswürdigen Tiefe der Weisheit und Erkenntnis; Gottes münden· (Delihsch.) Der himmelschreiende Ver- rath der Söhne Jacobs gegen den unschuldigen Bruder und gegen den heiligen Vater ist nichts anderes, als der Rath und die That Gottes zur Errettung Egvptens und des ganzen Hauses Jsrael. So hat sich Jsrael an dem Blute des gerechten und heiligen Knechtes Gottes, der nicht aus der Fremde, sondern aus dem Hause Jsrael stammte, schwer verschuldet, und eben dieses ist der Rath Gottes vor Grundlegung der Welt gewesen und darum das Heil der ganzen Welt geworden; so ist der ver- stockte Unglaube Jsraels die Thür gewesen, durch welche das Evangelium zu den Heiden gekommen ist. Sowie aber der verrathene Joseph zuerst ein Herr über Egyp- ten geworden und als solcher Egypten rettete vor dem Verderben, während sein Vater ihn für todt hält und seine Brüder unter dem Fluch der Schuld dahin gehen, so ist auch Christus er Gekreuzigte zuerst ein König der Heiden geworden, während seine Brüder unter dem Bann seines schreienden Blutes mit verzagtem Herzen umherirrem Wenn er aber die Fülle der Heiden in das Reich der Erlösung vom Tode wird eingeführt haben, so wird er sich im tiefsten Geheimniß ohne Beisein eines Frem- den seinen Brüdern zu erkennen geben, und dann wird ganz Egypten erfahren, daß der Herr Egyptens der Sohn und Bruder Jsraels ist. (Baumgarten.) Vgl. Ossenb. 11, 13 Anm. v » » 9. Eilet nun, und ziehet hinauf zu meinem Vater [der so sehnlich nach eurer Rückkehr aus- schauet, daß er nicht länger sich euret- und Ben- jamins wegen ängstige; und bringet ihm außer der Erlösung von seiner Sorge auch die Freudenbot- schast], und saget ihm: Das laßt dir Joseph, dein Sohn, sagen: Gott hat mich zuin Herrn in ganz Eghpten gesetzt [»und dazu die Einladung :] komm herab zu mir, saume dich nicht; 10. Du sollft im Lande Gosen [Kap. 47, 4 Anmerk.] wohnen, und nahe bei mir sein, »du und deine Kinder, und deine Kindeskindey dein klein nnd groß Vieh,·und alles, was dn hast. 11. Jxh will dich daselbst versorgen; denn es sind noch funf Jahr der Theurungz auf daß du nicht verderbeft mit deinem Hause, und allem, was du hast. Der Gedanke an eine Uebersiedelung seiner Familie nach Egypten war Joseph durch die Hungersnoth nahe und immer näher gelegt worden, und das Land Gosen mußte ihm bald als der geeignetste Wohnplah für dieselbe erscheinen; doch redete er hier mehr aus prophetischem, von Gott erleuchtetem Geist, als aus blos menschlicher Klugheit und Berechnung. Seine Gedanken waren wirk- lich Gottes Gedanken, und seine Wege Gottes Wege, während sonst von menschlichen Anschlägem auch· wo sie If? Zkfiefte gemeint sind, oft genug das Wort gilt: Jes « 12·. [Warum aber seid ihr noch immer so betreten und könnet euch in das, was ich sage, nicht finden2] Siehe, eure Augen sehen, und» die Augen meines Bruders Ben1amin, daß ich mund- lich [nicht mehr durch einen Dolmetscher, sondern in eurer eigenen Sprache] mit euch rede ltmuet denn nur getrost euren Augen, sie betrügen euch nicht; und dem Zeugnisse Benjamins wird dann auch mein Vater trauen]. 13. Berkündiget salspl meinem Vater alle meine Herlichleit in Egbptem und alles, was ihr gesehen habt; eilet, und kommet hernieder mit mei- » nem Vater hierher [denn mich verlangt gar sehr, ihn «« wieder zu sehen]. 14. Und er [erhob sich von seinem Thronsitz Kap. 44, 14, von dem aus er bisher mit ihnen verhandelt hatte, und] fiel seinem Bruder Benja- Joseph giebt sich seinen Brüdern zu erkennen. 137 min um den Hals. und iveinetez und Benjamin weinte auch an seinem Halse. · 15. »Und küssete fhierauf der Reihe nach] alle seine Bruder, und weineie ubcr sie [indem er sie umarmt hielt] Darnach fnachdem er durch so un- ztveideutige Beweise seiner vergebenden Liebe sie beruhigt und ermuthigt hatte] redeten seine Brü- der mit ihm. Und was werden sie mit ihm geredet haben? Ohne Zweifel werden sie ihm bekannt haben, daß ihr Frevel an ihm und an dem Vater bisher wie ein Bann ihnen aus der Seele gelegen habe, und wie wohl ihnen jetzt sei, daß sie nun des Bannes los geworden; sie wollten gern die Angst, die ,er ihnen bereitet, ausgestanden haben und seien mit den Wegen, die er sie geführt, wohl zufrie- den· —- ,,Da werd ich das im Licht erkennen, was ich aus Erden dunkel sah; das wunderbar und heilig nennen, was unerforschlich hier geschah. Da denkt mein Geist mit Preis und Dank die Schickung im Zusammenhang« (Nach einer Prüfung kurzer re. B. 7.) IV· II. 16——28. Fluch zu illharciog Ohren dringt die Kunde von dem, was bei Joseph norgefallem er nimmt den innigsten Blumen, fordert den Joseph auf, seinen Vater und seine ganze Familie nach Egnpten iibersiedeln zu lassen, und ftellt die dazu benöthigten wagen. Die strit- der Izosphg hehren hierauf nach vlanaan zurück; anfangs glaubt Darob ihren Zins-sagen nicht, bis er dann aus den mitgebrachten Wagen non der Wahrheit derselben sich überzeugt, und nun ergreift ihn eine brennende isähnsuitjy seinen verloren geglaubten Sohn wiederzu- e en. 16. Und da das Gefchrei[Gerücht, aus dem V. 2 angedeuteten Wege] kam in Pharao Hans, daß Josephs Brüder kommen wären, gefiel es Pha- rao [dessen Vertrauen zu Joseph je länger je mehr in wirkliche Liebe und Freundschaft übergegangen war] wohl, und stveil ihm, so natürlich auch] allen seinen Knechten fHofbeamtenz doch waren auch diese ihrerseits dem Joseph gewogen, denn wer sollte ihn nicht lieb gewinnen?]. 17. Und Pharao sprach zu Joseph [den er zu sich hatte entbieten lassen, um das Sachverhältniß aus seinem eigenen Munde genauer, als die um- laufenden Gerüchte besagten, zu erfahren]: Sage deinen Brüdern: That ihm also, beladet eure Thiere, ziehet hin; 18. Und wenn ihr kommt in’s Land Canaan, so nehmet euren Vater, und euer Gesinde, und« kommt zu mir; ich will euch Güter sLebensunten halt] geben in Eghptenland, daß ihr essen sollt das Mark im Lande [euch nähren von den besten Erzeugnissen des Landes]; II. Und gebeut ihnen, thut ihm also, nehmet zu euch aus Egpptenland [zweirädrige- für Unge- bahnte Wüstenwege brauchbare] Wagen [deren wir hier genug haben Jes 36, 9] zn euren Kindern Und Weibern [um diese auf dem weiten und be- schwerlichen Wegejgut fortbringen zu können] und führet euren Vater, und kommt; 20. Und sehet euren Hausrath nicht an swenn ihr manches davon zuriicklassen müßt], denn die Güter des ganzen Landes Egypten sollen euer sein [es wird euch alles reichlich hier ersetzt werden und an nichts fehlen] Durch Gottes Leitung kommt hier Pharao auf den- selben Gedanken, den schon Joseph bei sich erwogen hat (B. 9—11); es war eben diese Uebersiedelung des Hauses Jacob nach Egypten in Gottes Rath zuvorbedacht, darum mußten auch alle Umstände sich günstig dafür gestalten. 21. Die Kinder Jsrael thaten also sivie Pha- rao V. 17 ff. gesagt hatte, und rüfteten sich zur Heimreise mit der Absicht, ihre Familien herüber- zuholens Und Joseph gab ihnen Wagen nach dem Befehl Pharao, nnd Zehrung auf den Weg. 22. Und gab ihnen allen, einem jeglichen ein Fetetkleid [einen vollständigen Festtagsanzug Richt 14, 12 f.; 2. Kön. 5, 5]; aber Benjamin gab er dreihundert Silberlinge [22s-2 This] und fünf [Kap· 47, 2] Feierkleiden 23. Und feinem Vater sandte er dabei [eben- falls Geschenke, nämlich] zehn Esel mit Gut [den besten LandeserzeUgnisseUJ aus Egypten beladen, und zehn Gfelinneu mit Getreide, und Brod und Speise seinem Vater auf den Weg. Hier zeigt sich Joseph so wohlthätig gegen seine Brü- der, als sie sich zuvor grausam gegen ihn gezeigt hatten. Sie sandten ihn nackt und blos in die Fremde, er sen- det sie neugekleidet nach Hause; sie nahmen eine kleine Summe Geldes für ihn, er gab ihnen große Schätze und PräseiiteJ sie sandten seinen bunten zerrissenen Rock zu ihrem Vater, er sandte durch sie dem Vater viel köstliche Kleider; sie verkauften ihn zu einem Kameel- tretber, er sandte sie mit Kutschen und Pferden nach Hause. (Rambach.) 24. Also sent-J ließ er seine Brüder und sie zogen hin; und sprach zu ihnen fgab ihnen — weil er fürchtete, sie möchten wegen ihrer größeren oder geringeren Betheiligung an dem einst gegen ihn begangene« Unrecht, welches nun dem Vater gebeichtet werden mußte, unter einander in Zwist gerathen —- die Ermahnung mit]: Zanlet nichi auf dem Wege fsetzet insonderheit dem Simeon nicht zu hart zu, als der der vornehmste Anstif- ter dieses ganzen Handels gewesen ist und dafür schon in langer Gefangenschaft hier gebüszt hat Kap. 42, 24., sondern gebt euch einer wie der andere schuldig Matth. 5, 5. 9]. 25. Also zogen sie hinauf von Egypten, nnd kamen ins Land Canaan zu ihrem Vater Jacob. 26. Und vertündigten ihm und fprachen sin großer Fröhlichkeit sogleich mit diesen Worten herausfahrend]: Joseph lebet« noch, nnd»ist ein Herr im ganzen Egpptenlanda Aber sein Herz dachte gar viel anders [wörtlcch: erstarrete, blieb kalt und regungslos bei der FreudennachrichtL denn er glaubte ihnen nicht. 27. Da sagten sie ihm alle Worte Josephs, die er zu ihnen gesagt hatte [in denen er dann deutlich das Bild seines Sohnes wieder erkannte]. Und da er sahe die Wagen, die ihm Joseph ge- 138 sandt hatte, ihn zii führen [und daraus abmerken konnte, daß sein Sohn wirklich ein Herr sei, der über ganz Eghpten gebiete], ward der sporhin in Kummer und Sorge erstOrbeneJ Geist Jakob, ihr-s Vaters, lebendig, 28. Und [zum] Israel [werdend, zum Sieger über alle sein Leid und seinen unsäglichen Jammer] sprach [er]: Ich habe· genug, daß mein Sohn Jo- seph noch lebet [damit habe ich mein Letztes und Höchstes ettetchtL ich will hin nnd ihn sehen, ehe Ich sterbe» ldenn nun weiß ich, daß meine Tage gezählt sind, ich habe sonst nichts mehr in dieser Welt zu suchen]. So tief Gott suchende Seelen im Bußkampf im Fin- stern und Betrübnis; sitzen und das verlorene göttliche Leben gleichfain als ein einziges Kind beweinen; so hoch erfreut und erhebt sich das gedämpfte und fast erstickte Leben Gottes wieder in ihnen, wenn der himmlische Jo- seph den Geist des Glaubens als einen schnellen Wagen ins Herz schickt, worauf sie sich zu ihrem Heilande auf- schwingen können. (Berleb. Bibel) Das 46. Kapitel. Jacods steife nach Egnpten zu seinem Fett» Joseph- I- A. 1——7. Dirne! macht auf seinem Zuge nach Egnpten m Berfalia yatt und bringt dem Gott seiner Väter« Sihlaitjtopfer dar. »Diese; erscheint ihm in näihtliitiem Gesicht, rerjirhert ihn seines Geleite und verheißt ihm die eiiistige Ruciiliehr nach blanaam Zlarnaiij seht Darob den Zug weiter fort. l. Israel [von· Hebroin wo er seit seiner Rück- kehr aus Mesopotamien gewohnt hatte, aufbrechend] zog hin [nach EgyptenJ mit allem, das er hatte. Und da »er gen Bersaba [dem südlichen, durch viele Erriniierungen aus Abrahams, Jsaaks und seinem eigenen Leben Kap. 21; 22; 24, 62; 25, 20—34; 26, 23———28, 10 geweihten Grenzorte des gelobte-i Landes] kann« opferte er [Schiachi-] Op- gesr [k3. Mose Z, 2 Anm.] dem Gott seines Vaters at! . «) Der· gerade, ohngefähr 5 Meilen weite Weg von Hebron bis Bersaba führt über schroffe und steile Hügel und ist ohne eine fahrbare Straße; es mußte also erst ein Uiniveg nach links gemacht werden, um die Thäler (Wady et· Khalil und Weidy es sehe. s. Karte 1Il.) zu ge- WYZJVOH i «ch J o · J s hs d b Fah · ·g ei aco in o ep wun er arer · rung deutlich die Hand des HErrn sah und in der an ihn ergangenen Einladung einen Wink von Oben nicht verken- nen konnte, so war doch das Scheiden aus dem Lande der Verheißung ein Schritt, bei dem ernste Gedanken seine Seele bewegten uiid zu dem er der göttlichen Zustimmung um so mehr bedurfte, als die früheren derartigen Ver- suche Abrahams und Jsaaks theils von üblen Folgen gewisses! (KCP« 12- 10 f-), theils geradezu von Gott ver- boten worden waren »(Kap· 26, 1 f.). Jndeß die Zeit, die von Abrahams Einwanderung in Canaan bis jetzt verflossen, beträgt 215 Jahr (2283—2098 n. Etsch. d. Welt) Das auserwählte Geschlecht hat also lange genug im Lande der Verheißung gelebt, hat hier der Erfahrun- 1. Mose 45, 28. 46, 1—4. gen genug gemachtz daß ihm jenes Heimathsgefühh welches fur feine weitere Entwickelung im fremden Lande durchaus nothwendig war, tief und unvertilgbar einge- prägt sein konnte. 2. Und Gott sprach zu ihm des Nachts [in der auf den Opfertag folgenden NachtJ im Gesicht: Jakob, Jakob! Er sprach: Hie bin ich [22,1 u. 7]. Z. Und er sprach: Ich bin Gott, der Gott deines Vaters; fiirchte dich nicht, in Egypten hinab zu ziehen fes stimmt dieser Zug ganz mit mei- nem Willen überein], denn daselbst will ich dich [und in dir mein auserwähltes Geschlecht, das seine Bestimmung als Familie erreicht hat] zum großen Volke niacheia Sollten die Nachkommen der Patriarchen dereinst geeignet sein für die göttlichen Zwecke, für die Anstalten, die Gott durch Moses unter ihnen gründen wollte, so mußten sie 1) sich nicht in verschiedene kleine Horden zersplittern, sondern Ein Volk bilden, und zwar ein ab- gefondertes und in sich geschlossenes Volk; dies war aber in Cariaan nicht möglich. Das Land war schon von einer ganzen Anzahl cananitisiher Völkerschaften besetzt und die Zahl der Cananiter stets im Zunehmen begriffen; stieg nun die Zahl der Jsraeliten in demselben Verhält- niß, so war die nothwendige Folge, daß sie entweder mit den Landeseinwohnern in einen Streit geriethen, in dem sie nothwendig unterliegen mußten, auch nicht das Recht auf ihrer Seite hatten, oder daß sie sich durch Heirathen mit denselben vermifchten und so ganz aufhörten ein Volk zu fein, wie die Sichemiten in Kap. 34, s» f. ihnen einen solchen Vorschlag machten, oder endlich. daß sie sich in einzelnen Haufen in die benachbarten Länder vertheilten Sie mußten L) in eine Lage versetzt wer- den, in der sie mit den abgöttischen Völkern in wenige Berührung kamen. Bis jetzt hatte Gott die Patriarchen durch unmittelbare Offenbarung mit sich verbunden, und mit reger Empfänglichkeit hatten diese die Offenbarungen aufgenommen; vonjetzt an hörten die unmittelbaren Got- tesoffenbarungen für längere Zeit auf, dem ausgestreuter- edlen Samen wurde Zeitgegelien auszugehen, die Jsraeliten erhielten ihre Kenntniß von Gott nur mittelbar, sie lernten Gott kennen als den, der sich Abraham, Jsaak und Jakob ofsenbaret hatte. Diese Erkenntniß und Verehrung Gottes war aber noch nicht so fest ein- gewinselt, daß sie nicht verloren. gegangen fein würde, wenn der natürliche Hang des Menschen zur Sünde und soinit zur Abgötterei bei ihnen noch durch mächtige äußere Anregungen befördert worden wäre, wie dies in Canaan sicher geschehen sein würde, dessen Bewohner: sichgegen die Fremdlinge immer zuoorkommend erwiesen, immer darauf ausgingen, sie in eine nähere Verbindung hinein- zuziehen, von aller religiösen Jntoleranz entfernt waren, was sich daraus erklärt, daß die falsche Religion bei ihnen noch einen mehr fließenden Charakter, keine star- ren Formen und kein herrschendes Priesterthum hatte, und daß, wie in auch noch späterer Zeit, die materiellen Interessen bei ihnen durchaus vorwiegend waren. Sie mußten Z) in Berührung mit einem Staate gelan- gen, dessen Cultiir, geordnete Verfassung, Künste und und Gesetze ihnen ein Muster zur Nachahmung dcirbotew Für die Patriarch en war das Hirtenleben am geeignet- ften, dessen Vortheile sie, die reichen Besitzer, genossen, ohne feinen Nachtheilen zu unterliegen; die damit ver« bundene Einfalt mußte sie für die göttlichen Ossenba- ruiigenempfänglicher machen, Offenbarungem die noch hochst einfach waren, der fchriftlichen Abfassung nicht bedurften und also auch keine literarische Bildung erfor- derten. Nicht so bei einem ganzen Volke; das Hirten- leben als Lebensart eines ganzen Volkes ist immer mit Jacobs Reise nach Egypten 139 Rohheit und Verwilderung verbunden, daher noch jetzt die Missionare unter nomadischen Völkern alles auf- bieten, diejenigen, auf die sie eine Einwirkung gewon- nen, zu festen Niederlassungen und zur Vetreibung des Ackerbaues zu vermögen. Gott wollte unter Jsrael durch geordnete religiöse Anstalten auf das Ganze wirken, durch eine complicirte und eben deshalb noth- wendig schriftlich abzusasfende Gesetzgebung bis in die innersten Winkel des Volkslebens eindringen: eine solche geordnete religiöse Verfassung und ausgebildete Gesetz- gebung kann nur bei einem Volke stattfinden, welches feste Wohusitze und eine wohl eingerichtete bürgerliche Verfassung hat und bis zu einem gewissen Grade Künste und Wissenschaften kennt. Daher griindete später Mose den israelitischen Staat auf den Ackerbau, der noth- wendig einen solchen bürgerlichen Zustand theils vor- aussetzt, theils herbeiführen mußte. 4) Schon in den Vorherverkündigungen an Abraham (Kap. 15, 13) wird als Zweck des Aufenthalts seines Geschlechts in Egypten der hervorgehoben, daß dasselbe dort in schwere Be- drängniß gerathen und durch Gottes Großthaten geret- tet werden sollte. Dies bildete die nothwendige Grund- lage des näheren Verhältnisses, in das Gott zu ihm treten wollte: ohne Kreuz keine Sehnsucht, nur im dürren Lande dürstet die Seele nach Gott, ohne Erlösungs- bedürftigkeit kein Dank für die Erlösung. Gottes Weg bei Völkern und bei Einzelnen, die er aus der Welt zu sich ziehen will, ist immer der, daß er ihnen in der Welt Trübsal und Angst bereitet, daß er die Welt wider sie waffnet. Ein m ächtiges Volk mußte es deshalb schon sein, unter dem Israel zu einer zahlreichen Nation her- anwachsen sollte, ein Volk, bei dem jede menschliche Mög- lichkeit des Widerstandes schwandz ein mächtiges Volk auch deshalb, damit Gottes herrliche Kraft in der Erret- tung um so sichtbarer werde. Diese Errettung sollte für alle Zukunft ein Spiegel der Liebe Gottes zu feinem Volke, seiner Allmacht, seiner Gerechtigkeit in dem Siege über die Welt, sollte eine Weissagung aller folgenden Gerichte über die Welt bis zum Weltgerichte sein: wie konnten sie dies anders, als wenn in dem Typus der Welt, mit aller ihrer Macht, sich die Weltmacht concen- trirt darstellte? Z) Auch insofern mußte das Reich, in dem Jsrael sich aushielt, zum Typus der Welt geeignet sein, daß sich in ihm die sittliche Beschaffenheit der Welt, ihre Empörung gegen den wahren Gott, ihr hart- näckiger Trotz, ihr thörichtes Vertrauen auf das, was nicht Gott ist, auf ihre eigene Kraft und aus die Götzen, kundthat. Ohne dem konnte sich Gottes Gerechtigkeit nicht vollkommen entfalten, und also auch nicht seine All- macht und Liebe: ein Volk, das noch aus der ersten Stufe des Absalls sich befand, in dem noch Neste einer Gottes- erkenntniß übrig waren, würde bei dem ersten Angriff nachgegeben haben. — Alles dies fand sich damals wohl in keinem Lande so vereinigt wie in Egnptem dort war 1) hinreichendes Land vorhanden, nicht blos um die da- mals vorhandenen Nachkommen Abrahams, sondern auch um das zahlreiche Volk aufzunehmen, das nach der gött- lichen Verheißung aus ihnen erwachsen sollte. Noch jetztlebt außer den ordentlichen Einwohner-n dieses gesegneten Lan· des, die mit Ackerbau sich beschäftigen, eine andere Nation in Egypten, die beduinischen Araberz diese benutzen die Weidenplätze in der Nachbarschast der Wüste, verbinden aber oft zugleich mit dem Hirtenwesen den Ackerbau. Da in Egypten der Staat schon damals auf den Ackers bau gegründet war, so blieben die großen, nur zur Weide tauglichen Räume meist unbenutzt, und es ließ sich erwar- ten, daß sie von den Bewohnern ohne Schwierigkeit den Jsraeliten eingeräumt werden würden. Jn Egypten war L) die Gefahr der Vermischung mit »den Götzendienern und der Versuchung zum Götzendienst verhältnismäßig geringer. Obgleich die nationale Abgeschlossenheit der Egypter sich erst später vollständig ausbildete, so war sie doch ihren Grundzügen nach schon damals vorhanden: schon sind die Viehhirten den Egyptern ein Greuel, und Joseph muß durch die Heirath mit der Tochter eines hochgestellten Priesters von der Schmach seiner Herkunst befreit werden. Unter allen Völkern des Alterthums hegte keines einen solchen Fremdenhaß als die Egypter, die das Wort ,,Mensch« ausschließlich zur Bezeichnung ihrer Landsleute gebrauchten; schon auf den ältesten Sculpturen finden sich die verächtlichen Bezeichnungen der Fremden, vornämlich der Nomaden, und vielfach sind die härtesten Mißhandlungen derselben abgebildet. Die Neigung, welche die Jsraeliten trotz der abstoszenden Behandlung, die sie in Egypten erfuhren, des religiösen Abscheus, den die Eghpter gegen sie hegten, doch zu Egyptens Abgötterei zeigen, läßt wohl erkennen, was aus ihnen geworden sein würde, wenn sie unter einem humaneren Volke, wie etwa die Eananiter waren, zum Volke erwachsen wären; erlagen sie doch in der Wüste sofort der Versuchung, als sie von den Maa- bitern und Medianitern eingeladen wurden, mit ihnen Götzenopfer zu essen und zu huren (4. Mos 25). Egypten war Z) unter allen damaligen Staaten der- jenige, in dem die Cultur die größten Fortschritte gemacht hatte, die Künste am meisten ausgebildet und weise Gesetze vorhanden waren; alles, was im 1- Buch Mosis von Egypten berichtet wird, zeigt einen reichen, blühenden und geordneten Staat an. Der ganze Staat war auf den Ackerbau gegründet, wir finden einen aus- gebildeten Priesterstand, einen ordentlichen Hofstaat, hohe Staatsbeamte, ein Staatsgefängniß, zahlreiche und kostbare Kunstwerke u. s. w.; den Jsraeliten aber blie- ben die Vortheile, die sie aus solcher Lage ziehen konn- ten, nicht unbenutzh Anfangs zwar fetzten sie ihr Hir- tenleben fort, aber als ihre Zahl wuchs, sehen sie sich genöthigt, sich aus Ackerbau und Künste zu legen: daß es ganz falsch ist, wenn man sich dieselben bei ihrem Auszug aus Eghpten als ein bloßes Hirtenvolk denkt, zeigen Stellen wie 2. Mos. Z, 22., wonach sie in festen Häusern mitten unter den ackerbauenden Egyptern wohn- ten, zeigt die Thatsache, daß Künstler unter ihnen vorhanden waren, welche alles Erforderliche zum hei- ligen Gezelt verfertigen konnten, zeigt die Verfertigung des goldenen Kalbes, die Verbreitung der Schreib- kunst, die Thatsache, daß das gesammte össentliche Wesen aus ein Buch gegründet werden konnte, und so noch vieles Andere. Das Volk kam als ein ganz anderes aus Egypten heraus. 4) Egypten war damals das mächtigste Reich der Welt, das einzige vielleicht, was schon ein stehendes Kriegsheer hatte, dessen Bedürfniß sich aus seiner geographischen Lage sehr bald ergeben mußte; denn das fruchtbare Land ist umschlossen von traurigen Wüsten, deren wilde Bewohner, auf Verbesse- rung ihrer Lage bedacht, immer den raubgierigen Blick auf dieses Paradies gerichtet hatten. b) Ein Pharao wäre damals schwerlich in der ganzen übrigen Welt an- zutreffen gewesen, und doch gehörte ein Pharao, den Gott hinstellen konnte zur Beweisung seiner Gerechtig- keit und Allmacht, nothwendig zur Sache; zu solcher vollkommenen Offenbarung des Wesens der Welt, der nothwendigen Bedingung der vollen Offenbarung des Wesens Gottes, zu solchem thörichten Stroh, zu solcher hartnäckigen Verstocktheit gehörte nothwendig, daß der Vesitz der Güter und der Macht dieser Welt die auch anderwärts vorhandene Abkehr von Gott reiste, ent- wickelte und auf die Spitze trieb. (Hengstenberg.) 4. Jch will mit dir hinab in Egypten ziehen [so daß meine Verheißungen dort nicht untergehen sollen, wenn auch meine unmittelbaren Offenba- rungen nun 215 Jahre lang schtoeigen werden], und will auch [in deinen Nachkommen] dich swie- 140 I. Mose 46, 5—-30. der] hetaussühren [in das Land, welches du jetzt verlässest]; nnd Joseph sell seine Hände auf deine Augen legen sdem kannst du ja befehlen, daß man, weil du für deine Person nicht wieder von dannen heraufkommst, wenigstens deine Ge- beine heraufbringe Knie. 47, 29]. Z. Da [durch solchen Zuspruch seines Gottes gestärkt] machte sieh Jaeeb auf von Bersabaz und die Kinder Israel fiihreten Jaceb, ihren Vater, mit ihren Kindlein und Weibern, auf den Wagen, die Pharae gesandt hatte, ihn zu führen; b. Und nahmen ihr Vieh und Habe, die sie im Lande Canaaii erworben hatten« und kamen also in Eghptem Jaceb nnd all sein ame mit ihm. 7. Seine Kinder [11 SöhneL und seine Kindestinder [V. 9—25] mit ihm, seine Tbchter sDina V. 15], und seine Kindestöchter [Schivie- gsttöchteth und all sein Same [auch die Knechte und Mägde der verschiedenen HaushaltungenL die brachte er mit sich in Egyptem In einem Grabmal zu Veni Hassan findet sich die Abbildung einer derartigen Einwanderungsseene, die zwar nicht unmittelbar unsere Geschichte darstellt, wohl aber zu ihrer Veranschaulichung dient. Die Einwande- rer, über denen die Zahl 37 in Hieroglyphen angebracht ist, führen ihr Gut auf Eseln mit sich, 2 Kinder in Kör- ben sind ebenfalls auf einen Esel geladen, nebenher gehen ein Knabe und 4 Weiber. Dem Zuge voran schreiten 2 Männer, Geschenke dringend, von einem Egypter geleitet; ein anderer Egypter hat eben den Bericht über i re Ankunft abgefaßt und tiberreicht die- sen einer sitzen en Person, welche den obersten Reichs- beamten vorstelIt. Außerdem befinden sich mitten in und hinter dem Zuge noch mehrere Männer, sämmtlich mit Bärten, dem Zeichen fremder, uneivilisirter Völker ausgestattet. II— U. 8—27. Indem so das Zjaus Israel seiner Bestim- mung entgegengehh in fremdem Lande aus einer ein- zelnen, durch ihr gemeinsames Oberhaupt noch zusam- mengehaltenen Zamiliezu einem in viele Familien getheil- ten, nach Stiimmen und Ciesihleiiitern gesonderten Ue! lie liih zu entfalten, wird uns zuvor eine zleberliiiit iiber den gegenwärtigen Bestand dieser Familie gegeben und da- bei die Sonderung der 12 Stämme Gan. 35, 22—26) in verschiedene Geschlechter, obgleich sie zum Theil erst in Fgtäiklteiigzch vollzieht, als siiian fertig vorgefiihrt (iigl. 8. Diessind die Namen der Kinder Israel, die [zum Theil persönlich, zum Theil aber, soweit sie noch ·nicht gezeugt oder geboren waren, in den Lenden· ihrerVäter f] in Eghpten kamen: Jaeeb nnd feine Sehne sbilden den schon in zwölf mach- tige Aeste verzweigten Stamm dieses Baumes, der sich nun weiter in verschiedene Geschlechter und Familien auseinander legen sollte vgl. L. M. S, 14 Anm.]. Der erstgeberene Sohn Jakobs, Raben. «) Jn demselben Sinne, in welchem es in Karl. 35, 26 PMB« Jacob habe seine 12 Söhne« mit aus Mefopm tamien gebracht, obschon ihm Benjaniin erst in der Hei- math geboren wurde, heißt es hier von ihm, er habe alle diese Seelen, 70 an der Zahl, mit nach Egypten gebracht. Der Grund zu dem palästinensischen Hausstand Jacobs war gelegt, als er nach Eanaan heimkehrte; und so war der Grund zu dem egyvtischen Hausstandh in seiner vollen patriarchalischen Entfaltung gelegt, als er nach Egypten kam. Der Begriff waltet über das Datum vor. (P. Lange.) «) Raben eröffnet die Reihe der Verzweigungen der einzelnen Aeste; ihm schließen die übrigen Sohne Zeus, danach die Söhne von Leas Magd, der Silpa, sich an. Es folgen Rahels Söhne, und den Beschluß machen die Söhne von Nahels Magd, der Bilha. I. Die Kinder Rubin: Hanech, Pallu, Dez- ren und Charmi. Die ersten zwei waren schon geboren (Kap. 42, 37), die andern zwei noch in den Lenden ihres Vaters. 10. Die Kinder Siiiieen: Jemuel, Jamin, Ohad, Jachin, Zehar und Saul, der Sohn von dem eananciischen Weibe sivährend die sonstigen Frauen in Jacobs Familie mit Ausnahme der des Juda Kap. 38, 2 aus Mesopotamien stammten oder den Geschlech- tern Esaus, Jsmaels und der Söhne der Ketura Kap. 25, 1 ff. angehörten]. 11. Die Kinder Lebt: Geisen, Kahath und Merari. 12. Die Kinder Juba: Ger, Onan, Sela [von der Tochter des Suah], Perez und Serah svon der Thamay Knie. 38]. Aber Ger und Onan waren gestorben im Lande Canaan sweshalb sie bei der Schlußberechnung V. 15 außer Betracht bleiben]. Die Kinder aber Perez kdie für die Genannten in Anschlag kommen, obwohl sie erst in Eggypten gezeugt wurden]: Hezren und Daniel. 13. Die Kinder Jsaschan Thela, Phua, Jeb und Sinnen. Wenn hier im Vergleich mit dem entsprechenden Ber- zeichniß (4. Mose As, 5 ff.) einige Verschiedenheiten in den Namen sich finden, so sind das theils nur verschiedene Formen derselben Namen, theils verschiedene Namen derselben Personen. 14. Die Kinder Schalen: Sered, Elen und Jahleel · » » « 15. Das sind die Kinder von Lea, die sie Jaceb gebar in Mesepetamiem mit seiner Techter Dina. Die machen allesammt mit Sehnen und Töchtern dreiunddreißig Seelen [6 Söhne, 23 Enkel, 2 Urenkel, 1 Tochterz dazu Jaeob selbst, als zur ersten Reihe gehörig, mit hinzu gerechnet]. Dina scheint nach dem noch in Eanaan (Kap. 49, 31) erfolgten Tode der Mutter deren Stelle in der Haus- wirthschaft vertreten zu haben. Außer ihr wird nur noch Serah (V.17) von weiblichen Nachkommen Jacobs auf- geführt; wahrscheinlich gab es auch keine andere, das würde dann auf eine besondere Leitung der göttlichen Weisheit hinweisen. Denn weibliche Glieder der aus- erwählten Familie, wenn sie mit Eananitern sieh ver- heiratheten, traten damit aus dem Bundesverhältniß mit Gott heraus und verloren ihre abgesonderte Stellung der Welt gegenüber, während die männlichen Glieder durch Verheirathung mit Cananiterinnen (Kap. 38, 2·; 46, W) umgekehrt diese des Segens ihres Geschlechts theilhaftig machten. Darum ließ Gott für jetzt nur wenig Töchter bei den Kindern Israel geboren werden, bis dann später die Blutsverwandtsehaft innerhalb der Die zwölf Stämme. Wiedersehen Jacobs und Josephs 141 Familie sich so weit verallgemeinert hatte, daß Verheira- thungen mit den eigenen Volks-genossen möglich waren. 16. Die Kinder Gab: Ziphion, Haggi, Siini, Ezbon, Eri, Arodi und Areli. 17. Die Kinder Afs er: Jemna, Jesua, Je- sui, Bria und Serah, ihre Schwester. Aber die Kinder Bria sin Egypten geboren]: Heher und Malchiei. 18. Das sind die Kinder von Silpa, die Labaii szur Magd] gab Lea, seiner Tochter [Kap. 29, 24], und [fie] gebar Jacob sdem die Lea sie als Kebsweib beilegte Kap. 30, 9] diese sechs- zehn Seelen [2 Söhne, 11 Enkel, 1 Enkelin, 2 Urenkel]. 19. Die Kinder Rahel, Jakobs [bevorzugten] Weibes: Joseph und Benjamm 20. Und Joseph wurden geboren in Egpp- tenland Manasse und Ephraim, die ihm gebar As- nath, die Tochter Potiphera, des Priesters zu Oii [Kap. 41, 50 f.]. 21. Die Kinder Venjamin [gleichfalls, we- nigstens zum großen Theil, erst in Eghpten gebo- ren]: Bein, Becher [Veker], Asbel, Gera, Naamam Ehi,-Ros, Mithin, Hapim und Ard. Nach 4. Mose 26, 38—40 waren Naamann und - Ard Kinder Belas, also Benjamins Enkel, und nicht seine Söhne; sie werden hier in weiterem Sinne zu sei- nen Kindern gerechnet, weil sie ebenfalls eigene Geschlech- ter begründeten. Andererseits fehlen in der angeführten Stelle die Namen Becher , Gera (dieser wird in 1. Chr. I, 1—5 ebenfalls- als Sohn Bela, also Enkel des Ben- jamin, aufgeführt) und Ros, entweder weil diese Söhne Benjamins kinderlos starben oder doch zu wenig Nach- kommenschaft hinterließen, als daß selbstständige Ge- schlechter von ihnen hätten ausgehen können. Das- selbe ilt von Simeons Sohne Ohad (V.10) und von A sers Sohn Jesus-i (V. 17). — vgl. 4. M. 26, 12. 44. Wir sehen also, daß unser Verzeichnis; nicht blos die Söhne und Enkel Jaeobs, die bei seiner Uebersiede- lung schon geboren waren, auszahlen will, sondern außer den Söhnen, welche die 12 Stämme des Volkes begrün- deten, überhaupt alle Enkel und Urenkel, welche Grün- der von Geschlechtern geworden und dadurch in Beziehung auf die weitere Gliederung des Volkes in die Stellung der Enkel eingetreten sind. 22. Das sind die Kinder von Rahel, die Jacob geboren sind; allesammt vierzehn Seelen, [2« Söhne, 10 Enkel, 2 Urenkel]. 23. Die Kinder Dan: Hiisim "[vgl. Anm. zu 1. Chron. 2, 8]. » 24. Die Kinder Naphtalit Jahzeel, Guni, Jezer nnd Sillem. 25« Das sind die Kinder Bilha, die Laban seiner Tochter Rahel gab [Kap. 29, 29], und ge- bar Jacob [30, Z. ff.] die sieben Seelen [2 Söhne und 5 Enkel]. 26. Alle Seelen, die mit Jaeob in Egppten kamen, die ans seinen [und feiner Söhne] Lenden kommen waren soder nochlommen sollten], — aus- genommen die Weiber seiner Kinder·———, sind sihn selbst, sammt Joseph und dessen beiden Söhnen, zunächst nicht mitgerechnet] alle zusammen s erhö- iiudsechzig Seelen. 27. Und die Kinder Joseph, die in Egppten geboren sind, waren zwo Seelen; also daß alle Seelen des Hauses Jakob, die in Egppten kamen [oder schon dort-«« waren, ihnselbst, den Patriarcheiy eingeschlossenJ waren s i eb en z i g." «) Erst mit Jacobs Einwanderung in Egypten wurde dem Joseph und seinen Söhnen dies Land zur wirklichen Heimathz bis dahin waren sie gleichsam aus dem Lande der Hebräer »heimlich gestohlen« (Kap. 40, 15). «) Wenn in Apostg. 7, 14 fünfundsiebzig Seelen an- gegeben sind, so hat das in der griech. Uebersetzung des A. T. (der s· g. Septaagintxy seinen Grund, welche hier sowohl, wie in 2. Mose 1, 5; 5. M. 10, 22 diese Zahl gebraucht, indem sie auch Manasses Sohn Machir und seinen Enkel Gilead (4. M. 26, 29) sammt zwei Söh- nen und einem Enkel des Ephraim (1. Ehr. 8, 20 ff-) hin- zurechnen Die Zahl siebzig aber ist von symbolifcher Bedeutung. Jst Sieben die Signatur des Bandes, in welchem das Haus Jacobs mit dem HErrn steht, so ist die Zehn die Signatur der Vollständigkeit (Kap. 31, 7. 41.; 35, 26 Anm.). Nun aber ist Siebzig = 7 X 10; das bedeutet, daß das im Bunde mit Gott stehende Haus Jsrael nunmehr zum Abschluß gekommen ist und seine Vollzahl erreicht hat. »Wie Gott als Schöpfer und Geschichtsbildner alles in das Maß der Zahl gefaßt hat und in den Zahlen der Dinge und Geschehnisse eine geheime Zahlensymbolik herrscht, in welcher göttliche Ver« hältnisse und Gedanken sich abprägeiu so fassen auch die biblischen Geschichtsschreiber den Geschichtsstoff in den Rahmen bedeutsamer Zahlen« Vgl. Matth. 1, 17. III— U. 28 —Iap. 47, 12. Zu Egypteiig Grenze an- gelangt, schitiit Darob den åduda voraus, das; er das Land Gasen von Joseph sich anweisen lasse. Als et dann daselbst eingezogen, lioiiiint Joseph zu seiner Begriiskung herbei und weint lange an seinem Halse; daraus ertheilt er den Brüdern Instruktion, wie sie Phora-i gegenüber sich verhalten sollen, stellt diesem siins von ihnen, sowie seinen greisen Unter« vor, und versorgt nun, naihdem der König Gasen als Wohnsitz bemilligt hat, die Sei- nigen während der noih übrigen Lbahre der slheurung 28. Und et lnach der 40—50 Meilen wei- ten Reise nunmehr an der Grenze Egyptens stehend] sandte Jiida vor ihm hin zu Joseph, daß er ihn anweisete zu Gosen [ihm denjenigen Landstrich nä- her bezeichnete, wo er der Einladung Kap. 45, 10 gemäß Wohnung nehmen sollte]; und [nachdem denn dieser die nöthige Weisung empfangen und die Herberge bestellt hatte Joh. 14, 2 f.] kamen [die Kinder Jsrael] in das Land Gosen. 29. Da spannete Joseph seinen Wagen an und zog svon der, einige Meilen südwestlich gelege- nen Residenzstadt Memphis] hinauf feinem Vater Jsrael entgegen gen Gosen. Und da er ihn sahe, fiel er ihm um feinen Hals, und ioeinete [nach 22 Jahren der Trennung und voll großer Bewegung über die wunderbaren Führungen Gottes, die ihm den Vater wiedergegeben] lange an feinem Halse. 30. Da sprach Jsrael zu Joseph: Jch ioill nun gerne sterben, nachdem ich dein Angesicht ge- sehen habe, daß du noch lebest. 142 1. Mose 46, 31—34. 47, 1—17. ,,Jch frage nichts nach allen Schähen Egyptens, ja der ganzen Welt. Warest du auch der Aermste und Elendste, sollte mir doch nichts so lieb sein, als daß ich dein Angesicht sehe; nun will ich gern und fröhlich ster- ben« (Luther.) Jacobs Aeußerung: »Jck) will nun gerne sterben« zeigt uns, daß den Vätern des alten Bundes der Scheol oder die Unterwelt nur so lange ein düsteres Gebiet war, als sie befürchteten, hinabsteigen zu müssen, bevor sie »die Fülle der beruhigenden Zeichen der Gnade und Freundlichkeit Gottes« gesehen. Hatten sie aber diese gesehen, dann starben sie gern, legten sich schlafen oder gingen hin zu ihren Vätern. Die altteftamentliche Ster- bensfreudigkeit ist also eine »Hingebung auf Hoffnung« 31. Joseph [nun, weil der König von Egyp- ten zwar im Allgemeinen die Seinen in sein Land eingeladen, aber über den Ort der Niederlassung selbst noch nichts bestimmt hatte Katz. 45, 17——20] sprach zu seinen Vrudern uiid zu seines Vaters Hause: Jch will sehe ihr euch wirklich hier nieder- lasset, zuvor noch die königliche Erlaubniß dazu austvirken und deshalb] hinaufziehen, und» Pharao ansagen, und zu ihm sprechen: Meine Bruder und meines Vaters Haus ist zu mir kommen aus dem Lande Eanaan kwie du befohlen hast]. 32.« Und sind Viehhirten, denn es sind Leute, die uiit Vieh umgehen [und keine andere Beschäftp gung haben]; ihr klein und groß Vieh, und alles, ’ was sie haben, haben sie mitbracht [um hier im Lande für längere Zeit zu bleiben. Da möchte denn ein geeigneter Ort der Niederlassung für sie ausfindig gemacht werden]. 33. Wenn euch nun Pharao wird rufen Uich vorstellen lassen], und [zu euch] sagen: Was ist eure Nahrung? 34. So sollt ihr sganz frei und offen euren Stand bekennen und] sagen: Deine Knechte sind Leute, die mit Vieh umgehen von unserer Jugend auf bisher, beide wir und unsere Vä- ter; auf daß ihr wohnen mbget im Lande Gosen [auf daß Pharao für Gosen sich entscheide. Das aber wird er ohne Zweifel thun, wenn ihr recht be- stimmt euren Nomadenftand hervorhebt]. Denn was Vtehhitten sind, das ist [aus religiösen Gründen Kap. 43, 32] den Eghptern ein Greuel kder König muß also darauf denken, das; er euch da unter- bringe, wo ihr mit seinem Volke, um demselben nicht ein Gegenstand des Aergernisses zu werden, möglichst wenig in Berührung kommt. Das aber ist eben in Gosen der Fall, und ihr könnt ja seine Aufmerksamkeit auf diesen Landstrich noch besonders durch eine ausdrückliche Bitte um Ueber- lassung desselben hinlenken Kap. 47, 4]. Die Jnftruction, welche Joseph seinen Brüdern giebt, vereinigt in großartiger Weise Aufrichtigkeit und kluge Berechnung. Seine Brüder sollen sich offen zu ihrem Stande bekennen, ja Joseph geht ihnen darinnen bei Pha- rao voran (Kap. 47, 1), obschon nach seiner eigenen Er- klärung die Viehhirten den Egyptern ein Gräuel, d. h. eine unreine Kaste sind. Sie sollen aber durch diese osfene Erklärung den irdischen Vortheil erlangen, daß ihnen das zurViehzucht besonders geeigneteLand Gosen an- gewiesen wird, und zugleich den theokratisch-geisti- gen Vortheil, das; sie in Egypten wohnen und doch durch den Kastenunterschied gesichert werdewgegen alle Vermischung mit den Egypterw Joseph, dieser uralte Politikey hat demnach schon die Wahrheit klar erfaßt, daß die höchste und reinste Ehrlichkeit und Offenheitzugleich die höchste Klugheit ist. (P. Lange) Wahrhaftig ist naht:- haftig; geradezu macht gute Reiter. (Herberger.) Das 47. Kapitel. Jacoli wohnt im Hunde. Hosen. Yie Fheiirung ist grofz in Egypteiu 1. Da kam Joseph [wie er sich vorgenommen] und sagete es Pharao an, und sprach: Mein Vater und meine Bruder, ihr klein und groß Vieh, und alles, was sie haben, sind kommen aus dem Lande Canaanz iind siehe, sie sind im Lande Gosen fund warten dort auf weiteren Befehl, wo sie nach deinem Willen sich sollen niederlassen]. · » 2. Und er nahm [da der König die Seinigen zu sehen begehrte, und doch die Zahl derselben zu groß war, um sie alle vorzustellen] feiner jungsten Brüder [wörtlich: von dem Ende d. i. aus der Reihe oder von der Gefammtheit seiner Brüder] fünf [denn das war in Eghpten die besonders be- liebte und geläufige Zahl Katz. 41, 34; 43, 34; 45, 22; Jes. 19, 18]. Und stellete sie vor Pharao Der vorzugsweise Gebrauch dieser Zahl erklärt sich wohl daher, daß die Egypter 5 Planeten annahmen, wie sie denn die Fünfzahl auch mit dem Zeichen eines Sternes sollen ausgedrückt haben. (Knobel.) » 3. Da sprach Pharao zu seinen Vrnderm Was ist eure Nahrung? Sie antworteten: Deine Knechte sind Viehhirten, wir und unsere Vater [Kap. 46, 33 f.]. · » 4. Und sagten weiter zu YharaoF Wir sind kommen, bei euch zu wohnen [eine Zeit lang als Fremdlinge und Beifassen uns aufzuhalten] tm Lande; denn deine Knechte haben nicht Weide sur ihr Vieh, so hart drücket die Theuerung das Land Eanaanz so laß doch nun deine Knechte im Lande Gosen wohnen. Gosen, das östlichste Grenzland Egyptens, heutzutage es scharkjyelu d. i. dieöstliche Provinz genannt, reichte östlich an die nach Philistäa führende Wüste des peträi- schen Arabiens, westlich bis an den tanitischen Nilarm, südlich bis On oder Heliopolisz es bestand theils aus Step- pen, die nur zu Viehweiden tauglich, theils aus frucht- barem, durch die Nilüberfchweminiingen bewäfsertem Ackerland, und ist noch jetzt Egyptens beste und am höchsten geschätzte Provinz. Die Hauptstadt war Raem - fes (Heroopolis = Heldenstadyz davon hieß der ganze Landstrich auch Raemses, und in der Umgebung die- ser Stadt, wo Pharao Krongtiter besaß, haben die Kin- der Jsrael zuerst sich angesiedelt (V. 11), bis sie dann über das ganze Land sich ausbreiteten und mit den Egyp- tern in nähere Berührung kamen. · b. Pharao [nachdem er die Fünf aus der Audienz entlassen hatte] sprach» zu Joseph: Es ist dein Vater, und sind deine Bruder, die sind zu dir s kommen fund um deinetwillen will ich denn gern Jacob im Lande Gosen. Umgestaltung der staatswirthschaftlichen Verhältnisse Eghptens. 143 ihnen willfahren und sie bei uns wohnen lassen]. s. Das Land Egypten [nun, wie ich schon früher gesagt habe Kap. 45, 18] steht dir offen, laß sie am besten Ort des Landes wohnen, laß sie [wie sie gebeten haben V. 4] im Lande Gosen wohnen; und so du weißest, daß Leute unter ihnen sind, die tüchtig sihres Faches besonders kundig] sind, so fehle sie [den Hirten] aber mein Vieh [das in diesem Landstrich weidet, zu OberaufsehernL 7. Joseph brachte [darnach, vielleicht etliche Tage später, als Jaeob von den Beschwerden der Reise sich wieder erholt hatte] auch seinen Vater Jacob hinein, und stellete ihn l»den Mann des ge- lobten Landes, der in Egypten dastand wie eine Ruine einer anderen, nun abgelaufenen Zeit«] vor Pharau Und Jacob [Krone gegen Krone —- die goldene auf Pharaos, die silberne des grauen Haars aufJacobs Haupt] segnete lbeim Eintreten] den Phatao [im Bewußtsein seines Berufs, ein Segen zu werden für alle Völker Kap. 1Z 2]. 8. Pharao aber [wie man hochbejahrte Greise ja gern nach ihrem Alter fragt, sie dadurch zu Mittheilungen über ihre Lebensschicksale zu veran- lassen] fragte Jacob: Wie alt bist du? · b. Jakob sprach zu Pharao: Die Zeit meiner Wallfahrt 39, 13; 119, 19; Hebt-«. 11, 13 bis 161 ist hundert uud dreißig Jahr; wenig und böse ist die Zeit meines Lebens, und langet nicht an die Zeit meiner Väter in ihrer Wallfahrt »Ich könnte weit rüstiger und munterer sein, wenn ich mein Alter mit dem eines Abraham (25, 7) und Jsaak (35, 28) vergleiche; aber es hat sich so viel Trübsal und Kümmernis; auf mich gehäuft, das; ich vor der Zeit gebeugt und abgelebt dastehe.« Jacob spricht von seinem Lebensalter wie von einer abgelaufenenZeihdies er- klärt sich aus seiner gehobenen Stimmung, er ist schon zum Sterben bereit. —— Er hatte noch einen gar lieblichen Feier- abend seines« mühseligen und kummervollen Lebens erreicht; aber es hieß bei ihm: «Jch vergesse, was dahinten ist, und strecke mich zu dem, das vornen ist«« (Heim.) 10. Und Jacob segnete den Pharao [verab- schiedete sich von dem König, nachdem dieser noch weiter sich mit ihm unterredet hatte, mit einem abermaligen Segenswunsch, ihm damit für die seinem Hause erwiesene leibliche Wohlthat sein Geistliches mittheilend Röm. 15, 27 ; 1. Cor. 9, 11], und ging heraus von ihm. 11. Aber Joseph [da er nunmehr von dem König unbeschränkte Pollmacht erlangt hatte] schaffte seinem Vater und· seinen Brudern Wohnung, und gab ihnen [um sie ansäszig zu machen und den Uebergang vom bloßen Nomadisiren zu einer seß- haften Lebensart bei ihnen anzubahnen] ein Gut sfestes Eigenthum an Ländereienj in Egypteuland am besten Qrt des Landes, nämlich im Lande Ram- sis, wie Pharao [V. s] geboten hatte. » Der Uebergang vom Nomadenleben zuin Ackerbau, wie schwerer auch sonst zu erklären sein mag, war wenig- stens nirgends leichter als in Egyptem wo die Feldarbeit meist gar keine Mühe erforderte und man fast nur den Samen auszustreuen brauchte, um zu ernten. (Heeren.) Die Fruchtbarkeit der Provinz Scharkiyeh hat ihren Grund darin, daß das Land von Kanälen durchschnitten wird, während die Oberfläche des Bodens sich viel weniger über den Spiegel des Nil erhebt, als in anderen Gegen- den, und deshalb viel leichter bewässert werden kann. (Robinson.) 12. Und er versorgte seinen Vater sebenso viele Jahre, als dieser einst ihn versorgt hatte V. 28, vgl. Kap. 37, 2], und seine Briidcrznnd »das ganze Haus seines Vaters [mit Brot-J; einen 1eglichen, nachdem er Kinder hatte. Während Joseph also an dem Vater nach I. Tim. 5, 4- »den Eltern Gleiches vergelten« —- handelte, vergalt er den Brüdern Böses mit Gutem (1. Perris, J) und ward seinen vormaligen Verderbern, die ihn, wenn Gott es nicht anders gelenkt hätte, in der Grube wohl hätten verhungern lassen, ein Erhalter ihres Lebens (Sir. 49, 17). IV— Zu. 13—26. Während so Jakobs Thau-i lieinen" Wange! leidet, driinit die dlheuerung Eghpten und die umliegenden Länder immer schwerer. Die Ggnpter bringen zuerst ihr Geld, dann ihr Vieh, um Speise ku kaufen; da aber die hloth noch ferner anhält, bieten sie sich selbst und ihre Liindereien als Ilreig an, siir den Joseph ihnen Brod und Saailiorn ablassen soll. Dieser« geht darauf ein und beliommt so Gelegenheit, die ganzen staat-mitth- sstiastlichen Verhältnisse Egnpteng in kiuettimiiskiger weise umzugestaltem 13. Es war aber fgleichwie schon die 2 Jahre daher Kap. 41, 53 ff., so auch während der fol- genden 5 Jahre Kap. 45, 11] kein Brod in alleu Landen; denn die Theuerung war fast siehe] schwer, daß das Land Eghpten und [das benachbarte] Ca- naan [aus welchem die Kinder Jsrael nun glücklich herüber gerettet waren, noch ehe die Zeit kam, wo man dort nicht einmal Geld mehr hatte, um in Egypten zn kaufen] verschmachteten vor der Thea- rung [in Folge derselben ganz von Kräften kamen]- 14. Und Joseph brachte alles Geld zusammen, das in Egypten und Canaan funden ward, um das Getreide, das sie kaufteii; und Joseph that alles Geld in das Hans sdie Schatzkammerj Pharam Eine große Unbescholtenheit, unter so großen Geld- haufen reine Hände zu behalten. (Calvin). 15. Da nun Geld gebrach im Lande Eghpten und Canaan, kamen alle Egypter zu Joseph, und sprachen: Schasse uns Brod. Warum lässest du uns vor dir [da du unsere Noth ja siehest und Mittel hast, ihr abzuhelfen] sterben, darum, daß wir ohne Geld sind? 16. Joseph sder nicht Eigenthumshery sondern nur Haushalter über die aufgehäuften Getreide- vorräthe war, auch wohl wußte, was für ein Ding es ist um den großen Haufen -— ,,wenn man ihm eine Hand breit erlaubt, so nimmt er 24 Ellen«] sprach: Schasfet euer Vieh her, so will ich euch um das Vieh geben, weil ihr ohne Geld seid. 17. Da brachten sie Joseph ihr Vieh; uiid er gab ihnen Brod um ihre Pferde, Schafe, Rin- der und Esel. Also erniihrete er sie mit Brod åziishsahr [das sechste der Theuerungj um alle ihr c . 144 I. Mose 47, 18—31. 48, 1—4. 18. Da das Jahr um war, kamen sie zu ihm im andern kdaraiif folgenden] Jahr, nnd sprachen zu ihm: Wir wollen [dir] unserm Herrn sin dessen Gewalt wir sind] nicht verbergen, daß nicht allein das Geld, sondern auch alles Vieh dahin ist zu unserm Herrn; und ist nichts mehr iibrig vor unserm Herrn [das wir unserm Herrn anbieten könnten], denn nur unsere Leiber und unser Feld. 19. Warum liissest du uns vor dir sterben, und unser Feld swarum solltest du aber deshalb, weil wir weder Geld noch Vieh mehr haben, uns selber sterben und unser Feld umkommen lassen]2 Kaufe uns nnd unser Land ums Brod, daß wir und unser Land leibeigeu seien dem Pharaoz gieb uns Samen, daß wir leben und nicht sterben, und das Feld nicht verwilste [wir selbst für unsere Person wollen hörige Leute des Pharao werden, und von unsern Aeckern, Gärten und Wiesen wollen wir nicht mehr selbstständige Besitzer sein, sondern sie künftig zu Lehen tragen von dem König; dafür gieb uns denn Korn zu Speise fjir uns und unsre Familie und zu Samen für unsere Felder, damit diese nicht unbestellt liegen bleiben müssen und wir nicht sterben vor Hunger] 20. Also kaufte Joseph [auf das Anerbieten eingehend] dem Pharao das ganze Eghpten [ver- schaffte ihm das Eigenthumsrecht über den sämmt- lichen Grundbesitz in Egyptenj Denn die Eghpter verkanften ein jeglicher seinen Acker ltraten in ein Lehnsverhältniß zu dem König ein, wodurch dieser die Verpflichtung übernahm, sie mit Brod- und Saatkorn zu versorgen], denn die Theurung war zu stark über sie. Und ward also das Land Pharao eigen. ·21. Und» er theilete das Volk aus in die Stadte, von einem Orte Egvptens bis an’s andere. Joseph ließ also das nun besihlos und hörig gewordene Volk, das bisher zerstreut im ganzen Lande gewohnt, in die Städte ziehen, um von hier aus erst eine planmäßige neue Vertheilung des Grund und Bodens nach Art unserer jetzigen Separationen vorzunehmen, ihn dann aber gegen einen jährlichen Grundzins V. 24 wieder austhun, so daß alle die bisherigen selbstständigen Ländereibesiizer nunmehr zinspflichtige Kronbauern wurden. »22. Ausgenommen der Priester Feld sdie der Priesterkaste gehörigen Ländereien]», das kaufte er nicht; denn es war von»Pharao sur die Priester verordnet, daß sie sich nahren sollten von dem Be- nannten, das er ihnen gegeben hatte; darum durf- ten sie ihr Feld nicht verkaufen. Die Priester bekamen vom König ein feststehendes Deputat an Brod, Fleisch und Korn, das ihnen natür- lich auch während der Hungersnoth verabreicht werden mußte; daher waren sie nicht genöthigt, ihre Lündereien ebenfalls zu verkaufen, sondern behielten sie auch ferner als zinsfreies Eigenthum. 23. Da sprach Joseph zu dem Voll sals er es in den Städten zusammengezogen und die neue Vertheilung des Bodens ausgeführt hatte, um jetzt, bei der Uebergabe der verschiedenen Meiereien an die einzelnen Lehnsträger, das nunmehrige Rechtsverhältnis ausdrücklich zu beurkunden] : Siehe, ich habe heute gekauft euch und euer Feld dem Pharaoz siehe, da habt ihr Samen, und bescict [damit] dad Feld [für dies Jahr]. 24. Und von dem [einzuerntenden] Geireide sollt ihr spann] den Fiinften Pharao kals jährlichen Grundzinsj geben; vier Theile [dagegen] sollen euer sein, [theils damit ihr künftig selber Samen habt] zu bescien das Feld, [theils] zu eurer Speise, nnd [zur Speise] sur euer Haus und Kinder. 25; Sie sprachen smit der neuen Einrichtung Wohl zuftiedeids Laß uns nur leben, und Gnade vor dir, unserm Herrn, finden; wir wollen gerne Pharao leibeigeu khörig und ziniZpfIichtigJ sein. Was hier von Josephs Umgestaltung der bisherigen staatswirthsehaftlichen Verhältnisse Egyptens erzählt wird, stimmt mit allen sonstigen Nachrichtem welche bei den weltlichen Geschichtsschreibern sich vorfinden, überein; nur wird die neue Einrichtung meist dem König Sesostris zugeschrieben Aber die er Sesostris ist nach den Ergeb- nissen der neueren Geschichtsforschung mehr eine sagen- hafte Person, auf die man überhaupt alle durchgreifenden Maßregeln und Erfolge der alten Pharonen zurückgeführt hat. —- Die Einrichtung selbst nun anlangend, so war sie keineswegs für die Landesbewohner eine Härte; denn diese hatten schon vorher, als sie noch selbststän- dige Besitzer waren, eine Abgabe an den König zu ent- richten gehabt (Kap. 41, 34 ff. 48 sf.), nur daß letztere hinfort nicht mehr willkürlich, sondern ein für alle Mal fest bestimmt war, und sie war bei dem mehr als 30fachen Ertrage, den in Egypten das Land einbrachte, gewiß sehr mäßig. Die Maßregel war aber auch auf der andern Seite eine große Wohlthatz denn die jetzige Noth wäre vielleicht nicht so schlimm geworden, wenn die Be- wässerung des Bodens mit Hilfe von planmäßig und regelrecht angelegten Kanälen schon hinlänglich bewirkt gewesen wäre. Eine solche Regelung war aber wegen der in Kap. 41, 4 Anm. beschriebenen Ueberschwemmungen des Nil, von welchen die Fruchtbarkeit des Landes haupt- sächlich abhing, für die Zukunft durchaus nothwendig; sie konnte nur dann durchgeführt werden, wenn der sämmt- liche Grundbesitz in Einer Hand, in der des Staatsober- hauptes sich befand. Daß nun Joseph das Bewässerungs- und Kanalsystem nachher wirklich in Angriff genommen hat, zeigt der Name, den der Hauptkanal jetzt noch führt, nämlich Bahr Yüsef (Josephs-Kanal). Endlich war durch die alljährliche Erhebung eines festftehenden Grundziiises dem König nicht nur möglich gemacht, ein stehendes Heer zu unterhalten, mit dessen Hilfe er das Land gegen räuberische Einfälle von außen schützte, sowie durch son- stige Einrichtungen den Wohlstand seines Volkes zu för- dernz sondern es war damit Josephs Maßnahme, wo- durch er den Nothftänden in den 7 theuren Jahren gewehrt hatte, zu einer bleibenden gemacht. Forthin bestanden in den Städtenxkönigliche Kornmagazine, die alljährlich von Neuem sich füllten und für Jahre des Mißwachses Aushilfe boten. 26. Also machte Joseph ihnen ein Geseß bis auf diesen Tag uber der Eghpter Feld, den Faus- ten Fpharao zu geben; ausgenommen der Priester Feld, das ward nicht eigen Pharau Das Verhältniß, in welches hiermit die Egypter zu ihrem sichtbaren König traten, hat vorbildliche Bedeutung für dasjenige Verhältniß, in welchem hernach die Kinder Jsrael zu Jehova, ihrem unsichtbaren König, standen. Jacob nimmt von Joseph einen Eid, daß er seine Gebeine in Canaan begrabe. Auch Er, der HErr, war der eigentliche Eigenthumsherr des Landes Canaan, und die Kinder Israel in Betreff ihrer Besitzungen nur seine Lehensträger (3. M. 25, 23). An diesen ihren Lehnsherrn hatten sie denn ebenfalls den Ftinften abzugeben: einmal den, den Priestern und Le- viten ausgesetzten Zehent (4. M. 18, 24); und dann den, zu Opfermahlzeiten an hohen Festen zu verwendenden Zehent (5. M. 14, 22 ff. Anm·). I- In. 27—31. illa-h einer lkurzen Zlebersisijt iiber die siebzehn Jahre, die Darob in Zllesopotamien gewohnt« hat, geht die Erzählung zu seinen letzten Leben-tagen über. ZIa er sein Ende nahe fühlt, läßt er Joseph zu sitt) entbieten und nimmt einen Gid von ihm, dasz er seine Gebeine nitht in Ägypten, sondern in Ganaan werde begraben lassen. 27. Also [wie V. 11, f. erzählt worden] wohnete Israel fmit seinem ganzen Hause] in Egppten [nämlich] im Lande Gosen, und hatten es inne [waren durch das ihnen angewiesene Gut ansäßig darin], Und wuchsen [wie Gott Kap. 46, 3 verheißen hatte], und mehteten sich [noch bei Jacobs Lebzeiten] sehr [vollends aber in den nachfolgenden Zeiten 2. M. 1, 6 f.]. 28. Und Jacob lebte siebcnzehn Jahr in Egyp- ten [2298——2315 n. Erschaff der Welt], daß sein ganzes Alter ward hundert und sieben und vierzig c! c. hMit dem Tode Jakobs geht es anders zu, als mit dem Tod der beiden Väter. Diese sterben, nachdem sie fchon, lange zuvor den Platz geräumt haben, und der Faden, der durch ihr Leben abgerissen wird, fchon längst wieder angeknüpft ist; darum wird ihr Tod nur als ein einfaches Faktum berichtet. Jacob stirbt aber als der letzte der Patriarchem und sein Tod ist der Schluß dieser Anfangsgeschichte Außerdem stirbt er im fremden Lande, während sich sein Haus gleichfalls außerhalb des verheißenen Landes befindet. Das macht seinen Tod zu einem wichtigen Schlußakhder manches ftir die neue dunkle Zukunft einzu- leiten hat. Deshalb wird sein Tod fchon im Voraus angekün- digt, und er hat eben im Angesicht des Todes noch wich- tige Dinge anzuordnen. (Baumgarten.) 29. Da nun die Zeit herbeikam, daß Israel sterben sollte, rief er seinem Sohn Joseph, und sprach zu ihm [nicht aus väterlicher Machtvollkow menheit ihm befehlend, sondern in Anerkennung der von Gott ihm verliehenen hohen Stellung ihn wie ein Untergebener seinen Vorgesetzten bittend]: Hab ich Gnade vor dir funden, so lege deine Hand unter meine Hüfte [Kap. 24, 2 und versprich mir feierlichL daß du die Liebe und Treue an mir thust, und begrabest mich [wenn ich nun werde gestorben sein] nicht in Egyptenz » 30. Sondern ich will liegen bei meinen Vatern [im Lande der Verheißung], und du sollst Deshalb] mich aus Egypten führen, und in ihrem Begräbnis [in der Höhle Makpela bei Hebron Kap. 49, 29 ff.] begraben. Er sprach: Jch will thun, wie du ge- sagt hast. » » · 31. Er aber sprach: So schwore mir sdamit du hernach auf diesen mir geleisteten Eid vor Pha- rao dich berufen und seine Erlaubniß desto sicherer ausivirken könnest Kost. 50, 5]· lind et« schwilt Dächseks Bibelwetb 3- Aufl. 145 ihm. Da neigete sich Israel sder während der Verhandlung mit Joseph aufrecht im Bette da- gesessen hatte 27, 19; 48, 2·, aber dazu sich zu schwach fühlte, jetzt auch noch ganz aufzustehen und sich zu Boden zu werfen, um Gott für die Gnade, die in der Erfüllung seines letzten Wunsches ihm zu Theil geworden, zu danken] auf dem Bette zu den Hiiupten [gegen das Kopfende des Bettes, d. h. er wendete sich im Bette um und streckte die Hände, das Antlitz aufwärts gekehrt, nach oben zu anbetend aus 1. Kön. 1, 47]. Hiermit ist zugleich ausgedrückt, daß Jaeob betend von der Welt und den Menschen sich abwendet zu Gott, wie der Priester ein ähnliches sich Abwenden und Zu- wenden am Altare symbolisch darstellt. (P. Lange) Diese großen heiligen Männer und Helden der Kirche und Ge- meinde Gottes haben an der Unsterblichkeit der Seelen s nicht gezweifelt; darum sind sie des Begräbnisses halben so sorgfältig gewesen. Denn wo der heilige Geist das- selbe in ihnen nicht fest und gewiß gelehrt hätte, so wäre es überflüssig gewesen, daß sie so gar genau wollten dafür gesorgt haben, wie oder wo ihr Leib möchte be- graben werden, als welcher am Menschen der aller-ge- ringste Theil ist. (Luther.) Das 48. Kapitel. Jakobs Testament wegen Eplsraim und Ztlanassm II. U. 1—22. Einige Zeit später wird dem Joseph gemeldet, das; sein Vater« nranb sei; er begiebt sitt; mit seinen beiden Zähnen zu ihm, nnd dieser ertheilt ihnen den patriarchalischen Segen, wobei er sie an Kindes-statt annimmt, dem jüngeren aber den Vorzug vor dem älte- ren widerfahren lässt. 1. Daknach seinige Zeit nach der Verhandlung Kap. 47, 29 sf., bei welcher Jacob, von Alter ge- drückt, seine baldige Auflösung zwar ahnete, aber doch derselben noch nicht unmittelbar entgegenging] ward Joseph [wohl durch Boten, die Jacob selber an ihn abordnete] gesagt: Siehe, dein Vater ist krank. Und er nahm mit sich seine beiden [über 20 Jahr alten] Söhne, Manasse und Ephraim [denn so hatte es der Vater, der die Enkel noch vor seinem Ende segnen und der Bürgerschaft Israel, außerhalb welcher sie bisher gestanden Eph. 2, 12., einverleiben wollte, fchon früher mit ihm verabredet] , 2. Da ward es Jakob angesagt- Siehe, dein Sohn Joseph kommt zu dir. Und Israel machte sich stark [nahm seine schwachen Kräfte zusammen], und setzte sich im Bette [um das Werk, das er sich vor- genommen, in gebührender Stellung zu verrichten], 3. Und sptach zu Joseph sda dieser mit seinen Söhnen nun eingetreten war]: Der allntächtige Gott erschien mir svor nunmehr 70 Jahren] zu Las, im Lande Eanaan sals ich nach Mesvpvtctmiev zog zu Bethuels, meiner Mutter Vaters Haus Kap. 28], und segnete mich, 4. Und sprach zu mir [vgl. Kap. 35, 11f.]: Siehe, ich will dich wachsen lassen, und mehren, A. T. I. I. 10 146 1. Mose 48, 5—22. . und will dich zum Haufen Volks machen; uiid will dies Land zu eigen geben deinem Samen nach dir ewiglich. Z. So sollen nun [kraft der Vollmacht, die Gott mir damals gegeben, als Patriarch über die Zukunft seines erwählten Geschlechtes zu verfügen] deine zween Söhne, Ephraim und Manasse, die dir geboren siud in Eghptenland, ehe ich herein kommen bin zu dir [Kap. 41, 50 ff.], mein sein, gleichwie Ruben und Simeon [meiiien eigenen beiden Erstgeborenen gleichstehen und an Kindes Statt hiermit von mir angenommen sein]. 6.- Welche du aber nach ihnen zeugest, sollen dein sein [für deine Kinder gelten, also keine be- sonderen Stämme, sondern nur gewöhnliche Ge- schlechter begründen] und genannt werden, wie ihre Brüder in ihrem Erbtheil [und zwar sollen ihre Geschlechter zu den beiden Stämmen ihrer Brüder, Ephraim und Manasse, zählen]. Ob Joseph wirklich noch andere Söhne gezeugt habe, wird in der heil. Schrift nicht weiter berichtet. Vielleicht aber sind in den 4. M. 26, 28 sf.; 1- Chr. 8, 14 ff. aufgezählten Geschlechtern Ephraims und Manasses solchemachgeborene Söhne Josephs mit enthalten. 7. Und da ich aus Mesopotamien kam, starb mir Rahel sdas Weib meines Herzens, an die dein Anblick mich jetzt, wo ich selbst dem Tode entgegen- gehe, so lebhaft erinnert] im Lande Canaan, auf dem Wege, da noch ein Feldwegs war gen Ephrath, und ich begrub sie daselbst aii dem Wege Ephrath, die nun Bethlehem heißt [Kap. 35, 16 ff.]. Deine Erhöhung zum Retter meines Hauses, will Jaeob mit dieser Angabe ausdrücken, hat sie nicht erlebt; aber ich habe das Andenken der Frühvolleiideten jetzt damit geehrt, daß ich deine beiden Söhne als meine unmittel- baren Söhne von ihr ansehe und sie den beiden Erst- geborenen Lea’s V. 5 gleichstelle. 8. Und Israel sahe die Söhne Josephs sblickte auf nach ihnen, weil er nunmehr mit ihnen ver- handeln wollte] und sptach [nicht, als habe er von selber nicht gewußt, wer außer Joseph bei ihm in dem Zimmer sei, sondern um den Akt der Segens- sprechung auf feierliche Weise einzuleiten Kap. 27, 24]: Wer sind die? Si. Joseph antwortete seinem Vater: Es sind meine Söhne, die mir Gott hie gegeben hat [Kap. Bis, 5]. Er sprach: Bringe sie her zii mir, daß ich sie segne. » « · 10. Denn die Aiigeii Jsrael waren [ivie einst die seines Vaters 27, 1] dunkel worden vor Alter, und konnte nicht wohl sehen set mußte also die beiden Jünglinge dicht bei sich haben, wenn er an ihrem Anblick sich weiden und so zur Ertheilung des Segens sich bereiten wollte]. Und er [Joseph] btachie sie zu ihm siind stellte sie zwischen seines Vaters Kniee, damit dieser sie ganz nahe bei sich hätte) Er aber kiissete sie, nnd herzete sie [Mark. 10, 16], 11. Und sprach zu Joseph: Siehe, ich habe dein Angesicht gesehen, deß ich nicht gedacht hatte [denn ich meinte, ein böses Thier habe dich ge- fressen Kap. 37, 3z3]; und siehe, Gott hat s[iiicht allein die Freude mir bescheert, dich wieder zu sehen, sondern] mich auch deinen Samen sehen lassen LE- Renschliches Denken, göttliches Lenkenl Eph. Z, is. und Joseph niiini sieoiii seinem Schpos [von zwischen Jaeobs Knie-en, wo»sie ge- standen; denn an dem Verklärten Angesicht des Vaters erkannte er, das; dieser jetzt innerlich vom Geiste Gottes gehoben und erleuchtet, und also der Augenblick des feierlichen Segnens gekommen sei], und iieigete sich smit ihnen] zur Erde gegen sein Angesicht. » 13. Da [nachdem er so zur Emvfangnahme des Segens durch Anbetung Gottes sich gerüstet hatte] nahm sie Joseph beide, Ephraimiii seine rechte Hand gegen Jsraels sder ihm gegenüber saß] linke Hand,,und Manasse iii seine linke Hand ge- gen Jsraels rechte Hand siveil er nicht anders meinete, als daß dem Erftgeborenen das größere Theil des patriarchalischen Segens gebühre und dieser daher bei der nun folgenden Handauflegung unter die rechte Hand des Patriarchen gestellt Werden müfselx nnd brachte sie zii ihm. 14. Aber Israel streckte seine rechte Hand aus, und legte sie [nicht auf des ihr gegenübergestellten Manasse,· sondern] auf Ephlaims, des Jungsieth Haupt, nnd sdagegeiij seine linke auf Maiiasses Haupt« [so daß seine Hände kreuzweis zu liegen kamen]; und that wissend also mit seinen Hunden, denn Manasse war der Erstgeborene [dem aber ivollte er aus Eingebung des heil. Geistes, der ihn Jetzt erfüllte, den Hauptsegen nicht geben, son- dern Ephraim, darum mußte er die Hände kreuzen’l«’k]. V) Die Handauflegung kommt hier zum ersten Mal vor; später ist sie ein häufiger gebrauchtes Sinnbild 1) bei Segnungen Matth. 19, 13. 15; 2) bei Kranken- heilungen Mark. 5, 23; 7, 32; Apostg 28, 8 u. s. w. Z) bei Geistesmittheilungen Apostg. 8, 17 ; 19, S; 4) bei Weihungen zu einem Amte 4. M. 27, 18 sf.; Apostg. 6,6; 13, Z; 1.Tim. 4, 14z 5,22; oder aber Z) bei Weihungen zum Tode, und zwar a) der Opserthiere 2. M. 29, 10; 3- M. 1, 4; B, 2.; 4. 15; IS, 21 und b) der Ver- urtheilten Z· M. 24, 145 Hist. v. d. Sus. V. 34. — »Der Hand ist die executive (ausübende) Gewalt der Seele vorzugsweise anvertraut; sie leitet die höchsten Jdeen aus der Werkstätte der Gedanken in das Reich der Er- scheinungen. » her, um Krankheiten zu heilen und Segen oder Fluch wirksam auf Andere zu übertragen. (Passavaiit.) Vgl. Annispzu Z. Mose I, 4. · «) Ohne Zweifel damit zu deuten auf den Ursprung alles wahren Segens, welcher in dem Kreuzestode des Messias zu suchen; denn da er am Kreuz ein Fluch für uns worden, so ist damit der Segen wieder auf uns kommen. (Rambach.) Jn Nachahmuiig dieser Segnungsweise Ja· cobs reichte einst der sei. Bischof Dr. Dräseke dem Her- ausgeber und einein ihm befreundeten Candidaten kreuz- weis die Hände mit den Worten: Gott in Christo, das ist eure Dogmatik Glaubenslehre« und Christus in euch, das ist eure Ethik (Sittenlehre). Daher bediente man sich ihrer von früh Jacobs Testament wegen Ephraim und Manasse. 15. Und er segnete Joseph [in seinen Kindern] und sprach: [Der] Gott, vor dem meine Väter, Abraham und Jsaak [als ihren Gott ihn fürchtend nnd ihm dienend Kap. 17, 1] gewandelt haben, [der] Gott, der mich mein Lebenlang erncihret sals Hirt Pf. 23, 1; 28, 9 geleitet und versorgt] hat, bis auf diesen Tag, 16. Der Engel sseines Angesichts 2. M. 33, 14 Anm.], der mich erlbset hat von allem Uebel sdas je und je mich betroffen Kap. 27, 41; 28, 5; 31, I bis 33, G; 34, 30——35, S; 37, 32 ff.; 45, 26 ff.], der segne die Knaben, daß sie sdie im fremden Lande geboren] nach meinem, und nach meiner Väter, Abrahams und Jsaaks Namen genannt [für meine und meiner Väter» Kinder ebensowohl, wie die von mir erzeugten Söhne geachtet] werden, [und] daß sie [nun, weil dem Stamme der Patriarchen eingepfropfh der diesen gegebenen Verheißung gemäß] wachsen und viel werden auf Erden [inmitten des Landes, nämlich Canaan]. In dieser Stelle liegt eine Vorahnung des Geheim- nisses der heil. Dreieinigkeit. Obgleich nicht drei Personen, sondern nur Gott und der Engel unterschieden werden, so ist doch Gott auf dreifache Weise bezeichnet, und diese dreifache Bezeichnung wird dann durch den Gebrauch des Singular bei dem Zeitwort in die Einheit des gött- lichen Wesens aufgehoben. 17. Da aber Joseph sahe, daß sein Vater die rechte Hand auf Ephraims Haupt legte sund damit das größere Theil seines Segens dem Jüng- sten zuwendete], gefiel es ihm übe! sweil er das für ein Versehen hielt]; und fassete seines Vaters Hand, I daß er sie von Ephraims Haupt auf Manasses Haupt wendete, 18. Und sprach zu ihm: Nicht so, mein Va- terz dieser sden ich gegen deine rechte Hand gestellt habe] ist der Erstgeborene, lege [also] deine rechte Hand sohne Bedenken] auf sein Haupt [du brauchst sie nicht mit der Linken zu kreuzen, als stünde der Erstgeborene zu meiner Rechten]. 19. Aber sein Vater weigerte sich sdessen, was Joseph mit seiner Rechten thun wollte V. 17], und sprach: Jch weiß wohl, mein Sohn, ich weiß wohl [daß meine Rechte aus des Jüngsten Haupt liegt]. Dieser [Manasse, dem ich die Linke auf- gelegt habe] soll auch ein Volk [Begründer eines eigenen Stammes] werden, und wird groß sein; aber seinijiin ster Bruder wird größer, denn er, werden, und sein Same wird ein groß Volk [be- sonders zahlreicher und mächtiger Stamm] werden. Unter Mose zählte Manasse noch 20,000 Mann mehr als Ephraim 4. M. 26, 34. 375 aber schon zur Zeit der Richter nahm Ephraitn dergestalt an Macht und Umfang zu, daß er an die Spitze der nördlichen Stämme trat. Später wurde er sogar das Haupt der zehn Stämme, und sein Name gelangte zu gleicher Bedeutung mit dem Namen Jsrael. 20. Also segnete er sie des Tages sder Art nach beide mit demselben Segen] und sprach: Wer 147 in Jsrael will jemand segnen, der sage: Gott sesze dich wie Ephraim und Mattasse smache dich so ge- segnet wie sie; wohl aber machte er dem Grade nach einen Unterschied, indem er auch hier wieder, wie schon in V. 5, den Jüngsten zuerst nannte]. Und seßte also Ephraim Manasse vor. Noch jetzt ist diese Segensformel bei den Juden unter Personen männlichen Geschlechts in Gebrauch. Per- sonen weiblichen Geschlechts dagegen segnen sich einander mit den Worten: Gott setze dich wie Sarah und Re- bekka. 21. Und Israel sprach zu Joseph sstch schließ- lich an Ihn, den er vorhin nur in den beiden Söhnen V. 15 gesegnet hatte, und dem er jetzt den damit ausgefprochenen Umfang seines Erbrechtes an dem verheißenen Lande noch für seine Person bestätigen wollte, wendend]: Siehe, ich sterbe; nnd Gott wird mit euch [meinen Kindern und "Nachkom- men] sein swie er mit mir gewesen ist], und wird [seiner Zeit] euch wiederbringen in das Land eurer Väter [denn so hat er mir’s damals, als ich von demselben auszog, zugesagt Kap. 46, 4]. 22. Jch habe [denn jetzt, indem ich in deinen beiden Söhnen dich zum zwiefachen Erben gemacht] dir ein Stück Landes gegeben außer deinen Brüdern seinen Antheil mehr« als deinen Brüdern, an dem Lande], das ich mit meinem Schwert und Bogen aus der Hand der Amoriter genommmen habe sdas ich den Amoritern einstxfs wenn ihre ålliissw that voll sein wird Kap. 15, 16., in» meinen Nach: kommen mit Waffengewalt abnehmen werde]. b) Nachdem Rüben freventlich die Erstgeburt ver- scherzt, und auch Simeon und Levi derselben sich un- würdig gemacht hatten, stand es Jacob um so mehr frei, den Joseph mit dem doppelten Erbtheil zu belehnen, als dieser nicht nur von Gott selbst über alle seine Brüder erhöhet und zum Erhalter des Hauses seines Vaters berufen worden war, sondern auch gegen die Ge- fahr geschützt werden mußte, daß man rhnber der künf- tigen Vertheilung des Landes als nattonaltstrten Eghpter betrachte, von allem Erbe ausschliesze und so in seinen Nachkommen gewissermaßen noch einmal verkaufe. »Da- mcftz abez dkctetsefrfAtxsnahgiegall tzicht VkrrkrzlassuiiFg wicrjdei da au ·n cg em o ne er e ie eren rau e Vorzug vor dem eigentlich Erstgeboxduen gegeben werde, ward dies hernach im Gesetz ausdrticklich verboten (5. M. 21, 15-—17), wie denn auch Jacob selber nicht die volle Erstgeburt auf Joseph überträgt, sondern Kap. 49, 8 ff. den andern Vorzug derselben, die Fürstenwürde in der Familie, dem Juda ertheilt (1. Chr. 6, 1 f.) «) Dem Hebräer, der kein Präsens hat, erscheint im prophetischem dichterischen , stolzen Heldenstyl die Zukunft immer als vergangen (Kap. 4, 24 Anm.). So hat-auch Jacob hier im prophetischen Geiste schon vollbracht, was erst nach Jahrhunderten durch das Volk Israel zur Ausführung kommen sollte. Was nun aber das Stück Landes betrifft, wovon der Erzvater redet, so ist dar- unter zwar nicht unmittelbar das Feldstück gemeint, das er von den Kindern Hemor gekauft hatte (Kap. 33, 19);Zer;n dazxhr passenhdie Fsortbe inchiierozwekteiiHiälflte des er es ni t. Wol a er rau tJaco in i)- terischer Rede fiir ,,Sttlck« einen Ausdruck Gehe-einem, d. i. Land: oder Vergrücken), mit dem Namen ,,Sichem« im Hebräischeli ganz gleich lautend. Dort besaß er « schon ein Grundstück, das ihm als Unterpfand .de»3 148 künftigen Besitzes des ganzen Landes galt; er spielt also auf den Namen an, und um auch hierin sein Wort zu ehren, fiel hernach wirklich den Kindern Josephs jenes Gebiet als Erbe zu (Jos. 21, 21) und wurden des letzteren Gebeine auf jenem Grundstück begraben (Jos- 24, 323 vgl. sah. 4, 5). Das 49. Kapitel. Jakobs Zseissagung und Ybsasieds III· II. 1—30. Jakob, der, vom Geiste der Weissagung erfiillt, schon in den letzten warten des vorigen Jeapitelg seinen Miit: naih blanaan gerichtet hatte und Joseph-I Ørbaiitheil an dem verhetskenen Lande niiher bestimmte, ruft seht auch die übrigen Sühne an sein Sterbebett und weist der zlteihe nach jedem einzelnen die der allgem thiimliajlieit seines wesen- entsprectiende Stelle an, die er in diesem Lande einnehmen soll. Darauf verfiigt er naihmalg ilber den Ort, wo er begraben sein will, und ver-scheidet. l. Und Jacob berief seine Söhne sließ zu dem im Sterbezimmer schon anwesenden Joseph auch die übrigen elf eintreten], und sprach [in gehobener, feierlicher Stimmung und ihr entsprechender dich- terischer Rede]: Versammelt euch, daß ich euch ver- sandige, was ench begegnen wird in iiinftigen Zeiten [wörtl.: am Ende der Tage, Jes. 2, 2 Anm. 2]. 2. Kommt zu»Haiif, und horet zu, ihr Kin- der Jacob, nnd horet euren Vater Israel sals der jetzt aus dem Geiste Gottes mit euch redet und dessen Worte Sprüche göttlicher Eingebung sind]. Der Letzte einer vergangenen Zeit hat jedesmal den Beruf, den Anfang einer neuen Zeit zu segnen. Sein Segen ist zugleich Weissagungx jedes höhere und bedeu- tende Leben wird, wenn es zu seinem Ende kommt, prophetisch Jacob entwirft, indem er die Zwölfe segnet, in großartigen Umrissen die Grundzüge zur zukünftigen Geschichte des zukünftigen Volkes. (Ziegler.) Seit Noah, dem Stammvater der Völker, ist keine gewaltigere Meissn- gung gesprochen worden, als diese Jacobs,des Stammvaters Jsraels. Jn seinen Söhnen sieht er die zwölf Stämme vor sich, und diktirt ihnen ihre zukünftige Geschichte. Er gestaltet diese in Allmacht des Glaubens. Mit könig- lichem Geiste vertheilt er das Land der Verheißung, und aus den Sameniörnern seiner göttlichen Worte ist die Geschichte und das Bewußtsein der Stämme Jsraels entsprossen. (Delitzsch.) » Z. Raben, mein erster Sohn, du bist [nach langer unbefleckter EheIosigkeitJ meine Kraft, und meine erste Macht [der erste Sproß meiner noch ungeschwächten Manneskraft 5. M. 21, 17 und also meine Krone Phil. 4, 1; nach dem natür- lichen Recht solltest du nun auch sein], der Oberste im Opfer, und der Oberste im Reich [derjenige, auf welchen der Vorzug an Würde, d. h. das Priesterthum in der Familie, und der Vorzug an Macht, d. i. die Hegemonie oder Herrschaft unter den Stämmen, übergeht. Aber was für ein Bild von ihm, der meine Freude und meine Krone war, steigt vor meiner Seele auf? —]. 4. Er fuhr [seiner erhabenen, von Gott ihm angewiesenen Stellung vergessend und sich tief unter die übrigen herabwürdigend] leichtfertig dahin, wie 1. Mose 49, 1—1o· Wasser sließ der aufwallenden bösen Begierde freien Lauf, daß er überkochte, wie am Feuer erhitztes Wassers, Du sollst Daher] nicht der Oberste sein sweder im Opfer, noch im ReichJJ denn du bist ans deines Vaters Lager gestiegen, daselbst hast du mein Bette besudelt mit dem Aufsteigen [die Ehre der Familie, welche zu schirmen gerade dir am meisten oblag, hast du geschändet; darum solbaiich die Ehre, welche in der Familie dir gebührt hätte, von dir genommen sein]. « Jn Knie, 35, 22 wurde Rubens That nur obenhin berührt; hier aber wird Jacobs Unwille über den da- maligen Frevel seines Erstgeborenen höchst nachdrücklich dadurch hervorgehoben, daß der Patriarch, indem er der That von Neuem gedenkt, von dem Thäter mit Ab- scheu sich abwendet und in der dritten Person von ihm redet. »Der erste Segen Jakobs hat sich in Fluch ver- wandelt: er ist an dem, der ihn haben sollte, gleichsam abgeprallt.« Raben verlor aber nicht blos das Erst- eburtsrechh sein Stamm wurde auch zum bloßen Da- sein, ohne einen besonderen Beruf in Jsraels Geschichte, herabgedrückt (5. M· 33, 6). Außerhalb des eigentlichen Canaan, im Osten des Jordan wohnend und nur ein geringes Erbe an Weideplätzen besitzend, steht er wäh- rend des ganzen folgenden Zeitraums religiös wie po- litisch unbedeutend da; von David an ist sogar nur noch von einem moabitiich-ammonitischen, nicht mehr von einem rubenitischen Ostjordanlande die Rede. b. Die san Gesinnung so gleichen] Brüder Simeon und Lebt: ihre Schwerter sind mörde- rische Waffen sWerkzeuge roher Gewaltthat gegen solche, die man zuvor wehrlos gemacht hat]. Die Geschichte, auf welche Jakob— sich bezieht, ist das von Simeon und Levi in Sichem einst angerichtete Blut- bad (Kap. 34, 7—26); damals rückte er ihnen nur die möglichen äußeren Folgen ihrer That vor, hier spricht er auch das sittliche Verwerfungsurtheil darüber aus. 6. Meine Seele komme nicht in ihren Rath, und meine Ehre [Ps. 7, S» d. i. der edlere Theil meines Wesens, eben diese meine Seele, die mit ihren Plänen und Anschlägen nichts gemein haben will] sei nicht in ihrer Kirche sbleibe fern von ihren Zusammenkünftem wenn sie über die Aus- führung ihrer Pläne sich berathen]; denn in ihrem [wilden, unbändigen] Zorn haben sie den Mann [alles was an Mannspersonen in Sichem vor- handen war] erwürgeh nnd in ihrem [über alles Recht sich hinwegsetHendenJ Muthwillen haben sie den Ochsen [die Rinder der Sichemiten, die sie nicht mitschleppen konnten, durch Zerschneiden der Sehnen an den Hinterfüßen] verderbei lund also rohe Grausamkeit und blutdürstige Rache selbst an schuldlosem Vieh verübt]. Jndem er sich selbst lossagt von ihrem Fanatismns, sagt er zugleich in prophetischer Bestimmung sein Volk und die Gemeinde Gottes davon los. Es giebt keine Vereinigung, keine Communion zwischen der Seele Jsraels und der Genossenschaft eines solchen fleischlichen Eifers. (P.Lange·) 7. Vetftucht sei ihr Zorn, daß er so heftig ; ist, und ihr Grimm, daß er so ftbrrig sgrausams J ist. Ich will sie [zur Strafe für ihre Vereinigung l« zu einem so verabscheuungswürdigen Frevel, vgl. Jacobs Weissagung. Kap. 11, 1—9] zertheilen in Freud, und zerstreuen in Israel sdaß sie nicht, wie die Andern, jeder einen abgeschlossenen und zusammenhängenden Lan- destheil überkommen, sondern unter die übrigen Stämme vertheilt und durch das ganze Land zer- streut wohnen sollen]. Simeon, schon bei der zweiten Volkszählung unter Mose zum schivächsten aller Stämme herabgesunken (4. M. Yes, 14) und im Segen Biosis (5. M. 33) gänzlich uberg-angeii, erhielt bei der Besitzergreifung Canaans kein in sich abgrenztes Ländergebieh isondern nur eine Anzahl Städte innerhalb des Stammes Juda (Jos. 19, 1——9), und ging später, als die meisten Geschlechter sich nur wenig vermehrten, andere in zwei Zügen auswan- derten und sich außerhalb Palästinas Wohnsitze suchten (1- Chr. Kap- 4), ganz in diesem Stamme (Juda) aus. Levi erhielt ebenfalls kein selbstständiges Gebiet, son- dern· verschiedene Städte in jedem einzelnen Stamme (Levitenstädte, Ins. 21, 1—42). Nun nahm zwar die Sache hernachmals für Levi eine andere Wendungz sein heiliger Zorn für die Ehre des HErrn (2. M. 32, 25 ff.) rechtfertigte seine Erwählung zu dem Amte an der Hütte des Stifts (4. M. 18, 6), und mit Rücksicht auf·diese Bestimmung war seine Zerstreuung unter die übrigen Stämme sogar ein Segen. Aber daß Jacob in unserer Stelle auf eine solche Wendung noch gar nicht Beziehung nimmt, beweist so recht die Aechtheit unsers Kapitels »Ein nachmosaischer Verfasser konnte unmög- lich von der Zerstreuung der Leviten in solchen Ausdrücken reden, wie es hier zur Demtithigung ihres Stammvaters geschieht, am wenigsten zur Zeit Davids, wo das von Mose gepriesene Loos der Leviten ein sehr glänzendes war. (Hengstenberg.) 8. Juda, du bisks [iiber den der bisher aufgehaltene und getrübte Segen sich endlich unge- schwächt und wie in Strömen ergießen kann], dich werden [wie schon dein Name »der Gepriesen« Käf-« ge, 35 darauf hinweist] deine Brüder loben sals ihren Fürsten anerkennen l. Chr. 6, 2]. Deine Hand wird deinen Feinden auf dem Halse sein lnachdem du siegreich sie in die Flucht geschlagery wirst du· nicht eher von ihrer Verfolgung ablassen, bis du sie gänzlich aufgerieben]; vor dir [dem ge- waltigen Helden] werden deines Vaters Kinder [die sammtlichen übrigen Stämme] sich neigen [und als ihrem König dir huldigen 2. Sam. 5, 1 ff.]. · 9. Juda sin der Geschichte seines Stammes] tst lzuerftj ein junger Löwe [der zwar noch nicht zur Vollkrast herangereift ist, aber doch schon Pro- ben seiner Heldennatur ablegt und damit an den Tag giebt, was künftig aus ihm werden wird. Und siehe, da steht sie vor meinem Seherauge, als wär sie allbereits da, die Zeit deiner völligen Reife]. Du bist hoch kommen, mein Sohn, durch große Siege [nach anderer Uebersetzung: vom Raube, mein Sohn, bist du emporgestiegen, d. i. du bist nun ein alter, ausgewachsener Löwe, der mit der Beute, die er im Thale erhascht hat, hin- aufsteigt nach dem Waldgebirge, woselbst er haust Hohe-l. 4, 8. Ich schaue ihn, wie er sich daran macht, seine Beute zu verzehren] Er hat nieder- gekniet·, und sich gelagert wie ein Löwe, und wie eine [in ihrem Grimm noch weit fchrecklichere] 149 Leu-in: wer will sich wider ihn auflehnen kwer will es wagen, sich ihm zu nahen und ihn aus seiner stolzen Ruhe und unangreifbaren Sicher- heit, wozu er in seiner Höhle sich niedergelassen, aufzustören]? Jn jeder Prophetie (Weissagung) haben wir drei Hauptmomente zu unterscheiden: 1) ihre Basis (Grund- lage) in der Gegenwart oder den Ausgangspunkt; L) ihr nächstes Zukunftsbilds 3) die symbolische Bedeutsamkeit desselben für die weitere Erfüllung der Heilsgeschichta Und so auch hier: Jsrael steht auf dem Standpunkte der bisher entwickelten Berheißung, und in ihrem Lichte schaut er in prophetischer Erleuchtung die Charaktere seiner Söhne an, die Realprophetie (sachliche Weissagung), die in ihren Jndividualitäten (Eigenthümlichkeiten) liegt. Was ist klarer, als daß Juda schon jetzt die Löwennatur offenbart, Joseph die Natur des Fruchtbaumsz vollends, daß Ruhm, Simeon und Levi ganz nach dem Leben gezeichnet sind? Aber in dem Charakter der Söhne schaut er auch die erste Entwickelung der Stämme in Canaan, welche sich von der Richterzeit an bis zur Zeit Davids abschließt. Da ist Ruben nicht mehr der Erstgeborene, aber doch nächst ihnen wohl versorgt uiid zuerst ver- sorgt, ganz seiner ungeduldigen Art gemäß; Simeows und Levi’s Zerstreuung unter den Stämmen hat begonnen; der Stamm Juda steigt immer mehr und hebt sich zur königlichen Würde empor. (P. Lange) -· Schon damals, als Juda mit solcher Mannhaftigkeit an Joseph heran- trat und, während die Brüder keines Wortes mächtig waren, eine so gewaltige Sprache führte (Kap. 44, 16), hat er den Heldenmuth, der in ihm lag, an den Tag gelegt und den Brüdern den Sieg über ihren Wider- part, den hart sich gegen sie stellenden Joseph, verschafft; gleichwie er es auch gewesen war, der mit seiner Bürgschaft für Benjamin bei dem Vater durchdrang, daß dieser sei- nen Lieblingssohn endlich mit nach Egypten ziehen ließ (Kap. 43, 3 ff.). Jetzt nun schaut Jacob die ganze ge- schichtliche Zukunft und Bestimmung des Stammes Juda unter dem Bilde eines Löwen; und die Folgezeit hat auch die Trefflichkeit dieses Bildes sattsam bewiesen. Juda ist ein junger Löwe während des Zugs durch die Wüste, wo er den Stämmen voranzieht, und in der Zeit der Richter, wo er der Vorkämpfer wird in den Kriegen wider die Cananiter (4. M. L, 3 f.; 10, 143 Nicht. 1,1fs.;20, 18); er ist ein ausgewachsener, völli- ger Löwe in der Person des kriegerischen und dem Reiche Jsrael die weiteste Ausdehnung! seiner Grenzen ver- schaffenden David (2. Sam. 7, 1); er ist eine wüthende Löwin, die ihre Jungen beschützt, im Zeitalter der Maccabäer, wo das, hauptsächlich aus Angehörigen des Stammes Juda bestehende Volk so grimmig den Glau- ben feiner Väter gegen das ihm aufgedrungene heidnische Wesen vertheidigt (vgl. die Bücher der Maecabäer). 10. Es wird das Scepter kdas Zeichen der HerrschaftJ von Juda nicht entwendet weggenommen] werden, noch ein Meister« [der HerrscherstabJ von [zwischen] seinen Füßen [Sinn: es wird die Herrschaft bei Juda verbleiben], bis das; der« Held« [hebr. Schil0h, nach Luthers Deutung derjenige, dem alles gut von Statten geht und der alles herrlich zu Ende führt, nach Andern: die Ruhe oder der Friede- bringet] kommezw nnd demselben werden die Völker anhangen Ho daß die bisherige Herrschaft Judas über die übrigen Stämme V. 8 in diesem Abkömmling nunmehr zu einer Herr- schaft über alle Völker der Erde sich vollendet, und 150 1. Mose 49 11——20. zwar werden diese nicht widerwillig ihm unterthan sein, sondern vielmehr freudig ihm anhangen]. «) Das hehr. Wort im Grundtext bedeutet zunächst Meister, Gesetzlehrey und nun hat Luther die Stelle so aufgefaßt: ,,Die Rätzh die das Volk lehren und regieren, haben ihre Zu örer zu Füßen sitzen (5. M. 33, Z; Apostg. 22, 3."); es wird also in diesem Reich an solchen Meistern und Regenten nicht fehlen« Man sollte aber bei solcher Auffassung statt »Meister« vielmehr »Schiiler« erwarten. Will man Luthers Uebersetzung bei- behalten, so deute man »Meister« von dem Schreiber, der, zu den Füßen des Befehlshabers sitzend, dessen Be- fehle aufschreibt Jndessen wird alles einfacher, wenn man das hehr. Wort in der Bedeutung »Herrscherstab« nimmt (Ps. So, I; vgl. 4. M. 21, 18). Das Seepter in seiner ältesten Gestalt war ein langer Stab, den die Könige in der Hand hielten, wenn sie bei ösfentlichen Verhandlun- gen sprachen, und zwischen ihre Füße stellten, wenn sie auf dem Throne saßen (1. Sam. 22, 6). «) Gänzlich zu verwerfen ist die Uebersetzung: ,,bis man nach Siloh kommt-«, so daß der Sinn wäre, Juda soll den Herrscherstab führen, bis die Eroberung des Landes vollendet ist und die Stiftshiittte in Siloh auf- gestellt werden wird (Jos. 18, 1); denn grade während der Zeit der Besitzergreifung Canaans hatte nicht Juda, sondern der Ephraimit Josua die Fiihrerschaft Ebenso können wir diejenigen Erklärungen nicht theilen, wonach die Worte heißen sollen: bis er (Juda) zur Ruhe kommt, oder: bis daß Ruhe kommt. ,,Jede appellative Fassung des Wortes schiloh (da man es für einen G attungsnamen nimmt) istverfehlt, hingegen die Fassung desselben als Name des Messias die allein richtige, indem diese Weissagung ein zur Vollständigkeit gehörendes Glied in der Geschichts- kette der Heilsverkiindigung bildet. (Delitzsch.) Jst es nicht nur allzu wahrscheinlich, daß, wie früher unter den Söhnen Abrahams und Jsaaks, so auch jetzt unter den Söhnen Jaeobs derjenige bezeichnet werde, welcher nach dem göttlichen Willen der Träger der immer bestimmter sich gestaltenden Verheißung werden sollte? (Hengsten- berg.) Jn der That ist der unbesiegte Held, der den vollen Frieden·erstritten, kein anderer als Christus, der für Judas Spitze anzusehen ist. (Baumgarten.) "’") DieseWeissagung ist in der folgenden Geschichte ausmerkwiirdige Weise in Erfüllung gegangen. Jesus ist a) geboren, als die Juden keine einheimischen Kö- nige mehr hatten, sondern von dem Jdumäer Herodes d. Gr. beherrscht wurden, und selbst dieser ganz vom römischen Kaiser abhängig war (Matth. 2, 17 Luk. L, 2); b) öffentlich als Lehrer aufgetreten, als die Pro- vinz Judäa, also das Hauptland, nicht einmal mehr unter der Herrschaft der den Juden verwandten Jdumäer, sondern unter einem römischen Landpfleger stand (Luk. 3,1); c) am Kreuze gestorben, als dem Hohenrath in Jerusalem kurz zuvor (nach Angabe der Rabbinen 40 Jahr vor Zerstörung des Tempels) auch der letzte Schat- ten von selbstständiger Herrschaft damit genommen war, daß er keine Todesurtheile mehr vollstrecken durfte, son- dern der römische Landpfleger diese erst bestätigen mußte (Matth. 27, 2 ff; Joh 18, 31). · 11. Ei« [dieser kampfbereite, löwenherzige Juda, soll aber keineswegs immerdar im Streit sein, vielmehr ist ihm ein Landstrich beschieden, wo er ein schlichtes, idhllisches Friedensleben im Ueber- sluß der edelsten und einfachsten Nahrungsmittel fuhrkn kaum» er] wird fein Fnllen an den Weinstock binden, und seiner Eselin Sohn an den edlen Reben [so reich wird fein Land . an Weinstöckem und zwar an den edelsten sein, F daß, wenn er in demselben reitend von einem E Ort zum andern zieht, er überall starke Wein- stöcke vorfindet, an die er sein Reitthier binden kann, um es ausruhen zu lassen. Und darum wird ihm auch das Gewächs des Weinstocks, der edle Traubensafh in so iiberschwänglicher Fülle zufließen, daß er ihn dazu verwenden kann, wozu Andere sich des Wassers bedienen]. Er wird sein Kleid in Wein waschen nnd seinen Mantel in Weinbeerbliit 12. [Und« wie er nun des Weins genug zu trinken hat, so erzeugt sein an ausgezeichneteii Weideplätzen so reiches Land, das großen Vieh- heerden hinlängliche und gute Nahrung bietet, auch viel Milchs Seine Augen sind röth- licher, denn Wein, nnd seine Zahne weißer, denn Milch [in dem dunkeln Glanz seiner Augen und in der blendenden Weiße seiner Zähne wird sich das, was er in unerschöpflicher Fülle zu ge- nießen hat, dentlich abspiegeln]. Gleichwie der Landstrich Jnda auf der einen Seite ein Gebirgsland war und so eine passende Unterlage zu dem Bilde vom Löwen bildet, der von der Wahlstatt, wo er seine Beute erjagt hat, zum Waldgebirge aufsteigt (V. 9), so war er andererseits auch ein Weinland und, wie bereits bemerkt, reich an fetten Weidetriften; nament- lich bei Hebron und Eiigeddi wuchs der edelste Wein, und in der Wüste bei Thekoa und Carmel gab es die ausgezeichnetsten Biehiveiden (4. Mose IS. 23 f.; Hohel. I, 143 2. Chr. 26, 10; 1. Sam. 25, L; Amos 1, 1). Die Aussicht Jacobs (V.10) auf einen sriedlichen König, der nicht blos Jsrael, sondern alle Völker regie- ren werde, verschwindet ihm schnell, und er sieht Juda im reich gesegneten Lande des Weines und der Milch ruhig wohnen. (Ranke). Die folgende Schilderung (V. 11. 12) ist dabei jedoch so gehalten, daß unter der Hülle äußerlich leiblichen Glücks in fruchtbarem Erbe die geistliche Herrlichkeit des messianischen Reichs wie perspectivisch verborgen liegt. (Skhröder.) Die älteren Ausleger beziehen die Stelle ohne Weiteres und aus- schließlich auf den Schiloh oder Messias Darnach be- deutet das Füllen die wilden Heiden, der Eselin Sohn das vom Gesetz beschwerte jüdische Volk; beide beruft er, der der rechte Weinstock ist, zu seiner Gemeinschaft und macht sie zu Gliedern seiner Kirche. Das Waschen seiner Kleider in Wein und seines Mantels in Wein- beerblut vollzieht er in seinem Seelenkampfe ain Oel- berge und in seinem nachherigen blutigen Leiden; das Feuer seiner Augen aber und die Weiße seiner Zähne sind Bilder seiner geistigen Schönheit (Joh. 10. 167 15- 1 fis; Jes- 63- 1 is; Offsvb-19- Z; Pf— 45- B; Hohel. 5, 10; Osfb. 1, 14; 1. Petri Z, 2). Um dieser messianischen Deutung willen sind V. 11 und 12 eben- falls, gleichwie V. 10, in den meisten Bibelausgaben durch stärkeren· Druck hervorgehoben; wir haben solche Weise beibehalten, obgleich jene allegorische Deutung dem gewöhnlichen Verständniß ziemlich fern liegt. 13. Sebulon [Lea’s sechster Sohn, der aber unternehmender, entschlossener ist als sein vor ihm gebotener Bruder Jsaschar V. 14] wird [zur Er: füllung seines Namens, d. i. Wohnung Kap. 30, 20] an der Anfurt des Meeres wohnen, nnd an der Anfurt der Schiffe, und reichen an Sidon. Seiner Wohnung im Lande der Verheißung nach (Jos. 19, 10 sf.) schaut Sebulon vor sich hin nach dem mit- telländischen Meere, nach dem Gestade, wo Schisfe landen, Jacobs Weissagu«ng. 151 uud seine Hüfte oder Seite hat die Richtung auf Sidon zu; diese Berührung mit dem phönizischen Welthandel aber wird er zu seinem Vortheil gebrauchen und zu an- sehnlichem Wohlstand gelangen. (5. M. 33, 18 f.) 14. Jsaschat [Lea’s fünfter Sohn] wird [wie das ebenfalls schon in der Bedeutung seines Na- mens Lohnarbeiter, Tagelöhner angedeutet ist] ein beinerner [»starkknochiger, markiger] Esel [ein stämmiger, kräftiger Menschenschlag] sein, saber auch wie dieses Thier die phlegmatische Ruhe lieben] und sich lagern zwischen die Grenzen [in seinem angenehmen, zu behaglicher Ruhe einladendeii Lande sich’s wohl sein lassen] Das Bild hat an sich nichts Schimpfliches, denn der inorgenländische Esel ist stattlicher als der abendländische: »Homer vergleicht den Ajax mit einem Esel; der tapfere Chalif Merivan II. hieß der Esel Mesopotamiensa (Knobel.) » 15. Und er sahe die Ruhe, daß sie gut ist, und das Land, daß es lustig ist [und verzichtete nun darauf, zu politischer Macht und Bedeutung zu gelangen]; er hat aber [in seiner Gleichgiltig- keit und Trägheit leider auch auf Selbstständig- keit und Freiheit verzichtet, und bereit, Ruhe und Gemächlichkeit auch um diesen Preis sich zu er- kaufenJ seine Schulter geneiget zu tragen, und ist ein zinsbarer Knecht worden [»er ist ein fauler Peter und ließe auf sich Holz hauen, daß er nur Frieden hätte« Luther] Jst nicht der kurze Spruch auf Sebulon wie eine freie, lange Seeaussichh und der Charakter Jfaschars dagegen, fast auch im Ton, im Maß der Silben, die ruhige, feste Stille des Lastthieres? (Herder). Die Sprüche über Ruben, Simeon und Levi bilden eine Trias (Dreiheit) aufsteigenden Unsegenss die Sprüche über Juba, Sebulon und Jsafchar eine Trias absteigenden Segens. (Delitzsch.) · . Its. Dan sobgleich der Sohn einer Magd, der Bilha] wird sdennoch seinem Nameii Kap. 30, 6 entsprechendJ Richter sein in seinem Volk, wie ein ander Geschlecht [so gut wie jeder andere Stamm] in Israel [und wo bei seiner Kleinheit die Stärke nicht ausreicht, seiner Feinde Herr zu werden, da nimmt er die Hinterlift zu Hilfe] 17. Dan wird [in dieser Beziehung] eine Schlange werden auf dem Wege, und eine Otter auf dem Steige, und snun von seinen Schlupst Winkeln aus unversehens] das Pferd in die Ferse beißen, daß sein Reiter znriicifalle Dieser Charakterzug des Stammes Dan, durch auf- lauernde, schlau bercchnende List zu ersehen, was ihm an Stärke abging, zeigt sich schon in dem Richt. 18 be- schriebenen Eroberungszuge iiach Lais, tritt aber am deutlichsten hervor in dem abenteuerlichen Ritterthum des riesigen, kühnen und die überlegensten Feinde mit Schlangenklugheit überwindenden Simson, in dein zu- gleich die erste Hälfte der Weissagung sich erfüllt (Richt. 13—16). Die Kirchenväter dagegen bezogen die Weis- sagung auf den Berrath des Judas Jscharioth, der aus dem Stamme Dan entsprossen sei, und auf den Antichrist, der auch aus diesem Stamme kommen werde, was beides auf Jrrthum beruht und in Offb. 7, 5—8 seine Veran- lassuiig hat. 18. HERR, ich warte auf dein Heil. Es stehen Kämpfe, schwere nnd anhaltende Kämpfe init ihren Feinden meinen Nachkommen bevor; sie werden auch in diesen Kämpfen immer wieder siegen, wenn sie gleich eine Zeit lang unterliegen. ,,Doch nicht auf die Erlösung Gideons, des Sohnes Joas, schaut meine Seele, denn sie ist zeitlichz nicht auf die Erlösung Simsons, des Sohnes Manoahs, richtet sich mein Sehnen, denn sie ist vorübergehend; sondern auf die Erlösung, die durch dein ewiges Wort zu vollenden du deinem Volke verheiszen hast. Auf deine Erlösung, Jehova, auf die Erlösung des Messias zielt mein Schauen und mein Sehnen, denn sie ist eine ewige Erlösung« So erklärt ein jüdischer Ausleger diesen Ausspruch des Erzvaters. ,,Gerade bei Dan und bei der Betrachtung seiner Schicksale drängt sich Jakob der Wunsch der Hilfe sehn- vas für seine Söhne auf, insofern er diesen Stamm in Kämpfe verwickelt sah, in stete Kämpfe mit einem der bedeutendsten Feinde und Bedrücker Jsraels, den Phili- stern. Er war ihm keineswegs an Zahl und Macht über- legen, daher um so mehr dieser bange Wunsch und diese doch von Bangigkeit nicht ganz freie, oder durch sie we- nigstens hervorgerufene Hoffnung. (Drechsler.) Andere betrachten die Worte als einen Ausruf des erschöpften und neue Kräfte sammelnden Erzvaters; oder als ein Bekenntnisz, das; er allen Segen, welchen er den Söhnen ziispreche, von des HErrn Hilfe erwarte; oder als eine Selbstunterbrechung, womit er Gott bitte, daß er seine selige Auflösung bald herbeiführen möge. Wie sie aber auch verstanden werden, jedenfalls giebt es kein passen- deres Motto auf Jacobs Leben, als diesen Ruf der Sehnsucht; er beweist sich damit so recht als den Mann der Hoffnung (Kap. 24, 63 Anm.). »So sollenauch wir die Erhaltung der Kirche hoffen, ihre Erlösung durch den HErrn aus allen Stürmen. (Ealvin.) 19. Gad [Silpa’s älterer Sohn, nach seines Namens Bedeutung Kap. 30, 11 rüstig zum Streit oder] getusteh wird [bei der Eroberung des Landes in Gemeinschaft mit den beiden andern Stämmen, die ihr Erbtheil jenseit des Jordan empfangen] das Heer fuhren, und [nach geschehener BesitzncihmeJ wieder herumfiihren sJosua 4, 12 f.; 22, 1——6; aber auch in künftigen Zeiten dem Volke gute Heerführer stellen 1. Chr. 13, 8—14]. Nach anderer Uebersetzung lauten die Worte: II. Gad [in seinem jenseit des Jordan gelegenen, den Raubstämmen der Wüste so sehr ausgesetzten Gebietes, ihn werden ssehr oft] Heerhaiifeu drängen, aber er wird [getreu seinem Namen — der im Hebräischen mit den Worten »Heerhausen« und ,,drängen« stammverwandt ist -—-] sie zutukldtången Hindem er ihnen in den Rücken fällt, ihren Nachtrab ab chneidet und so sie aufreibt 5. M. 33, 20z Richh 10, 8. 17; 11, 4 ff.; l. Chr. 6, 18 ss·; 13, 8 fs.]. · 20. Von Asser [Silpas anderem Sohn, dessen Stammgebiet in den Niederungen des Car- mel, an der Küste des mittelländischen Meeres bis hinauf zu den gebirgigeren Gegenden Sidons, so köstliche Früchte, Weizen, Wein und Oel liefert] kommt fein fett Brod, und er wird den Kontgen zu Gefallcn thun snicht nur wird er selber allerlei Schmackhaftes an Obst, Oel u. dgl. Jes. 25, 6 und ein gutes Brod zu genießen haben, sondern auch königliche Tafeln mit Leckerbissen versorgen können I. Kön. 5, 11]. Gleichwie bei Sebulon dessen geschäftiger Sinn, bei » Jsaschar das Phlegma seiner Natur, bei Dan sein ver- 152 l. Mose 49, 21——33. schlagener Muth, bei Gad seine kriegerische Beherztheih so mag bei Asfer dessen weichliches Speisegeltist den Erz- vater zu dem Spruch über diesen seinen Sohn veranlaßt haben· Jm Geiste der Erleuchtung erkannte er scharf die Eigenthiimlichkeit eines jeden und faßte die Bedeu- tung seines Namens auf (auch bei Asser, d. i. Glück, Seligkeit Kap. 30, 13 spielt er darauf an), und ini Geiste der Weissagung schaute er eines jeden Erbe im verheiszenen Lande und die Geschichte seines Stammes schon gegenwärtig vor sich. 21. Naphthali sBilhas anderer Sohn V. IS» f.] ist ein schneller Hirsch seine· losgelassene frei umherschweifende Gazelle; er wird m seiner lieblichen Gebirgslandschafh gleich einer Hindin, der Knechtschaft ledig und unabhängig sein], und giebt schbne Rede sihm eignet die Dichter- und Rednergabq die liebliche Lieder und eindringliche Worte hervorbringt]. »Wie er selber als Gazelle eine poetische Erscheinung ist, so ist auch seine Rede poesiereich«. Die Geschichte des Stammes ist uns zu wenig bekannt, als daß es sich im Einzelnen nachweisen ließe, wie Naphthali der eigent- liche Dichter- und Rednerstamm in Jsrael war; doch läßt sich einerseits auf Debora und Barak hinweisen, die nach dem Siege ilber Sissera, Jabins Feldhaupt- wann, bei welchem sie die sessellose, freiheitliebende Ga- zellennatur an den Tag legten, ein so liebliches Lied sangen (Richt. Kap. 4 n. 5); anderntheils darauf, daß an den Grenzen Sebulons und Naphthalis zuerst die Predigt des Evangelii durch Christum erschallte (Matth. 4, 13 sf.), und daß auch die ersten Apostel diesem Lande entstammtew 22. Joseph sRahels erstgeborener Sohn] wird wachsen ssich zahlreich vermehren und aus- breiten, so daß seine Mutter, die lange unfrucht- bar war, in ihm eine fröhliche Kindermutter wird Pf. 113, 9 und diejenige, die viel Kinder hatte, die Lea, im Vergleich mit ihr abnimmt 1. Sam. 2, 5], er wird [als das Haupt zweier Stämme] wachsen wie kein] an einer Quelle sgepflanzter Fruchtbaum Pf. 1, 3]. Die Töchter treten ein- her im Rcgiment [die zahlreichen Städte und Dör- fer in beiden Stämmen erfreuen sich eines löb- lichen, wohlgeordneten Regimentss Nach anderer Uebersehung: 22. Sohn eines Fruchtbannis [meiner geliebten, durch diesen ihren Sohn so fruchtbar werdenden Rahel] ist Joseph, Sohn eines Fruchtbaums an der Qnelle sdek von daher reiche Nahrung zieht]; Töchter [die Zweige und Schößlinge desselben] ranten empor über die Mauer [so weit breitet er rings sich aus] Ephraim und Manasse gehörten zu den zahlreichsten Stämmen, besassen ausgedehnte und schöne Ländergebiete und gelangten zu besonderer Macht nnd Bedeutung: dies ist’s, was Jacob (wie schon Kap- 48, 15 sf.) dem Joseph als den ihm bestimmten Segen zutheilt. 23. Und wiewohl ihn die Schützen erzürnen, und wider ihn kriegen und ihn verfolgen kwiewohl seine als gute Bogenschützen bekannten Grenznach- barn, die Hagaritey Jturäer, Kedareney Shrer u. a., ihm hart zusetzen, ihn zum Gegenkampfe herausfordern und in Kriege verwickeln]; 24. So bleibt doch fein Bogen fest, und die Arme seiner Hände start [so besteht er gleichwohl siegreich alle feindlichen Angriffe; sein Bogen sitzt unbeweglich an fester, nicht nachgebender Stelle, und die Arme verlieren die Spannkraft nicht, so daß die Hände, ohne zu erlahmen, den Pfeil rich- ten und abdrucken können; sie behalten, und zwar die Arme ihre Spannkraft und die Hände ihre Vehendigkeits durch die Hände des Mcichtigen in Jacob [weil Gott der HErr ihnen die Stärke seiner Hände leiht]. Aus ihnen sind kommen Hir- ten und Steine in Jsrael saus den beiden Stäm- men, deren Haupt Joseph ist, werden treffliche Lehrer und felsenfeste Männer, in denen Jsraels Wohlfahrt sich auferbauet, hervorgehen —— denke an Elias, Elifa, Micha, Amos, an Josua, Gi- deon u. a.]. Andere ziehen die letzten Worte zur vorigen Rede: Von dort her skommt seinen Armen die Spann- kraft und seinen Händen die Ausdaueiz nämlich) von dem Hirten und Steine Jsraels [von dem, der auch mein Hirte Kap. 48, 15 und mein Stein, d. h. der unbewegliche Grund gewesen ist, aus den ich alle Zeit fest und ohne Wanken mich habe ftellen können] Nicht undeutlich spielt Jacob in V. 23 f. auf Io- sephs Schicksale, auf die Nachftellungen seiner Brüder und des Weibes Potiphars an, wodurch er in so tiefes Elend gerathen, dawider aber auch die Hände des Mäch- tigen in Israel ihn gestärkt haben. Und dieser Ange- fochtene und Befehdete ist dann der Hirte und Pfleger des Hauses seines Vaters und der Grundstein der jetzi- gen Wohlfahrt desselben geworden. Aber diese Schick- sale sind nur die Folie oder Unterlage, nicht der Jnhalt dessen, was hier gesagt werden soll, selber; die Weis- sagung wendet sich vielmehr derZukunft der Nachkonimen Josephs zu. Sie haben ähnliche Nachstellungen und Anfeindungem wie einst ihr Ahnherr, zu erfahren, fort- während sind die Pfeile ihrer Widersacher auf sie ge- richtet; aber ihre scheinbare Ohnmacht verwandelt sich immer wieder in siegreiche Obmacht, denn der HErr steht hinter ihnen mit seiner Hilfe und ist ihr unerschiitter- licher Halt. Die Anspielung klingt nun auch zu Anfang des folg. Verses wieder, in welchem die ganze Creatur aufgeboten wird, daß sie zu einem Segen für Joseph sich gestalte, und der Herr der Ereatur angerufen wird, daß er dem Segen gebiete, mit Joseph zu sein. Mit diesem V. geht Jacobs dankbare Erinnerung an die von diesem seinem Sohne erfahrenen Wohlthaten und die ungetrübte Freude an der Vergangenheit seines Lebens, die ihm eine glor- reiche Zukunft seiner Nachkommen verbiirgte, iiber in wirkliche Segnung. 25. Von deines Vaters Gott svon dem Gott, der deinem Vater geholfen] ist [auch] dir smcht blos dir perfönlich, sondern ebenso deiner ganzen Nachkommenfchaft] geholfen, nnd von»dem·Allma·(h- tigen bist du [in den L·andstr1chen, die diese deine Nachkommenfchaft zu eigen haben wird] gesegnet, [und zwar gesegnet] mit Segen oben vom Himmel herab [mit Regen und Thau und fruchtbarer Wit- terung, — und gesegnet] mit Segen von der Tiefe, die unten liegt [mit wasserreichen Quellen und tragbarem Boden, —- gesegnet nicht blosauf dem Felde, sondern zugleich an emträglicher Viehzucht] mit Segen an Brüsten smit reichlicher Milchsund Vånchen [mit reichlichem Zuwachs an Jungviehs Jacobs Weissagung und Abschied 153 26. Die Segen deines Vaters ldieer hiermit uber dich ausschüitetj gehen starker, denn die Segen meiner Boreltern süberbieten diejenigen Segnum gen, womit meine Väter mich selbst gesegnet ha- ben Kap. 27, 27 ff.], nach Wunsch der Hohen m der Welt [und gewähren dir alles, was irgend die Hohen in der Welt, die vom Glücke besonders Begünstigten, besitzen und noch ferner sich wün- schen]; Und [sie, diese reichen Segnungen] solicit kommen anf das Haupt Joseph, und auf die Scheitel des Nasir [Ausgesonderten] unter seinen Brüdern [der zu einer so hohen Machtstellung gelangt ist und wie ein Fürst unter ihnen dasteht — seinen Nachkommen gebührt es daher auch, in dem Lande der Verheißung einen besonderen Vorzug vor ihren Brüdern zu haben]. ,,Ueberfließend im Dank schwingt sich der Geist des sterbenden Vaters in Höhen und Tiefen, von der un- heiligen Ebene Egyptens auf höhere und heilige Berge, zuletzt bis aus die Hügel der Urwelt, und bringt ihm von allen Blumen den Kranz unter seinen Brüdern. Nicht zufrieden, seinem liebsten Sohn das Beste aus seinem Leben gegeben zu haben (den Starken, der mit ihm gerungen Kap. 32 und der sein Stein gewesen Kap. 28 —- vgl. V. 24), legt er auch Abrahams Segen und Jsaaks mit Wucher aus Josephs Haupt-« -— Nach ande- rer Uebersetzung, auf welche dieser Ausspruch Herd er’s sich bezieht, lauten nämlich die Worte in der ersten Hälfte des Verses: » Die Segnuugen deines Vaters nberragen die Segnun- gen der Berge von Dauer sder Gebirge der Urzeit], en Reiz der Hugel von Ewigkeit [die Fruchtbarkeit der Hügel der Vorwelt]. womit aus die an Weingarten, Triften und Fruchtge- filden so reichen Gebirge Ephraims und Manasses an- gespielt würde. — Die beiden vornehmsten Gaben, welche Jacob seinen Söhnen ertheilt, sind Herrschaft durch tapfern Muth und Reichthum durch fruchtbaren Boden; diese beiden Hauptgüter sind so vertheilt, das; jedem der beiden Hanptstämmz Juda und Joseph, das volle Maß des einen gegeben wird. Wie es nun bei den Söhnen der Mägde gleich von Anfang daraus abgesehen ist, sie in das volle Recht der Stammhäupter einzusehen, so wird dies auch in der Vertheilung des Segens bei allen Vieren durchgeführt. Es sind nämlich zwei und zwei, ein Sohn der Bilha und ein Sohn der Silpa, zusam- mengeordnet, und dem einen Paar ist der Segen des Muthes, dem andern der Segen des Reichthums ver- liehen. (Baumgarten.) Dem so ausgezeichnet zu Anfang hervorgehobenen Stamm Juda tritt in gleicher Hervor- gehobenheit zum Ende der Doppelstamm Ephraim und Manasse an die Seite: sie werden zusammengefaßt, wie überall, wo Levi als selbftständiger Stamm mitgerechnet wird. (Schröder.) · 27. Benjamiti [Rahels jüngster Sohn, zu- gleich der jüngste unter allen seinen Brüdern] ist ein reißender Wolf [der Kriege: und Beutelust ergebeiiL des Morgens wird er Raub fressen, aber des Abends wird er den Raub austheilen fsecn Tagewerk ist ein unaufhörliches Beutemachen und BeuteverzehrenI Die Benjaminiten waren sehr streitbar und hatten namentlich ausgezeichnete Bogenschützen und Schleuderer; aus ihnen ging mancher tapfere Streitheld hervor, z. B. der Richter— Ehud, der König Saul mit seinem Sohne Jonatham und in dem Kriege, den sie wegen der Fre- velthat in Gibea mit allen Stämmen führten (Richt. Kap. 19, 20), brachten sie diesen zwei Niederlagen bei. Sinnig deutet Luther das, was von Benjamin gesagt wird, auf den Apostel Paulus, der ja diesem Stamme angehörte (Phil. 3, 5): ,,Sehr fein von dem Apostel Paulus zu verstehen; denn er hat den heil. Stephanum verschlungen wie ein Wolf, darnach hat er den Raub ausgetheilt über die ganze Welt« » 28. Das sind die zwolf Stamme Israel alle, nnd das ift’s, das ihr Vater· mit ihnen· geredet hat, da er sie segnete, einen jeglichen mit einem sondern Segen. Was in dem Leben seiner Söhne, das er beinahe ein Jahrhundert vor sich gehabt, lag, Jacob hatte es niit tiefen Zügen des Leides und der Freude in sich ge- graben. Jehovas prophetischer Geist flammte diese Züge an; lebend standen seine Söhne vor ihm, und lebendig ward ihm die künftige Geschichte ihres Geschlechts in dem ihm verheißenen Lande. (Herder.) Diese künftige Geschichte ist nun so zutresfend und meist so fpeciell und in Einzelheiten eingehend hier geweissagt, das; diejenigen, welche von Wundern und Weissagungen nichts wissen wollen, behaupten, unser Kapitel sei erst zu einer Zeit gemacht, wo die Zukunft schon Gegenwart war, und dem Erzvater nur nachträglich in den Mund gele t. Aber die Aechtheit des Kapitel-s, daß der sterben e Jacob wirklich so zu seinen Söhnen geredet, und nicht erst ein späterer Verfasser diese Weissagungen ihm an- gedichtet habe, geht aus so vielen Sachen hervor, in- dem ein späterer Verfasser ihn vielfach würde anders (s. Anm. zu V. '7) oder deutlicher (vgl. z. B. den kurzen, dunkeln Spruch V. 27) haben reden lassen, daß es da- bei bleiben muß: Des HErrn prophetischer Geist hat den Erzvater erleuchtet und ihm die Worte in den Mund gelegt. »Sie waren der Stab, an dem sich das Volk in den nachfolgenden Zeiten des schweren Drucls und der Verfolgung aufrecht erhielt.« 29. Und er gebot ihnen [seine letztwillige Ver- ordnung, wie vorhin an Joseph insbesondere Kap. 47,»29 ff., so nun an sie alle richtend],»und sprach zu ihnen: Ich werde versammelt zu meinem Volk, begrabet mich bei meuie Vater iii der Hohle auf dem Acker Ephromdes Hethiters » » 30.· Jn der zwiefachen Hohn, diegegen Mamre liegt, im Lande Caiiaan, die Abraham kaufte, sammt dem»Acker, von Ephron, dem Hethitey zum Erbbegrabniß [Kap. 23]. 31. Daselbst haben sie Abraham begraben [Kap. 25, 9], und Sarah, sein Weib [Kap. 23, 19]. Daselbst haben sie auch Jsaak begraben [Kap. 35, 29], und Rebekka, sein Weib [Kap. 30, 30 Anm.]. Daselbst hab ich auch Lea begraben fKap. 46, 15 Anm.]; » 32. In dem Acker und der Höhle, die von den Kindern Heth getauft ist. Es ist teiner unter den Vätern des A. T» den wir so bis an den letzten Athemzug begleiten können, wie Jacob. Wir sehen hier, daß das alttestamentliche Sterbe- bett mit Klarheit und Frieden umgeben ist, indem die Schrecken des Todes in die gewisse Hoffnung der Ruhe, welche dem Volke Gottes übrig ist, verschlungen werden. « (Baumgarten.) 33. Und da Jakob vollendet ltsitte die Gebote an seine Kinder, that er seine Füße zusammen auf’s Bett fzog er, während er bisher aufrecht im Bette 154 I. Mose 50, 1——17. dagesessem seine Füße hinein, um sich zum Sterben «· wie einer, der einschlafen will, zurecht zu legen], » und verschied, iind ward versammelt zii seinem Volk. Mit Absicht werden die letzten Augenblicke des Ahn- herrn Jsraels so lange als möglich festgehalten: der Leser soll sehen und fühlen, wie er seiner Frömmigkeit und Hoheit geniäß aus dem Diesseits dahin scheidet. (Delitzsch·.) Herr Gott, nun schleiiß den Himmel auf, mein Zeit zum End sich neiget; ich hab vollendet meinen Lauf, des; sichmein S·eel" sehr freuet. Hals g’nug ge- litten, mich mtid gestritten, schick mich fein zu zur ew’geii Ruh; laß· fahren, was auf Erden, will lieber selig wer- den. (Mich. Altenburg.) IV· usw. Ho, u.1—14. darin, neun-km e: sein-m Schmerz iiber »den Zjintritt des Vaters freien Lauf ge- lassen, sorgt fiir Ginbalsamiriing der Leiche naih emin- tischer Weise; darauf, als auch die Llandestrauer der Egnpter zu olnde ist, holt er joharaos Erlaubnis; zur Beerdigung in Cancian ein. Sie geschieht unter Pe- theiligung der iiiinigliihen Fias- und egnptisitjen Staats- beamten und erregt die Aufmerksamkeit der Landes- einwohney der Cananiten » Inst. 50, V. 1». Da siel Joseph [vom Schmerz ubermaltigtj auf seines Vaters Angesichh und wei- nete uber ihm, und knssete ihn [Kap. 46, 4]. Er hatte von allen Söhnen Jacobs am meisten ver- loren, weil er von Kind auf dem Herzen des Vaters am nächsten gestanden, darnach 22 Jahre lang ihn gemißt und endlich zum Lohn seines Ausharrens im Glauben ihn wiedergewonnen hatte. Während er dann, so lange Jsrael noch lebte, in seiner schwierigen Stellung in Egypten unterdessen priesterlicher Obhut sich fühlen durfte, muß es ihm jetzt, wo Jaeobs Augen sich schlossen, zu slliuthe gewesen sein, als ob er nun wieder in seine uorige Einsamkeit zurückversetzt sei, um mit Gott allein sich durchzuringem (Heim.) Das 50. Kapitel. gsaeob wird begraben, Joseph stirbt. 2. Und Joseph [um die Leiche auf’s Pracht- vollste zu bestatten, und sie für den weiten Weg bis zum Erbbegräbniß bei Hebron gehörig zu con- servirenJ befahl seinen Knechten, den Aerzten [den- jenigen unter seinen «Hofbeamten, welche den Dienst als Aerztet versaheu], daß sie seinen Vater sal- beten snach der in Eghpten üblichen Weise ein- balsamirtenris Und die Aerzte salbeten Israel kund zwar ohne Zweifel auf die ehrenvollste und kost- barste von deii drei dabei gebräuchlichen Arten’"«*], 3. Bis daß vierzig Tage um waren, denn so lange währen die Salbetage. Und die Eghpter beweinten ihn siebenzig Tage [von dem Tage des Todes an gerechnet, also noch dreißig Tage nach «« der Salbungss «) Jn Egypten hatte man für jede Art der Krank- heiten einen eigenen Arzt, so daß es besondere Aerzte gab für die Augen, für den Kopf, die Zähne, den Ma- gen u. s. w. Später gab es dann auch eine bestimmte Klasse von Leuten, welche die Einbalsamirung der Lei- chen besorgten und Taricheuten hießen; hier aber verrich- teten noch die gewöhnlichen Aerzte dies Geschäft. «) Die Egypter glaubten, das; die abgeschiedene Seele eines Menschen den Leib, in welcheni sie gewohnt, so lange unischwebe, als dieser noch wohl erhalten sei; dann ; aber müsse sie eine Wanderung durch verschiedene Thier- ’ leiber auf Jahrhunderte oder gar Jahrtausende antreten, um zuletzt wieder mit einein nienschlichen Leibe sich zu bekleiden. Darum nahm man schon im frühesten Alter- thum darauf Bedacht, die Leiche eines lieben Verstorbe- nen gegen die Verwesung zu schützen und sie möglichst lange zu conservirem Dies geschah durch das Einhal- samiren. Noch jetzt giebt es in den egyptischen Kata- komben oder Todtenkamniern unzählige solche einbalsa- 2 mirte Leichen, welche von dem Gumini, womit sie be- strichen sind, und das im Persischen Mum genannt wird, Mumien heißen. Hi) Es gab 3 Arten des Einbalsamirens; die then- erste kam gegen 1380 Thlr., die mittlere etwa 460 Thln zu stehen, die geringste aber kostete nur wenig. Die erstere bestand in Folgendem. Zuerst zog man mittelst eines krummen Eisens das Gehirn aus dem Kopfe durch die Nase heraus und füllte die Hirnschale mit Gewür- zenz dann wurde auf der linken Seite des Bauches mit einem scharfen Stein ein Einschnitt gemacht, um die Eingeweide herauszuholem das Innere mit Dattelwein ausgespülh mit Myrrhem Cassia u. dgl. angefüllt und nun der Bauch wieder zugenähd Jetzt legte man den «Leib in Nitrum oder Salpeter, und ließ ihn so mehrere Wochen lang stehen; hernach wurde er gewaschen, mit Byssusbinden umwickelt, mit Gummi bestrichen und nun den Angehörigen des Verstorbenen zurückgegeben. Diese brachten ihn in eine hölzerne, der menschlichen Gestalt genau angepaßte, mit Hieroglyphen übermalte Lade (Kiste von Sykomorenholz) und stellten letztere in der Todten: · kammer auf. Anders dagegen verhält es sich mit dem Einbalsamiren der späteren Juden, s. Mark. 16, 1.Anm. s) Wenn in Egypten ein König starb, so stellten die Egypter eine Trauer an, indem sie ihre Kleider zerrissen, die Tempel verschlossen, keine Opfer darbrachten und die Feste nicht hielten. Das währete 72 Tage. Fast gleiche Ehre erwies man hier deni Jakob, wohl auf Pharaos Anordnung, der bei der Unterredung (Kap. 47, 7 ff.) einen tiefen Eindruck von der Persönlichkeit des greifen Patriarchen bekommen haben mochte und seit Josephs staatswirthschaftlichen Reformen (Kap. 47, 13 ff.) sich diesem immer mehr zu Dank verpflichtet fühlte. 4. Da nun die Leidetage aus waren, redete Joseph [der während der· Trauerzeit sich Haupt- und Barthaar wachsen lief; und also nicht per- sönlich vor dem König erscheinen konnte Kap. 41, 14] mitPharao Gesinde [Hofbeamten], iind sprach: i Habe ich Gnade vor euch fanden, so redet [an mei- ner Statt] mit Pharao und spreche« Z. Mein Vater hat sals er sein Ende heran- nahen fühlte Kap· 47, 29 ff.] einen Eid von mir genommen nnd gesagt: Siehe, icb sterbe, begrabe mich in meincm Grabe, das ich mir sin meinem Ahnherrn Abrahain Kap. 231 im Lande Canaan gegraben [zugei«ichtet] habe. So will ich nun [nach CanaanJ hinauf ziehen, und meinen Vater sdem Eide gemäß dort] begraben, Und [darnach] wieder- kommen [und mein Amt ferner ausrichten; beur- laube mich auf einige Zeit von demselben und ge- statte mir die Ausfuhr der Leiche aus deinem Lande]. b. Phatao sprach [ließ durch seine Hofbeam- ten ihm antworte-g: Zeuch hinauf, und begrabe deinen Vater, wie dii ihm geschworen hast kder Eid, den du ihm geleistet, ist auch mir heilig]. Jacob wird begraben. 155 7. Also zog Joseph hinauf, seinen Vater zu begraben. Und es zogen [in Folge königlichen Befehle] mit ihm alle Knechte sBeamtej Pharao, lvamltchj die Aeltesten seines Hauses und alle Arl- testen des Landes Eghpten [die vornehmsten sowohl von den Hof: als von den Staatsbeamten]; 8. Dazu das ganze Gesinde [der eigene Hof- stgatl Jofephs, und »seine·Bruder, und das Gesinde seines Vaters. Alleine ihre Kinder, Schafe und Ochsen ließen sie im Lande Gosen kdenn sie woll- ten fa nicht auswandern und wieder in Canaan sich niederlafsen,sondern feiner Zeit nach Egypten zurückkehren] 9. Und zogen auch [als kriegerische Bedeckung für den Zug durch die Wüste] mit ihm hinauf Wngen iindReisigez und war kalso die gesammte Leichenbegleitung] ein fast [sehr] großes Heer. l0. Da ste nun [nicht auf dem geraden Wege, der über Gaza durch das Gebiet der Philister führte, sondern auf einem bedeutenden Umwege, indem sie zuerst die Wüste durchzogen, dann un! das todte Meer sich herum wendeten und nun längs der Oftseite desselben die nördliche Nichtung verfolgten] an die Tenne Atad seinem auf freiem Felde angelegten und von dem vielen dort wach- senden Stechdorn »Atad« genannten Dreschplatz 5 M. 25, 4 Anm.] kamen, die jenseit [am östli- chen Ufer] des Jordan liegt knichi weit von dem Nordende des todten Meeres] da hielten sie sstill mit dem Zuge und veranstalteteUJ eine seht große iind·bittere Hlagez »und er sJoseph mit seinem Haufe] trug uber seinen Vater Leide sieben Tage. Nnch Hieronymus ist die Tenne Atad einerlei mit deni in Jof ;5,6; 18,19.21 erwähnten Beth-Hagla, das nicht weit vom Nordende des todten Meeres W· St. füdöftlich von Jericho und If« St. westlich vom Jordan) entfernt lag, die Grenze zwischen Juda und Benjaniin bildete und letzterem St. zugetheilt wurde. Will man diesenMeinung beitreten, so muß man den Ausdruck ,,jenseit des Jordan« nicht vom öftlichen, sondern vom westlichen Ufer verstehen und ihn vom Standpunkte Mosis aus verstehen, der nicht über den Jordan hin« überkam. Doch werden die Worte ,,jenseit und dieffeit des Jordan« sonst immer vom späteren Wohnen Jsraels in»Canaan nus gebraucht, so daß ,,jenseit« die Ost- und ,,diesfeit« die Weftfeite bedeutet. Auch zu der Zeit Mofis»war dies Wohnen in Canaan für Israel so gewiß, als ware es schon da; man lebte schon ganz in der Zu- kunft, die Gegenwart war nur vorübergehende Ueber- gangszeit Wir halten darum die Tenne Atad für einen jetzt verschollenen Ort nahe einer Furth am östlichen Ufer des Jordan. 11. nttety füber den Jordan hinüber] die Klage bei der Teune Atad sahen, sprachen sie funier einan- der]: Die Eghpter halten da große Klage [um irgend einen Todten] Daher heißt matt« den Ort [noch zu der Zeit, da Mose dies fchrieb, also etwa 230 J. nach der Begebenheit] der Eghpter Klage sAbel Mjzraim,f.Anm. zu 1.Sam.6,18 u. 2. S.20, 15],tvelcher[wieschonbemerkt]liegtjenseitdesJordan. Man hat also Jacobs Leiche so ziemlich auf denisel- Und da die Leute im Lande, die Cana- " ben Wege in Canaan eingeführt, auf welchem später die Kinder Jsrael in das Land eindrangen. Es geschah dies freilich unabfichtlich und mehr zufällig, weil man sowohl Conflicte mit den Philiftern vermeiden, als auch dem Zuge durch eine recht weite Ausdehnung desto größeren Glanz verleihen wollte; doch erfüllte Gott damit fein Verheißungswort anJacob (Kap. 46,4.): »Ich will auch dich heraufführen &c.« » 12. Und seine Kinder [während die Eghpter am jenfeitigen Ufer zurückblieben, setzten über den Jordan und] thaten, wie er ihnen befohlen hatte [Kap. 49, 29 fs.]; · 13. Und fnhreten »ihn in’s Lnnd Canaan, nnd begraben ihn in der zwiefachen Hohle des Artus, die» Abraham eriauft hatte mit dein Acker, zum Erbbe- grabnisy von Ephron dem Hethitey gegen Mamre 14. Als sie ihn nun begraben hatten, zog Joseph wieder in Eghpten unt feinen Brndern, nnd mit allen, die mit ihm hiiianfgezogen waren, feinen Vater zu begaben [und zetzt dem Zuge sich wieder anfchlofsen . 12]. P. Lange sagt: Der Geist des theokratifchen Heim- wehs in seiner höhern Bedeutung und der Berfikheriing der Heimkehr durchweht das ganze Kapitel; damit weist aber die Genesis hinüber nicht nur auf den Exodus (Auszug) der Kinder Israel, sondern weiter hinaus auch auf die ewige Heimath als das Ziel des Volkes Gottes. V. di.15—26. Uaih der Riiciiliehr nath Egnpten ei«- ivacht in den Zltrüdern Joseph-i die Itesorgniß Joseph mischte jetzt, wo er auf den Unter« lieine Zttiiiisiiiit niehr " zu nehmen habe, ihre zlebelthat ihnen vergelten; aber er beruhigt sie, lebt dann noch eine lange Reihe non Jahren, siehet sein Gesihleiht maihsen und sich ang- breiten, und uerordnet bei seinem Ende, das; seine Leiche dereinst initnaiii Eancian genommen werde, wenn der ZjGrr fein Moll: dahin zurüciifiihren würde. 15. Die Brüder aber Jofephs fürchteten sich, da ihr Vater gestorben war, und sprachen sunter einander]: Joseph möchte uns gtatn sein [genauer: wenn nun Joseph jetzt, wo die Rücksicht auf den Vater ihm nicht mehr die Hände bindet, uns in Auslaffung feines bisher verhaltenen Grolls verfolgen wollteL Und [uns] vergelten alle Bosheit, die wir an ihm gethan haben swas würde dann aus uns werden! vgl. Pf. 27, 13 Anm.] Hier siehest du, welch ein erschrecklich Unglück die Sünde und ein böses Gewissen sei; daß es beinah eine folche Wunde, die nicht zu heilen ist. Wenn die Sünde noch vor der Thür schläft (Kap. 4, 7), da achtet man ihrer nicht, und wird immer noch mit greulicheren Sün- den gehäusets man fällt in eine Sünde über die andere. Aber wenn sie aufgewecket und lebendig gemacht wird, alsdann werden vieledahin getrieben, daß sie gar ver- zweifeln und entweder in das Wasser springen, oder aber sich selbst an einen Strick henken. (Luther.) «16. Darum ließen sie ihm stvohl durch Ben- jaminJ sagen: Dein Vater befahl vor feinem Tode, und sprach: · · 17. Also sollt ihr Joseph [nach meinem Tode] sagen: Lieber [Richt. 4, 19 Anm. 2], vczrgieb dei- nen Brndern die Missethat nnd ihre Sande, daß i sie so übel an dir gethan haben. Lieber, so slaß 156 1. Mose 50, 18—26. L. M. 1, 1—8. doch solche Fürsprache bei dir gelten sind] vergieb s nun [nachdem alles einen so guten Ausgang ge- nommenJ die Missethat uns, den Dienern des Got- tes deines Vaters [wie wir vordem Einen Vater mit dir hatten, um dessentwillen du uns verschon- test, so haben wir jetzt hier, in diesem fremden Lande, Einen Gott mit dir, dem wir dienen, den Gott unsers Vaters; um unsers gemeinschaftliehen Gottes willen vergieb uns denn]. Aber Joseph weinen, da sie solches mit ihm redeten. Es waren das Thränen des Schmerzes über ihr Mißtrauem Thränen der Rührung über ihre Demü- thigung, Thränen des Mitgesühls wegen ihrer Angst. 18. Und seine Brüder sda ihnen hinterbracht wurde, wie Joseph ihre Ansprache aufgenommen, faßten sich ein Herz und] gingen [selbst] hin, Und fielen vor ihm nieder, und sprachen: Siehe, wir sind deine Knechte [dir mit Leib und Leben ver- fallen, daß du mit uns machen kannst, was dir beliebt; doch vertrauen wir, du werdest Gnade für Recht ergehen lassen]. Das wilde, ungerathene Geschlecht der Söhne Jacobs ist jetzt völlig gebrochen und erscheint in der Verklärten Gestalt der Buße und des Glaubens. (Vaumgarten.) · 19. Joseph sprach zu ihnen: Fiirchtet euch nicht, denn ich bin unter Gott [und also nicht be- fugt, in seinen Urtheilsspruch über euer dama- liges Beginnen einzugreifen] · 20. Jhr gedachtet es böse mit mir zu machen; aber Gott gedachte es gut zu machen, daß er thcite, » wie es jetzt am Tage ist, [und euer als seines Werkzeugs sich bediente, um in der großen Noth der Theuerung die er wollte kommen lassen] zu erhalten viel Volks [Kap. 45, 5——8]. U. So fürchtet euch nun nicht sals werde ich hinterher mich noch rächen, nachdem Gott alles schon beigelegt hat]; ich will [vielmehr, wie bisher, auch ferner] euch vcksorgen und eure Kinder. Und et tröstete sie [mit diesen und andern Worten] und redete freundlich mit ihnen [daß sie nicht an- ders konnten, als Vertrauen zu ihm fassen]. Die Redensart im Grundtexte, welche Luther mit freundlich mit jemand reden übersetzt (Kap.34,3; Nicht. 19, Z; Jes. 40, 2), bedeutet eigentlich über das Herz herab sprechen, so daß die Rede wie Regen erfrischend , befeuchtend , erquickend herabströme. Auch bei uns ist es kein Fehler, wenn uns die Sünde noch immerfort schmerzt, selbst nachdem Gott seinen Sohn in uns geoffenbart und der Heiland als das Lamm Got- tes, das unsere Sünde trägt, als unsern Mittler und Fürsprecher sich uns zu erkennen gegeben; wenn nicht nur die noch täglich vorkommende Versijumniß und Un- treue, sondern auch die Erinnerung an die vorigen Sün- den uns vor ihm niederbeugt und in Zeiten der Noth und Trübsal nachdem wir den Frieden und die Kind· schaft Gottes schon lange geschmeckt haben, um unsern Gnadenstand und die Rettung unserer Seelen uns von Neuem bange werden will. Denn nicht nur, daß wir angewiesen sind, täglich und fortwährend zu bitten: ,,vergieb uns unsre Schuld;« es würde auch die einmal gewonnene Glaubenszuversichh die einmal erlangte Ver- sicherung von der Vergebung unserer Sünden gar bald in Sicherheit und Schläfrigkeit bei uns umschlagen, wenn nicht das fortwährende Schmerzgesühl der Sünde und der Dürftigkeit uns in der Herzensgemeinschast mit dem Heilande erhielte. (Heim.) » » 22. Also wohnete Joseph [nach seiner Wieder- kehr von des Vaters Begräbnis; V. 14] in Eghp- ten, mit seines Vaters Hause [noch 54 Jahr lang], und lebte [wie nachmals Josua If. 24, 291 hun- dert und zehn Jahr [2259——2369 n. Erschz d. W] 23. Und sahe Ephraims Kinder bis ins dritte Glied [Urenkel dieses seines gesegnetsten Sohnes Kap. 48, 19]. Desselbigen gleichen die Kinder Machiy Manasse’s Sohnes, zeugeten auch Kinder auf Josephs Schooß [so daß der hochbetagte Urgroß- vater sie noch auf seinen Schooß nehmen und für seine Nachkommen anerkennen konnte]. 24. Und Joseph [als er sein Ende nahe fühlte] sprach zu seinen Brüdern sVolksgenossen 31, 23]: Jch sterbe, und Gott wird [wie er versprochen hat, in der Trübsal, die euch treffen wird] euch heim- suchen, und aus diesem Lande fuhren in das Land, das er Abraham, Jsaak und Jacob gcschworen hat [15, 13 ff« sie, 4]. 25. Darum [weil er im Glauben so genau wußte, daß Israel nur einstweilen in Egypten wohne, und er sein Angesicht so fest gerichtet hatte nach Canaan Hebr 11, 221 nahm er einen Eid von den Kindern Israel [die in den langen Jahren seiner Schirmherrschaft ein geruhiges und stilles Leben geführt und durch Gottes Segen sich nun schon bedeutend gemehrt hatten], »und sprach: Wenn euch Gott heimsuchen wird, so ·fuhret· meine Gebeine von dannen [auf daß auch ich mit euch Theil und Anfall habe am Lande der Verheißungs 26. Also starb Joseph, da er war hundert und zehn Jahr alt. Und sie salbeten ihn [auf die V. 3 Anm. 3 beschricbene Weise] nnd legten ihn in eine Lade [von Sykomorenholz — eine solche war hier von besonderer Wichtigkeih da ein steiner- ner Sarkophag wegen des künftigen Transports der Leiche ganz ungeeignet gewesen wäre — und behielten die Lade für jetzt noch] in Eghptem Man schaffte sie nicht, wie bei Jacob V. 4 ff., sofort nach Eanaanx wohl aber nahm man sie 144 Jahre spä- ter mit (2. Mos. 13, 19) und bestattete sie unter Josua auf dem Felde bei Sichem (Jos. 24, 32). —- UnterSy- komore ist der egyptische Feigenbaum oder der Maul- beerfeigenbaum (s. Arm. zu 1. Ehron. 28, 28) zu ver- stehen, dessen Holz eben so leicht als dauerhaft, ja fast unverweslich ist. — Also endet das Ganze niit Todten« laden, Sterbeklagen und Leichenzügen und mit dem Blick in die Zukunft. Das Zeitalter der Verheißung war vorüber; es folgt nun eine stumme Kluft von 104 Jah- ren, in welcher die Zeit, wie der Nilstroin, ohne Ge- schichte dahinfließh bis aus dem Schilf des letzteren ein Rohrkästlein mit einem weinenden Knäblein emporge- hoben wird. Damit beginnt das Zeitalter des Gesetzes tKrummacherJ Jn den folgenden 150 Jahren hat Js- rael keine Heils» sondern nur eine weltliche Ge- . schichte, bis die Stunde der Erlösung schlägt. (Delitzsch..) 157 Joseph’s Tod. —- Außerordeiitliche Vermehrung der Kinder Israel. Yak- andere Ziiuch Rose. (Exodus, Auszug.) Im andern Buch, da die Welt nun voll und in der Blindheit versunken war, dasz man schier nicht mehr wußte, was Sünde war oder wo der Tod herkommen sei, bringet Gott Mosen hervor mit dem Gesetz, und nimmt ein besonderes Volk an, die Welt an ihnen wieder zu erleuchten und durch"s Gesetz die Sünde wieder zu eröffnen. Und verfasset also das Volk mit allerlei Gesetzen und sondert sie von allen andern Völkern, lässet sie eine Hütte bauen und richtet einen Gottesdienst an, bestellet Fürsten und Amtleute, und versorget also sein Volk beide mit Gesetzen und Leuten auf’s Aller- femste, wie sie beide, leiblich vor der Welt und geistlich vor Gott, sollen regieret werden. (Luther.) Das l. Kapitel. per xtinder Israel Dienstbarlieit nnd Yrangsak in Egnptem I— Cl. 1—7. Im Verlauf von ra.132 Jahren nach ihrer Einwanderung in Ggypten vermehren sich die Kinder Israel in so außerordentlicher» Weise, das; die zlletheissunxn womit einst der DE» den Darob aus Canaan entließ (1. Zilose 46, 3): Ziiirihte dich nicht, in Egnpteii hinabkusiehem denn daselbst willich dich zum großen glollie maihen, nun vollständig erfüllt ist. l. Dies sind swie schon 1. Mos. 46, 8 ff. ausführlich mitgetheilt wurde] die Namen der Kin- der Jsrael, die mit [ihm, ihrem Vater] Jacob sim J. 2298 n. Ersch. d. W. = 1707 V. Chr. Geh] in Egypten kamen; ein Jeglicher ckam mit seinen: Hause hinein: 2. Raben, Simeon, Lebt, Juda [Lea’s vier älteste Söhne 1. M. 29, 32—35], Z. Jsaschar, Sebnlon [ihre zwei nachgebornen Söhne 1. M. 29, 32——35], Benjamin [Rahel’s zweiter Sohn 1. M. 35, 16 ss.], 4. Dein, Naphthali [die beiden Söhne von Rahels Magd, der Bilha 1. M. 30, 1—8], Gad, Asser [die beiden Söhne von Lea’s Magd, der Silpa I. M. 30, 9—13]. 5. Und aller Seelen, die aus den Lenden Jakobs kommen waren sden Joseph mit seinen bei- den Söhnen Ephraim und Manasse 1. M. 41, 50— 52 eingeschlossen], derer waren [ihn selbst, das Haupt der Familie, mitgerechnet] siebenzig. Joseph aber war zuvor in Egypten sdarum ist er vorhin V. 2—4 unter den Kindern Jsraels nicht genannt] · 6. Da nun Joseph [71 Jahr nach derUeber- siedeluiigs gestorben war, und alle seine Brüder nnd alle, die zu der Zeit gelebt hatten; 7. Wuchsen die Kinder Israel [im Verlauf der folgenden 61 Jahres, und zeugeten Kinder, nnd mehrelen sich [indem in recht augenfälliger Weise der ursprüngliche Schöpsungssegen 1. M. I, 28; 8, 17 an ihnen in Erfüllung ging], und wurden ihrer szur Verwirklichung der dem Abraham noch besonders gegebenen Verheißung 1. M. 12, 2; 18, is] sehr viel, daß ihrer das Land voll ward [und hernach mehr als 600,000 streitbare Männer auszogen 12, 37]. In Stämme, Gesihlechter und Familien getheilt (Kap. 6, 14 Anni.), von ihren Stammeshäuptern regiert und von den Aeltesten oder Vorständen der verschiedenen Abtheilungen repräsentirt, setzte ein Theil der Kinder Israel, namentlich die den östlichen Saum des Landes Gosen bewohnenden Stämme Raben und Gab, sowie ein Theil des Stammes Manasse, das patriarchalische Hirtenleben in den dortigen Weideländern fort; die übri- gen Stämme dagegen trieben in den fruchtbaren Land- strecken zwischen dem Pelusisehen und Tanitischen Nilarm Acker- und Gartenbau, ganz in der von den Egyptern erlernten Weise, wie sie denn allmälig auch die sonstigen Vortheile der egyptischen Bildung sich aneigneten, mit der Kunst, in Gold und Silber zu arbeiten, Edelsteine schneiden, Leder und feines Gewebe zu bereiten, die Buchstabenschrift zu handhaben u. s. w., vertraut wur- den und durch Handel und Wandel mit und unter den Egyptern zu großem Wohlstand gelangten. — Jn der ersten Zeit mögen sie nicht nur ihre Heerden bis hinauf nach Canaan geweidet (daher noch jetzt Rubens Grab in Palästina gezeigt wird), sondern auch an eine baldige Rückkehr dahin gedacht und dieselbe eigenmächtig zu ver- wirklichen gesucht haben. Wir erfahren aus 1. Chr. 8, 20—24, daß ein Theil des Stammes Ephraim noch bei Lebzeiten des Stammvaters auf dem südlichen Hoehlande Palästinas sich ansiedelte und von da aus räuberische Einfälle in die philisiäische Meeresniederung machte; er erlitt aber dabei so schwere Verluste, das; das abenteuers liche Unternehmen bald wieder aufgegeben werden mußte. Vgl. die ähnlichen Andeutungen über andere Stämme in 1. Chr. 4, 22. II. U. 8—22. Weist geht auch in Erfüllung, mag Gott dem Jlbraham einst geweissagt hatte (1. Zllose 15, 13): da wird man sie zu dienen zwingen nnd pla- gen vierhundert Dahu Ein neuer König liommt auf in Ggnpten und will aus politischen ztiiclisichten das Voll: dumpfen; daher zwingt er sie zu hartem Zlienst und greift, da dies nicht hilft, kn noih grau- samercn Mitteln. 8. Da kam svermuthlich nach Vertreibung der Dhnastie der Hyksos, welcher die zu Josephs Zeit regierenden Pharaonen angehört hatten, um 1575 v. Chr. s. 1. Kön. s, 1 Anm.] ein treuer König [aus der nationalen Dynastie 1. Mos. 4o, 11 Anm.] auf in Egyptem der wußte nichts von Joseph [wollte nichts von ihm wissen, weil er ganz andere Sympathien und Negierungsgrunw sähe auf den Thron brachte, als die unter dem vorigen Herrscherhaus galten]; 158 9. Und sprach zu seinem Volk sbei Gelegen- heit einer ReichsversammlungL Siehe, des Volks der Kinder Israel ist viel, und mehr denn wir. Das ist ohne Zweifel eine Uebertreibung, aber er drückt sich absichtlich so stark aus, um die Gemüther für seine Sache u gewinnen. » 10. Hohlam wir wollen sie mit Listen dam- pfcu sMaßregeln politischer Klugheit wider ste er- greifen Pf. 105, 25], daß ihrernicht so vielwer- den. Denn wo sich ein Krieg erhube [und nament- lich von den östlichen Völkern her, wie ehemals von den nun vertriebenen Hyksos geschehen, ein räuberischer oder erobernder Einfall versucht wiirde], möchten sie sich auch· zu unsern Feinden schlagen, und wider uns streiten, und [hernach, wenn sie von unserer Oberherrfchaft sich losgemacht] zum Lande ausziehen sda sie Ia die Hoffnung auf ein- stige Rückkehr in ihr Heimathland nicht aufgegeben haben; damit aber würden wir eine bedeutende Zahl nützlicher Unterthanen verlieren, deren Dienste wir uns lieber sichern wollen]. 11. Und mau setzte [in Ausführung des kö- niglichen Willens] Frohnvögte über sie, die sie mit schweren Diensten snamentlich mit Zubereitung der ungeheuren Masse von Ziegeln, deren man zu den großartigen eghptischen Bauten bedurfte] drücken sollten sum so nicht nur ihre physische Kraft und damit ihre Vermehrung zu schwächen, sondern auch sie geistig niederzuhalten und ihren Sinn für Freiheit abzustumpfem Und zwar bot sich zu der- artigen Frohndiensten damals gerade besondere Gelegenheit]; denn man bauete dem Pharao die Städte Pithon [das heutige Abassieh] und Raemses [das 10 St. weiter östlich gelegene Heroopolis s. Karte 11.] zu Schatzhciusern [Magazinstädten zur Aufnahme des Proviants für die östlich nach der Wüste zu stationirten Truppen]. Noch ist uns ein Grabgemälde aus der Zeit Thur- mes 1V·. erhalten, von welchem Rosellinh der es zuerst entdeckt, folgende Beschreibung giebt: Ein Theil der Arbeiter ist beschästigt, in Gefäßen den Thon zu trans- portiren, andere, ihn mit Hacken zu bearbeiten, die Zie- gel aus der Form zu ziehen unlzin Reihen auszubreitem andere, die schon getrockneten imvegzuschasfem Farbe, Physiognomie, Bart u. s. w. lassen in ihnen die Hebräer nicht verkennen. Zwischen ihnen erblickt man vier Egyp- ter, durch Betragen, Figur und Farbe deutlich unter- schieden; zwei von diesen« tragen einen Stock in der Hand, der eine sitzend, der andere stehend, schlagfertig gegen andern, welche hier den Hebräern gleichge- f! . 12. Aber je mehr sie das Volk drückten, je mehr sich es [durch Hilfe Gottes, der seine Kraft ihm aufrecht hielt und die schädlichen Folgen des Druckes von ihm abwendete] mehrete und seinem Wasser gleich, das nur desto stärker reißt, je mehr man es eindämmtJ ausbreitete. Und sie hielten die Kinder Israel wie einen Greuel sempfanden vor ihnen ein Grauen, weil in der alle Erwartung übersteigenden Vermehrung eine höhere, ihnen un- heimliche Macht sich offenbarte]. 2. Mose 1, 9—22· 2, 1-—-4. 13. Und die Eghpter [von solchem Grauen erfüllt] zwangen die Kinder Jsrael zu Dienst mit Unbarmherzigkeitz 14. Und machten ihnen ihr Leben sauer mit schwerer Arbeit in Thon und Ziegeln, und mit aller- lei Fröhnen auf dem Felde [mit Aufschütten von Dämmen, Anlegen von Canälen und anderen, zur Bewässerung des Bodens erforderlichen Arbeiten], und mit allerlei [sonstiger] Arbeit, die sie ihnen auflegten mit Unbarmherzigkeit. Zu dergleichen Arbeiten gehörte z. B. auch das Trei- ben des Schöpfrades ,,Mitten an demselben sind mehrere Stufen, auf welche der Landmann, wenn er den Boden betvässern will, tritt und dadurch das Rad herum- dreht. Aber damit er nicht herunterfällt, hält er sich mit den Händen an einem dazu angebrachten festen Ge- genstande an, so daß der ganze Körper in schwebender Lage ist. Statt der Hände braucht er also die Füße, und statt der Füße die Hände; denn er steht mit den Händen, mit welchen wir zu arbeiten pflegen, und ar- beitet mit den Füßen, mit welchen wir zu stehen pfle- gen.« (Philo.) Vgl. Z. M. 11, 10. 15. Und der König in Eghpten [als er sahe, daß sein erster Anschlag nichts half, sondern viel- mehr in das gerade Gegentheil umschlug, schritt zu einer zweiten Gewaltthat und] sprach zu den ebräischen Wehemüttern [zu den beiden Vorstehe- rinnen der ganzen sanft] deren eine hieß Siphra, und die andere Pua sindem er sie insgeheim zu sich entbot]: 16. Wenn ihr den ebräischen Weibern sbei ihrer Niederkunft] helfet, und auf dem [Gebär-] Stuhle sehet, daß es [das neugeborne Kind] ein Sohn ist, so tödtet ihn [mit einem Druck eurer Hand, oder wie ihr es sonst auszurichten gedenket]; isrs aber eine Tochter, so lasset sie leben. sund diesen meinen Befehl theilet denn in vertraulicher Weise auch den übrigen Wehemüttern mit.] 17. Aber die Wehemittter fürchteten Gott, und thaten nicht, wie der König in Egypten zu ihnen gesagt hattc,»sondern ließen die Kinder lauch des männlichen Geschlechts] leben. 18. Da rief der König in Eghptett sder durch seine Spione gar bald dahinter kam, ob fein Be- fehl befolgt würde oder nichtj den Wehemüttern, und shrach zu ihnen: Warum thut ihr das, daß ihr die Kinder leben lasset [da ich euch doch be- fohlen habe, sie zu tödten]? 19. Die Wehemütter antworteten Pharao: Die ebräischen Weiber sind nicht [so schwächlich und der Geburtshilfe bedürftig] wie die eghptischem denn sie sind harte slebenskräftige und starke] Wei- ber; ehe die Wehemutter zu ihnen kommt, haben sie geboren [wir haben also keine Gelegenheit, dei- nem Befehle nachzukommen]. Was die Wehmutter hier vorgeben, ist keine leere Ausfluchh beruht vielmehr auf häufig vorkommenden Fällen; noch jetzt gebären die arabischen Frauen außer- ordentlich leicht und schnell, und gewiß haben die Ebräe- rinnen bei ihrer, von der egyptischen abweichenden Le- , bensart den nämlichen Vortheil schon damals vor den Der Kinder Israel Dienstbarkeit und Drangsal in Eghpten Mosis Geburt. 159 Egypterinnen voraus gehabt, so daß die Wehemtitter weniger beim eigentlichen Gedärm, als nachher bei dem Kinde und der Mutter zu thun hatten. Nichts desto weniger hätten diese noch entschiedener Gott fürchten und die Zumuthung des Königs von sich abweisen sollen (Dan. 3, 17 s.; Apostg. 4, 20; 5, 29); der HErr siehet indessen nicht an, was ihnen noch mangelt, sondern was schon da ist. (Jes. 42, 3.) Vgl. die Bemsz zu Jos. 2, S. 20. Darum that Gott den Wehemuttern Gutes [handelte, ungeachtet der ihnen noch anhaftenden Schwachheit, mit ihnen nach Pf. 61, S; 115, 13]. Und das Bot! mehrete sich ctrotz aller offenen und heimlichen Anschläge des Königs Spr. 21, 30], und ward sehr viel. » » 21. Und weil die Wehcmutter Gott furcbteten [und ihm bei der Mehrung oder Erbauung seines Volks halsen], bauete er sauch seinerseits] ihnen Häuser sließ sie an diesem Segen der Fruchtbar- keit, der auf Israel lag, auf besondere Weise Theil nehmen und machte hernachmals ihr Ge- schlecht unter dem Volke berühmt] 22. Da [von heimlicher List zu offener Ge- waltthätigkeit fortfchreitendJ gebot Pharao alle sei- nem Volh und sprach: Alle Söhne, die geboren werden, werfet irre Wasser lden NiIL Und alle Tochter lasset leben. · Es liegt schon in dem Uebermaß der Unmenschlichkeit dieses Befehls, daß er weder vollständige noch dauernde Erftillung fand. Doch ist jedenfalls so manches von den ebriiischen Knäblein damals auf elende Weise umgekom- men; zur Strafe dafür muß hernach einer von den fol- genden Pharaonem die alle in den Fußtapfen ihres Vor- gängers wandelten, mit seinem Volke im rothen Meere ersaufen. (Weish. Sal. 18, 5.) Das 2. Kapitel. gar-see. Geburt, xiuserzieyunxg gkkucht nnd Heirath. I· U.1—10. Da, in der drangsalvollsteic Zeit, und nachdem das vierte Znannøteben (1. In. 15, 16) erreicht ist, wird der leiinstige Vetter« Israel-i im Stamme Llevi geboren» durch Zusammenwirken menschliiher Klug- heit und giittliajer Leitung am Leben erhalten und an hlharaos eigenem Those als königlicher Drin; gross gezogen. I. Und es ging hin [nicht erst zu der Zeit, wo das eben Mitgetheilte verfiel, sondern viel früher schon, vielleicht noch vor dem Auftreten des neuen Königs Kap. 1, s] ein Mann vom Hause Lebi [Amram, Levis Enkel von Kahath], und nahm eine Tochter Levi lseine ålliuhme oder Tante Jochebed zum Weibe Kap· S, 20; 4. M. 26, 59]. L. Und das Weib [als ihre Tochter Mirjam bereits ein erwachsenes Mädchen V. 4, ihr Sohn Aaron aber etwas über 2 Jahr alt war Kap. 7, 7] ward szum dritten Mal] schwangen und ge- bar [gerade zur Zeit jenes Mordbefehls Kap. 1, 221 einen szweiten] Sohn sim J. der Welt 2433 = 1572 v. Chr. 1. Kön. 2, 11 Anm.]. Und da sie sahe, daß es ein sein [wie mit iiberirdischen himm- [ lischer Anmuth ausgestattetes Apostg 7, 20; Hebt. « 11,23] Kind war* sund daraus ahnungsvoll auf seine bedeutsame Zukunft schließend das Vertrauen faßte, Gott werde den Knaben wider alle Nach- stellungen des Königs wohl zu schützen wissen], verbarg sie ihn [noch durch etwas Anderes, als die blos natürliche Nlutterlieba klug und erfin- derisch gemacht, s. Hebt. 11, 23] drei Monden sit! ihrem Hauses i) Wäre hierin nichts weiter als die Bewegung der natürlichen Mutterliebe, so würde die Schrift nicht so umständlich davon reden; wir müssen daher diese Erzäh- lung aus einem höheren Gesichtspunkte ansehen· Die schöne Gestalt des Kindes gilt der Mutter als ein Zei- chen besonderen Wohlgefallens Gottes, der den schönen Jüngling Joseph zum Retter des Hauses Israel gemacht hatte. Um dieses Gedankens willen ist sie auf nichts anderes als die Erhaltung des Kindes bedacht, und weil sie in dieferSache ihre Hoffnung auf Gott seht, der nach seiner Berhetßung Jsrael erlösen will, so handelt sie mit Sicherheit und gutem Erfolg. (Baumgarten.) Z. Und da sie ihn [vor den Späherblicken der egyptischen Henker] nicht . länger verbergen konnte, machte sie fwohl in Erinnerung an die rettende Arche Noahssi 1. M. s, 14] ein Kcistlein von Rohr [vom Schilf der Paphrusstaudeiis und berklebte es mit Thon sAsphaltiisps zur Verbin- dung der Papyrusstengel unter einander] und Pech [um das Eindringen des Wassers zu verhiiten], und legte das Kind sdas sie lieber in Gottes, als der Menschen Hände wollte fallenlassen 2.Sam. 24, 14] drein, und legte ihn kden Knaben in sei- nem Kästchenj in das Schilf am Ufer des Wassers [des Nil-s, damit er nicht von der Strömung mit fortgenommen würde]. " «) Jm hebt. Grundtext heißt das Kiistlein Tode, ein Wort, das außerdem nur noch von der Arche Noahs gebraucht wird. — «) Die Papyrusstaude ist eine im alten Egypten häufige, im neuen fast verfchwundene Rohrarh dreieckig, fingerdick und mehr als Manns-hoch, welche in Sttmpfen und stehendem, seichtem Wasser wuchs und zu verschiedenen Geräthen verwendet wurde, nament- lich auch zu kleinen Kähnen, die sich durch Leichtigkeit und Schnelligkeit auszeichneten (Jes. 18, L; Hiob 9,26). Aus den bastähnlichen, hellgriinen Häuten der Pflanze wurden Segel, Matratzem Schuhe, Seite, Siebe, Dochte u· s. w. verfertigt, vorzüglich aber Papier. — IN) Der Asphalt ist ein harziger, brennbarer, spröder Mineral- körper mit glatter, trockener Oberfläche und gewöhnlich von schwarzbrauner oder pechschwarzen glänzender Farbe, dem gemeinen Pech nicht Unähnlich, daher er auch Erd- oder Bergpech heißt. Er zeigt sich in der Natur theils als feftes, trockenes Fossil (Grubengut) in Flözen mit Kalt, Mergel, Gyps oder Schiefer vermischt, theils als fltissiger Theer, der aus Steinkliiften und aus der Erde hervor- quillt, oder auf Landseen und nattirlichen Brunnen schwimmt Letzteres kommt vorzüglich auf dem todten Meere und an dessen Ufern vor, wie denn überhaupt das palästinensische Erdpech den Vorzug vor allem übri- gen hatte und noch jetzt, so oft es in Massen erscheint (nach Erdbeben) einen bedeutenden Handelsartikel aus- macht (Judenpech). — f) Die Ufer des Nil sind mit dichtem Schilf bewachsen. « it. Aber seine [des Kindes] Schwester stund [von der Mutter als Wächterin aufgestellt] von 160 2. Mose 2, 5—19. fexnåy daß sie erfahren wollte, wie es ihm gehen Will c. 5. Und die Tochter Pharao [der Sage nach Thermutis mit Namen, -— verheirathet, aber kinderloSJ ging hernieder, nnd wollte baden im Wasser [das für heilig gehalten wurde und dem man eine das Leben erhaltende und die Frucht: barkeit vermehrende Kraft zuschrieb]; und ihre [sie begleitenden] Jungfrauen gingen am Rande des Wassers. Und da sie das Kastlein im Schiife sahe, sandte sie [begierig zu wissen, was darin wäre] ihre Magd [die zu ihrer Dienstleistung bereitstes hende Sklavin] hin, nnd ließ es holen. An den entscheidenden Knotenpunkten der Heilsge- schichte, wo eine neue Knospe der Entwickelung sich auf- thut, da kommt, wie von der göttlichen Vorsehung ge- rufen, immer das Heidenthum zu Hilfe und hilft die Knospe von ihren Fesseln befreien, daß sie sich zur herr- lichen, weithin duftenden Blüthe erschließen kann. (Kurtz.) s. Und da sie es anfthai, sahe sie das Kind; nnd siehe, das Knäblein weinete. Da jammerte es sie, Und sprach [Grund und Absicht der Aussetzung wohl verstehend]: Es ist der ebraischen Kindlein eins. 7. Da sprach seine Schwester [die in dem Augenblick, wo das Kind, das schon durch sein Weinen V. 6 der Königstochter das Herz gerührt, von dieser genauer betrachtet und wegen seiner Lieb- lichkeit V. 2 von ihr und ihren Jungfrauen be- wundert wurde, aus dem Versteck hervortrat, sich wie von ungefähr unter die Gesellschaft mischte und die Aeußerung, es sei Schade, wenn man ein solches Kind wollte umkommen lassen, sogleich be- nutzte, den Entschluß zur Rettung nahe zu legen] zu der Tochter Pharam Sollich hingehen, und der ebraischen Weiber eine rufen, die da sauget, daß sie dir das Kindlein fange? s. Die Tochter Pharao [der der Vorschlag ganz gelegen kam, da, wenn sie einmal des Kin- des sich annehmen wollte, eine Amme ihr Bedürf- niß, dazu aber eine hebräische Frau viel geeigneter war, als eine egyptischej sprach zu ihr: Gehe hin. Die Jungfrau ging hin, nnd rief [ihre und] des Kindes Mutter [Jochebed]. 9· Da sprach Pharao Tochter zu ihr [der Jochebed]: Nimm hin das Kindlein kdas ich da ausgesetzt gefunden und zu meinem Pflegekind zu machen beschlossen habe], und fange niir’s, ich will dit lohnen. Das Weib lohne durch Wort oder Geberde zu verrathen, daß sie die eigentliche Mut- ter wäre] nahm das Kind lmit in ihr Haus] und sangete es [bei 3 Jahren 2. Maee. 7, 27 f.]. Mit eigener Hand knüpft hier Gott die Fäden zusam- men, welche Moses und Jsrael für das Leben, ja wir dürfen sagen für die Ewigkeit mitsammen verbinden, und wenn er nun bald in egyptischen Schulen gebildet werden muß, so wird die erste Nahrung des aufblühen- den Geistes bereits zum Gegengift gegen heidnischen Wahnwitz und elenden Aberglauben dienen. Gleichsam mit der Muttermilch —- wer mag bestimmen, wie eng die erste Entwickelung von Leib und Geist mit einander verbunden ist? — soll er Liebe für Jsrael einsaugen, und der erste Name, welchen das Knäblein stanimeln lernt, soll nicht der der Jscs und des Osiris, sondern der des Gottes der Väter sein. (v. Oosterzee.) 10. Und da das Kind groß sentwöhnet 1. M. 21, 8] ward, brachte sie es [1. Sam. 1, 23 f.] der Tochter Pharao, und es ward ihr Sohn sxetzt förmlich zum Adoptcvsohn von ihr angeriommen«], und hieß ihn Mose sMonidscheksr von dem egyp- tischen Mo = Wasser und udsche = gerettet]; denn sie sprach: Jch habe ihn aus dem Wasser ge- zogen sgerettet. — Und Mose ward gelehret in aller Weisheit der Egypterssk und war mächtig in Werken und Worten: Apostg. 7, 22]· V) Wie sollte aber die fürstliche Pslegemutter dem liebenswürdigen Knaben nicht von Zeit zu Zeit gern die Rückkehr zu der Amme vergönnt haben, welche dann in dem kindlichen Herzen die Liebesflammen für Gottesdienst und Freiheit entzündete. Und niemals wird er sie ver- lassen haben, ohne daß die Ueberlieferung von dem Bunde Gottes mit Abraham, von Jacobs Tod und Jo- sephs letziem Befehl, von Jsraels Bestimmung für Ca- naan und dem verheißenen Heil der Welt ihm nicht fester eingeprägt wäre. Was er in diesem theuren Kreise hört, giebt bereits frühzeitig dem Laufe seiner stillen Gedanken eine bestimmte Richtung. Bald wird egyptische Weisheit, betäubender Wein anstatt reiner Muttermilch, diesem nach Wahrheit dürstenden Geiste überflüssige Nah- rung bieten. Unter dem gebildetsten, gelehrtesten, ge- wandtesten Volke muß er, wenn ich mich so ausdrücken darf, das Mechanische von alle dem lernen, was später zu der großen Aufgabe seines Lebens gehören soll. Die höchste Weisheit der Erde muß in seinen Ohren wider- hallen und ihre höchste Herrlichkeit vor seinen Augen vorübergehen, damit er später aus Erfahrung verstehen könne, daß alle Weisheit der Welt Thorheit vor Gott ist und alle Herrlichkeit des Menschen gleich dem zerbrech- lichen Schilf des Nil. Daß aber der egyptisch gebildete « Mann nicht mit Leib und Seele ein Egypter werde, da- für hat Jochebed zu sorgen, und gerade die Vereinigung des egyptischen und israelitischen Elements bei Mosis Erziehung muß mithelfen, ihn zu dem späteren, ganz einzigen Moses zu machen. (v. Oosterzee.) is) Der dem hebräischen Sprachorgan unbequeme Name mochte sich unwillkürlich im Munde des israeliti- schen Volkes in den Namen Most-lieh umgestaltery der Herausziehendez diese Umgestaltung aber war eine unab- sichtliche Weissagung denn der Herausgezogene ward in der That zum Herausziehen ,,Des Volkes Stimme ist Gottes Stimme« Vgl. 2. Sam.22,17 u. Ies. 63, 11. III) Sowie Joseph durch die Erhebung zum egypti- schen Großvezier in den Stand gesetzt wurde, das Haus seines Vaters in der Hungersnoth zu versorgen, so wird Mose durch »die egyptische Bildung am Hofe Pharaos vorbereitet, die Führung und Gesetzgebung seines Volkes zu übernehmen. (Vanmgarten.) Die 5 B. Mose sind denn auch so reich an feinen, ungesuchten Anspielungen auf Egyptem seine geschichtlichen Zustände, seine Sitten, Gebrauche und Naturverhältnifse, daß eben nur ein Mann, der mit dem Lande auf’s Genaueste bekannt war, sie verfaßt haben kann. Selbst die Eintheilung gerade in fünf Bücher, so trefflich sie mit dem Inhalt und Plane des Werkes selbst zusammenstimmh erinnert an egyptisches Wesen; denn die Fünfzahl stand in Egypten m großen Ehren (1. M. 43, 34. 45, 22. 47, 2). II« V. 11—22. Til- Znose zum erivaihsrnen Manne tier- niigrrkist ist, tritt er eigeiiniiiiijtig ais Bücher« feines Mosis Auferziehung und Fluchr 161 unterdritctkten Volke-Haus, wird aber gedemiithigt und musk erst eine nierkigsiihrige Smule in der wüste durch- machen, ehe er wirklich zum Zikefreier Israel-i taugt. II. Zu den Zeiten, da Mose war groß [40 Jahr alt Apostg. 7, 23] worden, [also um 1532 v. Chr] ging er ans [vom königl. Hofe, indem er’s nicht länger ertrug, daß er selber als Sohn der Tochter Pharao in Herrlichkeit und Freuden leben sollte, während feine Volks- und Glaubensgenossen so schwer von den Egyptern bedrückt wurden Hebr. 11, 24—26., und kam] zu seinen Brüdern [zu sehen, wie es ihnen ginge, und wo möglich ihr Retter und Befreier zu werden], und sahe [denn da mit eigenen Augen] ihre Last, Und ward [bei Gelegenheit eines solchen Besuchs] gewahr, daß ein Eghpter svermuthlich ein Frohnvogt] schlng seiner Brüder, der ebriiischcn, einen [und zwar in so unbarmherziger Weise, daß er unter den Strei- chen zusammensank]. 12. Und er [von Feuereifer darüber entbrannt] wandte sich hin und her smit seinem Gesicht]- Und da er sahe, daß saußer ihm und den beiden] kein Mensch da war, erschlug er den Eghptey und ver- scharrete ihn in den Sand. Mose war in seiner Entwickelung auf den Punkt ge- kommen, wo man große Jrrthümer leicht mit großen Wahrheiten verwechseltz wo man sich vom Geiste getrie- ben glaubt, und doch nur von fleischlicher Eitelkeit und ungöttlichem Eigenwillen getrieben wird; wo man wer weiß welche Heldenthaten zu thun vermeint, während man arge Sünden begeht. Er fühlte sich berufen, der Beschützer und Befreier seines Volkes zu werden; aber er war noch nicht dazu berufen, sondern grifsdem HErrn vor, der ihn erst in sein Amt einsetzen und ihm Zeit und Stunde, Mittel und Wege zur Erlösung Jsraels zeigen mußte. (Appuhn). 13. Auf einen andern lden folgenden Apostg. 7, 26] Tag ging er anch aus, nnd sahe zween ebrciische Nicinner sich mit einander zanken; und sprach zu dem Ungerechten [zu demjenigen unter ihnen, der offenbar Unrecht hatte]: Warum schlä- gest du deinen Nächsten? , 14. Er aber sprach: Wer hat dich zum Ober- sten oder Richter iiber uns geseßt? sDu bist ja keiner von unsern Aeltesten, s. Anm. zu Kap. 18, 22 f.; was gehen dich also unsere Händel an? Oder suchst du nur Gelegenheit, an mich zu kom- men?J Willst du mich auch erwürgen, wie du Nestern] den Egypter erwürget hast? Da fürch- tete sich Mose und sprach: Wie ist das laut wor- den? sDas kann nur durch den selbst geschehen sein, den ich von feinem Peiniger befreit habe; und nun, statt daß mein Volk vernehmen sollte, was ich ihm sein will, verachters mich und wirft mir meine That in fchnöder Weise vor, Apostg. 7, 24 f.] 15. Und es kam [die That, nachdem sie ein- mal ein Gegenstand gemeinen Geredes worden war, auch] vor Pharao [nicht vor denselben König, von dem in Kap. 1, 8 die Rede war, denn dieser Dächseljs Vibelwerb s. Aufl. war nun fchon seit 18 Jahren todt 1. Kön. Z, 1. Anm., sondern einen seiner Nachfolger aus der 18. Dynastie, die alle die nämlichen Regierungs- grundsätze befolgten] der sverstund besser als die Kinder Israel, was solches Unternehmen bedeuten sollte, und] trachtete nach Mose, daß er ihn er- wnrgete.·Aber Mose lwtewohl er leccht den Zorn des Königs hätte beschwichtigen können, hätte er nur seine Brüder wollen aufgeben] slohe [durch denselben Glauben, durch welchen er vorhin viel lieber erwählete, mit dem Volke Gottes Ungemach zu leiden, denn die zeitliche Ergötzung der Sünde zu haben Hebt: 11, 27] vor Pbaram nnd hielt sich sliesz auf seiner Flucht nach der Sinaihalb- insel im äußersten Süden derselben sich nieder] im Lande Midian, und wohnete bei einem Brun- nen lsetzte sich an den Hauptbrunnen jener Gegend, nicht nur um daselbst auszuruhen Joh.4, 6., son- dern auch abzuwarten, wo er würde ein Unter- kommen finden 1. M. 24, 11 ff.]· Die Midianiten durch die Ketura von Abraham ab- stammend (1. M. 25, L. 4), hatten ihren ursprünglichen Wohnsitz auf der Ostseite des Aelanitischen Meerbusens (1. Kön. 11, 18), von wo sie dann nordwärts bis in das Gefilde Moab sich ausbreiteten (1. M. 36, 35) und Karawanenhandel durch Canaan nach Egypten trieben (1. M. 37, 28. 36). Ein nomadisirender Zweig dersel- ben in Verbindung mit den, aus dem südlichen Canaan verdrängten Kenitern (Richt. 1, 16 Anm.) muß jedoch über den Meerbusen hinüber gezogen sein und sich an der Südspitze der Sind-Halbinsel (vergl. die 1l. Karte) niedergelassen haben; von diesem Zweige der Midianitey oder vielmehr von den mit demselben zu Einer Völker- fchaft verschmolzenen Keniterm stammte denn die nach- her erwähnte Priestersamilie ab. Die Staat-Halbinsel breitet sich zwischen den beiden Busen des rothen Meeres, dem Aelanitischen im O. und dem von Suez (Schilsmeer) im W» in Gestalt eines Dreieck-s, das einen Flächenraum von 5—600 DMeil. umfaßt, aus und endet stidlich in dem Ras (Vorgebirge) MahomeC Nicht weit von hier giebt es am Aelaniti- schen Meerbusen eine Wasserbuchh Scherm genannt, mit mehreren tiefen Brunnen, die augenscheinlich ein Werk aus alter Zeit sind; auch berichten uns die alten Geo- graphen von einem daselbst besindlichen äußerst frucht- baren Palmenwald, der in hohen Ehren stand und von einer Priesterfamilie bewohnt wurde. Diese Gegend scheint das hier gemeinte Land Midian zu sein. 1.6. Der Priester aber in Midian sReguel V. 18] hatte sieben Töchter, die kamen smit ihren Heerden] Wasser zu schöpfen, und fulleten die Rin- nen, daß sie ihres Vaters Schafe tranleten [1. M. 29, 9. 10]. · · 17. Da kamen [aber, fast zu gleccher Zeit mit ihnen, auch] die Hirten [der Umgegend] nnd stießen sie [wie das gewöhnlich zu geschehen pflegte V. 18] davon. Silber Mose machte sich auf und half ihnen, und tranketethre Schafe 18. Und da sie [hecm] zu ihrem Vater Re- gucl kamen, sprach er: Wie seid ihr heute so bald kommen? » 19. Sie sprachen: Ein eghptischer Mann kden wir beim Brunnen vorfanden] errettete Uns« von K. T. 1. 1. 11 162 den Hirten [die uns sonst immer mit Gewalt zu- vorkommen], und schbpfete uns, und traniete die Schafe. · » » 20. Er sprach zu seinen Tochterm Wo ist er? Waruaihabt ihr den Mann [der doch gewiß von der Reise müde und erschöpft war] gelassen, daß ihr ihn nicbt ladet, mit uns zu essen? lUNd er schickte hinaus und ließ den Fremdling noch nachträglich hereinholen Hebr. 13,2. Darnach aber, als er ihn gespeiset und getränket und seine Lebensumstände erfahren hatte, bot er ihm, zumal er ein Stammverwandter seines Volkes war, blei- bende Herberge in seinem Hause an.] 21. Und Mose« beivilligte bei dem Manne· zu bleiben. Und er gab Mose [nach Verlauf emer ziemlichen Reihe von Jahren, als er ihn genauer hatte kennen und seine Brauchbarkeit zum Hirten- dienste schätzen lernen] seine Tochter Zipora [zum Weibe, vgl. Anm. zu 4. M. 12, 1]. 22. Die gebar [nicht sobald, sondern erst in der späteren Zeit ihres Ehestandes Kap. 4, 20. 25; 18, Z] einen Sohn; und er hieß ihn Ger- somtz denn er sprach: Jch bin ein Fremdling wor- den im fremden Lande. ("Und sie gebar noch einen Sohn, den hieß· er Elieser, und sprach: Der Gott meines Vaters ist mein Helfer, und hat mich von der Hand Pharao errettet."’«) «) Gersoin bedeutet eigentlich Berbannungx aber Mose bleibt bei dieser Bedeutung nicht stehen, sondern seine nachfolgende Rede spielt das Wort in den Sinn von Gar-Scham hinüber, d. h. ein Fremdling daselbst. Dergletchen Aeußernngen von Gefühlen und Empfin- dungen, die an einen gegebenen Namen anknüpfen, aber über seine nächste Bedeutung hinausgehen und ihn in ein anderes, ähnlich klingendes Wort hinüberspielem begegnen uns oft im alten Fest» so z. B. 1. M. 29, 32. «) Diese Notiz aus Kap. 18, 4 hat nach dem Vor- gang einiger Handschriften der alten griechischen Ueber- setzung (septuaginta) die lateinische Uebersetzung (Vu1- gute) dem hebräischen Grundtext beigefügt; aus dieser ist sie auch in die deutsche Bibel übergegangen. ·"«) Der Aufenthalt in Midian war für Mose eine Verbannung und eine Schule schwerer Demüthigung· Schon der schroffe Gegensatz zwischen dem Wohlleben am königlichen Hofe und dem beschwerlichen Hirtendienst macht das begreiflich. Außerdem aber scheint sein Ver- hältniß zur Gattin, die Katz. 4, 24 ff. sich als einen leidenschastlichen, herrschsüchtigen und zänkischen Charak- ter zu erkennen giebt und die Gefühle feines Herzens weder verstand, noch beachtete, nicht gerade ein glück- liches gewesen zu sein. Daß unter solchen Verhältnissen die Anhänglichkeit an sein Volk und die Hoffnung auf einstige Erlösung desselben nicht erstorben, sondern viel- mehr genährt worden ist, beweisen die Namen, die er seinen Kindern giebt; denn es klingt durch sie eine ge- wisse Wehmuth und eine stille Sehnsucht hindurch. III· V. 23—25. Während Musen; Läuterungskeit in Znidian zu Ende geht, wird auch Israel in Ggnpten dadursh für die bevorstehende Erliisnng reißt, das; es bei dem Mode des bisherigen Kdiiigs von dessen Nach- folger eine bessere Lage erwartet, in dieser Erwartung aber sich getäuscht sieht, und nun mit Seufzen uiid Schreien zu dein Gotte seiner Väter sich ineiidet S. Mose 2, 20— 25· Z, 1-—8. As. Lange Zeit aber darnach lgegev 40 Jahr nach jenem eigenmächtigen Erlösungsversuch des Mose V. 11 f.] starb der König in Egypten ldst damals Mose nach dem Leben« trachtete V. 15]. Und die Kinder Israel kais sie· auch unter dem Nachfolger keine Erleichterung ihrer Last erlang- ten, sondern wo möglich noch härter geplagt wur- den, als diese 80 Jahre daher] seitfzeten iiber ihre Arbeit und schtieen [zu dem, de» ei« Rachekdsk Unterdrückten und ein Helfer der Elenden ist]; und ihr Schreien über ihre snun schon sp lange andauernde] Arbeit kam vor Gott. 24. Und Gott erhörete ihr WehklaYen, und gedachte an seinen Bund uiit·Abraham,» Jsaak und Jakob [gedachten doch sie jetzt an diesen Bund und beriesen-sich bei ihrem Seufzen« und Schreien auf die den Vätern gegebenen Verheißungem wah- rend sie es früher so gut wie vergessen hatten, daß ihnen einst Heil widerfahren sollte Apostg. 7, 25]; · 25. Und er sahe drein snachdew esbtshss so geschienen hatte, als kümmere er sich nicht um ihre NothL und nahm sich ihrer cwie em Vater seiner Kinder, wie ein Bundesherr seiner Bundes- genossen] an [und rüstete sich jetzt, sie zu erlösen und ihr hartes Joch zu brechen, vgl. Hes. 16, 8j. Ja, er will gebeten sein, wenn er was soll geben; er verlanget unser Schrei’n, wenn wir wollen leben und durch ihn unsern Sinn, Feind, Welt, Fleisch und»Sun- ignsgräftig überwinden. (Mache dich, mein Geist &c. Das 3. Kapitel. Ztrose wird berufen, die Feinde-r Israel ans Egnpteir zu führen. I· Tit. 1—Kap. 4, 17. Stuf den weidetriften des Deren, bis iuohin Zilose die Fjeerden seines Schwiegervater-s treibt, erscheint ihm eines Tages der DIE» im feurigen Basel) und beruft ihn, die Kinder Israel ans Ggnpten zu führen. Ei: weigert siih immer und immer wieder, den Beruf anzunehmen; der Thal« aber liiskt niiht von ihm ab, rüstet ihn mit dreifaitier Wunderlerafi zur Zie- glaubignng seiner gdttliitien Sendung aus und verweist ihn wegen feines Mangels an Zlieredtsamtieit an seinen Zbruder Anton, dass der mit feiner Gabe den Zllangel ersetzen werde. 1. Mose aber swährend die Kinder Israel in Eghpten also seufzeten und schrieen Kuh. 2, 231 hütete der Schafe Jahre, seines Schivahers [Schwiegervaters], des Priesters in Midian [de·r mit seinem eigentlichen Namen Reguel, d. i. Freund Gottes hieß, Kap. L, 18, mit einem, sei- nen Rang unter den Stammesgenossen bezeichnen- den Beinamen aber auch Jethro, der Köstlichq Vornehme, genannt wurde], nnd trieb ltvie et das auch sonst zu thun pflegte, wenn die nächste Um- gegend von Scherm abgeweidet war] die Schafe hinter fLuther schreibt: enhinder, d. i. weiter Mosis Heirath mit Zipora hinein] in die Wüste [hinter die nördlich vor ihm liegende Landschaft, welche westlich in unfrucht- baren Thalern zwischen steilen Felsen, östlich in einer weiten, aber sandigen, verbrannten und baum- losen Ebene bestund], und kam [nachdem er in 3—4 Tagereisen sie durchzogen hatte, auf die WeidetrifteUJ an den [wegen der nachher daselbst empfangenen göttlichen Offenbarung schon jetzt Berg Gottes [genannten] Horch. Das aus Granit-, theilweise auch Porhyrfelsen beste- hende, von schroffen Thälern durchschnittene, in der Mitte der Halbinsel gelegene Gebirge Horeb (f. Karte II. unten links) besteht aus drei mächtigen, von NW nach SQ parallel laufenden Gebirgsstöckem Der östliche führt den Namen Dschebel ed Deir (Klostergebirge) und wird nach Osten von dem Thale sebayeh begrenzt; der mittlere ist der eigentliche kloreb oder der Sinai, von jenem durch die Thalschlucht schoeib (Jethrothal vgl. Anm. zu Kap.18, 5) getrennt; der westliche, der sich viel weiter als die beiden andern nach N. und S. hin erstreckt, heißt Dschehel e1 Rom-«, wird durch das Ledergurt-Thal vom Sinai geschieden und läuft südlich in den höchsten Berg der ganzen Gruppe, den Katha- rinenberg, aus. Die Thalschlucht schoeib nun ist es, bis wohin Mose die Heerden seines Schwiegervaters trieb, da sie an den Abhängen der beiden Berge wie in ihren Gründen vorzügliche Weide darbot. Jetzt befindet sich dort ein Kloster (Katharinenkloster, auf der Karte mit-s- bezeichnet), die Zufluchtsstätte aller Sinai-Neisenden, mit schönen Gärten und Anlagen. Zu seinen zahlreichen Gebäuden gehört auch eine ziemlich große Kirche, die aus dem 16. Jahrhundert stammt, durch späteren Umbau aber vielfach verändert worden ist. An das Aller- heiligste derselben schließt sich eine kleine, etwas niedriger gelegene Kapelle an: das soll die Stelle sein, wo Mose die folgende wunderbare Erscheinung hatte; sie wird noch besonders bezeichnet durch eine metallene Platte, welche in erhabener Arbeit die Begebenheit darstellt. — »Es war nicht zusällig, daß die Berufung gerade am Berge Sinai erfolgte: der Ort erhielt hierdurch schon seine vorläufige Weihe zum Berge Gottes; als dieJsraeliten hernach dort ankamen, fanden sie die Fußtapfen Gottes schon vor, es war hier schon heiliges Land« 2. Und der Engel des HERRn [der Erzge- sandte und Großbote Gottes, der von Anfang der Offenbarer des HErrn und das Licht der Men- schen gewesen war Kap. 33, 14 Anm.] erschien ihm [nicht in Gestalt einer Person, sondern in einem wunderbaren Schauspiel, das auf einmal Mose’s Augen sich darstellte, nämlich] in einer feu- rigen Flamme aus dem Busch keiner von den vielen dort wachfenden Brombeersträuchern brannte nicht weit von der Stelle, wo Mose stand, in hellen Flammen) Und et? [Mose, indem er sein Augen- merk auf den Busch richtete] sahe [deutlich], daß der Busch mit Feuer brannte und ward doch nicht verzehren · 3. [Das nahm ihn Wunder.] Und sprach. [bei sich, indem er wohl erkannte, daß er nicht ir- gend welche seltsame Naturerscheinung sondern eine Erfcheinung aus der himmlischen Welt vor sich hat-ej: Jch will dahin, und besehen dies große Gesicht warum der Busch nicht verbrennet. Der Busch selber, im Gegensatz zu den hohen und herrlichen Bäumen, die rings herum standen, stellt das 163 Volk Israel in seiner jetzigen Niedrigkeit als ein gering geschätztes von der Welt mißachtetes Volk dar (vgl. Sach- 1, 8 sf.). Daß nun der Biisch im euer brennt, bedeutet die Noth und Drangsalshitzh in er das Volk gegenwärtig schmachtet (5. M· 4, 20); daß er aber gleich- wohl nicht verbrennt, sondern unversehrt bleibt, weist auf Jsraels Bewahrung durch Den hin, der mitten unter seinem Volke ist und die Seinen wohl züchtigt, doch dem Tode sie nicht giebt (Ps. 118, 18; vgl. Anat. zu 5. M. 33, 16 u. Hes. 16, 6). —- Zion, gieb dich nur zufrieden, Gott ist noch bei dir darin; du bist nicht von ihm geschieden, er hat einen Vatersinn. Wenn er straft, so liebt er auch; dies ist Gottes steter Brauch. Zion, lerne dies bedenken: warum willst du dich so kränken? 4. Da aber der HERR [jener Engel des HErrn V. L, der unsichtbarer und von Mose bis jetzt noch unerkannter Weise im Busch wohnete H. M. 33, 161 sahe, daß er hinging zu sehen, rief ihm Gott [der wiederum in der Person des En- gels gegenwärtig war Kap. 23, 20 f.] aus dem Busch, und sprach: Mose, Mose! Er antwortete [bei solchem Rufe sofort wie angewurzelt still stehend und nunmehr merkend, mit wem er es zu thun habe]: Hie bin ich [rede, HErr, denn dein Knecht höret«1. M. 22, 11; 1. Sam. 3, 10]. 5. »Er sprach; Tritt nicht siioch näher] herzu, zeuch [vielmehr, wie du gleich anfangs hättest thun sollen, ehe du überhaupt dich soweit wagtest] deine Schuhe aus, von deinen Füßen. Denn der Ort, da du auf stehest, ist [um meiner Gegenwart wil- len] ein heilig Land. Jin Morgenland, wo man Schuhe oder Sandalen nur zum Schutz der Füße vor Verunreinigung trägt und diese daher selbst für ein Bild der Unreinigkeit gelten, betritt niemand anders als barfuß einen heiligen, ge- roeiheten Ort. Nun soll Mose das zwar auch im eigent- lichen Sinne thun, was ihm hier geheißen wird (Jos. 5, 15); aber mehr noch soll alles, was von bloßer Neu- gier in feiner Seele haftet, ihm benommen und er ganz mit der heiligen Scheu und Ehrfurcht erfüllt werden, in Zerf allein ein Mensch seinem Gotte gegenüber stehen ais. S. Und sprach weiter: Jch bin der Gott ·dei- ues Vaters sdeiner Väter Kap. 18, 4], der Gott Abrahams, der Gott Jsaaks, und der Gott Jacobs [der seinen Bund mit ihnen aufgerichtet und ihnen große Verheißungen gegeben hat. Diese will ich denn nunmehr, und zwar zunächst in Ansehung des Landes, das ich ihrem Samen versprocheii, in Erfüllung gehen lassen]. Und Mose derhüllete sein Angesicht [1. Kön. 19, 13], denn er fürchtete sich, Gott [in dem Zeichen seiner Gegenwart, dem brennenden Busch] anzuschauen [damit aber zog er auch im geistlichen Sinne des Wortes die Schuhe von seinen Füßen) 7. Und der HERR sprach: Jch habe gesehen das Elend meines Volkes »in Eghpten,» und habe ihr Geschrei gehoret uber die, so sie treiben [Kap. 2, 23]; ich hab ihr Leid erkannt, 8. Und bin herniedeifahrcn [1. M. 11, 5], daß »ich sie erretie von der Egypter Hand, nnd sie ausfuhre aus diesem Lande [des Druckes, wo sie 164 2. Mose Z, 9—22. 4, I. ohnedies wegen Uebervölkerung nur sehr gedrängt noch neben einander wohnen können], in ein gut und weit Land, in ein Land, darinnen Niilch und Honig fleußt [das im Gegensatz gegen die durch künstliche Mittel erzeugte Fruchtbarkeit ihres bis- herigen Aufenthaltes die einfachsten und edelsten Producte von selbst in großer Fülle liefert 5. M. 8, 7. ff]; nämlich an den Ort der Cananiter,Hethiter, Amoriter, Pherefiteh Heviter nnd Iebusiter [1. M. 10, 15 ff; 15, 20 f.]. d. Weil denn nun das Geschrei der Kinder Israel vor mich kommen ist, undhabanch dazu Uelbst] gesehen ihre Angst, wie sie die Egypter aiigstcii; 10. So gehe nun hin, ich will dtch zu Pha- tao senden, daß du smeine Aufträge bei ihm aus- richtest und] mein Volk, die Kinder Israel, aus Eghpten führen. 11. Most fin den 40 Jahren seines Aufent- haltes in Midian ein ganz Anderer geworden, als der er vordem gewesen Kasse. L, 11 ff.] sprach zu Gott: Wer bin ich, daß ich zu Pharao gehe nnd führe die Kinder Israel aus Eghpten? ,,Dazu binich viel zu gering und schwach; ich bin nicht mehr der angesehene Sohn der Tochter Pharao, sondern ein armer Flüchtling und gemeiner Schafhirt; nicht mehr der thatendurstige und lebenskräftige Mann von ehemals, sondern ein Greis mit gebrochenem Herzeii«. 12. Er sprach: Ich will mit dir sein kdarum sage nicht, ich bin zu gering und schwach, denn meine Kraft ist in dein Schwachen mächtig Z. Cur. 12, 9]. Und das soll dir das Zeichen sein, daß tch dich gesandt habe [und diese meine Sendung auch Erfolg haben wird]: Weiin du mein Volk ans Egypten gefiihret hast, werdet ihr Gott opfern auf diesem Berge [Kap. 24, 1 ff.]. 13. Mose [durch solche Zusicherung des gött- lichen Beistandes einigermaßen ermuthigt, begann jetzt mit dem Gedanken an eine Uebernahme der Mission sich vertraut zu machen. Doch da fühlte er, daß er vor allen Dingen dem Volke selber ge- genüber sich müßte ausweisen können, in wessen Namen er zu ihnen käme, und] sprach zu Gott: Siehe, wenn ich zu den Kindern Israel komme, nnd spreche zu ihnen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt; und sie [wie ohne Zweifel geschehen wird] mir sagen werden: Wie heißt sein Name? [er hat ja seit den Tagen der Väter sich nicht wieder geoffenbaretz laß uns also hören, un- ter welchem Namen er dir sich kund gethan, da- mit wir daraus abnehmen, daß er wirklich mit dir geredet hat:] was soll ich [zu meiner Beglaubigung] ihnen sagen? 14. Gott sprach zii Mose: Ich werde sein, del« ich settt Werde [hebr. ehjeli asclier ehjeli d. i. ich bin der Ewige und Unveränderliche, der- jenige, von dem allein mit vollemRecht man sagen kann: er ist, während alles Andere nur geworden und in einem beständigen Wechszhbegriffen ist] Und sprach: Also sollst du [weil, wie gesagt, mein eigentliches, von der Creatur mich unterscheidendes Wesen das wahre wirkliche Sein ist] den Kindern Israel sagen: «[Der allein »von sich sagen kann: einen, d. h.] Ich werd’s fein, der hat mich zu euch gesandt. « 15. Und Gott svon dieser bloßen Wesensbe- zeichnung seiner selbst nun zu einem Namen über- gehend, der dieselbe Wesensbezeichnung in sich schließt und der Von den Vätern her in Israel bereits bekannt war] sprach weiter zu Mose: Also sollst du sum mich noch deutlicher auszudrücken] znden Kindern Israel sagen: Der HERR, eurer Vater Gott, der Gott Abrahams, der Gott Ifaaks, der Gott Iacobs hat mich zu euch gesandt. Das [näm- lich Jahveh — dafür sprach man aber Jehovah Z. M. 24, 11 Anm.] ist mein Name» ewiglich, dabei soll man mein gedenken fur und fur. Der Begriff des reinen, absoluten, unveränderlichen Seins, wie ihn das »Jehova« ausdrückt, ist ein durchaus praktischer; was Gott ist, kommt nur insofern in Be- tracht, als es dasjenige bedingt, was er für sein Volk ist. Das Volk, iiidem es nach dem Namen fragt, will in ihm eine Gewähr und Bürgschaft für das von Gott zu Gewähreiide, für seine wunderbare Aushilfe in den fchrvierigsten Verhältnissen haben, nicht seine Metaphy- sische Neugierde befriedigen. (Hengftenberg.) Gott ist Jehova, sofern er sich in ein geschichtliches Verhält- nis; ziir Menschheit, und zwar zunächst zu dem erwählten Volke, zu Israel, begeben hat, und in diesem geschichtss lichen Verhältnis; als Den, der ist, und der ist, der er ist, fortwährend sich erweist. Wenn das Heidenthum sich fast nur mit vergangenen Offenbarungen seiner Gottheiten trägt, so bezeugt dagegen dieser Name, daß das Verhältnis; Gottes zur Welt in stetem, lebendigem Werden begriffen ist; er bezeugt namentlich in Beziehung auf das Volk, das seinen Gott mit diesem Namen an- ruft, daß es in seinem Gott eineZukunft hat. (Oehler.) 16. Darum so gehe hin und versammle die Aeltesten [die Familien» Geschlechts: und Stam- meshäupter Kap. I, 7 Anm.] in Israel, und sprich zu ihnen: Der HERR, eurer Väter Gott, ist mir erschieiien, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks, der Gott Iaeobsz und hat gesagt smir den Auftragan euch gegeben]: Jch hah euch heimge- sucht fbin von der Höhe aus, darin ich wohne, unsichtbarer Weise zu euch herniedergefahren V. 8, habe da eure Lage und Zustände genau erforscht] und gesehen, was euch in Ggypten widerfahren ist. 17s. Und habe gesagt [bei mir fest beschlossen]: Ich will euch aus dein Elende Egyptens fuhren in das Land der Caiianiter, Hethiten Amoriter, Ephe- resiter, Heviter uiid Iebusiter sdas ich euren Vä- tern versprochen habe]; in das Land, darinnen Milch uiid Honig fleußr Es ist dies eine sprüchwörtlich gewordene Redensart zur Bezeichnung der großen Fruchtbarkeit und Lieblich- keit Canaans, das bei seinem Reichthiim an Wasser- bächen, Quellen und Strömen (5. M. 8, 7), bei dem häufiger als in andern heißen Ländern dort fallenden Regen (5. M. 11, 10 f.) und bei der guten Beschaffen- heit seines Bodens eine Fülle von Gräsern nnd Blumen Mose wird berufen, die Kinder Israel aus Egypteii zu führen. 165 erzeugte, dabei die Viehzucht trefflich gedieh und große Schwärme wilder Bienen in hohlen Bäumen, Felsen- rihen u. s. w. sich niederließen. Die hiervon gewonne- nen Produkte, Milch und Honig, sind dann die Reprä- sentation der unzählig andern, die zur Nothdiirft und Annehmlichteit dienen und ebenfalls wie von selbst den Einwohnern zuflossen. Gegenwärtig steht es in Palästina in Folge des göttlichen Fluches, der auf dem Lande lastet (5. M. 28, 16 ff. 29, 22 ff.), ganz anders; nicht nur sind große Naturveränderungen eingetreten und die vielen Wälder auf den Höhen vertilgt, sondern es haben auch Leute von dem Lande Besitz genommen, die iiberall, wo sie hausen, es verstehen, die bltihendsten Länder in Wtisten zu verwandeln. Daraus erklärt es sich, wenn der Graf Stolberg zur Zeit der Kreuzzüge, nachdem er das heil. Land mit eigenen Augen gesehen, äußerte, er würde seine Grafschaft Wernigerode (im Harzgebirgch nicht dafür hingeben. Vgl. die Bein. zu 5. 8, 7 f. 18. Und wenn sie deine Stimme horen [und ich kann dir zum Voraus sagen, daß die Aeltesten mit dem Volke die frohe Botschaft mit Freuden aufnehmen werden V. 3(), 31], sosvllst du nnd die Aeltesten »in Israel hineingeheii finden Palast] zum Konige m Eghptem und zu ihm [1m Namen des ganzen Volkes] sagen: Der HERR, der Ebrcier Gott hat uns gerufen sist uns begegnet, erschienenF So laß uns nun gehen drei· Tage- reisen in die Wüste, daß wir [dort, jenseits der Grenzen Eghptens um mit der Weise unsers Gottesdienstes den Egyptern nicht zum Greuel und Aergerniß zu werden Kap. 8, 25— 27] opfern dem HERRm unserm Gott» s) Ziinächst war der HErr allerdings nur dem Mose erschienenz aber diese Erscheinung galt ja dein ganzen Volke, in dessen Namen Mose und die Aeltesten zu Pha- rao reden sollten. — VI) Es ist gnädige Herablassung gegen Pharaa wenn der HErr zunächst nichts Größeres von ihm fordern läßt, als die Entlassung des Volkes auf einige Tage, damit es seineni Gotte opfere; es sollte ihm recht leicht gemacht werden, dem göttlichen Willen zu gehorchen, darum wird die Forderung so gering und billig als möglich gestellt. Hätte nun Pharao bei irgend einer der nachfolgenden Verhandlungen mit ihm sich gut- willig dazu verstanden, der Forderung Folge zu geben, so würde der HErr gewiß auch Mittel und Wege gefun- den haben, darauf weiter zu bauen und die freiwillige Entlassung für immer bei dem König zu erwirken; denn die erste im Glaubensgehorsam vollbrachte That macht zu größeren und schwereren Opfern der Selbstverläug- nung fähig (Matth. 13, 12). Pharao widerstrebt jedoch, wie Gott vorher weiß (V. 19), gleich anfangs und will beharrlich nicht einmal das Geringste und Billigste ge- währen; da setzt Gott in der leßten Plage ihm so hart zu, daß er das Volk geradezu ausseineni Lande heraus- treibt (Kap. 12, 30 ff.), daniit aber selber die ursprüng- liche Forderung aufhebt und alles Anrechtes an Jsrael sich begiebt. Als er dann erkennt, was er eigentlich ge- than hat, und Jsrael nacheilt, es zurückzuholem ereilt ihn Gottes Strafe sowohl für seine und seiner Vorgän- ger frühere Unthaten, als für seine fortgesetzten Meige- rungenz er kommt im rothen Meere um, und in diesem ist fortan Jsraels Fganze Zugehörigkeit zu Egypten von selber begraben. ( ap. 14.) Es ist aus Eghpten aus- gezogen nicht in Folge einer Erlaubniß, die zur Rück- kehr verpflichtet hätte, sondern durch eine starke Hand, die alle Fäden des früheren Zusammenhangs zerrissen hat. 19. Aber ich weiß, daß euch der Kdiiig in Egypten nicht wird ziehen lasseii, ohiie durch eine , starke Hand set werde denn durch allerlei Zeichen und Plagen dazu gezwungen; aber auch diesen Gewaltmaßregeln wird er bis aus’s Aeußerste widerstreben. Doch verzaget drum nicht]! 20. Denn ich werde meine Hand [so lange] ausstreclem nnd Egypten schlagen mit alletlei Wun- dern, die ich darinnen thun werde fbis er nicht mehr widerstreben kann]. Darnnch wird er ench ziehen lassen. 21. Und ich will diesem Volke Gnade geben vor den Eghpiern [durch die Zeichen und Wunder, womit ich Pharaos Widerstand breche, zugleich eine solche Ehrfurcht und Geneigtheit in den Her- zen der Egypter gegen dies mein Volk erwecken], daß, wenn ihr ausziehen nicht leer fals ein ver- ächtlieher Bettler- und SkIaveiihaiifeJ ausziehetz 22. Sondern [vielmehr als ein triumphirew des Volk, das über seine tinterdrücker den Sieg davon getragen hat und mit reicher Beute bela- den nach Hause zurückkehrt Denn] ein jeglich Weib soll von ihrer Nachbarin und Hansgenofsin [die bei ihr, oder bei der sie zur Miethe wohnt] fordern silberne und giildene Gefäße [Kleinodien, als Spangen, Ringe, Ketten u. dergl. 1.M· 24, 53; 2. M. 35, 22; 4. M. 31, 50], und Kleider [Feierkleider, wie man bei festlichen Gelegenheiten sie trägt]; die sollt ihr auf eure Söhne nnd Töch- T ter legen feuren Söhnen und Töchterm als der Blüthe des Volks, anlegen, daß ihr festlich ge- schmückt zur Feier eures Festes, das ich euch be- reiten werde, gehet], und [sollt sie] den Eghptern entwenden sals eine Beute von ihnen mit hinweg- nehmen — sie selber werden sie euch freiwillig geben, euer Gott aber hat durch seine starke Hand sie ihnen abgerungen zum wohlverdienten Lohn für eure jahrelange, mühselige Arbeit 1. M. 15, 14; Weish 10, 17; vgl. 2.M. 11,1-3. 12, 35. 36]. Das 4. Kapitel. Zirose wird in seinem Zseruf mit der Gabe, gsunder zu thun, gestärlieb 1. Mose antwortete und sprach: Siehe kdu hast da Z, 18 gesagt: »wenn sie deine Stimme hdrensz nun aber weiß ich voraus] sie werden mir nicht glauben, noch meine Stimme horenz son- dern werden sagen: Der HERR ist dir nicht er- schienen. Früher freilich habe ich das auch gemeint, meine Brüder müßten denjenigen mit Freuden willtommen heißen, der von ihrem harten Drucke sie zu befreien kommt. Doch was für Erfahrungen habe ich damals gemachtt Flüchtig habe ich werden müssen, freilich durch meine schwere Sünde verschuldet (Kap. Z, 11 ff.); und nun habe ich in den 40 Jahren alle Hoffnung, daß je- mals dieser Stunipfsinn meines Volkes werde überwun- den werden, in dem Sande Midians begraben. 166 L. Mose 4, 2—18. 2. Der HERR sprach zu ihm: Was ist, das du in deiner Hand hast? Er sprach: Ein Stab. 3. Er sprach: Wirf ihn von dir auf die Erde. Und er warf ihn von sich; da ward er zur Schlange. « Und Mose floh vor ihr. » 4. Aber der HERR sprach zu ihm: Strecke deine Hand aus,»und erhasche sie bei dem Schwanz Da streckte er seine Hand ans, und hielt sie; und sie ward zum Stab m seiner Hand. » · · Z. Datum [fuhr der HErr fort, weil ich dich nicht blos mit meinem Wort, sondern auch mit meiner Gotteskraft, niitfolgende Zeichen zu thun, die das Wort bekräftigen werden Mare. 16, 20, ausriiste] werden sie [wie ich schon vorhin Z, 18 angedeutet habe] glauben, daß dir erschienen sei der HERR, der Gott ihrer Vater, der Gott Abra- hams, der Gott Jsaaks, der Gott Jacobs 6. Und der HERR sprach weiter zu ihm: Stecke deine Hand in deinen Busen. Und er steckte sie in seinen»Bnsen», nnd zog sie· heraus; siehe, da war sie aussahig wie Schnee [mit dem s. g. weißen Aussatz behaftet, bei welchem, wenn er sich völlig ausgebildet hat, die Hand meist glänzend erscheint wie Schnee 2. Kön. 5, 27]· 7. Und er sprach: Thue sie wieder in den Busen. Und er that sie wieder in den Busen und zog sie heraus; siehe, da ward sie wieder wie sein ander Fleisch. · 8. Wenn sie dir nun ssetzte der HErr hinzu] nicht werden glauben, noch deine Stimme hbren bei einem [dem ersten] Zeichenz so werden sie doch glauben deiner Stimme bei dem andern» Zeichen. 9. Wenn sie aber diesen zweien Zeichen nicht glauben werden, noch deine Stimme horenz so nimm des Wassers ans dem Strom fNil], nnd genß es auf das trockene Land; so wird dasselbe Wasser, das du aus dem Strome genommen hast, Blut werden auf dem trockenen Lande. Mose, gleichwie er der erste von Gott gesandte Pro- phet ist, so ist er auch der erste Wunderthäter in der Welt; diese drei Wunderzeichen nun, die ihm hier ver- liehen werden, beziehen sich auf die drei Objekte, mit denen Gott in der ganzen Geschichte der Ausführung seines Volkes aus Ggypten es zu thun hat: das erste aufMosen selbst, das zweite auf das Volk Israel, das dritte auf das Land Ggypten Mofe soll den Hirten- stab, den er bisher in Midian geführt hat, wegwerfen, d. h. seinem gegenwärtigen Beruf entsagen und einem andern, den Gott ihm anweist, folgen; aber er fürchtet sich vor dem letzteren, wegen der damit verbundenen Schwierigkeiten und Gefahren, und will fliehen. Da soll er denn mannhaft und beherzt zugreifen, im Ge- horsam gegen Gottes Befehl; indem er es thut, wird die Schlange wieder zum Stabe, alle Schwierigkeiten und Gefahren werden überwunden, Mose aber wird zum Hirten einer geistlichen Heerde, zum Heerführer und Ge- setzgeber des Volkes Gottes werden. — Jsrael ist in Egyptem wohin der HGrr es einst geborgen hatte, von dem unreinen, götzendienerischen Wesen des Landes an- gesteckt und in Stumpfsinn und Gottentfremdung ver- sunken (Hes.16, 9; 23, 3); mit einem tiefen schmerz- lichen Eindruck von dieser Versunkenheit hat Mose vor- hin geklagt: ,,sie werden mir nicht glauben«. Aber er soll dennoch hin zu dem tief gesunkeneti Volke; er soll es. heraus-führen, und Gott wird durch seinen Dienst Jsrael wieder gesund machen und von aller Befleckung reinigen. — Egyptens Macht und Reichthum spiegelt sich in seinem Flusse, dem Nil ab; aber Gott ist ein HGrr auch über Egyptenland er wird das Wasser seines Stromes in Blut verwandeln, wird alle seine Macht und Größe, den Pharao mitfammt seinen Göttern zu Schanden machen und mit starker Hand seine Nathschlüsse und Gedanken hinausftihrem Die beiden ersten Zeichen muß Mose zur Probe schon jetzt, zu seiner eigenen Glau- bensstärkung, thun; alle drei thut er hernach vor dein Volke, um als göttlichen Gesandten sich zu beglaubigen (V. 30. 31). Für den gleichen Zweck geschehen das erste und dritte auch vor Pharao (Kap. 7, 10 ff.). Das dritte konnte Mose hier, auf dem Horch, nicht ver- richten; denn dazu gehörte, daß er am Nil stand. Das zweite dagegen durfte er vor Pharao nicht wiederholen, denn es bezog sich dasselbe anf Dinge, die nur zwischen Gott und seinem Volke allein verhandelt werden konnten. 10. Mose aber [nachdem seine Bedenken von Seiten des Volkes überwunden waren, Vergegen- wärtigte sich jetzt die Schwierigkeiten, die Pharao ihm bereiten würde, und wie sehr er einem solchen Könige gegenüber der Gabe einer gewaltigen und eindringlichen Rede bedürfe, und] sprach zu dem HGRRm Ach mein HGrr, ich bin Ie nnd Ie nicht wohl beredi gewesen, [und dieser natürliche Mangel hat sich auch] seit der Zeit du mit deinem Knechte geredet hast [in nichts gebessert, du hörest es jetzt, während du mit deinem Knechte redest, selbst mir an, wie wenig ich ein Mann der Worte, ein Mann von geläufiger und gewandter Rede bin]; denn ich habe eine schwere Sprache und eine schwere Zunge [bin schwerfällig im Gebrauch von Mund und Zunge Kuh. 6, 12. 30]. Apostg. 7, 22 bezieht sich der Ausdruck: ,,miichtig in Wo rten« mehr auf den tiefen und gewaltigen Inhalt seiner Rede, als auf einen beredten Vortrag; die Stelle steht also mit der unsrigen nicht im Widerspruch. 11. Der HERR sprach zu ihm: Wer hat dem Menschen den Mund geschaffen? oder wer hat den Stummen, oder Tauben, »oder Sehenden, oder Blinden gemacht? Habichs nicht gethan, derHERR? Von wem rühret es her, wenn von den Menschen die einen gesunder und kräftiger Sinne sich erfreuen, die andern aber dieses oder jenes Sinnes beraubt sind? Doch wohl von mir, dem unumschränkten HGrrn und Gebieter, der seine Gaben austheilt, wem er will und wie er will, und also auch einen natürlichen Mangel leicht ersetzen kann. » 12. So gehe nun [getrosten Muthes] hin [und las; deine schwerfällige Zunge dich nicht weiter kitmmern]: Jch will mit deinem Munde sein, und dich lehren, was du sagen sollst sMcitthz 10·, 19]. 13. Muse [wiewohl der HErr hiermit alle seine Bedenken widerlegt hatte] sprach aber: Mein HErn seiide, welchen du seiidcn willst [nur· mich nicht; ich bin und bleibe doch der Ungeschickteste und Unbrauchbarste zii diesem hohen Werk]. Ein gewisses Maß von Schiviirmereh die man dann Begeisterung nennt, die Zuversicht des Selbstvertrauens die tibersprudelnde Kraft, das Eltichterwiigen der Schwie- Mose wird in feinem Beruf mit der Gabe, Wunder zu thun, gestärket 167 rigkeiten, die Kühnheit, die sich unbesehens i·n die Ge- fahren stürzt, das alles steht den Helden dieser Welt wohl an; aber den Männern, die Gottes Werk aus- richten sollen, steht das alles nicht nur gar ubel an, sondern macht· sie auch völlig untauglich zu ihreni Be- rufe. Alles dieß besaß Mose schon vor 40 Jahren in reichem Maße; aber damals fand ihn Gott untauglich zu dem Werke, zu dem er bestimmt war-· Ntichternheit und Besonnenheit, Demuth und Selbsterniedrigung, Ve- wußtsein der eigenen Schwäche und Ohninachtsind die unerläßlichen Bedingungen für jegliches Wirken im Reiche Gottes; denn sie sind das Gefäß für gottliche Bege»iste- rung und Weisheit, ftir gottliche Kraft und Starke. Darum sagt der Apostel: Wennnch schwach bin, »so bin ich stark (2.Cor.12, 10). Zu dieser Schwachheit war Mose in der Schule der Wüste erzogen und bereitet worden. Daß er aber auch hier in’s Extrem sich ver- irrt hat, daß er die Grenzen zwischen der negativen (alles Vertrauen zu sich selbstverneinendeiy Schwachheit, die Gott will und fordert, und der positiven-Schwach- heit, die nicht nur das Vertrauen auf eigene Kraft be- seitigt, sondern auch das Nichtvertrauen auf Gottes Kraft in sichaufgenommen hat »— daßMose diese Grenze überschritten hat, und somit aus einem Extrem in das andere, entgegengesetzte umgeschlagen ist, darin zeigt sich die allgemeine Verkehrtheit der» menschlcchen Natur. Jn- dessen, Gottes Erziehung weiß den Menschen aus der Verirrung nach rechts ebenso zurückzurufen, wie aus der nach links. (Kurtz.) 14. Da ward der HERR sum dieses Pffev hervorbrechendem grundlosen Widerstrebens willen] sehr zornig aber Mose, sdoch weil selbst dieses offene Widerstreben nicht aus ungöttlichem Sinn, sondern nur aus großer Schwachheit des Fleisches hervorging, warf ihn der HErr in seinem Zorne nicht weg, sondern that ihm weiter Gewalt an, damit der in der Schwachheit des Fleisches gefan- gene Keim des Glaubens Mark. 9, 24 auch von der letzten Fessel befreit werde] Und sprach: Weiß ich [der Weg hat allerwegen, an Mitteln fehlt's ihm nicht] denn nicht, daß dein Bruder Aaron aus dem Stamm Levis« beredt ist kund also für dich eintreten kann, wenn du nun einmal zu verzagt bist, im Vertrauen auf meinen Beistand selbst der Wortführer zu werden]? Und siehe swie freundlich ich deiner Schwachheit zu Hilfe komme], er wird [wenn du von Midian aufbrechen wirft, zu gleicher Zeit] herausgeben saus den Grenzen EghptensL dir entgegen; und wenn er dich siehet sindem er gerade hier, am Berge Gottes, dir begegnen wird V. 27], wird er sich von Herzen freuen« sund gern sich bereit erklären, dein Gehilfe bei dem dir aufgetragenen Werke zu werden]. «) Die Abstammung Aarons wird wohl darum er- wähnt, weil der Name Levi von las-oh, d. i. sich an jemand anschließen (1. M. 29, 34), herkommt, die ent- gegenkommende dienstfertige Bereitwilligkeit Aarons aber gerade in dieser Voraus-Verkündigung Gottes von be- sonderer Bedeutung ist. Er soll dem Mose begegnen als ein rechter Levit, der sich dem Bruder willig bei- und unterordnet. Vgl. sah. 1, 47. «) Gleichzeitig mit der Berufung des Mose fand wohl im Volke Jsrael selbst eine mächtige Gährung, ein dunkles Vorgefühl statt, daß ein Wendepuiikt be« vorstehe und die Zeit der Rettung nahe sei (Kap.2,23; Z, 7). Von diesem Vorgefühl wird Aaron bewogen, seinen Bruder im Exil aufzusuchen; oder er kommt gar iin Auftrag einer Anzahl von Männern, die schon Pläne zur Rettung entworfen haben und mit Mose sich be- rathen wollen. Unterwegs erscheint ihm dann der HErr und ertheilt ihm die nöthigen Weisungen, damit er seinen Reiseplan nicht verfehle (4, 27). 1·5. Du sollst zu ihm reden, und die Worte in seinen Mund legen. Und ich will mit deinem und seinem Munde sein smitdeinem Blume, daß du wissest, was du ihm sagen sollst, und mit sei- nem Munde, daß er’s in beredter und eindring- licher Weise als dein Dolmetscher Vortrage] und [so] euch [beide] lehren,»was» ihr thun ·sollt. 16. Und er soll fur dich [an deiner Statt] zum Volk [und vor ·Pharao Kuh. 7, 2] reden; er soll dein Mund · [dein Prophet 7, 1] sein, und du sollst fein [ihn gleichsam inspiri-render] Gott fein [ihm selbst will ich meinen Willen nicht offen- bareii, sondern von dem Deinen soll er’s nehmen Joh. 16, 13——15]. · « 17. Und diesen Stab sden du bisher geführt haft, der zur Schlange und dann wieder zum Stabe geworden ist V. 2-·—4] nimm in deine Hand [wenn du nach Egypten ziehst; er ist’s], damit du Zeichen thun sollft [und vor den Zeichen, die du damit verrichten wirst, wird der Widerspruch nicht wider dich aufkommen: »Wer hat dich zum Obersten oder Richter über uns gesetzt?« Kap. 2, 14]. Jetzt war alle Schwachheit und Verzagtheit, die in Mosis Herzen verborgen lag, nicht nur völlig, ehe er die Mission übernahm, zu Tage getreten, sondern auch durch Gottes Gnade ftir iinmer überwunden. Und das war gar heilsam und gut; denn der vor Gott in seiner Ohnmacht und Verzagtheit dagestanden und sich ganz gegeben hat, wie er war, ist nun sicher gestellt, daß er vor dem Volke oder vor Pharao nicht schwach werde, sondern beiden mit unerschütterlichem Muthe und fester Zuversicht gegenüberstehe- 1l« n. 18—31. Zins: verabschiedet sie; von seinen: Schwiegervater, und bricht mit Weil: und Kind nach Ggnpten auf. Unterwegs verhandelt der YOU: weiter mit ihm wegen seine-z bevorstehenden Auftretens vor Zilharam erzwingt sich aber auch die bisher von ihm noch unterlassene Beschneidung des jüngsten Sohnes. Im Zjoreb begegnet ihm sein Bruder« Satan; niit dik- sem vereint taugt ei: in Ggupten an, versammelt die Jleltesten von Israel, und findet bei ihnen, sowie bei dem übrigen holte, gläubige Ausnahme. 18. Mose snunmehr entschlossen, dem Willen Gottes zu folgen] ging hin, und kam wieder zu Jethro, seinem Sehwaheu und sprach zn ihm: Lie- ber, laß mich gehen, daß ich wieder zu meinen Brüdern lVerwandten und Glaubens-genossen] komme, die in Egyhten sind, nnd sehe, ob sie noch leben [und wie es ihnen geht]. Jethro sprach zu ihm: Gehe hin mit Frieden [Gott geleite dich und gebe Glück zu deiner Reise; ich habe nichts da- gegen einzuwenden] Den eigentlichen Beweggrund seiner Reise verschweigt Mose, weil sowohl Beschei enheit als Klugheit ihm ver· bot, schon jetzt von dem, was vorgefallen war, zu reden; 168 2. Mose 4, 19—31. 5, 1—-4. zur rechten Zeit hat er dann dem Schwiegervater nähere Mittheilungen gemacht (Kap. 18, 8 sf.). » · · 19. Auch sprach der HERR zu ihm m Mc·- dian sals er nach so bewilligtem Urlaub von Sei- ten des Schwiegervaters sich sorgliche Gedanken machte, ob er, der landesflüchtig gewordene Todt- schläger, es auch wagen könne, frei öffentlich in Eghpten einzuziehen und seine Familie mit dahin zu nehrnen]: » Gehe sgetrosten Muthes] hin, Und zeuih wieder in Eghpten sohne etwas Schlimmes zu befürchtenh denn die Leute sind todt, die nach deinem Leben stunden ssowohl der König, der da- mals dir nachtrachtete Kalb. 2, 15. 23, als auch die Angehörigen des von dir erschlagenen Eghpterss » 20. Also nahm Mofe sein Weib und seine Sohne [Gersom und Elieser Kap. L, 20., von de- nen aber der zweite wohl noch sehr jung war], und fuhrete sie auf einem Esel swährend er selbst zu Fuße nebenher SMSL Und zog wieder in Einsp- teiiland, und nahm den Stab Gottes [den zur Ver- richtung von Zeichen und Wundern von Gott ge- heiligten Stab V. 17] in seine Hand. 2l. Und der HERR [ihm bald nach seiner Abreise abermals in einem Gesicht erscheinend] sprach zu Mofe: Siehe zu, wenn du wieder in Eghpten kommst, daß du alle die Wunder thust vor Pharao, die ich dir smit dem Stabe] in deine Hand gegeben habe smcht nur jene in V. 2—5 u. 9, son- dern auch alle andern, die ich im weitern Verlauf dir aUftVHIgen werde]; ich aber will [wenn er nun einem Zeichen nach dem anderii widerstreben und deine Stimme nicht hören wird] sein Herz verstoclen [den Trotz seines Herzens zu völliger Verstockung hintreiben], daß er das Volk iiicht lassen wird. Wenn ein Zweig von dem Baume abgehauen und nicht sofort auf einen andern Stamm gepfropfet wird, sondern bleibet abgehauen und allein liegen, so gehet der wenige Saft, so von dem Stamme noch in ihm ist, nachgerade mehr und mehr aus; er wird ganz hart und dürre und ecnStock, den man zwar brechen, aber nicht mehr so beugen kann, wie vorhin, da er noch ein Zweig war. Solcher Stock ist zwar zum Feuer und zu ande- ren Sachen sodann dienlich, aber nicht mehr zu grünen, zu blühen und Früchte zu tragen. Die Verstockung des Herzens nun ist eine solche Beschaffenheit des Men- schen, vermöge welcher der verkehrte Wille, mit Ver- blendung des Verstandes, aller empfangenen Rührung und Ueberzeugung ungeachtet, vorsätzlich in Sünden be- harret, daß bei ihm keine Gnade Gottes zur Bekehrung mehr, hingegen aber ein gerechtes Strafgericht stattfindet, und also der Mensch in seinem verkehrten Sinn dahin- stirbt. (Starke.) — Zehn Mal heißt es, Gott habe Pharao verstockt (Kap. 4, U; 7, Z; I, 123 10, 1. 20. 27; 11, 10; 14, 4. 8. 17), ebenso oft wird aber auch gesagt, Pharao habe sein Herz fest oder hart gemacht (Kap. 7, 13. 14. 22; 8, 15. 19. 32; g, 7. sit. 35; 13, 15); des letzteren Verstockung ist also eben so sehr seine eigene That, als göttliches Verhängniß Und zwar gött- Iiches Verhängniß insofern, als Gott einerseits durch unablässige und immer kräftigere Bezeugungen seines Willens den Pharao zur Entscheidung drängte und da- durch die in seineni Herzen liegenden bösen Neigungen und Gedanken zur vollen Entfaltung brachte; und als er andererseits bei fortschreitendem Widerstreben dem Hihm ab sund Mofe genas wieder] " aber Vliitbrciutigaim um der Beschneidung König nach dem Gesetz der sittlichen Weltordnung die Umkehr immer schwerer, ja zuletzt unmöglich machte, und ihn so dem schließliihen Gericht des Untergangs entgegen- führte. Vgl. das zu Jes. S, 10 Bemerkte. 22. Und [wenn es dann so weit ist, daß von einer eigentlichen Verhandlung mit ihm nicht mehr die Rede sein kann Kuh. 10, 27 ff.] follst [du] zu ihm sagen [K»p. 11, 4——8]: So saget der HERR: Israel ist mein erstgeborner Sohn saus allen Völ- kern der Erde von mir zunächst zum Volke meines Eigenthums erwählt Jer. 31, 9; Sitz 36, 145 b. M. 7, 6]; 23. Und ich gebiete dir, daß du meinen Sohn ziehen lassest, daß er mir» diene. Wirst du dich deß [ferner] weigern, so will ich deinen erstgebore- nen Sohn erlvurgen sgleichwie du den meinen durch deine unerträgliche Bedrückung hast umbrin- gen wollen] 24. Und als er [am Abend nachder ersten Tagesreise] unterwegen in der Herberge san dem Ort, wo er die Nacht über, entweder in einer Höhle oder unter einem aufgeschlagenen Zelte, mit den Seinigen bleiben wollte] war, kam ihm der HERR entgegen, und wollte ihn tödten [griff ihn mit plötzlicher, lebensgefährlicher Krankheit an und hinderte ihn so an der Fortsetzung seines Weges] Er, der jetzt wieder in das Bundesvolk mit den Seinen eintreten wollte, hatte ja den Bund unterlassen und seinen jüngsten Sohn, wohl aus Nachgiebigkeit gegen sein Weib, die das Sacrament mit den Augen der fleischlichen Vernunft ansah und es für thöricht hielt, um solcher ,, leeren Ceremonie« willen dem Kinde Schmerzen zu bereiten, bisher noch nicht beschnitten; dies Mißverhältnis; aber mußte erst beseitigt werden, ehe der HErr sich ganz und rückhaltlos zu Mofe bekennen konnte. 25. Da nahm Zipora lindem die Angst um das Leben ihres Gatten sie trieb, das durch ihre Schuld Versäumte nun selber nachzuholen] einen Stein [ein Stemmesser Jos. 5, 2»], Und· beschniit ihrem Sohn die B·orhaut, nnd ruhrete ihm seine Füße an [warf die abgefchniitene Vorhaut des Knaben dem kranken Manne in leidenschaftlicher Erregtheit zu den Füßen] und sprach: Du bist mir ein Bluibrautigam Emit dem Blute meines Kindes muß ich mir dein Leben erkaufen — hätte ich einen Mann meines Volkes genommen, dürfte ich wohl nicht solches Opfer müssen bringen]. 26. Da ließ er [der angreifende HErrJ Von Sie sprach willen [zu der sie nur aus Noth sich hatte entschließen mögen; und zog darauf mit ihren beiden Söhnen wieder heim zum Vaterhause 18, 2]. Wir sehen hier, 1) wie übel man thut, so man den Gebrauch der Sacraniente aus Verachtung unterläßt, daß solches einen Menschen bald um Leib und Leben, um zeitliche und ewige Wohlfahrt bringen könne. Da- rum ioll man den Gebrauch der Sacramente nichhunters lassen, so lieb einein Gottes Huld und Gnade, zeitliche und ewige Wohlfahrt und Seligkeit ist; sowie man 2) überhaupt auch durch Freunde und Ehegatten sich Mose, von Aaron begleitet, findet bei seinem Volke gläubige Aufnahme. 169 nicht soll hindern lassen an der Uebung der gottseligen Werke, noch um desselben willen wider Gottes Gebot handeln, was großen Schaden bringt. Jn diesem Stück gilt noch, was Sirach (9, L) sagt: »Laß deinem Weibe nicht Gewalt über dich, daß sie nicht dein Herr werde«. Und nachdem die Weiber an Zipora hier die böse Un- art sehen, daß sie ihrem Manne böse Worte giebt, ihn schinähet und gar von ihm wegziehet, so sollen sie sich davor hüten. Z) Daß Zipora, das Weib, hier ihr Söhn- lein befchneidet, daher hat die Kirchenversammlung zu Florenz und die zu Carthago, bei welcher auch der heil. Tchenvater Augustinus gewesen, die Nothtaufe der Weiber für rathsam erachtet, doch nur im Nothfall, da man keinen Prediger oder andern ehrbaren Mann, der die Taufe verrichte, in der Eile haben könne. (Würt- temb. Summarien.) Mose hat hiernach recht aus eigener Erfahrung geredet, wenn er so lebhaft sich gegen die Ehe mit Heidinnen erklärt. (Hengstenberg.) 27. Und der HERR fder Verheißung V. 14 gemäß] sprach [durch innere Eingebung seines Gei- stes] zu Anton: Gehe hin, Mose entgegen, in die Wuste. Und er ging hin, und begegnete ihm am Berge Gottes lHorebz denn über diesen hatte Mose seinen Weg genommen, und dahin hatte der HErr auch den Aaron gewiesen], und [Aaron, sich von Herzen freuend] küssele ihn. 28. Und Mose sagte Aaron alle Worte des HERR, der smit welchen er] ihn gesandt hatte, und alle Zeichen, die er ihm befohlen hatte. 29. Und sie gingen hin [nach Egypten], und versammeltea sim Lande GosenJ alle Aeltesten von den Kindern Israel [Kap. s, 16]. 30. Und Aaron redete alle Worte, die der HERR mit »Mose geredet hatte, und [Mose seiner- seits bekräftigte das Wort seines Propheten Kap. 7, 1 und] that die Zeichen [die der HErr ihm befohlen hatte] not dem Volk. 31. Und das Volk glaubete ssich damit als Abraharns ächte Kinder bewährend 1. M. 15, 6]. Und da sie höreten, daß der HERR die Kinder Israel heimgesucht und ihr Elend angesehen hatte, neigeten sie sieh szur Erde], und beteten [den HErrn in dankbarer Freude] an [ergaben aber damit zugleich sich seinem Gesandten, dem Mose und Aaron, zu willigem Gehorsains Der Berufung Moses ist ein Nothschrei vorherge- gingen (Kap. 2, 23), und siehe, ihm folgen Gebete des ankesi (Ps. 50, 15.) O, wenn Mose sein Haupt mit zum Gebet geneigt hat, wer schildert uns, wie tief dies Antlitz vor Scham über die frühere Zweifelsucht (Kap. 4, 1) erröthete; wieviel mag er später Gott dafür ge- dankt haben, daß er ihn gerade so und an dem Orte und zu der Zeit berief! Der Friede, welcher ihn schon vor dem Kampfe durchströmt, ist die erste Frucht seines pünktliehen Gehorsams (v. Oosterzee.) Das 5. Kapitel. Mose wird von Yhataa verachtet, und das Volk. noch mehr geängstigeh I· U. 1—-21. Mose und Ztaron treten hierauf nor Zahn- raa und fordern im Zlamen des FjØkrii, des Gottes Israel, das; er das Voll: drei Tagereisen weit ziehen lasse in die Wüste, damit es seinem Gott ein Zlest da- selbst feine; der König alier weilt sie nicht nur srhniide ab, sondern driimt auch die Kinder Israel noih härter durih Vermehrung ihrer Dienste. Zlie Slmtleute ver- suiheu ihm Vorstellungen zu machen, veliommen jedoch schlechten Bescheid und lassen nun ihren dlnmuth an Zllose und Aar-in aus. 1. Darnach [als sie den Auftrag an die Ael- testen in Israel Kuh. 3, 15—17 ausgerichtet und mit ihrer Botschaft eine gute Aufnahme bei ihnen gefunden hatten Kp. 4, 29 ff.] gingen Mose und Anton [unter Begleitung derselben, um nun auch ihren weiteren Auftrag Kuh. Z, 18 zu er- füllen] hinein [in den königlichen Palasts-J, Und sprachen zu Pharam So sagt»der HERR, der Gott Israel: Laß mein Volk ziehen sdrei Tage- reisen], daß mir’s ein Fest halte in der Wustett «) Seit dem Auskommen der neuen Dynastiein Egypten (Kap. 1, 8) hatte sich wohl auch die Residenz des Königs geändert. Während die früheren Pharaonen zu Mem phis residirten (1. M. 41, 14), wohnten die jetzigen wahrscheinlich zu Zoan oder Tanis (4. M. 13, 23; Pf. 78, 12. 43), einer sehr alten und großen Stadt am östlichen Ufer des tanitischen Nilarms, wenige St. vom See Menzaleh — «) Die an Pharao hiermit ge- stellte Forderung konnte um so weniger etwas Auffallen- des für ihn haben, als auch bei den Egyptern von Zeit u Zeit große Wallfahrten nach irgend einem heiligen rt in der Wüste veranstaltet wurden. Einen solchen Wallfahrtsort entdeckte Niebuhr auf einem Bergrücken zwischen Suez und Sinai, dessen ganze Oberfläche mit Bruchstücken von Bildhauerarbeit umgeftlirzten Säulen und sonstigen Trümmern eines alten Tempels be- deckt war. · » 2. Pharao sganz im Stolz auf feinen kuns- tigen Herrscherthron herangewachsen und1etzt, als König, keine Macht kennend, vor der er sich beu- gen müsse, von dem Gott der Ebräer aber eben- so Verächtlich denkend wie von dessen Volke, das in seinen Augen nur ein Sklavenvolk war] anl- wortete: Wer ist der HERR, deß Stimme ich ho- ren müsse, und Israel ziehen lassen? Ich weiß nichts von dem HERRn leurem Gott: er gehet inich nichts an, der ich ganz andern und herr- licheren Göttern diene], will auch lzum Beweise dessen, daß er in meinem Lande mir nichts zu befehlen hat] Israel nicht lassen ziehen. 3. Sie sprachen: Der Ebraer Gott ldafür wenigstens erkennst du doch den HErrn an, wenn du auch für deinen Gott ihnmicht hältst] hat Und gerufen [und wenigstens wir müssen ihm ge- horchen, wenn auch du ihm nicht gehorchen zu müssen vermeinst]; so» laß uns nun hinziehen drei Tagereisen in die Wuste, und »dem HERRm un- serm Gott, opsern, daß und nicht lzur Strafe fur unsern ungehorsam] tviderfahre Peflllellz oder Schwert [denn solche Strafe würde zuletzt auf dein Haupt zuriickfallem wenn du auf einmal so viele dir nützliche Untertlzaneweinbüßen mußtest) 4. Da sprach der Honig in Egypten sindein er selbst auf seinem heidnischen Standpunkt die 170 2. Piose 5, 5—23. s, 1. Gerechtigkeit der an ihn gestellten Forderung zwar erkannte und seine Pflicht, sie zu gewähren, wohl fühlte, hierzu aber im Trotz seines Uebermuths nicht Lust hatte, und nun der Sache eine andere Wenduiig zu geben versuchte, um unter einem Schein des Rechten sich davon los zu machen] zu ihnen: Du, Mose und Aaron, warum wollt ihr das Volk von seiner Arbeit frei machen? sEure Rede da von einem Rufe eures Gottes an euch ist überhaupt nur ein leerer Vorwand, hinter wel- chem sich ganz andere Absichten verbergen: ihr wollt das Volk von meinem Dienst losinachen und meiner Gewalt entziehen, daraus aber wird nichtsis Gehet hin an eure Dienste [und schlagt euch die Gedanken an eine Festfeier ein für alle Mal aus dem Sinn]. Z. Weiter sprach Pharao [indem er den auf- gegriffenen Vorwurf geheimer Freiheitsgeliiste auch festhielt]: Siehe, des Volks ist [trotz der gegen die außerordentliche Vermehrung angewandten Maß- regeln] sehon [jetzt] zu viel im Lande [so daß be- reits sich zu verwirklichen anfängt, was meine Vorgänger befürchteten Kap. 1, 9 f.], nnd ihr wollt sie noch feiern heißen von ihrem Dienst swas würde erst werden, wenn der Druck, der sie bisher nie- dergehalten, nachließe? Nein! ich muß im Gegen: theil darauf Bedacht nehmen, daß der Druck schär- fer werde]. 6. Darum [um nun auch wirklich den Druck zu verschärfen] befahl Pharao [nachdem er Mose und Aaron sammt den Aeltesten entlassen, noch] desselben Tages den Vögten des Volks [den zu Oberaufsehern des Volks bestellten EgypternJ und ihren Amtleuten [den unter ihrem Befehl stehen- den, aus den Jsraeliten selbst V. 14——21 genom- menen Ordnern oder Schaffnerm welche die Ar- beiten unter das Volk zu vertheilen, die verschie- denen Abtheilungen zu überwachen und das von ihnen Geleiftete an die königlichen Beamten ab- zuliefern hatten], und sprach: 7. Jhr sollt dem Volk nicht mehr [durch an- dere FrohnarbeiLerJ Stroh sammeln Und [schon zu- recht gemachtes Stroh oder geschnittenen Häcker- ling] geben, daß sie Ziege! brennen sblos mit der Bereitung der Ziegel und ihrem Trocknen an der Luft zu thun haben], wie bis anher; lasset sie selbst hingehen [auf die abgemäheten Getreidefel- der], und [von den stehen gelassenen Stümpfen und liegen gebliebenen HalmenJ Stroh zusammen- lesen [und Häckerling sich bereiten]; 8. Und die Zahl der Siegel, die sie bisher gemacht haben, sollt ihr ihnen· gleichwohl auflegen, und [von ihren seitherigen Leistungen] nichts min- der; denn sie gehen müßig fhaben bei der jetzigen Arbeit noch zu viel freie Zeit, die sie auf über- mtithige Gedanken bringt], darum schreien sie, und sprfechem Wir wollen hinziehen nnd unserm Gott obern. 9. Man drücke die Leute mit Arbeit, daß sie sübervoll damit] zu schaffen haben, undsich nicht kehren an falsche Rede [vor lauter Arbeit keinen müszigen Augenblick mehr haben, ihre Ohren sol- cher Einrede zu leihen, wie sie dieser Mose und Aaron von einem Rufe ihres Gottes an sie und von Festen, die sie ihm feiern sollen, vorgebracht haben]. Die Ziegelsteine wurden aus seinem Nilschlamm, welchem Häckerling beigemischt wurde, bereitet; diese Beimischung gab ihnen eine außerordentliche Festigkeit Rosellini hat dergleichen Steine, mit dem Stempel Thutmes 1V. versehen, aus Theben mitgebracht; sie sind ein denkwürdiges Zeugnis; für die genaueste Bekannt- schaft unsers Erzählers mit den egyptifchen Verhältnissen. 10. Da gingen die [aus den Egyptern genom- menen] Vögte [oder Oberaufseher] des Volks und ihre [die aus den Kindern Israel selbst entnom- menen] Amtleute aus [von Pharao], und sprachen zum Volk: So spricht Pharam Man wird euch [ferner] kein Stroh [mehr] geben; 11. Gehet ihr [also] selbst hin, und sammelt euch Stroh, wo ihrs findet, aber ssputet euch, Jena] von eurer Arbeit foll nichts gemindert wer- W. Jn keinem Lande der alten Welt wurde soviel ge- schrieben als in Egyptenz über Alles, auch das Unbe- deutendste, wurde Buch geführt. Gleichwie nun die Kinder Jsrael so manches Andre von den egyptischen Bildungszustünden in ihr Volksleben aufnahmen, so auch die Einrichtung eines besonderen Beamtenstandes, des Standes der Schreiber, welche die Geschlechtsregister fortzuführen und andre schriftliche Aufzeichnungen zu be- sorgen hatten. Es wurden dazu diejenigen von den Ael- testen oder Geschlechts- und Familienhäuptern (Kap. 1 16 Anm.) genommen, welche aus das Schreiben sich ver« standen; hier nun werden sie dazu gebraucht, die dem Volke von den egyptischen Vögten auferlegten Arbeiten an die einzelnen zu vertheilen und deren Leistungen zu überwachen, weshalb Luther in seiner Uebersetzung sie ganz richtig »Amtleute« nennt. » » 12. Da zerstreuete sich das Volk sein Theil des Volkes] in’s ganze Land Egypten, daß es Stoppeln sammelte, damit sie [die Andern, die zurückblieben] Stroh sHäckerling zu den Ziegeln] hätten. 13. Und die Vögte trieben sie [die Zurück- gebliebenen] und sprachen: Erfullet euer Tagewerk, gleich als da ihr Stroh hattet [und noch alle bei- sammen waret]. 14. Und die Amtleute der Kinder Israel, welche die Vbgte Pharao [zu Aufsehern] uber sie sdie Kinder Israel] gesetzt hatten, wurden geschla- gen [weil ihre Untergebenen die ihnen auferlegte Zahl von Ziegeln nicht zu liefern vermochten], und ward zu ihnen gesagt: Warum habt ihr weder heute noch gestern euer gesetzt Tagewerk gethan, wie vorhin? [Wir halten uns an euch, die Auf- seher; ihr miiszt dafür einstehen, daß eure Unter- gebenen ihr Gesetztes fertig schaffen] Der Franzose Lesen de Laborde (vgl. Anm. zu 4. Mos 10, 36) in seinem geograph Commentar bemerkt zu unserer Stelle: ,,Jch bin bei dem Bau eines Canals Mose wird von Pharao verachtet, und das Volk noch mehr geängstiget. 171 zugegen gewesen, und Mittel wie Erfolg schienen mir in allen Punkten der Beschreibung hier zu entsprechen. Hunderttausend Ungltickliche warfen Erde auf, der größte Theil mit den Händen, weil die Regierung in ausreichen- der Zahl nur für Peitschen gesorgt hatte, sie zu schlugen; Hacken, Schauseln, Karren dagegen fehlten. Diese Land- leute, schwächliche Menschen, Greise sdie jungen Leute waren iür den Dienst im Heere und den Bau der Ländereien aufgespart worden), Weiber und Kinder kamewvorzüslich aus Ober-Egypten und waren dem be- absichtigten auf des Canals entlang in mehr oder we- niger zahlreiche Haufen vertheilt. Die Unternehmung wurde von Türken und Albanesen geleitet, welche über die Bauern Arbeitsaufseher gesetzt hatten, die für das einer jeden Abtheilung auferlegte Tagewerk verantwort- lich waren. Man muß sagen, daß diese letzteren die Gewalt, die sie empfangen hatten, noch mehr mißbrauch- ten, als die Andern. Dieser ganzen Masse von Arbeitern war Bezahlung uud Beköstigung in Aussicht gestellt worden; aber die eine blieb aus von Anfang der Ar- beiten bis zu Ende, und die andre war so spärlich, so ungewiß, daß ein Fünftel der Arbeiter in diesem Elend unter Peitschenhieben starb, vergeblich schreiend wie einst das Volk Israel-« 15. Da gingen hinein die Amtleute der Kin- der Israel sin den königlichen Palast], nnd schrieen zu Pharam Warum willst du mit deinen Knechten [den Kindern Israel überhaupt und uns, ihren Amtleuten, insonderheit] also fahren sdaß du uns so ganz der tyrannischen Willkür der egyptischen Vögte preisgiebst]? 16. Man giebt deinen Knechten [den Kindern Israel] kein Stroh, und sollen sgleichwohlj die Ziege! machen, die uns bestimmt sind; nnd siehe, deine Knechte [wir, die Amtleute] werden geschla- gen [weil gestern und heute die Zahl der Ziegel nicht hat erfüllt werden können], und dein Volk muß SUnder sein [die Strafe für etwas tragen, woran es doch keine Schuld hat 1 Kön. 1, 21]. 17. Pharao sprach: Ihr seid müßig, müßig seid ihr; darum sprechet ihr: Wir wollen hinzie- hen, und dem HERRn opfern. 18. So gehet nun hin und frbhnetz Stroh soll man euch nicht geben, aber die Anzahl der Ziege! sollt ihr reichen. 19. Da sahen die Amtleute der Kinder Js- rael, daß es ärger ward sgar übel mit ihnen stund], weil man sagte: Ihr sollt nichts mindern von dem Tagwerk an den Ziegeln [und sie also in die Nothwendigkeit versetzt waren, mit Härte und Unbarmherzigkeit gegen ihre Brüder zu ver- fahren]. 20. Und da sie von Pharao gingen, begeg- neten sie Mose und Aaron sdie draußen auf sie gewartet hatten, um den Erfolg ihrer Vorstellun- gen beim König zu hören], nnd traten gegen sie, 21. Und sprachen zu ihnen: Der HERR sehe aus euch, und richte es, daß ihr unsern Ge- ruch habt stinken gemacht vor Pharao und seinen Knechten [mit eurer Forderung uns habt in iibeln Geruch gebracht, als ob wir ein aufrührerisches Gesindel wären]: und habt ihnen [die ohnedies auf unsern Untergang sannen, durch Erregung solchen Verdachts geradezu] das Schivett in ihre Hände gegeben, uns zu tödten. Das ist Gottes Art, daß er sein Wort wunderbar- lich ftihret, und wenn er sein Werk auch angreift, so lässet es sich ansehen, als wollte nichts daraus werden, ja das Gegenspiel geschiehet wohl. Aber warum thut dieses Gott? Darum: er will sein Werk desto wunder- barlicher ausrichtem und das göttliche Wort soll seine Kraft und Macht desto mehr in der Schtvachheit sehen lassen und beweisen. (Luther.) II- di. 22—Kap. 6, 13. Zier« Erfolg seines ersten Eun- ges zu Uhu-an, weliher nein anderer gewesen, als ein nur desto hiirterer Druck: des gllollis und eine ossene Auflehnung der Ilmtleute gegen ihn, hat Zllasen sihier verwirrt und ganz verzagt gemacht. Er lilagt seine Zjerzensnoth dem THE-un. Ver« giebt, und zwar bei einer neuen, seierliitjen Erscheinung, die aller-bestimm- teste Zusage seiner zluriijhilfn und Ztlose üherbringt solihe Zusage dem Volke; aber die Kinder Israel hiiren ihn nicht vor Seufzen und Angst und harter Arbeit. Da wiederholt dieser, als der ZsErr ihm befiehlt, aber- mals zu illharao zu gehen und Israel-z Entlassung zu fordern, dieselben Zweifel und Bedenken, die er« schon am Zjoreb geltend gemacht hatte. 22. Mose aber kam wieder swandte sich in der Stille] zu dem HERRm und sprach: HErn warum thust du so übel an diesem Volk? Warum hast du mich hergesandt? 23. Denn seitdem, daß ich hinein bin gan- gen zu Pharao, mit ihm zu reden in deinem Namen, hat er das Volk noch härter geplaget; und du hast dein Volk nicht errettet fwie du doch - versprochens Es sind das nicht Worte des Trotzes oder Unmit- lens, sondern der Frage und des Gebet-Z. (Augustin.) Mose hält dem HErrn die Unbegreiflichkeit seiner Füh- rungen vor und will ihn zur Hilfe in der jetzigen großen Noth bewegen. Ueber solche Ergießungen eines angefochtenem bekümmerten Herzens s. Anmerk. zu 1- M. 15, Z. Kuh. 6, V. 1. Der HERR [auf sein Wa- rum? ihm zwar nicht unmittelbar eine Antwort ertheilend — denn die sollte er aus den ferneren Erfahrungen, die er bei der Führung Jsraels machen würde, von selber sich abnehmen Joh. 13, 7 ——— wohl aber auf die, hinter seiner Frage verborgen liegende Bitte um Hilfe mit einer be- stimmten Zusage ihm entgegenkommend] sprachst! Mose: Nun sollst du sehen, was ich Pharao thun werde; denn [von nun an, nachdem er sich in den Gegensatz höhnischer Verachtung »und trotziger Auf- lehnung zu mir gestellt hat, will ich meine Hand an ihm beweisen, und «— das wird das Ende der Beweisungen meiner Macht und Gewalt an ihm sein :] durch eine starke Hand wird er sie lassen ziehen, Ha] er muß sie noch durch eine starke Hand aus seinem Lande von sich treiben [Kap.11, 1. 12. 33]. 172 2. Mose 6, 2——25. Das 6. Kapitel. gttose bekommt von Gott einen neuen Befehl, beschreibt fein 9eburt5register. 2. Und Gott redete [weiter] mit Mose, und sprach zu ihm: Ich bin [wie ich dir in Kap. Z, 13 ff. gesagt habe] der HERR [der Ewige, Un- veränderliche und allein wahrhaft Seiende], 3. Und bin [vordem] erschienen Abraham Isaak und Jakob, daß ich ihr allmachtiger Gott s! M. 17, I; 35, 11] sein sbesonders nach der Seite meiner, den Lauf der Natur durchbrechew den und auch das natürlich Unmögliche zu Gun- sten der Gnade möglich machenden AlImacht mich an ihnen verherrIicheUJ wollte [was ich denn auch in ihrer ganzen Führung handgreiflich gethan habe]; aber mein Name: HERR, ist ihnen kwenn auch dem Wortlaute nach schon bekannt gewesen 1. M. 15, 7; 28, 13 s., doch nach seiner heils- geschichtlichen Bedeutung noch] nicht offenbart wor- den [noch nicht in besonderen Kundgebungen nahe- getreten. Nunmehr jedoch sollen dergleichen Kund- gebungen folgen, die mich als den wahrhaft Seienden, mit unbedingter Freiheit Waltenden und das angefangene Wunderwerk der Gnade auf den Gipfel seiner Vollendung Führenden erkennen lassen Kap. 3, 15 Anm.]. Der Gott, der die Patriarchengeschichte gestaltete, den Patriarchen sich offenbarte und von ihnen ange- betet ward, ist allerdings schon im 1. Buch M. mehr- mais ,,Jehova« genannt worden; aber das eigentliche Wesen dieses Namens ist der Patriarchenzeit noch nicht erschlossen, die Si natur der patriarchalischen Gottes- offenbarung und otteserkenntniß ist der Name »all- mächtiger Gott«, und für gewöhnlich »Gott« schlechthin Jm letzten großen und eng zusammenhängenden Abschnitt der Patriarchengeschichte (1. M. Kann. 40—50) tritt da- her der Name Iehova ganz zurück und kommt nur ein- mal (1. M. 49, 18) vor, um die ablaufende patriarcha- lische und die nun bevorstehende mosaische Zeit scharf gegen einander abzugrenzenz nur da, wo Jacob im Geist das zukünftige Heil begrüßt, blitzt der Name als ein Vorbote der Periode Jehovas, der Erlösung und des Volks des Heils, vorübergehend einmal auf. 4. Auch hab ich meinen Bund mit ihnen seuren Vätern] aufgerichtet, daß ich ihnen geben will das Land Eauaan, das Land ihrer Wallfahrt, darinnen sie Fremdlinge gewesen sind [1. M. 17, 2—8; 26, 2—5; 35, U. 12]. 5. Auch hab ich gehöret die Wehklage der Kinder Israel, welche die Egvpter mit Fröhnen beschweren; nnd hab an meinen Bund gedacht. sBeides in seiner Wechselbeziehung zu einander nun, jene meine den Vätern gegebene Bundes- zusage, und diese eure gegenwärtige Bedrängniß, die aufs Aeußerste gestiegen, veranlaßt mich, ge- rade jetzt mit meinen Kundgebungen als Bundes- gott vorzugehen]. is. Darum sage den Kindern Israel: Ich bin der HERR [der nunmehr auch als solcher sich an euch verherrlichen wird], und [zwar] lvill [ich einer- seits] euch ausführen von euren Lasten in Eghptem nnd will euch erretten von eurem Fröhnem und will euch erlösen durch einen süber die, die gewalt- sam euch zurückhalten] ausgereclten Arm, und [durch] große Gerichte [die ich über sie ergehen lasse]; 7. Und will [nachdem ich das gethan habe, andrerseitsj euch annehmen zum Volk smeines Eigenthumss nnd will euer Gott sein, daß ihrs [wenn nun auch dies zweite geschehen sein wird] erfahren [durch thatsächliche Erfahrung inne wer- den] sollt, daß ich der HERR bin, euer Gott, der [ich] euch ausgefuhret habe von der Last Egvpteus 8. Und euch bracht m das Land, daruber ich habe meine Hand szum Schwur 1. M. 14, 221 gehoben, daß ich’s gäbe Abraham, Isaak und Iaeob [1. M. 22, 16 ff.; 24, 7; 26, 3; 50, 24]; das sdies den Vätern zugeschworene Land] will ich sdenn jetzt wirklich] euch [ihren Kindern] geben zn eigen, Ich der HERR [an dem alles lauter Wesen und Wahrheit, nichts bloßer Schein oder Trug ist, und bei dem alles, was er redet und zusagt, so gewiß ist, als stünde es schon vor Augen]. Jst unter den Menschen keine Treue, so ist Er der HErr, das Wesen und die Wahrheit selber, der stets an seinen Bund gedenkt und denselben nimmermehr bricht, nnd hält Treue und Wahrheit ewiglich. Jst in uns kein Vermögen und bei keiner Creatur eine Hilfe, so ist Er der allmächtige Gott, der alles vermag, ein Gott voller Genüge, bei dem allezeit ein großes Vermögen. Jst bei den Menschen keine Barmherzigkeit, keine Gnade, so ist Er voller Gnade und Barmherzigkeit, höret das Wehklagen und Schreien, lässet es vor sich kommen, will aushelsen und ein gnädiger Gott sein. Wohl allen, die ihm trauen! (Württemb. Summ.) 9. Mose sagte solches den Kindern Israel; aber sie höreten ihn nicht vor Seufzen und Angst svor innerersBeklemmung, die ihnen das Herz zu- schnürte] und hattet Arbeit sdie ihnen nicht ein- mal Zeit ließ, dem Boten Gottes an sie ordent- lich Gehör zu schenken.] 10. Da redete der HERR mit Mose [der abermal zum HErrn kam, sein bedrängtes Herz vor ihm auszuschütten Kap. Z, 22], und sprach: 11. Gehe [wiederum Kap. 5, .1] hinein sin den köuiglichen Palast], und rede mit Pharau dem Könige in Egypten, daß er die Kinder Israel aus seinem Lande lasse. 12. Mose aber redete vor dem HERRm und sprach: Siehe die Kinder Israel hören mich uicht, wie sollte mich denn Pharao hören? Dazu bin ich. von unbeschnittenen Lippen smeine Lippen sind wie mit einer Vorhaut bedeckt, daß mir die Sprache schwer fällt Kap. 4, 10: wie soll ich also dem stolzen und trotzigen Manne überhaupt nur bei- zukommen wagen, selbst wenn wirklich eine Aus- sicht aus Erfolg vorhanden wäre?]. 13. Also [wie von Kap. 5, 22 an berichtet worden] redete der HERR mit Mose und [durch Mose bekommt von Gott neuen Befehl; beschreibt sein Geburtsregisten 173 ihn mit] Aaron und that ihnen Befehl keinerseitsj an die Kinder Jsrael [Kp. s, 2—8], und kaude- rerseits an] Phora» den König in Egypten [V. 10—12], daß sie die Kinder Israel aus Egypten führetem Was dann das zweite Gespräch weiter für eine Wendung genommen, davon nachher: Kasus, 28—7, 9. III- n.14—27. Znittm i» die Verhandlung Gotte; mit Ztlosen hinein, dadurih er ihn und den Aaron zur Jiusrichtung ihres Zierufes vorbereiten will, tritt das Geschlestjtsregister der beiden Brüder; denn da die bis- herige Gesajiojte an einem ihrer withtigsteii wende- punlete angelangt ist, thut es noth, diejenige Stelle genau zu bekeishnem welche die beiden Zjauptpersoneii dieser Geschithte im grossen Ganzen ihres zllolbes ein- nehmen. 14. Dies sind die Häupter in jeglichein Ge- schlecht dek Vater [die Häupter der Vaterhäuser oder Familien, denen Mose und Aaron angehör- ten. Weil aber hiermit das Geschlechtsregister 1. M. 46, 8 ff. an einem einzelnen Punkte wei- ter fortgeführt wird, möge dasselbe noch einmal gleich von vorn anheben bis zu der betreffenden Stelle] Die Kinder Raben, des ersten Sohns Israel, sind diese: Hanoch, Pallu, Hezron, Charmi. Das sind die Geschlechter von Rnben [diese vier Söhne begründeten die Geschlechter ihres Stammes] Vermöge seiner Abstammung von den 12 Söhnen Jacobs bildete das Volk Jsrael Eine große Familie, und heißt als solche das Haus Jacobs oder Jsraels Dies Haus nun theilte sich in genealogischer Hinsicht in folgende Abstufungen: I) in Stämme, deren seit der Annahme der beiden Söhne Josephs an Kindesstatt (1. M. 48, 5) eigentlich 13 waren, jedoch staatsrechtlich immer nur 12 gezählt werden, indem entweder Leut, als der kein eigenes Stammgebiet erhielt, nicht gerechnet oder aber für Ephraim und Manasse der einheitliche Name Josephs gebraucht wird; L) in Geschlechter, be- gründet durch die Söhne der 12 Stammvätey theilweis aber auch durch ihre Enkel oder Urenkel (vgl. 1. M. 46, 8 f. u. 4· M. 26, 1f.);3) in Vaterhäufer oder Fa- miliengruppem begründet wiederum durch die Söhne oder Enkel der Geschlechtshäuptelc Jn Ins. 7, 14 ff. kommen dann noch 4) die Hauswirthe oder die ein- zelnen Familien hinzu. Jn unserm Geschlechtsregister nun ist darauf zu achten, daß nirgend die sämmtlichen Söhne eines Vaters aufgeführt werden, sondern blos diejenigen, die Häupter von Geschlechtern oder Vater- häusern wurden; nur bei Amram (V. 20) scheinen in Aaron und Mose seine siinimtlichen Söhne, wenigstens die er mit der Jochebed zeugte, beschlossen gewesen zu sein, der Zahl nach allerdings nur wenig, dafür sind aber auch diese innerlich um so bedeutender, da sie der Mit- telpunkt der ganzen ferneren Geschichte Jsraels geworden. Ueber den hier behandelten Gegenstand vgl. die Bein. zu 4. Mof. L, 34 u. 26, U. » 15. Die Kinder Simeon fdes zweiten Soh- nes Jsraels] sind diese: Jemuel, Jamin, Ohad, Jachim Zohar und Saul, der Sohn des cann- naischen Weibes. Das sind Stmeons Geschlechter [die Geschlechter des Stammes Simeon]. Its. Dies [nun] find die Namen der Kinder Levi [des dritten Sohnes, um den es sich hier handelt] in ihren Geschlechtern snach ihren weiter fortzufiihrenden Abstufungen]: Gersvn, Kahath, Metari. Aber Levi sdas Stammeshauptj ward hundert und sieben und dreißig Jahr alt kund hat in diesem langen Leben zur Vermehrung des Vol- kes an sich noch durch andere Kinder, als die hier angeführten, beigetragen; hier aber kommt es nur auf die Begründer von Geschlechtern an]. 17. Die Kinder Gerson kdurch welche sein Geschlecht in Vaterhäuser oder Familiengruppen auseinander ging] sind diese: Libni Und Simeh in ihren Geschlechtern. 18. Die Kinder Kabath sind diese: Amram, Jezear, Hebron, Usiel. Kahath aber ldas Haupt desjenigen Vaterhauses dem Aaron und Mose angehörte-i] ward hundert und drei nnd dreißig Jahr alt. 19. Die Kinder Merari sind diese: Maheli und Mast. Das sind die Geschlechter in ihren Stammen [in ihren Abstufungen nach Geschlech- tern und Vaterhäusern]. 20. Und Amram [der zuerst genannte von Kahaths vier hierher gehörigen Söhnen] nahm seine Muhme [seines Vaters Schwester 4. M. 26, 59] Joehebed zum Weibexi die gebar ihm [außer einer Tochter Mirjam auch zwei Söhne] Aaron und Mose [dieser 3 Jahr jünger als jener Kap. 7, 7; 4. M. 33, 38 f.; 5. M. 34, 7]. Ade! Amram ward [gleichwie das Stammeshaupt Levi V. 16] hundert und sieben nnd dreißig Jahr alt. «) Eine solche Heirath war hernach im Gesetz (3. M. 18, 12), gleichwie auch anderes, was früher Sitte ge- wesen (vgl· 3 M. 18, 18 mit 1. M. 29, 30; Z. M. 18, 9 mit 1. M. 20, IS) verboten. Merkwürdig, daß Mose und Aaron ebenso aus einer Ehe entsprossen, die später für ungefetzlich galt, wie das Volk Israel überhaupt. Vgl. die Bem. zu 1- M. 29, 30. 21. Die Kinder Jezear [Kahaths zu zweit genannten Sohnes] sind diese: Korah, Nepheg, Sichri. 22. Die Kinder Usiel [des zu viert genannten Sohnes] find diese: Misaeh Elzapham Sithri. 23. Aaron sum gleich auch dessen Geschlechts- Register weiter fortzuführen] nahm zum Weibe Eliseba, die Tochter Amminadab, Nahaffons Schwe- ster [aus dem Stamme Juda 1. Chr. 2, 3—10]; die gebar ihm Nadab, Abihu, Eleafay Jthamay [Kap. 28, «1]. · Von seinem eigenen Weibe und seinen Kindern schweigt hier Mose; denn feine Würde war einzig an seine Person geknüpft, seine Nachkommen gehörten zu chtpriesterlichen Geschlechtern Levis und standen in»- sofern hinter den Nachkommen seines Bruders zurück· « 24. Die Kinder Kvtah lwichtig wegen des Bestätigung des Aaronitischen Priesterthums zur Folge hatte 4. M. Kap. 16 u. 17] sind diese: Wir, Eltana, Abiasaph [1. Chr. 7, 22 f. Anm.]. Das sind die Geschlechter der Korahiter. 25. Eleasar aber, Aarons [dritter] Sohn » [auf den die Hohepriefterwürde überging 4. M. von ihnen angeregten Aufruhrs, der die göttliche 174 Z. Mose S, 26——30. -7, 1——13. 20, 22 ff.], der nahm von den Töchtern Putiel ein Weib, die ebar ihm den Pinehas [4. M. Lö- 7 ff.; 31, S; of. 22, 13., Hoherpriester zu An- fang der Richterzeit Richt 20, 28]. Das sind die Haupte: unter den Vätern sdie Häupter der Vaterhäuser in Betreffs der Leviten Geschlechter. 26. Das ist der Aaron und Mose [so steht es um die genealogische Stellung des Aaron und Moses zu denen der HERR sprach: Führer die Kinder Israel ans Eghptenland mit ihrem Heer. 27. Sie sind’s, die mit Pharaa dem Könige in Eghpten, redeten, daß sie die Kinder Israel ans Eghpten fiihreten, nämlich Mose und Aaron. Während Aaron als der ältere vorhin zuerst genannt wurde, tritt jetzt Mose wieder in den Vordergrund, da er der eigentliche von Gott berufene Grlöser Jsraels war. IV. Ist. 28—Jcap. 7, 7. nachdem hierauf der Gegen- stand der Verhandlung Gottes mit Ynosen noch einmal vorgefiihrt ist, wird Mose wegen seines Mangels an Zneredtsamlieit ebenso wie früher in Beziehung auf das Zllolti Man. 4, 14 sf.), auch in Beziehung auf ziharao an die Beihilfe Jlarons gewiesen, wegen iltharaos Wicht- hdren aber zum Gott über denselbigen gesetzt, daß er ihn ganz in seiner Gewalt haben und die endliche Gut- lassung Tesraels durih Beiihen und Mundes: von ihm erzwingen soll. 28. Und des Tages san welchem die vorhin abgebrochene Verhandlung V. 10—-13 vorfiel] redete der HERR mit Mose in Eghptenland, 29. Und sprach zu ihm [V. 1o. 11]: Ich bin der HERR, rede mit Pharao, dem König in Egpp- ten, alles, was ich mit dir rede. 30. Und er antwortete vor dem HERRn [V. 12]: Siehe, ich biu von unbeschniitenen Lippen, wie wird mich denn Pharao hören? Das 7. Kapitel. Verwandlung des Zsasserz in Blut. 1. Der HERR sprach zu Mose: Siehe, ich habe dich [durch dies mein Wort, das ich Ietzt mit dir rede] einen Gott gesetzt über Pharao ldaß du - ihn ganz ebenso in deiner Gewalt haben sollst, wie Jch ihn in meiner Gewalt habe. Er sperre und wehre sich nun, so sehr als er will, so sollst du es doch mit ihm machen, wie du willft]; und Aaron, dein Bruder, soll [in ähnlicher Weise] dein Propbet sein [wie du der meinige bist]. 2. Du sollst reden szu Aaron] alles, was ich dir gebieten werde [und also mein Prophet sein]; aber Anton, dein Bruder, soll [als dein Prophetj es vor Pharao reden, daß er die Kinder Israel aus seinem Lande lasse. 3. Aber [so bald freilich wird dieses Lassen von Seiten Pharaos nicht eintreten z] ich will [viel- mehr, wie ich dir schon gesagt habe Kap. 4, 21] Pharao Herz verhärten, daß sind ein] ich meiner Zeichen und Wunder viel thue in Eghptenland 4. Und Phatav lvikd [in Folge folcher, ge- rade durch die Zeichen und Wunder bewirkten Verhärtung] euch nichi hören [doch laß dich das nicht irren: es geschiehet nur], auf daß ich meine Hand in Egppten beweise, und führe mein Heer, mein Volk, die Kinder Israel, aus Eghptenland, durch große Getichte sdies letzte herrliche Ziel, die Herausführung meines Volkes nicht als gemeinen Sklavenhaufens, sondern als eines triumphirew den, mit Beute beladenen Kriegsheeres steht trotz aller Umwege, die ich seiner: und euretwegen gehen muß, dennoch unerschütterlich feft]. 5. Und die Eghpter sollen’s sdurch die Gerichte, die ich über sie ergehen lasse] inne werden, daß ich der HERR bin, wenn ich nun meine Hand über Egppten ausstrecken und die Kinder Israel von ihnen wegfiihren werde. s. Mose und Aaron thaten, wie ihnen der HERR geboten hatte. Alle Zaghaftigkeit und alles etwa noch vorhandene Schwanken war bei Mose nach diesem abermaligen Zu- spruch des HErrn nun für immer überwunden, Aaron aber schloß sich ihm mit ganzer Entschiedenheit an und war bereit, ihm als sein Prophet zu dienen. 7. Und Mose war achtzig Jahr alt, nnd Aaron drei nnd achtzig Iahr alt, da sie [wie her- nach V. 8 ff. erzählt werden wird, zum zweiten Mal] mit Pharao redeten. Mosis Leben theilt sich hiernach in 3 gleiche Theile: l) 40 Jahre lang ist er in Egypten amtöniglichen Hofe gewesen, L) 40 Jahre bei seinem Schwiegervater unter den Midianiterm 3) 40 Jahr in der Wüste mit dem Volke. Jm Ganzen ist er also 120 Jahr alt geworden (5. M. 34, 7). Der folgende Abschnitt nun bis zum Auszuge fällt aller Wahrscheinlichkeit nach in die Zeit von Anfang Februar bis Anfang April 2513 n. Etsch. der Welt = 1492 v. Chr. I· V. 8-—13. Znit eineni Æuiiderzeishen zur Zneglaubß gung ihrer giittliitjeii Sendung ausgerüstet, treten jetzt Ynose und Aaron abermals vor hlharao und fordern Jhsraels Entlassung. Jlls sie dann ihr Wunderzeiitjen verrichten, und der König seine Zauberer es ihnen nach- thun lässt, verschlingt Ziarons Stab die Itäbe der Zau- berer, und Qehovas Znaiht hat damit den ersten ent- siheidenden Sieg iiber die Znaiht der eghptisitjeii Götter davongetragen; doch Zllharam statt sich zu beugen vor dem Gott Bsraels verstoctit sein Zjerz gegen ihn und beharrt bei seiner Weiher-any, das ztlolle ziehen zu lassen. 8. Und der HERR sprach zu Mose und Aaron [als sie nun auf dem Wege nach der kö- niglichen Residenz sich befanden]: J. Wenn Pharao [nach dem Befehl, den ihr in meinem Namen an ihn richten werdet, daß er nämlich die Kinder Jsrael aus seinem Lande lasse V. L] zu euch sagen wird: Beweiset eure Wunder sbeweiset mir durch Wunder, die ihr verrichten könnt, daß ihr wirklich von dem HErrn eurem Gott gesandt seid, wie ihr ·vorgebt]; so sollst dn [Mose] zu Aaron sagen: Nimm deinen [den dir Mose erstes Wunderzeichen mit dem Stabe vor Pharao. 175 von mir übergebenen] Stab [Kap. 4, 2 f. 17. 20] und wirf ihn vor Pharao, daß er zur Schlange werde. Dasselbe Zeichen, womit oben Mose zuerst vor sich selbst und dann vor Jsrael sich beglaubigte (Kap. 4, 2 ff., 29 ff.), soll nunmehr zu gleichem Zweck auch vor Pharao geschehen; es hat aber Jetzt eine andere Be- ziehung als damals, ist nicht mehr von sinnbildlich-geist- licher Bedeutung (s. Anm. zu Nov. 4, 9), sondern der Anfang eines förmlichen Kampfes, in den der HErr mit den Göttern Egyptens sich einläßt, um nach Ueber- windung derselben sie zu stürzen und sein Gericht tiber sie zu halten (Kap. IS, 125 15, 11; 18, 11). Unter allen Religionen der Heidenwelt nämlich findet sich keine einzige, der sich nicht wie ihr böser Schatten die Magie anhinge, d. h. die angelernte oder angeerbte Fähigkeit, namentlich der mit Ausrichtung des Gottesdienstes be- trauten Personen, durch allerlei Geheimmittel die Kräfte einer überirdischen Geisteri oder Götterwelt sich nach Willktir dienstbar zu machen, um entweder zu erfahren, was dem natürlichen menschlichen Wissen verschlossen ist (divinatorische Magie, Mantik oder Wahrsagereix oder um zu vollbringen, was die natürliche menschliche Kraft nicht vermag (operative Magie oder Zauberei)- Nun tritt als ein Hauptzweig der egyptischen Magie von Alters her die Schlangenbeschwörung uns ent- gegen; von gewissen Geschlechterm den Psyllem wird er- zählt, daß sie eine Art von inagnetischem Einfluß auf die Schlangen ausübten, sie mit ihrer Stimme aus ihren Schlupfwinkeln hervorzulocken oder durch ihre Be- rührung (und zwar durch Fassen hinter dem Genick— da- gegen muß Mose in Kap. 4, 4 die Schlange beim Schwanze fassen) in den Zustand der Betäubung und Erstarrung zu versetzen, dann aber auch aus demselben wieder auf- zuwecken vermochtem Die egyptischen Zauberer verstan- den es sonach, eine Schlange wenigstens eine besondere Art von Schlangen, die Hadsche, wie sie gegenwärtig heißt) gleichsam in einen Stock, und darnach den Stock wieder in eine Schlange zu verwandeln, und standen mit dieser ihrer Kunst im Dienste ihrer Götter und derer Verehrung. Da steigt denn Gott mit dem Wun- derzeichen, das er den Mose und Aaron verrichten läßt, auf den Kampfplatz herab und greift das ganze Zauber- wesen zunächst damit an, daß seine Diener das wirklich und in der That vollbringen müssen, was die Diener der heidnischen Götter nur vorgeblich und zum Schein zu vollbringen pflegten; und zwar, damit die wirkliche und thatsächliche Vollbringung recht augenfällig und handgreiflich sei, müssen seine Diener das gerade Um- gekehrte thun: was von Hause ein Stock ist, verwandelt sich in eine Schlange, nicht, was von Haus aus eine Schlange ist, in einen (doch nur scheinbaren) Stock. 10. Da gingen Mose und Aaron hinein zn Pharao, und thaten, wie ihnen der HERR geboten hatte srichteten ihren Auftrag an ihn aus; er aber forderte zu ihrer Beglaubigung ein Zeichen]. Und Aaron warf seinen Stab vor Pharao, und vor seinen Knechten [hin· auf die Erdejx und er ward zur Schlange sdie m mannigfachen Windungen als eine wirkliche und ächte Schlange sich hin und her bewegte]. 11. Da fotdertePharao [um zu beweisen, daß die Götter Egyptens dasselbe vermöchten, was Aaron und Mose in der Kraft des Gottes Israel so eben gethan hatten] die Weisen und Zaiibercr [und zwar die geschicktesten und erfahrensten unter ihnen, Jannes und Jambres mit Namen 2. Tim. 3, 8]. Und die egyptischen Zauberei kwohl wissend, um was es sich hier handele, hatten zuvor mit stockartig erstarrten Schlangen sich versehen und] thaten sals sie nun vor Pharao erschienen] auch also mit ihrem Bcschwbren 12. Ein jeglicher warf seinen [in einer er- starrten Schlange bestehenden] Stab von sich, da wurden Schlangen draus [denn das verstanden sie ja, eine derartig erstarrte Schlange wieder zum« Leben zu bringen, und es schien nun für einen Augenblick Pharaos Absicht erreicht]; aber Aarons [wirklicher, durch Gottes Schöpfermacht in eine große — nichtwie in Kp. 4, 3 gewöhnliche — Schlange verwandelter] Stab verschlang ihre [ver- meintlichem jetzt wieder zu Schlangen gewordenen] Stube. Es zeigte sich somit deutlich genug für jeden, der nur sehen wollte, daß der HErr größer sei denn alle Götter Egyptens. Doch der König wollte eben nicht sehen und brach schnell die Verhandlung ab, gleich als müsse es bei dem ersten Theil derselben, da die Zauberer auch also mit ihrem Beschwören gethan, sein Bewenden behalten. »Wie Mosis Stab in keiner Gefahr war, un- geachtet ihn die Zauberstäbe der weisen Egypter um- zingelten und anzischten, so stehen auch seine Schriften ungefährdet, wenngleich unzählige Bücher sie zu über- winden drohen. (Richter.) 13. Also ward das Herz Pharao versinkt, und horete sie nicht; wie denn der HERR [Kap. 3, 19; 4, 21; 7, 4] geredet hatte. Bei diesem ersten Zeichen läßt Gott noch dem Un- glauben sowohl wie dem Glauben volle Freiheit der Entfaltung und Bethätigung i—- dem Glauben, indem aus dem zweiten Theil des Wunders schon jetzt hin- länglich ersichtlich ist, wer in dem begonnenen Kampfe der Stärkere sei, dem Unglaub en aber, indem dem ersten Theil ein scheinbar gleichartiges Werk der egypti- schen Zauberer zur Seite tritt, und der Unglaube nun Gottes Wunderthat ebenfalls für ein Erzeugniß gewöhn- licher Magie erklären kann. ,,Es ist das ganz dem be- ständigen Verfahren Gottes in Natur und Geschichte gemäß, der immer genug Licht giebt auch für den schwachen Glauben, aber auch immer soviel Finsternis; übrig läßt, daß der Unglaube darin sein Nachtleben fortsetzen kann« Als denn Pharao sich auf die Seite des entschiedenen Unglaubens schlägt, nehmen die ferneren Zeichen nicht nur den Charakter von immer schwerer werdenden Plagen an, sondern treten zugleich in immer wunderbarerer nnd überwälti enderer Gestalt auf, so daß Pharao in ihrer Göttlich eit sie anerkennen muß und der gleichwohl von ihm festgehaltene Unglaube zum geradezu unsinnig en Troize wird. Was die Zauberer hier thun, gehört noch in das Gebiet der natürlichen Magie. Dem menschlichen Geiste war nämlich vermöge seines unmittelbaren Ur- sprungs aus Gott und gemäß seiner Bestimmung zum Oberherrn der irdischen Schöpfung anfänglich eine Fülle von Kräften eigen, die jedoch Gottes Weisheit seit dem Sündenfalle zum größten Theil in die Tiefe der mensch- lichen Seele zurückgezogen und mit den Riegeln des äußeren Siunenlebens verfchlossen hat, weil ihre volle Entfaltung auf dem Boden der Sündhaftigkeit eine ebenso widergöttliche und widernattirliche, als dem Men- schen selbst verderbliche sein würde; erst mit seiner Aus- geburt zu dem in Christo ihm zugedachten Vollendungs- leben der zukünftigen Welt soll er wieder zum unbe- schränlten Gebrauch seiner ursprünglichen Anlagen ge- 176 2. Mose 7, 14—23. langen. Nun giebt es aber schon im gegenwärtigen Leben Augenblicke und Zustände, die theils unter ge- wissen Verhältnissen (in Krankheiten besonderer Art und in der Nähe des Todes) von selbst eintreten, theils durch gewaltsame Einwirkung auf die Natur eigenmächtig herbeigeführt werden können; Augenblicke und Zustände, wo jene Riegel des äußeren Sinnenlebens hinwegge- schoben und die im Verborgenen schlummernden Kräfte der Seele von ihren Banden dergestalt entfesselt sind, daß jetzt ein Schauen und Wissen, ein Wollen und Wirken zu Tage tritt, das über die menschlichen Leistun- gen im esunden und regelrechten Zustande weit hinaus- geht ( tesmerismus, Somnambulismus und dergl.)· Offenbar ist die eigenmächtige Herbeisühruiig solcher Zu- stände an sich fchon Sünde, wie sie denn auch immer, wenn sie beharrlich geübt wird, Gottes Strafe zur Folge hat; nicht mit Unrecht hat man sie ein Nothzüchtigen der Natur genannt. Es knüpft sich aber auch an alle dergleichen Versuche eine gar große Gefahr; denn die Seele verliert dabei das Scepter des Selbstbewußtsein-Z und der Selbstthätigkeit aus den Händen, weiß nicht, wohin sie in ihrem Zustande der Entfesselung noch fort- gerissen werden wird, und giebt sich wehr- und wider- standslos den lauernden Mächten der Finsternis; preis cxifchrücken und Klopfgeisterei). Die Grenzen zwifcheii der natürlichen und der dämonischen Magie, von der hernach die Rede sein wird (Anm. zu V. 22), sind flüssig; wer aus dem einen Gebiet sich schon befindet, hat kein anderes Mittel, vor dem andern sich zu bewahren, als schleunige Rückkehr in Reue und Buße. —— Die Wunder Jehovcks hatten, indem sie das Dasein und Leben des lebendigen und also wahren Gottes in der einzig mög- lichen Weise, worin es bewiesen werden kann, nämlich in Thatsachen, offenbarten und davon tiefen und un- vertilgbaren Eindruck gaben, zugleich einen mannigfal- tigen vernichtenden oder beschänienden Bezug auf das Götzenwesen und den Götzendienst der Völker jener Län- der und Zeiten. So hatten die Wunder Mosis in Egyp- ten etwas Eigenes, Gott Berherrlichendes auch darin, daß sie die Magie als die finstre Lebenskraft des Heiden- thums und Götzendienstes in seiner verborgensten und bösesten Tiefe, wo es Gemeinschast und Verehrung der Teufel und Dämonen war, in ihren höchsten Anstren- gungen und Aeußerungen wider sich wirksam sein ließen, und sie dann, wenn sie alles aufgeboten, wenn sie ihr Höchstes geleistet, wenn sie sich erschöpft hatte mit über- schwänglicher Größe und Kraft, beschämt vor den Augen ihrer Diener und Verehrer vernichteten. (Menken.) II- n.14—25. sum; diexkuchtiqiigkeit de»cikeu;eei- chens hat sich gezeigt, dask zjharao nicht ohne Schaden lilug werden will; darum beginnen nun die grossen Gerichte, durih die der Zjokrr als durch eine starke Zjand die Entlassung Dsraels siih von ihm erzwingt. Jlas erste derselben ist die Verwandlung des Wil- wassers in Flut, in deren Folge die Fische im Strom absterben und das Wasser saulicht und stinliend wird, das; niemand es trinlien kann. Die egyptisnjen Zauber-r ahmeu das Wunder nach, und pharao ver- stoitit sein Her; ans’s neue. 14. Und der HERR sprach zu Mose swohl nur wenige Tage nach jenem ersten Zeichen V.8 ff.]: Das Herz Pharao ist hart, er· weigert sich das Volk zu lassen [ich will denn weiter ihm mit Zeichen und Wundern zufetzen, daß er endlich es lassen muß, mag er nun wollen oder nicht]. 15. Gehe [also] hin zu Pharao morgen. Siehe, er wird [wie er täglich zu thun pflegt, früh bei Zeiten] an’s Wasser [den Nil] gehen sum ihm, als seinem Gott, seine Verehrung zu bezeigen]; so tritt gegen ihm an das Ufer des Wassers sstelle dich an einem gelegenen Orte da- selbst auf, ihn zu erwarten] nnd nimm den Stab in deine Hand, der zur Schlange ward kindem du von Aaron, der ihn führt, dich begleiten lässest] IS. Und sprich zu ihm lwenn er nun heran- kommt]: Der HERR, der Ebrcier Gott, hat mich [fchon zwei Mal Kap. 5, 1 ff.; 7, 10 ff.] zu dir gesandt, und [dir] lassen sagen: Laß mein Volk, daß mir’s diene in der Wüste. Aber du hast bis: her nicht wollen hören. 17. Darum spricht der HERR also: Daran sollst du erfahren, daß ich der HERR bin [der einige wahrhaftige Gott, der auch über dich und dein ganzes Land Gewalt hat und dem du zu gehorchen fchuldig bist; und daß dagegen dein Gott, dem du dienest, dieser Nil, nichts ist als eine ohnmächtige, wehrlose Creatur]. Siehe, ich will mit dem Stabe, den ich in meiner Hand habe, das Wasser schlagen, das in dem Strom ist, und es soll in Blut verwandelt werden; 18. Daß die Fische im Strom sterben sollen, und der Strom stinken, und den Eghptern wird ekeln zu trinken des Wassers aus dem Strom. Das Nilwafser ist das fast einzig trinkbare Wasser in Eghptem und die Landeseinwohner trinken noch jetzt es so gern, daß sie Salz essen, um recht viel davon ge- nießen zu müssen, in der Fremde aber immer nur von dem Vergnügen erzählen, das sie empfinden würden, wenn sie wieder vom Wasser ihres Stroms trinken könnten. Jm Nil giebt es zugleich allerlei Arten Fische in unglaublicher Menge, die sowohl frisch genossen als eingepökelt werden; diese Speise war aber damals von um so größerer Wichtigkeit, als man des Fleisches vieler anderer Thiere, weil sie sgöttlich verehrt wurden, sich aufs Strengste enthielt ( up. 8, 26; 4. Mose 11, 5). Mit dem zweiten Zeichen beginnt also die Reihe der eigentlichen Plagen für die Egypterz ihre gangbarsten Nahrungsmittel werden ihnen auf einige Zeit verderbt, damit sie erkennen, in wessen Gewalt sie mit ihrem ganzen Leben stehen. — »Der Stab Mose, der in Egyp- ten so strafte, ist eine talio (Wiedervergeltung durch Gleichartiges) für den Stab der Frohnvögte über Js- rciel.« (Jes. 10, 24 u. 26.) II. Und der HERR sprach ldurch innerliche Einsprache seines Geistes] zu Mose sals er am andern Morgen Pharao an den Ufern des Nil gegenüberstand und eben seinen Auftrag V. 16 ff. ausgerichtet hatte]: Sage Aarocu Nimm deinen Stab [schlage damit in’s Wasser] und recie [dann] deine [den Stab führende] Hand aus über die [sämmtlichen, mit dem Nil in Zusammenhang ste- henden] Wasser in Egvptem über ihre Biiche nnd Ströme, und Seen, und über alle Wassersümpfe [so- wohl über die verschiedenen Arme und Eanäle des Flusses, als die von seinen Ueberschwemmun- gen zurückgebliebenen Seen und Lachen], daß sie Blut werden, und sei Blut in ganz Eghptenland [nicht blos draußen im Strom selbst und in den eben genannten Wassern, sondern auch drinnen in den Häuser-H, beide in hdlzerneii und stei- Erste Plage: Verwandlung des Wassers in Blut. 177 nernen Gefäßen [in die man vom Nilwasser hinein- gegossen hat]. · » 20. Mose und Aaron thaten, wie ihnen der HERR geboten hatte sjener ließ an feinen Bruder die Aufforderung V. 19»ergehen], und [dieser] hub den Stab auf, und schlug in’s Wasser, das im Strom war, vor Pbarao und seinen Knechten kden Hof: beamten, die in seiner Umgebung sich befanden]. Und alles Wasser im Strom ward [auf der Stelle, noch während Pharao dastund mit seinen Knechten] in Blut verwandelt. 21. Und .[es kam hernach wirklich so, wie Mose dem Pharao V. 18 angeküiidigt hatte:] die Fische im Strom starben und der Strom ward stinkend, daß die Egypter nicht trinken konnten des Wasserd aus dem Strom; und ward Blut m ganz Egyptenland Der Nil nimmt zwar auch sonst zur Zeit der jähr- lichen Ueberschwemmung eine rothe Farbe an, was ver- muthlich von einer Erdart herkommt, die er aus den höher gelegenen Gegenden mit sich herabspüli. (Auch sonst hängen die 10 Plagen meistens mit natürlichen Ereignissen und Zuständen zusammen, die in Egypten öfters wiederkehrem und schließen sich hinsichtlich ihrer Aufeinanderfolge an den naturgemäßen Gang des egyp- tischen Jahres an, von der Zeit des ersten Anschwellens des Nil, das gewöhnlich im Juni erfolgt l. M. 41, 4Anm., bis zum Frühling des darauf folgenden Jahres) Aber an eine derartige bloße Färbung des Wassers ist hier um so weniger zu denken, als gerade in und mit der- selben das Wasser nur um so gesünder und trinkbarer wird. Vielmehr handelt es sich hier um eine wunder- bare, durch Gottes Macht bewirkte Verwandlung oder Zersetzung des Wassers, das dabei in Gährung und Fäulniß übergeht, mit seiner blutrothen Farbe aber auf das Ende der göttlichen Gerichte, die jetzt ihren Anfang nehmen, auf Tod und Verderben (Joel 3, 4) hinweist- — ,,Jn demselben Augenblick, wo der König gekommen ist, um dem Vater des Lebens, dem Vater der Götter — so bezeichneten die Egypter in ihrer abgöttischen Ver- ehrung den Nil -—- seine Huldigung darzubringen, muß er sehen, wie der Bote Jehovas demselben ins Angesicht schlägt, daß es blutig wird.« (Kurtz.) 22. Und die egyptischen Zauberer [die eben- falls in der Umgebung des Königs sich befanden, als Aaron das Wasser des Stroms schlug und dies sich in Blut verwandelte V. 20] thaten auch also mit ihrem Beschwdren [versuchten ihre Künste an noch unverdorbenem Wasser, darnach man aber erst in der Erde nachgraben mußte, weil alles übrige Wasser in den Verwandlungsprozeß bereits übergegangen war, und brachten wirklich eine Art Blutverwandlung zu Stande]. Also [weil er meinete, Mosis und Aarons Wunder durch die Künste seiner Zauberer entkräftet zu haben] ward das Herz Pharao verstoclt, und hdrete sie nicht; wie deiin der HERR geredet hatte [V. 13]. Mit dem, was die Zauberer hier und Kap· 8, 7 thun, befinden wir uns bereits auf dem Gebiet der dä- monischen Magie: die Götter Egyptens leihen denen, die im Dienste ihrer Religion stehen, ihre Kräfte, und lassen sie Zeichen und Wunder thun mit allerlei Ver- führung zur Ungerechtigkeit unter denen, die verloren werden (2.Thess.2, 8ff-). Wer aber sind diese Götter? Dächfelb Bibelwort. s. Aufl. Nun, an und für sich existirten die Götter der Egypter so wenig wie die der übrigen Heiden; sie waren bloße Phantome oder nichtige Gebilde der menschlichen Ein- bildungskraft Doch geht aus vielfältigen Andeutungen der heiligen Schrift (5. M. 32, 17; Pf. 106, 37 f.; 1. Cor. 10, 14 ff.) mit großer Bestimmtheit hervor, daß, gleichwie die Heiden selbst mit dem Dienst, den sie ihren Göttern erzeigten, sich keineswegs an ein bloßes Phan- tom oder Luftgebild haben hingeben wollen, sondern an eine wirkliche, persönliche Macht, so auch eine solche Macht vorhanden ewefen sei, die diesen Dienst auf sich beziehen und für sich in Anspruch nehmen konnte: das ist die, von der St. Paulus in Ephes. s, 12 ff. redet. Es ist ja auch ganz der Gerechtigkeit Gottes gemäß, wenn er die von Jhm, dem einigen, lebendigen Gott, den sie aus dem Werke der Schöpfung wohl erkennen konnten, sich abwendenden und nach einem andern Gegen- stande für ihre religiöse Verehrung suchenden Völker da- hin giebt an ihren verkehrten Willen (Röm. 1, 18 ff.); und es entspricht durchaus der ganzen Art der göttlichen Weltregierung in dem Zeitalter vom Sündenfalle an bis zur Wiederbringung aller Dinge (Apostg. Z, 21), wenn nun in Folge jener Dahingabe die Fürsten und Gewaltigen, die bösen Geister unter dem Himmel, der heidnischen Gottesverehrung sich bemächtigen als eines willkommenen Gebiets für die ihnen zugelassene Wirk- samkeit aufErden. Ueberall da, wo es gilt, das Heiden- thum zu stürzen und das Reich Gottes an dessen Stelle zu pflanzen, sehen wir denn übermenschliche Kräfte zum Schutz der falschen Religion, lügenhafte Kräfte mit Zeichen und Wundern sich entfalten (Matth. 24, 247 Offenb 13, 13). Auch hier, wo der Gott Jsraels mit den Göttern Egyptens auf einen Kampf sich einläßt, um sie zu Schanden zu machen, bieten die hinter den- selben stehenden Dämonen alles auf, in ihrer Geltung sich zu behaupten und ihr Gebiet zu vertheidigenz des- halb leisten sie durch ihre Werkzeuge, die Zauberer, das möglich Größte, was in ihren Kräften steht. Mit diesen allgemeinen Gesichtspunkten ist jedoch noch nicht alle Schivierigkeit unseres Textes gehoben. Es fragt sich nämlich, ob wir die Geister des Abgrundes uns soweit mit übernatürlichen Kräften ausgestattet denken sollen, daß sie auch Neues zu schaffen und eigentliche Wunder zu bewirken vermögen, wie Gott der HErr sie thut, wenn er durch Mose und Aaron das Wasser des Nil in Blut verwandelt? Osfenbar dürfen wir bis dahin ihr Ver- mögen nicht ausdehnen. Bei aller ihrer übermensch- lichen Einsicht und Macht sind sie doch nur Ereatureiy und Creaturen können nur schon vorhandene Dinge in ihren Dienst ziehen und innerhalb des natürlichen Be- reichs liegende Zustände herbeiführen, niemals aber neue Dinge schasfen und außernatürliche Zustände hervor- rufen. (,,Das Schaffen aus dem Nichts ist das Vorrecht der göttlichen Allmacht,« vgl. Matth 18, 14 Anmz —- ,,Auch die guten Engel verrichten nur übermenschliche, nicht übernatürliche Werke«- Ebrard.) So muß denn die Blutverwandlung der egyptifchen Zauberer wesentlich von der durch Mose und Aaron bewirkten verschieden sein und innerhalb, nicht außerhalb der Grenzen der Natur liegen. Und nun kommen allerdings theilweise Blutfärbungen im Nil, an den Küsten des rothen Meeres und in einem sibirischen Flusse vor, die, wie aus mi- kroskopischen Untersuchungen sich ergiebt, durch Kryvtw gamen (geschlechtslose Pflanzen) und Jnfusorien (klei·ne, dem unbewasfneten Auge nicht sichtbare Thiere) bewirkt werden. Eine Heranziehung derartiger Natur-Erschei- nungen in ihren Dienst mag es gewesen sein, was die Dämonen bei dem Beschwören der Zauberer als Seiten- stück dem göttlichen Wunder eiitgegenstellten, wenn wir auch nicht sagen können, auf welchem Wege das Heran- « hen ihnen möglich ward. » 23. Und Phatao wandte sich skehrete sein Ge- 178 2. Mose 7, 24. 25. s, 1——15. sicht von dem in Blut verwandelten Strom, der doch so laut von Gottes Uebermachh trotz des scheinbar ähnlichen Werkes der Zauberer, zeugte, hinweg-J, und ging heim, und nahms ssolches Zeug- niszJ nicht zu Herzen. 24. Aber alle Eghpter gruben [von dein Tage an] nach Wasser sin der Erde] um den Strom her, zu trinken; denn des Wassers aus dem Strom konnten sie nicht trinken. Dagegen war das Wasser unter der Erde, obgleich es mit dem Nil im Zusammenhange stand, nicht ver- derbt, die Verderbnis; reichte eben nur so weit, als Aaron seine Hand hatte ausstrecken sollen (V. 19). 25. Und das währete sieben Tage lang, daß der HERR den Strom schlug sdas in seinem Na- men geschehene Schlagen des Stroms in Wirk- samkeit bleiben ließ; darnach hörte die Plage von selbst wieder auf] Das 8. Kapitel. Egypten wird mit Jrösitieitz zausen und Ztngezieser gepkageh I« U. 1—-15. Sieben Gage naih der ersten Plage, als diese das vom Zhbkrrn ihr bestimmte Ende erreicht hat, wird dem pharao sofort eine zweite ungebändigt, wenn er siih ferner weigern würde, Israel ziehen zu lassen. Ia er wirliliiti sich weigert, so muß Tilaron seinen Stab über alle Gewiisser in bignpten reinen, und nun gehen zahllose Zrd s the daraus hervor und erfüllen alle Häuser und Geräthe der Gans-irr. Amt) die Zau- berer thun also mit ihrem Fesihwdrem doih die Jllage wieder ivegkusiiiiisfen sind sie ausser Stande; darum sieht Ilharao sitt) geniithigh Illose und Zlaron um ihre Zürbitte bei dem Zjlxrrn anzugehen. birsterer läßt siih von ihm den ülag bestimmen, da die Plage aushdren soll, und sie hiirt auf am andern Morgen, wie Yharao gewollt hat; doth dieser verhärtet abermals sein Zier; und hält sein Wort niiht, daß er Israel werde entlassen. l. Der HERR [nach Ablauf jener sieben Tage Käse. 7, 25] sprach zu Mose: [Die erste Plage habe ich zwar wieder aufhören lassen, aber darum meine Hand nicht wieder abgezogen von dem Werke, das ich vorhabe; vielmehr soll der ersten Plage eine zweite auf dem Fuße solgen.] Gehe [also] hinein zn Pharao [Kap. 5, 1; 7, 10], und sprich zu ihm: So sagt der HERR sder das Recht und die Macht hat, auch dir zu befehlen]: Laß mein Volk, daß mir’s diene [in der Wüste zip. 7, 16]. 2. Wo du dich deß [ferner] tveigetsh siehe, so will ich alle deine Grenze sdein ganzes König- reich von einem Ende bis zum andern] mit Frö- schen plagen, Z. Daß der Strom soll von Frbschen wim- mein; die sollen saus demselben] heraufkriechem nnd kommen in dein Haus, in deine Kammer lSchl0fgeMachJ, auf dein Lager, auf dein Bette sdaß du Tag und Nacht vor ihnen keine Ruhe hast]; auch in die Häuser deiner Knechte, unter dein Volk in deine Baclbfen und in deine Teige [und wie sie dir überall nachkriechen sollen, so auch deinen Beamten und Unterthanen; und wie sie die Ruhe der Nacht euch stören sollen, so sollen sie auch das tägliche Brod euch zu einem Ekel machen]; · 4. Und sollen die Ftbsche auf dich, und auf dein Volk, und auf alle deine Knechte kriechen [und nicht blos überall, wo ihr gehet und lieget, und bei dem, was ihr euch zur Speise bereitet, sollen die widrigen Thiere euch in den Weg laufen und unter die Hände kommen, selbst an eure Person sollen sie sich machen und euch so zur unerträg- lichen Plage werden]. Egypten ist im Nil und in den Nilstimpsen außer- ordentlich reich an Fröschem namentlich zeigen sie sich bei den jährlichen Ueberschwemmungen, nach deren Ab- fluß sie auf dem Lande zurückbleiben, werden aber in der Regel von Schlangen, Störchen und dem Jbis vertilgt. Hier nun, wo sie als Landplage gebraucht werden, stehen sie keineswegs mit der vorigen Plage in ursächlichem Zusammenhang, als ob die mit der Blut- verwandlung eingetretene Fäulniß des Nilwassers sie von selbst ins Dasein gerufen hätte; sie entstehen erst, als Aaron seine Hand mit dem Stabe ausreckt (V.5), und sterben auf der Stelle ab, als Mose zu dem HErrn schreit (V. 12 f.). Es handelt sich also abermals um ein Wunder, nur daß das Wunder hier nichts schlecht: hin Neues und Unerhörtes zu Wege bringt, sondern eine gewöhnliche Naturerscheinung in gesteigertem Maße, ohne verinittelnde Ursache und zu ganz beliebiger Zeit eintreten und ebenso wieder verschwinden läßt. Die Plage kommt, gleichwie die erste, aus dem sonst so segensreichen Wasser Egyptens und macht den Nil, diesen angebeteten Segensspender und Göttervater des Landes, zum zweiten Mal zu einem Fluch und zu einem Greuel für seine Anbeter, um die göttliche Verehrung, die man demselben erweist, den Eghptern zu verleiden und ihnen so die Augen für die Erkenntnis; des wahren Gottes zu öffnen. Sie hat, gleichwie die erste, noch nichts eigentlich Verderbliches an sich, wohl aber ist sie viel lästiger und widriger als die vorige; bei längerer Dauer würde sie geradezu unerträglich geworden sein, wie denn anhaltende Froschplagen schon mehr als ein Mal die Einwohner anderer Länder zur Aus-Wanderung genöthigt haben. Die Froschart übrigens, von der im Grundtext die Rede ist, ist der egyptische Dofdaz er ist klein, hüpft nur in der Angst ein wenig, während er für gewöhnlich kriecht wie eine Kröte, und giebt einen eigenthümlichen Ton von sich, als ob zwei harte Stücke Holz an einander gestoßen würden. 5. Und der HERR sprach sdurch innerliche Eingebung] zu Mose [als er seinen Auftrag be: Pharao ausgerichtet, dieser aber mit trotziger Miene schwiegsx Sage· Anton: Rette deine Hand aus mit deinem Stabe uber die Bache, und Strome, und Seen [Kap. 7, 19]; und laß Frosche uber Eghp- tenland kommen. 6. Und Anton [that also, wie ihm Mose noch drinnen, in Pharaos Palaste, befohlen hatte, und] reckte [draußen, als sie nun beide unverrich- teter Sache von dem König wieder hinlveggegam gen waren] seine Hand uber die Wasser in Eghp- ten; und [es geschah also, wie der HErr gesagt Zweite Plage: Ganz Egyptenland wird mit Fröschen bedeckt. hatte, es] kamen [nach diesem Ausrecken] Frösche [aus dem Strom selbst, sowie aus seinen Armen, Canälen und den mit ihm in Verbindung stehen- den Seen] herauf, daß Egyptenland [davon] be- decket ward. 7. Da thaten die Zauberer [die, durch ihre bisherigen Erfolge immer kühner gemacht, den Pharao beredet hatten, daß sie dasselbe vermöch- ten, was Moses bei seinem Weggange dem Aaron gesagt hatte V. 5, und jetzt mit dem König hin- ausgingen zu den in der Nähe der Stadt befind- lichen Wässerungsbrunnen, um dort ihre Kunst ihm zu beweisen] auch also mit ihrem Beschwbrety und ließen Frosche uber Eghptenland kommen [ecn Schauspiel, das den Pharao ergötzte und ihm die Befriedigung gewährte, als habe er abermal die Künste Mosis durch die Künste seiner Zauberer zu Schanden gemacht]. Die vorhin beschriebene Froschart, welche nur un- mittelbar nach den Ueberschwemmungen des Nils sich zeigt, um die Mitte des October aber, wenn die Laichs zeit zu Ende, wieder verschwindet, hält für ewöhnlich in den Wässerungsbrunnen sich auf und lä t sich da nicht hören. Jndem nun die Zauberer den König zu ihren Schlupfwinkeln führen und mit ihrem Vesehwören sie aus denselben. hervorlocken, thun sie dasselbe, was nach der Bemerkung zu Kap. 7, 9 die Psyllen über die Schlangen vermochten; es war das aber nicht mehr ein blos magnetischer Einfluß von ihrer Seite, sondern die dämonischen Mächte helfen hier nach, wo die Zauberei: von sich selbst nicht weiter können. Warum aber Gott solche dämonifche Mitwirkung, die den Eindruck seiner Wunder fürs Erste abschwächen mußte, ugelassen, ist nicht fchwer zu sagen: gerade dadurch, da die Zauberer ihre Kunst vollständig entfalten und über das gewöhn- liche Maß noch um ein Bedeutendes hinausgehen dürfen, zuletzt aber völlig rath- und hilflos dastehen (V. 8) und den weiteren Zeichen Mosis gegenüber bekennen müssen: »Das ist Gottes Finger« (V. 18 f.), wird es Pharao und seinen Leuten schlechterdings unmöglich ge- macht, die Zeichen und Wunder, die durch Mose ge- schehen, für Zauberei auszugeben, was bei dem hohen Grade der Ausbildung, den die Magie gerade in Egypten erlangt hatte, an sich so nahe lag- Pharaos Unglaube muß erst als ,,überaus sündig« (Röm. 7, 13) sich her- ausgestellt haben, ehe das schließliche Gericht an ihm als einem völlig Verstockten sich vollziehen kann: er stellt sich so heraus, indem eine Stütze nach der andern ihm zerbrochen wird, um aber das Zerbrechen möglich zu machen, müssen die Stützen zuvor zugelassen werden. 8. [Als es nun aber sich nicht mehr um ein bloßes Schauspiel V. 7 handelte, sondern die von Mose heraufgerufenen Frösche im Verein mit den von den Zauberern heraufbefchworenen zur uner- träglichen Plage V. 3 f. wurden, und die Zau- berer doch so gar nichts vermochten, der Plage zu steuern:] Da forderte Pharao Mose nnd Aaron [deren Uebermacht er wohl verstanden hatte, trotz: dem er bisher seine Befriedigung darin gesucht, die Kunst seiner Zauberei: als der ihrigen eben- bürtig darzustellen],· nnd sprach: Bittet den HERRn für mich, daß er dte Frosche von mir nnd von mei- nem Volk nehme; so wtll ich das Volk lassen, daß es dem HERRU opfere [Kap. 5, I. 3]. 179 9. Mofe sttber dies erste Zeichen einer Beu- gung Pharaos vor der göttlichen Majeftät hoch- erfreut] sprach [um dem Könige auf dem einge- schlagenen Wege weiter zu helfen und ihm zu zei- gen, daß, so groß des HErrn Macht, so groß auch seine Gnade sei]: Habe du die Ehre vor mir, nnd bestimme mir, wann [zu wann oder für welche Zeit] ich sur dich, für deine Knechte und firr dein Volk bitten soll, daß die Frische von dir und von deinem Hause vertrieben werden, und allein im Strom bleiben. 10. Er [gebeugt, wie er war, nicht um so- fortige Wegnahme der Plage zu bitten wagend] sprach: Morgen. Er [Mose] sprach: Wie du ge- sagt haft [so soll’s geschehen].- Auf daß du ek- fahreft, daß niemand ist, wie der HERR, unser Gott [der Plage auflegen und Plage wieder hin- wegnehmen kann, wann und wie er will]· 11. So follen [morgen als zu der Zeit, die du selbst bestimmt hast] die Frösche von dir, von deinem Hause, von deinen Knechten und von dei- tåemb Volk genommen werden, nnd allein im Strom c! M. 12. Also [mit solcher ZUsageJ ging Mose nnd Aaron von Pharao Und Mose fwohl noch an demselbigen Tage] schrie frief laut und drin- gend Jak. 5, 16] zu dem HERRn der Frösche halben [daß sie zu morgen möchten weggenom- men werden], wie er Pharao hatte zugesagt. Pharao gegenüber hat Mose geredet, wie einer, der Gottes Allmacht in Händen hat (Kap. 7, 1); dem HErrn gegenüber redet er wie ein gewöhnlicher Mensch, der gar nichts vermag und sich nur aufs Bitten legen kann. 13. Und der HERR that, wie Mose gesagt hatte; und die Frösche starben kam andern Tage] in den Hcinsern, in den Hdfen, und auf dem Felde süberall in ganz Eghptenland, wo sie gerade waren]. 14. Und sie hånften ste [die abgestorbenen Frösche] zusammen, hier einen Haufen, nnd da einen Haufen, und das Land stank davon. So groß war die Menge derselben, daß man nur sie scheffelweis zusammenhäufem nicht auch unter die Erde verscharren konnte, und nun den Dunst ihrer Ver- wesung noch eine Zeit lang ertragen mußte. 15. Da aber Pharao sahe, daß er Luft [Er- leichterung von dem beklemmenden Druck der Plage] kriegt hatte, ward sein Herz verhärtet [so hart und stumpf wie vorherL Und hörete sie [Mose und Aaron] nicht [daß er nach ihrem Verlangen V. 1 und nach seinem ihnen gegebenen Versprechen V. 8 gethan und das Volk gelassen hätte], wie denn der HERR geredet [einen solchen Ausgang der Sache zum Voraus verkündigt Kap. 3, 19; 4, 21; 7, 4. 13. 22] hatte· Also machetbs mancher Kranke bei heftiger Empfin- dung der Schmerzem da er zwar Besserung des Lebens, wenn er davonkommen sollte, angelobt, aber bei er- langter Gesundheit nichts weniger hält; auch mancher Gesunde bei einem starken Gewitter, da er denn in 12«· 180 Furchten steht und seiner Meinung nach fromm ist, so lange das Gewitter ihm mit Krachen und Knallen über dem Haupte schwebt, aber hernach wieder in seinen ver- kehrten Wegen fortgehet. (J. Lange.) II. U. 16—19. Im weiteren Verlauf der Verhandlungen mit Pharao muss Aaron mit seinem Stabe in den Staub auf Erden schlugen, und die dritte Plage stellt sich ein, es werden Läuse in ganz Egnptenlanu Zum vierten Illal versuchen die Zauberei: ihre Künste, doch ohne Erfolg; da, als die Plage anhält und Pharao in sie dringt, dieselbe wegzusihassem benennen sie: »Das ist Gottes Dingen« Eber auch solihes Ilielienntnisk ver- mag nichte iiber den versiocliten König. 16. Und der HERR sprach snach einigen Tagen, als sich nun klar herausstellte, daß Pha- rao nicht daran denke, sein V. 8 gegebenes Ver- sprechen zu halten] zu Mose: Sage [wenn du nun abermals mit Pharao verhandeln und kein Gehör bei ihm finden wirst« zu] Aaron: Recke deinen Stab aus, und schlag in den Staub auf Erden« daß Laufe« werden in ganz Egypteuland i) Daß Mose mit Aaron abermals vor Pharao tre- ten und ihm die neue Plage, ehe sie kommt, zuvor anktindigem keineswegs aber ohne sein Vorwissen den Staub schlagen lassen soll, geht daraus hervor, das; die Zauberer hernach ebenfalls Läuse aus dem Staube her- vorzubringen versuchen; sie müssen also darum gewußt haben, was von Mose und Aaron geschehen ist. H) Während die beiden ersten Plagen mit dem Nil es zu thun haben, und ihn, den Göttervater der Egypter (Osiris), zu einem Fluch und Greuel für diese machen, soll die dritte Plage dem fruchttragenden Boden des Landes, der als die empfangende, vom Nil befruchtete Naturkrast ebenfalls göttlich verehrt wurde (Jsis), ent- stammen, um so dem egyptischen Heidenthum immer näher zu rücken und Jehooa für den einigen Herrn auch Egyptens erkennen zu lassen. "««) Während Luther das hehr. Wort Kikmim nach der Deutung der Juden mit ,,Läuse« übersetzt hat, ver- stehen fast sämmtliche Ausleger der jetzigen Zeit die Steehmücken oder Moskitos darunter. Sie sind sehr klein, mit dem Auge kaum wahrnehmbar, kommen nach der im October fallenden Reis-Ernte schaarenweis aus den überschwemmten Feldern hervor, wo das vorher- gehende Geschlecht seine Eier hingelegt hat, und werden nun zu einer sehr lästigen Plage, weil sie in Nase und Ohren von Menschen und Vieh kriechen, ihnen in die Augen fliegen und durch ihren Stich ein schmerzhastes Jucken verursachen. Bleibt man aber bei der Luther- schen Uebersetzung, die auch der gelehrte, der reformirten Kirche angehörende biblische Naturforscher Bochart (-s- 1667) in seinem berühmten Hiekozoicon vertheidigt, so kommt zu dem Lästigen der Plage auch etwas Schimpf- liches und Ekelhaftes und es erklärt sich hernach von selbst, warum die Zauberei: gerade bei diesem Zeichen mit ihren Besehwörnngsktinstem trotz der dämonischen Hilfe, die ihnen zur Seite steht, zu Schanden werden, weil hier eben nichts Natürliches mehr vorhanden ist, das die Dämonen in ihren Dienst hereinziehen konnten. 17. Sie [Mose und Aaron] thaten aiso [wie ihnen der HErr geheißen hatte, forderten von Neuem Jsraels Entlassung und kündigten eine neue Plage an, als Pharao schwieg], und Aaron teckie Draußen, nachdem sie von dem König hin- weggegangenlseine Hand aus mit seinem Stabe, und schlug kmit demselben] in den Staub aus Ek- 2. Mose 8, 16—32-. den, und es wurden Läuse an den Menschen und an dem Vieh [aus dem Staube, der sich ihnen anhängtejx aller Staub des Landes [wo er irgend auf Menschen oder Vieh flog] ward Läuse in ganz Egyptenland . 18. Die Zauberer [als Mose die neue Plage angekündigt hatte und mit Aaron hinweggegam gen war] thaten auch also mit ihrem Beschivbren [begaben sich mit dem König hinaus in’s Freie und schlugen dort unter Beschwörungssormeln in den Staub auf Erden] daß sie Läuse heraus: brcichten, aber sie konnten nicht sall ihr Schlagen und Beschwören war umsonst, der Staub blieb Staub und erregte sich nicht mit dem Ungeziefer]. Und die Läuse lwelche Mose und Aaron heraus- gebracht hatten] waren beide an Menschen und an Vieh. 1·9. Da sprachen die Zauberei zu Pharao [der sie darum anging die Plage hinivegzuschafsenL Das ist Gottes Finger stvir haben wohl mit un- sern geheimen Künsten vorhin Kap. 7, 11f. 22; 8, 7 etwas thun können, wie Mose und Aaron, aber nun sind wir mit unsrer Kunst zu Ende; mit diesem Mose und Aaron dagegen wirkt ein Gott, gegen dessen Macht Pf. 8, 4; Luk. 11, 20 wir nichts vermögen] Aber das Herz Pharao sobtvohl so das Zeugnis; seiner eigenen Zauberer auf Gott hEnwiesJ ward versinkt, und hörete sie nicht; wie denn der HERR gesagt hatte IV. 15]. Von einer Aufhebung der Plage wird nichts berich- tet; es kam wohl alsbald, als Pharao auch durch das Wort der Zauberer sich zu nichts bestimmen ließ, die folgende hinzu; erst mit dieser hörten dann auch die Läuse auf (B. 31)· 1lI- u. 20—32. vie vierte niqge vcingt aueciei un- gekieserz doch bleibt von ihr und den folgenden kla- gen dag Land Gasen verschont. Pharao zeigt zum zweiten Zllal sich bereit, die un ihn gestellte Forderung Fu gewähren; indessen bricht er auch zum zweiten Zllal seiu gegebenes Versprechen, da er siehet, dask er Lust gekriegt hat. 20. Und der HERR sprach [an einem der folgenden Tage, da noch die Läuse waren an Nienschen und Vieh und sich Pharao noch immer zu nichts verstehen wollte] zu Mose: Mach dich morgen frühe auf, und tritt vor Pharao sivie da- mals, als du ihm die erste Plage ankiindigtest Kap. 7, 15 ff.] — siehe, er wird an’s Wasser gehen [dem Nil, seinem Gott, seine tägliche Ver- ehrung zu beweisen] ——-. und sptich zu ihm: So sagt der HERR: Laß mein Volk, daß mirs diene; 21. Wo nicht, siehe, so will ich allerlei Un- geziefers lassen kommen über dich, deine Knechte, dein Volk und dein Haus; daß aller Eghpter Hau- ser, und das Feld, und was darauf ist, voll Un- geziefer werden sollen; 22. Und will des Tages [wo ich dies thun werde V. 231 ein Besonderes« thuii mit dem Dritte u. vierte Plage: Läuse uiid anderes Ungeziefer in Egypten (vierte nicht in Gosen). 181 Lande Gosen, da sich mein Volk [Jsrael] enthält, daß kein Uugezieser da sei, auf daß du inne wer- dest, daß ich der HERR bin aus Erden allenthal- den [der Eigenthumsherr der ganzen Erde, der nicht nur über jedes, also auch über dein Land unbeschränkte Macht hat, sondern auch über jede einzelne Provinz schaltet und waltet nach seinem Wohlgefallen] ; «23. Und will smit diesem Besonderen zu- gleichJ eine Erlosung sehen zivischeii meinem und deinem Volk smeiii Volk soll nun nicht mehr mit dem deinen gleicherweise geplagt werden, sondern von nun an frei sein von dem, was über euch kommt]; morgen soll das Zeichen geschehen. «) Nach dem Hebräischem ,,schweres oder zahlreiches Gemisch.« Die neueren Ausleger deuten dies nach dem Vorgang der Septuaginta (70 Dolmetscher) auf die Hund sflieg en, die noch zahlreicher und beschwerlicher sind als die Stechmtickem sich gern an den Rand der Augenlider und der Augenwinkel setzen und Menschen und Thiere mit solcher Wuth verfolgen, das; man sich durch nichts ihrer erwehren kann. Es ist aber bei dieser Erklärung nicht recht einzusehen, inwiefern auch das Land von dem Ungeziefer habe zu leiden gehabt V. 24. Luther hat daher wohl auch hier Recht mit seiner Ueber- setzung, welche von Ungeziefer jeglicher Art redet, dar- unter man denn Stechmticlem Hundsfliegem Kakerlaken oder Schaben und anderes Geschmeiß im Verein mit einander verstehen kann; alles, was Egypten an der- gleichen überhaupt besitzt, soll zusammen sich aufmachen und beide, Land und Leute, verrvüsten und plagen, weil Pharao die Antwort auf die vorige Plage noch schuldig geblieben ist. «) Ein Besonderes ist schon dies, daß von nun an Mosis Stab bei Herbeiführung der Plagen nicht mehr mitwirktz er hat sein Amt gethan, das in dem ersten Zeichen (Kap. 7, 12) vorbedeutet war, und die egyptischen Zauberer sammt ihren Göttern zu Paaren getrieben, er kann daher bei Seite gelegt werden. Nun tritt aber ein anderer wichtiger Punkt in den Vordergrund. Die Zauberer haben von Gottes Finger geredet [V. 19), damit zwar Moses und Aarons Gott ftir mächtiger an- erkannt als die Götter, in deren Diensten sie sich wuß- ten, aber die Ehre, daß er der HErr sei, wofür Jsrael ihn erkannte, haben sie ihm noch nicht gegeben; darum beweist er sich von jetzt an als solchen, nimmt die Her- beisührung der Plagen unmittelbar in seine Hand und macht da einen scharfen Unterschied zwischen denen, die ihm dienen, und denen, die ihm nicht dienen, wobei er denn sein Volk zugleich von der bisherigen Mitleiden- schaft mit den Egyptern erlöst. 24. Und der HERR that also [ivie er dem Pharao durch Mose hatte drohen lassen], und es kam [am andern Tage] viel 1»1ngeziefets» in Pha- rao Haus, in seiner Knechte Hauser und uher ganz Eghptenlandz und das Land ward verderbet von dem Ungeziefeu 25. Da [als die Plage nicht mehr zu er- tragen war] forderte Pharao Mose und Anton, und sprach: »Gehet hin, opfert eurem Gott fwie er euch geheißen hat, aber nicht anderwärts, son- dem] hie im Lande [damit ich nicht fürchten müsse, daß ihr mir entrinnet]. 26. Mose sprach: Das taugt nicht, daß wir also thun; denn wir würden der Eghpter Greiiel opfetn unserm Gott, dem HERRn [theils manche Thiergattung die ihnen heilig und nach ihrem Glauben für Opfer nicht zulässig ist, z. B. Kühe, Turteltaubem theils von den an sich zulässigen Thierarten manches Stück, das die nach ihren Vorschriften zum Opfer erforderlichen Eigenschast ten nicht besitzt, z. B. Stiere von anderer als rother Farbe]; siehe, wenn wir dann der Egypter Grenel vor ihren Augen opfettcn kwas wir ja gar nicht vermeiden können, weil wir einerseits mit ihren Opfergebräuchen nicht hinlänglich vertraut sind, andererseits aber auch nicht nach den egyp- tischen Gebräuchen, sondern nach dem, was unser Gott uns vorschreibt, uns zu richten haben], wür- den sie uns nicht [als Verächter ihrer Religion und als Frevler an ihren Göttern] steinigen? 27. Drei Tagereisen wollen wir gehen in die Wüste, und dem HERR, unserm Gott, opfern, wie er Uns gesagt hat [genauer: uns sagen, die Art und Weise dieses Opferns dort noch näher bezeichnen wird] 28. Pharao [um der Noth der Plage nur erst los zu werden, für den Augenblick zu weite- rer Nachgiebigkeit bereit] sprach: Jch lvill euch lassen, daß ihr dem HERRm eurem Gott, opfert in der Wüste [und aus den von euch angegebenen Gründen auf das Opfern hier im Lande verzich- ten]; allein, daß ihr nicht ferner [weiter als 3 Tage- reisen] ziehet [und nach eurem Feste wieder hier- her zurückkehret]; und [nun, nachdem ich euch den Willen gethan habe] bittet für mich sdaß die Plage weggenommen werde]. 29. Mose sprach: Siehe, wenn ich hinaus von dir ·[aus deinem Palast und deiner Residenz ins Freie] komme, so will ich den HERRn bitten, daß dies Ungeziefer von Pharao, nnd seinen Knech- ten und seinem Volk genommen werde, [und zwar soll das] morgen des Tages [geschehen]; allein, tänsche mich nicht mehr [wie du das vorige Mal V. 15 gethan], daß du swenn die Plage hinweg ist, dennoch] das Volk nicht lassest, dem HERRU zu opfern. 30. Und Mose ging hinaus von Pharao, und hat [draußen, auf dem Wege nach Gosen] den HERRn 31. Und der HERR that, wie Mose gesagt hatte, nnd schasfete kdes andern Tages] das Unge- ziefer weg von Pharaa und seinen Knechten und von seinem Voll, daß nicht Eines kvon den man- cherlei Arten] itberblieb [und auch die Läuse nun ein Ende hatten]. 32. Aber Pharao [da er sahe, daß er Luft gekriegt hatte V. 15] verhcirtete sein Herz auch dasselhe Mal, und ließ das Volk nicht swie er doch während der Plage zugesagt] 182 2. Mose 9, 1—16. Das 9. Kapitel. Yestikenp Hcljwarze Zikatterm Hagel. I— A. 1—7. Ziir den Zoll, dask er die Kinder Israel weiter aushalten sollte, wird dem Pharao als fünfte Plage eine sehr sihwere hlestilenz unter dem auf dem Zlelde weidenden zlieh angedrohtx sie tritt dann zur be- stimmten Zeit wirklich ein, verschont aber alles Vieh der Osraelitem wie der DE« zuvor gesagt hat. Pharao, der sich ausdrücklich von dieser Uerschonung überzeugt, läßt dennoch das Voll; noch nicht ziehen. 1. Der HERR sprach [nach einiger Zeit, als fich nun thatsächlich herausgestellt hatte, daß Pha- rao nicht daran denke, sein Kap. 8, 28 gegebenes WM zU erfüllen] zu Mose: Gehe hinein zu Pha- rao, und sprich zu ihm: Also sagt der HERRJer Gott dek Ebtcier [den du ungestraft verachten zu dürfen meinst, wiewohl du doch seine Gewalt über dich schon mehrmals haft empfinden müssen]: Laß mein Volk, daß sie mir dienen. 2. Wo du dich deß [fort und fort] tveigersh nnd sie weiter anshciltstz 3·. Siehe, so wird die Hand des HERRn sein uber dein kund deines Volkes] Viel) aus dem Felde [das gerade draußen auf der Weide fich defindets über Pferde, über Esel, über Kameele, uber Ochsen [Rinder], über Schase [und Ziegen] mit einer fast schweren Pestilenz sdaß ganze Schaa- ren davon hinfterben werden]. 4. Und der HERR wird [bei Verhängung dieser PestiIenzJ ein Besonderes thun seinen recht in die Augen springenden Unterfchied machen] zwischen dem Vieh der Israeliten und der Eghptey daß swährend das Vieh der Egypter in Massen von der Seuche hinweggerafft werden wird] nichts sauch nicht ein einziges Stück] sterbe ans allem, das die Kinder Israel haben szum handgreiflichen Zeichem die Seuche sei kein gewöhnliches Natur- ereigniß, sondern eine von Ihm über die Egypter außerordentlich verhängte Plage]. 5. Und der HERR [als er Mosen solchen Auftrag an Pharao ertheilte] bestimmte [zugleich] eine Zeit [wann die Plage eintreten solle], und sprach: Morgen wird der HERR solches auf Er- deuPlim Lande] thktnxd arao atte alo is a in eit i uent lie en, ob erh dem såefehle jin V. lhFoåldfze liicäeziy oiidhlt disrrch fernere Weigerung die Hand des HErru über sein und fgxtåets Volkes Vieh (V. 2. 3) muthwillens heraufbeschwören c. is. Und der HERR [da Pharao es wirklich darauf ankommen ließ, ob die Drohung werde zur Ausführung kommen] that solches [am andern Tage, nachdem Mose bei dem König gewesen war] des Morgens [wie er V. 5 gesagt hatte], nnd [von der plötzlich einbrechenden Seuche ergriffen] starb allerlei Vieh der Eghpter sdas auf dem Felde fich befand]; aber des Viehes der Kinder Israel starb lder Zusage V. 4 gemäß] nicht Eins. 7. Und Pharao [der, weil zwei Punkte der göttlichen Ankiindigung so genau sich erfüllten —- die Seuche unter dem Vieh auf dem Felde, und der Eintritt derselben mit dem Morgen des an- dern Tages —- nun auch wissen wollte, wie es mit dem dritten Punkt stünde, daß nämlich aus allem, was die Kinder Israel hätten, nichts ster- ben solle, ob dieser fich ebenfalls wörtlich erfüllt habe] sandte darnach sites Land Gosen], nnd siehe, les war soc] es war des Viches Israel nicht eins gestorben. Aber das Herz Pharao ward verstoclt [gerade diese augenscheinliche und durch keine Aus- reden hinwegzuleugnende Offenbarung der Hand des HErrn bestärkte ihn in dem Vorsatz, nun erst recht solcher Hand zu trotzen Jes 8, 21; Offenb 16, 9], und ließ das Volk nicht. Damit war denn Pharao soweit in der Bosheit vor- geschritten, daß nun Gottes Gericht zu seiner Verdamm- niß fich an ihm zu vollziehen begann; denn forthin ver- ftockte nicht mehr Er sein Herz (Kap. 's, -13 f. 225 8, 15. 19. 32; 9, 7), sondern der HErr that es (V. 125 10, 1. So. 27; n, 10 ; 14, 4. 8). II. U. 8—12. Ohne vorangegangene Jnliilndigung folgt der vorigen Illage die sechste auf dem Zxuske nach. Mose und Anton müssen Ruf; aus dem Ofen vor Pharao gen Yimmel sprungen; davon fahren bdse schwarze Plattern an Zllensthen und Zllieh aus, so dass die Zaudern, welche ebenfalls mit ocesrhmiiren behaftet werden, fortan aus der Umgebung des Kiinigs zurück- bleiben miissen Indessen, auf Pharao lagert sich von hier ab das Gericht göttlichen: xlerstocliungz er hdrt da- her auch dies Zllal Zllose und Jlaron nicht. 8. Da [bei solcher fortgesetzten Widerfpen- ftigkeit des Königs, die umso mehr als muth- willige Verftockung sich zeigte, als er erst aus- drücklich von dem richtigen Eintreffen aller ein- zelnen Punkte der göttlichen Drohung V· 3 ff. fich überzeugt, und dann doch nicht gethan hatte, was er sollte] sprach der HERR zn Mose und Anton: Rehmet [wenn ihr jetzt wieder vor Pha- rao treten zuvor] eure Fäuste voll Nuß ans dem Ofen saus einem der Kalk- oder Schmelzöfem da- rin die Egypter das Material zu ihren Bauwer- ken zurichten] und Mose ssammt Aaron] sprenge ihn gen Himmelvor Pharao; 9. Daß [d:e Asche] uber ganz Egyptenland stcinbe [wie Staub in der Luft über das ganze Land fich verbreite], und böse schwarze Vlattern [von dem so überall hin fich verbreitenden Staube] auffahren, beide an Menschen und an Vieh, in ganz Eghptenland Eine Verhandlung in Worten soll dieses Mal nicht stattfinden, sondern Mose und Aaron sollen, indem sie dem Könige auf einem seiner Ausgänge in den Weg treten, ohne Weiteres den Staub vor seinen Augen in die Lust sprengeru Was der HErr von Pharao will, das weiß dieser schon, und das; dies Aussprengen des Rußes die Heraufführung einer neuen Plage bedeutet, weiß er ebenfalls; welche Plage es sei, das braucht er erst zu erfahren, wenn sie nun da ist. Ein finnbildi liches äußeres Zeichen bei der Heraufführrlng ist aber Ftinste u. sechste Plage: Pestileiiz u. böse Blattern in Egyptem ausgenommen in Gosen. 183 nöthig, damit der König erkenne, die Plage kommt nicht von selbst, da entzündliche Ausschläge und blatternartige Geschwüre nichts Seltenes in Egypten sind; sie ist viel- mehr außerordentlicher Weise von Gott verhängt, und steht gleichfalls im Dienste des Werks, das Mose und Aaron in seinem Austra e zu vollführen haben. Aber warum wird gerade Nu aus dem Ofen zum äußeren Zeichen und so zu sagen zu dem Samen gemacht, der, iiber das ganze Land ausgestreut, die bosen ichwarzen Blattern an Menschen und Vieh ausgehen läßt? Nun, Ggypten war ja der Schmelz- oder Gluthosen (5. M. 4, 20), in welchem Pharao das Volk des HErrn mit aller Gewalt zurückhalten will. Zu seinen Bauten, die er vorhat, sollen sie ihm noch ferner Frvhndienste leisten (Kap. l, 11) und nicht einmal Erlaubniß erhalten, dem Rufe ihres Gottes zu folgen, damit ihnen nicht wider- fahre Pestilenz oder Schwert (Kap. b, 3). Darum muß der Nuß eines Schinelzofens zum Pestilenz-Samen für Pharao und seinen Gluthosen, dies für Jsrael so drang- salvolle Egypten werden, damit ihm und den Peinigern des Volkes Gottes selber ein wenig heiß darin werde; und das Schwert wird seiner Zeit auch nicht ausbleiben, wenn nun der HErr zur Mitternacht ausgeht und alle Erstgeburt in Egypten schlägt von dem ersten Sohn Pharao an, der aus seinem Stuhl sitzt, bis auf den ersten Sohn des Gefangenen im Gefängniß (Kap.12, 29). 10. Und sie lMose und Aaron] nahmewRuß aus dem Ofen, und traten [mit dem Ruf; in ihren Fäusten] vor Pbatao [aus den sie an irgend einem Orte, wo er, wie sie wußten, vorbeikommen mußte, gewartet hatten] und Mose sprengete ihn [gleich- wie auch Aaron mit dem seinigen that] gen Him- mel [daß er in alle vier Winde über das ganze Land sich verbreitete]. Da fuhren [von Stund an] auf böse schwarze Blattern, beide an Menschen und an Vieh, » 11. Also, daß die Zauberer ssannes und Jambres, die seither immer in der Umgebung des Königs sich befunden und mit ihren ansänglichen Zauberkünsten soviel zu seinem hartnäckigen Wi- derstande beigetragen hatten 2. Tim. 3, 8, bei der folgenden Verhandlung V. 13 ff.] nichtkonn- ten vor Mose stehen [und die Gewalt seiner Worte dadurch schwächeu, daß sie Pharao einredeten, es werde doch zuletzt ein Zeitpunkt kommen, wo auch er, dieser Mose, mit seinen Zeichen und Wundern am Ende sei, gleichwie sie selbst mit ihren Zauber- künsten hätten aufhören müssen Kap. 8, 18], bot den bösen Blatternz denn es waren an den Zau- berern eben sowohl bose Blattern, als an allen Ggvptern Auch nachher, wofern sie ja von der Plage wieder heil geworden und nicht vielmehr derselben unterlegen sind, haben sie nicht wieder den Verhandlungen Mosis mit Pharao (Kap. 10) beizuwohnen gewagt, weil ihre Thorheit nun jedermann offenbar geworden war (2. Tim. Z, 9). 12. [Das war denn ein glänzender Sieg des Gottes Jsraels über die Götter der Eghpterz denn deren Diener waren jetzt gänzlich aus dem Felde geschlagen. Da hätte wohl der König Ver- anlassung genug gehabt, sich endlich unter den Gott Jsraels zu beugen und dessen Diener, Mose und Anton, besser als bisher zu respektirens Aber der HERR versteckte das Herz Pharao kverhängte zur Strafe für seine letzte muthwillige Verstockung V. 7 den Zustand so völliger Herzensverhärtung über ihn], daß et [grundsätzlich] sie nicht hbtete [ob er gleich ihren Gott für den rechten und ihr Wort für gewiß und untrüglich erkannte und in seinem Herzen den Zug des heiligen Geistes spürte, diesem Worte auch zu gehorchen]; wie denn der HERR [Kap. 4, 21] zu Mose gesagt hatte. I1I- u.13—35. us« nunmehr da- nekicht grttciexkr Ylerstostkung aus Yharao lang, so nehmen die drei fol- genden plagen schon einen, auf den letzten entscheiden- den Schlag vorbereitenden lelharaliter an und werden mit besonderem Ernst dem hartniictiigen König ange- liiindigt Bei der siebenten Plage, um die es slth zunächst handelt, einem Djagelwetteiz wie eg noch nie in Øgnpten dagewesen, wird zugleich denjenigen unter Zsharaog Znech'en, die des YØrrn wart haben fürchten lernen, Gelegenheit geboten, noch zur rechten Zeit ihre Knechte und Vieh auf dem Felde in Sicher- heit zu bringen und so vor Schaden bewahrt zu bleiben. 13. Da sprach der HERR [an einem der folgenden Tage] zu Mose: Mach dich morgen frühe aus, und tritt vor Pharao swenn er ans Wasser gehet Kuh. 8, 20], und sprich zu ihm: So sagt der HERR, der Ebrcier Gott: Laß mein Volk, daß mirs diene. 14. Jch will anders [so du ferner wider- strebst] dies Mal [von nun an, da ich bereits dem Gerichte völliger Verstockung dich preisgege- ben V. 12 und damit dem endlichen Verderben geweihet habe] alle meine Plagen [die ich noch vorhabe] über dich selbst senden, über deine Knechte Und über dein Volk ssie so einrichten, daß sie euch selbst an’s Leben gehen, während die bisherigen Plagen entweder nur euren Wohlstand Katz. 7, 14—8, 32, oder, soweit sie wirklich verderblich waren, nur euer Vieh Kap. 9, 1—7 und den bloßen äußeren Leib V. 8—12 angetastet haben, bis an’s Herz oder an die Seele aber noch nicht gedrungen sind], daß du szuletzt doch noch] inne werden sollst, daß meinesgleichen nicht ist in allen Landen [wie sehr du auch jetzt darauf trotzest, daß mein Wille bisher nichts über den deinigen ver- mocht hat, und darum meinst, so werde es bis an’s Ende fortgehen] « 15. Denn ich will jetzt meine Hand ausrei- ken, und dich und dein Volk mit Pestilenz smit einer noch andern Art von« Zeichen und Wundern] schlagen sdie ganz entschieden zu ihrem Endzweck hat] daß du von der Erde sollst vertilgt werden. 16. Und zwar darum hab ich sden Kampf mit dir nicht seither schon zu Ende gebracht, wie ich wohl gekonnt hätte, und lasse auch jetzt deine Vertilgung von der Erde nicht ohne Weiteres eintreten, wie ich wohl vermöchte, weil überhaupt ich] dich erweckt! [zu einemExempel und Werk- zeug hingestellt habe], daß meine [auch den hart- 184 g. Mose o, 17-—35. näckigsten und bösartigsten Widerstand zuletzt doch überwindendq Kraft an dir erscheine, und mein Name [wegen solcher, allen Widerstand siegreich niederschlagenden Gewalt] verküudiget werde in allen Landen. - 17. Du trittst mein Volk nocb unter dich, und willst es nicht lassen [:wohlan, da du damit den Kampf wider mich fortsetzest, auch nachdem deine Götter und Bundesgenossen aus dem Felde geschlagen sind Kap. 8, 19; 9, 11, so soll nun- mehr die Reihe der soeben dir angekiindigten Ver- nichtungswunder V. 15 ihren Anfang nehmen]. 18. Siehe, ich will morgen um diese Zeit einen sehr großen Hagel regnen lasseu, desgleichen iwlsgypten nicht gewesen ist, seit der Zeit es ge- grundet [von Leuten bewohnt V. 241 ist, bis her. 19. Und nun sende [Boten] hin [auf das Feld, wo dein Vieh weidet], und verwahre sbringe unter sicheres Obdach] dein Vieh, und alles, was du auf dem Felde hast. Denn alle Menschen nnd Vieh salles an Menschen und ViehL das auf dem Felde funden wird und nicht in die Häuser versammelt ist, so der Hagel auf ste fällt, werden Ftelrlben [so groß und schwer werden die Hagelstiicke a en]. Obgleich der HErr den Pharao, als nicht mehr von seinem Unglauben und seiner Herzenshärtigkeit zu be- kehren, schon aufgegeben hat, giebt er ihm doch immer noch Gelegenheit, dem Verderben zu entrinnen, wenn ernur gläubig werden will. Das ist dieselbe bis aufs Aeußerste sich erschöpfende Liebe, die da nicht will den Tod des Sünders, sondern daß er sich bekehre und lebe, wie sie hernach auch an Judas, dem Verräther, sich kund thut. Obgleich Jesus weiß, daß Judas nicht mehr von seinem Vorsatz abzubringen ist, daß alle Vermahnung und Warnung im Gegentheil nur dazu dient, ihn völlig zu verstecken, müht er sich dennoch bis zuletzt mit ihm ab und faßt immer wieder sein Herz an, als müßte es ihm noch gelingen, dies Kind des Verderbens zu retten. »An dir, o Gott, ist keine Schuld; du, du hast nichts verschlafew Der Feind und Hasser deiner Huld ist Ursach deiner Strafen, weil er den Sohn, der ihm so klar und nah an’s Herz gestellet war, auch einzig helfen sollte, durchaus nicht haben wollte« (Also hat Gott die Welt re. V. 12.) 20. [Mose that denn, wie der HErr ihm befohlen hatte, trat vor Pharao und richtete Got- tes Wort mit der Ankündigung der neuen Plage und der Weisung, Menschen nnd Vieh in Sicher- heit zu bringen, an ihn aus]. Wer nun unter den Knechien Pharao [unter den in seiner Umge- bung befindlichen HofbeaMtenJ des HERRU Wort [das er hier aus Moses Munde zu hören bekam] fürchtete, der ließ seine Knechte und Vieh in die Häuser fliehen. 21. Welcher Herz aber sdem Beispiel des gottlosen Königs folgend] sich nicht kehrete an des HERRn Wort, [die] ließen ihre Knechte und Vieh aus dem Felde. »Es vollzog sich also, gleichwie vorhin eine Scheidung zwischen Israel und den Egyptern (Kap. 8, 22 f.), so nunmehr auch eine Scheidung zwischen den Gläubigen und Ungläubigen unter den Egyptern selbst. 2Z. Da [als der für den Eintritt der neuen Plage V. 18 bestimmte Zeitpunkt herbeigekommen war] sprach der HERR zu Muse: Recke deine Hand auf gen Himmel, daß es hagele über ganz Egybtenlanu über Menschen, über Vieh, und uber alles Kraut auf dem Felde in Egyptenland 23. Also reckete Mose seinen Stab gen Him- mel; und der HERR ließ donneru und hagcln, daß das Feuer [der sich entladenden Blitze] auf die Erde schoß. Also ließ der HERR Hagel reg- nen über Egyptenland, 24. Daß Hagel nnd Feuer unter einander fuhren sdie unter dem Hagelwetter herniederfah- renden Blitze nicht blos einzeln sich zeigten, son- dern Eine große, zusammenhängende Feuermasse bildeten], so grausam, daß desgleichen in ganz Eghptenland nie gewesen war, seit der Zeit Leute drinnen gewesen sind. 25. Und der Hagel schlug in ganz Egvptew land alles, was auf dem Felde war, beide, Men- schen und Vieh; und schlug alles Kraut auf dem Felde, und zerbrach alle Bäume auf dem Felde srichtete eine furchtbare Verwüstung an, wenn- gleich nicht in dem Maße, daß gar nichts Grünes mehr übrig geblieben wäre Knie. 10, 5. 15]; 26. Ohne alleiu im Lande Gasen, da die Kinder Israel waren, da hagelte es nicht. Unwetter sind in Unter- und Mittel-Egypten zwar nicht gerade häufig, kommen aber doch in den Monaten December bis April oft genug vor, so daß, was hier sich begiebt, an sich kein unerhörtes Ding ist; das Wunderbare liegt vielmehr einestheils in der vorauf- gehenden Ankündigung der Begebenheit und in der, der Ankündigung genau entsprechenden Herbeiflthrung durch Mose, anderntheils in der furchtbaren Schwere des Ha- gelwetters und der abermaligen Verschonung des Landes Gosen. Die entsetzlichen Blitze, welche dabei ohne alle Unterbrechung wie Brandfackeln auf die Erde schießen, sind Sinnbilder des Feuereisers der nun bald die Wi- derwärtigen verzehren wird: Pharao fängt auch an zu merken, daß Gott ein verzehrend Feuer und daß es slcgrecklich ist, in seine Hände zu fallen (Hebr. 10, II; , 29). 27. Da schickte Pharao [bei solchen Aeuße- rungen des göttlichen Zorns von Schrecken und Angst ergriffen] hin, Und ließ Mose und Aaron rufen, und sprach zu ihnen: Jch habe das Mal mich versilndigtz der HERR seuer Gott, den rch nun für den einigen rechten Gott anerkenne] ist gerecht, ich aber und mein Volk sind Gottlose.· 28. Bittet aber den HERRn [obgleich wir’s wohl verdienet hätten, daß sein Zorn uns auf- riebe], daß aufhbre solch Donnern und Hageln Gottes; so tvill ich snachdem das ·geschehen] euch lassen, daß ihr nicht langer hie blendet. Weder die Buße, die Pharao hier thut, noch der Glaube, den er zu erkennen giebt, taugen etwas. Zwar ist beides keineswegs geradezu erlogen, wohl aber giebt es eine Buße ohne Glauben (Matth.27, 3 f.) und einen Glauben ohne Buße (Jac. Z, 19). Jene seine Buße ist Siebente Plage: Hagelwetter in ganz Egyptenland, ausgenommen im Lande Gosen. 185 bei Pharao nur vom augenblicklichen Schrecken einge- geben und sehr oberflächlich, wie er denn auch spricht: ,,Jch habe das Mal mich versündigt«; und wie wenig diesem seinem Glauben zu trauen, das sagt ihm Mose hernach (V. 30) offen in’s Angesicht. — »Die Welt er- zittert ob dem Tod; liegt einer in der letzten Noth, dann will er gleich fromm werden. Einer schasst dies, der Andre das; sein’r armen Seel’ er ganz vergaß, dieweil er lebt auf Erden. —- Und wenn er nimmer leben mag, so hebt er an ein große Klag’, will sich nun Gott er- geben: ich ftircht’ fürwahr, die göttlich Gnadh die er allzeit verspottet hat, werd’ schwerlich ob ihm fchweben.« (Kommt her zu mir, spricht re. V· 7. 8.) 29. Mose sprach zu"ihm: Wenn ich zur Stadt [diesem durch deine Sünden also entweiheten Ort, daß hier nicht einmal ein Gebet mehr gefprochen werden mag 1. M. 18, 33; Matth.10, 14; 24, 15] hinaus komme, will ich meine Hände aus- breiten gegen dem HERRn, so wird der Donner aufhorcn, und kein Hagel mehr sein, aus daß du [wie vorher aus der Verhängung, so nunmehr aus der Zurücknahme der Plage] inne lverdest, daß die Erde des HERRn sei [und also auch dein Land ganz in seiner Gewalt stehe, darüber zu schalten und zu walten, wie es ihm gefällt] 30. Jch weiß aber, daß du und deine Knechte euch noch nicht [in der Weise] furchtet vor Gott, dem HERRU [daß ihr wirklich Willens wäret, wie du da gesagt haft V. 28, euch ganz unter seine gewaltige Hand zu demüthigem ich weiß, daß im Gegentheil ihr fortfahren werdet, ihm zu trotzen, wenn ihr nur erst wieder Luft gekriegt habt V. 34. Doch es mag damit genug sein, daß du Gott die Ehre gegeben, die seinem Namen ge- bührt V. 28, und der HErr sich wenigstens an dir verherrlicht hat, da er sich nicht mehr in dir und durch dich verherrlichen kann V. 16]. Warum tödtet der König nicht den, welcher an seiner weltlichen Majestät so arg zu freveln sich erkühnt und ihm ins Gesicht zu sagen sich erdreiftet, daß er ein Heuchler und von wahrer Gottessurcht, dem Anfange der Weisheit, noch weit entfernt sei, er so gut wie seine Priester und Minister? —- Es ist etwas Großes um den Muth des Rechts und der Wahrheit, und müssen vor seinem Zeugnis; alle Heuchler und Gottlose ver- stummen. Darum sorge nur, daß du im Glauben und in der Wahrheit stehest, und bekenne dann frank und frei, und wenn alle Mächte der Hölle sich gegen dich vereinigten: sie zittern vor dir und können dir, wenn sie auch wüthen, kein Haar krummen. (Gtinther.) Also [weil Pharao es erst soweit kom- men ließ und sich nicht früher schon demüthigte, wodurch er den Schaden von seinem Lande hätte abwenden können V. 14] ward [von dem V. 23 ff. beschriebenen Unwetter] geschlagen der Flachs und »die Gerste; denn die Gerste hatte geschosset sberekts Aehren angesetzt] Und der Flachs Knoten gewonnen. 32. Aber der Weizen und Roggen [genauer: , Spelt oder Dinkelj ward nicht geschlagen [iu den s Halmen geknickt, so daß auch bei ihnen die Ernte T vernichtet worden wäre], denn es war spät Ge- i treide [und konnte, weil es noch im Wachsen be- griffen war, sich vollkommen wieder erholen]. Flachs und Gerste kommen in Gghpten bedeutend früher zur Reife, als Weizen und Spelt; letzteres (Jes. 28, 25; Des. 4, Z) ist ein der Gerfte ähnliches Getreide, das in verschiedenen Spielarten gebaut wird, ein feineres und weißeres Mehl, aber ein fprödes und weniger nahe- haftes Brod ergiebt, als der Weizen. Die Plage ge« schah nach den hier angegebenen Zeitbestimmungen im Monat März; bis zum Auszuge der Kinder Israel (Kap.12 u. 13) vergingen dann noch etwa drei Wochem — Roggem gleichwie Hafer, kommt eigentlich unter den von der Bibel erwähnten Getreidesorten nicht vor; Luther hat aber absichtlich nicht wörtlich genau über- setzt, weil Spelt nach den Verhältnissen unserer Län- der die Vorstellung von einer nur nebensächlichen, we- niger wichtigen Feldfrucht in uns erwecken würde, wäh- rend es doch hier um diejenige Frucht sich handelt, aus der die Ggypter vorzugsweise ihr Brod buken, also zwar nicht der Gattung, wohl aber der Bedeutung nach, um den Roggem Aehnlich hat Luther in dem apokryphischen Stücke: Historie von der Susanne und Daniel V. 54 das griechische Wort schjuos (Mastixbaum) sehr passend, wenn anch nicht genau, durch »Linde« übersetzt, um die Geschichte gleichsam auf deutschen Boden zu verpflanzen und« dem deutschen Ohr näher zu bringen. 33. So ging nun snach der Verhandlung V. 27—30] Mose von Pharao zur Stadt lZoan oder Tanis »Kap. Z, 1. Anm.] hinaus, Und brei- tete seine Hande [mit starkem brünstcgem Gebet] gegen dem HERRn, und der Donner und Hagel horten aus, und der Regen troff nicht mehr auf Erden [im Lande Egypten]. Es fällt auf, daß aus ein blos heuchlerisches Be- kenntniß hin, das selbst Mose als ein solches sogleich erkennt, dennoch diese Fürbitte und die Erhörung er- folgt. Es kam aber hierbei nicht sowohl auf die eigene Gesinnung des Pharao, sowie zunächst auch nicht auf seine persönliche Bekehrung an, sondern als König stand er Gott gegenüber; seine öffentliche Stellung vor ier Welt war es, welcher es galt, und da er nun Gott die Ehre gab und sich unter seine Hand demüthigte, er« folgte sofort die Zurücknahme der Strafe. Auch noch jetzt ist ein Volkssegen die sichere Frucht eines öffent- lichen Bekenntnisses der Obrigkeit zu dem Dienst des wahren Gottes. (v. Gerlach.) 34. Da aber Pharao sahe, daß der Regen und Donner und Hagel aushorete, versundigte er sich weiter, uud verhartete sein Herz, er und seine Knechte lindem er die nach der Verstockung V. 12 noch nicht ganz von ihm zuriickgezogenen Ein- wirkungen des Geistes Gottes, die ihn zu dem Bekenntniß V. 27 und zu dem Versprechen V. 28 getrieben hatten, ebensowohl wie die früheren Regungen zur Umkehr, gewaltsam unterdrückte] 35. Also ward des Pharao Herz kimmer mehr] verstoclt, daß er die Kinder Israel kauch jetzt noch] nicht ließ swie er doch abermals Kap. s, 28 Veripwchenlx wie denn der HERR geredet hatte durch Mose [daß es also kommen werde]. Das 10. Kapitel.- Heufchremen und Finsternis. I. U. 1—20· Uasijdem Pharao bei der vorigen Plage wieder alles versprochen und wieder nichts gehalten, so 186 L. Mose 10, 1—13. wird das Verderben, dao dieselbe gebraiht hat, durch die aihte Illage vollendet. Zlngeheuere Schwärme von Zfeusihrecliem die der Gstwind herauffiihrh fressen alles Grüne hinweg, was vom Zjagel noih verschont geblieben, und vernichten die Ernte siir dies Zaahr gänzlich. Zum zweiten Inn! heliennt iaharao fiih für einen Sünder und bittet um Vergebung; die Keu- sihreaieu werden auih auf Zllofis Gebet durch den uni- schlagenden Wind hiniveggefiihrt und in’e Ichilfmeer geworfen, doch Xlharaao Uerstotiiung wird aus Gottes gerechtem Geriiht nur immer härter und ärger. I. Und der HERR sprach swohl nur wenige Tage nach der vorigen Geschichte Kap. 9, 13—-—35, weil er dem Pharao nicht lange Ruhe lassen, sondern ihn immer entschiedener und rascher der letzten Katastrophe, dem schlieszlichen Ausgange aller seiner Verhandlungen mit ihm, zuführen wollte] zu Mose: Gehe hinein zu Pharao, denn sdasz er Jsrael bisher noch nicht gelassen Kap- 9, 35., hat seinen guten Grund;] ich habe [nämlich absichtlich, nachdem er einmal gleich anfangs sich in Widerspruch gegen mich gesetzt hat, nicht so- fort ihn vernichtet, sondern durch immer erneuerte Versuche, ihn zum Glauben und zum Gehorsam zu bewegen] fein und seiner Knechte Herz ver- hattet, auf daß ich dieseweine Zeichen [die theils schon geschehen sind, theils noch geschehen sollen] unter ihnen thue; Z. Und daß du [mitsammt dem Volke, dem du angehörstj verküiidigest vor den Ohren deiner Kinder und deiner Kindeskinden was ith in Egvp- ten ausgerichtet habe, und wie ich meine Zeichen unter ihnen beweiset habe; daß ihr wisset, ich bin der HERR [der einige lebendige Gott, der da Macht hat zu thun, was er will, und der’s auch so kommen läßt, wie er zuvor gesagt]. Gleichwie bei der Bekehrung, also auch bei der Ver- stockung der Menschenherzeiy ist ein geheimnißvolles Jn- einander von göttlichem und inenschlicheni Thun wirk- sam, das unserm Verstande ein unlösbares Räthsel bleibt; daher die Urheberschaft der Verhärtung Pharaos bald ihm selbst, bald Gott zugeschrieben wird. Die Absicht des HErrn aber, warum er die im Herzen des egyptischen Königs verborgen lie ende Bosheit so ganz aus-reifen und zu Tage treten lie , statt ihn bei Zeiten zu Schanden zu machen und sein Volk bald zu erlösen, wird hier deutlich ausgesprochem Der HErr wollte die Gelegenheit wahrnehmen, seine Macht in ihrer ganzen Stärke zu offenbaren, damit sein Name auch weit über die Grenzen Ggyptens hinaus bekannt und gepriesen Kap. 9, 16; 15, 14 f., Jsrael aber recht fest in dem Glauben an ihn gegründet werde für alle zukünftigen Zeiten. Daß beides wirklich der Erfolg gewesen, erkennen wir theils aus den griechischen und römischen Schrift- siellern, welche ebenfalls von Pharaos schrecklichein Ende erzählen (Diod· sie. bibL I. III. 39. Justitr. hist, 1. XXXVL 2· Basel» praexx ev. 1. IX. 27), theils; aus solchen Psalmen, wie Pf. 78 und 105. 3. Also gingen Mose »und Aaron hinein zit Pharao, und spracheii zu ihm: So spricht der HERR, der Gbraer Gott: Wie lange weigerst du dich lsoweit dich] vor» mir zu demiithigem daß du mein Volk lässest, mir zu dienen [und hast doch nun genug schon die Stärke meiner Macht an dir erfahren]? 4. Weigerft du [denn noch ferner] dich, mein Volk zu lassen, siehe, so will ich fdamit du noch weiter meine Gewalt über dich und dein Land inne werdestj morgen Heuschrecken kommen lassen an allen Orten, 5. Daß sie smit ihrer unerniesilichen Menge] das Land bedecken, also, daß man das Land fvor lauter HeUschreckenJ nicht sehen könne; Und sollen fressen, was ench übrig und errettet ist vor»dem Hagel, und sollen alle eure grünenden Baume fressen [die ihr euch gepflanzt habt] auf dem Felde [soweit sie nicht ebenfalls von dem Hagel schon verwüstet sind V· 15]; b. Und sollen erfiilleu dein Haus, aller deiner Knechte Häuser, und aller Egypter Häuser [gl·eich- wie früher die Frösche Katz. 8, 3. 6]; desgleichen [in solcher furchtbaren und verderblichen Menge] nicht gesehen haben deine Väter, und deiner Väter Väter, seit der Zeit sie auf Erden gewesen, bis auf diesen Tag. Und er wandte sich [nach solcher Ankündigung], nnd ging [mit Anton] von Pharao hinaus [um bis morgen abzuwarten, wozu dieser sich entschlieszen würde, obwohl er schon wußte, daß auch die neue Plage keinen Erfolg haben werde V. 1. 2]. »Es gehört eine große Klarheit und Festigkeit des Gemüths dazu, wenn ein Mensch in den Rath der gött- lichen Vorherbestimmung hineingezogen wird und doch handeln soll, als wüßte er nichts von der Zukunft. Mose steht auf dieser Höhe; denn wir finden, daß er ungeachtet der Einweihung in das göttliche Geheimnis; sich in seinem Verhältnis; zu Pharao völlig in die Auf- gabe der Gegenwart hineinbegiebt, sowie Paulus (Apostg. 27, 22 ff.), obgleich er weiß, daß nach göttlichem Rath- schluß kein Leben gefährdet sei, dennoch alle Kraft anf- bietet, um einer gegenwärtigen Gefahr vorzubeugen« Dies gilt auch von dem Verständnis; der Offenb St. Joh. 7. Da sals Mose und Aaron abgetreten wa- ren] fprachen die Knechte Pharao [unter denen ja schon Käse. 9, 20 etliche sich befanden, die des HErrn Wort fürchteten, und von denen auch die übrigen inzwischen durch Schaden klug geworden waren] zu ihm: Wie lange sollen wir damit ge- plagel sein [daß dieser Mose so eine Noth nach der andern über uns heraufführt, und wir können nichts wider ihn thun]? Laß die Leute [um deren Entlassung er gebeten hat] ziehen, daß sie dem HERRm ihrem» Gott, dienen [so werden wir die Plage los] Willst du zuvor erfahren, daßlsgyplen untergegangen sei sehe du nachgiebst? siehest du denn nicht, daß wir schon jetzt dem Untergange ganz nahe sind]? « 8. Mose und Aaron wurden knach solcher Zu- sprache der königlichen HofbeamteUJ wieder zu Pha- rao bracht, der sprach zu ihnen [dem Rathe V. 7 für den Augenblick nachgebend]: Gehet hin, und dienet dem HERRm eurem Gott. kDoch weit entfernt, sich wirklich vor dem HErrn zu fürchten Achte Plage: Heuschrecken iii ganz Eghptenland 187 und unter seine gewaltige Hand zu demüthigen, nahm er die eben gegebene Erlaubniß sofort wie- der zum großen Theil zurück, indem er alsbald fortfuhr-J Welche sind sie aber, die» hinziehen sollen? lDu hast doch nicht etwa das ganze Volk gemeiiitEJ » 9. Mose sprach: [Allerdings!] Wir wollen ziehen iisziit Jung und Alt, mit Söhnen und Theti- tern, mit Schafen und Rindernz denn wir haben ein Fest des HERRU [und daran soll sich eben sowohl unser ganzes Volk betheiligen, gleichwie auch ihr Eghpter an Festzügen zu Ehren eurer Gotter alle ohne Uiiterschied des Alters und des Geschlechts Theil nehmet]. · 10. Er sprach zu ihnen svoll bitterer Ironie, mit höhnischem Spott]: Ave ja [ja gewiß, das erlaube ich euch recht gern-’«], der HERR sei mit euch [und gebe euch so gutes Geleit zur Reise, wie ich unbeschränkte Erlaubniß euch dazu gebe]! — Sollte ich swohl so thöricht sein und] euch und eure Kinder dazu szu der vorgeblichen FestfeierJ ziehen lassen? Sehet da, ob ihr nicht Böses vorhabtst «) Es ist das im ironischen Sinne zu verstehen, soviel als: warum nicht gar? das fehlte eben, daß ich euch ziehen lasse! — «) »Mit dem Verlangen, alle ziehen zu dürfen, verrathet ihr deutlich genug euer eigent- liches Vorhaben: nicht um eine vorübergehende Festfeier ist es euch zu thun, sondern um einen Auszug auf Nim- merwiederkehr.« » » 11. Nicht also fwie ihr jetzt verlangt, ziehen mit Juiig und Alt, mit Söhnen und Töchtern, mit Schafen und Rinden: lasse ich euch], sondern ihr Manner ziehet, und dienet dem HERRnz denn das fund nicht; weiter] habt ihr auch gesucht kniit eurer ursprünglichen Forderung, zu einer Opfer- feier reisen zu dürfen, von mir begehrt; auf eure Hintergedanken aber, die sich nun deutlich heraus- stellen» lasse ikh mich nicht ein]. Und man stieß [die beimfKönig anwesenden Diener, auf seinen Befehl, stießen] sie heraus Von .Phatao. So sehr Pharao mit seiner Anschuldigung: ,,Sehet da, ob ihr nicht Böses vorhabtz für eine Festfeier suchet ihr um Erlaubniß nach, und wollet doch für immer aus dem Lande ausziehen«, Recht zu haben scheint, da es sich in der That um das Letztere, und nicht blos um Ersteres für Jsrael handelte, so ist er doch entschieden im Unrecht; an ihn selbst ist nie eine andere Forderung gestellt worden, und wird auch jetzt keine andere gestellt, als Jsrael zu gestatten, daß es drei Tagereisen hinziehe in die Wüste und dem HErrn, seinem Gotte, daselbst opferin Die völlige Lostreniiung von Egypten, auf welchem Wege und durch welche Mittel sie bewerkstelligt werden solle, hatte Gott seinem weiteren Rathschlusse je nach Lage der Sache, ob Pharao zu der Forderung sich verstehen würde oder nicht, vorbehalten. Obige An- schuldigung ist auch im Grunde weiter nichts, als ein Deckmantel seiner Härte und Thranneh mit der er die in V· 8 ertheilte Erlaubniß in einer Weise beschränkh daß sie von Mose und Aaron gar nicht angenoinmen werden kann; er will in Wahrheit gar keine Erlaubniß geben, um jedoch dem Andringen seiner Großen (V. 7) einigermaßen zu willfahren, damit sie ihm nicht vor- werfen könnten, er habe das Land zu Grunde gerichtet, giebt er sie zum Schein, und damit er nun im weitern Verlauf der Verhandlungen sich nicht bloßstelle und seine eigentliche Meinung ver-rathe, bricht er dieselben ohne Weiteres ab und läßt Mose und Aaron zur Thiir hin- auswerfen. 12. Da [nach solcher schnöden Behandlung seiner Knechte, alsbald zur Ausführung der an- gekündigten neuen Plage schreitend] sprach der HERR zn Mose sals dieser mit Aaron auf dem Heimwege nach Gosen sich befand]: Recke deine Hand iiber Egyptenland um die Heuschreclem daß sie auf Eghptenland kommen, und fressen alles Kraut im Lande auf, sammt alle dem, das dem Hagel uberblieben ist. Heuschrecken, diese in unglaublicher Menge sich vermehrenden Insekten, sind eine der fürchterlichsten, von Zeit zu Zeit sich einstellenden Landplagen des Morgen- landes. Sie haben im Kleinen fast die Gestalt eines Pfades, dazu vier, meist grüne oder gelbliche Flügel, Springfüße und zum Theil eine Länge bis zu 5 Zoll. Es giebt verschiedene Arteii derselben (3. M. 11, 22); die am häusigsteii und auch hier erwähnte Arbe hat einen stumpfen Kopf, rothbraune Augen, etwa dreiviertel Zoll lange Fühlhörner, gelblichgraue Ober· und grüne Unterflügel und ein grünes, in der Mitte stark erhöhtes Brustschild. Sie durchlaufen wie andere Insekten meh- rere Verwandlungen, indem sie im Larvenzustande vier- mal sich häuten und erst nach Beendigung dieser Häu- tungen geflügelt erscheinen. Jhre Schwärme kommen mit dem Winde angezogen, in tiefen wolkenähnlichen Schichten von 4-6 Stunden Länge und 2-—3 Stunden Breite, die schon in weiter Entfernung einen gelben Schein am Himmel verursachen, wenn sie näher kommen die Sonne verfinstern und ein fürchterliches Geräusch machen. Wo sie sich niederlassen, liegen sie oft ellen- hoch über einander, daß man den Boden nicht sehen kann, fressen in kurzer Zeit alles Grüne ab und nagen selbst an der Rinde der Bäume und an ihren Wurzeln. Jst alles abgefressen und zur Wüste geworden, dann ziehen sie weiter, lassen aber ihre Eier und ihren Un- rath zurück, die einen abscheulichen Gestank verbreiten. Auf ihren Zügen geht es übrigens sehr regelmaßig zu; sie fliegen in verschiedenen Colonnen, doch nur des Tags, Abends lassen sie sich auf den Boden nieder und suchen Schutz gegen die nächtliche Kälte hinter Mauern und Zäunem Jhren Tod finden sie theils durch einige Arten Vögel, theils und vorzüglich im Meer, auf das sie sich, im Fliegen bald ermattend, wie auf festes Land niederlassen, oder in welches sie, durch feuchte Dünste, Regen u. s. w. zum Weiterfliegen unfähig geinacht, hin« abfallen; sie werden dann todt an’s Ufer getrieben, wo sie in Fäulniß übergehen und die Luft verpesten. 13. Most! teclte [denn in Gehorsam gegen den göttlichen Befehl] seinen Stab über Eghpten- land. Und der HERR trieb einen Ostwiiid in’s Land, [der] den ganzen [noch übrigen] Tag [wehete], und die ganze Nachtz und des Morgens [am Tage darnach] fiihrete der Ostwiiid die Heuschrecken saus weiter Ferne] her. Für gewöhnlich kommen Heuschreckenschwärme nach Egypten mit dem Süd- oder Südwesiwinde aus Aethios pien oder Lybien; hier aber werden sie absichtlich durch einen Ostwind aus der arabischen Wüste oder wohl noch weiter hergeführt. Jn den früheren Wundern hat sich nämlich Egyptens eigene Natur in Plagen erschöpfti das segensreiche Wasser des Nil (1. u. 2. Plage), der frucht- bare Boden des Landes (3. u. 4. Plage), die heitere 188 g. Mose 10, 14—29. 11, 1. Luft, die tiber dem Lande lagert (5—7. Plage), also alle Elemente, die in Egypten walten, haben sich in Fluch verkehrt. Jetzt müssen auch die umliegenden Län- der das, was sie an Landplagen besitzen, herausgeben (8. u. 9. Plage), damit Pharao die über Egyptens Grenze weit hinausreichende, über alle Länder der Erde gebietende Allmacht Jehovas erfahre; denn noch hat der HErr mit all seiner Macht und all seinen Anstrengungen nichts über den stolzen und trotzigen König vermocht, noch hat nicht des HErrm sondern Pharaos Wille die Oberhand behalten, ja dieser darf sich rühmen, daß er, obwohl von seinen Göttern (Kap. 8, 19), von seinen Zauberern (Kap.9, 11) und von seinen Magnaten (Kap. 10, 7) bereits allein gelassen, dennoch den Kampf wider den Gott der Ebräer allein, und zwar mit Glück, weiter fortstihre Nun wird freilich auch das Ausland mit seinen Plagen über den unbeugsamen König nichts aus- richten (Kap. 10, 20. 27); doch dem HErrn bleibt noch Eins, das; er selbst, ohne Hilfe von Wasser, Erde und Lust, und unmitte lb ar, ohne Mitwirkung seiner Knechte Mose und Aaron, eingreise (Kap. 11, 4 sf.), und so gleichsam Mann gegen Mann den Kampf ausfechte (10. Plage); da wird denn sein Sieg desto herrlicher und erfolgreicher sein, und alle Lande werden davon er- zählen (Kap. 9, 16). · » 14. Und sie kdie Heuschrecken] kamen uber ganz Egvptenlaud, und ließen sich nieder an allen Orten m Egyptenz so sehr viel, daß zuvor des- gleichen nie gewesen ist, noch hinfort sein wird. Die Heuschrecken in Offenb. 8 u. 9 sind zwar auch ein Gericht Gottes, und zwar tiber die niorgenländische Kirche, doch keine Thiere, sondern die muhamedanischen Bölkerschwärtne » 15. Denn sie bedeckien lmit ihrer ungeheuren, noch nie dagewesenen Menge] das [ganze] Land [während sonst die Heuschreckenschwärme nur ein- zelne Landestheile heimsuchen], und Verfinsterten es sbei ihrem Heranziehen, als ein äußeres Sinn- bild des über das Land und seinen gottlosen König sich lagernden göttlichen Zorns] Und sie fraßen alles Kraut im Lande auf, und alle Früchte auf den Bäumen, die dem Hagel waren überblieben; und ließen nichts Grünes übrig an den Bäumen, und am Kraut auf dem Felde, in ganz Egvpten- land. Da des Landes Gosen nicht gedacht wird, so scheint es, als hätten die Heuschrecken die Aecker der Kinder Israel mit verderbet und ihre Ernte vernichtet; aber sie bedurften auch dieser Ernte nicht mehr, da sie ohne- dies noch vor dem Einbringen derselben Egypten für immer verlassen sollten. Its. Da lals es nun scheußlich und greulich stund im Lande, die immer in gerader Richtung vorwärts ziehenden Heuschrecken zu allen Fenstern und Oeffnungen der Häuser schaarenweise ein- drangen, sich auf das Essen der Egypter warfen und mit jedem Bissen, den diese verzehren woll- ten, ihnen in den Mund zu schlüpfen drohten] forderte Phatao [der sich sonst keinen Rath mehr wußte, die Plage los zu werden] eilend Muse und Anton, nnd sprach [zu ihnen]: Jch habe mich versündiget an dein HERRm eurem Gott, und an euch sdaß ich Jsrael noch immer nicht gelassen und euch sogar mit Spott und Schimpf von mir getrieben habe]; 17. Bergebet mir [aber] meine Sünde dies Mal auch [gleichwie das vorige Mal Kap. 9, 27 ff.], und bittet den HENRm euren Gott, daß er doch nur diesen Tod sdiese Tod und Verderben bringende und das ganze Land zu Grunde rich- tende Plage] von mir wegnehnie [ich werde euch gewiß nun nicht länger zuriickhalten]. 18. Und er [Mose] ging aus von Pharao, und bat den HERRn Wußte er gleich, daß der König noch immer (9, 30) vor Gott dem HErrn sich nicht fürchte, so wußte er doch auch andererseits, das; der HErr ebenfalls mit seinen Wegen noch nicht am Ende sei und schon zu Stand und Wesen bringen werde, was er ihm vorgenommen. 19. Da wendete der HERR einen sehr star- ken Westwind fwendete den Wind V. 13 in einen sehr starken Westwind UML Und hnb die Heu: schrecken smit Hilfe des Windes vom Boden] ans, und warf sie in’s Schilfmeer [an der südöstlichen Grenze Eghptens s. Anm. zu Kap. 14, 21], daß nicht Eine iiberblieb an allen Orten Egyptens Das geschieht wohl auch sonst, daß ein heftiger Wind die Heuschreckenschwärme mit sich fortführt und ins Meer stürzt; doch hier geschah es außerordentlicher Weise, auf Mosis Fürbitte gleichwie die Plage außerordentlicher Weise verhängt worden war. 20. Aber der HERR versteckte Pharao Herz, daß er die Kinder Israel kabermalj nicht ließ. Der Westwind, der die Heuschrecken wegweht, nimmt auch Pharaos heuchlerische Buße mit weg; diese, im Schilfmeer ihren Untergang findenden Heuschrecken waren seine und seiner Rosse und Reisigen Vorläusen (Kurtz.) II- u. 21—nap.11.8. unten: Uhu-m uecstqukung nun soweit gediehen, das; ei« nur noch wie ein zum Gericht Zklebergebener behandelt zu werden verdient, briiht die neunte Islage ganz unangemeldet und un- vorbereitet ein. Eine dreitägige dichte Ziinsternisy da niemand den Indern sieht und eg nicht einmal mäglich wird, Lichter in den Ziäusern ankukiindem nöthigt die Egoist-r, unbeweglich auf der Stelle augkuharrem wo sie einmal sind, während dagegen in allen Woh- nungen der Kinder Israel es helle bleibt. illharao merlit auch das Zherannahen des Tages des Gerichts nnd will, wie fshon bei der vorigen Plage, bedingungs- weise den Zlugzug gestatten. zsa aber Zkclose seine Zie- dinguug natürlich zuriicbweish geriith er vor Muth ganz ausser« sich und verbietet dem Muse, je wieder vor seine Singen zu stammen. 21. Der HERR sprach [etliche Tage nach Wegnahme der Heuschrecken, als Pharaos Ent- schluß, die Kinder Israel nicht ziehen zu lassen, sich deutlich genug zu erkennen gegeben] zu Muse: Rette deine Hand [mit dem Stabe] gen Himmel, daß es so finster werde in Egvptenland, daß man’s greifen mag [daß man gleich dem Blinden sich der Hände statt der Augen bedienen müsse, um die in dichte Finsternis; eingehüllten Gegenstände erst zu betasten und zu begreifen, ehe man sich von einer Stelle zur andern begiebt] 22. Und Mose reckte seiueHaud gen Himmel; da ward eine dicke Finsternis in ganz Egyptenlaud drei Tage, Neunte Plage: Dreitägige dichte Finsterniß, ausgenommen bei den Kindern Israel. 189 23. Daß niemand den andern sahe, noch auf- stund von dem Ort, da er war, in dreien Tagen [weil auch die Lichter, die man in den Häusern anzuzünden versuchte, nicht brennen wollten und es also rein unmöglich war, irgend etwas vor- zunehmen; überdies bannten Angst und Furcht die Eghpter an ihren Orten so fest, daß sich niemand von ihnen zu rühren wagte Weish. Kap. 17]. Aber bei allen Kindern Israel war es Licht in ihren Wohnungen. Wie es um die Kinder Jsrael her licht blieb mitten in der dichten Finsterniß , so empfunden sie unter den Schrccken und Aengsten, die der Egypter sich bemächtigt hatten, eitel Freude, weil sie wußten, daß nun der Tag ihrer endlichen Erlösung nahe sei (Weish. 18, 1 ff.- Luk. 21, 25—28). —- Jn der Anm. zu 1. M. 12, 10 wurde bereits unter den hauptsächlichsten Landplagen Egyptens ein glühender, zur Zeit der Frühlings-Tag- und Nachtgleiche wehender Südostwind, der Chams in (Samum), erwähnt. Er erhebt sich meist sehr plötzlich und ersüllt die Luft mit einer solchen Masse von feinem Staube und gröberem Sande, das; die Sonne ihren Schein verliert, der Himmel sich in einen dichten Schleier hüllt und das Dunkel zu solcher Nächtlichkeit wächst, daß die Finsternisz der dichtesten Nebel unserer Herbst: und Wintertage in keinem Vergleich damit steht. Vor diesem Unwetter verbergen sich Menschen und Thiere; alles verläßt die Straßen, man begiebt sich in die untersten Zimmer und Gewölbe oder steigt in Gruben hinab, die man sich gegraben, allenthalben herrscht tiefes Schweigen. Dieser Wind weht in Egypten alle Jahre etwa 50 Tage lang, 25 T. vor und 25 T. nach der Frühlings-Tag- und Nachtgleiche, jedoch nicht ununterbrochem sondern in Absätzen, die .2—3 T. anhalten. Ob er nun auch in unserer Geschichte Ursache der dreitägigen Finster- niß gewesen, wie die meisten Ausleger annehmen, ist sehr zweifelhaft; nicht nur empfinden die Egypter die Finsterniß, in der sie sitzen, als etwas ganz Außer- gewöhnliches, als ein Zeichen des göttlichen Zorns und des nahenden Gerichts, während der Chamsin ihnen eine längst bekannte Raturerscheinung war, sondern rein wunderbar ist auch der Umstand, daß es im Bereich der israelitischen Wohnungen, die zum Theil in unmittel- barer Nähe der Egypter sich befanden, licht und helle blieb. Wohl aber lernen wir aus solchen Vorkommnissen der heißen Länder, wie jener Gluthwind und andere außerordentlichen Verfinsterungen der Luft, von denen wir keine eigene Erfahrung haben, daß es Kräfte und Erscheinungen in der Welt giebt, die wir für rein un- glaublich halten würden, wenn sie nicht nachweislich vorhanden wären; und da können wir den: allmächtigen Gott wohl zutrauery daß er auch noch andere Mittel und Wege hat zu thun, was er will, die den Boden des irdisch Natürlichen geradezu verlassen. 24. Da [als nach den drei Tagen V. 22 die Finsternis; allmälig wieder zu weichen be- gann] forderte Pharao Mosca, und sprach: Ziehet hin, und dienet dem HERRn [sammt den Männern auch die Weiber, ich will nicht mehr darauf be- stehen, daß blos die Männer ziehen sollen V. 11]; allein eure Schafe und Rinder lasset hie kdamit ich ein Unterpfand dafür in Händen habe, daß ihr wiederkommet]; lasset auch eure Kindlein mit eUch ziehen swie ihr neulich verlangtet V. 9, nur, wie gesagt, eure Schafe und Rinder lasse ich nicht mit fort]. 25. Mose sprach: Du mußt uns [doch] auch [den ausreichenden Bedarf für das Schlacht-] Opfer und Braudopfer geben, das wir unserm Gott, dem HERRQ thun mögen ssonst hilft uns ja die Bewilligung zu der Reise nichts]. 26. [Darum müssen wir darauf bestehen:] Unser Vieh soll [ebenfalls] mit uns gehen, und nicht eine Klane [nicht ein einziges Stück von un- sern Schasen und Rinden] dahinten bleiben; denn von dem Unsern svon alle dem, was wir über: haupt als Eigenthum besitzen] werden wir nehmen zum Dienst unseres Gottes, des HERRn sdamit es ein wirkliches Opfer, eine heilige Darbringung, s. Anm. zu Z. M. 1, L» sei. Das aber, daß wir etwa jetzt schon von unserm ganzen Besitzstand dasjenige auswählen sollten, was wir für das Opferfest bedürfen, und das Uebrige unter deiner Verwahrung lassen, geht auch nicht an]. Denn wir wissen sjetzt selber noch] nicht, womit wir dem HERRU dienen solleu [und werden es auch nicht eher erfahren] bis wir dahin kommen [wohin der HErr uns gerufen hat Kap. 5, 3]. Das war nun zwar alles sehr einleuchtend und wohl- begründet, was Mose hier zu Pharao sagte; und wenn noch ein Fünklein von wirklich gutem Willen in dem Herzen des Königs gewesen wäre, hätte er, nachdem die neun schweren Gerichte schon soviel von ihm erpreßt hatten, wie er eben zugestanden, auch noch das Letzte bewilligt. 27. Aber der HERR verstockte das Herz Pharao, daß er sie nicht lassen wollte [und jeder einzelne Punkt der an ihn gestellten Forderung ihm erst abgerungen und abgezwungen werden mußte; daher trat er auch jetzt wieder selbst von dem, was er schon bewilligt, zurück]. 28. Und Pharao sin solcher, von Gott über ihn verhängteti Verstockung über Mosis Forderung V. 26 und die feste Sprache, die er führte, ganz außer sich gerathend] sprach zu ihm: Gehe von mir und hüte dich, daß du nicht mehr vor meine Augen kommest; denn welches Tages du vor meine Augen kommst, sollst du sterben. Kläglicher Beschluß! fürchterlicher Abschied! Am jüngsten Tage wird Pharao den Moses mit Schrecken sehen, den er auf Erden so nahe um sich gehabt, von dem er so manches Zeugnis; der Wahrheit gehört und so manches Wunder gesehen hatte, den er aber zuletzt aus Haß nimmer hat sehen mögen. Auf Erden kann ein Tyrann wohl zu einem Knechte Gottes sagen, gehe von mir, und ihm dadurch zu einer erwünschten Be- freiung von einer beschwerlichen und gefährlichen Arbeit verhelfen; allein an jenem Tage muß er von dem HErrn Jesu dagegen das Wort hören: Gehet hin, ihr Ver- fluchten, in das höllische Feuer! (Roos.) 29. Mose antwortete: Wie du gesagt hast sso soll’s auch geschehen]. Jch will nicht mehr bot! deine Augen kommen. Das 11. Kapitel. Yuszug au- Egypten befohlen. l. Und der HERR sprach zu Mose khatte zu Muse, ehe er Kap. 10, 24 dem Rufe Pharaos 190 Z. Mose 11, 2-——10. 12, 1. folgte und vor denselben hintrat, gesagt]: Jch will noch Eine Plage über Pharao und Eghpten kommen lassen snämlich die Erwürgung der Erst- gebutt V. 4 ff.], darnach wird er ench lassen von hinnen; und wird nicht allein alles lassen [euch ganz und völlig entlassen, während er bisher immer nur auf halbem Wege stehen blieb Kap. 10, 11. 24], sondern euch auch von hinnen treiben sdaß er euch so schnell als möglich los werde]. 2. So sage nun vor dem Volk [wenn der Augenblick dieses Hinwegtreibens nun da ist und ihr damit in der Lage sein werdet, jetzt selber Be- dingungen zu stellen, statt daß man bisher euch solche stellen wollte, und zu fordern, statt daß ihr seither habt bitten müssen und doch nichts erlangt], daß ein jeglicher [Mann unter euch] von seinem Nächsten [unter den Egyptern, mit dem er in einem Hause zusammen- oder in dessen Nachbarschaft er wohnt], nnd eine jegliche [Frau] von ihrer Nach- slen [Hausgenossin oder Nachbarin Kap. Z, 21 f.] silberne und girldene Gefäße soder Schmucksachen] fordere; 3. Denn der HERR wird dem Volk [in jenen Stunden allgemeinen Entsetzens und heiliger Scheu] Gnade geben: vor den Eghptern sdaß diese euch alles gern und willig dargeben werden, was von ihnen gefordert wird]. — Und Muse [der diesen Auftrag an das Volk seiner Zeit auch ausrichtete, so daß die Kinder Jsrael hernach wirklich thaten, was ihnen hier geheißen wurde, und dabei in der That Gnade fanden vor den Egyptern Käse. 12, 35 f., genoß schon jetzt eines gar hohen Ansehens und] war ein sehr großer Mann in Egvptenland, vor den Knechten Pharao, nnd vor dem Volk [da- her denn Pharao bei dem Wuthausbruch Kap. 10, 28 nicht wagen durfte, ihn sammt Aaron aber- mais, gleichwie in Kp. 10, 11., von sich hinaus- stoßen zu lassen, vielmehr ruhig es mit anhören mußte, was ihm Mose nach der Erklärung Kap. 10, 29 noch weiter zu sagen hatte]. 4. Und Muse sprach [nach dieser Erklärung zu Pharao]: So sagt der HERR [der mich ge- nau von seinen ferneren Rathschlüssen unterrichtet hat, ehe ich zu dir hereingekommen bin V. 1]: Jch tvill [an einem der nächstfolgenden Tage, wenn erst alles in Ordnung sein wird, was bei meinem Volke Jsrael noch vorbereitet und zur Ausfüh- rung gebracht werden muß Kap.12, 1-—28] zur Mitternacht svon meiner heiligen Wohnung in der Höhe] ausgehen in smitten durch] Egyptenland Z. Und alle Erstgebnrt in Egyptenland soll sterben, von dem ersten Sohn Pharao an, der sals sein Nachfolger im königlichen Negiment künftig] auf seinem Stuhl W, bis an den ersten Sohn der Magd, die hinter der Mühle ist kund dort den niedrigsten und beschwerlichsten Sklavendienst ver- richten mußL Und ltvie alle Erstgeburt unter den Zie1zschen, so auch] alle Erstgebnrt unter dem te ; 6. Und wird [ob solch allgemeinen Sterbens] ein groß Geschrei sein in ganz Eghptenland, des- gleichen nie gewesen ist, noch sein wird [K. 10, 14]; 7. Aber bei allen Kindern Israel soll nicht ein Hund mnclen [im Gegensatz zu diesem großen Geschrei in ganz Egyptenland die tiefste Ruhe und Stille während jener Nacht herrschen], beide Unter Menschen nnd Vieh, auf daß ihr ersahret, wie der HERR ljetzt noch viel bestimmter, als bisher Kap. 8, 22 f.; g, 4; 10, 231 Eghpten nnd Israel scheide. 8. sWeil denn der lctzte Schlag, der noch übrig ist, von dem HERRn selbst und nicht mehr durch meine Vermittelung ausgeführt werden wird, so hast du vorhin Kap. 10, 28 ganz recht geredet und in deinem Zorn geradezu geweissagt: ich werde allerdings nicht mehr vor deine Augen kommen. Aber das Blättlein wird sich wenden, wenn nun dieser letzte Schlag geschehen ist.] Dann werden zn mir herabiommen alle diese deine Knechte [in deren Umgebung du jetzt so stolz auf deinem Throne prangest und vor denen du dich als einen allgewaltigen und unbezwinglichen Fürsten ge- berdest, der selbst den höchsien Gott, der Himmel und Erde besitzt, Trotz bieten dürfe], nnd [werden in deinem Namen] mir zu Fuße innen, nnd sagen: Zeuch ans, du nnd alles Volk, das unter dir ist. Datnach [wenn dir der Beweis wird in die Hände gekommen sein, daß mich der HErr zu einem Gott über dich gesetzt hat, der du ihn, den wahren Gott, verachtet hast, wenn du in deinen Knechten mir zu Füßen liegen und mich flehentlich bitten wirst, nachdem ich so lange dich vergeblich ge- beten habe, darnach] will ich ausziehen [und mit mir nehmen, was mir gefällt, nicht blos Jung und Alt, Söhne und Töchter, Schafe und Rinder Kap. 10, 9., sondern auch großes Gut von dei- nem Volke 1. M. 15, 14]. Und er ging [nach solchen gewaltigen, majestätischen Worten] von Pharao mit grimmigem Zorn sein Vorzeichen des Zornesgrimms seines HErrrg der nun bald über den verstockten König sich entladen sollte Kap. 14, 24 ff.]. So sehr wir auch Ursach haben, wenn ein heiliger Eifer uns bewegt, um den Geist der Sanftmuth und Einfalt zu bitten, der vor allem Uebermaß uns bewahrt, so sehen wir doch aus Mosis Zorn, Gott wolle nicht haben, daß wir kalt und gleichgiltig seine Befehle aus- führen. (Calvin.) III. n. g. 10. nachdem ietzt Johann« no; most und seinem weiteren Ichirtisal überlassen ist, wird das Gr- gelmisk der langen Verhandlungen mit ihm erst noch in eine liurke Summa knsammengefaskh ehe dann der Zjüirr im Folgenden seinem Volke sich zuwendet und es zu dem bevorstehenden Lin-Zuge rüstet. Es ist ein scheinbar ganz frruhtloseg Ergebnis, aber doch nur ein solches, wie es Gott von Tilufang dem Zllose und Jlaron Auszug aus Eghpten befohlen. 191 voran-gesagt hat; ein Ergebnis» das den letzten ent- scheidenden Schlag desto ruhmwiirdiger siir den ZiErrn und desto fegen-reicher für Israel weiht. 9. Der HERR aber sprach zu Mose [hatte gleich anfangs, als er ihn an Pharao mit dem Auftrag entsendete, daß derselbe sein Volk sollte ziehen lassen, zu Mose gesagt Kap. 4, 21 und dieses Wort denn mehr als einmal wiederholt Katz. 7, 3 ff.; 10, 1]: Pharao höret ench nicht, auf daß viel Wunder geschehen in Egyptenland 10. Und Mvse und Aaron haben [obwohl sie gleich von vornherein um solche Fruchtlosigkeit ihrer Arbeit wußten, dennoch] diese Wunder alle gethan vor Pharao [und zwar mit einem Ernst und Feuereifey als müsse ihr Werk an dem König ihnen endlich gelingenjz aber der HERR versteckte ihm sein Herz, daß er die Kinder Israel nicht lassen wollte ans seinem Lande sdarum begaben sie sich in die Rathschlüsse seiner Weisheit, hatten sie doch zugleich die gewisse Zuversichh daß diese Nathschlüsse nichts desto weniger die Erlösung Jsraels zu ihrem Ziel- und Endpunkt hätten]. Es sind der Wunder, die Mose und Aaron vor Pharao gethan haben, zusammen zehn (1. die Verwand- lung des Stabes in eine Schlange, L. des Nilwassers in Blut, Z. die Plage der Frösche, 4. der Läuse, 5. des Ungeziefers, S. der Pestilenz, 7. der schwarzen Blättern, 8. des Hagel-ji, 9. der Heuschrecken, 10. der dreitägigen Finsterniß); damit ist die Vollständigkeit (Anm. zu 1. M. 31, 7; 46, 27) erreicht und Mosis und Aarons Amt bei Pharao zum Abschluß gekommen. Von diesen Wundern nun ist das erste die Beglau bigung ihrer göttlichen Sendung und die Anfrage an den König, ob er Gottes Wort annehmen oder auf die Seite seiner Götter und Zauberei: sich stellen wolle: als er für das Zweite sich entscheidet, beginnt die Reihe der Plagen. Bis jetzt sind ihrer neun verhängt, die ersten vier lästiger, die folgenden vier verderblicher, und die neunte sinnbildlicher Art; zur Vollständigkeit fehlt nun noch eine, die haben aber nicht Mose und Aaron mehr aus- zurichten, die wird der. HErr ohne Vermittelung seiner Diener mit eigener Hand vollstrecken Was die Art und Natur dieser zehn Wunder- zeichen betrifft, so sind sie zwar insgesammt wirkliche Wunder, insofern sie entweder ganz außerhalb des natür- lichen Zusammenhangs liegende (Nr. 1——7 u. 10) oder doch solche Wirkungen Gottes enthalten, die das, was im gewöhnlichen Lauf der Dinge oft genug vorkommt, zu außerordentlicher Zeit und in unerhörtem Maße herbei- führen, und auf das Gebet eines Menschen dann wieder zurückziehen (Nr. 8. 9). Sie unterscheiden sich dadurch wesentlich von den theils magischen, theils diabolischen (teuflischen) Wirkungen der Zauberer, welche nicht wun- derbarer, sondern nur sonderbarer, nicht außer« sondern nur übernatürlicher Art sind (mit einein la- teinischen Ausdruck: nicht mir-male, sondern mimhiljax Wohl aber stehen sie auf der andern Seite auch sämmt- lich in Beziehung zu gewissen Vorkommnissen in dem- jenigen Lande, für welches sie berechnet sind, und sind keineswegs eine Reihe von fremdartigen und willkürlich erdachten Schrecknissenz durch sie soll offenbar werden, daß Jehova der HErr sei inmitten des Landes, in wel- chem sie geschehen, durch sie will der wahre lebendige Gott den Göttern Eghptens dasjenige Gebiet wieder abnehmen, das sie theils wirklich, theils in der bloßen Einbildung der abgöttischen Landeseinwohner besitzen. Es fragt sich endlich, welcher Erfolg durch die zehn Wunderzeichen erzielt worden sei. Da müssen wir denn —- abgesehen von der Entlassung Jsraels aus der Knecht- schaft Egyptens — sagen, daß der Erfolg ein großer und gewaltiger gewesen; nicht nur sind im Verlauf dessen, was geschehen, die Götter der Egypter mitsammt ihren Werkzeugen, deren sie sich bedienten, zu Paaren getrieben, und diese, die Zauberer, mitsammt den Hof- beamten Pharaos zur Anerkennung des rechten Gottes gezwungen worden, es hat auch Pharao selbst zu solcher Anerkennung sich verstehen, für einen Sünder sich be- kennen, um Gnade für sich bitten lassen und des HErrn Forderung mehr als einmal bewilligen müssen. Wenn er nun solche Bewilligung immer und immer wieder zurücknimmt, die erlangte Gnade auf Muthwillen zieht, in seine vorige Sünde zurückfällt und die erkannte Wahrheit in Ungerechtigkeit aufhält, so besteht eben darin seine Verstockung, die der HErr von Anfang vor- ausgesehen und um deretwillen noch ein Zeichen und Wunder nöthig ist, damit auch der lehte Zweck erreicht werde, die Enlassung Jsraels aus Egyptens Knechtschaft Sie hat zwei Seiten, diese Verstockungx auf der einen Seite ist sie Pharaos That und seine eigene Schuld, aus der andern Seite aber Gottes That und sein ge- rechtes Gericht; den scheinbaren Widerspruch auszugleichen wird dem menfchlichen Verstande nie völlig gelingen· »Allhier ist ein tiefes Loch« sagt Luther, und warnt vor Fürwitzz in allen dergleichen Fällen, wo wir mit unserm Verständniß Gottes und seiner Wege am Ende sind, gilt vielmehr das Wort eines anderen Gottesgelehrtenr »Was wir in der Schrift erkennen und verstehen, das dient uns zur geistlichen Ergötzungx wo wir dagegen etwas nicht begreifen, da beten wir an und sind selig im Glauben, bis das Glauben zum Schauen wird« Wohl aber haben wir an Pharao ein warnendes Exempel, wie das von Natur schon harte Herz des Menschen (Kp. 7, 14) desto härter wird, wenn es unter die Züchtigung der göttlichen Gnade sich nicht beugt (Kap. 8, 15. 19), und wie, wer gegen Gott sich verhärtet (Kap. 8, 32; 9, 34), zur Strafe seiner Sünden von ihm verhärtet wird (Kap. 9, IS; 10, 27). »Wir sollen vor muthwilli- gen Sünden und vor Verachtung des Predigtamtes ge- warnet sein, auf daß wir nicht auch mit Verstockung ge- straft werden. Haben wir aber gesündigt, und Gott ruft uns durch das Predigtamt zur Buße, so sollen wir hören und folgen und Buße thun, so werden wir dar- über nicht gestraft, sondern der Strafe entledigt werden, Vergebung der Sünden und endlich das ewige selige Leben erlangen« (Württemb. S.) Das 12. Kapitel. Htiftung des Osterlamms Erwürgung der Erst— geburt. Yes xtuszugs zwang. T« its. 1—20. xlach dem Æeggang von Pharam als noch etwa 5—s3 Tage sind bis zum Auszug, empfangen Tlllose und Anton Befehl von Gott, mit dem jetzigen Ztlouat eine neue Bahresliereihnung im Uoltie Israel zu beginnen und von ihm die Ztlonde des Jahres; an- zuhebenz zugleich aber werden ihnen über das am zehii- ten des Zllonato augzuwiihlrnde und am uierzehnten zu sihlakhtende Yassalamm sowie über dar mit dem Genus; des letzteren verbundene siebentägige Fest die genauesten Vorschriften zur Grdsfnung an die ganze Gemeinde ertheilt. 1. Der HERR aber sprach zu Mose und Aaron [noch] in Egyptenland swährend er ander- weitige gesetzliche Bestimmungen dem Mose erst 192 2. Mose 12, 2—8. später am Sinai und in der Wüste ertheilen wollte]: · 2. Dieser Mond [in dem ihr jetzt stehet, näm- lich der Abib oder Aehren-Monat Kap. 13, 4] soll bei euch der erste Mond sein; und von ihm sollt ihr die Monde des Jahres [und also auch das Jahr selbst, statt wie bisher mit der Herbst- Tag- und Nachtgleiche 1. M. 7, 11] anhebem Die ursprüngliche Jahresrechnung begann mit dem Eintritt der Sonne in den ersten Grad der Wage, nach unserm verbesserteii Kalender also mit dem 22. Septbr., als dem Tage der Herbst-Tag- und Nachtgleiche Diese Zählungsweise hat denn Mose überall im I. Buche be- folgt, und noch im L. B. (Kap. 23, 163 34, 22) klingt sie bei ihm durch; sie ist ja auch, wenn einmal die Ver« hältnisse des bürgerlichen Lebens zum Maßstab genom- men werden, die natürlichste, da sie mit der Saatzeit anhebt und mit dem Abschluß der Ernte endigt (vergl. 3. M. 25, 9). Als eine Art ökonomisches Jahr hat sie denn in Jsrael auch in künftigen Zeiten für manche ländliche Verhältnisse sich erhalten (z. B. bei Kaufen, Pachtungen u. dgl.), bis sie nach der babylonischen Ge- fangenschaft zu einem eigenen bürgerlichen Jahre neben dem kirchlichen sich ausbildete. Mit dem Exil kamen nun auch Namen für sämmtliche 12 Monate auf, wäh- rend zu Mosis Zeit nur der erste Monat, im Zeitalter der Könige anch der zweite, siebente und achte benannt (5· M· 16, 15 1. Kön. S, 37. 38; 8, 2), die übrigen aber blos einfach gezählt wurden; diese nachexilischen Namen sind andere, als die vorexilischen, und sind offen- bar babhlonischen Ursprungs. Sie lauten (die erste Zahl bezeichnet das kirchliche, die zweite Zahl das bür- gerliche Jahr): 1. (7.) Niscin (früher Abib, Reh. L, 1); . (8.) Jjjar (früher Sif, d. i. Blüthenmonat); . (9.) Sivan (Esth. 8, 9); (10-) Flgammuzz ( 2.) Elul (Neh. S, 15)«; «) Tisri (friiher Etanim, d. i. strömende Fltisse); ·) Niarchesvan (früher Bul —— Regenmonayz .) Chislev (Neh. 1, 1); ·) Tebeth (Esth. 2, 16); .) Sebat (Sach. 1, 7); 12. (6.) Adar (Esth. Z, 7). Der Nisan oder Abib entspricht etwa unserm April, der Tisri unserm October; doch waren alle diese Mo- nate nur sog. synodische (nicht Sonnennionate zu 30 Tagen 10 Stunden 19 Minuten und 4 Sekunden), umfaßten also nur 29 T. 12 St. 44 Min· 3 Sek., und begannen mit dem ersten Erscheinen des Neumondes oder dem natürlichen Neulicht. Ward, wenn der 29. Tag eines Monats vorüber war, am Abend oder des Nachts darauf der Neumond gesehen, so begann mit dem folgenden Tage ein neuer Monat; zeigte sich aber der Neumond noch nicht nach dem Schluß des 29., sondern erst am Abend des 30. Tages, so hatte der betreffende Monat 30 Tage. Sonach waren die Jahre der Israe- liten, gleichwie noch die der jetzigen Juden, Monden- jahre zu 354 T. 8 St. 48 Min. 38 Sek- Uni nun aber eine Ausgleichung mit dem Sonnenjahr, welches 365 T. 5 St. 48 Min. u. 45 Sek. zählt, zu bewirken, ward von Zeit zu Zeit (für gewöhnlich alle drei Jahre, was aber bei 8 Jahren mit 5 X 354 und 3 X 384 Tagen nur erst 365 Tagedurchschnittlich aufs Jahr ergiebt, so daß darnach schon im zweiten Jahr eingeschaltet werden mußte) ein Srhaltnionat eingeschobeiy der als Verdoppe- lung oder Wiederholung des Adar betrachtet und des- halb Veadar genannt wurde; diese Einschaltung wurde i—- . P EVHPØPODM ZEISS-D i- Q- später vom Hoheiirath festgestellt, früher bestand aber wohl das Verfahren bei der Festsetzung eines Schalt- monats darin, daß man gegen Ende des zwölften Monats die Saatfelder besichtigte, um zu ermessen, ob die Gerste bis zur Mitte des nächsten Monats reif werden könne. Stand dies zu erwarten, so wurde mit dem neuen Monat ein neues Jahr begonnen; andernfalls dagegen wurde das alte Jahr um einen dreizehnten Monat ver- längert. Was — um diesen Punkt hier gleich auch noch zu erledigen —— die Berechnung der Tage betrifft, so wurde der natürliche Tag, der vom Aufgang der Morgen- röthe bis zum Erscheinen der Sterne dauerte, anfangs blos in Morgen, Mittag und Abend unterschieden; aus dem Exil brachten dann die Juden die Eintheilung in 12 Stunden (Joh. 11, 9) mit, es waren das aber, dci sich die Länge der Tage in Paliistina zwischen 14 St. 12 M. und 9 St. 48 M. bewegt, sehr ungleiche Stun- den, je nach den verschiedenen Jahreszeiten bald länger, bald kürzer (zwischen 59—70 Minuten haltend), und dienten zu ihrer Abniessung die schon vor dem Exil nach dem Muster der babylonischen Uhren in Palästina bräuchlich gewordenen Sonnenzeiger (Jes.38, 8; 2. Kön. 20, 9 ff.). Die Nacht theilte man entweder in zwei Hälften (Kap. 12, 29) oder in drei Nachtwachen (Kap. 14, 247 KlagL Jer. 2, 193 Nicht. 7, 19); mit der Ober- herrschaft der Römer kam jedoch die Theilung in vier Nachtwachen auf (Mark. 13, 37 Anm.). Der bürger- liche, aus Nacht und Tag bestehende Tag wurde von einem Sonnenuntergang bis zum andern gerechnet (3. M. 23, 32., vgl. Anm. zu l. M. 1, 5); die verschiedenen Tage einer Woche führten indessen keine eigenen Namen, sondern wurden blos als der erste, zweite, dritte Tag u. s. w. unterschieden, während die Egypter sie nach den Planeten benannten, gleichwie nach ihrem Vorgang auch die Römer. Das; jede Woche mit dem siebenten Tage oder dem Sabbath abgeschlossen wurde, ist bekannt; da- her werden die Wochen bisweilen Sabbathe, d. h. sieben mit einem Ruhetag abschließende Tage genannt (3. M. 23, 153 vgl. b. M. IS, 9). Ueber Aeren oder Zeit- rechnungen s. zu I. M. 1, 11. 3. Saget [aber, indem ihr diesen meinen Willen verkiUidigtJ der ganzen Gemeinde Jsrael [auch weiter], nnd sprechen» Am zehnten Tage dieses Monden nehme ein Ieglicher ein Lamm, wo ein Hansvater ist [suche jeder Hausvater für sich iind seine Familienglieder von der Heerde ein Lamm von derjenigen Beschaffenheit, die ich her- nach V. 5 näher angeben werde, aus], je ein Lamm fsoll immer] . zu einem Hause [genommen werden, also nicht eine beliebige Gesellschaftz son- dern nur die zu demselben Vaterhause Kap. S, 14 gehörige Familiensippschast zu gemeinschaftlichem Genusse sich vereinigen]. 4. Wo ihrer aber in einem Hause zum Lamm zu wenig find [um es ganz verzehren zu können]; so nehme er’s und sein nachster Nachbar an seinem Hause [und thuen sich nöthigenfalls noch mehrere Familien zusammen) bis ihrer so viel [an Per- sonen] wird, daß sie das Lamm aufessen mögen. Die spätere jüdische Praxis fetzte die Zahl der Theil- nehmer solcher Tischgesellschaften auf wenigstens 10 und höchstens 20 Personen fest. · » Z. Ihr« follt aber [da es hier um ein Opfer sich handelt 3·. M. 22, 17—«25] ein solch Lamm nehmen, da kein Fehl [oder Leibesgebrechenj an ist, Neue Jahresberechnung Stiftung des Osterlamms und des Passahfestes 193 ein Wlånnlein [denn es tritt für eure männliche Erstgeburt ein], und eines Jahres alt [denn erst da steht es in der vollen, frischen Lebenskraft]; von den Liimmern und kallenfalls auch, soweit die Schaflämmer nicht ausreichen, von den] Ziegen sollt ihr’s nehmen. Von dieser Vergünstigung wurde jedoch späterhin weiter kein Gebrauch gemacht, sondern immer ein Lamm genommen. Das Lamm mußte schon 4 Tage vor dem Feste ausgesondert werden ·— ,,damit man sich da- ran gewöhnte, es als ein heilige-s zu betrachten, damit man im Blick auf die göttliche Einsetzung die gemeine Natur leichter vergessen könne, noch mehr aber, damit die Gemüther schon einige Zeit vor dem Feste ungeleitet würden, die an ihm zu gewährende große Wohlthat recht zu bedenken und sich auf ihren Empfang würdig vorzu- bereiten. (Hengstenberg.) Daß gerade vier Tage be- stimmt werden, hat wohl seinen Grund in den 4 Manns- leben, von denen der HErr in I. Mose 15, 16 zu Abra- ham geredet hatte; die Kinder Jsrael sollten also zu- gleich bedenken, daß die Erlösung genau zu der Zeit sich einstellte, für welche sie geweissagt worden. Hernach ist Christus, das rechte Osterlamm·, auch vier Tage vor sei- ner Opferung dem Anblick Jsraels hingestellt worden, da er am Palmfonntag (10. Abib oder Nisan) feierlich in Jerusalem einzog und von da ab täglich im Tempel erschien bis zum Abend des Dienstags (Matth. 21, 1 bis 24, 1). b. Und· sollt es behalten [abgesondert von der Heerde bleiben lassen] bis auf den vierzehuten Tag des Monden [mit welchem Tage wegen des am Abend eintretenden Vollmonds der Monat seinen Höhepunkt erreicht]. Und ein jegliches Häuflein im ganzen Israel sdas zu einer Tischgesellschaft nach V. 4 sich zusammengethan hat] soll es [ge- nau zu derselben Zeit] schlachten [nämlich] zwischen Abends [zwischen den beiden Abenden oder am Abend, wenn die Sonne untergegangen 5. M. 16, 6]. Diese Zeitbestimmung wurde schon von den Juden verschieden aufgefaßt. Die Einen (die Karaiten und Sa- maritaner) erklärten den ersten Abend von dem Zeit- Punkte, wo der Sonnenkörper unter dem Horizonte ver- schwindet, den zweiten von dem Eintritt der völligen Dunkelheit, rechneten also im Ganzen von 6—7V, Uhr Abends, die Andern (die Pharisäer und Rabbaniten) da- gegen verstanden unter dem ersten Abend den Nach- mittag von da an, wo die Sonne sich zum Untergange zu neigen beginnt, unter dem zweiten den wirklichen Untergang, und rechneten nun« von· 376·Uhrz Jene erstere Auffassung ist ohne Zweifel die richtige; indessen wurde die andere später der Tempelpraxis um so mehr zu Grunde gelegt, als auch das tägliche Abendopfer nebst dem Rauchopfer ,,zivischen den beiden Abenden« darge- bracht werden sollte (Kap. 29, 39. 41; 30, 8), und doch nicht beide Handlungen zu gleicher Zeit verrichtet wer- den konnten. Sie tritt aber auch mit dein Gesetze in keinen förmlichen Widerspruch, da der weitschichtige Ge- brauch des Wortes Abend im Hebräifchen Raum genug für diesen früheren Termin des Schlachtens läßt. Jm Allgemeinen kann man annehmen, daß alle Vorbereitun- gen des Mahls noch dem 14., die Mahlzeit selbst aber, die den Anfang des Festes der ungefäuerten Brode bildet, Bereits dem 15. Abib angehörte, der ja Abends 6 Uhr egann. « 7. Und sollt seines Blutes nehmen [indem ihr ein Büschel Ysop in dasselbe tunkt V. 22], Dächsels Bibelwirt s. Aufl. und beide Pfosten an der Thur, und die oberste Schwelle damit beftreichen an den Hausern, da sie es sdas Lamm] innen essen. Später, als Israel ein Heiligthum mit Altar und eine besondere Priesterschaft hatte, änderte sich Mehreres in diesen Vorschriften (vgl. Anm. zu 4. M. 9, 5 und 5. M. IS, 2 f.). — Die älteren protestantischen Theo- logen haben im Kampf gegen die römische Kirche, welche die Feier des heil. Abendmahls für eine unblutige Wie- derholung des blutigen Opfers Christi ausgiebt, dem jüdischen Passahlamm die Bedeutung eines wirklichen Opfers abgesprochen, um einer solchen Auffassung des heil. Abendmahls die scheinbar biblische Berechtigung zu entziehen. Indessen wird das Passah in V. 27 u. Kap. 34, 25 nicht nur ausdrücklich ein Opfer genannt, sondern trägt auch in der Schlachtung und Blutsprengung zwei Hauptmerkmale aller blutigen Opfer an sich; in der Schlachtung erlitt das Lamm stellvertretend für den Hausvater und die Seinen den Tod als Sold der Sünde, in der Blutsprengung aber wurde das Verdienst des erlittenen Todes, die Vergebung der Sünden und die Verschonung von dem Zorne Gottes, den in dem Hause Wohnenden zugeeignet. Wenn sonach das Passah seinem ersten Theile nach ein Sühnopfer ist, so wird es in feinem zweiten Theile, in der sich anschließenden Opfer- mahlzeit (V. 4. 8), zu einem Dankopfer. In ersterer Hinsicht kann das heil. Abendmahl nur in sofern mit ihm in Vergleich gebracht werden, als auch hier das Verdienst des erlittenen Todes Christi uns zu eigen ge- geben wird, von einer Wiederholung des Opfertodes selber aber kann darum nicht die Rede sein, weil dieser ein ftir alle Mal erduldet worden ist und ewige Giltigi keit hat (Röm. S, 10; Hebr. 7, 273 9, 28); mit dem Passah war es in Betreff der Schlachtung ein anderes Verhältniss, wegen der Unzulänglichkeit und bloßen Vor- bildlichkeit der alttestamentlichen Opfer überhaupt mußte sie natürlich immer von Neuem wieder geschehen, wie es denn auch immer neue Opferlämmer waren, die die Stellvertretung bewirkten und den Opfertod erlitten. Hinsichtlich des zweiten Theils dagegen, der Opfermahb zeit, entsprechen Abendmahl und Passah sich vollständig; bei beiden wird die Communion gefeiert, die Gemein- schaft mit dem HErrn und die Gemeinschaft der Tisch- genossen unter einander. Vgl. die Bemerk. zu Z. M— Kap. 3 u. 4. » · 8. Und sollt also das Fleisch essen in dersel- ben Nacht [vom 14.——15. Abib], am Feuer smit Hilfe des Bratspießesj gebraten, und ungesauert Brod [dazu], und sollt es kdas FleischJ mit bitte- ren Salsen [Kräutern, als wildem Lattich, Endi- vien, Rettig u. A.] essen. Die Speise, die die Kinder Jsrael in jener Nacht genießen sollten, besteht also in Fleisch und Brod, den gewöhnlichen Nahrungsmitteln des Menschen; aber das Fleisch ist heiliges, dem HErrn geweihtes Opferfleisch, das Brod ist ungesäuertes, d. i. ebenfalls heiliges Brod, und somit beides geeignet zu einer heiligen Nahrung für das natürliche und geistige Leben, zu einer Speise, welche nicht blos den leiblichen, sondern zugleich den geistigen Menschen sättigt und Kräfte des höheren Lebens wirkt. (Keil.) Die bitteren Kräuter stehen ohne Zweifel in Beziehung zu der Bitterkeit des egyptischen Drucks, von welchem in Kap- 1, 14 gesagt ist: »Die Egypter machten ihnen ihr Leben bitter (Luther: sauer).« Auch sonst erscheint der Genuß bitterer Speisen und Getränke als Bild der Erduldung von Leiden und Noth (Pf. 69, 227 Jer. 8, 14). Aber als Zukost zu dem süßen Fleische des Lammes gewinnen sie zugleich die Bedeutung eines Gewürzesz das süße Fleisch soll durch die bittere Zukost nur noch schmackhafter werden, denn die Bitterkeit ver- 194 schwindet in der Süßigkeit des Fleisches und diese ge- winnt durch jene erst ihre rechte Würze. Was für die süße Speise die bittere Würze, das ist für die Erlösung aus Egypten die Erinnerung an die Leiden in Egyptem Aber es handelt sich hier noch um nie»hr, als um die bloße Erinnerung an die Leiden. Wie beim Mahle Bitterkeit und Süßigkeit einander bedingen und ergän- zen, so stehen auch die Leiden in Egypten zu der Er- rettung aus Egypten in einem inneren, wesentlichen Verhältniß zu einander: ohne jene würde diese nicht da sein, und durch das verlebendigte Bewußtsein jener er- langt die Erinnerung erst ihre wahre Weihe. Vgl. Hebt: 12, 11: Alle Züchtigung, wenn sie da ist, dünkt sie uns nicht Freude, sondern Traurigkeit zu sein; aber darnach wird sie geben eine friedsame Frucht der Gerechtigkeit denen, die dadurch geübet·sind. (Kurh.) · 9. Jhr sollt es nicht roh [in der·Eile nur halb gebraten] essen, noch mit Wassersim Topfej gesotteii, sondern am Feuer kvollstandkg gar und ganz und unzerstückt] gebraten, sein Haupt mit sei- nen Schenkeln [so daß Kopf und Schenkel nicht eher als bei der eigentlichen Mahlzeit von dem Thiere gelöst werden] und [die inneren Theile sammt dem] Eingetveide sletzteres natürlich zuvor gereinigt, sollen ebenfalls im Bauche mit gebraten werden] Es fällt hier das nachdrückliche Gebot in die Augen, das Thier nicht zu zerlegen in Stücke, ja ihm nicht ein- mal ein Bein zu zerbrechen. Jnsofern beim menschlichen und thierischen Leibe die Knochen oder Gebeine den eigentlichen Bau, die feste, innere Grundlage, auf der alles Uebrige beruht, bilden, pflegt die Schrift durch das Leiden an den Gebeinen oder noch mehr durch das Zerbrechen derselben das innerste, tiefste Leiden und eine Zerstörung von Grund aus zu bezeichnen (Hiob 30, 173 33, 21; Pf. 102, 45 38, 4; KlagL Z, 4; Jes 38, IS; Micha Z, 3). umgekehrt ist dann das Bewahren vor dem Zerbrechen der Gebeine ein Erhalten in ungestörter Ganzheit, in voller Unversehrtheit (Ps. 34, 21). Jenes Gebot will also, daß das zu essende Opferlamm durch- aus und vollkommen ganz fein, daß es bei dem Essen als vollkommen Ganzes und eben damit als Eines er- scheinen sollte; denn nicht das Zersttickte, Getheilte, Zer- schlagene, sondern nur das Ganze ist an sich selbst auch Eines. Dies hatte aber keinen andern Zweck, als den, daß alle die, welche an jenem« Ganzen und Einen An- theil bekamen, d. i. davon aßen, als Eines und Ganzes, als eine Gemeinschaft sich betrachten sollten, ebenso wie die, welche das neutestamentliche Passah, den Leib Christi (1. Eor. 5, 7), essen, worüber der Apostel in l. Cor. 10, 17 sagt: »Ein Brod ist es, so sind wir viele Ein Leib, dieweil wir alle Eines Leibes theilhaftig sind-« Darin hat denn auch die Bestimmung des folgenden Verses ihren Grund. (Bähr.) 10. Uiid sollt nichts davon shinaus nach einem andern Hause tragen V. 46, auch nichts] über- lassen bis morgen [um es dann noch nachträglich zu genießen]; wo aber etwas iiberblejbt bis morgen [weil ihr nicht alles in der Passahnacht habt auf- zehren können] sollt ihr’s [am andern Morgen] mit Feuer verbrennen. Dieselbe Vorschrift wird hernach in Z. Mose 7, 153 22, 30 in Beziehung auf die Ueberreste der Dankopfer ertheilt. 11. Also [in folgender Verfassung] sollt ihr’s aber essen: Um eure Lenden sollt ihr gegurtet sein [wie solche, die ausgehen wollen, aber durch das ungegürtet lang herabhängeiide Kleid beim Gehen L. Muse 12, 9—-17. gehindert sein würden 1. Kön. 18, 46; 2. 4·, 29], und Schuhe [Sandalen] an euren Fußen haben [während ihr zu Hause barfuß gehet Apo- stelg. 12, 8], und Stiibe in euren Händen [1. M. 32, 10]; und sollt es [demnach] essen (in voll- ständig reisesertigem Zustande] als die hinwegeilen [ihres Bleibens nun nicht mehr hierorts haben, sondern in ängstlicher Spannung auf den Augen- blick warten, wo sie fortziehen und eine längere Wanderung antreten werden]; denn es ist des HErrn Passah sein von ihm angeordnetes und ihm zu haltendes Verschonungs-Mahl, dadurch er geist- lich und leiblich euch stärkt zu der sofort anzu- tretenden Reise] Hiernach hat die Bestimmung über den reisefertigen Zustand beim Genuß nur Giltigkeit für die erstmalige Feier; sie ist aber darum von ewig denkwiirdiger Be- deutung, weil mit seiner Verschonung und Ausführung Israel nun zu einem eigenen selbstständigen Volke, und zwar zu dem Eigenthumsvolke des HErrn und zu einem priesterlichen Königreich wurde. Jn dem Passah feiert also Israel feine Geburt oder Schöpsung (Jes. 43, 1. 15); es ist sein geistliches Geburtstagsfest und die Grund- lage aller übrigen Feste. Das Zeitwort, von welchem der Name Passah (eigentlich Fesseln aramäisch Fischer) hergeleitet ist, bedeutet zunächst springen, hüpfen, über etwas hinivegschreitem um es nicht zu zertreten, daher verschonen (in Jes. 31, 5 übersetzt Luther: ,,drinnen umgehen«). Nun wird der Ausdruck gebraucht 1) von dem Vorübergehen des Würgengels an den mit Blut bestrichenen Thüren der Kinder Jsrael und dem Verschonen ihrer Erftgeburt (V. 27); 2) von dem Lamme, dessen Blut an die Thüren zu streichen ist, damit der HErr, indem er es sieht, vorübergehen und verschonen könne (B. 21); Z) von der Bereitung des Lammes zu dem von dem HErrn befohlenen Mahle und der Feier dieses Mahles (B. 11); 4) von der ganzen, mit dem Mahle beginnenden siebentägigen Festfeier und den an dem Feste darzubringenden anderweitigen Opfern (5. M. 16, I· 2), so daß der Ausdruck ,,Ostern (im Grundtext: das Passah) essen« in Joh· 18, 28 sich recht wohl auf die in die Festwoche fallenden Opfermahlzeiten beziehen kann. Letzteres, das siebentägige Fest, heißt indessen für gewöhnlich das Fest der ungefäuerten Brode (Kap. 23, 153 34, 18;-3. M. 23, s; 5. M. 16, 16), weil wäh- rend der 7 Tage seiner Feier nur ungesäuertes Brod genossen werden soll (V. 15). · 12. sEine Verschonung aber soll zu der Zeit, wo ihr das Mahl halten werdet, wirklich statt- finden] Denn ich will in derselbigen Nacht durch Egyptenland gehen, und alle Erftgeburt schlagen in Egyptenland, beide unter Menschen und Vieh. Und will [durch solche Erschlagung aller Erftgeburt] meineStrafe beweisen an allen Gottern der Egyp- ter [die so lange mir widerstrebt haben], Jch der HErr [der ich zwar als den einigen wahren Gott mich ihnen gegenüber durch Zeichen und Wunder schon sattsam bewiesen habe, aber nun auch mein Gericht noch über sie halten muß, auf daß alle Welt erkenne, daß ich meine Ehre keinem Andern geben will, noch meinen Ruhm den· Götzen Jes 42 8]. «Die Erftgeburt, als die erste Macht des Vaters (1. M. 49, Z) und die erste Frucht der Mutter (2. M. 13, 2), steht zu diesen in einein besonders nahen Ber- Stiftung des Osterlamms und des Passahfestes 195 hältniß, als die erste Geburt ist sie aber auch die Blüthe aller nachfolgenden Geburten; sie repräsentirt also ein ganzes Volk oder die ganze Gattung sowohl nach oben als nach unten, sowohl in den vor- als in den nachlebenden Geschlechtern, nimmt sozusagen eine uni- verselle, eine auf das Ganze nach allen seinen Theilen bezügliche Stellung ein. Juden! denn der HErr sie schlägt, beide unter Menschen 1ind Vieh, schlägt er eigent- lich alles in Egyptew was einen lebendigen Odem hat; nur seine Barmherzigkeit und Langmuth ist es, daß er nicht wirklich das Ganze tödtet, wie einst bei der Sünd- fluth, sondern blos die natürlichen Stellvertreter des Ganzen· Es fragt sich nun, in wiefern dies an Men- schen und Vieh in Egypten zu vollziehende Gericht zu- gleich für ein Vernichtungswerk an allen Göttern der Egypter angesehen werden soll, iiiid nicht blos für ein Strafgericht an Menschen und Vieh selber (4. Mos. Es, 4). Da müssen wir denn uns Vergegenwärtigen, wie theils die egyptischen Könige auf den Jnschriften ihrer Grab- denkmäler sich als Söhne oder gar als Jnearnationen (Fleisch- oder Menschwerdungew der Götter preisen lie- ßen, theils unzählige Thiere von den Egyptern heilig verehrt und für Erscheinungen der Gottheit angesehen wurden. Nachdem der HErr sein Gericht bereits an den wirklichen Göttern der Egypten den Dämonen und bösen Geistern unter dem Himmel (vgl. Anm. zu Kap. 7, 22), geübt und alle ihre Macht zu Schanden gemacht hat (K·ap. 8, 18, 19), hält er nun auch das Gericht über die eingebildeten Götter derselben, über den als einen Gott angebeteten König, indem er seinen erstge- borenen Sohn ganz gleichstellt dem ersten Sohn des Ge- fangenen im Gefängniß und dem ersten Sohn der Magd, die hinter der Mühle ist, und über die für heilig gehal- tenen und wider alle Verletzung durch eigene Gesetze in Schutz genommenen Thiere, indem er sie ebenso behan- delt wie die gemeinsten und unreinsten ihres Geschlechts, z. B. die Schweine, deren Hirten ni t einmal erlaubt war, einen Tempel zu betreten (vgl. um. zu 1. M. 41, 46). Wahrlich, wenn die Sünde und Thorheit der Men- schen jemals zuließen, daß die Gerichte Gottes dasjenige auch wirklich an ihnen ausrichten könnten, was sie aus- richten sollen, so hätten die Egypter nach Erwtirgung ihrer Erstgeburt sich für einen Brand, der aus dem Feuer gerissen ist, ansehen und nach Erwürgung auch der Erst- geburt ihres Königs und aller ihrer heiligen Thiere es für immer verlernen müssen, falschen und nichtigen Göt- tern zu dienen! Doch wie überall so heißt es auch hier: »Du schlägst sie, aber sie fühlen es nicht; du plagest sie, aber sie bessern sich nicht. Sie haben ein härter Ange- sicht denn ein Fels und wollen sich nicht belehren« (Jer. 5, 3.) 13. Und das [an die Thürpfosten und die Oberschwelle gestrichene] Blut [V. 7] soll euer [euch, die ich von den Eghptern geschieden habe Kap. 11, 7, von diesen UnterscheidendesJ Zeichen sein an den Hausern, darin ihr seid, daß, wenn ich das Blut sehe, vor euch ubergehe, und euch nicht die Plage widerfahre, die euch verderbe [euch sonst ebensowohl verderben würde, wie die, in deren Lande, ja in deren Mitte ihr wohnt — vor euch ubergehe], wenn 1ch Egyptenland schlage. 14. Und sollt diesen Tag [an welchem es ge- schehen wird, daß ihr so verschonet werdet von dem allgemeinen Verderben] haben zum Gkdachk niß [der erfahrenen GnadeL nnd sollt ihn [all- 1ahrlich] feiern dem HErrn zum Fest, ihr« und alle eure Nachlommem zur ewigen Weise sgleichwie ja eure Verschonung selbst von ewiger Bedeutung ist]. 15. Sieben Tage hintereinander] sollt ihr ungesciuert Brod essen; iiamlich am ersten Tage sden 15. Abib] »sollt ihr aufhören mit gesauertem Brvd iu euren Hausern snachdem ihr schon bei dem, die- sem Tage unmittelbar vorangehenden Passahmahl Ungesäuertes gegessen habt V. 8]. Wer gefäuert Brod isset vom ersten Tage an bis ans den sieben- ten, deß Seele soll [weil er einen Frevel began- gen und ineinen Bund unterlassen hat 1. M. 17, 143 4. M. 15, so] ausgerottet werden von Israel. 16. Der erste Tag [15. Abib] soll heilig sein, daß ihr [an ihm, wenn erst das Heiligthum Kap. 25—31 vorhanden sein wird, bei demselben zum GotteZdienstJ zusammen kominet; nnd der siebente [21. Abib] soll auch heilig sein, daß ihr sin glei- cher Weise] zusammen koniinet Keine Arbeit kdie auf die alltägliche Handthierung sich bezieht Z. M. 23, 7 f.] sollt ihr darinnen [weder an dem ersten noch an dem siebenten Tage] thun, ohne was zur Speise gehbret für allerlei Seelen szur Bereitung des Efsens nothwendig ist], dasselbe allein mdget ihr für euch thun swährend am Sabbath und am großeii Versöhnungstage auch das euch nicht er- laubt sein soll Kap. 35, 2 f.; s. M. 16, 29—31]. 17. Und haltet ob dem ungefäuerten Brod [auch während der zwischen dem 15. u. 21. Abib liegenden fünf Tage, wenngleich ihr da nicht zu- sammenkommet, sondern euren gewöhnlichen Be- rufsgeschäften nachgehet], denn an demselben Tage [mit welchem das Fest beginnt] hab ich» [zu Mit- ternacht] euer Heer ans Eghptenland gefuhretz da- rum sollt ihr diesen Tag [auf die eben beschriebene Art] halten, und [gleich wie ihr, so auch] alle eure Nachkommen zur ewigen Weise. Zwar war die Ausführung, von der der HErr hier redet, noch nicht geschehen, sondern sollte erst nach etli- chen Tagen vor sich gehen; da indessen die hier gege- benen Vorschriften auf die Feier zum Gedächtnis; (V. 14) sich beziehen, so wird die Wohlthat, deren Jsrael gedenken soll, als eine schon erfahrene, als Vergangen- heit betrachtet, wie denn vor dem HErrn alles, was er sich einmal vorgenommen, so gut ist, als wäre es all- bereits geschehen. Warum hier und im Folgenden so scharf darauf gedrungen wird, daß Jsrael am Fest sei- ner Ausführung aus Egypten während der ganzen sieben Tage nur ungesäuertes Brod essen soll, hat seinen Grund in der sinnbildlichen Bedeutung des Sau erteig s. Er ist, als durch die Gährung corrumpirt oder verderbet, in der heil. Schrift stehend ein Bild des alten verkehr- ten und entarteten Wesens des Menschen (Matth. 16, 6), der Bosheit und Schalkheit (1. Cor. 5, 6-8), und sym- bolisirt init seiner aiich den übrigen Teig ansteckenden Säure den verderblichen und versäuernden Einfluß, den alles Sündliche und Ungöttliche überall da, wo es ge- duldet wird, ausübt (Gal. 5,9); daher wird später streu untersagt, ihn den zu Sveisopsern bestimmten Ba - werten zu untermengen (3. M. L, 4—12). Durch die Ausführung aus Egypteii nun will der HErr nicht etwa Jsrael blos äußerlich von dem Druck, den es bisher erfahren hat, erlösen, sondern es zugleich zu seinem Volke machen, zu einem heiligen Volk (2. M. 19, 6), das von dem Sauerteig des alten egyptischen Wesens gereinigt ist und nach seiner Verschonung kraft des Versöhnung?- bluts des Lammes in einem neuen Leben wandelt. Dies II* 196 neue Lebenselemenh in welches es versetzt worden, soll der siebentägige Genuß von nur ungesäuertem Brod abschattenz die Strafe der Ausrottung aber, welche auf den Genuß von Gesäuertem steht, weist auf die neu- testamentliche Wahrheit hin, daß ohne Heiligung niemand den HErrn sehen und ein jeder, der nach seiner Er- lösung durch Christum noch in Unreinigkeit wandelt, vom Himmelreich ausgeschlossen wird (Hebr. 12, 14; I. Thess 4, 1—6). · 18. Am vterzehnten Tage des ersten Monden, des Abends· lwenn ihr Passah haltet und nun der 15. «T»ag dieses Monats angegangen ist], sollt ihr ungesauert Brod essen, bis an den ein und zwan- zigsten Tag des Monden an den Abend swo das Fest schkkeßtb Hi. Daß ma»n sieben Tage kein gesäuert Brod finde m euren Hausern Denn wer gesciuert Brod 1sset, deß Seele soll ausgerottet werden von der Gemeinde Israel, es sei ein Fremdling kder zwar der Gemeinde nicht einverleibt ist durch die Be: schneidung, aber doch mitten unter ihr lebt] oder Einheimischet im Lande sdas euch der HErr euer Gott nunmehr zu eigen geben wird]. 20. Darum sum solcher Strafe der Ausrot- tung zu entgehen] so esset [während der 7 Tage B. 18] kein gesauert Brod, sondern eitel unge- sauert Brod, in allen euren Wohnungen [an allen Orten eures künftigen Wohnlandes Kap. 35, 3; Z. M. Z, 17; 7, 26; 23, 3. 14. 21. 31; 4. M. 35, 29]. . Diesem Befehle gemäß wurde denn hernachmals am Tage vor dem Fest aller Sauerteig mit großer Aengst- lichkeit und Peinlichkeit aus den Häusern hinweggeschafft; jeder Hausvater veranstaltete bei sich eine förmliche Haussuchung sah alle Gemächer, Kisten, Schränke und Winkel genau nach, ob irgendwo ein Stückchen oder Krümchen ungesäuert Brod sich fände, und sprach nach vollbrachter Untersuchung ein Gebet, daß alles, was er etwa nicht gesehen und gefunden haben sollte, von Gott selber zu Staub und Asche gemacht werden möge. I1— u. 21—28. Inst» versammelt dem-sahst aue nette- sten in Israel, eriikfnet ihnen Gottes Befehl in Bezie- hung auf das ijasfah, und diese gehen hin und sorgen für die Ausführung an den bestimmten Magen. 21. Und Mose forderte alle Aeltesten in Js- rael [die Stammes-, Geschlechts: und Familien- häupter Kap. Z, 165 4, 29], und sprach zu ihnen [zunächst nur das unmittelbar Nothwendigq nicht gleich den ganzen Inhalt der Verordnungen V. 2—20 ihnen mittheilend]: Leset aus [nach ande- rer Uebersetzung: Gehet hin], und nehmet [am 10. dieses Monats, der nach Gottes Befehl hin- fort der erste bei uns sein wird] Schafe [Klein- Vieh, d. i. Lämmer von Schafen oder Ziegen, und zwar] jedermann [ein jähriges männliches Lamm, da kein Fehl an ist] für sein Gesinde sden unter ihm stehenden«Familienverband], und [nach- dem ihr dasselbe bis zum vierzehnten behalten habt] schlachtet san diesem Tage zwischen Abends] das kpassah is. Auen. zu V. 11 Nr. 2]. 22. Und nehmet ein Büschel Moden, und 2. Mose 12, 18—29. tunke·t in das Blut in dem Becken smit welchem ihr das Blut beim Schlachten des Passah aufge- favgen habtL und berühret sbeftreichetj damit die Ueberschwelle und die zween Pfosten. Und gehe swährend der» folgenden NachtJ kein Mensch zu seiner Hausthur heraus, bis an den snach Mitter- nacht beginnenden] Morgen. Unter Ysop verstehen die Ausleger hier und in 3. Mos 14, 4. 51.3 4. M. 19, s. 18.; Pf. 51, 9, wo er als Besprengungsi und Reinigungsmittel vorkommt, entweder den Hissopas Officin-ins, eine auch in Deutsch- land auf Schutt uud an Mauern wachsende Pflanze mit chmalen, lanzettförmigen, etwa 1 Zoll langen, etwas steifen Blättern, ästigen, 1——1Vsz Fuß hohem Stengel und stauen, seltener weißen Blumen, die vom Juni bis in den August erscheinen und den Bienen viel Honigstoff bieten; oder aber eine, dem Ysop ähnliche Species (Art) des Orjganum (Dosten oder Wohlgemuth). Dieser ist eine aromatische Pflanze mit starkem, geradem, 1 Fuß hohem Stengel, vielen wolligen Blättern und weißen Blüthen, die auf steinigem Boden, auf Schutthaufen u. dgl. wächst. Es läßt sich nicht entscheidem welche von beiden Ansich- ten die richtige sei, da über das, was die Alten unter Ysop verstanden, noch viel Ungewißheit herrscht; jeden- falls kommt derselbe nicht bloß als Werkzeug des Be- str ei chens, wozu er wegen seiner zarten, haarigen Blät- ter, die eine Feuchtigkeit, in welche sie getunkt werden, leicht einsaugen und eben so leicht beim Schtitteln wieder von sich geben, ganz besonders sich eignet, in Betracht, sondern mehr noch von Seiten seiner medicinischen Kraft, indem man im Alterthum ihn sowohl unter Speisen und unter das Brodmehl mischte, um sie von unreinen Bestandtheilen zu reinigen, als auch innerlich gebrauchte zur Reinigung des Körpers von falschen Säf- ten u. s. w. Jn unsrer Stelle dient er sachlich dem ersten, symbolisch dem andern Zweck, ist also theils Werkzeug, theils Sinnbild. 23. Denn [es ist in dieser Nacht des Ge- richts nirgends, als hinter den blutbestrichenen Thüren Sicherheit, sintemal] der HERR szur Mit- ternachtJ wird umher gehen sin Egyptenlands und die Eghpter szum zehnten Mal] plagen sdutch Schlagen aller ihrer Erstgeburh beide unter Men- schen und Vieh]. Und wenn et [beim Umher- gehen] das Blut sehen wird an der Ueberschwelle und an den zween Pfosten leueee ThüeL Wird et vor der Thur ubergehen, und den Verderber loder Würger der Erstgeburt Hebt 11, 28, der ihm zur Seite steht und das Gericht in seinem Namen vollstrecktj nicht in eure Häuser kommen lassen [auch euch, gleich den Egyptern] zu plagen. Unter dem Verderber, dem sogenannten Wtirgengeh ist ohne Zweifel ein wirklicher, d. i. geschaffener Engel gemeint, nicht wie Etliche wollen, jener Engel oder Großbote Gottes, von dem in Kap. 3, 2 ff. die Rede war; doch war der HErr in diesem Engel und durch denselben wirksam, daher das, was er that, Gott selbst zugeschrieben wird. Vgl. 2. Sam. 24, 165 2. Kön. 19, 35. Um- gekehrt eignen (1. M. 19, 13) die beiden Engel, die zu Lot kamen, sich dasjenige Werk zu, das hernach (V. 24 f.) der HErr unmittelbar ausführh weil sie dasselbe vorbe- reitet und bis zu dem Punkte fortgeftihrt haben, wo der Hsrrkwieder persönlich bei ihnen gegenwärtig sein konnte ( . ). 24. Darum sweil du -— d. h. jeder einzelne Hausvater in Israel — in der Schreckensnacht Stiftung des Passahfestes Zehnte Plage: Erwürgung der Erstgeburt unter den Eghpterm 197 V. 23 eine so gnädige Verschonung mit den Dei- nen um des Blutes des Passah willen erfahren wirst] so halte diese Weise sdes Passahschlachtens am Abend des 14. AbibJ fiir dich und deine Kin- der ewiglich. 25. Und wenn ihr in’s Land kommt, das euch der HERR [nunmehr] geben wird, wie er [vor- zeiten zu den Vätern] geredet hat; so haltet [dort alljährlich] diesen [von dem HErrn euch vorge- schriebenen Gottes-] Dienst. 26. Und wenn eure kzu dem Alter des Auf- merkens und Fragens gelangten] Kinder. [indem sie die verschiedenen Gebräuche der Feier vor Augen sehen] werden zu euch sagen: Was habt ihr da sur einen» Dienst? · 27. Sollt ihr sagen: Es ist [dies geschlach- tete Lamm, das wir essen] das Passahopser des HERRU [das von dem HErrn zu unserer Ver- schonung angeordnete Opfer, und preisen wir da- mit Jhn], der vor den Kindern Israel uberging in Egypten da er die Egypter plagte, und sdurch solches Vorübergehen oder Ueberspringen] Unsre Häuser erretteteK Da [als Moses solches den Aeltesten eröffnet hatte] neigte sich [in denselben] das [von ihnen repräsentirte] Volk, nnd buckte sich [um seinen Glauben an das Wort des HErrn und seine Bereitwilligkeit zum pünktlichen Gehorsam zu bezeugen Kuh. 4, 31]. «) Diese Bestimmung bezweckt, die großen Thaten Gottes in lebendiger Tradition (mündlicher Ueberliefe- rung) unter dem Volke zu erhalten (vgl. Jos. 4, 16); um ihr zu entsprechen, bestand ein Akt des späteren Fest- rituals (der Festordnungd die Haggadn oder Verkün- digung, darin, daß vor dem Genuß der eigentlichen Mahlzeit, nachdem der auf das Fest zu lesende Abschnitt aus dem Gesetz, vorgetragen und der zweite Becher Wein eingeschenkt worden war, der älteste Sohn des Hauses an den Vater die Frage richtete (5. M. 32, 7), was doch dies alles bedeute, und dieser darauf antwortete (2. M. 13,8): »Die-«- Passah essen wir darum, daß der HErr vor den Häusern unsrer Väter in Gghpten vortibergegangen.« Jndem er hierauf die bittern Kräuter mit der Hand aufhob, fuhr er fort: »Diese bittern Kräuter essen wir darum, daß die Egypter das Leben unsrer Väter »in Egypten bitter gemacht haben« Jetzt nahm er auch ein ungesäuert Brod in seine Hand und sagte: »Diese unge- säuerten Kuchen essen wir, weil unsre Väter nicht so viel Zeit hatten, daß sie den rohen Teig säuern konnten, ehe ihnen Gott erschien und sie erlösete. Darum sollen wir Den, der unsern Vätern und uns diese Wunder erwiesen hat, und hat uns aus der Dienstbarkeit in die Freiheit, aus dem Leide in die Freude, aus der Finsternis; zum großen Licht gebracht, bekennen, loben, preisen, erheben. So laßt uns denn sprechen: Halleluja! Lobet ihr Knechte, den HErrnl« Hiermit war der folgende Akt, das Halle! oder der Lobgesang eingeleitet; doch wurden zunächst nur Pf. 113 u. 114 gesprochen, worauf der Hausvater den bereits eingeschenkten zweiten Becher segnete und herumreichte, der zweite Theil des Lobgesangs (Pf. 115 bis 118) kam erst nach völlig beendigter Mahlzeit, beim Genus; des vierten Bechers zum Vortrag (Matth. 26, 30). 28. Und die Kinder Israel kdenen die Aet- teften nach ihrem Weggange von Mose die em- pfangenen Mittheilungen von Haus zu Haus er- öffneten] gingen hin, und thaten, wie der HERR Mose und Aaron geboten hatte. . Sie vertheilten sich je nach dem Bestand ihrer Fa- milien in zusammengehörige Tischgenossenschaftem wähl- ten am 10. Abib ein Lamm aus, schlachteten es am Abend zwischen dem 14. und 15. des Monats, bestrichen mit dem Blut die Oberschwelleund die beiden Thür- pfosren ihrer Häuser, und genossen hierauf in reisefertiger Kleidung und Haltung familienweise das unzerstückt am Feuer gebratene Passah mit den bittern Kräutern und ungesäuerten Broden, und blieben den übrigen Theil der Nacht hinter den blutbestrichenen Thüren beisammen, bis da kommen würde, was der HErr sich vorgenommen. Die Egypter nun mögen sich gewundert haben, als sie sahen, wie an ein und demselben Tage in allen isreali- tischen Familien auf die nämliche Weise ein Lamm zur Mahlzeit zugerichtet und jede Hausthür mit Blut be- zeichnet wurde; manche unter ihnen, die unter den bis- herigen, sich einander ablösenden Plagen den Gott Js- raels hatten fürchten lernen, mögen bei solchem Anblick mit bangen Ahnungen erfüllt worden sein. Dennoch legten sie sich, als die Nacht hereinbrach, alle zu ihrer Ruhe nieder. — »Der Tag neigte sich, die Schatten der Nacht lagerten sich über Egyptem Pharao und sein Volk legte sich zum Schlummer nieder. Ach, ihr unglücklichen See- lenl ihr hättet es so nöthig gehabt, euch dem HGrrn zu empfehlen, dessen schwere Gerichte in fürchterlichen Schlä- gen i r bereits kanntet. Aber da kam kein Abendsegen über iese Lippen, da stieg kein Flehen um Gnade und Barmherzigkeit aus diesen wider den HErrn empörten Herzen auf; unter Gedanken des Trotzes, unter Bildern der Wollust, unter Stindenträuinem in stolzer Sicherheit schliefen diese elenden Menschen ein. Ach, wir sind auch wohl schon oft genug eingeschlafen, statt mit Gebeten, mit sündigen Gedanken, statt ·die Gnade des HErrn suchend, das Herz unreiner und böser Lüste voll, statt in aufrich- tiger Buße uns vor ihm demilthigend, in stolzer Sicher- heit. Gott helfe uns, daß uns keine Nacht je wieder an- ders treffe, als mit unserm Heiland im Bunde! Unser Erwachen könnte sonst auch einmal furchtbar und entsetz- lich sein. (Appuhn.) III« Eil. 29—42. Zu Mitternacht, während die Finder Israel nach dem Genus; des Illassah reisefertig hinter ihren Tlhitren harren und wohl Los-gelänge und Ileierliltingsze von ihren Lippen erschallen, erfolgt der letzte entschei- dende Schlag, die zehnte Plage. xler Engel des Iler- derbeng geht durch ganz Øgiiptenland und schlägt alle .?;2.Is»r;:..«:i;:; srklisrrsislsiisirx ao e a a e a sendet Botschaft an Znose und Darm, dah er das Voll: nun ziehen lasse, die Gghpter aber drängen und treiben die Ziinder Israel, um sie aufs- schleunigste loa zu werden. 29. Und zur Mitternacht sda alles still war und ruhete Weish 18, 14 ff.; 1. Thess 5, B] schlug der HERR sdurch den von ihm ausgefen- deten Verderber V. 23] alle Erstgebntt in Egyp- tenland, von dem ersten Sohn Pharao an, der auf seinem Stuhl saß [dem einstigen Thronerben], bis auf den ersten Sohn des Gefangenen im Gefäng- niß [des zur niedrigsten Sklavenarbeit verurtheil- ten Verbrechers], nnd alle Erstgeburt des Viehes [wie er das vor 5 bis 6 Tagen dem Pharao durch Mose angedrohet hatte, dieser aber hatte in seiner Herzenshärtigkeit auch an dieses Wort sich nicht gekehrt Katz. 10, 28——11, 8]. 198 Z. Mose 12, 30——38. Viele Ausleger denken hier unter Be ugnahme auf 2. Sam. 24, 15 ff. an eine Pest; sie sei as Mittel ge- wesen, durch welche der Würgengel die Tödtung der Erstgeb urt vollstreckte. Indessen ist von einer plötzlich dahinrassenden Krankheit, die durch Ansteckung sich über ganz Egypten verbreitet habe, durchaus nicht die Rede. »Nicht Ansteckun , die wie der elektrische Funke in un- vorhergesehener eise bald hier bald da einschlägh bedingt die große Zahl der Opfer, die dieser Plage fallen; und nicht durch leibliche Disposition für einen vorhandenen räthselhaften Krankheitsstosf find die Opfer, die ihr fallen, dazu vorherbestimmt; sondern die Hand Jehovas oder des Verderbers, den er sendet, greift unmittelbar ein. Zahl und Auswahl der Opfer sind schon vorher genau bestimmt, und zwar nach einer Regel, die nicht das Mindeste mit den Gesetzen der Ansteckung zu thun hat. (Kurtz.) Der erstgeborene Sohn Pharaos hieß vermuth- lich Dsirisz wenigstens bestand in Egypten später die Sitte , daß in einer bestimmten Nacht, wenn Vollmond war, eine allgemeine Wehklage im Lande um den ver- loren gegangenen Osiris veranstaltet wurde und daß man darnach unter großem Geschrei und Weinen ausging, ihn zu suchen. Nach jtidischer Tradition war der 15. Nisan im J. des Auszugs ein Freitag; das stimmt mit dem Worhentage des Todes Christi. 30. Da stund Pharao kvom Schrecken Got- tes ergriffen] auf, und alle seine Knechte in der- selben Nacht nnd alle Egyptey und ward ein groß Geschrei in Eghptenz denn»es war kein Haus, da nicht ein Todter innen ware [überall hatte der Verderber gewürgt, und wo er keine Kinder fand, an die Erwachsenen sich gehalten; irgend einen Erstgebornen mußte er in jedem Hause, in jeder Familie schlagen, so lautete sein Auftrag] 31. Und er [dieser vom Schrecken Gottes ergriffene Pharao, der unter solchem Schrecken an seine eigene Rede Kap. 10, 28 sich nicht weiter kehreteJ forderte [durch Absendung seiner Knechte oder Hofbeamten] Mose und»Aar»on [noch mitten] in der Nacht, Und sprach [ließ ihnen gleich zum Voraus, damit auch sie dessen iiicht mehr gedäch- ten, was sie ihm damals geantwortet Kap. 10, 29, und sich wieder bei ihm einfänden, die Er: laubniß unbeschränkten Abzugs und die Bewilli- gung aller ihrer Forderungen mit den Worten zusagen]: Machet euch auf »und ziehet aus von meinem Volk, thr und die Kinder Israel; gehet hin, und dtenet dem HERRm wie ihr gesagt habt [Kap. 10, 8—11, 24]. 32. Rehmet auch mit euch eure Schafe und Minder, wte thr gesagt habt [Kap. »10, 25—27]·; gehet hin, und segnet mich auch shinterlasset mir für den vollständigen und unbedingt freien Abzug, den ich euch hiermit geweihte, wenigstens den Se- gen zum Abschied, daß hinfort keinerlei Plage mehr über mich und mein Volk kommen soll]. Als nun aber Mose und Aaron, ihres Wortes ein- gedenk, sich nicht dazu verstehen wollten, wieder vor Pharaos Augen zu kommen, da fielen die Knechte oder Hofbeamten dem Mose zu Füßen (Kap. 10, 28) und· sprachem ,,Zeuch aus, du und alles Volk, das unter dir ist;« wußten sie doch, daß es dies Mal dem König ein Ernst sei mit seiner Erlaubniß, wenigstens im gegen- wärtigen Augenblick des Schreckens und Entsetzensz und ihnen selbst lag alles daran, dieses unheimliche, ihnen so verderblich gewordene Volk je eher je lieber los zu wer- den. — »Wenn die Gerichte des HErrn Schlag auf Schlag, wenn die Mitternächte des Lebens grauenhaft und ent- setzlich über den Sünder hereinbrechen, da erkennt er wohl den lange verspotteten und verachteten Gott, da fühlt er sich wie ein zitternder Wurm in der Hand des All- mächtigen, da kommt er wohl in einen Zustand, welcher der Buße gar ähnlich sieht, ob er gleich von der wahren Buße weiter liegt, als der Himmel von der Erde. Solche Buße hat schon mancher hartnäckige Sünder gethan, wenn der HErr im Ungewitter daherzog, wenn sein Erstgebor- ner kalt und bleich vor ihm lag, wenn sein Leben schreck- liche Gefahren hart bedrohten, oder wenn er an der Pforte des Todes stand und die Schrecken des Gerichts in die letzte dunkle Stunde hineindrangen und sein Herz be- stürmtem solche Buße werden selbst die Verdammten thun, wenn die letzte Mitternacht von der Wehklage ihrer ewigen Qualen widerhallt (Appuhn.) » · Its. Und die Eghpter swährend so ihr König in seinen Abgesandten flehentlich wie um eine Gnade den Mose um Abzug bitten mußte] drun- gen das Volk ssetzten ihm gleicher Weise mit Bit- ten und Beschwören hart zu], daß sie es eilends aus dem Lande trieben [den Abzug desselben so schleunig als irgend möglich zu Stande brächten]; denn sie sprachem Wir find alle des Todes [wenn dieses Schlagen und Würgen des Verderbers, das uns schon unsere Erstgeburt gekostet hat, noch ferner anhält] 34. Und das Volk [indem es dem Drängen und Treiben der Eghpter nachgab und eiligst auf- brachJ trug den rohen Teig, ehe denn er verfciuert war, zu ihrer Speise sden zur Zehrung auf der Reise in den Backmulden schon eingekneteten, aber noch nicht mit Sauerteig vermengten Teig] gebun- den in ihren Kleidern, auf ihren Achseln. Die gewöhnliche Kleidung der Jsraeliten bestand aus einem Leibrock oder Unterkleid, und einem Mantel oder Oberkleiiu Der Leibrock (Luther: Rock Matth. 5, 40) war ein wollenes oder baumwollenes, in der Regel auf dem bloßen Leib als Hemd getragenes, eng anschlie- ßendes und bis an die Kniee reichendes Kleidungsstück mit Aermeln, das mit einem Gürtel um die Lenden her- um zusammengehalten wurde; der Mantel dagegen ein großes viereckiges Tuch oder Stück Zeug, das man um die Schultern warf. Wer blos das Unterkleid trug, hieß im gewöhnlichen Sprachgebraiich schon nackt (1. Sain. 19, 245 Hiob 24, 103 Jes 20, 2); das Oberkleid, ähn- lich deniHaik oder Burnus der heutigen Araber, wurde von Aermeren oder Reisenden als Nachtdecke (2. M. 22, 26 f.) und im gewöhnlichen Leben oft genug als Sack- oder Tragetuch benutzt, indem man das, was man fortschafsen wollte, darin einband, und den Bündel auf die Schulter nahm. So hier in unserer Stelle. Vgl. Nicht. 8, 253 Ruth Z, 15; Spr. 30, 4. » 35. Und die Kinder Israel kals die Egypter sie so drangen V. 331 hatten gethan, wie Mose gesagt sanf Grund des göttlichen Befehls Kap. 3, 21 f.; 11, 2 f. durch ihre Aeltesten Kap.12, 21 ff. sie geheißen] hatte, und oon den Egyptern gefordert silberne und guldene Gerathe [Kleinodien], und [Feier-] Kleider. » 36». Dazu hatte der HERR sivie er ver- heißenj dem Volke Gnade gegeben vor den Egypteriu Des Auszugs aus Eghpten Anfang. daß sie ihnen leiheten [das Geforderte auch wirk- lich darreichten, da die Egypter in diesen Stunden allgemeinen Schreckens und der Angst vor weite- ren Strafgerichten V. 33 zu allem bereit waren, was nur irgend dazu beitragen konnte, den Ab- zug der Kinder Israel zu beschleunigen und den Zorn ihres Gottes zu versöhnen]; und [diese] ent- wandten es den Egyptern [nahmen es als eine Siegesbeute, die der HErr ihnen zugewendet, von ihren bisherigen Unterdrückern mit hinweg]. Diese Stelle hat in alter und neuer Zeit viel Anstoß erregt. Luther hat die Schwierigkeit, die darin liegt, mit seiner Uebersetzung nicht Verdeckt, sondern offen dargelegt. Bleiben wir nämlich bei dieser Uebersetzung stehen, so er- scheint das Leihen der Gefäße und Kleider von Seiten der Kinder Israel als ein betrügerischesz denn sie wuß- ten ja, daß sie nicht wieder zurückkehren würden, ihr Be- halten des Geliehenen kommt daher wirklich einem Ent- w enden oder Stehlen gleich. Und, was das Schlimmste dabei ist, Gott selbst hat es ihnen geheißen! Wie sollen wir uns das erklären? Es sind viele Erklärungsverfuche darüber ausgestellt worden; am besten darunter ist noch der, da man sagt: Von Anfang an bis zuletzt ist vor Pharao und den Egyptern gegenüber von nichts weiter die Rede gewesen, als von einer Reise drei Tagereisen in die Wüste zur Feier eines Festes; dazu haben die Egypter ihre Geräthe und Kleider leihweise den armen Israeliten dargegeben, um sie würdig auszustattem Jene erwarteten nichts Anderes, als die Rückkehr der letzteren nach Ablauf der Festzeit, und hofften dann wieder in Be- sitz des Ihrigen zu kommen; und diese hatten in der That auch die Absicht wiederzukommen und alles wieder mitzu- bringen. Doch Pharao gab mit seinem kriegerischen Nach- setzen (Kap. 14) der Sache eine ganz andere Wendung; er stellte sich damit auf Kriegsfuß wider Israel, das Heer des HErrn, und der HErr mußte für sein Volk wider ihn streiten. Dieser nun, als Pharao im rothen Meere untergegangen war, gab Egyptens Gut den Kindern Israel als eine davongetragene Siegesbeute nach Kriegs- recht zu eigen· Indessen, Pharao hat die ursprüngliche Forderung des Mose schon bei der letzten Verhandlung (Kap.10, 24»—11, s) dadurch zu nichte gemacht, daß er überhaupt mit Mose nicht mehr verhandeln wolltez als er dann (Kap. 12, 31 f.) zu diesem sendet, bewilligt er vollständigen und unbeschränkten Abzug auf Nimmer- Wiederkehr, freilich in der augenblicklichen Angst, aber doch so, daß er wirklich alles weiteren Anspruchs auf Is- rael sich begiebt. Mit ihm denken offenbar auch die Egypter nicht daran, daß die Israeliten je wiederkehren werden. Es handelt sich also gar nicht um ein bloßes Leihen der Gefäße und Kleider, sondern von Seiten der Israeliten um ein Fordern und von Seiten der Egyp- ter um ein Bewilligen solcher Forderung. Darauf führt denn auch die Bedeutung der betreffenden Worte im hebräischen Grundtext-«, das Gntwenden aber ist ein Beraubeii Uateitiisch spo1iare), ein als Siegesbeute mit Hinwegnehmem Israel zieht mit der Beute seiner mächtigen Feinde beladen davon, zum Zeichen des Sie- ges, den Gottes Allmacht seiner Ohnmacht verliehen. «) bedeutet weder hier noch in 1 Sam. i, 28 inu- euum dar-e, leihweise geben oder vor-strecken, wie auf Grund der Ueberseßung der Septuaginta gemeiniglich angenommen wird, sondern sich bitten lassen, jemandes Bitten anhören, sie ihm gewähren und ihm das Erbeiene schenken. Hiernach ist der Sinn der Stelle der, daß die Eghpter froh waren, die Jsraeliten um diesen Preis los zu werden. (Oehler.) 37. Also zogen ans die Kinder Israel von Raemses lHeroopolis Kap. 1, 11, der Haupt- 199 stadt des Landes Gosen 1. M. 47, 4. Anm., all- wo sie sich, soviel ihrer die Stadt in derselben Nacht noch erreichen konnten, nach den Ereignissen V. 35—36 gesammelt hatten] gen Suchoth feinem Hirtenlagerplatz etwa 5-—6 Stunden süd- östlich; daselbst hielten sie ihre erste Rast, unter- wegs aber schlossen sich immer mehr Schaaren dem Hauptzüge an, bis nun das ganze Volk bei- sammen war], sechshundert tausend Mann zu Fuß, ohne die fWeiber und] Kinder. Letztere, soweit sie noch zu jung waren für den Marsch, wurden auf Lastthieren und Wagen (1· Mose 31, 173 46, 5 sf.; 2. M. 4, 20) mitgenommen. Obige Summe ergiebt nach gewöhnlichen Verhältnissen eine Gesammtmenge von mehr als 2Millionen Seelen. Von jeher ist die Fruchtbarkeit in Egypten bei Menschen und Thieren eine anderwärts beispiellose gewesen; das Land war also auch in dieser Hinsicht für die Absichten, die Gott mit Israel dort vorhatte (1- »Es, 3), besonders geeignet. Dennoch reicht die natürliche Fruchtbarkeit Egyptens, indem nach den Zeugnissen der Alten Mehr- geburten (selbst von Z, 4 oder 5 Kindern) dort an der Tagesordnung waren, nicht aus, eine so außerordentlich starke Vermehrung von etwa 70 Seelen, die »du »ein- wanderten, bis über 2 Millionen für den verhaltnißmaßig nur kurzen Zeitraum. von 215 Jahren als natürlich »er- scheinen zu lassen; vielmehr· ist Gottes Vorsehung hier noch in besonderer Weise wirksam gewesen, namentlich auch durch Erhaltung der Kinder am Leben und Ab- wendung aller Seuchen, Krankheiten und sonstigen Ge- fahren. Daß aber auch auf der »andern Seite eine solche Vermehrung nicht geradezuunmoglich ist, zeigtfolgende Uebersicht, bei welcher auf jede einzelne Ehe nicht mehr als durchschnittlich 4 Sohne gerechnet sind (noch· Ietzt rechnet man bei den Colonisten»in»Sud-Afrika 10 Kinder auf je eine Ehe) und keine Rucksicht darauf genommen ist, daß inancher Mann wohl mehr als eine Frau gehabt hat: Bei Ankunft in Egypten . . . . . . . .. 63 Männer 30 Jahr; später: . . . . . . . . . . . . . . . . . 252 » 60 » » . . . . . . . . . . . . . . . .. 1,008 ,, 90 » ,, ............... .. 4,032 » 120 » » . . . . . . . . . . . . . . . . . 16,128 » 150 » » ............... . · 64512 » 180 » » . . . . . . . . . . . . . . . .. 258,048 » 21 ............... .. 1,032,192 » osuii Zeit«des Auszugs lebten die letzten 3 Glieder; von dem drittletzten waren schon viele todt oder doch über die Jahre der Kriegsfiihigkeit hinaus, weshalb es nur zur Hälfte in Ansatz zu bringen ist,·von»dem letzten Gliede dagegen konnte nur etwa ein Drittel über 20 Jahr alt sein, dies ergiebt: letztes Glied · . . . . . . . . . . . . . . . . ..344,064 Männer vor-letztes Glied . . . . . . . . . . . . . . ..258,048 » dkittletztes » . . . · . . . . . . . . . . «. 32256 » in Sunima 634,368 Männer. Es kommen somit immer noch 34,368 auf die, die in der Kindheit gestorben sind oder durch sonstige Umstände in Wegfall kommen (vgl. 4. M« l, 16). 38. Und zog auch mit ihnen viel Pöbelvolk [ein zahlreicher, aus Leuten verschiedener Abstam- mung gemischter Haufe, der, wohl meistentheils den unteren Schichten der egyptischen Bevölkerung angehörend, gleichen Druck mit Israel erfahren hatte, gegenwärtig an das Volk Gottes, auf dessen große Zukunft durch die Zeichen und Wunder auf- merksam geworden, sich anschloß und von diesem wegen seines Berufs, den Heiden ein Segen zu 200 2. Mose 12, 39—51· 13, l. 2. sein, nicht zurückgewiesen werden durfte, späterhin aber demselben zum Fallstrick wurde 4. M. 11, 4], und Schafe und Rinder, und fast viel Biehes [s. Anm. zu Kap. v1, 7]. 39. Und sie buken fin Suchoth angelangt] aus dem rohen Tage, den sie aus Eghpten hrach- ten sauf Kohlen und heißer Asche] uugesauerte Kuchen [dünne, runde Brode von der Art, wie sie solche zum Passah gegessen hatten V. 815 denn es [da-s in Backschiisseln zum Brodvorrath für die Reise eingeknetete Mehl] war [als sie dasselbe schleunig einpacken mußten V. 34] nicht gesanert, well sie aus Eghpten gestoßen [eilig hinausgedrangt V. 331 wurden, und konnten nicht verziehen snicht so lange ihren Auszug verschieben, bis sie den Teig zu gewöhnlichem, gesäuertem Brod hergerich- tet hätten] und hatten [da aller Sauerteig un- mittelbar vorher des Passahs wegen aus den Häusern geschafft worden war] ihnen sonst keine Zehrung zubereitet. Die Kinder Jsrael kamen also bei dieser ersten Passahfeier gezwungener Weise dazu, auch die folgen- den Tage bis zum 21. Abib außerordentliches oder reines Brod zu essen, gleichwie in der Nacht vom 14.—15.Abib, und erftillten so die Bestimmungen V. 15 sf., die ihrem ganzen Inhalt nach ihnen wohl noch gar nicht mitge- theilt waren (vgl. V. 21—27), in Folge eines Dranges der Umstände. Dieser Zwau und Drang der Umstände, da man ihnen nicht einmal eit ließ, sich ordentlich zur Reise zu rüsten, sondern sie so, wie sie gerade waren, zum Lande hinaustrieb, gehörte noch mit zur Periode ihres Elends; und insofern wird in 5. M. 16, 3 das ungesäuerte Brod ,,Brod des Elends« genannt. Gleich- wohl hat das siebentägige Essen solchen Brods nicht den ausschließlichen Zweck, das Bild der erduldeten Knecht- schaft den nachlebenden Geschlechtern immer von Neuem vor die Seele zu führen; die erste und vornehmste Be- deutung besteht vielmehr darin, das neue Leben der Er- lösten vorzubilden, die den alten Sauerteig der Schalk- heit und Bosheit von sich ausgefegt haben und nun im Süszteige der Lauterkeit und Wahrheit wandeln (1.Cor. Z, 6 ff.). Daneben aber ist es allerdings nicht ohne geistliche Beziehung, einmal, daß Jsrael nicht freiwillig, sondern gezwungen bei der Brodbereitung in Suchoth vom Sauer- teig absieht, und dann, daß das Essen vom Ungesäuerten sieben Tage hinter einander für den leiblichen Geschmack nicht gerade etwas Angenehmes hatte; denn Israel, als noch im alten Bunde stehend, hat no nicht innerlich und sreiwillig von dem alten Wesen er Natur, von dem Sauerteig Egyptens losgelassen, das wird erst seiner Zeit der Geist der Gnade bewirken, wenn die neutesta- mentliche Erlösung geschehen ist, und auch dann, im neuen Bunde, hat das neue Leben der Erlöseten des HErrn nichts mit der Zärtlichkeit des Fleisches zu thun. ,,Es kostet viel, ein Christ zu sein und nach dem Sinn des reinen Geistes leben; denn der Natur geht es gar sauer ein, sich immerdar in Christi Tod zu geben. Und ist hier gleich Ein Kanrpf wohl ausgericht, das macht’s noch nicht.« »(V. L) · » , 40. Die Zeit aber, die die Kinder Israel in Egypten gewohnet haben [von da an gerechnet, wo Abraham bald nach seinem Eintritt in Canaan zum ersten Mal nach Eghpten iibersiedelte I. M. 12, 9 ff.], ist vierhundert und dreißig Jahr 12083 bis 2513 n. Ersch d. W» 1922-—1492 v. Chr] Ein tiefer, wenn auch unverstandener innerer Zug nach Egypten, dem feenhaften Lande des Reichthums, der Bildung und der Weisheit, scheint der Patriarchengeschichte von Anfang an innegewohnt zu haben; er hat sich bei allen drei Repräsentanten derselben geltend gemacht, aber erst unter dem dritten fällt der Zug des Herzens auch mit Gottes Ruf zusammen (1. M. 12, 9 ff.; 26, 1 ff.; 46, 1 ff.). Die Wahrheit dieses Zuges ist das Bewußtsein Jsraels von seiner universalistischen, auf die gesammte Menschenrvelt sich beziehenden Bestimmung und die Ahnung eines Bedtirfnisses, nicht nur aus der Fülle seines gött- lichen Segens das Heidenthum zu befruchten, sondern auch eben so sehr sich von ihm aus der Fiille weltlicher Bildung befruchten zu lassen. (Kurtz.) Daß bei Zahlung der 430 Jahre wirklich von Abrahams erstmaliger Ueber- siedelung nach Egypten an gerechnet werden müsse, geht theils aus dem Geschlechtsregister Kap. 6, 16 ff. in Ver- bindung mit 1. M. 15, 16., theils aus der neutestament- lichen Stelle Gut. Z, 17 hervor. Der ganze Zeitraum zerfällt in zwei gleich lange Abschnittez 215 Jahr von Abrahams Uebersiedelung bis zu der desJacolY 215 Jahr von da bis zum Auszug unter Muse. Diejenigen Chro- nologen dagegen, ivelche von Jaeobs Uebersiedelung im J. 2298 n. Ersch d. W. (1707 v. Chr.) an rechnen, müssen den Auszug aus Egypten auf das J. 2728 n. E. d. W. (1277 v. Chr.) verlegen und die Zeit der Richter anders bestimmen, als seiner Zeit von uns ge- schehen wird, um die 480 Jahre, die nach 1. Kön. S, 1 vom Auszug aus Egypten bis zu Salomos Tempelbau verflossen, herauszubringen. · 41. Da dieselben uin waren [und damit der von Gott im Voraus verkündigte Zeitpunkt 1. M. 15, 13 f. herbeigekommen], ging das ganze Heer des HERRn [von ihm selbst durch eine starke Hand herausgeführt Kap. 7, 4 und dann in der Wolken- und Feuersäule den rechten Weg geleitet Kap. 13, 21 f.] auf Einen Tag [und zwar an demselben Tage, an welchem sie mit Einbruch der Nacht das Passah gehalten, d. i. am 15. Abib des J. 1492 v. Chr] aus Eghpteu 42. Darum wird diese [die den 15. Abib beginnende] Nacht dem HERRn gehalten, daß er km derselben] sie aus Egyvtenland gefuhret hat; nnd die Kinder Israel sollen sie [nach dem Gebot V. 14. 24 f.] dem HERRn halten, sie und ihre dtachlomuien · IV— di. 43—51. Slin Ort des ersten Nachtlager-i ange- langt, wo mitten unter den Kindern Israel siitj auch ein Zhaufe fremden, aus Ggnpteii mit ausgewanderten glot- lieg befindet M. 38), empfangen Illose und Staren weite- ren Befehl in Beziehung ans das Monats, wie es mit der Entheiligung der Fremden an dieser Feier, die so ganz auf Israel-i Tilbsihließung nach aussen und desto festeren Busanmiensitslusi unter einander berechnet war, gehalten werden soll. 43. Und der HERR [als die Kinder Israel in Suchoth ungesäuerte Kuchen aus dem mitge- brachten Teige buken V. 39 und damit unbewußt den Bestimmungen V. 15——20 genügten] sprach zu Mose und Aaron sum schon jetzt die das Passalx fest betreffenden Verordnungen ihnen vollständig mitzutheilen]: Dies ist die Weise Passah zu halten [in Betreff desjenigen Punktes, den ich bisher noch nicht zur Sprache gebracht habe]: Kein Fremder [von einem andern Volke herstammender Des Auszugs aus Egypten Anfang. 201 AUsländerJ soll davon essen ljenes Pöbelvolk also, das mit euch gezogen V. 38 und während der jetzigen sieben Festtage ungesäuertes Brod mit euch ißt, hätte gleichwohl an dem Genuß des Passah selber nicht Theil nehmen dürfen]. 44. Aber wer ein erlaufter Knecht ist [und vermöge solcher Leibeigenschast in Jsraels Volks- gemeivschcsft übetttittl den beschneide man [1. M. 17, 12], und dann esse er davon. 45. Ein Hausgenoß [oder Beisasz dagegen, der zwar bleibenden Wohnsitz in eurem Lande ge- funden, in eure«Religionsgemeinschaft jedoch nicht aufgenommen ist] und sebenso ein] Miethling sum Tagelohn bei euch arbeitender Fremdling] sollen nicht davon essen [denn sie stehen beide zu euch in einem blos äußerlichen Verhältniss, das jederzeit wieder gelöst werden kann] 46. lUeberhaupt kommt es bei dem Genuß des Passah auf eine recht scharf ausgeprägte Dar- stellung sowohl der Volks-, als der ihr zu Grunde liegenden Familiengemeinschaft an.] In einem Hause soll man’s sdaherj essenz ihr sollt ssovcel euer zu einer Tischgenossenschaft V· 4 sich zusam- mengethan haben] nichts von seinem Fleisch hinaus vol? das Hans [und hinüber nach dem andern Hause] tragen [in welchem diejenigen, mit denen ihr euch zur Tischgenossenschaft zusammengetham wohnen, damit die dort für sich selbst essen können, sondern sie sollen zu euch herüberkommen]; Und sollt kein Bein an ihm zerbrechen [das Lamm nicht einmal tranchirt (zerlegt) auf den Tisch bringen, vielmehr bis zur wirklichen Mahlzeit es ganz und unzerstückt lassen]. 47. Die ganze Gemeine Israel soll solches thnn [innerhalb der einzelnen Familien- und Tisch- genossenschaften die strengste Abgeschlossenheit nach außen und den engsten Zusammenschluß nach innen beobachten, damit aber im Großen und Ganzen als ein einiges, in sich zusammengehaltenes und gegen Fremde sich verschließendes Volk sich dar- stellen, damit das Passah sei, was es sein soll, eine Communion oder Gemeinschasts 48. So aber ein Fremdling sals Beifaß V. 45] bei dir wohnet, und dem HERRn das Passah [mit euch] halten will, der beschneide [znvor] alles, was männlich ist [unter den Gliedern seiner Fa: milie]; alsdann mache er sich herzu, daß er solches thue [das Passah mit euch halte], und sei wie ein Einheimischet des Landes [gelte hinfort, da er das Bundeszeichen der Beschneidung mit den Seinen an sich trägt, euch, den Einwohnern des Landes, in das ich euch führen will, in jeder Hinsicht für gleichstehend und gleichberechtigt, aber, wie gesagt, nur in dem Falle, daß er die Beschneidung an- genommen]; denn kein Unbeschnittener soll davon [von dem Passah] essen [und zu Jsraels Bürger- schast zählen] 49. Einerlei Gesetz sei dem Einheimischen, nnd dem Fremdling, der unter euch wohnet seiner wie der andere hat nur dann ein Recht, sich dem HErrn zu nahen und ihm das Passah zu halten, wenn er die Beschneidung empfangen] 50. Und alle Kinder- Israel thaten, wie der HERR Mose nnd Aaron hatte geboten snahmen alle diese Verordnungen über das Passah gehor- sam an und richteten sich in der Folgezeit streng darnach, vgl. 4. M. 9, 1——5; Jos 5, 1—10]. 5l. Also [wie V. 29—41 erzählt worden] führete der HERR auf einen Tag die Kinder Js- rael ans Egyptenland mit ihrem Heer [und erfüllete damit, was er Kap. 6, 6. 26 zugesagt hatte] « Das 13. Kapitel« Heiligung der Ersigebnrh Yes Auszug- Fortgang. I« U. 1-16. Strich iiber die Fjeiligung aller Grstgeburt bei den Kindern Israel empfängt Mose Befehl von Gott; er eröffnet dem Wollte noih in Suchoth, was ihm der Yjlsirr in Jjinsikht auf das siebentägige Pest der siifken Mode, sowie hinsithilich der Grstgeburt unter Menschen und Ztlieh aufgetragen, und schärft ihm ein beständiger Gedennen an diese seine Ausführung aus Ggnpten fiir alle nach- folgenden Zeiten ein. I. Und der HERR redete sbei der Verhand- lung Kap. 12, 43 ff. in Suchoth weiter] mit Mose [dem er noch eine andere, auf die Begeben- heiten der vorigen Nacht sich gründende gesetzliche Einrichtung zu eröffnen hatte], und sprach: 2. Heilige mir [durch bestimmte Verordnun- gen des Gesetzes, das ich durch deine Vermitte- lung dem Volke Israel gebe] alle Etstgeburh die alletlei Mutter bricht [das Erstgeborene allerlei Gattung, was durch seine Geburt den nachfol- genden Geburten gleichsam die Bahn bereitet], bei den Kindern Israel, beide unter den Menschen und dem Vieh; denn sie sind mein sdurch die Verscho- nung aller eurer Erstgeburh als ich die Egypter schlug Kap. 12, 12 f. 29, habe ich mir ein be- sonderes Anrecht an eure Erstgeborenen unter Menschen und Vieh für alle Zeiten erworben, und dies mein Recht soll denn auch in der Weise, wie ich sie dir in Beziehung auf die Erstgeburt unter dem Vieh theilweis schon jetzt V. 12, in Bezie- hung auf die Erstgeburt unter Menschen aber später 4. M. 3, 11—13 näher bezeichnen werde, zur Verwirklichung kommen] Das alte Fest. unterscheidet 2 Klassen von Erst- gebornen, nämlich die Erstgebornen des Vaters, und die Erstgebornen der Mutter; jene allein genossen die btirgerlichen Vorrechte der Erstgeburh das Recht auf den Principat oder die Oberherrlichkeit in der Familie und das Recht auf das doppelte Erbtheil (1. M. 49, 3 f.; 5. M. 21, 15—17) man hat sie deshalb die Erstgebornen des Erbes sprimogeniti haekeditatiiy genannt. Diese dagegen, von denen in unserer Stelle die Rede, hatten, wenn sie nicht zugleich Erstgeborne von Seiten des Vaters waren, in bürgerlicher Hinsicht gar keine Vorrechte, son- dern sollten dem Herrn geheiligt werden, daher werden 202 2. Mose 13, 3-——20. sie im Unterschied von der ersten Klasse als Erstgeborne der Heiligkeit sprimogeniti sanctitudiniy bezeichnet. Jn- dem der HErr die Erstgebornen dieser zweiten Klasse bei den Kindern Israel fich heiligt, erklärt er damit das ganze Volk, dessen Blüthe sie sind (vgl. Anm. zu Kap.12, 12), für heilig und ihm geweihet, gleichwie er durch ihre Verschonung eigentlich das ganze Volk verschont hat. Ueber die Art und Weise ihrer Heiligung nun bestimmt Gott vor der Hand noch nichts; es muß da Jsraels Geschichte sich erst noch weiter abwickeln, ehe solche Art zur völligen Ausgestaltung und Begründung gelangt. Wohl aber hat er ohne Zweifel über die Heiligung der Erstgeburt unter dem Vieh schon hier dem Mose die Grundzüge mitgetheilt, wenngleich der Bericht dieser Mit- theilungen nicht gedenkt; sie ergeben sich jedoch aus dem, was hernach (V.11) Mose dem Volke eröffnet. Später hat auch darüber der HErr mit Mose noch weiter verhandelt, und finden sich die erweiterten oder theilweis abgeän- derten Bestimmungen in 3. M. 27, 26 f.; 4. M. 18, 15——18. 3. Da sprach Mose zum Volk [ihm sowohl dasjenige nachträglich eröffnend, was er bei der Versammlung der Aeltesten Kap. 12, 21 ff. einst- weilen noch bei Seite gelassen Kap. 12, 15——20, als auch die so eben Kap. 13, 1. 2 vom HErrn empfangenen Verordnungen ihm kund thuend]: Gedenket an diesen [heutigen] Tag, an dem ihr aus Egyptem aus dem Diensthause, gegangen seid [und vergesset es nimmer] baß der HERR euch mit machtiger Hand von hinnen hat ansgesühretz darum sollst du [du dem HErrn geheiligtes Volk, während der ganzen Festzeit, die du zum Gedächt- niß dieser großen That deines Gottes alljährlich hal- ten sollst Kap. 12, 14. 24 ff.] nicht Sauerteig essen [zum äußeren Zeichen, das; du durch solche Aus- führung zur Enthaltung von allem Sauerteig des eghptischen Sündenwesens für immer berufen und verpflichtet bist] « 4. Heute [merket den Tag wohl!] seid ihr ausgegangen in dem Monden Abib [oon welchem ihr künftig die Monde des Jahres anheben wer- det Kap. 12, 2]. 5. Wenn dich nun der HERR [durch seine weiteren Gnadenführungens bringen wird in das Land der Cananiten Hethitetc Amor-net, Heviter und Jebustten das er deinen Vätern geschworen hat dir zu geben, ein Land, da Milch und Honig innen steckst, so sollst du diesen Dienst sder Passahi fecerj halten in diesem Mond svom Abend zwischen dem 14. und 15. Abib an]. b. Sieben Tage [hintereinander, bis zum 21. des Monats] sollst du ungesciuert Brod essen, und am siebenten Tage [mit dem dann das Essen des Ungesäuerten endet] ist des HERRU Fest [ebenso heilige Festversammlung wie am ersten Tage Kap- 12, 16]. 7. Darum [wie gesagt] sollst du sieben Tage ungesäuert Brod essen, daß bei dir kein Sauerteig gch gesäuert Brod gesehen werde, an allen deinen rten 8.. Und sollt euren Söhnen sagen an dem- selbigen Tage [an welchem das Fest mit dem Ge- nuß des Passah beginnt]: Solches halten wir Um deß willen, das uns der HERR gethan hat, da wir aus Egypten zogen [Kap. 12, 25 f.]». 9. Darum sdamit das Gedächtntß dieser gro- ßen Thaten des HErrn nimmer bei euch und euren Kindern verIöscheJ soll dir’s [was jetzt über die jährliche siebentägige Festfeier gesagt worden ist] sein ein Zeichen in deiner Hand, und ein Denk- mal vor deinen Augen seine Sache, die dir nimmer von den Händen und von den Augen wegkommt, sondern das ganze Jahr hindurch vor der Seele schwebt], auf daß des HERRU Gesetz sdeffen Offen- barung hiermit ihren Anfang nimmt] sei in deinem Munde sein Gegenstand deiner beftändigen Ge- spräche, und du so ohne Unterlaß »preisest und rühmests daß der HERR dich mit machttger Hand ans Egypten gefuhret hat [vgl. P. 161- 10. Darum halte diese Weise ldes ·Pccsscch] zu seiner Zeit jährlich [und beobachte zuglerclx was der HErr ferner auf Grund dessen, was m dieser Nacht in Eghpten geschehen, in Betreff aller det- ner Erstgeburt befohlen hat V. 1. 2]. 11. Wenn dich nun der HERR in’s Land der Cananiter gebracht hat, wie er sdas zu thun] dir und deinen Batern geschworen hat, und dirs [hat zu eigen] gegeben; · 12. So sollst du aussondern [vom gemeinen Gebrauch und zu· eigen geben] dem HERRn alles sbeide unter den Menschen und dem ViehL was die Mutter bricht [den Mutterleib zum ersten Mal zum Aufgehen und Gebären bringt] und lzivcm was die Erstgeburt unter dem Vieh betrifft» vor allen Dingen] die Erstgeburt unter dem lretvepjl Vieh [den Rinderm Schafen und Ziegen] das »ein Männlein ist sein Erstgebornes dieser Klasse nam- lich, wenn es keinen schlimmen Fehler hat, sollst du vom achten Tage nach der Geburt an binnen Jahresfrist als Hebopfer darbringen Kap. 22, 30; 4. M. 18, 15 ff.; 5. M. 15, 21 f·f.]. 13. Die Erstgeburt vom Esel lals einem un- reinen und nicht opserfähigen Thier dagegen] sollst du lösen mit einem Schaf [oder Ziegenböckleim das du an seiner Statt opferst]; wo du es [das Esels- füllen] aber nicht ldsest, so brich ihm das Genick [und weihe es auf diese Weise dem HErrn]. Aber alle erste Menschengeburt unter deinen Kindern sollst du [auf alle Fälle] lösen lindern du für jeden erstgebornen Knaben 5 Sekel Silber — in runder Summe 473 Thlr. —— an die Priesterschaft zahlst 4. M. Z, 47; 18, is] Die in V. 12 geforderte Aussonderung und Weihung aller Erstgeburt ftir den HErrn geschieht also 1) bei Kindern durch völlige und beständige Hingabe an den unmittelbaren Dienst des HErrm bestehend in der Verrichtung der nicht priesterlichen Geschäfte beim Her- ligthumz da aber dieser Dienst später auf die »Leviten übertragen wird (4. M. Z, 5—13), so sollen die Erst- gebornen von dem ihnen abgenommenenDienstz der eigentlich ihre Pflicht gewesen wäre, durch eine bestimmte Steuer losgekauft werden. Die Weihung der Erstgeburt Heiligung der Erstgeburt in Israel. Des Auszugs Fortgang. Die Wolken- und Feuersäule. 203 2) unter dem Vieh dagegen geschieht durch Opferung des Thieres; da jedoch nur reine Thiere geopfert werden dür- fen, niimlich Rinder, Schafe und Ziegen, so tritt bei den unreinen Thieren, von denen der Esel beispielsweise angeführt wird, entweder Stellvertretung durch ein dem ohngeführen Werthe entsprechendes reines Thier oder Ver- nichtung ein; hierfür wird indessen später (4· M. 18, 15) ebenfalls die Lösung durch Geld nach priesterlicher Schätzung festgesetzt. 14. Und wenn dich heute oder morgen [bei allen künftigen vorkommenden Fällem wo du diesen Vorschriften hinsichtlich der Erstgeburt gemäß han- delstJ dein Kind wird fragen: Was ist das? [Kap. 12, 25 f.] sollft du ihm sagen: Der HERR hat uns mit mächtiger Hand aus Egyptem von dem Diensthause, geführet 15. Denn da Pharao hart war uns loszu- lassen, erschlug der HERR alle Erstgeburt in Egyp- tenland, von der Menschen Erstgeburt an, bis an die Erstgeburt des Viehes Darum opfere ich dem HERRn alles, was die Mutter bricht, das ein Riscinnåein ist, und die Erstgebnrt meiner Kinder lb e i . 16. Und das soll dir ein Zeichen in deiner Hand sein, nnd ein Denkmal vor deinen Augen, daß uns der HERR hat mit mächtiger Hand aus Egypten geführet [und dir nimmer aus dem Her: zen und den Gedanken kommen]. Ueber die hierauf sich gründende Sitte der Denkzettel (Matth. 23, 5) siehe Anm. zu H. Was. S, 9. IL U. 17—22. hlachdem hierauf der Zug von gliaemseri bis zur ersten Statiou in Suchoth noshmals erwähnt und dabei theils der Grund, warum man gerade diese Nich- tung einschlug, theils die Hirt, wie man augkog, erläutert worden ist, wird die Fortsetzung der zsleise bis zur zw eiten Stntion in Gtham beschrieben. glon hier aus übernimmt der JJErr unmittelbar die Führung seines; Zjeereg durch die Momen- und Feuer-Male, die dem tllolbe voraukieht 17. Da nun Pharao sdurch viele Zeichen und Wunder gezwungen Katze. 7——12., endlich] das Volk gelassen hatte [Kap. 12, 30—32], fuhrete sie Gott svon Raemfes aus] nicht [nordöstlich] aus die [längs der Küste des mittelländischen Meeres nach Gaza sich hinziehendes Straße durch der Philister Land, die am nächsten war [und binnen etwa 10 Tagen sie an das Ziel ihrer Wanderung gebracht hätte]; denn Gott [abgesehen davon, das; er mit Jsrael erst noch etwas Besonderes vorhatte, ehe er es in Canaan einführte Kap. 19 ff.] gedachte [erwog bei seiner Führung auch dies], es möchte das [durch die jahrelange »Knechtschaft feig und ver- zagt gewordene] Volk gereuen, wenn sie den Streit sähen [mit den überaus kriegstüchtigen und streit- baren Philistern in einen Kampf sich einlassen sollten, um sich durch ihr Land hindurchzuschlagens Und [möchten vor solchem Kampfe zurückschreckend] wieder in Eghpten umkehren [vgl. Kap. 14, 10 bis 12]. Um allein auf Jhn geworfen und nicht gleich wieder in Welthändel verstrickt zu werden, wird Israel aus Egypten nicht direkt nach Canaan, sondern auf großen Umwegen durch die Wüste geführt, wo das irdische Natur- und Geschichtsleben stille steht, wo das Volk allein ist mit seinem Gott. Er übernimmt, da die Wüste ohne Nahrung und ohne Weg, dieses einfachste Zeichen mensch- licher Cultur, ist, die Speisung durch das Manna und die Führung in der Wolken- und Feuersäule, damit auch hierin das Volk unmittelbar an Jhn gewiesen sei und sich gewöhne. (Auberlen.) · 18. Darum [au»s diesem für’s Erste nahe liegenden Grunde] fuhrete er das Volk um [in südöstlicher Richtung herunter], auf die Straße durch die Wuste am Schilfmeer [indem er es zu- nächst in Suchoth sich lagern und dort vollständig sammeln und ordnen ließ Kap. 12, 37]. Und die Kinder Israel zogen [nicht wie ein Haufe von Flüchtlingem sondern wie ein wohlgeordnetes Krie- gesheers igerüstet aus Egyptenland szugleich voll Rüstigkeit Pf. 105, 37; Jes. 5, 27; 5. M. 29, 5]. l9. Und Mose [der Führer und Ordner ihres Zugs] nahm mit sich die Gebeine Josephek Denn er hatte svor seinem Sterben 1. M. 50, 24 ff.] einen Eid von den Kindern Jsrael»genom- wen, nnd gesprochen: Gott wird euch heunsnchen [und seiner Zeit wieder »aus Eghpten»führen];« so fuhret meine Gebeine mit euch von hinnen sdiese waren denn die 144 Jahre daher sorgfältig an einem sicheren Ort in ihrer Lade aufbewahrt worden]. 20. Also strotz aller Beschleunigung des Aus- zugs dennoch in der besten Verfassung] zogen sie aus von Snchoth [wo sie das erste Nachtlager gehalten], und lagerten sich [nach zwei Tagemär- schen] in Etham seiner Grenzfestung vermuthlich am südlichen Ende der Bitterseen], vorn an der Wuste [da, wo Eghpten aufhört und nun die große arabischeiWüste Tih-beni-Israel ihren An- fang nimmt]. Das steinigte (peträische) Arabien umfaßt theils die zwischen den beiden Busen des rothen Meeres einge- schlossene Halbinsel des Scnai (Anm. zu Kap. L, 155 Z, 1), theils die an diese Halbinsel nördlich sich an- schließende große Landstrecke, welche im Westen von Egypten, im Norden vom mittelländischen Meere und Palästina, im Osten vom wüsten und glücklichen Arabien begrenzt wird. Da, wo beide Theile sich von einander scheiden, befindet sich eine wüste und sandige Hochebenq etc-Raunen genannt, die gegen 3000 Fuß über dem Meeresspiegel liegt und sich fast halbmondförmig quer durch die Halbinsel erstreckt. Aus ihr steigt gegen Norden das Kalkfteingebirge est-Tit: bis zu 4300 Fuß Höhe auf und läuft wie eine bogenförmige Mauer, jener Ebene parallel, vom nordwestlichen Ende des älanitischen Meer- busens aus bis nahe an den Meerbusen von Suezz hier wendet es sich, zieht mit der Ostkiiste des letzteren pa- rallel nach Nordwesten nnd führt den Namen er-Rxihsh. Beide Gebirgszüge dachen sich, der eine nach Norden, der andere nach Osten, zu einer weit ausgedehnten Hoch- ebene ab, zur Wüste Titkbenicksrael (d· i. Verirrung der Kinder Jsrael). Der westliche und nordwestliche Rand derselben heißt e1-Dsehifar, und gehört zu diesem Theile auch die Wüste Etham oder Sur (Kap. 15, 22; 4. M. 33, 8); nördlich wird sie durch das Thal el Man-eh von dem palästinensischen Gebirgslande geschiede·n, im Osten dagegen senkt sie sich zu der s- g. Arabah nieder, einem 204 L. Mose IS, 21. 22. 14, 1—7. mehrere Stunden breiten, gegen 20 Meilen langen, tief- liegenden Thal, das sich von dem Südende des todten Meeres bis zur Nordspitze des älanitischen Meerbusens hin erstreckt. 21. Und der HERR zog svon nun an, wo sie das bewohnte Land verließen und in eine un- wegsame Wüste eintraten, hier aber nur solche Wege einschlagen sollten, die mit den göttlichen Absichten übereinstimmten und die sie von sich sel- ber nicht finden konnten] vor ihnen her, des Tags in einer Wolkensaula daß er sie den rechten Weg fuhrete, und des Nachts »in einer Fenersaule, daß er ihnen leuchtete zn reisen Tag und Nacht [zu reisen« des Nachts eben so sicher und zum Ziele führend wie bei Tage, so oft eine Nachtreise nö- thig war Kap. 14, 19 f.]. Noch jetzt ist es ini Morgenlande gleichwie vormals. im Alterthum Sitte, daß Karavanen und Kriegsheeren auf unbekannten und unsicheren Wegen in kleinen eiser- nen Gefäßem die an den Spitzen langer Stangen befe- stigt sind, von einem kundigen und sichern Führer ein brennendes Holzseuer vorgetragen wird, das sowohl zum Signal beim Ausbruch als ziim Wegzeiger bei der Wan- derung dient. Die alten Perser aber pflegten ihren Hee- reszügen auf silbernen Altären Feuer voranzutragem in welchem sie die Gottheit bei sich gegenwärtig zu haben vermeinten. Was nun die Karavanen auf ihren Wan- derungen brauchten, und die Perser auf ihren Kriegs- zügen bei sich haben wollten, das soll dem über 2 Mil- lionen starken Karavanenzug der Kinder Israel in einem, seinem Bedürfnis; entsprechenden Maße nicht fehlen; das soll der 600,000 streitbare Männer umfassende Heereszug derselben wirklich, und nicht blos eingebildeter Weise bei sich haben. Von Etham aus stellt sich nämlich an die Spitze des Zugs eine Wolke, die für gewöhnlich die Form einer Säule bildet, je nach Umständen aber auch die einer ausgedehnten Scheidewand (Kap."14, 19 f.) oder einer schirmenden Decke (Ps. 105, II) annimmt. Ohne Zwei- fel war sie ihrer Art und äußeren Beschaffenheit nach eine eigentliche Wolke, und das von ihr umschlossene Feuer, das bei hellem Tageslicht wie ein matter Licht- nebel sich ausnahm, bei nächtlicher Finsternis; dagegen einen gluthrothen Schein verbreitete, ganz wie natürli- ches Feuer; doch beides, Wolke und Feuer, war seiner Bestimmung und seinem innern Wesen nach unendlich mehr als das. Sie war die von dem HErrn angenom- inene Leiblichkeit, mit welcher er an einen bestimmten Raum sich binden und seinem Volke sichtbar gegenwärtig sich erzeigen wollte — eine Leiblichkeit, die, abgesehen von ihrer, dem Bedürfnis; eines Wandervolkes entspre- chenden Zweckmäßigkeit, zugleich sinnbildliche Bedeutung hatte, denn das Feuer ist Sinnbild der göttlichen Heilig- keit und Gerechtigkeit, die dasselbe einhüllende Wolke aber Sinnbild der göttlichen Gnade und Barmherzigkeit. 22. Die Wolkensäule wich nimmer von dem Volk des Tages, noch die Feuersaiile des Nachts [so lange es in der Wüste wanderte, ließ sich viel- mehr später, als die Stiftshütte errichtet war, auf dieser nieder Kap. 40, 34 ff. und verschwand erst, als Jsrael nun an den Grenzen des gelob- ten Landes stund Jos. 3, 6 Aiim.]. Gott führt uns nicht gleich den geraden Weg zum Himmel, wir müssen vorher durch viel Elend geprüft werden und lange in der Wüste dieser Welt herum wal- lens wenn wir aber auch schon in der Wüste dieser Welt in einem finstern Thal der Angst und Trübsal wandern, dürfen wir uns doch nicht fürchten, denn der HErr ist bei uns (Ps. 23,4), er ist unser Licht, Sonne und Schild. (Pfafs.) —— »O Vaterherz, o·Licht, o Leben, otreuer Hirt Jmmanueh dir bin ich einmal übergeben; dir, dir gehöret Leib und Seel. Jch will mich nicht mehr selber führen, der Vater soll das Kind regieren; so geh· nun mit mir aus und ein, und leite mich nach allen Trzttem Jch geh — ach hör, o HEry mein Bitten — ohn dich nicht einen Schritt allein. (V. 1.) Das l4. Kapitel. xluszugs Vollendung. Zier Egypter Untergang im rothen Meer. I. n. 1—18. meinem: ver Zug hist-ern: de: sitt-online« Richtung der zlordspihe des rothen Zileereg entgegenging, müssen die Kinder Israel von Gtham ans sich mehr rechts halten und ihr drittes Lager vor Paul-Besehen aus der westseite des Zlleereg noch innerhalb des egnptisihen Gebiets aufschlagen; es kommt so, wie der IJGrr gewollt, zilharao eilt ihnen nach mit seinen wagen undd1eisigen, aber nun ist auih die Stunde da, das; der Zjlsrr erscheine in seiner Ehre und mit seiner großen Zjerrliiijlieit seine Æiderwartigen nütze. 1. Und der HERR [ehe am Morgen des vierten Tages die Wolkensäule Kuh. 13, 21 f. zum Zeichen des Aufbruchs sich erhob] redete sdurch innerliche Einsprache seines Geistes] init Mose [ihm Grund und Absicht der jetzigen schem- bar so thörichten Führung zu osfenbarenL nnd sprachx » 2. Rede mit den Kindern Israel, und sprich sbefiehl ihnen in meinem Namen], das; sie [nicht in der bisher eingeschlagenen Richtung nach Süd- ost weiter ziehen, um die Nordspitze des vor ihnen liegenden Meerbusens herum; sondern der Füh- rung der Wolkensäule folgend in gerader Richtung nach Süden] sich herum lenken, und lnvch auf egyptischem Gebiet] sich lagern gegen dem Thal Hiroth [südöstlich von dem Ausgange der Ge- birgspässe bei Hiroth oder Hahiroth 4. M. 33, 7], zwischen Migdol szur Rechten] und dem Meer lzur Linken] gegen [dicht vor] Baal-Zephon, nnd da- selbst gegenüber [in der 5 Stunden langen und eben so breiten Ebene] sich lagern an’s Meer. Eine der ältesten Meinungen über den Weg, den die Kinder Israel von Gosen bis zum rothen Meer einschlu- gen, ist die neuerdings von K. v. Raum er wieder auf- genommene und beharrlich vertheidigte Ansicht, wonach Raemses nicht als Name einer Stadt, sondern des Lan- des Gosen überhaupt zu fassen und als erster Sammel- punkt die Stadt On oder Heliopolis (1. M. 41, 45) anzunehmen sei. Von da habe sich der Zug in gerader südlicher Richtung nach dem unterhalb Kairo gelegenen Dorfe Besntin gewandt und in dessen Nähe das erste Lager (Suchoth) aufgeschlagen. Am zweiten Tage ver- folgte er die südöstliche Richtung durch das s. g. Thal der Verirrung (Wady ei-’1’ih) bis zum Brunnen· Gan- delhy (Etham), und hätte nun von hier aus die nord- östliche Richtung durch ein von diesem Thal sich abzwei- gendes, zwischen den Gebirgen Mokattem im Westen und Atåkah im Osten hindurch nach der Nordspitze des Heroopolitanischen Meerbusens hinaufführendes zweites Thal einschlagen müssen, um nach der Wüste Sur zu gelangen; statt dessen aber empfangen die Kinder Jsrael Des Auszugs Vollendung. Pharao eilt mit seinem Heer den Kindern Israel nach. 205 am dritten Tage Befehl sich herumzulenken, d. h. die südöstliche Richtung weiter zu verfolgen und ihren Weg durch das Thal der Verirrung bis zu dessen Ausgange, der Meeresebene Bede (Hahiroth) fortzusetzen. Wir müssen diese Auffassung aus Gründen, die sich hier nicht einzeln erörtern lassen, zurückweisem wohl aber bleiben wir bei dem Wady ist-Tun, das seinen Namen ,,Tbal der Verirrung« eben davon erhalten hat, daß man es für den von Mose beschriebenen Neiseweg der Kinder Jsrael hielt, noch einen Augenblick stehen. Der dasselbe im Norden begrenzende Gebirgszug theilt sich da, wo der oben erwähnte Brunnen Gandelhh sich befindet und ein zweites , nordöstlich führendes Thal von dem Thal der Verirrung sich abzweigt, in zwei Hälften; der west- liche Theil ist, wie bereits angedeutet, das Gebirge Mo— kuriert» der östliche das Gebirge Akt-kalt. Letzteres springt so nahe bis an das Meer vor und engt die Meereskiiste dergestalt ein, daß nur wenige Menschen nebeneinander gehen können. Hier lag Baal-,Zephon, woselbst der egyptische Götze Thphon ein Heiligthum hatte. Man glaubte von ihm, daß er die leibeigenen und gefangenen Knechte, wenn sie aus Eghpten etwa hier durchfliehen wollten, gleichsam banne und nicht aus dem Lande her- aus lasse; es ist also höchst bezeichnend und eine absicht- liche Verhöhnung des Götzen, daß Jsrael im Angesicht seines Heiligthums sich lagern muß, um dann gleich- sam unter seinen Augen mitten durch das rothe Meer hindurchzugehew 2—3 Meilen nördlich vom Atakah mündet die von Kairo nach Suez führende Kakus-innen- straße, nachdem sie den Paß Muktala hinter sich gelassen und dann durch eine Schlucht sich hindurchgezogen hat, in eine Thalebene, in der sich die Senkung des rothen Meeres nach Norden zu fortsetzh Hier befindet sich eine kleine Festung zum Schutz der Karavanen; sie hat einen Brunnen mit reichlichem, aber salzigem Wasser, heißt jetzt Adschrud und ist offenbar ein und derselbe Ort mit unserm Hiroth oder Hahiroth, während Migdol mit dem vorhin genannten Paß Muktala einerlei zu sein scheint. Jndem Jsrael auf die ihm besohlene Weise sich lagert, ist es im Westen und Süden durch Schluchten und steile Gebirge vom weiteren Vordringen abgeschnitten, im Osten vom Schilfmeer eingeschlossen, und hätte dem vom Norden her ihm nacheilenden Pharao nicht entrinnen können, wenn ihm nicht wunderbarer Weise ein Weg durch das Meer gebahnt worden wäre; aber eben auf diesen wunderbaren Weg kommt es dem HErrn an, weil er, wie an Israel, so auch an Pharao sich verherrlichen will, darum führt er sein Volk gerade in diese Gegend hinein. 3. Denn Pharao swenn er von diesem Her- umlenken hören wird] wird sagen von den Kindern Israel: Sie sind vertrret im Lande sirren rathlos im Lande umher und wissen, der Wege unkundig, nicht aus demselben herauszukommen], die [eghp- t»ische] Wuste [·in die sie hineingerathem statt daß sie nach der Jenseit des Schilfmeeres liegenden Wüste Sur ziehen wollten] hat sie beschlvssen [wie ein Gefängniß hinter Mauern und verschlossenen Thüren aufgenommen, um sie nicht wieder her- auszulassen — unser Gott Thphon hat also seine Dienste gethan]. 4. Und ich will [nun] sein Herz verstecken sdie gänzliche Unheilbarkeit seiner Feindschaft wider mich und mein Volk recht zu Tage treten lassen, indem diese Lage, in die ich euch versetze und die er für eine Verirrung ansieht, ihn» dazu reizen wird], das; et lin der« Meinung, der Kinder Js- rael jetzt wieder habhaft werden zu können] ihnen nachjage, und will an Pharao kindem er das wirk- lich thut] und an aller seiner Macht sdie er zur Erreichung seines Zwecks aufwendet] Ehre ein- legen, und die Egypter [sowohl die, die im Wasser umkommen werden, als auch die andern, die noch zu Hause sind] sollen inne werden, daß tch der HERR bin [der wahre, allmächtige Gott, wider den niemand ungestraft sich auflehnen darf]. Und sie [die Kinder Israel] thaten also ssie lagerten sich, wie Mose im Namen des HErrn ihnen be- fohlen hatte, in der weiten Ebene jenseit Hahiroth, vor Baal-Zephon, und rasteten dort die beiden nächstfolgenden Tage]. Z. Und da es dem Könige in Egypten [am zweiten oder dritten Tage nach jener Nacht Kap. 12, 29 ff., als Israel auf dem Marsche nach Etham Kap. 13, 20 ff. begriffen war] ward qu- gesagt, daß das Volk war geflohen sin einer Weise ausgezogen, die nicht blos auf ein Hinziehen drei Tagereisen in die Wüste, sondern auf ein Ver- lassen Egyptens für immer hindeute]; ward sein Herz verwandelt lumgeitimmti Und lebensp das Herz] seiner Knechte gegen dem Volk, und sprachen sder König zu seinen Hofbeamten und diese zu ihm, als sie die Sache mit einander beriethen]: Warum haben wir das gethan, daß wir Israel haben gelassen sfür immer aus unserm Lande zie- hen lassen], daß sie uns nicht dieneten? Wir sind allerdings mit der Erlaubniß unbedingten Abzugs ihnen zuvorgekommen und haben selbst in sie gedrungen, Eghpten zu verlassen (Kap.12, 31—33), und können also uns nicht wundern, wenn sie von der Er- laubniß Gebrauch gemacht und als Ausgetriebene sich der Rtickkehr in unsern Dienst entbunden erachtenz aber wir haben nur in der Uebereilung, im Drange der augen- blicklichenNoth also gehandelt, wir hätten soweit nicht gehen und ihnen nur ihr ursprtingliches Begehren (5, Z) zuge- stehen sollen, dabei sie es auch bis zur letzten Verhand- lung mit Mose (10, 24—26) haben bewenden lassen. b. Und lals Pharao dann vollends im Ver- lauf des vierten Tages erfuhr, daß Jsrael von Etham aus nach Hahiroth sich gewendet habe, war sein Entschluß alsbald gefaßt, was er thun wolle, denn er gedachte, wie der HErr V. 3 vorausge- fsgtz und] er spannte sin der Verstocktheit seines argen Herzens V. 4] seinen [eigenen königlichen Streit-J Wagen an, und nahm sein [Kriegs-] Volk mit ihm sum die von der Noth ihm abgedrungene Erlaubniß mit Gewalt der Waffen wieder rück- gängig zu machen und Jsrael herumzuholen]. 7. Und [zwar] nahm set] sechshnndert ans- erlesene Wagen [die zu seiner Leibwache gehörten und fofort zur Stelle waren], und was sonst [bei der großen Eile, mit welcher er sich zum Auf- bruch rüstete] von Wagen in Eghpten sihm gerade zur Hand] war [weil er, um nicht zu viel Zeit zu verlieren, nicht erst nach den entfernten Mili- tärstationen schicken wollte] und die Hauptlcute über alle fein Heer klauter königliche Garde auf diesen Streitwagen 2. Sam. 23, 18 Anm.; außer 2206 2. Mose M, 8—21. den Wagenkämpfern aber auch eigentliche Reiterei V 9 Jn der alten Welt hatte man, namentlich im Mor- genlande, zur Kriegftihrung eigene, mit zwei oder mehr Pferden bespannte zweirädrige Wagen, auf welchen, außer dem Wagenlenker, sich in der Regel nur ein Streiter befand; nicht selten hatte aber der Wagenkämpfer noch einen Waffenträger als dritten Mann zur Seite stehen. Oefters waren diese Streitwagen noch stark mit Eisen beschlagen (Jos. 17, 16) und in der späteren Zeit, seit dem Konige Cyrus von Perfien, an den Axen mit Sen- sen und Sicheln versehen, um damit die zu Fuß käm« pfenden Feinde niederzumähen (2.Maee.13,2). Beson- ders Ggypten war durch seine Wagen berühmt, König Sesostris (Anm. zu 1. M. 47, 25) besaß deren 27,000; außerdem gab es aber dort auch Fußvolk und Cavallerie, das erstere zieht Pharao nur darum nicht heran, weil es ihm auf schnelles Nachjagen ankam. 8. Denn der HERR versteckte das Herz Pha- rao, des Königs in Egypten sperhängte absichtlich einen so hohen Grad der Verstockung über ihn], daß er den Kindern Israel naehjagete [und seines Zieles nicht fehlen zu können meinete]. »Aber die Kinder Jsrael waren durch eine hohe Hand ausge- gangen [und daran dachte der König in seiner Herzenshärtigkeit so gar nicht; sonst würde er er- kannt haben, daß er mit diesem seinem Nachjagen nur sich selbst in jene hohe Hand liefere zu seinem Verderben]. Zeigen sich welche, die Unrecht leiden: Er ist’s, der ihnen Recht verschafft. Hungrigen will er zur Speis bescheiden, was ihnen dient zur Lebenskraft; die hart Ge- bundenen macht er frei, seine Genad ist mancherlei. — Aber der Gottesvergessenen Tritte kehrt er mit starker Hand zurück, das; sie nur machen verkehrte Schritte und fallen selbst in ihren Strick. Der HErr ist König ewiglich! Zion, dein Gott sorgt stets für dich. (Lobe den HErrem o meine &c. V. 5 u. 7-) 9. Und die Eghpter jagten ihnen [den fünf- ten und sechsten Tag von Tanis aus] nach, und ereileteu sie [am Abend des sechsten Tages] da sie sich lseit drei Tagen] gelagert hatten am Meer, sjagten ihnen nach] mit Rossen und Wagen, und Vettern, und alleni Heer des Pharao, [und ereile- ten sie] im Thal Hiroth, gegen Baaksephon [V. 4]. 10. Und da Pharao nahe zu ihnen kam, hu- ben die Kinder Jsrael sdurch das Getöse des her- anrückenden Heeres aufmerksam gemacht] ihre Augen auf [um zu erspähen, was hinter ihrem Rücken sich begebe], nnd siehe, die Eghpter zogen hinter ihnen her; und sie fürchteten sich sehr [da hier an ein Entrinnen nicht zu denken war], und schrieen [in halber Verzweiflung] zu dem HERRQ [daß er nun auch Rath und Hilfe schaffen müsse, weil er selbst sie in solche Lage gebracht] 11. Und fprachen zu Muse [den Unmuth ihres verzagten Herzens an ihm noch offener und rtickhaltsloser auslassend]: Waren nicht Gräber fin Egypteiy daß du uns mußtest wegfuhren, daß wir in der Wuste sterben [und da nicht einmal ein Grab finden, sondern unbegraben liegen bleiben zur Speise für die Vögel und wilden Thiere]? Warum hast du uns das gethan, daß du uns aus Eghpten geführet hast [wenn deine Ausführung einen so elenden, kläglichen Ausgang nehmen soll]? 12. Jfks nicht das [haben wir nun nicht Recht mit dem], das wir dir sagten in Eghpten [als du immer und immer wieder von unserer Ausführung uns vorredetest, wir aber schon da- mals erkannten, daß daraus nimmermehr etwas werden könnte Kap. e, 9]: Höre auf, und laß uns den Egyptern dienen? [Zu unserm eigenen Un- glück haben wir deiner verlockenden Stimme von Neuem Gehör geschenkt und find deiner Leitung gefolgt.] Denn es ware uns ja besser, den Egyp- tern dienen [wenn auch unter hartem Druck], denn in der Wüste [alle auf einmal jämmerlichj sterben [so daß nicht einmal einer den andern ehrlich be- statten kann]? Vielleicht bist du schon ähnliche Wege geführt wor- den, wie die Kinder Jsrael, wunderliche Wege, die du nimmermehr eingeschlagen hättest, die dich statt zum Ziele hin, vom Ziele wegzuleiten schienen, bei welchen du den HErrn nicht begreifen konntest, und du standest dann viel- leicht auch plötzlich in einem Thale Hiroth, abgeschnitten, wie es dir schien, von aller Hilfe, kein Ausweg mehr sichtbar, sicheres Verderben vor dir, alles Schutzes beraubt, alle Stützen zerbrochen, so gar nichts mehr, woran das Herz in der Noth sich halten und die zagende Seele Trost finden konnte, nirgend eine Zuflucht. Nirgend, sagte ich — ich sagte zu viel: eine Zuflucht hat der Mensch im- mer, ein Weg ist ihm immer offen, für einen jeden steht allezeit die Himmelsleiter da, welche er betend hinauf- steigen kann, und wäre er auch in der dunkelsten Tiefe. Jch weiß nicht, ob du diesen Weg gewandelt bist, wenn du im Thale Hiroth warst; das aber weiß ich, die Wege, die in dies Thal führen, sind Gnadenwege, und der Auf- enthalt darin kann ein köstlicher, reich gesegneter werden, wenn die Seele den nach oben offen gelassenen Weg wan- delt — sie erfährt dann, was sie an ihrem Glauben und an ihrem HErrn hat. Bei Sonnenschein und auf hellen Höhen erfahren wir dies weniger, da täuscht sich der Mensch. Er denkt an den HErrn zu glauben; aber viel- leicht sind es doch nur seine wohl versehene Vorrathskam- mer, seine sichere Wohnung, seine blinkenden Thaler, seine feste Gesundheit, sein fruchtbarer Acker, seine zahl- reichen Freunde, seine angesehene Stellung, sein lächeln- des Glück, was seinen Muth stärkt, seine Seele tröstet, sein Vertrauen aufrecht hält. Darum ist es gut, daß ihn der HErr von Zeit zu Zeit in das dunkle Thal Hi- roth führt, wo alle diese Stützen ihn verlassen, wo alle diese Götzen ihm den Dienst versagen, und wo er nichts weiter hat, als seinen nackten Glauben und den einzig noch offenen Gebetsweg. (Appuhn.) Sprich nicht: ich sehe keine Mittel, wo ich such, ist nichts zum Besten; denn das ist Gottes Ehrentiteh helfen, wenn die Noth am größten. Wenn ich und du ihn nicht mehr spüren, da schickt er zu, uns wohl zu führen. Gieb dich zufrie- den! (Gieb dich zufrieden &c. V. 9.) 13. Mofe [den weder die von Seiten Pha- raos drohende Gefahr verzagt gemacht hatte, noch der bittere, fast höhnische Vorwurf V. 11 aus der ruhigen Fassung seiner Seele zu bringen ver- mochteJ sprach zum Volk: Furchtet euch nicht [·vor diesem großen Heer der Eghpter und verzweifelt nicht darum an eurer Rettung, weil ihr ihm nicht entlaufen könnt], stehet svielmehrj fest und sehet zu, was sur ein Heil lwas für eine wunderbar- Jsraels Verzagtheit. Theilung des Wassers im rothen Meer. 207 liche Hilfe] der HERR heute an euch thun wird. Denn diese Egypter, die ihr heute sehet, werdet ihr nimmermehr sehen ewiglich ses wird so wenig ge- fchehen, daß ihr alle auf einmal hier werdet nie-» dergeschlagen werden in der Wüste, daß im Gegen- theil die Eghpter alle vor euren Augen umkommen werden]. 14. Der HERR [als der rechte Kriegsmann Kap. 15, s] wird für euch streiten, und ihr wer- dei siille sein [bei dem nun beginnenden Streite euch ganz ruhig und unthätig verhalten können; er, der HErr, wird ihn ganz allein, ohne irgend welche Mitwirkung von eurer Seite, zum Siege hinausführen]. Und Mose, als er solch Glaubenswort gesprochem stund wartend vor dem HErrm wußte er gleich, daß der HErr helfen würde, wunderbar helfen, so wußte er doch nicht wie, außerdem aber drückte und ängstigte ihn das Be- wußtsein der Schuld Jsraels (Hes. 20, 8). unterdessen rückten die Egypter immer näher, jeder Augenblick war kostbar, ihm schlug gar sehr das Herz ;» nach außen blieb er ruhig, innerlich aber kämpfte und rang er mit dem HErrn in desto brünstigerem Gebet. 15. [Da — im letzten entscheidenden Augen- blick — kam die Antwort von oben.] Der HERR sprach [wohl mit lauter, allem Volk vernehmbarer Stimme, s. Kap. 24, 12] zu Mosc: Was schreiest du [mit so bangem Herzen] zu mir [als könnte ich den rechten Augenblick der Hilfe versäumen]? Sage den Kindern Israel, daß sie ziehen sgerades Weges auf das Meer zu]. 16. Du aber [wenn ihr nun bis an das Ufer heran seid] heb deinen Stab auf, und recke deine Hand [in die ich dir alle die Wunder gegeben habe, die du vor Pharao gethan Kap. 4, 211 über das Meer, und theile es von einander, daß die Kinder Israel hineingehen, [und dann] mitten hindurch auf dem Trocknen. 17. Siehe, ich will stvährend du so für Js- rael einen Weg bahnst, auf dem sie sicher ent- rinnen können, auch meinerseits nicht feiern, son- dern] das Herz der Eghpter verstecken, daß sie [nicht etwa vor dem zertheilten Meere umkehren, vielmehr in arger Vermessenheit in dasselbe] euch nachfolgen [um ihr Vorhaben gegen euch doch noch auszuführen, trotz des augenscheinlichen und hand- greiflichen Wunderzeichens, daß ihr unter dem Schutz und der Hilfe einer höheren Macht stehet] So will ich [dann, wenn ich sie soweit in ihrem Unglauben und in ihrer Herzenshärtigkeit habe ausreifen lassen, daß ich zum Gericht über sie schreiten kann, durch die Art und Weise dieses Gerichtss Ehre einlegen an dem Pharao, und an aller seiner Macht, an seinen Wagen und Reitern [denn aus dem, was ich ihnen thun will, wird alle Welt erkennen, daß niemand mir gleich ist unter den Göttern, der fo mächtig, heilig, schreck- lich, löblich und wunderthätig sei Katz. 15, 11]. 18. Und die Eghpter [ganz besonders, unter denen doch so viele Zeichen und Wunder schon geschehen sind,] sollen’s inne werden swas sie noch immer nicht haben glauben wollen], daß ich der HERR bin [der einige, wahre und allmächtige Gott], wenn ich Ehre eingelegt habe an Pharao, und an seinen Wagen und Rcitern sdie einen, in- dem sie untersinken wie Blei im mächtigen Wasser Kap. 15, 10, die andern, wenn sie nun nachfor- schen werden, wo ihr König mit seinen Wagen und Reitern geblieben sei, und die todten Leich- name am Ufer V. 30 es ihnen erzählen] Il- n. 19—31. di» molk-nennt: ern-ist sie; nnd tkitt hin- ter die Irinder Israel, um als sinstere wollte dieGgyp- ter von ihnen abzuhalten, als lichte wallte aber ihnen selbst die xtlatht zu erleuchiem Ietzt reitet Zur-se feinen Stab über das Meer, ein starker Ostmind theilt die was- ser von einander, und Israel geht traitienen Zkuskes hin- durch. Statt) hlharam mit seinen Rossen und zneisigenihnen nachsetzend, geht hinein; doch der Futter, als sie mitten im Wasser sind, erschreckt und verwirrt sie, und als sie nun eiligst unihehrem lässt er das Wasser über sie her- fallen und sie allesammt umkommen. 19. Da [als Mose solche Weisung empfan- gen und auch Jsrael wußte, was jetzt geschehen wurde] erhub sich salsbaldj der Engel Gottes, der [bisher in dem sichtbaren Zeichen seiner Gegen- wart, der Wolken- und Feuersäule Katz. 13, 21 f.] vor dem Heer Israel her zog, und machte sich hin- ier sie; nnd die [ihn umhüllende und begleitende] Wolkensaule machte sich auch von ihrem Angesichh und trat hinter sie. Mit dem Leibesauge sah man nur die Wolke auf diese Weise ihren Standpunkt verändern, vermöge des Glaubens aber wußte man, daß in und mit derselben der HErr selbst sich um sein Volk von hinten lagere und ihm den Rücken decke. 20. Und kam zwischen das Heer der Eghpter und das Heer Israel. Es war aber [die Wolke, welche die Gestalt einer lang sich hinstreckenden Scheidewand annahm, beides zugleich: nach der Egypter Seite zu] eine finstere Wolke [welche die schon hereinbrechende Nacht ihnen stockfinfter machte, nach Jsraels Seite zu dagegen eine lichthelle Wolke], und erlenchtete [ihnen] die Nacht [zum hellen Tage; daher kam es], daß sie die ganze Nacht, diese und jene [die Egypter und die Js- raeliten], nicht zusammen kommen konnten [denn die Jsraelitem wandelnd als am Tage, konnten ihre Schritte beflügeln, die Egypter aber, die dich- teste Finsterniß vor sich, bewegten sich anfangs gar nicht, und dann nur äußerst langsam vor- wärts]. 21. Da nun Mose swährend der Engel Got- tes sich so mit der Wolke zwischen das Heer der Egypter und das Heer Jsraels machte und jenes nicht an dieses heranließ] seine [der! Wunderstab führende] Hand rectte über das Meer, ließ es der HERR hinwegfahrelt sabfließen von der Stelle, wo es einen offenen Weg bilden sollte] durch einen 208 2. Mose 14, 22—31. starken Ostlvind [der vom gegeniiberltegenden Ufer aus die Wasserwogen zertheilte und hinwegtrieb und sie so] die ganze Nacht [auseinanderhielt], und machte [durch eben diesen heißen und sengenden Wind] das Meer [Meeresbette] trocken; nnd die Wasser theilten sich sdergestaltj von einander sdaß sie durch die ganze Breite des Meeres theils nach Norden, theils nach Süden hin sich stauten Jos 3, 16 und in der Mitte eine etwa 74 St. breite Gasse frei lteßen]. Jn den Stellen Weish. 10, 18-; Apostg. 7, 36; Hebr. 11, 29, wo auf unsere Geschichte Bezug genommen wird, heißt das in Rede stehende Meer das rothe; ver- muthlich führte es diesen Namen von den rothgefleckten Blättern des in großer Menge darauf schwimmenden Seegraies, des sog. Meertangs, der sich u. A. auch an den Küsten des mittelländischen Meeres und in der Straße der Dardanellen (Hellespont) findet. Eigentlich umfaßt aber der Name .,rothes Meer« das ganze, zwischen Egyp- ten und Jndien befindliche (ervthräische) Meer mit den beiden Busen, dem arabischen im Westen und dem per- sischen im Osten (s. Karte I.). Der« arabische Meerbusen, welcher Egypten und Aethiopien von Arabien scheidet, geht dann wieder (vgl. Anm. zu Kur. 2, 15) in zwei Buchten aus, welche die Halbinsel des peträischen Ara- biens einschließen; die westliche oder der heroopolitanische Meerbusen, das Schilfmeer genannt (Kap. 10, 19; 4. M. 14, 25 u. a.), ebenfalls wegen des vielen Meer- tangs oder Schilfes, hat die Eigenthümlichkeit, daß Ebbe und Fluth sich hoch hinauf bis an die nördlichste Spitze erstrecken. Man hat nun hier an diese Naturerscheinung gedacht und das von Mose berichtete Wunder natürlich zu erklären versucht. Indessen stößt solche Erklärung an sich schon aus so viel sprachltche und «sachliche»Schwierig- taten, daß ste schlechterdings unzulässig erscheint (bei der Ebbe, die nie so lange andauert, wie hier nöthig war, so daß also schon eine wunderbare Verstärkung derselben an· genommen werden müßte, stehen die Wasser nicht zu bei- den Seiten, sondern ziehen sich nach Süden zurück, und muß nun weiter für den Ostwind ein Nordwind ange- nommen werden, außerdem bleibt bei der Ebbe immer noch ein Wasserstand von 2 Fuß); theologisch aber ist sie vollends ein für allemal abzuweisen· »Die Erlösung und Befreiung des Volkes Gottes ist der höchste und letzte Weltzweck, das höchste und letzte Weltgesetz: diesem Zwecke und Gesetze müssen nicht blos alle andern Zwecke und Gesetze dienen, sondern sie müssen sich auch an demselben brechen und untergehen, damit die Gnade als die allein bleibende und ewige Macht offenbar werde. Wer die Sache so ansieht, dem ist das Wunder, an welchem das Gesetz der Natur zu Schanden wird, eben recht, und er mag und kann sich keine andere Weise der Erlösung Jsraels denken; wer aber nicht darüber hinaus will, daß das Wasser nach dem Gesetz der Schwere und Flüssigkeit nicht geschieden werden und stehen kann, der bleibt stecken in den Kräften und Gesetzen der Natur, in der Macht der egyptischen Götter, und muß in den Fluthen umkommen wie Pharao, denn es ist in Wahrheit so, wie Luther zu 1. Mos. 1 sagt: ,, »Was ist unser ganzes Leben auf Erden anders, als ein Zug oder Gang durch das rothe Meer, in welchem zu beiden Seiten das Wasser erhoben stand wie zwei hohe Mauern ?« « So wenig wir uns die Wolke der Säule als einen Rauch aus dem Schornstein, und das Feuer der Säule als ein Kaminfeuer denken können, ebenso wenig wird der starke Ost, durch den Jehova das Meer hinwegfahren läßt, ein gewöhnlicher Wind gewesen sein. Jehova macht seine Engel zu Winden (Ps. 104, 4), und ein solcher mit pneumatischer Zeistigey Urkraft ausge- rtisteter Wind hat wohl so viel acht über das armselige Element des Wassers, daß es auseinanderfahren muß, um den Heerschaaren Gottes Bahn zu machen.« (Baumgarten.) Schwierig ist es, den Punkt zu bestimmen, von wel- chem aus die Kinder Jsrael durch das rothe Meer hin- durchgegangen sind, da der Schrifttext hierüber gar nichts andeutet. Der Tradition zufolge sind sie oberhalb Ayun Musa (Quellen Mosis) auf dem östlichen Ufer an's Land gestiegen; da nun die hintersten Züge ihres Lagers sich vermuthlich in derjenigen Gegend befanden, wo jetzt Suez liegt, diese aber, welchen die nacheilenden Egypter am nächsten waren, ohne Zweifel zuerst in das trocken gelegte Meer eintraten, und die Wolkensäule Pharacks Heer einst- weilen so lange aushielt, bis auch die vorderen, am Fuße des Atakah lagernden Züge hineingegangen waren, so ergiebt sich für den Weg des Durchzugs eine schräge Linie in südöstlicher Richtung. Hierdurch hatte der Weg auf der einen Seite noch immer keine so weite Aus- dehnung, daß ihn das ganze Heer Jsraels nicht hätte innerhalb 8 Stunden, von etwa 9 Uhr Abends bis 5 Uhr Morgens, zurücklegen können, da er jedenfalls so breit war, daß gegen 1000 Mann neben einander marfchiren konnten, und da gerade unterhalb Suez der Meerbusen sehr schmal (nur 3450 Fuß breit) ist; auf der andern Seite dagegen hatte er auch die erforderliche Länge, um Pharaos Wagen und Reiter, die eben mitten im Meer sich befanden, als der HErr sie erschreckte und zur Umkehr nöthigte (V. 24 f.), in dessen Wellen zu be- graben. Freilich muß es dann nicht eigentlich ein Ost« sondern vielmehr ein Südostwind gewesen sein, der die Wasser auseinander theilete; allein dieser Annahme steht der biblische Text durchaus nicht im Wege, weil die hebräische Sprache nur für die 4 Himmelsgegenden über- haupt eigene Namen ausgeprägt hat, die besonderen Richs tungen aber, wie Nordost, Südost, nicht näher bezeichnet. 22. Und die Kinder Israel gingen sdurch den Glauben Hebt 11, 291 hinein, mitten in’s Meer [und wandelten dort]» auf dem Troclenen; und das Wasser war Ihnen sur Mauern, zur Rech- ten und zur Linken. Nur frisch hinein: es wird so tief nicht sein, das rothe Meer wird dir schon Platz vergönnen. Was wim- merst du? sollt der nicht helfen können, der nach dem Blitz giebt heitern Sonnenschein? Nur frisch hinein! — Der Himmelsheld hat einen Weg bestellt, den niemand weiß; eh sein Volk sollte sinken, muß selbst das Meer auf dieses Helden Winken zur Mauer sein. Er herrscht tm Fluthenfeld, der Himmelsheld (V. 1. Z. Vgl. H. Müller geistl. Erquickstunden Ccxxllh — O was muß das für Mose gewesen sein, wirklich den ersten Fuß auf diese nie betretene Bahn inmitten der Wellen zu sehen! was für Israel, hinter ihm zu wandeln, be- gleitet von allem, was es Theures besitzt, fortgetrieben wie durch einen unwiderstehlichen Arm, wo möglich Pha- rao entgangen, aber, so es Gott nicht verhütet, den Tod vor Augen! Denken wir uns, Israel, erschrocken über die Vorstellung von einem Weiterziehen mitten durch die Wellen, hätte sich besonnen und den Rückzug angetre- ten, oder zur Rechten und zur Linken nach Bergkliiften gesucht, um dem nahenden Verderben zu entrinnen; dann hätte es nach dem Urtheil aller natürlichen Menschen äußerst verständig gehandelt, und wäre dennoch seinem Grabe in den Nachen geeilt. Der Weg durch das Meer ist viel sicherer, als der Weg längs des ruhigen Stran- des, sobald Gott uns auf ihm sehen will; denn unsere Sicherheit hängt nicht von der Bahn, sondern von dem Führer ab, den wir wählen. Viel besser mit Gott auf scheinbar hoffnungslosem Wege, als ohne Gott oder gegen seinen Willen auf einem ebenen Pfade, den Fleisch und Blut uns weisen. (v. Oosterzee.) 23. Und die Eghpter fder Wolke, hinter wel- Der Eghpter Untergang im rothen Meer. 209 cher, wie sie wußten, die Kinder Israel-verborgen waren, schrittweise nachziehendJ folgten, und gingen hinein [keiner Gefahr sich befiirchtend], ihnen nach, alle Rosse Pharao und Wagen, und Reiter, [und kamen so bis] mitten in? Meer fzu derselben Zeit, wo jene eben das gegenüberliegende Ufer glücklich erreicht hatten]. Das ist so ganz die Art des verstockten und unbuß- fertigen Sünders: blind rennt er in sein Verderben hinein, in seinem Uebermuthe nichts davon ahnend, wie geschwind ihn Gottes Zorn und Rache ereilen kann. 24. Als nun die Morgenwache [die Zeit von 2—-6 Uhr Morgens, vgl. Anm. zu Kap. 12, Z] kam [und zwar der letzte Theil dieser Zeit, d. i. die fünfte oder sechste «Morgenstunde], schaute der HERR [auf einmal mit zornigem Angesicht] auf der Eghpter Heer [die er bisher ruhig hatte ge- währen lassen, ohne sich weiter um sie zu beküm- mern, als das; er ihr Heer nicht an sein Heer heranließL aus der Feuersciiile und Wolke [in furchtbar majestätischer Weise kehrte sich nämlich der Feuerglanz der Wolke jetzt auch nach hinten] und iiiachte ein Schrecken in ihrem Heer [die Egyp- ter aber, indem der majestätische Feuerschein so plötzlich durch die stocksinstere Wolke hindurchbrach und sie sehen ließ, an welchem Ort sie sich befänden, mitten im Meer, links und rechts von hohen Wasserwogen umgeben, wurden von einem gewal- tigen Schrecken ergriffen]; 25. Und [der HEriz sie so innerlich mit Grauen und Entsetzen erfüllend, inachte ihnen zu- gleich äuszerlich das weitere Vordringen unmöglich, denn er] stieß die Räder von ihren Wagen, stürzte sie mit Ungestüm [die scheu und wild gewordenen Pferde rannten mit den Wagen an einander, die Achsen zerbrachen, die Räder wurden abgetrieben, die Gespanne konnten nicht mehr von der Stelle]. Da sprachen die Eghhten Lasset uns fliehen vor Israel; der HERR fihr Gott] streitet für sie wider die Eghpten 26. Aber der HERR [dem dieses Fliehen keineswegs genug war, sondern der seinen Namen noch weiter« verherrlichen mußte an den Egyptern] sprach zn Mose: Recle deine Hand aus [mit dem Stabe] über das Meer, daß das Wasser wieder szurückkehre an seinen Ort, und im Zurückkehren] låkrftcille über die Eghpter, über ihre Wagen und c! et. 27. Da reckte Mose [am jenseitigen Ufer] seine Hand aus über das Meer; und das Meer [indem der spaltende Ostwind sich legte und dagegen ein Westwind sich erhob, der die Wasserwogen zu- sammentrieb Kap. 15, 10] kam wieder bor Mor- gens in seinen Strom, und »die Egypter flohen ihm [dem in Westen zuerst wieder in sein Bette zurückkehrenden Meer] entgegen [die zu gleicher Zeit von hinten kommenden Wasser aber begraben sie in ihren Wellen] Also stürzte sie der HERR mitten in’s Meer [sein Wort V· 13 erfüllend], Dächseld Bibelivirt s. Aufl. « 2·8·. Daß dasWasfer wiederkam [ehe sie. das diesseitige Ufer erreichen konnten] nnd [das WasserJ bedeckte Wagen und Reiter, und alle Macht des Pharao, die ihnen [den Kindern Israel] nachge- folget warezi in’s Meer, [also] daß nicht Einer aus ihnen iiberblielkr 29. Aber die Kinder Israel kdenen sie nach- folgeten und die sie schon sicher in ihren Händen zu haben meinten] gingen trocken mitten durchs Meer; und das Wasser war ihnen fiir Mauern zur Rechten und zur Linken« , «) Wenn ein anhaltender Nordostwind, schreibt v. Schubert, das Gewässer, vorzüglich zur Zeit der Ebbe, nach Süden treibt, kann man den See nordwärts von Suez durchreiten und zu Fuß durchwatenz wenn aber plötzlich hierauf der Wind nach Südost umspringz kann in Kurzem die Wasserhöhe um 6 Fuß steigen. ies er- fuhr Napoleon I., als er im J. 1798 an jener Stelle durchs— rothe Meer reiten wollte und durch das plötzliche Steigen in Lebensgefahr gerieth. Als man ihn glücklich wieder an’s Land gebracht hatte, rief er: »Das hätte einen interessanten Text für alle Prediger in Europa gegeben, wenn ich hier ertrunken tväre.« Er ahnte also wohl damals schon, wer er künftig noch einmal sein wird (Ossenb.17, 8 -11) und was ihm dann beschieden sein soll (Osfenb. 19, 11 sf.), an Pharao und seinem Untergange aber hat der Sturz des Antichristen sein Vorbild. » «) Jsraels Gang durch? rothe Meer ist ein Bild deines eigenen Ganges durch’s Leben: zu beiden Seiten sind sichtbare und unsichtbare Unglückswogen aufgethtirmh aber dein Gott hält sie, daß sie nicht über dir zusammen- schlagen. ,·,Got·tes Hände sind ohn·Ende, seingiermiögen hat kein Ziel; ist’s be·schwerlich, scheints gefährlich, deinem Gott ist’s nicht zu viel.« (Gott wilk’s machen re. V. 8.) Z.·0». Also half der HERR Israel an dem Tage [dem siebenten des PassahfestesVJ von· der Eghhter Hand. Undsie sahen die Eghpter kals nun der Morgen völlig angebrochen war] todt am [östlichen] Ufer des Meeres [dahin der Westwind V. 27 ihre Leichname trieb], 31. Und [erkannten daraus] die große Hand, die der HERR an den Eghptern erzeigt hatte. Und das Volk [tief ergriffen von dem Gericht, das seine Verfolger ereilt, und von dem Wunder der Rettung, das ihm selbst widerfahren war] fürchtete den HERRU und glaubten ihm und· seinem Knecht« Mose [hatten sie doch gesehen, wie der HErr durch ihn die Wasserwogen getheilt und durch ihn über die Egypter sie hatte wieder herfallen lassen]. V) Die jüdische Tradition hat von jeher daran fest- gehalten, daß der Auszug, der am 15. Nisan begonnen, am 21. desselben M. mit dem Durchgange durch das rothe Meer sich vollendet habe; und diese Rechnun xsweise hat allerdings viel für sich, obwohl im Texte nichts da- von steht, die sieben Tage des Festes der unges..uerten Brode hätten dann neben der Heiligkeit der Siebenzahl auch eine geschichtliche Begründung, wie denn ,,dasideell- normative (für den Gedanken muftergiltige) Moment in der Weissagung und Offenbarung häufig genug mit dem accidentiellchistorischen (geschichtlich eintretenden) Momente in der Abwickelung der Ereignisse der heiligen Geschichte zusammentrifft, ein Zusammentreffen, das dem sinnigen Beschauer des göttlichen Walten-s in der Geschichte den wohlthuenden Eindruck vollendeter Harmonie und Eben· mäszigkeit auch im Zufälligen und Nebensächlichen gewährt« K. T. l. 1. 14 210 2. Mose 15, 1—21. Wenn die jüdische Tradition dann außerdem behauptet, der 21. Nisan sei in jenem Jahre ein Sonnabend gewesen, so paßt dies sehr gut zu dem, was der HErr in 5. M. 5, 15 sagt, obgleich die Stelle nicht ohne Weiteres einen Beweis für die unbedingte Richtigkeit jener Behauptung abgiebtz es paßt aber auch vortrefflich zu der neutesta- mentlichen Geschichte, denn der Tag des Auszugs aus Raemses (Kap. 12, 37) fällt dann auf einen Sonntag, an welchem Tage hernach Christus in erster Tagesfrühe aus dem Grabe auferstand. Vgl. das Osterlied: Er- schienen ist der herrlich Tagjera V. 10—12. «) Hier zum ersten al wird Mose des HErrn Knecht genannt, ein Ausdruck, der nachher sein stehen- der Amtstitel geworden ist. Dieser Name bezeichnet theils den, der den allgemeinen Willen Gottes ausführt oder auszuführen strebt, theils den, der mit Ausführung eines besonderen göttlichen Auftrags betrauet ist; im ersteren Sinne wird er von den dienstbaren Geistern des Himmels (Hiob 4, 18), von Hiob (Kap. 1, 8.; 2, 3.; 42, 7 f.), vom Volke Jsrael (3. Was. 25, 42. 55.; Jes. 41, s; 44, 1f.) gebraucht, im zweiten von Mose (4. M. 12, 7 f.; Jos. 1, L. 7.z L. Kön. 21, 8), von Josua (Kap. 24, 29.; Nicht. L, 8), von Propheten (Jes. 20, 3.; Jer. 7, 25s, von theokratischen Königen (2. Sam. Z, 18.; 2. Chr. 32, is) oder andern theokratisch wichtigen Personen (Jes. 22, « 20.; Hagg L, 24), selbst von heidnischen Fürsten (Jer. 25, 9). Er ist ein sehr ehrenvoller Titel, der nicht blos den Gehorsam gegen den HErrn, sondern zugleich die göttliche Erwählung und besondere Fürsorge ausdrückt, indem nur derjenige des HErrn Knecht sein kann, den der HErr selbst dafür erklärt und dazu gemacht hat. Das 15. Kapitel. Lobgesang Mosis. Yitteres Zsasser süsz gemacht. I— di. 1—-21. Zler durch das ersahrene Wunder gdttlicher Hilfe in Israel gestiirltte Glaube ergiesst sich hierauf in - einem Siegesdanlrliedh das aus der Stelle aus Zllosis Zjerken voll heiliger, dilhterisajer Begeisterung wie aus frischem Quell entsprungen, von ihm dem dlollie vorge- sprottjem darnach von einem zloppelthor der Zlliinner in strophe und Gegenstrophe auch wirklich ausgeführt, von der Zilirjam aber in freier Weise repradurirt wird, und nun in dem sie umgebenden Chor der Frauen unter Begleitung der Zhanduaulee und unter heiligen liliinzen oder Reigen seinen wiederholt findet. Zlas Lied, dem Æortverstiindnih nalh sehr einfach, preist zunächst die Großmut, die der YErr in der verflossenen llakht gethan hat, um sein Gericht zu halten über seine widerwiirtigen und sein glatt: zu erliisen nnd zu sich zuführen; darauf blictit es mit freudiger Zuversicht in die Israel bevor- stehende Zukunft hinein, ja aus der Beitlicljheit in die Ewigkeit hinüber (vgl. Ins. 114). 1. Da snoch am Morgen nach jener glor- reichen Errettung] sang Mose und [unter seiner Leitung] die Kinder Israel dies Lied dem HERRn, nnd sprachen [führten, in zwei, einander im Ge- sang ablösende Wechselchöre getheilt, das Lied in der Form eines Recitativs — einer mehr dem Sprechton ähnlichen Gesangsart — aus]: Jch will dem HERRn singenz denn er hat eine herrliche That gethan, Roß und Wagenhal er ln’s Meer gestutzt. Die Stellen, wo der zweite Chor eintritt und den vom ersten Chor ausgesprochenen Gedanken aufnimmt oder sortflihrt, ist durch E. bezeichnet. V. 1 bildet das Thema, dann folgen die 3 Strophem a) V. 2—5.; b) V. 6—10; o) V. 11——18. 2. Der HERR ist meine Stärke und Lobge- sang, —:-und ist mein Heil [Ps. 118, 14; Jes. 12, 2]. Das ist mein Gott, ich will ihn prei- sen, —:- er ist meines Vaters Gott, ich will ihn erheben. 3. Der HERR ist der rechte Kriegsmann, —:- HERR ist sein Name [Hos. 12, 6]. 4. Die Wagen Pharao und seine Macht warf er in’s Meer, -.- seine auserwählten Hauplleute versanken inc Schilfmeer. 5. Die Tiefe hat sie bedeckt, —.«—sie fielen zu Grund, wie die Steine. S. HERR, deine rechte Hand thut große Wunder; H— HERR, deine rechte Hand hat die Feinde zerschlagen 7. Und mit deiner großen Herrlichkeit hast du deine Widerwärligen gestürzt; —.- denn da du deinen Grimm ausließesy verzehrte er sie wie Stoppeln [Kap. 14, 24. Vgl. Jes. 5, 24.; 47, 14]. 8. Durch dein Blasen [Kap. 14, 21f.] tha- ten sich die Wasser auf, und die Fluthen stunden auf Haufen; —:- die Tiefe wallete von einander mitten im Meer. 9. Der Feind gedachte [in seiner thörichten Siegesgewißheiqt Jch will ihnen nachjagen, Und [sie] erhaschen, und den Raub austheilen, und mei- nen Muth an ihnen kühlen [Kap. 14, 23]; —:- ich will mein Schwert ausziehen, und meine Hand soll sie verderben. 10. Da ließest du deinen szweiten Kap. 14,« 27] Wind blasen, und das Meer bedeckte sie, H— und sanken unter wie Blei im mächtigen smajestätisch einherbrausenden, von der Herrlichkeit seines Schöp- fers Zeugenden] Wasser. 11. HERR, wer ist dir gleich unter den [so- genannten] Göttern [Kap. 18, 11.; Ier. 10, 6]? —:- Wer ist dir gleich, der so mächtig, heilig, schreck- lich, ldblich und wnnderthcitig sei [Ps. 72, 18 f.]? 12. Da du deine rechte Hand ausrecltest 4 verschlang sie die Erde [die in dem geössneten Ab: grund des Meeres gleichsam ihr Maul aufthat]. 13. Du hast geleitet swirst sicherlich auch ferner leitet: vgl. Anm. zu l. M. 4, 24; 48, 22] durch deine Barmherzigkeit dein Volk, das du erldset hast; —:- Und hast sie gefühlt [wirst sie führen] durch deine Stärke zu deiner heiligen Wohnung [dem Lande Canaan, in welchem du deine Hütte zum bleibenden Wohnen daselbst ausschlagen lvirst]. 14. sDieser weiteren Führung zu dem schließ- lichen Ziel, der Besitzergreifung des verheißenen Landes, werden dann die künftigen Feinde, die um das Land her nnd in demselben wohnenden Völkerschasten nicht einmal Widerstand entgegen- zusetzen wagen, geschweige daß sie solche zu hin- dern vermöchten; wenn die Kunde von dem, was hier am rothen Meer sich ereignet hat, zu ihnen dringt, wird aller Muth ihnen entfallen 5. M. 2, 25.] Da das die Völker höreten, erbebeten sie; Lobgesang Mosis. Aufbruch vom Schilfmeer. 211 -:— Angst kam die Philister an sdie schon einmal mit einem Einfall in ihr Gebiet bedroht worden sind Kap. 1, 7 Anm.; 1. Sam. 4, 8]; 15. Da erschraken [aber auch an der anderen Seite der LandesgrenzeJ die Fürsten Edom [4. M. 20, 18 ff.]; Zittern kam die Gewaltigen Moab an [4. M. 22, 1 ff.]; —:— alle Einwohner Canaans wurden feig [Jos. 2, 9 ff.; 9, 9]. 16. [Ja, HErr, laß es so kommen, wie wir es eben als schon geschehen im Geiste vorausge- sehen.] Laß über sie [deine und unsere Feinde] fallen Erschreclen uud Furcht, durch deinen großen Arm, daß sie erstarren wie die Steine; H— bis dein Volk, HERR, hindurchkomme [durch ihre Län- der], bis das Volk hindnrchkommh das du sdir von heute an zu deinem Eigenthum] erworben hast. 17. Bringe sie [die Kinder Israel] hinein [in das ihnen zugedachte Land], und pflanze sie [dort] auf dem Berge deines Erbtheils [Morija], den du HERR, [durch das, was einst dort vor- gegangen 1. M. 221 dir zur Wohnung gemacht [schon längst bestimmt] hast lindem du mit dem auf diesem Berge zu errichtenden Centralheiligthum die Wurzeln ihres Volkslebens in das Land ein- senkst und ihnen so bleibendes Wesen und festen Bestand verleihestjz H zu deinem Heiligthum [bringe sie], HERR, das deine Hand bereitet [schon so gut wie fest dort gegründet] hat [auf daß sie um das- selbe herum als um ihren Mittelpunkt im Lande wohnen mögen]. 18. lNoch wird bis zur Verwirklichung dieser unsrer Hoffnungen eine geraume Zeit vergehen; aber :] Der HERR wird König sein -.·- immer und ewig [wenn es nun geschehen sein wird; er hat dann einen königlichen Sitz, wo er thront, und ein Volk, über welches er in heiliger Absonderung von den Weltvölkern regiert, seines Reiches wird kein Ende sein] Die eigentliche Seele unsers Liedes ist die s elige Freude iiber die nun gestiftete Gemeinschaft zwischen Iehooa und Israel; indem Jehova das Volk Jsrael einerseits von dem Könige Pharao erlöst hat, hat er es andererseits sich selber erworben. Diese Gemeinschast stellt sich dar in der Begleitung der wunderbaren Säulez aber so wie der neu gewonnene Anfang sich vollenden muß, so musz sich diese Gemeinschaft zu einer festen und bleibenden Form bilden. Die Säule ist ein Wandergeräth Jsrael soll aber aus der Bewegung zur Ruhe, aus der Fremde in die Heimath kommen: darum muß die Säule Jehovas sich zu einer festen Wohnung Jehovas vollenden, so daß Jehova im Lande seines Volks eine bleibende, ewige Stätte erhält. (Baumgarten.) Der Lobgesang, den Mose hier im Namen des ganzen Volkes verfaßte, ist gleichsam das Brautlied Jsraels (Jer. Z, 2 f.). Jehova hat seine erwählte Braut den Händen ihrer Dränger entrissen, und will sie nun zum Hochzeitaltar am Sinai führen: hinter sich im frischen Angedenken die Erlösung aus der Knechtschash vor sich im sehnendeu Verlangen die bevor- stehende Vermählung, bricht ihr Jubel in lobpreisendem Gesange hervor. (Kurtz.) 19. [So fröhlich und lustig, so getrost und zuverftchtlich sangen Mose und die Kinder Israel] Denn [auf dieser Thatsache beruhte ihre Freude und ihre Zuversichtq Pharao zog hinein in’s Meer mit Rossen, und Wagen, und Reiteruz und der HERR ließ das Meer wieder über sie fallen. Aber die Kinder Israel gingen trocken mitten durch’s Meer. 20. Und Mirjamk die Prophetim Aarous Schwester, nahm [als Mose in heiliger Begeisterung das Lied erzeugte und dem Volke vorsprachJ eine Panke in ihre Hand; und alle Weiher [durch ihr Exempel angeregt, thaten desgleichen und] folgten ihr nach hinaus [nach dem Standorte, den die Männer am Ufer des Meeres eingenommen hatten] mit Paukentt kdie ste schlugen] am Reigen kwährend sie zugleich in allerlei künstlichen Bewegungen und kreisförmigen Windungen heilige Tänze aufführten]. «) Mirjam (griech. Mag-rot» = Maria, d. i. ihre Widerspenstigkeitz vgl. 4. M. 12) heißt hier wohl zunächst darum Aarons, und nicht Moses Schwefter, obgleich wir sie bereits in Kap. 2, 4 ff. als des letzteren Retterin und Pflegerin in der Kindheit kennen gelernt haben, weil Aaron der ältere Bruder war (Kap. 7, 7); zugleich aber wird dadurch angedeutet, daß sie hinsichtlich ihrer Stellung in der Gemeinde zwar mit Aaron, aber nicht mit Mose, dem obersten Leiter des Volkes und Mittler des alten Bandes, auf gleicher Stufe stand. Eine Pro- phetin war sie, insofern der Geist Gottes sie jetzt er- griff und ihr die Gabe der Weissagung verlieh, d. h. die Gabe, in hohen begeisterten Worten und eindringlicher, gewaltiger Rede auf Andere einzuwirken (4. M. 11, 25 ff.). IV) Die Pauke oder Handtrommel (Tamburin, Aduffa) ist ein hölzerner oder metallener, etwa eine Hand breiter, mit einem Fell bezogener Reif, der von Frauen mit den Fingern geschlagen wird und bei öffentlichen Aufztigen oder Reigentänzen zur Erhaltung des Taktes dient -— ein besonders in Egypten einheimisches und noch jetzt im ganzen Orient weit verbreitetes musikalisches Instrument; zur Vermehrung des Geräusches find am Rande des Reifs häufig noch dünne runde Scheiben von Metall befestigt. Der Reigen oder Tanz, wie er von Frauenchören zur Verherrlichung nationaler Feste, ins- besondere von Siegesfesten und religiösen Feiern aus- geführt wurde, bestand in kreisförmigen Bewegungen mit regellos rhythmischen Schritten und lebhaften Gestän- lationem Noch jetzt giebt es in Egypten, wenn der Nil zu wachsen anfängt, dergleichen heilige Auszüge von Wei- bern mit Gesang und Tanz. Weiteres tiber die musika- lischen Instrumente der Jsraeliten s. zu 4. Was. 10, 2 u. 1. Chron. 26, 1. . 21. Und Mirjam [in freier Weise und abge- kürzter Form dasjenige tviederholend, was der Chor der Männer unter Mosis Führung so eben zur Ehre des HErrn lobpreisend Verkündigt hatte] sang ihnen Vor [und sie sangen unter Musik und Tanz ihr nach]: Lasset uns dem HERRn singen; denn er hat eine» herrliche That gethan, Mann und Roß hat er 1n’s Meer gestutzt [V. 1]. Durch diese Theilnahme der Weiber wurde denn das erste Lied Jsraels zu einem vollständigen Gemeindegesang Die Grundtöne desselben klingen dann nicht nur durch alle Lobgesänge des alten Test. hindurch (vgl. besonders Jes.12); sondern das Lied Mosis, des Knechtes Gottes, wird auch noch am Tage der Vollendung des Reiches Gottes von den Ueberwindern, die den Sieg behalten tiber das Thier und sein Bild, zugleich mit dem Lobliede Ist« 212 2. Mose 15, 22—27. is, 1. des Lammes gesungen werden an dem gläsernen Meer (Offenb. 15, 3). II. II. 22—26. Zllose liiskt hierauf das Voll: vom Schilf- rneer ausbrechen und führt es in die wüste Iur hinein. Jus dreitägiger Wanderung trifft Israel lcein Wasser an; als es dann nach Zllara gelangt, lionn es das Wasser seiner Bitterkeit wegen nicht trinleen und niurrt wider Wesen, der aber wendet sieh an den Zjhkrrn und der Mirr weist ihm ein Volk, durch dessen Gebrauch das Wasser siisk wird. « 22. Mose ließ die Kinder Israel ziehen vom Schilfmeer [wo sie nach ihrem Durchzuge bei Ayun Muse. etwa 2 Tage Lager gehalten und mit den nöthigen Wasservorräthen sich versorgt hatten] hin- ans zu [demjenigen Theil] der Wüste Stil? [oder Etham 4. M. 33, 8., d. i. Kiesgrund, der von der Nordspitze des Meerbusens in südlicher Rich- tung sich herunter erstreckt bis zum Vorgebirge Hammam Patron] Und sie wanderten drei Tage [den 23.—25. Abib] in der Wüste [unter einem brennend heißen Hinimeh über einen unebenen, mit Kies und Feuersteinen bedeckten Boden; auf diesem 15——16 Stunden weiten Marsche aber, wo die Umgebungen immer wilder wurden — schroffe Hügel auf der einen, Korallenrisfe auf der andern Seite —— und zuletzt nicht einmal ein Strauch mehr zu sehen war, plagte es sie am meisteu], daß sie sfür sich und ihre zahlreichen Heerden] kein Wasser fanden [denn die von Ayun Muse« mitgenommenen Vorräthe gingen immer mehr zu Ende] » Zuvor (Kap. 14, 10»ss.) sahen sie lauter Wasser und kein Land, nun sahen sie lauter dürres Land und kein Wasser; daher fiel ihr Gemüth in die äußerste Traurig- keit und Ungeduld. Das sind die wichtigsten Proben, die Gott unserm Glauben vor-legt, wenn er uns so schnell von der größten Freudigkeit des Glaubens (Kap. 15, 1 ff) in die größte Traurigkeit, aus der süßesten Ruhe in die äußerste Unruhe kommen läßt: da kostet es Mühe, seine Lectionaufzusagen und Gott getreu zuverbleibem (Starke.) 23. Da kamen sie [endlich an eine, auf einem kleinen Hügel gelegene Quelle, die reichlich Wasser bot, nämlich] gen Mata [wie man hernach den Ort nannte]; aber sie konnten des Wassers zu Mara nicht trinken, denn es war fast bitter. Da- her leben] hieß man den Ort Mara·[d. i. Bitter- keit, Ruth 1, 20]. Gegenwärtig heißt die Quelle Hawaii-«, ist versandet und bietet wegen ihrer Vernachlässigung nur noch wenig Wasser; dies ist aber auch noch seht so bitter und salzig, daß Menschen und Kameele nur in der äußersten Noth davon trinken» 24. Da murrete das Volk wider Mosca kdaß er sie einen solchen Weg geführt], Und sprachen: Was sollen wir trinken? Uchaffe du nun Rath, daß wir nicht vor Durst umkommen; sie bedachten aber nicht, daß sie damit wider den HErrn selbst sich auflehnten, der in der Wolken- und Feuersäule vor ihnen herzog]. 25. Er [Mose] schrie zu dem HERRn und der HERR weifete ihm einen Baum, den that er in’s Wasser, da ward es fiißX Daselbst [bei Mara, wo die Reihe seiner segnenden und erziehenden Wunder ZbegannJ stellte er ihnen [den Kindern Israel] ein Gesetz [wie er auch ferner sie führen und regieren wolle, nämlich gar wunderbar und gnädig], nnd ein Recht [daß sie in allen Nöthen sich sollten an seine göttliche Durchhilfe wenden], und versuchte sie sbrachte aber auch hier zum ersten Mal sie in eine Lage, wo ihr Vertrauen zu ihm und ihr Gehorsam gegen seine Führung in» der Absicht auf die Probe gestellt wurden, damit sie sich bewähren und mehr und mehr erstarken möchten, vgl. Anm. 2 zu 1. M. 22, 1], 26. Und sprach jgab ihnen in Beziehung auf diese von ihm beabsichtigte Bewährung die Ver- heißung]: Wirst du der Stimme des HERRzn deines Gottes, gehorchen und thun, was recht ist vor ihm, und» zu Ohren fassen» seine Gebote, und halten alle seine Gesetze; so will ich» der Krankheit koder Plage] keine auf dich legen, die ich [Kap. 7, 14—12, 291 auf Egypten gelegt habe kvielmehr alle Plagen, die dir hier in der Wüste entgegen- treten, von dir wegwenden, so daß, während ich in Egypten das süße Wasser in Blut verwandelte, ich dir bitteres Wasser in süßes umwandeln werde, während ich Egypten mit Fröschen und Läusen quälte, dir auch feurige Schlangen und Scorpione 5. M. 8, 15 nicht schaden sollen, während in Eghpten drei Tage lang dicke Finsterniß herrschte, auch des Nachts alles lichthell um dich sein wird u. s. w.]; denn ich bin der HERR, dein Arzt [der alle Krankheit hebt und alle Plage hinwegnimmt Kap. 23, 25; 5. M. 7, 15]. V) Nicht weil das Holz von selbst solche Kraft gehabt hätte, wie Sirach (38, 5) meint, daher auch alle Versuche der Reisendem diese Holzart ausfindig zu machen, von jeher vergeblich gewesen sind; sondern die Kraft wird dem Baume oder Strauche außerordentlicher Weise und nur für den einzelnen vorliegenden Fall verliehen. Der HErr bediente aber bei seiner wunderbaren Hilfe sich eines äußeren Mittels, dessen er an sich keineswe s bedurfte, um sich Jsrael damit sichtbar und handgrei ich als set- nen Arzt zu erkennen zu geben. — Das bittere Wasser ist das Gesetz oder die Erkenntnis; der Sünde, der Baum des Lebens ist das liebe Evangelium, das Wort von Gottes Gnade, Barmherzigkeit und Güte. Wenn das Evangelium in das Gesetz und Grkennntniß der Sünde getaucht wird und rühret das Herz an, darinnen das Gesetz Traurigkeit, Angst, Schrecken und Betrübniß an- richtet, da schmecket es, durch dasselbige folget Süßigkeit und Lust zum Gesetz. (Luther.) Jesus ist der Weisen Stein, der Gesundheit giebt und Leben; Jesus hilft von aller Pein, die den Menschen kann umgeben. Lege Jesum nur auf’s Herz, so verliert sich aller Schmerz. (Jesus ist der schönste Nam’ &c. V. 3.) Das 16. Kapitel. Die gsactstekn und das Zttanna wird gegeben. I- usw. 15, 27—16, 12. n« Erim, der dritte» Itation nach ihrem Zllurciikug durciys rothe Meer, lagern die Kinder Israel an kwiilf Wasserbrunnen und ihre Ieliesten unter siebenkig zlalmenbiiumem Als sie dann die Ebene am Schilfmeer hinter sich gelassen und die Murren des Volks wegen Bitterkeit des Wassers in Mara. Rast in Elim. 213 Wüste Sin erreicht haben, murren sie wider Zttose und Fluten, weil sie wegen des beginnenden Mangel-i an Brod Hungers sterben zu müssen fürchten. Muse, von dem yErrn unterrichtet, was er Zur Ernährung des Yolleeg thun werde, straft sie wegen ihrer srevelhaften Rede; aber auch der Mk» selbst, indem seine Zjerrlicljleeit in leuchtender Illajesiät von der Wüste her erscheint, nimmt seines Dienern sich an und beliriiftigt dessen warte durch ein feierlicher» allem Voll: vernehmbareg Zeugnis; 27. Und sie kamen [nachdem sie drei Tage in Mara gelagert und dann einen weiteren Marsch von ohngefähr 3 Stunden, auf dem die Umgegend mehr und mehr wieder freundlicher wurde, auch hier und da Sträucher und kleinere Bäume sich zeigten, zurückgelegt hatten, etwa am 29. Abib, dem letzten des Monats, nach dem fast eine Meile breiten Fluszthal] in Elim sdem heutigen Gha- randels da waren zwölf Wafserbrnnnem nnd siebenzig Palmbciume [und schien also der Ort wie aus- drücklich für Jsrael zum Ruheplatz bereitet— bot er doch jedem von den 12 Stämmen einen Brunnen zur Erquickung für Menschen und Vieh, und dem Zelt eines jeden von den 70 Aelteften Kap. 24, 9 den Schatten eines Baumes]; Und lagerten sich daselbst an’s Wasser [das, obwohl etwas salzig, doch bei Weitem das beste war auf ihrem ganzen Wege daher]. Diese liebliche Hase, die wie ein Kleinod verschlossen daliegt zwischen Wänden von Kalksteinfelsem sollte im Gegensatz zu Mara auf Jsrael den Eindruck machen, daß der HErr sein Volk auch in der unfruchtbaren Wüste auf grünen Auen lagern und zu frischen Wassern fti ren , könne (Ps. 23); sie haben dann län ere Zeit dort ast gehalten, vielleicht vom 1.——7. Tage es andern Monats. — Der HErr schenkt uns diesseits schon dann und wann Grquickungsstundem wo wir etwas von jener Ruhe schmecken, die noch vorhanden ist dem Volke Gottes, Stunden, worin jedes Gefühl in unsrer Brust jubeltt »Mein Geist sreuet sich Gottes, meines Heilandes.« Es wird uns in diesen seligsten Stunden unsers Lebens ver- gönnt, mit freieren Augen hineinzublicken in die Herrlichkeit unsers HErrm von den Geheimnissen des Himmelreichs ist gleichsam der Schleier weggezogenz das Herz unsers treuen Gottes liegt vor uns, und wir lesen darin wie in einem offenen Buche. Die Wonne der Erlösung er- greift unsre Seele, alle Traurigkeit ist verschwunden, aller Schuld sind wir entlastet, wir liegen an der Brust unseres Heilandes, sein Frieden durchweht uns, sein Licht durch- strahlt uns, seine Kraft durchdringt uns; unsere Seele hat ihr Feierkleid angezogen, unser Herz flammt in Liebes- feuer, unsere Gedanken denken nur Jhn, nur ihn, in dessen Blute wir uns entsündigt fühlen, durch dessen Gehorsam wir uns gerecht und bereits vollendet wissen. Die Welt erscheint uns so leer, ihre Lust so schaut, ihre Ehre läßt uns so kalt und gleichgiltig, die Sünde steht gleichsam in weiter Ferne, der Satan liegt gefesselt zu unsern Füßen, die Hölle ist vernichtet, der Himmel geöffnet und die Seligen winken uns Friedensgrüsza Vor unserm geistigen Auge steht der HErr im Glanze der Verklärung und doch so leutselig und freundlich. Unsere ganze Seele jauchzet: »Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde« Und das Elim, das uns drinnen blühet, sehen wir gleichsam auch draußen. Die Sonne lacht uns freundlicher; der Wind wird uns zum Flüstern der Sabbathruhe; die Flur duftet lieblicher, der Wald steht voll Friedenspalmem die Quelle erscheint uns silberner und heller, unsere Wohnung ist uns ein Gotteshaus, und in unsern Lieben drücken wir mit froher Zuversicht die Genossen unsers Heils an’s Herz. Wir sind in Elim, aber wir sind nie lange darin: wir werden nur bisweilen in das dies s eitige Elim geführt, damit wir uns nach dem jenseitigen sehnen lernen. (Appuhv-) Kuh. 16, 1. Von Ellm zogen sie szu einem längeren Marsch nun hinreichend gestärkt], und lau: die ganze Gemeine der Kinder Israel [nach- dem sie nach einer Wanderstrecke von 8——9 Stun- den -— über eine Hochebene hinweg, um Berge und Felsen zu ihrer Rechten herum — in einer anderthalb St. am Ufer sich hinziehenden, mit vielem Gesträuch bewachsenen Ebene am Schilf- meer 4. M. 33, 10 etwa zwei Tage lang sich gelagert, dort Wasser eingenommen und nun — weil vor ihr in Süden eine Felswand so nahe an das Meer herantrat, das; sie nicht weiter in dieser Richtung vordringen konnte — sich östlich gewendet hatte] in die Wüste Sin [in die weite, sandige, jetzt Debbet ersltamleh genannte Hoch- "ebene], die da [von Nordwest nach Südost über die ganze Halbinsel sich aUsbreitendJ liegt zlvischen Elim und Sinai, [und machte nach einer "Neise von abermals 8-—9 St. Halt in dem sogenannten Kupferthal oder wady Nasbj am fünfzehnten Tage des andern Monden [d. i. des Monats sit oder Jjjatx s. Anm. zu Kap. 12, 2], nachdem sie [am 15. Tage des ersten Monden] aus Egypten gezogen [also nun schon einen vollen Monat unterwegs] waren. Nach der bisher von uns angenommenen Ziihlungsi weise war der Reiseweg der Kinder Jsrael dieser: 1) 15. Abib (Sonntag):ivon Raemses bis Suchoth Z) 16. u. 17. Abib: von Suchoth bis Etham. Z) 18. Abib: von Etham bis zum Thal Hiroth. 4) 19. u. 20. Abib: Nasttage am Meer. b) 21. Abib (Sonnabend): Durchgang durchsrotheJMeer. S) 22. Abib: Rclsttag in Ayun Muse« · 7) 23.—25. Abib: dreitägige Wanderung in der Wüste. 8) 26.-—28. Abib: Aufenthalt in Mara. 9) 29. Abib (Sonntag): Reise bis Elim. 10) 1.-—7. Sif: Rasttage in Elim. 11) 8.——10. Sif: Reife bis zum Schilfmeer. 12) 11. u. 12. Sif: Station am Schilfmeer. 13) 13.—15. Sif: Reise bis zur Wüste Sin. Bei Weitem die meisten Ausleger der jetzigen Zeit verstehen unter der Wüste Sin die in bedeutender Breite längs der südlichen Hälfte der Ostküste des rothen Meeres bis zur äußersten Spitze der Halbinsel, dem Râs (Vor- gebirge) Mahommeä sich hinziehende Sandebene WITH-a, und lassen die Kinder Israel von der Station am Schilf- meer aus ihren Weg in südtlstlicher Richtung durch das mit vielen Fels-Juschriften ausgestattete Thal Mal-anal- und dann durch das weite, liebliche Thal Ren-an bis zu einem dritten, zur Gebirgsgruppe des Serbal gehörigen Thale nehmen, um darnach in mehr östlicher Fitichtung nach Raphidim (Kap.17, 1) zu gelangen. Allem theils ist nicht recht einzusehen, wie von jener Sandebene gesagt werden könne, daß sie zwischen Elim und Sinai liege; theils führt dieser Weg an zwei Stellen durch »sehr enge Schluchten, durch die ein so großes und zahlreiches Volk mit Weibern, Kindern und Biehheerden sich schwerlich hindurchzuwinden vermochte. Von dem ersten, am »Ern- ng des Mokattebckdhals besindlichen »milden Gebtrgss passe« berichtet ein Reisender: »Wir stiegen von unsern Dromedaren und überließen es ihrem Instinkt und sichern 214 2. Mose IS, 2——12. Tritt, den gefährlichen Paß zu erklimmen,« und ein anderer, daß der Paß immer nur für ein Kameel Raum geboten habe, so daß die ganze ReisesKaravane sich in einzelne, aus Einem Reisenden bestehende Züge habe vertheilen müssen. Ein zweiter ,,schauerlich wilder« Eng- pasz befindet sich darnach am Ausgang desselben Thales, ehe man in das herrliche Thal Feiran hinabsteigh Da- gegen war der Weg nach dem Wndy (Thal) Knab, wohin nach der, der obigen Erklärung zu Grunde liegenden Ansicht anderer Reisenden der Zug der Kinder Jsrael vom Schilfmeer aus sich bewegte, ohne Zweifel schon damals eine gangbare Straße; enn in diesem Thal gab es ansehnliche Kupferbergwerka welche von Egypten aus mit Kolonisten bevölkert und fleißig betrieben wurden. Ebenso ist hier zwischen Dattelbäumen ein Brunnen mit reichlichen: und tresslichem Wasser zu finden. · L. Und es "murrete die ganze Gemeine der Kinder Israel wider Mosen nnd Aaron in der Wuste [denn es war auf der 30tägigen Wande- rung der aus Eghpten mitgebrachte Vorrath an Lebensmitteln nun aufgezehrt und hier in der dürren Wüste keine Möglichkeit, sich neue zu ver- schaffen, im Glauben aber an den HErrn und seine Durchhilfe sich zu halten verstanden sie noch nicht, wiewohl er doch schon zwei Mal Kap. 14, 10 ff.; 15, 22 ff. so wunderbar durchgeholfens Z. Und sprachen [im bitteren Unmuth ihre Erlösung und Gottes Verheiszung für nichts ach- tend]: Wollte Gott, wir wären in Eghpten kauch eines pIHtzlZchenTodeZJ gestorben, durch des HERRU Hand sals in jener Nacht Kap. 12, 29 ff. alle Erstgeburt geschlagen wurde], da wir bei den Fleischtopfen saßen, nnd hatten die Falle Brod »zu essenz denn [was nützt uns Jetzt unsere damalige Verschonung und unsere Ausführung aus Eghpten ?] ihr habt uns »[ja, wie es jetzt»am Tage ist, nur] darum ausgefnhret in die Music, daß ihr diese ganze Gemeine fvon so viel hunderttausend Seelen] Hungers sterben lasset. »Wenn eure Kunst nicht weiter reicht, als daß ihr uns hier einem langsamen und qualvollen Tode ent- gegengeführt, dann hättet ihr uns lieber in Egypten sollen bleiben oder gleich mit den Egyptern umkommen lassen; das wäre doch ein viel besserer Tod gewesen, so plötzlich und auf einmal von den vollen Töpfen und Schüsseln hinweg zu sterben, als elendiglich verschmachten zu müssen hier in der Wüste« ——- In dieser Undankbaren und'ver- rvegenen Rede ist alles vergrößert. Zum ersten ist es nicht zu glauben, daß sie in der Sklaverei, in welcher sie in Egypten seufzeten, alles in einem so großen Ueberslusse hatten und dasselbe mit so vieler Bequem- lichkeit, wie sie sagen, genießen konnten; zum Andern stunden sie noch gar nicht in der Gefahr, vor Hunger zu sterben, da sie ihre zahlreichen Heerden Vieh noch hatten. Allein das Mißtrauen und der Geiz sind Leidenschaften, die niemals ruhig sind: wenn sie nur die geringste Ursach etwas zu befürchten haben, so wird sie den Augenblick unendlich groß gemacht. (Patricl.) 4. Da sprach der HERR zu Mose [der zuerst den Kindern Israel freundlich zugeredet und an die bisherige göttliche Führung sie erinnert, dann aber in eigener Rathlosigkeih was in dieser großen Noth zu thun sei, sich zu Gott im Gebet gewendet hatte Kap. 14, 14]: Siehe, ich will [weil die Erde kein Brod für euch hat] euch Brod vom Himmel regnen lassen, nnd das Voldsoll hinausgehen [vor das Lager], und sammeln taglich [so lange es in der Wüste ist], was es des Tages bedarf; fes wird aber niemals mehr finden, als es für jeden einzel- nen Tag gerade bedarf, das richte ich absichtlich so ein, auf] daß ich’s versuche, ob es in meinem Gesetz wandle [in meine Ordnung sich finden und Glauben und Gehorsam beweisen werde] oder nicht. Z. Des sechsten Tages aber [als am Tage vor dem Sabbath] solleii sie sich schicken lsich dar- auf gefaßt machen], daß sie zwiefciliig [soviel] eintragen, weder [als] sie sonst täglich sammeln [denn auch in diesem Stück will ich sie im Glauben und Gehorsam üben, daß, gleichwie sie für jeden Tag ihr Auskommen haben werden, nicht mehr und nicht weniger, sie wiederum am Ruhe: tag wirklich feiern und nicht um die tägliche Nahrung sich mühen sollen] d Nach dem hehr. Grundtext lautet der Sah etwas s: an e« s. Des sechsten Tages soll es geschehen, wenn sie [zu Hause zur Speise] zurichten werden, was sie [an diesem Tage eingetragen haben, daß es zwiefciltig so viel fein wir , als sie sonst taglich samme n. Darnach sollten die Kinder Israel erst nach dem Ginsammeln inne werden, daß sie am s. Tage den Bedarf für den folgenden Tag im Voraus mit empfingen, um den Sabbath recht heiligen und von allen Geschäften ruhen zu können, während nach der luthenuebersetzung sie auf die doppelte Portion sich gleich beim Einsammeln gefaßt machen sollten· Jn der Sache selbst ist zwischen dem hebräischen Grundtext und der lutherischen Ueber- setzung kein Unterschied, wie denn diese überhaupt in keinem irgend wesentlichen Punkte, der den Glauben und die Seligkeit angeht, einen .wirklich irreleitenden Fehler aufweist. Viel- fach, wo man Luther’n falscher Uebersetzung zeiht, ist es noch gar nicht ausgemacht, ob nicht vielmehr Er Recht hat gegenüber den Ansichten dergetzigen Wissenschaft; vielfach (vgl. Kap. J, 32) hat er in guter Absicht nicht gerade wörtlich, wohl aber nach dem Vedürfniß unsers deutschen Christenvolks übersetzt, weil er rein und klar Deutsch geben und dem Leser den Eindruck der Unmittel- barkeit einer Urschrift verschasfen wollte; vielfach endlich hat der Streit der Gelehrten über die Bedeutung dieses und jenes hebräischen Worts, über die Auffassung der einen und der andern schwierigen Stelle, schon jetzt auf dasjenige Verständnis; als das richtige zurückgeführh welches die evangelisch-lutherische Kirche von Anfang fest- gehalten. Es ist beim Werke unserer Bibelübersetzung der Geist Gottes in einer Weise erleuchtend, bewahrend und helfend zur Seite gestanden, und die Männer, die dasselbe zu Stande gebracht, haben mit einer Gelehr-. samkeit, Einfalt und Treue gearbeitet, daß von einer eigentlichen Verbesserung dieses Werkes nie die Rede sein kann, es wird durch alle Zeiten seinen unbedingten Vorzug vor allen andern Verdeutschungen der Schrift behaupten; aber auch der Versuch, einzelne Stellen zu berichtigen, bleibt immer etwas Bedenkliches und dürfte nicht selten zu dem geraden Gegentheil von dem führen, was Luther als Grundsatz aufstellt: »Man muß nicht die Buchstaben der fremden Sprache fragen, wie man soll deutsch reden, sondern man muß die Mutter im Hause, die Kinder auf der Gasse, den gemeinen Mann auf dem Markte darum fragen« Was den Bibelerklärer betrifft, so hat dieser die Pflicht, auf den Grundtext zurückzugeben und von ihm bei seinen Erklärungen sich leiten zu lassen; dabei aber schreibe er nichts ohne beständige Erinnerung an Murren des Volks wegen Brodmangel. Die Herrlichkeit des HErrn erscheint in der Wolke. 215 das Wort Matth. 5, s: »Wer eins von diesen kleinsten Geboten auflöset und lehret die Leute also, der wird der Kleinste heißen im Himmelreich« und ohne das Gebet des h. Augustinusu ,,HErr, mein Gott, was ich von dem Deinen nehme, das laß die Deinigen auch anerkennen kagnosoanyz was ich aber von mir selber rede, das vergieb mir, und laß die Deinigen es mir ebenfalls verzeihen (ignoscant).« s. Mose nnd Aaron snachdem der Crstere noch weitere Aufschlüsse von dem HErrn empfangen über die Art, wie er Israel in der Wüste er- nähren wolle, und darauf seinen Bruder herzu- gerufen hatte, damit dieser sein Prophet an das Volk sei Kap. 7, 1f.] sprachen zu allen Kindern Israel [durch die Aeltesten, die sie um sich ver- sammelten Kap. 12, 21]: Am Abend [noch dieses heutigen Tages, da ihr also gemurret habt wider uns] sollt ihr san dem, was geschehen wird V. 13] inne werden, daß euch sweder Mose noch Aaron, sondern] der HERR aus Eghptenland geführt hat [indem er selbst euch geben will, was Mose und Aaron nicht zu geben vermögen —- Fleisch, dar- nach euch so sehr gelüstet]; 7. Und des Ebiorgens [darnach, bis wohin euer jetziges Brod gänzlich aufgezehrt sein wird] werdet ihr des HERRn Herrlichleit [die auch ohne das Brod, das aus der Erde wächst, euch zu er- nähren weiß, vor Augen] sehen [wenn es nun vor euch da liegt, was er euch zur Speise beschieden V. 13. 14]; denn er [der HErrJ hat euer Murren [das, obwohl es zunächst wider uns sich richtet, dennoch im Grunde nur ein Murren] wider den HERRU [ist,] gehbret [und sich’s als ihm geltend angenommen]. Was sind wir [Mose und Aaron], daß ihr wider uns murret sals hätten wir euch ausgeführet in die Wüste? Haben wir's aber nicht gethan, sondern der HErr durch einen aus- gereckten Arm und große Gerichte, fühlt ihr da den Frevel nicht, wenn ihr solche Rede thut, als wäret ihr nur darum ausgeführt, daß ihr in der Wüste Hungers sterben sollt]? 8. Weiter sprach Mose [durch den Mund Aarons, den Kindern Jsrael Gottes Absicht noch deutlicher zu erkennen gebend und ihnen ihre schwere Sünde noch einmal zu Gemüthe führend]: Der HERR wird euch am Abend Fleisch zu essen geben, und am Morgen Brods die Füllez darum daß der HERR euer Murren gehbret hat, das ihr wider ihn gemurret habt lund euch nun beweisen will, wie er auch in der Wüste euch geben könne, was ihr in Eghpten gehabt habt V. 3. Aber je mehr er damit euren Kleinglauben nach seiner Güte und Langmuth beschämt, desto mehr demüthigt nun ihr euch wegen eurer Sünde, die ihr mit eurer läster- lichen Rede begangen habt]. Denn [ich muß es euch noch einmal aufrücken] was sind wir [armen Menschen, die wir euch nimmer von Pharao hätten erretten mögen]? Euer Murren ist nicht wider uns, sondern wider den HERRn 9. Und Mose [der durch Erleuchtung des heil. Geistes wußte, daß der HErr jetzt selbst vor den Ohren des ganzen Volkes zeugen und zu dem Worte seiner Diener sich bekennen wollte] sprach EhierriachJ zu Aaron: Sage der ganzen Gemeine der Kinder Israel: Kommt herbei vor den HERRn ftretet aus euren Zelten heraus und begebet euch mit uns hinaus vor das Lager nach der Stelle, wo die Wolkensäule steht, in welcher der HErr bei euch gegenwärtig istjz denn er hat [wie wir euch schon sagten] euer Murren gehbret [und wird nun das mit seinem eigenen Munde euch kund thun, damit ihr erkennet, daß wir nicht nach unsern eigenen Gedanken zu euch reden und mit euch handeln] 10. Und da Aaron also redete zu der ganzen Gemeine »der Kinder Israel [und die Aeltesten des Volkes seinem Ruf auch folgten], wandten sie sich [bei ihrem Heraustreten aus dem Lager] gegen die Wüste [nach derjenigen Richtung hin, wo der Sinai liegt V. 1; denn nach dieser Richtung zu hatte die Wolke ihre Stellung eingenommen, nach- dem sie bei den strafenden Worten Mosis V. 7 u. 8 sich vom Lager der Kinder Jsrael hinweg- begeben]; und siehe, die Herrlichkeit des HERRn erschien in einer [der] Wolke kals die Aeltesten nun außerhalb des Lagers sich befanden und die Wolke in ihrer veränderten Stellung gewahr wurden, brach plötzlich ein feuriger Lichtglanz durch dieselbe hindurch]. »Es sind in der Wahrheit die Kinder von Jsrael gar ein bös Volk gewesen, sagt Luther, die Gottes Mirakel und Gutthaten bald vergessen und ihres Berufes über- drüssig werden; Mosen und den Aaron lästern sie, als die da wollten das Volk Hungers sterben lassen, ja schän- den Gott selbst, als habe er sie durch Mosen nicht lassen aus Egypten führen« Weil denn die Wolkensäulg dies Zeichen der fortwährenden Gegenwart und Führung Got- tes, ihnen schon so alltäglich geworden war, daß es alle Bedeutung für sie verloren hat, muß der HErr durch einen in die Sinne fallenden Beweis seiner hohen Ma- jestät ihnen wieder eine heilsame Furcht einflößen, die Sünde ihrer Auflehnung ihnen zum Bewußtsein bringen, zugleich aber es ihnen zu verstehen geben, das; die Speise, die sie haben sollen, eine Gabe seiner Gnade und Barm- herzigkeit sei. Dies die Ursach des in der Wolke auf- leuchtenden Lichtglanzesk Sie, die Wolke, hat darum von dem Lager sich entfernt, damit Jsrael sehe, daß solches ungläubige Murren, wenn es immer und immer wieder sich erneuern sollte, den HErrn nöthigen würde, seine Gegenwart dem Volke zu entziehen und als strasender Richter ihm gegenüber zu treten; und sie hat nach der Gegend des Sinai hin sich gewendet als nach demjenigen Orte, wo seine gegenwärtigen Fiihrungen ihr nächstes Ziel erreichen werden (5· Mos. 33, 2). 11. Und der HERR sprach saus dem Lichts glanz der Wolke] zu Mose [mit lauter, allem Volk vernehmbarer Stimme Kuh. 14, 15 ss.]: 12. Jch habe der Kinder Israel Murren ge- hbret [und es aufgenommen als wider mich selbst gerichtets Sage ihnen: Zwischen Abend [Kap. 12, s] sollt ihr Fleisch zu essen haben, und am Mor- gen [darnach] Brods satt werden [wie ihr begehret habt], und Uollt an dem, was ich thun werde, in 216 L. Mose 16, 13—21. recht handgreiflicher Weise] inne werden, daß ich der HERR, euer Gott, bin« [der, wie er euch aus Egypten in die Wüste geführt hat, so auch in der Wüste eure ganze Gemeine zu ernähren weiß und nicht etwa Hungers sterben läßt, wie ihr in eurem Unglauben mich gelästert habt]. Solch gottlos Wesen, wie wir hier an den Kindern Jsrael wahrnehmen, siehet uns auch aus den Augen, wir sind gleich der Art; wenn das Mehl aus dem Sacke ist und kein Teig mehr vorhanden, dann reget sich der Ab- gott, Junker Bauch, und lässet sich merken, er könne unsers HErr-Gottes Verzug nicht auswartem (Luther.) 1I- u.13—31. uns; m« Ich-nd okjsktvigen aags tagt sich eine ungeheure Ikhaar von wathteln an der Stelle nieder, wo Israel lagert, und am andern Zllorgen fällt mit dem Thau das dem Volke vom ZsGrrn zugedachte Brod vom Himmel. Zlie Kinder Israel nennen es Man; der ZjGrr aber oersiigt iiber diese seine Gabe dergestalt, daß Israel an derselben eine ganz von ihm abhängige Lebensweise und die Zseiligung des ausser Gebrauch ge- liommeuen Iabbaths lernen soll. Darum bescheert er an gewöhnlithen Tagen immer nur soviel, als das Pe- diirsnisz eines jeden Tages erfordert, am sechsten Tage dagegen den doppelten Betrag. 13. Und am Abend [noch defselbigen Tages, an welchem Israel also gemurret und der HErr seine Hilfe zugesagt hatte] kamen Wachieln ldurch einen Südostwind über den älanitischen Meerbusen 4. M. 11, 31; Pf. 78, 26 f., also aus derselben Nichtung hergeführt, nach welcher hin V. 10 ff. die Wolke gestanden hatte] herauf und bedeckten sdurch Gottes Fügung gerade über der Stelle, wo die Kinder Israel lagerten, sich niederlassend] das Heersi Und·am Morgen sdes andern Tages] lag der Thau sein dichter, Thau erzeugender Nebel] um das Heer her. 14. Und als der Thau weg war sder Nebel sich verzogen hatte]·; siehe, da lag es in der Wuste kund und klein [etn fester und eompacter Stoff von Gestalt und Größe], wie der Reif sder als Niederschlag des Nebels] auf dem Lande [zurück- bleibt-»] «) Neben der eigentlichen Wachtel kommt in jenen Gegenden noch eine besondere größere Species desselben Geschlechts vor, welche die Araber Rats. nennen und die in das Linnösche System unter dem Namen Tetrao Alt-hats. übergegangen ist· Sie lebt in Arabien, Palä- stina, Syrien, Egypten u. s. w. in ungeheurer Menge und großen Schaaren, ist von der Größe einer Turtel- taube, hat einen kurzen, gebogenen, gelben Schnabel, aschgrauen Hals und Kopf, grauröthlichen Bauch und Rücken, keilförmigen Schwanz und vorn gefiederte Beine, und muß hiernach eigentlich unter die Rebhühner gerech- net werden. Jhr Fleisch ist zwar hart und trocken, wird jedoch von den Eingebornen gern gegessen. Sie ist ein Zugvogeh der im Frühjahr aus den südlichen Ländern nach Norden zieht und dann in so dichten Hausen fliegt, daß die arabischen Knaben oft zwei bis drei auf einmal tödten, indem sie blos mit einem Stock dazwischen wer- fen. Jn unsrer Stelle besteht das Wunder der göttlichen Gnade in der Herbeiführunå der Wachteln gerade zu dieser Zeit und nach dieser teile, sowie in der uner- hörten Menge derselben, wie sie dem Bedürfnisse eines so zahlreichen Volkes entspricht. »Es) Das heutige Manna, welches- in mehrfacher Hinsicht mit dem biblischen auffällig übereinstimmt, ist der süße Saft des Tarfabaums, einer Tamariskenarh der während der Nacht in der heißen Sommerszeit aus der Rinde des Stammes und der Zweige (nach Eh renb er g in Folge des Stichs eines schildlausartigen Jnsekts) her- vordringt, zu kleinen, runden, weißen Körnern sich ge- staltet, in dieser Form auf den Boden herabfällt und vor Sonnenaufgang gesammelt wird, in der Sonnenhitze aber zerschmilzt. Die Tamariske (1. Mos. 21, 33) ist ein häufig in Eghptem Arabien, Shrien und Palästina wachsender Baum, der einen grad ausschießenden Stamm von mittlerer Höhe, lange, schmale, dicht beisammenste- hende und immer grüne Blätter hat, grüne, harte Beeren von der Größe der Nüsse und der Substanz der Gall- äpsel trägt und ein hohes Alter erreicht; nur wenig von ihr verschieden ist der Tarfabaum, er wächst höher (bisweilen 20 Fuß hoch), ist buschiger und dichter be- laubt, erzeugt jedoch, obwohl er sich auch in Radien, Egypten, Arabien und am Euphrat findet, sonst nir- gend das Manna, als in der Nähe des Sinai, und zwar am reichlichften in solchen Jahren, wo es viel regnet, während es in andern ganz ausbleibt. —- Das biblische Manna nun ist keineswegs ein und dieselbe Sache mit dem natürlichen: ,,wie hätte Mose sich unterfangen können, das Volk zu überreden, Jehova lasse das Manna vom Himmel regnen, es falle mit dem Thau herab (V. 15), wenn das Volk tagtäglich sah, wie der Mannasaft aus den Tarfazweigen hervorquoll, als Tropfen an den Zweigen hing und als erstarrete Körner auf die Erde fiel? Oder hatten die Jsraeliten nicht eben so gut Augen dies alles zu sehen, wie unsere Reisenden sre haben? (Kurtz.) Sollte dies Schildlaus-Manna die Nahrung der Heere Jsraels in der Wüste gewesen sein, so wären sie sehr zu bedauern gewesen; es enthält durchaus nichts von jenen Stoffen, die dem thierischen Körper zu seiner täglichen Erhaltung unumgänglich nöthig sind, und in denen sich Würmer der Verwesung erzeugen könnten (V. 20). Das Brod der Engel (Ps. 78, 25), das Manna des Himmels muß vielmehr etwas Anderes gewesen sein, als das Manna der Läuse und Käfer. (v. Schubert) Daß es denn auch wirklich etwas Anderes gewesen sei, darauf weisen im Folgenden viele Umstände ausdrücklich hin. »Das natürliche Manna enthält keinen Mehlstosf, sondern reinen Schleimzucker, daher auch seine Körner nur die Festigkeit von Wachs erhalten, während die Körner des den Jsraeliten gespendeten Manna’s so hart waren, daß sie auf Miihlen gemahlen oder in Mörsern zerstoßen werden mußten und so viel Mehlstosf enthielten, daß Kuchen davon gebacken wurden, die das gewöhnliche Brod ersetztem (Keil.) Was es aber gewesen sei, sagt unser HErr und der Apostel Paulus mit klaren, unzweideu- tigen Worten (Joh. s, 31 f.; 1. Cor. 10, 3): es war eine geistliche, wunderbare Speise, ein Brod vom Himmel gegeben, in Kraft der göttlichen Allmacht, vermöge welcher der HErr eben so gut einen mehl- oder brodartigen Stoff unmittelbar aus seiner Hand, ohne Vermittelung des Ackers und des Ackerbauers, darreichen konnte, wie Christus hernach auf der Hochzeit zu Cana ohne Ver- mittelung des Weinstocks und des Winzers aus bloßem Wasser Wein schafft. »Sonst ist der Thau die Gabe des Himmels, welche die Erde befruchtet, um das Brod zu erzeugen (1. Mos. 27, 28). Aber in der Wüste kann der Thau nichts erzeugen, denn hier wird nichts gesäet (4. M. 20, 5); wenn nun der Thau dennoch Brod bringt, so ist es Himmelsbrotu (Baumgarten.) Wenn wir somit entschieden daran festhalten müssen, daß die Manna- speisung Jsraels mit dem Tamariskenharz nichts zu schaffen hat, so bleibt dennoch diese Naturerscheinung der sinaitischen Halbinsel eine sür den Freund der heil. Schrist sehr beachtenswcrthe Erscheinung. »Wenn die kräftige Hand des Werkmeisters erst einmal den Kanal durch Wachteln und Manna in der Wüste. 217 den Felsen gesprengt hat, dann nimmt das Wasser in allen kommenden Jahrhunderten da hindurch seinen Lauf. Als die Stammform der Geschlechter und Arten der sichtbaren Dinge erst einmal durch Gottes Allmachtswort erschaffen war, da pflanzte und schus sie sich auf dem gewöhnlichen Wege der Zeugung weiter fort; so hat sich auch die Anregung zur Mannabereitung welche zu ihrer Zeit den Lebensodem der Lust und mit ihm alle Lebens- kräste des Landes durchdrang, wenigstens noch im leben- den Gebüsch der Mannatamarisken fortzeugend erhalten. (v. Schubert.) Dies Vorhandensein eines dem ursprüng- lichen Manna ähnlichen Naturproduktes und zwar genau in denselben Gegenden, wo jenes dargereicht wurde, und sonst nirgends, läßt dann »dem Glauben wie dem Un- glauben Raum (vgl. Anm. zu Kap. 7, 13), entweder das Wunder anzuerkennen und seinen Spender zu preisen, oder aber es we zuleugnen und alles ganz natürlich zu erklären« (Bef er.) · . 15. Und da es die Kinder Israel [bei ihrem Heraustreten aus den Zeiten] sahen, sprachen sie unter einander: Das ist Man [die Gabe, die der HErr uns zugetheilt hats«- wie er gestern ver- fprochen V. 12]; »denn sie wußten nicht, was es war lhatten dergleichen noch nie in ihrem Leben gesehen, konnten ihm daher auch keinen bestimm- teren Namen geben, als den allgemeinen: »Gabe, Gesehenk«]. Mose aber [ihre Meinung, daß es die von Gott versprochene Gabe sei, bestätigendj sprach zu ihnen: [Ja!] Es ist das Brod, das euch der HERR zu essen gegeben hat. V) So hat Luther die hebräischen Worte Man-hu nach dem Vorgang des gelehrten und um die Erklärung des alten Testaments hochverdienten spanischen Juden David Kimchi aufgefaßt, und die neuesten Schrifter- kliirer stimmen seiner Auffassung fast sämmtlich wieder bei. Andere Ausleger dagegen folgen der Septuaginta (der Uebersetzung der 70 Dolmetscher) und verstehen die Worte so: »Was ist das?« ja, es ist schon versucht wor- den, diese Deutung in unsre deutsche Bibel einzuführen. Dies ist ein Beispiel zu dem, was oben (Anm. zu V. 5) in Betreff der s. g. Bibel-Berichtigungen bemerkt wurde. ·16. Das ist’ö aber [fuhr er nach dieser Be- stätigung ·fort], das der HERR sin Beziehung auf die Einsammlungj geboten hat: Ein jeglicher sammle des, so viel er sur sich essen mag ifür sich und die Seinigen auf einen Tag bedarf]; und nehme [rechne] ein Gomor auf ein jeglich Haupt, lund savgmle nun] nach der Zahl der Seelen in seiner Hutte salso so viel Gomor, als Personen zu seiner Haushaltung gehörens Der Gomor ist ein kleines Gefäß, Becher oder Napf, das in jeder Haushaltung vorhanden und überall« von gleicher Größe war; wie V. 36 besagt, ging der 10. Theil eines Epha hinein, d. i. ohngefähr IX, preuß. Metze (vgl. Anm. zu V. 36), und konnte so das Gefäß auch als Maß benutzt werden. Die Kinder Jsrael sollen sammeln, soviel sie vermögen, und dann zu Hause nach dem Gomor nachmesfenz da wird sich finden, daß jeder Hausvater in Gemeinschast mit seinen Hausgenossen ge- rade so viel Gomor gesammelt hat, als ihre Gesammt- zahl an Personen beträgt. 17. Und die Kinder Israel thateii also, und sammelten, einer viel, der andere wenig [je nach- dem an der Stelle, wo er sammelte, viel oder wenig lag]. 18. Aber da man’s [ein jeder, was er heim- gebracht, zu Hause] mit dem Gomor maß, fand er nicht drüber süber den Bedarf seiner Haushaltung binaus], der viel gesammelt hatte, und der nicht drunter, der wenig gesammelt hatte; sondern ein jeg- licher hatte gesammelt, so viel er für sieh essen mochte [für sich und die Seinen auf einen Tag bedurfte]. Derjerige hatte viel gefunden, dessen Haushaltung aus viel Personen bestand, und derjenige nur wenig, zu dessen Familie wenig Seelen gehörten; der HErr hatte einer jeden Hütte gerade ihr Theil zugemeffen. 19. Und Mose [von den Absichten Gottes, wie er es weiter mit dem Manna halten wolle, vollständig durch Erleuchtung des heil. Geistes un- terrichtet] sprach zu ihnen sehe sie an die Zube- reitung zur Speise 4. M. 11, 8 sich begaben]: Niemand lasse [aus Vorsorge für den kommenden Tag] etwas davon über bis morgen kwas aber der Eine oder der Andere von seiner Portion nicht aufzehren kann, das verbrenne er mit Feuer oder gebe es dem Vieh; denn es wird euch täglich von Neuem, und immer so viel gegeben werden, als ihr für jeden Tag bedürfet]. 20. Aber sie gehorchten lzum Theil] Mose nicht. Und etliche [die einen aus ungläubiger Sorge, weil sie meinten, es könne ihnen doch viel- leicht am andern Tage fehlen, die andern aus Vorwitz, indem sie’s auf eine Probe wollten an- kommen lassen, was denn mit dem Aufgehobenen werden würde] ließen davon über bis morgen; da wuchseii süber NachtJ Würmer drinnen, und ward stinkend [daß man? wegwerfen mußte]. Und Mose ward zornig auf sie [die also wider den ausdrück- lichen Befehl, den er V. 19 im Namen Gottes ihnen kundgethan, gehandelt hatten, und strafte sie wegen ihres Unglaubens oder Vorwitzess 21. Sie sammclten aber desselben [von da an] alle Morgen, soviel ein jeglicher· sur sich essen mochte IV. 16. 18]. Wenn aber die Sonne heiß fehlen, zerschmolz es ldaher sie frühe auf sein muß- ten, um den Tagesbedarf zur rechten Zeit einzu- bringen]. . Auf kindlich-sinnliche Weise will hier der HGrr den Kindern Israel vor die Augen malen, wie ihr irdifches Berufsleben nach seinem Willen beschaffen sein sollz da- rum richtet er es so eigenthümlich mit dem Manna ein. Zuerst sollen sie lernen, daß nicht der Boden von sich selber sie nährt und erhält, sondern seine Gnade, und daß er auch ohne Boden und ohne die Frucht des Ackers sie erhalten könne; darum giebt er ihnen eine Himmels- speise, die unmittelbar aus seiner Hand kommt, obgleich ihm sonst noch viele andere Mittel und Wege zu Gebote gestanden hätten, sie in der Wüste zu erhalten, darunter auch solche, bei denen es mehr natürlich und nicht so wunderbar zugegangen wäre. Bei dieser ganz von ihm abhängigen Lebensweise, da sie recht eigentlich an seinem Tische essen, sollen sie dann zweitens lernen, daß an seiner Tafel ein jeder zur Genüge empfängt, was er be- darf, nicht mehr und nicht weniger, darum aber auch keinen Vorrath auf die kommenden Tage, sondern ein jeder Tag wird für das Seine sorgen. Während sie so ein geruhiges und stilles Leben, ohne heidnisches Sorgen- was werden wir essen? was werden wir trinken? womit werden wir uns kleiden? unter seiner Vorsehung führen 218 2. Mose 16, 22—33. können, sollen sie jedoch drittens nicht intissig sitzen, sondern früh auf sein und das Jhre schaffen mit regem Fleiß. Denn wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen. Alles also, was in dieser Geschichte von dem Manna vorkommt, ist weiter nichts, als das hervortreten dessen, was sonst hinter der Hülle der sichtbaren Dinge verborgen ist. Das nämliche Leben, das die Kinder Js- rael dort in der Wüste auf sinnlich greifbare Weise fuhren durften, ist dem Gläubigen noch immer beschieden (Matth. 6, 11. 34), nur daß sein Glaube nicht selten aus Proben gestellt wird, bei denen er sich bewähren soll; und wer da glaubt, der wird die Herrlichkeit Gottes sehen, wie Israel. 22. Und des sechsten Tages sammelten sie des Brodes zwiefaltig, je zwei Gomor fnr einen [ergab die Sammlung, die heute reichlicher als bisher ausgefallen war, beim Nachmessen zu Hause gerade den doppelten Betrag, je zwei Gomor für jede Person) Und alle Obersten der Gemeine [erstaunt über den doppelten Fund, dessen Ursache sie sich nicht zu erklären vermochten, da Mose mit dem göttlichen Befehl V. 5 sie absichtlich noch nicht vertraut gemacht hatte] kamen hinein [zu ihm in sein Zelt], und verkündigten es Mose swas an diesem Tage außerordentlicher Weise mit der Einsammlung sich zugetragen habe]. 23. Und er sprach zu ihnen: Das ist’s, das der HERR gesagt hat [mit dem doppelten Fund, den er euch hat machen lassen, zu verstehen giebt]: Morgen ist der Sabbath der heiligen Ruhe des HERRn [der Tag, den der HErr zur Ruhe von aller Arbeit durch seine eigene Ruhe an diesem Tage nach vollbrachtem Schöpfungswerk geheiliget hat 1. Mose 2, 2 f. Damit ihr nun morgen wirklich ruhen könntet und des Einsammelns über- hoben sein möchtet, hat er euch den Bedarf für morgen schon heute gegeben]; was ihr [daher zur Speise für den heutigen Tag] backen wollt, das backet,» nnd was ihr kochen wollt, das kochetz was aber ubrig ist, das lasset bleiben, daß es behalten werde bis morgen [und erst da zur Speise durch Backen oder Kochen zugerichtet werde, es wird euch dies Mal nicht wieder verderben V. 20]. 24. Und sie ließen’s bleiben bis morgen, wie Mose geboten hatte; da ward es nicht stinkend, nnd war auch kein Wurm drinnen. Nach 4. Wes. 11, 8 ließ das« Mann« sich ganz wie gewöhnliches Brodkorn behandeln, so daß man es aus der Handmühle mahlen oder im Mörser stoßen und dann im Topfe kochen oder zu Kuchen verbacken konnte; das heutige Manna dagegen wird, wie schon Anm. 2 zu V. 14 bemerkt wurde, nie so hart, daß man in gleicher Weise mit ihm verfahren könnte. Was die Art, Brod zu be- reiten, bei den Kindern Israel betrifft, so stampfte man das Korn (Weizen, Gerste oder Spelt) entweder im Mör- ser, oder es wurde auf der Handmtihle, wenn eine solche in der Haushaltung vorhanden war, von den Mägden gemahlen. Die Handmiihle bestand aus zwei über einander gelegten runden Steinen, einem untern, fest liegenden, der härter und schwerer und etwas gewölbt war (Hiob 41, 15), und einem oberen, der soweit aus- ZJeehöhlt» war, daß er den untern genau deckte, in der itte einen Trichter hatte zum Einschütten des Getreides, und nun mittels eines hölzernen Griffs auf jenem herum- gedreht wurde, um das zwischen beiden Steinen befind- liche Korn zu zerquetschem man gewann auf diese Weise sowohl Fein- als gewöhnliches Brodinehl (1. Mos 18, 6). Das Herumdrehen des Sternes war eine ebenso beschwer- liche als langweilige Arbeit, beschwerlich namentlich in großen Haushaltungen, und wurde daher den niedrigsten Mägden oder den Strafgefangenenaufgegeben (Kap.11, b; Jes. 47, 25 Matth- 24, 11; KlageL 5, 13); letztere fes- selte man sogar und stach ihnen die Augen aus, eine grausame Strafe, wodurch das Schwindlichwerden beim Drehen verhütet werden sollte (Richt. 16, 21). Man pflegte immer nur soviel auf einmal zu mahlen, als für den Tag gerade gebraucht wurde; weil so das Mahlen täglich geschah, ist die Stimme der Mtihlen (Jer. 25, 10) zu einer sprichwörtlichen Redensart geworden, und be- zeichnet das rege, geschäftige Leben im Hause, wie bei uns das Geräusch der Kaffeemühle —- Auch das Back en geschah täglich neu. Das Mehl wurde in hölzernen Back- schüsseln eingemengt (Kap. 12, 34) und der Teig, nach- dem er durchsäuert war, zu länglichen oder runden Kuchen von der Größe eines Tellers und der Dicke eines Dau- mens geformt; und entweder blos auf Kohlen und glü- henden Steinen geröstet (1. Kön. 19, 6), oder in Back- öfen gebacken (Kap. 8, 3). Diese Backöfen, wie nian sie in jeder Haushaltung hatte, bestanden ftir gewöhnlich nur aus· großen steinernen Krügen von ohngefähr Z Fuß Hohe, die keinen »Boden hatten und auf irgend ein Ge- stell, etwa eine eiserne Platte gesetzt wurden; war durch das auf der Platte angeziindete Feuer der Krug gehörig erhitzt, so deckte man die obere Oeffnung zu, um die Wärme beisammen zu halten, und beklebte die Wände des Kruges mit den Brodfladem die dann in kurzer Zeit fertig gebacken waren. Ueber eigentliche Backöfen nach Art der unsrigen s. zu Hof. 7, s. « 25. Da sprach Mose [als so das vom vori- gen Tage Ausbewahrte sich am andern Morgen noch unverdorben zeigte, zu den Obersten, die ihm abermals davon Meldung machten V. 22]: Esset das heute, denn es ist heute »der Sabbath des HERRm ihr werdet· es heutenicht finden auf dem Felde [denn Gott will, daß ihr an diesem Tage feiern, d. h. ablassen sollt von der gewöhnlichen Werkeltagsarbeits 26. Sechs Tage sollt ihr sammeln; aber· der siebente Tag ist der Sabbath, darinnen wird’s nicht sein. · » Es steht wohl nicht zu bezweifeln, obwohl mehrere Gelehrte ihre Bedenken dagegen erhoben haben, daß, nach- dem schon Adam den ersten Sabbath mitgefeiert hatte, von dessen Segnung un Heiligung durch den HErrn selbst unterrichtet, auch die Urväter und Patriarchen diesen Tag hielten und ihn mit Gottesdienst begingen (1. Mos. 4, 3 f. 26·.; 5, 24.; 12, 7. 8.; 13, 4.;»26,25.; 33, 20), nur daß die— Sabbathfeier noch keine außerliche Satzung, sondern ein freier Gehorsam gegen Gottes ur- sprüngliche Ordnung war (1. M. 26, 5). JnEgypten nun ging die Heiligung des siebenten Tages je länger je mehr unter, als Jsrael zu einer großen Volksmenge heranwuchs, vollends aber als es von der neu aufgekom- menen Dynastie (2. M. 1, 6 ff.) so arg geknechtet wurde. Mit der Vollendung des Ausziigs hatte aber der HErr seinen Tag von Neuem gesegnet und geheiliget; denn der Durchgang durch’s rothe Meer (Kap. 14) und der Lob- gesang Mosis (Kap. 15) fiel, wie wir uns· überzeugter» aus einen Sabbath; da bereitet er denn seht durch die Art, wie er das Manna giebt —— sonst nämlich immer nur in Portionen für Einen Tag, am sechsten Tage aber den dopelten Bedarf, und am siebenten gar nichts — nach seiner tindliclysinnlichen Erziehungsweise das Gebot, Israel lernt an dem Manna den Sabbath halten. Bemerkungen über das Manna. 219 das er in Absicht hat (Kap. 20, 8—11), vor und macht hernach den Sabbath ausdrücklich zum Zeichen seines Bun- des mit Jsrael (Kap. 31. 12 ff.). Nachdem derselbe dazu geworden, wird von Mose die Enthaltung von aller Arbeit sogar soweit verschärft, daß am Sabbath nicht einmal ein Feuer angezündet und eine Speise bereitet werden soll (Kap. 35, 1—3). Diesen streng gesetzlichen und äußerlich bindenden Charakter hat das Sabbaths- gebot im neuen Testament wieder verloren; wir sind in Betreff desselben so zu sagen auf den patriarchalischen Standpunkt zurückversetzt, da man aus freiem Gehorsam das dritte Gebot hält, auch wenn auf die Entheiligung des Feiertags keine Todesstrafe mehr steht (Matth. 12, 8.; Col. 2, 16 f.), und sich ebenso, wie hier Jsrael am sechsten Tag seinen Bedarf fiir den siebenten zum Voraus erhält, versichert weiß, daß der Segen des HErrn reichlich er- setzen kann, was man am zeitlichen Erwerb etwa dadurch einbüßen sollte, daß man an seinem Tage die gewöhn- liche Arbeit unterläßt und des HErrn Tag heiligt, ja sich versichert weiß, daß die im Dienste des Jrdischen an diesem Tage vollbrachte Arbeit im letzten Grunde doch nichts gewinnt und nicht nur selbst verdirbt, son- dern auch das Andere mit verzehrt. » 27. Aber am siebenten Tage gingen ltwtz der eben empfangenen Weisung] etliche vom Volk hinaus zu sammeln [wohl aus Vorwitz,«um zu sehen, ob sich’s also verhalten würde, wie Mose gesagt], und fanden nichts. 28. Da sprach der HERR zu Mose ssage den Kindern Jsrae1]: Wie lange weigert ihr euch zn halten meine Gebote und Gesetze Daß, nachdem ihr schon das vorige V. 19 so schnurstracks über- treten habt V. 20, ihr auch das jetzige so gar nichts achtet]? « 29. [Und Mose, indem er solches Wort des HErrn dem Volke verkündigte, fuhr dann bittend und ermahnend fort]: Sehk·t, detHERR hat euch den Sabbath [den» Tag seiner eigenen Ruhe in so freundlicher Weise] gegeben sdaß auch ihr an demselben ruhen sollt]; daknm giebt er euch am sechsten Tage zweier Tage Brod [Und erspart euch damit alle Sorge um des Leibes Nahrung und Nothdurft für diesen Tag]. So bleibe nun ein jeglicher in dem Seinen sin seiner Hütte] nnd niemand gehe heraus von seinem Ort des siebenten Tages [um Manna zu sammeln oder sonst eine Handthierung vorzunehmen] Auf Grund dieser Stelle haben die späteren Ge- setzeslehrer der Juden bestimmt, das; niemand am Sab- bath sich weiter als 2000 Ellen von der Grenze seines Wohnort-s entfernen sollte; soviel niimlich betrug nach ihrer Annahme die Entfernung der Stiftshütte, bei der man nach Errichtung derselbigen am Sabbath zusammen- kam, von dem äußersten Rande des Lagers. Daher der Ausdruck ,,Sabbatherweg« (Apostg. 1, 12), den Eusebius nach griechischem Maß zu 6 Stadien berechnet (1 Stadie = V» deutsche Meile, s. Anm. zu Z. M. 19, 37). »30. Also feierte das Vol! [von da an dem Willen Gottes gehorsam] des siebenten Tages. Später, nach Errichtung des Heiligthums und nach Festsetzung des Opferdienstes (2. M. Kap. 25—3. M. up. 8) kam zu dieser negativen Seite der Sabbaths- heiligung oder der bloßen Einstellung aller Arbeit auch die positive hinzu: heilige Versammlung, Verdoppelung des täglichen Opfers und Auslegung neuer Schaubrode (3. Mos. 23, 1——3,« 24, 8.; 4. M.—28, 9 f·). — Die Ruhe Gottes ist das Ziel, zu welchem die ganze Schöpfung gelangen soll. Um sie diesem Ziele entgegenzuführem dazu wurde dem Volke, in welchem die Erlösung ange- bahnt werden sollte, die Sabbathseier geboten als Cor- rectiv (Besserungsmittel) für die Schäden, welche aus der schweren, drückenden, von Gott abziehenden Arbeit für den unter dem Fluche der Sünde stehenden Menschen ent- springen. Dazu heiligte Gott den siebenten Tag, d. h. er sonderte ihn von den übrigen Wochentagen zu einem heiligen Tage für den Menschen aus, indem er den Segen seiner Ruhe auf die Ruhe dieses Tages legte. Denn auf den Menschen als Ebenbild Gottes hat diese Segnung und Heiligung vornehmlich ihr Absehen gerichtet. So- wie er in das Werk Gottes eingesetzt worden (1. M. 1, 28), so soll er auch Theil haben an der Ruhe Gottes. Die Wiederkehr dieses gesegneten und geheiligten Tages soll ihm eine stete Erinnerung und Geniefzung der gött- lichen Ruhe sein. kKeil und Baumgartenh « 31. Und das Haus Israel [Anm. zu Kap. 6, 14] hieß es [was ihm zu seiner täglichen Nahrung vom HErrn bescheert wurde] Man [Gabe, Zutheilung V. 15]. Und es war [ähnlich dem Manna des Tarfabaumes] wie Corianderfamen [aus eben solchen kleinen runden Körnern bestehend wie die Samenkörner dieser Pflanze], und weiß, Und hatte lichon in seinem unmittelbaren Zustande und noch roh genossen] einen Geschmack wie Sem- mel mit Honig [wie mit Honig zugerichtetes feines Backwerk vgl. 4 M. 11, 8]. » Der Eoriander ist eine einjährige, in Egypten sehr häufig wachsende Pflanze, die man hernach auch in Palästina vielsach baute. Sie hat einen runden, schlanken Stengel, breitstielige Blätter, die nicht selten als Gemüse gebraucht wurden, und trägt doldenartige weiße oder röthliche Blumen, aus welchen runde, gelbliche, inwendig hohle Samenkörner entstehen; letztere wurden in Egypten bei Bereitung der Speisen als Gewürz verwendet. — Das jetzige Manna kommt auch hinsichtlich der Farbe mit dem Coriandersamen überein, ist nicht weiß wie das biblische, sondern gelblich grau, und hat, wenn man viel davon genießt, eine gelinde abführende Wirkung. III» di. 32—36. Es folgt eine Sihluskbenierliung iiber die fernere Gesihiaite des Manne, die von Inose wohl nicht gleieh damals, als er zuerst die Ereignisse bei dem Zuge tilgraelg durch die wüste aufkeiiijneth sondern erst gegen Ende seines Lebens, bei der nochmaligen Zlurmsiitit der von ihm versagten flink Bücher, hinzu- gefügt worden ist; daher hier der Zusammenhang der Geschiihtgerkählung unterbrochen und das, wag einer viel späteren Zeit angehört, voran-genommen wird. 32. Und Mose sprach [etwa 1 Jahr später, als die Stiftshütte neu aufgerichtet und der Got- tesdienst vollständig geordnet war, vermuthlich zu der Zeit, wo Jsrael vom Sinai aufbrach 4. M. 10, 11 f., zu dem Volke]: Das ist’s, das der HERR [wie] geboten hat: Fülle ein Gomor davon [also eben soviel, als ein jeder täglich die Zeit daher zu seinem Bedarf empfangen hat V. 16], zu behalten seine Probe] auf eure Nachkommen san heiliger Stätte] auf daß man [noch in künftigen Zeiten] sehe das Brod, damit ich euch gespeiset habe in der Wuste, da ich euch aus Eghptenland führte. 33. Und Mose [nachdem er dem Volke den 220 2. Mose. is, 34—36.; 17, 1——7«. göttlichen Befehl verkündigtj sprach zu Anton: Nimm ein sgülden Hebt. 9, 4] Krüglein, und thn ein Gomor voll Man drein; und laß es vor dem HERRU [indem du es neben die Bundeslade stellst], zu behalten auf eure Nachkommen 34. Wie der HERR Mose geboten hat, also ließ es [auch HernachmalsJ Aaron daselbst vor dem Zeugniß [vor der das Zeugnis; oder die bei- den Tafeln des Gesetzes enthaltenden Lade Kap. 25, 16; 40, 20], zu behalten [auf die nachfol- genden Geschlechter]. 35. Und die Kinder Israel aßen Man smcht blos während ihrer Wanderung bis zum Sinai, auch nicht blos nach dem Aufbruch von da und nach der Aufbewahrung einer Probe davon im güldenen Krüglein, sondern vielmehr die ganzen] vierzig Jahr [die sie überhaupt in der Wüste zu- gebmcht habens bis daß sie zu dem Lande kamen, da sie wohnen solltenx bis an die Grenze des Lan- des Canaan sbis wohin Mose sie führte] aßen sie Man [1a bis in das Land hinein; erst als sie drüben, jenseit des Jordan waren, hörte die wun- derbare Gabe ganz und für immer auf Jus. 5, 12]. Es folgt hieraus nicht, daß Jsrael die ganzen 40 Jahr durchaus kein anderes Brod genossen habe als das Man. Nach 3. M. 8, 2. W. 31 f.; 9, 4.; 10, 12.; 24, 5 ff; 4. M. 7, 13 ff. zu urtheilen, waren sie noch während ihres Aufenthalts am Sinai hinlänglich mit Weizenmehl versehen· Das Gebirge Sinai, wo »die Luft kühl und rein, wo kein böser Samum weht, Quellen reichlich fließen, der Pflanzenwuchs üppig ist, edle Früchte gedeihen« bot ihnen ohne Zweifel so manche Stellen dar, die sie besäen konnten, jedenfalls ihrer viel mehr, als gegenwärtig, wo durch Zerstörung des Baumwuchses in Folge des Kohlen- handels die Fruchtbarkeit der dasigen Thäler sowie Zahl und Umfang der grünen Oasen gar sehr abgenommen hat. Jndem sie dann dort zugleich ihre zahlreichen Vieh- heerden, die sie aus Ggypten mitgebracht, weiden konn- ten, fehlte es ihnen nicht an Milch und Fleisch, und da sie nicht ohne Geld waren, ließen auch von den daselbst hausenden Völkerschaftem sowie von durchziehenden Han- delskaravanen, sich mancherlei Lebensbedürfnisse einhau- deln. Daß sie dies nach dem Aufbruch vom Sinai und während der 38 Jahre, die sie zur Strafe in der Wüste Paran herumziehen mußten, wirklich gethan, deutet die Urkunde ausdrücklich an (5. M. 2, 6 s.). Je näher sie dann dem verheißenen Lande kamen, und die natürlichen Hilfsquellen zunahmen, desto mehr nahm das Manna ab (Jos. 1, 11); es würde als keine Wohlthat mehr empfunden und geradezu verachtet worden sein, wenn es der HGrr immer noch in der früheren Fülle gegeben hätte, aber ganz hörte es erst auf, als nun die bisherige Ordnung der Dinge ein Ende nahm und eine neue mit der Besitzergreifung des Landes anging. 36. Ein Gomot aber [wieviel ein jeder wäh- rend dieser ganzen langen Zeit täglich an Manna empfing] ist der zehnte Theil eines Epha An Maßen für trockene Dinge kommen in der heil. Schrift vor: a) der Humor oder Homer (3. M· 27, 16.; Hesek. 45, 11) oder Cor (1. Kön. 4, 22), von Luther in Jes. 5, 10., Luc. 16, 7 durch »Mutter« über- setzt, enthält nach den neuesten Forschungen 11246,7 rhemL Kubik-Zoll = ca. IV« preuß. Scheffel (1 Sch, =» 33072 Kub.«; b) das Epha, gleich dem Bath für flüssige Dinge, ist der 10. Theil eines Humor (Hes.45, 11), also = 1124,67 rh. Kuh« = ohngefähr 6 Metzenz e) das S eah (Luth. ,,Schefsel« I. Sam. 25, 18.; Matth. 13, 33), ist der Z. Theil eines Gpha sdaher auch »Drec- ling« genannt Jes. 40, 12) = 374,89 rh. Kub.«=ohngef. 2 Meißen; d) der Gomor oder das Zehntel (3. M. 14, 10) ist der 10. Theil eines Epha = 112,467 rh.Kub.« = ca. IX, Metze; e) das Kab (2. Kön. S, 25) ist der s. Theil eines Seah=62,48 rh.Kub.« = ca. V, Metze. Man sieht, welche ungeheure Menge Manna für mehr als 2 Millionen Menschen täglich fallen mußte; aber eben für diesen Zweck, einen tiefen Eindruck von der Größe des göttlichen Wunders bei allen nachfolgenden Geschlechte-en hervorzubringen, hat Mose die Notiz des obigen Verses seiner Erzählung beigefügt. Das heutige Manna liefert in den ergiebigsten Jahren nur etwa 600 Pfund jährlichz Israel aber brauchte täglich für die Männer allein, Weiber und Kinder nicht mitgerechnet, mehr als 600,000 Pfund. Das 17. Kapitel. Yie Feind« Israel werden ans« einem Felsen ge- tränlietz überwinden die ximaleliiteu I. Zu. 1—7. In Raphidim wohin die Kinder Israel nach mehreren Tagereisen von der Wüste Sin aus ge- langen, mangelt das Wasser. ging« Uolli hadert mit Mose und wirft ihm abermals; vor, daß er eg nur darum aus Egnpten geführt habe, um es in der wüste umliommeii zu lassen; der Zjlxrr aber besiheidet ihn mit etiichen seltenen auf einen Berg, läßt ihn dort den Ziele schlagen, und der giebt reichlichen Wasser Elias s a und Ylleribay · 1. Und die ganze Gemeine der Kinder Js- tael zog [nach einem Aufenthalt von 5—6 Tagen] aus der Wüste Sin sderen nordwestlichsten Theil sie Karl. 16, 1 berührt hatten] ihre Tagereiseiy wie ihnen der HERR [durch Führung der Wolken- säule] befahl [wendeten sich dieser Führung gemäß zuerst südöstlich, dann in gerader östlicher Richtung nach Daphka, dem heutigen Wady seid, hierauf wieder südöstlich bis Alus an der Mündung des Wady zxkin 4. M. 33, 12 f.], und lagerten sich [nach diesen, einen Weg von 15——16 Meilen um- fassenden Tagereisem auf denen nichts Besonderes vorfiel] in Rabhidim [dem Thale es-Scheikl1]. Da hatte das Volk kein Wasser zu trinken. Der einzige, für ein ganzes Volk gangbare Weg aus der Sandebene epRamleh zum Horeb oder Sinai führt durch das große Thal es-scheikh, welches denn auch von den meisten Gelehrten für die Lagerstätte Raphidim gehalten wird. Es hat seinen Namen von dem in der südöstlichen Hälfte des Thals befindlichen Grabmal eines heilig gesprochenen arabischen Scheikh, zieht in einer Aus- dehnung von etwa 10 Stunden um die beiden Plateaus Orkan und Dasein, die die nördlichen Vorberge des Horeb- gebirges ausmachen, in einem weiten, von Nordwest nach Südost immer höher ansteigenden Halbkreis sich herum und ist in seinem mittleren Theil gegenwärtig reich be- wässert, auf seinen vielen Weidetriften aber mit einer Menge vonTarfabäunien bestanden, daher auch der er- giebigste Fundort des heutigen Manna. Der Punkt, wo Jsrael kein Wasser zu trinken hatte, ist allem Anschein nach da zu suchen, wo das Thal anfängt, von seiner süd- östlichen Richtung sich nach Süden herauf zu wenden. Nicht weit davon zeigen die Beduinen einen 5 Fuß hohen Felsbloch der einen trefflichen natürlichen Sitz darstellt; er wird von ihnen Mokad seidna Muse· (Sitz unsers Meisters Mose) genannt und ist sehr wahrscheinlich Mosis Die Kinder Jsrael werden aus einem Felsen getränket. (Massa und Meriba.) « 221 Standort während des Kampfes wider Amalek (V. 8 ff.l. Von ihm aus beherrscht das Auge beide Seiten des Thales Etwas östlich davon liegt Bis· Musa (Mosesbrunnen). Z. Und sie zankten [unter allerlei Schmähun- gen] mit Mose, und sprachem Gebet [du und dein Bruder] uns Wasser, daß wir trinken kihr müßt für alles aufkommen, was uns hier in der Wüste Widerwärtiges begegnet, denn ihr seid es, die uns hereingebracht haben]. Muse sprach zu ihnen: Was zanket ihr mit mit sals ob Jch euch in solche Lage gebracht hätte, da es doch der HErr gethan, der damit nur euch versuchen und auf die Probe stellen will, ob ihr nach so vielen Beweisen gött- licher Durchhilfe endlich gelernt habt, seiner wei- teren Führung zu vertrauen]? Warum [nun, statt euch im Glauben zu bewähren und ein wenig der Hilfe, die auch diesmal nicht ausbleiben wird, zu harren] vcrsuchet ihr seurerseits] den HERRU [und fordert sein Einschreiten durch· die lästerliche Rede heraus: Jst der HErr noch unter uns oder nicht V. 7]? Z. Da aber das Volk daselbst dürstete nach Wasser [nur seinen gegenwärtigen Durst und des- sen sofortige Stillung im Sinn hatte und darüber für keine freundliche Zurede und Ermahnung zu- gänglich war], murrelen sie [bei solchen Worten noch ärger] wider Musen, und sprachen [gerade wieder wie damals, als es ihnen an Brod gebrach Kap. 16, 2. 3]: Warum hast du uns lassen aus Eghpten ziehen, daß du uns, unsere Kinder und Vieh, Durst sterben ließest? [und dabei hoben sie Steine auf und droheten damit nach ihm zu wer- fen V. 4]. Der Bauch zappelt abermals. Es hat der liebe Mo- ses ein beschwerlich, verdrießlich Amt gehabt, daß er so ein unwillig, hartnäckig, halsstarrig Volk hat regieren sollen; es hat ihn auch mürbe gemacht, ist daneben in großer Gefahr Leibes und Lebens schier alle Stunden ge- standen, denn er hat immer warten müssen , wenn sie kämen und ihn erwürgeten. Aber also gehet es den Christen; sie sollen für Gutes und Wohlthaten einnehmen Schande, Schaden, Nachtheil und Undankbarkeit (Luther.) Wir würden es natürlich finden, wenn Mose seinen Stab niedergelegt, wenn er wieder nach dem Horeb gegangen, um dort die stillere und gehorsamere Heerde zu weiden, wenn er diese verkehrten, tollen Menschen ihre eigenen Wege hätte ziehen lassen. Aber er ging nicht, und wenn er auch oft seines Lebens satt und überdrüssig sein mochte, seine Liebe wurde nicht kalt, seine Geduld wurde nicht müde, sein Eifer ließ nicht nach. Es war ihm ja dies arme Volk von seinem HErrn an’s Herz gelegt und auf die Seele gebunden, und ob es auch solcher Liebe nicht werth sein mochte, so trug er es dennoch, eingedenk der Liebe seines HErrm der es zu erlösen beschlossen hatte. (Appuhn-) 4. Mose [wie immer, wenn er in Anfechtung sich befand Kap. 5, 22; 14, 15; 15, 25; 16, 4] schrie zum HERRn und sprach: Wie soll ich mit dem Volk thun? Es sehlet nicht weit, sie werden mich noch steinigen [vgl. 4 M. 14, 10]. » 5. Der HERR sprach zu ihm: Gehe vorhin vor dem Volk lgehe dem Volke entlang, mit festem Schritt und ohne Furcht vor seinem Drohen, durch das Lagers und nimm etliche Aeltesten von Israel mit dir [damit die Zeugen dessen seien, was sich begeben wird]; und nimm deinen Stab in deine Hand, damit du das Wasser sden Nil] schlug-est svor Pharao Kap. 7, 20 und die anderen Zeichen vor ihm und vor Jsrael thateft], und gehe hin [nach der Stelle im Gebirge, wohin ich dir in der Wolkensäule vorangehen werde]. 6. Siehe, ich will daselbst stehen vor dir [in der Wolkensäule vor deinen Augen mich nieder- lassen] aus einem Fels in [den Vorbergen des] Horch; da sollst du [im Vertrauen auf meine All- macht, die ich so oft schon an deinen Stab ge- bunden habe und die in der Wolkensäule, dem Zeichen meiner Gegenwart, dir wirksam nahe ist] den Fels schla en, so wird Wasser [in einer reichlich sprudelnden uelle] herauslaufen, daß das Volk trinke. Mose that also vor den Aeltesten von Js- . rael [die er als Zeugen mit sich nach der Stelle, wohin der HErr ihm voranging, genommen hatte, schlug mit seinem Stabe den Felsen, auf den die Wolkensäule sich niedersenkte, und als nun wirk- lich Wasser herausfloß, ließ er durch die Aeltesten das Volk zu der wunderbar vom HErrn geöff- neten Felsquelle herzuführen]. Sowie die Herrlichkeit des HErrn in der Wüste Sin wegen der Widerspenstigkeit des Volkes nicht im Lager erschien (Kap. 16, 10), so wird auch jetzt die Hilfe außer- halb des Lagers durch die unmittelbare Gegenwart Je- hooas bewirkt; nicht das ganze Volk soll Zeuge des Wun- ders sein, zur Strafe für seinen lästernden Unglauben, wohl aber sollen einige ausgewählte Aelteste mit ihren Augen sehen, daß der HErr unter Jsrael sei und auch die Natur des harten, dürren Felsens wandeln könne, daß er Wasser geben muß in Strömen. Diese Aeltesten sollen es hernach dem ungläubigen Volke bezeugen, daß nicht schon vorher der Felsen Wasser gehabt und Mose nur Spiegelfechterei getrieben habe, wie z. B. Tacitus (hist. V. Z) und manche von den neueren Schrifterkliv rern ihm Schuld geben. Vgl. die ähnliche, aber doch we- sentlich davon verschiedene Geschichte in 4. M. 20, 1 —13. 7. Da hieß man [wohl zuerst Mose, darnach aber auch durch Gottes Leitung das Volk selbst, welches damit das Gedächtniß seiner zwiefachen Sünde zu seiner eigenen Beschämung verewigte] den Ort [beim Abzuge von demselben Kalb. 19, 2] Massa Und Mekiba [d. i. Versuchung und Zank Pf. 87, 8; 953 8 f.], um des Zanksnnllen der Kinder Israel smit Mose V. 2], nnd daß sie den HERRn versucht und gesagt hatten: Jst der· HERR unter uns oder nicht? kwir werden-s· nicht eher glauben, daß er unter uns sei, als bis er’s mit der That bewiesen und uns Wasser gegeben hat]. Ein jeder hat da und dort sein Piassa und Me- riba, wo er gegen die Wege des HErrn getrotzt, über seine Führungen gemurrt, gegen sein Wort sich empört, seine Gnade verachtet, seine Geduld und Langmuth ver- sucht, wo er im Unglauben gefragt hat: »Ist der HErr bei mir oder nichts« Möchte aber auch ein jeder den geistlichen Felsen mit seinem immer sprudelnden Wasser kennen, von dem St Paulus (1. Cor 10, 4) redet, und aus ihm Gesundheit sich trinken für alle Schäden seiner Seele! 222 II- U. 8——16. you) im Raphidim wird Israel von einem Stamme der Zmaleliiter hinterlistig angegriffen; Zllose ordnet den Josua mit einer auserlesenen Sihaar Krieger wider sie ab, sitt) selbst aber begiebt er mit Ilaron und Jiur auf die Spitze eines nahe bei dem Iiampfplah ge- legenen Zügel-i, um dort den Stab Gottes als ein iianier emporkuhalten und mit auggeretliten Winden seinem Zliolli den Sieg non Gott zuzuwenden. glatt) Yernichtung der Zlmaleliiter erriihtet er einen Altar und macht »Zsrieg des ZjErrn swider Amalek« zur Losung Israel-z fitr alle nachfolgenden Zeiten. 8. Da [als das Wasser aus dem von Mose gefchlagenen Felsen floß und das Volk von den Aeltesten zu demselben hinausgeführt wurde, um seinen Durst zu stillen V. 6] kam Amalek sein Heereszug der aus edomitischem Geschlecht abstam- menden, in dem peträischen Arabien ansässigen Amalekiter I. Mos. 36, 12 Anm.], Und stritt wider Jsrael in Raphidim [indem er den Nachtrab des israelitischen Zuges, der hinter dem Hauptzuge herzog und, müde vom Marsch und ermattet von Durst 5. M. 25, 17 f., noch ein gut Stück weiter nordwestlich sich befand, angriff]. Jm Sommer, wenn das Gras in den Niederungen vertrocknet ist, ziehen die Beduinen sich nach den höher gelegenen Gegenden hinauf, wo die Weide länger frisch bleibt; auf diese Weise erklärt es sich, wie die Kinder Jsrael hier mit den Amalekiteriy die eigentlich die nörd- licheren Theile der sinaitischen Halbinsel inne hatten, zu- sammengerathen. Diese wollten nun allerdings jenen zunächst den Durchzug durch die von ihnen benutzten Weideplätze streitig machen, aber ihr Angriff hat dabei noch einen tieferen Grund. Jii ihnen lebt der alte Haß Esaus, ihres Stammvaters, gegen Jakob wieder auf; sie wollen nicht, daß Jsrael das ihm verheißene Erbe ein- nehme, wollen das Volk Gottes wo möglich um seinen Segen I. M· 27, 28 f. bringen, und treten ihm auf dem Wege zu seinem großen Ziel in einer mehr meuchlerischen als ehrenhaft kriegerifchen Weise hinderlich entgegen. Und das thun sie, obwohl die großen Thatem die der HErr an Jsrael in Egypten gethan hat, auch ihnen kund geworden sind; ihre Feindschaft ist demnach zugleich eine Feindschaft wider den HErrn, und zwar der erste Ver- such, den eine, obwohl urspritnglich mit dem auserwählten Geschlecht Verwandte, doch hernach zu der großen Masse der übrigen Volker, die ihre eigenen Wege gehen, zurück- getretene, also heidnisch gewordene Nation macht, wider das Reich Gottes anzukämpfem um es zu vernichten· Daher werden sie 4. M. 24, 20 in dem Spruche Vileams »die Ersten unter den Heiden« genannt. « 9. Und Mose [der es nicht für seinen Beruf erachten konnte, sich selbst an die Spitze des israe- litischen Heeres zu stellen und den Kampf wider Amalek mit dem Schwerte auszufechten, da ihm eine noch viel wichtigere Aufgabe Jud. 4, 12 in - diesem Streite zufallen sollte], sprach zu [dem da- mals 53 Jahr alten Hosea, dem Sohne Nun und Enkel des Elisama, des Fürsten des Stammes Ephraim 4. Mos. I, 10; I. Chron. 8, 26 f., den er in Erleuchtung des heil. Geistes für einen streitbaren Helden und für ein zu großen Dingen berufenes Rüstzeug Gottes erkannte, und dessen bedeutungsvollen Namen ,,Hosea« Hilfe er nun sofort in den noch bedeutungsvolleren] Jo- 2. Mose 17, 8—l6. sua [d. i. »der» HErrnst Hilfe«, umwandeltejx Ettvåble uns Manne-r [die du für besonders kriegs- tüchtig hiiltst], zeuch [mit ihnen] aus, and streite wider Amalek; morgen kbis wohin du mit deinen Vorbereitungen zu einer entscheidenden Schlacht fertig sein wirst] will ich [während»derfelben] auf des Hugele [vgl. V. 1 Anmj Spitze stehen, nnd den Stab Gottes [Kap. 4, 201 m meiner Hand haben [als das Panier, unter welchem ihr streiten sollt]. Als Jsrael am rothen Meer den Angrisf Egyptens zu bestehen hatte, sollte es nicht selbst kämpfen, sondern dem Kampfe des gewaltigen Armes Jehovas mit Still- schweigen zusehen (Kap. 14, 14); jetzt aber soll es in den Kampf ziehen, denn es ist nun ein freies, selbstständiges Volk geworden. Josua, den Mose damit, daß er ihm einen neuen Namen giebt, zu seinem Diener annimmt (4. M. 11, 28), bekommt Austrag, an der Spitze einer auserlesenen Schaar mit Amalek zu kämpfen; aber der Kampf, in Menschenhände gelegt, ist unsicher, allein in der Hand des HErrn ruht der entscheidende Sieg. Zum Zeugniß dessen slicht Mose dem Namen Hosen den Na- men Jehovas ein (vgl. Anm. zu 1. M. 17, 16), so daß nun in und mit dem HeerführeriJsraels der HErr selbst wirksam ist. Aber noch hat das in den Kampf auszie- hende Volk den HErrn nicht bei sich; zwischen ihm und dem HErrn ist vielmehr durch das abermalige Murren und Versuchen (V. 2 f.) eine Scheidewand getreten, so daß die Wolkensäule sich abermals von dem Lager zurück- gezogen hat (V. 6 Anm.). Nur zwischen Mose und dem HErrn ist das Verhältnis; noch ungetrubtz Mose über- nimmt es daher, seinen Stab, an welchen Gott seine Kraft gebunden, als ein Panier auszuwerfen, ja als für- bittender Mittler ihn in Händen des Gebets hoch empor zu halten, damit Jsraels Sünde die Kräfte der zukünf- tigen Welt, ohne welche der Sieg unmöglich ist und die in dem Stabe nahe bei dem Volke sind, nicht aufhalte. 10. Und Josua that, wie Mose ihm sagte [fammelte eine auserwählte Schaar von Kriegern um sich und zog am andern Tage aus], daß et wider Amalek stritte. Mose aber, nnd [zu seiner Unterstützung sein Bruder] Aaron, und [sein Schwa- gerJ Hur gingen auf die Spitze des Hugels Hur, der Sohn Calebs, des Sohnes Hezrons, des Enkel-s Judas, und Großvater Bezaleels, des Werkmeister-s der Stistshütte (Kap. 31, 2.; I. Chr. 2, 18—20), soll nach jüdischer Tradition der Gemahl der Mirjam, der Schwester Mosis (Kap. 15, 21), gewesen sein; auch nach Kap. 24, 14 nahm er neben Aaron eine hervorragende Stellung im Volke ein. » · 11. Und dieweil Mose seine Hunde smit dem Stabe Gottes m der Rechten] emporbielh siegte Jsrael; wenn er aber svor Ermattung] seine Hände niederließ, siegte Amalek. Der Sieg schwankte also eine Zeit lang; nachdem die Kinder Jsrael zuerst die Oberhand gehabt, mußten sie hernach ihren Feinden weichen und konnten sich nicht eher wieder gegen sie behaupten, bis Mose auf der Spitze des Hügels wieder im Stande war, seine Hände nach beiden Seiten hin auszureckem Dieser Wechsel des Kriegs- glücks wiederholte sich denn mehrere Mal. 12. Aber die Hande Mose waren schwer [er vermochte sie, so sehr er sich auch anst«rengte, nicht in Einem fort emporzuhalten, mußte sie immer wieder sinken lassewuiid damit feinem Volke den schon errungenen Sieg entziehenji darum nahmen Sieg der Kinder Israel in Naphidim über die Amalekiter, unter dem Panier des Stabes Mosis. 223 sie kseine Begleiter V. 10, denen erst jetzt einkam, was sie zu feiner Unterstützung thun könnten] einen Stein, und legten ihn unter ihn, daß er sich darauf setzie kund nicht durch das lange Stehen uber die Gebühr angegriffen würde]. Aaron aber und Hur kals auch diese Hilfe nicht ausreichte] unterhielten ihm seine Hunde kindem sie sich neben ihn stellten], auf jeglicher Seite einer kund nun, der eine die Rechte, der andere die Linke des Mose, mit beiden Händen festhielten]. Also blieben seine Hände steif, bis die Sonne unterging kund das Kriegsglück schwankte nicht mehr]. Da in den Amalekitern die Heidenwelt den Kampf gegen das Volk Gottes eröffnete, und in ihnen das Ur- bild der gottfeindlichen Weltmacht dem aus der Knecht- schaft Egyptens erlösten Volke des HErrn auf feinem Zuge nach Canaan feindlich entgegentrat, um ihm das Kommen in das verheißene Erbe streitig zu machen: so hatte der Kampf, den Israel mit diesem Feinde kämpfte, vorbildliche Bedeutung für die ganze Zukunft Jsraels. Diesen Kampf vermag es mit dem Schwert allein nicht siegreich durchzuführen, sondern nur vermöge der aus der Höhe ihm zuftrömenden Gotteskräfte, die es durch Gebet unter Anwendung der ihm verliehenen Mittel der Gnade sich aneignen soll. Ein solches Mittel hatte Mose in dem Stabe, durch den, wie durch einen Canal, ihm Kräfte der Allmacht zugeführt wurden; und er wendet sie seinem streitenden Volke zu, indem er die Hände mit dem Stabe betend zu Gott erhebt, bis er ermattet und mit dem Sinken der Hände und des Stabes auch das Herabströmen der Gotteskräfte aus der Höhe aufhört, so daß seine Arme gestützt werden müssen, um bis zur gänzlichen Besiegung der Feinde fest emporgerichtet zu bleiben. Hieraus soll Israel die Lehre ziehen, daß es im Kampfe mit den gottfeindlichen Weltmächten nur durch unablässiges Erheben seiner Hände im Gebet die Kraft zum Siege empfangen werde. (Keil.) unterdessen ist auch hier ein schönes Bild, wie die Regenten mit ihren geheimen Räthen und den Predigern vor Gott im Ge- bet sollten liegen in Kriegeszeiten und anderen Nöthen, da sie die Kriege alsdann durch ihre Generale führen könnten, wie hier Mose den Josua dazu verordnet; und diese beiden (die Räthe und Prediger) sollen dann auch ihre Stützen fein und ihnen in allen schweren Fällen vor Gott beiftehen, gleichwie sie selbst sich vor ihm de- müthigen und ihren Regentenstab zu dem HErrn mit gläubigen Händen erheben, daß er ihnen die Last in Gnaden tragen helfe und zu allem ihrem Thun Weis- heit und Kraft verleihen wolle. (Berleb. Bibel) 13. Und Josua diimpfte den Amalek und fein Volk sstreckte diesen Amalekiterstamm mit der ganzen zu ihm gehörigen Mannschaft nieder] durch des Schwerts Schärfe kohne daß jedoch damit das Volk der Amalekiter überhaupt vernichtet gewesen wäre, vielmehr gab es noch andere Stämme, die an dem Angriff auf Jsrael V. 8 sich nicht un- mittelbar betheiligt hatten]. 14. Und der HERR sprach zu Muse kam Abend nach dem erfochteiien Siege]: Schreibe das kwas heute geschehen ist] zum Gedcichtniß in ein Buch [in das Buch, das du zur Aufzeichnung der großen Thurm, dadurch ich mich an euch ver- herrlicht habe, schon angefangen hast], und befiehl es [was ich dir jetzt als meinen Willen zu er- kennen gebe] in die Ohren Josua ldet durch seine heutige Bewährung dem Werke, dazu ich dich be- rufen habe, näher getreten ist und es künftig nach dir fortführen soll 4. M. 27, 18 ff.]; denn ich will den Amalek [zur gerechten Vergeltung dafür, daß er mit seinem Angriff auf euch den Kampf der Welt wider mein Reich eröffnet hat] unter dem Himmel austilgem daß man fein nicht mehr gedenken soll k4. M. 24, 20; 5. M.25,17f.]. 15. Und Mose bauete [auf eben demselben Hügel, auf welchem er während des Kampfes ge- sessen] einen Altar und hieß ihn: Der HERR [ist] Nisst [mein, d. h. Jsraels Panier; ihm allein verdanken wie den heutigen Sieg]. IS. [Und wie er nun mit solchem Namen Gottes Ehre pries, stellte er zugleich unter Be- zugnahme auf den göttlichen Willensbeschlusz V. 14 Jsrael eine Losung für alle kommenden Jahr- hunderte.] Denn er sprach: Es ist ein Malzeichen bei dem Stuhl des HERRU [der Herr hat gleich- sam über seinem Stuhl, darauf er thront, ein Mal: oder Denkzeichen sich befestigt, und dieses Denkzeichen besagt], daß der HERR streiten wird wider Amalek, von Kind zu Kindeskind kden Kampf, den er heute durch unsre Hand begonnen, hat er mit der augenblicklichen Niederlage Amaleks nicht aufgegeben, er will durch uns ihn vielmehr fort- setzen von Geschlecht zu Geschlecht, bis Amaleks Name ausgetilgt ist unter dem Himmel. Darum wollen auch wir dieses unablässig sortzuführenden Kampfes eingedenk bleiben; ein Ablassen von dem- selben würde ein Ablassen sein von unserm hoch- heiligen Beruf, das Reich Gottes aufrecht zu er- halten wider alle Weltmacht 1. Sam. 15]. Von Bir Mast» oder Massa und Meriba aus (vgl. VI? u. Anm- zu V. 1) setzten hierauf die Kinder Js- rael etwa am zweiten Tage nach der Schlacht ihren Zug durch das Scheikhthal weiter fort und kamen nach einein neunstündigen Marsche an der Stelle an, wo dein breiten, aus Nordost kommenden Wady ekscheikh (Kap. 17, 1 Anm.) sich die noch breitere, von Südost nach Nordwest sich hinziehende Hochebene epltahah anschließt, welche mit ihrer südlichen Breite unmittelbar an das Anm. zu Kap. Z, 1 beschriebene, aus den drei Gebirgsftöcken Dschebel ei! Pest, Dschebel Musa und Dschebel el Heim· bestehende Horeb-Gebirge stößt. Hier lagerte Mose wirk- lich mit dem Volke, wie er auch Kap. 18, 5 sagt, an dem Berge Gottes, auf welchem ihm vormals der Engel des HErrn erschienen war; denn er befand sich an dem Eingang des den Dschebel ed Dejr von dem Horeb schei- denden Jethrothales Das 18. Kapitel. Jethro giebt Rose einen guten Rath. I- u. 1—12. um Jiaagaag der Statiaa naptxiaixiu ais Znlose einige Tage lang dem Berge Gottes gegenüber lagert, kommt sein Schwiegervater xtdethro zu ihm und siihrt ihm sein Weib Biiiora und seine beiden Söhne Gersom und Ølieser zu. Gr beikennet sich zu dem Gotte Israel-i, der so grosse Dinge an seinem Volke gethan hat, bringt demselben IZrandopser und Schlachtopser dar. Zklose aber sammt daran und allen Iieltesten in Israel nehmen an der von ihm angestellten tsdpsermahlkeit Theil. 224 2. Mose 18, 1—20. 1. Und da Jethro, der Priester in Midian, Mo- ses Schwclher sSchwiegervater Richt.19, 10 Anm.], hörete alles, was Gott gethan hatte mit Mose und seinem Volk Israel [denn auch bis zu ihm drang die KundeL daß der HERR Jsrael hätte aus Aegypten gesichtet sdurch große Gerichte]; 2. Nahm er Zipora, Moses Weib, die er [Mofe, nach jenem Vorfall in der Herberge Kap.4, 24—26 nach Midian] zurückgesandt hatte [weil sie damals noch wenig fich geeignet bewiesen, den in Eghpten drohenden Gefahren glaubensmuthig mit ihm entgegenzugehen, vermuthlich auch selbst zur Umkehr gedrängt hatte], Z. Sammt ihren zween Söhnen, der [deren] einer hieß Gersomz denn er sprach: Ich bin ein Gast worden in fremdem Lande; 4. Und der andere Elieserz denn er sprach: Der Gott meines Vaters ist meine Hilfe gewesen, und hat mich errettet von dem Schwert Pharao [s. zu·Kap. 2, 22]. Die Bedeutung der Namen, welch Mose seinen Söhnen gegeben hat, ist nun erst recht offenbar gewor- den; darum wird nicht blos der Name des zweiten Soh- nes, in welchem der Glaube auf die Hilfe Jehovas aus- gesprochen und der jetzt die vollste Bestätigung gesunden, zum ersten Mal erwähnt, sondern auch der Name des ersten Sohnes mit seiner Begründung wiederholt, inso- fern jetzt durch die helle Aussicht auf die Heimath das schmerzliche Gefühl, das Mose in der Fremde hatte, erst recht verständlich wird. (Baumgarten.) Z. Da nun Jethro, Moses Schwcihey und seine Söhne, nnd sein Weib zu ihm kamen in die Wüste sEbene sie-Rabenas an den Berg Gottes sHoreb Kp· s, 1], da er sich gelagert hatte; 6. Ließ er [vielleicht von derselben Stelle aus, wo Mose vormals das Geficht des brennen- den Bufches gehabt hatte] Mose sagen: Ich Jethro, dein Schwäher, bin zu dir gekommen, und dein Weib, und ihre beiden Söhne mit ihr. Nach einer andern, als der jedenfalls richtigeren Ansicht Luthers wird Jethro nicht für ein und dieselbe Person mit Neguel, sondern mit dem in 4. M. 10, 29 erwähnten Hobab gehalten; darnach wäre Reguel Rap- 2, 18) der Großvater, Jethro oder Hobab aber der Vater der Zipora gewesen, und also das 4. M. 10, 29.; Richt. 1, 16.; 4, 11 im Hebräischen stehende Wort chauen, das ebensowohl Schwager als Schwiegervater bedeuten kann, in dem letzteren Sinne zu nehmen. So wird das Na- mens- und Verwandtschaftsverhältniß auch im Koran und bei den Arabern aufgefaßt; Hob-il) heißt dort mit einer Umbiegung seines biblischen Namens sehe-ab, daher wird das Jethrothal im Arabischen Wady esschoeib genannt. 7. Da ging ihm Mose entgegen hinaus svor das Lager nach der Stelle, wo er Halt gemacht hatte], und cieigete sich vor ihm [empfing ihn mit den s einem Stande gebührenden Ehrenbezeugungen], und küssete ihn [nach dem Necht seiner Verwandt- schaft mit ihm I. M. 29, 11]. Und da sie sich unter einander gegrilßet [und auch Zipora mit den beiden Söhnen zum Gatten und Vater in her- kömmlicher Weise den Friedensgruß gesprochen] hatten, gingen sie Zusammen] in die Hütte [Mosis]. s. Da sim noch engeren Beisammensein] er- zcihlete Mose seinem Schwciher alles, was der HERR Pharao und den Egyptern gethan hatte, Jsraels halben, und alle die Mühe, die ihnen aus dem Wege [aus Eghpten bis hierher] begegnet war, und daß sie der HERR [auf recht wunderbare Weise aus aller solcher Mühe] errettet hätte. Ei. Jethrv aber sals er so genauer, denn die allgemeinen Gerüchte, die zu seinen Ohren ge- drungen waren V. 1, besagten, die verschiedenen Vorgänge erfuhr] freute sich alle des Guten, das der HERR Israel gethan hatte [und dessen Kern- und Hauptpunkt dies war], daß er sie errettet hatte von der Eghpter Hand. 10. Und Jethro sprach: Gelobet sei der HERR, der euch errettet hat von der Eghpter und Pharao Hand styrannischem Druck Kap. 12, 29 ff.], der weiß sein Volk von der Egvpter Hand zu erretten [und der auch Mittel und Wege gefunden, euch zum zweiten Mal aus ihrer Hand zu erretten, als sie euch nachjagten und schon meineten, euch wieder in ihrer Gewalt zu haben Kap. 14, 5 ff.]. U. Nun weiß ich [ersehe aus thatsächlichen Beweisen, was ich wohl zuvor schon geglaubt, aber bisher noch nie in so hellem Lichte erkannt habe], daß der HERR größer ist, denn alle Götter [der Heiden Kap. 15, 11]; darum, daß sie [die Egypterj Hochmuth an ihnen [den Kindern Israel] geübet haben [in alle den Maßregeln, die sie zu ihrer Unterdrückung und Festhaltung ersannen, hat er zu gerechter Vergeltung sich als wirklich hoch und groß an ihnen bewiesen in der langen Reihe von Strafwundern, die mit ihrem schmäh- lichen Untergange endigte, vgl. Reh. 9, 10]. 12. Und Jethro, Moses Schwäher lals ein Priester Gottes des Höchsten mitten in einem heid- nischen Lande 1. M. 14, 18 ff. — denn daß er diesem Gott und nicht einem heidnischen Götzen mit seinem Priesterthum 2. M. L, 16 diente, bezeugt schon sein Name Reguel, d. i. Freund Gottes —-] nahtn [von dem Vieh seiner Heerden, die er mit sich-gebracht] Vrandvpfer [und Schlachtopfer, vgl. Z. M. Kap. 1 und 3], und opferte Gott [auf einem an dem Berge Gottes für diesen Zweck er- richteten Altar, um dem Bekenntniß seines Mun- des V. 10 u. 11 in seierlicher Weise auch einen thatsächlichen Ausdruck zu geben]. Da snachdem die Brandopfer ganz, und von den Schlachtopfern die Fetttheile auf dem Altar verbrannt waren] kam Aaron und alle Aeltesten in Israel snach der Opferstatte hinauss mit Moses Schwciher das Brod zu essen vor Gott san der Opfermahlzeih welche Jethro aus den, von den Schlachtopfern noch übrigen Fleischstücken veranstaltete, Theil zu neh- men und sich dadurch mit ihm zur innigsten Ge- meinschaft im Glauben zusammenzuschlieszen 1. M. 31, 54. Diese Geschichte steht nicht blos im äußeren Zu- Jethro, Moses Schwiegervater, giebt diesem in Betreff seines Richteramtes einen guten Rath. 225 sammenhang mit der vorigen (Kap. 17, 8—16), insofern sie der Zeitfolge nach an dieselbe sich anschließtz sondern es findet auch zwischen beiden Begebenheiten eine innere Beziehung und Verwandtschaft statt. Jn Amalek er- kannten wir den Prototyp (das Original oder Urbild) der in offenen Gegensatz zu dem Reiche Gottes sich stel- lenden und dessen Fortschritt bekämpfenden Welt; in Jethro dagegen sehen wir den Erstling derer, die, ob- wohl außerhalb der Bürgerschaft Jsraels stehend, den- noch den Gott Jsraels für den wahren, lebendigen Gott erkennen und mit seinem auserwählten Volke in Ge- meinschast treten. An beiden erfüllt sich, was der HErr einst zu Abraham gesagt (1. M. 12, 3): »Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen«; denn Amalek wird zur Ausrottung verurtheilt, diesem Stamm der Midianiter aber wird hernachmals die Auf- nahme in Jsraels Volks-gemeinschaft angeboten und auch wirklich gewährt (4. M. 10, 29—32.; Nicht. 1, 16.; 4, U; 1. Sam. 15, 67 30, 29). Beide haben aber auch ihre Nachfolger in der weiteren Geschichte des Reiches Gottes: Amalek in allen denen, die je und je zu Wider- sachern und Unterdrückern der Gemeinde des HErrn sich hergegeben und zuletzt ein Ende genommen haben mit Schrecken, Jethro in allen solchen Seelen, die, wie Rahab, Rath u. s. w., den Segen Abrahams suchten und desselben theilhaftig wurden. II— U. 13—27. Its am andern Tlage Jilose seines hinh- leramtes pflegt und das Voll: den ganzen Tag vom Zuorgen bis zum Jbend ihn umsieht, nimmt Tbethro davon Veranlassung, dem Ichwiegersohn guten Ratt; zu ertheilem wie er sein allkuschweres Jtmt kum Westen des glolns sich erleichtern dünne. Zuose nimmt den Vorschlag an und bringt Bethros Ratt) feiner Zeit zur Ausfüh- rung, dieser aber zieht darnauj wieder in sein Land. 13. Des andern Morgens [nach Jethros An- kunft im Lager und nach dem von ihm darge- brachten Opfer V. 1—12] setzte ftch Mose [wie er das überall zu thun pflegte, wo der Zug der Kinder Israel länger als eine Nacht verweilte, an einer freien Stelle auf dem für ihn hingestell- ten Stuhle nieder], das Volk zu richten [ihre Streithändel, die einer mit dem andern hatte, anzu- hören und sie nach göttlichem Recht zu entscheiden], und das Voll stund um Mose her, von Morgen an bis zu Abend [da die Menge derer, die seine Entscheidung begehrten, zu groß war, als daß sich dies Richtergeschäft bald hätte erledigen lasfen]. 14. Da aber sein Schwäber [Schwiegervater] sahe alles, was er mit dem Volke that [wie er so eine Sache nach der andern vornahm, und seiner so wenig schonte, daß er sich nicht einmal die nö- thige Zeit zum Essen und zur Erholung gönnte], sprach ei: [am Abend zu Mose, als er mit ihm allein war]: Was ist das, das du thust mit dem Volk swie greifst du dies dein Richteramt an und vollbringst es in so umständlicher Weise]? Warum sihest du allein [ohne Beisitzer heranzuziehen], und alles Volk stehet Deshalb] um dich her, von Mor- gen an bis zu Abend sda für Eine Kraft ein solches Amt offenbar zu umsangreich ist und zu viel Zeit erfordert]? 15. Mose antwortete ihm: Das Volk kommt zu mir, und fragen Gott um Rath [lassen durch Dachseks Bibel-verk- 3. Aufl. meinen Mund entscheiden, was nach Gottes Ur- theil recht und unrecht ist; und da kann ich, der ich bis jetzt der alleinige Prophet und Offenbarer Gottes für das Volk bin, mich unmöglich dem- selben entziehen]. is. Denn wo sie was zu schaffen haben küber irgend etwas unter einander in Streit gerathen], kommen sie zu mir, daß ich richte zwischen einem jeglichen und seinem Ntichsten [mit dem er den Streithandel hat], und zeige ihnen Gottes Rechte und Gesetze [ich wüßte da wirklich nicht, wie ich mein Richteramt anders angreifen könnte]. 17. Sein Schwaher sprach zu ihm: Es ist nicht gut, das du thust [in der Sache selber zwar bin ich ganz mit dir einverstanden, daß du nach göttlichem Recht die Rechtspflege iibst, aber die Art und Weise dieser Uebung ist nicht zweckmäßigs 18. Du machest dich zu müde [wenn du, weil du das Amt allein auf dich nimmst, vom Mor- gen bis zum Abend zu Gericht sitzest], dazu das Voll auch, das mit dir ist cseine Sachen vor dich bringt, wenn es so den ganzen Tag um dich her stehen und darauf warten muß, bis eine Sache nach der andern vorgenommen wird]. Das Ge- schäft ist dir zu schwer, du kannst es allein nicht ausrichtew 19. Aber gehorche meiner Stimme; ich will dir rathen [wie du dein Amt dir erleichtern kannst, ohne doch demselben zu schaden], und Gott wird mit dir sein [dich bei Ausführung meines Vor- schlags, ob er gleich von einem Fremdling kommt, der nicht deines Volkes ist, dergestalt unterstützen, daß du Segen von der Ausführung verspürstf Pflege du [nach wie vor] des Volkes vor Gott findem du die Vermittelung zwischen ihm und dem HErrn auch ferner unterhältst], und bringe die Geschtifte [bei denen menschliches Urtheil nicht ausreicht, sondern zuvor eine göttliche Entscheidung eingeholt werden muß, vgl. 4. M. 15, 32 ff.; 27, 1—11] vor Gott, 20. Und steile ihnen [dann auf Grund der dir zu Theil werdenden göttlichen Entscheidungen und OffenbarUngenJ Rechte und Gesetze, daß du sie lehrest den Weg, darin sie wandeln, und die Werke, die sie thun sollen [so daß du also immerhin der Prophet und Offenbarer Gottes für Israel bleibstj. Die dem Jethro mit Mose gemeinsame Grundübev zeugung vom Wesen des Rechts beruht darauf, daß wo des Menschen Seele betheiligt ist — und das ist in jeglichem Handel, da ein Mensch gegen den andern steht, der Fall — nicht eher Ruhe gefunden werden kann, als wenn Gott selbst darein gesprochen hat. Die modernen (neumodischen) Grundsätze der Rechtspflege, welche diesen tiefen Ernst durch allerlei Fündlein zu umgehen suchen, genügen nicht dem menschlichen Bewußtsein, weder des Gerechten noch Ungerechten, und müssen endlich, anstatt dem Strom der Ungerechtigkeit auf Erden einen uner- schütterlichen Widerstand aus der Höhe entgegenzusetzem selber von den Wogen der Tiefe fortgerissen werden. (Baumgarten.) . K. T. I. i. 15 226 L. Mose 18, 21-—27. 19, 1-—4. 21. Siehe dich aber Daneben] um· unter allem Volk nach redlichen Leuten, die Gott fürchten, wahrhaftig frechtlcch gescnnt], und dem Geiz feind sind; die setze nber sie fdie verschiedenen Abthep lungen des Volkes, vgl. Anm. zu Kap. S, 14], etltche »aber tausend, fetlichesfiber hundert, [etliche] uber funfzig, und fetlcchej aber zehn, · 22. Daß sie das Volk allezeit richten falle Streitsachen im Volk entgegennehmen, so daß künf- tig keine mehr unmittelbar bei dir angebracht wird]; lvo aber eine große fnach Maßgabe der schon vor- handenen Rechte und Gesetze nicht zu entscheIdendeJ Sache ist, daß sie fdie erwählten Richter] dieselbe an dich fals die höhere Instanz] bringen» und fdagegenJ sie fselbstj alle geringe Sachen tichten ffür die das bestehende Recht ausreicht]. So wird dir’ö leichter werden fdas Volk zu regieren], und [indem] sie mit dir [die Regierung-Hast] tragen. W. Wirst du das thun fwas ich dir eben gerathen habe], so kannst du ausrichten, was dir Gott fin deinem Berufe als oberster Leiter des Volkes] gebeut fund wirst nicht der Gefahr, einer zu schweren Aufgabe vor der Zeit zu erliegen, aus- gesetzt sein], und alle dies Volk fdas du bisher nur nothdürftig zu versorgen vermochtest, so daß die Leute über dem langen Warten, wie ich heute zu beobachten Gelegenheit hatte V. 13 s., schon anfingen, ihre Streithändel selbst unter einander auszumachen, wird einen Gewinn von der neuen Einrichtung haben; denn es] kann mit Frieden an seinen Ort fnach dem Lande CanaanJ kommen stritt gleich mit einer wohlgeordneten und gut gere- gelten Verfassung in den Besitz seines Erbtheils ein]. Das ursprüngliche Gemeinwesen Jsraels beruht auf der Gliederung des Volkes in Stämme, Geschlechter und Vaterhäuser (Anm. zu Kap. s, 14): die Häupter dieser verschiedenen Abstufungen, die uns schon mehr- mals unter dem Namen ,,Aelteste« begegnet find (Kap. 3, 16, IS; 4, 29; 12, U; 17, 5), wie sie die Gemeinde nach außen hin repräsentirten, ihre Rechte vertraten und die Mittelspersonen bildeten, durch welche eine Einwirkung auf das ganze Volk möglich war, waren auch die naturgemäßen Regenten und Richter der unter ihnen stehenden Stamme, Geschlechter und Familien. Jn Mose nun, dem von Gott unmittelbar berufenen Gründer und Mittler seines Bundes mit Israel, er- langten diese Volkesoberen eine einheitliche Spitze; auf ihn ging um o mehr alle Regierungs- und Richterges walt in der eise über, daß das israelitische Gemein- wesen schon anfing, den Charakter einer Monarchie (der Herrschaft eines Einzigem anzunehmen, als unter dem egyptischen Druck das obrigkeitliche und richterliche An- sehen der Aeltesten gar sehr in Verfall gerathen und viel Unordnung »ein erifsen war, wie der Vorfall in Kap L, 11 ff. beweist. Der Rath Jethros läuft also im Grunde darauf hinaus, daß Muse, obgleich die oberste Regierungs- und Richter eroalt auch ferner in ihm gipfeln soll, dennoch auf die csrühere patriarchalifche Verfassung wieder mehr zurückgehen und den alten Ge- richtsorganismus des Volkes der neuen Verfassung ein- gliedern möge. Ueber die Art und Weise solcher Gin- gliederung und das gegenseitige Verhältnis; der Häupter über tausend, hundert u. s. w. hinsichtlich ihrer richter- lichen Thätigkeit s. zu 5. Mai. 1, 17. 24. Mose gehorchte seines Sehwähers Wort fnachdem er sich der Zustimmung des HErrn ver- sichert hatte Spr.— 19, 20], und that [später, als er mit dem Volk in der Wüste Sinai sich befand und das Kap. 19— 35 Erzählte geschehen war] alles, was er sagte, 25. Und erlviihlete fauf Grund der Vorschläge, die er vom Volke sich machen ließ b. M. 1, 9 ff.] redliche Leute aus dem ganzen Israel, und machte sie zu Häuptern über das Volk, etliche über tan- send, fandere] über hundert, fwieder andere] über funfzig, fund noch andere] über zehn, 26. Daß sie das Volk allezeit richteten; was aber schwere Sachen wären, zu Mose brachten, nnd die kleinen Sachen sie richteten. Find’t sich Gefährlichkeit, so laß mich nicht ver- zagen; gieb einen Heldenmuth, das Kreuz hilf selber tragen. Gieb, daß ich meinen Feind mit Sanftmuth tiberwind, und wo ich Rath bedarf, auch guten Rath erfind. (O Gott, du frommer re. V. 4). 27. Also ließ Mose seinen Schwäher fwiederJ in sein Land fnach Midian] ziehen fWeib und Kind aber behielt er bei sich]. Das 19. Kapitel. Vorbereitung, dar. Gesetz Gottes anzuhören. L U. 1—15. Zllit dem ersten Tage des dritten Znonats taugt Israel in der wüste Sinai an und sstjlägt dort für längere Zeit sein Lager auf; der Jlnrr aber trifft die Vorbereitungen kur Ausführung dessen, was von dem Berge Sinai aus und an demselben gefiijelien soll, namliitj die Uerijffentlichung des; Gesetzes und die Inf- ricijtuug seines Mundes. I. Jui dritten Mond nach dem Ausgang der Kinder Israel aus Eghptenland, kamen sie dieses Tages fam Tage des Neumonds, mit tvelchem der Monat begann, also am 1. Sivan, vgl. Anm. zu Kap. 12, Z] in die Wüste Sinai fin die am Fuße des Sinai gelegene Ebene — heutzutage die Ebene es sebayeh genannt]. 2. Denn sie waren fnach einem Aufenthalte von zusammen 4——5 Tagen] ausgezogen von Ra- pbidim faus der großen, in einem weiten Halb: kreis von ohngefähr 12 Stunden sich hinziehenden Ebene, welche das Wady = (Thal) Les-schenkte mit dem Wady ein-Rahab vereinigt, vgl. Anm. zu Kap. 17, 16], Und wollten fweil sie, obwohl hier dem Berge Gottes, von dem der HErr Kp. 3, 12 zu «Mose geredet, schon ganz nahe -Kp. 18, 5., doch noch nicht am eigentlichen Ziele ihrer bis- herigen Wanderung Kap. 16, 1 waren] tu die Wüste Sinai fwo sie besondere Offenbarungen Gottes zu gewärtigen hatten, ehe es dann weiter ginge nach dem verheißenen Landejz und lagerten sich fnachdem sie von ihrem bisherigen Lagerort durch die beiden Thaler, den Wady es—sebayeh und den Wady sehe-gib, vgl. Anm. zu Katz. 3, 1., vorgedrungen] in der Wüste daselbst, gegen dem Ankunft am Sinai. Vorbereitung, das Gesetz, Gottes anzuhören. 227 Berg [dem Sinai oder Dschebel Muse-i = Berg Mose südöstlich gegenüber]. Der mittlere von den drei in Anm. zu Kap. Z, 1 beschriebenen Gebirgsstöcken, der eigentliche Horeb oder Sinai, erhebt sich an der südöstlichen Breitenseite der Rahab-Ebene zu einer fast senkrecht aufsteigenden, 1500 Fuß über der Ebene gelegenen Felsenwand; der Gipfel derselben, der den Namen Rai; ekpsufssfeh führt, ist dreigespalten (der mittlere Gipfel bildet eine Kuppeh die beiden andern dagegen sind kegelförmigs Von hier aus überblickt das Auge nicht nur die Rahab-Ebene in ihrer ganzen Ausdehnung, sondern auch einen großen Theil des Wady einsah-euch; deswegen hat der nord- amerikanische Professor E. Robins on, der in Beglei- tung des Mifsionars E. Smith im J. 1838 Palästina und die südlich angrenzenden Länder bereiste und durch seine Entdeckungen sich große Verdienste um die biblische . Länderkunde erworben hat, mit aller Entfchiedenheit be- hauptet, daß für den Berg, auf welchem die Gesetz- gebung stattgefunden, kein anderer, als dieser dreige- spaltene Nordgipfel des Horebgebirges, das Ras es-suf- sskeh anzusehen sei; die Ebene ist-Rahab aber in Ver- bindung mit dem südwestlichen Ausgang des Scheikthales sei unter der ,,Wüste Sinai« zu verstehen, in welche Mose das Volk führte, um das Gesetz Gottes anzuhören. Indessen haben die späteren Sinai-Reisenden (Strauß in Gemeinschaft: mit Krafft, sowie auch Graul) sich von der Unzulässigkeit dieser Auffassung überzeugt. Nicht nur senkt sich die Rahah-Ebene dergestalt nach Norden, daß, wäre das Volk dort aufgestellt gewesen, den hin- tersten Reihen der Blick nach dem Berge durch die im Vordergrund stehenden ganz verdeckt gewesen wäre, son- dern es ist auch so schwierig, ja geradezu gefährlich, den Nordgipfel des Horeb zu besteigen, daß ein solcher be- ständiger Verkehr des Mose mit dem HErrn auf dem Berge und dem Volke in der Ebene, wie er hernach in unserm Kapitel beschrieben wird, rein unmöglich ge- wesen sein würde. »Wir versuchten zuerst an der Seite gerade heraufzuklimmen — erzählt Robinson selbst von sich und seinem Begleiter — fanden aber den Fels so glatt und steil, daß wir nach mehrmaligem Hinfallen und noch größerer Gefahr gezwungen waren, das Unter- nehmen aufzugeben. Wir kletterten nun durch eine steile Schlucht auf einem größeren Umwege hinauf, konnten dann von dem oberen Ausgange der Schlucht um die nördliche Felswand herumklimmen und längs der tiefen Höhlungen, die im Laufe der Jahrhunderte in den Granit gemacht waren, den Gipfel erreichen.« Jene Ansicht ist daher von der neuesten Wissenschaft wieder aufgegeben und dafür eine andere zur Geltung ge- kommen, die namentlich auch von K. Ritter in seiner Erdkunde vertreten wird. Jenseits des Ras eksufssfeh nämlich zieht sich das Gebirge als ein mächtiger, lang- gestreckter Rücken von etwa 500 Fuß Höhe eine kleine Stunde Wegs nach dem Südende hin fort und erhebt sich hier zu einem zweiten, noch großartigerem über 1700· höher als jener nördliche, zum Himmel empor- ragendende Gipfel; er heißt Dschebel Muse« und ist von jeher von der Tradition für den Moses- Oder Gesetz- gebungsberg angesehen worden. »Weit schweift von hier aus das Auge über Land und Meer. Oestlich er- scheint der Meerbusen von Akabah, hinter ihm das Gebirge Arabiens, während näher unzählige Hügel und Vergkettenj den Mosesberg schwarz, schrofz nackt und verwittert umkreisen, im Süden amphithearalisch (halb- kreisförmig) immer höher ansteigend, in weiter Ferne von den blauen Fluthen des Meeres als einem Gürtel umflossen. Majestätisch erhebt sich südwestlich der Ka- tharinenberg (Anm. zu Knie. Z, I), den Berg des Ge- fetzes einer Vefte gleich schirmend, weiterhin nach Norden über zahllosen Hügeln glänzen bei Suez am Fuße des Atakah (Anm. zu Kap. 14, L) die Wasser des rothen Meeres, die vor dem Volke Gottes sich theilten, mit Egyptens wüsten Höhen; nördlich folgt die öde, stufen- artig emporsteigende Wüste set-Tit: (Anm. zu Kap. 13, 20), vor derselben die vielzackigen Felsgebilde, welche die Ebene Rade-h umgeben, endlich der lange, allmälig aufsteigende Rücken des Sinai, der seinen Gipfel, den Berg Mosis, gegen alles Geräusch und alle Unruhe in den Thälern abschließt.« (Strauß.) Am Fuße dieses Berges dehnt sich in südöstlicher Richtung eine 1400 bis 1800 Fuß breite und 12,000« lange Ebene aus, die nach Süden und nach Osten zu von sanft ansteigenden und keine bedeutende Höhe erreichenden Bergen begrenzt wird. Dies ist die Ebene sebayelk Man gelangt aus der Rahah-Ebene und dem Scheikhthale zu ihr durch den östlich von«ed-Deck gelegenen Wady ekpsebayeh und durch das JethrothaL sie ist, wie die ganze Umgegend des Sinai, reich an Quellen, die immer Wasser haben, und erzeugt einen bedeutenden Pflanzenwuchs Hier hat ohne Zweifel Jsrael von jetzt an bis zum Aufbruch von Sinai (4. M. 10, 11), beinahe ein ganzes Jahr lang, gelagert, hier das Gesetz der beiden Tafeln und die Stiftshütte sammt der Ordnung des Gottesdienstes empfangen. Zur Aufstellung des Volkes während der Gesetzgebung war aber diese Ebene darum ganz beson- ders geeignet, weil sie terrasfenförmig sich erhebt, so daß die im Hintergrunde Stehenden über die im Vor- dergrund hinwegsehen konnten, und weil die im Süden und Osten sie begrenzenden Berge sehr allmälig auf- steigen und also ebenfalls eine große Menge Volks auf- nehmen konnten. ,,Es ist eine Ebene, wie geschaffen, um eine zahlreiche Versammlung um den Fuß des Ber- ges zu vereinigen. Hierhin trat die Gemeine Jsraels. Jhr Auge schaute nach dem Berge, der einem ungeheuren Altare gleich über ihr ragte. Ja, er steht wie ein Altar im Allerheiligsten, der rings von den Felsgipfeln als dem Chore des majestätischen Don-is umgeben wird, dem der blaue Himmel als Dach sich wölbtl Ein Hei- ligthum Gottes! Alle Spur menschlicher Hand bleibt ferne. Kein Vogel erscheint in den Lüften, kein Gras auf den Felsen! Nur Himmel, Fels und Meer starren als Zeugen der allmächtigen Schöpferkraft des Gottes, der Himmel und Erde gemacht hatt« (Strauß.) Wie aus dem Folgenden hervorgeht, ließ Mose das Lager wohl mehr östlich vom Sinai aufschlagen, so daß der unmittelbar vor dem Berge gelegene Theil der Ebene einen freien Raum bildete, der hernach (V. 12 f.) durch ein Gehege abgesperrt wurde; jenseits des Geheges diente dann die Westseite der Ebene mit den im Süden sie begrenzenden Terrassen zur Aufstellung des Volkes wäh- rend der Gesetzgebung (V. 17). » Z. Und Mose sals Jsraels Lager m der Wüste Sinai aufgeschlagen war] stieg fetwa am dritten Tage nach der Ankunft oder am 4. Sivan] hinauf zu Gott [auf den Rücken· des Berges, auf dessen Spitze die Wolkensäule sich niedergelassen, um zu vernehmen, was der in der Wolkensäule gegenwärtige HErr mit ihm zu reden habe]. Und der HERR rief ihm vom Berge, und sprach: »So sollst du sa en zu dem Hause Jacob, und versun- digen den Indern Israel: 4. Ihr habt gesehen, was ich den Egyptern gethan habe [um sie zu zwingen, daß sie euch end- lich aus ihrer Gewalt entließen], und wie ich euch [den ganzen Weg daher, seit ihr aus Eghpten ausgezogen seid] getragen habe ans Adleröflugeln [damit ihr nirgend Schaden leiden möchtet*], und hab euch shierherj zu mir bracht [wo ichnn der Abgeschiedenheit von der Welt mich völlig euch 157 228 2. Mose 19, 5——17. zu eigen geben will in meinem Wort und Ge- e tzl ’«·) Der Adler ist in der Pflege seiner Jungen über- haupt sehr sorgfältig; besonders aber, wenn er sie aus dem Neste führt und zum Fliegen anleitet, schwebt er unter ihnen, damit sie beim Ermtiden sich auf seine Flügel niederlassen können und nicht in die Tiefe hin- abstürzen und zerschmettern (Anm. zu 2. Kön. 2, 8). Gerade so hat der HErr auf dem Wege durch die Wüste seine Flügel unter Israel ausgebreitet und sie durch seine Wunderthaten leicht und ohne Gefahr über alle Schwierigkeiten hinweggehobew · » « Z. Werdet ihr nun meiner Stimme sm die- sem Wort] gehorchen, und meinen Bund [den ich durch das Gesetz« mit euch aUfrichteJ halten: so sollt ihr mein skostbaresj Eigenthum sein, vor allen Vettern; denn die ganze Erde ist mein [euch aber habe ich aus dieser großen Eigenthumsmasse ausge- wählt und zu meinem besonderen Schatz und Kleinod bestimmt, das ich mit einer Sorgfalt in Pflege und Obhut nehmen werde, wie sie sonst keinem Volke der Erde zu Theil wird 5.M. 7, 6; 14, 2; 26, 18 f.]. 6. Und ihr sollt [in dieser Eigenschaft als mein auserwähltes Eigenthum auch die erhabenste Bestimmung, die höchste Würde und den ausgezeich- netsten Charakter an euch tragen unter allen Völ- kern auf Erden; denn ihr sollt] mir ein prie- sterlich Königreich, nnd ein heiligesVolk sein sein Volk von lauter Priestern und Königen — dies eure Bestimmung und eure Würde —- und ein Volk, in dem mein eigenes fleckenlos reines Wesen sich abspiegelt —- dies euer Cha- rakterEJ Das sind die Worte, die du den Kin- dern Jsrael sagen sollst [und nun gehe hin und sage mir wieder, was sie auf solchen Antrag von meiner Seite erwidern werden] «) Der priesterliche Beruf besteht darin, die Gemeinschaft zwischen Gott und den Menschen zu ver- mitteln. Diese Bestimmung, zu vermitteln, erhält hier Israel in Beziehung auf die übrigen Völker, ivelche ohne Gott in der Welt leben; es soll Gottes Offen- barungen, Verheißungen und Heilsgaben in Empfang nehmen, bei sich bewahren und pflegen, aber sie dann auch weiter geben und allen Geschlechtern auf Erden in ihrer ganzen Fülle niittheilen, um diesen so ein Segen zu werden und den Beruf Abrahams, in dessen Erbe sie als seine Kinde; eingetreten sind, zu erft·illen (1. M. 12, 2 s.). Mit der priesterlichen Bestimmung Jsraels steht im engsten Zusammenhang seine kbnigliche Würde, daher es eben ein priesterliih Königreich ge- nannt wird; es soll den übrigen Völkern nicht blos dienen, es soll auch über sie herrschen. Jn seinem Priesterberufe selber schon ist ihm die geistige und geist- liche Ueberniacht über die Weltvölker verliehen; doch diese geistliche Herrschaft soll zuletzt auch eine äußere Weltherrschaft werden, so gewiß der Geist die Macht ist, welche die Welt überwindet. Jn Christo, der Blüthe Jsraels, ist das längst schon zur thatsächlichen Wahrheit eworden, wird in ihm aber auch noch einmal zur vollen irklichkeit werden, wenn er kommt, sein Reich einzu- nehmen. Ein heiliges Volk endlich soll Jsrael sein; denn vermöge des Bundesverhältnisses, in welches der HErr zu ihn: tritt, wird ihm an sich schon der Charakter der Heiligkeit wie ein Stempel ausgedrückt, daß es kein prosanes Voll mehr ist, wie die übrigen Völker, sondern dasjenige Volk, in und mit welchem der dreimal Heilige « . Aber nun will dieser sein Gott durch besondere Heilsanstalten auch dafür sorgen, daß in Jsrael der Sünde gewehrt.- und ein Wandel in Heiligkeit und Ge- rechtigkeit möglich werde, wie ihn kein natürlicher Mensch je aus eigenem Vermögen erreicht. Vgl. die Bemerkun- gen über unsere Stelle zu Kap. 28, 1. 7. Most kam svom Bergesrücken V. 3 herab] und forderte die Aeltesten im Volk [zu sich] und legte ihnen alle diese Worte vor, die der HERR geboten hatte sdamit sie dieselben dein Volke hin- terbrächten und dessen Antwort darauf einholeten]. Da sich’s jetzt um eine Bundesschließung handelte, so mußte jeder von beiden Theilen es zuvor bestimmt und feierlich aussprechen, unter welchen gegenseitigen Zusagen und Versprechungen man zu einem Bunde sich zusammenschließe· 8. Und alles Volk [als die Aeltesten ihm jene unvergleichlich herrliche Verheiszung des HErrn verkündigten, war darüber hocherfreut und] ani- wottete [in Beziehung auf die an dasselbe gestellte Forderung] zugleich [wie mit Einem Munde], Und sprachen: Alles, was der HERR geredet hat [daß wir nämlich seiner Stimme sollen gehorchen und seinen Bund halten], wollen loit thun. Und Mose sagte die Rede des Volks dein HERRn wieder [stieg abermals, vermuthlich noch an demselben Tage, da er die Antwort empfangen, auf den Berg, um dem HErrn das einhellige Gelöbnis; des Volks zurückzubringen] 9. Und der HERR sprach zu Mose snoch ehe dieser selbst das Wort ergreifen konnte]: Siehe, lch will [wenn ich nun Jsrael mich völlig in mei- nem Wort und Gesetz, zu eigen geben werde V. 4] zu dir kommen in einer dicken Wolke [vor den Augen des Volks in einer dicken Wolke mich noch weiter herunterlassen bis zu der Stelle, wo du jetzt stehst, und will ganz laut und allen vernehm- bar aus der Wolke mit dir reden], auf daß dies Volk [ebenfalls] meine Worte höre, die ich mit dir rede, und [nicht etwa sagen könne, du gäbest blos vor, die Gebote an sie von niir empfangen zu haben, in Wahrheit aber wären sie deine eigene Erfindung, sondern] glaube dir [als meinem Ab- gesandten und Boten] ewiglich· Und Mose [nach- dem er so noch genauer unterrichtet war, in welcher Weise Gott das in Aussicht gestellte Gesetz, ihm mittheilen wolle] verlündigte shieraus] dem HERRU die Rede des Volks [zu deren Hinterbringung er vorhin auf den Berg gestiegen V. 8]. Alle Gesetzgeber der alten Welt haben vorgeblicher Qfsenbarungen dieser oder jener Gottheit sich gerühmt und den von ihnen selbst aufgestellten Gesetzen dadurch Ansehen und Eingang bei ihren Völkern verschafft, das; sie dieselben auf göttlichen Ursprung zurückführtem So haben Minos, König von Kreta, mit dem Jupiter, Numa Pompilius, zweiter König von Rom, mit der Nymphe Egeria, Lycurgus, der Gesetzgeber der Spar- taner, mit dem Apollo, und Zoroaster, Religions- stifter der» Meder und Perser, mit dem Ormuzd in un- mittelbarem Verkehr gestanden zu haben behauptet. Was nun den übrigen Völkern blos vorgeblicher und eingebildeter Weise Großes zu Theil geworden, nämlich eine Ossenbarung Gottes zur Erkenntnis; seines Wesens Der HErr fährt herab auf den BergzSinai mit Feuer. 229 und Willens, das soll Israel in Wahrheit besitzen (v l. Anm. zu Kap. 13, 21 f.), zugleich aber auch die feste und gewisse Zuversicht haben, daß sein frommes: Glaube nicht ebenfalls auf Täuschung beruhe, wie der der an- dern Völker; darum will der HErr das Grundgesetz für Israel, die heiligen zehn Gebote, laut und öffent- lich vor den Ohren des ganzen Volkes dem Mose offen- baren. Nachdem dann dieser in so zuverlässiger Weise, in Gegenwart von vielen Tausenden von Augen: und Ohrenzeugem als ein wirklicher· Empfänger göttlicher Offenbarungen beglaubigt ist, können die übrigen Ge- sehe und Rechte ihm im Geheimen, ohne Gegenwart von Zeugen, mitgetheilt werden; es hat jetzt niemand mehr irgenlå welche Ursache, von einer frommen Täuschung U kc en. z 10. Der HERR [Jsraels feierliche Gegen- erklärung annehmend und nun zur Verwirklichung dessen, was er vorhatte, schreitend] sprach zu Muse: Gehe hin zum Volk, und heilige sie heute und morgen [bringe sie während des heutigen und mor- genden Tages in eine würdige äußere und innere Verfassung für übermorgen, indem du ihnen be- fiehlst], daß sie ihre Kleider waschen [1. M. 35, 2], 11. Und [durch Enthaltung vom geschlecht- lichen UmgangV.15; 1.Sam.21,4f.; 1.Cor.7,5] bereit seien auf den dritten Tag. Denn am drit- teu Tage [von heute ab gerechnet] wird der HERR vor allem Voll [unter sichtbaren Zeichen seiner Herrlichkeit] herabfahren auf den Berg Sinai kund von ihm aus sein Wort und Gesetz offenbaren]. 12. Und [nun] mache [zugleich] dem Volk ein Gehege [einen Zaun von Holz oder Steinen] um- her [rings um dasselbe her, damit während der ganzen Zeit, wo ihr hier lagert, niemand, weder aus Vorwitz, noch aus Versehen, weiter vordringe, als die Heiligkeit des Orts es gestattet], und sprich zu ihnen: Hiitet euch, daß ihr nicht [eher] auf den Berg steiget sals bis euch das Zeichen dazu ge- geben wird V. 13], noch kauchj sein Ende an- riihretz denn wer den Berg sselbst in seinen äußer- sten, untersten Theilen] aurühreh soll [weil er sich einer Entweihung dieser allerheiligsten Stätte schul- dig gemacht hat] des Todes sterben. II. [Und damit beim Tödten eines solchen Frevlers sich nicht noch andere mit gleicher Ent- weihung beflecken, soll die Todesstrafe auf beson- dere Weise an ihm vollstreckt werden:] Keine Hand soll ihn anrühren sum ihn erst von jenseit des Ge- heges herbeizuholen], sondern er soll [aus der Ferne] gesteinigt, oder mit Geschoß sPfeilen und Wurf- spießenJ erschossen werden; kwer bis über das Ge- hege hinaus vorgedrungen ist] es sei ein Thier oder Mensch, so soll er nicht leben. Wenn es aber [an dem bezeichneten dritten Tage, wo der HErr unter Donnern und Blitzen und unter dem Schall einer sehr starken Posaune auf den Berg herabfährt V. 16] lange tönen wird [zum Zeichen, daß nun der Augenblick zum Nähertreten da sei], dann sollen sie kdie Kinder Israel] auf den Berg [heran] gehen [und auf denselben hinaufsteigen] 14. Mose stieg [mit solchen Aufträgen ver- sehen] vom Berge zum Voll, und heiligte sie [in- dem er ihnen Gottes Befehle mittheilte], uud sie waschen ihre Kleider. · · 15. Und er sprach zu ihnen: Seid bereit auf den dritten Tag, und keiner nahe· sich [·m der Zwischenzeit] zum Weibe [ein jeder richte vielmehr seine Sinne und Gedanken ganz auf die heiligen Vorgänge, die uns bevorstehen]. Nach jüdischer Tradition erfolgte die Gesetzgebung am s. Tage des s. Monats oder des Sivan (Kap. 12, 2 Anm.) Das ist nun derselbe Tag, auf welchen nach Z. M. 23, 15 ff. das Fest der Wochen, oder das Ernte- feft begangen werden soll. Letzteres heißt mit einem griechischen Ausdruck ,,Pfingsten« (eigentlich kenn-easily, d. i. der 50. Tag; denn vom 2. Tage in Ostern, als von dem Ta e, an welchem die Erstlingsgarbe der neuen Ernte darge racht und vor dem HErrn gewebt wurde (3. M. 23, 11), follten 7 ganzer Sabbathe (7 X 7 = 49 Tage) gezählt und am darauf folgenden 50. Tage das Fest der Wochen gehalten werden. Es ist nicht ohne Bedeutung, daß im N. T. der heilige Geist aus- gegossen und die christliche Kirche gestiftet ist an dem- selben Tage, an welchem Jsrael sein Erntefest beging und der Gesetzgebung auf dem Sinai sich erinnerte; doch war der damalige Wochentag nicht ein Sonntag, sondern ein Sonnabend (Schlußbem. zu 1. Maer. Nr. 4 a, Zu] b), die christliche Kirche hat aber, einestheils, um ebenfalls den 50. Tag herauszubringen, anderntheils, um den ihr einmal geheiligten Sonntag auch »für Pfingsten festzuhalten, ies Fest auf einen Tag fpater verlegt. II. v. 16 vis usw. 20, 21. Im zuorgrn desjenigen Ilagez fiir melihenxsgrciel sich hat bereiten artigen, begeben auf der Spitze dernxerges sich große, maiestäs tisthe Dinge. pur-h gewaltigen Yosaunenton wird das hlolti herkugerufen zu der Stätte, von der aus der Jjoirr sein Gesetz offenbaren will; die zierdfsentliiiiung " der zehn warte gesihieht dann vor den Ohren der ganzen Gemeine, doch diese, von den ersihiltternden Zeiihen der zliilie Gottes im Innersten ergriffen, er- suiht durch ihre Obersten und Jeltesten den Muse, an ihrer Statt mit dem Jioirrn zu verkehren. 16. Als nnn der dritte Tag kam [auf den Jsrael fich bereit halten sollte V. 11], und [es noch] Morgen war, da erhub sich ein Donuern und Binsen, und eine dicke Wolle lzeigte sichJ auf dem Berge, und ein Ton einer sehr starken Po- saune kliesz sich hörenjz das ganze Voll aber, das im Lager war, erschrak [ob dieser majestätifchen und gewaltigen Vorgänge] 17. Und Mose [aus der V. 9 ff. ihm zu Theil gewordenen Offenbarung wohl wissend, was der HErr jetzt vorhabe] siihrete das Volk aus dem [im östlichen Theil der Ebene aufgeschlagenen] Lager, Gott entgegen [nach dem, dem Sinai gegen- über frei gebliebenen Raum, s. Anm. zu V. 2], und sie traten [jenseit des Geheges V. 12] unten an deu Berg [den sie hier vom Fuße bis zum Scheitel in seiner senkrechten Höhe von 2000F. ,,wie eine abgeschlossene Persönlichkeit« vor sich hatten] Es ist nicht ohne Bedeutung, daß Gott gerade die- sen verborgenen, von allen Seiten umschlossenen und von keiner Seite her sichtbaren Wtistenwinkeh das Adv- tum oder innerfte Heiligthum der ganzen Halbinsel, auf- 230 suchte, um dort sein Gesetz zu veröffentlichen »Ehe-i weil Jehova mit Jsrael heimlich zu reden hatte, weil er mit Jsrael allein sein wollte, um den Ehebund mit ihm zu schließen, führte er es in das centralste und ge- heimste Adytum der Wüste-« (Kurtz.) 18. Der ganze Berg Sinai aber tauchte sit-äh- rend Jsrael so unten stund und nach dem Gipfel hivaufblickteL darum, daß der HERR herab auf den Berg fuhr mit Feuer; und sein Rauch ging auf [so dick und schwarz I. M. 19, 28], wie ein Rauch Vom [Schmelz-] Ofen [zugleich aber geschah es], daß der ganze Berg [gleichsam erdtöhnend unter den Fußtritten dessen, der auf denselben herabstieg] sehr bebete. 19. Und der Posaunen Ton [der sich gleich anfangs hatte vernehmen lassen V. 16, um Israel aus seinem Lager herbeizurufen] ward immer stär- ker. Mose [bei diesen Zeichen der göttlichen Nähe selbst in seinem Innersten erbebend] redete [: »Ich bin erschrocken und zittre« Hebt. 12, 21], und Gott antwortete ihm laut [so daß auch das übrige Volk den Zuspruch vernehmen konnte: ,,Fürchtet euch nicht; denn ich bin kommen, daß ich euch versuche, und daß meine Furcht euch vor Augen wäre, daß ihr nicht sündiget« Kap. 20, 20]. 20. Als nun der HERR hernieder kommen war auf den Berg Staat, oben auf seine Spiße [und die über die Vorgänge, welche seine Ankunft begleiteten, erschrockenen Herzen mit freundlichem Zuspruch getröstet hatte]; forderte er [ebenfalls mit lauter,«allem Volk vernehmbarer Stimme] Mose lzu sxchl oben auf die Spitze des Berges, und Mose stieg hinauf. 21. Da sprach der HERR zu ihm: Steig [zuvor, ehe ich dir sage, was ich mit dir im Be: sondern zu verhandeln habe Kap. 20, 22 ff., noch einmal] hinab, und zeuge dem Volk [schärfe ihm mit allem Nachdruck ein], daß sie nicht swenn nun die Neugier mächtiger in ihnen wird als der an- fängliche Schrecken, über die gezogenen Schranken hinweg] herzu brechen zum HERRn sin der Absicht], daß sie sehen [wie es hier oben steht], und [nun zur Strafe für solchen Frevel] viele aus ihnen fallen [denn ich möchte um jeden Preis verhüten, daß an diesem feierlichen Tage ein derartiges Strafgericht von mir vollstreckt werden inüßte]. 22. Dazu die Priester, die zum HERRn na- hen Diejenigen unter dem Volk, welche nach dem bisherigen Brauch des Priesteramtes gewartet ha- ben], sollen snicht meinen, daß sie eher als die Andern es wagen dürften, herzu zu brechen, im Gegentheil sollen sie noch mehr als jene durch Enthaltung von allem lüfternen und neugierigen Wesen und durch tiefe Ehrfurcht vor dem unnah- baten Gott, wie sie ihrem Stande besonders ge- ziemt] sich heiligen, daß sie der HERR sder ihres Herzens Grund erforschtj nicht zerschmetterc swenn er für unheilige Diener sie erkennt] 23. Mose aber [in der Meinung, er könne 2. Mose 19, 18—25. 2o, i. 2. für das Volk wohl einstehen, daß es nicht näher an den Berg herantreten würde, als ihm gestattet sei, daher es einer nochmaligen Warnung nicht erst bedurfte] sprach zum HERRm Das Volk kann iiicht [selbst wenn es wollte] auf »den Berg Sinai steigen; denn du hast uns sschon einmal] bezeuget [daß niemand auf den Berg steigen, noch sein Ende anrühren soll], und lzur Verhütnng dessen zu mir] gesagt: Mache ein Gehege um den Berg, und hei- lige ihn swas ich denn auch gethan habe]. 24. Und der HERR [das menschliche Herz besser kennend, wie schwach es sei, wenn es nicht fortwährend bewacht und behütet wird, und wie leicht es von seiner Begierde sich fortreißen läßt und keine Gefahr achtet, wenn einmal die Lust zu einem verbotenen Genuß seiner mächtig gewor- den] sprach zu ihm: Gehe [nur, wie ich dir be- fohlen habe] hin, steige hinab [um meinen Auf- trag auszurichtem und bleibe während dessen, was jetzt geschehen wird, in unmittelbarer Nähe des Volkes, um jeden Versuch herzu zu brechen, auf der Stelle verhindern zu können]; du und Aaron mit dir [ihr beide] sollt [hernach, wenn der rechte Zeitpunkt da ist] heranssteigen; aber die Priester und das Volk sollen nicht [weder jetzt, noch her- nach] herzu brechen, daß sie hinaufsteigen [auf die Spitze des-Berges] zu dem HERRm daß er sie nicht [um ihres Vorwitzes willen] zerschmeitere. 25.» Und Mose [nunmehr dem göttlichen Wil- len gehorsamJ stieg· herunter zum Volk, und sagte es ihnen [wie sie sich zu verhalten hätten]. Klar ist, was die Donner und Blitze, die aus dem dicken, über der Spitze des Berges sich lagernden Ge- wölk hervorbrechen, und das dann sich zeigende Feuer mit dem Rauchdainpf fiir eine Bedeutung und für einen Zweck haben: sie sollen die Herrlichkeit und Majestät des göttlichen Wesens dem Volke in einer Weise ver- sichtbaren, daß dasselbe einen tiefen Eindruck davon bekomme, ohne doch zu meinen, es habe damit Gott selbst geschaut, der ja ein Geist und mit leiblichem Auge nicht zu sehen ist. Der mit zunehmender Stärke er- dröhnende Posaunenton aber ist gleichsam der Herolds- ruf, der dem Volke die Erscheinung des HErrn ankün- digt und es zur Versammlung vor dem Stuhle seiner Majestät und zur Anhörung seiner Worte herzuruft. Daß übrigens der unter solchen Zeichen herabkommende HErr derselbe Engel des HErrn war, der dem Mose im feurigen Vusch erschienen (Kap. Z, 2) und Jsrael bisher in der Wolkem und Feuersäule geleitet hatte (Kap. 13, 21 f.), lehrt ausdrücklich Apostg. 7, 30—40; Diener und Werkzeuge bei Hervorbringung jener groß- artigen Naturerscheinungem so wie auch der Stimmen, die Mose und das Volk vernahmen, waren dagegen nach 5. Mos. 33, Z; Apostg. 7, 53; Gal. Z, 193 Hebt L, 2 die geschaffenen Engel oder die himmlischen Geister. Wenn Reisende erzählen, daß in den Sinai-Bergen noch jetzt sich bisweilen ein donnernder Lärm gleich wieder- holten starken Kanonenschüffen hören lasse, so hat man das ebenso für eine Nachwirkung dessen, was der HErr einst in jenen Gegenden gethan hat, anzusehen wie das Manna der Tarfabäuma — Aussallend ist, daß der HErr oben (V. 13) einen Zeitpunkt in Aussicht stellt, wo das Volk ebenfalls auf den Berg werde herauf- fteigen dürfen, hernach aber (V. 24) diese Erlaubniß Jsrael empfängt die heiligen gewissermaßen zurücknimmh wie wir denn später auch wirklich von einem solchen Heraufsteigen des Volkes nichts lesen. Dies ist aber alles ganz in der Ordnung und keineswegs ein Selbstwiderspruch auf Seiten Gottes. Jn V. 13 hat Gott das ideale Jsrael im Sinn, das- jenige, welches wirklich seinem hehren und erhabenen Bilde entspricht und das Ziel der Vollendung erreicht hat, das in den Worten des 6. Verses ihm vorgesteckt wird. Ein solches ideales Israel, ein königliches Priester- thum und heiliges Volk war das damalige Jsrael noch keineswegs, das sollte es erst werden, wenn die Zeit des neuen Testaments käme (1. Petri 2, 9); und dies neutestamentliche Gottesvolk ist hernach auch in der That auf den Berg heraufgerufen worden in die unmittelbare Nähe Gottes (vgl. Hebr. 12, 18—29). Darum schweigt der HErr im weiteren Verlauf der Gesetzgebung gänz- lich davon, daß auch das Volk noch zu ihm herauf- kommen solle, und indem er V. 24 von der Würdigkeit dazu sogar die Priester ausschließt, die bis dahin nach menschlichem Recht sich ihm hatten nahen dürfen, um den Opferdienst zu versehen, bereitet er ein neues, von ihm selbst eingesehtes Priesterthum (vgl. Kap. 28, 1) vor. Israel verzichtet auch hernach (Kap. 20, 18 f.) freiwillig darauf, unmittelbar mit Gott zu verkehren, weil es dazu sich für allzu ungeeignet erkennt, und be- gehrt ausdrücklich einen Mittler, der seine Sache vor Gott vertretez damit giebt es dem HErrn sein anfäng- liches Bersprechen zurück, so daß also dasselbe, beide, nach göttlichem und nach menschlichem Recht nicht zur Ausführung kommt und nur dazu dient, auf »das Ziel der himmlischen Berufung Gottes in Christo Jesu« schon ietzt hinzuweisen. Das 20. Kapitel. Rose empfängt die heiligen zehn Gebote Gottes. I. Und Gott redete [als Mose nun wieder unten am Berge stund] alle diese Worte [mit lau- ter gewaltiger Stimme vor den Ohren des ganzen Israel 5. M. 4, 12. 33.; 5, 22]: Die Worte heißen in Kap. 34, 285 5. M. 4, lsz 10, 4 die zehn Worte (mit einem griechischen, in der Wissenschaft sehr gebräuchlich gewordenen Ausdruck der Dekalog genannt); sonst kommen im A. T. auch die Namen Bund oder Z eugniß dafür vor (Kap. 25, IS. 215 Kap. 34, 285 5. Mos 4, 13. 45), Gebote aber heißen sie erst im N. T. (Luk. 18, 20). Jm Folgenden nun wird die Abtheilung dieser 10 Worte, wo das eine aufhört und das andere anfängt, nicht näher angegeben; ebenso nicht bei der Wiederholung dieses wichtigsten Theils des Gesetzes 5. M. Z, 6——21. Es haben daher von jeher verschiedene Ansichten sich darüber geltend gemacht, und ist in neuester Zeit seit dem J.1836 eine lange Reihe von Schriften, die mit der Untersuchung der Frage sich beschäftigen, unter den Gelehrten ge- wechselt worden. Die dem Alter nach frühefte Meinung scheint diejenige zu sein, die bei Philo, einem alexans drinischen Juden (gest. im J. 40 n. Chr.), und Jo- sephus (1. Chr. 25, 7 Anm.) sich findet,«von fast sämmtlichen Kirchenvätern der ersten vier Jahr- hunderte getheilt wird, und noch jetzt in der morgen- ländischen, sowie in der reformirten Kirche für die richtige gilt. Darnach bilden Vers 2 u. 3 das erste, V. 4—6 das zweite Gebot, V. 17 aber wird nur für ein einziges Gebot, das zehnte, angesehen. — Jm 5. Jahrhundert kam dann durch den heil. Augustinus, Bischof zu Hippo Regius (jetzt Bonn) in Numidien H· 430 n. Chr.), eine andere Ansicht in der abend- ländischen Kirche zur Geltung, wonach Vers 2—6 nur ein einziges Gebot ausmachen, V. 17 dagegen in zehn Gebote. Erstes Gebot. zwei Gebote zerlegt wird. Augustin selbst hielt sich bei dieser Zerlegung des Verbots der bösen Lu t in zwei Gebote an den Wortlaut 5. M. 5, 21 und rechnete als neuntes Gebot: ,,Laß dich nicht gelüsten deines Nächsten Weil-«, als zehntes: ,,Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus u. s. w.«, während die seiner Rechnungs- weife folgende römischckatholische Kirche bei dem Text 2- M. 20, 17 stehen blieb und zum 9. Gebot die Worte machte: ,,Laß dich nicht gelüsten deines Nächsten Hauses«, zum 10. Gebot aber: · · lüften deines Nächsten Weibes u. s. w·« mischckatholische Kirche hat dann Luther in feinem Katechismus sich angeschlossen, wie er überhaupt in allein, was nicht der heil. Schrift widerspricht, sondern zu den sog. Mitteldingen gehört, das Christenvolk gern bei seiner einmal gewohnten Weise ließ und nicht ge- waltsam änderte. — Jm Gegensatz zu der zuerst ange- führten, bei den ältesten Kirchenvätern gangbaren Mei- nung, hatte schon vor Augustin der röm. Kaiser Ju- lianus Apostata, d. i. der Abtrünnige (361—363 n. Chr.), die Behauptung aufgestellt, daß gleich der Eingang Vers 2: »Ich bin der HErr, dein Gott 2c.« eins von den zehn Worten bilde; er rechnete dann V. 3—6: ,,Du sollst keine anderen Götter neben mir haben; du sollst dir kein Bildnis; noch irgend ein Gleichniß machen u.s.w.« für das zweite, und das-Verbot der bö- sen Lust für das zehnte Wort. Jhm sind ·d·ie späteren sog. talmudischen Juden aus Opposition gegen die Christen gefolgt; aber auch unter den christlichen Theo- logen der Gegenwart haben einige (Knobel u. Preis- merk) sich für diese Ansicht entschieden, indem sie sich darauf berufen, daß die 10 Gebote im A. T. nur die 10 Worte heißen, das erste Wort also keineswegs ein Gebot zu sein brauche, sondern recht wohl in dem bloßen Eingang zu den eigentlichen Geboten bestehen könne. Eine gewisse Ueberzeugung, welche von diesen verschiedenen Ylbtheilungsarten wohl die am meisten empfehlenswerthe sei, werden wir uns erst durch die Vetrachtung des folgenden Abfchnitts in allen seinen einzelnen Punkten verschaffen können. 2. Jch bin der HERR, dein Gott lich, der allein wahrhaft Seiende, über allen Wechsel Er- habene und alles Leben und alle Seligkeit in sich Begreifende Kap. Z, 14., gebe in dem Bundes- verhältniß, das ich jetzt mit dir, Israel, eingehe, mich dir zu eigen hin, daß ich mit allem, was ich bin und habe, dein Gott und höchstes Gut sein will 1. M. 17, 7. Das thue Jch], der ich dich aus Egyptenlanly aus dem Diensthause ldarin du so hart gefangen saßest], gefuhrt [dich dadurch erst zu einem eigenen, selbstständigen Volke, und zwar zu meinem Volke Kalb. 19, 4 ff. gemacht] habe [darum ist es billig und recht, daß du auch wirklich zu deinem Gotte im Glauben mich an- nimmst]. Selbst die Heiden erkannten, daß die Religion die unentbehrliche und einzig haltbare Grundlage der Sitt- lichkeit sei (vgl. Xenoplx memoin IV» 4, 195 cis. de« legg 1I., 7); daher fangen Zaleukus und andere Gesetz- geber des Alterthums ihre Vorschriften mit der Forde- rung an, die Mitglieder eines Staates. müßten vor allen Dingen glauben« daß Götter wären, und sie fürchten (Diod. Sie. XII» 20). Demgemäß hat man, wie bereits erwähnt, inginserm Verfe schon eins von den zehn Wor- ten erblickt, die der HErr mit eigenem Munde redete zur ganzen Gemeine der Kinder Israel. Nun ist der in diesem Verse ausgesprochene Satz allerdings die 231 Grundlage alles Glaubens und Lebens in Israel· Er 232 2. Mose 20, 3—7. bildet die Eingangsworth mit welchen der HErr die Gemüther des Volkes zum Gehorsam gegen fein Ge- seh geneigt machen will, und wird hernach, theils voll- ständig, theils abgektirzt, zur Einfchärfung anderer Ge- seske oft genug wiederholt (Kap. 29, 463 3. M. 19, ssz , ; , 2 4. u. s. w.); insbesondere dient er hier zur Vorbereitung des nachfolgenden Worts. Nichtsdesto- weniger wäre es verkehrt, ihn zu den 10 Worten selber schon zählen zu wollen; denn da bekämen wir nur neun eigentliche Gebote, was dem Geiste der heil. Schrift durchaus widerspräche Diese bewegt fich überall in bestimmten, symbolisch bedeutsamen Zahlen (Anm. zu 1. M. 3 26; -Anm. 2 zu 1. M. 46, 27); was inson- derheit die Zehn betrifft, so bezeichnet sie einen Ab- schluß, ein fertiges Ganze (1. M. 31, 7; L. M. II, 10), wie sie denn auch wirklich die Reihe der Grundzahlen abschließt und der natürliche Repräsentant des ganzen Zahlens stems ist. Wir halten also entschieden daran fest, da? der eigentlichen Gebote zehn gezählt werden müssen, weil erst so das Gesetz als ein vollständiges Ganze auch äußerlich erscheint, und verwerfen unter den oben ausgeführten 3 Zählungsweifen die dritte, welche ihren ersten Ursprung mehr dem Geiste des Wider- spruch"s, als der Macht der Wahrheit· verdankt. Z. Du sollst [nun, damit ich in der That dein Gott sei V. 2 und dich mit niemand zu« theilen habe] keine andere Götter [die es zwar in Wirklichkeit nicht giebt 1. Cor. 8, 4, deren aber das arge ungläubige Menschenherz unzählige er- dichtet, um sie mir an die Seite oder gar an meine Stelle zu setzen Hebr Z, 12] neben mit? haben. Die im hebräischen Grundtext für ,,neben mir« stehenden Worte können entweder übersetzt werden: an meinem Antlitz, d. i. vor mir, oder: auf meine Person darauf d. i. zu mir hinzu, außer oder neben mir. Während Luther hier in der zweiten Weise über- seht, richtet er sich in 5. M. 5, 7 nach jener andern Erklärung, welche ebenfalls einen trefflichen Sinn giebt. Das Verhältniß des HErrn zu feinem Volke war näm- lich das eines Ehebundes (Jes. 54, 5 f. ; Hos.2, 7. 16); wenn nun Jsrael fremden Göttern dienete, war es ebenso eine freche Verspottung in’s Angesicht seines rechtmäßigen Gottes, wie wenn eine Ehefrau vor den Augen ihres Mannes Ehebruch treiben wollte. 4. Du sollst dir saber auch von mir, deinem Gotte] kein Vildniß [in Menschengestalt] noch ir- gend ein [von andern Creaturen hergenommenes] Gleichniß [oder Symbol] machen, weder deß sweder hergenommen von dem], das oben im Himmel ist [von den Gestirnen und Vögeln], noch deß [noch hergenommen von dem], das unten auf Erden [von dem Vieh und Gewürm, Pflanzen und Gestein], oder deß [oder hergenommen von dem], das im Wasser unter der Erde [in dem tiefer als das Fest- land gelegenen Wasser] ist [von den Fifchen und andern Wafserthieren, vgl. jedoch Anm. zu Pf .135, 6]. Z. Beie sie sdergleichen Bilder und Gleichnisse] nicht an, nnd diene ihnen nicht [in der verkehrten Meinung, als könnte mein unsichtbares Wesen in Menschengestalt dargestellt oder meine ewige Kraft und Gottheit durch irgend eine Creatur versinn- bildet werden, gleichwie du ja auch jetzt, da ich mit dir rede, kein Bild und Gleichniß von mir sisbsft 5- Mvs 4, 15 ff.]. Denn ich der HERR, dem Gott, bin ein eifriger süber die ihm allein gebührende Ehre mit Eifersucht wachender] Gott »[1.Kön.14,22;Je5.42,8], der da kwenn solche seine Ehre durch ganze Gefchlechter hindurch ihm beharrlich entzogen wird] heimsiichet [mit der Strafe der endlichen Ausrottung ahndet Jes. 27, 1 Anm.] der Väter Missethat an den Kindern, [und da werde ich mit meiner, die Strafe auffchiebenden und aus Buße und Bekehrung wartenden Lang- "muth höchstens verziehen] bis in das dritte und vierte Glied swie ihr an den Amoritern sehet, deren Missethat nun voll geworden 1. M. 15, 16 und zu deren Ausrottung ich euch jetzt hinsende nach Canaam Da merket denn, wie ich im hei- ligen Zorneseifer entbrenne wider die], die mich hassen. Keine abgöttische Familie in Jsrael dauerte über die dritte und vierte Generation Nachkommenschaft) hinaus. Die abgöttischen Königsfamilien in Israel, Jerobeam’s, Baesa«s, Ahab’s u. A., die in der dritten und vierten Generation vertilgt wurden, mußten in ihrem unverkennbar durch Wunder und Fiigung der göttlichen Weltregierung des lebendigen Gottes herbei- geftihrten Untergange die Wahrheit der Religion Jsraels, die Wirklichkeit der Theokratie und die Herrlichkeit des Gesetzes als des Gesetzes des unwandelbaren, lebendigen Gottes beweisen; ihre Vertilgung war eine neue Sanktion (seierliche Bestätigung) des Gesetzes, das sie verlassen und übertreten hatten. (Menken.) s. Und [an euch selbst nehmet wahr, wie ich dagegen mit heiligem Liebeseiser] thue Barmherzig- keit an vielen Tausenden, die mich lieb haben und meine Gebote halten [denn ihr, die zu vielen Tau- senden 4. M. 2, 34 Anm. herangewachfenen Nach- kommen eines Abraham, Jsaak und Jacob, ererbet nunmehr die ihnen gegebenen Verheißungenz an euch vergelte ichs ihnen noch in ihren Kindern, daß sie zu ihrer Zeit mich geliebt und meine Ge- bote gehalten haben]. Wie en dieser ganze Abschnitt V. 3—6 zusammen- gehört, geht schon daraus hervor, daß die inhaltsschweren Worte von Fluch und Segen auf Kind und Kindeskind offenbar auf beide Verbote, sowohl auf das im B. als auf das im 4. Verse fich beziehen und sie zu einem einzigen zusammengehörigen Gebote machen. Will man, wie die Reformirten nach dem Vorgang der morgenländ. Kirche thun, zwei Gebote herausbringen, so kann man V. 3 nur dadurch von V. 4 trennen, daß man einen entschiedenen Nachdruck darauf legt, dort sei die eigent- liche Abgötterei, die Verehrung heidnischer Götter (z. B. des Vaal und der Astarte), hier aber der bloße Bilder- dienst verboten, bei dem man zwar vorgab, dem rechten, einigen Gott zu dienen, ihn aber unter Bildern und Gleichnissen, die der geschöpflichen Welt entnommen waren, fich sichtbar nahe zu bringen versuchte und so die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes in ein Bild gleich dem vergänglichen Menschen und der Vögel und der oierstißigen und der kriechenden Thiere verwandelte Röm 1, 23 (vergl. Aarons Kälber- und Jerobeams Stierdienst Kap. 32, 1—6; 1. Kön.12, 25——29). Allein wenn es auch ganz richtig ist, daß zwei Formen der Abgötterei hier unterschieden werden, indem V. 3 von der Jdololatrie .(Götzenanbetung) und V. 4 von der Jkonolatrie (Bilderdienst) handelt, so machen beide Formen doch nur ein und dieselbe Sünde aus. »,,Jn der Theorie (geistigen Anschauung oder wissenschaftlichen Betrachtung) läßt fich beides auseinanderhaltem aber Ztveites Gebot. 233 die Praxis (Ausübung im täglichen Leben) mißachtet und überspringt bald die Grenzen, welche die Theorie gezogen. — Wo die Abgötterei zur Erscheinung kommt, gestaltet sie sich als Bilderdiensh die Abgötterei ist die abstrakte (noch im Willen verborgene), der Bilderdienst die concrete (in der Wirklichkeit hervortretende) Sünde-« Somit müssen wir uns für die Augustinische Zählungs- weise der Gebote entscheiden, wonach uns hier nur Ein Gebot vorliegt. Sie ist vielleicht auch die ursprüngliche schon bei- den Juden gewesen, also älter als die des Philo und Josephusz wenigstens ist in der hebräischen Bibel der Abschnitt V. 2—6 als ein zusammengehöriger und ohne Absatz zu lefender durch eine Satan-s- (D) be- zeichnet, die Paraschen (größeren oder kleineren Sinn- abtheilungen) im"hebr. Codex aber gehören unzweifel- haft einem sehr hohen Alterthum an, rühren möglicher Weise sogar von den Verfassern der alttestamentlichen Bücher selber her. Wenn der lutherifche Katechismus die Worte Vers 4 f.: »Du sollst dir kein Bildniß noch irgend ein Gleich- niß machen 2c.« bei Seite läßt, so thut er es, um dem Mißbrauch derselben, wie er in der Reformationsschwälv merei Carlstadt’s u. A. ossen zu Tage getreten war, indem man da alle und jede Bilder in den Kirchen für abgöttisch und sündlich erklärte, sie zertrümmerte und aus den Gotteshäusern hinauswarf, ein für alle Mal zu begegnen. Luther erkannte wohl, daß Crucisixe und Abbildungen aus der heiligen Geschichte keineswegs dem Worte Gottes zuivider wären, wie hernach auch die reformirte Kirche behauptete und deshalb so streng der- gleichen Bilder verpöntr. »Gott will haben«, sagt er in seiner Schrift wider die himmlischen Propheten, ,,man solle sein Werk hören und lesen, sonderlich das Leiden Christi; soll ich’s aber hören oder gedenken, so ist mir’s unmöglich, daß ich nicht in meinem Herzen sollte Bilder davon machen. Denn ich wolle oder wolle nicht, wenn ich Christum höre, so entwirft sich in meinem Herzen ein Mannsbild, das am Kreuze hängt, gleich als sich mein Antlitz natürlich entwirft in’s Wasser, wenn ich drein sehe. Jst’s nun nicht Sünde, sondern gut, daß ich Christi Bild im Herzen habe, warum sollt’s Sünde sein, wenn ich's im Auge habe? sintemal das Herz mehr gilt denn die Augen.« Obwohl aber so die lutherische Kirche auf das Verbot: ,,Du sollst dir kein Bildnis; noch irgend ein Gleichniß machen 2c.« verzichtet hat, weil in dem Sinne, wie es gemeint ist, in dem neuen Bunde kein Grund und Boden mehr für dasselbe vorhanden, und darum, wenn es als eigenes, selbstständiges Gebot zählen foll, nichts als eine mißbräuchliche Anwendung im Dienste eines übertriebenen Spiritualismus (Geist- lichkeit) übrig bleibt (vgl. Heidellx Katechismus Fr.98), hat sie nichts desto weniger von einer anderen Art des Bilderdienstes, wie er schon im S. Jahrhundert n. Chr. in der griech. Kirche heimisch geworden und hernach auch in die abendländ. Kirche eingedrungen ist, sich durchaus rein zu erhalten vermocht, während andrerseits die Re- formirten ihrer anfangs so strengen Praxis, wenigstens in Deutschland, mehr und mehr entsagt und der luthei rischen sich genähert haben. Die in V. 5 und 6 beigefügte Drohung und Ver- heißung gilt offenbar nicht blos dem voranstehenden, sondern auch den nachfol enden übrigen Geboten; sie steht nur darum beim 1. ebot, weil dies das Haupt- gebot ist und die andern alle in sich schließt. Es ist daher ganz richtig, wenn Luthers Katechismus diese Drohung und Verheißung an den Schluß der 10 Ge- bote stellt, und es ist geradezu meisterhaft, wie er in der Erklärun der Worte auf die Erklärung des ersten Gebots zurü geht (sürchten, lieben, vertrauen) und so der biblifchen Zusammengehörigkeit jener mit diesem vollkommen gerecht wird. »Ja der heil. Schrift pflegt die Hecübernahme -schon dagewesener Worte in eine spätere Stelle nie eine starre, an den Buchstaben ge- bundene, sondern noch eben so sehr ein Ausfluß des lebendig schaffenden Geistes, wie das Original selber zu sein«, sagt Schultz in Beziehung auf die etwas andere Form der 10 Gebote in 5. M. 5, 16 sf.; dieser lebendig schaffende Geist ist es denn auch, der die Kirche gelehrt und geleitet hat, dem Text des Dekalogs diejenige Fas- sung zu geben, in welcher derselbe in unserm Katechismus vorliegt. Dabei ist denn ferner zu beachten, wie der Katechismus in feinen Ausdrücken bisweilen etwas ab· weicht von dem Wortlaut der Bibel-Uebersetzung. So z. B. haben in ihm die vorliegenden Worte einen wei- teren Umfang, als den wir in der obigen Erklärung derselben dargelegt haben, und lassen sich unzweifelhaft auch also deuten, daß damit eine Ahndung der Sünde nicht blos an den Vätern, sondern auch an den Kindern sogar im dritten und vierten Glied ausgesprochen ist, selbst wenn sie nicht unmittelbar an der Schuld der Väter Theil haben. Es hat dies darin seinen Grund, daß das Menschengeschlecht ein organisches, streng ge- gliedertes Ganze bildet; es wäre in ihm kein Fortschritt und keine Bollendung möglich, wenn jeder Einzelne immer wieder von Neuem ansinge, ein Ganzes für sich allein auszumachen. Es ist aber auch nur von den- jenigen Strafen die Rede, die unter den Begriff der sog. natürlichen Folgen der Sünde fallen; sie treffen die nicht unmittelbar schuldigen Nachkommen darum mit, damit diese vor der Sünde sich warnen und durch die Züchtigung sich üben lassen. Die göttliche Gnade nimmt dann der Strafe ihr Verderbliches und wandelt sie in etwas Heilsames um. — Ebenso läßt sich in der Segens- verheißung der hebräische Text recht wohl so übersetzen, wie die späteren Katechismus-Ausgaben ihn wieder- geben: ,,bis ins tausendste Glied« Der Hebräer hat nämlich für die über 10 hinausgehenden Ordnungs- zahlen keine besonderen Formen ausgeprägt, sondern bedient sich da der Grundzahlem so daß es zweifelhaft bleibt, ob man zu übersehen hat: in tausend Glied, wie wir oben bei der Auslegung gethan haben, oder: in’s tausendste Glied, wie andere Ausleger thun (vgl. Anm. zu 5. M. 5, 10). Die Abweichungen des Katechismus von der Bibelübersctzung und die verschie- denen Lesarten, die sich im Laufe der Zeit gebildet haben, sind nicht wider die Schrift, sondern nur eine Entfaltung ihres unerschöpflich reichen Inhalts. 7.. Du sollst den Namen des HERRm deines Gottes [in welchem er sein unsichtbares Wesen, seine ewige Kraft und Gottheit dir deutlich genug geoffenbart hat und an tvelchen du nun um so mehr.dich halten mußt, je weniger du Von ihm selbst dir ein Bild oder irgend ein Gleichniß machen darfst V. 4], nicht mißbrauchen [tveder unnützer Weise, noch im Dienste der Lüge und Ungerech- tigkeit in den Mund nehmen, also bei seinem Namen nicht fluchen, nicht unnöthig oder gar falsch schtoörem nicht zaubern, lügen oder trügen]; dem! der HERR wird den nicht ungestraft lasscn [wie das arge ungläubige Menschenherz so gern sich ein- redet, gleich als ob es mit allen Zungensünden nicht viel auf sich habe], detseinen Namen mißbraucht. Was vorhin, am Schlusse der Anm. zu V. 6 von den Abweichungen und verschiedenen Lesarten des Kate- chismus gesagt wurde, daß sie nämlich dazu dienen, den unerschöpflich reichen Jnhalt des Schriftwortes, der sich nicht in eine ein für alle Mal unbedingt richtige, alle anderen Uebersetzungen und Anslegungen ausschließende Form bannen läßt, darzulegen, das gilt auch in Be- ziehung auf diesen Vers. Der hebräische Ausdruck um- 234 2. Mose 20, 8—20. faßt das alles, ’ivas in späteren Katechismus-Ausgaben durch ,,unnützlich ftihren«, in der Bibelübersehung durch ,,mißbrauchen« und in Luther’s Erklärung des L. Ge- bots durch ,,fluchen, schwören, zaubern, lügen oder trü- gen« bezeichnet ist. · 8. Gedenke des seinst der ganzen Welt ge- schenkten, ihr und auch dir dann abhanden gekom- menen, aber neuerdings zunächst dir, dem Volke meiner Wahl, zurückgegebenen Kap. 16, 26 Anm.] Sabbathtages, daß du ihn heiligest [von gewöhn- lichen Werkeltagen absonderst]. 9. Sechs Tage sollst du arbeiten, und alle deine Dinge beschiclenz » 10. Aber am siebenten Tage ist der Sabbath [die Ruhe- oder FeIerzeItJ des HERRQ deines Gottes. Da sollst du [der Hausvater] kein Werk thun, noch dem Sohn, noch deine Tochter, noch dein Kiiechy noch deine Magd, noch dein [Last- oder Zugs] Vieh, noch dein Fremdling sder in deinen Diensten stehende, um Lohn arbeitende Ausländer], der in deinen Thoren ist [eine Zeit lang sich in einer deiner Ortschaften unter dir aufhält]. 11. Denn in sechs Tagen hat der HERR Himmel und Erde gemacht, und das Meer, und alles, was drinnen ist; und ruhete am siebenten Tage. Darum segneteder HERR den Sabbath- tgg [legte auch für die Creatur den Segen der Erquickung, des Friedens und der Freude auf diesen TagL Und heiligte ihn [erhob ihn über das Gemeine und Alltägliche und bekleidete ihn mit einer besonderen Glorie für die ganze Zeit des gegenwärtigen Weltlaufss Wenn im N. T. an die Stelle des Sabbaths der Sonntag getreten ist, so hat dies seine volle Berechti- gung darin, daß die Auferweckung Christi aus dem Grabe eine noch größere That Gottes ist, als die Schöpsung, und die Ausgießung des heil. Geistes eine noch herrlichere Offenbarung Jehovas als die auf Sinai; dabei aber besteht ein groszartiger, von dem HErrn selbst gleich von Haus aus angelegter Parallelismus (Gleichlauf) zwischen jener ersten und dieser neuen Schöpfung, der mit göttlicher Gewalt von der Feier des ursprünglichen Ruhetages zu der des neutestamentlichen hingedrängt hat. An einem Freitag hat Gott den Menschen geschaffen, an einem Freitag starb der Gott- mensch am Kreuz, um ihn zu erlösen; am Abend eines Freitags hieß es: ,,Also ward vollendet Himmel und Erde mit ihrem ganzen Heer«, und am Abend eines Freitags erscholl das ebenbürtige Wort der Erlösung: »Es ist vollbracht«. Am Sabbath darauf kehrte Gott der Schöpser in seine ewige Ruhe zurück, und abermals an einem Sabbath lag Gott der Erlöser in der Ruhe des Grabes. Aus dieser ging er dann am Sonntag frühe in lichter Herrlichkeit hervor als das Urbild einer neuen Menschheit und der Anfänger einer neuen Welt der Verklärung. Der neuen Schöpfung aber, deren Erstgeborener der Auferstandene ist und deren Endziel der neue Himmel und die neue Erde sind, muß die alte zuletzt weichen (2.·Petri Z, 10 ff.); deß zum Vorbild und Unterpfand ist schon jetzt dem Anfangstag der neuen Schöpfung der Schlußtag der alten, dem Sonn- tag der Sabbath gewichen (Matth.12,8; 28, 1 Anni.). 12. »Du« sollst deinen Vater und deine Mutter [durch die ich nicht nur das leibliche Leben dir gegeben, sondern auch zu meiner Erkenntnis; und Gemeinschaft dich gebracht habe, als meine Stell- vertreter oder Mittelspersonen] ehren sihnen in Wort und Geberde auf eine, ihrer erhabenen Würde entsprechende Weise begegnen und ihrem Willen und Gebot in Gehorsam und Liebe dich unter- werfen], ans daß du [Jsrael, wenn du ein solches Volk bist, bei welchem der Geist der Pietät herrscht] lange lebest iin Lande ,» das dir der »HERR, dein Gott, giebt [dich zugleich alles zeitlichen Wohler- gehens darin erfreuest 5. M. 5, 16 und vielen Einzelnen in deiner Mitte der besondere Segen eines hohen Alters zu Theil werde Kap. 23, 25 f.]. Dem Vater- und Mutterstande hat Gott sonderlich den Preis gegeben vor allen Ständen, die unter ihm sind, daß er nichts Schlechts gebeut, die Eltern lieb zu haben, sondern zu ehren. Denn gegen Brüder, Schwe- stern und den Nähesten insgemein befiehlt er nichts höheres, denn sie zu lieben, also daß er Vater und Mutter scheidet und auszeucht für alle andere Personen auf Erden und neben sich setzet. Denn es ist viel ein höher Ding ehren, denn lieben, als das nicht allein die Liebe begreift, sondern auch eine Zucht, Demuth und Scheu, als gegen eine Majestät allda verborgen. (Luther.) Unter Vater und Mutter sind aber nicht die Erzeug er und Pfleger unsers leiblichen Lebens Eiausväter 2.Kön. 5, 13) allein gemeint, sondern auch die Begrün- der, Pfleger und Förderer unsers geistlichen Lebens, als Propheten und Lehrer, welchen theils der Va- tername (2. Kön. 2, I2; 13, 14z 1. Cur. 4, 15), theils die Vaterschaft zugeschrieben wird, indem ihre Schüler ihre Söhne und Töchter genannt werden (Ps.34, 123 45, 113 Spr. 1, 8; 10, 15 u. s. w.), und die Be- schirmer unseres leiblichen und geistlichen Lebens, die gottgeordnete Obrigkeit, die mit Recht den Vater- und Mutternamen führen kann (1. M. 41, 433 45, 8; Nicht. b, 7), weil alle Obrigkeit aus dem Verhältnisse der Vaterschaft und Kindschaft sich entwickelt hat und aus der Pietät der Kinder gegen die Eltern fortwährend ihren sittlichen Halt und Bestand schöpft, von dem das Wohl und Gedeihen der Völker abhängt. (Keil.) Das 4. Gebot legt in der Forderung der Elternehre den Grund fiir die Heiligung des ganzen gesellschastlichen Lebens, indem es eine göttliche Autorität in demselben erkennen lehrt. (Oehler.) Wenn schon sonst überall der politische Bestand eines Volkes hauptsächlich von der Unterordnung der Untergebenen unter die Obrigkeiten, von der Zucht, Ordnung und Einheit abhängt, so be- sonders in Jsrael, dessen Bestand im Lande nur so lange dauern sollte, als die von den Eltern auf die Jüngern sortgepflanzte Erziehung in der Gottesfurcht dauern würde. (Schultz·) 13. Du sonst nicht todten kwedek dich selbst noch einen Andern um’s Leben bringen, ja nicht einmal ein Menschenleben aus Fahrlässigkeit oder Muthwillen gefährden Z. M. 19, 14; 5. M. 22, 8]« 14. Du sollst nicht ehebrechen lweder aus den Schranken, die deine eigene Ehe um dich zieht, heraus« noch in das eheliche Verhältnis; eines Andern hineinbrechen, 1. M. 39, 7 ff.; 2. Sam. 11, 2 ff.]. 15. Du sollst nicht stehlen [des Nächsten Eigen- « thum weder mit offener Gewalt oder heimlicher List antasten, noch auch aus Fahrlässigkeit oder Gleich- giltigkeit zu Schaden kommen lassen, sondern ihm es mehren und bewahren helfen 5. M. 22, 1———4]. Drittes bis zehntes Gebot. Das Volk wird von der Nähe Gottes im Innersten erschüttert. 235 Its. Du sollst kein falsch Zeugnis reden wider deinen Nachsteu [weder vor Gericht mit falscher Anklage oder unwahrer Aussage, noch im alltäg- lichen Leben mit allerlei lügen- oder schwatzhaftem Gerede und boshaftem Aufbringen und Ausbreiten nachtheiliger Gerüchte]. 17. Laß dich nicht gelusten deines Nächsten Hauses [es an »dich zu bringen]. Laß dich nicht ge- lusten deines Nachsten Weibes, noch seines Kiiechts, noch feiner Magd, noch feines»Ochsen, noch seines Efels, noch alles, das dein Nachsier hat [daß du sie ihm irgendwie abwendig machest]. In bewunderungswitrdiger Ordnung und stufen- mäßigem Fortschritt reihet sich hier ein Verbot an das andere. Zuallererst nimmt der HErr des Nächsten eigene Person, sein Leib und Leben in Schutz (V. 13)-; darnach seine andere Person, die zu Einem Leib und Leben mit ihm verbunden ist, oder sein ehe- lich Gemahl (V. 14); hierauf das, was er zu des Leibes Nahrung und zu des Lebens Nothdurft für sich und die Seinigen bedarf, sein Hab und Gut (V.15). An diese drei Verbote, den Nächsten nach irgend einer Seite seines Lebens hin mit der That zu verletzen, schließt sich demnächst das Verhot aller Verletzungen durch das Wort (V. 16), und weiter das Verbot aller Verletzun- gen mit dem Herzen (V. 17) an. Es entsteht nun die Frage, ob wir den Inhalt des 17. Verses nur für ein Gebot rechnen, oder ihn in zwei Gebote zerlegen sollen. Wäre das Grstere unbedingt geboten — und bei Weitem die meisten Ausleger bestehen mit großer Entschiedenheit darauf, daß wir hier nur Ein Gebot vor uns hätten, — so blieben uns nach dem, was zu V.6 bemerkt wor- den ist, nur 9 Gebote, und wir müßten auf die bei V. 2 abgewiesene Zählungsweise zurückgreifen Daß es indessen von großer Bedeutung ist, wenn der HErr nach dem Verbot: ,,Laß dich nicht gelüsten deines Nächsten Hauses« nicht ohne Weiteres fortfiihrtx ,,nicht seines Weibes, noch seines Knechts u. s. w., sondern vielmehr von Neuem anhebt: «Laß dich nicht elüsten deines Nächsten Weibes u. s. w.«, deutet schon er hebr. Codex (wie bei V. 2—6) durch eine Setuma an; beide Sätze wurden also schon in den frühesten Zeiten beim öffent- lichen Vorlesen der heiligen Schrift auseinander gehalten. Daß nun aber die Bedeutung dieses zweimaligen Ver- bots des sich Gelüstenlassens nicht in den Gegenständen des bösen Begehrens, sondern in dem Begehren selber liegt, beweist die Art, wie das Verbot b. M. 5, 21 wie- derholt wird; dort sind nämlich die Gegenstände des Begehrens umgestellt, indem das Weib zuerst, darnach aber das Haus mit dem Zubehör genannt wird, dagegen ist das Begehren durch zwei Ausdrücke bezeichnet, die sich bestimmt von einander unterscheiden lassen- Der erste Ausdruck, den wir beide Male auch in der vor- liegenden Stelle haben (chamed), ist von Luther sehr gut durch: ,,Laß dich nicht gelüsten«, wiedergegeben; er wird besonders gern von einem Begehren gebraucht, dem ein Schönfinden zu Grunde liegt, das durch einen Reiz von außen her geweckt wird (Jos. 7, 21), während der zweite Ausdruck (hjthp. von avoir) mehr von dem- jenigen Begehren steht, das von dem Begehrenden selbst ausgeht, in seinen Neigungen und Bedürfnissen begrün- det ist (Spr. 21, 10). Sonach ist an unserer Stelle nur mittelbar, durch zweimaliges Aussprechen des nämlichen Verbots darauf hingewiesen, daß die böse Lust zwiesacher Art ist; in 5. M. b, 21 wird dann die zwiefache Art näher angegeben: die eine ist die im Her- zen aufgeregte oder die wirkliche böse Lust, die andere die im Herzen ruhende oder die erbliche böse Lust. Daß an unserer Stelle das zweite Mal, obgleich auch da derselbe Ausdruck gebraucht ist, wie das erste Mal, in der That die innere, im Herzen verborgen liegende Lust, also eine andere als die zu Anfang des Verses gemeinte, verstanden werden müsse, deutet St. Paulus in Rom. 7, 7 an; denn die wirkliche Lust er- kennet der Mensch auch wohl ohne das Gesetz, aber erst das nochmalige ,,Laß dich nicht gelüsten« hat den Apostel mit dem verderbten Grunde seines inwendigen Menschen, mit der angeerbten Sünde bekannt gemacht. Und auch in Nöm. II, 9 giebt der Zusatz: »und so ein ander Gebot mehr ist« zu verstehen, daß hinter dem «Laß dich nicht gelüsten« noch ein anderes Verbot liegt, näm- lich das: »Du sollst nicht begehren« Es ist nach diesen Auseinandersetzungen nicht schwer einzusehen, warum in 2- M. 20, 17 die Gegenstände des Begehrens so getheilt sind, daß zuerst das Haus, darnach Weib, Knecht, Magd, Vieh u. s. w. genannt, in 5. M·5, 21 hingegen so, daß dem ersten Verbot das Weib, dem zweiten aber Haus, Acker, Knecht, Magd u. s. w. beigegeben wird. Da an unserer Stelle nur mittelbar zwischen sich Gelüstenlassen und Begehren geschieden ist, so sind die Gegenstände mehr nach den Gesetzen der Logik (nach der Folgerichtig- keit des Denkens) auf die beiden Verbote vertheilt. Voran steht das Haus als Inbegriff des ganzen Haus- standes; dieser wird hierauf individualisirt (nach seinen einzelnen Bestandtheilen angegeben): Weib, Knecht, Magd u. s. w. Nachdem aber in 5. M. 5, 21 einmal der Unterschied zwischen dem zweierlei Begehren bemerk- lich gemacht und das ,,Laß dich nicht gelüsten« in dem speciellen Sinne gebraucht werden sollte: Laß nicht von außen her ein böses Gelüsten in dir aufreizen, so eignete sich für dies Verbot am charakteristischsten das Weib des Nächsten (Spr. s, 25), während das Haus u. s. w. besser zu dem andern Verbot paßten: Begehre nicht von dir selbst aus nach dem, was deines Nächsten ist! —- Ueber die Vertheilung der 10 Gebote auf die beiden Tafeln s. die Vem. zu Kap. 31, 18. - 18. Und alles Voll sahe kveknahmj den Don- ner und Blitz [der vorhin eine Weile geschwiegen hatte, jetzt aber, nachdem der HErr die zehn Worte geredet, in noch viel stärkerem Maße von Neuem sich erhob], nnd [hörte] den Ton der Posaune, und Halse] den Berg rauchen Da sie aber solches sahen, flohen sie [von dem Schauer der göttlichen Majestät überwältigh von ihrem Standort hin- wegL und traten von ferne, 19. Und sprachen [schickten ihre Obersten und Aeltesten 5. M. 5, 23 fs.] zu Mose [um ihm sagen zu lassen]: Rede du san Stelle Gottes] mit uns, wir wollen gehorchen [allem, was er uns durch deinen Mund befiehlt]; und laß Gott nicht klänger unmittelbar] mit uns reden, wir möchten sonst [als ohnmächtige, sündige Menschenkinder, die den Anblick der göttlichen Herrlichkeit nicht zu ertragen vermögen] sterben [1. M. 16, 13 f.; 2. M. 33, 2o]. 20.« Mose aber [um die falsche, knechtische Furcht vor Gott ihnen zu benehmen, zu der hei- ligen Scheu dagegen, die jene erschütternden Vor- gänge allerdings in ihnen wirken sollten, sie mit demselben Zuspruch anzuleiten, den er selbst aus des HErrn Munde vernommen, Hals auch er zit- terte und bebte V. 19] sprach zum Volk: Fütchtet euch nicht [mehr als recht ist]; denn Gott ist [da- rum in so furchtbar erhabener Weise auf den Berg 236 2. Mose 20, 21—26. 21, 1-—6. herab-J kommen, daß er euch versuchte sin Betreff eurer Herzensftellung zu ihm auf die Probe stellte, ob ihr seine Majestät erkennet und ehret], und daß [nun, nachdem ihr sie gesehen und einen tiefen Eindruck davon empfangen habt, für alle künftigen Zeiten] seine« Furcht euch vor Augen mark, »daß ihr n1cht swider seine Gebote thut und] sundiget [Spr. In, S; Pf. 111, 10]. Hiermit hat Jsrael auch seinerseits den Mose zum Mittler bestellt und ihm die Vollmacht ertheilt, an seiner Stelle mit dem HGrrn zu verhandeln. Von Seiten Gottes war er schon vorher dazu verordnet, als er auf den Berg gefordert und dann wieder zum Volk herunter- geschickt wurde (V. 20—25); es gehörte aber diese seine Bestallung auch von Seiten Jsraels ausdrücklich zu seinem Mittlerberufe Denn ein Mittler ist nicht eines Ekmgen Mtttler (Gal. Z, 20), kann nie blos einer Par- tei, sondern muß immer beiden Theilen angehören, zwischen welchen er vermitteln soll. 21. Also [nachdem es förmlich und feierlich auf das Recht, selber zu dem HErrn zu nahen und unmittelbar mit ihm zu verkehren, verzichtet und damit seines eigenen priesterlichen Charakters V. 6 stch begeben hatte] trat das Volk von ferne sund wurde sogar nach dem Lager entlassen 5. M. 5, 30; denn Gott billigte die Rede Jsraels V. 20 und erklärte sie für recht und gut Z. M. 5, 28 f., weil unter dem alten Testament wirklich noch kein unmittel- bares Nahen zu ihm, kein allgemeines Priesterthum möglich, sondern durchaus eine Vermittelung zwischen ihm und dem unentsündigten Menschengeschlecht nöthig war. Es kam daher nach des Volkes eigener richtiger Einsicht nicht dazu, daß es ebenfalls auf denBerg heraufgelassen worden wäre Kap.19,13]; aber Mose machte sich [vom· HErrn auf’s Neue ge- rufen Kap. 19, 201 hinzu in’s Dunkel [der auf der Spitze des Berges lagernden Wolke], da Gott innen lvat [um diejenigen Gesetze aus seinem Munde zu vernehmen, die auf der Grundlage der 10 Ge- bote und zum weiteren Ausbau derselben ihm zur Mittheilung an das Volk eröffnet werden sollten]. Diese Gänge Mosis auf den Berg waren recht ein einfältiger Glaubensgehorsam Auf einen rauchenden Berg gehen, in Wolken hineingehen, woraus kurz vor- her ein Feuer herausgeblitzt hatte, ja in's Dunkel hin- eingehen, worin der heilige Gott war, erforderte großen Glauben, und nichts als der einfältige Gehorsam gegen den Befehl Gottes konnte den Moses dazu bewegen. Aber was wollen wir sagen? Wer von uns wird auf den heil. Berg gehen, wer wird bleiben an seiner heil. Stätte? wer wird in den Himmel eingehen, wo die Herrlichkeit Gottes sich völliger zeigt, als auf dem Berg Sinai? wer wird stehen vor dem heiligen Gott und sein Angesicht sehen, welches Moses nicht sehen durfte? Nie- mand, als wer durch den Glauben Christum angezogen und durch den Geist der Kindschaft die knechtische Furcht vor Gott überwunden hat. (Roos.) I« II. 22—26. Jlus dem Berge empfängt YUose als Jilittler des Mundes, den der« DE» mit Dorne! zu schließen vor-hat, eine Reihe non Verordnungen, die er hernach bei dem mirlilirijen Ziundegsthlusz Man. 24, 3 bis S) dem Volke zur Ilnnahme oorlegen und in dag Iiundeebutlj eintragen muß. Sie enthalten die Grund- zilge des Bunde- und besagen eine-theils, was der DE« seinem Volke in dem mit ihm zu schließenden Bunde auferlegt, und anderntheilz wag er ihm in dem- selben darbieten was er I. ihm auferlegt, bezieht sich 1)aus die IN, wie er im Gegensatz zn dem, sihon bei Gelegenheit des ersten Geboto verbotenen Bil- derdiensj verehrt sein will Grundgesetz des Gultus oder tltotteodienstegx « 22. Und der HERR sprach zu Mose sals die- ser nun auf der Spitze des Berges im Dunkel der Wolke sich befand V. 21]: Also sollst du zu den Kin- dern Israel sagen: Jhr habt [bei der Geietzesvffstp barung Katz. 19, 16-20, is] gesehen, daß tch mit euch vom Himmel herab geredet habe sund also ein Gott bin, der nicht in sichtbarer Gestalt auf Erden, sondern in der Höhe oder im Heiligthum tvohnet Jes. 57, 15; Pf. 115,« 3]; 23. Darum sollt ihr nichts swas dem Gebiet des irdisch Sichtbaren entnommen ist] neben mit sdem unsichtbar Himmlischenj machen [um mich darunter darzustellen oder abzubilden], silberne nnd güldene Götter [insbesondere, wie die Heiden sie haben] sollt ihr nicht machen [es sind das niemals Sinn- bilder von mir, wie ihr euch etwa einreden möchtet, es sind vielmehr allemal nur andere Götter neben mir, und die habe ich gleich im ersten der 10 Worte unter scharfer Strafandrohung verboten V. 3 ff.]. 24. sTrotz dieser rein geistigen Art der Ver- ehrung Joh 4, 24 aber, die ich dir, meinem Volke, hiermit auferlege, soll gleichwohl ein lebendiger persönlicher Verkehr, eine wirkliche thätige Gemein- schaft zwischen dir und mir bestehen]. Einen Altar von Erde mache mir, darauf du dein Vrandopser nnd Dankopfer, deine Schase nnd Rinder opserst [und indem du mit einem solchen Altar von der Erde dich erhebst und dem Himmel, da ich wohne, näher trittst, um auf demselben deine Gaben mir darzubringen, will ich den Himmel neigen Pf. 144, 15 und auch meinerseits dir näher treten, auf daß Erde und Himmel in deinen Gottesdiensten sich berühren] Denn an welchem Ort ich mei- nes Namens Gedclchtniß stiften [durch irgend eine Großthat oder Offenbarung meinen großen und herrlichen Namen dir in’s Gedächtnisz bringen und den Ort dadurch zu einem heiligen Boden Kap. 3, 5; 1. M. 28, 10 ff.; 5. M. 27, 5 vgl. Ins. s, 30; Richd S, 25 f.; I. Kön. 8, 29 machen] werde; da will ich lauch in künftigen Zeiten] zu dir kommen, nnd dich segnen. sDamit weißt du denn zugleich, an was für Stätten du mir Altäre errichten sollst —— nicht überall, wo es dir selber beliebt, sondern nur da, wo ich meine Gegenwart irgend einmal zu erkennen gegeben 5. M. 12, 13 25. Und so du mir einen steinernen Altar [statt eines von Erde] willst machen, sollst du ihn nicht Von gehanenen [sondern nur von rohen] Stei- nen swie sie aus meiner Schöpferhand hervor- gegangen sind] bauen; denn wo du mit deinem Messer soder sonst einem Schneidewerkzeug] darüber Grundgesetz des Gottesdienstes und Grund-rechte des bürgerliclygesellschaftlichen Lebens in Israel. 237 fährst [um den Stein erst knnstgerecht zu bearbeiten], so wirft dn ihn entlveihen fdaß er nimmer zu einem Altare taugt]. Diese Vorschrift hat ihren Grund in der doppelten Bestimmung des Altars. Von Seiten des Men- schen ist er eine Erhöhung von der Erde nach dem Himmel hin, eine Erhebung der Erde über ihr gewöhn- liches Niveau (vgl. Anmerk zu 1. M. S, 20); darum darf nur Erdreich oder solches Gestein dazu verwendet werden, das noch ganz den Charakter der natürlichen Gestaltung und Beschaffenheit an sich trägt, sonst geht die eigentliche Bedeutung eines Altars (lat. alt-ice von altus = hoch) verloren. Von Seiten Gottes aber ist er derjenige Punkt, der mit einem Fluch (1. M. Z, 171 belasteten Erde, zu welchem Er, der den Himmel mit seiner Herrlichkeit erfüllt, in giiädiger Herablassung nie- derfährt, um mit dem Menschen sich zu berühren und seine Gaben entgegenzunehmen; menschliche Kunst kann da gar nichts dazu beitragen, den Fluch zu mildern und den HErrn auf die Erde herabzuziehen, nur seine her- ablasfende Gnade vermag die Brücke zu bauen zwischen Himmel und Erde, darum muß die Kunst mit ihrem Ftirwitz fern bleiben. Allerdings wird sie hernach (Kap. 31, 1—11) in den Dienst des Heiligthuins hereinge- zogen; aber sie soll nur so weit dienen, als der HErr ihres Dienstes begehrt, und sie vermag es erst, wenn sein Geist sie zuvor erfüllt und nun in ihr waltet. » 26. Du sollft auch nicht auf Stufen zu mei- nem Altar steigen [vielmehr einen bloßen Erdauf- wurf oder einen allmälig aufsteigenden Austritt mit schräger Fläche vor demselben anbringen], daß nicht fwenn du heraufsteigshs um deine Opfer dar- zubringen, durch das höher Schreiten, wie Stufen es nöthig machen] deine Scham fderjenige Theil deines Leibes, an welchem Sünde und Tod am meisten zur Erscheinung kommen, s. Anm. zu Katz. 28, 41] anfgedeclet werde vor ihm fdem Altar, und dieser dadurch entweihet werde]. Das 21. Kapitel. Ordnung vom Gesinde. Stein über Mörder und Todtschkäger. II- U. 1—11. was der FiErr dann weiter seinem Uollie behufs des mit ihm zu sihlieskenden Bandes auferlegt, bezieht sich L) auf das gegenseitige Verhältnis; der Zliiirger seines Reichs in siaatsrethtliojer Zhins itht Mrundrestzte des liiirgerlich gesellschaftlichen xielieiis), und zwar a auf die persiinlichendleshte der leibeigenen Knechte und Zlliigde M. 1—6), sowie der von ihren Vätern sur Ehe verliaufien Iliichter Cl. 7—11). l. fWeiter sprach der HErr zu Mose]: Dies sind die Rechte fRechtsverordnungen für ihr bür- gerliches Gemeinwesen], die dn ihnen [zur Beob- achtung] sollst verlegen fwenn sie einen Staat unter mir als ihrem König —- eine Theokratie— zu bilden Willens find]: Z. So dn [der Bürger meines Neichs] einen ebrtlischen Knecht seinen von deinen ebräischen Volksgenossen zum leibeignen Knechte] kansest fsei es, daß er aus Noth selbst zum Kaufe sich dir anbietet 3. M. 25, 39., oder daß er von Gerichts- wegen verkauft wird L. M. 22, 3],"· der soll dir sechs Jahr fvon der Zeit seines Dienstantritts an gerechnet] dieneuzim siebenten Jahr [aber] soll er frei ledig [ohne seine Freilassung erst bezahlen zu müssen] ausgehen« fund sollst ihm noch ein Ge- schenk an Vieh und Früchten mit geben 5. M. 15, 13 f.]. « V) Daß nicht selten Gläubiger auch ihre zahlungs- Unfähigen Schuldner oder deren Hinterbliebene zu Leib- eigenen machten, geht aus 2. Kön. 4, l; Netz. b, 5; Jes 50, 1; Matth.18, 25 hervor; doch hatten sie dazu, nach dem ganzen Geist des mosaischen Gesetzes zu urthei- len, keinenfalls ein Recht, sondern maßten sich’s nur an. —- ") Wie nach sechstägiger Arbeit Mensch und Vieh einen Tag der Erholung yiiben (Kap. 20, 10), nach sechsjähriger Bearbeitung das Land ruhen (3. M. 25, 4 f.) und im Sabbathjahr der ebräische Schuldner von seinem Gläubiger nicht beunruhigt werden soll (5. M. 15, 2 f.), so soll auch ein ebräischer Knecht nach scchsjährigem Dienst loskommen und im 7. Jahr unent- geltlich seine Freiheit erlangen. Unter dem 7. Jahr ist aber nicht das Sabbathjahr, wie etliche annehmen, zu verstehen, sondern das 7. Jahr des Dienstes; für das Halljahr dagegen wird in Z. M. 25, 39 ff. allerdings verordnet, daß da jeder leibeigene Knecht, auch wenn seine Dienstzeit noch nicht zu Ende, freigegeben werde. Z. Jst er ohne Weib kommen, so soll er auch ohne Weib ausgehen fer hat nicht das Recht, wäh- rend seiner Dienstzeit auf eigne Hand hin sich zu verheirathen und einen Hausstand zu gründen]. Jst er aber mit Weib kommen, so soll sein Weib [bei der Freilassung ihm nicht vorenthalten wer- den, sondern] mit ihm ausgehen. 4. Hat· ihm »aber sein Herr fivährend der 6 Jahre] ein»Weib gegeben, und hat [e·r mit ihr] Sohne oder Tochter gezeugetz so soll fbei der »Fra- ITssUUg TM siebenten JChTJ das Weib und die Kinder seines Herrn sein fin dessen Leibeigenschaft sur immer verbleiben], er aber soll ohne Weib fund Kind] ausgehen ftvie er gekommen V. 3]. Z. Spricht aber »der Knecht: Jch habe meinen Herrn lieb, und mein Weib und Kind, ich will flieber bei ihnen bleiben und] nicht frei werden; S. So bringe ihn sein Herr vor die Götter [die Richter, die im Namen Gottes Recht sprechen 5. Mof. 1, 17; 19, 17 f., lasse ihn hier seine Verzichtleistung auf die Freiheit noch einmal feier- lich erklären’««], und halte ihn fwenn er mit ihm nach Haufe zurückgekehrt ist, in Gegenwart eines gerichtlichen Zeugen] an die Thüt oder feine der] Pfosten, nnd bohre ihm mit einem Pfriemen durch sein Ohr fihn damit sinnbildlich für immer an das Haus hefteudjz und er sei sein Knecht ewig ffür das ganze Leben]. «) Nach unsern Verhältnissen: zu Protokoll erklären. Da Gott einmal die thatfächlich von den Menfchen schon eingeführte Leibeigenschaft in die staatsbürgerlichen Verhältnisse seines Volks aufnehmen wollte —- und er konnte das um so mehr, als das Volk des alten Testa- ments selbst noch im Zustande der Knechtschaft sich be- findet, noch nicht zur herrlichen Freiheit der Kinder Gottes hindurchgedrungen ist —, so ist es nun auch ganz in der Ordnung, wenn mit der Leibeigenschaft wirklicher Ernst gemacht und das Wesen derselben in den obigen Bestimmungen festgehalten wird. Doch ist auf der andern 238 2. Mose 21, 7—21. Seite aller uvmenschlichen Härte und tyrannischen Will- kür der Herren gegen ihre leibeigenen Knechte vorgebeugtz ja, gleichwie durch andere gesetzliche Vorschriften (3. M. 25, 39. 43. 53) das Loos der Leibeigenen sehr erträglich gemacht und dem der gemietheten Arbeiter fast gleich gestellt wird, so wird hier das gegenseitige Verhältniß zwischen Herren und Knechten nach dem königlichen Gesetz der Liebe (Jak. 2,8) geregelt: die Liebe von Seiten des Herrn soll den Knecht bei seiner Freilassung nicht leer ausgehen lassen, sondern ihn für sein selbstständiges Fortkommen mit einer Ausstattung versehen; und die Liebe von Seiten des Knechtes, zumal wenn er durch Weib und Kind noch besonders an den Herrn gebunden ist, soll ihn die Hörigkeit auf Lebenszeit der Freiheit vorziehen lassen. Was den beim Eingehen eines bestän- digen Hörigkeits-Verhältnisses anzuwendendensymbolischen Gebrauch betrifft, das Durchbohren eines Qhrs (wohl des rechten), so bezeichnet diese Handlung, daß der, mit welchem sie vorgenommen wird, offene, den Befehlen des Herrn gehorsanie Ohren haben soll (Ps. 40, 7); das Anheften mit dem Pfriemen an die Thür oder Pfosten aber soll die beständige Zugehörigkeit zum Hause, die s. g. Hörigkeit ausdrücken. Der Gebrauch findet sich auch bei andern Völkern des Alterthums, und noch jetzt lassen sich die Derwische (muhamedanische Ordensgeistliche) zum Zeichen ihrer Weihe und Angehörigkeit an Gott die Ohren durchbohren. —- Daß übrigens dieselben Be- stimmungen auch in Beziehung auf leibeigene Mägde gelten sollen, besagt 5. M. 15, 12——18, wo überhaupt die hier gegebenen Vorschriften weiter ausgeführt und näher begründet werden. 7. Verkauft jemand sein in dürftigen Ver- hältnissen lebender Vater, der für seine Kinder auf eine freie, selbftständige Lebensstellung ver- zichten muß] seine Tochter [an einen vermögenden VoIksgenossenJ zur Magd ftheils um mit dem Kaufpreis sich selbst etwas aufzuhelfen, theils um die Tochter unterzubringen]; so soll sie nicht [im siebenten Jahr frei ledig] ausgehen wie die Knechte [V. 2, sondern ihr Dienstherr hat die Pflicht, ihr auf irgend eine Weise zur Ehe zu verhelfen, wenn- gleich das, ihrem untergeordneten Stande gemäß, nur eine Nebenehe oder eine Ehe zur linken Hand sein kann, vgl. Anm. zu I. M. 16, 2]. 8. [Er kann nun feiner Pflicht zuvörderst da- durch nachkommen, daß er sie sich selbst zum Nebenweibe nimmt; dann ist er verbunden, sie in allen Stücken auch als solches zu halten V. 10.] Gefällt fie aber ihrem Herrn nicht, und tvill ihr nicht [auf diese oder die andere Weise, daß er sie einem feiner Söhne giebt V. Z] helfen, so soll er sie zu lbsen geben seinem Andern, der den erlegten Kauf-preis für sie zahlt, überlassen]. Aber unter ein fremd Volk siezu verkaufen, hat er nicht Machh weil er sie verschmahet hat ssondern er ist gehalten, wenn er keinen andern Käufer unter den Ebräern findet, sie ohne Lösegeld frei zu geben V. 11]. I. Vertrauet er sie aber seinem Sohne [und kommt also in der andern Weise seiner Verpflich- tung uach], so soll· er Tochterrecht an ihr thun »[sie in Wohnung, Kleidung, Nahrung und sonstiger Behandlung so halten, wie Töchter von ihren Vätern gehalten werden, und nicht etwa wie eine leibeigene Sklavin] 10. Giebt er ihm [dem Sohne] aber [her- nachmalsj eine andere srechtmäßige Freud, so soll er ihr [der bisherigen Nebenfrau] an ihrem Futter [der täglichen, standesmäßigen Kost], Decke [Woh- nung und Kleidung] und Eheschuld [was sonst noch einer Frau zu leisten ist 1. Cor. 7, Z] nicht abbrechen [sie vielmehr nach wie vor ihrem Stande gemäß behandeln] 11. That er diese drei nicht swill er ihr Nahrung, Kleidung und sonstige Eheschuld V. 10 nicht ferner gewähren], so soll sie frei ausgehen ohne Losegeld Man darf bei dergleichen und andern Bestimmungen des durch Mose gegebenen Gesetzes den Standpunkt der alttestamentlichen Gemeinde nicht mit dem der neutesta- mentlichen verwechseln; sonst bleibt es einem rein uner- klärlich, wie Gott aus der einen Seite erlauben konnte, daß ein Vater seine Tochter an einen andern Hebräer verkaufe, und auf der andern sogar gebieten, daß der Dienstherr die gekaufte Magd entweder sich selbst zum Kebsweibe nehme, oder aber seinem Sohne als solche vertraue. Das alte Testament hat noch die alte, unwieder- geborene Natur des Menschen vor sich; es kann dieselbe nicht umgestalten und eine neue Creatur an die Stelle setzen, es kann sie nur in Schranken halten, in Zucht nehmen und von außen mit dem heiligenden Einfluß des Geistes Gottes umgeben. Das Höchste, was das alte Testament zu leisten vermag, ist ein geheiligtes Naturleben, ein Wirken des heiligen Geistes von außen nach innen, bei dem zuerst die Peripherie oder der Umkreis veredelt und vergeistigt, d. h. in die vor- handenen äußeren, gesetzlichen Ordnungen des bürger- lichen Gemeinwesens etwas von dem Leben, das aus Gott ist, hineingelegt wird, damit von da aus im Laufe der Zeit auch das Centrum (der Mittelpunkt) vergeistigt und das Herz veredelt werde. Während denn das mosaische Gesetz vieles, was Israel in seinem Volksleben mit den Heiden gemein hat, einstweilen noch duldet, es nur wider Mißbräuche und noch größeres Verderben der Sünde in Schuß nimmt, zugleich aber einen Samen des Guten für zukünftige Entwickelung hineinpflanzt, finden wir z. V. in Betreff derjenigen Verhältnisse, um die es hier sich handelt, in den Zeiten nach der habh- lonischen Gefangenschaft die Ehe in ihrer erhabenen Bedeutung als ein heiliger von Gott geschlossener Bund, allgemein anerkannt, das Concubinat oder Zusammen- leben mit andern, als der Einen rechtmäßigen Frau so gut wie ganz abgeschafft und die väterliche Gewalt über die Kinder, namentlich die Töchter, wesentlich beschränkt. Der Charakter der neutestamentlichen Gemeinde dagegen im Unterschied von dem der alttestamentlichen ist der, daß fie nicht mehr in der Natur, sondern ,,im Geiste« lebt und nun die Aufgabe hat, auch ,,im Geiste zu wandeln« (Gal. 5, 25). Jhre Richtung geht von innen nach außen, von dem Centrum nach der Peripherie, vom Jenseits nach dem Diesfeits; sie will ihr Geistes-leben je mehr und mehr entfalten und dessen beherrschenden und verklärenden Einfluß über alle Gebiete des irdischen Lebens ausdehnen, bis dies ganz in ihr eigenes Wesen hineingezogen ist und nun ein neuer Himmel und eine neue Erde an die Stelle der ersten Schöpfung treten kann. I1I. U. 12—36. Die das gegenseitige bitrgerliche Iler- hältnih in Sterne! ordnenden Bestimmungen beziehen sich dann b) auf die Iseitiglieit den Lebens und Zlicvertehliiijlieit des Leibes, und zwar sowohl der leibeigenen Knechte und Znägde alg nun) der Freien M. 12 bis 27); dabei wird dann einegtheilg das mensch- liche Leben selbst wider die Gefährdung durch da- Vieh Persönliche Rechte der leibeigenen Knechte und Mägde te. Heiligkeit des Leibes te· 239 in Schutz genommen O. 28——32), anderntheils aber auch das Leben des Yieheg wider der Menschen Bahr- liissigbeit und Leichtsinn M. 33-—36). 12. Wer einen Menschen schlägt, daß er stirbt [sei es auf der Stelle oder doch in unmit- telbarer Folge des SchlagsL der soll [nach dem uralten, schon in l. M. 9, 6 ausgesprochenen NechtsgrUndsatZJ des Todes sterben [und zwar durch die Hand des Bluträcherss 13. Hat er ihm aber nicht nachgestellet snicht in Absicht gehabt, ihn zu ersch la g en], sondern Gott hat ihn lassen ohngefähr in seine Hände fallen [hat es seiner Hand so begegnen lassen, daß dervon ihr geführte Schlag einen tödtlichen Ausgang ge- stammen, indem er vielleicht nicht einmal die Ab- sicht hatte]; so will ich dir [für dergleichen Fälle des unvorsätzlichen Todtschlags] einen Ort sgewisse Städte im Lande als Zufluchtsstätte] bestimmen, dahin er [zu seiner einstweiligen Sicherheit vor dem Bluträcher] fliehen soll. 14. Wo aber jemand an seinem Nächften frevelt [in mörderischer Absicht über ihn herfällt], und ihn mit List erwitrget, so follst du denselben [auch] von meinem Altar swenn er etwa dahin geflohen wäre] nehmen, daß man ihn tddte [selbst die alIerheiligste Stätte soll keine Freistatt sein für todeswürdige Verbrecher]. Dem ganzen alttestamentlichen Strafrecht liegt das Recht strenger Wiedervergeltung (lateinisch jas ta- 1jouis) zu Grunde, das auch an sich vollkommen der göttlichen Weltordnung entspricht und ganz dazu geeignet ist, das Böse auf Erden niederzuhalten und, wo dasselbe gleichwohl hervorbricht, es auszurotten. Ein Ausfluß dieses Wiedervergeltungsrechts nun ist die Sitte der Blutrache, die fast überall uns begegnet, wo das Staats- leben noch in den ersten Anfängen der Entwickelung liegt; sie reicht bis in die Urzeit des Menschengeschlechts zurück u· M. 4, 15. 24; 27, 45) und besteht darin, daß der nächste Bluts-Verwandte eines Erschlagenen die Pflicht hatte, die That mit dem Blute des Todtschlägers zu sühnen (vgl. 2. Sam. 14, 6f.) Gott stellt denn hier die Blutrache als diejenige Form, in welcher ursprüng- lich sein Wort: »Wer Menschenblut vergießtd deß Blut soll auch durch Menschen Vergossen werdens« zur Aus- führung kam, unter gewisse Beschränknngem welche der menschlichen Willkür und Riicksichtslosigkeit vorbeugen follen; sie sind noch weiter ausgeführt und die einzelnen Fälle, die dabei in Betracht kommen, näher angegeben in 4. M. 35, 9 ff.; b. M. 19, 1 ff. » · 15. Wer seinen Vater· oder Mutter schlagt ssich thätltch an ihnen vergreift] der soll sgleichwte ein TodtschlägerJ des Todes sterben [denn er hat sich an Gottes Stellvertretern vergriffen und die göttliche Majestät in ihnen angetastet Kap. 20, 12]. Der Elternmord wird als ein so ruehloser Frevel, der kaum denkbar ist, nicht erwähnt; aus demselben Grunde haben auch die heidnischen Könige Romulus und Solon in ihren Gesetzen denselben nicht berücksichtigt. 16. Wer einen Menschen [einen von seinen Brüdern aus den Kindern Israel vgl. 5. M. 24, 7] stiehlt nnd verkaufen daß man ihn [den GeraubtenJ bei ihm [dem Käuferj findet sdas Verbrechen also schon zur Ausführung gekommen ist], der soll seinem Mörder gleich geachtet werden, sintemal er ebenfalls an dem Bilde Gottes im Menschen ge- frevelt hat, und] des Todes sterben. « Nach heutigem Völkerrecht wird dieses Verbrechen, an den Negersclaven von den Sclavenhändlern begangen, gleichfalls mit dem Tode bestraft. (v. Gerlach.) 17. Wer Vater oder Mutter flucht [in läster- licher Weise verwünscht], der soll [demjeuigen gleich, der Gott gelastert hat 3. M. 24, is] des Todes sterben. Jm Hebräischen wird zwischen dem lästerlichen Flu- chen der Menschen (1. M. 12, Z) und dem richterlichen Fluchen Gottes (1. M. Z, 14·17) schon durch zwei besondere Ausdrücke genau unterfchieden (jenes heißt , dieses Des. Uebrigens rechnet die Stelle 5. M. 21, 18—21 den hartnäckigen und böswilligen Ungehors sam gegen Vater und Mutter gleichfalls unter die indes- würdigen Verbrechen (vgl· Spr. 30, 17). 18. Wenn sich Männer mit einander hadern, und einer fchlägt den andern mit einem Stein, oder mit einer Faust, daß er nicht [auf der Stelle] stirbt [in diesem Falle würde der Thäter nach V. 12 zu bestrafen sein], sondern [in Folge der empfangenen Leibesverletzungj zu Bette liegt [so kommt es hinsichtlich der Bestrafung dessen, der ihn verletzthat, auf den Ausgang feiner Krankheit an]: 19. Kommt er auf, daß er [nun zum ersten Mal wieder] ausgehet an seinem Stabe, so soll, der ihn schlug, [des TodtschlagSJ unschuldig sein, ohne daß er ihm bezahle, was er Uvährend des Krankenlagers in seinem Beruf und Nahrung] versäumt hat, und das Arztgeld gebe [die Heilungs- kosten erstatte; stirbt er dagegen unter der Krank- heit, so ist der Thäter allerdings des Todtschlags schuldig und nach V. 12 zu bestrafen, wofern die Verwandten des Verstorbenen sich nicht mit ihm vergleichen wollen]. Ein vierter noch denkbarer Fall, wenn nämlich der Geschlagene zwar von seinem Lager wieder aufkommt und bereits anfängt wieder auszugehen, hernach aber- doch noch stirbt, ist nicht näher erörtert; es ergiebt sich jedoch aus dem Zusammenhange, daß der Andere, nach- dem er ihn für feine Arbeitsversäumniß und die Kur- kosten entschädigt hat, nun nicht weiter zu belangen ist. 20. Wer seinen Knecht oder Magd [die er sich von den Heiden umher oder von den Gästen und Fremdlingen im Lande gekauft oder aus den Nachkommen der Leibeigenen gezogen hat 3. M. 25, 44, in so arger Weise] schlägt mit einem Stabe, daß er [der Knecht oder die Magd] stirbt Unter seinen Händen, der soll [da hier gerade keine ab- sichtliche Tödtung vorliegt, sondern nur ein Miß- brauch des Züchtigungsrechts, je nach Maßgabe der Umstände und nach Ermessen des Gerichtsj darum gestraft werden. 21. Bleibt er [der geschlagene Knecht oder die mißhandelte Magd] aber [noch] einen oder zween Tage [am Leben], so soll er [der Herr], nicht darum gestraft werden; denn es ist sein Geld [er erleidet schon Strafe mit dem Verlust des Selaven, der ihm sein Geld gekostet hat]. 240 2. Mofe 21, 22—36. 22, 1—4 22. Wenn sich Männer hadern [eine Rauferei oder Schlägerei mit einander haben], nnd verlegen [dabei] ein schwanger Weib [die dazwischen getreten ist, um Frieden zu stiften vgl. 5. M. 25, 11], daß ihr [in Folge eines empfangenen Schlages, Stoßes u. dgl.] die Frucht lihres Leibes] abgehet, nnd ihr ssotvohl wie dem zur Geburt gekommenen- Kinde] kein Schade wlderfiihrtz so soll man ihn [von dem die Verletzung herrührt] um Geld strafen, wie viel des sbetreffendenj Weibes Mann ihm anf- legt, und soll’s geben nach der Theidingsleute Er- kennen [unter Zuziehung von Schiedsrichterm je nachdem diese die gestellte Forderung entweder bestätigen oder, wenn sie ihnen zu hoch erscheint, ermäßigen]. Theiding ist zunächst soviel als Tagding, d. i. ein Termin zur gerichtlichen Verhandlung, darnach die bei einer solchen Verhandlung gehaltene Rede. Weil dabei meist viel unnütz hin und her geredet wird, so kommt das Wort nur noch in übler Bedeutung vor von leerem, unnützem und unzüchtigem Geschwätz (Hiob 35, 165 Hef- 22, 285 Eph. 5, 4),"die ursprüngliche Bedeu- tung aber ist aus dem an unserer Stelle vorliegenden Wort »Theidiugsleute« (lat. akbitky zu erkennen. W. Kommt ihr [oder ihrem Kinde] aber ein Schade daraus, so soll er [der den Schaden an- gerichtet hat] lassen Seele um Seele, 24. Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fus- um Fuß, 25. Brand kMaij um Brand [-MalJ- »Wir-we um Wunde, Veule um Benle sdieselbe Leibesvev letzung, die er dem Weibe oder ihrem Kinde an- gethan, soll zu seiner Strafe ihm selbst angethan und so das gestörte Recht wiederhergestellt werden] Eine Mutter mit einem Kinde unter ihrem Herzen ist der zarteste und heiligste Gegenstand im ganzen Ge- biet des menschlichen Lebens; darum wird hier gegen Verletzungen dieser Art der strengste Grundsatz des Rechts geltend gemacht. Das ist das Recht der Wieder- vergeltung (Anm. zu V. 14), welches die Strafe des Verbrechers für die nothwendige Aufhebung seines Ver- brechens und die pflichtmäßige Wiederherstellung des von ihm gestörten Rechtszustandes ansieht und solche Wiederherstellung dadurch bewirkt, das; dem Verbrecher genau dasselbe widerfiihrh was er einem andern gethan hat. ,,Dem Menschen ist mit der Möglichkeit der That auch die Herrschaft gegeben, allein diese darf er nur in und mit Gott haben; handelt er nun bös, so hat er gegen Gott eine Herrlichkeit in der Welt. Nicht die That selber aber und ihren Erfolg ungeschehen zu machen kann die göttliche Gerechtigkeit fordern, sondern nur diese Herrlichkeit der That, nur diese ist zu brechen, und kann sie gebrochen werden, so ist der Widerspruch gelöst« (Stahl, Philosophie des Rechts It, 1. 83). Das Strafrecht der neueren Zeit dagegen hat die biblische und bei fast allen Völkern der alten Welt giltige Rechts- anschauung verlassen und sich die des römischen Philo- sophen Seneca (Lehrer des Kaisers New, im J. 65 n. Chr. von ihm hingerichtet) angeeignet: ,,Kein Ver- ftändiger straft, weil gesündigt worden ist, sondern da- mit nicht ferner gesündigt werde; denn Geschehenes kann nicht ungeschehen gemacht, wohl aber Zukünftiges ver- hindert werden« und statt des Wiederoergeltungs-Grund- satzes den der Sinnlichkeit, Besserung oder Abschreckung zur Geltung gebracht; indessen hat die Todesstrafh wie oft auch deren Abschafsung versucht worden ist, bis jetzt noch sich behauptet und mit ihr das jus talioais wenig- stens in Hinsicht auf die schlimmste Art von Verbrechen. Jnwiefern auch im mosaischen Strafrecht der Grundsatz der Abschreckung geltend gemacht wird, darüber s. zu 5 M. 13, 11. Ob die auch in 3. M. 24, 19 f.; 5. M. 19, 21 wiederkehrenden Bestimmungen: Auge um Auge, Zahn um Zahn te. immer zur wirklichen Ausführung kamen, oder ob nicht, wenn der Beschiidigte sich dies gefallen ließ, eine Entschädigung durch Geld oder sonstige Güter dafür eintrat, läßt sich nicht genau sagen. Ge- setzlich war jedenfalls nur das Ersten; im praktischen Leben aber mag mit der Zeit das Andere üblich ge- worden sein, die Rabbinen behaupten sogar, daß nie- mais die Augen ausgestochen oder Glieder abgeschnitten, sondern jene Ausdrücke immer nur bildlich genommen worden seien als Bezeichnung des Hauptgrundsatzes beim Strafrecht im Allgemeinem 26. Wenn [dagegen] jemand seinen [leib- eigenen] Knechi oder seine [leibeigene] Magd in ein Auge schlcigh und verderbet es [daß der Knecht oder die Magd um das Auge kommt]; der soll sie [den einen wie die andere] frei los lassen saus der Leibeigenschaft frei geben] um das Auge. 27. Desselbigengleichew wenn er seinem Knecht oder Magd [ein geringfügiges Glied verderbet, ihnen »zum Beispiel] einen Zahn ansschlcigr soll er sie frei loslassen um den Zahn. Der Rechtsgrundscitz strenger Wiedervergeltung soll bei Beschädigungen eines Knechts oder einer Magd darum nicht zur Anwendung kommen, weil die Sclaoen nicht gleichberechtigte Persönlichkeiten mit ihren Herren sind, jener Rechtsgrundsatz aber gleiche Stellung auf Seiten des Beschitdigten und des Beschiidigers voraussetzh wenn er nicht zur Ungerechtigkeit werden soll; dennoch sollen die Leibeigenen nicht recht- und» schutzlos dastehen, wie z. B· bei den Römern bis zur Zeit der Kaiser, sondern vielmehr für das verderbte Glied, gleichviel ob es ein edles oder ein unbedeutendes ist, mit dem ihnen will- kommensten Gut, der Freiheit, entschädigt werden. 28. Wenn ein Ochse einen Mann oder Weib stößeh daß er [der Mann oder das Weib] stirbt; so soll man den Ochsen steinigen [auf daß auch an dem Thier die Unantastbarkeit des menschlichen Lebens zur Erscheinung komme 1. M· 9, 5], nnd sein Fleisch [als mit einer Todesschuld behaftet und also unrein, soll man] nicht essen; so ist der Herr des Ochsen unschuldig [ihn selbst soll keine Strafe weiter, als der Verlust des Thieres treffen, vorausgesetzh daß der Ochse nicht schon vorher als stößig bekannt war]. 29. Jst aber der Ochse vorhin schon sibßig gewesen, und seinem Herrn isrs angesagt, und er ihn nicht strotz der ausdrücklichen Verwarnung] verwahret hat, nnd tödtet [nun der OchseJ daruber [eben darum, weil er nicht gehörig verwahrt wor- den] einen Mann oder Weib; so soll man den Ochsen steinigen, nnd sein Herr sder das Unheil hätte verhüten können, es aber aus Fahrlässigkeit und Leichtsinn nicht gethan hat] soll [ebensalls] sterben [denn mittelbar hat er durch seinen Leicht- sinn die Tödtung verursacht]. 30. Wird man aber svon Seiten der Ver- wandten des Erstoßenenj ein Geld auf ihn legen Grundrechte des btirgerlich-gesellschaftlichen Lebens. (Schutz, des Eigenthumsh 241 szur Annahme eines Sühngeldes sich bereit erklä- ren], so soll er geben sein Leben zu lösen, was man ihm auflegt [soviel Geld geben, als man von ihm fordert, und sich damit von seiner Schuld, deretwegen er den Tod verdient hat, frei kaufen]. 31. Desselbtgcn gleichen soll man mit ihm ldem Herr» des Ochsen] handeln, wenn er [der OchseJ Sohn oder Tochter stößet [der Umstand, daß der Erstoßene noch nicht mündig und selbst- ständig ist, bewirkt keine Milderung der Strafe, Person und Leben eines Minorennen gelten viel- mehr eben soviel wie die eines Majorennen]. 32. Stbßet er aber einen sleibeigenenj Knecht oder Magd [von nichthebräischer Abkunft V. 21 f. 26 f.]; so soll er [der Herr des Ochsen] ihrem Herrn [dem Herrn des Knechtes oder der Magd] dreißig silberne Sekelt geben [um zunächst diesen für seinen Verlust zu entschädigen], und den Ochsen soll man steinigen [um darnach auch die Tödtung des Menschenlebens an demThiere zu rächen 1.M.9, 5]. V) = 261J« Thlr., vgl. Annig I zu 1. M. 37, 28. 33. So jemand eine [bisher Verdeckt gewesene] Grube austhut lohne sie nachher wieder zu ver- fchließen], oder gräbt [neu] eine Grube, und decket sie nicht zu, nnd fcillt darüber ein Ochse oder Esel hinein fdaß er darin umkommen muß]; 34. So soll’s der Herr der Grube mit Geld dem andern wieder bezahlen swas ihm das Thier fgkkvstst hat) das Aas ltvdts Thietl aber soll sein cM IF. Wenn jemandes Ochse eines andern Och- sen stoßet, daß er stirbt; so sollen sie den leben- digen Ochsen [der den Schaden angerichtet hat] verkaufen, und das Geld theilen, nnd das Aas [den erstoßenen Ochsen] auch theilen. » 36. Jst’s aber kund gewesen, daß der Ochse stoßig vorhin gewesen ist, und sein Herr hat ihn nicht vekivahret [um Schaden vorzubeugen]; so soll er einen Ochsen um den andern vergelten sfür den erstoßenen Ochsen dem andern einen lebendigen geben], und das Aas [Fleisch und Fell des todten Ochsen] haben. Die beiden letzteren Bestimmungen (V. 33—36), welche das Recht der Billigkeit für solche Fälle, wo das Vieh des Einen durch die Nachlässigkeit oder durch das Vieh des Andern umkommt, in scharf durchgeführter Weise geltend machen, haben schon vom Schuhe des Lebens zum Schutze des Eigenthums übergeleitet; auf diesen Schutz nimmt nun der HErr im folgenden Abschnitt weiter Bedacht Das 22. Kapitel. Ftrafe des zsiebstalsks nnd anderer Händen. W. u. 1—17. a» oiikgkkiiopgkckuscxqsttiaxec minnt-i wird dann c, bezüglich des Eigenthum-i allem Meh- diebstahl M. 1—4), aller Ilieschädigung an Feld und Getreide Cl. 5——6), aller Veruntreuung und Verfüh- rung G. 7—17) von dem Zjtxkrrn gewehrt und so dar« Eigenthum wie mit Gräben und Mahlen umzogen, die niemand gewaltsam durchbrechen soll. Dächsels Bibelwerh s. Aufl. I. Wenn jemand einen Ochsen oder Schaf stiehlt, und schlachtet es, oder verkauft es; der soll [weil er mit solchem Verbrauch sein Vornehmen bis auf’s Aeußerste durchgeführt bat und reuige Um: kehr von dem bösen Wege und Nückgabe des Ge- stohlenen 3. S, 1 ff· nicht mehr möglich ist] funf Ochsen sur einen Ochsen wiedergeben, und vier Schafe für ein Schaf [also die doppelte Strafe leiden, als wenn der Verbrauch noch nicht geschehen wäre V. 4, bei Ochsendiebstahl aber sogar den fünffachen Ersatz leisten, denn er hat dem andern sein werthvollstes, beim Ackerbau unentbehrliches Thier genommen] An diesen Vers schließt sich dem Gedankenzusam- menhange nach V. 4 an; der Zusammenhang wird aber durch die Einschaltung V. 2 und 3 durchbrochen und darin einestheils die gerichtliche Beurtheilung derjenigen Eigenthümer geregelt, die beim Ergreifen eines Diebes denselben umgebracht haben, anderntheils die Behand- lung solcher Diebe festgesetzt, die aus Unvermögen keinen Schadenersatz leisten können. 2. Wenn ein Dieb ergriffen wird, daß er sdes Nachts in ein Haus] einbricht, und wird drob [von dem, der ihn ergriffen hat] geschlagen, daß er stirbt; so soll man kein Blntgericht über jenen lassen gehen sals habe er eines Morde-s sich schul- dig gemacht, da bei nächtlichem Einbruch sowohl das Recht der Nothwehr 1. Macc· 3, 26 Anm. größer ist als auch »die Gefahr, den Abzuwehrenden an einer tödtlichen Stelle zu treffen] 3. Jst aber die Sonne über ihn [den einbrechen- den Dieb] ausgegangen [so daß der, der ihn er- greift, recht wohl siehet, wen er vor sich hat und wohin er schlägt, auch Hilfe herbeirufen kann, und er versetzt dennoch dem Ergriffenen einen Streich, davon er stirbt], so soll man das Blutgericht gehen lassen. Es soll aber ein Dieb wieder erstatten [schon darum darf niemand, ohne im Fall der wirklichen Nothwehy an seinem Leben sich vergreifen] Hat er nichts, so verkaufe man ihn [von Gerichtswegen als leibeigenen KnechtJ um seinen Diebstahl [indem der Käufer an seiner Statt den Ersatz leistet und ihn dann so lange in seinem Dienste behält, bis derselbe die Auslagen durch Arbeit gedeckt hat]. 4. Findet man aber bei ihm den Diebstahl [das gestohlene Stück Vieh] lebendig [hat er’s also weder schon geschlachtet noch verkauft V. 1], es sei Ochse, Esel oder Schafz so soll er’s zwie- fältig wiedergeben. Strenge Wiedervergeltung auf der einen Seite, um der Ungerechtigkeit zu steuern und das Böse zu ver- nichten, und billige Rücksicht auf der andern Seite, das; dem Verbrecher nie zu viel geschehe und ihm der Weg zur Reue und Umkehr möglichst lange offen bleibe, zeichnen das von dem HErrn gegebene Polizeis oder bürgerliche Gesetz Jsraels aus. Dabei beugt es zugleich durch Bestimmungen wie 5. Mos. 23, 24 f.; 24, 19——21, welche den Armen Gelegenheit genug boten, sich redlich zu nähren, vielsachen Anlaß zu Sünden und Ver- brechen vor. b. Wenn jemand [aus Unvorsicht und Nach- JL T. l. I. 16 242 L. Mose 22, 6«—28. lässigkeitj einen Acker oder Weinberg beschädiget, daß er sein Vieh [beim Weiden vom eigenen Acker oder Weinberg abgehen] lasset [und] Schaden thun in eines Andern Acker [oder Weinberg]; der soll von dem Besten [was] auf seinem Acker und [in seinem] Weinberge sgewachsen ist] wieder erstatten. 6. Wenn [etwa bei Abbrennen des Unkrauts und Gestrüpps auf dem eigenen Acker] ein Feuer auskommt, nnd ergreift die Dornen swomit der Acker umzäunt ist, so daß es sich von da aus auf den Acker des Nachbars verbreitet], und verbrennet [nun auf diesem] die Garben oder [das] Getreide, das noch sauf den HalmenJ siebet, oder den Acker [was sonst auf dem Nachbaracker sich befindet, als Bäume und andere PflanzungenL so soll der [den angerichteten Schaden] wieder erstatten, der das Feuer angezündet sund nicht mit der nöthigen Vorsicht von den Dornen abgehalten] hat. Stoppelm trocknes Gras, Unkraut und Gestrüpp pflegt man im Morgenlande, nachdem der Acker abge- erntet ist, von demselben hinwegzubrennen (Jes. 5, 24; 47, 14); dabei soll alle Vorsicht angewendet werden, daß dem Nachbar kein Schade geschieht, oder der Schade muß vollständig ersetzt werden. Durch diese Strafbe- stimmung wird zugleich etwaiger Beschädigung aus bus- hafter Absicht vorgebeugt. 7. Wenn jemand seinem Nächsten Geld oder Geräthe sauch Kleidungsstücke und Putzsachen 5· M. 22, 5] zu behalten thut [in Verwahrung giebt], und wird demselbigen sdem er es anvertraut hat] aus seinem Hause gestohlen: findet man den Dieb, so soll er’s [der Dieb] zwiefältig [vgl. V. 4 dem Eigenthümer] wiedergeben. 8. Findet man aber den Dieb nicht, so soll man den Hauswirth sdem das Anvertraute seiner Aussage nach gestohlen worden] vor die Götter [die an Gottes Statt stehenden Richter Kap. 21, S] bringen [und er soll an heiliger Stätte I. Kön. 8, 31 durch einen Eid von dem Verdachte sich reinigen] ob er nicht seine Hand habe an seines Nåchsten Habe gelegt [kann er auf diese Weise seine Unschuld beweisen, so hat der Andere den Schaden zu tragen; andernfalls ist er selbst zum Ersatz ver- pflichtet]. 9. Wo einer den andern schuldiget um einiger- lei Unrecht [um irgend welches Vergehen, das in das Bereich der Veruntreuung gehört, also entweder um Unterschlagung eines anvertrauten oder um Vorenthaltung eines gefundenen Gutes], es sei Um Ochsen, oder Esel, oder Schaf, oder Kleider, oder allerlei, das verloren ist stoovon der Schuldigende behauptet, daß es Von ihm verloren und von dem Andern unrechtmäßiger Weise angeeignet worden sei]; so sollen beider Sachen vor die Götter [vor Gericht Kap. 21, S] kommen [damit die im Na- men Gottes Recht sprechenden Richter die Streit- sache untersuchen]. Welchen [nun] die Götter ver- dammen, der soll’s zwiefältig seinem Nächsten wieder- geben [der Verklagte, weil er so gut wie ein Dieb ist V. 4 u. 7, oder der Kläger, damit falscher An- klage gewehrt und niemand aus bloßer Leicht- fertigkeit um seinen guten Namen gebracht werde]. 10. Wenn jemand seinem Nächsten einen Esel, oder Ochsen, oder Schaf, oder irgend ein Viehxzu behalten thut sz. B. einem Hirten zum Hiiten über- giebt], und [das anvertraute Stück Vieh] stirbt ihm [dem es übergeben worden], oder wird be- schådtget lbricht sich z. B. ein Vein], oder wird ihm svon Räubern] weggetrieben sHiob 1, 15. ·17], daß es niemand siehet skein Augenzeuge dabei ist, der die Wahrheit seiner Aussage bestätigen kann]; 11. So soll man’s unter ihnen auf einen Eid bei dem HERRn kommen lassen fdadurch der Angeklagte sich von dem Verdachte zu reinigen hat], ob er nicht habe seine Hand [selbst] an sei- nes Nächsten Habe gelegt sdas Thier zu seinem eigenen Nutzen verkauft oder geschlachtet, oder aus Bosheit verstümmelt oder umgebracht]; Und des Guts Herr soll’s sfür wahr] annehmen swas der Andere angegeben und eidlich erhärtet hat], daß jener nicht bezahlen müsse [Kap. 18, 20 Auen] 12. Stiehlt es ihm [dem Hirten] aber ein Dieb, so soll er’s seinem Herrn bezahlen sweil er bei gehöriger Wachsamkeit den Diebstahl hätte abwenden können]. 13. Wird es aber [von einem Raubthier] zerrissen, so soll er [mit dem, was von dem zer- rissenen Stück Vieh noch übrig] Zengniß davon bringen [daß sowohl seine Aussage wahr ist, als auch seinerseits es nicht an Fleiß gefehlt hat, dem Raubthier seine Beute wieder abzujagen 1. Sam. 17 , 34 f.; Am. Z, 12],und sfalls er solches Zeugnis; beibringen kann] nicht bezahlen [1. M. 31, 39]. l4. Wenn es [das Thier, sei’s Ochse oder Esel] jemand von seinem Nächsten entlehuet sum es zur Arbeit zu benutzen], nnd wird beschådiget skommt zu Schaden], oder stirbt, [vorausgesetzt] daß sein Herr nicht dabei ist [und also nicht selbst seines Rechtes hat wahrnehmen können]; so soll er’s [der das Thier entlehuet hat] bezahlen. 15. Jst aber sein Herr dabei swenn der Un- fall geschieht], so soll er’s [der Andere] nicht be- zahlen [denn entweder hat sich der Eigenthümer bei seiner Anwesenheit überzeugen können, daß der Unfall nicht abzuwenden war, oder wenn der- selbe abgewendet werden konnte, warum hat er nichts zur Abwendung beigetragenis Der Benutzer ist aber um so weniger zum Schadenersatz ver- pflichtet], so er’s sdas Thier] um sein Geld ge- dinget hat [weil in diesem Falle der Eigenthümer mit dem Miethsgelde schon theilweis entschädigt ist]. Als ein Eingriff in das Gut der Familie wird in den folgenden Versen auch die Verführung einer Jung- frau behandelt; eine solche galt nach damaligen Rechts- Verhältnissen, so lange sie noch nicht verlobt war, für einen Eigenthumsgegenstand des Vaters, der sie sogar an einen andern Jsraeliten als Nebensrau verkaufen konnte (Kap. 21, 7). Das religiösckheokratische Verhältnis; Jsraels zu Jehova. 243 16. Wenn jemand eine Jungfrau beredet, die noch nicht vertrauet ist sist sie das, so stellt sich die Sache anders, vgl. b. M. 22, 23———27], und beschliist sie; der soll ihr geben ihre Morgengabe [das, was er ihr als Morgengabe il. M. 24, 53; 34, 12 würde gegeben haben, wenn er in ehr- barer Weise um sie geworben hätte], und sie zum Weibe haben. 17. Weigert sich aber ihr Vater sie ihm» zu geben, so soll er Geld darwagen, wieviel einer Jungfrau sihres Standes] zur Morgengabe ge- buhrt [und fich damit bei dem Vater für die seinem Hause zugefügte Schmach abfinden]. Der hier vorliegende Fall ist nicht genau derselbe, wie der jin 5. Mos. 22, 28 f. angenommene; dort ist mehr von gewaltsamer Ueberrumpelung eines Mädchens, von sog.Nothzucht die Rede, hier dagegen von Beredung und Versiihrung Daher wird hier das Recht des Vaters, seine Einwilligung zur nachherigen Heirath zu geben oder zu versagen, ausdrticklich gewahrt, weil der- gleichen Beredungen die Absicht zu Grunde liegen konnte, die väterliche Einwilligung zu erzwingen; dort dagegen liegt kein Grund vor, das Recht des Vaters noch be- sonders zu erwähnen. Der Ausdruck Morgengabe bedeutet im Deutschen alles das, was ein Mann am Morgen nach der Heirath, nachdem nun die Ehe in jeder Hinsicht vollzogen ist, seiner Frau zum Eigenthum fiir den Fall seines Todes vermacht Luther hat mit diesem Worte das hebräische Mohar übersetzt und dessen Sinn ganz richtig wieder- gegeben; darunter ist nämlich die Brautgabe oder das Geschenk zu verstehen, welches der Bräutigam nach em- pfangenem Jawort seiner Braut machte, nicht etwa, wie viele Schriftausleger wollen, der Kauf-preis, womit er sie dem Vater abkaufte. Die weitverbreitete Meinung, das; die Jsraeliten nach einer im Alterthum sehr ge- wöhnlichen und noch jetzt im Morgenlande herrschenden Sitte fich die Frau von ihren Eltern oder Angehörigen hätten kaufen müssen, beruht auf Jrrthum und ist von Saalschiltz in seinem mosaischen Recht ausführlich wi- derlegt worden; mit dem in Kap. 21, 7 erwähnten Ver- kaufen der Tochter von Seiten des Vaters verhält es sich anders, da es sich hierbei nicht um eine vollbtlrtige, sondern nur um eine Neben- oder Kebs-Ehe handelt. v— di. 18——31. Es folgen nunmehr diejenigen Verord- nungen, welkhe Z) ldgraelg zlerpsliitjtung en gegen den hckrrn alg seinen Idnig oder dessen religidtktheoleratisities Verhältnis: zu Ilehova näher dar- legen; und zwar wird ihn! da a« bei strenger Zug- schlieskung aller fremden heidnisihen Gräuel (zl.18—-20) ebenso sehr barmherkige Slhonung der Fremden, Witwen, weisen und slrmen El. 21 bis 27), als auih Jlietiit gegen die an Gottes Statt stehende Obrigkeit und treue Erfüllung der religiö- sen Obliegenheiten (il1. 28—31) auferlegt. 18. Die Zauberinnen [sowie die Wahrsager oder ZeichendeUterJ sollst du nicht leben lassen [son- dern zu Tode steinigen Z. M. 20, 27; denn sie haben es mit den Teufeln zu thun, vgl. 5. M. 18, 11 f.]. 19. Wer [sodomitische Greuel 1· M. 19, 5 treibt und] ein Vieh beschlaft [3. M. 18, 23 f.; 20, 15 f.], der soll des Todes sterben. 20. Wer den Göttern opsert, ohne demHERRn allein, der sei verbannet [dem Banne verfallen, daß er getödtet und durch seinen Tod dem HErrn geweihet werde, dem er lebend sich nicht hat weihen wollen 5. M. 17, 2 ff.]. 21. lJe weniger du aber fremde Götter V. 20 und fremde Greuel V.-19. 18 unter dir dulden sollst, desto duldsamer sollst du gegen fremde Per- s onen in deinem Lande dich beweisen.] DieFretnd- linge sollst du nicht schinden, noch unterdrücken sindem du etwa ihren Lohn ihnen vorenthältst oder ihr Recht beugst B. M. 19, 33 f.; 5. M. 24, 15. 17]; denn ihr seid auch Freindlinge in Eghptenlaud gewesen [und wißt darum aus eigener Erfahrung, wie es thut, wenn man im fremden Lande ge- drängt und gedrückt wird Kap. 23, 9]. 22. Jhr sollt [aber auch] keine« Wiitwen und Waisen [eures eigenen Volkes] beleidigen [als wären sie rechtlose Leute, gegen die ihr euch er- lauben dürstet, was ihr nur wollet]. 23. Wirst du sie beleidigen shart und un- gerecht behandeln], so werden sie zu mit· [als ihrem Anwalt und Schutzherrnj schreien, und ich werde ihr Schreien erhbren; 24. So wird mein Zorn ergrinimen, daß ich [euch Krieg in’s Land schicke und] euch [Männer und Hausväter] mit dem Schwert [der Feinde] tbdte, und eure Weiber Witwen, und eure Kinder Waisen werden [gleichwie also die in Eghpten gemachte Erfahrung von dem Druck der Fremden euch abhalten» soll V. 21, so laßt euch durch die Erfahrung, die eure eigenen Weiber und Kinder sonst machen würden, von aller geringschätzigen und ungerechten Behandlung der Wittwen und Waisen abhalten] 25. Wenn du Geld leihest meinem Volk, das arm ist bei dir seinem von den Armen meines Volks, zu dem du selber gehörst]; so sollst du ihn nicht zu Schaden bringen, und keinen Wucher auf ihn treiben [dich nicht in das Verhältnis; eines Wucherers, der mit seinem Gelde verdienen will, zu ihm stellen, sollst ihm also keine Zinsen auf- legen Z. M. 25, 36; 5. M. 23, 19. 20]. M. Wenn du [dabei, was deiner Sicherheit wegen dir allerdings erlaubt sein soll] von deinem Nächsten ein Kleid sdas Oberkleid oder den Man- tel, vgl. Anm. zu 2. M. 12, 341 zum Zpfande nimmst; sollst du es ihm wiedergeben, ehe die Sonne untergehet [5. M. 24, 12 f.]. 27. Denn sein Kleid sdieser Mantel] ist seine einzige Decke seiner Haut, darin er schläft [die einzige Decke, worin er des Nachts beim Schlafen fich einhüllen kann; wenn du ihm die vorenthältst, worin soll er liegen?]. Wird er aber lwenn du das dennoch thust, deiner Härte wegen] zu mir schreien, so werde ich ihn erhbrenz denn ich bin gnädig [dem Armen, der zu mir schreiet, und dem Elenden, deß fich niemand erbarmen will]. 28. Den Göttern [den an Gottes Statt ihr Amt 164 244 2. Mose 22, 29—-—31. 23, 1—18. führenden Regenten und Richtern Pf. 82, 1 Anm.] sollst du nicht fluchen [irgend welche Verwünschung gegen sie im Herzen haben oder mit dem Munde aussprechen] und den Obersten [Fürsten] in dei- nem Voli sollst du nicht liistern [verwünschen, auch wenn er hart und strenge gegen dich ist Pred. 10, 20; Apostg. 23, 5]. 29. Deine Fülle und Thrcinen [den Ertrag deines Getreides und den Ertrag der Kelter an Most und Oel] sollst du nicht verziehen [sondern die Erstlinge deiner Feld- und Baumfrüchte mir zeitig und willig darbringen 5. M. 26, 2—11]. Deinen ersten Sohn sollst du mir sebenfalls mit freudigem Herzen] geben [wie ich in Kap. IS, 2 dir geboten habe]. 30. So sollst du auch [nach demselben Gebot] thun mit sder Erstgeburt von] deinem Ochsen nnd Schaf. Sieben Tage laß es bei seiner xMntter sein, am achten Tage sollst du mirs geben [3. M. 22, 27]. 31. Ihr sollt [das ist meine Absicht bei alle diesen Vorschriften, insbesondere bei der Heiligung eurer ErstgebUrtJ heilige Leute vor mir sein svon der Welt und ihren Wegen abgesondert und mir und meinem Dienste geweihet] ; darum sollt ihr [aber auch endlich] kein Fleisch seines Thieres] essen, das aus dem Felde von [Raub-] Thieren zerrissen [oder von selber verendet] ist, sondern vor« die Hunde werfen [oder, wenn’s dazu euch dauert, dem Fremd- ling, der in euren Thoren ist, geben, oder einem durchreisenden Fremden verkaufen 5. M. 14, 21]. Das 23. Kapitel. You Isesten und Feiertagen. VI— V.1—9. Ferner wird b. den an Gottes statt stehenden hiichlern strenge Gewissenhaftigkeit und Ge- reshtiglceit in Behandlung der Rechts-suchen zur Pflicht gemacht, eine Gewissenhaftigkeit, die deine Zin- lclage ohne genaue Untersuchung siir wahr annimmt und durch liein falscheg Mitleid, auch durth lteine per- siinlirhe Jlbneigung sich bestimmen liiszt Cl. 1—5), und eine Gerechtigkeit, die einem jeden sein Recht giebt, dem Firmen sowohl wie dem Fremdling, und durch lieine Geschenke sich bestechen liiskt M. 6—9). 1. Du sollst [wenn du als Richter einen An- geschuldigten vor dir hast] falscher Anklage nicht glauben [die wider ihn erhobene Anklage nicht ohne Weiteres für wahr annehmen, da sie im Gegentheil grundfalfch sein kann 5. M. 19, 16 f.; bei solchem leichtfertigen Verfahren könnte es daher leicht geschehen] daß du einem Gvttlosen [der durch das Vorbringen der Anklage seinem Nächsten hat schaden wollen] Beistand thust, und [durch· unge- rechten Richterspruch] ein falscher Zeuge seiest. 2. Du sollst [serner] nicht folgen der Menge zum Bösen [weder von Menschenfurcht noch von Menschengefälligkeit bei deinem Urtheil dich bestim- men lassen], nnd nicht antworten vor Gericht sdeinen Rechtsspruch in irgend welcher Streitsache nicht also »stellen], daß dn der Menge nach vom Recht weichen. 3. Du sollst [aber ebensowenig durch falsches Mitleid zu einer ungerechten Entfcheidung dich verleiten lassen und] den Geringen nicht schmücken in seiner Sache [jemand darum heraus- oder über- helfen, weil er arm und gering ist, obwohl du seine Sache für übel erkennst] 4. [Ja, so sehr soll Wahrhaftigkeit und Ge- rechtigkeit dein ganzes Verhalten gegen den Nächsten durchdringem das; persönliche Abneigung oder er- littenes Unrecht nicht einmal im alltäglichen Leben einen Einfluß darauf üben]. Wenn du [also zum Beispiel] deines Feindes Ochfen oder Esel begegnest [und siehest], daß et itret [von seinem Herrn sich verlaufen hatlx sp sollst du ihm denselben wieder zuführen [oder, wenn du das nicht sogleich kannst, einstweilen in deine Verwahrung nehmen 5. M. 22, 1—3]. 5. sOder in einem andern Falle:] Wenn du des, der dich hasset, Esel siehest unter seiner Last [die ihm zu schwer geworden, niedergefunken da-] liegen; hüte dich und laß ihn nicht shöre nicht auf die Eingebung deines natürlichen Herzens, das dir räth, deinem Hafser das Thier allein zu überlassen, wie er damit fertig werden wird], son- dern sgreife zu, hilf es von feiner Last befreien und wieder auf die Beine bringen, und] versäume gern das Deine» um seinetwillen [5. M. 22, 4]. S. [Jndem ich dir aber geboten, den Geringen nicht zu schmücken in seiner Sache V. Z, habe ich dir keineswegs erlaubt, ihn zu drücken] Du sollst [vielmehr] das Recht deines Armen [irgend eines Armen, der in deinem Lande wohnt] nicht beugen in seiner Sache [3. M. 19, 15]. 7. Sei ferne von falschen Sachen [das ist überhaupt der Grundsatz, der dich bei jedem ein- zelnen Rechtshandel leiten soll]. Den Unschuldigen und Gerechten sollst du nicht erwürgen [insonder- heit aber sollst du da mit der allergrößten Vor- sicht und Gewissenhaftigkeit verfahren, wo es sich um ein Todesurtheil handelt, damit du nicht die schwere Schuld auf dich ladeft, einen Justizmord zu begehen]; denn ich lasse den Gottlofen nicht Recht haben [gleichwie Jch ein gerechter Richter bin, so sollen auch die, die in meinem Namen Recht sprechen, der strengsten Gerechtigkeit sich befleißigen: wo sie das nicht thun, werde ich nicht nur den Gottlofen, den sie freigesprochen haben, mit meinem Gericht zu finden wissen, sondern auch sie selbst sind diesem Gerichte verfallen]. 8. Du sollst Deshalb, um vor allen unge- rechten Urtheilssprüchen deine Seele zu bewahren] nicht Geschenle nehmen, denn Geschenke machen die Sehenden blind [nehmen das Gemüth derer, die sie annehmen, dergestalt für den Geber ein, daß, ob sie gleich die Ungerechtigkeit seiner Sache ein- sehen, sie doch dieselbe nicht sehen wollen], und Pflicht der Richter zu strenger Gewissenhaftigkeit und Gerechtigkeit. Von Feier- und Festzeiten. 245 verkehren die Sachen der Gerechten lführen einen Rechtsentscheid zu Ungunften der Andern herbei, die zwar gerechte Sache gehabt, aber kein Ge- schenk gebracht haben 5. M. 16, 19]. 9. Die Fremdlinge sollt ihr [die ihr ein obrig- keitliches oder richterliches Amt in meinem Volke bekleidet] nicht unterdrücken [durch Verweigerung des ihnen gebührenden Rechts 5. M. 24, 17.; 27, 19]; denn ihr wisset um der Fremdlinge Herz stvie sie um ihrer Stellung im fremden Lande willen sich ohnedies schon gedriickt und gebeugt fühlen], dieweil ihr auch seid Fremdlinge in Egois- tenland gewesen. VII· W. 10—19. Gan; besonders aber wird hinsicht- lith ihres religiäsäheoliratisthen Verhältnisses zu Dehooa den Kindern Israel c. befohlen, die von dem Zjlxrrn später noch näher zu beskhreibenden Feier» und Fest: seiten genau der göttlichen Anordnung gemiisk zu halten O. 10—16) und dursh solihes Halten sith in der Gemeinschaft mit ihrem unsichtbaren Zjerrscher von ihm stiirtienund immer fester griinden zu lassen (U.17—19). 10. Sechs Jahr sollst du dein Land besaen, und feine Früchte einsammeln. U. Im siebenten Jahr [aber] sollst du es ruhen und sunbearbeitetj liegen lassen, daß die Armen unter deinem Volk davon [von dem, was in diesem Jahr von selber wächst] essen; Und was überbleibet [von den Armen nicht verbraucht wird], laß das Wild auf dem Felde essen. Also sollst du auch thun mit deinem Weinberge und Oelberge [im siebenten Jahre sie ebenfalls ruhen lassen und ihren Selbstertrag den Armen anheimftellen]. Das Nähere über das Sabbathjahr s. Z. M.25,1. ff. 12. Sechs Tage sollst dn deine Arbeit thun [Kap. 20, 9 f.], aber des siebenten Tages sollst du [mit deinem ganzen Hause] feiern, auf daß dein Ochse nnd Esel ruhen, und deiner Magd Sohn sdein hausgeborner Knecht 1. M. 14, 14., und gleichivie er, so auch der erkaufte Knecht 2. M. 12, 44] nnd [der in deinem Lande sich längere oder kürzere Zeit aufhaltende] Fremdling sich erquicken [und wieder zu Kräften kommen 2. Sam. 16, 14]. 13. Alles, was ich kvon Kap. 20, 22 an bis hierher] euch gesagt habe, das [nehmet sorg- fältig in Acht, daß ihr es auch] haltet [denn nur so kann mein Bund mit euch bestehen]. Und swas das wichtigste Gebot unter allen ist :] anderer Göt- ter Namen sollt ihr nicht gedenken [das; ihr ihnen neben mir Gottesdienft erweisen wolltet Hof .2, 17], und aus eurem Munde sollen sie nicht gehöret werden [nicht einmal sollt ihr ihre Namen in den Mund nehmen, um bei ihnen zu schwören Jof 23, 7; vielmehr, wo ihr schtvöret, da sollt ihr’s bei meinem Namen thun 5. M. S, 13; 10, 20]. 14. Dreimal sollt ihr mir Fest halten im Jahr [und euch da als mein Volk zu mir und meinem Dienst feierlich bekennen V. 17]. 15. Nämlich [zuerst] das Fest der ungesäuerten Brode soder das PassahfestJ sollst du halten, daß du sieben Tage ungesanert Brod essest, wie ich dir [Kap. 12, 15 und 13, e] geboten habe, um die Zeit des Monden Abib [vom 15.-U. des Mo- natsjz denn in demselbigen bist du aus Egypten gezogen [und solcher Gnadenwohlthat sollst du nimmer vergesfen]. Erscheinet aber lwenn ihr an diesem und den beiden andern Festen V. 16 zu mir kommt V. 17] nicht leer vor mir [eurem un- sichtbaren König, sondern bringet von dem euch gespendeten Segen außer den Opfergaben, die ich euch 4. M. Kap. 28 und 29 noch näher bezeich- nen werde, auch besondere Opfer, ein jeglicher nach seinem Vermögen H. M. IS, 16 f.]. 16. Und [darnach, sieben Wochen später, sollst du halten] das Fest der [Wochen oder] der ersten Ernte der Früchte, die du aus dem Felde gesciet hast [das Fest der Erstlings-Ernte, an welchem du die ersten, aus dem neuen Getreide gebackenen Weizenbrode zu opfern haft Kap. 34, 22]. Und [endlich] das Fest der Einsammluug [der nun völlig beendigten Ernte] im Ausgang des [mit der Herbst- bestellung beginnenden ökonomischen] Jahrs [vgl. Anm. zu Kap. 12, 2], wenn du deine Arbeit [den Ertrag deiner Arbeit] eingesammelt hast [gleichwie] Vom Felde [fo auch aus den Gärten und Oel- und Weinbergem also im Monat Tisri, und zwar vom 15.———21. des Monats]. Das Nähere über diese drei Hauptfeste s. Z. M. 23. 17. Dreimal im Jahr [wenn du die eben ge- nannten drei hohen Feste hältst] sollen sin Person und mit ihren Opfergaben] erscheinen Vor dem HERRW dem Herrscher [obersten Lehnsherrn des LandesL alle deine Mannsbilde [die das 20. Le- bensjahr erreicht haben und nicht krank oder ge- brechlich sind, um ihm an der Stätte, wo er fei- nen Thron in Israel aufschlagen wird, im Namen des ganzen Volkes von Neuem als König zu hul- digen und sich von ihm segnen zu lassen 4. M. e, 22 f.]. 18. Du sollst [aber, um des Segens, den ich dir an meinen Festen zugedacht habe, wirklich theilhaftig zu werden, sie in der rechten Weise feiern, genau meinen Geboten entsprechend, und also, was zunächst das Passahfest betrifft] das Blut meines Ovfers nicht neben dem Sauerteig opfern [das Blut des Passahlammes als des wich- tigsten und vornehmsten, zu eurer Versöhnung mit mir gereichenden Opfers —— vgl. Anm. zu Kap. 12, 7 — nicht eher vergießen, als bis aller Sauerteig aus den Häusern hinweggeschafft ist Kap. 12, 20 Anm.j, und das Fette von meinem Fest [das Beste des ganzen Festes, das zur Opfer- Mahlzeit bestimmte Fleisch des Osterlammes] soll nicht bleiben bis auf morgen lsondern noch in derselbigen Nacht verzehrt und das Uebrige mit Feuer verbrannt werden Kap. 12, 10 u. 34, 25]. 246 L. Mose 23, 19—33. 19. sWas dann ferner das Fest der Wochen oder Pfingsten betrifft, so sollst du nicht schlecht- weg das Erste Beste, was auf deinem Felde ge- wachsen ist, zu den Webebroden 3. M. 23, 17 verwenden 1. M. 4, 3 f.] Das Erstling [viel- mehr oder das VorzügIichsteJ Von der ersten Frucht auf deinem Felde sollst du bringen in das Haus des HERR, deines Gottes. Und sendlich das Fest der Einsammlung anlangend] sollst [du] das Böcllein nicht kochen, dieweil es an seiner Mutter Milch ist snach anderer Uebersetzung nicht kochen das Böckleinin seiner Mutter Milch] Die letzten Worte des Verses, die auch in Kap. 34, 26 und Z. M. 14, 21 sich finden, haben den Auslegern sehr viel zu schaffen gemacht, so daß Augustinus Fquaesu in Ema. 34, 26) geradezu an einer völlig befriedigen- den Erklärung derselben verzweifelt. Folgendes find die drei hauptsächlichsten Erklärungsversuchn l) Nach Luthers Uebersetzung würde hiermit verboten, ein Zie- genböcklein, das noch nicht über sieben Tage alt ist, zu schlachten und zu kochen oder zu braten (vgl. Kap. 22, 30; S. M. 22, 27). Man muß also, wenn man bei dieser Uebersetzung bleibt, das Verbot auf die genannte Zeit beschränken, denn Milchlämmer überhaupt zu opfern und zu genießen war keineswegs verboten (1. Sam. 7, 9); dem Zusammenhange nach ist das Verbot aber dann nicht auf das dritte, sondern auf das erste der in Rede stehenden Feste zu beziehen, so daß zu den Passahlämmern mindestens acht Tage alte Böcklein sollen genommen werden. 2) Andere übersetzen, wie oben angemerkt: »Du sollst das Böcklein nicht in der Milch seiner Mut- ter kochen«, und glauben, daß bei dem Verbot gar nicht mehr von der Festfeier die Rede sei, sondern von der Zubereitung der Fleischspeisen im gewöhnlichen, alltäg- lichen Leben. Ziegenböcklein nämlich waren eine be- fonders beliebte Speise (1. M. 27, S. 14; Richt. 6, 195 13, 15; 1. Sam. 16, 20); noch schmackhafter suchte man sie durch Ko en in Milch, namentlich in saurer Milch zu machen· ies wurde nun zwar den Jsraeliten nicht überhaupt verboten, wohl aber wurde ihnen untersagt, das Kochen eines Böckleins in der Milch seiner Mutter, weil das eine, das von Gott geordnete Verhältnis; zwi- fchen dem Alten und dem Jungen mißachtende Ver- kehrung der göttlichen Weltordnung sei (,,das Böckchen in derselben Milch kochen, in der es sein Leben haben sollte, hieße Gottes Ordnung geradezu umkehren«: Schultzk das Verbot stünde also auf gleicher Linie mit solchen Vorfchriften wie Z. M. 22, 283 5. M· 22, 6 f., welche ebenfalls auf zarte Schonung gegen die Natur der Thierwelt hinauslaufen. Z) Eine dritte Auslegung, der wir uns angeschlossen haben, übersetzt die Worte ebenso, wie bei Nr. 2, bezieht aber das Verbot auf einen bei den Heiden häufig vorgekommenen abergläubischen Gebrauch, nach Abschluß der Ernte ein Ziegenböcklein in der Milch seiner Mutter zu kochen und mit dieser Milch Bäume, Weinstöcke, Felder u. f. w. zu besprengem indem man derselben einen zauberischen Einfluß auf größere Fruchtbarkeit der damit besprengten Bäume u. s. w. zuschrieb. Schon Maimonides, ein berühmter jtidischer Theolog und Gesetzesausleger (geb.1139 zu Cordova, gest. 1209 zu Kairo), und nach ihm Ab ar- banel (gest· 1508) haben auf diese Auslegung hinge- wiesen; darnach würde Jsrael verboten, ihr Fest der Einsammlung nicht durch heidnischen Aberglauben zu entweihen und mit derlei Gebräuchen zu befleckem son- dern es in der von Gott befohlenen Weise zu halten, so würde auch Gottes Segen nicht ausbleiben. VIII« II. 20—33. War( der DIE« hierauf seinem Volke in dem mit ihm zu schliesienden Bunde 1l. dar- bietet (s. Eint. zu Inn. 20, 22 ff.), ist a« sicheres Geleit bis zur Grenze des gelobten stande- dursh den in der Momen- und Zkeuersäule vor ihm herziehenden Engel M. 20—22); b. mächtiger Beistand zur Zugrottung der blananitey damit Israel Zieht; von ihrem Lande nehmen und im Genus; reichen göttlittjen Segen-i darin wohnen tkiinne G. 23——28); c. all- miilige Erweiterung der Grenzen des Landes bis zu demjenigen Umfang» der sthon dem Ilbraham in Iugsictjt gestellt worden Of. 23—33). 20. Siehe, ich fende einen Engel [denselben, durch den ich dich aus Egypten geführt und bis hierher gebracht habe Katz. 14, 19; 4. M. 20, 16, nicht einen von den erschaffenen Engeln, son- dern denZ der der Glanz meiner Herrlichkeit und das Ebenbild meines Wesens ist Hebr. 1, Z» mei- nen Erzgesandten und Groszboten, in dem ich schon den Vätern erschienen bin, vgl. Kap. Z, 2., in der Wolken- und Feuersäule] vor dir her, der dich lauch ferner] behüte auf dem Wege [den du ziehest] und bringe dich an den Ort, den ich kfür dich zur Wohnung] bereitet habe [nach Canaan]. 21. Darum sdamit du wirklich dahin gelan- gest und nicht auf dem Wege von mir selber müssest aufgerieben werden] hüte dich vor seinem Angesicht sdas dir allezeit zugekehrt ist, so das; er alle deine Werke sieht und alle deine Worte hört, auch die Gedanken deines Herzens von ferne ver- steht], und gehorche feiner Stimme kindem du willig die Wege gehst, die er dich führt, und treu- lich das thust, was er dich heißt] und erbittere ihn nicht sdurch Unglauben und ungehorsam, wie du bisher schon mehrmals gethan Kap. 14, 11 f.; 15, 24; 16, 2 ff.; 17, 2 ff.]; denn er wird cauf die Länge] euer Uebertreten nicht vergeben [sondern bei beharrlichem Widerstreben seinem Zorn und Gericht euch preisgeben], und sdas ist so gut, als wäret ihr meinem eigenen Gericht preisgegeben, denn] mein Name ist in ihm [die ganze Fülle meines göttlichen Wesens wohnt in ihm, er ist Eines Wesens mit mir, wenn auch eine zweite Person neben mir]. 22. Wirst du aber feine Stimme hören, nnd thun alles, was ich sdurch feinen Mund] dir sagen werde; so will ich deiner Feinde Feind, und deiner Widerwärtigen Widerwcirtiger sein [gleich als hätten sie mich selbst geängstigt und angefeindet 1. M. 12, 3; Jes. es, 8. 9]. 23. Wenn nun mein Engel [so, wie ich’s dir eben V. 20 zugesagt habe] vor dir hergeheh Und dich [durch seine Leitung und Durchhilfej bringet an die [bis herein in das Land der] Amoritey Hethitey Pheresitey Cananitey Heviter und Jedo- siter [Kap. s, 8], und ich sie vertilge [und euch ihr Land zu besitzen gebe]; 24. So sollst du ihre Götter nicht anbeten, nochihnen dienen [denn ich habe dir in Kap. 20, 3 geboten, keine anderen Götter neben mir zu haben], Was der HErr seinem Volke in dem mit ihm zu schließenden Bunde gewähren will. nnd nicht thun, wie fte thun [auch keine neuen Götzenbilder an die Stelle ihrer alten aufrichten, was ebenfalls meinem Gebot zuwider sein würde Kap. 20, 4]; sondern du sollst ihre Gdszen um- reißen nnd [sammt den Säulen, darauf sie stehen] zerbrechen. 25. Aber dem HERRm eurem Gott, sollt ihr dienen: so wird er dein Brod und dein Wasser segnen [mit reichlicher Nahrung in dem Lande deines Erbtheils dich versorgen]; und ich will alle Krankheit [und Seuche, wie sie andere Länder, z. B. Egypten und Eanaan, um der Abgötterei ihrer Einwohner willen trifft Kap. 15, 26, vgl. s. M. 26, 16. 25 ff.; 5. M. 7, 15; 28, 20 ff.] von dir wenden. . 26. Und soll [unter Menschen und Vieh] nichts Untrcichtiges sdas zu früh] noch Uufrucht- dates ldss g« nicht gebiert] sein in deinem Lande [5. M. 7, 13 f.], und ich will dich lassen alt werden [daß du die Zahl deiner Tage erfüllst und nicht mit den Gottlosen vor der Zeit hin- weggerafft werdeft Hiob 14, 5; Pf. 55, 24]. 27. Ich will [unter der Voraussetzung, daß du der. Stimme des Engels gehorchst, und um mich als deiner Feinde Feind zu beweisen V. 22] mein Schrecken seinen durch allerlei Großthaten, die ich an dir und für dich thue, bewirkenden Schrecken] vor dir hersenden, und alles Volk verzagt machen, dahin du kommst [Jos. 2, 9; 9, 24]; und will dir geben alle deine Feinde in die Flucht sdaß die, die es dennoch wagen, sich dir zu widersetzety den Rücken müssen wenden Jos Kap. 8. 10 u. 11]. 28. Ich will [wenn du sie nun geschlagen hast, und sie sich in Klüfte und Felslöcher ver- borgen haben] Hornissen vor dir hersenden, die [ihnen auch da keine Ruhe lassen, sondern sich in Schaaren auf die Verwundeten und Flüchtigen werfen· und so] vor dir her· ansjagen die Hevitey Cananiter und» Hethiter sbrs daß niemand mehr von ihnen übrig ist im Lande b. M. 7, 20]. Die meisten Ausleger verstehen nach Augustin? Vorgange diese Zusage von Hornissem die den Kindern Jsrael bei der Vertreibung der Cananiter vorausgehen sollen, uneigentlich oder bildlich von dem Stachel der Furcht, der auf den Schrecken folgen und sie vollends ausreiben werde; sie berufen sich darauf, daß im Buch Josua nicht nur nichts von der Bewältigung der Cana- niter durch dergleichen Thiere berichtet, sondern auch Jus. 24, 12 unsere Stelle ausdrücklich auf einen Fall angewendet sei, bei dem Hornissen im eigentlichen Sinne nach der Erzählung (4. M. 21, 21 sf.) gar nicht wirk- sam gewesen wären. Jndessen hat Bochart in seinem schon erwähnten Buche Hierozoicon darauf aufmerksam gemacht, daß nicht selten Frösche, Schlangen, Mäuse u. dgl. ganze Völkerschasten vertrieben haben, und aus dem Aelian War. hist. 11, 28) die Nachricht beigebracht, daß die Phaselitey ein allem Anschein nach cananitisches Volk, wirklich von Wespen aus ihren Wohnsitzen ver- trieben worden seien. Wir können also recht wohl bei dem eigentlichen Sinne der Worte stehen bleiben; in- wiefern aber da eine Mitwirkung dieser Thiere gemeint 247 sei, obwohl im Buche Josua nichts Näheres davon be- richtet wird, haben wir oben bei der Erklärung ange- deutet. Vgl. Weish 12, 8 ff. 29. Jch will sie [aber] nicht auf Ein Jahr snicht alle auf einmal] ausstoßen vor dir, aus daß nicht das Land sdas zu besetzen und anzubauen für dich allein noch zu groß und umfangreich ist] wuste werde, und sich wilde Thiere wider dich meh- ren [und Menschen und Vieh gefährden Z. M. 26, 22z Hes. 14, 15 vgl. L. Kön. 17, 25 f.]. Die Vorsorge ist nicht zu ängstlich. Palästina hatte selbst bei dichterer Bevölkerung seine Raubthiere, wie Löwen und Bären« (1. Sam. 17, 34), und konnte, wenn Entvölkerung eintrat, wie die Geschichte der nach der Wegfiihrung der 10 Stämme in Ephraim Eingeführten beweist (2- Kön. 17, 25 f.), leicht zu sehr davon heim- gesucht werden. 30. Einzeln nach einander will ich sie [die nach der Einnahme des Landes im Großen und Ganzen noch übrig bleiben] vor dir her ausstoßen, bis daß du wachsest nnd das Land besitzest ssoweit an Zahl undMenschenmenge herangewachsen bist, um nun allem das Land auszufüllen] Hiernach handelte Josua ganz dem Willen und der Vorherbestimmung Gottes gemäß, als er hernachmals das Land nur im Großen und Ganzen eroberte und noch manche cananitische Volksftämme übrig ließ; diese allmälig und je nach Bedürfnis; zu vertreiben war die Aufgabe der nachfolgenden Zeit, aber die Kinder Israel unterließen das und sündigten wider das ausdrückliche Verbot (V. 32 f.), daher die immer wiederkehrende Noth im Zeitalter der Richter. — ,,Das ist auch mit eine Urfache, warum Gott noch die Gottlofen auf Erden duldet; denn wenn er sie alle vertilgte, so würde das meiste Theil der Erde wüste und anstatt der Menschen wilde Thiere darauf wohnen, die den Frommen Schaden thäten. Nun aber läßt Gott beide, Gute und Böse, bleiben und erweiset seine Macht und Ehre, das; er gleichsam so eine Hand voll Guter unter einer solchen Welt voll Böser erhält. (Starke.) 31. Und will kais] deine Grenze sehen [im Westen] das Schilfmeer [Kap. 14, 21 Anm.], und das Philistermeer [das große oder mittelländische Meer, an dessen Südoftküste die Philister wohnen] und [im Osten] die lgroße arabische] Wnste bis an das Wasset [den Euphrat, vgl. 1. M. 15, 18; 4. M. 32, 2 ff.]. Denn ich will dir in deine Hand geben die sjetzt zwischen diesen Grenzen an- sässigenJ Einwohner des Landes [die 6——7 cann- nitischen Völkerschaften], daß dn ste sollst [nach einander] ausstoßen vor dir her fund keine der- selben im Lande übrig lassen 4. M. 33, 51 ff.]. 32. Du sollst mit ihnen, oder mit ihren Göt- tern, keinen Bund machen sdaß du sie wolltest dul- den und unter dir wohnen lassen Kuh. 34, 12 ff.;; 5. M. 7, 2 ff.]; 33. Sondern laß sie nicht wohnen in deinem Lande, daß sie dich [mit ihrer Abgöttereij nicht verfuhren wider mich [dich mir abwendig zu machen]. Denn wo du ihren Göttern dienen, wird dirs zum Aecgerniß gerathen sdasz meine Strafgerichte über dich hereinbrechen müssen Richn 2, 10 ff.]. 248 2. Mose Das 24. Kapitel. Mose steiget, nach geeflatigung des Bunde-» wieder auf den Berg Hinab I« V. 1-—11. hlach einer weiteren, ihn selbst betreffen- den Weisung, die er zum Sshluh der bisherigen Ver- ordnung oom Zjlortn empfängt, steigt Zllose wieder vom Berge, theilt dem zlollie Gottes Forderungen und seine itlerheissuiigen mit und schreibt nun beide, als Israel sitt) zur glnnahme derselben bereit erklärt, in ein Buch. Im Ynorgeu des darauf folgenden Tages vollzieht er dann in seiner Gigenschaft als Znittler das Iundesopfer und die Zltundesweihez hierauf be- steigt er mit Iaron und dessen beiden Söhnen sowie den 70 Ieltesten den Berg, schauet dort mit ihnen den djbtrrm und seiert mit ihnen kur Bewährung der er- langten Iiundesgemeinschast das BundesmahL 1. Und zu Mose sihn selbst anlangend, wäh- rend das Bisherige von Kap. 20, 22 — 23, 33 die Kinder Israel anging] sprach er: Steig [wenn du meine Aufträge an das Volk ausgerichtet und dessen Antwort empfangen hast, wieder] herauf « [auf den Berg] zum HERRO [nämlich] du und [dein Bruder] Aaron [Kap.19, 24 und mit diesem seine beiden ältesten Söhne Kap. G, 23], Nadab und Abihty und [als Vertreter des Volkes] die siebenzig Aeliestrn Israel sdie vornehmsten aus der Gesammtheit der Volksoberem d. h. die Stammes- und Geschlechtshäupter mit Ausschluß der Fami- lienhäupter Katze. Z, 16, vgl. 1. M. 46, 27 Anm.]; und [wenn ihr bis auf den Rücken des Berges herausgekommen seid, so] betet an von ferne. 2. Aber Mose allein nahe sich knach gesche- hener Anbetung] zum HERRU [trete vollends bis auf die Spitze des Bergs in die unmittelbare Nähe des HErrn herauf Kap. 20, 21], und laß jene sich nicht herzu nahen ssondern auf ihrem Standorte verharren]; und das Volk komme auch nicht mit ihm herauf [bleibe vielmehr unten am« Berge außerhalb des Geheges Kap. 19, 12 f. 24 f.]. Nachdem der HErr die bisherige Ordnung des Priesterthums dadurch aufgehoben hat, daß er in Kap. 19, 24 die Priester dem Volke ganz gleichstellte und ihnen ebenfalls untersagte, an den Berg auch nur her- anzutreten, geschweige ihn zu besteigen, bereitet er jetzt die neue Ordnung, die er in Absicht hat, das Aaronitische Priefterthum vor, indem Mose den Aaron und seine beiden Söhne mit sich herausnehmen soll; in Kap. 28, 1 ff. folgt dann die förmliche Einsetzung und 4. M. 17 die feierliche Bestätigung dieses Priesterthums « s. Mose [vom HErrn nun wieder entlassen Kap. 20, 21] kam [vom Berge herab], und erzäh- lete dem Voll alle Worte des HERRn swas er in dem mit Israel zu schließenden Bunde ihm darbieteKap.23, 20—33], und alle Rechte swas er von ihm fordere und ihm auferlege Kap. 20, 22»——23. 19]. Da antwortete alles Voll mit Einer Stimme, und sprachen: Alle Worte, die der HERR gesagt hat ,· toollen wir thun sseme Verheißungen nehmen wir im Glauben an und seinen Verord- nungen wollen wir im Gehorsam nachkommens 24, 1——12. 4. Da schrieb Mose alle Worte des HERRn saußer den Worten Kap. 20, 22—23, 33 wohl auch die zehn Gebote Kap. 20, 2——17, schrieb sie noch im Laufe des Tages in ein Buch, das die Urkunde des durch die eben ausgesprochene Er- klärung Jsraels vollzogenen Bundes bilden sollte], und machte sich des sanderns Morgens sruhe saus- seinem Zelte, wo er das Aufschreiben besorgt hatte] auf, und bauete saus Erde und unbehauenen Steinen Kap. 20, 24 f.] einen Altar unten am Berge sals Stätte der Gegenwart des HErrn unter seinem Volke] mit zwölf [rings um den Altar her errich- teten] Saaten, nach den zwölf Stammen Israel [als Maalzeichen des bei dem heute zu bestätigenden Bunde um den HErrn her versammelten Volkes]; Z. Und [nachdem er das Volk abermals aus dem Lager Gott entgegengeführt hatte Kap.19, 171 sandte see] hin Junglinge aus den Kindern Israel [um zunächst die bei dem jetzt folgenden Opfer benöthigten Stiere herbeizuholens daß sie [darnach] Brandes-set darauf [auf dem Altar] opferten, und Dankopfer dem HERRn von Farren svon den her- beigeholten jungen Stier-en] Die Jünglinge repräsentiren das opferbringende Volk in seiner dermaligen Jugendlichkeih als ein Volk, das wie ein Jüngling seine Laufbahn zu beginnen bereit ist. (Kurtz.) glndere jedoch fassen diese Jünglinge blos als Diener und Gehilfen Mosis, der als Mittler des Bundes selbst das Opfer darbringt, auf; er habe sich dazu kräftige, rüstige Leute, wieviel er ihrer zu der ganzen Menge der herbeizuschaffenden und zu schlachteni den Thiere bedurfte, genommen. Brandopfer und Dankopfer waren bisher die noch allein üblichen Opferarten; besondere Sühn- oder Sündopfer hat Gott erst später (3. M. Kap. 4) als eine neue Gattung hin- zugethan. Beide Opferarten haben daher zunächst die Bedeutung einer Sühne: soll Jsrael in ein Bundes- verhältniß mit dem HErrn eintreten, so muß zuvor seine Sünde getilgt werden, und dies geschieht, indem statt des schuldigen Lebens des sündigen Volks das unschuldige Leben der Opserthiere in den Tod gegeben wird. Dar- nach aber gehen beide Arten in ihrer Bedeutung aus- einander: in den Brandopferm deren Fleisch ganz auf dem Altar in Feuer ausging, weihete sich das Volk mit allen seinen Gliedern und Kräften zu einem völligen, ungetheilten Eigenthum des HErrm in den Dank- opfern dagegen, von denen nur die Fettstücke auf den Altar kamen, das Fleisch aber zu der Opfermahlzeit (V. 11) verwendet wurde, sollte das in den Aeltesten vertretene Jsrael seiner Gemeinschaft mit dem HErrn auf sinnlich äußerliche Weise sich bewußt und ihrer im innersten Herzen froh werden. · is. Und Mose nahm die Halfte des svon ihm, dem fungirenden Priester, in Gefäßen aufgefangenen] Bluts [der sämmtlichem von den Jünglingen ge- schlachteten Farren] und thaks [diese eine Hälfte des Bluts] in ein smehrere besondere] Becken; die andere Halfte sprengte er auf den Altar [um so das zur Sühne der Sünden des Volks be- stimmte Blut an den HErrn hinzugeben, damit er die Sühne annehme, die Sünden des Volks nach seiner Gnade zudecke und nun mit dem entsündig- ten Volke in die Bundesgemeinschaft eintrete]. 7. Und nahm das Buch des Bandes [V.4], Bundesopfer und Bundesweihe. Mose, Aaron und die 70 Aeltesten schauen den HErm 249 und las es vor ·den·Ohren des Volks. Und da sie [abermals, glecchwie schon gestern V. 3, zu dem, was ihnen hier befohlen und was ihnen ange- boten wurde] sprachen: Alles, was der HERR ge- sagt hat, wollen wir thun und gehorchenz 8. Da nahm Mose das fzur einen Hälfte in den Becken V. 6 aufbewahrte] Blut und sprengie das Volk [durch die Reihen desselben hindurchgehend] damit [um es auf diese Weise zu weihen und in die Bundesgemeinschaft mit Gott aufzunehmen], nnd sprachx Sehet, das ist Ida-z] Blut des Bun- des, den der HERR [so eben] mit euch machte, uber allen diesen Worten [auf der Grundlage aller der Worte, die ich vorhin aus dem Bundesbuche euch vorgelesen habe und zu denen ihr nochmals euch bekannt habt V. 8]. In der Theilung des gesammten Opferbluts in zwei Hälften (V. S) liegt allerdings zunächst eine Beziehung darauf, daß hier zwei Parteien zu einer Bundesgemeim schaft sich vereinigen; gleichwohl sind bei der doppelten, sich daran anschlieszenden Handlung beide Hälften als ein zusammengehöriges Blut zu betrachten. Sowohl bei der Besprengung des Altars als bei der Bespren- gung des Volks ist es eigentlich das ganze Blut, was beide Male gesprengt wird; dasselbe Blut, das auf dem Altar des Volkes Sünde gesühnet hat, soll mit der Gotteskraft, die es dort erlangt, nun auch das Volk zur Bundesgemeinschaft mit Gott weihen und einigen. »Hätte die Idee, um die es sich hier handelt, zur vollen Darstellung gebracht werden sollen und können, so hätte das ganze Blut erst auf den Altar und dann mit der Heilskraft angethan, die Gottes Gnadengegenwart ihm verliehen, wieder hinweggenommen und dem Volke applieirt (angeeignet) werden müssen. (Kurtz.) Die Jdee aber, um die es sich handelt, ist diese: »Jn dem an den Altar gesprengten Blute wird das natürliche Leben des Volkes als ein durch den Tod hindurchge- gangenes an Gott hingegeben und von seiner Gnade durchgeistet, und durch das Sprengen an das Volk als ein durch die göttliche Gnade erneutes Leben dem Volke wiedergegeben. Auf diese Weise wird das Blut nicht blos zum Bindemittel zwischen Jehova und seinem Volke, sondern als Bundesblut auch zu einer, Jsrael mit seinem Gotte einigenden göttlichen Lebenskraft, und die Be- sprengung des Volkes mit diesem Blute wird zu einem Akte der Lebenserneuerung zu einer Versetzung Jsraels in das Reich Gottes, in welchem es mit Kräften des göttlichen Gnadengeistes erfüllt und zu einem König- thume von Priestern, zu einem heiligen Volke Jehovas (Kap. 19, S) geheiligt wird. (Keil.) — Wenn die Dar- stellung unserer Geschichte in Hebt. s, 19—21 in meh- reren Punkten von der hier vorliegenden abweicht, so kommt dies daher, weil der Apostel dort zu der Bun- desweihe des Volkes an unserer Stelle auch noch die Priester: und Levitenweihe (3. M. Kp. 8 u. 4. M. Kp. 9) hinzunimmtz in allen drei Weiheakten zeigt es sich ja, daß auch der alte Bund nicht ohne Blut hat vollzo en werden können, und das eben ist es, was der Apostel bewahrheiten will. 9. Da [nach so vollzogener Bundesweihe des Volks] stiegen Mose und Anton, Nadab und Abihu, und die siebenzig Aeltesten Israel sdem Befehle Gottes V. 1 gemäß] hinauf [auf den Rücken des Berges, um als die Blüthe des Volkes in dessen Namen der wirklichen, durch den Bund neu her- gestellten Gemeinschaft inne zu werden]; 10. Und sahen svon ihrem Standort aus inmitten der die Spitze des Berges einhüllenden Wolke] den Gott Israel [den Gott, der durch den geschlossenen Bund zu Jsraels Gott geworden war, in einer licht: und glanzumflossenen Gestalt, die jedoch mit menschlichen Worten sich nicht näher beschreiben läßt 4. M. 12, 8; Jes 6, I; Hes 1, 26]. Unter seinen Füßen war es wie schöner Saphir [befand sich ein Etwas, das aussah lvie ein aus lauter himmelblauen Edelsteinen gemachter Fuß- boden Jes.54,11], and wie die Gestalt des Him- mels, wenn es tlar ist [und dieses Etwas war so rein und klar wie der Stoff, aus dem der Himmel gebildet ist]. Ueberwältigt von dem Eindruck, das; der·Gott Jsraels über dem Himmel in überweltlicher Herrlichkeit und ungetrübter Seligkeit throne, und selbst von einem Vorschmack dieser Seligkeit, zu deren Mitgenuß er sein Volk führen werde, ergriffen, beteten sie denn an von ferne (V. 1). 11. Und er [der gnädige barmherzige HErr, der nur den Sündern ein verzehrend Feuer ist, die aber, die mit ihm versöhnt und durch ihn geheiligt sind, seine Herrlichkeit und seine Selig- keit genießen läßt] ließ seine Hand nicht über die- selben Obersten in Jsrael kMose und Aaron, Na- dab und Abihu, und die siebenzig Aeltesten, das; er sie angetastet und vernichtet hätte, sondern ge- währte ihnen eine Zeit lang das, was sie jetzt mit Entzücken sehen, fühlen und empfinden durften]. Und da sie Gott geschauet [und so eine Erfahrung davon bekommen] hatten [wie selig es werde im Himmel sein], aßen und tranken sie lhielten sie von den mitgebrachten Fleischstücken der Dankopfer und dem mitgebrachten Wein die Opfermahlzeiy sich damit in äußerlich sinnlicher Weise an den herrlichen und seligen Gütern des Reiches Gottes, das in Jsrael nun aufgerichtet war, zu erlaben]. II— U. 12—18. Zitt- Zllose nach Beendigung des Bundes- mahlg mit seinen Zltegleitern zum xtager zurückgekehrt ist, wird er bald darauf von dleuem auf den Berg be- schieden zur Jibholung der Gesetzegtafelm die der Zljakrr ihm übergeben will. Er läßt die Zieltesten im Lager« Harima, überträgt fiir die Zeit seiner Zbwefenheit die Leitung der Gemeinde dem Jlaron und Dur, und be- steigt nun mit seinem Iliener Josua den Berg. Zins diesem ruht die Zjerrliajlieit deg Zkbirrn und bedenkt ihn mit einer Wolke 6 Gage lang; dann aber wird Ztlose nostj näher kam YGrrn in das Dunkel der wollte hineingeritten und verweilt dort 40 Troge und 40 Meine. 12. Und der HERR sprach zu Mose »Dek- muthlich mit lauter, Allen vernehmbarer Stimme vom Berge herab]: Komm heraus zu mir auf den Berg, und bleibe daselbst sbis ich mit dir ausge- redet habe Kap. 31, 18], daß ich [darnach] dir gebe steinerne Tafeln, und [auf denselben] Gesetze und Gebote [das Gesetz der 10 Gebote Kp. 20, 2 ff.], die ich [nachdem ich sie zur ganzen Gemeine der Kinder Israel geredet, nun auch mit meinem 250 2. Mvfe 24, 13——-18. 25, 1—16. Finger] geschrieben habe, die du sie sals das Grund- gesetz des mitihnen geschlossenen Bandes] lehren follfL · 13·. Da machte sich Mose auf, und smit ihm] sein Diener Josua [Kap. 17, 9], und stieg sschickte sich an zu steigen] auf den Berg Gottes. 14. Und sprach [indem er das Lager verließ] zu den Aeltesten: Bleibet hie, bis wir wieder zu euch kommen. Siehe, Aaron und Hur [Kap. 17, 10] sind bei euch; hat jemand [vom Volk] eine Sache [Streitigkeit, die ihr nicht selbst zu entscheiden wagt Kp« 18, 21 ff.]. der komme vor dieselben. 15. Da nun Mose [in Josuas Begleitung] auf den Berg [den Bergesrückem s. Kap. 19, 2 Anm. u. V. Z] kam, bedeckte eine Wolke den Berg. 16. Und die Herrlichkeit des HERRU kdie fchon früher einmal in einer Wolke erfchienen war Kap. 16, 10] wohnete auf dem Berg Sinai [hatte auf der höchften Spitze desselben sich niedergelassen] und deckte ihn mit der Wolke sechs Tage kwährend welcher Zeit dann Mose mit seinem Begleiter in ehrerbietiger Ferne stehen blieb und auf die zu empfangenden Ofsenbarungen sich innerlich vor- bereitete]; und [fie, diese Herrlichkeih in welcher der HErr selbst gegenwärtig war] rief Mose am siebenten Tage aus der Wolke. 17. Und das Ansehen der Herrlichkeit des HERRn war wie ein verzehrend Feuer, auf der Spitze des Berges, vor den Kindern Israel. Die Kinder Israel, welche vom Lager aus den Berg vor sich erblickten, sahen dessen Spitze in hellem Feuer brennen, als sollte sie davon verzehret werden; denn jetzt, wo es sich um weitere Maßnahmen Gottes in Beziehung auf sein Gesetz handelte, kam es darauf an, daß das Volk recht von dem Gedanken ergriffen würde: »der HErr, dein Gott, ist ein verzehrend Feuer und ein eifriger Gott« (5. M. 4, 24), damit es sich filrchten lernte vor seinem Zorn und nicht wider seine Gebote thäte. Vgl. Kapz 19, 16 ff. 18. Und Muse ging [den Josua hinter sich auf dem Berges-rücken V. 15 zurücklassend] mitten in die Wolke, und stieg spollends hinauf] auf den Berg; nnd blieb auf dem Berge vierzig Tage nnd vierzig Nachle [ohne während dieser Zeit irgend welche Nahrung zu sich zu nehmen 5. Mos 9, 18; vgl. die Anm. zu Matth 4, 2]. Die Zahl vierzig ist jedenfalls symbolisch, da sie nicht nur bei dem zweiten längeren Weilen Mosis auf dem Sinai sich wiederholt (Kap. 34, 28), sondern auch in den 40 Tagen des Wanderns Eliä zum Berge Got- tes Horeb in rast der durch den Engel empfangenen Speise (1. Kön. 19, 8) und in dem Fasten Jesu bei seiner Versuchung (Matth. 4, 2) wiederkehrt, ja selbst in den 40 Jahren der Wanderung Jsraels in der Wüste bedeutsam erscheint (5. M. 8, 2). Jn allen diesen Fällen bezeichnet diese Zahl eine Zeit der Glaubensprüfung und Versuchung nicht minder als der Glaubensstärkung durch wunderbare göttliche Hilfe. (Keil.) Hes.4, 15 Anm. Das 25. Kapitel. Jreiwitkige Opfer zur Hilft-hätte. I- n.1—9. eine ver share dem Ins-se die Gesetzes- taseln über-giebt, verhandelt er augslihrliai mit ihm über die Crriajtung eines Jjeiligthumz darin er alt Pundeggott unter Israel wohnen will und das in seinem wichtigsten Reltandtheih in der Bundeslade, die Geselkegtasekn in sitt) aufnehmen soll. Zlnd zwar· werden dem Zllose zuuiikljst die Stoffe, daraus das Heilig- thum gearbeitet werden soll, namhaft gemacht; darnaih wird ihm ein ålorliild oder Znodell des Ganzen und seiner einzelnen Theile gezeigt im Gesicht. 1. Und der HERR redete mit Mose sals er nun die 40 Tage bei ihm war auf dem Berge], und sprach: · » · 2. Sage den Kindern Israel, daß sie mir [von ihren in Ggypten erworbenen Gütern, die ja durch das, was die Egypter Kap. 12, 35 f. ihnen freiwillig dargereicht haben, so bedeutend vermehrt worden find] ein Hebopfer [einen Abhub oder von der ganzen Masse für mich abgesonder- ten Theil als Weihegeschenks geben; und nehmet dasselbe von jedermann, der es lvilliglich giebt. Solche Abhube oder Abgaben vom Ganzen für den HErrn und seinen Dienst pflegten wohl auch zur sinnbildlichen Bezeichnung, daß sie eben dem HGrrn als Weihegeschenk dargebracht würden, und zum Ausdruck der Bitte, daß der HErr sie sich möge wohlgefallen lassen, bei der Darbringung gen Himmel gehoben zu werden (Elevation). Nach Einigen hängt damit der Name Hebe (Kap. 30, 15) oder Hebopfer zusammen. Ueber den verwandten Begriff Webe oder Webopfer f. Anm. zu Kapsp 29, 24. · Z. Das ist aber das Hebopfer, das ihr von ihnen nehmen sollt: II. An Metallenxj Gold, Silber, Erz [Kupfer]; » 4. [I1. An Zeugen:] Gele Seide, Schar- laben»- Rvsinroth swollenes oder baumwollenes, in schwarzblauem, dunkelrothem und scharlach- oder karmefinrothem Purpur gefärbtes Garn], weiße Seide lMusselin aus der feinsten, weißen Baum- wolle von seidenartigem Glanzesl Ziegenhaar laus dem langen, seidenartigen Haar angorischer Ziegen gesponnenes Garn]; «) Eigentliche Seide aus dem Gespinnst der Seiden- raupe verfertigt kommt erst im Zeitalter der Ptolemäer in Egypten vor und wurde da fast dem Golde gleich geschätzn was Luther im A. T. so übersetzt (hebr. sahest-to, ist vielmehr dieselbe köstliche Leinwand, von der auch in Luk. 16, 19 die Rede — der Byssus —, und wird darunter sowohl Baumwolle als auch das an Zartheit der Baumwolle gleichkommende feinste Linnen verstanden. Beide Produkte waren in Egypten von vor- züglicher Güte und wurden von den Reichen zu Pracht- kleidern, sowie zu den Gewändern der Priester verwen- det; von Wolle, als thierischem Stoff, durften dagegen die letzteren nicht gemacht werden» » Z. [1II. an Leben] Rothliche Widderfelle srothgefärbte Widderhäute, eine Art Saffian oder Maroquin], Dachsfelle shyacinthfarben zugerichtete Häute des Tachafch oder der Seekuh’«·]; [IV· an Holz:] Zorenholz sHolz der ächten ·Akazie-«-«]; . «) Sie gehort zur Zunft der Delphine, findet sich häufig im rothen Meere, erreicht eine Länge von 8—10 Fuß und wird ähnlich wie der Wallfisch gefangen. «) Es ist dies der einzige Baum jener Gegend, aus welchem Bretter gescknitten werden können. Sie erreicht die Größe eines Nu zbaumes, wächst besonders häufig in Egypten und aus der arabischen Halbinsel und hat Stoffe zur Stiftshütte. Die Bundeslade mit dem Gnadenstuhl. 251 ein ebenso leichtes als dauerhaftes Holz, das weder dem Wurm noch der Fäulniß ausgesetzt ist. S. [Außerdem Dirnen-J Oel zur Lampe [Kp. 27, 2o], Specerei zur Salbe [Kap. so, 22 ff.] und gutem Rauchwerk [Kp. so, 7 ff., 34 ff.], » 7. Onvxsteine [1. M. 2», 12], und eingefaßte km Gold» einzufassendej Steine zum Leibrocl und zum Schildlein [Kap. 28, 6 ff., 15 ff.]. 8. Und sie sollen mir ein Heiligthum machen, daß ich [in demselben beständig] unter ihnen wohne. 9. Wie» ich dir ein Vorbild der Wohnung nnd alles seines [ihres] Geraths zeigen werde, so sollt ihrs machen [Apofig. 7, 44; Hebt. 8, 5]. Weil es mit diesem ganzen Wohnen Gottes unter Jsrael auf einen bestimmten Zweck abgesehen ist —- ein- mal nämlich auf die fichtbure Darstellung des Reiches Gottes, wie es in Israel bereits vorhanden, und dann auf die Vorbedeutung und Vorbereitung des künftig zu verwirklichenden Heilsrathschlusses —, so muß die Art des Wohnens sowohl wie die Veschassenheit der Woh- nung vom HErrn selbst vorgezeichnet werden, damit sie bis ins Einzelne hinein dem beabsichtigten Zwecke ent- spreche. Nun geschah das Zeigen des Vorbildes oder Modells ohne Zweifel durch ein Gesicht, in welchem dem Mose nicht nur das Ganze, sondern auch jeder einzelne Theil vorgeführt wurde; nach diesem Gesicht, das nicht ausdrücklich erwähnt, wohl aber als hier geschehen an- zunehmen ist, erfolgten dann Gottes weitere Auslafsungen, wie sie in Kap. 25, 10—31, 11 uns vorliegen, jedoch nicht in einer einzigen, fortlaufenden Rede, sondern in einzelnen Absätzen, zwischen welchen dem Mose Zeit ge- lassen wurde zur geistigen Versenkung in das Gesagte und zur geistigen Reproduction (Wiederholung) des Ge- schauten. Zum Verständniß des Folgenden nun ist es at, wenn auch wir ein Bild des jedesmal in Rede stehenden Gegenstandes uns vorhalten, was freilich nur ein menschlich entworfenes sein kann und wovon es immerhin ungewiß bleibt, inwieweit es dem von Gott selbst dem Mose gezeigten Modell wirklich entspricht. II. di. 10—22. Es folgen ietzt die Bestimmungen iiber Anfertigung derBundecilade, welihe das Zjeiligthum im Yeiligthum und den eigentlichen Sitz des wohnen-i Gottes; unter seinem silollie bilden soll. 1l·). Machet eine Lade [Kiste] von Hören: [Akazien-] Holz »[Kap. 26, 15 Anna-J: dritlhalb Ellen soll die Lange sein, anderthalb Ellen die Breite, und anderthalb Ellen die Hohe. Die hebräische Glle war dem natürlichen Maß ent- nommen, das der Mensch an seinem Leibe trägt; es ist die Länge vom Ellenbogen bis zur Spitze des Mittel- singers (5. M. B, 11). So messen die Hindus noch heute, jeder kleinere Mann aber weiß, wieviel er an Fingerbreiten seiner Länge noch zufügen muß. Eine solche Elle beträgt nach unserm Maß 18V, rh. Zoll. 11.» Und sollst sie mit feinem-«« Golde· [Gold- blech] uberziehen, inwendig und answendigz nnd mache einen giildenen [aus massivem Gold gear- beiteten] Kranz oben umher. i) Vom gewöhnlichenGolde wird das feine oder reine Gold unterschieden, welches letztere nur soviel nicht- goldenen Zusatz, z. B. Silber, erhalten hat, als eben nöthig ist, um das an sich weiche Metall verarbeiten zu können. Jn der Symbolik ist das Gold wegen seines majestätischem lichtartigen Glanzes ein Sinnbild der Gottheit; ebenso das Silber wegen seiner Reinheit, doch steht es eine Stufe tiefer als das Gold. 12. Und geuß vier giildene Malen, und mache sie an ihre. vier [unten m Füße auslaufende] Ecken, also daß zween Rinken seien auf einer Seite, und zween auf der andern Seite. » » 13. Und mache Stangen von Forenholz nnd uberzeiiih sie mit Golde. ·14. Und stecke sie indiekliinken an der Lade Seiten, daß man sie dabei trage [wenn das Hei- ligthiim fortgeschafft werden foll]. » 15. Und sollen in den Rinken bleiben, und nicht [wie die Stangen am Schaubrodtisch V. 27 f. und am Räucheraltar Kuh. 30, 4 f.] herausgeihan werdet! [die fortwährende Bereitschaft der Lade und mit ihr der ganzen Hütte zur Wanderung dadurch auszudrückens 16. Und sollst in die Lade das Zeugnis [die steinernen Tafeln mit den zehn Geboten, diese ur- kundliche Bezeugung meines Willens an das Volk] legen, das ich dir geben werde [Kap. 31, 18J. Die Bestimmung der Lade war also zunächsh das Gehäus oder Behältniß zu sein flir das Gesetz der bei- den Tafeln. Dies war ja Jsraels Kleinod und kost- barfter Schuh, der eines edlen Schreines bedurfte zu seiner Aufbewahrungx und wegen des Kleinods, das er in fich schloß, war denn der Schrein mit Gold nicht blos auswendig, wie der Schaubrodtisch und der Räuchew altar, sondern auch inwendig tiberzogew Jnsofern nun das Gesetz der beiden Tafeln ein Zeugniß, die Bezeu- gung Gottes an fein Volk war, hieß die Lade Lade des Zeugnisfe s; insofern dasselbe aber zugleich den Bund ausmachte oder die Urkunde des mit Jsrael ge- fchlofsenen Bundes bildete, hieß die Lade auch B undes- lade. Das von der Lade umschlossene Gesetz war ferner das Herz, von welchem alles geistige Leben in Israel, das politische wie das religiöse, ausging; darum wird sie hernach in das Jnnerste des Heiligthums (Kap. W, 33), und damit in das Centrum des rings um die Stiftshtitte sich lagernden Volkes (4- M· Z, Z) gestellt. Ebenso war das Gesetz um des Bandes willen, den der 252 2. Mose 25, 17—33. HErr mit Jsrael geschlossen, der Quell alles Segens und Gedeihens für das Volk; darum war die Lade oben mit einem goldenen Kranze, dem Sinnbilde des Blühens und Gedeihens, geziert. 17. Du sollst auch einen Gnadenstuhl machen von feinem Golde [eine massiv goldene, etwa eine flache Hand dicke Platte, die ihrer äußeren Lage nach der Lade zum Deckel diene V. 21, ihre hö- here, selbstständige Bestimmung aber darin habe, daß an ihr die Sühne der Sünden am jährlichen Versöhnungstage vollzogen werde Z. M. 16, 14 ff.; daher ich auch auf ihr als auf meinem könig- lichen Stuhle thronen und Von da herab dem Volke Gnade erzeigen tvill Z. M. 16, 2; 2. M. 25, 22]: dritthalb Ellen soll seine Länge sein, und anderthalb Ellen seine Breite [also genau so lang und so breit wie die Lade selbst V. 10, damit er diese vollständig decke und fest von dem oben her- um laufenden Kranze V. 11 eingeschlossen werde] 18. Und sollst zween Cherubim sSinnbilder d« höchftengeschöpflichen Wesen] machen von dich- tem Golde [iu getriebener Arbeit aus Gold, also nicht massiv, sondern hohl 4. M. 10, 2], zu beiden Enden des Gnadenstuhls», 19. Daß ein Cherub sei an diesem Ende, der andere an dem andern Ende, und also zween Cherubim seien an des Gnadenstuhles Enden smit dem Gnadenstuhl selbst ein Ganzes bildend und nicht abnehmbar]. ·20. Und die Cherubim sollen ihre Flugel»aus- breiten, oben uber her, daß sie mit ihren Flugeln den Gnadenstuhl [wie mit einem Schirm] bedecken, und eines jeglichen Antlitz gegen dem andern sihm zugekehrt] siehe, Und ihre [einander so zugewand- ten] Anilitze sollen [zugleich nach unten sich neigen und] auf den Gnadenstuhl sehen. Von Cherubim war bereits 1. Mos 3, 24 die Rede; dort wurde der, urfprünglich dem Menschen zu- gewiesene, aber so schlecht von ihm bewahrte Garten ihnen zur Bewachung übergeben, und sind ohne Zweifel Geschöpfe einer höheren Welt, lebendige Wesen, die die höchste Stelle im Reiche der geschaffenen Geister ein- nehmen, darunter zu verstehen. Wo sie sonst noch in der Bibel erwähnt werden, stehen sie Gott, dem himm- lischen Könige, bei seinen Gerichten auf Erden zur Seite und sollen mit ihrer Gegenwart die über alles Creatür- liche hoch erhabene Majestät des Weltenrichters bekun- den, da in ihnen, als den höchsten und vollkommensten Geschopfen, die ganze Schöpfung giufelt Mit welchem Worte der Name Cherub ursprünglich zusammenhängt und was er also bedeutet, das läßt sich nicht mehr er- mittelnz jedenfalls stammt er aus der Urzeit des mensch- lichen Geschlechts und ist mit der Erinnerung an die Geschichte von der Austreibung aus dem Paradiese auch auf andere Völker übergegangen, wie die Sage vom Vogel Greif, der — eine aus verschiedenen Bestand- theilen gemischte Thiergestalt —— die Goldgruben in Hoch- asien zu hüten hat, beweist. Auch die sonstigen der- artigen Phantasiegebilde verschiedener Völker, z. B. die egyptischen Sphinxr. weisen auf denselben Ursprung zu- rück und sind aus der Tradition von jenen Paradieses- wiichtern hervorgegangen. Während jedoch die in Natur- dienst versunkene Heidenwelt ihre getrübte Rückerinnerung an die Urzeit in wunderlichen Thiergestalten ausprägte, ist die Gestalt der biblischen Cherubim die des Menschem also desjenigen Geschöpfes auf Erden, das ebenfalls Gottes Bild an sich trägt und der himmlischen Geister- weit am nächsten steht. Wenn nun neben dieser ein- fachen, nur durch Flügel, das Sinnbild einer über die aufhaltenden Schranken des Raums und der Zeit hin- weggerückten Dienstbereitschafh ausgezeichneten Menschen- gestalt, wie sie in unserer Stelle anzunehmen ist, ander« wärts zusammengesetzth aus verschiedenen Thierbestand- theilen gemischte Gestalten erscheinen (Hes. I, 5 ff·), so daß dadurch die Cherubim zu einer wandelbaren Hiero- glyphe werden, die kein bestimmtes, ein für alle Mal darstellbares Aussehen haben; so hat das seinen Grund darin, daß sie eben keine auf die Art, wie sie bald so, bald so beschrieben werden, wirklich existirenden Wesen, sondern in dieser Form bloße Gebilde oder Sinnbilder sind. Als Wesen der himmlischen Welt stehen sie hin- sichtlich ihrer eigentlichen Beschasfenheit außerhalb des Bereichs menschlicher Vorstellungz was an ihnen zur Darstellung gebracht wird, ist irgend ein bestimmter Gedanke, eine Jdee, und so wechfelt ihre Erscheinungs- form mit dem jedesmal vorliegenden menschlichen Be- dürfniß. Solche Unbestimmtheit und Wandelbarkeit der Form hatte dann aber auch den Vortheil, daß damit die für Jsrael sonst nur allzunah liegende Gefahr ab- geschnitten wurde, mit den Cherubim Abgötterei oder Bilderdienst zu treiben (vgl. zu Pf. 99, 1 u. Hes.1, 143). 21. Und sollst den Gnadenstuhl oben auf die Lade thun, und in die Lade das Zeugnis [V. 161 legen, das ich dir geben werde. » · 22. Von dem Ort will ich dir zeugcn In: einer Wolke Z. M. 16, 2 mich gegenwärtig erzei- gen], und mit dir reden [Ps. 28, 2 Anm.] — namlich von dem Gnadenstuhl, zwischen den zween Cherubim, der state] aus der Lade des Zeugnisses ist [sind] — alles, was ich dir gebieten will an die Kinder Israel [4. M. 7, 89]. Die Capporeth (nach Luthers Uebersetzung der Gnadenstuhl) war hiernach der Mittelpunkt der Gegen- wart Gottes unter seinem Volk, gleichsam der Thron, von welchem aus er Israel, als dessen unsichtbarer König, regieren und ihm seine Befehle ertheilen wollte- Sie ruhete auf der, das Gesetz der zwei Tafeln in sich schließenden Lade; denn Gerechtigkeit und Gericht ist seines Stuhles Festung (Ps. 89, 153 97, 2). Sie war von massivein Golde, und Cherubim waren an ihren beiden Enden aufgerichtet; denn der hier thronen wollte, um den ist lauter Licht und majestiitischer Glanz (Ps. 104, 1 ff·), vor ihm neigt sich anbetend die Schöpfung in ihren erhabensten Repräsentanten oder Vertretern (Ps. 103, 19 sf.). Die Capporeth ist aber zugleich auch das vornehmste und wichtigste Sühngeräth, indem sie mit ihrer Unterlage, der Bundeslade zusammen einen Altar bildet; denn ehe der HErr die Gnade und Wahrheit, die vor seinem Angesicht sind (Ps. 89, 15), offenbaren kann, müssen zuvor die Uebertretungen seines Volks, von denen das Gesetz zu seinen Füßen zeugt, gesühnt und getilgt werden (3. M. 17, 11)« Nun ist freilich die Art der Sühne, ·wie sie zur Zeit für Jsrael ver- ordnet ist (3. M. 16), nur erst eine vorläufige und noch unvollkommene (Hebr. 9, 6 ff.), aber in und mit der- selben ist ein Rathschluß vorbedeutet, der künftig zur Ausführung kommen und die Sünde wirklich tilgen soll. Jn dies Evangelium geliistet auch die Engel zu schauen (1. Petri I, 12); daher die Cherubim mit gesenktem Blick auf die Capporeth niedersehen. 11I. u. 23—30. Zjierqn schließe« riet; die Bestimmung» über Anfertigung eines Tische-i, auf welchem beständig Sihaubrode augliegen sollen nor dem Wär-In. Der Schaubrodtisch und der siebenarmige goldene Leuchten 253 23. Du sollst auch einen Tisch machen von Fbrenhblz: zwo Ellen soll seine Länge sein, und eine Elle seine Breite lalso halb so breit als lang], und anderthalb Ellen seine Höhe [gleich der der Bundeslade V. 10]. 24. Und sollst ihn iiberziehen mit feinem Golde [V.11], und einen güldenen Kranz umher [rings um das TischblattJ machenz 25. Und [unterhalb des TischbIattsJ eine Leiste feine die vier Füße zusammenschließende LeistenfügUngJ umher, einer Hand breit hoch, und einen giildenen Kranz [gleichwie um den Rand des Tischbkattsj um die Leiste her. M. Und sollst vier giildene Ringe dran machen, an die vier Orte [Ecken] an seinen vier Füßen. 27. Hart unter der Leiste sollen die Ringe sein, daß man Stangen drein thue, und den Tisch [beim Fortschaffen des Heiligthums daran] trage. 28. Und sollst die Stangen von Fbrenholz machen, und sie mit Golde überziehen, daß der Tisch [wie schon gesagt] damit getragen werde. 29. Du sollst auch seine [die zum Tisch ge- hörigen und auf ihm aufzustellenden Kap. 37, 16] Schitsseln [in denen die Brode V. 30 liegen], Be- cher [Gefäße in Gestalt eines Löfsels 4. M. 4, 7, darin die zu den Schaubroden gehörige Weihrauch- zu-gabe 3. M. 24, 7 auf jede von den beiden Brodschichten gestellt werden kann], Kannen sKrüge für den gleichfalls hinzustellenden Wein], Schalen sGefäsze in Form von Tassen zur Ausgießung des Weins als Trankopferj aus feinem Golde machen, [letztere, die Kannen und Schalen] damit man ans- und einschenke Sie dienten also dem Zweck der Spende: aus den Kannen wurde bei derselben der Wein in die Schalen gegossen, in diesen aber wurde er als Libation (Trank- opfer) dargebracht. · » 30. Und sollst auf den Tisch allezect [so oft ein neuer Sabbath anhebt] Schaubtode [über deren Bereitung, Zahl und weitere Verwendung ich später 3- M. 24, 5 ff. dir das Nähere sagen werde] legen [und sie die Woche über liegen lassen] vor mit [der ich im Allerheiligsten auf dem Gna- denstuhl throne]. Die Schaubrodh um deretwillen der Tisch da war, haben ihren Namen von ihrer Bestimmung; es sind Mode, die vor Gottes Angesicht niedergelegt wer- den, daß er sie schaue und sich ihrer freue. Was aber bedeuten dieselben? Sie sind ein unblutiges Opfer, in welchem Jsrael die Frucht seines Wirkens, Lebens und Strebens dem HErrn darbringt und sich ihm als ein Volk, das fleißig ist in guten Werken, zu erkennen giebt. Jsrael war des HErrn Ackerwerk (1. Cur. Z, 9), sein geistlicher Weinberg (Jes. 5); was es nun draußen aus dem Acker nnd von den Weinbergen im Lande seines Erbtheils in treuer Ausrichtung seines zeitlichen Berufs erntete, davon brachte es hier eine ununterbrochene, immer von Neuem sich wiederholende Gabe dar, um da- mit zu erkennen zu geben, das; es sich allezeit in einem Stande guter Werke in Kraft der Heiligungsgabem die ihm verliehen waren, wolle erfinden lassen; der HErr wollte diese Frucht der Arbeit, die er an seinen Acker und Weinberg wendete, diese geistliche Speise (Joh. s, 27), allezeit vor sich sehen und, wenn sie wirklich da wäre, sich ihrer freuen. Das Ganze ist eine Voraus- darstellung der neutestamentlichen Gemeinde, von welcher es Tit. 2, 14 heißt: »und reinigte ihm selbst ein Volk zum Eigenthum, das fleißig wäre zu guten Werken«. IV. II. 31—40. weiter« ertheilt der DER« seine Bestim- mungen iiber Anfertigung der genauer-i, der sieben Jlrme haben und even so viele Faun-en tragen soll. 31. Du sollst auch einen Leuchter von seinem dichten Golde [von feinem Golde in getrie- bener Arbeit V. 18] tnachen [laut jiidischer Tradition 3 Ellen hvchlx daran [an dem Posta- ment oder Untergestellj soll [aus letzterem sich er- hebend und Ein Ganzes mit ihm bildend] der Schast mit Rbhreu, kund diese, der Schaft und die Röhre-i, mit] Schalen, Knciufen und Blumen sals Verzierungen] sein. [dem in der Mitte des Leuchters emporstehenden Schafte] zu den Seiten slinks und rechts] ausge- hen, aus jeglicher Seite drei Rbhren 33. Eine jegliche Röhre soll drei ossene Scha- len sVerzierungen in Formen von Blumenkelchem und diese wiederum ihre] Kniinfe nnd Blumen ha- 254 2. Mose 25, 34-——40. 26, 1—10. ben snämlich die kugelsörmigen Knäufe unterhalb der Kelche, die mandelblüthenartigen Blumen da- gegen am oberen Rande derselben]; das [so ge- staltet] sollen sein die sechs Rbhren aus dem Leuchteu 34. Aber der Schaft am Leuchter soll [nicht blos drei, sondern] vier offene Schalen mit Knäu- feu und Blumen haben; 35. Und [zwar] se einen Knauf unter zwo Rbhren, welcher sechse aus dem Leuchter gehen [da, wo die sechs Röhren, allemal je zwei und zwei, von dem Schaft oder Hauptrohr ausgehen, soll ein Knauf des letzteren sich befinden und die bei- den Enden des Röhrenpaares in sich zu einem Ganzen verbinden]. 36. Denn beide, ihre Knciufe und Möhren, sollen aus ihm gehen, alles ein dicht lauter Gold [die Nebenröhren sammt ihren Verzierungen sollen mit dem Hauptrohr, und also mit dem Leuchter selbst, aus Einem Stück gearbeitet sein und Ein untheilbares Ganze mit ihm bilden]. Dies ergiebt für das Hauptrohr drei Schalen mit Knäufen und Blumen; die vierte Verzierung ist also oberhalb des Ausgangspunktes der beiden obersten Arme oder an dem Stücke des Schastes zu denken, das von da aus bis zur Spitze sich erhob. « 37. Und du sollst sieben Lampen machen oben auf [auf die 6 Spitzen der Nebenröhre und auf die Spitze des Hauptrohrss daß sie gegen einander leuchten [ihr Licht auf die der Front des Leuchters gegenüber befindliche Seite hinwerfen — nach Kap. 26, 35 dahin, wo der Schaubrodtisch steht; denn dieser steht seiner Bedeutung nach mit dem Leuchter in verwandtschaftlicher Beziehung]. » 38. Und [sollst] Lichtschnciuzen und Lbschnapfe von feinem Golde [machen]. Jene dienten dazu, die Lampen, wenn sie die Nacht über gebrannt hatten, am Morgen zu reinigen und wieder in Stand zu setzen (Kap. 27, 20 f» Z. M. 24, 2 f.), diese um das Abgeputzte darin aufzunehmen und aus dem Heiligthum hinwegzutragen. » . Aus einem Centner [Talente] feinen Goldessp sollst du das [den Leuchter] machen, mit alle diesem Geräthe [den Lampen, Lichtschnäuzen und Löschnäpfen]. V) 3000Gold-Sekeld« 10 Thlr., vgl. Kap. 38, 24 ff. 40. Und siehe zu, daß du es [den Leuchten sowie den Tisch und die Lade] machest nach ihrem Bilde, das du [hier] auf dem Berge gesehen hast [V. 9 Anm.]. Gleichwie der Schaubrodtisch die Gemeinde Israel in geistlicher Hinsicht darstellen sollte, als einen frucht- bringenden Acker und Weinberg, da ja der HErr sein Reich bei ihr aufgerichtet hatte, so soll nun der Leuch- ter sie kennzeichnen als ein Licht in dem HErrn, das da scheint in der Finsternis; dieser Welt. Und wirklich besaß sie die reine Erkenntnis; Gottes, während rings- umher Finsternis; das Erdreich deckte und Dunkel die Völker; auch erfreute sie sich der mancherlei Gaben des heiligen Geistes, die durch die sieben Arme des Leuchters mit dem Oel in ihren Lampen sinnbildlich dargestellt werden. So war sie am frühesten von allen Völkern der Erde zum geiftlichen Leben berufen: darauf weisen die mandelblüthenförmigen Verzierungen der sieben Arme hin; denn unter allen Bäumen erwacht der Pian- delbaum am zeitigsten (schon im Januar) und ent- wickelt dann Blüthe und Frucht. Von diesem frühen Erwachen (sc11akad) hat er im Hebräischen seinen Namen (schakec1). Jn Beziehung auf den einzelnen Menschen ist der siebenarmige Leuchter von jeher (auch von Luther in der Auslegung des Magnificay als ein Bild der Ffelåeön ihren sieben Kräften angesehen worden (Spr. Das 26. Kapitel. Von der Hüft-Hütte. I« Ell. 1—14. Nachdem so die drei Geriithe angeordnet sind, in tvelihen theils das Verhältnis; des YErrn zu seinem Wollte Munde-law, theils das Verhältnis; des Wollte-i zu seinem Bundesgott (sajanbrodtisaj nnd Leuch- ter) symbolisch sich darstellt, folgen nunmehr die Flie- siimmungen iiber Anfertigung der wo hnung,.in wel- cher diese Gerilthe aufgestellt werden sollen; und zwar zunächst iiber Anfertigung der vier, von innen und von aussen sie umlileidenden Weinen. l. Die Wohnung [die zur Austapezirnng der inneren Wände der Hütte bestimmte erste DeckeJ sollst du machen von zehn Teppichen, [und zwar einen jeden TeppichJ von weißer gezwirnter Seide [von glänzend weißem, aus mehreren Fäden zu- sammengedrehtem Bhssus-Garn als Aufzug], von geler Seide, von Scharlalen und Rosinroth kvon dunkelblauem, dunkelrothem und karmesinrothem Purpurgarn als Einschlags Cherubim [wohl von einfacherer Gestalt als Kap. 25, 18 ff., also bloße Engelsköpse mit Flügeln, oder aber in der Form wie in Hes 41, 18—20] sollst du daran machen [in den weißen Grundstoff oder Aufzug mit dem buntfarbigen Purpurgarn einweben] künstlich [da- ,. z· .—3: H« . Lilie disk-«·- Solche Wirkereien hatten die Hebräer bei den Egypk tern gelernt, welche den Alten als Erfinder der Weberei Von der Umkleidung der Stiftshütte. 255 galten, als Weber berühmt waren und sich auch auf das Einweben von Bildern verstanden. Die unter den egyptischen Alterthümern erhaltenen Wirkereien beurkun- den durch ihre Feinheit und Verschiedenartigkeit eine große Kunstfertigkeit. (Knobel.) Die Vekleidung der Wohnung von innen und außen mit aus Teppichen zu- sammengestickten Ueberhängen und Decken sollte derselben den Charakter eines Zeltes verleihen; ein Zelt aber sollte das Heiligthum des HErrn inmitten seines Volkes sein, weil, so lange das Volk auf der Wanderung be- griffen nur in Zelten wohnete, auch sein Gott nur in einem Zelte unter ihnen wohnen konnte. (Keil.) Z. Die Länge eines Teppichs soll acht und zwanzig Ellen sein, die Breite vier Ellenz und sollen alle zehn [an Länge und Breite] gleich sein. Z. Und sollen je fünf [zu einer Abtheilung] zusammengefüget fein, einer an den andern lso daß die ganze Decke aus 2 Hälften besteht, entsprechend den 2 Abtheilungen der Wohnung selbst V. 33]. 4. Und sollst Schleiflein machen von geler Seide sdunkelblauem Purpur] an jeglichen Tep- pichs Orten [am Saume oder Rande eines jeden von denjenigen beiden Teppichen], da sie [die zwei Abtheilungen] sollen zusammengefüget sein, daß je zween und zween [der fünfte Teppich der ersten, und der erste Teppich der zweiten Abtheilung] an ihren Orten [jener am rechten, dieser am linken Saum] zusammengeheftet werden; Z. Fünfzig Schleislein an jeglichem Teppich, daß einer den andern zusammeufasse lso angebrachr daß die Schleifen an dem einen Teppich denen an dem andern Teppich genau gegenüberftehen]. 6. Und sollst fünfzig güldene Hefte san bei- den Enden zu Haken umgebogene Heftel] machen, damit man [indem man sie in die zweimal 50 sich gegenüberstehenden Schleifen einhakt] die sbeiden Verbindungsd Teppiche zufanimenhefty einen an den andern, auf daß es Eine Wohnung [eine ein- zige, die ganze innere Fläche der Wohnung über- kleidende TapeteJ werde. Vermittelst der erst en Decke sollte also das Jnnere der Stiftshlittes wie mit einer Tapete überkleidet und ausgeschmückt werden, indem sie an kleinen Haken, die oben in der Höhe der drei Wände sich befanden, auf- gehängt wurde. Sie bestand aus zwei Hälften oder Abtheilungen, jede zu 5 Teppichem beide Abtheilungen durch Schleifen und Haken mit einander verbunden, und hatte als Ganzes eine Breite von 28 Ellen und eine Länge von 4 X 10 = 40 G. Die mittleren 10 E. der Breite nun und die vorderen 30 E. der Länge gingen auf die Ueberkleidung des Plafonds oder Deckenstücks, 9 Breitenellen links und ebensoviel Breitenellen rechts aber von derselben Länge dienten zum Behängen der beiden Seitenwändez die untere, zehnte Elle der letzteren blieb unbedeckt, so daß da der goldene Ueberzug der Bretter V. 29 (wenigftens in dem für das Heiligthum bestimmten Raume) blos lag und einen Talon oder Ab- satz bildete. Der übrige Theil der Decke bedeckte die Hinterwandz was dazu an den beiden Breitenwänden (9 Ellen links und 9 E. rechts) zu viel war, wurde nach rückwärts umgeschlagen, so daß die Seitenwände im Innern der Wohnung durchaus glatt erschienen. Da, wo die beiden Abtheilungen durch Haken und Schlei- fen mit einander verbunden waren, ging der das Heilige vom Allerheiligsten trennende Vorhang (V. 31 ff.) von oben nach unten. Was die symbolische Bedeutung dieser Decke, der kostbarsten und bedeutsamsten unter allen betrifft, so weist der Grundstoff derselben, der durch große Fein- heit und Leichtigkeit sich auszeichnende, etwas Aetherisches an sich tragende Byffus, auf die höhere, himmlische Natur (Dan. 10, 5; 12, S; Offenb. 15, S; 19, 8. 14) der Dinge hin, die innerhalb der Hütte abgeschattet werden sollten; die glänzend weiße Farbe dagegen auf die Heiligkeit des Ortes, denn er ist die Stätte der Zu- sammenkunft Gottes mit seinem Volke. Jn den Grund- stoff nun sind mit buntfarbigem Purpurgarn allerlei Kunstgebilde eingewebt, außer den ausdrücklich genann- ten Cherubim wohl auch Blumen und Palmen, diese als die höchste Form, jene als die schönste Vollendung des vegetativen Lebens, vgl. I. Kön. S, 29. 35. Das cha- rakterisirt die Hütte zugleich als ein Symbol des Gartens Eden oder des Paradieses, das der HErr nach Aus- treibung des Menschen den Cherubim zur Bewachung übergeben und dann ganz von der Erde hinweggenommen hat, dessen Lebensfülle er aber jetzt damit zurückgiebt, daß er sein Reich auf Erden bauet· Vorläufig giebt er diese Lebens-fülle, zu deren Bezeichnung auch die Blumen und Kränze, womit sämmtliche im Heiligthum befind- liche Geräthe geschmückt sind, dienen, nur erst in Sinn- bildern zurück, bis er’s künftig, wenn seine Rathschlüsse werden vollendet sein, auch in Wirklichkeit thut. Von den drei Purpurfarbem welche die Kunstgebilde an sich tragen, ist das in’s Schwärzlich fallende Blau die Farbe des Himmels in den südlichen Ländern; das dunkle, glänzendeRoth die Farbe königlicher Pracht und Herr-« lichten; der Karmes in, ein leuchtendes Noth, die Farbe des Blutes und somit des Lebens (3. M. 17, 11. 14). Das beschreibt das Reich Gottes als ein vom Himmel gekommenes, in welchem der König aller Könige das Volk seines Eigenthums regiert und von ihm an- gebetet wird, und welches das Leben bietet allen, die dem Reiche angehören; daß aber in diesem Reiche alles unter Ein Haupt verfaßt werden soll, die himmlische Geisterwelt mit der irdischen Menschenwelt (Eph. 1, 10), darauf weisen schließlich noch die in die Decke eingeweb- ten Cherubsbilder hin. 7. Du sollst auch eine [zweite] Decke aus Ziegenhaar machen zur Hütte über die Wohnung [zur äußeren Umkleidung der WohnungL von elf» Teppichetn Aus Zeug von Ziegenhaaren (Camelot), welches die Weiber spinnen und weben, sind gewöhnlich auch die Zeltdecken der Beduinen gefertigt. Jst hier das Haar der angorischen Ziege gemeint, so war die Farbe silberweiß; die ordinären Ziegen dagegen hatten schwarzes Haar. s. Die Länge eines Teppichs soll dreißig Ellen sein, die Breite aber [wie bei der ersten Decke] vier Ellenz und sollen alle elf gleich groß fein» 9. Fünf sollst du an einander fügen, und sechs auch an einander [so daß diese zweite Decke eben- falls aus zwei, jedoch ungleichen Theilen besteht; und zwar soll die eine, für die vordere Hälfte der Hütte bestimmte Abtheilung darum einen Teppich mehr enthalten], daß du den sechsten zwiefältig machest [um die Hälfte umschlagest, so daß er nur noch 2 Ellen breit ist, und nun um diese 2 E. ihn herausrückest] vorne an der Hütte [um an dem Eingange desselben eine Art Portal zu gewinnen]. 10. Und sollst an einem jeglichen Teppich [an einem jeden der beiden Verbindungsteppichej 256 L. Mose 26, 11—34. fünfzig Schleiflein machen an ihren Orten [S»äu- men], daß sie an einander bei den Enden gefuget werden. · 11. Und sollst funfzig eherne [kupferne] Hefte machen, und die Hefte in die Schleiflein thun, daß die Hutte [diese zur äußeren Ueberkleidung der Wohnung bestimmte zweite Decke] zusnmmengefügeh Und Eine Hutte sEin zusammengehöriges, fest ver- bundenes Ganze] werde. Schleifen und Haken sind bei der zweiten Decke wie bei der ersten, nur daß bei ihr für jene kein Stoss, für diese Kupfer vorgeschrieben wird: je weiter vom Jn- neren, und somit von Jehova ab, desto mehr nimmt auch die Kostbarkeit des Stoffes ab. Was nun das Kupfer betrifft, so ist dasselbe ,,eine Parallele des Gol- des, sein Abglanz und Widerspielz es hat Farbe, Licht und Glanz des Goldes, aber alles auf niedriger Stufe, in unvollkommener Weise, seine Farbe ist eine verdunkelte Goldfarbe, der Glanz des Goldes ist in ihm geschwächt und gebrochen.« (Bähr.) 12. Aber das Ueberlange an den Teppichen der Hütte swas die zwei Ellen Ueberlänge betrifft, um welche die Teppiche der zweiten Decke größer sind als die der ersten, V. 8 vgl. V. 2, so] sollst du» die Hälfte [davon] lassen uberhangen an der k- 13. Auf beiden Seiten eine Elle lang; daß das Uebrige sei an der Hütte Seiten, nnd auf beiden Seiten sie [ebensoweit, wie die erste Decke das Jnnere der Wohnung, nämlich 9 Ellen] be- decle swas ohne ein solches Uebriges nicht ge- schehen würde, da von der zweiten Decke ja auch die beiden oberen, eine Elle dicken Kanten der die Seitenwände bildenden Bohlen V. 15 mit zu über- decken sind]. Von den zwei Ellen, welche nach V. 9 über die Borderfront hinauszuriicken sind, damit dort ein Portal entstehe, kam eine Elle auf die Bindstäbe oder den Ar- chitrav (V. 37) zu liegen, die andere Elle aber bildete den· beabsichtigten Vorsprunseam Eingang. An den· drei Seiten der Hütte, gegen «- ittag, Abend und Mitter- nacht, hing die Decke 9 Ellen herab und ward wohl unten an Haken befestigt; unterhalb derselben war rings- herum der goldene Ueberzug der Bretter eine Elle breit zu sehen, gleichwie im Jnnern der Wohnung. 14. Ueber diese Deele sollst du eine [dritte] Decke machen von rbthlichen srothgefärbtenj Widder- fellen kSafftanL dazu über sie eine [vierte] Decke von [hhacinthfarbenen] Dachs: [Tachasch- oder wöhnliche Zeltpflöcke in den Erdboden eingeschlagen wur- den. Mit solcher Befestigung wurde denn wohl auch eine Ausspannung beider Decken in der Art verbunden, daß diese an den drei bedeckten Seiten in schräger Rich- tung herabgingen; die an den drei Seiten dadurch ent- stehenden Räume mögen vielleicht zur Aufbewahrung derjenigen, zum Heiligthum gehörigen Geräthsehaften gebraucht worden sein, welche während des Zuges zum Einhiillem zum Tragen u. f. w. erforderlich waren, so daß sie die Stelle der Gemächer vertraten, welche später Salomo beim Tempelgebtiude anbringen ließ (1. Köln. S, 5). Die hieraus sich ergebende äußere Gestalt der Stiftshütte s. in der Abbildung Knie. 40, 33. II· U. 15—30. Ferner wird das Uäliere iiber Zinser- tigung deg Zllrettergeriistes bestimmt, zu dessen in- nerer Zlussktjmiieliung und äußerer: Umleleidung die vor- hin beschrielienen Weinen dienen sollen. 15. Du sollst auch Bretter [Bohlen —- ver- muthlich von der Stärke einer Elle ——] machen zu der Wohnung von Fbrenholz die stehen [aufrecht neben einander hingestellt werden] sollen. Das Brettergeriish der inneren Decke als der eigentlichen Wohnung (V. 1) zum Anhalt und Stüh- punkt dienend, bildet durch die Stärke seiner Bohlen eine Art Mauer und weist, gleichwie auch das platte Dach, auf die Zeit hin, wo an die Stelle der bloßen Hütte ein eigentliches Haus Gottes treten würde. Das dazu verwendete Akazienholz eignete sich wegen seiner Leichtigkeit am meisten zu einem solchen tragbaren Zelt- tempel; hinsichtlich seiner unverwüstlichen Dauer aber ist es eine Hinweisung auf das Holz des Lebens, das im Paradiese Gottes ist (Offenb. L, 73 22, Z. 14). Its. Zehn Ellen lang sentsprechend der Höhe der Wohnung] soll ein Brett sein, und anderthalb Ellen breit. 17. Zween Zapfen soll ein Brett [an der un- teren Kante] haben, daß eins an das andere mdge gesetzt [und aufrecht stehend gemacht] werden [m- dem es vermittelst der Zapfen in die beiden sil- bernen Untersätze V. 19 eingreist, s. die Abbildung zu Kap. 36, 22]. Also [mit solchen Zapfen versehen] sollst du alle Bretter der Wohnung machen. · 18. Zwanzig sollen ihrer stehen gegen den Mittag [was für die Süd-, gleichwie hernach V. 20 für die Nordseite eine Länge von 30 Ellen ergiebt]. · » 19. Die sollen kzusammenj vierzig silberne Füße lllntersätze mit einem Loch in der Mitte, in Seekuh-] Fellen Welches die Sap- [um die Woh- sen eingesenkt nung gegen die werden können] Einflüsse der unten haben, je Witterung zu zweenFüße unter esse-O« irsesksg«e.cikk Be e ti t wur- den diessegbeiden Zapfen. Decken mit Hilfe Vermuthlich von Seilen an solltendiefeUnter- Zeltpflöcken von sätze oder Fußge- Kupfer (Kap. 27, 19), die wie ge- stelle nach unten spitz zulaufen wie Von dem Brettergerüst der Stiftshütte, Aufstellung der Geräthe und Verschluß des Eingangs 257 ein Keil; sie wurden in die Erde eingegraben, so daß ihre obere Fläche dem Erdboden gleich kam. 20. Also auf der anderen Seite, gen Mit- ternacht, sollen auch zwanzig Bretter stehen, 21. Und vierzig silberne Füße, je zween Füße unter jeglichem Brett. z22. Aber hinten an der Wohnung, gegen dem Abend [an der nach Westen gerichteten Hin- terwand], sollst du sechs Bretter lzusammen eine Breite von 9 Ellen ergebend] machen. 23. Dazu zwei Bretter hinten an die zwo Ecken der Wohnung [je ein Brett zur Linken und zur Rechten der vorhin bezeichneten 6 Bretter als Ecke, so daß die ganze Hinterwand von außen eine Breite von 12 Ellen erreicht; diese zwei Eck- bretter sollen dann zugleich so aufgestellt werden], 24. Daß ein jeglichcs der beiden sich mit sei- nem Ortbrett [mit dem an dasselbe anstoßenden Schlußbrett der nördlichen oder südlichen Seiten- wand] von Unten auf geselle [fest zusammenfüge], und oben am Haupt gleich zusammenkomme soben in der Höhe aber daran angeschlossen werde] mit einer Klammeu 25. Daß [also an der Hinterwand zusammen] acht Bretter seien mit ihren silbernen Füßen sin die sie vermittelst der an ihren Kanten angebrach- ten Zapfen einzusenken sind]; deren [solcher Füße] sollen sechszehn sein, je zween unter einem Brett. Von der Gesammtbreite der Hinterwand von 12 El- len (V. 23) kommen dadurch, daß die beiden Eckbohlen zugleich die Ecken der beiden, je 1 Elle starken Seiten- wände bilden, 2 E. in Abzug; die Breite der Wohnung nach innen zu oder im Lichten betrug also, gleichwie die Höhe, nur 10 E., während die Länge auf 30 E. sich be- lief. Somit hatte das Brettergertist die Gestalt eines länglichen Vierecks oder Oblongums und war nach vorn sowohl wie nach oben offen; dort ward es mit dem Tuch (V. 36 f.) oder äußeren Vorhang, hier mit den vier Decken (V. 1—14) überhangen. 26. Und sollst Riegel [starke Stangens ma- chen von Fbrenholz, fünf zu den Brettern auf einer Seite der Wohnung [sie fest zusammenzuschließem daß sie nicht auseinanderfallen], 27. Und fünf zu den Brettern auf der andern Seite der Wohnung, und fünf zu den Brettern hinten an der Wohnung gegen dem Abend san den Brettern selbst aber sollen Ringe befestigt sein, durch welche vier von diesen fünf Riegeln hin- durchgesteckt werden können]. 28. Und sollst die Riegel mitten an den Brettern Diejenigen von den dreimal 5 Riegeln, welche in der Mitte der drei Wände, von oben und unten gleich weit entfernt, sich befinden] durch- hin stoßen [mitten durch die Bretter, welche des- halb zu durchbohren sind, hindurchziehenL und [so] alles [alle zu einer Wand gehörigen Bretter desto fester] zusanimenfassen von einem Ort [Enve] zu dem andern. 29.» Und sollst die Bretter mit Golde [Gold- blech] uberziehen [inwendig und auswendigL und Dächs el"s Bibeltoerb s. Aufl. ihre Rinken IV. 27] von Golde machen, daß man die Riegel drein thue. · 30. Und die Riegel sollst du ldbenfalls gleich- wie die Bretter] mit Gold [-blech] uberztehen. Und also sollst du denn livenn alles, das Holzgerüst sammt den Decken, fertig sein wird] die Wohnung aufrichten, nach der Weise, wie du gesehen hast auf dem Berge [mit der Hintersront nach Abend, den beiden Seitenwänden nach Mitternacht und Mittag, und der Vorderfront nach Morgen] Was diese Aufstellung nach den vier Weltgegen- den betrifft, so liegt darindie Andeutung, daß da.s in der Hütte verkörperte und nach seiner irdischen, auf Raum und Zeit beschränkten Erscheinungsforin abgeschattete Reich Gottes, wie der HErr es jetzt in einem besonderen Volk sich gründet, dennoch nicht stir dies Volk allein, sondern für die ganze Welt bestimmt sei. Dadurch, daß die Hütte mit ihrem Eingang nach Osten steht, ist sie als eine Stätte bezeichnet, die des Aufgangs aus der Höhe harret, in dem ihr Geheimnis; sich vollenden soll (Luk. I, 78.; Mal. 4, 2.; Jes 60, 1 f.); dadurch aber, daß die Längenrichtung nach Westen geht, ist dem Reiche Gottes sein Weg, den es durch die Welt nehmen wird, schon vorgeschrieben (Asien, Europa, Amerika) III. in. 31—37. nun; iivpr die Scheidung de: inne- ren Miume in 2 Iltitheilungem tiiier die Aufstellung der drei Geriitlje in den beiden Iibtljeilungem sowie iiber den 31 erssijluß des Eingangg an der Vorder- seite des Zheiligthumg empfängt Ztlose die niitljige Illu- terweisung. 31. Und sollst einen Vorhang machen svon denselben Stoffen und mit denselben Zierratheiy wie die das Innere der Wohnung überkleidende Decke V. 1, nämlich] von geler Seide, Scharlaten nnd Rosinroth [von dunkelblauem, dunkelrothem und karmesinrothem Purpurgarn als Einschlag], und gezwirnter weißer Seide [mit gezwirntem Biss- sus als Aufzug]; und sollst Cherubim [und andere KUnstgebildeJ dran machen [mit dem Einschlag in den Aufzug damastartig einweben] künstlich. 32. Und sollst ihn hängen an vier sgleich weit, d. i. zwei Ellen von einander abstehenden, 1 E. starken] Säulen von Fbrenholz, die mit Gold [-blech] überzogen sind, und [oben] giildene Kniiiife [Haken zum Aufhängen des VorhangsJ und [un- ten] vier silberne Füße [oder Untersätze, in denen sie aufrecht stehend befestigt sind] haben. 33. Und sollst den Vorhang mit [unter den] Heften [mit denen die beiden Theile der inneren Decke zusammengefügt sind V. S] anhesten, und die Lade des Zeugnisses [Kap. 25, 10 ff.] inwen- dig des Vorhangs [in die durch denselben abge- sonderte hintere Abtheilung des Zeltesj sehen, daß er euch swie sein Name Parodie-r, d. i. Trennung oder Scheidung besagt] ein Unterschied sei zwischen dein Heiligen [als der vorderen] und dem Aller- heiligsten sals der hinteren Abtheilung]. 34. Und sollst den Gnadenstuhl sKap. 25, 17 ss.] thun auf die Lade des Zeugnisses, [die] in dem Allerheiligsten [sich befindet] K. T. l. I. 17 258 L. Mose 26, 35——37. 27, 1—11. 35. Den Tisch [·Kap. ge, 23 ff.] aber sehe außer dem Vorhange sins Heilige]- nnd »den Leuch- ter [25, 31 ff.]· gegen» dem Tisch aber, [1en»en, den Leuchter] zu mltingwntis [auf die SiidseiteJ der Wohnung, daß der Tisch stehe gegen Mitternacht. Während dieWohnung als Ganzes ein länglichtes Viereck von 30 Ellen Länge, 10 E. Breite und 10 E. Höhe bildet (V. 25 Anm.), stellt das Allerheiligste für sich allein ein vollendetes Viereck oder einen Eubus (10.Ellen in der Länge sowohl als in der Breite und Höhe) dar. Diese Maßverhältnisse charakterisiren das Reich Gottes nach seiner Erscheinungsform in der Welt. Denn das Viereck ist in der symbolifchen Anschauungs- weise des Alterthums durchweg ein Bild des Universums oder des Weltganzem daß aber für die ganze Welt das Reich Gottes bestimmt sei, darauf weist schon die Auf- stellung der Hütte nach den vier Himmelsgegenden hin. ür jetzt nun, während der Zeit des A. T» ist die Ge- taltung des Reiches Gottes eine noch unvollkommenez es ist nur erst in Israel gepflanzt und erscheint nur erst in Form einer,Vzorbereitungsanstalh Daher hat die Wohnung als Ganzes die Form eines in die Länge gezogenen Vierecks. Künftig dagegen wird· das Reich Gottes seine Vollendung erreichen, wenn die Weissagung erfüllt und die Botschaft des Heils zu allen Völkern gedrungen sein wird; das wird prophetisch angedeutet durch die Eubusform des Allerheiligstem Trotz der zeitweiligen noch unvollkommenen Gestaltung bietet in- dessen das Reich Gottes schon während des A. T. in seiner Art; Vollkommenes dar; deshalb sind auch sämmt- liche Räume nach der Zahl Zehn, der Signatur der Vollständigkeit, bestimmt (1 X 10 die Breite und Höhe, 2 X 10 die Länge des Heiligen, 3 X 10 die Länge des Ganzen). » · Bd. Und sollst ein [groszes] Tnch [c»ils zweiten Vorhang] machen in »die Thur der Hutte [vorn am Eingang des Heiligen] gewirket »von geler Seide, Rosinroih, Scharlaken und gezwirnter wei- ßer Seide. Also von denselben Stoffen, wie der erste Vorhang (V. 31), aber nicht künstlich mit Figuren durchwebt, son- dern nur gestreift, gleichwie hernach das Tuch im Ein- gange des Vorhofs (Kap. 27, 16). — Der Eingang führt aus dem Heiligthum hinaus in den, dem HErrn ferner gerückten Vorhof; daher ist er an Arbeit, Verzierung und theilioeis, wie das Folgende zeigt, auch an Stoff etwas geringer bedacht als das Heiligthum selbst. Weil der Eingang aber auch andrerseits zum Heiligthum hinführt, fehlt ihm Zierrathund Gold nicht gänzlich« » 37. Und sollst demselben Tuch funf Saiilen machen von Forenholz [an deren innerer, dem Heiligthum zu- gekehrter Seite es angebracht werden eine Art Architrav oder Ueberschwelle zu liegen kommen], nnd sollst ihnen funf ehetne [kupferne] Fuße gießen. Während die, den inneren Vorhang als Rtickwand hinter sich habenden 4 Säulen vor dem Allerheiligsten je 2 Ellen auseinander und sämmtlich innerhalb des Breitenraums von 10 E. stehen, bilden die zwei-äußer- sten Säulen am Eingang die vorderen Eckstiicle des Holzgerüstesq in der Mitte zwischen diesen stehen dann die drei übrigen, 1IX« E. die eine von der andern ent- fernt. So war der Zugang zum Heiligthum ziemlich schmal eingerichtet; das ist wohl eine Hinweisung auf die Wahrheit, da Christus spricht (Matth. 7, 14): Die Æfhortte ist enge, und der Weg ist schmal, der zum Leben re · » Das 27. Kapitel. You: Rrandopferaltaiz Vorhof nnd heiligen Gek- I- di. 1—8. nachdem die Bestimmungen über das Iei- ligtlium und dessen Sei-sitze, mit Iusnalimedeg später Grau. 30, I it) besonders zu besprechend-en sliiuttjalt«c»irs, gegeben sind, geht der DE« zu den Bestimmungen aber den Vorhof iiber und besihreibt da zunättjst das m dem- selben aufzustellende Zjauptgeriitlk den Yranddufen altar. I. Und sollst einen Altar [einen "tragbaren, mit Erde oder unbehauenen Steinen auszufüllen- den und erst so einen wirklichen Altar bildenden Kasten] machen von Fdrenholz, funf Ellen»lang, nnd keben so] breit, daß er gleich viereckig sei [Kap. so, 2], und drei Ellen hoch lwte der gol- dene Leuchter Kap. 25, 31].« « 2. Hörner lden Stierhörnern nachgebildete Spitzen von dem nämlichen Holz] sollst dn uns seinen vier Ecken [ivie aus denselben hervortvach- send, also nicht abnehmbar] machen, nnd sollst ihn sauswendig und inwendig] mit Erz· IKUPferbIechJ uberzieheu [desgleichen auch seine vier Hörner] Es ist also hier von dein Gestell die Rede, welches den nach Kap. 20, 24 ff. aus Erde oder unbehauenen Steinen aufzurichtenden Altar umschlieszen und ihm die von Gott beabsichtigte Form geben soll. Diese »Form ist denn geregelt nach den Zahlen 3 und Z; ivahrend die Drei der Höhe auf den hinweist, dein die Opfer auf dem Altar dargebracht werden, bezeichnet die Fünf der Länge und Breite dies Geräth als zum Vorhof, der Stätte des Volks, ge- hö ig. ün itnäm- licls dieFden Vorhof beherrschende Zahl: fünf waren schon der Säulen, die das Hei- solIJ, initGpid kviech lsgthggsgsgsszksssxzse oben Hin den Kapita- - -.-z».-«» Es? gwkäigss sind( aus, leu] umzogen, mit «« . mehkfnch die Mai-ver- gissdknkn Knäufkn hältnisse des Vorhofs sHaken in denendas T läliseksssips2szrsshfefsz «» . - . i ie Tskch »Willst- spWle « » . f « ——-«-"·· 4 Zehn und siill bezeu- Mlt Vtndfkäbev KCPY « f » » . , » »« gen, daß das Volk, 36 38, die ebenfalls « f « E« «) " OVV O 9V9 « « END) dosim Both-vie seines! mik Gpidbiech übe» s « H) O JYHtFIIiYFTHI-22EYEYY, Dosen sspnd Und oben AAOJOXO GZOXOAIOXOLOZJ menheit des rechter( über die Säulen als Verhältnisses zu Gott Vom Brandopferaltar und Vorhof. 259 gelangt ist; es ist aber mit seinen Opfern und Gaben auf dem Wege dahin begriffen, daher die Maszverhältnisse des Vorhofs wiederum auch nach der Zahl 10, der Sig- natur eines in sich abgeschlossenen göttlichen Ganzen, sich bestimmen (Kap. 27, 9 ff.). Wie schon früher be- merkt (Anm. zu 1. M. S, 20), ist der Altar seinem ganzen Wesen nach eine Erhebung der Erde über ihr gewöhn- liches Niveau, über ihre natürliche Höhenflächez denn seit dem Siindenfall, besonders aber seit der Sündfluth, sind Himmel und Erde gegensählich von einander ge- trennt. Gott wandelt nicht mehr, wie vordem, in stetigem Verkehr mit dem Menschem der Mensch muß vielmehr sich zu ihm von der Erde erheben, wenn er ihm» seine Gaben darbringen will, und Gott muß vom Himmel herniederfahrem um sich dem Menschen zu offenbaren· Gleichwie nun der Mensch durch Errichtung eines Altars das wirklich thut, von der mit Fluch beladenen Erde sich erhebt, um Gott näher zu treten, so steigt auch Gott seinerseits in den gottesdienstlichen Veranstaltungen, die er getroffen, zu dem Menschen herab, bietet ihm seine Hand, reicht ihm seine Hilfe; das Sinnbild dieser von Oben sich darbietenden Macht und Hilfe aber find die Hörner (Ps. 18, 3), womit der Altar ausgestattet ist. An sie wird das Blut des Sühnopfers gestrichen (3. M. 4, 25) und damit Gott gleichsam eingehändigh sie er- faßte, wer im Heiligthum eine Zufluchtsstätte suchte, und war dort sicher vor dem ihn versolgenden Rächer, denn er war nun in Gottes Hand, daraus ihn niemand reißen durfte (1. Köm 1, 50 f.; 2, 28). Z. Mache auch Aschentbpfe sum darin die Asche der auf dem Altar verbrannten Opfer hin- wegzutragen nach dem Haufen in 3· Mos 1, 16], Schauseln sdie Altarfläche zu reinigen von der Asche], Becken szum Auffangen des Bluts beim Schlachten der OpferthiereL Kreuel sgrosze drei- zinkige Gabeln, um die Opferstücke beim Ver- brennen zu ordnen und zu wenden], Kohlpfannen [neue Kohlen zur Unterhaltung des beständig brennendewOpferfeuers — s. Anm. zu V. 8 — darin herbeizuschaffenjz alle seine Gertithe sollst du von Erz [Kupfer] machen. » 4.· Du sollst auch ein ehern Gitter machen wie etn Reh sein aus Kupfer gearbeitetes netzar- tiges Flechtwerks und vier eherne Ringe an seine sdes GittersI vier sEcken oder] Orte [zuni Durch: stecken der Stangen V. 6 f.]. Z. Du sollst es aber sunterhalb des rings um den Altar herumlaufenden Umganges oder Auftrittsj von unten sder Erde] auf um den Altar machen, daß das Gitter reiche sbis an den, in der mittleren Höhe des Altars angebrachten Umgang und somit] bis mitten an den Altar ses muß also anderthalb Ellen breit sein]. Auf die rings um die vier Wände des Altars her- umlaufende, in dessen halber Höhe angebrachte und mit demselben durch den gemeinsamen kupfernen Ueberzug noch fester verbundene Bank, von welcher zwar die Lu- thersche Uebersetzung nicht redet, wohl aber der Grund- text, traten die Priester, wenn sie zum Altar aufgestiegen waren (3. M. 9, 22), und konnten von da aus ihre Ver- richtungen auf der Altarfläche bequem nach allen Seiten hin ausführen. An dem äußeren Rande dieser Bank nun soll das eherne Gitter angebracht werden und loth- recht bis auf die Erde herabreichenx es bildete also in Gemeinschaft mit der Bank einen vorspringenden Absatz am Altar, der letzterem zur Zierde gereicht« außerdem aber dazu diente, das am Fuß des Altars auszuschüb tende Blut der Sündopfer (Kap. 29, 12.; Z. M. 4, 7. 18. 25) durch das Gitter in sich aufzunehmen, damit es nicht im Vorhof selber sich verlaufe. Zu der Bank oder dem Austritt führte, da nach Kap. 20, 26 Stufen ver- boten waren, ein schräg ansteigender Erdaufivurfz er war an der Stidseite des Altars angebracht, während östlich der Aschenhaufen (3. M. l, 16), westlich das eherne Handfaß (2. M. 30, 18) sich befanden, auf der Ztoråseite aber die Schlachtung der Thiere geschah (3. M. - )- 6. Undsollft auch Stangen machen zu» dem Altar von Forenholz, mit Erz sKupferblechj Uber- zogen swie der Altar selbst V. 2, vgl. die Bem. zu Kap. 26, 11]. 7. Und sollst die Stangen in die Ringe thun, daß die Stangeu seien an beiden Seiten des Al- tare, damit man ihn tragen moge. 8. Und sollst ihn also von Brettern machen, daß er inwendig hohl sein bloßes Geftell] sei sdas nach seiner Aufstellung erst noch mit Erde oder Kies ausgefüllt werden mUßL wie dir auf dem Berge gezeiget ist [Kap. 25, 9j. Durch dieses Gestell erhielt nicht nur der eigentliche, aus Erde oder rohen Steinen bestehende Altar eine den tibrigen Geräthen des Heiligthums entsprechende Form, sondern konnte auch leicht von einer Stelle zu der an- dern geschafft und an jedein Ort der Wanderung auf- gestellt werden. Nach Z. M· 6, 12 f. sollte das Feuer ununterbrochen auf dem Brandopferaltar fortbrennen — ein Sinnbild der beständigen Fortdauer des Opferdienstes und damit der Verehrung Jehovas selbst. II« di. 9—19. Es folgt jetzt die Beschreibung deg zuor- hoss selber, der in einem an Säulen befestigten Um- hang von vtosseni Byssug bestehen und an der vorderen Jlreitenseite einen Eingang mit einem aus den vier Æebestosfen gewirliten Vorhang, gleich dem an dem Eingang der Bittre-hätte, haben soll. 9. Du sollst auch der sin Kp. 26 beschriebenen aus dem Holzgerüst und den vier Decken bestehen- den und in das Heilige und Allerheiligste abge- theilten] Wohnung einen sdieselbe von allen vier Seiten umgebenden und nach außenhin abschließem den] Hof snach oben zu offenen Raum] machen, snämlich] einen [den Hof bildenden] Utnhang von gezwirnter weißer Seide [Baumwolle], auf einer Zeit? hundert Ellen lang, sso zUnächstJ gegen dem 1 ag, 10. Und szu dem UmHangJ zwanzig Säulen auf zwanzig ehernen Füßen soder Untersätzem in denen sie aufrecht stehend befestigt sind Kap. 26, 32], und ihre Knänse mit ihren Reisen von Silber sdie Haken— aber zum Einhängen der Bindstäbe oder Querftangen zwifchen den Säulen follen, fo- wie die Bindstäbe selbst, von maffivem Silber sein V. 17]. 11. Also auch sauf der andern Längenseite] gegen Mitternacht soll sein ein Unihang, hundert Ellen lang; zwanzig Säulen auf zwanzig ehernen Füßen suntersätzens und ihre Knciufe [Kap. 26, 32. 37] mit ihren Reisen sQuerstangen 36, 381 von Silber. Hi· g. Mose 27, 12—21. 260 Abend. —- vo e- n» u: c» —- oo k- Z «« «« Z I is« so «; « Vorhof. III e- s « c «« T« F Allerheis L «« » Innre. ! «« « IT « «« Vier-sinds. s E « III-·? c —- » Nausaltw l a- « O g] l( ad S ) Z? « Cz) Hek Z« X e »« « O« g F lige. g g « «« i O« g« II« g «· « e —- es I s- ? « : « T? «-«."—s-".«—. F« c : « s? Eingang z: O I o H s Z «, , Handsaß » S w: ; D ... Brandopferaltciin I i- -. z » Z D s ! S C( I z I .- i ; Z N I k- S «« E« g Eingang zum Vorhof. O O 14 II O? sk- Ss IS - Morgen. 12. Aber gegen dem Abend soll die Breite des Hofes haben einen Umhang fünfzig Ellen [also nur halb so] lang, fund zu dem Umhang nur halb so viel, d. u] zehn Saulen auf zehn Füßen. 13. Gegen dem Morgen aber soll die Breite des Hofes [zwar eben so wie gegen Abend] haben fünfzig Ellen [doch soll hier die Gesammtbreite in drei Theile —- in die beiden Seiten oder Flügel und in die Mitte — abgetheilt werden] 14. [Und zwar sollen die beiden Seiten oder Flügel gleiche Ausdehnung haben.] Also, daß der Umhang habe auf einer Seite [z. B. der rechten, von der nördlichen Längenseite ausgehenden] fünf- zehn Ellen, dazu drei Säulen [Nr. 1. 2· 3 der Abbildung] auf dreien Füßen. 15. Und aber [-mals] fünfzehn Ellen auf der andern [linken, von der südlichen Längenfeite ausgehenden] Seite, dazu drei Säulen [Nr. 8 bis 10] auf dreien Füßen. 16. Aber in dem kzum Eingang oder] Thor des Hofes [bestimmten MittelftückJ soll ein Titel) «- i- O [von derselben Art und demselben Stoff wie der vor dem Eingang der Wohnung befindliche Vor- hang Kap. 26, He] sein, zwanzig Ellen breit, ge- wirket von geler Seide, Scharlakem Rofinroth und gezwirnter weißer Seide [Buntivirkerarbeit aus den schon mehrfach genannten vier Webestossem s. Anm. zu Kap. 35, 35], dazu vier Säulen [Nr. 4 bis 7] auf ihren vier Füßen. 17. Alle Säulen um den Hof her [zufam- men sechszig, aus Fören- oder AkaziemHolz ver- fertigt] sollen [außer den blos versilberten Kapi- tälen Kap. 38, 17. 191 silberne Reife fBindstäbe oder Querstangen aus massivem Silber, von einer Säule zur andern reichend und zur Befestigung der Umhänge dienend] und silberne Knüufe [gleich- falls massiwsilberne Haken oder Kloben, die Rei- sen darein zu legen] und [nach unten] eheriie Füße skupferne UUtersätzeJ haben siiberdies aber durch Seile an kupfernen Pflöcken sowohl nach innen als nach außen festgespannt werden V. 19; Kap. 35, 18; 39, 40; 4. M. Z, 37]. 18. Und die Länge des [durch den von außen um die Säulen herumzuspannenden Umhang ge- bildeten] Hofes soll hundert Ellen fein [V. 9. 11], die Breite fünfzig Ellen [V. 12. 13], die Höhe fünf EllenA von gezwiriiter weißer Seide [Baum- wolle]; und seine Füße [die unter den Säulen be- findlichen Untersätzg in welchen diese stehen] sollen ehern fein. V) Die Größe eines hochgewachsenen Mannes be- trägt 4 Ellen (s. 1. Sam. 17, 4); 5 E. für die Höhe des Vorhofs waren jedenfalls hinreichend, daß niemand über diesen hinweg sehen konnte. 19. Auch alle Gerüthe der Wohnung zu al- letlei Amt lalle Werkzeuge, die man zum Auf- schlagen und Abbrechen der Wohnung braucht] Und alle seine [ihre] Nagel [die zur Befestigung der Decken über der Wohnung benöthigten Pflöcke Kap. 26, 14 Anm.] nnd alle Nägel des Hofes [alle zur Anspannung der Vorhofs-Säulen erfor- derlichen Pflöcke, s. den Zusatz am Schluß des 17. Versesj sollen ehern [Anm. zu Kp. W, 11] sein. Der die Wohnung umschließende Vorhof bestand hiernach theils aus 2 mal 20 und 2 mal 10 = 60 Säu- len, theils aus einem von bloßem Byssus gewebten, ein- farbig-weißem Umhange, Umfaßte einen nach oben offenen Raum von 100 Ellen Länge und 50 E. Breite und war 5 E. hoch. Die in ihren Kapitälen versilberten Säulen waren mit einander durch massiv-silberne, in eben solchen Haken liegende Querstangen verbunden und standen unten in kupfernen, in die Erde gegrabenen Untersätzen fest, waren aber auch außerdem sowohl nach der Jnnen- als nach der Außenseite des Vorhofs zu mit Seilen an kupfernen, in die Erde geschlagenen Pflöcken befestigt. An den Querstangen hing nun von der Außenseite des Vor- hofs her der einfach weiße, aus Byssus gewebte Um- Hang; doch verdeckte dieser an der vorderen, nach Osten gelehrten Breitenseite nur 15 Ellen am rechten und 15 E. am linken Flügel, die mittleren 20 E. Breite dagegen waren für die 4 Durch- oder Eingänge bestimmt. Diese Eingänge standen jedoch keineswegs offen, sondern an der nach innen zugekehrten Seite der die Eingänge ab- theilenden Säulen ging ein auf dieselbe Art wie der Vom Vorhof und heiligen Oel. 261 Vorhang am Eingange der Wohnung gestreift oder wür- felig in bunten Farben gewirkter Vorhang herunter, der an den beiden Seiten zurückgeschlagen werden konnte und so neben dem nördlichen -und neben dem südlichen Flügel (zwischen den Säulen 4 u. 5 und den S. 8 u. 7) einen Durchgang gestattete. Der innere von den Säu- len und ihren Umhängen umschlossene Raum des Vor- hofs betrug 5,000 D-Ellen. Die Stellung der Woh- nung innerhalb dieses Raumes war jedenfalls so, daß sie in Süden, Norden und Westen je 20 Ellen von den Säulen entfernt war; der vordere Platz vor dem Ein- gange zur Wohnung umfaßte somit noch 2,500 D-Ellen, auf diesem Platze stand der Vrandopferaltar und das eherne Handfaß (Kap. 27, 1—8.; 30, 18). Gleichwie die Stiftshtitte die Wohnung des HErrn ist inmitten seines Volks, so bezeichnet wiederum der Vorhof die Stellung Jsraels, die es seinem Gotte gegen- über einnimmt. Auf der einen Seite ist diese Stellung eine vor allen Völkern der Erde ausgezeichnete: Gott und Volk wohnen bei einander, Gott mitten unter seinem Volk, das Volk in der Umgebung und Nähe seines Gottes. Auf der andern Seite ist diese Stellung aber auch ein noch Draußenstehen, ein Stehen vor den Thüren. Die Wohnung Gottes selbst darf Jsrael nicht betreten; allein seinen geweihten Stellvertretern und Mittlern, den Prie- stern, ist das Hineingehen gestattet, damit sie statt seiner mit Gott verkehren, dort des Volkes Gaben Gott dar- bringen und von dort dem Volke Gottes Gnadenbezeu- gungen zurückbringem Aber auch selbst den Priestern ist der unmittelbare Zugang zu Gott und das bestän- dige Bleiben bei ihm noch versagt; sie dürfen für ge- wöhnlich nicht weiter als bis zum Heiligen, nur einmal im Jahre darf der Hohepriester den Vorhang vor dem Allerheiligsten heben und mit dem sühnenden Opferblut und der Wolke des Weihrauchs vor Gott erscheinen, um die vollkommene Versöhnung mit Gott im neuen Bunde und die vollkommene Vereinigung mit ihm und das be- ständige Wohnen bei ihm im Reiche der Herrlichkeit pro- phetisch vorzubilden. Wir sehen also, die Stiftshütte trägt in ihrer dreifachen Gliederung zugleich die 3 Stu- sen des Fortschrittes in sich, den das Reich Gottes in seiner allmäligen heilsgeschichtlichen Entwickelung auf- weist: im Vorhof haben wir die alttestamentliche Ge- meinde, die als Träger des Reiches Gottes noch priester- licher Vermittler bedarf; im Heiligen sehen wir die neutestamentliche Gemeinde, die, weil die Versöhnung bereits vollbracht ist, vermöge des allgemeinen Priester- thums unmittelbar und selbst zu Gott nahen, ihre Gaben darbringen und den Segen sich holen darf; im Aller- heiligsten endlich wird uns die himmlische Gemeinde dargestellt, die, nachdem das Reich Gottes seine schließ- liche Vollendung gefunden, zum Schauen der Herrlichkeit Gottes und zum beständigen Wohnen bei ihm gelangt ist. »Da will ich immer wohnen, und nicht nur als ein Gast, bei denen, die mit Kronen du ausgeschmücket hast. Da will ich herrlich singen von deinem großen Thum und frei von schnöden Dingen in meinem Grbtheil ruhn.« (Jch bin ein Gast aus &c. V. 14.) I1I. u.20. 21. ou« eveusqus im noch» auszog-aktive eherne Jjandsask Man. 30, 17 sf.) einstweilen noch bei Seite lassend und im Begriff, im Folgenden von der Pesiallung seiner Ziiener am Zjeiligihum ku handeln, schreibt der Ylxirr uorersi Sirt und Zsubereitung des sur Speisung der sieben zkanipen des Leuchtern erforder- iiihen Oele» vor, da die tägiiche Zurishtung dieser Lampen bald nach derIiusrilhtung der Stiftshiiite ihren Zinfang nehmen sollte und also mit der Erbauung der letzteren aufs lxingste zusammenhing 20. Gebeut den Kindern Israel, daß sie zu dir bringen das allerreinste lautceOel, [und zwar] von Oelbäumen gestoßen [von Oliven, nicht von andern Oelfriichtem und von diesen durch Zer- stoßen, nicht durch das Keltern oder Pressen ge- wonnen, nachdem sie zuvor von Blättern, Staub und dgl. gehörig gereinigt worden, damit es eben Oel der feinsten und lautersten Art sei], zur Leuchte, das man allezeit oben in die Lampe thue fes soll nämlich dies Oel verwendet werden für den Leuchter Kap. 25, 31 ff., dessen Lampen auf den sechs Röhren und dem Schast allezeit damit zu füllen sind], 21. [Es soll aber der Leuchter mit seinen sieben Lampen, wie schon Kalb. 26, 35 gesagt, stehen] Jn der Hütte des Stifts [vgl. Anm. zu Kap. 35, 21], außer dem Vorhang, der vor dem Zeugniß [vor dem Allerheiligsten mit der Lade des ZeUgnisseSJ banget. Und Aaron und seine Söhne [von deren priesterlichem Beruf hernach weiter die Rede sein wird Kp. 28, 1 ff.] sollen sie zurichten, beide des Morgens und des Abends, vor dem HERRU [vgl. zu 3. M. 24, 1——4]. Das [dtese Abgabe an Oel von Seiten des Volkes sowohl, wie diese Zurichtung der Lampen von Seiten der Priester] soll euch eine ewige Weise sein auf eure Nachkommen, unter den Kindern Israel sbxs zu der Zeit, wo die jetzige Haushaltung durch die ihr nachfolgende neue in ihren Sinn- und Vor- bildern erfiillt und dadurch zu wirklich bleibendem Wesen verklärt sein wird l. M. 17, 7]. Der Oelbaum, eins der uorziiglichsten Gewächse Palästinas, wurde in besonderen Oelgärten, namentlich auf Höhen und Bergen gezogen, indem er einen trockenen und sandigen Boden liebt; doch kommt er auch in feuch- tem Boden fort und grünt selbst unter dem Wasser (1. M. 8, 11 Anm.). Der knotige Stamm ist 20—30 Fuß hoch, hat eine glatte graue Rinde und treibt fast die ganze Länge hinauf Zweige, die sich sehr weit ausbrei- ten (Ps. 128, 3). Die Blätter sind lanzettförmig, dick und steif, fast ohne Stiel, etwa As» Zoll lang und bleiben das ganze Jahr über grün (Ps. 52, 103 Jer.11, 16). Aus den in kleinen Büscheln zwischen den Blättern hervorbrechenden weißen Blüthen entwickeln sich die Oliven in Gestalt länglich runder Beet-en, die zuweilen an Größe einem Taubenei gleichkommem erst grün, zu- letzt purpurfarbig und schwarz aussehen und einen harten Kern umschließen; sie reifen im September. Die un- reif, behutsam abgeschlagenen Früchte (s. 5. M. 24, 20 Anm.) wurden entweder blos.gestoßen, und gaben dann das feinste Oel von weißer Farbe, oder gekeltert und getreten; doch hatte man auch Oelpressen und Oel- wühlen. Reife und sehr fleischige Früchte geben schlechs tes Oel. Nicht ungewöhnlich war es, die Oliven auch roh, oder in Salzwasser erweicht, oder sonst eingemacht zu verspeisen. Vgl. 1· Kön. S, 31 Anm- Das 28. Kapitel. Iriesterliltse zsiteidetzierde Hintan- und seiner Höhne- I- II. 1-—5. Von der Wohnung und ihrem Vorhof und den Geräihen beider geht der DE« zu den Personen, welrhe den Dienst am Zseiiigthum versehen sollen, zu den Priestern über, bestimmt Ilaron und dessen Söhne 262 2. Mose 28, 1—12. zu solchem Stand und verordnet heilige Kleider siir dieselben —— zunächst fiir den vornehmsten unter ihnen, den Zjohenpriester oder den Priester schlechthin. 1. Und sollst stvenn nun die Wohnung der Hütte des Stifts aufgerichtet und das Gesetz» des Dienstes am Heiligthum erlassen sein wird 2. M. 40 bis s. M. 7] Aaron, deinen Bruder, und seine Sohne zu dir nehmen, aus den Kindern Jsrael [aus der Masse des Volkes hervor- und an dich, der du als mein unmittelbar Beauftragter bei dem Heiligthum stehest, herantreten lassen], daß er [sammt seinen Söhnen] mein Priester sei [mit dem priesterlichen Amte von dir betrauet werde, vgl. 3. M. 8]; namlich Aaron und seine Sohne, Na- dab, Abihu, Eleasar nnd Jthamar [Kp. s, 23]. Jsraels Beruf und Stellung der Welt oder den übrigen Geschlechtern der Menschen gegenüber ist in Kap. 19, b. 6 scharf und genau gekennzeichnet. Jn den Worten, deren der HErr sich dort bedient, sind aber vier Punkte enthalten: 1) Jsrael ist erwählt, von allen übrigen Völkern aus- und abgesondert, damit es nicht sei, wie sie find; es ist L) dem HErrn zu eigen gegeben, daß es ihm allein angehöre und ihm diene; Z) in diesem seinem Eigensein dem HErrn soll es hei- lig sein, gleichwie er selbst heilig ist, damit es mit sei- nem ganzen Thun und Lassen, mit seiner ganzen Ge- schichte den Heilsabsichten Gottes dienstbar und ein Segensvermittler für alle Geschlechter werden könne; 4) als heiliges Volk soll es nun aber auch dem HErrn nah en und unmittelbar mit ihm verkehren dürfen, um seine Gaben ihm zu bringen und Gaben von ihm sich zu holen. Indessen gerade da, wo es von seinem eigent- lich priesterlichen Rechte Gebrauch machen und Gott gegenübertreten sollte, um von dem Berge herab Gottes Offenbarung zu empfangen, wich Israel, von Schrecken und Entsetzen ergriffen, zurüchverzichtete auf sein Vor- recht, unmittelbar dem HErrn zu nahen und mit ihm zu verkehren, und bekannte sich selbst eines besonderen Mittlers bedürftig, der den Verkehr mit dem HErrn unterhalte (Kap.19, 17; 20, 18 ff.). Auf solche Er- kenntniß und solches Bekenntniß war auch Gottes Ab- ficht mit dem gewaltigen Donnern und Blitzen und den übrigen Zeichen seiner unnahbaren Majestät von Haus aus angelegt (Kap. 20, 20); darum billigte er ausdrück- lich des Volkes Rede (5. M. 5, 28) und bestellte Mosen für die Zeit der Gründung und ersten Entfaltung des Bundes zum Mittler desselben, nahm aber bei und mit der Gesetzgebung zugleich auf die Stiftung eines beson- deren Priesterthums Bedacht, welchem an Stelle des Volkes das Nahen zu ihm und das Vertehren mit ihm für die weiteren Zeiten der alttestamentlichen Haushal- tung obliegen sollte. Aus dem Gesagten ergiebt sich von selbst, daß die drei Eigenschaften, welche die Grundlage zu dem priesterlichen Charakter Jsraels bildeten, an dem Stande der Priester in noch höherem Grade und vollerem Maße zur Erscheinung kommen mußten; daß dieser Stand das, was das gesammte Volk im wei- teren Kreise oder der übrigen Welt gegenüber war, auf besondere Weise im engeren Kreise, im Bereich des Volkes selber sein mußte — mit anderen Worten, Js- raels religiöse Würde mußte in seinem Priesterstande gipfeln und ihre vollendetste äußere Darstellung finden, namentlich in dem Haupte der Priesterschafh dem Hohen- priester. Das ist denn auch wirklich der Fall, wie wir aus Mosis Worten, die er bei Gelegenheit des Aufruhrs der Rotte Korah redete (4. M. 16, 5), hören: ,,Morgen wird der HErr kund thun’, wer sein sei, wer heilig sei und ihm opfern soll; welchen er erwählet hat, der soll ihm opfern.« Hier haben wir die drei ersten Mo- mente sämmtlich wieder, und dazu das vierte, nämlich das Opfern oder zu Gott sich Nahm. Inwiefern nun aber jene drei Momente an dem aaronitischen Priester- thum im höheren Grade sich finden sollten, darüber giebt unser Kapitel hinlänglichen Ausschluß. Anlangend zu- nächst 1) das Erwahltseim so werden in V. 1 Aaron und seine Söhne zu einer abgeschlossenen religiösen Ge- sammtheit im Volke damit erhoben, daß Mose sie aus den Kindern Jsrael zu sich nehmen und mit dem Priester- amte betrauen soll; die Erblichkeit des priefterlichen Standes pflanzte dann dies Erwähltsein auf jeden ein- zelnen von Aarons Nachkommen für alle künftige Zeiten fort. Anlangend sodann Z) das dem HErrn Eigen- sein, so laufen alle im S. Buch Mose die Priester be- treffenden Gesetze darauf hinaus, daß sie mit ihrem ganzen Leben und Wirken nicht sich selbst gehören, nicht einmal ein zeitlich Gut haben, sondern ganz dem Dienste Gottes gewidmet und selbst mit ihrer äußeren Subsistenz (Lebeus- unterhalt) auf ihn allein angewiesen sein sollen. An- langend ferner 3) das Heiligsein, so wird als Jnsignie oder äußeres Zeichen dieser schon an dem ganzen Volke haftenden Würde (4. M. 15, 37 ff.) das Tragen von Quasten und Troddeln, die mit dunkelblauen Schnüren an den vier Zipfeln des Oberkleides zu befestigen sind, für alle Männer in Jsrael verordnet; eine noch mehr auszeichnende Kleidung, entsprechend dem größeren Maße ihrer Heiligkeit, bekommen denn hier die Priester, die allerausgezeichnetste aber wird dem Priester schlechthin oder dem Hohenpriester zugetheilt, als in welchem die Priesterwürde ihren höchsten Gipfel erreicht. Die Art und Weise des priesterlichen und hohen- priesterlichen Gott-Ruhms wird nachher im Z. Buch Mose bis in’s Einzelne geregelt; es ist ein Nahen nur bis in’s Heilige bei den gewöhnlichen Priestern, ein Nahen bis in’s Allerheiligste, der Stätte der unmittelbaren Ge- genwart des HErrn, bei dem Hohenpriester am großen ersöhnuiigstagr. Aber auch dieses ganze Priesterthum, so gesteigert es sonst iiber das gemeine Priesterthum Js- raels sich erhebt, ist doch noch ein sehr mangelhastesll Zur Vollgiltigkeit fehlt ihm die Siindlosigkeit seiner Trä- ger, und es fehlt ihm, daß deri der das Volk vor dem HErrn, und den HErrn vor dem Volke vertreten soll, in seiner Person eine wirkliche Vermittelung zwischen beiden darstelle, indem er in wesentlicher Gemeinschaft einerseits mit Gott und andrerfeits mit dem Volke teht. So weist das aaronitische Priesterthum selbst wieder auf etwas Höheres als das Ziel, dem es entgegenstrebt, hin; das ist das Hohepriesterthum Christi, der da ist heilig und unbefleckt, und der Gottheit und Menschheit in Einem vereinet. · · 2. Und sollst Anton, deinem Bruder, heilige [bei den Amtsverrichtungen Von ihm anzulegende] Kleider machen, die herrlich nnd schon seien sihm zur Auszeichnung und zur Zierde gereichen]. 3. Und sollst reden mit allen, die eines weisen Herzens sind, die ich mit dem Geist der Weisheit erfullet habe [mit den kunstverständigem von mir für die Werke am Heiligthum noch besonders er- leuchteten und begabten Männern Kp. 31, 1——11], daß sie Anton Kleider machen zu seiner Weihe sin die er dann bei seiner Weihe feierlich eingekleidet — investirt — werden soll Kp. 29, 1——-37], daß er mein Priester sei. 4. Das sind aber die Kleider [die einzelnen Stücke der hohenpriesterlichen AmtskleidungL die sie machen sollen: Das Schildlein [V.13 ff.], Leib- roct [V. 6 f.], Seidenrock [V. 31 ff.], engen Rock [V. 39], Hut [V. 39 mit dem güldenen Stirn- Priesterliche Kleiderzierde Aarons, des Hohepriesters 263 blatt V. 36 ff] und Gürtel [V. 39]. Also kaus den eben genannten 7 Stücken und den leinenen Niederkleidern V. 42 ff. bestehend] sollen sie hei- lige Kleider machen deinem Bruder Anton, nnd feinen Söhnen [diefen wenigstens aus den -vier Stücken: Niederkleider, enger Rock, Gürtel und Haube V. 40], daß er mein Priester sei. 5. Dazu sollen sie kais Stoffe] nehmen Gold, gele Seide [in schwarzblauem], Scharlaken [in dunkelrothem], Rosintoth sin karmesinrothem Pur- pur gefärbtes Wollem oder BaumtvollengarnL Und weiße Seide [Musselin von feiner weißer Bhssus- baumwolle]. II— U. 6—14. Von den einzelnen Bestandtheilen der hahenprikjterlictjen Kleidung wird als das eriie und präehtigtte Stätte zunächst der Leib» sit näher beschrie- ben — ein aus zwei Blättern, dem Mutt- und dem ziiiktientheil nach Art der rdmisttjen Zlieskgewiinder be- Itehender Zlebetwurh der auf den beiden Schultern durckj zwei mit Zgraifen oder Zjalienspangen versehene Gnyxiteing in den beiden Seiten aber durih ein Gürtel- band kusammengehalten wurde. Dies die Dufignie oder das äußere Zeichen der auf den Schultern des Hohen- prieliers ruhenden Jjerr scherwitrde Israel-i. b. Den Leibroel [hebr.Bphok1, d. i. Schul- terkleidJ sollen sie machen von Gold [GoldfädenJ, geler Seide, Scharlaieiy Rosinroth [Purpurgarn in den drei Farben: dünkelt-lau, dunkelroth und karmefinrothL Und gezwirnter weißer Seide [glän- zend weißem, aus mehreren Fäden zusammenge- drehtem BhssusL künsllich sArbeit des Kunsttvebers, vgl. Annn zu Katz. 35, 35 —— ähnlich der inne- ren Tapete der Wohnung und dem Vorhang vor dem Allerheiligsten Kap. 26, 1. 31., nur ohne Cherubsbildey dafür aber mit Goldfäden durch- wirkt —], 7. sUnd zwar sollen sie ihn aus zwei Stücken oder Blättern wachem] Daß et [beim Anlegen] aus beiden Achseln svermittelst der Hakenspangen V. 9 ff.] zusammengefiigeh und an beiden Seiten sdes Oberkörpers vermittels des Gürtels V. 8 oberhalb der Hüften] zusammengebunden werde. 8. Und sein Gurt draus [das zu ihm ge- hörige, aus Einem Stück mit dem Rückentheil ge- arbeitete Gürtelband] soll derselben Kunst [eben- falls Kunsttveberarbeiy nnd Werks [von den näm- lichen Stoffen] sein, von Gold, geler Seide, Schar- llgend Nosmroth, nnd gezwirnter weißer Seide . 6 . I. Und sollst zween Onyxsteine kEdelsteine von der blassen Farbe eines menschlichen Finger- nagels 1. M. 2, 12] nehmen, und drauf graben die Namen der Kinder Israel; 10. Auf jegtichen sechs Namen, nach der Ord- nung ihres Alters sauf den Stein für die rechte Schulter die Namen der 6 älteren Söhne, auf den für die linke Schulter die der 6 jüngeren, s. EinL zu 1. M. 29, 31 ff.]. 11. Das ldieses Eingraviren der Namen] sollst du thun dnrch die Steinschneidey die da Siegel graben, snachdem sie zuvor die Steine gehörig zu- gerichtet und mit Goldrahmen versehen haben] also, daß sie mit Gold umher gefasset werden [in ein Flechtwerk von Goldfäden eingelassen werden können] 12. Und sollst fie [vermittelst dieser Flecht- Werke, die zugleich Hakenspangen oder Agraffen bilden] ans die Schultern des Leibrocks heften [da- mit sre dort das Bruststück mit dem Rtickenstück zusammenhalten, außerdem aber auch dem Zwecke dienen], daß es Steine seien zum Gedcichtniß für die Kinder Israel, daß Aaron lder Mittler und höchfte Repräsentant des Volks] ihre Namen auf seinen beiden Schultern trage lso oft er] vor dem HERRU [erscheint], zum Gedächniß [denn er, der HGrr, will nun, wenn er die Namen erblickt, da- durch sich erinnern 1. M. 9, 16, daß Jsrael sein Bundesvolk ist und unter ihm als König stehet, und wird es in seinem irdischen Stellvertreter, dem Hohenpriestey mit gutem Negiment ver- sorgen] Die Schulter wird in der Bibel wie überhaupt im 264 2. Mose 28, 13—30. Alterthuny als Sitz der Herrschaft betrachtet (Jes. 9, 5; 22, 22); das Ephod als Schulterkleid kennzeichnet also den Hohenpriester nach seiner königlichen Würde, Sie eignet ihm zwar nicht für seine Person, wohl aber in- sofern, als ja Jsrael ein priesterliches Königreich (Kap. 19, S) ist und er Jsraels höchster Repräsentant, in welchem sich die dreifache Würde des Volks concentrirt (vereinigt). Nun gehört zur königlichen Würde eines- theils das Herrschen, anderntheils das Nichtem die Herrscherwürde ist es denn im Besonderen, welche im Ephod sich darstellt, während die Richterwürde durch das mit dem Ephod aufs Engfte verbundene Brustschild (V.15sf.) versinnbildlicht wird. Die Farben dieses Kleidungsstückes sind die des Heiligthums denn es han- delt sich hier nicht um ein Reich, das von dieser Welt wäre, wenn es auch in der Welt ist, sondern um einen Gottesstaat (Theokratie); es ist aber in die StOffeHGOld verwebt und Gold auch sonst mehrfach verwendet, denn derjenige, der das Kleidungsstlick trägt, ist der Höchste in der Theokratia Wenn er die Namen seines Volkes auf zwei Edelsteinen an sich trägt, so deutet das auf die Herrlichkeit hin, zu der sein Volk durch feinen Dienst verklärt werden soll; denn Edelsteine mit ihrem strah- lenden Glanze find ein treffliches Symbol der Heiligkeit und Herrlichkeit, welche beide in der heil. Schrift zu- sammengehörige Begriffe sind. 13. Und follst [an den die beiden Edelsteine V. 9 umgebenden Goldgeflechten außer den Haken- spangen V. 12 auch noch zwei andere] güldene Spangen machen san jedem Goldgeslecht ·eine solche Spange]; 14. Und zwo Ketten von feinem Golde, mit zwei Enden [Oesen oder Schlingen zum Einhäw gen], aber die Glieder in einander hangend [nicht aus Ringen bestehend, sondern aus Golddraht schnurförmig zusammengedreht], und follft sie [mit dem oberen Ende] an die Springen thun [in die- selben einhangen]. Was mit dem unteren Ende geschehen sollte, dar- über s. B.22—24, wo sowohl die hier genannten Span- gens als auch die zwo Ketten noch einmal vorgenommen wer en. III. n.15—30. aus dem nieder-statt des heil-konk- soll Satan dann weiter das zmtssthildtein tragen — eine viereitiige Tlasihe in Quadratsorm, von gleiches: Jrbeit und gleichem Stoff mit deui xleibrotty zu dem sie gehdrh und mit zwdlf Edelsteinen in vier Reihen besetzt, auf denen die dlamen der zwölf Stämme Ilsraels eingegraben sind, in sieh aber das »Man und Kraft« enthaltend. Zllies die Idnsigiiie der mit der Herrscher- wiirde verbundenen Richter-würde, die dem Julien- priester als Repräsentanten Izsraels ebenfalls eignet. 15. Das Amtsfchildlein [hebr. Choschen mischpatlk d. i. Schmuck des Gerichts] follst du machen nach der Kunst, wie den Leibrocl kalso Kunstweberarbeit V. 6 und von den nämlichen Stoffen], von Gold [-Fäden], geler Seide [dunkel- blaueni], Schatlaken [dunkelrothem], Rosinroth karmesinrothem Purpurgarn], und gezwitltter wei- ßer Seide [·Byssus]. 16. Viereclig soll es sein und zwiefach [zu einer Tasche zusammengelegtjz eine-Hand [S p a n n e oder halbe Elle] breit soll seine Länge sein, und eine Hand [Spanne] breit seine Breite sdas i ganze Gewebe muß also, da es zur Hälfte umge- schlagen werden soll, 1 Elle in der Länge messen]. 17. Und sollst es fållen [auf seiner Außew leite VesetzenJ mit vier Riegen kReiheiij voll siedet-J Steine. Die erste Riege sei ein Sarder sCarneol von blutrother Farbe) Topaser sblaßgrüner Chry- spIkkhL Smaragd [von grasgrüney aber hellleuch- tender Farbe]; 18. Die andere ein Rubin sfeuerfarbener Kar- funkel], Sapphit [von himmelblauer Farbe] De- mani fdurchfichtiger farbloser Diamantjz 19. Die dritte ein Lynkurer sHyacinth von vorherrschend gelbrother Farbe], Achat [in ver- schiedenen Farben schimmernder, durchfichtiger Hornstecnt Amethyst kvioieiibieiuk 2 Die vierte ein Türkis lgoldglänzender ChrysolithL Onyx [von blasses: Nagelfarbe f. V. 9] Jaspjs [trübrother, glasartiger Stein]. Jn Gold sollen sie gefasset sein in allen [vier] Reihen. 21. Und sollen nach den zwölf Namen der Kinder Israel stehen [mit ihrer Zahl den zwölf Namen der Kinder Israel entsprechen, aber auch diese Namen selbst an sich tragen] egraben vom Steinschneider; ein jeglicher seines diamens kein jeder soll mit einem bestimmten Von den zwölf Namen bezeichnet sein, und zwar mit dem, der auf seine Stelle trifft], nach den zwölf Stimmen [ wie diese dem Alter ihrer Stammväter nach auf ein- ander folgen] Die Reihenfolge der Steine und der in dieselben eingravirten Namen der 12 Stämme war hiernach die in der folgenden Uebersicht dargestelltez es ist dabei zu beachten, daß der Hebräer von rechts nach links schreibt und liest, nicht, wie wir Abendländer, von links nach rechts : Z. Les-i. L. Sirt-can. 1 . Buben. Smaragd. Topas. Sarder. S. Naphthali. 5. Bau. 4. Juda. . Diamant. Sapphim Rubin. 9. Ists-Schar. 8. Assen 7· Grad. Amethyst Achat. Lynkurer. II. Belljsmim U. Joseph- 10. Sebulotn Jaspis Onyx. Tiirkis Ohne Zweifel ist stir jeden einzelnen Stamm gerade derjenige Edelstein gewählt, der seine Charaktereigen- thümlichkeit oder seine Stelle in der Theokratie (Gottes- staat) am besten kennzeichnet; in einigen Fällen läßt sich das klar und deutlich erkennen. So ist die blut- rothe Farbe des Carneols bei seinem verhältnismäßig nur geringen Werthe ein treffendes Sinnbild des von fleischlicher Lust entbrannten Raben, der sein Erftgeburts- recht verlor; der hellgrüne Topas und der grasgrüne Smaragd kennzeichnen Simeon und Levi als Brüder von gleichem Charakter, der Smaragd aber, bei den Alten der werthvollste Stein nächst dem Rubin, setzt den Priester: und Levitenstamin Levi dem Fürstenstamm Juda an die Seite; der Rubin, der gepriesenste unter den Edelsteinen des Morgenlandes paßt vorzüglich zu Juda als demjenigen, den nach Jakobs Weisfaguiig seine Brü- der loben würden (vgl. 1. M. Katz. 49); endlich der Onyx, der schon für die beiden Schulterftücke (V. B) be- stimmt wurde, daß darauf die Namen sämmtlicher 12 Stämme gegraben würden, kehrt bei Joseph wieder, dessen Name in dichterischer Rede ja ebenfalls ftir ganz Jsrael steht (Ps. 81, 6). Priesterliche Kleiderzierde Aarons. 265 22. Und sollst [wie ich dir schon vorhin sagte V.14] Ketten zu dem Schildlein [die zur Verbindung desselben mit dem Leibrock dienen] machen, mit zwei Enden [Oesen], aber die Glieder in einander hangend kaus Golddrath zusammen- gedrehte Schniire], von feinem Golde; 23. Und zween gitldeneRinge an das Schild- lein, [und zwar] also, daß du dieselben zween tlltinge heftest an [die oberen] zwo Ecken des Schild: eins, 24. Und die zwo giildenen Ketten [oder Schnüre V. 22 mit ihren unteren Enden] in die- selben zween Ringe au den beiden Ecken des Scbildlein thuest. 25. Aber die zwei [oberen, mit Oesen V. 22 versehenen] Enden der zwo Ketten sollst du in [die] zwo Spangen thun [von denen ich V. 13 redete] Und sie lEUf diese Weise] besten aus die Schultern am Leibroci, gegen einander über sdas eine am rechten, das andere am linken Schulterstiick des Leibrocks]. » 26. Und sollst zween andere giildene Ringe machen, und an die zwo anderen Ecken des Schild- leins besten [die] an feinem Ort, inwendig gegen dem Leibrvck [an dem anderen, dem unteren Theile des Leibrocks zugewendeten Saume des Schild- leins sich befinden]. 27. Und follft aber [noch einmal] zween gül- dene Ringe machen, und an die zwo Ecken unten am Leibrocl gegen einander [den einen in die rechte, den andern in die linke Ecke] besten [gerade an der Stelle] da der Leibrock zufammengehet [ver- mittels des Gürtels V.8 zusammengebunden wird], oben an dem Leibrock kiinftlich [und zwar sollst du sie nach oberhalb des Gürtels anbringen, damit sie nicht von diesem verdeckt werden]. 28. Und man soll das Scbildlein mit seinen Ringen [V. 26] mit einer gelen [aus dunkelblauen Purpurfäden geflochtenen] Schnur an die Ringe des Leibrocls [V. 27] knüpfen, daß es auf dem kunstlich gemachten Leibrock hart [fest] anliege, und das Scbildlein [auch beim Ausziehen des Klei- dungsstücks] sich nicht von dem Leibrock los mache. 29. Also soll Aakvn [und jeder ihm nachfol- gende HoHepriesterJ die Namen der Kinder Israel tragen in dem Amtschildlein [in dessen 12 Steine B. 17 ff. sie eingegraben sind], auf seinem Herzen, wenn er in das Heilige gehet, zum Gedächtnis vor dem HERRn allezeit [daß er, der HErn in- dem er diese Namen erblickt, seines Volkes sich erinnere und in seinem irdischen Stellvertreter, dem Hohenpriestetz ihm, gleichwie gutes Regiment V. 12, so auch die nöthige Erleuchtung zu einer heilsamen Rechtspflege sammt dieser selbst zu Theil werden ladsse]. ,,Au em er en tra en« be ei net ·eiies er bu- liche Verfwachsetfieiri mit Fem Lebzenchdes1s21nder?i, Ler- mbge dessen der Hohepriestey wie Philo gut sich aus- drückt, des ganzen Volkes Blutsfreund und gemeinschaft- licher Anverwandter ist, und so im lebendigsten Mit- gefühl mit denen steht, für die er als Mittler eintritt. (Oehler.) » · 30. Und svllst in das [eine Tasche bildende] Amtschildlein thun Licht und Recht [bei-r. Urim und Thummim], daß sie [als sichtbares Unter- pfand, der HErr werde auch in jedem einzelnen, besonders schwierigen Falle das zur Uebung des Nechts erforderliche Licht nicht versagen] auf dem Herzen Aarons seien, wenn er eingehet vor dem HERRn [in’s Heiligthum sich begiebt], nnd [er also] trage das Amt der Kinder Israel sihr Recht zu handhaben und ihre Wohlfahrt wahrzunehmen] aus feinem Herzen, vor dem HERRn allewege [bei alle seinen Verrichtungen im Heiligthum, zu denen er den Leibrock anlegt]. So trefflich Luther die hehr. Worte Urim und Thummim durch ,,Licht und Recht« verdeutscht und da- mit nicht nur den richtigen Sinn, sondern auch den ver- wandten Klang derselben wiedergegeben hat, so wenig läßt sich auf der andern Seite sagen, worin denn dieses Licht und Recht eigentlich bestanden habe; nur so viel steht unzweifelhaft fest, das; es ein materieller (körper- sicher) Gegenstand war, der zu dem Amtsrhildlein hin- zukam, in dasselbe hineingethan wurde (3. M. 8, 8), und nicht, wie Manche glauben, ein und dieselbe Sache mit den 12 Steinen auf dem Schilde. Vielleicht waren es zwei Täflein oder geschnittene Edelsteine, die Gott selbst dem Mose übergab wie die beiden, von ihm be- schriebenen Gesetzestafeln (Kap. 31, 18). Nach 4. M. 27, 21 nun hatte der mit dem Amtschildlein und dem Licht und Recht darin bekleidete Hohepriester den Beruf und das Amt, in kritischen (entscheidenden) Lagen des Volks, das der HErr zum Heil aller Völker seiner be- sonderen Führung gewürdigt hatte, das also in solchen Lagen genau wissen mußte, was es zu thun hätte, Gottes Ausspruch und seine Entscheidung einzuholen; und der HErr wollte durch innerliche Erleuchtung seines Geistes dem Hohenpriester als oberftem Repräsentanten der Theokratie oder des von ihm gegründeten Gottes- staats auch alle Mal das Rechte zu erkennen geben. Das hat denn der HErr so treulich gethan, daß (Joh. 11 47 ff.) selbst einem Caiphas weil er des Jahrs Haber- priester ist, ein Wort aus die Lippen gelegt wird, welches ganz und gar den göttlichen Rath und Willen trifft und geradezu eine Weissagung ausspricht, freilich nur eine dem Sprecher aufgedrungene, aber darum doch nicht weniger von Oben ihm eingegebene Weissagung fganz gleichstehend der des Bileani 4. M. 24, 15 ff.). Damals war das Ukim und Thummim als Sache nicht mehr vorhanden (schon nach den Zeiten Davids ver- fchwindet es gänzlich aus der Geschichte, da die unmit- telbar höhere Erleuchtung, deren Produkt die Antworten durch das Licht und Recht waren, sich mehr und mehr von den Priestern zurückzog und auf die Propheten be- schränkte), wohl aber noch Wesen und Beruf des alt- testamentlicheri Hohenpriesterthumsz da es das letzte Mal ist, wo dies Hohepriesterthum gilt, weil nun das neuteftamentliche angehen soll, so leuchtet es noch ein- mal, wie die untergehende Sonne, in ganzer Herrlichkeit Its? trotz der Unwlirdigkeit der das Amt ftihrenden er on. IV· U. 31——35. Ill- dritteg stiitti der hohepriesterlisijen Kleidung liommt hierauf der Seidenro m zur näheren Beschreibung — ein bis unterhalb der Kniee reiihendes Ilankerhemd von dunlielblauem Ilurpurgarm nin unteren Saum abwechselnd mit dreisarbigen Granatiipfelu und 266 2. Mofe 28, 31——39. goldenen Glöititifen besetzt, welche letztere oermdge der in ihnen befindlichen Zungen beim Jus-schreiten einen Jilang von siih gaben. Zlies die Insignie der in dem Jsohenpriester gipfelndeu buiidesgesetzliiij en würde Israel-i. 31. Du sollst auch den Seidenrocl [hebr. Mein d. i. OberkleidJ unter den Leibroci machen, ganz von geler Seide [aus einem einzigen, unge- näheten Webestück von dunkelblauem oder hhacinth- farbenem Byssus bestehend]; 32. Und oben mitten inne sin diesem mit bloßen Armlöchern versehenen KIeidUUgsstückJ soll ein Loch fein lzum Durchstecken des Kopfes beim Anziehen], und eine Borie [Einfassung] mn das Loch her zufammengefaltet snicht aufgenähet, son- dern aus Einem Stück mit dem Rocke gearbeitet], daß es nicht zerreiße [beim An- und Auskleiden einreiße]. 33. -Und unten an feinem [unterhalb der Kniee befindlichenj Saum sollft du Granatcipsel machen von geler Seide, Scharlalen, Rofinroth [aus gezwirntem Kap. 39, 34 Hyacinth-, Pur- pur- und Karmesingarn gefertigte, den Granat- äpfeln nachgebildete Kugeln] um und um; und zwifchen dieselben giildeue Schellen sGlöckchen in der Gestalt eines umgestürzten Blumenkelchs], auch um und um; 34. Daß eine giildene Schelle sei, darnach ein Granalapfeh und aber [-mals] eine giildeue Schelle, und wieder ein Granatapfeh um und um an dem Saum desselben Seidenrocks Der in Palästina, Arabien, Syrien, Egypten nnd Jndien einheimischeGranatbaum ist ein 8—10 Fuß hoher Strauch mit einem geraden Stamm, vielen Seiten- sprossen, röthlicher Rinde und lanzettförmigen hellgrünen Blättern; die einzeln stehenden, ziemlich großen Blüthen sind fternförmig, von hochrother Farbe, aber geruchlos Daraus entwickeln sich bis Ende August die runden, ausrvendi rothen und inwendig gelben Früchte von der Form un Größe einer Orange, die in 2 Kammern mehrere, oft über 9 Fächer haben, jedes mit mehreren Kernem ungeniein fleischig und saftig sind und im Orient zur Erfrifchung genossen werden; auch preßt man den Saft aus und bereitet ihn zu einer Art Obstiveim Seine Blüthe wirft der Granatapfel erst ab, wenn er tiberreif ist und aufspringt; in dieser Gestalt, noch mit der Bltidthenkrone versehen, soll er denn hier nachgebildet Wes? en. 35. Und Aaron soll ihn [den Seidenrock sammt dem darauf liegenden Leibrock mit dem Amtschildlein V. e— 30] anhaben, wenn er dieuet, daß man seinen [den beim Gehen durch die Be- wegung der am Saum des Rockes befindlichen Glöckchen entstehenden] Klang höre, wenn er [in Ausrichtung seines Amts] ans- nnd eingehei in das Heilige vor dem HERRm auf daß er nicht sterbe [denn nur als Vertreter der ganzen Ge- meinde, und darum mit allen Jnsignien seines Amtes bekleidet, hat er ein Recht sich dem HErrn zu nahen —- ohne das verfällt er derselben Strafe, wie jeder vom Volk, der das Heilige betritt]. Das Wichtigste an dem Seidenrock war sonach der mit dem Gehänge von Granatäpfelii und Glöckchen besehte Saum desselben. Beide Zierrathen sind Sinn- bilder des göttlichen Worts, und zwar so. das; durch die Granatäpfel mit ihrem lieblichen Duft, ihrem süßen und erfrifchenden Saft und der Fülle ihrer wohlschmeckem den köstlichen Kerne das göttliche Gesetz oder Zeugnis; als eine die Seele erauickendiz das Herz erfrischendg süße und köstliche geistige Speise (Pf. 19, 8—11), durch die Glöckchen aber der Klang dieses Wortes oder feine Verkündigung (Pf. 19, 5; vgl. Rom. 10, 18) angedeutet werden sollte. Das Gehänge charakterisirte sonach den Hohenpriester als Inhaber und Vermittler des söttlichen Zeugnifses; es kennzeichnete ihn als Träger, ewahrer und Verkitndiger der göttlichen Gebote, die dunkelblaue Farbe des Seidenrocks aber, an dessen Saume es hing, wies auf den himmlischen Ursprung und das himmlische Wesen des Bundesgesetzes hin, das der HErr seinem Volke gegeben. Die Befchreibung und Deutung, die Sirach (45, 7—16) vom hohepriefterlichen Ornate giebt, ist weder genau noch zuverlässig v— II. 36—38. zlas vierte Stiiiti des hohepriestertichen Qrnats bildet das Stirnblatt — ein Zliadem oder Qllatte von seinem Gold-virus, in welche die Worte: »Die Zjeiligtieit des Kinn« eingegraben werden sollen und die der Jjohepriester allezeit bei seinem Dienst an der Stirn tragen soll, damit er iiriift der ihm übertragenen Zjeiliglieit den Qpsergaben des Yollis das gijttliitie Wohlgefallen zumendm Bis. Du sollft auch ein Stirnblatt machen von feinem Golde [Kap. 25, 1·1 Anm.], und [in demselben] ausgraben, wie man die Siegel aus- gråbt [die Inschrift eingraviren Hin-«- WP Ko— dsscli Lajovah d. i.] Heiligkeit des HERRU [der dies trägt, besitzt die Heiligkeit des HErrn, sie ist ihm verliehen und wird ihm hiermit verbürgts 37. Und sollst es heften an eine gele Schnur smittels einer Schnur von dunkelblauem Purpur es befestigen] vorne an den Hut san der Vorder- seite des Kopfbundes V. 39], 38. Aus der Stirn Aarons stvo es von allen gesehen wird], daß also [kraft der ihm verliehenen Heiligkeit] Aaron trage [auf sich, den verordneten Mittler, nehme und durch den Dienst seines Amts hinwegthuej die Miffethat des Heiligen, das die Kinder Israel heiligen [die den heiligen Gaben der Kinder Jsrael von Natur anhaftende Sünde —— soll sie tragen] in allen Gaben ihrer Heiligung [sowohl in Hinficht auf die zur Entfündigung dienenden Sühnopfey als hinsichtlich der zur Hei- ligung gereichenden Brand- und Dankopfer]; und es [das Stirnblatt mit seiner Auffchrift] soll alle- ivege an feiner Stirn sein, daß er sie sdie Kinder Israel, die er vertritt] bersöhne vor dein HERRU [ihren Opfergaben das göttliche Wohlgefallen zu- wende]. An allen Opfern haftet die Sünde, entweder indem sie als Stthnopfer die Sünde des Volkes auf sich nehmen, oder indem sie als Dankopfer immer nur unvollkommen das sind, was sie vorstellen sollen. Alles nun, was an den Opfern, an den Gaben der Entstim digung und Heiligung des Volks von Sünde haftet, das tilgt die über jeden Widerstand siegende Heiligkeit des HGrrm Jndem der Hohepriester das aber nur im äußer- Priesterliche Kleiderzierde der gemeinen Priester, der Söhne Aarons 267 lichen Sinnbild und nicht wahrhaftig thun konnte, da er selbst ein Sünder und der Gesinnung nach nicht immer der Heiligste war, so sehen wir hier, wie er und alles, was er that, ein Vorbild war des Heiligen, dessen ganzes Legen bis zum Tode dem HGrrn geheiligt war. (v. Ger- la «) VI U. 39. Zu dem aus den bisher angeführten vier Stücken bestehenden besonderen hohenprielterliitsensctjmucli soll Jaron außerdem noch die gewöhnliche Uriestertracht Cl. 40——43) erhalten. Zlies die Dnsignie der mit den iibrigen Priestern ihm gemeinsamen priesterliihen Würde. 39. Du sollst auch sfür Anton] den engen [auf dem bloßen Leibe zu tragenden] Rock seinen langen, bis auf die Knöchel der Füße reichenden, mit Aermeln versehenen und aus Einem Stück bestehenden Talar, wie ich ihn hernach V. 40 für die Priester überhaupt verordnen werde] machen von weißer Seide [von ecnfachem, nicht gezwun- tem Byssus], Und [sollst ihm ferner] einen Hut [Kopfbund, ähnlich der Haube der gewöhnlichen Priester V. 14] von weißer« Seide [von einfachem, ungezwirntem Byssus, wie den Tatar] machen, und einen gestickten Gurtel saus den schon öfter erwähnten viersachen Stoffen Kap. 39, 29 bunt- farbig gewirkt; außerdem auch, wie sich von selbst versteht, lemene Niederkleider V. 42 f.]. Gleichwie die besondere hohepriesterliche Amts- tracht aus vier Stücken bestehen soll, so nun auch die darunter liegende allgemeine priesterliche Kleidung. Die Zahl 4 ist hier, gleichwie hernach in Kap. 30, 23. 34, von Bedeutung und wurde von den Rabbinen für so wichtig erkannt, daß sie jede priesterliche Handlung für ungiltig erklären, wenn dem Priester oder Hohe- priester auch nur eins von den vier resp. zweimal vier Kleidungsstücken gefehlt habe; sie sollte den Hohepriester sammt dem Priester als Diener am Reiche Gottes (vgl. Anm. zu Kap. 30, 30) kennzeichnen. Wenn nun bei der Kopfbedeckung eine Art Auszeichnung für den Hohepriester verordnet wird, anstatt der Haube (Mjtra) ein Hut (Tiaka); so wird derselbe damit als die Spitze der Priesterschafh als der hohe oder große Priester (3. M· 21, 10; 4. M. 35, 25. 28) dargestellt. In allen 8 Kleidungsstiicken zusammen aber prägt sich die Gesammtidee des alttesta- mentlichen Hohepriesterthums aus. Dies ist nämlich eine Zusammenfassung alles dessen, was Israel über- haupt seinem Wesen und seiner Würde nach ist; und über letzteres besitzen wir ja in Z· M. 19, 5. 6 eine Erklärung aus Gottes eigenem Munde. Hier wird Is- rael 1) zu einem Königreich Gottes, zu einer Theo- kratie erhoben; das ist es aber nur in seiner Eigenschaft 2s als Eigenthum Gottes, als Volk des Bandes oder Gesetzes Endlich Z) ist es ein Neich oder Volk der Priester, ein heiliges Volk. Wenn sonach das gesammte Israel einen dreifachen Charakter an sich trägt: einen königlichen, einen bundesgesetzlichen und einen priester- lichen, so muß solcher dreifache Charakter an dem Hohen- Priester, dem Repräsentanten und Stellvertreter des ganzen Volks, ebenfalls zur Erscheinung kommen. Und das geschieht denn auch: er ist 1) der Priester schlecht- hin, der gesalbte oder große Priester, darauf weist das unterste KleidungsstttcL der enge Rock mit dem ge- stickten Gürtel hin; er ist L) der Träger und Bewahrer des auf Grund des Gesetzes mit Israel geschlossenen Bundes, das bezeugt der mit einem Gehänge von Gra- natäpfeln und Glöckchen ausgestattete Seid enro et; und er ist Z) der Höchste in der Theokratie und besitzt als solcher königliche Würde, die theils im Herrschen, theils im Rechtsprechen sich bethätigt, daher ist der gold- durchwirkte Leibrock mit Edelsteinen auf den beiden Schultern und mit dem Amtschildlein auf der Brust geziert. Es ist also ganz richtig, was der Talmud (Matth. 5, 22 Anm.) sagt, daß Israel in seinem Hohenpriester eine dreifache Krone trage, die des Priesterthums, die des Gesetzes und die des Königreichsz dasselbe wird dann auch in der römischckatholischen Kirche von dem Papste behauptet, dem Nachbild des jüdischen Hohen- Priesters. Uebrigens hatte der Hohepriester noch eine eigene, besondere Amtskleidung, die, aller Pracht der gewöhnlichen Amtskleidung entbehrend und ganz und gar aus weißer Leinwand gefertigt, von der Kleidun der gemeinen Priester sich nur dadurch unterschied, da die Kopfbedeckung auch hier, statt der Priesterhaube, der hohepriesterliche Hut oder Turban, der Gürtel da- gegen nicht buntgewirkt, sondern weißleinen war; er trug sie am großen Versöhnungstage während der nach dem Morgenopfer zu vollziehenden Entsündigung (vgl. Z. M. 16, 4. 23 s.). vIL D. 40—43. Es folgt nun die Anordnung der Tracht, in welcher die gemeinen Priester bei ihrem Zlienst am Zjeiligthum einhergehen sollen; sie besteht ebenfalls aus vier Stiirlken — dem Rom, dem Gürtel, » der Zjaube und den xliederlileidern —- und ist eben- falls darauf berechnet, ihren Ilkiigern zur Zierde zu gereichen und deren hohes Zlmt abkubildetu Im« ..K a « i; I. - - - I« THE-Inn Sei-i« 268 2. Mofe 28, 40-—43. 29, 1—12. 40. Und den szu gewöhnlichen Priestern zu verordnendenJ Söhnen Aarons sollst du Röcke Hause, vom Hals bis auf die Knöchel reichende, mit engen Aermeln versehne Talare, von weißem Byssus wiirfelförmig, und zwar aus dem Ganzen gewebt Joh.19, »23], Gürtel [oder Scharf-en, lang ge- nug, daß fie mehrmals um den Leib geschlungen werden können und dann doch noch bis auf die Füße herabreichen, buntfarbig gewirkt aus den- selben vier Stoffen wie der Vorhang des Heili- gen Kap. 26, 361 nnd Hauben [helmartige Kopf- bedeckungen in Gestalt eines umgestülpten Blu- menkelchs, aus einfach weißem Zeuge] machen, die herrlich nnd schon seien [zum Schmuck und zur Zierde dienen]. 4·1. Und sollst sie [alle die hier V. 6—40 beschriebeviien Kle·idungsstü·ckek] deinem Bruder Anton sammt seinen Sohnen [bei ihrer hernach Kap. 29, 1——37 näher zu erörternden Weihe] anziehen [vgl. 3. M. 8, 1—9. 13], und sollst sie [mit dem nach Kap. 30, 22——-25 bereiteten heil. Salböl] salben is. M. 8, 1o——12. 30], und ihre Hände smit den in Kap. 29, 22 ff. näher bezeichneten OpfergabenJ füllen sum sie sinnbildlich mit demjenigen zu be- lehnen, was sie als meine Priester mir künftig werden zu opfern haben, vgl. 3. M. 8, 22—28], Und sie sdurch diese und die sonst noch vorzuneh- fnenden Ceremonienj weihen, daß sie meine Priester Stets. Jn dieser Jnvestitu r oder Einkleidung und der damit verbundenen Weihe verkörpert sich das Heilig- fein, welches wir oben (Anm- zu V. X) als die zweite Wesenseigenthümlichkeit des alttestamentlichen Priester- thums kennen lernten; von den damit ebenfalls zusam- menhängenden Bestimmungen über die fehlerfreie Leibes- Beschaffenheit der Priester und ihrem Verhalten im häus- lichen und ehelichen Leben s. Z. M. 21. —- Was nun die priesterliche Amtskleidung im Besonderen betrifft, so deutet das Hauptkleid , der den ganzen Leib einhüllende, aus einem Stück gewebte Rock oder Talar auf die Jiitegritäh d. h. die Vollständigkeit und Un- sträflichkeit des an dem Begriff des Priesterthums haf- tenden Heiligseins hin, während die weiße Farbe seines Gewebes das Heiligsein selber. und die viereckigen Ge- bilde darauf die Zugehörigkeit zum Reiche Gottes ab- schattew Der durch die Farben des Heiligthums aus- gezeichnete Gürtel ferner kennzeichnet die Priester als mit einem hohen Amte betraut, dem des Dienstes am Heiligthum; daher durften sie ihn nur während der wirklichen Dienstverrichtuiigen anlegen, die sonstige Amts- kleidung dagegen konnten sie, wenigstens innerhalb der Tempelräume, auch außer dem Dienste tragen. Die Haube oder blumenkelchartige Mütze endlich charakteri- sirt die Priester als die, Von deren Dienst Blilhen und Gedeihen oder frisches, krästiges Leben ausgeht, wie es in Pf. 92, 14 heißt: »Die gepflanzt sind in dem Hause des HErrn, werden in den Vorhöfen unsers Gottes grünen-« Indessen sollte die Priefterkleidung das Heilig: sein des Priesterstandes nicht blos asfirniativ (bejahend) auspriigew sondern es auch in negativer (verneinender) Hinsicht zur Darstellung bringen. Darum gingen die Priester barfuß, was in dem zu Kap. Z, V. 5 Be- merkten seine Erklärung findet; außerdem aber werden ihnen im Folgenden auch leinene Niederkleider, nach Art unserer Hosen, verordnet, die von dem oberen Theile der Hüften bis zum unteren Theile der Lenden reichen und die Schamtheile verhüllen sollen — nicht vor den Augen der Menschen, denn dafür war schon durch den langen, eng an den Leib anschließenden und bis fast auf die Fersen gehenden Talar gesorgt, sondern vor den Augen des HErrw Die Schamtheile sind nämlich« die Werkzeuge sowohl zur Fortpflanzung der stindlichen Menschennatuy als auch zur Ausscheidung des den Cha- rakter der Verwesung an sich tragenden Unrathsz soll also der Priester vor dem HErrn als heilig erscheinen, so muß er diejenigen Glieder seines Leibes mit beson- derer Sorgfalt vor ihm verhüllen, die durch ihre Thä- tigkeit am meisten an Sünde und Tod erinnern, wäh- rend bei dem übrigen Leibe die einfache Verhüllung ge- nügt. VgL Kap. 20, 26. · · 42. Und sollst ihnen [Aaron sowohl wie fei- nen Söhnen] leinene Niedcrkleider machen, zu be- decken dan Fleisch der Scham, von den Lenden bis an die Huften Leinenes Weißzeug, bestehend in einem einfachen, ohne Anwendung von Kunst gemachten Gewebe (hebr. Bach, statt des baumwollenen Byfsus, der nach gewissen Mustern, z. B. gekepert oder gewtirfelt, gewebt wurde, wird hernach (3. M. 16, 45 s, 10) auch für die, am Schluß der Anm. zu V. 39 bereits erwähnte besondere Anitskleidung des Hohenpriesters am großen Versöh- nungstage, sowie für die besondere Bekleidung des Prie- sters bei Reinigung des Brandopferaltars von der Afchik vorgeschrieben; derselbe Stoff kommt dann ferner bei der Kleidung des jungen, dem Eli als Knappe dienenden Samuel (1. Sam. L, 18) und bei dem Leibrock, in welchem David vor der Bundeslade hertanzte (2. S. 6, 14, vgl. 1. S. 22, 18), vor. Er tritt, wie aus Hefek.9, 2 f.; 44, 17 hervorgeht, überall da ein, wo der Charakter der Heiligkeit, der schon an dem Bysfus haftet, noch schärfer ausgeprägt werden soll; so hier im Gegensatz zu der größeren Unheiligkeit der betreffenden Leibestheile 43. Und Aaron und seine Sohne sollen sie anhaben, wenn sie in die Hutte des Stifts sin das Heilige oder AlIerheiligfteJ gehen oder hinzutreten zum [Brandopfer-] Altar [im Vorhof], daß sie dienen in dem Heiligthum, daß sie nicht [wenn sie demselben etwa mit unverhülltem Unterleibe nahen wollten] ihre Missethat tragen [durch Verletzung der Ehrfurcht vor der Heiligkeit der Stätte eine todeswürdige Schuld auf sich laden], Und [von meinem Zorn plötzlich dahingerafft Z. M. 10, L] sterben niusfen. Das soll ihm· und seinem Samen nach ihm eine ewige Weise sein. Das 2"9. Kapitel. Einweihung und Opfer der Priester. I- Eil. 1—37. Nachdem fo sowohl fiir den Zjohenpriefter als fiir die gewöhnlichen Priester« eine bestimmte, das Wesen ihres Berufs olisitiatteiidc Ilmlglileidiing festgesetzt ist, wird hierauf die Ilrt ihrer weihe zum Zmte vorgeschrieben. Sie zerfällt in zwei Akte zu je drei einzelnen Wandlung-en; der erfle unifafkt die wafchung Ginlileidung und Salliung der zu dllleihesnden (xl-1—9), der zweite besteht in der zlarliringung eines Sünd- opfertk eines Zckriindopfero und eines Dankopfer-i Cl. 10—3;). Wie Ausführung dieser Vorschriften s. 3. ZU. Zion. . · 1. Das ists nach, das du ihnen sAaron und seinen Söhnen Kap. 28, 431 thun smit ihnen Einweihung der Priester. Die Waschung, Einkleidung und Salbung. 269 vornehmen] sollst, daß sie mir zu Priestern ge- weihet werden. Nimm [an dem Tage der Weihe behufs der dabei zu verrichtenden Opfer] einen jungen Farren [nicht über 3 Jahr alten Stier], und zween Widder [Schafböcke] ohne Wandel [ohne einen der in 3. M. 22, 22 ff. angeführten Fehler], 2. Ungesciuert Brod kvon gewöhnlicher Art, vgl. Anm. zu Kap. 16, 24, nur ohne Sauerteig zubereitet 3. M. 2, 11], und ungesiinerte Kuchen mit Oel gemenget [3. M. 2, 4], und iingesiiuerte Fladen mit Oel gesalbct [3. M. 2, 4; 7, 12]; von Weizen- [nicht von Gersten-] Mehl sollst du solches alles uiachen. 3. Und sollst es sdiese drei Arten Gebäckj in einen Korb legen, und in dem Korbe herzubringen [vor die Thür der Hütte des Stifts, wo der Brandopseraltar fich befindet], sammt dem Farren und den zween Widdern [V. 1]. 4. Und sollst Aaron und seine Söhne [eben- falls] vor die Thüre der Hütte des Stists führen [nachdem du die Gemeinde im Vorhof versammelt hast Z. Mos. 8, 3], und [sie nun zunächst am ganzen Leibe aus dem ehernen Handfaß Kap· 30, 17 ff.] mit Wasser waschen. · ·5. Und [alsdann] die lin Kp. 28 beschriebenen heiligen] Kleider nehmen, nnd Aaron anziehen den engen Rock sweiszen Priester-Talar, und ihn mit der dreifarbigen Schärpe gürten V. 9], und stiber den PriesterrockJ den [hhacinthfarbenen] Seiden- rock [mit dem Gehänge von Granatäpfeln und Glöckchen], und [wiederum über diesen] den Leib- tock [mit den 2 Onhxfteinen auf den Schultern], und das Schildlein [mit den gravirten 12 Edel- steinen] zu dem Leibrockz und sollst ihn [den Aaron] gnrten außen auf den Leibroel sindem du ihm das aus denselben Stoffen verfertigte Gürtelband anlegst], s. Und den Hut soder Turban] auf sein Haupt setzen, und die heilige Krone ldas goldene Stirnblatt mit der JnschriftJ an den Hut [be- feftigen]. 7. Und sollst nehmen das Salböl [Kap. 30, 23 ff.], Und [davon — nachdem du zuvor das Heiligthum und alle Geräthe geweihet hast V. 36 f.; Kap. 30, 26 ff.; 40, 9 ff.; Z. M. 8, 10 ff. -— reichlichJ auf sein Haupt schiitten [so daß das Oel auch auf den langen Bart 3. M. 21, 5 ihelxniederträuft Pf. 133, 2], Und ihn [solchergestalt] a en. Betrachten wir diese drei, den ersten Theil des Weiheaktes bildenden Handlungen näher, so ist die Wa- schung, dieses Abthun der leiblichen Unreinheit, ein Symbol der geistlichen Reinigung, ohne welche niemand, am wenigsten wer das Amt der Versöhnung führt, Gott nahen sollz die darauf folgende Einkleidung bedeutet demnächst die Uebertragung des Amtes auf die einge- kleidete Person (4. M. 20, 26. 28), denn die Amtsklei- dung ist der sichtbare Ausdruck des Amtscharaktersz die Salbung mit Oel endlich bezeichnet die Begabung mit dem Geiste Gottes behufs Befähigung zu dem Amte, um dessen Antritt es sich handelt (1. Sam. 10, 1—6; 16, 133 Jes. Cl, 1). Durch die Waschung wird zuvörderst eine reine Grundlage gewonnen für das, was folgen soll. Das, was folgt, ist aber einerseits die Eins etzung in die Würde, andererseits die Ausrüstung zur Führung des hohepriesterlichen Amtesudie Ein- setzung geschieht durch die Einkleidung, die Ausrüstung durch die Salbung. 8.» Und seine Söhne sollst du [darn«ach] auch herzusuhreii [um sie zu gewöhnlichen Priestern zu weihen], und snächst den leinenen NiederkleidernJ den engen [unmittelbar auf dem Leibe zu tragen- den weißen Priester-J Rock ihnen anziehen; 9. Und beide, Aaron und auch sie [gleichivie vorhin den Aaron, also nun auch sie» über dem engen Rock] tnit [den dreisarbigeiiJ Gurieln gut- ten, und ihnen die Hauben koder JJTUtzenJ aufbin- den, daß sie skraft solcher Einkleidung] das Priester- thnm haben zu ewiger Weise [so lange überhaupt das levitische Priesterthum währt Mark. ·11, 22 Anm.]. Und sollst [nachdem du auch die»Sal- bung durch Bestreichen der Stirn mit dem heiligen Oel an ihnen vollzogen und damit den ersten Theil des Weiheaktes beendigt hast, nunmehr den zweiten Theil vornehmen und] Jilaton und seinen Söhnen die Hunde [mit denjenigen Opfergabenj füllen [die sie künftig als meine Priester mir dar- zubringen haben], 10. »Und [zwar zuvörderst] den sbehufs des Sündopfers Z. M. 4, 2 Anmz mit zur Stelle gebrachten] Farren [V. 1] herzufuhren zur Hutte des Stifts sbis an den Brandopferalta»r]; und Aaron sammt seinen Söhnen sollen ihre Hande auf des Farren Haupt legen is. Anm. zu Z. M. 1, 4]. Ein Farre, also die höchste Gattung der Opserthiere, wird zu diesem Sündopser bestimmt,«nicht blos wegen der hohen Wichtigkeit der Feier, sondern auch wegen der Stellung, welche die Priester als die Vorzüglichsten des zu einein priesterlichen Königreich erwählten Bundes- volkes in der Theolratie einnehmen. Bei ihrer Weihe kommt zum ersten Mal ein Sünd opfer zur Anwendung; dergleichen Opfer hat es bis dahin noch nicht gegeben, sondern sie sollen erst in dem Opfergesetz Z. M. tt"ap. 1 fs., das Gott in Absicht hat, neu eingerichtet werden. Aber zwischen dem HErrii und den Priestern steht schei- dend ihre, auch nach der Bundesweihe (Kap. 24,·5 sf.) noch in vielen einzelnen Uebertretungen zur Erscheinung ekommene Sünde da; diese Scheidung muß vor allen ingen aufgehoben werden, wenn sie diejenigen werden sollen, die zu sein sie berufen sind, nämlich die vor allen Andern mit Jehova Verbundenen und seine Nächsten ini Volke. Die Darbringung des Sündopfers als die erste Handlung im zweiten Theil des Weiheaktes enspricht so- mit genau der ersten Handlung im ersten Theil, der Waschung; während letztere jedoch mehr ideal oder sinn- bildlich gewesen, folgt nunmehr die sieinigung auch real oder wirklich durch eigentliche Entstindigung in der Weise der alttestamentlichen Haushaltung ·11. Und sollst den Farren schlachten vor dem [bei seinem Heiligthum gegenwartigenj HERRO vor der Thiir der Hutte des Stists [damit er an Aarons und seiner Söhne Stelle den Tod erleide]. 12. Und sollst seines Bluts [einige Tropfen] nehmen, und [die-selben] aus des Altars Hörner 270 2. Ntose 29, 13—24. thun, kindem du] mit deinem Finger [in das Blut tauchft und die Hörner damit bestreichst], und alles andere Blut an des Altars Boden schütten [damit es sich daselbst verlaufe Kp. 27, 5 Anm.]. 13. Und sollst alles Fett nehmen am Einge- tveide [sowohl das große Netz, welches sich vom Magen über die Gedärme ausbreitet und diese umhüllt, als auch das Fett, das sich an den Ge- därmen selbst gebildet hat und von diesen leicht abschälen läßt], und das Nest itber der Leber kdas kleine sogen· Lebernetz, das von der Querfurche zwischen den beiden Leberlappen anfängt und sich einerseits über den Magen, andererseits bis zur Nierengegend erstreckt], nnd die zwo Nieren mit dem Fett, das drüber liegt [das theils an den Nieren unmittelbar, theils an den inneren Len- denmiiskeln oben in der Gegend der Nieren sich befindet], nnd sollst es auf dem Altar anzündem 14. Aber des Farren Fleisch, Fell nnd [die Eingeweide mit dem] Mist sollst du außen vor dem Lager mit Feuer verbrennen; denn es ist ein Sündvpfer [und zwar ein solches, das für die Priester selbst gebracht wird, mit dessen Ueber- resten daher nach Z. M. 4, 11 f. zu verfahren ist]. Das Verständnis; der einzelnen hier vorgeschriebenen Opfergebräuche kann erst bei s. M. 8 erläutert werden, nachdem die Ordnung und Bedeutung der verschiedenen Opfer überhaupt besprochen ist. Nur das sei hier be- merkt, daß, während sonst das Blut eines für den Hohen- priester oder die ganze Gemeine dargebrachtenStindopsers in’s Heilige kam, siebenmal an den inneren Vorhang gesprengt und darauf an die Hörner des Rauchaltars gestrichen wurde (3. M. 4, 5—7. 16—18), im— vorliegen- den Falle mit dem Blute in derselben Weise verfahren wird, wie mit dem eines für einen ürsten oder Privat- mann dargebrachten Stindopfers Z. M. 4, 25. 30). Das hat wohl darin seinen Grund, daß die Priester für jetzt noch den gewöhnlichen Gemeindegliedern oder Laien gleich stehen, zu ihrer hervorragenden Stellung im Volke dagegen erst durch diese Weihe selbst gelangen. 15. Aber den einen Widder [von den zween V. I] sollst du [darnach] nehmen [zum Brand- opfer Z. M. 1, 2 Anm.], und Aaron sammt seinen Söhnen sollen ihre Hände auf sein Haupt legen [denn auch dieses zweite Opfer wird für sie dar- gebracht und vertritt ihre Stelle]. 16. Dann sollst du ihn schlachten, nnd seines Bluts nehmen und auf den Altar sprengen rings- herum ·[an alle vier Wände desselben ausschütten]. 17. Aber den [geschlachteten und enthäuteten] Widder sollst du zerlegen in Stücke [den Kopf, das Fett und die Fleischstticke auf das Holz legen, das du auf dem Altar zum Opferbrand aufge- fchichtet hast], nnd seine Eingetoeide [Magen, Ge- kröse und Gedärme, mit Wasser aus dem ehernen Handfaszl waschen und [ebenso seine] Schenlel [oder Unterbeine, als ebenfalls unreine Theile des Thieres], und sollst es [die Eingeweide und Schen- kelj auf seine [auf dem Holz liegenden] Stücke nnd Haupt legen, 18. Und den ganzen [so aufgeschichtetenj Widder anzimden auf dem Altar; denn es ist dem HERRn ein Brandopfer [das seiner Bedeutung nach ganz verbrannt werden mußL ein süßer Ge- ruch, ein Feuer des HERRn [es gehört zu der Klasse der verschiedenen Feueraugen, deren Be- stimmung es ist, dem HErrn einen süßen Geruch zu bereiten, an dem er sein Wohlgefallen hat l. M. 8, 21]. Die Schlachtung, Enthäutung und Zerstückung des Opferthiers war sonst überall Sache der Opfernden, ge- schah also wohl auch hier nicht durch Mose selbst, son- dern durch Aaron und seine Söhne, für welche das Opfer bestimmt ist; dagegen hatte Mose die Blutsprengung und Fleischoerbrennung als der jetzt noch fungirende Priester zu besorgen. Nachdem die, die Einzuweihenden von dem HErrn trennende Scheideroand der Sünde durch das Siindopfer (vgl. Anm. zu B. 10) hinweggethan ist, be- geben Aaron und seine Söhne in dem hierauf folgenden Brandopfer nunmehr sich selbst nach Leib und Seele dem HErrn zu einem Opfer, das da lebendig, heilig und ihm wohl efällig ist, und treten ganz und ungetheilt in seinen Dienst ein. Das Amt, in dessen Würde sie im ersten Theil des Weiheaktes durch die Einkleidung eingesetzt worden, nimmt sie jetzt mit allen seinen Anforderungen so zu sagen in Befchlag, daß sie nicht mehr sich selbst ge- hören, sondern dem Amte, dem zu dienen sie berufen sind. 19. Den andern Widder aber sollst du neh- men [zum Dankopfer Z. M. 4, 2 Anm.], nnd Aaron sammt seinen Söhnen follen ihre Hande auf sein Haupt legen [V.10. 15]. 20. Und sollst ihn schlachten, und kzuvörderst einige Tropfen] seines Bluts nehmen und Aaron und feinen Söhnen auf den rechten Ohrknorpel kdas rechte OHrIäppchenJ thun, und auf den Dau- men ihrer rechten Hand, nnd auf den großen Ze- hen ihres rechten Fußes [so versinnbildlichend das. rechte Hören, Handeln und Wandeln]; nnd sollst [dann] das [übrige] Blut auf den Altar sprengen ringsherum [V. 16]. 21. Und sollst das Blut auf dem Altar neh- men nnd Salböl [einige Tropfen von dem, von dem Altar abfließenden Blut unter das Salböl mischen, das von der Salbung V. 7 im Gefäß noch übrig geblieben], und [mit dieser MischUngJ Aaron und seine Kleider, [sowie hernach auch] seine Söhne und ihre Kleider befprengenz so tyird er und seine Kleider, [und so werden] seine Sohne und ihre Kleider geweihet. Entsprechend der Salbung im ersten Theil des Weiheaktes als der Ausrtistung zur Führung des prie- sterlichen Amtes bezeichnet dies Verfahren mit dem Blut des zweiten Widders die Weihung zum activen Priester- dienft. Zunächst werden diejenigen Gliedmaßen, auf welche es dabei hauptsächlich ankommt, durch das Be- streichen mit dem Opferblut dem Bereich des alltäglichen Gebrauchs entnommen und in Beziehung zu dem Heilig- thum und insbesondere zum Altar gesetzt; das Ohr der Priester soll hinfort merken auf das Gebot und den Willen Gottes als auf die einige Richtschnur für ihr priesterliches Handeln und Wandeln, Hand und Fuß aber sollen für dies Handeln und Wandeln selbst ge- weihet werden, es ist ein Handeln, das in rechter Aus- richtung der priesterlichen Obliegenheiten, und ein Wan- deln, das im Auss und Eingehen vor dem HErrn (Kap. 28, 35) besteht. Es bedarf nicht eines Bestreichens beider Einweihung der Priester: Die Darbringung des Sünd-, Brand- und Dankopfers. 27 1 Ohren, beider Hände, beider Füße, sondern nur des vor- nehmsten unter diesen Gliedern, des rechten Ohrs, der rechten Hand, des rechten Fußes; auch thut nicht ein Bestreichen des ganzen Gliedes noth, sondern nur der äußersten Spitze, des Ohrläppchens, des Daumens, der großen Zehe, denn die Handlung ist blos symbolischer Art, und kann da recht wohl ein Theil das Ganze ver- treten. Indessen ist das Bestreichen an sich noch nicht genügend; die betreffenden Glieder sind damit nur erst in den Dienst des Heiligthunis hereingezogem noch nicht zu dem Dienst selber geheiligt und befähigt. Diese Hei- ligung und Befähigung kann nur von innen, von dem inwendigen Menschen oder dem Willen dessen aus kom- men, der die Glieder braucht; darum vvllzieht sie sich an seiner Person, und zwar an seiner, durch die Ein- kleidung mit dem priesterlichen Amte bereits betrauten Person dadurch, daß Person und Kleid besprengt werden mit der Mischung aus Salböl und Opserblut. Das Blut zu dieser Mischung ist von dem Altar genommen, also von demjenigen Ort, wo die göttliche Gnade waltet und die Stinde zudeckt; und mit dem Blute hat sich bei der Mischung das Salböl geeinigt, zu der göttlichen Gnade kommt also die erleuchtende, belebende, stärkende Kraft des heiligen Geistes, zur Rechtfertigung auch die Heiligung hinzu. Beides ist denn das, was den inwen- digen Menschen befähigt und den Willen des Amtsträgers heiligt, um die vorhin genannten Glieder seines Leibes nun auch wirklich im Dienste des Amts zu gebrauchen. Zu bemerken ist noch, daß in Z. Mos 8 die Besprengung der priesterlichen Personen und ihrer Kleider mit der Mischung aus Opferblut und Salböl erst später (V.30) erwähnt wird, nachdem schon etwas geschehen ist, was in unserm Kapitel in den nun folgenden Versen (V.22 bis 26) vorgeschrieben wird; das ist jedoch dort allem Anschein nach nur nachträgliche Erzählung, die wirkliche Aufeinanderfolge der Handlungen war die, die wir an unserer Stelle vor uns haben. 22.» Darnach sollst du nehmen das Fett von dem Widder [also diejenigen Theile des Opfer- thiers, die bei allen Dankopfern auf dem Altar anzuziinden sind 3. M. Z, 3 f.; 9 f.; 14 f.], den lfettenl S»chwanz*, und das Fett am Eingeweid·e, das Neß uber der Leber, und die zwo Nieren mit dem Fett druber [V. 13], und [dazu auch, was sonst nicht in den Altarbrand kommt, sondern bei andern Dankopfern dem fungirenden Priester als sein Antheil abgehoben wird Z. M. 7, 32 f., näm- lich] die techte Schllltek [oder VorderkeUleJ IN; denn es ist ein Widder der Fiille [es ist dieser Widder nicht ein gewöhnliches Dankopfer, viel- mehr das eigentliche Weiheopfer der Priester, mittelst dessen ihnen die Hände gefüllt, sie in die Funktionen und Gerechtsame ihres Amts einge- setzt werden, weshalb eben das Verfahren mit den Fleischstiicken ein besonderes sein muß]. 23. Und [ebenso nimm von dem zu diesem Weiheopfer gehörigen Speisopfer, von den drei Arten Backwerk V. 2] Ein Brod, und Einen Oel- lachen, nnd Einen Fladen aus dem Korbe des un- gesaiierten Brodes, der vor dem HERRn stehet [mit seinem Inhalt an die heilige Stätte gebracht worden ist]. «) Eine dem Morgenlande eigenthümliche Art von Schafen (ovis lang-achts- nach Linn6), zeichnet sich durch einen langen dicken Fettfchwanz aus, der an 10—15 ja 40—50 Pfund wiegt, an der Spitze sich nach oben krümmt und von dem Thier nicht selten auf einem Brett oder kleinen zweirädrigen Wagen nachgezogen wird( Gegenwärtig sind alle Schase in Palästina von dieser langgeschwänzten Gattung und unterscheiden sich außer- dem von den gemeinen Schafen durch krumme erhabene Nasen und lange herabhängende Ohren. «) So hat Luther das hebräische schok nach dem Vorgang der septuaginta (griech. Uebersetzung des A. TJ und der Valgaia (latein. Uebersetzung der ganzen Bibel) gedeutet; v. Hosmann, der ihm beipfliihtet, findet darin, daß gerade eine Schulter dem fungirenden Prie- ster als sein Antheil zufiel, eine Beziehung auf die Last des Amtes, die er zu tragen hat (vgl. Kap. 28, 12 Anm.), die neuesten Ausleger dagegen wollen zumeist das Wort von der Hinterkeule verstanden wissen, da es gewöhnlich den Schenkel des Menschen bedeute und diesem beim Thiere nicht das Vorder» sondern das Hinterbein ent- re e. sp chWas die beiden oben erwähnten Uebersetzungen be- trifft, so soll der König Ptolemäus Philadelphus von Egypten, um eine Sammlung der Gesetze aller Nationen zu besitzen, im J. 277 v. Chr. eine Anzahl von Schrift- gelehrten aus Palästina berufen haben; diese hätten dann, ihrer 72 oder in rundes: Summe 70 an der Zahl, auf der Jnfel Pharus bei Alexandrien die Uebersetzung in dem seit Alexander d. Gr. herrschend gewordenen Dialekt des Griechischen binnen 72 Tagen zu Stande gebracht. Es ist das eine fabelhafte Sage; doch mag allerdings die Uebersetzung unter dem genannten König zum Besten der in Egypten ansässigen und des Hebräischen nicht mehr kundigen Juden begonnen und, wenn auch nicht mehr unter seiner Regierung, doch nicht lange nach- her vollendet worden sein. Die Vulgaia ist die in der abendländischen Kirche je länger je mehr zur Geltung gekommene latein. Uebersetzung, ivelche Hieronymus in den J. 385——405 n. Chr. auf Zureden seiner Freunde aus dem Grundtext der Bibel besorgt und später Alcuin, etwa um’s J. 802 n. Chr., auf Befehl Karls des Großen von eingedrungenen Fehlern gereinigt hat; das triden- tinische Concil erhob sie 1546 (Luther’s Todesjahr) aus Opposition gegen die Protestanten zum allein giltigen Text in der kathol. Kirche, die Normalausgabe erschien aber erst 1593 unter Papst Clemens V111. 24. Und lege es alles sdie Fett- und Fleisch- stücke sammt den drei Arten Opferkuchen] auf die Hande Aaron und seiner Sohne, und wehe« es [indem du deine Hände unter die ihrigen legstj vor dem HERRm «) Nach dem Talmud bestand das Web en in einer horizontalen (wagerechten) Bewegung der Hände mit den darauf liegenden Opfergaben zuerst vor- und dann rückwärts, vorwärts nach dem Altar oder nach der Stiftshtitte hin, und rückwärts nach der Person des Webenden zu. »Diese Bewegung in der Richtung nach vorwärts bedeutet augenscheinlich die Präsentation(Ueber- reichung) der Gabe für Gott, es ist die saetische (that- sächliche) Erklärung, daß dieselbe eigentlich ihm gehöre; indem aber die Bewegung wieder rückwärts geht, so ist damit angedeutet, daß Gott die Gabe seinerseits wieder abgiebt und sie als sein Geschenk dem Priester zuweist. (Oehler.) Dieser sinnbildliche Gebrauch kommt außer an unserer Stelle in Beziehung auf die Fettsttickq die Schulter, die drei Opferkuchen und in V. 26 auf die Brust des Füll· oder Weihopfers (vgl. Z. M. 8, 25—29) auch bei der Brust der Privat-Dankopfer (3. M. 7, 30), bei der Erstlingsgarbe am andern Tage des Passah (3. M. 23, 11), bei den am Pfingstfeste als Dankopfer dar- gebrachten zwei Lämmern und Erstlingsbroden (3. M. 23, 20), bei dem Reinigungsopfer der Ausfätzigen (3. M. 14, 12), dem Dankopfer des Nasiräers (4. M. s, V) und dem Eiferopfer (4. M. b, 25) vor. Während in 272 L. Mose 29, 25——34. allen diesen andern Fällen (mit Ausnahme des Dank- opfers des Nasiräers, das mit dem Weiheopfer der Prie- ster auch sonst Verwandtschaft hat) der Priester die zu wehenden Opfergaben unmittelbar auf seine Hände nimmt und die Webe vollzieht, ohne sie erst auf die Hände des Opsernden zu legen, geschieht letzteres im vorliegenden Falle. Denn dort hat der Opfernde selbst kein Eigen- thumsrecht mehr an den Gaben, sie fallen dem Priester oder der Priesterschaft zu; ehe jedoch diese sie sich zueig- nen kann, muß dieselbe durch die Webung aussprecheiy das; die Gaben Jehova gehören und nur Jehova sie ihr zuweisen kann. Anders gestaltet sich jedoch hier, bei der Weihe der Priester, die Sache. Hier gehört es recht eigentlich zur Weihehandlung selbst, dasz Mose alle die (V. 22 f) Opferstücke den zu Weihenden zuvor auf ihre Hände legt und sie durch Unterlegung seiner Hände vor dem HErrn webt (V. 24), ehe sie dann in den Altar- brand kommen (V. 25). Er füllt damit Aaron und seinen Söhnen ihre Hände, d. h händigt ihnen die Opfer ein, welche sie fortan kraft ihres Amtes dein HErrn darzubringen haben; es wird damit ausgesprochen, daß sie, und sie allein, künftighin das Recht und die Pflicht haben, beim Altardienst zu fungiren und den Opferbrand zu besorgen» -Es ist sonach diese Handlung eine Ein- setzung in die Funktionen des priesterlichen Berufs (Hes. 43, 26 Anm.). 25. Darnarh nimnks [wieder] von ihren Hän- den, und zunde es an auf dem Altar zum Brand- opfer floß es alles zumal wie bei einem Brand- opfer Im Feuer aufgeben] zum süßen Geruch vor dem HERRnz denn das ist ein Feuer des HERRn [alle diese Sachen sind bestimmt, in den dem HErrn geweiheten Altarbrand zu kommen]. M. Und sollst fhieraufj die Brust [die bei anderen Dankopfern der gesammten, mit dem Dienst des Heiligthums beschäftigten Priesterschaft zufällt «3. M. 7, Hi» aus deine Hände] nehmen vom Widder der Fnlle Aaroiis svon diesem, soeben zur Fiillung Aarons und seiner Söhne oder zu ihrer Einsetzung in die priesterlichen Funktionen verwendeten Widder], und spllst es kdqs Brust- stück, durch dieselbe Bewegung vor- und rückwärts wie vorhin» V. 24]· vor dem HERRU weben. Das» soll dein [für deinen Dienst bei der ganzen Weihehandlung als mein Lohn dir zufallender] Theil sein. » 27. Und sollst also sdurch jenes erste V. 24 und dieses zweite Weben V. 26] heiligen lvon dem übrigen, den Opfernden wieder zurückzugebenden Fleisch der Dankopfer Z. M. Kap. 3 u. 7 zu be- sonderem Gebrauch absondern] die Webebtust Und die Hebeschultety die [eben darum den ein für alle Mal feststehenden Namen Webebrust und Hebe- schulter im Sprachgebrauch des Opfergesetzes haben sollen, weil sie, die Brust und die Schulter] ge- webet und» gehebet sind [auch schon] von dem Wid- der der Fnlle Aarons und seiner Söhne [von dem bei der Füllung Aarons und seiner Söhne als Dankopfer dargebrachten Widders 28. Und soll [beides, Brust und Schulter] Aaronsiind seiner Söhne sein sjene der der gan- zen Priesterschaftz diese der dem jedesmal fungi- renden Priester zufallende Theil], ewiger Weise [bei allen künftigen Dankopfern, so lange das levitische Priesterthum währt], von den Kindern Israel [die das Opfer darbringen]; denn es Ist [beides, Brust und Schulter des Dankopfers das sie bringen] ein Hebopser [dem HErrn geweihet und ihm übergeben, daran sie selbst, die Kinder Israel, kein Eigenthumsrecht mehr haben]. Und die Hebopser sollen des HERRn sein swas ihm geweihet und übergeben ist, soll ihm auch eigen bleiben) von den Kindern Israel an ihren Dank: opsern nnd Hebopfern [er, der HErr, ubergiebt es aber kraft der Hebe und Webe seinen Dienern, den Priestern, zu ihrem Antheil, weil er sie als seine Hausgenossen von seinem Tische speisen will]. Mit diesen Verordnungen werden die Priester auch eingesetzt in die Emolumente oder Genuszberechtigum gen ihres priesterlichen Standes: es soll ihnen ein be- stimmter Antheil an den Dankopfern Jsraels als ihr Theil zufallen, den sie zu genießen haben, nämlich die Brust des Opferthieres der gesammteiy beim Heiligthum gerade Dienst leistenden Priesterschafh und die Schulter demjenigen Priester, der bei dem betreffenden Opfer fungirt hat; jene empfängt den Namen Webebrust, diese den Namen Hebeschulter (3. M. '7, 343 10, 145 4. M. 6, 20; 18, 18) von den eigenthümlichen Gebräuchen des Webens und Hebens, die damit vorgenommen wur- den. Der Gebrauch des Webens in Betresf der Brust wurde in der Anm. zu V. 24 bereits erläutert; es fragt sich nun, ob ein wirkliches Heb en, d. h. ein Bewegen von unten nach oben oder eine Elevation (vgl. Anm. zu Kap. 25, 2), auch mit der Schulter vorgenommen und in welcher Art dasselbe ausgeführt worden sei. Jn V. 22—25, wo es hätte erwähnt werden müssen, lesen wir nichts davon; von mehreren Auslegern der Gegenwart wird es daher in Abrede gestellt und der Ausdruck «Hebe« nur in dem Sinne von ,,Abhub« verstanden, er bezeichne jede Abgabe an den HErrn, die die Jsraeliten von ihrem Eigenthum abzusondern und für heilige Zwecke zu vers wenden hatten· Indessen tritt in V. 27 f. das Heben in so enge Beziehung zu dem Weben, das; es uns nicht zweifelhaft sein kann, wir müssen einen, dem Bewegen vor- und rückwärts ähnlichen sinnbildlichen Gebrauch, ein Bewegen von unten nach oben, ein in die Höhe Heben darunter verstehen. Jn V. 22—25 ist dies nur darum nicht ausdrücklich erwähnt« weil es hier der Ceremonie nicht erst besonders bedurfte, das Emporheben geschieht vielmehr von selber schon in dem Hinaufheben auf den Altar (V. 25); und so wird auch anderwärts die Gere- monie nicht weiter erwähnt, wo die auf den Altar hinauf- gehobene Gabe auf demselben verbleibt und im Feuer aufgeht. Jst aber eine Gabe nicht dazu bestimmt, auf dem Altar verbrannt zu werden, sondern soll sie zum Unterhalt der Stiftshütte oder der Priester und Leviten dienen, so muß mit ihr auch der besondereselbstständige Gebrauch (Ritus) des Hebens vorgenommen werden; denn dabei wird sie, wie sie vorher emporgehoben ward, nachher auch wieder heruntergelassem als womit ausge- sprochen wird, das; der HErr für sich darauf verzichte und sie seinem Hause oder seinen Dienern überlasse. ,,Somit ist die Bedeutung des Hebens im Wesentlichen dieselbe wie die des Webens, und nur der Unterschied waltet dabei ob, daß das Weben sich auf das Wohnen Gottes in der Stiftshütte inmitten seines Volks, das Hebendagegen auf das Wohnen Gottes im Himmel be- zieht. (Kurh.) Warum gerade die Brust gewebt und der Priesterschaft insgemein zu Theil wurde, die Schulter dagegen gehebt werden und dem fungirenden Priester zufallen sollte, das erklärt sich, wenn wir an die Ver- werthung der übrigen Bestandtheile des Opferthiers uns Einweihung der Priester: Darbringung des Dankopfers, als des eigentlichen Weiheopfers 273 erinnern- Die Fett-Theile kamen auf den Altar und wurden dort als ein Feuer zum süßen Geruch des HErrn verbrannt, die sonstigen Fleischstücke dagegen erhielt der Opfernde zurück und stellte davon mit seinen Hausgenos- sen eine Opfermahlzeit an. Dem entspricht nun ganz die Verwendung einerseits der Brust und andererseits der Schulter. Jene hat die nächste Verwandtschaft mit den Fett-Theilen, sie besteht bei den Schafen ja meisten- theils aus Knorpelfettz und so liesz der HErr, indem er sie der gesammten Priesterschaft überwies, gleichsam seine Familie an dem, was ihm zum Genusse vorbehalten war, Theil nehmen. Deren Dienst aber bezog sich der Haupt- sache nach auf den in der Stiftshütte wohnenden Gott; daher sollte mit der Brust die Ceremonie des Webens vorgenommen werden. Diese, die rechte Schulter, da- gegen steht in nächster Verwandtschaft mit den übrigen Fleischstückem der dienstthuende Priester, der sie erhält, empfängt sie als der Mittler zwischen dem Opfernden und dem HErrn, seine Dienstleistung des Blutfprengens und Oferanzündens bezieht sich auf den in der Höhe wohnenden Gott, daher wird mit dem ihm zufallenden Antheil am Opfer der Ritus des Hebens vorgenommen. Das; Mose bei dem hier vorliegenden Weiheopfer der Priester nicht die Schulter erhält, sondern die Brust, während die Schulter mit im Altarfeuer aufgeht, wird hiernach verständlich: er hat nicht eigentlich als Priester, als der Mittler der Einzunieihenden fungirt, denn er hat keinen priesterlichen Charakter, darum fällt ihm auch nicht der Antheil des einzelnen Priesters zu, sondern dieser verbleibt Gott; wohl aber ist er des HErrn un- mittelbar Beauftragter, steht in dessen Diensten, darum empfängt er, was mit den Antheilen Gottes am Opfer, mit dem Fett, in nächster Verwandtschaft steht, die Brust. 29. Aber die heiligen Kleider Aarons [in welchen er selbst gesalbt worden] sollen seine Söhne sNachfolger im hohepriesterlichen Amte] haben iiach ihm, »daß sie·[ebenfalls] darinnen gesalbet, Und ihre Hande [mit den künftig von ihnen dar- zubringenden OpfergabenJ gefiillet werden. 30. Welcher unter feinen Sohneii an seiner Statt [Hoher-] Priester· wird, der soll sie sieben Tage [so lange die Weihehandlung dauert V. 35 ff.] anziehen, daß er [darnach, wenn er nun aus- geweihet ist] gehe in die Hutte des Stifts, zu dieneii im Heiligthum Demgemäß wird hernach bei Aarons Tode von sei- nen beiden damals noch vorhandenen Söhnen Eleasar förnilich eingekleidet (4. M. 20, 23 sf.); bei der gewöhn- lichen priesterlichen Kleidung dagegen war ein solches Vererben vom Vater auf den Sohn theils darum nicht an seiner Stelle, weil ja der Sohn zu gleicher Zeit mit dem Vater Priester sein konnte, theils aber auch wegen des rascheren Verbrauchs dieser Kleidung, die beim täg- lichen Dienst getragen wurde, nicht möglich, während die hohepriesterliche Amtstracht nur bei den dem Hohepriefter vorbehaltenen besonderen Funktionen gebraucht wurde. « 31. Du»sollst aber lschließlichj nehmen den Widder der Fullung [diesen zur Füllung der Hände Aarons und seiner Söhne V. 22 verwendeten Widders, und sem Fleisch Kopf. Rumpf und die drei übrigen Keulen] an einem heiligen Ort [im Vorhof behufs des Opfermahlsj kochen. 32. Und Aaron mit seinen Söhnen kais nun geweihete Priester] soll desselben Widders Fleisch sdas zum Opfermahl zubereitet worden] essen sammt dem [nach Wegnahme der drei Opferkuchen Dachse« Bibelwekk s. Aufl. V. 23 noch übrigen ungesäuerten] Brod im Korbe, vor der Thiir der Hütte des Stists [im Vorhof, wo das Fleisch gekocht worden]. 33. Denn es ist Versöhnung damit smit dem in Rede stehenden Widder bei dessen Schlachtung und der Sprengung seines Bluts an den Altar V. 20] geschehen [darnach ist er V. 22 ff. dazu gebraucht worden] zu fiilleu ihre Hände, daß sie geiveihet [in die priesterlichen Funktionen eingesetztJ werden [darum können Aaron und seine Söhne die jetzt folgende Opfermahlzeit als eine heilige, - die von gewöhnlichem Essen und Trinken durch- aus verschieden ist, nur an heiliger Stätte an- stellen] Kein anderer [der nicht geweihet ist] soll es [mit ihnen] essen [also auch niemand von ihren Familiengliederns denn es ist heilig lhat einem besonders heiligen Zwecke gedient und schließt dem- gemäß den Mitgenuß aller Nichtgeweiheten aus]. 34. Wo» aber etwas uberbleibet von dein Fleisch der Fullung und« von dem Brod· [V. 32] bis an den Morgen [weil Aaron und seine Söhne nicht alles haben aufzehren können], das sollst dii [noch an dem nämlichen Tage] mit Feuer ver- brennen, und nicht [etwa bis zum andern Tage aufheben und da nachträgIichJ essen lassen; denn es ist heilig [und muß die Möglichkeit des Ueber- gehens in Fäulniss» wodurch es unrein und ge- setzlich nicht mehr genußfähig werden würde, mit der allergröszten Sorgfalt von diesem Fleisch ab- gewendet werden]. Auch bei andern Dankopfern wurde schließlich von denjenigen Theilen des Opferthiers, die nicht in den Altarbrand kamen (das Fett) und nicht der Priesterschaft (die Brust) oder dem dienstthunden Priester (die rechte Schulter) zufielen, eine seierliche Opfermahlzeit von dem veranstaltet, der das Opfer dargebracht hatte; er zog zu dieser Mahlzeit feine Hausgenossen und die dürftigen Leviten zu. Was es mit solchem Opfermahl für eine Bewandtnis; habe, liegt klar vor Augen. »An den Be- griff der Mahlzeit nämlich knüpft sich dem Morgenländer unzertrennlich die doppelte Vorstellung, einmal der Ge- meinschaft und des Freundschaftsverhältiiisses in welchem die Theilnehmer sowohl unter sich, als niit dem, der die Mahlzeit ihnen veranstaltet, stehen, sodann der Freude und Fröhlichkeih so daß selbst die höchsten und reinsten Freuden, die Seligkeit im himmlischen Reiche, unter dem Bilde der Mahlzeit beschrieben werden (Ps. 23, 5; 16, U; 36, 9; Matth. 8, 11; 22, 1; Luk. 14, 15). Und da das, was zur Mahlzeit verwendet wird, eigentlich Jehova gehört — denn durch die Darbringung ist es ihm völlig hingegeben ——, so essen Alle, die ander Mahlzeit Theil haben, eigentlich bei Ihm, an seinem Tische; Er giebt die Mahlzeit, und diese ist darum ein Zeichen und Unterpfand des Freundschafts- und·Frie- densverhältnifses mit ihm. (Bähr.) Die Sühne ist ge- fchehen, die Sünde, die den Opfernden von Jehova trennte, ist bedeckt, getilgt, der Opfernde hat sich selbst und die Früchte seiner Thätigkeit Jehova geheiligt, geweiht» und übergeben: nun thut Jehova sich auch zu ihm» nimmt ihn zu seinem Haus- und Tischgenossen·an, bereitet ihm ein Mahl, speist und tränkt ihn an seinem Tische (vgl. Kap. 24, 11). Die Opfermahlzeit ist somit Ausdruck und Unterpfand, sowie thatsächlichssymbolische Bewährung nnd Genießung der in der Gemeinschaft mit Jehova dem Bundesvolke dargebotenen Seligkeit. Sie stellt die höchste K. T. l. 1. 18 274 g. Mose 29, 35—46. 30, 1—1o. sacramentliche Spitze des gesammten Opserverlaufs dar, — und vergleichen wir den Fortschritt der Opferidee mit den Formeln der Dogmatik, so entspricht sie der Unio mysricu (geheimnißvollen Vereinigung des Gläu- bigen mit dem HErrn), gleichwie der Opferbrand der suncrjbcatio (Heiligung) und die Blutsprengung der jtzsriijcsrio Rechtfertigung) entspricht. (Kurtz.) Bei der hier vorgeschriebenen Opfermahlzeit am Schluß des eigent- lichen Weiheopfers ist nur zweierlei ungewöhnlich: ein- mal, daß den drei Brod- oder Kuchenarten (abweichend von Z. M. 7, 13) die gesäuerten Vrode fehlen, und dann, daß von der Theilnahme an dem Mahl alle andern Personen, selbst die eigenen Farnilienglieder der Priester ausgefchlossen werden. Für letztere Bestimmung ist der Grund bei Erklärung des 33. Verses bereits angegeben: durch die Priesterweihe werden Aaron und seine Söhne in den besonderen Bund, den der HErr mit ihnen ein- gehen wollte (Kap. 28, I Anm.), aufgenommen, an den Gütern und Segnungen dieses Bundes konnten denn natürlich keine andern, als die wirklich Geweiheten Theil haben. Die erstere Bestimmung dagegen hat ihren Grund in der besonderen Heiligkeit des priesterlichen Standes, um welcher willen die Priester bei ihrer Opfer- mahlzeit sich ebenso des Sauerteigs enthalten mußten, wie auch kein Sauerteig in den Altarbrand kommen durfte. 35. Und sollst also mit Aaron und seinen Söhnen thun allcs, was ich [von V.1 an] dir geboten habe [und zwar eine ganze Woihe lang täglich] Sieben Tage sollst du ihre Hazide km der V. 22—- 24 vorgeschrtebenen Weise] fallen, 36. Und tciglich einen Farren zum Sündopfer fchlachten [wie am ersten Tage V. 10—14], zur Versöhnung [sowohl Aarons und seiner Söhne, als des Alters] Und sollst den svon unreinen Menschenhänden gemachtenj Altar entsündigem wenn du ihn [durch Anzündung des Fettes der zum Sündopfer geschlachteten Farren auf dem- selben] versbhnesh und sollst ihn [täglich] salben, daßder geweihet [zu heiligem Gebrauche tauglich] wer e 37. Sieben Tage [hinter einander] sollst du den Altar versöhnen und ihn weihen, daß er sei ein Altar [bei dem der HErr mit seiner Gnade gegenwärtig sein kann Kap. 27, 2 Anm.], das Allerheiligste [zu den hochheiligen Gegenständen mit allen denen gehöre, die mit dem heiligen Oele gesalbt worden sind Kp. 30, 10. 29 und in der allerengsten Beziehung zu dem HErrn stehen]. Wer den Altar anrühren will, der soll [um eben dieser Hochheiligkeit desselben willen] geweihet sein sriihret ihn aber ein Ungetveiheter an, so wird er dadurch heilig und muß sich fortan gewissen Beschränkungen, die den Priestern auferlegt sind, unterwerfen: 3. M. 6, 18 Anm.]. Hiernach soll die Weihehandlung in allen ihren ein- zelnen Theilen sieben Tage nach einander wiederholt werden; diese Wiederholung ist als eine Verstärkung der Weihe zu betrachten, auf 7 Tage aber ist sie darum festgesetzh weil die Sieben eine heilige Zahl ist und in ihr die Werke Gottes sich vollenden (1. Mos. L, 2). IL Zu. 38—46. Zlie Erwähnung des Brandapferaltarm dessen weihe fugleich mit der der Priester zu vollziehen ist, siihrt aus das beständige Opfer, das von den prie- stern von da an, wo ihre Jlusweihung geschehen, auf demselben ku verrichten ist, auf das tägliche Brand- opfer mit dem zu ihm gehijrigen Speis» und Traute- opferc Es soll, indem es nn den beiden Grenzen des Tags, des Yllorgens und Abends, dargebracht wird, die ganze Bewegung des täglichen Lebens in Israel ums-wichen; aussiihrlicher wird von ihm die Rede sein 3. Mal. 6, 8 ff. und 4. Zu. 28, 3 ff. 38. Und das sollst du mit dem Altar thun [wenn er nun geweihet sein wird V. 36 f.]. Zwei jährige Lämmer sollst da [Jsrael, durch die Prie- ster, die ich dir verordne und zu meinem Dienst heilige] allewege des Tags drauf opfern szum Brandopfer], 39. Ein Lamm des» Morgens [bei Sonnen- aufgang], das andere zwnchen Abends [Kp. 12, 6]. 40. Und zu einem [zu dem des Morgens zu vpfemdeuj Lamm [sollst du als Speisopfer nehmen] ein Zehnten sdes gewöhnlichsten Maßes oder des EphaYJ Semmelmehls [feinen Weizenmehls], ge- menget mit einem Viertheil von einem Hin ge- stoßenen [d. i. des allerreinstem lauteren Kp. 27, 20] Oele, und ein Viertheil vom Hin« Weins zum Trankopfer [vgl. das Gesetz der Speisopfer Z. M. Kap. 2]. r) = J, preuß. Metze. —- ’"·) = IX» Berl. Quart. Für Fltissigkeiten (vgl.Anm. zu Kap. 16, 36) kom- men im A. T. als Maße vor: l) das Bath (1. Köm 7, 26. 38), soviel als ein Epha für trockene Dinge = 1125,14 preuß- Kubikzoll oder 1775 BerL Quart; L) das Hin (nach den Rabbinen ohngefähr der S. Theil eines Bath) = ohngefähr 3 BerL Quart; Z) das Log 3. M. 14, 10 (nach den Rabbinen der 12. Theil eines Hin) = ca. V« Wert. Quart. Die Rabbinen berechnen das Log auf 6 mittlere Htihnereierz man verstand da- runter früher Eierschalem aber damit läßt sich die An- gabe über das eherne Meer in l. Kön. 7 nicht ver- einigen; daher hat Thenius, dem die meisten neueren Archäologen (Alterthumsforscher) folgen, seiner Berech- nung wirkliche Eier, deren sechs er in's Wasser legte und ihr ansteigendes Volumen (Umfang) erforschte, zu Grunde gelegt. 41. Mit dem andern Lamm [das] zwischen Abends [zu fchlachten ist] sollst du thun, wie mit dem Speisopfcr und Tranlopfer des Morgens seine eben solche Quantität Mehl, Oel und Wein als Speis- und Trankopfer dazu verwendenjx zu sü- ßem Geruch, ein Feuer dem HERRU ssollst du es beide Mal zugleich mit dem Vrandopfer auf dem Altar verbrennen] 42. Das ist das tägliche Brandopfer bei seuch und] euren Rachkvmmen sdas auf dem Brand- opferaltar im Vorhof] vor der Thür der Hütte des Stists,. vor dem [im Allerheiligsten der Hütte gegenwärtigen] HERRU [darzubringen ist, also in nächster Nähe der Stätte], da ich snach meiner Verheißung Kap. 25, 22] euch zcugen nnd mit dir reden will. 43. Daselbst will ich den Kindern Israel er- kannt fvon ihnen als nahe und gegenwärtig er- funden] und san ihnen] geheiliget werden in mei- ner Herrlichkeit [auf daß die Hütte wirklich, wo- Vom täglichen Brandopfer Errichtung des Räuchaltars. 275 zu sie bestimmt ist, ein Ort meiner Zukunft mit meinem Volke sei]. 44. Und ivill [nun für solchen Zweck in dem V. 1——37 angeordneten WeiheaktJ die Hütte des Stifts mit dem [Brandopfer-] Altar heiligen, nnd Aaron und seine Söhne mir zu Priestern heiligen. 45. Und will [auf diese Weise wahrhaft und wirksam] unter den Kindern Israel wohnen, und ihr Gott sein [3. M. 26, 11 f.; 4. M. 5, 3], 46. Daß sie wissen [und an den Segensga- ben, die ich ihnen zufließen lasse, inne werden] sollen, ich sei der HERR, ihr Gott, der sie ans Eghhtenland sührete [und nun eine Hütte unter ihnen gebauet hat], daß ich [darin] unter ihnen wohne; ich der HERR, ihr Gott [der nicht umsonst seinen Bund mit ihnen hat aufrichten wollen] Jch wohne drinnen im Allerheiligsten, thronend über der Bundeslade, mein Volk steht draußen, am Brandopseraltar im Vorhof; aber doch finden wir beide uns zusammen durch den Opferdienst der mir geheilig- ten Priester. Das 30. Kapitel. You: Zkäuchaktay der auferlegten steuer, Handfasz Halb« und Yåuehwerlh I— V. 1—10. Zum Abs-muß der Verordnungen über die Crrichtnng des Zjeiligthumg und die Pestallung der illriefler folgen nunmehr noch die in Plan. 25 unter- lassenen und bis-· hierher aufgesparten Bestimmungen iiiier Errichtung des Zaiiuihaltartg der im Fjeiligen vor dem das Zllerheiligste verdecleenden Vorhang seinen Mal; hoben soll. I. Du sollst anch saußer den bisher Kap. 25 bis 29 genannten Sachen] einen Rcinchaltar ma- chen, fdarauf in der Weise] zu ran- chern [wie ich dir hernach V. 7 ff. näher bezeichnen werde], von· Fö- [Akaz1en-] lang und breit, gleich viereckig fin seiner oberen Fläche ein Qua- drat oder rechtwinkliges Viereck mit gleich langen Seiten bildend], nnd zwv Ellen hoch [als Ganzes also eine rechtwinklige Säule], mit seinen lden Stierhörnern nachgebildeten Spitzen] Hörnern [die ebenso an seinen vier Ecken von ihm ausgehen sollen, wie von dem Brandopferaltar 27, 2]. 3. Und sollst ihn mit feinem Golde [Gold- blech] itberziehem sein Dach [die obere platte Fläche desselbenJ und seine svier Seiten-J Wände rings umher, nnd seine Hörner [so daß nur die untere Fläche, mit welcher er auf dem Boden steht, un- bekleidet bleibt]. Und sollst [gleichwie um die Bundeslade und den Schaubrodtisch 25, 11 u. 24] einen Kranz von Gold umher machen; 4. Und zween giildene Ringe unter dem Kranz zu beiden Seiten slinks und rechts-J, daß man Stangen drein thue, und ihn damit trage. 5. Die Stangen sollst du auch von Fören- holz machen, nnd mit Gold [-blechJ üöerziehein 6. Und sollst ihn sehen vor den. Vorhang, der vor der Lade des Zengnisses hanget kund das Allerheiligste vom Heiligen scheidet Kap. 26, 33], nnd vor dem Gnadenstuhh der auf dem Zengniß [auf der das Zeugnis; oder das Gesetz der beiden Tafeln in sich schließenden Lade] ist, von dannen ich [nach meiner Zusage 25, 221 dir zeugen werde [denn obwohl dieser Altar seinen Standort im Heiligen hat, steht er doch zu der Lade und dem Gnadenstuhl in engster Beziehung und reicht sei- ner Bedeutung nach in das Allerheiligste hinüber 1. Köln 6, 22]. 7. Und Aaron [oder wer sonst von den Priestern in Stellvertretung des Hohenpriesters diesen Dienst zu verrichten hat] soll drauf ränchern gut Ränchwerk [von der in V. 34 f. beschriebenen Art] alle Morgen [beim täglichen Morgenopfer 29, 38 ff.], wenn er [aus dem Vorhof hinein- » geht in das Heilige und] die Lampen [anf dem siebenarmigen Leuchter, nachdem sie die Nacht über gebrannt haben, wieder] znrichtet [27, 20 f.]. 8. Desselbigen gleichen sbeim täglichen Abend- opfer 29, 41; 4. M. 28, 3 ff.], wenn er snach Darbringung des Opfer-s] die Lampen anzündet zwischen Abends sgegen »3 Uhr Nachm Z. M. 24, 3], soll er solch Gerauch anch ranchern. Das soll das tägliche Gercinch sein vor dem HERRn bei seuch und] euren Nachkommen. Weil Christus am Kreuze um die Zeit des Niiucly opfers verschied und der Vorhang im Tempel zerriß (Luk. 23, 45), so ist hiernach ein Priester eben im Hei- ligen gewesen, als letzteres gefchah, hat den Riß mit Erstaunen gesehen, und hernach davon erzählt. (Starke.) Bermuthlich ist es einer von denjenigen Priestern ge- wesen, die naehmals dem Glauben gehorsam wurden (Apostg. S, 7), so daß der evangelische Bericht auch hier auf der Aussage eines Augenzeugen (Luk. 1, s) beruht. V. Ihr sollt kein fremd Gercinch [kein ande- res, als ich dazu bestimmen werde V. 34 f.] draus thun [vgl. s. M. 10, 1 ff.], anch keine Brand- opfer noch Sheisopser, nnd kein Tranlopfer dar- ans opfern [denn dazu ist ein anderer Altar 27, 1 ff. und ein anderes Geräth 25, 23 ff. da]. 10. Und Aaron [der ordentliche HohepriesterJ soll auf seinen Hörnern versöhnen [die Sühne ver- richten] einmal im Jahr [am großes! VSkföhNUUAs- tage] mit dem Blut des Siindopsers zur Versöh- nung [mit dem Blut des behufs Versöhnung der 187 276 2. Mofe so, 11——23. Kinder Israel zum Sündopfer bestimmten Zie- genbocks, indem er dasselbe an die Hörner ftreicht und hernach siebenmal vor dem Altar selber sprengt Z. M. 16]. Solche Versohnung soll jahr- lich einmal geschehen bei euren Nachkommenz denn das ldsesek Altar] ist dem HERRn das Allerhei- ligste lgilt in seinen Augen für hochheilig , durch den Gebrauch beim täglichen Gottesdienst aber ist der Altar um der Sünden des Volkes willen, welches auf demselben seine Gebete darbringt, entweihet und bedarf also einer immer erneuerten Entfündigungs Das Räuchern oder Anzünden von Wohlgeriichen ist ein Sinnbild der Gebete, die ohne Unterlaß von der erwählten Gemeine zu dem HErrn aufsteigen sollen (Pf. 141, L; Offenb. 5, 8). Indem denn zu den früher vor- gefchriebenen Schaubrodem die allezeit auf dem Tische ausliegen sollen, und dem mit sieben Lampen brennenden Leuchter (Kap. 25, 30. 37) hier noch das Räuchern im Heiligen hinzukommt, wird das Volk Gottes, leichwie dort als ein Volk erfolgreicher Berufsthätigiieit und welterleuchtender Erkenntniß, so jetzt als ein Volk un- ablässigen Gebets (Luk. 1, 10) dargestellt. Nun ist aber das Beten das Darbringen eines Opfers (Pf. 119, 108; Hof. 14, 3), darum wird für die Darbringung ein Altar verordnet; und zwar geschieht die Verordnung nicht schon früher, wo von den übrigen Geräthen des Heiligen die Rede (Kap. 25), sondern erst hier, nachdem ein Altar für das blutige Opfer des Borhofs vorhanden (Kap.27, 1 sf.), weil erst die versöhnte und von Neuem mit dem HErrn vereinigte Gemeine ihm Gebete darzu- bringen vermag, die ein lieblicher Geruch für ihn sind (vgl. Sah. 16, 23 ff.). »Der Räucheraltar verhält fich also zu dem BrandopfewAltar wie das Heilige zum Vorhof, oder wie das priefterliche Volk zum unpriester- lichen, wie das Lob- und Dankgebet des Versöhnten und Geheiligten zu der Sehnsucht und dem Verlangen nach Versöhnung und Heiligung, wie der Glanz des sieben- ch geläuterten Goldes, der von feiner Umhüllung aus- strahlt, zu dein matten, dunkeln, trüben Glanze des Kupfers, das den Altar des Vorhoss umgiebt. Es ist eine Wiederholung des Altars, der im Borhofe steht, ärger tzei)ne Wiederholung desselben in höherer Steigerung. ur . 11. ei. 11—16. hieraus verhandelt iikr nor: mit Itlose noih über einige besondere Dante, die theils die im Vorigen erlassenen Verordnungen ergänzen und vervollständigen, theils auf die Ausführung des Baues und das dabei streng zu beobaihtende Sabbathgebot sich beziehen: zunächst in Ergänzung der Frau. 25, 1—9, angeordneten freiwilligen Beiträge an Ziaumaterial über das non einem jeden Zriegspflichtigen zu ent- riihtende Jiihngeld fiir seine Seele. 11. Und der HERR [als er so mit seinen Verordnungen im Großen und Ganzen zu Ende war] redete snoch weiter] mit Mose [um ihm auch über dies und jenes Einzelne, das von besonderer Wichtigkeit war, seinen Willen zu offenbaren] und sptach: 12. Wenn du fbehufs der künftig 4. M. 1 vorzunehmenden Musterungj die Häupter der Kin- der Israel [vorläufig] zcihlest [wie viele von ihnen nach ihrem Alter zur Aufnahme in das Heer des HErrn taugen inöchtenj so soll ein jeglicher [der zur Stellung herantritt] dem HGRRn geben die Verfohnnng seiner Seele sein Kopf- oder Lösegeld, womit er seine Person von meiner Strafe, die er verdient hätte, loskauft], auf daß ihnen [den Kindern Israel in ihren einzelnen Häuptern] nicht eine Plage widerfahre, weuii sie gezahlet werden fund dabei mit inir in unmittelbare Berührung kommen]. Die förmliche Musterung und wirkliche Aufnahme der für tauglich Besundenen in das Kriegsheer des HErrn erfolgte erst einen vollen Monat nach Aufrich- tung der Stiftshütte (vgl. 4. M. I, 18 mit L. M. 40, 17); bis dahin verging also von jetzt ab, wo die Hütte erst noch zu bauen war, ein Zeitraum von etwa 9 Mo- naten. Aber Mofe soll schon jetzt eine vorläufige Zäh- lung der über 20 Jahr alten männlichen Personen vor- nehmen. Wenn nun die Zahl, die sich dabei ergab, dieselbe ist wie die der förmlichen Musterung (vgl. L. M. IS, 26 mit 4. M. 1, 46), so geht daraus hervor, einmal, daß der Bolksbeftand während jener 9 Monate im Ganzen dieselbe Höhe behielt, und dann, daß alle Heerespflichtigen hernach auch als heerestüchtig befunden wurden; einzelne verhältnismäßig nur geringe Unter- schiede und seltene Ausnahmen scheinen dabei nicht in Anschlag gebracht zu fein, daher auch beide Male nur runde Zahlen angegeben werden. Warum aber war eine solche Versöhnung feiner Seele für jeden, der ge- zählt wurde, nöthig? — und wie kommt eine Geldab- gabe dazu, daß sie einem so hohen und heiligen Zwecke dienen soll? —— Die erste Frage anlangend, so ist zu bedenken, das; durch die vorbildliche Opferanstalt, die Gott in Israel einrichten, zwar die Gemeine als G a nz e s versöhnt und geheiligt wurde, bei der Zählung der Häupter aber jeder Einzelne perfönlich vor den HErrn trat und nun auch für feine Person alles das, was ihn in Gottes Augen verwerflich und verdammlich machte, zugedeckt werden mußte, damit er nicht von Gottes Strafen getroffen würde; die zweite Frage dagegen an- langend, so fällt ja das von Christo für die Sünde der Welt dargebrachte Opfer ’in Betreff jeder einzelnen Seele auch unter den Begriff eines Lösegeldes (Matth. 20, 285 1. Petri 1, 18), und sollte dies künftige Lösegeld ohne Zweifel durch das jedem Jsraeliteii auferlegte Sühn- geld vorbedeutet werden. 13. Es soll aber ein jeglicher, der mit in der Zahl ist [in die Zahl der Gemufterten und für tauglich zum Heer Befundenen übergeht], einen halben Sekel geben, nach dem Sekel des Heilig- thums snicht nach dem gewöhnlichen, im alltäg- lichen Leben bräuchlichen Sekel Z. M. 27, 25 Anm. gerechnet] — ein Sekel [nach feinem vollen Gewicht oder ein Sekel des Heiligthums] gilt zwanzig Gera [3. M. 27, 253 4. M. 3, 47; 18, 16]. Solchet halber Sekel [oder ein Beka] soll das Hebopfer des HERRn Das, was an Silber dem HErrn als Hebeopfer von jedem Einzelnen dargebracht wird Kap. 25, 1 ff.] fein. Der Werth der verschiedenen, im A. T. vorkom- menden Münzen nach unserm Geld war folgender: 1 Gera = ca. Pl» Gr., 1 Beka (halber Sekel) = 1373 Gr., 1 Sekel = 2674 Gr., 1 Mine (Hef. 45, 12) oder Pfund (1. Köm 10, 17) = 50 Sekel oder 4324 Thlr., I Centner oder Talent = 2618 Thlr. (Wenn Gold angegeben wird, so ist allemal der 10-fache Be« trag zu rechnen) Es waren dies jedoch noch nicht ge- prägte Münzen — diese kamen erst unter den Macca- bäern auf —-, sondern Silberftücke mit Bezeichnung ihres vorfchriftsmäßigen Gewichts, die man, um Betrug Vom Sühngeld für die Seele des Kriegspflichtigen Vom ehernen Handfaß. 277 zu verhüten, naihwog (vgl. Anm. zu 1. M. 23, 16). Jn der babylow Gefangenschaft wurden die Juden mit dem babhlonischen und persischen, und unter der Herr- schaft der Seleuciden mit dem griechischährischen Gelde bekannt. Aus jener Zeit stammen die Dariken (Luther: Gülden l. Chr. 30, 7; Esra L, 69; Reh. '7, 70 sf.) = W, Thlrq aus dieser dagegen die Drachme = 7Vsz Gr. (2- Maca 4, 19; 12,43; Luk. 15, 8 f. Luth.: Groschen) und der Stater = 4 Drachmen oder 1 Thaler (Matth. 17, 27). Unter der römischen Oberherrschaft endlich kamen auch röm. Münzen in Umlauf: der Denar, dem Werthe nach geringer als die Drachme, im Handel und Wandel aber ihr gleich gerechnei, daher von Luther auch durch Groschen übersetzt (Matth. 18, 28: 20, 2. 9. 13; 22, 19; Mark. 14, 55 Luk. 7, 417 10, 35; Offenlx S, 6), anderwärts (Mark. s, 373 Joh. 6, 7) jedoch mit Pfennig; das Aß (Luth.: Pfennig Matth.10, 29) = 1 Sechserz der Quadrans = V« As; (Luth.: Heller Matth. 5, 26; Mark. 12, 42), und als kleinste Münze der Scherf = IX, Quadrans (Mark. 12, 42; Luk. 12, 5F))· 14. Wer in der Zahl ist von zwanzig Jahren und drüber, der soll solch Hebopfer dem HERRU geben. 15. Der Reiche soll nicht mehr geben, nnd der Arme nicht weniger, als den halben Stiel, den man dem HERRn zur Hebe giebt, für die Versöhnung ihrer Seelen [denn vor dem HErrn gilt eine Seele soviel als die andere]. Die hier verordnete Abgabe wurde später zu einer regelmäßigen Tempelsteuey und war solche noch zur Zeit Christi üblich (Matth. 17, 24 sf.). 16. Und du sollst solch Geld der Versöhnung nehmen von den Kindern Israel, und an den Gottesdienst der Hütte des Stifts legen sfür das Werk der Stiftshütte verwenden 38, 25 ff.J, daß es sei den Kindern Israel ein Gedächtniß vor dem HERRU [daß es, indem es mit hinein verbauet wird in die Wohnung, dem HErrn zu einer fort- währenden Aufforderung gereiche, der Kinder Israel in Gnaden zu gedenken, die ja zufolge seiner eigenen göttlichen Anordnung eben für den Zweck das Geld dargebracht haben], daß er sich über ihre Seelen versöhnen lasse [und ihnen ihre Missethat nicht zurechne]. 111· n.17—21. demnach» wird das one« (3siap. 27) bei Beschreibung deg xllorhofg und seiner Geriiihe einst- weilen bei Seite gelassene eherne Yandfask nunmehr iiarhgeholt und von Seiten seiner Bestimmung näher erläutert. 17. Und der HERR redete [ferner] mit Mose, nnd sprach: 18. Du sollst auch ein ehern Handsaß seinen großen Wasserbehälter von Kupfer] machen mit einem ehernen Fuß suntergestell oder Becken, in welches Wasser aus dem Behälter vermittelst der an dem letzteren angebrachten Hähne abgelassen werden kann], zu» waschen [bestimmt zum Gebrauch bei den priesterlichen Waschungen V. 19], und sollst es sin dem Vorhof] seyen zwischen der Hutte des Stifts und dem [Brandopfer-] Altar, nnd Wasser drein thun, 19. Daß Aaron nnd seine Söhne sals die, zum heiligen Dienst berufenen Priester Kp. 28,. I] ihre Hände und Füße draus waschen, 20. Wenn sie in die Hütte des Stifts gehen, oder zum [Brandopfer-] Altar, daß sie [dort] dienen mit Riiucherm soder hier mit] einein Feuer des HERRn IV. 7 f.; 3. M. 1, 7——9]; 21. Auf daß sie nicht sterben swenn sie etwa ungewaschen der einen oder andern heiligen Stätte sich nahen wollten; denn der durch ihre Weihe ihnen aufgeprägte Charakter der Heiligkeit ist keineswegs unvertilgbar, sie müssen immer und immer wieder sich heiligen von den Unreinigkeiten des sündigen Volks, mit dem sie leben und ver- kehren, und der eigenen, mit Sünde und Tod behafteten Natur] Das [diefes jedesmalige Wa- schen vor Ausrichtung einer gottesdienstlichen Handlung] soll eine ewige Weise sein, ihm sdem Aaron sammt seinen Söhnen] nnd seinem Samen bei ihren Nachkommen [allen Priestern der künfti- gen Geschlechter]. Das eherne Handfaß wird nach Größe und Gestalt nicht näher beschrieben, weil es an sich symbolisch nicht bedeutsam ist; wohl aber war das Waschcn der Hände und Füße, welches den Priestern befohlen war, bevor sie das Heiligthum betraten und die heiligen Geschäfte verrichteten, ein Sinnbild der inneren geistigen Reini- gung, ohne welche niemand, am wenigsten wer das Amt der Versöhnung führt, dem heiligen Gotte sich nahen soll. (Matth. b, 8.) IV« II. 22—33. Ferner wird das, bei der Jan. 29 vorgeschriebenen Zlriesierweihe anzumendende Ialbdl naih Stoff und Jlrt der Zusammensetzung im Beson- deren behandelt. 22. und de: HERR redete laben-Tals] mit Mose, und sprach: 23. Nimm zu dir die besten Specereien [von 278 2. Mose 30, 24—38. den vortrefflichsten balsamischen Getviirzen folgende vier]: die edelsten Mhrrhenr [solche, die von selbst aus dem Baum ausgeflossen sind], fünf hundert Selel [etwas übe: 14 Pfund]; und Cinnamettt Dvohlriechenden Zimmet Offenb. 18, 13], die Hälfte so viel, zweihundert und fünfzig [7 ezjz und Calmns, auch zweihundert und fünfzig [7 W; 24. Und Casien W« [Cassia], fünfhundert, nach « dem Sekel des Heiligihumd [also eben soviel wie von den Myrrhen, 14 Cåljz und Oel vom Oel- baum [Kap. 27, 21 Anm.] ein Hin [3 Berl. Quart]. 25. Und mache eln heiliges Salbol nach der Apotheker Kanns. s) Der Myrrhenb aum hat eine glatte, blaß asch- graue Rinde, gelblich weißes Holz und Blätter, die in reicher Anzahl auf kurzen glatten Blattstielen einzeln oder büschelförmig stehen, von Gestalt eirund und un- gleich dreizählig sind· Die Früchte kommen einzeln auf Fruchtstielen hervor und sind eiförmig zugespitzh von Farbe braun. Der Baum war in Palästina nicht gerade heimisch, wurde aber hin und wieder in Gärten gezogen (Hohel· 1, B; 4, 6). Das Harz desselben, anfangs ölig und von gelblich weißer Farbe, wird allmälig härter und dunkler, und steht zuletzt röthlich aus; in diesem seinem trockenen Zustande wurde es zu Räuchwerk ver- wendet, in flüssigem Zustande dagegen, wie es entweder von selbst oder in Folge von Einschnittem die man in den Baum machte, aus der Rinde desselben hervorfloß, bildete es den Hauptbestandtheil kostbarer und wohl- riechender Salben, und zwar war das von selbst her- vorfließende Harz besser und stärker als das, was man auf die eben genannte gewaltsame Weise hervorrief. "·) Der Zimmetbaum, dessen eigentliches Vater- land die Jnsel Ceylon im indischen Meere ist, erreicht in den Wäldern eine sehr beträchtliche Höhe, an der Küste aber beträgt dieselbe nur 20 bis 30 Fuß; die Dicke des Stammes Z« im Umfange Die Zweige sind sehr zahl- reich und mit hellgrünem ovalen, lorbeerähnlichem 4 bis 6 Zoll langen Blättern besetzt. Die weißlichen, an- genehm, aber nicht aromatisch riechenden Blüthen ge- stalten sich im April zu ovalen Steinfrüchten von der Aehnlichkeit der Wachholderbeerem Stamm und Aeste sind mit einer doppelten Rinde bekleidet, wovon die äußere weißlich oder grau und fast geruch- und geschmacb los ist, die innere aber, die wiederum aus zwei fest an- einander hängenden Rinden besteht, den geschätzten braunen Zimmer liefert; sie wurde im Alterthutn eben- falls theils zu Näuchwerk, theils zu Salben verwendet. El) Der Kalmus wächst zwar auch in Europa; weit vorzüglicher aber ist der asiatische, besonders der indische und arabische, welcher ,,Kalmus des Wohlgeruchs« heißt und dessen Wurzel gleichfalls zu Räuchwerk und Salben gebraucht wurde. — Die Cassia ist die Rinde eines zimmetähnlichem in Indien und Arabien wachsenden Baumes oder Strauches, die zwar als weiterer Bestand: theil den wohlriechenden Salben beigemischt wurde, aber von dunklerer Farbe und von schwächerem Geruche war als der Zimmer. f Die Kunst, Wohlgerüche aus köstlichen Gewürzen zu bereiten, bildete im Alterthum eine eigene Profes- sion. Die trockenen Gewürze, wie Zimmt, Kalmus und Cassia, wurden dabei schwerlich trocken zu Pulver ge- rieben und so mit der Myrrhe und dem Oel vermischt, weil daraus ein dicker Brei entstanden wäre; sondern nach Angabe der Rabbinen wurden sie in Wasser ge- kocht, um die Esfenz aus ihnen herauszuziehen, diese wurde dann wiederum mit den flüssigen Substanzen zusammen so lange gekocht, bis die Wassertheile ver- dunstet waren. » · » 26. Und sollst damit salben die Hutte des Stifts [wenn sie nun aufgerichtet 1st], nnd die sim Allerheiligsten befindliche] Lade des Zellgmssesz 27. Den [im Heiligen stehenden] Tlsch mit alle seinem Gerclthe, den Leuchter mit seinem Ge- rathe, den Räucheraltarz 28. Den [im Vorhof aufzustellendenj Brand: opferaltar mit alle seinem Gerathe, und das Hand- faß mit seinem Fuß [Untergestell]. A 29. und sonst sie also» sdurch solche Hals-uns] weihen, daß sie das Allerheillgste Ihvchhssltgi seyen [Kap. 40, 9—11]; denn wer sie anruhren w1ll, der soll sselbstj geweihetsein sAnm· zu 3.M·6, 18]. 30. Aaron und seine Sbhnesollst du» auch Damit] salben, und sie mir zu Priestern sdiedas Heiligthum und seine Geräthe anrühren dürfen V. 291 weihen. Die Bollziehung dieses göttlichen Befehls s. 8.·M. 8. Was nun die oben vorgeschriebene Salbe betrifft, die ihre weihende und heiligende Kraft dadurch erhielt, daß sie nach Zusammensetzung und Art der Bereitung von Gott ausdrücklich verordnet und dem gemeinen Gebrauch für immer entzogen war (V. 31ff.)·, so ist der Grundstoff derselben, das Oel, wegen seiner be- lebenden, erfrischendem heilenden und erleuchtenden Kraft stehendes Sinnbild des heil. Geistes;·die Salleung damit bezeichnete also die Mittheilung dieses Geistes behufs der Befähigung zum heiligen Dienst. »Die vier wohlriechenden, wtirzigen Substanzen aber, mit denen das Oel vermischt war, dienten dazu, »der belebenden Kraft des Oels eine Wohlgeruch verbreitende Kraft zur Seite zu stellen und dadurch auf die Wirkungen Des heil. Geistes hinzuweisen, die beide, Gott und Menschen wohlgefallen. Daß ihrer gerade vier waren, ist nicht willkürlich, sondern diese Zahl ist hier, wie schon m Kap. 28, 39 und hernach Kp. 30, 3»4, Slgncltuk ödes? charakteristisches Kennzeichen des Reiches Gottes nach seiner Erscheinung in der Welt und seiner· Bestimmung für dieselbe· Fraglich kann nur noch sein, inwiefern das Salben mit dem wohlriechenden Oel aueh in Be- ziehung auf die Stiftshiitte und ihre Gerathe eine Geistesmittheilung in sich schloß, da das Ja leblose Ge- genstände find und bei ihnen von einensolchen Mit- theilung nicht in dem Sinne die Rede sein ·kann, wie bei den Priestern. Da indessen die Stiftshtlttejammt ihren Geräthen der Ort war, von denndte Heiligung vermittels der Priester fiir Israel ausging, so mußte auch sie von dem heiligen Geiste wenigstens ·angehaucht, es mußte ihr das Siegel desselben ausgedrückt werden, wenngleich natürlich eine eigentliche Mittheilung nicht stattfand. » 31. Und sollst mit den Kindern Israel reden und sprechenx Dies [so zusammengesetzte und so zubereitetej Oel soll mir eine heilige [nur für den eben bezeichneten heiligen Gebrauch V. 26 ff. be- stimmte] Salbe sein bei euren Nachkommen 32. Auf Menschen Leib [wie eine geloöhm liche Salbe] soll’s nicht gegossen werden, sollst auch seinesgleichen [im gemeinen, alltäglrchen Leben] nicht machen; denn es ist heilig ldutch dies« Meine Verordnung dem gemeinen Gebrauch »für immer entzogen und nur für den gottesdienstlichen Ge- brauch bestimmt], darum soll’s euch heilig sein. Vom Salböl der Priester und Räuchlverk 279 33. Wer ein solches seine Salbe von solcher Zusammensetzung] macht, oder einem andern keinem Fremden oder Nichtpriester] davon svon der für heiligen Gebrauch verfertigten Salbe] giebt, der soll von seinem Volk sdurch Todesstrafe Kp· 12. 15. 19] ausgerottet werden. Hiermit wird weder die Bereitung von Salben für den gemeinen Gebrauch überhaupt, noch die Verwen- dung der hier genannten Bestandtheile im Einzelnen verboten; sondern es ist nur die Zusammensetzung dieser Stoffe nach den angegebenen Maßverhältnissen dem gottesdienstlichen Gebrauch ausschließlich vorbehalten. v· di. 34—38. Ebenso wird das gute R iiuch we rli, das nach Eil. 7. 8 des Zllorgens und Ilbends von dem Priester« beim Zuriihten und Znkiinden der Lampen aus dem Bäuch- altar geriiukhert werden soll, nach seinen Bestandtheilen und seiner Znbereitungsart ietzt näher angegeben. 34. Und der HERR sprach [zu derselben Zeit, als er die Verordnung V. 22 ff. erließJ zu Mosex Nimm zu dir Specerei svon Gewürzen oder Stoffen zu Räuchwerk folgende vier]: Bal- sam [Storax-Gummi], Stacten [Seenagel], Gal- ben sGalbanum] und reinen Weihrauch, eines so viel als des andern; » · 35. Und mache Ranchweik daraus sindem du einen jeden dieser Stoffe zuerst für sich allein zu- richtest und dann sie alle vier zusammenthust], nach Apothekerlnnst gemenget, sund thue außer Salz, der nothwendigen Zuthat zu jedem Opfer Z. M. 2, 13; Mare. 9 49., sonst nichts hinzu] daß es rein [mit andern, von mir nicht gebotenen Bestandtheilen unvermischt] nnd [also] heilig [zu gottesdienstlichem Gebrauch wirklich geeignet] sei. Der Storax ist ein dem Quittenbaum ähnlicher, in Syrien, Arabien u. s. w., selbst im südlichen Europa frei wachsender Baum mit eirunden, gestielten, unten filzigen, etwa 2 Zoll langen und Mk« breiten Blättern, der an 12—20 Fuß hoch wird und viele dünne Zweige treibt. Die schneeweißen Blumen sitzen büschelförmig am Ende der Zweige und verbreiten einen sehr ange- nehmen Geruch; aus ihnen entwickeln sich kleine Nüsse, die zwei harte, glatte, fcharf schmeckende Kerne enthalten. Von selbst oder durch Einschnitte fließt aus dem Stamme dieses Baums ein gummichtes, dnrchsichtiges, blaß- oder braunrothes, sehr angenehm riechendes Harz, das man unter Räucherwerk und Salben mischte und auch als Arzneimittel brauchte. — Der Seenagel lauch wohl Teufelsklaue oder Räucherklaue genannt) ist der kalkige Deckel an den Schalen einer der Purpurfchnecke ähnlichen Muschelart, die sich in den Seen Indiens und in ara- bischen Gewässern findet; für sich allein verbrannt riecht er unangenehm und stinkend, aber mit andern Räucher- stoffen vermengt verliert er seinen schlechten Geruch und dient zur Vertärkung der übrigen Wohlgerüche, wie Knobel sProfesor der Theol.) sich selbst davon über- zeugt hat, indem er in einer Apotheke das oben beschries bene Räucherwerk sich hat zusammensetzen lassen; er fand den Geruch desselben stark, ersrischend und sehr angenehm· — Das Galbanum ist das Harz eines in Syrien, Arabien und Aethiopien wachsenden Strauches, Ferula oder Steckenkraut genannt; es wurde ebenfalls, wie das Gummi des Storcix, durch Einschnitte in die Rinde des Strauches gewonnen, und verbreitete ebenfalls, wie die Räucherklaug für sich allein keinen angenehmen Geruch, verstarrte aber andere Wohlgerüche und hielt deren Duft länger zurück. —- Der Weih rauch ist das wohlriechende Harz eines in Arabien, dem eigentlichen Heimathslandh wachsenden Baumes, den in seiner ursprünglichen Art keiner von den neueren Reisenden gesehen hat. Die jetzt in Arabien gebaute Sorte ist nach Niebuhrs Versicherung eine Ausartung, vielleicht von Indien herüberverpflanztz wo es mehrere Gewächse giebt, aus denen ein weihrauch- artiges Gummi fließt. Auch über die Gewinnung des arabischen Weihrauchs herrscht bei den Naturforschern noch Ungewißheit; der beste und reinste war der auf untergelegte Decken gefallene, weniger rein der, den man vom Boden auflas. Vorzüglicher war auch der Weihrauch der Herbst« als der der Frühjahrslesr. Daß auch für das heilige Räuchwerk vier Stoffe vorgeschrieben werden, hat einestheils denselben Grund, der oben für die Bestandtheile des heil. Salböls geltend gemacht wurde. Anderntheils liegt wohl aber hierin zugleich eine Hinweisung auf die vier Bestandtheile eines völligen Gebets, dessen Jnhalt sowohl Lob und Dank, als Bitte und Fürbitte ist (oder nach Luthers Erklärung zum 2. Gebot: Anrufen, Beten, Loben und Dankem oder nach 1. Tim. 2, 1 Bitte, Gebet, Fürbitte und Dankfagun·g). 36. Und sollst es [diese Mischung der vier Stoffe] zu Pulver stoßen, »und sollst desselven [Pul- vers ein Theil, soviel fiir einige Zeit erforder- lich ist] thun vor das Zeugniß in der Hütte des Slisls, von dannen ich dir snach meiner Zusage in Kap. 25, 22] zengen werde [indem du es auf dem, vor diesem Zeugniß oder der Bundeslade befindlichen Räuchaltar Kap. 30, 6 niederlegst]. Das soll euch das Allerheiligste sein sdurch diesen Ort der Aufbewahrung, den ich vorhin V. 10 als hochheilig bezeichnete, wird das Aufbewahrte selbst hochheilig und kann nun in Gebrauch kommen] War das so geheiligte Räuchwerk aufgebracht, so legte man das Uebrige, was einstweilen anderswo unterge- bracht worden war, ebenfalls auf den Räuchaltay damit es auch erst hochheilig werde, ehe es verwendet wurde. 37. Und desgleichen Ranchwerk svon solcher Zusammensetzung und Zubereitung, wie ich sie eben angeordnet habe] sollt ihr euch [im gemeinen Leben] nicht machen, sondern es soll dir heilig sein dem HERRn · · . 38.· Wer ein solches» machen wird, daß er damit sin seinem Hause] rauchere lum sich an dem lieblichen Geruch zu ergötzen], der wird ansgetotiet werden von seinem Volk [V«. 32 f·; für das all- tägliche Leben sollt ihr vielmehr Räucherwerke nach eurer eigenen Zusammensetzung und Zube- reitung gebrauchen]. Während der Priester auf dem Altar im Heilig- thum das Räucheropfer darbrachte (V. 7. 8), stieg, da keine andere Oeffnung da war, der Rauch durch den (Eingangs-) Vorhang (Kap. 26, 36 f.) nach vorne vor den Augen des im Vorhof betenden Volkes (Luk. I, 10) -gen Himmel; sein Aufsteigen war eben so sehr eine Er- mahnung zum Gebet, als eine tröstliche Versicherung der Erhörung (v. Gerlach.) Das 31. Kapitel. Zlestelkung der Werkmeister. Havliath5feier. Eie- selztafekm I. In. 1- —11. Ylaihdeni so dem Zklose bis auf’s Einzelne gesagt ist, was er zur Verstellung eines Zeiligtliums 280 2. Mose 31, 1—16. und zur Einriititung einer besliindigen Gccttegdiensteg in Israel machen soll, empfängt er ferner Befehl von Gott, durih wen er das altes zur Ausführung bringen soll; es werden ihm sowohl dient-ersten Werkmeister namhaft gemacht, als auch diejenigen Arbeiter« be- zeichnet, die dazu geeignet sind. I. Und der HERR redete [noch über einen Punkt, der näher erörtert werden mußte] mit Mose, und sprach: 2. Siehe, ich habe mit Namen berufen smit besonderem Bedacht ausersehen] Bezaleeh den Sohn uri, des Sohnes Hur [17, to; 24, 12], vom Stamm Juba [1. Chr. 2, 3—5. 18—20].« Bielleicht liegt in dem Ausdruck ,,mit Namen be- rufen« eine Hinweisung auf die eigentliche Bedeutung des Wortes Bezaleel = im Schatten (ist oder wohnt) Gott; denn in dem zu erbauenden Heiligthum und dem ganzen daselbst auszuftihrenden Gottesdienst wohnte Gott für s Erste nur noch i·m Schattem das leibhaftige Woh- nen sollte erst später m Christo kommen (Col. 2, 17. 9). Er wird hernach überall zuerst (Kap. 35, 30; 36, 1 f.), oder auch allein Ruh. 37, l; 38,22) genannt, und war der Oberwerkmeister. Z. Und hab’ ihn erfüllet saus außerordentliche Weise und in besonders reichem Maße begabt] mit dem Geist Gottes, snämlichj mit Weisheit und Verstandjmit tiefem Anschauungs- und gutem UnterscheidungsvermögenL und Erkenntnis, uud unt alletlei Werk [und dazu mit praktischer Ein- sicht und gehöriger Geschäftskunde, die ihn be- fah1genJ, » · 4. Kunstlich zu arbeiten skünstliche Entwürfe auszudenken und dann auch auszuführen] am Gold, Silber, Erz [Kupfer]; 5. Künstlich Stein zu schneiden, und einzu- sehen sEdelsteine kunstgerecht zuzuschneiden und in Gold zu»fassen Kp. 28, 9 ff. 17 ff.], und kunst- liih zu ziminern am Holz, zu machen allerlei Werk [wie ich es vorgeschrieben habe]. Obwohl das Gebäude der Hütte und die Form der einzelnen Geräthe, sowie die Art und Beschaffenheit der sonstigen Erfordernisse zum Gottesdienst nicht erst aus- zudenken, sondern dem Mose bereits von Gott im Bilde gezeigt und mit Worten beschrieben worden war, so ge- hörte doch noch eine besondere Begabung dazu, alles gehörig aufzufassen, Gottes Gedanken gemäß zu model- liren und dann auch sorgfälti und genau von den Ar- beitern B. 6 ausführen zu la sen. is. Und siehe, ich hab’ [als zweiten, unter- geordneten Werkmeister] ihm zugegeben Ahaliab, den Sohn Ahisamaclp vom Stamm Dan sden Meister in Metall-, Stein- und Holzarbeih sowie auch Kunst- und Buntwirker Kap. Es, 23]; und hab’ [außerdem] alletlei Weisen [schon von ihrer Kindheit an von inir mit Verstand und Geschick begabten Männern] die [göttliche] Weisheit [ohne welche ein solches Werk nun einmal nicht ver- fertigt werden kann] in’s Herz gegeben, daß sie [nach den Angaben und unter der Leitung der beiden Werkmeister] machen svllen alles, was ich dir geboten habe: 7. Die Hutte des Stifts [das Brettergeriist mit seinen 4 Decken und den 2 Vorhängen Kp. 26], die Lade des ·Zeugnisses«, den Gnadenstuhl drauf, uud alle Gerathe der Hutte [25, 10——22]; 8. Den Tisch nnd sein Gercithe [Kap. F5, 23—30], den feinen Leuchter und all sein Gerathe lKp- 25, 31—401, den Rauchattar [30, 1·—10J, · 9. Den Brandopferaltar mit alle seinem Ge- rathe [Kap. 27, 1—8], das Handfaß mit seinem Fuße [Kp. so, 17——21]; · » · 10. Die Amtskleider [die der Hohepriester bei seinem Dienst im Heiligthum tragen soll], und die ssonstigenj heiligen Kleider des [Hohen-] Priesters Anton [die er mit den übrigen Priestern gemein hat], und die Kleider seiner Söhne sder gewöhn- lichen Priesters priesterlich zu dienen [die sie, wenn sie ihr Priesteramt verrichten, anziehen sol- len Kap. 28], » 11. Das Salbol, und das Rauchwerk von Speeerei zum Heiligthum [Kap. 3o, 22—38]. Alles, was ich dir geboten habe, werden sie [ver- möge ihrer Begabung mit meinem Geist und mit göttlicher Weisheit V. 3. 6 meinen Abfichten ge- mäß] machen [ein jeder von den Arbeitern, der eine dies, der andere das; Bezaleel und Ahaliab aber werden die Arbeiter unterweisen und an- stellen]. Hieraus geht von Neuem hervor, wie viel dem HErrii darauf ankommt, daß das Heiligthum mit seinen Geräthen gerade so, wie er will, und auch nicht in kleinen, scheinbar untergeordneten Punkten anders ge- macht werde; denn nicht nur zeigt er dem Mose alles im Bild und erläutert es ihm durch sein Wort, sondern er begabt auch die zur Ausführung berufenen Arbeiter mit seinem Geist. Der Grund dieser Sorgfalt, die er an sein Heiligthum wendet, ist der, daß letzteres, wie schon angedeutet, theils eine s ymbolii che (sinnbild- liche), theils eine typische (vorbildliche) Bedeutung hat. Fassen wir denn das, was bisher im Einzelnen und bald hier bald dort gesagt wurde, in eine kurze Ueber- sicht zusammen und lassen wir zuerst die symbolische, dann auch die typische Bedeutung der Stiftshtitte noch einmal an uns vorübergehenl — ,,Jch will unter ihnen wohnen«, spricht der HErr. Und so stellt er mitten in Israel hinein das Zelt der Zusammenkunst mit seinem Volk, das Zelt des Zeugnisses und der Offenbarung; um diesen Mittelpunkt herum wohnt Israel, zunächst die Priester und Leviten, im weiteren Umkreis die zwölf Stämme (4. M. 2, 3), alle in vorgeschriebener Ordnung, aber auch alle in ehrerbietiger Entfernung — will das Volk mit seinem Gotte zusammenkommen, so muß es von den Zeiten, da es wohnt, ausgehen und in den Vorhof eintreten, d. h. in den abgeschlosseiien heiligen Raum, darin es von der Stätte seiner Alltags- werke gesondert ist. Die Wand dieses Raums, 5 Ellen hoch und 3 X 100 E. lang und breit, ist von 5 X 12 Säulen getragen: das sind die Zahlen des Bundesvolks und der halben Vollendung; denn das Volk des·Bun- des, das hier erscheint, erreicht die Vollkommenheit nur erst zur Hälfte. Auf diese noch unvollkominene Herr- lichkeit, die ihm zu Theil wird, deuten auch die ehernen Fiisze der Säulen, die ehernen Geräthe des Vorhofs und die Maßverhältnisse des Brandopseraltars hin (5 Ellen in’s Geviert uiid die 3 E. der Höhe durch den Umgang in der Mitte in 2 Hälften getheilt); daß aber auch auf dem noch unvollkommenen Standpunkt· Rein- heit und Heiligkeit die Forderung wie das Ziel sei, Bestellung der Werkmeister. Sabbathfeier. 281 das bezeugt der Umhang von weißem Byssus und das Silber an den Kapitälen, Haken und Querstangen der Säulen. Der Forderung wird genügt und dem Ziel entgegengesirebt indem das Volk hier«, in dem Vorhof, seinem Gott mit Gaben und Opfern stch naht und von ihm durch den Segensspruch des Priesters (4. M. S, 24 ssi). und wohl auch durch seinen Unterricht (Mal. Z, 7), Gnade, Heil und Leben empfängt. Inwieweit nun Jsrael das Ziel erreicht, das zeigt seine Stellung zu dem, von dem Vorhof umschlossenen Heiligthum: es steht noch außerhalb der Hütte und schaut ihre Herr- lichkeit nur theilweis und von ferne in den vier Farben, die der Eingangsvorhang an sich trägt, denn es befin- det sich unter dem Gesetz, das zu keiner wirklichen Ge- meinschaft mit Gott zu verhelfen vermag. Dennoch ist Jsrael eine künftige Aufhebung der jetzt noch bestehen- den Trennung zwischen ihm und seinem Gott verheißen; diese verheißene Zukunft wird ihm vorgehalten und im Vorbild dargestellt durch das Priesterthum, dem der Eingang in das Heilige offen steht. Was dasselbe dort vollbringt, ist Weissagung, theils auf Christum, theils auf die Gemeinde des neuen Bundesz und so schließt sich» an die symbolische Bedeutung der Stiftshütte die typische an. —- Jndem Jesus sich von Johannes am Jordan taufen läßt, um alle Gerechtigkeit zu erfüllen, vollbringt er in Wirklichkeit, was die Priester des A. T. im Vorbild thaten, wenn sie im ehernen Handfaß sich Hände und Füße waschen; und indem er bei der Ver- suchung in der Wüste sich ganz, nach Leib, Seele und Geist, an Gott hingiebt, opfert er das rechte Brand- opfer. Sein nachheriger Erdenwandeh da er das Licht der Welt wird, es feine Speise sein läßt, zu thun den Willen deß, der ihn gesandt hat, und da der Odem seines Gebets ununterbrochen fortgeht, ist dann eine Vollziehung dessen, was die Priester im Heiligen aus- zurichten hatten; sein Leiden und Sterben aber ist der Eingang des Hohenpriesters in das Allerheiligste am großen Versöhnung-fange» Seitdem er nun gen Himmel gefahren und seinen Geist ausgegossen hat über feine Jünger, sind die, die an seinen Namen glauben, das nunmehrige Israel, doch so, daß es jetzt kein vermit- telndes Priesterthum mehr giebt, sondern dessen Vorzüge der ganzen Gemeinde eignen; denn durch das Wasser- bad der Taufe sind sie alle berufen, in’s Heiligthum zu gehen und dort die Werke ihres Priefterthums zu ver- richten, und im heiligen Abendmahl haben sie einen Altar, davon sie essen. Viele —- und zwar nicht nur die bloßen Namenchristen von unächtem Charakter, fon- dern auch nicht wenige, die, obwohl voll redlicher Gottes- fürcht, dennoch aber nicht recht erleuchtet und geistlich nicht selbstständig sind —— bleiben allerdings im Vorhof stehen; die reiferen Christen dagegen stehen als Licht- träger unter ihrem Geschlecht, wirken Speise, die da bleibet in’s ewige Leben, und lassen ohne Unterlaß das Räuchwerk ihres Gebets zum Himmel aufsteigen. Jn- dessen, auch die Priester des neuen Vundes stehen noch vor einem verschlossenen Heiligthumz es ist noch nicht erschienen, was sie sein werden, ihr Leben ist verborgen mit Christo in Gott. Wenn aber Christus, ihr Leben, sich offenbaren wird, dann werden sie auch offenbar werden mit ihm. in der Herrlichkeit (Col. 3, 3 f.). So zeigt sich an der Stiftshütte so recht, was Augustinus von dem Verhältnis; des alten Testaments zum neuen, und des neuen zum alten gesagt hat: »Das neue Testa- ment liegt im alten verhüllt; das alte Testament ist im neuen erfüllt.« II. V. 12—17. Zum Schluß aller bisherigen xlorskhrifien über die Errichtung eine-z Zeiligihumo schärft der Fibkrr gar nachdrilailiai das Julien seiner Sabbathe ein; denn wie due Zeiligtbuni seine Wohnung sein sollte unter dem Volk, so der Sabbath das siete Ye- lienntniß von Seiten des äloliig zu dem Bunde, den er mit demselben eingegangen. 12. Und der HERR redete sschließlich noch] mit Mose, und sprach: 13. Sage den Kindern Israel, und sprich: Haltet meinen Sabbath [indeni ihr an demselben ruhet von aller Arbeit 16, 23. 29 f.; 20, 8 ff.; 23, 12 und zu meiner Wohnung euch versammelt, die ich jetzt unter euch aufrichte Z. M. 23, 3]; denn derselbe ist ein Zeichen [des] zwischen mir und euch [bestehenden BundesverhältnissesL auf eure Nachkommen, daß ihr swie ihr eurerseits durch die Feier dieses Tages euch zu mir, dem Schöpfer Himmels und der Erden, als zu eurem Gott bekennet] wisset [durch das, was ich mei- nerseits an diesem Tag euch gewähre, auch er- fahret], daß ich der HERR bin, der euch heiliget [euch nicht eure eigenen Wege gehen läßt wie die Heiden, sondern immer wieder von dem sündlichen Weltwesen ab- und in Gottes Gemeinschaft hin- einzieht]. ist. Darum, so haltet meinen Sabbath; denn ei? spll euch heilig [nicht den übrigen Tagen gleich geachtet] sein ldaß ihr an demselben ebenfalls euren gewöhnlichen Geschäften nachgehen wolltet]. Wer ihn sauf diese Weise] entheiliget, der soll des Todes sterben. Denn wer eine Arbeit dar- innen thut, deß Seele soll ausgerottet werden von seinem [ini Bunde mit mir stehenden] Voll ltvetl er diesen Bund freventlich gebrochen hat]. 15. Sechs Ta e soll man arbeiten; aber am siebenten Tage ist abbath, die heilige Ruhe des HERRa Wer eine Arbeit thut am Sabbathtage sich wiederhole es nochmals, damit ein jeder sich warnen lasse], soll des Todes sterben. Dem hebräischen Grundtexte nach wird in diesen Worten »Ruhe der Ruhigkeit« d. i. giinzliche Ruhe, voll- ständige Geschäftslofigkeih geboten; dasselbe wird her- nach in Z. M. 16, 315 23, 32 für den großen Versöh- nungstag angeordnet. An beiden Tagen, am Wochen- sabbath sowohl wie am Versöhnungstage, sollten alle Geschäfte ruhen, an den übrigen Feiertagen nur die Arbeits geschäfte (Luther: Dienstarbeit Z. M.»23, 7 f. 21.25. 35 f.). Während unter letzteren die Werk- geschäfte der bürgerlichen Handthierung und des zeit- lichen Berufs, wie Ackerbau, Handwerk u. dgl., zu ver- stehen sind, sind dort auch die Verrichtungen des häus- lichen Lebens, z. B. das Feueranzünden zum Bereiten der Speisen (2. M. 35, 2 f., vgl. Kap. 12, 16), mit- gcmeint Die große Strenge hinsichtlich der Einstellung aller Geschäste für den Sabbath sollte diesem Tage den Charakter ganz besonderer Heiligkeit verleihen; er bildet denn auch den Kern und Stern der übrigen israelitischen Feste, aus ihm haben sie sich entwickelt, um ihn grup- piren sie sich als um ihren Mittelpunkt. 16. Darum [daß ihr wisset, daß ich der HErr bin, der euch heiliget V. 13, und keine Seele müsse ausgerottet werden aus meinem Volke V. 14 f.] sollen die Kinder Israel den Sabbath halten [und zwar für alle künftigen Zeiten) daß sie ihn auch bei ihren Nachkommen halten zum 282 ewigen Bunde sals ein für immer angeordnetes Bundeszeichen 1. M. 17, 10. 13]. 17. Er ist ein ewig Zeicheii zwischen mir und den Kindern Israel sdas nie aufhören kann in Geltung zu bleiben, da der Bund selbst niemals aufhört, sondern nur in einem andern, neuen sich vollendets Denn in sechs Tagen machte der HERR Himmel und Erde; aber am siebenten Tage ruhete er [1.»M. 2, 2], und erquickte sich szog sich m die felige Ruhe seines ewigen Seins zurück und überließ sich ganz der Freude über sein so herr- liches Schöpfungstverks Zu dieser seligen Ruhe der Ewigkeit will Gott denn auch sein Volk führen (Hebr. 4, 9 ff.); und damit er das könne, darum gebietet er ihm, hienieden schon an jedem siebenten Tage zu feiern von der Arbeit der Werkeltage und in ihm sich zu erquicken. — Beschwer- tes Herz, leg ab die Sorgen, erhebe dich, gebücktes Haupt: es kommt der angenehme Morgen, da Gott zu ruhen hat erlaubt, da Gott zu ruhen hat befohlen und selbst die Ruhe eingeweiht; auf, auf! du haft vorhin viel Zeit dem Dienst des HErren abgeftohlew (V· 1.) — Wenn fiel) des Lebens Werktag enden, so ruh, von allem Frohndienst los, mein Geist in Gottes Vater- händen, mein Leib in seiner Mutter Schooß, bis beides feiern wird dort oben, da man im sichern Frieden ruht, nichts denket, redet oder thut, als Gott zu lieben, Gott zu loben. (V. 8.) III· di. 18. xlunmehy nachdeni der Zjbkrr den: Muse alles gesagt hat, was er ihm zuvor über das in Is- rael ku errirhtende Zjeiligthum mittheilen wollte, er- folgt die Jiushiindigung der beiden Geselzestafelm ku deren Iibholung er ihn vorhin Sirup. 24, 12) zu sieh aus den Berg beschied. 18. Und da der HERR ausgeredet hatte mit Muse· [Kap. 25, 1—31, 1·7] auf dein Berge Sinn! [auf dessen höchster Spitze er bei ihm, im Dunkel der Wolke, sich bisher befunden hatte Kap. 24, 18]," gab er ihm zwo svon ihm selbst gemachte Kap. 32, 16, ziemlich 272 Ellen lange und 172 E. breite 25, 10] Tafeln des Zeugnisses sauf beiden Seiten Kap. 32, 15 beschrieben mit den Kap. 20, 1——17 zur ganzen Gemeine der Kinder Jsrael geredeten zehn Worten]; die waren steinern [um die unvergängliche Dauer und die unauslöschliche Giltigkeit des auf ihnen enthaltenen Zeugnisses anzudeutenL und geschrieben mit dem Finger [desfelben] Gottes [der sie mit eigenem Munde vom Sinai herab geredet hatte]. Die Tafeln sollte dann Muse, wenn die Hütte mit allen ihren Geräthen fertig wäre, in die zu ihrer Auf- bewahrung bestimmte Lade hineinlegen (Kap. 40, 20). Osfenbar find der Tafeln darum gerade zweie, nicht mehr nnd nicht weniger, weil die 10 Worte auf zwei sich zurückführen lassen, auf die beiden Worte (5. M. 6, 5; Z. M. 19, 18): Du sollst den HErrn, dei- nen Gott, lieb haben von ganzem Herzen 2c., und: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst (vgl. Matth 22, 37 ff.). Nun aber wird nirgend in der heil. Schrift selbst gesagt, wieviel und welche Worte auf der einen, und wieviel und welche auf der andern Tafel geschrieben standen; die Ansichten darüber sind daher von jeher versihieden gewesen. I) Die Eine n zerlegen die 10 Gebote in zwei gleiche Hälften, und rech- 2. Mose 31, 17. 18. 32, 1——3. nen also 5 Gebote zur I. und 5 Gebote zur II. Tafel; so theilt sowohl Philo, der aus Kap. 20, 3—6 zwei Gebote macht, als auch Knobel, der den L. V. für das erste von den 10 Worten anfiehet, während er in V. 3—6 nur Ein Gebot erblickt. Sie setzen also das Gebot in V. 12: Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren &c» als fünftes Wort mit auf die erste Tafel, der folgende Abschnitt V. 13—17 aber bildet nach ihrer Rechnungsweise ebenfalls 5 Gebote, da sie V. 17: Laß dich nicht gelüsten deines nächsten Hauses; laß dich nicht gelüsten deines Nächsten Weibes re» als ein ein- ziges, das zehnte Wort betrachten. L) Andere, da- runter namentlich die reformirte Kirche, indem sie zwar auch die Verse 3——6 in zwei Gebote zerlegen und V. 17 als ein einziges fassen, aber V. 12 nicht mehr zur ersten Tafel rechnen, sondern die zweite damit be- ginnen, theilen nach den Zahlen 4 und S. 3) Augu- stinus endlich und mit ihm die römisch-katholifche, sowie die evangelisch-luth erische Kirche theilen nach den Zahlen 3 und 7, so daß die zweite Tafel, gleichwie in der reformirte-n Kirche, mit den Worten: ,,Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren« beginnt, diese aber nicht das fünfte, sondern, nach Weglassung der Worte Vers 4 f. oder Zusammenziehung mit denen des Z. Verses, nur erst das vierte Gebot ausmachen, wäh- rend durch Zerlegung des 17. Verses in 2 Gebote auf der zweiten Tafel ein Gebot mehr zu stehen kommt. Von diesen Eintheilungen ist die der reformirten Kirche die am wenigsten mit der Zahlen-Symbolik der heiligen Schrift verträglichez wohl aber hat die reformirte Kirche darin ganz Recht, daß sie (gleich der lutherischen und röm.-katholischen Kirche) Anstand nimmt, das Gebot der Elternliebe mit zur ersten Tafel zu rechnem Denn so wahr es auch ist, daß die Eltern und Herren Gottes Stellvertreter oder Mittelspersonen, und deßhalb nicht blos zu lieben, sondern auch zu ehren find: so müssen wir doch von vorn herein bei der strengen und eiser- süchtigen Ausfchließlichkeih mit welcher das Gesetz seinen Monotheismus (die Lehre: es ist nur Ein Gott) über- wacht, und bei der scharfen Scheidung, die es zwischen Schöpfer und Geschdpß zwtschen Gott und Mensch setzt, es für undenkbar erklären, daß ein Gebot, welches Menschen betrifft, im Gegensatz zu allen übrigen gleich- namigen Geboten, der ersten Tafel habe zugewiesen werden können. Steht das Gebot, die Eltern zu ehren, auf der ersten Tafel, so ist der Elterndieiist dem Gottes- dienst beigeordnet; eine solche Beiordnung mußte aber dein Gesetz als Abgötterei erscheinen; denn das erste Gebot gebietet: Du sollst keine andere Götter neben mir haben! Zum Gegenbeweise dessen, was hier gesagt worden, kann man sich nicht daraus berufen, daß ja die richterlichen und obrigkeitlichen Personen aus- drücklich »Götter« genannt würden (Kap. 21, 6; 22, 8 f. 28), eben wegen der göttlichen Majestät, die in ihnen verborgen (vgl. Blum. zu Kap. 20, 12); denn der Grund- text redet hier ebenfalls von Gott, nur nennt er das Bringen vor die Richter darum ein Bringen »vor Gott,« weil diese im Namen Gottes Recht sprechenl Somit sehen wir uns auf die dritte Art, die Gebote auf beide Tafeln zu vertheilen, hingewiesen, empfangen aber damit einen neuen Beweis, daß die bei Kap· 20, 17 besprochene Abtheilung der 10 Gebote allein in der Weise zulässig ist, wie sie nach Augustins Vorgang von der röm.-katho- lischen und evang·-lutherischen Kirche angenommen wird. Das 4. Gebot, von den Pflichten gegen Eltern und Herren, welches hier die 1I. Tafel beginnt, hat es zu- nächst mit dem Verhältniß der Ueber-ordnung von Menschen zu Menschen zu thun; es vermittelt trefflich den Uebergang von der ersten zur andern Tafel, denn in dieser Ueberordnung spiegelt sich Gottes Oberhoheit ab; doch ist es andrerseits immer nur ein Verhälniß von Menschen zu Menschen. Die folgenden Gebote be- Von der Sabbathfeier. Die Aushändigung der Gesetzestafeln an Mose. 283 schreiben darnach das Verhältnis; der Nebenordnung von Menschen zu Menschen, und zwar in stusenmäßigem Fortschritt (Leben, Ehe, Eigenthum, —- That, Wort, Be- gierde). Darin, daß das 4. Gebot bis zu einem ge- wissen Maße oon den übrigen Geboten der andern Tafel sich absondert, liegt es denn auch begründet, fbenn der HErr in der Aufzählung (Matth. 19, 18 f.; Mark. 10, 19; Luk.18, 20) es nach den übrigen Geboten anftlhrt: er kennzeichnet es damit selber als ein solches, das nicht ohne Weiteres unter denselben Gesichtspuiitt fällt mit jenen, faßt es dann aber doch unter demselben Hauptsatz mit ihnen zusammen: ,,Du sollstdeinen Näch- sten lieben als dich selbst,« womit er es ausdrücklich der I1. Tafel zuweist. Aufsällig ist dabei nur, daß bei Markus und Lukas nicht, wie bei Matthäus, dieselbe Reihenfolge in Aufzählung der Gebote 5—7 befolgt wird, die in 2. M. 20 und 5. M. 5 vorliegt: »Du sollst nicht tödten; du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen,« sondern die andere, die uns auch in Rönn 13, 9 begegnet: »Du sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht tödten; du sollst nicht stehlen« Es liegt aber bei dieser abweichenden Reihenfolge der griechische Text der Septuaginta zu Grunde, die überhaupt bei ihrer Uebersetzung des A. T. nicht selten frei oder gar willktirlich verfährt; dieser Uebersetzung schließen vielfach die neutestamentlichen Schriftsteller sich an, worüber seiner Zeit ausfiihrlicher die Rede sein wird. Das 32. Kapitel. Ybgötterei mit dem gegossenen Halse. I« U. 1—14.« während der Zjlxrr oben auf dem Zterge gerade damit beschäftigt ist, fitr Ztdsrael einen Gottes- dienst und ein Zjeiligthunc zu verordnen, wie es seineni Berufe, nicht zu sein wie die Weiden, entsprüht, denlit das Wollt unten am Berge daran, sieh einen Gott und einen Gottesdienst nach Ilrt der Fjeiden zurecht zu machen. In dem Augenblicke nun, wo Muse ini Eze- grisf steht, mit den eben empfangenen Gesetktafeln die Spitze des Berges zu verlassen Gan. 31, 18), thut ihm Gott bund, daß sein Volk, das er aus Ggypten geführt, den gesihlossenen Rund zerrissen und das ganze bisherige wert: uereitelt habe, darum wolle er es von dleuem anfangen und ihn selbst kam großen Volke niactjenx doch Zllose giebt dem Zjukrrn sein Wort zuriicii und tritt als lichter Zlliltler mit so eindringlither Zär- bitte vor den Riß, das; der Mkrr des zlebels suh gereuen lässt, das er schon gedriiuet hat dem xlollie zu thun. I. Da aber das [unter Aarons und Hurs Leitung im Lager zUriickgeIasseneJ Volk [Kp. 24, 14] sahe, daß Mose verzog« von dem Berge zu kommen [denn es war nun schon fast 6 Wochen her, daß er von ihnen gegangen 24, 18]; sam- melte siclfs [in den Wort- und Rädelsführerm die den ganzen Handel angestiftet hatten"] wider Anton, und sprach zu ihm: tesbild, das du uns auf unserm weitern Zuge vorantragen lässestrrrjl Denn wir wissen nicht, was diesem Mann Mose [auf dem Berge droben] widerfahren ist, der uns aus Egvpteuland geführet hatt [ob er umgekommen ist, oder sich heimlich davon gemacht hat, und können doch nicht für Auf, und mach uns . Götter, die vor uns hergehen sein sichtbares Got- E immer am Berge hier lagern bleiben, sondern müssen nunmehr an unser Weiterziehen denken]. «) Das redet Mose mit einem Wort also, als habe er das Volk verlassen mit Schanden und sei geflohen, daß sie nicht wissen, wie sie nun thun sollen. Gleich als wenn uns Gott eine kleine Zeit verliisset, denken wir, er lasse uns in Schanden stecken, müssen anders- wo Hilfe suchen; da wird denn solch Kalb unser Gott. (Luther·) ») Das sind gewest nicht schlechte, geringe Leute, sondern auch die Besten und Fiirnehmsteih so die An- dern regiertens denn wie diese vorgehen, so gehet der Haufe hinten nach und folget ihrem Exempel. (Luther.) sitt) O wie vergeßlich (Ps. 106, 21 f.), wie leicht- sinnig, wie verkehrt, wie untreu ist des Menschen Herz! Wie so gar nicht ist auf alle menschliche Vorsätze und Versprechungen (Kap. 19, s; 20, 19; 24, Z) zu bauen, wenn kein neues Herz dabei ist, ja wenn nicht die Gnade den Menschen hält und befestigt! (Roos). Zwar sollte das Volk sich an Mose halten und an ihn glauben (Kap.19, 9), aber nur als an den Knecht Jehovas (Kp. 14, 31); doch Jehovas hat Israel Jetzt vergessen, sonst würde es für Mose nichts Schlim- mes fürchten können, da er auf dem Berge Gottes in der Wolke Jehovas weilt. Weil nun Jsrael Jehova von Mose getrennt hat, so ist ihm Mose als Erlöser aus Egypten ein rein natlirlicher und äußerlicher Mensch geworden, dem alles Menschliche begegnen kann und den man vor Augen haben muß, wenn man seiner gewiß sein soll. Diesem Haften an der Aeuszerlichkeit entspricht nun, daß Jsrael sichtbare Götter verlangt, die vor ihm herziehen sollen. Damit ist Jsrael auf den Standpunkt der Heiden zurückgetretem (Baumgarten.) Israel, das eben auserwählt worden war vor allen Völkern, will lieber ein Volk sein, wie die andern Völker sind, und Götter haben, wie die Heiden sie haben; und da es doch Jehova, der es aus Egypten geführt und mit Brod vom Himmel gespeist und mit Wasser aus dem Felsen getränkt hat, nicht aufgeben will, so geht sein Wunsch dahin, Jehova mit hinabzuziehen in die Tiefe, in die es selbst zurückgefallen ist, d. h. den heiligen, geistigen und transcendenten (iiberweltlichen) Gott mit seiner schon so reich bewährten Kraft in die Natur zu bannen, um ihn näher und faßbarer zu haben. Jehova wollte sie zu seiner Heiligkeit emporziehem sie wollen ihn in ihre Weltlichkeit hinabziehen; statt sich auf dem Wege der Heiligung ihm zu assimiliren (verähnlichen), finden sie es bequemer, den tibernatilrlichen Gott ihrer Natür- lichkeit zu assimiliren. (Kurtz.) · » 2z Aaron [nu1»i] sprach zu ihnenP Reißet ab die goldenen Ohrrmge an den »Ob«-u eurer Wei- ber, eurer Sohne uud eurer Tochterz unt-bringet sie zu mir [ich muß erst Gold, viel Gold in Han- den haben, sonst kann ich euch keinen Gott machen, wie ihr ihn begehrt]. Z. Da riß [auf der Stelle] alles Voll seine guldenen Ohmnge von i·hren»Ohren, und brachten sie zu Anton» [der Jetzt in seiner Klugheit sich ge- fangen und dem Verlangen der aufgeregten Menge widerstandslos preisgegeben sah]. «) Statt mit aller Entschiedenheit dem ungehor- samen, empörten Volke das Wort vom Sinai zuzu- rufen: »Ich bin der HErr, dein Gott, du sollst keine andern Götter haben neben mir; du sollst dir kein Bild- riß, noch irgend ein Gleichniß machen,« und mit nach- drücklicheni Ernst sie an ihr eigen Gelübde zu erinnern: ,,alles, was der HErr gesagt hat, wollen wir thun«, rechnete Aaron in sleischlicher Klugheit auf die Eitelkeit der Weiber und die Vorliebe der Jugend ftlr goldenen 284 2. Mose 32, 4-—12. Schmucl; er meinte, wenn die ihr Liebftes für den ge- forderten Götzen hergeben sollten, würde es zu einem Umfchlag m der Gemeinde kommen, man werde von der Forderung abstehen. »’")· Aaron hatte fich verrechnet: es galt ja den ungdttlichen Eigenivillen durchzuführen, und dazu ist dem Menschenherzen kein Opfer zu schwer. »Daß jemand auf den Gottesaltar seinen Schmuck hinlege und für das Reich Gottes ein Opfer bringe, das ist eine Seltenheitz aber für den Dienst der Eitelkeit und des Luxus, des Genusses und der Wollust werden willig Silber und Gold, und wenn das schon verfchleudert ist, Kleider und Hausgeräth hingegeben. Man vergleiche nur einmal einen Rettungshaus- und einen Pfandhausberichtx ver- gleiche die Menge, die zu den Trink- und Spieltifchen sich drängt, mit dem kleinen, um den Tisch des HErrn versammelten Kreis!« (Bender.) — Wehe dem Volke, dessen Obrigkeit es wie Aaron vergißt, daß sie eine Dienerin Gottes ist und über die Ehre Gottes waihen foll, welche es aus Menschenfurcht, eingeschüchtert durch das Geschrei der Menge, nicht wagt, ungerechte For- derungen zu verweigerm aufrührerische Bewegungen zu dumpfen, falfchen Propheten und Verführerm die das arme Volk an Gottes Wort irre machen, entgegenzu- treten! Aaron mußte aus Erbarmen und Mitleid mit dem Volke ihr Begehren zurückweisenz er mußte denken wie Joseph: »Wie sollt ich ein so groß Uebel thun und wider den HErrn, meinen Gott, fündigen!« er mußte fühlen: »wer sein Leben verlieret um des HErrn willen, der wird’s finden;« er mußte aussehen zu dem, von welchem er wußte, Er sei mächtiger als diese tobende Menge, und im Glauben an ihn mußte er dastehen fest und unbeweglich, wie ein Fels von stürmischen Meeres- wogen umbraust, und keinen Finger breit nachgebew (Appuhn·) 4- Und et nahm fte lanfangs wohl mit klop- fendem Herzen und zitternder Hand] von ihten Hunden [doch bald wußte er sich in seine Lage zu finden und sein Gewissen zu befchwichtigen 1. M— 27- 11—19J, und entwarf es [das zu Blech- tafeln umgearbeitete Gold, womit das nach einem zuvor von» ihm angegebenen Modell aus Holz ver- fertigte Bild überzogen werden sollte] mit einem Griffel [um die »zum Ueberzug bestimmten Tafeln der Form des Bildes anzupassen], und machte ein gegossen Kalb [brachte durch solches Cifeliren ein mit Gußwerk überzogenes, dem eghptischen Apis nachgemachtes Götzenbild zu Stande, vgl. Jes. 40, 195 41-»7; 44, 13 ff.]. Und fie fjene Mädels- fuhre»r, die den Antrag» V. 1 an ihn gestellt hatten, als sie das Bild fertig vor sich sahen] sprachen fniit der Ausführung des Werkes vollkommen zu- frieden, zu dem übrigen Volk, dem sie es über- brachten]: Das find deine Götter, Israel, die dich aus Eghptenlaiid gefuhret haben [da hast du denn, Israel, den Gott, der dich aus Egyptem land geführet hat, in einem Bild und Gleichniß vor dir; nun mag diesem Mann Mose widerfahren sein, was da will, wir haben unsern Gott ja sichtbar und äußerlich bei uns, darum können wir getrost weiter ziehen]. Jn Egypten wurden zwei lebendige Stiere, einer (als Symbol des Ofiris 1. M. 41, 4 Anm.) zu Mem- phis (1. M. 41, 14), und einer (als Repräsentant des Sonnengottes On) zu Heliopolis (1. M. 41, 45 Anm.) göttlich verehrt; jener hieß Apis, dieser Mnevis. Allem Anschein nach ist es nun der erstere, der dem Aaron zum Muster dient, um dem Volke ein Bild und Gleichniß von Gott zu entwerfew Der Gedanke, wo- mit er dabei sein Gewissen beschwichtigt, ist der, daß man es ja hier nicht mit einem Symbol der zeugenden Naturkraft, mit einem lebendigen Stier zu thun habe, wie bei dem heidnischen Gottesdienft der Egyptey son- dern mit dem HErrn selber, den das Volk nur seiner Vorstellung unter einem ihm nun einmal geläufig ge- wordenen Sinnbild näher bringen wolltez aber er ver- gißt dabei ganz, was Gott in Kap. 20, 4 f. unter scharfer Strafandrohung verboten hat. — ,,Alfo gehet es, wo man Gottes Wort nicht hat oder nicht achtet, daß menschliche Weisheit ihr selbst eigenen Gottesdienft wühlet und machet, und daran ihr Wohlgefallen hat und für köstlich Ding hält, so doch folches diirch Gottes Wort zum Höchsten verboten und vor ihm ein Greuel heißen Denn menschliche Vernunft meiner, sie möge mit göttlichen Sachen spielen, wie sie es gut dünken und wie es ihr gefällt, also foll es Gott auch gefallen; darnach, solche Abgötterei zu erhalten iind zu vertheidi- gen, schmücket sie sich auch mit Gottes Wort, das muß sich dazu reimen und lenken lassen, daß man ihm eine feine schöne Gestalt und Farbe macht, als sei es dem- selben nicht zuwider. (Luther.) — Jin Hebräischen ist das Wort Elohim (Gott) eine Plural- (Mehrheits-) Form; Luther nun hat bisweilen in der Mehrheit »Götter« übersetzt, wo aber wohl besser die Einzahl »Gott« festzuhalten ist (Kap. 21, S; 22, 8 f. 28, vgl. Anm. zu Kap. 31, 18). So auch in unserm Verse und in V. 1 u. 8. 5. fHierauf stellten sie das Bild auf einer Säule auf und schiclten sich an, ihm gottesdienst- liche Verehrung zu beweisen.] Da das Aaron sahe, banete er [um die Sache selbst in die Hand zu nehmen und das Volk wenigstens vor dem Abwege zu bewahren, das; sie nicht geradezu dem egyptischen Apis zufielen, sondern in dem Bilde dem Gotte Israel dieneten] einen Altar vor ihm, und ließ ausrufen, und sprach: Morgen ist des HERRU Fest [ihm gilt das Fest, das wir morgen begehen]. Gleichwie das Volk nicht um feiner eigenen Würdig- keit willen den Beruf des auserwählten Volkes erhielt, sondern aus Gnaden des Berufers, so verhält es sich auch mit Aaron, der zum Hohepriester des Vundesvolks bestimmt ist. Aber feine natürliche Schwäche und Un- tüchtigkeit muß hervortreten, ehe er das Amt bekommt, damit er im Amte sich nicht überhebe. Es foll der harte Widerspruch, der an dem Priefterthum in Israel haftet und der den Gedanken nahe legt, daß dies noch nicht das vollkommene Priesterthum sei, von vorn herein zum Bewußtsein kommen, der Widerspruch nämlich, daß der dermalige Sündenstthner selbst noch ein fündiger Mensch ist, der gleichfalls der Sühne bedarf. (Kurtz.) Aaron ist ein Theoretiker, der Name, den er seinem gegoffenen Kalbe beilegt, giebt zu erkennen, daß er der Theorie oder der Erkenntnis; nach den einigen wahren Gott nicht aufgegeben wissen will; aber die heil. Schrift läßt auf Theorien fich nicht ein, sie beurtheilt die Sache praktisch und nennt sein Kalb einen Götzen (Apoftg. 7, 41) und den von ihm verauftalteten Gottesdienft Abgötterei (1. Eor.10, 7). Mit ihm stehen diejenigen auf gleicher Stufe, die, nachdem sie sich losgesagt haben von dem Glauben unserer Väter, von dem Gotte der Bibel, von dein Christus, der da ist wahrer Gott, hochgelobt in Ewigkeit, und durch dessen Blut wir theuer erkauft sind, doch noch aus einer Art Gervissensfcheu und aus Rück- Der Kinder Jsrael Abgötterei mit dem gegossenen Kalbe. 285 sicht auf die Gläubigen in der Gemeinde seinen aller- heiligsten Namen gebrauchen und den falschen Christus, den sie sich ausgedacht haben und den sie den Leuten verkündigerk als den Sohn Gottes und als den Er- löser der Welt preisen. (Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß wir bei seinem Namen nicht«. lügen oder trügen.) · « 6. Und [die Kinder Israel] stunden sam an- dern Tage — an demselben, an welchem Mose die Tafeln des Zeiignisses für sie vom HErrn empfing 31, 18] des Morgens frühe auf und opferten Brandopfer sauf dem vom Aaron er- baueten Altar]- und brachten dazu Dankopfer. Darnach setzte sich das Volk zu essen nnd zu trinken [die Opfermahlzeit zu halten 18, 12; 24, 11], und stunden snach gehaltenem Mahl] auf zu spielen [unter lautem Jnbel und unter Wechselgesängen Reigentänze um das goldene Kalb her aufzu- führen V. 18 f.]. Mit lauten Freudenbezeugungem unter Gesang und Tanz, wurden nach Herodot (1I, 60. Il1, 27) auch die eghptischen Apis-Feste begangen; doch spricht diese Nachahmung egyptischer Sitte nicht dagegen, daß die Festfeier hier dem HErrn gelten sollte, Gesänge und Reigentänze fanden wir ja auch bei dem rechtmäßigen Jehovadienst (Kap. 15, 20 f.) und finden sie wieder bei der Einholung der Bundeslade (2. Sam. s, 14 ff.)· 7. Der HERR aber sprach zu Mose sals dieser eben die Tafeln des Zeugnisses von ihm empfangen]: Gehe, steig seilends vom Berge] hinab [und überzeuge dich selbst, was soeben unten im Lager vvrgelztjz denn dein Volk, das du aus Eghptenland gefuhret hast, hat’s verderbet ssich sehr schlecht verhalten]. S. Sie sind schnell von dem Wege getreten, den ich ihnen geboten habe. Sie haben ihnen eiii gegossen Kalb genaht, und haben’s angebetet,» nnd ihm geopfert, und gesagt: Das sind» deine Gotter, Israel, die dich aus Egyptenland gefuhret haben. Welch ein Moment in der Geschichte des Reiches Gottes, ja der Welt überhaupt, als der HErr, um auch noch das Letzte zur Bundesbesiegelung zu thun, Mosen die Tafeln in die Hand giebt, aber gewissermaßen zu spät kömmt. Alle seine bisherigen Anstrengungen zur Erlösung des Menschengeschlechts hat das Volk, soviel an ihm war, vereitelt, so daß seine Sache, dessen ein- ziger Träger es war, wieder einmal gänzlich verloren scheint; nicht Er, sondern sein Widersacher, der Fürst der Welt, triumphirt Aber auch hier ist er im Unter- liegen stark; wie auch später, namentlich beim Tode des Erlösers, weiß er den scheinbaren Triumph des Gegners in die empfindlichste Niederlage desselben zu verwan- deln. Bald ist er dennoch der Angebetete, ja der, welcher Barmherzigkeit vor Recht ergehen läßt, welcher seinen Bund als einen rein aus Gnaden gewährt und dadurch nicht bloß die ganze Fülle seiner göttlichen Herrlichkeit zur Anschauung bringt, sondern auch den gewaltigsten, weil innerlichsten Sieg, einen Sieg über die Herzen davonträgt. (Schultz.) » 9. Und der HERR sprach [weiter] zu Mose [der in sprachlosem Schmerz zu der Rede V. 7 f. schwieg]: Jch sehe,·daß es ein halsstarrig Volk ist sdas durchaus seinen Nacken unter das Joch meiner Gebote nicht beugen will] 10. Und nun laß mich, daß mein Zorn über sie ergrimme, und sie auffresse swie ein Feuer 5. M. 32, 22]; so ivill ich [nachdem ich diese ganze Nachkommenschaft Abrahams vernichtet habe, die Ausführung meiner, dem Abraham gegebenen Ver- heißungen von vorn anfangen und] dich zum großen Voll machen [1. M. 12, 2; 4. M. 4, 11 . . Jn den Worten (V. 7): »Dein Volk, das du aus Egppten geführt hast,« ·sagt sich Gott los von Israel, gleichwie dieses mit seinem Bilderdienst sich von ihm losgesagt hat; zugleich schiebt er es dem Mose als sein Eigenthum zu, und erbittet nun (V. 10) von ihm als dem Eigenthumsherrn sich die Erlaubniß, an dem Volk seinen Zorn auslassen zu dürfen. Das ist mittelbar eine Aufforderung an Mose, seines Mittleramts wahr- zunehmen; denn der HErr hat Jsraels Schicksal in seine Hand gelegt, auf ihn kommt es an, ob die göttlichen Zornesgerichte zur Vernichtung über das Volk ergehen dürfen oder nicht. Indem aber Mose so Gelegenheit bekommt, sich als einen ächten und treuen Mittler zu bewähren, wird er zugleich durch das, was der HErr mit den Worten: «Jch will dich zum großen Volk machen,« ihm in Aussicht stellt, in eine versuchliche Lage gebracht, in eine Lage, die es klar an den Tag bringen soll, wie frei von aller Eigensucht und wie reich an aufopferungsfähiger Liebe sein Mittlerherz sei; die aber freilich auch zur wirklichen Versuchung hätte werden können, wenn Mose noch nicht so fest gegründet gewesen wäre, wie er es wirklich war. Wenn Gott hier ebenso mit ihm, wie einst mit Abraham, da er demselben ge- bot: »Nimm Jsaak, deinen einigen Sohn, den du lieb hast, und gehe in das Land Biorija, und opsere ihn daselbst zum Brandopser auf einem Berge, den ich dir sagen werde,« ein wunderlich Spiel anfängt, das nach der Unzuverlässigkeit des menschlichen Herzens sehr übel ablaufen konnte, so ist zu berücksichtigen, daß Gott als der Allwissende den Ausgang schon vorher kannte, und also recht wohl dergleichen wagen und der menschlichen Freiheit Raum zur Selbstentscheidung geben durfte, wenngleich keine menschliche Spekulation (Grübelei) den Konflikt Gegensatz) zwischen göttlichem Vorherwisfen und menschlicher Freiheit genügend zu lösen vermag. Der Versuch dagegen, den ähnlicher Weise Joseph mit seinen Brüdern (1. M. 44, 1—17) anstellt, war an sich, wenn man ihn als bloßen Menschen ansieht, hochbedenklich; doch Joseph steht dort unter der Eingebung und Leitung des Geistes Gottes, im Grunde ist es daher der HErr ebenfalls, der die Brüder Josephs versucht, nur daß er’s nicht unmittelbar thut, sondern durch seinen Stell- Vertreter. 11. Mose aber [in aller Treue seines Mitt- leramtes wahrnehmend] flehete vor dein HERRm seinem Gott [dem er so nahe stund, daß er ihm gleichsam wie ein Kind seinem Vater das Ange- sicht streicheln durfte, um seinen Zorn zu besänf- tigen], uud sprach fihm zunächst sein »dein« und »du« mit nachdrücklicher Gewalt zurückgebend V. 11, dann aber an die Ehre seines Namens V. 12 und an die Treue seiner Verheiszungen V. 13 ihn mahnend]: Ach HERR, warum will dein Zorn ergrimmen iiber dein Volk, das du mit gro- ßer»Krast und starker Hand hast aus Egyptenland gesuhret? 12. Warum sollen die Egypter [wenn sie nun Jsraels Untergang hören werden, voll Hohn gegen dich und voll Schadenfreude gegen dein Volk] sa- 286 L. Mose 32, 13—27. gen und sprechem Er hat sie zu ihrem Unglück ausgesühreh daß er sie erwürgete im Gebirge [Horeb], und vertilgete sie von dem Erdboden? [denn die verstehen doch nicht die Gerechtigkeit deines Zornes zu würdigen.] Kehre dich sdarum lieber] von dem Grimme deines Zorns, und sei gnädig über die Bosheit deines Volks. 13. fKannft du aber Jsrael nicht um sein selbst willen vergeben, so vergieb ihm um der Väter willenJ Gedenk an deine Diener, Abraham, Jsaak und Israel, denen du bei dir selbst geschwo- ten, nnd ihnen verheißen hast: Jch will euren Saamen mehren, wie die Sterne am Himmel, und alles Land, das ich verbeißen habe, will ich eurem Saamen geben, und sollen es besißen ewiglich [1. M. 22, 16 ff» 26, 3 ff.; 28, 13 f.]. 14. Also [auf Grund solcher Fürbittej ge- renete den HERRn das Uebel, das er dräuete seinem Volk zu thun sdoch ließ er Mofe noch nichts davon wissen, sondern entließ ihn zunächst noch ohne Versicherung seiner Verfchonung Jsraels von dem Berge, damit er im Stande wäre, den ganzen Ernst des göttlichen Zorneseifers zuvor unten im Lager dem Volke gegenüber zu offen- baren]. Darin, daß Gott erst durch Mosis Fürbitte sich bestimmen läßt, sein Strafurthcil über Jsrael zurück- zunehmen, liegt insofern eine» große Wahrheit, als die Verschonung des Volks der göttlichen Gercchtigkeit aller- . dings nicht möglich war, wenn nicht wenigstens Einer im Volk noch vorhanden gewesen wäre, der des Bundes- bruchs sich nicht schuldig gemacht hätte; um seinetwillen bestand das Bundesverhäliniß noch bis zu einem Maße fort, an ihn konnte also die göttliche Liebe anknüpfen, um die Gerechtigkeit zu überwinden. Beides, die Sün- den ftrafende Gerechtigkeit und die Sünden vergebende Gnade, sind zwar für Gott selbst aufgehobene Gegen- sahe; aber ehe sich nach außen hin offenbaren kann, welche von beiden die andere überwunden, muß zuvor dem menschlichen Auge zu erkennen gegeben werden, nach welcher Seite neigt, auf daß Gott Recht behalte in seinen Worten und teil! erscheine in seinen Gerichten (Ps· 51, 6). Gleich- wie nun bei dem Urtheil über Sodom und Gomorrha (1« M« 18, 17 ff.) Abraham es übernimmt, in die Waagschale der Sünden vergebenden Gnade alles das zu werfen, was irgend zu ihren Gunsten aufgebracht werden kann, so thut hier Mose dasselbe in Beziehung auf das Urtheil über Israel; was er vorbringt, das sind diejenigen Elltomenth die in Gott selbst der Gnade den Ausschlag gegeben haben über die Gerechtigkeit, sie kommen in der Fürbitte Mosis so zu sagen zu Wort Und führen da eine so beredte und gewaltige Sprache, daß die Gerechtigkeit unverletzt und ungekränkt der Gnade das Feld räumt. Anders verhielt es sich bei Abrahams Fürbitte: Das Wenigste, was die Gnade der Gerechtigkeit gegenüber mußte aufbringen können, waren zehn Gerechte in Sodom; aber auch die sind nicht vorhanden, darum siegt die Gerechtigkeih aber um der Gnade ganz zu lassen, was etwa ihr gehört, wird Lot mit Weib und Töchtern errettet, nur das; freilich Lots Weib zuletzt doch noch unter den Flügeln der Gnade hinwegläuft und muthwillens in die Hände der Gerech- tigkeit sich stürzt. —- »Es verräth sich in dem verhäng- nißvollsten Augenblick Jsraels die große Wahrheit, daß der HErr durch seine früheren Liebeserweisungen ge- hin das Zünglein der Wage sich· wissermaßen gebunden ist, so daß er, falls der Mittler eintritt, demselben nicht zu widerstehen vermag; es legt sich aber auch all den Seinigen dadurch die Mahnung nahe, den bisherigen Bestand der Gemeinde nie aufzu- geben, sondern in Geduld und Hoffnung daran fortzu- bauen. (Schultz-) II— U. 15——29. dlachdem Zdlose das glatt; vor dem Dlxcrn vertreten und dessen vergebende Gnade fiir dasselbe in Anspruch genommen, musk et nunmehr auch den Ijckrrn vor dem Volke vertreten, um sich resht als Zllittler ku bewähren. zlag thut er, indem er beim Zherabsteigen vom Berge die Tafeln voll heiligen Zorns zerbricht, darnaih das goldene Kalb mit Zkeuer ver- brennt und ei pulverisirt den Kindern Israel zu trinken giebt, den Zaron wegen feiner Sünde straft und ein Zleriniationkmericht im Zllollte veranstaltet, dem 3000 Zllann zum Opfer fallen. 15. Mose wandte sich [entfernte sich von dem HErrn, nachdem er seine Fürbitte gethan, zwar noch ohne Zusage der göttlichen Gnade, doch mit einiger Aussicht auf den schließlichen Sieg der Gnade, wenn Jsrael zur Buße und Bekehrung gebracht werden könnte], nnd stieg Vom Berge [dem eigentlichen Sinai], und hatte ztoo Tafeln des Zeugnisses in seiner Hand, die waren geschrie- ben auf beiden Seiten. 16.» Und Gott hatte sie selbst gemacht, und selbst die Schrift drein gegraben. Sie waren also ein redender Beweis, wie treulich der HErr seinerseits in diesen 40 Tagen für sein Volk gesorgt, um sein Bundesgeseiz das er ihm ohne mensch- liche Vermittelung gegeben, auch ohne menschliche Ver- mittelung auf alle nachfolgenden Geschlechter rein und lauter fortzupflanzen -—— nur Jsrael hatte inzwischen alles gethan, den gemachten Bund wieder zu zerreißen. — Müßige Fragen für den gläubigen Bibelleser sind sowohl die, wie Mosesoll im Stande gewesen sein, die schweren Tafeln allein fortzubringen, und zwar ohne große Mühe und Beschwer, als auch die, wie Josua es über sich vermocht, so lange auf Mosis Rückkehr zu warten. Bei außerordentlichen Vorgängen des geistigen und geistlichen Lebens steigern sich auch sonst wohl die physischen Kräfte bis zu einem Grade, der das gewöhn- liche Maß weit hinter sich läßt: wie sollte das nicht vor allen Dingen da geschehen, wo die Seele im unmittel- baren Verkehr mit dem HErrn steht! Luther hat einst in ein Schriftwort so völlig mit seinem Nachdenken sich versenkt, daß er einen ganzen Tag lang wie angeschmie- det auf seinem Stuhle saß, nichts sah und hörte, nichts aß und trank. 17. Da nun [Mose auf dem Rücken des Horeb 24, 15 ff. mit] Josua swieder zusammentraf und dieser beim weiteren HerabsteigenJ hörete des Volks Geschrei [das unten vom Lager aus heraufklang], daß sie janchzeten [vgl. V. 6], sprach er knichts ahnend von dem, was vorgefallen war]: Es ist ein Geschrei im Lager, wie kwenn zwei Kriegs- heere mit einander] im Streit sbegriffen sind; vielleicht ist Israel abermals von den Amalekitern angegriffen worden 17, 8 ff.]. 18. Er [Mose, der den wirklichen Sachver- halt kannte und deshalb schärfer hörte] antwortete: Es ist nicht ein Geschrei gegen einander, [wie es im offenen Kampfe geführt wird, auf der einen Mose zerbricht die Gesetzestafelii und Verbrennt das goldene Kalb. 287 Seite das Jauchzen] derer, die obliegen und [auf der andern Seite das Heulen derer, die] unter- liegen; sondern ich höre ein Geschrei eines Singe- ta 19. Als et aber [auf den untern Theil des Berges und] nahe zum Lager kam, uud [nun] das Kalb und den Reigen sahe; ergrimmete er sbei solchem Anblick] mit [heiligem] Zorn, und wars die Tafeln aus seiner Hand, und zerbrach sie sdurch die Wucht seines Wurfs, daß sie in Stücken dem bundesbrüchigen Volke] unten am Berge szu ßen lagen]; 20. Und nahm [als er in’s Lager hereintrat] das Kalb, das sie gemacht hatten sbon seinem Standort hinivegL und verbrannte es mit Feuer [so daß der hölzerne Kern verkohlte, der goldene Ueberzug aber zerschmoIzL Und zermalmte es [die Kohlen und das zerschmolzene MetallJ zu Pulver, und stciubte es sdas Pulver] aufs Wasser sdes vom Berge herabfließenden Baches 5. M. 9, 21], und gab’s [das also mit Kohlenstaub vermischte Wasser] den Kindern Israel zu trinken; 21. Und sprach [nachdem er so dem Volke seine Sünde gleichsam eingegossen·, zum Zeichen, daß es dieselbe würde tragen und büßen müssen 4. M. 5, 241 zu Aaton [dem Helfershelfer bei dem ganzen unseligen Handel]: Was hat dir das Volk [Uebles] gethan, daß du [um dich dafür an demselben zu rächen] eine so große Sünde über sie gebracht hast? sDu hast dem armen Volke, das deiner Aufsicht untergeben war, so schweres Leid angethan, daß alles Leid, was einer seinem ärgsten Feinde zufügt, im Vergleich damit für nichts zu rechnen ist; denn du hast ihm an der Seele geschadet.] Während es des HErrn und seiner Organe (Werk- zeuge oder Diener) Sache ist, die Sünde wegzuschaffem ist es des Sünders Sache, damit das Heil möglich wSegzeitz sich als sündig und fluchwürdig zu bekennen. ( u . 22. Aaron [vor Mosis Amte sich demüthigend und um seines gewaltigen Eifers willen mit be- besonderem Respekt gegen ihn erfüllt 4. M. 12, 11] sprach: Mein Herr lasse seinen Zorn nicht [so gar] ergrimmen [gegen mich; ich bin nicht so schuldig, als du meinst]. Du weißt [aus eigener vielfacher ErfahrungL daß dies Volk böse szu allen Sünden, namentlich zum Abfall von dem HErrn geneigt] ist [und sich ihm nicht steuern und wehren läßt] 23. Sie sprachen zu mir: Mache uns Göt- ter, die vor uns hergehenz denn wir wissen nicht, wie es diesem Mann Mose gehet, der uns aus Eghptenland gesichtet hat. 24. Ja) sprach zu ihnen: Wer hat Gold, der reiße es ab, und gebe es mir. Und ich wars es in’s Feuer; daraus ist smir unter den Händen] das Kalb worden [ich weiß kaum, was ich dabei gedacht oder gethan habe]. Die rasche, mehr kurz andeutende als genau be- richtende Erzählungsweise in diesem Abschnitt ist ganz dem heiligen Zorneseifer Mosis, der ihn nicht zu Athem kommen läßt, sondern unaufhaltsam von einer That zur andern forttreibt, entsprechend: wir sehen ihn in seiner großartigen, majestätisch gewaltigen Erscheinung leib- haftig vor uns, wie er von dem Eifer um das Haus, d. i. die Gemeinde seines HErrn gefressen wird ,gleich- wie hernach Jesus» sah. 2, 13 sf.; Brutto, 21, 12. Jn- wieweit er dabei das mit dem Pulver des verbrannten Kalbes beftäubte Bach-Wasser den Kindern Israel zu trinken gab, ob unmittelbar, indem er einer Anzahl von demselben darreichte und sie zu trinken nöthigte, oder nur mittelbar, insofern er ihnen den Bach, der ihr Trinkwasser lieferte, gleichsam infieirte (ansteckte), ist nicht genau zu erkennen. Jm ersteren Falle sehen wir hier schon, gleichwie hernach (V. 25 ff) bei dem Strafgericht, auf Seiten des Volks die »dem bösen Gewissen eigene Furcht und Verzagtheih die zu jedem Widerstande gegen muthiges und energisches (thatkrc’if- tiges) Einschreiten der von Gott geordneten Obrigkeit unfähig Macht«; im andern Falle dagegen verschlägt es nichts, daß die Goldtheile im Wasser untersanken, der Kohlenstaub aber vom Bach mit fortgenommen wurde, die Kinder Israel also weder das eine noch das andere wirklich mittrankem denn das Ganze ist eine symbolische Handlung, deren Absicht schon mit der Jnficirung des Bachs: erreicht wird. 25. Da nun Mose sahe [einsah, erkannte], daß das Volk los worden war svon dem Zügel der Ehrfurcht und des Gehorsams gegen Gottes Gebot] —- denn Aaron hatte sie [mit seiner, als des beauftragten Aufsehers und Leiters der Ge- . meine, eigenen Betheiligung bei der Sache ziigel-] los gemacht [und die ganze Sache sogar noch ver- schlimmertj durch ein Geschwcih, damit er sie sein ioollte anrichten sdurch seine Deutung, die er der- selben gab, als gelte der Gottesdienst dennoch dem wahren Gott, und nicht einem Götzen V. 5, und sei kein Unrecht dabei Jes 5, 20; Hes 13, 18 ff.] —, 26. Trat er smit dem vollen und klaren Be: wußtsein, daß der heillosen Schwäche und dem verderblichen Geschwätz Aarons ein desto entschie- denerer Ernst und ein desto thatkräftigeres Auf- treten entgegengestellt und das Gericht über Alle, das der HErr gedrohet V. 10, dnrch das Gericht über die, die in ihrer Sünde trotziglich beharren würden, abgewendet werden müsse] in das [nächste] Thor des Lagers, und sprach: Her zu mir, wer dem HERRn angehdret sbußfertig die schwere Sünde des Abfalls von ihm anerkennt und mit ganzer Entschiedenheit sich wieder auf seine Seite stellt] Da sammelten sich [in rascher Entschlossem hat] zu ihm alle Kinder Lebt. « 27. Und er siminer völliger von dem Geiste Gottes erfüllt, der ihn schon bei den bisherigen Vornahmen geleitet hatte] sprach zu ihnen: So spricht der HERR, der Gott Israel: Gurte ein jeglicher sunter euch] sein Schwert aus seine Len- den, und durchgehet hin und wieder, von einem Thor zum andern im Lager smit demselben Rufe, den ihr von mir gehört und auf welchen hin ihr 288 L. Mose 32, 28—35. 33, 1—3. euch zu mir gesellet habt], und etlvütge ein jeg- licher [jeden, der dem Rufe mcht Folge leistet und auf eure Seite tritt, und verschone keiner selbst] feinen Bruder, Freund und Nächsten [denn es gilt die Wiederherstellung der Ehre des HErrn Math 10, 37]. 28. Die Kinder Levi thaten, wie ihnen Muse gesagt hatte sdurchzogen das Lager von ei- nem Ende bis zum andern, und dann wieder zicrück, mit dem Rufe: Her zu uns, wer dem HErrn angehöre« und erwürgeten ohne Ansehen der Person einen jeden, der fich ihnen nicht anschlosz]; nnd fiel des Tages vom Volk dreitausend Mann. Diese Strenge in dem Verfahren Mosis ist nicht, wofür manche Ausleger sie ausgeben, eine unmenfchliche Grausamkeit, sondern entspricht ganz der Größe des vorliegenden Vergebens, auf welchem nach Gottes eigenem Willen (Kap. 22, 20) die Strafe der Aus- rottung oder der Vernichtung stand. Eigentlich nun hatte das ganze Volk solche Strafe verwirktz aber Mose hat für dasselbe und selbst für Aaron, den Hauptfchuld- ner,«gebeten (5. M. 9, 20); darum versucht er mit einer Decimation, d. h. mit einer Bestrafung derer, die hart- näckig uud trotzig in ihrer Sünde beharren und die angebotene Amnestie oder Verzeihung verschmähen, der göttlichen Gerechtigkeit Genüge zu thun· Für den- jenigen, der nicht mit sentimentalen (empfindelnden) Ansichten an die Schrift herantritt, vielmehr geistliche Sachen geistlich zu richten versteht, liegt in Mosis Ver- fahren so wenig ein Anstoß, daß er im Gegentheil dessen großartigen Charakter bewundert. ,,Nach beiden Seiten hin ein rechter tapferer Mittler, vertritt er die Sache des Volks bei Gott mit seinem Gebet, die Sache Gottes bei dem Volk mit seinem Schwert; innerlich voll brünstiger Liebe, widerftehet er dem Zorne Gottes mit Bitten; äußerlich voll heilger Muth, tilgt er die Sünde des Volks mit Schlägen und kommt dem Allen gedräueten Tode zuvor durch den Tod Wenigen (Gre- gor der Große) Was dabei die Kinder Levi betrifft, die das Strafgericht ausführen und selbst ihrer nächsten Bluts-verwandten nicht schonen, so flammt in ihnen der Feuereifer ihres Stammvaters (1. M. 34, 25 f.) wieder auf; nur mit dein großen Unterschied, daß sie jetzt nicht fiir die eigene, sondern ftlr Gottes Ehre eifern und so die Scharte aus-wetzen, womit jener das Schwert feines Stammes entehrt hat (1. M. 49, 5 sf.). Jn Jakobs prophetifchem Spruche empfängt Levi anstatt des Segens ein Fluchwortz hier geschieht die Wendung des Fluches in Segen. (Oehler.) 29. Da sprach Mose snach vollzogenem Ge- richt zu den Kindern Levi, ihren Feuereifer rühm- lich anerkennend 5. Pl. 33, 9 f.]: Füllet heute eure Hände dem HERRn smit einer Opfergabe, d. i. weihet euch vom heutigen Tage an, wo ihr mit solcher Verleugnung von Fleisch und Blut euch in seinen Dienst gestellet habt, für immer diesem Dienst und bewahrt euch die heute an den Tag gelegte Strenge], ein· jeglieher an seinem Sohn Und Bruder sindem ein jeglicher unter euch um des HErrn willen auch seines Sohnes oder Bruders nicht verschont], daß heute über euch der Segen gegeben [der von dem Stammvater her noch auf euch lastende Fluch in einen Segen verwan- delt] werde [den der HErr zu seiner Zeit schon näher bezeichnen wird, vgl. 4. M. 3 u. 4]. Durch unzeitigen und ungöttliehen Eifer um die Ehre des eigenen Hauses hat sich der Ahnherr des Stammes Levi einen Fluch zugezogen, der noch auf dem Stamme lastet; durch rechtzeitigen und heiligen Eifer für die Ehre des Hauses Gottes haben feine Nachkom- men jetzt den Fluch getilgt und in Segen verwandelt. Hatte der Ahnherr durch die Rache an den Sichemiten Wahrheit, Treue und Recht gebrochen aus verkehrter Rücksicht auf Blutsverwandtschaft, so haben feine Noch- kommen jetzt durch Rächung Jehovas an ihren eigenen Bluts-verwandten Wahrheit, Recht und Bund gerettet. Die Gesinnung, welche Levi hier an den Tag legte und in schwerem Gehorsam bewahrte, nämlich Vater und Mutter, Freund und Bruder gering zu achten gegen Jehova, diese Gesinnung war es, welche den Stamm Levi vor allen andern Stämmen befähigte zum Dienste im Hause Jehovas, welche ihn würdig machte, zum Loos und Erbtheil Jehovas auserkoren zu werden. (Kurtz.) Vgl. 5. Mai. 33, 8 ff· 111. u. 30—35. Zuit san« nkiyiiiigung seine-Initi- lerkorno am Wollte hat Zllose auch der Ztringlichlieit seinen Zltittlerfleheng nor dem IjErrn neue Berech- tigung und neue Kraft verliehen; am andern Enge steigt er denn hinaus auf den Berg nnd erlangt mit seiner Fiirspracije zunächst soviel, dah der ZjErr seine anfängliche Drohung, dao Voll: mit Einem Schlage ku vernichten, kuriiiikkieht und eo auch nalh Eanaan ku bringen von ztleuem wagt, wenn gleich nicht mehr durch den Engel, in dem sein zlame ist. 30. Des Morgens [am andern Tage nach jenen Vorgängen V. 6—29] sprach Muse zum Volk: Jht habt [mit eurer Abgötterei] eitle große Sünde gethan, nun will ich hinaufsteigen zu dem HERRm ob ich vielleicht eure Sünde versöhnen [den ergrimmten Zorn V. 10 in schonende Gnade umwandelns möge sdenn noch hat der HErr auf meine bisherige Fürbitte mir keine zusagende Ant- wort ertheilt V. 14]. « 31. Als nun Mose wieder zum HERRU kaut den Berg] kam, sprach er: Ach, das Volk hat eine große Sünde gethan, und haben ihnen [gegen dein ausdrtickliches Verbot Kap. 2o, 231 güldene Götter seinen Gott von Gold] gemacht. 32. Nun vergieb ihnen ihre Sünde [wenn’s irgend möglich ists. Wo nicht, so tilge mich auch aus deinem Buche, das du geschrieben hast swas soll mein Name allein darin stehen, wenn die Namen aller Andern aus meinem Volke darin fehlen? Jch bin mit ihm zu einem untheilbaren Ganzen verwachsen]. Das Buch, das Jehovah geschrieben, ist das Buch des Lebens oder der Lebendigen (Ps. 69, W; Dan. 12, 1). Diese Vorstellung hat sich gebildet aus der Sitte, die Bürger eines Reichs, einer Stadt in eine Bürger- liste zu verzeichnen, wodurch sie als Glieder des Reichs, als Bürger der Stadt anerkannt und ihnen alle Rechte der Reichsgenosfen, der Bürgerschaft zugesichert werden. Das Buch des Lebens enthält das Verzeichnis; der Ge- rechten (Ps. 69, 29) und sichert den darin Verzeichneten das Leben vor Gott zu, zunächst in dem irdischen Got- tesreiche, dann aber, entsprechend der mit der fortschrei- tenden Gottesoffenbarung sich oertiefenden Heilserkennti niß, auch das ewige Leben. So im neuen Testament, wo in das Lebensbuch die Erben des ewigen Lebens ge- Muse führt durch den Stamm Levi ein Strafgericht aus und bittet wiederholt für’s Volk. 289 schrieben erscheinen (Phil. 4, Z; Apostg Z, Z; 13, 8 u. a.); ecn Fortschritt, der bereits durch Jes. 4, Z; Dan. 12, I angebahnt ist. Aus dem Buche Jehovas tilgen heißt also: aus der Gemeinschaft mit dem leben- digen Gott oder aus dem Reiche der vor Gott Lebenden tilgen und dem Tode überantwortew (Keil.) Ueber das Maß der Liebe in Moses und Paulus (Röm. 9, Z) ist es nicht leicht ein Urtheil zu fällen; das Mäßlein unserer Bernunftgedanken faßt sie nicht, gleichwie ein Knäblein den hohen Muth kriegerischer Helden nicht faßt. (Bengel.) Die heilige Trunkenheit der Liebe mag wohl über die Grenze des Richtigen hinausgehen; der augen- blickliche Jrrthum gehört der menschlichen Beschränktheit, doch göttlich ist die Liebe. (Stolberg.) Hier ist —wir sagen es frei — mehr denn Abraham, als er für das gottlose Sodoma bat; denn die Missethäter hatten we- nigstens nicht Abraham persönlich verworfen, und der Erzvater bietet nicht das eigene Leben als Schuldopfer dar. Ein solches Gebet würde genügen, Muse? Namen und Ruhm für alle Jahrhunderte zu verbürgen, und dies eine Gebet ist nur das erste von hunderten, oder es ist vielmehr der Grundton von Moses vierzigjährigem Glaubens- und Gebets- und Liebesleben, das nicht stirbt, da ihm der Athem stockt. (van Oosterzee.) 33. Der HERR sprach zu Mose: Was [der- langst du da? ich soll dich auch aus meinem Buche tilgenje Jch zvill den aus meinem Buch tilgen, der an mir sundiget snicht aber den Un- schuldigen opfern für die Schuldigen. Du trittst meiner Gerechtigkeit zu nahe, wenn du mit solchen Anerbietungen meine Gnade bestürmst. Doch soll deine Fürbitte darum nicht vergeblich sein; ich werde Jsrael für jetzt nicht ausfressen in meinem Zorn, auch meine Beziehungen zu ihm nicht gänz- lich abbrechen]. Eine unglaubliche Liebe, die in ihrer Aufopferung so weit gehen kann, Andere nicht nur zu lieben wie sich selbst, sondern auch in folchem Maße, daß man seine Seele und Seligkeit für sie wagt! Doch wurde Mosis Anerbieten zurückgewiesem das geltende Opfer zu brin- gen war einem Andern vorbehalten. (G. D. Krum- macher.) Wie weise, gottselige Eltern die Aeußerung schöner, aber ungewöhnlicher Empfindung ihres Kindes kaum zu bemerken scheinen, damit nicht durch Lob die Einfalt des Kindes möge befleckt werden, so machrs Gott hier; er tadelt nicht die Worte seines Knechts, er zeigt auch kein Wohlgefallen, aber dennoch blickt das Mutterherz der Gnade in der That hervor. (Richter.) 34. So gehe nun hin und führe das Volk, dahin ich dir gesagt habe [nach Canaan, damit die Egypter nicht sprechen: »Er hat sie zu ihrem Un: glück ausgeführt« V. 12, und ich die meinen Dienern Abraham, Jsaak und Jakob zugeschworenen Verheißungen V. 13 an ihnen in Erfüllung bringe; doch werde ich nicht den Engel, in dem mein Name ist, vor dir hersenden Kap. 23, 20]. Siehe, mein Engel seiner von den geschaffenen Engeln, der die Stelle meiner persönlichen Gegenwart ver- treten wird Kp. 33, 2] soll vor dir hergehen. Jch werde Indessen, wenn 1ch’s» glecch jetzt nicht thue V. 331 ihre Sunde wohl heimsuchen [zugle1ch mit den andern, dadurch sie das Maß ihrer Schuld voll machen werden], wenn meine Zeit kommt heimzusnchen [4. M. 14, 26 sssii Die Rabbinen verstehen die letzten Worte so: »Es Däehsekd Bibelwerl Z. Aufl. wird künftighin meine Hand niemals schwer über den Kindern Jsrael werden, um sie wegen eines neuen Verbrechens zu strafen, daß nicht ihre Strafe um der jetzt begangenen Sünde willen schärfer würde, als sie sonst geworden wäre« Einer derselben (Moses Getan- densis) sagt deshalb: O Jsrael! Gott züchtiget dich niemals, daß sich nicht bei seiner Strafe eine Unze wegen der Missethat, die du bei dem goldenen Kalbe begangen, finden sollte. « 35. Also strafte der HERR das Volk [l:eß es mit dem Strafgericht V. 28 einstweilen genug sein und raffte sie nicht alle auf einmal hinweg, wie sie eigentlich dafür verdient hatten], daß sie das Kalb hatten gemacht, welches Aaron [auf ihr Andringen V. 1] gemacht hatte. Mit dieser Zusage einstweiliger Verschonung hatte denn Mose alles gewonnen, was für den Augenblick, so lange noch keine Zeichen aufrichtiger Reue und Buße auf Seiten des Volkes vorhanden waren, sich gewinnen ließ; das erkannte er wohl, darum begnügt er sich für jetzt mit dem, was ihm die göttliche Gnade bewilligt hat, und versucht im Folgenden erst Reue und Buße herbeizuführen, ehe er weiter mit dem HErrn verhandelt. Das 33. Kapitel. Rose bitter für das Volk, und begehret de; HErrn Herrlichkeit zu sehen. IV· U. 1—11. Ins znqse den neskytuh des hart« dem Illollie hinterbringh erwacht bei diesem darüber, daß Gott nisht mehr persönlich bei ihm wohnen und es führen will, eine tiefe Traurigkeit als erstes Zeichen freiwilliger und aufrichtiger Buße; Ztlofe aber, indem er dar ietzt bestehende Verhältnis des Zjlxrrn zu Israel diesem auih äuherlich uerfiihtbarh verpflankt sein Amts- kelt hinaus vor das Lager, und das Voll: giebt ein neues Zeichen von der xlauterteeii feiner Buße durch de- müthige Jlnterwerfung unter folcheZuklJt und durih ehrerbietig» Verhalten gegen Gottes hothbegnadigten Knecht. 1. Der HERR sprach zu Mose [hatte, wie wir eben Kap. 32, 34 gehört, auf Mosis Für- bitte ihm zum Bescheid gegeben]: Gehe, zench von dannen, du nnd das Volk, das du aus Egyptem land gesichtet hast, in’s Land, das ich Abraham, Jsaak und Jakob geschworen habe und gesagt: Deinem Samen will ich’s geben. 2. Jch will vor dir hersenden einen Engel [der an meiner Statt dich geleiten soll], und aus- stoßen die Cananiter, Amoriter, Hethiten Phae- fiter, Heviter und Jebnslter; Z. Ins Land, da Milch und Honig innen Mußt. Jch tvill [aber] nicht [wie ich vordem im Sinne hatte, in Person] mit dir hinauf ziehen; denn du bist ein halsstarrig Volk sdasseinen Nacken nun einmal nicht unter das Joch meiner Gebote beugen mag Kap. 32, 9]. Jch möchte [sonst, wenn ich persönlich bei dir wäre und auch ferner die Beweise deiner Halsstarrigkeit mit eigenen Augen ansehen müßte, nur desto bälder wieder zu neuem gerechten Zorn gereizt werden und] dich unterwegen ausfressen. K. T. I. i. 19 290 L. Mose 33, 4—14. Jn diesen Worten, so menschlich sie klingen, liegt gleichwohl eine tiefe göttliche Wahrheit. Jsraels Hals- ftarrigkeit wurde um so größer und strafbarer, je mehr Gnadenbeweise sie erfuhren, je höher sie dadurch aus- gezeichnet wurden, daß der HErr unmittelbar in ihrer Mitte wohnte und persönlich ihre Führung übernahm. Solche Auszeichnung will Gott jetzt vom Volke zurück- nehmen, theils weil ihre noch unversöhnte Sünde seine unmittelbare Gegenwart noch nicht wieder zuläßt, theils um ihnen die Möglichkeit zu entziehen, bei den weiteren Ausbrtichen ihres ungöttlichen, halsstarrigen Sinnes sich alsbald wieder aufs Aeußerste zu versündigen und das Maß ihrer Schuld voll zu machen. Wenn ein ge- schaffener Engel mit ihnen ging, wurde das Maß nur nach und nach, nicht gleich auf einmal voll, und die göttliche Langmuth gewann so mehr Zeit, mit dem Ge- richt völliger Vernichtung zu warten. 4. Da [nun Mose des HErrn Bescheid auf seine Fürsprache nach dem Lager brachte und] das Volk diese bbse Rede hbrete [die zwar die weitere Erfüllung der göttlichenVerheißungen ihren äußeren Bestandtheilen nach zusagte, aber den Kern der- selben herausnahm, das Beste und Herrlichste an ihnen, die unmittelbare Gegenwart Gottes bei dem Volk, zUVückzOgJ- trugen sie Leide, und nie- mandtrug seinen Schmuck [Ringe, Spange-i, Ge- schmeide u. dgl.] an ihm [wie man in Zeiten großer Trauer zu thun pflegte Hes 25, 16]. 5. Und der HERR [um die hiermit begin- nende Buße des Volks zu vertiefen und zu ver- stärken] sprach zu Mose [wohl mit lauter, Allen vernehmbarer Stimme, damit niemand zweifle, der schon vorhin V. 4 ihnen eröffnete Bescheid sei wirklich des HErrn Rede, und nicht eine Er- findung des Mose]: Sage zu den Kindern Israel: Jhr seid ein halsstarrig Volk [V. 3]. Jch werde einmal plbßlich über dich kommen, nnd dich ver- tilgen [wenn ich fernerhin persönlich mit dir ziehen wollte, würde ich nur zu bald wieder Ursach ha- ben, dich zu vertilgen, es ist daher besser, ich ziehe meine Gegenwart von dir zurück]. Und nnn [voll- führe noch besser und gründlicher, was du schon angefangen, demüthige dich in wahrhaftiger Reue und Buße, und] lege deinen Schmuck ssoiviel du davon noch an dir hast, gänzlich] von dir, daß ich wisse, was ich dir thun soll sbei meinen wei- teren Entschließungen solche deine Reue und Buße, wenn ich sie wirklich vor mir sehe und für ächt erkenne, in Anschlag bringen kann]. Mit diesen letzten Worten flicht der HGrr einen Hoffnungsstrahl in seine vorangehende strenge Rede hin- ein, um den Kindern Jsrael Muth zu machen zur De- muth. Das ist ein wichtiger Fingerzeig für jeden, der Andere zu erziehen, zu strafen und zur Buße zu er- wecken hat, daß er zwar mit ganzem Ernst den ihm an- vertrauten Seelen ihre Sünde aufrücke und ihnen den Zorn, den sie verdient haben, zu empfinden gebe, zur rechten Zeit aber auch die Gnadenhoffnung zeige, weil sonst, wenn er des Strafens zu viel thäte, der Ge- miither nur gar zu leicht sich Trotz oder Verzweiflung bemächtigt. Es giebt überhaupt kein Buch, daraus man besser die Pädagogik oder Erziehungskunst lernt, als die heilige Schrift; nur muß man recht gründlich auf das, was sie von der Erziehnngsweise Gottes erzählt, eingehen, da sie die Tiefen ihrer Weisheit oft hinter wenige, unscheinbare Worte verbirgt. s. Also thaten die Kinder Israel ihren Schmuck [der ihnen zu ihrer Sünde der Abgötterei behilf- lich gewesen war Kap. 32, 3 f., ganz und gar] von sich vor dem Berge Horeb [legten ihn auch hernachmals nicht wieder an, sondern verwandten ihn später zu gottesdienstlichen Zwecken 35, 20 ff.; « Von jeher ist der Gebrauch der Namen Sinai und Horeb sehr schwankend gewesen. Jm Allgemeinen nun steht als Regel fest, daß Horeb der allgemeinere um- fassendere Name ist und die ganze, in der Anm. zu Kap. 3, 1 näher beschriebene Gebirgslette bezeichnet, während der Name Sinai sich speeiell auf den in Anm- zu Katz. 19, 2 ausfiihrlicher besprochenen Berg der Ge- setzgebung bezieht, wie er auch erst von da an hervor- tritt, wo Jsrael bei diesem Berge angelangt ist. Wäh- rend des ganzen Aufenthalts am Berge wird dann in solcher Weise genau zwischen beiden Namen unterschiedenz als aber die Kinder Israel die Gegend verlassen haben, tritt der Name Sinai wieder zurück, und es findet sich, namentlich im fünften Buch Mose (mit Ausnahme von Kap. 32, 2 und im 4. Buch: 26, 645 28, 6), fast nur der Name Horeb gebrauchh der den Sinai mit in sich begreift. Diese Redeweise haben wir schon hier an unserer Stelle, weil sie bereits auf jene Zeit Bezug nimmt. 7. Mose aber [den Ernst des Wortes, daß der HErr nicht in der Mitte des abgefallenen Volkes wohnen wolle, erfassend] nahm die Hütte [das Zelt, in welchem er bisher schon den HErrn um Rath gefragt für das Volk und den Verkehr zwischen beiden vermittelt hatte Kap. 18, 15, f. 19 f., also sein Audienz- oder Amtszelt], nnd schlug sie auf, außen ferne vor dem Lager sdamct Jsrael noch gründlicher und andauernder zum Bewußtsein seiner Trennung von Gott kommen inöchte], nnd hieß sie eine Hütte des Stifts [Zelt der Zusammenkunft, nämlich des HErrn mit seinem Volks] Und wer den HERRU [in irgend welcher wichtigen Angelegenheit um seinen Be- scheid durch den Mund Mosis] fragen wollte, mußte herausgeben zur Hütte des Stifts vor das Lager [aber die Kinder Jsrael fügten sich auch demüthig und willig in die neue Einrichtungs E) An die Erbauung der eigentlichen Hütte des Stifts, die im Vorbild Mose auf dem Berge gezeigt und nach ihren einzelnen Bestandtheilen (Kap. 25-27) beschrieben worden war, war vor der Hand nicht zu denken, ein gewöhnliches Zelt mußte die Stelle desselben bis auf Weiteres nothdürstig vertreten- 8. Und wenn Mose ausging saus seinem, noch mitten unter den übrigen Hütten befindlichen Privat- oder FamilienzeltJ zur Hütte [zu diesem in eine einstweilige Stiftshütte umgewandelten Amtszelt], so stund alles Voll [in großer Ehr- erbietung gegen den, von dem sie damals Kap. 32, 1 so geringschätzig geredet, von seinem Sitze] auf, nnd trat ein jeglicher in seiner Hutte Thur sbis er an derselben vorüber tvar], nnd sahen ihm nach, bis er shinaus vor das Lager] in die ; Hiitte sdes Stifts V. 7] kam. Mose bitter für das Volk. 291 9. Und wenn Mose in die Hütte kbis nahe an sie heran-J kam, so kam die Wolkensciule [vom Berge, auf dessen Spitze sie seit Kap. 19, 2 la- gerte] hernieder, nnd stund [mit ihrem unteren Ende] in der Hütte Thür, nnd [der in derselben gegenwärtige HErrJ redete [aus ihr] mit Mofe [und gab ihm Antwort auf seine Fragen V. 7, bekannte sich also ausdrücklich zu der von ihm getroffenen Einrichtung]. 10. Und alles Volk sdas dem Mose auf sei- nem Gange hinaus vor das Lager nachschaute V. 8] sahe die Wolkensciitle [vom Berge hernieder- kommen und] in der Hütte Thüt stehen, nnd stun- den [in noch größerer Ehrerbietung bei diesem Zeichen, daß der HErr, wenn auch noch von ihnen getrennt, doch wieder in ihrer Umgebung sei] auf, und neigten sich kbis zur Erde» 1. M»os. 18, 2; 19, 1], ein je licher in seiner Hutte That. 11. Der [in der olke gegenwärtige] HERR aber redete mit Mose [von der Thür der Hütte aus V. 9] von Angesicht zu Angesicht snicht als der Hocherhabene vom Himmel herab, sondern in solcher Nähe und Unmittelbarkeit], wie eilt «Mann mit seinem Freunde redet [von Mund zu Mund 4. M. 12, 8, wenn ihn auch dabei Mose nicht in seiner vollen Herrlichkeit schauen durfte, vgl. V. 18 ff.]. Und wenn er wiederkehtte zum Lager [nach seinem Privatzelt zurück], so wich sein Die- ner Josua, der Sohn Nun [Kap. 17, 9 ff.; 24, 13;s 32, 17 f.], der Jüngling kzum Wächter von ihm bestellte Knappe], nicht aus der Hütte [son- dern hütete derselben Tag und Nacht]. V· n.12—23. nun-sieht, o» zuor- eiii You: hinter sich hat, das seine Sünde gritndlilh erliennt und schmerz- lich bereut und selbst mit der Sehnsucht nach vollstän- diger Wiederherstellung seineg Iundesoerhiiltnisseg er- stillt ist, geht er einen Schritt weiter und bittet den Kinn, Israel nicht anders als unter dem Geleit sei- ner eigenen persönlichen Gegenwart hinauf nach Ga- naan dringen zu wollen. Ztiea wird ihm auch wirklich gewährt; doch iiber all diesen Gnadenbeweisem die er einen nalh dem andern erfährt, ist er so thiirstiglish geworden im Bitten, das; er geradezu begehrt des ZjØrrn Herrlichkeit zu schauen. Dies; liann ihm nicht im vollen Illaske zugestanden werden; was indessen mdglich ist, dar soll ihm werden: der DE« will alle seine Güte an ihm ooriibergehen und vor ihm des VErrn zttamen predigen lassen, und er solt dann dem ZjCrrn hinten naihsehem 12. Und Mose sprach [an einem der folgen- den Tage] zu dem HERRU [als er wiederum von der Hütte des Stifts aus von Angesicht zu An- gesicht mit ihm redete V. 7 ff.]: Siehe, dn sprichst zu mir [Kap. 32, 33; 34, 1—3]: Führe das Vol! hinauf [nach Canaan, redest auch von einem Engel, der vor mir hergehen soll]; Und lassest sgleichwohlj mich nicht lvissen, wen du mit mir senden willst [ob denjenigen Engel, m welchem dein Name ist Katz. 23, 20 f» oder ob es bei dem Beschlusse bleiben soll, daß ein anderer, ge- I ringerer die Führung übernehmen werde]; so du doch gesagt sund durch deine jetzigen Freundschafts- beweise V. 11 auch mit der That bezeugt] haft, ich kenne dich mit Namen sstehe zu dir in einem ganz besonders engen, persönlichen Verhältniß, wie sonst mit keinem andern unter den Menschen- kindern], und hast Gnade vor meinen Augen fanden [also daß ich dir alles gewähre, was du bittest, und nichts dir vorenthalte]. 13. Hab ich denn Gnade vor deinen Augen fanden, so laß mich deinen Weg [der: du mit uns gehen willst] wissen, damit ich dich [ebenso mit Namen] kenne [wie du mich, meines besondern nahen Verhältnisses zu dir mir recht lebendig be- wußt werde], und Gnade vor deinen Augen finde [der Gnade, die ich vor deinen Augen gefunden, recht froh und gewiß werde] Und [wenn du um meinetwillen mir denjenigen Bescheid auf meine Frage, den ich so gern hören möchte, nämlich daß der Engel, in welchem dein Name ist, mit uns gehen soll, nicht zu geben vermagst, so] siehe doch, daß dies Volk kJsraelj dein Volk ist sdas du vor allen Völkern der Erde dir erwählet hast und nun auch mit etwas Besonderem, das die andern Völker nicht haben, auszeichnen mußts ,,Zwar hatte der HErr schon viel damit gewährt, daß der Bund mit Israel nicht abolirt oder für im- mer aufgehoben, sondern nur suspendirt oder auf so lange außer Kraft gesetzt sein sollte, bis alle Einzelnen des gegenwärtigen Volksbestandes durch das Gericht hinweggethan und ein neues Geschlecht an die Stelle getreten, und daß inzroischen die Ausführung der Ver- heißung hinsichtlich des gelobten Landes ihren weiteren Fortgang durch einen geschaffenen Engel haben würde. Indessen kann sich Mosis Herz damit nicht zufrieden geben: er begehrt die völlige und unbedingte Wieder- herstellung des Bundes schon für das gegenwärtige Ge- schlecht und kann von dem Engel, in welchem des HErrn Name ist, nicht lassen; denn dieser war Israel-Z beson- derer, es vor allen Völkern der Erde auszeichnender Vorzug (V. 16). ·Die Mitgabe eines geschöpflichen Engels gehörte ja nicht in das Gebiet des xehovistischen (HErr-), sondern vielmehr in das des elohistischen (Gott-) Wal- tens (vgl. Anm. zu 1. M. L, 6), sie konnte auch heid- nischen Völkern und Reichen zu Theil werden, und ist ihnen zu Theil geworden (Dan. 10, II. 21); Jsraels Gemeinwesen oder die Theokratie aber war bedingt durch das persönliche Wohnen Gottes unter dem Volke« Dies nun ist es, was Mose hier von dem HErrn zu- rückerbitteh er versieht es dabei, dem der ihn mit Na- men kennt, das Angeficht zu streicheln (Kap. 32, 11), und erlangt auch, wie der folgende Vers zeigt, seine Bitte. — »O was vermag doch alles das Gebet, das demüthige und gläubige, das feurige und anhaltende Gebet! Es schließt die Schatzkarnmern des ewigen Va- terherzens Gottes auf, und die Schleußen des Stroms seiner Strafgerichte zu; es bringt Segen über das Haupt, welches durch die Sünde mit sicherem Fluch be- laden war, und hat selbst dann seine Kraft nicht ver- loren, wenn der Mund dessen, der es emporsandte, bereits im Staube des Todesverstummt ist.« (van Oosterzee.) 14. Er [der HErrJ sprach: Mein Angesicht sinein eignes Jch, mein volles persönliches Wesen] soll smit dir] gehen, damit loill ich dich [und das 197 292 2. Mose 33, 15—23. 34, l—3. Volk] leiten [und euch zur Ruhe nach Canaan bringen 5. M. Z, 20; 12, 9 f.]. Hiermit hat denn Moses erreicht, um was es ihm zu thun war, die Zusage seines persönlichen Geleits von Seiten des HErrn und damit die vollständige Wieder- herstellung des Bundes mit Israel— Das Angesicht ist derjenige Theil am Leibe des Menschen, in welchem nicht nur sein inneres, geistig persönliches Wesen über- haupt, sondern auch seine Jndividualität oder besondere Eigenthümlichkeit und seine jedesmalige Gemüthsver- fassung zum unmittelbaren Ausdruck kommt. Hiernach ist das Angesicht Gottes soviel als Er selbst in eigener Person oder in persönlicher Gegenwart ·(5. M. 4, 37; L. Sam. 17, 11). Dem Worte entspricht und kommt der Bedeutung nach auf dasselbe hinaus die in der Anm. zu 1. Mai. 4, 26 erklärte Bezeichnung Name Gottes; denn ein Name ist ein kurzer Inbegriff der charakteristischen Wesenseigenthümlichkeiten derjenigen Person, die den Namen trägt, er ist für die Ohren des Andern das, was das Angesicht fiir dessen Augen ist, eine Selstdarstellung oder Qffenbarungsweise an ihn. Darum heißt auch der Engel, in welchem des HErrn Name ist (Kap. 23, 21), bei Jesaias (Kap. 63, 9) nach wörtlicher Uebersetzung »der Engel seines Angesichts« (Luther: der Engel, so vor ihm ist). Daß unter diesem Enge( (vg1. 1. M. 16, 7 ff.; 18, 1 ff« 19, 24 ff; 22, 11. 15; Si, 11; 32, 24 u. W; 48, IS) das Wort, so im Anfang bei Gott und von jeher das Leben war und das Licht der Menschen (Joh. 1, 1—4), zu verstehen sei, erhellt schon daraus, daß er stets also spricht und handelt, als wäre er selbst der Schöpfer und Lenker aller Dinge und der Bundesgott Jsraels, in seiner Er- scheinung und Thätigkeit durch eine göttliche Sendung legitimirt, sich selbst göttliche Macht und Würde beilegt und ohne allen Protest Opfer und Anbetung als etwas ihm Gebührendes annimmt. Ungeachtet seiner Herab- lassung zu Jsrael steht er doch im A. T. immer noch in einer gewissen Ferne von dem Volke, steht ihm als einer der erhabensten himmlischen Gesandten Gottes gegenüber, bis er dann im N. T. Fleisch wird und den Samen Abrahams an sich nimmt (Joh. 1, 14; hehr. L, 16), nun aber ist auch von ihm als Engel des HErrn nicht mehr die Rede. 15. El aber sden HErrn beim Worte neh- mend und der eben empfangenen Zusage noch einmal sich versichernd] sprach zu ihm: Wo nicht dein Angesicht smit uns] gehet, so führe uns llieber gar] nicht von dannen hinauf. 16. Denn wobei soll doch erkannt werden, daß ich und dein Volk vor deinen Augen Gnade funden haben [wie sonst kein anderes Volk der Erde] ohne wenn du [persönlich] mit uns gehest? [Wohlan, so gehe denn dein Angesicht mit uns!] Auf daß ich und dein Volk gerühmet werden kals das am höchsten begnadigte] vor allem Volk, das auf dem Erdboden ist [5. M. 4, 6]. Daß Mose fiir sich und sein Volk eine Auszeichnung verlangt vor allem Volk auf dem Angesicht der Erde, ist gar nichts Besonderes, sondern nur das Festhalten des Glaubens an der Thatsache der göttlichen Berufung und Erwählung (Kap. 19, 5 f.). Der Glaube, welcher auf dem Worte Gottes ruhet, leidet schlechterdings kein anderes Maß, als die unendliche Fiille der göttlichen Verheißung (Baumgarten.) » 17. Der HERR sprach zu Wiese: Was du jeßt geredet hast, will Ich auch thun; denn fes ist so, wie ich dcr gesagt habe und wie ich dir’s durch Gewährung deiner Bitte jetzt mit der That beweise] du hast Gnade vor meinen Augen fanden, nnd ich kenne dich mit Namen [V. 12]. 18. Er aber svon der Gnadenwonne, die bei diesem Wort sein Herz entzückte, ganz hinge- nommen, und durch die Gnadenversicherung, die ihm wiederholt zu Theil wurde, nur desto kühner gemacht] sprach: So laß [da ich es wahrhaftig merke, daß du mich mit Namen kennst, und nur noch eine Schranke ist, die mich von dir trennt, auch diese letzte Schranke fallen; laß] mich snicht mehr bloß die Gestalt, die du damals den Aeltesten und bisher auch mir gegenüber angenommen Kp. 24, 10; 4. M. 12, 8, und die doch nur eine Er- scheinungsform, nicht dein eigenstes innerstes Wesen ist, sondern dies dein Wesen selbst, dein AngestchtJ deine [ganze, volle, unverhüllte und ungetrübte] Hektlichkeit sehen [daß ich einmal dich schaue, wie du bist]. So unersättlich der alte Mensch nach der Welt ist, so der neue nach Gott. Moses hatte bisher schon so Vieles und Großes in Schattenbildern gesehen, nun will er auch das Wesen schauen ohne alle Hülle und Decke; er will nicht blos, daß Gott sich zu ihm herab- lasse, sondern daß er (Mose) nun auch hinaufgehoben werde aus den Schranken der Endlichkeih er will über das Glaubensgebiet hinaus in’s Schauen. (Richter.) Wie wir, wenn wir von einem Freunde aus fernem Lande schon lange manches Zeichen der Liebe, manchen theilnehmenden Brief, manche gute Gabe empfingen, endlich unmöglich das Verlangen bezwingen können, ihn selbst zu sehen und zu sprechem so begehrt Mose, daß ihm der HErr, der ihn bereits so viel von seinen We- gen und Werken sehen ließ, endlich den vollen Glanz seines eigenen Wesens zeige. Bisher waren die Engel zwischen ihm und dem HErrn, jetzt will er ihm unver- mittelt nahe treten- (v. Qosterzee.) Ein vollkommener: Mittler, das fühlt er, wäre er nur dann, wenn er eben so unmittelbar mit Jehova verkehrte, wie mit dem Volke, wenn er Jehova eben so in seiner eigensten, wesenhaften Gestalt gesehen und erkannt hätte, wie er das Volk sieht und kennt; dies Bewußtsein kommt ihm gerade jetzt, wo er von Neuem in seinem Mittlerberufe anerkannt und bestätigt worden, und ihm liegt nun be- greiflicher Weise daran, zu erfahren, ob denn jene Schranken seines Berufs, da zwischen ihm und dem HErrn erst noch eine andere Vermittelung bestand, eine durchaus nothwendige sei, ob er nicht, wenn auch nur ein für alle Mal, Gott unmittelbar schauen und un- mittelbar mit ihm verkehren könne. (Kurtz.) Was Mose, der Mittler des alten Bundes, hier begehrt zu haben, und doch nicht haben konnte, ist also eine solche Bollkoinmenheit seines Mittlerverhältnifses zu Gott, wie sie der Mittler des neuen Bundes hernach wirklich hatte (Joh. 1, 18). » 19. Und er [der HErrJ sprach: Ich will [auch von deiner jetzigen Bitte dir gewähren, soviel ich dir zu gewähren vermag; ich will] vor deinem Angesicht her alle meine Güte smeine ganze volle Herrlichkeit, deren innerstes Wesen die Güte ist — »ein liebliches Wort, das wir nicht gern mit einem andern vertauschen« ——— Matth. 19, 17] gehen lassen, nnd will lassen predigen des HERRn Namen vor dir [will zugleich, indem ich das thue, in einem bestimmten Wort, das ich dich hören lasse Kuh. 34, Mose begehrt des HErrn Herrlichkeit zu schauen. 293 6 f., das innerste Geheimnis; meines Wesens dir aufschließem Zwarhast du von dir selbst so wenig, wie irgend ein anderer Mensch, hierauf einen Rechtsanspruchs Wem ich aber gnädig bin [ein- mal meine Gnade zugewendet habe], dem bin ich gnadig [wende ich solche Gnade nun auch in gan- zem vollem Maße zu]; und weß ich mich erbarme, deß erbarme Ich mich [in der That und Wahrheit und ohne allen Rückhalt — darum kann ich soviel, als ich eben gesagt, von deiner Bitte, so kühn und gewagt sie auch» an sich ist, dir wohl gewährens 20. ·Und sprach weiter: Mein Angesicht kvon vorn, wie du eigentlich begehret haft] kannst du nicht sehen; denn kein Mensch wird leben, der mich siehet [wollte ich’s thun, wollte ich von vorn mich dir zeigen und dich ganz in die Tiefe und Ma- jestät meines Wesens hineinblicken lassen, so würde ein solcher Blick dich vernichten — als ein sterb- licher, irdischer, endlicher Mensch vermagst du den Anblick nicht zu» ertragen]. Nicht nur ist der heilige Gott für den unheiligen Menschen ein verzehrendes Feuer, sondern zwischen dem unendlichen Gott, dem absoluten (unumschränkten) Geist, und dem mit einem irdischen Leibe bekleideten Menschew geiste ist auch überhaupt in und mit dem irdischen und sinnlichen (Luther: ,,nattirlichen« 1. Tor. 15, 44 ff) Leibe des Menschen eine Schranke aufgerichteh die erst bei unsers Leibes Erlösung (Röin. 8, W) und bei un- serer Ueberkleidung mit dem geistlichen Leibe (2. Cor- 5, 2. 4) fallen wird, und, so lange sie besteht, das un- vermittelte Schauen der Herrlirhkeit Gottes unmöglich macht. Wie unser leibliches Auge durch das Anschauen des Sonnenlichts geblendet und seine Sehkraft ertödtet wird, so würde unsere ganze Natur durch das unver- htillte Schauen des Lichtes der Herrlichkeit Gottes ver- nichtet werden. So lange wir in unserem, zwar von Anfang zur Berklärung in das unvergängliche Wesen des Geistes bestimmten, aber durch den SündensalI dem Verderben· des Todes anheimgefallenen Leibe wallen, können wir nur im Glauben wandeln, nur mit dem Auge des Glaubens Gott erkennen, soweit als er seine Herrlichkeit uns in seinem Worte und Werke zu erkennen giebt; erst wenn wir, in die göttliche Natur (2. Petri I, 4) verklärt, werden Gott ähnlich geworden sein, dann werden wir ihn auch erkennen wie er ist (1- Joh. Z, 2), dann werden wir seine Herrlichkeit ohne Hülle schauen und vor ihm ewig leben. Darum muß auch Mose sich genügen lassen an dem Vor-übergehen der Herrlichkeit Gottes vor seinem Angesicht und an der Offenbarung des Namens Jehovas durch das Mittel des Worts, in welchem Gott sein innerstes Wesen, so zu sagen sein ganzes Herz, dem Glauben ausschließt. (Keil.) 21. Und der HERR [ihin das, was er nach V. 19 mit ihm vorhabe, näher erklärend] sprach weiter: Siebe, es ist ein Raum sein freier, offener Platz, und dicht dabei eine schützende, bergende Felsenspalte V. 231 bei mit« [oben auf dem Gipfel des Berges, wo ich mich dir offenbaren werde]; da sollst du swährend des Vorgangs] auf dem Fels [theils in der Kluft, theils auf dem freien Platze] stehen. « 22. » Wenn denn nun meine Herrlichkeit san dir] vorubergehet, will ich dich in der Felsllust lasseu stehen, und meine Hand soll [so lange] ob dir halten, bis ich voriibergehe [damit der Anblick meiner Herrlichkeit dich nicht vernichte]. 23. Und wenn ich meine Hand von dir thue [daß du nun auf den freien, offenen Platz, heraus- treten darfst], wirst du mir hinten nach- [uiid also meine Rückseite] sehen; aber [mehr vermag ich dir nicht zu gewähren, denn, wie schon gesagt] mein Angesicht lann man [ein beschränkter, endlicher, an den Leib von Erde gebundener Mensch] nicht sehen. Wie das innere Wesen des Menschen in seinem Gesicht zur Erscheinung kommt, der Anblick seines Ritckens aber nur ein unvollkomnienes, äußerliches Bild von ihm darstellt, so soll auch Mose die Rückseite, nicht das Ge- sicht Jehovas sehen. Mehr ließ sich über diese unver- gleichliche, alles irdische Denken und Begreisen weit übersteigende Anschauung nicht in menschliche Worte fassen. (Keil.) Das 34. Kapitel. Reue Eseselztafekm Zsiiiid Gottes. zendes Angesicht. VI its. 1—28. Dem Befehle des ZjErrn gewiss; haiit hierauf Yllose zwei steinerne Tafeln, wie die ersten waren, die er zerbrochen hat, und begiebt sich mit den- selben am andern Zllorgen auf den Berg. Thier geht denn die ZjErrlichleeit des IjErrn an ihni vorüber, während die Hand des YGcrn ihm die Augen dreht, und des ZJØrrn xlame wird in seinem ganken Mitge- halt in einer Predigt des Ijltlrrn ihm geossenbartx zu- gleich aber wird die ihm srhon in Zur-sieht gestellte Wiederherstellung des Bandes mit Israel nunmehr thatsiichlich oerioirtilicljh indem der DE« das Wesent- liiijste seiner Bunde-zusagen und Bundesforderungen wiederholt und die von Zllose mitgebrachten Steintaseln abermals mit den kehn Worten besihreibi. 1. Und der HERR [nach diesen, die zweite Bitte des Mose Kap. 33, 18 betreffenden Erör- terungen auf den ersten Gegenstand der Verhand- lung, die Wiederherstellung des Bundes mit Js- rael, zurückkommend] sprach zu Muse: Haue dir zwo steinerne Tafeln, wie die ersten waren sdie ich selbst gemacht Kap. 32, 16], daß ich die Worte [Kap. So, 2—17] darauf schreibe, die in den ersten Tafeln waren, welche du zerbrochen hast. Es geschah dies ohne Zweifel zur Strafe für Js- rael, zur bleibenden Erinnerung an seine Schuld, das; Gott jetzt, bei Wiederherstellung des Bundes, das Ma- terial zu den Gesetzestafeln nicht selbst liefert; und wie- derum, dasz er es von Mose fertig machen läßt, ist eine bleibende Erinnerung an dessen Verdienst um Jsrael, da er durch seine anhaltende Fürbitte und sonstige Wirk- samkeit die Wiederherstellung erniöglicht hat. Außerdem findet Löhe (in seiner Erklärung des Lutherischen Ka- techismusi in jenen ersten Tafeln eine Beziehung aus das nienschliche Herz, wie es von Gott geschaffen ist, und in diesen zweiten Tafeln eine Beziehung auf das menschliche Herz, wie es der Mensch durch seinen Fall gemacht hat: sowohl in jenes, als in dieses Herz hat der FJErr sein Gesetz geschrieben ,(Röm. L, 14 f»-). 2. Und sei morgen bereit, das; du fruhe ans den Berg Sinai steigest, und daselbst zu mir tretest auf des Berges Spitze. Z. Und laß niemand [auch Josua nicht, noch Moses» glan- 294 2. Mofe 34, 4—26. Anton, Nadab, Abihu und die 70 Aeltesten Kap. 24, 1 f. 131 mit dir hinaufsteigen, daß niemand gesehen werde um den ganzen Berg her; auch kein Schaf noch Rind laß weiden gegen diesen Berg [in seiner Nähe] 4. Und Mose [mit solchem Bescheid von der Hütte des Stifts entlassen Kap. 33, 12 und in das Lager zurückgekehrt] hieb zwo steinerne Tafeln, wie die ersten waren; und stund des Morgens fruhe auf, Und stieg [ohne alle Begleitung] auf den Berg Sinai, wie ihm der HERR geboten hatte, und nahm die zwo steinernen Tafeln in seine Hand. b. Da [während er auf dem ihm bezeich- neten Felsen Kap. 33, 21 stand] kam der HERR svon der Spitze des Berges] hernieder in einer Wolke, und trat daselbst bei ihn [in seine unmit- telbare Nähe, indem eine unsichtbare Hand ihm die Augen deckte, gleichwie oft eine Wolke die Sonne verhüllt, daß wir sie sehen können, ohne zu erblinden], Und ptedigte von des HERRU Na- men [die jetzt an ihm vorüberziehende Erscheinung ges ezuch den Namen dessen, der vorüberzog, aus « 6 . » b. Und da der HERR vor seinem Angesicht uberging, rief er fder HErr 4. M. 14, 17 f., dem Mose den schon bei seiner Berufung ihm mitgetheilten Namen: »Jch werde sein, der ich sein werde« Kap. Z, 14; in seiner tiefsten, umfassend- sten Bedeutung erschließend]: HERR, HERR Gott, barmherzig, und gnädig, nnd gedul- dig, und von großer Gnade und Treue; 7. Der du beweisest Gnade in tausend Glied, und vergiebst Missethat, Ueber- tretung nnd Sünde, und vor welchem niemand unschuldig ist; der dii saber auch] die Missethat der Vater he1msuchest auf Kinder nnd Kindestindey bis in’s dritte und vierte Glied [Kap. 20, 5. e; 5. M. 5, 9. 1o]. 8. Und Mose [als die Hand von seinen Au- gen sich wieder zuritckzog und er der Erscheinung nun hinten nachsehen durfte] neigte sich eilend zu der Erde, nnd betete ihn sden dahinziehenden HErrnJ an. Noch ist die Sonne nicht aus ihrer Ruhe erwacht, als Moses sich schon gürtet, dem HErrn seinem Gott zu begegnen. Wie ganz anders ist doch dies Empor- steigen, als am Morgen der Gesetzgebung (Kap.19, 16 ss.)! Jetzt kein Donner, kein PosaunenhalL keine Be- gleitung, selbst die Josucks nicht; allein steigt er die Hohe hinauf, während die Stille nur durch den Schall feiner Tritte und das vernehmliche Klopfen seines Her- zens unterbrochen wird. Endlich gelangt er voll Dankes auf die Höhe des Berges, den er wenige Wochen zuvor bittend und seufzend verließ (Kap. 32, 30 ff-)« Nun ist die Felsenkluft erreicht, nun scheidet ihn nur noch das Staubgewand seines Leibes von dem HErrn, seinem Gott. Die Erde sank unter ihm hinweg, denn der Himmel wird sich seinem Auge erschließenz er wird des " HErrn Herrlichkeit schauen! Und jetzt, während er unter den Schauern heiliger Ehrfurcht dort steht und wartet und anbetet, Jetzt sieht er fernher die Wolke des Zeug- i nisses herrannahew jetzt beginnt ein Augenblick seines Lebens, bei dessen Schilderung jedem, außer ihm selbst, die Feder aus der Hand sinkt. Plötzlich fühlt er, wie sich eine unsiihtbare Hand auf seine dämmernden Au- gen legt, und lieblich wie das Rauschen von Engels- harfen vernimmt er in still sanftem Sausen die Stimme: ,,HErr, HErr Gott, barmherzig und gnädig 2c.« Und nun, da die Himmelsstimme schweigt, wird ihm nach dem betenden Hören ein Augeiiblick des Schauens ver- gönnt, und ein Strom des Lichtes, welcher ihm aus der langsam vorübergehenden Wolke entgegenfluthet — aber nein! laßt uns nicht an eine Schilderung denken, wo Moses selbst kaum einen einzigen Blick gewagt hat. Mit gebeugtem Haupt wirft er sich auf sein erglühendes Antlitz nieder, und Horeb wird dem Vertrauten Gottes zum Bethel, zur Pforte des Himmels. (v. OosterzeeJ Die Predigt von des HErrn Namen, wie Luther sich ausdrückt, erschließt Mosen das verborgenste Wesen Je: hooas. Sie Verkündigt, daß Gott die Liebe ist, aber die Liebe, in welcher Barmherzigkeit, Gnade, Langmuth, Güte und Wahrheit mit Heiligkeit und Gerechtigkeit ge- einigt ist. Als der Barmherzige, der groß an Güte und Wahrheit, bewahrt Jehova Gnade den Tausendstem in Gnade und Langmuth Sünde und Missethat ver- gehend; aber er läßt auch nicht ganz ungestraft, und sucht vermöge seiner Gerechtigkeit die Sünde der Väter heim an Kindern und Kindeskindern bis in’s vierte Gefchlecht. Als Sünde heimsuchend und Gnade erweisend hatte sich der HErr schon vom Sinai herab dem ganzen Volke geoffenbart (Kap. 20, 5 f.). Aber während da- mals der Sünde heimsuchende Feuereifer Jehovas im Vordergrunde stand, und die Gnade nur nachfolgte, tritt hier die Gnade, Barmherzigkeit und Güte in den Vordergrund. Demzufolge sind hier auch alle Worte zusammengestellt, welche die Sprache für den Begriff der Gnade in ihren mannigfaltigen Erweisungen gegen die Sünder darbietet, um Gott seinem innersten Wesen nach als die Liebe zu offenbaren. Damit jedoch die s« Gnade von den Sündern nicht aus Muthwillen gezogen werde, so fehlt auch hier die Gerechtigkeit mit ihrer ernsten Drohung nicht, obgleich sie erst hinter der Gnade auftritt, anzudeuten, daß die Gnade viel mächtiger waltet als der Zorn, und die heilige Liebe erst dann straft, wenn die Sünder den Reichthum der Güte, Ge- duld und Langmüthigkeit Gottes verachten. Wie Je- hova hier seinen Namen Verkündigt, so hat er denselben fort und fort an Jsrael bezeugt, vom Sinai an bis zur Einführung in Canaan, und von da ab bis zur Ver- stoßung Jsraels unter die Heiden, und auch noch in seiner Verbannung den Taufendsten Gnade bewahrend, die sich zu dem aus Zion gekommenen Erlöser be- kehren. eil. Der eigentliche Gipfel des Dschebel Muse. (Anm. zu Kap- 19, Z) besteht in einer kleinen läche von 60 Schritt Umfang und 80 Fuß im Durchme ser, und wird von einem ungeheuern Granitfels gebildet; jetzt steht darauf eine kleine, fast verfallene Kapelle, etwa 40 Fuß davon aber liegt gegen Südwest eine ebenfalls verfallene Moschee, unter welcher sich eine kleine Grotte befindet. Man steigt in sie auf etlichen Stufen hinab, sie selbst aber ist von einem großen Granitblock bedeckt, der IN, Faden in der Länge und sechs Spannen in der Höhe niißt. Hier soll nach muhamedanifcher Tradition, der griechische Mönche beipflichtem Muse das Gesetz» empfan- gen haben; diese Grotte ist auch ohne Zweifel die Felsen- kluft, von welcher unsere Erzählung redet. · 9. Und [Mose, die Gnade, die in diesem Augenblick in einer Fülle ihm zu Theil wurde, wie nie zuvor, zu Gunsten seines Volkes ergrei- send und die ihm bereits gewährte Bitte zu desto größerer Versicherung daß es dabei bleiben solle, Neue Gefetzestafeln Des HErrn Herrlichkeit geht an Mose vorüber. 295 nochmals vorbringend] sptachx Hab ich, HEttz Gnade vor deinen Augen funden, so gehe der HErr [in eigener Person] mit uns; denn es ist szwakj ein halsstarrig Voll saber gerade darum bedarf es desto mehr, wenn es seinem natürlichen Verderben nicht erliegen soll], daß du Unserer Misseihai und Sünde gnädig seiest, und lasseft uns dein Erbe sein. 10. Und er [der HErr, der Bitte in rück- haltloser Weise entsprechend] sprach: Siehe, ich will einen Bund machen vor alle deinem Volk [den zerrissenen Bund mit deinem Volk, für das du so brünstig gebeten, in seinem ganzen Umfange wieder herstellen] und will szur Erfüllung meiner beim Abschluß desselben gegebenen Bundes zu- sagen] Wunder thun, dergleichen nicht geschaffen sind in allen Landen, nnd iinter allen Völkern sum Israel so recht als mein Erbe auszuzeichnen]; und alles Volk, darunter du bist sals oberster Führe! pastehitL soll sehen des HERRn Werk [und seiner erneuerten Bundesgemeinschaft recht froh und gewiß werden]; denn wunderbarlich snichts Geringes und Alltagliches was man nicht weiter beachtet, sondern lauter Staunenswerthes] soll es feind, was ich bei dir sdurch deinen Dienst] thun Wer e. 11. Halte [aber nun auch, Israel, besser als bisher meine Bundesforderungen und thue künftig] , was ich dir heute [in Erneuerung und weiterer Ausführung derselben Kap. 23, 23 f., 32 f.] gebieie. Siehe, ich will sivie ich dir ver- spWchENJ vor dir ausstoßen die Amoriier, Canani- ier, Heihiiey Pheresiier. Heviier und Jebusiter. 12. Hüte dich [denn mit aller Sorgfalt], daß du nicht einen Bund machest mit den Einwohnern des Landes, da du einkommst, daß sie dir nicht ein Aergerniß unter dir werden. 13. Sondern ihre Altare sollst dii umstürzen, und ihre Gößen zerbrechen, und ihre sum die Aschera-Säulen hergepflanzten 5. M. 16, 21 Aum.] Haine ausroiien. 14. Denn du sollst keinen andern Gott an- betetl [denn mich]. Denn der HERR heißt ein Eifere]r, darum, daß er ein eifriger Gott ist [Kap. 20, 5 » 15I Auf daß, wo du kwidek meine« Willen] einen Bund mit des Landes Einwohnern machest [statt sie auszurottenL und wenn sie [nun, weil du sie frei gewähren lässest] huren ihren Götter« n. Chr. nur dazu die Noth der Juden aufs Aeußerste nach,·nnd opfern ihren Göttern, daß sie dich nicht szu ihren OpferInahIzeitenJ laden, nnd du von ihrem Opfer essesi [und dich damit an mir ver- fündigest vgl. 4. M. Kap. 25]; 16. Und nehmest deinen Söhnen ihre Töchter zu Weibern, und dieselben dann huren ihren Göt- iekn auch, nnd machen [durch ihre Verführung] deine Söhne auch ihren Göttern nachhuren. « Zum ersten Mal wird hier die Abgötterei als geist- liehe Hurerei oder Ehebruch bezeichnet, eine Bezeichnung, die rn bei den Propheten so oft wiederkehrt (Jer. s, 1—9; Des. 16, 15 ff-); denn der Bund, den Gott mit Jsrael gefchlossem steht dem Ehebunde gleich, der HErr ist Jsraels rechtmäßiger Mann und Jsrael ist sein ihm angetrautes Weib (Hos. Kap. 2). 17. Du sollst dir keine gegossene Götter machen [Kap. 20, 23]. 18. Das Fest der ungefiiuerien Brode sollst du halten. Sieben Tage sollst du nngescinert Brod essen, wie ich dir geboten habe, um die Zeit des Mondes Abibz denn in dem Mond Abib bist du aus Eghpten gezogen [Kap. 23, 15]. 19. Alles, was seine Mutter am ersten bricht, ist mein; was männlich sein wird in deinem Vieh, das feine Mutter bricht, es sei Ochse oder Schaf sdas ist alles mein]. 20. Aber den Erstling des Esels sollst du mit einem Schaf lösen. Wo du es aber nicht lösest, so brich ihm das Genick. Alle Erstgeburt deiner Söhne sollst du lösen [Kap. is, 12 f. Vgl. Kap. 22, 29 f.]. Und daß niemand vor inir leer erscheine [Kap. 23, 15; 5. M. is, 16 f.]. 21. Sechs Tage sollst du arbeiten; am sie- benten Tage sollst du feiern, beide mit Pflügen und mit Ernten [Kap. 23, 12]. 22. Das Fest der Wochen sdie Pfingsten] sollst du halten mit den Erstlingen der Weizen- ernte; und das Fest der Einsammlung soder die Laubhütten s. M. 23, 34], wenn das Jahr um ist [Kap. 23, 16]. 23. Dreimal im Jahre sollen alle Manns- namen erscheinen vor dem Herrschey dem HERRn und Gott Israel [Kap. 23, 17]. 24. Wenn ich [gemäß meiner Zusage Kalb. 23, 27—31] die Heiden vor dir ausstoßen, und deine Grenze weitern werde, sollniemand deines Landes begehren [feindlich in dasselbe einfallen], dieweil du hinanfgehest dreimal im Jahr [V. 23], zu erscheinen vor dem HERRm deinem Gott [son- dern ich will alle Völker ringsum in Furcht hal- ten 1. M. 35, 5., daß du bei deinen Fest-Wall- fahrten wegen deines, von allen Mannesnamen entblößten Landes außer Sorge zu sein brauchst. Wie treulich Gott diese Zusage gehalten, zeigt die folgende Geschichte Jsraels, welche auch nicht ein einzi- ges Beispiel aufweist, daß die Zeit der drei hohen Feste zu einem feindlichen Einfall benutzt worden wäre, so günstig auch diese Zeit an sich dazu war. Erst znletzh als die Römer das Land besetzt hatten und Jerusalem belagertem diente die eintretende Passahfeier des J. 70 zu steigern; aber damals hatte auch der Bund Gottes eine Ende und das Gericht über Israel seinen Anfang genommen. 25. Du sollst das Blut meines Opfers nicht opfern auf dem nugesiiuerien Brod; und das Opfer des Osterfestes soll nicht über Nacht bleiben bis an den Morgen [Kap. 23, 18]. 26. Das Ersiling von den ersten Früchten deines Aclers sollst du in das Haus des HERRm 296 2. Mofe 34, 27—35. 35, 1—3. deines Gottes, bringen. Du sollst das Bdellein nicht kochen, wenn es noch an seiner Mutter Milch ist [Kap. 23, 19]. 27. Und der HERR [nachdem er so von den Nechten, auf deren Grund er vorhin den Bund mit dem Volke geschlossen Kap. 24, 3 ff., die wichtigsten, die Jsraels theokratisches Verhältniß zu ihm betrafen, noch einmal feierlich wiederholt hatte] sprach zu Mosn Schreibe diese Worte sebenso wie den Abschnitt Kap. 20, 22——23, 33 dessen kurze Zusammenfassung sie sind, in das Bundes- buch Kap. 24, 7]; denn nach diesen Worten hab ich Damals] mit dir und mit Israel einen Bund gemachl [und ihn jetzt vollständig wiederhergestellt, zum Zeugniß solcher Wiederherstellung aber soll eben die Eintragung auch der kurzen Zusammen- fassung in das Buch dienen]. 28. Under war allda bei dem HERRn vier- zig Tage und vierzig Nächte sum jene Zeit Kap. 24, 18 nochmals durchzuleben], und aß swährend dieser ganzen Zeit] kein Brod, und trank kein Wasser ssondern betete für Israel 5. M. 9, 18, daß es dies Mal seine Prüfung im Glauben besser bestehe als das vorige Mal« Kap. 32, 1]. Und er [der HErrJYE schrieb aus die [von Mose mitge- brachten V. 4] Tafeln solchen Bund, die zehn Gebote [5. M. 10, 2. 4]. «) Die Zeit des erstmaligen Verharrens des Mose- bei dem HErrn war, wie schon aus der Zahl vierzig hervorgeht (vgl. Anm. zu Kap. 24, 18), eine Zeit der Prüfung und Versuchung gewesen. ,,Das Volk wurde versucht, wie es als Bundesvolk, und Mos e, wie er als Bundesmittler sich halten werde; ebenso wurden Aaron, der zukünftige Hohes-tiefrer, und der Stamm Levi als künftiger Priesterstamm versucht. Aaron, das Haupt des Stammes Leut, und das Volk bestanden nicht die Probe, aber Mose, das Haupt des Volkes, und der Stamm Levi sind bewährt aus ihr hervor- gegangen. Um der Starken willen sind nun die Schrvachen verschont geblieben »(1. M. 18, 22 ff.), um der Gerechtigkeit willen, die zu Tage getreten, ist die Ungerechtigkeit der Uebrigen bedeckt worden«; aber jetzt müssen auch die Schwachen sich stark, und die Unge- rechten sich gerecht beweisen in der Kraft der ihnen widerfahrenen Gnade. Das geschieht denn auch, wie der folgende Abschnitt zeigt: die Kinder Israel haben während der abermaligen vierzig Tage sich still und ge- duldig wartend verhalten, und dürfen darum nun zu desto größerer Versicherung, was für ein treuer Knecht in Gottes ganzem Hause ihnen zum Mittler gegeben ist, mit Augen sehen, was diesem Mann Mose wider- fahren- ist. —- "·) Der schnelle Wechsel des Subjects in diesen Worten, daß, während vorhin von Mose die Rede war, nun auf einmal der HErr gemeint ist, gab schon frühzeitig zu der Meinung Veranlassung, die Schrift der zweiten Tafel habe nicht der HErr, sondern Mose geschrieben. Daß aber unter dem ,,er« in der zweiten Hälfte des Verses nicht mehr Mose, wie in der ersten Hälfte, sondern der HErr zu verstehen sei, geht aus V. 1 unsers Kapitals klar genug hervor. VXL II. 29—35. glatt) den vierzig Tagen und vierzig Räumen, die er abermals auf dem Berge zugebracht hat, liehrt Yilose zum Lager· zurück; ohne dass» er e- seliier weiss, glänzt seine Xniut im Wiedersihein der Zjerrliihlieit des ZsErrm die ihn angeleuctjtet hat, und die Kinder Israel weichen erschrocken vor ihm aus. Er tust sie aber in freundliiher ziede an sich heran, offenbart ihnen Gottes wart an sie, und legt dann für den täglichen Zlmgang mit ihnen eine Zteclie vor sein Angesicht. So thut er auch in der Folgezeit, so lange das Gliinken seiner Haut, durch den Uerliehr mit dem YErrn immer wieder erneuert, sich erhält. 29. Da nun Mose [nach Ablauf der vierzig Tage V. 28] vom Berge Sinai ging, halte er die zwo [vom HErrn beschriebenen] Tafeln des Zeugiiisses in seiner Hand, »und wußte nicht, daß die Haut seines Gesichtes glanzete seinen Strahlen- glanz von sich warf, ähnlich der Sonne, wenn sie des Morgens am öftlichen Himmel hervor- bricht, und zwar in Folge] davon salso glänzete], daß e·r [der HENJ mit ihm geredet hatte svon Angesicht zu Angesicht, wie ein Mann mit seinem Freunde redet Kuh. 33, 11]. Die Herrlichkeit des HErrn hat (V. 5 ff.) den Mose angeschienem davon ist ein Naihglanz auf seinem eigenen Angesicht zurückgeblieben und hat sich in den vierzig Tagen seines Verweilens auf dem Berge erhalten und gesteigert, ohne daß er es selber weiß. Dieser Ver- klärungs- oder Heiligenschein war ein von dem HErrn ihm verliehener Ehrenkranz für seine bisher bewiesene Treue (4. M. 12, 7), der zu einem Zeugnis; vor dem Volk ihm dienen und dasselbe fester an seinen Dienst binden sollte, nachdem es durch sein Mittleramt wieder zu Gnaden angenommen worden war. Auf die in die obige Erklärung aufgenommene Vergleichung des Glan- zes mit den Strahlen der aufgehenden Sonne weist der hebräische Grundtext hin; dort heißt es wörtlich: »die Haut seines Angesichts hörnerte«, ein Ausdruck, der auch bei arabischen Dichtern von den, den Hörnern einer Gazelle ähnlichen Strahlen der Morgensonne vorkommt. Die Vulgata hat den Ausdruck wörtlich beibehalten und dadurch zu einem Mißverständnis; Veranlassung gegeben, in Folge dessen Moses in der Regel mit Hörnern ab- gebildet wird; zu Genua werden die vermeintlichen Mosishörner den Reisenden sogar unter dem Schatz der dortigen heiligen Reliquien vorgezeigt. ·30·. Und da Aaron und alle Kinder Israel [der seiner Wiederkehr zum Lager] sahen, daß die Haut seines Angesichts glanzete, surehtelen sie sieh sweil sie ein Wesen höherer Art, eine Erschemung aus einer anderen Welt vor sich zu haben mein- ten], zu ihm zu» nahen. · · 31. Da rief ihnen Mose kdaß sie zu ihm kommen und sich nicht vor ihm fürchten möchten]; und sie wandten sich [kehreten wieder um] zu ihm, beide Aaron und alle Obersten der Gemeine; und er redete mit ihnen. »O mein Volk, vor wem fliehet ihr doch? Es ist ja um euretwillen, daß ich hinaufgestiegen, da geblieben und nun wieder herunter kommen bin. Siehe, da sind ja keine gewappneten Leviten mehr, euch zu schlagen; keine Egypten euch zu verfolgen; kein Blitz und Donner, euch das Herz zu nehmen. Jch habe nicht den Stab Gottes in der Hand, mit dem ich den Elementen Befehl gethan habe: oder so ich ihn auch hätte, so bin ich doch ferne vom Eifer wider euch, daß ich im Gegentheil nur unlängst Gott mit euch versöhnt habe· Und siehe noch da- zu die Pfänder feiner Versöhnung! Wollt ihr vor eurem besten Freunde die Flucht nehmen? wohin wollt ihr gehen vor mir oder ohne mich? Stehet still und höret Wiederherstellung des Bundes mit Israel. Mofe’s glänzendes Angesicht. 297 den Befehl Gottes an, dem ihr ohnedem nicht entfliehen könnet.« (Hall’s Bibl. Gesch.) 32. Darnach [als sie sahen, daß Aaron und die Obersten Mosi Stand hielten] naheten [durch solch Beispiel ermuthigt] alle Kinder Israel zu ihm. Und er gebot ihnen alles, was der HERR W» 11—26] mit ihm geredet hatte auf dem Berge Sinai. » · 33. Und wenn er solches alles mit ihnen redete [nachdem er solches alles mit ihnen geredet hatte], legte er [um die ihnen uner- trägliche Klarheit fiir den gewöhnlichen Verkehr mit ihnen im alltäglichen Leben ihren Augen zu entziehen] eine Decke auf sein Angesicht. Der nächste Zweck, den dieses Glänzen des Angesichts Mosis dem Volke gegenüber hat, ist der, seine Person vor Jsrael zu verherrlichen und letzterem auf seine da- malige Nede (Kap. 32, 1): »wir wissen nicht, was die- sem Manne Mose widerfahren ist«, jetzt, nach dem aber- maligen vierzigtägigen Aufenthalte auf dem Berge, eine Antwort zur Demüthigung, zur Beschämung zu geben. Da jedoch nach dem, was die folgenden Verse erzählen, solches Glänzen eine längere Zeit sich erhielt und bei Mosis fernerem Verkehr mit dem HErrn immer wieder aufgesrischt wurde, so diente es zugleich dem Zweck, die Klarheit des Amtes, dem Mose dienete, an ihm, dem Amtsträgeiz zur Erscheinung zu bringen und das Ge- setz, das durch ihn gegeben wurde, in allen seinen Ein- zelheiten als aus einer höheren Welt entsprungen vor allem Volke zu bezeugen. Darauf weist St. Paulus ausdrücklich hin in der Stelle 2. Cor. Z, 7 ff. Nach dieser selben Stelle hatte das Glänzen seiner Zeit aber auch wieder ein Ende. Theils nämlich ward es matter und schwächer im täglichen Verkehr, und bedurfte immer wieder der Erneuerung, weil es mehr eine Verkläruiig von außen durch Anscheinen der Herrlichkeit des HErrn, als von innen durch die Heiligung des Geistes war (entfprechend dem Wesen des alten Teftaments im Un- terschied von dem des neuen Bandes, vgl. Anm. zu Kap. 21, 11); theils hörte es zuletzt, als es auch feinen andern Zweck erfüllt hatte und das Gesetz nun voll- ständig geoffenbart war, also beim Aufbruch der Kinder Israel vom Sinai (4. M. Kap. 10), ganz auf. 34. Und wenn er [bei den ferneren Offen- barungen, die er für das Volk empfing Kap. 40, 1——4. M. 10, 10] hineinging sfür jetzt noch in die Jnterimshiitte Kap. 33, 7 ff., hernach jedoch, nach Aufrichtung der wirklichen Stiftshütte Kap. 40, in diese, vgl. s. M. 1, 1] vor den HERR« mit ihm zu reden, that er die Decke ab, bis er wieder herausging Und wenn er herauslam und redete mit den Kindern Israel, was ihm geboten war; 35. So sahen dann die Kinder Jsrael fein Angesicht an, wie daß·die Haut seines Angesichts [von Neuem] glanzetel jeder neue Verkehr mit dem HErrn hatte den im alltäglichen Leben allmälig verschivindenden Glanz in der vorigen Stärke und Klarheit tviederhergeftellh so daß die Kinder Jsrael von Neuem den Eindruck bekamen, daß das, tvas er mit ihnen redete, einer höheren Welt des Lichtes, beide der Erkenntnis; und der Heiligkeit, entstamme]; so that er fnach vollendeter Rede] »die Decke wie- der anf sein Angesicht, bis er wieder hinein ging, uiit ihm [dem HErrnJ zn reden. Je mehr ein Mensch ein Kind Gottes wird, je näher nnd vertrauter er mit seinem Heilande umgeht, je entschiedener sein Jnneres sich auf den Himmel hin- wendet, ein je vollkommenerer Mann er in Christo wird, desto mehr prägt fich dies auch in seinem Aeußeren aus, und die innere Verklärung empfängt ihren Aus- druck in einer gewissen Verklärung seiner Gestalt. Es tritt in seiner Gestalt uns eine wunderbare geistige und himmlische Schönheit entgegen; fein ganzes Wesen macht einen besonders tiefen und ungewohnten Eindruck auf uns, auch wenn er kein Wort redet; wir wagen nicht, in seiner Nähe uns gehen zu lassen; wir sind bange, daß dieser Mensch einen Blick in unser unreines Herz werfen könnte, und doch kommt es uns vor, als durch- schaue er uns völlig. Jn feinen Mienen liegt neben einem tiefen Ernste eine holdselige Freundlichkeit, sein Blick ist wie in jene Welt hinüber gewendet; was uns aber besonders an ihm ausfällt, er ist viel demiithiger als wir, er spricht nur von seiner Armuth und Niedrig- keit, er weiß nichts von der mit ihm vorgegangenen Verklärung, denn je mehr Gnade, desto tieferes Gefühl von der eigenen Armuth des Geistes und Unwiirdigkeit des Herzens. (Appuhn·) Wie Mose den geheimnis- vollen Glanz feines Angefichts vor Jsraels Augen ver- hüllte, so müssen auch wir das felige Geheimnis; unsers inwendigen Lebens oft vor der unheiligen Welt ver- bergen; treten wir aber in der Einsamkeit vor Gottes Gnadenthron, so dürfen wir, wie Mose, alle Hüllen hinwegthun und das unverschleierte Auge an des HErrn freundlichem Lichte erquicken. Nun spiegelt fich in uns allen des HErrn Klarheit mit aufgedecktem Angesicht, und wir werden verkläret in dasfelbige Bild von einer Klarheit zu der andern, als vom HErrn, der der Geist ist. (v. Oosterzee.) Vgl. das Lied von Chr. Fr. Richter: Es glänzet der Christen inwendiges Leben —- Das 35· Kapitel. HabHath-ruhe. gkireiwittige steuer. Beruf der Werkmeister. I. it. 1—3. Jetzt, nahm: decuund mitapn wim- hergestellt ist, sitfreitet Znose zur Ausführung der in Zu. 25—31 empfangenen Befehle iiber den Bau des Thei- ligthumg und seiner Geräthe hlnd zwar theilt er zu- värderft naih Zion. 31, 12—17 der versammelte-r Ge- meine dati Iahdathggebot mit, indem er es durch die Bestimmung versihärfh daß am Iadbath nicht einmal ein Feuer« in den Wohnungen angezündet werden soll. 1. Und Mose versammelte-die ganze Gemeine der· Kinder Israel [vor feinem Zelte außerhalb des Lagers Kap. 33, 7], und sprach zu ihnen: Das ist’s, das der HERR kals ich das erste Mal die 40 Tage und 40 Nächte bei ihm auf dem Berge war] geboten hat, das ihr thun sollt: 2. Sechs Tage sollt ihr arbeiten; den sieben- ten Tag aber follt ihr heilig halten, sindem ihr ihn begehet als] einen Sabbath [oder Ruhetag zum Gedächtniß] der Ruhe des HERRU [nach vollbrachtem Schöpfungswerk Katz. 20, 11]. Wer darinnen arbeitet, soll sterben [4·.M.15,32ff.]. 3. Jhr sollt [denn, um nach Wiederherstel- lung des Bundes init Gott euch recht gewissen- haft in Beobachtung des von ihm festgesetzten Bundeszeichens Kap. 31, 13. 17 zu beweisen] kein Feuer anzünden am Sabbathtage ketwas zu kochen oder zu braten, sondern die für diesen Tag 298 L. Mose 35, 4—35. bendthtgten Speisen euch vorher bereiten] in allen euren Wohnungen [Kap. 12, 20]. Mit solcher strengen Beobachtung des Sabathge- setzes sollte der Anfang sofort gemacht werden, da jetzt die Arbeiten fiir die Stiftshütte begannen. Israel sollte da sechs Tage lang recht fleißig schaffen und wirken, aber auch am siebenten Tage desto entschiedener feiern und nicht etwa darin, daß die Arbeit dem HErrn und dem Heiligthum galt, einen Freibrief erblicken, über Gottes Gebot sich hinwegzusetzen. Was die Enthaltung selbst von der Speisebereitung betrifft, so ist zu be- denken, daß man in jenen heißen Ländern der warmen Speise eher eine Zeit lang zu entbehren vermag, als dies bei uns geschehen kann. Israel ist gleich anfangs auf das Sabbaths-Jahrtausend (Offenb. 20, 1 ff.) angelegt. II. u. 4—19. dem-sann kam» Zug» uqky Im. 25, 1—9 das Voll: zur Ilarbringung von freiwilligen Bei- trägen jun: Bau des Zjeiligthums auf, und ladet nach Jan. 31, 1——11 die mit zllerfland Zliegabten unter dem xlollee zur Petheiliguug an der Jlussiihrung des Baues ein. 4. Und Mose sprach EweiterJ zu der ganzen Gemeine der Kinder Israel: Das ist’s, das der HERR [ferner] geboten hat: " 5. Gebt unter euch [nehmet von dem, was ihr habt] Hebeopfer dem HERRm also, daß das Hebeopfer des HERRU ein jeglicher wil- liglich bringe, Gold, Silber, Erz [Kupfer], b. Gele Seide, Skharlaken, Rofinroth [Garn in schwarzblauer, dunkelrother und karmesinrother PurpurfarbeL weiße Seide [Garn vom feinsten weißen Bhssus], und [zu Garn gesponnenes] Zie- genbaar, » · · 7. Rothlich W1dderfell, Dachs- [Tachasch- oder Seekuh-] Fell und Form: [Akazien-] Holz. 8. [OIiven-] Oel zur Lampe, und Specerei zur Salbe und zu gutem Räuchwert 9. Onyx, und etngefaßte sin Gold einzufas- sende Edel-] Steine zum Leibrock und zum Schild- lein [fiir den Hohenpriester]. 10. Und wer unter euch verständig [kunst- fertig] ist, der komme sgeselle sich den beiden, vom HErrn bestimmten Werkmeistern V. 30 ff. zu], und mache, was der HERR geboten hat: 11. Nämlich die Wohnung [die innere Decke oder Tapete Kap. 26, 1 ff.] mit ihrer Hütte und Decke [mit der zweiten Kp. 26, 7 ff. und den beiden andern Decken Kp. 26, 14], Rinken [-Hef- ten 26, s. 11J, Brettern, Riegeln, Säulen und Fußen [26, 15—3o. 32. 37]; 12. Die Lade mit ihren Stangen [Kap. 25, 1o—16], den Gnadenstnhl und Vorhang [Kp. 25, 17—22; 26, 31]; 13. Den Tisch mit seinen Stangen, und alle seinem Geräth« und die Schanbrode [Kap. 25, 23 -3o]; 14. Den Leuchter zu lenchten, und sein Ge- rcithe nnd seine Lampen, und das Oel zum Licht [Kap. 25, 31—39; 27, 2o f.]; 15. Den Räuchaltar mit seinen Stangen [Kap. so, 1 ff.], die Salbe und Specerei zum Räuchlverl sKap. so, 23 ss.]; das Tuch vor der Wohnung Thiir [Kp. ge, 36]; 16. Den Braudopferaltar mit seinem ehernen Gitter,.Stangen und alle seinem Gercithe [Kap. 27, 1 ff.]; das Handfaß mit seinem Fuße lKp· so, 18]; 17. Den Umhang des Vorhofs mit seinen Säulen und Füßen, und das Tuch des Thors am Vorhof [Kap. 27, 9 ff.]; 18. Die Nagel sseltpflöckej der Wohnung und des Vorhofs [Kap. 27, II] mit ihren Seiten; Diese, zur Befestigung des Zeltes und der Vor- hofsumhänge an den in den Erdboden geschlagenen Pflöcken dienenden Seite (Jes. 54, L) wurden früher als untergeordnete Dinge nicht erwähnt. 19. Die Kleider des Amts zum Dienst im Heiligen [die kostbaren Kleider der hohenpriestev lichen Amtstrachts die heiligen Kleider Ankona, des Priesters [die heiligen Kleider Aarons, die er mit den übrigen Priestern gemein hat], szmit den Kleidern seiner Söhne zum Priefterthum sebenso auch die Kleider der gewöhnlichen Priester selbst Kap. 31, 10]. III« El. 20—35. Zlas Voll! leistet der an dasselbe er- gangenen Zufforderung Folge und bringt die verlang- ten Ilinge bereitwillig als Zjebe fiir den ZjGrrtn Zink- auf matht Zllose ihm benannt, daß Gott zur Ausfüh- rung des Baues den Yekaleel sammt dem Jlhaliab berufen und mit seinem Geiste ausgerüstet habe, um nicht nur die Illiine fiir die einzelnen Werke zu ent- werfen, sondern auch die unter ihrer Aufsicht stehen- den Arbeiter bei der Ausführung zu unterweifen Grau. 31, I——11). 20. Da ging die ganze Gemeine der Kinder Jstael aus von Mose szurück nach dem Lager]. 21. Und alle, die es gerne und lvilliglicb gaben, kamen und brachten das Hebeopfer dem HERRu zum Wert der Hutte des»Stifts, und zu alle seinem Dienst, und zu den heiligen Kleidern. Hiitte des Stifts, hebräisch: Zelt der Zusam- menkunfh Dieser Ausdruck, der uns zum ersten Mal in Kap. 27, 21 begegnete, bezeichnet das Heiligthum als denjenigen Ort, wo Gott sich seinem Volke stellen, sich ihm gegenwärtig erzeigen und offenbaren wollte (Kap. 25, 22). Warum es für jetzt noch ein Zelt war, s. Anm. zu Kap. 26, l; inwiefern aber schon die Bau- art dieses Zeltes auf ein kiinftiges eigentliches Haus hinweist, s. Anm. zu Kap. 26, 15. Wegen seiner Ueber- setzung erklärt sich Luther also: »Das ebräische Wort Moed (Zusammenkuuft) haben wir nicht wissen noch wollen anders deutschen. Es soll aber soviel heißen als ein gewisser Ort oder Stätth wie eine Pfarrkirche oder Stift, dahin das Volk Jsrael kommen und Got- tes Wort hören sollte, damit sie nicht ihrer eigenen Andacht nach hin und wieder liefen, auf Bergen, in Gründen und an anderen Orten, Gott zu opfern.« Hiernach soll der Ausdruck besagen, daß diesem Orte der Zusammenkunft des HErrn mit seinem Volke und des Volkes mit dem HErrn eine göttliche Anordnung, eine eigentliche Stiftung zu Grunde lag. 22. Es brachten aber beide, Mann und Weib, wer es williglich that, Hefte lHaken oder Schnallen], Sabbathruhe Freiwillige Steuer. Beruf der Werkmeister. 299 Ohrenriukem [Finger- und Siegel-] Ringe [1. M. 38,1»8] und Spaagen [1. M. 24, 221 nnd aller- lei gulden Gerciihe [Geschmeide]. Dazu brachte jedermann [noch UnverarbeitetesJ Gold zur Wehe kOpfergabej dem HERRn Diese zwei Worte, heben und weben, müssen wir lernen brauchen und verstehen; denn ein Opfer oder Gabe zum Gottesdienst heißt darum eine Hebe oder Hebeopfey daß man es dem HErrn straks emporhub, Webe aber heißt, daß man’s hin und her zog in vier Oerter, gegen Morgen, Abend, Mittag und Mitternachh (Luther). Vgl. Anm. zu Karg. 25, L; 29, 24. 28. 23. Und wer bei ihm kbei sichJ fand gele Seide, Scharlaken, Rosinroth sWebestoffe in dun- kelblauem, dunkelrothem oder karmesinrothem Pur- pur], weiße Seide [Byssus], Ziegenhaar, rbthlich WidderfelL nnd Dachs: [Tachasch- oder Seekuh-] Fell, der brachte es. 24. Und wer Silber und Erz sKupferj hub fvon seinem Vorrath als Abhub für den HErrn bestimmte] der brachte es zur Hebe dem HERRa Und wer Fbren- [Akazien-] Holz bei ihm fand, der brachte es zu allerlei Werk des Gottesdiensteib 25. Und welche verständige [auf solche Ar- beiten sich versteHendeJ Weiber waren, die wirkten [spannen] mit ihren Handensdie Stoffe zu Garn], und brachten ihr Werk [Gesp1nnft] von geler Seide, Scharlakem Rosinroth und weißer Seide. 26. Und welche Weiber solche Arbeit konn- ten, und willig dazu waren, die wirkten [spannen] Ziegenhaan Auf der Sinai-Halbinsel spinnen noch heute die Weiber aus Kameeb und Ziegenhaaren die Stoffe zu ihren Zeiten und verarbeiten die Wolle für ihre Be- kleidung Die Webereien aus dem gesponnenen Garn aber wurden für die Stiftshtitte von Männern ausge- führt, weniger wohl deshalb, weil in Egypten das Weben meist Geschäft der Männer war, sondern haupt- sächlich aus dem Grunde, weil die Gewebe zu den Tep- pichen und Vorhängen Kunftarbeiten waren, welche die Frauen nicht verstanden, die Männer aber in Egypten erlernt hatten. 27. Die Fürsten [die Vornehmsten und Häup- ter unter dem Volke] aber [welche diese, den hö- heren Lebenskreisen angehörende Dinge besaßen] brachten Onhx, und eingesaßte Steine, zum Leib- rock und zum Schildleim 28. Und Specerei, und Oel zu den Lichtern, und zur Salbe, und zu gutem Rciuchwerk IV. 8. 9.]. M. Also brachten die Kinder Israel willig- lich, beide, Mann und Weib, zu allerlei Werk, das der HERR geboten hatte durch Muse, daß « man’s machen sollie. Was gemacht werden sollte, das war geboten; gebracht sollte werden, das war der « was aber dazu Freigebigkeit überlassen. (Starke.) Die Kinder Jsrael nun hatten in Egypten nicht nur alle die Kunstfertig- keiten sich angeeignet, die zur Ausführung des Baues » der Stiftshütte nothwendig waren (1. Chr. 4, 14. 21. 23), sondern sie waren dort zum Theil auch reich und vermögend geworden und nicht leer von dannen aus- gezogen (Kap. 12, 35 f., vgl. 1. M.15, 14); vieles von n zum Bau ersorderlichen Material aber ließ in der de Wüste sich beschaffen (Tachaschfelle und Akazieitholzs oder · von durchziehenden Karavanen sich einhandeln (Spe- cereien und Rohstoffe). 30. Und Mose sprach zu den Kindern Js- tael [als sie so ein gut Theil Material herbei- geschafft hatten und er sie abermals vor seinem Zelte versammelte V. 1]: Seht-l, der HERR hat mit Namen berufen den Bezaleeh den Sohn Uri, des Sohns Hur, vom Stamme Juba; 31. Und hat ihn erfüllet mit dem Geist Got- tes, daß er weise, verständig, geschickt sei zu aller- lei Werk; 32. Kütlstlich zu arbeiten fKunstarbeiten aus- zusinnen und auszuführen] am Gold, Silber und Erz [Kupfer]; 33. Edelsteine [zu] schneiden und ein; fzu-] sehen, Holz [zu] zimmern, zu machen allerlei kunst- liche Arbeit. 34. Und hat ihm sein Herz unterweiset sihn befähigt, Arbeiter zu untertveisen und anzuleiten], sammt sdem er ebenfalls diese Unterweisungsgabe in’s Herz gelegt hat] Ahaliab, dem Sohne Ahi- samach, vom Stamm Dan. » 35. Er hat ihr Herz mit Weisheit erfullet, zu machen allerlei Wert, [als da sind: in Metall, Holz und Edelstein] zu schneiden, ldamaftartig Katz. 26, 1. 31 zu] wirken, und zu sticken [bunt- farbig zu wirken Kap. 26, 36; 27, 16], mit gele! Seide, Scharlakeiy Rosinroth, und weißer Seide [beide Arten, das damastartige und das buntfar- bige Wirken, mit jenen Purpurstoffen als Einschlag und diesem Grundstoff als AufzUgL Und mit Weben [ebenso auch einfache Webereien von bloßem Byssus Kap. 27, 9—-15; 28, 31 herzustellen]; daß sie machen allerlei Werk, und künstliche Arbeit erfinden [erfüllt hat er sie mit Weisheit, allerlei derartige Werke nicht nur auszuführen, sondern auch vorher s die Muster dazu zu entwerfen]. Es sind hier drei Arten der Verarbeitung der in Kp. 25, 4 genannten vier Zeugstofse ausgeführt: I) Die Kunstwirkerei besteht in dem damastartigen Ein- weben künstlicher Figuren mit den drei Purpurfarben in den Grundstoff; der letztere mußte dabei immer ge- zwirnt sein. Jn Kp. 28, S. 8. 15, vgl. Kp. 39, 2 f. 5- 8, kommen zu dem Einschlag auch Goldfäden hinzu. 2) Die Buntwirkerei dagegen besteht in dem Ein· weben von bloßen Streifen oder Würfeln in den Grund- staff; und 3) die einsache Weberei verfertigte Ge- webe aus nur Einem Stoffe. Das 36. Kapitel. Die xtüme des Heitigthnmg werden verfertigt. I. b. 1—7. Ja» ikyt di: beiden bezeichnete« weck- meisier an ihre Jrbeit lieh begeben wollen und alle Ieunsiuerlliindigem die sieh getrieben fühlen, das wert: unter Leitung der ersteren auszuführen, lich ihnen zu· gesellen, über-giebt ihnen Zllose die vom Ilollie bereit- dargebrathte Jede; letzteres aber stenert jeden Morgen noth immer so reirhlirlj bei, daß die Jlrbeiter erklären, es sei nun Zllateriul mehr als zur Genüge vorhanden, woraus dem weiteren Zieitragen Einhalt geschieht. 300 2. Mose as, 1—38. 37, I-—6. I. Da arbeiteten sschickten sich an zur Arbeit] Bezaleel nnd Ahaliab, und alle weise [kunstver- ständige] Männer, denen der HERR Weisheit und Verstand gegeben hatte, zn wissen, wie sie allerlei Werk machen sollten zum Dienst des Hei- ligthums, nach allem, das der HERR geboten hatte. 2. Und Mose rief dem Bezaleel, nnd Ahaliab, und allen weisen Männern, denen der HERR Weisheit gegeben hatte in ihr Herz, nämlich allen, die sich willig darerboten sKap. 35, 10] und hin- zutraten, zu arbeiten an dem Werte. 3. Und sie nahmen zu sich von Mose alle Hebe, die die Kinder Israel [Kap. 35, 20 ff.] brachten zu dem Werk des Dienstes ’sdes Heilig- tbums, daß es gemacht würde sdamit aber hatte der Zufluß von Material noch keineswegs ein Ende] Denn sie brachten [auch ferner, als die Arbeiten nun wirklich in Angriff genommen wurden] alle Morgen eine willige Gabe zu ihm [dem Mose]. 4. Da kamen alle Weisen, die am Werk des Heiligthums arbeiteten, ein jeglicher seines Werks, das sie machten sein jeglicher von dem Werk, das er unter Händen hatte, sich erhebend], Z. Und sprachen zu Mose: Das Volk bringet zu viel, mehr denn zum Werk dieses Dienstes noth ist, das der HERR zu machen geboten hat. is. Da gebot Mose, daß man rufen ließ durch’s Lager: Niemand thue mehr zur Hebe des Heilig- thums. Da hdrete das Volk auf zu bringen. 7. Denn des Dinges [Materialvorrathes] war genug zu allerlei Werk, das zu machen war, nnd noch übrig [mehr als man brauchte]. Es ist hier der Eifer des Volks des alten Testa- ments hoch zu rühmen, da sie so freiwillig und über- fliissig ihre kostbaren Geräthe, und was sonst zum Hei- ligthum erfordert wurde, herbeibrachtem daß ihnen noch mußte geweht-et werden, ein Mehreres zu bringen: wo« mit sie einigermaßen ihre Sünde der Abgötterei haben büßen wollen, daß sie auch so bereitwillig ihr Vermögen dazu hergegeben hatten (Kap. 32, 3). Es beschämet aber dieses sehr das Volk und die Gemeinden im neuen Testament, daß man nur recht kümmerlich zusammen- bringen kann, wenn zur Beförderung eines geistlichen Heiligthums auch das zeitliche Vermögen erfordert wird. (Berleb. Bibel) II— M. 8—38. Zzlei Ausführung des werter« wird zu- nächst die Wohnung selbst in Kngrijf genommen; vorab werden die üleppiche und ziemen, dann die Dutz- bohlen und Riegel, hierauf die beiden glurhiinge mit den sie tragenden Säulen, Julien und Italien fertig gemacht — ganz nach den Bestimmungen Frau. 26. 8. Also machten alle weise Männer unter den Arbeitern am Werk [nach Vezaleels und Ahaliabs Anweisung] die Wohnung [die zur Austapezie- rung der innern Wände bestimmte erste Decke Kap. 26, 1—6], zehn Teppiche von gezwirnter weißer Seide [von Byssus als Aufzug] geler Seide, Scharlakety Rosinroth [von dunkelblauem, dunkel- rothem und karmesinfarbenem Purpurgarn als Einschlag], Cherubim, künstlich [mit diesem Ein- schlag webten sie nach den Regeln der Kunstwir- kerei Cherubsbilder und andere Figuren in den Grundstoff] " 9. Die Länge eines Teppichs war achtund- zwanzig Ellen, und die Breite vier Ellen, und waren alle in Einem Maß. 10. Und er »[Bezaleel mit-Hilfe seiner Ar- beiter] heftete je sunf Teppiche szu einer Abthei- lung] zusammen, einen ITeppichJ an den andern. 11. Und machie gele fdunkelblaue Purpur-J Schleiflein an eines jeglichen Teppichs Ort san eines jeden von den beiden Endteppichen Saum] da sie [der Endteppich der einen und der End- teppich der andern Abtheilung] zusammen gefitget werden, · 12. Je funfzig Schleifleiu an einen Teppich, damit einer den andern faßte [so daß die Schlei- fen an dem einen Teppich denen am andern Teppich genau gegenüber stunden]. 13. Und machie fünfzig güldene Häklein [an beiden Enden zu Haken umgebogene Heftel]; und fügte die Teppiche [den Endteppich der einen und den Endteppich der andern Abtheilung] mit den Håklein [die in die Schleifen gesteckt wurden] einen an den andern zusammen, daß es eine Wohnung [eine einzige, die sämmtlichen innern Wände der Wohnung überkleidende Tapete] würde. 14. Und er machie sfernerj eilf Teppiche von Ziegenhaaren saus Camelot], zur Hütte [zeltarti- gen Decke] über die [eben beschriebene] Wohnung [oder innere Tapete, ganz nach den Bestimmungen Kap. 26, 7-—11], 15. « Dreißig Ellen lang, und vier Ellen breit; alle in Einem Maß. 16. Und fügte ihrer fünf zusammen auf ein Theil, und sechs zusammen aufs andere Theil [denn auch diese Decke sollte, gleichwie die innere Ta- pete, aus zwei, wenn auch nicht gleich großen Abtheilungen bestehen] 17. Und machie je fünfzig Schleiflein an jeg- lichen [Abtheilungs-] Teppich am Ort [der Zusam- menfügung, d. h. am Saum] damit sie zusammen- geheftet würden. 18. Und machie je fünfzig eherne [kupferne] Häklein, damit die Hütte sdiese zur äußern Ueber- kleidung bestimmte, aus 2 Abtheilungen bestehende Decke] in Eins gefüget würde. 19. Und machie eine Decke über die Hütte seine zur wirklichen Bedeckung bestimmte, über die äußere Ueberkleidung des Zeltes darüber zu brei- tende erste Decke] von röthlichen Widderfellen srothem Saffian], und über die [erste Decke] noch eine [zweite] Decke von Dachs: [Taehasch- oder See- kuh-] Fellen lKCp- W, 14J- 20. Und machie [nachdem er so alle vier Decken, die innere Tapete, die äußere Ueberklei- dung und die beiden eigentlichen Decken, fertig hatte] Bretter [eine Elle starke BohlenJ zur Woh- Die Stücke des Heiligthums selbst werden verfertigt. 301 nung [als Geriist für die Woh- ; s nung oder innere Tapete], von Fhkkzsp [Akazien-] Holz, die 4...- stehen [aufrecht neben einander hingestellt werden] sollten [Kap. 26, 15—30]; 21. Ein jegliches zehn Ellen lang ssür die Höhe], und an- derthalb Ellen breit [für die Länge der WohnungL 22. Und an jeglichem [an der unteren Kante eines jeden] zween Sausen, damit sindem die Bretter mit diesen Zapfen in die silbernen Unterfätze V. 24 eingesenkt würden] eins an das andere gesetzt würde. Also kmit solchen Zapsen versehen] machte er alle Bretter zur Wohnung, 23. Daß derselben Bretter zwanzig gegen Mittag stunden [und mit ihrer Breite von andert- halb Ellen eine Gesammtlänge von 30 Ellen er- gaben], 24. Und machte vierzig silberne Füße [Unter- sätze], unter jeglich Brett zween Füße an seinen zltJVeeUJZaPfeU [zu deren Aufnahme sie bestimmt aren . 25. Also zur andern Seite der Wohnung, W z -,-, »» H«F«--h«L«T--«·»«—- «—-J--««o »wes-i- gegen Mitternacht, machte er auch zwanzig Bretter, 26. Mit vierzig silbernen Füßen, unter jeg- lich Brett zween Füße. 27. Aber hinten an der Wohnung gegen dem Abend machte er sechs Bretter. 28. Und zwei andere, hinten an den zwo Ecken der Wohnung sals Eckbretter zur linken und zur rechten Seite der sechs, und zwar so], 29. Daß ein jegliches der beiden sich mit seinem Ortbrett smit dem an dasselbe anstoßenden Schlußbrett der siidlichen oder nördlichen Laugen- wand V. 23. 251 von unten auf gesellete sfest zusammenschloßL und oben am Haupt zusammen- kame [am oberen Ende verbunden wäre] mit einer Klammer, 30. Daß der Bretter [an der Hinterwand im Ganzen] acht würden lvon denen aber die bei- den äußersten zugleich die Schluszkante der beiden Seitenwände deckten, daher die Hinterwand doch nur 10 Ellen Länge im Lichten maßL und sechs- zehn silberne Füße; unter jeglichem zween Füße. 31. Und er machte Riegel von Fbhrenholz [welche die in den Untersätzen vermittels der Zapfen aufrecht stehenden Bretter fest an einan- dst halte« s0IItsUJ- fünf zu den Brettern auf der einen Seite der Wohnung, 32. Und fünf auf der andern Seite, und fünf hinten an, gegen dem Abend. 33. Und machte die Riegel, daß sie mitten an den Brettern durchhin gestoßen würden [machte die mittelsten von diesen 3 mal 5 Riegeln so, daß sie mitten durch die durchbohrten Bretter hin- liefen], von einem Ende zum andern. 34. Und überzog die Bretter mit Golde [Goldblech]; aber ihre Rinken machte er von [mas- sivem] Gold zu den Rtegeln sdie Riegel darein zu thun], und überzog die Riegel [gleichwie die Bretter] mit Golde [Goldblech]. 35. Und machte den [das Allerheiligste vom Heiligen scheidenden] V o rh a ng [Kap. 26, 31——33] mit den Cherubim [und andern GebildeUJ dran, künstlich [gewirkt], mit geler Seide, Scharlaken, Roslnroth und gezwirnter weißer Seide [von Dun- kelblau, Purpurroth, Karmesin und gezwirntem weißen ByssusL 36. Und machte zu demselben vier Säulen v« Ihm«- [Akazien-] Holz, und überzog sie mit Gold [blech], und ihre Köpfe [Haken zum Auf- hängen des BorhangsJ von Golde; nnd goß dazu vier silberne Füße [Untersätze, in deren Löcher die Säulen eingelassen werden konnten]. 37. Und machte ein [großes] Tuch [Kap. 26, 36. 37] in der Thür der Hütte sals Vorhang vor den vorderen Eingang] von geler Seide, Schar- laken, Rosinroth [von Dunkelblau, Purpurroth und Karmesins nnd gezwirnter weißer Seide [Vyssns] gefiickt sstreifig oder würfelig gewebt]; 38. Und fünf Säulen dazu mit ihren Knop- fen sHaken zur Befestigung des Tuches], und überzog ihre Köpfe [Kapitäle] und Reife [Bind- stäbe oder Querstangem welche über die Säulen als eine Art Architrav sollten zu liegen kommen] mit Golde [Goldblech]; und fünf eherne [kupferne] Füße daran [in denen die Säulen stehen sollten] Das 37. Kapitel. You ettiiijem Eoeräthe des Zieitigthumk III- n.1—29. n; folgt die Jiufektiguug der ne- riithe der Mahnung, nämlich der Bundeslade, des Schaubradtisktjepy des Leuthters und des ZliäuehultarU ferner die Anfertigung der heiligen Salbe und des Kunstwerks, ganz uarh den früher darüber ergan- genen Bestimmungen Gan. 25 u. 30). 1. Und Bezaleel machte die Lade [Kap. 25, 1o——14] von Futen: [Akazien-] Holz, dritthalb Ellen lang, anderthalb Ellen breit und hoch. 2. Und überzog sie mit feinem Golde [Gold- btechL inwendig und auswendigz und machte ihr [oben] einen güldeneu Kranz umher. 3. Und goß vier güldene Rinkeu an ihre vier Ecken, auf jeglicher [Längen-] Seite zween. it. Und machte Stangen von Förenholz, nnd überzog sie mit Golde [Goldblech]; 5. Und that sie in die Rinien an der Lade, daß man sie tragen konnte. is. Und machte den Guadenftuhl [Kap. 25, 17—2o] von feinem Golde, dritthalb Ellen lang, und anderthalb Elleit breit. 302 L. Mose 37, 7—29. 38, 1-—17. 7. Und machte zween Cherubim von dichtem Golde [von Gold, in getriebener Arbeit], an die zwei Enden des Gnadenstuhls, 8. Einen Cherub an diesem Ende, den an- dern an jenem Ende. I. Und die Cherubim breiteten ihre Flügel aus, von oben her, und deckten damit den Gna- denstuhl; und ihre Antlitze stunden gegen einander, und sahen auf den GnadensluhL 10. Und er machte den Tisch [Kap. 25, 23—29] von Förenholz, zwo Ellen lang, eine Elle breit, und anderthalb Ellen hoch. II. Und überzog ihn mit feinem Golde [Gold- blech], nnd machte ihm [oben am Rande] einen guldenen Kranz umher. 12. Und machte ihm [unterhalb des Tischs blattesj eine Leiste umher, einer Hand breit hoch; und machte einen kzweitenj güldenen Kranz um die Leiste her. 13. Und goß dazu vier güldene Rinken, und that sie an die vier Orte [Ecken] an seinen vier Füßen, 14. Hart an der Leiste, daß »die Stangen drin wären, damit man den Tisch trüge. 15. Und machte die Stangen von Förenholz, und überzog sie mit Gold [-blechJ- daß man den Tisch damit trüge. Its. Und machte auch von feinem Golde das Gerüthe auf den Tisch; Schüsseln sfür die Brode], Becher [Behältnisse für die Weihrauchzugabe], Kannen und Schalen, [letztere] damit man [beim Trankopfer den Wein] aus- und einschenkte sund ihn so spendete]. 17. Und machte den Leuchter [Kap. 25, 31—39] von feinem dichtem Golde [von feinem Golde in getriebener Arbeit]. Datan san dem Untergestelh als dem eigentlichen Leuchter] waren der Sehaft mit Röhren, [und wiederum diese mit] Schalen, Knciufen und Blumen sder dreifachen Zierrath]. 18. Sechs Röhren gingen zu seinen Seiten slinks und rechts] aus, zu jeglicher Seite drei Möhren. 19. Drei Schalen [Blumenkelche] waren an jeglichem Rohr, sund die Schalen waren] mit Knclnfen [oder kugelförmigen Gebilden unterhalb] Und Blumen [oberhalb verziert] ; 20. An dem Leuchter [oder Hauptrohq aber waren vier Schalen, mit Knüufen nnd Blumen. 21. Je unter zwo Röhren süberall da, wo zwei Nebenröhren am Hauptrohr zusammenstießem befand sich] ein Knauf sdes letzteren], daß also sechs Röhren aus ihm [dem Hauptrohr oder Schaft] gingen [seine vierte Verzierung aber hatte der Schaft oben, zwischen dem dritten Armpaare und der von der Spitze getragenen Lampe] 22. Und ihre Knäufe und Röhren daran, und war alles aus dichtem feinem Golde [und die Nebenröhren bildeten durch die Knäufe, bei wel- chen sie am Hauptrohr anfassen, Ein Ganzes mit dem Leuchter, der aus feinem Golde in getrie- bener Arbeit gemacht war]. 23. Und machte die sieben Lampen [die oben am Ausgang der 6 Nebenröhren und am Aus: gang des Hauptrohres angebracht werden sollten] mit ihren [den zu ihnen gehörigen] Lichtschnänzen und Löschncivfen, von feinem Golde. 24. Aus einem Eentner sTalentej feinen Goldes [gleich 30,000 Thlr.] machte er ihn [den Leuchter] und alle seine Gerüthr. 25. Er machte auch den Rüuchaltar [Kap. 30, 1——5] von ,Förenholz, eine Elle lang und breit, gleich viereckig und zwo Ellen hoch, mit seinen Hörnern [Thierhörnern nachgebildeten Spitzen] 26. Und überzog ihn mit feinem Golde [Gold- blech], fein Dach [die obere platte Fläche desselben] und seine Wände rings umher, und seine Hörner. Und machte ihm koben am Dach] einen Kranz umher von [massivem] Golde; 27. Und zween güldene Ringe unter dem Kranz zu beiden Seiten ssowohl links als rechts zwei] daß man Stangen drein thclte, und ihn da- mit trüge. 28. Aber die Stangen machte er swie den AltarsseIbstJ von Förenholz, und überzog sie [gleich- falls] mit Golde [V. 25. ge] 29. Und machte die heilige szur Weihung des Heiligthums und der Priester verordnete und für anderweitigen Gebrauch verbotene] Salbe [Kap· so, 22——33] und Rauchwerk von reiner Specerei [wie es beim täglichen Räuchern ange- zündet werden sollte Kp. 30, 34—38], nach Apo- thekerknnsl ldurch solche, die sich auf die Kunst der Salben- und Räucherwerkbereitung verstanden] Das 38. Kapitel. Ylnsehnkiaje zumute de- augeweudeten Gott-es, Zither- und Sitze-s. IV. ji. 1——20. Ziemniisijst wird die Anfertigung der Geriitlje det- zlorhosh des Brandopseraltarg und des eisernen yandfassey sowie die des Illorljoseg selbst berichtet — entsprechend den Inordnuugen in Kuh. N. 30. I. Und machtedenBrandovferaltarsKasu 27, 1—8] von Förenholz, fünf Ellen lang und breit, gleich viereckig, und drei Ellen hoch. 2. Und machte vier Hörner [Kap. 37, 25], die aus ihm gingen lEin Ganzes mit ihm bil- dend, nicht avnehmbar], auf seinen vier Geleit; und überzog ihn [diesen viereckigen Kasten] mit Erz [oder Kupferblech inwendig und auswendig]. Z. Und machte allerlei Gerüthe zu dem Al- tar: Aschentöpfe, Schaufeln, Becken, Kreuel lgroße dreizinkige Gabeln], Kohlvsannenx alles von Erz [Kupfer]. Anfertigung der Geräthe der heil. Wohnung und des Vorhofs 4. Und machte am Altar ein Gitter, wie ein Reh, von Erz [unterhalb des rings um den Altar laufenden Umgangs oder Auftritts] umher, von unten [dem Erdboden] auf, bis an die Hälfte des Alters [wo der Umgang oder Austritt sich befand]. 5. Und goß vier Riuten an die vier Orte lEcken] des ehcrnen Gitters zu [den durch sie hin- durchzusteckenden] Stangen. 6. Dieselben machte er kgleichwie das Gestell des Altare V. 1] von Fbreriholz und überzog sie [ebenso wie dieses V. 2] mit Erz. 7. Und that sie in die Rinlen an den Sei- ten des Alters, daß man ihn damit trüge; nnd machte ihn inwendig hohl [um ihn hernach mit Erde oder unbehauenen Steinen auslegen zu können]. 8. Und machte das Handfaß von Erz [Kap. so, 17 ff.], und seinen Fuß [Untersatz] auch von Erz, gegen den Weibern sAngesichts der Weiber] die vor der Thür der Hütte des Stifts dieneten. Dergleichen Weiber werden später auch in I. Sam. 2, 22 erwähnt; ihr Dienst bestand nicht in äußerlichen Handreichungen bei Vollziehung des Gottesdienstes, etwa im Waschen, Putzen der heiligen Geräthschaften u. dgl., sondern in frommen Uebungem im Gebet und Fasten, ward ans freiem Antrieb des Herzens theils nur für eine bestimmte Zeit, theils, namentlich von Wittwen und gottverlobten Jungfrauen (Luk. 2, 377 Richt. 11, 39), für das ganze Leben übernommen und gehört in die Klasse der Entsagungsgelübde, von denen 4. M. 30 des Weiteren handelt. Es fragt stch nun, wie von solchen Weibern schon hier die Rede sein könne, da die Hütte des Stifts noch nicht existirte. Da ist denn anzunehmen, daß dergleichen fromme Uebungen, aus denen später der förmliche Dienst beim Heiligthum sich herausbildettz schon jetzt von frommen Frauen ge- trieben wurden; sie wollten, während die weisen Männer allerlei Werk machten zum Dienst des Heiligthums (Kap. Bis, I f.) und die verständigen Weiber mit ihren Händen wirkten (Kap. 35, 25 f.), auch etwas thun zur Ehre des HErrm und pflegten unterdessen der Andacht vor dem Zelte Mosis draußen vor dem Lager, das zu einem vorläufigen Erfatz für das noch fehlende Heilig- thum wurde. Angesichts dieser Weiber, wie Luthers Uebersetzung des obigen Verses besagt, d. h. während sie dem Fasten und Beten vor dem eben erwähnten Zelte oblagen, wurde das eherne Handfaß und — das muß man, wenn man bei der Lutherschen Uebersetzung bleiben will, hinzudenken ·—- auch jedes andere Stück, das zur Herstellung der Stiftshütte gehörte, verfertigt: die Einen arbeiteten mit ihren Händen, die Andern halfen geistlich mit ihrem frommen Dienst, den sie aus freiwilligem Herzensdrange leisteten. Auf dieselbe Weise sollte billig auch jetzt noch jedes Heiligthum zu Stande kommen, leider wird aber bei Erbauung eines Gottes- hauses in der Regel eben so viel von den Arbeitern geflucht, gezankt u. s. w., wie bei jedem anderen Bau. Indessen können die Worte des hehr. Grundtextes die Luther gegen ,,itn Angesicht oder Anblick« übersetzt hat, auch noch anders gedeutet werden, und werden von sämmtlichen Auslegern der jetzigen Zeit entweder so verstanden: von den Spiegeln der Weiber, oder so: mit Spiegeln der Weiber, die vor der Thür der Hütte des Stifts dieneten. Nach der ersten Deutung wäre das Handfaß mit seinem Untersatz aus lauter kupfernen Spiegeln verfertigt worden, welche fromme Weiber, die dem Dienst der Eitelkeit entsagen wollten, um sich nun dem Dienste des HErrn zu wid- 303 men, als Hebe darbrachten; das ganze Alterthum hatte nämlich nur Spiegel von polirtem Metall (Hiob 37, 18), gläserne kommen erst im 13. Jahrh vor. Nach der andern Deutung dagegen wurde das Handfaß mit diesen Spiegeln versehen; sie wurden etwa daran angelöthet, und besahen also die Priester, wenn sie am Handfaß sich wuschen, zugleich ihr leiblich Angesicht im Spiegel — eine Erinnerung für sie, sich auch geistlich zu besehen und zu prüfen, ob sie in der rechten Herzensverfassung sich befinden, um würdig vor den HErrn zu treten und seinen Dienst auszurichten 9. Und er machte einen Vorhof kfür die Wohnung Kaps 27, 9 ff., und zwar zunächst] gegen Mittag mit einem Umhang, hundert Ellen lang, von gezwirnter weißer Seide [wie Seide glänzender Baumwolle] 10. Mit ihren [den für diese 100 Ellen Umhang vorgeschriebeUenJ zwanzig Säulen, und zwanzig Füßen [Untersatzen] von Erz fKupferjz aber ihre Knäufe und Reife [die Haken aber zum Einhängen der Querstangety an welchen die 100 E. aufgehangen werden sollten, sowie die Quer- ftangen selbst machte er] von [massivem] Silber. 11. Desselben gleichen gegen Mitternacht hun- dert Ellen [Umhang] mit zwanzig Säulen, Und zwanzig Füßen von Erz, aber ihre Kuaufe und Reisen sHaken und Querstangen oder BinDstäbeJ von Silber. 12. Gegen dem Abend aber kurze] fünfzig Ellen, mit zehn Säulen und zehn Füßen; aber ihre Knciufe und Reife kebenfallsj von Silber. 13. Gegen dem Ptorgen aber [ebenso wie gegen den Abend durch’s Ganze] fünfzig Ellen [doch blieb hier das Mittelstück von 20 Ellen für das Tuch V. 18 vom Umhange frei, so daß letz- terer eigentlich nur 2 mal »15 = 30 E. betrug]. 14. sDiese 2 mal] Funfzehn Ellen [sollten angebracht werden] auf jeglicher Seite sdes Mit- telstitcks oder] des Thors am Vorhof, je mit drei Säulen und drei Füßen. 15. [So zunächst auf der einen Seite.] Und auf der ander« Seite lebevfsllsj fünfzehn Ellen- daß ihrer so viel war an der einen Seite des Thors am Vorhofe, als aus der andern, mit drei Säulen und drei Füßen. Its. sJn der bisher V. 9——15 befchriebenen Weise wurde alles der göttlichen Vorfchrift gemäß gefertigt, so] Daß alle Unihcinge des Vorhangs waren von gezwirnter weißer Seide [den gezwun- ter weißer, wie Seide glänzender Baumwolle], 17. Und die Füße [Unterfätze] der Säulen von Erz [Kupfer], nnd ihre Knåufe und Reife sHaken und Querstangenj von [massivem] Silber, also, daß ihre Köpfe überzogen waren mit Silber [mit bloßem Silberblech dagegen waren überzogen die Köpfe oder Kapitäle der Säulen]. Aber ihre Reife waren silbern an allen Säulen des Vorhofs [mit solchen massiv silbernen Stangen, wie sie eben erwähnt wurden, waren sämmtliche Säulen des Vorhofs mit einander verbunden; daran 304 2. Mose 38, 18——31. II, 1—18. sollten dann die Umhänge V. 16 aufgehängt werden]. 18. Und das Tuch in dem Thor [oder Ein- gang] des Borhofs machte er gesticlt sgewirkt oder gewoben], von geler Seide, Scharlaken, Rosinroth [von dunkelblauem, dunkelrothem und karmesin- rothem Purpurgarn als Einschlag], und gezwun- ier weißer Seide [gezwirntem· Byssus als Auf- zug], zwanzig Ellen lang und»funf Ellen hoch, nach dem [Höhen-] Maß der Umhange des Vorhofs 19. Dazu [zu diesem Tuch oder Vorhang] vier Säulen, und vier Füße [Untersätze] von Erz; und ihre Knäufe [die an den Säulen befindlichen Haken zum Einhängen der Querstangenj von [mas- sivem] Silber, nnd ihre Köpfe [die Kapitäle der Säulen mit Silberblechj überzogen, und ihre Reife [die Querstangen oder Bindstäbe ebenfalls massiv] sichern [gerade so wie bei den Säulen, die den Umhang zu tragen bestimmt waren V. 17]. 20. Und alle Nägel der Wohnung und des Vothofs ringsherum [alle rings um die Wohnung sowohl wie um den Vorhof herumlaufenden Pflöcke, an welche die Befestigungsseile der Wohnungs- decken und der Vorhofssäulen angeschnürt werden sollten Kap. 27, 19] waren von Erz [Kupfer]. V· n. 21—31. Zum Ist-ius- wikd eine neuern-txt de» bei Werfertigung der Wohnung, des laorhofs und der einzelnen Geriitlje verbrauststen Metall-z gegeben: 29 Talente 730 Seite! Gold, 100 Talente 1775 Jene! Silber nnd 70 Talente 2400 Jene! Kupfer. 21. Das ist nun die [Werth-] Summa sders zu-der Wohnung des Zeugnisses sgehörigen Stückes die erzahlet ist, wie Mose gesagt hat, zum Gottes- dikUft der Leviten, unter der Hand Jthamay Aa- rons, des Priesters, Sohnes [wie sie auf Mosis Anordnung gezählt worden ist durch Dienst der Leviten, die unter Leitung Jthamars die einge- Sangenen Gaben und ihre Verwendung zu ver- rechnen hatten], 22. sDie Werthsumme der Stücke] Die Be- zaleel, der Sohn Uri, des Sohnes Hur, vom Stamm Juba, machte, alles, wie der HERR Mose gebo- ten hatte; 23. Und mit ihm Ahaliab, der Sohn Ahisa- mach, vom Stamm Dan, ein Meister zu schneiden, zu wirken, und zu sinken, mit geler Seide, Schar- laien, Rosinroth und weißer Seide [Kap. 35, 30 ff.]. 24. Alles Gold, das verarbeitet ist in die- sem ganzen Werk des Heiligthums das zur Webe [Kap. 35, 221 gegeben ward, ist neun und zwan- zig Centner sTalente vgl. Kap. 25, 39], sieben- hundert und dreißig Sekel, nach dem Sekel des Hciligthums [d. h. den Sekel —- ä 10 Thln — zu vollem Getvicht = 274 Par. Gran gerechnet]. 25. Des Silders aber, das [durch die von dem HErrn Kap. 30, 11 ff. angeordnete Auflage eines Sühngeldess von der Gemeinde kam, war hundert Centner [Talente], tausend siebenhundert fünf und siebzig Sekel, nach dem Sekel des Hei: ligthums. 26. So manch Haupt [bei jener Musterung gezählt wurve], so mancher halbe Sekel nach dem Sekel des Heiligthums [wurde als Sühngeld ge- geben], von allen [also], die gezählt wurden, von zwanzig Jahren an und drüber, szusammenj sechs- hundertmal tausend drei tausend fünf hundert und fünfzig shalbe Sekel, d. i. 301,775 ganze Sekel, oder — da 3000 Sekel = 1 Talent — 100 Talente 1775 Sekel]. 27. Aus den hundert Centuern Silbers goß man die Füße des Heiligthums und die Füße des Borhangs [die 96 Untersätze unter die 48 Bohlen des Brettergerüstes, und die 4 Untersätze unter die 4 Säulen, an denen der das Heilige und Allerheiligfte scheidende Vorhang aufgehängt wer- den sollte Kap. ge, 15—25, 31—33]; hundert Füße suntersätzes aus hundert Centnern [Talenten], je einen Centuer zum Fuß. 28. Aber ans den tausend siebenhundert und fünf und siebenzig Sekeln [die außer den 100 Centnern durch das Sühngeld einkamen V. 251 wurden gemacht der [Vorhofs-] Säulen Knänfe [Haken], und ihre Köpfe überzogen sihre versilber- ten Kapitäle], und ihre Reife [Querstangen Kap. 27, 9—-17]. 29. Die Wehe aber des Erzes [Kupfers] war siebenzig Centner [Talente], zweitausend und vierhundert Sekel. 30. Daraus wurden gemacht die Füße in der Thür der Hütte des Stifis [die Untersätze unter den 5 Säulen am Eingang der Stiftshütte Kuh. As, 37], und der eherne [mit Kupferblech inwen- dig und auswendig iiberzogene Brandopfer-] Altar, und das eherne Gitter daran, nnd alles Geräthe des Altars [Kp. 27, 1—5]. 31. Dazu die Fuße [Untersätze unter den 56 Säulen] des Vorhofs ringsherum [Kap. 27, 9 bis 15], nnd die Fuße sllntersätze unter den 4 Säulen] des Thors am Vorhof [Kp. 27, 16], alle Nagel [Pftöcke] der Wohnung, und alle Nagel des Bor- hofs ringsherum [27, 19]. Die hier angegebene Masse von edlen Metallen, die zur Stiftshtitte verbraucht wurden (Gold im Werthe von 877,300 Thlr., Silber im Werthe von etwa 250,000 Thlrs erscheint gering bei dem, uns fast unglaublichen Reichthum an diesen Metallem der uns im Alterthum allenthalben entgegentritt. Als: z. B. Alexander d. Er. in Gkbatana einzog (1. Meter. 1, 4 Anm.), befanden sich in der dortigen Schatzkammer 120,000 Centner Gold; an dem königl. Palast waren alle Säulenhallem Vor- höfe mit silbernen und goldenen Platten beschlagem alle Ziege! waren von Silber. In Persepolis fand er einen Schatz von 120,000 Talenten vor, in Pasargadä fielen ihm 6000, in Susa 50,000 Tal. in die Hände. Noch erstaunenswerther ist, was uns von dem Gold- und Silberreichthum Assyriens Babylonienss Arabiens und Indiens berichtet wird. So besaß z. B. Sarda- napal 150 goldene Bettstellem 150 goldene Tische, eine Million Centner Goldes, zehnmal soviel Silber, und Summe der zur Stiftshütte verbrauchten edlen Metalle. Priesterkleiden 305 doch hatte er schon vorher seinen Söhnen 3000 Ctr. Gold ausgetheilt. Die nördlicheren arabischen Stämme aber fanden in ihrem Gebiet so viel Gold, daß sie es für ein gleiches Gewicht Kupfer und Eisen umtauschten. Sonach ist es geradezu Thorheit und Unverstand, wenn man vor einigen Jahrzehnten die geschichtliche Wahr- heit unseres Berichts darum bezweifeln zu müssen glaubte, weil unmöglich die Kinder Jsrael soviel Gold, Silber und Kupfer besessen haben könnten. Jn Egypten gab es ergiebige Goldbergwerke genug, die von Kriegs- gefangenen und Verbrechern bearbeitet wurden; und auf der arabischen Halbinsel wurden die Kupferminen im Thal Nasb (Kap. 16, 1) durch Arbeiter-Kommen ausgebeutet. Dort hatten auch die Kinder Israel sich manches erworben; und anderes war ihnen bei ihrem Auszuge von den Egyptern ausgehändigt worden (Kp. 35, 28 Anm.). Das 39. Kapitel. Yriesterkiaje xikeiderzierdr. I« di. 1——31. Zjierauf geht der Bericht iilier zur Jn- ferligung der oben Grau. 28) sowohl für den Wohe- priefter als fiir die gewiihnlictjen Priester« vorgeschrie- benen heiligen Kleider. 1. Aber [von den andern, als den Kap. 38, 24 ff. aufgezählten Stoffen, die außer diesen von der Gemeine der Kinder Israel dargebracht wur- den Kp. 35, 20 ff., nämlich] von der gelen Seide, Scharlaken Und Rosinroth [den drei Purpurstoffem dunkelblau, dunkelroth und karmesinroth], machten sie Anton [dem verordneten HohePriesterJ Amts- kleider [die er vor den übrigen Priestern voraus haben· sollte Kp. 31, 1o; 35, 19], zu dienen im Heiligthumz wie der HERR Mose geboten hatte. 2. Und er sBezaleel mit seinem Gehilfen Ahaliab und den unter ihm stehenden Arbeitern] machte den süber dem Seidenrock V. 22 und dem engen Rock V. 27, also zuoberst zu tragenden] Leibrock mit Golde, geler Seide, Scharlaken, Ro- finroth und gezwirnter weißer Seide findem er die drei Purpurstoffe V. 1 mit Gold- und ge- zwirnten Byssusfäden durch einander wirken ließ] Z. Und schlng sfür diesen Zweck] das Gold [zu dünnem Blech], nnd schnitks zu Faden, daß man’s kicnstlich wirken konnte unter die gele Seide, Scharlaken, Rosinroth und weiße Seide kund ließ nun von den fünferlei Art Fäden das ganze Ge- webe aus zwei Stücken oder Blättern verfertigen], 4. Daß mairs auf beiden Achseln fvermittelst der an der Einfassung der beiden Onyxsteine V. 6 f. angebrachten HakensPangenJ zusammensitgeth nnd an beiden Seiten [unterhalb der rechten und linken Schulter vermittelst des Gurts V. 5] zusammenbändk 5. Und sein [der zu dem Leibrock gehörige, mit dem Rückentheil aus dem Ganzen gewebte] Gurt war nach derselben Kunst und Werk [Kunst- weberarbeit von denselben Stoffen, nämlich] von Gold, geler Seide, Scharlaken, Rosinroth, und ge- zwirnter weißer Seide; wie der HERR Mose ge- boten hatte. Dächseks Vibelivekk s. Aufl. is. Und sie machten zween Onpxsteine [gehö- rig zugeschnitten, mit Goldrahmen versehen und vermittelst derselben] nmbet gefasset mit Gold [in ein Flechtwerk von Goldfäden eingelassen], ge- graben durch die Steinschneider mit den Namen der Kinder Israel [auf den zween Steinen durch die Steinschneider die Namen der 12 Stämme eingravirt, auf jedem Stein 6 Namen]; 7. Und heftete sie [vermittelst der an der goldenen Einfassung angebrachten Agraffen oder Hakenspangenj auf die Schultern des Leibrocks [dessen beide Blätter sie mit ihren Hakenspangen zusammenhieltem und hatten nun dort die Bestim- mung], daß es Steine seien zum Gedächtniß der Kin- der Jsraelz wie der HERR Mose geboten hatte. 8. Und sie machten das Schildlein nach der Kunst nnd Werk des Leibrocks [d. i. als Kunst- weberarbeit von den fiinferlei Stoffen] von Gold, geler Seide, Scharlakem Rosinroth, und gezwirn- tet weißer Seide [und zwar so], 9. Daß es ldas ganze Gewebe] viereckig und zwiefach [zu einer viereckigen Tasche zusammen- gelegt] war, einer Hand lSpanne oder halben Elle] lang und breit. 10. Und fülleten es [besetzten es auf seiner Aussenseite] mit vier Riegen sReihenj Steinen. Die erste Riege war ein Sarder, Topaser nnd Smaragd; 11. Die andere, ein Rubin, Saphir und Demantz 12. Die dritte, ein Lynkurey Achat und Amethhstz 13. Die vierte, ein Türkis, Onycher nnd Jaspisz [und waren diese 12 Steine] umher ge- fasset mit Gold in allen [vier] Riegen. 14. Und die Steine stunden [den der Rech- ten zur Linken] nach den zwölf Namen der Kinder Israel Iswie sie der Ordnung ihres Alters nach aufeinander solgen], gegraben durch die Stein- schneider; ein jeglicher seines Namens [ein jeglicher mit demjenigen Namen bezeichnet, der auf seine Stelle traf] nach den zwölf Stimmen. 15. Und sie machten am Schildlein lzur Be- festigung desselben an dem LeZbrockJ Ketten saus Golddraht geflochtene Schnüre], mit zwei Enden [Oesen] von feinem Golde; 16. Und zwo güldene [an den Goldgeflechten der beiden Onyxsteine V. 6 angebrachte] Spangety nnd zween güldene Ringe; nnd hefteten die zween Ringe auf die zwo soberenj Ecken des Schildleind 17. Und die zwo güldenen Ketten thaten sie [vermittelst der beiden unteren Enden] in die zween Ringe auf den Ecken des Schildleinsz 18. Aber die zwei [oberen, mit Oesen V. 15 versehenen] Enden der Ketten thaten sie an die zwo Spangen [V. 16], und hefteten sie [auf diese Weise] auf die Ecken des Leibrocles fanden beiden Schulterstücken des Leibrocks V. 7 fest] gegen ein- Jl T. l. I. 20 306 2. Mose 39, 19——43. 40, 1—-—10. ander über sdas eine Ende am rechten, das an- dere am linken Schulterstücks 19. Und niachten zween andere güldeue Ringe, und hefteten sie an die zwo andern Ecken des Schild- leins an seinen Ort [unteren Saum], daß es [auch nach unten hin befestigt werden könnte und also] fein anlcige auf dem Leibroct 20. Und machten fbehufs dieser Befestigung nach unten nochj zween andere güldene Ringe, die thaten sie an die zwo Ecken unten am Leibrock ge- gen einander iiber, da der Leibrock unten zusammen- gehet [die brachten sie ·am Leibrock selber an, nach unten zu, wo der Leibrock vermittelst des Gurtes zufammengebunden werden sollte, den einen Ring in der rechten, den andern in der linken Seite]; 21. Daß das Schildlein mit seinen [unteren] Ringen [V. 19] an die Ringe— des Leibrocks [V. 201 geknüpft würde, mit einer gclen sdunkelblauen oder hyacinthfarbenen] Schnur, daß es ans dem Leibrock hart anlcige, nnd [auch beim Ausziehecq nicht von dem Leibrock smit dem es aufs Engste zusammengehört] los würde; wie der HERR Mose geboten hatte. 22. Und er machte den Seidenrock zum Leibrocl fden unter dem Leibrock zu tragenden Seidenkocks gewirkt ganz Laus Einem Stück] von geler Seide [dunkelblauem oder hyacinthfarbenem Purpurgarn], » W. Und sein [Hals-] Loch fzum Durchstecken des Kopfes] oben mitten inne; und eine Borte um’s Loch her gefaltet [durch Umschlagen des oberen Saums bewirkt, also nicht aufgenäht, -sondern aus Einem Stück mit dem Rock gearbeitet], daß er nicht zerrisse [beim An- und Ausziehen einrisse]. 24. Und »sie machten an seinem [unteren] Saum Granatapfel von geler Seide , Scharlaken, Rosinroth, und gezwirnter weißer Seide faus Bus- sus- und dem dreifarbigen Purpurgarn gewebte Kugeln in Form von Granatäpfelm die noch ihre Blüthenkronen tragen]. 25. Und machten Schellen [Glöckchen] von feinem Golde; die thaten sie zwischen die Grauat- cipfel rings umher, am Saum des Seidenrocksz 26. Je ein Granatapfel und eine Schelle [immer ein Granatapfel mit einem Glöckchen ab- wechselnd, so war das Gehänge] um nnd Um am Saum; darin zu dienen smit diefem Gehänge am Seidenrock ausgestattet sollte dann Aaron seinen heiligen Dienst ausrichten], wie der HERR Mose geboten hatte. 27. Und machten auch die engen fauf dem bloßen Leibe zu tragenden] Röcke von weißer Seide [von einfachem, ungezwirntem Byssus piquiå- artig] gewirkt, Anton nnd seinen Söhnen [jenen, um solchen Rock unter den beiden andern V. 2. 22 zu tragen, diesen aber, um darin die Funktionen der gewöhnlichen Priester zu verrichten]; 28. lind den Hut von weißer Seide sals Kopfbedeckung für Aaron, den HohepriesterL nnd die schönen Hauben von weißer Seide sals Kopf- bedeckung für Aarons Söhne, die gemeinen Priester] und Riederkleider von gezwirnter weißer Lein- wand [für Aaron sowohl, wie für seine Söhne]; 29. Und den gestickten sbuntfarbig gewirkten] Gürtel von gezwirnter weißer Seide, geler Seide, Scharlakeiy Rosinroth sebenfalls für beide]; wie der HERR Mose geboten hatte. 30. Sie machten auch das Stirnblatt sdas Aaron vorn an der Stirn tragen sollte] nämlich die heilige Krone von feinem Golde, und gruben Schrift drein: Die Heiligkeit des HERRn 31. Und banden eine gele fhyaeinthfarbenej Schnur dran, daß sie an den Hut von oben her geheftet würde [und den untern Saum desselben bis zu einem gewissen Maße frei ließe]; wie der HERR Mose geboten hatte. Gleicherrveisa wie oben in den Vorschriften über das Heiligthum und seine Geräthe Knie. 25, 10——30, 10 die heilige Lade und der goldene Altar als die beiden Pole alles Uebrige einschließen, sind hier zwischen das Schulterkleid, das vornehmste Stück der hohepriestew lichen Amtstracht, und das goldene Stirnblech, welches durch seine Jnschrift das offenbarste Zeichen· der hohe- prjitcegletrlichen Würde ist, alle übrigen Prcesterkleider ge . II· II. 32—43. hlachdeni alle Arbeiten vollendet sind, werden sie an Ztlofe abgeliefert; dieser besiehet eine jede im Einzelnen, befindet sie der göttlichen Vorschrift gemiifk ausgeführt und segnet nun das Wolle zum Dann für feine Bereitwilligkeit im Geben und seinen Eifer« im Arbeiten. 32. Also ward lnach 6—7monatl. Arbeit] vollendet das ganze Werk der Wohnung der Hütte des Stifts. Und die Kinder Israel thaten [führ- ten innerhalb dieser Zeit aus] alles, was der HERR Mose geboten hatte, 33. Und brachten die [einzelnen Stücke der] Wohnung zu Mose [nach dem Bette, das er außer: halb des Lagers aufgeschlagen hatte]: die Hütte [die die eigentliche Hütte bildenden beiden unteren Decken Kap. 26, 1——13] und alle ihre [zur wei- teren Herstellung dieser Hütte nöthigen Gegen- stände oder] Gercithh Hciklein [die zur Zusammen- fassung der zwei Abtheilungen beider Decken be- stimmten Haken von Gold refp. Kupfer Kp. 26, 6. 11], Bretter [die das Gerüst bildenden 48 Holz- bohlen Kp. 26, 15—25], Riegel fzur Zusammen- schließung der Bohlen 26, 26 ff.], Säulen [4 vor den Eingang in’s Allerheiligste, 5 vor den Ein- gang in’s Heilige 26, 32. 37], Füße fUntersätze unter die Bohlen und die Säulen Kap. 26, 19. 21. 25. 32. 37]; 34. Die Decke von röthlichen Widderfellen [Kap. ge, 14], die Decke von Dachs- [hyac1nth- favbenen Tachaichsj Fellen, und den Vorhang svor dem Allerheiligsten Kp. 26, 31]. 35. Die Lade des Zeugnisses mit ihren Stan- Priesterliche Kleiderzierdr. Mose prüft die fertigen Arbeiten und segnet das Volk. 807 gen [Kap. 25, 10—15], den Gnadenstnhl [Kp. 25, 17 Its. Den Tisch und alle seine Geräthe [Kap. 25, 23 ff.],, und die Schaubrode [Kp. 25, 30]; 37. Den schönen Leuchter mit den Lampen zubereitet [in Ordnung, gleichsam in Reih und Glied auf denselben ausgesetzt] und alle seinem Geräthe [Kap. 25, 31 ff.], und Oel zu Lichtern [zum Brennen der Lampen Kp. 27, 20 f.]; 38. Den güldenen [Räuch-] Altar [Kap. so, 1 ff.], und die Salbe szur Salbung der Priester und des Heiligthums Kp. 30, 22 ff.], und gut Rtiuchlvetk sfür den Räuchaltar so, 34 ss.], das Tuch in der Hütte Thür [den Vorhang vor den Eingang zum Heiligen 26, 36]; 39. Den ehernen [Brandopfer-] Altar, und sein ehern Gitter mit feinen Stangeu und alle seinem Geräthe [Kap. 27, 1—8], das Handfaß mit seinem Fuß [Kp. so, 17 ff.]; 40. Die Umhänge des Vorhofs mit seinen Säulen und Füßen, das Tuch im Thor des Bor- hofs mit seinen Seiten und Nägeln, und allem Geräthe, zum Dienst der Wohnung der Hütte des Stifts [Kp. 27, 9—19]; 41. Die Amtskleider des Priesters Anton, zu dienen im Heiligthum, und die Kleider seiner Söhne, daß sie Priesteramt thäten [Kap. 28]. 42. Alles, wie der HERR Muse geboten hatte, thaten die Kinder Israel an alle diesem Dienst [und brachten nun, was sie gearbeitet hat- ten, herbei]. 43. Und Muse sah an alle dies Werk [und prüfte genau, inwieweit es den ihm ertheilten Vorschriften und dem ihm aus dem Berge gezeig- ten Bilde entsprachjz und stehe, sie hatten es ge- macht, wie der HERR geboten hatte. Und er ssolcher Genauigkeit der Ausführung sich herzlich freuend] segnete sie [die Arbeiter sammt der gan- zen Gemeine und sprach: Die Herrlichkeit des HErrn erfülle das Werk eurer Hände Kap. 40, 34]. Ein Nachklang der damals von Muse empfundenen Freude, und vielleicht auch der von ihm gebrauchten Segensworte, findet sich ohne Zweifel in dem Schluß- verse des 38 Jahre später, am Ende der 40jährigen Wanderung in der Wüste von ihm verfaßten 90. Psalm: Der HErr, unser Gott, sei uns freundlich und fördere das Werk unserer Hände bei uns, ja das Werk unserer Hände wolle er fördern. Das 40. Kapitel. Ztiftshütte aufgerichtet und eingetrocknet. I- II. 1—16. Nach vollendetem und für gut befundenem Bau empfängt Ztlose Befehl von Gott, mit Beginn des zweiten Wahres nath dem Auszug die Ilufrithtung der Stiftghütte und die Aufstellung ihrer Geräth» feiner Zeit aber auch die weihe derselben, sowie die der ver- ordneten Priester vorzunehmen. 1. Und der HERR redete cvon der Jnterims hütte Kap. 33, 7 ff. aus] mit Muse und sprach: 2. Du. sollst die Wohnung der Hütte des «Stifts [nachdem sie nun vollständig mit allen ihren einzelnen Theilen fertig ist] anfrichten am ersten Tag des ersten Monden [Abib, dessen Wiederkehr Kap. 12, 1 f. jetzt nahe bevorsteht]. Z. Und sollst darein [in den für das Aller- heiligste bestimmten Raum] sehen die Lade des Zengnisses, und vor die Lade [den vier Säulen Katze. 26, 32 entlang] den [das Allerheiligste und Heilige von einander scheidenden] Vorhang hängen. 4. Und sollst den Tisch darbringen [nach der Nvtdfekts des Heiligen] Und ihn [durch Auslegung der Schaubrode V. 23, vgl. Z. M. 24, 5 ss.] zubereiten, und den Leuchter darstellen [auf die Südseite, dem Tische gegenüber], nnd die [sieben] Lampen drauf sehen. 5. Und sollst den güldenen Räuchaltar snach Westen zu] setzen vor [den] die Lade des Zeug- nisses [verdeckenden Vorhang V. 3J, und das [aus den vier Stoffen gewirkte] Tuch [Kp. 26, 36 f.] in der Thiir der Wohnung cam östlichen Aus- gang der Hütte den fünf Säulen entlang] auf- hangen. s. Den Brandopferaltar aber sollst du sehen heraus vor die Thiir der Wohnung der Hütte des Stifts [etwa in die Mitte des vor derselben be- findlichen Vorhofsraumes]; 7. Und das Handfaß zwischen der Hütte des Stifts nnd dem [eben genannten] Altar, und Wasser drein thun; 8. Und den Vorhof [die 60 Säulen mit ihren Umhängen Kap 27, 9 ff.] stelleu umher [um die Hütte des Stifts], und das [zweite, 20 Ellen breite Kap. 27, 16] Tuch in der Thür des Vor- hofs [an den vier mittleren Säulen seiner Ost- fette] aushängen. 9. Und sollst [hernachmals, wenn ich dir zu- vor von der also aufgerichteten Stiftshiitte aus das Opfergesetz 3. M. Kap. 1—7 werde mitge- theilt haben, und nun auch die L. M. Kp. 29 angeordnete Priesterweihe in ihrem doppelten Akte geschehen kann Z. M. s] die [nach den Vorschrif- ten Kap. 30, 22 ff. bereitete] Salbe nehmen, und die Wohnung und alles, was drinnen [im Aller- heiligsten V. 3 und im Heiligen V. 4 f.] ist, sal- ben; nnd sollst sie [durch solche Salbung] weihen [dem prosanen Gebrauch entrücken] mit alle ihrem Geräthe, daß sie heilig sei. 10. Und sollst [bei derselben Gelegenheit, der PriesterweiheJ den Brandopferaltar salben mit alle seinem Geräthe [Kap. 27, 3], und kihn dadurch] weihen, daß er allerheiligft sei. Der Unterschied zwischen Heilig und Allerhei- ligst kommt, wie wir gesehen haben, bei dem Heilig- thum in zwiefacher Hinsicht vor. — 1) Jn Hinsicht auf den HEr rn ist dasjenige allerheiligst, was ihm am nächsten steht und seinen eigentlichen Wohnort bildet, also der hinterste Raum der Hütte, heilig aber, was zwar unmittelbar davor sich befindet, aber doch durch 2017 308 2. Mose 40, 11-—-34. einen Vorhang davon geschieden ist (Kap. 26, 33). L) Jn Hin icht auf das Volk: hier muß dasjenige, was der Berührung der Laien und also einer Ent- weihung am meisten ausgesetzt ist, gegen solche Ent- weihung durch desto schärfere Abwehr geschützt oder hoch- heilig emacht werden, und die Abwehr geschieht durch die Be timmung, daß, wer den Ort oder Gegenstand anrührt, dadurch heilig, d. h. verschiedenen, sonst nur die Priester angehenden Verpflichtungen unterworfen wird (Kap. 29, 37; 30, W; Z. M. s, 18). Was aber von Haus aus nur den Priestern zugänglich und um ihrer größeren Heiligkeit willen weniger der Gefahr, entweihet zu werden, ausgesetzt ist, git in diesem Zu- sammenhanå blos für einfach heilig. · 11. ollst auch das Handfaß und seinen Fuß [das unter demselben befindliche Gestell oder Becken, darein das Wasser abgelassen wird Kap. so, is] salben und weihen. 12. Und sollst [an dem, für ihre Weihe dir noch näher zu bestimmenden Tage 3.»M. 8, 1 »ff.] Aaron und seine Söhne vor die Thur der Hutte des Stiftd fuhren, und lsie an dem Becken des HandfasseSJ mit Wasser waschen; » 13. Und Aaron [dem HohenpriesterJ die sfiir ihn bestimmten] heiligen Kleider [Kap. 28, 4 sf.] anziehen, nndsihns salben »und weihen, daß er mein Priester [im höchsten Sinne des Worts] sei. 14. Und [darnach] seine lzu gewöhnlichen Priestern verordneten] Söhne auch herzufuhrem und ihnen die [in Kp. 28, 40 mit ihrem Zubehör beschriebenenJ engen Röcke anziehen; 15. Und sie salben, wie du ihren Vater ge- salbet hast, daß sie [ebenfalls, wenn auch in un- tergeordnetem Sinne] meine Priester seien. Und die Salbung sollen sie haben zum ewigen Priester- ihnen, bei ihren Nachkommen szufolge solcher Sal- bung soll ihnen auf alle nachfolgenden Zeiten und bei allen künftigen Geschlechtern das Priester- thum in Jsrael gehören] Die jüd. Ueberlieferung versteht diese Worte so, als solle die erstmalige Salbung der Söhne Aarons für alle Zukunft genug sein, und behauptet demzufolge, daß hernach die Salbung und übrige Weihe nur bei jedem Hohenpriester wiederholt worden sei, während die ge- meinen Priester zum Antritt ihres Amtes blos das Speisopfer (3. M. S, 12) für sich darzubringen gehabt hätten. Es ist dies aber ein Mißverständnis« der Sinn ist vielmehr der, daß die Salbung Aarons und seiner Söhne als ewige Satzung für das Priesterthum gelten und dasselbe für alle Zeiten den Aaroniden verbtirgen soll, wobei als selbstverständlich vorausgesetzt wird, daß sie bei jedem neuen in das Amt eintretenden Geschlechte zu erneuern oder zu wiederholen sei. 16. Uiid Mose that ones, wie ihm der HERR geboten hatte snahm an dem V. 2 bezeichneten Tage die Aufrichtung der Stiftshiitte V. 17 ff., und einige Tage später die Salbung derselben gleichzeitig mit der Priesterweihe vor Z. M. Kp.«8]. II« U. 17—38. Its dann mit Beginn des andern Jahres nach dem Auszug die Stiftshiitte mit ihren verschiedenen Geriithen von Mose aufgerichtet worden, nimmt der ZhGrr auih sofort Besitz von seiner woh- nungz die wollte lagert tiih iibec der Stistshiitth in das Illerheiligtie aber ziehet die Hertliiiiiieii des JjErtn ein, um bleibend daselbst zu wohnen. 17. Also [zufolge der ausdrücklichen Anord- nung Gottes, der da, wie er vor Jahresfrist ein Neues mit seinem Volke begonnen Kap. 12, 1 ff., so auch jetzt den wiederkehrenden Jahresanfang durch ein Neues, durch sein bleibendes Wohnen unter Israel bezeichnen wollte] ward die Wohnung aufgerichtet im andern Jahr, am ersten Tag des ersten Monds [V. 2]. 18. Und da Mose [der das Werk in Gottes Aufträge zu leiten hatte] sie aufrichtete, seszte er [durch die Hand der Baumeister und Arbeitsleute Kuh. 36, 1 ff.] die Füße [grub die 100 silbernen und 5 ehernen Untersätze, in welchen die 48 Boh- len und 9 Säulen nach Kap. 26, 15—37 stehen sollten, in die Erde ein], nnd [befestigte in 96 von diesen Untersätzen] die [beiden Zapsen der] Bretter [oder Bohlen, aus denen das Holzgerüst der Hütte bestehen sollte] und [verband diese Boh- len durch die dreimal fünf] Riegel von denen die mittleren mitten durch die Bohlen gestoßen wur- den], nnd richtete [in den übrigen, theils sil- bernen, theils eheriien 9 Untersätzen] die Säulen aus [in jenen die 4 Säulen für den inneren, in diesen die 5 Säulen für den äußeren Vorhang] 19. Und breitete [nachdem er inwendig an den 3 Wänden und oben an dem offenen Decken- stück des so aufgestellten Holzgerüstes die innere, aus 2 Abtheilungen bestehende Tapete Kap. 20, 1—6 angebracht hatte] die Hütte [die untere oder ziegenhaarene Decke Katz. 26, 7——13 darüber] aus zur Wohnung [so daß nun das Holzgerüst schon eine wirkliche Wohnung, eine Hütte bildete], nnd legte die [zwiefache] Decke der Hütte [die eine aus rothem Widderleder, die andere aus Seekuh- häuten verfertigt [Kap. 26, 14] oben drauf; wie der HERR [an den eben angeführten Stellen] ihm geboten hatte. 20. Und nahm das Zeugniß [die beiden, von ihm gehauenen und von Gott selbst mit den zehn Worten beschriebenen Steintafeln Kp. 34, 4. 28], nnd legte es in die Lade [Kp. 25, 10—12. 16], und that die Siangen an die Lade [V.13——15], nnd that den Gnadeiistuhl [V. 17ff.] oben auf die Lade. 21. Und brachte die [so vollständig ausge- rüstete] Lade in die [hintere Abtheilung der] Woh- nung, nnd hing den Vorhang [den vier Säulen entlang] vor die Lade des Zengnissesz wie ihm der HERR [V. 3] geboten hatte. 22. Und setzte den Tisch in die svordere Ab- theilung der] Hütte des Stiftd, in den Winkel sauf die rechte Seite] der Wohnung gegen Mitter- nacht, außen vor dem Vorhang. 23. Und bereitete sordnete in 2 SchichLenJ Brod [die 12 Schaubrode Kap. 39, 365 3. M. 24, 5 sf.] dranf vor dem HERRm wie ihm der HERR [K. 25, so] geboten hatte. Aufrichtung der Stiftshütte mit ihren Geräthen. Der HErr nimmt Besitz von seiner Wohnung. 309 24. Und setzte den Leuchter auch hinein [in die vordere Abtheilung der Hütte oder in das Heilige] egen dem Tisch über, in den Winkel sauf die inke Seite] der Wohnung gegen Mittag. 25. Und that Lampen drauf vor dem HERRn, wie ihm der HERR [Kap. 25, 37] geboten hatte. 26. Und setzte den güldenen [oder Rauch-J Altar [in die Mitte zwischen dem Tifch und dem Leuchter] hinein, Vor den Vorhang fin dessen un- mittelbare Nähe Kap. 30, 6]· 27. Und räucherte drauf mit gutem Rauch: wert, wie ihm der HERR geboten hatte [Kap. 30, 7. 3 5]. 28. Und hing das fzum Vorhang vor dem Heiligen bestimmte] Tuch [Kap. 26, 36 f.] in die [von 5 Säulen gebildete] Thür der Wohnung. 29. Aber den Brandopferaltar [Kap. 27, 1 ff] setzte er fdas Gestell dann noch mit Erde und Steinen ausfüllend] vor die Thitr der Wohnung der Hütte des Stiftsz und opferte drauf sals einst- weiliger Priester, gleichwie er vorhin V. 27 auch das erste Räuchwerk angezündet und V. 23 die ersten Schaubrode aufgelegt hatte] Brandopfet und Speisopfey wie ihm der HERR geboten hatte [Kap. 29, 38 ff.]. Diesen Priesterdienst versah denn Mose auch an den folgenden Tagen bis zur Weihe Aarons und feiner Söhne (3. M. Kap. 8). Zwar waren die Wohnung und ihre Gerästhe für jetzt noch nicht gefalbt, sondern die Salbung geschah erst am Tage der Priesterweihe; allein dieselben waren ja schon an ihm selbst heilig, da sie genau nach den Vorschristen des HErrn erbaut, ver- fertigt und aufgestellt worden, wie denn auch hernach (V. 34) die Herrlichkett des HErrn die Wohnung erfüllt, noch ehe die Salbung vorgenommen wird· Letztere sollte sie nur heiligen stir den Dienst der Priester oder den Gebrauch des Volkes. 30. Und das [eherne] Handfaß sefzte er zwi- scheu die Hütte des Sttfts nnd den setwa 15 El- len davon abstehend-en Brandopfer-] Altar [einige Schritt seitwärts, nach Mitternacht zu]; und that Wasser drein zu waschen 31. Und Mose, Aaron nnd seine Söhne wuschen ihre Hände und Füße draus sder erstere schon jetzt, ehe er die Priestergeschäfte V. 29 verrichtete, Aaron und seine Söhne aber von da an, wo sie den Priesterdienst übernahmen]. 32. Denn sie müssen sich waschen, wenn sie in die Hütte des Stifts gehen oder hinzutreten zum Altar, wie ihm der HERR [Kap. 30, 19 f.] geboten hatte [und so that er es auch selber]. 33. Und er richtete den Vorhof auf [die den- selben bildenden 60 Säulen mit den Umhängen Katz. 27, 9 fs.], um die Wohnung und um den [Brandopfer-] Altar her, Und hing den säußerenj Vorhang [Kp. 27, 161 in das [von den Säulen Nr. 4—8 auf der Ostseite der Abbildung gebil- dete] Thor des Vorhofa Also vollendete Mose das ganze Werk fdas ihm aufgetragen war] 34. Da sin derselben Stunde, wo nun alles fertig aufgerichtet dastund, ehe Mose die ersten Priestergeschäfte V. 23. 27, 29 vornahm] bedeckte eine Wolke die Hütte des Stifts ldkeielbe Wolke, in welcher der HErr bisher seinem Volke gegen« wärtig gewesen war aus seinen Zügen Kuh. 13, 21 s., und die seit Kp. 33, 7 ff. von der Spitze des Berges auf Mosis Amtszelt sich niedergelassen, so oft er dasselbe betrat, senkte sich jetzt herab Die Stiftshütta 310 2. Mose 40, 35——38. Z. M. l, l. 2. auf die fertige Wohnung, und blieb von da an auf derselben lagern, bis sie hernachmals sich er- hub und damitdas Signal gab, daß Jsrael nun weiter ziehen solle 4. M. 10, 11 f.], nnd die svon der Wolke noch zu unterscheidende] Herrlich- keit des HERRU [die Schachteln, wie die Juden sie nennen 1. Kön. 8, 12 Anm.] füllete die Woh- nung [zum Zeichen, daß der HErr seine Hütte jetzt auch wirklich beziehe]. 35. Und Mose konnte serst längere Zeit] nicht in die Hiitte des Stists gehen, weil die Wolke drauf blieb, und die smit ihr in Zusammenhang stehende] Herrlichleit des HERRn die Wohnung [zunächst den Vorhof, dann das Heilige] fiillete [bis sie dann in das Allerheiligste sich zurückzog und hier ihre Stelle zwischen den Cherubim auf der Bundeslade Katz. 25, 22 einnahmx nunmehr konnte denn Mose in die Hütte eintreten und als einstweiliger Priester fungiren, vgl. 1.Kön. 8, 10 f.]. Nach Z. M. 16, 2 war die Herrlichkeit des HErrn oder die seheehina auch nichts anderes als eine Wolke; sie zweigt sich hier so zu sagen von jener andern Wolke, die sich außerhalb auf der Stiftshütte gelagert, ab, und es ist fortan zweierlei, was bisher mit einander ver- bunden gewesen, von einander zu unterscheiden: einer- seits die auf Jehovas Gegenwart blos hiniveisende, sie den Augen Jsraels äußerlich versichtbarende Wolke, von der in V. 36-38 weiter die Rede, und andererseits die Jehova’s wirkliche Gegenwart in sich schließende Wolke, die dem Volke Gottes auch für spätere Zeiten blieb, als jenes äußere Zeichen nicht mehr nöthig war und daher verschwand (Jos. 3, 6 Anm.). Dieser Unterschied bahnte sich schon an Kap. 16, 9 ff.; er wird aber nunmehr zu einer eigentlichen Notwendigkeit, da die Gegenwart des HGrrn an eine Stätte fiel) bindet, die dem Volke und den gewöhnlichen Priestern verfchlossen und auch dem Hohenpriester nur einmal im Jahre zugänglich ist, die mit dieser Gegenwart aber verbundene unmittelbare Leitung und Führung des HErrn den Augen äußerlich sichtbar bleiben soll in der Wolken- und Feuersäulr. 36. Und wenn die [auf der Hütte lagernde] Wolke sich aufhnb von der Wohnung, so zogen die Kinder Israel [von ihrem bisherigen Lagerort weiter und richteten sich genau nach dem Wege, den sie wies], so oft sie reiseteu. 37. Wenn sich aber die Wolke nicht aufhob, so zogen sie nicht, [sondern blieben lagern] bis an den Tag, da sie sich aufhub [und damit das Zeichen zum Aufbruch gab]. Mit dieser Wolke hatten denn die Kinder Jsrael noch immer dasselbe äußere Zeichen der Gegenwart des HErrn bei sich, das von Anfang ihres Reisezuges an ihnen beigewohnt hatte; sie waren in nichts gegen früher verkürzt, trotzdem daß die eigentliche Gegenwart des HErrn nunmehr an das Allerheiligste gebunden war. 38. Denn die Wolke des HERRn war des Tages auf der Wohnung [und konnte da von Aller Augen wahrgenommen werden], und des Nachts war sie feurig, [und entschwand so nimmer, weder zu Tag noch Nacht, daß sie nicht mehr sich hätte sehen lassen] vor den Augen des ganzen Hauses Israel, so lange sie reiseten [vgl. 4. M. g, 15 ss.; 10, 33 ff.; 5. M. 1, 33]. Jm vorigen Jahr waren die Kinder Jsrael an diesem Tage noch in Egyptem wie viel ist also in einem Jahr geschehen! wie große und herrliche Werke hat Gott in so kurzer Zeit gethan! wie sehr hat sich der Zustand seines Volkes geändert! So kann Gott em langes Warten durch eine schnelle Hilfe ersehen. (Roos.) Yak- dritte Zltuclj Rose. (l«eviticus.) Jm dritten Buch wird insonderheit das Priesterthum verordnet mit seinen Gesetzen und Rechten, darnach die Priester thun und das Volk lehren sollen. - um der Sünde willen wird eingesetzt, daß es dieselbige soll dem Volke kund machen und vor Gott versöhnrnz also, daß alle sein Werk ist, mit Sünde und Sündern umgehen. Da siehet man, wie ein priesterlich Amt nur Derhalben auch den Priestern kein zeitlich Gut gegeben, noch leiblich zu regieren befohlen oder zugelassen, sondern allein des Volks zu pflegen in den Sünden zugeeignet wird. (Luther.) Das I. Kapitel. Gesetz der Brandes-set. I. is. 1—17. nahe-m die herrliche-it de« Verm« die Wohnung erfilllt hat (2. Was. 40, 34), offenbart Gott seiner Ilerheiskung (2. Zu. 25, 22) gemäß sich nunmehr von dieser Stätte aus; dem Zltose nnd theilt ihm zunächst das Gesetz der Opfer mit. Er macht den Anfang mit den Prandopferm der ältesten und vornehmsten unter den verslhiedenen Opfergattnm gen, und bestimmt sowohl Material als ztitual der- selben, d. h. sowohl die Jrten der Thiere, die dazu verwendet werden dürfen, als auch die Art und Weise ihrer Zlarbringung 1. Und der HERR rief lwohl schvn M! dem auf die Errichtung der Stiftshütte folgenden Tage] Mos e [mit lauter, allem Volk vernehmbarer Stimme, daß er zu ihm in die Wohnung hineinkommen solle], und redete mit ihm von der Hütte des Stifts [von dem Gnadenstuhl herab 4. M. 7, 89], und sprach: 2. Rede mit den Kindern Israel, and sprich Gesetz der Brandopfen 311 zu ihnen: Welcher unter euch dem HERRn ein Opfer [und zwar speciell ein Brandopfer] thun wtll, der thue es von dem Vieh [den größeren Vietfüßkgev Hausthistsvt von Rindern und Scha- sen [oder auch Ziegen V. 10]. Der Ort zur Zufammenkunft Gottes mit feinem Volk ist nun da; damit aber der HErr ohne Beein- trächtigun seines heiligen Wesens wirklich mit Jsrael zusammen ommen, und dieses wiederum in ihm ruhen und seiner Gnade und Gemeinschaft gewiß werden kann, fehlt es noch an dem dazu verordneten Gnadenmittel. Dies sind die Opfer, von welchen nunmehr die Rede. Die obigen Worte, womit das Opfergeseh beginnt, setzen die Darbringung von Opfern als eine dem Volk längst bekannte Sitte voraus. Jn der That treffen wir sie auch schon bei den ersten Menschen (1. M. 4, 3 f.) und dann bei den Patriarchen (1. M. 8, 20; 22, I; 46, I; Hiob 1, Z) als Form des Gottesdienstes neben der An- rufung des Namens des HGrrn (1. M. 12, 7 f. 13, 4. 18; 26, 25; 33, 20; 35, 7); daß aber selbst während des Aufenthalts in Egypten das Opfern nie ganz bei den Kindern Israel in Vergessenheit gerathen sei, da- für spricht Mosis Forderung an Pharao (2. M. 5, 1 f.) und das hernach wirklich am Sinai vollbrachte Opfer (2· M. 24, 5 ff.). Der HErr trifft also «mit der jetzt folgenden Regelung des Opferdienstes keine schlechthin neue Einrichtung, sondern ordnet, erweitert und ver- vollständigt nur die von den Vätern ererbte Kultus- form, damit sie dem Wesen des Bundes, den er mit Israel geschlossen, entsprechen und die Zwecke desselben in wirksamer Weise fördern möge. Was ein Opfer eigentlich sei, das sagt sowohl das deutsche Wort, das ursprünglich otkkinu (vom lateinischen offer-re, d. i. darbringen) lautet, als auch der hebräische Ausdruck cokban (Mark. 7, 11), der alle Arten von Darbringungen an Gott und für göttliche Zwecke um- faßt: ein Opfer ist also eine heilige Darbringung eine Gabe an Gott und zu seinem Dienst (1. Chr. 22, 24 Anm.). Das erste Opfer geschah ohne Zweifel auf Gottes eigenen Befehl und unter seiner Anleitung noch am Tage des Sündenfalles (1. M. 3, 20), und war ein Brandopfey das in seiner Eigenschaft als blutiges Opfer zugleich dem Zweck der Sühne diente. Ehe näm- lich der HErr Adam und sein Weib aus dem Paradiese entließ, mußte er zunächst für Sühnung ihrer Sünde sorgen; denn anders konnte er bei seiner Gerechtigkeit und Wahrhaftigkeit den ihnen gedroheten Tod (1. M. 2, 17) nicht aufschieben und eine so langjährige Buß- frift eintreten lassen, wie er ihnen hernach wirklich ver- gönnt, anders konnte er auch bei feiner Heiligkeit den unmittelbaren Verkehr mit ihnen nicht fernerhin unter- halten, wie das in der Folge thatsächlich geschieht. Das Opferthier war während des Altes der Schlachtung und Blutvergießung Stellvertreter der Menschen und erlitt an ihrer Statt die verwirkte Strafe, die der göttlichen Drohung gemäß noch an demselben Tage an ihnen hätte vollzogen werden müssen; indem in demselben eigent- lich sie selber starben, wurde ihre Sünde gesühnt, . h. vor Gottes Augen zugedeckt, daß um ihretwillen er nicht mehr sie verabscheuen mußte, oder unwirksam ge- macht, daß dieselbe nicht ferner um Rache gen Himmel schrie, sondern ungehindert die göttliche Gnade walten ließ. Die Stelle des Menschen vertreten konnte das Opferthier natürlich nicht als das, was es von sich selber ist, als ein bloßes Thier, dessen Leben auf viel zu niedriger Stufe steht, als daß es für das Leben eines Menschen eintreten könnte, und dem auch alle Freiheit des Willens abgeht, um irgend welche Stell- vertretung zu übernehmen; wohl aber war der künftige rechte Stellvertreter schon verheißem auf den konnte es prophetisch hinweisen, dessen stellvertretendes Leiden konnte es vorbildlich abschatten und gleich die ersten Menschen in den Bereich der heilsamen Wirkungen des erst nach Jahrtausenden zu verwirklichenden Rathschlusses hineinziehen. Ehe der HErr Adam und sein Weib aus dem Paradiese entließ, mußte er aber auch zweitens sie zu völliger und ungetheilter Hingabe an ihn ver- binden, damit sie nicht dem weiter um sich greifenden Verderben der Sünde anheimfielen, sondern, statt in der Gewalt des Satans, in s einer Gewalt wären; nur so war es ihm möglich gemacht, seine Erziehungswege mit ihnen einzuschlagen und unter ihren nachlebenden Geschlechtern dem verheißenen Erlöser eine Stätte zu bereiten. Darum verband sich mit der die Sühne bewirkenden Schlachtung und Blutvergießung des Opfers die Verbrennung seinesFleisches mit Feuer, das dein Menschen ein völliges Aufgehen in Gott sinnbildlich vor die Augeii ftellte und ihn mit der Sehnsucht im Herzen aus dem Paradiese ziehen ließ: »O du tausendliebfte Liebe, wenn doch nichts mehr von mir bliebe« Von der Haut des zu dem Opfer verwendeten Thieres machte dann der HErr Adam und seinem Weibe Röcke von Fellen, was wir schon bei Erklärung der Stelle für eine Hinweisung auf die Kleider des Heils und den Rock der Gerechtigkeit erkannten, die dem Menschengeschlecht der- einst in geistlicher Hinsicht bereitet werden sollten. Dem Opfer, das der HErr ihm gewiesen, hat her- nach der Mensch aus Antrieb seiner eigenen göttlich be- stimmten Natur ein anderes zur Seite gestellt, als er nun hineinging in den ihm verordneten Lebensberuf, das Feld zu bauen, und dessen Frucht erntete; denn wenngleich Kains Opfer (1. M. 4, 3 f.) im Vergleich zu dem des Abel auf der einen Seite verräth, daß er der Vorgänger aller derer ist, die ihren Gottesdienst sich möglichst leicht machen und mit Gott sich nur ab- finden, statt ihm zu dienen, so ist es doch auf der an- dern Seite, insofern Kain der Macht des Geistes, der im elterlichen Hause herrscht, sich nicht ent iehen kann, zugleich ein Beweis, daß schon die ersten enschen sich verpflichtet fühlten, die Frucht ihres Fleißes und den Ertrag ihrer Arbeit dem Geber aller guten und aller vollkommenen Gabe wieder zu geben in einem darge- brachten Speisopfer. — Es ist ganz natürlich, daß Noah, nachdem er mit den Seinen die Arche verlassen hat, kein Speisopfer bringt, sondern nur ein Brand- opfer (1. M. 8, 20). Seine Hand ist ja länger als ein Jahr unthätig gewesen, der irdische Beruf hat geruht, darum hat er auch von den Grträgen seines Berufs- fleißes nichts zu geben. Wohl aber erkennen wir dar- aus, daß der HErr bei Gelegenheit seines Opfers den Rathfchluß ausspricht, die menschliche Sünde hinfort unter göttliche Geduld zu stellen, wie auch dies Brand- opfer beide Zwecke in sich vereinigt, einestheils vor- läufig die Sühne der Sünden zu bewirken, bis der rechte Sündentilger kommt, anderntheils die Bereit- willigkeit des Herzens zu völliger Hingabe an Gott im Sinnbilde darzustellen, und — da bei der menfchlichen Schwachheit das Wollen doch niemals zu einem solchen Vollbringen wird, dem nichts mehr mangelte -— den Mangel dadurch zu ersetzen, daß wenigstens das Be- wußtsein der eigentlichen Verpflichtung zum thatfächlichen Ausdruck kommt. Von Noah ab hat es dann noch eine dritte Opfergattung gegeben — wir meinen die Dank- opfer. Zwar lie t kein deutliches Schriftzeugniß da- für vor; da indessen dem menschlichen Geschlecht der Fleischgenuß nunmehr ausdrücklich von Gott verstattet wird (1. M. 9, 3 sf.), so ergiebt sich dce Entstehung der Dankopfer von selbst. Auch bei andern alten Völ- kern, als den Juden, spricht sich nämlich die Erkenntnis» wie wenig der Mensch von Haus aus auf Fleifchgennß angelegt und wie sehr dieser nichts weiter sei als ein der menschlichen Schwiiche von Seiten Gottes gemachtes Zugeständnis» darin aus, daß sie kein anderes als 312 s. Mose l, 3—5. Opferfleisch genossen und alles ihr Schlachtvieh zuvor zu einem Opfer verwendeten (Eerod. l» 131. II» 41) Sie haben diese Sitte ohnstreitig von dem zweiten Stammvater des Menfchengeschlechts ererbt; in Jsrael wurde sie für die Zeit der Wanderung in der Wüste geradezu zum Gesetz gemacht (3. M. 17, 1 sf.), und wenn sie hernachmals auch wieder aufgegeben werden mußte, weil die Ausführung im Lande Eanaan bei dem Vorhandensein nur Einer Opferstätte uninöglich war, so blieb leichwohl die Erinnerung daran in der Be- deutung es Wortes Sehnen. An sich bezeichnet das Wort etwas Geschlachtetes überhaupt (5. M. 12, 157 1. Sam. 28, 24; Spr. 17, 1); doch nimmt es sofort die stehende Bedeutung Schlachtopfer an (Luther: »Opfer« I. M. 46, l; 1. Sein. L, 29; Pf. 40, 7) und begreift ganz besonders die Dankopfer in sich (5. M. 12, 27; l. Sain. S, 15 u. s. w-). Sonach wagen wir getrost zu behaupten, daß Noah die behufs des Fleisch- genusses zu schlachtenden Thiere zuvor dem HErrn dar- brachte, in ihrer Schlachtung und Blutausgießung ein Bekenntnisz seiner Sünden that und der göttlichen Gnade sich versicherte, dann aber die Fetttheile als die Blüthe des Fleisches im Altarfeuer verbrannte und nun erst, gleichsam an Gottes Tafel, dem mit dem Besten das Ganze geheiligt worden, von dem übrigen Fleisch die Mahlzeit hielt. Wir meinen, auf Noah ist aber auch der Ursprung der Trankopfer zurückzuführen. Sie sind nur die andere Seite der Speisopfey und haben wohl da ihren Anfang genommen, als zu dem Acker- bau auch der Weinbau hinzutrat, und zwar noch ge- nauer, als die Bereitung eigentlichen Weines aufkam (1. M· 9, 18 ff.)· Noahs Unfall, der ihm bei dem ersten Versuch mit dem neuen Getränk widerfuhr und der ihn in der Schwachheit seines Fleisches so bloßstellte vor seinen Söhnen, ist gewiß dem frommen Manne eine dringende Mahnung gewesen, auch diesen Zweig seiner Berussthätigkeit dem HErrn durch eine Wein: spende zu heiligen. · Nach vorstehenden Auseinanderseizungen weisen das Brandopfer und Speisopfer auf den ersten, das Dank- opfer und Trankopfer aber auf den zweiten Stamm- vater des menschlichen Geschlechts zurück; zu der ersten Opfergattung hat Gott unmittelbar durch sein Wort, zu den andern mittelbar durch seinen Geist den Anstoß gegeben. Daß aber das Brandopfer zugleich Sühn- opfer war, dafür dient das, was in Hiob 1, 5 von diesem ausgezeichneten, dem vormosaischen Zeitalter an- gehörenden Knechte Gottes erzählt wird, zum deutlichen Beweis. Der dem eigentlichen Brandopfer voraus- gehende Sühnakt wird denn in dem Abschnitte, den wir vor uns haben, zunächst geregelt. Er vollzieht sich in der zwiefachen Handlung der Handauflegung und Schlach- tung einer-, und der Blutausfangung und Blutsprengung andererseits; jene ist Sache des Opsernden, diese ist Sache des Priesters. 3. Will er [der das Opfer bringt] ein Brand- opfcr thun von Rindern sder ersten von den V. 2 genannten drei Arten von Vi·eh], so opsere et ein Mannlein [denn das männliche Geschlecht ist an Werth, Kraft und Bedeutung das vorzüglichere Mal. 1, 14., und gerade bei dieser vornehmsten und wichtigsten Opfergattung kommt es darauf an, daß etwas ganz Tüchtiges und Vollkommenes dargebracht werde; er nehme darum auch, wie bei Opfern überhaupt, ein Stück], das ohne Wan- del [ohne eins der Knie. 22, 22 ff. genannten Gebrechen] sei, fund stelle nun das Thier zunächst dar] voe der Thur der Hütte des Stifts [an dem im Vorhof befindlichen Brandopferaltar als an der Stätte, wo allein Opfer dargebracht werden sollen Kp. 17, 1 fs., um durch foiche Präsentation zu bezeugen, daß er sein Opfer dem Gotte zur Gabe bringe, der hier seinem Volke sich in Gna- den offenbaren will], daß es dem HERRn ange- nehm sei Von ihm [damit der HErr auch seiner- seits das Opfer als eine willkommene Gabe von ihm annehme und ihm sein Wohlgefallen zuwende]. 4. Und lege [darnach mit angestrengter Kraft, oder steife und ftemme] seine [rechte] Hand auf des Vrandopsers Haupt [um es damit an s eine Stelle zu setzen, daß es an feiner Statt leiste und erleide, was er eigentlich selber leisten und erleiden sollte, nämlich den Tod]; so wird es angenehm fein, und ihn versöhnen [von Gott auch als stellvertretend angenommen werden und durch den Tod, den es erduldet, die Sünde dessen, der seine Schuld oder Todesverpflichtung ihm auferlegt hat, sühnen]. Der Gebrauch der Handaufleguiig begegnete uns zuerst in I. M. 48, 14, wo er in Anm. 1 vorläufig erläutert wurde; hier kommt nun der dort unter 58 erwähnte Fall noch besonders in Betracht. Aus dem angeführten Worte Passavanks ergiebt sich, wie die Handauflegung bei alle den verschiedenen Handlungen, die sie begleitet, immer eine Mittheilung dessen be- zeichnet, was der Eine hat« und der Andere von ihm bekommen soll. Es kann das Mitzutheilende theils etwas sein, dessen der Handauflegende den Andern theilhaftig machen will, ohne sich selbst desselben zu ent- ledigen, und ist dann die Mittheilung etwa in der Art zu denken, wie die brennende Flamme eine zweite Flamme entzündet, ohne deshalb von ihrem Feuer ein- zubüßen (so bei den Segnungen, Krankenheilungem Geistesmittheilungen und Amtsweihen); theils etwas, das der Handauflegende von sich abtlsun will, damit der Andere es völlig und allein habe (o in den beiden zu 1. M. 48, 14 zuletzt genannten Fillen)- Dort ist es ein Mittheilen im eigentlichen Sinne des Wortes, hier aber ein Hintiber- oder Heimgehen. Was nun ist es, was bei der Handauflegung auf das Opferthier demselben heimgegeben oder übertragen wird? Nach kirchlicher Auffa sung ist es die Sünde des Handauf- legenden samm:: der durch sie herbeigeführten Schuld oder Verhaftung zum Tode; die Uebertragung der Sünde selbst auf das Opferthier kommt jedoch streng genommen nur einmal im mosaifchen Kultusgesetz vor, nämlich in Beziehung auf den ledigen Bock am großen Verföhnungs- tage, der dann mit der ihm aufgeladenen Missethat nach der Wüste entlassen wird (Kap. 16, 20 ff.). Wir müssen also genauer sagen, daß es die Verhaftung zum Tode, die Verpflichtung zu sterben ist, die der Opfernde mittels der Handauflegung von sich auf das Opferthier überträgt, oder mit andern Worten die Schuld seiner Sünde. Für diese Auffassung sprechen auch die Stellen Z. M. 24, 14 und Historie von der Sufanna re. V. 34, nur daß hier die Schuld oder Todesverhaftung der« jenigen Person selber, der die Hände aufgelegt werden, ihr damit heim- oder zurückgegeben wird; die Handauf- legenden wollen keinen Theil daran haben, sie würden aber derselben theilhaftig werden, wenn sie, was jeht ggfchålienffsolL die Todesstrafe nicht ausführten (4. M. - - -)- Ein zweiter Punkt, der zum richtigen Verständnis; der Opfergeseize einer näheren Besprechung bedarf, ist die Bedeutung des Wortes sühnen. Sehr richtig sagt Kurtzx »Das höchste und schwierigste, ja »das eigent- liche und alleinige Räthsel der ganzen Heilsgeschichtg das der Heilsrath Gottes zu lösen hatte, ist die Süh- Gesetz der Brandopfen 313 nung des sündigen Menschen; ist diese Schwierigkeit überwunden, so sind eben damit alle andern Schwierig- keiten gefallen, so ist der Weg zur Erlangung aller übrigen Heilsgüter schon gebahnt. Nicht darum handelt es sich, daß der von und zu Gott geschassene Mensch als solcher zur Gemeinschaft Gottes gelange und darin bleibe — das würde an sich gar keine Schwierigkeit haben, würde so zu sagen sich von selbst finden; sondern darum handelt es sich, ob und wie der sündige Mensch trotz seiner Sünde, die alle Bande der Gemeinschaft mit Gott zerrissen hat und deren Wiederanknüpfung unmöglich macht, dennoch wieder zu dieser Gemeinschaft gelangen könne. Nur Sühnung, d. i. Tilgung seiner Sünde kann dies Unmögliche möglich machen; darum ist Stihnung seiner Sünde das A und O für das Be- dürfniß und die Sehnsucht des nach Gottes Gemeinschaft verlangenden Sünders, und darum wird das Opfer- gesetz, das mit seinen Heilsanstalten diesem Bedürfniß, dieser Sehnsucht entgegenkommt, nicht müde, immer und immer wieder, und mehr als alles Andere, sein ,,,,ihn zu versöhnen« oder » »der Priester soll ihn versöhnen« hervorzuheben« — Der im Hebräischen gebrauchte Aus- druck für »iiihne»n« (Luther: »versöhnen«, was aber nach unserm jetzigen Sprachgebrauch mehr den Sinn hat von ,,ausfohnen«, jemand durch Suhnung dessen, was ihn beleidigt hat, zufriedenstellen — dagegen hat die luther. Uebersetzung L. Sam. 21, Z; Jes 47, 115 Sir. 27, 23; 35, 5 die alterthümliche Form ,,söhnen, Söhnopfer«, wofür unsere gewöhnlichen Bibelausgaben ebenfalls »verföhnen« schreiben und nur in der zuletzt angeführten Stelle die Form »Söhnopfer« stehen lassen) bedeutet eigentlich decken, bedecken, zudecken, und zwar im sigürlichen oder uneigentlichen Sinne. Was da bedeckt oder zugedeckt werden soll (Passiv), ist das Gott Miszfällige und Widerwärtige, das seinen Zorn erregt, und seine Strafe herausfordert, also die Sünde oder Uebertretung seiner Gebote; sie ist es auch, wenn von einem Sühnen der Person des Sünders die Rede ist, —- es soll eben die an ihm haftende Sünde und Unreinheit zugedeckt werden, damit seine Person von Gottes Zorn befreit und vor Gottes Strafe geschützt sei. Was da bedeckt oder zudeckt (Aktiv), kann ent- weder eine Leistung, eine Gabe an Gott sein, die ihm auf sein ausdrückliches Verlangen dargebracht wird (2. M. 30, 11 ff· das Sühngeld eines halben Sekels), oder die Bitte und Fürbitte eines Mittlers, der in Gottes Augen etwas gilt (2. M. 32, 30; 4. M. 16, 46 ff« Aarons Räucherpfanne), oder aber das Blut der Opfer- thiere, das der HErr zur Versöhnung der Seelen ge- geben hat (3. M. 17, 11); alle drei Sühnmittel treten zwischen die Sünde des Menschen und den Zorn Gottes als ein Hindernis; ein, daß sowohl Gott die Sünde nicht mehr sieht als das, was sie an sich selber ist, als eine Mißhandlung seines Ebenbildes am Menfchen und als eine Empörung gegen seinen heiligen Willen, als auch die Sünde nicht mehr uni Rache zu ihm gen Him- mel schreit und seine Strafgerechtigkeit herausfordert. Solche Sühm oder Deckungskraft haben sie natürlich nicht aus sich selber, sie ist ihnen nur von Gott auf so lange beigelegt, als die rechten, von sich selber sühne- fähigen Mittel noch nicht da sind, und zwar mit aus- drticklicher Beziehung auf diese, so daß eigentlich sie schon wirken, noch ehe sie in der Welt da sind, wir meinen Christi Lösegeld, Christi Fürbitte, Christi Blut. Wenn wir so·eben von einer ausdrücklichen Be- ziehung auf diese drei Sühninittel redeten, so bleibt allerdings das Geheimnis; der neutestamentlichen Ver- söhnung im alten Testament für jetzt noch stumm, we- nigstens bis zur Zeit der Propheten (Jes. Kap. 53) wird noch nichts von ihni enthülltz aber vor Gottes Augen ist es ja klar und aiifgedeckh und auch der Ahnung der Frommen und Gläubigen ist es nicht gänz- lich verschlossen. Es fragt sich nur, wie das möglich sein soll, daß eine zwischen die Sünde des Menschen und den Zorn Gottes dazwisrhentretende Decke Gott zu hindern vermag, die Sünde nicht mehr zu sehen als das, was sie an sich selber ist, und die Sünde unkräftig machen kann, daß sie nicht mehr gen Himmel um Rache schreit. Hierauf geben zwei Stellen uns Antwort. Nach 4. M. 25, 13 hat Pinehas die Kinder Jsrael mit seinem Eifer für Gott versöhnt, und nach 4. M. 35, 33 kann ein Land von dem Blute nicht versöhnt werden, das driniien vergossen ist, ohne durch das Blut deß, der es vergossen hat. Dort nun will Gott von Jsraels Sünde absehen, weil sein Auge auf etwas Anderem, das ihm wohlgefällt, zu ruhen vermag, auf Pinehcks Eifer; dies ist mächtiger und stärker in seiner Anziehungskraft als jene Schandthah die seinen Grimm reizt, es deckt also dieselbe. Hier dagegen geschieht durch die Hinrichtung des Todtschlägers der von ihm begangenen Sünde ihr Recht; sie ist damit zum Schweigen gebracht und un- wirksam gemacht oder getilgt. So hat Christus im neuen Testamente für uns genuggethan, unsere Sünde gesühnt uud zugedeckt theils durch seinen thätigen, theils durch seinen leidenden Gehorsam: nun siehet Gott, in- dem er Christi Verdienst uns zurechnet, nicht mehr unsre Sünde an uns, sondern seines Sohnes Gerechtig- keit; unsere Sünde kann uns aber auch nicht mehr vor ihm verklagen und ihn zur Strafe herausfordern, denn die Strafe ist schon erdulden 5. Und soll sann] das junge Rind sden nicht über 3 Jahr alten, fehlerlosen Stier, mit eigener Hand] schlachien vor dem HERRU [auf der Nord- seite des Altars V. 11]; und die Priester, Aarons Söhne, svllen das Blut [in dem zum Geräth des Biandopferaltars gehörigen Schüsseln oder Becken 2. M. 27, 3 auffangen und darin zum Altar] herzubringen, und [eg] auf dcin Altar umherspren- gen [durch eine Schwenkung der Schüssel an alle vier Wande szdes Altars ausschütten], der vor det Thur der Hutte des Stifts ist. Nachdem durch die Handanflegung das Opferthier zum Erleiden des Todes als der verdienten Sünden- strafe an Stelle des Opfernden geweihet ist, erfolgt jetzt die Vollziehung solcher Strafe durch die Schlach- tung. Der Opfernde muß diese selbst übernehmen, da—- mit giebt er mittelbar sein eigenes Leben in den Tod dahin; in und mit dem Blute aber strömt das Thier seine Seele aus und deckt hierdurch die Seele dessen, dessen Stelle es vertritt, daß seine Sünde zwar nicht ungeschehen gemachtwerde (das ist nicht möglich)- wohl aber ihre Kraft verliere zu verklagen und zu verdammen. Da indessen die Stellvertretung überhaupt, und diese Art der Stellvertretung durch ein Thier noch ganz be- sonders, nicht von sich selber, sondern nur vermöge der göttlichen Gnade die Kraft hat zu sühnen oder zu decken; da ferner die Sünde als Verletzung des ewigen, heili- gen Gottes, des HErrn und Schöpfers Himmels und der Erden, einen Tod fordert, bei dem es mit dem ir- dischen Sterben (welches das Opferthier allein zu leisten im Stande) noch nicht gethan ist, und eine Strafe, die auch bis in den Scheol (die Hölle oder Wohnung der abgeschiedenen Mensihenseelen) noch fortwirkt, ja ewig fortwirkt, da also Gottes Gnade noch das Beste und Größte thun muß durch Vergebung der Sünde: so wird hierauf das frische, noch im Fluß befindliche dam- pfende Blut an den Altar, als die Stätte des beim Opfer gegenwärtigen Gottes, und damit in den Bereich des Waltens seiner Gnade gebracht, auf daß der HErr es wirklich als Sühne gelten lasse, den erlittenen Tod dem, für welchen er erlitten ist, zu gute rechne und zur 314 Z. Mose 1, 6—17. 2, 1. 2. Abwendung des andern oder ewigen Todes das Leben schenke. Diesen zweiten Akt der Opferhandlung, soweit fie dem Zweck der Sühne dient, die Blutauffangung und Blutsprengung, kann selbstverständlich nicht der Opfernde selbst, sondern nur der Vermittler der gött- lichen Gnade, der Priester, verrichten. Er verrichtet sie aber in dreifacher Form, entweder in Form der Aus- schwenkung, wobei er den Altar von allen Seiten um- geht, oder in Form des Bestreichens der Altarhörner mittels des Fingers, oder endlich in Form der eigent- lichen Sprengung; die beiden letzteren Formen sind dann wieder verschieden getheilt, je nach dem Altar, dessen Hörner zu bestreichen find, und je nach der Stätte, nach deren Richtung hin die Sprengung erfolgt. ·6. Und man soll dem Brandopfer die Haut abziehen [und für den dienstthuenden Priester zu- rücklegen Kap. 7, 8], nnd es soll [darauf, ent- sprechend der Gliederung seines Baues, von dem Opserndem der schon das Hautabziehen selbst be- sorgte] m Stuele zerhauen werden. » 7. »Und die Sohne Aarons, des Priesters, sollen [mzwcschen] ein Feuer auf dem Altar machen [das beständig auf demselben brennende Feuer Katz. e, 13 von Neuem schtiren], und Holz oben drauf legen; -8. Und sollen [nun, wenn der Opfernde mit dem Zerstticken fertig ist V. 6] die Stücke, näm- lich den Kopf saußer den Stücken auch den Kopf] nnd das Fett [nachdem sie das zu allen Opfern erforderliche Salz Kap. L, 13 hinzugethan haben] auf das Holz legen, das auf dem Feuer auf dem Altar liegt. s. Das Eingeweide aber [als Magen, Ge- kröfe und Gedärme], und die [Unter-] Schenkel fdie sammt dem Eingetveide unreine Theile des Thieres sind] soll man [der Opfernde V. 6] mit Wasser kaus dem ehernen HandfaßJ waschen, und der Priester soll das alles [auszer den Fleischstiicken mit dem Kopf nnd den Fetttheilen auch die zuvor gewaschenen Eingeiveide und Schenkel] anzünden auf dem Altar zum Brandopfer Das kwas so im Feuer aufgeht und einen angenehmen Duft verbreitet] ist ein Feuer zum süßen Geruch dem HERRn sgehört zu der Klasse der verschiedenen Feueraugen, deren Bestimmung es ist, dem HErrn einen süßen Geruch zu bereiten, an welchem er fein Wohlgefallen hat, vgl. 1. M. 8, 21]. Durch den in zwei Handlungen, der Handauflegung und Schlachtung einerseits und der Blutausfangung und Blutsprengung andererseits sich vollziehenden Stih nakt (V.1-—5) ist die Grundlage gewonnen für die nun (V. 6—9) folgende Darbringung des Brandopfers Ohne jenen wäre diese gar nicht statthaft; denn hat das Brandopfey dessen charakteristisches Merkmal es ist, daß es ganz und völlig im Altarfeuer aufgeht (daher es auch ganzes Opfer heißt 5. M. Es, 10; Pf. 51, 21), die Bestimmung, die Hingabe des Menschen zu einem völligen und ungetheilten Eigenthum des HErrn sinn- bildlich darzustellen und, da solche Hingabe doch nie vollkommen erreicht wird, wenigstens durch das feierliche Anerkenntiiisz der Verpflichtung dazu sie zu ersetzen, so muß zuvor der Mensch in ein Verhältnis; zu Gott ge- seht fein, bei welchem überhaupt erst von einer Hingabe seiner Person an den HErrn die Rede sein kann, in das Verhältnis; eines Entsündigten und Gerechtfertigtem Der Akt der Darbringung nun zieht sich ebenfalls durch zwei Handlungen hindurch: auf der Seite des Opfern- den die Zerstückung des Opferthieres, auf Seiten des Priesters die Beforgung des Opferbrandes Weil es für den Opfernden um eine Dahingabe aller Glieder seines Leibes und aller Kräfte seiner Seele sich handelt, so muß er die Zerlegung des Thieres bis ins Einzelne hinein vornehmen. Die Haut, weil zum Opfer selbst nicht brauchbar, wird abgesondert, weil aber doch zur Ganzheit des Opfers gehörig, dem Priester gegeben; die inneren Theile werden dann ebensowohl, wie die äußeren, für den Opferbrand zurecht gemacht und dabei diejenigen, die beim Leben des Thieres mit Schmutz und Unrath in unmittelbare Berührung gekommen, erst sorgfältig gewaschen. Indem jetzt der Priester das Opfer auf den mit Holz zugertisteten Altar legt, wird es durch den, der überhaupt die Vermittelung mit Gott und die Uebermittelung an Gott zu besorgen hat, dem HErrn zugeeignetz in dem Opferbrande selber aber nimmt es der HErr entgegen. Es bleiben bei diesem Brande die erdigen Bestandtheile zurück, die eigentliche Efsenz dagegen oder das Wesen steigt in feinster, ver- klärter Leiblichkeit gen Himmel: das ist ein Bild der auf die Entsündigung und Rechtfertigung im Stihnakt nunmehr folgenden Läuterung und Heiligung, wie die gänzliche Hingabe an den HErrn sie zu ihrem Zweck und Ziel hat. Die Verbrennung erfolgt nicht durch gewöhnliches sondern durch heiliges Feuer, durch das- selbe, das bei Aarons erstem Opfer vom HErrn aus- geht (Kp. 9, 24 vgl. L. Chr. 7, 1) und dann in seinem göttlichen Ursprung dadurch erhalten wird, daß es nie auf dem Altar ver-löschen darf (Kap. S, 12 f.); denn die Kraft, die da läutert und heiligt, ist nicht die des eigenen menschlichen Eifers, sondern die Kraft des in der Gemeinde waltenden Geistes Gottes. 10. Will er aber [vgl. V. s] von Schafen oder Ziegen [dem sogenannten Kleinvieh] ein Brandopfer thun; so opfere er [auch. in diesem Falle] ein Männlein, das ohne Wandel sei. 1l. Und soll [nach der Darstellung und Hand: auflegung] es schlachten zur Seite des Altare, ge- gen Mitternacht vor dem HErtn. Und die Prie- ster, Aarons Söhne, sollen sein Blut auf den Al- tar umher san die vier Wände des ehernen Gitters 2. M. 27, 4 f.] sprengen 12. Und man soll es snach der Gnthäutung] in Stücke zerhauen. Und der Priester soll den Kopf und das Fett [fammt dem in Stücke zerleg- ten Körper, von denen beides vor der Zerftückung abgetrennt worden ist] auf das Holz nnd Feuer, das auf dem Altar ist, legen. 13. Aber das Eingeweide und die Schenkel soll man [zuvor, ehe der Priester sie zu dem Uebri- gen legt] mit Wasser waschen. Und der Priester soll es alles opfern und anzimden auf dem Altar zum Brandopfer. Das ist ein Feuer zum süßen Geruch dem HERRm 14. Will er aber [weil er zu arm ist, um ein Opfer von dem Vieh V. 2 zu thun] von Vögeln dem HERRn ein Brandopfer thun; so thne er’s von Turteltaubem oder von jungen [Haus]- Tauben [Kap.5, 7; 12, 6.8; 14, 22. 31; 15, 14 f. 29 »f.; 4. M. s, 10 f.]. Ganfe und Hühner kennt das A. T. entweder Gesetz der Brandopfen 315 gar nicht, oder doch in Mosis Zeit noch nicht; jene waren, wenn sie überhaupt vorkamem gewiß nicht häufig, wie sie denn auch heute noch in Sinken, Palästina u. s. w. fehlen, diese scheinen erst in dem Zeitalter Sa- IOMIYS (Pl- I«7- 8 f. Anm.) in Paliistina heimisch ge- worden zu sein und werden hernach im N. T. erwähnt ·(Matth. P, 3·7; 36, 34). Tauben dagegen giebt es m Paliistina in großer Menge, sowohl Haus- als Feld- tauben. Die Turteltaube ist ein Zugvögel (Jer. 8, 7), der mit dem» Frühling sich einstellt (Hohel. 2, 12); sie ist etwas kleiner als die Feldtaube, zeichnet sich aus durch grauen Nückem fleischfarbene Brust, schwarze Flecken mit weißen Querstreifen an den Seiten des Halses und weiße Spitzen an den Schwanzfedern, und hat ihren Namenvon dem eigenthümlichen Tone, den sie, namentlich bei Veränderung des Vetters, von sich giebt. Wie die zu V; 14 angeführten Stellen zeigen, wurden Tauben nur bei unbedeutenderen Veranlassungen oder bei Unverniogenden als Ersatz für ein größeres Opfer zum Gottesdienst verstattet. 15. lind der Priester soll’s zum Altar brin- gen, und ihm den- Kopf abkneipen [abreißen], daß es atlf dem Altar angezündet sder abgerissene Kopf sogleich auf das brennende Altarfeuer gethan] werde, nnd sein Blut ausbliiten lassen an der Wand des Altars [da desselben zu wenig ist, um den Altar nach allen Seiten hin damit zu besprengen]. 16. Und feinen Kropf mit [den Gedärmen und dein Unrath sammt] seinen Federn soll man sder Priester, der bei dieser Art Opfer überhaupt die einzelnen Handlungen allein besorgt] neben dem Altar gegen dem Morgen aus den sdort be- findltchenj Aschenhaufent werfen. «) Hierher wurde die beim Reinigen des Altars abgeräumte Asche (2. M. 27, Z) gethan, um sie später Bn dort außerhalb des Lagers zu schaffen (3. M. s, 17. Und soll seine Flügel spalten [da, wo sie am Rumpf ansitzen, einreißens aber nicht [völlig] abbrechen. lind also soll es der Priester [nachdem ers noch mit Salz bestreuet hat] auf dem Altar anzuudeiy auf dem Holz aus dem Feuer, zum Brandopfer Das ist snicht weniger als das voll- kommene Opfer der Vermögenden V· 9. 131 ein Feuer zumsußen Geruch dem HERRn Schon in 2. M· 29, 38 ff. war von dem Brand- opfer die Rede und wurde dort verordnet, daß beim taglichen Morgen- und Abend-Gottesdienst ein jähriges Lamm als Brandopfer im Namen der Gemeinde und fiir dieselbe dargebracht werde. Jn Jsrael sollte da- durch bestandig das Bewußtsein lebendig erhalten wer- den, das; d·ie Gemeinde des HErrn zur unbedingten und volligen Hingabe an ihn verbunden sei. und daß in solcher Hingabe ihr Wesen und ihre Bestimmung be- schlossen liegez Aber eben diese täglich sich wieder- holende Siibstitution (Vertretung) der Gemeinde durch ein Opferthier weist zugleich prophetiseh darauf hin, daß einst Einer aus ihrer Mitte hervorgehen werde, der in der That und Wahrheit und mit freiem Entschluß seines Willens das vollbringt, was das Opferthier nur sinn- bildlich und·ohne, ja wider seinen Willen that. Das alttestainentliche Brandopser ist demnach Typus auf Christum, d. h. eine kurze, noch unausgeführte, aber doch die Grundzüge schon vollständig enthaltende Dar- stellung des thätigen und leidenden Gehorsams des Er- losers (E·ph. b, 2). ,, An Einsicht, an jeder geistigen und sittlichen Kraft vollkommen, suchte er dennoch nicht seine eigene Ehre durch diese Kräfte, sondern weihete sie rückhaltlos Gott. Sein Denken und Sinnen war Gottes, seine Reden und seine Thaten waren Gottes; er kannte den, welchem er diente, und liebte ihn mit ungetheilter Liebe. Hoch und heilig hielt er Gottes per- sönliches Wesen, verstand seine Nathschltifse, wußte, was zur Aufrechterhaltung seiner Ehre nöthig war, und ent- sprach all deren Anforderungen in vollkommener Weise. Nur Christus konnte sagen: Jch abe den HErrn alle- zeit vor Augen; meine Speise ist ie, daß ich thue den Willen meines Vaters; ich bin nicht gekommen, daß ich meinen Willen thue, sondern deß, der mich gesandt hat, und vollende sein Werk. Und als er am Schluß seiner Leidensbahn den Vater hätte« bitten können, ihn von dem Kreuze und dem Zorne, der dort auf ihm lag, zu befreien; als er, nach seinen eigenen Worten, seinen Vater bitten konnte, und der Vater ihm mehr denn zwölf Legionen Engel gegeben haben würde, da mochte er nicht also bitten, da forderte er keine Befreiung, sondern sagte mit Unterwerfung: Vater, verkläre deinen Namen! Hier zeigte sich die riickhaltlose Hingabe an Gott, welche das Brandopfer vorbildetez er war ge— horsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz. Wohl hatte das Kreuz viele andere Bedeutungem viele andere Beziehungen; aber eines, was auf ihm bezeichnend sich offenbart, war der vor nichts zurückweichende Gehorsam dessen, der dort litt —- ja des Einen, der allezeit ge- saget hat: Vater, nicht mein, sondern dein Wille ge- schehe!« (Newton.) Unsere Aufgabe im neuen Bunde ist es, diesem Vorbild an jedem neuen Tage unseres Lebens immer von Neuem nachzustreben in Erfüllung der apostolischen Mahnung (Nöm. 12, 1): «Jch er- mahne euch, lieben Brüder, durch die Barmherzigkeit Gottes, daß ihr eure Leiber begebet zum Opfer, das das lebendig, teilig und Gott wohlgefällig sei, welches sei euer verniinftiger Gottesdienst.« Wir thun es als solche, die ihrer Verpflichtung dazu bisher wenig oder gar nicht nachgekommen sind; und können es in dein Stande, in welchem wir von uns selber uns befinden, nicht einmal thun, denn unsre Sünden scheiden uns und unsern Gott von einander. Aber eben darum ist Christi Brandopfer nicht blos ein Vorbild zur Nachfolge, son- dern zugleich eine Deckung unsrer Sünden; und daß es beides in Vereinigung mit einander zu unsrer Recht· fertigung und Heiligung sei, darauf weist das mosaische Brandopfer in der ganzen Art seines durch zwei Hand- lungen, die Schlachtung und die Verbrennung, sich hin- durchziehenden Verlaufes hin. Das 2. Kapitel. Gesetz der speisen-fee. II— di. 1—16.» Stuf das Gesetz der Prandopfer folgt dag der Speis-unser, die nächst jenem am frühesten sitt) entiviiiielt haben und auch ihrer Bedeutung nach ihnen am niieljsien flehen. Es wird eine dreifache Art derselben unterschieden, und nun niiht blos jede Sirt im Ziesonderen erläutert, sondern auih das, wag beim Siäeisapfer iiberhaupt zu beobaihten ist, näher ange- ge en. 1. Wenn eine Seele [Person=jemand] dem HERRn ein Speisopfer thun will; so soll es [da- fern es eine Gabe von Mehl sein soll] von Semmel- sfeinem Weizen-] Mehl fein, und soll [Oliven-] Oel drauf gießen, und Weihrauch drauf [dazu] legen. 2. Und also bringen zu den Priestern, Aa- rons Söhnen svor die Thus der Hütte des Stifts oder nach dem Vorhof]. Da foll det ldas Opfer 316 Z. Mose 2, 3-—14. in Empfang nehmende] Priester seine Hand vvll nehmen Von demselben Semmelmehl nnd Oel svon dem mit Oel übergofsenen feinen Weizenmehl, da- rin das Opfer besteht] sammt dem ganzen Weih- ranch, und [beides] anzunden zum Gedachtniß kdes Gebers vor dem HErrw damit dieser in Gnaden seiner gedenke] auf dem [Brandopfer-J Altar. Das swas von der Gabe so abgehoben und verbrannt wird] ist ein Feuer zum süßen Geruch dem HERRn [der beim Verbrennen sich entwickelnde und gen Himmel aufsteigende Dampf gewährt dem HErrn die gewünschte Befriedigung Kalb. l, 9. 13. 17]. 3. Das Uebrige aber vom Speisovfer swas von dem geölten Mehl nicht abgehoben und ver- brannt wird] soll Aarons und seiner Söhne sein [der gesammten Priesterschaft als ihr Theil zu- fallen; die soll es dann, nachdem es zuvor ohne Sauerteig gebacken ist, im Vorhof verzehren Kap. s, 16 f.]. Das soll das Allerheiligste sein von den Feuern des HERRU [zur Klasse derjenigen Opfer- refte gehören, mit denen auf allerheiligste Weise zu verfahren ist V. 10; 6, 16 ff.; 7, 6 f.; 10, 12; Hes 42, 13]. Weder der Laie, der das Opfer dargebracht, noch ein bloßer Levit empfing etwas davon; aber auch die Priesterschaft selber mußte das ihr Zugefallene noch an heiliger Stätte, und zwar ohne die weiblichen Glieder ihrer Familien (Kap. 10, 14) verbrauchen. Gleichwie die, auf dem dazu bestimmten Tisch be- ständig vor dem HErrn ausliegenden Schaubrode die Gesammtgemeinde als ein Volk des Eigenthums dar- stellen, das fleißig ist in guten Werken und in treuer Ausrichtung des im Lande seines Erbtheils ihm ange- wiesenen irdischen Berufs geistliche Speise wirkt (s. Anm. zu L. M. 25, 30); so soll nun auch jeder einzelne Js- raelit solche Speise durch rechten Gebrauch des gött- lichen Worts und in Kraft des heiligen Geistes schaffen und die Frucht solcher Arbeit sinnbildlich in den von ihm darge- brachten Speisopfern dem HErrn aufzeigen, damit dessen Wohlgefallen ihm dafür zu Theil werde. Denn »der Bitte an Gott: unser täglich Brod gieb uns heute, und der Verheißung auf der sie beruht, geht, nach dem unzertrennlichen Zusammenhange zwischen Geben und Verlangen von Seiten Gottes, die Anforderung Gottes zur Seite: mein tägliches Brod gieb mir heute, und dieser Anforderung wird genügt, wenn der Fromme fleißig ist in guten Werken. Nach dieser geistlichen Speise hungert den HErrn (Math. 21, 18), nicht als ob er ihrer eigentlich bedtirftig wäre — er kann ja in der Strafe die Gesetze seines Wesens an denjenigen voll- ziehen, die sie nicht darbringenz aber die Stärke des Ausdrucks zeigt, daß eben so fern, wie die Bedtirftigkeih dem HErrn die Gleichgiltigkeit ist, und was diejenigen zu erwarten haben, die sein Verlangen nicht befriedi- gen. (Hengstenberg.) 4. Will er aber sein Speisopfer thun snicht von dem bloßen Stoff seiner Nahrung, dem Mehl V. 1, sondern von der schon fertig zum Genießen bereiteten Speise, von Gebackenem, und zwar zunächst] von Gebackenem im Ofen [oder Feuertopf 2. M. 16, 24 An1n.]; so nehme er [durchstochene, sogenannte Loch-] Kuchen von Semmelmehl unge- sanert, mit Oel gemenget sgleich im Teige durch- kneiet], und ungesauerte Fladen kKuchen von breiter, dünner Form, nicht wie die Lochkuchen dick auf- getrieben, auch nicht, wie sie, gleich im Teige mit Oel durchknetet, vielmehr blos] mit Oel bestrichen b. Jst aber dein [des einzelnen Jsraeliten] Speisopfer etwas vom Gebaetenen in der Pfanne [richtiger: auf der eisernen PlatteJJ so soll? [gleichwie die beiden vorigen Kuchenarten, ebenfalls] von ungesciuertem Semmelmehl kund zwar wie die erste] mit Oel gemenget fund wie die zweite von dünner Form] fein. b. Und sollst es [nachdem es rösch oder hart gebacken worden] in [einzelne kleine] Stucke zer- theilen [wieviel man auf einen Bissen zu nehmen pLlfegtL und Oel drauf gießen, so ist’s em Speis- l) ck. 7. Jst aber dein Speisopfer etwas ans dem Rost Getbstetes [genauer: im Casserol Ge- backenes, nach Art unserer Pfannkuchen oder Kräpfel Hof. 7, 9 Anm.]; so sollst du es von Semmelmehl mit Oel lganz in Oel schwimmend] Mit en. chDie drei hier ausgeführten, nach Form sowie nach Zubereitungs- und Backweise verschiedenen Arten von Gebäch die zu den Speisopfern verwendet werden sollen, sind dieselben, wie man überhaupt im Morgenlande noch gegenwärtig das Mehl verbäckh nur daß die Ver« wendung von Sauerteig und hernach V. 11 auch die von Honig verboten wird. Absichtlich sollte diese Opfer- gattung fich ganz an die tägliche Lebensgewohnheit an- schließen und nur das aus dem gemeinen Leben fern- halten, was für den Gottesdienst sich nicht schicktz denn so wurde am anschaulichsten und verständlichsten aus- gesprochen, daß Jsrael in den Speisopfern sein Schaffen und Wirken in dem ihm angewiesenen zeitlichen Berufe dem HErrn weihe, und daß solcher Beruf ihm dazu diene, wozu er nach Gottes Absicht dienen soll, nämlich um in der recht geordneten Sorge für den Leib das geistliche Leben der Seele zu erhalten und zu stärken. 8. Und sollst das Speisopfey das du von svlcherlei [den drei V. 4—7 angeführten Arten Gebäck] machen ioillst dem HERR, [ebenso wie das Speisopfer von Mehl V. 1— 3] zu dem Prie- ster sin den Vorhof] bringen; der soll’s zu dem Altar bringen, » · 9. Und desselbigen Speisopfers seinen Theil, soviel er mit der vollen Hand fassen kann] heben [oder abnehmen] zum Gedächtnis! [deiner vor dem HErrn], und [den abgehobenen Theil sammt dem, dem Opfer beigefiigten Weihrauch] anzünden auf dem Altar. Das fwas so verbrannt wird] ist ein Feuer zum fußen Geruch dem HERRn kund wird um der in dem Opfer sich aussprechenden Her- zensgesinnung willen sein Wohlgefallen dir zu- wenden] 10. Das Uebrige aber swas nicht abgehoben und verbrannt wird] soll Aaron’s und seiner Söhne fein. Das soll das Allerheiligste sein von den Feuern des HERRn [V. 3]. Mit jedem Brandopfer war allemal auch ein Speis- opfer verbunden; denn wie den guten Werken die Weihe und Hingabe der Ritzen Person voranzugehen hat, wenn sie wirklich gute erke sein sollen, so muß auch der Gesetz, der Speisopfen 317 Hingabe der Person an den HErrn die Frucht der guten Werke folgen, sonst ist sie Selbstbetrug. So oft nun das Speisopfer in Verbindung mit einem Brandopser steht, nimmt es auch an dessen Eharaktereigenthümliche keit Theil und gehört eigentlich ganz und völlig in den Opferbrand Wirklich ganz verbrannt wurde es denn auch, wenn es nach den für die Sabbathe, Feste und einige andere bestimmte Fälle vorgeschriebenen Brandopsern dargebracht wurde. Was aber bei den aus freiem An- triebe gebrachten, zu freiwilligen Brandopfern gehörigen Speisopfern, von denen hier die Rede, nicht unmittel- bar dem HErr selbst gegeben und zu einem süßen Ge- ruch für ihn verbrannt wird, das erhält nicht der Qpfernde zurück, sondern es wird als Hochheiliges den Priestern zum Essen übergeben; denn diese, als seine Diener, stehen in seinem Solde und essen von seinem Tische. Die Weihrauchzu abe dagegen muß natürlich ganz verbrannt werden; ie repräsentirt die Anbetung, das Gebet, und die gebührt dem HErrn allein. 11. Alle Speisopfer sder eben V. 4—10 beschriebenen Art], die ihr dem HERRn opfetn wollt, sollt ihr ohne Sauerteig machen sihr habt also besonders darauf zu achten, daß ich immer nur von Ungesäuertem geredet V. 4 u. 5 oder doch V. 7 nur solches gemeint habe]; denn kein Sauerteig noch Honig [der ebenfalls Säuerung bewirkt] soll darunter [unter irgend einer dieser Opfergaben gemengt sein und so mit derselben] dem HERRU zum Feuer angezundet werden. «12. Aber ziim Erstling sollt ihr sie [den Ho- nig als eine eigene, selbstständige Erstlingsgabe L. Chr. 31, 5 und den Sauerteig den Erstlings- broden am Wochenfest beigemischt 3. Mos. 23, 17] dem HERRU bringen [denn von diesen Opsergaben wird nichts angezündet zu einer Feuerung für den HErrnL aber auf keinen Altar sollen sie kom- men zum fußen Geruch. · · · 13. Alle deine Speisopfer swie du sie dem- nach ungesäuert darbringen sollst] sollst di: [da- gegen nicht ungesalzen lassen, sondern bei der Zu: bereiningJ salzcn, und dein Speisopfer soll nimmer ohne Salzsdieses charakteristische Sinnbild] des Bundes deines Gottes [als der von seiner Seite eine ewige Dauer hat und von deiner Seite unverbrüchlich gehalten werden muß] sein; denn leben darum, weil das Salz die Kraft und Dauer des Bundes deines Gottes in so bezeichnender Weise darstellt, gebiete ich dir:] in alle deinem Opfer sollst du Salz opfern Der Sauerteig, der den mit ihm durchkneteten Teig in ein unruhiges, giihrendes Wesen versetzt, ihn austreibt und anschwellt, ist ein Bild der alten ver- derbten Natur des Menschen, des eigenen menschlichen Eifergeistes, der zwar Werke, die vor den Augen der Welt für groß gelten, aber nicht solche zu Stande bringt, die dem HErrn gefallen; diesem gefällt vielmehr nur das stille, milde Walten und Wirken des von seinem Geiste geheiligten Menschen, darum sollen die Speis- opfer nur mit Oel gemenget und bestrichen, niemals aber gesäuert sein. Das Verbot des Sauerteigs ist also eine Mahnung an Israel: Sehet bei den guten Wer- ken, die ihr mir zu Ehren thut, euch vor vor eurem Geiste (Mal. L, 15)! Der Honig nun, der ebensalls den Teig in Gährung versetzt, bezeichnet zunächst noch etwas Anderes; er deutet auf die Lust der Welt (1. Joh 2, 16) hin, von der wir bei unsrer natürlichen Verwandtschaft mit der Welt nur gar zu leicht wieder angestecket werden, auch nachdem wir Gottes Eigenthum geworden, und von der wir dann bei unsern Werken uns eben so leicht bestimmen lassen, wie von dem eigenen menschlichen Eifer. Aber sie bringt das Ver- derben der Welt in unser Schaffen und Wirken hinein und erzeu je länger je mehr sittliche Fäulnißz darum soll auch ein Honig, dieser andere Gahrungsstof«f, zu Speisopfern verwendet werden. Das Salz endlrch be- wirkt das gerade Gegentheil von dem, was wir eben von der Weltlust, auf welche der Honig hindeutet, be- merkten: es wehrt die Fäulniß von der Speise ab; es besitzt eine ätzende und läuternde Kraft, und macht schmackhaft und unzerstörbar. Wenn der Heiland in Mark. I, 49 f. das Salzen des Opfers mit dem Läute- rungs-Feuer der Welt- und Selbstverläugnung zusam- menstellt, so hat er damit deutlich genug gesagt, wo- durch die sittliche Fäulniss von einem Gottesmenschen abgewehrt wird; und wenn St. Paulus Col. 4 sagt: »Eure Rede sei allezeit lieblich und mit Salz gewiirzet«, womit er uns ermahnt, unsere Rede allezeit so einzu- richten, daß sie einerseits, vermöge ihrer Anmuth und Lieblichkeih die Herzen nicht erbittert und verschließt, sondern erfreuet und sich Eingang bei ihnen verschafst, andererseits aber auch der nöthigen Schärfe und Ein- dringlichkeit nicht entbehrt, nicht weichlich und fade ist, so hat er durch den Ausdruck, den er dem Wortlaut des Grundtextes nach für ,,lieblich« braucht, zugleich ausgesprochen, wodurch es geschieht, daß wir solche Rede allezeit führen können. Sein Ausdruck lautet nämlich wörtlich tibersetzt »in Gnade«. Hiernach ist das Salzen der Speisopfer ein Sinnbild dafür, daß die durch die Speisopfer abgeschatteten guten Werke ebenso von Selbst- und Weltverläugnung zeugen, als von der Gnade ge- wirkt sein müssen, sonst gelten sie in Gottes Augen für fade und abgeschmackt. Dieser Gnade hat denn der Jsraelit in dem Bunde, den der HErr init seinem Volke geschlossen, sich zu freuen. Der HErr hat da gleichsam Salz mit Jsrael gegessen, wie auch wirklich bei Auf- richtung des Bundes eine Mahlzeit gehalten wurde (2. M. 24, 5 sf.); dies Salz soll darum niemals aufhören, sondern im Opferdienste immer von Neuem wieder zuin Verbrauch kommen, damitJsrael zugleich ein beständiges Unterpfand und Sinnbild vor sich sehe, daß der Bund seines Gottes mit ihm ein Salzbund (2. Ehr. 13, 5 vgl. 4. M. 18, 19) sei, ein Bund von ewiger Dauer auf Seiten Gottes und von unverbrüchlicher Verbind- lichkeit auf Seiten des Volkes. 14. Willst du aber ezn Speisopfer dem HERRn thun von den ersten Fruchten [dem ersten Ge- Heide, das auf deinem Felde reif wird]; so sollfi du die Sangen am Feuer gedorret sdie aus den am Feuer gerösteten und dann in einem Siebe geriebenen Getreideähren gewonnenen Körner] klein zustoßen, und also sin der Form von Grütze oder Schrot] das Speisopfer deiner ersteiiFruchte opfern. Auch hier schließt sich die Art der Darbringung ganz an die gewöhnliche Lebensweise an. Noch jetzt ist es nämlich in Paläsiina, Syrien und Egypten eine sehr beliebte Speise, das Getreide als Sangen (abgeleitet von sengen, versengen) zu genießen. Man verbrennt die noch nicht ganz reifen Aehren sammt den Stengeln und reibt die so gerösteten Aehren auf einem Siebe aus, um die Körner zu gewinnen, oder man bindet Weizenstengel in kleine Bündel, röstet sie an loderndem Feuer und genießt nuii die Körner (Jos. b, 11); oder noch lieber, namentlich zur Zeit der Ernte, röstet man die noch nicht völlig trockenen und harten Weizenkörner in einer Pfanne oder auf einer eisernen Platte und ißt 318 3. Muse 2, 15. 16. Z, 1-—-13. sie mit Brod oder anstatt desselben (Nuth L, 14). Hier nun sollen die auf die erste Art gerösteten Körner noch zerstoßen oder zu einer Art Grühe zubereitet werden, jedenfalls ftir den Zweck, damit das hinzukommende Oel (V. 15) besser in dieselben eindringen könne und sie so noch bestimmter die Wirksamkeit des heil. Geistes versinnbildem der in den inneren Menschen eindringen und alle unsere Gaben und Kräfte mit seinem Wesen durchdringen und erfüllen will. 15. Und sollst Oel drauf thun, nnd Weih- rauch drauf [dazu] legen [vgl. V. U, so ists ein Speisopfen » · 16. Und der Priester soll [mit dieser Grütze oder Schrot-Gabe ebenso verfahrend wie mit dem Mehl-Opfer V. 21 von dem Zerstoßenen und vom Oel snehmen, soviel er mit der vollen Hand zu fassen vermag,»und den Abhub] mit dem ganzen Weihrauch anzunden zum Gedachtnlß sdes Opfern- den vor dem HErrn]. Das ist ein Feuer [zum süßen Geruch] dem HERRn sebenso wie die von dem Mehl V. 3 oder dem Gebackenen V. 4——-9 angeziindeten Opfer]. Gleichwie mit jedem Brandopfettz so soll nach 4. M. 15, 1—12 auch mit jedem Dankopfer (Z. M. Kap. Z) ein Speisopfer verbunden sein; in dieser zweiten Ver- bindung hat es aber eine andere Beziehung als -in jener ersten, erfährt daher auch eine andere Behandlung (Anm. zu V. 10). Während nämlich das in Verbindung mit einem Brandopfer dargebrachte Speisopfer die guten Werke insofern abschattet, als sie der ·Zinstribut sind, den Gott von demjenigen fordert, den er von Sünden gerechtigt und mit sich versöhnt hat und der nun auf Grund solcher Rechtfertigung seinen ganzen Menschen nach Leib und Seele ihm zu eigen schenkt, weshalb auch das Speisopfer ganz dem HErrn über- lassen werden mußte und nichts davon an den Geber zurückkam; so stellt dagegen das in Verbindung mit einem Dankopfer dargebrachte Speisopfer die guten Werke als einen Segen oder Gewinn für den selber dar, der sie vollbringt, sie befördern sein Heil und feine Seligkeit in der Gemeinschaft mit Gott, wie St. Jacobus (1, 25) sagt: ,,Derselbe wird selig sein in seiner That« Darum wurde bei einem solchen Speisopfer nur ein Kuchen oder Fladen als Hebe für den HErrn darge- bracht und dem fungirenden Priester übergeben, das Uebrige fiel dem Darbringer selbst ftir die nachherige Opfermahlzeit zu und heißt im Unterfchied von dem Uebrigen jener ersten Art Speisopfer, das als Aller- heiligftes bezeichnet wurde (V. 3. 10), nur einfach heilig (Kap. 21, 22). Von dem einzigen, in 4. M. 5, 15 an- gegebenen Falle abgesehen, wurden nach der Meinung einiger Gelehrten die Speisopfer nie selbstständig dar- gebracht, sondern immer nur im Anfchluß an ein vor- aufgegangenes Brandopfer oder Dankopfer; es ist dies aber nicht für gewiß zu behaupten, wenngleich die selbst- ständige Darbringung eines Speisopfers nicht gerade haufig geschehen»seir·i mag. · ·· « Zur Vollständigkeit der Speisopfer gehorte ein Trankopser oder eine Spende von rothem (Sir. 50, 17) Wein (2. M. 29, 40 f.; Z. M. 23, 13. 183 4. M. 15, 1—12); während des Zugs durch die Wüste unter- blieb jedoch, wie es scheint, aus naheliegenden Gründen das Trankopfer für gewöhnlich und wurde nur in be- sonderen Fällen dargebracht. Die Art der Darbringung ist nirgends im Gesetz bestimmt. Vermuthlich wurde der Wein ganz ausgegossen —- wie Einige glauben, an den Fuß des Brandopferaltars, wahrscheinlicher jedoch auf den Altar selbst, damit er mit dem übrigen dort dargebrachten Opfer im Feuer ver-dumpfe. Das Z. Kapitel. Gesetz von Yannopserm III- u.1—17. weite: ist di: um m de« visit:- opsern, die ebenfalls der Brit der slr- und Erk- oiiter schon eigen gewesen sind. Zlie verschiedenen Hirten derselben werden siir jetzt noch nikljt erörtert, ebenso wird ihr eigentlicher Zielpunkt, die sitt) an- sihliehende Opserniahlkeiy vor der Fand noth nitht er- wähnt; wohl aber wird Material (Stofs) und ztitnal Oveise der Itarbringung) genau festgestellt. 1. Jst aber fein Opfer ein Dankopfer kund zwar zunächst ein Dankopfer] von Rindern, es sei ein Ochse oder Kuh [denn für diese Opfer- gattung gestatte ich euch beide Geschlechter, bestehe nicht, wie bei dem Brandopfer Kap. 1, 3., auf dem männlichen Geschlecht]; soll et’s snur ein solches Stück] opfern vordem HERRm das ohne Wandel [ohne Fehler und GebrechenJ sei [bei freiwilligen Dankopfern genügt jedoch auch ein Thier mit einem zu langen oder zu kurzen Gliede Kp. 22, 22 sf.]. 2. Und soll [nachdem er’s vor dem HErrn dargestellt hat] seine Hand auf» desselben Haupt legen, und schlachteii vor der Thur der Hütte des Stists [wenn auch nicht gerade auf der Nordseite des Brandopferaltarss Und die Priester, Aarons Söhne, sollen das [im Becken aufgefangene] Blut auf den Altar nmhetsprengen. Die Dank- oder wörtlich Erstattungsopfer, welche ebenfalls, wie die Brand- und Speisopfey schon in der vormosaischen Zeit vorhanden waren (1. M. 46, 1; 2. M. 10, 25; 18, 12), bezeichnen im mosaischen Gottesdienst zunächst solche Opfer, durch die dem HErrn Dank und Preis für empfangene Wohlthaten oder eine, in der Form eines Gelübdes übernommene Schuld be- zahlt und abgetragen wird; doch werden darunter auch diejenigen Opfer begriffen, die ohne eine bestimmte der- artige Beziehung aus freiwilligem, seine Abhängigkeit von Gott fühlendem Herzen dargebracht werden. Hier- nach werden in Kap. 7, 11—21 drei Arten von Dank- opfern unterschieden: Lobopfer, Gelübde- und frei- willige Opfer. Die Opfer der ersten Art sind die eigentlichen Dankopfer und überall da an ihrer Stelle, wo die Erfahrung göttlicher Wohlthaten das fromme Gemüth um so mehr zur Lobpreisung und Dankbezeu- gung nöthigt, als die Wohlthat von Seiten Gottes so zu sagen eine rein freiwillige , durch nichts von Seiten des Empfängers verdiente oder herbeigefiihrte gewesen. Die zweite Art, die der Gelübdeopfer, ist nun zwar ihrer Natur nach, insofern das Opfer nach Erlangung der unter einem Gelübde von Gott erbetenen Wohlthat dargebracht wird, ebenfalls ein wirkliches Dankopfer, unterfcheidet sieh aber von jener ersten Art dadurch, daß die darzubringende Gabe durch das vorausgegangene Gelübde zu einer Verpflichtung geworden, die gehalten werden muß, und also den Charakter einer gesetzlichem nicht blos den einer sittlichen Nöthigung an sich trägt. Die Opfer der dritten Art endlich, zu denen keinerlei Nöthigung, weder von Seiten Gottes durch eine vor- ausgegangene Wohlthat, noch von Seiten des Dar- bringers durch ein eingegangenes Gelübde, vorliegt und die deshalb freiwillige genannt werden, fanden wohl vermöge ihres Ursprungs, da sie aus dem das Herz überwältigenden Gefühl der völligen Abhängigkeit von Gott hervorgegangen sind, hauptsächlich· da statt, wo man eine Wohlthat von dem HErrn sich erbat, und Gesetz der Speisopfer. Gesetz, von Dankopferm 319 dienten nun dazu, die Dringlichkeit der Bitte zu ver- stärken und ihr gewissermaßen Nachdruck zu verschaffen. Sie sollten demnach füglicher Bitt- als Dankopfer heißen; fallen aber gleichwohl unter denselben Gesichts- punkt, indem sie die göttliche Wohlthat, um die man bittet, anticipiren, sie in der freudigen Glaubensgewisk heit, das; sie nicht ausbleiben könne (1. Joh. 5, 15), als schon empfangen betrachten und darum noch vor gern thatsächlichen Empfang den schuldigen Dank dafür ringen. Es ist nicht schwer zu erkennen, warum das gött- liche Gesetz auch fiir die Dankopfer einen durch Hand- auslegung, Schlachtung und Blutbesprengung sich hin- durchziehenden Siihnakt anordnet, gleichwie für die Brandopfen Sowohl der Dank für fchon empfangene, als die Bitte um noch zu erlangende Wohlihaten Gottes machen in dem wahrhaft religiösen Gemüth das Stin- denbewußtsein lebendig und erwecken das Bedürfnis; der Sühne; wir dürfen demjenigen, der das noch nicht an sich selbst erfahren hätte, nur Luthers Auslegung der fünften Bitte des heil. Vaterunsers vorhalten, um ihn zu iiberftihren, daß es wirklich sich also verhält. Nicht mit Unrecht wird daher der im hebriiischen Grundtext zur Bezeichnung der Dankopfer gebrauchte Ausdruck auch durch ,,Friedensopfer« übersetzt; durch dieselben soll der ungeheure Abstand zwifchen dem heiligen Gott und dem siindigen Menschen, der nicht weniger bei schon empfangenen als bei erst noch zu gewährenden Gnaden- erweisungen von Neuem sich geltend macht, vor allen Dingen ausgeglichen und ein Berhältniß des Friedens und der Freundschaft hergestellt werden, ehe der Mensch in und mit dem Opfer seinen Dank bethätigt oder seine Bitte bekräftigh Ein solches Dankbethätigen und die Bitte Bekräftigen dient dann aber auch, nachdem das rechte Verhältnis; hergestellt ist, zum Segen und Heil (Ps. 50, 23); und insofern ist eine dritte Verdeutschung jenes Ausdrucks , da man die Dankopfer auch »Heils- opfer« nennt, gleichfalls von tiefer Bedeutung. 3. Und [er, der OpferndeJ soll Von dem Dank- opfer dem HERRU [dieselben Stücke, wie hernach beim Sündopfer Kap. 4, 8—10] opsern, nåmlich alles Fett am Eingeweide ssowohl das große Netz, welches sich vom Magen über die Gedärme aus- breitet und diese umhüllh als auch das Fett, das sich an den Gedärmen selbst gebildet hat und von diesen leicht abfchälen läßt] 4. Und die zwo Nieren mit dem Fett, das dtau ist, an den Lenden [das theils an den Nieren unmittelbar, theils an den inneren Lendenmuskeln oben in der Gegend der Nieren sich befindet], und das Neu um die Leber, an den Nieren abgerissen [das kleine, sog. Lebernetz, das von der Querfurche zwischen beiden Leberlappen anfängt und sich einer- seits über den Magen, andrerseits bis zur Nieren- gegend erstreckt, vgl. Anm. zu Kap. 7, 3 f.] 5. Und Aaron’s Söhne sollen’s sdiese ver- schiedenen Fettftückh nachdem sie dieselben mit Salz versehen haben Kaki. 2, 13] anzimden aus dem Altar zum Brandopfer [zu dem bereits dort angeziindeten Brandopfer, an welches das Dank: opfer sich einschließt, hinzu], auf dem Holz,»das auf dem Feuer liegt. Das ist ein Feuer zum fußen Geruch dem HERRn [Kap. 1, 9; von dem Fleisch des geopferten Rindes soll darnach die Brust der gesammten Priefterschaftz und die rechte Keule oder Schulter dem dienstthuenden Priester, das Uebrige aber dem zufallen, der das Opfer gebracht hat Kp. 7, 29 ff.; 15 ff.]. Die auf dem Altar zu verbrennenden Fettftiicke sind gleichsam die Blüthe oder der edelste, beste und feinste Theil des Fleisches, wie denn auch sonst im A. T. der Ausdruck »Fett« häufig das Beste, Vornehmste bedeutet (1. M. 45, 18: das Mark, eigentlich Fett des Landes) und die «Fttten« soviel sind als große, reiche, gewaltige Leute (Ps. 17, 10; 22, 305 68, 23). Da nun das Verbrennen die Aneignung der Gabe an den HErrn und die Hinnahme derselben von Seiten Gottes bezeichnet, so wird demnach bei dem Dankopfer dem HErrn das Erste und Beste gegeben, damit aber zugleich das· ganze übrige Fleisch ihm geheiligt und ge- weihet, nur daß es nicht ebenfalls aus den Altar kommt, wie bei dem Brandopfey sondern theils an die Priester, theils an den Darbringer des Opfers stillt. is. Will er aber dem HERRn ein Dankopfer Von kleinem Vieh [von Schafen oder Ziegen] thun, es sei swenn es ein Schaf ist] ein Schöps [männliches] oder [ein WeiblichesJ Schaf sbeide Geschlechter sind hier ebenfalls zulässig V. 1]; so solPs ohne Wandel [Gebrechen oder Fehl] sein. 7. Jsks [ein Thier dieser Art, namentlich aber] ein Lämmleiu snoch junges, männliches Schaf, was gewöhnlich, besonders bei öffentlichen Dank- Opfer« der Falk sei« WEDVL soll er’s vor den HERRU [Vor die Thiir der Hütte des Stifts] bringen lum es zunächst zu präfentiren], 8. Und soll sdarnachs seine Hand auf des- selben Haupt legen, und [esJ schlachten vor der Hutte des Stists szur Seite des Brandopferaltars]. und die Söhne Aarons sollen sein Blut aus den Altar umher sprengen [V. 2]. I. Und soll also [nach so gefchehenem ersten Akt] von dem Dankopfer dem HERRn opfern zum Feuer sdas, was bei dergleichen Opfern für’s Al- tarfeuer gehört], nämlich sein Fett, [und zwar vor allem] den ganzen saus Mark und Fett bestehen- den] Schwanz [vgl. Anm. 1 zu 2. M. 29, 22 f.], von dem Rücken abgerissen sdicht an dem Steiß- dein, von da an, wo dasselbe in die Schwanz- wirbel übergeht, abgetrennt], Und [demnächst] alles Fett am Eingeweida 10. Die zwo Nieren mit dem Fett, das dran ist, an den Lenden, und das Netz um die Leber, an den Nieren abgerissen [V. 3 f.]. 11. Und der Priester soll’s falle diese ver- schiedenen Fettstücke, nachdem Salz zu ihnen gethan ist] anzündeii auf dem Altar, zur Speise des Feuers dem HERRn fdaß es, indem es im Feuer auf- geht, zur Speise dem HErrn diene, an deren lieblichem Duft er sich ergötzt V. 16]. 12. Jst aber sein Opfer eine Ziege [also von der andern Art des Kleinviehes V. 6], und bringt es vor den HERRnz 13. Soll er [ebenfo wie bei einem Schaf] seine Hand auf ihr Haupt legen, und sie schlachten vor der Hütte des Stifts. Und die Söhne Aa- rons sollen das Blut auf den Altar umherspreugen, 320 Z. Mose 3, 14— 17. 4, 1—12. 14. Uiid soll davon opfern ein Opfer dem HERRm namlich das Fett am Eingeweidr. 15. Die zioo Nieren mit dem·Fett, das dran ist, an den Lenden, nnd das Netz uber der Leber, an deii Nieren abgerissen [V. 3 f. sZf.]. 16. Und der· Priester soll’s anzunden auf dem Altar, zur Speise des Feuers zum saßen Geruch [damit es« im Feuer aufgehe und einen lieblichen Duft verbreite]. Alled Fett ist des HERRn [davon darf der Opfernde nichts für fich zurückbehalten]. 17. Das sei eine ewige Sitte bei [euch und] euren Nachkommen, in allen euren Wohnungen swenn ihr nun nach Canaan kommen werdet und da nicht mehr, wie hier in der Wüste, euer für den häus- lichen Gebrauch bestimmtes Schlachtvieh beim Hei- ligthum Kap. 17, 1 sf., sondern in euren eigenen Behausungen schlachtet], daß ihr kein Fett noch Blut esset [vgl. Kp. 7, 22 ff. mit 5. M. 12, 15 f.]. Was mit dem Fleisch der Dankopfer gefchehen soll, ist theils früher bereits angedeutet, theils aus der bisherigen Praxis schon bekannt, wird daher hier nicht näher erörtert, sondern findet erst später (Kap. 7, 15 bis 21. 28—-36) seine gesetzliche Regelung. Wie wir nämlich gelegentlich der Vorschriften über die Priester- weihe (2. M. 29, 22—28) erfuhren, fielen die Brust und die rechte Schulter den Priestern zu, und zwar jene der Gesammtheit der Priester, diese dagegen demjenigen unter ihnen, der bei dem Opfer den Dienst versehen hatte. Das übrige Fleisch sammt der Haut fiel an den Darbringer des Opfers zurück; er veranstaltete davon mit seinen Hausgenossen, unter Zuziehung der Levitem sowie der Fremdlinge, Waisen und Wittwen, ein fröh- liches Mahl beim Heiligthum (5. M. 12, 7. 17 ff.; 16, 11)·. Ueber dieses Mahl, welches das eigentlich Charak- teristische beim Dankopfer ist,gleichwie das Verbrennen beim Brandopfey wurde schon in der Anm. zu 2. M. 29, 34 handelt. Nach der dort gegebenen Auffassung ist der Gastgeber und Ausrichter der Mahlzeit der HErr selbst, die Essenden aber find seine Gäste und Tifchgenoffenz von vielen namhaften Theologen der Gegenwart wird indessen die gegentheilige Ansicht vertreten, wonach der Opfernde den HErrn zu seinem eigenen Tische lud. Nach dieser Ansicht fände die Opfermahlzeit ihre Aus- deutungin dem Wort: »So jemand meine Stimme horen wird und die Thür aufthun, zu dem werde ich eingehen und das Abendmahl mit ihm halten, und er mit mir« (Offenb.3, 20). — Die Opfermahlzeit bildete die Zeiten der Erquickung vor dem Angesichte des HErm ab, die Zeiten, in denen wir von ganzem Herzen in das: ,,der HErr ist mein Hirte«, das: «Herzlich lieb hab’ ich dich 2c.« einftimmen können, die Zeiten, in denen der Unterschied des Diefseits und Jenseits, der oft so schwer auf uns· laftet, schwindet, und wir einen Vor- fchmack des ewigen Lebens erhalten. (Hengstenberg.) Das 4. Kapitel. Gesetz von Hündopfertn IV« Fuss. 4, 1—3iap. 5, 13. Eine neue, bisher noch nicht dagewesene Gattung von Opfern beginnt mit den Siindopferm Ioioohl das Material als das Kitual derselben bestimmt sitt) nach der theoliratisihen Stellung dessen, für den das jedegmalige Opfer gebracht wird; daher der Zäuirr die personen der Reihe nach namhaft macht, die zu Siindopfern verbunden sind, und darnach auch einzelne Fälle bezeichnet, für die sie gelten. l. Und der HERR fvon den bisher schon vorhandenen drei Arten Opfer, dem Brand-, Speis- und Dankopfer, zu einer neuen Art, dem S üh n- opfer im besonderen Sinne des Worts über- gehend, und da zunächst das Siindopfer behan- delndj redete lweiter von der Hütte des Stifts Kap 1, I] mit Mose nnd sprach: 2. Rede mit den Kindern Israel, und sprach: Wenn eine Seele [oder Person Kuh. 2, I] sun- digen wurde, fund zwar sündigenJ aus Versehen an irgend einem Gebot des HERRn [indem sie aus Un- bedachtsamkeit und Uebereilung, oder aus Schtväche des Geistes im Kampfe wider das Fleisch, that], das sie [laut des Gesetzes] nicht thun sollte [die soll je nach der Stellung, die sie im Gottesstaat einnimmt, ein entsprechendes Opfer bringen]. Was die allgemeimmenskhliche Sündhaftigkeit betrifft, so war, wie wir bei Kap 1 und 3 erkannten, für deren Sühne gesorgt durch die Brandopfer und Dankopfer. Daß damit jedoch dem religiösen Be- dürfniß in einem wohleingerichteten Gottesftaate noch nicht allseitig genügt ist, beweist z. B. die Form, welche die lutherische Kirche im Gegensatz zu der reformirten der Beichte und Absolution gegeben hat; denn während letztere nur ein ganz allgemeines Sündenbekenntniß wollte gelten lassen, hat erstere ihre Beichthandlung ausdrücklich so eingerichtet, daß der Beichtende diejenigen Sünden, mit denen er sich beschweret findet, auch einzeln soll namhaft machen. Bei den Sühnopfern im eigentlichen und besonderen Sinne, mit denen wir’s in den vorliegenden beiden Katz· 4 u. 5 zu thun haben, handelt es fich also um spezielle und namhafte Sünden, für welche die allgemeine Sühne nicht genügt, sondern für die, so zu sagen, eine Privatabsolution nothwendig wird. Dergleichen Opfer hat es bisher noch nicht ge- geben; da aber jetzt eine neue Periode (Zeitabschnitt) in der Gefchichte des Reiches ihren Anfang nimmt, die Periode des Gesetzes, das ja nicht nur an fich die Be- stimmung hat, die Erkenntnis; der Sünde zu fördern und das Bewußtsein ihrer Verschuldung zu steigern, sondern außer den eigentlich fittlichen Verirrungen in seinen ceremoniellen Satzungen auch eine Menge von Handlungen und Zuständen unter den Begriff der Sünde und Uebertretung stellt, die nur levitifch verunreinigen, so werden sie geradezu zum Bedürfnis» wenn das Gesetz nicht zur Verzweiflung treiben oder ziiin unerträglichen Joche werden soll. · Sowohl hier, wo der HGrr die Sündopfer einrich- tet, als auch in Kam. 5, 14 ff., wo er die Schuldopfer verordnet, redet er gleich von vornherein nur von solchen speciellen (besonderen) Versündigungen oder Verfchiilduw gen als der Opferfühne fähig, die »aus Versehen« be- gangen sind, und unterscheidet davon später (4. M· 15, 27 —31) diejenigen, die ,,aus Frevel« geschehen und nicht gesühnt, sondern mit der Ausrottung bestraft werden sollen (vgl. hehr. 5, L; 10, 26). Der Hauptsache nach ist es derselbe Unterschied, wie im N. T. der zwischen Sün- den, die vergeben werden, und folchen, die keine Vergebung finden; »nur wurde im A. T» weil das Gesetz bei der Be- ftiminung der Schwachheits- und der vorsätzlichen Sünde sich nur an den gegenständlichen Thatbestand halten konnte, wegen der Kurzfichtigkeit derer, die es zu handhaben be- rufen waren, in der Wirklichkeit das Gebiet der Ver- gebung weiter ausgedehnt, wie das der Darbringung der Sündopfer. So gräulich z. B. Davids Verständigung mit Bethsaba war, so war sie doch, wenn man alle Um- stände in Betracht zieht, immer noch vorwiegend eine Schwachheitssiinde, die nicht selbst den gänzlichen Abfall Gesetz von Dankopfern und Sündopferm 321 in sich schloß, sondern nur durch Berhärtiing nach und nach zu demselben hinleiten konnte, ja mußte, wenn ihm nicht Barmherzigkeit widerfahren wäre. Das dem gegen- ständlichen Maßstabe folgende Gesetz aber konnte den Ehebruch nur unter die vorsätzlichen Sünden rechnen. So war also Davids Sünde, obgleich sie ihm vergeben wurde, doch nicht Gegenstand der Darbringung von Sündopfernz diese gehörten nur für solche Sünden, auf welche nicht die Strafe der Ausrottung gesetzt war. (Hengstenberg.) » · « Weiter aber fragt es sich, wodurch sich die zur Darbringung eines Schuldopsers verpflichtenden Sünden von denen unterscheiden, für welche ein Siindopfer ge- bracht werden sollte, oder mit andern Worten, welche besonderen Sünden das Gesetz der einen, und welche es der andern von diesen beiden Opferarten als das ihr eigenthiimliche Gebiet zuweist? Diese Frage ist durch Riehm und Rinck (theolog. Studien und Kri- tiken 1854 und 1855) einer eingehenden Besprechung unterzogen worden; auf Grund derselben hat denn Kurtz (der alttestamentliche Opfercultus 1862) sich dahin erklärt, daß in unsern beiden Kapiteln ursprüng- lich und zunächst für jede einzelne Uebertretung eines Gebotes des HErrn ein Sündopfer festgesetzt, hierauf aber dem Sündopfer eine eigenthümlich gestaltete Neben- art desselben, das Schutt-Opfer, für alle solche Ueber- tretungen zur Seite gesetzt werde, die unter den Gesichts- punkt einer Veruntreuung oder eines sich Vergreifens an dem, dem HErrn gebührenden Recht oder an den Rechten, die im theokratischen Gemeinwesen dem Einen in seinem Verhältnis; zum Andern zustehen, gestellt wer- den können. Außer für die in Kap. Z, 14—19 namhaft gemachten Fälle, die theils auf Verletzung der Bundes- treue gegen Jehooa oder Versagung der ihm schuldigen Bundespslichtem theils auf Beeinträchtigung der durch das Bundesgesetz festgestellten Rechte Anderer sich bezie- hen, wird ein Schuldopfer auch noch für drei andere Fälle (Kap. 14, 12 ss·; 19, 20 ff. ; 4. Mos S, 9 ff.) angeord- net, die sämjntlich ebenfalls in dieses Bereich fallen. 3. Namlich [zuetst] so ein Priester, der ge- falbet ist (der durch vollständige Salbung ge- weihete Hohepriester 2. M· 29, 7], snndigen sm seiner amtlichen Stellung als Vertreter des Volkes vor dem HErrn etwas versehen] würde, daß er das Voll argerte [m1t seinem Versehen eine Verschuldung auf dasselbe brächte]; der soll lweil er der Höchste in der Theokratie ist] für seine Sande, die er gethan hat [auch die höchste Art von Opferthierens einen jungen Farren [noch in aller Jugendkraft stehenden Stier-«] bringen« del« ohne Wandel sFehlerj set, dem HERRU zum Sundopfer. V) Althochd taten, daher Luther d er Farre schreibt. Eine junge Kuh (griech. nährte) nennt man noch jetzt Färse Daß beim Siindopser betreffs der Wahl des Qpferthiers die theokratische Stellung deß, der das Opfer bringt, den Maßstab giebt, hat in der Bedeutung und dem Wesen dieser Opsergattung seinen Grund; da nämlich ein Sündopfer, wie wir gesehen haben, nicht sowohl durch die allgeineimmenschliche Sündhastigkeit, als vielmehr durch eine besondere Sünde bedingt ist, so muß auch an der durch dasselbe zu bewirkenden Sühne ein mehr indinidueller, persönlicher Charakter haften. Dieser mehr individuelle, persönliche Charakter bringt es denn auch mit sich, daß hernach (V. b) das Blut dahin gebracht wird, wo die Stätte der göttlichen Gna- dengegenwart für denjenigen ist, dem das Opfer zu gute kommen soll (ogl. V. 16. 25. 30. 34). 4. Und soll den Farren vor die Thür der Dächseko Bibelwert Z. Aufl. Hütte des Stifts [zum Brandopferaltar] bringen vor den HERRU [um zuvörderst ihn dem HErrn darzustellen], und [datnach] seine Hand [und in ihr seine Verschuldung oder Todesverhastung] auf desselben Haupt legen, und sdemnächst ihn] schlach- ten vor dem HERRm 5. Und der Priester, der gesalbet ist [er selbst, der opfernde Hohepriestey da niemand da ist, der ihn priesterlich vor Gott vertreten könnte] soll des Farren Bluts keinen Theil] nehmen, und [das, was er von dem Blute genommen hat] in die Hütte des Stifts kin das Heilige] bringen kais zu der Stätte, bis wohin ein Priester sich dem HErrn nahen darf]. s. Und soll seinen Finger in das Blut tun- ten, und damit siebenmal [vgl. 2. Mos. 29, 37 Anm.] sprengen vor dem [im Allerheiligsten über dem Gnadenthron gegenwärtigen] HCRRO Vor dem Vorhang im Heiligen [in der Richtung nach dem, das Heilige von dem Allerheiligsten schei- denden Vorhang hin] Das Besprengen gegen den Vorhang hin galt nicht diesem selbst, der ja kein Sühnegeräth war, sondern der Caporeth (Gnadenstuhl vgl. Anm. zu L. M. 25, 22), die hier noch nicht unmittelbar, sondern nur mittelbar und hindeutungsweise besprengt werden sollte (Bähr). Es zeigt diese Art des Sprengens an, das; das Streben des Sühnakts dahin gehe, sich an dem höchsten und vollkommensten Sühnegeräthe zu vollziehen, daß dies Ziel ihm aber auf dem gegenwärtigen Standpunkt der Heilsgeschichte noch verschlossen sei. (Kurtz.) « 7. Und soll desselben Bluts [durch Bestreichen mit dem Finger] thun auf die Hörner des Rein: cheraltars, der vor dem HERRn in der Hütte des Stists [im Heiligen] stehet; und alles Blut [die ganze Masse des noch übrigen Blutes] gießen an den [mit dem ehernen Gitter umgebenen] Boden des Brandopferaltars der vor der Thür der Hütte des Stifts sim Vorhof] stehet [um dieses Blut, nachdem ein Theil desselben V. 5 dem Zwecke der Sühne gedient und mittels Vesprengen des Vor- hangs und Bestreichen der Altarhörner die Til- gung der Sünde erwirkt hat durch Vergebung derselben von Seiten Gottes, auf eine schickliche Weise bei Seite zu schaffen und vor Entweihung zu bewahren] » 8. Und alles Fett des Sundopfers soll er [ab-] heben [für den HErrn L. M. 25, 2 Anm.], ncimlich das Fett am Eingeweide, 9. Die zwo Nieren, mit dem Fett, das dran ist, an den Lenden, und das Netz über der Leber, an den Nieren abgerissen. 10. Gleichwie er’s hebet vom Ochsen im Dankopfer [Kap. Z, Z. 4]; und soll’s anzunden auf dem Brandopferaltan 11. Aber das Fell des Farren mit allem Fleisch, sammt dem Kopf und Schenkel sden sämmt- lichen UnterschenkelnL und das Eingeweide und . den Mist 12. «Das soll er alles hinaussühren außer dem K. T. I. I. 21 322 3. Mose 4, 13——35. 5, l. S. Lager, an eine reine Statte, da maii die kvom Brandopferaltar abgeräumte und an der Ostseite desselben aiifgehäiifteJ Asche hinsehutteh und solks [dort] verbrennen auf dem Holz mit Feuer. Gleichwie beim Brandopfer die Opferhandlung im völligen Verbrennen des Thiers, beim Dankopfer in: Genusse der Opfermahlzeit gipfelt, so beim Sünd: und Schuldopfer im Blutsprengens dies ist so sehr die in den Vordergrund tretende Hauptsache, daß die Opfer- gesetzgebung dem Blute ein ganz besonderes Augeninerk widmet, indem sie sich nicht mit dem bloßen Ausschütten desselben an den vier Wänden des Brandopferaltars begnügh sondern ihm genau die Stätte zur Darbringung anweist, an welcher der HErr für denjenigen da ist, dem das Opfer gilt, — entweder das Heilige, wenn es für den Hohenpriester oder die ganze Gemeinde, oder deii Vorhof, wenn es für einen Fürsten oder einen gemeinen Jsraeliten geopfert wird, — außerdem aber es Gott möglichst nahe bringen läßt durch Bestreichen der Hörner entweder des Räuch- oder des Brandopferaltars damit. Hieraus ergiebt sich, daß der vornehmste Ziveck des Sühnopfers die Sühne, und seine Folge die Recht- fertigung ist; der eigentliche Zielpunkt des Brandopfers dagegen war, wie wir früher erkannten, die volle, un- getheilte Hingabe an den HErrm deren Frucht die Hei- ligung ist, und der eigentliche Zielpunkt des Dankopfers die Pflege der Gemeinschaft mit dem HErrm des freund- schastlichen Verkehrs mit ihm, dadurch es zur sogenann- ten imio mysrica kommt, zur geistlichen Vermählung Mit dieser Wesenseigenthümlichkeit der verschiedenen Arten des blutigen Opfers hängt es denn zusammen, daß, ivo sie alle drei beisammen sind, sie eben dieselbe « Reihenfolge innehalten, in der wir sie hier charakterisirt haben (2. Mos 29, 14. 18. 28; Z. M. B, 15. 16. 18); damit hängt aber auch ferner zusammen, daß Sühn- und Dankopfer nur bei besonderen Veranlassungeiy Brandopfer dagegen täglich und ständig gebracht wur- den. Letztere haben ja das religiöse Leben überhaupt zu ihrem Gegenstand, sie verleihen derjenigen Gesinnung, die den Frommen fortwährend und ohne Unterbrechung durchdringen soll, einen Ausdruck; die beiden andern Opferarten hingegen dienen dem religiösen Leben nach seinen besonderen, aiißerordeiitlichen Bedürfnissen. Aller- dings gehört bei der menschlichen Siindhaftigkeit die Sühne ebenfalls zu den ständigen Bedürfnissen des religiösen Lebens; aber eben darum fehlt dem Brand: opfer der Akt der Sühne keineswegs, geht vielmehr dein T der völligen Selbsthingabe an den HErrn regelmäßig voraus, nur daß er sofort von diesem zweiten Akt ab- gelöst wird, während das eigentliche Sühnopfer nicht nur mit ihm anfängt, sondern auch aufhört. Was nämlich weiter auf die Schlachtung und Blutsprengung (V. 4— 7) folgt, das Verbrennen der Fetttheile auf dein Vrandopferaltar und das Verbrennen des Fleisches u. s. w. an reinem Ort außerhalb des Lagers (V. 8—12), dient nur zur Aiizeige und Bestätigung, daß das Opfer wirk- lich von Gott angenommen und sein Fleisch sogar hoch: heilig (Kap. 6, V) sei, woraus dann der, dessen Stin- den durch dasselbe hatten gesiihnt werden sollen, die tikhstliche Beruhigung ihrer völligen Vergebung em- P Ug- 13. Wenn es eine ganze Gemeine in Israel [das Volk Jsrael in seiner Gesammtheit] versehen [ein Uiirecht aus Versehen begehen] wurde [s. z. P· 1.S»am. 14, 32 fz], und die That fzu der Zeit, da sie begangen wird] Vor ihren Augen sals eine ungesetzliches verborgen wäre [wenn also der Fall eiiitritt], daß sie sunvorsätzlicher oder - unbedachter Weise] irgend wider ein Gebot des HERRn gethan hätten, das sie nicht thun sollten, und sich also verschnldeten; 14. Und darnach ihrer Sünde inne würden, die sie gethan hätten; sollen sie [ebenso wie der Hohepriefter für seine Sünde V. Z] einen jungen Farren darbringen zum Siindovfer, nnd vor die Thür der Hütte des Stifts stellen. Abesehen davon, daß zur Gesammtheit des Volkes auch der Hohe-Priester gehört, so haftet ja an der Ge- meinde Jsraels als Ganzem der priesterliche Charakter (2. Mos. 19, 6), daher ihr Sündopfer auch in allen übrigen Stücken dem des Hohenpriesters gleich zu be- handeln ist. 15. Und die Aeltesten von der Gemeine kals Repräsentanten derselben] sollen ihre Hände aus sein [des Farren] Haupt legen vor dem HERR, und den Farren schlachten vor dem HERRn [V. 4]. 16. Und der Priester, der gesalbet ist [d. i. der Hohepriester], soll des Bluts Vom Farren [einen Theil] in die Hütte des Stifts bringen [V. 5]. 17. Und mit seinem Finger drein malen, und siebenmal svrengeu vor dem HERRU, vor dem Vorhang [V. 6]. 18. Und soll des Bluts auf die Hörner des [Räuch-] Altars thun, der vor dem HERRn stehet in der Hütte des Stifts, nnd alles andere Blut an den Boden des Brandopferaltars gießen, der vor der Thiir der Hütte des Stifts stehet [V. 7]. 19. Alles fein Fett aber soll er heben, und auf dem Altar anziinden [V. 8—10]. 20. Und soll [demnach] mit dem [fiir die ganze Gemeinde zu opsernden] Farren [genau eben- so] thun, wie er mit dem Farren des [fnr ihn selbst bestimmten] Sundopsers gethan hat [laut der obigen Vorschristen thun soll]. Und soll also der Priester sie versöhnen, so wird’s ihnen kwas sie versehen haben] vergeben. 21. Und soll deii Farren Idas Fell, Fleisch u. s. w.] außer dem Lager [an den reinen Ort, da man die Asche hinschiittetj führen und [dort] verbrennen, wie er den vorigen Farren verbrannt hat [V. 11. 12]. Das soll das Siindovfer der Gemeine sein [und also soll iiiit dessen Darbriw gung verfahren werden]. 22. Wenn aber ein Fürst [der Häuptling eines Stammes oder einer Stammes-Abtheilung] sündiget, und irgend wider den HERR, seines Gottes, Gebot thut, das er nicht thun sollte, und versiehet es, daß er stch verschuldetx 23. Und wird sindem jemand ihn darauf aufinerksam machtJ seiner Siiiide inne, die er ge- than hat; der soll [seiner niedrigeren Stellung ge- mäß, die er im Vergleich mit dem Hohenpriester und der Gesainmtheit des Volkes in der Theo- kratie einnimmt, auch ein geringeres Thier] zum Opfer bringen [nämlich] einen Ziegenbock [doch] ohne Wandel; 24. Und seine Hand aiif des Voels Haupt legen, und ihii schlachten an der Stätte, da man Gesetz, von Sündopfern die Brandopfer schlachtel vor dem HERRn kauf der Nordseite des Altars Kap. 1, 11]. Das [ein solcher Bock von der rauchhaarigem zottigen Zie- genart 1. Mos. 27, 23] sei ein Sündopfen 25. Da soll denn der Priester kein gewöhn- licher Priester, nicht, wie V. 16, der HohePriesterJ des Bluts von dem Sündopfer keinen Theil] neh- men mit seinem Finger, und auf die Hörner des Brandopferaltars thun [denn das Blut darf hier nicht ebenfalls, wie V. 5 u. 16, in die Hütte des Stifts gebracht werden, da der Fürst in kirch- licher Hinsicht zum Volke gehört und seine Stätte im Vorhofe hat], und das andere Blut an den Boden des Brandopseraltars gießen. 26. Aber alles sein Fett soll er auf dem Altar anzünden, gleichwie das Fett des Dankopsers kKap.3,14—16]. Und soll also der Priester seine Sünde versöhnen, so wird’s ihm kwas er ver- sehen hat] vergeben sihm selbst aber, dem fungi- renden Priester, soll das Fleisch eines solchen Opfers zufallen, und er soll’s essen an heiliger Stätte Kap. S, 26 ff.]. 27. Wenn es aber eine Seele vom gemeinen Volk [ein gewöhnlicher Jsraelit, einer aus der großen Masse des Volks] versieheh Und sün- diget, daß sie irgend wider der Gebote des HERRn eines thut, das sie nicht thun sollte, und sich also verschuldetz 28. Und ihrer Sünde inne wird, die sie ge- than hat; die soll [in weiterer Abstufung der] zum Opfer kzu wählenden ThierarteUJ eine Ziege [von der rauchhaarigen Sorte] bringen ohne Wandel, für die Sünde, die sie kdie betreffende Seele oder Person] gethan hat; 29. Und soll [eben diese Person] ihre Hand auf des Sündopfers Haupt legen, und schlachten an der Stätte des Brandopfers [V. 24]. 30. Und der Priester soll des Bluts keinen Theil] mit seinem Finger nehmen, und auf die Hörner des Altars des Brandopsers [V. 251 thun, und alles Blut an des Altars Boden gießen. 31. Alle sein kdes Sündopfersj Fett aber soll er abreißen, wie er das Fett des Dankopfers abgerissen hat [V. 26], und soll’s anzitnden aus dem Altar zum süßen Gernch dem HERRn Und soll also der Priester sie sdie Seele oder Person] versöhnen, so wird’s ihr vergeben. 32. Wird er kwer vom gemeinen Volk sich verschuldet hat V. 231 aber [statt der Ziege] ein Schaf [das jener an Werth gleich steht] zum Sitndopser bringen, so bringe er kein Stücks das eine Sie [weiblichen Geschlechtsj ist, ohne Wandel, 33. Und lege seine Hand auf des Sündovfers Haupt, und schlachte es zum Sirndovfey an der Stätte, da man die Brandovser schlachtet 34. Und der Priester soll des Blutes keinen Es Theil] mit seinem Finger nehmen, nnd auf die Hi 323 Hörner des Brandopferaltars thun, und alles Blut an den Boden des Altars gießen. 35. Aber alle sein Fett soll er abreißen, wie er das Fett vom Schas des Danlopsers abgerissen hat kKap. s, 9 ff.], und soll’s aus dem Altar an- zunden zum Feuer dem HERR. Und soll also der Priester versohnen seine Sande, die» er kder gewöhnliche Jsraelitj gethan hat, so·w1rd’s ihm vergeben [dem Priester aber gehört hier und V. 31 das Fleisch, gleichwie das vom Sündopfer eines Fürsten V. 26]. Daß der folgende Abschnitt Kap. 5, 1—-13 eben- falls noch vom Sündopfey und nicht schon vom Schuld- opfer handelt, ergiebt sich schon aus der Formel] in Kap. 5, 14, die dort ebenso wie Kaki. 4, 1 einen neuen Abschnitt einleitet und offenbar erst jetzt das Gesetz des Schuldopfers folgen läßt; außerdem aber giebt der be- zeichnete Abschnitt sich deutlich als eine Specialisirung oder nähere Ausführung der in Betreff des Stindopfers eines gemeinen Jsraeliten in Knp. 4, 27—35 vorgetra- genen Bestimmungen zu erkennen. Es werden zunächst einige Beispiele von Vergehungem welche ein Sündopfer erheischen, namhaft gemacht (V. 1»-—6), und sodann die- jenigen Ersatzopfer angegeben, die von solchen gebracht werden sollen, welche zu unvermögend sind, um eine Ziege oder ein Schaf zu stellen (V. '7—13). Das 5. Kapitel. Gesetz vom gelinder-set. 1. Wenn eine Seele [vom gemeinen Volk Katz. 4, 27 zum Beispiel in der Art] sitndigen würde, daß er sder bei einer öffentlichen Gerichts- verhandlung, wo es sich um Entdeckung oder Ue- berftthrung eines Verbrechers handelt, anwesende Jsraelit] einen Fluch [aus dem Munde des un- tersuchenden RichtersJ hört [womit all diejenigen, die irgend um die Sache wissen, beschworen wer- den, ihre Aussage zu thun Spr. 29, 24], nnd er deß Zeuge [als Zeuge in der Sache aufzutreten wohl im Stande] ist, oder gesehen, oder erfahren hat [sei es nun, daß er das Geschehene selbst ge- sehen, oder aber auf andere Weise gewisse Kunde davon erlangt hat], und [er hat trotz der feier- lichen Beschivörung des Richters, der im Namen Gottes handelt, dennoch] nicht angesagt [was er wußte, sondern aus Furcht oder falschem Mitleid sein Wissen um den Thatbestand verhehlt]; der ist einer Missethat schnldig [die der Sühne durch ein Sündopfer, wie es im Vorigen beschrieben ist, bedarf]. 2. Oder wenn eine Seele kjemand vom Volk] etwas kgesetzlichJ Unreines anrühret kdas nach den Bestimmungen Kp. 11 denjenigen, der es· berührt, unrein macht bis an den Abend], es sei ein Aas eines unreinen kwilden] Thieres, oder kzahmenj Biehes, oder Gewürmes, nnd wüßte es nicht [so daß er die für solche Fälle vorgeschriebene Nei- nigung unterläszt]; der ist kungeachtet seines Nicht- wissensj unrein, und hat sich verschuldet kmuß da- 217 324 Z. Mose 5, 3—19. her, sobald er seiner Unreinheit inne wird, ein Sündopfer bringen]. 3. Oder wenn er einen unreinen Menscheii anrichtet, [der auf irgend eine Weise unrein ge- worden] in was für Unreinigkeit der Mensch [nach Kap.11——15] unrein werden kann, und wüßte es [zwar für den Augenblick] nichi, nnd wird’s [je- doch hernach] inne; der hat fich verschuldet [hat mit Unterlassung der vorschriftsmäszigen Reinigung eine Verfchuldung auf sich geladen, die gesühiit werden muß] 4. Oder wenn eine Seele [im alltäglichen Verkehr mit andern in aufgeregtem Zustande oder sonst aus Uebereiluiig] schwöreh daß ihr sein Gib] aus dem Munde entfiihret [wodurch sie sich ver- bindlich macht], Schaden oder Gutes [irgend etwas. es sei, was es sei 4. M. 24, 13; Jes. 41, 23] zu thun — wie denn [bei der unseligen Gewohn- heit der Menschen, zu schwatzen, was sie nicht » tiberlegt haben, gar leicht] einem Menschen ein Schwur entfahren mag, ehe er’s bedacht [daß er durch den Schwur sich eidlich verbindet] — nnd wird? inne [es kommt ihm hernach bei ruhigerem Blute zum Bewußtsein, was er eigentlich gethan, näm- lich den Namen Gottes gemiszbraucht]; der hat sich an der einem [in Bezug auf eins dieser Dinge, hinsichtlich deren man leichtsinnig und lüderlich zu schwören pflegt] verschuldet [1. Sam. 25, 22]. 5. Wenn es nun geschiehet, daß er [ein Js- raelit aus dem gewöhniichen Volke] sich der eines [in Beziehung auf eins der V. 1—4 genannten Dinge] verschnldet [ohne es im Augenblick der Handlung zu wissen oder zu bedenken], und et- kennet sich [hinierdrein], daß er daran gefün- diget hat; 6. So soll er [das auch öffentlich bekennen und] für seine Schuld dieser seiner Sünde, die er gethan hat lzur Sühnung seiner Schuld, die er mit dieser seiner Sünde auf sich geladen], dein HERRn bringen von der Heerde eine Schaf: oder Ziegenmntter sein Weibchen vom Kleinvieh, sei es Schaf oder Ziege] znm Sündopserz so soll ihm der Priester [auf die Kap. 4, 30 angegebene Weise] seine Sünde versöhnen. 7. Vermag er aber [bei seinem geringen Vermögen] nicht ein Schaf [oder eine Ziege zu bringen]; so bringe er dem HERRn für seine Schuld, die er gethan hat, zwo Turteltaiiben oder zwo junge Tauben [Kap. I, 14]: die erste zum Siindopser [daß mittels der V. 8 und 9 ange- gebenen Behandlung derselben die eigentliche Sühne geschehe], die andere zum Brandopfer [daß sie ganz in den Altarbrand komme statt der Fetttheile eines gewöhnlichen Sündopfers Kap. 4, 31. 35]; Eine einzelne Taube wäre zii wenig gewesen, um die mehrseitigeiy zum eigentlichen Stindopfer gehörigen Handlungen alle an ihr auszuführen, daher werden zwei Tauben bei-ordnet: an der einen soll die Blut- sprengung und das Genießen des Opferfleisches von i Seiten des Priesters geschehen, an der andern aber- hauptsächlich der Altarbrand sich vollziehen, jene heißt deshalb das Sünd» diese das Brandopfeix 8. Und bringe sie dem Priester. Der soll die erste [wie bereits gesagt] zntn Sündohser ma- chen, und ihr fflir solchen Zweck] den Kopf ab- tneipen hinter dem Genick fmit dem Nagel seines Daumens die große Blutader am Halse aufreißen], und [also den Kopf] nicht abbrechen [oder völlig abreißen, wie bei dem Brandopfer von« Tauben Kuh. 1, 15]; I. Und« sprenåe mit dem svon selbst auslau- fenden] Blut des ilndopfers sda dessen zu wenig ist, um es erst inseinem Gefäß aufzufangen und dann mit dem Finger an die Altarhörner zu » streEchenJ an die Seite des Mars, und lasse das übrige Blut [durch Drücken des Thieres] aus- blnten sentsprechend dem Ausgießen alles Blutes von den größeren Sündopfern Kap. 11, 7. 18. 25. 30. 34], an des Altars Boden sdas Fleifch aber fällt ihm zu, und soll er’s als hochheilig an heiliger Stätte verzehren Kuh. G, 26. 29]. Das ist das Siindopser Ho soll mit der zum Sünd- opfer bestimmten ersten Taube verfahren werden] 10. Die andere aber soll er zum Brcindopfer machen, nach seinem Recht finden( er mit ihr ganz nach den in Kp. 1, 14 ff. gegebenen Verordnungen verfährt] Und soll also sda beide Tauben zu: sammen ein vollständiges Sündopfer ausmachen] der» Priester ihm [dem Darbringer V. 7] seine Sunde versöhnen, die er gethan hat; so wird? ihm vergeben. 11. Vermag er aber [bei noch größerer Dürf- tigkeitJ nicht keinmal] zwo Turteltanben oder zwo junge Tauben; so bringe er sur seine Sande [gleich- wohl] sein Opfer [dazu·er verpflichtet ist, näm- lich] einen zehnten Theil Epha [= Its, preuß. Metze, vgl. Anm. zu 2. M. 16, 36] Semmelmehl zum Sündopfer. Er soll aber kein Oel drauf legen [gießen], noch Weihrauch drauf thun [wie beim Speisopfer geschiehet Kahn 2, 1]; denn es ist ein Sündopser [das seiner Natur und Be- deutung nach allemal ohne diese Beigaben bleiben muß, gleichwie das Eifer- und Rügeopfer 4. M. 5, 15]. Die Sündopfer durften hiernach nie mit Speisopfern verbunden werden, die sich immer nur an die Brand- und Dankopfer anschlossen. Der Grund liegt auf der Oberfläche, sobald nur die Bedeutung der Speisopser erkannt wird. Bezeichnen diese die guten Werke, so setzen sie die vollbrachte Sühne voraus iind ebenso die durchdie Brandopfer bezeichnete Weihe der ganzen Per- son; denn gute Werke können erst von dem Gerechtfers tigten und im Stande der Heiligung Stehenden voll- bracht werden. Nur die verderbte Vernunft des natür- lichen Menschen meint, daß mit den Speisopfern gleich begonnen werden könne; das Wort Gottes tritt solchem thörichten Tugendwahn in der ernstesten Weise entgegen: »Kann man auch Trauben lesen von den Dornen, oder Feigen von den Disieln? Ein fauler Baum kann nicht gute Früchte dringen« — »Er soll kein Oel draus legen, heißt es ferner, noch Weihrauch drauf thun; denn es Gesetz, von den Sündopfern iind Schuldopferm 325 ist ein Sündopfer.« Warum kein Oel, das erhellt aus Ps- 51, 13, wo David nach schwerem Sündenfall fleht: ,,nimm deinen heil. Geist nicht von mir,« in der schmerzlichen Erkenntniß, daß der heil. Geist Gottes, den er so schwer betrübt hatte, schon fast völlig von ihm gewichen. Oel ist tiberall in der Zeichensprache der Schrift Geist; Sünde und Geist aber schließen sich ein- ander aus. Ehe der Geist einziehen kann, muß die Sünde durch das Blut der Versöhnung getilgt sein. Der Geist, der sich mit der Sünde verträgt, ist nicht der heilige, es ist nur der Weltgeist, der Geist aus dem Abgrund« der zu dieser Zeit sein Werk hat in den Kindern des Unglaubens, den Brüdern des freien Geistes. —- Warum kein Weihrauch, das erklärt sich aus dem Worte: »wir wissen, daß Gott die Sünder nicht höret, sondern so jemand gottesfürchtig ist und thut seinen Willen, den höret er«.« (Joh. 9, 31). Der Weihrauch ist überall das Symbol des Gebets; der Sünder aber kann nicht beten, bevor die Hände mit Blut befleckt und die Finger mit Untugend in dem lebendigen Wasser der Vergebung gereinigt sind, die nur auf Grund der blutigen Sühne ertheilt werden kann: .Jes. l, 15; 59, Z. Z. (Hengstenberg.) » ·12. Und soll’s zum Priester bringen. Der Priester aber soll sgleichwie bei dem Speisopfet Kap. 2- L] eine Hand voll davon nehmen zum Ge- ; zum Feuer . untreuung gegen den NächftenJ sündigeh Und . thut wider irgend ein Gebot des HERRm das sie «« nicht thun sollte [also z. B. wider eins der Ge- dcichtnist und anziiiiden auf dem Altar dem HERRm Das ist ein Sündopfer swelches eben dadurch, daß ein Theil davon durch Anzün- den auf dem Altar in deii Bereich des Waltens der göttlichen Gnade kommt, die Sünde sühnt, obwohl das Opfer kein blutiges gewesen]. 13. Und der Priester soll also seine Sünde, die er gethan hat, ihm versöhnen, so wird’s ihm vergeben. Und [was nach dem Abhub V. 2 Von dem Opfer übrig bleibt] soll des Priesters sein, wie ein Speisopfer [-Uebertest Kap. 2, 3]. v· II. 14.—Ziap. 6, 7. Von den Siiiidopfern geht der Mk« iiber zu den Sihuldopsern und hebt, da diese ebenfalls eine neue Einrichtung sind, seine Rede uon hieuem an. Sie sind in gewisser Zjinsictit eine hlebenart der Jiindopseiy indem sie ebenso wie diese die Iiihne zu ihrem Bivectie haben, beziehen sich aber aus lauter solche Vergehen, bei denen eine Verletzung der von dem Xjukrrn festgesetzten theoliralisihen Rechte vorliegt, entweder seiner eigenen Kectstsanspriiche an die einzelnen Glieder« seines Volks oder derjenigen ztectsissordericngeiy die in seinem Staate der Eine dem Indern zu gewähren verbunden ist. Jtlle dergleichen Rechtsuerletzungen sind durih eine Gestaltung dessen, was ueruntreut morden ist, und durch Dinkusiigiing eines Ziinstheils des Ulerths oder aus die sonst vom Gesetz bestimmte Weise zunächst niateriell oder der Iaihemactj wieder auszugleichen; da aber damit die sittliche schuld noch nicht aufgehoben ist, so bedarf es auch der ausdriiittliitjen Iiarbringung eines Schuld- unsers. 14. Und der HERR redete sweiter Kap. 1, 1; 4, 1] mit Wiese, und fprach: 15. Wenn sich eine Seele vergreift seine Veruntreuung oder Rechtsverletzung begeht], daß sie es verstehn, und sich vetsündiget saus Ver- sehen sich VersLindigetJ an dem, das dem HERRU geweihet ist [indem sie fahrlässiger, vergeßlicher Weise dem HErrn diejenigen Abgaben nicht ent- richtet, die sie nach dem Gesetz an das Heilig- thum oder an die Priester abzuführen verpflichtet ist L. M. 23, 19; 30, 12 f.; 4. M. 18, 11 sf.]; soll sie ihr Schuldopfer sihre Schuld, dazu sie nun verbunden ist] dem HERRn bringen, [näm- lichJ einen Widder ohne Wandel von der Heerde, der [mittdestens] zween Sekel Silbers werth sei, nach dem Sekel des Heiltgthnms [vgl. Anna zu 2.M. 30, 13], zum Schuldopfer kdamit ihre Sünde gesühut werden könne] 16. Dazu, was er gesündiget swidertechtlich zurückbehalten] hat an dem sdem HErrn und sei- nen Dienern] Geweihetem soll er wiedergeben szur Ausgleichung des benachtheiligten Rechts], und das fünfte Theil sseines Wetthsj darüber geben szur Entschädigung des Benachtheiligtenh nnd soll? dem Priester geben [vgl. Kap. 22, 14 ff.; 4. M. 5, 5 ff.]; der soll ihn sauf die Katz. 7, 1 ff. an- ? gegebene Weise] versöhnen mit dem Widder des I Schuldopfers, so wird’s ihm vergeben sivas er ge- stindigt hats. 17. Wenn [ferner] eine Seele sdurch Ver- bote 2. M. 20, 17; 23, 4 f.; 3. M. 19, 11 u. s. W-], Und hat es nicht gewußt [oder im Au- genblick sich nicht bedacht, was sie thut, indem sie die Sache von einem falschen Gesichtspunkt aus angesehen oder sonst sich geirrt]; die hat sich strotz ihrer Unwissenheit oder Unbedachtsamkeit gleich- WohIJ verschuldet swider den HErrn, der das Ge- « bot gegeben hat], und ist einer Missethat schuldig « sdie der Sühne bedarf]. 18. Und soll [nun, wenn das Unrecht ihr zum Bewußtsein kommt — abgesehen von dem Ersatz, den sie dem beeiiiträchtigten Nächsten zu leisten verbunden und der schon im Gefetz selber bei dem betreffenden Gebot überall da festgesetzt ist, wo über eine solche Ersatzleiftung sich wirklich etwas bestimmen läßt — behufs Sühne ihrer Missethatj bringen einen Widder von der Heerde ohne Wandel, der eines Schuldopfers werth smit dem vorhin V. 15 angegebenen Schuldopfer von gleichem Werth] ist, zum Priester; der soll ihm sauf dieselbe Weise] seine sSünde der] Unwisseik heil versöhnen, die er gelhaii hat, und wußte es szu der Zeit, wo er sie beging] nicht [was er thatjz so wird’s ihm vergeben. 19. Das ist das Schuldopfer, des er dem HERRn verfallen ist. Es soll also niemand meinen, daß dergleichen Be- nachtheiligungen des Nächsten den HErrn weiter nicht berührten, gleich als wäre das Unrecht mit der Leistung des etwaigen Schadenersatzes schon abgemachtz ver HErr hat vielmehr die Rechte der Andern an jeden, der zu seinem Volke gehört, bundesgesetzlich sestgestellt, die Verletzung derselben ist daher zugleich eine Mifsethat gegen ihn, die gesühnt werden muß. 326 Z. Mose G, 1—15. Merkwürdig ist der im jüdischen Cultus durchge- führte Gedanke: keine Schuld kann auf sich beruhen, keine wird ohne Weiter-es einfachhin vergeben, sondern jede fordert ihre bestimmte Sühnung. (Hirscher.) Das mosaische Gesetz tritt hierdurch in schärfsten Gegensatz gegen die dem- natürlichen Menschen so tief einwohnende Betrachtungsweise der Sünde als Bagatella als per-ca- tilio oder Siindchem welche Betrachtungsweise Claus Harms in der 21. seiner Thesen auch unserm Zeitalter, das im Vergleich mit der vorreformatorischen Zeit sich so sehr des Fortschritts rühmt, mit den Worten zum Vorwurf macht: »Die Vergebung der Sünden kostete doch Geld im 16. Jahrhundert; im 19. hat man sie ganz umsonst, denn man bedient sich selbst damit« Kalt. is, 1. Und der HERR [die Verstattung eines Schuldopfers für unwissentliche Veruntreuun- gen fremden Eigenthum-Z Katz. 5, 17—19 auch auf folche Fälle ausdehnend, wo die Veruntreuung zwar nicht in Unwissenheit und Unbedacht, viel- mehr mit Absicht begangen und hinterdrein sogar geleugnet, ja mit einem falschen Eide in Abrede gestellt worden ist, aber darum noch immer für eine Schtvachheitssünde gelten kann, weil der Schuldige, obgleich das Gericht ihn seiner Schuld nicht hat überführen können, sie später, von seinem eigenen Gewissen getrieben, bereut und freiwillig bekennt] redete [ferner] mit Muse, Und sprach: 2. Wenn eine Seele sündigen würde, und lin det- Artj sich an dem HERRU [der der Be- gründer und Beschützer aller unter den Gliedern seines Volks bestehenden Nechtsverhältnisse ist] vergreifen, daß er [der da sündigtj seinem Neben- menschen verleugnet, was er ihm befohlen [zur Aufbewahrung übergeben] hat, oder das ihm lals Unterpfand] zu treuer Hand gethan ist, oder das er mit Gewalt genommen [1. M. 21, 25; Hiob 24, 21 Mich. 2, 2], oder mit Unrecht zu sich bracht [ihm abgepreßt oder vorenthalten hat 5. M. 24, 14; Hof. 12, s; Mal. Z, 5], Z. Oder, das verloren ist, funden hat, und leugnet solches mit einem falschen Give, wie es der eines ist, darin ein Mensch wider seinen Nächsten Sünde thut [der falsche Eid beziehe sich nun auf das Gefundene oder auf eine andere von den V. 2 erwähnten oder den sonst im Leben vor- kommenden Veruntreuungenjz 4. Wenn’s nun geschiehet, daß er also sün- diget, Und sich verschuldet [und jetzt seine Sünde und Verschuldung einsieht und bereut]; so soll er wiedergeben, was er mit Gewalt genommen oder mit Unrecht zu sich bracht, oder -was ihm befohlen ist, oder was er fanden hat, Z. Oder worüber [sonst] er den falschen Eid gethan hat; das soll er alles ganz [in seinem vol- len Betrage] wiedergeben, dazu das fünfte Theil darüber [Kap. 5, 161 geben dem, deß es gewesen ist, des Tages, wenn er sein Schnldopfer giebt. s. Aber für seine Schuld ldie damit uvch keineswegs getilgt ist] soll er dem HERRn zu dem Priester einen Widder von der Heerde ohne Man: . del bringen, der eines Schnldopfers [also wenigstens zween Sekel Silbers Kap. 5, 15. 18] Werth ist. 7. So soll ihn der Priester sdurch Darbriip gung des Opfers Kap. 7, 1 ff.] versöhnen vor dem HERRnz so wird ihm vergeben alles, was er ge- than hat, daran er sich verschuldet hat fsowohl das Unrecht des Vorenthaltens, Beraubens u. s. w., als auch das des Verleugnens und Abschtvörenss Von den vier Arten der blutigen Opfer, von denen Kap. 1. B. 4. und 5 gehandelt haben (wir rechnen hier Kap. 5 bis zu Kap. S, 7 —- über die nicht selten uns begegnende Unzweckmäßigkeit der älteren Kapitel-Abwei- lung s. Anm· zu 1- Kön. 4, 20) sehen die beiden ersten, die Brand- und Dankopfer, das Bundesverhältniß als ein ungetrübtes, noch bestehendes voraus. Sie haben in dem Acte der Schlachtung und Blutfprengung es allerdings auch mit der Sühne zu thun, aber doch nur mit der Sühnung der menschlichen Sündhaftigkeit über- haupt, und nicht mit der Sühne als mit ihrem höchsten und letzten Zweck, sondern nur als mit einem Mittel zum Zweck, als mit demjenigen Wege, auf welchem allein sie zum Ziele führen können; und zwar ist dies Ziel die Stärkung und Festigung des Opfernden in dem Gnadenstande — im Brandopfer giebt sich derselbe von Neuem ganz und ungetheilt an seinen Bundesgott hin, im Dankopfer wird er der Bundesgnade und Bundes- freundschaft seines Gottes in innerster Seele froh. Die beiden andern von jenen Opferarten dagegen, das Sünd- und Schuldopfey bezwecken die Aufhebung einer besonderen, in das Bundesverhältniß eingetretenen Stö- rung und die Wiederherstellung des rechten Verhält- nisses, sei es des ganzen Volkes, oder des einzelnen Volksgliedes, zu dem Hcärrnz diesen Zweck erreichen sie durch die Sühnung dessen, was das Verhältnis; gestört und den Bund aufgehoben hat, was aber darüber hin- aus liegt, und dem Bereich des wiederhergestellten Heils- und Gnadenstandes angehört, müssen sie der Wirkung der andern Opfer überlassen, deren denn eins oder mehrere in der Regel auf sie folgen. So wurde es schon angeordnet in Betrefs der Priesterweihe (2. M. 29, 9 ff.), und Gleiches wird hernach für die Feier des großen Versöhnungstags und der hohen Feste bestimmt· Es sind hier überall nur Sündopfer, die dargebracht werden sollen, keine Schuldopfer, da die den letzteren zu Grunde liegenden Vergehungen, insofern ihnen immer eine materielle Erstattung des Veruntreuten voraus-gehen soll, keine summarische oder zusammenfafsende Behand- lung zulassen; wohl aber ließen alle die einzelnen Un- wissenheitsz Uebereilungs- und Schwachheitsündem welche bei Aaron und seinen Söhnen seit der Bundesschließung (2. Mos 24) oder, wenn man lieber will, seit der Bun- deswiederherstellung (2. M. 32), und bei der Gesammt- heit des Volkes von einem Versöhnungstage zum andern und von einem Feste zum andern vorgekommen waren, sich gleichsam auf Einem Haufen zusammenfafsen (nach dem Worte des Psalmisten 19, 13: »Wer kann merken, wie oft er fehlets verzeihe mir die verborgenen Fehler«) und mit einem einzigen, gemeinsamen Opfer sühnen. Durch solche sunnnarische Behandlung geht der Begriff der einzelnen Sünde in den der Sünde überhaupt über, nur daß man darunter nicht die habituelle Sünde oder die Sündhaftigkeit, sondern die actuelle Sünde oder den Inbegriff aller einzelnen Uebertretungen der göttlichen Gebote zu verstehen hat. Nachdem diese in dem dar« gebrachten Sündopfer gesühnt sind, bezieht sich der Sühn- akt der darauf folgenden Brand- und Dankopfer aus die Tilgung der wegen seiner Sündhaftigkeit schon an und für sich, auch abgesehen von den verschiedenen Aenßerungen derselben in Wort und That, auf dem Menschen lastenden Sündenschuld Es ist dies ein Stu- Gesetz vom Schuldopfen 327 fengang von auszen nach innen, vom Gröberen zum Feine-en, der ganz dem Fortschritt der sittlichen Erkennt- niß und dem Bedürfnis; des religiösen Lebens entspricht; denn erst lernt der Mensch seine einzelnen, namhaften Sünden erkennen und verlangt nach Vergebung dersel- ben, darnach wird ihm auch das zu einer unerträglichen Last, von der er gern frei sein möchte, das; er aus sand- lichem Samen gezeugt und das Dichten und Trachten seines Herzens nur böse ist immerdar. (Vgl. Anm. zu L. M. 20, 17: die Aufeinanderfolge der wirklichen und der erblichen bösen Lust, wie sie nach Lutherischer Auf- fassung im Dekalog vorliegt -— jene nämlich im neunten, diese im zehnten Gebot, — also derselbe Stufengang Von außen nach innen, vom Gröberen zum Feineren). Das 6. Kapitel. You: Zsrandq Speis— und zündet-set. I- V. 8—13·. Es folgen ietzt auf die Eriisfnung des Opfergeselkes im Allgemeinen noch mancherlei Bestim- mungen im Einzelnen, die namentlich die Priester« angehen und sowohl deren Imtghaudtungeu als ihre Gerechtsame zu regeln bestimmt sind: zunächst in Zlietress des in Bau. 1 behandeltkn Brandopserm 8. Und der HERR redete swohl an dem zweiten Tage nach Aufrichtung der Stiftshiitte Kap. 1, I] mit Mose, und sprach: 9. Gebeut Aaron und seinen Söhnen [in Hinsicht auf ihren priesterlichen Beruf, den sie nun bald antreten sollen]: Dies ist das Gesetz des Brandopfers [was ihr dabei zu thun und zu leisten habt] Das Brandopfer soll kwie ich schon Z. M. 29, 38 ff. gesagt habe] brennen auf dem Altar, [und zwar zunächst —- da jeder Tag mit dem Abend des vorhergehenden Tages beginnt, s. Anm. zu 1. M. 1, 5 — das, welches zwischen Abends geopfert worden] die ganze Nacht bis an den Morgen; es soll aber allein des Altars Feuer sdas ich seiner Zeit selbst vom Himmel aus anziinden werde Kap. 9, 24, und kein fremdes oder dem gewöhnlichen Leben entnommenes] darauf brennen. 10. Und der sdienstthuendej Priester soll [am Morgen nach jeder Nacht, während welcher das Opfer gebrannt hat] seinen leinenen Rock svon Weißzeug vgl. Anm. zu 2. M. 28, 42] anziehen, und die leinene Niedertvaud [welche die Scham- theile zu bedecken bestimmt ist 2. M. 28, 42 f.] an seinen Leib; und soll kmittels der 2. M. 27, 3 genannten GerätheJ die Asche aufheben [abräumen], die das Feuer des Brandopfers auf dem Altar gemacht hat, und soll sie neben den Altar kauf den zu dessen östlicher Seite befindlichen AschenhaUfeUJ schütien [und nunmehr in der eigentlichen Priester- kleidung das Morgen-Brandopfer zurecht machen]. 11. Und soll [so oft es wieder an der Zeit ist, den Aschenhaufen fortzuschaffen] seine [priester- lichenj Kleider [die er nur innerhalb des Heilig- thums tragen darf] ausziehen, nnd andere [ge- wöHnlicheJ Kleider anziehen; nnd die Asche hinaus- tragen, außer dem Lager an eine reine Stätte [Kap. 4, 12]. 12. Das Feuer auf dem Altar soll Enden: so ein Opfer das andere ablöst] brennen nnd nimmer verlbschen [zum Zeichen, daß Jsrael ohne Unterlaß seinem Gotte dtentsz der Priester soll alle Morgen [nachdem er die vom Abendopfer zurückgebliebene Asche abgeräumt hat V. 10] Holz darauf anzundety und oben drauf das [Morgen-] Brandopfer zurichten, und [dann» im Laufe des Tags] das Fett der Dankopfer sdte entweder für den Tag festgesetzt sind oder von einzelnen Jsraeliten freiwillig gebracht werden] drauf an- znnden. 13. Ewig [wie gesagt] soll das Feuer auf dem Altar brennen, und nimmer berloschen sJsrael würde sonst seiner Berufung untreu werden, wenn es je den heiligen Dienst seines Gottes unterließes Die Vorschrift, das Feuer des Brandopferaltars ununterbrochen im Brande zu erhalten, hat allerdings zunächst und hauptsächlich den Zweck, daß Israel als ein Volk sich beweise, das ohne Unterlaß seinem Gotte dient Tag und Nacht. Indessen ist es nicht ohne Be- deutung, daß, weil hernach (Kap. 9, 24) Feuer vom HErrn ausgeht und die von Aaron bei seinem Amts- antritt dargebrachten Opfer verzehrt, es ein göttliches, himtnlisches Feuer ist, das durch den bestiindigen Gottes- dienst auf dem Altar auf natürlichem Wege erhalten wurde, erhalten wurde bis zur Erbauung des Salomo- nischen Tempels, wo der HErr es von Neuem gab (2. Chr. 7, 1). Ueber die Bedeutung dieses Umstandes siehe Anm. zu Kost. I, 9. Bei der Zerstörung des Tem- pels ging dies, raie noch manches andere Sinnbild und Unterpfand, so z. B. die Urim und Thummim (vgl. Anm. zu 2. M. 28, 30), verloren und wurde nicht wie- derersetzt (vgl. jedoch 2.Macc.1, 19 sf.) — einestheils zur Strafe für Israel, das Gottes Gnadengaben so wenig zu seiner Ehre gebraucht undseinen Bund so schmählich gebrochen hatte, anderntheils aber, weil es eben nur Sinnbilder und Unterpfiinder waren, keine zur Seligkeit nothwendigen, sondern nur Ehrem Gaben, und weil nun die Zeit schon so nahe bevorstand, wo ohnedies der alte Bund einem neuen weichen und alles in viel reicherer und tieferer Weise durch den verheißenen Messias erstattet werden sollte« II« di. 14—23. Zjieran schließen sitt) besondere Bestim- mungen fitr die Priester in Petress des in zip. 2 behau- delten Speis-unsers, und wird bei dieser Gelegen- heit auch das vom Zjohenpriesier bei dem iiiglitijen Znorgem und Jlltenwzltrandopfer darzubringrude Speis- opfer näher erdrterh 14. Und das ist das Geseh des Speisopfers, das Aarons Söhne opfern sollen vor dem HERRn ans dem Altar sinsoweit die Priester bei der Dar- bringung desselben betheiligt sind] 15. Es soll einer [derjenige von den Prie- stern, der die Opferung zu besorgen hat] heben seine Hand voll Semmelmehls vom Speisopfey nnd des Oeles, und den ganzen Weihranch, der auf dem Speisopfer liegt [Kap. 2, 2]; nnd soll’s [was er so abgehoben hat, von den Kuchenarten Katz. 2, 4 ff. je einen nebst dem ganzen Weih- rauch] anzitnden aus dem Altar zum süßen Geruch, ein Gedächtnis; dem HERRU lnm den Darbringer 328 3. Mose 6, 16—30. 7, 1——4. dadurch in gnädige Erinnerung beim HErrn zu bringen] Its. Das Uebrige aber sollen Aaron und feine Söhne [als den ihnen zufallenden Antheil am Opfer Katz. L, Z. 10] verzehren [und zwar das Uebrige der Mehl- und GrützeSpeiseopfer die ge- sammte Priefterschaft, das Uebrige der Kuchen- Speisopfer dagegen der dienstthuende Priester Kap. 7, 9.10], und sollcn es ungesäuert [wie es ist] essen snachdem sie es zuvor gebacken haben], an heiliger Stätte, im Vorhof der Hütte des Stifts 17. Sie sollen es nicht mit Sauerteig backen; denn es ist ihr Theil, das ich ihnen gegeben habe von meinem Opfer [wie nun es mir selber nach der Verordnung Kap. L, 11 gebracht worden, sollen es auch meine Tischgenossen genießen und sich dadurch als heilige Leute vor mir beweisen] Es soll sihnen dies Uebrige sogar] das Allerhei- ligste [etwas nicht blos einfach Heiliges, sondern vielmehr Hochheiliges, vgl. Anm. zu Z. M. 40, 10] sein, gleichwie das [Uebrige vom] Sündopfer oder Schnldopfer sdas ebenfalls nur ein geweiheter Priester genießen darf, ein Laie aber nicht ein- mal anrühren soll V. 26 ff., Kap. 7, S. 7]. 18. Was männlich ist unter den Kindern Aarons [und selbst zum Stande der Priester ge- hört] sollen es essen [die weiblichen Glieder ihrer Familien hingegen von dem Mitgenuß ausge- schlossen sein] Das sei ein ewiges Recht euren Nachkommen, shinsichtlich des Priester-Antheils] an den kSpeisj Opfern des HERRm Es soll sie niemand anruhren, er sei denn geweihet [rührt sie aber ein Ungeweihter an, so wird er durch folche Berührung heilig]. Diese letztere Bestimmung, die uns schon in 2. M. 29, 37; 30, 29 begegnete und hernach in V.2'7 unsers Kap. ebenfalls uns entgegentritt, wird von den Aus- legern verschieden aufgefaßt. Einige verstehen das Hei- ligrverden in dem Sinne: ein solcher verfällt dem Heilig- thum und muß sich gleich demjenigen, der sich Gott ge« lobt hat, fiir eine bestimmte Geldsumme lösen (Kap. 27, 1— 8). Andere hingegen denken an die mancherlei Be- schränkungen im Leben, denen die Priester, um sich als heilig ihrem Gott zu erweisen, unterwerfen mußten (Kap. 21, 1—15); gleichen Beschränkungen nun wären solche Laien, die etwas Hochheiliges berührt hatten, fortan verfallen gewesen, was um so mehr etwas Un- bequemes und Lästiges im alltäglichen Leben für sie haben mußte, als sie nicht zugleich derjenigen Rechte und Vorzüge theilhaftig wurden, die die Priester be- saßen und die bei diesen ein Gegengewicht gegen jene, »zum Theil auch für sie lästigen Beschränkungen bildeten. 19. Und der HERR [mit den die Amts- handlungen und Gerechtsame der Priester bei den gewöhnlichen Speisopfern regelnden Vorschriften V. 14—18 einen andern, die Priester ebenfalls betreffenden Gegenstand verbindend] redete mit Mofgb und sprach: seiner Söhne, das sie [durch ihn, den Aaron, der das Haupt der ganzen Priefterschaft ist, aus ei- Das soll das Opfer sein Aarons nnd T genen Mitteln] dem HERRU opfern sollen am Tage seiner Salbung [von dem Tage an, wo seine Salbung nun vollendet sein und er sein hohepriesterliches Amt antreten wird Katz. 9]: Das zehnte Theil Epha vom Semmelmehl des— taglichen Speisopfers [ein Zehntel Epha (Kp. 5, U) Feinmehl sollen sie durch ihn bringen zum täglichen Speisopfer], eine Hälfte des Morgens [gleich nach der Darbringung des zum Morgen-Brandopfer gehörigen Speisopfers der Gemeinde 2. M. 29, 40, bevor das dann folgende Trankopfer 4. M. 28, 7 ausgegossen wird], die andere Hälfte des Abends [ebenfo wie beim Mor- gen-Brandopfer zwischen dem sich anschließenden Speis- und dem darauffolgenden Trankopfer der Gemeinde darzubringen Sir. 45, 17]. 21. Jn der Pfanne [Kap. 2, 5] mit Oel [aber ohne Sauerteig] sollst du [der in deinem und der ganzen Priefterschaft Namen dasselbe dar- bringende HohepriesterJ es machen, Und gerdstet [nachdem es im Oel gehörig umgekehrt und rösch oder hart drin gebacken ist] darbringenz Und in Stücken ebaclen [nach dem Backen in Stücke ge- brochen ap. 2, 6] sollst du solches opfern, zum süßen Geruch dem HERRn 22. Und der Priester, der unter feinen Söh- nen [nach ihm zum HoHenpriesterJ an seine Statt gesalbet wird, soll solches [ebenfalls jedesmal, so oft er das tägliche Morgen- und Abendopfer der Gemeinde darbringt, an der bezeichneten Stelle, nämlich zwischen dem Speis- und dem TrankopferJ thun. Das ist ein ewiges Recht dem HERRn sdaß die Priefterschaft ihm so täglich ihr beson- deres Opfer opfert]; es soll [aber] ganz [und nicht blos theilweis, wie ein gewöhnliches Speisopfer V. 15. te] verbrannt werden. 23. Denn alles Speisopfer eines Priesters soll ganz verbrannt, und nicht [ein Theil davon] Zzegessen werden [da hier der Priester nicht für das olk, sondern in seinen eigenen Angelegenheiten thätig ist, ihm also auch kein Lohn zusteht] Während das täglich fiir die ganze Gemeinde dar- gebrachte Morgen- und Abend-Brandopfer auch dem Hohenpriester, der das Haupt dieser Gemeinde war, gilt, soll derselbe dem allgemeinen Speisopfer noch ein beson- deres für sich und seine Amtsgenossen hinzufügen, und zwar in einer höheren Form der Verarbeitung des Ge- treides (als Gebackenes auf der Pfanne), wenn gleich der Quantität (Zahl) nach nur halb so viel; das weist darauf hin, das; »der, in welchem die Heiligkeit der ganzen Gemeinde gipfelt, auch in seiner Berufsthätigkeit noch eine höhre Heiligkeit zu entfalten und zu bewähren hat, als vom ganzen Volke gefordert werden kann.« III« W. 24 — Frau. 7, 10. zlemniicijft folgen genauere Ilurilatsungen iiber die in Zu. 4, 1——6, 7 theilweio nur nur; behandelten Siind- und Sthuldopfetz und wird dn iiber die Form ihrer Zlarbringung und die Xllerioendung des Yleisttjesz Manch« narhgeholh was früher iibergangen oder mehr andeuiend als ausfüh- rend angeordnet worden ist. Der Priester Amtshandlungen und Gerechtsame in Hinsicht auf die Brand-, Speis- und Sündopfen 329 24. Und der HERR [nach dieser Einschab tung über das tägliche hohepriesterliche Speis- opfer V. 19——23 zu dem früheren Gegenstande, den Amtshandlungen und Gerechtsamen der Prie- ster bei den Opfern der Gemeinde, zurückkehrend] redete [tveiter] mit Mose [um nach der Behand- lung des Brandopfers V. 8——13 und des Speis: opfers V. 14—18 nun auch über das Sünd- und Fchicihldopfer ihm das Nöthige zu verordnen], Und M : 25. Sage Aaron und seinen Söhnen, und svrich: Dies ist das Gesetz des Sündopfers sin Betreff eurer Thätigkeit dabei und eurer Gerecht- same daraus: An der Stätte, da du das Brand- opfer schlachtest snämlich auf der Nordseite des Altaks Kasse. 1, us, sollst du auch das Sirndopfer [von dem, der es darbringt] schlachten [lassen] vor Dem HERR« lKÆ 4- 2415 das ist das Aller- heiltgste [mit dem Blut und Fleisch eines solchen Opfers ist in jeder Hinsicht auf hochheilige Weise umzugehen, damit ja nichts davon ent- weihet werde]. ·26. Der Priester, der das Sündopfer thut sbet der Darbringung desselben den Dienst ver- richtet, die Blutsprengung und den Altarbrand besorgt], soll’s [das Fleisch, was nicht auf den Altar kommt] essen an heiliger Stätte, im Bor- hof der Hutte des Stifts. 27. Niemand soll seines sdes Sündopfersj Fleisches anrühren, er sei denn geweihet Und wer von seinem Blut ein Kleid besprenget [auf wessen Kleid bei der Schlachtung eines derartigen Opfers zufällig etwas von dem Blute spritzt], der spll das besprengte Stück [mit dem Wasser des ehernen Hcmdfassesl waschen snochj an heiliger Stätte [da- mit er das hochheilige Blut nicht in das gemeine Leben mit hinausnehme und so entweihe]. 28. Und den Topf, darin es sdas Fleischs gekvcht ist [von dem dienstthuenden Priester als dem zum Genuß Berechtigten V. 26], soll man [wenn es ein irdener ist] zerbrechen [da ein solcher die Fettigkeit 8kUzkEhtJ- Ists aber ein eherner [kupse»rner]»Tops, so soll man ihn scheuern und stüchtigs mit Wasser späten sdamit auch nicht das kleinste Theilchen von dem hochheiligen Fleische daran haften bleibe]. 29. Was männlich ist unter den Priestern sollen [allem] davon [dem gekochten FIeischeJ essen; denn es ist das Allerheiligste [V. 18]. 30. Aber alle das Siindopfer, des Blut in die Hütte des Stifts gebracht wird, zu versöhnen im Heiligen [also sowohl das Fleisch desjenigen Siindopfers, das der Hohepriester für sich selbst Kap. 4, 2 ff., als auch desjenigen, das er für die ganze Gemeinde opfert Kap. 4, 13 ff.], soll man nicht essen, sondern es [auf die Kap. 4, 11 f. 21 angegebene Art] mit Feuer verbrennen. Das ·7. Kapitel. You: Hctsukd und Dankopfer. 1. Und dies ist das Gesetz des Schuldopfers [insofern es die Priester noch besonders angehtjz und das ist das Allerheiligste lauch mit diesem ist, gleichwie mit dem Siindopfer in jeder Hinsicht auf hochheilige Weise zu verfahren Katz. 6, 25]. 2. An der Stätte, da man das Brandopfer schlachtct, soll man auch das Schuldopser schlachten [Kap. 6, 25], Und [gleicherweise wie bei jenem Kap. 1, 5] seines Bluts auf dem Altar umher sprkngen salso nicht in so gesteigerter Form des Nahebringens zu Gott damit verfahren, wie mit dem Blut des Sündopfers Kap. 4, da es bei einem Schuldopfer sich nicht ausschließlich um Siihnung der Sünde, sondern zugleich um Genug- thuung für die dadurch verwirkte Schuld Kp. 5, 16; S, 5 handelt] Diese Schlachtung an der Nordseite des Brand- opseraltars, die das Gesetz ausdrücklich für die Brandz Sünd- und Schuldopfer fordert, während es beim Dank- opfer den Schlachtungsort unbestimmt läßt, hat ohne Zweifel ebenfalls, wie alles im Qpferkultus, eine sinn- bildliche oder vorbildliche Bedeutung. Nach TholucPs Vermuthung wäre diese Seite darum gewählt, weil sie für die licht- und freudenlose gegolten; und allerdings ist ja die Sehlachtung nichts anderes als die Vollziehung des stellvertretenden Straftodes an dem Opserthierr. Die bis in’s 4. Jahklx hinaufreichende Tradition (Ueber- lieserung) versetzt den Hügel Golgatha ebensalls in den Norden des Berges Zion und zeigt ihn als Calvarien- berg (Schädelstätte) mit dem heil. Grabe noch jetzt inner- halb des heutigen Jerusalem. » « » 3. Und alle sein Fett soll man lwiebet einem Dankopfer Kp. 3, 3 ff. 9 ff.] opfern, den Schwanz, und das Fett am Eingeweida 4. Die zwo Nieren mit dem »Fett, das dran ist, an den Lenden, und das Netz uber der Leber, an den Nieren abgerissen. Die 4—-5 Fettstücke also, die von Dankopfern so- wohl, wie von Sünd- und Schuldopfern in den Altar- brand kommen, sind 1) das die Eingeweide bedeckende Fett oder das große Reh, welches sich vom Magen über die Gedärme ausbreitet und diese umhüllt: es findet sich nur bei dem Menschen und den Säugethierem und wird bei den Wiederkäuern sehr fettreich. L) Das Fett an den Eingeweidem d. h. das sich an den Gedärmen gebildet hat und von diesen leicht abschälen läßt· 3) Die beiden Nieren« und das an ihnen sich bildende Fett, das bei Schafen in solchem Maße überhand nehmen kann, daß sie daran sterben; dazu kommt das Fett an den Lenden, d. i. an den inneren Lendenmusteln oben in der Gegend der Nieren. 4) Die Joche-roth (d. i. Ueber- spannung, Ausspannung = Netz) um die "Leber oder über der Leber, worunter mehrere Gelehrte mit der Septuaginta den großen Leberlappen verstehen, der je- doch kein Fettstück ist; vielmehr hat schon Luther nach dem Vorgang der Vulgata dies richtig von dem kleinen, dem Magen- oder LebersNetz gedeutet, das von der Querfurche zwischen dem rechten und linken Leberlappen ausgeht und sich einerseits über den Magen, andrerseits bis zur Nierengegend erstreckt; bei den Nieren, bis wo- hin es reicht, soll es dann weggenommen oder abgerissen werden. 5) Bei den Schafen kommt hierzu als fünftes 330 3. Mofe 7, 5—-21. Stück der fette Schwanz (Anm. zu 2. M. 29, 23), der ganz aus einem Mitteldinge von Mark und Fett besteht, in der Küche oft statt Butter dient und klein geschnitten u verschiedenen Gerichten verwendet wird. Diese ver- schiedenen Fettstücke kommen als das Beste und Vor- züglichste vom Fleisch des Thieres in Betracht; wo dem HErrn nicht das Ganze angezündet wurde, wie beim Brandopfer, mußte ihm wenigstens »die Blüthe« oder dasjenige geweihet werden, worin sich die Lebenskraft und das Gedeihen am stärksten zeigt. Einige Ausleger wollen jedoch in den Fettstücken ein Symbol (Sinnbild) des inwendigen Menschen im Gegensatz zu den Gliedern oder dem äußeren Menschen (Röm. 7, 22 f.), der durch das Fleisch· repräsentirt werde, erblicken. Allein einer- seits paßt m diese Deutung nicht der Fettschwanz hinein, während gerade das Herz, welches bei solcher Auffassung der Sache vor allen Dingen erwartet werden müßte, fehlt; andrerseits sind in der heil. Schrift die Fett- thetle nicht sowohl Bezeichnung des inneren, besseren Theils des Menschen, seiner zartesten und geheimsten Empfindungen, als vielmehr Zeichen der Fühllosigkeiü Unempfindlichkeit und Verhärtung (Ps. 119, 70), Z. Und der Priester soll’s fdie eben genann- ten 5 Stücke] auf dem Altar anziinden zum Feuer dem»HERRn. Das fwas so im Feuer aufgeht] ist ein Schuldvpfet [sühnt die demselben zu Grunde liegende Schuld, nachdem sie durch die geleistete Genugthuung oder Buße Kap. 5, 16; 6, 5 in trdisclxsachlicher Hinsicht wieder gut gemacht ist, auch vor Gott]. c is. Was männlich ist unter den Priestern, sollen das [was von einem so geopferten Schuld- opfer übrig bleibt, nämlich das Fleifch des Thieres] essen· an heiliger Stätte; denn es ist das Aller- heiligste fgehört zu denjenigen Opfer-Ueberresten, mit welchen auf ganz heilige Weise zu verfahren ist, daher eben nur die männlichen Glieder der s · » E opfcrt, deß soll [als Sold für seinen Dienst] des- Priefterfamilien zum Genuß zugelassen sind] 7. Wie das Sündopfer küber welches Katz. 6, 29 dieselbe Bestimmung erlassen wurde], also soll auch das Schuldopfer sein; aller beider soll einerlei Gesetz sein [da sie in der engsten inneren Verwandtschaft mit einander stehen, als die ledig- lich die Sühne zu ihrem Zweck haben]; und [so] soll [denn auch hier, gleichwie bei dem Sünd- opfer Kap. s, ge, das Fleischj des Priesters sein, der dadurch versohnet [die Sühne mittels des Opfers erwirbt] Hieraus geht deutlich hervor, daß der Schlachtung des Thiers die Handauflegung von Seiten dessen, der das Opfer brachte, vor-ausging; denn diese wird oben (Kap. 4, 4. 15. 24. 29. 33) für das Sündopfey mit dessen Gesetz ja das des Schuldopfers einerlei sein soll, ausdrücklich gefordert. Mehrere Gelehrte nun schreiben ftir beide Opfergattungen der Handauflegung nicht blos die Bedeutung zu, daß dadurch die Todesverhaftung oder die Verpflichtung des Opferndem für feine Sünde den Tod zu erleiden, auf das Opferthier übertragen werde, wie wir oben mach Kurtz’s Vorgange) gethan haben, sondern sie erblicken darin eine Uebertragung der Sünde selbst, dadurch das Thier gleichsam zur leibhafti- gen Sünde werde, und zwar nicht allein. auf das Blut, Thier, so daß nun auch dessen Fleisch und Fett mit der Sünde beladen sei. Jm Zusammenhange damit fassen sie dann das Essen des Opferfleisches von Seiten des dienstthuenden Priesters als eine zu der·ihm obliegen- den Versöhnung (Kap. 5, s· 10. 13) gehörige Handlung; zur völligen Hinwegschaffung oder Tilgung der Sünde sei nämlich auch das erforderlich gewesen, daß er, der Priester, die Sünde am Fleisch verschlänge und sie so kraft der Heiligkeit, die um seines Amtes willen an ihm haftete (2. M. 28, 38), vernichtete, daher auch in Kap. 10, 16 ff. sich Mose darüber ereifert, daß die Priester Eleazar und Jthamar das Fleisch eines zum Sündopfer geopferten Bocks nicht gegessen, sondern verbrannt hat- ten. Dieser Ansicht steht aber entgegen, daß das Fleisch der Sünd- und Schuldopfer im Gesetz selbst ausdrück- lich für etwas Hochheiliges erklärt wird, man also un- möglich behaupten kann, die Sünde sei demselben durch die Handauslegung incorporirt (eingeleibt) worden, es habe diese auch nach der Blutsprengung noch an dem Fleische gehaftet und sei erst durch das priesterliche Essen von der priesterlichen Heiligkeit überwunden und getilgt worden. Jm Gegentheil scheint es gerade die Borstellung von einer solchen Jncorporation der Sünde zu sein, welche Mose dort als die Ursache voraussetzh warum Eleazar und Jthamar sich von dem Genuß des Fleisches hätten abhalten lassen, und die er mit der Vorhaltung bekämpfen will, daß dies Fleisch allerheiligst sei; diese Vorstellung aber lag ihnen darum so nahe, weil man in Egypten von den, dem Gotte Typhom als dem Re- präsentanten alles Schädlichen in der absterbenden Natur, dargebrachten Opfern glaubte, daß sie die ihnen über- tragene Sünde und Schuld in sich eingesogen hätten, und deshalb ein Grauen vor ihnen empfand. Wozu nach unsrer Meinung, die sich schon bei Philo vorfindet, das Essen des Sünd- und Schuldopferfleifches habe dienen sollen, hierüber siehe die Anm. zu Kap· 4, 12 u. 10, U. Jn den drei folgenden Versen 8—10 werden nachträglich noch einige Bestimmungen über Verwendung der Ueberreste der Brand- und Speisopfer hinzugefügt, die ihre Stelle eigentlich oben (Kap. S, 8—18) gehabt hätten, jedoch wegen ihrer Verwandtschaft mit dem in V. 6 und 7 Gesagten erst jetzt folgen. 8. Welcher Priester jemandes Brandopfer selben Brandopfers Fell fein, das er geopfert hat. Dies war wohl auch bei den Schuld: und Sünd- opfern der Laien der Fall, wogegen die Haut der Dank- opfer dem Eigenthümer des Opsers verblieb. 9. Und alles Speisopfer [der Ueberrest eines jeden Speisopferss das im Ofen, oder auf dem Rost [im Kasserol], oder in der Pfanne [auf der Platte] gebacken ist [Kp. 2. 4 ff.], soll des Priesters sein, der ed opfert [in Empfang Nimmt und einen Abhub davon auf dem Altar anzündet Kap. 2, 8 f. —— dies die nähere Bestimmung zu dem Kp. 2, 10 Gesagten] 10. Und alles Speisopfet [der jedesmalige Ueberrest eines solchen Speisopfers], das [aus Mehl oder gedörrten Körnern besteht Kap. 2, 1 —3. 14—16 und] mit Oel gemeugeh oder kauch ohne Oel, also] trocken ist ftvie dasinKp. 5-11; 4. N. 5, 15 erwähnte] soll aller Aarons Kinder sein, eines wie des andern findem es gleichmäßig unter die gesammte Priestersehaft vertheilt wird; denn während jene Arten V. 9 nur in einzelnen, · , : besonderen Fällen, und dann immer nur in ge- als den Sitz der Seele, sondern auf das ganze, volle « ringeren Quantitäten vorkommen werden, sind diese V. 10 als die gewöhnlichen zu erwarten, und würden der Ueberreste daher mehr sein, als Amtshandlungen und Gerechtsame der Priester in Betreff der Schuld- und Dankopfer. 331 der fungirende Priester für sich allein verzehren kann] Dieser Antheil an allen Opfergaben Jsraels, den der HErr hiemit, sowie hernach Kap. 273 4. M. Kap. 18 den Ertrag der Erstlinge und Erstgeburten und den Zehnten vom Zehnt seinen Priestern als ihren Lebens- unterhalt zuweist, entspricht ganz dem Begriff ihrer zu 2. M. 28, 1 erläuterten Stellung zu Jehova, da sie sein besonderes Eigenthum im Volke sein und all ihr Theil und Gut nur an und von ihm haben sollten. Es entspricht aber auch ihrem eben daselbst näher be- sprochenen Beruf, zu Gott zu nahen und des Volkes Verkehr mit dem HErrn und des HErrn mit dem Volke zu vermitteln; denn indem sie nicht weiter für ihren Lebens-Unterhalt zu sorgen hatten, konnten sie ganz dem Dienste ihres Amtes und der Pflege des Heilig- thums sich hingeben. IV. V. 11—34. Zuletzt wird auch das Dankopfer, an dem die Priester besonders mit ihren Gerechtsamen betheiligt sein sollten, im ziiiclibliitr auf Frau. 4 noch einmal vorgenommen und dabei sowohl die Weise der non Zlanliopsern anzustellenden Qpfermahlkeiiem als auch der den Priestern zustehende Jntheil an denselben geregelt. 11. Und dies ist das Gesetz des [Kap. 3 be- handelten] Dankopfers, das man dem HERRU opfett [mit Rücksicht theils auf das dazu gehörige Speisopfey theils auf die Verwendung des Fleifches]. 12. Wollen sie [die Kinder Israel] ein Lob: opfer [zum Dank ftir empfangene Wohlthaten] thun stvelches denn aus einem fehllosen Stück Rind- oder Kleinvieh männlichen oder weiblichrn Ge- schlechts bestehen kann]; so sollen sie sals Beigabe dazu, die nie dabei fehlen darf, ebensowenig wie bei einem Brandopser, einem Gelübde oder frei- willigen Opfer 4. M. 15, 1 ff.] ungescinerte Kuchen opfern mit Oel gemenget, und ungefciuerte Fladen mit Oel bestrichen, und gerbstete Semmelkuchen mit Oel gemenget [Backwerke von den drei Kap. 2, 4—7 angeführten Sorten, also ein Speisopfer von der ausgebildetsten Form, gleichwie das Lob- opfer selbst unter den drei Dankopfer-Arten die höchste ists. 13. Sie sollen aber solches Opfer thun, auf einem Kuchen von gesänertem Brod, zum Lobopfer seines Dankopfers [es außer dem gesäuerten Brod- kuchen, den sie von selbst schon zu der nachher an- zustellenden Opfermahlzeit mitbringen, einer- und dem zum Lob-Dankopfer bestimmten Thiere andrer- seits darbringen, um zunächst einen Abhub davon auf dem Altar zu ihrem Gedächtniß Kap. 2, 8 f. anziinden zu lassen] 14. Und soll swer das Opfer bringt] einen bon den nllen [von den drei Arten Kuchen je einen] dem HERRU zur Hebe [zum Weihegeschenk] opfernz und [der also geopferte Kuchenj soll des Priesters fein, der das Blut des Daalopfers sprenget [der vorhin, bei der Schlachtung des Rindes, Schafes oder der Ziege, nach Kap. Z, 2 ff. die Blutsprengung und den Opserbrand besorgt hat]. 15. Und das Fleisch des Lobopfets in feinem Dankopfer [das, nach Absonderung der Webebrust und Hebeschulter V. so. 32 zur Opfermahlzeit zu verwendende Fleisch des Lob-Dankopfers] soll des- selben Tages genossen werden, da es geopfert ist, und nichts übergelassen werden bis an den Morgen sum von dieser wichtigsten unter allen Dankopfer- arten die Möglichkeit eines Uebergehens in Fäul- niß in der allerstrengsten Weise fern zu halten]. 16. Und es sei [ist dagegen das Opfer] ein Gelübde- oder freiwillig [Dank-] Opfer [Kap. s, 1 Anm.], so soll es [am liebsten ebenfallsj des- selben Tages, da es geopfert ist [von dem Dar- bringer und denen, die er zur Opfermahlzeit ladet] gegessen werden; so aber etwas überbleibet auf den andern Tag, so soll man’s doch essen [und nicht schon jetzt, wie bei dem Lob-Dankopfer V. 15 mit Feuer verbrennen]. 17. Aber was von geopfertem Fleisch liber- bleibet am dritten Tage, soll fjedenfalls an einem reinen Ort außer dem Lager Katz. 4, 11 f. 21] mit Feuer verbrannt werden sweil es durch die nun schon beginnende Fäulniß unrein geworden.] 18. Und wo jemand am dritten Tage wird essen von dem geopferten Fleisch seines Dankopfersz so wird der [dem HErrnJ nicht angenehm fein, der es geopfert hat; es wird ihm auch nicht zugerechnet werden [als eine Gott dargebrachte Opfergabe], sondern es sgilt nur für gemeines, alltägliches Fleisch, ja es] wird [da es nun einmal zu einem Opfer gedient hat, sogar] ein Greuel sein kund dem Ausrichter einer solchen Opfermahlzeit gerade- zu Gottes Mißfallen und Ungnade zuziehen]; und welche Seele [von den geladenen Gästen] davon essen wird, die ist einer Misfethat schnldig sals die das Heiligthum des HErrn entweihet hat Kp. 19, 5 ff.]. 19. Und das Fleifch, das etwas Unreines an- rühret [mit irgend etwas, das nach Kap. 11—15 gesetzlich unrein ist, mit einer derartigen Person oder Sache in Berührung gekommen und dadurch selbst unrein geworden], soll [ebenfalls, gleichwie das für den zweiten oder dritten Tag übrig ge- bliebene V. 15. 17] nicht gegessen, sondern mit Feuer verbrannt werden. fEs soll aber auch nie- mand, der irgendwie gesetzlich unrein ist, das heilige Opferfleisch anrühren und es mit seiner Un- reinigkeit anstecken Joh. 18, 28.] Wer reines Leibes snicht mit einem verunreinigenden Uebel, als Aussatz, Samenfluß und dergleichen behaftet] ist, sein solcher allein] soll des Fleisches essen. 20. Und welche Seele essen wird von dem Fleisch des Dankopfers, das dem HERRn zage- hdret strotzdem daß eine gesetzliche Unreinigkeit ihr auhängt]; derselben Unreinigkeit sei auf ihr, nnd sie wird ausgerottet werden von ihrem Voll [1. M. 17, 14]. 21. Und wenn eine Seele etwas Unreines 332 3. Mofe 7, 22—38. autiihret smit irgend etwas gesetzlich Unreinem in Berührung gekommen ist], es sei ein unteinet Mensch [Kap. 12——15], Vieh [Kap. n, 4—8], oder was sonst grenlich ist [Kap. n, 10—42], und vom Fleisch des Danlopfers isset, das dem HERRU zugehdret [ohne vorher von solcher Ver- unreinigung sich in der vom Gesetz vorgeschriebenen Weise wieder frei geniachf zu habenjz die wird ausgerottet werden von ihrem Volk. 22. Und der HERR [mit diesen Bestimmun- gen über das Dankopfer noch einige sachlich da- mit zufammenhängende Vorschriften verbindend] redete [ferner] mit Muse, und sprach: 23. Rede mit den Kindern Israel, und sprich: Ihr sollt kein Fett [keins von den V. 3 f. ge- nannten Fettstücken] essen von [den zum Opfer- dienst zulässigen Thieren, also von] Ochsen, Läm- mern nnd Ziegen [da von diesen Stücken im Opfer- gebrauch ein Feuer angezündet wird dem HErrn, sie also dem gemeinen Gebrauch für immer ent- zogen sind, selbst wenn das Thier nicht zum Opfer gedient hat]. 24. Aber [das Fett der andern reinen, je- doch nicht opferfähigen Thiere, ebenso von den opferfähigen Thieren das mit dem Fleisch ver- wachsene Fett könnt ihr essen. EUdlichJ das Fett vom Aas [gefallenen Heerdenvieh], und [von sol- chem] was vom Wild zerrissen ist, machet euch zu allerlei Ruh [im gemeinen, alltäglichen Leben]; aber essen sollt ihrs [gleichsalls] nicht sweil es unrein ist und euch verunreinigen würde Kp. 17, 15; 22, 8]. 25. [Die Fettstücke von dem zum Opfer bräuchlichen Vieh aber sollt ihr in keinem Falle essen] Denn wer das Fett isset vom Vieh, das dem HERRn zum Opfer gegeben ist, dieselbe Seele soll ansgerottet werden von ihrem Volk. 26. Jhr sollt auch kein Blut essen, weder vom Vieh, noch von Vögeln [Kap. 3, 17, und zwar das Blut aus dem in Kp. 17, 11 angegebenen Grunde auch da nicht] wo ihr tvohnet swenn ihr nun in das euch bestimmte Land werdet einge- kommen sein und wegen der Entfernung eurer Wohnungen vom Heiligthum die gewöhnlichen Schlachtungen den Opfercharaktey den sie jetzt ha- ben Katz. 17, 3 ff» verlieren 5. M. 12, 15 f.]. 27. Welche Seele würde irgend ein Blut [sei es auch das Blut eines nicht opferfähigen Thieres] essen, die soll ausgerottet werden von ihrem Volk. 28. Und der HERR redete sschlieszlich noch] mit Muse, und sprach sihm auch seinen eigenen Antheil an den Dankopfern näher bezeichnend]: 29. Rede mit den Kindern Israel, und sprich: Wer dem HERRn sein Dankopfer thun will [sei es nun ein Lob- oder ein Gelübde- oder ein frei- williges Opfer] der soll auch mitbringen szum Altar herzubringen] was zum Dankopfer dem HERRU gehöret saußer den Kap. Z, 3 f. genann- ten Fettftückem die in den Altarbrand kommen, vom Fleisch die Brust und die rechte Schulter] 30. Er soll’s aber mit seiner [eigenen] Hand herzubringen zum Opfer des HERRn ses nicht etwa an den Altar schicken oder erst dahin ab- holen lassenjz nämlich das Fett [die FettstückeJ an [nebst] der Brust soll er bringen [jene, daß sie im Feuer- des Altars ausgehen und so wirklich und unmittelbar dem HErrn zu eigen gegeben werden,] sammt der Brust [aber soll er die Fett- stücke bringen] daß sie sdie Brust] eine Webe- werde vor dem HERRU [und durch diesen sinnbildlichen Gebrauch s. Amt. zu 2. M. 29, 28, ihm we- nigstens mittelbar zu Theil werde]. 31. Und der Priester soll das Fett anzünden aus dem Altar sals ein Feuer zum süßen Geruch dem HErrn Kap. Z, 5], nnd die Brust soll Aarons und seiner Söhne sein sder ganzen Priesterschaft als der Antheil, den der HErr an seinen Opfern ihnen überläßt, zufallen] 32. Und· die rechte Schulter sollen sie [die Kinder Israel] dem Priester geben zur Hebe von ihren Danlopfern sals Abhub von ihren Dank- opfern, ehe sie dann von dem übrigen Fleische die Opfermahlzeit anstellen] 33. Und welcher unter Aarons Söhnen das Blut der Dankopfer [durch die Sprengung dessel- ben an den Altar Kap. 3, 2. 8. 13] opsert, deß soll die rechte Schulter sein zu seinem Theil sals Lohn für die von ihm geleisteten Dienste] 34. Denn die Webebrust [V. So] und die Hebeschulter [V. 32] hab’ ich genommen von den Kindern Jsrael von ihren Dankopfern sals eine von allen Dankopfern zu leistende Abgabe den Kindern Israel schon bei den Bestimmungen über die Priefterweihe 2. M. 29, 27 f. auferlegt], und habe sie dem Priester Aaron und seinen Söhnen gegeben zum ewigen Recht [so daß sie darauf bei jedem einzelnen Dankopfer den gerechtesten An- spruch haben Katz. 10, 15]. · V· n. 35——38. nur-km in» npkkrgssktzk jetzt spann-sing vom Ylxkrru erlassen sind, fügt Muse, um den Gegen- stand anzuschließen, eine ähnliche Wemerliung hinzu, wie in EIN. 16, 32 ff. zu der Geschichte vom Manna; kuvdrderst die Illriesterantheile an den Zlanleapsern Vg- raelci noch einmal namhaft machend, iiberblitlct er dann das Ganze der Opfergesetzgebung und bezeugt ausdrück- tith ihren göttlichen Ursprung. 35. Dies swas V. 28——34 genannt wurde, die Webebrust und die Hebeschulterj ist die Sal- bung Aarons und seiner Söhne sder den berufenen und hernach auch gesalbten und feierlich in ihre Amtsbefugnisse eingesetzten Priestern von Gott ausdrücklich zugesprochene Theil] von den Opfern » des HERRm sihnen ausdrücklich zugesprochen] des z Tages, da sie uberantwortet wurden, Priester zu I sein dem HERRn [Kap. 8], Gerechtsame der Priester in Betreff der Dankopfer. Göttlicher Ursprung des Opfergesetzeis 333 36. Da der HERR gebot ain Tage, da er sie [durch Mosen] salbete, daß ihm [dem Aaron und seinen Söhnen, beides] gegeben werden sollte von den Kindern Israel, [und solche Abgabe machte] zum ewigen Recht allen ihren Nachkommen. 37. Und dies swas von Kap.1, 1——7, 27 dargelegt worden, sammt dem, was früher 2. M. 29, 19 ff. erzählt ist] ist das Gesetz des Brand- opfers, des Speisopfers, des Siindopfers, des Schnldopfers der Fiillopfer und der Dankopfer, 38. Das der HERR Mofe gebot stheilsj auf stheils an] dem Berge Sinai, des Tages soder während der Zeit], da er ihm gebot sseine Befehle eröffnete] an die Kinder Israel, zu opfern ihre Opfer dem HEOZRiy [»ihni diese Befehle erofsnete noch] in der Wuste Sinn! [worauf sie dann, als der HErr alle seine Gebote vollendet hatte, von dannen weiter zogen, dem verheißenen Lande ent- gegen 4. Mos 10, 11 sf.]. Ueberblicken wir am Schlusz dieses Abschnittes die Opfer des A. T. noch einmal, so zersallen sie I. in Hinsicht auf das Material oder den Stoff, daraus sie bestehen: 1) in animalische oder blutige Opfer, und zwar sind opferfähige Thiere überhaupt nur reine Thiere, die auch dem Jsraeliten selbst zur Nahrung verstattet waren (Kap. 11), von diesen aber wiederum nur solche, die zum ordentlichen Viehstand des Hauses gehören und durch Zucht und Pflege gewonnen werden, während das Wild, auch das, dessen Fleisch genossen werden durfte, sowie Fifche ausgeschlossen find; also · a. von den vierfiißigen Thieren das Rind, das Schaf und die Ziege beiderlei Geschlechts, doch hat jede Opfergattung ihre bestimmte Vorschrish welche Thierart und welches Geschlecht dazu verwendet werden soll; . b. von dem Geflügel die Turteltaubem sowie die jungen Haus- und Feldtaubeth die indessen, mit Aus: nahme einiger Reinigungsopfeh blos dem Armen als Ersatz für die erste Art darzubringen erlaubt waren, also nur die Opfer geringerenGrades bildeten, während die in Kuh. 14, 4 ff. gemeinten Vögel einer Ceremonie (Feierlichkeit) dienen, die noch nicht zum eigentlichen Opfer gehört. L) Jn vegetabilische oder unblutige Opfer. Als eigentliches Opfermaterial kommt hier blos die Frucht des Getreides und die des Weinstocks in Betracht, während Salz, Oel und Weihrauch nur bedeutungsvolle Zuthaten zu den Opfern sind, die ihnen noch einen be- sonderen Charakter verleihen, den sie nicht schon von sich selber haben. Erstere, die Frucht des Getreides oder näher des Weizens (Gerstenmehl kommt ausschließ- lich beim Eiferopfer 4. M. 5, 15 mit besonderer Absicht vor), konnte auf dreifache Art zum Opfer verwendet werden: a. als Grütze oder Schrot, b. als Feinmehl, c. als Backwerk, nnd zwar hier wieder in drei- facher Form — entweder als Gebackenes im Ofen (theils durchstochene Kuchen mit Oel geknetet, theils dünne Fladen init Oel bestrichen), oder als Gebackenes auf der Platte oder flachen Pfanne, das hart oder rösch aus-fiel, darnach in Stücke gebrochen und, nachdem es schon ini Teige mit Oel geknetet worden war, noch- mals mit Oel bestrichen wurde, oder endlich als Ge- backenes im Tiegel, als in Oel gesottene Kuchen oder KräpfeL — Gleichwie also von den reinen Thieren alles Wild sammt den Fischen ausgeschlossen waren, so von den Früchten alle die, die dem Meiischeii mehr von selbst z·uwachsen, die Garten- und Baumfrüchte Es ge- hort nnmlich zu dem Begriff des Opfers als einer Gabe des Menschen an den HErrn, das; sie im ganzen und vollen Sinne des Worts des Menschen Eigenthum sei, sein im Schweiße des Angesichts und mit Sorgfalt und Mühe erworbenes Eigenthum; denn es handelt sich hier überall nicht um die Gabe an sich, deren ja der HErr seinethalben nicht bedarf, sondern um den Geber. Dessen Selbsthingabe an den HErrn soll in der Gabe einen thatsachlichen sicht- und faszbareirAusdruck finden; dar- um muß diese eine solche sein, die gleichsam ein Stück pon seinem Leben ist und in denkbar höchstem Maße zu ihm in einem innerlicheii Verhältnis; steht, um seine Person auch wirklich vertreten zu können. II. Jn Hinsicht auf das Ritual oder die Art der Darbietung sind 1) bei den blutigen Opfern zu unterscheiden: a. die Präsentation oder Darstellung vor dem HErrn, »durch die der Darbringer sein Verlangen be- zeiigte, die Gemeinschaft mit dem, der an dieser Stätte wohnte und seinem Volke sich in Gnaden zu offenbaren verheißen hatte, zu erneuern oder zu kräftigen, und mit welcher ohne Zweifel eine Prüfung von Seiten des dienstthuenden Priesters verbunden war, ob das Opfer- thier den gesetzlichen Vorschriften auch entsprechez b. die Handauflegung, dadurch das für gut befundene Opfer von dem, der es dargebracht hatte, zu seinem Stellvertreter eingesetzt wurde, damit es that- sachlich erleide und sinnbildlich leiste, was eigentlich er selbst zu erleiden hatte und was er geistlicher Weise in und mit demselben leisten wollte; e. die Schlachtun , womit von seiner eigenen Hand das Thier nun wir lich erlitt, was es an seiner Stelle erleiden sollte, den Tod; « d. die Blutsprengung, in welcher der Priester· liche Mittler das frische noch dampfende Blut in den Bereich des Waltens der göttlichen Gnade versetzte und dem, dessen Seele dies Blut zu decken bestimmt war, Gnade erwirkte; e. die Verbrennung entweder des Ganzen oder doch des Besten, der Blüthe des Fleisches, als die da sinnbildlich darstellte, was geistlicher Weise der Opfernde mit sich thun und mit sich geschehen lassen wolltex f. die Mahlzeit, die der HErr da, wo das Ganze nicht verbrannt worden war, von dem übrigen Fleifch entweder blos seinen Dienern, den Priestern, oder zu- gleich auch dem Opfernden veranstaltete, jenen, um sie an seinem Tische zu speisen, diesem, um ihn in seiner Gemeinschaft zu stärken. L) Bei den uiiblutigen Opfern dagegen gestaltet sich das Ritual viel einfacher, indem hier die Handauf- legung, Schlachtung und Blutsprengung von selbst weg- fiel; diese Art Opfer wurden überhaupt —- wenigstens in der Regel, ivo nicht gar ausschließlich —- in Verbin- dung mit eineni blutigen Opfer dargebracht, hatten also theils die durch dasselbe vollzogene Sühne zu ihrer Voraussetzung, theils ging mit dessen Natur auch dessen Ritual auf sie über. l1l. Jn Hinsicht auf ihre Bedeutung zerfallen die Opfer 1) in solche, die von den noch im Gnadenstande oder in der Bundesgemeinschaft mit dem HErrn Stehenden dargebracht wurden und zur Bethätigung oder Stärkung dieser Gemeinschaft dienten: a. Brandopfeu b. Speis- und Trankopfey O f o. Dankopfer (Lob-, Gelübde- und freiwillige p er). Während in den Brandopfern der Opfernde sich dem HErrn von Neuem zum vollen und ungetheilten Eigenthum übergab, und in den Speis- und Trank- 334 Z. Mose 8, 1—26. opfern die Früchte der Heiligung seines Lebens sinnbild- lich ihm darstellte, freute er sich in dem von den Dank- opsern angestellten Mahl seiner Gemeinschaft mit ihm; L) in solche, die von den außer dem Gnadenstande Stehenden dargebracht wurden und die Wiederaufnahme in die Bundesgemeinschaft erwirken sollten. Es sind das die eigentlichen Stihnopfer, nämlich: n. die Stindopfer, welche die Sühne eines einzel- nen bestimmten Vergehens, das derselben fähig war, zu ihrem Zweck hatten; b. die Schuldopfey die dasselbe bezweckten, aber nur da ihre Stelle hatten, wo neben der Sühne der Sünde zugleich die Genugthuung für eine an dem HErrn oder an dem Nächsten begangene Rechtsverletzung in Betracht kam. Vergessen wir nicht, daß auch an den beiden andern von den blutigen Opferarten, am Brand- und Dank- opfer, das Moment der Stihne haftete, daß sie nämlich immer von Neuem die allgemein menschliche Stindhaftig- keit, aus der die einzelnen Uebertretungen hervorgehen, zu sühnen bestimmt waren; so rief also die große, durch das Leben der alttestamentlichen Gemeinde gehende Allegorie oder Bildersprache der Opfer denen, die ihr angehört-en, beständig zu: Suchet die Vergebung eurer Sünden (Siihnopfer), kpeihet euch dem HErrn mit Leib und Seele (Brandopfer), thut Recht und Gerechtigkeit (Speis- und Trankopfer), freuet euch feiner Gemein- schaft, danket ihm für seine Gnade, rufet ihn an in der Noth (Dankopfer). An die Stelle der Allegorie ist im N. T. die geschichtliche Wirklichkeit getreten in dem Leben, Leiden und Sterben unsers HErrn und Heilands Jesu Christi, welches alle einzelnen Momente des Opfers, die im A. T. auf verschiedene Ovferarten vertheilt und durch mehrfach geftaltetes Opserritual zum Ausdruck gebracht sind, in sich vereinigt. Die Epistel an die Ebräer giebt darüber näheren Ausschluß, und werden wir feiner Zeit dort nachweisem wie das Eine Selbstopfer Christi nicht nur mit sämmtlichen alttestamentlichen Opfern sich deckt, sondern auch noch weit über dieselben hinausragt. Das 8. Kapitel. Einweihung der Ztriesteu I- V. 1—13. Uaihdem so das Gesetz der Opfer seinen vornehmsten Bestandtheilen nach erlassen und damit der Grund gelegt ist fiir den nun zu beginnend-n bestän- digen Ilienst am Zjeiligthum, ist es jetzt an der Zeit, das; die zur Ilusrictjtung des Dienstes berufenen per- sonen mit ihrem Ilmte feierlich betraut werden. Zier Ijoirr veranlasst also den Muse, die schon in 2. ZU. 29 oorgesihriebene Priester-weihe an Iaron nnd seinen Zähnen nunmehr vor versammelter Gemeine zu voll- ziehen; und Muse, indem er dem giittliitjen Iustrage nashliommh nimmt zunächst den ersten Theil der heil. Handlung durch waschung Einlileidung und salbung der kn weihenden vor. 1. Und der HERR redete [von Neuem Kap. I, 1; S, 8 von der Hütte des StiftsJ mit Mosc nnd sprach: 2. Nimm Aaron nnd seine Söhne mit ihm, sammt ihren [den 2. M. 28 für sie bestimmten heiligen] Kleidern, und das [2. M. 30, 22 ff. ver- ordnete]» Salböh und einen Farren [jungen Stier] zum Sundopfey zween sfehllosej Widder [den einen zum Brand» den andern zum Dank- und eigentlichen Weiheopfer], und [zur Vervollständd s gung des letzteren] einen Korb mit nngefänertem ] Brod [und den in 2. M. 29, 2 genannten beiden Kuchenarten zum Speisopfer]; 3. Und versammle die ganze Gemeine [in ihren Vertretern, den Stammes-, Geschlechts- und Familienhäupterm vor die Thür der Hütte des Sliftö [in der Umgebung des Vrandopferaltars um dort in ihrem Veisein dasjenige zu vollziehen, was ich dir in Beziehung auf die Priesterweihe aufgetragen habe]. 4. Mofe that, wie ihm der HERR gebot, nnd versammelte die sAeltesten der] Gemeine vor die Thür der Hütte des Slifts [dahin er auch Aaron und feine Söhne hatte kommen und die Porhin genannten Opfererfordernisse hatte bringen assen]. Z. Und fprach zu ihnen: Das swas ich jetzt vornehmen werde] ist’d, das der HERR [mir] ge- boten hat zu thun. 6. Und nahm Aaron und seine Söhne stieß sie zunächst aus der Masse des Volks an sich heran in die Nähe der Stiftshütte treten 2. M. 28, 11. nnd wusch sie mit Wasser faus dem unter dem ehernen Handfaß befindlichen Becken]; 7. Und legte [hierauf, nachdem sie die leinenen Niederkleider angezogen hatten] ihm [dem zum Hohenpriester bestimmten Aaron] den leinenen saus weißem Byssus gewebten Priester-] Rock an, nnd gürtete ihn mit dem [dreifarbigen] Gürtel, nnd zog ihm den Seidenrock [von dunkelblauem Pur- purgarn mit dem Granatäpfel- und Schellen-Ge- hänge] an, nnd that ihm den kaus Goldfädem weißem Bhssus und dunkelblauem, dunkelrothem und karmesinrothem Purpur gewirkten] Leibrock an, und gürtete ihn über den Leibrock her [mit dem aus denselben Stoffen verfertigten Gurte]; 8. Und that ihm das [Bruft-] Schtldlein an, nnd in das Schtldlein kals Unterpfand göttlicher Erleuchtung und Regierung die beiden] Licht nnd Recht [genannten Gegenftände]; 9. Und setzte ihm den [aus gleichem Stoff mit dem Priesterrock gemachten] Hut auf sein Haupt, und fehte an den Hut oben an seiner Stirn das goldene Blatt der heiligen Krone smit der Jnfchrift »die Heiligkeit des HErrn«]; wie der HERR Mofe geboten hatte. 10. Und Mose nahm das Salböh und falbete sdurch Bespritzen mit demselben] die Wohnung, und alles, was drinnen war [die Bundeslade, den Räuchaltar, den güldenen Leuchter, den Schau- brodtifch und ihre Geräthe], und weihete ed [auf diese Weise zu Mitteln und Gefäszen derjenigen Gnadengaben, die der HErr durch den an allen diesen Gegenständen zu verrichtenden Dienst seiner Priester dem Volke zuwenden wollte, s. Anm. zu 2. M. 3o, 30]. 11. Und sprengete damit [nicht blos, wie auf die Wohnung und alles, was drinnen war, ein-, sondern] siebenmal aus den [im Vorhof befindlichen 335 Weihe Aarons und seiner Söhne zu Priestern. Darbringung der Weih-Opfer. Brandopferq Altar mit alle seinem Gercithe [2. M. 27, 3]; und salbete [so] den Altar mit alle seinem Getiithh sdesgleichen besprengte er, aber nur einmal] das Handfaß mit seinem Fuß [Unter- gestell], daß es geweihei [einfach heilig] würde [während der Altar durch die siebenmalige Be: sprengung allerheiligst L. M. 40, 10 geworden]. 12. Und goß sdarnach eine reichliche Menge Pf. 133, S] des Salböls auf»Aarons Haupt, und falbete ihn, daß er geweihet wurde. 13. Und brachte salsdann auch] herzu Aarons Söhne, und zog ihnen [die zu gewöhnlichen Prie- stern verordnet waren] leinene Röcke» an, und gürtete sie mit dem ldteifcstbigenl GUML UND band ihnen [die für sie bestimmten] Hauben [blu- menkelchartigen Kopfbedeckungen von Weißzeug] auf [und salbete sie durch Bestreichen ihrer Stirn mit dem heiligen Oelejz wie ihm der HERR ge- boten hatte. Nach der Angabe der Rabbinen hat ihnen Mose bei diesem Bestreichen den hebräischen Buchstaben, womit das Wort Gehen, d· i. Priester anfängt, auf die Stirn gezeichnet; es muß jedoch als gleichgiltig dahin gestellt bleiben, wohl aber ist es bedeutsnm, daß die gemeinen Priester nur mit Oel bestrichen werden, während Moie den Hohenpriester förmlich damit begießd Jn ihm sollte sich ja das Heiligungsamt concentriren, er sollte es in seiner ganzen Fülle besitzen und Vermittler nicht blos der Einzelnen, sondern der ganzen Gemeinde sein; das Priesterthum der gewöhnlichen Priester dagegen war nur ein theilweises, ein Priesterthum in vermindertem Maß: stabe. Wegen seiner völligen Salbung heißt der Hohe- priester daher auch der ,,gesalbte Priester« (Kap. 4, Z; S, 22) oder »der Heilige des HErrn« (Ps. 106, 16). II« U. 14——36. Jjieraus schreitet Yllose zum zweiten Theil der heil. Zjandlung fort und bringt die drei Opfer dar, das Siindopsey das Zsrandopser und da- äianleopfey bei dem letzteren fiillt er Ztaron und seinen Söhnen die Zjände und setzt sie damit in die Funktionen und Gmoluinente (Genusztserektjtigicngen) ihren priesler- lichen Zlmteg ein. Die Weihe sowohl in ihrem ersten als zweiten Theil wird siebet- Itage nach einander wie- derholt, während meliher die zu xneihendeii den innr- hof der Itiftghiitte nitht verlassen dürfen. 14. Und ließ snunmehrj herzuführen elncn [den V. 4 mit zur Stelle gebrachtenJ Farren [der] zum Sündopfer sbestimmt wars. Und Aaron mit seinen Söhnen sals denen das Opfer galt] legten ihre Hände auf sein Haupt. 15. Da fchlachtete man [einer von den zu Weihenden, wohl Aaron selbst] es sdas durch die Handauslegung mit der Todesverhaftung beladene Thier]. Und Mose nahm seinen Theil] des Bluts, und that’s auf die Hörner des Altars umher mit seinem Finger, und entsiindigte [damit, außer der Person der Opfernden, auch die Stätte ihrer künftigen ThätigkeitJ den Altar; und goß das [iibrige] Blut an des Altars Boden, und weihete ihn, daß er ihn versöhnete [Kap. 16, 1(3]. 16. Und nahm stvas in den Altarbrand kom- men sollte 4, 8 f. 19. 26. 35., nämlich] alles Fett am Eingeweidh das Netz über der Leber, und die zwo Nieren mit dem Fett daran [vgl. Am. zu Kap. 7, 3 f.], und zündete es an auf dem Altar. 17. Aber den Farren mit seinem Fell, Fleisch und Mist, verbrannte er [an einem reinen Ort Kap. 4, 121 außer dem Lager; wie ihm der HERR geboten hatte. 18. Und brachte [darnach] herzu einen Wid- der [von den beiden V. i] zum Brandopfen Und Aarou mit feinen Söhnen legten [wie das bei je- dem blutigen Opfer von dem Darbringer geschehen mußte] ihre Hände auf fein Haupt. 19. Da fchlachtete man ihn [vgl. V. 15]. Und Mose sprengte [die ganze Masse] des Bluts [in der zu Kp. 1, 5 angegebenen Weise] ans den Altar umher; 20. Zerhieb den Widder in Stücke sließ ihn durch Aaron und seine Söhne zerhauen], und zün- dete [dann selbst auf dem Altar] an das Haupt, die Uebrigen] Stücke nnd den Stnmpf [1. Sam. 5, 4 Anm. — richtiger: die vor dem Zerhauen aus dem Thiere herausgenommenen Fetttheile]; 21. Und wusch [ließ von den zu Weihenden waschenJ die Eingeweide und [Unter-] Schentel mit Wasser saus dem ehernen Handsaß], und zündete also [indem er auch diese zu den vorhin genann- ten Stücken legte] den ganzen Widder an auf dem Altar. Das war ein Brandopfer zum süßen Ge- ruch, ein Feuer dem HERRnz wie ihm der HERR geboten hatte. 22. Er brachte shieraufj auch herzu den an- dern Widder sder zugleich der Widder] des Füss- opfers [sein und dazu dienen sollte, Aaron und seinen Söhnen die Hände zu füllen] Und Aaron mit feinen Söhnen legten ihre Hände auf fein Haupt [V. 18]. 23. Da fchlachtete man ihn [V. 15]. Und Mose nahm seinige Tropfen] feines Bluts, und that’s Aaron auf den Knorpel seines rechten Ohrs, nnd auf den Daumen feiner rechten Hand, und auf den großen Zehen seines rechten Fußes [vgl. 2. M. 29, 20]. 24. Und brachte herzu Aarons Söhne; nnd that des Bluts auf den Knorpel ihres rechten Ohrs, und auf den Daumen ihrer rechten Hand, und auf den großen Zehen ihres rechten Fußes; und spren- gete [dann] das [ubrige] Blut auf den Altar um- her [mischte von dem wieder ablaufenden Blut einige Tropfen unter den Rest des Salböls V. 9 ff.]. 25. Und nahm fjetzt die zum Anzünden be- stimmten Theile, nämlich] das Fett und den Schwanz, und alles Fett am Eingeweidy und das Neß über der Leber, die zwo Nieren mit dem Fett dran [vgl. Kap. Z, 9 f.], und [außerdem] die [bei andern Dankopfern dem dienstthuenden Priester als sein Antheil zufallende Kap. 7, 32] rechte Schulter. 26. Dazu nahm er von dem Korbe des un- 336 Z. Mose 8, 27—36. 9, 1--22. gesänerten Brods vor dem HERRn IV. 1] einen ungescinerten Kuchen, nnd einen Kuchen geölten Brods, und einen Fladen; nnd legte es auf das Fett, und aus die rechte Schulter. 27. Und gab das allesammt aus die Hände Aarons nnd seiner Söhne [um sie ihnen einem nach dem andern zu füllen], nnd webie es zur Wehe vor dem HERRn [ogI. Anna. zu 2. M. 29,24]. 28. Und nahm’s alles wieder von ihren Han- den, nnd zündete es an ans dem Altar, oben auf dem Brandopser [das noch daselbst brannte]; denn es ist sdieses Opfer einerseits] ein Füllopser [darum legte Mose die zu verbrennenden Stücke erst auf die Hände Aarons und seiner Söhne und webete sie vor dem HErrnz es ist aber auch an- dererseits ein Dankopfer, darum nahm er die Stücke wieder von ihren Händen und zündete sie auf dem Altare an] zum süßen Geruch, ein Feuer dem HERRn 29. Und Mose nahm die knicht ebenfalls, wie die rechte Schulter, in den Altarbrand ge- kommene] Brust, und webete [daraus] eine Webe Vor dem HERRQ sverfuhr also mit dieser Brust] Von dem Widder des Füllopsers [wie mit der von einem gewöhnlichen Dankopfer Kap. 7, 30]. Die ward Mose zu seinem Theil, wie ihm der HERR geboten hatte Kap. 7, 31]. 30. Und Mose nahm des Salböls, und des Bluts auf dem Altar, und sprengete [mit»diefer Mischung, vgl. V. 24] auf Anton und seine Klei- der, aus seine Söhne nnd aus ihre Kleider, und wethete also Aaron und seine Kleider, seine Söhne und ihre Kleider mit ihm [vgl. Anm. zu 2. M. 29, 21 am Schluß]. 31. Und sprach [nunmehr] zu Aaron und sei- nen Söhnezu Kochet das [noch übrige] Fleisch vor der Thur der-Hütte des Stists, und esset es daselbst kals Opfermahlzeit], dazu auch das Brod im Korbe des Fitllopsers [V. 26]; wie mir geboten ist und gesagt, daß Aaron und seine Söhne sollen’s essen. 32. Was aber [nach gehaltener Mahlzeit] überbleibet vom Fleisch und Brod, das sollt ihr [nicht bis zum andern Morgen aufheben, sondern] mit Feuer verbrennen [Kap. 7, 15]. 33. Und sollt in sieben Tagen nicht ausgehen von der Thür der Hütte des Stifts, bis an den Tag, da die Tage eures Füllopsers aus sind; denn sieben Tage sind eure Hände gesüllet lsollen eure Hände in derselben Weise gefülIet tverden], 34. Wie es an diesem iheutigen] Tage ge- sihehen ist; der HERR hat’s salsoj geboten zu thun, auf daß ihr [vollftändig] versöhnet [und ge- heiligt] seiet [ehe ihr euer Amt antretet]. 35. Und sollt ltoie gesagt V. 331 vor der Thür der Hütte des Stifts sim Vorhof] Tag und Nacht bleiben, sieben Tage lang, und sollt aus die Hut des HERRn warten [die vom HErrn für euch verordnete Weihe ordentlich auswarten], ans daß v l ihr nicht [zur Strafe für eure Leichtfertigkeitj ster- bet; denn also ist m1r’s geboten. » 36. Und Aaron mit seinen Sohnen thaten alles, was der HERR geboten hatte durch Mose [entferneten sich sieben Tage lang nicht vom Hei- ligthum, sondern unterzogen sich der mit ihnen vorzunehmenden Weihe bis zu Ende] . Da am 1. Abib des zweiten Jahres» nach dem Aus- zug (2. M. 40, 2—17) die Aufrichtung der Stifshütte geschah, an den beiden folgenden Tagen vermuthiich die Opfergesetze (3. M. Kost. 1—7) erlassen wurden, so wären also die Tage vom 4.—10. Abib die Weihetage gewesen; am letzten derselben erfolgte zugleich die Aus- sonderung des Passahlammes für das nun wieder be- vorstehende Passah (2. M. 12, 1 ff.), dessen Feier vom 14—21. Abib in 4. M. 9, 1—5 beschrieben wird. Das 9. Kapitel. Ya- erste Opfer Aaron- wird von: Jener verzehrt. I- u. 1—24. In dem aus die siebentägige pries-ter- weihe folgenden 8. singe treten Aaron und seine Söhne nun) dem gewöhnlichen Zllorgemdirandopfer ihren Dienst an mit einem Siind- und Brandopfer für sieh und einenc Siindz Brand-«, Speis» und Dankopfer für das Rolle. Iilg dann Ztlofe seinen Bruder in die Stifte- hiitte führt, um ihn dem Ihlxkrrn als Zohenpriefter dar- zustellen, und non dort mit ihm wieder heruuoiritt in den Vorhof, erssheint die Zjerttirhlkeit des YJErrn in der Wollte, und ein von derselben ausgehenden Zieuer verzehrt die auf dem Tiiltur brennenden Opfer. 1. Und am achten Tage [nach unserer Rech- nung am 11. NisanJ rief Muse [der an diesem Tage wohl noch einmal, wie die ganze Zeit daher seit Aufrichtung der Stiftshütte 2. M. 40, 29, das gewöhnliche MorgensBrandopser selbst dargebracht V. 17] Aaron und seinen Söhnen, und den Aeltesten in Israel sals Vertretern der Gemeine], Z. Und sprach zu Aaron [der nunmehr fein Amt antreten und bei dieser Gelegenheit das Siegel der göttlichen Bestätigung seiner Weihe empfangen sollte Hes. 40, 47 Anm.]: Nimm zu dir ein jung Kalb zum Sündopser sfür dich und deine Söhne], nnd einen Widder zum Brandopfey beide [wie sich gebühret] ohne Wandel, und bringe sie vor den HERRm Die Verstattung eines etwas geringeren Thieres, als die Vorschrist in Kap. 4, 3 besagt, zum prtesterlichen Sündopfer bezeugt klar, daß die Sühne der vorher- gehenden Tage noch fortwirkt; daß aber überhaupt ein Sündopfer gebracht werden muß, weist daraufhin, daß der alttestamentliche Opferdienst nicht vollkommen machen kann, immer und immer wieder muß er sich wiederholen, denn es geschieht durch denselbigen nur ein Gedächtnis; der Sünden (Hebr. 10, 1 ff.). 3. Und rede mit den Kindern Israel [der-en Aelteste hier gegenwärtig sind], nnd sprich: Nehtnet einen Ziegenbock zum Sündopser [der Gemeine]; und ein Kalb, nnd ein Schas, beide eines Jahres alt, ohne Wandel, zum Brandopserz 4. Und einen Ochsen [ein Männliches oder weibliches Rind Kap. Z, 1, 4, 10], nnd einen Widder zum Dankopfer, daß wir vor dem HERRn Das erste Opfer Aarons wird durch Feuer vom Himmel verzehrt. opfernz und [bringet] ein Speisohfer [von Mehl z Kap. 2, 1] mit Oel gemenget Denn heute wird T euch der HERR erscheinen sseine Gegenwart auf besondere Weise zu erkennen geben]. 5. Und sie [Aaron sowohl wie die Aeltesten] nahmen, was Mose geboten hatte, [und stellten es dar] vor der Thür der Hütte des Stifts; und [es] trat herzu die ganze Gemeine [vertreten durch die Stammes» Geschlechts- und Familienhäupter Kap. 8, 3J, und stund vor dem HERRn [an der Süd- und Ostseite des Vorhofs]. 6. Da sprach Mose [zu der Versammlung]- Das swas von Aaron jetzt geschehen wird] ist’s, das der HERR [mir] geboten hat, daß ihr thun sollt; so wird euch des HERRn Herrlichkeit erschei- nen [und vor euer aller Augen das nun bestehende Priesterthum feierlich bestätigen]. · 7. Und Mose sprach zu Aaron [dem Hohen- priesterJH Tritt zum Altar, und mache szunächstj dein Sundopfer und dein Brandopfer [davon ich vorhin V. 2 dir sagte], und versöhne [damit] dich und das Volk [wegen aller Verschuldung, die du, das nunmehrige Haupt desselben, auf es gebracht heftL darnach mache des Volks Opfer [das Sünd» Brand- und Dankopfer, sammt dem Speisopfey das du die Aeltesten hast herbeibringen lassen V. 3 f.], und versöhne sie auch swegen der Sünden, die sie sklbtst begangen haben], wie der HERR gebo- en )a . 8. Und Aaron [dem Befehle Mosis Folge leistend] trat zum Altar, und schlachtete [auf dessen NordseiteJ das Kalb [V. 21 zu feinem Sundopfer. 9. Und seine Söhne sin ihrer Eigenschaft als Priester] brachten das Blut [das sie während des Schlachtens in Schüsseln ausgesungen] zu ihm; und er tunkte mit seinem Finger 'in’s Blut und that’s auf die Hörner des Mars, und goß das [ganze übrige] Blut an des Altars Boden. 10. Aber das Fett und die Nieren, und das Neh von der Leber am Sundopfer zündete er an auf dem Altar, wie der HEER Mose geboten hatte. 11. Und das Fleisch und das Fell verbrannte er mit Feuer, außer dem Lager. Noch ist Aaron nicht fertiger Hoherpriestey sondern befindet sich erst im Dienstantritt; daher verfährt er mit dem Siindopfer wie mit denen an den 7 Tagen seiner Weihe (Kap. 8, 14—17), und bringt das Blut nicht in’s Heilige, wie in Kp. 4, 5—7 für das Sünd: opfer des Hohenpriefters vorgeschrieben wird. 12. Darnach schlachtete er das lfür ihn V. 2 bestimmte] Vrandopferz und Aarons Söhne brach- ten das Blut zu ihm, und er sprengete es auf den Altar umher [Kap. 1, 5]. 13. Und sie brachten das Vrandopfer zu ihm zekstüclet [besorgten, wie die Blutauffangung V. 9, so auch die Enthäutung und Zerstiickung des Thiers, und brachten jetzt die einzelnen Stücke zu ihm], und den Kopf [der bei jedem zertheilten Opfer ein Stück für sich besonders bildete Kap. DächseP s Vibelwerk Z. Aufl. (I-) 337 1, 8. 12.; 4, 11]; nnd er zündete es an auf dem Altar. 14. Und er wusch das Eingeweide und die Schenkel [Kap. 1, 9]; und zündete es an, oben auf dem Brandopfea aus dem Altar. 15. Darnach [da er für sich nicht auch noch ein Speisopser und ein Dankopfer zu bringen hatte —— denn ein Speisopfer hatte er bereits beim Morgenbrandopfer nach Kap. S, 19 ff. ge- bracht, ein besonderes Dankopfer aber war wegen des nachfolgenden Dankopfers des Volkes V. 18 ff., das auch ihm zu gute kam, nicht erst nöthig —] brachte er herzu des Volkes Opfer [V. 3 f.]; nnd nahm [zuvörderst] den Bock, das Sundopfer des Volks, und schlachtete ihn, und machte ein Sünd- opfer draus, wie das vorige [behandelte ihn ganz in derselben Weise, wie das vorher V. 8—11 für ihn selbst geopferte Sundopfer] Aaron brachte also das Blut ebenfalls nicht in’s Heilige, sondern bestrich blos die Hörner des Brandopferaltars damit, und seine Söhne verbrannten das Fleisch und das Fell mit Feuer außer dem Lager, welches letztere Fzeerxkihren freilich nicht das richtige war (vgl. Kap. 10, 16. Und brachte [ferner] das Vrandopfer [be- stehend in einem einjährigen Kalbe und einem ein- jährigen Schafe] herzu, und that ihm sein Recht [verfuhr damit nach den Vorschristen Kap. 1, 3—13]. 17. Und brachte kweiterj herzu das saus Mehl-mit Oel V. 4 bestehende] Speisopfcy nnd nahm seine Hand voll [soviel er von dem Mehl und Oel mit der vollen Hand zu fassen vermochte Kap 2, 2], und zündete es [sammt dem ganzen Weihrauchj an auf dem Altar; kdies Speisopfer brachte er] außer [demjenigen Speisopfer, das schon an diesem selben Tage] des Morgens [beim Früh-J Brandopser [nach L. M. 29, 40 dargebracht wor- den war]. 18. Darnach schlachtete er den Ochsen und Widder [V. 4] zum Dankopfer des Volks; und seine Söhne brachten ihm das Blut, das sprengete er auf dem Altar umher [Kap. Z, 2], 19. Aber das Fett vom Ochsen und Widder [Kap. 3, 3 f., 9 s.], den Schwanz und das Fett am Eingeweide, und die Nieren und das Netz über der Leber; 20. Alles solches Fett legten sie auf die Brust [die sie vom Fleisch abgehoben, und reichten es ihm mit einander: dar]; und er zündete das Fett an auf dem Altar. 21. Aber die Brust und die fauszerdem ab- gehobene] rechte Schulter webete Aaron [in der, zu L. M. 29, 24. 28 Anm. angegebenen Weise] zur Webe vor dem HERRm wie der HERR Mose geboten hatte [Kap. 7, 30 ff., darauf brachte er auch das für das Dankopfer [Kap. 7, 12 f. vor- geschriebene Speisopfer]. 22. Und Aaron [nachdem er so alle Opfer n. T. 1. i. 22 338 vollendet] hub feine Hand auf zum Volk ssie damit mittelbar jedem Einzelnen auflegend 1. M. 48, 14], « und segnete sie, und stieg herab svon der um den Altar herumlaufenden Bank 2. M. 27, 4], da er das Sündopfey Brandopfer und Dankopfer ge- macht [auf dem Altar angezündet] hatte. Für dies priesterliche Segnen wird später (4. M. 6, 22 ff.) eine besondere, stehende Formel verordnet, die noch jetzt in der christlichen Kirche beim Segnen der Gemeinde gebraucht wird. R. Und Mose und Aaron gingen in die Hütte des Sttfts sdenn Mose wollte den Aaron nun noch feierlich in das Heiligthum, daran er fortan dienen sollte, einführen, ihn dort dem HErrn darzustellen und mit ihm für des Volkes Heil zu beten]; und da sie wieder herausgingem segneten sie das Volk fertheilten gemeinschaftlich der Gemeinde den Segen, den sie im Heiligthum ihr erfleht hatten]. Da [in demselben Augenblick, wo sie also ihre Hände aufhuben zum Volk] erschien die Herrlichkeit des HERRn allem Volk saus der, die Stiftshiitte bedeckenden Wolke 2. M. 40, 34 ff. leuchtete plötzlich ein wunderbarer Lichtglanz auf, wie damals 2. M. 16, 10.; das Aufleuchten war aber dies Mal noch von etwas Besonderem begleitet]. 24. Denn das Feuer kam ans von dem HERRn [aus dem feurigen Lichtglanz ging ein Blitzstrahl aus], nnd verzehrete auf dem Altar das sdort noch brennende] Brandopfer und das Fett sdes Dank- opfers, so daß die Opfer mit einem Male zu Asche verbrannt wurden, während bei dem blos natür- lichen Feuer, das Aaron angezündet hatte, dies Verbrennen nur langsam und allmälig erfolgt sein würde) Da das alles Volk sahe, frohlockten ste [laut vor Freude], und fielen [anbetend] auf ihr Antlitz sdenn sie erkannten mit Recht darin ein Zeichen, daß der HERR ihr Opfer gnädig angesehen 1. M. 4, 4 und ihnen ein Priesterthum gegeben hatte, dessen Dienst ihm wohlgefalle; zu- gleich aber hatten sie auf ihrem Altar statt des gewöhnlichen, natürlichen Feuers nun ein gött- liches, himmlisches Feuer, das nimmer wieder verlöschen sollte Kalb. S, 13]. Die Sagen heidnischer Völker berichten ebenfalls d A « d « rOferdur imml" es eur« i von em Um« m chre P ch h lsch F e « « sie entweder statt des Feuers vom Altar anderes, ge es sind das Zeugnifse von dem, was der Mensch zur Uebung der Religion bedarf, nämlich, daß Gott den i · « für dce Rauchopser verordneten Räuchwerks ein anderes, Himmel zerreiße und sich gnädig zu ihm herabneige, denn er kann nicht zu ihm hinaussteigen und selbst eine Gemeinschaft mit ihm herstellen. Während nun bei den übrigen Völkern sich blos das Bedürfnis; in Sagen aussprichh ist bei Jsrael auch Stillung des Bedtirfnisses durch wirkliche Gewährung dessen, was das fromme Herz ersehnt. Vgl. Anm. zu 2. M. 13, 215 19, B. Das 10. Kapitel. zladab und Ybihu vom Jener getödtet. II« U. 1—11. Kann! aber hat der Xhbirr dnrlh das Zleuer vom Ijimmel den bdnferdiensl Aaron-i und seiner Söhne Z. Mose 9, 23. 24. 10, 1-—11. als ihm mohlgefiillig bestätigt, so muß er an den beiden älteren von diesen Söhnen, die ihres Ztmteg sich über- heben und fremdes Zleuer in das Zheiligtlstini bringen wollen, durch ein Strafgerilht sich heiligen und nor allem Illolli als Zlen sieh nerherrlichem der die Ztlebertretung seiner Gebote am wenigsten seinen Priestern ungeahndet hiugehen läßt. Llitm Busanunenlsang damit erliiskt er dann noch eine besondere Verordnung in Beziehung auf den priesterlikljen Dienst, der nur in viilliger Nil-hiern- heit ausgeführt werden soll. 1. Und die [beiden ältesten 2. M. 6, 231 Söhne Aarons, Nadab und Abihu sihres Priester- thums, das durch das Ereigniß Kap. I, 24 in so herrlicher Weise vor dem HENRn bestätigt wor- den, sich überhebend] nahmen [um den Dankes- jubel des Volks mit einem Rauchopfer zu beglei- ten] ein jeglicher seinen Napf fdas für seinen prie- sterlichen Dienst ihm bestimmte Kohlenbecken Kp. 16, 12 f.], Und thaten Feuer [glühende Kohlen vom Altar] drein, nnd legten Räucherwerk swie es beim täglichen Räuchopfer 2. M. 30, 7 f. ver- wendet wurde] drauf und brachten das fremde Feuer vor den HERRm das er ihnen nicht geboten hatte i [waren eben im Begriff, mit diesem aus Antrieb ihres eigenen Geistes von ihnen veranstalteten Rauchopfer hinein in das Heilige zu gehen]. 2. Da [noch ehe sie bis zum Eingang der Stiftshütte gelangten] fuhr ein Feuer aus von dem HERRn sbrach in gleicher Weise, wie vorhin Kap. 9, 24., aus dem Lichtglanz der Wolke ein Blitz: strahl hervor], nnd verzehrete sie, daß sie starben vor dem HERRU [innerhalb des Vorhofraums]. Worin die Verschuldung dieser beiden Söhne Aarons bestanden habe, wird nicht von allen Auslegern richtig s erkannt. Einige vermuthen, weil hernach V. 8 ff. den Priestern Wein und starkes Getränke vor Besorgung ihrer Amtsverrichtungen zu trinken verboten wird, Nadab und Abihu hätten sich im berauschten Zustande befun- den; das ist aber offenbar zuviel gesagt, die Anknüpfung jenes Verbots an den Vorfall weist nur auf eine Ver- wandtschaft zwischen dem Sinne, mit welchem Aarons- Söhne in’s Heiligthum eindringen wollten, und dem Zustande der Trunkenheit hin. Es war das der Ueber- muth, bei dem man ebenso die Ruhe und Besonnenheit verliert und vom unheiligen Geiste zu verkehrten Dingen fortgerissen wird, wie Einer, der nicht nüchtern ist. Andere dagegen verstehen den Ausdruck: ,,fremdes Feuer, das der HErr ihnen nicht geboten hatte,« davon, daß wdhnriches Feuer, oder statt des. in 2. M. 30, 35 sfI fremdes (2- M. 30, 9) genommen hätten. Allein weder jene, noch diese Auffassung stimmt mit dem Zusammen- hang der Geschichte überein; denn abgesehen davon, daß das Gebot, zu Räucherwerk nur Feuer vom Altar zu verwenden (Kap. 16, 12), damals noch gar nicht erlassen war, so ist Nadab’s und Abihu’s Unternehmen viel zu wenig vorbereitet und viel zu sehr von dem augenblick- lichen Gedanken eingegeben, als das; sie fremdes Feuer oder fremdes Näuchwerk in dem angegebenen Sinne zur Hand gehabt hätten. Der Beisatzt »das der HErr ihnen nicht geboten hatte,« führt vielmehr darauf, das ,,fremde Feuer« von einem Rauchopfer zu verstehen, zu dem sie auch damit kein Recht erlangten, daß sie wirklich des Feuers vom Altar und des vorschriftsmäßigen Räuchwerks ’sich dabei bedienten, also von einer— entlang-»He»- Aarons ältere Söhne Nadab und Abihu werden durch Feuer vom Himmel getödtet. 339 (Col.2, 23) oder einem Gottesdienst nach eigener Wahl, daß jhk nicht stkkhet [eine tpdeswiixdige Schuld womit sie, obgleich in guter Meinung, über ihre Amts- befugniß hinausgingen und die vom Gesetz ihnen gesetz: ten Schranken durchbrachen. Je finnfiilliger und herr- licher der HErr so eben mit dem Feuer, das von ihm ausging, den von ihm selbst verordneten Gottesdienst als ih1n wothlgefällig und zur Genceiiischaft mit ihm führend bestätigt hatte, desto entschiedener und handgreiflicher mußte er nun auch alle menschliche Zuthat und alles eigenmiichtige Wesen von sich ab- und die Priester in ihre Schraiiken zurückweisem daß nun aber das Feuer in eben solcher Weise, wie es vorhin Aarons Opfer ver- zehrt hatte, jetzt dessen Söhne dahinrafft, ist eine Hin: Weisung auf die eigenthümliche Wirksamkeit des Evan- gelii von Jesu Christo, da es den Einen ein Geruch des Todes zum Tode wird, den Andern ein Geruch des Lebens zum Leben (2. Cor- 2, 16). 3. Da sprach Mose zu Aaron [ihm Grund und Absicht dieses erschütternden Gottesgerichts deutend]: Das ist’s, das der HERR gesagt [bei der Einsetzung eines besonderen priesterlichen Stan- des im Auge gehabt und bei den Vorschriften, die er demselben bisher gegeben, wiederholt auch schon ausgesprochen] hat: Jch werde geheiligt werden an denen, die zu mir nahen, und vor allem Volke werde ich herrlich werden san denen, die den Be- ruf haben zu mir zu nahen, den Priestern soll meine Heiligkeit und Herrlichkeit in ganz besonderer Weise zur Erscheinung kommen; und wenn das nicht von ihnen selbst geschieht, durch recht ge- wissenhafte Wahrnehmung ihres Amts, so wird es an ihnen geschehen durch das Strafgericht der Vernichtung, das vor allem Volk sie trifft]. Und Anton [die Wahrheit und das Gewicht dieser Worte erkennend] schwieg stille [und demüthigte sich unter Gottes gewaltige Hand] 4. Mose aber [damit Aaron, der gesalbte Hohepriestey sich nicht irgendwie mit den Leichen der Getödteten selbst befasse und dadurch sich ver- unreinige 4. M. 19, 11 ff.] rief Misael und El- zaphan, den Söhnen Usiels, Aarons Vettern [2. M. s, 18. 22], und sprach zu ihnen: Tretet hinzu, und traget eure Brüder [Verwandten] von dem Heiligthum hinaus vor das Lager [sie dort zu beerdigen]. 5. Und sie traten hinzu, und trugen sie hin- aus mit ihren leinenen Röcken spriesterlichen Klei- dern, die durch ihren Frevel zugleich mit entweihet waren] vor das Lager szur Beftattungl wie Mose gesagt hatte [Apostg. 5, e. 10]. is. Da sprach Mose zu Aaron nnd seinen [beiden andern] Söhnen, Eleazar und Jthamar [ihnen jetzt schon offenbarend, wie sie als Priester bei Todesfällen in ihren Familien sich zu verhalten hatten Kap. 21, 10—12]: Ihr sollt kjedes Zei- chens der Trauer euch enthalten und also] eure Häupter nicht blößen, noch eure Kleider zerreißen [weder mit aufgelöstem, unordentlich herabhängen- dem Haar einhergehen, wie man in Tagen tiefer Trauer zu thun pflegt, noch das Kleid vorn an der Brust ausreiszen l. M. 37, 29. 34; 44, 13], euch ausladet], und der Zorn [Gottes zugleich] über die ganze Gemeine [die ja jede Verschuldung der Priesterschaft mit zu verbüßen hat Kap. 4, B] komme. Lasset eure Brüder des ganzen Hauses Israel [das ganze übrige Israel, dessen Glieder eure Brüder sind im geistlichen Sinne 2. M. 4, is] « weinen über diesen Brand, den der HERR gethan [über diesen Trauerfall, den der HErr im Ent- brennen seines Zornes angerichtet] hat. 7. Ihr aber sollt nicht keinmal] ausgehen von der Thür der Hütte des Stifts kder Beerdi- gung beizuwohnen, sondern ohne alle Unterbrechung euren priesterlichen Dienst fortsetzen]; ihr mbcbtet [sonst, weil ihr damit mittelbar eine unzufrieden- heit mit Gottes Fügung verrathen würdet] sterben. Denn das Salböl des HERRn ist auf euch [und diese Begabung mit dem Geiste des Lebens und der Freude soll euch stark machen, allen durch To- desfälle hervorgerufenen Schmerz zu überwinden] Und sie sAaron und seine beiden noch übrigen Söhne] thaten, wie Mose sagte [gaben sich weder in irgend einem äußeren Zeichen der Trauer hin, noch verließen sie das Heiligthum und unterbrachen ihren Dienst, um ihre Todten begraben zu helfen]. 8. Der HERR aber redete shierauf noch sel- ber und unmittelbar] mit Aaron [theils um das, was Mose V. 6 f. gesagt, als sein eigen Wort zu bestätigen und fortzusetzen, theils um Aaron, der ihn geehret hatte mit Gehorsam gegen Mosis Wort, wieder zu ehren und ihn in seiner neu an- getretenen hohenpriesterlichen Würde anzuerkennen], und sprach: 9. Du und deine Söhne mit dir sollt keinen Wein, noch stark Getränke trinken, wenn ihr in die Hütte des Stifts gehet [also zu der Zeit, da ihr euch anschicket priesterliche Geschäfte zu verrich- ten], auf daß ihr nicht fterbet Das sei ein ewi- ges Recht allen euren Rachkommen ldaß ihr so in völliger Nüchternheit euer heiliges Amt ausrichtet]. 10. Aus daß ihr könnet unterscheiden, was heilig und uuheilig [oder profan], was unrein und rein ist [nach dem Gesetz, und nichts Ungebühr- liches in dem Gottesdienst mit unterlaufe]; 11. Und daß ihr die Kinder Israel [als die ihnen verordneten Führer und Gesetzeswächter Mal. 2, 71 lehret alle Rechte, die der HERR zu euch geredet hat durch Mose. Jnwiefern diese Verordnung des Herrn durch den Vorfall mit Nadab und Abihu allerdings hervorgerufen ist, obgleich man ihren Frevel keineswegs daraus abzu- leiten hat, daß sie in trunkenem Zustande sich befunden hätten, wurde schon in der Anm. zu V.2 erwähnt. Die Verordnung hängt aber auch noch in anderer Hinsicht mit dem Vorigen zusammen; gleichrvie nämlich nichts von außen her den gesalbten Priester aus seiner ge- weiheten Stimmung und aus der ganz auf die Obliegen- » heiten des Amtes gerichteten Fassung seiner Seele brin- gen soll (V. 6 f.), so soll auch keinerlei Aufregung der ; Sinne an die Stelle dieser heiligen Vegeisterung treten VI· 340 Z. Mose 10, 12—20. 11, 1. 2. und keinerlei Eingenounnenheit des Verstandes dieselbe unmöglich machen. Was das neben dem Wein erwähnte starke Getriink betrifft, so sind darunter keine destil- lirten Getränke oder Branntweine zu verstehen, wie erst die Araber in Folge des Weinverbots Muhameds sie erfunden und mit all den schrecklichen Verwtistungem die sie anrichten, zu uns gebracht haben; sondern viel- mehr künstliche Weine, die man sich aus Aepfeln, Datteln und anderen Früchten, namentlich aber aus Gerste bereitete, also nach unserer Weise (unversälschte) Aepfelweine und Biere. Das Nähere über die Ent- haltung von dergleichen Getränken s. zu 4. Mos. G, 4. III. zu. 12—20. Hieraus tiiiinmert sich Yllose darum, dask auih mit den zleberresten der fiir das Voll: dar- gebraehten Opfer in vorskhriftsniäßiger Weise verfahren werde; er erfährt dabei, das; das Yleisih des Siindopfers nisht gegessen, sondern außerhalb des Lagers verbrannt worden, und rechtet darüber mit Itarons Söhnen, giebt sich aber mit dem, was Baron kur Entschuldigung vor- bringt, zufrieden. 12. Und Mose redete mit Aaron nnd mit seinen [nach der Ausrottung der beiden andern noch] übrigen Söhnen, Eleazar und Jthamar [um ihnen nach der Unterbrechung des Opfergottesdienstes Kuh. 9 durch die Vorfälle Kap. 10, 1—11 das Opfergesetz in seinen noch nicht erfüllten Bestim- mungen Kp. Z, Z; 6, 16—18; 7, 28—34 in Erinnerung zu bringen]: Nehmeh das überblieben ist vom Speisopfer [Kp. 10, 17] an den Opfern des HERRU snach Anzündung des Abhubs für den HErrnL und esfet es ungefäuert bei dem Altar, denn es ist das allerheiligsie sein Opferüberresh mit dem auf hochheilige Weise zu verfahren ist]. 13. Jhr sollt es aber an heiliger Stätte [ohne Sauerteig backen, und ohne die weiblichen Glieder eurer Familien] essen; denn das ist dein Recht, und deiner Söhne Recht, an den Opfern des HERRM denn so ist mirs geboten sund ihr müßt wie ihr heute eure Pflichten zum ersten Mal er- füllt habt, so auch eure priesterlichen Nechte noch an diesem Tage in Ausübung bringen, zumal nichts von dem Hochheiligen bis zum andern Morgen aufgehoben werden darf]. 14. Aber die Wedel-ruft nnd die Hebeschulter [von dem Dankopfer Kalb. 10, 18 ff.] sollst du nnd deine Söhne, und deine Töchter mit dir essen an reiner Stätte [du kannst mit deren Genuß, da sie blos einfach heilig sind, warten und sie auch daheim von deinen Hausgenossen verzehren lassen, dafern nur dein Haus nicht durch einen Todten oder sonst verunreinigt ist]; denn solch Recht ist dir und deinen Kindern gegeben, an den Dank- « opsern der Kinder Israel. 15. Denn die Hebeschulter und die Webebrust [die] zu den Opfern des Fetts sanßer den für den Altarbrand bestimmten Fettstücken von den Dank- opfern abgesondert werden] werden [von den Kin- dern Israel] gebracht, daß sie zur Wehe gewebet werden vor dem HERR-i; darum kweil beides vermöge der Webe dem HErrn übergeben und von ihm an seine Diener zurückgegeben ist] ist’s dein « nnd deiner Kinder zum ewigen Recht, wie der HERR geboten hat. , » 16. Und Mose suchte den Bock des Sand- opfers [forschte nach, wo das Fleisch des zum Sündopfer des Volks Kap. 9, 15 geschlachteten Bocks geblieben und ob es in vorschriftsmäßiger Weise nach Kp. 6, 26 ff. von Aaron und seinen Söhnen gegessen worden sei], und fand ihn ver- brannt [erfuhr, daß dies nicht geschehen, sondern daß man dies Sündopfer gleich dem andern Kp. J, 11 behandelt und sein Fleisch außer dem Lager verbrannt habe]. Und er ward [wegen solche«- dem Gesetz zuwiderlaufenden Verfahrens] zornig über »Eleazar und Jthamar, Aarons Söhne, dre noch ubrig waren [daß auch sie der Leichtfertigkeit in Beobachtung der göttlichen Gebote sich schuldtg gemacht wie ihre Brüder], und sprcrch: · 17. Warum habt» ihr das Sundopfer nicht gegessen an heiliger Statte kwie doch eure Pflicht gewesen wäre]? denn es das allerheiligste lst [zu den Opferüberresten von hochheiligem Charakter gehört] und· er kder HErrJ hats euch gegeben, daß ihr lindem ihr es genießet] die Mlssethai der Ge- meine tragen sauf euch nehmen und hInwegschaffenJ sollt, daß ihr sie yerfohiiet vor dem HERRn les ist solches Essen ein Theil eures Mittler- und Versöhneramtes und macht die durch das Opfer beabsichtigte Sühne erst vollständig] Wie diese Worte von mehreren Auslegern verstan- den werden, ist schon zu Kap. 7, 7 bemerkt worden; wir haben uns aber dort der Auffassung Anderer an- geschlossen, darnach das Essen des Opferfleisches von Seiten des dienftthuenden Priesters, gleichwie die An- zündung der Fetttheile, eine Annahme des Opfer-Z von Seiten Gottes in sich schließt und zur Bestätigung da- für dient, daß das Opfer seinen Sühnzweck wrrklich er- reicht hat. Schon While, wie wir bereits andeuteten, hat als einen Hauptgrund für solche Verwendung des Sündopferfleisches die Beruhigung des Opfernden über die erlangte Vergebung bezeichnetz »denn, sagt er,Gott würde seinen Diener nicht zur Theilnahme an einem solchen Mahl gerufen haben, wenn nicht völlige Ver: gessung der Sünde eingetreten wäre« Die Stelle: L. M. 28, 38, auf welche die Vertheidiger jener ersten Ansicht sich berufen, kommt bei der unsrigen vollkommen zu ihrem Rechte. »Wie nach dieser Stelle alle versoh- nende Wirkung der Opfer davon abhängt, daß der Hohe: Priester als Mittler im heiligen Schmuck vor Jehova steht und kraft dieser seiner Amtsheiligkeit allen an den Opfern haftenden Mangel ergänzt; so wird hier dadurch, daß der Priester durch das Essen des Opferfleisches in unmittelbaren Verkehr mit dem Opfer tritt, von seiner .Amtsheiligkeit etwas auf dasselbe übergeleitet und so die sühnende Kraft der Handlung verstärkt. (Oehler.) 18. Siehe, sein Blut ist nicht kommen in das Heilige hinein [was allerdings künftig bei einem Sündopfer der Gemeine geschehen wird Kap. 4, 13 ff.]. Jhr folltet [aber eben darum, weil das heu- tige VolksiSündopfer nur behandelt worden, wie das eines Fürsten oder gemeinen Jsraeliten Kp. 4, 25. so. 34., auch sein Fleisch nicht verbrannt, sondern] es im Heiligen sdem Vorhof] gegessen haben, wie mir [fiir alle solche Sündopfey deren EViosis Zorn über das ungesetzliche Verfahren mit den Ueberresten des Volks-Stindopfers. Blut nicht in die Stiftshütte gebracht wird] ge- boten ist [Kp. s, 25 ff·]. 19. Aaron aber [sich und seine Söhne we- gen der den letzteren zum Vorwurf gemachten Verfahrungsweise entschuldigend] sprach zu Mose: Siehe, heute haben sie [vor Darbringung der Volksopfer] iht [eigen] Sündvpfet und [darnach auch] ihr Brandopfer vor dem HERRn geopfert [Kap. 9, 8—14 und haben damit sich eben so der Sühne und des Opferdienstes bedürftig bekannt, wie das Volk es ist], und es ist mir [dann nach Vollbringung aller Opfer] also gegangen, wie du siehest [daß nämlich zwei meiner Söhne durch ein Strafgericht Gottes hinweggerafft und wir Priester damit als eben solche todeswürdige Sünder hin- gestellt worden, wie alle Andern es sind]; und ich sollte essen heute vom Sündopfer [der Gemeine, um durch die größere Heiligkeit unseres Standes das zu ersetzen, was den Opfergaben des Volks an Vollkommenheit mangelt L. M. 28, 38]? sollte das dem HERRU gefallen [wenn ich mit meinen Söh- nen an einem solchen Tage tiefer Demüthigung für uns mich als über das gemeine Volk erhaben hätte hinstellen wollen? wird es ihm nicht im Gegentheil besser gefalleiy daß wir uns dem Volke ganz gleich gestellt und ihr Sündopfer wie das unsere behandelt haben]? 20. Da das Mose hörete [daß weder Leicht- fertigkeit in Beobachtung der göttlichen Vorschrif- ten, noch irgend welche falsche Vorstellung von einem solchen Sündopfer, als wäre es unrein, die Ursach gewesen, daß das Fleisch nicht gegessen worden], ließ er’s’ ihm gefallen [ja, er mußte so- gar billigen, was Aaron soeben vorgebracht hatte, und seine Meinung gut heißen]. Aarons Aeußerungen sind mittelbar eine Weissagung auf den künftigen Hohenpriestery der das wirklich zu leisten im Stande sein wird, was Aaron nur im äußer- lichen Sinnbild zu leisten vermag. Jndem nun Mose seine Rede sich gefallen läßt, tritt der Gesetzgeber hinter den gesalbten Hohenpriester zurück; und das wiederum ist eine Weissagung auf die Zeit des neuen Testaments wo man Gott nicht mehr im alten Wesen des Buchsta- «. bens dienen wird, sondern im neuen Wesen des Geistes I« (Röm. 7, 6). Merkwtirdig, daß gerade an dem Tage, wo die alttestamentliche Haushaltung in Wirksamkeit tritt, sie so bestimmt darauf hinweisen muß, daß sie einst von einer anderen abgelöst werden wird! die alttestamentliche Haushaltung trägt schon in sich selbst den Keim zu der neutestamentlichem denn an dem- selben Tage, an welchem die völlige Gebundenheit des alttestamentlichen Priesters an die Satzung durch ein so aussälliges Gottesgerichh wie das an Nadab und Abihu geschehene, offenbar wird, endet auch andrerseits die Verhandlung über den Verbrauch des Sündopferfleisches mit Anerkennung der Freiheit des Priesters vom Buch- staben des Gesetzes. Das 11. Kapitel. You: Zlntersctsied reiner und unreiner Thiere. tiglieii fuh befindet und der Gottesdienst inc Schwange Aber : i 341 geht, erläht der Zhbirr nun; diejenigen gefelklichen We: stimmungem welche Israel zu beobachten hat, um den allgemein prielterlittjen Charakter, der an dem ganzen Volke hattet (2. Was. 19, 6) und an dem jeder Gin- zelne im Voll( bis zu einem gewissen Maske Theil nimmt, zu wahren, und wo er fiir den Ilugenblitli gestört und aufgehoben ist, wieder ku erlangen. Zur Wahrung dieses Charakters dienen die Speiseverboth welche nunmehr erfolgen; zur Wiederherstellung desselben aber die Yieinigungggesehk die sitt) daran einschließen. Letztere beziehen sich jedoch in unserm Kapitel nur erst auf die Berührung des Zinses gefallener icnreiner oder reiner Thiere. 1. Und der HERR redete swohl am andern Tage nach dem, was Katz. 10 u. 11 erzählt wor- den, d. i. nach unserer Rechnung am 12. Abib] mit Mose und [dem in seiner Eigenschaft als ge- weiheter Priester und als Verordneter Träger und Wächter des Gesetzes ihm hinfort zur Seite stehen- den] Aaron, und sprach zu ihnen [von der Hütte des Stifts aus]: 2. Redet mit den Kindern Israel, und spre- chetx Das sind die Thiere, die [allem] ihr essen sollt unter allen Thieren anf Erden sunter den verschiedenen Gattungen der vierfüßigen Land- thiere]. Derselbe Unterschied, den Gott in heilsgeschichtlicher Hinsicht damit aufgerichteh daß er ein Volk sich erwählt und in ein besonderes Verhältniß zu sich gestellt hat, während alle übrigen Völker der Erde ihren eigenen Wegen und der Entwickelung des stindigen Naturgrum des, der im Menschen liegt, überlassen sind, der soll nun auch auf dem Gebiete der Natur durch die Unterschei- dung von reinen und unreinen Thieren zur Erschei- nung kommen; denn die Natur ist ja überhaupt dazu bestimmt, ein Sinn- oder Abbild dessen zu sein, was im Bereich des geistigen Lebens oder genauer des Reiches Gottes vorgeht. Diese Unterscheidung von reinen und unreinen Thieren nun, d. h. solcher, die genossen und solcher, die nicht genossen werden dürfen, ist nicht neu; sie begegnete uns schon zur Zeit der Urväter (1. M. Kuh. 7) und hat sich hernach zu allen Völkern der alten Welt, wenngleich nach den verschiedenen religiösen Vor- stellungen eines jeden Volkes verschieden gestaltet, fort- gepflanzt Aber es geschieht hier dasselbe, was wir bei Kap. 1, 2. in Betreff des ebenfalls schon vorhandenen Opferdienstes zu bemerken Gelegenheit hatten: der HErr ordnet und regelt hier das bereits Vorhandene nach Maßgabe der Heilsgedankem die er mit Jsrael vorhat, und nimmt es so in das religiöse Leben seines Volkes auf. Daß wir aber wirklich in den reinen Thieren eine Repräsentation Jsraels oder eine Versichtbarung seines Wesens im Gegensatz zu den noch unreinen Völ- kern zu' erblicken haben, darauf deutet der HErr in Katz. 20, 24 ff. ausdrücklich hin; zur Bestätigung der Richtig- keit solcher Auffassung dient hernach das Gesicht des Apostel Petrus (Apostg. 10, 10 ff.), der eben daran, daß ihm reine und unreine Thiere ohne Unterschied zum Schlachten und Essen vorgeführt werden, erkennen soll, daß die von dem alten Testament aufgerichtete Scheide- wand zwischen Heiden und Juden nunmehr hinweg- genommen sei. Jndem wir jetzt zuvörderst von unserm Texte uns sagen lassen, welche Thiere in jeder einzelnen der verschiedenen Klassen für rein, und welche für un- ; rein gelten sollten, werden wir darnach näher darauf I· U. 1——47. Jetzt, da bereits die Priesters-tatst in iilhä- ?- eingehen 1niissen, was für eine geistliche Wahrheit hinter der Hülle der angegebenen äußeren Merkmale verborgen liegt. 342 Z. Mose 11, 3 25. 3. Alles, was die Klauen spaltet szu seinem Unterfufze, womit es auftritt, zwei durchaus Von vorn nach hinten gefpaltene Klauen hat], und wiederkäuel unter den [in Rede stehenden Land-] Thieren [alfo vor allem das Rind-, Schaf- und Ziegenvieh, darnach aber auch von dem Wild das- jenige, bei dem diese zwei Merkmale fich finden, s. Z. M· 14, 5], das sollt ihr essen. 4. Was aber [ztvar] wiederkam, und hat kauchj Klauen, und spaltet sie doch nichi, als das Kameel sdas mit einem Ballen auftritt], das ist euch unrein, und sollt es nichi essen. b. Die Kaninchen [oder genauer: die Klipp- dachf e, die jedoch mit den-Kaninchen vielfache Ashvkichksit haben] wiederkciuen wohl, aber sie spal- ten die Klauen nichi ffondern haben eine Pfote von mehreren Zehen]; darum sind sie unrein. Der Klippdachs (hebr. seh-Filiria, arabifch Wabk), etwas kleiner als eine Katze, ist von braungrauer oder braungelber Farbe und in den Libanon- und Jordan- läudern einheimisch, findet sich aber aiich in Arabien und Afrika. Er hat lebhafte Augen, runde Ohren und einen ganz kurzen Schwanz, hält in Höhlen und Kltiften sich auf, wo ihrer ganze Schaaren beisammen leben, und ist sehr wehrlos und furchtsam (Pf. 104, 18.; Spr 30, 26). Das Fleisch ist fett und weiß wie das von jungen Hühnernz die Araber essen es, setzen es jedoch einem Gaste nicht vor. » s. Der Hase wiedertauet auch, aber er spal- iel fgleichtoie der Klippdachs oder das Kaninchen] die Klauen nicht, darum ist er euch unrein. Der Hase ist ein Nagethierz er macht aber, gleich- wie der vorhin genannte Klippdachs, Bewegungen mit dem Maul, die wie ein Wiederkäuen aussehen, und selbst noch Linn-I hat ihn unter die Wiederkäiier gerech- net. Unsere Stelle bezieht sich also auf den äußeren Schein, auf die gewöhnliche Bolksmeinung, ohne sich weiter auf naturgeschichtliche Verhältnisse einzulassen. 7. Und ein Schwein spaltet wohl die Klauen, aber es wiederlauet nicht; darum soll es euch un- rein sein. · 8. Von dieser Fleisch sollt ihr nichi essen, noch ihr Aas anruhren [gleichwie ihr auch das Aas eines reinen Thieres nicht anrühren sollt V. 39]; denn sie sind euch unrein. Zwei Merkmale werden alfo für diejenigen Land- thiere angegeben, deren Fleifch zu essen erlaubt fein soll, einmal, sie müssen Wiederkäuer sein, und dann, sie müssen durchaus gefpaltene Klauen haben. Was nun soll das bedeuten? und wie steht es in Beziehung zu dem inneren geistlichen Unterschiede, der Jsrael eignet im Gegensatz zu den Heidenvölkern? Schon Luther hat ganz richtig das Wiederkäuen für ein Bild von dem wiederholten Betrachten und Bewegen der Worte Gottes erklärt. Jsraels Vorzug als Eigenthumsvolk des HErrn besteht in dem Besitz des reinen und lautereii Wortes Gottes; das Buch dieses Gesetzes soll es denn nicht von seinem Munde lassen kommen, sondern es betrachten Tag und Nacht, auf daß es halte und thue alledinge nach dem, das drinnen geschrieben steht (Jos. 1, 8 vgl. Pf. I, 2). Wenn es das thut, so wird es feste und ge- wisse Tritte thun mit seinen Füßen auf dem geraden und richtigen Wege (Hebr. 12, 13) und nicht sein wie « die Heiden, deren Uebermuth und Vermesfenheit, deren f Trotz und Eigensiiin in den Thieren, die aus Einem f ; Huf einhergehen, mit einem Vallen austreten oder auf . Pfoten umherfpringem sein Abbild findet. 9. Dies sollt ihr essen unter dem, das in Wassern ist [von den verfchiedenen Gattungen der Wafferthiere]: Alles, was Floßsedern und Schuppen hat in Wafsern, im Meer und Bcichen, sollt ihr essen. 10. Aber alles, was nichi Floßfedern und Schuppen hat im Meer und Bcichen, unter allem, das sich reget in Wassern, iind allem, was lebet im Wasser kals Krebse, Aale], soll euch eine Scheu fein «11. Daß ihr von ihrem Fieisch nichi essen und vor ihrem Aas euch scheuet [um nicht durch Berührung desselben unrein zu werden]. 12. Denn [um nochmals die beiden leicht er- kennbaren Merkmale anzugeben] alles, was nichi Fcäoßfedern und Schuppen hat in Waffern, sollt ihr eilen. Floßfedern und Schuppen scheiden scharf und be- stimmt die eigentlichen Fische von allen andern Wasser: thieren, scheiden sie aber namentlich von den Schlangen, mit denen sie wohl sonst manche äußerliche Aehnlichkeit haben- Auf die Schlange, das Werkzeug des Teufels und das Bild der Sünde, ist es denn wohl hauptfäch- lich bei diesen Bestimmungen abgesehen: Jsrael ist er- rettet von der Obrigkeit der Finsternis; und soll keine Gemeinfchaft haben mit ihren unfruchtbaren Werken, weil es unter der Leitung und Pflege des wahren, lebendigeii Gottes steht. Die Heidenvölker dagegen mögen genießen, was sie ioollen, weil Satans und der Sünde Gewalt sich ungehemmt und ungebrochen an. ihnen geltend machen dürfen. 13. Und dies sollt ihr scheuen sunter den Luftthieren, und zwar zunächst] unter den Vö- geln, daß ihr’s nicht essetx Den Adler, den Habichh den Fifchaar, 14. Den Geier, den Weihe und was feiner Art ist. Und alle Raben mit ihrer Art sals Krä- 15. i hen, Dohlen, Elftern], 16. Den Strauß, die Naihteule, den Katal- den Sperber mit» feiner Art, 17. Das Kauzlein, den Schwan, den Hahn, 1»8. Die Fledermaus, die Rohrdommel [den Pelikan Pf. 102, 7 Anm.], » 19. Den Storch, den Reigen den Heher mit seiner Art, den Wiedehopf und die Schwalbe. Von diesen Vogelarten, über die zu 5. M. 14, 12 ff. das Nähere gesagt werden wird, werden die meisten noch jetzt non Arabern und anderen Völkern gegessen. Aber Jsrael würde sich durch den Genuß derselben verunreinigein weil es daniit feine Berufung und Er- wählung verleugnen Denn da sie von lebendigeni Fleische oder Aus, oder sonst von unreiner und ekel- hafter Speise lebeii, sich in Siiiupfen und andern schmutzigen Orten aufhalten, oder auch des Nachts ihr Wesen treiben, sind sie ein Bild der Heiden mit ihren Sündengreiielm Fleisches-lüften und ihrem ganzen liider- lichen Wandel. 20. Alles auch, was sich reget unter den Vögeln [unter den anderen Fliegethierem die zum Theil in der Luft leben, zum Theil am Bo- Vom Unterschied reiner und unreiner Thiere. 343 den hinkriechenL und gehet aiif vier Füßen, das soll euch eine Schen sein. 21. Dpch das soiitihk essen von Vogel« com« l dem Geflügel], das sich reget und gehet auf vier Fußen — und nicht»- mit zweien Beinen auf Er- den hüpfet [was oberhalb der Füße noch" zwei Springfiiße hat, und damit auf Erden hüpfet]. «) Die letzten Worte von dem Gedankenstrich an bilden den Nachsaiz und geben das Merkmal derjenigen unter diesen Thieren an, welche gegessen werden dürfen. Luther hat sich bei seiner Uebersetzuiig nach der im Texte stehenden Lesart (l0 = nicht) gerichtet; es ist aber hier eine von den 15 Stellen des alten Testaments (2 Mos 21, s; Z. M. 11, 21z 25, 30; 1. Sam. 2, Z; 2. S. is, 18; 2. non. 8, 10; Ein: 4, g; Jes g, 2; , 63,9; Pf. 100,3; 139, 16; Hiob 13, 15; 4, 45 Sprüchw 19, 7; 26, 2), wozu noch einige zweifelhafte kommen (1. Chron 12, 20z Jes.49, 55 Hiob s, 21), bei welchen die Masorethen (die jüdischen Schriftgelehrten iii dem Zeitraum vom 6—9.»Jahrhundert nach Chr., die mit Feststellung des hebraischen Grundtextes hinsichtlich der Vokalcsatiom der Betonung und der richtigen Lesarten sich beschäftigen) am Rande bemerkt haben, daß man nicht (in dem vorhin angegebenen Sinne), sondern mit der Veränderung eines Buchstabens sd (l0 = ihm) zu lesen habe (der umgekehrte Fall findet in 1. Sam. L, 167 20, 2 statt), wo dann der in der obigen Er- klärung angegebene Sinn herauskommt. Obgleich näm- lich die Juden mit der größten Sorgfalt darüber wach- ten, daß der Grundtext der heiligen Schrift unversehrt und unverfälscht erhalten würde, war es doch unver- meidlich, daß beim Abschreiben nicht hier und da ein kleiner Fehler sich einschlich, der auf Verwechseliing ähn- licher Buchstaben oder gleich klingender Laute beruht· Die Masorethen nun, wo sie einen solchen Schreibfehler zu bemerken glaubten, haben nicht ohne Weiteres ge- ändert und das, was sie für das Richtige hielten, an die Stelle gesetzt (wie die Bibelverbesserer unserer Zeit mit der Lutherischen Uebersetzung thun), sondern das betreffende Wort mit einem Zirkelchen oder Sternchen bezeichnet und damit auf die Lesart am Rande oder unter dem Texte hingewiesen. 22. Von denselben [den Flügelthieren der eben bezeichneten Art, d. i. von den Heuschrecken] moget ihr svier Gattungen] essen, als da ist: Arbe mit seiner Art, und Selaam mit seiner Art, und Hargol mit seiner Art, und Hagab mit ihrer Art. Heuschrecke n wurden und werden noch jetzt von vielen Völkern des Morgenlandes gegessen; selbst die Griechen fanden die Cieaden wohlschmeckend, in Aethio- pien gab es sogar einen eigenen Volks-stumm, der Akti- dophagen (Heuschreckenesser) hieß, weil er hauptsächlich von dieser Speise lebte, wie auch hernach Johannes der Täufer that (Matth. Z, 4). Nachdem Kopf, Flügel und Füßenbgerisseii sind, werden diese Thiere über Kohlen auf einem Blech geröstet oder in Butter geschmort und mit Salz und Gewürz verzehrt; man dörrt sie aber CUch- muhlt sie zu Mehl und verbäckt letzteres zu Ku- chen. Jn Arabien werden sie förmlich auf dem Markte feil geboten und entweder auf Schnüre gezogen oder nach dem Maße verkauft, die Käufer heben sie dann in Säcken auf als Speise für den Winter. Von den oben genannten vier Sorten ist Akbe die fliegende Ziigheu- fchrecke (2. M. 10, 12 Anin.), Selaam eine größere, be- sonders gefräßige Art; Hargol und Hagab haben keine, oder doch zum Fliegen ungeniigende Flügel, und unter: scheiden sich so von einander, daß jene sehr groß, diese : dagegen bei großer Kleinheit (4. M. II, 343 Jes. 40, 22) außerordentlich zahlreich ist. 23. Alles aber, was sonst vier Füße [jedoch die beiden Springfüße nicht] hat unter den Vögeln sgeflügelten Insekten] soll euch eine Schen sein [daß ihr dieser Thiere Fleisch nicht esfet], 24. Und sollt sie unrein achten. Wer solcher - Aas [ein gefallenes oder verendetes Thier der- gleichen Art] anrühret, der wird [selbst] unrein sein [den ganzen noch übrigen Theil des Tages] bis auf den Abend [mit welchem der folgende Tag beginnt]. 25. Und wer dieser Aas eines tragen wird [um es bei Seite zu schaffenL der soll [da er durch längeren Verkehr mit solchem Aas in noch höhe- rem Grade, als durch die bloße Berührung, sich verunreiniget hat, nicht blos sich selbst, sondern auch] seine Kleider lals die ebenfalls mit ange- fteckt sind] waschen, und wird unrein sein bis ans den Abend. Was alle andern Arten der Fliegthiere, außer den Heuschrecken, unrein macht, ist, wie es scheint, ihre un- heimliche Regsamkeit, ihr Kriechen am Boden; denn das erinnert an die Schlange, die zu dem Gehen auf dem Bauche verurtheilt worden (1. M. 3, 14)· Davon sind die Heuschrecken um ihrer Springfüße willen, mit denen sie hüpfen, ausgenommen; außerdem aber nähren sie sich ausschließlich von Pflanzenkosh weisen also auf die ursprüngliche Ordnung in der Schöpfungswelt (1. M. 1, 30) hin. —- Die Rede des HErrn geht aber hier, wie schon in V. 8 u. 11 vorläufig geschehen, nunmehr bestimmt von den unreinen Thieren, deren Fleisch zu essen verboten sein soll, zu den verschiedenen Verun- reinigungen über, von denen außer den übrigen Versen unseres Kapitels auch Kap.12—15 handeln, und beleuchtet die mancherlei Fälle, in denen der Jsraelit selbst unrein werde, d. h. unfähig, sich dem heiligen Gott und den heiligen Dingen zu nahen, so daß er an keiner gottesdienstlichen Handlung Theil nehmen und von allem, was zur Opsermahlzeit gehört, nicht mit ge- nießen dürfe (Kap. 7, 19 ff.). Diese sogenannten levi- tischen Verunreinigungen sind also eine zeitweilige Auf- hebung desjenigen Verhältnisses, in welchem Gott zu Jsrael und Jsrael zu dem Herrn stand, für den, der denselben anheimgefallen war, und machten ihn· für die Zeit ihrer Dauer einem unreinen Heiden gleich. Es werden nun hier und im Folgenden verschiedene Grade der Unreinheit angegeben; der niedrigste Grad der, den wir in unserem Kapitel vor uns haben, wenn Jemand durch die Berührung eines Aases, d. h. eines verende- ten Thieres, gleichviel, ob es zu der Klasse der reinen oder der unreinen Thiere gehört, sich befleckt hat. Jm Leben konnte man jedes Thier, auch ein nnreines,· an- rühren, und konnte es tödten, ohne sich zu verunreinigem Aber die Berührung eines Aases machte in jedem Falle unrein; man mußte sofort nach der Verunreinigung mit Wasser sich wasche-n, ja, wenn man das Aas von der Stelle, wo es lag, fortgeschafft hatte, auch seine Kleider waschen und nun während des ganzen noch übrigen Theils des Tages, wo die Verunreinigung ge- schehen, vom Heiligthum und alleni, was zu dem Gottes- dienst in irgend welcher Beziehung stand, sich zurück- halten. Wir werden in Folgendem Gelegenheit haben, den innern Grund und die tiefere Bedeutung dieser gesetzlichen Vorschristen zu erörtern; für jetzt genügen zum Verstäiidniß des Wortlautes die eben ausgesproche- nen allgemeinen Bemerkungen. 344 26. Darum [wie ich schon V. 2—8 gesagt habe] alles Thier, das Klauen hat, und spaltet sie nicht, und wiederkäuet nicht, das soll euch unrein szu genießen verboten] sein; wer es anrühret [wenn es verendet ist], wird sfiir den noch übrigen Theil des Tages] unrein sein. 27. Und alles, was auf Tappcn ITatzenJ gehet unter den Thieren, die auf vier Füßen gehen sals Katzen, Hunde, Bären u. dgl.], soll euch unrein sein; wer ihr Aas anrühret, wird unrein sein bis auf den Abend. 28. Und wer ihr Aas trägt sum es bei Seite zu schassen], soll saußer sich selbst auch] seine Klei- der waschen und unrein sein bis auf den Abend; denn solche sdie auf Tatzen gehenden Thiere] sind auch unrein. M. Diese sollen euch saußer den geflügelten Kriechthieren V. 20 ss.] auch unrein fein unter den skleineren Land-J Thieren sals solche], die auf Erden kriechen sund also ebenfalls zu der Klasse der Kriechthiere gehören]: Die Wiesel, die Maus, die Kröte, ein jegliches mit seiner Art; 30. Der Jgel, der Molch, die Eidechse, die Blindfchletch und der Maulwurs Die Ausleger deuten die hebräischen Worte zum Theil noch von anderen Thieren, als die Luther nam- haft macht; wenn man indessen die verschiedenen Deu- tungen übersieht, braucht man um so weniger von unsrer Uebersetzung abzugehen, als es Luthern darauf ankommt, die Bibel überall deutsch reden zu lassen und also auch hier für die unsern Vorstellungen fremden Thiere die- jenigen zu geben, die ihnen bei uns am meisten ent- sprechen (vgl. V. 5 und die Bemerih zu 2. M. 9, 32 in Beziehung auf den Roggen)· Nur scheint es, als ob er unter der Kröte den Frosch zugleich mit verstanden habe; genauer ist darunter der Dhab oder Dhob (hebr· Zieh) emeint, eine ungiftige, gelbe Eidechs« die sich in Wü- ten aushält, niemals Wasser trinkt und deren Fleisch wie Froschfleisch schineckt Gleichwie sie von einzelnen Stämmen der Araber· gegessen wurde, so genoß man bei mehreren Völkern auch das Fleisch der übrigen Thiere, wenngleich nur als Mittel gegen gewisse Uebel; » aber auch das soll Jsrael nicht thun, denn der HErr f» ist sei« Arzt (2. M. 15, 26). 31. nannt, weil sie vielfach in menschlichen Wohnun- gen vorkommen, daher ihr euch nicht genug vor ihnen vorsehen könnt]; wer ihr Aas anrichtet, der wird unrein sein bis an den Abend. 32. Und alles [im Hause] worauf ein solch todt Aas sein solch Thier in dem Augenblick, wo hblzern Gefäß, oder Kleider, oder Fell, oder Sack; und alles Geräthe, damit man etwas schaffet sdas dem Menschen bei seinem Schaffen im Hause zum ; Gebrauch dient], soll man swenn ein dergleichen verendendes Thier darauf gefallen] in’s Wasser thun, und ist unrein fund zu weiterem Gebrauch l einstweilen untauglich] bis auf den Abend; als- dann [nachdem es so den iibrigen Theil des Tages Die sind euch unrein unter allem, das da Z; treucht [gleichwie die übrigen Kriechthiere mit] einander, sie sind aber hier darum besonders ge- Z. Mose II, 26—46. über im Wasser gelegen] wird’s swieder] rein [und gebrauchsfähig]. 33. Allerlei irden Gefäß, wo solcher Aas eines drein fällt, wird alles unrein [sammt dem], was drinnen ist, und sollt es sdas irdene Gefäß, das durch bloßes Legen in’s Wasser nicht wieder rein wird, vgl. Kap. e, 281 zerbrechen. 34. Alle Speise, die man isset sdie an sich rein und genießbar ist], so solches Wasser sdas in einem derartig verunreigten Gefäß sich befunden] drein kommt, ist unrein; und aller Trank, den man trinket san sich gar wohl trinken darf], in allerlei solchem Gefäß swenn er in einem derartig verun- reinigten Gefäß sich befindet], ist unrein sund ver- unreinigt den, der ihn genießt] 35. Und alles [von irdenen, mit einem Deckel verschlossenen HausgeräthenL worauf ein solch Aas scillt, wird unrein, es sei Ofen sein zum Backen dienender Krug, vgl. Anm. zu 2. M. 16, 241 oder Kessel sein ebenfalls zur Bereitung von Gebäck gebräuchliches Casserol Kap. 2, 7], so soll man’s zerbrechen; denn es ist unrein, und soll euch unrein sein [so daß ihr’s nimmer wieder gebrauchen dürft]. 36. Doch die [Quell-] Brunnen, und Kollet« [kleine Gruben mit unterirdischem ZuflußL und l. Teiche sWasserbehälter oder Cisternen] sind rein l [auch wenn ein solches Aas hineinsällt, da bei jenen » das zufließende Wasser und bei diesen die Fiille des übrigen Wassers die Unreinheit sofort von selbst wieder hinwegnimmt]. Wer aber ihr sdas in dieselben hineinfallende] Aas anrirhret sum es herauszuschaffen], ist unrein sbis an den Abend und muß sich waschen] «) Luther schrieb »Kolke«, ein Verkleinerungswort von Küle (Kugel), roelches noch jetzt im Niederlan- dischen eine kleine Grube oder Höhle, besonders auch die Augenhöhle bedeutet. 37. Und ob ein solch Aas fiele auf Samen, den man gesciet hat [ihn also zu säen und unter die Erde zu bringen schon im Begriff ist]; fv ist er strotz der seiner Aussenseite anhaftenden Unreinig- keit] doch rein sweil er sie sofort an die Erde absetzt]. 38. Wenn man aber Wasser über den Samen gösse sum ihn vor dem Säen erst zu erweichem wie bei manchen Samenarten des leichteren Kei- mens wegen geschehen muß], und fiele darnach snach dem Anfeuchten] ein solch Aas darauf; so würde er sweil vermöge des Wassers die Unreinheit «; auch nach innen gedrungen ist] euch unrein [und es verendetj fällt, das wird unrein; es sei allerlei ; darf nun nicht gebraucht werden, weil sonst auch die daraus erwachsende Frucht unrein sein würde]. 39. Wenn ein Thier sdes natürlichen Todes] stirbt soder verendet], das snach den Vorschriften « V. 2—22 an sich rein ist, also ein Thier von denjenigen Arten, deren Fleisch, wenn sie ordentlich geschlachtet werden] ihr essen möget [so verliert es « durch solches Verenden den Charakter eines reinen Thiere-ZU; wer das Aas szu dem das Thier nun Vom Unterschied reiner und nnreiner Thiere. ReinigungsGesetze in Betreff der Thier-Nase. 345 geworden ist] anrühret, der ist unrein bis an den Abend. 40. Wer von solchem Aas isset, der soll sein Kleid waschen, nnd wird unrein sein bis an den Abend. Also, wer auch trägt ein solch Aas sum es bei Seite zu schaffen], soll sein Kleid waschen, und wird unrein sein bis an den Abend. Wenn der HErr hier und Kap. 17, 15 f. den Ge- nuß des Aases von reinen Thieren noch nicht so streng verbietet, wie in 5. M. 14, 21, sondern auf folchen Genuß, sowie auf den des in seinem Blute Erstickten nur Unreinheit setzt bis zum Abend; so geschieht dies wohl mit Rücksicht darauf, daß man in der Wüste nur wenig Vieh und noch keine Gelegenheit hatte, das Fleisch der verendeten oder vom Wild zerrissenen genießbaren Thiere noch einigermaßen zu verrverthem durch Ueber- lassung an einen Fremdling oder Verkauf an einen Ausländer. Am meisten aber dem göttlichen Willen entsprechend war es, wenn man solches Fleisch lieber gleich den Hunden hinwarf (2. M. 22, 31). Als den nächften Grund der Verunreinigungen (vgl. Anm. zu V. 25) erkennen wir aus alle. dem, was bisher verhandelt worden, die Berührung mit Tod und Verwesung; damit soll, wer zum Volke Gottes gehört, nichts zu schaffen haben. Denn »der Tod, mit der Ver- wesung in seinem Gefolge, ist der unausbleibiiche, durch den Fluch der Sünde (2. M. L, 173 Z, 19) bedingte Ausgang dieses irdischen, sündigen Lebens, in welchem das, was die Sünde im Gebiete des Geistes ist und wirkt — Störung und Zerstörung des Lebens, ein Zer- reißen, Auflösen und Auseinandersallen des von Gott Geeinten, — auch auf dem leiblichen Gebiete zur vollen und abschließenden Erscheinung kommt«. Am stärksten nun verunreinigt die Berührung mit einem menschlichen Leichnam und macht noch ganz besondere åiieinigungs- mittel nöthig (4. Mos.Kap.19), weil hier der Tod am unmittelbarsten in dieser seiner Eigenschaft als Fluch der Sünde sich zeigt; wo er aber auch an der leben- digen Creatur in solcher Eigenschaft erscheint, d. h. wo ein Thier nicht von dem Menschem dem Oberherren der irdischen Schöpfung, geschlachtet oder getödtet, sondern in Folge des auf der ganzen Schöpfungswelt lastenden Fluchs der Sünde verendet ist, da bewirkt er ebenfalls Unreinigkeit, wenngleich im niederen Grade, auf Seite dessen, der mit einem solchen Aas irgendwie zu thun gehabt hat, eine Unreinheit, die ihn von allem Verkehr mit dem HErrn, dem Gotte des Lebens und Liebhaber des Lebens, auf so lange ausschließt, bis sie theils durch die Kraft des Wassers, theils durch den Einfluß der frischen Luft wieder hinweggenommen ist. Wir, die wir im neuen Bunde stehen, tragen den Namen dessen an uns, .der den Fluch der Sünde getilgt und die Macht des Todes überwunden hat, und sollen das Leben des 7 Geistes persönlich in uns tragen, als die wir zu einer Behausung Gottes im Geist durch unsere Taufe berufen sind; damit überwinden wir die überall im täglichen Leben uns umgebende Todesmacht, aber für Israel war diese neutestamentliche Zeit noch nicht da, darum mußte eine Hilfe nach außen, und zwar durch diejenigen beiden Elemente geschaffen werden, welche die natürlichen Sinnbilder des Lebens sind, durch Luft und Wasser· Jm Folgenden geht die Rede wieder auf ihren ursprünglichen Gegenstand, die unreinen und nicht ge- nießbaren Thiere zurück, zählt aber diese nicht alle noch einmal auf, sondern hat es ausschließlich mit den wim- melnden Landthieren zu thun; diese aber sollen verboten sein, gleichviel ob sie auf dem Bauche gehen, wie die Schlangen und Würmer, oder auf vier Füßen, wie Ratten, Mäuse, Wiesel u. s.w·, oder auf vielen Füßen, wie die Insekten. 41. Was auf Erden schleicht [wie die Schlan- gen], das soll euch eine Scheu sein, und man soll’s nicht essen. 42. Und [zwar zUnächstJ allcs, was ans dem Bauch lohne Füße] krencht [tvie Schlangen und Würmer], und [weiter] alles, was auf vier oder mehr Füßen gehet, unter allem, das auf Erden schleicht fwie die V. 29 f. genannten Thiere sammt den Jnsektenh sollt ihr nicht essen; denn es soll euch eine Scheu sein. Bei dem Worte für ,,Bauch« ist-H) wird im he- bräischen codex der vorletzte Buchstabe mit einem Zirkelchen bezeichnet und entweder groß oder auf sonst augenfällige Weise gedruckt, denn er ist der mittelste Buchstabe in dem ganzen Pentateuch (den 5 Büchern Mose); mit solcher Genauigkeit haben die Masorethen aus jedes einzelne Wort, ja auf jeden einzelnen Buch- staben in den heiligen Schriften gemerkt und sie alle nach ihrer Zahl und Stellnng genau berechnet. 43. Machet eure Seele [Person] nicht zum Scheusal [zum Gegenstand des Abscheus in meinen Augen], und verunreinigt euch nicht an ihnen sdurch den Genuß derselben oder durch Berührung ihres Aases], daß ihr euch ldadurch mit etwas] besudelt sdas euch von meiner Gemeinschaft ausschließt] 44. Denn ich bin der HERR, euer Gott. Darum sollt ihr euch heiligen, daß ihr heilig frem von aller BefleckUngJ seid, denn ich bin heilig, und [eben darum, weil ihr den heiligen Gott zu eurem Bundesgott habt] sollt [ihr] nicht eure Seelen Vet- unrecnigen an irgend einem lriechenden Thier, das auf Erden schleicht [weil dergleichen Gethier vor allem andern die in der Natur eingedrungene Unreinheit in seiner unheimlichen Regsamkeit zur Darstellung bringt] 45. Denn ich bin der HERR, der euch aus Egvptenland gefuhret hat, daß ich euer Gott sei. Darum sollt ihr heilig sein, denn ich bin heilig [wenngleich unter der jetzigen Haushaltung diese eure Heiligkeit vielfach nur erst eine äußere, leib- liche sein kann; aber zur rechten Zeit werde ich die innere, geistliche Reinheit schon möglich machen, daß sie dann an die Stelle jener trete]. Sowie der Tod nur im Glauben überwunden wer- den kann, so ist gleicherweise gegen die Unreinheit der Natur keine andere Macht als der Glaube, und wenn die Wissenschafh ohne daß sie durch die armseligen Ele- mente der Natur hindurchdringt zu dem letzten Grunde der Welt, dem Wort, das bei Gott und Gott war, die mofaische Warnung vor dem Greuel als jüdisches Vor- urtheil verachtet und sich in den Scheusalen der Natur ohne Ueberwindung und mit Behaglichkeit ergehet; so setzen wir entgegen, was Judas schreibt (V. 10. 19): Was sie natürlich erkennen, darinnen verderben sie, wie die unvernünftigsten Thiere; sie sind Fleischliche, die da keinen Geist haben. (Baumgarten.) 46. Dies fwas im Vorhergehenden dargelegt worden] ist das Gesetz von den Thieren und Bd: geln, und allerlei kriechenden Thieren im Wasser, und allerlei Thieren, die auf Erden schleichen soder wimmeln], 346 47·. Daß ihr unterscheiden konntet, was unrein Und kein ist snicht um meinetwillen, denn ich habe sie alle geschaffen, sondern euretwegen, daß ihr daran die Bedeutung eurer Berufung zum Volk meines Eigenthums als welches im scharfen Ge- gCUsAtz steht zu Sande und Teufel, und nach der Erlösung von Tod und Verderben ringt, verstehen lernet], Und [also wußtetj tvelches Thier man [ohne diese Berufung zu verleugnen] essen, und welches man nicht essen soll. lleberblicken wir am Schluß des Kapitels die als unrein und zur Nahrung nicht verwendbar aufgezählten This-te, so sind« es unter den größeren Landthieren be- sonders alle reißenden Thiere, welche andere lebeiide Geschopfe zerfleischen und in ihrem Blute fressen, von den Wasserthieren alle schlangenartigeii Fische und schleim- artigeu Schalthiere, unter» dem Geflügel die Raubvögeh die dem Leben andererThiere nachsiellen und sie tödten, VTF SUMPfVOgel, die» sich von Gewürm, Aas und aller- lei»Unreinigkeiten nahren, und die Zivitterwesen des in Wusten hausenden Strauszes uiid der in Finsternis; flie- genden Fledermaus, endlich von den kleineren Thieren bis auf einige grasfressende Heuschreckenakten alte, he- sonders aber die schlangenähnlichen Eidechsem weil diese Thiere theils an die alte Schlange erinnern, theils iin Staube kriechen, in Schlamni und Koth ihre Nahrung fu»chen und in der schleimartigen Beschaffenheit ihres Korpers die Verwesung abspiegeln —— also insgesainmt Zszekxxsdltäzdegi fgiistgrn Etwa? der Sünde, des Todes e ereren meroerwenierin· - stellen· (Keil.) g stch d« Das 12. Kapitel. Ordnung der Hindlietterinnein III« II· I—8· VI! Fortsetzung der schon ini vorigen Ziapitel begonnenen hteinigungogesetze handelt der Ylxkrr hieraus von denjenigen lllerunreiniguiigem welche niiht von aussen »an die Glieder seines Volkes; herantreten, W« das be! Ilieruhrung eines Zinses der Fall ist, son- dern an dem mensihliiijen Leibe selbst zum Vorschein liomnienz und zwar an erster Stelle von der Unreinheit der Kindheit-drinnen, wie lange sie dauert und wie sie zu beseitigen ist. 1. Und·der HERR redete swahrfcheinlich zu derselben Zeit, wo er das Gefetz von den reinen und unreinen Thieren erließ Kap. 11, 1 ff.] mit Mose und sprach: 2. ·Rede mit den Kindern Israel, nnd sprich: Wenn ein »Weil) besauiet svon einem Kinde ent- bunden]»wird, und gebietet ein Knäblein, so soll sit lzUNachstJ sieben Tage unrein sein, salso eben] sp lfktlglk lels wenns sie ihre Krankheit leidet sden gewohnlichen monatlichen Blutfluß, die s. g. Kata- menien hat Kuh. 15, 19]. Z. Und am achten Tage [Hes. 4o, 47 Anm.] soll man [nach dem schon dem Abraham gegebenen Gsbvt l— M· 17, 121 das Fleisch seiner [des neu- gebvmen Knaben] Porhaut beschnciden 4. Und sie sdie Wöchnerinj soll [darnach, nach Ablauf dieser sieben Tage ihrer Unreinheit, [noch]« daheim bleiben drei und dreißig Tage im Blut ihrer Reinigung [in den blutigen Abflüssen, durch welche ihre Natur sich weiter reinigt]. Kein 3. Mose 11, 47. 12, 1—8. 13, 1—3. f« Heiliges soll sie [auch in dieser Zeit, obgleich sie da mit Menschen wieder nähern Umgang haben « darf] anrühren [weder am Passah, wenn dies in f die Zeit fällt, noch an andern Opfermahlzeiten Theil nehmen) und zum Heiligthum soll sie nicht kommen, bis daß die [vierzig] Tage ihrer Reini- gung aus sind. Als weiterer Grund der Verunreinigung (vgl. Anat. zu Kap. 11, 40) tritt uiis hier ein ain menschlichen Leibe hervortretender Zustand entgegen; es sind das die sogenannten Lochien eines Weibes, das geboren hat, oder die unreinen Absonderungeii, die in Folge des schmerzlichen und gewaltsamen Gebärens eintreten und schon iiatürlicher Weise sich in zwei Stufen theilen, die rothen und die weißen Lochieii. Obgleich indessen die im vorliegenden Abschnitt gemachte Scheidung zwischeii dem ersten Stadium derjenigen Unreinheit, die auch An- deren sich mittheilt und daher eine Absonderung voii und dem zweiten Stadium, wo solche Mittheilbarkeit nicht mehr stattfindet und nur noch die Absonderung vom Heiligthum und vom Gottesdienst erforderlich ist (V. 4), im Allgemeinen sowohl der äußeren Erscheinung, als der gewöhnlichen Zeit nach mit jenen natürlichen Vorgängen übereinstimmen; so haben es doch die Be- stiinmungen des Gesetzes mit etwas ganz Anderem, als etwa mit der Schonung des Weibes während ihrer Wochenzeit zu thun. Jm Gegentheil ist es der Fluch der Sünde, der in dem fchmerzlichen und gewaltsamen Gebären auf’s Neue zur Erscheinung kommt (1. M. Z, IS) und den das Weib noch in höherem Maße zu tragen hat, als der Mann, weil sie die Uebertretung hat ein- geführt (1·Tim.2, 14); und die natürlichen Sekretionen oder Ausscheidungen von Flüssigkeiteiy die in der ersten Woche stärker und blutiger sind, als in den folgenden, wo sie mehr zu wässrigen und schleimigen Abgängen werden, stehen im Zusammenhange damit, daß der menschliche Leib um der Sünde willen dem Tode und der Verwesung verfallen ist, und nur der göttlichen Gnade, welche dem Menschen eine Frist nach der andern gewährt, ist es zu verdanken, wenn diese Ausscheidungen in ihrem regelrechten Verlauf auf der andern Seite da- zu dienen müssen, wieder zu einem normalen oder ge- sunden Zustande zu verhelfen. Jndem iiun das Gesetz die Kindbetterin für unrein erklärt und sie erst einen be- stimmten Zeitraum durchlaufeii läßt, ehe sie wieder nahbar wird für Andere und selbst dem Heiligthum sich nahen darf, hat es bei diesen Verordnungen und bei denen der folgenden Kapitel, sowie auch bei den früheren (Kap. U) lind den späteren (4. M. 19) über die un- reinen Thiere und die Verunreinigung durch Aas und Leichen, keine andere Absichb als die: »durch Einprägiiiig tiefen Grauens vor allein, was Tod ist und heißt in der Creatur, einen gründlichen Abscheu vor allein, was Sünde ist uiid heißt, zu pflanzen nnd den gefallenen Menschen zu seiner steten Demüthigung bei allen Haupt- vorgängen des natürlichen Lebens — Zeugung, Geburt, Nahrung, Krankheit, Tod — daran zu erinnern, wie alles, aiich die leibliche Natur, unter dem Fluch der Sünde liege, damit es so ein Zuchtnieister auf Christum würde, das Sehnen nach dein Grlöser von deni auch der Leiblichkeit anhaftenden Fluche beständig erweckte und wach erhielte. (Leyrer.) Im neuen Testament hat die niosaische Ordnung der Kindbetterinnen keine religiöse Geltung mehr, weil niin ein Weil) deii Samen der Verheißung geboren, uiid der Sohn der Gebenedeiten unter den Weibern deii Mutterfchoß und alle Zustände, die er nach der Geburt durchläuft, ein für alle Mal geheiliget hat, so daß alle äußeren Reinigungeii des alten Test dagegen siir iiichts zu achten sind. ihnen nöthig macht (vgl. V. 2 mit Kap. 15, 19-—24), Reinigungsgesetze für Kindbetterinnen Kennzeichen des Aussatzes 347 b. Gebiert sie aber ein Mägdlein, so soll sie s szweimcil sieben Tage oder] zwo Wochen unrein s sein, so lange sie ihre Krankheit leidet [in dersel- « ben Weise, wie wenn sie ihre monatliche Zeit hat], und soll [darnach zweimal drei und dreißig oder] sechs und sechszig Tage daheim bleiben in dem Blute ihrer Reinigung [V. 2. 3]. Die Dauer der Unreinheit ist ftir jede Art derselben genau ini Gefetz bestimmt. Die geringste Art währte ; nur bis zuin Schluß desjenigen Tages, an welchem sie eingetreten war, also bis zum Abend (Kap. 11, 24 ff.; 15, 16—18); siir höhere Grade dagegen ist der Zeit- raum einer Woche festgesetzt (Kp. 15, 19—24; 4. M. 11, 19 ff.) Bei krankhaften Zuständen kommt dieser Zeit- H rauni zu der Dauer der eigentlichen Krankheit hinzu (Kp. 15, 25—30, 1—15); hier aber, bei der Kicidbette- ein, kommen zu den 7 oder 14 Tagen ihrer Unreinheit noch 33 oder 66 Tage hinzu, während welcher sie zu Hause bleiben muß und dem Heiligthum sich nicht nahen darf, so daß die ganze Zeit der Reinigung 40 oder 80 Tage beträgt. Alle diese Zeitbestimmungen find von sinnbildlicher Bedeutung; was insonderheit die Zahl 40 betrisst, so wurde von ihr schon zu 2. M. 24, 18 gehandelt. Jhre Bedeutung tritt uns auch hier ent- gegen, indem sie den Zustand der Wöchnerin als einen gebundenen, driickenden mit Beziehung auf religiöse Verhältnisse bezeichnet. Sie ist von solcher Wichtigkeit » in der Zahlensymbolik der Schrift, daß um ihretwillen « die Reinigungstage nach der Geburt eines Mädchens geradezu auf 80 ausgedehnt werden, damit sie aiich hier deutlich hervortrete, und nicht, wenn die aus bestimmten Gründen erforderliche längere Dauer etwa nur 10 oder 20 Tage betrüge, was ja an sich vollkommen ausgereicht hätte, sich verwische Welches sind denn aber die Ursachen, warum bei der Geburt eines Mädchens die Reinigungs- zeit eine längere sein muß? Offenbar um desselben Fluches der Sünde willen, der schon die Mutter diesem ganzen Zustande der Unreinheit unterworfen hat und nun auch an dem weiblichen Kinde mehr noch als an dem männlichen zur Erscheinung kommen soll. Zudem wird ein inäiinliches israelitisches Kind durch die Be- fchneidung am achten Tage (V. 3) anderweitig geheiligh das weibliche aber hat an diesem Heiligungsmittel keinen Antheil; was ihm dadurch abgeht, wird ihm durch die längere Neinigungszveit der Mutter ersetzt. » 6. · Und wenn »die Tage ihrer Reinigung aus sind sdie vierzig] fur den Sohn, oder sdie achtzig] sur die·Toehter; soll sie szu desto entschiedenerer und innigerer Hingabe ihres Herzens an den HErrn, nachdem sie so lange von feinem Heiligthuni hat fern bleiben müssen] ein jährig Lamm bringen zum Brandopfer [Kap. 1, 10-—13], und kvorher zur T lV. DürftigkeitJ nicht ein [jährig] Skilas [zum Brand: opfer]; so nehme sie [statt eines solchen eine Taube, und bringe also] zwo Turieltaiiben oder zwo junge Taschen, eine zum Braadopfer, die andere zum Sündopferz so soll sie der Priester szunächst mit der Sündopfer-Tciube] versöhnen, daß sie rein werde sund darnach die BraiidopfewTaube nach den Vorschriften Kap. I, 15—17 fiir sie darbringens Das 13. Kapitel. ziennzeicljen des Yusfatzes an den Menschen und Weibern. V. 1—46. Gine weitere Zlleruiireinigiinxk die am nienfiijlicijen Leibe selbst zum Vorschein lioninit, ist der Aussatz. Zllie Priester haben denjenigen, an dessen Yleifche litt) ein irgendwie verdiiihtiger Tinutaugfchlag der auf Zins-sah hindeutet, zeigt, wiederholt und sorg- fältig zii untersuchen, und wenn sie von dein iuirlilithen Vorhandensein des Iluefahes nach gewissen Merkmalen litt; überzeugt haben, den damit diehafteten fiir unrein zu erklären; dieser aber musk fortan abgesondert mah- nen, im älruuerlioftiini einhergehen und durch den Flug- ruf: Blut-ein! unrein! jedermann machen, daß« ihm niemand zu nahe nomine und sich an ihm neriinreinigk I. Und der HERR redete [ferner] mit Mose und Anton [Kap. n, 1], und sprach: · 2. Wenn einem Menschen an derspHaut sei·- nes Fleisches soder Leibes] etwas auffahret stvie eine Finne], oder schåbigi sein Schvkfi GNUV sich bildet], oder eiterweisz wird seine aufgedunsene, glänzende Stelle gleich einer Blase entsteht, und nun die eine oder die andere von diesen Erschei- nungen, die an und ftir sich noch nichts Bedenk- liches haben, sondern auch wieder verschwinden können, dennoch bleibt und sich weiter so entwickelt], als wollte ein Anssah werden an der Haut seines Fleisches; soll man ihn zum [Hohen-] Priester Aarou führen, oder zu seiner Sbhne einem unter den [gewöhnlichen] Priestern. 3. Und wenn der Priester das Mal an der « Haut des Fleisches [die Finne, den Schors oder s die Blase] siehet, daß die svon Natur dunklen] Tilgung der in ihrem leiblichen Zustand zur Er- l. scheinung gekommenen Sünde] eine junge Taube V oder Turteltaube zum Sundopfer dem Priester, vor die Thur der Hütte des Stifts [nach dem Vorhof] 7. Der soll es [in der Kp. 5, 8. 9 angege- « gebenen Weise] opfern vor dem HERRIy Und sie « versöhnen; so wird sie rein von [der Unreinheit, die in und mit] ihrem Vluigang [ihr angehaftet hat, so daß sie nun wieder in dem richtigen Ver- hältniß zum HErrn steht und der Bundesgnaden Jsraels genießen darf]. Das ist das Gesetz für « die, ge ein Knäblein oder Mägdlein gebiert. Vermag aber ihre Hand [wegen großer il Haare san der kranken Stelle] in Weis! verwandelt sind, und das Ansehen an dem Ort tiefer ist, denn die andere Haut seines Fleisches sdie Stelle zu- gleich im Verhältniß zur übrigen Haut eingesun- i ken und niedriger erscheint], so isks gewiß der Aussatz. Darum leben, um die vorhandene Ge- l fahr zur rechten Zeit zu erkennen] soll ihn der l Priester besehen, und [wenn er ihn also befindet] sur unrein urtheilen. Der A its-sah, im Hebräischen Zum-arti, d. i. Gei- ßel, genannt, weil sie für die schwerste Strafe Gottes galt (4. M. 12, 9 f.; L. Chr. 26, 19), ist eine in ·Egyp- ten und dein südlichen Vorderasien einheiinische Krank- heit, die sich zunächst auf der Oberhaut zeigt, bald aber auch das Zellgewebe, die Fetthaut und selbst die Ge- beine, das Mark und die Gliedergelenke ergreift, höchst langsam verläuft, sehr leicht ansteckt und häufig auf die 348 Kinder bis in’s vierte Glied forterbt, wenn auch in iin- mer mehr sich abschwächendein Grade, so daß er zuletzt nur noch in garftigen Zähnen, übelriechendem Athem und siechem Aussehen sich zu erkennen giebt. Es sind hauptsächlich vier Arten desselben zu unterscheiden, von denen hier zunächst zwei, der weiße und der knollige Aussatz, in Betracht kommen. Dieser, der auch die Elephantiasis oder der Gelenkaussatz heißt, kommt haupt- sächlich in Egypten vor (5. M. 28, 27. Anm.); jener dagegen ist der unter den Hebräern und Syrern herr- schende Ueprs mosaica), von ihm ist denn auch in un- sei-m Kapitel die Rede. Der Ausdruck) des Uebels ge- schieht meist ganz plötzlich in der Gestalt eines weißen Flecks oder einer Flechte, der oft nicht größer als eine Nadelspitze ist und schnell, nicht selten vom Schreck. oder andern heftigen Geniiithsbewegungen veranlaßt, auffährt; aber bald erweitert sich der Fleck zu einem Mal oder zu einer Linse, die Haare werden an der Stelle weiß, die Haut sinkt ein und es entsteht rohes Fleisch. Jm weiteren Fortschritt der Krankheit, die jetzt auch die inneren Theile ergreift, stellt sich die Haut an Stirn, Nase u··s· w. weißglänzend, aufgedunfen, gespannt und dtirr wie Leder dar; zuweilen berstet sie, und es kom- men Geschwüre zum Vorschein. Nunmehr schwellen die äußeren Gliedmaßen auf, die Nägel an Händen und Füßen fallen ab, die Augenlider krempen sich, die Haare werden mit einer widrig riechenden Borke bedeckt oder fallen aus. Alle äußeren Sinne werden stumpf; die Augen verlieren ihren Glanz, sind sehr empsindlich und triefen beständig; aus den Nasenlöchern fließt ein Jauchiger Schleim. Allgemeine Wassersucht und Zehr- fieber befchließen in der Regel die Leiden der Unglück- lichem ·Zuweilen hebt sich aber auch die Krankheit von selbst» indem der Aussahstoff gleich mit aller Gewalt ausbricht und der Kranke vom Kopf bis zu den Füßen weiß wird (V. 12 sf.). 4. »Wenn »aber etwas eiterweiß ist an der Haut seines Fleisches ssich zwar das zweite von den oben 2 genannten 3 Symptomen oder Krank- heitszeichenbemerkbar macht], Und doch das Anse- hen· nicht tiefer· [1st], denn die andere Haut des Fleisches, und die Haare nicht in Weiß verwandelt sind [die beiden Merkmale des wirklichen Aussatzes V. 3 zur Zeit also noch fehlen]; so soll der Prie- ster denselben [Menschen, der zu ihm geführt wor- den] verschließen [von dem Verkehr mit Andern absondern] sieben Tage, s Z. Mose l3, 4——31. 5. Und am siebenten Tage [von Neuem] be- «« sehen. Jst’s, daß das Mal bleibt [noch eben so groß geblieben ist], wie er’s zuvor gesehen hat. und hat nicht gefressen an der Haut; s. So soll ihn der Priester abermal sieben Tage verschließen. Und wenn er ihn zum andern- mal am siebenten Tage [nach der zweiten Absper- rung abermal sieben Tage später] besiehet, Und findet, daß das Mal verschwunden sbläfser gewor- den] ist, und nicht weiter gefiessen hat an der Haut; so soll er ihn rein urtheilen sfür rein und des Aussatzes nicht weiter verdächtig erklären], deiin es ist Grind [ein bloßer Hautausschlag und kein wirk- licher Aussatz gewesen] Und er [der so für rein Erklärtej soll seine Kleider waschen, so ist er [auch gesetzlich oder levitisch] rein [und kann sich wieder «« unter Menschen begeben und dem Heiligthume nahen] 7. Wenn aber der Grind sAusschlagj weiter s, i frißt in der Haut, nachdem er sder damit Behaf- tete, nach der ersten Einschließung V.4 von Neuem] vom Priester besehen, und lda einstweilen noch] rein gesprochen [und auf weitere 7 Tage einge- schlossen worden] ist, und wird nun zum andern- mal [V. e] vom Priester besehen; 8. Wenn dann da der Priester siehet, daß der Grind weiter gefressen hat in der Haut; soll er ihn unrein urtheilen, denn es ist gewiß Aussatz. Nachdem hiermit (V. 2——8) der erste Fall, wenn der Aussatz aus verschiedenen Hautausschlägen hervor- bricht, erledigt und die Art und Weise angegeben ist, wie der Priester die wirklichen von den nur scheinbaren Aussatz-Symptomen sicher zu unterscheiden vermag, be- handelt der HErr demnächst (B. 9—-1'7) einen zweiten Fall, wenn der Aussatz durch keine Vorzeichen sich an- meldet, sondern unmittelbar in die Erscheinung tritt. Auch hier bekundet unser Kapitel eine ebenso genaue Sachkenntniß als gewissenhafte Sorgfalt schon in rein medizinischer Hinsicht, gleichwie beim vorigen Abschnitt, so daß diejenigen, welche die unmittelbar göttliche Ein- gebung der Schrift nicht zugeben wollen, wenigstens die hohe Weisheit des menfchlichen Gesetzgebers aner- kennen müssen· Für uns aber, die wir wissen, daß Mose zwar von deni egyptischen (knolligen), aber noch nicht von dem eigenthümlich jüdischen (weißen) Aussatz wissen konnte, ist diese Weisheit ein neuer Beweis, daß hier nicht ein Mensch, sondern der HErr selbst redet, der schon jetzt feinem Volke, noch ehe es in den wirk- lichen Besitz des ihm verheißenen Landes eintritt, alle diejenigen Sachkenntnisse und Berhaltungsmaßregeln in Betreff der entsetzlichften Krankheit, die dort seiner wartet, mittheilt, über die auch die Wissenschaft unserer Tage nicht weiter hinauszubringen vermocht hat. 9. Wenn ein Mal des Aiisfaszes am Men- schen sein wird sein auf Aussatz hinweisendes Mal an jemand sich zeigt], den soll man [fofort] zum Priester bringen sdaß der die Sache näher unter- suche]. Wenn derselbe Dann] siehet und findet, daß [ein Ausschlag] weiß aufgefahren ist an der Haut, und die Haare [in der nächsten Umgebung der Stelle schon] in Weiß verwandelt [hat], und [außerdein] roh Fletsch im Geschwür slebendig ge- l worden] ist [und daselbst wuchert]; 11. So isrs gewiß ein alter Aussatz sder schon länger] in der Haut seines Fleisches [verbor- gen gewesen und nun erst zum Vorschein gekommen ist]. Datum soll ihn [den so BefUndenenJ der Priester lohne Westens] unrein urtheilen, und nicht [erst zu feinerer Beobachtung] verschließen; denn er ist schon unrein. 12. Wenn aber der Aussatz bliihet in der Haut [gleich auf einmal mit voller Macht her- vorbricht], und bedeckt die ganze Haut smit weißen BläschenL von dem Haupt an bis auf die Füße, alles, was dem Priester vor Augen sein mag lsv daß der Priester, wohin er auch blickt, nichts als Aussatz vor sich hat]; 13. Wenn dann der Priester [den Kranken noch weiter auch an den verhüllten Theilen seines Leibes] besiehet, und findet, daß der Aussatz das ganze Fleisch [über und über] bedeckt hat; so soll Kennzeichen des Aussatzes an den Menschen. 349 er denselben rein urtheilen, dieweilen alles an ihm in Weiß verwandelt ist, denn er ist rein. Mit diesem raschen und völligen Heruorbrechen des gesammten Krankheitsstoffes ist nämlich eine Krisis ein- getreten, auf welche die Wiedergenesuiig folgt; die weißen Bläschen verwandeln sich fortan in einen Schorf, der von selbst abfiillt, und das Uebel ist gehoben. 14. Jst aber roh Fleisch da, des Tages, wenn er besehen wird [zeigt sich aber etwa beim Abfallen der Borke eines Tages rohes Fleisch unter der- selben]; so ist er [der schon für rein Erklärte dennoch] unrein [und muß sich dem Priester von Neuem darstellen]. 15. Und wenn der Priester das rohe Fleisch besiehet [von dem wirklichen Vorhandensein des- selben sich überzeugt] soll er ihn unrein urtheilen; denn er ist unrein, und es ist gewiß Aussatz [die Macht der Krankheit ist noch nicht völlig gebrochen, wie aus dem Ansetzen rohen Fleisches hervorgeht, und ihre weitere Entwicklung erst noch abzuwarten) 16. Verkehret sich aber das rohe Fleisch wie- der, Und verwandelt sich [nachdem es anfangs roth ausgesehen] in Weiß; so soll er [abermals] zum Priester kommen. 17. Und wenn der Priester [ihn] besiehet, und findet, daß das Mal ist in Weiß verwandelt; soll er ihn rein urtheilen, denn er ist rein [und nun keine Gefahr weiter zu befürchten]. Hieran schließt sich (V.18—23) ein dritter Fall, nämlich der, wenn der Aussatz aus einem schon in der Heilung begrisfenen gewöhnlichen Geschwür sich entwickelt und durch dieselben Anzeichen sich zu erkennen giebt, wie die nach V. 2—8 aus der gesunden Haut hervor- brechenden Die Behandlungsweise eines solchen Kranken von Seiten des Priesters entspricht daher ganz der im ersten Falle 18. Wenn in jemandes Fleisch an der Haut eine Dritse [an sich unbedenkliches GeschwürJ wird, und [auch] wieder heiletz 19. Darnach [aber] an demselben Ort etwas weiß auffiihret [wie eine Finne], oder röthlich eiter- Weiß wird [eine weiß-röthliche Flechte sich bildet]; soll er [der Betreffende] vom Priester besehen werden. 20. Wenn dann der Priester siehet, daß das Ansehen tiefer ist, denn »die andere Haut, und das Haar in Weiß verwandelt [vgl. V. 3]; so soll er ihn unrein urtheilen, denn es ist gewiß ein Aus- saßmal [nachträglich] aus der Drüse worden. 21. Siehet aber der Priester, und findet, daß die Haare nicht weiß sind, und [die kranke Stelle] ist nicht tiefer, denn die andere Haut, und ist ver- schwunden [die Finne oder Flechte fängt auch schon an blässer zu werden V. 4. 6]; so soll et ihn sbis auf weitere VeobachtUngJ sieben Tage verschließen. 22. Frißt es weiter in der Haut [V. »7. 8], so soll er ihn sbei der abermaligen BesichtIgUngJ unrein urtheilen; denn es ist gewiß ein Aussatzmai. 23. Bleibt aber das Eiterlveiß [die» sieben Tage iiber] also stehen, uud»srißt nicht weiter; so ist’s die Narbe von der Druse [die von der Ge- schwulst noch zurückgebliebene Entztindung, die schon in Schorf übergeht und als solcher allmälig abfällt], und der Priester soll ihn rein urtheilen. Der vierte, mit dem vorigen verwandte Fall (V. 24—28) ist der, wenn auf einer Brandwnnde sich Symp- toine des Aussatzes zeigen: er ist vom Priester ganz in derselben Weise zu behandeln, wie jener. 24. Wenn sich jemand an der Haut am Feuer brennet, und das Brandmal rdthlich oder weiß ist [und auf der verbrannten Stelle sich eine Pustel mit Eiter bildet, die nach außen eine röthliche oder weiße Farbe hat]; 25. Und der Priester ihn besiehet, und findet das Haar in Weiß verwandelt an dem Brandmal, und das Ansehen tiefer, denn die andere Haut; so ist gewiß Aussaß aus dein Brandmal worden [V. 20]. Darum soll ihn der Priester unrein urthei- ten, denn es ist ein Aussahmai. 26. Siehet aber der Priester und findet, daß die Haare am Brandmal nicht in Weiß verwandelt, und nicht tiefer ist, denn die andere Haut, und ist dazu verschwunden [die anfangs röthliche oder hellglänzende Farbe der Pustel schon im Erlöschen begriffenjz soll er ihn sieben Tage verschließeu [V.21]. 27. Und am siebenten Tage soll er ihn [aber- malsj besehen. Hat’s weiter gefressen an der Haut, so soll er ihn unrein urtheilen; denn es ist Aus- saß [V. 22]. 28. Jst’s aber gestanden an dem Brandmal [die Pustel auf der Stelle des Brandmals stehen geblieben] und nicht weiter gefressen an der Haut, und ist dazu verschwunden [die Farbe völlig ver- blaßtjz so tst’s ein Geschwirr des Vranduials Und der Priester soll ihn rein urtheilen, denn es ist eine Narbe des Brandmals [V. 23]. Jn fünfter Reihe wird derjenige Fall behandelt (V. 29—37), wo an einer behaarten Stelle des Leibes, am Kopf oder am Kinn, ein Grind sich bildet, der auf Aussatz hindeuteh auch hier ist das Verfahren von Sei- ten des Priesters dasselbe, wie vorher. 29. Wenn ein Mann oder Weib auf dem Haupt oder am [Kinn-] Bart schcibigt [von einem Ausschlag befallen] wird; 30. Und der Priester das Mal besiehet, und» findet, daß das Ansehen tiefer ist, denn die andere Haut, und das [im gesunden Zustande dunkle] Haar daselbst gitlden sfuchsfarbigj und dünne; so soll er ihn unrein urtheilen. Denn es [ein solcher Ausschlag, bei dem tiefere Stellen in der Haut entstehen und das Haar feine nattirliche Farbe verliert und ausfällt] ist ein aussiitziget Grind des Hauptes oder des Bartes. 31. Siehet aber der Priester, daß der Grind nicht tiefer anzusehen ist, denn die Haut, und das Haar nicht falbt ist; soll er denselben sieben Tage verschließen. V) Die Worte des hebritischen Grundtextes enthal- ten hier ohne Zweifel einen Schreibfehler; Luther hat den Sinn richtig wiedergegeben, es stimmt aber daniit Vers 37 nicht, sondern dort muß dann statt falb ,,fchivarz« iibersetzt werden. Hat dagegen Luther das 350 Wort »salb« in dem Sinne von schwärzlich gemeint, xi wie es allerdings den Anschein hat, so muß hier das « ,,nicht« wegsallem 32. Und wenn er ihn am siebenten Tage besiehet, und findet, daß der Grind nicht weiter gefressen hat, und kein gülden Haar da ist, und das Ansehen des Grindcs nicht tiefer ist, denn die andere Haut; 33. Soll er [der mit dem Grind Behastete] fich bescheeren, doch daß er den Grind [die grindige Stelle] nicht bescheerez und soll ihn der Priester abermal sieben Tage versihließen sit. Und wenn er ihn am siebenten Tage snach dieser zweiten Absonderung] besiehet, nnd findet, daß der Grind iiicht weiter gefressen hat in der Haut, und das Ansehen ist nicht tiefer, denn die andere Haut; so soll ihn der Priester rein sprechen; und er soll seine Kleider waschen [wie das jeder, der rein gesprochen wird, zu thun hat V. 6], denn er ist rein. 35. Frißt aber der Grind weiter an der Haut, nachdem er rein gesprochen sund in das tägliche Leben zurückgekehrt] ist, 36. Und der Priester besiehet sihn von Neuem] Und findet, daß der Grind also [wie der Betreffende angiebt, wirklich] weiter gefressen hat an der Haut; so soll er nicht mehr darnach fragen, ob die Haare giilden [fuchsig] sind soder nicht]; denn er ist un- rein sdas Umsichgreifen des Ausschlags spricht schon deutlich genug für das Vorhandensein des Aussatzes es bedarf weiter keines sonstigen Beweises]. 37. Jst aber vor Augen [auf der Stelle, wo er früher zu sehen war] der Grind still gestanden, nnd falb [schwarzes] Haar [vgl. V. 31 Arm] da- selbst ausgangen ist; so ist der Grind heil, und er [der damit Behaftete] rein. Darum soll ihn der Priester rein sprechen [auch ausdrücklich für rein erklären] Hierauf (V. 38, 39) ist sechstens von dem unge- fiihrlichen Aussatz oder dem weißen Grind (hebr. Bank-le) die Rede. 38. Wenn ein Mann oder Weib an der Haut ihres Fleisches etwas eiterweiß ist seine Pustel oder ein lichter, weißer Fleck sich bildet]; 39. Und der Priester stehet daselbst, daß das Eiterweiß fchwindet [der weiße Fleck nicht frisch und hell leuchtet, sondern ein erloschenes, blasses Ansehen hat]: das ist ein weißer Grind, in der Haut ausgangen skein eigentlicher Aussatz] und er [der mit solchem Grind BehafteteJ ist rein. Endlich siebentens kommt (V. 40—44) der auf einem Glatzkoph sei’s Hinten oder Vorderglatzh aus- brechende Aussatz zur Sprache. 40. Wenn einem Manne die Haupthaare soben und hinten] ansfallen, das; er kahl ist seine Hinter: glatze bekommt], der ist rein sein solches Kahl- werden des Hauptes verunreinigt für fich allein keineswegs] 3. Mofe 13, 32—59. 41. Fallen sie ihm vorne am Haupt san der Stirn und den SchläfeUJ ans, und wird eine sVorder-] Glase, so ist er [ebenfalls] rein. 42. Wird aber an der [Hinter-] Glatze [V. 40], oder [vorn V. »41] da er kahl ist, ein weiß oder rvthlich Mal seine weißröthliche Stelle oder Pustel, vgl. V. 24]; so ist ihm Anssatz an der Glatze oder am Kahltops ausgangen. 43. Darum soll ihn der Priester besehen. Und wenn er findet, daß ein weiß oder rbthlich Mal ausgelausen ist an seiner Glatze oder Kahltopf sund zwar von solcher Art], daß es sau«s-] siehet, wie sonst der Aussatz an der Haut [der aus der bloßen Haut auffährt, tiefer liegende Stellen bildet V. 25 und immer weiter um fich frißt V. 27]; »44. So ist er aussatzig und unrein, und der Priester soll »ihn unrein sprechen solches Mals halben auf seinem Haupt. Es folgen deinnäclsst (V. 45, 46) Vorschriften für denjenigen, der für aussiitzig vom Prie- ster erkannt worden, wo er während der Zeit seiner Krankheit wohneii und wie» er sich verhalten soll. 45. Wer nun anssatzig sund deshalb für un- rein erklärt] ist, deß Kleider sollen szum Zeichen tiefer Trauer] zerrissen svorn an der Brust einge- rissen 1. Mos. 37, 29] sein, und das Haupt bloß [die Haupthaare ungeordnet und ungeschmückt Kaki. 10, 6], und die Lippen sdas Unterkinn mit dem Bart] verhullet sHesek. 24, 17. 22], und soll aller- dinge unrein genannt werden sbeständig vor fich her ausrufen: Unrein! unrein! damit niemand ihm zu nahe komme und fich an ihm verunreinige]. « 46. Und so lange das Mal [Aussatzübel] an ihm ist, soll er unrein sein, alleine sabgesondert sur fich] wohnen, und seine Wohnung soll außer dem Lager sein sdamit er niemand mit seiner Un- reinheit beflecke 4. M. 12, 15; 2. Kön. 7, Z; 15, 5]. Der Grund dieser Ausschließung der Aussätzigen ist nicht sowohl die Gefahr einer leiblichen Ansteckung Diese ist nur bei gar zu naher Berührung zu fürchten, und nicht größer als bei vielen anderen Krankheiten; daher später den Aussätzigen nicht verwehrt war, in den Synagogen fich einzufinden, nur daß sie dort einen ab- gesonderten Platz einnahmen. Vielmehr ist es der außer- ordentlich hohe Grad levitischer Unreinheit, der an einem Aussätzigen haftet und ihn iiicht blos zum Heiligthiim, sondern auch von allem Verkehr mit Andern für die ganze Dauer seines Uebels ausschließt. Für so im hohen Maße unrein nach dein Gesetz gilt er aber einerseits darum, weil er in seinem Zustande das leibhaftige Bild der Sünde und ihrer Greuel init sich herumträgt, und anderseits darum, weil er in solchem Zustande zugleich eine Leiche bei lebendigen: Leibe (4. Mos. 12, 12) oder ein herumwandelndes Grab (sepu1crum normal-ins) ist. Jn der ersteren Hiiisicht werden wir später (zu Matth. 8, L) Gelegenheit haben von dem Aussatz noch weiter zu reden; hier sei nur noch bemerkt, daß eben darum, weil er das Bild der Sünde und Gottes vornehmste Geißel ist, die Besichtiguiig und Beurtheilung der davon Befallenen den Priestern als den Wächter-n des Gesetzes und Stellvertretern des HErrn übertragen wird. V. u. 47-59. Zu« den: Ziussqik am iuenschkn sind veriiiniidt gewisse Erscheinungen an mallenen und 351 Kennzeichen des Aussatzes an den Menschen und an Kleidern. linnenen Kleidern oder Zeugen, sowie an ledernen Stoffen und Gegenständen; sie sollen daher ebenfalls von! Priester beobachtet, und, falls sie fiir den mitti- liihen Kleider-Aussatz zu erkennen sind, die davon betroffenen Sachen mit Feuer verbrannt tret-den. 47. Wenn an einem Kleide eines Aussaßes Mal sein wird, es sei wollen oder leinen; 48. Am Werft oder am Elntracht [an noch nicht verarbeitetem Garn, das entweder zum Auf- zug auf dem Webestuhl oder als Einschlag zum Einweben in den Aufzug bestimmt ist], es sei leinen oder wollen, oder an einem Fell [an noch unverarbeitetem Leder], oder« an allem, das aus Fellen gemacht wird [an irgend einem aus Leder versertigten Gegenstande]; 49. Und wenn das Mal bleich [grünlich] oder rbthlieh ist am Kleid, oder am Fell, oder am Werft lAufzUgsacirnL oder am Emtracht lEinschlagszeugl oder an eimgerlei Ding, das von Fellen gemacht ist; das ist gewiß ein Mal des Aussatzes [eine Erscheinung woraus der wirkliche Aussatz werden kann], darum soll’s der Priester besehen [um seine weiteren Beobachtungen damit anstellen zu können]. Essteht wissenschaftlich noch keineswegs fest, was unter diesem Aussatz an Kleidern nnd Stoffen zu ver- stehen sei. Einige denken an Flecke, die bei wollenem Zeuge von der s. g. Sterbewolle entstehen, d. h. von Wolle, die von kranken oder gefallenen Schafen gescho- ren ist; allein theils sollte solche Wolle überhaupt nicht verbraucht werden, theils handelt es sich noch um andere, als wollene Zeuge. Andere denken an einen, von aus- sätzigen Menschen an die Kleider und Stoffe abgesetzten und in diesem weiter um sich fressenden wirklichen Aus: sah; wenn indessen die Aerzte eine solche Jnficirung (Ansteckung) auch beobachtet haben, so deutet doch das Gefetz selber nirgends auf dieselbe hin. Noch andere endlich behaupten, das; die in Rede stehenden Ausfah- Male nichts weiter als gewöhnliche Stockflecken seien, wie sie durch Feuchtigkeit und Mangel an Luft entstehen und zuletzt ein Kleid oder einen Stoff dergestalt zer- fressen, daß die zerfressenen Stellen wie Moder ausein- anderfallen. Wir werden, so lange durch weitere For- schuiigen die dunkle Sache noch nicht aufgehellt ist, mit dieser letzten Erklärung einstweilen uns begnügen niüssen. 50. Und wenn er das Mal siehet [und sich überzeugt, daß es wirklich verdächtiger Art ist], soll er’s [das damit behaftete Kleid, Zeug oder Fell] einschließen sieben Tage. 51. Und wenn er am siebenten Tage siebet, daß das Mal hat weiter gefressen am Kleid, am Werst, oder am Eintracht, am Fell, oder an allem, das man aus Fellen machtz so ist’s ein fressend Mal des Anssatzes, nnd [der betreffende Gegen- stand] ist [gefetzlich] unrein. 52. Werst, oder den Eintracht, es sei wollen oder leinen, oder allerlei Fellwerh darin solch Mal ist; denn es ist ein Mal des Aussaßesz und soll es mit Feuer verbrennen. 53. Wird aber der Priester sehen, daß das Mal nicht weiter gefressen hat am Kleid, oder am Werst, oder am Eintracht, oder an allerlei Felliverkz Und soll das Kleid verbrennen, oder den « 54. So soll er gebieten, daß man’s fdas Stück] wasche, darin das Mal ist; und soll es ein- schließen andere sieben Tage. 55. Und wenn der Priester sehen wird, nach- dem das Mal gewaschen [und das Stück abermals sieben Tage eingeschlossen gewesen] ist, daß das Mal nicht verwandelt ist vor seinen Augen [in seinem Aussehen], nnd [wenn es] auch nicht weite: gefressen hat, so ist’s unrein, und sollst es mit Feuer verbrennen; denn es ist tief eingefressen [ist, statt weiter, tiefer sgegangen], Und hat es [die davon betroffene Stelle] beschabt [auf der Vorder- oder Rückseite kahl] gemacht. 56. Wenn aber der Priester stehet, daß das Mal verschwunden [im Vergleich mit seiner anfangs griinlichen oder röthlichen Farbe V. 49 verbleichtJ ist nach seinem Waschen; so soll er’s [die davon betroffene Stelle] abreißen vom Kleid, vom Fell, vom Werst, oder vom Eintracht. 57. Wird’s aber noch gesehen [zeigt sich das Mal später wieder] am Kleid, am Werst, am Ein- tracht, oder allerlei Fellwertz so ist’s ein Fleck [von Neuem hervorbrechender Aussatz] und sollst es mit Feuer verbrennen, darin solch Mal ist [das, worin der Aussatz, von Neuem zum Vorschein kommt]. 58. Das Kleid aber, oder Werst, oder Ein- tracht, oder allerlei Fellwerk, das Hewaschen [und sieben Tage eingeschlossen gewesen· . 54] ist, und das Mal von ihm gelassen hat [mdem nach dem Abreißen oder Abschneiden der davon ergriffenen Stelle V. 56 kein Fleck wieder erschienen ist V. 57], soll man· zum andern mal waschen; so ist’s [gesetzlich] rein [und kann ferner in Gebrauch genommen werdens. 59. Das lwas V. 47—58 gesagt worden] ist das Gesetz ·uber die Male des Aussaßes an Kleidern, sie seien wollen oder leinen, am Werst, und am Eintracht, und an allerlei Fellwerh [diefe Gegenstände je nach Beschaffenheit des Mals] rein oder unrein zu sprechen. Das Kleid ist dem Ntenschen nicht eine bloße Aeußer- lichkeit, sondern hängt innerlich mit dein Wesen und Zustande seines Lebens zusammen. Wegen dieser tiefen und innigen Beziehung, in welcher das Kleid zum Men- schen steht, spiegelt sich dem Gesetz in deni Aussatze des Kleides der Aussatz des Meiischen ab, und es nimmt Veranlassung, das Wesen des menschlichen Aussatzes in der Vorschrift über den Kleideraussatz noch deutlicher in’s Licht zu stellen, soivie die Heiligung der menschlichen Erstgeburt erst in dein Verfahren mit der thierischen Erstgeburt ihrer ganzen Tiefe nach offenbar wird (2. Mos. 13, 11 ff.). Während es nämlich bei dem Aussatz der Kleidung auf rasche Vertilgung durch Feuer abgesehen ist, bemerken wir gegen den Aussatz am Ellienschen bei aller Strenge dennoch eine Schonung des Lebens; dies kann nur so verstanden werden, daß aus der Fortsetzung des menschlichen Geschlechts sich noch eine vollkommene Reinigung und Heiligung von dem Aussatze entwickeln werde. Solche Hoffnung ist auch hernach verwirklicht in Christo, dessen Geburt von einem Weibe lediglich durch diese Schonung des menschlichen Lebens und Ge- schlechtes möglich geworden ist. (Baumgarten.) 352 3. Mose 14, 1—20. Das 14. Kapitel. Reinigung des Hin-sahes- VL U. 1—32. Zkiir den allerdings nur selten, aber dort) hin und wieder uorliouciiieiideic Fall, das; ein Zins- siihiger von seiner Xirauliheit genesi, werden hieraus eigenthiinilittje Gebriiuilih die der Priester bei seiner zkeinspreitiung mit ihn! vorzunehmen hat, uerordnetz sie zerfallen in zwei Akte, von denen der erste W. 2—8) die Wiederaufnahme des sihon fiir todt Genus- teten in der Gemeine der lebenden Glieder des Pundek , oollies darstellt, der zweite El. 9——32) den Æiedev ; eintritt des von allem hlerliehr mit dem Zhbkrrn bisher « Jlnsgeschlossenen in die Gemeinschaft des kheiligthuiiis und des Gottesdienstes bewirkt. 1. Und der HERR redete [weiter] mit Mose [Kap. 12, 1], und sprach: 2. Das ist das Gesetz über den Ausscisiigem lvenn er snach Genesung von seiner Krankheit] soll gereinigt [wieder für rein erklärt und sowohl in J die Gemeinschast des Bundesvolkes, als in die des Heiligthuins von Neuem aufgenommen] wet- den. Er soll zum Priester kommen [demselben als geheilt angemeldet und nun etwas näher zum Lager oder zu dem Ort, wo ein Priester sich auf- hält, gebracht werden], 3. Und der Priester soll aus dem Lager foder aus der Stadt, wo er wohnt] gehen [dem Geheil- ten entgegen, da dieser noch nicht in’s Lager oder in die Stadt hineingehen darf], Und besehen, wie [ob tvirklichJ das Mal des Aussahes am Aus- siiszigen heil worden ist; daß er zween lebendige szween beliebige, aber in voller Lebenskraft befindliche, im Freien eingesau- gene] Vögel« nehme, die da rein sind [also keine von den Kap. 11, 13—19 genannten Arten], nnd [ein Stück] Cedernholz, und [einen Faden] ersin- sarbene Wolle, und [einen Büschel] Ysop. V) Die Rabbinen verstehen darunter Sperlinge, es jedoch nicht wahrscheinlich, das; gerade diese gemeint stell· 5. Und soll swenn diese Dinge herbeigeschasft oder gleich mit zur Stelle gebracht sind] gebieten, den einen Vogel zu schlachtcn in einem irdenen Gefäß am fließenden Wasser [in ein irdenes Gefäß auf lebendiges Wasser]. Luther hat die letzten Worte so verstanden, als solle das Gefäß, in welchein die Schlachtung geschieht, über ein slieszendes Wasser (Quelle oder Bach) gehalten wer- den; die Meinung ist aber vielmehr die, daß die Schlach- ; tung über einein irdenen, mit Wasser aus einer Quelle « oder einem Bach angefüllten Gefäß bewerkstelligt werde, damit das herabtröpfelnde Blut mit dem Wasser in dem Gefäß sich mische. 6. Und soll den lebendigen Vogel nehmen mit dem Cedernholz, rosinfarbener Wolle und Ysop [nebst dem aus dem Cedernholzstabe, dem Ysop- büschel und dem scharlachrothen Wollenfaden ver- fertigten Sprengwedel], und [beides] in des ge- schlachteteii Vogels Blut tunken am fließenden Wasser i s I I l [in das Blut, so mit dem Quell: oder Bachwasser in dem Gefäß sich vermischt hat], 7. Und lmit dem, sammt dem lebendigen Vo- » gel in das Blut-Wasser getunkten Wedel] bespren- s gen den, der von dem Aussatz zu reinigen ist, sie- benmal; und reinige ihn also fdurch solches Be- sprengen], und lasse [hierauf] den lebendigen Vogel in’s freie Feld fliegen. Die beiden Vögel sind offenbar Sinnbilder des zu Neinigendem Jn dem ersten Vogel, der geschlachtet wird, stellt sich das Schicksal des Aussätzigew der wegen seiner bis auf den Grund des Lebens hinabreichenden Unreinigkeit eigentlich dem Tode hätte erliegen müssen, auf anschauliche Weise dar; aber die göttliche Barm- · herzigkeit hat ihm das Leben zurückgegeben, darum muß das Blut des geschlachteten Vogels in lebendiges oder slieszendes Wasser träufeln und mit demselben sich mischen. Jetzt nun, wo die Elteinsprechung erfolgt, wird er auch dem Leben, und zwar dem Leben in und unter dem, in der Bandes-gemeinschaft mit dem HErrn stehenden Volke Israel wiedergegeben; darum wird er siebenmal mit dem Blutivasser besprengt, und darauf der andere, leben- dige Vogel in’s Freie entlassen. Gleichwie dieser hin- fliegt, wohin er will, und zn seinem Neste zurückkehrh nachdem er vorher in Haft sich befunden; so darf auch der Gereinigte, von der Haft seiner Krankheit entbunden, nunmehr sich wieder frei bewegen und zu den Seinigen sich begeben. Dies neu geschenkte Leben aber wird als ein dauerndes, frisches und gesundes, wie die reinen Glieder des Volkes Gottes es besitzen, versinnbildlicht durch die drei Bestandtheile, aus denen der Spreng- wedel zusammengesetzt ist — Cedernholz, das der Fäulniß widersteht (Hes. 17, 22), tarinesinrothe Farbe des Wollen- fadens, die aus kräftiges Leben hindeutet (2.Mos.26,6 Drum. am Schluß), Ysop, der zur Reinigung des Bluts ; und zur Gesundheit dient (2. Mos.12, 22 Anm.) Nicht » » · » s mit Unrecht erblicken die Ausleger in dem Eintauchen 4. Und soll gebieten dem, der zu reinigen ist, I des lebendigen Vogels in das mit dem Blut des ge- schlachteten geeinte Wasser und dem nachherigen Ent- lassen desselben in’s Freie zugleich ein Vorbild der heil. Taufe (Röm. 6, 3 ff.; 1. Joh. 5, 6). 8. Der Gereinigte aber soll [wie das bei allen Reinigungen geschehen muß] seine Kleider waschen, und alle seine Haare [am ganzen Leibe] abscheeren, und sich mit Wasser baden; so ist er rein [und hat seine ganze bisherige Unreinheit hinter sich geworfen] Darnach gehe er in’s Lager [der Kinder Israel, oder, wenn ihr nun in dem euch verheißenen Lande wohnen werdet, in seine Stadt-J; doch soll er außer seiner Hütte soder sei- nem Wohnhausj sieben Tage bleiben fdamit er nicht in Versuchung gerathe, während dieser"Vor- bereitungszeit auf die ihm noch bevorstehende Wiedervereinigung mit dem HErrn V. 9 ff. sich durch ehelichen Umgang anderweit zu verunreini- gen 2. M. 19, 15]. J. Und am siebenten [dem letzten dieser Vor- bereitungs-] Tage soll er snochmalsj alle seine Haare abscheeren [soweit sie inzivischen wieder ge- wachsen sind] aus dem Haupt, am Barte, an den Augenbraunen, daß alle Haare [an ihm] abgeschr- ren seien [und er ja nichts Unreines aus dem alten Leben in das neue mit hinübernehmek nnd i soll lfür denselben Zweck noch einmal auch] seine Reinsprechung und Wiederaufnahme der vom Aussatz geheilten Personen. 353 Kleider waschen, und setn Fleisch [den ganzen Leib] im Wasser baden; so ist er rein kund für die Wiederaufnahme in die Gemeinschaft des Heilig- thums gehörig zugerüstet]. 10. Und am achten Tage soll er zwei Läm- mer nehmen ohne Wandel kdas eine zum Schuld- und eigentlichen Weiheopfer, das andere zum Siindopferh und ein jährig Schaf ohne Wandel szum BrandopferL und drei Zehnten Semmelmehl sstatt des sonstgewöhnlichen einen Zehnten 4. Mos 15, 4] zum Speisopfer, mit Oel gemenget, und saufzerdem behufs der beim Schuldopfer vorzu- nehmenden Weihe V. 14 ff.] ein Log* Orts. «) en. V, Berl- Quart, Vgl. L. M. 29, 40 Annn 11. Da soll der Priester denselben Gereintg- ten und diese Dinge »[V. 10] jtellert vor den HERRm vor der Thur der Hutte des Stists [vor den Brandopferaltar, um ihn so zunächst mit seinen Opfergaben zu präfentiren]. 12. Und soll das eine Lamm nehmen, und sin der Kap. 7, 1 ff. vorgeschriebenen Weise] zum Schuldopfer opsern mit dem Log Oel sdas be: dem an das Schuldopfer -sich anschließenden Weiheakt zu verwenden ist]; und soll solches [beide, das Lamm und das Oel, noch vor der eigentlichen Opferung] vor dem HERRU [durch die Bewegung vorwärts und rückwärts 2. M. 29, 24 vgl. 4. M. 8, U] weben; 13. Und darnach das Lamm [von dem »Ge- reinigtenJ schlachten [lassen], da »man das Strud- opfer und Brandopfer schlachtet, namlich an heiliger Stätte [auf der »Nordseite des Altars Kap. I, 11]; denn wie das Sundopseu also ist auch das Schuld- opfet sin seinen Ueberresten Eigenthum] des Prie- sters [Kap. 7, 7]; denn es ist das allerheiligste [es soll mit seinem Fleisch auf hochheilige Weise verfahren werden, der Priester hat es hernach an heiliger Stätte zu verzehren Kp. 10, 17]. Das Erste, was an dem Gereintgten, der nun wie- der zum Heiligthniii und zum Gottesdienst zugelassen werden soll, aufgehoben werden innig, ist seine lange Entfernung von eben diesem Heiligthuny während wel- cher er alle diejenigen Pflichten und Leistungen, dazu jedes Glied des Volkes Gottes verbunden ist, dem HErrn schuldig geblieben; die Aufhebung erfolgt durch die Dar- bringung des Schuldopfers, welches den Zweck hat, die durch den an dem HErrn begangenen Raube entstan- dene Schuld zu tilgen (Kap. 4, L. Llnm.). Daß der aus- sätzig Gewesene nicht freiwillig, sondern gezwungen vom Heiligthnm und Gottesdienst fern geblieben, thut nichts zur Sache; er ist eben fern geblieben und hat daniit eine Veruntreuung an Jehova begangen, er würde aber zu solchetn Fernbleiben nicht gezwungen worden sein, wenn nicht etwas an ihm gewesen wäre, was von dem Verkehr mit dem HErrn ausschließt, nämlich der Aus- sah, dieses leibhaftige Bild der Sünde. 14. Und der Priester snachdem er die Altar- hörner bestrichen] soll [einige Tropfen] des Bluts nehmen vom Schuldopfer sehe ers an den Boden des Altars gießt], und dem Gereintgten aus den Kitbrpel des rcchten Ohrs thun, und auf den Dau- men seiner rechten Hand, und auf den großen Zehen DächseW Vibelwerb Z. Aufl. (1-) ? seines rechten Fußes [vgl. 2. M. 29, 20 f., um ihn so dem priesterlichen Volke 2. M. 19, 6, dessen Glied zu sein er aufgehört hatte, von Neuem einzuverleiben und sein Hören, sowie sein Handeln und Wandeln, für das geistige Leben in diesem Volke wiederum zu heiligen, nachdem er für längere Zeit außerhalb der Bürgerschaft Jsraels sich befunden]. 15. Darnach soll er des Oels seinen Theil] aus dem Log nehmen, und in seine — des Prie- sters —— linke Hand gießen; 16. Und mit seinem rechten [Zeige-] Finger in das Oel taufen, das tu seiner linken Hand ist, und sprengen mit seinem Finger das Oel sieben- mal vor dem HERRU [nach der Stelle hin, wo die Stiftshiitte stehet]. 17. Das übrige Oel aber in seiner Hand [das durch solches Sprengen V. 16 nunmehr ge- heiligt ist] soll er dem Gereintgten auf den Knor- pel des rechten Ohrs thun, und auf den rechten Daumen und auf den rechten Zehen seines rechten Fußes, oben auf das Blut des Schuldopsers [auf die vorher V. 14 mit dem Schuldopferblut be- strichenen Stellen darauf, damit das Oel mit dem Blute sich einige und, gleichwie dieses die durch den Aussatz verloren gegangene Bundesweihe 2. M. 24, 8 wieder hergestellt hat, so auch sei- nerseits wieder zu dem priesterlichen Geiste ver- helfe, der hinfort Ohren und Hände und Füße von Neuem regieren soll]. 18. Das übrige Oel aber in seiner Hand soll er auf des Gereintgten Haupt thun sum so noch die ganze Person zum neuen Leben in der Kirche Gottes zu heiligen], nnd ihn sdurch die weiteren Vornahmen mit dem Opfer, als Anztinden der Fetttheile und Verzehren des Fleisches] versöhnen vor dem HERRn » 19. Und soll sjetzt der Priester] das Sünd: opfer tnachen [das andere von den beiden Lämmern nach der Weise eines Sündopfers Kap. 4, 32 ff. darbringen], nnd den Gereintgten sauch noch] ver- söhnen seiner Unreinigkeit halben [wegen seiner sonstigen Sünde, abgesehen von der Schuld des Gottesraubes]; und soll darnach [von ihm] das [zum] Brandbpser [beftimmte einjährige SchafJ schlachten [lassen, als womit dieser sich nach empfan- gener Rechtfertigung auf’s Neue dem HERRn zum völligen und ungetheilten Eigenthum übergiebt], 20. Und soll es [ganz] auf dem Altar opfern, sammt dem [in dreifacher Portionj dargebrachten Speisopfer [das den guten Willen des Gereintg- ten bezeugt, nun desto mehr Fleiß zu thun im Werke der HeiligungL Und ihn [auch durch diese beiden Opfer] versöhnen; so ist er rein [es man- gelt nun seiner Wiedervereinigung mit dem HErrn und seinem Heiligthum nichts mehr, die Wieder- aufnahme, gleichwie vorhin in die bürgerliche, so l nunmehr auch in die gottesdienstliche Gemeinschaft K. T. I. 1. 23 354 Jsraels ist ganz und vollständig bewirkt Hes. 40, s 47 Anm.]. 21. Jst er aber arm, uiid [sind die Umstände der Art, daß er] mit seiner Haiid iiicht soviel er- wirbt [um die V. 10 vorgeschriebenen Opfergaben H. leisten zu können]; so nehme er snichts desto we- H niger] ein Lamm zum Schuldovser sdasselbe her: nach vor der Darbringung] zu weben, Und [ihn damit] zu versöhnen [da auf dieses Opfer, als das eigentliche Weiheopfey das Meiste ankommt]; Und [ftatt der drei wenigstens] einen Zehntel! Semmelmehl mit Oel gemenget zum Speisopsen nnd [dazu] ein Log Oel [da ihm hieran auch nichts erlassen werden kann]; 22. Uiid zwo Tiirteltanbeii, oder zivo junge Tauben, die er mit seiner Hand erwerben kann [dagegen kann in Betreff des andern Lammes und des einjährigen Schafes insofern eine Riick- sicht auf seine dürftigen Verhältnisse genommen werden, als für diese auch zwei Tauben gebracht werden dürfen] daß eine sei ein Sünder-fee, die andere ein Brandopfer; · 23. Und bringe sie am achten Tage seiner Reinigung zum Priester, [und lasse sich von die- sem sammt seinen Opfergaben] vor der Thiir der Hütte des Stifts, vor dem HERRn sdarstellen am Brandopferaltar]. 24. Da soll [denn] der Priester [zuvörderst] das Lamm zum Schiildopfer nehmen nnd das Log Oel, Und soll? alles [in der schon V. 12 ange- gebenen Weise] weben vor dem HERRnz 25. Und [anch in allen übrigen Punkten die Weihe, ohne welche die Wiederaufnahme in die J Gemeinschaft des Heiligthums und des Gottes- dienstes nicht möglich wäre, vollständig nach der- selben Form, wie oben V. 13——18 vorgeschrieben, vollziehend] das Lamm des Schuldopfers schlachten, s und seinige Tropfen] des Bluts nehmen von dem- « selben Schuldopfer, und dem Gereinigteu thun auf den Knbrpel seines rechteii Ohres, und aus den Daumen seiner rechteu Hand, und auf den großen Zehen seines rechteu Fußes. 26. Und des Oels seinen Theil] in seine — des Priesters —— linke Haiid gießen, 27. Und mit seinem rechteu [Zeige-] Finger das Oel, das in seiner linken Hand ist, sieben- , mal sprengen vor dem HERRn [nach dem Ein- gang der Stiftshütte hin]. 28. Des Uebrigen aber in seiner Hand soll er [etliche Tropfen] dem Gereinigten auf deii Knbrpel seines rechten Ohre» uiid auf den Daumen seiner rechteu Hand, und auf den großen Zehen seines rechteu Fußes thun, oben auf das Blut des Schnldopfers sdas auf eben diese Stellen seiner Glieder schon gestrichen worden]. 29. Das [sonst noch] übrige Oel aber in seiner Hand soll er deiii Gereinigieii auf das Haupt [V. 18] thun, ihn zu versöhnen vor dem HERiliii. Z. Mose 14, 21—57. 30. Und darnach aus der einen Tnrteltaube oder jungen Taube, wie seine Hand hat mögen ei«- werben [die nach Maßgabe seiner Dürftigkeit das andere Lamm V. 9 vertritt], 31. Ein Sündvvser snach Kap. 5, 8 f.], aus der andern [die an Stelle des einjährigen Schafes gebracht worden ist V. 19 f.] eiii Vrandopser [nach Kp. 5, 10] machen, [und dieses letztere darbringen] sammt dem Speisopser [von einem Zehnten Semmelmehl mit Oel gemenget]. Und soll der Priester den Gereinigten also sauch auf Grund dieser ermäßigten drei Opfer] versöhnen vor dem HERRn [gleichwie er es bei einem Ver- mögenderen mit den vollständigen Opfern thut « V. 20J. 32. Das slvas V. 21—31 gesagt worden] sei das Geseß für den Anssätzigem der mit seiner Hand nicht [alIes] erwerben kann, was [eigentlich] zu seiner Reinigung gehört [bei dem also ein Nachlaß da eintreten muß, wo ein solcher zulässig ist; an dem Schuld: und Weihopfer aber kann in keinem Falle ihm etwas nachgelassen werden] VII— n. 33—57. reckt-inni- apeu (r:np.13,47—59 Eint) an dug Gesetz iiber die Untersuchung der Sing- sähigeii sich das iilser den Kleider-Wohl; anschliesfh so werden jetzt init den Vorschriften iilier die Wieder- aufnahme der geheilten Zluosiilkigeii die iilier Reinigung der noni Isiugsaik lsefaltenenYiiiiser verbunden; sie sollen erst für die Zeit des Æohneng in! Lande Gunnan gelten, werden aber schon ietzt erlassen, da sie init der Reinigung augsälkig gemesener Personen in der engsten Verwandtschaft stehen. 33. Und der HERR redete [ferner] mit Mose und Anton, und sprach: « 34. Wenn ihr in’s Land Canaan kommt, das ich ench zur Besitzung gebe; und werde sals Der, der, gleichwie eure Leiber, so auch eure Woh- nungen in seiner Gewalt hat] irgend in einem Hause eurer Besiszung ein Aussatzmal geben sum ; euch auf mehr als Eine Weise die Sünde als recht greulich und ihre Wirkungen als in jeder Hinsicht verderblich vorzustellen]; 35. So soll der kommen, deß das Hans ist, dem Priester» sden Fall] anfassen, und sprechen: Es siehet mich an [kommt mir so vor], als sei ein Aussaxzmal an meinem Hause. Der Aussatz ist in alter Zeit viel allgeineiner und stärker gewesen als fest, und ist da jedenfalls Manches vorgekommen, was sich gegenwärtig nicht mehr anfklären läßt; daher kaiin auch liber den Häuseraussatz ebenso- wenig wie über den Kleideraussatz etwas Gewisses be- hauptet werden. Von den Auslegern denken einige an den Salpeter- oder Mauersraß, der sieh besonders an nassen oder nicht gehörig ausgetrockneten Mauern er- zeugt, den Kalk wie Beulen in die Höhe treibt und ihn dergestalt durchfriszh das; er abfällt und tiefe Gruben zurückläßt; andere an pflanzliche Bildungen oder flechten- artige Strukturen (auch Lichenen genannt), ivie sich deren auf verwitternden Steinen und stockigen Mauern erzeugen, die Oberfliiche an ihrer Stelle zerstören nnd um ein Weniges anstiefew Verfahren mit den vom Aussatz befallenen Häusern 355 36. Da soll der Priester heißest [anordnen], daß sie das Hans ausrätiuiety ehe denn der Prie- ster hineingeheh das Mal zu besehen, aus daß nicht swenn er nun kommt und es für den tvirklichen Aussatz erkennt, sofort durch seinen Urtheilsspruch gesetzlichj unrein werde alles, was im Hause ist; « darnach swenn alles zuvor ausgeräumt und gegen die Gefahr der Verunreinigung in Sicherheit ge- bracht ist] soll der Priester hineingehen, das Haus zu besehen. 37. Wenn er nun das Mal bestehn, und findet, daß an der Wand des Hauses gelbe [grün- licheJ oder röthliche Grublein [Vertiefungen] sind, und ihr Ansehen tiefer, denn sonst die Wand ist; 38. So soll er zum Hause kais das in der That des Aussatzes verdächtig ist] zur Thür heraus c gehen, und das Haus [zu weiterer Beobachtung] sieben Tage verschließen. 39. Und wenn er am siebenten Tage wieder- kommt, nnd siehet, daß das Mal weiter gefressen hat an des Hauses Wand; 40. So soll er die Steine heißen ausbrechen, darin das Mal ist, nnd hinaus vor die Stadt an einen unreinen Ort werfen. 41. Und das Haus soll man inwendig rings- herum schaben, und sollen den abgeschabten Leimen [Lehm] hinaus vor die Stadt an einen unreinen Ort schüttenz 42. Und andere Steine nehmen, und an jener Statt thun [einsetzen], und andern Leimen nehmen, und das Haus [inwendig damit] beweisen. 43. Wenn dann das Mal wiederkommt und ausbricht am Hause, nachdem man die Steine ans- gerisfen nnd das Haus anders [mit anderem Lehm] beworfen hat; 44. So soll der Priester [zu abermaliger Besichtigungj hinein gehen. Und wenn er siehet, daß das Mal weiter gefressen hat am Hause; so 1st’s gewiß ein fressender Aussatz am Haufe, und sdas Haus] ist unrein [so daß alle, die dasselbe künftig betreten oder gar bewohnen, sich an ihm verunreinigen würden] 45. Darum soll man das Haus. abbrechen, Stein und Holz, und allen Leimen am Hause, und soll’s hiuausführen vor die Stadt, an einen un- reinen Ort. 46. Und wer in das Haus gehet, so lange es snach der ersten Untersuchung V. 37 f.] ver- schlossen ist, der ist unrein bis an den Abend. 47. Und wer drinnen swährend der sieben- tägigen Verschlußzeitj liegt [schläft], oder drinnen isset, der soll [als noch mehr verunreinigt, nicht blos sich selbst, sondern auch] seine Kleider wa- schen [Kap. 11, 24 f.]. 48. Wo aber der Priester, wenn er [vgl. V. 44] hinein gehet, siehet, daß dies Mal nicht weiter am Hause gefressen hat, nachdem das Haus J«- beworfen ist. so soll er’s rein sprechen, denn das Mal ist heil worden. 49. Und soll zum Sirndopfer für das Haus [zur Entsündigung desselben, insofern an ihm die- selben Erscheinungen zu Tage getreten sind, die am Menschen das Wesen der Sünde abbilden] i; nehmen [gleichwie bei der Entsündigung des ge- heilten Aussätzigen V. 4 ff.] zween Vögel, Gebetn- holz, und rosinfarbene Wolle, und Ysop, 50. Und den einen Vogel schlachten in einem irdeuen Gefäß, an einem fließenden Wasser füber einem mit Quell: oder Vachtvasser gefüllten irde- nen Gefäß] 51. Und soll nehmen das Cedernholz, die rosinfarbene Wolle, den Ysop, und den lebendigen Vogel, und [das alles] in des geschlachteteu Vogels Blut kaufen, an dem fließenden Wasser [in das Blut, das mit dem Wasser im Gefäß sich ver- mischt hat], und das Haus siebenmal besprengen 52. Und soll also das Haus eutsündigen mit dem Blut des Vogels, und mit fließendem Wasser, mit dem lebendigen Vogel, mit dem Cederuholz, mit Ysop, und mit rosinfarbener Wolle. 53. Und soll den lebendigen Vogel lassen hinaus vor die Stadt in’s freie Feld fliegen, und das Haus versöhnen; so ist’s rein [und dem fer- neren Gebrauch zurückgegeben] Das Kleid, dessen Ursprung in 1. M. Z, 21 un- mittelbar auf Gott selbst zurückgeführt wird, ist der Leib des Leibes (5. M. 22, 5), die Wohnung aber die Hütte dieser irdischen Leibeshütte (2. Cur. 5, 1—4). 54. Das swas im 13. und 14. Kapitel ent- halten ist] ist das Gesetz über allerlei Mal des Aussatzes und Grindes [am Menschen]; 55. Ueber den Aussatz der Kleider, und der Häuser; 56. Ueber die Beulen, Gncitze [Krätze], und Eiterweiß [alle Arten von Ausschlägen, wie und wo sie vorkommen]; 57. Auf daß man fder Priester, der von Amtswegen über derartige Erscheinungen sein Gut- achten abzugeben hat] wisse, wenn etwas unrein oder rein ist [ob er die eine oder die andere für unrein oder rein erklären soll] Das ist livie ge- sagt] das Gesetz vom Aussatz [der aus meinem Volke, wie und wo er sich findet, hinweggethan werden soll, damit Jsrael rein bleibe von dem, worin die Sünde sich gleichsam verkörperts Das 15. Kapitel. gekannt» nnd Reis-personen mit unreinem Flut; behaftet, wie sie zu reinigen. VIII— U.1—18. xlächst den zuerunreinigungery die der Zittgsalk herbeiführt, handelt der IjErr von denen durch geschleujtliche Flut-Wisse, sowohl gesunden als krankhaften; und zwar« redet er kiwdrdersl von den Zlussliisseii des Mannes, indem er hier mit den 23«· 356 liranlihasteii anhebt nnd darnach zu den gefunden oder natürlichen übergeht. I. Und der HERR redete [abermal] mit Mose und Aaron, und ·sprach:» 2. Redet mit den Kindern Israel, und sprechi zu ihnen: Wenn ein Mann an seinem· Fleisch [Leib] einen Fluß hat, derselbe ist [bei einer ge- wissen Art solcher Flüsse gesetzlich oder levitischJ unrein [und darf sich weder dem Heiligthum nahen, noch sonst heilige Dinge vornehmen] 3. Dann aber ist er unrein an diesem Fluß, wenn sein Fleisch lGeschlechtsglied es ist, dasan solchem Fluß leidet, mag es nun sein, daß dies] vom Fluß eitert sdie Materie ausfließen läßt], oder verstopft ist [in Folge einer zeitweiligen Ver- stopsung sie zurtickhält]. Es ist unter den Auslegern streitig, ob hierunter des: krankhafte Samenfluß (gonorrhoea benigncu nicht zu verwechseln mit der erst seit dem IS. Jahrh. n. Chr. vorkommenden syphilitifchen gen. viru1enta), d. h. ein nnwillkürlicheeL aus Schwächung der Samenwerkzeuge entspringendes tropfenweises Abfließen des männlichen Samens, oder iiur der aus katarrhalischen Leiden der Harnröhre entstehende Schleimfluß splennorrhoea Ursein-ekle) gemeint sei, der, wenn er sich stopft, sehr ge- fährlich werden kann. Wahrscheinlich hat man an das eine so gut wie an das andere zu denken; auf die Sache selbst kommt es weniger an, als vielmehr auf den gro- ßen Ernst, mit welchem das Gesetz hier und Kur. 12 das ganze Gefchlechtsleben des Menschen unter seine Zucht und Strafe nimmt. Gerade die Geschlechtsvem hältnisse sollten am meisten unter der vollkommenen Selbstherrschast des menschlichen Willens und im Dienste Gottes stehen; aber eben hier hat die Sünde vorzugs- weise mit ihrer finsteren Macht und ihren zerstörenden Folgen sich geltend gemacht und den Brunnen des menschlichen Geschlechts im eigentlichen Sinne vergiftet. Das soll dem Volke des alten Bundes tief in das Be- wußtsein eingedrückt werden; darum werden alle Er- scheinungen aus diesem Gebiet, gleichviel ob sie krank- hafter oder an sich unschuldiger Natur sind, als unrein und verunreinigend behandelt, während andere leibliche Zustände, wie hiimorrhoidale Ausflüsse, Schleim-, Eiter- und Speichelflüsse aus Mund und Nase, aus Wunden Mk? Geschwürem in gesetzlicher Hinsicht für gleichgiltig ge en. 4. Alles Lager, darauf er liegt, und alles, darauf er sitzet, wird» unrein werden. 5. Und wer sein Lager anruhret, der soll feine Kleider waschen, und sich mit Wasser baden, und unrein sein bis aus den Abend. 6.» Und wer sich seht, da er gesessen hat, der soll seine Kleider waschen, und sich mit Wasser baden, und unrein sein bis ans den Abend. 7. Wer» sein Fleisch [seinen Leib oder seine Person] anruhret, der soll seine Kleider waschen, nnd sich mit Wasser baden, und unrein sein bis auf den Abend. 8. Wenn er [der Samen- oder Schleimflüß sige] seinen Speichel wirft auf den, der rein ist, der soll seine Kleider waschen, nnd sich mit Wasser baden, nnd unrein sein bis ans den Abend. 9. Und der Sattel, daraus er reitet soder Wagen, darauf er fährt], wird unrein werden. s. Mose 15, 1—33. 10. Und wer lsolchen Sattel oder Wagen] anrühret [oder] irgend etwas, das er unter sich gehabt hat, der wird unrein sein bis ans den Abend. Und wer solches trägt [um es beiseit zu schaffen], der soll seine Kleider waschen, und sich mit Wasser baden, und unrein sein bis auf den Abend. 11. Und welchen er [der an dem Fluß leidet] anrühret, ehe er die Hände wäschet ses sei denn, daß er zuvor die Hände gewaschen und so die Mittheilbarkeit seiner Unreinheit für den Augen- blick unwirksam gemacht habe], der soll seine Kleider waschen, und sich mit Wasser baden, und unrein sein bis aus den Abend. 12. Wenn er ein irden Gefäß anrichtet, das soll man zerbrechen [Kap. e, 28.; 11, 33.; 14, 5]; aber das hölzerne Gefäß fbei dem sich, gleich: wie beim kupfernen Kap. 6, 28, die Unreinheit nicht so nach innen hineinzieht, wie beim irdenen] soll man mit Wasser späten. 13. Und wenn er rein wird von seinem Fluß, so soll er sieben Tage zählen, nachdem svon dem Tage an, da] er rein worden ist, und seine Klei- der waschen, und sein Fleisch [den ganzen Leib] mit fließendem Wasser baden; so ist er rein sdaß er zum Heiligthum wieder zugelassen werden kann]. 14. Und am achten Tage soll er zwo Tur- teltauben oder zwo junge Tauben nehmen, und vor den HERRn bringen vor der Thiir der Hütte des Stists, und dem Priester geben ses reicht bei dieser Reinigung auch für einen Vermögenden das Kap. 5, 7 für Arme verordnete Sündopfer hin und bedarf eines größeren nicht] 15. Und der Priester soll aus einer ein Sündopfer, ans der andern ein Brandopser machen [nach dem Kap. 5, 8——10 angegebenen Verfahren], undb ihn versöhnen vor dem HERRn seines Flusses al en. h Außer dem krankhaften Samen- oder Schleimfluß ist für den Mann ferner verunreinigend, wenngleich im mindereii Grade, sowohl der unwillkürliche Sauien-Er- guß ini Schlas oder Traum (die Pollutioii), als der willkürliche beim Beischlaf, und wird durch letzteren auch das Weib unrein. 16. Wenn einem Mann im Schlas der Same cntgehet, der soll sein ganzes Fleisch [den ganzen Leib] mit Wasser baden, und unrein sein bis ans den Abend [5. M. 23, 10 f.]. 17. Und alles Kleid, und alles Fell [Leder], das mit solchem Samen befleckt ist, soll er waschen mit Wasser, und unrein sein bis ans den Abend. 18. Ein Weib, bei welchem ein solcher liegt [richtiger: Und ein Weib, mit welchem ein Mann den Beischlaf vollzieht], die sollen sich [beide, das Weib wie der Mann] mit Wasser baden, nnd unrein sein bis auf den Abend. Nach den meisten Auslegern beziehen sich diese Worte auf Vollziehung des Veischlafs, und steht es auch nach andern Stellen fest, das; durch die dabei erfolgende Sa- iiienergiesziing eine Verunreiiiigung im levitischen Sinne Reinigung des Mannes und Weibes von natiirlichen und krankhaften geschlechtlichen Ausflüssew 357 stattfindet (2. M. 19, 15.; 1. Sam. 21, 4 f.; 2. S. ; 11, 4). Andere dagegen (so auch Luther) verbinden unseren Vers eng mit den beiden vorigen und lassen ihn nur soviel aus-sagen, das; durch Vollziehung des Beischlafs von Seiten eines gesetzlich unreinen Mannes auch das Weib verunreinigt werde. Jndessen wird bei der ersteren Auslegung keineswegs die Geschlechtsgemeiw schaft zwischen Mann und Frau an sich für siindlich und verdammlich erklärt; Mann und Frau sollen nur be- denken, das; sie damit in ein Gebiet eintreten, welches vor allen anderen der Wohnsitz der Sünde geworden und, wie der Mensch nach dem Siindenfall nun einmal ist, ohne stindliche Erregung gar nicht mehr betreten werden kann, daher sie auch unmittelbar darnach sich Gottes Heiligthümern nicht nähern dürfen. Offenb. 14, 43 1. Chor. 7, 5. IX· V.19——33. Die eben erwähnte illerunreinigung des Weibe; durch fleisthtiche Gemeinschaft mit dem Zllanne fiihrt auf die ferneren Verunreinigungem denen das Weit: in ihreni Gesthlechtsleben ausgesetzt ist; die hlede schreitet hier unigeliehrh wie vorhin, von den gesunden und natilrliitjen Erscheinungen zu den krankhaften fort. · 19. Wenn ein Weib ihres Leibes Blutflnß sdie gewöhnliche monatliche Reinigung] hat, die soll sieben Tage beiseit gethan» [von Andern ab- gesondert] werden; wer sie anruhret, der wird un- rein sein bis auf den Abend. 20. Und alles, worauf sie liegt, so lange sie ihre Zeit hat, wird· unrein sein, und worauf sie sitzh wird unrein sein. » 21. Und wer ihr Lager anruhret, der soll seine Kleider waschen, und sich mit Wasser baden, und unrein sein bis auf den Abend. « 22. Und wer anrichtet irgend was, darauf sie gesessen hat, der soll seine Kleider waschen, und sich mit Wasser baden, und unrein sein bis auf den Abend. » 23. Und wer etwas anruhret, das auf ihrem Lager, oder wo sie gesessen, [hat] gelegen oder ge- standen, soll unrein sein bis auf den· Abend. 24. Und wenn ein Mann bei ihr liegt, und es kommt sie ihre Zeit an bei ihm swährend er mit ihr auf ein und demselben Lager liegt], der wird [ebenso, wie sie selbst V. 19] sieben Tage unrein sein, und das Lager, darauf er gelegen ist, wird unrein sein. Geschiehet aber das Beiliegen, nachdem ihre Zeit schon eingetreten ist, und pflegen sie auch da noch Ge- schlechtsgemeinschaft miteinander, so sollen sie beide aus ihrem Volke ausgerottet werden: es ist das geradezu ein sluchwiirdiges Verbrechen Kur. 18, 195 20, 18. — Es ließe sich näher nachweisen, wie wohl berechtigt und tief begründet alle diese das Geschlechtsleben betreffen- den Bestimmungen des Gesetzes sind, wenn nicht die weitere Auseiiiandersetzuiig manches Vedenkliche wider sich hätte. Dergleicheii Sachen müssen überhaupt mehr derjenigen Schule vorbehalten bleiben, in welche der heil. Geist den aufncerksaiiien Bibelleser selber nimmt; der wird es denn auch an der nöthigen Ilnterweisung nicht fehlen lassen, wie wir noch immer das, was Gott hier seinem Volk des alten Bandes befohlen hat, uns zu nutze niachen können, uni daraus die rechte Reinigung von aller Befleckuiig des Fleisches und des Geistes (2. Cor. 7, 1) zu lernen-» · , · 25. Wenii aber ciii Weib ihreii Blutslusi kin krankhafter Weise] eine lange Zeit hat, nicht allein zur gewöhnlichen Zeit, sondern auch über die ge- wöhnliche Zeit [vgl. Mattlx 9, 20 ff.]; so wird sie unrein sein, so lange sie fteußt san solcher Krankheit leidet]; wie zur Zeit ihrer Absonderung [ganz in derselben Weise, wie in der Zeit ihrer monatlichen Unreinheit V. 19 ff.], so soll sie auch hie [in dem eben genannten Falle] unrein sein. 26. Alles Lager, darauf sie liegt, die ganze Zeit ihres Flusses, soll sein, wie das Lager ihrer Absonderung, und alles, woraiif sie siszt, wird un- rein sein, gleich der Unreinigkeit ihrer Abson- derung. 27. Wer der etwas anrühren der wird un- rein sein, und soll seine Kleider waschen, und sich Tät iZdLasser baden, und unrein sein bis auf den en . 28. Wird sie aber rein von ihrem Fluß, soll sie [von da an noch] sieben Tage zählen [gleich- wie der vom Samen- oder Schleimfluß genesene Mann V. 13]; dariiach soll sie rein sein [und zum Heiligthum wieder zugelassen werden]. 29. Und am achten Tage soll sie sebenso wie ein solcher« Mann V. 14 f.] zwo Turteltauben oder zwo junge Tauben nehmen, und zum Priester bringen vor die Thür der Hütte des Stifts. 30. Und der Priester soll aus einer machen ein Sitndopfer [auf daß das gestörte Verhältnis; zu dem HErrn wieder hergestellt] aus der andern ein Vrandopfer [damit so die erneuerte Hingabe an Gott vollzogen werde], und sie [durch beide Opfer] versöhnen vor dem HERRn über dem Fluß, ihrer Unreiuigkeit 31. So sdurch Mittheilung dieser Vorschriften die ich euch, Mose und Aaron, hiermit gegeben habe] sollt ihr die Kinder Israel warnen vor ihrer [in alle den erwähnten leiblichen Zuständen zur Erscheinung kommenden] Unreiuigkeit, daß sie nicht [von mir, dem Reinen und Heiligen, im Zorne dahingerafst] sterben in ihrer Unreiuigkeit, wenn sie [etwa, dieselbe fiir nichts achtend und das ihnen dargebotene Mittel, davon frei zu werden, geringschätzend, in meinem Heiligthum sich einfin- den wollten; denn damit würden sie] meine Woh- nung vernnreinigem die unter euch ist [vgl. 4. M. 19, 13 . SDJtief also immerhin das Gesetz den Jsraeliten in den Abgrund menschlicher Unreinigkeit versenken mag, so läßt es ihn nicht darin umkommen, sondern zieht ihn durch die Stiftung seiner Reinigungen wieder empor aäirtixsilsxicht des gnädigen Angesichts Jehovas. (Baum- g 32. Das livas in diesem Kapitel zuerst V. 2—18, und dann V. 19—30 gesagt worden] ist das Gesetz iiber den, dcr eineii Fluß hat, und dein dcr Same im Schlaf entgehn, daß er unrein davon wird; 33. Und über die, die ihren Blntfluß hat; s; und wer [überhaupt] einen Fluß [in geschlechtlicher 358 3. Mose 16, 1——10. Hinsichtj hat, es sei Mann oder Weib; und wenn ein Mann [in der V. 24 angegebenen Weise] bei einer unreinen liegt. Vgl. hierzu das Gesetz über die durch Todte Ber- unreinigten 4. Mos 19. Das 16. Kapitel. zahrkictses Yersöhnopfen I— II. 1—28. Zla die bisher angeordneten Opfer nnd dieinigungen nicht nirgreichem die volle Versöhnung und wahre tlebensgemeinslhnft Israel- mit seinem Gotte dem Ziele des alten Testament-z entsprechend zu vermitte- lirhen, so wird nunmehr noch ein Tag verordnet, der die allseitige und vollständige Siihnmcg aller Siinden und llnreiniglieiten bieten und mit ihr den Zugang zum Gnndenstuhh wenigstens fiir diesen einen Tag und fiir das Haupt des im Bunde mit Gott stehenden Vol- kes, eriisfnen soll; das ist der grosse Versöhnung« lag, dessen Feier in dem nun folgenden Abschnitt bis in’ci Einzelne eingehend erörtert und mit vorbildlicher Beziehung auf den teiinstig noch zu erinartenden eigent- lirhen Versöhnung-sing geregelt wird. 1. Und der HERR redete mit Mose [an einem der folgenden Tage], nachdem die zween Söhne Aarons sNadab und Abihu, vom Feuer des göttlichen Zorns verzehrt Kap. 10, I. 21 gestorben waren, da sie vor dem HERRU obferten leben im Begriff stunden, mit einem selbst er- sonnenen Opfer in’s Heiligthum einzudringen], 2. Und sprach svon dieser Begebenheit Ver- anlassung nehmend, die Priester vor allem unbe- rechtigten Eliahen zu ihm nachdrücklich zu warnen]: Sage deinem Bruder Anton, daß er nicht allerlei szu jeder beliebigen] Zeit in das inwendige Heilig- thum sdas Allerheiligstej gehe hinter den Vorhang fund eigenmächtiger Weise] vor dem Gnadenstuhl serscheine 2. M. 25, 17 ff.], der auf der Lade ist, daß er nicht [wie jene seine Söhne] sterbe; denn ich will in einer Wolle erscheinen auf dem Gnadenstnhl [in der auf dem Gnadenstuhl lagern- den Wolke 2. M. 40, 35., also in verhiillter Herrlichkeit mich gegenwärtig erzeigen, ein Vor- dringen bis zu dieser allerheiligften Stätte darf daher nur kraft meiner außerordentlichen Voll- macht geschehen] Z. Sondern damit [allein] soll er [und zwar des Jahres nur einmal, nämlich am zehnten Tage des siebenten Monden V. 29] hineingehein mit einem. jungen Farren zum Sirndopfey nnd mit einem Widder zum Brandopfer smit dem Blute des Sündopfer-Farren, den er an diesem Tage zugleich mit einem Widder zum Brandopfer für sich und sein Haus darzubringen hat V. 6 ff.]. Der Tag, von welchem der HErr hier redet und dessen hohe Bedeutung er um so bestimmter hervorhebh je entschiedener er vorher das Erscheinen vor dem Gna- denstuhl für alle andern Zeiten dein Aaron untersagt hat, wird in Kap.23, 27 der Versöhnetag Avörtlichx Tag der Versöhnungen oder Entsündigungeiy genannt, » und bezweckte, wie schon dieser Name zu erkennen giebt, eine vollständige und allseitige Sühne, sowohl der Prie- sterschaft und des Volks, als auch der heiligen Stätte selbst; daher er als hoher Sabbath mit Einstellung aller Geschäfte, und als allgemeiner Buß- und Trauertag mit Kasteinng des Leibes von einem Abend bis zum andern begangen werden sollte (V. 29——31). Gewöhn- lich meint man, die Sühne dieses Tages beziehe sich auf alle die Sünden, die im Laufe eines Jahres uner- kannt und ungesühnt geblieben, sie solle also sowohl die öffentlichetn als die privaten Sühnungen des ganzen Jahres ergänzen und vervollständigen. Jn V. 16 ist indessen ausdrücklich von Jsraels Uebertretung »in allen ihren Sünden« die Rede; daher ist es vielmehr die Sünde ohne Ausnahme, die erkannte, wie die un- erkannte, die schon anderweitig gesühnte, wie die der Siihnung noch bedürftige, welche jetzt getilgt werden soll. Ja, so sehr erscheint der Versöhnetag als die zu- sammenfassende Summa und höchste Steigerung aller einzelnen, während des Jahres geschehenen Sühnungem das; an ihm der Hohepriester selbst und unmittelbar das Opfer verrichten muß und nicht auch ein anderer Prie- ster seine Stelle vertreten darf (V. 32 sf.). Wenn hier- nach der Tag einerseits zu verstehen giebt, daß die Sün- densiihne, die für gewöhnlich nur der Vorhof bietet, im Grunde doch nur eine an sich unzureichende und mangel- hafte sei, und daß es noch einer anderen, die in das Allerheiligste hineinreicht, bedürfe, so will er zugleich diese andere, die Jsrael noch zu hoffen hat, vorbilden und abschatten, und zwar hauptsächlich von Seiten der ver- schiedenen Thätigkeiteiy die dem zukünftigen Hohenpriæ ster, der solche Sühne bewirken soll, obliegen. Jn der allerengsten Beziehung zu dem Versöhnetag steht der des Passahz an ihm geschieht die Vorausdarstellung Christi in seiner Eigenschaft als Opfer, denn beides ist er ja in Einer Person, nicht blos der versöhnende Hohepriesteu sondern auch das für die Sünde geschlach- tete Opfer. Jm Passah nun ist zugleich die Zeit im Jahre geweissagt, wann das rechte vollgiltige Opfer ge- schehen wird: es ist dieselbe, wo Jsrael einst vor dem Verderber gefchirmt und aus der Knechtschaft Egypteiis erlöst wurde. Indessen, auch der Termin des Versöhnk tags ist bedeutsam und nicht ohne Absicht in den 7. Mo- nat des Jahres, und zwar auf den 10. Tag dieses Mo: nats verlegtz dies charakterisirt ihn schon äuszerlich als den heiligsten und vollkommensten Tag des ganzen Jah- res (sieben die Zahl der Heiligkeit, zehn die der Vollstiindigkeit). Als solchen haben ihn auch die Juden von jeher geachtet, indem sie ihn ja »den großen Tag,« oder »den Tag» schlechtweg nennen, d. i- den Tag aller Tage. Jm neuen Testamente, nachdem Der nun da- gewesen, der Priester nnd Opfer zugleich ist, und sein großes Werk vollbracht hat, fallen dem entsprechend der Tag der Versöhnung nnd der Tag der Verschoiiung hin- fort auf einen und denselben Tag, das ist der Char- freitag, der von dem Passah sein Datum, von dem Versöhnetag aber seine ausgezeichnete Stelle im Jahre entlehnt. Denn wenn es auch noch streitig ist, was das Wort Char in dieser Zusammensetzung bedeutet — ob es von dem latainischen carere = entbehren, fasten, oder dem altdeutschen chorcn büßen, leiden, abzuleiten sei; ob es mit dein griechischen zoi9cg(ct1aris) :--- Gnade, oder dem lateinischen carus = theuer, znsaninteiilsäiigt ——, jedenfalls besagt der Name eben soviel, als die ver· schiedenen Namen des großen Versöhnungstages besagen sollen. 4. Und lAaronj soll sehe er an dem bezeich- neten Tage und in der angegebenen Weise V. 3 das Allerheiligste betritt, ja ehe er iiberhaicph nach Beendigung des täglichen Morgenopfeis die besonderen Anitsfuiiktionen dieses Tages beginnt] « Jährliches Versöhnopfen 359 den heiligenleinenenjaus bloßem leinenen Weiß- zeug verfertigten Priester-J Rock anlegen [den er J außer dem gewöhnlichen besitzt], und [wie auch sonst 2· Wiss« 28, 42 f.] leinen Niederwand an « seinem· Fleisch haben,»und sich [statt mit dem ge- ivohnlichen buntfarbigen 2. Mos. 28, 391 mit einem lemfsch weißen] leinenen Gürtel giirten, und den leinencn [ebenfalls nur aus einfach weißem LFIUOT Heftshsvdkul Hut aufhaben, denn das sind die heiligen Kleider [die er bei den folgenden Handlungen bis nach vollbrachter Sühne V. 23 f. an Stelle seiner güldenen Prachtkleider tragen— soll]; und soll sein Fleisch inicht blos Hände und Füße, wie bei andern Amtsverrichtungen Z. M. 40, 31 f., sondern den ganzen Leib] mit Wasser faus dem ehrnen Handfaßj baden, und sdarnachj sie [die eben genannten vier Stücke, Niederwand, Rock, Gurtel und Hut von Weißzeug] anlegen. Auf Vless besondere, blos für den Entsündiguugs- Akt am großen Versohnringstage vom Hohenpriester an- zulegende Amtskleidung statt der gewöhnlichen Pracht- ZISWUUVEQ kjuben wir schon am Schluß der Anm. zu z. M. 28, 39 hingewiesen. Auch wurde b-ereits zu 2- M. 28, 42 bemerkt» daß eine derartige Kleidung aus Bad oder Kattunz d· izaus einfach weißem, ohne Anwendung von Kunstwirkerei gewebtem Leinzeug überall da] ein- Mit« wo der Charakter der Heiligkeit, der schoii an dem Byssus haftet, noch schärfer ausgeprägt werden soll. Jn einer solchen hochheiligen Kleidung nun soll Aaron an diesem Tage fungirenx denn er soll heute ganz den wah- te« Hvhenpriester abschntteix der da ist heilig, unschul- d1g, unbefleckt, von den Sündern abgesondert und höher, denn der Himmel , nnd der durch seiii eigen Blut ein- Inst» eingegangen ist in das Heilige und hat eine ewige Erlosung erfunden ·(Hebr. 7, 26; s, 12). Indem aber Aaron damit zugleich seiner gewöhnlichen hohenpriester- lichen Pracht, die in der Menschen Augen ihn hoch und hekkkkch machktd sich entäußert, ist er auch insofern ein Vorbild des neutestamentlichen Hohenpriefters, als an Chr-sto- der sonst der Schönste ist unter den Eoienscheip III-is, E« ebenfalls keine Göstalt nocrhibSchöne . a e, wo er ein er vo in e würde (Jes. 53, 2). g l Pf r g « »5. Und soll [während·er den Farren und Widder V. 3 von seinem eigenen Vermögen be- schafft] »von der Gemeine der Kinder Israel zween Zltfgenbockc nehmen zum Sinidopfey »und einen Widder» zum Brandopfer [denn gleichwie jene zwei Opfer ·ihm selbst und seinem Hause gelten, so sind diese beiden die Gemeine bestimmt, müssen daher CUf vsfentliche Kosten besorgt werden]. » Das, was hiernach dein alttestamentlichen Hohen- priester noth war, zuerst für die eigenen Sünden Opfer ZU· thun, hat auf den neutestcinientlichen keinen Bezug, Wie V« APDstSI M Hebt— 7, 27 ausdrücklich bezeugt. Aber gerade dieser Umstand gehörte schlechterdings da- zu, wenn die Opfersiihiie des letzteren eine vollkommene c. sein sollt Und Aaron [iiach Herbeischaffung der ver- b. schiedenen Opferthiere V. 3 u. 5 und nach An- Iegung feiner einfachen Amtskleider V. 4 nun- mehr das Werk des Tages beginnend] soll den Farren, sein Sündopfey lierziibringcii szuni Brand: stelleii], und [damit später in der V. 11—14 an- gegebenen Weise] sich Und sein Haus [die gesammte e Priesterschaftj versöhnen. 7. Und darnach [nach geschehener Präsenta- tion des Farren] die zween [zum Sündopfer der Gemeine bestimmten] Bdcle nehmen, und [auch diese] vor den HERRn stellen, [indem er sie her- zubringt zu dem Altar] vor der Tbiir der Hütte des Stiftu 8. Und soll das Loos werfen über die zween Blocke; ein Loos fsoll beschrieben sein:] dem HERRm und das andere [mit den Worten:] dem 3 ledigen Bock [dem Asasel]. 9. Und soll [hernach, wenn er sein eigenes Sündopfer geschlachtet und dessen Blut in’s Aller- heiligste gebracht hat] den Bock, auf welchen des HErrii Loos fällt, opfern zum Siindopfer sder Gemeine V. 15]. 10. Aber den Bock, auf welchen das Loos des ledigen sdes Asasel] fcillt, soll er [am Schluß des ganzen Sühnactes V. 20 ff.] leben- dig vor den HERRU stellen, das; er [Aaron] ihn [den Bock] versöhne [die V. 21 vorgeschriebenen, noch zur Vollständigkeit der Sühne gehörigen Gebräuche mit ihm vornehme] nnd lasse [daraus] den ledigen [diesen für As as el bestimmten] Bock in die Wüste. Das in der ganzen Bibel nur in unserm Kapitel, und da viermal vorkommende Wort SJNJYH (1n-asns51) wird auf verschiedene Weise von den Auslegern gedeutet. I) Einige nehmen es als Verbalsubstantiv oder als ein zum Hauptwort gewordenes Zeitwort, welches den Zweck, zu welchein der Bock dienen soll, aus-drücke, und über- setzen: ,,zur völligen Hinwegschaffting« (nämlich der Sünden). L) Andere fassen es als Bezeichnung des Orts, dahin der Bock gebracht werden soll, und über: setzen entweder allgemein: »in die Einöde« (wobei aber eine Wiederholung der nämlichen Worte entsteht, indem der Zusatz: »in die Wüste« noch einmal dasselbe sagt), oder bestimmter: ,,nach Asasel« (einem rauhen Gebirge, nicht weit vom Sinai). Z) Die Vulgata nimmt das Wort als einen aus zwei Worten (1aes-asö1) zusammen« gesetzten Begriff und übersetzt: »dem Entlassungsbock« (hirco emissario); darauf beruht auch Luthers Deutung: »dem ledigen (zu entlassenden, frei ausgehenden) Bach« doch steht solcher Deutung schon das entgegen, daß txt« (ös) im Hebräischen niemals den Bock, sondern immer nur die Ziege bezeichnet 4) Die meisten Ausleger da- gegen berufen sich mit Recht darauf, daß dem ersten Loose »dem HErrn« nur ein solches als zweites ent- sprechen könne, aiif das ebenfalls der Name eines per- sönlicheii Wesens oder ein Eigenname zu stehen kommt. Sie verstehen nun Asasel in dem Sinne: »der gänzlich Entfernte, der völlig Abgesoiiderte«, uiid denken hierbei an den Teufel, den Urheber der Sünde, das Haupt der abgefalleueii Engel, der im Buche Hiob »der Satan« und bei den Rabbiiieii sammael heißt. Die Gestalt des Teufels, wenn auch iui Hintergrunde stehend, begegnete uns schon in der Geschichte von: Sündenfall 1. M. Z; dort hatte er sich den Schlaiigenleib sozusagen anorga- « nisirt, hatte die Schlange dergestalt zu seinem Organ oder Werkzeug gemacht, das; sie nun mit ihni zu einer s und derselben Person geworden war und als persön- i liches Wesen denken, reden und handeln konnte. Jn opfer-Altar, uui ihn zunächst dem HErru darzu- i dein, was die Schlange redete, kani auch die ganze Na- 360 tur des Teufels —- seine Hoffahrt, mit der er Gott gleich sein will, sein Neid gegen den HErrn und gegen den Menschen, indem er weder dem HErrn den Besitz des Menschem noch diesem die Gemeinschaft mit seinem Schöpfer gönnt, sein Lügengeist, sowie seine Lust zu ver- führen und zu verderben — deutlich zum Vorscheinz für den Einsichtigen ist also die Geschichte durchsichtig genug, obgleich die Erzählung bei der Aeußerlichkeit des Ge- schehenen stehen bleibt, ohne den Schleier vom Wesen dahinter zu heben. Der Grund aber, weshalb der Satan weder in seiner eigenen, noch in menschlicher Gestalt er- scheinen durfte, sondern nur unter der eines Thieres, lie t wohl darin, weil der HErr nicht zulassen wollte, das die Menschen über den wirklichen Stand des Ver- führers getäuscht würden; sie sollten nicht irgendwie veranlaßt werden, ihn für ein Gott gleiches, oder mit ihnen selbst auf gleicher Linie stehendes Wesen zu halten, sondern sofort erkennen, mit welchem tief unter sie er- niedrigten Geschöpf sie es zu thun hätten, damit schon das Bewußtsein ihres eigenen Hoheitsstandes es ihnen als etwas ihrer Unwürdiges erscheinen ließe, sich in Ver« handlungen mit ihm einzulassen (Matth, 4, 1. Anm.). Das erste Mal nach jener Geschichte tritt nun an unse- rer Stelle die Person des Satans wieder auf; hier aber, wo es sich um eine Sühnung der Sünde in voller und allseitiger Weise handelt, ist auch seine abermalige Erwähnung ganz am rechten Ort. Denn da der Satan die Sünde in die Welt gebracht hat und durch die Sünde den Tod, und da Sünde und Tod seitdem sein Herr- schaftsgebiet geworden, das ihm dereinst durch das Ver- söhnungswerk des Sohnes Gottes wieder entrissen wer- den soll; so muß der Tag, an welchem dies Versöh- nungswerk zum Voraus dargestellt werden soll, auch Antwort geben auf die Frage, in welchem Verhältnis; die entsühnten Sünder zu dem Satan, und dieser zu jenem stehe. Diese Antwort wird denn mit dem ledigen Bock, wie Luther übersetzt hat, gegeben; die mit dem ersten Bock gesühnten Sünden Jsraels werden dem zweiten auf sein Haupt geladen, und mit denselben wird er zum Asasel in die Wüste gesendet, um diesem die geschehene Wegschaffung der Sünden triumphirend vor’s Angesicht zu stellen und ihm kund zu thun, daß er nun- mehr das Recht der Anklage, gleichwie die durch die Sünde bedingte und im Tode sich vollziehende Herrscher- gewalt über das aus seinen Banden befreite Gottesvolk verloren habe. Die reale Erfüllung dieses Typus lesen wir in Col. L, 13——15, wo der Triumph Christi über die Ytächte der Finsternis; durch die am Kreuz vollbrachte Siihne geschildert ist. 11. Und also soll et· denn [iiachdem die Prä- sentation beider Siindopfer, sowohl des Farren « als der zween Böcke geschehen und über letztere das Loos geworfen ist] den Farren seines Sünd- opferö herzu bringen [ihm unter Gebet-l die Hände auszulegen] nnd [mit demselben] sich nnd sein Haus versöhnen, und soll ihn [zu diesem Behuf auf der Nordseite des Altar-Z] schlachtcn swährend ein anderer Priester das Blut anffängt nnd es durch fleißiges Umrühren vor dem Gerinnen be- wahrt]. «) Nach den Nabbinen lautete dies Gebet: Ach, HErr, ich habe geirrt, ich habe iuich enipört, ich habe ich bitte dich, vergieb inir ineine Sünde nnd Einpöruiig sdie ich nebst meinem Hause begangen habe, wie geschrie- ben steht im Gesetz Mosis, deines Knechts: An diesem Tage geschiehet eure Versöhnung, daß ihr gereiniget werdet; von allen euren Sünden werdet ihr gereiniget vor dem HErrn (V. 30). 12. Und soll einen Napf voll Gluth [voll « bedarf (Vgl. B. 16) Z. Nlose 16, 11—19. glühender Kohlen, soviel die Pfanne zu fassen vermag] vom Altar nehmen, der vor dem HERRn J sim Vorhof] stehet, und die Hand voll zerstoßenes Riiuchwerls [von der 2.» M» 30,«34 ff. beschrie- benen Art], und hinein [in die Stiftshütte] hinter den sdas Heilige vom Allerheiligsten scheidendeUJ Vorhang bringen, 13. Und livenn er nun vor der Bundeslade steht] das Ränchwerk aufs Feuer [auf die Kohlen, die er in der Pfanne mit sich genommen] thun vor dem [in der Wolke V. 2 gegenwärtigen] HERRa daß der Nebel vom Rciuchwerk [der vom Räuchwerk aufsteigende RaUchJ den Gnadenstuhl bedecke, der auf dem Zeugniß fauf der die Tafeln des Zeugnisses in sich schließenden Lade] ist, daß er nicht sterbe. Hier steht er ja in der unmittelbarsten Nähe des HErrn und würde als ein Sünder, der er ist, augen- blicklich von Gottes Zorn vernichtet werden, wenn er nicht durch ein solches, seine. Sünde deckendes Näuchopser geschützt würde: 2. Mos 3(), 10«u. 3. M. 1, 4 Anm. « 14. Und soll [so geschirmt vor dem Zorn des unnahbaren Gottes, wieder herausgehen in den Vorhof und] des Bluts vom Farren [den er vorhin in V. 11 geschlachtet hat, einen Theil] nehmen, und [beim abermaligen Erscheinen im Allerheiligsten] mit seinem Finger keinmal] gegen den Gnadenstuhl sprengen vorne an [auf die vordere, östliche Seite desselben]; siebenmal soll er also« [richtiger: darnach] vor dem Gnadenstuhl [auf den vor ihm befindlichen Raum] mit seinem Fin- ger vom Blut sprengen. Die Worte des Grundtextesx Und soll nehmen vom Blut des Farren und sprengen mit seinem Finger auf den Gnadenstuhl vorne an, und vor dem Gnadenstuhlsprenge er siebenmal vom Blut mit seinem Finger, hat Luther so verstanden, als enthielte die zweite Hälfte des Satzes nur eine nähere Bestimmung, in welcher Weise das in der ersten Hälfte gebotene Sprengen ge- schehen soll, und deshalb das mit einem «· bezeichnete Wort »also« eingeschobeiu deingemäsz hat er dann die Schlußworte des 15. Verse-s: nnd damit auch spren- gen auf den Gnadenstuhl und vor deui Gna- denstuhl, in den einfachen Satz zusammengezogen: ,,vorne gegen den Gnadensttihl.« Es ist aber offenbar ein zwiefaches Sprengen zu unterscheiden; das erste sollte ein einnialiges sein auf den Gnadenstiihl vorne hin, d. h. nicht auf den Gnadenstuhl über und iiber, sondern blos auf dessen vordere Seite, das andere da- gegen, das auf den freien Platz vor der Bundeslade, ein siebenmaliges Denigeiiiäß berichtet denn auch die Tradition einftimmig,«daß ini zweiten Tenipel, wo die Bundeslade fehlte (Esra S, 15 Anin.), ini Ganzen ein achtmaliges Sprengen stattgefunden habe, einmal in die Höhe und siebenmal gegen den Boden. Nach der An: . « d " d’ · cl S wider dich gesündigt, ich nnd niein Hans. Aber, o Gott, «« stcht er Juden werde durch refes zwæfa » prengell ausgedrückt, das; die geschehene Siihne Kraft habe so- wohl iin Himmel als anf Erden; wahrscheinlicher jedoch gilt das erste Sprengeii den Personen, sowohl der Prie- ster (V. 14) als des Volkes (V. 15), das zweite dagegen dein Heiligthiiiky das von den nnheiligeii Füßen der . Priester betreten wird nnd mitten unter einem unreinen Volke sich befindet, daher es ebenfalls der Entsiindiguiig 15. Darnach [die Näucherpfanne einstweilen im Allerheiligsten zurücklassend und sich abermals nach den: Vorhof begebend] soll er den [durch das Loos V. 8 für den HErrn bestimmten] Bock, des Volks Siindopfer, fchlachten, nnd seines Bluts sebenfalls einen Theil] hineinbringen [in das Jnnere des Heiligthums] hinter den Vorhang; und soll mit seinem Blute thun, wie er mit des Farren Blut [V.14] gethan hat, und damit auch sprengen sein-nat] vorne gegen den Gnadenstithl [und siebenmal auf dem Platz vor demselben]; 16. Und soll also [wie er es vorhin in Be- ziehung auf sich und die gesammte Priesterschaft gethan] versöhnen das Heiligthnm [in seinem hinte- ren Raume, dem Allerheiligsten] von der Unreinig- keit der Kinder Israel, und von ihrer Uebertre- tung, in allen ihren Sünden. Also sdas Gleiche] soll er [aber demnächst auch] thun der Hütte des Stists [in ihrem vorderen Raum, dem Heiligen, indem er beim Heraustreten aus dem Allerheilig- sten das Blut des Farren und des Bocks unter- einander mengt und das so geeinte Sündopfev Blut an die Hörner des Räuchaltars, mit dem nordöstlichen Horn anfangend und dem südöstlichen aufhörend, bringt und dann an den Boden des- selben sprengt] denn sie [die Kinder Israel] sind unrein, die smit ihren selten] umher liegen sum die Hütte des Stifts herum lagern, und von solcher unreinen Luft ist auch diese selbst angesteckt, daher sie ebenso wie die Personen der Priester und des Volks der Entsündigung bedarf] 17. Kein Mensch [auch von den gewöhnlichen Priestern keiner, obwohl diese sonst das Heilige betreten dürfen] soll in der Hütte des Stifts sein, wenn er sder HohepriesterJ htneingehet saus dem Vorhof in’s Heilige und Allerheiligstej zu ver- söhnen im Heiligthum sum alle die V. 14—1(3 erwähnten Entstindigungen vorzunehmen] bis er [nach Vollziehung derselben wieder] heraus [in den Vorhof] gehe [weil durch solche Anwesenheit eines Andern außer dem, zu den Werken dieses Tages allein berufenen Hohepriesteu die zu ent- sündigende heilige Stätte sofort von Neuem ver- unreinigt werden tvürde]; und soll also [im völli- gen Alleinsein] versöhnen sich und sein Haus, nnd die ganze Gemeine Israel ssammt der Wohnung des Herrn selber, die inmitten der Gemeine sich befindet] 18. Und wenn er snachdem er die Näuchew pfanne aus dem Allerheiligsten V. 15 wieder ab- geholt hat, aus der StiftShütteJ heransgehet [nach dem Vorhof] zntn [Brandopfer-] Altar, der vor deln [in der Hütte gegenwärtigen] HERRU stehet; soll et· ihn sgleicherweise wie die beiden Abthei- lungen des Heiligthunisf versöhnen Und soll sum zunächst seine und seines Hauses, sowie der gan- zen Gemeine Entsiindiguiig auch an diesem Altar zu bewirken] des Bluts vom Farren, nnd des Versöhnopfeu 361 Bluts vom Bock nehmen sdas beides mit einander vermengt worden V. 16], und auf des Altars Hörner umher thun. 19. Und soll Hierauf] mit seinem Finger vom Blut drauf [auf die AltarfIächeJ sprengeu siebenmal, Und [solchergestalt] ihn [selbst, den Altar] reinigen und heiligen von der Unreinigkeit der Kinder Israel [in deren Bereich er sich befindet und von deren Sünden er mit angesteckt ist]. Alle Sühnungen und Entsündigungen der Personen sowohl wie des Heiligthums die im Laufe des Jahres geschehen, sind schon dadurch als mangelhaft und unzu- reichend gekennzeichneh daß sie nicht unmittelbar vor dem HErrn, im Allerheiligsten, sondern höchstens in dessen Nähe, am Räuchaltarq bewirkt werden; es geht aber, wie wir zu Kap- 4, 6 bemerkten, das Streben aller dieser Sühnungen dahin, sich am Gnadenstuhl zu vollziehen und so das Ziel der Vollkommenheit zu er- reichen. Denn gleichwie der Altar des Heiligen eine Wiederholung des Vorhof-Altares in höherer Steige- rung ist (Anm. zu 2. M. 30, 10), sv ist wiederum der Gnadenstuhl oder die Caporeth die höhere Steigerung des Riiucheraltarsz er ist, so zu sagen, der Altar in höchster Potenz und kann allein die vollkommene Sühne gewähren. Am großen Versöhnungstage nun vollzieht die Sühne, weil sie als Vorausdarstellung dessen, was am Charfreitag geschehen wird, eine nach Maßgabe der alttestamentlichen Haushaltung vollkommene und be- friedigende sein soll, sich wirklich an der Caporeth, die auf der die beiden Tafeln des Gesetzes in sich schließen- den Bundeslade ruht. Dies weist prophetisch darauf hin, daß Christi Versöhnung dereinst den Fluch und den Zwang des Gesetzes aufheben und bewirken wird, daß dies nur noch ein Zeugnis; Gottes an uns (2. M. 25, 16), nicht mehr zugleich ein Zeugnis; wider uns sei-« Nach der Blutbesprengung des Gnadenstuhls wird dann das Versöhnungsblut in rückwärts gehender Ordnung auch dem Altar des Heiligen und dem des Vorhofs beigebrachd Um dies in Beziehung auf seine Erfüllung im neuen Testamente zu deuten, müssen wir hier nachholen, was wir früher noch bei Seite ließen, daß die beiden Abtheilungen der Stiftshütte und der die letztere umschließende Vorhof auch ein Bild des ein- zelnen Menschen nach den drei Bestandtheilen seines Wesens, Geist, Seele und Leib, sind, wie denn nament- lich Luther das alttestamentliche Heiligthuni so aufgefaßt hat. Die Deutung jener rückwärts gehenden Ordnung ergiebt sich von selbst, man braucht nur der Stelle 1.Thess.5, 23 sich zu erinnern: Der Gott des Friedens heilige euch durch und durch, und euer Geist ganz sammt der Seele und Leib müsse behalten werden unsträflich auf die Zukunft unsers HErrn Jesu Christi. Noch haben wir davon nicht gesprochen, ob es auch flir das Riiuchern im Allerheiligsten, welches nach V. 12 den verschiedenen Entsündigungen vorausgehen soll, ein entsprechendes Gegenbild in Christi hoherpriesterlicher Thätigkeit gebe. Wir meinen, allerdings! und haben dabei im Sinne, was der Apostel in Hebr. 5, 7 im Rückblick auf den Gebetskampf in Gethsemane von Jesu sagt: »Er hat in den Tagen seines Fleisches Gebet und Flehen mit starkem Geschrei und Thränen geopfert zu dem, der ihm von dem Tode konnte aushelfem und ist auch erhöret, darum, daß er Gott in Ehren hatte·« Das Gebet ist denn auch der Begleiter unseres HErrn geblieben auf allen Stufen seines Todesganges, gleich- wie die Räiieherpfaiilie während der ganzen Zeit, wo der swhepriester in! Heiligthuin snngirte, ihren Duft verbreitete; der Glnndenstlthl aber, an dem er die neu- testainentliche Versöhnung vollbringt, ist einmal er selber s (Röin. Z» 25), und darnach der Thron Gottes im Him- 362 Z. Mofe 16, 20—-34. met, vor welchem er mit hohepriesterlicher Ftirbitte für uns sein Versöhnungsopfer geltend macht (Hebr. 9, 11. 24). Jm Nitus des Verföhnungstages ist dies durch das zweimalige Eingehen des Hohenpriesters, einmal mit 32 dem Blut des Sündopferfarren (V. 14) und dann mit dem Blut des Stindopserbocks (V. 15), wenigstens oben- » hin angedeutet, da es der Natur der Sache nach nicht bestimmter zum Ausdruck gebracht werden konnte. » 20. Und wenn er vollbracht hat das Ber- sohuen des jmnerstenj H»eiligth«1iius«[V. 14—16a], und der Hutte des Stifts [in ihrem vorderen Raum V. 16d], und des [im Vorhof stehenden] Aliats [V. 1815 so soll er den lebendigen sfür Asasel V. 8 ff. bestimmten] Bock lzum Brand- opfer-Altar] herzubringen [lasfen]. 21. Da soll denn Aaron feine beiden Hände auf sein Haupt legen [steifen oder stemmen Kap. 1,sz 4], und bekennen aus ihn alle Missethat der Kinder Israel, und alle ihre Uebertretung in allen ihren Sunden; und soll sie svermittels solchen Handauflegens unter Bekenntnifz und Gebet-«] dem Bock aus das Haupt legen, und ihn diirch einen Mann, »der vorhanden szu diesem Geschäft schon m Yereitschaft gestelltj ist, in die Wuste laufen [abfuhren] lassen. «) Das Gebet lautete, ähnlich wie das zu V. 11 angegebene: Ach HErr, dein Volk, das Haus Israel, hat sich versehen; sie find widerspenstig gewesen, und haben gesündcgt vor dir. Ach HErr, vergieb jetzt das Versehen, die Widerfpenstigkeit und Sünde, damit sie sich versehen, darinnen sie widerspenstig gewesen und damit sie gesündigt haben vor dir, dein Volk, das Haus Israel, wie geschrieben steht im Gesetz Mosis, deines Knechts, da er spricht: An diesem Tage geschiehet eure Versohnung te. (V. 30). « 22. Daß also der Bock alle ihre Missethat auf ihin [die ihm aufgelegt worden] in eine Wild- n1ß·[einsame, von dem bewohnten Lande abge- schnittene Gegend, aus der er sich nicht wieder zuruckfinden kann] trage; und lasse ihn in die Wuste ·[der Mann, der den Bock abgefithrt hat, lasse ihn dort »in der Wüste los und überlasse ihn seinem weiteren Schicksal]. Dieser zweite Bock macht ebenso mit dem ersten nur ein einziges Stindopfer aus, gleichwie bei der Reini- gung eines Aussätzigen (Kap. 14, 4 ff.) die beiden Vögel auf’s Engste zusammengehören und ein und dieselbe Per- son symbolisirenz er ist gleichsam die Wiederholung des ersten Bocks, und wird, was an diesem nicht mehr dar- gestellt werden kann, weil· er schon behufs der Sühne geschlachtet worden ist, an ihm zur Darstellung gebracht. Es soll« aber an ihm, wie wir schon zu V. 10 bemerkten, der Triumph über den Teufel vorgebildet und diesem die mittelst des ersten Boeks vollzogene Blutsühne als eine so vollkommene und unwidersprechliche unter die Augen gestellt werden, daß selbst Er, der Verklägen sie anerkennen und seiries Rechts sich begeben muß, Gottes Zorn und Strafe uber die Sünder noch ferner heraus- zuforderm Wenn dabei der Satan als der von dem Angesicht Gottes gänzltch Entfernte und von der Ge- meinfchaft seines Bundesvolks Abgesonderte oder als der Asasel in der Wüste hausend vorgeftellt wird, so entspricht ein solcher Aufenthaltsort, den auch andere Stellen der Schrift von ihm aussagen (vgl.Ka),-.17, 7.; -,’ Jef. 13, 21.; 34, 143 Matth 12, 43.; Luk. 11, 24.: i , , , , i Blut ui das Heiligthuni zu versohnen gebracht Offcnb. IS, 2), ganz den thatsächlichcn Verhältnissen. Nachdein er nämlich aus dem Himmel verstoßen und die « gottwidrige Welt sein Herrschaftsgebiet geworden, ist er » auch aus der Mitte des entsiihnten Gottesvolkes ge- bannt, nnd kann nur noch in der Wüste, dem Abbild seines eigenen inneren Wesens und dem Sinnbild des » Todes und der Verödung, die er in seinem Gefolge hat, ; sein Bleiben finden. Dorthin werden ihm die Sünden, » die er durch seine Verführung angerichtet, als sein eigen ; zugesandh damit er, so zu sagen, selbst sich überzeuge, « daß, was etwa noch Strafwürdiges an denselben ist, l nur ihn selbst, den ersten Urheber treffen kann. i l 23. Und Aaron soll [nach Entsendung des Mannes mit dem Bock] in die Hütte des Stifts » gehen, und kdort im Heiligen] ausziehen die leine- E neu Kleider, die er [V. 4] anzog, da er in das Heilige ging [die verschiedenen Entsündigungen V. 12-—17 darin vorzunehmen]; und soll sie da- selbst lassen [bis zum weiteren Gebrauch am Ver- söhnungstage des folgenden Jahres aufbewahren] 24. Und soll [abermals] sein Fleisch [den « ganzen Leib] mit Wasser baden an heiliger Stätte [im Vorhof bei dem ehernen Handfaß, gleichwie er das schon vorhin in V. 4 gethan], und seine eigenen sdiegewöhnlichenhohenpriesterlichen Pracht-«] Kleider anthun, und herausgeben saus dem Heili- gen, wo er sich umgekleidet hat, nach dem Vor- hof], und fein Brandopfer [den Widder V. 3], und des Volkes Brandopfer sden Widder V. 5] machen [in vorschriftsmäßiger Weise nach Katz. 1, 10 ff. dar-bringen] und, beide, steh und das Volk versöhnen [sich mit dem ersten, das Volk mit dein andern Widder] 25. Und [zugleich mit diesem doppelten Brand: opferj das Fett vom Siindopfer lsowohl von dem Farren V. 11, als dem ersten Bock V. 15] auf dem Altar anzüuden sdarnach kann er dann zur Darbringung der übrigen Festopfer 4. Mos. 29, 7 ff. schreiten und hieraus die Feier des Tages mit dem täglichen Abendopfer befchließem wie er sie mit dem täglichen Morgenopfer begonnen]. Was die an der angeführten Stelle namhaft ge- machten übrigen Festopfer dieses Tages betrifft (ein Ziegenbock zum Stindopsey ein Farr, ein Widder und sieben jährige Lämmer zum Brandopfer, und ein dazu gehöriges Speisopfer), so ist es auffallend, daß trotz der voraufgegangenen höchsten und vollkommenen Sühne sich dennoch ein nochnialiges Sündopfer an erster Stelle unter ihnen findet. Dies hat aber seinen Grund darin, weil »auch den Geheiligten hienieden die Sünde noch immerdar umgiebt und selbst seine heiligsten Entschlüsse und Werke trübt, und er deshalb zu alleni seinen Vor- nehmen der vergebenden Gnade bedarf« 26. Der aber den ledigen ssür Asasel·be- stinimten] Bocl hat ausgefiihrch soll [bei fein« Rückkehr von diesem Geschäst] seine Kleider wafchciy nnd sein Fleisch [den ganzen Leib] mit Wasser baden [da er diirch das Führen des mit Sunde beladenen Thieres sich verunreinigt hat] , nnd [erst] darnach lnach geschehener Reinigung] in’s Lager kommen. » « 27. Den Farren des Sundopfcrs [V. 3]- und den Bock des Siindopfcrs [V. b]- Wklchkk Noch Einiges über den Versöhnungstag 363 wird [V. 14. 15], foll man Inach der Kap. 6, 30 erlassenen Vorschrift] hinansfiihreii vor das Lager, und [die Ueberreste dieser Opfer] mit Feuer ver- brennen, beide, ihre Haut, Fleisch nnd Mist. 28. Und der [Mann, der im Auftrag des Hohenpriesters Kap. 4, 11. 21] sie verbrennen soll sweil auch er durch dieses Geschäft verun- reinigt worden V. 26] seine Kleider waschen, und sein Fleifch mit Wasser baden, und darnach in’s Lager kommen. II· P. 29—34. Es folgen noch einige nähere Bestim- mungen über die Art, wie der grosse Versöhnung-sing begangen werden soll, soniie iiber den Terrain uiid die Bedeutung desselben. Im ihm, niiniliitj am keimten Tage des siebenten-Monats, gesihieht xbsgraelsz Versöh- nung von allen seinen Blinden; der Ilag ist also nicht blos alg ein hoher Sabnth init Enthaltung von jeder· Gesihiistoarbeih sondern auih als ein kllag allgemeiiier Weniiithigung initxiasteiiing deg Leibe; zu begehen, und das priesterlntje Itnltgiverli des Tages voii dem Yoheiipriesier unmittelbar und in eigener Person zu verrichten. 29. Auch soll [in Beziehung auf die Feier des eben beschriebenen Festes] euch das ein ewiges Recht sein: Am zehnten Tage des siebenten Mon- den [oder des Tisri 2. M. 12, 2 Anm.] sollt ihr fvom Abend des 9. bis zum Abend des 10. dieses Monats Katz. 23, 321 euren Leib kasteien [die Seele demüthigeii oder beugen durch Be: zähmung der leiblichen Begierden, also durch Fasten euch in eine, dem großen Ernste des Tages ent- sprechende Herzensverfassung bringen]», und [gleich- wie am Sabbath ·2. M. 20, 10] kein Werk thun sjedes Geschäft einftellen S. M. 31, 15 Anm., und· zwar foll ein jeder ohne Ausnahme in solcher Weise fasten und feiern], er sei einheimisch [ge- höre zu dem Volke Israel] oder fremde unter euch [wohne als Fremdling unter ench in eurem Lande Z. M. 12, 49]. so. Denn an diesem Tage geschieht eure Versohniziig daß ihr gereiiiiget werdet; voii allen euren S1iiiden werdet ihr [an demselben] gereini- get vor dem HERRn » 31. Darum soll’s ench der grbßtc Sabbath sein Tag völliger Ruhe] fein sgleichwie der siebente Tag jeder Woche] nnd ihr sollt [aufzerdeiii] euren Leib demnthigeu findem ihr an ihm wie vorhin V. 29 gesagt, einem strengen Fasten euch unter: werfet]. Ein ewig Recht sei das. Außer fiir diesen Tag wird sonst für keine andere Feslzeit im Jahr ein allgemeines Fasten vorn Gesetz verordnen das Privatfasten aber, das jemand freiwillig in Form eines Gelübdes sich auferlegt, in 4. Mos- 30, 14 ff. nur in sofern berücksichtigt, als es von einer ab: hängigen Person übernommen wird, um eine Collifion (Widerftreit der Pflichten) zu verhüten. Jenes, das öffentliche Fasten, gefchah in der nachniofaifcheii Zeit bei außerordentlicheii Veranlassung«« die zu allgemeiner Deniüthigiiiig vor Gott behufs. Erlangung der Gebt-ts- erhörung aufsorderten Nicht. M, 26.; I. Sinn. 7, 6.; 31, 13.; 1. Köin 21, 12; Esra 8, 21), bis dann nach der babylonischeu Gefangenschaft lieftiiiiilite jährliche Fast- tage aufkamen, nämlich: 1) im 4. Monat, in welchem die Chalditer zuerst in die Stadt eingebrochen waren (Jer. 52, 6 f.); L) im 5. Monat zur Erinnerung an die Zerstörung-des Tempels und der Stadt (2.Kön.25, 8 ff.; Such. 7, 3); Z) iin 7. Monat zum Andenken an die Ermordung Gedaljcks und feiner Getreuen (2. K. 25, 25 ff.; Jer. 41, 1 sf.); 4) im 10. Monat, wo die Belagerung begoiinen hatte (2. K. 25, 1 ff.; Sach. 8, Z 19 sf.); b) am Tage vor dem auf den 14. u. 15. des Monats Adar fallenden Purinifefte, das zum Gediichk nifz der durch Esther bewirkten Errettung der Juden von Humans Mordanschlägeii sonst in allgemeiner Fröh- lichkeit und unter allerlei Scherzen begangen wurde Nach dem Exil wurden auch Privatfasten sehr häufig, namentlich erblickten die Pharisäer darin ein verdienst- liches Werk des Gottesdienstesz sie fasteten zweimal in der Woche (Luk.18, 12), am Montag und Donnerstag, weil der Tradition zufolge Mose an einein Donnerstag auf den Sinai gestiegen und an einein Montag mit den Gesetzestafeln wieder herabgekommen sei. Die Christen haben dies zweimalige Fasten in jeder Woche festgehal- ten, es aber auf den Mittwoch, an welchem ihr HErr verrathen, und aus den Freitag, an welchem er gekreu- zigt wurde, verlegtz ebenso entwickelten sich aus den jährlichen Fasttagen der Juden, die vorhin unter Nr. 1—4 genannt wurden, vier jährliche, große Fasten-Zeiten in der christlichen Kirche: l) die QuadragefimabFaften vor Ostern (nach Matth. 4, 2); Z) die Fasten vor Weih- nachten vom 15. November bis 24. Dezember; Z) die Marienfaften von: 1.—15. August: 4) die Apoftelfaften iiach Pfingsten (Apostg. 13, 3). Von diesen bestehen in der evangelischen Kirche nur noch die ersteren, aber nicht mehr als eigentliche Fastenzeit; wirkliches Fasten im strengen Sinne aber, als Enthaltung von jeglicher Nah: rung während einer gewissen Zeit, wird in ihr theilweis noch geübt von denen, die zum heil. Abendmahl gehen, und entfpricht dies ganz der urfprünglichen Einfachheit, womit auch im Gefetz Mosis nur fiir den Versöhnnngss tag ein solches Fasten gefordert wird. Die Bestimmun- gen der Bekenntnißschriften unserer Kirche über das Fasten s. Auge-b. Cons Art. Xxvlz Apol. Art. Vlll.; Schmalk Art. 11l.", 15. Vgl. Luther zu Matth. s, 16 ff. 32. Es foll aber solche Versöhnung [wie nach V. 30 an diesem Tage gefchehen soll] thnn ein Priester, den man geweihet, und des Hand man gefiillei hat zum Priester an feines Vaters Statt sder jedesmalige, zu seinem Amte mit vollstän- diger Salbung geweihete und feierlich in dessen Functionen und Gerechtsame nach 2. M. 29 ein- gesetzte Hohepriefter]; nnd soll [vor Ausrichtung derselben] die leineneu jKleider [V. 4] anthun, niimlich die heiligen Kleider [die er neben der eigentlichen hohenpriesterlichen Amtstracht für diesen Zweck hat]. 33. Und soll also [mit diesen einsach weißen Kleidern angethan] versöhnen das heilige Heilig: thum [das Allerheiligste], und die Hütte des Stists [das Heilige] und den [Brandopfer-] Altar [V. 16 —20], iiiid die Priester und alles Voll der Ge- meine [auf die V. 11—— 15 beschriebene Weise] 34. Das soll euch [den Priestern, an deren Spitze der Hohepriester steht] ein ewiges Recht sein, daß ihr die Kinder Israel versöhnt von allen : ihren Sünden, ini Jahr einmal szn der V. 29 angegebenen Zeit] lind Mose that, wie ihm der HERR geboten hatte [theilte seinem Bruder Aaron 364 den Auftrag V. 2 ff. mit, und dieser wiederum brachte die göttlichen Vorschriften das nächste Mal, wo der 10. Tag des Monats Tisri wie- verkehrte, als Israel nun schon vom Berge Sinai aufgebrochen war 4. Mos 10, 11., zur Aus- fuhrung]. Das 17. Kapitel. Ort der Opfer bestimmt. Jst-tut zu essen verboten. I— U.1·——16. Nachdem so der Zjllirr seineni hIolli einen Gag im Jahre· verliehen hat, an welchem es immer von Zcleuem wieder vor ihm gereinigt werden soll von allen seinen Sünden, fordert er nunmehr auch desto bestimmter, das; es nicht wandele nach der weise der Zzeiden und der Gananitey sondern in den Geboten seines Gottes, und verordnet zunächst, wie es zur Dar- stellungder Xjeiliglieiy dazu es berufen ist, hin- sichtlich seiner ilahrung sich zu verhalten hat. Zluch seine Zjaussttilactitungeii soll es wenigstens fiir die Zeit, wo dies noch niliglictj ist, bei der Itistshiitte vollziehen, uni so alles deni ZhGrrm und nichts mehr den Feld- teufeln ku unsern; fiir alle Zeiten aber sich streng des Plutgenusses enthalten und den Genuß von Aas und von Fleisch zerrissener Thiere, ob er gleish während des Ælistenaufenthaltes sich nicht ganz wird vermeiden lassen, doth als etwas glerunreinigendes betrachten. 1. Und der HERR redete [ferner] mit Riese, und sprach: 2. Sage Aaron und seinen Söhnen sals den verordneten Wächtern des Gesetzes], und allen Kindern Jsrael [als welchen die folgenden Ge- bete gelten]- xind sprich zu ihnen: Das ist-s, das der HERR [in Beziehung auf eure Fleischnah- rang] geboten hat [damit die Art und Weise der- selben eurem Berufe zum Volke meines Eigen- thums gehörig entspreche]. Z. Welcher ans dem Hause Israel einen [für den Hausbedarf bestimmten] Ochsen, oder Lamm, oder Ziege schlachtet in dem Lager [bei seinem Zskgltiuvgszeltl oder außer dem Lager [aus freiem e e , ·4. Und nicht»[vielmehr das zu schlachtende Thier] vor die That der· Hütte des Stifts [in den Vorhof] brtngetswo hinfort allein alle Schlach- tungen, auchdie für’s Haus, geschehen sollen], daß es lzugleich durch Schwenkung des Blutes an den Altar und Anzündung der Fetttheile auf demselben V. 6] dem HERRn zum Opfer gebracht werde vor der Wohnung des HERRnz der soll des Bluts schuldig sein [das durch ihn vergossen worden], als seiner] der Blut vergosseti seine Mordthat begangen] hat, und solcher Mensch soll sindem nun das Strafgesetz wider die Mörder auf ihn anzuwenden ist] ausgerottet werden aus feinem Volk. 5. Darum sollen die Kinder Israel ihre lSchkacht-] Opfer, die sie [etwa, der bisherigen s. Mose 17, 1—14. Gewohnheit gemäß] auf dem freien Felde opfern wollen, fnicht mehr daselbst opfern, sondern von nun an] vor den HERRn bringen, vor die Thür der Hütte des Stifts, zum Priester, und allda ihre [Schlachtopfer ganz in der Form der] Dank- opfer [in der Kap. 3 verordneten Weise] dem HERRn opferm 6. Und der Priester soll das Blut auf den Altar des HERRn sprengen [schtvenken], vor »der Thür der Hütte des Stifts, und das Fett anzun- den zum süßen Geruch dem HERRnz 7. Und [sie, die Kinder Israel, sollen] mit nichten ihre Opfer hinfort swie seither geschehen] den Feldteufeln opfern, mit denen sie huren [Götzen- dienst treiben, f. Anm. zu 2. IN. 34, 16]. Das [daß sie so ihre Opfer allein dem HErrn, ihrem Gott, opfern, nicht aber den Feldteufeln oder Unholden der Wüste] soll ihnen ein ewiges Recht sein bei ihren Nachkommen [wenn auch der Ge- brauch, alle Schlachtungen für das Haus bei der Stiftshütte zu vollziehen V. 3 f., seiner Zeit wieder aufhören muß 5. M. 12, 15, da er im Lande Canaan selbst nicht ausführbar ist] Schon in L. M. 23, 19 wurde ein heidnischer Ge- brauch, den Israel in Egypten angenommen, aufs Strengste untersagt; auch Z. M. 18, 23 zeigt, wie arg das Volk von egyptischen Gräueln angesteckt war. Hier sind denn unter den Feldteufeln (hebr. seirim, d. i. Böcke) die bösen Geister oder Unholde der Wüste zu ver- stehen, die man sich in Bocksgeftalt dachte lähnlich den Satyrn der Griechen und Römer) und denen man einen Theil seiner Schlachtungen als Opfer zueignete, um ihre Gunst sich zu erwerben und ihren verderblichen Einfluß von sich abzuhalten. So entschieden nun die Schrift gleich in ihren ersten Büchern auf das» Dasein eines Rei- ches der Finsternis; hinweist und nicht nur von deni Teu- fel und den bösen Geistern als wirklich existirenden We- sen redet, sondern auch die Wliste wirklich als ihren eigentlichen Aufenthalt anerkennt, von wo aus sie ihre Streifzüge und Angriffe wider die Menschen unterneh- men (vgl. Anm. zu Kap. 16, 10 u. 22 und zu Jes. 13, 21); so wenig duldet sie doch, daß diesem Reiche der bösen Geister irgend welcher Dienst erwiesen werde, und tritt gerade darum in einen so heftigen Kampf wider den Götzendiensh weil ihr dieser Dienst selber schon für ein Teufels- und Dämonendienst gilt (2. M. 7, 22 Anm.), auch abgesehen von den Opfern, welche die Heiden absichtlich und bewußter Weise dem Teufel und seinen Dämonen darbrachten Die Kinder Israel hatten sich, wie aus unserer Stelle hervorgeht, in Egypten gewöhnt, ihre Schlachtungen auf freiem Felde in der Art zu vollziehen, daß sie davon ebenfalls den Ungethttmen der Wüste einen Theil weiheten (vgl. 5. M. 32, 17.; Jos. 24, I4), und damit die ursprüngliche Schlachtungsarh von der in der Anat. zu Kap. 1, 2 die Rede war, in greulicher Weise verkehrt; diese wird denn hier wieder hergestellt icnd daniit von Neucni der rechte Gottesdienst an die Stelle des heidtiifcheti Teufelsdienstes gesetzt. Ueber den Teufel soll das Volk Gottes trium- - phiren und ihm das zurückgeben, was sein ist, die Sünde nnd ihre Verdanimniß (Kap. 16, 20—22); aber seine Hilfe und sein Heil soll es allein erwarten von deni lebendigen Gott, und darum auch ihn! allein feine Ga- ben und Dienste weihen. 8. Darum [um die Opfer, die Andern als dem Einen wahren Gotte gelten könnten, ein für alle Mal abzuschneiden] sollft du zu ihnen fzu Ort der Opfer bestimmt. Blut zu essen verboten. 365 Aaron und seinen Söhnen und zu allen Kindern Jsrael V. 2] sagen: Welcher Mensch aus dem Hause Israel, oder auch ein Fremdling, der unter euch ist, der ein [Schlacht-] Opfer oder Brandopfer saus eigenem Antriebe] thut, 9. Und bringrs nicht vor die Thiir der Hütte des Sttfts sdes einzigen Heiligthums Jsraels], daß er’s dem HERRU thue [sondern opfert es anderswo, es sei, wo es wolle]; der soll ausge- rottet werden von seinem Volk [vgl. 5. M. 12- 1—14]. Diese Ziilassiing der Fremdlinge zum gewöhnlichen Opfergottesdienst bei der Stiftshüite war um so mehr ein Bediirfniß, als diese in dem Lande des Gottes Js- rael ihren früheren Göttern nicht dienen sollten, sie hing « aber auch außerdem mit dem Berufe des auserwählten Volkes, die Erkenntniß des wahren Gottes zu pflegen und den übrigen Völkern zu vermitteln, aufs Engste zusammen. Ueberhaupt stellt das Gesetz die Fremdlinge im Lande nicht nur unter seinen Schutz, daß sie in kei- nerlei Weise bedriickt werden sollten, sondern gewährt ihnen auch fast gleiche Rechte in bürgerlicher und kirch- licher Hinsicht mit den Eingeborenenz nur durften sie, wie eben erwähnt, keinen Götzendienst treiben (Kap· 20, 2), den Namen Jehovws nicht lästern (Kp. 24, 16), keine Unzuchtssiinden begehen (Kp. 18, 26), am Sabbath kein Geschäft verrichten (2. M. 20, 10), während der Passahzeit kein gesäiiertes Brot genießen (2. M. 12, 19), kein Blut und kein Fleisch von gefallenen oder zerrissenen Thieren essen (3. M. 17, 10. 15), und mußten am großen Versöhnuiigstage mitfasten (3. M. 16, 29). Dar- aus bildete sich nachher eine besondere Klasse von Pro- selyten (d. i. Hinzugekommenh näinlich zum Juden- thum), welche nach b. M. 31, 12 Proselyten des Thors genannt werden; sie begreift alle diejenigen an das Judenthuni sich anschließenden Fremdlinge in sich, die unter Jsrael sich niederließen und zur Beobachtung der sog.-7 Noachischen Gelübde sich verpflichteten (Apostg· 15, 20). Von ihnen sind die Proselyten der Gerech- tigkeit zu unterscheiden, welche durch Annahnie der « Beschneidung und des ganzen mosaischen Gesetzes voll- ständig in die Theokratie übergingen und eigentliche Bundesglieder wurden (Luther: Judengenofsen, Apostg- 2, 11; S, 5); diese durften denn auch ani Passah Theil nehmen (2. M. 12, 48), doch sollen Edomiter und Egypter erst im dritten Geschlecht, Amnioniter und Moabiter aber, sowie die sieben zur Ausrottung bestimm- ten cananitischen Völker, sammt den entmannten und in Ehebruch gezeugten Personen, gar nicht in die Bür- Zårschaft Jsraels aufgenommen werden (5. M. ·7, l ff.; 10. Und welcher Mensch, er sei vom Hause Israel, oder ein Fremdling unter euch, irgend Blut isset; wider den will ich mein Antlih setzen sdaß er seiner Strafe nicht entgehen soll, auch wenn der von ihm begangene Frevel vor Men- schen verborgen bleibt und von Menschen nicht geahndet wird], und will ihn [durch ein plötzliches Gericht] mitten aus seinem Volke rotten. 11. Denn des Leibes Leben [die den Leib belebende Seele] ist im Blut [hat in dem Blute ihren Sitz, wird von demselben gleichsam getragen und durch dasselbe mit dem ganzen Leibesorga- nismiis in Verbindung gesetzt, das; sie ihn be- leben und durchwalten kann], und ich hab’s cuch [in all’ den blutigen Opfern, von denen Kap. 1 und Kap. 3——5 die Rede gewesen] zum Altar gegeben, daß eure seigenenj Seelen [die um der auf ihnen tastenden Sündenschuld willen verdient hätten, selbst in deii Tod dahingegeben zu wer- den] damit versöhnt werden sindem die mit der Verströmung des Blutes den Tod erleidende un- « schuldige Thierseele stellvertretend oder als Löse- geld Matth. 20, 28 für sie eintritt] Denn das Blut ist die Versöhnung für das Leben [eben da- rum, weil das Blut der Sitz» und Träger der Seele ist und beide, Seele und Blut, gewisser- maszen Ein Ding sind 5. M. 12, 23, ist es mög- lich, die eine Seele für die andere dahinzugeben und so die Versöhnung oder Deckung eures eige- nen, dem Tode verfallenen Lebens zu bewirken]. 12. Darum hab ich [schon früher zu mehre- ren Malen Kap. 3, 17.; 7, 26 f.] gesagt zu den Kindern Israel fund dehnedas Verbot, indem ich es jetzt mit besonderem Nachdruck wiederhole, auch aus alle, die in eurer Mitte sich aufhalten, aus]: Keine Seele soder Person] unter euch soll Blut [oder irgend welches mit Blut Gemengte Kap. 19, 261 essen; auch kein Fremdling, der unter euch wohnet. 13. Und welcher Mensch, er sei vom Hause Israel, oder ein Fremdling unter euch, der ein Thier oder Vogel fcihet auf der Jagd, das man isset szu denjenigen Wild- oder Vogelarten gehört, deren Fleisch nach Kap.11 gegessen werden darf]; der soll [zuvor, ehe er das erlegte Thier oder den eingefangenen Vogel zu seiner Nahrung ver- wendet] desselben Blut vergießen, und [die Stelle, dahin er das Blut hat ausflieszen lassen] mit Erde zuscharren [damit es nicht irgendwie ent- weihet werde]. 14. Denn [um nochmals den Grund, warum alles Blut euch heilig sein soll, zu nennen:] des Leibes Leben ist in seinem Blut, lzlvar nicht in dem Blute an sich, so daß die Blutmaterie auch abgesehen von der mit ihr verbundenen Seele schon für des Leibes Leben gelten könnte, wohl aber] so lange es [das Blut] lebet [die Seele noch von ihm beschlossen und getragen wird; erst mit dem Ausströmen alles Blutes also ist ein Thier wirklich todt]; und ich habe den Kindern Israel gesagt: Ihr sollt keines Leibes [wörtlich: Fleisches, hier soviel als: Thieres] Blut essen [darum müßt ihr, wie vorhin V. 13 angegeben, bei jedem zu genießenden Thiere so sorgfältig auf vorherige Entfernung alles Blutes Bedacht neh- men]. Denn [zum dritten Male halte ich’s euch vor, damit ihr so recht eine heilige Scheu vor allem Blute beobachtet:] des Leibes Leben ist in seinem Blute. Wer es [denn, meines scharfen Verbotes ungeachtet, gleichwohl] isset, der soll [als einer, der einen Frevel begangen hat 4. Mos. 15, 301 ausgerottet werden. 366 Jn vorstehenden Versen sind 3 Sätze ausgesprochen: 1) das Blut hat die Seele in sich; L) es dient zum Sühnniittel für die Seele der Menschen; Z) es foll nicht gegessen werden. Es handelt sich nun uin das Verhält- niß dieser 3 Sätze zu einander: ob der erste den zwei- ten, nnd wiederum dieser den dritten begründen soll; oder ob der erste sowohl wie der zweite einen eigenen selbstständigen Beweggrund für das Verbot des dritten Satzes abgiebt. Je nachdem man für die eine oder die andere Ansicht sich entscheidet, wird man das Verbot des Blutgenusses im neuen Testament entweder für auf ge- hoben oder fiir ferner verbindlich erkennen, wie es denn wirklich in den ersten Jahrhunderten der christlichen Kirche ebenfalls beobachtet worden ist und manche Christen noch jetzt daran festhalten, so das; ihnen der Genuß von Vögeln, die in der Schlinge gefangen worden, von erleg- tem Wild, das nicht ordentlich ausgeblutet hat, nainent- lich aber von Vlutwurst und sonst zur Speise bereitetem Blut als schlechthin verwerflich erscheint. Nach der erst- genannten Auffassung unserer Stelle wäre der Gedan- kenfortschritt dieser: Weil das Blut Sitz und Träger der Thierseele ist, darum habe ich es euch zum Siihnmittel für eure Seelen verordnet; und weil ich’s denn euch zum Altar gegeben, zu sühnen eure Seelen, darum solltihr’s nicht essen, gleichwie ihr auch das Fett der zum Opfer- dienst zulässigen Thiere, davon dem HErrn ein Feuer angezündet wird und das damit dem gemeinen Gebrauche entzogen ist, nicht genießen dürft (Kap. 7, 23 sf.). Seit- dem nun das Opferblut der Thiere aufgehört hat, Sühn- mittel für Menschenseelen zu sein, da ja Christus mit seinem Blut uns ein für alle Mal versöhnt hat, seitdem hat nach dieser Auffassung das Verbot seine eigeiitliche Grundlage und mit derselben auch feine Verbindlichkeit verloren; in Aug. 15, 20. 29.; 21, 25 wird dasselbe nur noch eine Zeit laiig aufrecht erhalten, weil es den aus den Juden bekehrten Christen so schwer wurde, in die Aufhebung der mosaifchen Nitualgesetze sich zu sin- den, und ihnen bei ihrer Schwachheit kein Aergernisz ge- geben werden sollte. Nach der zweiten Ansicht hinge- gen sind zwei Gründe für das in Rede stehende Verbot angegeben; der eine ist hergenommen von des Blutes Wesen (es ist Sitz und Träger der Seele), der andere von des Blutes Bestimmung (es sollzum Sühnniittel für Men- schenseelen dienen). Jenes ist der prim är e oder ursprüng- liche Grund, der schon vor Erlaß der niofaischen Opfer- gesetzgebung Giltigkeit hatte (1. Mos I, 4), und auch nach Aufhebung derselben noch in voller Giltigkeit geblieben ist (Apg. I5, 20); dieser, der secundäre oder hinzugekom- mene Grund, hat denn im neuen Testament mit dem Opfertode Christi allerdings seine Bedeutung verloren. Diese Ansicht beruft sich darauf, daß das Verbot, das ebenfalls zum Opferdienst bestimmte Fett zu genießen, ganz anders dastehe, als das des Blutgenussesz während nämlich letzteres ganz unbedingte und auf alle nur mög- liche Fälle und Verhältnisse ausgedehnte Giltigkeit habe (3. M. 7, 26 f.), ist ersteres niemals weiter ausgedehnt gewesen, als auf diejenigen Thiergattungem die theils unmittelbar zum Opfer verwendet (Kap. '7, 23——25), theils mittelbar in der Form von Dankopferiy so lange Jsrael in der Wüste sich befindet, geschlachtet werden sol- len (K. 17, 3—5), und wird in Beziehung auf die gewöhnlichen Hausschlachtungen ausdrücklich von da an wieder zurückgezogem wo diese nicht mehr bei der Stifts- hütte stattfinden konnten (5. M. 12, 15 f. 20-24), Z. Mofe 17, 15. dem Gebrauch für heilige Zwecke, den es mit den: Fett gemein hat, noch ein anderer Grund des Verbots hinzu- kommt, nämlich der in 5. M. 12, 23 noch einmal mit besonderem Nachdruck hervorgehobene: »das Blut ist die Seele« Die abendländische Kirche (und in ihr nament- lich auch Auguftinus) hat der inorgenlijndischen gegen: über sich frühzeitig für die erstere Ansicht oder für die Aufhebung des Verbots erklärt, obgleich sich nicht ver- 16. 18, 1—9. kennen läßt, daß die andere dem unmittelbaren Eindruck des Schriftivortes besser Rechnung trägt. ·15. Und welche Seele [Person] ein Aus sdas Fleisch von einem an sich reinen Thier, was aber VeteUdetL oder was vom Wilde zerrissen [in wel- chSMJTIsD noch Blut] ist, isset, er sei ein Ein- hcimischer oder» Freiiidlingz der soll fein Kleid waschen, nnd sich mit Wasser baden, und unrein sein bis» auf den Abend; so wird er [wieder gesetz: lich] kein. » 16. Wo er feine Kleider nicht waschen, noch sich baden wird; so soll er seiner· Missethat schul- dig sein lund hat mein Strafgericht zu fürchten]. Gleichwie in 5. M. 12, 15. 20 ff. die V. 3——5 unseres Kapitels erlassene Verordnung, alle Schlachtun- gen beim Heiligthuni zu vollziehen, für das Wohnen im Lande Canaan als dort unausführbar zurückgenommen wird, so liegt hier der umgekehrte Fall vor; das Fleisch verendeter oder zerrissener Thiere sollte eigentlich gar nicht genossen, sonderii den Hunden vorgeworfen oder an Ausländer verkauft werden (2. M. 22, 30.; 5. M. 14, 21), mit Rücksicht auf den Fleischniangel in der Wüste sieht jedoch der HErr von solchem Verbot einstweilen noch ab nnd erklärt den Genuß blos für verunreinigend bis zum Abend (vgl. Kap. 11, 40 Aiim.). Jn dieser Wan- delbarkeit derartiger Gebote zeigt sich, daß fie keine sitt- liche, sondern nur eine eeremonielle Bedeutung haben. Nichts desto weniger behalten sie auch für uns im neuen Testamente noch iininer ihren hohen Werth, und sollten besser beachtet und sorgfältiger erwogen werden, als leider gefchiehet; nicht als ob fie an sich noch verbindliche Kraft hätten, wohl aber liegt in ihnen, da fie ihren Ursprung von Gott haben, auch göttliche Weisheit und göttliche Kraft, die wir uns für unser persönliches wie für unser gesellschaftliches und religiöses Leben zu Nutze machen sollten (Jes. 65, 8). . Das 18. Kapitel. Yerbotene Grade der Zstutsfreundfkhaft im Zeit-sitzen. II— ziL1—30. Weiter soll Israel zur Wahrung seines Berufs, nicht zu wandeln ivie die Jheiden und insbe- sondere ivie die Eananitey in deren xland es einzieht, sondern heilig zu sein, ivie der Tjlxirr sein Gott lieilig in, hinsiitjtliitj der Ehe sowohl von aller Idlutsihandc sich rein hatten M. 6—18), als auih alle Grenel der xlnziiihh namentlich der unnatiirlikljem vermeiden G. 19—23); sonst niiiszte es einst ebenfalls von deni Lande ausgespien werden, ivie dies jetzt die Eananiieiy nach- dein es in erschreitiliiijeiit Zllahe von ihren Greueln be- fleitit worden ist, augspeiei. 1. Und der HERR [mit den auf Darstellung der Heiligkeit in Jsraels ganzem Wandel ab- zweckenden Geboten sortfahrend] redete [ferner] mit Mo e, und ra : woraus deutlich hervorgeht, daß bei dem Blut außer ; f sp ch 2. Rede niit den Kindern Israel, und sprich zu ihnen: Jch bin der HERR, euer Gott sund da ich heilig bin, sollt auch ihr euch heiligen, daß ihr heilig seid Katz. 11, 44]. 3. Jhr sollt Deshalb] nicht thun nach den Werken [Exempeln] des Landes Egypten, darinnen ihr gewohuet habt, auch iiicht nach den Werken Aas zu essen verboten. Verbotene Grade der Blutsfreundschaft im Heirathen des Landes Canaan, darein ich euch führen will, s ihr sollt auch euch nach ihrer Weise [den Satzun- gen, womit sie die bei ihnen herrschenden Ge- wohnheiten rechtfertigeUJ nicht halten [und euch dadurch in eurem sittlichen Urtheil verwirren lassen]. 4. Sondern nach meinen Rechten [die ich euch ver-kündigen lasse] sollt ihr thun, und meine Satzungen sollt ihr halten, daß ihr darinnen wan- delt; denn ich bin der HERR, euer Gott [und von mir allein habt ihr die Richtschnur für euer ganzes Volksleben und für jede einzelne Handlung zu entnehmen, beim Anschluß an die Werke und an die Weise der Heiden aber würdet ihr sofort auch den Göttern derselben verfallen und selbst zu Heiden werden]. 5. Darum sollt ihr meine Satzungen halten, und meine Rechte. Denn welcher Mensch dieselben thut, der wird dadurch leben sdas wahre Leben gewinnen und selig sein in seiner That Luk. 10, 28-; J0k« l, 2515 denn ich bin der HERR sder allein das Leben hat und in dessen Gemeinschaft es allein zu finden ist]. b. Niemand [nun — das sind meine Satzun- gen und Rechte —] soll sich zu seiner nachsteu Vlutsfteundltt [zu einer solchen Person, die schon Fleisch von seinem Fleisch Ist] thun, ihre Scham zu bloßen smit ihr Ein Fleisch zu werden 1. M. 2, 24]; denn ich bin der HERR sder die Ehe gestiftet hat und seine Ordnungen streng aufrecht erhalten wissen will, daß sie nicht irgendwie ge- stört tverden]. Die Ehe, wie sie einerseits ganz auf dem gottgeord- neten Unterschied der Geschlechter beruht, so hat sie auch andererseits die Vereinigung beider Geschlechter zu ihrem gottgewollten Ziel; nnd zwar eine Vereinigung, in nnd mit welcher der eine Theil sich unauflöslich und für’s ganze Leben an den andern zum Dienst mit Leib und Seele gebunden weiß, die also sehr bestimmt von der blos fleischlichen Vermischung im außerehelichen Um- gang sich unterscheidet. Hierdurch wird die Ehe zur höchsten und vollkommensten Form persönlicher Gemein- schaft auf Erden, zu einem wechselseitigen Verhältnis» in welchem der Geist der nienschlichen Liebe das ungehemim teste Walten findet und in solcher Wirksamkeit die Fülle der göttlichen Liebe ermessen lernt. Gehört es sonach zum Wesen der Ehe, daß in ihr Mann und Weib als Zwei zu Einem Fleisch werden, so müssen sie vorher wirklich ihrer Zwei gewesen sein und dürfen nicht in natürlicher Einheit des Fleisches mit einander gestanden haben. Dies ist um so mehr nothwendige Voraussetzung bei Schließung einer Ehe, als die in der letztern sich vollziehende Geschlechtsgemeinschaft bedingt und getragen wird von der durch dieselbe aufgerichteten Lebens- und Berufsgemeinschast beider Gatten für die ganze Dauer ihres Erdendaseins, so das; ein Mann seinen Vater und seine Mutter verläßt, um an seinem Weibe zu hangen (1. M. 2, 24); denn ein solches Verlassen einestheils und Anhangen anderntheils kann überall da nicht zur vollen Wahrheit werden, wo zwischen Mann uud Weib schon eine engere Familienverwandtschaft besteht. Es kann Umstände und Verhältnisse geben, wo eine anderweitige Verehelichung als mit einer Blutsverwandtin dein Manne geradezu unmöglich ist, oder doch im höchsten Maße be- denklich sein würde; jenes war bei Kain der Fall, der eine seiner Schwestern zum Weibe nahm (1. M. 4, 17), 367 dies bei Abraham, der durch Verheirathung mit seiner Halbschwester Sarai den Zusammenhang mit dem im- mer weiter um sich greifenden Heidenthum vermeiden wollte (1. M. 11, 29). Jm ersteren Falle war eben das ganze Bienschengeschlecht nur noch in einer einzigen Familie beschlossen, diese repräsentirte also zugleich die ganze Gattung; in dem anderen Falle dagegen fand in geistlicher Hinsicht etwas dem Aehnliches statt, indem die übrigen Geschlechter der Nienschen für das Geschlecht der Frommen ein Gebiet ausmachtem das sie nicht betreten durften, für sie also so gut wie gar nicht vorhanden waren. Bei Jakobs Hause sahen wir in Betreff der Töchter der Wahl zwischen zwei gleich mißlichen Ent- schließungem entweder in heidnische Familien hinein zu heirathen, oder mit unmittelbaren Blutsoerwandten sich zu verbinden, durch besondere Fiigung der göttlichen Weisheit vorgebengt (Anm. zu 1. M. 46, 15); hier in unserm Kapitel nun, wo Ausnahmezustände überhaupt nicht mehr in Betracht kommen, tritt der Begriff des Jncestes oder der Geschlechtsverknischung unter Bluts- verwandten in seinem ganzen Umfange ein. Es wird dabei stehend der Ausdruck »die Scham blößen« gebraucht; das deutet darauf hin, wie sehr die Geschlechtsgemein- schast, selbst die ehrliche, obgleich sie Gottes Ordnung und an sich etwas Heiliges ist, dennoch von dem Bewußtsein unveräuszerlicher Unreinheit nicht loskommen kann, seit der Mensch der Sünde verfallen ist. Dies Bewußtsein, welches uns die eheliche Beiwohnung viel zu sehr als einen fleischlichen Akt empfinden läßt, als daß wir etwas Sittliches darin zu erkennen vermöchten, ist denn der Grund jenes Grauens vor der Geschlechtsgemeinschaft mit solchen Personen, von denen verwandschaftliche Pietät uns znrückhälh wie er in dem Wort Blutschande sich ausspricht. Fatnilienleben der äußersten Gefahr der Zerrüttung durch immer weiter gehende Unzucht ausgesetzt ist, und weder das kindliche Verhiiltniß der Unterordnung, noch das geschwisterliche der Nebenordnung aufrecht erhalten wer- den kann, wußte man in Egypten und Canaan nichts mehr; dort bestand im Interesse des Kastenwesens ge- radezu die Sitte, daß jeder seine Schwester heirathete, und hier traten die Jsraeliten in ein Land ein, das noch von weit ärgeren Greueln seiner Einwohner verunreinigt worden war; daher der HErr sein Volk durch die nach- folgenden Gebote, die sämmtlich an den Mann sich richten und ihm die verbotenen Grade der Blutsfreundschaft vorhalten, nach beiden Seiten hin abschließt, und das Volks: und Familienleben desselben auf neuer, sittlicher Grundlage gestaltet. 7. Du sollst deines Vaters und deiner Mut- ter Scham nicht blößen [indem du mit deines Vaters Weib, die zugleich deine Mutter ist, dich verbindest]; es ist deine Mutter, darum sollst du [um so mehr] ihre Scham nicht blößen [als du damit nicht blos gegen den Vater, wie in dem folgenden, V. 8 angeführten Falle, sondern zu- gleich auch gegen die eigene Mutter dich ver- stindigst]. 8. Du sollst drittes Vaters Weibes Scham nicht blhßen [ob sie gleich nur deine Stiefmutter ist und mit dir blos in mittelbarer Blutsver- wandtschaft steht]; denn es ist deines Vaters Scham [und zwar in beiden Fällen, mag sie sein volles Eheweib oder nur sein Kebsweib sein I. M. 35, 22.; 49, 4.; B. M. 20, 11.; 5. M. 27, 20]. 9. Du sollst deiner Schwester Scham, die deines Vaters oder deiner Mutter Tochter [also Von derartigem Grauen, ohne welches das, 368 deine HalVschwesterJ ist, daheim oder draußen ge- boren [sie sei ehelich oder auszerehelich erzeugt], nicht blähen. 10. Du sollst deines Sohnes oder deiner? Tochter Tochter [d. i. deiner Enkelin] Scham nicht « blähen; denn es ist deine Scham [die Enkelin ist mittelbar von dir erzeugt, eine fleischliche Ver- mischung mit ihr wäre demnach eine Schändung deines eigenen Fleisches und Blutes]. Eine Ehe oder fleischliche Vermischung mit der eige- nen Tochter wird hier nicht besonders ausgeführt, weil dieses Verbrechen ebenso, wie 2. M. 21, 15 der Eltern- mord, als nicht wohl möglich angenommen wird. 11. Du sollst der Tochter deines Vaters Weibes, die deinem Vater geboren ist [sei nun deren Mutter deine eigene oder blos deine Stief- mutter], und die deine [in ordentlicher Ehe er- zeugte leibliche oder deine-Stief-] Schwester ist, Scham nicht blößen Nach anderer Auffassung bezieht fich dieses Verbot auf den Sohn erster Ehe, der mit seiner Halbschwester aus der zweiten Ehe des Vaters sich nicht verbinden soll, « während; in V. 9 der Sohn zweiter Ehe angeredet und ihm die Verbindung mit einer Tochter aus erster Ehe, sei es des Vaters oder der Mutter, untersagt werde. 12. Du sollst deines Vaters Schwester [dei- ner Tante väterlicherseitsJ Skham nicht blitßenz denn es ist deines Vaters nachste Vlutsfreundin [und um feinetwillen dir unnahbar]. 13. Du sollst deiner Mutter Schwester [dei- ner Tante mütterlicherseits] Scham nicht blößenz denn es ist deiner Mutter nächste Blutsfreundin [und um ihretwillen dir verwehrt]. 14. Du sollst deines Vaters Bruders sdeines Oheims] Scham nicht blößen, daß« du sein Weib nehmest; denn sie ist deine Vase [und als solche eine Person der Ehrfurcht für dich]. Jm eigentlichen Sinne wird der Ausdruck »die Scham blößen« nur in Beziehung auf ein Weib ge- braucht; da aber Mann und Weib durch die Ehe Ein Fleisch sind, so wird in des Weibes Scham zugleich die des Mannes entblößt (V. 7) oder, wie es in 5. M. 22, 30.; 27, 20 heißt, seine Decke, sein Fittig aufgedeckt (vgl. Rath. Z, 9). Während übrigens die V. 7—11. 15. 17 genannten Fälle in Kap. 20, 11 ff. als sluchwürdige Verbrechen mit der Strafe der Ausrottung bedroht werden, heißt es dort in Betreff der Fälle V. 12—14 und V. 16 nur, daß, die solches thun, ihre Schuld tragen, d. h. kinderlos sterben sollen· 15. Du sollst deiner Schnur [Schwiegertoch- ter 1. M. 38, is] Scham nicht blbßenz denn es ist deines Sohnes Weib [und um seinetwillen dir verwehrt], darum sollst du ihre Scham nicht blähen. 16. Du sollst deines Vruders Weibes [dei- ner SchwägerinJ Scham nicht blößenz denn sie ist T deines Vruders Scham [an dem du dich versun- digen würdest, wenn du seine Wittwe zum Weibe nehmen wolltest, es sei denn, daß er kinderlos verstorben wäre und nun die Pflicht der Levirats- ehe für dich einträte 5. M. 25, 5 f. Anm.]. 17. Du sollst deines Weibes sammt ihrer Tochter Scham nicht blößcn [nicht, wenn du eine s. Mose 18, 10——25. H «: von beiden Seiten aus betrachtet ein fluchwürdi- Wittwe heiratheft, ihre Tochter aus erster Ehe her- nach auch noch zum Weibe haben -- es ist das ger Frevel: die zweite Ehe mit der Tochter macht jene erste mit der Mutter zu einem Liegen bei der Schwiegermutter 5. M. 27, 23 und wie- derum, um der ersten Ehe mit der Mutter willen, wird die nachfolgende mit deren Tochter zu einer Schändung der Stiftochter], noch ihres Sohns Tochter, oder Tochter Tochter [die ja deine Stief- enkelin ist] nehmen, ihre Scham zu blößenz denn es ist ihre nächste Vlutsfreundim und [weil du sie, die Großmutter zum Weibe gehabt] ist [die Ehe mit der Enkelin] ein Laster [oder Verbrechen, das mit der Strafe des Verbrennens geahndet werden soll Kuh. 20, 14]. 18. Du sollst ·anch deines Weibes Schwester nicht nehmen sals zweites Weib] neben ihr kwie euer Vater Jacob that auf Anstiften Labans 1. M. 29, 30 Anm.], ihre Scham zu büßen, ihr zuwider [so daß du sie durch dich, den gemein- schaftlichen Ehemann, in Fleischesgemeinschaft mit der eigenen Schwester bringst und ihr so das ge- schwisterliche Verhältnis; trübst], weil sie noch lebet. Auch das seit dem 10. Jahrhundert in Deutschland ; eingebtirgerte römisch e, sowie das aus den Beschlüssen «" der Kirchenversammlungen und aus den Verordnungen der Päpste hervorgegangene canonisch e Recht, gestatten die Ehe unter solchen nicht, die in näher bestimmter Weise mit einander verwandt sind; und zwar wird hier zwischen natürlicher, auf Gemeinschaft des Blutes be- ruhender, und kiinstlicher Verwandtschast unterschieden Letztere entsteht nach römischem Recht durch Adoption (Aufnahme an Kindes Statt), nach canonischem Recht außerdem durch Taufe und Firmung, sowohl zwischen den Pathen und dem Täufling oder Gefirmtein als zwischen dem Tausenden oder Firmelnden und dem Täuf- ling oder Gefirmteir und dessen Eltern; jene Art der künstlichen Verwandtschast heißt die civile (bürgerliche), diese die spirituale (geistliche). Von den Bekenntniss- fchristen der lutherischen Kirche haben die schmalkaldischen Artikel sich entschieden gegen die geistliche Verwandtschaft erklärt; dennoch kommt dieselbe in einigen der ältesten evangelischen Kirchenordnungen noch vor, während die anderen sie ausdrticklich aufheben. Gegenwärtig gilt sie nirgend mehr in der evangelischen Kirche als Ehehinder- niß, wohl aber besteht als solches die ciuile Verwandt- schaft durch Adoption noch fort. Was demnächst die natürliche Verwandtschast betrifft, so kann man als ge- nreines Recht bei den Evangelischen der Gegenwart folgendes ansehen: Unbedittgt verboten find die Ehen zwischen Verwandten in grader, sowohl auf: als ab- fteigender Linie, und zwischen Seiten-Verwandten des ersten Grades oder zwischen voll- und halbbürtigen Ge- schwisterin Bedingt verboten, d. h. erst nach erhaltener Freisprechung oder Dispetisatioii zulässig, sind die Ver- heirathungen zwischen Verwandten im zweiten ungleichen Grade, sowie überhaupt zwischen denen, bei denen ein respcctus parentelao Berücksichtigung der Art der Ver- wandtschaft, daß sie nicht Ein Fleisch und nicht Fleifch von Einem Fleische sind) statt hat. Alle übrigen Grade der Verwandschaft find unbedingt erlaubt, und erstreckt sich diese Erlaubniß auch auf die Ehe mit seines Bruders Wittwe (V.16), welche das englische Gesetz noch inmrer verbietet Es hat sich also der schon von Luther in seinem Gutachten tiber die Ehe Heinrichs VIlL auf- gestellte Grundsatz Geltung verschafft, daß wir nicht mehr « nach wohl soviel als König bedeutet und mit dem Götzen « - 5, 33..; 2. K. 23, 13). Gewöhnlich wird er in einer Verbotene Grade der Blutsfreundschaft im Heirathen 369 sich diese Erlaubniß auch auf die Ehe mit des Bruders Wittwe (V 16), welche das englifche Gesetz noch immer verbietet. Es hat sich also der schon von Luther in seinem Gutachten über die Ehe Heinrich? VIlL auf- gestellte Grundsatz Geltung verschafft, daß wir nicht mehr » unter dem Gesetz Mosis sind, sondern in dergleichen « Sachen den bürgerlichen Gesetzen unterworfen. i 19. Du sollst [bei Strafe der Ausrottung «« Kap. 20, 18] nicht zum Weibe gehen, weil sie ihre Krankheit sdie Zeit der monatlichen Reini- , gung] hat, in ihrer Unreinigkeit [Kp. 15, 19] ihre Scham zu blbßen [weil dies eine muthwillens her- beigeführte Verunreinigung deiner selbst sein würde] 20. Du sollst auch nicht bei deines Nächsten Weib liegen, sie zu besamen [befchwängern], da- mit du dich an ihr verunreinigest sdurch solche Verunreinigung ladest du vielmehr ebenso, wie in dem vorhin V. 19 erwähnten Falle, eine todes- würdige Schuld Kap. 20, 10.; 5. M. 22, 22 : auf dich]. 21. Du sollst auch deines Samens sdeiner Kinder eins] nicht geben, daß es dem Moloch szu Ehren] verbrannt [durch’s Feuer gezogen] werde, daß du nicht [durch solchen den Göttern der Heiden erwiefenen Dienst] cntheiligeft den Namen s deines Gottes; denn ich bin der HERR. ,,Mose schreibt, wie’s treibt,« sagt Luther mit Be- ziehung darauf, daß die von dem HErrn ihm gegebenen und durch ihn dem Volke mitgetheilten Gesetze nicht in einem Systeme oder Lehrgebäude austreten, an dessen Spitze ein oberster Grundsatz als der das Ganze beherr- schende steht, aus dem dann die einzelnen Sätze nach der Folgerichtigkeit des Denkens hergeleitet werden, son- dern daß vielmehr das unmittelbare Leben und das ge- rade vorliegende Bedürfnis; bei ihm die Ordnung be- stimmt, in der eins auf das andere folgt. Wie aber diese Schreibweise gleichwohl eine feste Ordnung und einen genauen inneren Zusammenhang nicht ausschließt, erkennen wir auch hier, wo so recht die ,,ewige Klarheit des Geistes durch die Schwachheiten des Buchftabeus hindurchleuchtet.« Denn an das Verbot einer abscheu- lichen Kinderzeugung (V. 20) schließt sich in unserm Verse das Verbot eines abscheulicheit Gebrauchs der Kinder an, an die übrigen Unzuchtsgesetze (V. 7—-20) reiht sich mit unserm Verse ein religiöses Unzuchtsgesetz Der hier und öfters (Kap. 20, 2 ff.; 1 Kön 11, 7.; L. Köln 23, 10) erwähnte Molech, oder nach der Schreib- weise der Septuaginta Moloch (Jer. 32, 35.; Apostg. 7, 43), ist ein altcananitischer Götze, der seinem Namen Baal (d. i. Herr) nahe verwandt ist; in späterer Zeit · war er der Nationalgott der Ammonitety gleichwie Ca- - mos (oder Chainos) der der Moabiter (1. Kön. 11, 7), sie nannten ihn »Malchon« (nns er König), die Jsrae- liten aber sagten dafür »Ptalchom« (ihr König) oder »Milkom« (Jer. 49, 1. 3.; Zeph l, 5.; 1. Kön. 11, ehernen, inwendig hohlen und heizbaren Statue (Bild- siiule) dargestellt mit einem Stierkopf und mit aus- gestreckten Menschenartiten zur Aufnahme der für ihn bestimmten Opfer; diese bestanden denn vorherrschend « in Vienschenz namentlich in Kinder-Opfern, und unter Hi diesen wiederum opferte man gern die Erstgebornen «. (2. Kön. Z, 27; Des. 20, 26). Bei den Karthagern, die stammen, legte man die zu opsernden Kinder dem Götzen in seine Arme, zündete im Innern der Statue ein Feuer Däch sel’s Bilselwerb Z· Stirn. « l (1.) an und ließ nun die Kinder langsam verbrennen; ihr Jammern und Wehklagen nannte man ein sardonifches Gelächter und machte, um dasselbe nicht zu hören, einen großen Lärm; die alten Schriftsteller berichten davon nicht ohne Schauder (Di0ä. sie. XX, 14·; Justjn x1x,1.; siL Ital- IV, 767.; Varro bei Augustin. de« civ. Dei VII, 19). Schwierig ist nun die Frage, was der hehr. Ausdruck PYYYIJJ chindurchgehen lassen), der bald lwie an unserer Stelle und Jer. 32, 352 Hesek.; 23, 37) für sich allein steht, bald mit dem Beiwort (durchs Feuer) verbunden wird (5. M. 18, 10.; 2- Kön. IS, 3.; 23, 10), bedeute. Nach der Erklärung der Rabbinen, Kirchenväter und älteren Theologen bezeichnet er blos ein Hindurchziehen durch? Feuer ohne Verbrennung, eine Februation oder Reinigung; es herrfchte nämlich im ganzen Alterthum die Sitte, die Kinder durchs Feuer zu ziehen, um sie zu reinigen und zu weihen. Nach dieser Auffassung, die wir der Lutherskhen Uebersetzung »verbreiinen« in Parenthese beigefügt haben, wurde den Kindern Israel schon das bei Todesstrase (Kap. 20, 1. L) untersagt, ihre Kinder irgend einer derartigen heidnischen Feuertaufe, als womit sie dieselben nach der Weise der Cananiter, in deren Land sie einzutreten im Begriff stehen, und nicht blos nach deren Weise, sondern zugleich ihrem Giitzen Molech weihen, zu unterwerfen; Israel hat schon den von Gott ihm verordneten Weiheakt in der Beschneidung seiner Knaben und in der Darstellung » seiner Erstgeborenem es soll nicht noch eine andere Weihe an die Seite setzen, selbst wenn sie in der Meinung ge- « schähe, daß sie dem Herrn solle gelten, es würde damit doch nur den Göttern der Heiden dienen und den Namen seines Gottes entheiligen. — Seit Clerikus (Profefsor am RemonstrantemGymnasium in Amsterdam, «]- 1736) dagegen versteht man den Ausdruck ,,hindurchgehenlassen durch’s Feuer für Molech« von einem Schlachten der Kinder als Opfer und dem nachherigen Verbrennen der- ? selben auf den Armen des Götzen. Diese Art der voll- ständigen Opferung fand von den Zeiten des Königs «« Ahas von Juda an wirklich im Thal VewHinnom bei ’- Jerusalem, wo Statuen des Molech aufgestellt wurden, statt (2.Kön.16, 3.; 17, 17.; 21, 6.; 23, 10.: Pf. 106, 37 f.; Jer.·32, 35.; Des. 16, 20 f.; 20, 31)z es ist aber nicht glaublich, daß schon vorher dasselbe geschehen sei, vielmehr beweist das Beispiel Salomo’s, der seinen heid- « nischen Weibern den Molochsdienst gestattete (1. Kön. 11, 5. 7), daß es auch eine mildere Form dieses Dienstes gab, in gewöhnlichen Thieropfern bestehend, wie denn auch die Rabbinen bezeugen, daß das Molochsbild sieben Kammern gehabt habe, von denen nur die letzte für Kinderopfer, die übrigen aber für verschiedene Thieropfer bestimmt waren. 22. Du sollst tiichi sdas Laster der Päderastie begehen und] bei Knaben liegen, wie beim Weibe l1. M. 19, 5]; denn es ist ein Greuel sin wel- chen die Heiden um ihrer Abgötterei willen da- hingegeben sind Röm. 1, 27 und der in meinem Volke die Strafe des Todes für beide Theile nach sich zieht Kap. 20, 13]. 23. Du sollst auch bei keinem Thier liegen « [2. M. 22, 19], daß du mit san] ihm verun- reiniget werdest sund des Todes sterben müssest Kap. 20, 15]. Und kein Weib soll mit einem Thier zu schaffen haben [sich ihm zur Begattung stellenjg denn es ist ein sfluchwürdiger 5. M. 27, -»ä 21] Greuel. von den Phönizierm einer cananitischen Völkerschafh ab- Die Egypter verehrten die Böcke als Götter und hatten in dem Mendesischen Bezirk am Ausfluß des Nils einen prachtvollen Tempel, in welchem der Bocksdienst J. If. l. 1. 24 370 3. Muse 18, 24—30. 19, 1-—19· mit Greueln von der in der zweiten Hälfte unsers Ver- ses angedeuteten Art getrieben wurde. Gerad. II, 46.) 24. Jhr sollt euch in dieser [Unzuchtsfrevel] keinem verunreinigenz denn in diesem allen swas V. 6——23 untersagt worden ist] haben sich ver- nnreiniget die Heiden, die ich vor euch her saus dem Lande Canaan] lvill ausstoßen [die Hethitey Pheresitey Heviteiy Jebusiten Gergesiter, Amoriter und Cananiter Z. M. 7, 1.; Jos s, 10]. 25. Und das Land dadurch [durch die Greuel, die diese Völker darin getrieben haben] vernu- reiniget ist. Und ich will [jetzt, indem ich euch zur Ausrottung derselben hineinsende] ihre, Misse- that an ihnen heimsuchen, daß das Land seine Ein- wohner [wie der Magen eine Speise, die ihm zu- wider ist] aiisspeie W. Darum haltet meine Satzungen und Rechte [die ich im Vorstehenden euch mitgetheilt habe], nnd thut [wenn ihr nun hineinkommt nach Canaan] dieser Greuel keine, weder der Einheimischa noch der Fremdling unter ench. 27. Denn alle solche Greuel haben die Leute dieses Landes gethan, die vor euch waren, und haben [damit] das Land verunreiniget. 28. Aus daß euch nicht auch das Land sseiner Zeit] ausspeih wenn ihr es [in derselben Weise] vernnreiniget; gleichwie es die Heiden hat ausge- sheiet, die vor ench waren. 29. [Meine Satzungen und Rechte aber habe ich eben darum euch gegeben, daß ihr vor solchem Schicksal euch, das Volk in seiner Gesammtheit, bewahren könnt.] Denn welche [einzelne Person in eurer Mitte] diese Greuel thun, derer Seelen sollen [meiner Satzung gemäß] aus-gerettet wer- den von ihrem Volk fund solange dies wirklich geschieht, wird das Verderben von dem Volke als Ganzem abgewendet werden] 30. Darum haltet meine Sahung, daß ihr nicht thut nach den greulichen Sitten, die vor euch waren, daß ihr nicht damit verunreiniget werdet; denn ich bin der HERR, euer Gott sund nach dem ich heilig bin, sollt auch ihr heilige Leute vor mir sein 2. M. 22, 31]. Das 19. Kapitel. xiiigkegung der zehn Gebote, sammt anderen Gesetzen. III- V. 1—37. hieraus beschreibt der Mir-r das reihte Verhalten gegen ihn und gegen den Minister« das der Qsraelit iii allerlei xlagen und Verhältnissen seines Lebens zur Zliirslelliiiig der Heiligkeit, daku er berufen ist, beobachtet: soll; nimmt kunäthsi die Ge- bote der ersten Uafel O. 3—8), dann die der andern Tafel M. 9—-18) vor, und leniipft hieran noch ver- slhiedeiie Gebote, welche theils die Ltiifrechllsaltiiiig dkr natiirliclscn und sittlichen Weltordniing kur Pflicht machen (lil.19—32), theils einige Rechtsverhältnisse des bürgerlichen Lebens näher beieuihlen M. 33—37). 1. Und der HERR [um das Volk noch weiter die Heiligkeit im Thun und Lassen, die er von ihm fordere, zu lehren] redete [ferner] mit Mose, nnd sprachx 2. Rede mit der ganzen Gemeine der Kin- der Jsraeh und sprich zu ihnen: Ihr sollt hei- lig sein; denn ich bin heilig, der HERR, euer Gott [und darum gebe ich euch die folgen- den Gebote, welche, ein Ausfluß meiner eigenen Heiligkeit, auf eure, dem Bunde, den ich mit euch aufgerichtet habe, entsprechende Heiligung ab- zwecken]. 3. Ein jcglicher siirchte [nach dem 4. Gebot 2. M. 20, 12] seine Mutter und seinen Vater [als welchen ich einen Theil meines Amts, und darum auch einen Theil meiner Ehre gegeben]. Haltet [nach dem 3. Gebot 2. M. 20, 8 ff.] meine Feiertage [sowohl den Sabbath am siebenten Tag jeder Woche, als auch die übrigen Tage, an denen ihr ruhen sollt]; denn ich bin der HERR, euer Gott [dem eure irdische Berufsarbeit geheiligt sein soll]. 4. Ihr sollt snach dem 1. Gebot 2. M. 20, 3] euch nicht zu den Götzen wenden, nnd sollt szur Vermeidung des ebenfalls verbotenen Bilderdien- stes 2. M. 20, 4 f.] euch keine gegossene Götter machen [2. M. 34, 17]; denn ich bin der HERR, euer Gott [der seine Ehre keinem anderen geben will, noch sein Ruhm den Götzen Jes 42, 8]. 5. Und wenn ihr dem HERRn wollt Dank- opfer thun; so sollt ihr opfern, das ihm gefallen könnte ssolche Opfer in einer Weise darbringen, die seinem Willen gemäß und darum auch allein im Stande sind, euch sein Wohlgefallen zu ver- schassspls . . . . Die Dankopfer sind allein genannt, weil nur bei diesen, außer dem Priester, auch der Darbringende mit- zuivirken hatte, und darum am ehesten Unregelmäßig- keiten mit unterlaufen konnten. S. Aber lhütet euch, daß ihr nicht durch Abweichung von der Kap. 7, 15 ff. in Betreff der mit dem Fleisch solcher Opfer zu veranstalten- den Opfermahlzeiten gegebenen Vorschrist ihm vielmehr zum Greuel werdet, statt daß ihr sein Wohlgefallen erwerbt;] ihr sollt es [also, wenn es ein Lobopfer ist] desselben Tages essen, da ihr’s opfert, nnd fwenn es ein Gelübde- oder freiwilli- ges Opfer ist, wenigstens] des andern Tages; was aber auf den dritten Tag icberbleibet, soll man mit Feuer verbrennen. 7. Wird aber jemand am dritten Tage da- von essen; so ist er ein Greuel, und wird nicht angenehm sein. 8. Und derselbe Esset wird seine Missethat tragen [die gebührende Strafe dafür erfahren], daß er das Heiliglhum des HERRn entheiligte [das heilige, dem HErrn geweihte Opferfleisch wie gemeiues Fleisch behandelt und dadurch ent- weihet hat], nnd lzwar soll das die Strafe sein, Auslegung der zehn Gebote sammt andern Gesetzen. daß] solche Seele [Person] wird ausgerottet wer- den von ihrem Volk. 9. Wenn du dein Land ein- sdein Feld ab-] erntest; sollst du es nicht an den Enden umher sbts an den äußersten Rand hinaus] abschneiden [sondern für die Armen und Fremdlinge den Rand umher stehen lassen], auch nicht alles genau auf- sammeln [die beim Schneiden und Binden zerstreut liegen gebliebenen Aehren nicht nachrechen]. 10. Also auch sollst du deinen Weinberg nicht genau lesen sbeim Abernten der Weingärten keine Nachlese halten nach den vereinzelt stehen ge- bliebenen Trauben] noch die abgefallenen Veeren [die beim Einsammeln dir entfallenen Trauben] auflesen, sondern dem Armen nnd Fremdling sollst du es lassen [vgl. Kap. 23, 22.;« 5. M. 24, 19 ff.]; denn ich bin der HERR, euer Gott [der euch Land und Ernte gegeben hat und nun die Nach- lese den Armen und Fremdlingen als ihr Theil zusprtcht]. II. Jht sollt [nach dem siebenten Gebot 2. M« 20, 15] nicht stehlen, noch lügen [Anvettrau- tes oder Gefundenes ableugnen Käse. 6, 2 f.], noch sälschlich handeln, einer mit dem andern szur Uebervortheilung und zum Betrug des Nächsten ihn mit allerlei Lügen hintergehen Jes. 42, 8.; 1. Thess. 4, 6]. · 12.« Ihr sollt nicht falsch schwören bei mei- nem Namen szur Bekräftigung solcher Lügen noch weniger bei meinem Namen schwören], und [so in schnöder Weise] entheiligen den Namen deines Gottes; denn ich bin der HERR [der nach der, dem 2· Gebot 2. M. 20, 7 beigefiigten Drohung solchen Frevel nicht ungeahndet hingehen läßt] 13. Du sollst [ferner nach dem 7. Gebot] deinem Niichsten nicht Unrecht thun [indem du ihm vorenthältst, was ihm gebührt], noch sihnj he- rauben [indem du ihm entreißest, was ihm gehört]. Es soll [also zum Beispiel] des Tagelöhners Lohn nicht bei dir bleiben bis an den Morgen [sondern ihm noch am Abend desjenigen Tages, an wel- chem er dir gedient hat, ausgezahlt werden 5. M· 24, 14 14. Du sollst dem Tauben nicht fluchen seine schmähende oder lästernde Rede anhängen im fal- schen Vertrauen darauf, daß er sie ja nicht hört]. Du sollst vor dem Blinden keinen Anstoß sdatan er ftraucheln oder fallen muß] setzen [in den Weg legen, um deinen Muthwillen mit ihm zu treiben, vgl. 5. M. 27, 18]; denn du sollst dich vor dei- nem Gott lals der alles hört und siehet] fürchten, denn ich bin der HERR [und werde der Elenden und Gebrechlichen, denen irgend ein Leid zugefügt wird, mich annehmen]. 15. Ihr sollt nicht Unrecht handeln am Ge- richt [bei der Rechtspflege], und sollst nicht vor- ziehen den Geringen saus falschem Mitleid mit seiner elenden Lage eine dem Widerpart nach- 371 theilige Entscheidung treffen], noch saus Menschen- gefälligkeit oder Getvinnsucht] den Großen ehren [begünstigen L. M. 23, 3. 8]; sondern du sollst [nach jener wie nach dieser Seite hin] deinen Niichsten recht richten. 16. Du sollst [nach dem 8. Gebot 2. M. 20, re] kein Verleumder sein unter deinem Volk [der unter den Leuten von einem zum andern geht, seine Sache an den Mann zu bringen] Du sollst auch nicht stehen wider deines Nächsten Blut [nicht wider ihn austreten, um ein Blut- Urtheil über ihn herbeizuführen, auf daß du dich seiner, als einer dir widerwärtigen Person ent- ledigest 1.Kön. 21, 8 ff.]; denn ich bin der HERR [der Greuel hat an den Blutgierigen und Falschen Pf. 5, 7 und läßt sie ihr Leben nicht zur Hälfte bringen Pf. 55, 24]. 17. Du sollst [nach dem 5. Gebot] deinen Bruder nicht hassen in deinem Herzen; sondern du sollst deinen Nächsten strafen ses ihm offen sagen, wenn du etwas wider ihn hast Matth. 18, 15 ff.], auf daß du nicht [indem der heimlich genährte Haß dich zu bösen Thaten wider ihn fortreißt I. M. 4, 6 ff.] seinethalben Schuld tragen [die Strafe für solche Thaten leiden] müssest. 18. Du sollst [überhaupt] nicht rachgierig sein, noch Zorn halten gegen die Kinder deines Volks [um deine Feindschaft bei günstiger Gelegen- heit auch an ihnen auszulassen]. Du sollst [vielmehr] deinen Nächsten [oder Volksgenossem aber ebenso auch den Fremdling, der in eurem Lande wohnt V. 341 lieben wie dich selbst; denn ich bin der HERR [der euch beide gemacht hat, den Andern sowohl wie dich Mal. L, 10]. 19. Meine Satzungen sollt ihr saber auch noch in andern, als in den eben genannten Stücken] halten [und zwar zunächst darin], daß du dein Vieh nicht lassest mit allerlei Vieh zu schasfcn haben lsich begatten zur Erzeugung von BastartenJ und dein Feld [oder deinen Weinberg 5. M. 22, 9] nicht besciest mit mancherlei Samen [um eine Mischsrucht zu erzeugen] und kein Kleid an dich sauf deinen Leib] komme, das mit Wolle und Leinen gemenget saus diesen beiden Stoffen gewebt] ist [5. Nlos 22, 11]. Hiermit wird dem Jsraeliten die Achtung vor der natürlichen Ordnung und Sonderung der Dinge als einer göttlichem in der Schöpfung gegründeten (1. M. I, 11 f. 21, 24 f.), zur Pflicht gemacht, auf daß· auch hierin ihr Charakter als Ecgenthumsvolk des Schopsers zur Erscheinung komme. Beachtenswerth noch immer für jeden Christen, wenngleich nicht in äußerlich gesetz- licher Weise! Aus demselben Grunde wird übrigens 5. Mos. 22, 10 auch verboten, Rind und Esel zusammen an den Pflug zu spannen. Sehr tresfend bemerken zu diesen Bestimmungen die Rabbinem »Wer verschieden- artige Thiere vermischt, der thut, als habe Gott nicht alles erschaffen, was noth ist, sondern als müsse er neue Geschöpse hervorbringen nnd ihm nachhelsen in seiner Weltschöpsung Wer die Arten vermengt, der verfälscht das Gepräge der Münzen des Königs-« Außerdem aber 24’«· 372 s. Mose 19, 20——37. mag dem Verbot auch eine sinnbildliche Verwahrung Js- raels vor Vermischung mit den Heiden und vor unnatür- licher Unzucht zu Grunde liegen, da die natürlichen Verhältnisse durchweg im alten Bunde als Sinnbild sittlicher Verhältnisse gebraucht werden. Das Wort schnatnes (Mischttiig)- das Luther nach der angeführten Parallelstelle ganz richtig »Mit Wolle und Leinen gemenget« übersetzt hat, ist kein eigentlich hebräisches sondern wahrscheinlich ans Egyptem wo die Hebräer ihre Webekiiiist erlernt (nach 1. Ehrom 4, 21 widmete sich ein Geschlecht des Stammes Juda vorzugs- weise der Leinenweberei) und auch die für die verschie- denen Stoffe gebräuchlichen Ausdrücke sich angeeignet hatten, mit herübergebrachtes Wort; dahin gehört auch gerNklusgriäck sehesch (Weißzeug, Luther: weiße Seide) . .2 , . 20. Wenn ein Mann saußerehelichj bei einem Weibe liegt und sie bcschläst, die eine leibeigene Magd, und von dem Manne verschmähet [in der Absicht, sie sich selbst oder seinem"Sohne als Nebenweib beizulegen, von ihm gekauft 2. M. 21, 7 ff., bisher aber dazu noch nicht gebraucht] ist, dvch [auch noch] nicht erldset lvon einem An- dern fresivillig gekauft ist], noch sunentgeltlich in dem Falle: S. M. 21, 11] Freiheit erlanget hat; das soll smit leiblicher Züchtigung 5. M. 25, 3 Anm.] gestraft werden, aber sie sollen nicht sterben swie beim eigentlichen Ehebruch Kap. 20, 10 oder bei der Schändung einer verlobten freien Jung- frau 5. M. 22, 23 ff.], denn sie ist nicht frei gewesen [und also dem Manne, sowie einer recht- mäßigen Ehefrau nicht ebenbürtig, weshalb eben eine Milderung der Strafe eintreten darf]. 21. Er soll aber für seine Schuld [die er mit seiner Beeinträchtigung der durch das Bun- desgesetz festgestellten NächstewRechte verwirkt hat vgl. Anm. zu Kap. 4, g] dem HERRn vor die Thür der Hütte des Stifts einen Widder zum Schnldopfer bringen; 22. Und der Priester soll snach den über Darbringung eines Schuldopfers Kap. 5, 14 ff. s erlassenen Vorschriften] ihn versöhnen mit dem Schuldopfer vor dem HERR« über der Sünde, die er gethan hat; so wird ihm Gott gnädig sein über seine Sünde, die er gethan hat· [da deren Schuld nun auch vor ihm getilgt ist, nachdem die leibliche Züchtigung —- Fleischesunlust zur Strafe für Fleischeslust — das Unrecht wider den Näch- sten aufgehoben hat]. 23. Wenn ihr in’s Land sCanaans kommt, und [dort] allerlei Bäume pflanzen davon man isset [Garten- oder Obstbäume, deren Frucht dem Menschen zur Nahrung dient]; sollt ihr derselben Vorhaut beschneiden, und ihre Früchte sdie Früchte der ersten Jahre als etwas Unreines ansehen, wie die Vorhaut an eurem Fleisch, und sie ebenso behandeln wie« diese, d. i. wegwerfen]. Drei Jahr sollt ihr sie sin solcher Weise] unbeschnitteii achten, daß ihr sie nicht esset. 24. Jm vierten Jahr aber sollen alle ihre [der Obstbäuinej Früchte heilig und gevreiset sein dem HERRU [ihm ganz und vollständig als eine heilige Opfergabe zum Lobe und Preise für den Segen, den er in die Bäume gelegt hat, darge- bracht werden]. 25. Jm fiinfteii Jahr aber sollt ihr die Friichte essen, und sie [erst da für euren eigenen Gebrauch] einsammeln; denn ich bin der HERR, euer Gott [der als der Eigenthumsherr des Landes auch über dessen Ertrag zu verfügen hat und als solcher in der Art, wie eben angegeben, von euch aner- .» kannt und gepriesen sein will]. Vorstehendes Gesetz hat zunächst darin seinen Grund, das; Jsrael überall im Reiche der Natur einen Spiegel haben sollte von dem Reiche der Gnade, das der HErr unter ihm aufgerichtet: ,,wie jeder Knabe von seiner Geburt an unrein ist, bis er durch den Bund der Be- schneidung Gott übergeben und geheiligt wird, so solleii auch die Früchte der Bäume als unrein gelten, bis sie geheiligt worden.« Diese Heiligung nun geschieht durch die Uebergabe des vierten Jahresertrags an das Heilig- thum (wobei indessen unklar ist, ob der Ertrag den Dienern des Heiligthuiiis, den Priestern, zufiel, oder ob er, wie Josephus meint und wie aus Nicht. 9, 27 her- vorzugehen scheint, zu Opfermahlzeiten beim Heiligthuixi verwendet wurde); solche Uebergabe aber konnte nicht eher vorgenommen werden, als bis die Bäume etwas Vollkomnienes, Gutes lieferten. Das ist der zweite Grund, warum das vierte Jahr abgewartet werden muß. Davon hat jedoch auch Israel selbst seinen Vortheil; denn wenn die Fruchtbäume in den ersten Jahren ge- schont und ihnen Blüthen und Friichte nicht abgebrochen werden, so tragen sie später desto reichlicher. Darauf deuten vielleicht die Worte des 25. V. hin, die Luther: »und sie einsammeln« übersetzt hat; nach dem Grund- text lauten diese eigentlich: zuzufügen euch seinen Ertrags« und kann man das auch in dem Sinne ver- stehen: »und sollt nun einen desto reichlicheren Ertrag haben« — Uns Christen erinnert das Gebot an St. Pauli Wort (1. Am. 4, 4 f.): »Alle Creatur Gottes ist gut, und nichts verwerflich, das mit Danksagung empfangen wird; denn es wird geheiliget durch das Wort Gottes und Gebet« 26. Jhr sollt [nicht blos kein Blut Kap. 17, 10 ff., sondern auch] nichts mit Blut [kein Fleisch, das nicht ganz vom Blut gereiniget, und keine Speise, die mit Blut gemengt ist] essen. Ihr sollt nicht· aus Vogelgeschrei achten, noch Tage Wahlen [nicht gewisse Tage für Glückstage, andere für Unglückstage halten, überhaupt nichts mit Wahrsagerei zu thun haben]. 27. Ihr· sollt· euer Haar ain Haupt nicht rund umher [von einer Schläfe bis zur andern] abschlieiden [wie manche Völkerschaften zu Ehren irgend eines von ihren Göttern thun], noch euren Bart gar abscheeren [wie von andern im Dienste des Aberglaubens geschieht]. · 28. Ihr sollt » kein »Mal um eines Todten willen an eurem Leibe reißen, noch Buchstaben an euch pfetzens [um damit eurer Trauer um ihn einen recht sinnfälligen Ausdruck zu leihen 5. M. 14, 1]; denn ich bin der HERR [der euch den Leib gegeben, und darum sollt ihr denselben nicht in ioidernatürlicher Weise entstellen]. «) Jst dasselbe Wort mit fetzeii (in Fetzen schnei- Auslegung der zehn Gebote sammt andren Gesetzen. 373 den, zerfetzen) und bedeutet: in die Haut einritzem ätzen, = tiittowirem 29. Du sollst deine Tochter nicht zur Hure: tei halten [wie die Heiden thun, die ihre Töchter zu Ehren einer Göttin öffentlich preisgeben L. Kön. 23, 7], daß nicht das Land Hurerei treibe, und werde Voll Lasters [beflecke sich mit Unthat Hes 16, 43 Anm.]. 30. Meine Feier [die Sabbathe, die ich euch gegeben] haltet und sürchtet euch vor meinem Hei: ltgthum ldaß ihr euch ihm allezeit in der rechten Herzensverfassung und in der vorgeschriebenen Weise nahet, so werden nicht nur alle die vorhin genannten Greuel von selbst unterbleiben, sondern es wird auch euer bürgerliches und häusliches Leben von Gottessurcht durchzogen sein und in Zucht und Ehrbarkeit geführt werden]; denn ich bin der HERR sein heiliger Gott, von dessen rechtem Dienst eine heiligende Kraft über das ganze Leben sich verbreitet]. 31. Ihr sollt euch nicht lnach der Weise der Heiden 4. Mos. 23, 3 Anm.] wenden zu den Wahtsagetn [oder Todtenbeschwörern 1. Sara. 28, 7 ff.], und forschet nicht von den Zeichendeutern [von den der Nekromatie oder Geisterbannung Kundigen, um die Zukunft zu er: « fahren] daß ihr nicht an ihnen verunrei- nig et werdet [die Zukunft erfahret ihr in Wahr- heit doch nicht, wohl. aber werdet ihr durch solches Treiben in arger Weise befleckt]; denn ich bin der HERR, euer Gott sder euch das, was ihr wissen sollt, schon selbst kund thun, und da, wo er euch im Dunkeln läßt, gewiß gut und selig führen wird]. IV. 32. Vor einem lMann mit einem] grauen Haupt sollst du [ehrerbietig] aufstehn [tvenn er dir irgendwo entgegentritt, selbst wenn du rei- cher»und vornehmer wärst als er], und [auch sonst in jeder Weise] die Alten ehren; denn du sollst dich fürchten vor deinem Gott [und solche Gottesfurcht durch Ehrerbietung gegen die, die ich durch ein langes Leben ausgezeichnet habe, auch öffentlich an den Tag legen]; denn ich bin der HERR [der selbst unter dem Bilde eines Alten sich darstellt Dan. 7, 9 ff.], 33. Wenn ein Fremdling bei dir in eurem Lande wohnen wird, den sollt ihr nicht schinden [als einen Rechtlosem gegen den ihr meint euch alles erlauben zu dürfen, bedrücken 2. M. 22, L1.; 23, 9]. 34. Er soll [vielmehr] bei euch wohnen [nach demselben Recht von euch behandelt werden], wie ein Einheimischer unter euch, und sollst ihn [gleich dem Volksgenossen V. 18] lieben, wie dich selbst; denn ihr seid auch Fremdlinge gewesen in Egypten- land [und wisset somit aus eigener Erfahrung, wie den Fremdlingen zu Muthe ist, wenn sie hart behandelt werden] Jch bin der HERR, euer . Beutel am Gürtel . vgl. 5. M. L5, 13; Spr. 16, 11.; Mich. S, 11). Diese Gott [und fordere von euch, meinem Volk, einen andern Sinn, als den die heidnischen Eghpter gegen euch bewiesen haben]. 35. Jhr sollt nicht ungleich handeln [keine Ungerechtigkeit begehen, weder] am Ge- richt [bei der Rechtspflege V. 15, noch im ge- meinen biirgerlichen Leben] mit der Elle, mit Gewicht, mit Maß. 36. Rechte Wage, rechte Munde, rechte Schesfel, rechte Kannen sollen bei euch sein [5. M. 25, 13 sf.]; denn ich bin der HERR, euer Gott, der euch aus Egyptenland gesiihret hat, 37. Daß ihr alle meine Satzungen und alle meine Rechte haltet und thut [und so als einhei- liges Volk im Unterschied von allen Heiden euch beweistjx denn ich bin der HERR [und das Volk, das ich mir zum Eigenthum erkoren, muß nach dem, weil ich heilig bin, ebenfalls heilig sein und verkündigen die Tugenden deß, der es berufen hat von der Finsternis; zu seinem wunderbaren Licht 1. Petri 2, 9]. Nachdem wir zu L. M. 16, 36 die hebriiischen Maße für trockene Dinge, zu L. M. L9, 40 für Flilssigkeiten und zu L. Mos. 30, 13 die verschiedenen in der Bibel vorkommenden Münzen oder Geldsorten erörtert haben, giebt uns die vorliegende Stelle Gelegenheit, auch noch von dem hebraischen Gewicht und den Längen- und Weitenmaßen zu reden. 1. Das Gewicht wurde wie bei uns durch die Wage bestimmt (Spr. 16, 11.; Jes. 40, 1L) und bestand ur- sprünglich aus Steinen, später auch aus Blei (Sach. 5, 7); gewöhnlich wurde es sammt der Wage in einem getragen (Anm. zu 1. M. L3, 16.; Gewichte sind nun dieselben, die zu L. M. 30, 13 für Münzen angegeben wurden; sie bestimmen sich alle nach dem Sekel: 1) Gera = V» Sekel oder 475 Zentz L) Beka = V, Sekel oder 4 Quentchen 4 Zent; Z) Se- kel = 274 Var. Grains = 14,z,-, Grammen = ca. V« Loth oder 8 Qu. 8 Zentz (1 Zoll-Pfd. = 500 Grammen); 4) die Mine (Luther: Pfund) «= 50 Sekel oder 1 Pfd. 13 Loth sit, Qu.; 5) das Talent (Luther: Centner) = 3000 Sekel oder 60 Minen oder 87 Psd. L0 Loth sit, Qu. Die Stelle Hes.·45, ;L, welche diesen An- gaben zu widersprechen schemt, ist wahrscheinlich nicht in ihrem ursprünglichen Texte wiedergegeben und sollte wohl so lauten: »Ein Fitnfsekelstück soll gerade fünf, ebenso ein Zehnsekelstück gerade zehn Sekel, und die Mine soll euch 50 Sekel halten;« im N. T. aber ist Joh 1L, 3.; II, 39 unter Pfund das alt-römische Psd. zu verstehen ca. V» preuß. Psd L. Von Laugen-Maßen, bei deren Ausmessung man sich des Maßstabes oder der Meßschnur bediente, kommen in der Bibel vor: 1) Die Ruthe =·6 Gllen (Hes. 40, 5.; 41, 8); L) die Elle = 18«-., rhern. Zoll (vgl. Anm. zu L. M. L5, 10); Z) die Spanne = 3Hand- breiten oder V, Eile (2. M. 28, 16); 4) die Hand- breite = 4 Finger-breiten oder V, Elle (L·. M. L5, L5); 5) die Finger- (d. i. Daumend Breite = V» Elle, ungefähr 1 Zoll (Jerem. 53, L1) oder 8,,« Var. Linien. 3- Fiir Weiten oder Entfernungen dienen als Maße; 1) der Schritt (Luth.: Gang L. Sam. 6, 13), das kleinste Maß; L) eine Strecke Wegs· (Luth.: Feldwegs 1. M. 35, 16; L. Kön 5, 19), etwa eine Weg- stunde = IX· deutsche Meile; Z) eine Tageretse (1. M. 374 30, 36 u. ö), ihrer Natur nach schwankend, im rnittleren Durchschnitt 7—8 Stunden; 4) das Stadium (Luth.: Feldwegs 2. Macc- 11, 5.; Luk. 24,»13.; Joh. S, 19.; 11, 18.; Offenb 14, 20.z 21, 16), ecn griechisches, seit Alexander d. Gr. im Orient eingesiihrtes Maß = V» deutsche Meile; b) die Meile lnach röm. Rechnung Matth. b, 21) = 8 Stadien oder IX, deutsche Meile (1000 geo- metrische Schritt); S) der Sabbatherweg (Apostg. l, 12), der Weg, welcher den Juden am Sabbath außer- halb ihrer Wohnung zu gehen erlaubt war, nach ge- wöhnlicher Angabe = 2000 Ellen (vgl. Anm. z. 2. M. B, 29), nach anderer = 6 Stadien oder IX» deutsche eile). Das 20. Kapitel. strafen unterschiedltiher Händen. IV. II. 1—27. Damit Vsrael alle die heidnisthen Greueh von denen bisher die Rede gewesen, von sich abhalten und, wo sie in feiner Illitte hervortreten, sofort von sich ausslheiden dünne, setzt der Mk« eine gemeinsame Strafe für diejenigen fest, die dergleishen sieh ku Iihulden kommen lassen; sie sollen ausgerottet werden aus dem Moll: und des Todes sterben, dadurch wird der ZJØrr wenigstens an ihnen geheiligt, da es nicht durih sie gcschiehey und der heilige Character seines llloltis wenigstens mittelbar· gewahrt, damit das Iler- derben sich von ihnen aus nicht weiter verbreite. 1. Und der HERR szu den in den beiden vorigen Kapiteln verbotenen Lastern und Verbrechen nun auch die Bestimmungen über die Bestrafung derer, die derselben sich schuldig machen, hinzu- sügendJ redete streitet] mit Mose, und sprach: 2. Sage den Kindern Israel: Welcher unter den Kindern Israel, oder ssei es auch nur] ein Fremdlin », der i·n Israel wohnt, seines Samens [seiner mder eins] dem Molech giebt [rn der Kuh. 18, 21 angegebenen Weise weihet], der soll des Todes sterben, das Volk im Lande soll ihn steini en. on Lebensstrasen kommen als gesetzliche und regelntijßige nur zwei bei den Juden vor, das Tödten durch’s Schwert und die Steinigung, jene mehr für politische, diese für religiösakirchliche Vergehen swie z. B. V. 10 und 273 5. M. 22, 24 u. 3- M. 24, 14); wenn daneben die Talmudisten (die jiidischen Gesetzausleger vom 2. bis G. Jahrh n. Chr.) auch das Verbrennen und die Erdrosselung erwähnen, so mag das allerdings in der Praxis des späteren Hohenraths begründet sein, letztere zwei Todesstrasen sind aber keinesfalls ursprüng- licl . Was nun zunächst das Tödten durch’s Schwert be··risst, das bei religiösckirchlichen Vergehen nur da zur Anwendung kommt, wo entweder der Bluträcher die Todesstrafe vollstreckte oder eine größere Gesammtheit, z. B. eine ganze Stadt, den Tod verwirtt hatte; so ist dabei nicht sowohl an ein Abhauen des Kopss zu denken ldas war zwar in Egypten seit den ältesten Zeiten üblich, 1. M. 40, 19, kommt aber bei den Juden erst im Zeit- alter der Römer vor, Matth. 14, 10 s.), als vielmehr an ein Niederhauen oder Todtstechen und geschah letzteres in besonderen Fällen auch mit dem Speer oder mit Pfeilen (2. M. 19, 134 4 M. 25, 7 f.). Das Verfahren bei der andern, auch hier erwähnten Todesarh der Steinigung, ist im alten Testament nirgends näher beschrieben; nur soviel wird gesagt, das; sie außerhalb des Lagers oder der Stadt vorgenommen werden soll, « c i 1 3. Mose 20, 1-—24. «; daß die Zeugen als zunächst verantwortlich, wenn damit « etwa ein Unrecht geschieht, den ersten Stein auf den ; Verbrecher zu werfen haben, und daß dabei die ganze Gemeinde sich betheiligen muß, weil es sich ja um das Ab- thun eines ihr gegebenen öffentlichen Aergernisses handelt. i« Außerdem aber kommt die Steinigung auch als eine vom Volk tumultarisch geübte Lhnchjustizi vor in I. Sam. 30, S; Luk. 20, G; Joh 11, 31 sf.; 11, 8 u. s. w. «) Nach dem Yltnerikaner Jo n Lynch so genannt, der, von seinen Mitbürgern mit unnmlchränkter tacht bekleidet, zu Ende des is. Jahrh- - den ersten derartigen Volksgerichten verstand. Z. Und ich will mein Antlitz sehen [Kap.17, 10] wider solchen Menschen sdaß er es mit mir zu thun haben soll, selbst wenn seine That vor Menschen verborgen bleibt], und will ihn ldurch mein unmittelbares Strafgericht] aus seinem Volk retten, [darum] daß er dem Molech seines Sa- mens gegeben, nnd [damit] mein Heiligthum sdas in eurer Mitte sich befindet und von allem Bösen, das bei euch geschieht, befleckt wird Kap.15, 31.; is, 16] verunreinigeh und meinen heiligen Namen [durch den, den fremden Göttern erwiesenen Dienst Kap. 18, 211 enthetliget hat. 4. Und wo das Voll im Lande sweil es selbst von dergleichen Greueln angesteckt ist] durch die Finger sehen würde dem Menschen, der seines Samens dem Molech gegeben hat, daß es ihn nicht - tödtet ssondern in gewissenloser Nachsicht oder gar mit geheimer Billigung seiner Sünde leben läßtjx 5. So will doch Ich mein Antlih wider den- selben Menschen seszen, und wider sein sin den gleichen Abfall mit ihm verwickeltesj Geschlechh und will ihn, nnd alle, die ihm nachgehuret haben mit dem Molech [vgl. Anm. zu 2. M. 34, 16], aus ihrem Volke tollen [so daß auch die, die sein Vergehen geduldet haben, sammt ihm umkommen werden] is. Wenn eine Seele [Person] sich zu den Wahrsagern und Zeichendeutern strotz meines aus- drticklichen Verbots Kap. 19, 31] wenden wird, daß sie ihnen unchhntet [durch Befragen derselben sich an heidnischen Greueln betheiligt]; so will ich [ebenso wie gegen den Molechsdiener V. 3, 5] mein Antlitz wider dieselbe Seele sehen, und will sie aus ihrem Volk reiten. 7. Darum heiliget euch [von allem abgötti- schen Wesens, und seid heilig [beweiset euch in allen Stücken als Leute, die keine Gemeinschaft haben mit den unfruchtbaren Werken der Finster- nifz]; denn ich bin der HERR, euer Gott sund habe euch durch die Erwählung zum Volke meines Eigenthums von der Welt und ihren Wegen ab- gesondert]. 8. Und haltet sim Gegentheil] meine Sahum gen, und thut sie; denn ich bin der HERR sein heiliger Gott],· der sdurch diese seine Satzungen auch euch] heiliget ssich gleichartig macht]. 9. Wer seinem Vater oder seiner Mutter [statt sie zu fürchten, wie meine Satzungen Kap. 19, 3 fordern] fluchet [sie schmähet, oder gar in lästerlicher Weise verwünschtL der soll des Todes Strafen unterschiedlicher Sünden. 375 sterben [vgl. L. M. 21, 17. 15.]. Sein Blut sei auf ihm [er hat eine Blutschuld Kap. 17, 4 dem« auf sich geladen]- daß er seinem Vater oder Mutter gefluchet hat. 10. Wer die Ehe bricht mit jemandes Weibe [Kap. 18, 20], der soll [gleichfalls] des Todes sterben [und zwar nicht blos Er, sondern] beide, Ehebrecher und Ehebrecherin [sollen gesteiniget wer- dkv Hei; 16- 40; Joh 8, 5], darum, daß er mit seines nachsteu Weibe die Ehe gebrochen [nnd sie zu solchem Ehebruch sich hergegeben] hat [5. M. 22, 22]. »11. Wenn jemand bei seines Vaters Weibe - sehlaft, daß er seines Vaters Scham geblbßet [dessen « Ehebett geschändet] hat [sei es auch, daß er sie, die Mutter, nach des Vaters Tode sich selbst zum Weibe nehmen wollte], die sollen beide [als Ehe- brecher V. 10 und Blutschänder Kap. 18, 7] des Todes sterben; ihr Blut sei auf ihnen. 12. Wenn jemand bei seiner Schnur [Schwie- gertochter] schlaft, so sollen sie beide des Todes sterben; denn sie haben eine [Blut-] Schande be- gangen [und nach Kap. 18, 15 darf keine Ge- schlechtsgemeinschafh eine eheliche so wenig als eine außerehelichq zwischen ihnen stattfinden) ihr Blut sei auf ihnen. II. Wenn jemand beim Knaben schliift, wie beim Weibe [Kap. 18, 22], die haben einen Greuel gethan, nnd sollen beide des Todes sterben, ihr Blut sei auf ihnen. 14. Wenn jemand ein Weib nimmt, und ihre Mutter dazu [Kap. 18, 17], der hat ein Laster verwirrt; man soll ihn [nachdem er getödtet worden-« auch noch] mit Feuer verbrennen [1. M. 38, 24], und sie beide [die Mutter und die Toch- ter, die aus solche blutschänderische Doppelehe ein- gegangen sind] auch, daß kein Laster sei unter euch [sondern sofort, sowie es sich zeigt, mit Stumpf und Stiel ausgerottet werde]. i) An ein lebendig Verbrennen, wie es bei den Babyloniern vorkam (Jer. 29, 224 Dein. Kuh. 3), ist hier nicht zu denken; dies ergiebt sich bestimmt aus dem Verfahren mit Achan (Jos. 7, 25-). Vielmehr ist sowohl dies Verbrennen des Leichnams, als das Aufhängen desselben an einem Baume oder Pfahl, von dem in 4. M. 25, 4 u. 5. M. A, 22 die Rede, nur eine Ver- schärfung der Todesstraftz nachdem dieselbe in gewöhn- licher Weise schon vollzogen ist, zu desto größerer: Be- schimpfung des Verbrechers, gleichwie man für denselben Zweck über dem Leichnain oder der Asche auch noch einen Steinhaufen aufwarf (Joi. 7, 25; 8, 293 2. Sam. 18, 17). 15. Wenn jemand beim Vieh liegt [Kap. 18, 23 f.], der soll des Todes sterben, und das Vieh [mit dem er sich verunreiniget hat] soll man erwürgen 16. Wenn ein Weib sich irgend zu einem Vieh thut [Kap. 18, 23], daß sie mit ihm zu , asfen hat, die sollst du tödten, und das Vieh » sKap sch auch; des Todes sollen sie [beide, das Weib sowohl i wie das gemißbrauchte Vieh] sterben, ihr Blut sei aus ihnen. 17. Wenn jemand seine Schwester nimmt, seines Vaters Tochter, oder seiner Mutter Tochter [Kap.»18, 9.· 1114 und ihre Scham beschauet, und sie wieder seine Scham [»er sich ihr, nnd sie sich ihm zu fleischlicher Gemeinschaft hingiebt], das ist eine Blutschande, die sollen ausgerottet werden vor den Leuten ihres Volks, denn er hat sgegen mein ausdrückliches Verbot] seiner Schwester Scham ;ntsg)lbßet, er soll seine Missethat tragen sdafür ü en]. 18. Wenn ein Mann beim Weibe schläft zur Zeit ihrer Krankheit [Kap.18, 19], und eutblbßct - ihre Scham, nnd declet ihren Brunnen [die im Blute fließende Scham] auf, und sie entblbßet den Brunnen ihres Bluts [um dem Manne zu will- fahren, statt ihn abzuweisen] die sollen beide aus ihrem Volke gerettet werden. Ebenso wie der Ausdruck ,,des Todes sterben,« be- zeichnet auch die Redensart ,,aus dem Volk ausgerottet werden« in allen diesen Strafbestimmungen den Tod durch Steinigung; tibergangen ist die Fleischesgemeiw schaft mit der Mutter (Kap. 18, 's) und der Enkelin (Kap. 18, 10), weil hier die nämliche Strafe sich von selbst versteht. Für die folgenden 3 Fälle (V. 19. 20. 21) dagegen wird keine von der Obrigkeit oder Ge- meinde zu vollstreckende Strafe verhängt, sondern der HErr behält sich selbst die Bestrafung vor und drohet solchen Ehen Kinderlosigleit 19. Deiner Mutter Schwester Scham, und deines Vaters Schwestcr Scham sollst du nicht blbßen [Kap. 18, 12. 13]; denn ein solcher [der seine Tante von mütterlicher oder väterlicher Seite ehelicht] hat seine ncichfteBlutsfreundin ansgedecleh und sie sollen [beide, Mann und Weib, die in einer blutschänderischen Ehe dieser Art leben] ihre Misse- that tragen [indem ich ihnen den Ehesegen versagen werde.] 20. Wenn jemand bei seines Vaters Bru- ders Weibe schläft, der hat seines Vetters sOheimsj Scham gebldßet [was nach Kapz 18, 14 nicht ge- schehen soll]; sie sollen ihre Sande tragen, ohne Kinder sollen sie sterben. 21. Wenn jemand seines Bruders Weib nimmt, das ist snach Katz. 18, 16] eine schänd- liche That; sie sollen Ebenfalls] ohne Kinder sein, Fkiråim daß er hat seines Bruders Scham ge- d et. 22. So haltet nun alle meine Satzungen, und meine Rechte [die ich euch hiermit geboten], nnd thuet darnach, aus daß euch nicht [wenn ihr dawider handelt] das Land ausspeie, darein ich euch führe, daß ihr drinnen wohnet [Kap. 18, 26 sf.]. 23. Und wandelt nicht in den Satzungen der Heiden, die ich vor euch her werde ausstoßen [Kap. 18, 3]. Denn solches alles haben sie ge- than, und ich habe einen Greuel an ihnen gehabt . 18, 24.. J 24. Euch aher sage ich: Ihr sollt jener Land 376 besiszenz denn ich will euch ein Land zum Erbe geben, darinnen Milch und Honig slenßt sjener Land aber ist ein solches 2. M. s, 17.]. Jeh bin der HERR, euer Gott, der euch von den sübrigen unreinen] Völkern abgesondert [und zu heiligen Leuten vor mir 2. M. 22, 31 gemacht] hat, 25. [Und habe zur äußeren Versichtbariing dieses zwischen ihnen und euch bestehenden Unter- schiedes euch Kap.11 geboten] Daß ihr auch ab- sondern sollt das reine Vieh vom unreinen, nnd nnreine Vögel von den reinen, iind eure Seelen [Personen] nicht verunreinigt am Vieh, an Vögeln, und allem, das auf Erden kreucht, daß ich euch abgesondert habe, daß es unrein [und nicht genuß- fähig] sei. 26. Darum sollt ihr mir heilig sein seuch in allen Stücken als mir geheiligt beweisen]; denn ich, der HERR, bin heilig, der euch abgesondert hat von den Völkern, daß ihr mein sEigenthums volk 2. M. 19, 4——6] waret. 27. sFür diesen Zweck, und damit ihr vor aller Verunreinigung durch abgöttisches Wesen bewahret bleibet, bestimme ich schließlich noch, was sich nach V. 6 eigentlich von selbst verfteht;] Wenn ein Mann oder Weib ein Wahrsager oder Zeichen- deuter sein wird, die sollen des Todes sterben, man soll sie steinigen, ihr Blut sei aus ihnen [2. M. 22, 18]. Das 21. Kapitel. Zsie sich ein Priester« zu verhalten. I— U.1——24. gkliiihdeni der Istxkrr so deiii gankenxloltie diejenigen Satzungen und Rechte gegebeii hat, iii deneii es wandeln und dadurch voii allen Zheiden und ing- besondere voii Den Caiianiterii sich iiutersitjeiden soll, bestimmt er nunniehr deii Wandel derjenigen ini Volk, an denen der Charakter« der Veiligleeih der schon an Israel selber hasiet, iioih in höherem Masse kiir Gr- siheiiiiing lioninieii soll, iiiiniliih der Priester iiiid ihres Hauptes, deg Zhohenpriestergz sie habeii in ihrem hiiusliitsen uiid ehelichen Lieben sich aufs strengste vor aller glerunreiiiiguiig kii hüten, aber anih iiiiskerliiis sich dadurch als uiiiadelig diirkustelleiu das; keiner, der mit einem Zieh! oder Gebreihen an seiiieiii Leibe be- hastet ist, kiini activen Uriesterdieiist gelangen darf. l. Und der HERR sprach zu Muse: Sage den Priestern, Aarons Söhnen [die ich, gleichwie Israel von allen Völkern Kap. 20, 24 ff., so wiederum von Israel abgesondert habe, daß sie mein wären 2. M. 28, 1], nnd sprich zu ihnen: Ein Priester soll sum den an ihm haftenden Character besonderer Heiligung streng zu wahren] sich an keinem Todten seines Volks sdurch Bespr- gung der Leichenbestattung und Betheiligung bei den TraUergebräUchenJ verunreinigen, 2. Ohne has-genommen] an seinem Bluts- Z. Mose 20, 25——27. 21, 1—-20. Muttey an seinem Vater, an seinem Sohne, an seiner Tochter, an seinem Bruder; Z. Und an seiner· Schwester, die noch eine Jungfrau, und noch bei ihm snoch zu demselben Hauswesen mit ihm gehörig] ist, und keines Man- nes Weib gewesen [geworden, und dadurch in eine andere Familie übergegangen] ist, an der mag er sich verunreinigen sHes 44, 25]. 4. Sonst soll er sich nicht verunreinigen an irgeiid einem, der» ihm zugehöret unter seinem Volk, daß et« sich entheilige [er würde durch Betheiligung bei allen andern Leichen, als den in V. 3 ange- führten aus seiner Heiligkeit heraustreten und sich entweihen]. Die Worte in der ersten Hälfte dieses Verses sind sehr dunkel; genau übersetzt lauten sie so: »Er soll sich nicht verunreinigen als Herr in seinem Volks' man versteht dies gewöhnlich in dem Sinne: »in seiner Eigen- schaft als Haushern FamilienhauptN und erklärt iiun in der Weise, wie eben, in der Auslegung des Verses, auch von uns geschehen, weil nur so die eigentliche Mei- nung der Lutherischen Uebersetzung sich ausdrticken lässt. Indessen ist es um so weniger wahrscheinlich, das; ein Priester bei der Bestattung seiner Frau sich nicht be: theiligen soll, als es in Hes 24, 16 ff. ausdrücklich als etwas Ungewöhnliches hingestellt wird, daß der Prophet beim Tode seiner Gattin nicht trauern soll. Andere er- klären: »Er soll auch sonst (abgesehen von der Unreinig- keit an den Todten V. 1—3) sich in seiner Eigenschast als Hausherr oder Familienhaupt nicht verunreinigen,« und finden die nähere Bestimmung, in welcher Weise dies nicht geschehen soll, in V. 7 u. 9, so das; diese beideii Verse ebenso den 4. Vers genauer erläutern, wie V. 5 u. 6 die weiteren Ausführungen zu V· 1—3 ent- halten. Diese Auslegung ist ohne Zweifel die richtige, nach ihr würde unser Vers in der Lutherischen Ueber- setzung so zu paraphrasiren sein: » 4. sAber auch] Sonst soll er sich iiicht ver- uiireiniYn an irgend einem, der ihm zngehoret unter feinem pl! sder zu seiner Familie oder seinem Hause·gehort], daß ersich enthcilige [die Heilig- keit seines Standes preisgebe durch ungebtihrliche Verheirathung V. 7 oder durch zuchtlose Erziehung seiner Kinder V. 9]. Hiernach ist zu den V. 2 u. 3 genannten Personen auch das Weib hiiiziizunehineiy und die Auslassung dar- aus zu erklären, das; sich die Ausnahme in Betresf der Gattin, als die Ein Fleisch mit den: Manne ist, von selbst versteht. 5. Sie sollen auch sin den Fällen, wo sie nach V. 2 f. an der Trauer um einen Verstorbenen aus ihrer Familie sich betheiligen dürfen, aller unzieinlichen Trauergebräuche sich enthalten und also] keiiie Platte machen aiif ihrem Haupte [am Vorderkopf über der Stirn 5. M. 14, 1], noch ihren Bart abscheeren, und an ihrem Leibe kein Mal pfehen [wie ich das Kap. 19, 27 f. schon allen Kindern Israel überhaupt verboten habe, hiermit aber meinen Priestern noch besonders streng iiiitersage]. · 6. Sie sollen svielmehrj ihrem Gott heilig fein, und sticht [durch Entstellung ihres Kopfes und Leibes iin Dienst einer leidenschaftlichen Trauer] sreunde, der ihm am nächsten angehöret [an einem unmittelbaren Glied seiner Familie] als an seiner - entheiligeii den Namen ihres Gottes. Denn sie l vpfetn [iii dem, was sie auf dem Altar anzünden] Wie sich ein Priester zu verhalten. 377 des HERNn Opfer, das Brod ihres Gottes sdas mit dem lieblichen Duft, den es verbreitet, ihrem Gott zur Speise dient Kap. 3, 11. 16]; darum sollen sie heilig sein [damit er aus heiligen Händen solche Gaben empfahe]. 7. Sie sollen auch [solcher ihrer Heiligkeit gemäß] keine Hure [selbst wenn sie solchem Leben entsagt hat, Jos G, 25 Anm., zum Weibe] neh- men, noch keine Geschtvtichte [die schon außerehelich geboren], oder die von ihrem Manne verstoßen [geschieden] ist [sondern nur eine Jungfrau oder Wittwe von unbeflecktem Wandel, und zwar am liebsten eine Jungfrau aus israelitischem, und eine ; Wittwe aus priesterlichem Geschlecht Hes 14, 22]; denn er leis! Priester] ist heilig seinem Gott [vgl. Anm. zu 2. Mo] 28, 1]. 8. Darum sollst du [das ganze Volk Israel] ihn heilig halten [indem du in deinen Aeltesten oder Fürsten mit darüber wachst, daß er nicht durch eine mit einem Makel behaftete Ehe seinen Stand entheilige], denn er opfert das Brod deines Gottes, sziindet das Fett deiner Opfer zur Speise des Feuers dem HErrn deinem Gotte an]; er soll dir sum dieser seiner heiligen Dienstverrichtungen willen] heilig sein, denn ich bin heilig, der HERR, der euch heiligt [und es ist durchaus nöthig, daß an euren Priestern mein heiliges Wesen noch auf besondere Weise zur Erscheinung komme] 9. [Darum gebiete ich euch ferner:] Wenn eines Priesters Tochter anscihet zu huren [und sich der Buhlerei ergiebt], die soll man snachdem sie gesteinigt worden] mit Feuer verbrennen; denn sie hat ihren Vater sund in ihm dessen Stand] ge- schåadei sdas Aergerniß muß also durch verschiirfte Todesstrafe Kap. 20, 14 Anm. von ihm und sei- nem Stande wieder abgethan werden] 10. Welcher Hoherpriester ist unter seinen Brüdern [den übrigen Priestern], auf deß Haupt das Salböl gegossen [also daß er der gesalbete Priester heißt Kaix 4, 3], und seine Hand gefüllet [der auf besonders feierliche Weise bevollmächtigt und in das Amt eingesetzt worden] ist, daß et angezogen würde mit den [2. M. 28, 4 ff. genann- ten] Kleidern [und der nun in diesen Kleidern die ganze volle Heiligkeit des priesterlichen Amtes an sich trägt]; der soll sbei Trauerfällen in seiner Familie nicht blos alles das vermeiden, was V. 52 schon dem gemeinen Priester untersagt worden ist, sondern auch zu noch größerer Enthaltung von äußeren Zeichen der Trauer] sein Haupt nicht bldßell [nicht mit losgelassenem, sliegendem Haar einhergehen Kap. 10, 6], und seine Kleider nicht zersehneiden [vorn an der Brust einreißen] 11. Und soll zu keinem Todten kommen snicht an ihn herantreten, um ihn zu berühren und Tod- tengebräuche bei ihm vorzunehmen, 1. M. 23, 3], und soll sich weder über Vater noch über Mutter I verunreinigen [selbst wenn der Verstorbene sein ! Vater oder seine Mutter gewesen wäre, soll er mit ihm sich nichts zu schaffen machen] 12. Aus dem Heiliglhnm [wo er seinen ge- wöhnlichen Aufenthalt haben wird 1. Sam. 1, Ei; Z, 2] soll er nicht gehen sum seiner Betrübnis; nachzuhängen oder der Beerdigung beizuwohnen], das; er nicht sbei seiner Rückkehr von demTodten und dessen Bestattung durch die Verunreimgung, J die er sich zugezogen, entheilige das Heiligthum seines Gottes] denn die heilige Krone, das Salböl seines Gottes [das goldene Stirnblatt mit der ; Jnschrift: »die Heiligkeit des HErrn« sammt dem Salböl 2. M. 28, 36 sf.; 29, 6 f.], ist auf ihm [und mit solcher besonderer Heiligkeit verträgt sich keine auch noch so geringe Verunreinigung die den andern Priestern zu gute gehalten werden kann]. Jch bin der HERR [und um meinetwillen soll er so streng sich halten]. 13. Eine Jungfrau soll er sunter allen Um: ständen] zum Weibe nehmen [so daß also die V. 7 den Priestern überhaupt ertheilte Vorschrift bei ihm noch weitere Einschränkung erleidet] 14. Aber keine Wittwe sdie den gewöhn- lichen Priestern gestattet ist, darf er heirathen], noch sweniger natürlich eine] Berstoßenh noch Ge- skhwcichty noch Hure, sondern [einzig] eine Jung: fran seines Volkes soll er zum Weibe nehmen, 15. Auf daß er nicht [durch Sehließung einer der Heiligkeit seines Standes nicht entsprechenden] Ehe seinen Samen sin den aus solcher Ehe her- vorgehenden Kindern] entheilige unter seinem Volk; denn ich bin der HERR, der ihn heiliget sihm die besondere Heiligkeit, die an ihm haftet, verliehen hat, er soll sie darum nicht irgendwie beslecken]. 16. Und der HERR [die Bestimmungen über die priesterlichen Erfordernisse weiter fortftIhrendJ redete [ferner] mit Mose nnd sprach: 17. Rede mit Anton, nnd sprich: Wenn an jemand drittes Samens in euren Geschlechtern san irgend einem deiner Nachkommen in allen künf- tigen GeschIechterUJ ein Fehl shinsichtlich seines Leibes] ist, der soll nicht herzutreten szum Altar - im Vorhof] daß er das Brod seines Gottes opfere [die Speise Gottes, die Opfer, ihm darbringe, sondern vom aktiven Priesterthum für immer aus- geschlossen sein] 18. Denn keiner, an dem ein Fehl ist, soll herzntreten sein Diener Gottes vielmehr auch an seinem Leibe ohne Makel und Gebrechen sein] Er [der mit einem Fehl Behaftete] sei snuns blind, lahm, mit einer seltsamen [stumpsen] Nase soder sonst einer Verunstaltung der Gcsichtstheile], mit ungewöhnlichen Gliede [vgl. 2. Sam, 21, 20], 19. Oder der an einem Fuß oder Hand ge- breehlieh ist seinen Bruch erlitten hat], 20. Oder hdckericht [buckelicht] ist [oder von unnatiirlich dünner LeibesgestaltJ oder ein Fell sweiße Flecken] auf dem Auge hat, oder scheel 378 Brief-ruhig] ist, oder grindtcht kmit der Krätzez oder schabigt [mtt FlechtenL oder der gebrochen [mit einein Bruch behaftet] ist. Ein Leibes-gebrechen ist zwar nicht eigentlich eine llnrecnigkeih inosern dasselbe eine ruhige Erscheinung ist, welche »das Gesammtleben des Menschen nicht weiter start; allein es ist doch eineauffällige Erscheinung der menschlichen 1»1nvollkommenheit, welche auf den Grund alles» menschlichen Mangels, auf das allgemeine Miß- verhaltniß des Menschen zu Gott zurlickweisr Darum macht ein solches Gebrechen den Menschen untllchtig zum P»riesteramt, i»n welchem er als der mit Jehova in nachster Gemeinschaft Stehende erscheinen soll. (Vaum- ga»rten.) »Daß aber auch andrerseits äußere Wohlw- standigkeit keineswegs der Grund dieser Verbote, sondern die außereTadellosigkeit ein Sinnbild der inneren Heilig- keit und»ein Vorbild von der» Reinheit des untadeligen Hvhenpvtesters (Hebr. 7, 26) ist, beweist das letzte der angeführten Gebrechen, das ja dem Auge sich entziehh in. Gerlach.) 21. Welcher nun von Aarons, des Priesters, Samen einen Fehl [dieser und ähnlicher Art] an ihm hat, der soll nicht herzu treten kzum Heilig- thum], zu opfetn die Opfer des HERRU [die für de« Herrn bestimmt smdjs denn e»r hat einen Fehl, darum» soll er zu den Broden seines Gottes [V. 17] nicht nahen, daß er sie opfere. 22. Doch soll er »das Brod seines Gottes essen lbon den den Priestern zufallenden Opfer- antheilen mit genieszen], beide, von dem heiligen Und Vom allerheiligsten ssowohl von denen des ersten, als denen des zweiten Nanges]. Für die Opferantheile ersten Ranges bestand die Vvrschriftx »1») daß keiner, »als der zu Aarons Nach- kommen gehorte, daran Theil haben, L) daß nur die mannlichen Glieder der Priesterfamilien sie verzehren, und Z) daß sie» dies im Vorhof des Heiligthums thun sollten. Fur die des zweiten Ranges dagegen war bestimmt: l) daß alle Glieder der Priesterfamilieii zu denselben zugelassen werden durften; L) daß aber die Genießendewrein sein mußten, und Z) daß das Ver- zehren an einem reinen Orte zu geschehen hatte. Zu der letzteren Gattung gehörten auch die Webeopfey die grsginge,»E1rFgeburten, Zehnten und dgl. Vgl. Anm. ap . 23. Aber doch sobwohl er so an sich Zutritt zu dem Heiligthum, gleichwie jeder Andere aus Aarons Geschlecht, hat] zum Vorhang svor der· Thür »der Hütte des Stifts] soll er nicht kommen sum» im Heiligen ein priesterliches Geschäft zu verrichten], noch zum [Brandopser-] Altar [im Vorhof] nahen [um hier Opfer darzubringen und anzuzünden], weil der Fehl an ihm fund er da- durch untauglich zum aktiven Priesterdienst] ist, daß er nicht kwenn er es dennoch thätej entheilige mein Heiligthum san welchem nur auch in leib- licher Hinsicht makellose Personen dienen sollen]; »denn ich bin der HERR, der sie heiligt [don dem ihres Standes Heiligkeit ausgeht und der zu be- stimmen hat, was dazu erforderlich ist]. Die erste und niichsie Forderung eines vollgiltigen Priesterthums das zwichen dein heiligen Gott und dem silndigen Volke Mittler chaft üben soll, ist die Sünd- « losigkeit seines Träger-Z. Zweitens aber fordert die wahre, vollkräftige Mittlerschaft von dem Ausrichter der- Z. Muse 21, 21——24. 22, 1—-12. selben eine Doppelseitigkeits er muß, um das Volk vor Jehova, sowie Jehbva vor dem Volke vertreten und in seiner Person die Vermittelung zwischen beiden darstellen zu können, in wesentlicher Gemeinschast einerseits mit dem Volke und andrerseits mit Gott stehen, muß, um dieser Forderung vollkommen zu genügen, ebenso gött- lich wie menschlich Wesen an sich tragen. Beiden For- derungen entspricht in schlechthin vollkomniener Weise nur der Hohepriester (Hebr. 7, 26 s.), auf dessen Ge- winnung und Darstellung die ganze Heilsgesihichte hin- zielt, der, Gottheit und Menschheit persönlich in sich vereinigend, dem auserwählten Volke und durch seine Vermittelung (1. Mos. 12, 3.; 28, 14) dem ganzen Menschengefchlecht in der Fülle der Zeit gegeben ward, durch den dann endlich auch, wie Aarons Söhne mittelst leiblicher Abstammung von Aaron zum Priesterthum gelangten, mittelst geistlicher Wiedergeburt und Kind- fchaft das allgemeine geistliche Priesterthuin und könig- liche Priesterthum (1. Petri L, 5. 9) wirklich dargestellt wurde, dessen Angehörige von der Sünde erlöst und der E göttlichen Natur theiihaftig (2. Petri 1, 4) sind, und zu deren Erstlingsbesitzern (2. M. 4, 22) Jsrael nach 2. M. 19, 4——6 berufen und bestimmt war. Da aber die Darstellung dieses Priesterthums nicht der Anfang und Ausgangspunkt, sondern nur das Ziel und die Frucht der ganzen aliteftamentlichen Heilsgeschichte sein konnte und sollte, und doch, um zu. diesem Ziele zu ge- langen, aus dem auserwählten Volk des alten Bandes schon ein priesterlich vermittelter Verkehr mit Gott un- entbehrlich war, so konnte nur, mußte aber auch das damalige Priesterthum eine typische (vorbildliche) Vor- ausdarstellung des zukünftigen sein, und die Erfordernisse desselben: Sündlosigkeit und Gotthaftigkeih symbolisch- typisch (sinnbildlich-vorbildlich) an sich tragen. Jene erhielt es durch die Waschung und Opfersiihne, diese durch die Ginkleidung und Salbung bei seiner Einseizung und Weihe (2. M. 29), und erneuert wurde sie vor jeder priesterlichen Amtshandlung durch wiederholte Wa- schung und Anlegung der gesalbten (2. M. 29, 21) Amts- kleidung. Die bei der Einweihung stattgefundene Opfer- siihne mußte nicht nur jedesmal, sobald ein Priester sich einer Sünde oder Unreinheit bewußt wurde, sondern auch zur Tilgung der unerkannt gebliebenen Sünden und Verunreinigungen der ganzen Priesterschaft einmal im Jahr (am großen Versöhnungstage, Kap. 16) vor aller weiteren priesterlichen Thätigkeit wiederholt wer- den. Außerdem hatte die Forderung der Sündlosigkeit einen stehenden synibolischen Ausdruck in der Forderung leiblicher Fehllosigkeit als unerläßlicher Bedingung zum aktiven Priesterdienste (Kuriz.) » 24. Und Mose redete solches alles kwas ihm aufgetragen ward] zu Aaron und zu seinen Söhnen, und zu allen Kindern Jsraels [da es» ja sie alle, einen jeden je nach seiner Stellung in der Theo- kratie, insonderheit anging] Das 22. Kapitel. Bat: de.- chpferg Beschaffenheit. II- W. 1—16. Von deii heiligen Personen geht der DE« iiber zu den heiligen Gaben, iueliije die Kinder« Israel ihni dar-bringen, und bestimmt, wie diese sollen heilig gehalten werden —- zunächst uon den Priestern, indem weder ein unrein gewordener Priester sie on- riihri und davon ißt El. 2—9), noch eine andere, als zur Ziaiiiilie des hlrirllero gehörige person zum Mil- genuh ziigelallfeii wird Oh. 10——16); darnach uoii dem zlollie selbst, iiidcni es iiur Opfer darbringt uon der Von des Opfers Beschaffenheit. 379 rekhten Beschaffenheit G. 17—25) nnd überhaupt in seinen! Opfer-dient! sich streng an Gottes Willen und Gebot hiilt M. 26——33). « 1. Und der HERR redete [von Neuem, wohl am andern Tage] mit Mose und sprach: L. Sage Aaron und feinen Söhnen, daß sie sich enthalten [im Allgemeinen voll heiliger Scheu fern bleiben] von dem Heiligen der Kinder Israel, welches sie mir heiligen [von den Weihegaben der Kinder Israel, welche nicht auf den Altar kom- men, sondern als Hebe und Webe mir übergeben werden], und meinen heiligen Namen nicht [da- durch] eniheiligen sdaß sie dieselben ohne Weiteres als ihnen gehörig ansehen und nun wie mit pro: fanen oder gewöhnlichen Dingen damit umgehen]; denn ich bin der HERR [dem diese Gaben eigent- lich zugehören, und wenn ich sie auch Aaron und seinen Söhnen zu ihrem Lebensunterhalt über- wiesen habe Kap. 7, 11 Anm., so beziehen sie solche doch nur als die Diener meines Hauses, nicht aus eigener Machtvollkommenheih daher sie eben mit größter Behutsamkeit beim Genuß ver- fahren müssen] 3. So sage nun ihnen auf ihre Nachkommen sals ein für sie und alle ihre Nachkommen gil- tiges Gefetz]: Welcher eures Sameus herzu tritt zu dem Heiligen, das die Kinder Israel dem HERRn heiligen sum eine Gabe der V. 2 be- schriebenen Art zur Speise zuzubereiten oder selbst davon zu esseNL und verunreiniget sich also über demselben swährend er in dem Zustande levitischer Unreinheit sich befindet], deß Seele soll ausgerottet werden von meinem Angesicht sdamit er ferner nicht mehr vor mir stehe, mir zu dienen]; denn ieh bin der HERR [der als heiliger Gott auch heilige und reine Diener verlangt]. 4. Welcher des Sameus Aarons [demnach eine dauernde Unreinigkeit damit an sich trägt, daß er] aussåhig ist [Kap. 13, 45 f.], oder einen Fluß hat [K. 15, 2 ff.], dcr soll nicht essen von dem Heiligen, bis er rein werde fbis seine Krank- heit sich hebt und er nun die vorgeschriebenen Reinigungsgebräuche an sich vollziehen läßt]. Wer [von den Priestern aber auch nur eine vorüber- gehende Unreinigkeit an sich trägt, indem er] etwa einen unreinen Leib seine durch Leichenberiihrung unrein gewordene Person] anrichtet [und dadurch selbst unrein wird 4. M. 19, 22], oder welchem der Same entgehet [sei es UnwillkürlichJ im Schlas [oder durch eheliche Beiwohnung K. 15, 16. 18]; 5. Und welcher irgend ein Gewürm anrühren das ihm unrein ist [dessen Berührung nach Katz. 11, 29 ff. ihn unrein macht], oder einen Men- schen, der ihm unrein ist, und szwar in Beziehung auf] alles, was ihn verunreiniget [alfo einen Samenflüssigen, Aussätzigen und andere unreine eines anrühren die ist unrein bis ans den Abend, und soll [im Laufe des noch übrigen Tags] von dem Heiligen nicht essen [noch sonst während dieser Zeit irgend ein priesterliches Geschäft verrichten], sondern [ein solcher] soll zuvor [ehe er wieder mit heiligen Dingen sich zu schaffen macht] seinen Leib mit Wasser baden. 7. Und wenn die Sonne untergegangen, und er [mit Schluß des Tages wieder] rein worden ist [vgl. Anm. zu Kap. 11, 25. 40], dann mag er [gleichwie überhaupt wieder dem Heiligthnm nahen, so auch] davon [von den heiligen Opfer- gaben] essen; denn es ist seine [die vom HErrn ihm zugewiesene] Nahrung [von der er nur so- lange sich enthalten soll, als die Dauer seiner Unreinheit ihn davon ausschließt]. 8. Ein Aas, und was von wilden Thieren zerrissen ist, soll er [der Priester] nicht essen [da dergleichen schon dem gewöhnlichen Jsraeliten zu essen verboten ist Kap. 17, 15 f.], ans daß er nicht unrein daran werde stvas er, ei« Gslveihetet seines Gottes, noch viel sorgfältiger zu vermeiden hat, als der gemeine Mann vom Volk]; denn ich bin der HERR sund will nicht, daß diejenigen, . welche von dem reinsten und heiligsten Fleisch genießen dürfen, ihren Mund durch unreines Fleisch verunreinigen]. · D. Darum sollen sie meine Scitze [die rm Vorstehenden ihnen ertheilten Vorschriften] halten, das; sie nicht sdurch Uebertretung derselben] Sünde auf sich laden, und daran [zur Strafe dafür] ster- ben, wenn sie sich smuthwillens verunreinigen und das Heilige] entheiligen [indem sie trotz ihrer Un- reinheit zu ihm hinzutreten V. 3]; denn ich bin der HERR, der sie heiliget sihnen um ihres Ver- hältnisses zu mir willen größere Heiligkeit verliehen hat als dem übrigen Volk]. 10. Kein Anderer [d. i. kein Fremder, der nicht einer Priesterfamilie vollständig einverleibt ist] soll von dem Heiligen [das den Priestern und ihren Familiengliedern zum Lebensunterhalt zu- gewiesen ist] essen, noch salfo weder] des Priesters Hausgeiioß [oder Beifaßl noch Tagelöhner [2. M. 12, 45 . 1.1. Wenn aber der Priester eine Seele [Per- son] um sein Geld lanfet, der [ein solcher ge- kauster und hinfort für immer zu dem Hausstande gehöriger Sklave] mag davon essen; und was ihm in seinem Hause [von schon darin vorhandenen Sklaven] geboren wird [1. M. 14, 14], das mag auch von seinem Brode [dem Heiligen V. 10] essen sdenn beiderlei Art des Gesindes ist vollständig in Jsraels Volksgemeinschaft durch die Beschned dung aufgenommen 1. M. 17, 12; 2. M. 12, 44]. 12. Wenn aber des Priesters Tochter eines Fremden [Nichtpriesters] Weib wird [und damit Leute, deren Berührung gesetzlich unrein machtjz 6. Welche Seele [von den Priestern] der] l aus der priesterlichen Familie ausscheidet] die soll nicht von der heiligen Hebt [den heiligen Opfer- 380 gaben, die dem HErrii zur Hebe gegeben und von ihm den Priestern iiberlassen werden] essen. 13. Wird sie aber eine Wittwe, oder ans- gestoßen [von ihrem Manne verstoßen vgl. 5. M. 24, 1·—4], und »hat keinen Samen, und kommt [als kinderlose Wittwe oder Verstoßene] wieder zu ihres Vaters Hausen. M. 38, 11]; sp soll. sie essen von« ihres Vaters Brod [weil sie nun ebenso wieder ein Glied seiner Familie ist], als da sie noch eine Magd [ledige Person] war. Aber kein Fremdling [Nichtpriester] soll davon essen [hat sie also Kinder, so bildet sie mit denselben nach dem Tode ihres Mannes oder nach der Scheidung von ihm eine eigne Familie und darf nicht von des Vaters Tische essen]. 1·4». Wer’s versiehet, und sonst sohne zu der Familie des Priesters zu gehören] von dem Heili- genissetx der soll [wie einer, der sich an dem Ge- heiligten vergriffen hat Kap. 5, 16, nicht nur das, was er so wiederrechtlich genossen hat, erstatten, sondern auch als Buße] das fünfte Theil sdes Werth-s] dazu thun, und [diese Buße] dem Priester geben sammt dem [zu erstatteiideiiJ Heiligen. 15. [Solche Buße und Wiedererstattung aber spsljtelchehsnsl Auf daß sie [die Laien] nicht ent- heiligen das Heiligste der Kinder Israel, das sie dem HERRn heben [an ihn für seine Diener ab- zugeben verpslichtet sind], 16. Auf daß sie sich nicht mit Missethat und Schuld beladen, wenn sie ihr Geheiligtes [von den allein den Priestern zukommenden heiligen Opfer- gaben] essen; denn ich bin der HERR, der sie [die Priester] heiliget [und eben so wenig duldet, daß ein Laie in ihre Gerechtsame eingreife, als daß sie selbst ihren Character besonderer Heilig- keit preisgeben V. 9 vgl. Kap. 21, 23]. ·17. Und der HERR [von den Pflichten der Priester in Betreff der Heilighaltung der Opfer zu denen des Volks in derselben Hinsicht über- gehend] redete [weiter] mit Mose, nnd sprach: 18. · Sage Aaron nnd seinen Söhnen sals welche die rechte Beschaffenheit der dargebrachten Opfer zu» prüfen haben] und allen Kindern Israel swelche die Opfer zum Heiligthum bringen]: Wel- cher Jsraeliter oder Fremdling in Israel [Kap. 17, 9 Anna] sein Opfer thun will sum ein religiöses Bedurfiiisz·, das ihin gerade auf dem Herzen liegt, zU befMPIgeUL es sei irgend ihr Gelübde sgeschehe zufolge eines bestimmten, von ihnen übernommenen Gelubdes,· vgl. Anm. zu Kap. 3, 2], oder von stetem Willen [und besteht nun ihr Gelübde oder freiwilliger Antrieb darin], daß fle dem HERRU ein Brandopfer thun wollen [und da natürlich ein solches], das ihm von euch angenehm sei; 19. Das soll [jedesmal, wie es allein der Bedeutung eines Brandopfers entspricht Kap. l, 3] ein Männlein und saußerdemj ohne Wandel [Feh- ler] sein, sonst aber kann das Opfer beliebig aus 3. Mose 22, 13—33. einer der drei für Opfer zulässigen Thierarten ge- nommen werden] von Rindern, oder Lammern, oder Ziegen. 20. Alles [dagegen], was einen Fehl hat sdaß es hinket oder blind ist u. s. w. V. 22—2H1-.; 5. M. IS, 21], sollt ihr nicht opfernz denn es wird für euch nicht angenehm sein [euch· das Wohlge- fallen des HErrn nicht erwerben, vielmehr uin der in einem solchen mangelhaften Opfer sich aus- sprechenden Herzensgesinnung willen das gerade Gegentheil bewirken 5. M. 17, 1]. Wegeii der Bestimmung des Opferthieres zum Sühn- mittel darf dasselbe das nicht an sich tragen, was an dem Opfernden dadurch gesiihnt werden soll. Beim Menschen find es freilich stttliche Schwächem Mangel und Schäden, um die es sich bei der Sühne handelt, während das Thier als nicht zurechnungsfähig keine sitt- lichen, sondern nur leibliche Gebrechen haben kann; aber was im Gebiet des ethischen Geisteslebens die Sünde ist, das sind auf dem Gebiet des physischen Naturlebens leibliche Krankheiten und Schäden. (Kur»tz.) Alle Opfer, welche die heil. Schrift einsetzt und gutheißt, sind ei ent- lich Selbstopfesu nicht die Rinder und Schafe will ott, sondern in den Nindern und Schafen das Herz. ·(Heng- stenberg.) Die Vorschrift körperlicher Fehllosigkecd wie sie ihren natürlichen Grund darin hat, daß einerseits in der Gabe sich die Liebe ausprägen muß, welche das Schönste und Beste spendet, andrerseits nur eine fehlen freie und vollkommene Gabe eine für Gott, den«-Heiligen und Vollkommenen, geeignete Darbringung sein kann, so fchließt sie auch die sittliche Forderung ein, daß, so- fern in den Leibesfehlern sich ethische Gebrechen abspiegelm der Mensch nur als tadellos und von sittlichen Fehle-m frei sich Gott dem Heiligen hingeben und iu Lebens-gemein- schaft mit ihm treten kann. (Keil.) 21. Und wer ein Dankopfer dem HERRn thun will, ssei es nun, daß er damit] ein sonder- lich [besonderes] Geliibde lerfülltj VI« »Daß e« es] von freiem Willen [ohne eine unmittelbare äußere Veranlassung, blos von innerem Herzens- drange getrieben, darbringt] von Rtndern oder Schafenz das soll [ebenfalls, gleichwie das Brand- opfer V. 19] ohne Wandel sein, daß ·es angenehm sei, es soll [wenn es auch grade kein Männlein ist, wenigstens] keinen Fehl haben. 22. Jsrs blind, oder gebrechlich »[z. B. lckhm 5. M. 15, 21], oder geschlagen [an einem Gliede verstümmelt] oder dürre [mit eiternden Geschwü- ren], oder räudicht [mit der Krätzes oder sihabicht [mit Flechten behaftet Kap. 21, 18—20]; so sollt ihr solches dem HERRn nicht opferiuund davon teilt Opfer [ebenso wenig ein freiwillig, wie ein Gelübde-Opfer] geben auf den Altar des HERRn 23. Einen Ochseii oder Schaf ldagegenl das ungewöhnliche [zu viel oder zu lange] Glieder, oder wandclbare [zu wenig oder zu kurze] Glieder hat«, magst dii voii freiem Willen opfern [zu einem frei- willigen Opfer verwenden — ich fordere bei der- gleichen Opfern nicht unbedingte Fehll»osigkeit], aber angenehm mag’s iiicht sein zum Geliibde [-Opf8r- sondern tver einmal ein Gelübde gethan, soll auch hinterdrein nichts davon mindern und sich mit einem geringern Opfer behelfen]. Von des Opfers Beschaffenheir 381 24. Dn sollst auch dem HERRn kein Zersto- ßenes, oder Zerriebeiies, oder Zerrtssenes, oder d·as verwundet ist, opfern skein Thier, das auf eine der vier bräuchlichen Arten, durch Zerquetschen oder Zerklopfen oder Abdrehen oder Ausschneiden der Hoden kastrirt oder entmannt tvorden], und sollt [iiberhaicpt, auch fiir’s gewöhnliche Leben] »in eurem Lande solches nicht thun sdaß ihr namlich die Thiere entmannt, weil das ein unbefugtes Eingreifen in meine Schöpfungswelt ist 19, 19]. 25. Du sollst auch solcher keines fkeins von den V. 22—24 als fehlerhaft bezeichneten Thie- ren] von eines Fremdlings Hand fwenn ers; etwa als fein Opfer darbrächteJ neben dem Brod szurn Brode] eures Gottes vpfern [sondern der Fremd- liiig ist eben sowohl wie der Einheimische an jene Opfervorschriften gebunden]; denn es taugt [ein solches fehlerhaftes Thier] nicht [zur Speise Got- tes], und hat einen Fehl, darum wird es nicht an- genehm sein für euch [euch mein Wohlgefallen nicht zu Wege bringen, ihr müßt im Gegentheil streng darauf halten, daß meine Ehre auch von den Fremdlingen mir zu Theil werde]. Genau übersetzt lautet »der Vers: Auch sollt ihr nicht von der Hand eines Fremdlings dar- bringen das Brod eures Gottes von alle diesen; denn ihr Verderbtes ist an ihnen, ein Fehl haftet ihnen an, sie werden euch nicht gut aufgenommen werden. Hierin finden andere Ausleger den Sinn, daß die Jsraeliten zu ihren Opfern das darzubringende Thier nicht von einein Fremd- ling kaufen, sondern immer nur selbst gezogene oder doch nur von eineni Volksgenossen erkaufte Thiere dazu verwen- den sollten; andere dagegen seien den fehlerhaften und verderbten gleich zu achten und vermöchten ihnen nicht Gottes Wohlgefallen zu erwecken. Sollte dies nun auch nicht der Sinn des Verses selber sein, so ist doch der Gedanke an sich ganz richtig; da alle Opfer eigentlich Selbstopfer sind (Anm. zu V. 20), so ist die erste und nächste Bedingung eines Gott wohlgefälligen Opfers die, daß das Darzubriiigende Eigenthum, und zwar recht- mäßiges, mit eigener Arbeit und Mühe erworbenes Eigenthum des Darbringers sei, an das er ein Stück seines Lebens gesetzt hat, uni es zu erlangen, das dem- nach in der engsten Beziehung zu ihm steht, denn nur so ist es geeignet, ihn selbst zn repräsentirein Aus die- sem Grunde waren schon vom Altaropfer ausgeschlossen sowohl das eßbare Wild, als die ohne besondere Pflege dem Menschen gleichsam in die Hand wachsende Baum- frucht; aber auch mit erkaufteni Vieh, das Fremde ge- zogen haben, würde Jsrael nicht sich selbst und die Friichte seiner irdischen Berussthätigkeit deni HErrn dar- bringen, sondern nur sich bei ihm abfindem Allerdings giebt es in der späteren Geschichte mehrere Beispiele, daß das Volk seinem Gotte darbrachte, was fremde Kö- nige ihm gespendet (Esra S, 9 f-; 7, 17 ff.; 1. Maca 10, 39.; 2. M. Z, 3.; 9, 16); allein das war nur ein durch die augenblickliche dürftige Lage bedingter Noth- stand. Wie sehr man sich der Verpflichtung, daß Jsrael selbst für die Kosten seines Gottesdienstes aufkomme, auch damals bewußt war, zeigt die Stelle: Nehenr 10, 32 ff. Was den in unserm Verse, sowie schon friiher (Kap. Z, 11. IS; 21, s. 8) für die Opfer gebrauchten Ausdruck ,,Brod oder Speise Gottes« betrifft, so erklärt ihn Luther daher, weil sie (die Opfer) vom Feuer ver- zehrt wurden zur Ehre Gottes. Wir brauchen indessen uns nicht davor zu scheuen, sie wirklich als eine Nah- rung für den HErrn anzusehen. Selbstverständlich kann es sich bei dem Gotte Jsraels nicht darum handeln, daß ihm Fleisch und Brod u. dgl. als das, was sie an sich sind, zur Nahrung vorgesetzt werden (Ps. 50, 12 ff.), wohl aber sind sie eine geistliche Nahrung für ihn als das, was sie bedeuten. Vgl. Anm. zu Kap. 2, Z. 26. Und der HERR [in Betreff der rechten Beschaffenheit der Opfer einen weiteren Punkt, nämlich auch das Alter der dazu verwendenden Thiere besprechend] redete [ferner] mit Muse, und sprach: 27. Wenn ein Ochse, oder Lamm, oder Ziege, geboren ist fund man dies junge Stück zu einem Opfer zu machen gedenkt]; so soll es [zuvor, gleich- wie ein Erstgebornes, das man mir geben soll 2. Mos 22, 30] sieben Tage bei seiner Mutter sein, und seist] am achten Tage, und darnach [wenns noch älter als 8 Tage geworden] mag man’s dem HERRn opfern, so ist’s angenehm [unter 8 Tagen aber hat es noch kein volles, selbstständiges Leben und kann darum auch zu so heiligem Zweck nicht gebraucht werden]. 28. sGedenkt man dagegen beide zugleich, das Alte sowohl wie das Junge, zum Opfer zu bringen,] Es sei ein Ochse oder Lamm [ein Rind oder Schaf], so soll man’s fdas Alte] nicht mit seinem Jungen aus Einen Tag kais Opfer] schlachten [wie man denn überhaupt eine zarte Schonung gegen die Natur der Thierwelt beobachten soll und die Wahrung des gottgeordneten Verhält- nisses zwischen dem Alten und seinem Jungen sich angelegen sein lassen 5. Mos. 22 f. Vgl. Anm. zu 2. Mos. 23, 19]. 29. Wenn ihr aber wollt dem HERRn ein Lobopfer [zum Dank für eine schon empfangene Wohlthat Kap. Z, 2 Anm.] thun, das für euch angenehm fmein Wohlgefallen euch zu verschaffen im Stande] sei, 30. So sollt ihr’s ldas Fleisch eines solchen Dankopfers, wie ich schon Kap. 7, 15 befohlen und K. 19, 5 f. in Erinnerung gebracht habe, noch] desselbemTnges sals OpferMahlzeitJ essen, und sollt nichts ubrig bis auf den Morgen behalten; denn ich bin der HERR [der nicht umsonst euch alle diese Vorschriften, in welcher Weise man ihm dienen soll, ertheilt hat]. » 31. Darum haltet meine Gebote, und thut darnachz denn ich bin der HERR feuer Gott, der es wohl um euch verdient hat, daß ihr allewege seinen Willen vollbringt und nicht nach eurem eigenen Gutdünken dahinlebt]. 32. Daß ihr meinen heiligen Namen nicht [durch ungehorsam] entheiliget, und ich geheiliget werde unter den Kindern Jsrael; denn ich bin der HERR, der euch heiliger, 33. Der euch aus Eghhtenlaiid gesühret hat, daß ich euer Gott wäre, ich der HERR [Kap.11,45]. 3. Mvse 23, 1-—-16. Das Kapitel. Ordnung der vornehmsten Jene. III— U. 1——Ziap. 24, 9. Zerner aber hat Israel auch die heiligen Zeiten, die ihm der DE» gegeben, um so mehr heilig ku halten, als sie diejenigen Enge sind, wo er sein zllolli zu sich liommen läßt, um seine Gaben entgegenkunehmen und ihm seinen Segen mitkutheiten zliese Zeiten werden jetzt einzeln namhaft gemacht, von Seiten ihrer Bedeutung soivohl in bürgerlicher als in religiöser Zjinsiilst erläutert und nach Jlrt ihrer Zleier genauer beschrieben, ohne daß jedoch schon hier ein eigentlicher Zlestlialender folgte; ein solcher wird viel- mehr erst erlassen, als Israel nun im Begriff steht, in das gelobte Land einsurilitien 4. Was. Ruh. 28 u. 29. I. Und der HERR redete [abermal] mit Mose, und sprach: · » 2. Sage den Kindern Israel, und sprich zu ihnen: Dies [die im Folgenden genannten Tage und Zeiten] sind die Feste des HERRn [die nach fester Ordnung wiederkehrenden, dem HErrn ge- heiligten Tage und Zeiten], die ihr heilig nnd meine Feste heißen sollt, da ihr zusammentommt sdie ihr als heilige Versammlungen, da der HErr mit euch und ihr mit dem HErrn zusammenkommt, durch Blasen mit den Trommeten 4. M. 10, 10 öffentlich ausrufen sollt]. Während der Erlaß der Verordnungen Kap. 11.—22 nach unserer Rechnung auf den 12. u. 13. Nisan fällt, ist mit dem 14. desselben Monats nunmehr das zweite Passahfest wieder herbeigekommem und erläßt der HErr wohl an diesem Tage die in unserm Abschnitt vorliegen- den Bestimmungen über die Feste seines Volks. Die Ordnung derselben geht aus von dem Sabbath, als dem Tage, welchen Jsrael dem HErrm seinem Gott, heiligen soll, weil Er schon bei der Schöpsung der Welt ihn durch sein Ruhen an ihm gesegnet und geheiligt hat; indem es damit zu dem Gott sich bekennt, der Himmel und Erde in sechs Tagen aus Nichts gemacht hat durch das bloße Wort seiner Allmacht, unterscheidet es sich in seiner religiösen Erkenntnis; scharf und be- stimmt von allen andern Völkern, die entweder Gott und die Welt geradezu einander gleich stellen oder doch dem ewigen Gott die ebenso ewige Weltmaterie zur Seite setzen. Darum ist der Sabbath stir Jsrael zugleich ein Bun- deszeichen (2.M. II, 12 sf.) nach der Naturseite hin, gleich- wie die Beschneidung (1. M. 17, 10 sf.) nach der Heilsseite hin sein Bundeszeichen ist; es besitzt in dem Sabbath ein göttliches Unterpfand, das bei ihm, als demjenigen Volke, das den Schöpfer und HErrn der Welt erkennt und bekennt, das menschliche Leben im Wirken und Ruhen nach dem Urbild des göttlichen Lebens »fich gestalten soll. Z. Sechs Tage sollst du arbeiten [2. M. 20, 9.; 23, 12.; Si, 15]; der siebente Tag aber ist der große, heilige Sabbath [der Tag gänzlicher Ruhe und vollständiger Geschäftslosigkeits da ihr zusammenkommt [zum Heiligthum, um daselbst an- zubeten Hes 46, 3]. Keine Arbeit [nicht einmal ein Geschäft der häuslichen Verrichtung L. M. 21, 15 Anm.] solli iht drinnen [an diesem Tage] thun, denn es istder Sabbath des HERRn fund soll als solcher von euch gehalten werden] in allen « wo schon vom Sabbath . euren Wohnungen [wenn ihr nun m das Land Canaan einkommt und da nicht mehr beim Heilig- E thum erfcheinen könnt]. Zu der negativen Seite der Sabbathfeier, der «- Unterlassung aller Arbeit, welche in den früheren Stellen, die Rede war (2. M. IS, 22 sf.; 20, 8 ff; 23, 12; 31, 12 ff-; 34, 21.; 35, 2 sf.), aus- schließlich genannt worden, kommt hier auch die posi- tive, die Versammlung zum Gottesdiensh hinzu; aber sie tritt sofort wieder hinter jene erste zurück, da im Lande Eanaan selbst der Besuch des einzigen Heiligthums, das man hatte, nur einen: sehr kleinen Theil des Volks möglich war, daher auch die Propheten bei ihrem Drin- gen auf Sabbathsheilignng sich auf das Verbietet: dessen beschränken, was man am Sabbath nicht thun soll (Jes. 56, L; 58, 13 f.; Jer.17, 21). Dennoch war mit dem Hinweis auf die gottesdienstliche Bestimmung des Tags ein Keim zu weiterer Entwickelung in das Sabbathsgebot hineingelegt, der sich denn auch im Laufe der Zeit immer mehr ausgestaltet und die Zeit des neuen Testaments wo die positive Seite vor der nega- tiven im Vordergrund steht, vorbereitet hat. Schon frühzeitig mögen am Sabbath Vereinigungen zur An- hörung und Betrachtung des göttlichen Worts, nament- lich in den Propheten-Schulen, stattgefunden haben (2. Kön. 4, 23); daraus entstanden nach dem Exil die Synagogen (Luther: Schulen), vgl. zu Neh- 10. 39. Gleichwie nun in der Feier des Sabbaths die An- erkennung des HErrn als des Schöpfers Himmels und der Erden ihren Ausdruck findet, so verkörpern sich in den drei Jahresfestem von welchen die folgenden Verse reden, die großen heilsgeschichtlichen Thatfachem die der HErr an Israel, dem Volke feiner Wahl, ge- than hat. Sie sind die Feste im engern Sinne des Worts, und findet bei ihnen heil. Versammlung auch wirklich statt, da sie Jsraels Wallfahrtsfeste sind, an welchen alles, was männlich ist, sich beim Heiligthum einzufinden hat (2. M. 23, 14. 17.; 34, 23.; 5· Mos 16, 16). Diese Großthaten Gottes haben die Erlösung, Heiligung und Beseligung Jsraels zu ihrem Inhalt; die dem Gedächtniß derselben gewidmeten Festtage aber, Ostern, Pfingsten und Laubhiittem nehmen zugleich Be- ziehung auf die Versorgung des Volkes, das der HErr aus Egypten heraus, an dem Sinai vorbei, durch die Wüste hindurch in das Land seines Erbtheils eingeführt hat, mit dem zu seinem Bestand in diesem Lande nöthi- gen Lebensunterhalt, und sind alle drei Erntefeste Wäh- rend nämlich das erste den Anfang und das zweite das Ende der Getreideernte bezeichnet, bildet das dritte die schließliche Dankseier für den gesegneten Ertrag des Bo- dens nach vollbrachter Einsammlung aller Arten von Früchtenz ja, bei dem zweiten, dem Pfingstfesta tritt die historische Bedeutung des Festes dergestalt hinter die ökonomische zuriick, das; sie fast ganz zu fehlen scheint und das Fest selber in der Weissagung: Hes.45, 21 ff. greadezu tibergangen wird. » 4. Dies sind aber die Feste des HERRm die ihr heilige Feste heißen [recht eigentlich als die- jenigen heiligen, von mir festgesetzten Zeiten aus- rufen] sollt, da iht znsamnienkvmnit [beim gemein- samen Heiligthum]. Z. Am vierzehnten Tage des ersten Monden zwischeii Abend ist [nach dem, was ich schon 2. M. 12, 2 ff. gesagt habe] des HERRU Passah is. Und am sunfzehnten desselben« Monden ist das Fest der nngefciuerten Probe« des HERRnz da sollt ihr sieben Tage [lang,» bis zum einund- zwanzigsten einschließlichj ungefauert Brod essen. 7. Der erste Tag [15. AbZbJ soll heilig unter Ordnung der vornehmsten Feste. 383 euch heißen sals besonders hoher Festtag von euch gehalten werden], da ihr zusammenkommt [eine heilige Festversammlung veranstaltet], da sollt ihr [wenigstens] keine Diensiatbeit skein Geschäft der bürgerlichen Handthierung oder sonstigen Berufs- arbeit] thun [wenn auch die Geschäfte häuslicher Verrichtung, z. B. das Zubereiten der Speisen, euch gestattet sein mögen] 8. Und dem HERRU [von diesem Tage an] opfern sdie 4. M. 28, 19 ff. vorgeschriebenen Fest- Opfer sammt den 4. Mos. 29, 39 genannten Privatopserm da ihr ja nicht leer vor mir erschei- nen sollt 2. M. 23, 15; 34, 20, darbringen] sieben Tage. Der siebente Tag [21. Abibj soll euch [in demselben Sinne wie der erste V. 7] heilig heißen [und ein Tag sein] da ihr zusammen- komtutz da sollt ihr auch [während ihr an den dazwischenliegenden Tagen, ausgenommen an dem, der etwa mit dem Sabbath zusammenfällt V. Z, wieder euren Berufswerken nachgegangen seid] keine Dienftarbeit thun. Hiernach zerfällt Ostern als das erste der drei Jahresfeste in zwei Theile: in das voraufgehende Passah- fest und das unmittelbar sich daran anschließende Fest der ungesäuerten (Luther: süßen) Brode (vgl. Mark.14, l; Luk. 22, 1); es ist das Verhältnis; zwischen beiden Theilen aber nicht so anzusehen, wie von einzelnen Archäologen geschieht, als wäre das Passah die bloße Vorfeiey und das Fest der ungesäuerten Brode die eigentliche Hauptfeiey vielmehr bildet jenes wie den Anfang, so auch den Hauptbestandtheil der Feier, dieses aber die Fortsetzung und Vollendung derselben. Wegen dieser engen Zusammengehörigkeih bei welcher der erste Theil in den andern übergreift, und der zweite selber schon mit dem ersten beginnt, erklärt es sich denn, daß sowohl der Ausdruck ,,Fest der ungesiiuerten Brode« das Ganze mit Einschluß der Passahmahlzeit bezeichnet (vgl. L. M. 12, 18 ff.), als auch der Name ,,Passah« von den an den sieben Tagen des Festes darzubringenden Opfern gebraucht wird (5. M. 16, L. vgl. Joh. 18, 28). 9. Und der HERR [mit der Wiederholung der schon früher über die Feier des Osterfestes gegebenen Bestimmungen eine neue Verordnung in Betrefs der ökonomischen Bedeutung desselben verbindendj redete mit Mose, und sprach: 10. Sage den Kindern Israel und sprich zu ihnen: Wenn ihr in’s Land Canaan kommt, das ich euch geben werde, nnd werdet es [die Frucht seines Bodens] ernten; so sollt ihr [die ganze Gemeinde durch eure Vertreter, die Aeltesten]eine Garbe der Erstlinge eurer Ernte [von derum diese Zeit reif werdenden Gerste] zu dem Priester« bringen. 11. Da soll die Garbe [in der zu Z. M. 29, 24 angegebenen Weise, durch die Bewegung zu- erst vor- und dann rückwärts] gewebet werden vor dem HERRn sim Vorhof der Stiftshuttes daß es [diese Darbringung der Erstlings-Ernte] von euch angenehm sei seuch Gottes Wohlgesallen und Segen zu der weiteren Ernte erwerbe]; solches soll aber der Priester thun des andern Tages nach dem seinem] Sabbath sgleichstehenden ersten Festtage V. 7, d· i. am 16. Nisan]. Wir haben hier, gleichwie schon in der Anm. zu L. Mos. 19, 15, die letzten Worte des Verses in dem Sinne verstanden, wie die meisten christlichen Ausleger nach dem Vorgange von Philo, Josephus und den Rab- binen sie fassen. Indessen giebt es noch drei andere Auffassungen, die wir jedoch, da sie nicht haltbar sind, nicht näher erörtern wollen; nur soviel sei bemerkt, das; 1) die Baithusäey welche in der späteren Zeit die Schrift- grundsätze der Essäer in ähnlicher Weise vertraten, wie die Rabbaniten die der Pharisäer, und die Karaiten die der Sadducäer (vgl. Anm. zu L. M. 12, 6), den Sab- bath von demjenigen Wochensabath verstanden, der in die sieben Tage des Osterfestes fiel; L) einige Theologen dagegen annehmen, die alten Hebräer hätten mit jedem neuen Jahr auch immer eine neue Woche begonnen, so daß der 7., 14., 21. u. 28. Nisan allemal ein wirk- lccher Sabbath gewesen, davon sei nun entweder der zweite (14.) oder der dritte (21.) gemeint; Z) ein an- derer Ausleger endlich zwar ebenfalls den 21. Nisan, der gleich dem 15. Sabbathscharakter hatte (V. 8), unter dem in Rede stehenden Sabbath verstanden wissen will, aber die vorhin erwähnte Ansicht von dem Anfang des hebräischen Jahres nicht theilt. 12. Und sollt des Tages, da eure Garbe gewebet wird, [vorher, im Anschlusz an das Fest- opfer des Tages 4. M. 28, 19——23] ein Brand- opfer dem HERRU thun, von einem Lamm, das ohne Wandel nnd jahrig sei, 13. Sammt dem [dazu gehörigen] Speis- opfer [aber nicht nach dem L. M. 29, 40 für das tägliche Brandopfer vorgeschriebenen Maß, sondern, da es sich hier um ein Ernteopfer han- delt, in doppelter Portion, also] zwo Zehnten Semmelmehl mit Oel gemenget, zum Opfer dem HERRU eines süßen Geruchs [das ihm einen süßen Geruch bereite]; dazu das Trankopfer [und zwar, da die Weinernte für jetzt noch nicht in Betracht kommt, in gewöhnlicherQuantität], ein ViettheilHinWeins 14. Und sollt kein 1ieu«Vrod, nokh Sangen, [3. M. L, 14], noch Korn sfrische, aus gepflück- ten Aehren geriebene Körner 5. M. 23, 25; Luk. S, 1] zuvor essen, bis auf den Tag, da ihr [mit der eben erwähnten Erstlingsgarbej eurem Gott Opfer bringet sdenn ihm als dem Gebet: der Ernte gebührt auch der erste Ertrag dersel- den] Das soll ein Recht sein euren Nachkommen in allen euren Wohnungen [wo immer im Lande ihr wohnen möget, daß ihr die Darbringung der Webegarbe an dem bezeichneten Tage abwartet, ehe ihr selbst von der Frucht des Feldes genießt] 15. Darnach sollt ihr zählen vom andern Tage des Sabbaths, da ihr die Webegarbe brach- tet [V. 11, also vom 16. Abib], sieben ganzer Sabbathe [oder Wochen d. i. 49 Tage], 16. Bis an den andern Tag des siebenten Sabbaths sbis zu dem, auf den Schlußtag der siebenten Woche folgenden Tag, den 6. Siwan], ncimlich fünfzig Tage [im Ganzen] sollt ihr zahlen, und san diesem 50. Tage nach dem täglichen « Morgenopser und nach dem für den Tag 4. M. 28, 26——31 verordneten Festopser] neu saus der Frucht der neuen Ernte, welche nunmehr zu Ende , ist, bereitetesJ Speisopset dem HERRU opsern. 384 Z. Mose 23, 17——36. 17. Und sollt es aus allen» euren Wohnun- gen opfern [als eine vom Volk im ganze Lande ausgehende Opfergabe, indem es nicht aus dem Heiligthum und seinem Schatz, sondern von den verschiedenen Haushaltungen nach bestimmter Reihenfolge, in dem einen Jahr von dieser, in dem folgenden Jahr von einer andern, geliefert wird] nämlich zwei Webebrode, von zwo Zehnten [11,-z Metze, s. Anmsz zu 2. M. 1»6, 361 Sem- melmehl [feinem WeizenmehlL gefauert und ge- backen [mit Sauerteig eingemengt und in gewöhn- licher Weise gebacken] zu Erstlingen dem HERRn Während die Gerste in den wärmeren Theilen Pa- lästina’s schon um die Mitte des April reif wird, kommt der Weizen erst mehrere Wochen später zur Reife (Ruth 1, 224 2, 23). Es stimmt also ganz mit den ökono- niischen Verhältnissen des Landes überein, daß die Webe- garbe am Osterfest aus einer Gerstengarbe besteht, die Webebrode am Pfingstfest hingegen aus schon verbackenem Weizenmehlz denn dort wird die erst beginnende, hier die bereits geendigte Getreide-Ernte gefeiert. « 18. Und sollt hierzu bringen, neben [diesem] eurem Brod [von dem eben die Rede war, als ein es begleitendes Opfer] sieben jährige Lämmer ohne Wandel, und einen jungen Farren, und zween Widder. Das [diese Darbringung von 7 Lämmern, 1 Stier und 2 Widdern sammt dem, was als Speis- und Trankopfer dazu erforderlich ist] soll des HERRn Brandopfey Speisopfer und Trank- ohfer sein; das ist ein Opfer eines saßen Geruchs dem HERRn 19. Dazu saußer dem Brandopfer»V. 17] sollt ihr machen einen Ziegenbock zum Sundopfey und zwei iahrige Lammer zum Dankopfer. Daß für das Erntefest nicht nur ein viel reich- licheres Brandopfer als bei der Webegarbe zur Eröff- nung der Ernte (V. 12), sondern zugleich ein Sünd- opfer und ein Dankopfer vorgeschrieben wird, erklärt sich aus der Bedeutung des Festes als Dankfest ftir den ein- geernteten reichen Segen Gottes. Das Sündopfer sollte das Gefühl und Bewußtsein der Sünde der Gemeinde Jsraels wecken, daß sie beim Geniefzen des gesäuerten täglichen Brodes nicht dem Sauerteige des alten natür- lichen Wesens diene, sondern Vergebung und Tilgung der Sünde bei dem HErrn suche und von ihm sich er- bitte. Jn dem verstärkten Brandopfer soll sie ihren Dank fiir den Erntesegen bethätigen zu verstärkter Weihe und Heiligung aller Glieder des ganzen Menschen im Dienste des HErrn, und mittelst des Dankopfers sich versenken in die durch dasselbe vorgebildete selige Frie- densgemeinschaft mit dem HErrm zu der sie berufen ist und in ihrem Erbtheile durch seinen Segen gelangen soll. (Keil.) 20. Und der Priester soll’s ldas aus 2 Läm- mern bestehende Dankopfer V. 19, ehe er es schlachtet] weben sammt dem [aus zwo Zehnten Semmelmehl V. 17 gebackenen] Brod der Erst- linge [zu dem sie in engfter Beziehung» stehen] vor dem HERRm — und den zweien Lammernz nnd soll dein HERRn heilig, und des Priesters sein [nebst den zweien Lämmern soll es, - das Brod der Erstlinge, dem HErrn heilig und des Priesters sein, so daß das Fleisch s nicht zu Opfermahlzeiten für das Volk verwendet wird, sondern gleich dem Brod, von dem wegen des Sauerteigs nichts in den Altarbrand kommt (vgl. Kap. 2, 11), an die Priester fällt]. Jn gleicher Weise, wie hier das Brod, wurde die Webegarbe am Osterfest V. 10 f. dem Herrn nur dar- gebracht, aber nicht auf dem Altar verbrannt, sonderii blos durch den Gebrauch des Webens ihm sinnbildlich übergeben, um dann an die Priester zu fallen. · 21. Und sollt diesen Tag ausrufen [an ihm eine öffentliche Ausrufung ergehen lassen V. 2], denn er soll unter euch heilig heißen [zu denjeni- gen heiligen Zeiten eures religiösens Volkslebens gehören·], da ihr zusammenkommh keine Dienst«- beit [wie am 1. und 7. Tag des Osterfestes V. 7 u. s] sollt ihr [an diesem nur aus Einem Tage bestehenden Feste] thun. Ein ewiges Recht soll das sein bei euren Nachkommen in allen euren Wohnungen sdaß ihr an dem in Rede stehenden Tage von jeder Dienstarbeit feiert und dagegen alles, was männlich unter euch ist, beim Heilig- thum sich einstellt] · 22. Wenn ihr aber [in der Zwischenzeit zwischen Ostern und Pfingsten] euer Land erntet, syllt ihrjs sdas Getreide]· nicht gar auf dem Felde einschneiden [sondern, wie ich schon Kap. 19, 9 gesagt habe, die Ränder ringsumher stehen lassen], auch nicht alles genau auslesen, sondern sollt es [die VachIeseJ den Armen und Fremdlingen lassen. Jch bin der HERR, euer Gott [der euch also geboten hat, und eure Opfer am Erntefest werden mir nur dann angenehm sein, wenn ihr während der Ernte nach meinem Willen gethan habt]. Das hier beschriebene zweite der drei Jahresfeste Jsraels heißt bei Mose selbst das Fest der Wochen (5. M· 16, 10), das Fest der ersten Ernte (2. M. 23, IS) oder der Tag der Erftlinge (4. M. 28, 26), im N. Test. dagegen wird es Apostg. L, 1 (nach der Berechnung seines Termins in V. 16) Hei-rennen) (der 50. Tag) oder Pfingsten genannt. Wie schon zu V. Z. bemerkt, wird eine geschichtliche Bedeutung des Tags in der Bibel nicht weiter angegeben; doch hat die jüdische Tradition von jeher behauptet, daß er neben seiner öko- nomischen Beziehung zugleich als Gedächtnißtag der Ge- setzgebung, welche am 6. Sivan geschehen (2. M. 19, 15 Anm.), zu feiern sei; die talmudischeii Juden schmücken deshalb am Rüsttag desselben die Synagogen und Häu- ser mit Maiem unistecken die Gesetzesrollen mit Blumen« sträußen und bestreuen den Fußboden in ihren Zimniern mit Gras und allerlei Grün, da alles um den Sinai grün war, als das Gesetz gegeben wurde· Eine Andeu- tii1ig, daß iiian schon in der vorexilischen Zeit den Tag zu der Gesetzgebung in Beziehung brachte, liegt vielleicht in L. Chr. 15, 10 ff., indem die dort gemeldete Ver- sammlung zu Jerusalem wohl die zur Feier der Pfing- sten und das Eintreten in den Bund die völlige Rück: kehr zu dem Gesetz ist, durch dessen Erlaß der HErr eiiist seinen Bund mit Israel aufrichtete. Wäre nun auch, wie wir das zu Matth 4, 12 ff. näher begründet haben, in Joh 5, 1 unter dem dort unbestimmt gelasse- nen Fest das Fest der Wocheii zu verstehen, so hätte die Mahnung Christi V. 39 eine besondere Anknüpfung in der schon damals bestehenden Gewohnheit, an diesem Feste mit Lesung des Gesetzes sich zu beschäftigen, wie das von den taliniidischen Juden geschieht, gleichwie ja Christus bei Ordnung der vornehmsten Feste. 385 seinen Reden in Joh. s, 51 ff. u. '7, 37 f.; 8, 12 sich ebenfalls auf bestimmte Festgebräuchh dort auf das Passaessen am Osterfest und hier auf das Wassergießen und die Jllumination am Laubhiittensesh bezieht (vergl. zu 23, 43). 23. Und der HERR svon dem Fest der Wo- chen zu einem andern Festtage über-gehend] redete mit Mose, und sprach: » · 24. Rede mit den Kindern Israel, und sprich: Am ersten Tage des siebenten Monden sdes jriski, f. Anna. zu 2. M. 12, 21 sollt ihr den heiligen Sabbath des Vlasens zum Gedachtniß halten [den- jenigen Feiertag, an welchem ein Blasen zum Ge- dächtniß Vor dem HErrn zu veranstalten ist, als einen Tag], da ihr znsammenkommt; 25. Da sollt ihr [gleichwie in V. 7 f. und V. 211 keine Dienstarbeit thun, und sollt dem HERRn opfern [die in 4. M. 29, 2—6 vorgeschriebenen Festopfer darbringen]. Die Feste und Feiertage Jsraels tragen durchweg die Signatur der Siebenzahl an sich. Die beiden wich- tigsten dieser Feste, Ostern und Laubhiitten (V. 34 f.), beginnen am 15., jenes des ersten, dieses des siebenten Monats, — also 2 mal 7 Tage nach dem Anfang des Monats; Pfingsten aber wird am 50. Tage nach dem Beginn des Osterfestes, also nach Verlauf von 7 mal 7 Tagen gefeiert; überdem dauert bei Ostern und Laub- hätten die Festfeier selbst gerade 7 Tage. Gleichwie nun der je siebente Tag (V. 7) und das je siebente Jahr (Kap. 25, 2 ff.), so sollte auch der siebente Monat in jedem Jahr an dem Sabbathscharakter der Siebenzeiten Theil nehmen; da es jedoch unthunlich war, den ganzen Monat zu feiern, überdies noch andere Feier- zeiten in denselben fielen (V. 27 ff. V. 34 ff. V. 36), so wird hier nur dem ersten Tag, als Repräsentanten des ganzen Monats, Sabbathscharakter mit Enthaltung von aller Arbeit und Versammlung beim Heiligthum zugesprochen. Seinen Namen ,,Trommeten-Tag« (4· M- 29, 1) erhielt er von dem schmetternden Blasen mit den silbernen Trompeten, welches nicht blos beim Dar- bringen der Opfer, wie an andern Festen und an den gewöhnlichen Neumondstagen (4. M. 10, 10), sondern den ganzen Tag über erschallte; dadurch sollte Israel sich laut und anhaltend bei dem HErrn in’s Gedächtniß rufen (vergl. L. M. 28, 12. 29.; 30, 16), daß er ihm seine Gnade im verstärkten Maße zuwende für die Hei: ligung desjenigen Monats, der der Gemeinde nicht nur volle Versöhnung durch Vergebung aller ihrer Sünden und Reinigung von allen ihren Uureinigkeiiem sondern Fuch volle Seligkeit in der Laubhüttenseier bringen ollte. 26. Und der HERR sin der Beschreibung der Feste fortfahrendJ redete mit Mose, nnd sprach: 27. Des zehnten Tages in diesem siebenten Monden [Tisri] ist der Versdhnetag [von dem aus- führlich Kap. 16 die Rede gewesen]. Der soll bei euch heilig heißen [als ein besonders heiliger Tag ausgerufen werden], daß ihr [an demselben] zusam- menkommtz da sollt ihr euren Leib kasteien [durch Fasten) und dem HERRn skn der 4. M· 29, 8— 11 angeordneten Weise] opfern [abgesehen von dem diesem Tage eigenthümlichen Versöhnopfer], 28. Und sollt swie am Sabbath] keine Arbeit DächsePs Bibel-vers Z. Nun. (I-) snicht einmal ein Geschäft häuslicher Verrichtung 2- M. 31, 15 Anm.] thnn an diesem Tage; denn es ist der Versöhnung, daß ihr [an ihm] versdhuet werdet vor dem HERRQ eurem Gott. 29. Denn wer seinen Leib nicht kasteiet audie- sem Tage, der soll ans seinem Vol! gerottet werden. 30. Und wer dieses Tages irgend eine [nicht blos Dienst-, sondern auch Gesehäftssj Arbeit thut, den will ich vertilgen ans seinem Volk. 31. Darum [um solcher Strafe der Vertilgung zu entgehen] sollt ihr keineArbett thun. Das soll ein ewiges Recht sein euren Nachkommen, in allen euren Wohnungen [2. M. 12, 20]. 32. Es ist euer großer Sabbath Nah. IS, 31], daß ihr [da, außer der Enthaltung von aller Arbeit, auch] eure Leiber [durch strenges Fasten] ig- steiet. Am nennten Tage des Monden, zu Abend [womit der 10. Tag beginnt], sollt ihr diesen Sab- bath [Ruhe- und Fasttagshalten von Abend an bis wieder zu Abend sbis zum Abend des 10. Tags, womit derselbe schließt 1. Mos. 1, 5 Anm]. 33. Und der HERR redete [serner] mit Mose, und sprach lzu dem dritten Jahresfeste iibergehend]: 34. Rede mit den Kindern Israel, nnd sprich: Am sunszehnten Tage dieses siebenten Mon- den [V. 24 f. und V. 26 ff] ist das Fest der Laubhittten sieben Tage dem HERRn sbis zum 21. Tag einschließlichs 35. Der erste Tag soll heilig heißen, daß ihr znsammenkommt sgleichwie beim Osterfest V. 7]; keine Dienstarbeit sollt ihr san dem Tage] thun. Bis. Sieben Tage [so lange das Fest dauert] sollt ihr dem HERRn opfern [die 4. M. 29, 13 —34 verordneten Opfer darbringenjz der achte Tag [22. Tisrij soll auch [gleich dem ersten V. 351 hei- lig heißen, daß. ihr [an demselben aufs Neue beim Heiligthukkq zusammenkommt, und sollt euer Opfer [wie es 4. M. 29, 36——38 vorgeschrieben] den! HERRn thnn; denn es ist der Versammlungstag [richtiger: derAbschluß des Festes, die Schluß- feier], keine Dienstarbeitsolli ihr [an demselben] thun. Statt des siebenten Tages, der beim Osterfest die Schluszseier bildet (V. 8), wird beim dritten Jahresfest der achte Tag hierzu verordnetz das kommt daher, weil er nicht sowohl das Laubhiittenfest selber abschlieszen soll, als vielmehr den ganzen Kreis der Jahresfeste, die ganze festliche Hälfte des Kirchenjahres, wie in der chrisrlichen Kirche das Trinitatisfest sie abschließt Das im Hebräischen stehende Wort Azereth bedeutet eigentlich: Zurückhaltung, Einschränkung, und steht in Jes. I, 133 Ainos b, 21 u. a. allerdings in dem Sinne, den Luther auch hier angenommen hat: Versammlung zu religiösem Zweck oder Festversammlung; dies ist aber nur die abgeleitete Bedeutung, an unserer Stelle geht man wohl besser auf die ursprüngliche zu- rück und versteht darunter einen Tag d e s Absch l us s es, eine Schlußfeier (vgl. 4. M. 29, 355 b· M. 16, 83 2. Chr. 7, S; Nehem. 8, 18). Mit dieser Schlußfeier beläuft sich die Summa der jährlichen Festtage, an K. T. I, 1. 25 386 welchen die Dienstarbeit eingestellt und heilige Versamm- lung abgehalten werden soll, auf sieben (2 zu Ostern, 1 zu Pfingsten, 1 am Trommeten-Tage, 1 am Versöhne tage, 1 zu Laubhüttem 1 zum Schlußsz es bestätigt sich also auch hier, was wir Eingang-Z der Bemerkung zu V. 24 behaupteten. Ju den folgenden beiden Versen wird, nachdem ein- mal die Schlußfeier schon Erwähnung gefunden, das Gesetz über die Feste, dessen Mittheilung die Absicht des Kapitels war (V. 2 u. 4), vorläufig abgeschlossen; dar- nach solgt aber V. 39 ff. nachträglich noch eine genauere Auseinandersetzung über das hier nur kurz besprochene Laubhiittenfest von Seiten seiner ökonomischen Bedeutung und der dieser Bedeutung entsprechenden Art seiner Feier. 37. Das stvas von V. 5 an genannt worden] sind die Feste des HERRm die ihr sollt für hei- lig halten, daß ihr san denselben] zusammenkommt und dem HERRn Opfer thut, Braudopfen Speis- opfer, Trankopfen nnd andere [Sünd- und Dank-] Opfer, ein jegliches nach seinem Tage [an einem jeden die, welche in dem FestopfevKalender 4. M. Knie. 28 u. 29 für den Tag vorgeschrieben sind]; 38. Ohne was der Sabbath des HERRn [der siebente Tag jeder Woche V. 8 und seine Opfer 4. M. 28, 9, f.] nnd [nächstdem] eure Gaben [Weihe- geschenke, Erstlinge, Zehnten und andere soge- nannte Hebopfer 4. M. Kap. 7; Kap. 18, II. 29], nnd Gelübde, nnd freiwillige Gaben [Kap. 7, 16; 27, 9. f. 281 find, die ihr dem HERRn ge- bet [deren Darbringung kann natürlich auch an den Festen geschehen, doch bildensie keinen unterläßlichen, sondern nur einen zufälligen Bestandtheil derselben]. 39. So sollt ihr nun swie V. 34 gesagt] am fünfzehnten Tag des siebenten Monden, wenn ihr das Einkommen vom Lande [vo1lständig] einge- bracht und auch die Herbsternte beendigt] habt, das Fest des HERRU [das der Einsammlung 2. M. 23, 16 oder der LaUbhütteIIJ halten sieben Tage lang. Am ersten Tag ist es Sabbath [V. 35], und am achten Tage ist es auch Sabbath [V. 36]. 40. Und sollt am ersten Tage Früchte [Aeste mit daran hängenden Früchten] nehmen von schönen Bäumen swie sie in Gärten zur Zier gezogen wer- den, von Orangenz Citronen·, Nihrtenbäumen u. dgl.], Palmenzweiga und Malen von dichten [dicht- belaubten] Bäumen, und [besonders von] Bgchwkk den [die durch dichtes Laub sich auszeichnen], und sin den davon errichteten Hütten Reh. 8, 15 ff. wohnend] sieben Tage fröhlich sein vor dem HERR, eurem Gott. 41. Und sollt also [in rechter Fröhlichkeit] dem HERRn des Jahrs kalljährlichj das Fest halten sieben Tage. Das soll ein ewiges Recht sein bei euren Nachkommen, daß sie im siebenten Monden also feiern. 42. Sieben Tage sollt ihr in Laubhittten wohnen [die ihr euch auf den Dächern der Häuser, in den Höfen, Straßen und an öffentlichen Plätzen 3. Mose 23, 37—44. 24, 1—5. errichten; wer einheimisch ist in Israel, der soll in Lanbhltlten wohnen [der Fremdling dagegen ist nicht dazu verbunden] 43. Daß enre Nachkommeii wissen sdurch die- sen Gebrauch in beständiger Erinnerung behalten], wie ich die Kinder Israel habe lassen in Hütten wohnen, da uhfte aus Eghvteiiland fnhrete [gefuh- ret hatte]; ich bin der HERR, euer Gott suno habe mich als solcher auch durch dies in Hütten Woh- nenlassen an euch verherrlicht, darum sollt ihr meiner Gnadenivohlthat nimmer vergessen] Mit dieser heilsgeschichtlichen Seite des Laub- hüttenfest es ist aber auch eine ökonomische verbunden; denn die Zweige tragen zum Theil ihre Früchte an sich, und das Fest gilt zugleich der nun beendigten Einsamm- lung alles dessen, was das Jahr an Getreide, wie an Obst, Oel und Wein gebracht hat. Da fragt es sich nun, wie gerade der Aufenthalt in der Wüste, der so häufig als ein Leben voller Gefahr und Entbehrung geschildert wird, zum Gegenstand des fröhlichsten aller Feste von dem HErrn gemacht werden konnte; die Er- innerung hieran, so scheint es, hätte dem Feste eher einen düsteren Charakter aufprägen müssen. Indessen ist zu bedenken, daß nicht zunächst der spätere 38V,, jährige Wüstenaufhalh zu dem Jsrael wegen seines Un: glaubens verurtheilt wurde, sondern der frühere, nament- lich der fast jährige am Sinai. hier in Betracht kommt. Dieser, im Gegensatz zum vormaligen Wohnen in Egyptem war allerdings eine geeignete Grundlage, um das all- tägliche Wohnen in den verschlossenen, dumpfen, todten Häusern auf einige Zeit mit dem Wohnen in Hütten aus Laubwerk, die frisch, frei und lustig sind, zu ver- tauschen. Denn während das Volk in dem Lande seiner Knechtschaft kaum einen Schritt thun konnte, ohne die Geißel des Treibers auf seinem Rücken zu fühlen, war es in der, außerhalb der Fangarme egyptischer Despotie gelegenen Sinaiwüste unter Gottes schönem Himmel, wo alles ringsher grün, lebendig und duftig war, frank und frei wie ein Vogel in der Luft (Ps. 124, 7). Aber wenn wir auch die ganze vierzigjährige Wanderzeit mit ihren Mühsalen und Beschwerden in Betracht ziehen, so konnte die Erinnerung hieran desto fröhlicher und be- haglicher in nachgemachten Hütten gefeiert werden, je deutlicher man sich bewußt war, daß dies eben nur nach- gemachte Hütten für einen zeitweiligen Aufenthalt seien, und je sicherer man sich in denselben gerade zu der Zeit fühlen durfte, wo die Segnungeii des festen Grund: besitzes von Neuem in den Scheuern geborgen waren. Jm Laufe der Zeit wurden zur Erhöhung der Festfeier noch verschiedene Gebräuche zu dem, was im Gesetz über das Laubhüttetifest verordnet war, hinzugefügt: der Umzug um den Vrandopferaltar, das Wasser-gießen und die Abend-Jlluminatioii. Handeln wir zunächst vom W as s e r- gieszen, so nahm man beim Trankopfer des Morgens außer dem Wein auch Wasser aus der Quelle Siloahx zu den sonst fungirenden 9 Priestern ward noch ein zehnter bestellt, um das Wasser in goldenen, 18 Eier: schaalen messenden Kanne dort zu schöpfen. Hatte er es unter Troinmetenschall durch das Wasserthor herein- gebracht in’s Heiligthum, so nahm es ihm ein anderer Priester ab mit den Worten aus Jes 12, Z: ,,ihr werdet mit Freuden Wasser schöpfen aus dem Heils-braunem« und der Chor der Priester sammt dem Volk stimmte unter lautem Gesang in diese Worte ein. Der Priester ging nun zum Altar, goß einen Theil des Wassers in den Trankopferweim den Wein dann wieder in das übrige Wasser, schüttete die Mischung in eine silberne Kanne Ordnung der vornehmsten Feste. Vom Leuchter und den Schaubroden 387 und goß sie unter Musik in eine Röhre des Altars, durch welche sie nach dem Kidron abfloß. Wahrscheinlich follte dieser Gebrauch zur Erinnerung an die Wüste dienen, als Darstellung, wie Gott seinem Volke in der- selben Brunnen auffchlofzz unter dem Walten des theo- kratischen Geistes aber, indem man jene Jefaiasstelle dabei verwendete, wurde er zugleich zu einem Symbol desjenigen Heilslebens, dessen Quelle Jehova seinem Volke durch einen andern Wunderbrunnen eröffnen wollte, und zu einem Sinnbild der künftigen Ausgießung des heil. Geistes. So wenigstens wird der Gebrauch von Jesu in Joh. 7, 37 f. ausgedeutet. Die alttestament- liche Haushaltung konnte die volle Befriedigung nicht geben: gleichwie der Tempel auf Maria selber keine Quelle hatte, sondern das beim Opfergottesdienst be- nöthigte Wasser von außerhalb der Ringmauern des Heiligthunis her aus dem Brunnen Siloah (Jes. 8, S) herbeigeholt werden mußte, so fehlte auch dem Priester- thum und Opferkultus noch der rechte Lebensgeish daher dem starren» äußerlichen Tempeldienst das erfrlschende Element auch schon zur Zeit des alten Bundes aus der seitwärts, außerhalb der hierarchischen Verzäunung sprudelnden Quelle des prophetischen Geistes kam. Die Wasferlibation fand nur an den sieben ordentlichen Festtagen statt, wenigstens ist das die zuverlässigste Angabe der Rabbinenz da tritt nun in Joh 7, 37 Jesus gerade an dem Tage, an welchem sie wegfiel und ein gewisses Gefühl der Leere die Herzen der Fest: besucher durchziehen mußte, auf — nach den sieben Tagen des Symbol-z will er die Erfüllung dessen, was er weissagte, anbieten. Gleicherweife verhält es sich mit seinem Sichanschließen in Joh. 8, 12 an den Gebrauch der Ab end: Jlluminatiom Jn der Mitte des Vor- hofs der Weiber waren goldene Leuchter aufgehangen oder, wie Andere berichten, große Kandelaber aufgestellt zu 120 Log Oel trugen); vier Knaben aus priefterlichem Geschlecht gingen an Leitern hinauf, füllten sie mit Oel und zündeten ihre, aus alten Priesterkleidern geschnittenen Dochte an, daß es über Jerusalem beinahe Tageshelle ward; die Leviten standen auf den 15 Stufen des Thors, welches aus dem Vorhof der Weiber in den Vorhof des Volkes führte, und sangen unter musikalischer Ve- gleitung die sogenannten Stufenpfalmen (120— 134), unterdessen führten Männer einen Fackeltanz vor den Leuchtern auf. Gleichwie es mit Beziehung auf den ersteren Gebrauch von der Festfeier im Talmud heißt: ,,wer die Freude des Schöpfhauses nicht gesehen hat, weis; nicht, was Freude ist,« so betheiligten sich an dem Fackeltanz am ineisten gerade die Weisen und Honora- tioren der Stadt; Rabban Siineon, Sohn Ga1naliel’s, zeichnete sich dabei durch die Fertigkeit aus, womit er 8 Fackeln in die Lust warf und wieder auffing, ohne je eine fallen zu lassen. Wie es scheint, war der zweite Gebrauch nur eine Auszeichnung des ersten Festtagsz täglich dagegen wurde der Umzug gehalten. Bei diesem trug man in der Linken eine Citrone, in der Rechten den Lolabh, d. i. einen mit Bachweiden und Myrthew reisern unigebenen Palmenzweigz es ward das große Hallel gesungen (Pf. 113—118) und bei Pf. 118, 25: »O HErr, hilf, o HCry laß wohlgelingenl« der Lolabh dreinial rechts, links, aufwärts und abwärts gefchüttelr Am siebenten Tage geschah der Umzug sieben Mal, zum Andenken an den siebenmaligen Umzug um die Mauern Jerichos (Jos. 6, 14 f.). 44. Und Mose sagte den Kindern Israel solche Feste des HCRRU [und beging darauf mit ihnen das erste derselben, das Passah 4. M. 9, 1 ff.]. Es sind zwar noch mehr Feste der Juden (4. M. f 28, U; Esth. 9, 17. W. 28; I. Ware. 4, 56; 2 M. «, 1, 18); diese aber, so hier erzählet werden, hatten die göttliche Stiftung zum Grunde und zieleten alle auf Christum und feine Gläubigen: I) das Ofterfest auf Christi Tod (1. Cor. 5, 6); L) das Fest der Erstlinge anf die Auferstehung Christi (Col. 1, 18; 1. Cor. 15, 20. 23); Z) das Fest der ersten Früchte oder Pfingsten auf die Ausgieszung des heil. Geistes (Apostg. 2, l; Rönr s, 235 Jak. 1, 18); 49 das Fest des Blasens oder der Trommeten auf die Erscheinung Christi sowohl im Fleisch als am jüngsten Tage (1. Theff. 4, 16); b) das große Versöhnnngsfest auf des Mefsias Versöhn- opfer (Dan. 9, 24); S) das Fest der Lauberhiitten theils auf die Kirche Christi als eine Hütte Gottes (Offenb. 21, 3), theils auf die irdischen Hütten der Gläubigen, die sie würden ablegen (2. Petri I, 14). (Starke.) Das 24. Kapitel. You: genauer. Hcljautiroda Htrafe der Gottes· kästerer und Todtfttjkågetz 1. Und der HERR [nachdem er von den besonderen heiligen Zeiten gehandelt] redete mit Mofe [auch von der Art, wie neben dem Sab- bath jeder einzelne Tag der Woche und neben den Festen jede einzelne Woche des Jahres in Israel geheiligt werden folle], Und sprach: 2. Gebeut den Kindern Jsraels [wie ich fchon 2. M. 27, 20 f. dir auftrug, und solcher Be- , fehl auch bereits zur Ausführung gebracht ist 2. (50 Ellen hoch mit je 4 goldenen Armen, die Schalen s M. 40, 25; 4. M. 8, 1—4, ich wiederhole aber mein damaliges Wort jetzt nochmals, weil auf die genaue Befolgung desselben zu einem rech- ten, vollen Gottesdienst soviel ankommt], daß sie zu dir bringen gestoßen lauter Baum-il zu Lichtern, das oben in die Lampen [des güldenen Leuchters, f. Ab- bildung zu 2. M. 25, 31 ff.] tciglich gethan werde, 3. sDamit diese Lampen beständig brennen] Anßen vor dem Vorhang des Zengnisses in der Hütte des Stifts [der in der Hüttedes Stifts den Ort des Zeugnisses 2. M. 25, 22 von dem übri- gen Raum absondert]. Und Anton [oder wer von den gewöhnlichen Priestern an seiner Statt den Dienst VerrichtetJ soll’s [das Brennen der Lampen] zurichten des Abends und des Morgens [bei Dar- bringung des Abend- und MorgewBrandoPfers 2. M. 29, 38 ff.] vor dem HERRU täglich. Das sei ein ewiges Recht euren Nachkommen 4. Er soll aber swie gesagt] die Lampen auf dem feinen Leuchter zurichten vor dem HERRn täg- lich [und folches Geschäft sammt den übrigen des täglichen Gottesdienftes auch am Sabbath und an den Festagen nicht unterlassen] 5. Und swie meiner Anweisung 2. M. 25, 30 gemäß bisher fchon geschehen 2. M. 39, 36; 40, 23, so] follft [du durch die Priester, die den Gottesdienst zu besorgen haben, auch ferner] Sem- melmehl nehmen, und davon zwölf [Brod-] Kuchen Löst« 388 3. Mose 24, 6—23. 25, 1. 2. [von dickerer Form, wie die in Katz. 2, 4 erwähnten Loch-Kuchen] backen, zlvo Zehnten soder Gomor = 175 pr. Metze 2. M. 16, 36 Anm.] soll ein Kuchen haben. Nach einstimmiger jüdischer Tradition wurden sie ohne Sauerteig zubereitet. Die Bereitung hatte später eine Familie der Kahathiter zu besorgen (1. Chr. 10, 32), welche die Bereitungsart als Familiengeheimniß bewahrte. Jm zweiten Tempel geschah dies in einem besonderen Gemach, dem Gluth- oder Backhaush an der Nordseite des Priestervorhofsz doch durften sie, wie andere heilige Gebücke, auch in dem Flecken Bethphage bei Je- rusalem (Matth. 21, 1) gebacken werden, weil dieser noch zum Weichbild der heil. Stadt gehörte und nicht weiter als einen Sabbatherweg (Apostg. 1, 12) davon entfernt lag. » · » b. Und sollst sie legen je sechs auf enie Schicht, auf den fdazu bestimmten] feinen Tisch ff. Abbildung zu 2. M. 25, 23 ff., der] vor deln [im" Allerheiligsten gegenwärtigen] HERRU [stehet]. 7. Und sollst auf dieselben [in goldenen Scha- len oder Büchsenj legen reinen Weihrauch, daß es seien Denkbrode, sindem er, der Weihrauch, beim Abnehmen der Brode auf dem Altar angezündet wird] zum Feuer dem HERRU [dadurch fich dieser bewogen fühlt, seiner Gemeinde in Gnaden zu gedenken]. 8. Alle Sabbathe für und siir soll er sder dienstthuende Priester, sogleich mit Beginn des Sab- baths] sie zurichten vor dem HERRn [die alten Vrode wegnehmen und dafür die neuen auflegen], von den Kindern Israel zum ewigen Bunde sals eine Gabe von Seiten der Kinder Jsrael, womit diese bezeugen, daß auch sie an dem Bunde, den ich zu unvergänglicher Dauer mit ihnen aufge- richtet, festhalten]. I. Und [die abgenommenen vorigen Brode] sollen Aarons und seiner Söhne sein, die sollen sie essen an heiliger Stätte; denn das ist sein Al- lerheiligstes von den Opfern des HERRU zum ewi- gen Reeht sgehört mit zu denjenigen Opfer-Ueber- resten, mit welchen auf hochheilige Weise zu ver- fahren ist Kap. S, 17 s.; 21, 22]. Will man, gleichwie das Auslegen der Schaubrode überhaupt (2. Mos- 25, 30 Anni.), so auch diese Be- stimmung, da nur die Priester sie essen sollen, und zwar nur innerhalb des Heiligthums, geistlich ausbeuten, so lag darin für Jsrael die Mahnung: Seid fleißig in guten Werken; dann werdet ihr als ein priesterliches Volk im Hause Gottes wohnen und aus seiner Gemein- schaft Heil und Segen empfangen. (Leyrer.) IV— U.1()—23. Mitten in die Verhandlung Gottes mit Illosen hinein, da er ihm diejenigen Gesetze mittheilt, welche die Darstellung Israel-s als eines heiligen xlollis zu ihrem Zweit: haben, tritt ein Vorfall, der die erste Veranlassung zur Handhabung des gijttlicljen Stras- geselzes von Seiten der Gemeine darbietet. Zier Zahn eines israelitisiijen Weibes aus der Zllischehe mit einem egnptisitjen Yllanne wird als Gottesliisterer ku Zllose gebracht; dieser liiski von dem YGrrn selbst sich sagen, was mit dem Frevler geschehen soll, und es erfolgt nun aus Gottes Befehl die iisfeiitliche Steinignng draußen vor dem Lager. 10. Es ging aber [von dem Zelte seines Va- ters, das, wie die Zelte des aus Eghpten mitgezo- genen Pöbelvolkes 2. M. L, 38 überhaupt, außer: halb der Zelte der nach ihrem Stammfürsten gela- gerten Jsraeliten 4. M. 2, 2 sich befand] ans einesisraelitischen Weibes [V. 11] Sohn, der eines eghptischeii smit ihr verheirathetenJ Mannes Kind wars« strieb sich] unter den Kindern Israel sum- her, als wäre er einer Jhresgleichen], und zankte sich im Lager mit einem israelitischen Manne sder das nicht leiden nnd wegen seiner Abkunft von einem Fremdling ihn wieder hinausweisen wollte], 11. Und lcistertets sin der Hitze der Leiden- schaft] den Namen kdes HERNn V. 16], und fluchte [stieß allerlei verächtliche und gottlose Reden wieder denselben aus]. Da brachten sie [die solches mit an- gehört] ihn zu Mose —— seine Mutter aber hieß Selomith, eine Tochter Dibri, vom Stamm Dan—, -12. Und legten ihn [auf Moses Geheiß, der in diesem unerhörten Falle nicht selbst das Urtheil zu sprechen wagte] gefangen, bis ihnen klare Ant- wort wurde durch deu Mund des HERRn swas mit dem Menschen geschehen solle]. ») Die so naehdrücklich hervorgehobene Abkunft des Lästeres hat offenbar den Zweck, auf das Bedenkliche derartiger Ehen aufmerksam zu machen. Jn der christ- lichen Kirche wird ebensowohl aus Seiten der Evangeli- schen wie von Seiten der Katholischen die Mischehe (zwi- schen Personen verschiedener Consesfion) für eine solche angesehen, die besser unterbliebe, als daß sie geschlossen wird; die ältesten evang. Kirchenordnungen (z. B. die Preußische vom J. 1541 und die Hoyaische von 1581) schreiben sogar vor, vor der Trauung den Glauben der Verlobten erst einer genaueren Prüfung zu unterziehen. «) Das im Grundtext stehende Wort bedeutet im Allgemeinen »bezeichnen, nennen, aussprechen,« und wird im guten und im bösen Sinne gebraucht; in welchem Sinne es gemeint sei, ergiebt jedesmal der Zusammen- hang. Die Juden hingegen sind von Alters her bei der allgemeinen Bedeutung des Worts stehen geblieben und haben nun auf unsere Stelle (vgl. V. 16) das be- kannte Verbot gegründet, daß der Name III« (eigent- lich kurz: = Jahveh d. i. der Seiende zu punktiren) gar nicht ausgesprochen (der Name heißt bei den Juden der große einzigartige Name, der über das Wesen Gottes selber Belehrung giebt), sondern immer Issldkllkdovsi = der HErr) dafür gelesen werden solle (daher nun- mehr, aber erst seit 300 Jahren, Hin» = Jehovsb punktirt wird). Maimonides (ein jüdischer Gelehrter des 12. Jahrh., wegen seiner tiefen Kenntnisse in der Theologie seines Volks der zweite Moses genannt) be- richtet: Der Name wurde früher nur im Heiligthum, und zwar« von den geweiheten Priestern bei dem priefter- lichen Segen und vom Hohenpriester am großen Ber- söhnungstage ausgesprochen; seit dem Tod Simons des Gerechten aber wurde auch dies abgestellt und von nun an auch im Tempel stets Adonai dafür gesagt, damit nicht jemand den Namen lerne, der ihn entweihen könnte. Auch Josephus (1. Chr. 25, 7 Anni.) erklärt, daß Strafe der Gotteslästerer und Todtschlägen Feier- und Jubeljahr. 389 ihm nicht gestattet sei, tiber den Namen zu reden. Eine Abkürzung liegt in dem öfter vorkommenden Jahu vor, woraus dann durch weitere Abkürzung »Jah entstanden ist: Hallelu-Jah. · 13. Und der HERR redete mit Mose sum ihm die erwartete Antwort zu geben], und sprach: 14. Führe den Flucher hinaus vor das Lager, Und laß alle, die es sseine LäfterUUgJ gehütet haben, ihre Hände auf sein Haupt legen, und laß ihn die ganze Gemeine steinigen. Durch eine Sünde, wie diese, war die ganze, mit dem Sünder gliedlich zusammenhängende Gemeinde in Mitschuld versetzt; es war dies freilich nur eine empfan- gene, ihr gewaltsam aufgedrängte Schuld, aber sie wäre ihre eigene, persönliche geworden, wenn sie dieselbe nicht demjenigen zurückgegeben hätte, von dem sie ausgegangen war. Dies Zurtickgeben nun geschieht thatsächlich durch die von der ganzen Gemeinde ausgeführte Ausrottung des VerbrecherSZ zuvor aber geschieht es auch symbolisch durch die Handauflegung von Seiten derer, die Zeugen seines Frevels gewesen und durch Anhörung desselben noch im besonderm Maße von seiner Schuld angesteckt worden sind. Das hier wie überall im Gesetz vorgeschrie- bene Verfahren bei öffentlichen Verbrechen verdient gar sehr auch von uns beachtet zu werden. Von dem Bösen, was in einer größeren oder kleineren Gemeinschaft ge- schiehet, setzt sich in Wirklichkeit etwas wie ein freffendes Gift an die Uebrigen ab, und wirkt theils niederschlagetcd theils anfteckend auf sie ein, wenn nicht durch den vollen Lauf der Gerechtigkeit die Luft so zu sagen wieder ge- reinigt wird. (Vgl. 1. Cor. 5, 6.) 15. Und sage den Kindern Israel sfür alle künftig vorkommenden Fälle dieser Art]: We Jchet seinem Gott fluchet, der soll seine Sande tr ageu [büszenJ. » 16. Welcher des HERRn Namen la- stert, der soll des Todes sterben, die ganze Gemeine soll ihn steinigen Wie der Fremdling, so soll auch der Einheimische sein; wenn er [ein EinheimischerJ den Namen süber alle Namen 5. Mos. 28, 581 lästert, so soll er [in gleicher Weise] ster- ben swie jetzt dieser Fremdling sterben muß]. 17. [Umgekehrt aber soll auch das, was ich früher zunächst in Beziehung auf die Einheimischen gesagt habe 2. M. 21, 12 ff., ebensogut auf die Fremdlinge seine Anwendung finden] Wer irgend einen Menschen erschlägt, der soll des Todes sterben. 18. Wer aber ein Vieh erschlägt, der soll’s bezahlen, [nach dem Grundsatz strenger Wiederher- geltung L. M. 21, 14, 25 Anm. soll er geben] Leib um Leib sSeele um Seele, d. i. ein lebendiges Wesen um das andere]. 19. Und wer seinen Nächsten verlehei sdaß dieser einen bleibenden Schaden davonträgt], dem soll man thun, wie er gethan hat, 20. Schade um Schade, Auge um Auge, Zahn um Zahn; wie er hat einen Menschen ver- lehet, so soll man ihm wieder thun. » 21. Also, daß, wer ein Vieh erschlägt, »der soll’s bezahlen; wer aber einen Menschen erschlägt, der soll sterben. 22. Es soll einerlei Recht unter euch sein, dem Fremdling [sowohl], wie dem Einheimischeaz ; denn ich bin der HERR, euer Gott [der unter ? euch geheiligt sein will — wo nicht durch euch, dann allemal wenigstens an euch]. 23. Mose aber sagte es den Kindern Israel swas ihm bei Gelegenheit des Vorfalls V. 10 ff. als des HErrn Wille V. 14 ff. war kund gethan wor- denjz und Use] sithreten den Flucher ans vor das Lager, nnd steinigten ihn. Also thaten die Kinder Israel, wie der HERR Mose geboten hatte. Allem Anschein nach fiel die Strafvollstreckung in die Tage des Osterfestes (Kap. 23, 44). Auch später war es Sitte bei den Juden, schwere Verbrecher gerade in der Festzeit, wo so vieles Volk in Jerusalem zusam- menkam, hinzurichten, und zwar auf Grund der Stelle 5. Mos 17, 13: daß alles Volk höre, und sich fürchte, « und nicht mehr vermessen sei. Besonders geschah das, wenn es sich darum handelte, einen Gotteslästerer zu bestrafen, weil man dessen Hinrichtung ftir einen Gottes- dienft ansah, und was zum Gottesdienst gehörte, brach ja nie den Sabbath. Daher darf es uns nicht befrem- den, wenn Jesus am 15. Nisan, dem ersten von den sie- ben Tagen der ungesäuerten Probe, obwohl an demselben keine Dienstarbeit vorgenommen, sondern Festversamrm lung gehalten werden sollte (Kap. W, 7), gekreuzigt wird. Das 25. Kapitel. Feier— und Jubeljahr. v· n.1—55. ums; dem Kwiskixeuisokkqo mit dem Gotte-- liisterer geht die Rede des Mkrrn iiber die fiir Israel festgesetzten heiligen Zeiten weiter» da noih das Sabbaihs iahr und dng Jubeljahr um so mehr einer längeren Jugeinandersehung bedürfen, als bisher« von jenen! nur einmal vorübergehend (2. In. 23, 10 f.), von diesem aber noch gar nicht gehandelt worden. Zlieser Theil der Gesetzgebung erfolgt wieder, gleichwie der erste (2. In. 20, 21—3iap. 31, 18; Ein. 34, 10. 28), von dem Berge Sinaix ebenso die daran sich anschlie- skende Drohung nnd dlerheiszung in Kuh. 26, womit das eigentliche Gesetz seinen Jibsttjluh erreicht und nur noch Ergänzungen, Grweiterungen und Wiederholungen im Einzelnen dem weiteren Verlauf der Geschilhte je nach Bedürfnis; sich einreihen. 1. Und der HERR redete mit Mose fund zwar] ans dem Berge Sinai, und sprach: Der HErr redete wohl deshalb wieder von dieser Stätte aus, weil während des Passahfestes (s. Anm. zu Kap. 23, L) die Hütte des Stifts von den Priestern wegen der darzubringenden Festopfer fast den ganzen Tag in Anspruch genommen war und es sich nicht zu- sammengepaßt hätte, daß der HErr drinnen im Aller- heiligsten mit Mose verhandelte, draußen im Vorhof aber unterdessen der Gottesdiensdvor sich ging. 2. Rede mit den Kindern Israel, nnd sprich zu ihnen: Wenn ihr in’s Land kommt, das ich euch geben werde, so soll das Land sder tragbare Boden] seine Feier dem HERRn feiern sebenfalls eine ihm geltende, dem HErrn geweihete Ruhezeit halten, wie ihr selbst mit eurem Vieh eine solche haltet an jedem siebenten Tage], 390 Z. Mose 25, 3—15. Z. Daß du sechs Jahr [nach einander] dein Feld befiiesh und sechs Jahr [lang] deinen Wein- berg [deine Wein- und Oelpflanzungen Kap- 19, 10] beschneidest sdie Weinreben und Oelbäume mit dem Messer zum Fruchttragen in Stand setzest Jes. Z« e; soll« D« 1217 Und sammlest die Früchte E und die Erreichung hininilischer Zwecke gerichtet. , jdrts ·«tii«,«Gdk d 4. Aber Un siebenten Jahr spll das Land« a ieg e nun nich a zufern seine e aii en un [von beiden] ein. seine große Feier [von der eben V. 2 die Rede ge- wesen] dem HERRn feiern fnämlich eine Ruhezeit oder ein BrachliegenL darin du dein Feld nicht besaen, noch deinen Weinberg beschneiden sollst. 5. Was aber [auf dem Felde] von ihm sel- ber nach deiner Ernte [von den bei der Ernte des sechsten Jahres ausgefallenen Körnern] wächst, sollst du [im siebenten Jahr] nicht ernten, und die Trau- ben, so ohne deine Arbeit kdes Beschneidens der Weinstöckej tpachsen, sollst du nicht lesen; dieweil es ein Feierxahr ist des Landes kdessen Ruhe du nicht stören darfst]. 6. Sondern die Feier des Landes sollt ihr darum halten [den Selbstertrag dieser Zeit, während welcher das Land unbebaut liegen bleibt, blos inso- weit euch zu nutze machen], daß du sder Besitzer so- wohl, nach dem jedesmaligen, augenblicklichen Be- dürfnißJ davon essen, [als auch] dein Knecht deine Magd» dein Tagelöhner, dein Hausgenoß, dein Fremdling be! dir [sowie der Arme unter deinem Volk L. M. 23, 11]; 7. [Desgleichen] Dein [Zucht- und Haus-J Vieh; nnd dieThiere [das »Wild] in deinem Lande; alle Fruchte [die so von selbst wachsen] sollen Speise sein [von dem Eigenthümer des Grund und Bodens nicht eingeheimst, sondern als ein Gemeingut für alle, Menschen wie Thiere, draußen gelassen werden, daß ein jeder davon nehme und esse]. Jn Z· M. 23, 10 f., wo schou einmal des Sab- bathjahres gedacht wurde, war hauptsächlich die Sorge für die Armen in’s Auge gefaßt und nur in dieser Hin- sicht von der Einrichtung die Rede; hier aber reihet sie fich bestimmter als eine göttliche Ordnung, als eine dein HErrn geweihte Feier des ganzen Landes in die früher (Kap. 23) namhaft gemachten Ruh« und Festzeiten des Volkes Gottes ein· Und zwar fchließt sich das Sabbath- jahr aufs Engste aii den gewöhnlichen Wochensabbath (Kap. 23, Z) an, dessen Erweiterung es ist: gleichwie der Wochensabbath auf die sechs Arbeitstage folgt und für Menschen und Vieh einen Tag der Ruhe und Er- quickung bringt, so löst das Sabbathjahr die sechs Jahre des regelmäßigen Feld- und Landbaues ab und läßt deii ertragssähigen Boden ein Jahr lang feiern, indem er da seiner eigenen unmittelbaren Triebkrast überlassen und von aller eingreifenden Thätigkeit des Menschen verschont bleibt. Es ist geradezu verkehrt, sich nach allerlei Nütz- lichkeits- und Zweckmäßigkeitsgründeii unizuseheih welche den Gesetzgeber bestimmt haben könnten, eine soche Ein: richtung zu treffen (z. B. Erhöhung der Fruchtbarkeit des Bodens durch öfter ioiederkehrendes Brachliegem Erschwerung des Handels und des freundschastlichen Verkehrs niit andern Völkern durch Verhinderung eines über das eigene Bedürfnis; hinausgehenden Ertrags, Ve- förderung der Jagd durch Pflege des Wildes, und Dün- gung des Feldes durch das frei auf demselben sitt» her- umtreibende Vieh): es ist eben der HEru der das Sab- bathjahr anordnet, und was er anordnet, hat von selbst auch für das zeitliche Leben seine guteii Folgen, aber sein eigentliches Absehen hat er auf die Gründung seines Reichs, aus die Verwirklichung geistlicher Wahrheiteg Un Rathschlüsse auch zu verstehen; man muß nur nicht ab- sichtlich sie verkennen wollen, da sie ja niit den Worten: »im siebenten Jahr soll das Land seine große Feier dein HErrn feiern« verständlich genug angedeutet sind. Der Acker giebt jährlich feine Früchte wie eine Schuld, die er den Ntenschen abträgt, uiid worauf dieser als den Lohn seiner auf ihn verioendeten Mühe rechnen darf. Dabei soll jedoch Jsrael als das Volk Gottes nicht ver- gessen, daß die Erde, obgleich für den Menschen geschaffen, dennoch nicht dazu da ist, daß der Mensch sie als sein Eigenthum ansehe und nun ihre Ertragsfähigkeit im Dienste des Eigennutzes und der Selbstsucht bis auf’s Aeußerste ausbeutez vielmehr soll Jsrael sie als dem HErrn heilig erkennen und als ebenfalls dazu berufen, an seiner seligen Ruhe Theil zu haben. Juden: das Land im siebenten Jahr trug, was es von selbst erzeugte, war es damit seinem Schöpfer und HErrn zu freiem Schatten und Walten auf die von ihm vorbehaltene Zeit zurückgestellt und wurde für den weiteren, mensch- lichen Gebrauch auf’s Neue geheiligt: indem aber die zrvingende, treibende Menschenhand während eben dieser Zeit von ihm abließ, genoß es nachbildlicher Weise jener Ruhe, deren es in dem vorsündlichen Urstande nach voll- brachter Schöpfung sich erfreuet hatte (1. M. L, Z. 3), und feierte vorbildlicher Weise denjenigen Sabbath, der künftig, wenn alles herwiedergebracht sein wird, auch ihm beschieden ist (Hebr. 4, 9). Jn der Praxis hatte ein solches völliges Ruhenlassen des Bodens gar keine Schwierigkeit; noch im heutigen Palästiiia säet sich ein großer Theil des Getreides von selber in einer Uebersülle aus, die weit über das eigentliche Bedürfnis; hinausgeht, in vielen Gegenden pflanzen sich die Cerealien sogar ohne alle Ackerbestellung fort. Wohl aber war ein großer Segen damit verbunden; denn nicht nur, daß die Armen, Waisen, Tagelöhner uiid Fremdlinge, die selbst kein Eigenthum besaßen, nun auch einmal ihre Ernte fanden und ihres Lebens um so mehr froh wurden, als in dem Sabbathjahr keine Schulden eingemahiit werden durften (5. M. 15, 1 ff.), so bot die arbeitssreie Zeit zugleich auch Gelegenheit, mit geistlicheii Dingen sich mehr als gewöhnlich zu beschäftigen und der Schule und dem Unterricht größere Sorgfalt zu widineiu als sonst wohl gefchehen konnte. Alle Klassen der Bevölkerung bekanien es hierdurch thatsächlich zu erfahren, daß »das Lebens- ziel der Gemeinde des HErrn nicht in dem unablässigen, mit saurer Arbeit im Schweiße des Angesichts verbun- denen Bearbeiten der Erde (1. M. Z, 17. 19) bestehe, sondern in dem sorgenfreien Genusse der Früchte der Erde, die ohne ihrer Hände Arbeit der HErr ihr Gott ihr giebt und immerdar geben wird, ivenn sie darnach trachtet, seinen Bund zu halten und an seinem Gesetz sich zu erquicken« Für letzteren Zweck, dem ganzen Volke einmal zum lebendigen Bewußtsein zu bringen, ivas für einen köstlichen Schatz es an dem Gesetze des HErrii besitze (Ps.19. 8 ff.), wird in 5. M. Si, 10 ff. für das Laiibhütteiisest jedes siebenten Jahres eine öffentliche Vor- lesung des Gefetzes beim Heiligthuiii angeordnet. Frei- lich hat Jsrael Gottes guten und gnädigen Willen in: Ganzen wenig erkaiintiind wohl schon seit Ende der Richter: zeit (2- Chr. 35, 18) die Feier des Sabbathjahres unter: lassen; dafür aber mußte das Land hernach 70 Jahre x Feier- und Jubeljahr. 391 (wiihrend der babylonischen Gesangenschafh wiiste liegen, um die unterlassenen Sabbathjahre einzudringen (Kap. 26, 34 f.; L. Chr. 36, 21). Nach deni Exil finden wir dann die Beobachtung der Ruhezeit fiir die Felder in Reh· 10, Si; 1. Ritter. S, 49. 53; Tacjr hist. V. 4, sowie bei Josephus erwähnt. » 8. Und dii sollst zahlen solcher Feierjahre sieben, daß siebeii [gewöhnl1che] Jahr siebenmal ge- zahlet werden, und die Zeit der sieben Feierjahre sderen jedes einen Zeitraum von 7 Jahren aus: i machtJ inache iieiiii und vierzig Jahr. 9. Da sbeim Abschluß des 49. Jahres] sollst ; dii die Posaune lasseii blasen durch alle eiier Land, : am zehnten Tage des siebenten Moudeiy eben am s Tage der Versöhnung [Kap. 23, 27]. Das Sabbathjahr berechnete sich nicht nach dem kirch- lichen, sondern nach dem ökonomischen Jahre, nahm also mit dem Monat Tisri seinen Anfang (2. M. 12, 2 Anm.), » indem die mit diesem Monat beginnende Feldbestelluiig imterblieb Solcher Sabbathjahre sollen nun sieben, d. h. 7 mal 7 = 49 gewöhnliche Jahre gezählt, und das darauf folgende 50. Jahr, welches unmittelbar an das 7. Sabbathjahr sich anschließt, am 10. Tage seines 1. Monats (des 7. nach kirchlicher Rechnung) mittelst ausgesandter Boten durch das ganze Land als ein neues, eigenes Sabbathjahy in welchem die Sabbathsidee ihre größte Entfaltung und zeitliche Vollendung erreicht, aus- gerufen werden· Das niusikalische Instrument, womit es angekündigt wird, ist die Posaune. Von dem starken, weithin dröhnenden Tone derselben heißt nun das Jahr das Halljahrz weil es aber Erlaß aller in den sriihes - ren Jahren eingegangenen Verbindlichkeiten brachte, so daß ein jeglicher wieder zu seiner Habe und zu seinem Geschlechte kam (V. 10), so führt es zugleich den Namen Erlaßjahr (inwiefern auch das Sabbathjahr also heißt, » s. 5- M. 15, 1 ff-). Jm Hebräischen heißt der starke, weithin schallende Ton der Posaune Jobälz dies haben manche Ausleger als ein den Naturlaut nachahmendes Wort aufgefaßt und durch »Jubel« wiedergegeben (so schon die Vulgata), Luther hat jedoch die Uebersetzung Jubeljahr (wohl aus Abscheu vor dein GreueL den die römischen Piipste mit der Ansschreibung von Ju- beljahren trieben) im Texte vermieden, so daß es nur in den Kapiteliiberschristen unsrer deutschen Bibel vor- konnnt. Nicht ohne guten Grund soll dies Jahr, in welchem die wegen Schulden in Sklaverei Gerathenen wieder in den Stand der Freiheit, und die aus Noth um ihren Grundbesitz Gekommenen wieder in den freien Vesitz ihres vom HErrn ihnen ziigetheilten Erbes gesetzt wurden (V.1»2 ff. 39 sf.), und welches deshalb auch das Gna- denjahr (Luth.: ,,gnädiges Jahr« Jes. 61, L) hieß, gerade an dem Tage angekündigt werden, an welchem die Sühnung aller Sünden vollzogen worden war, am Tage der Versöhnung; denn die Ertheilung der Gnade seht die volle Vergebung der Sünden voraus. Seinem Wesen nach nun ist das Erlaßjahr eine noch größere Erweiterung der Sabbathsidee als das zu V. 7 näher besprochene Feierjahrz in ihm soll der, in der vergan- genen Periode durch die verschiedenen Ereignisse des täg- lichen, bürgerlichen Lebens gestörte Besitzstand wieder zur Ruhe, von dem Fremden wieder an den ursprüng- lichen Besitzer zuriickkoiiimem Seiner Berechnung nach schließt es dagegen am engsten an das Pfingstfest sich an; denn gleichwie dieses auf den 50. Tag nach Ostern fällt, wenn seit Darbringnng der Webegarbe sieben ganzer Sabbathe vergangen sind (Kap. 23, 15 f.), so ist das i Halljahr das je 50. Jahr und tritt ein, so oft wieder sieben Sabbathjahre vorüber sind. Vgl. zu Niatth Z, 1 Anni. 2. 10. Und ihr sollt das fiinszigste svoin 10. Tisribis zur nächstjährigen Herbstzeit reichende] Jahr heiligen [als eine kirchliche Festzeit begehen], Und sollt es ein Erlaßjahr heißen im Lande, alleii, die drinnen wohnen; denn es ist eiier Hallsahr sdessen Posaunenhall das ganze Land durchdringt und je- dermann Freiheit und Erlaß verkiindigts da svll ein jeglichcr bei eiich wieder zu seiner Habe und« zu seinem Geschlecht kommen sindem derjenige- der ihn selbst oder sein Besitzthinn seither in Gewalt hatte, ihn wieder frei und sein Vesitzthum herausgiebts U. sEs ist aber auch ein Feier- oder Ruhe- jahr.] Denn das siinszigste Jahr ist euer Halljahr [eben deshalb, weil es zur ursprünglichen Ordnung Gottes zurückführt und alles in den vorigen Stand bringt, soll es wie ein Sabbathjahr begangen wer- den V. 4 sf.]; ihr sollt nicht seien, auch, was von ihm selber wächst, nicht ernten, auch, was ohne Arbeit wächst im Weinberge, nicht lesen. » 12. Denn [wie eben gesagt] das ipallsahr soll unter ench heilig sein; ihr sollt aber essen, was das Feld trägt [könnt es euch hereinholen, um niitteln zu decken, nur einheimsen und aufspeichern sollt ihr’s nicht, da es ein Gemeingut für alle, für Menschen und Thiere ist]. · Auch ein nochmaliges Brachliegen der Felder, Wein- berge, Oelpflanzungen und Gärten ini 50- »Jahre, nach- « dem schon das Jahr vorher ein Sabbathsjahr gewesen war, hatte an sich gar keine Schwierigkeih da das, was Sirabo XI, 4, 3 von Albanien »(am kaspischen«Meer, heutzutage Schirwan genannt) berichtet, daß nämlich von Einer Aussaat Z— 3 Jahr nach einander geerntet werden konnte, ohne daß man von Neuem zu säen brauchte, von dein HErrn in V. 21 ausdrücklich auch seinem Volke in Aussicht gestellt wird; ebenso wird in Jes. 37, 30 deni Hiskia ein solcher zweimaliger Selbstertrag des Bodens verheißen, dadurch aller Schaden der gegenwar- tigen Verwüstung nach 3 Jahren vollständig wieder ge- tilgt seiii soll. 13. Das ist das Halljahy da lder HEN leis! Volk wie zu einer Musterung zu sich ruft, auf daß er alle im Laufe der Zeit entstandenen Trübungeii der von ihm geordneten Verhältnisse ausgleiche, und da nun] jedermann wieder zu dem Seinen szum Besitz» s eines nrspriinglichen EigeIithUinsJ kommen s bit. 14, Wenn du nun swährend der, dem«Er- laßjahre vorausgehenden 49 Jahre] etwas seinen Acker oder sonst ein Grundstück] deiifem Nächsten berkaiifsi, oder ihm etwas Desgleichen] Abks11tfik- W! keiner seinen Bruder [weder der Verkäufer den Käu- fer diirch zu hohen, noch der Käufer den Verkäufer » durch zii niedrigen Kaufpreis] iibekvortheilenz s 15. Sondern nach der Zahl sder Jahre] houi » UetztverfIossenenJ Hallsahr an, sollst du es von ihm l, laufen sund nicht mehr, als diese Zahl, von dem den jedesinaligen, augenblicklichen Bedarf an Lebens- — 392 s. Mose 25, 16——33. Ertragswerthe des Ackers oder Grundstücks in Ab- zug bringenJz Und swiederumfkivas die Jahre her- nach [die bis zum nächsten Halljahr noch übrig sind] tragen mögen, so hoch kund nicht höher] soll er dir’s verkaufen [damit du es im Erlaßjahr ihm ohne Schaden zurückgeben könnest]. 16. Nach der Menge der Jahre [die von dem Termin des Verlaufs bis zum Beginn des Erlaß- jahres dazwischen liegen] sollst du [der KäUferJ den Kauf [-preis] steigern, und nach der Wenige der Jahre sollst du den Kauf ringern sniedrig steuen]; denn er sder VerräUferJ soll dirs, nachdem es tra- gen mag [nach Maßgabe der Jahreserntem die er dir überläßt] verkaufen [nicht aber nach dem eigent- lichen Grundwerth, dadurch es dein vollständiges Eigenthum würde werden V. 23]. 17. So iibervortheile nun keiner seinen Näch- sten [weder versuche der Verkäufer sein Grundstück durch falschje Angaben über dessen Werthsertrag zu hoch anzubringen, noch benutze der Käufer die be- drängte Lage des Andern, um ihm möglichst wenig zu geben]; sondern fiirchte dich [du feist nun der Verkäufer oder Käuferj vor deinem Gott; denn ich bin der HERR, euer Gott sder gegenseitige Ueber- vortheilung und Bedrückung nicht ungestraft läßt]· Es. Darum sum nicht meiner Strafgerechtig- keit zu verfallen] thut nach meinen Satzungen, und haltet meine Rechte [die ich euch eben V. 14——17 geboten habe]·, daß ihr darnach thut, aus daß ihr [im Gegentheih statt euch vor meinem Zorn fürch- ten zu müssen] im Lande sicher [sorgenfrei und ohne Mangel] wohnen mögen U. Denn das Land soll euch straft des be- sonderen Segens, den ich darauf legen werde, wenn ihr nach meinen Rechten thut] seine Früchte [in rei- cher Fülle] geben, daß ihr sallezeits zu essen genug habet, Und siehet [geruhig und glückselig I. Köm 4, 251 darinnen wohnet. 20. Und ob du würdest [beim Herannahen des Sabbathjahresj sagen: Was sollen wir essen im siebenten Jahr? denn wir seien sin diesem Jahre] nicht, so sammeln wir auch kein Getreide ein; 21. Da slaß nur durch solche Sorgen der Nahrung dich nicht abhalten, gleichwohl mein Gebot V. 4 zu erfiillenz damit ihr auch in diesem Stücke sicher wohnen möget] will ich meinen Segen über euch im sechsten Jahre gebieten, daß er soll smit dem Bedarf des jetzigen Jahres zugleich den des nächsten Jahres euch zum Voraus bringen; und ist dies sechste Jahr ein solches, auf welches nicht blos ein Sabbath-, sondern darnach noch ein Halljahr folgt, so daß ihr 2 Jahre hinter einander nichtsäen und ernten werdet, so soll mein Segen in demsel- den] dreier Jahre Getreide machen seine dreifache Ernte mit Einem Male euch einbringen, die eine für das laufende Jahr, die zweite für das kom- mende Sabbathjahr, die dritte für das demnächft folgende Halljahrs 22. Daß Ihr saet [erst wieder zu saen braucht] im achien Jahr, und von dem alten sim fechsten Jahr eingehermftenj Getreide esset, bis in das neunte Jahr [so lange die Aussaatdes achten Jahres noch draußen auf dem Felde reift], daß ihr vom alten esset, bis [mit der zu Anfang des neunten Jahres nun vollständig heirngebrachten Ernte] wieder neu Getreide kommt. Wie treu und gewissenhaft konnte Israel, durch solche Verheißung im Glauben gestärkt, nicht nur das Sabbath-, sondern auch das Jubeljahr halten, ohne dabei in seiner Nahrung zurückzukommen! Daß man aber wohl schon frühzeitig anfing, das Sabbathjahr zu unterlassen, wurde bereits am Schluß der Benierkung zu V. 7 er- wähnt; erst nach der babylonischen Gefangenschaft kam das Volk seiner Verpflichtung wieder nach (Nehem. 10, 313 1. Macc- 6, 49. 53). Auch über die Einhaltung des Ju- beljahres finden sich im alten Testament für die vorexili- sche Zeit keine bestimmten Spuren, wenngleich mehrere Stellen (1. Kön. 21, 3 f.; Jes. 37 305 16 1 f.; Des. 's, 12 f.; 46, 17) bezeugen, daß das Bewußtsein um Gottes Ordnung in den Herzen der Frommen tiefe Wurzel ge- schlagen; es gehörte aber zur thatsiichlichen Verwirklichung dieser Ordnung eine Freiheit von eigennützigen Rück: sichten und ein Gehorsam des Glaubens, wie beides bei der großen Mehrheit sich selten findet, daher auch nach der babylonischen Gefangenschast die das Jubel- jahr betreffenden Gesetze. nicht wieder aufgenommen wurden. 23. Darum [um meine Ordnung hinsichtlich des Halljahres auch in d er Beziehung, daß da jeder- mann wieder zu dem Seinen kommen soll V. 13, beobachten zu können] sollt ihr das Land [den Grund und Boden, den jeder als sein Erbtheil empfängt] nicht verkaufen seiner an den andern] ewiglich [zum bleibenden Besitz] denn das Land ist mein [Jes. 14, 2. 251 Jer. 2, 7; Hes 36, 5; 38, 16; Pf. 10, 16], und ihr seid Fremdlinge und Gäste vor mir [ich habe es euch blos zur Bewohnung und Be- nutzung, nicht aber zum wirklichen Eigenthum über- geben, womit ihr nach eigenem Belieben schalten und walten könntet als mit dem Euren]. 24. Und [gleichwie aus diesem Grunde nie- mand fein Grundstück an einen andern im eigent- lichen Sinne verkaufen darf, so soll auch niemand ein Grundstück, das er von einem andern über- nimmt, als sein bleibendes Besitzthuni ansehen, son- dern ihr] sollt iti all eurem Lande [das ihr von mir zu Lehen tragt] das Land zu lösen geben sden Grund und Boden, den jemand von seinem Näch- sten übernommen hat, dem ursprünglichen Jnhaber offen erhalten, daß dieser oder sein nächsterVerwand- ter ihn jederzeit wieder einlösen kann] 25. Wenn [also] dein Bruder sein in deiner Umgebung wohnender MitisraelitJ vermutet, Und verkauft dir seine Habe setwas von seinen Liegen- schaften], nnd sein nächster Freund [Verwandter, dem nach V. 48 f. die Pflicht obliegt] kommt zu Feier- und Jubeljahr. 393 ihm [tritt für ihn ein], daß er’s [nach Maßgabe der bis zum Erlaßjahr noch rückständigen ZeitV. 27] lösez so soll er’s lösen [du aber sollst ihm wieder herausgeben] was sein Bruder verkauft hat. 26. Wenn aber jemand keinen Löser hat [ in- dem dazu verpflichtete Verwandte entweder nicht vorhanden oder die vorhandenen selbst zu arm sind, um ihrer Verpflichtung nachzukommen], und [er, der Verkäufer] kann [nach Verlauf einiger Zeit selbst] mit [dem Verdienst] seiner Hand so viel iiwege bringen, daß er’s ein Theil löse [die zur ösung erforderliche Summe zahle]; 27. So soll man rechnen von dem Jahr, da er’s hat verkauft [und eben so viel Theile, als die Zahl dieser Jahre beträgt, von der Kaufsumme in Abzug bringen] und dem Verkäufer [gegen Er- legung des Restes] die lbis zum Halljahr noch] übrigen Jahre [sein Grundstück zu eigener Vewirth- schaftung] wieder einräumen, daß er lje eher, je lieber] wieder zu seiner Habe komme. Die vom Käuser gezahlte Summe soll also nach dem, was in V. 15 f. als Regel für den Verkauf von « liegenden Gütern festgestellt worden, auf die einzelnen Jalzzeltriom dVerksauf löst? hzumu Jåibegahrfg Hlgiclåniäßkg ver ei wer en; ovie a ren n er au r a run - stück bereits benutzt hat, so viel Theile kommen von der Kaufsumme in Abzug, da der Käufer dafür durch die Erträge dieser Jahre entschädigt ist, und nur die bis zum Jubeljahre noch rückständige Zeit kommt bei der Lösung in Anschlag, -— soviel Jahre das find, soviel Theile der Katissumme sind zurück zu erstatten. 28. Kann aber feine sdes VerkäUfersJ Hand nicht so viel finden [aufbringen], daß eines Theils [ein Theil der verkauften Jahreserträge noch vor dem Eintritt des Erlaßjahres] ihm wieder werde; so soll sdas Grundstück] das »er verkauft hat, »in der Hand des Kanfers [zu freier Benutzung] sein, bis zum Halljahrz ui demselben soll es ausgehen [ohne Lösegeld dem Verkäufer zurückgegeben werden], und er wieder zu seiner Habe kommen. Somit sollte aller Verkauf von Grundeigenthum in Jsrael im Grunde nur eine Verpfändung oder Verpach- tung auf bestimmte Zeit, bis zum Erlaszjahre sein. Ob eine Vertauschung erlaubt worden sei, darüber findet sich im Glesetz selbst keine Andeutung; da jedoch Naboth in seiner Verhandlung mit Ahab (1. Kön. 21, 2 f.) sich auf einen Tausch ebenso wenig wie auf eigentlichen Ver- kauf einläszt, so müssen wir jene Frage denjenigen Ar- chäologen gegenüber, die sie zu bejahen versucht haben, um so entschiedener verneinen, als ja das Verkaufen eigentlich nur eine besondere Form des Tauschens ist und das letztere ebenso gut wie das erstere dem Haupt- grundsatz, das; alles den Kindern Israel gegebene Land des HErrn Eigenthum sei, von dem sie es nur zu Lehen tragen, widerspricht Jn unsern christlichen Staaten gelten zwar ganz andere Rechtsoerhältnisse, als die im Vorstehenden der HErr seinem Volke verordnet; aber der einzelne Christ, ob er gleich der Wohlthatenjener göttlicheii Rechtsordnung in solchen Fällen entbehren muß, wo er zum Verkauf seines eigenen Erbes sich ge- nöthigt sieht, wird dennoch der Verpflichtungen der« selben insoweit sich nicht entschlagen können, als er nach Luthers Erklärung zum I. Gebot seinem Nächsten auf alle nur mögliche Weise förderlich und dienstlich ist, sein Erbe oder Haus zu behalten. 29. Wer ein Wohnhans verkauft kdasj inner [-halb] der Stadtmauer [belegen ist und zum bloßen Bewohnen, zur Betreibung eines Handwerks oder sonst eines Geschäfts dient], der hat ein ganz Jahr ; Frist, dasselbe wieder zu lösen; das soll die Zeit » sein, darinnen er’s lösen mag fnicht aber die ganze » Zeit bis zum nächsten Jubeljahr] 30. Wo er’s aber nicht lösei, ehe denn das ganze Jahr [vom Verkaufstage an gerechnet] un! ist; so soll’s der Kciufer ewiglich sfür immer] be- halten, und seine Nachkommen, und soll nicht swie ein verkauftes Grundstück V. 281 los ausgehen [ohne Entgelt an den ursprünglichen Besitzer zurück- fallen] im Halljahr. , Dem wirklichen Verkauf eines solchen von Menschen- hand gebauten Hauses steht der V. 23 angegebene Grund nicht entgegen; darum verfällt es dem Kiiuser nach Ab- lauf eines Jahres für beständige Zeiten, das; er nun da- mit machen kann, was er will. It. Jsrs aber ein Haus auf dem Dorfe, da keine Mauer um ist; das soll man dem Felde des Landes [zu dessen Bewirthschaftung es gehört] gleich rechnen sdaß es ebenfalls, wie dieses, nicht veräußert, sondern nur auf die Zeit bis zum näch- sten Erlaßjahr verpachtet werde] und soll los [zu jeder beliebigen Zeit von dem Verkäufer oder dessen Löser können zurückgekauft] werden, und in! Hall- jahr ledig ausgehen [ohne Entgelt an den ursprüng- lichen Besitzer zurttckfallens 32. Die Städte der Leviten, und soder viel- mehr] die Häuser in den Stadien, da ihre Habe innen ist [die ihnen sammt der zur Unterhaltung ihres Viehstandes erforderlichen Weidetrift vonjedem Stamme sollen überlassen werden 4. Mos. 35, 1 fs.], mögen [dagegen] immerdar gelöset werden [auf sie erleidet das in V. 29 f. von den Wohnhäusern in der Stadt Gesagte keine Anwendung, sondern im Gegentheil das Gesetz, in Betreff der Häuser auf dem Dorfe V. 31]. 33. Wer Daher] etwas von den Leviten lösei [erwirbt oder käuflich an sich bringt], der soll? ver- lassen im Halljahr [und an den betreffenden Leviten unentgeltlich zurückgeben], es sei Haus oder Stadt, das er besessen hat; denn die Häuser in Stadien der Leviten sind ihre Habe unter den Kindern Js- rael [da sie kein erbliches Eigenthum an dem Lande erhalten, sondern nur Häuser in den für sie bestimm- ten Stadien] Nicht ohne guten Grund wird hier, wo von Le- viten die Rede ist, der Ausdruck ,,lösen« statt »abkaufen« gebrauchv Eigentlich hatten ja die Leviten gar kein Be— sitzthum, sondern es wurden ihnen nur Häuser in be- stiinmten Stiidten von einem jeden Stamm eingeräumt; was sie besaßen, war von Haus aus Eigenthum des- jenigen Stammes, in dessen Gebiet es lag, das Abkun- fen also in der That ein bloßes Zurückkaufen oder Lösein 394 Z. Mose 25, 34—50. Es mußte aber ein Haus in einer der Besitzstädte der Leviten sein, nicht ein Haus in einer andern Stadt, das der Levit durch Kauf oder Erbschaft erst an sich gebracht; in letzteretn Falle galt das in V. 29 f. Gesagte, im erstern dagegen sollte mit einem Levitenhause ebenso wie mit dem Grund und Boden eines gewöhnlichen Jsraeliten verfahren werden. 34. Aber das Feld vor ihren Stadien [die zur Viehweide im Weichbild ihrer Städte ihnen ange- wiesenen Fluren] soll man [überhaupt] nicht verkau- fen fnicht einmal bis zum Erlaßjahre]; denn das ist ihr Eigenthum ewiglich [sie können diese Fluren zu keiner Zeit entbehren, und müßten mit einer Ver- äußerung derselben zugleich ihren Viehstand abschaf- sen, dadurch sie denn um ihren eigentlichen Nah- rungszweig kommen würden] Nachdem der HErr im Vorstehenden (V. 13--— 34) die eine Wirkung des Erlaßjahres, wodurch es zu einem Gnaden- oder Erlösungsjahre wird, die Rück: kehr eines jeden zu seinem Besitz besprochen hat, handelt er hierauf (V. 35 — 55) von einer and ern Wir: kung ähnlicher Art, von der Rückkehr der in Leib- eigenschaft gerathenen Jsraeliten zur Frei: heit und zu ihrem Geschlecht(Vgl. B. 10); gleichwie er nun dort seinen Verordnungen eine Warnung vor Uebervortheilung des Nächsten beim Kauf und Verkauf von Grundsiücken vorausschickt (V. 14 ff ), so läßt er hier seinen Bestimmungen (V. 39 ff) eine Ermahnung voraus-gehen, den verarmenden Bruder zu unterstützen und ihm seine persönliche Freiheit tvo möglich zu erhal- ten (V. 35—38). 35. Wenn dein Bruder [Volks- und Stam- mesgenosse] verarmeh und neben dir abnimmt [so daß du wohl erkennest, wie er sich nicht lange mehr in seiner Selbftständigkeit werde behaupten können] ; so sollst du ihn fnachdem er schon seinen Grundbe- sitz aus Noth hat verkaufen müssen] aufnehmen als einen Fremdling oder Gast [ihm ein Unterkommen in deinem eigenen Hause gewähren], daß et lebe Uc- ben dir [bis zum nächsten Halljahn wo er sein Ei- genthum zurückerhälh sich und die Seinigen durch Lohnarbeit in deiner Familie erhalten könne]. sc. Und sollst fwenn er während dieser Zeit Geld oder Naturalien von dir leihet] nicht Wucher Von ihm nehmen noch Uebersatz fweder zu dem vor- gestreckten Gelde jährliche Zinsen, noch zu den vor- geschossenen Lebensmitteln eine Darauflage bei der Rückerftattung von ihm verlangen]; sondern sollst dich vor deinem Gott sürchten [und aus Furcht des HErru dein Möglichstes thun], ans daß dein Bru- der neben dir [selbstständig, ohne sich einem Andern verkaufen zu mijssen] leben könne. 37. Denn du sollft [um es dir nochmals zu sagen, was du zur Erhaltung seiner Selbstsiändig- keit thun kannst] ihm dein Geld nicht aus Lsticher thun, noch deine Speise ans tlebersasz ansthttit sdas s aber von dir zu fordern habe ich volles Recht]. 38. Denn ich bin der HERR, euer Gott, der euch ans Eavptenland gesichtet hat, das; ich seuch zu einem selbstständigen Volke machte und] euch l l das Land Canaan [zu besitzen] gäbe, und [in dem- selben] euer Gott wäre [habe ich nun so Großes an euch gethan, so sollt ihr auch einer an dem an- dern das Kleine thun und euch gegenseitig in eurer Selbstständigkeit erhalten, vgl. zu 5. M. 23, 20]. 39. Wenn Dagegen] dein Bruder sein Ande- rer deiner Brüder, dem du nicht in der V. 35 ff. beschriebenen Weise hastaufhelfen können, dergestalt] Verarmet neben dir fdaß er sich nicht einmal als Beisaß oder Hausgenoß halten kann] nnd verkauft sich dir lzum leibeigenen Knecht 2. M. 21, 2——6]; so sollst du ihn [gleichtvohl] nicht lasseu dienen als einen Leibeigenen [wie einen Sklaven von fremd- ländischer Herkunfn der auch zu den niedrigften und schwersten Arbeiten sich verstehen muß]; 40. Sondern wie ein Tagelöhner sfür Lohn gemietheter Knecht] und Gast [in’s Haus aufgenom- tnener Veisaß V. 35] soll er bei dir sein, Und [nicht länger als] bis an das Halljahr bei dir dienen [selbst wenn bis dahin die 6 Jahre seiner Dienstzeit 2. IN. 21, 2;5M.15, 12 noch nichtzu Ende wären] 41. Dann fsobald das Halljahr eintritt] soll er sin jedem Falle, auch wenn dies erst das zweite, dritte u. s. w. Dienstjahr wäre] von dir los [ohne Riickerstattung des Kaufgeldes] altsgehew und seine Kinder mit ihm fdie er sammt seinem Weibe dir zu- gebracht hat], und soll fals selbftständiger Mann] wieder kommen zu seinem Geschlecht und zu seiner Vater Habe [die er schon früher, ehe er sich ver- kaufte, aus Noth hatte veräußern müssen, und die jetzt ebenfalls nach dem Gesetz V. 25-—28 unent- geltlich an ihn zurückfällt]. Eine Ausnahme von der hier vorgeschriebenen Frei- lassung der zur Zeit des Halljahres noch in Leibeigen- schaft befindlichen Knechte machte natiirlich der Fall, wenn der Knecht schon früher hätte frei werden können, aber attsdrücklich auf das Freitverderi verzichtet hatte und nun durch den sinnbildlichett Gebrauch 2- Mos 21, 5 f. für immer an das Haus gebunden war. 42. Denn sie [die Jsraelitem die sich selbst an ihre Volksgenofsen verkaufen oder von Gerichts- wegen verkauft werden 2. M. 22, B] find uteine Knechte, die ich aus Eghptettland gesithret fund dadurch znmeittettiunbeschriititten Eigenthum erwor- ben] habe; darum soll man sie sticht aus leibeigene Weise [so das; sie förmliche Sklaven eines Biensclyert werden V. 44 ff.] verkaufen. 43. Und [du, der du einen derselben kaufst] sollst nicht mit der« Strenge smit lvelcher man einen Sklaven behandelt, den man zu jeder Arbeit gebrau- chen und bei Vergehungen selbst körperlich züchtigen darf] über sie herrschen, sondern dich fürchten vor deinem Gott [der des Gekauften eigentlicher und oberfter Herr ist und gewiß die Ilusschreitrttigext in der Behandlungsweise desselben nicht ungestraft wird hingeheii lafsen]. 44. Willst du aber leibeigene Knechte uud Feier- und Jubeljahr. 395 Mägde sals wirkliche Sklaven und Sklavinnen] ha- ben; so sollft du sie kaufen von den Heiden, die um euch her sind, 45. liuge unter euch sind [sich förmlich unter euch nie- dergelassen haben und euch ihre eigenen Sklaven zum Kauf anbieten] nnd von ihren Nachkoninien [Kindern], die sie bei euch in eurem Lande zeugen ; [und an euch verkaufen wollen]; dicselbigen sollt , ihr zu eigen sals tvirklich Leibeigene] haben [denn « diese alle sind nicht im besonderen Sinne mein eigen, wie eure Volksgenossen]z 46. Und sollt sie besitzen, und eure Kinder nach euch, zum Eigenthum für und für sso daß sie mit zu eurem übrigen Vermögen, das auf die Kinder forterbt, gehören], die sollt ihr sdenn auch in dem Sinne] leibeigene Knechte sein lassen sdaß ihr mit Strenge, natiirlich innerhalb der von dem Gesetz, gezogenen Schranken, über sie herrschet]. Aber über enre Brüder, die Kinder Israel, soll keiner des andern herrschen mit der Strenge seines Herrn über seine Sklaven]. 47. [An diese Bestimmungen über die Rechte und Freiheiten der dienenden Jsraeliten V. 39 ff. sind indessen nicht blos diejenigen Herren gebunden, welche selbst Jsraeliten find, sondern auch die im Lande sich aufhaltenden Frexndlinge·] Wenn [dem- nachJ irgend ein Fremdling oder Gast sBeisaßj bei dir zunimmt [zu Vermögen kommt] und drin Bruder seiner vom Volke Israel] neben ihm verarmt, nnd snun dieser aus Noth, da er sich nicht länger in seiner Selbstständigkeit behaupten kann] sich dem Fremdling oder Gast bei dir [dem in deinem Lande seinem Stamme soder sonst einem, der von einem Ausländer abstammt], verkauft; 48. jederzeit das] Recht haben, sfür ein nach der Zahl der Jahre, die er noch zu dienen hätte, zu berech- nendes Lösegeld V. 50——52] wieder los zu werden, und es mag ihn [nun, damit er je eher desto lie- ber wieder los werde] jemand Unter seinen [leibli- chen] Vritderti sdie seine allernächsten Blutsvew wandten sind] lösen, 49. Oder [wenn er solche nicht hat oder diese selbst zu arm sind] sein Vetter sVatersbriider oder Vetters sdes Oheimsj Sohn, oder sein nächster Blutsfrciind seines Geschlechts sder mit ihm zu z einem und demselben Geschlecht gehörtjz oder so L seine selbst sfecne eigene] Hand so viel [während der Dienstzeit] erwirbt [daß er sich freikaufen kann], so soll er sich tosen. Unter Fremdlingen sind überhaupt alle Nicht- Jsraeliteih die Abköinrnlinge anderer Völker im Gegen- satz zu den Einheimischen oder den Nachkommen Abraha1ns, Jsaaks und Jakobs, denen der HErr das Land Canaan zu besitzen geben wollte, zn verstehen. Von deu Gästen [Beisassen], die Fremd- i i s i , I s « Diejenigen Fremdlinge nun, welche bleibenden Wohnsitz im Lande genommen und mit Hausbesitz an einem be- stimmten Ort (aber nicht mit Grundbesitz, was nach dem Gesetz nicht erlaubt war) sich ansäßig gemacht hat- ten, ohne jedoch in die religiöse Gemeinschaft Jsraels aufgenommen zu sein (wurden sie das, so gehörten sie zu den Proselvten Katz. 17, 9 Anm.), heißen im hebräi- schen Grundtext Be is a s se n (Luther: Hausgenoß 2. Mos. 12, 45. Z. M. 25, 6 oder Gast Z. M. 25, 35. 40. 45.); sie konnten Vermögen erwerben und, wie aus unserer Stelle hervorgeht, Hebräer in ihre Dienste nehmen. Die andern, die sich nur vorübergehend im Lande aufhielten ; und Fremde schlechtrveg genannt werden (5. M. 14, 21), suchten sich ein Unterkommen in israelitischen Familien Cgausgenossen oder Gäste im eigentlichen Sinne) oder traten als geniiethete Knechte in israelitische Dienste sMiethlinge L. M. 12, 45 und Tagelöhner) Jm He- bräischen scheint der Sprachgebrauch des für Beisaß bräuchlichen Worts: toschnb nicht streng festgehalten zu sein; in V. 35 u. 40 unsers Kapitels ist nach dem Zu: sammenhange ohne Zweifel an das Berhiiltniß eines Hausgenossen (2. M. Z. 22) zu denken, und hat Lu- ther daher ganz richtig ,,Gast« übersetzt. Schon oben (V. 25 f.) begegneten wir der Pflicht des nächsten Blutverwaiidten eines um seinen Erbbesitz an Grund und Boden gekommenen Jsraelitem für den- selben einzustehen und an seiner Stelle die Einlösung dessen, was er aus Noth hatte verkaufen müssen, zu be- «" wirken; denn anders, als aus dringendster Noth, um sich und den Seinigen das Leben zu fristen, sollte überhaupt kein Jsraelit seinen Grundbesitz verkaufen —- ein Ver- kausen um Gewinnes oder anderer Ursachen willen war schon dadurch unmöglich gemacht, daß es überhaupt kein wirkliches Verkaufem sondern nur ein zeitweiliges Ver- pachten gab (V. 23). Wegen dieser seiner Verpflichtung zur Einlösung heißt ein solcher Blutsverwandter der Lö - ser (hebr· Sols-h; wir erkennen aber aus dem vorliegen- den Abschnitt, daß auch da, wo ein Jsraelit um seine persönliche Freiheit kam, der nächste von seinen Anver- wandten verbunden war, ihm durch Zahlung des Löse- « · « I; geldes wieder zu seiner Freiheit zu verhelfen. Das Ganze wohnenden Fremdlings-Betsassen], oder jemand von TI war jedoch mehr eine Pflicht freiwilliger Liebe, die mit einem bedeutenden Opfer verbunden war, als eine Pflicht I gesetzlichen Zwanges, ebenso, wie die zu 1. M. 38. 8 , s bes ro e e Le · tsehe, o ne daß, w·e bei die er, irgend- So soll er nach seinem Berlaufen [doch . P ch « M« h « f wie im Gesetz etwas von einer Schmach angedeutet wäre, die derjenige aus sich nehmen mußte, der seiner Pflicht sich entzog: vielmehr setzt das Gesetz die Bereit- millcgkect der nächsten Verwandten voraus, für das um seinen Besitz oder seine Freiheit gekommene Familienglied einzutreten, wahrt ihnen das Recht dazu und stellt die Bedingungen fest, unter denen die Handlung verwandt- schaftlicher Liebe ausgeführt werden kann. Es konnte um so mehr von einem eigentlicheu Zwange absehen, als es schon anderweit dafür gesorgt, daß jeder um sein Grbgut oder unt seine Freiheit gekommene Jsraelit, auch wenn keiner seiner Angehörigen sich seiner annahm, zu- letzt doch wieder zu seiner Habe und zu seinem Geschlechte kam. Jn Liedern und Predigten wird nicht selten Chri- stus unser Goal genannt; das Wort steht aber auch im Grundtext an der Stelle Hiob 19, 25, wo Luther Er- löser statt Löser übersetzt hat. 50. Und soll [wenn er so sich selber zu lö- sen im Stande ist] mit seinem Kcinfer rechnen vom Jahr an, da er sich verkauft hatte, bis auf’s Hall- jahr [wieviel Jahr das sind], nnd das Geld [der Preis, um den er sich verkauft] soll nach der Zahl der Jahre seines Verkanfens gerechnet saus diese 396 s. Mose 25, 51—55. As, 1——9. Jahre gleichmäßig vertheilt] werden, nnd soll sein Taglohn der ganzen Zeit mit einrechnen [die Jahre, die er schon gearbeitet hat, sollen wie die eines Lohnarbeiters, der seine bestimmten Stunden am Tage arbeitet und dafür einen bestimmten Lohn er- hält, geschätzt und von der Kaussumme in Abzug gebracht werden]. » 51. Sind noch viel Jahre bis an das Hall- saht; so soll er nach denselben [nach Maßgabe der Zahl derselben] desto mehr zu lbsen geben, darnach er [je nachdem er hoch oder niedrig] gekauft ist. 52. · Sind aber wenig Jahre ubrig bis an das Halhahrz so soll er auch darnach snach Ver- hältnis; dieser Jahre] wiedergeben zci seiner Lösung, nnd soll sein Taglohn von Jahr zii Jahr mit ein- rechnen [die Jahre seiner Dienstzeit, nach dem Lohn eines gemietheten Arbeiters berechnet, von der Hauptsumnie in Abzug bringen]. bit. Und dn [das gesammte Israel, in dessen Mitte der FremdlingssBeisaß lebt und sich einen von deinen Brüdern zum Knechte kauft] sollst [seinen Herrn] nicht lassen mit der Strenge swie Sklaven behandelt werden] über ihn herrschen vor deinen Augen [sondern vielmehr darauf sehen, daß er wie ein ständiger Arbeiter, der Jahr aus Jahr ein arbeitet, gehalten werde]. 54. Wird er aber ans diese Weise fivie in V; 48. ff. angegeben] sich [im Verlaufseiner Dienst- zeit selbst] nicht tosen; so soll er ini Halhahr los sohne Lösegeld frei] ausgehen, nnd seine Kinder mit ihm. 55. Denn die Kinder Israel [wie ich schon B. 42 sagte] sind meine Kiiechtn die ich aus Egvp- tenltind gcfühtet [und dadurch mir zu eigen erwor- ben] habe. Jch bin der HERR, euer Gott sund kann daruin nicht zugeben, daß einer aus meinem Volk auf immer in der Gewalt eines Fremdlings sei]. Das Erlaß- oder Freijahr hatte schon an und ftir sich feinen großen Segen, theils indem es nicht iiur unter den Kindern Israel das Bewußtsein lebendig er- hielt, dasz sie alle ein Volk von Brüdern, ein Eigenthum des HErrn seien und als Knechte Gottes nicht der Men- schen Knechte werden sollten, sondern auch diejenigen Störungen und Verwirrungen der ursprünglichen Rechts: und Besitz-Verhältnisse, die ini Laufe der Zeit sich ein- geschlichen hatten, wieder aufhob und alle 50 Jahre den Staat wie mit neuen Kräften aus allem. was seine gott- geordneten Grundlagen zu verrücken drohte, erstehen ließ, damit aber ebensowohl gewaltsamen Revolutionen vor- beugte, als dem Heranwachsen jenes Geschlechts besitzs und vermögenslofer Bürger, das man Proletariat zu nennen pflegt. Gleichwohl sind das alles nur die heil- samen und unmittelbaren Folgen, nicht die eigentliche Bedeutung und die schließliche Absicht der in Rede stehen- den Einrichtung; diese ist vielmehr, ,,eine große Vorbild- liche Weissagung zu sein, welche Zeit und Ewigkeit einst enträthseln werden (v. Meyer), ein Vorbild des großen Weltjahres der Erlösung, wo alle Knechtschaft gelöst, alle Schuld getilgt, alles Verlorene wiedergewoiinen und ein neues Weltalter beginnen soll.« (Kurtz-) Als Weis- fagung und Vorbild steht denn auch das Erlaßjahr überall in den Schriften der Propheten und Apostel da lJef 61, 1 ss.; Lut 4, 17 ss.; Apostg. Z, 19 f.; Röm S, 19 sf.); und mit dem großen Versöhiiungstag näm- lich der Erscheinung Christi im Fleisch und seinem Op- fer ftir die Sünden der Welt, sing hernach wirklich die Zeit der Freiheit an und wurde angekündigt durch den alle Lande durchdringenden Pofaunenhall des Evan- geliums (Röm. 10, 18; 2- Cor. 6,-2), vollendet aber wird sie zur Zeit der letzten Posaune, wenn nun die Erlösung kommt von dem letzten Feind, der aufgehoben wird, dem Tod, und herwiedergebracht wird alles, was Gott geredet hat durch den Mund aller feiner heiligen Propheten von der Welt an (1. Thesf 4, 16; 1. Cor. 15, 52 ss.; Apostg. Z, 21). I. Rast. 26, 1—46. Indem der Fsllirr seht am Schlusse des Gesetzes steht, das er den Kindern Israel durch Muse hat geben wollen auf Grund deg Kunden, welchen er iiiit denselben eingegangen, lässt er ihneii nunmehr iioch sagen, wag fiir Segen sie noii ihm zu erwarten haben, wenn sie in seinen Satkiiiigen wandeln und seine Gebote halten; zugleich aber lässt er ihnen benagen, welche Strafen iii Ituseiimiiskiger Steigerung sie treffen werden, wenn sie ihm tiicht gehorchen und iii beharr- licheni hliigehorsani sich sogar wider ihii und seine nor- laiisenden Gerichte aiislehnen iniirdem Er wird sie sihlieskiiiis in Gefangeiisitiiift nnd grosseg Elend dahin geben, iiiid sich ihrer erst wieder erbarnien, nachdem sie ihre Zllifsethat ernannt iind sich unter seine gewal- tige Fjand gedeniiiihigt haben. Kuh. M, l. Jht sollt euch snach dem Grund- gebot: 2. M. 20, 2—5, dessen treue und gewissen- hafte Erfüllung die Befolgung auch aller übrigen Gebote mit sich führt] keinen Götzen machen [Kap. 19, 4], noch [ein geschnitzteZJ Bild fdes rechten wah- ren Gottes], und sollt euch keine Sciiile skein Stand- bild von demselben] anfrichten [wie die Heiden von ihren Göttern solche Standbilder haben 2. Mos. 23 24], noch keinen Malstein setzen in eurem Lande skein steinernes Gottesbilds das; ihr davor anbetet; denn ich bin der HERR, euer Gott [dem ihr allein dienen sollt, und nicht den Götzen, und wie ihr mir ohne alle diese Arten von Bildern in der rech- ten Weise dienen könnt, habe ich euch in dem Ge- fetz vom Heiligthum und von den heiligen Gaben und Zeiten deutlich genug gesagt] 2. Haltet [denn] meine Sabbathe [die heili- gen Feier- und Ruhezeitem von denen Kalt. 23 U. 25 die Rede gewesen] und fiirchtet euch vor mei- nem Heiligthiini ldas ich in eurer Mitte aufgerichtet habe, um uiiter euch zu wohin-it, indem ihr euch demselben allezeit mit heiliger Scheu nahet]. Jch bin der HERR [vgl. Kap. 19, so] Diese 2 Verse gehören dem Zusammenhange nach nicht mehr zum vorigen Kapitel, sondern bilden die Ein- leitung zu dem Jnhalt des folgenden; daher ist hier die ältere Kapiteleintheiliing der neueren (vgl. Anin. zu 1. M. 32, Z) vorziiziehen Jndein die Gesetzgebung auf Sinai nunmehr ihren Abfchluß erreicht (V. 46), kehrt sie zu ihrem Anfang (2. M. 20, 1 ff) zurück, nimmt noch einmal das erste Gebot, das alle folgenden in sich fchließt, auf, und führt den dort verheißeneii Segen und gedroheten Fluch weiter aus. Beides, Fluch und Segen, wird hier ausdrücklich auf alle Gebote bezogen, und Gedroheter Fluch und verheiszener Segen. 397 dient daher unser Kapitel zur Rechtfertigung der Behand- lung der 10 Gebote im Katechismus Lutheri, der die Worte L. M. 20, 5 u. 6 an den Schluß des 1. Haupt: stücks gestellt hat (vgl. Blum. zu 2. M. 20, 6). Das 26. Kapitel. gxedroheter Fluch nnd verheiszener Zegem 3. Werdet ihr [nun] in [diesen] meinen sdie rechte Gottesverehrung betreffenden] Satzungen wan- deln, und [auch] meine [übrigen] Gebote sdie ich als euer Gott euch gegeben] halten und thun; · 4. So will ich [in dem Lande, in das ich euch jctzt einfiIhreJ euch Regen geben zu feiner Zeit [sowohl Frühregen als Spatregen 5. M. 11, 14], und das Land soll sein Gewächs geben, und die Bäume auf dem Felde ihre Früchte bringen; 5. Und die Dreschzeit soll reichen bis zur Weinernte, und die Weinernte soll reichen bis zur Zeit der Saat [so daß ihr vollauf mit Ein- und Unterbringung des Segens der Felder, Weinberge u. s. w. zu thun habt, so reichlich wird er euch zufallen]; und solli Brod’s snicht allein zur Noth- barst, sondern] die Fülle haben und sollt sicher [ohne alle Sorgen der Nahrung Kuh. 25, 18 f.] m eurem Lande wohnen. Gleichwie das Bundesbuch (2. M. 20, 22- W, 19), das die Grundzüge des rechten Verhaltens Jsraels, den Pflichten seines Bundesverhältnifses zu dem HErrii ge- mäsz, in sich enthielt, mit Berheißungen und Drohungen abschloß (2. M· 23, 20—33); so schließt nun die sinni- tifche Gesetzgebung überhaupt, nachdem sie die innere, geiftliche Seite der gesammten Bundesverfassung eiitfal- tet hat, mit einer ausführliiheren Erörterung zuerst des Segens, welchen die treue Befolgung der Gebote brin- gen, darnach des Fluches, den die Uebertretung derselben nach sich ziehen wird. Während aber jene Verheiszungen und Drohungen am Ende des Bundesbuchs sich nur erst aus die Besitznahme des verheißenen Landes bezogen, beziehen sich die Verheiszungen unsers Kapitel-I auf die Segnungen, welche Jsrael in dem schon in Besitz ge- nommenen Lande zu Theil werden sollen, und seine Drohungen aus die Strafgerichte, mit welchen es darin heimgesucht werden wird; denn die Zeit ist jetzt herbei- gekommen, daß das Volk wieder vom Sinai ausbreche und sein Erbe einnehme. Noch umfassender wird dann Segen und Fluch des Gesetzes nach Wiederholung des- selben im 5. V. Mose auseinandergelegh da Jsrael be- reits an der Schwelle des heil. Landes steht (5. M. Kuh. 28—30). Was die klimatisch en Verhältnisse des heiligen Landes, auf welche V. 3 und 4 sich beziehen, betrifft, so hat Palästina nach seiner Lage unter dem 32· Grade nördlicher Breite im Allgemeinen ein gemäszigtes warmes Klima und das ganze Jahr hindurch nur einen geringen Wechsel der Tageslänge (der längste Tag 14 Stunden 12 Minuten, der kürzeste 9 St. 48 M. vgl. Anm. zu L. M. 12, 2). Doch ist die Wärme in den verschiedenen Gegenden nach Maßgabe ihrer Lage sehr verschieden; am größten ist sie in der Jordansaue, wo im Sommer die Hitze durch die steilen Bergwände zu beiden Seiten, welche Abtiihlung durch Weftwinde hindern, drückend und sengend wird, minder drückend schon in der Niede- rung am Mittelmeer, während in Galiläa und auf dem Gebirge Ephraim und Juda die Lust viel srischer ist und nur an einzelnen Tagen durch starke Südwinde eine drückende Hitze sich erzeugt. Im Winter sällt auf dem Gebirge oft (gewöhnlich aber erst im Februar) viel Schnee, der indes; selten mehrere Tage liegen bleibt; nur der Gipfel des Hermon ist mit ewigem Schnee bedeckt, wenn in seinen Thälern der schönste Frühling und Sommer herrscht. Unter Winter ist überhaupt nur diejenige Jahreszeit zu verstehen, in welcher kalte Noxdwesk und Nordwinde vorherrschen, welche Regen, Gewitter und Schnee bringen, ohne das; die Erde jemals gefröre. Sie beginnt mit dem sogenannten Frühregen nach der Herbst-Tag: und Nachtgleichr. mit welcher das öko- nomische Jahr seinen Ansang nimmt, doch nicht möglich, sondern nach und nach, was dem Landmann Zeit läßt, seine Weizen- und Gerstenfelder zu besäen. Während der Monate November und December sällt dann der Regen meist in starken Güssen; später kehrt er nur nach längeren Zwischenräumen zurück und sällt weniger stark, allein zu keiner Periode während des Winters hört er ganz auf. Diese ganze regnerische Jahreszeit, welche den Winter bildet, endigt mit dem Spatregen im Monat März, bevor die Ernte der Wintersrucht und die Aussaat der Sommersrucht ihren Anfang nehmen; gewöhnlich währt er nur einige Tage, manchmal auch blos etliche Stunden. Es beginnt nun der Sommer, die Zeit vom April bis October, in welcher in der Regel gar kein Regen sällt, und der Himmel fast immer heiter ist; daher in l. Sam. 12, 17 f. Regen und Gewitter geradezu als ein Wunderzeichen auftritt. Die Hitze steigt jeht mehr und mehr, bis sie im August fast unerträglich wird, im September aber treten wieder kühlere Nächte ein und mildern auch die Hitze des Tages; wider das giinzliche Verdorren schtitzen Gras und Pflanzen die außerordent- lich starken Nachtthaue · » b. Jch will [aber auch, damit ihr des Landes Frucht sicher und fröhlich genießen mögt] Friede geben in eurem Lande, daß ihr schlaset sruhig da- liegt wie eine auf gutem Weideplatz lagernde Heerde], und euch niemand schrecle sweil euer Hirt Pf. 23 mit seiner Hut über euch wacht].· Jch will die bö- sen [reißenden und lebeusgefährlichenj Thiere ans eurem Lande thun, nnd soll kein Schwert durch euer Land gehen [keine von den angrenzenden Völkerschaften es wagen, euch mit Krieg zu über- ziehen] 7. Ihr solli [wenn ja ein Volkes wagen würde, in euer Land einzufalIen] eure· Feinde smit meiner mächtigen Hilfe auf der Stelle in die Fluchtj jagen, und sie sollen vor euch her in’s Schwert sdamit ihr sie versolgetJ fallen [daß sie nicht zum zweiten Mal versuchen, euch anzugreisen]. 8. Euer funs sollen hundert jagen, und euer hundert sollen zehntausend sagen [so wirksam will ich euch beistehen, das; selbst die größte Uebermacht nichts wider euch ansrichte]; denn ente Feinde sollen [in jedem Falle] vor euch hersallenims Schwert ssie kommen, so stark sie immer wollen, s. Richt 3, 31; 15, 15; l. Sam.14, 13 f.; 2. S. 23, 9, 18]. 9. Und ich will [nun in den ruhigen, friedli- chen Zeiten, die ich euch ungestört und ungetrübt erhalte] mich [mit dem höchsten Segen, den ich euch zugedacht] zu euch wenden, und will enih san Zahl 398 3. Mose 26, 10—35. und Volksmenge nach der dem Abraham gegebenen i [denn für Sünden menschlicher Schwachheit habe Verheißung 1. M. 17, 4 ff. gar sehr] wachsen und ; mehren lassen, und will meinen Bund [den ich mit ; euch aUfgerichtetJ halten fund die letzten Absichten i desselben seiner Zeit zur Erfüllung bringen]. » 10. Und [bei all dieser außerordentlichen Ver- I mehrung sollt ihr gleichwohl nicht an Uebervölkei «« rung leiden, daß das Land euch nicht mehr zu er- nähren vermöchtez bis in die Ernte des neuen Jah- res hinein] sollt [ihr] von dem Fitnen [dem Ertrag des vorigen Jahres HohesL 7, 9 Anm.] essen, Und wenn das Neue [die neue Jahres-Ernte] kommt, das Fitne lvegthun sum in euren Scheuern Raum für diese neue Ernte zu bekommen]. U. Jch will [und das soll euer höchstes Glück sein, von dem die eben beschriebene zeitliche Wohl: fahrt nur die natürliche Folge und das sichtbare Unterpfand sein wird] meine Wohnung unter euch haben, und meine Seele soll euch uicht verwerfen [als ob ich jemals euer überdrüssig werden und meine Gnadenhand von euch zurückziehen könnte] » 12. Und will unter euch wandeln [nicht blos in dem Heiligthum meine Wohnung unter euch ha- ben, sondern auch aus demselben heraus- und wirk- sam unter euch einhergehen], und will euer Gott sein [mich spürbar auf allen euren Schritten und Tritten als solchen bewiesen]; so sollt ihr mein Volk sein [auch eurerseits meiner segnenden Nähe und be- seligenden Gemeinschaft recht froh werden und als mein Volk euch fühlen) 13. Denn ich bin der HERR, euer Gott, der euch aus Eghptenland gefuhret hat, daß ihr uicht lhxe [der EgypterJ Knechte svielmehr mein Volk] waret, und hab euer Joch fdas sie euch aufgelegt zerbrochemnnd hab euch anfgerichtet wandeln las-— sen [denn Jetzt drückt und beugt euch kein Joch mehr, wie vordem, darnieder; das aber ist nur erst der Anfang meiner Wege mit euch, die ich mir vorge- nommen]. Gott schüttet hier so recht sein liebevolles Herz gegen Israel aus, wie nach den Tagen der Sündfluth gegen Noah und sein Haus (1. M. 9, 17 Anm.). Du from- mer Vater meinst es gut mit allen Menschenkinderm du ordnest deines Sohnes Blut und reichft es allen Sün- dern, willst, daß sie mit der Glaubenshand das, was du ihnen zugewandt, sich völlig zu erquicken, fest in ihr Herze drücken. Sieh aber, ist nicht immerfort dir alle Welt zuwider? Du bauest hier, du bauest dort, die Welt schlägt alles nieder. Darum erlangt sie auch kein Heil, sie bleibt im Tod und hat kein Theil am Reiche, da die Frommen, die Gott gefolgt, hinkommem (Also hat Gott die Welt —- V. 10. 11.) 14. Werdet ihr aber mir uicht gehorchen, nnd nicht thun diese Gebote alle [die ich von 2. Mof 20 an bis hierher euch geboten habe]; 15. Und werdet meine Satzungen verachten, nnd eure Seele [wird] meine Rechte verwerfen, i daß ihr fmuthwillensj uicht thut alle meine Gebote ich ja euch eine Versöhnung in den Opfern verord- net], und werdet meinen Bund lassen anstehen s ge- radezu brechen und vernichten]; 16. So will ich euch anch solches swas näm- lich eurem beharrlichen Ungehorsam und eurer Ver- achtung meiner Bundesgnaden entspricht] thun: Ich will euch heimsuchen mit Schrecken, smit schweren, schrecklichen Dingen, als da sind] Schwulst [Aus- zehrung oder Schwindsucht] und [hitziges] Fieber, daß euch die Angesichte verfallen und der Leib ver- schmachtc [und ihr so eines langsamen Todes vor der Zeit dahinsterbt]; ihr sollt umsonst euren Samen seien, und eure Feinde sollen ihn swas daraus her: vorwächst, die Ernte] fressen [Richt. 6, 3 f.]; . 17. Und ich will mein Antlitz» [feindlich] wi- der euch sieben, nnd sollt geschlagen werden sim Krieg, daß ihr fliehen müßt] vor euren Feinden, und die euch hassen, sollen über euch herrschen, und sollt [in Folge der beständigen Niederlagen ganz muthlos und verzagt gemachtj fliehen, da euch nie- mand jaget [V. se; Nicht. S, 2]. 18. So ihr aber über das strotz dieser an- fänglichen Ziichtigungem die auf eure Buße und Bekehrung abzweckenJ noch nicht mir gehorchet; so will iclys noch siebenmal mehr machen, euch zu stra- fen um eure Sünde, 19. Daß jch euren Stolz und Halsstarrigkeit breche, nnd will enreu Himmel [den Himmel eures Landes] wie Eisen, nnd eure Erde [den fruchtba- ren Boden desselben] lvie Erz machen sdaß jener keinen Regen und dieser keinen Ertrag geben soll]. 20. Und eure Mühe und Arbeit sdie ihr auf den Landbau wendet] soll verloren sein, daß euer Land sein Gewächs nicht gebe, und die Baume im Lande ihre Friichte uicht bringen [vgl. 1 Kön. 17, 1; 18, 5 f.]. 21. Und wo ihr mir entgegen wandelt, und mich uicht hören wollet seuer Wiederstreben gegen mich auch bei solchen Züchtigungen sortsetzt und es zu feindlicher Auflehnung steigert], so will ich’s noch siebenmal mehr machen, [in gesteigerten: IJTaßeJ ans euch zu schlagen um eurer Sünde willen [entspre- chend euer gesteigerten Sünde des Ungehorsams]; 22. Und will wilde Thiere fals Bären und Löwen] unter euch senden, die sollen eure Kinder fressen und euer Vieh zerreißen, und sindem sie auch euch, die Erwachsenen anfallen] euer weniger machen, und eure Straßen sollen wüste werden [weil sich niemand mehr hinauswagt 2. Köra 17, 25 f.]. 23. Wcrdet ihr euch aber damit noch uicht von mir züchtigen lassen szur Buße und Umkehrs und mir fnoch ferner] entgegen wandeln; 24 So will ich euch auch entgegen wandeln, nnd will euch noch siebenmal mehr schlagen, um eurer Sünde willen [V. 21]. Gedroheter Fluch und verheißener Segen. 399 25. Und will sdurch grausame und mächtige Feinde, die ich euch in’s Land schicke] ein Rache: schwert über euch bringen, das meinen Bund [den ihr so schnöde gebrochen habt] riicheti soll. Und ob ihr euch sum solchem Iiacheschwert zu entgehen] in eure sbefestEgtenJ Städte versammelt, will ich doch [auch da niit nieinen Strafgerichten euch fin- den und] die Peftilenz unter euch senden sdie euch aufreiben soll], nnd will euch [Uebrige, die ihr von der Pestilenz verschont geblieben, durch ausbrechende Hungersnoth zur Uebergabe zwingen, und euch so, trotz aller Gegenwehr] in eurer Feinde Hände geben. 26. Dann [wenn ich diese dritte Plage, die Hungersnoth, senden werde] will ich euch den-Vor- rath des Brodes verderben [ihn so knapp und ge- ringe werden lassen], daß zehn Weiber sollen euer Brod in Einem Ofen backen [daß ein einziger Back- krug 2. Mos. 16, 24 Anm. für 10 Familien zu- sammen ausreicht, während sonst jede Familie einen Krug für sich allein braucht], Und ener Brod soll man mit Gewicht answcigen sweil ein jeder nur eine sehr kleine, genau abgemessene Portion davon bekommen, nicht etwa nach Bedürfnis; davon nehmen kann], und wenn ihr esset, sollt ihr nicht satt wer- den [sondern euch höchstens des äußersten Hungers damit erwehren, vgl. 2. Kön S, 25 sf.; Jer. 14, 18.; Hes. 4, 16.; 5, 12]. 27. Werdet ihr aber dadurch sbei so gesteiger- ten DrangsalenJ mir noch nicht gehorchen, nnd mir weiterhin] entgegen wandeln; 28. So will ich auch ench im lgesteigertenj Grimm entgegenwandelm nnd will euch siebenmal mehr strafen um eure Sünde, 29. Daß ihr [von dem entsetzlichsteii Hunger gequält] sollt [in der Verzweiflung eure eigenen Kinder schlachten und] eurer Söhne und Töchter Fleisch fressen [5. M. 28, 57 Atem] 30. Und will [in der allgemeinen Zerstörung, die nach solchen unnatürlichen Greueln über das Land hereinbricht, durch die Hand der erobernden Feinde] enre Höhen [die auf Anhöhen und Bergen errichte- ten Altare, auf welchenihrin götzendienerischer Weise geopfert habt] vertilgen uiid eure Bilder [die den Götzen geweiheten Säulen 2. Chr. 34, 4. 7] ans- rottcn, und will eure Leikhname auf eure Göhen [auf die umgeworfenen GötzenbilderJ werfen [da- mit ihr auch im Tode bei denen sein mögt, von denen ihr euch im Leben nicht habt trennen wollen Hef S, 4. f.], und meine Seele wird an euch Ekel haben fdasz ich euch wegwerfe, wie man eine ekel- hafte Sache weit von sich wirft] 31. Strafgerichten noch ferner zu trotzen V. 25] wiiste machen nnd eures Heiligthums Kirchen [2. Kein. 10, 23 Anm., besser: den Tempel mit seinen Altären Und will eure Städte [aufderen Festigkeit T ihr euch verließet, um hinter ihren Mauern meinen k und heil· GeräthenJ einreißen, und will euren süßen Gernch nicht riechen [von solchem ungehorsamen, verstockten Volke keinen Opferdienst mehr haben]. 32. Also will ich das Land wuste machen, daß eure Feinde, so drinnen wohneii fdie feindlichen Völker, die es erobert haben und nun mit ihren eigenen Leuten befetzen], sich davor [wegen seiner argen Verwüstung] entseszen werden. 33. Euch aber willich unter die Heiden zer- streuen, und das Schwert ausziehen hinter euch her smit geziicktein Schwert hinter euch hergehen, bis ich euch so weit weggetrieben habe, wo ihr nicht mehr daran denken könnt, bald wieder zurückzu- kehren Hes. 5, 2], daß euer Land slängere Zeit] soll wüste sein, niid eure Stadte berstöret. Diese göttlichen Drohungen umfassen die ganze Zu: kunst Jsraels und sind eine ideale Darlegung der mit innerer Nothivendigkeih entsprechend dem Entwickelungs- gange der Sünde, sich entfaltenden Gerichte Gottes; deshalb darf man auch nicht erwarten, daß die nachherige Geschichte des Volks genau die hier angegebene Reihen- folge der Plagen eingehalten und sich in ihrer zeitlichen Aufeinanderfolge nach derselben wie nach einem schon zum Voraus sestgesetzten Schema gerichtet habe. Wohl aber ist die Gesammtheit dieser Geschichte eine bis ins Einzelne hinein sich erfüllende Vollziehung der göttlichen Drohungen, da Israel ini Großen und Ganzen nicht in den Wegen des HErrn wandelte, sondern den bösen Naturgrund, der in ihm lag, in fortschreitender Ver- härtung immer mehr zur Erscheinung brachte; namentlich ist ihr schliefzlicher Ausgang weiter nichts als eine Ver- wirklichung dessen, was der HErr am Schluß seiner Rede in Aussicht nimmt. Bedeutsam ist in der letzterer( einmal das, das; Gott viermal (V. 18. 21. 23. 27) von einer Verschärsung seiner Gerichte, und zwar jedesmal von einer fiebenfacheiif Verschärfung spricht; denn es handelt sich um sein Reich, dessen Zukunft er durch die Strafgerichte der Hartuäckigkeitseines Volkes gegenüber zu retten, und um seinenBund, dessen Vruch er an denen, die ihn gebi«ochen, zu rächen hat. Darnach aber ist die stufen- weise Steigerung seiner Gerichte so angelegt, daß auf der ersten Stufe eine Strafe (giinzliche Unfruchtbarkeit des Landes V. 18——20), auf der zweiten Stufe zwei Strafen (Ausrottung des Viehe-Z und Kinderlosigkeit V. 21. 22), auf der dritten Stufe drei Strafen (Krieg, Pest und Hungersnoth V. 23—26), auf der vierten Stufe endlich vier Strafen (Ausrottung der Götzengreueh Zerstörung der Städte und Heiligthümery Verwüstung des Landes und Zerstreuung des Volkes unter die Heiden V. 27——33) hervortreten; es gehört dies zur dichterischen Form der Rede, diese thut aber der Wahrheit des Jn- halts durchaus keinen Eintrag, sondern ist überall da an der rechten Stelle, ivo das Herz so ganz hingenommen ist von dem Gegenstand, der es beschästigt Vgl. 1.«M.1,27. 34. Alsdann wird das Land ihm seine Feier gefallen lassen [der Ruhe genießen, die ihm nun vergönnt ist] so lange es wiiste liegt, und ihr in der Feinde »Land seid; »ja, dann wird das Land feiern, und ihm seine Feier gefallen lassen [an der- selben sein Ergötzen haben] « 35. So lange es wuste liegt, darum, daß es i nicht feiern sseine Sabbathjahre halten] konnte, da I ihrs fmeinem Gebot Kap. 25, 2 ff. gemäß das je f siebente Jahr] solltet feiern lassen [aber aus Unge- 400 Z. Mose 26, 36———46. 27, I—8. horsain und fleischlichem Sinne nicht feiern ließet] da ihr drinnen wohnetet [Kap. 25, 7 Anm.]. Zu. Und denen, die von euch sin dem, der Zerstörung des Reichs vorangehenden Kriege V. 27 ff.] überbleiben sund in die Ferne weggetrieben wer- den V. 33], lvill ich ein feig [von beständiger Angst gequältesj Herz machen in ihrer Feinde Land, daß sie soll ein rauschend Blatt jagen [die unbedeutendste und gefahrloseste Sache großen Schreck einjagen], nnd sollen fliehen davor, als jagte sie ein Schwert [als wäre das gezückte Schwert V. 33 noch immer hinter ihnen drein], und fallen, da sie niemand jaget [indem schon die bloße Furcht sie aufreibt]· 37. Und soll einer über den anderen hinsal- len, gleich als vor dem Schwert, und doch sie nie- tuand jaget [so arg wird die beständige Angst und Sorge sein]; und ihr sollt euch nicht anflehnen dürfen wider eure Feinde [daß ihr je daran denken könntet, euch selbst aus eurer Gefangenschaft zu befreien]. 38. Und ihr sollt [noch zu einem großenTheilJ umkommen unter den Helden sin Folge der drückew den Verhältnisse dort], und eurer Feinde Land soll euch [bis auf einen kleinen Ueberrest] fressen. 39. Welche aber von euch sauch jetzt noch] überbleiben, die sollen in ihrer Missethat [die ihnen mit Centnerlaft auf dem Gewissen liegen wird] ver- schmachtenz auch in ihrer Biiter Missethat [die sie sammt der ihrigen zu tragen haben] sollen sie ver- schmachten [Matth· 23, 29 ff.]. an. Da werden sie denn sendlich] bekennen ihre Missethah und ihrer ViiterMissethat, damit sie sich an mir versiindiget und mir entgegen gewandelt haben. 41. Darum [eben, damit es zu dieser heilsa- men Erkenntnisz bei ihnen komme] will ich [wie in V. 28 gesagt] auch ihnen [zu der Zeit, wo sie sich an mir verständigen] entgegen wandeln, nnd will sie in ihrer Feinde Land wegtreiben [und dort alle die in V. 36 ff. geschilderte Plage über sie kommen lassen]: da wird sich ja [unter der Last solcher Plage] ihr [vorhin] nnbeschnittenes [für alle Gnadenziige so unempfäiigliches 5. Mos.10, 16 Anm.] Herz de- müthigen, und dann [wenn sie nun anfangen sich zu demüthigen und den Weg der Umkehr zu mir zu betreten] werden sie ihnen die Strafe ihrer Misse- that [die sie haben tragen müssen] gefallen lassen [und nicht nur sagen: Ach, wie recht, — sondern auch: ach, wie gut ist uns geschehen, daß uns der HErr nicht hat hingehen lassen in unserer Sünde, vielmehr uns herumgeholt durch deren Strafels Gott find alle seine Werke bewußt von der Welt her (Apostg. 15, 18). Darum dürfen wir uns nicht wundern, das; er in diesem Kapitel nicht blos die beiden Möglichkeiten: werdet ihr in meinen Satzungen wan- deln 2c. (V. 3), und: werdet ihr aber mir nicht gehor- then re. (V. 14), einfach hinstellt, sondern diejenige, die hernach zur Wirklichkeit geworden, auch als solche be- stimmter in’s Auge faßt und nun mit Beziehung auf sie die ganzen Rathschlüfse seiner göttlichen Weisheit ent- hüllt. Diejenigen, welche es nicht glauben wollen, daß die heil. Schrift wirkliche Offenbarung Gottes sei, son- dern sie sür ein menschliches Machwerk wie jedes andere Buch ansehen, kommen bei solchen Stellen, wie die unsrige, arg in’s Gedränge. So wenig aber jemand leugnen kann, der überhaupt an einen lebendigen Gott glaubt, daß dieser Gott längst zuvor weiß, was da ge- schehen wird, noch ehe es geschieht, so wenig liegt eine Schwierigkeit darin, das; derselbe nun auch über die Ereignisse der Zukunft kund thut, was er zum Heile der Menschen offenbar niachen will. Und er macht hier nicht nur seine Gerichte, sondern auch das Endziel der- selben offenbar, damit sein Volk, wenn nun die schwere Zeit der Züchtigung hereinbricht, derselben nicht unter- liege, vielmehr in derselben sich zurtickfinde zu ihm. Um Menschfeelen zu retten, dazu lohnt es sich wohl, sich Menschenseelen zu offenbaren. Lies Pf. 106 und Jes. 64! 42. Und ich werde [wenn’s soweit gekommen und die Zeit nun da ist, mich wieder zu erbarmen] gedenken an meinen Bund mit Jacob, und an mei- nen Bund mit Jsaak, nnd an meinen Bund mit Abrahatn [der ja ein ewiger fein soll 1. M. 17, 7. 13. 19]; und werde an das Land gedenken, 43. Das sgegenwärtigs von» ihnen verlassen ist» und ihm seine Feier» gefallen lasset, dieweil es wuste von ihnen liegt [V. 34], und [dem sie in dem Stücke gleich geworden sind, daß auch] sie ih- nen die Strafe ihrer Missethat sum der daraus hervorgegangenen heilsamen Folgen V. 40 f. willen] gefallen lassen; [die Strafe ihrer Missethat, die sie] darum [tragen], daß sie [vormals, als sie noch im Lande waren] meine Rechte verachtet, Und ihre Seele an meinen Satzungen Ekel gehabt hat. 44. Auch wenn sie schon sdieser Ursach we- gen] in der Feinde Land sind fund von mir ver- worfen scheinen], hab ich sie gleichwohl nicht svölligs verworfen, und ekelt mich ihrer [V. 30] nicht also, das; es mit ihnen aus sein sollte lfür EMMEITL Und mein Bund mit ihnen sollte nicht mehr gelten; denn ich bin der HERR [der Unveränderliche und unwandelbar Treue 2. M. 3, 14], [und bin als solcher] ihr [Bundes-] Gott [geworden; darum muß ich mich auch nach dieser meiner unwandelbaren Treue an ihnen beweisen] 45. Und will über sie [d. i. zu ihrem Be- sten] an meinen ersten sden mit ihren Vorfahren aufgerichteten] Bund gedenken, da ich sie [die Vor- fahren] aus Egyptenland führen, vor den Augen der Heiden, daß ich ihr Gott ware, ich der HERR [und will nun sie, die Nachkommem gleichsalls aus ihrer Verbannung führen 5. M. 30, 1—5]. Die Rede des HErrn nimmt hier einen elegischen (klagenden) Ton an, dem man die Wehmuth über das Leiden des Volkes abfühlt, aber auch die Milde eines versöhnten Herzens, das nun diesen Leiden ein Ende macht. Zunächst beziehen sich die Worte allerdings auf die babylonische Gefangenschaft, gehen jedoch weiter und weisen aus eine Zukunft hin, die Jsrael gegenwärtig, wo es zum zweiten Mal aus dem Lande vertrieben und in die Strafe seiner Mifsethat dahingegeben ist, noch bevorsteht. 46. Dies [was von L. Mof. Kuh. 25 an Gedroheter Fluch und verheißener Segen. Von Gelübden und Zehnten. 401 bis hierher Gesetzliches neben dem Geschichtlichen fich findet] sind die Sahungen nnd Rechte und Gesetze, die der HERR zwischen ihm und den Kindern Js- tael [in weiterer Ausführung des mit denselben ge- schlossenen Bandes] gestellet hat, auf dem Berge Sinai [theils auf dem Berge selbst L. M. Kp. 25—31; Kp. 34, 11-—28; 3, M. Kp. 25 u. 26 theils von der am Fuß des Berges aufgerichteten Hütte des Stifts aus 3. M. 1, 1-—24, 22], durch die Hand Mose [der alles, was der HErr mit ihm redete, auch schriftlich aufzeichnen mußte]. Das 2’7. Kapitel. You Gelübden und Zehnten. II. u. 1—34. zu» ein nntxnng zu de: nuqitischeu ne- seizgebung folgen nunmehr noch die Vorschriften iiber die Gelübde oder die Gelobungem die als sreiwillige Pethätigung der Frömmigkeit eigentliih außerhalb des Gesetzes stehen, insofern sie von diesem niiht gefordert werden, sondern auch unterbleiben können, ohne das; darum der Bund mit Gott iibergangem würde; die aber gleichniohl einer Regelung durth das Gesetz be- dürfen, um dem Geiste desselben zu entsprechen. 1. Und der HERR redete [ferner] mit Mose [wohl ebenfalls noch während der Tage des Passah und auf dem Berge Sinai Kost. 25, 1], und sprach: » » · 2. Rede mit den Kindern Jsrael nnd sprich zn ihnen: Wenn jemand [bei seinem Gebet um Rettung und Bewahrung oder um Zuwendung eines Gutes] dein HERRU ffür den Fall der Erhörung seines Gebets] ein besonder Gelübde thut, daß er [aus Dank dafür ihm etwas zum Opfer gebeii wolle, und nun zunächst] seinen Leib [feine eigene Person oder die eines feiner Angehörigen] schätzet [dem HErrn angelobt, um sie dann, wenn es zur Er- füllung des Gelübdes kommt, nach priesterlicher Schätzung gegen Geld einzulösen]; Z. So soll das die Schiixzung sein [die Regel, nach welcher der Priester die Schätzung vornimmt]: Ein Mannsbild zwanzig Jahr alt, bis in’s sechs- zigste Jahr, sollst du schähen auf fünfzig silberne Sekel, nach dem Sekel des Heiligthums lå 2673 Sar- = 438X9 Thlr. vgl. Anm. zu 2. Mos 30, 13]; 4. Ein Weibsbild auf 30 Sekel [26-Xs Thlr]. Z. Von fiinf Jahren bis auf zwanzig Jahr sollst du ihn schcitzen aus zwanzig Sekel, wenns ein Mannsbild ist; ein Weibsbild aber auf zehn Sekel. is. Von einem Monden an bis auf fiinf Jahr sollst du ihn schätzen auf finif silberne Sekel, wenns ein Mannsbild ist; ein Weibsbild aber auf drei silberne Sekel. 7. Jst er aber sechzig Jahr» alt, und»driiber [vgl. V. 3], sosollst du ihn schatzen auf fnnfzehn Sekel, wenn’s ein Mannsbild ist; ein Weibsbild aber auf zehn Sekel. Dachseiss Bisse-me. s. Aufl. (I-) 8. Jst er aber zn arm zu solcher Schiihung [um die solcher Schätzung entsprechende Summe an das Heiligthum als Einlösung der gelobten Person entrichten zu können], so soll er sich bot den Prie- ster siellen, und der Fpriester soll ihn snach einem andern Maßstabe, als dem gesetzlichenj schiiszenz er soll ihn aber scheinen, nachdem seine Hand sdas heißt: die Hand] des, der gelobet hat, erwerben kann [also nach MaßgabeseinerVermögens-Verhält- nisse, damit auch einem ganz Armen es möglich werde, eine Person dem HErrn zu geloben]. Die Gelübde stainmen gleich den Opfern aus ur- alter Zeit (1. M. 28, 20 ff» Hiob 22, 27) und finden fich bei allen Völkern (Jona 1, 16). Sie bestehen in dem Bersprechern Gott etwas geben oder ihm zu Ehren sich eines sonst erlaubten Genusses enthalten zu wollen, und gehen theils überhaupt von der Voraussetzung aus, daß man damit ihm etwas Wohlgefiilliges thue, dadurch man seiner besonderen Gnade theilhaftig werde; theils liegt ihnen die Abficht zu Grunde, in einem außerordent- lichen Falle, wo man der Hilfe Gottes dringend bedarf, fich dieser Hilfe dadurch zu versichern, daß man fchon zum Voraus fich feierlich zu einer Gegenleistung verpflich- tet. So sind sie auf einer niederen Stufe der religiösen Erkenntnis; und des sittlichen Lebens an und für fich der Ausdruck der Frömmigkeit oder des Bestrebens, Gott zu gefallen, des Glaubens, daß er Gebete erhört, und des Vorsatzes, ihm den Dank für seine Wohlthaten nicht schuldig bleiben zu wollen; sie können jedoch nur gar zu leicht in pharisäischen Werkdienst ausarten, indem man noch einen höheren Grad von Vollkommenheit erreichen zu können vermeint, als den das Gefetz vorschreibt, oder auch im Dienste des Aberglaubens gemißbraucht werden, indem man Gott durch das, was man ihm verspricht, geradezu zwingen will, Einem den Willen zu thun. Es stimmt daher ganz mit dem Geist und Wesen des gött- lichen Gesetzes überein, daß es auf der einen Seite, weil es noch mit dem Stande der Unmiindigkeit zu thun hat, die Gelübde nicht geradezu verbietet oder aufhebt, son- dern als sreiwillige Aeußerungen der Frömmigkeit fort- bestehen läßt; auf der andern Seite jedoch, weil es, nach Luthers Ausdruck, der Vernunft keinen Raum lassen will, irgend ein Werk zu erwählen oder eigenen Gottes- dienst zu erfinden, dieselben weder empfiehlt noch beson- ders begünstigt, vielmehr fich darauf beschränkt, dem Mißbrauch vorzubeugen, sowie Uebertreibungen und Uebereilungen zu verhüten. Seine Bestimmungen lassen fich auf folgende zwei Hauptsätze zurückführen: I) Wenn du das Geloben unterwegen lässest, so ist dir’s keine Sünde; aber was zu deinen Lippen ausgegangen ist, sollst du halten und darnach thun, wie du dem HErrn, deinem Gott, freiwillig gelobt haft (5. M. 23, 22 f·). L) Es darf weder dem HErrn etwas gelobt werden, was ohnehin ihm gebührt, oder womit seine durch das Gesetz geheiligte Ordnung verletzt wird, oder woran Sünde und Schande haftet (3. M. 27, 26 ff; 4. M. 80, 4 ff.; 5. M. 23, 18), noch darf etwas Schlechteres als das, was eigentlich gelobt worden, ihm als Bezahlung des Gelübdes dargebracht werden, um fich mit ihm abzu- finden (3. M. 27, 10). Da die Gelübde das Versprechen entweder einer Darbringuiig an Gott oder einer Enthaltung von etwas zu seiner Ehre in fich schließen, so unterscheidet das Gesetz theils Weihe, theils Entsagungsgelübde Zu letzteren, den Entsagungsgæ lübden, gehört namentlich das bei 4« M. Knie. 6 näher zu erörternde Nasiräat und das in 4. M. 30, 14 er- wähnte Fasten; in unserm Kap. dagegen haben wir es El. T. I. i. 26 402 Z. Mose 27, 9—29. Mit laut« Weihegslübden zU thum Und zwar werde« U? Werthes soll das Thier verkauft werden und der « Erlös dem Heiligthum zu gute komnien]. als Gegenstände, die jemand dem HErrn geloben kann, angegeben 1) eine Person (V. 2——8), Z) ein Thier (V. 9—13), 3) ein Haus (V. 14 u. 15), 4) ein Grundstück «« (V. 16—25). Was nun zunächst die Gelobung von Personen betrifft, so konnte man entweder fich selbst oder einen seiner Angehörigen dem HErrn zu besonderem Eigenthum geloben; denn im Allgemeinen waren alle und sollten fich dafür ansehen auch in Folge der Hei- s» ligung der Erstgeborenen, in welchen, als in der Blüthe T alle mit einander fich des ganzen Volks, der HErr sie geheiligt hatte (2. M. 13, 2 Anm.] JDer so fich selbst « dem HErrn gelobt hatte oder von seinen Eltern und ; , · « » , » « zu einem MItteIpreIsJ schatzem obs gut oder bose Herren ihm gelobt worden, war damit ein Leibeigener 13. Wills aber jemand lösen [der Gelobende Y selber den festgesetzten Preis dafür erlegen, um das « Thier behalten zu können], der soll [als Reuegeld dafür, daß er einer dem HErrn gelobten Sache den- Personen in Osrael dem HErrn eigen (2. M. 19, 5) noch» nicht entlasen mag] de« Fünfteil Über die «) Schatzung geben [Kap. 5, 16]. 14. Wenn jemand sein Hans heiliget, daß s es dem HERRn heilig sei, das soll der Priester des Heiligthunis geworden und hatte mit dem bürger- lichen Leben eigentlich nichts mehr zu schaffen, sondern mußte, soweit für ihn, einen Laien, Gelegenheit dazu war, an der Hütte des Stifts dienen. Gleichwie indessen I; die menschliche Erstgeburt gelöst werden sollte (2. M. I; 13, 135 34, 20; 4. M. 18, 16), und vielleicht auch der- k jenige fich lösen mußte, der durch Berührung des Aller- « heiligsten heilig geworden war (vergl. Anm. zu Z. M. 6, 18) ; so kaufte auch der Angelobte fich los, oder wurde » losgekaufh und das Geld diente statt seiner den Zwecken H; des Heiligthums (2. Kön. 12, 4 s.). Bei Bestimmung «» ; heiliget, so soll er [der Acker] geschätzt werden, des Werthpreises, für welchen er fich zu lösen hatte oder gelöst werden mußte, kam nach den uns vorliegenden Versen sowohl sein Alter, als sein Geschlecht in Betracht; «! am meisten hatte der zu zahlen, der im Alter der höch- sten Lebenskraft fich befand, das weibliche Geschlecht dagegen als das schwächere Gefäß (1. Petri Z, 7) zahlte auf allen Altersstufen nur halb soviel, wobei fiir die Zahlen 50, 15, 5 die geraden Summen 30, 10, 3 als Hälfte gelten (V. 3 f. G. 7). 9. Ists aber swas er gelobt] ein Vieh [und zwar zunächft ein solches], das man dem HERRU opsern kann sein Rind, ein Schaf oder eine Ziege] alles, was man des; svon dergleichen Vieh] dem HERRU giebt, ist [von dem Augenblick an, wo man es gelobt hat] heilig [und hat der Eigenthümer nicht mehr nach feinem Belieben darüber zu verfügen] 10. Man soll’s [daher] nicht wechseln, noch wandeln, [indem man entweder] ein gutes um ein böses [giebt in guter Meinung], oder ein böses Um ein gutes sin eigennütziger Abficht]. Wirds aber jemand wechseln, ein Vieh um das andere; so sol- len sie beide ldasjenige sowohl, das er ursprünglich gelobt hat, wie das, welches er dafür an die Stelle setztJ dem HERRn heilig sein kda jenes, als fchon ; heilig V. 9, ihm hinterher nicht mehr entzogen werden darf] 11. Jst aber das [gelobte] Thier unrein, daß mairs dem HERRU nicht opsern darf [z. V. ein Esel]; so soll mams [da ein solches Thier zum Be- sten des Heiligthums verkauft werden muß, zur Er- mittelung seines Werthesj vor den Priester stellen. 12. Und der Priester soll es [zu einem Mit- telpreis] saftigen, ob’s gut oder böse sei salso das gute Stück nicht zu hoch, und das geringe nicht zu niedrig]; und soll es bei des Priesters Schätzen bleiben lnach Maßgabe des von ihm angegebenen ( i sbehufs des nachherigen Verkaufs V. 11 gleichsalls sei»[vgl. V. 12]; und darnach es der Priester schatzeh so solI’s bleiben. 15. So es aber der, so es geheiligt hat, will lösen [um es behalten zu können]; so soll er den fiinften Theil des Geldes, über das es geschtitzet ist, drauf sals Drauflage oder Buße V. 131 geben; « so soll’s sein werden. 16. Wenn jemand ein Stück Ackers [und zwar zunächst eins] von seinem Erbgnt dem HERRU nachdem er trägt snach feiner Aussaat, d. h. ; wieviel Getreide bei der Ausfaat auf ihn fällt] Tragt er sfällt z. B. auf ihn] ein Homor [32X3 preuß. Scheffel, vgl. Anm. zu 2. M. 16, 36] Geiste, so soll er snach Maßgabe seines Ertrags während der ganzen Zeit von dem Halljahre bis zum andern] fünfzig Sekel Silbers gelten [43 Thlr. 2673 Sgr., vgl. Anm. zu Z. M. 30, is] 17. Heiliget er aber [demnach] seinen Acker EUUMEttEIBOrJ vom Halljahr an; so soll er nach sei- ner [vollen] Würde gelten [und der Gelobende die ganze Summe in jährlichen Raten oder Theilungs- zahlungen an das Heiligthum entrichten — in dem V. 16 angegebenen Falle also 49 Jahre hinter- einander 1749 Sekel]. » 18. Hat er ihn aber [einige Zeit] nach dem Halljahr geheiligetz so soll ihn.der Priester rechnen nach den iibrigen Jahren [die bis] zum snächsten Halljahr [noch vergehen werden], Und darnach [je nachdem noch viel oder wenig Jahre übrig find, ihn höher oder] geringer schähen [so daß der Ge- lobende, wenn z. B. nur noch 10 Jahre bis da- hin wären, nur den zehnten Theil der ganzen Summe in jährlichen Raten zu entrichten hätte]. 19. Will aber der, so ihn geheiliget hat, den Acker lösen [um frei über denselben verfügen und vorkommenden Falls ihn verkaufen zu können]; so soll er den fiinften Theil des Geldes, iiber das er geschätzet ist, drauf geben; so soll er sein wer- den [ihm zu freier Verfügung stehen] Wissen wir auch nichts Näheres von der Rechen- kunst der Hebräer, so waren doch jedenfalls die im Verkehr des bilrgerlichen und kirchlichen Lebens täglich vorkommenden Rechnungsarten ihnen geläufig: Addition: 4. Mo] 1, 26; Subtraktion 3 M. 27, 18; Rest 3. M. Von Gelübden und Zehnten. 403 25, 275 4. M. 3, 46. 48 f.; Multiplikation Z. M. 27, 16 ff.; Potenzirung Z. M. 25, 8; Dan. 7, 10; Division 3. M. 25, 27. 50. Brüche kommen häufig vor, und die Proportionen der Maße des Ezechiekschen Tempels setzen auch für die mathernatischen Kenntnisse der Hebräer eine höhere Stufe der Ausbildung voraus. 20. Will er ihn aber nicht lösen, sondern verkauft ihn [während der Zeit bis zum nächsten Halljahr] einem andern,· so soll er ihn kzur Strafe dafür, daß er an dem Eigenthum des HErrn, dem er ihn durch sein Gelübde eigentlich schon verkauft hatte, sich vergriffen hat, überhaupt] nicht mehr lösen [und im Halljahn wo der neue Käufer ihn wieder herausgeben muß Kap 25, 28, nicht zurückerhalten] ; 21. Sondern derselbe Acker, wenn er im Halljahr los ausgehen soll dem HERRn heilig sein, wie ein verbanneter Acker [V. 28]; und soll des Priesters Erbgnt sein [der Priesterschaft für ewige Zeiten zufallen]. 22. Wenn aber jemand einen Acker kem HERRU heiligeh den er gekauft [von einem andern Jsraeliten nach den Vorschriften Kap. 25, 15 f. bis zum nächsten Halljahr in Pacht genommen] hat, Und [der] nicht sein Erbgut ist [V. 16, den er also im Halljahr an den ursprünglichen Besitzer ohne Lösegeld herausgeben muß]; 23. So soll ihn der Priester rechnen, was er gilt [nach seinem, der Aussaat entsprechenden Ertragswerth V. 16], bis an das Halljahr [indem er dabei nur die bis zum Halljahr noch übrigen Jahre in Anschlag bringt]; nnd er [der Gelobende] soll desselben Tages solche Schåtznng geben [die ver- anschlagte Summe gleich auf einmal an dem Tage, wo er sein Gelübde erfüllt, an das Heiligthum er- legen], daß er [der Acker] dem HERRU heilig sei [für die ganze, bis zum Halljahr noch verfließende Zeit] 24. Aber im Halljahr soll er [nach den Ve- stimmnngen Kap. 25, 23—28] wieder gelangen an denselben, von dem er ihn gekauft hat, daß er [fernerhin] sein [des ursprünglichen Besitzers] Erb- gut im Lande sei. 25. Alle Würdernng [Werthschätzung von Seiten des Priesters in den V. 3—23 namhaft ge- machten Fällenj soll geschehen nach dem Sekel des Heiligthums [nach dem ursprünglichen, vollwichtigen Sekel, nicht nach dem im gewöhnlichen Leben cur- sirenden von geringerem Gewichte, 2. M. 30, 13], ein [solcher vollwichtiger] Sekel aber macht zwan- zig Gera kn 17,» Sgr.]. Aus der Stelle: 1. Kön.10, 17 verglichen mit 2. Chrn. 9, 16., wonach 3 Minen (Luther: Pfund) = 300 Sekel sind, die Mine also 100 Sekel enthalten hat, während sie nach unserer Angabe zu Z. M. 30, 13 nur 50 heilige Sekel enthielt, ergiebt sich, das; der gewöhn- liche Sekel nur’ die Hälfte des heiligen oder soviel wie 1 Veka war, was denn auch die Rabbinen annehmen; da es nämlich, wie aus 1. M. 24, 22; L. M. 38, 26 hervorgeht, auch halbe Sekel- oder Reh-Stücke von 10 Gera Schwere im gewöhnlichen Leben gab, so konnte man um so leichter auch auf diese den Namen ,,Sekel« übertragen, als der Name an sich kein bestimmtes Ge- wicht ausdrückt, sondern nur im Allgemeinen etwas Abgewogenes bedeutet. 26. Die Erstgcburi unter dem Vieh, die dem HERRU sonst [schon von Gesetzes wegen vgl. 2. M. 13, 2] gebohrt, soll niemand dem HERRU heiligen [durch ein besonder Gelübde zu geben versprechen], es sei ein Ochse oder Schaf fein Erstgeborenes vom Rind- oder Kleinvieh]; denn es ist des HERRU ssoll ohnedies ihm zum Opfer gebracht werden] 27. Jst aber an dem Vieh etwas Unreines sgehört das Erstgeborne zu dem unreinen, nicht op- ferbaren Piehjz so soll manss lösen nach seiner Wnrdejwie hoch es vom Priester geschätzt wird], und druber geben den Fausten. Will er’s [dem das Stück geboren ist und der es nun dem Heilig: thum zu geben die Pflicht hat] nicht lösen, so ber- kaufe man’s nach seiner Wurde [und entrichte die so gelöste Summe an das Heiligthum] Der HCrr ändert also hiermit die früher (2. M. is, 13; 34, 20) von ihm gegebene Verordnung, daß un- reine, nicht opferfähige Thiere durch ein Schaf gelöst oder getödtet werden sollten, zu Gunsten des nun errich- teten Heiligthums und der Unterhaltung des Priester- standes (4. M. 18, 15, s.) ab. 28. sDas bisher über das Verkaufen und Lö- sen des dem HErrn Gelobten in V. 2—25 oder des sonst ihm Gebührenden V. 26 u. 27 Gesagte gilt aber nicht in Beziehung auf das, was ihm ver- b annet worden.] Man soll [also] kein Verbannetes kaufen, noch lösen, das jemand dem HERRU ber- bannet von allem, das sein ist, es seien Menschen, Vieh, oder Erbackers denn alles Verbannete ist das allerheiligste dem HERRU kihm völlig und in un- veräußerlicher Weise geweihet, es darf daher nicht durch Verkauf und Lösung wieder in Menschen- hände übergehen] 29. Man soll auch keinen [von der ganzen Gemeinde wegen seiner Abgötterei 2. M. 22, 20] verbannten Menschen lösen, sondern er soll [nach- dem der Bann in aller Form Nechtens 5. M. 17, 2 ff. über ihn verhängt worden] des Todes sterben. Als eine besondere Art des Weihegelübdes begegnet uns hier das B anngelübde, d. h. dasjenige Gelübde, da- durch man auf das, was man dem HErrn weihen wollte, völlig und für immer verzichtete und es ihm in unwider- ruflicher und unlösbarer Weise zum Eigenthum übergab; ,,verbannen« bezeichnet also einen weit stärkeren Grad der Weihe als ,,heiligen«, es ist die gänzliche Dahingabe an Gott mit Ausschließung aller Möglichkeit, es je wieder zurückzuerhaltem was bei dem in gewöhnlichem Sinne Geheiligten allerdings möglich war. Aus diesem Grunde wird auch bei Aufzählung dessen, was jemand von dem , Seinigen bannen kann, sowohl das Haus als das er- 264 404 3. Mose 27, 30——34. 4. M. 1, 1—16. kaufte Feld weggelassen; jenes konnte der Eigenthümer nicht für immer aufgeben, ohne obdachlos zu werden, dies aber war nicht wirkliches Eigenthum des Käufers, sondern nur, nach den in Israel geltenden Rechtsvep hältnissen, eine Art Pachtguh das im Erlaßjahr an den ursprünglichen Besitzer zurücksieL Personen nun, die man so dem HErrn bannete, wurden thätsächlich Leib- eigene des Heiligthums und mußten dem bürgerlichen Leben für immer entsagen, wie wir das an Samuel sehen (1. Sam. 1, 11. 24 ff.), sowie an der Tochter Jephthcks (Nicht. U, 30. 34 sf.). Diese Art der Weihe, die sich zum einfach Geloben verhält, wie das Brandopfer zum Dankopfer, geschah überall da, wo die Energie des den Gelübden überhaupt zu Grunde liegenden, inneren Herzen- dranges am stärksten war und nur in der vollständigen Entäuszerung des zu gelobenden Gegenstandes seine Be: friedigung fand. Davon ist jedoch ein anderer, der Ber- nichtungs-Bann, wohl zu unterscheidem wo eine Person dem HErrn preisgegeben wird, nicht damit er sie besitze, sondern damit er sie; vernichte; das Bewegende und Treibende im frommen Gemüth ist hier nicht Liebe und Dankbarkeit gegen den, der schon gesegnet hat oder noch segnen soll, sondern heiliger Eifer für seine Ehre und Zorn der äußersten Entrüstung wider einen solchen, der diese Ehre geschändet· Dergleichen Bann sollte ver- hängt werden sowohl über einen einzelnen Götzendiener (2. M. 22, 20.; 5. M. 17, 2 ff.), als auch über einen ganzen götzendienerischen Ort (5. M. 13, 12 ff.), ja über das ganze abgöttische Volk der Cananiter, deren Missethat nun voll geworden (5. M. 20, 16 ff.); wo er am schärfsten zur Ausführung kam, wurde in denselben auch alles, was der Verbannte besessen, hineingezogen und sammt ihm vernichtet oder zum Schatz in das Haus des HErrn gegeben (Jos. S, 21 sf.; 1. Sam. 15, 2 f.), in andern Fällen dagegen blieb die lebendige und todte Habe eines Verbannten mit dem Banne verschont und fiel dann den Vollstreckern des letzteren als Beute zu (5. M. Z, 34·f.; Jus. 8, 26 f·). SolchenF Vernichtungs- bann über eine Person oder eine Gesellschaft zu ver- hängen und zu vollstrecken, war natürlich keine Privat- sache des Einzelnen, sondern nur ein Recht der ganzen Gemeinde. 30. Alle Zehnten [zehnten Theile des jähr- lichen Ertrages] im Lande [dahin ihr nun kommt], beide, von Samen des Landes svon dem, was auf dem Felde wächst] und von Früchten der Bäume sder Weinstöcke sowohl wie der Oelbäume 5. M. 14, 23], sind [nach der schon zur Zeit der Väter be- stehenden Sitte 1. M. 14, 22; 28, 22, die ich hiermit zum bindenden Gesetz mache, bis ich dann später —— 4. M. 18, 20 ff. — euch sagen werde, was mit diesen Zehnten geschehen soll] des HERRm und sollen dem HERRn heilig fein ffür ein ihm schon geweihetes Eigenthum angesehen werden, da- her sie eben so wenig, wie die Erstgeburt unter dem Vieh V. 26, zum Gegenstand eines beson- deren Gelübdes gemacht werden dürfen]. 31. Will aber jemand seinen Zehnten lösen [was ihm allerdings gestattet sein soll], der soll den Fimfien drüber [über den eigentlichen Werth] geben [gleichwie bei den übrigen Lösungen V. 13. 15. 19. 27]. 32. Und alle Zehnten von Rindern und SchAfkU lUUd Ziegen], und was unter der Ruthe gebet* [vom Vieh überhaupt zu verzehnten ist], das ist [ebenfalls, gleichwie der Zehnte vom Bo- denertrag V. so] ein heiliger Zehnte dem HERRU fund -soll ihm nicht erst gelobt, sondern auch ohne besonderes Gelübde gegeben werden]. Hi) Nach den Rabbinen wurde beim Aus-sondern des Vieh-Zehnten das betreffende Vieh in einen Stall ge- sperrt, dann Stück für Stück herausgelassen, mit einem Stabetgezählt und das je zehnte Stück mit Röthel be- ne zeich . 33. Man soll sbei Aussonderung desselben] nzcht fragen, ob’s sdas je zehnte Stück] gut oder bose sei, man soll’s auch nicht [weder in guter Meinung noch in eigenniitziger Absicht V. 10] wech- seln; wird es aber jemand wechseln [und ein an- deres für das eigentlich zehnte Stück, sei’s ein besseres oder ein geringeres, geben], so soll beides [das rechtmäßige sowohl wie das untergeschobene] heilig [dem Heiligthum verfallen] sein nnd nicht geloset werden [denn ihr sollt euch keinerlei Ein- grisfe in des HErrn Eigenthum erlauben] Jn der christlichen Frömmigkeit hat das »besondere« Geloben keine Stelle mehr (1. Tim. 4, 3 ff.), es gehört zu den äußeren Satzungen des Kindheitzustandes (Gal. 4, 3). Der Christ begiebt sich jederzeit mit Leib, Seele und Geist und allem, was er hat, Gott zum Opfer, das da ist lebendig, heilig und Gott wohlgefälligz das ist sein vernünftiger Gottesdienst (Röm. 12, 1). So sind denn auch die päpstlichen Gelübde gegen den Geist des Evange- liums. Dagegen erneuert ein Christ täglich sein Taufge- lübde, abzusagen dem Teufel, der Welt, den sündlichen Lüsten des Fleisches, und Gott und seinem HErrn Jesu zu dienen sein Lebenlang, und eignet sich in diesem Sinne an, was in Pf. 50, 14;61, 6.; 66, 13;116,14.18 von Geliibden steht. (Leyrer.) Nur wo das Leben unter dem Gesetz stehet, da steht auch das Gelübde als eine Art, den eigenen Entschluß, den eigenen Willen in ein binden- des Gefetz zu wandeln, in Einklang mit der allgemeinen Lebensnorm Daher die Gelübde im alten Bunde und die Nachklänge dieses Verhältnisses im Leben des Apostel Paulus (Apostg. 18, 18; 21, 24), obwohl bereits die dort erzählten Hergänge den Charakter einer Erfüllung der ge- setzlichen Weise als religiöser Sitte oder als Rücksicht der Liebe auf die Schwachheit des Nächsten an sich tragen. Wo solche Rücksichten wegfallen, da wird sich nirgend das Ge- lübde als eine Frucht des eigentlichen, evangelischen Lebens erkennen lassen. Sich in dem Walten freier Liebe durch Gelübde binden, kann nur als Furcht vor der Schwachheit und Widerspänstigkeit des eigenen Herzens erklärt und ent- schuldigt werden, und ist, soweit es in diesem Sinne ge- schieht, zulässig, in jedem anderen Sinne verwerflich, und ist jedenfalls ein Herabsteigen zu einer Stufe, welche der aus Christo zur Freiheit Geborene überwunden haben sollte. (Harleß.) 34. Dies sind die Gebote, die der HERR Mose gebot an die Kinder Israel, auf kund an] dem Berge Sman Was sonst Gesetzliches noch folgt, das ist vom HErrn dem Mose aufgetragen worden, als die Zurüstungen zum Ausdruck) vom Sinai schon begonnen hatten, und besteht theils in blos zeitweisen Bestimmungen, theils in An- weisungen für gewisse Fälle, theils in weiteren Ausfüh- rungen der schon im Vorigen enthaltenen Grundgesetza Zahl der streitbaren Männer in Israel. 405 Das vierte gituctj Rose. (Numeri, Zahlen) Im vierten Buch, da nun die Gesetze gegeben, Priester und Fürsten eingesetzt sind, die Hütte und der Gottesdienst angerichtet und alles bereit ist, was zum Volke Gottes gehört, hebt sich das Werk und Ue- bang« an und wird versucht, wie solche Ordnung gehen und sich schicken will. Darum schreibet dasselbe Buch an soviel Ungehorsam und Plagen des Volks, und werden etliche Gesetze erkläret und gemehret; denn also findet fich’s allezeit, daß Gesetze bald zu geben sind, aber wenn sie sollen angehen und in den Schwang kommen, da begegnet nichts mehr denn eitel Hinderniß, und will nirgend fort wie das Gesetz fordert. So daß dies Buch ein merklich Exempel ist, wie gar es nichts ist, mit Gesetzen die Leute fromm machen, sondern wie St. Paulus sagt (Röm. 4, 15), daß das Gesetz nur Sünde und Zorn anrichte. Das l. Kapitel. Zahl' der ftreittiaren Männer in Israel. I- in. 1——54. Ver Zweit: der Lagerung am Sinai ist er- füllt, denn der Bund ist geschlossen, das Gesetz gegeben und der Gottesdienst eingerilhtet; nun ist es Zeit, an den Jtufbruch zu denken, um der Bestimmung, fitr die Israel geweiht worden, entgegen zu gehen. Die nächste Aufgabe ist die Einnahme des verheissenen Landes; aber da diese Einnahme zugleich die Ausführung des göttlichen Strafgerichts an dessen Bewohnern ist, so muß sitt) Js- rael vor allen Dingen zum Kriegsheer des Zhllirrn ge- stauen, ehe es weiter zieht, deshalb ergeht der Befehl an Muse, in Gemeinschaft mit Anton und unter dem Betstunde eines Fürsten aus jedem der zwölf Stämme eine Bählung der leriegsfiihigen Yilannsihaft vorzuneh- men, von welcher jedoch der Stamm Leut, wegen seiner besonderen Bestimmung, die ihm zu Theil werden soll, ausgesihlossen bleibt. 1. Und der HERR redete mit Mose in der Wüste Sinai sin der am Fuße des Sinai gelege- nen Ebene Seht-weh, wo Jsrael seit L. M. II, I IESEML in der Hütte des Sttfts lvon seiner Of- fenbarungsstätte zwischen den Cherubim 2. M. 25, 17 — 22 aus vgl. 3. M. 1, 1] am ersten Tage des andern Monden sdes sif oder ljjar Z. M. 12, 2 Anm.], im andern Jahr, da sie aus Egypten gegangentvaren [also 4 Wochen nach Aufrichtung des Heiligthums 2. M. 40, 17], nnd spracht 2. Nehmet [auf] die Summa der ganzen Gemeine der Kinder Israel, nach ihren Geschlech- tern und ihrer Väter Hausern snach den Abtheilun- gen, in welche sie nach ihrer Abstammung von den einzelnen Stammvätern zerfallen Z. M. 6, 14 Anm.], und Namen [alle Einzelnen gezählt und ber- zzeichåitiets alles, was männlich ist, von Haupt zu au ; 3. Von zwanzig Jahren an und drüber, was in’s Heer zu ziehen taugt in Jsraelz und sollt sie zählen nach ihren Heeren [bei dieser Zäh- lung sie in Abtheilungen nach Stämmen und Ge- schlechtern bringen, welche zusammen das Heer des HErrn 2. M. 7, 4 ausmachens du und Anton. (Luther). 4. Und sollt [bei Ausführung dieses meines Auftrags als Gehilfen] zu euch nehmen je vom Ge- schlecht einen Hauptmann über seines Vaters Haus sfür einen jeden der 12 Stämme einen Stamm- fürsten der verschiedenen Vaterhäuser]. s. Dies sind aber die Namen der Hauptleute, die neben euch stehen sollen: Von Raben sei Eli- zur, der Sohn Sedeur. 6. Von Simeon sei Selumiel, der Sohn Zuri - Saddai. « 7. Von J uda sei Nahessom der Sohn Amm- nadab [2. M. s, 23; Rath 4, So; Matth. 1,4]. Z 8. Von Jsaschar sei Nethaneeh der Sohn nar- 9. Von Sebu lon sei Eliab, der Sohn Heim. 10. Von den Kindern Joseph: Von Ephraim sei Elisama, der Sohn Ammihnd [und Großvater des Josua 1. Ehren. 8, 26 f.]. Von Manasse sei Gamliel, der Sohn Pedazun 11. Von Venjamin sei Abidan, der Sohn Gideoni. 12. Von Dan sei Ahieser, der Sohn Ammi- Saddai. 13. Von As s er sei Pagieh der Sohn Ochram 14. Von Gad sei Eliasaph, der Sohn Degnel Der Vater dieses Fürsten wird im Katz. 2, 14 Re- guel genannt, das ist aber ein Schreibfehler, wie aus Kap. 7, 423 10, 20 hervorgeht; der Fehler findet sich im Grundtext und läßt sich aus der großen Aehnlichkeit der beiden Buchstaben D und R im Hebräischen ("t und «! leicht erklären (vgl. Z. M. 11, 215 13, 31), wird aber, eben weil er schon dem Grundtext angehört, auch m den deutschen Bibeln beibehalten. E 15. Von Naphthali sei Ahira, der Sohn nan. is. Das sind die Vornehmsten der Gemeine, die Hauptleute unter den Stämmen ihrer Vater, die da Häupter und Fürsten sHäupter über die Tau- sende oder Geschlechter Kap. 2, 34 Anm.] in Israel waren [und hernach jeder seinen Stamm anführten Kap. 10, 13 ff.]. 406 4. Mose 1, 17—54. 2, 1. 2. 17. Und Mose und Aaron nahmen [beschie- Zeig] sie zu sich, wie sie da mit Namen genannt n s J 18. Und snmmelten [beriefen durch sie zusam- men] auch die ganze Gemeine, am ersten Tag des andern Monden; und rechneten sie nach ihrer Ge- bukt [zeichneten mit Hilfe derselben alle, die fich zur Aufnahme in die Verzeichnisse gestellten, auf], nach ihren Geschlechtern und Väter Häusern und Namen, von zwanzig Jahren an und drüber, von Haupt zu Haupt. 19. Wie der HERR Mose geboten hatte [V. 2 f.], und zähleten sie in der Wüste Sinai [V.1]. 20. Der Kinder Raben, des ersten Sohns Israel, nach ihrer Geburt [ihren Zeugungen], Ge- schlecht, ihrer Väter Häusern und Namen, von Haupt zu Haupt, alles, was männlich war, von zwanzig Jahren nnd drüber, und in’s Heer zu zie- hen taugte, 21. Wurden gezählet zum Stamm Raben, sechs nnd vierzig tausend und fünf hundert [46,500]. 22. Der Kinder Simeon nach ihrer Geburt, Geschlecht, ihrer Väter Häusern, Zahl und Namen, von Haupt zu Haupt, alles, was männlich war, von zwanzig Jahren und drüber, und in’s Heer zu ziehen taugte, 23. Wurden gezählet zum Stamm Simeon, neun und fünfzig tausend und dreihundert [59,30()]. 24. Der Kinder Gad nach ihrer Geburt, Geschlecht, ihrer Väter Häusern und Namen, von zwanzig Jahren und drüber, was in’s Heer zu ziehen taugte, 25. Wurden gezählet vom Stamm Gad, fünf und vierzig tausend, sechs hundert und fünfzig [45,650]. 26. Der Kinder Juda nach ihrer Geburt, Geschlecht, ihrer Väter Häusern und Namen, von zwanzig Jahren und drüber, was in’s Heer zu ziehen taugte, 27. Wurden gezählet vom Stamm Juda vier und siebenzig tausend und sechs hundert [74,60o]. Dies war also der volkreichste Stamm — die erste Frucht des Segens Jacobs (1. M. 49, 8 ff.); hernnch (Kap. 2, 3 sf.) tritt er auch an die Spitze der übrigen Stämme, und sein Fürst ist der erste unter allen Für- sten Jsraels (Kap. 7, 12 ff.). 28. Der Kinder Js as char nach ihrer Ge- burt, Geschlechh ihrer Väter Häusern und Namen, von zwanzig Jahren und drüber, was in’s Heer zu ziehen taugte, 29. » Wurden gezählet zum Stamm Jsaschay vier und fünfzigtausend nnd vier hundert [54,40o]. 30. Der Kinder Sebulon nach ihrer Ge- burt, Geschlecht, ihrer Väter Häusern und Namen, von zwanzig Jahren und drüber, was in’s Heer zu ziehen taugte, 31. Wurden gezählet zum Stamm Sebulon, sieben und fünfzig tausend nnd vier hundert [57,400]. 32. Der Kinder Joseph von Ephr»aim, nach ihrer Geburt, Geschlecht, ihrer Väter Hausern und Namen, von zwanzig Jahren und druber, was in’s Heer zu ziehen taugte, 33. Wurden gezählet zum Stamm Ephraim, vierzig tausend und fünf hundert [40,500]. 34. Der Kinder Manasse, nach ihrer Ge- burt, Geschlecht, ihrer Väter Hausern und Namen, von zwanzig Jahren und drüber, was in’s Heer zu ziehen taugte, » 35. Wurden zum Stamm Manasse gezahlet, zwei und dreißig tausend und zwei hundert [32,200]. 36. Der Kinder Benjamin nach ihrer Ge- burt, Geschlecht, ihrer Väter Häusern und Namen, von zwanzig Jahren und druber, was in’s Heer zu ziehen taugte, » 37. Wurden zum Stamm Benjamin gezahlet, fünf und dreißig tausend und vier hundert [35,400]. Ephrainn der von Jacob bevorzugte Sohn Jofephs (1. M. 48, 13 ff.), zählt schon mehr (40,500) als Ben- jamin (35,400), und Manasse, der zweite Sohn, nur unbedeutend weniger (32,200) als Benjamiiu es sind also die beiden Söhne Josephs bereits thatfächlich in dasjenige Verhältniß zu den Söhnen Jaeobs eingetreten, das ihnen vom Großvater vorher bestimmt worden war- Vei Benjamin dagegen stellt sich ein bemerkenswerther Gegensatz heraus zwischen der Zeit des Einzugs in Egyp- ten und der Gegenwart; während nämlich Benjamin da- mals die zahlreichste Familie hatte (1. M. 48, 8 ff.), ist jetzt: seine Zahl die kleinste von allen. 38. Der Kinder Dan nach ihrer Geburt, Geschlechh ihrer Väter Häusern und Namen, von zwanzig Jahren und drüber, was in’s Heer zu ziehen taugte, 39. Wurden gezählet zum Stamm Dan, zwei und sechzig tausend und siebenhundert [62,700]. 40. Der Kinder Ass er nach ihrer Geburt, Geschlecht, ihrer Väter Häusern nnd Namen, von zwanzig Jahren und drüber, was in’s Heer zu ziehen taugte, 41. Wurden zum Stamm Asser gezählet, ein und vierzig tausend und fünf hundert [41,500]. 42. Der Kinder Naphthali nach ihrer Ge- burt, Geschlecht, ihrer Väter Häusern und Namen, von zwanzig Jahren und drüber, was in’s Heer zu ziehen taugte, 43. Wurden zum Stamm Naphthali ge- zählet, drei und fünfzig tausend und vier hundert [53,400]. 44. Dies sind, die Mose und Aaron zähle- « ten, sammt den fmit Hülfe der] zwölf Fürsten Js- rael, deren 1e einer uber ein Haus ihrer Vater war [V. 5 ff.]. Die Zählnng wie die Verzeichnnng wurde höchst wahrscheinlich nach der auf Jethrcks Rath (2- M. 18, 25) für die Gerichtspflege eingefiihrten Gliederung der Stämme in Tausende, Hunderte, Fünfziger und Zehner, Zahl der streitbaren Männer in Israel. 407 welche vermuthlich in derselben Zeit, da man an der Stiftshiitte arbeitete (2. M. Kap. 36 ·— 39), in’s Werk gesetzt worden war, vollzogen und demgemäß die Zahl der waffenfähigen Mannschaft bei den einzelnen Stäm- men nur nach Tausenden, Hunderten u. s. w. berechnetz daraus würde es sich erklären, daß bei keinem einzigen Stamme die Zahl mit Einern abschließt. Indessen kann man diese natürliche Angemessenheit der Zahlen ebenfalls als einen Beweis der genauesten Aufficht des HErrn auf die Vermehrung seines Volks ansehen, wie wir einen solchen schon zu 1. M. 46, 15 bemerkten. Eine solche göttliche Vorsehung, welche sich nach alttestamentlicher Weise in äußerlichen Zeichen kund giebt, sehen wir auch hernach wieder in den Zahlen Jsraelsz denn die Zahl der zu lösenden Erstgeburten (22,273 Kap. Z, 42 f.) ent- spricht ziemlich genau der Zahl der Leviten (22,0l)0 Kap. Z, 39), das Mehr aber, was sie ergiebt, ist nicht ohne sinnbildliche Bedeutung. · 45. » Und die Summa der Kinder Israel nach ihr»er Vater Hausern, von zwanzig Jahren, und druber, was in’s Heer zu ziehen tangte in Israel, 46. Der»er war sechsmal hundert tausend, nnd dreiiausend funf hundert und funfzig [603,550]. Diese Gesammtzahl entspricht genau derjenigen, die sich früher (2. M. 38, 26) ergeben hatte. Wir haben darüber schon zu Z. M. 30, 12 das Nöthige bemerkt; die Möglichkeit einer so außerordentlich starken Vernieh- rung des Volks in verhältniszmäßig kurzer Zeit haben wir zu 2. M. 12, 37 nachgewiesen, die der Ernährung einer solchen Volksmenge aber auf der sinaitifchen Halb- insel während eines Zeitraums von 40 Jahren bei 2. M. 16, 35 besprochen Mit der vorliegenden Volkszählung ist übrigens die zweite, 38 Jahre später in dem Gefilde Moab vorgenommene Kap. 26 zu vergleichen, und erge- den sich aus der Vergleichung manche bemerkensiverthe Thatsachen 47. Aber die Leviten nach ihrer Väter Stamm wurden nicht mit unter sden übrigen Stäm- men, sondern hernach Kap. Z, 14 ff. besonders für sich allein] gezählt. 48. Und lzwar geschah dies ebenfalls einem göttlichen Befehle gemäß; denn da] der HERR redete mit Mose [wie oben V. 2—15 angegeben, gebot er ihm zugleichL Und sprach: 49. Den Stamm Levi sollst du nicht zählen, noch ihre Summa [mit auf-J nehmen unter den Kindern Israel lda sie nicht mit zum Kriegsdienst verwendet werden sollen]; 50. Sondern du sollst sie ordnen zur Woh- nung bei dem Zeugniß szu der das Zeugniß oder ; die Bundeslade mit den beiden Tafeln in sich schlie- i ßenden Wohnung 2. M. 38, 21], Und zu allem Geräth« und zu allem, was dazu gehören Uiid sie sollen fauf der ferneren Wanderung durch die Wüste] die Wohnung tragen nnd alles Geriithe und sollen [wenn das Heiligthum wieder einen fe- sten Standort einnimmt] sein pflegen fin der Kap. Z, 14——4, 49 näher angegebenen Weise], iind [mit ihren Zeiten] um die Wohnung her sich lagern. 51. Uiid wenn man reisen [sich aufmcichen 1. Kön. 4, 26 Anm., den Lagerort verlassen] soll, so sollen die Leviten die Wohnung ab- snach ihren einzelnen Theilen auseinander] nehmen. Wenn aber das Heer zu lagern ist seinen neuen Lagerort bezieht], sollen sie die Wohnung ausschlagen; Und wo ein Fremder [der nicht vom Stamme Levi ist] sich dazu machet [und irgend etwas von den heiligen Gegenständen anrühret], der soll sterben [Kap. Z, 10. 38]. · 52. Die Kinder Israel fvon den übrigen Stämmen] sollen sich [in der Ordnung, wie ich her- nach Kap. Z, 2 ff. sagen werde] lagetn, ein jegli- . cher in sein Lager fdas seinem Stamm überwiesen werden wird], und bei das Panier seiner Schaar [die auf derselben Seite der Wohnung mit seinem Stamme ihren Lagerort hat]. 53. Aber die Leviten sollen steh um die Woh- nung des Zeugnisses [V. 5o] her lagern, auf daß nicht [wenn die übrigen Stämme in der unmittel- baren Umgebung des Heiligthums ihr Lager auf- schlagen wurden] ein Zorn über die Gemeine der Kinder Israel komme [vgl. Kuh. 7, 19]; darum sollen die Leviten der Hut warten an der Wohnung des Zeugnisses [das, was zur Besorgung und Wahr- nehmung derselben erforderlich ist, ausrichten]. Auf diesen besonderen Beruf des Stammes Levi hatte schon Mose, vom Geiste Gottes erfüllt, in 2. M. 32, 29 andeutend hingewiesen, die eigenthümlichen Gerechtsame der Leviten aber der HErr selbst bei Z. M. 25, 32—34 in Obacht genommen; jetzt wird ihr Beruf in den all- gemeinen Umrissen näher bezeichnetjbis er dann in den folgenden Kapiteln auch förmlich ihnen übertragen wird. 54. Und die Kinder Israel thaten alles, wie der HERR geboten hatte ferleichterten ihm und feinen Gehilfen die oben beschriebene Zahlung auf alle nur mögliche Weise]. Das 2. Kapitel. Ordnung der Csager im York Israel. II- it. 1—34. Behufs Grganisirung der so Gekiihlten zum Kriegsheer des xhErrn wird jetzt aukh die Ordnung des Lagers. sowie die des Anfbruihg genau bestimmt. In der Mitte foll die Stiftghiitte sich befinden, und um die- selbe zunächst herum, iuie schon der Sihluh des vorigen Jeapitelg angedeutet hat, der Stamm Leut mit seinen Theilen; dann erhalten an jeder der vier Seiten ie drei Stämme ihre Stellung, unter denen jedesmal der mitt- lere at; der vornehmste ein alten dreien gemeinsames Panier führt. Nach diefeiKOrdnung des Lagers regelt sich demnächst die des Ztufliruihg so, das; zwei Lager oder feiho Stamme der Wohnung norauskiehem und zwei Lager, welihe die andern sechs Stämme i1i sich beschließen, ihr folgen. l. Und der HERR redete [ferner] mit Mose nnd Aaron [seinen Willen in Betreff der Lagerung Jsraels Kap 1, 52f. nun bestimmter kund thuend], « und sprach: 2. Die Kinder Israel sollen vor sgegenüberj der Hütte des Stists [in einiger Entfernung von 408 4. Mose 2, 3—34. derselben] umher sich lagern, ein jeglicher unter seinem Panier [unter dem, den drei Stämmen, welche seine Schaar bilden, gemeinsamen Banner] Und Zeichen [d. i. unter dem besonderen Feldzeichen seines Stammes] nach ihrer Väter Hause. Die Ordnung gestaltete sich nach dem Folgenden so, daß die Stiftshütte mit dem Vorhof den Mittelpunkt des ganzen Lagers einnimmt, um so auch äußerlich es zu verwirklichem daß der HErr inmitten seines Volkes wohnt. Um die Stiftshtitte herum in nächster Nähe lagern, als die dem HErrn am nächsten stehen, Mofe, die Priester und Leviten, um diese dann in einiger Entfernung die übrigen Stämme, so das; das Ganze ein Quadrat oder rechtwinkliges Viereck bildet und in folcher Form das künftig in alle Welt hinausgehende, jetzt aber auf ein einzelnes bestimmtes Volk beschränkte Reich Got- tes auf Erden darstellt. Auf der vorderen oder östlichen Seite hat Juda, der Fürstenftamm seinen Stand; ihm find beigeordnet die beiden nach ihm geborenen Söhne seiner Mutter Jsafchar und Sebulon (vgl. EinL zu I. M. II, 31ff.), Auf der Süd- oder Mittagsseite steht Raben; neben ihm sein nächstgeboreuer Bruder Simeon und der älteste von den beiden Söhnen der Magd seiner Mutter, Gab. Die hintere oder Westseite wird den Söhnen der Rahel, Ephraim an der Spitze, zugewiesen; die Mitternachtsfeite endlich erhalten die drei übrigen Söhne der Mägde, unter denen Dan billig das Haupt ist (1. M. 49, 16 ff.). Ueber die Beschaffenheit und Gestalt der Paniere dieser vier Schaareu giebt die heil. Schrift selbst keine Andeutung; nach rabbinischer Tra- dition trug das Panier des Juda das Bild eines Löwen, das des Ruben das Bild eines Menschenkopfs das des Ephraim das Bild eines Stieres, das des Dan das Bild eines Adlers (vgl. Des. 1, 10). Auf dem Marsche ward die Bundeslade, getrennt vom Heiligthtrm, dem ganzen Zuge voran getragen (Kap. 10, 33), da- mit die auf derselben lagerude Wolken- und Fäuersäule die Richtung angebe; es folgte Judas Panier, dann das des Raben, nächstdem der Stamm Levi mit der Stifts- hiitte, hierauf das Banner Ephraim, und den Schluß machte das des Dan. Auch die Lagerung des Stammes Mitternacht. is. sitz-inhalt- 14.Duxi. is. Assor. EZ Panier (Y-) Adler. » s« E E— . . s s« Z. Alexander. O s Es; s «—- 7 g Z; z· es r- stx «« «- g - g; . - · . s i- s: Z kpjllt I« : S E E. g «« F! g Essxisistiinks s: g « s».-,.« «; ssgs E! Z« s z« T? . »· ;- iti z s Z ) : 10. Kuh-thing« »; . g g M E «; E Panier ("·) Meiischeiikopf s. Carl. C. Buben. 7. Simeon. Levi (Gei:son, Kahat, Merari) um die Wohnung selbst »] ist in ihrer speziellen Anordnung (Kap. Z, 23. 29, 35. l» 38) nicht ohne Bedeutung und entspricht der Ordnung «« i der nach außen hin lagernden Stämme: auf der Oftfeite Mofe, Aaron und dessen Söhne (hinter ihnen Juda); auf der Stidseite die Kahathiter (Ruben); auf der Westseite die Gersoniter (Ephraim), und auf der Nord- feite die Merariter (Dan). Wir geben zur besseren Ver- anschaulichung obige Abbildung des Lagers. Ueber die Reihenfolge des Aufmarfches f. Anm. zu B. 17 u. vgl. Knie. 10, 13—28. s 3. Gegen Morgen soll sich lagern Juda mit seinem Panier und Heer; ihr Hauptmann Na- hesson, der Sohn Ammiuadab [Kap. l, 7]; 4. Und fein Heer an der Summa vier und fiebenzig tausend und sechs hundert [Kp. 1, 26 f.], 5. Neben ihm [auf der einen Seite] soll sich lagern der Stamm Jsaschaarz ihr Hauptmann Ne- thaneel, der Sohn Zuar [Kp. 1, 8 f.]. 6. Und sein Heer an der Summa vier und fünfzig tausend und vier hundert [Kp. 1, 28 f.]. 7. Dazu [auf der andern Seite] der Stamm FTebulon, iJhr Hauptmann Eliab, der Sohn Helou p« 1- 9 ; 8. Sein Heer an der Summa sieben und fünfzig tausend und vier hundert [Kp. I, 30» f·Jl« 9. Daß alle, die in’s Lager Juda [zu seinem Panier] gehören, seien an der Summa hundert und fechs und achtzig tausend und vier hundert [186,400·], die zu ihrem Heer gehören ssoviel beträgt die streit- bare Mannschaft dieser 3 Stämme, abgesehen von den nicht mitgezählten Weibern, Kindern und Grei- sen]; und folleu [auf dem MarscheJ vorne an ziehen. 10. Gegen Mittag soll liegen das Gezelt und Panier Raben mit ihrem Heer; ihr Hauptmann Elizur, der Sohn Sedeur [Kp. 1, 5]; 11. Und sein Heer an der Summa sechs und vierzig tausend funf hundert [Kp. 1, 20 f.]. 12. Neben ihm soll sich lagern szur Rechten] der Stamm Simeon, ihr Hauptmann Selumiel, der Sohn Zuri-Saddai [Kp. 1, 6]; l; Und fein Heer an der Summa neun und funfzig tausend drei hundert [Kp. 1, 22 f.]. 14. Dazu [auf der Linken] der Stamm Gab; ihr Hauptmann Eliasaph, der Sohn Reguel fide- guel Kp. I, 14]; 15. Und fein Heer an der Summa fünf und viefrzig tausend sechshnndert und funfzig [Kp. 1, 24 . 16. Daß alle, die in’s Lager Raben gehö- ren, seien an der Summa hundert und ein und fünfzig tausend vierhundert und funfzig [151,45()] die zu ihrem Heere gehören; und folleu die andern im Auszirhen sein [als zweiter Heereshaufe dem Heere Juda nächst den Gersonitern und Meraritern Kp. 10, 17 folgen]. l7. Darnach [hinter Ruben, Simeon und Gab] soll die Hütte des Stifts ziehen mit dem La- ger der Levitenk [also] mitten unter den Lagern »« szwei Lager vor ihr V. 9 u. 16 und zwei Lager Ordnung der Lager im Volke Israel. 409 hinter ihr V. 24 u. 31]; nnd wie sie [die Kinder Israel] sich lagern [nämlich so, daß sie die Hütte des Stifts mit den Leviten in die Mitte nehmen], so fvlleusie swie eben gesagt] auch ziehen, ein jeglicher an seinem Ort [wohin er dem Stamme nach ge- hinkt]- unter seinem Panier [wenn die Schaaiz der sein Stamm zugewiesen, an der Reihe ist] i) Nach Katz. 10, 17 u. 21 ist dies nicht von dem ganzen Lager der Leviten zu verstehen, sondern blos von den Kahathiterm welche die heiligen Geräthe trugen (Kap. Z, 31; 4, 15); die Gerfoniter nnd Merariter da- gegen, von welchen jene die zum Heiligthum gehörigen Zeugstoffh Umhänge, Decken u. s. w., diese die Bretter, Riegel und Säulen zu tragen hatten (Kp. Z, 25 f.; 38 fiz 4, 24 ff. 31 sf.), brachen immer schon nach dem ersten Lager, dem des Juda (V. 9), auf, damit sie an dem neuen Lagerort die Wohnung einstweilen ausrichten und »die später folgenden Kahathiter die Heiligthttmer sogleich darin unterbringen könnten. 18. » Gegen Abend soll liegen das Gezelt und Panier Ephraim,· mit ihrem Heer; ihr Haupt- mann soll sein Glisama, der Sohn Ammihud lKp« 1, 1015 » 19. Und»sein Heer an der Summa vierzig tausend und sunf hundert [Kp. 1, 32 f.]. 20. Neben ihm soll sich lagern der Stamm Manassez ihr Hauptmann Gamliel, der Sohn Pe- dazur [Kp. I, 10]; et. Sein Heer an der Summa zwei und dreißig tausend und zweihundert [Kp. 1, 34 f]. U. Dazu [auf der andern Seite] der Stamm Benjaminz ihr Hauptmann Abidan, der Sohn Gi- deoni [Kp. 1, 11]; ·23. Sein Heer an der Summa fiinf und dreißig tausend und vierhundert [Kp. 1, 36 f.]. » 24. Daß alle, die in’s Lager Gphraim ge- horen, seien an der Summa hundert und acht tau- send und ein hundert, die zu seinem Heer gehören [108,·100]; und sollen die dritten im Ausziehen sein [indem sie unmittelbar nach der Stiftshütte mit dem Lager der Leviten V. 17 aufbrechen]. 25. Gezelt und Panier Dan, mit ihrem Heer; ihr Hauptmann Ahiesen der Sohn Ammi-Sadai [Kp. - 12J; »26. Sein Heer an der Summa zwei und sechzig tausend und sieben hundert [Kp. I, 38 f.]. 27. Neben ihm soll sich lagern der Stamm Asserz ihr Hauptmann Pagieh der Sohn Ochran Kps 1- 13J; 28. Sein Heer an der Summa ein und vierzig tausend und fiinf hundert -[Kp. 1, 40 f.]. 29. Dazu der Stamm Naphtaliz ihr Haupt- mann Ahira, der Sohn Enan [Kp. 1, 15]; Gegen Mitternacht soll liegen das» 30. Sein Heer an der Siimma drei und» siinzig tausend und vier hundert [Kp. 1, 42 f.]. 31. Daß alle, die iirs Lager Dan gehören, seien aii der Summa hundert und sieben und fünf- i i zig tausend nnd sechs hundert [157,600]; und sol- len die lehten sein im Ausziehen mit ihrem Panier. 32. Das [186,400 —s— 151,450 -s- 108,100 —s— 157,600 V. 9. is. 24. Si; ist die Summa der Kinder Israel, nach ihrer Vater Hansein und Lagern mit ihren Heeren: Zusammen] sechs hun- dert tausend und drei tausend sunf hundert und funfzig [603,550 vgl. Kp. 1, 46]. 33. Aber die Leviten wurden» nicht in die Summa unter die Kinder Israel gezahlet, wie der HERR Mose geboten hatte [Kp. 1, 47 ff.] 34. Und die Kinder Israel thaten alles, wie der HERR Mose geboten hatte [nahmen diesen fei- nen Befehl über ihre Lager- und Marschordnung gehorsam auf, ohne daß irgend einer der Stämme sich zuriickgesetzt geglaubt und eine Eintvendung da- gegen erhoben hätte], und lagerten sich [nachdem auch die Zählung der Leviten Kap. 3 geschehen war] unter ihre spannte, und zogen and, ein jeglicher in seinem Geschlecht nach ihrer Vater Hause. Was wir im eigentlichen und besonderen Sinne unter ,,Vaterhäusern« zu verstehen haben, wurde zu 2. M. S, 14 bemerkt. Jn den Biichern Mosis aber hat der Ausdruck noch eine mehr unbestimmte Bedeutung und bezeichnet überhaupt eine Genieinschafh welche von einem gemeinsamen Srammvater abstammt. Er begreift bald mehr bald weniger als die Unterabtheilung der Ge- schlechter, steht bald von den Stiimmen Israel-L» bald von den Stammesabtheilungem bald von den unter die- sen liegenden verwandtschaftlichen Gemeinschaften Für die Geschlechter kommt daneben auch zuweilen der Aus- druck .,Tausende« (Micha 5, 1) vor, den Luther Kap- 1, 16 u. Matth L, 6 durch ,,Fürsten« übersetzt; vermuth- lich entstand diese Vezeichnling daher, das; Moses bei der Abtheilung des Volkes nach Tausenden, Hunderten u. s. w. zum Behnf der Rechtspflege sich soviel als möglich an die natürliche Gliederung der Stämme anschloß. Zur Er- langung des Ranges eines Geschlechts oder Vaterhauses war erst eine gewisse Anzahl von Köpfen erforderlich (1. Chron 24, 11), und da mag die Zahl von 1000 wehrfähigen Männern das Minimum des Umfangs eines Geschlechts gewesen sein. Das 3. Kapitel. Zahlung der xeuiten und ihr Faust. Yer Erst— gebotenen xiu5lösung. III« V. 1—51. Entsprechend der Man. 1 mit den knidlf Itäinmen vorgenommenen Ylliisteruiig geschieht eine solche auf gdttliiheii Befehl nun auch mit dem Stamm Leut; derselbe soll nämlich an die Stelle der bkrstgeborenem auf die der Zhbkrr durch die Versihonung der igraelitiscljen Grstgeburt bei der leisten, iiber Øgnpten verhängten Plage ein besonderes Anrecht sich erworben hat, treten und den äußeren Zlienst aniFeiligthuni versehen. Die dleberkahl der Grstgeborenem die ebenfalls einer Zahlung unterworfen runden, wird dagegen durch ein Fdsegeld von 5 Ielieln non solchem Zllienst loggeliauft und damit ein Anfang gemacht der fiir alle folgenden Zeiten ge- setkliiij uerordneteii Lösung. 410 4. Mose s, 1—31. 1. Dies ist das Geschlecht Aaron und Mose, [mit deren Berufung — des einen zum Erlöser und Gesetzgeber, des andern zum Priester Jsraels — der Herr den Anfang gemacht, dem Stamme Levi eine besondere Stellung im Volke anzuweisen; und zwar ihr Geschlecht nun nicht mehr von dem Gesichtspunkte aus aufgefaßt, wie in 2. M. 6, 14 ff., wo beide als Theile des großen Ganzen und innerhalb desselben stehend dargestellt werden sollten, sondern] zu der Zeit [aufgenommen], da der HERR mit Mose redete auf dem Berge Sinai l i [und sammt ihm auch seinen Bruder aus dem großen "" Ganzen herausnahm und von demselben absonderte]. Z. Und dies sind die Namen der Söhne Anton [die an der Ausnahme-Stellung ihres Vaters zum Volke Theil nahmen, während Mosis eigen- thümlicher Beruf an seiner Person haftete, so daß dessen Söhne hier nicht weiter in Betracht kommen]: Der Erstgeborene Nadab, darnach Abihu, Hieraus] Eleazcijr und sals Vierter] Ithamar [2. M. 23; 28, 1. 3. Das sind die Namen der Söhne Anton, die [zu der Zeit, in welcher wir jetzt stehen, all- ; bereits] zu Priestern gesalbet waren, und ihre i i« Israel« auf welche ich eine« rechtmäßigen An- Hiinde gefüllet zum Priesterthum sdaher über ihre Stellung in Israel der Herr im Folgenden nichts weiter zu verordnen hatte; sie war eben schon vollständig bestimmt]. 4. Aber Nadab und Abihu starben vor dem HERRu dasiefremd Feuer opferten vor demHERRn in der Wüste Sinai [3. M. 10, 1 f.], und hat- ten keine Söhue [so daß diese Linie des Geschlechts nun schon erloschen war] Eleazar aber und Itha- mar pflegten des Priesteramts unter ihrem Vater Aaron [dem Haupt der Priesterschafh und führten das priefterliche Geschlecht allein weiter sort]. Z. Und der HERR [um die Stellung der übri- gen Geschlechter des Stammes Levi, die er zwar mehrfach schon angedeutet und angebahnt, aber noch nicht merkbar in’s Leben hatte treten lassen, nun- Enehicrh genauer zu bestimmen] redete mit Muse, Und pta : is. Bringe den Stamm Levi herzu, und stelle sie vor den Priester Anton, daß sie ihm dienen, 7. Und seiner und der ganzen Gemeine Hut ; warten, vor der Hütte des Stifts sdasjenige wahr- s nehmen, was Aaron sowohl wie der Gemeine in liegt, nämlich für ihre Erhaltung, Reinigung und Fortschaffung auf dem Marsche zu sorgen], nnd [in dieser Hinsicht] dienen am Dienst der Wohnung, 8. Und warten alles Geräths der Hütte des Stifts, und Damit] der Hut der Kinder Israel [da eigentlich diese zu solchem Warten verpflichtet wären] zu dienen san ihrer Statt] am Dienst der Wohnung. l 9. Und sollst [so] die Leviten Aaron und i seinen Söhnen [als Gehilfen] zuordnen, zum Ge- fchenk von den Kindern Israel. 10. Aaron aber und seine Söhne [die zwar ebenfalls Leviten, aber schon früher ihrem Stamme von mir entnommen und zu etwas Besonderem be- stimmt sind 2. M. 28, 1] sollst du [in solcher Absonderung von den übrigen Leviten bestehen las- s sen und] seyen, daß sie ihres Priesterthums war- ten. Wo ein Fremder [der nicht von Aarons Ge- schIechtenstJ sich herzu thut [zum Heiligthum, um priesterliche Geschäfte zu verrichten], der soll sterben [vgl. Kp. 16, 1 ff.]. 11. Und der HERR süber Grund und Absicht dieser Bestimmung der Leviten zum Dienst der Wohnung sich näher erklärend] redete mit Muse, und sprach: 12. Siehe, ich habe die Leviten genommen unter den Kindern Israel, für alle Erstgeburh die da Mutter brechen [2. M. 13, 2 Anm.], unter den Kindern Israel, also, daß die Leviten sollen mein sein [anstatt der Erstgeborenen aller Mütter spruch habe]. » « » » 13. Denn die Erstgeburten sind mein, seit der Zeit ich alle Erstgeburt schlng in Egyptenlandz da heiligte ich mir alle Erstgeburt in Israel, von Menschen an bis auf das Vieh, daß sie mein sein sollten, ich der HERR. Jetzt, wo die Vorbereitungen zum Aufbruch vom Sinai geschehen, tritt auch das Bedürfnis; einer bedeu- tenden Erweiterung des gottesdienstlichen Personals un- abweisbar hervor; denn die Stiftshütte muß abgebrochen, in ihren einzelnen Bestandtheilen und Geräthen trans- portirt und bei jeder neuen Lagerstätte wieder aufgerich- tet werden, dazu aber bedarf es der erwählten und ge- weiheten Hände in großer Zahl. Nun waren seit der Verschonung aller Erstgeborenen des Volkes in Egypten (2. M. 11. 4—7; 12, 21——29) eigentlich diese dem HErrn leibeigen geworden (2. M. 13, L; 22, 29z 34, 1913 sie zunächst hätten deshalb fortan zu lebenslänglichem Dienst des Heiligthums herangezogen werden können. Da « indessen das Volk zu einem Königreich von Priestern zwar berufen (2. M. 19, 6), aber zur Wahrnehmung dieses Berufs noch nicht reif ist (2. M. 20, 19) und also dem HErrn und seinem Heiligthum nicht unmittelbar nahen darf, so kann es auch nicht unmittelbar aus seiner EJJlitte die Diener zum Heiligthum stellen, vielmehr muß der HErr selbst seine Diener sich wählen und ihnen einen I fbesticginitem dein Elkjiaßedder Heiligkeit ihres Berufs ent- » » · « » «; pre enden C ara ter er Helikeit ilrer Person auf- außeren Dingen mit der Stiftshutte zu thun ob- ; h « g ) prägen, wie er das schon in Betreff der Priester gethan. Dies Grwählen geschieht denii dadurch, daß Gott den, nach Ausfonderung des Gefchlechtes Aaron noch übrigen Theil des Stammes Levi dem gewöhnlichen, irdischen « Lebensberuf für immer entnimmt und zu sich in ein näheres Verhältniß stellt, während die Aufprägung des 1 l Charakters der Heiligkeit in dein, dem Levitendienst eiit- s sprechenden Maße sich hernach in der Kap. 8, 5 ff. vor- T» geschriebenenLevitenweihevollzieht. Jndemso dieLeviten « den Erstgeborenen substituirt oder in deren Verpflichtung i eingesetzt werden, kann für letztere eine Lösung statt- Zählung der Leviten und ihr Amt. Der Erstgeborenen Auslösung. 411 finden, wie sie früher (2. M. 13, 13) schon angedeutet, aber in ihrer Zulässigkeit nicht weiter begründet wurde; sie muß aber auch geschehen, damit Jsrael in dieser Lo- sung seiner, das ganze Volk vertretenden Erftgeburt thatsächlich bezeuge, daß es alles, was es ist und hat, nur der verschonenden und errettenden Gnade seines Gottes verdankt. Hiernach gestaltet sich die Stellung der Leviten im großen Ganzen der Theokratie so, daß sie einerseits den übrigen Stämmen gegenüber bis zu einem gewissen Grade an der priesterlichen Mittlerschaft Aarons und seiner Söhne Theil nehmen, denn der HErr hat auch sie erwählt und sich nahegebracht; sie dienen Jsrael zur Deckung (Kp. 8, 19), auf daß nicht ein Zorn über die Gemeine komme (Kp. l, 53), weshalb sie mit den Priestern zusammen sich zunächst um das Heiligthum zu lagern haben. Auf der andern Seite aber sind sie als Stellvertreter der Erstgeborenen diejenigen, in wel- chen Jsrael seiner Verpflichtung gegen den HErrn und sein Heiligthum nachkommt, sind ein Geschenk oder Opfer des Volkes an den HErrn (Kp. 8, O, und insofern sie dieser, gleichwie alle Grstlingsopfer (Kp. 8, 19), wiederum den Priestern zuweist, ein Geschenk der Kinder Jsrael an die letzteren (Kp. Z, 9), damit sie ihnen dienen, nicht indem sie an den eigentlichen Priestergeschiiften Theil nehmen, denn soweit reicht ihr nur mäßiger Hei- ligkeits-Carakter nicht, sie stehen vielmehr in der Hin- sicht mit dem übrigen Volk auf gleicher Linie, daß auch sie bei Todesstrafe das Heiligthum nicht unmittelbar berühren dürfen (Kp. Z, 10 vgl. 4, 4—15); wohl aber sollen sie in Erfüllung dessen, was der Name ihres Stammvaters bedeutet (2. M. 4, 14 Anm. 1), an die Priester sich anschließen (4. M. 18, 2. 4) und ihnen in äußerlichen Dingen zur Hand sein. Fürs Erste be- ziehen fich die Handdienste noch aus das Abbrechen, Fortschaffen und Aufstellen der Stistshütte (nur bei besonders feierlichen Gelegenheiten wurde die Bundes- lade von den-Priestern selbst getragen Jos Z, 3; G, 65 1. Kön. 8, 3 ff.); im Lande Kanaan lag ihnen dann die Bewachung, Schlieszung und Oeffnung des Hei- ligthums, die Reinigung desselben und seiner Geräthe, die Zubereitung der Schaubrode und des übrigen Opfer- backwerkes sowie in Gemeinschaft mit den Priestern die Veaufsichtigung der Tempelvorrätha die Unterfuchung der Ausfätzigen u. dgl. ob, bis David (1. Chron. 24, 5 Anat. 1) sie zur Ausführung des heil. Gesanges und der Jnstrumentalmusik beim Gottesdienst verwendete, aus ihnen Richter und Beamte entnahm, und König Josaphat (2. Chron 17, 8) sie zum Unterricht des Volks durch das Land sendete. 14. Und der HERR [in weiterer Ausführung der schon oben Kap. 1, 48 ff. gegebenen Weisung] redete mit Mose in der Wufte Staat, und sprach: 15. Zahle die Kinder Levi nach ihrer Vater Haufen-n und Geschlechterw alles, was mannlich ist, [und zwar nicht blos, wie bei den andern Stäm- men Kap. I, Z, von zwanzig Jahren an und drü- ber, sondern, da es sich bei den Leviten um eine Stellvertretung für die zu lösenden Erstgebornen handelts eines Monden alt und drüber [denn mit diesem Alter wird die Erstgeburt fällig Kap. 18, 16]. 16. Also zahlete sie Mose nach dem Wort des HERRO wie er geboten hatte. 17. Und waren dies die Kinder Levis [welche die drei Geschlechter der Leviten V. 23 ff. V. 27 ff. V. 33 ff. begründeten] mit Namen: Gerfon, Kahath, Merari [2. M. e, 16]. s 18. Die Namen aber derKinder Gersou s in ihrem Geschlecht [von welchem sich neue Geschlech- ter V. 21 abzweigtenj waren: Libnc und Stute: [2. M. e, 17j. 19. Die Kinder Kahath in ihrem Geschlecht [V. 27] waren: Amram, Jezehar, Hebron und Usiel [2. M. s, 18]. 20. Die Kinder Merari in ihrem Geschlecht [V. 231 waren: Maheli und Mast [2. M— S, 19]. Dies sind die Geschlechter Levi [Gerson, Ka- hath, Merari], nach ihrer Väter Hause [die im Fol- genden nochmals einzeln werden namhaft gemacht werden]- 21. Dies sind Erstens] die Geschlechter [oder die VaterhäUserJ von Gerson: Die Libniter nnd Simeiter. 22. Derer Summa war an der Zahl fun- den sieben tausend nnd fünf hundert [7,500], alles, was männlich war, eines Monden alt und drüber. 23. Und dasselbe Geschlecht der Gersomier sollen sich lagern hinter der Wohnung gegen dem Abend [Kap. 2, 2 Anm.]. 24. JhrOberftersei Eli as aph, der Sohn Lan. 25. Und sie sollen warten an der Hütte des Stifts [gleich den übrigen beiden Geschlechtern Dienste an derselben versehen]; nämlich swre Kalb. Hi» 24 ff. genauer besagt] der Wohnung [inneren Tapete Z. M. 26, 1 ff.], nnd der Hütte lder aus Ziegen- haaren gewebten zweiten Decke 2. M. 26,·7 ff.], nnd ihrer Decke [sowohl der aus rothem Widderle- der bestehenden dritten, als der aus Seekuhhäuten verfertigten vierten Decke 2. M. 26, I4], Und des Tuchs in der Thür der Hütte des Stifts [des Vor- hangs am vorderen Eingang 2. M. 26, 36 f.], 26. Des Umhangs am Vorhofe [2. M· 27, 9 ff.], und des Tuchs in der Thür des Vorhofs [2. M. 27, 16], welcher um die Wohnung und um den [Brandopfer-] Altar her gehet, nnd seiner [ihrer, d. i. der vorhin genannten vier Decken und beiden Vorhänge] Seite, nnd alles [Werkzeug], was zu seinem Dienst lzum Dienst dieser verschie- denen Bestandtheile her Hütte] gehören 27. Dies sind kzweitensj die Geschlechter [Vaterhäuser] von Kahath: Die Amramitem die Jezehariten, die Hebroniten und Usieliten, 28. Was männlich war, eines Monden alt und drüber, an der Zahl acht tausend und sechs hundert [8,600], die der Hut des Heiligthums warten. 29. Und sollen sich lagern an die Seite der Wohnungfskgegen Mittag. 30. Ihr Oberster sei Elizaphan, der Sohn Usiel [V. 19, vgl. 2. M. e, 22]. » 31. Und sie sollen lals das vornehmste der 3 Levitengeschlechter, welchem auch Mose und Aaron mit seinen Söhnen angehören] warten [der vornehm- 412 4. Mose Z, 32—51. 4, 1—6. sten Heiligthttmer, nämlich] der [Bundes-] Lade, des [Schaubrod-] Tisches, des [güldenen] Leukhters, des Altars ldes Räuchaltars sowohl wie des Brand- opfer-Altars], und alles Geräthes des Heiligthums daran sie dienen [aller Geräthe, die zum Dienst dieser Heiligthämer gehören], und des Tltchs [Vor- hangs vor dem Allerheiligsten] und was zip-seinem Dienst gehöret [Kap. 4, 4 ff.]. 32. Aber der Oberste über alle [drei] Ober- sten der Leviten [über Eliasapkd den Obersten der Gersoniter V. 25, Elizapham den Obersten der Ka- hathiter V. 30, und Zuriel, den Obersten der Me- rariter V. 35] soll Eleazar sein, Aarons [älte- m] Sohn, des Priesters, fund soll die Oberauf- sicht führen] über die, so verordnet sind zu warten der Hut des Heiligthums 33. Dies sind [drittens] die Geschlechter Me- rari: Die Maheliter und Musiter, 34. Die an der Zahl waren sechs tausend und zwei hundert [6,200], alles, was männlich war, eines Monden alt und drüber. 35. Ihr Oberster sei Zuriel, der Sohn Abihatl Und sollen sich lagern an die Seite der Wohnung gegen Mitternacht. 36. Und ihr Amt soll sein [Kap. 4, 29 ff.] zu warten der Bretter [Holzbohlen, aus denen das Gerüst der Stiftshütte besteht 2. M. 26, 15 ff.], und Riegel [2. M. 26, 26 ff.], und Säulen [2. M. 26, 32. 37], und Füße [Untersätze] der Woh- nung [2. M. 26, 19. 32. 37], und alles seines Geräthes und seines Dienstes [aller dazu gehörigen Geräthe, als Zeltpflöcke u. dgl., und aller dabei benöthigten Werkzeuge]; 37. Dazu der Säulen um den Vorhof, mit den Füßen [Untersätzen], und Nägeln [Pflöcken], und Seiten [2. M. 27, 10. 19; 35, 18]. 38. Aber vor der Wohnung und vor der Hütte des Sifts [da wo die Eingänge zum Vor- hof und zur eigentlichen Hütte sich besinden], gegen Morgen, sollen sich lagern Mose, nnd Aaron und seine Söhne, daß sie des Heiligthnms war- ten [im Opferdiensts nnd der Kinder Israel [die ihre Opsergaben bringen] Wenn sich ein Fremder [Nichtpriester] herzu thut [bis in diese unmittelbare Nähe des Heiligthums vordringt], der soll sterben [Kp. 1, 51]. 39. Alle Leviten in der Summa [nun], die Mose und Aaron zähleten, nach ihren Geschlechtern [V. 22. 28. 34], nach dem Wort des HERRn [V. 15], eitel Männlein, eines Monden alt und drüber, waren [7,500 —s— 8,600 —s— 6,200, zusammen 22,300; es müssen jedoch hiervon 300 Leviten, die selbst Erstgeborene waren und deshalb nicht als Stellvertreter der Erstgeborenen anderer Stämme angesehen werden konnten, in Abzug gebracht wer- den V. 43, es bleiben somit nur] zwei Und zwanzig tausend [22,o00]. Wir haben die Schwierigkeit, die in der Zahlen- angabe dieses Verses liegt, vorstehend in der Weise ge- hoben, wie die meisten Rabbinen es thun. Andere Aus- leger dagegen nehmen in V. 28 einen Schreibfehler an. Da nämlich im Hebräischen die Buchstaben des Alphabets auch als Zahlzeichen dienen, so ist es sehr leicht möglich, daß statt Wiz)(8,600) ursprünglich im Texte gestanden habe ANY« (8,300); dann wäre die Rechnung allerdings rich- tig (7,500 -s— 8,300 -f- 6,200 = 22,000). Durch der- gleichen Verwechfelungen der Zahlenbuchstaben sind in den Zahlenangaben des alten Testaments hier und da Irrungen entstanden, wie wir später sehen werden (vgl. z. B. Jos. 8, 12 f. Anm.). ·—- Die Zahl der Leviten erscheint im Verhältnis; zu der der übrigen Stämme um so kleiner, als bei ihnen schon von einem Monat an und drüber gerechnet wird, während bei den andern die männlichen Personen erst vom 20. Jahre angegeben sind; denn wollte man nach demselben Altersmaße z. B. den Stamm Manasse (Z2,200 Männer über 20 Jahre Kap· 1, 34 f.) schätzen, so würde sich die Zahl aller männlichen Seelen desselben etwa auf 50,000 belaufen. Indessen blieb die Vermehrung des Stammes Levi auch später, bis in die Zeiten Davids hinein, hinter der der übrigen Stämme in auffälliger Weise zurück (vgl. L. Chr. 24, 3). »Die Bedeutung dieses Stammes liegt nicht in der Aeußerlichkeih sondern in de«r Jnnerlichkeit.« (Baumgarten.) 40. Und der HERR [nachdem so sein erster Befehl 14 f. erftillt war] sprach Ferner] zu Mose; Zahle snunmehr auch] alle Erstgeburh was männlich ist unter den Kindern Israel, eines Mon- den alt und druber, und nimm [auf] die Zahl ih- rer Namen [um sie dann mit der der Leviten zu vergleichen]. » · « 41. Und sollst [wie ich schon vorhin V. 12 f. andeutete] die Leviten mir, dem HERRH szum Dienst an meinem Heiligthum] aussondern sur alle Erstgeburt der Kinder Israel, und sebenso soll] der Levtten Vieh Eintreten] sur alle Erstgeburt unter dem Vieh der Kinder Israel seiner vorangehenden Zählung auf beiden Seiten bedarf es jedoch bei dem Vieh nicht, sondern hier geschieht der Umtausch ohne weitere Berücksichtigung der Zahlenverhältnisse]. 42. Und Mose zählete, wie ihm der HERR geboten hatte, alle Erstgeburt unter den Kindern Israel; , 43. Und fand sich» an der Zahl der Namen aller Erstgehurh was mannlich war, eines Monden alt und druber [die Erstgebornen des Stammes Levi mitgerechnets in ihrer Summa zwei und zwan- zig! tausend zwei hundert und drei und stebenzig [22,273, also 273 Namen Erstgeborner mehr als bei den Leviten alle Namen männlichen Geschlechts vom I. Monat und drüber V. 39]. Man hat die Summe bei einer Zahl von 603,550 streitbaren Männern (Kap. 1, 46; 2, 32), d. i. bei einer Gesammtzahl von ohngefähr einer Million männlicher Personen, für viel zu gering gehalten, da hiernach immer erst auf je 40—-45 Seelen 1 Erstgeborener kommen würde. Jndessen bedarf es der mancherlei Versuche, die Sache zu erklären, gar nicht, da das Gesetz 2. M. 13, 2 Zählung der Leviten und ihr Amt. Der Erstgeborenen Auslösung. 413 keinenfalls riickwirkende Kraft gehabt hat, und hier nur von derjenigen Erstgeburt die Rede ist, die von der Zeit des Auszugs an in Israel geboren worden, also im Verlaufeder letzten 10·—11 Monate. Allerdings er- scheint die Zahl nun wieder verhältnißmäßig zu groß; indessen muß die Vermehrung des Volkes, glecchwie schon in Egyptem so noch viel mehr in der Wüste eine außer- ordentliche gewesen sein, da nach den 40 Jahren der Wanderung das neue Geschlecht nur um wenig geringer ist als das alte (Kap. 26, 51), und grade in der letzten Zeit vor dem Auszug, als das Volk so sichere Aussicht auf baldige Erlösung von dem egyptischen Druck hatte, mögen viel neue Ehen geschlossen worden sein, während es unmittelbar vorher nicht gut gewesen war, ehelich zu werden (2. M. 1, 22). 44. Und der HERR redete [von Neuem] mit Mose nnd sprach [ihm das Verfahren bei der Stellvertretung der Erstgeborenen durch die Le- viten näher bezeichnend]: 45. Nimm die Leviten für alle Erstgeburt unter den Kindern Israel [die mein ist und eigent- lich mir dienen sollte an der Wohnung des Zeug: nisses], und das Vieh der Leviten für ihr [der Kinder Israel, erstgeborenes] Vieh, daß die Leviten mein, des HERRm seien [V. 12 und auch deren Vieh als besonderes Eigenthum mir zugehöre V. 41]. 46. Aber das Lösegeld von den zwei hundert drei und siebenzig [2J3] überlcingen Erstgeburten It Kinder Israel, uber der Leviten Zahl [vgl. . 43], 47. Sollst du [und zwar] je fünf Sekel nehmen von Haupt zu Haupt, nach dem Sekel des Heiligthums — zwanzig Gera gilt ein Sekel [5 Sekel sind in runder Summe 473 Thlu 2. M. 30, 13 Anm.] —- , » »48. Und sollst dasselbe Geld, das uberläng ist uber ihre Zahl sdie 273 —s— 5 = 1365 Se- kel], geben Aaron und seinen Söhnen sals Ersatz für die Personen, die als Erstgeborene eigentlich dem HErrn gehörten und zur Dienstleistung der Priester verpflichtet gewesen wären]. Diese Lösung der überzähligen Erstgeburten wurde hernach maßgebend für die Lösung aller folgenden Erst- geburten (Kap.18, 16); der Betrag stimmt überein mit dem Werthpreis derjenigen männlichen Kinder, die man dem HErrn gelobt hatte, so lange sie noch nicht über 5 Jahr alt waren (3. M. 27, 6). 49. »Da nahm Mose das Lösegeld, das über- lcing war uber der Leviten Zahl, 50. Von den Ersigeburtemder Kinder Js- rael, tausend drei hundert und funf und sechszig Sekel, nach dem Sekel des Heiligthums 51 Und gab’s Aaron und seinen Söhnen, nach dem Wort des HERRn, wie der HERR Mose geboten hatte. Den Stamm Levi, der sich selbst durch den Geist der Buße und das Blut des Schwertes aus der Sünde Jsraels für Jehova geheiliget hat (2· M. 32, 25 sf.), will er als die Erstgeburt Jsraels ansehen, und ihr Dienst an seinem Heiligthum soll ihm gelten als die stete Selbstheiligung der Erstgeborenen Jsraels- Sowie nun in der Erstgeburt Jsraels alle Nachgeburt be- schlossen, und in der Heiligung jener auch diese geheiligt ist (Röm 11, 16), so ist auch in dem geheiligten Stamm Levi ganz Jsrael heilig. (Baumgarten.) Das 4. Kapitel. Besondere girrt-verwaltung und Zahl« der geritten· IV— Eil. 1——49. Gntsprerhend der Fast. 2 siir die übrigen Itiiinme bestimmten Lage» und Itlarschordnung empfängt nun nun) der Stamm Levi seine Ordnung; er Lagert, wie schon damals vorgesthrieben wurde, in der nächsten hiiihe der Itistshiiith er marsshirt, sein vornehmste-z Geschlechhdic Xiahathitey voran; in der Mitte der übrigen Stämme, sein Dienst aber gliedert sich nach den drei Geschlethterii der KahathiteyGersonilerundTlle- rariter in einen Dienst an den kur Ijütte gehdrigen Ge- riithen, an deren ziemen und an ihren äußeren Bestandtheilen. Zttie Summa der gesammten dienst- siihigen Leviten beläust sich aus 8580 Wann. 1. Und der HERR redete sweiterj mit Mose Und Aaron, und sprach [mit seinen Anordnungen über die Verhältnisse des Stammes Levi fort- fahrend]: 2. Nimm [in Gemeinschaft mit Aaron] die Summa der Kinder Kahath aus den Kindern Levi [zähle sie, die zu dem wichtigsten Dienste beru- fen sind Kap. Z, 31, von den Leviten zuerst noch einmal besonders] nach ihrem Geschlecht und ihrer Väter Häusern 3. [Aber nun nicht wieder, wie vorhin Kap. Z, 28, eines Monden alt und drüber, sondern] Von dreißig Jahren an und drüber, bis in’s fünf: zigste Jahr, alle, die zum Heer szur militia sacra oder zum geistlichen Kriegsdienst] fangen, daß sie thun die Werke in der Hütte des Stifts sdie ich ihnen verordnet habe]. Der Dienst der Leviten bezieht sich für’s Erste nur auf das Auseinandernehnieiy Fortschassen und Wieder- zusammenstellen der Stiftshütte während des Wüsten- zuges (Anm. zu Kap. Z, 13), und gilt für diesen das hier angegebene Alter; wenn dagegen Kp. 8, 24 gesagt wird, daß sie schon vom 25. Jahre an zum Heer und Dienst in der Hütte des Stifts taugen, so bezieht sich das auf ihren Dienst beim öffentlichen Gottesdienst nach dem Einzug in das gelobte Land. 4. Das soll aber das Amt der Kinder Ka- hath in der Hütte des Stifts sein, das das aller- heiligste ist [mit den allerheiligsten Gegenständen als Bundeslade, Schaubrodtisch u. s. w. zu thun hat]: 5. Wenn das Heer [der Kinder Israel] aus- bricht [um von einem Lagerort zum andern zu ziehe-is, so soll Aaron nnd seine Söhne hinein gehen [in die Hütte des Stiftss und den Vorhang [vor dem Allerheiligsten] abnehmen, Und die Lade des Zeugnisses drein winden, 6. Und drauf fauf die so eingewickelte Lade] thun die Decke von Dachssellen sdie für diesen 414 4. Mose 4, 7—36. Zweck bestimmte Decke aus Tachaschhäuten 2. M. 25, 5 Arm. 1], und oben drauf szur Auszeich- nung für den Thron der Herrlichkeit des HErrUJ eine ganz gele [aus hhacinthfarbenem Purpurstoff 2. M. 28, 31 verfertigteJ Decke breiten und seine [ihre] Stangen [2. M. 25, 13 ff., die beim Ein- packen der Lade aus den Ringen genommen wer- den müssen] dazU legen [wieder in dieselben stecken]; 7. Und über den Schau- [brod-] Tisch auch eine gele [hyacinthfarbene] Decke breiten, und dazu legen die Schüsseln [für die Schaubrode], Löffel [Weihrauchbüchsen], Schalen [Weinkrüge] und Kan- nen, aus- und einzngießen sTrankopferschalen 2. M. 25, 29]; und das tägliche Brod [3. M. 24, 5 f.] soll dabei liegen. 8. Und sollen drüber siiber die Gefäße und Schaubrode] breiten eine rosin- [karmesin-] rothe Decke, und dieselbe bedecken mit einer Decke von Dachs: [Tachasch-] Fellen [zum Schutz wider die Witterung] und seine [des TischesJ Stangen [2. M. 25, 27 f.] dazu legen [in die Ringe stecken] 9. Und sollen eine gele sebenfalls eine hya- cinthfarbene] Decke nehmen, uud drein winden den Leuchter des Lichts [2. M. 25, 31 ff.], und seine Lampen mit seinen Schnauzen, und [Löfch-] Rübsen, und alle Oelgefcißh die zum Amt [zur Versor- gung des Leuchters mit Oel] gehören. 10. Und sollen um das alles [um den Leuch- ter und feine Geräthe] thun eine Decke von Dachs- sellen [wie vorhin V. G. u. 8], uud sollen sie [diese sämmtlichen Geräthschaften] auf Stangen [das Trag- gestelIJ legen. 11. Also sollen sie auch über den güldenen Altar [den Räucheraltarj eine gele [V. 9] Decke breiten, und dieselbe bedecken mit der [einer] Decke von Dachsfellen [V. 10], und seine [des Altare] Jtangen [2. M. 30, 1 ff.] dazu [in die Ringe] i un. 12. Allc Geräthe im Heiligthum, damit sie schaffen im Heiligthnm lden Räucheraltar zu versor- gen], sollen sie nehmen, nnd gele [V. g] Decken drüber thun, und mit einer Decke von Dachsfellen [V. 10] decken, und auf Stangen kdas TraggesteUJ legen. 13. Sie sollen auch die Asche vom [Brand- opfer-] Altar fegen, Und snachdem das mit Erde und Steinen ausgefüllte Gestell 2. M. 27, 1 ff. seines Jnhalts entleert ist] eine scharlaleue [kar- mesinrothe] Decke drüber breiten; 14. Und alle seine [des Altar-s] Gercithe da- zu legen, damit sie drauf schaffen, Kohlpfannem Kreuel Idreizinkige Gabeln], Schauseln, Becken [zum Auffangen des Blutes beim Schlachten der Opferthiere], mit allem [sonstigen] Geriithe des Al- tars [z. B. den Afchentöpfeiqz nnd sollen drüber breiten eine Decke von Dachsfellen [V. 10], uud seine Stangen dazu [in die Ringe] thun. Unerwähnt bleibt das eherne Handfaß (2. Mos 30, 18); vermuthlich wurde dies als ein weniger heiliges Ge- räth nicht besonders verhiillt, sondern unbedeckt transpor- tirt. Die Septuaginta ergänzt das Fehlende durch einen hier eingeschobenen, aber jedenfalls unächten Vers: Und sollen einescharlakene Decke nehmen, und da- mit das Handfaß und seinen Fuß bedecken, u·nd sollen es nun in eine Decke von Dachs- fellen einwinden und auf Stangen legen. 15. Wenn nun Aaron und seine Söhne sol- ches ausgerichtet haben, nnd das Heiligthuin und alle seine Gercithe bedecket, wenn [zu der Zeit, wo] das Heer ausbricht; darnach sollen die Kinder Ka- hath hinein gehen [in die Hutte des Stifts], das; sie es [die zugedeckten GerätheJ tragen; und sollen das Heiligthum nicht anrühren [sich aufs Strengste vor jeder unmittelbaren Berührung der heiligen Gegenstände in Acht nehmen] daß sie nicht ster- ben [Kap. 18, Z; vgl. 2. Sam. S, 6 f.]. Dies sind die Lasten der Kinder Kahath an der Hütte des Stifts. Wie Jsrael im Ganzen einen priesterlichen Charak- ter hat den Nationen der Erde gegenüber (2. M. 19, 4 ff.), so prägt sich dieser Charakter in höherer Steige- rung aus in Leut, den unter den Stämmen Gott aus- gesondert und sich nahe gebracht hat zum Dienste an seinem Heiligthum (Kap. 16, 9). Dennoch ist auch ihr Dienst nur ein Dienst an der Wohnung oder der Hütte des Stifts (Kp. Z, 28. 32); in allen Sachen des Al- tars dagegen und innerhalb des Vorhangs (Kp.18, 7) haben allein die Priester zu dienen, und wiederum unter diesen steht als Inhaber aller priesterlichen Rechte und Pflichten der Hohepriester da. 16. Und Eleazan Aarons, des [Hohen-] Priesters, Sohn [Kap. Z, 32], soll das Amt haben, daß er ordne [die Aufsicht führe über] das Oel zum Licht [2. M. 27, 20], und die Specerei zum Räuchwerk [2. M. 30, 34], und das täg- liche Speisopfer [2. M. 29, 4o], nnd das Salbbl [2. M. 30, 23]; daß er [überhaupt] beschieke die ganze Wohnung, und alles, was drinnen ist, im Heiligthum nnd seinem Geräthe [und so auch die Dienstverrichtungen der Kahathiter überwache, gleichwie sein Bruder Jthamar die der Gersoniter und Merariter V. 28, 33]. 17. Und der HERR [die Vorschriften in V. 5—15 den Priestern nochmals zur sorgfältigsten Beachtung empfehlend, damit Strafgerichte vermie- Fen chwürdenj redete mit Mose und Anton, und pra : 18. Jhr sollt den Stamm des Geschlechts der Kahaihiter [der zu dem heiligsten Dienst an der Wohnung berufen V. 4, aber eben damit auch am meisten der Gefahr ausgesetzt ist, ineinem Zorne zu verfallen] nicht lassen sich verderben [zu Grunde gehen] unter den Leviteu [indem ihr nicht mit aller nur möglichen Vorsicht es verhüten daß sie bei ih- ren Dienstleistungen dem Heiligen zu nahe kommen] ; Besondere Amtsverwaltung und Zahl der Leviten. 415 19. Sondern das sollt ihr mit ihnen-thun, daß sie leben und nicht sterben, wo sie würden anrühren das Allerheiligste: Aaron und feine Söhne sollen [wenn nun alle Geräthe in der V. 5 ff. vorgeschriebenen Weise eingepackt und verhüllt sind, zugleich mit den Kahathitern] hinein gehen [in die Hütte des Stifts V. 15], und einen jeglichen [von ihnen] stellcu zu seinem Amt und Last. 20. Sie [die Kahathiteq aber sollen nicht [ohne Begleitung Aarons und seiner Söhne] hin- ! ein gehen [weil sie so leicht der Versuchung unter- liegen könnten], zu schanen unbedacht [unbedacht- l sam oder vorwitzig] das Heiligthum, daß sie nicht [zur Strafe für solches Schauen] sterben [1. Sam. G, 1 9]. 21. Und der HERR redete [weiter] mit Mose » [um ihm auch tiber die Dienstleistungen der beiden andern LevitewGeschlechter Anweisung zu erthei- len], und sprach: 22. Nimm die Summa der Kinder Gerson auf [in gleicher Weise, wie die der Kinder Kahath V. 2 f.], nach ihrer Väter Haufe und Geschlecht 23. Von dreißig Jahren an und drüber, bis in’s füufzigste Jahr, und ordne sie, alle, die da zum Heer [zum geistlichen Kriegsdienst] tüchtig sind, daß sie [ebenfalls] ein Amt haben in [Betreff] der Hütte des Stifts. 24. Das foll aber des Gefchlechts der Ger- soniter Amt sein, daß sie schaffen nnd tragen swas schon Kap. 3, 25 f. genannt wurde]: 25. Sie sollen die [zehn] Teppiche der Woh- nung [inneren Tapete 2. M. 26, 1——6] Und [die elf] der Hütte des Stifts [der ziegenhaarenen zwei- ten Decke 2. M. 26, 7—13] tragen, und seine [die von Widderhäuten gemachte dritte] Decke, und die Decke von Dachs- [Tachasch-] fellen [2. M. 26, 14], die sals vierte] oben drüber [über der dritten] ist, und das Tuch in der Thiir der Hütte des Stifts [den Vorhang am vorderen Eingang 2. M. 26, 36 f.], Tit. Und die Umhäuge des Vorhoss [welche dessen Umschließung bilden 2. M. 27, 9 ff.], und das Tuch in der Thiir des Thors am Vorhof, wel- cher um die Wohnung sdas eigentliche Heiligthum] Und fden Brandopfer-] Altar hergehet [2. M. 27, 16], nnd ihre [der vorhin genannten Teppiche, Decken und beiden Eingaugs-Vorhänge] Seite, Und alle Gercithe ihres Amts falle Werkzeuge, die sie bei ihrem Dienste brauchen 2. M. 27, 19], und alles, was zu ihrem Amt gehöret [al1es, was mit den genannten Dingen beim Abnehmen und Auf- stellen der Stistshiitte zu geschehen hat, ist Sache ihres Dienstes] 27. Nach dem Wort [uach der Anweisung] Aarou und feiner Söhne soll alles Amt der Kin- der Gerson gehen, alles, was sie tragen und schaffen sollen; und ihr fAaron und seine Söhne] follt zu- sehen smit Sorgfalt darüber halten] daß sie aller ihrer Last warten fund nichts versehen] 28. Das swas eben gesagt wurde] soll das Amt des Gefchlechts der Kinder der Gersoniter sein in der Hütte des Stifts; und ihre Hut [Dienst- abwartung] soll unter der Hand Jthamar sein, des [zweiten noch lebenden] Sohns Aarons, des » Priesters. » 29. Die Kinder Merari uach ihrem Ge- schlecht und Vaterhaufe sollft du auch ordnen, « so. Von dreißig Jahren an und drüber, bis « in’s fünszigste Jahr, alle, die zum Heer [V. 3 u. 231 taugen, daß sie ein Amt haben in [bei] der Hütte des Stifts. 31. Auf diese Last aber swie bereits Kap. Z, c 36 f. bemerkt wurde] sollen sie warten nach all ihrem Amt in der Hütte des Stifts, daß sie tra- gen die Bretter der Wohnung [die 48 Holzbohlen, aus denen das Geriist der Wohnung besteht 2. M. 26, 15 ff.], und [die 3X5] Riegel [womit die Bohlen zusammgehalten werden 2. M. 26, 26 ff.], und [die vier] Säulen [an denen der das Hei- lige vom Allerheiligsten scheidende Vorhang hängt, sowie die fünf Säulen, die am Eingange der Stifts- hiitte stehen], und [ihre] Füße [oder Untersätze L. M. 26, 32. 37 sammt den Untersätzen der Holz- bohlen], 32. Dazu die [60] Säulen des Vorhofs um- her [2. M. 27, 9 ff.], und Füße fihre Untersätze], und Nägel [Pftöcke], und Seile mit all ihrem Ge- rcithe, nach all ihrem Amt [ihr Dienst bezieht fich auch auf die Geräthschaften und Werkzeuge, die man beim Abbrechen, Aufrichten und Befestigen der Holzbohlem Riegel U. s. w. braucht]; einem jeglichen [unter ihnen] sollt ihr sein Theil der Last am Geräthe zu warten swieviel er davon zu besorgen hat] verordnen [damit nichts verloren gehen könne] 33. Das sei das Amt der Gefchlechter der Kinder Merari, alles, das sie schaffen sollen in der Hittte des Stifts, fund zwar ebenfalls, wie das der Gersoniter V. 28] unter der Hand Jihamar, des Priesters, Aarons Sohnes. 34. Und Mofe und Anton, sammt den Haupt- lenteu der Gemeine [die ihnen zu Mittelspersonen dienten], zähleten [in Ausführung des göttlichen Besehls V. 2 ff. zunächst] die Kinder der Kaha- thiter nach ihren Geschlechtern nnd Väter Häusern, 35. Von dreißig Jahren und drüber, bis in’s fünfzigste, alle, die zum Heer taugteu, daß sie Amt in der Hütte des Stifts hatten. sit. Und die Summa war zweitausend sieben hundert und fünfzig [2,750 -— als noch zu jung oder schon zu alt oder sonst dienstunfähig unter der Kap. 3, 28 angegebenen Gesammtzahl der Kaha- thiter erwiesen fich also 5,850]. 416 4. Mose 4, 37——49. 5, 1——16 37. Das ist die Summa der Geschlechter der Kahathiter, die alle zu schaffen hatten in der Hütte des Stifts, die Mose und Aaron zithleten, nach dem Wort des HERRn durch Muse. 38. Die Kinder Gerson wurden sdemnäclistl auch gezcihlet in ihren Geschlechtern und Vater Hiiusern · » » 39. Von dreißig Jahren »und drnber, bis in’s fiinfzigste, alle« die zum Heere»taugten, daß sie Amt in der Hutte des Stifts hatten. 40. Und die Summa war zwei tausend sechs hundert nnd dreißig [2,630 — zu jung oder zu alt u. s. w. 4,87o vgl. Kap. Z, 22]. 41. Das ist die Summa der Geschlechter der Kinder Gerson, die alle zu schaffen hatten in der Hütte des Stifts, welche Mose iind Aaron zähle- ten, nach dem Wort des HERRn 42. Die Kinder Merari wurden [schließlich] auch gezcihlet nach ihren Geschlechtern und Väter Hiiuserm » 43. Von dreißig Jahren und druber, bis in’s fünfzigste,» alle, die zum Heer taugten, daß sie Amt in der Hutte des Stifts hatten. 44. Und die Summa war drei tausend und zwei hundert [3,200——zu jung oder zu alt u. s. w. 3,000 vgl. Kap. 3, 34]. 45. Das ist die Summa der Geschlechter der Kinder Merari, die Muse und Aaron zähleten, nach dem Wort des HERRn durch Mose 46. Die Summa aller Leviten, die; Mose und Aaron sammt den Hauptlenten Israel zähle- ten, nach ihren Geschlechtern und Väter Hiinsern, 47. Von dreißig Jahren nnd drüber, bis in’s fimfzigste, aller, die eingingen zu schaffen, ein jeg- lic»her sein Amt, und zu tragen die Last in der Hutte des Stifts, 48. War [2,750 s— 2,630 —s— 3,200 zu- sammen] acht tausend fuuf hundert nnd achtzig [8,580]. 49. Die gezcihlet wurden nach dem Wort des HERRn durch Mose, fund bestellt] ein jeglicher zu seinem Amt und Last, wie der HERR Mose geboteii hatte. Diese Summe steht im richtigen Verhältnis; zu der Gesammtsumme der Leviten, wie sie in Kap. Z, 39 an- egeben wurde. Jn Belgien z. B. iiberleben auf dem ande bei einer Volksmenge von 10,000 männlichen Per- sonen 8,926 den ersten Monat, 4,572 erreichen das 30. und 3,588 das 50. Lebensjahr. Eine besondere Leib es- beschaffenheit, wie bei den Priestern, die fehlerfrei sein mußten (3. M. 21, 16 ff.), wird bei den Leviten ftir den aktiven Dienst nicht gefordert; dienstunfähig waren also wohl nur die, die an practisch hinderlichen Gebrechen litten. Ebenso wird ihnen auch keine beson- dere Lebensordnung ähnlich der der Priester (3. M. 21,1 ff.) vorgeschrieben, sondern nur daftir gesorgt, daß sie durch Befreiung von den: gewöhnlichen Lebensberuf, der nach theokratischer Ordnung im Landbau besteht, ausschließlich dem Dienst am Heiligthum sich widmen konnten. Ueber die Weihe der Leviten s. Kap. 8, 5., über ihren Lebensunterhalt: Kp· 18, 21 ff. und iiber ihre Wohnsitze im Lande Canaam Kp. 35, 1 ff. Das 5. Kqpitkr Reinigung des steigern. Vers-Ihn— nnd Eiferopfeig IX di. 1—4. hlachdeni so Israel iiusjerlikli kum Kriegs- heere des Zhisrrn organisirt ist, um dem oorgesteititen Ziele seiner Berufung entgegen ziehen zu teiiunem folgt nunmehr auih die innere oder geistlithe Organisation. Buniiihst ergeht deshalb an Yllose der Befehl, alle, die nun) 3. Was. Rast. 13—15 und 4. Eil. 19, 11 is. leoitisih unrein sind, aus dem Lager zu entfernen; denn da der heilige Gott inmitten seines Aloliies zieht, so darf dessen Finger nicht duriii Ztliireine irgend meliher Sirt verunreinigt sein. · 1. Und der HERR redete [von Neuem] mit Mose, nnd sprachz · 2. Gebeut den Kindern Israel, daß sie aus dem Lager thnnalle Jzlussaszige [3. M. 13, 45 f.], und alle, die Eiterflusse haben [3. M. 15, 2 ff. 19 ff.], und die an den Todten unrein worden sind [4. M. 19, 11 ff.]. 3. Beide, Mann und Weib sollen sie hinaus thun vor das Lager, daß sie nicht ihre Lager [den- jenigen Theil des Lagers Jsraels, zu welchem sie ihrem Stamme nach gehören] berunreinigen, da- rinnen sim Lager Jsraelsj ich unter ihnen wohne [Kap. 35, 34]. 4. Und die Kinder Israel thaten also, und thaten sie falle unreinen, die nicht blos ftir einen Tag gesetzlich unrein waren] hinaus vor das Lager, wie der HERR zu Mose geredet hatte. Dieser Befehl wurde später bei dem Wohnen in Canaan in der Weise befolgt, daß man wenigstens die Aussätzigen außerhalb der Städte in besonderen Siech- häusern unterbrachte (2. Chr. 26, 21). Ueber die noch strengere Reinerhaltung eines Kriegslagers, in dessen Mitte der HErr unmittelbar durch die Bundeslade gegenwärtig war, s. 5. M. 23, 9—14.s II— in. 5—10. In der Gemeine, in deren Zklitte der Ithäkrr wohnt, soll dann ferner liein Zllergehen gegen das Eigenthum des hläihsten ungesiihnt und tieine Zzerauliung des Zindern unerftattet bleiben; in dieser Gemeine muss vielmehr nolllioniiiiene Eintracht und strenge Ord- nung herrsihen, selbst wenn die Bestrafung eines ge- schehenen Unrechts dem Zenaihtheiligten niiht mehr ku Staiten kommt. b. Und der HERR redete [ferner] mit Mose, und sprach: it. Sage den Kindern Israel und sprich zu ihnen: Wenn ein Mann oder Weib irgend eine Sünde wider einen Menschen [durch Beeinträchti- gung desselben an seinem Eigenthum von der Art] thut [wie Z. M. 6, 2 f. gesagt worden], nnd sich an dem HERRU sdem Begründer und Beschirmer aller unter den Gliedern seines Volks bestehenden Reinigung des Lagers. Niige- oder Eiferopfen 417 Rechtsverhältnissq damit versündiget, so hat die Seele [des betreffenden Mannes oder Weibes] eine Schuld ans ihr [die gesühnt werden muß]; 7. Und sie [der Mann sowohl wie das Weib] sollen ihre Sünde bekennen, die sie gethan haben, und sollen ihre Schuld versöhnen mit der Haupt- summa [mit vollständiger Erstarrung dessen, was sie unrechtmäßiger Weise dem Andern entzogen haben], nnd darüber das fünfte Theil [der Werths als Reue- geld oder Buße] dazu thun, und [beides] dem geben, an dem sie sich verschuldiget haben [3. M. s, 4 f.]. 8. Jst aber niemand da, dem man’s bezahlen sollte [indem der Benachtheiligte inzwischen verstor- ben ist und keine zur Empfangnahme des Ersatz-es und der Buße berechtigte Anverwandte hinterlassen hat]; so soll mcin’s dem HERRn geben [der es dann seinerseits zu einer Gabe] für den Priester [bestimmt, vgl. 3. M. 23, 20], über den Widder der Versöhnung, damit er versbhnet wird. Nach B. M. S, 6 f. ist auch ein Widder als Schuld- opfer zu dem Priester zu bringen, womit dieser den Schuldigen zu versöhnen hat und dessen Fleisch ihm, dem Priester, für seinen Dienst zufällt (3. M. '7, 7.). 9. Desgleichen soll alle Hebe von allem, das die Kinder Israel heiligen, und dem Priester op- fern [alles, was von den Opfern und Gaben des Volks als Hebe oder Abhub für den Priester be- stimmt ist], sein [des jedesmaligen Priesters, zu dem das Opfer gebracht wird] sein. 10. Und wer etwas heiliget swenn ein Ein: zelner von den Kindern Jsrael die ihm obliegenden heiligen Gaben darbringt], das soll auch sein ldes gerade fungirenden Priesters] sein; nnd wer etwas dem Priester giebt, das soll auch sein sein sauch sonst gilt die Ordnung, daß, was einem Priester gebracht oder zugewiesen wird, ihm gehört]. III« A. 11—31. Besonders aber vom Ghe- und Thous- stande, auf dessen Gedeihen die Wohlfahrt des ganzen bürgerlichen Gemeinwesens beruht, muss alle Stbrnng des Friedens und alle Berriittung durch die Siinde durchaus fern gehalten werden. That daher ein Ehe: mann sein Weil) irgendwie im hlerdailjh dah sie die ehelithe Treue gebrochen, so soll er sie mit dem Eifer: oder zsiiigeopf er zum Priester bringen, der ihr einen Gid abniinnit und das Zlurhwasser zu trinlieu giebt; im Fall ihrer Schuld wird letzteres niiht ohne Wir- liung bleiben iind ihre gereihte Strafe herbeiführen. 11. Und der HERR redete [weiter] mit Mose, und sprach: » 12. Sage den Kindern Israel, und sprich zu ihnen: Wenn irgend eines Mannes Weib sich ver- liefe [bom rechten Weg abwiche], und [durch Aus- schweifung] sich» an ihm» versundigte, 13. Und [indem] jemand [ein anderer Mann] sie fleischlich beschlafh und würde doch dem Manne verborgen vor seinen Augen, und wurde verbeut, daß sie unrein worden ist, und kann sie [obwohl Dächfeks Bibel-nett. Z. Aufl. (I.) er bereits Verdacht geschöpft hat] nicht überzeugen [durch Zeugen» ihres lllnrechts iiberfiihren], denn sie ist nicht drinnen [im Ehebruchj begriffen; 14. Und der »Eifergeist [der keinen Neben- buhler duldet] entzundet ihn, daß er [wie sich’s gebühret] um sein Weib eifert, sie sei [nun wirk- lich] unrein [der That schuldig] oder nicht unrein [- auch für solche Fälle, in denen die V. 12 f. gemachte Voraussetzung sichhernach als unzu- treffend erweist V. 31, soll gleichwohl das folgende Verfahren gelten]: 15. So soll er ·ie zum Priester bringen sum durch dessen Vermittexung ein Gottesurtheil über sie herbeizuführen] nnd ein Opfer über sie [ihret- wegen] bringen [da sie als Eheweib nichts Gigenes hat, davon sie das Opfer bringen könnte, und darum der Mann für sie eintreten muß], den Zehn- ten Epha* Gerstenmehls, und soll kein·Oel drauf gießen, noch Weihrauch drauf thun [wie sonst bei Speisopfern von Mehl geschieht s. M. 2, 1 ff.]. Denn es ist ein Eiferopfer und Riige [d. i. Ge- dächtnißsiij opfer, das [dem Eifergeist des Mannes dadurch Genüge thun soll, daß es] Misseihai rüget [das Vergehen des Weibes, wenn es wirklich geschehen, vor dem Herrn in’s Gedächtnis; bringt und ihn zur Ahndung desselben auffordertfsss *) =3Jz Preuss. Metze. Vgl. 2 M. 29, · » «) Noch jetzt hat das Wort ,,rtigen« (eigentlich so viel als re ge machen) im Sprachgebrauch des Volks die Bedeutung: in Erinnerung bringen, erwähnen, an etwas mahnen. Anders bei Matth. l, 19. — VII) Das Speis- opfer tritt hier selbstständig, ohne ein vorangegangenes blutiges Opfer, auf; denn es handelt sich im vorliegenden Falle gar nicht um die Bewirkung einer Sühne, da die Schuld des Weibes, wenn sie wirklich den Treubruch begangen, nicht sühnefähig war, andernfalls aber eine Schuld, die da hätte gesühnt werden müssen, nicht ob- rvaltete Wohl aber ist ein Speisopfer ganz an seiner Stelle; denn es handelt sich um das Schaffen und Wirken, um den Lebenswandel auf Seiten des Weibes (vgl. Anm. zu Z. M. Z, Z. 7). Dieser ist dem Manne im zwei- deutigen Lichte erschienem darum wird zu dem Opfer nur Getreide von der geringsten Art verwendet, darum darf aber auch kein Oel und Weihrauch, welche die Werke als aus dem Geiste Gottes geflossen und unter Gebet vollbracht darstellen sollen, dazu gethan werden. Die Lösung des Mars, welche der Priester hernach (V. 18) mit ihr vornimmt, dient ebenfalls zur Demüthigung der Angeklagtem denn die Verhüllung des Hauptes war für das Weib Sinnbild ehelicher Treue und Sittsamkeib Ebenso das irdene Gefäß von nur geringem Werth und der an den, über die Schlange im Paradies ausge- sprochenen Fluch (1. M. 3, 14) erinnernde Staub vom Boden (V. 17.). 16. Da soll sie der Priester svom Eingang des Vorhofs, bis wohin sie der Mann gebracht hat] herznführen [zum Altar], und vor den sdaselbst gegenwärtigen] HERRU siellen [um sie so zunächst ihm zu präsentiren als eine ganz in seiner Gewalt befindliche Person, in Betreff deren er an’s Licht bringen kann, was im Finstern verborgen ist], K. T. 1. l. 27 418 4. Mose 5, 17—31. 17. Und des heiligen Wassers kaus dem ehernen HandfaßJ nehmen in ein irden Gefäß, und Staub vom Boden der Wohnung in’s Wasser thun, 18. Und soll shieraufj das Weib vor den HERRU [dem Eingang zur Stiftshütte gegenüber] stelleu, und ihr Haupt entblößen [ihr den Kopfbund lösen, daß das Haar an ihr herunterhängt], und das Rügeopfeh das ein Eiferopfer ist [V. 15], auf ihre Hand legen, und der Priester soll in seiner Hand bitter verflucht Wasser haben kdas Gefäß mit dem heiligen Wasser, in welches er Staub vom Boden der Wohnung gethan nnd das ein Wasser der Bitterkeiten, ein Fluch dringendes Wasser dem Weibe sein wird, wenn sie wirklich die ihr Schuld gegebene Sünde begangen]; 19. Und soll [jetzt] das Weib beschwören sihr einen feierlichen Reinigungseid vorsprechen], und zu ihr sagen: Hat kein Mann dich beschlafen, und hast dich nicht von deinem Mann verlaufen, daß du dich verunreiniget hast [wie du im Verdacht stehestjx fd sollen dir diese bittcren verflnchten [bitteres Weh und göttlichen Fluch dringenden] Wasser nicht schaden. 20. Wo du aber dich von deinem Manne verlaufen hast, daß du unrein bist, nnd hat jemand dich beschlafeu außer deinem Manne; —- Hier bricht einstweilen die Rede des beschrvörenden Priesters ab, die Verordnung hebt von Neuem an und setzt dann die abgebrochene Rede mit veränderter Con- struktion (Wortfügung) fort, indem sie den Priester unmittelbar, in einem von dem Vorhergehenden nicht abhängigen Satze die Verwünschung aussprechen läßt. Ohne Zweifel sollte der Priester hier roirklich einen Augen- blick inne halten und dann, wenn kein Schuldbekenntniß erfolgte, mit desto größerem Nachdruck in direkter Rede fortfahren, um das Folgende als den feierlichsten Moment des ganzen Aktes zu bezeichnen. 21. So soll der Priester das Weib beschwören mit solchem Fluche, und soll zu ihr sagen: Der HERR setze dich zum Fluch nnd zum Schwur Unter deinem Volk szu einem Exempel des in Er- füllung gegangenen Fluches, aus das Schwörende künftig sich berufen können, und zwar dadurch], daß der HERR deine Hüfte schwinden und deinen Bauch schwellen lasse. 22. So gehe nun shernach V. 23 f., wenn du zu dem dir hiermit auferlegten Reinigungseid dich bekennen solltest, ohne daß du wirklich unschul- dig bist des dir zur Last gelegten Vergehens] das verfluchte lFluch dringende] Wasser in deinen Leib [und bewirke aus Gottes Macht], daß dein Bauch schwelle und deine Hüfte schwinde. Und das Weib [so sie ein gut Gewissen hat] soll sagen: Amen, Amen [Wahrlich, wahrlichl das ist: Ja, ja, es soll also geschehen, wie du gesagt hast. — So sie aber sich schuldig weiß, soll sie ihre Missethat bekennen und ihre Strafe leiden sammt dem, der sie beschlafen hat Z. M. 20, 10]. 23. Also [nach dem in solcher Weise geleiste- ten EidVJ soll der Priester diese Flüche [die er vorhin V. Uausgesprokhenj auf einen Zettel schreiben, und sdie noch frische SchrIftJ mit dem bittern Wasser abwaschentt [so daß sie sich, und mit ihr der Fluch selber, dem Wasser mittheilt], 24. Und soll [hernach, wenn die Darbringung des Opfers geschehen ist V. 26] dem Weibe von dem bittern verfluchten Wasser zu trinken geben. Und wenn das verfluchte bittere Wasser in sie ge- gangen ist [dieser Satz gehört noch zu dem vor- hergehenden und lautet genauer: daß das frucht- bringende Wasser in sie gehe zur Bitter- ke· ; 25. sUnmittelbar nach der Abwaschung des Zettels aber] Soll der Priester von ihrer Hand das Eiferopfer [V. 18] nehmen, und zum Speis- opfer vor dem HERRU [durch die Bewegung nach vor- und rückwärts 2. M. 29,« 24 Anm.] weben, und sdemnächstj auf dem Altar opfern, nämlich [in der Art]: 26. [Hat er die Webe vollzogen] Soll er eine Hand voll des [in Mehl bestehenden] Speisopsers nehmen zu ihrem Riigeopfer kGedächtniß Z. M. 2, 2], und [das, was er so abgehoben] auf dem Altar auzünden [wie bei jedem andern Speisopser], und darnach dem Weibe das Wasser zu trinken geben. «) Nur im gewöhnlichen Leben sprach der Schwö- rende den Eid aus (1. Sam. Z, 175 20, Z. II; 25, 22 u. s. w.); die Eidesleistung vor Gericht dagegen bestand, wie es scheint, immer nur in der Beantwortung der unter Berufung auf Gott und sein Gericht an den Ver- hörten gerichtete Frage mit ,,Wahrlich« oder »du sagest es« (vgl. 1. Kön. 22, 163 Matth. 26, 63). Konnte der so Angeschworene diese Antwort nicht geben, so mußte er sein Berbrechen eingestehen (Jof. 7, 19 ff.), oder sein Schweigen selbst galt schon siir ein Eingeständniß. Ist) Die Erfindung und der erste Gebrauch der Schreibkunst reicht mindestens bis in die Zeiten Abrahams hinauf, und es steht bereits als Thatsache fest, daß die Inder ihre Schrift von den Semiten entlehnt haben; während ihres Aufenthaltes in Egypten aber haben die Kinder Jsrael sich die volle Festigkeit im Schreiben an- geeignet, denn die in L. M. 5, 6 ff. erwähnten Amtleute führen im Hebräischen den Namen ,,Schreiber«. Als Material dienten zurechtgemachte Schaf- oder Ziegen- häute (Pergament), oder die egyptische Leinwand und Papyrusstaude (Papier); an ersteres haben wir hier zu denken, das; es aber schon frühzeitig auch Dinte gab, be- weist die vorligende Stelle, und zwar wurde die Schrift mittelst einer Rohrfeder aufgetragen, die man mit einem Federmesser sich zuspitzte (3. Joh. 13; Jerem. Bis, 23). 27. Und wenn sie das Wasser trunken hat, [wird’s auch bald sich zeigen, ob sie schuldig oder unschuldig ist:] ist sie unrein, und hat sich an ihrem Manne versündigtz so wird das verfluchte Wasser lmit schädlicher Wirkung] in sie gehen, und ihr bitter sein, daß ihr der Bauch schtvellen und die Hufte schwinden wird, und wird das Weib ein Fluch sein unter ihrem Volk. Rüge- oder Eiferopfen 419 28. Jst aber ein solch Weib [welche das Wasser getrunken] nicht veriinreiniget sondern r ei n; so wird’s ihr nicht schaden, daß sie kann schwanger werden sund in solcher abermaligen Schwangerschaft soll der Ehemann ein Zeugniß von Seiten des HErrn für ihre Unschuld, sie aber eine Ehren- rettung, wegen der mancherlei Demüthigungen, denen sie sich hat unterwerfen müssen, erblicken]. 29. Dies ist das Eise»rgesetz, wenn ein Weib sich von ihrem Mann verlauft, nnd unrein wird [so daß der Mann zwar aus verschiedenen Um: ständen gegründeten Verdacht schöpft, aber ste doch ihrer Sünde nicht durch Zeugen iiberführen kann]; 30. Oder wenn einen Mann sauch ohne be- stimmte äußere Anzeichen] der Eifergeift entzmideh das er um sein Weib eisert sdies Gefetz aber giebt ihm in beiden Fällen in Beziehung aus sein ihm verdächtig gewordenes Weib volle Freiheit], daß er’s stelle vor den HERRO nnd der Priester [zur Sicherung seiner HaUsehreJ an ihr thue alles nach diesem Gesetze. · » 31. Und der Mann soll unschuldig sein an der Missethat [wenn etwa sein Eifer sich hernach- mals als unbegründet herausstellen solltejz aber das Weib [salls sie schuldig gewesen]» soll ihre Missethat tragen [der im Fluch des Priesters ihr angedroheten Strafe nicht entgehen]. Was der HErr hier vorschreibt, soll keineswegs ein in das bloße Belieben des Mannes gestelltes Mittel sein, dadurch er von dem Grunde oder Ungrunde seines Verdachts sich überzeugen könnte; wenn er aber des Mittels sich nicht bedienen wollte» hätte es ihm auch frei gestanden, das Weib ohne Weitere-s zu verstoßen. Vielmehr will Gott durch sein Eifergesetz einestheils der Ehescheidung vorbeugen, anderntheils aber auch dem Manne zum Frieden verhelfen, daß er nicht von fort- währendem Argwohn und Verdacht gequält werde und das häusliche Leben allerlei Zerrüttungen anheimfalle Nun ist das Gesetz, zunächst so angelegt, daß der Ei- --ergeist vollen Spielraum hat; auch ohne daß er be- itimmte Verdachtsgründe vorzubringen vermag, wird dem Manne nicht verwehrt, um sein Weib zu eifern, ja es ist sogar der ausdrückliche Wille Gottes, daß er mit aller Strenge auf seine Hausehre halte und dem Weibe nicht einmal ein Verhalten gestatte, das auch nur von ferne einen Zweifel an ihrer Treue aufkommen läßt. Das hat seinen Grund einmal darin, daß in Israel, diesem ,,Volke der Geschlechtstafeln,« dessen ganze Verfassung nach innen wie nach außen wesentlich durch die Reinheit und Sicherheit der leiblichen Abstammung bedingt ist, soviel auf die Unversälschtheit der Nachkommenschaft, aus die Abwehr des Eindringens von fremdem Samen in die Häuser und Familien ankommt (Sir. 23, 33); noch weit mehr aber darin, daß in Jsrael das eheliche Verhältniß dasteht als ein Abbild desjenigen Bundes, den Jehova mit dem Volke seiner Wahl eingegangen ist (2. M. 34,« 16 Anm.)i An seinem eigenen Exempel soll der israelitische Mann fortwährend daran sich erinnern, daß der HErr sein Gott in Beziehung auf ihn ebenfalls ein eifriger Gott ist, der keine Nebenbuhler neben sich duldet (2. M. 20, b; Jes 42, 8). Das Gesetz ist aber demnächst auch so gestaltet, daß es wirklich zum Ziele führt und je nach Stand der Dinge entweder die Ehre des Weibes rettet oder ihre gerechte Strafe über sie heraufbeschwörh Wir können darum nicht, wie die meisten Ausleger, für die Hauptsache bei der ganzen Verhandlung vor dem Priester die Eidesleistung halten und das Eingehen des Fluch- trankes für eine bloße Ceremonie, welche zur Abschreckung von falschem Eide dienen solltez vielmehr erkennen wir in diesem Eingehen die eigentliche Hauptsache und schrei- ben dem Fluchtrank ganz bestimmt die Wirkung zu, die der HErr selber so unzweideutig in V· 27 ss. ihm beimißh Bersetzen wir uns nur einmal recht lebendig in den Zu- sammenhang, so wird sich diese Ueberzeugung mit Ge- walt uns aufdrängen. Ehebruch ist eine Sünde, die im Verborgenen ihr Wesen treibt; je weniger das Weib im ledigen Zustande der Unzucht dienen kann, ohne sich der Gefahr aus-zusehen, daß ihre Schande offenbar werde, desto mehr ist sie nach ihrer Berheirathung durch das Ehebett selbst wider die Entdeckung geschützt und hat nur das Ergriffenwerden auf frischer That zu fürchten. Jn welchem schrecklichen Maße hätte da die Treulosigkeit der israelitischen Frauen um sich greifen können, wenn man bedenkt, daß sie die Liebe ihrer Männer noch mit andern ihres Geschlechts theilen mußten, da ja diesen es völlig frei stand, mehrere Frauen zu haben oder ihre Sklavinnen als Kebsweiber sich beizulegen. Aber solcher Treulosigkeit wird von Seiten des HErrn mit ganzer Strenge gewehrt, indem er den offenbar gewor- denen Ehebruch mit der Strafe der Steinigung durch die Gemeinde belegt, den heimlichen und verborgenen dagegen an’s Licht zieht und auf außerordentliche Weise richtet. Jn der Verhandlung nun, wie sie das Eifer- gesetz vorschreibt, fungirt der Priester zunächst als An- walt des Klägersz dieser kann seine Sache beim weltlichen Gericht nicht anbringen, weil er keine Be- weise in Händen hat, darum nimmt er seine Zuflucht zu dem Gerichte Gottes in der Person dessen, der zum Mittler zwischen dem HErrn und seinem Volke gesetzt ist; derselbe geht denn auch bei seinem Verfahren ganz von der Voraussetzung einer wirklich vorliegenden Schuld aus und nimmt dem Weibe einen feierlichen Schwur ab, da sie ja die Schuld in Abrede stellt. Von da an je- doch, wo sie den ihr auferlegten Reinigungseid mit ihrem Amen bekräftigt hat und also fürs Erste als unschuldig gelten muß, wechselt der Priester die Rolle und wird der Anwalt der Verklagten, indem er ihr Opfer auf dem Altar anzündet und sie damit in«s Ge- dächtniß vor Gott bringt, daß ier ihrer Unschuld sich annehme. Diese doppelseitige Stellung des Priesters muß indessen sofort in einer höheren Einheit sich auf- lösen, und sie löst sich auf, da er jetzt als Anwalt Gottes auftritt und dem Weibe das vorhin bereitete und mit dem ausgesprochenen Fluch inficirte Wasser zu trinken eingiebt. Hierbei handelt er ganz mit derselben göttlichen Vollmacht, wie wenn ein Diener Christi das Amt der Schlüssel ausübt, nur mit dem Unterschied, daß das Vergehen oder Behalten der Sünden von Seiten des letzteren kräftig ist im Himmel, während des Priesters Wort V. 19 ff. sich kräftig erweisen soll schon hier auf Er- den (vgl. V. 27 f.) ; es soll nunmehr an den Tag kommen, ob das Weib unschuldig ist oder schuldig, ob sie recht geschworen hat oder falsch. Jm ersteren Falle will der HErr ihr eine Schwangerschaft verleihen, die ganz ge- eignet ist, ihre gekränkte Ehre wieder herzustellen und ihr des Mannes Liebe wieder zuzuwenden; im anderen Falle hingegen will er wirklich ihren Bauch schwellen und ihre Hüfte schwinden lassen und sie damit an den- jenigen Theilen ihres Leibes strafen, in Beziehung auf welche sie sich versündigt hat. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist nämlich hiermit auf den hyärops ovakii oder die Eierstock-Wassersucht hingedeutet: an der Stelle des A« 420 4. Mose e, 1—12. Eierstocks bildet sich eine Geschwulst, die so grosz werden kann, daß sie bei 100 Pfund Flüssigkeit enthält; sie füllt den Bauch an und treibt ihn ungemein auf, die Kranke magert dabei zum Erschrecken ab, muß unsäg- liche Schmerzen ausstehen und früher oder später ihren Geist aufgeben. —— Die Frage, was denn das Weib ihrerseits wider den Mann thun soll, wenn sie ihn im Verdachte ehelicher Untreue hat, kann auf altteftament- lichen Standpunkte gar nicht aufgeworfen werden; der Mann ist da dem Weibe gar nicht diejenige Treue schuldig, die auf neutestanientlichem Standpunkte seine Pflicht ist. Er kann sich, wie wir schon bemerkten, noch andere Frauen neben der einen halten oder eine seiner Mägde als Kebsweib sich beilegen (vgl. Anm. zu L. M· 2l, 11). Tritt er dagegen’mit eines Andern Eheweib in sträflichen Umgang, so findet er an diesem seinen Rächer, da derselbe vermöge des Eifergesetzes hinter die Untreue seines Weibes kommen kann, auch wenn sie vor Menschen-Augen verborgen geblieben, und nun das Recht hat, ein Bluturtheil über ihren Zuhalter herbei- zuführen. Wohl aber ist die Frage hier in Betracht zu ziehen, ob ein christlicher Ehegatte bei verdächtigem Umgang des andern Theils von der durch die bürger- liche Gesetzgebung ihm gewährten Freiheit Gebrauch machen und eine Ehescheidung herbeiführen darf oder nicht. Bei aberflächlicher Betrachtung scheint es, als ließe unsere Stelle sich dazu benutzen, die Frage auf Grund der heil. Schrift zu besahen; eine tiefere Erwä- gung zeigt aber, daß der HErr selber zu feiner Zeit Wege finden wird, des Verhältnis; zu lösen, und daß dem Christen allein gebührt, an sein Gericht zu appellirem Das S. Kapitel. Gesetz der gtasiräer oder Verlobten. Zsormukar das Yaktt zu segiiein IV. U. 1—21. Ferner: teann dag an ganz Israel haf- tende Zllrieskerthum (2.Zllas.19, b) von solchen, die sich dazu getrieben fühlen, noch in besonderer Weise an ihrer Person zur Darstellung gebrasht werden, indem sie auf eine bestimmte Zeit sich dem Zhskrrn weihen, während dieser Zlsteit einer, der priesterliajen (3. ZU. 10, 8 ff; 21, 1 ff. 12) verwandten Lebengordniing sich unterwerfen und am Schlaf; derselben ein Opfer bringen. welche; ebenfalls auf die priesterliclje Genieinsctjaft (2. Zu. 29, 1 sf.) hin- weist, in welcher sie seither mit dem Fijakrrn gestanden. (»btasiriiat.) 1. Und der HERR redete [weiter] mit Mose, und sprach: · » 2. Sage den Kindern Israel, und sprich zu ihnen: Wenn ein Mann oder Weib saus Antrieb des Geistes] ein sonderlich Gelübde thut dem? HERRU [fiir einige Zeit als Nasiräer oder Ab: « gesonderter zu leben und demgemäß] sich zu ent- halten svon dem, was im gewöhnlichen Leben wohl erlaubt ist]; 3. Der soll [gleich dem Priester, wenn er zur Ausrichtung seines heiligen Amtes sich anschickt 3. M. 10, 8 ff.] sich Weins und starken [berau- schenden] Getrcinks enthalten, Weinessig oder starken Getränks [von Obst bereiteten] Essig soll er auch nicht trinken, auch nichts, das aus Weinbeeren gemacht wird sausgepreßten Traubensaft 1. M. 40, 11 Amntz so soll er [auch] weder frische, noch dürre szu Rosinen getrocknete] Weinbeeren essen, 4. So lange solch sein Gelübde wcihretz auch [überhaupt] soll er nichts essen, das man vom Weinstock macht [das irgendwie mit der Frucht des Weinstocks zusammenhängt oder daran er- innert], weder Weinkern noch Hulsen Das Nasiräat ist das wichtigste der unter dem israelitischen Volke üblichen Gelübde und kommt hier als Entsagungsgelübde zu den schon in Z. M. 27 behandelten Weihegelübden hinzu; es scheint auf einer bereits vorhandenen Volkssitte zu beruhen, die der HErr jetzt in ähnlicher Weise regelt und der Ordnung seines Reichs einfügt, wie er das mit den ebenfalls schon be- stehenden Opfern (3. M. I, 2 Anm.) und den früher erwähnten übrigen Gelübden gethan. Der Name Nasir (von nasar sich absondern, vgl. I. M. 49, 26; 5 M. 33, 16) bezeichnet den, der ein von der Welt abgesonder- tes Leben zu führen sich verpflichted und zwar in der Ab- sicht, sich damit völlig dem HErrn zu ergeben und ihm desto ungestörter in Gebet und Betrachtung zu dienen; es besteht aber solche Absonderung nicht in einem gänz- lichen sich Zurückziehen aus der menschlichen Gesellschafh wie bei den München in der katholischen Kirche, sondern nur in der Enthaltung vor den, die Heiligung beeinträch- tigenden Genüssen der Welt und ihren verunreinigenden Einflüssen, obgleich man dazu für sein ganzes Leben, und nicht blas für eine bestimmte Zeit, sich verbindlich machen konnte, wie das bei Simson (Richt. 13, 5. 14), Samuel (1. S. I, 11), Johannes dem Täufer (Luk. 1, 15) und nach dem Bericht des Hegesippus in Busch. hist. Seel. II, 23 auch bei Jacobus dem Gerechten der Fall war. Was nun zunächst die Absonderung von den Genüssen der Welt betrifft, so wird das den Prie- stern gegebene Gebot, sich bei ihrem Dienste durch Ent- haltung von berauschendem Getränk die volle Klarheit und Nüchternheit des Geistes zu bewahren, bei dem Nasiräer in einer Weise ausgedehnt, das; er überhaupt alle sinnlichen Ergötzlichkeiten meiden soll; denn frische und getrocknete Trauben und aus Rosinen oder Wein- beeren bereitete Speisen sind nicht berauschend, sondern kommen nur als Leckerbissen für Wohlschmecker in Be- tracht. Ueber das »starke Getränk« wurde schon zu Z. M. 10, 11 das Ndthige bemerkt; hier wird daneben noch der Essig, sowohl Wein- als Obst-Essig, genannt, der bei den Hebräern einer eigenthümlichen, von der unsrigen verschiedenen Behandlungsart unterworfen war und besonders als kühlendes Getränk für Arbeiter, Sol- daten und dgl. verwendet wurde (Ruth L, 14)· Wenn denn die starken Getränke der Bibel schon von Haus aus etwas anderes sind als die destillirten Getränke der Gegenwart (Branntwein, Liqueure 2c·), so hat der Christ, auch abgesehen von dem sehr verdächtigen und verderblichen Charakter der letzteren, um so mehr Ber- anlassung, sich ihres Genusses gänzlich zu enthalten, als er vermöge seiner Zugehörigkeit zur Gemeinde der Heiligen für sein ganzes Leben als einen, der von der Welt und ihren Wegen abgesondert ist, als einen Na- siräer im geistlichen Sinne des Wortes sich weiß; er wird aber auch überall da, wo es gilt, im Vollbesitz der Salbung, von der der Apostel Johannes (1. J. L, 20 ff) redet, zu sprechen und zu handeln, selbst einen mäßigen Weingenuß sich versagen und so die Lebens-ord- nung der alttestamentlichen Priester sammt der der Na- siräer in seinem priesterlichen, dem HErrn geheiligten Wandel zur Darstellung bringen. » 5. So lange die Zeit sotches seines Gelubdes Gesetz der Nasiräer oder der dem HErrn Verlobten. 421 währet, soll Ferner] kein Scheermesser über sein Haupt fahren, bis daß die Zeit aus sei, die er dem HERRn gelobet hat; denn er ist heilig [dem H»Errn], und soll sihm zu Ehren] das Haar auf seinem Haupte lassen frei wachsen. Während die Enthaltung vom Wein und starken Getränk (V. 2— 4), sowie die strenge Vermeidung aller Berührung mit Todten (V. 6-—12), die negative Seite des Nasiräats ausmachen, heben wir hier (V. 5) dessen positive Seite vor uns; denn dieser unbeschnit- tene freie Haarwuchs wird hernach (V. 7) die Krone oder das Diadem auf dem Haupte des Nasir genannt und damit auf gleiche Linie gestellt mit dem goldenen Stirn- blatt am Kopfbunde des Hohenpreisters welches diesen als eine gottgeweihete Person zu erkennen giebt (2. M. 29, S» vgl. 28. 36). Schon in Z. M. 25, Z, 11 wer- den die Weinstöcke, die im Sabbath- und Jubeljahr un- beschnitten bleiben und frei wuchern sollen, damit der HErr selbst sie unmittelbar in seiner Gewalt habe und sie ihre ganze Triebkraft unbehindet entfalten können, im hebräischen Grundtext als Nasiräer bezeichnetz ähnli- cher Weise soll denn auch der wirkliche Nasiräer als in der Gewalt des HErrn befindlich und als unantastbar von Menschenhand und Menschenkunst durch den freien, ungehemmten Haarwuchs sich darstellen, dieser selber aber dient ihm zu einem heiligen Schmuck, da er nicht nur ein Zeichen seiner Gottangehörigkeit, sondern zugleich ein Sinnbild der Kraft und Lebensfülle ist, die aus solcher Gottangehörigkeit erwächst. Bei Simson ist er mehr noch als bloßes Sinnbild, ist er sogar das Vehikel oder Gnadenmittel dieser Kraft und Lebensfülle, womit ihn Gott zur Befreiung Jsraels ausrüstetz das sinn- bildliche Zeichen des Bandes, in welchem er mit dem HErrn steht, bildet dagegen die Siebenzahl seiner Haar- flechten (Richt· 16, 13 sf;). » » s. Die ganze Zeit aber, die er dem HERRn gelobet hat, soll er zu keinem Todten gehen [um Trauergebräuche zu verrichten oder bei der Leichew bestattung gegenwärtig zu sein, auf daß er sich nicht an dem Todten verunreinige Kap. 19, 11 ff.], » 7. Er soll sich auch nicht [einmal] verunrei- nigeu an dem Tod seines Vaters, seiner Mutter, seines Bruders, oder seiner Schwester [indem er irgendwie bei ihrer Beerdigung sich hetheiligh Vgl« Z« M« 10- 3 ff«1; denn das Gelubde [die Krone-J« oder das Diadem] feines Gottes ist [in dem freien Haarwuchs] auf seinem Haupt. «) Jm Hebräischen steht das Wort Egger, das zu- nächst ein Ab- oder Unterscheidungszeichem eine Krone oder Diadem bezeichnet und von demselben Stammworte herkommt, von dem der Ausdruck Nasir abzuleiten ist. Jn Z. M. 21, 12 hat auch Luther ,,Krone« übersetzt, während er hier und V. 9 ,,Gelübde« dafür geschrieben hat; sowohl dort als im S. Verse unsers Kapitels wird der Sinn leichter verständlich, wenn wir auf die andere Bedeutung: «Weihe«, die das Wort vermöge seiner Ab- stammung ebenfalls hat, zurückgehen, obwohl Luther an sich nicht Unrecht hat mit seiner Uebersetzung, denn das lange Haar war gleichsam die Verkörperung des Gelübdes. 8. Und die ganze Zeit über seines Gelübdes soll er dem HERRn heilig sein [und auch die übri- gen Reinigkeitsgesetze auf’s Strengste beobachten]. 9. Und wo jemand vor ihm sin seiner Nähe oder Gegenwart] unversehens plötzlich stirbt [ohne daß er sich noch zur rechten Zeit hat zurückziehen können] da wird das Haupt seines Gelübdes ksein Haupt der Weihe, d. i. sein geweihetes Haupt] verunreinigetz darum soll er sein Haupt bescheeren am Tage seiner Reinigung [mit welchem der Zu- stand levitischer Unreinheit nach Kap. 19, 11. 14. 16. 19 wieder aufhört] das ist, am siebenten Tage. 10. Und aui achten Tage soll er zwo Tüttel- tauben bringen, oder zwo junge Tauben, zum Priester vor die Thiir der Hütte des Stifts kcm den Brandopfer-Altar, wo die Opfer dargestellt und dargebracht werden] 11. Und der Priester soll [in der 3. M. Kap. 7 u. 1 vorgeschriebenen Weise] eine zum Sündopfer, und die andere zum Brandopfer machen, und ihn smittels des Siindopfers deswegen] ver- söhnen, daß er [wenn auch unfreiwillig] sich an einem Todten versündiget hat, und also smittels der erneuerten Hingabe an den HErrn im Brand- opferJ sein Haupt desselben Tages cvon Neuem] heiligen, » 12. Das; sabermals kein Scheermesser über sein Haupt fahre V. 5 und] er dem HERRn die Zeit seines Gelübdes [die er nun wieder von vorn anfängt] aushalte. Und soll [außerdem, nachdem so die Reinigung vollendet und das Bundesver- hältniß mit dem HErrn wieder hergestellt ist] ein jclhrig Lamm bringen zum Schuldopser [dafür, daß er durch Unterbrechung seiner Weihezeit dem HErrn die Bezahlung seines Gelübdes so viel länger vor- enthalten hat, vgl. ·3. M. «14, 13 Anm.]. Aber die vorigen Tage [die er bis zur Unterbrechung im Nasiräat schon zugebracht hat] sollen umsonst sein [und er, wie gesagt, seine Weihezeit von vorn anfangen], darum, daß sein Gelübde sdurch den V. 9 erwähnten Unfall] vernnreiniget ist. Wenn schon bei dem ersten Stück des Nasiräats (V. 2—4) eine Anspielung auf die Lebensordnung der Priester (3. M. 10, 9 sf.) kaum verkannt werden kann, so tritt noch deutlicher in dem Verbot der Verunreini- gung an der Leiche selbst eines der nächsten Angehörigen die Beziehung aus die dem Hohenpriester gegebene Vor- schrist (3. M. 21, 11) hervor. Die Idee des Priester- lichen Lebens, seine Reinheit und Unberührtheit von E allem, woran Tod und Verwesung haftet, die selbst über die innigsten irdischen Bande sich hinwegsetzende Hingabe an Gott soll der Nasiräer in sich aus-prägen. Diese Verwandtschast des Nasiräats mit dem Priesterthum ist auch von jeher anerkannt worden. Allerdings schließt das Nasiräat als solches keinen besonderen Dienst am Heiligthum in sich (in Sam. I, 11 sind die Worte: ,,ich gebe ihn Jehova alle Tage seines Lebens ,« die nach V. 22 u. s. w. aus einen bleibenden Dienst am Heilig- thum gehen, wahrscheinlich als ein zum Nasiräat hinzu- kommendes besonderes Gelübde zu fassen); es handelt sich bei demselben, wie gesagt, nur um die Verwirklichung der Jdee des vriesterlichen Lebens, um die freie An- eignung dessen, was dem Priester kraft des auf seiner Abstammung ruhenden Berufs auferlegt wurde, sich nämlich Gott verlobt zu tragen und darum allem, was mit dieser Hingabe in Widerspruch stand, abzusagen. 422 4. Mose S, 13—26. Daß aber aus einem solchen priesterlichen Charakter, einem solchen ,,die tiefsten Kräfte spannenden Glauben, Jehova besonders eigen zu sein,« auch eine besondere Freudigkeit zum Gebet, namentlich zur Fürbitte ent- springen konnte, ist nicht zu bezweifeln. is. Dies ist das Gesetz des Verlobten soder des Nafiräers in Betreff seiner Ausweihung bei welcher das eigentliche Wesen des Nasiräats als einer aus freiem Entschluß hervorgegangenen Selbst- verpflichtung zu priefterlichem Leben zur vollkom- menften Darstellung gelangt]: Wenn die Zeit seines Gelübdes aus ist, so soll man ihn sehe er in’s gemeine Leben wieder zurücktritt, gleichwie einen Sohn Aarons, der die Weihe zum Priesterthum empfängt 2. M. 291 bringen vor die Thür der Hütte des Stifts 14. Und er soll bringen sein Opfer dem HERRm ein jiihrig Lamm ohne Wandel zum Btandopfer [zur Verkörperung seiner Hingabe an den HErrn, in der er die sich nun abschließende Gelübdezeit hingebracht hat und die auch in das gewöhnliche Leben ihn hineinbegleiten foll], Und ein jährig Schaf ohne Wandel zum Sündopfer szur Sühnung der während dieser Zeit etwa vor- gekommenen unwiffentlichen VergehungenL und einen Widder ohne Wandel zum Dankopfer ssich nochmals der Gemeinschaft seines Gottes recht bewußt und froh zu werden], 15. Und [als Zubehör zu dem Dankopfer Z. M. 7, 12] einen Korb mit nngesiiuerten Knchen von Semmelmehl mit Oel gemenget, und unge- siiuerte Fladen mit Oel bestrichen nnd ihre [die nach Kp. 15, 3 ff. zu den Brand- und Dankopfern sonst noch erforderlichen] Speisopfer und Trankopfeu 16. Und der Priester foll’s [alle diese ver- schiedenen Opfergabenj vor» den HERRU bringen, und soll szunächstj sein Snndopfer und [hierauf] sein Brandopser machen [nach den in Z. M. 7. 1 ff. und I, 10 ff. gegebenen Vorschriften ausrichten]. 17. Und den Widder soll er sdemnächft nach 3. M. 6 ff.] zum Dankopfer machen dem HERRm sammt dem Korbe mit dem ungesanerten Brod [nach 3. M. 7, 14]; nnd soll fschließlich nach dem Gesetz 3. M. 6, 14 ff.] auch sein Speis- opfer und Trankopfer machen. 18. Und soll [bei Gelegenheit dieser Opfer- darbringUngJ dem Verlobten das Haupt seines Ge- litbdes [sein geweihetes Haupthaar] bescheeren vor der Thür der Hütte des Stists [am Brand- opfer-Altar]; Und soll das [ihm so in feierlicher Weise abgeschorene] Haupthaar seines Gelübdes [das er bisher dem HErrn zu Ehren getragen] nehmen, nnd aufs Feuer werfen, das [auf dem Altar] unter dem Dankopfer ist ldamit es aller Entweihung entzogen werde und noch durch sein Aufsteigen im Opferbrande bezeuge, wie wohlgefällig vor Gott die ganze Zeit des Nasiräats gewesen sei]. 19. Und soll [bei der von dem Dankopfer anzustellenden Opfermahlzeit 2. M. 29, 34 Anm.] den gekochten Bug [die linke Schulter] nehmen von dem Widder [nachdem dessen Fleisch schon für die Mahlzeit gekocht ist], und einen nngescinerten Kuchen aus dem Korbe, und einen ungesiiuerten Finden, und soll’s dem Verlobten auf seine Hände legen, nachdem er sein Gelübde [Haar] abgefchoren [und im Altarfeuer verbrannt] hat; 20. Und soll’s [in der Z. M. 29, 24 Anm. beschriebenen Weise] vor dem HERRU weben. Das [die so gewebte linke Schulter] ist heilig dem Priester sfällt ihm als Opferantheil zu], sammt der Webe- btnst Und der Hebeschnlter [die schon vorher nach dem für alle Dankopfer giltigen Gesetz 3. M. 7, 34 theils ihm, theils der gesammten Priester- schaft zu Theil geworden sind; und zwar soll der Priester darum auch von der schon bereiteten Opfer- mahlzeit ein bestimmtes Stück Fleisch und von den verschiedenen Kuchen je einen empfangen, weil ein Nasiräer selber in einer Art priesterlicher Gemein- sehaft mit dem HErrn gestanden und deren Segen an sich erfahren hat]. Darnach [nach so geschehener Ausweihung] mag der Verlobte Wein trinken ser hat sich jetzt dessen nicht mehr zu enthalten, da seine Gelübdezeit nun wirklich beschlossen ist]. 21. Das ist das Gesetz des Verlobten, der sein»Opfer dem HERRU gelobet, von wegen seines Gelubdes [fein Opfer dem von ihm übernommenen Nasiräats-Gelübde gemäß dem HErrn darbringt; denn mit diesem Gelübde zugleich gelobt er auch die angeführten Opfer, es bedarf für dieselben keiner besonderen Gelobung]; außer dem, was er sonst vermag, tvie er gelobet hat, soll er thun, nach dem Gesetz seines Gelubdes sdenn es steht ihm natürlich frei, nach Maßgabe seines Vermögens sich nochzu andern, außerordentlichen Opfern und Gaben an das Heiligthum zu verpflichten, die soll er dann ebenfalls gewissenhaft leisten] Das Nasiräat war hernach, wie es scheint, besonders in der Richterzeit in Uebung; die Zerriittung jener Zeit mag Einzelne um so stärker getrieben haben, dem ver- wilderten Volke das Bild seiner heiligen priefterlichen Bestimmung in dem EntsagungsnGelübde vor die Seele zu führen, und so bezeichnet der HErr bei Amos L, 11 s. die Erweekung von EJiasiräern neben den Propheten als eine seiner besonderen Gnadenerweisungem wodurch er sich an den Kindern Jsrael verherrlicht habe (vgl. das mit dem Nasiräat verwandte Gelübde der Rechabiter Jerem. Kap. 35), die diese aber »in schmählicher Weise gemißbraucht hätten. Nach dem Exil wurde es besonders bei Krankheiten und in andern Nothfällem bei Reisen u. dgl. üblich, sich Gott zu verlobenz zugleich entstand die Sitte, daß, wenn arme Leute dem Nasiräat sich unterziehen wollten, ohne die bei der Ausweihung erfor- derlichen Opfer aus ihrem eigenen Vermögen aufbringen zu können, sie an irgend einen wohlhabenden und wohl- thätigen Mann sich wandten, damit dieser die Kosten für sie bestreite. Daher lesen wir Apostg. 18, 18; 21, Gesetz der Nasiräer oder Verlobten. Formular das Volk zu segnen. 423 23 ff. vom Apostel Paulus, daß er sowohl selber das Nasiräer-Gelübde auf sich nimmt, als auch auf Rath der Palästinensischen Apostel für vier Männer die Kosten des Nasiräats zu tragen sich verpflichtet: auf beide Stellen wurde schon oben, am Schluß der Anm. zu 3. M. 27, 33., Bezug genommen. IV— g1.22.—27. Zuletzt wird Zaron und seinen Söhnen, eine bestimmte Form, wie sie die Gemeine s egn en sollen, vorgeschrieben, so das; nunIlsrael vollständig nach innen wie nach aussen, in seinem religidsen wie in seinem bür- gerlichen Leben versasst ist und als das yolli Gottes, unter dem der DE» wohnt und regiert, den Sinai in den niiihstbevorstehenden Tragen verlassen kann. 22. Und der HERR redete sschließlich noch] mit Mose, und sprach: 23. Sage Aaron nnd seinen Söhnen, und sprich :» Also sollt ihr sagen zu den Kindern Israel, wenn ihr [am Schluß des täglichen Morgenopfers Kp. 28, 8 Arm] sie segnet: Auf dem Grunde der ersten und vornehmsten Thä- tigkeit der Priester, der Darbringung der Opfer, erhe- ben sich die beiden andern, die Ausrichtung der Für- bitteiind die Ertheilung des Segens (1. Chr. 24, 133 Sir. 45, 19); wir sehen Aaron beide Thätigkeiten in Gemeinschaft mit Mose, der bis dahin noch das Priester- amt mit dem Führer- und Richteramte in sich vereinigte, am Tage seines ersten Opfers in Ausübung bringen (3. M. 9, 23). Nacldem aber die Ausrichtung der Für: bitte in dem täglichen Räuchern beim Morgen- und Abendopser ihre bestimmte Form und feste Ordnung empfangen (2. M. 30, 7 f.), wird jetzt auch die Ertheis lung des Segens an ein für alle Mal feststehende Worte gebunden, um ihr nicht nur einen unmittelbar von Gott gesetzten Jnhalt zu geben, sondern auch dem gottesdienst- lichen Leben Jsraels das Siegel der Vollendung auszu- drücken. Der Segensspruch, wie er im Folgenden mit- getheilt wird, besteht zunächst aus drei Gliedern oder Sätzen, die sämmtlich in derselben Weise mit dem Na- men ,,HErr« anheben. Das ist ja derjenige Name, den Gott einst in die Namen Abrams und Sarais einge- flochten, als er sie zu den Stammeltern seines auser- wählten Volkes machte (1. M 17, 16 Anm.), den er dann dem Mose geosfenbart, als er ihn zum Erlöser und Hirten Jsraels berief (2. M. Z, 14 f.), und dessen hohe und tiefe Bedeutung er nicht nur in seinen bis- herigen Führungen, sondern auch in allen Satzungen und Nechten, die er seiner Gemeinde gegeben, bewährt hat (2. M. s, 2 f.): dieser Name soll denn auch jedes Mal auf die Kinder Jsrael gelegt werden, so oft der Priester in Kraft seines heiligen Amtes sie segnet, und der auf sie gelegte Name soll die ganze Fülle des in ihm beschlossenen Segen-s über sie ausschüttew Darum eben kehrt er dreimal wieder; denn erst in der Drei kommt das, was Gottes ist, zur Ruhe und Vollendung (1. M. 1, 277 48, 15 f» vgl. die 3 Theile der Stiftshütte u. a. m.). Jedes einzelne von den drei Satzgliedern be- steht dann wieder aus zwei Satzhälftem von denen die erste sowohl wie die zweite im hebräischen Grundtext in die Worte ,,dir« oder ,,dich« ausgeht und also die zu segnende Gemeinde zu ihrem Zielpunkt nimmt; das hat darin seinen Grund, weil alle segnende Thätigkeit Gottes in zwei Wirkungen sich zerlegt, in ein Geben und Be- wahren, in ein Wegnehmen und Veilegen, auf beide Theile des Menschen sich bezieht, auf Leib und Seele, und in beide Welten hineingreift, in die gegenwärtige und zukünftige. Wir betrachten den Segensspruch zu- vörderst im Einzelnen, ehe wir näher auf seinen Jnhalt eingehen. 24. Der HERR [von dem alle gute und alle vollkommene Gabe von oben herabkommt als von dem Vater des Lichts, bei welchem ist keine Veränderung noch Wechsel des Lichts und der Fin- sternis; Jak. 1, 17] s egne dich lmit allerlei leibli- chen Gütern und Wohlthatem deren du bedarfst] Und behüte dich [auf dem Wege, den du gehest, vor allem Uebel Pf. 121, 7., daß du seiner Ga- ben auch recht froh werdest und sie ficher und ruhig genießen mögest]; 25. Der HERR [der aus seiner Verborgen- heit 1. Tim. 6, 16 dir gegenüber herausgetreten und in seinem Worte sich dir geoffenbaret hat] lasse sein Angesicht [das er damit zu dir ge- wendet, in immer hellerem Glanze] leuchten über dir, Und sei dir gnädig [indem er alle deine Sünde tilgt und dich zu seiner völligen Gemein- schaft bringt]; 26. Der HERR [der mit seinem Angesicht dich zu leiten verheiszen hat 2. M. 33, 14] hebe [solches] sein Angesicht [zum mächtigen Schutzess uber dich [daß kein Feind dir schaden dürfe], nnd gebe dir ldurch endliche Erlösung von allem Leid und Streit dieser Welt] Friede [volle Genü- ge in seinem herrlichen nnd unvergänglichen Reiche]. Es ist dies eine von denjenigen Stellen der heiligen Schrift, bei denen der Ausleger mit seiner Auslegung sich vorkommt wie Einer, der es versucht, mit einem Ei: mer das Meer auszuschöpfenz er schöpfe, so oft und viel er will, das Meer bleibt so weit und so tief wie zuvor. Jedenfalls aber erkennen wir den eigentlichen und vollen Sinn dieses Segenspruches erst im Lichte des neuen Testaments, roo Gott als den Dreieinigen sich geoffen- bart hat und zu dem Werke der Schöpfung auch das der Erlösung und Heiligung hinzugetreten ist; von hier aus mögen wir’s denn wohl begreifen, warum der Spruch dreimal mit ,,HErr« beginnt, und werden verstehen, was für eine besondere Segnung in einem jeden der drei Satzglieder gemeint sei. ,,Dieser Segen, sagt Luther, ist nicht weit von dem andern gemeinen Segen: Es segne euch Gott der Vater, und der Sohn, und der heilige Geist! Denn dem Vater wird das Werk der Schop- fun g zugeeignet, welches dieser unser Segen auch rühret und klarer ausdrückt, da er spricht: Der HErr segne dich und behüte dich; das ist, er gebe dir gnädiglich Leib und Leben, und was dazu gehütet· Also, dem Sohne wird das Werk der Erlösung zugeeignet,· welches dieser Segen auch rühret und erkläret, da er spricht: Der HErr erleuchte sein Angesicht über dir und sei dir· gnädig; das ist, er helfe dir von Sünden, und sei dir gnädig und gebe dir seinen Geist. Und dem heiligen Geist wird das Werk der täglichen Heiligung, Trost und Stärke wider den Teufel, und endlich die Auferweckung vom Tode zugeeignet, welches dieser Segen auchrühret und erkläret, da er spricht: »Der HErr erhebe sein An- gesicht auf dich und gebe dir Friede; das ist, er wolle dich stärken, trösten und endlich den Sieg geben-« In ähnlicher Weise erklärt die Weimarische· Bibel: ·,,D·er HErr sGott der Vater] segne dich [mit allerlei geist- lichem Segen in himmlischen Gütern Eph 1, 3],· und behüte dich [denn er ist der Menscheu Hüter Hiob 7, 424 4. Mose S, 27. 7, 1—10. 20, welcher nicht schläft noch schlummert Pf· 121, 4, welcher die Seinigen bewahret wie einen Augapsel im Auge vor allem Uebel Pf. 17, 8]; der HErr [Gott der Sohn komme vom Himmel herunter Joh. s, 18, nehme deinethalben menschliche Natur an sich, erlöse dich mit feinem Blute von deinen Sünden, und] lasse sein An- gesicht leuchten über dir [er gebe sich dir mit allen feinen Wohlthaten zu erkennen im Gvangelio, welches er aus dem Schoß seines himmlischen Vaters mitbringet sah. l, 8 und in dessen Erkenntniß du das ewige Leben hast Joh. 17, 3], und sei dir gnädig [er erbarme sich deiner und rechne dir um feines Verdienstes willen deine Sünden nicht zu]; der HErr Gott der heilige Geist] hebe sein Angesicht über ich [zeige dir dasselbe liebliche Angesicht von Gottes Willen und Christi Ver- dienst immer fort und fort im Wort und den heiligen Sakramenten, er gebe dir den Glauben an Christum, stärke und vermehre denfelben], und gebe dir Friede smit Gott und mit deinem Gewissen wider die Anklage des Satan, bis du selig werdest und mit Friede aus dieser Welt scheideft].« Wenn somit erst die Offenbarung des neuen Testaments und dessen Haushaltung das rechte Licht aus den, dem Aaron und seinen Söhnen vorgeschriebenen Segen wirft, so ist die christliche Kirche in ihrem vollen Recht, daß sie diesen Segen zu dem ihrigen gemacht hat; er»war von Anfang für sie be- stimmt und der israelitischen Gemeinde nur als eine Ver- heißung des Zukünstigen gegeben. Aber eben darum, weil Jsraels geiftliche Verfassung hier so recht über sich selbst hinausweist und in die Tage hineingreift, wo der göttliche Rathschluß der Erlösung zur Ersüllung gekom- men, konnte dieser Segensspruch nicht schon früher mit- getheilt, sondern erst hier in das nun fertige Gebäude, das der HGrr am Sinai ausrichten wollte, als Schluß- ftein eingefügt werden. 27. Denn [wenn ihr, Aaron und seine Söhne, die Gemeine in dem euch verordneten Amte segnet, sollt ihr nicht irgend welcher selbstersundener, wenn auch noch so gut gemeinter Worte euch be- dienen, die zuletzt doch nur fromme Wünsche sein und bleiben würden, sondern] ihr sollt svermöge des euch hier mitgetheilten Spruchesj meinen Na- men auf die Kinder Israel legen, daß ich ssndem ich in und mit meinem Namen mich selbst auf sie herabsenke] sie [in dem ganzen, vollen Maße, wie der Spruch es verheißt] segne. Nur den Priestern war es gestattet, die Gemeine zu fegnen und dabei des obigen Spruches sich zu bedienen; wenn auch von David und Salomo erwähnt wird, das; sie das Volk fegneten (2. Sam. 6, 18; 1. Kön 8, 55), so ist darunter mehr ein Gutes-Wünschen und Erflehen zu verstehen, als ein wirkliches Segnen. Bei dieser Ge- legenheit nun wurde der Name ,,Jehova,« der sonst sei- nem eigentlichen Wortlaut nach nicht in den Mund ge- nommen werden durfte (3. M. 24, 12 Anm. 2), von den Priestern wirklich ausgesprochen, jedoch auch hier mit schwächer, kaum vernehmbarer Stimme. Da das Segnen vermittelst des Spruches von dem HErrn ein Legen seines Namens aus die Kinder Jsrael genannt wird, so geschah es immer unter einem Ausbreiten oder Ausstrecken der Hände, welches die Stelle der Handaust legung vertrat (Sir. 50, 22 vgl. Z. M. 9, 22). Jn welcher Weise dabei die Hände gehalten wurden, darüber bestehen unter den älteren Archäologen verschiedene An- sichten; am meisten Wahrscheinlichkeit hat wohl die um- stehend unter a) mitgetheilte Form für sich, welche aller- dings so, wie sie hier vorliegt, etwas Gezwungenes hat, auch von vielen Priestern nicht zuwege gebracht werden konnte, daher sie sich geradezu die Finger erst mußten binden lassen. Wird indessen der Goldsinger nicht mit dem kleinen, sondern mit dem Mittel- und Zeigesinger zufammengebracht (s. Figur b), so hört aller Zwang aus, und diese Form dürfte um so mehr sich eignen, von den Geistlichen in der evangelischen Kirche in Gebrauch ge- nommen zu werden, als die 3 zufammenliegenden Finger in der Mitte der Hand den 3 Satzgliederm die 2 Finger zu beiden Seiten aber den 2 Theilen entsprechen, in welche jedes einzelne Satzglied zersälltz die Symbolik bei Ausrichtung des Altardienstes ist nämlich keineswegs eine so gleichgiltige Sache, wie Viele anzunehmen scheinen, nur muß sie in besonnener und schristgemäßer Weise ge- übt werden. Eine andere, unter c) mitgetheilte Form empfiehlt sich für das Schlagen des Kreuzes, das bei dem Worte »Friede« üblich geworden; von diesem Kreu- zeszeichem lateinisch signam, ist vielleicht das deutsche Wort ,,segnen« abzuleiten. Daß der von einem wirklichen Träger des geiftlichen Amts gesprochene Segen in der Kirche nicht blos signi- sicativ (anzeigend) wirkt, sondern exhibitiv (mittheilend), dafür spricht V. 27 unzweideutig Der Priester, der da segnet, pflegten die Juden zu sagen, ist wie eine Po- saune; gleichwie nämlich nicht die Posaune den Schall giebt, sondern der, der sie bläst, also segnet nicht sowohl der Priester, als vielmehr der HErr selbst durch den Mund seines Priesters. Das «7. Kapitel. Opfer und Geschenke der Fürsten zur Einweihung der Hüfte-Hütte. I- W. 1—89. Indem seht der Instituts) von Sinai schon so weit vorbereitet ist, das; nach wenigen Tragen Weihegeschenke und Opfer der Fürsten. 425 derselbe zur Ausführung gebracht werden dann, geschehen nun die ersten Schritte dazu. Zlie zwiils Stammsiirsien Jsraels bringen näniliih als Æeihegesitjenlc jeder einen Gassen; und je zwei einen Wagen zum Ziortsitjasfen des ZheiligthumU Itlose aber, der dieselben in Einpfang nimmt, iiberweisi sie auf Befehl des ZjGrrn den Trinken, damit diese siih ihrer bei dem ihnen zugewiesenen Ziinte bedienen. Eine gleiche Øpserwilliglieit zum Besten der Mahnung haben die zwdlf Fürsten schon früher, bei Ge- legenheit der Einweihung des Prandopser-2Rltars, an den Mag gelegt; was sie daninls geopfert, wird hieraus in Ergänzung des Z. Was. Inn. 8—10 Erziihlteii naihtriiglicti berichtet. 1. Und da Mose [am 1. Tage des ersten Monden im andern Jahr nach dem Auszug] die Wohnung aufgerichtet hatte [2. M. 40], und sie gesalbet und geheiliget, mit alle ihrem Gerciihe, dazu auch deii Altar mit alle seinem Gercithe ge- salbet und geheiliget [3. M. 8]; « » Z. Da opferten sbrachten WeihegeschenkeJ die Fnrsten Israel, die Haupter waren in ihrer Ba- ter Hausern [4. M. 1, »5 ff.]; denn sie waren die Obersten unter den Stimmen, nnd stunden oben an unter denen, die gezahlet waren [4. M. 2, 3 sf.J. Diese Worte sind nicht so zu verstehen, als ob an eben demselben Tage, an welchem die Weihe der Priester und des Heiligthums geschah, auch die Darbringung von Geschenken, die im Folgenden berichtet wird, vor sich gegangen sei; wohl aber hängt diese Darbringung inner- lich mit jener Weihe aufs Engste zusammen. Sie war die Frucht derjenigen Freude, die in Jsrael erweckt wor- den war, als der HErr die Wohnung mit seiner Herr- lichkeit füllete und hernachmals Aarons erstes Opfer mit Feuer vom Himmel verzehrte; es entstand hierdurch bei den Fürsten der 12 Stämme eine Opferwilligkeit, das Heiligthum zu ehren und für dessen Bedürfnisse zu sor- gen, vonwelcher unser Kapitel von V. 10 an ausführ- licher berichtet, eine Opferwilligkeih die jetzt zum zweiten Mal sich bethätigte, als die Leviten mit dem Amt be- trauet wurden, die Fortschaffung der einzelnen Theile der Stiftshüttej wenn sie nun abgebrochen sein würde, auf sich zu nehmen. Diese zweite Bethätigung wird hier zuerst erzählt, weil sie der geschichtlichen Zeitfolge nach hierher gehört; jener ersten aber geschieht darnach eben- falls nachträgliche Erwähnung, und mit Beziehung auf sie knüpft unser Bericht an 2. M. 40 und Z. M. 8 an. 3. Und sie brachten ihre Opfer vor den HERRM sechs bedeckte [mit einem Dach zum Schutz wider die Witterung versehene] Wagen [wie sie in Egypten beim Transport von Hausrath u. dgl. üb- lich waren 1. W. 45, 19], und zwölf Rinden je ein Wagen sur zween Fürsten [je zween der 12· Fürsten hatten sich zusammengethan und ge- meinschaftlich einen Wagen beschafft, da deren im Ganzen nur sechs nöthig waren], und eine1i Ochsen s für einen [da jeder Wagen zweier Zugthiere be- durfte, so brachte jeder Fürst einen eignen Ochsen], und brachten sie vor die Wohnung snach dem Vorhof der Stiftshüttes 4. Und der HERR sals die Fürsten so ihre Geschenke herbrachten] sprach zn Mose [der seinen Willen erkundete, wie er sich den Darbringern gegenüber verhalten solle]: 5. Nimms von ihnen lwas fis aus freier Opgerixgllkgkeidt sbgitgfetiäsl daß Es digye zagt Sfdignst in er uee i zum ran or ere en verwendet werde], und gicb’s den [zu solchem Ge- schäft nach Kap. 4 verordneten] Lehnen, einem jeglichen lGeschlecht derselben] nach seinem sihm zu- getheilten] Amt les kommt diese Gabe bei dem nahe Pevorstegegdeki Hhug gurchhdie Länge dg»Foåtstcilyaf- ung e ei ig um re zu a en, iei enn selbst durch meinen Geist den Fürsten den Gedanken hierzu erst in die Seele gelegt habe]. 6. Da nahm Mose die [sechs] Wagen und szwölfj Rinder [von den zwölf Fürsten in Em- pfangi Und gab sie den Leviten. · 7. Zween Wagen und vier Rinder salfo für jeden Wagen zwei ZUgthiereJ gab er den Kindern Geisen, nach ihrem Amt svermöge dessen sie die Decken und Vorhänge der Wohnung sammt den Umhängen des Vorhofs fortschaffen sollten Kap. 4, 24—27]. 8. Und vier Wagen und acht Ochsen gab er den Kindern Merari nach ihrem Amt, [da sie] unter der Hand»[Oberlektvung] Jthamar, Ankona, dsgl-Hohe?sPrIesIeFTJJUZgstFnJ Fohsis sunglgich erere a en, a ie in er er on, an en Holzbohlem Säulen u. s. w. zu transportiren hatten Kp. 4, 29——33]. 9. Den Kindern Kahath aber gab er nichts skeins von den ·6 FuhrwerkenL darum, daß» sie ein heilig Amt [die Bedienung der heiligen Gerath- schaften, der Bundeslade, des Schaubrodtisches u. f.»w. Kp. s, Si] auf ihnen hatten, und sdiese Gåitathsfchcijften äicålzstlfahrem sondgixn nach Kp. 4, an iren en ragen mn en. 10. Und die Fürsten [wie sie bei dieser Ge- legenheit ihren Beruf als Repräsentanten der zwölf Stämme Jsraels so richtig erkannten und in deren Namen in den Dienst des Heiligthums stellten, was zur Fortschassung desselben erforderlich war, hatten » die nämliche Erkenntnis; schon früher an den Tag gelegt; denn sie] osiferten [brachten auch Weihe- ZzefcheIEEeJ zzijrk Fsznwelähnöixzt ges Zllltars angem Truge, aer on oe ge eie ar in en agen om 4.—10. Abib, vgl. Anna zu 3. M. 8, 36], nnd opferten ihre Gabe vor dem Altar sum ihn, nach- ! dvemh Trwvog Seiten Goges dugh dessedn Dgner·ge- «. ei e or en war, au von ei en er emeine, deren Oberste und Häupter sie waren, zu weihen]. Es wäre doch Schade um einen Abschnitt, wenn er . l c T lgkfåkichks«etüi»xt"«z2lkhsiåspälßäkkdjiikiklspåsålkä Jehova’s, die sich fast sämmtlich sogleich als Thaten der Ftgaiåe lekrslkennenslagem giöcläe nianAceiniikial von EfZeiEen E E O Eil! Si. ZU M! llVeV net? SUUN , VO ck l Hingebung sehen. Größtentheils freiwillige Gasen waren 426 4. Mose 7, 11——80. es, von welchen das Heiligthutn erbauet wurde. Aber wie weit war die Offenbarung seitdem fortgeschrittenl Es gewährt eine eigene Befriedigung, in gegenwärtigen: Abschnitt den Reiehthum von Geschenken zu sehen, den sämmtliche Fürsten der Stämme dem Heiligthum dar- brachten. Zwölf Tage nach einander brachten die Fürsten, jeder an feinem bestimmten Tage, Geschenke und Opfer dar, die bei allen genau dieselben waren, als hätte jeder Stamm hiermit bezeugen wollen, daß er gleichen Antheil am Heiligthum habe wie die übrigen. Jn das Gesetz- buch aufgenommen waren diese Geschenke fiir die späteren Geschlechter zugleich eine Ermunterung! den Vätern in Egglligkenf Dienste am Hause Jehovas nachzufolgen. an e. 11. Und der HERR ftveil die Fürsten alle auf einmal kamen] sprach zu Muse: Laß einen jeglichen Fürsten an feinem Tage kder nach der Reihenfolge der zwölf Stämme Kp. 2, 3 f. auf tZifftJ sein Opfer bringen zur Einweihung des ctk . Allerdings war diese Reihenfolge der zwölf Stämme damals noch nicht bestimmt; indem aber der HErr sie hier schon dem Mose offenbart und ihn nach derselben die zwölf Fürsten an den zwölf auf einander folgenden Tagen ihre Weihegesehenke und Opfer bringen läßt, be- reitet er die nachherige Lagerordnung vor. 12. [So geschah es denn auch, wie der HErr zur Einhaltung besserer Ordnung hiermit dem Mofe bei-ihr] An: ersten Tage ketwa am 12. Abib oder am andern Tage, nachdem Aaron sein erstes Opfer gebracht Z. M. Kp. 9 u. 10] opferte feine Gabe Nahefson, der Sohn Amminadab, fder Fürst] des Stammes Jnda [4. M. 1, 7]. is. Und feine Gabe war eine silberne Schüssel, hundert nnd dreißig Sekel [Anm. zu Z. M. II, 37J werth, eine silberne Schale, siebenzig Sekel werth, nach dem Sekel des Heiligthnms beide voll Semmelmehls, mit Oel gemenget, znm Speisopfer [3. M. 2, 1]; 14. Dazu einen güldenen Löffel feine goldene Patene in Form eines Löffels, wie die 2. M. 25, 29 erwähnten Becher], zehn Sekel Goldes [vgl. 2. M. 38, 241 werth, voll Ränchwerisz 15. Einen Farren aus den Rindern, einen Widder, ein jährig Lamm zum Brandopferx is. Einen Ziegenbock znm Sündopfer; 17. Und zum Dankopfer zwei Rinden fünf Widder, fünf Bitte, nnd fünf jährige Lämmer. Dczsbist die Gabe Rahesson, des Sohnes Ammi- Uä ä . Die Opferthiere wurden noch am Tage der Dar- bringung nach dem Morgenopfer geopfert, die Schüssel, Schale u. f. w. aber zum gottesdienstlichen Gebrauch beim Heiligthum aufbewahrt. 18. Am andern Tage [13. Abib] opferte Llkethanefh der Sohn Zum, der Fürst Jsaskhar [ p. 1, 8 . 19. Seine Gabe war eine silberne Schüsseh hundert nnd dreißig Sekel werth, eine silberne Schale, siebenzig Sekel werth, nach dem Sekel des Heiligthums, beide voll Semmelmehls, mit Oel gemenget, zum Speisopfer; 20. Dazu einen güldenen Löffel, zehn Sekel Goldes werth, voll Räuchwerksz 21. Einen Farren ans den Rindern, einen Widder, ein jährig Lamm znm Brandopferz 22. Einen Ziegenbock zum Sündopfer; 23. Und znm Dankopfer zwei Rinder, fünf Widder, fünf Viele, nnd fünf jährige Lämmer. Das ist die Gabe Nethaneeh des Sohnes Saat. 24. Am dritten Tage [14. Abib] der Fürst Erst Kinder Sebnlon, Eliab, der Sohn Helon p. 1, 9]. 25. Seine Gabe war eine silberne Schüssel, hundert nnd dreißig Sekel werth, eine silberne Schale, siebenzig Sekel werth, nach dem Sekel des Heiligthums, beide voll Semmelmehls, mit Oel gemenget, znm Speisopferz 26. Einen güldenen Löffel, zehn Sekel Gol- des werth, voll Ränchwerksz 27. Einen Farren ans den Rindern, einen Widder, ein jährig Lamm zum Brandopferz 28. Einen Ziegenbock znm Sündopfer; 29. Und znm Dankopfer zwei Rinde» fünf Widder, fünf Bitte, nnd fünf jährige Lämmer. Das ist die Gabe Eliab, des Sohnes Heim. 30. Am vierten Tage [15. Abib] der Fürst Bär: Kinder] Rüben, Eliznr, der Sohn Sedenr p. 1, 5. 31. Seine Gabe war eine silberne Schüssel, hundert nnd dreißig Sekel werth, eine silberne Schale, siebenzig Sekel werth, nach dem Sekel des Heiligihnmsz beide voll Semmelmehls, mit Oel gemenget, znm Speisopfer; 32. Einen güldenen Löffel, zehn Sekel Goldes werth, voll Ränchwerksz 33. Einen Farren ans den Rindern, einen Widder, ein jährig Lamm znm Brandopferz 34. Einen Ziegenbock znm Sitndopferz 35. Und zum Dankopfer zwei Rinier, fünf Widder, fünf Viele, und fünf jährige Lämmer. Das ist die Gabe Eliznr, des Sohnes Sedenr. 36. Am fünften Tage [16. Abib] der Fürst der Kinder Simeon, Selumiel, der Sohn Znri-Saddai [Kp. 1, ej. 37. Seine Gabe war eine silberne Schüssel, hundert nnd dreißig Sekel werth, eine silberne Schale, siebenzig Sekel werth, nach dem Sekel des Heiligthums, beide voll! Semmelmehls, mit Oel gemenget, znm Speisopfer; 38. Einen güldenen Löffel, zehn Sekel Gol- des werth, voll Ränchwerksz 39. Einen Farren aus den Rindern, einen Widder, ein jährig Lamm znm Brandopferz 40. Einen Ziegenbock znm Sündopferz Weihegeschenke und Opfer der Fürsten. 427 41. Und zum Dankopfer zwei Rinder, fünf Widder, fünf Böcke, und fünf jährige Lämmer. Das ist die Gabe Selumiel, des Sohns Zuri- Saddai. 42. Am sechsten Tage [17. Abibj der Fürst der Kinder Gad, Eliasaph, der Sohn Degnel [Kap. 1, 14]. 43. Seine Gabe war eine silberne Schüssel, hundert und dreißig Sekel Werth, eine silberne Schale, siebenzig Sekel Werth, nach dem Sekel des Heiligthnms, beide voll Semmelmehls, mit Oel gemenget, zum Speisopferz 44. Einen güldeuen Löffel, zehn Sekel Gol- des Werth, voll Räuchwerksz 45. Einen Farren ans den Rindern, einen Widder, ein jährig Lamm zum Brandopferz 46. Einen Ziegenbock zum Sündopfer; 47. Und zum Dankopfer zwei Rinder, fünf Widder, fünf Böcke, funf jährige Lämmer. Das ist die Gabe Eliasaph, des Sohnes Deguel. 48. Am siebenten Tage [18. Abib] der Fürst der Kinder Ephraim, Elisama, der Sohn Ammihnd [Kap. 1, 10]. 49. Seine Gabe war eine silberne Schüssel, hundert und dreißig Sekel Werth, eine silberne Schale, siebenzig ekel Werth, nach dem Sekel des Heiligthums beide voll Semmelmehls, mit Oel gemenget, zum Speisopserz 50. Einen güldeuen Löffel, zehn Sekel Gol- des Werth, voll Räuchwerksz 51. Einen Farren aus den Rindern, einen Widder, ein jährig Lamm zum Brandopfer; 52. Einen Ziegenbock zum Sündopfer; 53. Und zum Dankopfer zwei Rinder, fünf Widder, fünf Viele, fünf jährige Lämmer. Das ist die Gabe Elisama, des Sohnes Ammihud. 54. Am achten Tage [19. Abib] der Fürst der Kinder Manasfe, Gamliel, der Sohn Peda- znr [Kap. 1, 10]. 55. Seine Gabe War eine silberne Schüssel, hundert und dreißig Sekel Werth, eine silberne Schale, siebenzig Sekel Werth, nach dem Sekel des Heiligihnms beide voll Semmelmehls, mit Oel gemenget, zum Speisopferz 56. Einen güldeuen Löffel, zehn Sekel Gol- des Werth, voll Räuchwerksz 57. Einen Farren ans den Rindern, einen Widder, ein jährig Lamm zum Brandopferz 58. Einen Ziegenbock zum Sündopferz 59. Und zum Dankopfer zwei Minder, fünf Widder, fünf Röcke, fünf jährige Lämmer. Das ist die Gabe Gamliel, des Sohnes Pedazun 60. Am neunten Tage [20· Abib] der Fürst der Kinder Benjamin, Abidan, der Sohn Gideoni [Kap. 1, 11]. 61. Seine Gabe War eine silberne Schüssel, hundert und dreißig Sekel Werth, eine silberne Schale, siebenzig Sekel Werth, nach dem Sekel des Heiligthnms, beide voll Semmelmehls, mit Oel gemenget, zum Speisopfer; 62. Einen Hüldenen Löffel, zehn Sekel Gol- des Werth, voll äuchwerksx 63. Einen Farren aus den Rindern, einen Widder, ein jährig Lamm zum Braudopfer; 64. Einen Ziegenbock zum Sündopfer; 65. Und zum Dankopfer zwei Rinder, fünf Widder, fünf Viele, fünf jährige Lämmer. Das ist die Gabe Abidan, des Sohnes Gideoni. 66. Am zehnten Tage l21- AbibJ D« Fürst der Kinder Dan, Ahieser, der Sohn Ammi-Saddai [Kap. I, 12]. 67. Seine Gabe war eine silberne Schüssel, hundert nnd dreißig Sekel Werth, eine silberne Schale, siebenzig ekel Werth, nach dem Sekel des Heiligthums, beide voll Semmelmehls, mit Oel gemenget, zum Speisopfer; 68. Einen güldeuen Löffel, zehn Sekel,- Gol- des Werth, voll Räuchwerksz 69. Einen Farren aus den Rindern, einen Widder, ein jährig Lamm zum Brandopferz 70. Einen Ziegenbock zum Sündopfer; » 71. Und zum Dankopfer zwei Rinder, funf Widder, fünf Röcke, fünf jährige Lämmer. Das ist die Gabe Ahiefer, des Sohnes Ammi-Saddai. 72. Am elften Tage [22. Abib] der Fürst der Kinder Asfer, Pagiel, der Sohn Oebran [Kap. 1, 13]. 73. Seine Gabe War eine silberne Schüssel, hundert und dreißig Sekel Werth; eine silberne Schale, siebenzig Sekel Werth, nachdem Sekel des Heiligthums, beide voll Semmelmehls, mit Oel gemenget, zum Speisopferz 74. Einen güldeuen Löffel, zehn Sekel Gol- des Werth, voll Ränchwerksz 75. Einen Farren aus den Rindern, einen Widder, ein jährig Lamm zum Brandopferz 76. Einen Ziegenbock zum Sündopfer; 77. Und zum Dankopfer zwei Rinder, fünf Widder, fünf Röcke, fünf jährige Lämmer. Das ist die Gabe Pagieh des Sohnes Ochrau. 78. Am zwölften Tage [23. Abibj der Fürst der Kinder Naphthali, Ahira, der Sohn Enau [Kap. 1, 15]. 79. Seine Gabe war eine silberne Schüssel, hundert und dreißig Sekel Werth, eine silberne Schale, siebenzig Sekel Werth, nach dem Sekel des Heiligthums, beide voll Semmelmehls, mit Oel gemenget, zum Speisopfer; 80. Einen güldeuen Löffel, zehn Sekel Gol- des Werth, voll RäuchWerks; 428 4. Mose 7, 81—89. 8, 1—1-7. 81. Einen Farren aus den Rindern, einen Widder, ein jährig Lamm zum Brandopferz 82. Einen Ziegenbock zum Simdopferz 83. Und zum Dankopfer zwei Rinder, fünf Widder, fiinf Bocke, fiinf jährige Lämmer. Das ist die Gabe Ahira, des Sohns Enan. 84. Das ist die [auch von Seiten der Ge- meinde vollzogene] Einweihung des [Brandopfer-] Altare, zur Zeit, da er [von Mose, dem Beauf- tragten des HErrUJ geweihet ward; dazu die Für: sten Israel [als Repräsentanten» der Gemeinde] opferten diese zwölf silberne Schusselu, zwölf fil- berne Schalen, zwölf guldene Löffel; 85. Also, daßje eine Schüssel hundert und dreißig Sekel [ca. 34X5 Pfund] Silbers [1141-9 Thlr., vgl. 2. M. 30, 13; 3. M. 27, 25 Anm.] und je eine Schale fiebenzig Sekel [etwa 2 Pf. oder 614-9 Thlril hatte; daß die Summa alles Silbers am Gefäße trug zwei tausend und vier hundert Sekel, nach dem Sekel des Heiligthums [bei 70 Pf. oder 210673 Thlr.] 86. Und der zwölf giildenen Löffel voll Räuch- werks hatte je einer zehn Sekel, nach dem [Gold-] Sekel des Hciligthuuis [ca. 874 Loth = ca. 100 Thln vgl. 2. M. 38, 24 u. 3. M. 19, 37 Anm.]; daß die Summa Goldes an den Löf- feln trug hundert und zwanzig Sekel [ca. 372 Pfund oder 1200 Thlr.] 87. Die Summa der Rtnder zum Brand: ohfer war zwolf Farren, zwolf Widder, zwolf jährige Lammer, sammt ihren sden zu ihnen nach Kp. 15, 4 ff. gehörigen] Speisopferm und zwölf Ziegenböcte zum Siindopfen 88. Und die Summa der Rinder zum Dant- opfcr war vier und zwanzig Farren, sechszig Wid- der, sechszig Börse, sechszig jährige Lämmer. Das ist hie Einweihung des Altars, da er geweihet war . 89. Und fgleichwie mit solchen Weihegefchen- ken und Opfergaben sich Jsrael zu dem Altar feines Gottes bekannte, so bekannte sich auch der HErr seinerseits während dieser ganzen Zeit zu seinem Heiligthum, so daß es in Wahrheit eine Stätte des gegenseitigen Zufammenkommens wurde, dazu es bestimmt war; denn] wenn Mose in die Hutte des Stifts ging, daß mit ihm geredet würde [er Gottes Offenbarungen empfinge, sei es nun ein Gebot zur weiteren Entfaltung des Gesetzes 3.M.11,1—24,9; 4.M.1,1—16;2, 1 ff.; 3, 5 ff.; 4, 1——6, 27, sei es die Antwort auf eine dem HErrn vorgelegte Frage Z. M. 24, 11 ff.; 11, 1—24, 9; 4. M. g, 8]; so hbrete er die Stimme [dessen, der hier sich ihm hatte bezeugen wollen] mit ihm reden von dem Gnadenstnhl, der auf der Lade des Zeugnisses war, zwischen den zweien Cheru- bim; von dannen ward [ganz jener Verheißung 2. M. 25, 22 gemäß] mit ihm geredet [wenn er auch dabei den HErrn nicht in irgend welcher leiblichen Gegenwart erblickte]. Das 8. Kapitel. Einweihung der «,Leviten. 11. n. 1—4. at» oer neun» oeinniichct mit nrkiihcnng der letzten Ereignisse vor dem Jtusbruch vom Sinai fort- sährt, gedeutet derselbe einer nochmaligen Willensmein- rung von Seiten des Kinn, wie es mit Mesorgung der heiligen Lampen auf dem goldenen Leuchter gehalten werden soll (2. Illose 27, 20 s.; Z. ZU. 24, 1—4). Sie bestimmt genauer, als dies friiher geschehen (2. Was. 25, 37), in welcher Richtung diese Lampen in das Zjeilige hineinleuctjten sollen; denn da Israel nun- mehr die Gegend, wo es bisher, abgeschieden von der weit, mit seinem Gott allein gewesen, verleiht und wie- der hineingeht in die Welt, bedarf es einer erneuerten Erinnerung an seinen hohen und erhabenen Beruf, der in den sieben Lampen abgebildet wird, zu scheinen als Lichter mitten unter einem uuschlasijtigen und verkehrten sbesctileajt 1. Und der HERR redete mit Mofe [in den letzten Tagen vor dem AufbruchL und sprach: Z. Rede mit Aaron sder den goldenen Leuch- ter im Heiligen beim täglichen Morgen- und Abend- opfer zuzurichten hat], und sprich zu ihm: Wenn du sdes Abends] die Lampen aufsetzest [daß sie die Nacht hindurch leuchten], sollst du sie also fegen, daß sie alle sieben vorwärts dem Leuchter sauf den ganzen, nördlich vor dem Leuchter befindlichen Raum der Hütte] scheinen fes kommt auf die forgfältigste Befolgung dieser fchon früher ge- gebenen Bestimmung von nun an noch mehr an als seither; darum soll er’s fortan recht genau damit nehmen]. 3. Und Aaron that also, und setzte smit noch größerer Pünktlichkeit als seither] die Lampen auf, vorwärts dem Leuchter zu scheinen; wie der HERR Mose geboten hatte. 4. Der Leuchter aber war dicht Gold [von feinem Gold in getriebener Arbeit] , beide sein Schaft und seine lRöhren mit den daran befind- lichen Verzierungen oder] Blumen [2. M. 25, 31 ff.], nach dem Gesicht, das der HERR Mofc [auf dem Berge] gezeigt hatte [2. M. 25, 9], also machte er [durch die verordneten Werkmeisterr 2.M.31,1 ff.] den Leuchter [2. M. 37, 17 ff.]« Die jetzige, mit dem Willen Gottes auf’s Strengfte übereinstimmende Bedienung des Leuchters von Seiten Aarons (V. Z) entsprach also vollkommen der fchon früher: angeivendeten Sorgfalt, mit welcher Mofe den Leuchter selbst den Anweisungen des HErrn gemäß hatte anfer- tigen lassen — wie· hätte doch Israel sich da eifrig follen erfinden lassen, in gewissenhafter Wahrnehmung des H Worts sich zu erweisen als ein Licht in dem Weihung der Lebiten. 429 111. n. 5—26. nächst der usw. 7 errichteten darbrin- gung von hltleihegesctjenlien von Seiten der Stammsiirsten Vsraels solgt jetzt das zweite unter den letzten Ereig- nissen am Sinaiz das ist die Einweihung der zum iiuheren Dienst an der Zjiitte des Jists verordneten gle- vit en Gan. 3 u. 4.). Sie zersiillt wie die der Priester (2. Was. 29, 1 ff. Einl.) in einen doppelten Mit, ist aber in ihren einzelnen Zjandlungen derselben durchaus untergeordnet und erskheint blos als ein maiter Zbglank von ihr, wie sie auaj nicht ein Zjeiligeig sondern nur ein Zeinigen genannt wird: im ersten Zlit statt der Znllaschung eine Fiesprengung mit Iiindwassey statt der Salbuiig ein Zbscheeren der Haare, statt der Einleleiduiig ein bloßes waschen der Kleider; im zweiten, dem Opfer-Mit, statt des Zsiindesiillens ein Weben nor dem Zjnkrrn Zdies alles entspricht genau der Stellung, die die llevitenin der Eheoliratie einnehmen, und dem Berufe, dem sie am Kei- ligihuin dienen sollen; siir diesen mirdietzh wo es sich um den ständigen Dienst, und nicht mehr blos um das Zlortschafsen der verschiedenen Bestandtheile des Wenig- thums, wie Frau. 4, 3 handelt, die Zeit vom 25.——50. Lebensjahre festgesetzt. 5. Und der HERR redete [ferner] mit Mose, nnd sprach: s. Nimm die Lebiten ans den Kindern Is- rael, und reinige sie [zu dem Amte, das ihnen bestimmt ist]. 7. Also sollst du aber mit ihnen thun, daß du sie reinigest: Du sollst Siindwasser szur Ent- sündigung dienendes Wassersj auf sie sprengen, nnd sollen alle ihre Haare [die Haare am ganzen Leibe] rein abscheeren [wie die vom Aussatz zu Reinigenden Z. M. 14, 8 f.], und ihre Kleider [denn eine eigene Amtskleidung haben sie nicht zu tragen] ivaschen smit Wasser aus dem ehernen Handfaß]; so sind sie rein [dem Stande ihrer bisherigen Unreinheit entnommen] F) Worin dies Wasser bestehen soll, wird nicht ge- sagt; die Ausleger sind daher streitig, ob an ein beson- ders zubereitetes Sprengwasser, ähnlich dem in 3. M. 14, 5 f. 49 ff. erwähnten, oder dem 4. M. 19, 9 vor- geschriebenen, oder aber an einfach reines Wasser aus einer Quelle oder aus dem ehernen Handfasz zu denken sei. Die erstere Meinung scheint die richtige zu sein. 8. Dann sollen sie nehmen einen jungen Farren [zum Brandopfer V. 12], nnd sein ldas zu ihm gehörige] Speisopfey Semmelmehl mit Oel ge- menget [nach dem Kp. 15, 9 genannten MaßeJz nnd seinen andern jungen Farren sollst du zum Sündopfer nehmen sdamit durch dieses ihre Sünde getilgt, durch jenes Opfer aber ihre völlige Hin- gabe an den HErrn bewirkt werde]. 9. Und sollst [wenn so alles zur eigentlichen Weihehandlung vorbereitet ist] die Lebiten Vor die Hütte des Stifts snach dem Vorhof] bringen nnd die ganze Gemeine der Kinder Israel [auch da- selbst] versammeln; 10. Und [hierauf] die Lebiten vor den HERRn [an den Brandopfer-Altar] bringen, nnd die Kinder Israel svertreten durch ihre Aeltesten oder Stammfürsten] sollen [behufs Uebertragung ihrer Verpflichtung zum Dienst am Heiligthum] ihre Hände aus die Lebiten legen. II. Und Aaron soll die Lebiten [indem er sie nach dem Eingange der Stiftshütte hin und von da nach dem Brandopfer-Altar zurückführt 2. M. 29, 24 Anm.] vor dem HERRU weben, [denn ich nehme sie als ein Geschenk oder eine Opfergabe V. 16] von den Kindern Israel [und überlasse sie wiederum Aaron und seinen Söhnen zum Geschenk V. 19], ans daß sie dienen mögen an dem Amt des HERRn 12. Und die Lebiten [nachdem sie so gewebet und damit positiv für ihr Amt geweihet sind] sollen [jetzt] ihre Hände aufs Haupt der weiden] Farren legen [um theils ihre Schuld auf die ihre Stelle vertretenden Opferthiere zu übertragen, theils ihre Bereitwilligkeit zu einer völligen Hin: gabe an den Dienst des HErrn zu bezeugen]; und einer soll zum Sündopfer, der andere zum Brandopfer dem HERRn gemacht werden, die Lebiten zn versöhnen fund mir wohlgefällig zu machen]. 13. Und sollst [hierauf] die Lebiten vor Aarou nnd seine Söhne stellen [zum Zeichen, daß sie denselben von nun an als Diener und Gehilfen zugeordnet sein sollen], und Vor dem HERRU weben [durch diese förmliche Uebergabe an den HErrn und seine Diener zur thatsächlichen Aus- führung bringen, was ihre Webe sinnbildlich be- zeichnet hat]. · 14. Und sollst sie also [durch solche Einfüh- rung in ihren Dienst] sondern bon den Kindern Israel, daß sie [nicht wie diese einem gewöhnlichen Lebensberuf nachgehen, sondern, wozu ich sie ver- ordnet habe Kp. Z, 45] mein seien [mir und dem Amt an meinem Heiligthum geweihet]. 15. Darnach sollen sie hineingehen [in das Innere des Heiligthums, sobald dasselbe von den Priestern zum Abbruch fertig gemacht sein wird Kp. 4, 5—15], daß sie [in der Kp. 4, 19 ff. beschriebenen Weise] dienen in der Hütte des Stifis Also [wie ich dir von V. 5 an genau angegeben habe] sollst dn sie [zuerst V. 7] reinigen Und [dem- nächst V. 9 ff. auch] weben sjenes ist ihre nega- tive, dies ihre positive Weihe] 16. Denn sie sind mein Geschenk von den Kindern Israel [das diese durch die Handauf- legung V. 10 mir darbringen], nnd [zwar] habe [ich] sie mir [in Folge der Substitution oder Stellvertretung, von der ich dir schon oben Kp. Z, 12 ff. sagte] genommen für alles, das seine Mutter bricht, nämlich fiir die Erstgebnrt aller Kinder Israel. 17. Denn alle Erstgebnrt unter den Kindern Israel ist mein, beide der Menschen nnd des Biehes, 430 4. Mvse 8, 18——26. I, 1———10. seit der Zeit ich alle Erstgeburt in Eghptenland schlug [die der Kinder Israel dagegen verschonte], nnd heiligte sie [die Erstgeburt unter den Kindern Israel] mir sdurch solche Verschonung], 18. Und nahm [dann später] die Leviten an für alle Erstgeburt [der Menschen] unter den Kin- dern Israel, 19. Und gab sie [als das mir gebiihrende Geschenk wieder] zum Geschenk Aaron und seinen Söhnen [meinen nächsten und unmittelbarsten Die- nern], aus den Kindern Israel, daß sie dienen am Amt [das eigentlich] der Kinder Israel [sein und von ihnen selbst verrichtet werden solIte], in der Hütte des Stifts svon ihnen aber nicht verrichtet werden kann, da sie wegen ihrer Unreinigkeit meinem Heiligthum nicht nahen dürfen; indem jedoch nun- mehr die Leviten ihre Stelle übernehmen, dienen dieselben, als welche ich mir erwählet und gerei- niget habe, zugleich dazu], die Kinder Israel zu versöhnen soder vor meinem Zorn zu decken, vgl. Anm. zu Z. M. 1, 4 zweite Hälfte], aus daß nicht unter den Kindern Israel sei eine Plage swie die, welche die beiden Söhne Aarons so plötzlich hin- weggerafft hat 3. M. 10, 2], so sie [selbst in ihrer natürlichen Unreinigkeit, die durch keine besondere Reinigung von meiner Seite hinweggenommen ist, wie das nunmehr bei den Leviten der Fall] sich nahen wollten zum Heiligthum lum den Dienst an demselben zu versehen vgl. 1 Sam. 6, 19 ff.]. 20. Und Mose mit Aaron sammt der ganzen Gemeine der Kinder Israel, thaten mit den Leviten alles, wie der HERR Mose geboten hatte. 21. Und die Leviten entsündigten sich [indem sie mit dem Sündwasser sich besprengen ließen und alle ihre Haare abschoren], und wuschen ihre Kleider [V. 7], und Anton wehte sich vor dem HERRn sdurch die mit ihnen vorgenommene Ceremonie V. 11], und versdhnete sie sdurch Darbringung der beiden Opfer V. 12], daß sie rein [dem bisherigen Stande ihrer Unreinheit entnommen] wurden [und nun selbst wieder den Kindern Israel zu einer Versöhnung oder Deckung dienen konnten V. 19]. 22. Darnach gingen sie [an dem Tage, an welchem es zum Abbruch des Heiligthums kam Kp. 10, 11 ff.] hinein, daß sie [je nach dem, einem jeden von ihren drei Geschlechtern zugetheilten Dienst Kp. 4] ihr Amt thaten in der Hütte des Stifts, vor Anton nnd seinen Söhnen [unter deren Schutz Kp. 4, 17 ff. und nach ihrer Anweisung Kie- 4, 27 s. 33]. Wie der HERR Mose geboten hatte über die Leviten, also thaten sie mit ihnen. 23. Und der HERR svon dem gegenwärtigen Dienst der Leviten hinausweisend auf die Zeit, wo sie im Lande Canaan die äußeren Geschäfte beim Heiligthum würden zu besorgen haben] redete mit Mose und sprach: 24. Das ift’s, das den Leviten [kiinftighin, wenn es sich nicht mehr um den Transport des Heiligthums handelt, für den allerdings volle Manneskraft und also ein reiferes Alter erforder- lich ist Kp. 4, Z. 23. 3o. 35. 47] gebührt: Von fünf und zwanzig Iahren nnd drüber, taugen sie [bereits] zum Heer und Dienst szu dem heiligen Kriegsdienst, dazu sie verordnet sind Kp. 4, 3] in der Hütte des Stifts. 25. Aber von dem fünfzigsten Iahr an sollen sie ledig sein von dem Amte des Dienstes, und sollen nicht mehr dienen, 26. Sondern auf den Dienst ihrer Brüder warten in der Hütte des Stists sindem sie neu antretende Leviten in ihren Dienstgeschäften unter- weisen und die andern überwachen, das; alles ordentlich und ehrlich zugehe I. Cor. 14, 40], des Amts aber sollen sie nicht kmehrj pflegen. Also sollst du mit den Leviten thun [und sie je nach Maßgabe ihres Alters im Dienst der Hütte ver- wenden], daß ein jeglicher seiner Hut warte kder ihm zugewiesenen Geschäfte wahrnehmends Das 9. Kapitel. You: Aufsatz, und Zeichen zum Hagern oder Jortziehem IV· III. 1-—14. Ilas dritte non den lehten Greignifsen omsinaiistdiehuliederleehrdesjllassahseftes Ilie eigentliche Feier desselben reiiht in die Gage derjenigen Gesetzgebung zurück, melihe mit den heiligen Zeiten Ils- raels es zu thun hatte (ogl. 3. M. 25, 1 sinmJz es handelt sich aber hier zugleich um eine Zllalhseier für solche, welche um leviiisciser xierunreinigung oder anderer gibhaltungen willen an der Fhauptfeier nicht haben Ilheil nehmen können, und fällt mit zniiciisicht auf diese Auth- feier das Fest allerdings in die letzte, dem Instituts) vom Sinai uninittelbar vorangehende Zeit (ogl. V. 11 mit Kuh. 10, 11). · 1. Und der HERR redete mit Mose in der Wuste Staat, im andern Jahr, nachdem sie ans Egypteuland gezogen waren, im ersten Monden swohl am Morgen des 10. Abib oder des letzten von den sieben Tagen der Priester-Weihe, s. Anm. zu Z. M. s, 36], und sprach: 2. Laß die Kinder Israel Passah halten zu seiner Zeit smein Gebot 2. M. 12, 14., daß dies eine alIjährlich wiederkehrende Feier bei euch sein soll, bezieht sich nicht blos auf euer noch bevor- stehendes Wohnen in Canaan 2. M. 12, 25, sondern gilt schon für euren jetzigen Aufenthalt in der Wüste] 3. Am Vierzehnter Tage dieses Monden, zwi- schen Abends, zu seiner [zu der schon 2. M. 12, 6 dsfüt festgesetzten] Zeit sollen sie es halten [schlach- ten und zubereiten, und darnach essen], nach aller Wiederkehr des Passahsestes. 431 seiner Satznng nnd Recht kwie es der HErr bei der Einsetzung desselben 2 M. 12 verordnet hat]. 4. Und Mose redete mit den Kindern Israel, das; sie das Passah hielten. 5. Und sie hielten Passah am vierzehnten Tage des ersten Monden zwischen Abends, in der Wiiste Sinai [die verschiedenen Familienväter schlachteten ihr Lamm an dem bezeichneten Tage zwischen Abends, sprengten dessen Blut an den Altar des Vorhofs, worauf es gebraten und am Abend mit bittern Kräutern und ungesäuerten Broden unter Lobgesängen Weish 18, 9 genossen wurde]; alles, wie der HERR Mose geboten hatte, so thaten die Kinder Israel. Die Bestimmung, das Mahl in reisefertiger Haltung zu genießen, galt nur für die erste Feier in Egyptem wo sie, durch die Umstände hervorgerufen, den sofort nach dem Mahle anzutretenden Reiseweg andeuten sollte (vgl. Annr. zu Z. M. 12, 11); nach rabbinischer Tradi- tion gehört auch die Auswahl des Passahlammes am 10. des Monats und die Aufbewahrung bis zum 14. nur der erstmaligen Feier an, doch ist es nicht unwahrscheinlich, daß, wie wir oben angenommen haben, am 10. der HErr die Aufforderung an Israel ergehen ließ, sich nun wieder zum Passah zu rüsten. Die Bestreichung der Thiirpfosten mit dem Blute des Lammes fiel natlirlich ebenfalls weg; an die Stelle dafür trat die Ausschwenkung des Blutes an den Altar, die noch jeder Hausvater selbst besorgt haben scheint, während sie in späteren Zeiten durch die Priester mit Hilfe der Leviten geschah, und nur die Schlachtung der Lämmer den einzelnen Hausvätern über- lassen blieb (2. Chr. 30, 16 f;35, 10 s.). Ob letztere schon jetzt, wie hernach (5. M. 16. 2 ff.) verordnet wird, beim Heiligthum vollzogen werden mußte, bleibt dahin ge- stelltqkjedenfalls aber geschah sie schon jetzt zwischen 3—6 Uhr Nachmittags (vgl. Anm. zu L. M. 12, 6), weil sonst die Zeit für die Ausschwenkung des Blutes am Altar bei so vielen Passahlämmern nicht ausgereicht hätte. Der Hergang beim Genuß des Pafsahmahles war jetzt wohl noch einfach; im Laufe derZeit bildeten sich jedoch immer mehr bestimmte Gebräuche aus, die in Folgen- dem bestanden: Nachdem die Lampen angezündet waren und die Tischgesellschaft sich zum Essen ungeschickt hatte, wurde der erste Becher Wein (gewöhnlich rather, doch konnte auch weißer verwendet werden) eingeschenkt, vom Hausvater mit einem Dankspruch (,,Gelobt seist du, HErr, unser Gott, du König der Welt, der du die Frucht des Weinstocks erschaffen hast!«) gesegnet und von den Anwesenden der Reihe nach getrunken. Es wurde jetzt nach vorhergegangenem Händewaschen die Mahlzeit damit eröffnet, daß jeder etwas von den bittern Kräu- tern nahm und aß, worauf das Lesen der Haggadeg d. i. der aus mehreren Abschnitten des Gesetzes be- stehenden, auf den Tag verordneten Lektion begann, ein zweiter Becher eingeschenkt wurde und der älteste Sohn des Hauses an den Vater die Frage richtete, was doch dies alles bedeute (vgl. Anm. zu 2. M. 12, 27). Jndem letzterer seine Auseinandersetzung mit den Worten schloß: »So laßt uns denn sprechenk Halleluja! Lobet ihr Knechte den HErrn!« war damit das Halle! oder der Lobgesang eingeleitet, von welchem indessen zunächst nur Pf. 113 u. 114 gesprochen oder gesungen wurde. Man trank nunmehr den vorhin eingeschenkten zweiten Vecher und hielt jetzt die eigentliche Mahlzeit. Nach Be- endigung derselben geschah ein abermaliges Hände- waschen; der Hausvater sprach das Gebet nach Tische, segnete den dritten Vecher, der vorzugsweise »der ge- segnete Kelch« (c8.1ix benedictionim 1. Cor. 10, IS) hieß, und trank ihn mit den Tischgenossen aus, worauf noch ein vierter eingegossen (vgl. EinL zu Pf. 113), jedoch nicht eher genossen wurde, als bis auch der zweite Theil des Lobgesanges (Ps. 115—118) beendigt war (wenigstens bis zu den Worten Pf. 118, 26: Gelobet sei, der da kommt im Namen des HErrn!). H. Da sals ganz Jsrael sich so zum Halten des Passah stiftete] waren etliche Männer unrein snach dem Gesetz-«] über einem todten Menschen [den sie zu Grabe gebracht], daß sie nicht konnten Passah halten des Tages [da ja laut der Verord- nung Z. M. 7, 21 nur levitisch reine Personen an einem Opfermahle Theil nehmen follten]. Die traten zu Mose nnd Aaron desselbigen Tages, 7. Und sprachen zu ihm: Wir sind unrein über einem todten Menschenz warum sollen wir [um eines solchen Unfalls willen, der ohne unser Verschulden uns betroffen hat] geringer sein sals die andern, die davon frei geblieben], daß wir Unsre Gabe sdas Passahopfer vgl. Anm. zu 2. M. 12, 7] dem HERRn nicht bringen niiissen zu seiner Zeit unter den Kindern Israel? swir möchten Passah ebensowohl halten, wie unsere Brüder vom Volk Israel, dürfen es aber nicht — wie ist da zu rathen und zu helfen?] «) Nach der späteren Bestimmung in Kap. 19- 11 waren solche, die einen todten Menschen ungerührt hatten, sieben Tage unrein; diese Bestimmung ist jetzt noch nicht erlassen; wohl aber erkennen die Männer, von denen hier die Rede ist, saus dem in 3. M, 11, 24 f. und 21, 1 ff. 11 Gesagten wenigstens für den laufen- den Tag sich als unrein und damit als ausgeschlossen von der Passahfeier. Der in V. 10 ff. dem Mose ge- gebene Bescheid des HErrn auf seine Anfrage ist dann gleich so gestellt, daß jene Bestimmung dabei zu voller Geltung kommt. 8. Mose sprach zu ihnen: Harret [bleibet hier-J, ich will hören, was each der HERR [den deswegen zu befragen, ich sogleich nach der Stifts- hütte gehen werde] gebeut. 9. Und der HERR redete mit Mose svon dem Gnadenstuhl herab], Und sprach [indem er nicht blos für den vorliegenden Fall seine Antwort ertheilte, sondern der Vorschrift gleich jetzt eine allgemeine, auf alle ähnliche Fälle sich beziehende Fassung gab]: « 10. Sage den Kindern Israel, und sprich: Wenn jemand [während der eigentlichen Passahzeit] unrein über einem Todten, oder ferne von euch über Feld sauf einer weiteren Reise begriffen] ist [von der er bis zum Abend des Passahtages an sei- nen Wohnort nicht zurückkehren kann], oder unter euren Freunden [diese Worte gehören mit den im vo- rigen Satze »von euch« zusammen: jemand von euch oder von euren Freunden, d. i. Nachkommen], der soll dennoch dem HERRn Passah halten lwenn auch nicht zu derselben Zeit mit dem ganzen Volke, am vierzehnten Tage des ersten Monden]; 432 4. Mose s, 11—-23. 10, 1—3. 11. Aber doch [später, nämlich] im andern MVUDEU lsik oder Iris-III, am vierzehntcrt Tage zwischen Abends, und soll es neben ungesciuertem Brod nnd Salsen [mit den bittern Kräutern 2. M. 12, 8] essen; 12. Und sollen [die so ihre Nachfeier halten] nichts dran überlassen bis morgen, auch sbeim Zu: richten des Lammesj kein Bein dran zerbrechen, und sollens [also, vgl. 2. M. 12, 10. 461 nach aller Weise das Passah halten snur daß sie nicht hernach noch sieben Tage lang ungesäuertes Brod essen müssen, bei dieser Nachfeier hat es vielmehr mit dem Passah-Genuß selbst sein Bewenden]. 13. Wer aber rein, nnd nicht über Feld ist, und laßt [gleichwohl] anstehen das Passah zu hal- ten [zur rechten Zeit, am 14. Tage des ersten Monden, weil er meint, er könne ja die Feier einen Monat später an einem einzigen Tage nachholen], deß Seele soll ausgerottet werden von seinem Volk; darum, daß er seine [Opfer-] Gabe [V. 7] dem HERRn nicht gebracht hat zu seiner Zeit sund da- mit meinen Bund übergangen]; er soll seine Sünde tragen [der Strafe nicht entgehen 1. M. 17, 14]. War nun an beiden Sakramenten des alten Testa- ments so viel gelegen, daß, wer dieselbigen unterließe und nicht nach der Ginsetzung des HErrn gebrauchte, die Strafe des leiblichen Todes gewiß zu erwarten hatte: ei, was meinet ihr, o ihr Spötter und Verächter der von Christo so weislich, heilsam und zum Siegel der Gerechtigkeit eingesetzten Sakramente neuen Testa- ments, wie wird’s euch ergehen, die ihr besonders das heil. Abendmahl verachtet, darin euch nicht blos unge- säuert Brod, nicht Lammfleisch, sondern der wesentliche Leib und Blut Christi, als eines unschuldigen und un- befleckten Lamms, zur Versicherung der Gnade Gottes und des ewigen Lebens zu essen und zu trinken soll gegeben werden! (Starke.) 14. Und wenn ein Fremdling bei euch wohnet [der durch Annahme der Beschneidung sich ganz an eure Volksgemeinschaft angeschlossen hat Z. M. 12, 48], der soll auch dem HERRn Passah halten, und soll’s halten nach der Satzung und Recht des Passalx Diese [die das Passah betreffende] Satzung [wie sie früher mitgetheilt und hier durch den Zu- satz» V. 10——13 ergänzt worden ist] soll euch gleich sin gleicher Weise verbindlich] sein, dem Fremden [oder Proselyten der Gerechtigkeit sowohl Z. M. 17, 9 Anm.], wie des Landes Einheimischen kihr sollt also auch nicht etwa aus Rücksicht auf An- schauungsweise und Neigungen der Fremden etwas daran ändern, sondern diese müssen sich vielmehr ganz der festgesetzten Ordnung fügen, wenn sie Theil haben wollen]. Vgl. den Fall einer solchen nachträglichen Feier des Passah von Seiten des ganzen Volks in Z. Chr. 30, 1 ff. I· V. 15——LJ3. Zlllit der Beendigung des illassah und sei- ner xlaajserer ist die Zeit des Zufbrurizs vom Sinai nun wirliliaj herbeigelmmmem indem die Gesctjiajtserkiihlung zu derselben iiberleiteh giebt sie, anlkniipsend an den Ve- rirtJt von dem, was u1il der Wollte, die Israel aus Agnu- ten nach dem Berge der Gesetzgebung geleitet (2. M. 13, 21), am ijlage der Aufrichtung der Slistshiitte geschehen war (2. ZU. 40, 34 s.), zunächst eine iibersichtlictje Isar- stellung der ganzen Sirt und Weise, wie der Zjbirr mittels dieser Æollee seinxlollr auf den weiteren Ziigen nach dem gelobten Lande zu leiten pslegte, und führt damit die srilhere summarisaje Angabe (2. 40, 36 is) weiter aus. 15. Und des Tags, da die Wohnung aufge- richtei ward swelches geschah am ersten Tag des ersten Monden im andern Jahr nach dem Auszug aus Egypten 2. M. 40, 17], bedeckte sie [wie bereits gemeldet 2. M. 40, 34 f.] eine Wolke [dieselbe, in welcher der HErr bis dahin seinem Volke gegen- wärtig gewesen war und ihm die Straße, die es ziehen sollte, gewiesen hatte, und lagerte sich] aus der Hütte des Zeugnisses süber der Stelle, wo drin- nen im Allerheiligsten die Bundeslade mit den bei- den Gesetztafeln und dem Gnadenstuhle stund]; und des Abends bis an den Morgen war [von da an] über der Wohnung eine Gestalt des Feuers [denn die Wolke leuchtete im feurigen Glanze 2. M. 40, 30 zum Zeichen, daß der HErr auch des Nachts über seinem Volke walte]. 16. Also geschah es immerdar [die ganze Zeit daher], daß die Wolke sie [die Wohnung] bedeckte, und des Nachts die Gestalt des Feuers [die Erschei- nung, die am Tage der Aufrichtung sich zeigte, ver- schwand nicht etwa wieder, sondern verblieb be- ständig bei der Wohnung]. 17. Und [bei der nachherigen Weiterreise diente sie zum Wegweiser und Heerführer:] nachdeln sich die Wolke aufhub von der Hütte, so zogen die Kinder Israel; und an welchem Ort die Wolke blieb, da lagerten sich die Kinder Israel. Da die Stiftshütte während des Zugs auseinan- dergenommen war, so ist das Bleiben oder Sichnieder- lassen der Wolke an einem Orte so zu denken, daß sie aus der Höhe, in welcher sie über der, vor dem Heere vorausgetragenen Bundeslade schwebend herzog, sich auf deutlich wahrnehmbare Weise bald hier bald da nieder- senkte zum Zeichen, daß hier Halt gemacht und die Woh- nung wieder aufgeschlagen werden sollte, über welcher sie dann ihre Stelle von Neuem einnahm 18. Nach dem Wort des HENRn sdas aus der Bewegung der Wolke sich für sie ergab und dadurch an sie erging] zogen die Kinder Israel, und nach seinem— Wort lagerten sie sich. So lange [dagegen] die Wolke auf der Wohnung blieb, so lange lagen sie stille. 19. Und wenn die Wolke viel Tage verzog auf der Wohnung [und sich nicht von derselben auf- hub], so warteten die Kinder Israel auf die Hut des HERRU [richteten sich ehrfurchtsvoll und gehor- sam nach dieser seiner Weisung], Und zogen nicht. 20. Und wenn’s war [der Fall eintrat], daß die Wolke auf der Wohnung war etliche [nur eine geringe] Anzahl der Tage; so lagerten sie sich [auch Gebrauch der Signal-Trommeten. 433 nur wenige Tage] iiach dem Wort des HERRW und zogen [bald wieder fort] nach dem Wort des HERRU [das in dem baldigen Sicherheben der Wolke ihnen kund gethan wurde]. El. Wenn die Wolke da war [an einem Ort] von Abend bis an den Morgen [alfo nur während einer einzigen Nacht], und sich dann sbeim Anbruch des Morgens] erhub, so zogen sie [ohne länger an dem Ort verweilen zu wollen]; oder wenn sie sich des Tages oder des Nachts lschon nach einem Tage und vielIeicht noch ehe die auf den Tag folgende Nacht vorüber war] erhub, so zogen sie auch [und warteten nicht erst den andern Morgen ab]. Man findet zwar keine gewisse Nachrichh ohne beim Durchgang durch«s rothe Meer (2. Mos. Kap. 13), daß die Kinder Jsrael auch des Nachts wären in der Wüste gereisetz Gott kann aber seine verborgenen Ursachen ge- habt haben, warum er bisweilen das israelitische Lager auch des Nachts wachsam und munter hat halten wollen — zum Vorbild aller , die nicht wissen, wann sie Gott zur Reise gen Himmel abfordern will, daß sie allezeit auf seinen Wink zum Zuge bereit sein sollen, wie die Jungfrauen mit ihren Lampen, Matth 25. (Starke.) 22. Wenn sie aber zween [oder mehr] Tage oder einen Monden, oder etwa lange [eine beliebige längere Zeit] auf der Wohnung blieb, so lagen die Kinder Israel seben so lange], und zogen nicht; und wenn sie sieh dann erhub, so zogen sie. 23. Denn nach des HERRU Mund swie er seinen Willen je nach dem Stand der Wolke zu er- kennen gab] lagen sie, und nach des HERRn Mund zogen sie; daß sie auf des HERRn Hut warteten [gegen ihn wahrnahmen, was sie wahrnehmen sollten], nach des HERRn Wort durch Mose sdas sie ganz an die Führung der Wolke band]. Diese schlechthinige Abhängigkeit Jsraels von der Wolke und die darin sich erweisende unmittelbare und specielle Fürsorge des HErrn ihres Gottes auf ihrem Zuge ist die Hauptsache auf welche dem heil. Schrift- fteller in unserem Abschnitt es haupsächlich ankommt; darum hat er auch vorher mit so großer Umständlichkeit und Ausführlichkeit alle nur erdenklichen Möglichkeiten in der Ruhe und Bewegung der Wolke angegeben. Das 10. Kapitel. Gebrauch der Drommeten. Der Hgraekiten Forli-eilen. II. V. 1—10. Zu dem siihtbaren Zeichen seiner Leitung giebt der RGO bevor er Israel ausbrechen lässt, erst noch ein hiirbares Zeichen, damit alle Bewegungen des nun organisirten Krieggheeres auch im Einzelnen nach seinem Willen geleitet und bei der grossen Menge des Volks Zeit und Ordnung eingehalten werden können: das sind die zwei silbernen Signal-Trommeten, die Yllose auf Gottes Befehl muß anfertigen lassen, um sie dann den jtlriesternzum bstebrauiheku übergeben. Sie sollen aber nicht blos aus der jetzigen Reise und während des Aufenthalts in der Wüste, sondern auch tciinstig bei Zlesraels Iiriegsziigen und an seinen Zlreudentagen zur Verwendung kommen. 1. Und der HERR redete mit Mose [vermuth- lich während der Tage des Passahsestes, als er ihm D achsetss Biene-est. s. Aug. (I.) die Verordnung über die heiligen Zeiten Z. M. 23 u. 25 sowie die Bestimmungen über die Auf- stellung der verschiedenen Lager 4. M. 2 u. 3 ertheilte], und sprach: « » ·2. Mgkhe dir [laß dir durch die dazu ge- schickten Meister machen] zwo Trommeten von dich- tem lgetriebenem Z. M. 25, 18] Silber, daß du, [als der sichtbare Heerftihrer JsraeIsJ ihrer brau- chest, die Gemeine [in ihren Vertretern, den Ael- testen oder Stammfürstem zu dir] zu berufen [so oft du ihnen etwas in meinem Namen zu befehlen hast], Und [das Signal zu geben] wenn das Heer ausbrechen [und von seinem bisherigen Lagerort weiter ziehen] soll. Die musikalischen Instrumente der Jsraeliten waren sehr mannigfaltig und zerfallen ihrer Natur nach in 3 Klassen: 1) Schlag-und Bewegungs-Jn- strumentez zu ihnen gehören e) die Pa uke oder Hand- trommel (2. M. 15, 20 Blum. 2), b) die Chmbeln oder Becken, e) die S chellen oder Sistren (2. Sam S, 5 Anm. 2), d) der Tri angel (Luth.: Geigen I. S. 18, 6). — L) Saiten-Instrumente; von ihnen kommen nur vor a) der Kinnor (Luth·: Harfe) und b) der Nebel (Luth.: Psalter 1. Sam.16, 16 Anm. 1- U. 1. Chiron. 26, 31 Anm-), und gehören dazu auch die bei Dan. Z, 5 ff. erwähnten babylonischen Saiten-Jnstru- mente, die Luther mit ,,Harfen, Geigen, Psaltertt über- setzt hat. —— Z) Pius-Instrumente; von ihnen ist a) die schon von Jubal (1. M. 4. 21) erfundene Pfeife oder Schalmei (Hiob 21, 123 30. 31), die später zu einer Art Dudelsack (Luth.: Laute Dan. Z, Z) sich aus- bildete (zwei durch einen ledernen, von Luft aufge- schwellten Sack gesteckte Pfeifen, oben und unten gleich weit hervorstehend, oben zum Hineinblasen unten mit Löcherm auf denen, wie auf einer Flöte, mit Fingern gespielt wird: Ps- 150, 4), die älteste; ferner b) die Flöte (Luth.: Pfeife Jes. b, 12; Matth. J, 23), aus Holz, Rohr oder Horn verfertigt, ein sehr beliebtes, zu Trauer: und Freudenmusik im bürgerlichen Leben viel- gebrauchtes, in den Gottesdienft aber erst später einge- sührtes Instrument; o) die hornartig gekrtimmteP o s a un e von dumpfem, weithin schallendem Tone, urspriinglich wohl aus natiirlichen Widderhörnern bestehend, später aus Metall verfertigt, diente zum Signalgeben (2. M. II, 16, 19), sowie zur Ankündigung des Jubeljahres (3. M. 25, 9), weshalb sie auch ,,Posaune des Halljahres« genannt wird (Jos. S, 4 ff.); d) die; Troinmete war grade und länglich (ca- L« lang), meist aus Metall (Silber, Erzl doch auch aus Holz, und diente nur zu heil. Zwecken, theils zum Signalgeben für die Gemeinde, theils zum Anblasen der Feste und Neumonde und zur Begleitung des Opfergottesdienstes so das; sie in letzterer Hinsicht ebenso wie die Posaune die Stelle unserer jetzigen Glok- ken vertrat. Wahrscheinlich konnte nur Ein Hauptton damit hervorgebracht werden; doch bestand das Blasen bald in einzelnen, kurz abgestoszenem bald in anhaltend schmetternden Tönen, je nachdem die Gemeinde beim Heiligthum sich versammeln oder das Lager nach seinen verschiedenen Abtheilungen ausriicken sollte. 3. Wenn man mit beiden schlecht [in einzel- nen, kurz abgestoßenen Tönen] blaset, soll sich zu dir versammeln die ganze Gemeine [in allen ihren. Vertretern] vor die Thur der Hutte des Stifts 4. Wenn man nur mit einer schletht [in der eben bezeichneten schlichten Weise] blaset, so sollen It. T. I. 1. 28 434 4. Mose 10, 5—32. sich zu dir versammeln die Fürsten [der 12 Stämme 1, 5 ff.], und die Obersten [die da Häupter sind] über die Tausende in Israel. s. Wenn ihr fAaron und seine Söhne V. 8] aber trommeiei [in, anhaltend schmetternden Tönen Allarm blaset], so sollen die Lager aufbrechen, die gegen Morgen liegen [der Stamm Juda mit den beiden zu seinem Panier gehörigen Stämmen Jsaschar und Sebulon Kp. 2, 3—9]. is. Und wenn ihr zum andern Mal trommetet, so sollen die Lager ausbrechen, die gegen Mittag liegen sdas Panier Ruben mit Simeon und Gad Kp. 2, 10—16;und so fortKp. L, 17—31]. Denn wenn sie [die Kinder Israel] reisen lnach ghrer Lagerordnung aufbrechen] sollen, so sollt ihr trom- meten les durch bestimmte Signale mit den Trom- meten angeben]. 7. Wenn aber die Gemeine zu versammeln ist, sollt ihr [wie in V. 3 f. gesagt] schlecht blasen [nur einzelne, kurz abgestoßene Töne mit den Trommeten hervorbringen], und nicht trommeten skein anhaltendes Geschmetter machen]. « s. Es sollen aber solch sentweder gewöhnli- ches oder schmetterndesJ Blasen mit den Trommeten die Söhne Aaron, die Priester, thun; und soll [der Gebrauch dieser Instrumente, da sie nur zu heiligen Zwecken bestimmt sind] euer [der Priester] Recht sein ewiglich bei euren Nachkommen. s. fNicht allein aber jetzt, beim Zuge durch die Wüste, sollen sie gebraucht werden, sondern auch künftig, wenn nun Canaan wird eingenom- men sein, bei allen wichtigen Angelegenheiten, die das Wohl der Gemeinde betreffen.] Wenn ihr [demnach] in einen Streit ziehet in eurem Lande, wider eure Feinde, die euch beleidigen [bedrängen]; so sollt ihr trommeten mit den Trommeten, das; euer gedacht werde vor dem HERRn, eurem Gott sals des Volkes seiner Wahl, dessen er sich in allen Nöthen annehmen will], und lihr durch seine mächtige Hilfe] erlöset werdet von euren Feinden. 10. Desselbigen gleichen, wenn ihr fröhlich seid an euren Festen [die euch der HErr verordnet hat 3. M. Kp. 23], und in euren Neumouden san dem Anfangstage eines jeden neuen Eljionats wo zu dem täglichen Brandopfer noch ein besonderes Opfer hinzukommt Kp. 28, 11 ff.]; sollt ihr mit den Trommeten blasen über eure Brandopfer und Dankopfer lwährend der Darbringung derselben], daß es [dieses der göttlichen Anordnung entspre- chende Festefeiern und Opfern] sei euch znm Ge- dcichtuiß vor eurem Gott [und euch sein Wohlge- fallen verschaffes Ich bin der HERR, euer Gott [der euer allezeit gedenken wird, so oft ihr nur sei- ner gedenket in treuer Bewahrung seines Bandes] Dieser verhetßungsvollen göttlichen Anordnung ge- mäsz finden wir in der Folgezeit die Trommeten von den Priestern geblasen sowohl im Kriege (Kap. 31, s; 2. Chr. 13, 12. 14 u. 20, 21f.), als bei Freudenfestem wie bei der Versetzung der Bundeslade (1. Chr. 16, 24; 17 6), der Einweihung des Salomonischen Tempels (2. Chr. 5, IS; 7, 6), der Grundlegung des zweiten Tempels (Esra Z, 10), der Einweihung der Stadtmauern von Jerusalem (Neh. IS, 35. 41) und bei andern Festlichkeitem 2. Chr. 29, 27- (Keil.) De Wette’s Bemerkung: »Diese Verheißung über das Blasen der Trompeten konnte kein Gesetzgeber geben,« ist ganz richtig, wenn man hinzusetzk ausgenommen ein solcher, der des Wortes und Werkes Gottes gewiß war. (Baumgarten.) III» U. 11-—36. Slm zwanzigsten Tage des andern Ilio- nato erhebt sich die Wollte von derwohnung des Beug- nissesn und Israel bricht in der vom Yokrrn besohlenen Ordnung auf vom Staat, wo er fast ein ganzes xtdahr ge- lagert hat. glatt) vor dem Aufbruih hat Mose seinen Jttswager Zjobab bewogen, das Voll: auf dem Zuge durih die Æiiste Woran, dahin zunächst die Reife geht, zu be- gleiten, um demselben mit seiner genauen Kenntnih der zu durlhwandernden Gebiets zu nützen, ftir welchen Dienst er ihm die Theilnahme an den Segnungem die Israel in dem gelobten Lande zu erwarten hat, zufitheri. 11. Am zwanzigsten Tage im andern Monden fsjf oder Ijjaty Anm. zu 2. M. 12, 2] des an- dern Jahres [nach dem Auszug nach Eghptem d. i. des J. 2514 n. Ersch der Welt = 1491 V. Chr] erhub sich die Wolke von der Wohnung des Zeugnisses [und gab damit das Zeichen zur Wei- terreise Kp. J, 15 ff.]. 12. Und die Kinder Israel fnachdem die Ein- packung der heiligen Geräthe Kp. 4, 5 ff. geschehen war und diejenigen Kahathitey welche die Bun- deslade trugen, sich an die Spitze des Zuges ge- stellt hatten] brachen auf lnach der Reihenfolge ihrer Lager V. 13 ff.], und zogen aus der Wüste Sinai [in welcher sie vor einem Jahr weniger 10 Tagen angelangt waren 2. M. 19, 1], und die Wolke blieb [nach Ztiriicklegung der Stationen Tabeera mit den Lustgräbern Kp. 11, 3 u. 34, Hazeroth Kp. 11, 35 und einiger andern Kp. 33, 18 ff. schlieszlich zu Kades Kp. 13, I] in der Wüste Paran [vgl. Anm. zu Kp. 13, 1]. 13. Es brachen aber [beim erstmaligen Schmettern mit den heiligen Trommeten] auf die ersten [die ihr Lager gegen Morgen hatten Kp. 2, 3——9], nach dem Wort des HERRn durch Mose [V. 5]. 14. Nämlich das Panier des Lagers der Kinder Juda zog am ersten mit ihrem Heer [von 74,600 streitbaren Männern] und über ihr Heer war Rahesson, der Sohn Amminadab. 15. Und über das [zu demselben Panier ge- hörigeJ Heer des Stammes der Kinder Jsaschar [von 54,400 Mann] war Nathaneel, der Sohn Zuar. 16. Und über das Heer des sgleichfalls dazu gehörigen] Stamme der Kinder Sebulon svon 57,400 Mann] war Elend, der Sohn Helon sso Der Jsraeliten Aufbruch vom Sinai. 435 das; also unter diesem Panier, ein Gesammtheer von 186,400 Mann zog]. 17. »Da [als das Panier Juda abgezogen war] zerlegte man die Wohnung [durch Abnahme der Vorhofs-Umhänge, des vorderen Vorhangs und der Vier Decken der Hütte, sowie durch Auseim andernahme der Säulen mit ihren Untersätzen und der Bohlen mit ihren Riegeln], nnd [es] zogen [nun] die Kinder Gerson und Merari und trugen [suhren auf den 6 Wagen Kp. 7, 3 f.] die Wohnung [jene die vier Decken 2c., diese die Bohlen &c. Kp. 4, 25 s. 31 f.]. 18. Darnach sbeim zweiten Schmettern mit den Trommeten] zog das Panier des [gegen Mit- tag stationirten Kp. 2, 10—16] Lagers Ruben mit ihrem Heer, und über ihr Heer kvon 46,500 Mann] war Elizur, der Sohn Sedenr. 19. Und über das Heer des [zu diesem Panier gehörigen] Stamms der Kinder Simeon svon 59,300 Mann] war Selumiel, der Sohn Zuri- Saddai. 20. Und Eleasaph der Sohn Degueh [war] ilber das [45,650 Mann umfassende] Heer des [zu demselben Panier gezahlten] Stamms der Kinder Gad [so daß also in zweiter Reihe zu- sammen 151,450 Mann zogen]. 21. Da zogen auch die Kahathiten [Kp. L, 17], nnd trugen [auf ihren Schultern mittelst der verschiedenen TragstangenJ das Heiligthnm [den Räucher- und Brandopfer-Altar, den güldenen Leuchter, den Schaubrodtisch und das eherne Hand- saß Kp. 4, 15]; nnd jene [die hinter dem Panier Juda herziehenden Kinder Gerson und Merari V. 171 richteten [wenn sie an einen neuen Lager- ort der Kinder Jsrael angelangt waren, sofort] die Wohnung [die Vohlem Säulen u. s. w.] auf [und füllten sie mit den Umhängem Vorhängen und Decken aus], bis diese [die Kahathiter mit den heiligen Geräthschaften] hernach kamen [damit sie die Geräthe ohne Aufenthalt an dem ihnen gebührenden Platze unterbringen konnten] 22. Darnach [beim dritten Schmettern der Trommeten] zog das [gegen Abend aufgepflanzte Kp. 2, 18——24] Panier des Lagers der Kinder Ephraim mit ihrem Heer, und uber ihr [der Kinder Ephraimj Heer [von 40,500 Mann] war Elisamm der Sohn Ammihud. 23. Und Gamliel, der Sohn Pedazuu über das szu diesem Panier gehörige, 32,200 Mann betragende] Heer des Stamms der Kinder Manasse·. 24. Und Abidan, der Sohn Gidoni, über das sebenfalls dazu gehörige] Heer des Stamms der Kinder Benjamin [das 35,400 Mann zählte] 25. Darnach [beim vierten Schmettern] zog das Panier des [gegen Mitternacht stationirten Kp. L, 25-—31] Lagers der Kinder Dan kvon zu- sammen 157,600 Mann], und so smit dem Aus- bruch dieses Lagers] waren die Lager alle aus [es war das das letzte im Aus-ziehen Kp. L, 31]. Und Ahi-Eser, der Sohn Ammi-Saddai, war über ihr [62,700 Mann starkes] Heer. 26. Und Pagieh der Sohn Ochran, über das [41,500 Mann starke, zu diesem Panier ge- hörige] Heer des Stammes der Kinder Asser. 27. Und Ahira, der Sohn Enan, über das [53,400 Mann zählende] Heer des Stamms der Kinder Nahptali [die ebenfalls dem Panier Dan zugeordnet waren] 28. So [in dieser vom HErrn selbst ihnen vorgeschriebenen Reihenfolge ihrer Lager] zogen die Kinder Israel [die von der Wolkensäule geleitete Bundeslade voran und die heiligen Geräthe sammt den heiligen Personen in der Mitte] mit ihrem Heer [von 603,550 streitbaren Männern 2, 32]. 29. Und Mofe [noch ehe der oben beschriebene Aufbruch vor sich ging] sprach zu seinem Schwager Hobab, dem Sohn Reguel [oder Jethro 2. M. B, 1], aus Midian [der vielleicht damals, als der Schwiegervater ihm sein Weib und seine beiden Söhne bis an den Horeb entgegenbrachte 2. M. 18, ebenfalls mit dahin gekommen und seitdem bei ihm geblieben war]: Wir ziehen Nunmehr] dahin an die Stätte, davon der HERR gesagt hat: Jcb will sie euch geben [in das Land Canaan]; so komm nun [nachdem du so lange bei uns gewesen] mit uns, so wollen wir das Beste bei dir thun [an allem Segen, den wir zu erwarten haben, dich Theil nehmen lassen], denn der HERR hat Israel Gutes zugesagt. 30. Er aber antwortete: Ich will nicht mit euch, sondern in mein Land [an der Südspitze der Sinai Halbinsel 2. M. 2, 15 Anm.] zu meiner Freundschaft ziehen. 31. Er [Mose] sprach: Lieber, verlaß uns nicht, denn du [als der Gegenden, durch die wir ziehen werden, von deinen Nomadenzügen her kun- dig] weißest, wo wir in der Wüste uns lagern sollen, und du sollst unser Auge [unser Führer und Wegweiser Hiob 29, 15] sein. 32. Und wenn du mit uns zeuchst, was der HERR Gutes an uns thut, das wollen wir dir thun [zum Dank für deine treuen Dienste dich ganz wie ein Glied unseres Volkes behandeln; da be- willigte er bei Israel zu bleiben]. Zwar hatte Israel im Großen und Ganzen seinen Führer an dem in der Wolkensäule gegenwärtigen HErrnZ dadurch war aber keineswegs menschlicher Rath und Bei- stand (der ja auch, wenn er rechter Art ist, von Gott kommt) ausgeschlossen, Hobab konnte vielmehr mit seiner genauen Ortskenntniß den Jsraeliten gar wichtige Dienste leisten, wenn er ihnen in der von Bergen und Thälern durchschnittenen Wüste an den Orten, wo die Wolke das Zeichen zum Lagern gab, die oft sehr verdeckten Wasser- quellen, Oasen und Weideplätze zeigte, an welchen die 28’« 436 4. Mose 10, 33—36. 11, 1—-9. verschiedenen Abtheilungen das Lager beziehen könnten. Daß Mosis Schwager wirklich aus dessen wiederholte Bitte eingegangen, obwohl dies nicht ausdrücklich be- richtet ist, und auch die Kinder Jsrael ihm hernach das gegebene Wort gehalten haben, geht aus den Stellen: Nicht. l, 165 4, 11; 2. Sam. 15, S; 27, 103 30, 29 mit Bestimmtheit hervor; seine Nachkommen heißen dort Kenner, weil sie mit den in 1. Mos. 15, 19 erwähnten Ueberresten der semitischen Urbevölkerung zu einem und demselben Stamme gehörten. 33. Also [wie V. 28 gemeldet wurde] zogen sie [die Kinder Israel] von dem Berge des HEREltn [dem Sinai] drei Tagereisen [während welcher sie nur hin und wieder ausruheten, aber nirgends ihr Lager aufschlagen durften], nnd die Lade des Bun- des des HERRn svonv Kahathitern getragen] zog vor ihnen her die drei Tagercisen, svermdgeder über derselben lagernden Wolke] ihnen zu weisen, wo sie snach dem Willen des HErrIIJ ruhen [für längere Zeit sich niederlassen] sollten, 34. Und die Wolke des HERRn [welche als Führerin über del-Lade schwebte und ihr den Weg, den sie einzuschlagen hatte, anwies] war des Tages über ihnen, wenn sie aus dem Lager zogen [brei- tete sich zugleich über das ganze nachziehende Volk wie ein fchützendes Dach Pf. 105, 39 von dem Tage an, wo sie das Lager verließen, aus und schirmte sie auf ihrer ganzen ferneren Reises 35. Und wenn die Lade zog [beim Verlassen einer Station sich von Neuem in Bewegung setzte], sp sprach Mofe [in dichterisch erhabenen, vom heil. Geist ihm eingegebenen Worten] z· HERR, stehe auf sund zeuch »als Vorkämpfer deinem Heereszuge voran], laß deine Feinde zerstreuet» und die dich hassen, flnchlig werden vor dir [damit Israel sieg- reich und ohne aufgehalten zu werden an das Ziel seiner Berufung gelange]. Its. Und wenn sie rUhele snach Zurücklegung eines längeren Marsches von der fiebegleitenden Wolke die Weisung erhielt, nun wieder still zu halten], so sprach er: KomuL wieder, HERR, zu der Menge der Tausende Jsrael [laß ab vom weiteren Voranziehen und lagere dich als Be- schützer zu deinem rastenden Volke]. Jehova und die heilige Lade werden zusammenge- dacht. Jehova hatte ja seine Gnadengegenwart in Js- rael an die heilige Lade als seinen irdischen Thronsitz gebunden; diese wird nicht in Bewegung gesetzt, ohne daß Jehova sich erhebt und seinem Volke· durch die seindliche Welt hindurch Bahn bricht, jedoch nicht anders als auf Jsraels Gebet, denn die Macht des Glaubens und die Macht seiner in Gnade und Gericht sich erwei- senden Gerechtigkeit stehen in heilsordnungsmäßiger Wechselwirkung. (Delitzsch.) Welche « ng vom Sinai aus die Kinder Israel nach Weisung der Wolkensäule einschlugen, um nach der Wüste Baron, dem Ziel ihrer Reise (V. 12), zu gelangen, wird hier mit keiner Silbe angedeutet. Wohl aber wird 5. M. I, 1 sf., wo Mose in seinen Reden, die er im Gefilde Moab an Israel gehalten, anknlipft an die Ge- sehgebung auf Sinai, um dieselbe nach den dazwischen liegenden 38V, Jahren wieder aufzunehmen und dem Volke von Neuem einzuschärsem und wo er ausdrücklich auf den örtlichen Zusammenhang der jetzigen Gegend mit der damaligen hinweist, als der letzte, dem Sinai am nächsten gelegene Ort Dis ahab genannt. Dies ist nach allen neueren Forschern ohne Zweifel einerlei mit dem jetzigen Dahin» einem Orte am Aelanit. Meerbusen, wo heutzutage nur ein alter Brunnen mit einem Hausen von Dattelbäumen und einem arabischen Lager sich be- findet. Der Weg vom Sinai dorthin beträgt ohngefähr 15 Stunden, was mit den drei Tagereisen in unserm Kapitel wohl libereinstimmh außerdem aber finden sich dort ,,etwa ein Dutzend Haufen unregelmäßig zusammen- geschichteter Steine, welche alle Spuren zeigen, daß sie einst vereinigt gewesen· Keiner dieser Haufen ist höher als 5 Fuß. Die Araber nennen sie Kober en Nassaka oder Gräber der Christen; diesen letzten Namen geben sie nämlich allen Völkern, die vor Einführung des Jslam in ihrem Lande wohnten« (Burghardt.) »Wie, sollte in dieser Einsamkeit (Laborde fand auf seiner Reise um’s J. 1820 dort nur vier arme Araber), fern von allen Straßen der Welt, sich vielleicht eines der ältesten Denk- mäler erhalten haben? sollten dies die Lustgräber (Kap. 11, 34) sein, und unter jenen Steinen die Gebeine so vieler Jsraeliten begraben liegen?« (v. RaumerJ Das 11. Kapitel. Yas küfleriie Voll: wird gestraft. 1V. n. 1—37. Ihm: auf der ersten Statius, days« Israel naih 3 Gagereifen vom Sinai aus gelangt, bricht dernngijttliclja fleifihliilje Sinn, derin denzjersenwohnh auf’s xleue hervor, und Gott muss nun in einer Reihe von immer mehr sich steigernden Strafgeriitjten die Zeit der Zjeimfuohung eintreten lassen, die er sich vorbehalten. Anfangs ist es nur erst eine mehr allgemeine Mißstim- mung und jllnkufriedenheit mit den Vefihiverliiljlieiten der Miisienwanderuuxn die noih lieine bestimmte Xelage nam- haft zu mnihen weiss; ein Feuer, welches der TJGrr in der äuskersten Umgebung des Lagers ausbreihen lässt, foll die iible Stimmung in ihrem Entstehen unterdriiitiem Kaum ist aber dasselbe auf Mosis xiirbitte wieder verschwunden, so nimmt das Murren eine bestimmtere Richtung: das illäbelvollu welches aus Gghpten mitgekogem äussert sein Geliiste naih den lange entbehrten Genüssen der verlasse- neii Zheimalh und steitit alles Voll: mit lauten! Qammern und Meinen darüber an, das; man hierin der Miilte liein Fleisch mit saftiger und wiirsiger Inhalt, sondern nur das tägliche Einerlei des Manna zu genießen habe. Muse lilagt vor Gott, daß ihm die Last, dies tlolti allein zu tragen, su sihnier werde, und erhält 70 ;lelteste, auf die der ZjGrr von feinem Geiste legt, zu ZBeigeordneten. Yarnach aber wird auch das liisterne illerlangen durih eine ungeheure Menge von Machtelm die dersitdostwiud iiber das Meer heriiberfiihrh einen ganzen Monat lang gestillt; dokh dem M under giittliiher Fjilfe folgt die Strafe einer gättliiljen Illage auf dem Flusse naih, die ihrer Zlliele dahinrafft und dieselbe Stätte, die vorhin sur Prandstätte geworden, zu einer Grabstätte fiir das liisterne illollimailjt Æabeera — xlustgräbers 1. Und da sich das Volk [durch die ruhigen und bequemen Tage während des Lagerns in der Wasser: und weidereichen Gegend des Sinai ver- wöhnt] ungeduldig machle [auf dem 3 Tagereisen weiten Marsche nach Dis ahab Kap. 10, 33 gar Beginn der Strafgerichte Gottes über das Volk Israel. Feuer im Lager Tabeera. 437 bald anfing mißmuthig und verdrossen zu werden und sich einer gegen den andern über die Mühsale und Entbehrungen des Weges, den sie geführt wür- den, zu beschweren], gesiel es ssolches ihr Murren und Klagen] ubelvor den Ohren des HERRn [wi- der den es Ja gerichtet war] Und als der HERR ho·rete· [das Hadern mit ihm, das anfangs nur leise sich regte, je länger je mehr aber in Aeuße- rungen sich Lust machte, zu denen er nicht schwei- ge« kOUUtsL ergrimmte sein Zorn, und zundete [da sie nun am Ziele der treitägigen Wanderung angelangt waren] das Feuer des HERRU [ein von dem HErrn ausgehendes Feuer] unter ihnen an, das verzehrete die aiißersten Lager. Das Feuer brach nicht, wie im 3- M- 10, 2 aus der Wolke hervor, sondern wurde durch einen Blitz oder auf andere unmittelbare Weise vom HErrn in dem, den La- gerplatz »der Jsraeliten umgebenden Gestrüpp entzündet, ergriff die nachstliegenden Gezelte und drohte das ganze Lage? zU VSVMchten- Noch wurde, wie es scheint, kein Menschenlebew dadurch beschädigt, sondern Gott wollte seine Machh die Mnrrenden zu strafen, nur erst noch von fern»zeigen, um dem Volke einen heilsamen Schreck ein- zufloßenz wohl aber ist es ein bedeutsames Zeichen, daß gleich die erste Lagerstätte theils den Namen Brandstätte (V. 3), theils den der Lustgräber (B. 34) empfängt. Jene Drohung in 2. M. 32, Sünde Wvhl heimsuchem wenn meine Zeit kommt heim- zusuchen« haben die Kinder Israel wegen ihres ungebro- chenen und unbekehrten Herzens vom Sinai mit sich hin- weggenommen als einen Fluch, der über ihnen schwebt; da Feuer wird nun angehen durch Gottes Zorn (5.M. 32, 22)· und die Wüste dieses ganze gegenwärtige Ge- schlecht in ihrem Sande begraben (4. M. 14, 29). » Da [als das Feuer mit reißender Schnel- ligkeitum sich griff] schrie das Volk zu Mose [des- sen wirksame Fürbitte ihnen von dem Ereigniß am Sinai 2. M. 32—34 noch im frischen Andenken war],v und Mose bat den HERRm da verschwand [verldschte] das Feuer [vgl. Amos 7, 4—6]. » s. Und man hieß die Stätte Tabeera so. i. Brand oder Brandstätte], darum, daß sich unter ihnen des HERRn Feuer angezundet hatte. 4. lDer böse Naturgrund in den Herzen war aber durch dieses erste Strafgericht keineswegs über- Wunden» sondern brach bald, noch während der La- gerung in Disahab, auf’s Neue hervor.] Denn das laus Eghpten mitgezogene] Pöbelvolk Unter ihnen [2. M. 12, 38] war liistern worden snach Speisen von der Art, wie sie dieselben daheim ge- habt hatten, insbesondere nach Fleisch], und saßen lM Ihre« Zelten] Und weineten [wiederum, wie da- mals, wo sie auch über den Fleisch- und Nahrungs- mangel sich beschwerten 2. M. 16. 2 f.] sammt den Kindern Israel [die sie mit ihrem Mißmuth ange- steckt hatten] und sprachem Wer will uns sendlich einmal, nachdem wir schon so lange desselben haben entbehren müssen] Fleisch zu essen geben? 5. Wir gedenken der Fische, die wir in Eghsn ten [bei dem großen Reichthum des Nil und sei- 34: ,,Jch werde ihre- ner Gewässer an dieser schmackhaften Speise] um- sonst [oder doch für einen SPottpreisJ aßen, nnd der in dem Lande so gut gedeihenden Gemüse:] der Kürbis [oder Gurken], Pfeben [Wassermelonen], Lauch sSchnittlauchl Zwiebeln und Knoblauan 6. Nun aber [in dieser unfruchtbaren Wüste, in der wir schon länger als ein Jahr umherirren] ist unsere Seele [von der schlechten Kost] matt; denn unsere Augen sehen nichts, denn das Man sdas keinen Saft hat und keine Lebenskraft giebt] 7. Es war aber kdasj Man kvon dem sie so verächtlich redeten, seiner Gestalt nach so fein und zierlichJ wie Eoriandersamen [2. M. IS, 31]. und [der Farbe nach] anzusehen wie [das wohlriechende, wachsähnliche nnd durchsichtige Harz 1. M. 2, 121 Bedellion [also schon für das Auge eine gar lieb- liche Himmelsgabe]. · · « 8. Und das Volk lief sin geschäftiger Eile hin und her, und sammelte shmlänglich für seinen Bedarf, in so reichlicher Menge fiel es täglich], nnd stieß es mit Mahlen, und zerriebs »in Morsern, nnd kochte es in Töpfer» undmachte ihm sllschenkucheci draus [in so mannigfaltiger Weise ließ es zur Speise sich zubereiten, vgl. Anm. zu 2. M. 16, 24]; und es hatte einen Geschmack wie ein Oelkuchen [wie mit Oel gesottene Finden, die sonst für eine leckere Kost gelten vgl. 2. M. 16, 31]. » 9. Und wenn des Nachts der Thau nber die Lager fiel, so fiel das Man mit drauf kund gab sich damit so recht als ein Brod, das ihnen täglich neu vom Himmel gegeben wurde Pf. 78; 105, 40,» zu erkennen; sie aber liebten mehr das. Scharfe und Pikante, und zogen darum die Gentisse Eghptens einer solchen unmittelbaren Gabe des HErrn bei Weitem vor]. Es darf uns nicht ausfallen, daß Mose hier noch einmal eine so genaue Beschreibung des Manna giebt, ohne auf den früheren ausführlichen Bericht zurückzu- weisen. Es gehört eben zur Eigenthümlichkeit der Bibli- schen Erzählungsweise, sich in ihre jedesmalige Gegen· wart völlig zu versenken und ungeachtet ihrer großen Kürze da, wo ein Moment für den Gang der Geschichte Bedeutung hat, dasselbe ohne Rücksicht aus Anderweitiges rein und umständlich herauszustellem Die Erzählung nimmt in solchen Fällen die Natur der Thatsachen selber an, denn auch diese, obwohl sie sich wiederholen, sind doch für jeden Augenblick, den sie erfüllen, ein Besonderes für sich. Uebrigens giebt unsere Stelle keineswegs eine bloße Wiederholung, sondern fügt neue Züge über Ge- stalt, Bereitung und Geschmack des Manna hinzu, um die Gabe, welche Israel verschmähete und dafür das Fleisch mit denpikanten Würzen Egyptens begehrte, in ihrer ganzen Köstlichkeit recht vor die Augen zu stellen. Aber »das ist des Menschen verstimmte Natur, welche in dem ruhigen Genuß des Reinen und Unvermischten nicht auszuharren vermag, sondern wegen ihres inneren Mißverhältnisses den beigemischten Reiz des Sauren und Scharfen verlangt. Wer die Wüste des Lebens als Js- rael durchzieht, wer nämlich als Erlöseter Gottes unter der unbedingten Leitung des göttlichen Willens in der Welt lebt, der wird bald erfahren, daß er vom Manna 438 4. Mose 11, 1o—25. ernähret wird, das ist von dem himmlischen Worte Got- tes, welches alle Elemente zu seinem Genusse heiliget und verklärt. Dann wird er aber auch eine Anwandi lung von jenem Ueberdrusse Jsraels empfinden, weil die sich immer gleich bleibende ruhige Kraft des Wortes Gottes in Streit ist mit seiner Natur, deren Verlangen auf die pikanten und interessanten Genüsse der Welt gerichtet ist. (Baumgarten.) Was die oben genannten egyptischen Nahrungsmittel betrifft, so gehören gesalzene Fische, Gurken, Melonen, Ktirbisse, Zwiebeln und Lauche noch jetztzu den beliebtesten Gerichten der niederen Stände; namentlich sind die eghptischen Zwiebeln besser als die m allen andern Ländern; sie werden bald gebraten, bald als Gemüse gekocht und mit Fleisch verzehrt. In. Da nun Mose das Volk hörete weinen unter ihren Geschlechtern [bei einem Gefchlecht so gut wie bei dem andern], einen jeglichen in seiner Hütte Thitr [so allgemein war das Wehklagen im ganze« Lcsgstt da ergrimmte der Zorn des HERRU sehr, und Mose [der nicht blos jenes Weinen sah, sondern auch dies Ergrimmen des göttlichen Zorns erkannte] ward auch bange swußte sich so gar keinen Rath, wie er des Volkes Klagen stillen oder des HErrn Zorn beschwichtigen sollte, und machte sich auf einen gar schlimmen Ausgang für Israel ge- faßt, dessen Führung in seine Hände gelegt war und das er so gern im Frieden und wohlbehalten nach Canaan gebracht hätte]. 11. [Jn solcher Angst seiner Seele ging Mose in das Allerheiligste der Stiftshiitte V. 24, um sich dort Rath und Trost von dem HErrn zu holen L. M. 25, 22; 4. M. 7, 89.] Und Muse, sprach zu dein HERRU [vgl. Anm. zu 1. M. 15, 3]: Warum beknmmerst du deinen Knecht sdaß du ihn ein Mal über das andere in dergleichen Lagen bringst]? nnd warum finde ich nicht Gnade vor deinen Augen, daß du [nicht wenigstens Mitberather und Helfer mir zur Seite stellst, sondern] die Last dieses ganzen Volks auf mich legest? 12. Hab’ ich nun [wohl] alles Volk empfan- gen oder geboren, daß du zu mir sagen magst: Trag es in deinen Armen, wie eine Amme ein Kind trägt, in das Land [das ich ihnen zUgedachtZ Und wenn denn auch wirklich mit diesem großen Volk ich schwanger gegangen wäre und es geboren hätte, also daß ich nun verpflichtet wäre, es, wie eine Amme ihr Kind, in meinem Busen in das Land zu tragenL das du ihren Vätern gesthworen hast [bist du denn nicht der Schöpfer und Vater Jsraels 2. M. 4, 22; Jes 63, 16 und also ver- bunden, dies dein Kind auf dem Wege zu versor- gen und zu ernähren]? 13. [Warum biirdest du denn auch diese Sorge mir auf, der ich nicht gewachsen bin?] Wo- her soll ich Fleisch nehmen, daß ich alle diesem Volk gebe? Sie weinen vor mir, und sprechen: Gieb uns Fleisch, daß wir essen kals müßte Jch Rath schaffen; und Du, der du doch allein hier helfen kannst, siehest nicht darein, daß du ihr Verlangen stillest. So reizen sie immer mehr deinen Zorn, und ich muß sehen, wie ich sie deinem Gericht, und nicht dem verheißeuen Lande entgegenführe]. 14. Jch vermag das Volk nicht allein alles [iu allen seinen Ansprüchen und mit allen seinen Be: dürfnissen zu] ertragen, denn es ist mir zu schwer 15. Und willst du also mit mir thun [und mich ferner allein tragen lassen]; so erwitrge mich lieber sbringe mich lieber aus einmal um, statt daß du nach und nach mich aufreibst], habe ich anders Gnade vor deinen Augen fnnden, daß ich nicht mein Unglnck [dem ich doch zuletzt unterliegen werde] so sehen [und mit den Lasten, die es mir aufbiirdet, mich noch länger schleppen] müsse. Eine so starke Sprache, wie Mose hier und in L. M. 32, 31 f., wagte auch Luther dem HErrn gegenüber zu führen, als Ph. Melanchthon im Juni 1540 auf der Reise zum Convent in Hagenau unterwegs so heftig erkrankt war, daß nichts anderes denn der gewisse Tod an ihm zu erwarten stand. Luther wurde zu ihm nach Weimar be- schieden, fand ihn in einem erschrecklichen Zustande, so daß er gegen seine Gefährten äußerte: »Behüt Gott, wie hat mir der Teufel (Melanchthons Krankheit war nähmlich eine Folge bösen Gewissens — er erkannte, daß er in dem ärgerlichen Handel mit der beabsichtigten Doppelehe des Landgrafen Philipp von Hessen sich weit vom rechten Wege hatte abfiihren lassen —) dies Orga- non (auserwählte Rüstzeug) geschändet!« kehrte alsbald sich zum Fenster und betete in einer Weise zu Gott, von der er selbst erzählt: «Allda mußte mir unser HErr Gott herhalten; denn ich warf ihm den Sack vor die Thüre und rieb ihm die Ohren mit allen Verheißungem daß Gebete erhört werden sollten, so ich aus der heil. Schrift zu erzählen wußte, daß er mich müßte erhören, wo ich anders seinen Berheißungen trauen sollte.« Hierauf faßte er Melanchthon bei der Hand und spricht zu ihm: »Seid getrost, Philipp, ihr werdet mit ntchten sterben« Dieser wurde auch wirklich wieder gesund und hat später bekannt, er sei durch göttliche Kraft aus dem Tode in’s Leben zuriickgerufen worden, wenn Luther nicht gekom- men wäre, würde er sicher gestorben sein; Luther aber schrieb an seine Hausfrau, daß, obwohl mit dem Reichs- tage zu Hagenau Mühe und Arbeit verloren sei, er doch den Mag. Philippus wieder aus der Hölle geholt hätte und, so Gott wolle, wieder aus dem Grabe fröhlich heim- bringen werde. Vgl. Anm. zu 1. M. 18, 32 u. 1. Kön. 17, 21. 16. Und der HERR [der zwiefachen Klage seines Knechtes mit zwiefacher Hilfe begegnend] sprach zu Mosex Sammle mir siebenzig Männer nn- ter den Aeltesten [oder Vorstehern der verschiedenen Stämme, Geschlechter und Familien] Israel, die du weißt, daß [sie] die Aeltesten im Volk nnd seine Amtleutefind [2. M. 1, 7; 3,16; 4,29; 5,11; 12, 21; 17, 5 f.; 18, 12; 19, 7], und nimm Führe] sie vbojä die Hütte des Stists, und stelle sie daselbst Vor ; 17. So will ich [von der Stelle, da die Wolke über der Hütte lagert L. M. 40, 34 f., in und mit derselben 4. M. 11, 25] hernieder kommen [zu dei- nem StandortL Und [aus ihr] mit dir daselbst ke- Einsetzung von siebenzig Aeltesten als Gehilfen Mosis. 439 den, und deines Geistes,·der auf dir ist, nehmen, und auf sie [die SIebenzIgJ legen, daß sie mit dir die Last des Volks tragen, daß du Ferner] nicht al- lein tragest [V. 11. 14]. Das Tragen der Last Jsraels, das dem Mose zu schwer werden wollte, war eine Arbeit des Geistes; da- rum war eine Geistesmittheilung an diejenigen nöthig, durch deren Beistand der HErr ihm Erleichterung schaf- fen wollte; eine blos sinnliche Weihe, wie bei den Prie- stern und Leviten, hätte bei den Aelteften nicht genügt. Nun aber soll das Collegium derselben kein selbstftändiges, sondern nur ein dem Mose untergeordnetes Amt haben; darum geschieht die Geistesmittheilung an sie durch eine Mitheilung von seinem Geiste, gleichwie das Weib als bloße Ergänzung nnd Gehilfin des Mannes von diesem genommen wird (1. M. 2, 20 ff.). An sich reichte ja die Fülle des Geistes, die Mose besaß, vollkommen aus, nur seine leibliche Kraft bedurfte der Stärkung und Ver- mehrung; sie wird ihm gewährt durch die Männer, die ihm zur Seite gestellt werden. Indem aber von seinem Geiste auf sie gelegt werden soll, wird das Maß des Geistes ihm selbst so wenig gemindert, wie ein Licht von seiner Kraft zu leuchten und ein Feuer von seiner Kraft zu brennen dadurch etwas verliert, daß man von ihm noch andere Lichter, andere Feuer anzündet, im Gegen- theil gewinnt es durch solche Extension oder Ausdehnung nach außen nur an Jntensität, wird desto kräftiger und wirksamer nach innen. 18. Und zum Volk [dem ebenso Befriedigung feines Verlangens, wie dir Erleichterung deiner Last zu Theil werden soll] sollst du sagen: Heiliget euch [durch heilige Waschungen 1. M. »35, L; 2. »19, 10] auf morgen, daß ihr [da] Fleisch esset swie ihr begehre: habt] Denn euer Weinen ist vor die Ohren des HCRRn kommen, die ihr sprecht: Wer giebt uns Fleisch zu essen, denn es ging uns wohl in Egypten [hier in der Wüste aber sehen unsere Au- gen nichts denn das Man V. 56]? Darum wird euch der HERR Fleisch geben [und zwar in solcher Ueberfülle], daß ihr esset, » » 19. Nicht einen Tag, nicht zween, nicht fnnf, nicht zehn, nicht zwanzig Tage lang, 20. Sondern einen Monden lang, bis daß es euch zur Nase ausgehe [zu den heftigsten Erbrechuw gen reize, die ihren Ausgang sogar durch die Nase nehmen] und euch ein Ekel seit; darum, daß ihr den HERRn verworfen habt, der unter euch ist, und vor ihm geweinet und gesagt: Warum sind wir aus Eghpteu gangens · · *) Die Septiiaginta übersetzt diese Worte: ,,Es wird euch zur Gallenkrankheit Cholera) fein;« daraus geht hervor, daß diese Krankheit zu der Zeit, wo jene Ueber- setzung entstand, schon vorkommen mochte, was nach der Schilderung der Aerzte des Alterthums allerdings sehr wahrscheinlich ist. Doch ist es jedenfalls verkehrt, in den hebr. Worten Pred. Sal. 6, 2: choljrn (böse Plage), schon den Namen dafür finden zu wollen. 21. Und Mose [dem es schier unglaublich vorkam, daß eine solche ungeheure Menge Volks einen ganzen Monat lang mit Fleisch bis zum Ue- berdruß sollte gesättigt werden können] sprach [zu dem HErrn]: Sechs hundert tausend Mann Fuß- volks sin runder Summe Kap.«1,46] ist deß, dar- unter ich bin [die Weiber, Kinder u.«s. noch gar nicht gerechnet]; und du sprichst: »Ich will euch Fleisch geben, daß ihr esset einen Monden lang. 22. [Woher soll denn der Bedarf an dem dazu erforderlichen Vieh kommen, hier in der Wüste? Joh. s, 7.] Soll man sahe] Schafe und Rinder [die bei dem Volk vorhanden, auf einmal] schlach- ten, daß ihnen genug sei? oder werden sich alle Fische des Meeres [in dessen Nähe wir hier lagern,* auf deinen Wink] herzu versammeln, daß sman ihrer täglich so viel fange, daß] ihnen genug sei? V) Diese Frage Mosis ist ein neuer Beweis, daß wir oben (Kap. 10, 36 Anm.) die Lager der Lustgraber-»Sta- tion richtig angegeben haben. Wird die Station mitten in der Wüste angenommen, wie von vielen Auslegern geschieht, so hat die Frage keinen rechten Sinn und klingt in hohem Maße seltsam, in der Nähe des Meeres aber erklärt sie sich von selbst· Die Einwendung, daß sich den Zug vom Sinai bis nach Disahab kein Grund ein- sehen lasse, dieser Zug im Gegentheil das Volk dem Ziele seiner Wanderung nicht näher, sondern eher von dem- selben abgeftihrt habe, ist von keinem Belang, weil Got- tes Wege oft genug ganz andere sind als unsre Wege und menschlicher Meinung thöricht erscheinen. 23. Der HERR aber sprgch zu Mose: Jst denn die Hand des HERRn verkurzt ldaß er? nicht ausführen könnte, was er ihm vorgenommen]·? Aber du sollst jetzt sehen, ob meine Worte dir können etwas gelten, oder nicht [vgl. Am. zu 2. M. 14, 12: Sprich nicht: ich sehe keine Mittel ·2c.]. 24. Und Mose ging snach Empfang dieser Antwort] heraus [aus der Hütte des Stifts, wo er Gott seine Noth geklagt hatte V. 11 ff.], und sagte dem Volk des HERRn Wort sdaß sowohl ihm selbst seine allzu schwere Last erleichtert, als auch den Kindern Israel ihr Begehren erfüllt werden sollte] und versammelte [dem an ihm ergangenen Befehle V. 16 gemäß] die siebenzig Männer unter den Aeltesten des Volks svielleicht dieselben, die er nach der Gesetzgebung mit auf den Berg Sinai genom- men und die dort den Gott Jsraels gesehen hatten L. M. 24, 9 f.], und stellete sie [im Halbkreis] um die Hütte her swährend er selbst an deren Eingang, mit dem Gesicht der im Vorhof anwesenden Menge zugewendet, stund] 25. Da kam der HERR hernieder in»der Wolke [die auf der hinteren Abtheilung der Stifts- hütte lagernde Wolke bewegte sich langsam und majestätisch nach dem vorderen Eingang, bis sie über Mosis Haupte stund], und [der in der Wolke gegenwärtige HErrJ redete mit ihm swcis mit den siebenzig Aeltesten jetzt geschehen würde, und in welcher Weise sie dem Mose mit berathend und helfend zur Seite stehen sollten], nnd nahm des Geistes, der auf ihm war, und legte ihn auf die siebenzig ältesten Männer [indem die über seinem Haupte schwebende Wolke vermuthlich auch ihre 440 4. Mose 11, 2«6—35. 12, l. 2. Häupter berührte]. Und da der Geist [nun] auf ihnen ruhete, weissagten sie sfiihrten in dem ekstati- schen Zustande, in welchen sie in demselben Augen- blicke versetzt wurden, hohe, überschwängliche Reden, die einen tiefen Eindruck auf alle Umstehenden machten und es auch äußerlich bezeugten, daß inner- lich etwas mit ihnen vorgegangen, vgl. Anm. zu 1. Saus. 7, 2 u. 10, 10], nnd höreten nicht aus-«· kdies Weissagen wiederholte sich auch später, es verblieb ihnen als eine für immer ihnen beiwohnende Gabe]. V) So hat Luther die Worte des hebräischen Grund- textes nach der Vulgata übersetzh während Andere sie in dem gerade entgegengesetzten Sinne deuten: und füg- ten nicht hinzu (ihr Weissagen wiederholte sich später nicht mehr, obgleich die empfangene Geistesgabe selbst ihnen verblieb). Für letztere Auffassung spricht allerdings die Art, wie die Worte im hebräischen Codex geschrieben sind Uns-ph- hinzufügen, vermehren); doch ist damit die andere Auffassung keineswegs ausgeschlossem da dies Zeitwort nicht nur in dem Namen »Joseph« (1. M. 30, 23 f.) geradezu an die Stelle des anderen Use-ph- zurückziehen, hinwegnehmen) tritt, sondern auch die von beiden abgeleiteten Formen nicht selten mit einander vertaus werden (2. M. Z, 7; Pf. 104. 29 u. a.). Bei der Lutherischen Uebersetzung hätten wir einen kurzen Bericht über die fernere Wirksamkeit dieses Aeltestem Collegiumsu sie standen dem Mose in ähnlicher Weise, wie hernach die Prophetenschitler dem Samuel (1. Sam. 7, 20 Anm.), zur Seite, indem sie durch gottbegeifterte Reden und eindringliche Ermahnungen auf das Volk einwirkten und dem um sich greisenden Abfall entgegenwirkten. Bei der gegentheiligen Deutung dagegen würde gesagt, daß zwar die außerordentliche Gnadengabe des Weis- sagens, nachdem sie zum Zeugniß der empfangenen Geistesmittheilung gedient, von jenen Aeltesten gewichen, nichts desto weniger aber der Geist, dessen sie zur Aus- richtung ihres Amtes bedürften, bei ihnen geblieben sei und sie zu Mitverwaltern des Führer-Amtes des Mose auch fernerhin befähigt habe. Von ihrer weitern Wirk- samkeit lesen wir (außer etwa Kur» 16, 25) nichts, daher läßt sich kein bestimmtes Urtheil fällen, in wel- cher Weise sie dem Mose die auf ihm liegende Last tragen helfen; die Talmudisten und Rabbinen behaupten dage- gen bestimmt, daß die Siebenzig ein ständiges Collegium gebildet hätten, das von Mose bis zur babylonischen Ge- fangenschaft fortbestanden habe und nach dem Exil in dem Synedrium oder Hohenrath (Matth. Z, 4 Anm.) wieder hergestellt worden sei. 26. Es waren aber noch zween Männer im Lager geblieben, der eine hieß Gldad, der andere Medad, und der Geist ruhete ans ihnen stheilte sich, während dort bei der Stiftshütte das vorhin V. 25 erzählte Ereigniß vor sich ging, ihnen eben- sowohl mit, als den andern]; denn sie waren auch angeschrieben [unter denen, die Mose hatte aus- wählen sollen V. 16], und doch [entweder aus Bescheidenheit, weil sie sich des hohen Amtes für unwürdig hielten, oder darum, weil sie beim Ver- sammeln der Aufgeschriebenen V. 24 nicht sogleich bei der Hand gewesen] nicht hinausgangen zu der Hütte, nnd sie weissagten [nun in Folge der empfan- genen Geistesmittheilung] im Lager [gleichwie die übrigen bei der Hütte] 27. Da lief ein Knabe sBursche 1. M. 14, 13] hin [nach der Hutte des Stifts], und sagte es Mose an, und sprach: Eldad und Medad weis- sagten im Lager [denn die Sache erregte natürlich bei denen, die ebenfalls im Lager zurückgeblieben, großes Aufsehen und Verwundert» sie hatten des- halb den Boten schleunigst zu Mose abgeordnet]. 28. Da antwortete Josua, der Sohn Nun, Moses Diener, den er erwählet hatte [2. M. 17, 9 und der es fiir einen Eingriff in das Amt seines Herrn hielt, daß die beiden so unabhängig von Mose und dessen Vermittelung das Weissagen trieben]: Mein Herr Mose, wehre ihnen [Joh. 3, 25 ff.; Mark. 9, 38 ff.]. 29. Aber Mose sprach zu ihm: Bist du der Eiserer sur mich swillst du so eifersüchtig blos auf meine Ehre und mein Ansehen halten und dich nicht vielmehr freuen, wenn Großes an Israel gefchiehtJZ Wollte Gott, daß alle das Volk des HERRU weissagete [wie diese], und der HERR seinen Geist über sie gäbe [dann wäre meines Herzens heißester Wunsch erfüllt, und ich wollte gern von meiner Mittler-Stellung zuriicktreten]. 30. Also sammelte sich Mose zum Lager [kehrte, nachdem seiner eigenen Klage Abhilfe geworden war, von der Stiftshütte zum Lager zuruck], und die Aeltesten Jsraels sals die nun mit ihm die Last des Volkes tragen sollten, gingen in seiner Gesellschaft, vgl. Kp. 16, 25]. 31. Da fuhr aus der Wind von dem HERRn [den er zu seinem Mittel und Werkzeug brauchen wollte, um auch der Klage des Volks Abhilfe zu schaffen], und ließ sgleichwie schon einmal 2. M. 16, 13] Wachteln kommen vom Meer suber den älanitischen Meerbusen herüber], und streuete sie über das Lager, hie [auf der einen Seite] eine Tagereise lang, da [ebenso auf der andern Seite] eine Tagereise lang um das Lager her, [und zwar in solcher Ueberfülle, daß sie stellenweisJ zwd Ellen hoch über der Erde [lagen]. 32. Da machte sich das Volk [aus dem Lager] aus denselben ganzen Tag, und die ganze Nacht, und den andern ganzen Tag, nnd sammelten Wach- teln, und welcher am wenigsten sammelte, her sam- melte zehn Homor setwa 36——37 preuß. Scheffel, s. Anm. zu 2. M. 16, 36], und htingeten sie [die sie bei diesem ungeheuren Vorrath nicht schon jetzt verbrauchen konnten] um das Lager her sbreiteten sie draußen vor dem Lager schichtenweise aus, um sie an der Sonne zu dörren und dann ge- trocknet für die kommenden Tage aufzubewahren, wie sie das in Egypten mit den Fischen zu thun gewohnt gewesen waren] 33. Da aber snachdem sie ihre Lust schon einen Monat lang gebüßt Pf. 78, 29 ff.] das Fleisch noch unter ihren Zähnen war, und ehe es Das lüsterne Volk wird gestraft. Auflehnung Mirjams und Aarons wider Mose zu Hazeroth 441 auf svon den Zähnen klein gekauet] war, da er- grimmte der Zorn des HERRn unter dem Volk sdas ihn verworfen hatte V. VI, nnd schlug sie mit einer sehr großen Plage [die ihrer viele, und zwar gerade »die Gesiindesten und Stärksten Pf. 78, 31 plötzlich dahinraftes Nicht als ob der Genuß des Wachtelfleisches selbst ihnen so gefährlich geworden wäre, sondern die Plage war ein außerordentlich verhängtes Strafgericht Gottes; wohl aber sollten sie noch mitten im Ueberfluß davon müssen, wie das auch· sonst den ungläubigen und fleischlich ge- sinnten Weltkindern wiedersährt (Lul. 12, 20 vgl. Weis-h. 5, 7 ff. . 34. Daher dieselbige Stätte [die man von dem Ereigniß V. 1·ff. schon Tabeera genannt hatte, mit einem zweiten Namen, der den ersten hernachmals verdrängte Kv 33, 16, auch] heißt [I(1br0th-Hatt»aavah, d. i. Gräber des Gelüstes oder] Lustgraber, darum, daß man daselbst be- grub das [nach FleischJ lusterne Volk [dem der HErr sein Gelüste zwar befriedigte, aber es dann auch zum Theil in seinem Zorn verderbete]. Das äußerliche Geschenk war hier also kein Unter- Pfand· der gottlichen Gnade, wie es ja so oft geschieht, daß 1emandem» ein· lange eigensinnig und begierig ge- hegter Wunsch in sichtbarer Einwirkung der Vorsehung Gottes gewahrt wird, mit der Gewährung aber zugleich das Gericht eintritt. (v. Gerlach.) v· U. 35—3iap. 12, 15. illa-h einer weiteren Wanderung von etwa 2 nagereisen liommt xbsrael auf der zweit en Itation in Yakeroth an. Zjier lehnen Mirjam und Aaron wider Zllose und die beoorzugte Stellung, die er fiir sich in Anspruih nehme, da er allein der illrophet des Yoirrn und derjllermittler gdttlicljer Offenbarung sein wolle, un- ter geringschiihigen zlteden iiber seinegkamilienverhältnisse und unter Zjinweisung auf ihre eigenen Gaben und Kräfte sieh auf; der Zhbirr aber, dem Muse mit sanstmiithigem Iitiweigen die iirgertiche Sache befohlen, nimmt seines treuen Iznechtes silh an, indem er die Widersacher nor sein Geritht zieht und den Ingesochtenen ausdriiitilicti siir seinen erhabensten Propheten erklärt. Stls darnach Mirjam zur Strafe fur ihre Auflehnung, dadurch die Bedeutung ihres hlamens Glliriam = ihre Æiderspenstigteeih in einer be- stimmten Ilhatsache hernorgetreten, aussiihig wird wie Schnee, leistet Aaron dem Ytlose Slbtiitte sur das ihm angethane Anrecht und nimmt zu dessen Piirbitte fiir die gemeinsame Slhwester seine Zufluihtz die wird ihr denn anlh zu Theil, doch muß sie naih des Yjlerrn willen zur heilsamen Zleiniithigung ihres Stolzes erst sieben Tage verschlossen bleiben, auher dem Lager, ehe sie wieder Aus: nahnie in Ilsraets älotlisgemeinsctjast findet. 35. Von den Liistgrabern [m DisahabJ aber zog das Volk sals die Wolke nach einem mehr, als einen Monat langen Aufenthalt daselbst wieder das Zeichen zum Aufbruch gab, in gerader Linie nördlichl aus gen Hazeroth, und blieben seinige Zeit] zu Hazerotlx Etwa 5 deutsche Meilen nördlich von Dahab befin- det sich der Brunnen e1 Hudherah oder Hadhm mit einer Quelle, die das ganze Jahr über zieinlich gutes, nur etwas salziges Wasser giebt; bei Weitem die meisten Ausleger erkennen darum in diesem Orte die Station Hazeroth wieder. Mit ihm beginnt die ,,große und grau- same« (5. Mos 1, 19; s, 15) Wüste Paren, von der zu Kap. 13, 1 des Weiteren die Rede sein wird. Das. 12. Kapitel. Yie murrende Mirjam wird au5sähig. 1. Und Mirjam [Mose’s Schwester, die Pro- phetin 2. M. 15, 201 und [durch sie fortgerissen auch sein Bruder] Aaron sder HoHepriesterJ redeten wider sihn, den] Mose [dem sie nicht blos durch die Bande des Bluts, sondern auch durch den Beruf, den ihnen der HErr angewiesen, so nahe stunden, gar geringschätzige, verächtliche Worte], um seines Weibes willen, der Mohriih die er ge- nommen hatte [ftellten ihn in den Augen des Volks als unwürdig dar der hohen, bevorzugten Stellung, die er in Israel einnahm], darum, daß er eine Mohrin zum Weibe genommen hatteA Z. Und sprachen [indem sie nun desto mehr Geltung und Ansehn für ihre eigene Person in Anspruch nahmen]: Redet denn der HERR allein durch Mofe [daß ihr so viel auf ihn und seine Worte gebt]? redet er nicht auch durch uns [durch mich, die Mirjam, die euch damals 2. M. 15 am Ufer des rothen Meeres ein gottbegeistertes Lied vorgesungen — und durch mich, den Aaron, der ich durch die Weise des Lichts und Rechts 2. M. 28, 30 euch göttliche Antwort gebe auf schwierige Fragen"]? Und der HERR hdrete es [was Mirjam und Aaron so hinter dem Rücken Moses dem Volke einredeten, und nahm sich her- nach V. 4 ff. feines Dieners iii einer Weise an, die ihm zu desto größerer Verherrlichung diente]. V) Aus diesen Worten leiten nicht wenige Ausleger die Vermuthung her, daß während des einjährigen Auf« enthalts am Sinai Zipora, Mosis Weib, die der Schwie- gervater ihm nach der Ankunft am Berge Gottes sammt seinen beiden Söhnen zufuhrete (2. M. 18, I sf.), ge- storben sei und Mose sich hernach anderweitig mit einer Chnschitin (Abk»ömmling von Chus, einem Sohne des Ham 1. M. 10. 6 f.), die entweder von den in Arabien wohnenden Chuschiten oder von den init Israel aus Egypten gezogenen Fremdlingen abstaminte, verheirathet habe, und zwar in der bestimmten Absicht gerade mit einer solchen, um dadurch an seiner eigenen Person die Gleichheit der Fremden mit Israel, welche das Gesetz vielfach fordert, thatsächlich zu vollziehen und an seinem eigenen Exempel die dereinstige Vereinigung Jsaels mit den fernsten Heiden vorzubilden Jndessen findet sich nirgends sonst irgend welche Andeutung von einer solchen zweiten Ehe; auch ist es sehr wenig glaublich, daß Mose nach seinen Erfahrungen, die er mit Zipora machen mußte (2. M. L, 22 Anm. Z; 4, 24 ff.) , ziim zweiten Mal ein Weib genommen haben sollte, das außerhalb der Bürgerschaft Jsraels stand und schon durch seine Ge- burt mehr oder weniger in heidnisches Wesen verflochten war. Wir haben also an unsrer Stelle an niemand anders als an die Midianitin Zipora zu denken; daß sie von Mirjam und Aaron eine Chuschitin (Luther: Mohrin = Aethiopierin Apostelg 8, W) genannt wird, hat seinen Grund in der Absicht, die nichthebräische Ab- 442 4. Mose 12, 3—15. kunft derselben recht grell hervortreten zu lassen, beruht aber auch insofern auf Wahrheit, als vielleicht ihre Mut- ter diesem Geschlecht angehörte, oder man muß anneh- men, daß, weil der Heimathsort der Zipora in einem von lauter Chuschiten bewohnten Landstriche lag (2. M. L, 15» Anm.), die Bezeichnung »Mohrin« mehr in geogra- phischem, als m genealogischem Sinne gemeint sei. «) Was die Herzen der Beiden bewegt, ist der Neid gegen Mosis Stellung, die einzig in ihrer Art ist, so- wohl zu dem HGrrn als dem ganzen übrigen Volke ge- genüber; denn er war Gottes unmittelbarer Diener, und in seine Hand war die unbeschränkte Leitung und Füh- rung Jsraels gelegt, während sie in beiden Beziehun- gen sich selbst als durchans abhängig und untergeordnet fühlten. Dieser Neid ließ sie denn ganz vergessen, wie hoher Gnaden und Gaben sie sonst von dem HGrrn ge- würdigt worden waren, oder vielmehr, indem sie dieser Gnaden und Gaben sich überhoben, vermeinten sie das- selbe leisten zu können, wie der Bruder, und betrachte- ten sich seiner Stellung noch würdiger als er, weil sie das israelitische Blut reiner bewahrt und von aller Be- fleckung mit fremdländischer Nationalität sich frei erhal- ten hätten. Mirjam ist dabei als Anstifterin der ganzen Auflehnung anzusehen; Aaron aber erscheint auch hier, wie schon bei der Abgötterei mit dem goldenen Kalbe (2. M. Kur. 32), als ein Mann, der in seiner Schwach- heit sich leicht mit fortreißen läßt. z. Aber Mose war ein sehr geplagte» Mensch über alle Menschen auf Erden [er hörete es auch, was Mirjam und Aaron wider ihn redeten, doch schwieg er dazu und ließ alles ruhig über sich er- gehen, es so gänzlich Dem anheim stellend, der da recht richtet, daß er nicht einmal im Gebet wegen seiner Widersacher sich an Gott wendete, sondern ihn walten ließ, wie es ihm selber gefiel]. «) Das Wort im hehr. Grundtext: PY bedeutet zunächst leidend (Ps. 10, 12. 17) und wird besonders von den demüthigen, frommen Duldern gebraucht Pf. 25,9; 37, 11) daher geht die Bedeutung über in die von ge- duldig, demüthig, sanftmüthig. Luther hat die erstere hier festgehalten, während die meisten neueren Ausleger, zwischen iIy (elend) und sIy sanftmüthig) einen ohne Ausnahme seststehenden Unterschied anneh- mend, die zweite (,,ein sehr sanftmüthig er Mensch«) vorziehen. Allerdings erscheint das Selbstlob, das bei dieser Bedeutung in den Worten liegt, befremdlich. »Allein nur auf dem Boden des Pharisäismis oder Pelagianismus, wo das, was der Mensch leistet, als fein eigenes Ver- dienst erscheint, ist das Selbstlob ein Ergebnis; sünd- licher Eitelkeit; bei dem lebendigen Bewußtsein von der Gnade Gottes aber, die den Menfchen zum Ausrichter großer Dinge ausgerüstet, ist eine derartige Aeußerung vielmehr ein Zeugnis; aufrichtiger Demuth und objectiver Wahrhaftigkeit« (Hengstenberg.) Wie Mose hier ohne Hosfahrt sich lobt, so wird er anderwärts (Kap. 20, 123 27, 13 f.) in Demuth sich tadeln. (Calmet, einer der vorzüglichsten Gottesgelehrten der kathol. Kirche Frankreichs, s— 1757.) Jndessen scheint es uns· nicht gut, die luther. Uebersetzung zu ändern; wie sie die Grundbedeutung des hehr. Wortes am treuesten wieder- giebt, so läßt sich bei ihr auch am besten der Zu- sammenhang in einer Weise erklären, die von selber auf jene abgeleitete Bedeutung hinweist. — Nimm nicht zu Herzen, was die Rotten deiner Feinde von dir dichten; laß sie nur immer weidlich spotten, Gott wird’s hören und recht richten. Jst Gott dein Freund und deiner Sachen, was kann dein Feind, der Mensch, groß machen? Gieb dich zufrieden! (Gieb dich zufrieden. -— B. 11). 4. Und plötzlich [sofort nach dem ersten Laut- werden jener aufrührerischen Reden V. 1 u. 2, damit sie nicht erst zu weit in das Volk eindrängen und in dessen Herzen Wurzel schlügenj sprach der HERR [aus der Wolkensäule] zu Mose, Und z»n Aaron, und zu Mirjann Gehet heraus, ihr drei, [aus dem Lager und begebet euch] zn der sin der Mitte desselben befindlichen] Hütte des Stifis [ich will zwischen euch richten]. Und sie gingen alle drei heraus [der Angeklagte mit seinen beiden Verklägern]. Mit was für einem Herzen, ist leicht zu erachten; denn gleichwie Mose sich seiner Unschuld bewußt war, so werden die andern Beiden ohne Zweifel aus der Be- strafung ihres eigenen Gewissens schon gemerkt haben, was ihnen begegnen würde, zumal die Anrede Gottes wohl wird ernstlich gewesen sein. Der Streit unter diesen Geschwiftern hätte bei dem Volk eine sehr un- glückliche Wirkung können nach sich ziehen; denn so die Männer, welche, wie jedermann bekannt war, der unmittel- baren Offenbarung des göttlichen Willens gewürdigt worden, sich einander widersprochen hätten, wie würde die Gemeine gewußt haben, von wem sie sich sollte re- gieren lassen? Es würden Parteiungen und Spaltungen aus solchen Streitigkeiten entstanden sein; deshalb schlug sich Gott selbst in’s Mittel. (Starke.) s. Da kam der HERR hernieder in der Wol- kensimle [auf die nämliche Art wie Kp. 11, 25], und trat in der Hütte Thur [an den vorderen Ausgang, der nach dem Vorhof sührte], nnd rief Aaron und Mirjaui, und die beiden gingen hinaus [aus dem Kreise, in welchen die drei Geschwister vorher V. 4 der Hütte Thür gegenüber bei ein- ander stunden und traten näher heran zu dem in der Wolke gegenwärtigen HErrn, so daß Mose allein an der vorigen Stelle stehen blieb] » s. Und er [der HErrJ fprachzHbretmeine Worte fmeine göttliche Entscheidung in Beziehung auf den von euch angerichteten Streithandel]: Jst jemand unter euch ein Prophet des HERRU [wie ich denn allerdings bald den, bald jenen im Volk zu einem Propheten erwecke und also auch durch euch Beide rede V. 2], dem will ich mich kund machen [meine Offenbarungen, die er an die Andern zu bringen hat, ihm eingehen, entweder] in einem Ge- sicht, oder will mit ihm reden in einem Traum. 7. Aber nicht sempfähet meine Offenbarungen] also sin derselben unvollkommenen, durch Gesichte oder Träume vermittelten Weise] mein Knecht Mose, der in meinem ganzen Hause treu ist lnicht blos ein einzelnes besonderes Amt in meinem Hauswesen, d. i. in der Theokratie oder der Haushaltung des alten Bundes, überkommen hat, sondern zum ober- sten Amtsverwalter des ganzen Hauswesens gesetzt ist und in seiner Amtsverwaltung bisher sich auch als zuverlässig bewährt hat]. 8. sJhm muß ich seiner einzigartigen, allum- Mirjam wird aussätzig Ankunft Jsraels an der Grenze des gelobten Landes. 443 fassenden Stellung wegen, und ihm kann ich bei feiner Treue und Zuverlässigkeit mich unmittelbar und ohnejliückhalt offenbaren] Mündlich soder von Angesicht zu Angeficht und nicht blos aus der Ferne, Wie· mit euch] rede ich mit ihm [als ein Freund mit seinem Freunde 2. M. 33, 11], und er siehet den HERRU in seiner Gestalt, nicht dnrch dunkleWorte oder Gleichniß [er braucht nicht erst Aus feinem gewöhnlichen, natürlichen Zustande auf außerordentlichh wunderbare Weise in den eines ubersinnlichen Wahrnehmens versetzt zu werden, wie die Andern V. 6, in deren Seele die volle Klarheit des S·elbst- und Weltbewußtseins Vor dem, was sie innerlich zu schauen bekommen, zurücktritt, und die nun· Gestalten schauen, die doch nur Bilder und Gleichnisse sind, und Worte vernehmen, die erst in die Sprache der sinnlichen, verständigen Wirklichkeit ubersetzt werden müssen; sondern er steht in einem fortwährenden, ununterbrochenen Verkehr mit mir, schauet mich, soweit das überhaupt einem Menschen- kinde mdglich ist 2. M. 33, 18 ff., ohne Hülle und Decke und empsähet meine Offenbarungen in offe- des-»- kkaret Nebel. Warum habt ihr euch denn nicht gefurchteh wider meinen [so hoch von mir gestellten und »so nahe mir gerückten] Knecht Mpse [der- achtkltksj zu reden [und setzet euch ihm gleich, da doch ein Mensch nichts nehmen kann, es werde ihm denn gegeben Joh Z, 27J? Ueber das·Wesen des alttestamentlichen Pro phe- tenthums, die verschiedenen Formen der göttlichen Offetlbxlkung und den höheren oder niederen Grad der Inspiration oder göttlichen Eingebung, f. die Bemer- Ztångåg zu 5. M. 18, 9—22; 1. Sam- 10, 10; 1. Köir d. »Und der Zorn des HERRn ergriminete snach dieser Vorhaltung] iiber sie, und set, der HEVVI WAFIM sich Weg svon ihnen, wie ein Rich- ter, der sein Urtheil gesprochen und von der Richt- stätte fich zurückzieht, ohne irgend welche Gegen- rede zu gestatten]. 10. ·Dazn die Wolke sdas sichtbare Zeichen des- göttkkched Gegenwart] wich auch von der Hütte [indem sie fich für’s Erste nicht wieder nach ihrem Standorte 2, 40, 34 ff. begab, sondern in die Höhe aufstieg und nun in ziemlicher Weite über dem Lager schwebte]. Und siehe, da [in dem- selben Augenblick, wo der HErr so fich wegwandte und die Wolke von der Hütte wich] war Mirjam [die Anstifterin des unglückseligen Handels, am ganze« Leibe] anssätzig [und über und über voller Todtenfleckesn so weiß] wie der Schnee [3. M. 13, 3 Anm.]. Und Aaron wandte sich zu Mirjaui [um in Gemeinschaft mit ihr die Stätte zu ver- lassen] und wird [mit Entsetzen] gewahr, daß sie anssaszig ist. 11. Undsprach zu Muse [der noch in einiger Entfernung hinter beiden stund V. 5]: Ach mein Herr [2. M. 32, 22], laß die Sünde nicht aus uns bleiben, damit wir närrisch gethan nnd uns versündiget haben; 12. [Sondern lege dich mit deiner Fürbitte bei dem HErrn in’s Mittel,] Daß diese nicht sei wie ein Todtes [todtgebornes Kind], das [fchon halb verwest] von seiner Mutter Leibe kommt; es hat [die Krankheit] schon die Hälfte ihres Fleisches gefressen [und wird sie vollends dahinrafsen, wenn nicht Barmherzigkeit an ihr geschieht]. II. Muse aber [nach seiner Sanftmuth V. Z] schrie zu dem HERRm und sprach: Ach Gott [bitte], heile sie [doch]! 14. Der HERR [die Bitte feines treuen Knech- tes erhörend, nahm nun zwar die Strafe selbst hin- weg, indem er die Krankheit sofort zur Genesung wendete, konnte jedoch der Mirjam die Zeit der Demüthigung die ihr zur Heilung von ihrem Ueber- muth so nöthig war, nicht ersparen und] sprach zu Mose: Wenn ihr Vater ihr [bei einem Fehl- tritt, den sie sich hatte zu Schulden kommen lassen] in’s Angesicht gespeiet hätte, sollte sie nicht sieben Tage sich schämen [mindestens so lange sich aus Scham vor den Leuten im Verborgenen halten]? Laß sie [alfo auch im vorliegenden Falle wegen der wohlverdienten Schmach, die mit dem Aus- satz ihr von mir angethan worden, als eine Un- reine] verschließen sieben Tage außer dem Lager, darnach laß sie sdurch die in 3. M. Kp.14 vor- ges chriebenen Reinigungsgebräuche in Jsraels Volks- gemeinschaft und in die Gemeinschaft des Heilig- thums] wieder aufnehmen. 15. Also ward Mirjam [die in hoffährtiger Ueberfchätzung ihrer prophetischen Gabe über die Gemeinde des HErrn fich erhoben, von derselben geschieden und] sieben Tage verschlossen außer dem Lager. Und das Volk zog nicht fürder, bis Mirjam aufgenommen ward [denn erst, nachdem die Tage ihrer Reinigung zu Ende waren, ließ die Wolken- säule fich wieder auf die Stiftshütte herab V. 10 und gab nunmehr das Zeichen zum Aufbruchs Nach der allegorifchen (finnbildlichen) Auslegung der Kirchenväter ftellt Zipora, deretwegen Moses geschmähet worden, die von Christo zu seinem Reiche berufenen Heiden dar, Ebtirjam und Aaron bilden die, dieser Be- rufung sich widersetzende jüdische Kirche ab; nun ist diese zur Strafe für ihre Ueberhebung mit dem Aussatz ge- fchlagen und für die sieben Perioden der gegenwärtigen Weltzeit von dem Lager des geistlichen Jsrael ausgeschlos- sen, bis sie zuletzt wieder zu Gnaden an- und in das Reich Gottes aufgenommen werden wird. (Engl. Bibeliv.) VI— Kur. 13, 1—34. hlakh einer weiteren, mehrere Sta- tioneu umfassenden Wanderung, auf der aber nichts Zie- sonderg vor-fiel, daher sie auih nisht näher beschrieben wird, taugt Israel am Ziel seiner Reise, in der mit ihrem nijrdliitien Ende die Süd-Grenze dei- gelabten Lan: des beriihrenden wüste Illarnu an; non hier aus werden, unter Zustimmung des Ijlbrrm naih dem Verlangen des 444 4. Mose 13, 2—4. hlollcs Kundsttjafter nach blanaan entsendet, aus einem jeglichen Stamm einer, die das Land in seiner ganzen Ausdehnung von Süd nach hlord durihkiehen und außer der jllachricht »von seiner und seiner Einwohner Beschaffen- heit auch Zxruihte desselben zur Probe mit kuriiitebringen sollen. Sie führen in 40 Tagen ihren Auftrag aus, riihmen bei ihrer Rückkehr die Giite und Zriichtbarkeit des Landes, richten aber mit ihren iibertriebenen Umh- richtenron den starken Zeitungen desselben, von seinen kriegerischen Bewohnern und den riesigen Ønaksleinderm denen gegenüber sie sich vorgekommen wiiren wie Heu- schrecken, eine ungenieine Aufregung in der Gemeine an, indem die beiden »aus ihrer Mitte, welche anderer Zuei- nung find, gar nicht mehr zu warte liommen können. nah. 13, 1. Darnach snach Mirjamsr Wie- deraufnahme in die Gemeine] zog das Volk von Hazeroth [etwa 11 Tagereisen weiter in nördlicher Vichtungh und lagerte sich in die Wüste Paran fim nördlichften Theile derselben, bei Kades V. 27. Hier redete Mose die Kinder Israel also an: Jhr seid an das Gebirge der Amoriter gekommen, das uns der HErr, unser Gott, geben wird. Siehe da das Land vor dir, das der HErr, dein Gott, dir gegeben hat; zeuch hinauf, und nimm’s ein, wie der HErr, deiner Väter Gott, dir geredet hat. Fiirchte dich nicht, und laß dir nicht grauen 5. M. 1, 20 f.]. Die Wüste Paran ist das 400 Quadratmeilen große, 30 Meilen lange nnd theilweis eben so viele Meilen breite Wüsten-Plateau, welches östlich von dem Wady eI-Ara- bat: (Kap· 20, l Anm.) begrenzt wird, westlich bis an die (Egypten von Philistäa scheidende) Wüste e1-Dschjfar sich ausdehnt, füdlich bis zum Gebirge etkTih (der Vor- stufe des Hosen-Gebirges) hinw- imd nördrich bis an das -Amoriter-Gebirge (den siidlichen Abfall des paläfti- nensischen Hochlandes) hinaufreicht (vgl. Anm. zu 2. M. 13, 20)· Der Ursprung des Namens ist dunkel; doch war· letzterer schon zu Abrahams Zeit gebräuchlich und bezeichnete da die ganze Wüste set-Tit; bis zum älanitischen Meerbusen (1. Mos. 14, 6). Von dem Wadi eHLkisch oder Bach Egyptens wird die Wüste in eine westliche und eine öftliche Hälfte getheilt. Die westliche liegt niedriger» und fällt allmälig in die flache Wüste Dschifar ab; diesostliche dagegen ist durchweg hohes, von größeren und kleineren Wadrys oder Flußthälerm die nur während der Regenzeit Wasser haben, durchsetztes Gebirgsland mit ausgedehnten Hochebenen zwischen den einzelnen hö- heren Gebirgszügen Sie ist hernach zum Land einer fast Zssahrigen Wanderung für die Kinder Jsrael ge- worden, von welcher die ganze Wli te den Namen Tilpbendlsrael (Irrsal der Kinder Js ael) empfangen, und wird in 5. M. 1, 19 als die Wüste bezeichnet, die grzvß Und grausam ist. Und das mit Recht! Unabsehbare, mit schwarzen Feuersteinen bestreute Ebenen, in denen mehrere Tagemärsche lang weder ein Beduinenlager noch Wasser zu finden ist, dann wieder große Flugsand- strecken, durchschnitten von unregelmäßigen Ketten von Kalk- und Kreidehügelm sowie von kleinen Wasserbeckem Rissen und Thalern, geben sammt der täuschenden Luft- spiegelung dieser grenzenlosen Hochebene den wahren Wüstencharakter, wo der Blick nach allen Seiten hin in die furchtbarste Wildniß fällt, kein Baum, kein Strauch, kein Grashalm das Auge erquickt und der Wanderer nur gar zu leicht sich verirrt; nur der Beduine findet mittelst seiner merkwürdigen Fährtenkenntniß auch ohne Compaß sich zurecht. Er erkennt genau an der Fußspuy welcher Personen seines oder eines benachbarten Stam- mes sie angehört, ob ein Freund oder Feind, oder ein Fremdling des Weges gekommen; aus der Flachheit oder Tiefe urtheilt er, ob der Mann eine Last trug oder nicht, aus der Deutlichkeit, ob er an demselben Tage, am vorigen, oder vor zwei Tagen vorübergegangem Ebenso kennt er die Fährten seiner eigenen Kameele, so- wie die seiner Nachbarm und oft findet er aus tausend Durchkreuzungen derselben die seinigen heraus, gleichwie er nach den Fußtapsen alle Männer mit Namen zu nennen weiß, die am Morgen vorübergingen. « Mit der Station Hazeroth hatten die Kinder Jsrael den Sinai und seine Umgebungen nun völlig verlassen und waren in diese große und schreckliche Wüste eingetre- ten; über ihren Zug durch dieselbe schweigt die heilige Geschichte, die Strafgerichte bei den Lustgräbern, sowie das Ereigniß mit Mirjam scheint sie selber schweigsam ge- macht zu haben, daß sie sür’s Erste nicht weiter murreten. Der HErr hat wohl auch sie so schnell und so leicht als möglich hindurchgeführh um sie nicht zu versuchen über ihr Vermögen. Nun aber geschieht es, daß, wie schon oben (Kap. 10, 12) vorweg bemerkt wurde, die Wolke blieb in der Wüste Parain Israel ist hier am Ziel sei- ner Reise angelangt, es hat die Wüste hinter sich und steht an der Pforte des verheißenen Landes; denn die Wüste Baron, welche in diesen Worten gemeint ist, ist der letzte, nördlichfte Theil des Ganzen, der einen ganz anderen Charakter an sich trägt, als die bisher durchmanderte Strecke. Jn ihrem nordöstlichen Ausgange nämlich steigt die vorhin beschriebene Osthälfte der Wüste Paran aus der Ebene, zu welcher sie sich bisher von Süden aus immer tiefer herabgesenkt hat, plötzlich zu einer mächtigen, quadratisch (oder genauer: rhomboidisch) gestalteten Ge- birgsfeste empor, die nach ihren gegenwärtigen Bewoh- nern das Bergland der Azazimeh heißt, ein Gebiet von etwa 40 Quadratmeilen umfaßt, in ihrem Jnnern aber (theils wegen der Unwirthlichteit des Terrains, theils we- gen der Raubsucht ihrer Jnsassen) noch ein sehr unbe- kanntes Land ist; erst neuerdings (seit 1842) ist ein An- fang zu näherer Durchforschung durch die beiden Reisen- den G. William:s, Eaplan der evangel. Kirche in Je- rusalem, und seinen Freund J. Rowland gemacht. Die südliche Grenzmauer dieses Berglandes bildet ein in gerader Linie von Ost nach West laufender Ge- birgskamm, der sich am östlichen und westlichen Ende zu hervorragenden Höhen aufthürmtz der öftliche Eckpfeis ler, ganz nahe an der Arabah, heißt Dschebel e1-Mukrah, der westliche dagegen Dschebel Arnif en Nalcbeilx Die öftliche Mauer steigt eben so steil, wie die südliche, aus der Arabah auf; nur ist sie von mehreren Thälern durch- schnitten, welche mehr oder weniger beschwerliche Ein- gänge in’s Jnnere der ganzen Gebirgsfeste darbieten. Die nördliche Grenzmauer thürmt sich als ein gigan- tisches Hochgebirge mit seinen nackten Felsmassen in furchtbarer Wildniß empor, und erscheint mit seinen wild- zerrissnen, weißglänzenden Kreidemassem welche den glü- henden Sonnenstrahl blendend zurückwerfen, wie ein un- nahbarer Feuerort, als furchtbarste Wüste ohne alle Spur von Vegetation (Pflanzenwuchs). Am Fuße dieses Boll- werkes zieht sich ein weiter Thalschlund, Wady Murreh genannt, von West nach Ost in die Arabah hinaus; er hat eine Breite von 4—6 Stunden und theilt sich bei dem Berge Dschebel Madam-h, der sich mitten im Thal als einzeln stehendes Gebirge erhebt, in zwei Theile; der südliche eine Fortsetzung des Hauptthals, läuft in die Arabah aus, während der andere in nordöstlicher Rich- tung durch den Wady el Ghor bis zum todten Meer sich erstreckt. Jenseit des Wady Mukreh haben wir dann den südlichen Bergwall des palästinensischen Hochlandes, Ausfendung von Kundschaftern nach dem Lande Canaan. das alte Amoriter-Gebirge (Plateau er Reh-nah) vor uns, das bis zum Wady cis-sehe reicht; daß wir aber in jenem Thalschlund Murren, der das Amo- riter-Gebirge von dem Berglande der Azazimeh scheidet, die biblische Wüste Bin, von welcher in V. 22 unseres Kapitels und hernach öfter die Rede sein wird, wieder zu erkennen haben, leidet keinen Zweifel. Der westliche Grenzwall des Azazimats endlich erstreckt sich in gerader Linie von Süden nach Norden von dem vorhin erwähnten Akejf en Nakbah bis zum Amoriter-Gebirge; er besteht aus einer 3—400 Fuß hohen Bergreihe, die durch zahl- reiche, mit einander von Ost nach West parallel laufende und sämmtlich in den e1-Arjsch mündende Flußthäler durchbrochen ist. Durch den welligen Wüstenstrich, der zwischen ihr und dem Bach Egyptens liegt, geht die Straße vom Sinai nach Hebron Verfolgen wir diese Straße in ihrem nördlichsten Theile von da an, wo sie das Palä- stinensifche Hochland erreicht, so begegnet uns zunachst Ain Madam, ein Hauptlagerplatz der Karavanen, der von seinen Wassern den Namen führt; weiter hinauf, ohngefähr 10 Stunden davon, liegt beim Wady es-Ru- heiheh die Stelle, wo Jsaak einen Brunnen grub und ihn Rehoboth nannte (1. M. 26, 22); noch weiter hinauf (beim Wady Sehuii1im, dem situ- in I. M. 26, 21) folgen die Ruinen von Zepatisu worin sich xmschwev das biblische Zephat oder Horma (Kap. 14, 45; Nicht. I, 17) wiederfinden läßt; endlich M, Stunde nordöstlich darüber, stößt man auf das jetzige Khalasa, ursprünglich Chessalon oder Chesil (Jof. 15, 10. 30) genannt. Von besonderem Interesse ist hier für uns der zuerst genannte Brunnen Ain Moi1ahj. Dies ist ohne Zweifel der Brunnen des Lebendigen, wo der Engel des HErrn die Hagar fand auf ihrer Flucht vor Sarah (1. M. 16, 7. ff.). Etwa 4Vsz Kameelstunden in Ost- südost davon liegt eine 2 Meilen lange und etwas über 1 M. breite Ebene, in deren nordöstlichem Ausgange sich ein nackter Fels mit einer reichlich fprudelnden Quelle an seinem Fuße befindet. Seit Rowlands zweiter Reise, die er ohne Williams Begleitung von Gaza aus in diese Gegenden unternommen, wird der eben erwähnte Fels, dessen Quelle noch jetzt im Munde des Volks Ain Rades heißt, gegenwärtig von allen Gelehrten für den- jenigen gehalten, den Moses schlug (Kap. 20, 11); die Ebene, in der er steht, wäre also das Kades Warnen, das man früher viel weiter östlich in die Arabah, bald nach Ain e1-Weibeh (Robinson), bald nördlicher hinauf nach Ain elcklasb (v. Raumer) verlegte. Daß die Ebene Kades theils zur Wüste Paran (et-’1’ih), theils zur Wüste Zin (W. Murren) gerechnet wird (vgl. Kap. 13, 265 20, 1; 27, 143 33, Bis; 34, 3 ff.), hat seinen Grund in der Natur des Bodens, da der Bergwall, der die Wüste etskih von dem W. Murreh scheidet, nicht sehr hoch ist und jene mit diesem sonst gleichen Charakter hat; die Stelle aber, wo die Kinder Jsrael von der nördlichen Richtung ihres bisherigen Reisewegs nach Osten einbogen, um nach Kades zu gelangen, ist wahrscheinlich der Wady Beten-at und dieser Wady unter dem in Kan 33. 18 als nächste Station nach Hazeroth erwähnten Nithma zu verstehen. Jn der angeführten Stelle steht dies Rithma (so genannt von dem vielen dort wachsenden Netem- oder Ginster-Gesträuch, vgl. I. Kön. 19, 4) ge- radezu für Kades, das absichtlich, um keine Mißverständ- nisse oder Verwechselungen zu veranlassen, jetzt noch nicht, sondern erst in V. 36 f. erwähnt wird, wo die Kinder Israel nach ihrem Zsjährigen Aufenthalt in der Wüste Paran zum zweiten Mal nach Kades gelangen und von da dem gelobten Lande nun wirklich entgegen- gehen (vgl. außerdem Kap. 20, 13 Anm.); die in Vers 19—35 genannten Stationen dürften hiernach diejenigen sein, welche sie während der 38 Jahre durchzogen haben. 445 Das 13. Kapitel. You xiundschaftern des Fande- Sancta-i. » Z, Und der HERR redete mit Mose [der, als die Kinder Israel auf seine Anrede V. 1 zu ihm kamen und sprachem Laßt uns Männer vor uns hinsendem die uns das Land erkunden und uns wieder sagen, ·durch welchen Weg wir hineinziehen sollen, und die Städte, da wir einkommen sollen 5.· M. 1, 22., nicht wußte, ob er solchem Begehren willfahren solle oder nicht], und sprach: [zu ihm durch innere Eingebung seines Geistes]: 3. sLaß dir’s nicht übel gefallen, was das Volk von dir fordert, vgl. 1. M. 21, 12; ihr Ver- langen ist meinem Willen nicht geradezu zuwider, wenn es auch an sich einer solchen Auskundfchaß tung eigentlich nicht bedarf]. Sendc [also] Männer Laub, die das Land erkunden, das ich den Kindern Jsrael geben will, ans jeglichem Stamm ihrer Vä- ter einen vornehmljchen Mann [der zu den Ge- schlechts- und Familienhäuptern gehört]. Ofsenbar will der HErr mit diesem Eingehen auf das Begehren des Volks der Schwachheit desselben zu Hilfe kommen. Für den starken Glauben wäre das Wort seiner Verheißung von der Güte des Landes und die Gegenwart seiner Leitung und Hilfe vollkommen ge- ntigend gewesen; aber gleichwie es Mose nicht ver- schmahte, die Ortskunde Hobabs ungeachtet der leiten- den Wolke in Ansprnch zu nehmen (Kap. 10, 29——32), so soll auch hier dem Volke gestattet sein,«die göttlich gegebene Kunde uber das Land und seine Bewohner sich menschlich» zu vermitteln; solche Vermittelung, wenn sie durch glaubige und treue Männer geschah, konnte viel dazu· beitragen, den schwachen Glauben zu stärken. Jn ahnlicher Weise hat die theologische Wissenschaft unter des HErrn Zulassung und mit seiner ausdrücklichen Billigung die Ausgabe, das Land der heil. Schrift zu erforschen und Kritik zu üben, d. h. alles nat: zu prü- fen und darauf anzusehen, ob es sich also hält, wie der in derKirche lebende christliche Geist es bezeugt. Das einfältig glaubende Gemüth bedarf dieser Thätigkeit der menschlichen Wissenschaft nicht, es« ist seines Glaubens auch ohnedies sich unmittelbar gewiß; wird sie aber von Maniiern verrichtet, wie Josua und Caleb (Kap. 14, 6 ff.), die das Geheimniß des Glaubens in reinem Gewissen haben, so kann das Ergebnis; ihrer Forschung viel dazu beitragen, den Glauben zu stärken, zu vertiefen und seiner selbst bewußt zu machen. Leider freilich ist die Mehrzahl· von den Männern »der Wissenschaft gleich den Zehn,·die dem Lande ein boses Geschrei machen unter den Kindern Jsrael, und die leichtgläubige, bethörte Menge fallt dem, was sie sagen,·unbesehens zu (V. 26 bis 3-x); daher der große Abfall in der Christenheit, na- mentlich unter denen, die sich die Gebildeten nennen und lieber zurück in die Knechtfchaft Egyptens oder in der Wüste sterben wollen, als Canaan einnehmen (Kap. 14, 1—4). 4. Mose [nachdem er etwa von den Fürsten der verschiedenen Stämme Kap. 1, 3 ff; 7, 12 ff. sich geeignete Personen hatte vorschlagen lassen] der » sandte sie aus der Wüste Paraiy nach dem Wort des 446 4. Mose 13, 5—31. HGRRn die alle bornehmlirhe Männer waren unter den Kindern Israel. 5. Und hießen also: Sammua, der Sohn samt, des Stammes Raben; a. Saphat, der Sohn Hort, des Stamnis Simeon; 7. Caleb, der Sohn Jephunna des Staninis Juda [1. Chron 2, 49 Anm.]; 8. Jgeal, der Sohn Joseph, des Stamms Jsaschar [also nicht des aus 1. M. 37 ff. bekann- tes! Jvsephslx s. Hosen, der Sohn Nun, des Stamms Ephraim [1. Chiron. 8, 25 ff.]; 10. Palti, der Sohn Rat-hu, des Stamms Benjaniinz II. Gadiel, der Sohn Sodi, des Stamms Sebulon; 12. Gaddi, d'er Sohn Saft, des Stamms Jo- seph von Manajsez » D 13. Ammiehder SohnGemalli,desStamms an; 14. Sethur, der Sohn Michael, des Stamms er, 15. Nahebi, der Sohn Bat-bit, des Stamms Naphtalix 16. Gurt, der Sohn Macht, des Stainms ) 17. Das sind die Nanien der Männer, die Mose aussandte zu erkunden das Land. Aber den Hosen, den Sohn Nun [des Stammes Ephraim V. 9], nannte Mose Josua. Er hatte ihm schon früher (2. M. 17, 9 ff) statt des allgemeinen Names ,,Hilfe« den besonderen: »der HErr ist Hilfe« oder Gotthelf beigelegt und bestätigte ihm jetzt solchen Namen, dessen Bedeutung er auch in dieser Geschichte wieder trefflich bewiihrte Kap. 14, 8 u. 9. 18. Da sie nun Mofe sandte, das Land Ca- naan zu erkunden, sprach er zu ihnen: Ztehet hin- ans an den Mittag [nach dem zunächst vor euch liegenden Mittagslande 1. M. 12, 9; 20, I; 26, 1 ist«-J, und gehet [von da weiter] auf das Ge- birge lJuda und Ephraim, das den Grundstock des Landes bildet, bis zu dessen nördlicher Grenze]; 19. Und besehet das Land, »wir es ist, und das Volk, das drinnen wohnet, ob’s stark [wehr- hastig und tapfer] oder schwach [schwächlich und verzagt] wenig [an Zahl] oder Viel ist; 20. Und was fiir ein Land fes] ist, darin- nen sie wohnen, ob’s fin Beziehung auf seine Bo- den- und WitterUUgsverhäItUisseJ gut oder böse sei; und was für Städte sind, darinnen sie wohnen, ob sie in Gezelten [Lagern, d. i. offenen Flecken und Dörfernj oder Festnngen wohnen; 21. Und was fiir Land fes hinsichtlich seiner Ertragsfähigkeit] sei, ob’s fett oder mager sei [fruchtbar oder wenig ergiebigd und ob ldemgemäß Bäume drinnen sind, oder nicht. Seid getrost [fuh- ret eure Sendung wacker und muthvoll aus], und nehmet die Friichte des Landes feinige mit hierher zur Probe] Es war aber eben um die Zeit der er- sien Weintrauben [Ende Juli oder Anfang August; daher eben konnte Mose eine Probe von den Früch- ten des Landes von ihnen verlangen]. V) Das Mittags- oder Stidland (hebr. Regt-b) be- greift in sich den siidlichsten Landstrich Canaans nach seiner ganzen Breite vom Südende des todten Meeres und der Arabah an bis hinüber zur Küste des mittelliitidischen Meeres; nordwärts aber erstreckt es sich von der in Kap- 34, 3 — 5 angegebenen Südgrenze Canaans (Karte II.) an bis zum Wady scheriah (Karte III.) im Westen und etwa bis Molada und Masada im Osten. Dieser Distrikt bildet den Uebergang von der Wüste zum eigentlichen Culturlande und trägt vorwiegend den Cha- rakter der Steppe an sich, in welcher Sand- und Haide- ftreeken mit Sträuchern, Gras und Kräutern vorherrschem stellenweis aber auch schon Getreide gebaut wird; es ist also ein Landstrich, der sich mehr fiir Viehzucht als für Ackerbau eignet, aber schon zur Zeit Moses und Josriws eine Menge von Ortschaften enthielt (vgl. Jus. 15, 21 bis 323 19, 1—9). 22. Sie gingen [denn, dem erhaltenen Auf- trage gemäß] hinauf, und erkundeten das Land von der [unmittelbar vor Kades gelegenen] Wüste Bin, bis [hoch hinauf nach Norden] gen Rehob [westlich von Laie] da man gen Haniatht [1. M. 10, 18] gehet. V) Von Rehob (Richt. 18, 28 Amt) aus gelangt man nämlich in nordöstlicher Richtung durch das Thal elxsuksa nach der am Orontes gelegenen Stadt Ha- math oder Epiphania in Syrien (2. Sam. 8, 6 Anm.). 23. »Sie gingen [aber auf dieser Untersu- chungsreisq auch hinauf gegen den Mittag [nach dem Mrttagsland V. 18], und kamen bis gen He- bron [auf dem Gebirge Juda — bis dahin kommt ihre Reise zunächst nur in Betracht, da, was sie hier erkundeten, hernach von so verhängnißvollen Folgen für die Gemeine geworden]; da waren Ahi- inan, Sesai und Thalmai, die Kinder Enak kdie drei Geschlechter der von Arba, einem Nachkömm- ling der semitischen Urbevölkerung 1. M. 14, 18 Anm., abstammenden Enakitety Leute von riesen- mäßiger Leibesgröße, wie die Enaim 5. M. 2, 10 f. und die Riesen zu Astharoth-Karnaim I. M. 14, 5]. Hebron aber ldessen Besitzer jener Arba gewesen Jos. 14, 18] war sieben Jahr gebanet vor Zoan in Eghpten [am öftlichen Ufer des tanitischen Nil- arms 2. M. 5, 1 Anm. l, und bestund ihren An- fängen nach schon zu Abrahams Zeiten l. M. 13, 18; 23, 2 ff.]. 24. Und sie kamen bis an Bach [in das, nörd- lich nach Jerusalem hinauffiihrende Thal] Eseoh und schnitten daselbst fals sie auf demselben Wege von Rehob V. 22 in diese, mit den vorzüglichsten Weinbergen an den Hügeln zu beiden Seiten aus- gestattete Gegend nach Kades zurückkehrten] einen Reben ab mit einer Wetntraube [von ganz unge- wöhnlicher Größe] nnd ließen sie zween [aus ihrer Gesellschaftj auf einem Steeken [einer Stange] tra- Rückkehr der Kundschafter und ihr Bericht von der Schwierigkeit der Eroberung des Landes. 447 gen, dazu auch Granatapfel und Feigen [von denen sie ebenfalls etliche Proben mit sich nahmen]. 25. Der Ort [die Gegend] heiße: [wurde her·- nachmals genannt] Baeh lThctlj »Escol »[d. J. Trauben-Thal], nm der Traube wcllen, die die Kinder Israel daselbst abschmtten swahrend sie fru- her einen andern Namen ftihrte]. Jenseit des Wady es— sehn, der das Plateau er— Bakmah oder das Amoriter-Gebirge im Norden begrenzt (vgl. Blum. zu V. 1), erhebt sich das Gebirge Jud a, das seine höchste Höhe bei der, etwa 2800 Fuß über der Meeresfläche gelegenen Stadt Hebron erreicht, sich dann über Bethlehem und Jerusalem hinaus weiter nach Nor- den erstreckt und in dem Gebirge Ephraim seine Fort- setzung findet. An den westlichen Abhang desselben lehnt eine Hügellandschaft sich an, die sich allmälig zur Meeres- niederung verflachtz im Osten aber dehnt zwischen dem Gebirge und dem todten Meere ein 7—8 Meilen breites Wüstenplateau sich aus, das den Namen Wüste Juda führt und in mehrere Theile: Wüste Maon (1. Sam. 23, 24), Wüste Siph (1. S. 23, 14), Wüste Engeddi (1. S. 24, 2), Wüste Theko a (2. Chr. 20, 20) zerfällt Die Oberfläche dieses Plateau’s ist mit Feuersteinen und Kieseln besäet oder mit nacktem Kalkfels bedeckt, und daher keines Anbaues fähig; doch bietet sie im Westen, nach dem Gebirge zu, noch große Weidetriften mit gewürzigen Kräutern dar, während sie in ihrem östlicben Theile, nach dem Meere zu, immer mehr das Ansehen der eigentlichen Wüste annimmt und zuletzt in einem sehr rauhen, felsigen, von vielen Klüften durch- schnittenen Landstreifen endigt. Gehen wir zum Gebirge zurück, welches in seiner Länge etwa 18 und in seiner Breite durchschnittlich 4 Stunden beträgt, so stellt dessen Oberfläche als ein Wechsel von flach gewölbten Ebenen, steilen Kuppen und langgestreckten Bergrücken sich dar. Durch den Wady e1-Khä1i1, der in der Gegend zwischen Hebron und Bethlehem seinen Anfang nimmt und das Gebirge in der Richtung von Nord nach Süd tief durch- furcht, wird letzteres in zwei Theile zerlegt. Der west- liche thürmt von Süden herauf zu einem hohen Boll- werke sich an und fällt mit scharf abgebrochener Kante, einer undurchbrochenen Mauer gleich, zu dem an feinem Fuß vorgelagerten bebuschten Hügelland ab; weiter nörd- lich hingegen, von Bethlehem bis zum Gebirge Ephraim, ist dieser Westrand nicht mehr so massig geschlossen, wie vorhin, sondern der Bach Sorek verzweigt sich wie ein Baum mit weit ausgebreiteter Krone bis zur Wasser- scheide des Gebirges herauf und bildet mit den zu ihm gehörigen Wadrys mehrere osfene Pforten, durch welche das Hochland, auf dem Jerusalem liegt, vollständig zu- gänglich wird. Einen ähnlichen Charakter hat dann die östliche Hälfte des judäischen Gebirgszuges von der eine Menge Wadtys dem todten Meere zugeht Der Plateaw rücken selbst sammt den zwischenliegenden Gründen ist mit Getreidefeldern bedeckt und mit Olivenwäldern be- pflanzt, namentlich aber auch reich an Weinbergen und Weingärten. Jnsonderheit gilt dies von den Umgebungen Hebron’s, die noch jetzt» die vorzüglichften Granatäpfeh Feigen und Weintrauben liefern; die Beeren der leh- teren kommen an Größe unsern kleinen Pflaumen gleich, sie selbst aber erreichen eine Schwere von 10—12 Pfund, so daß demnach unsere Erzählung keineswegs etwas Sagen- oder Mährchenhastes enthält. Was den Bach Eskol, wie Luther übersetzt hat, betrifft, so bedeutet das hebräische Wort Nachts! allerdings auch einen Bach, besonders einen Gießbach aus Regen- und Schneewasser, der im Sommer nicht fließt, also ein Wady (vgl. Anm. zu 5. M. 8, 10); die erste Bedeutung ist aber »Thal- grund,« und ist diese auch hier festzuhalten, da der bei Ascnlon mündende Wsdy simsjm, der doch allein unter dem »Bach« Eskol verstanden werden könnte, mit seinen Zuflüssen nicht durch den Westrand des Gebirges Juda hindurch bis in die Nähe von Hebron reicht, sondern nur bis an das, diesen Westrand vorgelagerte Hügel- land sich erstreckt. Vgl. Anat. zu 2. Sam. 2, 1. 26. Und sie kehreten um, da sie das Land er- kundet hatten nach vierzig Tagen [von der Abreise V. 22 an gerechnet, etwa Ende September], 27. Gingen hin knach dem Ort ihres Aus- gangs], nnd kamen zu Mose nnd Aaron, und zu der ganzen Gemeine der Kinder Israel, in die Wüste Paran gen Kades, und sagten ihnen wieder, und der ganzen Gemeine, wie es stünde, und ließen sie die Fritchte des Landes sehen [die sie mitgebracht]. 28. Und erziihleten ihnen, nnd sprachen: Wir sind in’s Land kommen, dahin ihr uns sandtet [und haben es wirklich, wie der HErr gesagt, als ein Land erfunden], da Milch Und Honig innen flenßt [vgl. Anm. zu 2. M. Z, 1'7], und dies ist ihre [seine] Frucht; 29. sEs steht also alles an sich ganz wohl, und ist an dem Lande hinsichtlich seiner Lieblichkeit und Fruchtbarkeit nichts auszusetzenj Ohne daß stark Volk drinnen wohnet, und sehr große nnd feste Städte [drinnen] sind; nnd [wir] sahen auch Enaks Kinder lwahre Ungeheuer von Menschen an Stärke und LeibesstärkeJ daselbst [daher es uns kaum mög- lich scheint, das Land einzunehmen]. 30. So wohnen die Amalekiter [mit denen wir schon in Raphidim einen so schweren Kampf zu bestehen hatten 2. M. 17, 8 ff.] im Lande gegen Mittag [1. M. 14, 7 und würden uns ohne Zwei- fel den Paß verlegen], die Hethiier nnd Jebnfiter und Amoriter [1. M. 10, 15 f.; 15, 20 f.] wohnen sdann weiter hinein] auf dem Gebirge sJuda und Ephraim], die Cananiter aber wohnen am [mittel- IändischenJ Meer, nnd um den Jordan [in den Ebenen auf der West- und Ostseite des Gebirges I. M. 13, 7. Ihr sehet also, wir haben es mit eben so starken und wohl befestigten, als zahlreichen Völkerschaften zu thun, wenn wir das Land für uns erobern wollen]. 31. Caleb aber [der von den Beiden, die an- derer Meinung waren Kap. 14, 6, zuerst das Wort ergriff] stillete das Volk gegen Mose swider den die durch solchen Bericht aufgeregte Menge sich schon empören wollte Kp. 14, 2 ffiL Und sptach [nachdem er sich Gehör verschafft, in begütigender Rede]: Laßt uns knur getrost] hinanfziehem nnd das Land einnehmen; denn wir mögen es kmit Gottes Hilfe, trotz der entgegenstehenden Schwie- rigkeiten, wohl] iibetwciltigen shat doch der HErr schon damals Z. M. 17, 8 ff. uns geholfen, daß wir Amalek dämpfem und wieder die Hethitey 448 Jebusiter &c. und ihre festen Städte hat er uns ja oft schon seinen mächtigen Beistand zugesagt]. 32. Aber die [zehn] Männer, die [außer Jo- sua sonst nochs mit ihm waren hinaus gezogen, sprachen: Wir vermögen nicht hinauf zu ziehen gegen das Volk, denn sie sind uns zu stark; 33. Und machten [mit ihrem weiteren Gerede, dadurch sie Calebs Wort entkräften wollten] dem Lande, das sie erkundet hatten, ein böse Geschrei unter den Kindern Israel [indem sie die entgegen- stehenden Schwierigkeiten in’s Ungeheure übertrie- ben], und sprachen: Das Land, dadurch wir gegan- gen sind zu erkunden, frisset seine Einwohner sauch wenn wir glücklich hineinkamen, würden wir doch keine Ruhe darin haben, da es gerade wegen seiner Anmuth und Fruchtbarkeit andere Völker zu bestän- digen Angriffen und Einfällen anreizt, und des Krieges darin kein Ende ift]; nnd [wie soll denn die Einnahme von unserer Seele überhaupt nur möglich werden? denn] alles Volk, das wir drin- nen sahen, sind Leute von großer Länge. 34. Wir sahen [aber, wie wir euch schon be- richteten, außer dem an sich schon großen Menschen- schlage der sämmtlichen Bewohner] auch Riesen da- selbst [von der Art, wie die Tyrannen vor der Zeit der Siindfluth I. M. S, 4], Enaks Kinder [die wohl] Von den Riesen [der Urwelt herstammen mö- gen]; und wir waren vor unsern Augen als dieHen- schrecken [kamen uns im Vergleich mit ihnen so klein und winzig vor, wie eine Heuschrecke von der klein- sten Sorte, die Hagab 3. M. 11, 22 Anm., im Ver- gleich zu einem gewöhnlichen Menschen ist], und also waren wir auch vor ihren Augen [auch sie sahen so verächtlich auf uns herab, als wären wir nur Heu- schrecken, die man nicht weiter beachtet]. Ach, es ist leider des Unglaubens Art: er siehet mehr auf den Kampf« als aus den Preis, mehr auf unsere Schwachheih als auf Gottes Verheißung, Barmherzig- keit und Allmachh er machet alles groß, nur Gott nicht; er siehet aus die Schwierigkeiten und nicht auf die Hilfen, und wird darüber selbst zu Schanden und ziehet Andere mit in sein Verderben hinein. (Appuhn.) Der Unglaube macht die Feinde allzu groß, und Gott klein; der fleisch- licheUebermuth macht die Feinde klein und setzt eigene Kraft an Gottes Statt; der Glaube läßt die Feinde und Hindernisse sein, wie sie sind, aber auch Gott, wie Er ist. (Richter.) Das 14. Kapitel. Das murrende Born wird geschlagen. VII« II. 1——38. Zlie durch den Bericht der Kundstijafter im hiirhsten Masse aufgeregte Gemeine, nathdem sie die darauf folgende dlarht in völliger Grostlosiglieit geweint und gelrlagt hate, erhebt sich am anderen Gage in osfener Gmpijrung wider Zilose und Anton, will sich einen Haupt- mann aufwerfen und wieder narh Gghpten ziehen. Zlllose und Iiaron werfen sich bei solcher Zlleuterei vor dem IjGrrn auf die Erde nieder; Josua und Galeb versuchen die erhilzten Gemiither zur Besinnung zu bringen, reizen 4. Mofe 13, 32——34. 14, 1—18. aber daruit sie desto mehr zur förmlichen Muth und ste- hen in Gefahr, von der bethdrten Znenge gesteinigt zu werden. äla erscheint die Yerrlichlceit des YGrrn vor allem Moll: in der Jjiitte des Itiftsx Jsrael soll zur Strafe fiir seinen beharrlictjen jlnglauben mit itlestilenz geschla- gen und sofort vom Erdboden vertilgt werden. Doch Zdlose legt mit seiner Zkiirbitte sich in’s Mitte! und er- langt soviel von dem XII-fern, daß dies Strafgericht ab- gewendet wird; da indessen der dlnglaube des Volks nun- mehr zur Vollendung genommen, so soll lieiner von denen, die zwanzig Jahr und dariiber sind, das verheissene Land sehen, sondern erst nath ihrem Absterben, bis 40 Jahr nach dem Iiuszug aus Ggnpten werden verflossen sein, soll das ziingere Gesrhlecht in dessen Besitz gelangen. Und zum Beugung, wie ernst es gemeint sei mit dieser Dro- hung, werden die Zrundschaftey die mit ihrem eigenen älnglauben des tllolttes tlnglauben erregt haben, mit Zus- nahme der beiden, mit denen ein anderer Geist ist, durth pldizliclsen Tod dahingerafft 1. Da [als sie solche böse Nachrichten zu hö- ren bekam, die, wie deutlich sie auch sich als lügen- hafte Uebertreibungen verriethen, dennoch ohne Weiteres von ihr geglaubt wurden] fuhr die ganze Gemeine smitlautem Wehklagen] auf, nnd schrie, und welneie die [ganze, auf diesen Tag folgende] Nacht. 2. Und alle Kinder Israel murreten wider Mose und Anton [die sie zu trösten und zu beru- « higen versuchten 5. M. 1, 29—31], und die ganze Gemeine sprach zu ihnen: Ach daß wir in Eghptetsp land gestorben wären, oder nochstürben in dieser Wüste [so wären wir doch alles dessen überhobery das uns bevorsteht] Z. Warum sühret uns der HERR in dies Land sdas wir doch nimmer einnehmen, sondern nur mit dem Erfolg angreifen werden], daß Unsere Wei- ber ssammt uns] durchs Schwert fallen, und unsere Kinder ein Raub sder Feinde] werden? Jsrs nicht besser, wir ziehen wieder in Eghpten [wo wir wenig- stens unser Leben fristen konnten, wenn es uns auch sonst übel erging]? 4. Und einer sprach zu dem andern [indem ihnen solches Umkehren wirklich das Gerathenste schien]: Laßt Uns [an Stelle dieses Mose, der uns doch nur zu unserm Unglück ausgeführt hat] einen Hauptmann sandern Führer] aufwerfen, und wieder in Eghpten ziehen. Z. Mose aber und Aaron [da sie sahen, daß ihre Worte so gar nichts galten bei der aufgeregten Menge 5. M. 1, 32 f.] fielen ans ihr Angesicht vor der ganzen Versammlung der Gemeine der Kinder Israel [und fleheten in sprachlosem Schmerz zu dem HErrn, daß er selber eingreifen wolle in solcher großen Noth und die Herzen des Volks auf andere Gedanken bringen] s. Und Josua, der Sohn Nun, und Caleb, der Sohn Jephunne, die auch das Land erkundet hatten [Kap. 13, 7. 9], zerrissen ihre Kleider [3. M. 10, 6 vor Schreck und Entsetzen über das Elend, was die andern Zehn mit ihrem Gerede angerichtet;] Murren des Volks. Verurtheilung zu vierzigjähriger Wanderung. 449 7. Und sprachen zu der ganzen Gemeine der Kinder Israel: Das Land, das wir durchwandelt haben [es] zu erkunden, ist sehr gut [und wohl Werth, um seinetwillen alles zu wagen]. 8. Wenn der HERR uns gnädig ist [und mit seiner mächtigen Hilfe beisteht, was er ohne allen Zweifel auch thun wird, wenn wir nur Jhn nicht verlassen] so wird er uns in dasselbe , Land bringen, nnd [es] uns [zu eigen] geben, das ein Land ist, da Milch und Honig innen fleußt. 9. Fallet sdarum doch ja] nicht ab vom i HERRiy und fürchtet euch vor dem Volk dieses Landes nicht sals würde ihr Schwert euch fressen V. 3, es wird vielmehr ganz anders kommen]; denn wir wollen sie wie Brod fressen swerden sie mit so leichter Mühe vernichten und aufreiben, wie man ein Stück Brod isset Kap. 22, 4; 24, 8; 5. M. 7, 16]. Es ist ihr Schutz [dessen sie bis- her in der verschonenden Langmuth Gottes I. M. 15, 16 noch genießen durften, nunmehr gänzlich] von ihnen gewichen [8. M. 18, 25; 20, 23]; der HERR aber ist mit Uns [wie er ausdrücklich bezeugt hat und in der Führung der Wolkensäule auch sichtbar zu erkennen giebt], fürchtet euch [also] nicht vor ihnen [abgesehen davon, daß es mit ihrer Stärke und Uebermacht gar nicht so schlimm steht, wie die Andern in absichtlicher Uebertreibung, nur um unsere Rede zu entkräften, vorhin ausgesagt haben Kap. 13, 31 ff.]. 10. Da sprach das ganze Volk ldas durch solche Worte so wenig sich beschwichtigen und zur besonnenen Ueberlegung zurückbringen ließ, daß es im Gegentheil nur noch mehr zur Wuth der Verzweiflung dadurch gereizt wurde], man sollte sie steinigen Da [in diesem Augenblicke, wo weder der Anblick des an der Erde liegenden Mose und Aaron V. 5, noch das Zureden des glaubwür- digen Josua und Caleb irgend etwas über die ganz von Sinnen gekommenen Gemüther ver- mochte] erschien die Herrlichkeit des HERRn in der Hütte des Stists allen Kindern Israel [leuch- tete in der auf der Hütte lagernden Wolke wieder plötzlich ein majestätischer Lichtglanz auf 2. M. 16, 10; Z. M. 9, 23]. 11. Und der HERR sprach laus der Wolke] zu [dem vor der ganzen Versammlung der Ge- meine der Kinder Israel noch daliegenden] Mose [doch nur in einer ihm, mit dem er mündlich zu reden pflegte Kap. 12, 8; 2. M. 33, 11, allein verständlichen Weise]: Wie lange låstcrt mich das Volk? und wie lange wollen sie nicht an mich glau- ben strotzdem daß ich schon so viel versucht, sie zum Glauben zu bringen] durch allerlei Zeichen, die ich unter ihnen gethan habe? 12. So will ich [denn nunmehr, da alle Mühe und Arbeit sich als nutzlos an ihnen er- Dachs el’s Bibeltoerb Z. Illust- weist] sie mit Pestilenz schlagen, und [vom Erd: boden] vertilgen, nnd Dagegen] dich zum größern und mächtigern Volk machen, denn dies ist sum so meine, dem Abraham gegebenen Verheißungen dennoch hinauszuführen 2. M. 32, 10 Anm.]. 13. Mose aber [auch hier wieder Z. M. 32, 11 ff. mit seiner Fürbitte vor den Riß tretend Pf. 106, 231 sprach zu dem HERRn: So wer- den es die Eghpter hören swenn du das thust, die aber sind gar neidisch auf deine Ehre und gleich bereit, dir etwas zur Schmach nachzureden, sobald sich nur irgend Gelegenheit dazu bietet]; denn du hast dies Volk mit deiner Kraft mitten . aus ihnen geführt. 14. Und man wird sund nun werden sie, die EgypterJ sagen zu den Einwohnern dieses Lan- des [zu den rings hier herum wohnenden, in viel- facher Handelsverbindung mit ihnen stehenden Völkerschaften, den Arabern, Philistern, Moabitern und Cananitern], die da [vorher aus ihrem Munde] gehöret haben, daß du, HERR, unter diesem Volk [den Kindern Israel] seiest, daß dn Von Angesicht swörtlichz Auge an Auge, d. i. in der un- mittelbarsten Nähe Jes 52, 8., bei ihnen] gesehen werdest, nnd deine Wolke stehe über ihnen, nnd du, HERR, gehest vor ihnen her in der Wolken- siiule des Tages, und [in der] Feuersiiuledes Nachts; — 15. [Wenn’s nun also geschähe, wie du jetzt drohestj Und würdest dies Volk tödten, wie Einen » Mann, so würden die Heidenfzunächst die Eghpter V. 14, von ihnen angeregt aber auch die Araber, Philister u. s. w.] sagen, die [vordem] solch Ge- rticht [wie herrlich du dich unter Israel erzeiget hast] von dir höreten, nnd [dir zur Unehre unter einander] sprechen: 16. Der HERR [ihr Gott] konnte mit nichten das Volk [das er erst mit seiner Kraft ausgeführt] in’s Land bringen, das er ihnen geschworen hatte; darum hat er sie [wie in rathloser Verzweiflung über die Unaussührbarkeit des angefangenen Werks] s geschlachtet in der Wüste [denn die Heiden, die deine ewige Kraft und Gottheit nicht erkennen, urtheilen ja über dich ganz in derselben Weise, wie man über ein Menschenkind urtheilt Hes 20, 9]. 17. So laß nun die Kraft des HERRn groß werden [zeige dich, zur Rettung deiner bedroheten Ehre, in deiner ganzen göttlichen Größe und Macht, und laß, was deine Gerechtigkeit fordert, von deiner Barmherzigkeit einstweilen noch aufgehalten wer- den], wie du sbei jener größten und herrlichsten Offenbarung, die mir je zu Theil geworden 2. M. 34, 6 f.] gesagt hast, und gesprochen: is. Der HERR ist geduldig, und von großer Barmherzigkeit, und vergiebt Missethat und Ueber- s tretnng, und läßt niemand ungestraft, sondern heim- (1·) K. T. I. 1. 29 450 4. Mose 14, 19—44. sucht die Missethat der Väter über die Kinder in’s dritte und vierte Glied. IV. So sei nun [gemäß dieser Predigt von deinem Namen, die du dir selber gehalten] gnädig der Mifsethat dieses Volks, nach deiner großen Barmherzigkeit [und halte mit dem gedroheten Strafgericht V. 12 noch zurück] wie du auch ver- gehen hast diesem Volk [auf seinem ganzen Wege] aus Egyptem bis hierher. 20. Und der HERR [der Fürsprache seines Knechts Kap. 12, 7 abermal Gehör schenkend] sprach: Jch hab’s vergeben, wie du sindem du bei meinem eigenen Wort mich gefaßt] gesagt hast sdaß ich thun solle, und werde sie also nicht mit Pestilenz schlagen und plötzlich vertilgen] 21. Aber so wahr als ich lebe, so soll alle Welt sdurch die Art, wie ich an ihnen nicht blos meine große Barmherzigkeit, sondern auch meine Gerechtigkeit, die niemand ungestraft läßt, offenbaren will] der Herrlichkeit des HERRU voll werden. 22. Denn alle die Männer [von zwanzig Jahren und driiber], die meine Herrlichkeit und meine. Zeichen gesehen haben, die ich gethan habe in« Eghpten und in der Wüste, und mich nun zehn- mal [1. M. 31, 7 Anm., vgl. jedoch 2. M. 14, 11 fis; 15, 23; 16, 2. 20. 27; 17, 1 ff.; 32, 1 ff.; 4. M. 11, 1 ff. 4 ff.; 14, 1 ff.] versucht und meiner Stimme nicht gehorchet haben, 23. Derer soll keiner das Land sehen, das ich ihren Vätern geschworen habe; auch keiner fvon den Kundschaftern] soll es sehen, der mich [durch den bösen Bericht Kap. 13, 32 ff.] verlcistert hat. 24. Aber meinen Knecht Caleb, darum, daß eiu anderer Geist [nicht der der ungläubigen Ver- zagtheit und des wiederspenstigen Trotzes, sondern der eines unerschrockenen Glaubens] mit ihm ist, und hat mir treulich nachgesolget ldurch offenes Bekenntnisz zu mir und dem Wort meiner Ver- heißung Kap. 13, 31; 14, 7 ff.], den ivill ich [sammt dem ihm gleichgesinnten Josua, vgl. V. 30] in das Land bringen, darein er kommen ist, und szwar soll er grade dasjenige Stück zu seinem Erbtheil erhalten, dem die Andern ein so böses Ge- schrei gemacht haben unter den Kindern Israel Jos 14, 6—15, und] sein Same soll es ein- nehmen [Jos. 15, 13—19; Richr 1, 9—15], 25. Dazu die Aiualekiter und Cananiteu die im Grunde wohnen [von denen jene sagten, sie sind uns zu stark Kap. 13, 32, soll er helfen überwältigem damit ihm geschehe, wie er geglaubet hat Kp. 13, 31. Euch Uebrigen aber soll auch geschehen nach eurem Unglaubem diese Amalekiter und Cananitey die da auf dem vor euch liegenden Gebirge und zu eurer Linken im Mittagslande wohnen, sind euch nunmehr, wo ihr von mir ab- gefallen seid, wirklich zu stark, also daß ihr nicht vermöget, wieder sie hinauf zu ziehen] Morgen wendet euch [daher, ehe sie kommen und wider euch herunter ziehen], und ziehet [wieder rückwärts] in die Wüste sdaher ihr kommen seid] auf dem Wege zum Schilfmeer szu dem östlichen Arm des rothen Meeres, dem älanitischen Meerbusen]. 26. Und der HERR Diachdem er so zuerst mit Mose allein verhandelt V. 11] redete [hier- auf] mit Mose und Aaron [laut vor allem Volk, damit dieses mit seinen eigenen Ohren höre, daß das, was beide ihm ankiindigen sollten, Gottes eigener Rathschluß und Wille sei], und sprach: 27. Wie lange murret diese bbse Gemeine wider mich [und wie lange soll ich solches ihr Murren ungestraft hingehen lassen]? Denn ich habe das Murren der Kinder Israel, das sie sjetzt zum zehnten Mal V. 22] wider mich gemurret haben, gehdret [dies Mal aber werde ich’s nicht länger hingehen lassen]. 28. Darum sprich zu ihnen: So wahr ich lebe, sprichtder HERR, ich will euch thun, wie ihr vor meinen Ohren gesagt habt [V. 2: Ach, daß wir stiirben in dieser Wüste] 29. Eure Leiber sollen in dieser Wüste ver- fallen; und alle, die ihr [Kap. 1] geziihlet seid, von zwanzig Jahren. und drüber lzusammen 603,550 kriegsfähige MannfchaftL die ihr wider mich ge- murret habt, 30. Sollt [sammt euren Weibern] nicht in das Land kommen, darüber ich meine Hand szum Schwur 2. M. S, 8] gehoben habe, daß ich euch drinnen wohnen ließe; ohne Caieb, der Sohn Je- phunue, und Josua, der Sohn Nun [die nehme ich ausdrücklich von diesem Beschlusse aus]. Außerdem aber sind hier auch die Leviten nicht mit inbegriffern Sie waren nicht mit unter den in Katz. 1 Gezähltem wurden vielmehr in Kap. 3 besonders fiir sich gezählt und hatten unter den Kundschaftern (Kp. 13) kei- nen aus ihrem Stamme; überdies läßt sich wohl an- nehmen, daß seit dem Vorfalle mit dein goldenen Kalbe, wo sich Levi durch seinen Eifer für Jehovas Ehre so her- vorgethan hatte (2- M. 32, 25 sf.), dieser Stamm im Ganzen stets auf der Seite des HErrn und seines Die- ners Mose gestanden habe. 31. Eure Kinder [dagegen von zwanzig Jah- ren und darunter], davon ihr sagtet [V. 3]: Sie werden ein Raub sein; die will ich hineinbringem daß sie erkennen lmit eigenen Augen sehen und zum Vesitz erhalten] sollen das [liebe d. i. holde, vor: treffliche Pf. 106, 241 Land, das ihr verwerset 32. Aber ihr sammt euren Leibern. sollt in dieser Wüste verfallen [nach und nach dahinsterben, bis keiner von euch mehr vorhanden ist]. » 33. ·Uud eure Kinder sollen Hirten sein kwie Hirten hin und herziehen] in der Wuste vierzig Jahr [die anderthalb Jahre, die seit dem Auszug aus Egypten schon verflossen, mit eingerechneh Das eigenwillige Volk erleidet schwere Niederlagen durch die Amalekiter und Cananiteu 451 Vgl· Jvs 5, 10 ff.], und eure Hurerei [die Fol- s gen eures treulosen Abfalls von mir Z. IN. 34, 16, insofern mit euch] tragen fals sie nicht eher in’s Land kommen können], bis daß eure Leiber alle [aufgerieben] werden in der Wüste; 34. Nach der Zahl der vierzig Tage [Kap. . 13, 26], darin ihr [durch die zwölf Männer] das sp Land erkundet habt — je ein Tag soll ein Jahr gelten -- lsollen sie ein solches unstetes Hirten: leben führen, also] daß sie vierzig Jahr [wie gesagt V. 231 eure Missethat tragen links] daß ihr inne werdet, was es sei fauf sich habe], wenn ich [von halsstarrigen Verächtern meiner Gnade] die Hand F abziehe [und sie in die wohlverdiente Strafe ihrer Sünden dahingebe]. 35. Jch der HERR hab’s gesagt, das will ich sals ein starker Gott, der da ausführen kann, was sein Mund spricht Hiob 12, 16, und als der ; Wahrhaftige, der’s gewißlich so kommen läßt, wie » er geredet hat Jes 46, 11] auch thun aller dieser bösen Gemeine, die sich wider mich empbret hat. Jn dieser Wüste sollen sie alle werden, und da- « selbst sterben. Die Beziehung der 40 Wiistenjahre auf jene 40 Kundschaftertage ist von mehr als einer Seite tief be- ein eigenmächtiges Eindringen in Eanaan sich erzwingen, was Gott ihm zur Strafe sur seine Verachtung versagt hat, und liifkt auth durth Moses Zbmahnuugeu sich nicht zurückhalten, mnh aber seine zlerittessenheit mit einer schweren xliederlage büßen, die es von den slnialebitern und Gananitern erfährt. 39. Und Mose redete diese [vom HErrn ihm aufgetragenen] Worte [V. 28—35] zu allen Kin- dern Israel. Da trauerte das Volk sehr saber doch nicht in göttlicher Traurigkeit 1. Cor. 7, 10], 40. Und machten sich [am darauf folgenden Tage, statt sich zu wenden und wieder in die Wüste zu ziehen, wie der HErr ihnen befohlen V. 25] des Morgens frühe auf, und zogen auf die Höhe des Gebirges [der Amoriter], und sprachen: Hie sind wir, und wollen hinaufziehen an die Stätte s fin das Land], davon der HERR gesagt hat fdaß wirs in Besitz nehmen follenjx denn wir haben gesiiudiget [indem wir uns durch die Kundschafter so verzagt machen ließen, und wollen nun unsern «« Fehler durch desto größerenMuth wieder gutmachen]. Das ist des alten Menschen Oberfltichlichkeih der, wenn er aus seine Sünde geführt wird, anstatt sich in « diese zu vertiefen und sie in ihrem unheimlichen Grunde ; zu erfassen, für eine zufällige Erscheinung sie ansieht J» und daher, obgleich in demselben Zustande verharrend, deutsam und in Betreff der Erziehung des Volkes wichtig. «« Wie lebendig mußte ihnen dadurch der Gegensatz des v Strafe auferlegten Wohnens in der Wüste nor Augen treten, — wie lebendig sich ihnen das Verhältniß von erscherzten Wohnens im gelobten Lande und des als i? Ursache und Wirkung, von Siinde und Strafe einprägeni i Jedes Jahr, das von den 40 Strafjahren abgelegt und abgezählt wurde, war eine erneuerte, ernste Bußpredigh weil eine Erinnerung an die Ursache der Verwerfung (Kurtz.) Vgl·- Hes. 4, 5. 36. Also [in Folge des soeben ausgesproche- nen Strafurtheils und zum thatsächlichen Beweise, l wie ernst dasselbe gemeint sei] starben [auf der : Stelle] durch die Plage vor dem HERRu fdurch »» einen in sichtbarer Weise von dem in der Wolke gegenwärtigen HErrn ausgehenden Schlag] alle die Männer, die Mose gesandt hatte, das Land zu erkunden, und wiederkommen waren, und da- wider murren machten die ganze Gemeine, 37. Damit, daß sie dem Lande ein Geschrei i machten, das; es böse snneinnehmbar und niörderisch Knie. 13, 33 f·] wäre. 38. Aber Josua, der Sohn Nun, und Caleb, der Sohn Jephnnne, blieben fvon dieser Plage ver- schont] lebendig, lals die beiden einzigen] aus den c Lzwölfj Männern, die gegangen waren, das Land zu erkunden fund blieben auch hernach am Leben, als die Leiber aller, die tiber 20 Jahr alt waren, in der Wüste verfielen Kap. 26, 65i]. VIII· V. 39—45. Als zllase deniålolte den Tieschlicsk des Xillirrn iiber dasselbe eröffnet, trauert es iiber seine Zins: sltjliehiitig non dem Zieht; des verheiszruetc Landes, den es vorhin so leichtsiiiicig preisgegeben; es 1uill nun durih seine Sünde sofort zu bessern unternimmt- (Baumgarten.) Vgl. 1. M. 28, 6-—9; I. Sam- 13, 15—14, 48. 41. Mose aber lals sie sich so aufmachten] sprach: Warum übergehet ihr also des HERRn Wort? [Zuvor, da ihr in das Land ziehen solltet, wolltet ihr nicht, sondern umkehren nach Eghptem nun, da euch Gott gebietet, euch zu wenden und in der Wüste zu verharren, wollet ihr hinaus ziehen, wisset also kein Maß zu halten —— vorher aus Unglauben zu kleinmtithig und jetzt in offen- barem Ungehorsam zu vermeffen:] Es wird euch nicht gelingen. 42. Ziehet nicht hinauf, denn der HERR ist nicht unter euch; daß ihr nicht geschlagen werdet vor euren Feinden [und dann klagen müsset: Hat mich nicht das Uebel alles betreten, weil mein Gott nicht mit mir ist? 5. M. 31, 17]. 43. Denn die Amalekiter und Cananiter sind vor euch daselbst [wenn ihr auf die Höhe des Gebirges kommt] und ihr werdet [von ihnen aufs Haupt geschlagen] durchfs Schwert falleu, darum, daß ihr euch vom HERRU gekehret habt, und der HERR wird nicht mit euch sein. 44. Aber sie waren störrig fund beharrten bei ihrem Vorhaben] hinauf zu ziehen auf die Höhe des Gebirges; aber die Lade des Bandes des HERRU lmit dem Zeichen der göttlichen Gegenwart, der Wolke] nnd Mose [ihr rechtmäßiger Heerftihretz der sich nicht ihrer Sünde theilhaftig niachen wollteJ kamen nicht aus dem Lagert [son- dern blieben unten in der Wüste Paran bei Kadesf 45. Da [als sie droben auf der Höhe eben AS» 452 4. Mose 14, 45. 15, 1——21. erst in ihrer Vermessenheit sich gerühmt hatten: hie sind wir V. 401 kamen die Amalekiter und Canauiten die auf dem Gebirge wohueten [von der Höhe des Gebirges, noch ehe die Kinder Israel dieselbe völlig erreichen konnten], herab, nnd schln- gen [sie] nnd zetschmissen sie [den Westabhang des Gebirges herunter] bis gen [Zephat, das 38 Jahre später Kap. 21, 3 den Namen] Horma «· [d. i. Brandstätte empfing]. 8Jndem sie ohne Jesaias Führung und ohne die Lade des Bundes ausziehen, sind sie nicht sein Heer unter seinem Panier. «) Von dort flüchteten sie sich dann, nun nicht weiter verfolgt, nach dem in Kades zurückgebliebenen Lager, soviel ihrer nicht wlrklich durchs Schwert gefallen waren, und blieben eine lange Zeit, d. i. über Jahr und Tag daselbst (5. Was. I, 46). Zwar hatte der HErr befohlen (V. 25), die Kinder Israel sollten schon am andern Tage nach dem über sie gesprochenen Ver- werfungsurtheil sich wenden und in die Wüste ziehen auf dem Wege zum Schilfmeer. Da indessen der Grund des sosortigen Aufbruchs, die von den Amalekitern und Cananitern drohende Gefahr, sich damit erledigt hatte, daß Israel durch seinen verwegenen Zug auf die Höhe des Gebirges die Gefahr muthwillens herausforderte, die Feinde den Uebersall zurückschlugen und nach der Verfolgung bis Horma sich wieder heimwärts wandten, konnte der Aufbruch auch später geschehen, wenn derselbe nur überhaupt zur Ausführung kam; ein längeres Ver- bleiben in Kades war vielmehr unter den veränderten Umständen jetzt heilsamer, da der HErr sein Volk erst noch in eine besondere Erziehung nehmen mußte, ehe er sie wieder in die Wüste entlassen konnte. Vor allen Dingen mußte Israel sich demüthigen lernen unter seine gewaltige Hand; und sie lernten es, als sie nach der erlittenen Niederlage mit Weinen von ihm zu erreichen suchten, was sie vorher mit eigener Hand durchzusetzen gedachten, und er ihre Stimme doch nicht erhörete (5. M. l, 45). Demnächst aber, da sie nunmehr in seinen Willen sich fügten und für das gegenwärtige Geschlecht auf die Besitznahrne Canaans verzichteten, mußte der HErr sie rüsten für die Zeit, wo einer nach dem andern in der Wüse dahinsterben würde; und er rüstet sie, indem er in dem folgenden 15. Kapitel die bereits am Sinai zum Abschluß gebrachte Gesetzgebung in einigen Punkten ergänzt oder genauer bestimmt und dabei aus- drücklich ihren Blick auf das verheißene Land hinrichtet. Darin hatten sie eine göttliche Bürgschaft dafür, daß ihre Verwerfung nur eine beschränkte, keine absolute sei, daß sie nämlich blos auf die Ausfchließung vom Besitze Canaans, keineswegs aber auf die Aufhebung des Bun- desverhältnisses selber sich beziehe; und auch das, was den Vätern unwiderruflich versagt bleiben muß, soll der- einst gewiszlich den Kindern zu Theil werden, so daß nun, gleichwie die Kinder jetzt Hirten sein müssen in der Wüste um der Väter willen (V. 33 f.), wiederum die Väter in Hoffnung fröhlich, und darum auch in Trüb- sal geduldig sein können um der Kinder willen. Wir sehen hier, an diesem Zusammenhange des folgenden Kapitels mit dem unsrigen, wie auch in Beziehung auf das Wort Gottes gilt, was in Pf. 104, 24 von den Werken der Schöpfung gesagt wird: »du hast sie alle weislich geordnet;« ja, auch die Schrift ist voll seiner Güte, wir dürfen nur nicht an ihr herummeistern und kritisiren wollen nach unsern armseligen und kurzsichtigen Gedanken, sondern müssen uns in ihre Tiefen versenken und ihre lernbegierigen Schüler werden. Das 15. Kapitel. Entheiligung des Halitiaths wird gestraft. I— II. 1——31. Es folgen einige dla chtr ii gezu dem auf dem Sinai gegebenen Gesetz: das erste die Verbindung von Speis- und Mranteopfern mit den Prand- und Schlacht- opfern (V. 1——16), das zweite die Zlarbringung einer hebe von dem Mode, das die Kinder Israel im Lande nlanaan efsen werden, betreffend (V. 17—21); daran sihtieskt sich dann als dritter zlaihtrag die Zuliissigheit non Siindopfern fiir sotihe Fälle, wo man aus Unwissen- heit eines der göttlichen Gebote unterlassen hat, damit man Vergebung seiner Sünde erlange. Dies e Verordnun- gen ftehen gerade hier an ihrer rethten Stelle, wo Israel unter die ihm auferlegte Strafe sitt) nunmehr gebeugt hat und der DE« mit solchen ganz auf das wohnen in Cla- naan berechneten Zllorsihriften bezeugen will, das; er nitht immerdar hadern tioch Zorn halten, sondern es gemifk zu seiner Zeit nath dem gelobten tlande bringen werde, damit es in den traurigen und öden Zeiten der Gegen- wart durth die Zjosfnung auf die desto frdhlichere und gnadenreichere Zukunft, die den: nachmachsenden Ge- sthtecht besrhieden ist, sich aufrecht halte. s Und der HERR redete mit Muse, und Pra : 2. Rede mit den Kindern Israel, und sprich zu ihnen: Wenn ihr in’s Land eurer Wohnung kommt, das ich euch geben werde, 3. Und wollt dem HERRn sein blutigesj Opfer thun, es sei ein Brandopfer [3. M. Kp. 1], oder em [Sch1acht-] Opfer [3. M. Kp. s, und zwar auch dann, wenn das Schlachts oder Dank: opfer ein Opfer] zum besonderen Gelübde, oder ein freiwillig Opfer sist Z. M. 7, 11——21], oder [wenn ihr an Fest: und Feiertagen] euer Fest- opfer [Von dem ich Z. M. 23, 37. 38 redete, thun wollt], auf daß ihr dem HERRU einen süßen Geruch machet, von Rindern oder von Schafen lund Zregen]: 4. Wer nun seine Gabe dem HERRn opfern will, der soll das sdazu gehörigeJ Speisopfer [hin- zu-] thun, [nämlich] einen Zehnten [den zehnten Theil eines Epha oder ein Gomor 2. M. 16, 36 Anna] Semmelmehts gemeuget mit [Oliven-] Oel, sletzteresj eines vierten Theils vom Hin [2. M. 29, 40 Anm.]. 5. Und Wein zum Trankopfer sals welches wiederum zum Speisopfer hinzukommt], auch sgleichs wie das Oel] eines vierten Theils vom Hin, [soviel soll das Speis- und Trankopfen das] zum Brand- opfer, oder sonst zum Opfer [Lob-, Gelübde- oder freiwilligen Opfer hinzugethan wird, betragen], da ein Lamm geopfert wird sin dem Falle, wenn das Opfer aus einem Schaf oder einer Ziege besteht]. S. Da aber ein Widder sein schon werth- VolIeres Thier, zum Brand- oder Schlachtopfer] f geopfert wird, sollst du das Speisopfer machen Nachträge zu dem auf dem Sinai gegebenen Opfergesetz 453 zween Zehnten Semmelmehls mit Oel geniengeh [letzteres] eines dritten Theils Vom Hin, 7. Und Wein zum Trankopfey auch des drit- ten Theils vom Hin; das sollst du dem HERRn [ebenfalls] zum fußen Geruch opfern fgleichwie das Brand- oder Schlachtopfer selbst]. 8. Willst du aber ein Rind [die bedeutendste Art von OpfertHierenJ zum Brandopfey oder zum besonderen Geliibdeopser, oder [sonst] zum Dank- opfer [Lob- oder freiwilligen Opfer] den! HERRU machen; 9. So sollst du zu dem Rind ein [seinem Range, den es im Opfergottesdienst einnimmt, entsprechendes] Speisopfer thun, [nämlich] drei Zehnten Semnielmehls gemenget mit Oel, eines halben Hin, 10. Und Wein zum Dankopfer, auch ein halb Hin; das ist ein Opfer dem HERRU zum stiften Geruch. 11. Also swie hier in Betreff des hinzuzu- fügenden Speis- und Trankopfers gesagt] sollst du thun mit einem Ochsen, mit einem Widder, mit einem Schas, von Låmmern und Ziegen [wenn dein Brand- oder Schlachtopfer nur aus Einem Rinden. besteht, besteht es aber aus 2, 3 u. s. w. Rin- dern 2c., so mußt du auch L, 3 u. s. w. ent- sprechende Speis- und Trankopfer hinzuthun]; 12. Darnach die Zahl ist dieser Opfer, dar- nach soll auch die Zahl der Speisopfer und Trank- opser sein. 13. Wer ein Einheimischer sEingeborener im Lande] ist, der soll solches thun, daß er dem HERRU [in der angegebenen Weise] opsere ein Opfer zum siißen Geruch. 14. Und ob ein Fremdling bei euch wohnet seine Zeit lang im Lande sich aufhält], oder Unter euch bei euren Freunden ist [sich auf die Dauer als Beisaß unter euch niedergelassen hat Z. M. 25, 49 Anm.], nnd will dem HERRn ein Opfer zum süßen Geruch thun [3. M. 17, 9 Anm.]; der soll thun, wie sie [die Einheimischen] thun. 15. Der ganzen Gemeine sei Eine Satzung beide, euch und den Fremdlingen Eine ewige Satzung soll das sein euren Nachkommew daß vor dem HERRU [in gottesdienstlicher oder kirchlicher HEnsichtJ der Fremdling sei wie ihr [sich nach den- selben Vorschriften zu verhalten hat und keines- wegs sich besondere Freiheiten erlauben darf]. Its. Ein Gesetz, Ein Recht soll euch und dem Fremdling sein, der bei euch wohnet. Jn dem früher erlassenen Opfergesetz war vom Speis- und Trankopfer nur mehr nebenbei und gelegent- lich die Rede, wenigstens was das Verhältniß seiner Quantität zu dem blutigen Opfer, mit welchem es in Verbindung steht, betrifft; denn solange Jsrael noch in der Wüste sich befand, wo es noch keine Frtlchte des Landes erntete, konnte es auch keine regelrechten Speis- und Trankopfer darbringem Indem aber gerade jetzt das vorstehende Geseh erlassen wird, betrachtet der HErr sein Volk schon so gut, als wäre es drinnen im heiligen Lande, obwohl noch bei 37 Jahre bis zu dessen wirklicher Einnahme vergehen müssen: das eben ist seine Freund- lichkeit und Leutseligkeit. Er hat ihre Stimme nicht ge- hört, da sie vor ihm weineten, die Ausschließung der jetzigen Geneneration von Canaan stand unwiderruflich fest; dennoch ist ihr Weinen nicht vergeblich gewesen, was er hier ihnen sagen läßt, ist soviel, als wenn er dort beim Propheten (Jes. 40, 1 f.) spricht: ,,Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott; redet mit Jerusalem freundlich und prediget ihr, daß ihre Ritterschaft ein Ende hat, denn ihre Missethat ist vergeben-« Was das hier erlassene Speis- und Trankopser-Ge- seh selbst betrifft, so haben wir von der Bedeutung des Speis- und Trankopfers in seiner Verbindung mit einem Brand- oder Dankopfer schon in der Anmerk. zu Z. Mos L, 10 u. 16 gewandelt, fassen aber, um die Wichtigkeit des mit so grozem Nachdruck verkllndigten Gesetzes be- greiflich zu Marthen, noch einmal alles zusammen. »Die Verbindung des Speisopfers mit dem Brandopfer weist daraufhin, daß den guten Werken nothwendig die Weihung und Hingabe der ganzen Person vorangehen, aber ebenso nothwendig auch dieser Hingabe die guten Werke folgen müssen; daß Jehova, dem Heiligen, der eben, weil er heilig ist, spricht: ihr sollt heilig sein, nicht mit bloßen Gefühlen der Abhängigkeit oder halber Liebe gedient sei, sondern daß er Eifer in der Erfüllung seiner Gebote verlange und das die alleinige Bewährung der roirklich vollzogenen Hingabe sei (vgl. Pf. 15, 1 ff. und Joh. 15, 14). Die Verbindung des Speisopfers mit dem Dankopfer dagegen weist darauf hin, daß die wahre Dankbarkeit sich außer im Bekenntniß, welches durch das blutige Opfer repräsentirt wird, auch im Wandel legitimiren muß. (Hengstenberg.) 17. Und der HERR redete Ferner] mit Mose [um dem Volke noch von einer andern Seite her die Fortdauer seines Bundes und den gewissen Besitz des verheißenen Landes zu verbiirgen], und sprach: 18. Rede mit den Kindern Israel, und sprich zu ihnen: Wenn ihr in’s Land kommt, darein ich euch sin euren Kindern] bringen werde, 19. Daß ihr [nicht mehr, wie hier in der Wüste, vom Manna leben müßt, sondern] esset des Vrods im Lande; sollt ihr [so oft ihr wieder ge- erntet habt und von dem neuen Getreide Brod backet] dem HERRU eine Hebe seinen Abhub, den der Priester vor den Altar hinzustellen hat, während ihr eurem Gott für seine Wohlthaten dankt] geben. 20.· Nämlich eures ·Teiges Erstlinge svon dem ersten eingemengten Tage] sollt ihr einen suchen [von gewöhnlicher Größe und Beschaffenheit] zur Hebe geben; wie die Hebe von der Scheune [glekch- wie ihr von dem ersten auf der Tenne ausge- droschenen Getreide eine Abgabe an den HErrn liefern sollt, um damit den ganzen Ausdrusch ihm heiligen 2. M. 23, 19], 21. Also sollt»ihr auch dem HERRU eures Teiges Erstlinge sbis zu einem gewissen Maße, soviel zu einem Kuchen verbraucht wird] zur Hebe geben, [und das soll eine ewige Satzung sein] bei euren Nachkommen. 454 4. Mose 15, 22—- 41. 16, 1—3. 22. Und wenn ihr durch Unwissenheit lohne H bestimmten Vorsatz, aus bloßer Fahrlässigkeit und Leichtsinn] dieser Gebote [V. 18——21] irgend eins nicht thut, wie der HERR zu Mose geredet hat, 23. Und sauch in Beziehung auf] alles, was der s HERR· euch durch Mose geboten hat, von dem Tage s; [am Staat] an, da er anfing zu gebieten auf seuch » und] eure Nachkommen [wenn irgend etwas da- I; von aus Verirrung von euch unterlassen wird]; 24. [So sollt ihr in den Sündopfern, von denen in Z. M. 4, I. 2 die Rede war, ein Gnaden- »- mittel haben, das ebensowohl diese eure Unter- i lassungsz wie dort eure Begehungssünden sühnt.] Wenn nun die Gemeine [vgl. 3. M. 4, 13 ff.] etwas unwissend thcite [oder vielmehr unterließe, das sie doch thun foll]; so soll die ganze Gemeine [sobald sie ihres Unrechts sich bewußt wird, zum Ausdruck ihrer erneuerten völligen Hingabe an mich] einen jungen Farren aus den Rindern zum Braadopfer machen, zum süßen Geruch dem HERRm sammt seinem Speisopfer nnd Trankopfey wie es recht [nach V. 8——10 dazu erforderlich] ist, und [vorher, ehe das Brandopfer von ihr dargebracht wird] einen Ziegenbock zum Sündopfeu 25. Und der Priester soll also [durch Dar- bringung beider Opfer] die ganze Gemeine der Kinder Israel versöhnen; so wird’s ihnen vergeben sein, denn es ist eine Unwissenheit [die sühnfähig ist — anders dagegen würde es sich mit einem frevelhaften Uebertreten des Gesetzes verhalten V. 30]. Und sie sollen bringen solche ihre Gabe sdas Brandopfer mit dem Speis- und Dankopfer] zum Opfer dem HERRm und ihre Sündopfer vor » den HERR, über ihre Unwissenheit [damit die- : selbe gesühnt werden könne]; ; 26. So wird’s vergeben der ganzen Gemeine s der Kinder Israel, dazu auch dem Fremdlinge, der ; unter euch wohnet, weil das ganze Volk ist in I solcher Unwissenheit [sie alle mit einander, die ; Fremdlinge eingeschlossen, sich vergangen haben und der Vergebung bedürfen] s 27. Wenn aber [nicht die ganze Gemeine, E sondern nur] eine [einzelne] Seele [im Volk] durch Unwissenheit sündigen wird sindem sie etwas unter- läßt, das sie hätte thun sollen], die soll [vgl. 3. M. 4, 37 ff; 5, 5 ff.] eine jährige Ziege zum Sündopfer bringen; 28. Und der Priester soll versöhnen solche uuwissende Seele mit dem Sündopfen für die Un- wifsenheit, vor dem HERRm daß er sie versbhne [die Sühnung ihrer Sünde bewirke]; so wird’s ihr vergeben werden. 29. Und es soll Ein Gesetz sein [in Betress dessen], das ihr für die Unwissenheit thun sollt, beide, dem Einheimischen unter den Kindern Israel nnd dem Fremdlinge, der unter euch wohnet. 30. Wenn aber eine Seele snicht aus Un- wissenheit, in Schwachheit und Uebereilung, son- dern] aus Frevel seigentlich mit hoher, wider den HErrn erhobener H and, also in offener Empörung wider ihn und sein Gesetz] etwas thut [oder zu thun unterläßth es sei ein Einheimifcher oder Fremdling, der hat den HERRU geschmahet [ist einem Gotteslästerer gleich zu achten]. Seine Seele soll [gleichwie die des Gotteslästerers Z. M. 24, 161 ausgerottet werden ans ihrem Volk. 31. Denn sie hat des HERRn Wort ver- achtet, nnd sein Gebet lassen fahren [in hohn- sprechender Weise gebrochen]; sie soll schlecht [schlech- i terdings, ohne daß auch hier ein Siihnopfer zu- lässig wäre] ansgerottet werden, die Schuld sei ihr [die Strafe für ihre Sünde komme auf sie]. Sünden ,,mit erhobener Hand« sind solche, in wel- chen sich mit dem Bewußtsein ihrer Gesetzwidrigkeit Wi- derwille gegen das Gesetz selbst und Selbstbefreiung von dessen Schranken verbinden, nicht aber auch solche, zu welchen der Mensch fortgerissen wird, indem die Macht der Lust oder Unlust sein besseres Wissen und Gewissen tiberwältigr Die Versicherung der Vergebung der letz- teren darf und soll, freilich in Voraussetzung ernstlicher Buße, auf dem Wege des Opfers nachgesucht werden; die Sünde solcher aber, die in empörerifchetz Gott und sein Gesetz vorfätzlich und grundsätzlich mißachtender Weise stindigery kann nicht Gegenstand hohenpriesterlicher Mit- leidenschaft (Hebr. 5, L) sein, weil diese sonst Mangel an rechtem Abscheu vor der Sünde sein würde. (Delitzsch.) Vgl. Z. M. 4, 2 Anmerk. Absatz L. I1. di. 32—41. Traum hatder ZjErr in dem voranstehem den Gesetz von dem Siindigen aus Frevel geredet, fiir welrhes leein Iiihnopfer zulässig sein soll, da ereignet sich ein Exempel solches Zilndigenm indem ein Zllann draußen vor dem Lager betroffen wird, der am Iabbath Zjolk lieset und also das dritte Gebot (2. ZU. 20, 8 ff) über- tritt. Die ihn darüber betroffen haben, bringen ihn zu Zrlose und Zlaron und den Geuieinde-2leltesten, und nach: dem der JhErr wegen der Jlrt der an ihm auszuführen- den Eodesslrafe befragt worden ist, wird er dfsentlirtz ge- steinigt Der Vorfall hat gezeigt, das? Israel der Heilig- lieit des giittlittjen Gesetzes sieh noch bewußt ist; darum hat es den Frevler in seiner Zllitte vor Gottes Geritht gestellt. Er hat aber auch offenbar werden lassen, wie leiiht der Einzelne Gottes Gebote aus den Llugen setzt und seinen eigenen Gedanken nathmandelt auf einem Wege, der nicht gut ist; darum srhreibt der hErr ein Gedenlrzeiitjen seiner heiligen Gebote fiir jeden Einzel- nen vor, das er in den Eroddeln oder Gunsten an seinem Kleide tragen soll. 32. Als nun die Kinder Israel in der Wüste waren [nachdem sie zwar zum 40jährigen Umher- ziehen darin schon verurtheilt worden Kp. 14, 33 f., doch zur Zeit noch in Kades lagerten 5. M. 1, 46], fanden sie einen Mann Holz lesen am Sab- bathtage. 33. Und die ihn drob funden hatten, da er Holz las, brachten ihn zu Mose und Aaron", und vor die ganze Gemeine svor das Kollegium der Aeltesten, die seit Einführung der von Jethro Bestrafung eines Sabbathschänders Troddeln an den Kleidern. Aufruhr der Rotte Korah 455 vorgeschlagenen und vom HErrn gebilligten Ein: richtung 2. M. 18, 13—26 den Gerichtsvorstand der Gemeinde bildeten]. 34. Und sie legten ihn sähnlich wie damals, als es sich um die Bestrafung des Gotteslästerers s. M. 24, 10 ff. handelte] gefangen; denn es war nicht klar ausgedrückt sim Gesetz], was man mit ihm thun sollte lindern zwar auf die Ueber- tretung des Sabbathgebots nach 2. M. 34, 14 f.; 35, 2 die Todesstrafe stund, aber doch die Art der Ausführung derselben nicht näher bestimmt war]. 35. Der HERR aber sprach zu Mose sals die- ser ihn in der Hütte des Stists um seinen Willen befragte]: Der Mann foll sals eine solche Seele, die aus Frevel oder mit hoher Hand mein Gebot übertreten hat V. 30 f.] des Todes sterben; die ganze Gemeine soll ihn steinigen [3. M. 20, 2 Anm.] außer dem Lager. Bis. Da führete die ganze Gemeine ihn hin- aus vor das Lager, und steinigten ihn, daß er starb, wie der HERR Mose geboten hatte. 37. Und der HERR [von diesem Vorfall Veranlassung nehmend, dem Volke die Haltung seiner Gebote recht einznschärsen und es vor muth- willigen Sünden zu bewahren] sprach zu Muse: 38. Rede mit den Kindern Israel, und sprich zu ihnen, daß sie ihnen« Lcipplein sQuasten oder Troddeln von gedrehten hhacinthfarbenen oder dunkelblauen Schnüren] machen an den Ftttigen ihrer Kleider san den vier Zipfeln ihres Ober- kleides 2. M. 12, 34 Anm.], unter allen euren Nachkommen, und gele Schnürlein aus die Liipplein an die Fittige thun sdiese Quasten mit einer Schnur von derselben Farbe an den vier Zipfeln befestigen]; II. Und sollen euch die Lcipplein sQuastenj da- zu dienen, daß ihr sie ansehet [beim Tragen des Oberkleides beständig vor Augen habt] und gedeutet aller Gebote des HERRU [durch dieselben euch er- innern laßt an alle Gebote des HErrn, von denen sie ein Abbild sind« Jak. 2, 8], und thut sie, daß ihr keuren Wandel] nicht eures Herzens Dünkeu nach richtet, noch euren Augen nach huret [dem in abgöttischer Liebe nachlauft, was die Augen sehen, den Dingen dieser Welt 1. Joh 2, 15 ff.]. «) Viele Fäden in einem Knoten an himmelblauer Schnur sind viele Gebote Eines untheilbaren himm- lischen Gesetzes der Liebe. (v. Neuen) 40. Darum sum vor solchem gottesvergesse- neu, weltförmigen Wandel euch zu bewahren] sollt ihr gedenken sdurch die Quasten an mein Gesetz euch erinnern lassen], nnd thun alle meine Gebote, und heilig sein eurem Gott; 41. Ich, der HERR, euer Gott, der euch aus Egyptenland gesiihret hat, daß ich euer Gott wäre, ich der HERR, euer Gott [will um solcher meiner Gutthat gegen euch willen nun auch euer ganzes Herz ausfüllen und es nicht mit der Welt theilen, sondern mit meinem Gesetz eure beständige Richt- schnur sein, Spr. 23, 26; 4, 20—-27]. Vgl. die Bemerkungen zu 5. M. S, 9 über die Sitte der Denkzettel an Stirn und Arm, der Troddeln an den Kleidern und der Denkbiichschen in den Häusem Das 16. Kapitel. Gott über Drache an der ansrührertsctsen glatte. III- V. 1——40. zloch während des längeren erstmaligen Aufenthalte-s in Rades verbindet sich Kot-oh, ein Fevit aus dem Geschlecht der Jkahathitey mit Zlaihan, Zlbiram und On aus dem Stamme Buben, um die bestehende Ordnung der Zlinge umzustiirzen und Ilarons Yriesierthum an sich zu bringen, während er auf Seiten der drubeniten den Anspruch anzuregen weih, ihr Stamm niiisse die ver- lorene Zjerrscheriviirde wieder erlangen. Den Versamme- nen gelingt es, zweihundert und fünfzig der angesehen- sten Ztlänner in der Gemeinde für ihre Ilisichten zu ge- winnen; so treten sie osfen damit hervor, und als Ztiose sie ausforderh siih am folgenden Tage mit ztiiucljerpfam nen bei dem Zheiligtlsum einzusinden und dort von dem Ilriesterthum dessen Funktionen ihnen bei dem ullgemein priesterlichen Charakter des ganzen elloltrs ihrer Meinung nach ebensowohl zustiinden wie dem daran, eine Probe abzulegen, tritt zwar On von der Theilnahme an dem Bündnis; der zlerschworenen zurück, und Dathan und Jlbiram vermeigern unter sshndden hlorwiirfen dem Ztlose ihren Gehorsam, die übrigen aber stellen sich wirklich ein. Ein zwiefache-z Gericht Gottes vernichtet hierauf am Tlage der Entscheidung die Frevler; denn Korah, Zlathan und Iibiram werden mit allem, was ihnen angehört, von der Erde verschlungen, die 250 Zkliinnet aber verzehrt das Feuer« von dem Mitten. I. Und Korah, der Sohn Jezehar, des Sohns Kahath des Sohns Lebt, sammt Dathan und Abi- ram, den Söhnen Eliab svon dem Geschlecht Pallu Kap. 26, 5 ff.], und On, dem Sohne Welch, den Söhnen Ruben [welche drei Männer dem Stamme Ruben angehörten und also nach der Lagerordnung Kp. 2, 1—34 Eint. ihre Zelte dicht hinter dem des Korah auf der Mittagseite der Stiftshütte hatten], Z. Die empörten sich wider Mose, sammt etlichen [von ihnen verführten] Männern saus den übrigen Stämmen] unter den Kindern Israel, snämlich mit] zwei hundert und fünfzig der Vor: nehmsten [der Geschlechts- und FamiIienhäUPterJ in der Gemeine, Rathsherren und ehrliche [Spr.19, 11 Anm.] Leute [die zugleich Mitglieder des AeltestewKollegiums waren, durch welches Mose die Befehle des HErrn an das Volk zu bringen pflegte, und somit eine sehr ehren- und einfluß- reiche Stellung in der Gemeine einnahmen]. 3. Und sie versammelten sich wider Mose nnd Anton, nnd sprachen zu ihnen: Jhr macht’s zu viel [daß ihr auf immer die weltliche und geistliche Gewalt in Jsrael für euch in Anspruch nehmt; 456 4. Mose IS, 4—15. es ist genug, daß ihr bis hierher das Regiment ’ und Priesterthum geführet habt, solche Würde kann nun auch einmal auf andere Leute übergehen]. Denn die ganze Gemeine ist überall [in allen ihren einzelnen Gliedern] heilig [wie Gott selber 2. M. 19, 5 f. uns hat sagen lassen], und der HERR ist unter ihnen [wohnet mit seinem Heiligthum inmitten des Volks, womit er ja thatsächlich es für heilig erklärt]; warum ethebet ihr euch [nun] iiber die Gemeine des HERRn sund reißet die höchsten Aemter an euch, als hättet ihr etwas Besonderes vor allen Andern voraus]? Kot-ab, der Anstifter des Aufruhrs (daher die Empörer nachher V. 3 f.; Kap. 26, 9; 27, 3 die Rotte Korah genannt werden), war Geschwisterkind von Mose und Aaron, wie aus folgender Stamnitasel (vgl. Z. M. S, 16 ff.) hervorgeht: · Leut: Gerson, Kahgth Merari «A»t»riram , Jezear, Hebron , Ufiel. Mose u. Aaron· Korah, Nepheg, Sichri. Assnz Eikancr Dir-Tisch. Seine Söhne waren jedoch nicht mit in die Empörung vermittelt, blieben also auch von dem Gerichte verschont, das über ihren Vater erging (Kap. W, 11). Ebenso scheint On (vom Stamme Ruben), der anfangs zu den Aufrührerischen gehörte, sich hernach eines Besseren be- sonnen zu haben, wenigstens wird seiner in der weiteren Geschichte nicht mehr gedacht. Was nun das Herz des Korah bewegt, das ist ohne Zweifel das Gelüst nach der hohepriesterlichen Würde; da er aber erkennt, er werde fiir sich allein nichts ausrichten, so sucht er sich Helfers- helfer unter den Rubenitem von denen er wohl wußte, wie weniz sie es verfchmerzen konnten, daß ihrem Ahn- herrn ein ·t das Recht der Erstgeburt entzogen und damit ihrem S::amme die Herrscherstellung über ganz Jsrael genommen, letztere vielmehr auf Juda übertragen worden war, und die er nun überredet, sich ihrerseits des Für- stenthums zu bemächtigen, gleichwie er seinerseits das Hohepriesterthum begehrt. Dabei kommt ihm der äußere Umstand zu statten, daß die Zelte der Kahathiten und Rubeniten so nahe bei einander lagen und die Verschwö- rung erst eine Zeit lang im Geheimen betrieben werden konnte, bis alles vollständig verabredet war und man auch aus den übrigen Stämmen Gesinnungsgenossen unter den angesehensten Häuptlingen in’s Einverständnis; ziehen konnte. — »Ist es um der Unwahrhaftigkeit des menschlichen Wesens willen tausendmal in der Welt nöthig, daß man Wort und Sache wohl unterscheide, höre, lese, beobachte, als Einer, der es weiß, daß der schlechtesten Sache oft die schönste Rede zur Hülle dienen muß, und daß, was da vorgegeben und gesagt wird, gar ein anderes ist, als das, was zum Grunde liegt und was man eigentlich meinet und will; so ist es ganz be- sonders nöthig da, wo von Empörung gegen die be- stehende Ordnung die Rede ist. Da tönt’s herrlich, lieb- lich von Freiheit und Recht und des Volkes Glückselig- keit — das ist das Wort; und die Anmaßung, die Ehr- sucht, die Habsucht, die Herrschsucht derer, die das sagen, das ist die Sache. Sie wollen nur die Personen ge- ändert haben: sie selbst wollen die Stellen derer ein- nehmen, die im Staate die Vornehmsten sind, die Re- gierenden, die Geehrten, die Begüterten. So war es wie die Geschichte aller Empörungen aller Völker und Zeiten lehrt, allezeit und überallz so war es auch schon bei Korah und seiner Rotte in der arabischen Wüste. Da war das Wort ein anderes, und die Sache eine ganz andere. Von der Sache selbst, von Egoismus und Anmaßung, von Neid und Hochmuth sprachen die Leute kein Wort —- und das war doch einzig die Sache, der sie dienten; — sie sprachen vom Gegentheih von allge- meiner Glückseligkeit des Volks, von Recht und Freiheit des ganzen Jsrael. Als alles gehörig verabredet war und sie glaubten, daß ihnen, wenn sie jetzt öffentlich auf- träten, die Menge des Volks zufallen würde, gingen sie sämrntlich zu Mose und Aaron und sagten, ohne Zweifel in Gegenwart des versammelten Volks: Jhr macht’s zu viel. Denn die ganze Gemeine ist überall heilig, und der HErr ist unter ihnen; warum erhebt ihr euch über die Gemeinde des HErrn? Das lautete schön, insofern es den Schein haben konnte, als ob diese angesehenen vornehmen Männer gar nicht das Jhrige suchten, als wollten sie sich nur des bedräng- ten Volkes annehmen und wehren, daß nicht die höchste Würde und Gewalt in die Hände zweier Männer komme, die sich derselben bis jetzt wiederrechtlich angemaßt Sie sagten die Wahrheit, wenn sie sagten, die ganze Gemeine sei heilig wegen der Gegenwart des HErrn bei seinem Volk; aber was sollte das hier? Sollte denn darum bei dem Volke Gottes keine Ordnung sein? mußte nicht eben um deß willen so viel mehr Ordnung unter dem Volke Gottes bestehn? und durfte diese Ordnung eine andere sein, als die Er selbst vorgeschriebencd Sie redeten, als wüßten sie es gar nicht, daß der HErr, der Jehova Israel-s, selbst diesen Mose nach Egypten gesendet und «, ihn an die Spitze des Volks gestellt, und daß Er selbst· diesen Aaron und seine Söhne zum Priesterthum erwählt habe. Hätten sie das, was sie meinten und wollten, klar und wahr heraussagen wollen und dürfen, so hätten sie gesagt: Wir Kahathiter, Korah und seine Söhne, dem Patriarchen Levi eben so nahe verwandt als Aaron, be- gehren das Priesterthum, und wir, Daihan und Abiram, begehren das Weltliche oder die Regierung, dieser Mose ist nicht mehr, als wir sind. (Menken.) Die ungläubige und aufrührerische Rotte wurde immer größer; denn wo man gegen menschliche und göttliche Ordnung Uebeles redet, da finden sich immer viele, die es gern hören. Auch zu dieser unserer Zeit gelingt es den falschen Pro- pheten nur gar zu wohl, durch ihre kräftigen Jrrthümer und gottlosen Lehren viele, selbst sonst ehrliche Leute zu blenden und zu verführen; sie haben in Palästen und Hütten ihre Freunde; auf den Märkten der Städte, in den Gesellschaften vom feinsten Ton, wie in den Kreisen, wo die roheste Lust ihre Feste feiert, wird ihnen Beifall zugerusenz der Zeitgeist, dem sie als ihrem Patron und Götzen allezeit Weihrauch streuen und ihre Huldigungen darbringen, ist auf ihrer Seite; die Zeitungen und Ta- gesblätter verkündigen ihren Ruhm und preisen die Tiefe ihrer Weisheit; Vereine und Volksversammlungen hor- chen auf ihre Rede, in Schulen und Vildungsanstalten gelten ihre Grundsätze. (Appuhn.) 4. Da das Mose hörete, fiel er auf sein An- gesicht [nieder zur Erde, um dem HErrn die Sache zu klagen und seine Entscheidung anzurufen], 5. Und sprach snachdem ihm Gott seinen Willen geoffenbart und er sich wieder erhoben hatte] zu Knab, und zu seiner ganzen Rotte: Elliorgen [bei Gelegenheit des Morgenopfers wo ihr eben- sowohl wie Aaron das priesterliche Geschäft des Räucherns verrichten möget] wird der HERR kund thun, wer sein sei, wer heilig sei, und ihm opfern foll [ob jeder Beliebigd aus der Gemeinde, der Mosis Verhandlung mit der Rotte Korah 457 sich dazu drängt, wie ihr thut, oder nur der or- dentlich dazu berufene Hohepriester]; welchen er erwähleh der soll ihm opsern [auch fernerhin des Priesteramts pflegen]. 6. Das thut [aber, um dem HErrn Gelegen- heit zur Wahl und euch zu einer Probe mit dem ; priesterlichen Dienst, den ihr für euch in Anspruch nehmt, zu geben, wie weit es mit eurer vermeint- i lichen Heiligkeit her ist]: Nehmt euch Pfannen [wie sie beim Räuchern gebraucht werden Z. M. 10, 1], Korah nnd seine ganze Rotte, 7. Und leget Feuer [glühende Kohlen vom Altar des VorhofsJ drein, und thut Räuchwerk drauf vor dem HERRn, morgen [wenn Aaron kraft seines Amtes L. M. 30, 7 dasselbe thut]. Wel- chen [nun bei solcher Probe, wo beide Parteien das Räuchern verrichten] der HERR ertvtihlet [auf außerordentliche Weise als seinen rechtmäßigen Priester kennzeichnet] der sei heilig [und werde hinfort nicht wieder in seiner priesterlichen Würde angetastet]. Ihr machrs zu viel, ihr Kinder Levi [euren Vorwurf gegen mich und Aaron, daß wir uns zu viel herausnehmen V. Z, muß ich euch zurückgeben — er trifft euch, und nicht uns] 8. Und Mose sder da wohl wußte, wie die Probe ablaufen werde, daß nämlich der HErr zur Offenbarung seines gerechten Gerichts gereizt wer- den würde, wenn die Aufrührer trotz des war- nenden Exempels an Nadab und Abihu Z. M. 10, I ff. es dennoch wagen sollten, sich ihm mit den Räucherpfannen zu nahen] sprach zu Korah [um ihn wo möglich noch zur rechten Zeit zur Be- sinnung zu bringen und ihm zu bedenken zu geben, daß er’s mit seinem Anhange wirklich zu viel mache V. 7]: Lieber sRicht 4, 19 Anm.1], höret dochjihr Kinder Lebt. h. Ists euch zu wenig, daß euch [den gan- zen Stamm LeviJ der Gott Jsrael ausgesondert hat von der Gemeine Israel, daß ihr ihm opfern [ihm näher als irgend einer von den übrigen Stämmen stehen] sollet, daß ihr dienet im Amt der Wohnung des HERRn [auf die Kap. Z, 5 ff. bestimmte Weise], und vor die Gemeine sals eine Versöhnung oder Deckung] tretet, ihr zu dienen, [indem ihr die eigentlich ihr zustehenden Dienste beim Heiligthum übernehmet Kp. 8, 5 ff.]? 10. Er hat [damit] dich nnd alle deine Brü- der, die Kinder Levi, sammt dir, zu sich genommen sdaß ihr sein solltet sein]; und ihr [mit solcher Auszeichnung noch nicht zufrieden] suchet nun auch das [dem Aaron und seinen Söhnen ausschließlich vorbehalten] Priesterthum 11. Du und deine ganze Rotte machet smit solchem AnsprUchJ einen Aufruhr wider den HERRn sder einem jeden die ihm bestimmte Stelle anweist, wie er will]. Was ist Aaron, daß ihr wider ihn gemacht, sondern ist vom HErrn dazu berufen.] 12. Und Mose schickte [nach dieser Vermah- i nung] hin, nnd ließ Dathan und Abiram rufen, « die Söhne Eliab [denn sie hatten sich während der Verhandlung mit Korah V. 8—11 nach ihren Zelten zurückgezogem und auch ihnen sollte jetzt zu Herzen geredet werden]. Sie aber [nach ihrem Verstockten und unbußfertigen Herzen] sprachen [lie- ßen mit hönischen Worten ihm sagen]: Wir kommen nicht szu dir] hinaus [als wären wir dir gegen- über nichts als unterthänige Diener, denen du nur zu befehlen brauchtest, und wir müßten ohne Widerrede gehorchen, werden auch morgen bei der Probe, die du anstellen willst, uns nicht einfinden] 13. Jsks zu wenig shast du uns nicht damit schon Uebels genug gethan], daß du uns ans dein Lande [Egypten] geführet hast kdas wohl eben sv gut ein Land ist], da Miich und Honig innen fleußi [wie dein Canaan, von dem du bisher so viel ge- prahlet; und zwar für keinen andern Zweck uns ausgeführt hast, als den], daß du uns tbdtest [nach und nach Hungers sterben lassest, hier] in der Wüste [wo es nichts Ordentliches zu essen giebt]? Du mußt auch noch über uns herrschen kund uns mit deinem tyrannischen Regiment das Leben, das ohnedies gar elend und trostlos ist, noch vollends verbittern]? 14. Wie fein hast du uns bracht in ein Land, da Milch und Honig innen fleußt, und hast uns Aecker und Weinberge zu Erbtheil gegeben [wie du in Egypten uns vorgespiegelh um uns zum Ausziehen von dort, wo wir es doch so viel besser hatten, als hier, zu bewegen]! Willst du den Leuten [jetzt, wo sie nun sehen, was du angerich- tet] auch die Augen ausreißen sdamit sie es nicht mehr sehen, sondern dir noch immer mit blindem Glauben folgen]? Wir [wenigstens sind nicht mehr so thöricht, uns zu deinen gehorsamen Un- terthanen herzugeben; bei uns hast du für immer verspielt, wir] kommen nicht hinauf ltveder heute noch morgen] 15. Da ergrimmete Mose sehr sin tiefstem Schmerz über solche freche Lästerreden, die nicht sowohl seine, als vielmehr Gottes Ehre antaste- ten, aber auch in gerechter Entrüstung über so boshafte Vorwürfe] und sprach zu dem HERRm Wende dich nicht zu ihrem Speisopfer [wenn sie je wieder es wagen sollten, sich dir mit einem Opfer zu nahen und dir ihre Verehrung zu be- weisen, da sie ja doch nur Heuchler und Verächter deines Wortes sind] Jch habe nicht einen Esel von ihnen genommen [auch nicht die geringste Frohne oder Abgabe von ihnen begehrt 1. Sam. 8, I tnurret? [hat er doch selber sich nicht zum Priester 16; 12, 3], und habe ihrer keinem nie kein Leid ge- 458 than [wie können sie denn mir vorwerfen, ein har- tes und thrannisches Regiment geübt zu haben]. Its. Und er sprach [nach solcher schnöden Zu: rücktveisung von Seiten Dathans und Abirams] zu Korah [der noch bei ihm gegenwärtig war, ihn nochmals mit seinem Anhange auf morgen zu der Stiftshütte vorladend, damit da der HErr selbst die Entscheidung treffe, wer des Priefteramtes vor ihm warten solle V. 5—7]: Du und deine ganze Rotte sollt morgen vor dem HERRn sein; du, sie auch [die 250 Vernehmsten aus der Gemeine, die es mit dir halten], und Anton [dessen Beruf und Erwählung ihr nicht wollt gelten lassen]. 17. Und ein jeglicher nehme seine Pfanne, und lege Rciuchwerk drauf, und tretet herzu vor den HERRn ein jeglicher mit seiner Pfanne, das sind [vgl. V. L] zwei hundert nnd fünfzig Pfannen [wir werden ja sehen, wie viel ihr mit so vielen Räuchwerken gegenüber dem des Aaron ausrichtet]. Wie verehrungswtirdig steht Mose in dieser Geschichte da! Von argen Ränken des Stolzes und der Herrschsucht umstrickt, von Verläumdung und Lästerung umstürmt, von Neid und Bosheit bedrängt, steht er unbeweglich wie ein Felsen, obgleich nicht wie ein Fels geftihllos Die Verläumdung und Lästerung thut ihm weh und das Un- recht bewegt seine Seele, denn er ist ein Mensch unter den Menschen, und will nichts anders sein als ein Mensch unter den Menschen; aber Gott ist sein Trost, sein Schildsund Schutz Er spricht kein einzig Wort der Selbstvertheidigung zu den Menschem kaum ein ein- ziges zu Gott, und auch das ist kurz, einfach, edel, ab- gebrochen. Wo er geht und steht, da ist sein Gott ihm nahe, und da kann er zu ihn: beten, im Getümmel der Volksversammlung wie in der einsamen Kammer; und vor der ganzen Welt kann er sich auf das Zeugnis; und Ur- theil des gerechten Nichters aller Welt berufen. (Menken.) 18. Und ein jeglicher [von den 250 Partei- gängern des KorahJ nahm [am andern Morgen, der Aufforderung Mosis gemäß] seine Pfanne, Und legte Feuer drein, und that Rcinchwerk drauf, und traten [Voll trotziger Sicherheit, als müsse ihr Vor- haben gelingen] vor die Thiir der Hütte des Stists [in dieselbe mit ihrem Räuchwerk einzudringen], und Mose und Aaron auch sdoch sie in gewisser Zuversicht des Glaubens, der HErr werde diesen losen Verächtern sein Heiligthum nicht preisgeben]. II. Und Korah [bei dem Mosis Vorhaltung V. 8. so wenig ausgerichtet, daß er sich dadurch nur desto mehr hatte verbittern lassen] versammelte wider sie [den Mose und Aaron, aus deren Sturz er es abgesehen] die ganze Gemeine vor die Thür der Hittte des Stifts [damit diese Zeuge sei, wie seine Leute sammt ihm ebensogut das Räuchern verrichten könnten, wie Aaron, und darnach ihn sofort zum Hohenpriester ausrufen möchte; hierauf begab er sich zu seinem Zelte zurück, um auch für sich eine Pfanne herbeizuholen]. Aber die Herr- lichkeit des HERRn erschien [gerade so, wie bei dem Vorgange in Kuh. L4, 10] vor der ganzen 4. Mose IS, 16-—-37. sum die Hütte des Stifts versamnielten] Gemeine [noch ehe Korah zurück war]. 20. Und der HERR redete [mit lauter, allem Volke vernehmbarer Simme] mit Mose nnd Anton saus der Wolke], nnd sprach: 21. Scheidet euch von dieser Gemeine [die durch ihr Erscheinen auf des Empörers Ruf V. 19 für ihn und seinen Anhang Partei ergriffen und seiner Sünde sich theilhaftig gemacht hat], daß ich sie plötzlich vertilge. « 22. Sie [Mose und Aaron] fielen aber ssich auch hier wieder als die rechten Mittler des armen, verftihrten Volks bewährend 14, Z] anf ihr An- gesicht, und sprachen: Ach Gott, der du bist ein Gott der Geister alles Fleisches [der du allem Fleisch erst Leben und Odem gegeben hast und also unmöglich deine eigenen Geschöpfe so plötz- lich und auf einmal vertilgen kannst], ob Ein Mann sdieser arge KorahJ gesiindiget [den böse« Handel angefangen] hat, willst du darum über diese ganze Gemeine [die ja nur von ihm verführt und be- thört ist] wiithenx · 23. Und der HERR sder Fürbitte seiner treuen Knechte nachgehend] redete lin derselben Weise wie vorhin V. 21] mit Muse, nnd sprach: 24. Sage der Gemeine, nnd sprich: Weichet ringsherum von der Wohnung Korah nnd Dathan nnd Abiram [wird sie nun folchem Befehl Folge leisten und sich damit von ihren Verführern that- sächlich lossagen, so will ich ihrer verschonen]. 25. Und Mose stund auf serhob sich von der Erde, da er auf seinem Angeficht vor dem HErrn gelegen] nnd ging snachdem er die vor der Mit- tagsfeite des Vorhofs befindliche Volksmenge zur Entfernung von dem Zelte des Korah bewogen hatte] zu Dathan nnd Abiram [deren Zelte etwas weiter nach Morgen gelegen waren, um auch das hier lagernde Volk zu schleuniger Flucht aus der unheilbringenden Nähe dieser Beiden zu veran- lassen], nnd die Aeltesten Israel [die zu Beistän- den in seinem Amt ihm zugeordneten 70 Männer Kap. 11, 16 sf.] folgten ihm nach sdaß sie bei sei- nem Vorhaben ihm behilflich wären]. 26. Und redete mit der Gemeine und sprach: Weichet von den Hütten dieser gottlosen Menschen, und rühret nichts an, was ihr ist [denn sie sind Verbannte des HErrn mit allem, was sie haben 3. M. 27, 29 Anm.], daß ihr nicht vielleicht um- kommt in irgend ihrer Sünden einer sdasür sie jetzt die gerechte Strafe empfangen werden I. M. 19, 15; Offenb. 18, 4]. 27. Und sie gingen herauf von der Wohnung Korah, Dathan und Abiram lWOllkEU sickn als mm wirklich alles Volk eiligst aus der Umgebung der drei Zelte hinwegwich, wieder hinauf nach der Stistshtitte begeben] Dathan aber nnd Abiram Gott iibet Rache an der aufrührerischen Rotte. 459 gingen [voll trotziger Verwegenheit] heraus saus dem Innern ihrer Wohnungen], traten sunter höh- nischen Geberdenj an die Thür ihrer Hütten mit ihren Weibern, und Söhnen, und Kindern kund wollten dem Volk, das so eilig aus ihrer Nähe entfloh, zeigen, daß sie sich vor diesem Mose und seinen Drohungen nicht fürchteten und statt des Umkommens vielmehr ein Emporkommen in Js- rael erwarteten]. 28. Und Mose fprach szu der abziehenden Menge, damit sie durch das freche Gebahren der Beiden sich in dem Gehorsam gegen seine Auffor- derung V. 26 nicht lasse irre inachensst Dabei sollt ihr merken, daß mich der HERR gesandt hat, daß ich alle diese Werke [an deren Stelle diese Auf- riihrer jetzt eine andere Ordnung der Dinge ein- führen wollen V. 3] thcite, und nicht aus meinem Herzen [wie sie vorgeben]: 29. Werden sie sterben, wie alle Menschen sterben [eines gewöhnlichen, natürlichen Todes], oder heimgesucht, wie alle Menschen heimgesucht werden smit Leid und Trübsal, das wohl auch An: dern widerfährt und nichts Außerordentliches Un- erhörtes an sich hat]; so hat mich der HERR nicht gesandt [und sie sollen Recht haben mit ihren Vorwiirfem die sie mir machen V. 13 f.]. 30. Wird aber der HERR etwas Neues schaf- fen [das als ein fichtbares Wunderwerk in den all- täglichen Lauf der Dinge eingreift, und zwar —- wie ich zu desto größerer Beglaubigung meiner gött- lichen Sendung dies Neue zugleich hiermit angeben will — wird der HErr schaffen], daß die Erde ihren Mund austhnt, und verschlinget sie mit allem, das sie haben, daß sie lebendig hinunter in die Hölle sden scheol Hiob 7, 9 Anm.] fahren; so werdet ihr erkennen, daß diese Leute den HERRn gelcistert haben [denn sie haben solche Reden ge- führt, als ob nie ein lebendiger Gott in Israel sich geoffenbaret habe und als seien alle die gro- ßen Thaten des HErrn, dadurch Jsraels Ver- fassung gestiftet und geheiligt worden, nur Werke menschlicher Arglist und Täuschung gewesen]. Die Stelle ist wichtig 1) zur Erkenntnis; des eigent- lichen Wesens und des göttlichen Zwecks der biblischen Wunder (vgl. Anm. zu Matth 4, 25); 2) zum Ver- fiändniß dessen, was der HErr die Sünde wider den heil. Geist nennt (Anm. zu Matth. 12, 32). 31. Und als er diese Worte alle [kaum] hatte ausgeredet, zerriß die Erde unter ihnen swie Mose hatte vorausgesagt], 32. Und that ihren Mund auf, nnd verschlang sie [den Dathan und Abiram] mit ihren Häusern [sammt deren Bewohnern], mit allen Menschen, die bei Korah waren [ebenso auch den Korah mit seinem Hause und seinem Gesinde — denn seine Söhne blieben erhalten 4. M. 26, 11], Und mit aller ihrer Habe. 33. Und fuhren hinunter lebendig in die Hölle, mit allem, das sie hatten, und die Erde [die sich jetzt wieder schloßJ deckte sie zu, und ka- men um aus der Gemeine. 34. Und ganz Israel, das um sie her war, floh vor ihrem Geschrei [bei dem Geprafsel, wo- mit der Abgrund sich öffnete]; denn sie sprachen: Daß uns die Erde nicht auch verschlinge. War die Geschichte Jsraels von den Patriarchen her, von der Erlösung aus Egypten und dem Durchzug durch das arabische Meer bis zu der Gesetzgebung auf Sinai Wahrheit, wollte sich Gott in der Geschichte dieses Volks in seiner Heiligkeit offenbaren, uud unter diesem Volke Anstalten heiliger Liebe pflanzen und griinden, die in kommenden Jahrhunderten zu Licht und Segen aller Völker der Erde sich entfalten und über die Menschheit verbreiten sollten; so war vorherzusehen, daß diese Em- pörung, die, wenn sie gelungen wäre, die ganze Ansicht und Einsicht der Sache zerstört, allen Glauben an die Wahrheit vernichtet, die Wahrheit selbst in Fabel und Täuschung verkehret und das Geheimnis; des Segens Gottes in ein Geheimnis; der Ehrfucht und Herrschsucht arglistiger Menschen verwandelt hätte, kein anderes Ende werde haben können, als ein solches, das Furcht und Entsetzen einflößta Jn Furchtbarkeit und Entsetzen grö- ßer könnte wohl kaum eins gedacht werden, als das, welches wirklich erfolgte; aber auch keins, das weiser und würdiger gewählt gewesen wäre, im Blick auf die Sache, deren unvergleichliche Hoheit, Wahrheit und Un- verletzlichkeit als eine Sache Gottes in diesem Ende der Lästerer ihrer Wahrheit und Heiligkeit dargethan werden sollte. Welch anderes, nicht von einem menschlichen Ge- richt und einer menschlichen Macht verhängtes Ende hätten diese Empörer nehmen können, das unleugbarer als ein von Gott zu Rache und Strafe über sie gesendetes Ver- derben hätte erkannt werden müssen, das noch ausfallen- der den Gott und König Jsrael als den Gott und HErrn der ganzen Natur hätte offenbaren, zugleich aber diesen Aaron als den von ihm eingesetzten Priester, und diesen « Moses als den von ihm gesendeten Hirten und Führer des Volks und den von ihm beglaubigten Propheten herrlicher hätte bestätigen können, als dieses? (Menken.) 35. Dazu [während die drei Rädelsfithrer in so schrecklicher Weise mit ihren Familien umkamens fuhr das Feuer [ganz so wie in 3. M. 10, 2] ans von dem HERRO und fraß die zweihundert und fünfzig Männer, die das Rciuchwerk opferten kund noch vor der Thtir der Stiftshiitte stunden]. 36. Und der HERR sals ihre Leichen aus dem Vorhof hinweggeschafft und außerhalb des Lagers beerdigt worden waren 3. M. 10, 4 f.] redete mit Mose und sprach: 37. Sage Eleasar, dem [ältesten] Sohn Aq- ion, des Priesters, daß er die [250] Pfanuen swelche jene Männer bei ihrem Räuchern gebraucht haben] aufhebe aus dem Vrande [von der Stelle hinweg, an welcher die Männer in Folge des über ihnen entbrannten Zornes Gottes niedergeschlagen worden], und streue das Feuer [die auf den Pfan- nen befindlichen Kohlen] hin und her [bringe sie also nicht wieder auf den Altar, von dem sie genommen sind]. 460 38. [Die Pfannen selber aber follen als eine s geheiligte Sache aufgehoben und für das Heilig- « thum verwendet werden] Denn die Pfauuen solcher Sünder sind geheiliget durch ihre Seele [die sie zur Strafe für den damit getriebenen frevelhaften Mißbrauch haben daran geben müssen, und sollen nun dazu dienen], daß man sie zu breiten Blechen schlage, nnd den [Brandopfer-] Altar damit behängez denn sie sind geopfert vor dem HERRn sihm als Werkzeuge eines Räuchopfers dargebracht worden], und [von ihm] geheiliget, und sollen den Kindern Israel leben dadurch, das; sie zu einem zweiten Ueberzuge über dem, mit welchem der Brandopfew altar schon bezogen ist 2. M. 27, Z, verwendet werden] zum [Denk- und Warnungs-] Zeichen fein. 39. Und Eleasar, der Priester, nahm die eherneu Mannen, die die Verbranuten geopfert hatten, Und schlug sie fdem göttlichen Befehl ge- maß] zu Riechen, den Altar [damit] zu behangen; 4l»). Zum Gedächtnis; der Kinder Israel [da- mit diese, so oft sie im Vorhof erschienen, allemal der Bleche ansichtig und durch die Geschichte, an die sie erinnerten, gewarnt wlirden], daß nicht jemand Fremdes [ein Laie Kp. Z 51; 3, 10] sich herzu mache, der nicht ist des Samens Aaron, zu opferu Rauchwerk vor dem HERRm auf daß ihm nicht gehe, wie Korah und seiner Rotte [dem es erging], wie der HERR ihm geredet hatte durch Mose IV. 5—11; 2. Chr. 26, 16—23]. Außer diesem Denkmal, das durch alle Zeiten hin- durch die Heiligkeit des Priesterthums und des Heilig- thums den Jsraeliten bezeugen und warnend an den Untergang derer erinnern sollte, die es versucht hatten, beides zu entweihen, blieb noch ein anderes, das dieses alles noch mehr fortwährend bezeugte, ein lebendi- ges: die Söhne Korah (Assir, Elkana, Abiasaph Z. M. S, 24) starben nicht (Kp. 26, 11). Mit ihnen wurde der eine Zweig des Geschlechts der Kahathitey des ersten und vornehmsten im Stamme Levi (Kp. 4, 1—20), erhalten (Kp. 26, 58); sie bildeten die Leviten- familie, die der Priesterfamilie am nächsten stand, und daher ist von den Söhnen oder Nachkommen Korahs im alten Testament oft die Rede, besonders da, wo von dem öffentlichen Gottesdienst Jsraels geredet wird. Zwei der vortrefflichsten von denen, die groß waren in Jsrael, waren Nachkommen Korah’s, dieses bösen und unseligen Mannes: der Prophet undHeerführer Samuel (1. Sam. l, l) und dessen Enkel Heman (1. Chr. 7, 33 ff.), der Prophet und Sänger, Assaphs Amtsgenofse bei dem Gottesdienst (1. Chr. 26, 1sf.). Mehrere Psalmen tragen in der Ueberschrift den Namen der Söhne Korah’s (Menken). Vgl. 1. Chr. 26, 31 Anm. IV. n. 41—Ikkap. 17, 13. ais-i; de; kmiekqakn Sake-keus- geriitjts ist indessen der von Rorah und seinen: Zliihang in der Gemeinde erregte und genahrte Geist des Zlufruhrs noch nisht gedanipft; diese mashl vielmehr am andern Gage den Mose und Llaron veranttuortlich siir den Untergang ihrer Verfahren für die sie iJartei genommen. Yo sthictit der ZIGrr eine Plage unter die aufgeregte Menge, die 14,700 Zllenschen dahiurasfh und der erst dadurth geweh- 4. Mose 16, 38—50. 17, 1. ret wird, daß Anton auf Zllosis Geheiß, mit einem Räum- apfer kwisihen die Todten und Lebendigen tritt und kraft seines Amtes die Gemeinde versöhnt. zioih noch ein Ye- souders will der Mirr thun, damit aller Æidersprum gegen das von ihm eingeselzte irlriesterthum für immer ver- stumme. Auf seinen Zilesehl musk Zllase von den Fürsten der zwalf Stamme, darunter auch von daran, als dem Yaupte des Stammes Leut, lich abgeschnittene Stabe von einem Yllandelbaum gehen lassen und sie fiir die folgende Uatht vor der Bundeslade nieder-legen: am andern Mor- gen, als Zllose sie hervorholt, sind die übrigen Stabe alle noih so, wie vorher, aber der des Staron hat Knospen getrieben, Blüthen angesetzt und Briiihte getragen. zllor diesem offenkundigen Zeichen, wen der YGrr zu seinem illriester erwählt habe, kommt nun zwar das Zllurren der Gemeinde zum Schweigen, und damit es auch liiinftig nicht wieder laut werde, wird Jlarons griluender Stab im Zjeiligthnnc bei der Bundeslade aufbewahrt; doch ku einer Freude aber ein so herrliche-z und segensricljes illriesterthum, wie der YGrr seinem Volke gegeben, kommt es nicht, sondern auf Dsraels Kerzen laflet nur der Bonn seiner Uerwerfung und die singst vor Gottes Gerichten. 41. Des andern Morgens aber snach dem zwiefachen Strafgericht V. 31——33 u. 35] innrrete die ganze Gemeine der Kinder Israel fdie zwar mit Schrecken und Entsetzen über das, was sie erlebt, erfüllt, aber von ihrer Parteinahme für die Aufriihrer V. 19 um so weniger geheilt worden war, als sich die angesehensten Volkshäupter da- runter befanden] wider Mose und Aaron [gleich als hätten diese das Unheil des gestrigen Tages herbeigeführt, während sie es doch mit ihrer Für- bitte und ihrem treuen Amtseifer von der Ge- meine selber abgewendet V. 22 kf.], Und sprachen: Jhr habt des HERRU Volk getodtet. Der Zeitgeist hat es also schon damals verstanden, offenbare Rebellen für die Edelsten und Besten der Na- tion zu erklären und die wahren Freunde und Wohl- thäter des Volks als dessen Verderber zu brandmarkenl Wie doch der Unglaube und die Gottlosigkeit von jeher dieselbe Sprache geführt haben, die in diesen unsern Tagen fo laut als neue Weisheit und als gewaltiger Fortschritt des Jahrhunderts gepriesen wird! Diese ver- meintliche Weisheit und Aufklärung ist aber in Wahr- heit nichts weiter, als der bis zum Wahnwitz gesteigerte Trotz des unbekehrten Menschenherzens und die Signatur eines dem göttlichen Gericht bereits verfallenen Ge- schlechts ,,Jsrael, das überall dazu bestimmt ist, alle Höhen und Tiefen der Menschengeschichte zu durchleben, muß oornämlich jetzt, da feine streitbare Mannschaft in das Fleisch gefallen ist und unter dem Banne des To- des steht, die Verkehrtheit des Menschen gegen Gott offenbaren« 42. Und da sich die Gemeine versammelte wider Mose und Aarou [wohl in der Absichh so- genannte Volksjustiz 3. M. 20, 2 Anm. an ihnen zu üben], wandten sie sich zu der Hütte des Stifts fihrer Burg und Festung Pf. 71, 3 f.]. Und siehe, da bedeckte es fdas Heiligthumj die Wolke [welche auch sonst auf demselben lagerte, in so völliger und umfassender Weise, wie bei der Aufrichtung Z. M. 40, 34, um die Beiden in sich aufzunehmen 2. M. 20, 21; Pf. 27, 1—6], und die Herrlichkeit des HERRU erschien [zu gleicher Zeit verbreitete die Das murrende Volk wird durch neue Plage hinweggerafft, doch durch Aarons Räuchern versöhnt. 461 Wolke nach der Seite hin, wo das Volk sich zu- sammengerottet hatte, einen wunderbaren majestä- tischen Lichtglanz, wie sie schon öfter gethan, wenn der HErr sich als gegenwärtig erzeigen wollte 2. M. 16; 3. M. 9, 23; 4. M. 14, 10; 16, 19, und hielt die aufgeregte Menge ab, etwa nach- zudringen an die heilige Stätte] 43. Und Mose und Aaron gingen hinein zu der Hütte des Stifts [nach dem Vorhof V. 50]. 44. Und der HERR redete mit Mose faus der Wolke], und sprach [mit einer Stimme voll gewaltigen, heiligen Zornes]: 45. Hebet euch aus dieser Gemeine; ich will sie [nun wirklich, wie ich schon gestern ihr gedrohet, aber um eurer Fürbitte willen noch nicht zur Aus- führung gebracht habe V. 21 ff.] plötzlich ver- tilgen [denn jetzt ist sie nicht mehr blos eine ver- führte, sondern selber in ossener Empörung »be- grisfen]. Und sie fielen auf ihr Angesicht sauch diesmal die Plage abzuwenden; doch Mose rang vergeblich nach Worten, womit er hätte den Riß aufhalten können Pf. 106, 23, und die Plage, bestehend in einem plötzlichen Todthinfallem wie bei einer mit äußerster Heftigkeit auftretenden Pest, fing schon an unter dem Volk zu wüthens Alle Beweggrtindh die er bisher in seinen·wieder- holten Für-bitten um Verschonung dieser bösen Gemeinde geltend gemacht hatte, waren erschöpft. Sein Leben konnte er nicht, wie am Horeb (2. M. 32, 32), einsetzen für das Volk, weil dieses ihn verworfen und sich von ihm Iosgesagt hatte. An die Ehre Jehovas unter den Heiden konnte er nicht mehr appelliren, nachdem der HErr schon bei der Verurtheilung des widerspenstigen Geschlechts zum Fallen in der Wüste ihm die Erfüllung der ganzen Erde mit seiner Herrlichkeit zugesagt hatte (4. M. 14, 13 ff.). Noch weniger konnte er jetzt, da die ganze Gemeinde für die Empörer Partei genommen, noch Gott bitten, um eines oder einiger Sünder willen doch nicht allen zu zürnen, wie in V. 22. (Keil.) 46. Und Mose [zu dessen Ohren das jämmer- liche Geschrei der von der Plage Dahingerafften und der Angstruf der erschrockenen Menge draußen drang] sprach zu Anton [indem er aus Erleuchtung des heil. Geistes sich schnell noch auf Ein, das letzte Mittel, das in dieser großen Gefahr helfen könnesl bessmi]: Nimm die Pfanne swomit du den hohen- priesterlichen Dienst des Räucherns zu verrichten pflegst], und thue Feuer drein vom [Brandopfer-] Altar, nnd lege Rauchwerk kaus dem Heiligthum 2. M. So, 34 ff.] drauf, und gehe eilend zu der Gemeine, und verfbhne sie; denn das Wirthen [des Zorns] ist kbereitsj von dem HERRU ausgegangen, nnd die Plage ist angegangen sunter den Kindern Israel, und läßt sich mit der bloßen Fürbitte von unserer Seite nicht mehr aufhalten’"«]. V) Durch die Strafe des vorigen Tages ist das Räuchern des angemaßten Priesterthums verworfen. Sollte nun nicht das Räuchern des berufenen und ge- salbten Priesters vermögend sein, die Strafe gegen das widerspenstige Volk zu hemmen und damit den vollkom- mensten Beweis von dem Gegensatz des wahren und falfchen Priesters darzustellen und den Hochmuth der Gemeinde mit der tiefsten Beschämung zu überwinden? Diesen Gedanken ergreift Mose und stellt sich in den ihm so mannigfach offenbar gewordenen Reichthum der gött- lichen Gnade. (Baumgarten.) — M) Das hohepriestew liche Räuchern würde darum, wie Mose in Erleuchtung des Geistes Gottes erkannte, von größerer Wirkung sein als das Gebet, weil seine Kraft nicht von der Jnnigkeit und Jnbrunsr des subjektiven Glaubens, der, wie stark er an sich auch sein mochte, doch alles, was er etwa vor Gott geltend zu machen wußte, bereits erschöpft hatte, abhing, sondern in der objektiven Macht der göttlichen Einsetzung eine feste, unerfchütterliche Grundlage hatte. 47. Und Aaron nahm, wie ihm Mofe gesagt hatte [Pfanne, Kohlen und Räuchwerk], und lief [angethan mit der hohenpriesterlichen Kleidung Weish. 18, 24] mitten unter die Gemeine [vor dem Vorhof draußen] —- und siehe [er fand, wie Mose ihm gesagt V. 46], die Plage war an- gegangen unter dem Volk [und raffte einen nach dem andern mit reißender Schnelligkeit dahin], — und rciucherte nnd verfbhnte das Volk. 48. Und stund zwifchen den Todten [die durch die Plage schon umgekommen] und Lebendigen [da- mit das Verderben wenigstens von diesen noch abgewendet würde] Da ward der Plage gelvebrei [und das plötzliche Sterben hörte auf]. Das widerrechtlich angemaßte Priesterthum der Rotte Korah hatte durch sein Räuchern Tod und Verderben auf sich selbst herabbeschworen; Aarons gottgeordnetes Priesterthum wehrt dagegen durch sein Räuchern Tod und Verderben von der Gemeine ab und hemmt das wohlver- diente Gericht, das über sie hereingebrochen war. (Kurtz.) 49. Derer aber, die an der Plage gestorben waren, war [wie sich bei der nachherigen Beerdi- gung der Leichen ergab] vierzehn tausend und sieben hundert [14,700], ohne die [250], so mit Korah [Tags vorher] starben. · »50. Und Aaron kam wieder zu Mofe vor die Thur der Hutte des Sttfts [um ihm den Erfolg seiner Sendung V. 46 anzuzeigen], und der Plage ward gewehret Darin hatten denn die Kinder Israel den thatfäch- lichen Beweis vor Augen, welcher Segen ein gottgeord- netes Priesterthum sei und wie es wirklich Gottes Gnade und Verfchonung zu bewirken vermöge. Das 17. Kapitel. Daraus. Yriesterthum wird durch den grünenden gstab bestätigt. 1. Und der HERR fder es bei diesem augen- fälligen Beweis von der Kraft und Wirkung des« von ihm eingesetzten Aaronitischen Priesterthums nicht wollte bewenden lassen, sondern auch die alleinige Giltigkeit des letzteren noch auf beson- dere außerordentliche Weise zu bestätigen gedachteJ redete mit Mose snoch während er im Vorhof 462 4. Mose 17, 2—13. 18, 1—3. der Stiftshütte anwesend war Kap. 16, 50], und sprach: 2. Sage den Kindern Israel [den Obersten unter ihnen, daß sie ausgehen und sich ein jeder mit einem, von einem Mandelbaum abgeschnitte- nen Stab oder Stecken versorgen] nnd nimm von ihnen findem du sie darnach wieder vor dich kommen läßt] zwölf Stecken, von jeglichem Fürsten seines Vaters Hauses [der dermalen das Haupt seines Stammes bildet Kap. I, 4 ff.] einen; Und ichtcibe U« ihrem Veifeinj eines jeglichen Namen auf seinen Stecken. Z. Aber den Namen Aaron sollst du schreiben auf den Stecken fdes Stammes] Lebt. Denn je fiir ein Haupt ihrer Väter Hauses soll ein Stab sein ffür den Stamm Lebt aber ist eben Aaron dieses Haupt] 4. Und lege sie ffiir die nächstfolgende Nacht] in die Hütte des Stifts fin das Allerheiligste], vor dem Zeugnis, da ich euch zeuge fhin vor die Bundeslade, von welcher aus ich euch meine Offenbarungen zu Theil werden lasse L. Mos- 25, 21 f.] Z. Und welchen [von den 12 Stämmen, den Stamm Levi mit-, Ephraim und Manasse aber zusammen nur für Einen Stamm gerechnet 2. M. 27, 12 f.] ich erwählen fmit dem Priesterthum betrauen] werde, deß Stecken wird [durch ein Wuw c der meiner göttlichen Allmacht über Nacht] grünen fwährend die übrigen Stecken bleiben werden, was sie sind — dies Zeichen aber will ich thun], daß ich das Murren der Kinder Israel, das sie wider euch murren [da sie in diesen Tagen euch so hart wegen Aarons Priesterthum angegriffen haben] stille [ein für alle Mal zur Ruhe bringe]. Schon zu Z. M. 25, 40 wurde bemerkt, daß der Mandelbaum im Hebräischen seinen Namen Schalk-Ia d. h. ,,der wache«) davon führt, weil er schon im Januar blüht, im März bereits reife Früchte trägt und also schon wacht, während die übrige Natur noch im Todes- schlaf versenkt daliegt. Er ist uns dort als ein Bild Jsraels überhaupt erschienen, das die reine Erkenntnis; Gottes schon besaß, als noch ringsher Finsterniß das Erdreich deckte und Dunkel die Völker, und der Gabe seines Worts sich erfreute, um aus Kraft defselbigen zu grünen, zu blühen und Früchte zu tragen. An unserer Stelle nun will der HErr an den zwölf Mandelbaum- Stäben, die jeder mit einem bestimmten Namen be- schrieben sind, durch ein Wunder, das zum Zeichen wird, indem es sinnbildlich an sich selber darstellt, was es be- zeugen und bewahrheiten soll, dem ganzen Volk zur Anchauung bringen, in welches Verhältnis; er die zwölf Stamme Jsraels —— das Geschlecht Aarons mit den zu ihm gehörigen, aber doch nur ihm untergeordneten Leviten auf der einen, und die übrigen Stämme auf der andern Seite — zu ihm, dem alleinigen Lebens- quell, gesetzt hat- Von sich selber sind sie alle mitein- ander abgeschnittene Stäbe; auch Aaron und seine Söhne sind von Natur ebenso unfähig zu einem lebenskräftigem segenbringenden Priesterthum, wie das übrige Volk zu- mal. Aber durch die Gnade und den Beruf, der ihm zu Theil geworden, da der HErr ihn erwählet hat, das; er sein sei und heilig sei und ihm opfern soll (Kp. 16, 5), ist er in eine Verbindung mit dem Lebensgeber gebracht, die ihn befähigt, Lebenszeichen von sich zu geben, die die andern nimmer hervorzubringen vermögen, weil sie eben sich selbst und ihrer eigenen Ohnmacht überlassen sind. Hätte Israel verstanden, was der HGrr mit dem Wunder, das er vorhatte, ihm in sichtbare Wirklichkeit wollte treten lassen, und der Herrlichkeit seines Prie-·ter- thums sich gefreut, als welche ja nur eine einstwelige war, bis sie dereinst in noch weit reicherer Fülle und tieferer Wahrheit auf das ganze Volk würde übergehen; so würde es aus einer murrenden Gemeinde zu einer lobpreisenden geworden sein, statt dessen aber kommt es bei ihm blos zum Schweigen aus Furcht (V. 12 u. 13). ,,Ach, es ist das verworfene Geschlecht der alten Sünder, die das Gericht des heiligen Gottes durch den Glauben an die versöhnende und stellvertretende Heiligkeit des Hohenpriesters nicht überwinden können; darum sind alle Wunder und Zeichen umsonst, mit Zagen und Klagen fahren sie dahin, bis sie allzumal darniederge- schlagen sind in der Wüste« s. Mose redete Demgemäß] mit den Kindern Israel; und alle· ihre Fursten gaben ihm zwölf Stecken, eiii jeglicher Furst einen Stecken, nach dem Hause Ihrer Vater [insofern sie ein jeder der Oberste eines Stammes waren], nnd der Stecken Aarons war auch unter ihren Stecken fdamit nie- mand hernach sagen könnte, es habe mit diesem eine besondere Bewandtnis; gehabt, es sei ein Betrug damit vorgenommen worden]. 7. Und Muse legte die Stecken vor den HERVQ [und ließ sie die Nacht über liegen] in der Hutte des Zeugnifses 8. Des Morgens aber, da Mose in» die Hutte des Zeugmsses [in das Allerheiligste] ging, fand er den Stecken Aaron, des Hauses Levi [V. 3], grauen, und die Bluthe aufgegangen, und Maudcln tragen. Was sonst der Zeit nach auseinander fällt, das Sprossen, Vlühen und Früchtetragem findet sich hier an dem Stecken Aarons auf einmal: an der einen Stelle hat er Knospen und Blätter angesetzt, an einer andern blühet er, an einer dritten reifen bereits die Mandelnk Schon das Grünen und Sprossen wäre Wunders genug gewesen, um die göttliche Erwählung Aarons zum Priesterthum zu bestätigen; indessen soll Jsrael an dein Wunder zugleich ein Zeichen haben und sich daraus abnehmen, wie der HErr Aaron nicht nur berufen, sondern auch zur Verwaltung seines Amtes in einer Weise befähigt habe, daß man die ,,Beweisung des Geistes und der Kraft« an ihm wohl spüren konnte und auch des Segens seiner Wirksamkeit schon mehrfach theil- haftig geworden war. Wenn Oes er (O. Glaubrecht) in einer seiner Volksschriften sagt: »Der Stab der Zucht in Schule und Haus ist der Stab Aarons: wirft man ihn weg so wird eine Schlange daraus; stellt man ihn aber in das Heiligthum vor das Angesicht Gottes, so trägt er Blüthe und Frucht,« so liegt solchem Worte diejenige Auslegung unserer Geschichte zu Grunde, wonach die Stecken der übrigen Stammeshäupter die gewöhnlichen Stäbe gewesen sein sollen, die sie als Jnsignien ihrer Fürstenwürde bei sich zu führen pflegten und die recht wohl von Mandelholz sein konnten, der des Aaron aber sei der Wunderstab aus Egypten (2. M. 4, 17 u. a.) Aarons Priesterthum durch den grünenden Stab bestätigt. Genußberechtigungen der Priester &c. 463 gewesen, der hernachmals im Heiligthum niedergelegt wurde, bis man seiner noch einmal bedurfte (4. M. 20, 8 fs.). Wir können diese Auffassung nicht theilen, stimmen aber sonst jenem Worte von ganzem Herzen bei. 9. Und Mose trug die Stecken alle heraus von dem HERRm vor alle Kinder Israel, daß sie es sahen swas mit dem einen geschehen, und mit den andern allen nicht geschehen sei]; und ein jeglicher [von den Fürsten der übrigen elf Stämme] nahm seinen Stecken [und gab sich zufrieden da- mit, daß sonst niemand, als Aaron mit seinen Söhnen des Priesterthums pflegen sollte]. Its. Der HERR aber sprach zu Mose: Trage den Stecken Aaron wieder vor das Zeugniß [die Bundeslade, und lege ihn zur Seite derselben nie- der, gleichwie du mit dem Mannakrüglein gethan 2. M. 16, 32——34], daß er Daselbst] verwahret werde zum [beständigen Gedenk- und Wahr-] Zei- chen [deß, was ich jetzt zur Beglaubigung des aaronitischen Priesterthums gethan habe] den un- gehorsamen Kindern, daß ihr Murren swomit sie bisher] Von mir [und meinen Anordnungen so nngebührlich geredet haben] aufhbrh daß sie nicht [bei fernerem Murren durch ein plötzliches Straf- gericht von mir dahingerasst 16, 48] sterben. 11. Mose that, wie ihm der HERR geboten hatte sund trug den Stecken Aarons wieder in’s Allerheiligste zur Aufbewahrung bei der Bundes- lade, vgl. Hebt 9, 4]. Der Sage nach erhielt sich durch Gottes Wunder- macht der Stab Aarons grünend und blühend und früchtetragend bis auf die Zeit der Zerstörung des ersten Tempels; davon wird nun zwar in unserm Texte nichts gesagt, doch ist das bei der Bestimmung, die der Stab hatte, zu einem bleibenden Wahrzeiehen für die nachfol- genden Geschlechter zu dienen, nicht unwahrscheinlich. 12. Und die Kinder Israel shrachen zu Mose [als ihnen in Folge des Wunderwerks V. 8 und des Befehles Gottes V. 10 nun erst recht die Augen ausgingen, wie gröblich sie sich mit ihrer Empörung vergangen hatten]: Siehe, wir ber- derben, nnd kommen um; wir werden alle vertilget Und kommen Um [die Einen sind mit dem Schwerte erwürget, die Andern hat die Erde verschlungen, noch Andere die Plage dahingerafft —— wie wird’s uns Uebrigen endlich noch ergehen? Uns steht nichts weiter in Aussicht, als daß wir alle mit einander der Reihe nach ebenfalls eines gewalt- samen Todes sterben]. 13. Wer sich nahet zn der Wohnung des HERRQ der stirbt [so läßt uns Gott sagen]. Sollten wir denn gar untergehen [und es gar kein Ende nehmen mit diesem Umbringen und Dahinrasfen im Zorn, davon wir nun schon so viele Exempel haben erleben müssen]? Sie befürchten, es möchte jener Befehl Gottes (V. 10) der Vorbote einer neuen Plage sein, die ihnen wieder- fahren werde, da doch im Gegentheil der HErr durch das werden soll, sie vor dem Verderben bewahren will; aber »ein erschrocken Gewissen versiehet sich immerdar des Aergsten« (Weish. 17·, 11). Das 18. Kapitel. xrmt nnd gentethalt der Yriester nnd geritten. v« V. 1—32. Stuf die Zkrage des erschromenen Volks G. 17, 13): ,,Sallen wir denn gar nntergehen?« ant- wortet der ZijGrr mit einem, wohl vor den Ghren der ganzen Gemeine dem Itaron eriisfneten Auftrag, dah Er mit feinem Uaterhausn den Aar-unlink, und in weiterem htmfange mit ihm seine Stammesgenossem die Ratten, siir diejenige Verwaltung des illriester- und des Fettig- thums einstehen sollen, welche nein Gottesgericht nath sich zieht, da sie vermöge der ihnen oerliehenen besonderen Heiligkeit ku der Wohnung des ZjGrrn ungestraft sich nahen dürften, wenn es nur in der vom Gesetz vorge- schriebenen Weise geschähe; dnrnaih aber bezeichnet er auch die den Priestern und Leaiten justehenden Umla- mente oder Genußbereojtignngecr näher, die sie von der Gemeine sollen ku beziehen haben. Indem er so das Voll: wegen seiner Pefürlhtung beruhigt, benutzt er ku- gteikh die Gelegenheit, ihm seine Verpflichtungen gegen die]enigen, durch deren Zllittlerdienst das unnahbare Yeiligthum nithis Sthreorliclies mehr fiir Israel hat, hinstojtlich ihres keitlichen dlnterhalts kurn Bewusktsein kn bringen. 1. Und der HERR sprach zu Aaron sihm zunächst sowohl seine und seiner Familie, als auch der Leviten Amtsverpflichtungen nebst dem, wofür sie verantwortlich sein sollten, vorhaltend]: Du nnd deine Söhne, und deines Vaters Haus mit dir [alle zu der Familie der Aaroniten gehö- rigen Personen], sollt die Missethat des Heiligthnms tragen sausschließlich dem unnahbaren Heiligthum euch nahen und für dessen richtige Verwaltung haf- tenjx und du und deine Söhne mit dir salle zum aktiven Priesterstande gehörigen männlichen Perso- nen] sollt die Missethat eures Priesterthncns tragen lfür die gesetz-mäßige Ausrichtung des allen denen, die unbefugter Weise desselben sich annehmen wollten, den Tod bringenden Priesterdienstes noch besonders verantwortlich sein]. 2. Aber deine Brüder, des Stammes Lebt, deines Vaters [die Kahathiter, Gersoniter und Me- rariter], sollst dn zu dir nehmen [als Gehilfen in äußerlichen Dingen], daß sie bei dir seien [sich dir anschließen oder zur Hand gehen], und dir [in der i früher Katz. Z, 5—13 bestimmten Ordnung] die- neu; du aber und deine Söhne mit dir [sollen] vor « der Hütte des Zeugnisses sdurch Besorgung des eigentlichen Opfer-Gottesdienstes dienen]. 3. Und sie sollen deines Dienstes sdurch Hilfeleistungen beim Opferschlachten u. s. w.] nnd : des Dienstes der ganzen Hütte sdurch Auseinanden nehmen, Fortfchaffen und Wiederaufstellen Kap. 4, 4——33] warten. Doch zu dem Gercithe des Hei: Zeichen, das zu ihrer beständigen Erinnerung aufbewahrt ] llglhUUM UUV ZU dem IVVUUVDPsSIDJ All« lVllkU ljc 464 4. Mose 18, 4—30. sich nicht machen, daß nicht, beide, sie und ihr sterbet [fie wegen ihrer unbefugten Anmaßung und ihr wegen eurer leichtsinnigen Zulassung Kap. 4, 15]. 4. Sondern sie solleu bei dir fein ssich dir, wie auch ihr Name »Leviten« L. M. 4, 14 Anm. sagt, anschließen, keine selbstständige Stellung für sich einnehmen], daß sie des Dienstes warten an der Hütte des Stifts, in allem [äußerlichen] Amt der Hütte; und kein Fremder [der nicht vom Stamme Levi ist] soll sich zu euch thun. 5. So wartet nun des Dienstes des Heilig: thums [der eigentlichen, in das Heilige und Aller- heiligste getheilten Hiitte], und des Dienstes des [im Vorhof stehenden Brandopfer-] Altars, das; fort nicht mehr swie Kp. 16 geschehenJ ein Wü- then komme über die Kinder Israel. 6. Denn siehe, ich habe die Lebiten, eure Brüder, [an Stelle der eigentlich dazu verpflichte ten ErstgeborenenJ genommen aus den Kindern Js- rael, und euch gegeben, dem HENRn svon ihrer Seite, und wiederum auch von meiner Seite] zum Gescheuh daß sie des [ihnen zugewiesenen] Amts pflegen an der Hütte des Stifts sund ihr in kei- nerlei Weise genöthigt sein sollt, bei den Hand- reichungen, deren ihr bedürft, auf Laien zuriick- zugreifen Kp. 8, 16—19]. 7. Du aber und deine Söhne sEleasar und JthamarJ mit dir sollt eures Priesterthums warten, daß ihr dienet in allerlei Geschäfte des Altars swas zu dem eigentlichen Opferdienst gehört], und [wie mit Räuchern im Heiligen 2. M. 30, 7 f., so auch mit den hohepriesterlichen Verrichtungen am großen Versöhnungstag 3. M. Kap.16] inwendig hinter dem Vorhang [vor der Bundeslade im AllerheiligstenL denn euer Priesterthum sdas ihr bekleidet] gebe ich ench zum Amt, zum Geschenk sals einen Dienst, mit dem ich zufolge besonderer Er- wählung euch beschenke]. Wenn ein Fremder [der nicht von dem Stande der Priester ist 3. M. 22, 10] sich herzu thut, der soll sterben. 8. Und der HERR sagte [weiter] zu Aaron sihm und seinen Standesgenossen und den Leviten demnächst auch ihre Genußberechtigungen zu- weisend]: Siehe, ich habe dir szu deinem Unterhaltss gegeben meine Hebopfen von allem, das die Kinder Israel heiligen [alles, was die Kinder Israel bei ihren Opfern, von ihren Friichten oder sonst an mich abzugeben haben], für dein priesterlich Amt, und [mit dir, dem Hohenpriesten zugleich] deinen Söh- nen [den gemeinen Priestern], zum ewigen Recht [so lange das levitische Priesterthum währt]. 9. Das [alfo zuerst] sollst du haben von dem Allerheiligsten, das sie opfern [alle die in den früher gegebenen Gesetzen als hochheilig 3. M. 21, 21 Anm., vgl. L. M. 40, 10 Anm. bezeichneten Ueber- reste von den Opfern] Alle ihre Gaben mit alle ihrem Speisopfen und mit alle ihrem Sündopser und mit alle ihrem Schuldopfey das sie mir geben salles nämlich, was von den dargebrachten Speis-, Sünd- und Schuldopsern nicht auf den Altar kommt und mit Feuer verbrannt wird], das soll dir nnd deinen Söhnen das Allerheiligste sein. 10. Am allerheiligsteu Orte lim Vorhof des Heiligthums] sollst du es essen. Was mcinnlich ist sunter den Priestern, also mit Ausschluß der weib- lichen Glieder ihrer Familien], soll davon essen; denn es soll dir heilig sausschließlich für dich be- stimmt] sein [vgl. 3. M. e, 14—18; 25—30; 7, 1——10]. 11. Jch hab [aber ferner] auch das Heb- opfer ihrer Gabe, an allen Webeopsern der Kinder Israel sdie Webebrust und Hebekeule von den Dank- opfern und was sonst bei den Opfern gewebet und gehebet wird 3 M. 7, 11——34] dir, Und deinen Söhnen, nnd deinen Tbchtern gegeben [so daß diese] sammt dir [davon genießen dürfen], zum ewigen Recht; wer rein ist in deinem Hause, soll davon essen [vgl. 3 M. 22, 1—16]. 12. [Drittens:] Alles beste Oel, und allen besten Most und Korn ihrer Erstlinge, die sie [hin- sichtlich der Quantität oder Masse, nach freiem Er- messen jedes Einzelnen] dem HERRU geben [alles Beste an Oel, Most und Getreide, was sie als Erst- linge zum Heiligthum bringen], hab ich dir gegeben. 13. lNicht allein aber dies, sondern ich be- stimme zugleich:] Die erste Frucht alles Deß, das in ihren: Lande ist, das sie dem HERRU bringen [alfo auch das, was an Baumfriichten und sonsti- gen Landeserzeugnisfen als Erstlingsgabe fiir den HErrn dargebracht werden muß 5. M. 18, 4; 26, 1—11], soll dein sein; wer rein ist in deinem Hause, soll davon essen. Jn Beziehung auf Genuß und Verbrauch dieser Smo- lumente galt also dieselbe Bestimmung, wie bei den in V. 11 genannten; unter den letzteren aber waren die zu Ostern und zu Pfingsten von der Gemeinde als solcher zu opfernden Erstlingsgarben und Erstlingsbrode (3- M. 23, 9—20) schon mitbegriffen. 14. [Viertens:] Alles Verbannete in Israel [alles, was durch ein Banngelübde dem HErrn ge- heiligt wird B. M. 27, 28 f. Anm.] soll dein sein. 15. lFünftens endlich:] Alles, das seine Mutter bricht unter allen: Fleisch, das sie [den dar- über schon erlassenen oder noch zu erlassenden Ver- ordnungen 2. M. 13, 12 f.; 22, 30; 5. M. 15, 19 ff. gemäß] dem HERRn bringen, es sei Mensch oder Vieh, soll dein sein; doch daß du die erste Menschensrucht sfiir welche ich den Stamm Levi zu meinem Dienst mir erwählt habe Kap. 8, 16——18] lösen lassest, und die erste Frucht eines unreinen Viehes sals welche nicht zum Heiligthum gebracht werden darf] auch lösen lassest. 16. Sie solletrs aber sdie erste Menschenfrucht Amt und Unterhalt der Priester und Leviten. 465 und die erste Frucht eines unreinen Viehesj lbsen loenu’s einen Monden alt ist; nnd sollst es zu lösen geben Um Geld [und zwar die erste Menschen- frUchtJ um fünf Setel, nach dem Sekel des Heilig- thnms, der gilt zwanzig Gera [Kap. 3, 46 ff., die erste Frucht eines unreinen Viehes dagegen nach deiner Schätzung mit Zulegung des fünften Theils dieses Werths Kp. 27, 27]. 17. Aber die erste Frucht eines sopserbaren Viehes, also] eines Ochsen [Rindes] oder Lammes, oder Ziege, sollst du nicht zu lösen geben, denn sie find heilig [und dürfen nicht durch die Lösung in alltäglichen Gebrauch übergehen]; ihr Blut sollst du snachdem du sie wirklich zu einem Schlachtopfer gemacht hast] sprengen auf den Altar la« denselben ausschwenken Z. M. 3, 2., vgl. 1, 5], und ihr Fett [die zu Z. M. 3, 3 f., vgl. Anm. zu Z. M. 7, 4 genannten FettstückeJ sollst du anziinden zum Opfer des süßen Gernchs dem HERRu 18. Ihr Fleisch [dagegen] soll dein sein, wie auch die Webebrust nnd die rechte Schulter seines solchen Opfers, nach dem Rechte der Dankopfer 2. M. 29, 28; Z. M. 7, 31—34] dein ist. 19. Alle Hebeopfer, die die Kinder Israel heiligen dem HERRn [alle die V. 9—18 nam- haft gemachten heiligen Gaben derselben], habe ich dir geben, und deinen Söhnen und deinen Töchtern, sammt dir, zum ewigen Recht sdaß du, der du als mein Diener in meinem Solde stehst und von meinem Brode issest, mit den Deinigen dich davon nährest]. Das soll ein unverlvesentlicher [unauf- löslicher] Bund swörtlich: ein Salzbund Z. M. 2, 13 Anm.] sein ewig vor dem HGRRm dir und deinem Samen sammt dir. 20. Und der HERR sprach zu Anton [ihm auch Grund und Ursach bezeichnend, warum er all diese Genußberechtigungen ihm zuweise]: Du sollst [mit deinem ganzen Geschlecht] in ihrem sder Kinder Israel] Lande nichts besitzen [keine Aecker, Weinberge u. s. w.], anch [mit dem ganzen Stamme, dem du angehörst] kein Theil [kein eigenes Stamm- gebietj unter ihnen haben; denn ich bin dein Theil, und dein Erbgnt unter den Kindern Israel [und versorge darum dich unmittelbar aus meiner Hand, gleichwie sie mittelbar versorgt werden durch das Land, das ich ihnen gebe]· 21. Den Kindern aber Lebt [von denen das- selbe gilt] hab’ ich [zu ihrer Versorgung] alle Zehnten gegeben in Israel zum Erbgut, für ihr Amt, das sie mir thnu lzum Entgelt für den Dienst, den sie mir leisten] an der Hütte des Stifts, 22. Daß hinfort die Kinder Israel nicht zur Hütte des Stifts sich thun, Sünde sdurch ein sol- ches unbefugtes sich Hinzunahen] auf sich zu laden, nnd [dann zur Strafe für ihre Sünde] sterben. 23. Sondern die Leviten sdie ich erwählet Dachseks Bibelwert s. Aufl. (1·) habe] sollen des Amts pflegen an der Hütte des Stists, nnd sie sollen jener Misfethat tragen san jener Statt dem unnahbaren Heiligthum sich nahen V. 1z Kap. 1, 53; s, 19], zum ewigen Recht bei euren Nachkommen. Und sie sollen sgleich dir V. 201 unter den Kindern Israel kein Erbgut besthen 24. Denn den Zehnten der Kinder Israel, den sik dem HERRU heben [von allen Erträgen ihres Bodens und Viehstandes nach den Bestim- mungen in 3. M. 27, 30—33 für den HErrn abheben], hab ich den Leviten zum Erbgnt geben; darum hab ich zu ihnen gesagt, daß sie unter den Kindern Israel kein Erbgnt besitzen sollen. 25. Und der HERR [mit dieser allgemeinen Anordnung in Betreff der Zehnten noch eine be- sondere verbindend] redete mit Mose [also nicht mehr, wie vorher V. 1· 8. 20, mit Aaron, auch nicht mehr vor allem Volk, sondern vom Heilig: thum aus] nnd sprach: 26. Sage den Levtten und sprich zu ihnen: Wenn ihr den Zehnten nehmt von den Kindern Israel, den ich euch smit dem, was ich eben ge- sagt V. 21 ff.] von ihnen geben habe zu eurem Erbgutz so sollt ihr swiederum eurerseitsj davon ein Hebopfer dem HERRn thun, [und zwar] je den Zehnten von dem Zehnten. 27. Und sollt solch euer Hebopser achten, als gäbet ihr Korn aus der [eigenen] Scheune, und Fülle sOel und Most 2. M. 22, 291 ans der [eigenen] Kelter [ihr bringt mit diesem Zehnt vom Zehnten ein eben solches Hebopfey wie die Kin- der Jsrael von dem selbst Geernteten thun, da ihr ja keine eigenen Aecker und Weinberge besitzt, son- dern den Zehnten für euren Erwerb anzusehen habt]. 28. Also [da ihr der nämlichen Verpflichtung gegen den HErrn unterliegt wie alle anderen Glieder des Volks] sollt auch ihr das Hebopfer dem HERRn geben von allen euren Zehnten, die ihr nehmet von den Kindern Israel [und zwar mit der MaßgabeL daß ihr solches Hebopfet des HERRn dem Priester Aaron gebet [dem ich oben V. 8. und 19. alle Hebopfer, die die Kinder Israel heiligen dem HErrn, zu seinem und seiner Standesgenossen Unterhalt überwiesen habe]. 29. Von allem [demnachJ- das euch [von den Kindern Jsraels vermöge eures Zehntrechtesj gegeben wird, sollt ihr dem HERRU allerlei Heb- opfer [von jeder besonderen Art des Zehnten auch ein besonderes HebopferJ geben, von allem Besten, das davon geheiltget wird ses soll dieser Abhub geschehen von dem Besten, da er die Weihegabe für den HErrn ist, die das Uebrige heiligt]. 30. Und sprich zu ihnen [indem du, Muse, ihnen meinen Befehl V. 26—29 eröffnest]: Wenn ihr also [wie ich euch eben habe sagen lassenJ das K. T. I. 1 30 466 4. Mose 18, 31 . 32. 19, 1—-16. Beste davon hebet, so soll’s den Levtten gerechnet werden wie ein Einkommen der Scheune, und wie ein Einkommen der Kelter [unter dieser Bedingung soll euer Hebopfer dieselbe Kraft und Wirkung haben, wie die, welche die Kinder Israel von ihren eigenen Erzeugnissen für mich abheben, die nämlich, daß das Uebrige nun wirklich euer Eigen- thum wird, damit ihr machen könnt, was ihr wollt]. 31. Und mbget es essen an allen Stätten, ihr nnd eure Kinder [ihr seid mit dem Verbrauch nicht an das Heiligthum oder an einen reinen Ort gebunden, wie die Priester in Beziehung auf die ihnen zufallenden Opferantheile es sind Z. M. 21, 22 Anm.]»; denn es ist euer Lohn sur euer Amt in der Hutte des Sttfts. » 32. So werdet ihr nicht Sunde auf euch laden an demselben [mit dem Verbrauch der Zehn- ten an irgend welchem Ort und in jeder beliebigen Weise euch keiner strafbaren Handlung schuldig ma- chen], wenn ihr das Beste davon hebet kund den Priestern übergebet], nnd [werdet durch solchen Ver- brauch] nicht entweihen das Geheiltgte der Kinder Israel [das, was ursprünglich die Kinder Israel mir geheiligt, ich aber an euch überlassen habe], nnd nicht sterben [was gewiß geschehen würde, wäre dies Geheiligte nicht abermals von euch ge- heiligt durch einen Abhub des Besten davon]. Schon oben (Anm. zu 2. M. 28, 1), als es um Wesen und Begriff des israelitischen Priesterthums sich handelte, erkannten wir, wie aus dem an den Priestern haftenden Merkmal des dem HErrn Eigenseins sich von selbst ergab, daß sie, um mit ihrem ganzen Leben und Wirken nicht sich selbst zu gehören und dem Dienste Gottes ungetheilt sich widmen zu können, nicht einmal ein zeitliches Gut haben durften, sondern mit ihrem Lebensunterhalt allein auf den HErrn angewiesen sein mußten; nach dem aber, was später (Anm. zu 4. M. s, 13) über die Stellung, die die Leviten im großen Ganzen der Theokratie einnehmen sollten, gesagt worden ist, er- giebt sich die gleiche Maßgabe auch für diese. Jm vor- liegenden Abschnitt nun haben mir die· praktische Durch- führung solcher Grundsätze zunäkhst in Beziehung auf die äußere Subsistenz der Priester und Leviten, bis dann Ky- 35 auch Bestimmungen getroffen werden über ihr Wohnen im verheißenen Lande. Jn letzterer Hin: sieht soll der ganze Stamm Levi nicht, wie die übrigen Stämme, ein besonderes Gebiet in Canaan erhalten, vielmehr werden ihm nur 48 Städte in den verschiedenen Stammgebietem in jedem also durchschnittlich 4, zuge- sprochen, von denen 13 zugleich die Priesterstädte bilden. Indem sie so im ganzen Lande zerstreut lebten, hatten sie am besten Gelegenheit, nach ihrem Beruf, das Gesetz des HErrn in seiner Reinheit und Vollständigkeit zu bewah- ren (3- M. 10, 11), auf das Volk lehrend und wähnend, richtend und schlichtend einzuwirken; insofern sie aber damit von dem Besitzantheil am Grund und Boden aus- gefchlossen und angewiesen waren, den HErrn selbst als ihr Erbtheil zu betrachten, waren sie auf der einen Seite aufs höchste geehrt und bevorrechtet, auf der an- dern Seite jedoch auch in eine ziemlich mißliche Lage gebracht. Auf's Höchste geehrt und bevorrechtet: denn gegen den unmittelbaren Besitz des HErrn ist jeder andere für nichts zu achten; in eine mißliche Lage gebracht: denn ihr Schicksal war, wenn wir uns des Ausdrucks bedienen dürfen, ganz an das Schicksal Jehovcks unter dem Volke Israel geknüpft. Da nämlich zu ihrem Lebensunterhalt ihnen lauter solche Einkünfte zugetheilt waren, die nur bei lebendiger Gottesfurcht und im Lande herrschender Frömmigkeit reichlich zuflossen, während sie in Zeiten des Abfalls von Gott und der Verachtung seines Heiligthums auch Mangel und Gntbehrung für seine Diener herbeiführten, waren sie gar mancherlei Wechselfällen unterworfen; aber das sollten sie auch sein, damit sie schon um ihrer eigenen Existenz willen sich eifrig angelegen sein ließen, den Gottesdienst in rechter Weise zu pflegen und Jsrael vor Entartung zu bewahren. Wie übrigens, was der Stamm Levi in nationaler Yleußerlichkeit darstellen sollte, in seiner ganzen geist- lichen Tiefe von jedem wahrhaft Gläubigen galt, da- rüber s. Pf. 16, 5 f. Das 19. Kapitel. You der röthliche-i ziuh nnd den: giprengwaffer. VI— U. 1——22. Zlach einer andern Seite hin hatte aber des dloliees Rede Gruft. 17, 13): ,,Sollen wir denn gar untergehen?« auch ihre volle Wahrheit; sie sollten ja wirklich, soviel ihrer zum alten Geschlecht gchärtem alle vertilgt werden und umliominen in der wüste Gast. 14, 20 ff.). Weil nun hierdurch die Fälle, wo man an mensch- lichen gleichen sich verunreinigte, so häufig wurden in der Gemeine, diese Jlrt der Verunreinigung aber die stärkste war von allen Cum. ku 3. In. 11«, 40); so ist eg jetzt an der Zeit, daß der ZthCrr auch ein kräftigeres Reini- gungsntittel iierordne, als das bei anderen Verunreini- gungen (3. ZU. 11—15) ankuwendende und auch bei der durch Todte (4. In. 5, 1—4) seither in Gebrauch ge- wesene einfache Wasser, damit Israel mitten in dem, an dem ganzen gegenwärtigen Geschlecht sich geltend machen- den Tode auo seiner Gemeinschaft mit Gott nicht heraus- geriffen und an der Bemessung, daß in ihm die Macht des Ilodes durch die ftärtiere Znacht des Lebens dermal- einst vällig überwunden werden soll, niiht irre werde. Es folgt denn die Anordnung eines solchen K ein i g u n g o- mittelg, bestehend in Wasser, das durch die Zfche eineg Siindopfers verstärkt und zu einer eigentlichen Lange zu- gerichtet worden ist; und zwar wird zuerst El. 1——10) die Zrt seiner Bereitung, und dann G. 11—22) die Art feines Gebrauchs näher bestimmt. 1. Und der HERR redete mit Mose und Aaron [zugleich, nachdem er im vorigen Kapitel einem nach dem andern sich kund gethan], nnd sprach: 2. Diese Weise [von der Verunreinigung durch Todte sich zu reinigen, wie ich sie in Fol- gendem näher anordnen werde] soll ein Gesetz sein, das der HERR geboten hat seinen zur Vervoll- ständigung dienenden Theil des Gesetz-es bilden, das der HErr in einzelnen Geboten erlassen], nnd gesagt [und zwar lautet die besondere Verordnung, um die es sich hier handelt, also]: Sage den Kin- dern Jsrael, daß ste zu dir fuhren eine röthliche sam ganzen Leibe die rothbraune Farbe an sich tragecIdeJ Kuh, ohne Wandel, an der kein Fehl set [3. M. 1, is; 22, 22 ff.],ucid auf die noch nie kein Joch kommen [deren Lebenskraft also noch in keiner Weise verbraucht und abgeschwächt] ist. Sprengtvassey aus der Asche der röthlichen Kuh bereitet, als Reinigungsmitteb 467 3. Und gebet sie dem Priester Eleasar sAarons ältestem Sohne]; der soll sie [durch einen reinen Mann] hinaus vor das Lager [auf dessen OstseiteJ führen, nnd daselbst vor ihm schlachten lassen. 4. Und Eleasar, der Priester, soll seinen Theil] ihres Bluts mit seinem Finger nehmen, und stracks [nach Abend gewendet] gegen die Hütte des Stifts [nach der Gegend hin, wo die Stiftshiitte steht] siebenmal sprengen, 5. Und die Kuh sdurch denselben Mann] vor ihm verbrennen lassen, beide, ihr Fell und ihr Fleisch, dazu ihr [übriges, bei der Sprengung V. 4 nicht verbrauchtes] Blut sammt ihrem Mist. is. Und der Priester soll sein Stück] Cedern- holz, nnd seinen Büschelj Ysopen nnd seinen Fa- den] rosinrothe Wolle nehmen, und auf die bren- nende Kuh werfen sdamit das alles zugleich mit derselben verbrenne]. 7. Und soll snachdem er das Werk» ausgerich- tet, das, weil es auf Unreinheit Bezug hat, ihn selbst verunreinigte] feine Kleider waschen, nnd sei- nen Leib mit Wasser baden svgl. 3. M. 16, 24], und darnach [als nun theilweis wieder rein gewor- den] in’s Lager gehen, nnd unrein sein bis an den Abend [für den ganzen noch übrigen Tag sich vom Heiligthum und Gottesdienst fern halten, da er erst mit dem am Abend beginnenden nächstfolgenden Tage wieder völlig rein wird, vgl. Z. M. 14, 8 s.]. 8. Und der [Mann, der die Kuh hinausge- führet und geschlachtet und darnach] sie verbrannt hat, soll siveil er ebenfalls durch die Beschäftigung mit einem auf Unreinheit sich beziehenden Werke unrein geworden] auch seine Kleider mit Wasser waschen, nnd seinen Leib im Wasser baden, und unrein sein bis an den Abend [3. M. 16, 26]. 9. Und ein san-derer] reiner Mann soll die Asche von der Kuh ausrasfen, nnd sie schütten außer dem Lager an eine reine Stätte, daß sie daselbst verwahret werde, für die Gemeine der Kinder Js- rael, sum sie in der V. 11—22 näher angegebenen Weise bei vorkommenden Fällen] zum Spreng- wasser swörtlich: zum Wasser der Unreinheit, d. h. zu einem die Unreinheit tilgenden Wasser, zu verwenden]; denn es sdie verbrannte Kuh] ist ein Sündopser sdaher eben ihre Asche dem Wasser die Kraft mittheilt, die durch Leichenberiihrung verursachte Unreinheit hinwegzunehmen]. 10. Und derselbe, der die Asche der Kuh aufgerafset hat sV. 9], soll sebenso wie der erste, der sie geführt, geschlachtet und verbrannt hat V. 3 ff.] seine Kleider waschen, und unrein sein bis an den Abend [3. M. 16, 27 f.]. Dies« snun, was von V. 11 an über den Gebrauch der Asche 2 dieser Kuh zum Sprengwasser folgt] soll ein; ewiges Recht sein den Kindern Israel nnd den j Fremdlingen, die unter euch wohnen sdarnach beide sich streng zu richten haben]. «·) Luther hat die Schluszworte des 10. Verses auf die vorausgegangenen Bestimmungen bezogen, so daß damit die Schlachtung und Verbrennung einer neuen Kuh, so oft die Asche der früheren verbraucht wäre, befohlen würde; hierzu paßt aber nicht, daß auch von den Fremd- lingen die Rede ist, die Erwähnung derselben weist viel- mehr darauf hin, daß der SCH zu Fern folgenden Vers die Ueberschrift bildet. Nach der Angabe der Rabbinen sollen übrigens im Ganzen nur 9 Kühe in der vorgeschriebenen Art verwendet worden sein, und, was noch unglaublicher ist, bis zum babylonischen Exil blos eine einzige. 11. Wer (nnn) irgend einen todten Menschen anrühret, der wird sieben Tage unrein sein sund darf mit dem Heiligthum und mit heiligen Din- gen in keinerlei Berührung kommen] 12. Der sein also unrein Gewordener] soll sich hiermit smit der Asche der vorhin erwähnten Kuh in der hernach V. 17 näher anzugebenden Weise] entsitndigen am dritten Tage und am sieben- ten Tage, so wird er rein sund darf sich vom achten Tage an wieder zum Heiligthum nahen]; und wo er sich nicht am dritten Tage nnd am siebenten Tage entsündigeh so wird er nicht rein werden. 13. Wenn aber jemand irgend einen todten Menschen anrühren und sich nicht szuvor] entsun- dtgen wollte sehe er mit heiligen Dingen sich zu schaffen macht] der verunreiniget smit seiner An- wesenheit sdie Wohnung des HERRn [3. M. 15, 31; ja, die Anwesenheit eines Unreinen im Lager, der seine Entsiindigung versäumt, ist auch, abge- sehen von dem Nahen zum Heiligthuuy schon an und für sich eine Entweihung des letzteren, weil der HErr nur bei den Reinen wohnen will], nnd solche Seele soll ausgerottet werden ans Israel. Darum, daß das Sprengwasser nicht über ihn ge- sprenget ist, so ist er unrein sund bleibt auch un- rein], so lange er sich nicht davon svon seiner Unreinheit] reinigen lasset. 14. Dies swas folgt] ist das Geseh sdariis ber, wer und was für unrein zu achten], wenn ein Mensch in der Hütte sdergleichen eure jetzigen Wohnungen sind Z. M. 23, 43, und künftig in einem eurer Häuser] stirbt. Wer svon dem Augen- blick des Sterbens an] in die Hütte gehet, und alles, was in der Hütte ist sjede darin schon an- wesende Person], soll unrein sein sieben Tage. 15. Und alles ossene Geräthe soder Gefäß] das keinen Deckel noch Band seinen mit einem Faden befestigten VerschlUßJ hat, ist unrein sdenn der Leichenduft ist in das Geräthe eingedrungen und hat es verunreinigt, so daß es gar nicht oder doch erst nach einer besonderen Reinigung wieder gebraucht werden darf 3. M. 11, 32—35]. 16. Anch wer anriihret sdratcßenJ aus dem Felde einen Erschlagenen mit dem Schwert seinen mit dem Schwert Erschlagenen, um der Leiche VII· 468 4. Mose 19, 17—22. 20, 1. sich anzunehmen], oder einen Todten [den er fin- det, oder blos] eines Menschen Bein [Gebein], oder [trifft auf ein] Grab, der ist [weil er mit Tod und Verwesung in Berührung gekommen] unrein sieben Tage. 17. So sollen sie nnn [Andere, die selber im Zustande der Reinheit sich befinden] fitr den Un- reinen nehmen setwas von] der Asche dieses ver- brannten Simdopsers [V. 9], und fließend Wasser sWafser aus einer Quelle oder einem Bach 3. M. 14, 5 Anm.] drauf thun in ein Gefäß [in das Ge- süß, in welches man zuvor von der Asche gethan]. 18. Und ein Ebenfalls] reiner Mann soll seinen BüscheIJ Ysopen [2. M. 12, 221 nehmen, nnd in’s Wasser sdas mit der Asche versetzt ist] tnnken, nnd [in dem V. 14 angegebenen Falle] die Hütte besprengen, und alle Getciihe, und alle See- len [Personen], die drinnen sind; also auch [in dem andern Falle V. 16] den, der eines Todten Bein, oder Erschlagenen, oder Todten sauf sonst eine Art Umgekommenen], oder Grab angerichtet hat. II. Es soll aber [wie V. 12 gesagt] der Reine den Unreinen am dritten Tage nnd am ste- benten Tage besprengen sweil die Verunreinigung an menschlichen Leichen so stark ist, daß sie nicht gleich auf einmal wieder hinweggenommen werden kann], und ihn am siebenten Tage eutsündigen [mit diesem Tage soll dann der Zustand der Unreinheit sein Ende nehmen, wenn die vorgeschriebenen Ge- bräuche gehörig beobachtet worden]; Und [der nun- mehr EntsündigteJ soll seine Kleider waschen, und sich im Wasser baden; so wird er am Abend rein fes ist nun nichts weiter zu beobachten]. 20. Welcher aber [ich wiederhole meine Rede V. 13 noch einmal, damit ihr es recht ernst damit nehmet] unrein sein [in den Zustand der gesetzlichen Unreinheit durch einen der V. 14—16 erwähnten Vorfälle des alltäglichen Lebens gerathen] wird, nnd stch nicht entsitndigen will sda ich doch das Mittel hierzu euch in die Hand gegeben habe], deß Seele soll ausgerottet werden ans der Gemeine; denn er hat das Heiligthnm des HERRn vernnreiniget, nnd ist mit Sprengwasser [dem allein für solche Fälle zureichenden Reinigungsmittey nicht be- sprengetz darum ist er unrein. 21. Und dies soll ihnen ein ewiges Recht sein [daran sie für immer, so lange die alttesta- mentliche Haushaltung währt, gebunden sind]. Und der auch, der mit dem Sprengwasser gesprenget hat [V. 18], soll seine Kleider waschen sdenn er ist, wenn auch in geringerem Grade, ebenfalls unrein geworden, vgl. V. 7. 8. 10]. Und wer das Sprengwasser anrühren der soll [gleicherweise] unrein sein bis an den Abend. 22. Und alles, was [nach anderer Auslegung: ein jeder, den] er [der an Todten Verun- reinigte V. 14 u. 16] anrühreh wird [für den laufenden Tag] unrein werden, und welche Seele er anrühren wird [nach anderer Auslegung: w elche Seele oder Person ihn anrühret], soll unrein sein bis an den Abend. Die Rabbinen haben daran verzweifelt, diese Be- stimmungen des Gesetzes in genügender Weise erklären zu können, und die Eingangsworte des L. Verses so ge- deutet, als solle eben im Folgenden ein Gebot gegeben werden, das keinen nachrveisbaren Grund hat, sondern lediglich auf der unbeschränkten Machtvollkomnienheit des Gesetzgebers beruht, dem man, auch ohne seinen Sinn zu begreifen, sich auf’s bloße Wort hin unterwerfen müsse; selbst Salomo, der doch sonst den Verstand aller Gebote Gottes gehabt, habe den der vorliegenden Satzung nicht begreifen mögen, wie er das in Pred. 7, 24 f. von sich bezeuge, ja, als Mose auf den Berg gekommen, habe er Gott selbst im Nachdenken über dies Geheimnis; angetroffen. Indessen sind die Juden dem Verständnis; nahe genug gewesen, wenn nur nicht hernach um ihres Unglaubens willen die Decke vor ihre Augen sich gelegt hätte, von der St. Paulus (2. Cor. 3, 12 ff.) redet; sie sagen niimlich: ,,Jn den Tagen des Messias wird man die Asche von der rothen Kuh nicht mehr nöthig haben, wie geschrieben steht (Jes. 25, 8): er wird den Tod verschlingen ewiglich.« Es ist nicht zu verkennen, in welcher engen Beziehung die rothe Kuh, die als Sünd- opfer vor das Lager hinausgeführt und dort geschlachtet werden soll, mit dem aus zwei Ziegenböcken bestehenden, aber doch nur ein einziges Opfer ausmachenden Sünd- opfer des großen Verföhnungstages (3. M. 16, 5. 7—10. 15 ff.) steht; es ist eine Wiederaufnahme desselben und stellt im abgekürzten Verfahren Christi Opfergang vor- bildlich dar, wie er hinausgeführt wird vor das Thor, um das Volk durch sein eigen Blut zu heiligen. Dies, daß er die noch icngefühnte Sünde seines Volkes, der alttestamentlichen Gemeine trägt, wird durch die Kuh von durchaus rother Farbe vorbedeutet; denn sie, die Gemeine, wird oft genug unter dem Bilde eines Weibes vorgeführt, und in der Kuh haben wir ja auch hier das weibliche Geschlecht vor uns, von den blutrothen Sünden aber ist z. B. Jes. 1, 18 die Rede. Jndefsen hat Christus nicht blos für Jsraels, sondern für der ganzen Welt Sünde den Tod erlitten (Joh. 11, 51 f.; 1. J. L, 2). Auch das wird mit der rothen Kuh vorbedeutet; denn das hebr. Wort für ,,Kuh« hängt mit parah (fruchtbar sein) zusammen, und das Wort für ,,röthlich« (adom) hat denselben Stamm mit dem Worte Adam oder Mensch (l. M. 2, 7; 5, 2), die Fruchtbare aber, von der alle Menschen herkommen, ist die Stammmutter Eva (1. M. Z, 20). Was nun die Verbrennung der Kuh nach ge- schehner Opferung betrifft, so erinnert uns das an Christi Vegriibnißz da hat der Tod feine ganze Macht an ihm bewiesen, da hat er aber auch kraft seines Lebens ihn verschlungen ewiglich, denn das Grab hat ihn nicht zu halten vermocht. Hier wird es von Neuem bedeutsam, das; gerade eine Kuh, und zwar gerade eine durchaus rothe, die noch nie ein Joch getragen hat, zum Vorbild ge- wählt ist; ist die Kuh als die Fruchtbare an sich schon ein Symbol der Lebensmacht, so ist es noch mehr die rothe Kuh, denn roth ist die Farbe des stärksten Lebens, und am aller-meisten eine noch ungebrauchte rothe Kuh, deren natürliche Lebensfülle noch in keinerlei Art von den Menschen abgeschwächt worden. Jn der Asche der Kuh nun ist auch ihr Blut im Feuer mit aufgegangen: so ist Christi Blut das, was unser Gewissen reinigt von den todten Werken (Hebr. 9, 12); indem wir aber damit als mit dem rechten Sprengwasser (Hebr. 12, 24) besprengt werden, werden wir zugleich der Kraft seiner Auferstehung Das Volk Israel kommt abermals nach Kades, Mirjam stirbt daselbst. 469 theilhaftig (Phil. Z, 10). Was für ein neues Leben nun uns damit dargereicht wird, darauf weisen die drei Dinge, welche von dem Priester Eleafar aus die brennende Kuh geworfen werden sollen (Cedernholz, Yfop und rosinrothe Wolle), hin, nämlich ein unvergängliches, ge- sundes, kräftiges (vgl. Anm. zu Z. M. 14, 7). Die Juden haben also vollkommen Recht, wenn sie sagen: in den Tagen des Meffias wird man der Asche von der rothen Kuh nicht mehr bedürfen. Wir, die wir im neuen Bun- de stehen und den Namen dessen an uns tragen, der den Fluch der Sünde getilgt und die Macht des Todes überwunden hat, tragen auch das Leben des Geistes persönlich in uns, als die wir zu einer Behausung Gottes im Geist durch unsere Taufe berufen sind, und überwinden damit die überall im täglichen Leben uns umgebende Todesnacht (vgl. Anm. zu Z· M. 11, 40). Jsrael aber, — das die Zeit der Besserung Geh. 9, 10), d. h. die Zeit, da ihm slir die bloßen Schattenbilder des alten Teftaments etwas Besseres, das wahre Wesen derselben nnd die Erfüllung in Christo Jesu gegeben wurde, versäumt hat, und nun recht unter das Joch der todten Werke gekommen ist aus der leiblichen Todesgemeinschast in die Gemein- fchaft des geistlichen Todes gefallen. Von hier an beginnt nun die Zeit, wo die Kinder Jsrael dem Befehl des HErrn Kap. 14, 25 gemäß sich wandten und auszogen zur Wüste aus der Straße zum Schilfmeer (5. M. L, 1); sie umfaßt mitsammen der ,,langen Zeit,« die sie nach ihrer Ausschließung vom Besitz des verheißenen Landes noch in Kades zubrachten (5. M. l, 46 vgl· Anm. zu 4. M. 14, 45), einen Zeit- raum von 3779 Jahren. Der Zug, den die Wolkenfäule ihnen vorzeichnete, ging in mancherlei Wendungen und auf bedeutenden Umwe en von Kades aus bis zur Nord- spitze des älanitischen eerbusens, und werden die ver- schiedenen Lagerplätza wo sie längere Zeit verweilten, uns in Kap· 33, 19—35 namhaft gemacht; diesen Zug aber auf der Karte nachzeichnen zu wollen, bleibt ein mißliches Unternehmen, so lange über die geographische Lage jener Orte noch so wenig bekannt ist, wie bis seht, daher wir auf Karte 1l· einen derartigen Versuch lieber ganz unter- lassen haben. Das Verweilen Jsraels auf jeder einzel- nen Station währete vermuthlich nicht blos Wochen oder Monate, sondern ganze Jahre, wenigstens auf jeder solchen, die reichlich mit Wasser und Weide versorgt war. Wenn man an einem neuen Lagerort angekommen war, wurde die Stiftshütte mit dem Hauptlager daselbst auf- geschlagen, das Volk aber, so weit es nicht Raum für sich und Nahrung für die Heerden fand, zerstreuete sich in der Umgegend nach allen Seiten hin, bis die von der- selben dargebotenen Unterhaltsmittel ausgenutzt waren. Es ist uns über dieses ganze, etwa Zsjährige Wander- leben gar nichts berichtet, und das erklärt fich von selbst; denn »die streitbare Mannschaft Jsraels ist dem Gerichte Jehovcks verfallen und insofern kein Gegenstand der heil. Geschichth die Jugend aber, in welcher das Leben und die Hoffnung Jsraels erhalten wird, hat noch keine Ge- schichte.« Nur das wissen wir über diese Zeit: es war eine Zeit der Erziehung und Versuchung, der Demüthb gung und Gnadenerweisung, der natiirlichen Noth und der übernatiirlichen Durchhilfe; der HErr blieb nach dem Verhängnis; der Ausfchließung des gegenwärtigen Ge- schlechts vom Besitz des verheißenen Landes im Uebrigen derselbe in seinem Verhältnis; zum Volke wie vorher, und das Volk blieb in seinem Verhältnis; zu Jehova im Wesentlichen ebenfalls dasselbe, das leicht verzagte, leicht niurrende, leicht sich empörende, aber auch immer wieder nach feinem Fall sich erhebende, nach feiner Verirrung bußfertige Volk (5. M. 8, 2 ff; Hef 2(), 10 sf.). Dabei wurde die Beschneidung an dem in der Wüste gebotenen jungen Nachwuchs, und demgemäß auch die eier des Paffah, aus naheliegendem Grunde, der zu of. 5, 7 näher erörtert werden wird, unterlassenz Mofe aber, der Mann Gottes, der ein Gefchlecht nach demandern dahin- sterben sah, verfaßte am Ende dieser Zeit, vielleicht in Gzeongeben wo der Mut« en neuer Gnade schon von fern dämmerte, den 90. Pfa m (vgl.Vz13 ff.: HErr, kehre die? doch wieder zu uns, und sei deinen Knechten gnädig U. . W. . Das 20. Kapitel. Basler: cui- deiii Felsen. Ziltrjaici niid xiaraii Herden. I- U. 1—13. Zllit Beginn des letzten dahres seiner vier- zigsiihrig en Æanderzeit langt Israel zum zweiten Wo! in Indes an· Zier ktirbt Ylliriam und wird begraben. Zla aber das Voll: an Wassermangel zu leiden hat nnd von hleuem mit Zllose hadert, empfängt dieser Befehl von Gott, die Gemeine vor eineni bestimmten Zkelsen jener Gegend zu lagern und mit demselben vor ihren Zagen zu reden; doch Muse, von den vielen ålersuchungem die ihm das Voll: schon bereitet hat, ermüdet Of. 106, 32) und siir den Augenblick: unfähig, dessen Zjerzenohärtiglieit noch länger in Geduld zu tragen, redet es hart an in Worten, die zugleich einen Zweifel an Gottes fernerer Zjilfe verrathen, und schlägt im llnmiith seines Herzens; den Felsen zweimal mit dem Stabe Gottes, den er in seiner Ziand hat, während der ihm zur Seite stehende Ziaron lich schweigend bei dem Vorgang verhält. jler Zeig giebt sein Wasser; doch Yllose und Iaromvieil sie hier, bei dem Zjaderwajsey den FGrrn nicht geheiligt ha- ben vor den Kindern Israel, haben mit ihrem llnglauben ei nunmehr verwirrt, die Gemeine vollends bis in’o oerheiszene Land zu bringen. 1. Und die Kinder Israel kamen mit· der ganzen Gemeine knachdem »sich diese von ihren Streifzügen, die sie, in verschiedene einzelne Haufen getheilt, in die Umgegend gemacht, in Ezeongeber 33, 36 wieder zusammengefunden, auf dem Wege durch die ArabahJ Von Süden nach Norden ziehend] in die Wüste Ziii ldas heutige Thal VIII· roh Kap. is, 1 Anm.], tin ersten Monden sdes 40. Jahres nach dem Auszug, d. i. 1452 v. Chr.], und das Volk lag klagerte fich wieder] zii Kadeo [wo es vor ca. 39 Jahren schon einmal sich niedergelassen 13, 21 und nach feiner Verwerfung noch etwa anderthalb Jahre 14, 45 Anm. sich aufgehalten hatte; es waren aber nunmehr die meisten von denen, die damals über 20 Jahr alt gewesen, in der Wüste dahingestorben, und nur noch ein letzter Rest derselben am Leben-II. Und Mlrjam [die sich ebenfalls schwer verftindigt hatte 12, 1 ff. und das verheißene Land nicht sehen durfte] starb daselbst [nach der Tradition am 10. Nisan], ucid ward daselbst begraben. V) Die Arabah (Wody el—Arabsh) ist das große LängenthaL das zwischen dem Edomiter-Gebirge im Osten und dem Wüftenplateau elLkih im Westen in fast ganz südlicher Richtung vom todten Meer bis zum älani- tifchen Meerbufen in einer Längenausdehnung von etwa 42 Stunden sich erstreckt; an seinem Südende ist es nur 2 Stunden breit, erweitert fich aber bis dahin, wo man die Wasserscheide zwischen dein rothen und todten Meer 470 erreicht, allmälig zu einer Breite von 4 Stunden, und fällt nordwärts in den Klippenzug der Akrabbim und den Wady e1-Gh6r (Kap. 34, 34) ab. Die das Thal zu beiden Seiten begleitenden Gebirgsreihen steigen im Westen zu 15—1800, im Osten zu 2000——2500 Fuß an; die Oberfläche desselben hat einen welligen Boden, der entweder mit losem Kies und Steinen bestreut oder mit beweglichem Sand überschtittet ist, überall von wilden Gießströmen zerrissen wird und den Charakter der fürchter- lichsten Wüste, aus der nur selten ein einsamer Strauch hervortaucht, an sich trägt. Von geographisch wichtigen Punkten begegnet uns im äußersten Süden, am ftumpfen Nordende des arabischen Meerbusens gelegen, das bibli- sehe Elath (griechisch Ailah genannt) und in dessen un- mittelbarer Nähe der dazu gehörige Hafenort Ezeon- geber (1. Kön 9, 26 ff.; 22, 49). Später hatten die Kreuzsahrer, die den Ort unter Balduin I. den Mohn- medanern abgenommen, daselbst ein Kasten, das die arabischen Geographen Akqber Aila (Schloß von Ailah) nennen; davon hat er auch den Namen Alcabah er- halten. Oben im Norden dagegen, da, wo die Arabah ihre größte Breitenausdehnung hat, etwa 8 Stunden südlich von den Akkobbitiy liegt der bedeutendste Wasser- platz des ganzen Längenthals: Ah: obweibehz er besteht aus drei, dem Abfall der öftlich gelegenen Kreidefelsen entspringenden Quellen, hat eine sumpfige Umgebung und wird, wie wir schon früher bemerkten, von Robinson für Kades Barnea gehalten, während v. Raumer letzteres noch weiter nördlich in einem anderen Wafserorh Ain el klagt) wiederfinden «) Obgleich das Klima des peträischen Arabiens an sich sehr gesund ist und man dort nichts von Fiebern und anderen aufreibenden Krankheiten weiß, so giebt es doch daselbst noch jetzt nur äußerst wenig bejahrte Leute. Es hat dies seinen Grund theils darin, daß, während die wandernde Lebensart einen namhaften Kräfteauf- " wand fordert, die Gegend nur eine kärgliche und kraft- lose Nahrung bietet, theils in dem starken Temperatur- wechsel, wider den die armselige Kleidung keinen hinläng- lichen Schutz gewährt. Jn den Gebirgen ist es in den Winternächten sehr kalt, brennend heiß strahlt dagegen in den Sommermonaten die Sonne in die sandigen Thä- ler vom Himmel und als Wiederschein von den nackten Fels-Wänden. ,,Jch hatte auf meinen Reisen von Akad- im Mai 34 Grad R. im Schatten,« erzählt Riippeh der das peträifche Arabien in den Jahren 1817 u. 22, 1826——27 u. 1831—35 bereiste. 2. Und die Gemeine hatte sals sie nun voll- ständig wieder in Kades beisammen war] kein Was- ser, nnd Versammelten sich [gerade wie damals, als sie in Raphidim an Wassermangel zu leiden hatten 2. M. 17, 1 ff] wider Mofe und Aaron. 3. Und das Volk haderte mit Mofe, nnd sprachen: Ach, daß wir [während dieses 38jährigen Umherziehensl umkommen wären [in der Wüste], da unsere Bruder umkamen vor dem HERRU [so würden wir hier, wo wir am Ende unserer Noth zu sein meinten, nicht neuer Noth entgegengehen]! · 4. Warum habt ihr die Gemeine des HERRn in diese Wufte bracht, daß wir hie sterben mit unserm Vieh? · »5. Und warum habt ihr uns aus Egypten gesuhrt an diesen bösen Ort, da man nicht saen kann, da weder Fugen, noch Weinstbckh noch Gra- natapsel sind [wie ihr immer von dem Lande, da- 4. Mofe 20, 2——12. hin ihr uns bringen wolltet, gerühmt habt], und ist dazu kein Wasser zu trinken kdas wenigstens können wir doch nicht entbehren, wenn wir auch den Mangel an edlen Früchten verschmerzen und statt des Brodes mit dem bloßen Manna uns begnügen wolltens? Daß es für Jsrael nicht ohne tiefere Bedeutung war, am Ende der 37 Jahre wieder in demselben Kades versammelt zu werden, wo das göttliche Strasgericht war verhängt worden, dürfte wohl schon dem unmittelbaren Gefühl einleuchtend erscheinen, insofern hiermit die ein- driicklichste Form des Abschlusses jener fluchbeladenen Pe- riode aufgestellt ist. Tief ergreifend aber tritt uns sofort die Thatsache entgegen, daß Israel, was ihm zum Se- gen werden sollte, abermals in einen Fluch verwandelt und durch seine Schuld aufs Neue bewirkt hat, daß Ka- des ein Ort der tragischen Kataftrophe (eines unheil- vollen Wendepunktes in der Geschichte), wie am Anfang, so am Ende hat werden müssen. (Fries.) » b. Mofe und Aaron gingen von der Gemeine [ohne ihr auf ihre Vorwürfe auch nur ein Wort zu antworten] zur Thüt der Hütte des Stifts [Kap. 16, 42 f.], nnd fielen auf» ihr Angesicht [: »O HErr Gott, höre das Geschrei dieses Volkes und thue auf deinen Schatz, den Brunnen des le- bendigen Wassers, daß sie gesättigt werden und ihr Murren aufhöre« «— Zusatz. der Vulgata]; nnd die Herrlichkeit des HERRn erschien ihnen [14, 10]. 7. Und der HERR redete mit Mofe saus der Wolke], Und sprach: 8. Nimm den Stab [mit welchem du alle die Wunder in Egypten gethan und schon einmal Wasser aus einem Felsen hervorgebracht hast 2. M. 4, 17; 17, 5 f.], und versammele die Gemeine [in ihren Aeltesten], du und dein Bruder Anton, und redet mit dem Fels vor ihren Augen; der wird [auf die bloße Anrede hin, ohne daß du ihn erst, wie damals 2. M. 17, 6, zu schlagen brauchstj sein Wasser geben. Also sollst du ihnen sim festen Glauben an mein Wort und das Denkzeichen der unzähligen Wunder, die du schon in meiner Kraft haft ausrichten dürfen, in der Hand haltend] Wasser aus dem Fels bringen und die Gemeine tränken und ihr Vieh [damit der Noth, darüber sie sich beklagen, abgeholfen werde]. Jm Nordosten der Ebene, in welcher Rowland die Wüste Kades wiedergefunden hat (Kap. 13, 1 Anm.), steht tief im Hintergrunde, rings von der Wildniß um- schlossen, ein mächtiger Fels mit starkem Quellstrom, der sich in zierlichen Caseaden (Wasserfällen) in das Bette des Regenbaches stürzt und 400 Schritt weiter westlich im Sande verliert; die Beduinen nennen den Strom noch jetzt Ain-Kades, und ist es um so weniger zweifel- haft, daß wir in jenem Felsen denjenigen vor uns ha- ben, mit welchem Mofe und Aaron reden sollten, als derselbe —- eine große, isolirte, aus dem nordwärts da- hinter liegenden Berge hervorfpringende Masse— der ein- zige sichtbare Fels in der ganzen Umgegend ist, wodurch es sich vollkommen erklärt, daß der HErr ihn ohne wei- tere Angabe »den Fels vor ihren Augen nennt. Da- gegen haben die Rabbinen aus dem beigefiigten Artikel (den Fels) geschlossen, es müsse ein bekannter, schon er- Wasser aus dem Felsen. Mosis und Aarons Unglaube. 471 wähnter Fels gemeint sein, und da sich nun an keinen andern, als an den von Raphidim (2. M. 17, 6 f.), den- ken ließ, die Fabel aufgebracht, dieser Fels sei von Ra- phidim aus dem Volke Gottes auf seinen Wanderzügen überall hin nachgefolgt und habe es bis dahin stets mit Wasser vcrsorgtz nur hier in Kades schien er seine Dienste zu versagen, darum follen Mofe und Llaron im Namen Gottes ihn anreden, damit er von Neuem Wasser gebe. Jene Fabel, so ungereimt sie klingt, birgt dennoch einen tiefen geistlichen Sinn. »Die wahre Meinung derer, die sie aufgebracht« sagt Ab arh anel (einer der ausgezeich- netsten Juden des 15. Jahrh.), ,,ist die, daß das Wasser, welches in Horeb aus dem Felsen herauslief, ein den Kindern Israel gewährtes Gnadengeschenk gewesen und durch die ganze Wüste ihnen erhalten worden sei, gleich- wie das Manna; denn wohin sie immer reifeten, blieb ihnen seitdem die Ader lebendigen Wassers geöffnet, und in dieser Hinsicht war der Fels in Kades derselbe wie der in Horeb, d. h. das Wasser des Felsen in Kades war das nämliche Wasser, welches aus dem Felsen in Horeb hervorquoll, insofern es nämlich ein wunderbarer Quell war, der durch die Wüste sie begleitete« Vergleiche hiermit, was St. Paulus sagt (1. Cor. 10, 11): ,,sie tranken aber von dem geistlichen Fels, der mitfolgte, welcher war Christus« I. Da nahm Mofe den Stab vor dem HERRU [aus dem Heiligthum, wo er seit Errichtung der Stiftshütte aufbewahrt worden war], wie er [der HErrJ ihm geboten hatte. 10. Und Mofe und Aaron versammelteu die Gemeine vor den Fels, und [Mose, statt mit dem Fels zu reden, wie der HErr ihm geboten] sprach [in seinem Unmuth] zu ihnen sdie noch immer nicht aufhörten, den HErrn zu versuchen und wider ihn zu murrenjx Hören ihr Ungehorsamen, werden wir [wenn ihr so völlig unwürdig der gött- lichen Gnadenhilfe euch beweist] ench auch Wasser bringen aus diesem Fels? sEs könnte wohl sein, das; dies Mal der HErr seine Wundermacht zu- riickhält, und mein Stab, womit ich den Felsen jetzt schlagen werde, nichts ausrichtetz aber dann erkennet das für ein Zeichen, nicht daß Gott ohn- mächtig geworden zu helfen, sondern müde euren ungehorsam zu tragen.] 11. Und Mofe hub [nach diesen Worten, die ihm, dem »zerplagten« Mann, unbedacht entsuhren Pf. 106, 32 f.] seine Hand auf nnd schlug [in seiner aufgeregten, über den Erfolg des ihm aufgetra- genen Werkes zweifelhaft gewordenen Gemüths- stimmiingJ den Fels mit dem Stabe zweimal sals ob es auf die menschliche Anstrengung und nicht allein auf Gottes Macht angekommen wäre, da doch im Gegentheil auch ohne alles Schlagen von seiner Seite die göttliche Zusage sich würde erfüllt haben] Da ging szwars viel Wassers heraus, daß die Ge- meine trank nnd ihr Vieh [denn ,,Gottes Gaben und Berufung mögen ihn nicht gereuen« Röm. 11, ?9]. 12. Der HERR aber sprach zu Mofe sder sich so vor dem Volke vergessen] Und [zu] Aaron [der dem Bruder nicht dreingeredet und mit keinem Wort seiner Schwachheit sich angenommen hatte I. M. S, a; Gar. e, 1]: Darum, daß ihr nicht an mich geglaubet habt, daß ihr lmit festem, MI- erschütterlichem Glauben] mich heiligiet vor den Kindern Israel [wozu ihr ja durch euer Amt be- rufen seid], sollt ihr diese Gemeine nicht in’s Land bringen, das ich ihnen geben werde lfondern ich will dadurch mich selbst vor ihnen heiligen, das; ich Amt und Leben von euch nehme, noch ehe, meine Wege mit Israel am Ziele sind]. · Es ist so zu sagen nur ein kleiner Ruck, eine geringe Erfchtltterung welche die Glaubenssäule Moses erleidet; aber da er als der alleinige Hort Jsraels, dem das ganze Haus Gottes vertraut ist (Kap. 12, 7), dasteht, so ist das geringste Vergehen von Bedeutung und zeigt genugsam, daß das Heil Jsraels durch Mofe noch nicht gesichert ist. (Baumgarten.) Welches Urtheil haben wir über Mose’s Straucheln zu fällenS 1) Nicht wenige Gründe scheinen für ihn zu sprechen: s— Nur eine Kleinigkeit, so fcheint es, hat wider seine Gewohn- heit an der pünktlichen Ausführung des empfangenen Befehls gefehlt. Jehova hat ihm befohlen, mit dem Fels zu reden; der mitgenommene Stab sollteja nicht zum Schlagen, sondern nur dazu dienen, als ein ficht- bares Zeichen der Macht das Vertrauen des Volks auf ein zu verrichtendes Wunder zu lenken — Mofe dagegen hat freilich geschlagen, aber reden oder schlagen, ein- mal oder zweimal oder öfter schlagen, was macht das eigentlich aus? b. Das letzte Jahr der Irrfahrt Jsraels ist angebrochen, siehe, da versammelt es sich wiedervon nah und fern auf derselben Stelle, auf der vor so vielen Jahren das furchtbare Urtheil ertönte; noch wenige Monate, und sein Fuß tritt Canaans Erde. Was kann Mofe anders erwarten, als daß das schwergezüchtigte Volk nach so viel Schaden und Schande wenigstens in Einer Hinsicht weiser geworden; daß das jüngere Ge- schlecht, weil über den Gräbern der Verurtheilten auf- gewachfen, auch wirklich besser sei, daß er jetzt an der Spitze eines nicht nur fleifchlich, sondern auch geistlich wiedergeborenen Jsraels Canaan erobern werde! —— Ein reizender Traum, der aber den Durst weniger Stunden nicht überdauertl Da rottet sich der hohe und niedere Pöbel wieder wiist und unverschämt zum Meutern zu- sammen; es zeigt sich, daß sie nichts vergessen, und auch nichts gelernt haben; das alte Lied, das Mofe bereits im Grabe verstummt wähnte, wird wieder angestimmt: Warum habt ihr uns aus Egypten geführt? So ist denn die Erinnerung an Egypten nochmals »in den wider- spenstigen Herzen aufgewacht, und gerade seht, da Mofe erwartet, daß die Sehnfucht nach Canaan lauter reden werde, als je zuvor; so ist denn auch das härteste Urtheil Gottes vergeblich gesprochen, in der ersten Noth wird der Retter und Führer von so langen Jahren her ver- gessen. Was will Mofe mit solch einem Volk anfangen? muß ihm nicht der Muth entfinken, noch länger dafür zu beten? Wer von uns, der den Greis zweimal mit zitternden Händen den Stab schwingen sieht, um den harten Felsen zu schlagen, hätte den Muth, über ihn den Stab zu brechen, wenn er mit sichtlichem Kummer fpricht: Hörer ihr Ungehorfamen, werden wir euch auch Wasser bringen aus diesem Fels? c. Vselch’ ein Weg liegt bereits hinter ihm, bevor er zu diesem unglücklichen Kades kam, und wie musterhaft ist er daraus gewandelt! was hat er alles von den Vätern dieser murrenden Söhne erduldet, ohne jemals müde oder zornig zu werden! Ach, Israel, wie oft glichst du einem Felsen; aber er hat diesen Felsen nicht geschlagen! Alle die Jahre hindurch war sein Leben ein tägliches Opfer des Glaubens und des Gehorsams, ein tägliches Gebet für das Heil seines 472 4. Mose 20, 13—-16. Volkes- soll das alles nicht mitgerechnet werden, wenn der unfehlbare Richter die Summa von Moses Leben zieht? Er ist bereits 119 Jahr alt, ist mit Ehren im Dienste des Königs Jsraels grau geworden: kann dem alten Mann vergeben werden, was -— wir geben es zu —- bei dein jüngeren die strengste Rüge verdient hätte? Und Mose wird sich nicht wie Israel verstocken, wenn ihm der HErr seine Verkehrtheit verweist, sondern wird sofort, und wenn es sein muß, öffentlich Buße thun: ist denn selbst für einen solchen Mann bei Gott keine unbe- dingte Vergebung zu finden? — Wir haben bisher Mose vollauf gegeben, was Mose nur erwarten durfte; jetzt aber wenden wir das Blatt um, Gott zu geben, was Gottes ist. 2) Nicht weniger fürwahr ist es, was laut ge en Mose Zeugnis; ablegt. a. Bemerken wir zunä st, daß auf seine Missethat, wie anscheinend gering sie auch sein möge, genau die Beschreibung der Sünde paßt, wie sie der Apostel des HErrn (1. Joh 3, 4) uns giebt: ,,Die Sünde ist das Unrecht,« oder wört- licher übersetzt, die Gesetzlosigkeih die Verleugnung seines heiligen, geradezu unverletzlichen Gebots Jm Grunde trägt eine Handlung denselben Charakter an sich, wie so mancher Aufruhr Jsraels Gott befiehlt, er soll sich an den Fels wenden, und Mose redet Jsrael an; Gott be- fiehlt ein Wort an· den seelenlosen Stein, und Mose giebt ihm einen zwiefachen Schlag; Gott befiehlt, das Volk seines Erbtheils zu erfreuen, und Mose be- handelt es mit offenbarem Unwillen und mit Härte. Anders-wo (Kap. 27, 14) gebraucht der HErr selbst von dieser Sünde das strenge Wort ungehorsam, und solches harte Wort ist wahrlich nicht zu hart. Mose darf nicht behaupten, er habe des HErrn Willen nicht begriffen, der ihm gegebene Auftrag war unzweideutig genug; eben so wenig war so große Hitze nöthig, um zu dem gewünschten Ziele zu gelangen, die Erfahrung der Vergangenheit lehrte ein Anderes; am allerwenigsten treibt ihn die Liebe, sei es zu Gott oder zu seinem Volk, Zu dieser Handlungsweife, sein Gewissen bezeugt ihm laut as Gegentheil. So hat denn wohl der Gesetzgeber in Wahrheit wider den Geist der Gebote von beiden Tafeln gefrevelt. Und was war die Qiielle dieser Sünde? Hört das Urtheil des untriiglichen Herzenskündigers, vor welchem das innerste Gewebe einer Menschenseele nackt und offen daliegt: ,,Darum, daß ihr nicht an mich ge- laubt habt« So hat denn Gott in Mose’s That ge- sehen, was Jsrael vielleicht niemals darin entdeckt hätte, was niemand von uns dem Mose aus eigener Macht hätte verweisen dürfen, und Unglau b e heißt die bittere Wurzel, aus welcher die Frucht dieses Ungehorsams er- wuchs — Unglaube, sei es nun an die Macht Gottes, in so hoch gestiegener Noth, zu helfen, oder an Gottes gnädige Gesinnung, sich auch jetzt dieses sündigen Volkes zu erbarmen, es darf uns das gewissermaßen gleichgiltig sein; genug, Unglaube, da Gott geredet hat! Kennt ihr eine Sünde, durch welche der höchste Gott mehr beleidigt werde, als gerade diese, durch welche der nichtige Mensch Ihn, den Einigen und Wahrhaftigem in’s Angesicht einen Lügner schilt? Was dünkt euch, fängt die Wage dessen, was zu Moses Gntschuldigung und Beschuldb gung gereicht, nicht schon an, sich nach der linken Seite zu neigen? Nach langen Jahren des Stillstandes beginnt jetzt ein neuer Zeitabschnitt in den Führungen Gottes mit Israel: Gott fängt wiederum sichtlich an, sein gnädiges Antlitz den Söhnen zuzuwenden, da er es von en Vätern im heiligen Zorn abgewandt hatte; das Murren des Volkes wird von Jehova mit offenbarer Milde aufgenommen, er will das durstige Volk seines Erbtheils erquicken, und erkiest Mose zum Gehilfen seiner Freude, aber gerade heute zeigt sich ein tiefer Zwiespalt zwischen der Gesinnung Gottes und Moses. Gott ist zur Vergebung, Mose zur Bestrafung geneigt —- früher schien das gerade Gegentheil stattzufinden. Gott ist lang- müthig, Mose erbittert; Gott will seine Gnade verherr- lichen, bei Mose tritt das eigene Jch in den Vordergrund. Deutlich bemerkt man bei dem sonst so kräftigen Pro- pheten die ersten Spuren von Ermattung; er ist es müde geworden, Jsraels Hartnäckigkeit länger zu tragen. Noch nie hat der wahrhaft große Mann sich der ganzen Ge- meine gegenüber vergessen; jetzt ist er nicht mehr Herr über sich selbst. Es ist weniger eine persönliche, als eine Amtsfiinde was er thut; aber darum gerade, unter diesen Zeituniständem von doppelter Bedeutung, denn dieZeit des Wartens ist vorüber, die Zeit des Handelns gekommen, ohne weiteren Aufenthalt soll man sich zu dem Kampfe glitten, dessen Preis das Land der Verheißung ist, daher kommt es mehr denn je auf iingeschwächten Glauben, auf unbegrenzten Gehorsam an. Alle bisher verlangte Anstrengung ist gewissermaßen nichts gegen die, welche fortan gefordert werden muß; es wird in der That nicht ein Lauwerden, sondern ein erhöhtes Feuer des Geistes verlangt, damit das letzte, das Schlußjahr von Jsraels Wanderungen dereinst wirklich als das gesegnetste erscheine. c. Von dem, dem so viel gegeben ward, darf auch um so mehr gefordert werden (Luk. 12, 48). Wer wird die Ehre Jehovcks aufrecht erhalten, wenn es nicht dieser Mose thut, und welches Urtheil soll noch von den Uebelthätern anerkannt werden, wenn der HErr gerade mit seinem Günstling eine Ausnahme von dem Ehrfurcht gebietenden Worte (2. M. 34, 7) machen wollte: »vor welchem niemand unschuldig ist«? Menschen mögen sich selbst und Andere mit der beliebten Meinung schmeicheln, daß Gott bei seinen Auserkorenen nichts Böses sehe: die Bibel lehrt es anders und sagt, daß Gott bei seinen Auserkorenen keinen einzigen Flecken ertragen könne· Gerade ihre Sünden —- es ist zu ihrer Läuterung nöthig — werden oft nicht leichter, sondern schwerer als die Sünden der Feinde des HErrn heimgesucht Wenn ein Sclave der Sünde auf dem Wege des Verderbens fort- rennt, so trauern die Engel Gottes; aber wenn die Kin- der Gottes auf dem Pfade zum Himmel strauchelm so grinzt der Satan vor Freude. Gottes Gnade wird offen- bar, wenn sie das Schwert der Vergeltung noch abwendet, welches an einem dünnen Faden über dem gebrand- markten Haupte des Sünders hängt; aber die Heiligkeit Gottes glänzt uns vor allem darin entgegen, daß er gerade denen am wenigsten nachläßt, welche er am höchsten begnadigt, denn: ,,ich werde geheiligetwerden an denen, die zu mir nahen,« spricht Gott Z. M· 10, 3. (v. Oosterzee.) 13. Das ist [i·n Gemeinschaft mit dem an- dern 2. M. 17, 7] das [Mer1ba- oder] Hader- Wasser svon welchem hernach öfter die Rede sein wird V. 24; Kap. 27, 143 Z. M. 32, 51; 33, 8; Pf. 95, 8; los, 32; Hes 47, 19], darubet die Kinder Israel sehe sie es empfingen] mit dem HERRU bade-lieu [als müßten sie mit ihrem Vieh Durstes sterben in der Wiiste], und er geheiliget ward aa ihnen [indem er durch die Gabe des- selben nicht nur ihren Unglaubem sondern auch den schwachen Glauben seiner Diener beschämete]. Von dem Umstand, das; der HErr sich hier so selber heiligen mußte an den Kindern Israel, weil Mose und Aaron ihn gleichsam im Stich ließen, hat die Station vielleicht den Namen Kades empfangen; denn die Worte: ,,er heiligte sich an ihnen« lauten im Hebräischen: jekadesch blau. Möglich, daß der andere Name: Vorn (Quelle) Mispat, d. i. des Gerichts (1. M. 14, 7), eben- falls mit unserer Geschichte zuscimmeiihängh insofern Der König der Edomiter verweigert den Jsraeliten den Durchzug durch sein Land. 473 nämlich auch Mose und Aaron hier das Urtheil eins-fingen, daß sie die Gemeine nicht in das verheißene Land brin- gen sollten, nachdem schon vor 3779 Jahren an der- selben Stelle das Gericht der Berwerfung über das ganze damalige Geschlecht ergangen war (4. M. 14, 22 ff.). Jn l. M. 14, 7 wären dann beide Namen vorlaufender Weise gebraucht, da sie zu Abrahams Zeit noch nicht bestanden, sondern erst zu Moses Zeit aufkamenz es würde sich aber auch hierdurch in Verbindung mit dem, was zu Kap. 13, 1 bemerkt worden, nun vollständig er- klären, warum in dem Lagerverzeichniß Kap. 33 die Station Kades erst bei der zweiten Ankunft daselbst V. 36 mit ihrem definitiven (ein für alle Mal fest- stehenden) Namen bezeichnet wird, während bei der ersten Ankunft B. 18 der Name des dazu führenden Eingang?- thales Rithma (Retuma) dafür gebraucht worden. Jener Name war eben nicht eher an seiner Stelle, als bis der HErr sich an Israel geheiligt, d. h. in beiden Hinsichten als den Heiligen bewiesen hatte —- an dem Volke von Seiten seiner unerschütterlichen Bundestreue, an Mos e und Aaron von Seiten seiner strengen Gerechtigkeit. Wenn übrigens an mehreren Stellen zu dem Namen »Kades« noch ein zweiter: ,,Barnea« hinzugefügt wird (Kap.32, 8; 34, 4; 5· M. 1, L. 19; 2, 14; Jos. 10, 4; 15, 3), so ist die Lokalität nach der in der Nähe ge- legenen Stadt, die die Grenze gegen das Land der Ede- miter bildete (V. 16), bezeichnet; etwas Näheres läßt sich über dieselbe nicht sagen, als daß sie zum Gebiet der Amoriter gehörte, daher die Kinder Jsrael sie unter Josua mit eroberten, was nicht geschehen wäre, wenn sie den Edomitern gehört hätte. II« U. 14—21. Its es jetzt zum Ausdruck) von Faden kommt, sendet Muse, um das Voll: einer Weisung des Ijttrrn gemäß nicht wieder, wie er vor 37 Tlahreu in Absicht gehabt, von Süden aus, sondern von Osten her über den xkcordan nach Ganaan zu führen, Yotschafter an den Zrdnig der Edomitey damit dieser den Zlurtljkug durch sein stand gestatte; doch die erhetene Erlaubnis; wird mit aller Entschiedenheit verweigert. Israel, das nach des Zjotrrn augdriloilikljem willen die Edomiter nicht bekriegen darf, ist daher genöthigt, das Gebirge Seit zu unckiehen und siih wieder, die Arabah entlang, nach derhlordspitke des ätanitisctjenzlleerbuseng zu wenden. 14. Und Mose strotz des über ihn ergan- genen Strafurtheils das ihm selbst den Eintritt in das gelobte Land abgeschnitten hat, in seinem Eifer für des HErrn Werk nicht lässig geworden, sondern das schwierige Werk der Führung Jsraels sofort wiederum mit fester Hand anfassend] sandte Botschaft aus Kades zu dem Könige der Edomiter sHadar 1. M. 36. 30 Anm.]: Also läßt dir dein Bruder Israel [5. M. 23, 7] sagen: Du weißt [von deinen Vätern her, die bei ihrer nahen Ver- wandtschaft mit den unsrigen ohne Zweifel an deren Schickfal lebendigen Antheil genommen ha- ben] alle die Mühe, die uns betreten hat. 15. Daß unsere Väter in Egypten hinab ge- zogen sind und wir lange Zeit [215 Jahre 2. M. 12, 40 Anm.] in Eghpten gewohnet haben, nnd dibelEgypter [be-] handelten uns und unsere Väter U . e its. Und wir schrieen zu dem HERRnz der hat unsere Stimme erhiret, und einen Engel [2. M. 14, 19] gesandt, und keins] aus Egypten gefiihret [2. M. 15, 15]. Und siehe, wir find zu Kades in der Stadt [Varnea, vgl. Anm. zu ·V. 13·] an deinen Grenzen [um nunmehr, da die Zeit unserer Wanderung ihrem Ende nahet, in das von dem HErrn uns zugedachte Land einzudringens 17. Laß nnd [denn, damit wir nicht zu große Umwege machen müssen] durch dein Land ziehen. Wir wollen nicht durch Aecker noch Weinberge ge- hen sum dir in keinerlei Weise irgend welchen Schaden zu thun], auch nicht Wasser ans den Brunnen lohne dich dafür zu bezahlen V. 19] trinken; die Landstraße wollen wir ziehen, [und davon] weder zur Rechten noch znr Linken weichen, bis wir durch deine Grenze kommen. » Das Land der Edomiter (vgl. zu Qbadxa 3) erstreckt sich vom Wady e1-Ahsy an dem Südende des todten Meeres längs der Ostseite der Arabah (Anni. 1 zu V. 1) in siidlicher Nichtung bis zum Waäy e1-Ithm an der Nordspitze des Meerbusens von Akabah, und be- steht in einem schmalen Gebirgszug von nur 6—8 Stun- den Breite, der von mächtigen, steilen Granit-, Porphyr- und Sandsteinbergen (ähnlich den Adersbacher Sand- steinfelfen, nur viel großartiger) gebildet wird und als die nördlichste Fortsetzung des vom Westufer des älanitn schen Meerbusens herkommenden Sinai-Gebirges erscheint. Jm Westen fällt dieser Gebirgszug in schroffen Terassen gegen die Arabah hin ab und wird nur von ein paar engen Wadys durchschnitten, die in jene Thalebenen münden, aber bald im Kiesboden derselben verrinnenz allein der Wady Ghuweir (ein großes felsiges, unebenes Thalbecken von 4—5 Stunden Breite) bietet einem größeren Heere einen bequemen Durchmarsch, kann jedoch, da er im Westen sich sehr verengert, schon mit einer ge- ringen Armee hinlänglich besetzt werden, daß kein Feind durch ihn in das Land einzudringen vermag. Das ist denn auch offenbar die Stelle, durch welche sich die Land- straße hindurch zog, um deren Benutzung Mose den Gdo- miterkönig ersuchen läßt; wäre sie ihm gestattet worden, so wären die Kinder Jsrael von Ain ehweibeh aus so- fort hinüber bis in die Gegend gelangt, wo wir die Station Oboth verzeichnet haben. Jm Osten dagegen senkt sich der edomitische Gebirgszug in große, hoch- gelegene Ebenen ab, die nur wenig über die unabsehbare Wüste des arabischen Tafellandes sich erheben; als daher die Kinder Israel, nach Umgehung des Gebirges, auf dieser Ostfeite angelangt sind, fürchten sich die Edomiter vor ihnen, und verkaufen ihnen willig Lebensmittel (5. M. 2, 2——7), während sie jetzt, so lange Jsrael noch auf der Westseite sich befindet, sich feindselig dem Brudervolke entgegenstellen (V. 20 f.). Seiner kliniatischen Beschaffem heit nach ist das Land der Edomiter ein schönes, gesundes Bergland, dem es durch die aus den Thälern aufsteigen- den Nebel zu keiner Zeit des Jahres an hinlänglicher Befruchtung fehlt und dessen östliche Berge einer Fülle von Regen sich zu erfreuen haben (1. M. 27, 39), da- gegen sind die ivestlichen Berge ganz wüste und unfrucht- bar und stellen das ödeste und unfruchtbarste Gebirge vielleicht in der ganzen Welt dar (Mal. 1, 3). Die Luft des Landes ist rein, und obgleich im Sommer die Hitze sehr groß ist, wird doch wegen der kühlenden Winde, die in der Regel herrschen, die Temparatur nicht er- stickend. ,,Jn keinem Theile von Syrien — sagt Bark- hardt (der in den J. 1810—12 Syrien und Palästina, von 1812—-1814 Egypten und Nubien, und im J. 1816 den Sinai bereist hat, bis er dann 1817 plötzlich zu. 474 4. Mvfe 20, 18—29. 21, 1—3. Cairo in Egypten starb) — sah ich so wenig Kranke« Der Winter dagegen ist sehr kalt; es fällt eine Menge Schnee und die Fröste dauern bisweilen bis in die Mitte des März. Die feinsten Frlichte gedeihen in Edom; so z. B. werden bei der Stadt Tafyle (Thophel b. M. 1, 1), » welche mit großen Obstbaumpflanzungen umgeben ist, Aepfeh Aprikosen, Feigen, Pomeranzem Oliven und Psir- sichen von besonders großer Art in reicher Menge gebaut, und der vorhin genannte Wady Ghuweir ist als das schönste Weideland mit seinen vielen Quellen noch jetzt der Lieblingssitz der Beduinen des Gebirges. Dieser Wahr) fcheidet den nördlichen Theil des Gebirges von dem südlichenz unter den in Pf. 83, 8 erwähnten Ge- balitern sind die Bewohner des ersteren zu verstehen, das bei Römern und Griechen das Land Gebalene oder Gebalitis hieß. Die Hauptstadt des Landes war Petra (hebräisch Sela, d. i. Fels 2. Kön. 14, 75 Jes 16, 1), von welcher das peträische tsteinigte 2. M. 13, 20 Anm.) Arabien seinen Namen hat, in einem theilweis 500 Fuß tiefen Felsenthal gelegen, in dessen hohe steile Wände unzähligexGrabmäler eingehauen sind, die einen kaum angefangen, andere vollendet, neu und frisch, als gingen sie eben aus den Händen der Steinmetzen hervor. Ueber derselben erhebt sich im Nordwesten das erhabene Doppel- horn des Berges Hur, der selbst wie eine ungeheure, mächtige, zertrlimmerte Felsenburg mit Klippen, senk- rechten Steilwändem Zacken und nackten Gipfeln aller Art in die blauen Lüfte majestätisch emporragt und auf feinem höchsten Gipfel das Grab Aarons birgt (V. 23 ff.); zu diesem wallfahrten die Araber noch jetzt und bringen dort unter Anrufung Harima (d. i. Aarons) blutige Thieropfer dar. Eine andere bedeutende, ebenfalls durch ihre Felsenlage sehr befestigte Stadt ist das in 1. M. Bis, 333 Jes 34, s; 63, 1; Jer. 49, 7—22; Amos 1, 11. 12 genannte Bozra Von dem Hafenort Ezeongeber war schon zu V. 1 die Rede; auf einige andere, in der Bibel erwähnte Ortfchaften in Edom kommen wir Knie. 21, 10 Anm. I zurück. Die Urbewohner des Landes waren Nachkommen von Seir (d. h. der Behaarte) ; sie heißen darnach die Kinder Seir, aber auch, weil dieser ihr Stammvater zugleich den Beinamen ,,Horite« (Höhlen- bewohner) führte, die Horiter (1. M. AS, 20 f.). Sie waren ebenfalls Troglodyten oder Höhlenbewohner und wurden hernach von Esau und seinen Nachkommen ver- drängt oder unterworfen. Letztere gliederten sich zuerst in verschiedene Stämme mit besonderen Stammesftirstem bis sie dann ein Königthum errichteten, das jedoch kein erbliches war, sondern aus Wahl von Seiten der Stam- mesflirsten beruhte (1. M. 36, 6—43). » 18. Die Edouiiler aber [die alte Feindschaft Esau’s gegen Jakob erneuernd, gleichwie ein Zweig: stamm derselben, die Amalekiter, dies schon bei dem Felsen in Raphidim gethan 2. M. 17, 8] spra- chen zu ihnen [den an sie abgesendeten Boten]: Du sollst nicht durch niich fmein Land] ziehen, oder ich will dir mit dem Schwert entgegen ziehen swenu du trotz dieses abschläglichen Bescheids dennoch den Durchzug unternehmen follteft]. · 19. Die Kinder Israel [ihre Bitte nochmals in recht dringlicher Weise vorbringend] sprachen zn ihm sdem Edom]: Wir wollen auf der gebahn- ten Straße ziehen [ohne zur Rechten oder zur Linken davon abzuweichen] , und so lvir deines Wassers trinken, wir nnd unser Vieh, so wollen ivir’s bezahlen, wir wollen nichts, denn nur zu Fuße hindurch ziehen [nur mit unsern Fuszen den Boden deines Landes benutzen, für alles Andere werden wir dich schadlos halten]. · 20. Er aber [auf seinem Vorsatz und in seiner Feindschaft beharrend] sprach: «DU sollst nicht herdnrch ziehen. Und· die Edomiter kihre Drohung V. 18 auch sofort in Ausführung bringend] zo- gen ans, ihnen entgegen, mit maehtigem Voll nnd starker Hand [und besetzten den schmalen Eingang zu dem Wady Ghuweir V. 17 Anm.]. 21. Also weigerten die Edomiter Israel zii vergönnen durch ihre Grenze zu ziehen. Und Js- rael [das mit Gewalt der Waffen den Durchzug weder wegen der Schwierigkeit des Terrains sich erzwingen konnte, noch auch, selbst wenn das mög- lich gewesen wäre, es nach Gottes Rathschllissen Z. M. 2, 4 f. gedurft hätte] wich von ihnen [nahm einen andern Weg als den durch der Edomiter Land]. Jsrael entschloß sich also, das Edomiterland zuerst auf der Westseite stldlich herunter bis zum älanitischen Meerbusen und dann auf der Osiseite nördlich hinauf bis zur Wüste Moab zu umgehen (Kap. 21, 4——11)- Aus Richh 11, 17 erfahren wir, daß Mose zugleich mit den Boten an die Edomiter auch solche an den König von Moab entsendete und ebenfalls um freien Durchzug bittenließz da aber die abschlägige Antwort, diesie auch hier erhielten, von keiner Bedeutung mehr war, nachdem der Durchzug durch Edom verweigert worden, so wird die ganze Gefandtschaft— an unsrer Stelle mit Stillschwei- gen übergangen. 1II. U. 22—29. glon Rades nun wirklich aufbreihend, gelangen die Kinder Israel auf ihrem Zuge, der west- feite des edoiiiitisihen Gebirges entlang, zunächst an den Berg For. Ijier empfängt Zllofe Befehl von Gott, mit Jaron und dessen Sohn Gleasar auf den Berg zu gehen und letzteren an feines Vaters Statt mit dem hohem-rie- kterlichen Jlmie zu bekleiden; ali- dieg geschehen, wird Aal-on zu feinen Vätern versammelt und hernaih, bei Was« nnd Cleasarg hliicliliehr vom Berge, 30 Tage lang von den Kindern Israel beweint. 22. Und die Kinder Israel brachen auf von Indes, nnd kamen [auf demselben Wege rlickwärts, den sie vorhin auf ihrer Reise von Ezeongeber nach der Wüste Zin 20, I eingeschlagen, nämlich über Beroth Bne Jakan oder Bne Jaekon, d. i. Brunnen der Kinder Jakan 1. M. 36, 27; I. Chr. 1, 42 — vielleicht ist Ain elswejbeh darunter gemeint —] mit der ganzen Gemeine gen fMoser oder Moseroth 5. M. 10, e, bei] Hor am Gebirge [Seir, nordwestlich von Petra V. 17 Anm.]. 23. Und der HERR redete mit Mose und Aaroa zu Hor am Gebirge, [als die Kinder Js- rael auf der eben genannten Station Moseroth] an den Grenzen des Landes der Edomiter ssich befanden], Und sprach: 24. Last sich Aaron sammeln zu seinem Volk [1. M. 25, 8. 17; 35, 29; 49, 33]; denn er foll [sammt dir, wie ich V. 12 euch schon ange- kündigt habe] nicht in das Land kommen, das ieh den Kindern Israel gegeben habe, darum, daß ihr Aaron stirbt auf dem Berge Hor. Die Plage der feurigen Schlangen. 475 meinem Mund [deutlich ausgesprochenen Willen] ungehorsam gewesen seid bei dem Haderwassen 25. Nimm aber [damit meinem Volke Jsrael das seine Beziehung zu mir vermittelnde Hoheprie- sterthum erhalten bleibe und ohne Unterbrechung fortbestehe] Aaron und seinen [ältesten] Sohn, Elen- sar, und führe sie auf sden Berg] Hor am Gebirge. 26. Und zeuch Anton feine [hohepriesterlichen] Kleider ans, und zeuch sie Eleasar an, seinem Sohne sdamit dieser hinfort das Amt bekleide an seines Vaters Statt, Vgl. Anm. zu 2. M. 29, 7]. Und Anton soll sich daselbst [nachdem er so einen Nachfolger im Hohepriesterthum gefunden] sam- meln [zu seinem Volke] nnd sterben. 27. Da that Mose, wie ihm der HERR ge- boten halte, und stiegen anf Hor am Gebirge, vor sden Augen] der ganzen Gemeine [welche wenig- stens wissen sollte, was jetzt droben, auf dem Gipfel des Berges, vorgehen werde, wenn sie auch nicht unmittelbar dabei gegenwärtig sein durfte]. 28. Und Mose zog Aaron seine Kleider aus, und zog sie Eleasar an, seinem Sohne. Und Aa- ron starb daselbst [am ersten Tage des 5. Monats i. J. 1452 v. Chr., da er 123 Jahr alt war Kap. 33, 38 s.] oben aus dem Berge [und wurde daselbst begraben] Mose aber und Eleasar stiegen snachdem solches alles geschehen] herab vom Berge. Von einer Salbung Eleasar’s, wie sie bei Aaron stattgefunden (s. M. 8, 12), wird hier nichts erwähnt; wenn nun in S. M. 4, Z; 21, 10 der Hohepriester als der durch vollständige Salbung geweihete Priester be- zeichnet wird, so fragt es sich, ob daraus auch eine solche Salbung für die Nachfolger Aarons im Hohepriesterthum folgt, wie manche Ausleger schließen, oder ob Aarons Salbung die erste und letzte und für alle Zeiten giltige sein sollte, wie Andere behaupten. »Der Tod hat für Aaron eine besondere Schärfe; denn er muß in ihn mit vollem Bewußtsein, bei gesundem Leibe eingehen. Der Umstand aber, daß ihm ausdrücklich bestimmt wird, auf einem Berge zu sterben, also an einem Orte, der durch seine Natur zum Himmel, dem Sitze Jehova’s (1. M. 22, 14; L. M. 15, 17), hinweist, wirft in das Dunkel dieses Todes einen Strahl der Hoffnung« 29. Und da die ganze Gemeine sahe, daß Anton dahin loar [denn Mose und Eleasar kamen ja ohne ihn vom Berge zurück V. 27. 28], be- weineten sie ihn dreißig Tage [5. M. 34, 8], das ganze Haus Israel. Das 21. Kapitel. Yer Bis; feurige: grimmigen, nach Anschauung der eheriien Hctskange geheilt. Iv- Eil. 1——3. hloih während ihres Ziusenhalts in Wofe- roth am Berge Zhor werden die Kinder Israel non dem amoritischen König non Jlrad angegriffen; sie geloben dem Kinn, wenn er die Feinde in ihre Wände geben würde, sie sammt ihren Stiidten verbannen zu wollen, erhalten den Sieg wider dieselben und sprechen den hlerniojtungsbann über sie aus. 1. Und da der Eananiter, der König Acad [der cananitische König zu Arad, 4 deutsche Mei- len südlich von Hebron Jus. 12, 14]- der gegen Mittag [in dem Mittagslande] wohnen, lbei dem Aufbrnch der Kinder Israel von Kades Kap. 20, 22] hörete, daß Israel hereintoinmt [in das Land Canaanj durch den Weg der Knndschaster sauf demselben Wege, den vor 37 Jahren die Kund- schafter eingeschlagen Katz. 13, 18 sf.]; stritt et srüstete er sich zum Streit] wider Israel sum ihm den Eintritt in das Land zu verwehren], und führete etliche gefangen smit sich hinweg] Jsrael hatte zwar bei seinem Aufbruch von Kades dies Mal keineswegs die Absicht, von Süden her in Canaan einzudringen, sondern mußte sich, nachdem die Edomiter und Moabiter den Durchzug verweigert hatten, nun wieder zurückwenden nach dem Nordende des älani- tisehen Meerbusens, um das Gebirge Seir und das Land der Moabiter zu umgehen und nach dem Durchmarsch durch das Gebiet der Amoriter, das sie eroberten, von Osten her über den Jordan zu setzen; allein der König von Arad konnte in jenem Aufbruch keine andere als jene Absicht vermuthen, zumal sie wahrscheinlich ihren. Weg nordöstlich nach dem Wsdy Fikkeh (s. Karte lll·) nahmen und erst dann von dem Dschebel Madam-h süd- östlichsich herumwendeten (s. Karte ll.), nnd traf seine Vorkehrungen. Als die Kinder Jsrael dann schon ab- gezogen sind von Kades und sich nach Süden gewendet haben, setzt er ihnen, weil er nicht ganz umsonst zum Streit wider sie ausgezogen sein will, nach und über- fällt ihren Nachtrab in ähnlicher Weise, wie einst Amalek in Raphidim dies gethan (2. M. 17, 8). Es geschah dies wohl zu der Zeit, wo Jsrael noch in Moseroth den Tod des Aaron beweinete (4. M. 33, 40 f.). 2. Da gelobete Israel sindem ein Theil sei- ner streitbaren, in der Wüste herangewachsenen Mannschaft, vielleicht unter Josucks Anführung, sich aufmachte, dem angreifenden König zu begeg- neu] dem HERRn ein Gelnbde nnd sprach: Wenn du dies Volk unter meine Hand giebst, so will ich ihre Statte verbannen [3. M. 27,»29 Anm.] Z. Und der HERR szum Zeichen, daß er sich dem Volke jetzt wieder in Gnaden zugewen- det habe und die Zeit der Erfüllung seiner Ver- heißung nun nahe BeVorsteheJ ekhbreie die Stimme Israel nnd gab die Cananiter seben jenen König von Arad, mit allen seinen Leuten, in die Hand Jsraels dahin, daß er im Streit unterliegen mußte], und [Jsrael, seinem Gelübde V. 2 gemäß] verbannete sie sammt ihren Stadien ssprach das Urtheil völliger Vernichtung und Zerstörung über sie ans], nnd hieß die Stalle [die ganze, zu dem Gebiet des König Arad gehörige Gegend] Hartna [d. i. Verbannung, um sich damit zur künftigen Ausführung des Urtheils in feierlicher Weise zu verpflichten, da dieselbe für jetzt noch nicht ge- schehen konnte, vgl. Ins. 12, 14 u. Richt. 1, 17]. Schon Kurs. 14, 45 wurde Zephat, die bedeu- tendste unter jenen Städten, nach der auch sonst so häufig im alten Testament vorkommenden Weise, in der Namens- bezeichnung denkwürdiger Ortschaften der geschichtlichen 476 4. Mose 21, 4—10. Zeitfolge derjenigen Ereignisse, welchen ein Name seine Entstehung verdankt, vorzugreifen, Horma oder Bann- stätte genannt; es ist indessen in dem vorliegenden Falle dies Vorgreifen nicht ohne Absicht und Bedeutung, denn es weist darauf hin, daß ,,beide Begebenheiten (die da- malige Niederlage Jsraels und die jetzige Verbannung jener Städte) unter derselben Jdee standen, daß der Ort schon durch das Gericht über das Haus Gottes (1. Petri 4, 17) geheiligt worden, ehe er von dem Ge- richte über die Welt seinen Namen erhielt« v· II. 4—9. Zion Zjor am Gebirge kiehen die Kinder Israel die Zrabah entlang weiter; als sie auf dem Wege wieder in den alten zlnmulh iiber die Beschwerden und Gntbehrungen ihrer hieis e verfallen und ihn in lästerliajen Reden äußern, sendet der ybkrr feurige Schlangen unter sie, an deren Bis; viele unter entsetkliclser Ziebergluth da—- hinslerbem Aus des Volkes Bitte und Zllosss Für-bitte verordnet ihnen der DE« ein Gnadenmitteh dessen gläu- biger Gebrauch den Biß der Schlangen unschädlich maiht: das ist das an einer Stange ausgeriihtete eherne Sihlangenliilw nach dem sie ausschauen sollen, um wieder zu genesen. 4. Da zogen sie snachdem die 30 Tage der Trauer über Aarons Hingang zu Ende waren Kap. 20, 29] von Hor am Gebirge auf dem Wege vom Schilsmeer [die Arabah entlang südlich herunter bis wieder nach Ezeongeber an der Nordspitze des älanitischen Meerbusenss daß sie [durch den Wady el—It11m hindurch und dann sich nördlich wendend] um der Edomiter Land hinzögem Und das Volk ward verdrossen auf dem Wege [weil das mühselige, entbehrungsvolle Wandern in der Wüste doch gar kein Ende nehme]. 5. Und redete wider Gott und wider Mosen [in der alten frevelhaften Weise, denn noch befand sich ein Rest des vorigen Geschlechts unter ihm, das durchaus in Gottes Zucht sich nicht finden wollte]: Warum hast· du uns »aus Egypteu gefuhret, daß wir sterben in der Music? Denn es ist kein Brod noch Wasser hie, und swenn wir auch das Manna haben, so kann uns das doch den Mangel an ge- wöhiilichemssrod nicht ersetzen] unsere Seele ekelt [vielmehr] uber dieser lofen Speise [die wir in den langen Jahren, wo sie unsere einzige Nahrung ge- wesen, uns zum Ueberdruß gegessen haben]. Wohl war Israel glücklich zu preisen wegen seines treuen Gottes Fürsorge, der Brod vom Himmel regnen ließ; doch was sollen wir erst sagen von uns? Wir ha- ben ein köstlicheres Manna als sie, eine wunderbare, herz- stärkende Himmels-speise, die jenes Manna eben so sehr übertrifft, als der neue Bund den alten an Herrlichkeit über-strahlt, als die Seele mehr werth ist denn der Leib, als der Himmel höher ist denn die Erde, als die Sache köstlicher ist denn ihr Bild und Gleichniß Jch meine jenes Manna, jenes Himmelsbrod, woran wir uns gläubig und selig essen, das kösiliche Kleinod, welches alle Schätze der Erde weit hinter sich läßt, die Seelen- speise, welche jeden Hungernden satt macht, jeden Be- trübten erquickt, den Kranken wieder aufrichtet und dem Sterbenden das letzte süße Labsal gewährt, ivelches uns Wanderern durch die Wüste der tägliche Trost ist, — ich nieine das Manna, von welchem der Heiland Joh 6 redet: ,,Jch bin das lebendige Brod vom Himmel ge- kommen; wer von diesem Brode essen wird, der wird leben in Ewigkeit« Wir können nun aber Christum nicht anders genießen, als in seinem Sakrament und in seinem Wort; darum sagt Luther: »Manna ist uns jetziger Zeit das Sakrament und das Evangelium, näm- lich diese Predigt, darin gehandelt wird, daß der Leib und das Blut Christi gegeben sei zur Vergebung der Sünden. Darum, wenn du das Evangelium hörst, so regnet es Manna, und da sammelst du Manna, das wird dir dann vom Himmel gegeben« Lasset uns dar- über fröhlich sein, daß der HErr uns gnädig dieses Manna seines Worts verliehen hat! Es ist eine Him- melsgabe an Unwürdige; es ist unanfehnlich von Gestalt und lieblich von Geschmack; es ist eine Speise in der Wüste; es ist genug für einen jeglichen da: wehe denen, die es verachten, aber die Liebhaber dieses Manna sind selig! (Appuhn.) s. Da sandte der HERR szur Strafe für solche lcisterliche Rede] feurige Schlangen ·[Feuer- Schlangen, die sowohl selbst an ihrem Leibe mit feuerrothen Flecken gezeichnet waren, als auch mit ihrem Biß einen heftigen Brand, unlöschbaren Durst und große Anschwellung entzündeten] unter das Volk; die bissen das Volk, daß ein groß Volk [eine zahlreiche Menge] iii Israel starb. Noch jetzt sind die Schlangen in der Nähe des Meer- busens von Akabah außerordentlich zahlreich; die Fischer fürchten sich sehr vor ihnen und löschen Abends, ehe sie schlafen gehen, ihre Feuer aus, weil das Licht sie her- beizieht G. H. v. Schubert (-s- 1860) berichtet von sei- ner Reise von Akabah nach dem Horx »Am Nachmittag brachte man uns eine sehr buntfarbige, mit feuerrothen Flecken und Wellenstreifen gezeichnete große Schlange, die, wie uns dies der Bau ihres Gebisses zeigte, zu den gistigsten Arten dieses Geschlechts gehörte-« Weil das, was hiermit erzählt wird, in der Arabah südlich vom Hor sich ereignete, so nehmen die neuesten Ausleger unsers Textes an, daß Jsrael sich noch westlich vom Edomiter- gebirge befunden habe, als das Murren geschah und das murrende Volk von solchen Schlangen heimgesucht ward, und verlegen die Station Zalmona (Kap. 33, 41), deren Name (»Ort des Bildes«) darauf hinweist, daß auf ihr die Geschichte sich zutrug (vgl. V. 8 u. 9), noch in die Arabah. Nichts desto weniger haben wir sie auf unsrer Karte lieber auf der Ostfeite verzeichnetz denn es scheint, daß das Volk schon einen längeren Marsch seit dem Aus- bruch vom Hor hinter sich gehabt habe, ehe es verdrossen ward auf dem Wege, und gerade da, wo es das eigent- liche Gebiet der Schlangen schon hinter sich hat, ohne von ihnen verletzt worden zu sein, kommt das: »der HErr sandte feurige Schlangen« viel besser zu seinem Rechte. Die Plage ist übrigens so eingerichtet, daß die Kinder Israel, welche über Mangel an Wasser sich beschweren, inne werden sollten, was Durst im höchsten Maße sei. 7. Da kamen sie [in ihrer Angst, weil sie solcher Noth sich auf keine Weise zu erwehren wuß- ten, und jeder einzelne beständig in Gefahr stund, von einer Schlange gebissen »zu werden] zu Muse, und svrachen: Wir haben gesuudigh daß wir wider den HERRU und wider dich geredet haben; bitte den HERRO daß er die Schlangen von uns nehme. Muse bat [denn auch wirklich, als dessen rechter, treuer Mittler] für das Voll. . 8. Da sprach der HERR zu Mose: sJch will Der Biß feuriger Schlangen durch Anschauen der ehernen Schlange geheilt. Reisestationen 477 thun, wie du gesagt hast, und die Schlangen zu seiner Zeit hinwegnehmenz erst aber muß die Plage noch eine Weile bleiben, damit das Volk, nachdem es seine Sünde erkannt hat, auch den Glauben lerne.] Mache dir [also] eine ehekne skupferne] Schlange sdie an Gestalt und Farbe den lebendigen Schlangen gleiche], und richte sie zum Zeichen sdasz allen, die schon dem Tode verfallen sind, dennoch Hilfe und Genesung zu Theil werden soll, an einer Stange] auf; wer gebissen ist, nnd siehet sie [die eherne Schlange, im Glauben an das Wort meiner Verheißung] an, der soll leben lwer dagegen dies mein Gnaden- und Heilsmittel ebenso verachtet, wie das Volk vorhin von dem Manna verächtlich gere- det hat, der hat keine Hilfe und muß in seinen Sünden sterben) »Darin sind drei merkliche Stücke: zum Ersten muß die Schlange, die Mose auf Gottes Befehl machen soll, ehern oder kupfern sein, d. i. röthlich und allerdings (doch ohne Gift) ähnlich denen, die, von den feurigen Schlangen gebissen, roth waren und vor Hihe brannten; zum Andern muß die eherne Schlange aufgerichtet werden auf einen Pfahl zum Zeichenz zum Dritten müssen die, so von dem feurigen Schlangenbiß genesen und leben wollen, die eherne Schlange, auf dem Pfahl aufgerichtet, ansehen, sonst können sie nicht genesen noch leben« Jn diesen Worten Luthers sind die drei Gesichtspunkte, auf welche es bei unserer Geschichte, die nach Christi eigener Erklärung (Joh. Z, 14) ein Vorbild auf Jhn hat sein sollen, ankommt, mit einer Klarheit und Schärfe bezeichnet, die uns über alle die vielen, von den Gelehrten ange- stellten Untersuchungen und Streitfragen hinweghebt und in das Geheimnis; der göttlichen Absichten einführt. Zu- nächst also hat die von Mose aufzurichtende Schlange die Gestalt und Farbe einer wirklichen Schlange und gleicht durch ihre Farbe zugleich den gebissenen Menschem doch ist sie »Ohne Gift und aller Dinge unschädlichttz das bil- det Christum ab, der in der Gestalt des sündlichen Flei- sches erschienen und uns verdammten Menschen gleich ge- worden ist, da er unsre Sünde am Kreuze trug (Röm. 8, Z; 2. Cor. 5, 215 1. Petri L, 22—24). Demnächst wird die aus Kupfer verfertigte todte Schlange zum Zeichen, daß der Biß der lebendigen Schlangen keinen tödtlichen Schaden mehr anrichten darf, an einem Pfuhle als Panier ausgepflanzh das deutet auf das Kreuz Christi hin, welches der Sieg ist über die bösen Mächte und Gewalten unter dem Himmel und die Errettung von aller Schuld und Strafe der Sünde (Col. 2, 14 f.; Röm. 8, 81 ff.). Endlich wird die Heilung dem Ein- zelnen, der gebissen worden, dadurch zu Theil, daß er gläubig nach dem aufgerichteten Schlangenbilde aufblickt; das zeigt, auf welche Weise wir von dem Bisse der alten Schlange, von Sünde, Tod, Teufel und Hölle geheilt werden sollen, nämlich durch gläubiges Aufschauen zu dem an das Kreuz erhöheten Menschensohn Was also hernach im neuen Testament zur Gnadenthatsache ge- worden, das ist im alten Testament schon als Gnaden- zeichen vorhanden gewesen; was hernach in Erfüllung des von Ewigkeit gefaßten Heilsrathschlusses Gottes zur Wirklichkeit geworden, daß ein Heiliger, aber als Sünder an’s Kreuz Erhöhetey von der Sünde hilft, ein Getödteter, der keine Sünde gethan, von dem Tode, dem Sold der Sünde, errettet, das tritt schon jetzt in einem todten unschuldigen Schlangenbild als Weissagung auf und übt in einem einzelnen vorübergehenden Falle auf vorbildliche Weise seine kräftige Wirkung. Wir wollen uns nicht auf Widerlegung derer einlassen, die mit dem secirenden Messer einer nur auf das Fleisch gerichteten Kritik, wie über alles in der Bibel, so auch über unsere Geschichte hergefallen sind: Viele gehen an das Studium der Bibel (sagt Ntenken) mit Krieg im Herzen und mit Waffen in der Hand, so das; diese ihnen zurufen möchte: ,,ihr seid ausgegangen als zu einem Mörder, mit Schwertern und mit Stangen, mich zu fahen.« Aber sie geht mitten durch die Bewaffneten hinweg, läßt ihnen kaum das Obergewand, und auch damit wissen sie nichts anzufangen, denn — es kann nicht zerschnitten werden; es ist ungenäht, von oben an gewirket durch und durch. Dagegen sagt Episcopins, (ein arminianischer Theo- log, s— 1643) den größten Sieg erlangt der, welcher, ob- wohl überwunden, (indem er seine Vernunft gefangen nimmt unter den Gehorsam des Glaubens) dennoch die Wahrheit als Siegespreis davonträgh 9. Da machte Mose eine eherne Schlange, Und richtete sie [dem Befehle des HErrn gemaßj auf zum Zeichenz und wenn jemanden eine Schlange biß [was noch oftmals vorkam, da eben die Plage nicht sogleich aufhören sollte) so sahe er die eherne Schlange an, und blieb leben. Wie werden die Ungliicklichem die den Stich einer lebenden Schlange fühlten, sich beeilt haben, zu der ehernen Schlange aufzuschauen! Wie wird die Mutter das verwundete Kind hingetragen, wie wird der Sohn den wankenden alten Vater geleitet, wie werden der Bruder, der Freund, der Verwandte um die sterbenden Ihrigen sich gemüht haben, den Anblick des verheißungsvollen Zeichens ihnen zu ermöglichen! Wenn wir einer gegen den andern doch auch so geflissen wären, uns gegenseitig Heilung zu verschaffen für den tödtlichen Schaden, den die alte Schlange mit ihrem Biß uns uersetzt hat, und eben so geschäftig, die Unsrigen Jesu Christo, dem Ge- kreuzigten zuzuführen! — Jn der späteren Zeit wurde der ehernen Schlange, die die Jsraeliten als bleibendes Denkmal der Hilfe, die in der Wüste ihnen geworden, mit nach Canaan brachten, eine abgöttische Verehrung durch Räuchern gezollt; man nannte sie Nehusthan (d. i. Schlange aus Erz oder Kupfer, vgl. den Grundtextx der König Hiskia aber ließ sie zertrümmern, um dem Unwesen ein Ende zu machen (2. Kön. 18, 4). VI Zu. 10--30. Es werden ietzt knvdrderft die folgenden Beisestationen der Reihe naih namhaft gewinnt, welihe Israel auf seinem Zuge um das Edomitergebirge herum an dessen Qftfeite un-d an dem Zkloabitergebiet vorbei, über den Sinon hinüber, durih das siidliihe Bein) der Simo- riter hinduriig big nach dem Berge IJisga am Uordostende des todten Meeren knriiitilegt El. 10—20); darnach folgt nakhträgliiij der Bericht, wie Mast» nuih von den Ambri- teru, als er beim Zrnon an der Grenze ihres Landes; stand, sich freien Zlurthkug erbeten, aber abfihläglicljen Bescheid erhalten, und nun auf Grund giittlicher ållollniacht ihrem, den Kindern Israel entgegenstehenden König Iihon sein ganzes Gebiet mit Zjilfe des Schwerts abgenommen habe. 10. Und die Kinder Israel zogen ans [von dem Lagerort, wo die Geschichte mit den feurigen Schlangen V; 4 ff. sich ereignet hatte, marschirten auf der Qstseite des EdomitewGebirges in nördli- cher Richtung weiter) und lagerten sich [nach Zu- rucklegung der Station Phun o n Kap. 33, 41 ff.,-« von wo an ihnen eine freundliche Behandlung von Seiten der Edomiter zu Theil wurde Z. M. 2, 478 4. Mose 21, 11—20. Mit] in Oboih [d.. i. Schläuche, weil sie da- selbst sich mit neuen Schläuchen versahen]. «) Der Weg, den die nach oder von Mekka in Arabien ziehenden Karawanen die Ostseite des Edomiter- landes entlang noch jetzt einschlagen, läuft auf einem Raine hin, der das wüste Arabien im Osten von dem kultivirten Lande im Westen bis nördlich hinauf zu den Quellen des Jordan scheidet. Auf diesem Rain sind denn wohl die Z Stationen Zalmona, Phunon und Oboth zu suchen; über die Lage der ersten und dritten läßt sich gar nichts irgendwie Bestimmtes sagen, sie ist auf Karte II. blos nach Willkür angegeben. Ebenso auch die Lage der zweiten Station Phunom nur daß wir sie aus den Berichten des Hieronymus als einen Ort mit Bergwerkeii kennen, in welche Verbrecher (zur Zeit der Christenverfolgungen auch die Christen) geschickt zu werden pflegten; sie lag, seinen sonstigen, doch ziemlich unbestimmt gehaltenen Angaben nach zu urtheilen, nord- östlich von Petra, und etwas südlich davon die Stadt Maan (vgl. Nicht. 10, 125 2. Chr. W, 7 Anm.) in einem zwar felsigen, doch kulturfähigen Landstrich, der Aprikosem Psirsichem Trauben u. s. w. von sehr guter Art hervorbringt und in dessen Gründen viele treffliche Kräuter wachsen, daher die Pilger gerade hier sich gern mit Lebensmitteln versorgen, indem die Einwohner, was sie nicht selbst erzeugen, von auswärts her beziehen. Allem Anschein nach ist einerlei mit Maan, das durch die Weisheit seiner Bewohner, die besonders in sinnigen Sittensprüchen sieh zu erkennen gab, berühmte Theman (1. Chroin 1, Bis; Jer. 49, 7· 20, vgl. Jes- 21, 14 und Hiob 2, 11 Anm. 2). Wenn mit Theman zusammen auch Dedan im Lande der Edomiter angeführt wird is« 25- 235 49, s; Hei— 25- 13)- f» lag dies dvch nicht unmittelbar dabei, sondern wahrscheinlich ist darunter das heutige Dhana im Süden von Bozra gemeint. «) Daß die Edomiter sich jetzt, wo sie die Kinder Israel auf der Ostseite ihres Gebirges ziehen sahen, ganz anders als früher gegen dieselben benahinen, erklärt sich aus dem, was in der Anm. zu Kap. 20, 17 über die natür- liche Beschaffenheit ihres Landes gesagt worden, von sel ji; sie mußten sich nunmehr vor ihrer Uebermacht fürchten und suchten, da sie ihnen nichts anhaben konnten, insofern Vortheil von ihnen zu ziehen, als sie ihnen um hohen Preis Lebensmittel verkauften. 11. Und von Oboth zogen sie aus, nnd lagerten sich in Jjim [d. i. Ruinen, Trümmer], am Gebirge Abntini [nichi weit von der heutzutage Kaiaat e! Hassa genannten Stelle, wo auf den Abarim-Hü- geln der el Hasy entspringt] in der Wuste gegen Moab iiber, gegen der Sonnen Aufgang [m der, an der östlichen Grenze von Moab sich ausbreitenden Kap. 33, 44]. Mit dieser Station waren die Kinder Jsrael an der Grenzscheide zwischen der Edomiter Lande und dem Ge- biete der Moabiter angelangt. Auch dies mußten sie östlich umgehen, da ihnen Anwendung von Gewalt eben so gegen die Moabiter, wie gegen die Edomiter unter- sagt (5. M. L, 2—9), der freie Durchzug durch das Land aber ebenfalls nicht bewilligt worden war (5. M· 2, I; Nicht. 11, 1'7); sie hielten sich also, wie bisher, auf der nach Damaskus führenden Karawanenstraße, die sich hier, an dem Grenzfluß e1-Al1sy, darum so weit östlich wendet, weil letzterer in einem tiefen, schmalen Felsenbette läuft und nur an seinem Quellpunkte einen bequemen Uebergang gestattet. Das Land der Mo a- biter erstreckte sich damals im Norden nur noch bis zum Arnon, dem jetzigen Wndy Mensche-h, während vor Moses G« Zeiten die Moabiter in Gemeinschaft mit den Ammo- nitern den ganzen Landstrich am östlichen Ufer des Jor- dan bis zum Jabok inne gehabt hatten; sie waren aber nicht lange vor der Rückkehr Jsraels in das Land der Pilgrimschaft seiner Väter von den Amoritern, einem ,,hochstämmigen« cananitischen Volksstamm, der zu Abra- hams Zeit in der Umgegend von Hebron und Hazezon- Thamar, auf dem Gebirge Juda und seinem südlichen Abfall wohnete (1. M. 14, 7. 133 4. M. 13, 30; 5. M. 1, 7 ff.), neuerdings den Jordan überfchritten und dort zwei Reiche, ein nördliches und ein stidliches (vgl. Anm. zu V. 30), gegründet hatte, theils nach Osten, theils nach Süden zurückgedrängt worden, so daß die Moabiter nunmehr auf die am todten Meer zwischen dem Arnon und dem elqxhsy gelegene Hochebene eingeschränkt waren, die Ammoniter dagegen weiter nördlich hinauf, östlich von dem südlichen Reiche der Amoriter, ihren Sitz hatten. Beide Völkerschaftem die Ammoniter sowohl wie die Moabiter, gehörten durch ihre Herkunft von Lot (1. M. 19, 30-38) ebenso zu Js- raels Brudervölkerm wie die Edomiter wegen ihrer Ab- stammung von Esau oder Edom (1. M. 36), und hatten sammt den Amalekitern im Süden (2. M. 17, 8 ff.) und den aus Abrahams zweiter Ehe mit Ke- tura abstammenden Midianitern (1. M. 25, 1—6), deren Wohnsitze jenseits der der Edomiter, Moabiter und Ammoniter gegen Osten lagen (2. M. 2, 15 Anm.; Richt. S, 1), den Beruf von Gott empfangen, das zur Verwirklichung seiner Heilsgedanken von ihm auserwählte Volk in dem Lande, das er diesem beschieden, wie eine Ring: und Schutzmauer gegen den Einfluß der benach- harten heidnischen Völker abzuschließen, seiner Zeit aber auch das in Israel reifende Heil, mit welchem alle Völ- ker der Erde gesegnet werden follten, an diese vermitteln zu helfen. Sie haben jedoch allesammt ihren Beruf nicht verstanden, den Verpflichtungen, die ihre verwandtschaft- lichen Beziehungen zu dem Volke Gottes ihnen aufer- legten, sich widersetzt und den Segnungen, die Jsraels Nähe ihnen hätte gewähren können, sich muthwillens entzogen. Was insonderheit die Moabiter betrifft, so waren sie bereits völlig in Götzendienst versunken (über ihren Nationalgott Camos, nach welchem sie V. 29 ,,Volk Eamos« heißen, vgl. zu Z. M. 18, 21); wie weit sie aber hernach ihre Feindschaft gegen die Kinder Jsrael trieben, geht aus der Herbeirufung des Bileam und der Verleitung zur Theinahme an ihrem unzüchtigen Götzen- dienft (Kap. 22—25) hervor. Vgl. Des. 25, 1-—11. 12. Von dannen zogen sie km nördlicher Rich- tung sich etwas nach Westen wendend, s. Karte 11I.] und lagerten sich am Bach Sared [dem heutigen Wady Kerek, etwa bei Kutranehf Bis hierher war das alte Geschlecht nun völlig aus- gestorben; Mose aber empfing Befehl von Gott, auch die Ammoniter, an deren Westgrenze nun der Zug vorbei- kommen würde, nicht anzutasten (5. Msz 2, 13 sf.). 13. Von dannen zogen sie kdie Karawaueip ftrasze entlang weiter nach Norden vorwärts drin- gend], und lagerten» sich diesseit am Arnon, wel- cher ist in der Musik, nnd berausreichi von der Grenze del' Amoriter [lagerten sich zur Seite des Arnon, am oberen Laufe desselben, da, wo er noch in der Wüste fließt, und zwar an einem seiner Nebenflüssq durch die er über das Gebiet der Amoriter hinaus- und in die östlich davon ge- gelegene Wüste hineinreicht So standen sie jetzt an der Grenzscheide eines neuen Ländergebiets im Neiseftationen um das Edomitergebirge herum bis zum Berge Pisga. Sieg über die Amoriter. 479 Begriff, dasselbe zu betreten]. Denn Atnon ist die Grenze Mond, zwischen Mond nnd den Ainoritern Hier, wo sie nunmehr die Gebiete der beiden Bruder- Völker Edom und Moab hinter sich und in den Amoritern ein Volk vor sich hatten, das sie nicht mehr zu schonen brauchten, da es zu den dem Gerichte Gottes verfallenen und nach Gottes Befehl von ihnen zu vernichtendeu Cananitern gehörte, erhielten sie von dem HErrn die Weisung in b. M. L, 24 f.: »Macht euch auf, und ziehet aus, und gehet über den Bach Anton. Siehe, ich habe Sihon, den König der Amoriter zu Hesbom in deine Hände gegeben mit seinem Lande, heb’ an einzunehmen, und streite wider ihn.« Die dabei zugleich gegebene Zusage aber erfüllte der HErr in gar herrlicher Weise und gab wirklich den König der Ainoriter zu Hesbon mit seinem ganzen Lande in Jsraels Hand. 14. Daher [in Folge deß, was nach V. 21 bis 24 geschah] spricht man in dem [aus Liedern, die im Munde des nun zu einem kriegstüchtigen Heere herangewachsenen jüngeren Geschlechts sich bildeten, schon damals entstandenen] Bnch von den Streiten des HGRRU [von den Kriegen, die Js- rael als Streiterheer des HErrn geführt hat, vgl. Anm. 1 zu Jos. 10, 13]: Das Vaheb [eine amoritische Festung nicht weit von Jahza V. 231 in Supha [im Sturm — hat der HErr uns einnehmen lassen], und [gleichwie sie, so auch] die Bäche am Urnon [die verschiedenen, dem Ar- non zufließenden Bäche],· » 15. Und [gleichwie diese, so auch] die Quelle der Bäche [den Thalgrund, in den jene Bäche zu einer Vereinigung sich ergießen], welche [als der eigentliche Fluß Arnon] reichet hinan zu der Stadt Nr sAr Mond] und lenket sich [an der genannten Stadt vorbei], und ist die Grenze [des Amoriterlandes gegen] Mond. Der Arnon entsteht aus der Vereinigung des von Südost herkommendem nicht weit von Kutraneh an der Pilgerstraße entspringenden Regenbaches sakide mit dem von Nordost herkommenden und noch zwei andere Flüsse in sich aufnehmenden W. Ledschnmz da, wo beide sich vereinigen, bildet das Thal einen schönen grünen Weide- grund, in dessen Mitte ein Hügel sich erhebt, auf welchem allem Vermuthen nach (vgl. 5 M. L, 367 Jos. 13, 16) die Stadt Ar Moab gestanden. Sie ist durch ein Erd- beben, von welchem Hieronymus (geb. 331 zu Stridon zwischen Dalmatien und Pannonien) zu Jesaia Kap. 15 aus seinen Kinderjahren berichtet (wahrscheinlich das vom J. 342 n. Chr» welches viele Städte des Morgenlandes, unter andern auch Nicomedien in Bithynien zerstörte), unter-gegangen. Der Fluß läuft in einem schmalen und tiefen, vvn sehr· hohen und steilen Felsufern eingeschlosse- nen nnd mit vielen Steinblöckem die sich von den hohe- ren Lagen losgerissen haben, bedeckten Thale dem todten Meere zu, so daß er nur an einigen Stellen zu passiren ist; ein wanderndes Volk wie die Jsraeliten konnte also nicht anders als am oberen Laufe den Uebergang suchen Es geschah dies ohne Zweifel bei Kahn: Bahn; nahe dabei an der nördlichen Seite des Balua liegt die amo- ritische Stadt Kedemoth, von welcher aus Mose die Bo- ten (V. 21) an den König Sihon abordnetr. Sie fiel später an den Stamm Raben und wurde dann zur Leoitenstadt gemacht (Jos. 13, 187 21, 37). 16. Und von dannen zogen sie snachdem der wider sie uach Jahza herabziehende König Sihon von einer ihm entgegengesandten israelitischen Kriegsschaar überwunden und sein Land erobert worden war V. 23 f.] zum Brunnen [in dessen Nähe später der Ort BeevElim errichtet wurde If. 15, 8]. Das ist der Brunnen, davon der HERR zu Mose sagte fals das Volk in jener Gegend abermals an Wassermangel litt]: Siumnle das Volk [an der Stelle, die ich dir näher bezeichnen werde, und laß sie daselbst nachgraben], ich will ihnen [zwar nicht wieder so, wie früher 2. M. 17, 5 ff.; 4. M. 20, 8 ff. , durch ein eigentliches Wunder, sondern indem sie selber ihre Hände rühren, aber darum nichtsdestw weniger in derselben bundestreuen Fürsorge, womit ich mich damals an ihren Vätern verherrlichet habe] Wasser geben. 17. Da swährend der gegrabene Brunnen sein Wasser gab und alles Volk sich daraus er- quickte] sang Jötael [zum Preis der göttlichen Gna- dengabe] dieses [nur seinem Anfange nach hier mit- getheilte] Lied, nnd sangen um einander [in zwei, einander im Gesang ablösende Wechselchöre getheilt 2. M. 15, I] über dem Brunnens: 18. Das ist der Brunnen, den die Fär- sten gegraben haben; die Edlen im Volk haben ihn gegraben, durch den Lehrer und ihre Stäbe [richtiger: mit dem Scepter und mit ihren Stäben l. M. 49, 10 Anm.1, indem sie nämlich mit diesen Zeichen ihrer Herrschergewalt beim Graben gegenwärtig waren und das Volk be- Aufsichtigten und leiteten]. Und von dieser snoch im Osten des Amoritergebiets gelegenen] Wüste zogen sie [von der nördlichen Richtung ihres bisherigen Reisewegs sich etwas nach Westen wendend] gen Mathana [an der Quelle des Ledschum]; 19. Und von Mathana [den Ledschum ent- lang] gen Nahalielth nnd von Nahaltel [in nordöstlicher Richtung weiter] gen Vamoth sHöhe Baals Kap. 22, 41 auf dem Berge Attarus]; 20. Und von Bainoth in das Thal, das ini Felde Mond liegt [in das auf der Ebene westlich von Madaba gelegeneHochthalL zudem hohen Berge Pisga szu dem in diesem Hochthal sich erhebenden Berge Pisgas der gegen die Wüste stehet süber die an seinem westlichen Fuß befindliche, bis zum Nordostrande des todten Meeres sich ausdehnende Steppe hinblickt]. s) Die Worte: und sangen um einander übe r dem Brunnen, wenn sie auch in dieser Uebersetzung einen ganz in den Zusammenhang gehörigen Gedanken ergeben» gehören gieiehwohl schon zum Liede selbst und lautet dies nach anderer Uebersetzung so- Steig’ auf Brunnen: singet ihm entgegen! Brunnen, den die Fürsten gruben, Den die Edelen des Volkes bohrtem Mit dem Scepter und ihren Stäbern Die sich hier kundgebende srische fröhliche Willigkeit und Thätigkeit des Volkes bildet gegen die Bitterkeit und Verdrossenheit des alten Israel einen herrlichen Gegensatz. 480 4. Mose 21, 21—3o. «) So heißt der Ledsehüm von da an, wo er den Balua aufgenommen, bis zu seiner Vereinigung mit dem Seide (Anm. zu V. 15)- Wenn diese und die folgende Station in dem Lagerverzeichniß Kap. 33 einen andern Namen führen (Nahaliel heißt dort V. 46 ,,Dibon Gad«, B amoth aber wird unter dem Namen »Almon Diblathaim« aufgeführt), so erklärt sich dies daraus, daß das ungeheure Lager der Kinder Jsrael sich jetzt, wo es in einem bewohnten, mit Städten und Dörfern besetzten Lande sich befand, über mehrere Ortschaften ausbrei- tete; es konnte da der Lagerplatz ebensogut nach dem vorderen Ende, wie in Kein. 33, als nach dem hinteren Theile, wie an unsrer Stelle, bezeichnet werden. Was aber die letzte Station am Pisga betrifft, so wird diese in Kap. 33, 47 mit einem allgemeineren Namen ,,Ge- birge Abarim« genannt; darunter haben wir nicht die Abarim-Hügel, zwischen denen der Lagerplatz Jjim (V.11) sich befand, zu verstehen, sondern hier ist (Aba- rim bedeutet nämlich ,,Uebergiinge« und konnte der Name leicht auf mehrere Gebirgsgegenden übertragen werden) der ganze Gebirgsrand der moabitischen Hochebene, der in die am nordöstlichen Ufer des todten Meeres sich hin- ziehende Steppe abfällt, gemeint. Der nördlichste, Je- richo gegenüber liegende Theil dieses Gebirgsrandes führt dann noch den besonderen Namen Pisgaz auf ihm er- hebt sich der Nebo, der daher bald als ein Berg des Ge- birges Abarim (5. Mos. 32, 49), bald als Gipfel des Pisga (5. Mos 34, 1) bezeichnet wird. 21. Und Israel sals es noch auf der Sta- tion am Arnon sich befand V. 13] sandte [von Kedemoth aus 5. M. 2, 261 Boten zu Sihon dem Könige der Amoriter nnd ließ ihm sagen [Kp. 20, 17]: 22. ·Laß niich durch dein Land ziehen; wir wollen Zucht weichen in die Anker, noch in »die Weingarten, wollen auch des Vrnnnenwassers nicht [ohne Entgelt] trinken; die Landstraße wollen wir ziehen, bis wir durch deine Grenze kommen. Wiewohl Mose keinen Befehl von dem HErrn em- pfangen hatte, die Amoriter ebenfalls zu schonen, wollte er doch nicht ohne Weiteres sie mit Krieg iiberzieheiy sondern erst abwarten, wie sie sich zu dem Volke Gottes stellen würden. 23. Aber Sihon gestattete den Kindern Js- rael den Zug nicht durch seine Grenze; sondern sammelte alle sein [Kriegs-] Volk, nnd zog aus, Israel entgegen in die [an der südöstlichen Grenze seines Reiches gelegene] Wüste, und als er gen Jahza snordwestlich von Mathana V. 18] kam, stritt er wider Israel [das ihm bis dahin seine Streiter entgegengeschickt hatte 5. M. 2, 31»f.]. 24. Israel aber schlug ihn mit der Scharfe des Schwerts [ohne Sehonung dreinhauend 1. M. 34, 26], und nahm sein Land ein von Arnon an bis an den Jabok [1. M. 32, 22 Anm.], und bis an die [am oberen Laufe desselben wohnhaften] Kinder Amuionz denn die Grenzen der Kinder Am- tnon waren feste [mit starken Festungen besetzt, wes- halb der König Sihon, als er in das Land der Moabiter einsiel V. 26, seine Eroberungen nur bis hierher hatte ausdehnen können]. · 25. Also nahm Israel alle diese szwischen dem Jabok und Arnon, diesseit des Ammoniter- gebietes liegenden] Städte nnd wohnete shernachmals als das ganze, den Amoritern abgenommene Land den Stämmen Gad und Ruben von Mose als ihr Erbtheil überlassen wurde Kap. 32] in allen Stad- ten der Amoriter, zu Hesbon und allen ihren Töch- tern [in den zu ihr gehörigen kleineren Städten Kap. 32, 34—38; Jus. is, 15—28]. 26. Denn Hesbon die [am oberen Laufe des Flusses Hesbon auf einem Hügel und in fruchtba- rer Gegend gelegene] Stadt war [die Residenz- und Hauptstadt] Sihons, des Königs der Amoriter, und er [Sihon] hatte zuvor snicht lange vor der Zeit, in welcher die eben erzählte Begebenheit sich zutrug] mit dem Könige der Moabiter [dem Vorgänger Balaks Kap. 22, 2] gestrittem nnd ihm alle sein Land [das er auf der linken Seite des Jordan und des todten Meeres besaß] angewonnen [2. Chron. 13, 19 Anm.], bis gen Arnon [so daß die Mon- biter jetzt nur noch den Landstrich zwischen dem Weidenbach und dem Arnon inne hatten]. 27. Daher [mit Beziehung auf die glorreiche Ueberwindung Sihons und die Eroberung seiner Städte] sagt man im Sprichwort sheißt es in einem von den Spruchdichtern jener Zeit Hes. 16, 44 ver- faßten Liede, das der Niederlage des Feindes spottet und auch dem Volke Moabs den Untergang verkün- det]: Kommt [wenn ihr den Muth dazu habt, zu- rückj gen sbcsbon sihr daraus vertriebenen Amori- ter], daß· man [sie] dieStadtSihon [wieder] baue und aiifrichte [die wir, die Kinder Israel, zerstört haben! —- Jhr werdet das wohl bleiben lassen: eure Stadt ist für immer in Trümmer gelegt, es ist ihr vergolten, wie sie andern Städten gethan]; 28. Denn [ein zerstörendes, vernichtendes Kriegs-] Feuer ist aus thesi-on gefahren sals ihr Amoriter sie noch innehattet und von ihr aus eure Eroberungszüge unternahmet], eine Flamme von der Stadt Sihonz die hat gefressen Nr der Moabiter [Ar Moab, zwischen dem Ledschum und Arnon V. 15, Anm.], nnd die Bürger der Hohe Arnon [alle, die längs der hohen Ufer des Arnongwohneten]. 29. Wehe dir Mond, [so ruft man aus, wenn man sich lebendig in die Zeit jener Erobe- rungsziige der Amoriter versetzt] du Volk sdes Gottes] Eamos sdem du dienft 3. Mos 18, 21 Anm. vgl. Jerem. 48, 7] bist verloren [er, dieser ohnmächtige Götze, vermag dich nicht zu schützent Und wie es sich bei einem so schlechten Schutzgott voraussehen ließ, so ist es hernach auch mit dem armen Volke, das keinen besseren Helfer kannte, gekommen], man hat seine Söhne in die Flucht geschlagem und seine Töchter gefangen gefiihrt [um hinfort unterworfen und dienstbar zu sein] Sihon, dem Könige der Amoriter. 30. sWas aber haben der Stadt, von der Jsrael schlägt den König Og zu Basan und lagert sich am Jordan im Gefilde Moab. 481 ein so verheerendes Feuer über das Volk Moab aus- gegangen, ihre stolzen Siege, um derer willen sie sich so sicher und unangreifbar dünkte, genützt Ihre Herrlichkeit ist [jetzt, wo wir, die Streiter des HErrn Zebaoth, sie eingenommen haben] zu nichte worden, von ehe-Eben bis gen Dibonz sie ist verstsrct snördlich hinauf] bis gen Iiophiili [No- bah Richt 8, 11], die da lange» bis gen Medba [oder Medaba, s« Stunden südöstlich von Hesbon]. V) Vermuthlich ist statt dieser Worte (die da langer) die keinen rechten Sinn geben, mit einer kleinen Ver- änderung des hebräischen Grundtextes OR; für Wiss) zu lesen: mit Feuer bis gen Medba. « « · Das ganze Land jenseits des Jordan, vom Hermon an im Norden bis hinunter zu dem Grenzfluß egen Edom, dem Weidenbach, läßt sich nach den be- deutendsten Flüssen, die dies Gebiet von Osten nach We: sten durchziehen, in mehrere Landschaften theilen. Die erste, vom großen Hermon bis zu dem in der Bibel nicht erwähnten Jarmuk oder Hieromax reichend, erhebt sich nordwestlich zu einem gegen 3000 Fuß hohen, mit gu- tein Weideland und ansehnlichen Eichenwäldern überzo- genen Vergrückem ebenso grenzt sie sich im Osten von der Euphratsteppe durch Berghöhem die noch höher und gleichfalls mit Eichenwald besetzt sind, ab; im Uebrigen aber besteht sie in einer weiten, unabsehbaren Fläche, die nur von einzelnen Erhebungen und von mehreren abge- stutzten Kegeln aus Basaltstein durchzogen wird. Letzterer ist überhaupt das einzige Gestein, das in dieser Gegend sich vorfindet und derselben mit seiner schwarzen Farbe einen düsteren Anstrich verleiht, zumal es ihr gänzlich an Baumwuchs fehlt. Wegen Mangels an Holz waren denn auch die Häuser bis zum Dach durchaus von Steinen errichtet, selbst die Thüren bestanden aus solchen und bewegten sich in mächtigen steinernen Angeln; daher, und weil der Landstrich mit Städten und Dörfern wie über- säet ist, zeigten sich die Kinder Jsrael nicht wenig er- staunt, als sie nach ihrer langen Wanderung durch lau- ter Kalkgegenden zum ersten Mal diesen Boden betraten und hier Städte mit hohen Mauern, Thoren und Rie- geln, und so viele Flecken erblickten (5. M. 3, 5;1.Kön.4, 13), während ihnen früher fast nur natürliche oder künst- liche Felshöhlen als Wohnungen der Menschen begegnet waren. Der Boden hat reichen Graswuchs und bietet treffliche Weide für Schafe und Kameelez auch gedeiht der Weizen vorzüglich, und die Gerste liefert einen 50 bis SOfältigen Ertrag. Der zweite Landstrich erstreckt sich vom Hieromax bis zum Jabok und ist von dem vori- gen seiner ganzen Beschaffenheit nach durchaus verschie- den: dort weitgestrecktes Tafelland, hier Hügel und Ge- birge; dort nur einzelne hervorragende Kuppem hier fest- geschlosfene, geradlinige Bergmassem dort Mangel an Bäumen und Gesträuchen, aber weite Weizenfelder auf fettem Basaltbodem hier heitere Laubwaldungen auf blendend weißem JUrakalkZ dort Dörfer und Städte, die auf Höhen erbaut sind, hier fast gar keine überirdische Wohnungen, sondern zahllose unterirdische Aushöhlungem in welchen die Menschen als Troglodyten (1. M. 36, 21 Anm· 1) leben. Dieses Hügelland, dessen Eichen und Biehweiden mit den vortrefflich auf letzteren gedeihendeu Ochsen und Schafen im alten Testament so oft erwähnt werden, und das wegen seiner Reize und Fruchtbarkeit noch jetzt auf die Reisenden einen so mächtigen Eindruck macht, daß— sie es mit den an Naturschönheiten reichsten Gegenden in Europa (z. B. mit der Landschaft Eutke Minho et Duera in Portugal) in Vergleich stellen, bil- det die Vorstufe zu dem Gebirge Gilead, das der folgen- Dächsek s Bibelwerh I. Band. Z. Aufl. den oder dritten Landschaft, zwifchen dem Jabok und dem Naht (Fluß) Rest-an, angehört. Der Name Gilead wird in den Büchern Mose bald im weiteren, bald im engeren Sinne gebraucht; im weiteren Sinne umfaßt er auch jene Vorstufe des Gebirges jenseit des Jabok mit, die jetzt Dschebel Adschlün heißt (1. M« II, 21), im engeren dagegen bezeichnet er den diesseit des Jabok ge- legenen Dsohebel Dochten-ad, der sich in einer Breite von 2V, Stunden von Osten nach Westen hinzieht und im W. in dem Berg Ofcha (so genannt von dem Grab des Propheten Hosen, das fich auf ihm befinden soll) seine höchste Höhe erreicht. Am nördlichen Abhang des Berges, dessen steile Seiten terrassirt und mit Weinbergen und Oelbäumen bepflanzt sind, lag Gilead, die Stadt ,,voll Abgötterei und Blutschulden« (Hos. s, 8), am süd- lichen Fuße aber Ramoth Gilead (Ramath-Mipze), das eine Freistadt für Todtschläger war (Jos. 21, 38) und als solche noch bis auf den heutigen Tag von den Bewohnern heilig gehalten wird. Acht Stunden weiter nach Südosten treffen wir auf Rabbath-Ammon, die stolze Hauptstadt der Kinder Ammon, am oberen Jabok, dem jetzigen Nahk Ammön gelegen; während ihrer Be- lagerung beging hernach David, welcher zu Jerusalem geblieben, den Ehebruch mit Bathseba (2. Sam. 11). Die vierte, vom Hesbon bis zum Arnon reichende Land- schaft ist von ähnlichem Charakter, wie die Hochebene zwischen dem Hermon und Hieromax, nur daß hier der Kalkboden vorherrscht, jedoch hier und da, namentlich an den Ufern des Arnon, von Basaltpartieen durch- brochen; sie ist ebenso baumlos, aber dabei reich an guten Weide-blähen, wie jene, und erzeugt eine Weizenart, die als außerordentlich kornreich geschildert wird und den sieben Aehren aus einem Halm, voll und dick, die Pharao in seinem Traumbilde (1. M. 41, Z) sah, ent- sprechen soll· Wiederum mit dieser vierten Landschaft ist die fünfte, zwischen dem Arnon und Weidenbach, verwandt, auf welche zu der Zeit, in der wir mit unserer Geschichte stehen, die Moabiter zurückgedrängt waren, nachdem sie früher ein viel weiter nach Norden aus- gedehntes Gebiet besessen hatten. Zwischen den beiden eben genannten Grenzflüssen, in ziemlich gleicher Ent- fernung von ihnen, fließt der von den Arabim-Hügeln herabkommende Sared, an dessen unterem Laufe das Städtchen Zoar liegt, dem todten Meere zu; von sonstigen Städten der Moabiter sind besonders Ar Moab, Rabbath Moab und KirMoab zu nennen. Die ursprünglichen Bewohner des Oftjordanlandes waren die Rephäer, d. h. die Hochgewachsenen (Luth.: Riefen), ein durch riefige Körpergeftalt sich auszeichnender Volksstamim entsprechend den ,,Enakim« auf der West- seite des todten Meeres (Kap.13, 29. 34); sie gehörten allem Anschein nach zu der Urbevölkerung des Landes, die nach der Bem. zu 1. M. 14, 18 semitischen Ursprungs war, und theilten sich in mehrere Geschlechten Von diesen bewohnten die Rephaim (Rephäer im engeren Sinne) die beiden nördlichen Landschaften oberhalb des Jabok, die Susim (d. h. die Hervorragenden) oder Sammesumim, wie die Ammoniter sie nannten, die Gegend zwischen dem Jabok und Arnon, die Enim (d. h. die Schrecklichen) die Ebene zwischen dein Arnon und Sared. Als die von Lot abftanimenden Moabiter und Ammo- niter, welche erstere näher dem todten Meere bei Zoar, letztere etwas nordöstlich davon in derjenigen Gebirgs- gegend wohnten, die Lot, nachdem er Zoar verlassen, bezogen hatte (1. M. 19, 30), ihre Herrschaft immer weiter ausdehntem unterwarfen sie sich jene riesigen Urbewohner und nahmen das Land bis an den Jabok hinauf für sich in Beschlag; nicht lange vor der Zeit jedoch, in welcher wir mit unsrer Geschichte stehen, waren die Ainoriter aus demjenigen Theile des Westjordanlandes 31 482 4. Mose 21, 31—35. 22, 1—6. der hernachmals« dem Stamme Juda zufiel, heritberge- kommen, hatten, wie schon oben bemerkt (V. 11 Anm.), den Ammonitern und Moabitern ihren Besitz wieder ab- genommen und zwei Reiche gegründet, von welchen das nördliche unter dem König Og, einem Abkönimliiig der früher in diesen Gegenden seßhaft gewesenen Rephaiten (5. Mos Z, 11), den Landftrich Vafan zwischen dem Hermon und Jabok, mit den beiden Hauptstädten Astha- roth und Edrei (5. Mos. I, 4), Umfaßte, das südliche dagegen unter dem Könige Sihon, mit der Residenz Hesb on, sich über den zwischen dem Jabok und Ar- non gelegenen Distrikt erstreckte. Durch diese Erobe- rnngen waren die Ammoniter nach Osten, die Moabiter nach Süden zurückgedrängt worden. So wenig aber waren bei den letzteren die Erinnerungen an ihren frü- heren Besitzstand vergessen, daß die Ebene am Jordan oberhalb des todten Meeres noch immer das ,,Gefilde Mond« hieß, sie anch sofort den Kindern Israel, als dieselben, wie wir in unserm Abschnitt gelesen haben, den Sihon überwunden und ihren Reisezug durch dessen Land bis nach dem Pisga fortgesetzt hatten, nachdrängten; daher König Balak hernach (Kap. 22, 41; 23, 14. 28) den Bileam an die nämlichen Stätten führt, an welchen Jsrael vorher gelagert hat, ehe es im Gefilde Moab sich niederließ (Kap. 21, 19. 205 22, 1). VII« V. 31—Iiap. 22, 1. Von dem Gebirge Visga aus lässt Zklose auch Qg, den Kiinig des ndrdlictjen Veishes der Imoriteiz mit Krieg iiberkielieii und sein xland Vasan erobern; hieraus riiclil das Lager weiter nor bis an den Jordan und nimmt in dem Gefilde Mond, Jeriiho gegenüber, seinen Stand. 31. Also wdhnete Jsrael knachdem es den Sihon überwunden und seine Städte erobert hatte » V. 21 ff.] im Lande der Amoriter [in der V. 2o : beschriebenen Gegend östlich vom todten Meer] « 32. Und Mose sandte ans Kundschaster gen Jaeser [2 d. Meilen siidöstlich von Rabbath Am- mon], und [die den Kundschaftern nachrückenden , Streiterschaaren] gewannen ssie und] ihre Töchter [die zu ihrem Gebiet gehörenden kleineren Städte], nnd nahmen die Amoriter ein, die drinnen waren [rotteten die Einwohner aus, während die Beute an Vieh und anderem Gut in Beschlag genommen wurde 5. Mos. s, 6 f.]; 33. Und wandten sich [nordwärts], und zu: - gen hinaus des Weges zu Basan [nach dem oberen Theile des Reiches an den Quellarmen des Him- max oder Jarmuk]. Da zog aus ihnen entgegen Og, der König zu Bann, mit all seinem Volk, zu streiten in Edrei sseiner zweiten Residenz 5. Mos I, 43 hier traf er mit dem israelitischen Kriegsheer, von dessen fiegreichem Vordringen ihm Kunde geworden, zusammen]. 34. Und der HERR sprach zu Muse [der, obwohl er nicht selbst bei dem Heere gegenwärtig war, doch dessen Unternehmungen von dem Haupt- quartier am Berge Pisga aus V. 31 mit seinem Gebet begleitete]: Fitrchte dich nicht vor ihm; denn ich hab ihn in deine Hand gegeben mit Land und Leuten, und sollst mit ihm thun, wie du mit zu Hesbon wohnete fnämlich den Bann an ihm vollstrecken, wie ich dir in Beziehung auf alle cananitischen Völkerschaften geboten habe 5. Mos L, 34 f.; vgl. 2. Mos. 23, 31 ff.; 34, 11 ff.; 3. Mos. 27 29 Ann1.]. 35. Und sie schlngen ihn nnd seine Söhne [die mit in den Streit ausgezogen waren], und alle sein [Kriegs-] Volk, bis daß keiner überbliebz und nahmen sindem ihre Schaaren sich theilten und un- ter muihigen Führern die eine in diese, die andern in jene Gegend zogen Kap.32, 39 ff] das Land ein. Kap. 22, I. Darnach [als auch das Reich Ogs zu Basan unterworfen und das von dem Ge- birge Pisga ausgesendete Kriegsheer V. 32 siegreich dahin zurückgekehrt war] zogen die Kinder Israel svon der Station, die sie V. 20 eingenommen, wei- ter], und lagerten sich in das Gefilde Moab [von Jesimoth am nordöstlichen Wüstensaum des todten Meeres an bis an die Breite Sittim oder Acaziew aue Kap. 33, 49], jenseit des Jordan, gegen [-iiber von] Jerichu An dieser Stelle waren die Kinder Jsrael bereits angelangt, als Bileann 20 Tagereisen weit aus Pethor am Euphrat durch zweimalige Gesandtschaft von Balak herbeigerufeiy ihnen fluchen sollz die Geschichte in Kap. 22, 2——35 fällt also ihrem Anfange nach in die Zeit der Ereignisse von Kap. 21, 3l—35. Das 22. Kapitel. Zsikeant solk den gssraekiten fluchen. Feine Eselin redet. I- V. 2—20. Vuiihrend Israel im Lande der Ztmoriter wohnt und von da aus ganz Vasan suh unterwirsh suiht Vala le, der König des jenseit des Ztrnon im Süden ge- legenen Zlloabiter-»ttei111es, der vermeintlich auch ihm drohenden Gefahr dadurih zu begegnen, daß er im Verein mit den Zieltesten Zilidians an Pileany einen durih die Thatem die er im Vanien desselben Gottes, dem Is- rael angehört, verrichtet, weit und breit berühmten Mann, sitt) wendet, damit dieser das gefiirchtete Voll: ihm ver- Ruthe; dokh erst bei der zweiten Gesandtschast und unter der ausdriirlilioien Bedingung, das; er nur rede, was ihm werde eingegeben werden, wird dem Vileam vom YErrn gestattet, dem an ihn ergangenen Vase zu folgen. 2. Und da Bank, der Sohn Zipor [der da- malige König der Moabiter], sahe alles, was Js- rael gethan hatte den Amoritern swie es dieselben mit der Schärfe des Schwertes geschlagen und ihr Land eingenommen Kap. 21, 24 ff.], 3. Und daß sich [seine Unterthanen] die Mon- biter sehrfürchteten vor dem [in ihrer Nachbarschaft lagernden] Volk, das so groß [so zahlreich und streitbarJ war, und daß den Moabitern grauete vor den Kindern Israel fund sich unter solchen Um- ständen nichts mit ihnen wider diese unternehmen ließ; da berieth er sich mit seinen Fürsten über Maßregeln der List und Klugheit, wie er auf andere Weise dem gefürchteten Feinde beikommen Sihon, dem Könige der Amoriteu gethan hast, der H möchte]. Der Moabiterkönig Balak sendet nach Pethor zu Bileam, daß er komme und Jsrael flache. 483 4. Und [die Aeltesten Moabs] sprachen zu den Aeltesten der [östlich von ihnen wohnenden] Midia- niter san welche Balak sie abgeordnet hatte, um dieselben zu einem Bündniß mit ihm zu bereden]: Nun wird dieser Haufe [der da in unser Gebiet eingedrungen und in unserer unmittelbaren Nähe mit seinen Viehheerden sich niedergelassen hat] auf- stehen« sganz und gar ausfressen], was Um Uns ist [und uns und unsern Heerden nichts mehr übrig lassen], wie ein [viel brauchender] Ochse [alles] Kraut auf dem Felde srings um sich her] auffretzet [wo ihr euch nicht mit uns verbindet und die Eindringlinge helfet hinwegtreibens Valak aber, der Sohn Zi- pok [der also mit den Midianitern unterhandelte], war zu der Zeit König der Moabiler san seines Vaters Statt, welchem letzteren die Amoriter einen Theil seines Landes abgenommen Kap. 21, 26 und auch die Midianiter sich zinspflichtig gemacht hatten Jos 13, 21]. s) Das Zeitwort fretzen ist von ,,fraß« (Jmperf. Von fressen) gebildet und soll wohl eine Verstärkung des in ,,fressen« liegenden Begriffs bezeichnenz ältere Bibelausgaben hatten dafür aufnagem 5. Und er sandte [auf sden Rath der Midia- niter und in Gemeinschaft mit ihnen V. 7] Boten aus zu Vileam, dem Sohn Beitr, gen Pethor [vielleicht Pathusä, einige Tagereisen südlich von Circesium, s. Karte IV.], der wohnete [in der eben genannten Stadt] an dem Wasser [dem großen Strome Euphrat], im Lande der Kinder feines Volks [der Chaldäer, und galt weit und breit für einen Wahrsager und Beschwörey dessen Bann- sprüchen eine wirkungskräftige Macht beiwohne], daß sie ihn sherüber in fein Land] forderten, und ließ ihm sagen: Siehe, es ist ein Volk aus Eghpten gezogen, das bedeckt [mit seiner unge- heuren Menge überall, wohin es hinkommt] das Angesicht der Erde salso daß man das Land nicht Vor ihnen schen kann 2. Mos. 10, 5], und liegt gegen mit« [hat sich jetzt in der nächsten Nachbar- schaft meines Reiches niedergelassen] b. So komm nun, und verfluche mir das Volk sweihe es mit deinen Bannsprüchen dem Ver- derben], denn es ist mir lohne eine folche Ver- fluchung] zu måchtig, ob ich’s [wenn dein Bann auf ihm liegt] schlagen mbchte, und aus dem Lande ver- treiben; denn ich weiß [nachdem, wasmeine Freunde und Bundesgenossen, die Midianiter, die auf ihren Handelsreisen I. Mos. 37, 25 Anm. 1 weit herum kommen, mir von dir berichtet haben], daß, welchen du segnest, der ist gesegnet, und welchen du verfluchest, der ist verflucht. An sich hatte Valak mit seinen Moabitern gar keine Ursache, vor den Kindern Israel, die auf ihrem Zuge daher jede Verletzung des moabitischen Gebiets mit ängst- licher Sorgfalt vermieden und ihren Bedarf an Speise und Wasser nur gegen baare Bezahlung bezogen hatten (5. Mos. 2, 9. 26 ff.), sich zu fürchten; ja, die Moabiter würden im Gegentheil das früher von Sihon ihnen ab- genommene und jetzt von Jsrael zurückeroberte Gebiet zwischen dem Jabok und Arnon wieder haben in Besitz nehmen können, da der HErr seinem Volke nur das jen- seit des Jordan gelegene Land zum Erbe bestimmt hatte, Moab aber zu denjenigen Völkerschaften gehörte, von deren Beruf in Beziehung auf das Reich Gottes wir oben (Anm. zu Kap· 2l, 11) gesprochen haben. Es ist aber ein Zeichen, wie weit die Moabiter in ihrer Ab- götterei von dem Gotte Jsraels, dem einst ihr Stamm- vater Lot ebenfalls gedient hatte, abgekommen sind, wenn sie vor dessen Volke ein ähnliches Grauen empfinden, wie früher (2. Mos. 1, 12) die Egypter, und es ist im Grunde nur die Furcht vor Gottes Gericht, dessen sie sich schuldig wissen, wenn sie die Jsraelitem ihre Brüder, wie eine unheiniliche Macht ansehen, die sie anfangs nicht wollten an sich heranlassen (Kap. 20, 21 AnmJ und die sie jetzt aus ihrer Nähe hinwegtreiben möchten. Da sie im offenem Kampfe sich nicht mit ihnen zu messen wagen, so greift Balak, ihr König, auf den Rath der Midianiter (denn auch diese waren gerade kein sehr streitbares Volk) zu einem echt heidnischen Mittel, um der vermeintlichen Feinde Herr zu werden. Durch das ganze Alterthum war nämlich die Meinung verbreitet, daß diejenigen, welche den Göttern nahe stünden, mit iJilfe von Zauber- formeln und Vannfprüchen eine Gewalt über dieselben auszuüben und ihren Beistand geradezu zu erzwingen vermöchten; selbst die Römer legten den geheimen Flüchen ihrer Augurn oder Wahrsager eine solche Kraft bei, daß niemand ihnen entgehe, der damit belegt worden, such- ten daher bei Beftürmung von Städten vor allem die Schutzgottheiten durch ihre Priester heraus zu beschwö- ren und hielten ihrerseits den Namen der Schutzgottheit Roms sehr geheim, damit von ihren Feinden nicht ein Gleiches versucht werden könnte. Wer nun ist Bileam (im N. T. steht dafür nach der Schreibweise der Septuaginta ,,Balaam«, s. 2. Petri Z, 15; Judä 113 Offenb Z, 14), den Balak in Ver- bindung mit den Aelteften der Midianiter herbeirufen läßt, damit er Israel verfluche und ihm so den Sieg über das von ihm gefürchtete Volk ermöglichei Schon sein Name (d. i. Volksverschlinger oder Volksoerderbey deutet darauf hin, daß er ein Zauberei: und Beschroörer war, dessen Bannsprüchen man eine besonders verderbliche Kraft beimaszz und da sein Vater Veor (oder nach neutestament- licher Schreibweise 2. Petri 2, l5 Besor = Vernichtung) demselben Stamme angehörte, so haben wir ihn zugleich als den Sproß einer Familie zu betrachten, in welcher die Magie zunftittäßig betrieben wurde, indem sie vom Vater auf den Sohn forterbte. Nichts desto weniger ist Bileam keiner von den gewöhnlichen Zauberern und Beschwörern , die im Dienste der hecdnischen Götter standen (vgl. die Bemerkungen zu Z. Mos. Kap- 7); vielmehr giebt er sich in der ganzen folgenden Geschichte nicht nur als einen Mann von außerordentlicher Bega- bung und als einen Verehrer des einigen wahren Gottes zu erkennen, sondern der HErr verkehrt auch selber mit ihm wie mit einem Propheten, behandelt ihn, wie wir hernach sehen werden, als einen, der mit der Macht sei- nes Wortes bekleidet und darum den Kindern Jsrael wirklich zu fürchten ist, und gebraucht ihn zu seinem Werk- zeug, durch welches er die ganze Tiefe seiner Rathschlüsse in einer Fülle und Erhabenheit offenbart, wie er’s nicht großartiger durch Mose oder sonst einen Propheten seines auserwählten Volks in der Zeit der jetzigen Entwickelung hätte thun können. Was nun die Erkenntnis; des rechten wahren Gottes von Seiten Bileams betrifft, so läßt sich dieselbe, obwohl der Mann außerhalb der Bürgerfchaft Jsraels stand, gar wohl erklären. Allem Anschein nach gehörte er zu den von Nahor abstammenden Chaldäern 31V 484 4. Mose 22, 7-—20. (1. Mos. 22, 22), die später ihre Wohnsitze an den Euphrat verlegten und einen, wenn auch nur schwachen und dürftigen Rest der richtigen Gotteserkenntniß von den Zeiten her sich bewahrt hatten, wo Thara’s Familie (1. Mos. 11, 27 ff; noch im Besitze derselbigen war, wäh- ; rend alle andern Geschlechter nach der babylonischen Sprach- " Verwirrung immer mehr dem Heidenthum verfielen. Nach Maßgabe ihrer religiösen Stellung läßt sich denn anneh- men, daß Bileams Vorfahren, obgleich auswärts für eine Wahrsagerzunft von der gewöhnlichen Art angesehen, dennoch ihre Kunst nicht in derselben Weise, wie die heid- nischen Zauberer betrieben, vielmehr mögen sie sich da- mit in den Dienst des lebendigen Gottes haben stellen wollen, soweit ihnen das auf ihrem allerdings nur nie- drigen Standpunkt rechter Erkenntniß möglich war. Dem Gott nun, der das glimmende Docht nicht aus- löscht, steht es gar wohl an, wenn er in einer solchen Familie, statt sie zu verwerfen, im Gegentheil einen Mann sich erweckt, dem er, nachdem er ihn schon von Natur mit besonderen Gaben des Geistes ausgestattet hat, die Mittel und Wege dar-bietet, zu einer tieferen und be- gründeteren Erkenntnis; seiner selbst zu gelangen, und sich ihm, weil er diese Mittel gebraucht und sein entschiede- ner Bekenner wird, zu einem Gemeinschaftsverhältniß ergiebt, bei dem es schließlich zur völligen Glaubens-ange- hörigkeit und zum wahren Prophetenthum gekommen wäre, wenn der Mann nicht auf dem Wege dahin Schiff- bruch gelitten hätte. Die Mittel und Wege zu weiterer Gotteserkenntniß, welche der HErr dem Bileam darreichte, waren nun zwar keine außerordentlichen und besonderen; sie bestanden in der Kunde von den großen Thaten, die er an Jsrael am Schilfmeer gethan und von denen in Moses Liede (2. Mos. 15, 1—18) ausdrücklich gerühmt wird, daß ihr Ruf weithin zu allen umliegenden Völkern dringen und einen großen Eindruck auf sie machen werde. Daß aber solche Kunde gar wohl im Stande war, auf- merksame und empfängliche Seelen dem HErrn näher zu führen, dafür dient sowohl Jethro, der Priester in Mi- dian, als auch die Hure Rahab in Jericho zum Beweis (2. Mos. 18« 10 f.; Jos- 2, 9 ff.). Auch Bileam dürfen wir um so mehr zu diesen aufmerksamen und empsänglichen Seelen zählen, als bei seiner vorzüglichen geistigen Bega- bung großartige Ereignisse, die zu seinen Ohren drangen, gewiß in hohem Maße von ihm beachtet wurden, und die Traditionen seiner Familie sammt den Interessen seines Standes nicht wenig zu einem Gott ihn hinziehen mußten, den er als den Gott seiner Väter und als den HErrn, dem niemand gleich unter den Göttern, in jenen Ereignifsen wiedererkannte Von da an, also schon seit den Jahren seiner Jugend, hat er dem Gott Jsraels ge- dient; doch ist es ein Dienst mehr mit dem Verstande, als mit dem Herzen, mehr mit der Erkenntniß, als mit dem Glauben gewesen. Da wendet Balak mit seinen Anträgen sich um so lieber gerade an ihn, weil er den- selben Gott bekennt, den Israel seinen Gott nennt; denn nicht, daß der Seher sprechen müsse, was der HGrr ihm zu sprechen gebietet, sondern Jehova müsse thun, was sein Diener unter Anwendung der nöthigen Beschwö- rungen sagen wird, meint Balak; und so ist seiner An- sicht nach das von ihm gefürchtete Volk sicherlich in sei- ner Gewalt, wenn er den Wahrsager zur Verflachung desselben gewinnen kann. Für Bileam hat mit diesen An- trägen die größte Stunde seines Lebens geschlagem die Stunde, wo es gilt, mit seinem Herzen sich zu entschei- den entweder für den Gott, den er mit dem Munde bis- her bekannt und mit dem Verstande als den Einen wah- ren Gott begriffen hat, oder für den, der in der an ihn abgeordneten Gesandtschaft zu ihm spricht: »Dies- alles will ich dir geben, so du niederfällst und mich anbetest,« für den Gott dieser Welt. 7. Und die Aeltesten der Moabiter gingen hin [nach Pethor] mit den Aeltesten der Mediank ter, nnd hatten den Lohn des Wahrsagens in ihren Hunden, und gingen zu Bileam ein, und sagten ihm die Worte Balak [V. 5 f» indem sie den mitgebrachten Lohn als ein vorläufiges Handgeld ihm überreichtenj 8. Und er [wohl fühlend, daß er zu einer Verfluchung des nämlichen Volkes, an dem der HErr so große Dinge gethan, sich nicht hergeben dürfe, doch in Begier nach dem in Aussicht gestellten Lohn entbrennend, wies die Boten nicht sofort ab, son- dern] sprach zu ihnen: Bleibet hie über Nacht [daß ich Gottes Willensmeinung erfrage, ob ich mit euch gehen darf oder nicht]; so will ich smorgen früh] euch wieder sagen, wie mir der HERR sder Gott Js- raels] sagen wird. Also blieben die Fürsten der Moa- bilek [sammt denen der MidianiterJ bei Bileam [in dessen Seele nun ein heißer Kampf des Geistes und des Fleisches sich entfpann, ob er die schwere Schuld auf sein Gewissen laden und das auserwählte Volk seines Gottes im Dienste eines heidnischen Königs verfluchen, oder aber auf all’ den lockenden Gewinn, den er mit solchem Dienst sich verschaffen könne, für immer verzichten solle]. 9. Und Gott kam zu Bileam [des Nachts im Gesicht 1. Mos. 15, 1 ff. oder im Traum I. Mos. 20, Z; 3-1, 24], und fprach [zu Ihm mit ernstem, strafendem Ton, um die Gewalt der sün- digen Neigung, die ihn nicht gleich anfangs Balaks Anträge mit aller Entschiedenheit hatte zurückweisen lassen, zu brechen]: Wer sind die Leute, die bei dir sind [und was wollen sie von dir]? 10. Bileam sprach zu Gott: Balak, der Sohn Lippe, der Moabiter König, hat zu smir ge- sandt [und läßt mir sagen]: 11. Siehe, ein Volk ist ans Egypten gezo- gen, und bedeckt das Angesicht der Erde; so komm nun, und flache ihm, ob ich mit ihm streiten möge und sie vertreiben. Absichtlich verschweigt Bileam den Namen des Vol- kes, um das es fich handelt, obgleich er recht wohl ihn kennt, und redet eben so allgemein und unbestimmt, wie Balak es gethan; denn das eben ist der Knoten, über den er mit den Gedanken, die sich unter einander verklagen oder entschuldigen, nicht hinweg kann, daß er es hier nicht mit einem heidnischen Volke, das ungerechter Weise über ein anderes herfällt und für Gottes Gericht wohl reif ist, zu thun hat, sondern mit dem Eigenthumsvolke des HErrn, das er, wenn er wirklich zu Balak ginge, nur würde segnen dürfen, wie einst Melchisedek den Abra- ham. Gelänge es ihm auf irgend eine Weise, Jsraels Berufung und Erwählung die ihm klar vor der Seele steht, sich selbst zu verdunkeln und dies Volk in ein und dieselbe Klasse zu bringen mit den übrigen.B’o’lkern, so würde auch sein Gewissen nichts mehr aufhalten, dem Rufe des Moabiterkönigs zu folgen; und schon mag er, nahe an der Grenze, wo das von den Ueberredungsküm sten der Eitelkeit und der Habsucht nach und nach zum Schweigen gebrachte Gewissen anfängt sich zu beruhigen, Bileam wird von Gott zurttckgehaltem doch Balak unterhandelt nochmals mit ihm. 485 eingeschlafen sein, als der HErr im Gesicht oder im Traum ihni erscheint und durch ein kurzes, apodiktisches (keine Widerrede duldendes) Wort den Kampf des Geistes und des Fleisches, der allbereits mit dem Siege des Flei- sches geendet, zu Gunsten des Geistes entscheidet. · 1·2. Gott aber shrach zu Bileamx Gehe nicht init ihnen; verfluche das Volk auch nicht; denn es ist [bereits von mir] gesegnet [es bedarf also auch nicht, daß du hingeheft es zu segnen]. 13. Da stund Bileam des Morgens auf, nnd sprach zu» den Fursten Balak: Gehe! sohne mich wieder] hin in euer Land; denn der HERR sJsraels Gott] will’s nicht gestatten, daß ich mit euch ziehe. Man hört diesen Worten deutlich an, daß die Lü- sternheit nach Balaks Golde keineswegs in dem Herzen Bileams überwunden, sondern nur gewaltsam durch des HErrn Wort darin zurückgedrängt ist; und darum be- dauert er’s geradezu, mit den Fürsten der Moabiter nicht ziehen zu können, giebt auch die göttliche Antwort, die ihm geworden, nicht vollständig und in ihrer ganzen Schärfe wieder, sondern in einer Form, die deni Balak hernach zur Handhabe dient, einen zweiten und noch viel stärkeren Angriff auf sein Herz zu wagen. Hier lernen wir, wie gefährlich es ist, im Kampfe wider den Ver- sucher sich nicht völlig und mit freudigem Glauben und Gehorsam an das Wort Gottes hinzugeben, dieses Schwert des Geistes, das uns zur Abwehr aller ungött- lichen Zuinuthungen gegeben ist, abzustumpfen und Gott die eine Hand zu reichen, während man dem Teufel die andere giebt. — Ringe, daß dein Eifer gliihe, und die erste Liebe dich von der ganzen Welt abziehet halbe Liebe- hält nicht Stich. Laß dir nichts am Herzen kleben, fleuch vor dem verborgnen Bann; such in Gott geheim zu le- ben, daß dich nichts beflecken kann. (Ringe recht, wenn Gottes Gnade — V. 4. u. 21.) 14. Und die Fürsten der· Moabiter machten sich ans [unverrichteter Sache wieder heimzuziehen], kamen zu Balak, und sprachen: Bileam weigert sich, mit uns zu ziehen [weil ihm, wie er sagt, sein Gott es nicht gestatten wolle]. 15. Da sandteBanknoch größere [zahlreichere] und herrlichere [vornehmere] Fürsten, denn jene waren sdie er das erste Mal entsendet hatte]. Er hielt den Bescheid, womit der Seher die Führer entlassen, fiir leere Redensart (die Welt hat ja keine Vorstellung von der Gebundenheit eines gottesfürchtigen Gewissens an Gottes Wort), der wahre Grund seiner Weigerung sei vielmehr der, daß der eitle und habsüch- tige Mann noch mehr geehrt und noch reichlicher be- lohnt sein wolle; und gab nun seiner zweiten Gesandt- schaft, »die schon durch ihre Zusammensetzung geeignet war, Eindruck auf ein ehrsiichtiges Herz zu machen, solche Aufträge mit, die auch der Geldgier genugthun konnten. Its. Da die zu Bileam kamen, sprachen sie zu ihm; Also laßt dir sagen Balak, der Sohn Zi- por: Lieber, wehte dich nicht [länger], zu mir zu ziehen; 17. Denn ich will dich hoch ehren [wie du ja an meiner jetzigen Gesandtschaft siehest, daß ich es auch kann], und was »du mir sagest fan Gold und Silber zum Lohn dir ausbedingest], das will ich thun; Lieber, komm sum] nnd flache mir die- sem Volk. » 18. Bileaiu antwortete, und sprach zu den Dienern Bank: Wenn mir Bank [gleich] sein Haus voll Silbers und Goldes [alles, was seine Schatzkammer an Silber und Gold in sich faßt] gabe, so könnte ich doch nicht nbergehen das Wort des HERRm meines Gottes, Kleines oder Großes sirgend etwas, und wäre es scheinbar auch nur eine geringfügige Sache, wider seine ausdrückliche Zulassung] zu thun [doch wird es mir vielleicht möglich, solche Zulafsung zu erlangen]. 19. So bleibet doch nun hie auchihr diese Nacht fgleichwie die vorigen Gesandten eine Nacht bei mir geblieben sind V. 8], daß ich erfahte, was der HERR weiter mit mir reden werde kund ich will alle meine Kräfte aufbieten, einen den Absich- ten Balak’s, günstigen Bescheid bei ihm zuwege zu bringen] Nach Bileams Worten in V. 18: »Wenn mir Ba- lak sein Haus voll Silbers und Goldes gäbe, so könnte ich doch nicht übergehen das Wort des HErrn, meines Gottes, Kleines oder Großes zu thiin,« steht im Bibel- text ein Punktum Wie wollten wir uns freuen, wenn die Erklärung bei diesem Punktum es hätte können bewen- den lassen, wenn nicht im 19. Vers eine weitere Rede folgte, um deretwillen wir noch ein ,,doch« hinzufügen mußten. Wir würden dann von dem Segen reden, den selbst ein widerftrebender Gehorsam gegen Gottes Gebot, wie wir in V. 13 bei Bileam ihn bemerkten, unter der Zucht des heil. Geistes zur Folge haben kann, wenn nur das Herz dieser Zucht sich wirklich unterwirft und endlich sich ihr gefangen giebt. Offenbar nun hat der Mann unter solcher Zucht gestanden während der 40—50 Tage, die seit der Entlassung der ersten Gesandten bis zur An- kunft der zweiten vergangen sind; denn das Wort, das er zuerst redet, ist ganz aus dem Geiste geboren. Aber — wir werden hier abermals an das vorhin angeführte Lied erinnert — V. 6.u.7: Hast du denn die Perl er- rungen, denke ja nicht, daß du nun alles Böse hast be- zwungen, das uns Schaden pflegt zu thun. Nimm mit Furcht ja deiner Seele, deines Heils mit Zittern wahr; hier in deiner Leibeshöhle schwebst du täglich in Gefahr. — Und am meisten, so setzen wir aus Erfahrung hin- zu, schwebst du gerade da in Gefahr, wo du Gott deine Hand reichen willst, weil in demselben Augenblick der Teufel hinter dir steht und nach der andern faßt. Vi- leam reicht sie ihm, nicht indem er die erste wieder von Gott zuritckzieht, sondern indem er mit Gott Unterhan- deln will, ob der von seinem apodiktischen Wort in V. 12: ,,Gehe nicht mit ihnen; verfluche das Volk auch nicht; denn es ist gesegnet« sich nicht etwas wird ab- handeln lassen. Lies die Bemerk. zu Matth.·4, sc! 20. Da kam Gott [abermals, gleichwie V. 9] des Nachts zu B1leam, und sprach zu ihm: Sind die Männer kommen dir zu rufen [und fällrs dir gar zu schwer, dem Rufe« zu widerstehen],« so mach dich auf, und zench mitihnen sich will nicht mit Gewalt vom Mitreisen dich zurückhalten]; doch [meine nicht, daß du nun auch sagen dürfest, was dem Balak gefällt, sondern] was ich dir sagen [durch meinen Geist eingehen] werde, sollst DU thun süber mein Volk aussprechen]. So hat Gott also wirklich von seinem ersten Befehl etwas nachgelassen, nämlich den Vordersatz: Gehe nicht 486 4. Piose 22, 21—27. mit ihnen! denn das war nicht die eigentliche Haupt- sache; diese steht vielmehr auch jetzt noch unverrückt fest: Verfluche das Volk auch nicht, denn es ist gesegnet. Ob Bileam etwas mit solchem Nachlaß gewonnen hat? Jm Gegentheih er hat viel damit verloren; die Gefahr, in der nunmehr seine Seele schwebt, ist viel größer als vor- hin, dem Fleische sind die Zügel locker gelassen, und das wird nicht säumen, wie wir im folgenden Abschnitt sehen, von seiner Freiheit Gebrauch zu machen. Hüten wir uns, von Gottes Wort und Gebot etwas zu Gunsten unsers Fleisches abdingen oder in seine Führung mit unserm Eigenwillen eingreifen zu wollen! »Wenn wir wie unverbefserliche Kinder drängen, so gesteht uns der Vater wohl mehr als sonst zu; aber nicht aus Gnade, sondern aus Zorn. (v. Oofterzeeh IL n. 21—35. aus» de: mis- uaky Fusan, an; Zaiteam immer heftiger von Begierde nach dein ihm in Aussicht gestellten Lohne der Ungerechtigkeit entbrennt und immer mehr der Bedingung, die der zherr ihm gesetzt hat, ver- gihtz tritt dieser an drei Stellen seines Weges ihm ent- gegen; er selbst gewahrt den Enge! mit dem gekiictiten Schwert in seiner Zjand nicht, wohl aber die hjselim die er reitet. Jln den beiden ersten Stellen vermag sie der drohenden Erscheinung noch ausknweicsjem an der dritten jedoch leann sie das nicht nnd sinnt zusammen. Indem Zileam sie hier noch iirger mißhandelt als vorher, öffnet der DE« dem treuen Thiere den Mund, daß es mit Menschenstimme und in vernünftiger Rede ihm Vorwürfe macht iiber sein Verfahren. Yo, als er demselben aus die Frage, ob es auch je sith widerspenstig gezeigt habe, ein gutes Zeugnis; aussiellen rauh, fällt ihm die Binde von den Augen, dask auch er den ZhGrrn Delikt. Zlufs Reue empfängt er die Weisung, nichts anderes bei Palast zu reden, als was Gott ihm sagen wird. 21. Da stund Bileam [froh, daß ihm we- nigstens das Erste und Nächste, um seines Herzens Wlinfche zu erreichen, das Mitreisen gestattet war] des Morgens auf; nnd sattelte seine Eselin sderen er bei seinen Ausflügen sich zu bedienen pflegte], und zog mit den Fürsten der Moabiteu 22. Aber der Zorn Gottes ergrimmte, daß er hiuzog [denn nicht nur hatte er in der seinem eigenen Gewissen anheimgestellten Sache V. 20 sich wid er sein Gewissen entschieden und sich so leicht- fertig auf den Weg gemacht, daß er gar nicht be- dachte, unter welcher Bedingung ihm das Mitziehen gestattet worden war; sondern je näher er dem Ziele seiner Reise kam, desto mehr ließ er nun anch seine Seele von den Ehren und Gütern, die dort seiner harreten, dergestalt einnehmen, daß er schon anfing, über jene Bedingung sich geradezu hinwegzusetzen, und nichts anderes bei sich überlegte, als wie er möchte dem Moabiterkönig in einer ihn ganz zu- friedenstellenden Weise den Willen thun]. Und der Engel des HERRU sJsraels Hort und Helfer 2. Mof. 23, 20, der nicht zugeben konnte, daß anch nur Ein Wort des Fluches über das gottgesegnete Volk gesprochen würde] tratin den Weg [auf welchem Bileam daher gezogen kam], daß et ihm Widerstände [ihn mit solchen Gedanken, wie er sie jetzt im Herzen trug, nicht fürder ziehen ließe]. Erabet ritt auf seiner Eselin, und zween Knaben sKnechte oder Diener 1. Mos. 18, 7; 22, 3] waren mit ihm sein Stück hinter ihm drein, während die Moabitischen Fürsten wohl schon einen Vorsprung gewonnen hatten, um ihrem König die Ankunft des Fluchpropheten zu verkünden V. 36]. 23. Und die Esetin sahe den Engel des HERRn tm Wege stehen kohne daß Bileam etwas von ihm bemerkte], und ein bloß [gezuckt] Schwert in seiner Hand. Und die Efelin svor der Erschemung sich fürchteUdJ wich aus dem Wege, und ging auf dem Felde; Vileam aber [der von dem Grunde ihres Ausweichens nichts ahnete] schlug sie [mit der Gertej, daß sie [wieder] in den Weg sollte gehen fwas sie denn anch that, da die Erscheinung plötzlich wieder verschwunden war]. Grund und Abficht dieser Erscheinung ist in der Erklärung selbst schon dargelegt; der HErr thut hier das, was er hernach mehrfach feinem Volke als eine besondere Gnadenwohlthat vorhalten läßt (5. Mos 23, 5«. Jus. 24, 10; Nehem 13, Z; Micha S, 5), er will Bileam so, wie er vor Balak zu reden sich vornimmt, nicht hö- ren, sondern Jsrael aus seinen Händen erretten und den von ihm beabsichtigten Fluch in desto reicheren Segen für dasselbe umwandeln. Da entsteht nun zunächst die Frage, ob denn Bileams Fluch, wenn Gott es dazu hätte kom- men lafsen, göttliche Kraft gehabt und einen wirklichen Bann auf Israel gelegt haben würde, oder ob der an sich unkräftige Bannftrahl des Fluchpropheten nur inso- fern Schaden zu bringen vermochte, als die Jsraelitem wenn sie davon erfuhren, gar sehr dadurch würden ent- muthigt worden sein, während ihre Feinde statt der vori- gen Verzagtheitjetzt mit unwiderstehlicher Siegeszuversicht erfiillt waren. Wollten wir das letztere annehmen, so hätte der Herr offenbar an Jsrael etwas thun müssen, feinem Volke den Wahnglauben an die Wirkungsmacht des Propheten zu benehmen und es in dem Glauben an seine göttliche Berufung zu stärken, etwa dies, daß er den Wahrsager in demselben Augenblick mit einem Blitzstrahl seines Zornes vernichtete, wo er den Mund zum Bannftrahl öffnete. Dagegen sehen wir ihn alle seine Kraft an Vileam setzen, um diesen von seinen Fluch- gedanken abzubringen, und da ihm das bei dessen Seelen- zustande nicht gelingt, macht er ihn hernach (Kap. 23 u. 24) zu einer förmlichen Maschine, so daß er reden muß, was ihm eingegeben wird, ohne mit feiner eigenen Ge- sinnung irgendwie dabei betheiligt zu fein. Dieser Um- stand nöthigt uns, für die erstere Anficht uns zu erklä- ren und in Bileam einen Mann zu erkennen, der mit derselben Macht des göttlichen Wortes bekleidet war, wie Noah, Jsaak, Jakob und Andere, als sie über das Ge- schick ganzer nachfolgender Geschlechter und Völker zu verfügen hatten (1. Mai. Z, 24 fs.; Kurz· 27 u. 49 u. s. w.). Ebenso, wie von den ihm hernach eingegebenen segens- worten keines in die Luft geredet war, keines seiner Wir- kung und der gefchichtlichen Erfüllung ermangelt hat, würde umgekehrt sein Fluch Jsraels Berufung und Er- wählung vernichtet und dessen bisherige Geschichte in eine ganz andere Bahn hinein gelenkt haben, wenn der HErr ihm das Fluchen zugelassen hätte. Wir können, indem wir das aussprechen, freilich nicht auf alle die Fragen, die eine solche Behauptung hervorruft, ausführlich Blieb« und Antwortgebenz in göttlichen Dingen stehen wir überhaupt nicht selten vor einer verschlossenen Thür, die uns das Eindringen in die innerste Werkstatt der Gedanken und Rathfchlüfse Gottes verwehrt. Auf Eins jedoch vermögen Bileam bekommt Erlaubniß zur Reise, aber des HErrn Engel streitet wider ihn auf dem Wege. 487 wir hinzuweisen, darauf nämlich, daß Jsraels bisheriges Verhalten allerdings Grund und Ursach genug bot, es aus einem gottgesegneten zu einem gottverworfenen Volke und seine Berufung und Erwählung rückgängig zu machen (Jes. 20, 21; Sach. Z, 1 ff.). Nur Gottes Liebe und Treue gegen das Volk seiner Wahl hat den Arm der strengen Gerechtigkeit aufgehalten und den Faden der gnadenreichen Fiihrungem den das vorige Geschlecht um feines beharrlichen Unglaubens willen gewaltsam zerrissen, von Neuem mit dem gegenwärtigen Geschlecht angeknüpft; diese Wiederanknüpfung soll Bileam nicht stören, wie er das nach dem Amt des Wortes, das ihm vertraut ist, durch Herausforderung der göttlichen Ge- rechtigkeit wohl könnte und nach der Eingebung seines ehr- und goldgierigen Herzens auch gern möchtez sondern die Liebe und Treue will die Oberhand behalten (vgl. b. Mos 23, 5: Darum, daß dich der Herr, dein Gott, lieb hatte) und das neubegonnene Werk in einer von menschlicher Würdigkeit oder Unwiirdigkeit gleich unab- hängigen Weise glorreich zu Ende führen. Eine zweite Frage, von deren richtiger Beantwortung das Verständnis; des uns vorliegenden Abschnitts hier und in den folgenden Versen wesentlich bedingt ist, be- trifft die Form und Art jener Engelserscheinuncp war sie eine leiblich-materielle, die vollständig der äußeren Sinnenwelt angehörte und von Bileam nothwendig hätte wahrgenommen werden müssen, hätte der Herr nicht seine Augen gehalten und ihn wunderbar mit Blindheit geschlagen (1. Mos 19, 11; 2. Kön. G, 18)? oder hatte sie einen rein innerlichen Charakter und glich einer Er- scheinung aus der Geisterwelt, die nur mit geistigem Auge geschaut werden konnte und von dem Seher darum nicht bemerkt wurde, weil seine Seele in diesem Augenblick so ganz mit Gedanken des Eigennutzes beschäftigt war, daß er für geistliche Dinge gar kein Wahrnehmungsvermögen mehr hatte? Die zu zweit erwähnte Auffassung des Her- gangs scheint von vorn herein durch den Umstand aus- geschlossen zu sein, daß ja die Eselin den Engel mit dem Schwerte siehet. Indessen ist es erfahrungsmäßige That- sache, daß auch Thiere an dein sogenannten zweiten Ge- sicht (second sjghy Theil haben; Pferde fangen an zu stutzen, werden unruhig und scheu, wollen nicht vorwärts gehen und sind hernach ganz in Schweiß, wenn der Rei- ter eine Vision oder eine Geistererscheinung hat, und Kühe, die zufällig gemolken werden, während der Mel- kerin ein zweites Gesicht widerfiihrh laufen in großer Angst hinweg und können noch lange Zeit nachher nicht wieder beruhigt werden. Hiernach könnten wir recht wohl an einen blos geisterhaften Vorgang denken, der in der Eselin das dunkle Gefühl eines vorhandenen Furchtbaren und Schrecklichen weckte und sie dadurch zum Ausweichen veranlaßte. Da aber in den Worten unserer Erzählung mit keiner Silbe auf einen derartigen Vorgang hinge- deutet wird, und der wahre Sachverhalt der geister- oder gespensterartigen Erscheinungen unserer Zeit noch zu wenig aufgeklärt ist, als daß wir für biblische Gottes- erscheinungen irgend welche Analogien (Aehnlichkeiten) aus ihnen entlehnen dürften, so bleiben wir lieber bei der zuerst genannten Auffassung, nach welcher der Engel in leiblich sichtbarer Gestalt sich zeigte. Gleichwie nun der Gott dieser Welt Bileams Sinn dermaßen verblendet hat, daß er innerlich nicht mehr siehet, auf welchen Weg des Verderbens er sich begeben, so verblendet der Gott vom Himmel, der mit dem Schwert sich ihm gegenüber stellt, sein leibliches Auge, daß er geradeswegs in das Schwert hineinrennen würde, wenn nicht seiner Eselin ihre gesunden Augen geblieben wären und sie durch ihr Ausbiegen ihm das Leben rettete Es ist das eine offen- bare Strafe und tiefe Demtithigung ftir den Seher, der sonst sich rühmen durfte, das; ihm die Geistesaugen ge- ! öffnet wurden, wenn er niederkniete (Kap. 24, 4. 16), T daß ihm hier ein Thier mit seinen Augen und seinem » natürlichen Instinkt zu Hilfe kommen muß. Auf solche giebt, abgesehen; denn die Eselin muß hernach auch mit ihrem Verstande und mit der Menschenstimme, die der HErr wunderbarer Weise ihr leiht, ihm zu Hilfe kom- men, weil er selbst keinen Verstand mehr besitzt, um zu vernehmen, was die Gottesstimme ihm zu sagen hat. 24. Da trat der Engel des HERRn san einer andern, weiter hin gelegenen Stelle der Straße, die Bileam zog] in den Pfad bei den Weinbergen [in den zwischen Weinbergen hinfüh- renden HohlwegL da auf beiden Seiten Wande waren [die die Weinberge abgrenzten und ein Ausweichen von dem Wege unmöglich machten]. 25. Und da die Eselin [auch hier wieder so- fort] den Engel des HERRU sahe [während Bileam nichts von seiner Erscheinung bemerkte], drängte sie sich an die [eine Weinbergs-] Wand san welcher der Engel einen schmalen Raum frei gelassen hatte, um sich da hindurch zu zwängen], und klemmete [bei solchem sich HindUrchzwängenJ Bileam den Fuß an der Wand; und er schlug ste noch mehr lcsls vorhin, indem schon jetzt sein Zorn wider das eigen- sinnige und unfolgsame Thier, wofür er die Eselin hielt, zu entbrennen anfing]. 26. Da ging der Engel des HERRn [aber- mals eine Strecke] weiter, nnd trat an einen engen Ort [stellte sich in einem Engpaß vor Bileam auf], da kein Weg war zu weichen, weder zur Rechten, noch zur Linken. 27. Und da die Eselin den Engel des HERRn sahe [und hier nicht einmal nach irgend einer Seite hin sich durchzwängen konnteL fiel sie [in der Angst ihrer hilflosen Lage, da sie mit ihrem Reiter nicht geradezu in das Schwert des Engels hinein- laufen wollte] auf ihre Knie unter dem Bileam. Da ergrimmete der Zorn Bileam [der noch immer nicht bemerkte, was da ihm gegenüber vorgehe, in vollem Maße] und schlug die Eselin [in unbarm- herziger Weise nun nicht mehr blos mit s einer Gerte, sondern] mit dem Stabe [den er als ein Mann von Stande bei sich führte 1. Mose 38, 18]. ,,Des Lasters Bahn ist anfangs zwar ein breiter Weg durch Auen; allein sein Fortgang wird Gefahr, sein Ende Nacht und Grauen« Diese bekannten Worte aus Gellerks Liede: Oft klagt dein Herz &c. geben uns Auf- schluß über die Bedeutung dessen, was hier erzählt wird. Bileams Weg ist eben der Weg des Verderbens, der an- fangs breit und bequem ist, aber je länger je mehr sich verengt, bis kein Entrinnen mehr möglich, und nun in Gottes Gericht hineinstürzt Wer auf dieser Straße zieht, der hat in seinem Herzen wohl auch einen Mahner und Warner wie Bileam an seiner Eselin, die ihn nicht will in sein Verderben hineinlaufen lassen; das ist das Gewissen, das sich sträubt und wehrt, die Lasterbahn vor- wärts zu gehen, und Versuche macht, umzuwenden, von dem blinden Sünder aber nicht gehört und verstanden, Demüthigung ist aber auch das Weitere, was sich be- sondern für fein treues Wohlmeinen gemißhandelt wird- 488 4. Mose 22, 28-—35. Zuletzt, wenn nun das längst von ihm vorhergesehene Gericht Gottes da ist, bricht es in sich zusammen und bekommt seine Sprache, bei der dem Uebelthäter endlich die Augen ausgehen, wie man an Judas, dem Verräther, sehen kann. (Matth. 27, 3 ff.) Willst du aber zu Gellerks weiteren Worten: »Der Tugend Pfad ist anfangs steil, läßt nichts als Mühe blicken; doch weiter fort führt er zum Heil, und endlich zum Entzücken« ein biblisches Gegenbild haben, so denke an Abrahams Gang iiach dem Berge Morija (1. Mos. 22), der merkwürdiger Weise mit ganz ähnlichen Worten, wie hier Bileams Reise er- zählt wird: »Da stund Abraham des Morgens frühe auf, und gürtete seinen Esel, und nahm mit sich zween Knaben.« —— Beachtenswerth in Betresf des dreimaligen Entgegentretens des Engels ist übrigens noch dies, daß Balak hernach den Bileam an drei verschiedene Stellen führt, auf die Höhe Baal (B.41), aiif den freien Platz auf der Höhe Pisga (Kap. 23, 14) und aus die Höhe des Berges Peor (Kap. 23, 28-; aus allen drei Stellen tritt ihm der HErr unsichtbarer Weise entgegen, daß er nicht sagen darf, was er will, sondern was er muß, und auf der dritten kommt der Geist Gottes in so überwältigen- der Weise über ihn, daß auch er auf die Knie fällt, wie vorhin seine Eselin vor der himmlischen Erscheinung, gerade hier aber wird ihm der Mund geöffnet zu einer zwiefachen Weissagung, die am unmittelbarsten und ent- schiedensten als Gottes Wort sich offenbart, während er selbst gleichsam nur das Sprachrohr ist, dessen der HErr sich bedient. 28. Da that der [in dem Engel gegenwär- tige] HERR fdurch ein Wunder seiner göttlichen AlImachtJ der Eselin den Mund auf fdaß das stumme lastbare Thier redete mit Menschenstimme 2. Petri 2, 16], und sie sprach zu Bileanu Was hab’ ich dii gethan, daß du mich geschlagen hast nun dreimal? 29. Bileam [auch durch ein so unerhörtes Wunder noch nicht zur Besinnung gebracht, daß er gemerkt hätte, mit wem er es eigentlich zu thun habe, sondern das Reden seines Thiers wie eine gewöhn- liebe, alltägliche Sachspe aufnehmend] sprach zilr Ese- lin: Daß du mich hohnest [mir so viel zu schaffen machst, als wolltest du mich mit Fleiß vexiren, da- für habe ich dich geschlagen]; ach, daß ich [statt des Stabes] jetzt ein Schwert in der Hand hätte, ich wollte dich erwnrgen [so sehr bin ich wegen deines Ungehorsams aufgebracht]. 30. Die Eselin sprach zu Bileam: Bin ich nicht deine Eselin, darauf du geritten hast zu dei- net Zeit· svon jeher, so lange du eines Reitthiers dich bedienft], bis auf diesen Tag? Hab’ ich auch 1e gepflegt dir also zu thun [daß ich dir irgend einmal widerftrebt hätte]? Er sprach: Nein sdu bist sonst immer ein folgsames und williges Thier gewe- sen und ich begreife nicht, was dir heute begegnet ist, daß du so ganz anders dich geberdest]. 31. Da öffnete der HERR Bileam die Au- gen, daß er fnunmehr endlich] den Engel des HERRU sahe im Wege stehen [von dem er bis da- her so gar keine Ahnung gehabt], Und ein bloß Schwert in seiner Hand; Und [er sprang von dem Reitthier herunter und] neigete und bückte sich mit seinem Angeficht szfzur Erde, dem Engel seine Ehrerbietung zu bezeigen 1· Mos. 24, 64; Jus. 15, 18]. 32. Und der Engel des HERRU sprach zu ihm: Warum hast du deine Eselin geschlagen nun dreimal [und nicht vielmehr dich bedacht, ob ihr ungewöhnliches Gebahren nicht etwas Besonderes zu bedeuten hättejr Siehe, ich bin ausgegangen, daß ich dir widerstehe fals dein Widersacher dir in den Weg trete und ihn dir versperre]; denn der Weg [den du jetzt vorhastJ ist vor mir verkehrt sstürzt dich· in’s Verderben, ob du gleich ihn für einen Weg zu Ehre und Reichthum hälst]. 33. Und die Eselin hat mich gesehen, und ist mir [zu deinem Besten, der du in deiner blin- den Leidenschaft nicht wußtest, wogegen du anrann- testJ dreimal gewichen; sonst, wo sie nicht vor iziir gewichen Ware, so ivollte ichdich auch jetzt erwar- get, nnd die Eselin lebendig behalten haben [so hätte mein tödtliches Schwert nicht sowohl sie, als vielmehr dich getroffen — statt sie·zu schlagen, hast du also vielmehr Ursach, dich bei ihr zu be- danken]. Wohl keine Geschichte der Bibel hat so viel Zweifel und Spott erfahren, wie die von der redenden Eselin Bileams. Und doch bestätigt es sich gerade hier, was Baco von Verulam (ein vorzüglicher Theolog der bifchöflichen Kirche Englands, geb. 1561, -f- 1626 n. Ehr) sagt: »Ein oberflächliches Wissen führt von der» heiligen Schrift ab, ein gründliches zu ihr zurück« Wir haben in unsrer bisherigen Auslegung uns Mühe gegeben, in den inneren Gang der Begebenheit einzuführen. Wer diesen mit rechter Aufmerksamkeit verfolgt und Gottes Absicht mit Bileam versteht, dem wird das Wunder von der redenden Eselin weniger zu schaffen machen als das von der redenden Schlange im Paradiese; denn dort ist es der Teufel, der aus der Schlange redet, hier aber ist es der HErr, der der Eselin den Mund aufthut, und dem HErrn steht doch wohl noch ein ganz anderes Ver- mögen zu, zu thun, was er will, als dem in seiner Macht beschränkten Fürsten der Finsterniß Gleichwie wir nun dort nicht behaupten werden, daß Eva nicht in Wirklich- keit, sondern blos in ekstatischem Zustande die Schlange habe reden hören, so können wir uns auch hier nicht zu der Meinung derer bekennen, die das Ereigniß für eine rein innerliche Thatsache ansehen, so daß die Eselin gar nicht geredet oder doch nur ihre gewöhnlichen thieri- schen Klagelaute hervorgebracht habe, die aber in Bi- leams geistigem Ohr durch Einwirkung des HErrn zu vernehmbarer menschlicher Rede geworden seien. Da- gegen spricht, abgesehen von dem ganzen Charakter unse- rer Erzählung, die durch nichts auf eine Vision oder ein Gesicht hindeutet, sihon der augenblickliche Seelenzustand des Bileamz er ist so völlig in Balaks Wünsche und Versprechungen versunken, daß der HErr ihn erst durch die redende Eselin selber wieder zu sich selbst bringen kann, und zwar erst durch das, was diese sagt, noch nicht durch ihr Sprechen an» und für sich, so sehr das auch geeignet war, ihn aus seinen Träumereien aufzurüt- teln und ihm zu Bewußtsein zu bringen, daß etwas Außer- ordentliches in Beziehung auf ihn vorgehe. Aber gerade dieser Umstand, daß Bileam sich so gar nicht befremdet fühlt, als seine Eselin redet, sich vielmehr in ein Gespräch mit ihr einläßt, als hätte er’s mit einem Menschen zu Der Eselin thut der HErr den Mund auf, daß sie redet. Jetzt sieht auch er den Engel. 489 thun, wird von den Vertheidigern jener Auffassung als entschiedener Beweis zu Gunsten derselben geltend ge- machti es lasse sich ein solches Verhalten nur erklären, wenn eben der Vorgang ein rein innerlicher gewesen, der mit der äußeren Sinnenwelt nichts zu thun hatte. Da müssen wir nun bemerken, daß es Herzenszustände bei niichternem wachen Bewußtsein giebt, wo auch die augen- scheinlichsten Wunder nichts über den Menschen vermö- gen, ihm nicht einmal eine Verwunderung, ein Erstaunen abringen: wir sehen das z. B an den Pharisäern und Schriftgelehrtem die sich die Wunderwerke Christi so gar nicht anfechten lassen, sondern wie alltägliche Dinge sie be- handeln und nur ihren Eindruck auf Andere zu zerstören suchen. Der Mensch, wenn er einmal Gott und seinem Worte Trotz zu bieten anfängt, erträgt alles und würde auch nicht glauben, ob jemand von den Todten auferstünde. Zudem war Bileam ein Mann, dem in den Gesichten und Träumen, die er gehabt, schon manches Außerordentliche widerfahren, und der nun in der jetzigen Aufgeregtheit sei— ner Leidenschaft nicht sogleich im Stande war, zum nüchternen Selbstbewußtsein zurückzukehren, um befremd- lich zu finden, was befremdlich genug. Erst bei dem»Nein«, was er der Eselin auf ihre zweite Frage zur Antwort giebt, gelangt er wieder zur Nüchternheit und besinnt sich auf sich selber; darum kann auch nunmehr der HErr ihm die Augen öffnen, daß es ihm wie Schuppen von denselben fällt. Jndem wir so bei der Aeußerlichkeit des Vorgangs beharren, gehen wir zugleich über diejenigen Vertheidiger dieser Auffassung hinaus, welche zwar zu- geben, daß der HErr auf den Mund der Eselin einge- wirkt und ihr das Vermögen verliehen habe, articulirte Töne hervorzubringen, aber in dem, was die Eselin spricht, nichts weiter finden, als einen in menschliche Sprache umgesetzten Ausdruck threr thierischen Gefühle und Empfindungen. Sie thut nämlich vielmehr, als daß sie das, was ihre natürlichen Klagetöne würden ebenfalls zu verstehen gegeben haben, das Gefühl des Schmerzes, in Worte faßt; sie ftellt ihren Herrn über die ihr widerfahrene Behandlung zur Rede und erinnert ihn an ihr bisheriges Verhalten. Das ist nicht blos ein articulirtes , sondern auch ein vernünftiges Reden; nur daß sie freilich die Vernunft nicht aus sich selber nahm, sondern sie in diesem Augenblick von demselben HErrn empfing, der ihr auch die Menschenstimme ver- lieh. Wir haben schon am Schluß der Bemerkung zu V. 23. darauf hingewiesen, inwiefern das Wunder zu- nächst zu Bileams tiefster Beschämung gereichen soll. Wir meinen aber, es liegt noch eine zweite Absicht Gottes dahinter. Bileam soll sehen, was Er, der HErr, auch über ihn vermöge. Nach derselben Machtvollkommenheit, mit welcher er für den gegenwärtigen Moment dem sprach- und vernunftlosen Thiere menschliche Rede und mensch- liche Gedanken verleiht, ohne daß das Thier dadurch auf- hörte, ein Thier zu sein, und zu einem Menschen wurde, —— denn es geschieht eben nur für den Augenblick und ist etwas der Eselin Aufgedrungenes was gar nicht dazu bestimmt ist, ihr bleibendes Eigenthum zu werden: nach eben derselben Machtvollkommenheit kann der HErr auch den Bileam zum Werkzeug seiner größten und seligsten Segensworte über Jsrael machen, kann ihm göttliche Rede und göttliche Gedanken aufzwingen, ihm, dem so völlig in ungöttliches Wesen versunkenen Manne. Gott hat sein Herz wollen gewinnen und heiligen; hätte er die Gnade an sich wirken lassen, so hätte er können zu einem rechten Propheten werden, dessen eigene Seele auf- geht in das, was der Mund im Anftrage des HErrn redet. Nun er aber Gottes Wort verworfen und an den Gott dieser Welt sich gehängt hat, soll er zwar noch ein- mal als ein Weissager austreten, und die größesten Weis- sagungen verkünden, wie Gott keine größeren ihm in den Mund legen kann, aber um darnach selbst verworfen »und für immer bei Seite gethan zu werden. Die Gefchichte ist in dieser Beziehung von besonderer Bedeutung für die Diener des göttlichen Worts. Den Einen, den demü- thigen, an ihrem eigenen Vermögen verzagenden Seelen, die ihr Predigen und Lehren für gar armselig und schwach erkennen, gereicht sie zu großem Troste; sie wis- sen, daß der HErr auch aus ihrem armen Wort etwas machen kann zu Lobe seiner Herrlichkeit. Den Andern dagegen, den reichbegabten Geistern, die scheinbar viel ausrichten und hochgerühmt und gern gehört werden, aber dabei unlauteren Herzens sind und mit ihren Ga- ben ihre eigene Ehre und ihren Vortheil suchen, dient sie zu ernster Warnung; hier mögen sie lernen,»da«ß» der HErr sie wohl eine Zeitlang braucht, aber isznit Einem Mal ist es aus mit ihnen und sie werden jämmerlich zu Schanden 34. Da sprach Bileam zu dem Engel des HERRm Jch habe gesiindiget sdasz ich unter svlcheb Umständen mein Thier mißhandelt habe, doch rechne mir’s nicht weiter zu]; denn ich hab’s nicht gewußt, daß da mir enigegensinndest im Wege; »und nun, so diks nicht gefqllt [daß ich vollends bis zu Va- lak ziehe], will ich wieder umkehten [zu meiner Heimath]. 35. Der Engel des HERRn sprach zu»ibni: Zeuch hin mit den Männern snachdem du einmal ihrem Rufe gefolgt bist]; aber nichts anders, denn was ich zu dir sagen werde, sollst du reden. Also zog Bileam [indem der Engel des HErrn wieder vor ihm verschwand] mit den Fürsten Balak [setzte, ihnen nach- seine Reise zu dem Moabiterkönig weiter sort]. Bileams Sündenerkenntniß ist höchst oberflächlich und seine Bereitwilligkeit zur Umkehr gar mattherzigy wäre es ihm wirklich Ernst gewesen, Gott nunmehr ge- horsam zu werden, so hätte er gar nicht erst· zu sagen brauchen: »so dir’s nicht gefällt, will ich wieder umkehren,« denn er wußte längst, daß dem HErrn sein Weg nicht gefiel, und hatte es jetzt handgreiflich genug erfahren. Darum wird auch sein Anerbieten, umkeh- ren zu wollen, nicht angenommen; wie die Sachen· mit ihm stehen, soll er reisen, damit es mit ihm zu einem Abschluß komme, entweder zur innerlichen Umkehr oder zu dem, was der Engel mit dem Schwert ihm gedrohet (vgl. Kap- 31, 8), je nachdem er mit seinem Herzen zu dem Worte sich stellen wird: ,,nichts anders, denn was ich zu dir sagen werde, sollst du reden« III· U. 36—Iiap. 23, 10. Nimm, von Palali an der Grenze seines Beicht; in ehrenvolle: weise empfangen, wird von ihm auf die Iiihe Man! geführt, wo er dag igraelitisctje Lager in einem Gesammtiiberbliiii sehen kann. dlachdem daselbst sieben Jltäre gebaut find und auf jedem ein kwiefaihes Brandopfer dargebracht ist, be- giebt er lich an eine abgelegene erhabene Stelle, um nach der weise der heidnifcijen wahrfager und Ieschioorer auf Jlugurien oder Zeichen vom Jjimmel zu warten; der Mk« » aber begegnet ihm in Wirklichkeit und legt ihm die erste seiner Meiffagungen in den Mund, die er denn auch oor Ztalali und dessen Fürsten ausspricht. Sie preist Js- rael als ein aus der Waise der Zjeiden autigefondertez iur Gemeinschaft mit Gott berufener Halb, an dem schon elkt die Verheihung das; es zu einer zahllosen Zilenge rierauwachsen soll, sich zu erfüllen angefangen und häuf- 490 4. Mofe 22, 36——41. 23, 1——10. tig noch weit herrlicher erfüllen werde, und dessen Vor- recht eg ist, ein friedlicher Sterben zu haben naih einem Leben im hiollgenusk der gbttlictjeti Gnadengiiten 36. Da Balak sdurch seine Fürsten, die dem Zuge vorausgingem benachrichtigt] hötete, daß Bileam kam, zog er aus [von RabbathMoabJ ihm entgegen [um ihn ehrenvoll zu empfangen] in die Stadt der Moabiter lIIr Moab«], die da liegt an der Grenze sim Flußgebiet des] Arnon, welcher ist an der äußersten Grenze kdes moabitischen Reichs gegen Norden] · «) szFrüher war sie die Hauptstadt gewesen und lag mitten tm Lande, da das moabitische Gebiet sich damals noch viel weiter nach Norden erstreckte (Anm. zu Kap. 21, 30); jetzt, seit Gründung der beiden Anioriter-Reiche, war sie zu einer bloßen Grenzstadt herabgesunken und Rabbath Moab an ihre Stelle als Residenz getreten. 37. Und sptach [als er dem Fluchpropheten nun gegenüberstand] zu ihm: Hab’ ich nicht sschon einmal V. 5 ff.] zu dir gesandt, und dich fordern Wen? Warum bist du denn nicht sgleich das erste Mal] Hi: mit kommen [sondern hast dich erst noch- mals . 15 ff. bitten lassen]? Meinest du, ich [sei ein unbedeutender und armseliger Fürst und] könnte nicht dich ehren? [Da wirst du wohl inzwischen dich eines Besseren überzeugt haben] 38. Bileam fnoch voll von dem Eindruck, den das Ereigniß V. 22—35 auf sein Gewissen gemacht hatte] antwortete ihm: Siehe, ich bin kommen zu dir [bin ja deinem Verlangen gemäß nun da, wenn du auch zweimal hast schicken müssen]; aber [erwarte von dem, was ich dir sagen werde, nicht zu viel, als müsse es ganz deinen Wiinschen entsprechen :] wie kann ich etwas anders reden [als was du wirst zu hören bekon1men]? Denn das mit! Gott in den Mund giebt, das muß ich reden. 39. Also [nach dieser gegenseitigen Verständi- gung, bei welcher Bileam den König zwar auf einen erwartungswidrigen Ausgang seines Unternehmens vorzubereiten suchte, aber doch das Unternehmen selbst keineswegs ablehnte] zog Biieam mit Balak [von Ar Moab nördlich hinauf nach dem Berge At- tarus], und kamen in die Gassenstadt sgen Kikiot 0huz0t, vielleicht einerlei mit Kirioth in Jer. 48, 24. 41; Am. 2, 2 auf den südlichen Vorhöhen des Attarus]. 40. Und Balak opferte [daselbst] Rinder und Schafe [um den Gott Jsraels seinem Vorhaben ge- neigt zu machen, vgl. die Bemerkungen über die Dankopfer als Bittopfer zu Z. Mos. 3, 2], und sandte lOpfersleisch davon] nach Bileam, nnd nach den [moabitischen] Fürsten, die [als Ehrengeleit noch] bei ihm waren [damit er auf diese Weise sein Wort V. 17: »ich will dich hoch ehren« erfülle und mit dem Propheten zu dem gemeinsamen Werk sich fester zusammenschließe I. Mos. 31, 54]. Das 23. Kapitel. getrennt-ei Fluch in einen gegen verwandelt. 41. Und des Morgens [an dem darauf spl- genden Tage] nahm Balak den Bileam- und fuh- rete ihn hin auf die Höhe [des Attarusberges die dem] Bau! sgeheiligt war, also nach der Katze. 21, 19 erwähnten Stätte Bamoth, dem höchsten Punkte dieser ganzen Gegend], daß er von dannen sehen konnte [das Lager Jsraels zwischen Jesimoth und Sittim V. 1], bis zu Ende des Volks km seiner ganzen Ausdehnung von einem Ende bis zum andern; denn Balak meinte, Bileam müsse Jsrael vor Augen haben, wenn sein Fluch kräftig sein solle] Der Attaru s ist ein langer Bergrückem der an der Siidseite des Zerka-Maein sich hinzieht Mit Unrecht sucht Burkhardt auf ihm den Berg Nebo (5. Mos. 32, 49; 34, 1), dieser muß vielmehr weiter nördlich gelegen haben; wohl aber lag auf seinem westlichen Gipfel eine von allen Seiten fchwer zugängliche Festung mit einem prunkvollen Palast, den Herodes sich daselbst erbauen ließ. Das ist jenes Machär us, wo Johannes der Täufer gefangen gehalten und enthauptet wurde. Kuh. 23, 1. Und Vileam [um alles zu thun, was nach den eigenen religiösen Vorstellungen des Moabiterkönigs zum Gelingen seiner Absichten er- forderlich war, damit dieser ihm hernach, wenn es anders käme, als er wünschte, nicht den Vorwurf machen könne, er habe durch einen Formfehler das Mißlingen verschUldetJ sprach zu Bank: Baue mir hie sieben Altare, und schaffe mir her sieben Far- ren Und sieben Widder sdie wir als Brandopfer dem Gotte Jsraels darbringen können] Allen wichtigeren Unternehmungen gingen im Alter- thum gewisse Opfer voraus, besonders aber wurden Be- schwörungen durch dieselben eingeleitet; daß nun Bileam gerade sieben Altäre errichten läßt und eben so viel Opfer verordnet, hat in der Heiligkeit dieser Zahl (Anm. zu 1. Mos 35, 26), die uns schon öfter begegnete, seinen Grund. 2. Valak that, wie ihm Bileam sagte [bauete die Altare und schaffte die Opferthiere herbei]; Und, beide, Balak und Bileam opferten je auf einem Altar einen Farren und einen Widder. 3. Und Vileam sals jetzt sämmtliche Opfer auf den sieben Altären brannten] sprach zu Balakz Tritt bei dein Brandopfer [und warte, bis ich wieder zu dir komme]; ich will hingeben [an eine geeignete Stelle und dort auf bedeutsame Naturerscheinungen ausschauen], ob vielleicht mir der HERR begegne [ich hoffe, der HErr wird nicht nur an solchen es nicht fehlen lassen, sondern auch mir die Gabe der richtigen Deutung verleihen], daß ich dir· ansage, was er mir zeiget [durch die geschauten Zeichen zu verstehen giebt]. Und [Bileam] ging hin eilend [genauer: nach einer kahlen, unbewaldeten Höhe Jes. 41, 18., mit freier Aussichtrings herum] Weil das Heidenthum kein feste-s prophetifches Wort hatte, daraus der Wille Gottes deutlich zu erkennen ist, Bileam wird ehrenvoll von Balak empfangen und nach der Höhe Baal geleitet. 491 so suchte es den Willen seiner Götter und die Gefchicke der Zukunft auf anderem Wege zu ersorschen. Man nahm zu den Augurien oder zu allerlei bedeutsamen Zeichen in gewöhnlichen Naturerscheinungen seine Zu- flucht, achtete auf den Flug der Vögel, wartete auf Gewitter, schaute nach einem Regenbogen aus u. dgl., und die Auguren oder Wahrsager, welche solche Zeichen beobachteten, deuteten sie zugleich nach bestimmten Re- geln ihrer Kunst (3. Mof. 19, 315 20, 6. 27); denn da die Götter nach den Vorstellungen der Heiden nicht außerhalb der Welt und von ihr geschieden lebten, son- dern die zeitlichen und räumlichen Dinge selbst von ihrem Wesen erfüllt waren, so lag es nahe, die sichtbaren und hörbaren Ereignisse der belebten wie der leblosen Natur für ein Zeichen ihrer Gegenwart und überall da, wo man auf eine Kundgebung ihres Willens hoffte, für eine Offenbarung desselben anzusehen. Das Verfahren nun, welches z. B. die römischen Auguren bei dein Ach- ten auf derartige Zeichen, wofür sie einen erhabenen Platz mit freier Aussicht und fern von menschlicher Um- gebung sich auswtihltem zu beobachten pflegten, war fol- gendesx »Der Augur hatte das Haupt verhüllt, hielt den Kruinmsiab ohne Knoten in der Rechten und wendete das Gesicht nach Osten; darauf, den Blick auf die Stadt oder Gegend gerichtet, über welche er wahrsagen wollte, betete er zu den Göttern und begrenzte die Gegend von Osten nach Westen, indem er sich von einem ihm gerade gegen- über am Horizont sichtbaren Gegenstande, etwa einem Baum, eine Linie bis zu sich herübergezogen dachte. Was nördlich von dieser Linie lag, nannte er die linke Seite, was siidlich, die rechte. Dann betete er zu Jupi- ter, dem Obersten der Götter, daß derselbe, sofern ihm das, was man vorhabe, genehm wäre, innerhalb der bezeich- neten Grenzen bestimmte Zeichen, die der Augur nam- haft machte, erscheinen lassen möchte.« Aehnliche Vor- nahmen find es denn, zu welchen Bileam hier nach der kahlen Höhe sich zurückzieht. Er will dem Balak wenig- stens mit heidnischen Augurien dienen, da er im Namen des HErrn nichts wider Jsrael reden darf, und meint, durch Gaukeleien aus dem schlimmen Handel sich heraus- ziehen zu können; an dem Lohne des Königs werde es ihm aus diese Weise gewiß nicht fehlen, da letzterer ein- mal so fest von der Wirkungsmacht seiner Kunst überzeugt sei. Er hat sich indeß gewaltig getäuscht: nicht blos, daß er nicht sagen darf, was der HErr ihm verbietet, er soll auch positiv sagen, was ihm wird eingegeben werden, und er muß es sagen, selbst wenn er seinen Mund wollte verschließen und die Zähne zusammbeißen — dies Muß ist ihm durch die redende Eselin zum Voraus bezeugt, wie wir bei Erklärung der Stelle (Anm. zu Kur. 22, Es) gesehen haben. 4. Und Gott begegnete [wirklich] Bileaiii [nicht in einem äußeren, in der Natur wahrnehmba- ren Zeichen, wie er es wohl lieber gesehen hätte, weil er ein solches an sich stummes Zeichen hätte deuten können nach seinem Gefallen, sondern in geist-leiblicher Wirklichkeih wie dem Jacob I. Mos. 32, 24]; er aber [um einen Ausbruch des göttli- chen Zorns, den er befürchtete, vorzubeugen] sprach zu ihm: Sieben Altare habe ich zugerichtet, und je auf einen Altar einen Farren und einen Wid- der geopfert sdu siehest also, ich treibe mein Werk in aller Form des rechten Gottesdienstes und will auch nichts anders, denn was du zu mir sagen wirst, reden]. b. Der HERR aber [bei diesem seinem Ver- sprechen ihn festhaltend, obwohl es nicht aus auf- richtigem Herzen kam, vielmehr blos von dem augen- blicklichen Schrecken ihm abgenöthigt war] gab das Wort [das et reden sollte] dem Bileam in den Mund [: Wie soll ich fluchen, dem Gott nicht fluchet u. s. w. V. 7—10], und sprach: Gehe wieder zu Bank, und rede [vor ihm] also kivie ich dir jetzt gesagt habe]· s. Und da er wieder zu ihm [dem Balakl kam, siehe, da stund er bei seinem Brandopfer [wohin Bileam ihn V. 3 gestellt hatte], sammt al- len Fürsten der Mocibiter [die er zu Theilnehmern und Zeugen der Handlung bei dem Aufbruch von der Gassenstadt Kap. 22, 41 mit sich genommen]. 7. Da hUb er [ergriffen von dem Geiste Got- tes und ganz in dessen Gewalt hingegeben] an set- nen Spruch [den der HErr V. 5 ihm aufgetrcige»n], und sprach [indem er demselben erst eine freie dich- terische Einleitung vorausschickte, dann aber den Spruch selbst sofort folgen ließ]: Aus Shrien sam Euphrat] hat mich Bank, der Moabitcr König, holen lassen, von dem Gebirge gegen dem Aufgang [in meinerHeimath Mesopotamiem hat er mich hierher gestellt auf dies Gebirge, und seine Auffor- derung an mich lautet]: Komm, vetsluche mir Ja- eob, komm, schilk lbelege mit einem Bann] Israel sdaß ich es schlagen möge und aus dem Lande vertreiben]. 8. [Jch kann aber nicht thun, was er von mir fordert; ich darf ihm nicht zu Willen seintj Wie soll ich fluchen, dem Gott nicht slnchet? wie soll ich schelten, den der HERR nicht schilt? 9. sUnd selbst wenn ich es wollte —- was ich vor Augen sehe, würde jedes meiner Worte Lü- gen strafen]. Denn von der Höhe der Felsen [dar- auf ich jetzt stehet sehe ich ihn lJEOObJ wohl lwskch zahlreiches und ausgebreitetes Volk er bildet], nnd von den Hiigeln schaue ich ihn [wie er bereits ein sprechender Beweis von der Erfüllung der sei- nen Vätern gegebenen Verheiszung ist: »ich will dich zum großen Volk machen iind deinen Samen meh- ren wie die Sterne am Himmel« 1.Mos. 12, 2; 26, 4; 28, 14]. Siehe [so bezeugt zugleich der Geist Gottes, der mich ergriffen hat, meinem Geist und läßt mit dem inneren geistlichen Auge Jacobs Zukunft in dem Lande, das ihm zu seinem Erbe beschieden ist, mich schauen], das Volk wird beson- ders [von den übrigen Völkern äußerlich geschieden] wohnen, und nicht unter die Heiden gerechnet wer- den [auch innerlich wird es mit den andern, den Heiden nichts gemein, sondern seinen eigenen Gott und seine eigenen Gesetze und Einrichtungen haben 5. Mos. 4, 7. 8]. 10. [Und noch weiter, über diese nächste Zu- kunft hinaus, darf ich hineinsehen in eine andere, wo von Israel der Segen wird ausgegangen sein 492 4. Mose 23, 11——23. zu allen Geschlechtern der Erde 1. Mos. 12, 3 und zu ihm versammelt werden alle, die geistlicher Weise Abrahams Kinder geworden:] Wer kann zählen den Staub Jacvb swer kann nunmehr, nachdem Abrahams Same wirklich geworden ist, wie der Staub auf Erden I. Mos 13, 16; 28, 14, noch daran denken, dies Volk seiner Zahl nach bestimmen zu wollen, während es jetzt von einer solchen Höhe, wie hier oben ich sie einnehme, sich wenigstens noch übersehen läßt) und [wem wäre es möglich, auch nur] die Zahl des vierten Theils Israel [anzugeben, während es gegenwärtig noch in vier, nach Zahlen allerdings zu bemessende Lager vgl. Kap. 2, u. 10 getheilt ist]? Meine Seele müsse [einst, wenn’s mit ihr zum Abscheiden kommt von dieser Welt] sterben des Todes der Gerechten keines solchen Todes, wie diese Gerechten, die Glieder dieses gottgeheiligten Volks Z. Mos 32, 15 Anm., ihn haben können], nnd mein Ende werde wie dieser sder Kinder Israel] Ende [die nach einem Leben im Besitze der Offen- barungen Gottes, unter der Zucht des in ihrer Mitte waltenden heiligen Geistes und in der Aussicht auf eine herrliche, selige Zukunft ihre Augen können im Frieden schließen und willig und gern fich sammeln lassen zu ihren Vätern]. Bei diesen Worten hat wohl eine Ahnung des En- des, das er hernach nahm (Kap 31, s) und das der En- gel mit dem Schwert (Kap. 22, 22 ff.) ihm drohend schon vor die Seele geführt, das Herz desjSehers erfüllt. Das; sein sehnsüchtiges Verlangen nach einem seligen Ende, wie es das mächtige Einwirken des Geistes Gottes auf ihn in dem jetzigen Augenblicke bei ihm erweckte, gleichwohl nicht die Frucht gehabt hat, ihn zur Umkehr von seinen falschen Wegen zu bewegen, von seiner Unlauterkeit zu heilen und dem HErrn wieder näher zu führen, darf uns nach den Erfahrungen, die wir auch anderwärts machen, nicht gerade Befremden. Man legt fich den Wi- derspruch, der bei vorzüglich ausgerüsteten und die rechte Lehre verkiindigenden Dienern des göttlichen Wortes zwischen dem, was ihr Mund sagt, und der Art, wie sie ihren Wandel führen, bisweilen in recht ärgerlichem Maße sich zeigt, in der Regel dahin aus, daß solche Männer Heuchler wären, und wenn es bei ihnen gar zu einem tiefen Fall und zu einem Ende mit Schrecken kommt, stempelt man ihre früheren so gewaltigen und eindring- lichen Predigten zu Lüge und Verstellung, als wären ihre Zeugnisse von der Gnade Gottes in Christo und oon der Seligkeit seiner Gemeinschaft nichts als leere Worte ohne alle eigene Erfahrung gewesen; es ist das aber eine durchaus falsche Aussassung Erfahren haben sie’s wohl an ihrem Herzen, wie herrlich es ist, ein Schäflein Christi werden und in der Huld des trenesten Hirten stehn, und der Zug zu Gott, das Begehren, ihm ganz ange- hören zu dürfen, ist ihnen keine fremde Sache gewesen, ja sie waren vielleicht auf dem Wege zum Himmelreich schon weit vorgeschrittenz aber sie haben ihr Fleisch nicht gekreuzigt, ihre Lieblingssünde nicht geopfert, ihre schwa- chen Stellen nicht befestigt, und so sind sie entfallen aus ihrer eigenen Festung (2. Petri 3, 17). Aehnliche Er- scheinungen begegnen uns auch bei Andern, die nicht ge- rade Diener des göttlichen Wortes sind; es ist merkwür- dig, wie nahe mancher der Erkenntnis; der Wahrheit und dem Glauben an Christum gewesen, den wir sonst nur als einen Leugner und Spötter kennen (vgl. z. B. das von Göthe zu 4. Mos. St, 12 Erzählte), und merk- würdig, wie Väter und Mütter, die für fich selbst am Glauben Schiffbruch gelitten haben, gleichwohl ihre Kin- der zur Gebetsübung und zur Abwartung des Gottes- dienstes anhalten und sie am liebsten von Männern oder Frauen erziehen lassen, von denen sie wissen, daß ihre Erziehung eine entschieden christliche ist. Bei Chnrakteren von der letzteren Art erscheint der Unglaube mit einer gewissen Wehmuth gepaart; sie haben für fich selbst Ver- zicht geleistet auf die Seligkeit und den Frieden des ein- fältigen, kindlichen Glaubens und halten sich auf Grund des Wortes: 2. Thess Z; 2 so zu sagen für ptädeftinkkt (vorherbestimmt) zum Nichtglaubem doch beklagen sie ihr Schicksal, das fich nun einmal, wie sie meinen, nicht ändern lasse. Einen Anflug von solcher Wehmuth sehen wir hier auch an Bileam. Später jedoch ist er ganz Einer von der Art derer, die, weil sie selbst nicht selig werden, auch Andere nicht wollen selig werden lassen und in teuflischer Weise sie zu verführen und zu verderben trachten (vgl. Anm. zu Karl. 24, 25). IV. U. 11—-24. Damit, mit des Seher-i Spruch in hohem Ztlahe unzufrieden, will versahen, ob es nicht gelinge, durih Veränderung des Orts ein feinen Wünschen besser entsprechendes Gotte-wart ku erlangen, und führt Pileam auf das f. g. Zield der Männer« oben auf der Zhiihe des Mann, oon wo aus man unreinen Theil des israeliti- fihen Lagers iiberfcljauen kann. hin-h denselben Opfer- dienften wie vorhin geht Ztileam wieder auf Ilugurien aus; der ZjGrr begegnet ihm abermals und legt ihm fein Wort in den Mund. Zlie zweite Uleiffngung nun, die er darauf verkündet, preist Israel-z Gnadenftanm du- rin eg steht, und feine unbekwingiinje Siegr5macht: es ist ein zur Fettigkeit berufener und nicht, wie die andern Völker, zum Geriiht behaltenes Wolle, denn der Jst-Irr, f ein Gott, waltet als König über ihni; und sein Bewusstsein um den Weg, den es seht ziehet, aus Gghptenzur Zie- sihergreifung des verheifzenen Landes, beruht nuht auf einer ällllahrfagung und Beichendentuiig sondern auf ei· nem festen, prophetifchen Wort, darum ist auch seine Exten- diglieit fo groß und feine Sieger-Zuversicht fo .unersn.1ut- terliih, und wird in Iiraft derfelbigen alle feine Feinde bezwingen mit Föwenftiirlie 11. Da sprach Balak svoll großes! Verdruß fes] zu Bileam: Was thust du an mir? Jch habe dich holen lassen, zu fluchen meinen Feinden; und stehe, dn segnest sin Einem fort, ohne daß ich auch nur ein einziges Wort des Fluches zu hören bekäme]. 12. Er antwortete, und sprach: Muß ich nicht [wenn ich auch für meine Person deinen Wün- schen gern willfahren möchte, dennoch unter der Ge- walt des Geistes Gottes, in welcher ich mit meinen Ausfprüchen stehe] das halten und reden, das mir der HERR in den Mund giebt? 13. Balak svon einer solchen Gewalt des Geistes Gottes nichts begreifend, sondern in der Meinung, Bileam sei auf der Höhe des Paul, wo er stund Kuh. 22, 41, von dem Anblick des gan- zen, so großen und gewaltigen Volkes zu sehr er- griffen gewesen, als daß er fich zu einem Fluche über dasselbe habe entschließen können] sprach zn ihm: Komm doch mit mir an einen andern Ort, von dannen du kzwar auch] sein Ende sden Umfang Bileams erste Weissagung über Israel. Balak führt ihn auf die Höhe Pisga. 493 des israelitischen Lagers] sehcst, und doch nicht ganz [in seiner völligen Ausdehnung es] sehest [wie hier, damit dich ein solcher Anblick nicht ferner irritire]; und fluche mir ihm [diesem Volk] daselbst. 14. Und er führete ihn auf einen freien Platz [das Feld der Wächter genannt] auf der Höhe Pisga [auf demselben Hochthah nach welchem die Kinder Jsraels von Bamoth aus gelangten Kap- 2l, 20 vgl. Kuh. 33, 47, ein wenig westlich vom Nebo — hier ließ sich, obwohl der Standpunkt dem Lager Jsrael viel näher war als der vorige, gleichwohl das letztere darum nicht vollständig über- sehen, weil manche Theile desselben von den vorlie- genden Hügeln verdeckt wurden ——], und haUete [ebenso wie auf der Höhe Baal V. 1 f.] sieben Altare, und opferte je auf einem Altar einen Far- ren und einen Widder. 15. Und kBileamj fprach zu Bank: Tritt also bei dein Brandopfer sbleib bei demselben UN- verändert so stehen, wie du jetzt stehest]; ich will dort [wohin du mich wirst gehen sehen] warten sbis mir der HErr in irgend einem bedeutsamen Zeichen begegnet V. 3]. Its. Und der HERR begegnete [auch auf die- ser zweiten Warte] dem Bileam [in derselben Weise wie V. 4], nnd gab ihm das Wort in seinen Mund sdas er vor Balak reden sollte V. 19 ff.], und sprach: Gehe wieder zu Bank, und rede also [wie ich dir jetzt befohlen habe]. 17. Und da er [Bileam] wieder zu ihm sdem MoabiterkönigJ kam, siehe, da stund er bei seinem Braudopfeh sammt den Fürsten der Moabiter [so genau hatte er alle Förmlichkeiten beobachtet, um sich für sein Unternehmen eines erwünschten Ausgangs zu verfichern V. 6]. Und Balak [voll der gespann- teften Erwartung] sprach zu ihm [dem Seher]: Was hat der HERR gesagt? [dies Mal wird doch hof- fentlich dein Spruch so lauten, daß er meinen Wün- schen entspricht.] 18. Und er fVileamj hub an seinen Spruch, nnd sprach [denselben mit einer feierlichen Anrede einleitend]: Siehe [merke] auf, Balak Und höre, nimm zu Ohren, was ich sage, du Sohn Zipor. 19. sAber was erwartest du, daß mein Wort werde anders lauten, als vorhin 's] Gott ist nicht ein Mensch, daß er lüge, noch ein Men- schenkind, daß ihn etwas gereue [wie du nach deinen verkehrten Gedanken meinst] Sollt er etwas sagen, und nicht thun? Sollt er etwas reden, und nicht halten? fdarum gieb nur alle Hoffnung auf, seine Rathschlüsse rückgängig machen zu können.] 20. Siehe, zu segnen bin ich hergebracht [für diesen und keinen andern Zweck hat er, der HErr, es zugelassen, daß ich zu dir gekommen]; ich segne sdenn auch jetzt wieder], nnd kann? nicht wenden [denn ich stehe unter der Allgewalt eines unverän- derlichen, wahrhaftigen und treuen Gottes] 21. fWo wäre auch eine Ursache und ein An- halt, dies Volk zu verfluchen?] Man stehet keine Mühe [keine B os h eit oder NichtsWürdigkeitJ in J«- coh [wie sie bei den Heidenvölkern im übervollen Maße vorhanden] und keine Arbeit [und darum auch kein Elend, wie die Sünde es als Strafe mit sich führt] in Israel [das kommt daher, weil ein heiliger Gott in Jaeob wohnt, der alle Bosheit und Nichtswürdigkeiten durch seine Heilsanstalten ausrottet, und ein gnadenreicher König über Israel als seinem Volke waltet, der alles Elend von ihm fern hält]. Der HERR, sein Gott, ist bei ihm [der HErr hat sich diesem Volk zu eigen gegeben, daß er sein Gott sein wolle] nnd das Trommeten des Ki- nigs unter ihm [und wie zu seinem Gott, so hat der HErr diesem Volk sich auch zu seinem König gegeben, dem es entgegenjauchzt mit größerer und besserer Freude, als je ein anderes Volk seinem sichtbaren König entgegengejubelt hat]. 22. Gott [der Starke und Mächtige wider den aller Widerstand der Welt nichts vermag] hat sie aus Ggypten geführt [und wird, gleichwie er durch Pharao und seine Reiter an diesem Werke sich nicht hindern ließ, auch durch keine andere mensch- liche Gegenwehr sich abbringen lassen, sie vollends in das ihnen verheißene Land einzudringen] seine [Jsraels] Freudigkeit [die ihm aus dem Bewußtsein, einen solchen Führer und Beistand unter sich zu ha- ben, entspringt] ist [daher] wie [der Kampfesmuth] eines Einhorns feines wilden unbändigen Büffels, der mit seinen Hörnern alles vor sich her nieder- wirft 5 Mos 33, 17 Anm. — darum stehe du, Balak, nur ab von dem Gedanken, als würdest du je dies Volk zu schlagen und aus dem Lande zu treiben vermögen] 23. [Und diese Freudigkeit und Siegeszuver- sicht Jsraels, die es für jeden seiner Feinde zu einem unbezwinglichen Volke macht, stützt sich nicht auf Ausspriiche der Zeichendeuter und Wahrsager, wie du dergleichen bei mir suchst.] Denn es ist kein Zauberei [Beschwöker] in Jacob, und kein Wahrsager lseichendeuterj in Israel lmit alles olchem trügerischen Unwesen, das bei den Heiden im Schwange geht, weil sie kein festes prophetisches Wort haben, hat dies Volk nichts zu schaffen]. ZU seiner Zeit [wenn’s noththut, Gottes Gedanken und Rathschlüsse wegen der Zukunft zu wissen] wird man von [zu] Jakob sagen swas es wissen soll 5. Mos. 18, 9—15], und [im rechten, ent- scheidenden Augenblick] von [zu] Israel [davon reden], welche Wunder Gott thut [zu thun vor- hat Am. Z, 7. Und so ist ihm denn auch bei seiner Ausführung aus Eghpten kund gethan, was jetzt geschehen werde 2. Mos. 4, 29 ff; auf dies 494 4. Mose 23, 24-—30. 24, 1—6. Wort ftützt sich dieses Volkes Freudigkeit— wer will die ihm nehmen, und wenn man noch so viele und noch so berühmte Wahrsager und Beschwörer wider dasselbe auf den Plan brächte]. 24. Siehe sdarum wird es auch kommen, wie es schon längst vorausgesagt ist 1. Mos. 49, 9], das Volk sindem es nun bald in Canaan ein- zieht] wird aufstehen wie ein junger Löwe [wenn er zum ersten Mal auf Beute ausgeht], und wird sich erheben wie ein salter ausgewachsene-r] Löwe [der des Kriegens und Siegens schon gewohnt ist]; es wird sich nicht legen, bis es den Raub fresse, und das Blut der Erschlagenen saufe [nicht eher zur behaglichen Ruhe in dem ihm bestimmten Lande sich niederlassen, als bis es die jetzt darin hausen- den Völker vernichtet hat, und nicht eher am Ziel seiner Geschichte sein, als bis alle Geschlechter auf Erden ihm einverleibt sind. Darum nochmals: stehe ab, Balak, von dem Gedanken, als würdest du je dies Volk zu schlagen und aus dem Lande zu treiben vermögen]. Wie sehr Bileam in diesen seinen Weissagungem wenn auch nicht nach der Beschaffenheit seines Herzens, zu den rechten, von dem Geiste Gottes inspirirten Propheten zu rechnen ist, beweist nicht nur die Art, wie hernach die einheimischen Propheten Jsraels sein Wort als unmittel- bares Gotteswort gebrauchen und sich geradezu darauf berufen (1. Sam. 15, 29; Habab 1, 13), sondern auch die göttliche Wahrheit und unergründliche Tiefe der von ihm ausgesprochenen Gedanken; mit seiner Benedeiung Jsraels preist er noch jetzt die Herrlichkeit der Gemeinde des neuen Bunde-s, ja in dieser findet jene erst ihre voll- ständige Auslegung. »Was V. 22 von Jsrael gesagt wird, das gilt von der Kirche aller Zeiten, das gilt anch von den einzelnen Gläubigem Die Gemeinde Gottes weiß aus seinem Worte, was Gott thut und was sie demnach zu thun hat. Der Zeichendeutung und Wahr- sagung gilt die Weisheit dieser Welt gleich, deren die Gemeinde Gottes im Besitze seines Wortes nicht bedarf und welche ihre Freunde dem Abgrunde entgegenfiihrh da sie es nicht vermag, den Willen Gottes zu erfassen. Diesen mit klarer Gewißheit zu erkennen, ist das große Privilegium (Vorrecht), dessen sich die Gemeinde Gottes erfreuet· (Hengstenberg.) V— Zu. 25-—Jiap. 24, 9. Uach diesem zweiten Spruch ist Ralab schon im Begriff, mit Pileam zu breihen; doch be- sinnt er sich alsbald eines Indern und fiihrt den Seher noch auf einen dritten Standpunkt, auf die Jjiihe des Wer: ges klebt. Zwar werden auch hier dieselben Opfer wie an den beiden früheren Orten dargebracht, doch geht Zitt- leam nicht wieder auf Ilugurien aus. Der Geist Gottes ttommt jetzt mit Jitlgetvalt iiber ihn, das; er, in den Zustand der Entzückung versetzt und auf seine Kniee ge- sanken, die dritte weissagung mit einem Dellbliitr thut, vor welchem Ijsraels Zukunft sich offen darlegt, wie der Inhalt eines aufgeschlagenen Bachs. Daraus keugt er von den weithin sich ausbreitenden, lieblichen Wohnun- gen dieses gottgesegneten Volkes in dem Lande seines Grbtheils und von der Segen-Mille, die es genießt; aber auch von dem mächtigen, herrlichen Königthum, Zu dem seine Verfassung sich entwinkeln wird, von den glor- reishen Siegen, die es unter seinen Königen iiber die Beiden, seine Widersacher, davontriigt, und von dem stolzen Frieden und der sicheren Ruhe, die darnach ihm besihieden sind. 25. Da sprach Balak [mit großem Unwillen] zu Vileam: Du sollst ihm weder fluchen noch feg- nen [ich mag nun gar nichts mehr von dir hören; darfst du Israel nicht fluchen, so sollst du es doch auch nicht geradezu segnen — das ist gegen unsern Kontrakt]. 26. Bileam antwortete und sprach zu Balak: Hab ich dir nicht lgleich bei unserm Zusammenkom- men Kap. 22, 381 gesagt, alles, was der HERR reden smir durch seinen Geist eingehen] würde, das würde ich thun süber Jsrael aussprechen Kap. 22, 2012 27. Balak sfeinen Unwillen dämpfend und sich eines Andern besinnend, als was er vorhin V. 25 gesagt hatte] sprach zu ihm: Komm doch [und Versuch es noch einmaIL ich will dich an einen an- dern Ort führen; ob’s vielleicht Gott gefalle [wenn wir ihm zum dritten Mal werden Opfer bringen], daß du daselbst sein anderes Wort von ihm bekom- mest und] mir sie Vekfluthest Das glaubten die Heiden von ihren Göttern, sie könnten durch fortgesetzte Opfer und gottesdienstliche Uebungen umgestimmt und zu gtinstigeren Zeichen und Aus- sprtichen über die Zukunft, als die sie zuerst gegeben, bewogen werden; und was von andern Göttern gelte, das, meinte Balak, werde doch auch bei dem Gotte Jsrael der Fall sein. 28. Und er fithrete ihn [in nordwestlicher Richtung weiter] auf die Höhe des [dem Baal-Peor Kap. 25, 3 geweihten] Berges Pein, welcher ge- gen die Wüste siehet seine freie Aussicht auf das Gefilde Moab, wo die Kinder Israel lagerten Kap. 22, 1, gestattete]. 29. Und Bileam [um auch hier dem Könige zu beweisen, daß er von seiner Seite nichts ver- säume, was nach dessen Meinung zum Ziele füh- ren könne] sprach zu Balakx Baue mir hier [wie an den beiden andern Stätten V. 1. 141 sieben Altare, und schaffe mir sieben Farren und sieben Widder. 30. Valak that, wie Bileam sagte, und op- ferte je auf einen Altar einen Farren und einen Widder [V. 2. 14]. Das 24. Kapitel. gsileamw gseissagung von den: Htern aus Jakob. l. Da nun Bileam sahe [nach den Erfah- rungen, die er schon zwei Mal Kap. 23, 3 ff. 15 ff. gemacht, rechtwohlerkanntes daß es dem HERRU gefiel, daß er Israel segnete [und also durchaus kein Zeichen zulassen werde, das sich hernach den Wünschen des Königs gemäß könne deuten lassen, vgl. Anm. zu Kap. 23, 3], ging er nicht hin, wie Bileams zweite Weissagung. Abführung nach der Höhe des Peor und dritte Beissagung 495 vormals, nach den Zauberern sauf einen beiseit ge- legenen Ort, um nach dergleichen Zeichen auszu- schauen, wie die gewöhnlichen Wahrsager und Be- schwörer mit ihren Künsten sie herbeizuführen such»- ten], sondern richieie ssosortj sein Angesicht stracks zu der Wüste [nach dem nordwestlich gelegenen Ge- filde Moab], 2. Hub auf seine Augen, und sahe Israel, wie sie lagen nach ihren Stämmen sdies Mal nicht blos das Lager in seiner Gesammtheit, wie auf Bamoth Baal Kap. 22, 41, sondern auch die Glie- derung desselben im Einzelnen, die verschiedenen Ab- theilungen, Paniere und Zelte überschauend].» Und det Geist Gottes kam [bei solchem Anblick dergestalt] aus ihn [daß er auf seineKniee niedergeworfen und in einen Zustand der Entzückung versetzt wurde, bei welchem ihm die äußeren Sinne völlig zurück- traten und er seiner selbst nicht mehr mächtig war, während er die beiden vorigen Male im ruhigen, nüchternen Bewußtsein geredet, was ihm von dem ihm erschienenenHErrn war vorgeschrieben worden]. Z. Und er [so daliegend vor Balak und des- sen Fürsten] hub an seinen Spruch, und sprach [zunächst auf seinen jetzigen ekstatischen Zustand und sein Ergriffensein vom Geiste Gottes hinweisend, um das, was er darnach zu verkiindigen hatte, als wahrhaftiges Gottesworr das es denn auch wirk- lich war, hinzustellen]: Es saget Vileam, der Sohn Beorz es saget der Mann, dem die [äußeren] Augen [in diesem Augenblick verschlossen und dafür die in- neren] gösfnet sind; 4. Es saget der Hörer göttlicher Rede [den der HErr mit dem innern Ohr jetzt vernehmen läßt, was er sagen soll], der des Allmiichiigen Of- fenbarung [über die ferne Zukunft so deutlich und klar vor der Seele], siehet sals wäre sie schon ficht- bare Gegenwart] dem die Augen geöffnet werden, wenn er niederknieet [der bei diesem Hellsehen so völlig in der Gewalt des Allmächtigen fich befindet, daß er unter derselben niedergesunken ist auf seine Kniee, vgl. 1.Sam. 19, 24. Gebet ihr denn, die ihr um mich her stehet« genau Acht« was ich nun eirund, 5 Zoll lang und 4Zoll breit und sitzen sehr fest sagen werde, es ist ein festes prophetisches Wort, — das nicht trügt, und von dem auch nicht der kleinste s Buchstabe noch ein Titel vergehen wird, bis daß es alles geschehe]: 5. Wie fein sind deine Hütten, Jacob, und. deine Wohnungen, Israel sdie ich vorher V. 2 mit leiblichem Auge in ihrer ganzen Ausdehnung und wunderbar lieblichen Ordnung überschauet habe und in denen ich jetzt mit geistlichem Auge das bisherige segnende Walten des HErrn deines « Gottes, der dich zu einem so zahlreichen und wohl- z geordneten Volk gemacht hat, aber auch sein ferneres Walten über dir in dem Lande, dahin er dich bringen will, erkenne]; b. Wie sich die Bache Imit den lieblichen Thälern zu beiden Seiten ihres Laufs] ausbreiten, wie die Gärten an den Wassern sderen fröhliches Wachsthum einen entzückenden Anblick gewährt], wie die Hnttenc die der HERR pflanzen wie die Ce- dern" an den Wassern sderen weit ausgebreitetq immer grüne Aeste und Zweige einen dichten Schatten gewähren: so weit hin werden deine Hütten sich ausdehnen in dem dir beschiedenen Lande, Jacob, und so schön werden deine Woh- nungen sich ausnehmen, wenn du zu deiner Ruhe wirst eingekommen sein, Israel] «) Luther nimmt das Wort des hebr. Grundtextes ahalim (Aloäbäume) gleichbedeutend mit dem anderen Worte ohalim (Zelte, Hütten), indem sich beide nur durch verschiedene Punktation tinterscheiden und leicht mit ein- ander verwechselt werden können. Wir haben in der zluslegung seine Uebersetzung- beibehalten, da auch bei ihr der Gedanke des Verses in der Hauptsache sich klar erkennen läßt, und unsere Bibelerklärung überhaupt den Grundsatz verfolgt, von Verichtigungen des deutschen Bibeltextes überall da Abstand zu nehmen, wo es irgend unbeschadet der richtigen Schriftauslegting sich thun läßt. Uebrigens hat Luther anderwärts, wo das Wort ahalim noch vorkommt (Ps. 425, Z; Spr. 7, 17; HohesL 4, 14) ganz richtig mit »Alois-« übersetztz darunter ist aber nicht jene aus Afrika stammende, bei uns in Gewächs- häusern zur Zierde gehaltene Pflanze zu verstehen, die dicke fleischige Blätter hat und ein harziges, als Arznei- mittel gebrauchtes Gummi enthält, sondern vielmehr das braun und schwarz gemaserte, äußerst angenehm und stärkend, wie Citrone riechende Holz des Agila- oder Paradiesb aumes, der in Jndien und auf den Bergen Cochinchincks wild wächst. Dieses Holz, nach einer irr- thümlichen Uebersetzung des indischen Wortes aghil auch Adlerholz genannt, war bei den alten niorgenländischen Völkern das geschätzteste Räucherwerk und wurde pulveri- sirt auch zum Einbalsamiren der Leichen verwendet (Joh. 19, 39); nach Palästina kam dasselbe nur auf dem Wege des Handels und stand sehr hoch im Preise, doch soll Salomo auch den Baum selbst in seinem Lustgarten ge- zogen haben. «) Die Ceder, deren hier zum ersten Mal Erwähnung geschieht, nachdem ihres Holzes schon Z. Mos. 14, 4 u. 4. M. 19, 6 gedacht worden, gehört in das Geschlecht der Nudelbäumez sie hat IV, Zoll lange, steife, fast vierkantige, auch im Winter grüne Nadeln, deren mehr als zwanzig aus einer Scheide hervorkommen und die der Ceder im Ganzen die Aehnlichkeit mit einem Lärchenbaume geben; die Zapfen stehen aufrecht, sind an der Rinde, welche letztere eine glänzendgraue oder braune Farbe hat. Der Baum erreicht eine Höhe von « 100 Fuß und darüber, und gewährt mit seinen weitaus: gebreiteten, fächerförmigem dichtbeschatteten Aesten und seinen immer grünen, in dichten Büscheln stehenden Na- deln einen prächtigen Anblick, daher er häufig zur Be- zeichnung des Hohen, Erhabenem Edlen dient. Das Holz ist rothstreifig, knotenfrei, ungemein dauerhaft und, wie der ganze Baum, wohlriechend; es war deshalb ein beliebtes Bauholz für Prachtgebäude wie denn hernach T Davids und Salomo’s Königspaläste und der Tempel fast ganz aus Cedernholz erbaut wurden. Berühmt vor allen waren die Cedern des Libanon, oie jetzt bis auf kleine Wäldchen zusammengeschmolzen sind; das bekann- teste derselben, welches selten von einem Reisenden, der jene Gegenden berührt, übergangen wird, befindet sich auf dem Kamme des Libanon oberhalb des Dörfchens 496 4. Mose 24, 7—17. Becher-eh. Die dickste unter den aus dem Alterthuni noch vorhandenen hat 36 Fuß 6 Zoll im Umfangez viele Stämme sind schon unten in 3—4 Abtheilungen gespal- ten, deren jede an Umfang unsern deutschen Eichen gleich kommt. Die schönsten und schlankesten sind die von 2 bis 3 Fuß im Durchmesser. Da eine 100jährige Ceder nur die Dicke eines Mannsschenkels über dem Knie hat, so vermuthet man, die größten Bäume dürften an die 3000 Jahre alt sein und also bis in Salomos Zeit zu- rückreichen 7. [Und wie seine Wohnungen, so wird auch dies Volk selbst fröhlich und herrlich gedeihen in feinem Lande und sich des Segens seines Gottes im Ueberfluß zu erfreuen haben.] Es wird Wasser nns seinem Eimer fließen sJsrael wird einem Manne gleichen, der in dem Eimer, den er trägt, eine solche Fülle von Wasser hat, daß er seinen Weg mit dem, was er unwillkürlich verschüttet, kenn- zeichnet], nnd fein Same wird ein groß Wasser werden [feine Nachkommenschast wird sein wie ein groß Wasser, das die Dämme durchbricht und mit seinen Fluthen die ganze Umgegend überströmt — dies Volk wird nicht blos selber in reicher Segensfülle leben, sondern auch in seinen zukünftigen Geschlechtern allen andern Völkern den Segen bringen]; seiii König [wenn künftig einer an die Spitze des israelitischen Gemeinwesens tritt und dem Volke zur vollen Entwickelung der Macht, die in dasselbe gelegt ist, verhilft I. Mos. 36, 31 Anm.] wird höher werden, denn Agag sder König des zu jetziger Zeit mächtigsten und thatkrästigsten unter allen umwohnenden Völkern, der Amalekiter 2.Mos.17, 8 ff. vgl. 1. Sinn. 15, 1——8]; und sein Reich [oder Königthum] wird [durch Den, in welchem es seine Vollendung erreicht, durch David’s großen Sohn, der zugleich dessen HErr ist Pf. 2 u. 1101 sich erheben [über alle Reiche der Erde und sie in sich aufnehmen]. 8. [Welche Siegesmacht aber Jacob beiwohnt, und welche Kraftsülle in Jsrael verborgen liegt, dies nur auf die Zeit ihrer herrlichsten Entwickelung in dem aus diesem Volk hervorgehenden König aller Könige wartet, das zeigt sich schon jetzt] Gott hat ihn [den Jacob, wie ich schon einmal sagte Kap. 23, 221 and Eghpten geführt, seine sJsraelss Freudigkeit ist wie eines Einhorns Er wird [vermöge dieser ihm beiwohnenden Sieges- macht] die Heiden, seine Verfolger, fressen sauf- reibenj und ihre Gebeine zermalmen swie ein Löwe thut mit dem Thier, über welches er herfällt], und mit seinen Pfeilen zerschmettern [nicht in roher, barbarischer Weise wird er das thun, sondern in ofsener siegreicher Feldschlachts 9. [Nach bestandenem Kampfe wird er dann allemal zur Ruhe und zur Segensarbeit des Friedens zurückkehren, und kein Feind wird auf lange Zeit mehr wagen, ihn darin zu stören.] Er hat sich niedergelegt wie ein Löwe [der, zurückgekehrt von einem Raubzuge, mit stolzer Sicherheit in seiner Höhle; sich niederlaßt], und wie ein junger Lowe [der im Gefühl seiner Jugendkraft noch weniger sich beikommen läßt 1. Mos. 49, 91; Wer« will sich wider ihn auflehnen? [So bist du denn, Israel, ein durch und durch gesegnetes und zu großen Dingen berufenes Volk, du, dessen Hütten so sein und dessen Wohnungen so schon sind V. 5.] Gesegnei sei, der dich segnet, und verflucht, der dir flncht sdies zu deinen Vätern gesprochene Wort 1. Mos. 12, Z; 27, 9, es stehet als Gottes Rathschluß auch über dir fest — ich kann dir nicht fluchen, wie Balak befiehlt, ich darf dich nur segnen, wie der Geist mich treibt]. Welche klare, tiefe Blicke in die Zukunft bisweilen auch solchen verliehen werden, die nicht unmittelbar unter der Erleuchtung des heiligen Geistes stehen, geht aus» folgender Aeußerung Fr. v. Schil l er’s hervor, die er im J. 1794, als Robespierres Schreckensherrschaft noch in voller Blüthe stand und die französischen Waffen einen»S«ieg nach dem andern davontragen, gethan: »Die franzosische Republik wird ebenso schnell aufhören, als sie entstanden ist; die republikanische Verfassung wird in eine Art Anarchie übergehen, und früher oder später wird ein geistvoller, kräftiger Mann erscheinen, er mag kom- men, woher er will, der sich nicht nur zum Herrn von Frankreich, sondern auch von einem Theile Europa? ma- chen wird« Wiesollte nun hier, wo ein reichbegabter Mann unter dem überwältigenden Einfluß des Geistes Gottes sich befindet, es uns befremden, wenn sein Spruch Js- raels Wesen und Beruf mit solcher Klarheit schauet und in solcher Tiefe darlegts Wir werden aber hernach noch Großeres und Herrlicheres aus seinem Munde zu horen bekommen; denn Gott hat diesen Mann, den ein geschivorener Feind seines begnadigten Volkes zum Be- schworer gedungen, nun einmal zum Propheten auser- sehen, durch den er seine Gedanken und Heilsrathschlüsse noch weiter offenbaren will, als es bisher geschehen — das thut ·er theils um des Mannes willen, der dem Himmelreich nicht ferne stand und den er gern vor der Verwüstung der Sünde, die das in ihm liegende Gute zu vernichten drohte, durch die Macht seiner Gnade be- wahren möchte; theils um seines Volkes willen, das jetzt, wo es schon drinnen stand im verheißenen Lande, recht fest in dem Glauben gegründet werden sollte: ist Gott für uns, wer mag wider uns sein? theils um des Widersachers willen, der die gottfeindliche Welt repräsen- tirt und ihr an seinem Exempel zeigen muß, wie alle Mittel und Kräfte, die sie wider den HErrmHErrn in Bewegung setzt, nicht nur ihren Abfichten nicht zum Ziele helfen, sondern vielmehr zur Förderung dessen ge- reichen, was sie mit Gewalt verhindern will. VI. ei. 10—24. nett in zuteil: s» ausgehen-txt, due e: den Seher non sich weist; doih dieser gewinnt ihn durih die Jnliiindigung das; ihm nunmehr auch gesagt werden soll, wie es seinem eigenen xlollee ergehen wird, erst noch die vierte u. letzte Weislagung anzuhören. In demselben Zustande, wie vorhin, redet hierauf Zbileam von einem unvergleichlich herrliihen König in Israel, der unter dem Bilde eines Sternes; seinem geistigen ginge erscheint. Es ist der Zilesliaz aus den sein Ailiiti gerichtet ist, doch dessen eigentliche Zukunft schaut er nicht; eg wird ihm nur der Ihnherr jenes großen Königs; in seiner Unbild- liih meslianischen Regierung, und die darauf folgende Zeit mit ihren Ereignitlen bis zur Ilnleunft des ku Erwarten- den gezeigt. Zier Satz, mit dem et anhebt, ist das Ziel, Bileam’s vierte Weissagung und Fernblick in die Zukunft Christi und seines Reichs dem die Gescljiiiite Israel-z entgegengeht die hiiitiste Spitze ihrer Entwickelung; was dann weiter folgt, ist niiijtg alg der Weg zu dem Ziel, und auf diesem Wege ist nicht we- niger sein eigenen Volk, als das deg Zlloalciterliiinigrn in die Geschichte Israel-i verflochten. 10. Da ergrimmete Balak im Zorn wider Bileatty und schlug [vor Entsetzen und großem Un- willen] die Hände zusammen, und sprach zu ihm: Jch habe dich gefordert, daß du meinen Feinden fluchen solltest; und siehe, du hast sie nun dreimal gesegnet. » « » 11. Und nun heb dich [eilig] an deinen Ort sgen Pethor in Mesopotamiem damit ich mich nicht noch an dir vergreifes Jch gedachte, ich wollte dich ehren [Kap. 22, 17, 37]; aber der HERR hat dir die Ehre betlvehret [indem er dir’s nicht zugelassen, meiner Forderung zu entfprechen, da laß dir nun von ihm ersetzen, um was er dich bei mir ge: bracht hat]. 12. Bileam antwortete ihm: Hab ich nicht seben so gut, wie du deine Absichten mir zu erkenn- neu gegeben] auch sineinerseits über meine Stellung — zu deinen Anträgen gleich von vornherein mich deut- lich genug erklärt, da ich noch vor meiner Herkunft Knie. 22, 181 zu deinen Boten gesagt, die du zu mir sandtest, und gesprochen: 13. Wenn mir sauchj Balak sein Haus voll Silbe! Und Gold gäbe [alles, was in seiner Schatz- kammer an Silber und Gold sich findet], so könnte ich doch vor des HERRn Wort nicht über, Böses oder Gutes zu, thun sauszusprechens nach meinem Herzen; sondern was der HERR reden würde, das würde ich auch teden swas hast du also für ein Recht, mich als einen Treulosen und Wortbrüchigen zu behandeln]? 14. Und nun siehe, wenn ich [jetzt, wie du mir befiehlst, wirklich mich davon mache und] zn meinem Volke ziehe, so komm [und hör« mich erst noch einmal ruhig an], so will lch dir rathen [vor- aussagen], was dies Volk svon dessen Ueberwindung aller seiner Feinde ich vorhin im Allgemeinen gere- det] deinem Volke sinsonderheits thun wird zur les;- len Zeit [wenn nun die Erfüllung meiner Aus- sprüche eintritt Jes L, 2 Anm. 2; daraus wirst du dir dann abnehmen können, wie du dich gegen dasselbe verhalten Mögest, damit es dir nicht zum Fluche werde] 15. Und er [nach diesen Worten von Neuem in den Zustand der Entzückung versetzt] hub an sei- neu Sprnch, und sprach [vgl. V. 3 u. 4]: Es saget Bileaity der Sohn Brot; es saget der Mann, dem die Augen geöffnet sind; 16. Es saget der Hörer göttlicher Rede, nnd der die Erkenntnis hat des Höchsten [in seine Gedanken und Raihschlüsse eingeweiht ist], der die Offenbarung des Alliniichtigen siehet, und dem die Dachscks Bibelwert I. Band. s. Aufl« 497 Augen geöffnet werden, wenn er svon der Allge- walt des Geistes Gottes, der über ihn kommt, er- griffen] niederknieetx « 17, Jch werde ihn sehen siehe ihn schon im Geiste, den Stern, von dem ich gleich mehr sagen werde» am Himmel aufgehens aber jetzt nicht saber nicht als einen solchen, der schon Jetzt Frscheinen sollte]; ich werde ihn schauen sschaue ihn], aber nicht von nahe snur so, daß ich zugleich erkenne, erst in ferner Zukunft wird er in die Wirk- lichkeit eintreten]. Es wird ein Stern [ein gro- ßer, herrlicher König] aus Jaeob ausgehen svor meinem geistigen Auge steht er in diesem Augenblick, da ich »im Geist« Offenb 1, 10 bin, schon da], und ein· Scepter aus Israel aufkommen sin dem wird Jsrael zur höchsten Blüthe der in V. 8 von ihm geweissagten Macht gelangenL Und set, dieser unter dem Stern bedeutete große König, wird denn auch alle Feinde seines Volkes mit siegreicher Gewalt niederwerfen vgl. die Bem. zu Jes 25, 1—7. Zuerst und vor allen] wird [er] zerschmettern [die, welche jetzt Feindschaft üben an Jacob und ihn durchaus verflucht haben möchten, nämlich] die Fursteu der Moabiter, und verstören [die, so mit jenen nach Abstammung und Gesinnung in Eine Klasse gehören, nämlich] alle Kinder Seth« [richtiger: alle Kinder des Getümmels, nach anderer Auslegung: des Trinkers, d. i. Lots, gleichwie die Moabiter, so auch die Ammoniter]. «) Jm hebe. Grundtext ist das Wort Dis, welches Luther nach dem Vorgang des Onkelos (eines Schülers des Gamaliel und Mitschiilers des Apostel Paulus Apostg 22, 3vergl.5, 34 ff., der das alte Testament in um- schreibender Weise für die chaldäisch redenden Juden in ihre Sprache übertragen) und aller älteren Ausleger durch den Eigennamen ,,Seth« übersetzt hat, allerdings ebenso wie der Name jenes Sohnes Adams (I. Was. 5 3 d.) geschrieben; abgesehen aber davon, daß unter ,,allen Kin- dern Seth« nur alle Menschen verstanden werden könnten, und zwar gerade die zu dem Geschlecht der Frommen gehören, und von diesen doch unmöglich gesagt werden kann, daß sie vernichtet werden sollten, findet sich in Jerem. 48, 425 ein bestimmter Anhalt für eine bessere Deutung des Worts, welche dasselbe nicht als Eigen- name, sondern als Appellativuin (Gattungsnamen) auffaßt. Dort werden nämlich die Moabiter als ,,Söhne des Ge- Himmels« (Luth. ,,kriegerische Leute«) bezeichnet; derselbe Sinn ergiebt sich denn auch hier, wenn man annimmt, Dis) stehe für DREI-·« (Klagel. Z, 47), so das; ein Vuchstaba der bei der Aussprache nicht weiter in Betracht kommt, aus-gefallen sei»- Andere Ausleger dagegen leiten das Wort von Ists (trinken) ab und übersehen: ,,Söhne des Trinkers«; so würden die Moabiter und die in der Weissagung gleich mithinzugenommenen Ammoniter mit Beziehung auf den trunkenen Zustand, in welchem Lot ihrer beiderseitigen Staminväter gezeugt hat (1. Was. 19, 30—38), bezeichnet. Bei der zweiten Auffassung könnte man für ,,Seth« mit nur geringer Veränderung der Buchstaben ohne Weiteres ,,Loth« setzen, und entspricht der Ausdruck ,,alle Kinder Loth« sehr wohl dem biblischen Sprachgebrauche Pf. 83, I. 32 498 4. Mose 24, 18—25. 18. sDarnach aber wird er auch an die übri- gen Widersacher seines gesegneten Volkes der Reihe nach sich machen und sie zur Unterwerfung zwingen.] . Edom [das feindselige Volk an der südöstlichen Grenze des Landes] wird er einnehmen, und Seir [Edoms Gebiet] wird seinen Feinden [denen, die Edoms Volk so hartnäckig und beharrlich angefein- det hat Amos I, II] unterworfen sein; Israel aber [der Angefeindetej wird [durch das Regiment ; wenn Assur Ue» vordemsiatische Weltmachh die zu- dessen, der in ihm als König aufsteht] Sieg haben [zu großer Macht gelangen Hes. 25, 14 Anm.]. is. Aus Jacob wird der Herrscher kommen sder das alles ausrichtet], und nmbringen, was übrig ist von den Stadien [auch die letzten Ueber- reste Edom’s, die sich in den befestigten Städten noch eine Zeit lang gehalten haben, vernichten]. 20. Und da et [Bileam, im Geiste seinen Blick weiter auf Jsraels feindselige Nachbarn in dem verheiszenen Lande richtete und neben Edom an der südwestlichen Grenze] sahe die Amalekitey hub er [von Neuem] an feinen Spruch, und sprach: Amaleh [dein Volk macht] die ersten unter den Heiden [aus, die sich dem Reiche Gottes feindselig entgegengestellt und seinen Lauf haben verhindern wollen 2. Mos. 17, s. 12 Anm.]; aber znletzt wirst du gar umkommen kwie du den Anfang gemacht mit dieser Feindschaft der Welt gegen die Gemeinde des HErrn, so wird nun auch der völlige Untergang, der die Widersacher trifft, dir vor allen und zuerst be- schieden sein]. · 21. Und da er [ebenfalls im Geiste] sahe die [mitten unter Israel wohnenden und in dessen Volksgemeinschaft übergegangenen] Keniter [die einst in der Person ihres Stammhauptes Jethro die gerade entgegengesetzte Stellung von der der Ainalekitey Edomiter und Moabiter zur Gemeinde des HErrn eingenommen 2. Mos. 18, 12 Anm. und in Hobab derselben auch mit ihren Kräften gedient hatten, 4.Mos.10,29—32], hab er an seinen Spruch [von Neuem], uud sprach szu sei- nem Hauptsatz V. 9: ,,Gesegnet sei, der dich segnet, und verflucht, der dir flucht!« nunmehr——nachdem er bisher von dem Fluch derer, die Jacob fluchen, geredet-auch ein Exempel von dem Segen der An- dern beibringend, die zu Jsrael sich freundlich stellen und seine Wohlfahrt fördern]: Fest ist deine Woh- nung, und hast dein Nest in einen Fels gelegt [du hast eine Zuflucht gesucht, um von dem Ver- derben der Heiden, denen du deiner natürlichen Ab- stammung nach angehörst, verschont zu werden, und du hast eine sichere Zuflucht auch in der That bei dem Volke Gottes gefunden Nicht. 1, 16; 1. Sam. 15. 6]. Die letzten Worte des Verses sind bildlich zu fassen, das Bild selber aber ist hergenommen von dem Felsen- gebirge des Horeb, in dessen Umgegend die Keniter vor ihrem Anschlusz an Jsrael nomadisirten (4. M. 10, 29). ,,Kain, welches sein unnahbares Felsgebirge, den von der Wüste umschlossenen Horeb, verlassen hat, um sich einem erst noch auf der Wanderung nach einer Heirnath begriffenen Volke anzuschließen, hat eben hiemit sein Nest erst wirklich auf sicheren Felsen gelegt. (v.Hofmann.) Vgl. Jes. 47, 22 f. 22. 'Abel«, o Kain fdu Geschlecht der Keniter], du wirst [nun auch sammt dem Volk, unter dem du gegenwärtig so sicher wohnft] verbannt werden, erst im asshrischem und dann im babylonischen Reich sich wider Israel und wider Jacob erhebt] dich szugleich mit dem Volk deiner Zuflucht, dessen Ab- fall von dem HErrn du künftig theilen wirst, wie du jetzt dessen Glauben angenommen] gefangen weg- führen wird. So sehr bewahrt der HErr den Bileam vor allem, was wie ein Fluch über Jsrael erscheinen könnte, daß er bei Erwähnung der assyrischen und babylonischen Ge- fangenschaft, auf die ihn sein Fernblick in die Zukunft führt, nicht von Jsrael selber redet, sondern von dem Geschlecht der Keniter (nach seinem nicht näher bekannten Stammvater ,,Kain« genannt); es ist aber Jsraels Schick- sal mittelbar dadurch angedeutet, nur soll Bileams ehr- und geldgeiziges Herz keinen Anhalt haben, um hernach, wenn der Geist Gottes sich wieder von ihm zurückgezogen und ihn seiner- eigenen Natur überlassen hat, bei Balak irgend welchen Anspruch auf Belohnung machen zu kön- nen, sondern seine Weissagung soll ganz rein gehalten werden, darum ist dieser Punkt derselben so eigenthüm- lich verhüllt. « 23. Und hab abermal an seinen Spruch sm- dem er jetzt noch weiter in die Zukunft hinaus blickte auf die Zeit, wo die vorderasiatische Welt: macht ebenfalls gestürzt werden und wiederum deren Ueberwinder seinen Untergang finden würde]: Aas, wer wird leben, wenn Gott solches thun wird [was er mir in Beziehung auf die Reiche meiner Heimath, auf die Söhne meines Volkes jetzt vor Augen stellt? ist es nicht eine so schwere und allgemeine Nieder- lage, daß niemand, der die Zeit derselben erlebt, sein Leben aus ihr davon bringen mag]? 24. Und [zwar ist es das, was Gott mir zeigt:] Schiffe ans Chitim [von jenseit der Insel Cypern 1. Mos 10, 4·Dan. n, 30 Am] werden siiber das Mittelmeer herüber Kriegsheere bringen, und die werden unter ihrem siegreichen, gewaltigen Anführer] verderben den Assur [die im Osten wohnen- den asiatischen Völkerschaften der Assyrer, Weder, Perser, Elamiter] und Eber [die westlich davor lagernden Nationen der Babhloniey Chaldäer, Lhdier, Syrer]; er aber [der gewaltige Held, der solches Verderben anrichtet] wird auch umkommen [wieder durch eine andere Weltmacht zu Grunde gehen]. Es leidet keinen Zweifel, daß die Worte V. 7: Jch sehe ihn, aber jetzt nicht; ich schaue ihn, aber nicht von nahe. Es wird ein Stern aus Jakob ausgehen und ein Scepter aus Israel auf- kommen (statt des letzten Drittel-Z des Verses: und wird Bileam und Balak trennen sich und ziehen ein jeder seines Wegs. zerschmettern 2c., sollte neben dem mittleren Theil lieber das erste Drittel durch hervorftechenden Druck in unsern Bibelausgaben ausgezeichnet werden) eine unmittelbare mefsianische Weifsagung enthalten, und aufniemand anders bezogen werden können, als auf den großen König der Juden, von dem die Weisen aus dem Morgenlande her- nach sagen (Matth. 2, 2): »Wir haben seinen Stern gese- hen im Morgenlande und sind kommen ihn anzubeten.« Auf die Zukunft dieses Königs ist die Geschichte Jsraels von Haus aus angelegt; sie spitztsich aber insofern noch auf besondere Weise zu, sein Erscheinen vorzubereiten, als in der weiteren Entfaltung dieser Geschichte das Königthum auftritt, und gleich der erste israelitifche König hat die Aufgabe, die siegreiche Unterwerfung aller feindlichen Weltmächte unter die unbedingte Herrschaft des Reiches Gottes, das unter Josua und in der Zeit der Richter im Lande Canaan eine Stätte auf Erden gefunden und seinen Bestand sich gefichert hat, in Angriff zu nehmen. Darum geht die Rede Bileam’s, nachdem sie das Ziel, bei welchem Jsraels Geschichte schließlich ankommen wird, in obigen Worten an die Spitze ihrer Weissagung ge- stellt hat, sofort näher darauf ein, inwieweit das König- thum von Gott berufen ist, dem, der «zur letzten Zeit« aus Jakob ausgehen und dessen Scepter aus Israel auf- kommen wird, vorzuarbeitem es soll nämlich die um Canaan, der Stätte des Reiches Gottes, herum wohnen- den und feindlich zu dem HErrn und seinem Volke sich stellenden Völkerfchaften verstören, unterwerfen oder ihnen den Garaus machen, je nachdem ihre Feindschaft stark oder minder stark oder am stärksten gewesen. Daß es nun wirklich von Anfang an gestrebt hat, seinen Beruf zu erfassen, dafür zeugt die Stelle: I. Sam. 14, 47. f., wo von Saul gesagt wird: »Aber da Saul das Reich über Israel eingenommen hatte, stritt er wider alle seine Feinde umher, wider die Moabiter, wider die Kinder Ammon, wider die Edomiter, wider die Könige Zoba und wider die Philister; und wo er sich hinwandte, da übte er Strafe. Und machte ein Heer und schlug die Amalekiter, und errettete Israel von der Hand aller, die sie zwackten.« Es ist dann in eben diesem ersten König von seinem Berufe abgefallen, und gerade die Verleug- nung desselben in Beziehung auf Amalek führt die Ver- werfung Sauls herbei (1. Sam. Kap. 15); es nimmt aber seinen Beruf sofort in David wieder auf (2. Sam. 8 u. Kap. 10. 12, 26 ff.) und führt ihn in den folgen- den Königen mit mehr oder weniger Energie fort, bis sich dann die Zeit der Wegführung durch Assur (V. 22) vorbereitet, in welcher es den auswärtigen Weltmächten gelingt, das zum Träger und Vertreter des Reiches Got- tes bestimmte Volk unter ihre Botmäßigkeit zu zwingen. Aber wie wenig das ein Sieg der Welt über das Reich Gottes selbst ist, geht daraus hervor, daß die siegreiche Weltmacht von einer andern, und diese wieder von einer dritten verschlungen wird (V 23 u. 24), damit das Reich Gottes bei Jsraels Rückkehr aus der babylonischen Ge- fangenschaft wieder zu seiner vorigen Pflanzstätte gelange und festen Bestand daselbst gewinne. Nunmehr aber ist auch die Zeit gekommen, wo wiederum Magier aus dem Morgenlande den Stern sehen, den hier der von dem Gebirge gegen den Aufgang (Kap.23, 7) herbeigerusene Seher zu schauen bekommt; sie dürfen sagen: »Wir hab en gesehen,« während Bileam nur zu sagen·vermag: »Ich sehe ihn, aber Jetzt nicht; ich schaue ihn, aber nicht von nahe-« Indessen ist hierbei zu beachten, daß der Stern der Weisen nur der Verkünder der An- kunit Christi und der Wegweiser zur Stätte seiner Ge- burt war, der Stern dagegen, den Bileams prophetifches Augein fernerZukunft sah, war Christus selbst; beide sind Zeugnisfe vom Erscheinen Christi, dieser als Weissagung für die Zukunft, jener als Symbol für die Gegenwart- 499 v· V. 25. Mast) der vierten und letzten Æeissagung tren- nen sich beide, Balali und Bileam, von einander, ohne daß einer an dem andern seine Zblichten erreicht hätte; denn weder hat Italali eine Verflachung Ihgraelg erlangt, sondern nur von dessen Segen, auch von dem höchsten und herrlichsten gehört, noih hat Bileam für sein ehr- und geldgeizigeo Zier; eine Befriedigung gefunden, sondern nur Schimpf und Sihande geerntet. 25. Und Bileam machte sich auf, nnd zog hin; und kam wieder [wendete sich zurück] an fei- nen Ort [gen Pethor in Mesopotamiem ohne daß er jedoch je wieder wirklich dort angelangt wäre, vgl. Knie. sc, 8]; und Balat zog seinen Weg swoher er gekommen, nach Rabbath Mond, der Residenz- ftadt seines Neichs Kuh. 22, 35]. Nachdem der geldgierige Seher von der Höhe der Begeisterung, die ihn über sich selbst erhoben hatte, wie- der zurückgesunkem erfüllte sich sein Herz mit Haß und Ingrimm gegen Israel, an dem er so reichen Lohn der Ungerechtigkeit verdient haben würde, wenn er es hätte verfluchen dürfen. Auf dem Wege nach seiner Heimath sprach er erst bei den Aeltesten der Midianiter ein und verrieth diesen, vermöge seiner tiefen Einsicht in das Ver- hältniß Jsraels zu dem HErrn, die einzige Stelle, wo dies Volk, dessen Verflachung auch sie von ihm begehrt hatten, verwundbar sei, indem er sie beredete, die Jsrae- liten zur Theilname an dem scheußlichem mit frechen Un- zuchtssünden verbundenen Kultus des BaabPeor zu ver- leiten und so ihrem Gotte abwendig zu niachecy das; er sie müßte in die Gerichte seines Zornes dahin- und ihren Feinden Preisgeben (Kap. El, 16). Er wollte nun auch so lange bei den Midianitern bleiben, bis sein Rath von ihnen und den mit ihnen in Verbindung stehenden Moas bitern befolgt und ihm damit die Möglichkeit eröffnet wäre, doch noch zu dem zu gelangen, was Balak ihm in Aussicht gestellt. Indessen: »die Hoffnung der Heuch- ler wird verloren fein« (Hiob 8, 13); in dem Rachekrieg wider die Midianiteu den Mose noch kurz vor feinem Ende auf göttlichen Befehl ausführen läßt (Kap. 31), findet Bileam in deren Mitte seinen Untergang. Allem Anschein nach hat er, als er in diesem Kriege in die Hände der Jsraeliten gefallen war, deren Anführern, um sein Leben zu retten, die Kap. 22, 2—24, 24 mitgetheilte Geschichte und Weifsagung, wenigstens in ihren haupt- fächlichsten Umrifsen, erzählt, und der Geist Gottes hat hernach den Mose befähigt, sie vollftändig und treu sei- nen Büchern einzuverleibenz seine Absichten aber hat Bi- leam auch jetzt nicht erreicht, sondern er gilt noch im neuen Testament wegen seines teuflischen Rathes als Exem- pel eines falschen Propheten und als Vater aller Volks- verderber im geistlichen Sinne (2. Petri 2, 155 Juda U; Offenh Z, 14). —- ,,Ach, wie viel Wahres kann man mit Bileam sehen, bezeugen und glauben, ohne doch innerlich durch die Wahrheit frei gemacht zu sein; wie gut kann man des HErrn Willen wissen, ohne doch die- sen Willen zu thun; wie oft kann man der Stimme vom Himmel gelauscht haben, und dennoch auf dem Wege zur Hölle wandeln! (v. Oosterzee.) Das 25. Kapitel. Yibgötterei und Hurerei wird ernstlich bestraft. I- U. 1—18. Kaum ist Israel durch die Macht des Mit-m vor dem xluihe Ziileamüi bewahrt und in dessen von Gott ihm eingegebenen Ipriichen über alle Beiden erhoben und 32’·· 500 als das herrlichste und gesegnetstealler Udllier gepriesen worden, da stillt es, des Bandes seines Gottes vergessend, in die Stricke heidnisiher älerfuhrunm nimmt an den bdpferfesten des Paul-Year Theil und lieflerlit sieh durch greulishe tlnkuclitssiinden Schon ist dariiber der Bot« des Ihbkrrn entbrannt und das Gericht angegangen, da treibt der Fürst eines Waterhauses der Simeaniter die Gottesverattitung und Sthamlasiglieit auf’s Zeuhersw aber Ilinehaz dersahn des Zjahenpriesiers Gleasay durchbohrt ihn und seine midianitisihe Buhlerin mit deni Spiefk und hemmt damit den weiteren Verlauf des zwiefachen, iilier das Voll: uerhänglen Itrafgeristztiiz Dort; noch. hat ganz Israel den heiligen Eifer des Ilinehas thatsachliitj sich ankueignenz es wird ihm daher geboten, einen Vermeh- tungslirieg wider die Zllidianitey die das Zlnheil auf Bileam’s Rath und unter Zuithilfe der Moabiter an- geftiftet haben, zu unternehmen. 1. Und Israel wohnete snach Beendigung seiner vierzigjährigen Wanderung im Gefilde der Moabiter oder] in Slttim sbis wohin sich das La- ger von Beth-Jesimoth aus erstreckte] Und das Volk [von dem, was Balak gethan, um mit Hilfe Bileam’s seinen Untergang herbeizuführen Kap. 22, 2 ff., und von dem teuflischen Rathe, den hernach Bileam den Aeltesten der Midianiter gegeben, wie es könnte auf andere Weise zu Grunde gerichtet werden Käse. 31, 16, nichts ahnend, ließ, von seiner Fleischeslust bethört, in die ihm gestellten Netze mit leichter Mühe sich verlocken und] hub an zu huren mit der Moabiter Töchtern, 2. Welche [auf Balaks und seiner Fürsten Veranstaltung in’s israelitische Lager kamen und] luden das Volk zum Opfer ihrer Götter [bei der Gelegenheit würden sie denn, so ließen sie den Ge- ladenen merken, sich ihnen Preisgeben; denn solches sich Preisgeben der Jungfrauen an die Männer ge- höre mit zu der Art, wie man bei ihren Opfer- festen den Göttern zu dienen pflege]. Und das Volk [der Einladung folgend] aß [nahm zunächst an den Opfermahlzeiten der Moabiter Theil], und betete ihre Götter an [und wurde darauf auch zu den sich daran anschließenden Werken der Hurerei und Unzucht zugelassen] Z. Und Israel hclngete stch an den Paul-Peor [der Dienst, womit die Moabiter ihren Götzen Bank: Peor verehrten, gefiel Jsrael ganz wohl, und war das Volk geneigt, ihn ganz gegen den eigenen Got- tesdienst, den der HErr ihm verordnet und der eben so sehr ein Dienst der Gerechtigkeit war, wie jener ein Dienst der Sünde, zu vertauschen]. Da er- grimmte des HERRn Zorn über Israel ldaß sein olk also sich ließ ihm abwendig machem er ver- hängte eine Plage über dasselbe, welche ihrer viele plötzlich dahinraffte V. 8 f., vgl. Kap. 14, 37; 17, 11]. 4. Und [der HErrJ sprach zu Mose lals die Plage eben am heftigsten wüthete]: Nimm alle Ober- sten des Volks Zusammen, daß du ihnen in meinem 4. Mose 25, 1—13. Namen verkündigesh was geschehen soll mit denen, die so schwer sich an mir versündigt und die Greuel mitgemacht haben] und hänge sie [die noch übrigen Hauptschuldney soweit sie nicht in der Plage be- reits umgekommen sind, nachdem du sie hast nieder- hauen lassen] dem HERRU an die Sonne [an ein Holz, wo sie dann als Verfluchte des HErrn bis zu Sonnenuntergang hängen bleiben mögen 5. Mos. 21, 22 f.], auf daß [durch ein solch ernstes Ein: schreiten von deiner und der Obersten Seite] del? grimmige Zorn des HERRU von Israel gewandt werde [und die über das Volk verhängte Seuche könne wieder zurückgenommen werden, damit sie nicht das ganze Volk aufreibe]. 5. Und Mose sals er die Obersten um sich versammelt und Gottes Gebot ihnen kund gethan] sprach zu den sin der Versammlung mit anwesenden] Richteru Israel [zu dem Richter-Kollegium, das auf Jethrcks Rath 2. Mos. 18, 13 ff. in Jsrael eingerichtet worden war und dem jetzt in Gemäß- heit ihres Amtes das Werk des Niederhauens und Aufhängens zugetheilt werden sollte]: Erwürge ein jeglicher seine Leute [diejenigen von den unter sei- ner Gerichtsbarkeit stehenden zehn oder fünfzig oder hundert oder tausend Männern 5. Mos. I, 15 ff], die sich an den Bad-Peor gehänget [und des Fre- vels, um dessen willen die Plage das Volk getroffen, besonders schuldig gemacht] haben. Die neuere Geschichte erzählt, als mit der größten Leichtigkeit und in aller Bequemlichkeit, mit Dinte auf Papier geschrieben; die alte Geschichte spricht, als ob sie ihre Worte mühsam und langsam mit ehernem Griffel in Felsen gehauen hätte. Jene erzählt daher mit unend- lichen Worten und mit unermeßlicher Ausführlichkeih diese deutet nur an, und wählt und zählt Worte und Süden, Einfalt und Kürze ist der Charakter der alten Geschichte. Jn ihrer Einfalt würde sie Geräusch und Schimmer vie- ler Worte freiwillig verschmäht haben, wenn sie auch nicht schon durch die Mühe und Beschwerde der Darstel- lung wäre gezwungen worden. (Menken.) Dieser große Unterschied alter und neuer Geschichte tritt uns beson- ders in der vorliegenden Erzählung recht auffällig ent- gegen, deren Verständnis; viel Ergänzungen und Zwischen: gedanken erforderlich macht; was dazu sonst noch zu wissen nöthig ist, wollen wir in dem jetzigen Nachtrag bemerken. Mit seinem Rathe, die Kinder Israel durch Verlei- tung zum heidnischen Götzendienst gegen ihren Gott bund- brüchig zu machen und so deren Verwerfung herbeizu- führen, hatte Bileam, wie wir in Arm. zu Kap. 24, 25 sahen, sich zunächst an die Midianiter gewendet, denn mit Balak durfte er nicht mehr unmittelbar verkehren; bei ihrer engen Verbindung mit den Moabitern aber war es so gut, als hätte er diesen selbst den Anschlag eingegeben, sie sind es daher auch, welche die Ausführung desselben be- werkstelligen. Die Höhe des Berges Peor, auf welcher der Fluchprophet zuletzt gestanden (Kap· 28, 28), war dem Bank: Peor geweiht und lag dem israelitischen Lager sehr nahe; dorthin nun laden die moabitischen Mädchen die israeliti- schen Männer zu einem Opferfesr In welcher Beziehung dieser Paul-Peor zu dem Kap.21,29 genannten National- gott der Moabiter, dem Camos, steht, ob er ein und die- selbe oder eine von ihm verschiedene Gottheit war, das Jsraels Bestrafung wegen Abgötterei und Hurerei mit der Moabiter Töchtern. näher zu untersuchen ist nicht unsers Orts; wohl aber er- kennen wir, wie in dem heidnischen Götzendienst Grausam- keit und Wollust aufs Engsie mit einander verbunden und die heiligsten Familienbande für nichts geachtet sind, denn während der Camos- oder Molochs-Cultns in Kinder- opfern bestand (3. Mos. 18,21 Anm.), wurde der des Baal-Peor in scheußlicher Unzucht begangen (nach den Rabbinen hängt der Name Peor mit WO = sipetiriz Seil. hymenem virgineum, zusammen) — Daß von To- desstrafen im mosaischen Gesetz nur zwei, die Tödtung durchs Schwert und die Steinigung, verordnet sind, zur Verschärfung derselben aber in einzelnen Fällen auch das Verbrennen des Leichnams oder das Aufhängen an einem Baum oder Pfahl hinzukommt, wurde schon zu Z. Mos 20, 2 u. 14 bemerkt. Letzteres ist eine Art der Kreuz-zi- gung, nur daß sie eben nicht bei lebendigem Leibe, son- dern nach bereits vollzogener Hinrichtung geschah. Die Kreuzigung Christi dagegen war eine durchaus römische Todesstrafh die für die schmerzhafteste und schmählichste Todesart galt (infe1ix lignmiy infamis stipes: Liic l. 263 Miuur fes-l. Ost. cp. 9), nur über schwere und ge- meine Verbrecheiz als Straßenräubey Meuchelmördey Fälscher, Diebe, Aufrührer, besonders über Selaven ver- hängt wurde (servi1e supp1icium: For. Saat. l, Z, 80 bis 83; cic- ju var. V, 66 ), und in dreifacher Kreuz- s2e7rm3zur Ausführung kam. Mehr darüber s. zu Matth - 6. Und siehe, ein Mann ans den Kindern Israel [und zwar der Fürsten einer, Simri mit Namen V. 14, sich weder vor Gott fürchtend, noch vor keinem Menschen scheuend] kam [während die Richter eben anfingen, ihren Auftrag V. 5 aus- zurichten], und brachte unter seine Brüder [in das israelitische Lager hinein] eine Midianiiin [die Fürstentochter Casbi V. 15], und ließ Mose [der bei der Stiftshütte mitten im Lager sich befand] zusehen [wie er sie nach seinem Zelte führte] und kebensoj die ganze Gemeine der Kinder Israel, die da [voll Schrecken und Entsetzen über die sich voll- ziehenden Strafgerichte zusammengelaufen waren und] ioeineten vor der Thür der Hütte des Stifts sdaß der HErr seine strafende Hand wolle wieder zurückziehen und Gnade vor Recht ergehen lassen]. Mit unerhörter Frechheit und frivoler Verachtung des HErrn und seiner Gemeine wagte er also jene Greuel des heidnischen Götzendienstes in das Lager selbst hinein zu verpflanzen und so den Ort, da Gott mit seinem Hei: ligthum wohnte,auf’s Schmählichste zu verunreinigenz die Sünde der Andern war doch wenigstens außerhalb des Lagers bei den Moabitern geschehen. 7. Da das sahe Pinehas, der Sohn Gleasan des Sohnes Anton, des snunmehrigen Hohen-] Priesters [Kap. 20, 28, in welchem jetzt der von den Leviten am Sinai bewiesene Eifergeist 2. Mos 32, 25 ss. auflebte], stund er auf aus der Ge- meine sunter der er mit weinete vor der Thür der Hütte des Stifts], und nahm einen [aus seinem Zelte herbeigeholten] Spieß in seine Hand. 8. Und ging dem israelitischen Manne nach, hinein [in dessen Zelt] in den Hurenivinkel fin das hintere Gemach, woselbst er seiner götzendienerischen 501 Brunst fröhnte], und diirihstach sie beide, den is- raelitischen Mann und das Weib, durch ihren Bauch. Da hütete [sofort] die Plage auf von den Kindern Israel. . · Es wirkte hier des Pinehas, als des künftigen Hohen- priesters, heiliger Feuereiser ebenso deckend und sühnend, wie in Kap. 16, 47 das Räuchern Aaron’s; jetzt durften denn auch die Richter (V. Z) des Niederhauens und Hän- gens genug sein lassen, damit der Uebrigen geschont würde, die sonst noch ihrer Hand erlegen wären. Für »Harm- Winkel« steht im Grundtext: hinein-da, spanisch alt-over (Alkoven); es steht hier von einem eigenen, zum Dienste des BaabPeor eingerichteten Gemachex in Jes. IS, 24 ist von ,,Bergkirchen«, d. i. von Lustzelten oder Huren- kapellen die Rede, in denen das schändliche götzendieim rische Treiben vor sich ging. 9- Und es wurden getödtet in der Plage vietundzwanzigiauseud [23,000 raffte die Plage selbst hinweg 1. Corinth. 10, 8, eintausend aber erlagen den Streichen der Richter] Auf diese Eiferthat des Pinehas, sowie auf das, was Samuel und Mattathias (1- Sam. 15, II; l. Makk 2- 24 ff.) Aehnliches vollbrachten, grtindete hernach die zur Zeit des neuen Testaments bei den Juden bestehende Sekte der Zeloten oder Eiferer das Recht, das sie sich beilegten, in Dingen, die die Ehre des HErrn betrafen, wenn durch freche Verleugnung und Verachtung theatra- tischer Jnstitute und Interessen diese selbst gefährdet schie- neu, eigenmächtig und dem Triebe ihres Eifers folgend, rächend einzuschreitem Dieser Partei gehörte» ursprüng- lich Simon von Cana (Matth. 10, 4) oder Simon Zelt;- tes (Luk. S, 15; Apostg·1, 13) an; ebenso war die Steint- gung des Stephanus und die Betheiligung des Saulus dabei, so wie das, was dieser mit den Christen zu Da- maskus vorhatte (Apostg. 's, 56 ff; 9,1, u- 2)- Eins ZE- lotenthat (Zelotismus). 10. Und der HERR knachdem er iv der Plage ein Ziel gesteckt hatte] redete mit Muse und sprach: 11. Pinehas, der Sohn Elcasay des Sohns Anton, des Priesters, hat meinen Grimm »von den Kindern Israel gewendet, durch seinen Eifer um mich, daß ich nicht in meinem [Zornes-] Eifer [der schon angefangen hatte zu wüthen] die Kinder Israel [völlig] vertilgen- 12. Darum sage [mache ihm und dein ganzen Volke in meinem Namen kund]: Siehe, ich gehe ihm meinen Bund des Friedens ksteile ihn m ein besonders nahes Verhältnis; zu mir, das viel Heil und Segen für ihn zur Folge haben soll]; 13. Und er soll haben, und sein Same nach ihm, den Bund [die gewisse Zusagej eines ewigen Priesierthums [so daß bei seinem Stamme die hohepriesterliche Würde für alle Zeiten bleiben soll], darum, daß er für seinen Gott geeifert und die Kinder Israel versöhnet hat [und dadurch recht deutlich an den Tag gelegt, wie lebendig in ihm das Bewußtsein von dem Wesen und Beruf des hohepriesterlichen Amtes 2. Mos. 28, I. Anm. sei]. Pinehas selbst sehen wir hernach (Richt. 20, 28) als Hohenpriester fungirenz bei seinen Nachkommen Abisua, 502 4. Mose 25, 14—18. 26, 1-—26. Buki und Usi (1. Ehren. 7, 4 f. Gsra 7;4 f.) verblieb das Amt wirklich, bis es im J. 1155 auf den schon 58jährigen Eli und in diesem auf die Linie Jtham ar tlberging (vgl. Anm- zu Nicht. 8, 27). Seitdem dann durch die Tren- nung der Bundeslade von der Stiftshiitte zwei Heiligthisu mer existirten, gab es auch zwei Hohepriester (Jos.18, I Anm;); dem machte Salomo ein Ende durch Abjathaiks Absetzung so daß Zadok aus Eleasans Geschlecht alleini- ger Fzohepriester wurde (1. Kön. L, 26 f. 35). Die Nachkommen des letzteren behielten die Würde bis nach der babylonischen Gefangenschaft, und selbst die im mac- eabäifchen Zeitalter erwähnten Hohepriefter Jonathan und Simon (1. Mace. 10, 20 f.; 14,35. 41) gehörten zur Linie Elcasar (1. Mace. 2,1 ff.), obgleich schon unter Judas Maeeabäus die Syrer einen Versuch zur Durchme- chung der rechtmäßigen Folge gemacht hatten, indem Alci- mus zwar zu Aarons Nachkommenschaft gehörte, nicht aber von Eleafar abstammte (1. Ware. 7, 5ff.). Erst die Tyran- nei Herodes des Gr. vernichtete die gesetzliche Ordnung; er übertrug das Amt auch gemeinen Priestern und setzte nach Belieben Hohepriester ab und ein, so daß von ihm an bis zur Zerstörung Jerusalems 28 Hohepriester fungirt haben «(s. Schlußbemert zum 1. Maeeabäerb Nr. II, c). Nunmehr sollte aber auch das altteftam Hoheprieften thum ein Ende nehmen und an seine Stelle ein anderes treten (Ps. 106, 31 Anm.). 14. Der israelitifche Mann aber, der [von PinehaZJ crschlagen [getödtet] ward mit der Midia- nitin, hieß Simri, der Sohn Salu, ein Fürst im Hause des Vaters der Simeoniter füber ein Vaterhaus 2. Mos· s, 14 des Stammes Simeon]. 15. Das midianitifche Weib [aber], das auch erschlagen ward, hieß Casbh eine Tochter Zur, der ein Fürst war eines Geschlechts unter den Midia- nitern [und hernach mit den andern vier Königen dieses Volkes umkam Kap. 31, 8]. 16. Und der HERR redete [ferner] mit Mose, und sprach: 17. That den Midianitern Schaden [an ihrem Leibe] und fchlaget sie [indem das ganze Volk denselben heiligen Eifer, mit welchem Pinehas die Schuld gesühnt hat, anziehet wie einen Har- nisch Jef. 59, 15; Weish. 5, 18]; 18. Denn sie haben euch Schaden gethan [an eurer Seele] mit ihrer List, die sie euch ge- siellet haben durch den Peor, und durch ihre Schlvester [Volksgenossin] Casbi, die Tochler des Fürsten der Midianitey die erschlagen ist am Tage der Plage, [welche] um des Peors willen füber euch kam] und die Plage darnach kam [diefe letzteren Worte bilden den Anfang des folgenden Kapitels und sind in Verbindung mit dessen 1. Verse so zu übersehen: Es geschah aber nach der Plage, daß der HErr fprach zu Mose und Eleasar u. s. w.]. Warum allein gegen die Midianiter, und nicht auch gegen die Moabiter, ein Rachei und Vernichtungskrieg unternommen werden soll, obgleich deren Töchter doch auch bei der Berführung Jsraels zum Speers-Dienst be- theiligt gewesen, hat darin seinen Grund, daß jene den ganzen bösen Handel angestiftet und in der schamlofen Frechheit ihrer Ftirstentochter auf die Spitze getrieben hatten; in den Moabitern aber wurde zur Zeit noch die Verwandtschaft mit Jsrael geschaut. Das 26. Kapitel. Ya- jüdifche Yokli wird von neuem gezählt. II. II. 1—65· Ibevor aber Israel zum heiligen Rache- lirieg wider die Illidianiter ausziehen kann, muss es in seiner maffenfähigen Illannsrhaft wieder zu einem Heere des Mlrrn werden, wie vormals am Sinai (vergl. Eint. zu Frau. 1); denn die Leiber derer, die damals gemusiert wurden, find inzwischen verfallen in der Wüste. Daher wird jetzt eine neue Kühlung derer, die zwanzig Jahr alt sind und darüber, vorgenommen, der Stamm tleni aber um so mehr amh diesmal fiir sitt) besonders gezählt, als diese neue Zllufterung zugleich ebenfalls in engfter Be- ziehung fleht ku der künftigen Ilustheilung des gelobten Landes, bei welcher xleoi nicht unmittelbar betheiligtis’r. Die Ztlufterung ergiebt auf beiden Seiten kieiulich die- selben Zahlen wie früher, von den damals Gemuslerten find aber nur noch blaleb und idosua am Leben. I. Und der HERR sprach zu Mose und Eleasar, dem Sohn des Priesters Aaron [der jetzt an Stelle seines Vaters das hohepriesterliche Amt bekleidete Kap. 20, 28]: 2. Nimm [auf] die Summa der ganzen Ge- meine der Kinder Israel [wie du schon einmal auf meinen Befehl am Berge Sinai gethan Kap. 1, 1 ff.], von zwanzig Jahren und drüber nach ihrer Väter Hiiusern [nach den verschiedenen Familien-Abthejlungen, in die sie vermöge ihrer Abstammung zerfallen], alle, die ilks Heer zu ziehen taugen in Israel. 3. Und Mose redete mit ihnen [den Kindern Israel, indem er ihre Stammfürsten zu sich be- schiedL sammt Eleasar, dem Priester, sund führte in Gemeinschaft mit demselben durch die Obersten des Volkes] in dem Gefilde der Moabiter an dem Jordan gegen Iericho sdiefe zweite Mufterung aus. Dabei wurden denn aufgezeichnet], 4. Die zwanzig Jahr alt waren und drüber [ganz in derselben Weise-J, wie der HERR lschDU bei der ersten Musterung Kap. l] Mose geboten hatte, und den Kindern Israel, die aus Egypten gezogen waren [diese stellten fich damals zur Muste- rung, jetzt aber kam das jüngere Geschlecht an die Reihe] 5. Raben, der Erstgeborne Israel fmachte wiederum den Anfang] Die Kinder Ruben aber waren [vgl. 1. Mof. 46, 9]: Hanoch, von dem das Geschlecht der Hanochiter kommt; Pallu, von dem das Geschlecht der Palluiier kommt; 6. Hezron, von dem das Geschlecht der Dez- roniter kommt; Charmh von dem das Geschlecht der Charmiter kommmt. 7. Das find die Geschlechter von Raben, und ihre Zahl war drei und vierzig tausend sieben Neue Zählung der waffenfähigen Mannschaft in Israel. 503 hundert und dreißig [43,730 — beider ersten Zählung 46,500 Kap. 1, 21]. 8. Aber die Kinder Pallu waren Eliabz I. Und die Kinder Eliab waren Nemueh und Dathan, und Abiram Das ist der Dathan und Abiram, die Bornehmlichen in der Gemeine, die fich wider Mose und Aaron auflehnten in der Rotte Korahz da sie sich wider den HERRn ansieh- neten, 10. Und die Erde ihren Mund aufthat, und sie verschlang mit Korah, da die Rotte starb; da das Feuer zwei hundert und fünfzig Männer fraß, nnd wurden ein Zeichen [zur Warnung für Andere]. 11. Aber die Kinder Korah starben nicht [Kap. 16, 1—-35]. Es werden hier auch die einzelnen Gefchlechier der verschiedenen Stämme aufgezählt, was in Katz. 1 nicht ge- schah; das hängt damit zusammen, daß das Verzeichniß zugleich zur Vorarbeit für die nun bald erfolgende Be- sitznahme Canaans und die Vertheilung des Landes unter die Stämme und Geschlechter Jsraels dienen soll. Jn der Sonderung Jsraels nach Stämmen, Gefchlechterm Familien und Hauswirthen (2. Mos. S, 4 Anm.) find beide Einseitigkeiten überwunden, die einer Stamm- verfassung, bei der es die Stämme niemals zu einem staatlichen Gemeinwesen bringen oder auch auf der Stufe der bloßen Horde verharren, und die einer Staats-form, in welcher das Leben des Hauses und eben damit ein we- fentliches Stück menschlicher Bestimmung dem Staatszrveck zum Opfer gebracht wird; beide Formen, das Haus und das Reich, sind gleich von vornherein so angelegt, daß sie fich gegenseitig durchdringen und einschließen, und beweist fich auch hierin Gottes Leitung in der Gestaltung des israelitifchen Gemeinwesens 12. Die Kinder Simeon in ihren Ge- schlechtern waren: Nemuei [oder Jemuel vgl. 1. Mos. 46, 10], daher kommt das Geschlecht der Nemueliterz Jamin, daher kommt das Geschlecht der Jaminiterz Jachin, daher das Geschlecht der Ja- chiniter kommt; 13. Serah soder Johar], daher das Ge- schlecht der Serahiter kommt; Saul, daher das Geschlecht der Sauliter kommt sder dritte Sohn Simeon? aber, Gad, hinterließ kein Geschlechts 14. Das sind die Geschlechter von Simeon, zwei und zwanzig tausend und zwei hundert [22,200 — bei der ersten Zahlung 59,300 Kap. 1, 23]. Diese große Abnahme des Stammes Simeon (um 3'7,100 Mann) hat wohl ihren Grund darin, daß der Stamm bei dem Götzendienst des Vaal-Peor am meisten betheiligt gewesen und von ihm eine große Zahl streit- barer Männer in der Plage Kap. 16 umkam; gehörte doch auch jener israelitische Mann, den Pinehas wegen seiner frechen Greuelthat erstach, den Simeonitern an. 15. Die Kinder Gad in ihren Geschlechtern waren [1. Mos 46, 16]: Ziphon [Ziphion], daher I das Geschlecht der Ziphoniter kommt; Haggi, da- her das Geschlecht der Haggiter kommt; Suni, da- s her das Geschlecht der Suniter kommt; Its. Osni soder Ezbor vgl. Anm. zu 1. Mos 46, 13], daher das Geschlecht der Osniter kommt; Eri, daher das Geschlecht der Eriter kommt; 17. Arod [Arodi], daher das Geschlecht der Aroditer kommt; Ariel, daher das Geschlecht der Arieliter kommt; 18. Das find die Geschlechter der Kinder Gad, an ihrer Zahl vierzig tausend und fünfhun- dert [40,500 — bei der ersten Zählung 45,650 Kap. 1. 25]. 19. Die Kinder Inder, [von ihnen mußten die zwei ältesten] Ger und Onan, welche beide [kinderlos] starben im Lande Canaan [1. Mos. Katz. 38, und also keine Geschlechter begründeten, in Abzug gebracht werden]. 20. Es waren aber die Kinder Jnda in ihren Geschlechtern Diejenigen, nach denen die Geschlechter dieses Stammes gerechnet wurden]: Sela [Juda’s dritter Sohn], daher das Geschlecht der Selaniter kommt; Perez, daher das Geschlecht der Pereziter kommt; Serah, daher das Geschlecht der Serahiter kommt sletztere beiden Söhne wurden dem Juda als Zwillinge von der Thamay seiner Schwieger- tochter, geboren I. Mos. 38]. Jn 1- Mos 46, 12 wird Perez darum ausgezeichnet vor den beiden andern, welche ebenfalls Geschlechter be- gründeten, weil er nach den Rechten der Leviratsehe in Ger? Stelle eintrat und also für den Erstgeborenen galt oder nach unsern Verhältnissen der Majoratserbe wurde. Seinem Geschlecht gehören hernach auch David und Chri- stus an, denn durch ihn ging die Verheißungslinie hin- durch (Matth. I, 1-—3). 21. Aber die Kinder Perez waren: Hezton, daher das Geschlecht der Hezroniter kommt; Damm, daher das Geschlecht der Hamuliter kommt. 22. Das sind die Geschlechter Juba, an ihrer Zahl sechs und siebenzig tausend nnd fünf hundert [76,500 —— bei der ersten Zählung 74,600 Kuh. I, 27; der schon damals volkreichste Stamm hatte fich also nicht blos auf seiner Höhe gehalten, sondern sogar noch um 1900 Mann zugenommen) 23. Die Kinder Jsaschar in ihren Ge- schlechtern waren [1. Mos 46, 13]: Thola, daher das Geschlecht der Tholaiter kommt; Phuva sPhuaL daher das Geschlecht der Phuvaniter kommt; 24. Jasub soder Job], daher das Geschlecht der Jasnbiter kommt, Simon, daher das Geschlecht der Simroniter kommt. 25. Das sind die Geschlechter Jsaschar, an der Zahl vier und sechszig tausend und drei hun- dert [64,300 — bei der ersten Zählung 54,400 Kap. 1, 29]. 26. Die Kinder Sebulou in ihren Ge- schiechtern waren [1. Mos. 46, 14]: Sered, daher das Geschlecht der Serediter kommt; Glon, daher das Geschlecht der Eloniter kommt; Jaheleel [Ja- leel], daher das Geschlecht der Jaheleeliter kommt. 504 4. Mose 26, 27—65. 27. Das sind die Geschlechter Schalen, an ihrer Zahl sechszig tausend und fünfhundert [60,500 — bei der ersten Zahlung 57,400,Kap. 1, 31]. 28. Die Kinder Joseph in ihren Geschlech- tetn waren [da Joseph selbst keinen eigenen Stamm bildete, sondern in seinen beiden Söhnen in zwei Stämme sich auseinanderlegte 1. Mos. 48, 57]: Manasse nnd Ephraim 29. Die Kinder aber Manasse sJosephs ersten Sohnes 1. Mos. 41, 511 waren: Machih daher kommt das Geschlecht der Machiriterz Ma- chir zeugete Gilead, daher kommt das Geschlecht der Gileaditer [Kap. 36, 4 Anm]. 30. Dies sind aber die Kinder Gtlead: Hie- ser [oder Abieser], daher kommt das Geschlecht der Ziissriterz Heut, daher kommt das Geschlecht der ee te T; 31. Viertel, daher kommt das Geschlecht der Asrieliterz Sichem [Sechem], daher kommt das Geschlecht der Sichemiterz 32. Smida [Semida], daher kommt das Geschlecht der Smiditer; Hei-her, daher kommt das Geschlecht der Hepheriter [Jos. 17, 2]. 33. Zelaphehad aber war Hephers Sohn, und hatte keine Söhne, sondern Töchter; die hie- ßen Mahela, Noa, Hagla, Milca und Thirza M. Das sind die Geschlechter Manasse, an ihrer Zahl zwei und fünfzig tausend und sieben hundert [52,700 — bei der ersten Zahlung 32,200 Kuh. 1, 35]. 35. Die Kinder Ephraim in ihren Ge- schlechtern waren: Suthela, daher kommt das Ge- schlecht der Suthelahiter; Becher, daher kommt das Geschlecht der Vechertterz Thahan, daher kommt das Geschlecht der Thahaniten 36. Die Kinder aber Snthela waren: Gran, daher kommt das Geschlecht der Eraniten 37. Das sind die Geschlechter der Kinder Evhraim an ihrer Zahl zwei und dreißig tausend und funs hundert [32,50o — bei der ersten Zäh- lung 40,500 Kap. I, 33].»« Das [was von V. 29 bis hierher angegeben worden] sind die Kinder Joseph [die, wenn der Stamm Levi mit in Betracht gezogen wird, zusammen nur für Einen Stamm gelten] in ihren Geschlechtern [V. 28]. V) Der Stamm hatte also gegen früher um 8000 abgenommen, während Manasse mehr als jeder andere Stamm, um 20,5()0 zugenommen — erst später sollte Ephraim den in Jakobbs Segen (1. Mos 48) ihm ver- heißenen Vorzug erlangen. 38. Die Kinder Benjamin in ihren Ge- schlechtern waren [1. Mos. 46, 21]: Bein, daher kommt das Geschlecht der Belaiterx Asbel, daher kommt dasGeschlecht der Asbeliterx Ahiram fab- gekurzt Ehr], daher kommt das Geschlecht der Ahi- ramiterz 39. Suvham [oder Mupim], daher kommt das Geschlecht der Suphamiterz Hupham [oder Hu- pim], daher kommt das Geschlecht der Huphamiten 40. Die Kinder aber Bela waren: Ard nnd Naeman, daher kommt das Geschlecht der Arditer und Naemaniten 41. Das sind die Kinder Venjamin in ihren Geschlechterm an der Zahl sicnf und vierzig tau- send uud sechs hundert [45,600 — bei der ersten Zählung 35,400 Kap. I, 37]. 42. Die Kinder Dan in ihren Geschlechtern waren [1. Mos 46, 23]: Suham [oder Husim], daher kommt das Geschlecht der Suhamiter. 43. Das sind die Geschlechter Dan in ihren Geschlechterm und waren allesammt an der Zahl vier nndsechszig tausend und vierhundert [64,400 — bei der ersten Zählung 62,700 Kap. 1, 39]. 44. Die Kinder Ass er in ihren Geschlech- tern waren [1. Mos 46, 17]: Jemna, daher kommt das Geschlecht der Jemniterz Jeswi [Jefui], daher kommt das Geschlecht der Jeswiterz Vria, daher kommt das Geschlecht der Briiten 45. Aber die Kinder Bria waren: Heber, daher kommt das Geschlecht der Hebriterz Melchiel [Mi1lchiel], daher kommt das Geschlecht der Mel- chie iter 46. Und die Tochter Asser hieß Sarah. 47. Das sind die Geschlechter der Kinder Asser, an ihrer Zahl drei und fünfzig tausend und vier hundert [53,400 — bei der ersten Zählung 41,500 Kap. I, 41]. 48. Die Kinder Naphtali in ihren Ge- schlechtern waren [1. Mos 46, 24]: Jaheziel [Jahzeel], daher kommt das Geschlecht der Jahezie- literz Guni, daher kommt das Geschlecht der Gu- niter; 49. Jezer, daher kommt das Geschlecht der Jezeriterz Sillem, daher kommt das Geschlecht der Sillemiter; 50. Das sind die Geschlechter von Naphtali. an ihrer Zahl fünf und vierzig tausend und vier hundert [45,400 —— bei der ersten Zahlung 53,400 Kap. 1, 43]. 51. Das ist [nun] die [Gesammt-] Summa der Kinder Israel, sechs mal hundert tausend, ein tausend sieben hundert und dreißig [601,730 — bei der ersten Zahlung 603,550 Kap. 1, 46]. 52. Und der HERR redete mit Mose lals dieser die Musterung der zwölf Stämme, die ja zugleich der künftigen Vertheilung des noch zu erobernden Landes Canaan zu Grunde gelegt werden sollte, voll- bracht hatte], und sprach: 53. Diesen sollst du [oder vielmehr, der nach dir dein Amt fortführen wird Kap. 27, 12——23] Der Stamm Levi. Gesetz von den erbberechtigten Töchtern 505 das Land ansiheilen zum Erbe [und bleibenden Be- sitz] nach der Zahl der Namen snach der Zahl der in jedem Stamme gezahlten Personen]. 54. Vielen [den viele Namen zählenden Stäm- men] sollst du viel zum Erbe geben, und wenigen wenig; jeglichen soll man geben nach ihrer Zahl. 55. Doch soll man das Land durch’s Loos theilen [damit ein jeder Stamm den ihm zufallen- den Besitz für das von dem HErrn ihm beschiedene Erbtheil erkenne und kein Neid und Streit unter den verschiedenen Stämmen entstehe Sprüchw. 16, 33; 18, 18]; nach dem Namen der Stamme ihrer Vater [Ruben, Simeon u. s. w. mit Ausschluß von Levi, an dessen Stelle Ephraim und Manasse tre- ten] sollen sie Erbe nehmen [jeder Stamm soll ein eigenes, an seinem Namen für immer haftendes Ge- biet zum Erbe erhalten, wie es das Loos ihm zuer- theilt]. 56. Denn nach dem Loos sollst du ihr Erbe austheilen, zwischen den vielen und wenigen [bei dieser Austheilung zwar die größere oder geringere Volkszahl jedes Stammes insofern in Anschlag brin- gen, als du darnach den Umfang des ihm zuzuthei- lenden Landesgebiets bemissest V. 53 f., wo aber dies selber liegen soll, das entscheidet, wie gesagt, das Loos]. 57. Und das ist die Summa der Leviten [denn nächst der Zählung der übrigen Stämme wur- den diese noch besonders für sich gemustert V. 62, vgl. Kap. 3, 14 ff.] in ihren Geschlechtern sin welche sie zerfielen]: Gerson daher das Geschlecht der Gersoniterz Kahath, daher das Geschlecht der Kahathiter; Meiari, daher das Geschlecht der Me- rariier [diese drei bildeten die Hauptgeschlechter]. 58. Dies sind [dann] die [weiter ab folgen- den vornehmsten] Geschlechter Levi sin die jene drei Hauptgeschlechter sich auseinander legten]: Das Geschlecht der Libniter [ein Zweig der Gersoniter Kap. 3, 21], das Geschlecht der Hebroniter [ein Zweig der Kahathiter Kap. Z, 27], das Geschlecht der Maheliten das Geschlecht der Musiter sbeides Zweige der Merariter Kap. Z, 33], das Geschlecht der Korahiter [ebensalls zu den Kahathiterm und zwar zu den von diesem Geschlecht sich abzweigenden Jezehariten Kap. Z, 27 gehörig, vgl. Anm. zu Kap. 16, Z. Ein drittes Geschlecht der Kahathiter aber, das der Amramiten Kap. Z, 27, bildete eine Ab- theilung für sich, nämlich den Stand der Priester, und ist deren Stammtafel diese]. Kahath zeugete Amram 59. Und Amram’s Weib hieß Jochebed, eine Tochter Lebt, die ihm geboren ward in Eghpten [nachdem das Haus Jakob dahin übergesiedelt war 1. Mos Kap. 4615 und sie gebar dem Amram [der ihr Vetter, oder wahrscheinlicher ihr Neffe war und nachmals ihr Ehegatte wurde] Aaron nnd Mose, und ihre Schwester Mirjani [2. Mos 6, 20]. 60. Dem Anton aber ward geboren Rahab, Abihn, Eleasar und Jthamar [»2. Mos. S, 23].» ist. Nadab aber und Abihu starben, da sie fremd Feuer opserten vor dem HERRU [3. Mos 10, 1 ff.]. · 62, Und ihre sder sämnitlichen Kinder Levi] Summa war drei und zwanzig tausend [23,090], alle Männlein, von einem Monden an und druber [vgl. Kap. Z, 15 — bei der ersten Zählung 22,000 oder nach anderer Auffassung» 22,300 Kaki. 1,.Z9]. Denn sie wurden nicht gezahlt unter die Kinder Israel [mit den übrigen Stämmen V. 5—-51 zu- sammen]; denn man gab ihnen kein Erbe unter den Kindern Israel [sondern es sollten ihnen blos einige Städte in den verschiedenen Stammgebieten überlassen werden Kalb. 35, 1——8, ihre Musterung fiel daher unter einen anderen Gesichtspunkt, als die der übrigen Stämme, die in Beziehung zu der künftigen Vertheilung des Landes stund]. 63. Das [die zu V. 51 sowohl, wie die zu V. 62 angegebene Zahl] ist die Summa »der Kinder Israel, die Mose und Eleasar, der Priester, zahle- ten im Gefilde der Moabiter, an dem Jordan gegen Jeiichoz 64. Unter welchen saußer den uachher zu nennenden Beiden] war keiner ans der Summa, da Mose und Anton, der Priester, die Kinder Israel zähleten in der Wüste Sinai ldas alte Geschlecht war vielmehr nun gänzlich dahingerasftKap.21,12]. 65. Denn der HERR hatte ihzien gesagt, sie sollten des Todes sterben in der Wuste [Kap. 14, 22 f.]. Und blieb keiner übrig, ohne Caieb, der Sohn Jephunnq und Josua, der Sohn Nun [wie der HErr das ebenfalls schon damals voraus- gesagt hatte Kap. 14, 24. 30]. Das N. Kapitel. Gesetz von Erbgüteriu Josua an Moses; gitatk znin Zsürsien des Borsier- geordnet. 1l1. n. 1—11. nie zngckikn mit nkkikyung danke-kuns- tige Vertheilung des Landen oorgenommene Zllusterung giebt Veranlassung zu einer gesetziinsen Bestimmung in Iiietreff der Grbfolgr. Ein You-Vater vom Stamm Manasse, der mit dem vorigen Geschlecht in der Wüste gestorben, hat nämliih eine Anzahl Gärtner, aber lieine Söhne hinter-lassen. Auf deren Antrag, in das Erbe des Vater einzutreten, verordnet der Mino-r, daß alter- dings Töchter überall da den Besitz des Vaters über- nommen und sein Geschlecht fortfiihreu sollen, ino nein Sohn vorhanden. 1. Und die Töchter Zelaphehad, des Sohn’s Hephey des Sohn’s Gilead, des Sohns Machir, des Sohns Manasse, swelche oben Kap. 26, 33 506 4. Mose 27, 1——-21. bei der Musterung der 12 Stämme] unter den Geschlechtern Manasse, des Sohns Joseph kbereits erwähnt wurdens mit Namen Mahela, Noa, Hagla, Milea und Thirza, kamen sals die göttliche Verodnung in Betreff der Austheilung des Landes Katz. 26, 52—56 beim Volke bekannt wurde] herzu, . 2. Und traten vor Mose nnd vor Eleasar, den [Hohe-] Priester, nnd vor die Fürsten nnd ganze Gemeine, [die mit einander] vor der Thür der Hütte des Stifts [versammelt waren, um weiter über die künftige Vertheilung, namentlich wohl auch über den Umfang des jedem Stamme in Gemäßheit seiner größeren oder geringeren Volkszahl zuzuerkennenden Gebiets zu verhandeln], nnd sprachen: s. Unser Vater ist sgleich den Andern, die das erste Mal gezählt wurden Kap. 26, 63 ff.] gestorben in der Wüste, nnd war nicht mit unter der Gemeine, die sich wider den HERRn empöreten in der Rotte Korah [Kap. 16, 1—35, so daß er für einen Verbannten gelten dürfte, dessen Ge- schlecht und Gedächtniß für immer ausgerottet wäre CUs der GEMEINER sondern set] ist an seiner Sünde [wegen der allgemeinen menschlichen Siindhaftigkeitz die ihn in die Verschuldung des ganzen Volks verwickelt hat Matth 9, 21 Amen] gestorben, und hatte keine Söhne [die seinen Namen fortführen könnten]. 4. Warum soll denn [nun, da er ja in uns, seinen Töchtern, nicht kinderlos verstorben ist] unsers Vaters Name unter seinem Geschlecht [dem der Gileaditer nah. 26, 29 f.] untergehen, ob er wohl keinen Sohn hat? Gebet uns sbei der Aus- theilung des Landes] auch ein Gut unter unsers Vaters Brudern [damit durch uns sein Gedächtniß er- halten werde und sein Geschlechtnicht gar untergehe]. Allem Anschein nach hatte bis dahin das Herkom- men bestanden, daß in Ehem wo die Frauen ein liegen- des Besitzthum als Mitgift eingebracht, diejenigen Söhne, welche dasselbe zu ihrem Erbe bekamen, in das Geschlecht ihres Großvaters von mütterlicher Seite, und nicht in das des Großvaters väterlicherseits eingetragen wurden; dies Herkommen nun wollen jene fünf Töchter Zelaphe- had’s auf die neuen Verhältnisse in Canaan übertragen und mit Beziehung auf ihren Fall erweitert wissen. Sie wollen an Stelle ihres Vaters, der keinen Sohn und somit keinen Vertreter seines Namens hat, mit dem ihm gebührenden Antheil am heiligen Lande bedacht sein; ihre künftigen Männer würden dann in ihr Geschlecht eintreten und für Söhne ihres Vaters gerechnet werden und so dessen Gedächtnis; erhalten in der Gemeine. Wie sehr ihr Anspruch den göttlichen Absichten entsprach, geht aus der nachfolgenden Billigung von Seiten des HErrn hervor; denn es war Gottes Absicht, daß jedes einzelne Familienhaus unter den Geschlechtern seines Stammes einen bestimmten Antheil am Lande als sein Erbe em- pfangen sollte, dies sollte dann als fester Besitz dem Hause verbleiben und durfte nicht eigentlich verkauft, sondern nur auf bestimmte Zeit, bis zum Erlaßjahre, verpachtet oder verpfändet werden (5. Mos. 25, 28 Anm.). 5. Mose brachte ihre Sache [die er nicht selbst entscheiden wollte, damit er sich recht treu auch im Kleinen und Geringen erweise Kap. 12, 7] vor den HERRU [indem er in die Hütte des Stifts an die Stätte sich begab, von welcher ihm göttliche Antwort auf jede einzelne Frage zu Theil werden sollte 2. Mai. 25, 22]. 6. Und der HERR sprach zu ihm svom Gnadenstuhl zwischen den zween Cherubim Kap. , 9]: 7. Die Töchter Zeiaphehad haben ruhige- redet; du sollst ihnen [eben sowohl, als wenn sie Söhne wären] ein Erbgnt unter ihres Vaters Brüdern sden Gileaditerkij geben, und sollst ihres Vaters Erbe swas dieser erhalten haben würde, wenn er selbst noch am Leben wäre] ihnen szu gemeinschaftlichem Besitz] zuwenden. 8. Und sage den Kindern Israel saus daß sie wissen, wie sie in alle dergleichen Fällen zu verfahren haben]: Wenn jemand stirbt, und hat nicht Söhne, so sollt ihr sein Erbe seiner Tochter zuwenden. 9. Hat er keine Tochter, so solltihr’s seinen Brüdern geben. 10. Hat er keine seigenenj Brüder, sollt ihr’s seinen Vettern [den Brüdern seines Vaters] geben. 11. Hat er nicht Vettern, sollt ihrs seinen nächsten Freunden geben, die ihm angehören in seinem Geschlecht [den nächsten unter seinen Ag- naten — Schwertmagen — oder Blutsverwandten von väterlicher Seite], daß sie es einnehmen [die Blutsverwandten mütterlicher Seits dagegen — Cognaten oder Spillmagen — sind von dieser Erbberechtigung ausgeschlossen]. Das [was hier- mit von Gott selbst bestimmt und von Mose seinem Gesetzbuche an dieser Stelle einverleibt worden ist] soll den Kindern Israel ein Gesetz und Recht sein [in Betreff der Erbfolge], wie der HERR Muse ge- boten hat [es ist eben nicht des Mose eigene Verordnung, sondern eine göttliche Satzung, die gewissenhaft beobachtet werden muß]. Der Besitz von Grund und Boden, welchen Jsrael durch’s Loos als ein Lehn von Gott, dem eigentlichen Eigenthumsherrn des Landes, empfing, sollte wie bereits bemerkt, ein unveräußerliches Gut der einzelnen Familien sein und bleiben. Dieser Besitz ging nun von dem Vater auf seine Söhne in der Weise über, daß der Erstgeborene ein Doppeltheih die übrigen Söhne aber nur einfache gleiche Theile erhielten; also z. B. bei fünf vorhandenen Söhnen erbte jener J, vom gesammten väterlichen Ver- mögen, während seinen Brüdern jedem nur V« zufiel, doch hatte er als Haupt der Familie nicht nur die alternde Mutter bis zu ihrem Tode, sondern auch die noch ledigen Schwestern bis zu ihrer Verheirathung in seinem Hause mit Nahrung, Kleidung und sonstigem Bedarf zu versorgen. Hierfür wird hernach (5. Mos 21, 15—17) bestimmt, daß bei zwei Frauen, von denen der Vater die eine lieber hat als die andere, er nicht den später ge- Josua wird an Mose’s Statt zum Fürsten des Volks gewählt. 507 borenen ersten Sohn der geliebten Frau dem älteren Erst- geborenen der gehafzten vorziehen darf, er muß vielmehr das Erstgeburtsrecht mit den zwei Theilen seines ge- sammten Eigenthums dem Erstlinge seiner Kraft unge- schinälert lassen. Jn unserer Stelle nun handelt es sich um den Fall, daß jemand ohne Söhne stirbt, wohl aber Töchter hinterläßt: da soll denn seine Besitzung auf diese übergehen, erst bei völliger Kinderlosigkeit auf die nächsten Agnaten. Diese Erbtöchter durften, wie hernach in weiterer Erörterung des hier vorliegenden Falles (Kap-36,1—12) von Mose auf Grund eines göttlichen Vefehls bestimmt wird, nur Männer aus ihrem väter- lichen Stamme heirathen, damit das von ihnen in Be- sitz genommene Erbgut nicht von einem Stamm an den andern fiele, und so die Stamnigebiete unter einander vermengt und in ihrem ursprünglichen Bestande verän- dert würden; eine Erbtochter dagegen, die in einen andern Stamm hinein heirathete, verlor damit ihr Anrecht an das väterliche Erbe — wenigstens wird das von Josephus behauptet. IV— U. 12—23. idndem der Xjokrr dem Znose ankündigt, das; er, ebenso wie sein Bruder Anton, noch vor der Ye- siikergreifuug des heil. Landes ku seinem glotlee sich ver- sammeln soll, bittei derselbe um Bestellung eines Amts- narhsolgersz der YOU: verordnet daku den Josua, Mosis bisherigen Diener, und dieser wird nun auth der göttlichen Jlnmeisung gemiisk in seierliiijer weise mit dem Jtmie eines Führers des zilollies betraut, ohne jedoth kugleiih den Beruf eines Gesetzgebers ku empfangen. 12. Und der HERR sprach zu Mose sdamit er die Zeit seines Todes vorher wisse und noch bei Lebzeiten ausführen könne, was zur Ersetzung seiner Person, auf welche ja das ganze Haus Jsrael gestellt war, nothwendig sei]: Steige auf dies Ge- birge Abarim [das dem Lager südlich gegenüber liegt, vgl. Anm. zu 4. Mos 21, 19], nnd besiehe svon dessen höchster Spitze, dem Berge Nebo aus 5. Nios 32, 48 ff. 34 1 ff.] das Land, das ich den Kindern Israel geben werde. · 13. Und wenn du es gesehen hast, sollst du dich sammeln zu deinem Volk, wie dein Bruder Aaron versammelt ist [Kap. 20, 23 ff.]; 14. [Denn euer keiner soll, wie ich bereits gesagt habe, die Gemeine in das Land bringen] Dieweil ihr meinem Wort ungehorsam gewesen seid in derWuste Bin, über dem Hader der Gemeine [als die Gemeine mit mir haderte], da ihr mich heiligen solltet durch das Wasser sdas ich zu geben bereit war] Vor ihnen [ihr aber wurdet schwach im Glauben und zweifeltet]. Das ist das Hadertvasser zu Kades in der Wüste Zin [dessen schon oben bei Erzählung der Geschichte Kuh. 20, 7—13 Erwäh- nung geschah]- 15. Und Mofe [die göttliche Absicht, warum diese Ankündigung ihm gemacht wurde, wohl ver- stehend] redete mit dem HERRm und sprach: 16. Der HERR, der Gott über alles leben- dige Fleisch [der allen geschaffenen Wesen Leben und Odem giebt, sie aber auch wiederum sterben läßt nach seinem Willen Kap. 16, 22; Pf. 90, Z; 104, 29 f.], wolle [ehe das geschieht, das; ich zu meinem Volk gesammelt werde] einen Mann sehen über die Gemeine, 17. Der [anstatt meiner] vor ihnen her aus- nnd eingehe swirksam und thätig sei 1. Kön. s, 7 Anm.] und sie ans- und einsühre sals Leiter ihrer öffentlichen Angelegenheiten] daß die Gemeine des HERRn nicht sei, wie die Schafe ohne Hirten. 18. Und der HERR ssolche Bitte gewährendtj sprach zu Mosex Nimm Josua zu dir, den Sohn Nun [2. Mos 17, 8ff.; 24, 13; 32, 17;33, 11; 4. M. 11, 25 ff.; 13; g; 14, s. 30], der ein Mann ist, in dem der Geist ist [der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Raths und der Stärke, der Geist der Erkenntnis; und der Furcht des HErrn Jes 11, 2], und lege sbei dem, was du weiter mit ihm thun sollst V. 19 u. 20] deine Hände aus ihn sdamit der Geist ihn noch mit mehr Gaben zur Ausrichtung seines hochwichtigen Amtes ausstatte, vgl. Anm. zu I. Mos. 48, 14; Z. M. 1,s 4]. «) Was mich dein Geist selbst bitten lehret, das ist nach deinem Willen eingericht’t und wird gewiß von dir erhöret, wenn es im Namen deines Sohns geschieht, durch welchen ich dein Kind und Erbe bin und nehme von dir Gnad’ um Gnade hin. (Dir, dir, Jehova, will ich singen — V. 6.) 19. Und stelle ihn [nachdem du ihn zu dir genommen] vor den [Hohe-] Priester Eleasar, und vor die ganze svor der Thiir der Hütte des Stifts versammelte] Gemeine, und gebeut ihm [überant- worte ihm das Amt deines Nachfolgers unter ern- ster Vorhaltung seiner Pflichten, die er damit übernimmt] vor ihren Augen; 20. Und lege deine Herrlichkeit ans ihn lieber: trage ihm nunmehr unter Auslegung deiner Hände auch deine Amtsbefugnisses daß ihm gehorche die ganze Gemeine der Kinder Israel— [wie sie bisher dir als ihrem Obersten und Führer gehorcht hat] 21. Und er soll treten vor deu Priester Elia- sar, der soll für ihn rathfragen durch die Weise des Lichts vor dem HERRn [er soll bei Ausrichtung seines Amtes nicht mehr so unmittelbar mit dem HErrn verkehren, wie du gethan Kap. 12, 8, son- dern in allen wichtigen Sachen durch den Hohes-rie- ster, dem ich das Amtschildlein mit dem Licht und Recht anvertraut habe 2. Mos. 28, 30, für sich rathfragen lassen]. Nach desselben Mund [nach Maßgabe des Anspruchs den der Hohepriester thut, nachdem er zuvor den göttlichen Willen mit Hilfe der Urim und Thummim erforscht hat] sollen ans- nnd einziehen sihre Unternehmungen einrichten] beide, er nnd alle Kinder Israel mit ihm, und die ganze Gemeine [denn das Gesetz ist nun voll- ständig durch mich geoffenbart, und bedarf es nun- 508 4· Mose 27, 22-— 23 28, 1—15. mehr nur einer treuen Befolgung desselben in ge- wöhnlichen Dingen und einer Belehrung von oben her in besonders schwierigen Fällen, dazu denn die ordentlichen Gnadenmittel vollkommen hinreichen]. Es war also dem Mose nicht vergönnt, Jsrael nach Canaan zu führen, dies große Werk wird dem Josua übertragen. Wir können die Bemerkung nicht zurückhal- ten, daß darin eine tiefe, sinn- und vorbildliche Bedeu- tung für uns liegt. Mose ist nämlich der Mann des Gesetzes, gleichsam das persönliche Gesetz; deshalb heißt es im neuen Testament: »Das Gesetz ist durch Musen ge- geben, die Gnade und Wahrheit ist durch Jesum Chri- stum worden.« Das Gesetz aber kann uns nicht nach Canaan bringen, kann uns nicht selig machen; es kann nur drohen, strafen, zerschmettern, es kann uns nur in die Buße treiben und an Canaans Grenze führen, hin- über in das gelobte Land aber bringt es nicht. Das kann nur ein Josua, ein Jesus; denn beide Namen be- deuten dasselbe, sind Ein Name. (Appuhn). :22. Mofe that, wie ihm der HERR geboten hatte, und nahm Josua szu sichl und siellete ihn kan heiliger Stätte] vor den Priester Eleasan und vor die ganze [in ihren Vertretern anwesende] Ge- meine, 23. Und legte seine Hand auf ihn sum ihn feierlich zu ordiniren, d. h. mit den ihm zu über- tragenden Amtspflichten und Amtsbefugnissen zu belehnen, aber auch in Kraft göttlicher Machtvolb kommenheit mit den erforderlichen Amtsgaben aus- zurüsten], und gebot ihm, wie der HERR mit Mofe geredet hatte sdasz er nämlich bei seiner Amtsvew waltung sich streng an das schon vorhandene Gesetz und an die hohepriefterliche Vermittelung zu halten habe]. Das 28. Kapitel. Gesetz von mehrerkei Opfern wiederholen v. Zu. 1—Fap. 30, I. dlactjdem das zum Zlienst des Paul- iJeor verführte und durch das Gerikht seines Gottes ge- ltinterte Israel Grau. 25) in der mit ihm vorgenomme- nen zmeiten Zllulierung («Ztap. 26), sowie in dem mittel- bar ihm bestiitigten Besitz des oetheißenen Landes Gast. 27, 1, 11) und in der Bestellung eines dlaihsolgers des Zllose Man. 27, 12—23) wieder vollständig zum zuollie Gottes angenommen ist, wird ihm die Æiederanerliennung als Gemeine des YGrrn noch dadurch uersiegelh das] die oor 38 Wahren abgebrochene Gesetzgebung in denjenigen sinnli- ten, welche noch einer Ergänzung und Vervollständigung bedürfen, weiter fortgefiihrt wird· Dies geschieht zunächst durch genaue Bestimmung der täglichen und fesitäglichen Opfer der Gemeine, welche Gpferordnung um so mehr gerade jetzt, liurk vor dem Einrjiiiien in Ganaan, an der Stelle ist, als Israel erst hier im Stande sein wird, den Opferdienst in seinem ganzen Zlmfange zu üben. l. Und der HERR redete [hiernach ganz in derselben Weise, wie vormals am Sinai, als er nach Aufrichtung der Stiftshütte den Gottesdienst Jsraels ordnete Z. Mof. 1, I] mit Mose, und sprach: 2. Gebeut den Kindern Israel, und sprich zu ihnen: Die Opfer meines Mode, welches mein Opfer des sirßen Gernchs ist ldie zu einer Speis« für mich Von euch mir darzubringenden Opfer, an deren süßem Geruch ich mich ergötzen will 3. Mos 3, 11; 1, 9], sollt ihr halten zu seinen Zeiten, daß ihr mir’s opfert lsollt ihr in den dafür festge- setzten Zeiten und ganz in der Art und dem Um- fange, wie ich’s früher angedeutet habe und jetzt noch genauer angeben werde, mir auch wirklich darbringen, und in keinerlei Weise daran ändern oder kurzen] Z. Und sprich zu ihnen [mit Beziehung auf das, was schon 2. Mos. 29, 38 ff. und 3. Mof s, 8 ff. bestimmt wurde]: Das sind die Opfer» die ihr lanjedemgewöhnlichenTagebeiderstiftä hatte] dem HERRn opfern sollt: Jcihrige Lammer, die ohne Wandel sehne eins der Z. Mos 22 22 ff. genannten Gebrechen] sind, täglich zwei zum tclglichen Vrandopfeu 4. Ein Lamm des Morgens, das andere zwischen Abends; Z. Dazu einen Zehnten Epha Semmelmehls zum Speisopfen mit Oel gemengeh das gestoßen ist, eines vierten Theils vom Hm [vgl. 2. Viol- 16, 36 u. 29, 40 drum] » · 6. Das ist ein täglich Brandopfey das ihr [in eUrenVäternJ am BergeSinai opfertei swährend der langjährigen Wiiftenwanderung aber unterlassen habt und jetzt, wo es euch bei der reichen Beute, die ihr von den Amoritern gemacht habt, an dem nöthigen Opfervieh nicht mehr fehlt, wieder erneuern sollt], zum süßen Geruch, ein Feuer dem HERRn 7. Dazu sein [das außer dem Speisopfer zu jedem Brandopfer hinzukommende] Trankopfer san Wein, vgl. 3. Mos. L, 16 zweite Hälfte], je zu einem Lamm ein Viertheil vom Hin [Kap- 15, 1 —16]. Jm Heiligthum [d. h. durch Ausgießung auf das, auf dem Brandopferaltar brennende Opfer] soll man den Wein des Trankopfers opfern dem HERRn 8. Das andere Lamm sollst »du zwischen Abends machen [und dazu ebensalls ein Speisopfer thun] wie das Speisopfer des Morgens; und sein Trankopfer zum Opfer des fußen Geruchs dem HERRn Der tägliche Gottesdienst bestand nach den ver- schiedenen, hierüber erlassenen Bestimmungen darin, daß zunächst am Morgen, sobald es hell werden wollte und nachdem zuvor der Altar in gehöriger Form von der Asche gereinigt und mit neuem Holz zugerichtet war (3. Mos. 6,10ff.), das in einem jährigen Lamme bestehende Brand- opfer unter Betheiligung der s. g. Standmänney welche die Gemeine repräsentiren und die Handauflegung zu verrichten hatten, geschlachtet und in Verbindung mit dem vorschriftsmäßigen Speisopfer auf dem Altar dargebracht wurde, daran schloß sich das Speisopfer des Hohe-zuwie- sters is. Mos. S, 19 - 23), hieraus folgte die Ausgceßung des Trankopfers und den Beschluß machte die Erthep lung des priesterlichen Segens (Kap. S, 22 ff.)3 M! Vervollständigung des Opfergesetzes 509 Abend aber, wenn die Sonne zum Untergang sich neigte (etwa 3 Uhr Nachmittags Z. Mos 123 6 Anm.) geschah die Darbringung des zweiten einjährigen Lam- mes in gleicher Weise. Mit diesem Gottesdienst, durch welchen jeder Tag seinem Anfang und Ende nach von Js- rael dem HGrrn geweihet werden sollte, indem nicht nur das im Bunde mit Gott stehende Volk sich ihm atlfss Neue ergab nach Leib und Seele, sondern auch von Sei- ten des HErrn die Gnade und der Segen des von ihm aufgerichteten Bundesverhältnisses dem Volke von Neuem bestätigt und mitgetheilt wurde, war theils die Zurich- tung der sieben Lampen des Leuchters, theils die Anzün- dung eines Rauchopfers auf dem Rauchaltar (2. Mos- 30, 7 f.; 3. M. 24,3 f.), mit letzterer aber ein Gebets- akt auf Seiten des im Vorhof versammelten Volkes ver- bundeu (Dan. S, 215 Luk. 1, 9 s.; Apostg Z, 1·); dles ge- schah unter dem Brand- und Speis-miser, zwischen dem Trankopfer und der Segensertheilung dagegen sangen nach Einführung des Psalmgesangs die Leviten unter Begleitung von Saiteninstrumenten den für jeden Wo- chentag bestimmten Psalm (Sonntag 24, Montag 48, Dienstag 82, Mittwoch 94, Donnerstag 81, Freitag II, Sonnabend 92). Was die Art und Weise der Segen-Z- ertheilung betrifft, so sprach der Priester, während er die Stufen, die zur Halle führten, hinaufging: ,,O Gott, hilf, daß dieser Segen, mit welchem du dein Volk zu segnen befohlen, ein vollkommener Segen sei, und daß wir uns in demselben weder versehen noch anstoszen;« er sang da- rauf den Segen selbst mit lauter, heller Stimme (vgl. jedoch Kap. S, 27 Anm.) und in melodiöser Weise, wo- bei er seine Hände in die Höhe hob, die Rechte ein wenig höher als die Linke, die Standmänner aber und das Volk die Augen niederschlugen und sich zur Erde beugten; jetzt kehrete er sich wieder zum Tempel, indem er betete: »O HErr aller Welt, wir haben gethan, was du uns befohlen; du wollest nun thun, was du uns verheißew Du wollest aus der Wohnung deines himmlischen Heilig- thums sehen und dein Volk Israel segnen,« und das Volk seinerseits lobte Gott mit den Worten: »Nun dan- ket alle Gott, der große Dinge thut 2c.« (Sir. 50, 24 bis 26). Ob indessen der Segen auch bei dem Abendopfer ertheilt worden, ist zweifelhaft, wie denn auch in man- chen lutherischen Kirchen er bei der Vesper nicht zur An- wendung kam. 9. Am Sabbnihtag aber [kommen zum täglichen Brandopfer V. 2——8 hinzu] zwei [S1ück] jährige Lämmer ohne Wandel, und zwo Zehnten Semmclmehls, zum Speisopser, mit Oel gemen- get, und sein Trankopfen 10. Das ist das Brandopfer eines jeglichen Sabbaths, über das tagliche Brandopfey sammt seinem Trankopfer [so daß also am Sabbath das Morgen- und Abendopfer verdoppelt wird]. Die Heiligung des siebenten Tags, wie das Ge- setz in seinen hier und da mitgetheilten Bestimmungen sie vorschreibt, bestand 1) negativ in der Einstellung jeglichen Geschäfts als wodurch das Volk Gottes frei ge- macht wurde von der Arbeit, den Sorgen und Bürden dieses Lebens, damit es seine Seele aus den zerstreuen: den Einflüssen des irdischen Treibens zurückziehen und sich an der Ruhe Gottes erquicken könne; L) positiv in hei- liger Versammlung, in welcher Jsrael durch Nachsinnen über das Gesetz des HErrn sich an dem Worte Gottes erbaut, in dem gesteigerten oder verdoppelten Brand- opfer, worin es aus’s Neue und mit größerer Energie seine Seele mit Gott einigt, und in der Auslegung neuer Schaubrode, darin es mit seinen Früchten der Heiligung vor dem Angesichte des HErrn erscheint und seiner Nähe sich erfreut (vgl. die Bemerkungen zu L. Mos 16, 26 u. 307 31, 155 Z. M. 23, 33 L. M. 25, 30 und dazu die Stelle Z. M. 24, 5-—9). U. Aber des ersten Tages eurer Mon- den san jedem Tag, mit welchem ein neuer Monat bei euch beginnt] solli ihr dem HERRn [auszer dem täglichen oder beständigen Opfer] ein Brandopfer ohfern, snämlichj zween jungeFarren, einen Widder, sieben jährige Lämmer ohne Wandel; 12. Und je drei Zehnten Semmelmehls zum Speisopfer mit Oel gemenget, zu einem Farren, und zwo Zehnten Semmelmehls zum Speisopfey mit Oel gemenget, zu einem Widder; i3. Und je einen Zehnten Semmelmehls zum Spe1sopfer, mit Oel gemengetz zu einem Lamm. Das ist das Brandohser des fußen Gernchs, ein Opfer dem HERRn [dadurch jeder erste Tag eines neuen Monats vor dem gewöhnlichen Wochentage ausgezeichnet werden soll]. .14. Und ihr [das zu diesem Brand: und Spersopfer hinzukommendej Trankopfet foll sein ein halb Hin Weins zum Farren, ein Dritttheil Hin zum Widder, ein Viertheil Hin zum Lamm [vgl. Kap.·15, 1—12]. Das ist das Brandopfer eines jeglichen Monden im Jahr sdadurch der ganze Monat dem HErrn geheiligt wird]. 15. Dazu soll man szur Tilgung der Sün- den, die im vorangegangenen Monat geschehen sind] einen Ziegenbock zum Sundopfer dem HERRU machen, nber das tagliche Brandopfer sund Speis- opser], und sein Trankopfer [noch vor der Dar- bringung dieser Opfer]. Wenn die Gemeine des HErrn an jedem Tage durch ein Brandopfer ihr Leben und Wirken dem HErrn hei- ligen sollte, so durfte sie dies auch beim Beginn des größeren Zeitabschnittes, welchen der Monat bildet, nicht unterlassen, sondern mußte vielmehr den b eginnenden neuen Monat durch ein besonderes Opfer heiligen. Während nun für den einzelnen Tag ein Brandopier ge- nügte, in welchem die Jdee der Sühne der weihenden Hingabe an den Herrn untergeordnet war, mußte für den Monat in Hinficht auf die im Laufe des durchlebten Mo- nats begangenen und ungesühnt gebliebenen Sünden ein besonderes Sündopfer zur Sühnung derselben gebracht werden, um auf Grund der hierdurch erlangten Verge- bung und Versöhnung mit Gott im Brandopfer sein Le- ben von Neuem dem HErrn heiligen zu können. Diese Bedeutung des Neumondopfers wurde aber dadurch noch erhöht, daß während seiner Darbringung die Priester in die silbernen Trompeten stießen, damit dasselbe der Ge- meine zum Gedächtniß vor Gott diene; der Trompeten- schall sollte nämlich die im Opfer verkörperten Gebete der Gemeine vor Gott bringen, auf daß Gott ihrer in Gna- den gedenke, ihr Vergebung der Sünde und Kraft zur Heiligung zuwende und sie in der Gemeinschaft seiner be- seligenden Gnade neu belebe. -— Eigentliche Festtage mit Sabbathsruhe und heiliger Versammlung waren diese Monatsanfänge oder Neumondstage nichtz doch wurde in der Folgezeit der Neumond mehr und mehr zu einem 510 Festtage, an dem Handel und Wandel ruhte, die From- men in Jsrael bei den Propheten Erbauung suchten, manche Familien und Geschlechter Jahresdankopfer dar- brachten und auch in der späteren Zeit noch die andäch- tigsten Personen das Fasten unterließery daher auch von den Propheten oft neben dem Sabbath als Fest genannt: I. Sam 20, s. 295 L. Kön. 4, 235 Jef. l, 137 Hesek. 46, l; Hof. L, 135 Amos 8, Z; Judith 8, B. (Keil.) 16. Aber am vierzehnten Tage des ersten Monden [Abib oder Nisan 2. Mos 12, 2 Anm.] ist das Passah dem HERRU [da man ztvischen Abends das Osterlamm schlachtet und ißt L. Mof 12, 3—14. 21——27; Z. M. 23, 5]. 17. Und am fünfzehnten Tage desselben Mon- den ist [das sich daran anschließendej Fest [der süßen Brode 2. Mof 12, 15—20; 13, 4—10; Z. M. 23, 6—8]. Sieben Tage [hintereinander] soll man nngesänert Brod essen. 18. Der erste Tag soll heilig heißen sals be- sonders hoher Festtag gehalten werden], daß ihr zusammen kommet seine heilige Festversammlung veranstaltet]; keine Dienstarbeit [kein Geschäft der bürgerlichen Handthierung oder sonstigen Berufs- arbeit 2. Mos. 31, 15 Anm.] sollt ihr drinnen thun. 19. Und sollt dem HERRn Brandopfer thun [in derselben Weise wie am Neumondstage V. 11 bis 15], zween junge Farren, einen Widder, sieben jährige Lämmer ohne· Wandel, 20. Sammt ihren Speisopferiy drei Zehnten Semmeliiiehls mit Oel gemenget zu einem Farren, und zwo Zehnten zu dem Widder; 21. Und je einen Zehnten auf ein Lamm unter den sieben Lämmern 22. Dazu [vorher, ehe dies Brandopfer dar- gebracht wird] einen Bock zum Siindopfey daß ihr [eurer Sünden wegen] versöhnet werdet. 23. Und sollt solches thun kdies Sünd- und Brandopfer machen] am Morgen, über das Brand: unser, welches ein täglich Brandopfer ist [nachdem das gewöhnliche Morgen-Brandopfer V. 4—7 vor- über ist]. 24. Nach dieser Weise sollt ihr alle Tage, die sieben Tage lang, das Brod opfern, zum Opfer des süßen Gernchs dem HERRn seuer Opfer dar- bringen, das dem HErrn zu einer Speise dient, an welcher er sein Wohlgefallen hat V. 2 vgl. 3. Mos 21, s. s. 17. 21f.], über [im unmittel- baren Anschlusz an] das tägliche Brandopfen dazu sein Trankohfen 25. Und der siebente Tag soll kebenfalls gleichwie der erste V. 18] bei euch heilig heißen, daß ihr zusammenkommtz keine Dienstarbeit sollt ihr drinnen thun. Die früheren Bestimmungen über das siebentägige Oster- oder Passahfest werden zwar in Zusammenfassen- der Weise noch einmal hier aufgenommen; das Haupt- sächliche aber, woraus es in unserer Stelle ankommt, ist 4. Mose 28, 16——31. 29, 1—25. die Festsetzung der an jedem einzelnen Tage des Festes im Anschluß an das Morgen-Brandopfer darzubringen- den Opfer. Es sind das, wie bereits zu V. 19 ange- deutet, genau dieselben, die schon für die Neumondstage angeordnetwurdens sie kehren aber auch hernach (V.27 sf.) beim Pfingstfeste und in vervielfachter Weise (Kap. 29, 12—34) beim Laubhüttenfeste wieder, während sie etwas gekürzt erscheinen, nämlich je um einen Farren, beim Trommetentag (Kap. 29, 1ss.), beim Versöhnetag (Kap. W, 7 sf), bei dem Schlußtage sämmtlicher Jahresfeste (K·ap. 29, 35—38). Offenbar also bildet das aus einem Ziegenbock bestehende Sünd- und das aus zween jungen Farren, einem Widder und sieben jährigen Lämmern be- stehende· Brandopfer das Normalopfer der Festtage; ge- kürzt wird dies um einen Farren beim Brandopfer über- all da, wo der Tag ohnedies durch besondere Festopfer ausgezeichnet ist oder an andere Feste unmittelbar sich anschließt, vervielfacht dagegen wird es bei dem größten Freudenfest des Jahres, »dem Laubhüttenseste gpiese Vervielfacljung ist theils eine Verdoppelung (2 Widder und 14 jährige Lämmer), theils eine Verfiinfiachung (2 X 5 X 7 = 70 Farren — vgl über die Ftinfzahl 1. Mos. 47, 25 L. M. 27, 2 Anm.), doch werdeii die 70 Farren nicht gleichmäßig auf alle 7 Tage vertheilt, sondern in abnehniender Stufenfolgm 13, 12, 11, 10, 9, 8, 7, damit der siebente Tag die heilige Zahl sieben erhalte. · Wie die Gemeine Israel als die Gemeine des HErrn im täglichen Brandopfer ihr Leben nach Geist, Seele und Leib dem HErrn ihrem Gott heiligen soll, so»soll sie solche Heiligung an ihren Festtagen in ver- starktem Maße bethätigenx das ist im Allgemeinen die unsrer ganzen Opferordnung zu Grunde liegende Idee, und gestaltet sich diese Ordnung im Einzelnen nun so, daß dadurch jede Festzeit ihren streng ausgeprägten Cha- rakter je nach der Bedeutung und Stellung, die sie im Kirchenjahr einnimmt, erhält. Die evangeliselylutherische Kirche hat in ihrer ursprünglichen Gottesdienstordnung, die außer für den Sonn- und festtäglichen Haupt- gottesdienst auch für die Nebengottesdienste (Matutinen, Vespern u. s. w.) genau bestimmte Formen, und außer den Festtagen auch Feiertage (der Engel, Apostel, Mär- tyrer u. s. w.) hatte, einen dem Geiste des neuen Bun- des entsprechenden Neiehthum voll tiefer Gedanken und ein wohlgegliedertes Ganze besessen, dessen Schönheit und Herrlichkeit näher nachzuweisen uns nicht schwer fallen sollte; was wir davon noch jetzt besitzen, erscheint im Vergleich damit nur als Bruchstück ohne rechten inneren Zusammenhang. 26. Und der Tag der Erstlinge [der 5o. nach Ostern d. i. Pfingsten Z. Mos. 23, 15 bis 22], wenn ihr opfert das neue Speisopfer dem HERRn [das aus der Frucht der neuen Ernte, die nunmehr zu Ende ist, für den HErrn bestimmte Speisopferz wenn eure Wochen sdie sieben Wochen, die ihr vom Tage der Darbringung der Erstlmgsgarbe an zählen sollt 3. Mos. 23, 15] um sind, soll heilig heißen, daß ihr zusammen kommt; keine Dienstarbeit sollt ihr drinnen thun [V. 18. 25]. 27». Und sollt dem HERRn Brandopfer thun, zum saßen Geruch, zween junge Farren, einen Widder, sieben jahrige Lämmer- 28. Sammt ihrem Speisopfer, drei Zehn- ten Semmelmehls mit Oel gemenget zu einem Farren, zwo Zehnten zu dem Widder. Vervollständigung des Opfergesetzes 511 29. Und je einen Zehnten zu einem Lamm der sieben Lämmer; 30. Und einen Ziegenbock, euch zu versöhnen. 31. Die sollt ihr lhnn über [im unmittel- baren Anschluß an] das tägliche Brandopfer mit seinem Speisopfer. Ohne Wandel soll’s fdas eben genannte BrandopferJ sein, dazu ihr sdas zu den 2 Farren, dem Widder und den 7 jährigen Läm- mern nach V. 14 gehörigej Tkankopfet [worauf dann das weiter für diesen Festtag verordnete, dem neuen Speisopfer vorangehende Opfer Z. Mos- 23, 18 folgt]. Das 29. Kapitel. Joch andere Opfer. I. Und der erste Tag des siebenten Monden sdes Tisri 2. Mos. 12, 2 Anm.] soll bei euch heilig heißen, daß ihr zusammen kommetz keine Dienstarbeit sollt ihr drinnen thun. Es ist euer Trommetentag [3. Mos. 23, 23—25]. 2. Und sollt Vrandopfer thun zum süßen Ge- ruch dem HERRiy einen jungen Farren, einen Wid- der, sieben jährige Lämmer ohne Wandel; 3. Dazu ihr Speisopfer, drei Zehnten Sem- melmehls mit Oel gemenget zu dem Farren, zwo Zehnten zu dem Widder, 4. Und einen Zehnten auf ein jeglich Lamm der sieben Lämmer; » 5. Auch einen Ziegenbock zum Sundopfer, euch zu versöhnen; s. Ueber das Brandopfer des Monden, und sein Speisopfer sdas dem Tage als einem Neu- mondstage nach Kap 28, 11——13 ohnedies ge- bührt], und über das iäglichc Brandopfer, mit seinem Speisopfer sdas dem Tage als gewöhnli- chem Wochentage nach Kap. 28, 4—6 zusteht], und mit ihrem Trankopfer sdas nach Kap- 28, 14 u. 7 mit beiden Opfern zu verbinden jst], nach ihrem Recht [soll ihnen geschehenj zum fußen Ge- ruch fund ihnen nichts um des sich anschließenden dritten Opfers willen, das gemäß der besonderen Bedeutung des Tages noch hinzukommt, abgebro- chen werden]. Das sdies dritte Opfer V. 2—5] ist ein [für sich bestehendes] Opfer dem HERRU swelches weder von den beiden andern abhängt, noch auf sie einen Einfluß übt]. 7. Der zehnte Tag dieses siebenten Monden [oder der große Versöhnetag 3.Mos. 23, 26—-32] soll bei euch auch heilig heißen, daß ihr zusammen kommetz und sollt eure Leiber ka- steien, und keine Arbeit drinnen thun, 8. Sondern Brandopfer dem HERRn zum süßen Geruch opferii, einen jungen Farren, einen Widder, sieben jährige Lämmer ohne Wandel, 9. Mit ihren Speisopfern, drei Zehnten Semmelmehls mit Oel gemeuget zu dem Farren, zwo Zehnten zu dem Widder, 10. Und einen Zehnten je zu einem der sieben Lämmer; 11. Dazu einen Ziegenbock zum Siindopfer, über das Sundopser der Versöhnung kvon dem ausführlicher Z. Mos. 16, 5——28 die Rede gewesen], und das tägliche Brandopfer, mit seinem Speis- opfer und mit ihrem Trankopfer. 12. Der fünfzehnte Tag des sieben- ten Monden [mit ivelchem das Laubhüttenfest Z. Mos. 23, 34 — 36. 39——43 seinen Anfang nimmt] soll bei euch heilig heißen, daß ihr zusammenkommt Keine Dienftarbeil sollt ihr drinnen thun, und sollt dem HERRU sieben Tage feiern. 13. Und sollt dem HERRu Brandopfer thun, zum Opfer des süßen Geruchs dem HERR, drei- zehn junge Farren, zween Widder, vierzehn jährige Lammer ohne Wandel, 14. Sammt ihrem Speisopfey drei Zehnten Semmelmehls mit Oel gemenget, je zu einem der dreizehn Farren, zween Zehnten je zu einem der zween Widder. 15. Und einen Zehnten je zu einem der vier- zehn Lämmer; 16. Dazu einen Ziegenbock zum Sündopfer, über das tägliche Brandopfey mit seinem Speis- opfer und mit seinem Traukopfen 17. Am andern Tage zwölf junge Farren, zween Widder, vierzehn jährige Lämmer ohne Wandel, 18. Mit ihrem Speisopfer und Trankopfer zu den Farren, zu den Widdern und zu den Läm- mern, in ihrer Zahl, nach dem Recht; 19. Dazu einen Ziegenbock zum Sündopfey über das tägliche Brandopfer, mit seinem Speis- opfer und mit ihrem Trankopfeu 20. Am dritten Tage eilf Farren, zween Wid- der, vierzehn jährige Lämmer ohne Wandel. 21. Mit ihren Speisopfern und Trankopfern c zu den Farren, zu den Widdern, und zu den Läm- mern, in ihrer Zahl, nach dem Recht; 22. Dazu einen Bock zum Sündopfer, über das tägliche Brandopfey mit seinem Spcisopfer und seinem Trankopfen « 23. Am vierten Tage zehn Farren, zween Widder, vierzehn jährige Lämmer, ohne Wandel, 24. Sammt ihren Speisopfern nnd Trank- opfern, zu den Farren, zu den Widdern nnd zu den Lämmern, in ihrer Zahl, nach dem Recht; 25. Dazu einen Ziegenbock zum Siindopfer, über das tägliche Brandopfey mit seinem Speis- opfer und seinem Traukopfer. 512 4. Mofe 29, 26—39. 30, 1—17. 3l, l. As. Am fünften Tage neun Farren, zween Widder, vierzehn jährige Lämmer ohne Wandel, 27. Sammt ihren Sveisopfern und Trank- opfern, zu den Farren, zu deu Widdern, und zu den Lämmern, in ihrer Zahl, nach dem Recht; 28. Dazu einen Bock zum Sündopfey über das tägliche Vrandopfer, mit feinem Speisopfer und feinem Trankopfen 29. Am fechsten Tage»acht Farren, zween Widder, vierzehn jahrige Lammer ohne Wandel, 30. Sammt ihren Speisopfern und Trank- opfern, zu den Farren, zu den Widdern, nnd zu den Lämmeru, in ihrer Zahl, nach dem Recht; 31. Dazu einen Vock zum Sündopfer, über das tägliche Vrandopfey mit feinem Speisopfer nnd feinem Trankopfer. 32. Am siebenten Tage sieben Farren, zween Widder, vierzehn jährige Lämmer ohne Wandel, 33. Sammt ihren Speisovfern und Traut- opfern, zu den Farren, zu den Widdern und zu den Lämmern, in ihrer Zahl, nach dem Recht; 34. Dazu einen Bock zum Sündopfer, über das tägliche Brandopfer, mit feinem Speisopfer und feinem Trankopfer (vgl. Anm. zu Katz. 28, 25). 35. Am akhten [desselbigen Monden oder des Tiers] soll der Tag der Versammlung soder Schluszfeier Z, Mos. 23, 36] fein; keine Dienstarbeit follt ihr drinnen thun. 36. Und sollt Vrandopfer opfern zum Opfer des süßen Geruchs dem HERRn einen Farren, einen Widder, sieben jährige Lämmer ohne Wandel, 37. Sammt ihren Speisopfern und Trank- ovfern, zu dem Farren, zu dem Widder und zu.deu Lämmern, in ihrer Zahl, nach dem Recht; 38. Dazu einen Bock zum Süudovfer, über das tägliche Vrandopfer, mit feinem Speisopfer nnd feinem Traukopfen 39. Solches kwas Kap. 28, 3——Kap. 29, 38 genannt worden] follt ihr dem HERRU thun auf eure Feste [vgl. Kap. 28, 2], ausgenommen, was ihr gelobet und freiwillig gebet, zu Vrandopfern, Speisovferm Trankopsern nnd Dankopfern. Auf die Privatopfer der Einzelnen, die sie in Folge eines Gelübdes oder aus freiem Antriebe dem HErrn dar-bringen wollen(Kap.15, 1—16; Z. Mos 22, 17 ff.), ift in den vorangehenden Bestimmungen keine Rticksicht genommen, sondern nur von den Opfern der Gemeine die Rede; folche Privatopser konnten natiirlich auch an den Festen gebracht werden, folgten aber allemal erst auf die gesetzlich vorgeschriebenen Gemeindeopfer. Kuh. 30, 1. Und Mofe sagte den Kindern Israel alles, was ihm der HERR [im Vorstehenden] geboten hatte [fo daß nunmehr wieder ein genau geregelter Opfergottesdienft seinen Anfang nehmen konnte]. Das 30. Kapitel. You Geltenden, wie ste verbinden, oder nicht verbinden. VI. U. 2—17. Ferner regelt der djdkrr die freiwilligen Gelobungen und Øntsnguugery von denen sthon Z. Was. Bau. 27 die Rede war, in Yetreff der weiblichen Personen, die nur da selbstständig iiber sitt) und ihr Eigenthum verfügen können, wo sie entweder dltlittmen oder dureh Seheidnng non ihren Männern verflossen find; befinden sie sieh aber nottt in der Gemalt ihrer Väter oder sind sie durth Verheirathung in die ihrer Øhemänner übergegangen, so hängt die Verbindlichkeit oder glimmer- bindlistjleeit ihrer Gelübde von der Einwilligung oder Versagung des Vaters oder des Zllanneg ab. Z. Und Mose redete [in Folge eines gött- lichen Auftrags, den er ebenfalls in dieser Zeit Kap 28, 1 empfing] mit den Fürsten der Stämme der Kinder Israel [und zwar gerade darum mit denen, weil die Angelegenheit, die er ihnen mitzu- theilen hatte, in die bürgerlichen Rechtsverhältnisfe, namentlich in das Familienleben eingriff], und sprach: Das tfi’s, das der HERR geboten hat: 3. Wenn jemand dem HERRn ein Gelübde thut [ihm etwas von seinem Eigenthum zu geben], oder einen Eid fchwbret, daß er feine Seele ver- bindet [durch irgend welche Enthaltung seinen Leib kafteien zu wollen V. 14], der soll fein Wort ntcht schwclchen lhernachmals wieder zurticknehmen und dadurch entweihen], sondern ler soll dasselbe heilig halten und] alles thun, wie es zu feinem Munde ift ausgegangen. lDas ist die im Allgemeinen giltige Regel in Beziehung auf Gelobungen oder Ab- lobungen; doch erleidet diese Regel eine gewisse Einfchränkung bei weiblichen Personen, die nicht selbstständig find, denn bei denen bedarf es noch der Genehmigung von Seiten derer, in deren Gewalt sie sich befinden, und soll da der letzteren Still- schweigen bis zum Abend des Tages, wo das Ge- lobungs- oder Entsagungsgeliibde ihnen bekannt wird, soviel gelten wie eine ausdrtickliche Billigungj 4. [Demnach:] Wenn ein Weibsbild dem HERRn ein Gelübde thut, nnd sich verbindet [oder aber zu einer Enthaltung sich verpflichtet], weil [fo lange] sie in ihres Vaters Haufe und im Magd- thnm snoch ledigen Standes] ist; 5. Und ihr Gelübde und Verbiudniß, das sie thut über ihre Seele [ihr Gelobungs- oder Ent- sagungs-Gelübde], kommt vor ihren Vater, und er fchweiget dazu; so gilt alle ihr Gelübde und alle ihr Verbindniß, deß sie srch über ihre Seele ver- bunden hat [so hat sowohl ihre Gelobung als ihre Ablobung volle Kraft, daß eins wie das andere pünktlich von ihr erfüllt werden muß) Regelung der Gelobungs- oder Entsagungsgelübde weiblicher Personen. 513 6. Wo aber ihr Vater wehret des Tages, wenn ek’s hbtet [und ausdrücklich sein Nein dazu saget]; so gilt kein Gelübde noch Verbindniß, dessen sie sieh über ihre Seele verbunden hat; und der HERR wird ihr [wegen der Nichthaltung ihres Ver- sprechens] gnädig sein, weil ihr Vater ihr geweh- tet hat [ohne daß gerade diesen nun eine Schuld träfe, denn es handelt sich hier um freiwillige Aeußerungen der Frömmigkeit, dadurch weder die gottgeordnete Gewalt der Eltern und Herren über ihre Untergebenen aufgehoben, noch der pflicht- schuldige Gehorsam dieser gegen jene irgendwie be- einträchtigt werden darf, Gottes Ordnung und Gebot steht vielmehr höher, als aller selbsterwählte Gottesdienst]. Sollen Kinder ohne der Eltern Vorwissen und Ein- willigung nicht einmal ein Gelübde thun, wie viel we- niger sollen sie sich heimlich auf die Zeit ihres Lebens ehelich verloben. (Starke.) 7. Hat sie aber einen Mann stritt sie eben erst in die Ehe ein], und hat [bereits von der Zeit ihrer Ledigkeit her] ein Gelübde auf ihr, oder ent- fähret ihr aus ihren Lippen ein Verbindniß über ihre Seele [es ist ihr noch vor ihrer Verheirathung unbedacht ein Entsagungsgelübde entfahren, da sie doch hätte überlegen sollen, daß sie nun bald eines Mannes Eheweib werden und in dessen Gewalt aus der des Vaters übergehen würde]; 8. Und der Mann hbteks swozu sie sich nach der einen oder andern Seite hin verbindlich gemacht hat], und schweiget desselben Tages [an welchem ; er Kenntniß von dem Gelübde oder Verbindniß be- kommt] stille; so gilt ihr Gelübde und Verbindniß, dessen sie sich über ihre Seele verbunden hat. 9. Wo aber ihr Mann wehret des Tages, wenn er’s hbretz so ist ihr Gelübde los [aufgeho- ben], das sie auf ihr hat, und [ebenso] das Ver- bindniß, das ihr aus ihren Lippen entfahren ist über ihre Seele; und der HERR wird ihr gnädig sein [die Unterlassung nicht zur Sünde rechnen, da sie ja dem Manne nicht weniger zu gehorchen hat, wie vormals dem Vater]. 10. Das Gelübde einer Wittwe [dagegen] und [vom Manne] Vetstoßenen [oder Geschiedenen], alles, weß sie sich verbindet über ihre Seele [oder wenn sie eine Ablobung thut], das gilt auf ihr [denn sie befindet sich nicht mehr in des Elliannes und nicht wieder in des Vaters Gewalt, selbst wenn sie bei dem letzteren sich aufhält]. 11. Wenn jemandes Gesinde kwenn sie aber, so lange sie noch in ihres Mannes Hause ist] gelobet, oder sich mit einem Eide ver- bindet übet seine Ehre] Seele [irgend welche Ent- haltung sich auferlegt]; 12. Und der Hausherr kihr Mann] hbret’s, und schweiget dazu, und wehrees nicht; so gilt all Dächseks Bibelrvert I. Band. s. Aufl. dasselbe Gelübde, und alles, wes sie sich verbunden hat uber seine [ihre] Seele. 13. Maches aber der Hausherr sMannj des Tages los, wenn er’s höre: sindem ers aus- drücklich für nichtig erklärt]; sv gilks nicht, was aus seinen Ehren] Lippen gangen ist, das es [fie] gelobet oder sich verbunden hat uber seine [ihre] Seele; denn der Hausherr [ihr Mann] hat’s los gemacht, und der HERR wird ihm Uhr] gnädig sein [V. 9]. » 14. Und alle Gelubde und sEntsagungsq Eide, zu verbinden, den Leib zu kasteien sdurch welche letztere ein Weib zur Kasteiung irgend wel- cher Art sich verbindet] mag der Hausherr [Ehe- mann] kräftigen oder schwächen sbestätigen oder aufheben, je nach seinem Gefallen] , also sjedoch mit dieser Maßgabejx 15. Wenn er dazu schweiget von einem Tage zum andern; so bekräftiget er smittelbarj alle seine [ihre] Gelübde und Verbindnisse, die es site] auf ihm [ihr] hat, darum, daher geschwiegen hat des Tages, da er’s hbrete [denn nur für diesen Tag hatte er das Recht, Einspruch zu erheben] 16. Wird er’s aber schwächen seinen oder mehrere Tage später], uachdem er’s gehbret hat; so foll er die Missethat [die Schuld davon, daß das Weib ihr Gelobungs- oder Entsagungsgeltibde nicht erfüllt] tragen [und muß nun ein Sünd- opfer von der in 3. Mos. 5, 4 ff. vorgeschriebenen Art darbringen, oder er verfällt, wenn er dies unterläßt, der göttlichen Strafgerechtigkeit]. 17. Das sind die Satzungen die der HERR Mose [in Beziehung auf freiwillige Gelobungs- oder Entsagungsgelübde weiblicher Personen] ge- boten hat, sum dabei das richtige Verhältniß aufrecht zu erhalten] zwischen Mann und Weib [V. 7—16], zwischen Vater und Tochter, weil sie noch eine Magd ist in ihres Vaters Hause [V. 4 bis 6]. Joh. Georg Hamann (zur Zeit Friedrich des Großen einer der geringsten SubalterrkBeamten unter amtlich hochgestellten Franzosen, und Schriftsteller unter dem Namen ,,Magus im Nov-den«) sagt: ,,Jn der Bibel ist dieselbe regelmäßige Unordnung wie in der Natur.« Wir fügen hinzu: Jn und an der Bibel trägt, wo nicht alles, doch sehr vieles eben so den Charakter des Willkürlichen und Zufälligem wie in der Natur; und doch, wie hier, in der Natur, alles in verhüllten Gesetzen der Weisheit und der ihr dienenden Macht gegründet und in Zahl, Maß und Gewicht gefaßt und geordnet ist, so ist hier, in der Bibel, alles aus der Absicht und nach dem Plan und Rath der ewigen Liebe hervorgegangen und in Gesetzen der Wahrheit und Weisheit gefaßt und darnach geordnet, bis zu einzelnen Wörtern, Buchstaben und Zeichen. Und diese scheinbar regellose Freiheit bei der festesten Notwendigkeit, diese anscheinend gesetzlose Willkür bei verborgenen Gesetzen, Fügungen und Metho- den ewiger Wahrheit und Weisheit, diese dem Scheine nach vorhandene pantheistische oder atheistische Zufällig- keit (gleich als gäbe es gar keinen oder doch keinen per- 33 514 4. Mofe 31, 1——12. sönlichen, seiner selbst bewußten Gott) bei einer Provi- denz (Vorsehung), die in ihrem Worte auch nicht ein Haar vom Haupte des i sallen läßt, drückt, sobald die verborgene Liebe und Weisheit erkannt ist, dem Ganzen das Gepräge göttlicher Meisterschaft auf und verwan- delt fich in eine Glorie unaussprechlicher Vollkommenheit um das Wort Gottes her, in deren Licht und Glanz es abgeschmackt fein würde, nach Bemeisen des Göttlichen in diesem Buch zu fragen. (Menken.) Auch unser Kapitel, so zusammenhanglos mit dem vorigen auf den ersten Blick es dazuftehen scheint, bildet dennoch einen, dem ganzen Bau wohl eingefügten Stein; denn die Gelobun- gen bestanden zum größeren Theil in Darbringung von Opfern, und selbst die Ablobungen oder Entsagungs- geltibde sind gottesdienstlicher Art. Während also die beiden früheren Kapitel die vorgeschriebenen Formen der Gottesverehrung behandeln, läßt fich dies Kapitel auf die selbstgewählten Bezeugungen der Frömmigkeit ein und schränkt sie in einer Weise ein, daß sie den von Gott geordneten Verhältnissen des häuslichen Lebens nicht auf- lösend in den Weg treten. Das 31. Kapitel. Israel erhält wider die grridianiter den Hieg nnd große Beute. VII. U. 1—24. Zla ietzt Israel durch die neue Illustr- rung Grau. 26) wieder zum Isrriegsheere Qehovms or- ganisirt und durch die daraus erlassene lxdpferordnung Man. 28 u. 29) sein Verhältnis; Zu dem YGrrn genau geregelt ist, kann es nunmehr zur Ausführung der schon Blau. 25, 16—18 ihm gebotenen Zeseindung der Yllidinniter kommen. Es werden deshalb 12,000 Mann (aus jedem Stamm tausend), unter Begleitung des Ilinehatu der die heiligen Trommeten führt, ausgesendetz diese erwiitgen alles, was männlich ist unter den Illidianiterm darunter auth ihre fünf Zkänige sammt dem noch bei ihnen weilenden Thurm, bringen eine große Menge Gefangene und unermeßliche Beute zurück, müssen aber bei ihrer Zjeimkehr von den Gefangenen auch noch die Weiber, die Zkliinner erkannt haben, sammt den Kindern männliihen Geschlechts umbringen und darnaeh 7 ülage sich außerhalb des Lagers halten, behufs ihrer gesetzlichen Reinigung. 1. Und der HERR redete mit Mofe kseinen Befehl Kap. 25, 16 ff., dessen Vollstreckung nun- mehr an der Zeit sei, ihn in Erinnerung bringend], nnd sprach: 2. Räche sieht] die Kinder Jsrael an den Midianilern [wegen des Schadens, den sie euch durch die Verführung zu dem Dienst des Baal- Peor gethan Kap. 25, 1——9], daß du darnach [wenn du dies dein letztes Werk als Führer Js- raels vollbracht haben wirst] dich sammelst zu deinem Volk swie ich Kap. 27, 12 ff. dir schon vorläufig angedeutet habe]. Ueber den Unterschied der Vergeltung im Dienste Gottes, zur Vertheidigung der non ihm uns anver- trauten Güter und Rechte und zur Abwehr der Gott- losigkeit, die in einem allen Heilsbesitz vernichtenden Maße überhand nehmen würde, wenn sie ungestraft hin- ginge, und der Vergeltung, die in gereizter Empfindlich- keit, in persönlicher Rachsucht gesucht wird, s. die Bemerk zu Pf. 41, 11. »Da sich Jehova wesentlich mit Jsrael verbunden hat, so ist jeder Angriff auf Israel auch ein Angriff auf Jehova (Ps. 105, 14f.): dies allge- meine Geseh gilt in unserm Falle um so mehr, da der Angriff der Midianiter auf Jsrael geradezu die Ver- führung zu dem Dienste des Baal-Peor und den Abfall von Jehova zur Absicht hatte. Jst aber Jehova selbst angegriffen, so ift das Nächste die Nachez denn Jehova ist Gott, und daher unantaftbar, und giebt seine Ehre keinem andern. Gegen Egypten vollzog Jehova selbst seine Rache, er selbst kämpfte und Israel schwieg und sahe zu (2. M. 14 14); gegen Amalek mußte sich das befreite und erlösete Volk schon selbst versuchen; jetzt aber ist es auf seiner Bahn schon so viel weiter fortgeschritten, um den Krieg Jehova’s gegen seine Feinde führen zu können (Baumgarten-) ·— Wenn Mofe nach Beendigung des hier ihm aufgetragenen Rachekrieges nicht alsbald zu seinem Volk fich sammelt, sondern bis dahin (5. Mof Kap. 34) noch vieles von ihm mitgetheilt wird, was er im Namen Gottes angeordnet und geredet hat, so verweisen wir auf Joh· 14, 31, wo der HErr Jesus ebensalls schon spricht: ,,Stehet auf und lasset uns von hinnen gehen,« und doch noch durch drei Kapitel hin- durch Reden von ihm folgen, ehe er wirklich mit den Jüngern hinausgeht über den Bach Kidron Aber die letzte That des Mofe in der Leitung und Führung Jsraels war jener Rachekrieg allerdings. » Z. Da redete Mofe mit dem Voll, und sprach: Rustet unter euch Leute zum Heer lznder die Mi- dianiten daß sie den HERRN rachen an den Midianiternz 4. Aus jeglichem Stamm tausend, daß ihr aus allen Stammes: Israel keine gleichmäßige Zahl Kriegsmännerj in das Heer schickel [und so das ganze Volk in gleichem Maße an dem heiligen Kriege fich betheiliges Z. Und sie nahmen aus den Tausenden [Ge- schlechtern Kam. 2, 34 Atem] Israel je tausend eines Stammes, [alfo zusammen] zwölf laufend gernstet zum Heer. 6. Und Mofe schickte sie mit Pinehas dem Sohn Eleasar, des Priesters sder durch seinen heiligen Eifer, den HErrn zu rächen, damals der Plage Einhalt gethan Kap. 25, 6 ff. und jetzt schon durch seine bloße Gegenwart den Streitern ihren Beruf in lebendigem Bewußtsein erhalten konnte] in’s Heer, und sgab ihm] die heiligen Kleider [Geräthei«, mit in den Streit] und die Halltrommeteu [Kap. 1o, 9] in seine Hand [da- mit der ganze Kriegszug fich als das, was er war, als einen heil. Krieg der Gemeine des HErrn wider seine und ihre Feinde darftellete.] «) Welche Geräthe gemeint seien, läßt fich nicht be- stimmen. Einige denkeu an die hohepriesterliche Kleidung überhaupt (Luther) oder an das Amtschildlein mit dem Licht und Recht (2. Mos. 28, 30) insonderheit; dem steht aber entgegen, daß Pinehas noch nicht Hoherpriester war. Andere an die Bundeslade; doch dem widerspricht der Ausdruck ,,Geräthe«, der in der Mehrheit nicht wohl von einem einzelnen Geräthe verstanden werden kann, wenn es auch an fich richtig ist, daß die Bundeslade mit in den Krieg genommen wurde (5. Mos 23, 14 — Israel besiegt die Midianiter und macht große Beute. 515 erst nach der Zeit Davids findet sich von einem solchen Mitnehmen kein gesicherter Fall mehr vor). Noch andere endlich nehmen den Satz. mit dem folgenden zusammen, so daß in diesem die nähere Bestimmung läge und das Wörtchen »und« gleichbedeutend mit »nämlich« zu fassen wäre: und gab ihm die heiligen Geräthe mit, nämlich die Halltrommeten in seine L)aiid. Diese Erklärung hat am meisten für sich. 7. Und sie [die bestellten Anführer] führten das Heer wider die Midiantteh wie der HERR Mose geboten hatte, nnd erwürgeten [nach einer siegreichen Schlacht, in der sie in Folge einer besonderen göttlichen Fttgung auch nicht einen einzigen Mann verloren V. 48 ff.] alles, was männlich war. 8. Dazu die Könige der Midianiter [die mächtigsten unter den midianitischen Stammes- häuptern, früher Vasallen des Königs Sihon Jos 13, 21, seit dessen Besiegung durch die Kinder Israel aber zur Selbständigkeit gelangt] erwürgeten sie sammt ihren Erschlagenen [zu ihren in der Schlacht gefallenen Kriegsleuten hinzu], nämlich Gut, Retem, Zur [Kap. 25, 15], Hur und Reba, [das waren] die fünf Könige der Mi- dianiter [die nach der allgemeinen Niederlage ihnen in die Hände fielen und von ihnen umge- bracht wurden Jos 10, 17 ff.]. Bileatty den Sohn Beor [der sich nach seiner Trennung von Balak zu den Midianitern begeben und bis jetzt dort aufgehalten hatte Kap. 24, 25 Anm.], er- würgeteu sie auch mit dem Schwert [so daß der- selbe nun den rechten Lohn seiner Ungerechtigkeit fand statt dessen, nach dem er ausgegangen war]. 9. Und die Kinder Israel nahmen gefangen die Weiber der Midianiter und ihre Kinder; alle ihr Vieh lihr Zug: und LastviehL alle ihre Habe [an Heerdenviehs und alle ihre Güter [ihr Ver- mögen an Sachen] raubten sie; 10. Und verbrannten mit Feuer alle ihre Städte ihrer Wohnung kalle Städte, die in den Von ihnen bewohnten Gegenden sich vorfanden], und alle Burgen [Zeltdörfer, vgl. Am. zu 1. Mos. 25, 16]; 11. Und nahmen allen Raub [an Sachen], und alles, was zu nehmen war, beide, Menschen und Vieh, 12. Und brachtens zu Mose und zu Eleasar, dem Priester, und zu der Gemeine der Kinder Israel, ncimlich die Gefangenen, und das ge- nommene Vieh, und das geraubte Gut in’s Lager, auf der Moabiter Gefilde, das am Jordan liegt gegen Jericho [Kap. 22, 1]. Der so rasche und glückliche Ausgang des Kriegs, in dem auch nicht Ein Mann auf Seiten der Kinder Js- rael umkam, ist bei der geringen Streitbarkeit der Mi- dianiter und nach dem, was z. B. Tacitus (Anm. 13, 39) von den Römern berichtet, die· bei der Einnahme eines parthifchen Kastells ebenfalls keinen Mann verloren (vgl.außerdem Strabo XVl., 1128), an sich schon nichts Unmögliches und unerhörtes, beruht aber hier auf einem besonderen göttlichen Beistande und Schuhe; Jsrael soll gleich bei dem ersten Kriegszuge, den es als Streitheer des HGrrn unternimmt, erkennen, welcher mächtigen Hilfe seines Gottes es auch bei den ferneren ihm ver- ordneten Kämpfen zur Vertilgung der Cananiter und zur« Eroberung des verheißenen Landes sich zu versehen habe. Was nun die Sieger thun, indem sie alles, was männlich ist, erwiirgen, Städte und Dörfer verbrennen, alle bewegliche und unbewegliche Habe als Beute, und Weiber und Kinder als Gefangene mit hinwegnehmen, ist nichts weiter als die Vollstreckung des Vernichtungs- bannes, von dem ausführlich zu Z. Mos 27, 29 die Rede war. zzper allgemeinen Regel nach handeln sie allerdings ganz richtig, daß sie die Weiber mit unter den Gefangenen hinwegführenz indessen kam im vorliegenden Falle ein besonderer Umstand hinzu, diese Weiber waren nämlich die Mittel und Werkzeuge zu der Verführung gewesen, um deretwillen der ganze Rachekrieg unter- nommen werden sollte, sie hätten daher ebensowohl er- würgt werden müssen, wie die Männer. Daß die Haupt- leute und Anführer des Heeres dies nicht erkannt haben, erregt hernach (V. 13 sf.) eben so den Zorn des Mose, wie vormals (3. Mos. 10, 16 sf.) das dem Wortlaut des Gesetzes nicht entsprechende Verfahren der Priester mit einem Sündopferbock; bei letzterem Vorfall hatte Aaron im Rechte sich befunden, da er von der allgemeinen ge- setzlichen Vorschrift in einem einzelnen Falle abwich, und Mose giebt mit seiner Erkärung sich zufrieden, hier da- gegen behält er selber Recht, die Hauptleute müssen die Vernichtung der Weiber, die Männer erkannt haben, noch nachträglich vollziehen. Mit Berufung auf der- gleichen Charakterzüge im Leben des Mose, die aber nur ein Zeugnis; sind seiner großen Treue und seines heili- gen Eifers für die Ehre und Sache des HErrm hat Goethe im Westöstlichen Divan (,,Jsrael in der Wüste«) denselben dargestellt als einen »in sich gelehrten, verschlos- senen, wilden Charakter«, als einen ,,unklaren, höchst beschränktem zum Denken Unfähigen Kopf, an dem selbst eine so sorgfältige Erziehung, wie sie ihm am egyptischen Hofe zu Theil wurde, ohne alle Wirkung spurlos vor- überging«, und hat nun in der weiteren Ausführung des mit unglaublichem Leichtsinn ganz nach eigenem Belieben entworfenen Geschichtsbildes in Betreff des ,,Mannes Gottes« Aehnliches geleistet, wie neuerdings der Fran- zose Renan in seinem Leben Jesu in Betreff des »Schönsten unter den Menschenkindern«. Was aber ist aus Goethe geworden? Wie wenig er selbst in seiner reichen Begabung und in seinen hochberühmten Leistungen Be- friedigung fand, beweisen die schmerzlichen Seufzer, die er einst im Drange seines nach Frieden sich sehnenden Herzens auf ein Blatt Papier schrieb: Der du von dem Himmel bist, alles Leid und Schmerzen stillest, den, der doppelt elend ist, doppelt mit Erquickung füllest: ach, ich bin des Treibens müde, was soll all’ der Schmerz und Lust? süßer Friede, süßer Friede, komm, o komm in meine Brust! Das Blatt kam in die Hände einer edlen, ihm be- sreundeten Dame tFrL v. Klettenberg); sie schrieb die Worte Joh. 14, 27 und den Namen dessen darunter, der dort den Frieden zu geben verspricht So fand man nach vielen Jahren, als beide gestorben, das vergilbte Blatt vor; aber den Frieden, nach dem ihn so sehr dürstete, hat der leichtfertige Kritiker des Wortes Gottes nicht gesunden. Das ist das Gericht des HErrm das alle ereilt, die die Wahrheit in Ungerechtigkeit aufhalten: »Ihr werdet mich suchen und nicht finden« (Joh. 7, 34, vgl. Luk. 16, 23 f-)· R» 516 4. Mose 31, 13———54. 13. Und Mose und Eleasar, der Priester, und alle Fürsten der Gemeine, gingen ihnen ent- gegen hinaus vor das Lager [die Heimkehrenden zu empfangen und wegen ihres Sieges zu beglück- wünschen]. 14. Und Mose sals er unter den Gefange- nen auch die Weiber der Midianiter erblickte] ward zornig über die Hauptleute des Heers, die Haupt- leute über tausend und über hundert waren, die ans dem Heer und Streit svon dem Auszuge zum Streit zuritck-] kamen. 15. Und sprach zu ihnen: Warum habt ihr alle Weiber leben lassen [und nicht vielmehr er- würget]? 16. Siehe, haben nicht dieselben die Kinder Israel durch Bileams Rath abgewendet, sich zu versündigen am HERRn über dem Peor; und wi- derfuhr eine Plage der Gemeine des HERRn? 17. So erwürget nun lnachtriiglich nochJ alles, was männlich ist unter den [geraubten] Kin- dern sdamit dies Gefchlecht der Midianiter für im- mer ausgetilgt sei], und alle Weiber, die Männer erkannt und beigelegen haben [damit keine entgehe, die ein Werkzeug der Verführung gewesen]; is. Aber alle Kinder, die Weibsbilde [weib- lichen GeschIechtsZJ sind, und nicht Männer erkannt noch beigelegen haben, die lasset für euch leben [daß sie eure Sklavinnen werden]. 19. Und lagert euch außer dem Lager sieben Tage, alle, die jemand erwürget oder die Erschla- genen angerühret haben, daß ihr euch [in der Knie. 19 verordneten Weise] entsündiget am dritten und siebenten Tage, sammt denen, die ihr gefangen ge- nommen habt [denn auch diese sind mittelbar mit der Todesunreinheit behaftet] 20. Und alle Kleider, und alle Geräthe von Fellen, und alles Pelzwerh und alles hölzerne Ge- fäß sunterder Beute, die ihr mitgebracht habt], sollt ihr [während derselben Zeit ebenfalls] entsündigen [um das Lager Jsraels nicht irgendwie zu ver- unreinigen]. 21. Und Eleasar, der [Hohe-] Priester, sprach snachdem Mose mit seinen Begleitern wieder hinweggegangen war] zu dem Kriegsvolh das in Streit gezogen war: Das ist das Gesetz [von der Reinigung-J« welches der HERR Mose geboten hat [in seiner besonderen Anwendung auf die von uns zu entsiindigenden Gegenstände V. 20]: 22. Gold, Silber, Erz, Eisen, Zinn und Blei, 23. Und alles, was das Feuer leidet, sollt ihr dnreh’s Feuer lassen gehen, nnd [auf diese Weise] reinigen, daß es [hernach noch] mit dem Spreng- wasser [Kap. 19, 9] entsündiget werde. Aber al- les, was nicht Feuer leidet, sollt ihr durch’s Was- ser gehen lassen. 24. Und sollt eure Kleider waschen am sie- benten Tage [Kap. 19, 19], so werdet ihr rein; darnach sollt ihr in’s Lager kommen. VI11. n. 25—54. nun; Zeeendigung der sieben nagen-er Reinigung treten die Firiegsleute in das israelitisitje gla- ger ein. Es erfolgt die Vertheilung der Beute naih des Frjokrrn Bestimmung in der Sirt, das; die eine Hälfte den 12000 Kriegern zufällt, die andere der Gemeine, und daß von jener die Priester, von dieser die Leviten einen niiher bezeichneten Ilntheil empfangen, außerdem aber fühlen die Zjauptleute aus Dankbarkeit fiir die wunder- bare Pewahrung ihrer Ytlannsitjafh non welther auch nicht ein Einkiger fehlt, sitt) getrieben, noth freiwillig ansehnliche Æeihegeskhenne als Jiebe für den Mkrrn an das Zjeiligthum abzugeben. 25. Und der HERR redete mit Mose [als die Kriegerschaar am achten Tage mit ihrer Beute im Lager ankam], und sprach: 26. Nimm [in ein Verzeichnis; aus] dieSnmma des Raubes der Gefangenen, beide an Menschen und Vieh, du und Eleasar, der Priester, und die obersten Väter der Gemeine; 27. Und gieb die Hälfte denen, die in’s Heer ausgezogen sind und die Schlacht gethan [alle hen und Gefahren des Kriegszugs zu tragen gehabt] haben, und die andere Hälfte der Gemeine [deren Repräsentanten oder Stellvertreter sie gewesen sind]. 28. Und sollst dem HERRU [der so gliicklichen Sieg und Erfolg verliehen hatjeheben seinen be- stimmten Theil abheben 2. Mos. 25, 2. Anm.] von [der] den Kriegsleuten, die in’s Heer gezogen sind [zufallenden Hälfte], je von fünf hnnderten eine Seele, beide an Menschen, Rindern, Eseln und Schafen [nach unserer Ausdrucksweise Vz Prozent]. 29. Von ihrer Hälfte sollst du es nehmen, und dem Priester Eteasar geben, zur Hebe dem HERRU [damit Eleasar es zum Lebensunterhalt der Priester als eine Art Zehnten verwende Kap. 18, -26—28; Moi 27, 30 ff.]. 30. Aber von der Hälfte der Kinder Israel sollst du je von fünfzigen nehmen ein Stück Gutes, beide an Menschen, Rindern, Efeln und Schafen, Und Von allem Vieh [also 2 Prozent] nnd sollst es den Leviten geben, die der Hut warten der Wohnung des HERRn 31. Und Mose und Eleasar, der Priester, thaten, wie der HERR Mose geboten hatte. 32. Und es war der übrigen Ausbeute, die das Kriegsvolk geraubet hatte [dessen, was von den gefangen weggeführten Menschen nicht getödtet und von dem erbeuteten Vieh nicht während des Rück- zugs verzehrt worden war], skchsmal hundert nnd fünf und siebenzig tausend [675,000] Schafe, 33. Zwei und siebenzig tausend [72,000] Rinder, 34. Ein und sechszig tausend [61,000] Esel, 35. Und der Weibsbilde, die nicht Männer Vertheilung der Siegesbeute. Weihegeschenke der Hauptleute 517 erkannt nocb beigelegen hatten, zwei und dreißig tausend [32,000] Seelen. 36. Und die Hälfte, die denen, so in’s Heer gezogen waren, gehörte, war an der Zahl drei hundertmal und sieben und dreißig tausend und fünf hundert [337,500] Schafe; 37. Davon wurden dem HERRn sechs hun- dert fünf und siebenzig [675] Schafe. 38. Jtem [ferner war die Hälfte, die denen so in’s Heer gezogen waren, gehörte], sechs nnd dreißig tausend [36,000] Rinder; davon wurden dem HERRn zwei und stebenzig [72]. 39. Jtem, dreißig tausend und fünf hundert [30,500] Esel; davon wurden dem HGRRn ein und sechszig [61]. 40. Jtem, Menschenseelen, sechszehn tausend 16,o00] Seelen; davon wurden dem HERRn zwo und dreißig Seelen [32]. 41. Und Mose gab soche Hebe des HERRn [die 675 Schafe, 72 Rinder, 61 Esel und 32 MädchenJ dem Priester Gleasay wie ihm der HERR geboten hatte sdamit dieser die Schafe und Rinder dem priesterlichen Viehstande einverleibe, die Esel verkaufe, die Mädchen zu Sklavinnen verwende]. 42. Aber die andere Hälfte, die Mose den Kindern Israel zutheilte von den Kriegsleuten 43. Nämlich die Hälfte der Gemeine zustän- dig, war auch drei hundertmal und sieben nnd dreißig tausend fünf hundert [337,500] Schafe, 44. Sechs und dreißig tausend [36,000] Rinder, · 45. Dreißig tausend und fünf hundert [30,500] sel- 46. Und sechszehn tausend [16,000] Men- schenseelen. 47. Und Mose nahm von dieser Hälfte der Kinder Israel je ein Stück von sünzigeu, beide des Viehes und der Menschen, und gab’s den Le- viten, die der Hut warteten an der Wohnung des HERRru wie der HERR Mose geboten hatte [also 6,750 Schafe, 720 Rinder, 610 Esel und 320 Mädchen]. Nach der hier angegebenen Zahl der geraubten Mäd- chen haben die unter den fünf Königen stehenden Midia- niter-Stämme etwa 130—150,000 Seelen, an kriegs- fiihiger Mannschaft aber 35,000 betragen; die Menge des erbeuteten Viehes wird niemand befremden, der da weiß, daß gerade hierin der Hauptreichthum der Roma- den besteht, und solche waren ja die Midianiter. Nur der Mangel der Kameele fällt auf; vielleicht haben die Jsraeliten diese mit getödtet, weil sie bei ihren damaligen Verhältnissen keinen Gebrauch davon machen konnten. 48. Und es traten herzu die Hauptlente über die Tausende des Kriegsvolks, nämlich die über tausend und über hundert waren, zu Mose, 49. Und sprachen zu ihm; Deine Knechte haben die Summa [auf-] genommen der Kriegs- leute, die unter unsern Händen gewesen find, und fehlet nicht Einer les sind ihrer genau noch so viele, als da wir auszogen: 12,000 Manns 50. Darum bringen wir dem HERRn Ge- schenke, was ein jeglicher funden hat von güldenem Geräthe [Gefchmeide], Ketten, Armgeschmeida Ringe, Ohrenrinken und Svangen, daß unsere Seelen ver- sbhnet werden vor dem HERRn [denn wir fühlen uns solcher gnädigen Verschonung nicht Werth: es würde ganz anders gekommen sein, wenn der HErr mit uns hätte handeln wollen nach unsern Sünden; er lasse denn auch ferner dieselben be- decket sein vor seinem Angesicht]. 51. Und Mose nahm von ihnen, sammt dem Priester Eleasar, das Gold allerlei Geräths sdas zu allerlei Geräth oder Geschmeide verarbeitete Gold]. 52. Und alles Goldes Hebe, das sie dem HERRn haben, war sechszehn tausend und sieben hundert und fünfzig [16,750] Sekel Ei. 10 Thlr, 2. Mos. 38, 24], von den Hauptleuten über tau- send und hundert [diese lieferten damit alles ab, was sie selbst erbeutet; doch war dies nicht die ganze Beute, die an Goldsachen überhaupt gemacht worden war]. 53. Denn die Kriegsleute [die gemeinen Sol- daten] hatten geraubet ein jeglicher für sich [und behielten ihren Raub) Ueber den Reichthum der alten Welt an edlen Me- tallen s. Anm. zu 2. Mos. Eis, 31; das; aber gerade die Midianiter goldene Schmucksachen sehr liebten und selbst ihre Kameele damit behingen, darüber vgl. Richt. 8, 26, nur daß dort von andern Midianiterstämmen die Rede ist, denn die in unserm Kapitel gemeinten blieben für immer vernichtet. 54. Und Mose, mit Gleasar, dem Priester, nahm das Gold von den Hauptleuten über tausend und hundert, und brachten es in die Hütte des Stifts [legten es in den Schatz des Heiligthums nieder], zum Gedächtniß der Kinder Israel vor den! HERRU sdamit der HErr, wegen dieser Bereit- willigkeit ihm zu dienen, seines Volkes auch ferner in Gnaden gedenke, vgl. 2. Mos. 13, 16]. Das 32. Kapitel. zder gsesilzung des» Hundes« Eanaan wird ein xanfang gemacht. I. II. 1——42. Die beiden, andliehheerdenbesondere-reichen Stämme gliuben nnd Gad wünschen das den Imoritern abgenommene Land JIaeser und Gilead, weil eg ihrem Bedürfnis; im narziiglichen Znasse entspricht, fiir sich zu behalten, und wollen, wenn es ihnen überlassen wird, auf ein Erbe im eigentlichen Ganaan verstohlen. Uachdem Mose das dlngebiihrlirtie und Gefiihrlishy mag in ihrem Begehren liegt, ihnen nachdriirielich norgehaltem und sie hierauf sich feierliih verpflichtet haben, mit ihrer kriegs- 518 4. Mose 32, 1——22. fähigen Zllaunschaft bei der Groberung des Ulestiordam landes bis zuletzt sich zu betheiligen, wird ihnen die Bitte gewährt, gegen drei Geschlechter der Zdiachiriten vom Stamm Ziianasse aber, die bei der Einnahme des nord- lichen jtmoritevzteictjes sich besonders eifrig und mirlisam erwiesen haben, eine Pflicht der Gereshiiglieit dadurch geübt, dah Zilose diesen das nördliche Gilead sammt dem ganzenjliasan freiwillig in Besitz giebt. Zhierdurctj bommt zu dem eigentlichen Ganaan ein weiterer mitteilen der Es- rael ursprünglich nicht oerheiszen war, das xland jenseit des Jordan, hinzu, und wird bereits durch Wiederherstel- lung der kerstdrten Städte und durch den Itufbau von Schafhitrden wohnlictj eingerichtet. 1. Die Kinder Raben und die Kinder Gad [die schon in Eghpten, den östlichen Saum des Landes Gosen bewohnend, das patriarchalische Hir- tenleben am meisten beibehalten hatten 2. Mos, I, 7 Anna] hatten sehr viel Vieh, und sahen [jetzt, wo die Vesitznahme Canaans so nahe bevorstand] das Land Jaeser [die zu dem Gebiet von Jasser Kap. 21, 32 gehörige Landschaft] und [das Land] Gilead [nördlich und südlich vom Jabokj an für beqnenie Stätte zu ihreni Vieh [da diese ganze Ge- gend -jenseit des Jordan mit ihrem vorzüglichen Grastvuchs überall ausgezeichnete Weideplätze darbot]; Z. Und kamen [von ihren Stammesältesten vertreten], und sprachen zu Mose, und zu dem [Ho- hen-] Priester Eleasar, und zu den IübrigenJ Für- sien der Gemeine: s. Das Land [in welchem liegen die Städte] Ataroth, Dibon, Jaeser, Riinra [Beth-Nimra], Hesbon, Eleale, Sebam [Sibama], Rebo und Beon [Baal-Meon, vgl. V. 34——38], 4. Das der HERR geschlagen hat vor der Gemeine Israel [und in ihre Hände gegeben Kap. 21, 21—31], ist bequem zum Vieh; und wir, deine Knechte, haben sbesonders viel] Vieh ses eig- net sich also am besten gerade für uns]. 5. Und sprachen weiter: Haben wir Gnade vor dir fanden, so gieb dies Land deinen Knech- ten zu eigen, so wollen wir nicht über den Jordan ziehen [auf allen Besitzantheil am Lande jenseit des Jordan zu Gunsten der andern Stämme verzichtens Die Gegenden, von welchen die Kinder Raben und die Kinder Gad hier reden, sind die heutigen Landschaf- ten Belka im Süden, zwischen dem Jabok und Arnon, und Dache-del Adschlnn nördlich vom Jabok bis zum Hieromax oder Jarmuk hinauf (vgl. Anm. zu Kap. 21, 30). ,,Dschebel Adschlun (sagt Smith bei Robin- son Ill.) bietet die lieblichste Landschaft dar, die ich je in Shrien gesehen. Ein ausgedehnter Wald herrlicher Bäume, hauptsächlich JmmergrümEichen (Sindian), deckt einen beträchtlichen Theil davon, während der Boden dazwischen mit üppigem Gras bekleidet ist, das wir einen Fuß hoch und höher fanden, voller verschiedenartiger wild wachsen- der Bäume« Belka ist zwar gegenwärtig gänzlich un- bewohnt; zur Zeit Burkhardks (1810—12) war Szalt idas ehemalige Ramoth-Gilead) die einzig bewohnte Stadt, und auch diese ist in neuerer Zeit zerstört und ihrer Bewohner beraubt worden, nur hernmziehende ränberische Beduinen halten sich hier auf und inachen das Reisen sehr unsicher. Aber noch jetzt pflegen diese zu sagen: ,,Du kannst kein Land finden wie Belka«; es gilt ihnen geradezu für ein irdisches Paradies. Jn allen Verheißungen nun, welche dem Volke Jsrael gegeben waren, ist das eigentliche gelobte Land immer Canaan, diesseit des Jordan; und werden auch der Euphrat und Nil öfter als die Grenzen des Reiches angegeben (1. Mos 15, 18), so ist das doch nicht so gemeint, als sollte Js- rael selber soweit wohnen, vielmehr sind hier nur die- jenigen Völkerschaften zu einem Ganzen mit ihm zusam- mengefaßy die in nächster Beziehung zu dem Volke Got- tes stehen, die Zwecke des Reiches Gottes fördern und die Segnungen desselben zuerst an sich erfahren sollten (Anm. zu Kap. 21, 11). Da indessen die Jsraeliten nicht mehr die Moabiter und Ammoniter im Besitz des Ostjordanlandes fanden, sondern die zur Vertilgung be- stimmten Amoriter (1. Mos 15, 16), denen sie denn auch das ganze Gebiet unter dem mächtigen Beistand ihres Gottes gar bald abnehmen durften, so erweiterten sich damit von selbst die Grenzen des eigentlichen gelobten Landes. Das Anliegen der beiden Stämme Ruben und Gad ist daher an sich dem Willen des HErrn ganz ent- sprechendx nur liegt in ihrem Verlangen noch ein Man- gel an briiderlichem Sinn und eine Gleichgiltigkeit ge- gen die gemeinsamen Interessen des gesammten Volkes, die Mose im Folgenden ihnen auch aufrückt Erst nach- dem sie ihren Fehler erkannt und ausdrücklich zur Er- süllung ihrer Pflichten gegen die übrigen Stämme sich be- reit erklärt haben, kann ihre Bitte ihnen gewährt werden. 6. Mose [unwillig über die Selbstsucht, daß sie schon jetzt sich zur Ruhe zu setzen gedachten, während die andern noch einen jahrelangen Kampf vor sich hatten] sprach zu ihnen: Eure Bruder sollen in Streit ziehen, und ihr wollt hie bleiben [und in aller Gemächlichkeit ihrer Arbeit und Mühe aus der Ferne zuschauen]? 7. Warum machet ihr [mit solchen Absichten, vom gemeinsamen Kampf euch noch vor der Zeit zurückzuziehen] der Kinder Israel Herzen sder Sachs bei der es gilt, nun alle Kraft und Ausdauer dar- anzusetzem ab-] zpkgjzizsp daß sie, sebenfallsj nicht [werden] hinüber ziehen [wollen] in das Land, das ihnen der HERR geben wird [sondern lieber hier sich festsetzenJZ » 8. Also thaten auch eure Vater svor 38 Jah- ren] da ich sie aussandte von Kades-Barnea, das Land zu schauen [vgl. Kap. 13 u. 14]; 9. Und da sie hinanskomnien waren bis an den Bach [Thalgrund] Escoh nnd sahen das Land, machten sie [mit ihrer eigenen Verzagtheit und Unlust] das Herz der Kinder Israel wendig, daß sie nicht in das Land nahten, das ihnen der HERR geben wollte. » 10. Und des HERRn Zorn ergrimmete zur selbigen Zeit, und sei] schwur und sprach: 11. Diese Leute, die aus Eghpten gezogen sind, von zwanzig Jahren nnd braver, sollen 1e [gewiß und wahrhaftig] das Land nicht sehen, das ich Abraham, Jsaal und Jacob geschworeri Mosis Verhandlung mit den beiden Stämmen Ruben und Gab. 519 habe, darum, daß sie mir nicht treulich nachgefolget sbei meiner Führung nicht treulich ausgehalten] haben; 12. Ausgenommen Caleb, den Sohn Jephune, des Kenesiters [Jos. 14, 6], und Josua, den Sohn Nun; denn sie sdiese beiden allein] haben dem HERR-i treulich nachgesolget. 13. Also ergrimmete des HERRn Zorn über Israel, nnd ließ sie hin und her in der Wnste ziehen, vierzig Jahr sdie Zeit vom Auszug aus Egypten bis zur Aussendung der Kundschafter Mitgetschvsts »bis daß ein Ende ward alle des Ge- sehlechts, das ubel gethan hatte vor dem HERRm 14. Und siehe, ihr [die ihr zu dem jüngeren Nachwuchs gehört, von denen man also einen besseren Sinn erwarten sollte] seid aufgetreten an eurer Vater Statt, daß der Sirndiger desto mehr seien [auf daß es ja nicht an eben solchen bösen, widerspenstigen Leuten fehle auch zu dieser unsrer Zeit], und ihr auch den Zorn und Grimm des · HERRn noch mehr machet wider Jsrael [gle1ch als sei es mit dem bisherigen, so lang- jährigen Wüstenmühsal noch nicht genug]. 15. Denn wo ihr euch von ihm wendet [der Ausführung seines göttlichen Willens mit eurem Widerstreben fernere Schwierigkeiten in den Weg stelltL so wird er auch noch länger sie [eure Brüder, die nur gar zu bald aus eure Seite sich schlagen werden] lassen in der Wüste, und ihr werdet dies Volk alles verderben sgleichwie jene Verführer dem ganzen Volk zum Verderben ge- worden sind]. Auf, Christenmenfch, auf, auf zum Streit, auf, auf zum Ueberwinden: in dieser Welt, in dieser Zeit, ist keine Ruh zu finden. Wer nicht tvill streiten, trägt die Kron’ des ew’gen Lebens nicht davon; drum streite, ringe, kämpfe! —Der Teufel kommt mit feiner List, die Welt mit Pracht und Prangen, das Fleisch mit Wollust, wo du bist, zu fäll’n dich und zu fangen. Streit’st du nicht als ein tapfrer Held, so bist du hin, und schon gefällt; drum streite, ringe, kämpfet — Vind an, der Teufel ist bald hin, die Welt wird leicht verjagetz das Fleisch muß endlich aus dem Sinn, wie sehr diciys immer plaget O, ew’ge Schande, wenn ein Held vor diesen dreien Buben fällt; drum ftreite, ringe, kämpfel s— So streit denn wohl, streit keck und kühn, daß du mögst überwin- den; streng an die Kräfte, Muth und Sinn, daß du dies Gut mögst finden. Wer nicht will streiten um die Kron, bleibt ewiglich in Spott und Hohn; drum streite, ringe, kämpfei (V. 1. 2. 5. 10.) 16. Da traten sie lweil sie in Folge der Vorhaltungen des Mose das Ungeziemende und Unzulässige an ihrer Bitte sofort er- kannten, näher] herzu sum sich bestimmter zu erklären, unter welcher Bedingung ihrem Ver- langen, unbeschadet der Gerechtigkeit gegen die andern, dennoch stattgegeben werden könne], und sprachen: Wir wollen [nicht von unsern Brüdern uns zurückziehen und ihnen den Kampf um Canaans Besitz allein überlassen, sondern] nur Schashürden hie bauen sur unser Vieh, und [die zerstörten] Städte fder Amoriter wiederherstellen zu festen Wohnungen] für unsere Kinder ffür die Weiber und die nicht kampfessähige Mannschaft unter uns]; 17. Wir aber [die streitbaren Männer] wol- len uns rüsten vorn an vor die Kinder Israel [als Vorkämpfer vorauszuziehenh bis daß wir sie bringen an ihren Ort. Unsere Kinder sjedoch sammt den übrigen Gliedern unserer Familien, die für den Kampf nicht zu brauchen sind] sollen in den verschlossenen Stcidten [in dem Lande hier zurück-J bleiben, um der Einwohner willen des Landes [damit ihnen von diesen nicht während der Zeit unsrer Abwesenheit ein Leid widerfahre]. 18. Wir wollen [auch, wie wir hiermit uns noch einmal V. 17 verpflichten] nicht [eher von dem Kampfplatz abtreten und aus dem Lande jenseit des Jordan hierher] heimkehren, bis die Kinder Israel einnehmen ein jeglicher sein Erbe fohne für diese Mitwirkung an der Eroberung des eigentlichen Canaan auch nur den geringsten Mitbesitz am Lande in Anspruch zu nehmen]. 19. Denn wir wollen nicht mit ihnen erben jenseit des Jordan, sondern unser Erbe soll uns diesseit des Jordan gegen dem Morgen gesallen sein [wir wollen uns mit dem Besitz, des Ost- jordanlandes vollkommen begnügen, wenn uns derselbe gewährt wird]. Solche Schafhiirdem wie die Kinder Rüben und Gad für ihr Vieh sie bauen wollen, bestehen noch jetzt in je- nen Gegenden aus mannshohen Gehöften von Steinen, damit die Heerden während der Nacht sich nicht zerstreuen und man am Geräusch der einstürzenden oberen Schicht sogleich merken könne, wenn ein Wolf in das Gehöft einbrechen will. (Vgl.Joh.10,2.Anm.) Vondem Wieder- aufbau der zerstörten Städte werden wir hernach (V. 34 ff.) weiter hören; an streitbarer Mannschaft aber gingen nachmals unter Josua von den beiden Stämmen sowie von Halb-Manasse bei 40,000 mit über den Jordan, die übrigen blieben zum Schutz der Weiber, Kinder u. s. w. ebenfalls im Ostjordanlande zurück (Jof. 4, 13). 20. Muse smit solcher Erklärung wohl zu- frieden und nun auch geneigt, ihre Bitte zu ge- währen] sprach zu ihnen: Wenn ihr das thun wollt, daß ihr ench rüstet zum Streit vor dem HERRU svorankämpfen wollt unter dem Streiter- heere des HErrm der mit und bei seinem Volk ist]; 21. So [erfüllet nur auch wirklich das ge- gebene Wort und] ziehet lseiner Zeit mit] über den Jordan, wer unter ench gerüstet ist [zu der betreffenden Mannschaft ausgehoben werden wird], bis daß er seine sdes HErrnJ Feinde austreibe von seinem Angesicht, 22. Und das Land unterthan werde vor dem HERRnz darnach sollt ihr umwenden nnd un- 520 4. Mose 32, 23—41. schuldig [aller ferneren Verbindlichkeiten los und ledig] sein dem HERRn und vor Israel, und sollt dies Land also [wie ihr gewunschy haben zu eigen vor dem HERRn smitrechtem Titel und gutem Gewissen]. 23. Wo ihr aber nicht also thun wollt fund eures Versprechens euch später etwa weigern würdet]; stehe so werdet ihr euch an dem HERRn s bersündigen, und werdet eurer Sünde inne werden, wenn sie euch finden [mit alle ihrem Flnch und Unsegen über euch kommen] wird. Hier erkennen wir recht, was das heißt- Gott su- chet die Missethat heim (2. Mos. 20,5). Zuerst gehet er ihr blos nach mit seinem Zorn, ohne sie sofort zu strafen. Dies Nachgehen besteht nämlich darin, daß er nach jeder bösen That auch sofort das böse Gewissen er- weckt im Menscheii und den Uebelthäter dahingiebt in die Knechtfchaft der Sünde (vgl. l. Mos. Z, 8 ff. —- Adam versteckt sich, das ist das böse Gewissen; er lügt und wälzt die Schuld von sich ab aus das Weib, ja auf Gott selbst, das ist die Knechtschaft der Sünde —). Darnach aber, ; wenn seine Zeit und Stunde da ist, kommt Gott auch i über die Sünde mit seiner Strafe; die Sünde findet nunmehr den Sünder, nachdem sie bisher ihm drohend und das Gericht immer näher heraufführend nachgegan- gen, gleichsam zu Hause, er kann alle dem Uebel, das über ihn beschlossen ist, nicht ferner entrinnen. Vgl. i. Mai. 44 16. 24. So bauet nun Städte fitr eure Kinder sin diesem Lande hier] nnd Hirrden für euer Vieh, und thnet, was ihrgeredet [1.Kön.3,17,Anm.] habt. 25. Die Kinder Gad und die Kinder Ruben sprachen zu Muse: Deine Knechte solleu thun, wie mein Herr [Kap. 12, 11; 2. Mos. 32, 22] ge: boten hat. 26. Unsere Kinder, Weiber, Habe und alle unser Vieh sollen in den Städten Gilead sein; 27. Wir aber, deine Knechte, wollen alle gerüstet zum Heer in den Streit ziehen vor dem HERRm wie mein Herr geredet hat. 28. Da gebot Mose ihrer halben dem Priester Eleasar, und Josua, dem Sohne Nun, und den obersten Vätern der Stämme der Kinder Israel, 29. Und sprach zu ihnen: Wenn die Kinder Gad und die Kinder Raben mit euch über den Jordan ziehen, alle gerüstet zum Streit vor dem HERRQ und das Land euch unterthan ist [fo daß ihr nun aufhören könnet zu kriegen, um zur Austheilung desselben zu schreiten], so gebet ihnen das Land Gilead [Kap. 21, 3o Anna; 5 Mos. 34, I; Jus. 22, 95 Nichter 5, 17] zu eigen; 30. Ziehen sie aber nicht mit euch gerüstet so sollen sie sauch dieses Gebietes sich nicht an- weißen, sondern] mit euch deren im Lande Canaan. 31. Die Kinder Gad und die Kinder Ruben antworteten, und sprachen: Wie der HERR sdurch deinen Mund so eben] redete zu [uns] deinen Knechten, so wollen wir thun. l 32. Wir wollen geriistei ziehen vor dem HERRU in’s Land Eanaan, und unser Erbgut besitzen diesseit des Jordan. Mit aller Umständlichkeit und Genauigkeit, wie es ein förmlicher Kontrakt erfordert, wird Rede und Gegen- rede hier berichtet und dieselbe Sache, um die es sich handelt, öfter wiederholt, damit hernach keine Ausreden und Winkelzüge gemacht werden können. Vgl. 1· Mos. 23, 11 Anm. — Mose redet und handelt dabei ganz wie einer, der seines nahebevorstehenden Abscheidens von der Welt sich lebendig bewußt ist und alles wohl und ge- nau nach dem Willen des HErrn geordnet seinem Nach- folger hinterlasscn will. 33. Also gab Mose den Kindern Gad und den Kindern Rllben [die ausdrücklich darum ge- beten hatten], und dem halben Stamm Manasse, des) Sohns Joseph lden V. 39 ff. erwähnten Ge- schlechtern dieses Stammes, die sich um die Er: oberung des nördlichen Theils des Ostjordanlandes besonders verdient gemacht], das Königreich Sihvlh des Königs der Amoriter [Kap. 21, 21—31], nnd das Königreich Og, des Königs zu Basan [Kap. 21, 32——35]; das Land sammt den Städten, in der ganzen Grenze umher sdas ganze Land mit seinen Städten und den dazu gehörigen, die Städte umgebenden Gebieten, ohne jedoch schon eine Vertheilung im Einzelnen vorzunehmen, was wahrscheinlich erst später, nach der Eroberung Canaans und nach der Rückkehr der streitbaren Mannschaft dieser drittehalb Stämme Jos 22, durch die Volksobersten geschah] Mose nahm also zu den unter V. 5 beschriebenen beiden Landschasten auch die dritte, nördlich davon ge- legene hinzu, und bedachte aus freiem Antriebe auch jene Gesehlechter des Stammes Manasse mit einem für ihre Lebensverhältnisse passenden Erbe, um eine Pflicht der Gerechtigkeit wegen der Verdienste, die sie um die Gr- oberung Basans sich erworben hatten, gegen sie zu er- füllen. Diese dritte, vom Hermon im Norden bis zum Jarmuk im Süden sich erstreckende, im Westen vom Jor- dan und im Osten von dem HauramGebirge begrenzte, aus einer großen Hochebene bestehende, nur von sanften Erhebungen und einzelnen Hügeln und abgestumpsten Ke- geln durchzogene Landschaft führt von jenem östlichen Ge- birgszuga der im Frühjahr 1858 von dem preußischen Consul Dr. Wetzstein zu Damaskus bereist und näher beschrieben worden ist, heutzutage den Namen Haaren. Der ganze Boden um das Gebirge herum ist vulkanisch, und das Land hat seit den ältesten Zeiten im Ruf so großer Fruchtbarkeit gestanden, daß es nie gedüngt zu werden brauchte und der durchsichtige batanitische Weizen um 5 Procent theurer war, als anderer. Auch galt das Klima für so gesund und mild, daß die Be- wohner von Damaskus glaubten, es gebe hier gar keine Krankheiten, und sich vor jeder ansteckenden Seuche in ihrer Stadt hierher flüchteten, die handeltreibenden Araber und Syrer aber am liebsten hier ihre großen Märkte hielten. Jn Hauran findet sich auch der Sitz: Strauch, eine perennirende (überwinternde), etwa 1 Elle hohe Pflanze, die von den Einwohnern zum Brennmm terial verwendet wird und wegen ihres breiten Umfangs in der heißen Jahreszeit, wo alles schon verdorrt ist, unter ihrem Schatten noch eine dürftige Vegetation er- hält (1. Mos. 21, 153 Hiob 30, 4)- Die Vertheilung Vertheilung des Ostjordanlandes an Ruben, Gad und Halb-Manasse. 521 des ganzen Ostjordanlandes unter die 272 Stämme fand hernach in der Art statt, wie zu Jos 13, 15 ff. näher angegeben; für jetzt aber besaßen Ruben und Gad ihr Gebiet noch gemeinschaftlich, so daß Gad die eine und die andere Stadt im südlichen Theile, der später Ruben allein gehörte, und wiederum Ruben eine und an- « dere Stadt im nördlichen, nachmals für Gad bestimmten Theile ausbaute und befestigte. 34. Da baueien [stellten wieder her] die Kinder Gad Dibon [1 Stunde nordwärts vom mittleren Arnon], Ataroth [am Berge Attarus], Arver [Rubens, am nördlichen Ufer des mittleren Arnon], 35. Alt-Ah, Sophan [beide Namen sind zu- sammen zu lesen und bezeichnen nur Eine Stadt: Atroth-Sophan, die Lage derselben aber ist nicht mehr nachzUWeifeNJ, Jaeser [drei d. Meilen nördlich von Hesbon Kap. 21, 32], Jegabehah sJagbeha Richt 8, 11, zwei Stunden nordwest- lich von Rabbath-Ammon], 36. Veth-Ninira [im Gefilde Moab], Und Beihäjakan [1 d. Meile südlich von Beth-Eliimra]; verschlossene Städte und Schafhiiiden [sie be- festigten diese Städte und errichteten bei ihnen Schafhürden V. 16, f.]. 37. Die Kinder Raben [hingegen] bauetcn Hesbon svormals Residenz des Königs Sihon Kap. 21, 26, fast in der Mitte zwischen dem Jabok und Arnon gelegen, 4 d. Meilen östlich vom Jordan] Eleale llxz Stunde nördlich von Hesbon], Kiriathaim [1. Wiss. 14, 5; Jos. 13, 19], 38. Nebo [am Berge gleiches Namens Kap. 27- 12; 5- Mel. 32, 28 ff.], BaakMeon [voll- « ständig Beth-Baal-Meon, 1 Stunde siidwestlich von Hesbons und cinderten die Namen, und Si- bama sdas seinen Namen beibehielt, nur 500 Schritt von Hesbon entfernt]; nnd gaben den Stadien Namen, die sie baneien [doch traten die alten Namen bald wieder an die Stelle der neuen.] 39. Und die Kinder Machir, des Sohns Manasse sdie Geschlechter des zum St. Manasse gehörigen Hauses Machir Kap. 46, 29] gingen in Gilead swaren nach der Hauptschlacht wider den König Og zu Basan, die seiner Herrschaft ein Ende machte Kap. 21, 33 ff» hingegangen in den südlich vom Jarmuk oder Hieromax gele- genen District seines Gebietes, dem heutigen Dschebel-Adsch11«m], und gewannen es, und ver- trieben die Amoriter, die drinnen waren shatten diesen District erobert und die Amoriter daraus vertrieben]. 40. Da gab Mose [als er den Kindern Gad und den Kindern Ruben ihre Bitte erfüllte und ihnen das dem Könige Sihon zu Hesbon abge- nommene Land überließ V. 331 dem Machir, den! Sohne Manasse [eben diesen Geschlechtern des Hauses Machir, der sich so um die Eroberung des nördlichen Amoriter-Reichs besonders verdient gemacht], Giiead [jenen District zwischen dem Jarmuk und Jabokjz nnd er wohnete drinnen [sie brachten dort ihre Familien in festen Städten und ihre Heerden in Schafhiirden unter, während sie selbst, die streitbaren Männer, hernach an den Eroberungszägen unter Josua Theil nahmen, gleichwie die Nubeniten und Gaditen]. Der Name Gilead im eigentlichen Sinne bezeichnet das ganze auf der Nord- und Südseite des Jabok»ge- legene Gebirge, wird aber dann auch bald pon dem nord- lichen, bald von dem siidlichen Theile dieses Gebirges im Vesonderen gebrauchtz andrerseits aber steht der Name auch im weiteren Sinne, und zwar wiederum in zwic- facher Weise, indem er entweder außer dem oben ge- nannten Gebirge zu beiden Seiten des Jabok zugleich die südlich daran stoßende Hochebene im« heutigen Belka mit umfaßt, oder aber das ganze Land Ienseit des Jor- dan bezeichnet und also zu dem Gebirge sowohl die nord- liche Hochebene (Baskm), als die südliche bis zum Arnon (Belka) hinzunimmt. Ausgegangen ist der Name von jenem Berge auf der Nordseite des Fabrik, ·wo Lciban den Jacob ereilte und beide mit einander einen Bund schlossen (1. Mos 31, 23. 44——47). 41- Jair aber, der Sohn sein Nachkommej Manasse [und ebenfalls dem Hause ·Machir» an- gehörendL ging hin nnd gewann ihre Dorfer [hatte, wie die Machiriten überhaupt, so seiner- seits mit den ihm zugehörigen Familien noch be- sonders an der Einnahme des nördlichen Amo- riterreichs sich dadurch verdient gemacht, daß er die Ortschaften des westlichen Basan oder des Argob, an der Zahl sechszig 5. Mos Z, 4 f; 14, eingenommen; diese erhielt »er denn Jetzt zu seinem Besitz] Und hieß sie [mit einem gemeinschastlichen Namen] HavoilxJair [Jairsleben]. . Aus 1. Chron. Z, 21 ff. erfahren wir Näheres tiber die Herkunft dieses Jair; er war ein Sohn des Segub- und dieser wieder ein natürlicher Sohn des HSZVOU (Enkels des Juda), den letzterer mit der Tochter des Machir (Enkels des »Joseph) zeiigete, doch nahm ev, 60 Jahr alt, die Beschwängerte noch vor ihrer Niederkunft zum Weibe. Jair’s Stammbaum ist hiernach folgender: Juda Joseph l Pelkez Manasse l Helzron Malchir l ,......-L....— REFM Tpchteix Nu. Soyu:Gi1ead. ! I s l l Segub HeiTher ; l Dckzvid Jair Zxlazzipehzid (Matth. i, 3—6) ( v· « Wegen der außerehelichen Geburt seines Vaters nun zählt hier Jair mit unter den Machiriten und empfängt 522 sein Erbe in Ost-Manasse; dasselbe grenzt im Norden an»das Gebiet der Maachathi und Gessurh welche beide syrischer Abkunft sind und zu den Aramäern gehören (e«r»stere, vielleicht Nachkommen des 1. Mos. 22, 24 er- wähnten Maacha, wohnten nach der Angabe des Hiero- nymus am S»üdwest-Abhange" des großen Hermom wäh- rend letztere ihren Sitz auf der Ostseite dieses Bergs, im spateren Jturäa, hatten und sich wohl bis nach Damass kushm erstreckteny und Umfaßte hauptsächlich das nach- herige Gaulanitis (s. Karte W. Da jedoch Hezron, sein Großvater von väterlicher Seite, dem Stamme Juda angehört, so wurde Jair’s Erbe mittelbar auch zu die- sem Stamme gerechnet und wird in Ins. 19, 34 als ,,Juda am Jordan« bezeichnet. 42. Nobah [der Stammfürst eines anderen Geschlechts der MachiritenJ ging hin [war eben- falls nach der Bestegung des Königs Og zu Basan hingegangen, und zwar nach den östlichen Theilen seines NeichsL nnd gewann Knath mit ihren Töchtern [hatte die Stadt Kenath oder Ka- natha am westlichen Abfall des HaurawGebirges sammt den von ihr abhängigen kleinen Ortschaften eingenommen, welche er denn jetzt zu seinem Erb- theil von Mose erhielt], nnd hieß sie Nobah, nach seinem Namen. Man darf in der That sich wundern, sagt Wetz- stein lvgl.Anm. zuV.33) in seinem Reiseberichh daß uns die Bibel, während sie im Lande «jenseit des Jordan und im südlichen Theil des diesseitigen Landes hunderte von Ortsnamen kennt, aus Basan und Nordgilead kaum 8 oder 10 überliefert hat. Als Mofe das Land eroberte, fand er in Argob allein außer den Dörsern 60 um- mauerte Städte, und dürfen wir von der Blüthe dieser Provinz einen Schluß auf die des ganzen Landes machen, so muß zur Zeit des Culturstaats der Amoriter der ganze Hauran mit einer erstaunlich großen Menge von Städ- ten und Dörfern bedeckt gewesen sein. Und doch hören wir in der Folgezeit nichts von ihnen, selbst von den vornehmsten Städten des Landes, wie Astaroth, Edrei Kenat, Golan und Salcha, weiß die spätere Geschichte Jsraels nichts mehr. Andrerseits sehen wir in den Krie- gen der Jsraeliten mit den Königen von Damaskiis und Asshrien, wie der Feind immer ohne Widerstand von dieser Seite her in's Land gefallen ist. Wo waren damals jene festen Plätze? Es liegt die Vermuthung nahe, daß» sich jene 60 Städte später in die 60 »Zeltlager Jair’s« (Havoth-Jair) verwandelt haben, daß die basanitischen Jsraeliten in der Nachbarschaft der Beduinen vollkom- mene Nomaden geworden oder geblieben sind, daß sie, um jederzeit zum Schuh ihrer von Weidevlatz zu Weideplatz ziehenden Heerden bereit zu sein, sich nicht an Städte und Dörfer binden konnten, die daher verlassen standen, verfielen und endlich verschwanden. So wird es erklär- lich, das; die Wegflihrung der drei jenseit des Jordan ansässigen Stämme durch Phul (1. Chron. S, W) anschein- lich so leicht gewesen ist. Daher erklärt sich auch, daß außer einigen Burgen, die unter den Herodianern ent- standen sind, von keinem einzigen der tausend Ruinenorte, die gegenwärtig Peräa (das jenseitige Land) bedecken, be- hauptet werden kann, das; er israelitischen Ursprungs ist. Das 33. Kapitel. zlegister der greifen und xagerstatten de- Yolns Israel. 11. n. 1—49. zu« am« ietzt di: seit de: vier-nachri- gen Æbstenwanderung vollständig hinter fich hat und mit 4. Mose 32, 42. 33, 1—-48. der Pesiikergreifung des Oktiordaiigehietes in den neuen Zeitahfihnith der ihm die verheiskene Ruhe im gelodien Lande bringen wird, schon thatsächlictj eingetreten ist, so thut Illofe einen Rückt-lich auf jenen nun adgesctzlotfenen Zeitraum, indem er auf Befehl des Zjlxkrrn die verschie- denen Stationen während der vierkigjiihrigen Wanderung niederschreiht und damit dem Gott aller Gnade, der sein zlolh »auf Adlers Zittigen sicher geffihret« und wie einen Jlugapfel hehiitet hat -(5. Mos. 32, 10 if.), ein bleibendes Zlenlimal siir alle nachfolgenden Gefchlechter setzt. l. Das sind die Reisen [Reise- oder Lager- starren] der Kinder Israel, die aus Eghptenlaiid gezogen sind sbis sie an das Ziel ihrer Wüsten- wanderung gelangten], nach ihrem Heer laus- geführt mit ihrem ganzen Heer 2. Mos. S, 26; 7, 4], durch Mose and Aaron. 2. Und Mose beschrieb ihren Auszug, wie sie zogen sihre Züge nach den verschiedenen Stati- onen], nach dem Befehl des HERR, und sind nämlich dies die Reisen ihres Zugs. Z. Sie zogen ans von Raemses [2. Mos. 12, 37], am fünfzehnten Tage des ersten Monden fim Jahre 1492 v. Chr.], des andernTages der Ostern [nachdem sie am Abend zuvor das Passah genossen], durch deine hohe Han [2. Mos. 14, 8], daß alle Egbpler fdiese hohe Hand] sahen [wes- wegen sie auch ihren Auszug nicht mehr zu hin- dern wagten], 4. Und begraben eben die Erstgeburh die der HERR unter ihnen gefchlagen hatte; denn der HERR hatte sgleichwie an ihnen selbst] auch an ihren Göttern Gerichte geübt [2. Mos. 12, 12 Anm.]. 5. Als sie [nun] von Raemses auszogen, lagerten sie sich in Suchoth [2. Mos. 12, 37]. 6. Und zogen aus von Suchoth, und lagerten in Eidam, welches liegt an dem Ende der Wüste [2. Mos. II, 20]. 7. Von Gtham zogen sie aus, und blieben im Grunde Hahiroth, welches liegt gegen Paul-Ze- phon, und lagerten sich gegen Migdol [2. M. 14, 2]. 8. Von Hahiroth zogen sie aus, und gingen mitten durch’s Meer, in die Wüste, und reiseteu drei Tagereisen in der Wüste Ethauy und lagerten sich in Mara [2. Mos. 15, 23]. 9. Von Mara zogen sie aus und kamen gen Elim, darin waren zwölf Wasserbrunnen und sie- benzig Palmen; und lagerten sich daselbst [2. Mos 15, 27]. 10. Von Eliui zogen sie aus, und lagerten sich an das Skhilfmeen 11. Von dem Schilfmeer zogen sie ans, und lagerten sich in der Wüste Sin [2. Mos. 16, 1]. 12. Von der Wüste Sin zogen sie aus, und lagerten sich in Dahhka 13. Von Daphka zogen sie aus, nnd lagerten sich in Titus. Rückblick auf die verschiedenen Stationen der vierzigjährigen Wüften Wanderung. 523 14. Von Alns zogen sie ans, nnd lagerten sich in Raphidim [2. Mos.17, 1]; daselbst hatte das Volk kein Wasser zn trinken fes wurde ihnen aber solches aus dem Felsen bei Massa und Meriba zu Theil]. l5. Von Raphidim zogen sie ans, und lagerten sich in der Wüste Sinai swo sie fast ein ganzes Jahr lang blieben, um das Gesetz zu empfangen 2. Mos. 19, 1—4. Mos. 10, 10]. 16. Vom Sinai zogen sie ans, nnd lagerten sich in die Lustgriiber [Kap. 10, 11—11, 34]. 17. Von den Lustgräbern zogen sie aus, und lagerten sich in Hazeroth [Kap. n, 35—12, 15]. 18. Von Hazeroth zogen sie ans nnd lagerten sich in Rithma svorn an der Ebene Kades Kap. 13, 1 Anm.] Der Retem- oder Ginsterstrauch, von welchem die vorgenannte Station ihren Namen hat ivon Luther mit Wachholder tibersetzt), ist der ansehnlichste Strauch in den Wüsten Arabiens, der häufig in Thälern und Wasserbecken wächst, etliche Fuß Höhe erreicht, dünne, gekerbte, einander gegenüberstehende Zweige mit einfa- chen Blättern hat, kleine weiße Blüthen und litnglich- runde, schoteniihnliche Früchte trägt. Die Wurzel ist un- gemein bitter und wird nur von den allerärmsten Leu- ten aus Noth zur Nahrung verwendet tHiob 3(), 4), doch giebt sie sammt dem übrigen Holz der Pflanze eine vorzügliche, lang fortglimmende Kohle, welche die Bedui- nen noch jetzt nach Kairo zu Markt bringen, daher in Pf. 120, 4 von einer Ginsterglut (Luth.: ,,Feuer in Wachholdern«) die Rede ist, in welche die falsche Zunge den Nächsten mit ihren verläumderischeii Worten versetzt (nach anderer Auslegung: womit ihr selbst dereinst zur Strafe stir die Angstglut, in welche sie den Nächsten versetzt hat, vergolten werden wird). Vgl. 1.Kön.19,4- 19. Von Rithma zogen sie aus, und lagerten sich in Rim on-Parez [vgl. Anm. zu Kap.19,22]. 20. Von Rimowgparez zogen sie aus, und lagerten sich in Libna · 21. »Von Libna zogen sie ans, nnd lagerten sich in Rissa v » 22. Von Rissa zogen sie aus, und lagerten sich in Kehelatha 23. Von Kehelatha zogen sie aus, und la- gerten sich im Gebirge Saphen 24. Vom Gebirge Sapher zogen sie aus, nnd lagerten sich in Harada 25. Von Harada zogen sie aus, und lagerten sich in Makeheloth 26. Von Makeheloth zogen sie ans, nnd la- gerten sich in Tbahatlk » N. Von Thahath zogen sie ans, und lagerten sich in Tharah 28. Von Tharah zogen sie ans, und lagerten sich in Mithka 29. Von Mithka zogen sie ans, nnd lagerten sich in Hasmoiia 30. Von Hasinona zogen sie aus, und lager- ten sich in Moseroth [am Berge Hei-J. 31. Von Moseroth zogen sie ans, nnd lager- ten sich iii Bne-Jaeton fvielleicht Aiu erweisen, vgl. Kap. 20, 22]. 32. Von Vne-Jaekon zogen sie ans, und lagerten sich in Horgidgad . Von Horgidgad zogen sie aus, nnd lager- ten sich in Jathbatha 34. Von Jathbatha zogen sie ans, nnd lager- ten sich in Abrona 35. Von Abroiia zogen sie ans, nnd lagerten sich in Ezeongaber [vgl. Anm. zu Kap. 20, 1J« 36. Von Ezeongaber zogen sie ans, nnd la- gerten sich [im ersten Monat des 40. Jahres zum zweiten Mal V. 18] in der Wüste Lin, das ist Kades [woselbst Mirjam starb Kap. 20, 1]. 37. Von Kades zogen sie aus, nnd lagerten sich an dem Berge Hor, an der Grenze des Landes Edotn sdurch welches ihnen der Durchzug ver- weigert worden war]. 38. Da ging der Priester Aaron ans den Berg Hor, nach dem Befehl des HERRD und starb daselbst im vierzigsten Jahr des Auszugs der Kinder Israel ans Eghptenlaiid, Ctm ersten Tag des fünften Monden, 39. Da er hundert und drei und zwanzig Jahr alt war [Kap. 20, 2—29]. 40. Und Arad, der König der Cananitey der da wohnete gegen Mittag des Landes Canaan, hbrete, daß die Kinder Israel kamen [von Kades aufbrachen V. 37, griff sie an, ward aber von ihnen geschlagem denn es brach nun die neue Zeit an, wo der Bann der Verwerfung nicht mehr auf dem Volke lag Kap. 21, 1——3]. 41. Und von dem VergeHor zogen sie ans, nnd lagerten sich in Zalmona [Kap. 21, 4——9]. 42. Von Zalmona zogen sie aus, nnd lager- ten sich in Minnen. 43. Von Phunon zogen sie ans, nnd lagerten sieh in Oboth [Kap. 21, 10]. 44. Von Oboth zogen sie aus, nnd lagerten sich in Jjiin, am Gebirge Abarim, in der Mon- biter Grenze [Kap. 21, 11]. 45. Von Jjim zogen sie ans, und lagerten sich snach Zurticklegung der Stationen am Bache Sared, am Arnon, bei BeenElim und Matthana, theils in Nahalieh theils] in Dib on Gad [Kap. 21, 12——19]. 46. Von Dibon Gad zogen sie aus, und»la- gerten sikh [theils in Bamoth Kuh. 21, 19, theils] in Almon Diblathaim. 47. Von Almon Diblathaim zogen sie ans, und lagerten sich in deiii Gebirge Abariin [und zwar auf dem Berge Pisga], gegen [westlich von] Nebo [Kap. 21, 20]. 48. Von dem Gebirge Abarim zogen sie ans, und lagerten sich in das Gefilde der Mon- 524 4. Mose 33, 49—56. 34, I— 15. biter, an dem Jordan gegen [östlich von] Jericho [Kap. 22, 1]. 49. Sie lagerten sich aber am Jordan von Betlyseftuiolh [d. i. OedenhausenL bis an die Breite [hebr. Abel 2. Sam. 20, 15 Anm.] Sittinh des Gefildes der Moabiter [die zu diesem, den Jordan entlang sich hinstreckenden Gefilde gehört]. 1I1- u. 50-nap. 34, 29. nach soikizkm nennen: aus die Vergangenheit richtet der Tit-Irr den Blieb seines Volkes nun völlig in die ihm bevorstehende Zukunft hinein nnd ertheilt ihm über die Ibesilzergreisuicg des eigeniliilien blanaan oder des Landes jenseit des Jordan noih mehrsasiie Bestimmungen. Zunächst liiskt er ihm feinen Willen iiber die völlige Qusrottung der Gaun- niter nnd ihres Gdlkendieustem sowie iiber die Sirt, das eroberte Land unter die kehntehalb Stämme zu iiertheilen, bund thun Gan. 33, 50—56); darnaih bestimmt er die Grenzen des zu erobernden Landes Gan. 34,1 bis 15), und nennt hierauf diejenigen hlolleshäupter bei Namen, die unter Leitung des Thohenpriesters Gleasar und des iiiinftigeii Zjeersiihrers Josua die älerloosung vornehmen sollen El. 16—29). 50. Und der HERR redete mit Mose, in dem Gefilde der Moabiten an dem Jordan gegen Jericho « [woselbst Jsrael seit Kahn. 22, l, vgl. Kap. 33, 48 »f.,· lagerte], und fprach [als jetzt nach den Ereignissen Kap. 22, 2—Kap. 32, 42 die Ein: nahme des verheißenen Landes immer näher riickte]: ·51. Rede mit den Kindern Israel und sprich zu ihnen: Wenn ihr aber den Jordan gangen seid, in das Land Eanaanz 52. So sollt ihr alle Einwohner vertreiben vor eurem Angesicht, nnd alle ihre Säulen [Götzen- bilder aus SteinL und alle ihre [aus Erz] gegosse- nenBilder umbringen, und alle ihre [auf] Hbhen [errichteten Altäre 3. Mos 26, 30] vertilgen. » 53. Daß ihr also das Land einnehmet, und drinnen wohnetz denn euch hab’ ich das Land gegeben, daß ihr’s eiunehmet. Menschliche Rechte hatte Israel nicht an Ca- man, ihr Recht beruhte allein auf göttlicher Schen- kung Was in Beziehung auf die Amoriter ein Akt der Gerechtigkeit war (1. Mos 15, 16), war für sie ein Akt der Gnade. Gott hatte frühe: das Land den Amoritern gegeben, nicht zum unbedingten Eigenthum, sondern wie er alle irdischen Güter austheilt—— bedingungsweise zur Verwaltung; sie hatten sich dessen unwiirdig gemacht, dar- um vertilgte er sie und setzte andere Verwalter ein. (Kurtz). 54. Und sollt [wie ich schon Kap. 26, 53 —56 euch habe sagen lassen] das Land aus- theilen durch’s Loos unter eure Geschlechter Denen, deren viel ist, sollt ihr desto mehr zutheileu; und denen, deren wenig ist, sollt ihr desto weniger zu- theilen. Wie das Loos einem jeglichen [Stamme] daselbst faul, so soll er’s haben nach den Stämmen ihrer Väter [so daß ihm das Gebiet fiir immer verbleibt]. 55. Werdet ihr aber die Einwohner des Lan- des nicht vertreiben vor eurem Angesicht; so werden euch die, so ihr überbleiben lasset, zu Dornen wer- den in euren Augen und zu Stachelu in euren Seiten leueh allenthalben Noth und Versuchung bereiten, daß ihr unter ihnen wie unter Dornen und Stachelu leben werdet]; und werden euch drängen auf dem Lande, da ihr innen wohnet kund euch keine Ruhe lassen]. 56. So loird’s dann snachdem ihr, durch ihre Verführung zum Abfall von mir, zu Abgötterei und allerlei Ungerechtigkeit gereizt worden seid] geschehen, daß ich euch gleich thun werde, was ich gedachie ihnen zu thun [euch aus dem Lande hinaustreiben und vertilgen werde Jos. 23, 12]. Je mehr in dem neuen Leben des Christen von alten Sünden stehen gelassen wird, desto größer ist die Gefahr des dann unfehlbar eintretenden Kampfes und zuletzt der völligen Verwerfung (v. Gerlach.) Das 34. Kapitel. Grenzen des gekotiten Hundes. Zsie und durch weiche es aiiszntheikeiu 1. Und der HERR redete [ferner] mit Mose, und sprach: · 2. Gebeut den Kindern Israel, und sprich zu ihnen: Wenn ihr in’s Land Canaau kommt, so soll das Land, das euch zum Erbtheil sällt im Lande Eanaau, seine Grenzen haben [wörtlich: f o soll dies das Land sein, das euch zum Erbtheil fällt, das Land Canaan nach seinen Grenzen, d. h. nach den im Folgenden genannten Grenzen oder in dem nachstehend ge- nauer bezeichneten Umfanges 3. Die Ecke gegen Mittag soll ansahen [die Mittagseite soll euch sein] an der Wüste Zin bei Edom [dem jetzigen Gebirgsland der Aza- zimeh Kp. is, 1 Anm.], daß eure Grenze gegen Mittag sei vom Ende des Salzmeeres, das gegen Morgen liegt [von der in einen Salzmorast auslau- fenden Siidspitze des todten Meeres an Jos. 15, 2]; 4. Und daß dieselbe Grenze sich länge vom Mittag hinauf lfich vom Ende des todten Meeres aus südlich hinauf wende] gen Akrabina und gehe dutch Zinna [den weiten Thalschlund Wady Mur- ren, Anm. zu Kap. 13, 1], und sein Ende vom Mittag bis gen Kades-Barnea [und erstrecke sich weiter mittagwärts hinaus bis gen Kades-Barnea am westlichen Ende der Wüste Zin], und gelange am Dorf Adar [nach Hazar-Adar, d. i. nach den nahe bei einander liegenden Ortschaften Hezron und Adar Jos. 15, 3], und gebe durch [Karkaa j und] Azinonz 5. Und lände sich sziehe sich herum] von Az- s mon an den Bach Eghptens [den jetzigen Wady ei— Vorblick in die nun bevorstehende Zukunft. Grenzen des zu erobernden Landes. 525 ArischL nnd sein Ende sei an dem fgrofzen oder mittelländischen] Meer ff. Karte 1I.]. Siidlich vom todten Meere fetzt sich zunächst das Ghor oder die Einsenkung zwischen Bergreihen zur Rechten und zur Linken fort, in welcher der Jordan vom i See Genezareth aus seinen Lauf hat (vgl. Anm. zu Jus. Z, 1); darauf folgt eine Reihe von 60—80 Fuß hohen weißlichen Klippen, die von der Siidwestspitze des todten Meeres aus gesehen das Ghor zu fchließen scheinen und die Skorpionenstiege oder Akrabbim genannt werden. Jenseit derselben schließt die Arabah (Anm. zu Kap.20, l) sich an, die sich anfangs etwas erhebt und nach und nach das Niveau des todten Meeres erreicht, dann aber süd- lich zum älanitischen Meerbusen abfällt.-—-Uebrigens ist bemerkenswerth, wie genau die hier beschriebene Süd: grenze des gelobten Landes mit der Bodenbeschaffenheit zusammenhängtz sie ist die Grenzscheide zwischen der gelb- lichen Wüste im Süden und den grünen Steppen im Norden, die Natur von Arabien hört jetzt auf, das Reich des Todes hat ein Ende und ein neues Leben weht den von Mittag kommenden Reisenden aus den mit Grün überzogenen Flächen entgegen. s. Aber die Grenze gegen den Abend soll diese« sein: Namlich das große Meer [von dem Ausfluß des Baches Egyptens V. 5 an bis nörd- lich hinauf jenseit Gebal V. 7]. Das sei eure Grenze gegen dem Abend. 7. Die Grenze gegen Mitternacht soll diese sein: Ihr sollt messen von dem großen Meer [nörd- lich von Bhblus oder Gebal an], an den Berg Horz Unter Berg Hor (nicht zu verwechseln mit Hor im Edomitergebirge Kap- 20, 22) ist vermuthlichder heutige Dschehel Makmeh der die höchste Spitze des Libanon- Gebirges bildet, gemeint, so daß also die Nordgrenze durch den Cedernhain Bscherkeh (Kap. 24, 6 Anm.) sich hindurchzog s. Und von dem Berge Hor messen, bis man- kommt gen Hamath [bis an das Gebiet der Stadt Hamath in Syrien heran], das; sein Ausgang sei die Grenze Zedada [die Grenze sich dann weiter «. fortziehe nach Zedad hin]; 9. Und desselben Grenze Ende [und aus- gehe die Grenze weiter] gen Stphrom nnd sei » sein Ende am Dorf Enan [und ihr Ende er- reiche fie bei Hazar-Enan, d. i. Quellen- hof Hesek. 47, 17; 48, 1]. Das sei eure Grenze gegen Mitternacht. Die Stadt Hamath (das heutige Hama, entspre- chend dem Epiphania der Griechen und Römer) lag am Orontes, etwa 8 Meilen weiter nach Norden hinauf, als Karte I11. reicht; sie selbst hat zu keiner Zeit, auch unter David und Salomo nicht, zu dem israelitischen Reiche ge- hört, doch legte Salomo in ihrem Gebiete Kornstädte an (2. Chron. 8, 4). Der Ausdruck ,,bis man gen Hamath kommt« wird öfter gebraucht, um die Berührung mit diesem Gebiet oder die Nordgrenze von Paläftina zu be- zeichnen (Kap. 13, 22z Jos. 13. b; Nicht. 3,»3 u. s. w·). Die beiden folgenden Punkte, Zedad (nrcht Zedada, wie Luther schreibt -- das a oder ah am Schluß driickt nur die Richtung aus nach dem Ort hin, an dessen Na- men es angehängt wird) und Siphron lassen sich nicht näher bestimmen; unter dem Dorf Enan Gar» Engl: d· i. Quellenhof) aber haben wir höchst wahrscheinlich die Quelle Lebweh am westlichen Abfall des Anti-Libanon zu denken. Sie bildet in dem Thal e1-Buks.a die Was- serscheide zwischen dem nach Norden fließenden Orontes und dem südwestlich gehenden Leontes, befindet sich auf einem Boden, wo man blos im Kies zu graben braucht, um so viel Quellen zu haben, als man will, und bietet das schönste klare Wasser, das aus verschiedenen Stellen von unterhalb einer breiten Strecke groben Kieses her- vorquillt. Wir sehen, wie auch hier die Grenze, gleich- wie schon im Süden (Anm. zu V. 5), genau mit der natlirlichen Bodenbeschassenheit zusammenstimmt 10. Und sollt euch messen die Grenze gegen Morgen, vom Dorf Enan [von dem ebengenann- ten Quellenort Enan aus] gen Sepham sebenfalls unbekannt]; 11. Und die Grenze gehe [an den Weftab- hängen des Antilibanon weiter südlich] herab von Sepham gen Ribla zu Ain von morgenwärts [g en Ribla östlich von Ain, dem heutigen Quellew ort Andschaih zu unterscheiden von dem im Lande Hamath gelegenen Riblath 2. Kön. 23, 33; 25, 21]; darnach gehe sie herab [über Husbeya und Baal Hermonj Und lenke sich slängs der den MeronvSee im Osten begrenzenden Berge] ans die Seiten [wörtlich: an die Schulter] des Meeres Cinnereth [Genezareth], gegen dem Morgen [d. i. an den Nordoststrand dieses See’s],»"« 12. Und komme herab an den Jordan [gehe den Jordan entlang südlich hinunter]- daß ihr Ende sei das Salzmeer [todte Meers Das sei euer Land mit seiner Grenze umher sim Süden V. 3—5, Westen V. 6, Norden V. 7——9 und Osten V. 10—12]. s) Hiernach sollte also der große Hermon (5· Mos. 3, 9 Anm.) nicht mit zum Lande Jsraels gehören. 13. Und Mose gebot den Kindern Israel sals er ihnen diesen Befehl des HErrn über das s Von ihnen einzunehmende und dann zu verloosende Land Kp. 33, 50—34, 12 mittheilteL und sprach: Das ist das Land, das ihr durchs Loos unter euch theilen sollt, das der HERR geboten hat den neun Stcimmen [Juda, Simeon, Don, Benjamin, Ephraim, Jfafchar, Sebulon, Asser, Naphtali], i und dem halben Stamm sManassej zu geben. 14. Denn der Stamm der Kinder Raben, des Hauses ihres Vaters [nach den verfchiedenem zu diesem Stamme gehörigen Geschlechterns und der Stamm der Kinder Gab, des Hauses ihres Vaters, und der san-Here] halbe Stamm Manasse habe« lbereitsj ihr Theil genommen. s 15. Also haben die zween Stämme sRuben und Gad] Und der halbe Stamm [Manasse] ihr Erbtbeil dahin, diesseit des Jordan gegen Jericho, gegen dem Morgen [und sind bei der Vertheilung des Westjordanlandes nicht weiter bethei1igt, wenn sie auch zu dessen Eroberung mitwirken müssen Kap. 32, 6—32]. 526 4. Mose 34, 16——29. 35, 1——5. Von dem im Vorstehenden bezeichneten Ländergebiet zwischen dem 31 — 3414 Grad nördlicher Breite haben an der Westgrenze (V. S) die Kinder Israel hernach nicht erobert theils das Gebiet der Philister im Süden, theils den Strich Phönicien im Norden, obwohl auch diese Distrikte unter sie vertheilt wurden (Jos. is, 1— 7); daher wird das Land in der Regel als unter dem 31 bis 3372 Breitengrad und vom 52—53V« Gd. (oder, das Ostjordanland mitgerechnet, — 54V·« Gd.) östlicher Länge liegend angegeben. Die größte Ausdehnung von Norden nach Süden beträgt 33 M» die von Westen nach Osten bis zum Jordan dsurchschnittlich 15 Meilen, ebenso die vom Jordan bis zur äußersten Ostgrenze; dies ergiebt einen Flächenraum von 495 Qaadratmeilen für das eigentliche Canaan, also ungefähr halb so groß als die Schweiz, V, so groß als das Königreich Baiern und nicht viel größer als die preußische Provinz Sachsen. Wenn Cieero sagt: Der Gott der Juden müsse ein kleiner Gott sein, weil er seinem Volke ein so kleines Land eingeräumt habe, so erwidern wir dagegen mit v. Raume» ,,Je kleiner das Land, um so glorreicher erscheint die Segensmacht des HErrn, durch welche das kleine Samenkorn zum großen Baum erwächsh aber der natürliche Mensch hat kein Auge für die Allmachh wenn sie im unscheinbaren Kleide der Demutlx auftritt« Was nun die Namen des Landes betrifft, o bedeutet »Ca- naan« nach der Meinung einiger so viel als Niederung, und bezeichnet das Land nach der Niederung am mittel- ländischen Meer, wo die einwandernden Cananiter (1. Mos 10, 15—19) zuerst sich niederließen, bis sie dann weiter nach innen sich zogen und auch in den gebirgigen Gegen- den sich ansiedeltenz Andere dagegen leiten ihn richtiger von Canaan, dem vierten Sohne Hanrs (1. Mos.10, S) ab. Unter dem andern Namen ,,Palästina« wurde ursprünglich nur die von den eingewanderten Philistern (1. Mos. 10, H) bewohnte Küstenebene verstanden, der- selbe jedoch hernachmals von den Römern auf das Land übertragen und nun in diesem Sinne auch von den Christen und späteren Juden gebraucht. Biblische Benen- nungen sind: Land des HErrn (Hosea s, 3), Land der Kinder Jsrael oder Land Jsrael (Jos·11,22; 1.Sam. 13, 19), das heilige Land (Sach. 2,12), das verheißene (gelobte) Land (Hebr. 11, 9). Ueber die Urbevölkerung des Landes, wohin sie ihrer Abstammung nach zu rechnen sei, sind Vielfache Untersuchungen angestellt worden; wir haben unsre Meinung darüber schon zu 1. Mos. 14, 18 ausgesprochen, und ebenso zu 1. Mos 12, 7 zwei Aus- sprüche über die Angemessenheit gerade dieses Landes für die Absichten, die der HErr mit Jsrael hatte, neben ein- ander gestellt. Wir fügen nun hier dem zweiten Aus- spruche eine weitere Aeußerung von Kurtz hinzu, die zum Verständnis; der späteren Schicksale Jsraels in dem ihm bestimmten Lande treffliche Fingerzeige giebt: »Es giebt wohl kaum ein Land der Erde, das, mit einer solchen Sensibilität Empfänglichkeit) für Segen und Fluch begabt, in so kleinem Raume so zahlreiche Quellen des Segens und zugleich des Fluches für s eine Bewohner darbieten Nir- gends liegen Fruchtbarkeit und Unsruchtbarkeit in raschem Uebergang so nahe zusammen, nirgends gehen sie so leicht in einander über, nirgends wird das blühende Gefilde des Segens so leicht zur fluchbelasteten Wüste. Aus dem paradiesischen Siddimthale z. B. wird über Nacht ein Pfuhl des Verderbens, von dem alles Leben flieht, der allen kommenden Geschlechtern von dem Ernst der göttlichen Gerichte predigt; und ihm gegenüber im Norden liegt sein Gegenbild — ein See, dessen Ufer alle Lieb- reize der Natur in sich vereinigen, der fortwährend von der Güte und Freundlichkeit Gottes predigt. Und wie Natur, Klima und Boden des Landes neben den reichsten Segenskräften auch so mannigfache Straf- und Zucht- mittel in Unsruchtbarkeit und Mißwachs, in verzehrenden Gluthwinden und Erdbebem in Heuschreckenzügen und verheerenden Krankheiten, Pest und Aussatz n. s. w. in sich barg, so bot auch die überaus günstige Natur des Landes und seine politische Weltstellung neben zahlreichen Vortheilen für die Bewohner desselben eine beständige Lockung für die benachbarten Völker und Weltmächte, das Land zu unterjochen und seine Bewohner zu zer- treten, und so fest und gesichert auch sonst die Lage desselben war, so wußten doch die Raubhorden feindlicher Völkerschaften und die Kriegsheere der Weltmächte — sobald sie gesandt waren, die göttlichen Strafgerichte auszuführen — durch Meere und Wüstem durch Gebirge und Schluchten Wege zn finden in das Herz des Landes» Vgl. Heseh H, b; Es, U. 12. 16. Und der HERR redete [ferner] mit Mose sihm in Beziehung aus die Kap. 33, 54; 34, 13 gebotene Austheilung durch das Loos seinen Willen noch näher zu erkennen gebend, damit die Kinder Jsrael desto gewisser sein könnten, daß diese Art der Entscheidung wirklich eine Entscheidung von ihm sei Kap. 26, 55 f.], und sprach: 17. Das sind die Namen der Männer, die das Land unter euch theilen sollen: Der [Hohe-j Priester Eleasah Und [der zum Heerführer be- rufene] Josua, der Sohn Nun sdie beide in der Kap. 27, 31 angegebenen Stellung zu ein- ander die Verhandlung zu leiten haben]. 18. Dazu sollt ihr nehmen eines jeglichen Slamms Fürsten svon einem jeden der 972 be- theiligten Stämme, vgl. zu V. 13, den Fürsten eines Vaterhausess das Land auszutheilen [indem durch ihre Hand das Loos gezogen wird]. 19. Und das sind der Männer Namen: Ca- leb, der Sohn Jephnne, des Stammes Juda [Kap. 13, 7. 31; 14, e. 24. so; 26, 65]; 20. Semuel, der Sohn Ammihud, des Stamms Simeonz 21. Elidad, Stamms Benjaminx 22. Vuki, der Sohn Jagli, Stamms der Kinder Danz 23. Daniel, der Sohn Ephod, Fürst des Stamms des Kinder Manasfe, von den Kindern Joseph; 24. Kemuel, der Sohn Siphtan, Fürst des Stamme der Kinder Ephraimz 25. Elizapham der Sohn Parnach, Fürst des Stamms der Kinder Schalen; 26. Mittel, der Sohn Asan, Fürst des Stamms der Kinder Jsascharz 27. Ahihud, der Sohn Selomi, Fürst des Stamms der Kinder Asserz 28. Pedaheh der Sohn Ammihud [eines andern als des V. 20 genannten], Fürst des Stamms der Kinder Naphtali. der Sohn Chislon, des Fürst des Verloofung des Landes, durch wen fte geschehen soll? Aussonderung von Levitenftädten. 527 29. Dies sind sie, denen der HERR ldurch den in V. 16 ff. dem Mose gegebenen Auftrag] gebot, daß sie den Kindern Israel Erbe aus- theileten un Lande Eanaan. Vergleichen wir die Lage, wie hernach ihr Erbe den 972 Stämmen im Weftjordanlande fiel (s. Karte Ill.): Asser Naphtali Se lon West-Manasse Jsaschar Ep hra i m Dan Venjamin · Juda Srmeon, so haben wir in der Ordnung, in welcher die Stämme hier aufgeführt werden, schon eine ziemlich genaue Hin- weisung auf jene Lage von Süd nach Nord (Simeon, Juba, Benjamim Dan, Manasse, Ephraim, Sebulon, Jsaschar, Asfer, Naphthalil Daß die Ordnung der wirklichen Lage nicht v öllig entfpricht, widerlegt die Ansicht derer, welche unsern Abfchnitt dem Mose abfprechen und ihn für das Erzeugnis; eines viel späteren Verfassers halten; daß sie ihr aber ziemlich entfpricht, beruht darauf, daß Gott, dessen selbsteigenes Wort wir hier vor uns haben, alle seine Werke bewußt sind von der Welt her, und der Ausfall des Loofes hernach in keinerlei Weise zufällig, wie wir uns auszudrücken pflegen, sondern auf die schon in L Pius. Kap. 49 einem jeden Stamm zuerkannte Aufgabe berechnet war· Auch in Beziehung auf die andern Völker hat ja der HErr Ziel gesetzt, zuvor versehen, wie lange und weit sie wohnen sollen (Apoftelg. 17, 26): wie sollte er das bei feinem auserwählten Volke, das in allen seinen Theilen eine ganz besondere Bestimmung hatte, nicht noch in besonderem Maße gethan haben! Ueber das Loosen als ein Mittel, den Willen Gottes zu erfahren, vgl. zu Jof. 7, 18. Das 35. Kapitel. You den Htädten der Kutten, Jreistådten und Todtfchlarp VI— U. 1—34. Es folgen weitere Bestimmungen iiber die dem Stamme lleui im ganzen Lande zu überlassen- den Städte sammt den dazu gehdrigen xltorliädten oder den zur Weide deo Zllieheo erforderlichen Triften. Es sind deren zusammen acht und vierzig, wovon leihe zu- gleich zu Zlreisicilien dienen sollen fiir solche, die un- vorsiilzlicher Weise einen Jlndern ersthlagen haben und Zuflucht suchen nor dem sie verfolgenden Pluträtheru 1. Und der HERR redete mit Mose auf dem Gefilde der Moabitey am Jordan gegen Jericho [Kap. 33, 50], und sprach: Z. Gebeut den Kindern Israel, daß sie den Leviten sdie ja nach Kap 18, 20. 23 kein eigenes Stammgebiet erhalten sollen, eine bestimmte An- zahl V. 7] Stadte geben, von ihren Erbgitterm da sie wohnen mögen. 3. Dazu [zu den in diesen Städten ihnen zu überlafsenden Häuserm die, wenn sie von ihnen aus Noth verkauft werden, jederzeit wieder ein- gelöst werden können, und falls dies nicht ge- schieht, im Halljahr unentgeltlich an den Ver- kä»ufer zurückfallen Z. Mos. 25, 32 f.] die Vor- ftadte [genauer: Triften oder Bezirke] um die Städte her sollt ihr den Lebiten auch geben, daß sie in den Stadien wohnen, nnd in den Vor- stcidten koder Triften] ihr Vieh, und Gut, und allerlei Thiere fwas ihnen aus den gesetzlichen Zehnten Katz. 18, 21 f. zu ihrem Unterhalt zu- fällt] haben [diese Triften sollen jedoch nicht, wie die Wohnhäuser von ihnen veräußert werden dürfen 3. Mos. 25, 34]. 4. Die Weite aber der Vorstadt« die sie den Leviten geben, soll tausend Ellen außer der Stadtmauer umher haben kvon der Stadtmauer a——b an bis zur Außenseite c-1——c2 auf der unten stehenden Zeichnung 1000 Ellen rings auf allen vier Seiten der Stadt betragen]· b. So sollt ihr nun [um zu dieser ein für alle Mal feststehenden Weite der Vorstadt auch die Länge einer jeden ihrer vier Außenfeiten c1—c2 zu gewinnen] messen außen an der Stadt [1000 Ellen von der Mauer entfernt] von der Ecke gegen dem Morgen [von beiden Ecken der Morgenseite, sowohl von c! nach til, als von 02 nach d2, je 1000 Ellen, d. i. zusammen] zwei tausend Ellen, und [ebenso] von der Ecke gegen Mittag zwei tausend Ellen, und von der Ecke gegen dem Abend zwei tausend Ellen, nnd von der Ecke gegen Mitternacht zwei tausend Ellen, daß die Stadt im Mittel fdie Entfernung der mittlern Linie c11——d2 gleich der Länge der Stadt- mauer ist-b] sei. Das sollen ihre kder Levitetq Vorstcidte sein. Diese beiden Verse haben den Auslegern außer- ordentlich viel Noth gemacht und find von den einen so, von den andern so verstanden worden, bis man neuer- dings bei der Erklärung des J. D. Michaelis (-s- 1791 als Professor der orientalischen Sprachen zu Göttingen) sich beruhigt hat. Wir geben zur Veranschaulichung derselben dre nachfolgende Zeichnung: es« d2(ål)litternacht«) d l Cl H F Z Z« d» . « «?- D H« ,- sg ei) E » Stadt. E . «« Z 1000 E. Z d, a« b WcitedcrVotstnti« N »O El« «; Z Z o T? «« 3 O k- 01 d« Mittag) c« 528 4. Mvse 35, 6—25· Darnach hatman die Stadt in Form eines Quadrats (2. Mos. 26, 35 Anm.) in der Mitte liegend sich zu denken; rings um dieselbe her sollte die Vorstadt für die Eeviten in einer Weite von 1000 Ellen sich hinziehen, die dann mit ihren 4 Außenseiten ebenfalls ein Quadrat bil- dete. Die Länge dieser Außeiiseiten nun wird von einer Ecke zur andern zunächst auf 2000 Ellen bestimmt; dazu kommt aber das mit der Stadtmauer parallel laufende Mittelstüch das mit dieser gleiche Länge haben soll. War also die Stadtmauer z. B. 837 Ellen lang, wie wir bei unsrer Figur angenommen haben, so betrug die Länge einer solchen Aussenseite 1000 —s— 837 -s— 1000 = 2,837 oder, nach der Rechnungsweise unsrer Stelle, 2000 —l— 837 Ellen. — Luther hat den Sinn der beiden Verse so aufgefaßt, als solle nur im Allgemeinen das arith- inetische Verhältnis der Vorstadt zur Größe der Stadt angegeben und erstere allemal halb so weit, als die Stadtmauer lang ist, angelegt werden, so daß die 1000 Ellen in V. 4 nur beispielsweise stünden: soviel beträgt die Weite der Vorstadt, wenn die Ecke oder Seite jeder Stadtmauer 2000 Ellen lang ist; wäre dagegen letztere 3000 Ellen lang, so müßte die Vorstadt 1500 E. weit genommen werden. Diese Auffassung würde nur dann dem wirklichen Bedürfnis; entsprechen, wenn eine solche Leviten- stadt sonst von niemand anders als von eigentlichen Levi- ten hätte bewohnt werden dürfen; daß aber dies keines- wegs der Fall war, daß vielmehr die Leviten in den ihnen zugetheilten Städten nur die für ihren Bedarf erforderliche Anzahl von Häusern erhielten, die sie nicht blos als Nutznießen sondern als vollkommene Eigen- thümer besaßen, geht schon aus den Bestimmungen in Z. Mos. 25, 32 ff. und außerdem aus mehreren andern Stellen (z. B. l. Sam S, 12 ff.) deutlich hervor. 6. Und unter den Stadien, die ihr den Le- viten geben werdet, sollt ihr sechs Freistadte geben, das; da hineinfliebe, Ihrr sunvorfätzlicher Weise] einen Todtschlag gethan hat kund Zuflucht sucht wider den Bluträcher vgl. V. 9 ff.]. Ueber die: selben saußer diesen sechs Levitenstädten, die zu- gleich zu Freistädten für unvorsätzliche Todtschläger dienen] sollt ihr noch ziro nnd vierzig Stiidte geben; z7. Daß alle Stadte [im ganzen Landes, die ihr den Leviten gebet, seien acht und vierzig, mit ihren snach Maßgabe der Bestimmungen V. 4u. 5 genau abgegrenzten] Vorstadteit 8. »Und» sollt derselben desto mehr geben von denen, die viel [Land] besitzen unter bentiindern Israel; nnd szdesto weniger von denen, die wenig besitzen; ein jeglicher [»Stamni] nach seinem Erb- theil, das ihm zngetheilet wird, svll Stadte den Leviten geben. Nach Jos Kap. 21 erhielten die Leviteii in den Stammgebieten Judas und Simeon’s neun, in den Gebieten der übrigen Stämme je vier , und im Stamm Naphthali nur drei Städte, also 10 iin Ostjordanlande und 38 im eigentlicheii Canaam von welchen die 13 von Juda, Simeon und Benjamin abgetretenen den Priester- geschlechtern, die übrigen 35 den drei Leoitengeschlechtern zugewiesen wurden. Durch diese Vertheilung der Leviten unter alle Stämme wurde der im Segen Jakobs (1. Mos 49, 7) über Levi ausgesprochene Fluch der Zertheilung und Zerstreuung in Israel für die Leviten wie sur ganz Js- rael in einen Segen umgewandelt; denn dadurch, daß sie nicht in alle Städte und Dörfer der übrigen Stämme zerstreut, sondern in bestimmten Städten unter den ein- zelnen Stämmen vereinigt waren, wurden sie vor den Nachtheilen des Vereinzeltstehens bewahrt und gegen die Gefahr des geistlichen und sittlichen Zurückkommens ge- sichert. »Die Wohnung Levi’s in acht und vierzig Städten unter den zwölf Stämmen bezweekte nichts anderes, als das Zeugniß Jehovcks im Wort unter dem Volke zu bewahren und zu verbreiten, so daß, was die Wohnung Jehova’s im engsten Sinne, im weiteren auch die Ge- sammtwohnung des heiligen Stammes war, nämlich eine große, nur zertheilte Zeugnißstätte (Bähr.) Z. Uiid der HERR redete [ferner] mit Mose sihm über die Bestimmung der V. 6 erwähnten Freistätte das Nähere mittheilend und damit seine früher gegebene Zusage 2. Mos 2l, 13 erfüllend], und sprach: 10. Rede mit den Kindern Israel nnd sprich zu ihnen: Wenn ihr über den Jordan in’s Land Canaaii kommt; 11. Sollt ihr seine bestimmte Anzahl V. 13] Städte auswählen [mit der BestimmungL daß sdie- selben] Freistiidte seien, dahin fliehe, der einen Todtschlag unversehens thut. 12. Und sollen unter euch solche Freistadte sein [zur einstweiligen Sicherheit dienen] vordem Bliitkacheh das; der Uicht sohne Weiteres durch die Hand des ihm nacheilenden BlUträchersJ sterben müsse, der einen Todtschlag gethan hat, bis daß er vor der Gemeine sjder er angehört] vor Gericht gestanden [und durch diese über ihn entschieden] sei sob er vorsätzlich oder unvorsätz- lich gehandelt habe]. Ueber die Blutrciche wurde schon zu 2. Mos 21, 12—14 vorläufig das Nöthigste bemerkt; dem fügen wir nun nach Oehlers Auseinandersetzungen noch Folgendes hinzu. — Wenn nach der ältesten Anschauung der Griechen der Mörder als solcher gegen die Gottheit so wenig als gegen die bürgerliche Gesellschaft ein Verbrechen begeht, sondern lediglich das Familienrecht verletzt, erkennt da- gegen der Mosaismus vermöge seiner Auffassung des Menschen als göttlichen Gbenbildes in dem Morde vor allem eine Versiindigung gegen den heiligen Gott, den Schöpfer und Herrn des Menschenlebens (1. Mos 9, 5 f.), welche durch Ausrottung des Schuldigen aus dem durch Blutschuld entweiheten Gottesstaate gebtißt werden muß (V. 33). Gott selbst also ist der eigentliche Bluträcher (Ps. 9, 13 vgl. 2. Chron 24, 22); weil aber durch den Mord zugleich die Familie angetastet wird, deren Un- verletzlichkeit zu schirmen Aufgabe des theokratischen Rech- tes ist, so wird die Vollziehung der Blutrache demjenigen Anverwandten übertragen, dem überhaupt die Herstellung der beeinträchtigten Familien-Jntegrität (Unverletztheit) obliegt, der, wie einen der Familie abhanden gekommenen Grundbesitz oder ein in Leibeigenschaft gerathenes Fami- lienglied (3. Mos 25. 25 ff. 47 ff.), so auch das der Familie entrissene Blut wieder einzulösen hat und daher Goel (der Löser) heißt. Ueber die Vollziehung der Blntrache selber nun enthält das Gesetz an unsrer Stelle, in b. Mos. 19, 1—13 und Ins. 20, 1——6 folgende Bestimmungen: l) Dieselbe war nur für vorsätzliihe Tödtung geboten; um aber denjenigen, der unvorsätzlich oder aus Ver- sehen einen Menschen getödtet hatte, vor ihr zu schiriiien, wird die Aussonderung von Freistädten verordnet, in de- ren eine der Todtschläger fliehen mußte, um durch die Aeltesten derselben seine Sache vorläufig untersuchen zu Bestimmungen von sechs Levitenstädten zu Freistädten für unvorsätzliche Todtschläger lassen. Je nach Befund wurde er entweder dem Blut- rächer ausgeliefert oder an die Gemeine, der er angehörte, zur weiteren Untersuchung übergeben. Erkannte auch diese nach ihrer genaueren Kenntniß der obwaltenden Umstände auf unvorsätzlichen Todtschlag, so brachte sie den Thäter nach der Freistadt zurück, in deren Vereich er dann bis zum Tode des gerade fungirenden Hohenprie- sters verbleiben mußte; nachher aber konnte er ohne Ge- fahr zu seiner Heimath zurückkehren· 2) Für die vors äh- liche Tödtung dagegen gab es keine andere Sühne als das Blut des Todtschlägers; das Recht der Wiederum geltung mußte hier streng an ihm zur Ausführung ge- bracht und jedes Anerbieten desselben, sich in Geld oder sonst mit den Verwandten des Erschlagenen abfinden zu wollen, zurückgewiesen werden, gleichwie auch für den unvorsätzlichen Todtschläger eine Ablösung seines Aufent- halts in der Freistadt, um eher als vor dem Tode des Hohenpriesters nach seiner Heimath zurückkehren zu kön- nen, nicht zulässig war. —- Wie lange die Blutrache unter dem israelitischen Volke bestand, läßt sich nicht sicher be- stimmen; daß sie noch zu Davids Zeit in voller Geltung war, geht aus L. Sam. 14, 6—11 hervor. 13. Und der Städte, die ihr snach V. 2—8 den Lehnen] geben werdet, sollen sechs Freistcidte sein lvgl V. 6]. 14. Drei sollt ihr geben diesseit des Jordans [Bezer im Stamme Raben, Ramoth im Stamme Gad und Golan in Ost-Manasse 5.Mos. 4, 43]. und drei im Lande Canaan [Kedes auf dem Gebirge Naphthali, Sichem auf dem Ge- birge Ephraim und Hebron auf dem Gebirge Juda Ios 20, 7]. 15. Das sind die sechs Freistcidtn beide, den Kindern Israel und den Fremdlingen und den Hausgenossen soder Beisassen 3. Mos. 25, 49 Anm.] Unter euch [da diesen einerlei Recht sein soll mit jenen 3. Mos. 17, 9 Anm.], daß dahin fliehe, wer einen Todtschlag gethan hat unversehens sund sollen die Wege dahin allezeit in gutem Stande erhalten werden, damit die Flüchtigen nicht auf- gehalten werden und dem Bluträcher in die Hände fallen Z. Mos. 19, 3]. Nicht ohne guten Grund werden gerade Levitenstädte zu Freistädten bestimmt. Denn einestheils entsprach dies ganz der eigentlichen Bedeutung der Levitenstädte (vgl. Anm. zu V. 8), anderntheils aber ließ sich an denjenigen Orten, wo die berufenen Wächter und Ausleger des Gesetzes ihren Sitz hatten, am meisten eine gewissenhaste Handhabung des göttlichen Nechtes in den gewiß nicht selten vorkommenden Fällen, wo die Privilegien (Vor- rechte) einer Freistadt in Anspruch genommen würden, erwarten, damit diese Privilegien nicht nach und nach dem Mißbrauch verfielen. Jm Folgenden nun haben wir zunächst nähere Bestimmungen darüber vor uns, welcherlei Tödtung für vorsätzlich (V. 16—21), und welcherlei ftir unabsichtlich (V. 22—24) zu erkennen sei; daraus wird das Verfahren für beide Fälle gesetzlich ge- regelt (V. 25—-34). Its. Wersjeniand mit einem Eisen seifernen Geräth, als Axt, Beil, Hammer u. dergl.] schlägt, daß er stirbt, der ist ein Todtschlcigey und soll des Todes sterben. Dächsek s Bibelwert I. Band s. Aufl. 529 17. Wirst er ihn mit einem [so großen] Stein, damit jemand mag getödtet werden, daß er davon stirbt; so ist er ein Todtschlcigey nnd soll des Todes sterben. 18. Schlcigt er ihn aber mit einem Holz, damit jemand mag todtgeschlagen werden [mit einem dicken Stock oder einem großen schweren Holz- Wetkzsuges daß er stirbt; so ist er ein Todt- schlägeu und soll des Todes sterben. »19. Der Rächer des Bluts soll den Todt- schlager [der auf eine von diesen drei Arten einen Andern »um’s Leben gebracht hat] zum Tode brin- gen; wie er geschlagen hat, soll man ihn wieder tödten [nach anderer Uebersetzung: wann und wo er ihn findet, mag er ihn tödten —- denn von einem solchen, der ein beim Schlagen nicht gewöhnliches, in seinen Wirkungen offenbar tödtliches Werkzeug gebraucht, läßt sich in ge- rechter Weise annehmen, daß er dem Andern an’s Leben gewollt hat] 20. Stößt er ihn seiner den andern] aus Haß, oder wirft etwas ans ihn aus List [mit Absicht, indem er ihm förmlich nachgestellt hat], daß er stirbt, » 21·. Oder schlägt er ihn durch Feindschaft unt seiner Hand [auf so gewaltsame Weise], daß er stirbt, so soll der des Todes sterben, der ihn [den Andern] geschlagen hat; denn er ist ein Todt- schlager, der Racher des Bluts soll ihn zum Tode bringen [wo er ihn findet, und wenn er in eine Freistadt sich geflüchtet hat, sollen die Aeltesten seiner Stadt ihn von dort holen lassen und dem Bluträcher ausliesern 5. Mos. 19, 11 f.]. 22. Wenn er ihn seiner den andern] aber ohngefähr swörtlichz im Augenblick oder plötzlich, so daß er sich nicht hat vorsehen können Kap. S, 9] stößt ohne Feindschaft, oder wirft irgend etwas auf ihn unversehens [wie z. B. in dem 5. Mos. 19, 5 angeführten Falle], 23. Oder swenn er] irgend einen Stein, davon man sterben mag, und hat’s nicht gesehen, auf ihn wirft sunversehens auf ihn fallen läßt], daß er stirbt; und er ist nicht sein Feind, hat ihm auch kein Uehles gewollt [wie daraus hervorgeht, daß er vorher in freundlichem Verkehr mit ihm gestanden hat]: 24. So soll die Gemeine [wo die That ge- schehen V.«12] richten sals Schiedsrichterin ein- treten] zwischen dem, der geschlczen hat, und dem Racher des Bluts, in diesem ericht [nach den im Vorstehenden angegebenen Rechtsgrundsätzen]. 25. Und die Gemeine soll den Todtschliiger [den sie für einen unvorsätzlichen erkannt hat] erretten von der Hand des Blnträchers sdasz dieser ihn nicht zum Tode bringe], nnd soll ihn [unter 34 530 4. Mose 35, 26—34. 36, 1—6. ihrem Schutz] wiederkommen lassen zu der Frei- l stadt, dahin er gestehen war; und [er] soll daselbst ? bleiben, bis daß der szu eben der Zeit, wo der Vorfall sich ereignet, im Amt befindliche] Hohe- priester sterbe, den man mit dem heiligen Oel ge- , salbet hat 13. Mos 8, 13. Anm.]. 26. Wird aber der Todtschläger [noch vor dem Tode des gerade fungirenden HohenpriestersJ aus seiner Freistadt Grenze gehen, dahin er ge- sloheu ist; 27. Und der Blutrcicher findet ihn [irgendwo] außer der Grenze feiner Freistadh und schlagt ihn todt, der soll des Bluts nicht schuldig sein sfür diese seine That nicht verantwortlich gemacht werden]. 28. Denn er sder TodtschlägerJ sollte [nach V. 251 in seiner Freistadt bleiben bis an den Tod des Hohenpriesters, und lsollte dann] nach des Hohenpriesters Tod wieder zum Lande seines Erbguts kommen sohne das; der Bluträcher ihn weiter verfolgen durfte; hat er nun eigenmächtig aus dem Bereich, in welchem die göttliche Gnade ihn schiitzen wollte, sich begeben, so ist es seine eigne Schuld, wenn er der Strafe für seinen Todtfchlag verfällt]. Auch der unvorsätzlich begangene Todtschlag ist an sich eine That, die Sühne durch das Blut dessen, der ihn begangen, fordert; daher ist der Bluträcher unschuldig, wenn er den Thäter noch vor Erreichung der Freistadt oder außerhalb der Grenzen derselben, solange der gerade im Amt befindliche Hohepriester noch lebt, erschlägt. Da es aber eben um ein unabsichtliches Verbrechen sich han- delt, so nimmt die göttliche Gnade den unvorsätzlichen Todtschläger unter ihren Schutz wider den blos fleisch- lichen Eifer des Bluträchersq und sind, da die Leviteiu siädte überhaupt gleichsam eine Vertheiling des Heilig- thums, dieser Stätte des Wohnens Gottes unter dem Volk, durch das ganze Land sein sollen (vgl. Anm. zu V. 8), die aus der Zahl derselben genommenen Freistädte insonderheit der überall im Lande zugänglich gemachte Altar, der die eigentliche und höchste Freistait ausmachte (2. Mos 21, 14; 1. Kön. J, 50 ff.; 2, 28 ff )- Unter solchem Schutz seiner Gnade behält denn der HErr den Todtschläger so lange, bis sein sühnesähiges und sühne- bedürftiges Vergehen auch wirklich gesühnt ist; nämlich durch den Tod des bisher amtirenden Hohenpriesters Die Frage, inwiefern gerade in dem Tode des Priesters, den man ,,mit dem heiligen Oele gesalbet hat«, eine süh- nende Kraft gelegen habe, ist sehr verschieden beantwortet worden; wir brauchen uns aber nur zu erinnern, daß Er allein die jährliche allgemeine Sühne des ganzen Volks am großen Versöhnungstage zu vollziehen hatte (3. Mos Kap- 16), um sofort zu verstehen, wie sein eigener Tod noch von besonderer sühnender Kraft sein m te. ,,Insofern nämlich das Oel der Heiligkeit als die neue Lebenskraft des Geistes von außen in den Leib des Todes eindringt, sollte der Leib in das Leben des Geistes versetzt und der Macht des Todes ent- nommen sein; stirbt nun dennoch der gesalbte Priester, so läßt sich dieses ansehen als ein freiwilliges Sterben, welches er nicht aus Schuld der Natur erleidet, sondern aus Macht seines Geistes und Willens vollzieht« Hier- nach bringt der Hohepriester zu der versöhnenden Thätig- keit, die er allxährlich am Versöhnungstage verrichtet, noch ein weiteres wichtiges Moment (Bestimmungsgrund) ’nzu, das zu seiner völligen Vorbildlichkeit aus Christum bisher noch gefehlt· hat, mit seinem um der Salbung willen, die auf seinem Haupte ist, von dem Sterben aller andern Menschenkinder verschiedenen Sterben (Jo h. I( «—- « 10,18; 17, 19: ,,nieinand nimmt mein Leben von mir, sondern ich lasse es· von mir selber; ich heilige mich selbst fåk ste«) xmd weissagt so ganz von dem Hohenpriester der zukünftigen Güter, dessen Blut kräftiger ist, als das der Ochsen und der Blicke (Hebr. 9, 11 fs.). 29. Das [was ich im Folgenden über die Behandlung des eigentlichen Todtschlags verordne] soll euch ein Recht [unoerbrüchlich Gesetz] sein bei euren Nachkommen, wo ihr wohnet szu allen Zeiten und an allen Orten 3. Mos. 23, 14. 21. 31]. 30. Den Todtschlciger soll man tödten nach dem Mund zweier Zeugen swenn es um einen Todtschlag sich handelt, so soll der Thäter nur auf Grund der Aussage mehrerer Zeugen, zum mindesten zweier 5. Mos 17, 6 getödtet werden]. Eil! lekNzkgsVJ Zeuge soll nicht antworten iiber eine Seele zum Tode [soll nicht ausreichem um auf seine Aussage hin ein Todesurtheil zu fällen]. 31. Und ihr sollt [aber auch andrerseits, wenn jemand einmal für einen vorsätzlichen Todt- schläger erkannt worden ist] keine Versöhnung lAUslösUNg in Geld] nehmen über die Seele des Todtschlcigersz denn er ist des Todes schuldig, nnd er soll des Todes sterben. 32. Und sollt [ebenso] keine Versöhnung nehmen über dem, der [nach einem unvorsätzlich begangenen Todtfchlag] zur Freistadt geflohen ist, daß er sfriiher als in V. 25 gesagt worden] wiederkomme zu wohnen im Lande ssondern er soll dort bleiben], bis der [Hohe-] Priester sterbe [dann erst darf er straflos zu seiner Heimath zurück- kehren]. 33. Und Ho] schändet [denn] das Land nicht, darinnen ihr wohnet [indem ihr auf die eine oder die andere Weise der Todtschläger schonet]. Denn wer blutschuldig ist seine Blutschuld durch Mord auf sich ladet], der schcindet das Land; und das Land kann vom Blut nicht versbhuet werden, das drinnen Vergossen wird, ohne durch das Blut des, der es Vergossen hat [1. Mos 9, 6]. 34. Verunreiniget das Land nicht, darinnen ihr wohnet, [und] darinnen ich [vermöge des in eurer Mitte aufgerichteten Heiligthums] auch wohne [2. Mos. 29, 45; Z. Mos 26, 11 4. Mos. 5, 3., ihr würdet es aber verunreinigen durch Duldung der Mörder unter euch]; denn ich bin der HERR, der unter den Kindern Israel wohnet sein heiliger und gerechter Gott, und nur wenn Gerechtigkeit bei euch im Schwange geht, kann ich meine Wohnung unter euch behalten; von einem verunreinigten, mit Blutschulden befleckten Ergänzung zu dem Gesetz von den erbberechtigten Töchtern. 531 Lande dagegen müßte ich meine Gegenwart zu- rückziehen]. Vgl. hierzu die Verordnung b. Mos. 21, 1—9 für solche Fälle, wo man einen Erschlagenen auf dem Felde findet und nicht weiß, wer ihn erschlagen hat. Das 36. Kapitel. Durch ungleiche- Heirathen sollen die Erdtheile nicht verrückt werden. v— V. 1—13. Endlich rufen die Familienhaupt» des nranassitislhen Geschlechts der Eileaditer miteinem Bedenken, das wegen des den Eiictjtern Belaphehams eingeriiumten Rechts, in das Erbe ihres Vaters einzu- treten, in ihnen aufgestiegen ist, eine Verordnung de; ZhErrU hervor, welche niiht blos auf den vor- liegenden Fall, sondern auch auf alle künftigen Fälle dieser Ilrt sich bezieht. Yatnath sind Erbtdcljier ver- pflichtet, lieinen andern Mann als einen aus ihrem Stamme zu ehelichen, damit nicht durch ällerheirathung in einen andern Stamm hinein, wodurch das Erbe an diesen Stamm name, die ursprünglichen Stammgebiete verriictrel werden. 1. Und die obersten Väter sdie Häupter der VaterhäUserJ der Geschlechter der Kinder Gilead, des Sohns Makhiy der Manasse’s Sohn war [1. Mos. 50, 23], von dem Geschlecht der Kinder Joseph, traten [als die Verordnungen über die Austheilung des jenseitigen Jordanlandes Kap. 33, 50—34, 29 veröffentlicht wurden] herzu, nnd redeten vor Mose und vor den Fürsten der obersten Väter der Kinder Jsrael [um in der Kap. 27, 1 —11 von den Töchtern ihres Stammesgenossen Zelaphehad, der ohne Söhne in der Wüste ver- I storben war, geltend gemachten und zu ihren Gunsten entschiedenen Angelegenheit noch ein Be- denken, das der Erledigung bedurfte, vorzubringen], 2. Und sprachen: Lieber Herr, der HERR hat feinestheils durch deinen Mund, wie wir vorhin hörten Kap. 33, 54] geboten, daß man das Land zum Erbtheil geben sollte durchs Loos den Kindern Israel [womit doch offenbar zugleich gesagt ist, daß jeder Stamm das ihm zufallende Erbe auf ewige Zeiten ungefchmälert behalten soll]; und du, » mein Herr, hast [anderntheils] geboten durch den « HERRn [in seinem Auftrag und Befehl Kap. 27, 5 ff.], daß man das Erbtheil Zelaphehad, unsers Bruders sdas ihm würde zu Theil ge- worden sein, wenn er noch unter den Lebendigen wäre] seinen Töchtern geben soll sdamit sein Name nicht untergehe unter seinem Geschlecht]. Z. [Nun sind wir auch gern bereit, bei der künftigen Vertheilung des dem Stamm West- Manasfe zufallenden Gebiets auf diese fünf Töchter Rücksicht zu nehmen; doch scheint uns durch eine solche Berücksichtigung die Unverletzlichkeit unsers Stammgebietes bedroht]. Wenn [nämlich, was ja nur gar zu leicht möglich ist] sie jemand aus den sübrigeu Inn] Stämmea der Kinder Israel zn Weibern nimmt, so wird unsers Vaters kGileadj Erblheil weniger werden; und soviel sie haben, wird zu dem Erbtheil kommen des Stammes, da- hin sie [durch ihre VerheiraIhUngI kommen, also wird das Loos unsers Erbtheils gerlngert. 4. Wenn denn nun das Halljahr der Kinder Israel kommt sda ein jeglicher wieder zu seiner Habe und zu dem Seinen kommen soll Z. Mos. 25, 10. 13], so [bringt uns das in unserm Falle auch keine Wiederherstellung des ursprünglichen Grundbesitzes vielmehr] wird [da] ihr Erbtheil [für ewige Zeiten] zu dem Etbthell des Stammes kommen, da sie sind Indem, wenn es etwa mittler- weile verkauft worden ist, es nicht an uns, son- dern an den früheren Besitzer aus jenem andern Stamme oder an dessen Erben zurückfällt]; also i wird unsers Vaters Erbtheil geringert, so viel sie haben sum so viel, als sie empfangen und ihren künftigen Männern als Erbtheil zubringen] Die genealogische Verzweigung der Geschlechter Ma- nasse war diese: 1) die Machiritem d. h. alle Nach- kommen Machirs, des Sohnes Manasse, mit Ausnahme der Nachkommen seines Sohnes Gllead, welcher ein eige- nes Geschlecht begründete; 2) die Gileaditen oder die Nachkommen des vornehmsten unter Machirs Söhnen, des Gilead. Jene bildeten den halben Stamm jenseit des Jordan (Ost-Manasse), bestanden aus 7 Vaterhäusern (1. Chron- 6, 23. f.), und gehörten zu ihnen auch die Katz. 32, 41f. erwähnten, in l. Chron. 2, 21 ff. zu den Nachkommen des Judäers Hezron gerechneten beiden Familienhäupter Jair und Nobahz diese dagegen machten den andern halben Stamm Manasse aus, der westlich vom Jordan neben Ephraim sein Erbtheil empfing. Letztere nun zerfielen in 6 Geschlechter (Kap. 26, 30 f.; Jos- 17, 2); das eine derselben, das der Hepheriteiy wurde durch Zelaphehad, Hephers vermuthlich erst- geborenen Sohn, repräsentirt, und soll nun durch dessen fünf Tochter fortgeführt werden, da Hepher keine Söhne hinterlassen hat. « 5. Und Mose gebot den Kindern Israel nach dem Befehl des HERRU [dessen Entscheidung über die ihm vorgelegte Frage er eingeholt hatte], nnd sprach: Der Stamm der Kinder Joseph hat recht geredet [wenn er angiebt, daß das den Erb- töchtern Kap. 27, 7 ff. zugesicherte Anrecht an das Erbe des Vaters nicht in Widerstreit treten dürfe mit dem Anspruch eines jeden Stammes auf die Unverletzlichkeit seines Gebiets]. S. Das [nun] ist’s, das der HERR [zur Lösung des hervorgetretenen Conflikts und in Er- geinzung seiner damaligen Verordnung] gebeut den Tochtern Zelaphel)»ad, und spricht: Laß sie freien, wie es ihnen gesallt; allein daß sie freien unter dem Geschlecht des Stammes ihres Vaters salso einen aus dem Geschlecht der Hepheriter Kuh. 26, 32. 33], sc« 532 4. Mose se, 7——13. 5. Mose 1, 1—2. 7. Auf daß nicht die Erbtheile der Kinder Israel fallen von einem Stamm zum andern; denn ein jeglicher unter den Kindern Israel soll anhangen an dem Erbe des Stammes seines Vaters. 8. Und fwie in dem vorliegenden Falle, so soll auch kiinftig in allen andern Fällen dieser Art verfahren werden:] alle Töchieh die [nach dem Geletz KTP 27- 8J Erbtheil besitzen unter den Stimmen der Kinder Israel, sollen freien einen von dem Geschlecht des Stammes ihres Vaters, auf daß ein jeglicher unter den Kindern Israel seines Vaters Erbe behalte, Si. Und nicht ein Erbtheil von einem Stamm falle anf den andern, sondern ein jeglicher hange an seinem Erbe nnter den Stimmen der Kinder Israel. Der Zweck dieser Bestimmungen ist einleuchtend: » jeder Familie soll ohne Verletzung der Stammgebiete und Vermengung des Stammeigenthnms das vom HErrn empfangene Besitzthum erhalten bleiben, so lange sie in männlichen oder weiblichen Nachkommen fortbesteht. Erst wenn sie ganz ausstirbtz indem die Ehe kinderlos geblie- ben oder die aus ihr entsprofsenen Kinder in unmündigen Jahren vor den Eltern gestorben sind, soll ihr Besitz den Seitenlinien des väterlichen Geschlechts als Erbe zufallen. Nach dieser Absicht des mosaischen Erbrechts müssen wir auch die im Gesetz nicht unmittelbar entschiedene Frage: wann eine Familie als ausgestorben galt, oder» wann die Brüder, Vatersbriider u. s. w. Erben wurden — ob gleich beim Tode des kinderlosen Ehemanns oder erst nach dem Tode seiner Ehefrau? —- dahin beant- worten, dasz beim Ableben eines in kinderlofer Ehe ge- storbenen Erbbefitzers sein Erbgut erst dann an seine Brüder oder die Verwandten feines Geschlechts tibergiug, wenn die Wittwe des Verstorbenen bereits verstorbeu oder doch schon so weit in Jahren vorgeschritten war, daß sie in keine zweite Ehe mit Aussicht auf Kinder mehr treten konnte und wohl auch nicht mehr im Stande war, das Besitzthum zu bewirthschaften. War hingegen die nachgebliebene Wittwe noch jung, um wieder heirathen und Kinder gebären zu können, so war nach älterem Herkommen des verstorbenen Mannes Bruder verpflichtet, die Leviratsehe (1. Mai. 38, 8 Anm.) mit ihr einzugehen, in welchem Falle das vakante Erbgut auf den ersten aus dieser Ehe entsprofsenen Sohn, der des Verstorbenen Namen und Geschlecht fortsetzen sollte, vererbte; falls aber kein Bruder des Verstorbenen lebte oder der vorhandene Bruder sich weigerte, die Schwägerin zu heirathen, so konnte dieselbe, nachdem er dieser Liebespflicht gegen seinen verstorbenen Bruder vor Gericht sich entzogen hatte (5. Mos 25, 5-—10), einen Mann außerhalb der Familie heirathen, in welchem Falle ihr oder ihres gestorbenen Mannes Vermögen, wie bei den Erbtöchterm in den Besitz dieses zweiten Mannes kam und auf die ihr von demselben gebotenen Kinder vererbte. (Keil.) Da das Gesetz sehr bestimmt die Jntestat- Natürliche) Erbfolge festfetzt, waren eigentliche Teftamente völlig überflüssig; daher hat auch die ältere hebräifche Sprache nicht ein- mal einen Ausdruck für den Begriff »Testament«. Etwas Anderes kam erst auf, als die Juden ihr Vaterland verloren hatten und unter Heiden zerstreut lebten, wo manche Bestimmung des Gesetzes, z. B. über die Erbäcker, von selbst wegfiel oder bedeutende Abänderungen nöthig wurden. Da kamen nun auch nicht blos in fürstlichen Hiiusern, sondern auch bei Privatpersonen Testament«- OPJHZJ = Besen-jun, vgl. Gal. Z, 15; Hebt. 9, 17) vor. (Rüetschi.) 10. Wie [nun] der HERR Mose [im Vor- stehenden] geboten hatte, so thaten die Töchter Zelaphehad, 11. Mal-ein, Thirza, Hagla, Milca und Noa [Kap. 26, 33; 27, 1], nnd freieten die Kinder ihrer Vettern [die Söhne der Brüder ihres Vaters], 12. Des Geschlechts der Kinder Manasse, des Sohns Joseph. Also blieb ihr Erbtheil [das ihnen hernachmals zufiel Jos. 17, 3——-6] gn dem Stamm des Geschlechts ihres Vaters sindem jene Söhne ihrer Vettern, die ihre Männer wurden, nunmehr die Häupter des Geschlechts der Hephe- riter bildeten]. Die Verheirathung oder doch die Verlobung erfolgte ohne Zweifel schon jetzt, noch bei Mosis Lebzeiten; damit war denn ihr Erbtheil dem Stamme West-Manasse ge- sichert, wenngleich dies Erbtheil erst viel später, unter« Josua, ihnen wirklich zugemessen wurde. Es ist also kein Grund vorhanden, in diesen Versen einen Zusatz von späterer Hand zu erblicken oder aus ihnen gar be- weisen zu wollen, daß die 5 Bücher Mose den Mose nicht zum Verfasser haben könnten. 13. Das ftvas von Kap. 25 und besonders von Kap. 33, 50 an berichtet worden] sind die Gebote nnd Rechte, die der HERR gebot durch Mose den Kindern Israel, ans dem Gefilde der Moabitcr am Jordan gegen Iericho sum die frühere Gesetzgebung am Berge Sinai in Hinsicht auf die nun bevorstehende Einnahme Canaans zu vervollständigen und abzuschließens Das fünfte genas Rose. (Deuteronomjum, Gesetzeswiederholungh Im fünften Buch, da nun das Volk um seinen Ungehorsam gestraft ist und Gott sie mit Gnaden ein wenig gelocket hat, daß sieaus Wohlthat, da· er ihnen die zwei Königreiche gab, beweget WVTVFM seines— Gesetze mit Lust und Liebe zu halten, wiederholet Mose das ganze Gesetz mit allen Geschichten, so ihnen begegnet tvaren (ohne was das Priesterthum betrifft), und erkläret also von Neuem an alles, was, beide, zum leiblichen und geistlichen Regiment eines Volkes gehöret —- daß also Mose, wie ein vollkommener Gesetzlehrey allenthalben seinem Amte genug that und das Gesetz nicht allein gabe, sondern auch dabei wäre, da man’s thun sollte, und wo es fehlete, erklärete und wieder anrichtete. Ab« VII-se Erilarung im funften»Buch hält eigentlich nichts Anderes innen, denn den Glauben zu Gott und die Liebe» zum Nachstenz denn dahin langen alle Gesetze Gottes. Darum wehret Mose mit seinem Erklaren alle dem, das den Glauben an Gott verderben mag, bis hinan in das 20. Kapitel, und alle dem, das die Liebe hindert, bis an des Buches Ende. (Luther.) Das I. Kapitel. Gottes Emtthatem zsraets gciidaiibbartieih I· U— 1—-4t;’. Da Ztlose nunmehr sein Uagewerli ooltbraitjt hat und »die Stunde nahe ist, wo auch er sich sammeln solt sit seinem Wolle, wendet er sich noih einmal in einer ausfuhrliihen Rede an Israel, um oon ihm Abschied zu nehmen. Er weih, welche grohe und reiihe, aber auch gesahr- und oersuihungsvotte Zukunft diesem Hatte, das er bisher niit der Ilreue eines Vaters gesiihrt und erko- gen und mit der Zärtlichkeit einer Zlliitter gehegt und gepflegt hat, und das hinfort ohne ihn seinen weg weiter gehen soll, bevorsteht; weih, dah Hei! und Segen siir Israel allein ist in dem nnwandetburen Festhalten an dem ZQrrn und seinem Gesetz, und doih in dem noch ungeliroitjenen zlaturgrunde der Zjerken eine starlie ztntust an diesem Gesetz und ein mächtiger Zug zum Deidenthum sich findet. Zins betiiimmert seine Seele und drängt ihn, demneu hernngewaitjsenen Gesthteitjt Gottes Gnadenwege mitahren Untern in einem geschiihttiitjen zteberblitti vor- sufuhrem und darnaih das Gesetz, dessen Zllittter und Uter- tiunder er gewesen, unter den dringlichsten Ermahnungen dttfkvk Gvlchckchk kktkkusitsiirsem Indem er denn die be- absichtigte Ges eheswiederholung im Gefilde ZUoab anliniipft an· die sriihere Gesetzgebung auf dein Sinai (gt.1—5), erossnet er den geschichttichen Riictibliiti mit dem Qufbruch von Zjoreb und führt ihn zunächst bis zu den glorsälten in Zicides fort, welche die xlerurtheitung des früheren Geschieht-i bis sum Aussterben in der Miste zur Folge hatten tät. 6—46). 1. Das swas von V. 6 an folgt und bis Kap- 30- 20 sich fvvtfetztl find die Worte, die Mose redete zum ganzen Israel sdas er in seinen Häuptern nnd Aeltesten um sich versammelt hatte], jenseit des Jordans, [noch] in der Wüste [die erst mit dem Uebergang über den Jordan Jos. Kap. 3 völlig verlassen wurde], auf dem Gefilde [Moab, woselbst das Volk seit 4. Mos. 22, 1 lagerte], gegen [-über] dem Schitfuieer sder Nordspitze des zum rothen Meer gehörigen Meerbusens von Aka- bah], zwischen Paran [oder der Gegend von Kades 4. Mos. 13, 1 im Westen] nnd Tbophel sder Edomiterstadt 4. Mos. 20, 17 Anm. im Osten, und von da weiter südlich hinunter über] Laden, Hazeroth iind Disahab [4.Mos. 33, is· f. 20 vgl. 4. M. 10, 36 und 11, 35 Anm.], 2. Elf Tagereisen von Horch [vgl. die Be- merkung zu 2. »Mos. Bis, H, durch den Weg Gänge] des Gebirges Seir bis gen Rades-Barucci. Was Mose mit diesen Ortsnamen beabsichtigt, ist nicht eine Beschreibung der geographischen Lage des Gefildes Mond, in roelchem er seine letzten Reden an Jsrael hielt; sondern er will in s achlich er Hinsicht die Stätte der Gesetzesiviederholung in Verbindung brin- gen mit der Gesetzesertheilung, und das Gefilde Moab gleichsam auf Einen Punkt zusammenrtieken mit dem Berge Sinai oder dem Horeb Gleichwie die 38 Jahre, die zwischen dem Jetzt und dem Damals dazwischen lie- gen, an sich keine Scheidewand bilden zwischen der jetzi- gen Wiederholung und der vornialigsn Ertheilung des Gesetzes, denn beides gehört innerlich aufs Engste zu- sammen; so soll nun auch die Ferne schwinden zwischen der hiesigen und der dortigen Oertlichkeih und so macht er sich so zu sagen einen Rahmen, welcher die ganze Ge- schichte der Führungen Jsraels in ein Gesammtbild zu- sammenschließt Dieser Rahmen ist auf umstehender Seite in einem Abriß dargestellt. Zunächst blickt Mose nach Süden hinunter zur Nord: spitze des Meerbusens von Akabah, der den andern Arm desselben rothen Meeres bildet, durch dessen westlichen Arm der Durchzug Jsraels (2. Mos. Kap. 14) geschehen war: dadurch sind der Endpunkt der Ftihrungen Gottes mit dem Anfangs-winkt, der Austritt aus der Wüste mit dem Eintritt in dieselbe verknüpft. Darnach durchschneb det er sich die Linie vom Gefilde Moab bis zum Schilf- meer durch eine Querlinie von Thophel bis Woran, und bringt den gegenwärtigen Standort mit demjenigen in Verbindung, an welchem Jsrael vor 39 Jahren sich un- mittelbar an der Schwelle des gelobten Landes befand und ohne Weiteres dorthin hätte eingehen können, wenn nicht sein hartnäckiger Unglaube eine so lange Strafzeit nöthig gemacht hätte; nachdem diese aber überwunden ist und Israel abermals an der Schrvelle des heil. Landes steht, wenn auch an einer andern Stelle, sind das Gefilde 534 5. Mose 1, 3——16. Moab und Paran oder Kades Barnea auf einen und denselben Punkt zusammengerlickt Von diesem Punkte nun, von Kades Barnea aus weiter rückwärts über die drei Hauptstationen Laban, Hazeroth und Disahab bis zum Horeb gerechnet, sind.nur 11 Tagereisen — eine verhältnismäßig geringe Entfernung, die dem geistigen OGesilde Mond. Paran O« -—OT o el. iKades Barneaxf h ph 0Schilsmeer. Geroodolitanischer oLckbqn. » NicerbusenJ Schzlfmeer (Meerbufen von AkabahJ 0Hazeroth. Horeh s 0 sDisahab lRothes Mem) Auge geradezu entschwindet. Dem Mose ist es zu Her- zen, als hätte er den Sinai hier, im Gefilde Mond, sich unmittelbar gegenüber, als verkündige er noch einmal, wie vor fast 40 Jahren, Gottes Gesetz, und dem neu heran- gewachsenen Jsrael soll auch so zu Herzen sein, als stünde es unten am Berge und vernähme des HErrn feuriges Gesetz an sie. · Was örtlich und geschichtlich dazwischen liegt zwischen xetzt und damals, zwischen hier und dort, das sind allzumal nur Denksteine und Zeugnisse von Gottes Gutthaten und Jsraels Undankbarkeih diese sol- len auch keineswegs vergessen oder übersprungen werden, Mose leiht ihnen zuvörderst mit seinem Rückblick, den er bis zum Schluß des 4. Kapitels giebt, eine gar eindring- liche Sprache, die sowohl erhebt und die Herzen für Got- tes Wort gewinnt, als auch demüthigt und die Seelen vor dem Widerstreben des Unglaubens bewahrt. — »Selbst ein Muse, so sehr er auch dabei ist, Gottes Wort neu zu geben, weiß dennoch sich gehalten, wesentlich nur das Alte zu geben. Er weist damit der Prophetie, ja aller Reformation den rechten Weg an und heiligt neben der auf neue Verhältnisse zu nehmenden Beziehung aufs Strengste die sorgfältigste Beziehung auf den alten, immer giltigen Grund und Boden. (Schultz.) 3. Und es geschah im vierzigsten Jahre [nach dem Auszug aus Eghptem d. i. im Jahre 1452 v. Chr] am ersten Tage des elften Monden soder des Sehnt, entsprechend unserm Februar, 2. Mos 12, 2 Anm.], da redete Mose mit den Kindern Israel alles, wie ihm der HERR sdurch Einge- bung seines Geistes] an sie geboten hatte; 4. Nachdem er Sihon, den König der Amo- riter, geschlagen hatte, der zu Hesbon wohnete [4. Mos. 21, 21—31], dazu Og, den König zu Vafan. der zu Aftharoth [dem jetzigen Teil Ast-hie- reh in Hauran, vgl. Jus. 21, 27 Anm.] Und zu Edriäi [dem heutigen Dreier, südöstlich von Astharoth, vgl. Kap. B, 10 Anm.] wohnete [4. Mos 21, 32——35, und nachdem er auch das Uebrige, was sonst noch zum Abschluß seines Tagewerkes ge- hörte, vgl. 4. Mos. 25—36, vollbracht]. 5. Jenseit des Jordans [vom gelobten Lande aus gerechnets im [ehemaligen] Lande der Mog- biter (das ihnen aber die Amoriter, und diesen wieder die Kinder Jsrael abgenommen hatten] fing an Mose auszulegen dies Gesetz sunternahm er es, das fchon früher von dem HErrn gegebene Gsetz in nachstehender Weise seinem Volke aus- und an’s Herz zu legen], und sprach: s. Der HERR, unser Gott, redete mit uns amBergeHoteb [nachdem wir beinahe ein Jahr dort gelagert und das ganze Gesetz daselbst empfangen hatten 4. Mos 10, 11 f.], und sprach: Ihr seid lange genug an diesem Berge gewesen; 7. Weudet euch [nun], und ziehet hin, daß ihr zu dem Gebirge der Amoriter sim Süden Ca- naans 4. Mos. 13, 25 Anm.] kommet, und zu alleu ihren Nachbarn [zu allen, die außer den Amoritern im Lande wohnen], im Gefilde [an den Ufetn des Jordan Katz. 3, 17 Anm.], auf Bergen [in dem mittleren Theil des Landes) Und in Gründen [auf der Westseite dieser Berges gegen Mittag [in dem Siidlande 4. Mos 13, 21 Anm.], und gegen die Anfurt des Meers san der Küste des mittelländischen Meeres], im Lande Eanaan [zu alleu, die im Lande Canaan selbst wohnen], Und zum Berge Libanon swie auch zu denen, die den dahinter liegenden, das Land nördlich be- grenzenden Libanon inne haben], bis an das große Wasser Phrat [so das; euch nun der Weg bis dahin offen steht, bis wohin einst der HErr dem Abraham versprochen, daß sein Same wohnen sollte I. Mozc 15, 18]. 8. Siehe da, ich hab’ euch das Land, das da vor euch liegt, gegeben; gehet hinein und nehmet es ein, das der HERR euren Vätern, Abraham, Jsaak nnd Jakob, geschworen hat, daß er’s ihnen und ihrem Samen nach ihnen geben wollte. Nachdetn in V. 7 das Land Canaan zuvörderst nach seinen einzelnen Theilen, in die es damals zerfiel, bezeichnet worden (das Mittagsland im Süden, das Amo- ritergebirge mit seinen nördlichen Fortsetzungen in der Mitte, die Meeresniederung im Westen, das Jordanthal im Osten und der Libanon im Norden) wird zu diesem e ng ere n Gebiet, welches Jsrael sofort einnehmen sollte, auch auf das weitere Beziehung genommen, welches es später, wenn die Vermehrung des Volks auch eine größere Ausdehnung der in 4. Mos. 34, 1-—12 angege- benen Grenzen nöthig machen würde, sollte einnehmen dürfen, um seinen Beruf zu erfüllem Das erstere zu erobern hatte Israel einen göttlichen Befehl, zur Er: oberung des letzteren aber die göttliche Erlaubniß; daß diese Erweiterung der eigentlichen Grenzen aber hernachmals nicht nothwendig wurde, war eine Folge des um sich greifenden Abfalls und seines Fluches, kraft dessen das Volk eben dahin gefangen geführt wurde, wo- hin es als freier Besitzer allmälig hätte vorbringen kön- Erste Rede des Mose im Gefilde Moab. Rückblick auf die Gesetzgebung am Sinai. 535 nen. Bezeichnen wir die damaligen Bewohner Canaans, wie sie früher bei Mose zum Oefteren genannt worden, etwas näher, so wohnten 1) die Hethiter auf dem nachherigen Gebirge Ephraim und Juda bis gen Hebron und bildeten einen der bedeutendsten cananitischen Stämme, so daß ihr Name bisweilen sämmtliche Cana- niter bezeichnetz unter ihnen wohnte L) der wenige: zahlreiche Zweig der Jebusiter bei Jerusalem (Jebus) und in der nächsten Umgebung dieser Stadt; die beiWeitem mächtigsten und kriegerischsten unter allen Cananitern aber waren B) die Amoriter, welche in der Umgegend von Hebron und Hazezon-Thamar, auf dem Gebirge Juda und seinem südlichen Abfall, und vielleicht auch nördlich hinauf bis gen Sichem wohnten, bis sie einige Zeit vor Ankunft der Kinder Jsrael im Ostjordanlande sich auch bis dahin ansbreiteten und den Moabitern und Ammonitern ihr Gebiet abnahmen. Jhr Name dient am häufigsten zur Bezeichnung aller cananitischen Völker überhaupt. 4) Ueber die Gergesiter fehlen uns alle nähern Bestimmungen, nur so viel steht fest, daß sie ebenfalls im Westjordaiilande wohnten (manche Geo- graphen denken an die Gergesener im Süden des galt- läifrhen Meeres Matth. 8, 28); b) die Heviter dagegen hatten ihren Sitz bei Gideon, Sichem und am Hermow Unter s) den Cananitern, wenn sie als besondere Völkerschaft austreten, sind diejenigen Zweige der Ca- naniter zu verstehen, welche die Meeresniederung inne hatten und mit Handel sich beschäftigten, während 7) der Name Pheresiter vorzugsweise die Bewohner des platten Landes, die Ackerbau und Viehzucht trieben, be- zeichnet. Ueber die ursprünglichen Bewohner Pa- lästina’s, welche von den Cananitern verdrängt und nur noch in Ueberresten vorhanden waren, vgl. die Bemer- kung zu Kap. L, 23. 9. Da sprach ich zii derselben Zeit [wo die Besitzergreifung des verheiszenen Landes sofort hätte vor xsich gehen können, wenn nicht etwas Anderes V. 26 ff. dazwischen gekommen wäre] zu euch sum auch meinerseits alles zu thun, was zu einer vollständig geordneten Verfassung und zu einem friedlichen Wohnen in Canaan nöthig war]: Jch kann euch smit der Arbeitslast, die eure Regierung mit sich führt] nicht alleiu ertragen [daß ich noch ferner alle eure Streitsachen in eigener Person schlichten sollte]; 10. Denn der HERR, euer Gott, hat euch gemrhret, daß ihr heutiges Tages seid [wie ihr der Verheißung 1. Mos. 15, 5 gemäß habt werden sollen], wie die Menge der Sterne am Himmel. 11. sNun empfindeich zwar dies: eure außer- ordentliche Vermehrung so wenig übel, daß ich im Gegentheil mich ihrer als einer Erfüllung des göttlict en Segensworts von Herzen freue und euch wünsche] Der HERR, eurer Väter Gott, mache euer noch viel tausend mehr, nnd segiie euch [ferner], wie er euch geredet hat [in demselben Maße, wie bisher] 12. [Wohl aber bedarf ich schon jetzt recht dringend Gehilfen aus eurer Mitte, die einen Theil meiner Regierungs- und Richter-Geschäfte mir abnehmen; denn] Wie kann ich allein solche Mühe und Last nnd Hader von euch ssolche Mühe und Last, wie sie aus der Schlichtung eures Haders mir erwächst] ertragen? 13. Schasfet [also] her weise, » verständige und erfahrene Leute unter euren Stummen, die will ich nbei euch zu Haupterii setzen. Mose bezieht sich hier auf die Ausführung des von seinem Schwiegervater Jethro (2. Mos. 18, 13 ff.) ihm ertheilten Rathes Der Z eit nach· nun geschah diese Ausführung ohne Zweifel nicht erst Jetzt, beim Aufbruch vom Sinai, sondern schon während der Gesetzgebung, etwa zu der Zeit, als das Heiligthum verfertigt »wnrde (2. Mos. Kurs. 36); allein der·Sache iiach gehort» sie hinter die Gesetzgebung da sie mehr eine menschliche, als eine eigentlich göttliche Einrichtung betraf. Darm, daß Mose zwei Geschichten -— die Bestellung der Richter auf den Rath des Jethro (2. Mos. Kur. 18), und die Bestellung der 70 Aelteften (4. Mos. Kap. U) —- in Eins zusammengezogen hätte, wie z· B. v. Gerlach anzunehmen geneigt ist, ist nicht zu denken. Wiesehr beide Gefchichten auseinander gehalten werden müssen, hat Ranke trefflich nachgewiesen, indem· er sagt: ,,Von Geschäften war Mose niedergedrückt, als ihm Jethro den Rath gab; vom Morgen bis zum Abend umlagerte ihn die Menge, deren Nechtshäudel er schlichten sollte -—»die- sen Geschäftsdrang zu mäßigen, wurden Häupter über das Volk gesetzt, etliche über Tausend, über Hundert, über Fünfzix und über Zehn. Was war ihm aber am Orte der Lutgräber mit diesem Heer von Vorstehern und Richtern ged ent? hier handelte es »sich doch in der That nicht um kleinliche Streitigkeiten im Volk. »Die ganze Menge, ihre Vorsteher nicht ausgenommen, ist tin Auf: ruhr gegen Jehova, gegen Muse, und als dieser sich im bitteren Unmuthe den Tod wünscht, ist es nicht der· Ge- schäftsdrang, der ihn drückt; es ist die Untreue dieses erwähltem dieses erlöseten Volks. Er ahnt den schlim- men Ausgang, er fühlt sich unvermögend, dies Volk in der Treue gegen Jehova zu erhalten und es in das ver- heißene Land einzuführen; und hier kommt Jehova ihm zu Hilfe mit dem Jnstitut der 70 Aeltesten, die, mit dem Geiste der Weissagung erfüllt, demnächst als aus- erwählte Diener des HErrn neben Muse stehen sollen. Es ist ein neuer Versuch Jehova’s, sein Volk, des gegen- wärtig hervorgetretenen Unglaubens ungeachtet, dem Ziele entgegenzuführem und so giebt· die Geschichte in 4. Mos. Kap. 11 dem Ansinnen, sich mit einer früheren: 2. Mos. Kap. 18 vermengen zu lassen, auf keine Weise nach« 14. Da antwortetet ihr mir und sprachet: Das ist ein gut Ding, davon dii sagest, daß du es thun willst. 15. Da nahm ich die Häupter eurer Stämme svon denen ihr mir erklärtet, daß ihr niemand so gern als sie, die schon durch Geburt und Natur: ordnung eure Häupter waren, zu Nichtern haben wolltet], weise nnd erfahrene Männer [die ihr mir in» Vorschlag brachtet], und setzte sie nber euch» zu Hauptern·[d. h; zu RIchteZnJ uber tausend, ulier hundert, uber funfzig und iiber zehn, und [bestellte außerdem] Amtleute lsprdner oder Schasfner L. Mos. 5, S] unter euren Staiiimen sderen jene bei Wahr- nehmung ihrer Obliegenheiten sich bedienen könnten, um Vorladungen ergehen zu lassen, die gefällten Urtheile in Ausführung zu bringen u. f. w.]; 16. Und gebot euren Richterii zur selben 536 Zeit [als ich sie mit dem Amte betraute] und sprach: Verhbret eure Bruder ssoviel ihrer zu eurem Gerichtssprengel gehören], nnd richtet recht [richtet so, daß Gerechtigkeit das Ergebnis; eurer richter- lichen Entscheidung ist] zwischen jedermann Ider eine Streits-sehe hat] und seinem Bruder [vom Volke Israel, mit dem er im Streit sich befindet], und [ebenso zwischen dem Einheimischen und] dem Fremdling. · 17. Keine Person sollt ihr im Ge- richt ansehen; sondern sollt den Kleinen hören wie den Großen, and vor nieman- des Person euch scheuen. Denn das Ge- richtaint ist G ottes[Kap.16,18ff.;2.Chron. II, S; Pl— 82, 1 Anm·]. Wird aber euch eine Sache zu hart sein [zu schwierig, als daß ihr euch getrauetet, sie selbst zu entseheidenjz die lasset an mich gelangen, daß ich sie hore. Diese Ordnung der Rechtspflege schloß sich eng an die bereits bestehende Stammverfassung des Volks (2. Mos S, 14 Anm.) nicht blos darin an, daß Mose die Richter aus den Männern nahm, die bisher an der Spitze der Stämme und Stanimesabtheilungen gestan- den, sondern wohl auch hinsichtlich der Gliederung des neuorganisirten Richterstandes, in der Ernennung von Richtern über Tausende, Hunderte, Fünfzig und Zehn, so daß, wie für· die Heerfiihrung (4. Mos 31, 14), so nun auch für die Rechtspflege die Geschlechter nach Tau: senden, und die größeren und kleineren Abtheilungen der Geschlechter nach Hunderten, Fünfzigen und Zehnen geordnet und eingetheilt waren. Hiernach dürfen wir uns auch das im biblischen Text nicht näher bestimmte Verhältnis; dieser Richter unter einander weder als eine Stufenfolge von Gerichtsinstanzen vorstellen, so daß die Streitenden von dem Richter über Zehn an den über Fünfzig u. s. w. hätten appelliren können, noch auch blos so, daß der Richter über Zehn nur ganz geringfügige Sachen entscheiden sollte, bedeutendere der Richter über Fünfzig u. s. m; vielmehr sollen die von Mose ernann- ten Richtery jeder in seinem Bereich, die kleineren, d. h; leicht zu ermittelnden und zu beurtheilenden Sachen endgiltig entscheiden, und nur die schweren-n, d. h. die Sachen, über welche sie kein Urtheil zu fällen wagen, sollen sie an Mose zur Entscheidung bringen. Die Glie- derung der Richter bezog sich also nur auf den Umfang ihrer Kompetenz oder richterlichen Befugniß, indem von denen über Tausend die Streitigkeiten zwischen den Stäm- men und Hauptgeschlechterm von denen über Hundert u. s. w. die Händel unter den größeren und kleineren Abtheilungen der Geschlechter und Familien zu richten und zu schlichten waren. (Keil.) Vgl. zu Kurs. 17, 18. 18. Also gebot ich euch zu der Zeit alles, was ihr thun solltet [und brachte auch menschlicher- seits euer Gemeinwesen in eine wohlgeordnete Verfassung, nachdem es in religiöser und kirch- licher Hinsicht schon von dem HErrn selbst in die rechte, ihm zur Ehre u d euch zum Segen ge- reichende Ordnung gebracht war] I9. Da zogen wir [am 20. Tage im andern Monat des andern Jahres 4. Mos. 10, 11] aus von Horch, und wandelten durch die ganze Wuste sParan 4. Mos. 13, 1 Anm.], die groß und grau- 5. Mose 1, 17—43. san! svoll allerlei Schrecknisse und Entbehrungen Kap. 8, 15; 32, 10] ist, wie ihr gesehen saus eigener Erfahrung erkannt, und daraus] habt smerken können, welche besondere göttliche Gnaden- hilfe mit euch gewesen, da ihr so schnell und glücklich hindurchgekommen seid], auf der Straße zum Gebirge der Amoritey wie uns der HERR, unser Gott, geboten hatte [V. 6—8], und kamen bis gen Kades-Barnea [4. Mos. 13, 1]. 20. Da sprach ich zu euch: Jhr seid an das Gebirge der Anioriter kommen, das uns der HERR, unser Gott, geben wird. 21. SiehedadasLand vor dir, das der HERR, dein Gott, dir gegeben hat; zeuch hinauf und niinm’s ein, wie der HERR, deiner Väter Gott, dir ge- redet hat. Fürchte dich nicht nnd laß dir nicht grauen. 22. Da kamet ihr zu mir alle, und sprachet: Laßt uns Männer vor uns hinsendcn, die uns das Land erkunden, und uns wieder sagen, dutch welchen Weg wir hineinziehen sollen, und die Städte, da wir einkommen sollen. 23. Das gefiel mir wohl lweil ich hoffte, eine solche Auskundschaftung des Landes, wenn ihr nun hören würdet, daß dasselbe wirkich so beschaffen sei, wie der HErr zuvor gesagt 2. Mos. 3, 8; 13, 5 u. s. f» vgl. 4. M. 13, 24; 14, 7. 8., werde gar sehr zur Stärkung eures Glaubens beitragen], und nahm aus euch zwölf Männer, von jeglichem Stamm einen [4. Mos J , . . 24. Da dieselbigeu weggingen, und hinaus- zogen auf das Gebirge kder Amoriter], und an den Bach [in das Thal] Escol szwischen Hebron und Jerusalem] kamen [und von dannen weiter hinauf bis gen Rehob zogen]; da besahen sie es sdas ganze Land] 25. Und nahmen fals sie aus dem Rückwege wieder in jene Gegend gelangten] der Früchte des Landes mit sich svornehmlich einen Reben mit einer Weintraube, die sie zween auf einem Stecken tragen ließenrh nnd brachten sie herab zu uns, und sagten uns wieder und sprachen: Das Land ist gut, das der HERR, unser Gott, uns gegeben hat. «) Joh. Gerhard —- unter den Helden der luthe- rischen Rechtgläubigkeit der gelehrtefte, unter den Gelehr- ten der liebenswürdigste von Seiten seines religiösen Charaeters (geb. 1582 zu Quedlinburg «]- 1637 als Pro- fessor der Theologie zu Jena) —· vergleicht die zwei, jene Rebe auf einem Stecken tragenden Kundschafter in sin- niger Weise mit den beiden Testainentem die Christum« den rechten Aseinstoch in ihrer Mitte haben. 26. Aber ihr wolltet nicht hinaufziehen sdarum griffet ihr aus der Rede der Zehn von den 12 Männern das auf, was euch zu einem Vorwand für euren Unglauben und eure Fleischesträgheit dienen konnte 4. Mos 13, 29 ff.], und wurdet Rückblick auf die Geschichte vom Aufbruch in Horeb bis zur ersten Ankunft in Kades ungehorsam dem Munde [dem deutlich ausge- sprochenen Befehl und der so ermuthigenden Ver- heißung] des HERRm eures Gottes, 27. Und murretct in euren Hütten [4. Mos. 14- 1 ff.], und sprachet: Der HERR ist uns g»ram’«; darum hat er uns aus Eghptenland ge- fuhret, daß er uns in der Amorlter Hände gäbe zu vertilgen. «) Das war eine ächt heidnische Redeweise: »Die Götter sind uns gram oder hassen uns«, vgl. z. B. den Anfang der Aeneis non Virgil. (Elerikus.) Die fleisch- liche Verblendung hält überall die höchsten Wohlthaten Gottes für Haß» während dagegender heil. Sänger (Ps. 119, 71) auch die Demtithigung sur eitel Güte erkennt. (Schultz-) 28. Wo sollen wir hinauf? Unsere Bruder [deren Augen wir mehr trauen als allen Ver- sprechungen von Seiten Gottes] haben Unser Herz verzagt gemacht und gesagt, das Volk sei größer und hoher, denn wir; die Städte seien groß und bis an den Himmel vermanerttz dazu haben wir die Kinder Enakim daselbst gesehen. V) Der Ausdruck ist nicht einer der Uebertreibung, sondern eines wirklich empfangenen Eindrucks, so daß Mose ihn hernach (Kap. 9, 1) zu dem seinigen machr Die Augen des Klein- oder Unglaubens sahen die Städte wirklich himmelhoch ragen; die Augen des Glaubens sahen sie nicht minder hoch, denn der Glaube verbirgt sich die Schwierigkeiten nicht, um dem HErrm der über dieselben hinweghilft, nichts von dem ihm gebührenden Preise zu entziehen. 29. Jch sprach aber zu euch: Entseszet euch nicht, und fiirchtet euch nicht vor ihnen. 30. Der HERR, euer Gott, zeucht sia in der auf der Bundeslade lagernden Wolkensäule] vor euch hin, und wird siir euch streiten, wie er mit euch gethan hat in Eghpten vor euren Augen [2. Mos. 14, 14. 25], 31. Und in der Wüste, da du gesehen hast, wie dich der HERR, dein Gott, getragen hat, wie ein Mann seinen Sohn trägt, sindem er dich ebenso treu unterstützt, gepflegt und versorgt hat] durch allen Weg, daher ihr gewandelt habt, bis ihr an diesen Ort kommen seid. 32. Aber das galt uichts bei euch, daß ihr an den HERRm euren Gott, hättet geglaubet, 33. Der vor euch her ging, euch die Stätte zu weisen, wo ihr euch lagern solltet, des Rachts im Feuer, daß er euch den Weg zeigete, darinnen ihr gehen solltet, nnd des Tages in der Wolke [2. Mos. is, 21 f.; 4. Mos. 10, 33 ff.] 34. Als aber der HERR euer Geschrei hö- rete, ward er zornig, schwur und sprach: 35. Es soll keiner dieses bösen Geschlechts das gute Land sehen, das ich ihren Vätern zu geben geschworeii habe, 36. Ohne Caleb, der Sohn Jephunne, der soll es sehen, und ihm will ich geben das Land, 537 darauf er [bei Gelegenheit jener Untersuchungs- reife V. 241 getreten hat, und seinen Kindern; darum, daß er treulich dem HERRn gesolget hat. 37. Auch ward der HERR [37 Jahr später 4. Mos. 20, 2 ff.] über mich zornig um euret- willen* sweil ich euch bei dem Haderwasser nicht mit dem Exempel eines zuversichtlichen, standhaften Glaubens voranging, wie es doch um euretwillen meine Pflicht gewesen wäre], und sprach: Du sollst auch nicht hineinkommen. «·). Wenn eine That auch an sich verzeihlich scheinen möchte, der heil. Gott faßt auch die Folgen in’s Auge, die sie ftir Andere hat, und richtet sie nach denen mit. So wird unser Wort ein außerordentlich scharfer Stachel sür’s Gewissen und läßt uns unsere Schuld in einem sonst kaum recht bedachten Umfange erkennen, nament- lich dann, wenn wir an einflußreicher Stelle stehen. (SchUltz-) 38. Aber Josua, der Sohn Nun, der dein Diener ist, der soll hineinkommen. Denselben starke [im Glauben durch ermuthigende Zuspraehe Kap. Si, 7]; denn er soll Israel das Erbe aus- theilen. 39. Und eure Kinder, davon ihr sagtet, sie würden ein Raub werden, nnd eure Söhne, die heutiges Tages weder Gutes noch Böses verstehen [und für die ihr meintet dadurch am besten zu sorgen, daß ihr von der Eroberuug des Landes abstündet], die sollen hinein kommen; denselben will ich’s geben, und sie sollen es einnehmen. 40. Ihr aber wendet euch, und ziehet nach der Wüste den Weg zum Schilsmeer. 41. Da antioortetet ihr, nnd sprachet zu mir [nicht in wahrer, sondern in jener Kasus-Reue 1. Mos. 4, 13, die nicht sowohl den HErrn, als vielmehr den irdischen Verlust im Auge hat —- Joh. Gerhard nennt sie poenitentia amjssi, non admissijx Wir haben an dem HERRn gesiindigetz wir wollen hinauf, und streiten, wie uns der HERR, unser Gott, geboten hat. Da ihr euch nun rüstetet ein jeglicher mit seinem Harnisch sWeish Z, 18], und war an dem, daß ihr hinauf zöget aufs Gebirge; 42. Sprach der HERR zu mir: Sage ihnen, daß sie nicht hinauf ziehen, auch nicht streiten; denn ich bin nicht unter euch, auf daß ihr nicht geschlagen werdet vor euren Feinden. Obwohl Israel in der Hauptsache verworfen war, ließ es der HErr doch noch nicht in allen Stücken aus seiner Hand, es hat doch immer noch eine, wenn auch nur unter-geordnete Mission, nämlich in Betrefs des neuen Israel, und darum zunächst auch noch die Notwendig- keit einer gewissen Fortdauer. So sehr ist es Gottes Art, statt dem Abraham aus Steinen Kinder zu er« merken, das bereits Vorhandene, soweit es noch irgend angeht, zu benutzen; er ist groß genug, auch diesen offen- bar schwierigeren Gang zu gehen. (Schultz.) 43. Da ich euch das sagte, gehorchtet ihr nicht, und windet ungehorsam dem Munde des 538 5. Mose I, 44—46. 2, 1——21. HERR, nnd waret vermessen, und zoget [aller arnung ungeachtet] hinauf aufs Gebirge. 44. Da zogen die Amoriter aus, die auf dem Gebirge wohueten, euch entgegen, und jagten euch, wie die Bienen thun [die mit großer Heftig- keit und in dichten Schaaren über den herfallen, der sie aufstört und reizt], nnd schlugen euch zu Seir [in dem nördlich bis zum Amoritergebirge herauf reichenden und wohl auch das Bergland der Azazimeh mit umfassenden Gebiet der Edo- miter] bis gen Harnia [auf der Weftseite des Aza- zimehlandess Wir haben auf Karte 1l. die Stelle, wo H arm a zu suchen sein dürfte, da angegeben, wo Rowland auf seiner zweiten Reise sie wiedergefunden zu haben glaubt. Von Chesil 214 Stunden südweftlich fand er nämlich Namen, welche die Araber Zepära nannten; auch Robinfon hatte schon früher den Ort berührt, aber den Namen der Ruinen nicht erfahren können. Letzterer nun verlegt unser Zephath oder Horma auf die Ostseite des Amoriterge- birges, indem er es in dem Paß esssafah wiederfinden Auch dieser Name hat ja große Aehnlichkeit mit »Ze- phat«; außerdem aber erklärt sich so der oben gebrauchte Ausdruck »Seit« für die Gegend, in welcher Jsrael die große Niederlage erlitt, und die Stelle in 4. Mos. 21, 1—3, welche ebenfalls hierher zu weisen scheint, leichterz nur der eine Umstand hat uns abgehalten, auf Robinsows Seite uns zu schlagen, daß der Paß ais-Satan sehr eng, steil und beschwerlich ist (,,der Paß stieg so steil empor, daß es mir öfter vorkam, als wollte mir, wie in einem Gluthofen, der Athem versagen«: v. Schubert), und also wenigstens das nicht angenommen werden kann, daß von hier aus die Kinder Israel sollten versucht haben, in Canaan einzudringen, womit freilich nicht ausgeschlossen ist, daß sie auf der Flucht vor den Amoritern in diese Enge könnten hineingetrieben worden sein. Fiir diejeni- gen Leser, welche sich lieber für Robinsoirs Ansicht ent- scheiden möchten, haben wir auf Karte I1I. die Stelle in Parenthese bezeichnet. 45. Da ihr nun fmit großem Verlust] wieder- kainet [in’s Lager bei Kades], und wejnetet vor dem HERRU [vor dem Heiligthum]; wollte der HERR eure Stimme nicht hören, uud neigete seine Ohren nicht zu euch Idaß et das Urtheil V. 35—40 zurückgenommen hätte] 46. Also bliebet ihr in Kades eine lange Zeit [4. Mos. 15, 1—19, 22]. Das Z. Kapitel. Yom xiieg wider die Historikers. II. u. 1—ziqp. s, 29. Hieraus-fahrt Faust: mit dem ge- schiihtlistjen ziiisiebliite fort und erinnert an die göttliche Zliihrung von da an, wo Israel in das Zlrtheil Gottes sish fügte und wiederum in die Æiiste uath dem Schilf- meer zu zog, bis zu der Zeit, wo das neu herangewach- sene Geschieht die ersten Eroberungen niarhte und an der Stelle sich niederließ, wo es gegenwärtig sish befin- det. Die schließliche Erwähnung des iiber ihn selbst er- gangenen Zlrtheilz das er nun erfüllen soll, giebt dann dem Zdlose Veranlassung, im folgenden Kapitel aus die- jenigen Ermahnungen zur treuen.Gesetzeserfiillung, die er auf dem Derzen hat, näher einzugehen. I. Da lnach Verlauf jener Zeit Kuh. 1, 46], wandten wir uns [riickwärts] und zogen aus zur Wüste auf der Straße zum Schilfmeer, wie der HERR zu mir sagte [Kap. 1, 40], nnd umzogen das Gebirge Seir [auf dessen westlicher Seite] eine lange Zeit kbei 36 Jahren] 2. Und der HERR sprach zu mir kais wir zum zweiten Mal in Kades angelangt und von dort aus wieder bis zur Nordfpitze des älaniti- fchen Meerbusens vorgedrungen waren 4. Mos. 20, 1—21, 4]: Z. Ihr habt dies Gebirge nun genug umzo- gen [und seid, wenn auch nicht der Gegend, doch dem Fortschritt meiner göttlichen Führungen nach, wieder so weit gekommen, als da euer Lagern am Berge Sinai sein Ende erreicht hatte Katze. I, 6 f.], wendet euch sdurch den Wadh e1-Ithm] gegen Mitternacht. 4. Und gebeut dem Volke und sprich: Jhr werdet [jetzt, wo ihr die Ostseite des Gebirges Seir erreicht] durch die Grenze eurer Brüder, der Kinder Gan, ziehen, die da wohnen zu Seir; und sie werden [während sie früher den Durchzug durch ihr Land euch verweigerten und sich feindlich euch entgegenftellten 4. Mos. 20, 14—21, nunmehr, weil ihr Land von Osten her offen steht und nicht, wie im Westen, durch das steile Gebirge wider Einfälle geschützt ist] sich bot euch fürchten [und euren Vorbeizug in keinerlei Weise beunruhigen]. Aber verwahret [auch ihr eurerseits] euch mit Fleiß, b. Daß ihr sie nicht bekriegetz denn ich werde euch ihres Landes nicht einen Fußbreit geben; denn das Gebirge Seir hab ich den Kindern Esau zu besehen gegeben [1.Mos.27, 39 f., vgl. se, s— 8]. is. Speise [die ihr bedürfen da nun die Wüstennahrung des Manna immer mehr nachlassen wird 2. Mos. IS, 35 Anm.] sollt ihr um’s Geld von ihnen kaufen, daß ihr esset, nnd kauchs Wasser sollt ihr ums Geld von ihnen kaufen, daß ihr trinken 7. Denn der HERR, dein Gott, hat dich sJsraelj gesegnet in allen Werken deiner Hände [daß es an Geld dir nicht fehlet und du also nicht wie ein Räubervolk fremdes Eigenthum auf unrecht- mäßige Weise an dich zu reißen brauchst]. Er hat dein Reisen zu Herzen genommen dntch diese große Wüste [die du zurückgelegt hast], nnd [es] ist vier- zig Jahre der HERR, dein Gott, [mit so väterlich fürforgender Treue Kuh. I, 311 bei dir gewesen, daß dir nichts gemangelt hat fdarum mußt du auch thatsächlich vor den Völkern, an deren Grenze s du vorbeikommst, beweisen, wie reich du in Ihm Rückblick auf die weitere Geschichte von der zweiten Ankunft in Kades an. 539 dem HErrn, deinem -Gott bist, vergleiche l. Mose 14, 22 ff. Hiernach ist also Israel in der Wüste keineswegs müßig gegangen. Nicht nur hatten sie mit dem Vieh zu thun, das sie bei sich führten, und mit der Bestel- lung derjenigen Theile der Wüste, auf denen sich etwas erbauen ließ; sondern auch die mancherlei Kunstfertigkei- ten, die sie in Egypten sich angeeignet, setzten sie in den Stand, von ihrer Hände Arbeit zu leben und mit den umwohnenden Arabern einen gewissen Handel zu treiben. 8. Da wir nun durch unsere Brüder, die Kinder Esau, gezogen waren, die auf dem Gebirge Scir wohneteu, kund ihr Gebiet] ans dem Wege des Gefildes [zuerst auf der Westseite], von Elath Und Ezeongaber saus aber auf der Ostseite um- zogen hatten]; wandten wir uns sbei Jfim, den Vorbergen des Abarimgebirges 4. Mof 21, 4—11], und gingen [in nördlicher Richtung weiter] durch den Weg der Wüste der Moabiter. 9. Da [als wir noch an der Südost-Ecke des Moabiterlandes, am oberen Laufe des Weidenbaches standen] fprach der HERR zu mit: Du sollst sebenso wie vorher V. 5 ff. die Edomiter, auch] die Mon- biter nicht beleidigen noch bekriegen [ob sie dir gleich früher eben so, wie jene, den Durchzug durch ihr Land verweigert haben Richt 11, 17]; denn ich will dir ihres Landes nichts zu besihen geben; denn ich habe Als-Mond, die Haupt- und Grenz- stadt, sammt dem ganzen dazu gehörigen Lande] den Kindern Lot [1. Mai. 19, 371 zu besitzeu gegeben. 10.i· Die Emim haben vorzeiten drinnen gewohnet, das war ein groß, stark und hoch Volk, wie die Enakim [4. Prof. 21, 30 Anm.]. 11. Man hielt sie auch für Riesen, gleich- wie Enakimz und die Moabiter heißen sie auch Emim [d. i. die Schrecklichenf 12. Auch wohneten vorzeiten in Seit [dem vorher umzogenen Lande V. 4—7] die Horiterz und die Kinder Esau vertrieben und vertilgten sie vor ihnen, und wohneteu an ihrer Statt [1. Mos. 36], gleichwie Israel fhernachj dem Lande seiner Besitzung that, das ihnen der HERR gab [indem es die Cananiter daraus vertrieb]. 13. So macht euch nun auf, und ziehet durch den Bach Sared [an dessen oberem Laufe, ohne irgendwie in das Innere des Landes der Moabiter einzudringen]. Und wir zogen [dem Befehle Gottes V. 9. u. 13 gehorsam] herdnrch [4. Mos. 21, 12]. i) Mit Vers 10—12 unterbricht Mose die Rede Gottes durch eine Zwischenbemerkung iiber die urspriinglichen Bewohner des Moabiter- und Edomiterlandes Diese Bemerkung steht aber gleichwohl ganz an ihrer rechten Stelle, indem hiermit des HErrn Rede in V. 9 u. 5: ,,Jch habe Ar (das Gebirge Seir) den Kindern Lot sden Kindern Sinn) zu besitzen gegeben« bestätigt und durch den Rückblick auf die früheren Bewohner, welche als graßartige Riesengefchlechter von den Moabitern und Edo- mitern nur in Gottes Macht, nicht aus eigener Kraft vertrieben werden konnten, veranschaulicht wird zur Be- « schämung ftir Israel, das nicht so viel Glauben gehabt hatte, um das ihm bestimmte Land von denselben Rie- sengeschlechtern zu erobern (Kap. 1, 26 f.). Aehnlich ver- hält es sich hernach mit den Versen 2()—23, welche ebenfalls die Rede Gottes V. 17—19 unterbrechen, bis sie dann in V. 24 sich fortsetzt. 14. Die Zeit aber, die wir von Kades-Bar- nea zogen, bis wir durch den Bach Sared kamen, war [beinahe] acht Und dreißig Jahr, fwir mußten aber darum in der Wüste so lange umherziehenj auf daß [zuvor] alle die Kriegsleute [von 20 Jah- ren und drüber] stiitben im Lager, wie der HERR ihnen [4. Mos. 14, 20 ff.] geschworen hatte. 15. Dazu war auch die Hand des HERRn wider sie, daß sie [durch außerordentliche Strafge- richte, wie 4. Mos. 16, 35. 49; 21. S] unikamen aus dem Lager, bis daß ihrer ein Ende wurde. Es ist nicht ohne Bedeutung, daß gerade bis zur Station am Bache Sared das alte Geschlecht nun völlig ausgestorben war; nach Seetzen (der in den Jahren 1805—1807 die Landschaft Belka, die Ostseite des tod- ten Meeres und die Wüste Paran bis zum Sinai bereist hat und 1811 in Arabien ermordet wurde) hat man nämlich von den hohen Bergen des Sared-Thales eine liebliche Aussicht nach dem todten Meer hin und kann bei hellem Wetter sogar bis nach Jerusalem sehen. Hätte es also Leute des früheren Geschlechts noch ferner gege- ben, so würden diese das verheißene Land wenigstens theilweis noch gesehen haben, dann aber wäre das Ver- werfungsurtheil in 4. Mos 14, 23 nicht wörtlich genau in Erfüllung gegangen. 16. Und da alle der Kriegsleute ein Ende war, daß sie starben [nun ausgestorben waren] unter dem Volk; l7. Redete der HERR fbeim Aufbruch nach der folgenden Station 4· Mos 21, 13] mit mir und sprach: · 18. Du wirst heute durch die Grenze der Moabiter ziehen bei Ar[-Moab am Arnon], 19.- Und wirst nahe kommen gegen die löst: lich zur Seite wohnenden] Kinder stimmen, die sollst du [ebenfalls, wie die Pioabiter V. 9 ff.] nicht beleidigen noch bekriegen; denn ich will dir des Landes der Kinder Animon nichts zu besitzen geben, denn ich habs den Kindern Lot [1. Mos II, 381 zu besitzen gegeben. 20. Es ist auch gefchiiht für der Riesen Land und haben auch fgleichwie in Mond] vorzei- ten Riesen drinnen gewohnet, und· die Ammo- uiter heißen sie Sammesumim [d. i. die Arges Sinnenden]. 21. Das war ein groß, stark und hoch «Volk, wie die Enakimz und der HERR ver- tilgete sie vor ihnen [den Ammonitern], und ließ sie dieselben besitzew daß sie an ihrer Statt da wohueteu, 540 5. Mose 2, 22—37. Z, 1——9. 22. Gleichwie er gethan hat mit den Kin- dern Esam die· auf dem Gebirge Seir wohnen, da er die Horiter vor ihnen vertilgete, und ließ sie dieselben»besttzen, daß sie da an ihrer Statt wohueten, bis auf diesen Tag [V. 12]. 23. Und die Caphthorim [1. Mos. 10, 141 zogen aus Caphthor svon der Jnsel Creta im mittelländischen Yieer Jerem 47, 4; Amos 9, 7], und vertilgeten die Avim [ein zu den Riesenge- schlechtern des West-Jordanlandes gehöriges Volks, die zu Hazerim [nach anderer Auslegung: in Gehöften oder DörfernJ wohneten bis gen Gaza, und wohneten an ihrer Statt daselbst. Was die Urbewohner von Seir, dem Lande der Edomiten betrifft, so bezeichnet ihr Name Horiter (H01- = Loch oder Höhle) sie als Höhlenbewohner oder Trog- lodyten (1. Mos 36, 21 Anat. 1). Wahrscheinlich haben sie ebenfalls zu dem großen Volksstamm der Ludim ge- hört (1. Mos 10, 22), und find also ebenso semitischer Abkunft, wie die Rephaim und Enakim (1. Mos. 14, 5 f.). — Von Urbewohnern Canaans, jenfeit und diesseit des Jordan, werden uns genannt: 1) die Nephatm (die Hochgewachsenenx Riesen des Oftjordanlandes; 2) die Gnakim (oder Langhalfrgen). Riesen des West- jordanlandes (doch werden diese bisweilen unter dem Namen ,,Rephaim« mit inbegriffem so daß letzterer Name alle Riesenvölker des Osts und des Westjordanlandes zusammen bezeichnet Jos- 15, 8;1·7, 15; 2. Sam. 21, 15 f.). Zu letzterem den Enakim oder westjordanischen Riesen, gehörten Z) die Avim in der fiidlichen Meeresniederung, dem Gebiet der Philister (Jos. 13, 3); zu ersteren, den Rephaim oder westjordanischen Riesen dagegen 4l die Emim, zwischen dem Sared und Arnon wohnhaft, desgleichen 5) die Susim, zwischen dem Arnon und Fabel, und S) die Rephaim im engeren Sinne, auf der Hochebene Bahn. Außerdem werden 7) in der Stelle: 1. Mos. 15, 19 noch die Keniter, Kinisiter und Kadmoniter genannt, alle drei wahrscheinlich in den siidöstlichen Grenzgegenden Palästincks einheimisch und zu den Zeiten Mosis fast völlig untergegangen oder in andere Völkerschaften aufgegangen. Ueber die Keniter s. zu Richt 1, 163 über die Kinifiter und Kadmoniter dagegen läßt sich nichts Näheres sagen, nur soviel steht fest, daß die Kinisiter weder mit dem edomitischen Fürsten Kenas (1. Mos 36,15· 42) noch mit Kanns, dem Vor- fahren des Judäers Caleb (4. Mos. 32, 12; Josy 14, 6), irgendwie zusammenhängen 24. Macht euch ans [so redete der HErr her- nachmals, als wir auf der Südseite des Arnon lagerten 4. Mos 21, 13 ff., weiter mit mir], und ziehet aus, und gehet über den Bach (bei««) Arnon. Siehe, ich habe Sihon, den König der Amoriter zu Hesbon, in deine Hände gegeben mit seinem Lande. Heb’ [nun] an einzunehmen snachdem ich dir bisher alle Eroberungszüge untersagen mußte) und streite wider ihn. «) Das Wörtchen »bei« wird besser weggelassen. 25. Hentiges Tages [von jetzt an, wo ihr die Grenze des Moabiter- und Ammoniter-Landes verlaßtJ will ich anheben, daß sich vor dir fürchten und erschrecken sollen alle Völker unter allen Him- meln, daß, wenn sie von dir hören, ihnen bange und wehe werden soll vor deiner Zukunft [dieweil du es fortan mit solchen Völkern zu thun haben wirst, die von mir verworfen und dem Untergange preisgegeben srnd]. 26. Da sandte ich [um nicht ohne Weiteres über den in unsere Hände gegebenen König herzu- fallen, sondern ihm erst Gelegenheit zu bieten, sich für oder wider uns zu entscheiden] Boten ans der Wüste von morgenwärts [genauer: von Kede- moth, einer amoritischen Stadt, aus , 4. Mos. 21, 15 Anm.] zu Sihon, dem Könige zu Hesbon Iwie vormals an die Edomiter und Moabiter 4. Mos 20, 14 ff.], mit friedlichen Worten, und ließ ihm sagen: 27. Jch will durch dein Land ziehen, und wo die Straße gehet, will ich gehen, ich will weder zur Rechten noch znr Linken ausweichen. 28. Speise sollst du mir um’s Geld verkau- fen, daß ich esse, und Wasser sollft du mir um’s Geld geben, daß ich trinke; ich will nur zu Fuß durchhin gehen [nur mit meinen Füßen den Boden deines Landes benutzen]; 29. sGewähre mir das] Wie mit? die Kin- der Esan gethan haben, die zu Seir wohnen, und die Moabitey die zu Ar wohnen [als ich an de- ren Gebiet vorüberzog V. 4 ff. und V. 9. 13]; bis daß ich komme über den Jordan, in das Land, das uns der HERR, unser Gott, geben wird. 30. Aber Sihon, der König zu Hesbon, wollte uns nicht dnrchziehen lassen; denn derHERR, dein Gott, verhcirtete seinen Muth, nnd verstockte ihm sein Herz [indem er aus gerechtem Gerichte ihn, wie einst den Pharao bei dem an diesen gerichte- ten Antrag 2. Mof. 3, 18, in verkehrten Sinn dahingab, zu thun, das nicht taugt Röm I, 28], auf daß er ihn in deine Hände gäbe, wie es jetzt ist am Tage [wie nunmehr die Erfahrung selbst beweist 1. Mos. 50, 20]. 31. Und der HERR sprach zu mir sals die mit friedlichen Worten an den König entsendeten Boten mit abschläglichem Bescheid zuriickkehrtenk Siehe, ich hab angefangen zu geben vor dir sdir preiszugeben] den Sihon mit seinem Lande; hebet an einzunehmen und zu besitzen sein Land sihr seid durch keinerlei Rücksrcht mehr gebunden, seiner zu schonen) »Es ist eine ewige und für das Reich Gottes gar tröftliche Wahrheit, daß die Auflehnung der Gegner im- mer schon der Anfang der göttlichen Gnadenerweisung ist.« 32. Und Sihon zog aus uns entgegen mit alle seinem Volk zum Streit gen Jahza [4. Mos 21, 23 ff.J. 33. Aber der HERR, unser Gott, gab ihn vor uns [in unsere Gewalt], daß wir ihn schlugen mit seinen Kindern [mit ihm in den Streit gezo- genen Söhnen], und seinem ganzen Volk. Rückblick auf die Eroberung der beiden Amorzter-Neiche. 541 34. Da gewannen wir zu der Zeit alle feine Städte, nnd verbanneten alle Städte Dernichteten zur Ehre Gottes Z. Mos. 27, 28 Anm. die sämmtliche Einwohnerschaft derselben], beide, Mäu- ner, Weiber nnd Kinder, nnd ließen niemand über- bleiben» 35. Ohne, das Vieh raubten wir für uns, nnd die Ausbeute spewegliche Habe] der Städte, die wir gewannen. Bis. Von Aroer [im Süden] an, die am Ufer des Bachs (bei) Arnon [am nördlichen Rande des Arnonthales]«liegt, und von der Stadt am Wasser [und noch etwas weiter südlich herunter, von der im Thal selbst gelegenen Stadt Ar-Moab 4. Mos. 21, 15 Anm. an], bis snördlich hinauf] gen Gi- lead szwischen dem Berg Oscha und dem Fluß Ja: bok 4. Mos. 21, 30 Anm.]. Es war keine Stadt, die sich vor uns fchüszen konnte; der HERR, unser Gott, gab uns alles vor uns [in unsere Hand]. 37. Ohne zu dem Lande der Kinder Am- ntou san der Ostseite dieses ganzen GebietsJ kamest du nicht, noch zu allem, das am Vach [am oberen Laufe des Baches] Jabok war, noch zu den Städ- ten auf dem Gebirge [dem ammonitischen Berg- lande], noch zu allem, das uns der HERR, unser Gott, verboten hatte [V. 19, weil wir eben seinen Befehlen gehorsain sein wollten]. Das 3. Kapitel. Hieg wider Og, den Honig zu Fusan. 1. Und wir wandten uns srückten nach Be- siegung des Sihon und der Einnahme seines gan- zen Gebiets weiter nach dem Jordan vor 4. Mos. 21, 19. 20], und zogen [von dort aus durch ab- gesendeteKriegsfchaarenJ hinauf den Weg zu Vnscttt [4. Mos. 21, 33 ff.]. Und Ost, der König zu Vafan, zog aus uns entgegen mit alle feinem Volk, zu streiten bei Gdrei. 2. Aber der HERR sprach zu mir: Färchte dich nicht vor ihm, denn ich hab ihn nnd alle sein Volk mit seinem Lande in deine Hände gegeben; und sollst mit ihm thun, wie du mit Sihon, dem Könige der Amoriter, gethan haft, der zu Hesbon saß [Kap. 2, 31 ff.]. Z. Also gab der HERR, unser Gott, auch den König Og zu Vafan in unsere Hände, mit alle feinem Volk, daß wir ihn schlugen, bis daß ihm nichts überblieb 4. Da gewannen wir zu der Zeit alle seine Städte, nnd war keine Stadt, die wir ihm nicht nahmen; sechzig Städte, die ganze Gegend Argob, im Königreich Og zu Vasaiu Die drei Bezeichnungem »sechzig Städte — die ganze Gegend Argob — Königreich Qg zu Basan« gehen auf ein und dasselbe Gebiet; der ganze Landstrich Ar- gob Umfaßte die 60 Städte, welche das Königreich Og’s zu Bafan bildeten. Der Name Argob hängt mit dem hehr. Wort Ragob (Steinhaufen, Erdscholle) zusammen und ist wahrscheinlich von dem nordöstlichen Theile der Landschaft Basan, dem heutigen Lastende, ausgegangen, dessen Erdreich durchgehends aus einem durch Vermitte- rung vulkanischen Gesteins erzeugten rothbrauuen Humus oder Boden besteht. Auch den Namen Basan hat die Landschaft von dieser ihrer Bodenbefchaffenheih die der 4. Mos. 32, 33 Anm· erwähnte Dr. Wetzstein näher untersucht und beschrieben hat, erhalten. 5. Alle diese Städte waren fest, mit hohen Mauern, Thvren nnd Riegeln [4. Mos. 21, 30 Anm.], ohne andere sehr viele Flecken ohne Mauern [die wir ebenfalls einnahmen]· Noch heute setzt die Unzahl uminauerter Städte Vasaws mit ihren schwarzen Basalt-Häusern, Thurm, Thüren und Riegeln den europäischen Reifenden in Ver- wunderung. Aber nicht blos die Städte sind so wohl verwahrt, sondern auch jedes einzelne Haus erscheint als eine kleine wohl verfchloffene Festung. Die Thür- flügel bestehen in Ledscha, wie in Haare-n, aus Basalt- platten; manche sind aus Einem Stück, manche sind Fliigelthürem sie drehen sich in aus Stein gearbeiteten Angeln und sind ungefähr 4 Zoll dick, selten höher als 4 Fuß, doch giebt es auch solche, die höher als 9 Fuß find. Das Oessnen und Verschließen derselben macht viele Mühe; ein Mann kann es nur bewerkstelligein wenn er sich mit dem Rücken oder den Füßen gegen die Wand stemmt und dann mit beiden Händen die Thür vorwärts drückt. Vgl. zu unsrer Stelle 1. Köm 4, 13. s. Und verbanneten sie, gleichwie wir mit Sihon, dem Könige zu Hesbon, thaten [Kap. 2, 34. 35]. Alle Städte verbanneten wir, beide, mit Männern, Weibern nnd Kindern. 7. Aber ·alles Vieh nnd Raub der Städte raubten wir sur uns. · » 8. Also nahmen wir zu der Zeit das Land ans »der Hand der zween Könige der Amoriter, Jenseit des Jordans, von dem Bach (bei) Arnon [im Süden] an, bis an den Verg Hermon [im Norden] 9.· Welchen die Zidonier Sirion [den Pan- zer] heißen [vg·l. Pf. 29, 6], aber die Antoriter heißen thu Senik swelches Wort dasselbe bedeutet]. Der Hermon (d. i. hervorragender Gipfel, heut- zutage Dschebel esclkschejkh oder Gebirgshaupt ge- nannt) ist das südliche Borgebirge des Antilibanom ohne Zweifel die höchste Vergspitze Syriens, daher er auch von allen Vorüberziehenden wegen seiner majestätischen Höhe bewundert wird (10,000 Fuß hoch) Auf seinem noch selten erstiegenen Gipfel hat man eine unvergleich- liche Rundsicht über den Libanon und Antilibauon, Cöle- syrien, die grüne Ebene von Damaskus und die kahle Wüste dahinter, über die Ebene und das Gebirge Hau- ran, sowie die Berge Santaria’s, den Jordan und seine Seen , das Bergeheer von Galiläa und darüber hin das« Mittelländische Meer. Der Gipfel hat zwei niedrigere Nebenhäuptey welche aber von untengefehen zurück- treten. Den größten Theil des Jahres über ist er mit Schnee bedeckt und versah mit dieser kostbaren Erfrischung schon zu Salomcks Zeit (Spr. 25, 1Z) die Bewohner des Bestandes, gleichwie noch heute bei den Juden zu 542 5. Piose Z, 1o—29. 4, 1. Hasbeya an seinem westlichen Fuße der Brauch besteht, " ihren Gästen frischen Schneetrank vom Scheichgipsel zu reichen. Seine Wälder lieferten kostbares Holz zum Schifssbau (Hesek. 2'7, 5), seine Quellen speisen den Jordan und Jarmuk. ,,O König der Berge, der du bist ein Bild des großen Königs, deine Majestät, wie ich sie un- ersättlich bewundert habe, deine weißgoldene in den blauen Himmel hineinblinkende Krone mit den von dem Regen deines Thaues iiberfließenden Wäldern an deinen Abhängem deine Schluchten voll tiefen Schauers und deine Höhen voll lieblichen Sonnenlichtes —- ich werde Jchdnimmer aus dem Gedächtnis; verlieren« (van de el e.) 10. Alle Städte auf der Ebene szwischen dem ArnomBach und der Stadt HesbonL und das ganze Gilead szur linken und rechten Seite des Jabok], und das ganze Basau bis gen Salcha sim Osten] und Edrei [im Norden], die Stadte des Konigreichs Og zu Basan. Manche Ausleger verstehen hier nicht das in Kap. l, 4 u. 4. Mos. 21, 33 erwähnte Edrei (jetzt Draa ge- nannt), sondern ein weiter nördlich gelegenes, das bei neueren Reisenden Bang« oder Oesraa heißt; in den alten Gebäuden des Orts wohnen Jetzt gegen 200 Familien, theils Türken, theils Christen, theils Drusen (die Reli- gion der letzteren ist ein Gemisch von heidnischem christ- lichen und muhamedanischen Geheimlehren, und im Ganzen noch wenig bekannt). 11. Denn allein der König Og zu Basan war noch übrig von den Riesen swelche früher das Land inne gehabt hatten]. Siehe, sein eisern Bette ist allhie zu Rabbath sder Hauptstadt] der Kinder Auunon [4. Mos. 21, 30 Anm.], neun Ellen lang, nnd vier Ellen breit, nach eines Mannes Ellenbogen [2. Mos. 25, 10 Anm]. Es begegnen uns in diesen letzten Reden Mosis viele geschichtliche und geographische Bemerkungen; sie sind aber keineswegs Zuthaten eines Andern, der nach des Verfassers Tode die 5 Bücher Mose geordnet und iiberarbeitet, so daß man sie in Klammern einzuschließen hätte, sondern gehören sehr wohl in den Zusammenhang der Reden hinein und follen die ganze Größe und Herr- lichkeit dessen, was der HErr an seinem Volke gethan, durch Anführung einzelner Nebenumstände recht deutlich an’s Licht stellen und zum lebendigen Bewußtsein bringen. So hier die Bemerkung von Og’s Niesengrößh veran- schaulicht durch die Hinweisung auf das zu Rabbath- Ammon noch vorhandene eiserne Bette desselben. Wie das Bette dahin gekommen, wird nicht gesagt; vermuth- lich hatte Og es selber bei den Ammonitern zurückge- lassen, als er dieselben aus ihrem früheren Besitz ver- drängte, um mit seiner übermenschlichen Leibesgröße zu mahlen, und die Ammoniter haben hernach es zum An- denken in ihrer Hauptstadt aufbewahrt. So ließ auch Alexander d. Gr., als er auf seinem Zuge nach Jndien Halt machen mußte, allerlei kolossale Anstalten zurück, indem er z. B. für jeden Fußgänger zwei Lagerstättem je 5 Ellen lang, und fiir jeden Reiter zwei Krippen, doppelt so groß als die gewöhnlichen, anfertigen ließ, um sein Lager als ein Lager von lauter Herden oder riesigen Männern darzustellen, von denen noch die späteste Nachwelt sich erzählen sollte. Uebrigens ist bei der oben angegebenen Größe des Bettes noch in Betracht zu ziehen, daß die hebräische Elle nur etwas iiber 172 Fuß be- trägt. Dabei bleibt aber die außerordentliche Leibes- größe des Og als Thatsaehe fest stehen; diese ist jedoch nicht gerade etwas Unerhortes, wie denn zu des Kaiser Augustus Zeiten·es (naeh P1i»n.· hist. par. vll., les) eknen Riesen Pufio und eine Riesiti Seciindilla gab, die nahe an 9 Fuß maßen, und in der Nahe des Hinta- layagebirges ein Skelett von fast eben solcher Größe auf- gefuikjdetii ndboäden ist, aus liåcxzräneueren Zeig aber seånoch erwä n , a im e · «« l« " l" ankam, der 8 Fußdzhrszoll maßniindr Mt esbnåahbrcillti war ,f seit? Großonkel dagegen sollte noch 9 Zoll größer gewe en ein. · 12. Solch Land nahmen wir ein zu derselben Zeit, vou Aroer an, die am Bach (bei) Arnou liegt. Und ich gab saußer dem siidlichen Theil des erorberten »Landes· Jus. 13, 15—·20] das halbe Gebirge Gilead sbiszum Jabokj mit seinen Ftcådxen [Jos. 13, 24——28] den Rubenitern und cl l Un. 13. Aber das übrige Gilead snördlich vom Jabok], und das ganze Basan des Kbnigreichs Og [welches früher Og’s Königreich gebildet hatte], gab icb dem halben Stamm Manasse, [nämlich] die ganze Gegend Argob zum [fammt dem] ganzen Basau, das heißt der Riesen Land [4. Mos. 32, 1—38], 14. Jan, der Sohn Manasse, nahm die ganze Gegend Argob, bis an die Grenze Gessuri Und Maachaihi sjenes Gebiet an der Ost-, dieses an der Sudwest-Seite des großen Hermon], und hieß das Basan nach seinem Namen Havoth-Jair, bis auf den heutigen Tag. » · 15. [Dem] Machir aber gab ikh Gilead [4. Mos. 32, 39—42]. Es fällt auf, daß Mose hier nicht auch des Nobah und des ihm zuertheilten Gebiets gedenkt; indessen war Nobah blos ein Nebenzweig des Geschlechtes Jair, seine Städte standen unter der Oberhoheit des Letzterem und It åkso erZseZerf unfteg diesem mgtszinzkåegrifsenz Lgus . Von. «, - elJ C. Dei! Wir, cl clllll D ek er Distrikt Argob an diese beiden Geschlechter gemeinschaft- lich vertheilt wurde und zusammen 60 Städte ausinachtez der westliche Theil (23 Stadte) fiel an Jan, der ostliche (37 Städte mit Kenath als Hauptstadt) an Nobah. Der Besits dieserscfetädjkeclschfeiiråt aber nichtdvotålåitrger Ftdauer eW ekl U ein; U U ei! Wlk lll er l ek el Wie- EerZO deizrselben im Besitz des Richters Jair (Richzt. 10,4), wodurch der alte Name Havoth-Jair wieder auflebte. 16. Und den Rubenitern und Gaditeru [um es bestimmter noch einmal zu sagen, bgLVY 12] gab ich des Gileads einen Theil, [südlcch] bis an den Bach (bei) Aktion, [und zwar nicht blos bis an den äußersten Rand seines Thais, sondern bis] mitten im Bach sbis zu dem das Thal mitten durchftrömenden Bach selber], der die Grenze ist sgegen Moab hin], und [nördlich] bis an den Bach Jabok, der sin seinem oberen Laufe] die Grenze ifi der Kinder Ammvn [und so das stidliche Gilead im Osten begrenzt]; · » 17. Dazu das Gefilde [Moab oder die Niede- rung an der Ostseite des Jordan 4. Mos. 21, 30 Niickblick auf die erste Befitzaustheilung und Mosis eigenes Strafurtheil. 543 Anm.], und den Jordan, der die Grenze ist sgegen Westen], von Citmereth [der Südweftgrenze des St. Nqphthali keep. as, 231 an, bis ssndrich hin- unter] an das Meer am Gefilde, nämlich das Salzmeer, unten am Berge Pisga, gegen dem Morgen sdie Ostseite des Jordan und seiner Thal: niederung, vgl. die Bemerk. zu Jus. 12, 3]. 18. Und gebot euch zu derselben Zeit, und sprach: Der HERR, euer Gott, hat euch dies Land gegeben einzunehmen; so ziehet nun swie ihr ja aus- driicklich euch dazu verpflichtet habt 4. Mos. 32, 16—32] gerüstet vor euren Brüdern, den Kindern Jsrael, her, was streitbar ist; 19. Ohne, eure Weiber und Kinder, und Vieh (denu ich weiß, daß ihr viel Vieh habt) lasset in euren Stcidten bleiben, die ich euch gegebenhabez 20. Bis daß der HERR eure Brüder auch zur Ruhe bringe, wie euch, daß sie auch das Land einnehmen, das ihnen der HERR, ener Gott, geben wird jenseit des Jordans; so sollt ihr dann wiederkehren zu eurer Besitzung, die ich euch ge- geben habe. 21. Und Josua gebot ich zur selben Zeit sals die Eroberung des Oftjordanlandes geschehen war und der HErr seine mächtige Hilfe so augen- scheinlich dabei hatte merken lasfen], und sprach: Deine Augen haben gesehen alles, was der HERR, euer Gott, diesen zween Königen gethan hat. Also wird der HERR auch allen dnigreichen thun, da du hinzeuchft 22. Fürchtet euch [also] nicht »vor ihnen; denn der HERR, ener Gott, streitet sur euch swie ihr deutlich an dem, was er bisher an euch ge- than, habt merken können]. 23. Und ich [indem mein Herz selber von diesen Großthaten Gottes voll und dadurch zu dem Verlangen erweckt war, auch die Vollendung des angefangenen Werkes zu schauen] bat den HERRn zu derselben Zeit, und sprach [4. Mos 27, 12-—23]: 24. HERR-HERR, du hast angehoben zu erzeigen deinem Knechte deine Herrlichkeit und deine starke Hand. Denn wo ist ein Gott im Himmel und aus Erden, der es deinen Werken nnd deiner Macht kbnnte nachthun [2. Mos. is, 11; Pf. 86, 8; 89, 712 25. Laß mich gehen und sehen das gute Land jenseit des Jordans, dies gute Gebirge [Ge- birgslandL und den Libanon [der es im Norden begrenzt]. Dieses Gebetes hat Mose früher (4. Mos. 27, 12 ff.) nicht gedacht; jetzt aber, wo er in Jsrael einen tiefen Eindruck von Gottes Segnungen erwecken will, läßt er das Volk in sein eigenes Jnnere blicken. Und da nennt er Canaan nicht ohne Absicht ein ,,gutes Gebirge«, um es dem Horeb zur Seite zu stellen, wo er einst die höch- sten und heiligsten Tage seines Lebens verbracht und den Anfang des Bundes zwischen dem HErrn und seinem Volke geschaut hatte, und es der Wüste, in der man 38 Jahre lang hatte wandern müssen, gegenüber zu stellen. Diese traurige Zwischenperiode war ja nunmehr zu Ende und die neue Zeit im völligen Anbruch vor- handen: wie wohl wäre ihm geschehen, wenn er auch das Land hätte sehen dürfen, in welchem sein Volk im Bunde mit dem HErrn glücklich sein sollte! 26. Aber der HERR war erzürnet auf mich um euretwillen, und erhbrete mich nicht, sondern sprach zu nur: Laß genug sein, sage mir davon nicht mehr. 27. Steige auf die Höhe des Berges Pisga, und hebe deine Augen auf gegen den Abend, nnd gegen Mitternacht, nnd gegen Mittag, nnd gegen den Morgen, und siehe es mit Augen; denn du wirst nicht über diesen Jordan gehen [s. Arm. zu Katz. 34, 4]. 28. Und gebeut dem Josua, daß er getrost nnd unverzagt setz denn er soll über den Jordan ziehen vor dem Volk her, und soll ihnen das Land anstheilen, das du sehen wirst. 29. Also blieben wir im Thal gegen dem Hause Peor [lvestlich von Beth-Peor 4. Mos. 23, 28, wo wir noch jetzt uns befinden]. Das 4. Kapitel. Vermahnung zum Gehorsam des Gesetzes. III- zu. 1—40. beladen: so Innre dem bona nochmal- oor die Seele geführt hat, was fiir Gnadenerweisungen der ZjGrr an demselbigen gethan, ermahnt er es zu treuer Betuahrung und gewissenhafter Erfüllung des göttlichen Gesetzen; denn an der Befolgung der Gebote Gottes hange nicht nur Leben und Tod, sondern darin beltehe nun) Israel-z Weisheit und Grüße nor allen Yiillrern des Erdboden-z. hlor allem aber falle man sitt) hiiten vor Jlbgijtterki und Bilder-Dienst; solcher« sb- fall non dem ZGrrn werde die Berftreuuug unter die Zjeiden als Strafe nun) sitt) ziehen, und wenn nun gleich bei aufrichtiger Pulse und Bekehrung die wieder- annahme non Seiten Gottes in sitherer Jluosicht stehe, fo miiffe doch die reiche Gnade und grosse 3ugkeichuung, die Israel vor allen xlölbern darin erfahren hat, daß es mit flattert Band aus Ggnpten geführt ilt und ihm die Offenbarung am Sinai zu Gheil geworden, leräftig genug fein, um die Grleenntnih deg Einen wahren Gottes auf lange Zeit im gllollie lebendig zu erhalten und eg zum Gehorsam gegen fein Gebot anzutreiben. 1. Und nnn [da du so viele Gnadenwohl- thaten von dem HErrn, deinem Gott, empfangen hast, so] hbref Jsrael, die Gebote und Rechteft die ich euch lehre ljetzt noch einmal vorhalten will für den Endzweckh daß ihr sie thun sollt, ans daß ihr lindem ihr euch entschließh sie auch zu halten] lebet, nnd hinein kommet, und das Land einnehmet, das euch der HERR, eurer Väter Gott, giebt. is) Wie im N· T. das ,,Hören« das Erste ist, was von Seiten des Menschen gefordert wird (Röm. 10, 17), 544 5. Mose 4, 2—25. so auch schon im A. T.; denn auch hier handelt es sich um eine positive Religion, um eine Offenbarung. «) Ein Gebot ist das, was jemandem obliegt, ein Recht, was ihm zukommt; unter beide Ausdrücke faßt denn Muse hier und anderwärts das durch ihn geoffen- harte Gesetz zusammen, das ja wirklich beides zugleich enthält, Gebote und Rechte. Nicht selten ist damit noch der allgemeine Ausdruck: »Gesetze«, oder der andere: ,,Zeugnisse« verbunden (Kap. S, l. 17. 20; 7, 11l; jener sowohl wie dieser bezeichnet die Gebote und Rechte als Ausflüsfe oder Darstellungen des Willens Gottes. 2. Jhr sollt [denn als solche, die wirklich hören und fich dem unantastbaren Worte Gottes in völligem Gehorsam unterordnen] nichts dazu kzu dem] thun, das ich euch gehiete, nnd sollt auch nichts davon thun, auf daß ·ihr bewahren möget dte·Gebote desHERRn, eures Gottes, die ich euch gebiete [Kap. 12, 32; Sprüchw 30, S; Jerem. 26, 2; Offenb 22, 18 Beachtenswerth ist, daß sich das: ,,thuet nichts hin- zu!« zuerst hervordrängt Jene schlechte Art, die sich statt auf das Jnnerliche, auf das Aeußerltche legt, und weil es ihr an wahrer Herzensfrömmigkeit fehlt, im Satzungsdienst Genüge sucht, droht, tveil sie so leikht den Schein der Heiligkeit hat, am meisten Gefahr, sich selbst sowohl wie Andern. Hat doch auch Christus mehr gegen die Pharisäer als gegen die Sadducäer kämpfen müssen. (Schultz-) 3. sDaß aber Tod und Leben wirklich davon abhängt, wie ihr euch zu diesen Geboten steiler, das habt ihr in jüngster Vergangenheit recht augen- fällig selbst erfahren.] Eure Augen haben gesehen, was der HERR gethan hat wider den BaakPeor sum euch dessen Dienst als einen scheußlichen und verderbenbringenden erkennen zu lassen]; denn alle, die dem Bank-Wehr folgeten, hat der HERR, dein Gott, vertilget unter euch [4. Mos 25, 1—— 15; Jus. 22, 17]. 4. Aber ihr, die ihr dem HERR« eurem Gott, anhinget sund euch von der Abgötterei und der Unzucht der Andern unbefleckt behieltet], lebet alle heutiges Tages. Z. [Und was für Gebote sind es doch, zu deren treuer Befolgung ich euch ermahne? sind sie nicht um ihres göttlichen Urhebers und ihrer inneren Vortresflichkeit willen des pünktlichsten Gehorsams werthZJ Siehe, ich habe euch gelehret Gebote und Rechte, wie mir der HERR, mein Gott, geboten hat, daß ihr also thun sollt im Lande, darein ihr kommen werdet, daß ihr’s einnehmet. s. So behaltet es nun und thnts swas ich euch im Namen des HErrn geboten habe]. Denn das wird eure Weisheit nnd Verstand sein seuch den Ruhm großer Weisheit und tiefer Einsicht zu- wege bringen] bei allen Völkern, wenn sie hören werden alle diese Gebote [und sehen euren unsträf- lichen Wandel nach der Richtschnur derselben], daß sie müssen sagen: Ei, welch weise und verständige Leute sind das, und [welch] ein herrlich Volk! 7. [Sie haben aber auch alle Ursache dazu, euch in dieser Weise glücklich und hoch vor ihnen bevorzugt zu preisen]. Denn wo ist [außer euch sonst noch in der weiten Welt] so ein herrlich Volk, zu dem [seine] Götter [die es verehrt] also nahe sich thun, als der HERR, unser Gott [zu uns sich gethan hat und noch täglich thut], so oft wir ihn antnfen? Ischreien sie nicht vielmehr in ihrer Noth vergeblich zu ihren falschen und nichtigen Göttern?j 8. Und wo ist so ein herrlich Volk, das so gerechte Sitten und Gebote habe, als alle dies Ge- setz, das ich euch heutiges Tages vorlege [Ps. 147, 19 f.; 119, 98. 99]2 Was hier Moses sagt, hat die Gefchichte — trotzdem daß Israel vielfach ein Gegenstand des Spottes gewesen und oft genug für ein Exempel der Thorheit gegolten hat (Tacir. Any-11. XXI.; Esth Z, s; vgl. I. Mos 21, Z) — hinlänglich bestätigt. Nicht nur die Weisheit eines Salomo setzte die Königin von Saba in Erstaunen (1. Kön. 10, 4 ff.), sondern die göttliche Wahrheit, welche Israel im Gesetze Mosis besaß, zog auch alle tieferen Gemüther in der Heidenwelt dergestalt an, daß z. B. der griechische Weise Aristoteles und seine Schüler einen philo- sophischen Charakter diesem Volk nachrühmten, die Perser aber manche Elemente der jiidischen Religion sich aneig- neten. Außerdem ist ja bekannt, wie bei der nach kurzer Blüthe eintretenden inneren Selbstauflösung der heidnis schen Religion-en alle, die für die Bedürfnisse ihres Her- zens Befriedigung suchten, als Proselhten (3. Mos 17, 9 Anm.) dem Judenthum fich zuwandten I. Hüte dich nur [damit du die Furcht des HErrn nicht fahren lassest und vor allem das Grundgebot, das dir alle Abgötterei und allen Bilderdienst verbietet 2. Mos. 20, 2—6, nicht übertretest], nnd bewahre deine Seele wohl, daß du nicht vergessest der Geschichte, die deine Augen sbei der Veröffentlichung dieser Gebote L. Mos. Kap. 19——24] gesehen haben, und daß sie [jene erschütternden Vorgänge] nicht aus deinem Herzen kommen alle dein Leben lang. Und sollst deinen Kindern und Kindeskindern kund thun 10. Den Tag, da du vor dem HERRm deinem Gott, standest an dem Berge Horch, da der HERR zu mir sagte: Versammle mir das Volk, daß sie meine Worte hören, und lernen mich fürch- ten alle ihr Lebetage aus Erden, und lehren ihre Kinder [2. Was. 19, 17 ff.]. 11. Und ihr tratet herzu, und stnndet unten an dem Berge; der Berg brannte aber bis mitten an den Himmel [bis hoch hinein in den Raum des darüber lagernden Himmels) nnd war da Finster- niß, Wolken und Dunkel. 12. Und der HERR redete mit euch mitten ans dem Feuer. Die Stimme sden Laut] seiner Worte hbctet ihr; aber kein Gleichniß [keine Gestalt von ihm, dem HErrnJ sahet ihr außer der Stimme. Vermahnung zum Halten des Gesetzes und Warnung vor Abgötterei und Bilderdienst 545 13. Und verkündigte euch seinen Bund, den er euch gebot zu thun [das eure Bundespflichtem die ihr ihm schuldig wäret, enthaltende Gesetz] nämlich die zehn Worte [2. Mos. 20, 2———17]; Und schrieb sie [nachher, als er mit mir aus- geredet hatte auf dem Berge 2. Mos. 31, 18] auf zwo steinerne Tafeln; 14. Und der HERR gebot mir zur selbigen Zeit, daß ich euch lehren sollte Gebote und Rechte [2. Mos. Kap. 20, 22—23, 33], daß ihr dar- nach thcitet im Lande, darein ihr [jetzt] ziehet, daß ihr es einnehmen 15. So bewahret nun eure Seelen wohl [daß ihr nicht in Abgötterei und Bilderdienst ver- fallet V. 9]; denn ihr habt kein Gleichniß gesehen svon Gott] des Tages, da der HERR mit euch redete aus dem Feuer auf dem Berge Horeb [des.- halb haltet fest daran, daß Gott auch nicht un- ter irgend welchem Bild oder Gleichniß dargestellt werden kann] Its. Auf daß ihr euch nicht verderbet [nicht so verkehrt handelt, wie die Heiden Röm. 1, 22, f.], und machet euch irgend ein Bild [von Gott], das gleich sei einem Mann oder Weib, 17. Oder Vieh ans Erden, oder Vogel unter T dem Himmel, 18. Oder Gewürm [kleinerem Thier] auf dem Lande, oder Fisch im Wasser unter der Erde [in dem tiefer als das Festland gelegenen Wasser 2. Mos. So, 4]. 19. Daß du auch nicht [mit dem Verlangen, irgendwo ein, deiner Meinung nach würdiges Bild und Gleichniß für Gott zu finden] deine Augen aufhebest gen Himmel, und sehest die Sonne und den Mond nnd die Sterne, das ganze Heer Herrlichkeit dieser Himmelsgestirne hingerissen] ab [von dem unendlich majestätischeren und herr- licheren Schöpfer zu dem bloßen Geschöpf], und betest sie an, nnd dienest ihnen, welche der HERR, dein Gott, vcrordnet [zur Anbetung überlassen] hat allen Völkern unter dem ganzen Himmel [zur Strafe dafür, daß sie Ihm, dem HErrn, nicht haben dienen wollen Röm. 1, 18 ff.]. 20. Euch aber hat der HERR [zu seinen Dienern] angenommen, und aus dem eisernen [Schmelz- oder Gluth-] Ofen fdarin ihr die schwerste Drangsalshitze ausstehen mußtet], nämlich aus Eghpten, gesichtet, daß ihr sein Erbvolk sollet sein, wie es ist an diesem Tage kwie ihrs auch wirklich geworden seid zu dieser gegenwärtigen Zeit, da ihr im Begriff steht, in das Land eures Erbtheils einzuziehen] 21. Und [so gern ich dort mit euch einzöge, um auch das Ende der Wege» Gottes zu sehen, Dächselw Bibel-verk- 1. Band. B. stinkt. der HERR, dein Gott, allen solchen Gleichnissen ihn nicht abbilden sollst]. nachdem ich Anfang und Mittel derselben mit euch durchlebt habe, so darf ich doch nicht; denn] der HERR war so erzürnet über mich, um eures Thnns willen [Kap. I, 37], daß er schwur [auf meine an ihn gerichtete so dringende Bitte Kap. Z, 24 f. wiederholt und nachdrücklich bezeugte] ich sollte nicht über den Jordan gehen, noch in das gute Land kommen, das dir der HERR, dein Gott, zum Erbtheil geben wird; 22. Sondern ich muß in diesem Lande [dies- seit des Jordan] sterben, und werde nicht über den Jordan gehen; ihr aber werdet hinüber gehen nnd solch gut Land einnehmen. 23. So hütet euch nun [da ihr an meinem Exempel sehet, wie ernstlich Gott die Untreue gegen ihn bestraft], daß ihr des Bundes des HERRm eures Gottes, nicht vergesset, den er mit euch ge- macht hat, nnd nicht Bilder machet einigerlei Gleich- niß [von den V. 16—18 genannten Arten], tote geboten hat [daß du unter 24. Denn der HERR, dein Gott, ist ein verzehrend Feuer sdas alles Widerstre- bende hinwegfriszt Kalb. 9, Z; Hebr- 12, 29], und sein eifriger Gott [der auf die ihm allein gebührende Ehre mit aller Strenge hält 2. Mos- 20, 5]. 25. Wenn ihr nun Kinder zeuget nnd Kin- deskinder, und im Lande [darein ihr jetzt ziehet, schon längere Zeit] wohnet, nnd verderbet euch swie ich denn bestimmt Vorausfehe, daß es also kommen werde trotz meiner Warnungen], und machet euch » Bilder einigerlei Gleichniß, daß ihr [durch Anbe- i tung derselben] übel thut vor dem HERRm eurem F Gott, nnd ihr ihn erzürnetz des Himmels, Und fallest [von der Majestät und 26. So rufe ich heutiges Tages über euch z zn Zeugen Himmel nnd Erde, daß ihr [in Er- j füllung der göttlichen Drohungen Z. M. 26, 33. s 36. 38 f.] werdet bald umkommen von dem Lande, in welches ihr gegenwärtig] gehet über den Jor- dan, daß ihr’s einnehmei; ihr werdet nicht lange « drinnen bleiben, sondern werdet vertitget werden. 27. Und der HERR wird euch zerstreuen unter die Völker, nnd werdet [nur noch als] ein geringer Pöbel [als ein kleiner und verachteter Haufe] übrig sein unter den Heiden, dahin euch der HERR treiben wird. 28. Daselbst wirft dn [zur Strafe für den Bilderdienst, damit du den HErrn, deinen Gott, erzürnt hast, von ihm dahingegeben in die Abgöt- terei der allergröbsten und unsinnigsten Art] die- nen den Göttern [wie die Heiden sie haben], die MenschenhändnWerk sind, Holz und Stein, die weder sehen, noch hören, noch essen, noch riechen [Ps. 115, 4—7; Jes 44, 12 ff.]. 35 546 5. Mose 4, 29--49. 5, 1—5. Wo erst der Gott der Offenbarung verlassen wird, da muß auch bald derjenige der Vernunft und Phan- tasie aufgegeben werden; er muß niederen Mächten Platz machen, die dem auf den Thron erhobenen Jch ganz zusagen —- in der Zeit der Aufklärung auch dem Atheis- mus und Materialismus (S«chultz.) 29. Wenn dn aber [durch die Trübsal für die Einwirkung des Geistes Gottes wieder empfäng- lich gemacht] daselbst den HERRn, deinen Gott, su- chen wirst; so wirst du ihn finden, wo du ihn wirst von ganzem Herzen nnd von ganzer Seele suchen. 30. sDaß du ihn aber also suchest, dazu wird die Trübsal selber helfen.] Wenn du [nämlich] ge- ängftet sein wirst, und dich treffen werden alle diese Dinge, sdie da kommen werden] in den les;- ten Tagen [Jes. 2, 2 Anm.]; so wirst du dich bekehren zu dem HERRn, deinem Gott, und seiner Stimme gehorchen [Und Er wird sich deiner wieder erbarmen Z. Mos. 26, 40 ff.]. 31. Denn der HERR, dein Gott, ist ein barm- herziger Gott [wie er selbst bei der herrlichsten Of- fenbarung, deren er je mich gewürdigt, von sich bezeugt hat 2. Mos. 34, 6 f.]; er wird dich nicht lassen, noch verderben, wird auch nicht vergessen des Bandes, den er deinen Vätern geschworen hat. Mit den Worten: in den letzten Tagen blickt Muse über die Zeit der asshrischen und babhlonischen Ge- fangenschaft hinaus und erfaßt Jsraels Strafe gleich in ihrer ganzen Vollendung, wie sie in unsern Zeiten vor- liegt. Aus Röm. 11, 23 ff. geht dann weiter hervor, daß auch die Endaussicht von der Bekehrung und Wieder: annahme Jsraels noch einer großartigeren Erfüllung harrt, als ihr durch die Rückkehr aus dem babylonischen Exil zu Theil geworden. 32. Dann [richtiger: Denn —darnit du aus eigener Erfahrung dich überzeugst, was fiir ein barmherziger und treuer Gott der HERR dein Gott ist, und wie hoch er von jeher seine Gnade an dir verherrlichet hat, so] frage nach den vorigen Zeiten, die vor dir gewesen sind, von dem Tage an, da Gott den Menschen auf Erden geschaffen hat, [und frage] von einem Ende des Himmels zum andern sfrage also die Geschichte aller Zeiten und aller Orten], ob je ein solch groß Ding geschehen, oder desgleichen je gehdret sei, 33. Daß ein Volk Gottes Stimme gehört habe ans dem Feuer reden, wie du gehört hast [am Sinai], Und [bist] dennoch [von seiner unnah- baren Heiligkeit und Majestät nicht verzehrt worden, sondern] leitest? 34. Oder ob Gott versucht sin Beziehung auf ein anderes Volk den Versuch gemacht] habe, hin- ein zu gehen [in Feindes Land] und ihm ein Volk mitten aus einem sstarken und mächtigenJ Volk zu nehmen, durch Versuchung, durch Zeichea,»du·rch Wunder, durch Streit, und durch eine machtige Hand, und durch einen ausgereckten Arm, und durch sehr schreckliche Thatenz wie das alles der HERR, euer Gott, für euch gethan hat in Egypten, vor deinen Augen [da er den Pharao zuerst auf die Probe stellte, ob er der Forderung dich zu ent- lassen, freiwillig nachkommen werde, darnach aber durch Zeichen und Wunder ihn dazu nöthigte, hierauf am rothen Meer wider ihn stritt, und schließlich durch eine mächtige Hand und durch einen ausgereckten Arm und sehr schreckliche Thaten dich aus seiner Gewalt erlösete]? 35. Du hast’s gesehen, auf daß du wissest, daß der HERR allein Gott ist, und keiner mehr. 36. Von! Himmel hat er sdarauf in den zehn Worten, die er selber, ohne meine Vermittelung, zu dir redete 2. Mos. 20, 1] dich seine Stimme hö- ren lassen, daß er dich zitchtigte [dir eine heilsame Furcht vor der Heiligkeit seines Wesens und Wal- tens einflößte 2. Mos. 20, 18——20]; nnd auf Ek- deu hat er dir gezeigt sein großes Feuer [mit welchem er herabsuhr auf den Berg Z. Mos. 19, Ist-taub seine Worte hast du aus dem Feuer ge- ore ; 37. [Und das hat er alles gethan] Darum, daß er deine Väter geliebet nnd ihren Samen nach ihnen ertvahlet hat, nnd hat saus eben dieser Liebe] dich ansgeführet mit seinem Angesicht sin eigener Person] durch seine große Kraft, ans Egvpteio 38. Daß er vertriebe vor dir her große Völ- ker, nnd stärkere, denn du bist, nnd dich hinein brächte, daß er dir ihr Land gäbe zum Erbtheih wie es heutiges Tages stehet [denn nun bist du bereits bis an den Jordan gelangt und hast die Könige Sihon zu Hesbon und Og zu Basan überwunden und ihr Land in Besitz genommen] 39. So sollst du nun heutiges Tages wissen [aus dem, was der HErr, dein Gott, an dir ge- than hat, erkennen], und zu Herzen nehmen, daß der HERR ein Gott ist oben im Himmel, und un- ten auf Erden [Jos. 2, 11], und keiner mehr; 40. [Und sollst durch solche Erkenntniß dich dazu bewegen lassen,] Daß du haltest seine Rechte und Gebote, die ich dir heute gebiete; so wird dir’s und deinen Kindern nach dir wohlgehen, daß dein Leben lange währe in dem Lande, das dir der HERR, dein Gott, giebt ewiglich [vgl. die Erklä- rung zu 2. Mos. 20, 12]. IV— di. 41——43. Indem Zrlose nach dieser seiner ersten xiede an Israel fürs; Erste aliltrichh zeigt er zunächst, ehe er die darauf folgende zweite Rede beginnt, an sei- nem eigenen Este-nistet, wie piinlitliclj und genau Gottes Gebote ersiillt sein wollen, holt sofort nach, wag von seiner Seite nn dieser Erfüllung noih fehlt, und sondert aus Grund des göttlichen Befehle 4. Was. 35, 6. 14 im adstiordanlande drei Städte aus ku Zusluchtgsiiitten sitt: unvorsäiklictje Eodischlägen Aussonderung von drei Freiftädten im Oftlande Mosis zweite Rede. 547 41. Da sonderte Mose drei Städte ans jen- seit des Jordan, gegen der Sonnen Aufgang, 42. Daß daselbst fvor dem ihn verfolgenden BltcträcherJ hinflöhe, wer seinen Nächsten todtschlagt unversehens [ohne Absicht oder ohne zu ahnen, daß der Schlag die traurige Wirkung haben werde, vgl. 4. Mof. 35, 22 f.; 5· M. 19, 4 f.], und ihm vorhin nicht feind gewesen ist; der soll in der Städte eine fliehen fund bis zum Tod des gerade im Amte befindlichen Hohenpriefters sich daselbst aufhalten], daß er lebendig bleibe [von seinem Verfolger nicht getödtet werdej: 43. Bezer in der Wüste im ebenen Lande [in der Steppe der amoritischen Hochebene Katz. Z, 10], unter den Rubeniternz und Ramoth in Gi- lead [oder Ramathåitizpe Ins. 13, 26 -— das heutige es szalt, 6 St. nordwestlich von Rabbath- Ammon], unter den Gaditernz und Golan in Basan, unter den Manassitern [vgl. Jos Kette. 20]. I· V. 44—Itap. 5, 33. Zlach einer auosührlittjen Jn- ltiindigung folgt ietzt die Gesetze-predigt, melkhe Juose in seiner zweiten Rede vor jagrael gehalten. Er mie- derholt darin, auogehend non ihrer hohen Bedeutung, da sie den Itzund des Ftllfrrn mit seinem zlollte enthalten, die heiligenkehn Gebote, erinnert an die äußeren Vorgänge, unter denen dieselben erlassen wurden, und ltniipft daran die Mahnung, alle Gebote Gottes; treu zu bewahren und gewissenhaft zu befolgen. 44. Das fwas Katz. 5—26 folgt] ist das Gruß, das Most den Kindern Jsrael [nochmals, zu desto ernfterer Beherzigung] verlegte. 45. Das ist das Zeugniß, und Gebot, und Rechte, die Mose den Kindern Jsrael [wiederholt] sagte, da sie aus Egypten gezogen waren, 46. sJhnen sagte auf einem Boden, der ihnen zum Angeld, daß die göttliche Verheißung von der Einnahme des gelobten Landes auch ferner ihre Erfüllung finden werde, schon zu eigen geschenkt war, nämlichj Jenseit des Jordan, im Thal gegen dem Hause Peor im Lande Sihon, des Königs der Amoritey der zn Hesbon saß, den Mose und die Kinder Israel schlugen, da sie aus Eghpten gezogen waren, 47. Und nahmen sein Land ein, dazu das Land Og, des Königs zu Basan, der zween Kö- nige der Amoriter, die jenseit des Jordan waren, gegen der Sonnen Aufgang, 48. Bon Aroer an, welche an dem Ufer liegt des Baches (bei) Arnon, bis an den Berg Staat, das ist der Hamen, 49. Und alles Blachfeld [die ganze Thalniw derung] jenseit des Jordan, gegen dem Aufgang der Sonne,.bis an das Meer im Blachfelde sdas todte Meers unten am Berge Pisga [Kap. I, 4. 5; Z, 8-—17]. *) Der Name Sion (nicht zu verwechseln mit Zion Pf. 133, Z, auch nicht mit Sirion Katz. Z, s) kommt nur hier vor und ist der hebriiische Ausdruck (,,der Hohe, Erhabeneh für den von den Jsraeliten schon vorgefun- denen Namen »Hermon,« der später in feiner Geltung sich behauptete. Das 5. Kapitel. Zsiederhokung der zehn Gebote Gottes. 1. Und Mose rief sabekmalj das ganze Js- rael [in seinen Vertretern zu sich, nachdem er diese nach der ersten Rede Katz. 1, 6—4, 40 entlassen und erst noch die Ausfonderung der drei ostjorda- nischen Freistädte Kap. 4, 41—43 vorgenommen hatte], nnd sprach zu ihnen: Höre, Israel, die Gebote nnd Rechte, die ich heute vor euren Ohren rede, und lernet sie, und behaltet sie, daß ihr dar- nach thut. 2. Der HERR, unser Gott, hat einen Bund mit uns gemacht [da er solche Gebote und Rechte] zu Hvkeb [an uns ergehen ließ], 3. Und hat nicht mit unsern Vätern [Abra- ham, Jsaak und Jakob] diesen sdes Gesetzes] Bund gemacht [so daß ihr meinen dürstet, es sei den daraus hervorgehenden Bundesverpflichtungen schon Genüge geschehen durch den von Gott selbst anerkannten Glaubensgehorsam der Väter 1. Mos 22, 16 f.; 26, 5 — vielmehr war der mit ihnen geschlosfene Bund noch ein anderer, ein Bund der Verheißungjx sondern mit uns [hat er den Ge- fetzesbund, bei dem es ebenso auf unbedingten Ge- horsam, wie dort auf unbedingten Glauben an- kommt, geschlofsen, und zwar mit uns-J, die wir hie sind heutiges Tages, nnd alle leben swährend von dem uns vorangegangenen, in der Wüste aus- gestorbenen Gefchlecht, obwohl dieses zunächst es war, das die Gebote empfing, der HErr gleich anfangs wußte, daß er es werde müssen fahren lassen; daher er bei der Gesetzgebung selbst schon auf uns zielte und auf unsern Gehorsam rechnete]. it. Er hat von Angesicht zu Angesicht suns unmittelbar gegenüber stehend, ohne daß er eines menschlichen Vermittlers oder Dolmetschers sich dabei bedient hätte] mit uns ans dem Feuer auf dem Berge geredet [Hes. 20, 36]. Z. Jch [allein, und sonst niemand] stund zu derselben Zeit zwischen dem HERRn und euch, daß ich euch ansagte des HERRn Wort sabet ihr selbst seid es ja gewesen, die ihr mich zu eurem Stellvertreter gemacht, daß ich an eurer Statt mit Gott reden und ihm Antwort geben sollte auf seine Rede an euch 2. Mos. 20, 18 ff» und diese Rede, um die es sich hier handelt, hatte er ja schon vorher von Person zu Person unmittel- bar an euch gerichtet]; denn ibt flltchtetel euch vor dem Feuer, und ginget nicht auf den Berg. Und er sprach [2. Mos. 20, 1—17]: ZHIII 548 5. Mose 5, 6—33. 6, 1——3. 6. Jch bin der HERR, dein Gott, der dich aus Eghptenland gefuhret hat, aus dem Diensthause. 7. Du sollst keine andere Götter haben vor mir [vgl. Arm. zu 2. Mos 20, 3]. Fast alle Gebote sind in der negativen Form des Verbotes ausgesprochen, weil sie die Siinde und böse Lust im menschlichen Herzen voraussetzem Wegen der Abweichungen in dem hier vorliegenden Texte der zehn Gebote non dem in 2. Mos. 20 mitgetheilten s. die Be- merkung zu 2. Mos. 20, 6 (dritter Abschnitt). 8. Du sollst dir kein Bildniß machen einigerlei Gleichniß sdas irgend einer Creatur], weder oben im Himmel, noch unten auf Erden, noch im Wasser unter der Erde [nachgebildet se:]. Si. Du sollst sie sdergleichen Bilder] nicht an- beteu, noch ihnen dienen. Denn ich bin der HERR, dein Gott, ein eisriger Gott, der die Missethat der Väter snicht blos an diesen selbst] heimsucht ssondern auch] über· die Kinder, [und zwar noch bis] iu’s dritte und vierte Glied suber solche Kinder nämlich] , die [ihren Vätern nachwandelnd] mich hassen; 10. Und Barmherzigkeit erzeige in viel tausend [durch tausend Generationen hindurch oder in’s Unendliche, in Beziehung auf die], die mich lieben und meine Gebote halten [Kap. 7, 9 f.]. Wenn ein Glied oder Geschlecht zu 30 Jahren ge- rechnet würde, so wären tausend Glied 30,000 Jahr; Gott verheißt also frommen Familien Segen ohne Ende, länger als Himmel und Erde steht. (Löhe.) Jst Gott lange Zeit Schuld heimsuchend, so ist er bis in’s Un- endliche hinein Gnade erweisend, wie niemand besser als Jsraels Geschichte selber bezeugt. (Schultz.) 11. Du sollst den Namen des HERRn, deines Gottes, nicht mißbrauchen; denn der HERR wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen miß- brauchen 12. Den Sabbathtag sollst du halten, daß du ihn heiligest; wie dir der HERR, dein Gott, geboten hat. Von hier an hört Mose (sast unmerklich) auf, den HErrn selber reden zu lassen, und verhält sich nun um so freier in der Wiederholung des Dekatogs; im hehr. Grundtexte ist dies noch mehr wahrzunehmen, da dort mehrfach andere Ausdrücke vorkommen als in 2. Mof Kap. 20, Ausdrücke, die meist zur genaueren Bezeichnung und zur Entwickelung des Lehrinhalts der 10 Gebote dienen. So namentlich V. 21 (vgl. die Bemerkung zu 2. Mos 20, 17). IS. Sechs Tage sollst du arbeiten, und alle dein Werk thun. 14. Aber am siebenten Tage ist der Sabbath des HERRm deines Gottes. Da sollst du keine Arbeit thun, noch dein Sohn, noch deine Tochter, ; » ; FUrchtJ zu mir, alle Obersten unter euren Stummen, noch dein Knecht, noch deine Magd, noch dein Ochse, noch dein Esel, noch alle dein Vieh, noch der Fremd- ling, der in deinen Thoren ist ssich als Arbeiter bei dir aufhält], auf daß dein Knecht und deine Magd ruhe, gleichwie du. 15. Denn du sollst gedenken, daß du auch Knecht in Eghbtenland warest, und der HERR, dein Gott, dich bon dannen ausgeführet hat mit einer mächtigen Hand und ausgerecktem Arm [und dir damit Ruhe und Erquickung verschafft nach der Zeit deines sauren Knechtsdienstess Darum hat dir der HERR, dein Gott, geboten, daß du den Sabbathtag halten sollst [um so der dir selbst zu Theil gewordenen Ruhe und Erquickung im- mer aufs Neue dich zu freuen, aber auch an deinen eigenen Knechten zu thun, wie Er an dir gethan, um sie immer wieder zur Ruhe kommen zu lassen, nachdem sie dir sechs Tage lang gedient haben] Die Ruhe des Feiertags wird hier nicht aus Gottes Ruhe nach der Schöpfung, sondern auf die Befreiung aus Egypten zuriickgesiihrt Der Grund hievon liegt wohl darin, das; das Volk gerade jetzt im Begriff stand, in die verheißene Ruhe nach der Trübsal in Egypten und in der Wüste einzugehen, welche selbst ein Nachbild der Ruhe Gottes nach der Schöpfung und ein Vorbild der himmlischen Ruhe ist. Vgl. Hebt 4, 7—-9. (v. Gerlach.) Its. Du sollst deinen Vater und deine Mut: . tcr ehren, wie dir der HERR, dein Gott, gebo- « ten hat, aus daß du lange lebest, und daß dirs wohl gehe in dem Lande, das dir der HERR, dein Gott, geben wird. 17. Du sollst nicht tödten. 18. Du sollst nicht ehebrechen Vermiitelst der Ehe pflanzt der Btensch sich fort und erhält sein Leben in gewisser Weise dauernd; auch in dieser Hinsicht (vgl. Anm. zu 2. Mos 20, 17) hängt das s. Gebot aufs Engste mit dem vorigen zusammen. 19. Du sollst nicht stehlen. 20. Du sollst kein falsch Zeugniß reden wider deinen Nåchsten 21. Laß dich nicht gelüsten deines Nächsten Weib. Du sollst nicht begehren deines Reichsten Haus, Acker, Knecht, Magd, Ochseu, Esel, noch alles, was sein ist. 22. Das sind die Worte, die der HERR redete zu eurer ganzen Gemeine, auf dem Berge, aus dem Feuer, und der Wolke und Dunkel, mit großer lallen vernehmbarerj Stimme, und that nichts dazu [da er damit seinen heil. Willen euch vollständig offenbart hatte], Und schrleb sie [her- nachmals, als ich die 40 Tage und 40 Nächte bei ihm auf dem Berge war Katz. 9, 10 ff.] auf zwo steinerne Tafeln, und gab sie mir. 23. Da ihr aber [bei der Offenbarung der 10 Worte selbst] die Stimme aus der Finsterniß hdretet, und den Berg mit Feuer brennen [sahet], tratet ihr svoll großen Schreckens und banger und eure Aeltesten, 24. Und sprachet [2. Mos 20, 18 ff.]: Siehe, der HERR, unser Gott, hat uns lassen sehen seine Herrlichkeit und seine Majestcitz und Wiederholung der heiligen zehn Gebote. 549 wir haben seine Stimme aus dem Feuer gehöret [wir sind damit genugsam von dieser seiner Herr- lichkeit und Majestät überzeugt und wissen, daß die 10 Gebote sein eigenes Wort und Zeugnis; sind, einer weiteren Ueberführung bedarf es nicht]. Heutiges Tages haben wir gesehen lcm uns selber etfshtsw daß Gott [in einzelnen Ausnahmefällen] mit Menschen redet, und sie sgleichwohl von dem Feuer seiner göttlichen Majestät nicht sofort ver- nichtet werden, sondern auf wunderbare Weise vor solcher Vernichtung bewahrt] lebendig bleiben [doch auf die Länge vermögen wir seinen unmittel- baren Verkehr mit uns keinenfalls zu ertragen, ohne davon erdrückt zu werden]. 25. Und nun, warum sollen wir sterben, daß uns dies große Feuer verzehre? Wenn wir des HERRn, unseres Gottes, Stimme mehr hören snoch ferner in der bisherigen Weise vernehmen sollten], so müssen wir sterben. 26. Denn was ist alles Fleisch [das ohn- mächtige, hinfällige, durch die Sünde dem heiligen Gott entfremdete Ellienschengeschlechts daß es hören möge die Stimme des lebendigen Gottes ans dem Feuer reden, wie wir, und lebendig bleibe? sNur durch ein besonderes Wunder der göttlichen All- macht ist das in einem einzelnen Falle einmal möglich, und dann immer nur auf einige kurze, vorübergehende Augenblicke] Statt sich durch das, was einmal geschehen war, im Glauben bestärken zu lassen, daß es dauernd geschehen könne, läßt Jsrael sich schreckem Schreck war aber auch nöthig, bis Der käme, dessen Stimme ganz anders vom Berge herab erschallen könnte, als diese vom Sinai. 27. Tritt du [der du als des HErrn be- rufener Mittler eher es wagen kannst, noch länger mit ihm zu verkehren] hinzu, und hbte alles, was der HERR, unser Gott, sagt, und sage es uns. Alles, was der HERR, unser Gott, mit dir reden wird, das wollen wir hören und thun snur daß er nicht ferner unmittelbar mit uns rede]. Daß sie sich trotz der Erkenntnis; ihrer Schwachheit (,,Fle·isch«) zum» Höchsten verpflichten, ist Menschenart Sie sind froh sur den Augenblick davonzukommem und meinen, das Andere werde sich nachher finden, sind auch allenfalls verblendet genug, das Schwierigste sttr leicht zu halten; bei alledem sprechen sie das große Wort aus, das sie ein für alle Mal bindet. (Schultz.) 28. Da aber der HERR eure Worte hörete, die ihr mit mir redetet, sprach er zu mir: Jch habe gehöret die Worte dieses Volks, die sie mit dir geredet haben; es ist alles gut, was sie ge- redet haben [sowohl die Furcht vor meiner Majestät, aus der heraus sie sich einen Mittler wünschen, als auch das Gelübde, das sie in Folge ihrer Furcht ausgesprochen haben]. 29. Ach, daß [solche Seelenstimmung von Dauer sein möchte und] sie ein solch Herz hätten, mich zu fürchten, nnd zu halten alle meine Gebote , ihr Lebenlang, auf daß es ihnen wohl ginge, und ihren Kindern ewiglichl · » 30. Gehe hin, und sage ihnen: Gehet heim in eure Hütten [euer Begehr, daß der HErr nicht länger unmittelbar, sondern durch einen Mittler mit euch reden soll, ist euch gewährt]. 3l. Du aber sollst hie vor mir stehen, daß ich mit dir rede alle Gesetze und Gebote und Rechte, die du sie lehren sollst, daß sie darnach thun im Lande, das ich ihnen geben werde ein- zunehmen. Der Gott, der sich im Donner und Blitz des Ge- setzes offenbart, so daß sich das Volk nicht zu ihm zu nahen wagt, will dereinst durch einen Propheten sich dem Volke nahen; jetzt muß das Volk den Moses zu Gott hinauf senden, künftig will Gott einen Propheten zum Volke herab senden. Es ist hier der Gegensatz zwischen Gesetz und Evangelium in dem ersten großartig dämmern- den Maaße gezeichnet. (Ebrard.) 32. So behalte! sbefleißiget euch] nun, daß ihr thut, wie euch der HERR, euer Gott, geboten hat, und weithet nicht, weder zur Rechten noch zur Linken; » 33. Sondern wandelt in allen Wegen, die euch der HERR, euer Gott, geboten hat, aus daß ihr leben mbget, nnd euch wohl gehe, und lange lebet im Lande, das ihr einnehmen werdet. Das 6. Kapitel. Erklärung des ersten Gebot-i, von der »Liebe Gottes. II· V. 1—9. Zjierauf hat es; Muse mit der Erläuterung und utinsiisärfung des erstes Gebot-i insonderheit zu thun. hu diesem ist ein Bwiefaitieg enthalten: einmal, das; der Miit, der siih Israel zu seinem Gotte gegeben hat, der einige Zhtxrr und Gott ist; und dann, das; er Lieb· for- dert von ganzem Werken, non ganzer Seele und von allem glermdgen Zoll nun die Liebe Gottes rerhter Ilrt sein, so muß sie mit rechter Iieherzigung und steter Erwägung und Betrachtung seiner Gebote verbunden sein. 1. Dies [was im Vorigen gesagt worden und nun im Folgenden einzeln besprochen werden soll] sind aber die Gesetze und Gebote und Rechte, die der HERR, euer Gott, geboten hat, daß ihr sie lernen und thun sollt im Lande, dahin ihr ziehet, dasselbe einzunehmen; 2. sUnd zielt die jetzt zu erneuernde Mitthei- lung desselben hauptsächlich darauf] Daß du den HERRw deinen Gott, ftirchtest, und [in solcher Furchts haltest alle seine Rechte und Gebote, die ich dir gebiete, du und deine Kinder, und deine Kindes- kinder, alle eure Lebtage, auf daß ihr lange lebet. 3. Israel sich kann dir’s nicht oft genug ein- schärfen], du sollst horen und behalten kwas dein Gott dir geboten hat] daß dU es thust, daß dtks wohl gehe, und ihn] sehr vermehret werdest; wie der 550 5. Mose 6, 4—24. HERR, deiner Väter Gott, dir geredet hat [da er dir] ein Land [zu geben verhieß], da Milch und Honig innen fleußt [vgl. Anm. zu 2. Mos. s, 17]. 4. Hure, Israel, der HERR, unser Gott lneben tvelchem du nach dem l. Gebot keine andern Götter haben sollst], ist ein einiger HERR [der Einzige dem der Name »HErr« mit Recht zukommt, der Eine absolute Gott, Sach. 14, 19; Ykatth 5. 18 Anm.]. Z. Und [darum sollst du auch nicht mehrere HErr en haben, wie z. B. die Cananiter mehrere Baalim haben und ihnen einem wie dem andern ihre Verehrung zukommen lassen Kap. IS, 21 Anm., sondern] du sollst den HERRm deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von gan- zer Seele, von allem Vermogem Das Herz ist zuerst genannt als der Sitz, wie der Empfindungen überhaupt, so der Liebe insbesondere; dann folgt die Seele als das Centrum der Persönlich- keit des Menschen, um die Liebe als das ganze Selbst- bewußtsein durchdringend zu bezeichnenz dazu dann noch »von allem Vermögen«, nämlich Leibes und der Seelen. Statt »Herz« hat die Septuaginta »Gerntith« Guido-a) gesehn Dies Wort haben die heil. Eoangelisten aufge- nomnien, doch hat keiner derselben sich genau an die Uebersehung der Septuaginta gehalten. Matth. (22, 372 setzt »Gemtith« für »Verinögen,« weil das Gemiith für die geistliche Liebe besonders wichtig ist; Mark. (I2, sc) schiebt vor den Worten: »von allen deinen Kräften« noch ein: »von ganzem Gemüthe«; Luk. (10, M) end- lich fügt die Worte »von ganzem Gemtithe« erst am Schlusse hinzu. Wir sehen hier, wie an vielen andern Stellen, daß bei Wiederholungen des göttlichen Worts im Worte Gottes selbst der Geist des HErrn neu schaffend waltet und sich nicht an den Buchstaben bindet (vgl. die Bemerk zu 2. Mos. 20, S. Abschnitt Si. — Ein höheres Gebot als das der Liebe Gottes von ganzem Herzen kennt auch das Evangelium nicht; der Unterschied des neuen Bandes von dem alten in dieser Hinsicht besteht blos darin, daß die Liebe Gottes, welche das Evange- lium von seinen Bekennern fordert, intensiver sich ge- staltet, als die im Gesetze Mosis von den Jsraeliten geforderte, gemäß der fortschreitenden Entfaltung der göttlichen Liebe, die in der Hingabe des eingeborenen Sohnes Gottes zu unsrer Erlösung sich viel größer und herrlicher geofsenbart hat als in der Erlösung Jsraels aus der Knechtschaft Egyptens (Keil.) s. Und diese Worte, die ich dir heute ge- biete [zur genauen Befolgung von Neuem vorhalte], sollst du zu Herzen nehmen, 7. Und sollstsie deinen Kindern kein-J scharfen, und davon reden, wenn du in deinem Hause sitzen, oder ans dem Wege gehest, wenn du dich nieder- legesl, oder anfstehest; Du sollst sie immer treiben und üben, daß sie nicht verrosten noch verdunkeln, sondern stets im Gedächtniß und Wort als helle und neu bleiben. Denn je mehr man Gottes Wort handelt, je heller und neuer es wird, und heißt billig: je länger, je lieber; wo man’s aber nicht treibet, so wird es bald vergessen und unkräftig. (Luther.) 8. Und sollst sie binden zum Zeichen auf deine Hand, und sollen dir ein Denkmal vor deinen Augen sein; 9. Und sollst sie über deines Hauses Pfosten schreiben, und an die Thore [demer Stadte]. Die karaitischen Juden (diejenigen, welche die s. g. Tradition oder Ueberlieferung verwerfen) fassen diese Worte Mosis, gleichwie auch die meisten christlichen Ausleger, im bildlichen Verstande, so daß damit nur ein beständiges Ausmerken auf die Gebote des HErrn und eine immer-währende Erinnerung daran gefordert würde. Die Rabbaniten dagegen (diejenigen Juden, welche der Ueberlieferung gleiches Recht mit der heil. Schrift einräumen) haben unsre Stelle (ebenso die damit verwandten 2. Mos. 13, 9. 16; 4 Mos. 15, 37 417 H. Mos.11, 18——20) im buchstäblichen Sinne ge- nommen; daraus ist denn seit dem babylonischen Exil die Sitte der Denkzettel an Stirn und Arm (hebr. Thephi1lia), Troddeln (Luth.: Säume Matth. 23, 5 hebr. Zizithi an den Kleidern und der Denkbüchschen (hebr. Messen) in den Häusern entstanden. Was zunächst die Thephilliu betrifft, so schnitt man in ein viereckiges ivürfelförmiges Stückchen Holz drei Spalten, ungefähr so tief als das unterfte Glied am kleinen Finger. Da- durch ergaben sich vier Zacken, iiber die ein in Wasser eingeweichtes Leder von einem reinen Thier gelegt, in die Spalten eingedrückt, und wenn es trocken geworden, wieder hinweggenommen wurde. Das Leder hatte nun vier leere Räume, in die man vier Pergamentzetteh jeden mit einer der vier Stücke aus dem Gefetz: 5. Mos. 11, 13—21; s, 4—9; Z. Mos. 13, 3—10, 1l—-16 be- schrieben, zusammengerollt und in Kälberhaare einge- wickelt, in der angeführten Ordnung der Stellen hinein- legte; dem Kästchen gab man hierauf einen Boden von doppeltem Leder, der etwa V« Zoll über dasselbe her- vorragte, und nähte an die eine Seite des Bodens eine lederne Schlinge, durch welche ein langer,·schwarzer Riemen von der Breite eines Gerftenkornes gesteckt wurde. Vermittels dieses Riemens band man dann das Käfichen dergestalt um den Kopf, daß letzteres zwischen die Augenbraunen zu liegen kam; dabei wurde der Knoten hinten im Nacken so geschlungen, daß er ein «! (hebr. d) bildete sein anderer Wachstube, das W oder hehr· seh, war dem Kästchen selber eingenäht). Die übrige Länge der Riemen hing jiber die Schultern rechts bis zum Nabel (Spr. Z, 8), links bis auf die Brust herab- Das waren die Thephillin sehe! rosoh(sche1: aseher ei) oder die Denkzettel am Kopf. Bei den andern, den Theph schel jad (Denkzettel an der Hand) hatte das lederne Kästchen keine Abtheilungem sonder« die Form eines Fingerhuts oder eines oben abgerundeten Thürmchensz darein wurde eine einzige Pergamentrolle, aber in vier Kolumnen mit denselben Schriftstellen zier- lich und genau beschrieben, gesteckt, das Kästchen unten in gleicher Weise, wie die Kopf-Denkzettel, mit einem ledernen Boden geschlossen und vermittels des, durch die an dem Boden angebrachte Schlinge hindurchzuziehen- den Riemens an der inneren Seite des linken Oberarms, gerade deni Herzen gegenüber, befestigt. Der Knoten wurde dabei so geschlungen, daß das eine Ende des Riemens ein « (hebr. i) bildete (alle 3 Buchstaben sollten nämlich zusammen den Namen »O· Schachtel, d. i. der Allmiichtige Ruth 1, 20 ergeben); das andere Ende aber war lang genug, um dreimal um den Arm geschlungeiy dann an den kleinen Finger herangezogen und noch drei Mal um die drei mittleren Finger gewunden zu werden. Verivandt mit den Denkzetteln sind die Denkbüchs- chen oder Mesusa; sie bestanden aus einem Pergament, welches nach innen mit den Worten Z. Mos. S, 4 f. und 11, 13 ff., nach außen aber, nachdem es zufammengerollh mit dein Namen soiiaddai beschrieben war, in ein rundes Biichschen gesteckt und so in eine Oeffnung in der rechten Erläuterung und Einfchärfung des ersten Gebotsh 551 Thürpfoste des Zimmers oder in der Oberfchwelle der Hausthür geschoben wurde; beim Verlassen des Hauses wie beim Dereinkommen berührte man zuvor die Ntesusa und sprach die Worte in Pf. l21, 8, wozu der Eliabbi Bechai im 2. Jahrh. n. Chr. die schöne Benierkung macht: »Die Völker der Erde meinen, das Glück in den Häusern komme von den Gestirnen her; wir aber, damit wir be- zeugen, daß Gott noch über die Gestirne sei und von Jhm aller Segen in die Häuser kommen müsse, schreiben den Namen »der Allmächtige« auf die Zettel-« — Die Troddeln oder Quasten an den vier Zipfeln des Oberkleides waren, wie wir bei 4. Mos 15, 37 ff. (vgl. 5. Mos 22, l2l gesehen, aus gedrehten Schnüren von hyacinthbtauer Farbe verfertigt und mit einer Schnur von der nämlichen Farbe an den Zipfeln befestigt. Die jetzigen Juden haben sie noch heut, doch nicht in blau, sondern in weiß, sowohl an dem kleinen Tallith, einem kleinen, bis an die Brust reichenden Mäntelchen, das sie unter ihrer gewöhnlichen Kleidung verborgen tragen, als auch an dem großen Tallith, einem in den Synagogen üblichen Gebetsmanteh den sie um den Nacken legen tftiiher verhüllte man damit die Stirn und das Hinter- haupt). III« II. 10—25. Inn dem Lande, in welthes Israel setzt einzieht, droht ihm aber um so schneller die Ge- fahr jener Qlerwelilichnnk die des Zsokrrn nergiskt und im keitlitixen Wohlleben ihre Befriedigung sucht, als es dort in den Besitz dersGiiter dieser Welt sofort eintritt, ohne siih dieselben erst mühsam erwerben zu müssen. Zlarum ermahnt Muse, nicht nur selbst die Ausführung; aus Ganz-Sen, dadurth der ZJGrr sich so großen Anspruch auf die dankbare Liebe seines illoltrs und auf treueg Festhalten an ihm und seinen Geboten erworben hat, im bleibenden Andenken ku behalten, sondern die Erinnerung daran auch aus Kind und Kindeslcind fortkupsianzem · 10. Wenn dich nun der HERR, dein Gott, in das Land bringen wird, das er deinen Vätern, Abtahany Jsaat und Jakob, geschwoten hat, dir zu geben, sund dir dort mit dem Lande zugleich geben wird] große nnd feine Städte, die du nicht ge- bauet hast, » 11. Und Häuser alles Guts sGoldes und Silbers und anderer Kostbarkeiten I. Mof. 24, 10] voll, die du nicht gesüllet hast, und ansgehauene Brunnen, die du ntcht ausgehauen hast, und Wein- berge und Oelberge, die» du nicht gcpflanzet hast, daß du essest und satt wirst; 12. So hnie dich, daß du nicht [auch geist- lich satt werdest Kap. 31, 20 und] des HERRU vergessen, der dich aus Eghptenland, aus dem Diensthanse, gefnhret hat; 13.. Sondern sollst den HERRn, deinen Gott, fürchten, und ihm sallein Mattkx 4, 1o; Luk. 4, s] dienen, und [auch vor Gericht 2. Mos. 22, 10 f.; 3. M. 6, 3; 4. M. 5, 21 oder bei Gelübden 4. Mai. 30, 3. 11. 14 nur] bei seinem Namen schwören sum dich so ganz zu ihm mit Herz, Hand und Mund zu bekennen, vgl. zu Kap. 10, 20]. 14. Und sitzt] sollt nicht andern Göttern nachfolgen, snamlich den Göttern] der Völker, die tun euch her sind. 15. Denn der HERR, dein Gott, ist ein eifriger Gott unter dir sder die ihm gebührende Ehre keinem andern überläßt 2. Mof. 20, 5]; daß nicht [wenn du sie ihm entziehen und andern Göt- tern zuwenden wolltest] det Zorn des HERRQ dei- nes Gottes, über dich ergrimme, und vertilge dich von der Erde [2. M. 32, 10. 12J. 16. Jhk spat saber auchs den HERRn, euren Gott, nicht versuchen [durch irgend welche Heraus- forderung seiner Macht und Hilfe auf die Probe stellen, ob er tvirklich unter euch da sei], wie ihr ihn versuchtet zu Massa [2. M. 17, 1 ff]. Gott hat das Recht den Menschen zu versuchen, denn der Mensch ist ein Wesen zweideutigen und un- sicheren Charakters; der Mensch aber kann Gott nicht versuchen ohne schwere Beleidigung und Herab- setzung, denn Gott versuchen heißt zweifeln, ob ein Gott ist: Pf. 78, 18 (Hengstenberg). Wer Gott versucht, versetzt ihn eigenwillig in die Alternative (Doppelwahl), entweder mit seiner Langmuth und Hilfe, mit seiner Macht und seinem Schuh ein Uebriges zu thun, oder aber sich dem Vorwurf des Nichtmollens oder Nicht- könnens auszusetzenz da nun das Letztere wider Gottes Ehre wäre, so will man ihn durch jene Alternative zwingen, dem Menfchen zu Willen zu sein, auch wenn das, was man verlangt, seinem eigenen Willen zuwider wäre. (Palmer.) 17. Sondern sollt halten die Gebote des HERRm eures Gottes, und seine Zeugnisse, und seine Rechte, die er geboten hat; 18. Daß du thust, was recht nnd gut ist vor den Augen des HERR, aus daß dir’s wohl gehe, und eingehest and einnehntest das gute Land, das der HERR geschworen hat deinen Vätern; 19. Daß er verjage alle deine Feinde vor dir, wie der HERR geredet hat. 20. Wenn dich nun dein Sohn heute oder morgen [in allen zukünftigen Zeiten, wo du die Worte, die ich dir heute gebiete, deinen Kindern schärfst V. 7] fragen wird, nnd sagen: Was sind das für Zengnissa Gebote und Rechte, die euch der HERR, unser Gott, geboten hat [welche Be- wandtnis; hat es damit? was für eine Veranlassung liegt ihnen zu Grunde, und was haben sie für einen Zweckss 21. So sollst du deinem Sohn sagen: Wir waren Knechte des Pharao in Egyptew nnd der gEåldtR führete uns aus Eghpteu mit mächtiger an ; 22. Und derszHERR that große nnd böse [Ver- derben bringendeJ Zeichen Und Wunder über Gesind- ten und silberne, und alle seinem Hause vor un- sern Augen; » 23. Und fnhrete uns von dannen, auf daß er uns einführen, und gäbe uns das Land, das er unsern Vätern geschworen hatte; «, 24. Und hat uns [bei dieser Gelegenheit] ge- s boten, der HERR, zu thun nach allen diesen Rech- s ten, daß wir den HERRm unsern Gott, suchten, 552 Z. Mose e, 25. 7, 1—-23. auf daß fes] unswobl gehe, alle unsere Lebtage, wie es gehet heutiges Tages. » » 25. Und es wird unsere Gerechtigleit sein vor dem HERRn unserm Gott lwir werde» für gerecht von ihm erkannt, und als Gerechte auch behandelt, d. h. mit alle seinem Segen von ihm begnadigt werden], so wir halten nnd thun alle diese Gebote, wie er uns geboten hat. Wie sich die geossenbarte Religion durch Lehre und Erziehung in die Welt eingeführt hat, so muß sie sich auch immerdar dadurch erhalten. Sie hat ein Wissen, das, von oben her in besonderer Weise anvertraut, über das nattirliche hinausgeht; hat darum aber auch jedes Mal viel entschiedener eine höhere Bildung zur Folge, als sonst irgend etwas aus Erden. Die Kinderuntew weisung in Frage und Antwort nun, wie sie hier vor- geschrieben wird, ist ein wahres Muster allen guten Unterrichts nicht blos in der Schule, sondern auch in der Kirche. So unscheinbare sie ist, faßt sie doch zuerst, wo sie von der Ursache handelt, nach einer kurzen Ein- leitung in V. 21 eindringlich und bündig die beiden großen Thatsachen zusammen, aus denen sich das Sein und der Glaube ausbaut, nämlich das Gericht über die Welt in V. 22 (vgl. Kurs. 4, 34), und die Erlösung der Gemeinde in V. 23. Die Predigt des Gerichts über die Welt darf schon deshalb nicht fehlen, weil dies Ge- richt die Heiligkeit des HErrn bezeugt, also das Salz ist, das vor falscher Sicherheit und vor Fäulniss bewahren hilft, zudem aber auch die Gnade erst in ihrer ganzen Größe erkennen läßt; von dem Gedächtniß der Erlösung und der göttlichen Wohlthaten sagt aber Luther mit Recht, es sei das, was Glaube und Hoffnung in uns anzündet (Schulh.) Das 7. Kapitel. Freundschaft mit den Heiden und deren Epölzendtenft verboten. IV. U. 1—26. Eine andere Gefahr, die Israel in dem Lande, darein es seht ziehet, droht, ist die der falschen Ilolerank oder der naihsiihtigen Yuldung des rananitifrhen Gdtzendienstes Indem ZUose ermahnt, ohne Schonung die Clananiter zu nerbanneii und ihre Giiizendilder und Altare ku zerstören, verweist er Israel zugleich auf die gewisse Xjilfe des Zuxlrrm seines Gottes, 3 damit es vor den zahlreichen und miirhtigen Mitver- z » » · ,; Bvlket [und er also gewissermaßen mit euch prangen fünften, wider dieses zu streiten hat, sich niiht fürchte. 1. Wenn dich der HERR, dein Gott, in’s Land bringet, darein du kommen wirst, dasselbe ein- zunehmen, und ausrottet viele Völker vor dir her, - die Hethiter,Girgofiter, Amoriter, Cananiten Phe: ? alle« Völker« H« Mofs 34- 15 AUWT resiter, Heviter und Jebnsiten sieben Völker, die [wenn auch nicht einzeln, doch mit einander ver- einigt] größer und starker sind, denn du; 2. dir [in deine Gewalt] giebt, daß di! sie schiägstz so sollst du sie verbannen [Anm. zu 3. Mos 27, 29], daß du keinen Bund mit ihnen machest [2 M. 23, 32; 34, 12], noch ihnen Gunst erzeigest kdas Leben schenkest]. Und wenn sie der HERR, dein Gott, vor T. Ueber diese Völkerschasten vgl. zu Kuh. 1, 8 Annu , , Jn I. Mos.15, 19 ff» wo es sich um de» Eindruck d» s; an dir und mit den Eghptern geschehen, erkennen], ausnahmslosen Allheit oder der mangellosen Vollstiindig- keit handelt, sind 10 Namen genannt, indem auch die Keniter, Kinisiter und Kadmoniter hinzugefügt und statt der Heviter die Riesen erwähnt werden; hier dagegen (vgl. Jus. Z, 10) ist es dem Mose um die bedeutsame Siebenzahl zu thun. Anderwärts sind bald sechs t2. Mai. 3 8. 175 23, 235 b. Mut. 20, 17), bald fünf (2. Mos II, 5i Völkerschaften ausgeführt, oder es werden alle unter dem gemeinsamen Namen entweder der Amo- riter il. Mos. 15, Its) oder der Cananiter (1. Mos l2, 6 vgl. 13, 7) zusammengefaßt; jene waren der Mächtigste Stamm, diese aber, theils in der Meeresniederung im Westen, theils an der Seite des Jordan im Osten wohnend (Jos. 11, Si, schlossen die übrigen Stämme gewissermaßen ein und vermittelten am meisten die Be- ziehungen nach außen. 3. Und sollst dich mit ihnen nicht befreunden, eure Tochter sollt ihr nicht geben ihren Söhnen, und ihre Tochter sollt ihr nicht nehmen euren Sohnen; » 4. Denn sie [die Väter solcher Cananiterim neu, die ihr etwa euren Söhnen zu Weibern geben wolltet] werden eure Söhne mir abfällig machen, daß sie andern Göttern dienen [2. Mos. 34, 16]; so wird dann des HERRn Zorn ergrimmen über " euch, und euch bald vertilgen [Kap. 4, 26; S, 15]. 5. Sondern also sollt ihr mit ihnen thun [vgl. 2. Mos 23, 24; 34, 13]: Jhre Aitäre sollt ihr zerreißen, ihre Säulen zerbrechen, ihre Haine [Kap. 16, 21 Arm] abhauen, nnd ihre Göhen niit Feuer verbrennen sindem ihr dabei nicht einmal das Silber und Gold, das an ihnen ist, verschonet V. 25]. it. Denn du bist szur Duldung und Verscho- nung von alledergleichen götzendienerischemtlnwesen zu hoch und zu vornehm, und vielmehr zur völligen Austilgung desselben auf’s Strengste verpflichteh der du bist] ein heilig Volk Gott, deinem HERRn Dich hat Gott, dein HERR, erwählet zum Volk des - Eigenthums aus allen Völkern, die auf Erden sind J· [2. Mos. 19, e5. S, vgl. 5. M. 14. 2]. 7. Nicht hat euch der HERR angenommen und euch erwiihlet, daß euer mehr wäre, denn alle könnte, im Gegentheil gerejcht es ihm zur Unehre vor der Welt, daß er gerade dich zu seinem Volke erwählet hatjz denn du bist das wenigste unter 8. Sondern saus dem Grunde allein hat er euch angenommen und erwählet], daß er euch [um eurer Väter willen Kap. 4, 37; 10, 151 geliebet hat; und daß er seinen Eid hielte, den er euren Vätern geschworen hat, Darum] hat er euch ans- gefiihret mit mächtiger Hand, nnd hat dich erlöset I von dem Hause des Dienstes, aus der Hand Zpharao, des Königs in Eghvten sals wodurch du : eben zum Volk seines Eigeiithums geworden bist]. 9. So sollst du nun wissen kaus dem, was Die drohenden Gefahren der Verweltlichung und der falschen Toleranz 553 daß der HERR, dein Gott, ein Gott sdie Gottheit schlechthin und ausschließlich, der Inbegriff« alles Göttlichen oder ein Gott aller Götter Kap. 4, 35; 10, 17] ist, [und gleichwie der allein wahre, so auch] ein treuer [oder wahrhaftiger, sein Wort erfttllenderj Gott, der den Bund und Barmherzig- keit hält denen, die ihn lieben und seine Gebote halten, in tausend Glied; l0. Und vergilt denen, die ihn hassen, vor seinem Angesicht [indem er ihre heimliche Feind- schaft in’s Licht stellt vor seinem Angesicht Pf. 90, 8»«], daß er sie umbringe, und säumet steh nicht « [wenn es auch manchmal scheint, als ob er zu vergelte vor seinem Angestchh die ihn hassen [2. Mos. 20, 5 f.; 34, 6 f.]. » r) Nach dem Hebrätschen lassen sich die Worte: ,,vor fernem Angesicht« auch übersetzen: »in ihr Angesichts' so das; sie es selbst mit Augen sehen und an sich wahr: nehmen müssen. — «) Gottes Mühlen mahlen lang- sam, mahlen aber treiflich klein: ob aus Langmuth er sich säume, bringt’s mit Schärf’ er wieder ein. It. So behalte nun die Gebote, und Gesetze, und Rechte, die ich dir heute gebiete, daß du dar- nach thust. 12. Und wenn ihr diese Rechte höret, und haltet sie, und darnach thut; so wird der HERR, dein Gott, auch halten den Bund und Barmher- zigkeit, die er deinen Vätern gesehworen hat, 13. Und wird dich lieben, nnd [seiner Ver- heiszung L. Mos. 23, 25 f.; Z. M. 26, 3 ff. ge- mäß] segnen und mehren, und wird die Frucht deines Leibes segnen und die Frucht deines Landes, dein Getreide, Most nnd Oel, die Früchte deiner Kühe, und die Früchte deiner Schafe auf dem Lande, das er deinen Vätern geschworen hat, dir zu geben. 14. Gesegnet wirst du sein über alle Völker. Es wird niemand unter dir unfruchtbar sein, noeh unter deinem Vieh. 15. Der HERR wird von dir thun alle Krank- heit [wie sie andere Länder um der Abgötterei ihrer Einwohner willen trifst], und wird [in-z- besondere] keine böse Senche der Egypter dir anf- legen, die dn erfahren [während deines Aufenthalts unter ihnen aus Erfahrung kennen gelernt] hast [3. Mos. 15, 26; 5. Mos. 28, 20 ssJZ Und wird sie allen deinen Hassern auflegen [wie er schon einmal bei der Ausführung aus Eghpten in den verschiedenen Plagen gethan, die er über dies Land verhängte]. Eghpten ist an sich selbst schon ein Heerd von vielen bösen Krankheiten, als Pest und Martern, Augenent- zündung und Blindheit und dergl. (Kap. 28, 27. 35); außerdem aber nehmen dort auch gewöhnliche Krank- heiten leicht einen gefährlichen Charakter an. »Es war ein merkwtirdiges Zusammentreffen, daß das Land, welches zunächst Heidenthum und Welt dem Volke Gottes gegenüber repräsentirt« auch die Macht der Krankheiten und des Todes, der die Welt unterliegt, hauptsächlich zur Darstellung bringen mußte. In einer Befchreibung des Landes werden 4 Jahreszeiten in Beziehung auf den Gesundheitszustand unterschieden: in der ersten, der feuchten, brechen die Augenkrankheitem die Lazareth- sieber und die Diarrhöen aus, die besonders die Kinder in furchtbarer Weise wegraffen, ebenso faulichte Krank- heiten, heroorgebracht durch die galligen und schleimigen Säfte; in der dritten, der kranken, nehmen die Krank- heiten einen unregelmäßigen Verlauf, und Wunden werden leicht vom Brande ergriffen-« 16. Du wirst alle Völker fressen [aufreiben, - vernichten 4. Mos. 14, 9], die der HERR, dein Gott, dir geben wird. Dn sollft [nun aber auch, wie ich schon vorher V. 2 ff. sagte] ihrer nicht strafen vergäße Pf« W« 21 LHL W er den» schonen, nnd ihren Göttern nicht dienen; denn das ssolches Verschonen derselben mit dem daraus folgenden Dienen ihren Göttern] würde dir ein Strick sein [der dich in’s Verderben hineinzieht, weil du durch den Götzendienst dem Zorne des HErrn, deines Gottes, verfallen würdest] 17. Wirst du aber in deinem Herzen sagen [sollte aber jetzt, während ich im Namen des HErrn von dir fordere, der Cananiter nicht zu schonen, sondern sie allzumal zu verbannen, der Gedanke in deinem Herzen auftauchen]: Dieses Volks ist mehr, denn ich bin; wie kann ich sie vertreiben? 18. So fürchte dich nicht vor ihnen. Ge- denke, was der HERR, dein Gott, Pharao und allen Egyptern gethan hat, 19. Durch große Versuchung smit ihm und seinen Leuten angestellte Proben Katz. 4, 34], die du mit Augen gesehen hast, und durch Zeichen und Wunder, durch eine mächtige Hand und ausge- rectteu Arm [Kap. s, 22], damit dich der HERR, dein Gott, ausführen. Also wird der HERR, dein Gott, allen Völkern thun, vor denen du dich fürchtest sgleiche Zeichen und Wunder an ihnen beweisen]. 20. Dazu wird der HERR, dein Gott, [nach- dem du sie geschlagen und in die Flucht getrieben hast] Hornisse [und andere Verfolger, womit er dir recht nachdrttcklich zu Hilfe kommt 2. Mos. 23, 281 unter sie senden, bis umgebracht werde, was übrig ist, nnd sich [in Felslöcher und Erdklttstej ver- birget vor dir. 21. Laß dir salsoj nicht grauen vor ihnen; denn der HERR, dein Gott, ist unter dir, der große und schreckliche Gott. 22. Er, der HERR, dein Gott, wird diese Leute ansrotten vor dir, einzeln nach einander. Du kannst sie szwarj nicht eilend solle auf einmal] vertilgen, auf daß sich nicht wider dich mehren die Thiere auf dem Felde [als Löwen, Bären u. dgl. 2. Mos. 23, 29 f.; doch sollft du darum von der Ausrottung selber weder jetzt noch künftig durch Furcht und Verzagtheit dich abhalten lassen]. 23. Der HERR, dein Gott, wird sie vor dir 554 5. Mose 7, 24--26. 8, 1—10. kveiner Gewalt preis-J geben, nnd wird sie mit großer Schlacht erschlagen, bis er sie vertilge. » 24. Und wird dir ihre Könige in deine Hande geben, nnd sollst ihre Namen nmbringen unter dem Himmel. Es wird dir niemand wider- stehen, bis du sie vertilgest [Jos. 10, 10. 22 ff.; 11, 12; 12, 7 ff.]. 25. Die Bilder ihrer Götter sollst du mit Feuer verbrennen, und sollst nicht begehren des Sil- bers oder Geldes, was dran ist [womit sie über- zogen sind Jes 40, 19], oder fes] zu dir nehmen, daß du dich nicht drinnen verseihest sden Vernich- tungs- Bann, der allen diesen mit dem heidnifchen Götzendienft zusammenhängenden Dingen anhaftet, auf dich selber bringest, vgl. Jus. 7]; denn solches ist dem HERR, deinem Gott, ein Greuel. Zu. Darum sollst du nicht in dein Hans den Greuel bringen, daß du nicht verbaunet werdest, wie dasselbe sdas du von dergleichen darein bringen wolltest] ist; sondern du sollst einen Ekel und Greuel daran haben, denn es ist vervannet. Derselbe Gott also, der mit leichter Mühe sieben gewaltige Völker durch das kleinste Völklein bezwingt, und dem es ein Geringes wäre, alle Götzen der Erde zu zertrümmern —- er, der so vieles thut, will dennoch das Eine nicht selber thun, sondern seinem Volke über- lassen, nämlich die Götzen Canaans zu Grunde zu richten. Was Menschen aufgerichtet hatten, ihn zu )miissen Menschen zerstören, um ihn zu preisen. Das 8. Kapitel. Das Bock« wird ermahneh der Emtthateir Gottes nicht zu vergessen. v· di. 1—20. Ilm Israel nor dem Zjoihmuth der Selbst- oergiitterung zu warum, dem es nur gar zu bald verfallen wird, wenn es in dem guten Lande, dahin es nun zieht und darin es alles nollauf hat, was zu einem bequemen und behaglichen Leben gehört, vergessen wollte, durch wessen Zjand es dahin gebracht ist, und seine glück- liche Lage der eigenen Kraft und Anstrengung zuschrei- ben, erinnert Idlose sein Voll: an alte die 3l1emiithigun- gen und glersuthungem durch die der Jst-Irr, sein Gott, es non dem Auszug non Egnpten an hindurchgesiihrtz darin» hat er ihm so recht gezeigt, wie es so gar nichts uermoge ohne ihn, er dagegen ihm alles Andere ersetze und sein unentbehrliches Gut sei. Darum soll es nun auch diesen JsErrn seinen Gott sein und bleiben lassen, damit die Selbstoergötterung nicht zur heiduischen Sib- gdtterei führe und dieselbe Strafe, die nsrael an den Zjeiden ku oollstreiiien hat, iiber es selber herbeiziehr. 1». Alle Gebote, die ich dir heute gebiete, sollt ihr halten »[in Acht nehmen] daß ihr darnach thut, auf daß ihr lebet und gemehret werdet, und einkonimet und einnehmet das Land, das der HERR euren Vatern geschworen hat [Kap. 4, 1; e, 3., vgl. Philipp. s, 1]. Z« UND lzU dem Ende] gedenkest alles des Weges, durch den dich der HERR, dein Gott, ge- leitet hat, diese vierzig Jahr in der Wüste, auf daß er dich demlllhlgte [in allerlei schwierige und bedrängte Lagen brächte] und versuchte sdurch eben diese Lagen dich nöthigte, dein Jnneres bloß und offen darzulegen], daß kund würde, was in deinem Herzen wäre, ob du sim Glauben dich fest an ihn und seine allmächtige Hilfe halten und dann ver- möge solchen Glaubens auch] seine Gebote halten würdest, oder nicht. 3. Er demülhigte dich lschon bald am An- fang dieses Wiiftenwegs 2. Mos 16], und ließ dich hungern, und spelsete dich [darnach nicht mit gewöhnlichem Brod, sondern] mit Man, das du nnd deine Vater nie erkannt hattest; auf daß er dir kund thate, daß der Mensch nicht lebe vom Brod allein, sondern sweil seine allmächtige Gottes- kraft es ist, was in dem Brode nährt und erhält, und nicht das Brod selber] von allem, das aus den! Munde des HERRU gehet [von jedem beliebigen andern Ding, wenn anders der HErr will, daß es zur Nahrung diene, oder für solchen Zweck es neu schafft und außerordentlicher Weise dar- reicht Weish. 16, 26]. Jn diesem Sinne wendet auch der Heiland das Wort an bei Matth. 4, 4; Luk. 4, 4: Gott könne auch ohne gewöhnliche Nahrungsmittel durch die bloße Kraft seines allmächtigen Worts und Willens ihm das Leben erhalten, möge nun diese Kraft sich verbinden, womit sie wolle, oder wirken, wie sie wolle; er überlasse es ganz seinem himmlischen Vater, ihn zu nähren und seinen Hunger zu ftillen, wann lind wie es ihm selber gefallez einer Verwandlung der Steine in Brod bedürse es keineswegs, wie der Unglaube meint, der nur auf das Mitte! sieht und dabei nach Dem nichts fragt, der doch allein dem Mittel die Kraft verleiht zu wirken. 4. [Uud wie für deine Nahrung, so sorgte der HErr, dein Gott, auch für deine Kleidung; wie er mit seiner allmächtigen Gotteskraft dich erhielt, so bewahrte er dich auch.] Deine Klei- der sind nieht veraltet an dir, und« deine Fuße sind nicht geschwollen [da es ihnen niemals an »dem nöthigen Schuhwerk fehlte Kahn· 29, 5], diese vierzig Jahr. Nach manchen Auslegern sollen die Worte nur so- viel besagen: Niemals gingen dir Kleider und Schuhe aus, indem du jederzeit Wolle, Dante, Leder und andere Stoffe genug hattest, um dir neue zu machen, und auch da- zu an kunstfertigen Händen es dir nicht fehlte. Allein das wäre neben dem wunderbaren Manna etwas zu Gerin- ges, und liegt auch nicht im Ausdruch welcher vielmehr besagt, daß die Kleider an ihnen sich nicht verbrauchten und nicht in Fetzen von ihnen fielen, indem Gott ihnen eine wunderbare Dauerhaftigieit verlieh. Dabei braucht man freilich weder mit einzelnen Rabbinen das Wunder der göttlichen Fürsorge dahin zu steigern, daß die Klei- dung Jgraels nicht nur nicht alt geworden, sondern so- gar dem heranwachsenden jungen Geschlecht auf dem Leibe gewachsen sei, wie die Schale der Schnecke: noch auch die dem Volke zu Gebote stehenden natürlichen Mittel zur Versorgung mit Kleidern und Sandalen aus- zuschließen ebensowenig als die Mannaspendung die Warnung vor dem Hochmuth der Selbstvergötterung 555 Mitbenutzung gewöhnlicher Nahrungsmittel, wo diese zu haben waren, ausschließt (2. M: 16, 35 Anm.). «5. · So erkennest du 1a in deinem Herzen [dein eigenes Herz muß bei solchen Erfahrungen es dir bezeugenL daß der HERR, dein Gott, dich gezogen [durch seine Demüthigungen und Ver- suchungen Vsp 2 m Zucht genommen] hat, wie ein Mann seinen Sohn zencht snämlich nicht zu deinem Verderben, sondern zu deiner Besserung, um etwas aus dir zu machen zu Lobe seiner Herrlichkeih ein ihm gläubig ergebenes und kind- lich gehorsames Volk, vgl. Kap. 1, 31]. 6. So halte nun die Gebote des HERRiu deines Gottes, daß du [unter den neuen Verhält- nissen, in die du jetzt eintrittstJ in seinen Wegen wandelst nnd fürchtest ihn. 7. Denn der HERR, dein Gott, führet dich in ein gut Land [das der gerade Gegensatz zu der dürren und unfruchtbaren Wüste ist, durch die du bisher gezogen], ein Land, da Bciche, und Brunnen, nnd Seen innen sind, die an den Bergen und in den Auen fließen [von da ihren Ausgang nehmen und das ganze Land durchfließen]; 8. »Ein Land, da Weizen, Gerste, Weinstöcktz Feigenbanme nnd Granatiipfel innen» sind; ein Land, da Oelbannie und Honig innen warhsetz 9. Ein Land, da dn Brod genug zu essen hast, da auch nichts inangeltz ein Land, dessen Steine Eisen [eisenhaltig] find, da du Erz [Kup- set] aus den Bergen hauest. 10. lind kda du] wenn du gessen hast nnd feil bist lviel Ursach und Veranlassung hast], daß du den HERRih deinen Gott, lobest für das gute Land, das er dir gegeben hat. Außer dem Jordan, der in seinem oberen Laufe die beiden Seen Merom und Genezareth durchfließt und in das todte Meer sich ergießt (Jos. Z. 1 Anm.l, hat Paläsiina zwar keinen bedeutenderen Strom, wohl aber mehr oder minder große Bäche, die entweder in’s Mittelnieer oder in den Jordan münden; während der heißen Jahreszeit trocknen sie meistentheils, bis auf einige der größeren, aus und gehören zu den s. g. Wadh’s, womit man theils alle kleineren, in Becken und Thal- schluchten hinfließenden Gewässey theils die Thäler selbst, in welchen sie fließen, bezeichnet (vgl.Hiob S, 155 Jerem. 15, 18.). Jn’s Mittelmeer ergießen sich, wenn wir die Küste in ihrer Ausdehnung von Süd nach Nord ver- folgen: 1) der Sihor oder Bach Egypten’s, Wady el- Ariscb (4- Mos.34, 5; Jos.13,s3) im äußersten Süden, mit dem W. el Khuberah als Nebenzweig; 2l der W. es suny mit dem W. es sehe. bei Bersaba; 3) der W. scheriah der nach gewöhnlicher Annahme der in I. Sam. 30, 9 ff. erwähnte Bach Besor sein soll iüber die in’s Mittelmeer fließenden Gewässer herrscht aber noch viel Unklarheit, daher so große Verschiedenheit auf den Karten); 4) der W. Simsin oder Askalon (4. Mos. 13, 25 Anm.); Z) der Nahr Rubin, dessen östliche Zuflüsse bei Bethlehem und Jerusalem entspringen und zu dessen Flußgebiet der Bach Sorek (Richt. 16, 4) und der in I. Sam. 17. 2. 197 21, 9 erwähnte Eich- grund gehört; S) der Nahr el-Audscheh tgekriimmte FlußU der vom Gebirge Gphraim kommt und nördlich von Joppe mündet, nachdem er die Straße von Daiuas- kus nach Ggypten durchfchnitten hat (in der Nähe des· selben, zivischen Lydda und Joppe, wirkte der Apostel Petrus Apostelg 9, 32. 36, daher er auch »der Fluß des Petrus« heißt), 7- der Nahal-Kana oder Nvhkbslch sLuther hat den Namen nicht überseht Hof. 16, 83 17, I« s) der Nahr Zerka oder KrokodilemFluszz I) ein Flüßchen südlich von Naphoth Dor wahrscheinlich der in Jos II, 26 genannte Sihor Libnath); 10) der Bach Kison (Richt.5, 2l;1.Kön· 18,.40l;11 der Belus oder Glasfluß, von dessen Sand das erste Glas bereitet wurde (er ist sehr rein und sein Sand wurde noch im Miitelalter nach Genua und Venedig zur Glasfabrikation ausgeführt« auch fand nach der griechischen Mythologie Herkules am Flusse Belus die Pflanze Salve-ists, welche seine Wunden heilte. Weiter nach Norden hinauf ist etwa noch 121 der Leontes, welcher zuerst in südwesilicher Richtung das Thal eliBnkna zwischen dem Libanon und Antilibanon durchströmh dann sich nach Westen wendet und nördlich von Tyrus ins Meer fällt, zu bemerken; der Libanon entsendet außerdem IS) mehrere kleine reißende Flüsse zum Meer, unter denen der Bostrenus (nördlich von Sidon) der bedeutendste ist, in der Bibel aber nicht vorkommt· — Aus der Wests eite des Jordan find in biblischer Hinsicht; von Wichtigkeit 1) der Bach Krith oberhalb der Stadt Phasaslis (1. Kön. 17, 3 Anm.) und L) der Kidron zwischen Jerusalem und dem Oelberge (2. Sam. 15, 23). Auf der Ostseite sind schon früher (Anm. zu 4. Mos 21, 30) erwähnt: I) der Jarmuk oder Hieromap L) der Jabok, Z) der Wady Hesbam 4) der Zerka-Maein und 5) der Arnon (Grenzfluß gen Moabt Diese Bäche und Flüsse, denen wir leicht noch eine Menge von Namen aus der neueren Geographie Palästincks hätten zufügen können, reichten jedoch, weil eben die meisten derselben in der heißen Jahreszeit versiegen, für das Bedürfnis; der Bewohner nicht aus; es mußte daher der Mangel durch künstliche Wasserbehältnisse erseht werden. Solche Wasserbehälv nisse find nun theils eigentliche Brunnen mit Quell- wasser, theils Cisternen oder Gruben zur Ansammlung des Regenwassers theils Kölke (3. Mos 11, 46) oder Wassergruben mit unterirdischem Zuflusz, theils Teiche oder osfene Wasserbehältnisse meist von massiven Steinen errichtet und hauptsächlich in Thälern gelegen, wo das Regenwasser des Winters leicht in sie hineingeleitet werden kann. Jn der Bibel werden außer den in Jerusalem befindlichen erwähnt: l) der Teich zu Gibeon (2. Sam. 2, 13; Jerem. 41, 12); 2) der Teich zu Hebron (2. Sam. 4, 12); Z) die Teiche zu Hesbon (Hohel. 7, 4); 4) der Teich Saniaria (1. Kön. N, 3813 nicht erwähnt, dagegen werden b) die Teiche S alomo’s, etwas südlich von Bethlehem, drei übereinander liegende Wasserbehälter in dem steilen Theile des Thales westlich vom Dorfe Urtäs, das in L. Chron. il, 6 genannte Gtham, nicht zu verwechseln mit einem gleichnamigen Orte zwischen Riminon und Ain lRichL 15, 8, 115 1. Chron 4, 32 vgl. 1. Sam. L, 5 Anm.), aus Quadern erbaut und die Spuren des höchsten Alterthums an sich tragend. Wenn unsere Stelle mit vielen andern des alten Testaments die außerordentliche Fruchtbarkeit Pa- lästina’s riihmt, so stimmt das mit den Zeugnissen auch der römischen Schriftsteller des Alterthums überein, und der im Jahre 1553 wegen seiner Jrrlehren zum Feuer- tode verurtheilte Michael Servet hatte gar keinen Grund, um der jetzlgen Unfruchtbarkeit willen die Wahr- heit der Mosaischen Schilderung Canaans zu bestreiten. Gegenwärtig hat allerdings Jerusalem nicht mehr Ein- wohner, als vor Zeiten der kleinste Flecken Galiläws (etwa 15,000); der größte Theil des ungefähr 8 Stunden 556 5. Mose 8, 11—20. 9, 1- 10. weiten Weges von Sichem nach Jerusalem führt über einen rauhen unfruchtbareky steinigten Landstrichz im Gebiet von Bethsean am Jordan, unterhalb des See’s Genezareth. traf Richardson (ein englischer Arzt) auf sechs Stunden Wegs kein einziges Dorf, und Jonas Karte (ein frommer vrotestantischer Buchdrucker zu Altona, der das heil. Land in den Jahren 1737—38 besuchte) erzählt, er habe in ganz Palästina nicht über 10 Quellen gefunden« welche über 80—100 Schritte ge- flossen. Allein dieser Wechsel erklärt sich vollkommen aus dem, was in den Bemerkunsen zu L. Mos. Z, 17 und 4. M. 34, 15 gesagt worden; was insbesondere die un- ersättliche Raubgier der Türken und Araber betrifft, die jede Möglichkeit einer Eultur des Landes vernichtet so antworteten die Einwohner von Hauran dem schon früher angeführten Reisenden Burckhardt aus Basel, als er sein Befremden darüber äußerte, daß er dort nirgends einen Gemüsegartem nirgends Obftlsäume sah: »Wie? sollen wir für Fremde säen und pflanzen B« Welche Er- tragsfähigkeit der Boden an sich noch immer hätte, wenn er nur gut angebaut würde, beweist der Bericht eines französischen Reisenden aus der neuesten Zeit, ein Engs länder habe in den s. g. Salamonischen Gärten bei den vorhin erwähnten Teichen Salamcks durch Drainirung in einem Jahr sieben Kartoffelernten erzielt (vgl. Joel 2, St. — Von den Naturerzeugnissen Palä- sttna’s sind die in V. 8 aus dem Pflanzenreich genannten schon früher besprochen, von andern wird an geeigneter Stelle künftig die Rede sein; dasselbe gilt von dem Thier- reich, nur hinsichtlich des Mineralreichs bemerken wir noch zur Erklärung des in V. 9 Gesagten, daß Mose bei diesen Worten hauptsächlich wohl den Basalt im Auge hat, der nicht nur im Reiche Basan das vor- herrschende Gestein bildet, sondern auch im nördlichen Theil des eigentlichen Canaans von der Ebene Jesreel an in mächtigen Gängen neben dem Kalkstein vorkommt. Da er sich auf allen Feldern und Wegen wie ein ge- meiner Stein findet, und noch jetzt in Palästina für Eisenstein gehalten wird, wie er denn auch wirklich bis 20 Prozent Eisen enthält; so konnte Mose recht wohl sagen: »ein Land, dessen Steine Eisen sind« Neben dem Basalt finden sich jedoch auch wirkliche Eisenlager zwischen« Jerusalem und Jerichoz besonders reich an Eisenstein aber ist der Libanon, so daß es dort an vielen Orten Eisengruben und Schmelzöfen giebt. Ebenso lassen sich auf dem Libanon noch Spuren von ehemaligen Kupferwerken wahrnehmen. Da nach Jos. 19, 24-3l Jene Gegenden dem Stamme Asser zufielen, er sie aber nicht eroberte tRicht. I, 31 ff.), so ging der in Z. Mos. 33 25 ihm verheißene Segen: ,,Eisen und Erz sei an seinen Schuhen« verloren. Jsrael scheint nie im eigenen Lande Eisen und Erz gewonnen zu haben; Vielmehr be- zog David diese Metalle, die er in großer Menge für den künftigen Tempelbau sammelte, aus Syrien (2. Sam. 8, s; l. Chron 19, 8; 23, 3. 14). 11. So hüte dich nun [wenn du in dies gute Land wirst eingezogen sein und seiner Güter genießen], daß du [da Wohlleben nur gar zu leicht von Gott und dem göttlichen Worte abführt] des HERRm deines Gottes, nicht vergessefh damit [ge- nauer: dergestalt oder also], daß du seine Ge- bote, und seine Gesetze und Rechte, die tch dir heute gebiete, nicht hattest; 12. lHüte dich ja mit allem Fleiß vor sol- was du zu deiner Nothdurft bedarfst], und schöne Häuser erbanest und drinnen wohnest, · 13. Und deine Rinder und Schafe und Silber und Gold, und alles, was du hast, sich mehret; 14. Daß dann dein Herz sich nicht erhebe, und vergessest des HERRm deines Gottes, der dich aus Egyptentand gefuhret hat, aus dem Dienfthausex 15. Und hat dich geleitet durch die großeund gkansame [schrecken- und gefahrvolle] Wufth da feurige Schlangen [4. Mos. 21, s] und Skorpio- nenf und eitel Dürre und kein Wasser war, und ließ dir Wasser aus dem harten Felsen gehen [2. Mos. 17, S; 4. M. 20, 11]; » 16. Und speisete dich mit Man in der Watte, von welchem deine Väter nichts gewußt haben, auf daß er dich demuthigte und versuchte IV. 3], daß et« dir hernach [wenn er dich erst in das verheißene Land würde eingeführt haben] wohl thtite [mit desto größerem Reichthum an allerlei Gütern für die erlittenen Nothstände dich entschädigte]. «) Zu den Plagen der heißen Länder gehört der indische Skorpion lseorpio Indus oder Eifer. im Unter- schied von dem italienischen Skorpion, dessen Stich wenig gefährlich ist), ein Jnsekt von der Größe eines Fluß- krebses, mit hartem Panzer, braunem Leib, schwarzem KUPL mit Scheeren und einem sehr beweglichen, aus sechs Ringeln bestehenden Schroanze, der am Ende einen gekrlimmten Stachel hat nach Art einer Hühnerklaue Mit diesem pflegt das Thier sehr schmerzhaft zu ver- wunden und läßt zugleich aus einer an der Schwanz- spitze befindlichen Blase einen giftigen Saft in die Wunde laufen, der, wenn nicht schleunige Hilfe durch Schröpsen und Aussaugen der gestochenen Stelle geleistet wird, den Tod nach sich zieht; und zwar hat der Scorpion seinen Stachel beständig in Bewegung, als wolle er, wie Plinius sich ausdrückt, keine Gelegenheit zum Hauen sich entgehen lassen. Daß es in der Arabah viele der- gleichen Thiere gab, darauf deutet der Name der dieselbe am Nordende gegen das Ghor abschließenden Klippenreihe Akrabbim (s. Anm. zu 4. Mos 34. Z) hin. 17. Du utöchtest sonst [wenn du nicht recht auf deiner Hut bist und deine Seele mit allem Fleiß vor der dir drohenden Gottesvergessenheit bewahrstj sagen in deinem Herzen: Meine Kräfte und meiner Hände Stärke haben mir dies Ver: mögen ausgerichtet [und also der Selbstvergötterung anheimfallens 18. sDazu aber will er keineswegs von jetzt ab dir wohlthun, nachdem er zuvor dich ge- demüthigt und versucht hat, daß du nun seiner vergessen solltest, als bedürfest du ihn nicht mehr] Sondern, daß du gedächtest an den HERRm dei- nen Gott; denn er tst’s, der dir Kräfte giebt, solch måchtige Thatcu zu thun snämlich das gute Land einzunehmen und dich in den Besitz der Güter s desselben zu setzen, und er giebt dir die Kräfte], auf daß er hielte seinen Bund, den er deinen Vätern » ; geschworen hat, wie es gehet heutiges Tages. cher Gottesvergessenhe1t] Daß, wenn du nun gessen » II. Wirst du aber [aller meiner Warnungen haft and satt bist [im Ueberfluß alles dessen lebst, und Ermahnungen ungeachtet, gleichwohl] des Desgleichen vor dem Hochmuth der Selbstgerechtigkeit. 557 HERRn, deines Gottes, vergessen, und andern Göttern nachfolgen, und ihnen dienen, und sie an- beten; so bezeuge ich heute über euch [Ps. »So, 7; 81, 9], daß ihr umkommen werdet [Kap. 4, 26]; 20. Eben, wie die Heiden, die der HERR umbringet vor eurem Angesicht, so werdet ihr auch umkommen, darum, daß ihr nicht gehorsam seid der Stimme des HERRn, eures Gottes. Das 9. Kapitel. Zlrsactien der Einneljmung des Hunde; Gaumen. VI— U. 1—Zttap. 10, 11. xlm Ttsrael aber nun) vor dem Jsochmuth der Ielbstgerechtigtieit zu marnen, die zwar Gottes otroszthaten anerkennt, aber nicht, um die unverdiente Gnade und Barmherzigkeit, die sitt) darin offenbart, zu preisen, sondern die eigene Person rect)t holt) und verdienstlietj hinzustelleta als welche ja jener Gras;- nnd xttlohthnten sitt) ku erfreuen habe, während Andere sitt) selbst von Gott überlassen sind; so riictit Zllose seinem xtollie auf, wie es während der ganzen ztlttiistenwanderung sitt) immer nur halsstarrig erwiesen nnd mehr wie ein- mal dns Geritht völliger itterwerfung von Seiten des JsGrrn über sitt) heraufbeschworen habe, so das; er immer wieder habe nor den Bis; treten und das Zeusserste in seiner xiirbitte aufbietkn müssen. Dadurch allein sei das Eeritht abgewendet und sthtiesklich dort) non) ein gutes Ende der Wege Gottes möglith gematht worden. 1. Höre, Israel, du wirst heute [nun bald Jos 23, 14] über den Jordan gehen, daß du ein- « kommest einzunehmen die Völker, die größer und starker sind, denn du [Kap. 7, I]- große Städte, vermauert bis in den Himmel [Kap. 1, 28], Z. Ein groß hoch Volk, die Kinder Enatim [Kap. l, 28], die dtl erkannt [aus der eigenen Anschauung deiner Kundschafter 4. Mos. 13, 34, sowie an der Riesengestalt des Königs Og zu Basan Kap. Z, 11 kennen gelernt] hast, von denen du auch [sonst, aus dem Mund der Leute hier und anderwärts, die gemeine Rede] gehdret hast: Wer kann wider die Kinder Enaks bestehen? 3. So sollst du wissen heute findem du den Kampf wider solche Völker aufnimmst], daß der HERR, dein Gott, gehet vor dir her, ein ver- zehrend Feuer fund sollst darum in keiner Weise dich vor ihnen fürchten, als wären sie auch für dich unangreifbar und unbezwinglich]. Er [der dir als Führer und Herzog vor-angeht] wird sie svielmehr gewißlichj vertilgen, und wird szu dem Ende] sie unterwerfen vor dir her fsie zuerst vor deiner Zukunft feige und verzagt machen Jos. 2, 9], und wird sie [darnach durch deine siegreiche Hand auch] vertreiben und umbringen bald swenn auch nicht alle auf einmal], wie dir der HERR [durch meinen Mund 2. Mos. 23, 27 ff] geredet hat. 4. Wenn nun der HERR, dein Gott, sie ausgestoßen hat vor dir her, so sprich nicht in deinem Herzen fwie das so die Art der Menschen ist, vor einem schwierigen Werk kleinmüthig zu verzagen, nach demselben aber sich hochmiithig zu itberheben]: Der HERR hat mich hereinge- führet, dies Land einzunehmen um meiner Gerechtig- keit willen; so doch der HERR diese Heiden ver- tretbet vor dir her um ihres gottlosen Wesens willen sdessen Maß nun voll geworden I. Mos. 15, 16]. 5. [Jenes Rühmen deiner selbst wäre also im höchsten Maße thöricht.] Denn [ich muß es dir nochmals vorhalten, und werde dir’s hernach V. e. ff. auch beweisen] du kommst nicht herein, ihr Land einzunehmen, um deiner Gerechtigkeit und deines aufrichtiger Herzens willen sdas er an dir entdeckt und dessentwegen er auch deine Ge- rechtigkeit für probehaltig hätte erkennen diirfen]; sondern der HERR, dein Gott, vertreibt diese Heiden um ihres gottlosen Wesens willen sund giebt nun dir ihr Land einzunehmen in der Ab- sicht], daß er das Wort halte, das der HERR ge- schweren hat deinen Vätern Abraham, Jsaak und Jakob [1.Mos.12, 7; 13, 5; 15, is; 26, 3 f.; 28, 13]. is. So tvisse [überzeuge dich] nun [selbst durch einen Rückblick auf deine ganze bisherige Vergangenheit], daß der HERR, dein Gott, dir nicht um deiner Gerechtigkeit willen dies gute , Land giebt einzunehmen; sintemal du ein hals- " starrig [2. Mos. 32, 9] Volk bist. 7. Gedenke und vergiß nicht, wie du den HERRm deinen Gott, erzürntest in der Wüste. — Von dem Tage an, da du aus Eghptentand zogest, bis ihr kommen seid an diesen Ort, seid ihr un- gehorsam gewesen dem HERRn Daß Yienschen sich für gerecht halten, statt zur Gnade ihre Zuflucht zu nehmen, ist nur möglich, weil es ihnen an dem rechten hohen Begriff von der Gerechtigkeit fehlt; denn es ist nicht mit dem äußeren Werk genug, es kommt vor allem auf die ganze innere Herzensbeschaffenheit an u. Kost. 9, 4; I. Thron. so, 17; Pf. 24, 4). 8. Denn in Horeb erziirntet ihr smit dem goldenen Kalbe, das Aaron auf euren Betrieb gemacht 2. Mos. 32, 1—6] den HERRm also, daß er vor Zorn euch vertilgen wollte; 9. Da ich auf den Berg gegangen war, die steinernen Tafeln zu empfahen, die Tafeln des Bandes, den der HERR mit euch machte, und ich vierzig Tage und vierzig Nächte auf dem Berge blieb, und kein Brod aß und kein Wasser trank [2. Mos. 24, 12—18], 10. Und mir der HERR die zwo steinernen Tafeln gab, mit dem Finger Gottes beschrieben, Und darauf alle Worte fganz in derselben Fassung] wie der HERR [sie] mit euch aus dem Feuer auf dem Berge geredet hatte, am Tage der Versamm- lung [an dem Tage, auf welchen ich euch vor ihm s hatte versammeln müssen [2. Mos. 19, 17]. 558 Z. Mose 9, 11—29. 10, 1—7. II. Und nach den vierzig Tagen und vierzig Nächten gab mir der HERR die zwo steinernen Tafeln des Bandes [2. Mos. 31, 18], 12. Und sprach zu mir sals ich sie eben erst aus seinen Händen empfangen hatte 2. Mos. 32, 7. 8]: Mach dich auf, gehe eilend hinab von hin- nen; denn dein Voll, das du aus Eghpten ge- führet hast, hat’s verderbet. Sie sind schnell ge- treten von dem Wege, den ich ihnen geboten habe; sie haben ihnen ein gegossen Bild gemacht. 13. Und der HERR sprach sweiter 2. Mos. 32, 9. 10] zu mir: Ich sehe, daß dies Volk ein halsstarrig Volk ist; 14. Laß ab von mir, daß ich sie vertilge, und ihren Namen austilge unter dem Himmel, ich will aus dir ein stärker nnd größer Volk machen, denn dies ist. Muse giebt die Ausdrücke ziemlich buchstäblieh wieder; sie müssen ihm tief in’s Herz gesrhnitten haben. c· Schutz) 15. Und als ich mich wandte [2. Mos. 32, 15—19] nnd von dem Berge ging, der mit Feuer brannte, und die zwo Tafeln des Bundes auf mei- nen beiden Hcinden hatte; 16. Da sahe ich, und siehe, da hattet ihr each an dem HERRu, eurem Gott, versündigt, daß ihr euch ein gegossen Kalb gemacht und bald von dem Wege getreten waret, den euch der HERR ge- boten hatte. 17. Da fassete ich beide Tafeln, und warf sie ans beiden Händen, und zerbrach sie vor euren Augen, 18. Und fiel [nach mannigfachen Verhand- lungen mit Gott, um die völlige Wiederherstellung seines Bundesverhältnisses mit euch zu erlangen 2. Mos. 32, 11—-14; 32, 30—34, 27, fürbittend nieder] vor dem HERRm wie zuerst [V. 9], vierzig Tage und vierzig Nächte [2. Mos. 34, 28], nnd aß kein Brod und trank kein Wasser, um aller eurer Sünden willeu, die ihr gethan hattet, da ihr solches Uebel thatet vor dem HERRn, ihn zu erzürnen. 19. Denn ich fürchtete mich vor dem Zorn nnd Grimm, damit der HERR über euch erzirruet war, daß er euch vertilgen wollte. Aber der HERR erhdrte mich das Mal auch [ivie hernach noch öfter 4. Mos. 11, 2; 12, 13 ff.; 14, 203 16,22 ff.; 21, 7 f.; obgleich eure Missethat fast zu schwer war, als daß sie euch vergeben werden konnte]. 20. Auch war der HERR sehr zornig über Aaron, daß er ihn vertilgen wollte [so schlimm stund es dazumal um euch an Haupt und Glie- dern]; aber ich bat auch für Aaron zur selbigen Zeit [und erlangte seine Begnadigung, in Folge deren er hernach doch noch zum Hohepriesterthuin gekommen ist, zu dem er bereits bestimmt war 3. Mos. 8, 1 ff., vgl. 2. M. 28, 1 ff.]. 21. Aber« eure Sünde [den Gegenstand eures SündigensL das Kalb, das ihr gemacht hattet, nahm ich, und verbrannte es mit Feuer, und zer- schlug es, und zermalmete es, bis es Staub ward, und warf den Staub in den Bach, der vom Berge fleußt [und gab ihn euch zu trinken 2. M. 32, 20]. 22. Auch so [d. i. gleicherweisej erzürttlel lht den HERRn zu Tabeera [4. Mos. 11, 1——3], nnd zu Massa [2. Mos. 17, 1——7], und bei den Lustgrc·i- bern [4. Mos. 11, 4——15, 31—34]. 23. Und da er euch aus Kades-Barnea sandte [euch von dort Männer aussenden ließ, das Land zu erkunden 4. Mos. 13, 2 f.], und sprach Ieuch dabei seinen Willen kundthuend, in wklchem Sinne allein diese Auskundschaftung vorgenommen werden solle, Vgl— Kind· 1- 20 ff.]: Gehet hinauf nnd neh- inet das Land ein, das ich euch gegeben habe; waret ihr ungehorsam des HERRn Mund, eures Gottes [seinem ausdriicklich ausgesprochenen Willen], und glaubtet tin ihn nichi [daß ihr seiner Verheißung mehr Vertrauen geschenkt hättet, als dem losen Ge- rede eurer Kundschafter 4. Mos. 13, 32 sf.], und gehorchtet seiner Stimme nichi [sondern wolltet lieber wieder nach Eghpten ziehen 4. Mos. 14, 1 ff.]. 24. Denn ihr seid ungehorsam dem HERRn gewesen, so lang ich euch gekannt habe [vgl. 2. ållios 5, 20 f.; e, g; 14, 11 f. u. s. w.]. 25. Da sum noch einmal auf jene, schon vorhin V. 8——22 besprochenen Vorgänge in Horeb, wo euer gleich von den Tagen in Eghpten an kund gegebener Ungehorsam V. 7 seine höchste Spitze er- reicht hatte, zurückzukommen] fiel ich sflehend nie- der] vor dem HERRn vierzig Tage und vierzig Riichte, die ich da lag [V. 18]; denn der HERR sprach lhatte gesagt V. 13 u. 14], er wollte euch vertilgen [und es galt nun, dies von eurer Seite wohl verdiente Urtheil Schritt für Schritt rück- gängig zu machen]. 26. Jch aber bat den HERRn und sprach: HErr-HERR, verderbe dein Volk und dein Erb- theil nichi, das du durch deine große Kraft erldset und mit nicichtiger Hand ans Egvpteu geführet hast; 27. Gedenke an deine Knechte, Abraham, Jsaak und Jakob; siehe nicht an die Hiirtigkeit und das gottlose Wesen und Sünde dieses Volks, 28. Daß nichi das Land sage, daraus du uns geführest hast: Der HERR konnte sie nicht in’s Land bringen, das er ihnen geredet hatte, nnd hat sie darum ausgeführet, daß er ihnen gram war, daß er sie tödtete in der Wüste. 29. Denn sie sind dein Volk und dein Erb- theil, das du mit deinen großen Krciften und mit deinem ausgeteilten Arm hast ansgeführet. Der Jnhait der Bitte ist wesentlich derselbe wie in 2. Mos. 32, II—-13, gleichwohl aber mit einer Freiheit wiedergegeben, wie sich ein Andern, als Moses selbst, Rückblick auf Jsraels Versiindigungem die allen Ruhm eigener Gerechtigkeit vernichten. 559 schwerlich erlaubt haben würde. Vor allem tritt das Thema der Bitte in Vers 16: ,,Verderbe dein Volk und dein Erbtheil nicht!« in deutlichste Beziehung zu der Rede Gottes in V. 42: »Dein Volk, das du aus Egypten ge- führet hast, hat’g verderben« Dies Thema (hebr. a! rasch— einst: = verderbe nicht) wurde hernach, wie es scheint, ein Wahlspruch Davids, den er in der Zeit seiner Verfol- gungen durch Saul beständig im Herzen bewegte und zum Jnhalt seiner Clebete vor Gott machte, aber auch sich selber zur Richtschniir seines Verhaltens gegen diesen seinen Verfolger nahm (1. Sam. W, 9. 155 2. S. 1, 14), da er wohl wußte, daß er nur so lange mit Erfolg für sich und die Seinen also beten könne, als er aller Selbst: hilfe sich enthalten und den Gesalbten des HErrn zu Verderben sich scheuen würde· Der Wahlspruch wurde dann wohl auch zu einem eigenen Liede mit besonderer Melodie und Tonart, auf welche die Psalmen 57. 58. 59 u. 75 gehen (Luth. hat in der Ueberschrist dieser Psal- men die Worte al rasch-eher mit: »daß er nicht uni- kiime« übersetzt iind also nur die zweite Beziehung her- vorgehoben). Das 10. Kapitel. Ziie Erneuerung des Freunde; solt Zgraek zur otjiebe Gottes« reizen. 1. ZU derselben Zeit [wo ich so durch an- haltendes Bitten und Flehen wiederbringen mußte, was ihr verscherzt hattet, und schließlich auch die völlige Wiederherstellung des Bundes, den ihr mit eurem Ungehorsam zerrissen, erlangte] sprach der HERR zii mir: Haue dir zwo steinerne Tafeln, wie die ersten, und komm zu mir auf den Berg [2. Mos. 34, 1], und mache dir eine hölzerne Lade [laß hernachmals auch die fchon früher L. Mos 25, 10 ff. angeordnete Lade des Zeugnisses anfertigen]; 2. So will ich auf die Tafeln schreiben die Worte, die auf den ersten waren, die du zerbrochen hast; und sollst sie in die Lade legen. 3. Also machte ich eine Lade von Fdrenholz sließ zu seiner Zeit von den dazu berufenen Werk: meistern und Arbeitern die Lade von Förenholz machen 2. Mos 37, 1 ff.], Und hieb fsofort nach jenem Befehl] zwo steinerne Tafeln, wie die ersten waren, und ging auf den Berg, und hatte die zwo Tafeln in meinen Händen [2. Mos 34, 4]· 4. Da schricb er auf die Tafeln, wie die erste Schrift war, die zehn Worte, die der HERR zu euch redete aus dem Feuer, auf dem Berge, zur Zeit der Versammlung; und der HERR gab sie mir [2. Mos. 34, 28]. b. Und ich wandte mich [da es jetzt wieder soweit war, wie es schon damals gewesen sein würde, als ich das erste Mal vom Berge gehen wollte 2. Mos. 31, 18, wäre der störende Zwischew fall 2. Mos. 32 nicht gekommen], und ging vom Berge [2. Mos. 34, 29], und legte [als nun die Stiftshiitte fertig war und unter meiner Leitung aufgerichtet wurde] die Tafeln in die Lade, die ich gemacht hatte, daß sie daselbst waren, wie mir der HERR geboten hatte [2. Mos 40, 20]. Mose stellt hier durchweg das sachlich Zusammen- gehörende zusammen, ohne sich an die aus dem geschicht- lichen Berichte seine-Z 2. Buchs schon hinlänglich bekannte Zeitfolge zu binden, da dies für den Zweck seiner Rede nicht weiter von Velang ist. Solcher Zweck geht nun dahin, Jsrael fühlen zu lassen, wie alle Segenswohl- thaten, deren es im Bund· mit dem HErrn sich erfreut, nur ein Ausfluß der in und mit der von ihm erbetenen Sündenvergebung von Neuem sich verherrlichenden Gnade Gottes sind , und also durchaus kein Grund vorhanden sei, von eigener Gerechtigkeit zu reden. Was aber diese Segeriswohlthaten selbst betrifft, so gedenkt Muse, nach- dem er bisher von der böchsten und größten derselben, dem wiederhergestellten Gesetz. und Heiligthuiiy geredet hat, hierauf in den vier folgenden Versen des aaronitifchen Priesterthums und der levitischen Gottesdiensiordnung —— beides ebenfalls ein Ergebnis; der Erhörung seiner Fürbitta die auch auf Anton im Besonderen sich bezog (Kap. I, 20). Wenn er dabei für einen Augenblick (V. 6 u. 7.) die bisherige Darstellunggweise fahren und die Geschichte unmittelbar selbst reden läßt, indem er nicht mehr zu Jsrael redet in der zweiten, sondern von den Kindern Israel in der dritten Person, so geschieht das ganz in der alterthtimlicheiy noch einfachen und nicht an solche Strenge der Satzftigung, wie wir sie haben, gebundenen Rede- und Schreibweise und berechtigt keines« wegs zu der Annahme, als wären Vers 6 u. 7 durch irgend ein Mißverständnis; oder Versehen hier herein gekommen; sie gehören vielmehr, wie wir hernach sehen werden, sehr wohl in den ganzen Zusammenhang der Rede, nur daß sie gewissermaßen so aufzufassen sind, als läse hier Mose aus seinem Bericht über die Reise- stationen (4. Mos Kap. 33) den betreffenden Abschnitt vor, oder besser, als spräche er: Also kann ich nunmehr, nachdem der HErr alles wiedergewährt hat, was durch eure Schuld verloren gegangen war, in meinem Bericht über die weiteren Ereignisse der Folgezeit schreiben: Und die Kinder Jsrael zogen aus von Veroth Bne Jakaii u. ·s. w. b. Und die Kinder Israel zogen [nach Zu- rücklegung der Stationen 4. Mos. 33, 16 — 361 aus von Beroth-Bne-Jakan fvielleicht Ain e1-wei- heb, östlich von Kades 4· Mos 20, 22; 33, 31] gen Mofer [oder Moseroth, nicht weit vom Berge Hor]. Daselbst starb Anton, nnd ist daselhst be- graben; nnd sein Sohn Eleasar ward sur ihn Priester [4. Mof. 33, 37—39; 20, 22——29J. 7. Von dannen zogen sie aus [die Arabah weiter füdlich entlang] gen Gudegpda spdek Hok- gidgad, d. i. Höhle von Gidgad, zwischen dem Berge Hor und dem älanitischen Meerbusen]. Von Gudegoda gen Jathbath, ein Land, da Bache find [4. Mos 33, 33]. Nachdem Mose die neuen Tafeln und die Bundes- lade als göttliche Gewährungen dargestellt hat, handelt er, ehe er zum Priester: und Levitenthum und zur Fort- fiihrung des Volks nach Canaan übergeht, von demjenigen Stück, welches Jsrael hauptsächlich als Volk Gottes kenn- zeichnet, von dem Hohepriesterthum aber in einer Weise, um zugleich dabei zu zeigen, daß dieses Hohepriesterthum für die Dauer gewährt und keineswegs durch Jsraels und Aarons weitere Sünde in Kades (4. Mos- Kap. 14 u. 20) wieder aufgehoben worden sei; darum greift er soweit in die Geschichte der Folgezeit hinein, daß er so- 560 5·Nwsp1o,8—2L n,1—2 gleich Aarons Sterben im 40. Jahr der Wanderung in der Wüste und die Uebertragung des hohepriesterlichen Amts aus seinen Sohn Eleasar vor die Augen führt. Wenn er dabei als Reisestationen zuerst die ,,Brunneii der Kinder Jakan« (Beroth-Bne-Jakan) und zuletzt Jathbetha, das ,,Land der Wasserbäche,« anführt, so hat auch das seine gute Absicht. Jn der Wüste giebt es nämlich keine größere Wohlthat als Brunnen und Wasser- biiche: sie sind ein Bild der geistlichen Segnungen, die Aarons Hohepriesterthum dem Volke bereits gebracht hatte und die Eleasars Hohepriesterthum ihm ferner bringen werde. Es ging aber in Betress derselben von Brunnen zu Wasserbäch en, d. h· nicht rückwärts, son- dern vorwärts, oder einem immer reicheren Maße ent- gegen — mit andern Worten: das alttestamentliche Hohe- priesterthum Aarons sollte schlieszlich zum neutestament- lichen des HErrn Jesu sich vollenden. 8. Zur selben Zeit [als die Tafeln des Zeug- nisses von mir in die Lade der aufgerichteten Stiftss hütte gelegt waren V. 5] sonderte der HERR den Stamm Levi [mit Einschluß der Söhne Aarons, als der gewöhnlichen Priester] aus [3. Mos. 8; 4. Mos. 8], die Lade des Bandes des HERRn zu tragen, und zu stehen vor dem HERRm ihm zu die- Uen [mit Opfern und Beten], Und seinen Namen zu loben snach anderer Uebersetzung: mit seinem Namen zu segnen 4.Mos. S, 23 ff.; 1. Chr. 24, 13], bis auf diesen Tag. 9. Darum solleu die Leviten kein Theil uoch Erbe haben mit ihren Brüdern; denn der HERR ist ihr Erbe, wie der HERR, dein Gott, ihnen ge- redet hat [4. Mos. 18, 20—24]. 10. Jch aber sum euch hieran nochmals zu erinnern, weil dadurch allein alles das, was ihr an göttlichen Segnungen besitzt, zuwegegebracht und nicht um eurer Gerechtigkeit willen euch zu Theil geworden ist] stund auf dem Berge, wie vorhin, vierzig Tage nnd vierzig Niichtez und der HERR erhbrete mich auch das Mal, nnd wollte dich nicht verderben [Kap. 9, 18. 25 ff.]. » 11. Er sprach aber zu mir sals nun die rechte Stunde herbeikommen war 4. Mos. 10, 11., vgl. 5. M. 1, 6 ff.]: Mach dich auf, und gehe hin, daß du vor dem Volk her ziehest, daß sie einkom- men und das Land einnehmen, das ich ihren Va- tern geschworen habe, ihnen zu geben sund sv Ist denn auch euer nunmehriger Einzug in Canaan und alles, was ihr zur Einnahme des Landes mit Hilfe des HErrn Großes thun werdet, rein eine Folge der göttlichen Erhörung meiner anhaltenden Bitten und lediglich ein Werk der slindeuvergebeiv den Gnade, und nicht eures eigenen Verdienstess VI. its. 12—Kap. 11, 32. hlaih der viersaihen Warnung in Abschnitt III.—VI. liehrt Ztlose zu seiner Mahnung znriiilu Israel soll den Kinn, seinen Gott, siirihten und lieben, ihm dienen und in seinen wegen wandeln. Zins leauii ihm naih alle. dem, was der DE« an ihm gethan, nicht schwer werden, es maiht sich vielmehr bei rechter Pe- herkigung der göttlichen Gutthaten von selbst; es bedarf nur einer Beschneidung der hlorhaut des Herzens und eines Jlufgebens der bisherigenxjalsliarriglieih und auth diese hat ja Gott mittels seiner Ziichtigungen skhon ge- drohen. ais ist aber auch bei solchem Verhalten gegen den Zjllkrrn allein Gliiiti und Segen in Ganaan zu erlan- gen, das anders als Øghuten mit seiner ganzen Brucht- barleeit ciussihliehliiij von den Segensströnten des Zjimmels abhängt; daher muss auch das stand sofort nach seiner Yiesilzergreifung zu einem Lande des Gehorsams gegen Gott durch eine seierliche Iandlung geiueihet werden. 12. Nun, Israel [da du alles, was du bist und hast, ohne Verdienst und Würdigkeit, rein aus sündenvergebender Gnade bist und hast], was sor- dert der HERR, dein Gott, sfür alle solche über- schwängliche Beweise seiner Barmherzigkeit, die ihm das allergrößeste Anrecht auf entsprechende Gegen- leistungen von deiner Seite verleihen, anders] von dir, denn swas sich bei rechter Erkenntnis; seiner Güte und Liebe schon von selber im- Herzen ein- stelle« VII-it, nämlichJ daß du den HERRm deinen Gott, surchtest·, daß du m allen seinen Wegen wandelst, und ltebest ihn, und dieuest dem HERRm Einem Gott, von ganzem Herzen und von ganzer eeles is. Deß du die Genie des HERR« hattest, und seine Rechte, die ich dir heute gebiete, aus daß dir’s wohl gehe sMicha 6, 812 Furcht und Liebe Gottes müssen stets mit einander verbunden sein; denn die Liebe ohne Furcht macht träge und nachlässig, die Furcht ohne Liebe führt zur Knecht- schaft und Verzweiflung. (Joh. Gerhard.) Durch die Furcht, die am meisten den Ernst des sittlichen Wandels erzeugt und Gottes Barmherzigkeit erst recht verstehen lehrt, muß die Liebe Wahrheit bekommen; und durch die Liebe, die da immer fester mit dem HErrn verbindet, muß der Furcht ihre Verklärung werden. (Schultz.) Die Furcht des Herrn, welche aus der Erkenntnis; der eigenen Unheiligkeit gegenüber dem heiligen Gott entspringt, soll die Grundstimmung des Herzens bilden. Diese Furcht, die Gottes Barmherzigkeit erst recht verstehen lehrt, weckt die Liebe; und die Frucht der Liebe zeigt sich in dem Dienste Gottes mit ganzem Herzen und von ganzer Seele. (Keil.) 14. Siehe, Himmel und aller Himmel Him- mel [1. Mos. I, 1 Anm. 3], und Erde, und alles, was drinnen ist, das ist des HERRm deines Gottes [1. Kön 8, 27; Pf. 24, 11. 15. Noch hat et [obwohl so ein Volk der Erde ihm so nahe stund, wie das andere, und er sich ganz nach Belieben entweder dies oder das, oder auch alle zugleich, zu seinem Eigenthum er- wählen konnte] allein zu deinen Vätern Lust gehabt, daß er sie lieben, und hat ihren Samen erwählt nach ihnen, euch, uber alle Völker; wie es heutiges Tages stehet sindem nun vollständig erfüllt ist, was er euch durch mich verkündigen ließ 2.M. 19, 5]. 16. So beschneidet nun eures Herzens Vor: baut, und seid furder [fernerhiu] nicht halsstarrig [tvie ihr bisher gewesen Kap. 9, 6, 13]. Die Beschneidung im physischen oder leiblichen Sinne ist ein Hinwegschneiden der Vorhaut am männ- Wiederholte Mahnung an Israel, den HErrn seinen Gott zu fürchten und zu lieben. 561 lichen Gliede, um dessen Zeugungskraft für den Dienst Gottes zu heiligen; sie wurde da zuni Bundeszeichen geordnet, als die Verheiszung vom Weibessainen sich zu einer besonderen, zu der vom Patriarchensamen gestaltete und ein Volk des Heils gezeugt werden sollte, um das Heil der Welt aus sich heraus zu gebären (1. Mos. 17, 14 Anm.)· Jm geistlichen Sinne nun bedeutet sie ein Abthun alles Naturwüchsigem aller schlechten Nattirlich- keit, die den Einwirkungen Gottes und seines Geistes hinderlich im Wege steht; unbeschnittene Ohren sind, die für Gottes Wort noch unempfänglich, unbeschnittene Lippen, die der höheren göttlichen Sprache noch nicht mächtig sind, unbeschnitteue Herzen aber die, die noch ganz von ihrem natürlichen Trotz, welcher der Furcht und Liebe Gottes, und von ihrer natürlichen Verzagtheit, welche dem Vertrauen auf Gott entgegensteht, beherrscht werden. Die Vorhaut des Herzens ist eben diese zwiefache, schlechte Naturwüchsigkeit (Jer. 17, 9). 17. Denn der HERR, euer Gott, ist ein Gott aller Gotter, und Herr uber alle Herren ssteht obenan unter allen, die als Götter und Herren be- zeichnet und verehrt werden, weil er der wirkliche Gott und »Herr ist]; ein· großer Gott, mächtig Und schtcckiich sfür alle, die ihm beharrlich wider- streben], der keine Person· achtet und kein Geschenk nimmt swie das menschliche Herren und Richter wohl thun; ihm aber gilt der Geringste und Ver- lassenste soviel wie der Vornehmste und Angesehenste], 18. sJa gerade zu den Geringen und Ver- lassenen ziehet sein Herz besonders ihn hin.] Und [das zeigt sich besonders darin, daß er] schaffet Recht den Waisen und Witwen, nnd hat die Fremd- linge lieb, daß er ihnen Speise und Kleider gebe. 19. Darum sollt ihr auch die Fremdliuge lieben, denn ihr seid auch Fremdlinge gewesen in Eghpten- laud. Das; er das thut, der Geringen und Verlassenen besonders sich annimmt, merkt ihr sowohl an dem Ge- bote selbst, das er in Beziehung auf die Fremdlinge euch gegeben, als an der Begründung des Gebots, die an eure eigene Erfahrung seines Schutzes und seiner Hilfe euch erinnert (2.Mos 22, 21): als unterdrückte Fremdlinge seid ihr ein Gegenstand seiner Liebe und Erbarmung geworden. Nun denn, so meinet nicht, ihr hättet an seiner Vorliebe für euch einen Freibrief, ihm ungestraft Trotz bieten zu können, sondern wenn es euch von nun an gut geht, so fürchtet ihn desto mehr als einen mächtigen und schrecklichen Gott. 20. sJch muß» also zuriickkommen auf das, was ich euch schon einmal sagte, Kap. 6, 13:] Den HERRn, deinen Gott«, sollst du furchten, ihm sollst dudienen, ihm sollst du anhan- gen, nnd bei seinem Namen schweren. Der Eid an sich ist keineswegs etwas Sündliches und von Gottes Wort Verbotenes vielmehr ist er so- wohl ein Gottes- als ein Liebesdienst, oder wie Luther iin großen Katechismus (2. Gebot) sagt: »ein recht, gut Werk, dadurch Gott gepreiset, Wahrheit und Recht be- stätiget, Lüge zuriickgeschlagem die Leute zufrieden bracht, Gehorsam geleistet und Hader vertragen wird; denn Gott kommt selbst da in’s Mittel, und scheidet Recht und Un- recht, Böses und Gutes von einander« In der ältesten Zeit nun, wo man den Eid sehr heilig hielt, lag wenig Veranlassung vor, vor dem leichtfertigen Schwören zu Dächsek s Bibel-vers. l. Band J. Durst. Warnen; wohl aber drohte die Gefahr, daß diese gottes- dienstliche Handlung zu einer götzendienerischen herab- gewürdigt würde, indem man bei andern Göttern als dem HErrn, seinem Gott, schwur, und sich damit zu den Götzen der Heiden bekannte. Daher ist das Ziel der alttestamentlichen Haushaltung in Betresf des Eides: bei s einem (des einigen, wahren Gottes) Namen sollst du schwören, und nicht bei einem andern; und die Pro- pheten verheißen eine Zeit, wo dein rechten wahren Gott alle Kniee sich beugen und alle Zungen Ihm schwören (Jes. l9, 183 45, 23; 65, 165 Jere1n.4, 23 12, 16). Als dann nach der babhlonischen Gefangenschaft jene Gefahr überwunden war, weil den Juden jetzt greuelte vor den Götzen (Röm. 2, 22), galt es ein Anderes abzuwehren: das ist das leichtsertige, gewissenlose Schwören. Seit dieser Zeit nämlich nahm auf der einen Seite der Ri- gorismus, welcher sich scheuete, den Namen des HErrn auch nurin den Mund zu nehmen (vgl. Anm. 2 zu Z. Mos. 24, 12), immer mehr überhand; auf der andern Seite aber, da man sich gewöhnte, an die Stelle des göttlichen Namens irgend etwas sonst Heiliges, Ehr- würdiges und Theures, z. B. den Himmel oder die Erde, den Tempel oder die Stadt Jerusalem, das eigene Haupt u. dergl. zu setzen, entschwand damit auch immer mehr das Bewußtsein um die Heiligkeit und Unverbrtichlichkeit «. des Eides, das leichtfertige Schwören griff in einem Maße um sich, daß die Juden deswegen bei den Römern in gar üblem Rufe standen. Hierauf zunächst nehmen die neutestanientlichen Stellen Matth 5, 33 ff., Jak. b, 12 Beziehung; was sie aber darnach weiter als Ziel in’s Aug; fassen, darüber siehe die Bemerkung zur ersteren Ste e 21. Er ist dein Ruhm nnd dein Gott, der bei dir solche große nnd fchreckliche Dinge gethan hat, die deine Augen gesehen haben [seit dem Aus: zug aus Eghptens 22. Deine Väter zogen hinab in Eghpten mit siebeuzig Seelen [1. Mos. 46, 47 Anm. 2]; aber nun hat dich der HERR, dein Gott, sseiner Verheißung an die Erzväter 1. Mos. 15, 5; 26, it; 28, 14 gemäß] gemehret wie die Sterne am Himmel [so daß du 600,000 Mann stark, ohne die Weiber und Kinder &c» ausziehen konntest 2. Mos. 12, 37]. Das 11. Kapitel. Ztrsaihem warum Gott zu lieben und seine Gebote zu hatten. 1. So sollst du nun kwie ich dir schon in Kap. 6, 5 sagte] den HERRn deinen Gott, lieben, und sein Gesetz, feine Weise, seine Rechte und seine Gebote [Kap. 4. Am. 1] halteii dein Lebenlang Gleichwie Er sein Gesetz vielseitig genug eingerichtet hat, um dein Leben in allen seinen Beziehungen und Verhältnissen zu regeln, so sollst du nun auch dein ganzes Leben bis an's Ende seinem Willen unterordnen. 2. Und [um solche Liebe bei euch zu erwecken] erlennet serwäget und beherzigetJ heute, das eure Kinder nicht wissen noch gesehen haben sda sie noch zu jung und theilweis noch gar nicht geboren wa- ren; ihr aber, die Erwachseneiy mit denen ich’s zu- nächst zu thun habe, wißt es aus eigener Er: 36 562 Z. Mose 11, 3——31. fahrung und habt es mit eigenen Augen ge- fehen], nämlich die Züchtignng des HERRm eures Gottes, seine Herrlichkeit, dazu seine mächtige Hand, und ausgeteilten Arm [das,«was er zu eurer Er- ziehung sowohl durch Liebeserweisungen als durch Strafen an euch gethan und dadurch zugleich sich selbst verherrlicht und seine mächtige Hand und ausgereckten Arm geoffenbaret hat]; 3. Und seine Zeichen nnd Werke, die er ge- than hat unter den Ggypterm an Pharao, dem König in Egyhtem und an alle seinem Lande; 4. »Und was er an der Macht der Eghpter gethan hat, an ihren Rossen und Wagen, da er das Wasser des Schilsmeers über sie sührete, da sie euch nachjagten, nnd sie der HERR umbrachte, [so daß ihr von ihnen unbeläftigt geblieben seid] bis auf diesen Tag; Z. Und was er euch gethan hat in der Wüste, bis ihr an diesen Ort kommen seid; s. Was er [infonderheit] Dathan und Abi- ram gethan hat, den Kindern Eliab, des Sohns ; Ruden sum euch an ihrem Exempel als an einem recht auffälligen Gottesgericht in eurer Mitte seine Furcht unter Augen zu stellen], wie die Erde ihren Mund aufthat, und verschlang sie mit ihrem Ge- sinde, und smit ihren] Hütten, und alle ihrem Gut, das sie erworben hatten, mitten unter dem ganzen Israel [4. Mos. 16, 31 f.]. 7. [Ja, ich darf wohl euch als gezüchtigt zur Weisheit und Gerechtigkeit ansehen.] Denn eure Augen haben die großen Werke des HERRU ge- sehen, die er gethan hat. 8. Darum sollt ihr alle die Gebote halten, die ich dir heute gebiete, auf daß ihr gestärkt wer- det, einznkommen, und das Land einzunehmen, dahin ihr ziehet, daß ihr’s einnehmet; 9. Und daß du lange lebcst [dir nimmer der Lebensunterhalt ausgehe] aus dem Lande, das der HERR euren Vätern geschworen hat, ihnen zu geben und ihrem Samen, ein Land, da Milch nnd Honig innen sleußt. 10. Denn das Land, da du hinkommst, es einzunehmen, ist nicht wie Eghptenland davon ihr ausgezogen seid sdas zwar auch überaus fruchtbar ist], da du [aber] deinen Samen säen, nnd selbst [wörtlich: mit den Füßen 2. Mos. I, 14 Anm.] tränken mußtest, wie einen Kohlgarten [nachdem du deinen Samen gesäet, ihn mit Anstrengung deiner eigenen Kraft bewässern und zum Wachs- thum bringen mußtest, wie man mit einem Ge- müsegarten thut]; 11. Sondern es sdas Land, da du hinkommst, es einzunehmen] hat Berge nnd Auen, die der Regen vom Himmel tränken muß. 12. Aus welch Land der HERR, dein Gott, Acht hat, und die Augen des HERRQ deines Gottes, immerdar draus sehen, von Anfang des Jahres bis an’s Ende [nun will zwar der HErr, dein Gott, auch immerdar auf dies dir verheißene Land mit seinen Augen sehen und es mit reichlichem Regen das ganze Jahr hindurch versehen; aber du bist darin eben ganz auf seine gnädige Vorsorge an- gewiesen und vermagst nichts mit solchen künst- lichen Mitteln, wie sie in Eghpten üblich find, zur Fruchtbarmachung des Bodens auszurichten]. · Die Fruchtbarkeit Egyptens hängt fast ausschließ- lich von der jährlichen Ueberschwemmung des Nil ab (vgl. Anm. zu 1. Mos 12, 10; 41, 4); diese suchte man denn durch Anlegung von Kanälen und Gräben, sowie durch Gebrauch von Sehöpsmaschinery niittels deren man das Wasser in die Gräben leitete oder in Gefäßen auf die Felder und Pflanzungen austrug, für das ganze Jahr nutzbar zu machen (vgl. Anm. zu 1. Mos 47, 25; 2. Mos 1. 14), so daß das Land wie ein großer Gemtises oder Kohlgarten erschien, dem man durch Begießen auf- hilft und auch ohne Regen seine Erträge abgewinnt. Die Egypter alsächte Heiden, thaten sich den Griechen gegenüber auch viel darauf zu gute, daß sie nicht so, wie diese, allein von der Gunst der Götter und von dem Segen des Himmels mit der Fruchtbarkeit ihres Bodens abhingen, sondern sich selber zu helfen wüßten Gerad. II. 13). »Es ist, als hätte es der HErr eigens darauf ein- gerichtet gehabt, sie in dem Selbstvertrauen und der Selbstanstrengung leben zu lassen, worin sie als Heiden leben wollten, als hätte er Egypten auch in dieser Be- ziehung (vgl. zu Kap. 7, 15) so recht zu einem Lande des Heidenthums gestalten wolleii.« Dagegen war Ca- naan ein Land, auf welches der HErr ohne Unterlaß Acht haben, das er beständig mit seiner Fürsorge be- denken mußte; denn ohne die Bewiisserung vom Himmel war seine natürliche Fruchtbarkeit gar nichts. Vermöge dieser seiner völligen Abhängigkeit von Gott war es aber auch für Israel, das ganz und gar seinem Gott und von dessen Gnade leben sollte, noch auf besondere Weise (vgl. Amn zu I. MoL 12, J; 4. M. 34, 15) geeignet. Jm Gegensatz, zu dem, dessen die Egypter den Griechen gegenüber sich rühmen, wenn sie sagten, diese könnten bei ihrer Abhängigkeit von der Gottheit sich ein- mal in ihren schönsten Hoffnungen betrügen und schmäh- lichen Hunger leiden, preist Madame Guyonsp gerade Jsraels Lage als die wahrhaft glückliche und selige- ,,O Gliickseligkeit einer Seele, welche nach Aufhörung aller ihrer eigenen Arbeit dargestellet bleibt und in Er: wartung steht, den Regen des Himmels zu empfangen! Diese Seele wird in ihrer Erwartung niemals zu Schandenz denn Gott unterläßt es keinen Augenblick, durch die Sorg- falt feiner Vorsehung auf sie gerichtet zu sein. Er wacht fiir sie, wann sie ruhet: ist die Arbeit eines Gottes nicht der Arbeit der Kreatur vorzuziehens —- Ueber- gabe, Uebergabe und Gott machen lassen!« Dzleanne Mal-je Boavidrg geb. is. April 1648 zu Mpntqkggz verehetichte de la Mache-Guyet« gest« nacb trübsalsvollem Leben 9. Juni t7l7 zu Blois — hatte lange in Eitelkeit und Hossahrt eine vonJugend aus »sich regende Neigung zur Theosovhke und zum Vip- stkzistnus (Geheimrvissenschast von Gott und Versenkung in Ihn) ynterdrucktz bis mancherlei innere· und äußere Einflüsse dem Sinne in ihr den Sieg gaben, der. hinfort sie durch und durch bewegte, daß nämlich der Ntensch sich selbst absterben und ldhristus allein sein åäbeäi werden, daß aller Cigenwille untergehen müsse im göttlichen t en. 13. Werdet ihr nun meine Gebote hören, die ich euch heute gebiete, daß ihr den HERRO euren Gott, liebet, und ihm dienet von ganzem Herzen, und von ganzer Seele; Wiederholte Verheißung von Glück und Segen im Lande Canaan. 563 14. So will ich* eurem Lande Regen geben zu seiner Zeit, Frühregen und Spatregen [3. Mos 26, 5 Anm.], daß du einsammlest dein Gewerbe, deinen Most und dein Oel; 15. Und will deinem Vieh Gras geben auf deinem Felde, daß ihr esfet und satt werdet. V) So sehr weis; sich Niose in allem, was er redet, mit dem HErrn Eins, daß er unwillkiirlich dazu über- geht, ihn selber reden zu lassen, ohne ihn ausdrticklich angekündigt zu haben; die Rede gewinnt aber dadurch gerade hier, in der Verheißung einen besonderen Nach- druck. Den umgekehrten Fall, wo Gottes Rede ohne weitere Vermittelung in die des Propheten übergeht, s. Jes 21, 10; 40, As; Jer. 9, 10 u. s. w. 16. Hütet euch aber, daß sich euer Herz nicht überreden lasse, daß ihr abtretet und dienet andern Göttern, und betet sie anzt 17. Und daß dann der Zorn des HERRn er- grimme über euch, und schließe den Himmel zip» daß kein Regen komme, und die Erde ihr Gewachs nicht gebe, und [ihr] bald fvon Nahrungsmangel und Hunger entkräftet V. 9] umkommet von dem guten Lande, das euch der HERR gegeben hat. T) Götzendienst ist immer das Erste und Meiste, wo- vor Mose warnt; er ist es aber auch, der allen andern Ungehorsam nach sich zieht, ja ihn schon in sich trägt. «) Der Himmel ist wie ein Mutterschoß gedacht, schließen« Jes se, 9 18. So fasset nun diese Worte zu Herzen und in eure Seele, und bindet sie zum Zeichen auf eure Hand, daß sie ein Denkmal vor euren Augen seien. öfter vorkommt: I. Mos IS, L; 20, 18; i 19. Und lehret sie eure Kinder, daß du da- von redest, wenn du in deinem Hause fix-est, oder auf dem Wege gehest, wenn du dich niederlegeft, l und wenn du aufstehest. 20. Und schreibe sie an die Pfosten deines Hauses, und an deine Thore [Kap. 6, 6——9], 21. Daß du und deine Kinder lange lebest auf dem Lande, das der HERR deinen Vätern ge- i schworen hat, ihnen zu geben, so lange sdamuf lebest, als] die Tage vom Himmel auf Erden währen [d. i. auf ewige Zeiten Hiob 14, 12; Pf. 89, 30]. 22. Denn wo ihr diese Gebote alle werdet halten, die ich euch gebiete, daß ihr darnach thut, daß ihr den HERRm euren Gott, liebet und wan- delt in allen seinen Wegen, und ihm anhangetz 23. So wird der HERR alle diese Völker VVk cUch her VcktkcibcW daß ihr F« ihnen] Stöße« und Garizim), gehören zu dem Gebirge Ephraim, von und stärkere Völker einnehmet, denn ihr seid [Kap. 7, 1 f.]. 24. Alle Oerter, darauf eure Fußsohle tritt, sollen euer sein, von der [arabischen] Wüste an sim Süden], und von dem Berge Libanon [im in Beziehung auf welchen das Wort ,,zu- oder ver- in das Land brin Norden] und von dem Wasser sphrat [Euphrat, im Osten] bis an’s åttßetsle [das mitteIIäUdischeJ Meer sim Westen] soll eure Grenze fein [4. Mos 34, 1 ff» vgl. 1. Mos 15, 18]. 25. Niemand wird euch widerstehen mögen. Eure Furcht und Schreckeu wird der HERR über alle Lande kommen lassen, darin ihr reisetz wie er euch geredet hat [2. Mos 23, 27]. 26. Siehe, ich lege euch heute vor flege in eure eigene Macht und Entscheidung so daß ihr eins von beiden euch wählen könnt] den Segen und den Fluch: 27. Den Segen, so ihr gehorchet den Ge- boten des HERRn, eures Gottes, die ich euch heute gebiete; 28. Den Fluch aber, so ihr nicht gehorchen werdet den Geboten des HERRm eures Gottes, und abtretet von dem Wege, den ich euch heute gebiete, daß ihr andern Göttern nachwandelh die ihr nicht kenne! [sich euch durch nichts kund ge- than, nirgends zum Gegenstand der Erfahrung gemacht haben, sondern ein bloßer Gegenstand der Einbildung sind Kap. 32, 17; Joh 4, 22]. 29. Wenn dich [nun] der HERR, dein Gott, get, da du einkommst, daß du es einnehmestz so sollst du [in der Weise, wie ich dir später Kap. 27, 11 ff. noch genauer angeben werde] den Segen sprechen lassen auf dem Berge Grisim [Garizi-m], und den Fluch auf dem Berge Ebal, 30. Welche [beiden Berge] sind jenseit des Jordan, der Straße nach, gegen der Sonnen Rie- detgattg fzur Seite der großen Hauptstraßq die das Weftjordanland in der Nichtnng nach Egypten zu durchschneidetL im Lande der Eananiter, die auf dem Blachfelde wohnen gegen Gilgal über [im Ge- biet derjenigen Cananiter, die von der Jordannie- derung an bis in die Mitte des Landes bei Gilgal s Jof 9, 6 Anm. 2 sich hineinerstreckenL bei dem [aus Abrahanis Geschichte I. Mof 12, 6 hin- länglich bekannten] Hain Mute. 31. Denn du wirst über den Jordan gehen, daß du einkommest, das Land einzunehmen, das 7 euch der HERR, euer Gott, gegeben hat, daß ihr’s einnehmet und drinnen wohnet [da sollst du denn gar bald nach deinem Eindringen in dasselbe es durch solches Aussprechen von Fluch und Segen zu einem Lande weihen, in welchem der HErr mit seinem Worte und Gesetze herrschen werde]. Die beiden Berge, von welchen hier die Rede (Ebal dem wir schon zu 4 Mos. 13, 25 bemerkten, daß es die Fortsetzung bildet zu dem Gebirge Juda und von ihm durch keine natürliche Grenze geschieden ist (vermuthlich wurde als Grenzscheide zwischen beiden Gebirgen der Wady Beit Chaniua oder das Terebinthenthal westlich von Jerusalem, vgl. l. Sam. J, 5 Anmerk., gerecht-eh· set· 564 5. Mose 11, 32. U, 1—19. Jm Nordosten schließt sich an dasselbe das Gebirge Gilboa an, im Nordwesten aber ist es durch einen Waldhügelzug mit dem Carmel verbunden; über diesen Htigelzug wendet sich die große, von Gaza kommende egyptische Straße (dieselbe, auf der einst Joseph hinab- geführt wurde nach Egypten I. Mos. 37, 25 Anm. Z) ostwärts zur Ebene JesreeL Der ganze Landstrich wird von Jofephus als quellenreich, fruchtbar und be- sonders mit Obst und gutem Weideland gesegnet geschil- dert. Vor allem gehört die Gegend um Sichem zu den reizendsten und schönsten von Palästina (1. Mos. IS, 7); alles gedeiht hier in überschwänglicher Fülle, die Einwohner gehören zu den wohlhabendsten im ganzen Lande und würden in einem wahren Eden leben, wenn nicht die Paschaks unerschwingliche Abgaben von ihnen forderten und türkische Soldaten und Beduinen sie be- ständig ausplündertetn Gegen Süden wird das Thal begrenzt von dem unmittelbar aus ihm als eine steile Felswand von etwa 800 Fuß Höhe sich erhebenden Berg Garizimz er ist, abgesehen davon, daß an ihm eine Schlucht mit Quellen und Bäumen sich befindet und sein gegen die Sonne geschützter nördlicher Fuß besser ange- pflanzt werden kann, sonst eben so nackt und unfruchtbar, wie der ihm niirdlich gegenüber liegende Berg Gbal, an welchem hernach, als Josua die Verordnungen Mosis ausfiihrte, der Altar erbaut wurde (Kap. 27, 1 ff.; Jus. 8, 30 sf.). Der Grund also, warum gerade von Garizim aus die Segenssprüche über Jsrael gesprochen werden sollten, während die Fluchworte dem Ebal zu- ertheilt werden, kann nicht, wenigstens nicht zunächst und ausschließlich, in dem Vorzuge jenes Berges vor diesem gesucht werden, vielmehr liegt er darin, daß jener gegen Süden. dieser gegen Norden lag; denn die Südseite ist Bild des Lichtes und des Lebens, die Nordseite aber Bild der Finsternis; und des Todes (s. Abs. '7, 2 Anm.). Bemerkenswerth ist noch an der Ostseite des Garizim das Mukhna-Thal; feinen Namen Mukhna, d. i. Lager, hat es vermuthlich daher, weil an seinem nördlichen Ende die Lagerstätte der Patriarchem jener Hain More sich befand, in welchem Abraham zuerst sich niederließ. Hier, doch schon mehr in der Mitte des verengten Thais, in welchem Sichem liegt (s. das Kärtchen zu Joh. 4, s) steht ein kleines, weißes Gebäude, in welchem Josephbs Gebeine sollen begraben sein lJos 24, 325 Apostelg 7, t6); 2—300 Schritt südlich davon, näher am nordöstlirhen Fuß des Garizim, zeigt man den alten Jakobs-Brunnen, auf welchen Jesus sich setzte, da er müde war von der Reise (Joh. 4 6 vgl. 1. Mos. 33, 18 ff.; 48, 22). »Eigneten sich also der Garizim und Ebal schon durch ihr angemessenes Ver- hältniss, das sie zu einander einnehmen, zu dem von Mose bezeichneten Zweck, so noch viel mehr durch ihr Verhältnis; zum ganzen übrigen Lande. Wenn auch etwas nördlich gelegen, konnten sie doch als der Nabel des ganzen Landes gelten; von Osten nach Westen zu lagen sie aussallend genau in der·Mitte. Was auf die- sem Mittelpunkte geschah, geschah nn Angesicht des gan- zen Umkreises und gewann auf ihn ganz von selber Be- ziehung; was auf ihm als Wort Gottes feierlich ver: kündet wurde, das predigte er fortan allen, die von nah oder fern ihre Augen zu ihm aufheben. Uebrigens hatte die Gegend eine gewisse Weihe schon dadurch empfangen, daß Abraham dort der ersten Erscheinung des HErrn und der ersten Verheißung des Landes gewürdigt worden war, daß er dort auch den ersten Altar gebauet hatte« Vgl. Des. 16, 55. 32. So haltet nun swendet alle Sorgfalt darauf], das; ihr thut nach allen Geboten und Rechten, die ich euch heute vorlega Das 12. Kapitel. Ort und Reise des wahren Hatte-dienlich VIIL II. 1—32. Es folgt der zweite oder specietle Theil der Rede, in meliher Zllose theils neue, von der finaiti- sehen Gesetzgebung noth niiht beciictttistjtigte Verhältnisse regelt, theils schon gegebene Gesetze wiederholt und wei- ter ausführh daniit das ganze lkirchliclfn politische und häusliche Leben Israel-i in! Lande seine» Crbtheilo sich der Berufung deo Volle- zum heiligen Voll: de; Ylsirrn gemäß gestalte und entnsimle Zunächst nun hat et ei mit dem religidegleirrtjlictjen Leben zu thun Gan. 12·, 1—Kap. Its, 17); und da ordnet er denn vor allen Dingen an, das; Israel alle Stätten und Zlentemiiler des ranamtisrtjen Gdtzendienlteo in dem Lande, dem eg ent- gegenzieht, zerstören und den Falten, seinen Gott, nur an der Einen Stätte des GottegdiensieV die er selbst erwählen wird, mit Opfern und Gaben verehren soll. 1. Das swas ich im Folgenden weiter aus: führen werde] sind [aber] die Gebote und Rechte, die. ihr smeiner eben ausgesprochenen Ermahnung Kap. 11, 32 gemäß] halten sollt, das; ihr darnach thut im Lande, das der HERR, deiner Väter Gott, dir gegeben hat einzunehmen, kdarnachthuq so lange ihr [nicht blos jeder Einzelne für sich, sondern auch das Volk als Ganzes] auf Erden lebet lund ihr sollt ja leben, solange die Tage vom Himmel auf Erden währen Kap. 11, 21, vgl. Piatth 5, 17 f.]. 2. Vetftötet [wie ich schon in Kap. 7, 5. 25 euch gesagt habe] alle Orte, da die Heiden, die ihr einnehmen werdet, ihren Göttern gedient haben, es sei auf hohen Bergen, auf Hügeln oder unter grunen Bäumen sHosea 4, 13]; 3. Und rcißet um ihre Altäre, und zerbrechet ihre Säulen, und verbrennet mit Feuer ihre Haine [Kap. 16, 21 f.], und die Gbtzen kdie geschnitzten oder gegossenen Bilder Kap. 7, 25j ihrer Götter thut ab, und vertilget ihren [der Götter] Namen aus demselben Ort [wo man irgend einem von ihnen gedienet hat, damit vor allen Dingen Raum geschaffen werde für meine Gottesdienste und kein anderer Name im ganzen Lande genannt werde als der meinige]. 4. Jht sollt saber darnach, wenn so auf- geräumt ist mit den unzähligen Götzenbildern und Cultusstätten der CaUaniterJ dem HERRID eurem Gott, nlcht also thun [daß ihr ihm ebenfalls an jedem beliebigen Ort wolltet Altäre bauen und Opfergaben darbringen]; 5. Sondern an dem Ort [allein], den der HERR, euer Gott, erwählen wird aus allen euren Stämmen [in welchem Stamme derselbe auch gelegen sein mag], das; er seinen Namen daselbst lässet wohnen, sollt ihr forsrhen sseine Gnadenoffenbarungen und Segensmittheilungen Anordnungen für das religiösikirchliche Leben. Zerstörung der heidnischen Cultusstätten 565 zU EITIAUSEU sUchSUL und dahin szu seiner gottes- dienstlichen Verehrung] kommen; 6. Und eure Brandopfer [3. Mos 1, 3 ff.], und eure anderen Opfer seure Lob- und Dank- opfer 3. Mos. 7, 11 ff.], und eure Zehnten [Kap. 14, 22 ff. Anm.], und eurer Hände Hebe swas ihr aus freier Entschließung von eurem Boden- ertrage für den HErrn abhebt 2. Mos. 25, L. Anm.], uud eure Gelübde s-Opfer], und eure freiwilligen Opfer [3. Mos g, 2. Anm.], nnd die Erstgeburt eurer Rinder und Schafe [Kap. 15, 19 ff.] dahin bringen; 7. Und sollt daselbst vor dem HERRm eurem Gott, essen seure Opfermahlzeiten Z. Mos. 3, 17 Anm. anstellen] und fröhlich sein über allem, das ihr nnd euer Haus bringet [von dem], darinnen dich der HERR, dein Gott, gesegnet hat. 8. Jhr sollt [künftig] der keins [mehr] thun, das wir. heute fbis auf diesen Tag] allhie [wo wir noch auf unsrer Wanderung uns befinden und Regelwidrigkeiten in Ausübung des Gottes- dienstes kaum zu vermeiden sind] thun, ein jeglicheh was ihn recht diinket 9. Denn ihr seid bisher noch nicht zur Ruhe [zu ruhigen, geordneten Verhältnissen] kommen, noch zu dem Erbtheil, das dir der HERR, dein Gott, geben wird szu einem festen, bleibenden Wohnsitz in dem Lande der Verheißung; und da mögen jene Regelwidrigkeiten allenfalls sich ent- schuldigen lassen]. 10. Ihr werdet aber [nun bald] über den Jordan gehen und im Lande wohnen, das euch der HERR, euer Gott, wird zum Erbe anstheilen, und wird euch Ruhe geben von alleu euren Feinden um euch her, und werdet sicher wohnen [mit einem solchen geruhigen und ftillen Leben muß dann alles Gefetzwidrige und Unregelmäßige ein- für alle- mal aufhören]. 11. Wenn nun der HERR, dein Gott, einen Ort erwählet, daß sein Name daselbst wohne; sollt ihr daselbst hinbringen alles, was ich euch gebiete, eure Brandopfen eure anderen Opfer, eure Zehn- ten, eurer Hände Hebe, nnd alle eure freien Gelübde, die ihr dem HERRn geloben werdet [V. 6 f.]. 12. Und sollt fröhlich fein vor dem HERRm eurem Gott, ihr und eure Söhne, und eure Töch- ter, und eure Knechte, nnd eure Mägde, und die Lehnen, die in euren Thoreu sind; denn sie haben kein seigenesj Theil noch Erbe mit euch [4. Mos. 18, 20 ff.]. 13. Hüte dich, daß du [alsdann, wenn du ; zur Ruhe kommen bist, und der HErr einenT bestimmten Ort des Gottesdienstes sich erwählet hat] nicht deine Brand: [und andereiUOPfet opfetst an alleu Orten, die du siehest sdie dir dazu ge- eignet scheinen]; 14. Sondern an dem Ort, den der HERR erwählet in irgend einem deiner Stamme, da sollst dn dein Brandopfer opfetn, und thun alles, was ich dir gebiete. 15. Doch magst du [von nun an, wo das Gebot, auch die gewöhnlichen Schlachtungen für’s Haus beim Heiligthum zu vollziehen 3. Mos 17, 3 ff., nicht mehr ausführbar ist] schlachteu und Fleisch essen sdie zum bloßen Fleischgenuß, nicht zum Opfer bestimmten Schlachtungen vornehmen] in alleu deinen Thoren, nach aller Lust deiner Seele san jedem beliebigen Ort], nach dem Segen des HERRn, deines Gottes, den er»dir gegeben hat [da, wo dir Gott das Schlachtthier bescheret hat, magst du’s auch für deine Nahrung ver- wenden) beide, der Reine und der Uureiue, inögenss essen, wie ein Reh oder Hirfch les Ist· vom Mit- genuß des Fleisches auch der gesetzlich Unreine nicht ausgeschlosfem wie das in Betreff des Opfer- fleisches der Fall ist Z. Mos 7, 19 f., sondern es steht solches Fleisch vollkommen dem Wildpret gleich, bei dessen Genuß es nicht darauf ankommt, ob einer rein oder unrein ist, da Wild überhaupt nicht zu Opfern verwendet wird]. Its. Ohne, das Blut sollst du snftch dks »all- gemeinen, auch für nicht geopferte Thiere giltigen Vorschrift in Z. Mos Z, 17; 7- 26 fis 17- 10 ff.] nicht essen, sondern auf die Erde gießen, wie Wasser sdamit die Erde es zurücknehme, durch die der HErr den Thieren das Leben gegeben] 17. Du magst aber sich wiederhole noch ein- mal, was ich schon vorher V. 6 f. u. 11 f. sagte] nicht essen in deinen Thoren vom Zehnten deines Gctreides, deines Mosis, deines Orts, tldch von der Erstgeburt deiner Rinden deiner Schafe, oder von irgend einem deiner Geliib»de, die du gelobet hast, oder von deinem freiwilligen Opfer, oder von deiner Hand Hebe [alsv» VII! Irgend etwas, was zu dem Gottesdienst in Beziehung steht und zu einer heiligen Mahlzeit verwendet wird] ; 18. Sondern vor dem HERRn, deinem Gott, sollst du solches essen, an dem Ort, den der HERR, dein Gott, erwählen du und deine» Sohne, deine Töchter, deine Knechte, deine Magd« und» der Levit, der in deinem Thor ist; und sollst fröhlich sein vor dem HERRm deinem Gott, uber allem, das du bringest. II. Und hüte dich, daß du »den Leviten nicht verlassen, so lange du auf Erden scn dem Landel lcbest [daran dieser kein Theil und Erbe und in- sofern gleiches Loos mit dem Fremdlinge hat, der in deinen Thoren ist]. Der Anordnung einer einigen Kiiltusstiitte, die schon in Z. Mos 17, 1 ff. so voran, und in unserm Kapitel so nachdrücklich (fie wiederholt sich hier nicht weniger als . fünf Mal V. 5. 11. 14. 18. 26.; vgl. dazu 14, W; Kurz. 16; Kap. W, Z) eingefchiirft wird, liegt eine Anschauuiig 566 zu Grunde, mit der als einem unmittelbaren Ausfluß ihres eigensten Wesens die Iehova-Verehrung steht und fällt: es ist die Anschauung, daß man in Jehova einen Gott verehre, dem, was seine Erkenntnis; und Anbetung betrifft, überall und in jeder Beziehung die Initiative (das Vorrecht zur Herstellung eines Gemeinschafts-Ver- hältnisses) zustehe. Ihn willkürlich zu einer Oertlichkeit in besondere Beziehung zu setzen, von der man nicht durch ihn selber wußte, daß sie ihm vor andern ange- ; nehm sei, konnte nicht weniger verwerslich erscheinen, als " sich von ihm eine Vorstellung zu machen, die er nicht durch seine Offenbarung hervorgerufen; ihm an einem willkiirlich beliebten Orte opfern, hieß, statt dem Gotte der Offenbarung, dem unbestimmten Naturgott Opfern, den allein man ohne seine Offenbarung, ohne den von ihm selbst begründeten Namen, überall, wo und wie man wollte, zu erreichen sicher sein dürfe. Gerade die Geistigkeit des HGrrry die leicht auf eine ganz ungebun- dene Anbetung hätte führen können, brachte es in den alttestamentlichen Verhältnissen so mit sich; erst die Er- scheinung Christi auf Erden, die sowohl Gott den Men- schen als die Menschen Gott näher brachte, konnte wie einerseits die absolute Bildlosigkeih so andrerseits die Beschränkung auf einzelne Kultusstätten aufheben. Nach den Andeutungen der Genesis läßt sich annehmen, daß jene tiesbegründete Anschauung bereits für die Patriarchen maßgebend gewesen sei; wenn die Heiden ihrerseits be- sonders solche Orte zu ihrem Kultus erwählten, wo sie den Göttern näher zu fein meinten, Höhen und heil. Haine, so erbauen Abraham, Isaak und Jakob ihre Al- täre da, wo ihnen der HErr wirklich erschienen ist (1. Mos. 12, 75 13, 18; 33, TO; 22, 13 f.; 26, 24 f.; 35, 7. 14; 46, 1). Iedenfalls aber macht sich jene Anschauung von Anfang an im Gesetze geltend. Da sich die erste betreffende Anordnung gleich zu Anfang der Gesetzes- . Verkündigung, unmittelbar nach den 10 Geboten findet (2. Mos. 20, 24 f.), wo der Altar der Stiftshütte noch nicht bestimmter in Aussicht genommen ist, und zwar im Gegensatz zum falschen Kultus; so hat dieselbe so voran natürlich nur das Wefentlichste hervorzuheben, läßt es aber eben deshalb um so klarer zu Tage treten, und bildet die Grundlage, welche von den näheren Be- stimmungen im folgenden Gesetz nur folgerichtig fortge- bildet wird. An jedem Ort will der HErr nach dieser Grundstelle zu Israel kommen und es segnen, d. h. einen Altar von ihm entgegennehmem wo er seines Namens Gedächtniß stiften werde. Diese Berheißung schließt an sich allerdings nicht eine Niehrheit von Kultusftättem die neben einander bestehen, aus; indem sie flir’s Erste blos noch die Legitimation der Oertlichleit von Seiten des l« HErrn verlangt, läßt sie im Gegentheil für den Fall, daß derselbe hier oder da seines Namens Gedächtnis; stiftet, d. h. sich in besonderer Weise offenbart, eine ge- wisse Mehrheit zu; aber eben nur für diesen außerordent- lichen Fall und nur unwillkürlich, ohne weiter davon Gebrauch zu machen. Sie sagt nicht ,,Altäre«, sondern ,,einen Altar« sollst du mir machen. Zuerst und zumeist stellt sich also mit der Nothwendigkeit einer Legitimation durch besondere Offenbarung jene durch die Natur der Iehova-Verehrung als solcher geforderte Beschränkung der Kultusfreiheit durchaus fest und bahnt demgemäß bereits die bestimmteren Beschränkungen in Z. Mos 17, 1 ff. und in unserm Kapitel an. Sollte für gewöhnlich die Stistshütte und Bundeslade den Ort bezeichnem wo man allein einer besonderen Gegenwart des HErrn sicher sein konnte (2. Mos. 25, 8. 22), und zwar besonders in Canaan, wo das Außerordentliche immer mehr dem Ge- ordneten Platz machen mußte, so war die Beschränkung des Kultus auf diese Eine Stätte, statt eine Abweichung von ihr, ihre bloße Konsequenz Uelbstoerständliche Folge) l 5. Mose 12, 2o—32. 13, 1. Welche große Segnungen die Einheit der Kultusstätte in ihrem Gefolge haben mußte, braucht hier nur kurz angedeutet zu werden. Abgesehen davon, daß Israel nur durch sie vor einer religiösen, und in Folge deß auch politischen Zersplitterung bewahrt werden konnte, daß es durch sie immer auf’s Neue wie um ein Panier, welches mächtiger denn irgend etwas Anderes vereinigte, gesammelt wurde; so konnte auch nur durch sie die rechte Würde der Anbetung und der rechte Ernst der Andacht aufrecht: erhalten werden. Und wiederum die hohe Freude an den heiligen Feiern, das rührende und erbauliche Verlangen nach dem Heiligthum, das Werthlegen auf den Antheil am Hause des HErrra die fromme Begeisterung für den Preis, der Gott auf dem heil. Berge gebracht wird (Ps. 42, 43, 84, 121, Z, 8, 15, 24, 27, 123, Eis) — das alles und dem Aehnliches war nur möglich, wenn man sich zu Einer des HErrn würdigen Feier zusammenhielt Die hohe Weihe der Einen Stätte verbreitete aber auch zu- gleich über das ganze Land ein besonders anziehendes Licht. Das gelobte Land ward, weil es sie hatte, für alle Frommen noch in einem höheren, als dem gewöhn- lichen Sinne zur theuern Heiinath; das Land jenseit des Jordan und derHermonim (Ps. 42, 7), Mesech und Kedar Ps- 120, b) waren, weil von ihr fern, in einem ganz beson- deren Sinne zur drtickenden Fremde geworden. (Schultz.) Was das in V. 7, 12, 18 erwähnte Essen und Fröh- Z lichsein vor dem HErrn betrifft, so bemerkt B a u m g ar t e n: »Die Vereinigung von Göttlichem und Menschlichem, Geist- lichem und Natürlichem, welche das Volksleben auch sonst im heidnischen Alterthum und im christlichen Mittelalter sucht und irgendwie findet, indem Kultusstätten zugleich Mittelpunkt des Verkehrs und Handels werden, religiöse Zeiten zugleich sich zu Tagen der Volksfreuden gestalten, diese Vereinigung ist nirgend so ursprünglich und rein, wie in Israel, weil in ihm Iehova, der heilige Gott, von Anfang an alles Natürliche und Weltliche gesetzt und geordnet hat;« hinsichtlich der Zuziehung der Leviten zu den Opfer- und Zehntmahlzeiten aber äußert sich Oehler folgendermaßen: ,,Glänzend waren die Leviten mit dem zu ihrem Unterhalt in 4. Mos. 18, 22 ihnen zugewiesenen Zehnten, von dem dann wieder die Priester den Zehnten erhalten sollten, keineswegs ausgestattet. Selbst wenn der Zehnte gewissenhaft gereicht wurde, war derselbe wegen des zeitweise eintretenden Mißwachses eine unsichere Einnahme, die sich überdies mit der Ver: mehrung des Stammes nicht steigerte; wenn aber vol- lends, wie dies in Zeiten des Berfalles der theokratischen Ordnungen nicht anders zu erwarten war, das Volk sich nicht willig zu dieser Abgabe zeigte, so war der Stamm Levi unvermeidlicher Armuth verfallen. Und so betrachtet ihn das 5. Buch Mosis, das die Leviten durchaus als der Unterstützung bedürftig in gleiche Linie mit Fremd: lingen, Wittwen und Waisen gestellt erscheinen läßt ; (Kap. 14, 27. 29 u. s. w.).« 20. Wenn aber der HERR, dein Gott, ltheils durch allmälige vollständige Ausrottung der Cana- niter Kap. 7, 22, theils durch Ausdehnung deines Landbesitzes über das eigentliche Canaan hinaus Kap. 1, 8 Anm·, vgl. 2. Mos 23, 29 ff.] deine Grenze weitern wird, wie er dir geredet hat, und sprichst: Ich will Fleisch essen, weil deine Seele Fleisch zu essen gelüstet [du hast einen Fleisch- genuß des gewöhnlichen Lebens vor, der blos dem Bedürfnis; der leiblichen Nahrung dientJ; so iß Fleisch nach aller Lust deiner Seele san welchem Orte es dir beliebt, du bist mit solchem Genuß Nur Eine Stätte des Gottesdienstes für Israel. 567 hinfort nicht mehr, wie bisher an die Stätte des Heiligthums gebunden, selbst wenn diese nicht fern von deinem Wohnort gelegen wäre]. 21. Jst aber die Stätte ferne von dir, die der HERR, dein Gott, erwclhlet hat, daß er sei- nen Namen daselbst wohnen lassez so schlachte von deinen Rindern oder Schafen, die dir der HERR gegeben hat [dann erst recht magst du die Schlach- tung daheim vollziehen], wie ich dir [V.15] ge- boten habe [gerade um der von dem Heiligthum entfernt Wohnenden willen habe ich das Gebot in 3. Mose 17, 3 als nicht mehr ausflihrbar aufgehoben], und iß es in deinen Thoren, nach aller Lust deiner Seele. 22. Wie man ein Reh oder Hirsch isset [de- ren Fleisch auch bisher nicht als Opferfleisch ver- zehrt worden ist], magst du es essen; beide, der Reine und der Unreine, mögen’s zugleich seiner so gut wie der andere] essen. 23. Allein merke, daß du das Blut nicht essest [dies Verbot bleibt auch ferner und auch für die vom Heiligthum am entferntesten Wohnenden in voller Geltungjx denn das Blut ist die Seele, darum sollst du die Seele [das, was der eigentliche Träger des thierischen Lebens ist und worüber du deshalb keine Macht hast] nicht mit dem Fleisch essen. 24. Sondern sollst es auf die Erde gießen, wie Wasser [V. 16]. 25. Und sollst es darum nicht essen, daß dir’s wohl gehe und deinen Kindern nach dir Dafür]- daß du gethan hast, was recht ist vor dem HERRn [der das Recht über das seelische Leben sich allein vorbehalten hat 1. Mos. 9, 4 f.] 26. Aber wenn du etwas heiligen willst von dem Deinen, oder geloben [wenn du etwas von dem Deinen als heilige Gabe dem HErrn zu weihen hast oder in Folge eines Gelübdes ihm darbringen willst V. it, 11. 17]; so sollst du es ausladen, und bringen an den Ort, den der HERR erwahlet hat, 27. Und dein Brandopfer mit Fleisch und Blut thun auf den Altar des HERRn, deines Got- les [wenn deine Gabe ein Brandopfer ist, sie ganz ; und gar, mit Fleisch und Blut, zum Verbrennen auf dem Altar zurichten 3. Mos. 1, 5 f.]. Das Blut deines [Schlacht- oder Dank-J Opfers [da- gegenJ sollst du gießen auf den Altar des HERRn, deines Gottes [an die vier Seiten des Altars von dem Priester ausschwenken lassen 3. M. s, 2. 8. 13], und das Fleisch essen [zur Opfermahlzeit ver- wenden]. 28. Siehe zu und höre alle diese Worte, die ich dir gebiete, auf daß dir’s wohl gehe, und dei- nen Kindern nach dir ewiglich; [dafür] daß du gethan hast, was recht und gefcillig ist vor dem HERRn, deinem Gott [V. 25, vgl. Kap. S, 18]. 29. Wenn [also, um auf das, was ich zu Anfang dieses Kapitels V. 2 ff. sagte, zurückzu- kommen] der HERR, dein Gott, vor dirher die Heiden ausrottet, daß du hinkommest sie einzuneh- men, und sdu nun wirklichJ sie eingenommen hast, und in ihrem Lande wohnest; · 30. So hüte dich, daß du nicht in den Strick [in dasselbe Verderben Katz. 7, 16]· fallest ihnen nach, nachdem sie vertilget sind vor dir, und nicht fragest nacb ihren Göttern nnd sprechesn Wie diese Völker haben ihren Göttern gedienet, also will ich auch [in Beziehung auf den HErrn, meinen Gott] thun [in der nämlichen Weise ihn verehren]. 31. Du sollst nicht also an dem HERR, deinem Gott, thun [nicht die Art und Weise ihres Götzendienstes auf die Verehrung des HErrm deines Gottes, übertragen]; denn sie haben ihren Göttern gethan alles, was dem HERRn ein Grenel ist, und das er hasset; denn sie haben auch [sogar] ihre Söhne und Töchter mit Feuer ver- brannt ihren Göttern [3. Mose 18, 21 Anna] 32. Alles, was ich euch gebiete·, das sollt ihr halten sachtsam befolgen], daß ihr darnach thut. Jhr sollt nichts dazu thun, noch davon thun [Kap. 4, 2]. Das 13. Kapitel. xitrafe der fatschen Frei-heim, der Bei-führe: und Yerführtem IX· n.1—18. nein« de: Eine» statt» ok- Gotte-diensts- setzt dann Male ferner einen Bann durch dag ganze Land hin ein wider alle yet-führtest, die von dem Mit-in, dem Gotte Beweis, abfuhren und zu dem Zlientte anderer Götter verleiten wallen. zllaih diesem Bann sind denn nun zunächst solche Propheten und Traum« auszurotten aus dem Wolle, die ihre verfuhrerisclje Rede mit Zeichen und wundern beliräfiigen; denn die Zeichen nnd Wunder sind niiht von Gott, wenn das, wag sie be- glauliigen sollen, dem lilaren und gewissen Worte Gottes: widerspriihi. Ader auih die nächsten Angehörigen und liebsten Freunde sind mit dem Banne niiht ku verschonen, wenn von ihnen die xlerfiihrung ausgeht; und wo ein ganzer Grt im Lande, von etliihen seiner Mir- ger verführt, der Gdlzendienerei verfällt, da sollen alle Einwohner mit der Schärfe des Schwerte geschlagen und der Grt für immer in einen Steinhaufen verwandelt werden. l. Wenn ein Ptophet [einer, der für einen « Propheten sich ausgiebt] oder Tttlnmet [einer, der göttliche Offenbarungen durch Träume empfangen zu haben behauptet] unter euch wird aufstehen, nnd giebt dir ein Zeichen oder Wunder [giebt, « indem er es auf dich abgesehen hat, ein Zeichen und Merkmal an, womit er sich als einen rechten Propheten und Beauftragten Gottes ausweisen wolle]; 568 5. Mose 13, 2--17. 2. Und das Zeichen oder Wunder kommt, davon er dir gesagt hat Das, was er voraus ge- sagt, trifft in der That ein, obgleich er’s natür- licher Weise nicht vorauswissen konnte, oder das versprochene Wunderzeichen wird wirklich von ihm verrichtet], nnd spticht [die Sache, zu der er dich überreden will, läuft darauf hinaus]: Laßt uns andern Göttern folgen — kes fmd das aber Göt- ter], die ihr nicht kennet [Kap. 11, 281 ——, und ihnen dienen; Z. So sollst du nicht gehorchen den Worten solches Propheten oder Trcinmersz denn der HERR, euer Gott, [hat nicht jene Zeichen und Wunder durch den Propheten gethan und ihn damit als seinen Propheten beglaubigt, sondern er hat nur zugelassen, daß sie mit Hilfe der Mächte der Fin- sterniß geschehen konnten, und] versucht euch [durch solche Zulassungs daß er erfahre, ob ihr ihn von ganzem Herzen und von ganzer Seele lieb habt [1· Mos. 22, 12 Anm.]. it. sAus dem aber, was der Prophet oder Träumer von dir will V. 2, kannst du recht wohl merken, daß er trotz seiner Zeichen und Wunder dennoch ein salscher Prophet und bloßer Verführer sei, sintemal sein Wort dem klaren und hellen Wort Gottes schnurstracks zuwiderläufts Denn sdies Wort sagt euch, daß] ihrsollt dem HERR, eurem Gott, folgen, und ihn surchten, und seine Gebote halten, und seiner Stimme gehorchen, und ihm dienen, und ihm anhangen [und gegen ein so kla- res und helles anderweitiges Wort Gottes sind durchaus keine Propheten zuzulassen, auch wenn sie Zeichen und Wunder regnen ließen, nicht ein- mal ein Engel vom Himmel Gal. 1, 8]. Vgl. die Bemerkungen über das Wesen des alttesta- mentlichen Prophetenthums zu Kap. 18, 9 ff. Wie großes Gewicht auch sonst auf Zeichen und Wunder gelegt wird, so follen sie doch in Jsrael nicht für das Höchste und schlechthin Entscheidende gelten; vielmehr giebt es in Jsrael eine Gewißheit, die so viel sicherer und fester ist, als jede Beweisung des Wunders, daß sie sich derselben auf das Entschiedenste entgegenzufetzen ver- mag. Diese Gewißheit aber ist ,,das schon empfangene und mit Zeichen genugsam bestätigte Wort Gottes«; das soll Jsrael bewahren und halten, ohne etwas dazu oder davon zu thun (Kap. 12, 32). Treffend wird ge- rade die Liebe, und zwar die feste, treue Liebe, als das, was sich beweisen muß, hingestellt. »Der Verstand mag sich durch Zeichen und Wunder blenden, die Intelligenz oder Einsicht zum Schweigen bringen lassen: die Liebe zum HErrn läßt sich weder betrügen noch auch zum Schweigen bringen, ihr Zeugnis; geht still, aber mächtig fort und wirkt vom Herzen aus, wo sie ihren sicheren, gegen derlei Angriffe geborgenen Sitz hat, bestimmend «« durch den ganzen Menschen hin-« 5. Der Provhet aber oder der Traumer soll sterben [von der Gemeinde zum Tode verurtheilt werden], darum, daß er euch von dem HERR, eurem Gott, der euch ans Egyhteniand gesichtet I und dich von dem Diensthause erlöset hat, abzu- sallen gelehret, und dich aus dem Wege verfuhret hat, den der HERR, dein Gott, [dir] geboten hat, drinnen zu wandeln; [du mußt aber in so strenger Weise gegen ihn verfahren] auf daß du den Bösen [nach anderer Uebersetzung: das Böse, was dei- nen Charakter als einer heiligen Gottesgemeinde schändet] von dir thust [1. Cor. 5, 9. 13]. Wenn die römische Kirche aus unserm Kapitel das Recht der Ketzervertilgung ableitet, so hat sie den Unterschied des alten und neuen Testaments verkannt (Luk. 9, 54 f.) und nicht erwogen, daß die Kirche Christi nur das Schwert des Geistes führen und das Böse auf geistliche Weise aus ihrer Mitte aus-scheiden soll. Calvin macht es tbei Gelegenheit der Verurtheilung M. Served’s, s. Arm. zu Kap· 8, 7 ff.) zwar nicht der Kirche, wohl aber dem Staate, der der Kirche mit dem Schwert zu dienen habe, zur Pflicht, die Gotteslästerer u. s.w. aufzuheben, und Melan chthon stimmt ihm voll- kommen bei: Luther dagegen, der damals nicht mehr am Leben war, sagt in einer Predigt über das Evang am 5. Sonnt. nach Epiphaniassu »Vannen und aus- schließen soll die Kirche die Sünder, auf daß sie zur Erkenntniß ihrer Sünde kommen und sich bessern, und Andere dadurch an ihr Exempel sich stoßen und vor Sünden hüten; aber eine solche Meinung soll es nicht haben, daß die Kirche die Bösen mit dem Schwert hin- richten sollte. Mit Gottes Wort soll man hier allein handeln, denn es geht also zu in diesen Sachen, daß, wer heute irrt, morgen zuerst kommen kann: wer weiß, wann das Wort Gottes sein Herz rühren wird? Wo er aber verbrannt und sonst erwürget wird, so wird damit gewehrt, daß er nicht zurecht kommen kann; er wird dem Worte Gottes entrückt, daß er verloren sein muß, da er vielleicht sonst hätte selig werden mögen-« Vgl. zu I. Kön 18, 40. s. lWie aber von äußerlich wohl beglaubigten Propheten, sollst du auch von deinen nächsten An- gehörigen und liebsten Freunden dich nicht ver- führen lassen, sondern diese ebensowenig wie jene mit der gebührenden Strafe für ihre Verführung verschonen.] Wenn dich [also] dein Bruder, deiner Mutter Sohn [mit dem du unter Einem Mutter- herzen gelegen], oder dein Sohn, oder deine Tochter, oder das Weib in deinen Armen kdas an deiner Brust ruhet Micha 7, 5; 2 Sam. 12, 3],«« oder dein Freund, der dir ist wie dein Herz [lieb ist wie das eigene Leben 1·Sam. 18, I. 3], über- reden würde heimlich nnd sagen: Laß ans gehen und andern Göttern dienen, — IGötternJ die du nicht kennest, noch deine Pater [V. 2], · l 7. Die unter den Volkern um each her sind I sbei andern Völkern in Geltung stehen], sie seien dir nahe oder ferne, von einem Ende der Erde bis i an das andere swas für welche es immer auch sein mögen von all den Göttern auf dem weiten Erdkreise]; 8. So bewillige nicht, und gehorche ihm nicht. Auch soll dein Auge swomit du bisher in Liebe auf ihn geblickt hast] seiner nicht schonen, und sollst dich seiner nicht erbarmen, noch ihn verbergen» Vernichtungsbann wider alle Verführey die zu dem Dienst andrer Götter verleiten. 569 [von falschem Mitleid dich nicht bewegen lassen, seine Sünde zu verheimlichen, daß du ihn nicht bei der verordneten Obrigkeit zur Anzeige bringen wolltest]; 9. Sondern sollst ihn erwürgen [den Rich- tern zur Strafe des Todes überantworten]. Deine Hand soll die erste über ihm sein, daß man ihn todte [den ersten Stein auf ihn werfen, wenn er nun zum Tode abgeführt wirdjx und darnach die Hand des ganzen Volks. 10. Man soll ihn [gleichwie einen Gotteslä- sterer Z. Mos. 24, 10 ff. und Götzendiener 5. Tllios 17, 2 ff] zu Tode steinigen, denn er hat dich wollen verfuhren von dem HERRm deinem Gott, der» dich aus Egyptenland von dem Diensthause gefnhret hat; » · 11. Auf daß ganz Israel hore, nnd furchte sich, und nicht mehr solch Uebel vornehme unter euchuiisi s) Vater, Mutter und Ehemann werden übergan- gen, weil Mose von diesen, die die Gottesfurcht bei den Ihrigen zu erhalten haben (Kap. S, 7 ff.), auch nicht einmal die Möglichkeit annehmen will, daß sie das gerade Gegentheil von dem thun werden, wozu sie verpflichtet sind (vgl. Anm. zu Z. Mos. 21, 15); er müßte auch et- was zu Unnatürliches annehmen, wobei auf Seiten der Angehörigen nicht blos die Liebe mit der Pietät, sondern die Pietät mit ihr selber in Konflikt gerathen würde. — ») Wenn irgend ein Gesetz, so weiß das mosaische die Bande des Bluts und die Gefühle, die in denselben innr- zeln, zu achten; es will sie selbst in Beziehung auf Mon- biter und Ammoniter trotz ihres götzendienerischen Ver- derbens heilig gehalten wissen, und heiligt sie ganz be- sonders durch das Verbot der Heirathen in naher Ver: wandtschash Das Natürliche, wenn es das von Gott Geordnete ist, hat überall in der heil. Schrift seinen ho- hen Werth; Unnatur dagegen und Unempfindlichkeit wird nirgends gelehrt. Jnniges Mitgefühl, aber dennoch Gott über alles — das ist's, was Mose hier will; erst so kommt der Gott wahrhaft wohlgefällige Gehorsam s zu Stande. Unser Gebot entspricht vollkommen dem neutestamentlichen (Matth. 10, 37 f.): »Wer Vater oder Mutter mehr liebt denn mich, der ist meiner nicht werth; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt, denn mich, der « ist meiner nicht werth.« Aber auch das dort Folgende hat hier seine Anwendung nach seinem ganzen Umfange: » »Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt, und folget « mir nach, der ist meiner nicht werth.« das Mitleid an sich, ist es selbstverständlich verboten, -’ ehe man Gewalt anwendet, zuvor alle Niittel der Bekeh- rung zu versuchen. Mit gutem Beispiel in der Erfül- lung des hier Gebotenen waren übrigens die Leviten (2« Mos. 32, 25 ff.) vorangegangen; und noch im Ge- ’ silde Moab zeichnet sich Pinehas durch seinen Eifer für den HErrn aus (4. Mos. 25, 6sf.). —- MI Jndem das alte Testament überall die ersten und hauptsächlichsten sittlichen Beweggründe in den Vordergrund stellt, die : Liebe von ganzem Herzen oder auch jene Furcht, die mit der Liebe auf gleichem Grund und Boden steht, darf es auch andere Beweggründe mit heranziehen, die in Verbindung mit jenen das Bedenkliche verlieren, was sie für sich allein haben würden, wie die Aussicht auf Lohn, so auch die Furcht vor der Strafe Es darf es und muß es; so wenig die Aussicht auf Lohn kann auch die Furcht vor Strafe da fehlen, wo ein lebendiger Gottes- glaube ist, das Eine wie das Andere drängt sich ganz von selber auf. Daß die Strafe aber zunächst einen ganz andern Grund hat, nämlich die Beleidigung der Majestät des HErrn, daß sich die Absicht, Andere dadurch vom Verbrechen abzuschreckery nur nebenbei mit an- fchlieszt, versteht sich nach dem ganzen Zusammenhang von selbst. (Schultz.) 12. sEbensowenig wie in den vorigen beiden Fällen V. 1 ff. u. V. 6 ff. sollst du aber auch da schonen, wo die Sünde des Abfalls von Gott weit um sich gegriffen, und sonach die Strafe dafür eine erschreckliche Ausdehnung gewinnen muß] Wenn [daher] du hörest von irgend einer Stadt, die dir der HERR, dein Gott, gegeben hat, drinnen zu wohnen, daß man sagt: 13. Es sind sdaselbstj etliche Kinder Beltalsp [d. i. der Nichtswürdigkeih Bosheit, also: etliche grundverderbte oder heillos verdorbene Männer] ausgegangen unter dir [aus deiner eigenen Volks- gemeinschaft aufgestanden], nnd haben die Bürger ihrer Stadt sihre Piitbürger in selbiger Stadt] verführt und gesagt: Laßt uns gehen und andern Göttern dienen, «—- sGötternj die ihr nicht kennetz 14. So sollst du [die Gemeinde, sobald du von der Sache hörst, durch deine OberenJ fleißig suchen, forschen nnd fragen [ob sich’s wirklich also verhält] Und so sich findet die Wahrheit, daß gewiß also ist swie das Gerücht besagt], daß der Greuel [in der That] unter ench geschehen istzspt 15. So sollst du die Bürger derselben Stadt schlagen mit des Schwerts Schärfe [1. Mos. 34- 26], und sie verbnnnen is. Mos. 27, 29 Arm] mit allem, das drinnen ist, und ihr Vieh [eben- fallsj mit der Schärfe des Schwerts kschonungslos niederhauens 16. Und allen ihren Raub [alIes, Was in ihr als Beute zu finden ist, alle ihre Habe an Sachenj sollst du sammeln mitten auf die Gassen sauf den Markt] und mit Feuer verbrennen, beide, Stadt und allen ihren Raub mit einander, [zum Dienst] dem HERRm deinem Gott, daß sie auf » · Einem Haufen liege ewiglich sein ewiger Schutt- So wenig wte « hausen bleibe], und nimmer swieder auf-] gebanet werde sdamit so auch die späteste Nachwelt noch sich mittelbar an der Verbannung betheilige und ihren Abscheu vor dem Greuel bezeuge] 17. Und laß nichts von dem Bann an deiner Hand bringen«« [indem du es für dich behältst], auf daß der HERR von dem Grimm seines Zorns abgewendet werde sdie Sünde der einen Stadt nicht an dem ganzen Volk strafen müsse, sondern mit der Vernichtung derselben es könne genug sein lassen] und gebe dir Barmherzigkeit, und ; erbarme sich deiner, und mehre dich sersetze dir E die Verminderung, die du durch Ausrottung der I l) Bewohner dir zugezogen, mit desto größerer Ver- 570 Z. Mose 13, 18. 14, 1——14. mehrungL wie et deinen Vätern gesehworen hat sdaß er dich mehren wolle fast sehr 1. Mos. 17, 2]; 18. Darum, daß du der Stimme des HERRm deines Gottes, gehorchet hast, zu halten alle seine Gebote, die ich dir heute smit den vorstehenden Anordnungen] gebiete, daß du thust, was recht ist vor den Augen des HERRm deines Gottes. «) Ueber die Ableitung des Wortes Belial sind die Ansichten der Ausleger getheilt, indem die einen es mit einer Wurzel Jst-at (nütze sein, Werth haben), andere mit dem Zeitwort alnh (aufsteigen, aufkommen) in Ver- bindung bringen; das vorgesetzte beli ist Verneinung (:: nicht). Nach der ersteren Ansicht bedeutet das Wort Nichtsnutzigkeit im sittlichen Sinne oder Nichts- würdigkeit, und würde nicht blos die Siindigkeit im Allgemeinen bezeichnen, sondern den entschiedenen Gegen- satz gegen den HErrn und sein Reich, oder, von Personen (wie 2. Sam. 23, s; Reh. 2, 1) gebrancht, Menschen, die wegen solchen Gegensatzes dem unansweichbaren Verderben geweiht sind, daher es auch geradezu soviel ist als ,,gewisses Verderben« (vgl. Pf. 18, 5). Nach der andern Ansicht bedeutet es zunächst das N ichtauf- kommen; darunter wäre denn sowohl grundtiefe sittliche Verderbnis, als heilloses, abgründliches Verderben zu verstehen. Für welche von beiden Ableitungen man aber auch sich entscheiden möge, das Wort zielt doch zuletzt immer auf den, der der Inbegriff aller Bosheit und Feindschaft wider Gott und dem ewigen Verderben ret- tungslos anheimgegeben ist, auf den Teufel; daher spä- ter, als die Lehre vom Satan eine bestimmtere Gestalt gewonnen hatte und es eigener Namen für ihn bedurfte, das Wort zu einem Namen des Teufels, als des Bösen schlechthim geworden ist (vgl. 2. Cor. 6, 15). Luther hat es theilweis uuübersetzt gelassen, wie hier und ander- wärts (Kap. 15, I; Z. Sam 22, 55 23, s; 2. Chr. 13, 75 Ps- 8, 5), theilweis aber auch den bloßen Sinn des- selben wiedergegeben (Richt. 19, 225 20, 13; I. Kön. 21, 10: böse Buben; I. Sam. 25, 25: heilloser Mann) je nachdem er mehr den letzten Hintergrund menschlicher Bosheit und menschlichen Verderbens wollte hervortreten lassen oder nicht, wobei er sich an die Vulgata ange- schlossen. — sit) Die Häufung der gleichbedeutenden Worte dient zur Einschärfung einer genauen Sorgfalt bei der Untersuchung; so sorgfältig soll man aber sein, um dann desto strenger gegen die wirklich Schuldigen einschreiten zu können. —- ’«««) Der Bann, der hier vorgeschrieben wird, ist noch strenger, als der hernach an den Cananitern für gewöhnlich vollzogene (Kap. 20, 16 ff.; Jos. 8, 2. 26 f.; 10, 28 ff.; 11 , 14), ja sogar strenger als der, welchen Jericho und Amalek (Jos. 6, 17 ss.; 1. Sam. 15, Z) erfuhren, da von diesen die er: beuteten Metalle und Geräthschaften nicht verbrannt, sondern an das Heiligthum abgeliefert werden mußten. Allein so gebührte es sich auch: wird Jsrael innerlich den Cananitern gleich, so verdient es nicht nur, ihm auch äußerlich gleich zu werden, sondern noch härtere Strafe zu erhalten; denn wer den Willen Gottes weiß und doch nicht thut, ist doppelter Streiche Werth. Doch ist her- nach Jsraels Geschichte immerdar gegen den hier nieder: gelegten Begriff von der Heiligkeit des HErrn zurück: geblieben; es findet sich in ihr keine Vollstreckung unseres Gesetzes, und auch das Verfahren gegen die Benjamini- ten und die Bewohner von Jabes tRichL 20 u. 21) reicht an dessen Strenge nicht hinan. Aus dem neuen Testa- ment sind hier folgende Stellen zu vergleichen: Apostg 20, 303 I. Joh. Z, 18 ff.; 4, 1 ff.; Offenb. 2,2. c. 20 ff. Das 14. Kapitel. Trauer» zueig- und sehnt-Ordnung. X· U. 1—29. Gleichwie aber Israel keinen Giitzendienst in feiner Mitte soll aufkommen lassen, so solt es auch in seinem ganzen Ula ndel in keinerlei Weise den Thei- den sich gleichlteltem denn es ist ein heiligeg dlolli dem »Nun, seinem Gott. Daher darf eg seinen Leib weder durch leidenschaftliche Augbriiihe des Immer- zeg iiber Lller starb eneuerunstaltem noch durch den Ge- nus; unreiner Speisen oder eines Jiaseg entmeihen; vielmehr hat es als; ein heiligen itlolti in der Sirt und weise, wie es den Ertrag seines ztlieheg und seines Ali- lierg verwendet, lich darkuflelten und deshalb dnrsh die Einrichtung der jährlichen Zehntmohlkeiten beim Yeiligthum zu der rechten Art und Weise des Gebrauchs lich erziehen und heranbilden zu lassen. 1. Jhr seid Kinder des HERRQ eures Gottes [von ihm an Kindes Statt angenommen, während er die übrigen Völker ihre eigenen Wege gehen läßt; Mal. 2, 1O Anm.]; ihr sollt Denn, eurer erhabenen Würde gemäß, nicht thun wie Andere, die zum Ausdruck wilden, leidenscbaftlichen Schmerzes über den Tod der Ihrigen sich wider- natürlich entstellen, sollt also] euch nicht Male stechen san eurem Leib], noch kablscheeren aber den Augen [eine Glatze am Vorderhaupt anbrcngen] aber einem Todten [3. M. 19, 27 f.; 21, 5]. 2. Denn du bist ein heilig Volk dem HEVRQ deinem Gott, und der hat dich eiioahleh das; du sein Eigenthum seiest, aus alleu Vollern, die auf Erden sind. Seine Betrübniß über öffentliches oder Privatunglüch insbesondere über den Tod eines geliebten Verwandten oder Freundes, bezeugt der Morgenländer überhaupt duxch weit heftigere Geberdem als der Europäey ob- schon nach Verhältnis; des Betrauerten und des mehr oder minder leidenschaftlichen Charakters des Trauernden selbst natürlich eine gewisse Abstufung stattfinden Bei dem heftigen Ausdruck) des Schmerzes, bei der augenblicklichen Ueberwallung eines tieferen Trauergefühls rang man die Hände über dem Kopf, oder schlug damit an die Brust oder Hüfte (2. Sam. 13, II; Nehem. Z, 83 Luk. 18, 135 Jerem 31 19)- zerraufte Bart und Haupthaar, streute Asche auf den Kopf oder wälzte sich in Staub und Asche herum (Esra 9, 35 Hiob 1, TO; Z. Sam. I, L; 13, 193 Hiob Z, 12; »He-set. 27, 30). zerriß vorn an der Brust bis an den Gürtel das Kleid, zerfleischte auch wohl GesichtundKörpert1.Mos.37,29;44,13;Jer. 4l,5 u. s. w.). Bei andauernder und observanzmäßiger Trauer über Todte pflegte man zu fasten, legte Trauerkleider an, verhiillte das Unterkinn oder Haupt, vernachläßigte das Waschen und Salben, das Reinigen der Kleider, entäußerte sich alles Schmucks und legte selbst die Schuhe ab (Jon. 3, 5 ff.; 1. Mos. 37, 34; Hesek 24, 17. 22 f ; 2. Sam. 15, 305 14, Z; 19, 243 Judith 10, 2 ff-); dahin gehört auch, daß man Haupt: und Barthaare, diese Zierde des Morgenländers, abschor (Jes.15, Z; Jerem. 7, 29; Hesek. 27, 31). Von diesen Trauergebräuchen nun wird das Zerfleischen des Körpers und das Scheeren einer Glatze wohl hauptsächlich darum verboten, weil die Heiden ge- rade hiermit ihren Göttern ein Opfer zu bringen und sich ihnen wohlgefällig zu machen vermeinten; Israel Verbotene Trauergebräuche und verbotene Speisen. 571 soll wissen, daß solche widernatürliche Entstellung seinem Gotte so wenig gefällt, das; er im Gegentheil großes Mißfallen daran hat. Gleichwohl scheint die Sitte, trotz des Verbotes, sich erhalten zu haben, da die Propheten so häufig darauf Bezug nehmen, vgl. z. V. Jerem. IS, S; Sach· 13, S. 3. Du sollst saber zur Wahrung deiner Würde als eines dem HErrn, deinem Gott, geheiligten Volkes auch andrerseits kein Gelüst haben zu dem, was ihm geradezu mißfällt, und] keinen Greuel setwas von dem, das euch eine Scheu sein soll Z. Mos. Kuh. 11] essen. 4. Das ist aber sum es noch einmal zu wiederholen und näher zu spezialis1ren] das Thier, das Ihr essen sollt: [Von den beliebtesten Haus- thieren:] Ochsen [Rinders, Schafe, Ziegen, 5. [Von dem Wild :] Hirsch [Edelhirsch], Rehe [G·azelle],« Buffel,2 Steinbocks Tendlen4 [Dammhirsch], Ur- [Auer-] ochss Und Elend [Elen- thier],0 » b. Und [überhciupt] alles Thier, das seine Klauen spaltet nnd wiederkam, sollt ldürftj ihr essen. I) Hierunter ist, da das eigentliche Reh in Palästina wohl gar nicht vorkommt, die unter vielen andern Arten des Antilopengeschlechts in Syrien, Palästina und Ara- bien am meisten vorkommende Dorkas-Antilope zu ver- stehen; sie ist von der Größe eines Rehes, hat braun- rothen Rücken und weißen Leib, schwarze, 16 Zoll lange Hörner, schöne dunkle Augen (Hohel. 2, 7. 17; 8, 14) und ein besonders schmackhaftes Fleisch, das unter allem Wildpret für das beste gilt. —— T) Das Wort Jachmuk im Grundtext hat Luther in l. Kön. 4, 23 (in der hehr. Bibel 1. Kön. b, Si, wo das Thier ebenfalls nächst Hirsch und Gazelle angeführt wird, mit ,,Gemse« über- seht. Die arabischen Naturkundigen beschreiben den Jach- mur als flüchtiges, dem wilden Ochsen ähnliches Thier von röthlicher Farbe und mit sägeartigen Hörnern, die es alljährlich abwirft. Luther hat also ganz Recht, wenn er ihn im Deutschen bald mit Rüssel, bald mit Gemse wiedergiebt, er ist eben ein Mittelding zwischen beiden (Geßner: Hirschochse = Boselaphns). — Z) Der Stein- bock, ein auf den höchsten Felsen, ini kalten wie im warmen Himmelsstrich lebendes Säugethieu das große mond- förmige, schräg nach hinten zu gekrümmte und mit knorri- gen Querringen versehene Hörner, einen kurzen Kopf, kleine, aber schöne Augen, großen Bart, langes braunes oder graues Haar, kleinen, unten kahlen, oben und an der Spitze schwarzen Schwanz hat und sich durch die größte Behendigkeit seines Körpers auszeichnet, kommt in Palästina sehr häufig vor. Die Septuaginta und Vulgata dagegen deuten das im Hebräischen dafür ge- braucht« WDTt Akko von dem Vockhiksctz de» Plinius (VI1I, 502 für ein fabelhaftes Thier hält, Ehreiiberg jedoch neuerdings in Nubien aufgefunden hat. — «) Dies sehr seltene deutsche Wort hängt mit dem lateinischen dsma (Dammhirsch) zusammen; neben der althochdeutschen Form tsmo und iåm erscheinen schon frühzeitig Dimi- nutiv- oder Verkleinerungsformen wie tamily clamalh Und dann dän1ein, däunleitx danach dendah Luther ver- wendet aber überhaupt die Tenuis t gern für die Media d (Tinte, Tocht u. f. w.), sowie auch umgekehrt (so z. B. schreibt er Drabant für Trabantl Aeltere Bibel- übersetzungen verdeuischen das hehr. Dischon meist mit ,,Einhorn«; so auch Luther selbst in der Ausgabe von 1524 und 28, weil im Chaldäischen und Syrischen dafür Rima = Reem steht, und letzteres wird von ihm über- all mit Einhorn übersetzt (Kap. 33, 17 Anm.).—«·«) Auch hier ist wahrscheinlich nicht der wilde Ochse, der in Egyp- ten und Arabien noch vorkommt, gemeint, sondern der Oryx, eine hirschgroße Antilopenart; überhaupt ist die Gazelle oder Antilope eine zwischen dem Hirsch: und Zie- gengeschlecht mitten inne stehende Thiergattung, von wel- cher es sehr verschiedene Arten giebt, eine Auszeichnung des Morgenlandes (nach Gestalt, Farbe und Größe hat sie viel Aehnlichkeit mit dem Reh, daher auch Luther meist «Reh« dafür setzt, vgl. Anm. zu Apostelg 9, 36., nach ihren Hörnern dagegen mehr mit den Ziegen). — «) Das Wort ,,Glen« hängt mit dem althochdeutfchen allen, eljan = ,,rüstig« zusammen (das d am Schluß steht wie auch in andern Wörtern gern nach dem n, —- so vor- hin Tendlen für Tenlen, Sindfluth für Sinfluth Gemeind e für G em ein e), und ist Luthers Uebersetzung insofern eine glückliche, als auch das hebt. Wort same-r auf ein schnellfüßiges, hüpfendes Thier hinweist; indessen kann das Glenthier selber (eine Hirschart von der Größe eines Pfades, mit großen plattgedrückten und kurz aus- gezackten Hörnern, grauer Farbe, das in seiner Lebens- weise viel Aehnliches mit dem Rennthier hat) nicht wohl gemeint sein, da dies unter dem vorderasiatischen Him- melsstrich nicht vorkommt, sondern es ist ebenfalls eine Gazellenart darunter zu verstehen, wenngleich sich nicht näher angeben läßt, welche. 7. Das sollt ihr aber nicht essen, das wieder- kcinet, und die Klauen nicht spaltet [genauer: s ei’s von denen, die wiederkäuem sei’s von denen, die gespaltene Klauen haben, die also nur das eine von den beiden Merkmalen an sich tragen, während das andere ihnen fehlt]. Das Kameel, der Hase und Kaninchen [Klipp- dachs], die da wiederkam, nnd doch die Klauen nicht spalten, sollen euch unrein sein [vgl. Z. Mos 11, 4 ff.]. · « 8. Das Schwein, ob es wohl die Klauen spaltet, so wiederkauet es doch nccht, [es] soll [also] euch unrein sein. Jhres [aller der hier genannten Thiere] Fleisches sollt ihr nicht essen, und ihr Aas , [ebenso aber auch das Aas der reinen Thiere] sollt ihr nicht anrühren [3. Mos 11, 7 f. 39]. 9. Das ist, das ihr essen sollt von allem, das in Wassern ist: Alles was Floßsedern nnd Schuppen hat, sollt Dürft] ihr essen. 10. Was aber keine Floßfedern noch Schnp- pen hat, sollt ihr nicht essen; denn es ist euch 2 unrein [3. Mos. 11, 9 ff.]. 11. Alle reinen Vögel esset ssind euch zu essen erlaubt]. 12. Das sind sie aber, die ihr [nach 3. Mos 11, 13—19] nicht essen sollt: Der Adler sgewöhw liche Landadler], der Habicht [Bart- oder Lämmer- « geier], der Fischaat [Seeadler], 13. Der Tanchet [FaIke], der Weihe [Gabel- geier], der [eigentliche] Geier mit seiner [drei- fachen] Art, 14. Und alle Raben mit ihrer Art sals Krähen, Dohlen, Elstern], 572 "5. Mose 14, 15—29. 15, 1-—2. 15. Der Strauß, die Nachtenle, der Kukuk, der Sperber mit seiner Art, 16. Das Kciuzleim der Uhu, die Fledermaus [vgl. Anm. zu V. 18], 17. Die Rohrdommel [der Pelikan Pf. 102, 7], der Storch, der Schwan, ·18. Der Reiger, der Heher sein schnepfew arttger Sumpsvogelj mit seiner Art, der Wiede- hopf, die Schwalbes [Fledermaus], «) Das hehr. Wort, das hier und in 3. Mos. 11, 19 im Grundtext steht wie-Aleph) hat Luther selbst in Jes. 2, 20 mit »«Fledermaus« übersetzt; in diesem Sinne ist es auch hier zu nehmen· Dagegen ist in V. 16 unter dem zu dritt genannten Thiere ebenfalls eine Eulenart zu verstehen. 19. Und alles Gebdgeh das krencht svon den übrigen Flügelthieren alles, was auf vier Füße« am Boden hinkriechts soll euch unrein sein, und sollt es nicht essen swas dagegen oberhalb der Füße noch zwei Springfüße hat und damit auf Erden hüpfet, ist euch erlaubt Z. Mos. 11, 20 ff.]. 20. Das reine Gevögel [also, wie V. 11 gesagt] sollt ihr essen. 21. Ihr sollt saber von nun ab] kein Aas saueh von den an sich reinen Thieren keins, das gefallen oder verendet ist] essen [vgl. Annn zu Z. Mos. 11, 40 Absatz 1, u. Z. Mos. 17, 16 Artus-J; dem Fremdling in deinem Thor magst du es geben, daß er’s esse, oder verkaufe es einem Fremden« [der durch dein Land hindurchreist und mit deiner Volksgemeinschaft in keinerlei Weise zusammenhängt]; denn du bist ein heilig Volk dem HERRQ deinem Gott [und zur Darstellung solcher Heiligkeit an Vorschriften gebunden, denen die Angehörigen anderer Völker nicht unterworfen sind] Du sollst das Böeklein nicht kochen, weil es noch seine Mutter sauget [wörtlich: in der Milch seiner Mutter 2. Mos. 23, 19 Anm.]. ’«·) Jn 2. Mos. 22, 31 wird geboten, das Fleisch der auf dem Felde zerrissenen (oder auch nattlrlich verendeten) Thiere vor die Hunde zu werfen; da es nun hier heißt, man solle es den Fremden geben oder verkaufen, so hat sich daraus mit die jüdischqiartikularistische Gleichstellung der Fremden mit den Hunden entwickelt, die dann die Muhamedaner sich angeeignet und aus die Christen an- gewendet haben. 22. Du sollst [indessen nicht blos negativ, durch Enthaltung von allem Unreinen V. 3 — 21, sondern auch positiv deine Nahrung heiligen und als ein heilig Volk dem HErrn, deinem Gott, dich darstellen; für diesen Zweck sollst du] alle Jahr den Zehnten absondern alles Einkommens deiner Saat, das ans deinem Acker kommt [nach- dem du zuvor schon die Erstlinge davon dargebracht Kap. 26. 2 ff. und den Levitenzehnt 3. Mos. 27, 30 f.; 4. Mos. 18, 21 ff. abgesondert hast]; 23. Und sollst es swas du so als zweiten Zehnt zu einer Zehntmahlzeit fiir dich und deine Hausgenossen absonderst] essen vor dem HERRm deinem Gott, an dem Ort, den er erwcihlet, daß sein Name daselbst wohne [Kap. 12, 4 ff.]; näm- lich vom Zehnten deines Getreides, deines Mosts, " deines Oels [sollst du daselbst eine Mahlzeit an- stellen], nnd svon einem Theil des FleischesJ der Erstgeburt deiner Rinder und deiner Schafe iso- viel dir der Priester, dem dies Fleisch zufällt 4. Mos. 18, 17 f., dazu überläßt]; ans daß dn lernest fürchten den HERR, deinen Gott, dein Lebenlang » Dergleichen Zehntmahlzeitem die tch im Anschluß an die schon bestehende Volkssitte hiermit verordne, sollen dir Gelegenheit geben, in heiliger Ehrfurcht der Gemeinschaft mit dem HErrn, deinem Gott, dich zu freuen und also in der Gottseligkeit dich zu üben. 24.. Wenn aber des Weges dir zu viel ist, daß du solches [was du zur Zehntmahlzeit von allem Einkommen deiner Saat abgesondert hast] nicht hintragen kannst [bis zum Heiligthums da- rum, daß der Ort dir zu ferne ist, den der HERR, dein Gott, erwählet hat, daß er seinen Namen daselbst wohnen lasse — denn der HERR, dein Gott, hat dich gesegnet fes steht dir ja nach der gött- lichen Segensverheißung ein reicher Bodenertrag in Aussicht, so daß es für diejenigen, die entfernt vom Ort des Heiligthums wohnen, geradezu zur Unmöglichkeit wird, den Zehnten bis dahin zu lchaffevlz 25. So gieb’s um Geld [verkaufe den gan- zen Zehnten für Geld], und sasse das Geld in deine Hand, und gehe an den Ort, den der HERR, dein Gott, erwählet hat; 26. Und gieb das Geld um alles, was deine Seele gelüsten es sei um Rinder, Schafe, Wein, starken Trank [3. Mos. 10, 11 Anm.], oder um alles, das deine Seele wünschet [kaufe für das Geld am Ort des Heiligthums selber, was du zur Zehntmahlzeit an Schlachtvieh, an natürlichem oder künstlichem Wein, sowie an Backwerk zu brauchen denkst]; und iß daselbst vor dem HERRm deinem Gott, und sei fröhlich, du und dein Hans, 27. Und der Levit, der in deinem Thor ist; du sollst ihn nicht verlassen, denn er hat kein· Theil noch Erbe mit dir [kann also von dem ei- genen Bodenertrag keine Zehntmahlzeit veran- stalten, wie du, sondern ist ganz auf deine mit- theilende Liebe angewiesen Kap. 12, 12. 18 f.]. 28. Ueber drei Jahr salso in jedem dritten und sechsten Jahr während des Zeitraums von einem Sabbathjahr bis zum andern 3. M. 25, 1 ff.] sollst du [zwar auch, wie in den beiden voran- gehenden Jahren, dem ersten und zweiten, dern vierten und fünften] anssondern alle Zehnten deines : Einkommens desselben Jahrs [aber sie nicht in I natura oder durch Verkauf um Geld zu einer Jährliche Zehntmahlzeiten am Ort des Heiligthums 573 Zehntmahlzeit beim Heiligthum für dich und die Deinen verwenden, sondern diese beiden Jahre ohne Zehnten oder dessen Geldertrag beim Heiligthum dich einfinden Katz. 26, 12 ff.], und sollst es swas du daheim ausgesondert] lassen in deinem Thal; 29. So soll kommen der Levit, der kein Theil noch Erbe mit dir hat, und der Fremdling, und der Waise, und die Wittwe, die in deinem Thot sind, und essen [daheim an deinem Wohnort eine Zehntmahlzeit mit einander halten von dem, was du ihnen zurückgelassen], und sich saftigen, auf daß dich der HERR, »dem Gott, sauch ferner] segne in allen Werken deiner Hand, die du thust [wie er bisher dich gesegnet]. Hiermit liegt nun die für Jsrael im Lande seines Erbtheils bestimmte Zehntordnung uns vollständig vor; wir lassen darum in ihrem ganzen Zusammenhange sie noch einmal an uns vortibergehen und vergegenwäw tigen uns ihr Wesen und ihre Bedeutung, zumal wir früher nur das, was auf die Priester und Leviten Be- ziehung hatte, daraus hervorheben konnten. — Schon die Heiligung der Erstgeburt (2. Mos. 13, L· 11 ff; 3. M. 27, 26 f.; 4. M. Z, 5——13; 8, 16—19; 18, 15——18), sammt der Darbringung der Erstlingsfrüchte (2- Mos. 23, 193 4. M. 18, 12 f.), hatte den Zweck, ganz Js- rael als ein von dem HErrn zu seinem Eigenthum erwor- benes Volk und alle dessen Erzeugnisse im Hause und auf dem Felde als eine Gabe von oben darzustelIen, die man dem Geber wiederzugeben und nach seinem Willen zu verwenden verpflichtet sei; nach Gottes Willen aber werden seine Gaben verwendet, wenn man sie gebraucht zur Förderung seines Reichs und des wahren Gottes- dienstes, zum eigenen ordnungsmäßigen Genuß vor sei- nen Augen und in dankbarer Freude, sowie zur willigen Unterstützung des derselben bedürftigen Nächsten. Dies nun ist es, was durch die Zehntordnung zum Theil gleich thatsächlich ausgeführt, zum Theil aber dem Bewußtsein des Volks tief eingedrückt wird. Gerade der Zehnte des gesammten Ertrags in Haus und Feld wird zur Aussonderung von dem übrigen verordnet, weil ja die Zehn als die alle Grundzahlen in sich schließende Zahl die Vollständigkeit und den gesammten Umfang des Ganzen am besten versinnbildet Ein erster Zehnt geht voraus zur Verwendung für die Beförderung des Reiches Gottes und des wahren Gottesdienstesx das ist der Le- vitenzehnt (3. Mos. 27, 30 f.; 4. M. 18, 21 ff. ); von dem, was nach Aussonderung desselben bleibt, wird ein zweiter ausgesonderh über den früher noch nichts ge- sagt worden ist, der aber nunmehr, wo Israel in Be- griff steht, in sein Land einzuziehen, zur Erörterung kommt. Am Schluß des 1. u. L. Wirthschasts-Jahres nach jedem Sabbathjahr ist derselbe zu einem Mahl für die eigenen Hausgenossen, und zwar am Ort des Hei- ligthums, zu verbrauchen: man soll da der Gaben seines Gottes froh werden, sie für den eigenen Bedarf in Form einer Dankopfer-Mahlzeit genießen und vom Hei- ligthum das Bewußtsein mit hinwegnehmen, daß auch der Vorrath daheim in gleicher Weise und für gleichen Zweck zu verwenden ist, nänilich für die Bedürfnisse des Hauses, aber allezeit als vor Gottes Augen und in sei- ner Gemeinschaft Am Schluß des Z. Wirthschaftsjahres aber entsagt der fromme Jsraelit für sich und die Seinen der eigenen Verwendung dieses zweiten Zehnten und stellt ihn ganz und ungetheilt in den Dienst aller Klas- sen von Nothleidenden und Vedrängtem bezeugt also mit der That und Wahrheit, daß er seinen Nächsten liebe als sich selbst und mit den Händen Gutes schaffe, auf daß er habe zu geben dem Dürftigen Derselbe Wechsel kehrt bis zum nächsten Sabbathjahr noch einmal wieder, dann aber kommt das Sabbath- oder Erlaßjahr selbst, da das Land seine große Feier feiert dem HErrn, Be- sitzer und Nichtbesitzer im gleichen Maße mit seinem frei- willigen Ertrage nährt und ihnen allen Zeit läßt, aus- schließlich für die Angelegenheiten ihrer Seele zu sorgen. Man hat wohl auch von einem dritten Zehnt geredet: es ist aber darunter kein anderer als der zweite, nach seiner Verwendung im je dritten und sechsten oder dem Zehnt-Jahr (Kap. 26, 12 vgl. Tod. I, 7), zu verstehen, so das; der andere Name ,,Armen-Zehnt« zutrefsender erscheint. Indessen ist es wohl möglich, daß man zwar den zweiten Zehnt auch im Zehntjahr zu einer Mahl- zeit beim Heiligthum verwendete, gleichwohl aber einen Zehnten zu Hause für die Armen zurückließ; wenigstens würde eine solche Sitte, wenn sie wirklich sich gebildet haben sollte, den Absichten des göttlichen Gesetzes nicht zuwider gewesen sein. Das 15. Kapitel. Von: Erkaszjahy verliauften xinechten und Erftgeburh X; o.1—23. on dem« ichs« durch die Einrichtung de: jährlichen Behntniahlzeiten beini Zjeiligthuin darauf hin- gewiesen, wie eg mit dem Segen, den der Ijlbrr ihni be- schert, der hlothleidenden und ziemen sich annehmen soll, so hat es auch in andern religiätpliircljliajen Einrichtun- gen eine hinlängliche Unterweisung, um Barmherzigkeit und Grofzniuth gegen den bedrängten nnd bedriiiiiten Wit- brnder zu lernen: dao alle sieben Jahr eintretende Sab- bathiahr fordert den Gläubiger auf, seinen Schuldner da niiht zu drängen, sondern fetbftoerläugnende Zlaiijfiiht gegen ihn zu üben, und die nach siebeniähriger Dienstzeit erfolgende Zreigebung der leibeigenen Iiiiechte und Mägde bietet Gelegenheit, das; der freigebende Der: nicht sehe auf das Seine, sondern auf das, das des Indern ist; in dem Genus; der Jahr fiir Jahr beim Zei- ligthum darzubringenden Erftgebutt unter dem op- ferbaren Yllieh aber ift Israel beständig in Erinnerung erhalten an das, wag dag Voll: selber erst durch den ZJGrrn Erlösung an; Egypten und durch die Zelehnung mit eineni Lande, das er im besonderen Sinne sein nennt, geworden, um in solcher Erinnerung hilfreiih und fär- derliih, naihsiihtig und freigebig gegen den Nächsten sich beweisen zu können. 1. Ueber sieben Jahr [mit Ablauf von je sieben Jahren oder vielmehr in jedem siebenten Jahr Jer. 34, 14 Anm., so oft das Land eine große Feier feiert dem HErrn 3. Mos. 15, 1——7] sollst du ein Erlaßjahr halten seinen Nachlaß eintreten lassen, und damit dich noch weiter mildthätig und freundlich gegen die Armen und Bedrückten erweisen, als durch die bloße Ueberlassung des zweiten Zehnt im Z. und S. Jahre Kap. 14, 28 f.]. 2. Also soll’s aber zugehen mit dem Erlaszjahr [mit diesem von dir geforderten Nachlaß im sie: benten Jahr]: Wenn einer seinem Ncichsten etwas borget sin einem der früheren Jahre dargeliehen hat], der svlPs ihm erlassen sbis auf spätere Zeit 574 5. Mose 15, 3—18. stunden] nnd soll’s [während des Sabbathjahresq nicht eimnahnen von feinem Nächsten [Nachbar] oder von seinem Bruder [Volksgenossen]; denn es heißt ein Erlaßjahr dem HERRU [.man hat beim Beginn dieses Jahres ein solches Nachlassen zu Ehren des HErrn ösfentlich ausgerusen, als das Jahr durch Blasen mit den Posaunen im ganzen Lande ange- kündigt wurde Z. Mos 25, 9]. lebens keinen Antheil hat] magst du es einmahnen swas du etwa ihm geliehen]; aber dem, der dein Bruder ist, sollst du es erlassen sbis auf spätere Zeit stunden]. 4. sEigentlich sollte freilich der Fall gar nicht eintreten, daß du einem Volksgenossen zu leihen nöthig hast]. Es soll [wenn es nach Gottes Ge- danken, die er über dich, das Volk seiner Wahl und Liebe, hat, allein ginge] allerdinge kein Bettler unter euch sein sHiob 22, ro; Pf. 37, 25; 109, 10]; denn der HERR wird dich segnen im Lande, das dir der HERR, dein Gott, geben wird zum Erbe einzunehmen [und allem Mangel unter dir reichlich zuvorkommen]. 5. Allein [doch kommt alles darauf an], daß du der Stimme des HERRm deines Gottes, ge- horchest, und hattest alle diese Gebote, die Ich dir heute gebiete, daß du darnach thust lwürde denn diese Bedingung wirklich von dir erfüllt, so wür- den auch jene Gedanken Gottes über dir zur Er: süllung kommen]· 6. Denn der HERR, dein Gott, wird dich segnen, wie er dir geredet hat sia dieser dir ver- heißene Segen ist, schon im Anbruch begriffen; hindere du nur nicht, daß er in Strömen sich über dich ergieße]. So wirst du [weil du an allen Gü- tern Ueberfluß hast] vielen Völkern leihen, und du wirst von niemand »borgeu. Du wirst [in Folge solches Ausleihensq uber viel Völker herrschen, und uber dich wird niemand herrschen [weil du gegen niemand Verbindlichkeiten hast Kap. 28, 11, fs.]. Dieser zeitliche Reichthum ist ein Vorbild gewesen des geistlichen Reichthums im neuen Testament, da es den Frommen nicht fehlen soll an irgend einer Gabe (1.Cor.1, 7), da ja sie das, worin sie in allen Stücken sind reich gemacht (1. Cor. 1, 5), auch Andern mittheilem und so geistlicher Weise ausleihen und über Sünde, Teufel, Tod und Hölle herrschen. (Joh. Ger- hard.) — Wenn zu dieser unsrer Zeit es wirklich erfüllt scheint, was hier Mose seinem Volke im Namen Gottes verheißt: »Du wirst vielen Völkern leihen,« und abge- sehen von ihrer Herrschaft vermöge des Geldes die Juden auch noch in vielen anderen Beziehungen auf die christ- lichen Völker, unter denen sie leben, einen Einfluß aus- üben, der sich geradezu als ein ,,herrschen über sie« be- zeichnen läßt, so ist das doch keineswegs der Segen, den der HErr bei Mosis Worten im Sinne hat, wir möch- ten es eher eine Karikatur (ein Zerrbild) nennen, aus dem der gläubige Christ zwar die Wahrheit und Un- triiglichkeit des göttlichen Worts, trotz der Verkehrung, wiedererkennt, das aber dennoch ein anderer Gott, als der Gott Abrahams nämlich der Gott dieser Welt, zu Stande gebracht hat; und der Vater unseres HErrn Jesu Christi hat die Christen in die Knechtschaft dieses Götzen dahingegeben, weil sie es verschmäht haben, seine freien Kinder zu sein. 7. Wenn [es aber gleichwohl anders kommt E —- und es wird, wie ich wohl voraus sehe V. 11, 3« V« einem Fremde« [der nicht z» deinem anders kommen -— und tritt nun der Fall ein, daß] Volk gehört und an den Segnungen deines Volks- « deiner Brüder irgend einer arm ist, in irgend einer Stadt in deinem Lande, das der HERR, dein Gott, dir geben wird, so sollst du [der du in besseren Verhältnissen dich besindest] dein Herz nicht Ver- hcirteu, uoch deine Hand zuhalten gegen deinen armen Bruder kdaß du in seiner Noth ihm nicht aushelfen wolltest]; 8. Sondern sollst sie ihm aufthuiy nnd ihm leihen, nachdem er mangelt. 9. Hüte dich [nur], daß nicht in deinem Her- zen ein Velialdtåck setwas von der Verworfenheit Kap. 13, 13 Anm.] sei, das da spreche: Es nahet herzu das siebente Jahr, das Erlaßjahr sda ich meine Schuld nicht eintreiben darf], und sehest [darum, weil du deine Forderung sobald nicht wieder ein- ziehen kannst] deinen armen Bruder unfreundlich an, nnd gcbest ihm nicht; [wolltest du aus solchem Grunde deine Hand gegen ihn zuhalten] so wird er über dich zum HERRn rufen [wenn auch viel- leicht nur mit heimlichem Seufzen über deine Härte] so wirst dU es Sünde haben [und die Strafe für deine Unbarmherzigkeit wird auch nicht ausbleiben] ; 10. Sondern du sollst ihm geben, und dein Herz nicht verdrießen lassen, daß du ihm giebst [mit vorläusigem Verzicht auf Wiedererstattung]; denn um solches willen sdasz du auch ohne Aus- sicht auf baldige Wiedererlangung des Geliehenen dennoch leihest] wird dich der HERR, dein Gott, segnen in allen deinen Werken, und [in allem] was du vornimmst 11. Es werden allezeit Arme sein im Lande [denn ich sehe wohl, wie wenig die Bedingung, unter der allein kein Bettler unter dir sein soll V. 4 f., erfüllt werden wird]; darum [aber] ge- biete ich dir sehen, was unter andern Verhältnissen gar nicht zu gebieten nöthig sein würde] und sage, daß du deine Hand aufthust deinem Bruder, der bedrängt und arm ist in deinem Lande. Die jüdischen Gesetzesausleger haben unsere Stelle so verstanden, als würde damit ein vollständiger Erlaß aller Schulden im 7. Jahr gefordert: so auch viele christ- liche Schriftforscher (z. B. Luther, Joh. Gerhard u. a.). Indessen entscheidet schon die Bedeutung des hehr. Wor- tes, das auch in der Stelle: 2. Mos. 23, 11 vorkommt (das Land für eine bestimmte Zeit los» d. i. unbeirr- beitet liegen lassen), dafür, daß nur ein zeitweiliges Nach: lassen, eine bloße Stundung gemeint sei; das Gebot eines völligen Erlasses wäre aber außerdem nicht allein un- zweckmäßig gewesen lstatt den Armen wirklich zugute zu Nachlaß der Schulden im Sabbathjahr Freigebung der leibeigenen Knechte u. Mägde. 575 kommen, hätte es vielmehr alle Wohlhabenderenverantaszth wenn sie nicht eine ganz besondere und unter den Men- schen gewiß höchst seltene Nächstenliebe gehabt hätten, sich von vornherein vor allem Verborgen auf’s Aeußerste zu hüten), sondern auch in hohem Maße bedenklich, indem es das leichtsinnige Schuldenmachen befördert und die Begriffe von der Heiligkeit des Eigenthums verwirrt ha- ben würde. Von bloßer Stundung verstanden, hat da- gegen das Gesetz seinen guten Grund und entspricht den sonstigen bürgerlichen Verhältnissen Jsraelsz denn bei dem Ruhen des Landbaues im 7. Jahr hatte der hebräi- sche Schuldner kein eigentliches Einkommen und war also nicht im Stande, seine Schulden abzutragen, das Sabbathjahr sollte ihm daher Ruhe gewähren vor dem Drängen seines Gläubigers, damit dessen Segen ihm nicht durch Sorgen verkümmert werde. Den nichtheb- räischen Schuldner hingegen brauchte das Gesetz nicht zu berücksichtigeiq dessen Erwerb geht auch im Sabbath- jahr, das ihn nichts angeht, fort, und athmet demnach die Bestimmung in V. Z: »von einem Fremden magst du es einmahnen« keinen Fremdenhaß, wie manche Aus- leger vorgeben, sondern es wird hier nur den Jsraeliten das jedem Gläubiger zustehende Recht den Fremden ge- genüber, auf die keine besondere Rticksicht zu nehmen ist, weil sie nicht unter besonderen Verhältnissen stehen, ge- wahrt. 12. sWie gegen deinen Schuldner nachsichtig V. 2 ff. und gegen einen verarmenden Bruder hilsreich V. 7 fs., so sollst du aber auch gegen w« kl· V lk d· . den schon u: tch verarmten o sgenossen ich ] Volksangehörigen entnommenen Sklaven erscheint im die Noth gezwungen] sich dein Bruder, ein Ebräer ; mosaischen Gesetz sehr gemildert. denn nicht nur hat der edel und freigebig beweisen.] Wenn [also durch oder Ebraerim dir [zum Sklaven oder zur Sklavin] verkauft; so soll er dir sechs Jahre dienen, im siebenten Jahr [der Knechtfchaft aber] sollst du ihn Hi lohne Entgelt] losgeven [2. Mos. 21, 2 ff.] du ihn nicht leer von dir gehen lassen; 14. Sondern sollst ihm auflegen [wörtlich: auf seinen Hals laden, d. i. reichlich mitgeben] von deinen Schafen [Kleinvieh], von deiner Teune [Getreide], von deiner Kelter sOel und Most] das; du gebest von dem, das dir der HERR, dein Gott, [durch seinen Dienst] gesegnet hat. 15. Und gedenke, daß du auch Knecht warest in Egyptenland und der HERR, dein Gott, dich crldset [deine Freilassung bewirkt und zugleich da- für gesorgt] hat sdaß du nicht leer durstest aus- ziehen]; darum [weil der HErr das damals an dir gethan] gebiete ich dir solches heute. 16. Wird er [dein leibeigener KnechtJ aber zu dir sprechen: Jcb will nicht ausziehen von dir, denn ich habe dich und dein Haus szu welchem auch das Weib, das du mir gegeben hast, sammt den mit ihr erzeugten Kindern gehören] lieb — [er will also nicht ausziehen von dir] weil ihm wohl bei dir ist [und er durch die Freilassung übler daran sein würde als vorher]; 17. So sfollst du auch nicht auf seinem Aus: ziehen bestehen und ihn damit geradezu von dir stoßen, sondern, nachdem er seinen Entschluß noch- Und wenn du ihn frei losgiebst, sollst ; f die Theilnahme an den Segnungen solcher Gemeinschaft mals vor Gericht feierlich erklärt hat] nimm einen Wirte-wen, und bohre ihm [mit demselben] durch sein Ohr, sund hefte ihn so an] an der Thür [deines Hauses] und laß ihn [nach solchem sinn- bildlichen Gebrauch hinfort] ewiglich [flir sein ganzes Leben] deinen Knecht sein. Mit deiner Magd [der Ebräerim die sich dir verkauft hat] sollst du auch also thun [im siebenten Dienstjahr sie entweder frei geben oder nach Umständen in deinem Hause behalten] 18. Und laß dich’s sum auf den ersteren Fall, den der Freilassung deiner Magd oder dei- nes Knechts, noch einmal zurückzukommen] nicht schwer dünken, daß du ihn frei [ohne Entgelt, ja] losgiebstz denn er hat dir als ein zwiefältiger Tagelöhner sechs Jahre gedient [in sechs Jahren Dienste geleistet, die, nach Tagelöhnerarbeit ge- schätzt, doppelt so viel werth sind, da ein Tage- löhneri nicht nur kürzere Zeit am Tage arbeitet, sondern außer der Beköstigung auch noch Lohn bekommt] so wird der HERR, dein Gott [der einen fröhlichen Geber lieb hat, wenn du also handelst, wie hier vorgeschrieben], dich segnen in allem, was du thust. Schon die Lage der eigentlichen aus fremden Herr kein Recht über ihr Leben, indem eine muthwillige Tödtung derselben ein für allemal mit dem Tode gebüßt, die nicht beabsichtigte Tödtung aber nach Ermessen des Gerichts bestraft und schon eine bedeutendere Verletzung mit Freilassuiig gesühnt werden soll (3. Mos 24, 17. 21 ; 2. M. 21, 20 f. 26 f.), sondern diese Sklaven sind auch in die religiöse Gemeinschaft des Bundesvolkes und in durch die Beschneidung aufzunehmen (weigerten sie sich derselben, so mußten sie nach Jahresfrist wieder verkauft werden, außer wenn sie beim Eintritt in den Dienst die Freiheit von der Beschneidung sich ausdrücklich ausbe- dungen hatten), durften nun nicht mehr an Heiden ver- kauft werden und waren hinfort im Unterschied von Bei- fassen und Tagelöhnern als Glieder der Familie zu be- handeln (2. Mos 12, 44 f.; 3. M. 22, llz l. Chrom 2, 34 fs.). Die Anfänge zur Aufhebung der Leibeigen- schaft überhaupt sind also schon sichtbar und mächtig, wenngleich die Aufhebung selbst zur Zeit der alttestamenk lichen Haushaltung noch nicht erfolgen konnte (vgl. Anm- zu Z. Mos 21, 6). Besondere Vorsorge aber ist für den hebräischen Knecht und die hebräische Magd getrof- fen, die durch freiwilligen Selbst- oder gerichtlichen Zwangsverkauf in Leibeigenschaft gerathen würden. Vor allem sind ihre Personen heilig und unveräußerlich, denn der HErr hat sie durch die Ausführung aus Egypten zu seinem Eigenthum sich erworben; daher dürfen sie nicht mit eigentlicher Sklavenarbeit belastet werden, sind jederzeit gegen ein entsprechendes Lösegeld, im siebenten Jahr ihrer Knechtschaft aber (oder — wenn ihre Dienst: zeit in die letzten Jahre der fünfzigjährigen Jubelperiode fällt —- im Jubeljahr) ohne Entgelt frei zu geben und mit einer Mitgift auszustattem damit ihre Freilassung f ihnen wirklich zu gute komme und sie nicht sofort wie- : der in Verhältnisse gerathen, die sie von Neuem zwingen « sich zu verkaufen. Ziehen sie es dagegen vor, im Hause i ihres bisherigen Herrn zu bleiben, so sind sie um so 576 weniger von diesem daraus zu vertreiben, wenn er etwa während ihrer Dienstzeit ihnen ein Weib gegeben und dies ihnen Kinder geboren hat (vgl. 3. Mos. 25, 39 ff.). 19. Alle Erstgebnrh die unter deinen Rindern und Schafen geboren wird, das ein Mannlein ist [und ein Alter von mindestens 8 Tagen erreicht hat], sollst du [nach dem dir schon bekannten Ge- setz 2. Mos. 13, 2; 34, 191 dem HERRn, deinem Gott, heiligen. Du sollst [demnach] nicht ackern mit dem Erstling deiner Ochsen, nnd nicht bescheeren die Erstlinge deiner Schafe [denn damit würdest du ein Erstgeborenes, das ja dem HErrn gebührt, im eigenen irdischen Jnteresse verwenden]. Zu. Vor dem HERRm deinem Gott, sollst du sie sals Schlacht- oder Dankopfer] essen saht?- lich [bei Gelegenheit eines der drei großen Jahres- feste], an »der Stalle, die der HERR etwas-let, du und dein Haus [Kap. 12, s. 17]. 21. Wenn· es aber einen Fehl hat, daß es hinket, oder blind ist, oder sonst irgend einen bösen Fehl [der es zu einer Opfergabe ungeeignet macht Z. Mos. 22, 20 ff.]; so sollst du es nicht opfern dem HERRn deinem Gott. 22. Sondern in deinem Thor [zu Hause] sollst du es [als gewöhnliches, alltägliches Schlacht- dich] essen, dn seiest [gesetzlich] unrein oder rein, wie ein Reh und Hirsch sdie nie zu Opfern ver- wendet werden dürfen]. 23. Mein, daß du feines Blutes nicht essest, sondern auf die Erde gießest, wie Wasser [Kap. 12, 15 f. 21 ff.]. Nach 4. Mos. 18, 17 f. soll die erste Frucht eines opferbaren Viehes in der Weise eines Dankopfers dar- gebracht, d. h. das Blut an den Altar geschwenkt und das Fett auf demselben verbrannt werden, das Fleisch dagegen dem Priester gehören, wie auch die Webebrust und die rechte Schulter ihm gehört; in der in unserm Kapitel vorliegenden Bestimmung dagegen scheint von jener früheren ganz abgesehen und das Fleisch dem Dar- bringer der Erstgeburt behufs Anstellung einer Opfer- mahlzeit zugesprochen zu sein. Zur Lösung dieses schein- baren Widerspruchs hat man gemeint, es sei hier ent- weder von der weiblichen oder von einer zweiten Erstgeburt die Rede; die Sache verhält sich indessen ganz einfach so, daß dem Priester zwar das Fleisch gehörte, er dasselbe jedoch nicht wie gewöhnliches Fleisch zu Hause, sondern als Opferfleisch beim Heiligthum noch am Tage der Darbringung oder spätestens am andern Morgen, und nur mit denjenigen Gliedern seiner Familie, die levitisch rein waren, verzehren durfte (3. Mos. 7, 15 f; 4. M. 18, 11). Da nun außerdem die Webebrust und die Hebekeule ihm gehörten und in derselben Weise von ihm genossen werden mußten, so ergab sich durch die Praxis von selbst, daß er das andere Fleisch dem Dar- bringer der Erstgeburt zur Ausrichtung einer Opfermahb zeit überließ. Das ganze Thier konnte er in so kurzer Zeit doch unmöglich mit den Seinen verzehren, was überblieb bis zum dritten Tag, hätte er miissen mit Feuer verbrennen (3. Mos. '7, 17); statt dessen war es jeden- falls freundlicher von dem Priester gehandelt, daß er entweder ohne Weiteres den Darbringer zu seinem eig- nen Opfermahl hinzuzog, oder ihm zur Veranstaltung einer besonderen Mahlzeit das Erforderliche zuriickgab 5. Mose 15, 19—23. 16, 1—15. Solcher Freundlichkeit versiehet Mose sieh von deni Priester als von selbst sich verstehend, und macht in unsrer Stelle um so weniger einen Unterschied zwischen Priester und Laien, als es ihm nicht auf die Personen, die da essen, sondern auf den Ort, wo die Erstgeburten zu essen sind, ankommt. Das 16. Kapitel. You den drei jährlichen Hauptfesteiu XII— U. 1—17. Indem Yuose bisher sihon Veranlassung genommen, von solchen gotiesdienstlichen Einrichtungen zu reden, die zu seinem Ausgangspunkte, der Einen Stätte des eliottegdienties Gan. 12), in besonderer Beziehung stehen, tiommt er zum Abschluß dessen, was er iiber das religidwliirchliclje Leben Vgraelg auszuführen gedaihtg auf diesen zlunlit durch die Erwähnung der drei großen Jjnuptsszeste (hJassah-, Wochen- und Laubhiittenfesh ku- rnitn Sie sind es, welche das Voll: alljährliaj dreimal beim Gentrabyeiligthum versammeln; werden sie in der rechten weise gehalten und gefeiert, so wird eo auch in anderer Yiniicht um Israelg religiöser und tiirttjliajeg Fle- ben recht und wohl stehen. 1. Halte den Mond Abib szeichne ihn durch eine große Festfeier dadurch aus], daß du [vom 14.—21. Tage desselben in der schon früher L. Mos. 12, 1——27. 43—49; 13, 3——10; Z. M. 23, 5—14; 4. M. 28, 16-25 verordneten Weise] Pas s ah hattest dem HERRm deinem Gott; denn im Mond Abib bat dich der HERR, dein Gott, ans Egypten gefiihret bei der Rachi. 2. Und sollst dem HERRm deinem Gott, das Passah [nicht blos das eigentliche Passahlamm, son- dern auch die Privat-Dankopfer, die du außer den gesetzlich befohlenen Z. Mos. 23, 8; 4. M. 28, 19 ff. darzubringen gedenkst 4. M. 29, 39] schlach- ten, Schafe und Rinder, an der Stätte, die der HERR erwählen wird, daß sein Name daselbst wohne. 3. Du sollst [aber] kein Gesciuertes auf das Fest szu dem Passahlamm sowohl, wie zu den Dankopfer-Mahlzeiten] essen, Sieben Tage [nach einander] sollst du [vielmehr] ungesciueki Brod [das sich durch diese seine mangelhafte Zubereitung und seinen, dem Gaumen nicht besonders zufagenden Geschmack absichtlich als Brod] des Elends [kenn- zeichnet 2. Mos. 12, 39 Anm.] essen; denn mit Furcht sin ängstlicher Flucht, ohne daß man dir Zeit ließ, das zum Brodvorrath für die Reise eingeknetete Mehl zuvor auch zu sauern-und voll- ständig herzurichten L. Mos. 12, 39] bist du aus Eghptenland gezogen, [und sollst nun bei jedem wiederkehrenden Passah eben solches Brod essen, wie du damals genießen mußtest] aus daß du des Tages deines Auszngs ans Eghptenland gedeukest dein Lebenlang 4. Es soll in sieben Tagen kein Gescinertes gesehen werden in allen deinen Grenzen [also auch Darbringung der Erstgeburt und Feier der drei Hauptfefte am Ort des Heiligthums 577 bei denen, die zu Haufe geblieben und nicht mit auf das Fest zur Stätte des Heiligthums gekom- men sind]; und soll auch nichts vom Fleisch sdes Passahlammess das des Abends am ersten Tage [am ersten Tage des Festes oder am 14ten Abib zwischen Abends, vgl. V. e] geschlachtet ist, iiber Nacht bleiben bis an den Morgen ssondern was etwa übrig bleibet, mit Feuer verbrannt werden 2. Mos. 23, 18; 34, 25]. Z. Du kannst nicht Passah schlachten [daheim] in irgend deiner Thore einem, die dir der HERR, dein Gott, gegeben hat; 6. Sondern an der Stätte, die der HERR, dein Gott, erwählen wird, das; sein Name daselbst wohne, da sollst du das Passah schlachten, des Abends, wenn die Sonne ist untergegangen [2. Mos. 12, 6 Anm.], zu der Zeit, als du aus Eghpten zogeft [da du bei der ersten Feier in Egypten es schlachteteft 2. Mos. 12, 28 Anm.]; 7. Und sollst es kochen [wörtlich: gar ma- chen, d. i. am Feuer braten Z. Mos. 1, 9], und essen an der Stätte, die der HERR, dein Gott, er- Wahlen wird sindem du den Abend feiernd bis nach Mitternacht in unmittelbarer Nähe des Heiligthums im Freien zubringst 2. Chr. 35, 13; Jes 30, 29], und datnach [wenn Elliitteriiacht vorüber ist] dich wenden [die nächfte Umgebung des Heiligthums verlassen] des Morgens, und heimgehen in deine Hütte [dahin, wo du an dem betreffenden Ort dein Zelt aufgeschlagen oder Herberge genommen hast] 8.» Sechs Tage sollst du [hierauf noch weiter] Ungesauertes essen, nnd am siebenten Tag ist sebenso wie am ersten Tage Z. Mos 23, 6 f.; 4. M. 28, 18. 25] die Versammlung des HERRm deines Gottes stvörtlicht Zurückhaltung (Azereth) dem HErrn, deinem Gott 3. Mos 23, 6 Anm.]; da sollst du keine Arbeit thun. Offenbar ist der Hauptgesichtspunkh unter welchem Jsraels Feste hier noch einmal zur Sprache kommen, der, daß ihre Feier nur am Orte des Heiligthums nicht aber daheim, an dem gewöhnlichen Wohnort, stattfinden soll; daher werden blos diejenigen Feste genannt, in Be- ziehung auf welche es schon früher ·(2. Mof 23, 14 ff.) hieß: ,,Dreinial im Jahr sollen erscheinen vor dem HErrn, dem Herrschey alle deine Mannsbilde,« die andern da- gegen (4. .Mos. Kapz 28 u. 29) übergangem Auffällig nun ist bei der Erwähnung des ersten dieser 3 Feste, des Passah, daß Mose sich das herbeigepilgerte Volk während der Festzeit um das Heiligthum her in Zeiten wohnend denkt. So war es bei der zweiten Feier am Sinai der Fall gewesen (4 Mof. 9, 1 ff.); es bildete sich aber hernachmals, wenigstens in der Zeit nach dem hab-pla- nischen Exil, wenn nicht schon früher, die Sitte aus, daß die Festpilger bei irgend einem Freunde oder Be- kannten, den sie in Jerusalem hatten, Quartier nahmen und in dessen Hause das Osterlamm verzehrten; dafür überließen sie ihm die Haut des geschlachteten Thiers und die gebrauchten irdenen Gefäße. Das war denn ein Zurückgehen auf die Weise der erstmaligen Feier in Egyptem wo das Passah noch durchweg den Charakter eines häuslichen Festes an sich trug. Dachseks Bibelwerh I. Band. Z. Aufl. j 9. Sieben Wochen sals Zwischenraum zwi- :» schen dem ersten und zweiten HaUptfefteJ sollst du [nach der Vorschrift Z. Mos. 23, 15] dir zählen, und anhebeii zu zählen, wenn man ansähet mit der Siehe! in der Saal swenn man mit Darbringung der Erftlings- oder Webegarbe am IS. Abib die Getreide-Ernte eröffnet hat]. e 10. Und sollst halten das Fest der Wochen [oder Pfingsten] dem HERRID deinem Gott [da- mit], daß du [neben dem von der ganzen Gemeinde darzubringenden neuen Speisopfer Z. Mos. 23, 16 f. und dem sonstigen Festopfer 4. Mos. 28, 27 ff. von deiner, des Einzelnen Seite] eine fteiwillige Gabe deiner Hand gebest, nachdem dich der HERR, dein Gott, gesegnet hat; II. Und sollst [indem du davon eine Opfer- mahlzeit veranstaltestJ frbhltch sein vor Gott, deinem HERRU [vor dem HERRQ deinem Gott], du nnd dein Sohn, deine Tochter, dein Knechh deine Magd, und der Levit, der in deinem Thor ist, der Fremdling, der Waise und die Wittwe, die unter dir sind, an der Stätte, die der HERR, dein Gott, erwählet hat, daß sein Name da wohne. 12. Und gedenke, daß du Knecht in Eghbten gewesen bist snun aber hat dich der HEry dein Gott, erlöset, in ein gut und fruchtbar Land ge- bracht und dir all den reichen Erntesegen, davon du eine freitvillige Gabe deiner Hand bringst, be- schert; das wird denn dein Herz geneigt und willig machen], daß du hattest und thust nach diesen Ge- boten sund vor allem auch die Bedürftigen und Bedrückten zu deiner Festfreude hinzuziehest]. 13. Das Fest der Laubhütten sals drittes Jahresfestj sollst du halten sieben Tage· svom 15. des Monats Tisri an bis zum 21. einfchließlich 3. Mos 23, 34], wenn du [nun vollständig] hast eingesammelt sdie Frucht des Feldes] Von deiner Tenne und sdie Frucht des Oelbaunies und des Weinstockss von deiner Kelter; 14. Und sollst [bei den von den Privatopfern anzustellendeii Mahlzeiten] fröhlich fein auf dein Fest, du und dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, der Levit, der Fremdling, der Waise und die Wittwe, die in deinem Tbor sind sdenn sie alle hast du auch an diesem Fest zu deinen Freudenmahlen hinzuzuziehen]. 15. Sieben Tage sollst du dem HERRm dei- nem Gott, das Fest halten, an der Stätte, die der HERR erwählen wird. Denn der HERR, dein Gott, wird dich segnen in alle deinem Einkommen, nnd in allen Werken deiner Hände; darum sollst du san diesem Haupt-Erntefeste in so überschwänglicher Weise] fröhlich sein [3. Mos 23, 43 Anm.]. Als die abschließende Spitze— wird das Hüttenfest ganz besonders auch dadurch gekennzeichnet, daß die Priester nach 4. Mos 29, 12 ff. an ihm gehalten waren, unverhältnismäßig mehr Opferdampd d. i. Huldigiing 37 578 Z. Mole 16, 16—22. 17, 1——4. und Stihnegebet emporsteigen zu lassen, als an andern Festen: 70 Farren sollen während der 7 Tage als Brand- opfer dargebracht werden. Das Weissagende, was die sabbathliche Feier hatte, mußte sich nach alle dem hier ganz besonders nahe legen. Der Gott, der diese Voll- endung im Verlauf des Jahres gewollt hat, muß sie auch im Verlauf der größeren Zeiträume, ja am Ende aller Zeiten wollen (Sach. 14, 16 ff.). Nun bleibt es allerdings auch noch den Christen, auf die Endruhe und . Endfreude auszuschauen (Hebr. 4, 9); aber Sache derer im neuen Bunde ist es nicht, was ihnen noch erst recht . zu Theil werden soll, durch ihre Feste vorzubilden. Ihre Z Feste beziehen sich auf das, was bereits vorliegt und . was sie sich nur anzueignen brauchenz es sind nicht sab- «« bathliche, sondern sonntägliche Feste. Mit um so mehr Nothwendigkeit haben sie gerade das Laubhüttenfest fallen muß am Anfang liegen; denn das ihnen dargebotene Heil wirkt die größte Festfreude (Schultz.) 16. Dreimal des Jahres [also] soll alles, was männlich ist unter dir,«« vor dem HERRw dei- nem Gott, erscheinen, an der Stätte, die der HERR gerade in seinem Anfang, in der Mensch- «» werdung Gottes, wie die höchste Bewunderung so auch i l! l i 18. Richler lwie sie seit der auf Jethro’s Rath L. Mos. 1, 9 ff. getroffenen Einrichtung 5· Mai. 1, 3 ff. jetzt schon bei dir bestehen] nnd [ihnen als Schreiber und Unterbeamte zur Seite stehende] Amtlcule [2. Ellios 5, 10 Anm.; 5. M. 1, 15] sollst du dir [wenn du nun in? Land kommst und da in verschiedene Orts-Gemeinden auseinandergehst, so daß die gegenwärtige Einrich- tung der Rechtspflege eine etwas andere Gestalt annehmen muß] sehen in allen deinen Thoren soder Staaten) die dir der HERR, dein Gott, geben . wird, [und zwar sollst du sie] unter deinen Stäm- sT men [stammweise, also auf dieselbe Art, wie in lassen. Jhr höchstes Fest darf nicht am Ende, sondern J« Ko» l» 13 geschehen« wählen, und sie dem» durch deine Oberen in ihr Amt einweisen lassen], daß sie das Volk richten mit rechtem Gericht. Neben den Aeltesten, d. h. den vornehmsten Häup- tern der Stämme, Geschlechteu Vaterhäuser und Fami- ; lieu, die, wie bisher, auch fernerhin ein gewisses Ansehen ; in ihrem Kreise behaupten und, nach unsrer Weise zu « reden, ein Magistrats-Collegium bilden sollen, das die erwählen wird [2. Mos 23, 17; 34, 23]: aufs s Fest der nngefiiuerten Brode [V. 1—8], aufs Fest der Wocheti [V. 9 — 12], und aufs Fest der Laub- blillcn [V. 13——15]. Es soll aber [wer erscheint] nicht leer [nicht ohne Opfergaben] vor dem HRERU erscheinen se. Prof. 23, 15; 34, 20 — we: das s thäte und leer erscheinen wollte, der verlengnete ja den Neichthum seines Gottes« und das Königs- recht seines HErrn], 17. Eil! jeglicher [bringe vielmehr] nach der Gabe seiner Hand [nach seinem Vermögen V. 10], nach dem Segen, den dir der HERR, dein Gott, gegeben hat [Luk. 12, 48]. «) Es konnten aber die Frauen und die Knaben vom 12. Jahr an ebenfalls mitgenommen werden (1. Stint. 1, Z ff. 21 ff.; Luk. 2, 41 ff.). —- Hz Gerade wie der tngendlose Christ die Kraft Christi und seines Geistes (2. Petri I, s) verleugnet. Das H. Kapitel. Bestellung, Zsahk und Ytmt der Richter, sonder-lich eines gestrige-». X1lL nap.16,18—17,20. zneiteknignainrku nap.12) hat Zllafe eg zu thun mit dem politischen oder staat- lichen Leben Israel-i. Und da ordnet er zur Ztugiibung einer gewissenhaften Rettitgpilege im Voll; die Bestellung von ziichtern nnd Zmtleuten in den nersihiedenen Orts-haften an, welche die leichter-en dtechtgsaajen an Stelle deg bisherigen, nun nicht mehr den Verhältnissen ent- fprechenden zaichierftaiideg tiiinftig ku entsrheiden haben, während er kugleiai für die schwierigeren ziemt-statt« die er. felbfl bisher entschieden hatte, einen obersten G» It Bürger der betreffenden Ortschaft zu repräsentirew deren gemeinsame Angelegenheiten zu betreiben und für Er- haltung der guten Ordnung in den Häusern und Fami- lien einzutreten hat (Kap. 19, 12; 21, 2 ff. 9 f.; 22, 15. 18; 25, 7 ff.; Jus. 20, 4; 24, 315 Ruth 4- 2 ff.; 1- Köln 21, 8 ff ; Jer. 26, 16 ff.), ordnet hier Mose zu Jnhabern der richterlichen Gewalt die Lokal- oder Untergerichte in den einzelnen Städtem ihnen liegt ob, alle kleinen, aus dem Gesetz leicht zu entscheidenden Streitsachen end- giltig abzuurtheilen und die Schuldigeri zu bestrafen, rikhtghof am Orte deg Yeiligthunig einleht Zlarnastj J» erläskt er ein König-gesetz fiir die Zeit, wo Israel in dem Lande seines Grbtheilg das Zzediirfniß siihlen wird, ebenso einen Itiinig jith in setzen, wie alte Mlleer in sei- ner Ytnigebuiig von Täijnigen regiert werden. für die schwierigeren Fälle aber, welche seither Mose selbst entschieden hatte, wird in Kap. 17, 8 ff. ein Oberge- richt bestellt, das seinen Sitz am Ort des Heiligthums hat und aus Priestern und Richtern, mit dem Hohen- priester und einem weltlichen Oberrichter an der Spitze, besteht. Diese Lokal-Gerichte treten also künftig ganz an die Stelle der bisher thätig gewesenen Richter über Tausend, Hundert u. s. w., gleichwie das Obergericht die richterlichen Funktionen des Mose übernimmt; in Kap. 19, l6 ff. ist ein vor das höhere Gericht gehöriger Fall speziell angeführt. Mit diesen Einrichtungen wird is. die Handhabung des Rechts eigentlich der Gemeinde an- 2 vertraut, als welche in ihrer Eigenschaft als heiliges Volk des HErrn die Pflicht und den Beruf hat, das Böse aus ihrer Mitte fortzuschaffen; sie übt aber die Rechtspflege durch die von ihr gewählten und bestellten Richter, und letztere wiederum richten ihr Amt öffentlich aus, auf den freien Plätzen vor den Thorem Aus wie- viel Personen ein solches Untergericht bestehen soll, wird nicht gesagt; wahrscheinlich richtete sich ihre Zahl nach der der Einwohner des Orts. Ueber die Untergerichte zur Zeit Jesu s. zu Matth 5, 22, über das Obergericht oder den Hohenrath s. zu Btatth L, 4. 19. Du sganz Israel] sollst [in diesen deinen, von dir selbst bestellten Richtern und Amtleuten] das Recht nicht beugen, nnd sollst auch keine Per- s son ansehen, noch Geschenk nehmen; denn die Ge- schenke machen die Weisen blind, und verkehren die Sachen der Gerechten [Kap. 1, 17; 2. Mos. 23, 6—8; Z. M. 19, 15]. 20. Was recht ist, dem sollst du nachjagcw auf daß du leben and einnehmen mbgest das Land, Anordnungen für das staatliche Leben. das dir der HERR, dein Gott, geben wird fund nicht durch seine Gerichte daraus vertrieben werdests 21. [Zu dieser Gerechtigkeit aber, der du nach- jagen sollst, gehört vor allem die Reinerhaltung des wahren Gottesdienstes von dem götzendiene rischen Beiwerk und gottesverächterischen Wesens Du sollst sdemnachj keinen Hain von Bäumen pflan- zen [nach anderer Uebersetzung: keinen Baum als Aschera aufrichten] bei dein Altar des HERRm deines Gottes, den du [nach der Vor- schrift L. Mos 20, 24] dir machest fum darauf dem Brandopfer und Dankopfer, deine Schafe und Rinder zu opfern; denn wenn du auch meinest, darunter nicht die cananitische Asthoreth, sondern den HErrn, deinen Gott, vorzustellen, so will doch der HErn dein Gott, von alle dergleichen Dar- stellungen durchaus nichts wissen, sie sind nur eine Verkehrung seines Dienstes in’s Heidenthunt und führen auch bald völlig zu demselben hin]. Die Septuaginta und mit ihr die Vulgata (2. Mos 29, 23 Anm. L) haben das hehr. Wort Ascbera, so oft es im A. T. vorkommt, regelmäßig »Hain« Gib-sog, lucus oder neu-aus) überfetztz Luther hat diese Uebersetzung auf- genommen, jedoch beweisen solche Stellen, wie I. Kön. 14, 235 2. K. 17, 105 Jerem 17, 2, wo diese Ascheren als unter oder neben grünen Bäumen errichtet er- wähnt werden, daß ,,Haine« nicht darunter verstanden werden können. Der Ausdruck bezeichnet vielmehr zunächst eine hölzerne Saale, wie man sie neben einem Baals- Altar aufzurichten pflegte, um mit dem Dienste Vaals den der Astarte zu verbinden, wird aber dann nicht selten gleichbedeutend mit der Astarte selber gebraurhb Baal (syrifch B eel, chaldäisch in B el zusammengezogen, grie- chisch Belos, lateinisch Weins) ist nämlich die männ- liche Hauptgottheit sämmtlicher vorderasiatischen Völker- fchaften, die unter verschiedenen Gestalten und mit ver- schiedenen Beinamen (Baal-Berith, Richt 8, 33; 9, 4. 46, Vaal-Peor, 4. Mos. 25, 1 ff. und BaahSebub 2. Kön. I, 2 Blum) verehrt wurde (daher öfter von B a a- lim in der Mehrheit, den mancherlei Vaals, die Rede ist Richt- 2, 11; s, 's; 8, 335 10, 10; 1. Sam. 7,4; 12, 10), und bezeichnet den Sonnengoth in welchem das Heidenthum die zeugende oder fortpflanzende sliaturkrast an die Stelle des Schöpfers gesetzt hat. Jn der Ver- ehrung dieses Gottes paarten sich Grausamkeit und Wollust, wie wir zu 4. Mos 25, 5 zu bemerken Gele- genheit hatten; mit ihr war in der Regel der Dienst der vorhin erwähnten A st ar t e, d. i. der Mondgöttin, in welcher die weibliche oder einpfangende Naturkraft vergöttert wurde, verbunden (Jerem. 44, 17 Anm.). Jn der Einzahl heißt sie Astoreth (1. Kön 11, 5. 33), in der Mehrzahl aber oder nach ihren verschiedenen Erschei- nungsformen Astharoth (Richt. L, 13), und werden die Astharoth nicht selten neben den Baalim erwähnt (1. Sam. 7, Z f.; 12, l0). Auch dieser Dienst war ein Dienst der Unzucht und Hurerei Jn den Tempeln der Göttin wurden als Geweihete derselben Buhlerinnen (hebr. Kedeschen, d. i. Geweihete I. Mos Z8, 15 Anm.) unterhalten, die sich ihr zu Ehren öffentlich preisgabem oder .wo keine eigentlichen Tempel standen, errichtete man Säulen von dem Holze der der Göttin geheiligten Tamariske (2. Mos. 16, 14 Blum. Z) und pflanzte um diese Dame, oder brachte sie gleich unter grünen Bäumen an, um so eine ver- borgene Stätte zu den scheußlichen Werken der Unzucht zu haben, wie denn selbst von den Kindern Jsrael her- Bestellung von Richtern und Amtleuten 579 nachmals der von Abraham herstarnmende Tamariskenhain bei Berfaba (1. Mof 2l, 33), sowie das durch Jakob ge- heiligte Bethel (1. Mof 28, 19 ff.; 35, 6 ff.) zu dergleichen Stätten herabgewiirdigt worden zu sein scheint (Ainos 5, 55 8, 14). Aus alle dem erkennen wir, wie gerechte Ursach der HErr hatte, den Kindern Israel die Ausrottung dieser Haine anzubefehlen und ihnen die Aufrichtung neuer Säulen aufs Strengste zu verbieten. Was aber Luthers Uebersetzung betrifft, so können wir das Wort »Haine« an den meisten Stellen stehen lassen, ohne daß der Gedanke irgendwie dadurch berührt würde; nur an einigen Stellen werden wir uns behufs des genaueren Verständnisses zu erinnern haben, daß die Ascheren nicht zunächst die Haine- fondern die Säulen, zu welchen jene die Umgebung bildeten, bedeuten. Wie nun die Astharoth ihre hölzernen, so hatten wiederum die Vaalim ihre steinernen Säulen oder Denkmale, darunter sie sinn- bildlich dargestellt wurden; darauf nimmt der folgende Vers Beziehung. 22. Du sollst dir [aber auch] keine Sciule [von Stein nach Art der Baals-Bilder] aufrichten, welche der HERR, dein Gott, sebensowohl wie die vorher erwähnten Holzsäulen mit ihren Hainen] hasset. Kalb. 17, 1. sUnd wie du so den rechten Gottesdienst nicht versetzen sollst mit götzendiene- rischem Beiwerk, so sollst du ihn auch nicht fchän- den dadurch, daß du dich so gering als möglich mit deinem Gotte abfinden willst.] Du sollst [also] dem HERRm deinem Gott, keinen Ochsen oder Schaf opfern, das stvider das ausdrückliche Verbot 3. Mos. 22, 20 ff.] einen Fehl, oder irgend etwas Böses [irgend eins der dort namhaft gemachten Gebrechenj an ihm hat; denn es ist [ein solches mangelhaftes Opfer] dem HERRm deinem Gott, ein Grcnel [weil es von einer Verachtung seiner hochheiligen Majestät zeugt und auf einer Gesin- nung beruht, die völlige Religionslosigkeit zu ihrer Folge hat]. » 2. sWeiter sollst du, damit nicht der rechte Gottesdienst selber dir abhanden komme, keine Personen unter dir dulden, die ihrerseits von dem- selben abweichen und dem Götzendienst sich zuwen- den, sondern sollst vermittelst deiner Richter und Amtleute Kap. 16, 18 mit aller Entschiedenheit wider solche einschreitenJ Wenn [daher] Unter dir in der Thore foder Orte] einem, die dir der HERR, dein Gott, geben wird, fanden wird ein Mann oder Weib, der da Uebels thut vor den Augen des HERRm deines Gottes, daß er seinen Bund übergeht, 3. Und hingehet und dienet andern Göttern, Und betet sie an fals z. B. die Himmelsgestirnes es sei Sonne oder Mond, oder irgend ein [irgend etwas von dem] Heer des Himmels [Kap. 4, 19], das [anzubeten] ich [5. Mos 11, 14 Anm.] nicht geboten fvielmehr auf’s Schärfste untersagt] habe [2. Mos. 22, 20; 34, 14]; 4. Und wird dir angefagh und hbrcst es: so 3777 580 Z. Muse 17;, 5—1-6. sollst du wohl darnach fragen seine genaue Unter- ; zu dem Richter, der zu der Zeit fein sdem dortigen suchung anstellen, ob es fich wirkl·ich also verhält l Kern. 13, 12 ff.]. Und wenn du findest, daß ge- r wiß wahr ist, daß solche-r Greuel in Jsrael ge- » , » l einander, indem die Priester als Ausleger des gött- schehen ist; « Z. So sollst du denselben Mann oder das- « selbe Weib ausführen, die solches Uebel gethan ha- schwächere Geschlecht keine Schonung geben], zlt H deinem Thvlz Und sollst sie snachdem du sie auf diese Weise ausgestoßen hast aus der Gemeinde r s. Mos. 24, 14 Anm.] zu Tod steinigen. b. Auf zweier oder dreier Zeugen Mund soll sterben, wer des Todes werth keines todeswürdigen d Verbrechens angeklagt] ist; aber ans Eines Zeugen Mund soll er nicht sterben [4. Mit 35, 30; 5. M. 19, 15; Joh. 8, 17; 2. Cor. 13, 1]. 7. Die Hand der Zeugen soll die erste sein T [die da Steine aufhebt], ihn zu todten, nnd dat- nach dle Hand alles Volks [Kap. 13, 9], daß du den Bösen von dir thust [Kap. 13, 5]. Diese Bestimmung, daß die Zeugen die ersten Steine auf den Verurtheilten werfen sollten, ließ erwar- « ten, daß niemand als Zeuge austreten würde, der nicht » seiner Sache ganz gewiß war, er müßte denn ein äußerst ? verruchter Mensch sein. ,,Uebrigetis aber konnte in Js- rael, was in andern Staatsordnungen meistens nicht » der Fall war, der Ankläger als Zeuge mit austreten; das Zeugnis; der Weiber und Sklaven und der ehrlosen Leute dagegen galt nicht» Was die Frage betrifft, ob dieses Gesetz, wonach die Verehrung fremder Götter mit Richteraliollegio Vorstehen] wird, kommen nnd fra- gen swie die schwierige Sache nach Gottes Wort zu beurtheilen sei]; die sollen dir sim Verein mit lichen Gesetzes 3. Mos. 10, 11 den Fall im Lichte desselben beleuchten, der Richter mit seinem Kollegio ben sdenn in dergleichen Fällen soll es auch für das T? aber den Rechtsspruch fällt] das Urtheil sprechen*"« [die nachgesuchte Entscheidung treffen]. V) Es ist hier nicht der einzelne Jsraelit, der eine Rechtsfache anzubringen hat, gemeint, als sollte es in « dessen Belieben gestellt sein, sich ohne Weite-setz, statt an « das Gericht seines Orts, an das Gericht am Orte des Heiligthums zu wenden, oder als wäre von einem Ap- pelliren von dem Unter- an das Obergerieht die Rede. Dergleichen Appellations-Jnstanzen nach unserer Weise kennt das mosaische Gesetz überhaupt nicht; das Gerichts- amt ist Gottes (Kap. 1, l7), und was im Namen Gottes II einmal für ein Urtel gefällt ist, dabei hat es sein Bewert- den (V. 10 ff.), gleichviel ob es von einem niederen oder höheren Gericht gefällt worden. Wie verkehrt aber ein in das Belieben des Einzelnen Stellen, seine Sache hier oder dort anzubringen oder sich von diesem oder jenem «. Gericht aburteln zu lassen, gewesen wäre, liegt zu sehr auf der Hand, als daß wir des Weiteren eine solche Auf- fassung der Worte zu widerlegen brauchten. Vielmehr redet Mose, wie schon unsere Erklärung andeutet, das ganze Israel an, weil er es mit einer Einrichtung zu thun hat, die die Rechtspflege aller Orten im Lande be: trifft; aus dem, was er sagt, hat dann das einzelne Ortsgericht sein Verfahren abzuleiten. Wenn diesem eine Rechtssache zu schwierig ist, so soll es dieselbe ebenso an das Obergericht am Ort des Heiligthums bringen, wie « bisher die von Mose eingesetzten Richter über Tausend, dem Tode bestraft werden soll, nicht zu hart sei, so be- » merkt Michaelis in seinem Mosaifchen Recht ganz richtig: »Weil der einzige wahre Gott der bürgerliche Gesetzgeber des israelitischen Volks und von ihm zum Könige an- H« genommen war, so ward die Abgötterei zum Verbrechen I gegen den Staat, verdiente also deshalb eben so gut Lebensstrafe, als bei uns der Hochverrathfi 8. Wenn eine Sache vor Gericht dir kdem ganzen Volke« V. 19] zu schwer sein wird [als » daß das Gericht der betreffenden Ortschaft V. 18 darin zu erkennen vermöchte], zwischen Blut nnd Blut, zwischen Handel und Handel, zwischen Sehn: , den und Schaden, nnd was zcinkische Sachen sind l in deinen Thoren [lveil es nämlich eine Sache ist, die zwischen vorsätzlicher und unvorfätzlicher Tödtung schwankt 2. Mos. 21, 12 ff., oder welche die An- wendung verschiedener gesetzlicher Bestimmungen i zuläßt, oder welche um verschiedeue Arten körper- « licher Mißhandlung sich bewegt 2. Mos 21, 18 ff., überhaupt eine Rechtssache von der Art, bei der von verschiedenen Gesichtspunkten aus auch ver- schiedene Rechtsansichten geltend gemacht werden . können, so daß es sich nun darum handelt, welche von ihnen entfcheidend sein soll]; so follst du dich aufmachety und hinaufgehen zu der Stätte, die dir der HERR, dein Gott, erwählen szum Sitz seines Heiligthums bestimmen] wird; 9. Und zu den Priestern, den Lehnen« nnd über Hundert u. s. w. jede Sache, die ihnen «zu hart« «: war, an ihn als Oberrichter zu bringen hatten (Kap. 1, «- 17). Dort, am Ort des Heiligthums, hatte man ja den Hohepriester in Funktion und konnte von ihm durch die Weise des Lichts rathfragen lassen bei dem HErrn, wenn man sich selbft keinen Rath wußte; außerdem aber ließ sich erwarten, das; der Ort des Heiligthums auch der vornehmste Sitz der Gefetzeskunde sein werde, und dem dasigen Richter-Kollegio stand jedenfalls eine größere Er- fahrung in Nechtssachen zu Gebote, als den Richtern in den übrigen Ortschaften, zumal es eben mit schwierigen Fälleu sich besassen sollte- ’«’«·) Der Ausdruck: »die Priester, die Leviten« wird uns von nun an öfter begegnen (V. 18; 18, 1; 21, 5; ? 24, s; 27, 9; Si, 9; Jus. Z, 3); er tritt an die Stelle des bisher gebriiuchlichenx ,,Aaron und feine Söhne,« denn dieser muß jetzt, nachdem Aaron dahin ist und die Zeit bevorsteht, wo die Priester nicht mehr blos eine ein- « zelne Familie, sondern einen eigenen Stand im Volke « bilden, einem entsprechenderen Platz machen. Es soll aber der neue Ausdruck die Angehörigkeit an den Stamm Levi als Kennzeichen des wahren Priesterthums hervorheben, wie denn überhaupt das 5. Buch Mose als das Volks- gefetzbuch die Priester und die Leviten als ein zusammen- gehöriges Ganze zusainmenfaszt und sie bestimmter den Laien gegenüber als einen heiligen Stand hinstellt, wäh- rend das Priestergesetz der niittteren Bücher vorzugsweise den Unterschied der Priester und Leviten in’s Licht setzte; daraus erklärt es sich auch, daß hernach (Kap. 18, 's) fiir den Beruf der Leviten Worte gebraucht werden, die eigent- ? lich das« Eigenthümliche des priesterlichen Dienstes bezeich- » nen (Kap. 18, 5]. — ’"«·) Ein förmlich nach diesen Vor- Jz schriften organisirtes Obergericht zu Jerusalem setzte Einsetzung eines obersten Gerichtshofs am Ort des Heiligthums Das Königs-Gesetz. 581 hernach Josaphat ein (2. Chr. 19, 8ff.). Nach dem Muster desselben, sowie nach dem des Aeltesten-Kolle- giunis, das der HErr dem Mose auf seine Bitte zur Seite stellte (4. Mos 11, 16 ff.), hat sich dann das HERR, dein Gott, erwählen Hei es durch die «» Weise des Lichts 2. Mos 28, 30, sei es durch Synedrium oder der Hoherath (Matth. 2, 4 Anm.) ausgestattet. 10. Und du sdas Untergericht, das die Erit- scheidung des Obertribunals eingeholt hat] sollst thun nach dem, das sie dir sagen an der Stätte, die der HERR erwählet hat sdenn was schon von den Richtern überhaupt gilt, daß sie richten vor dem HErrn Kap. 19, 17, das gilt um der Stätte willen, da sie ihren Sitz haben, noch im ganz besonderen Sinne von diesen Richtern], und sollst es halten [ihren Urteilsspruch auch zur Ausführung bringenL daß du thust nach allem, das sie dich lehren werden. 11. Nach dem Gese . das sie [die zu diesem Qbertribunal gehörigen riester] dich lehren, und nach dem Recht, das sie [die auf Grund der prie- « sterlichen Gesetzesauslegung den Urtheilsspruch fäl- levden RichterJ dir sagen, sollst du dich halten, daß du von demselben nicht abweichest, weder zur Rechten noch zur Linken. 12. Und wo jemand [vom Volke] vermessen handeln würde, daß er dem Priester nicht gehorchte, der daselbst in des HERRm deines Gottes, Amt stehet, oder dem Richter [und wollte sich dem Urtheilsspruch beider nicht imterwerfen]; der soll sals einer, der nicht Menschen, sondern Gott verworfen hat Apstg. 5, 41 sterben, und sollst den Bösen [in öffentlicher Execution] aus Israel thun; 13. Daß alles Volk sesj höre [was mit solchen losen Verächtern geschiehet], und sich fürchte, und nicht mehr vermessen sei [Kap. 13, 11]. Auf diese Stelle vornehmlich gründen die römischen Päpste den Anspruch, daß den von ihnen aufgestellten Satzungen unbedtngter Glaube und Gehorsam innerhalb der christlichen Kirche gebühre. Mose geht aber von der Voraussetzung aus, daß das göttliche Gesetz für die kun- digen Priester und Richter beim Heiligthum so klar und so ausreichend sein werde, daß sie in einen Widerspruch . mit dem eigentlichen Sinne desselben nicht wohl gerathen könnten; wo freilich dies dennoch geschieht, und die Pries « ster und Richter das Gesetz des HErrn geradezu ver- lassen, da heißt es, Gott mehr gehorchen als den Men- schen, wie das Petrus und Johannes eben demselben Gerichtshof gegenüber, der sich aus der vorliegenden Ver- ordnung entwickelt hat, dem Hohenrath in Jerusalem, ausdrücklich bezeugen (Apostg. 4, 19). 14. Wenn du in’s Land kommst, das dir der HERR, dein Gott, geben wird, und nimmst es ein, und wohnest snun eine Zeitlang] drinnen, und is wirst sagen ltvie ich denn bestimmt voraussehe, i daß dergleichen Gedanken in dir aufsteigen werden . · i Egyptens Grenze für immer geschieden sein] sollt. l. Sam. 8, 1 ff., vgl. Anm. zu 1. Mos. 36, 31 u. 4. M. 24, 24]: Jch will sals oberste Regierungsgewalq einen König über mich sehen, wie alle Völier um mich her [Könige] haben;* 15. So sollst du [nicht irgend welchen be- E liebigen Mann nach deiner eigenen freien Wahl, sondern] den zum Könige über dich setzen, den der Vermittelung eines Propheten I. Sam. 9, 15 ff.; 16, 1 ff. 12 dir dazu ausersehen] wird. Du sollst aber [in solchen Fällen, wo der HErr nicht un- mittelbar· selbst dir einen bestimmt, immer nur] aus deinen Brüdern einenzuui König uber dich sehen. Du kannst nicht stvie die Kinder Esau mit ihren Wahlkönigen hin und wieder gethan haben 1. Mos 36, 33 Anm.] irgend einen Fremden, der nicht dein Bruder ists«- über dich setzen sdenn ein solcher vermag den Gottesstaat nicht in der rechten Weise zu regieren]. «) Jsraels eigentticher König ist Jehova, der HErH sein Königthum hat begonnen an dem Tage, da er durch Erlaß des Gesetzes die Stämme Jsraels zu einem Gemeinwesem und zwar zu einem priesterlichen Königreich (2. Mos II. s) verband (5. M. 33, 5). Nun kann das Volk unter Jehovcks Herrschaft auch ohne einen irdischen König bestehen; Mose weiß, daß der HErr seine Genceinde nicht wie eine Heerde ohne Hirten lassen, son- dern ihr immer wieder Führer bestellen und durch seinen Geist ausrüsten wird, wie er selber ein solcher Führer , gewesen (4. Mos. 27, 16 f.). Dennoch steht ein irdisches Königthum in Israel mit der Gottesherrschast nicht in Widerspruch, ja Jsraels Geschichte ist schon darauf ange- legt, das vollkommenste Königthum aus sich heraus zu sehen, und muß es in mancherlei Vorbildern des zukünf- tigen großen Königs abschatten; darum nimmt Muse auf ein Königreich Bedacht, das Wesen und Beruf des israelitischen Königthums in den wichtigsten Punkten kenn- zeichnet — it) Jsrael unter einem auständischen König ist so sehr ein Widerspruch in sich selber, daß, als mit dem Jdumäer Herodes wirklich ein Fremder aus den Thron kam, nunmehr auch die Zeit da war zur Erscheinung desjenigen Königs, in welchem das israe- litische Königthum seine Vollendung erreichen sollte (s. Schlußbem zu I. Makkabäen Nr. 10 ani Ende, und dazu Jer. So, 21 und Mich. 4, «14—5, I ff.)- 16. Allein swenn ich dir also auch gestatte, einen König, und zwar aus deinen Brüdern, über dich zu setzen, so stelle ich ihm doch die Be- dingung], daß er nicht viele Rosse [keine zahlreiche Reiterei unter seiner Kriegsmacht, als läge darin seine Stärke Pf. 20, 8; 33, 16 f.; 147, 10; Jes 31, 1] halte, und führe das Volk nicht wieder in Eghszpten, um der Rosse Menge willen sdie es dPTt gtebtlx weil »der HERR» euch gesagt sdurch die ganze Art seiner bisherigen Führung, ins- besondere aber durch die strenge Bestrafung jener Rede in 4. Mos. 14, 3 f. deutlich genug zu ver- stehen gegeben] hat, daß ihr fort uicht wieder durch l diesen Weg kommen [vielmehr, gleichwie innerlich von Egyptens Wesen, so auch äußerlich von Von dem Rasse, diesem bei uns im Frieden wie im Kriege so hoch geschätzten Hausthierm hat der Mor- genländer von jeher zu den Geschäften des Friedens viel s weniger Gebrauch gemacht, als der Abendländerz das 582 Rindvieh, der Esel, das Maulthier und Kameel versehen ihm trefflich, und zum Theil viel besser, die Dienste auf dem Felde oder auf der Reise, wogegen die häufigen und gewaltigen Kriege in der alten Geschichte der orienta- lischen Völker das Pferd mit· seiner Stärke, Behendigkeih Gelehrigkeit und seinem Muthe in vollen Anspruch nah- men, daher das Pferd fast in allen Bibelstellen als Werk- zeug des Krieges erscheint (vgl. Hiob 39, 19—25). Js- rael nun hat keine Eroberungskriege über die Grenzen des verheißenen Landes hinaus zu führen, zu einem Ver- theidigungskriege aber waren Rosse in dem gebirgigen Lande nicht nöthig und tauglichq daher wird seinem J König das Halten vieler Rosse umsomehr untersagt, als « die Beschaffung einer solchen Kriegsmacht nur durch Egyp- tens Verniittelung, das durch seine Pferdezucht schon frühzeitig sich auszeichnete und den Haupttheil seiner Streitheere in Kriegswagen (2. Mos 14, 7 Anm.) besaß, möglich gewesen wäre, und gerade mit diesem Lande die Verbindung ein für alle Mal aufhören sollte. Es ist un- serm Wort ganz entsprechend, wenn Josua hernach (Jos. 11, S) Befehl vom HErrn empfängt, die Rosse der am Wasser Merom geschlagenen Feinde zu verlähmen und ihre l Wagen mit Feuer zu verbrennen, und David im Krieg wider Hadadesey König zu Zahn, dasselbe thut (2. Saat. 8, 4); Salomo dagegen mochte von der Befolgung dessel- ben sich für entbunden erachten, indem zu seiner Zeit an « eine Rückkehr des Volks nach Egypten längst nicht mehr zu denken war, und hielt in der That viel Rosse, ja trieb sogar Transithandel damit (1. Kön. 4, W; 10, 28 f.). Mit ihm wurde denn das Pferd in Palästina immer mehr einheimisckh so daß hernach auch Privat- personen sich desselben zum Reiten und in der Landwirth- schaft bedienten (1. Kön. 18, 5; Nehnr 7, 683 «Pred. 10, 75 Jes. 28, 28). 17. Er soll auch nicht [nach der Weise der heidnischen Könige] viel Weiber nehmen, daß sein Herz nicht abgewandt werde [von dem HErrn, in: ; dem er anfängt, der Eitelkeit und Lust dieser Welt zu dienen, zumal ausländische Weiber gewiß alles versuchen würden, ihn zu ihren Göttern nicht viel Silber nnd Gold sammeln [er möchte sonst, wo er zu satt würde, verleugnen und sagen: Wer ist der HErrZ Spr. 30, 7 ff.]. Die Vielweiberei war zwar durch das Gesetz nicht sz » You: Zeriefterrechtz xibgötterey und Christo, dem verboten; von der gewöhnlichen Art derselben, etwa 2—-3 Frauen zu haben, ist aber jener fratzenhafte Luxus der Großen des Morgenlandes wohl zu unterscheiden, welche deren Zahl in’s Ungemessene hin vermehren, theils um damit Staat zu machen, theils um die Wollust nach Be- lieben verfeinern zu können. Solche Ausschweifungen, welche selbst an das mißverstandene nattirliche Bedürfnis; sich nicht mehr anlehnen, mußten im Alterthum noth- wendig zum Götzendienst hinleiten. (v. Gerlach.) — Der- jenige, ioelcher die Macht hat, ist ganz besonders in Ge- « fuhr, der Augenlush der Fleischeslust und dem hoffär- tigen Leben (1. Joh. 2, 15 sf.) zu stöhnen· Letzte, als das Allerbedenklichst wodurch das gerade Ge- gentheil von dem. was sein soll, herauskommen würde, statt der Theokratie (Gottesherrschaft) eine Autokratie (Selbstherrschaft), nimmt Mofe zuerst Nücksichh indem er dem König verbietet, nicht viel Rosse zu haben (V. 16); dann (V. H) folgt die Rücksicht auf Fleisches- und Augenlust, welche, wie bei den Stuarts und Bourbons Rönigsfamilien in England und Frankreich), so nament- Auf das» - Z. Mose 17, 17-——20. 18, 1—8. 18. Und wenn er nun sitzen wird auf dem Stirbt seines Königreichih soll er dies andere Gesetz von den Priestern, den Lebiten nehmen svon dem in Verwahrung der levitischen Priester V. 9 Anm. g befindlichen Gesetz eine Abschrifti sich anfer- t1gen], nnd auf ein Buch schreiben sin ein beson- deres Buch eintragen] lassen. «) Das hebt. Wort, welches Luther mit andere übersetzt hat (dies ,,andere« Gesetz) bedeutet allerdings Wiederholung; doch ist darunter wohl nicht das Deute- ronoinium oder die Gesetzeswiederholung wie das 5. Buch Mose heißt, mit der Septuaginta und andern Ueber- setzungen zu verstehen, sondern eine Kopie oder Ab- schrift, die der König sich soll für seinen beständigen Gebrauch anfertigen lassen. Vgl. L. Kön. 11, 12. 19. Das soll [als ein Enchiridion oder Hand- bUchJ bei ihm sein [nimmer von seinen Händen kommen], und soll darin lesen sein Lebenlcing [Ps. l, 2; »119, 16. 24. 97; Jos 1, 8], auf daß er lerne surchten den HERR, feinen Gott, daß er halte alle Worte dieses Geschrei, und die Rechte, daß er darnach thue. » · »20. Er soll sein Herz nicht erheben uber seine Bruder sals sei er ihr unumschränkter Herr, sondern wissen, daß er mit seinem ganzen Regi- ment an ein bestimmtes, von dem HErrn aller Herren schon gegebenes Gesetz gebunden ist], und . soll nicht weichen von dem Gebot, weder zur Rech- « ten noch zur Linken [und also feinen Brüdern ein gutes Exempel dessen geben, wozu auch sie ver- pfiichtet sind Kap. 4, 10; S, 2; 14, 23], auf daß er seine Tage verlängcre auf seinem König- reich, er und seine Kinder in Israel [die den . Kindern Jsrael gegebene Verheißung eines langen I Lebens im Lande Kuh. 4, 1 sich an ihm und herüberzuziehen 1. Kön. 11 fs.]; Und soll auch »? seinen Nachkoinmen noch besonders durch ein langes Verbleiben im königlichen Regiment erfülle]. Das 18. Kapitel. rechten Propheten. XIV. n. 1—22. nennen: s» vie kichiercichk new-in und das leiinftige Itiinigthum dem Berufe Tixgraelg ge- miih geordnet ist, benimmt Muse auch das zieht, das den nettes-dienstlichen Personen, den Priestern und Leuten, von Seiten des Volke« zu gewähren ist neben dem, wag der THE« ihnen sstjon von seiner Seite ge- währt hat. Indem er aber in die Zukunft hinauggreify was:- aug dem schon bestehenden Xjrophetenthum der- einst werden soll, wird seine Rede zur ncehiaitischeii weissagungz er zeugt von dem Propheten, den der ZhErr aus Israel erwerben und durch den er sein. des Muse, eigenes sllrophetenthuiii zur Vollendung führen wird· 1. Die Priester, die Levjten des ganzen l Slamms Levi saußer den Priestern auch die lich auch bei den Orientalen, so leicht mit dem hossär- » tigen Leben Hand in Hand ging. (Schultz.) eigentlich so genannten Leviten, also alle, die dem , Stamme Levi angehören], sollen [nach dem, was Die von Seiten des Volks den Priestern und Leviten zu gewährenden Rechta 583 der HErr dem Aaron gesagt hat 4. Mos. 18, 20 ff. und auch ich schon euch vorhin Kap. 10, 9 vorgehalten habe] nicht Theil noch Erbe haben mit Israel. Die Opfer des HERRn kwas davon nach 3. Mos. 7, 31——34 denselben zufällt] nnd sein Ekbtheil [was sonst noch als heilige Abgabe an den HErrn zu entrichten ist, als Zehnten, Erst: geburten und Erstlinge] sollen sie essen [zu ihrer Nahrung haben]. Z. Darum [nätnlich] sollen ste kein Erbe unter ihren Brüdern haben, daß der HERR ihr Erbe ist, wie er ihnen geredet hat. 3. Das soll aber das Recht der Priester sein an dem Volk kvon Seiten des Volkes, und an denen [von Seiten derer], die da vpsern [ihre für den Hausbedarf bestimmten Schlachtungen nicht mehr, wie bisher, beim Heiligthum, sondern daheim verrichten Kap. 12, 15], es sei [nun, was sie ein- schlachten wollen, ein] Ochse oder Schaf, daß man deln Priester gebe den Aktn [einen Bug oder ein Vorderbein 4. Mos. 6, 19], nnd beide [Kinn-] Backen, und den Wanst [vierten Magen, in welchem bei den Wiederkäuern die Verdauung Vollendet wird], 4. Und das Erstling deines Korns, deines Mosis, und deines Orts, und [gleichwie du ihnen von deinem Korn, deinem Most, deinem Oel und deinem sonstigen Bodenertrage Katz. 8, 8 das Beste oder das Erstling geben sollst 4. Mos. 18, 12 f., so auch] das Erstling von der Schar deiner Schafe. 5. Denn der HERR, dein Gott, hat ihn sden Levis erwahlet ans allen deinen Stammen, daß er stehe am Dienst sdes Heiltgthumsj im Namen des HERRU sin göttlicher Vollmacht und als Ver: mittler göttlicher Gnaden], er Und seine Söhne ewiglich ses gebührt sich also, daß du ihn ehrest als Erwählten des HErrn und für das Geistliche, das er dtr zuwendet, ihm von deinem Leiblichen darreichest I. Cor. 9, 11]. Durch die in Kurs. 12 enthaltene Abänderung des Eeseljes: Z. Mos. 17, 1 ff., wonach gewöhnliche Schlach- tungen während der Zeit der Wüslenwanderung nur beim Heiligthum und in der Aeise der Dankopfer vollzogen werd-n sollten, erlitten die Priester einen nicht unbedeu- tenden Ausfall an ihrem Einkommen; denn wenn solche Schlachtuttgen nun künftig zu Hause geschahen und nicht mehr als Dankopfer, so fiel auch der Priesterantheih die Webebrust und die Hebeschulter is. Mos. 7, 24), hinweg. Zur Entschädigung dafür ordnet nun Mose hier als eine Gabe »von Seiten des Volkes« swas er in V. 1 ge- nannt hat, ist Gabe »von Seiten des HErrn« an die, die in seinem Dienst und darum auch in seinem Brode stehen) die Ablieferung dreier Stücke von jedem für den Hausbcdarf einzuschlachtenden Rind oder Schaf an die Priester on; und zwar machen diese je ein Stück von den drei Haupttheilen des Thieres (Kopf- Rumpf und Beine) aus, gleichwie er unmittelbar darauf die Erst- lingsabgabe von den Früchten des Bodens zu einer Erst- . lingsabgabe auch von den Ertragen der Schafzucht er- weitert. Es fragt sich nur, wie die Erfüllung dieser Ver- ordnung soll auöführbar gewesen sein, da ja die Schlach- tung des Hausviehes eben deswegen, weil sie in der bis- herigen Weise nicht mehr im Lande Eanaan auszuführen war, hinfort daheim geschehen sollte; und da müssen wir denn bemerken, das; von einer Verpflichtung, die bezeich- neten Theile des Schlachtviehes zum-L) ei ligthu m zu brin- gen oder zu senden, entfernt nicht die Rede ist, daß viel- mehr die Abgabe in eine Priesterstadt gesendet oder sonst einem in der Nähe weilenden Priester verabreicht werden konnte. Wo auch hierzu die Gelegenheit fehlte, konnte die Ausführung der Vorschrift zweifelsohne in derselben Weise unterbleiben, wie die Einladung der Leviten zu den Zehntmahlzeiten (Kap. 12, 17—19; 14, 22 sf.) überall da unterblieb, wo keine Leviten in der Nähe sich befanden. C. Wenn ein Levit kommt aus irgend einem deiner Thore [aus irgend einer der Städte, dte den Leviten zum Wohnen einzuräumen sind 4. Mos. 35, 1 fs.], oder sonst irgend aus ganz Israel, da er ein Gast ist saus irgend einem andern Orte im Lande, da er zeitweilig als Fremdling sich auf- gehalten]; nnd kommt nach aller Lust [mit ganzem Verlangen] »seiner Seele an den Ort, den der HERR erwahlet hat, » 7. Daß er diene tm Namen des HERRm seines Gottes, wie alle seine Bruder, die Leviten, die daselbst vor dem HERRU stehen [Kap. 17, 9 Anm.]; 8. Die [alle dergleichen nach dem Ort des Heiligthums übersiedelnden Leviten] sollen gleichen Theil zu essen haben fin derselben Weise unter- halten werden, wie die daselbst schon attsäßigen und im aktiven Dienst befindlxchen Leviten], lebet das er hat von dem verkanften Gut seiner Vater [abgesehen von dem, was ein solcher Zuzügler aus der Verwerthung seines Eigenthums daheim löst, indem er theils seinen Antheil an den Zehn- ten durch Vermittelung des Familienhauptes in Geld umsetzt 4. Mos. 18, 25 ff., theils sein Haus verkauft und seine Grundstücke verpachet 3. Mos. 25, 32 ff.]. · »· v· · Mose hat hier diejenige Zeit tm Auge, wo die den Leviten hauptsächlich von ihm zugewiesenen Dienstleistun- gen des Abbrechens, Fortschafsens und Aufstellens der Stiftshütte (4. Mos. Z, 25—37; 4, 4—33s mit dem ru- higen Wohnen im Lande Canaan ihr Ende erreicht ha- ben, und nur etliche, am Ort des Heiligthums oder in dessen Nähe wohnhafte Leviten nöthig sein würden, um den Priestern bei Ausrichtuug ihrer Amtsfunktionen zur Seite zu stehen. Diesen stand insofern ein reichlicher Unterhalt in Ausfichh als sie vornehmlich zu den beim Heiligthum anzustellenden sehnt: und Erstgeburts-, Ge- lübdes und freiwilligen Opfer-Mahlzeiten (Kav. 12, 17 ff.; 14, 22 sf.) würden zugezogen werden. Ihnen sollen nun nach der hier vorliegenden Verordnung gleich behan- delt werden diejenigen Leviten, welche, um ebenfalls Dienste beim Heiliglhum zu leisten, an den Ort dessel- ben tibersiedelnz man soll nicht meinen, weil sie die Zehnten daheim verwertheten, ihre Grundstücke verpach- tet und ihre Häuser verkauft hätten, so hätten sie ja zu ; leben, sondern gerade um des aktiven Dienstes willen, » dem sie sich unterziehen, sind sie bei den Heiligthums- « Mahlzeiten ganz besonders zu berücksichtigen und stehen j auf derselben Linie mit den am Ort des Heiligthums 584 5. Mose 18, 9—22. oder in dessen Nähe schon vorhandenen Leviten. Woher es aber kommt, daß Mose in V. 6 Leviten nicht blos in den eigentlichen Leoitenstädtem sondern auch ander- wärts im ganzen Lande als wohnhaft voraus-setzt, ergiebt ein Blick aus die Zustände während der Richterzeit Manche von den den Leviten zugewiesenen Städten, z- B. Geser und Ajalon (Jos. 21, 21. 24), kamen nicht in i den ungestörten Besitz der Kinder Jsrael (Jos. 16, 10; i Nicht. 1, 35), konnten daher auch den Leviten nicht über- geben werden, so daß diese ihre Zuflucht in andern Or- ten suchen mußten (Richt.17, 7 f.; II, 1). Dergleichen Zustände sieht Moie nach dem, was er Kap. 7, 16 ge- sagt hat, gar wohl voraus; doch waren ja auch noch manche andere Verhältnisse denkbar. wodurch die Leviten genöthigt werden konnten, von einem Ort zum andern zu ziehen, zumal das eigentlich in ihrem Berufe als Bewahrer und Wächter des Gesetzes lag, das ganze Land wie ein Sauerteig zu durchdringen (4. Mos. 35, 8 Anm.). b. Wenn dn in das Land kommst, das dir der HERR, dein Gott, geben wird; so sollst du , nicht lernen thun die Grenel dieser Völker [die - ! die er über dir hat, und müsztest nun zu allerlei abergläubischemGreuelwesendeinesnfluchtnehmens 15. [Ja, so wenig bist du ohne Gottes Lei- tung gelassen, das; dir im Gegentheil künftig ein- mal die größte und herrlichste Offenbarung feiner selbst bevorsteht] Einen Propheten, wiemich « [oer ebenso ein allseitiger Vermittler deines Ver- hältnisses zu Gott sein und ebenso den HErrn in seiner Gestalt, nicht durch dunkle Worte oder I Gleichniß sehen wird 4. Mos. 12. 7 f» und das E alles in um so höherem Grade als ich, je größer und herrlicher der neue Bund sein soll als der altes, wird der HERR, dein Gott, direk- weclen, aus dir und aus deinen Brüdern: dem sollt ihr [dann, wenn er nun erscheint] gehorchen [aufsein Wort hören und es annehmen]. 16. Wie du denn [in eigener Erkenntnis;, wie . noth dir ein solcher Mittler thäte] von den! HERRM jetzt darin wohnen und die du daraus vertreiben i svllsth 10. Daß nicht unter dir sunden werde, der i i [dem Moloch zu Ehren] seinen Sohn oder Tochter is durchs Feuer gehen lasse [3. Mos 18, 21], oder ein Weissager sder Wahrfagerei treibt], oder ein i auf Vogelgefchrei [und sonstige Zeichen vom Him- mel] achte [4. Mos. 23, 3 Anm.], oder ein Zan- s derer [der auf Zaubersormeln sich versteht], 11. Oder Befchwdret [der den Bann über «« eine Person oder einen Gegenstand spricht], oder Wahrsager sTodtenbeschwörer 3. Mos 19, 31; 1. Sam. 28, 7 sf.], oder Zeichendenter smit Geister- beschwörung sich abgebender Zauberer], oder der i die Todten frage [bei Todten sich Orakel oder Aussprüche über die Zukunft holt]. 12. Denn wer solches thut, der ist dem HERRn ein Greuel, und um solcher [in allen nur möglichen Formen bei den Cananitern im Schwange gehender] Grenel willen vertreibt sie der HERR, dein Gott, vor dir her [3. Mos 18, 24 f.; 20, 23]. is. Du aber sollst ohne Wandel sunsträflichj sein mit sim Verhältniß zu] dem HERRn deinem Gott [vgl. die Bem. zu l. Sam. 28, 7j. 14. Denn diese Völker, die du einnehmen wirst, gehorchen den Tagewähleru und Weissagern [hören auf das, was ihre Wolkendeuter und Wahr- sager ihnen vorreden, weil sie überhaupt den un- heimlichen Mächten der Finsternis; hingegeben sind und nichts Besseres haben]; aber du [der du schon gelassen werden 4. Ellios 28, 231 sollst dich nicht also halten gegen dem HERRQ deinem Gott sals ; wüßtest du nichts von ihm und den Gedanken, s ; deinem Gott, gebeten hast zu Horch, am Tage der H Versammlung sda ich euch um den Berg ver- i sammelt hatte], und sptacheft [bei Gelegenheit der Verkündigung der zehn Wortei: Jch will fort geht mehr hörgn die Stimme des HERRO meines » · i ottes und as ro e Fen r n" t me r s en, Tagewahler[wörtlich:Wolkendeuter,nach Luth. .i « g ß e lch h eh einer, der gewisse Tage für Glücksz andere für Unglückstage erklärt B. Mos. 19, 26], oder der « daß ich nicht sterbe [2. Mos 20, 19]. 17. Und der HERR sprach zu mir: Sie i haben wohl geredet fes geht jetzt unter der Haus- ; haltung des alten Bundes noch nicht an, das; sie » selber unmittelbar mit mir verkehren]. 18. Jch will [aber schon die Zeit kommen lassen, wo es keiner Vermittelung zwischen mir und meinem Volke mehr bedarf, und] ihnen szur Her- stellung eines allgemeinen Priesterthums] einen Propheten, wie du bist [mit dem ich von An- gesicht zu Angesicht, wie ein Mann mit seinem Freunde rede 2. åliios 33, 1l], erwecken ans ; ihren Brüdern, und meineWorte sin desto reicherer Fülle] in seinen Mund geben [je nä- her er mir steht Sach. 13, 7; Muth. Z, 17: 17, 5., während du doch nur mein, wenn auch noch so hoch begnadigter Knecht bist 4. Mos 12, 7 und mich, wenn auch in meiner Gestalt, doch nicht von vorn 2. Mos 33, 18. 20 siehest]; der soll zu ihnen reden alles, was ich ihm ge- » bieten werde [und meine ganze, allmälig fort: schreitende Offenbarung zu ihrem Abschluß bringen Hebt. I. 1 f.]. » · « » i 19. Und wer meineWortenicht horen » wird, die erin meinem Namen reden wird, »? von dem will ich’s fordern smit dem bin HZ ich fertig, habe keine Gnade mehr, die ich noch jetzt ein festes prophetisches Wort besitzest und auch " ferner nicht ohne besondere göttliche Leitung wirst Hi an ihn wenden könnte, sondern muß ihn dahin- » geben in das Gericht, das die Widerwärtigen ; verzehren wird] ; 20. Doch [soll es ihnen bis dahin nicht an vorlaufenden Propheten fehlen, die auf die Zukunft Verbot der Wahrsagerei &c. Weissagung von Christo, dem höchsten Propheten. 585 dieses größten und herrlichsten Propheten vorberei- ten und in der Zwischenzeit das gegenwärtige reli- giöse Bedürsniß vollkommen zu befriedigenim Stande sind, und werde ich meinerseits dieselben auch hin- länglich beglaubigen;] wenn [aber] ein Prophet ver- messen ist zu reden in meinem Namen, das ich ihm nicht geboten habe zu reden ltvie denn allerdings dergleichen falsche und eigenmächtige Propheten, die ihres Herzens Trügerei für göttliche Offenbarung ausgeben, genug austreten werden Jer. 14, 14; 23, St; 29, 8 f.], und welcher redet in dem Na- men anderer Götter [und ebenso, wenn ein Pro- phet gleich von Haus als einen Trugpropheten sich zu erkennen giebt, indem er von andern Göttern redet und zu ihrem Dienste zu verleiten sucht Katz. 13, 1 ff.j, derselbe Propbet sder eine so gut wie der andere] soll sterben. 21. Ob du aber [in Beziehung auf den Fall der ersteren Art] in deinem Herzen sagen würdest: Wie kann ich merken, welches Wort der HERR nicht geredet hat sda ja der Prophet ausdrücklich im Namen des HErrn redet und sein Wort für Gottes Wort aUsgiebtJZ 22. [So diene dir das zum Wahr- und Er- kennungszeichemj Wenn der Prophet redet setwas als nahe bevorstehend weissagt] in dem Namen des HERRm nnd wird sdochj nichts daraus, und kommt nicht, das ist das Wort, das der HERR ·nicht ge- redet bat; der Prophet bat es ans Vermessenheit ge- redet, darum scheue dich nicht vor ihm sals hättest du die göttliche Rache zu befürchten, wenn du ihn dem Gebot in V. 20 gemäß sterben lässest, der HErr ist ja eben nicht mit ihm]. Was ein Prophet seinem Begriffe nach sei, sagt uns nicht blos der im Grundtext gebrauchte Name, son- dern auch der Zusammenhang derjenigen Stellen, in wel- chen das Wort bisher vorgekommen. Das hebr Nabj wird zwar von den Sprachforschern verschieden erklärt, indem die einen das Wort von einer Wurzel II= NO oder NO ,,hauchen« ableiten (daoon das Port. Niph.= der Angehauchte, Jnspirirte), die andern es mit XII= Fig; ,,hervorsprudeln, hervorquellen« in Zusammenhrctng bringen; beides zusammen aber drückt es vollständig aus, was wir unter einem Propheten uns zu denken haben, nämlich einen Menschen, den Gott zum Empfänger seiner Offenbarung und zu einem Ueberbringer seines Wortes macht. Jn der ersten Bedeutung steht der Ausdruck in 1. Mos. 20, '7., in der zweiten in L. M. 7, 1 f., vgl. Knie. 4, 15 f.; in andern Stellen greifen beide Bedeu- tungen in einander über und lassen sich nicht wohl tren- nen (2. Most. 15, 20; 4. M. 12, 67 5. M. 13, 1). Da- raus ergiebt sich denn, daß ein Prophet eine mittlerische Stellung einnimmt zwischen Gott und denen, an welche er gesendet wird; Gottes Wort ergeht an ihn und durch ihn, es wird ihm eingegeben, damit er es wiedergebe (Richt. 6, 7——10; I. Sam. 2, 27 ff.). Jn dieser mittle- rischen Weise giebt es aber eine Prophetie erst von der Zeit an, wo der HErr es nicht mehr blos mit den ein- zelnen Vätern, sondern mit einem ganzen Volke zu thun hat; Abraham heißt als Empfänger und Träger der gött- lichen Offenbarung nur insofern ein Prophet, weil er zugleich den Beruf erhalten hat, Gottes Wort aus seine Kinder nach ihm zu bringen und der Segensoermittler zu sein für alle Gefchlechter der Erde. Der erste Pro- phet im unmittelbaren und vollen Sinne des Worts da- gegen ist Mose, der daher auch der erste Wunderthäter wird (2. Mos. 4, 9 Anm.); denn Zeichen und Wunder sind die Beglaubigung, wodurch ein Prophet sich als wirklichen und nicht blos vorgeblichen ,.Mann Gottes« ausweist, mag nun solche Beglaubigung geschehen durch ein Zeichen der That iWunder im besondern Sinne des Worts) oder durch ein Zeichen des W o rts (Weissagung von etwas Zukünstigemy Wir haben indessen bei Katz. 13, 1——5 gehört, daß von der Zeit an, wo eine bestimmte Offenbarung Gottes im Volke Israel schon vorhanden war, das Wunder nicht schlechthin mehr als göttliche Be- glaubigung gelten soll. Bis dahin allerdings hatte Gott die Mächte der Finsternis; in Schranken gehalten, das; nicht mit ihrer Hilfe ein falscher Prophet ebenfalls Zei- chen und Wunder thun konnte; er hatte dies Vermögen seinen Dienern allein vorbehalten, um erst sein Reich bei dem Volke seiner Wahl gründen zu können. Nachdem es aber gegründet ist in dem Gesetz und Israel weiß, was gut ist und was der DER, sein Gott, von ihm fordert, läßt der HErr es wohl zu, daß Zeichen und Wunder auch geschehen mit allerlei lügenhasten Kräften und mit allerlei Versührung zur Ungerechtigkeit (2. Thess L, 9 f.), um sein Volk zu erproben, ob sie ihn van gan- zem Herzem und von ganzer Seele lieb haben; denn sie haben einen Prlifstein schon in ihren Händen, an dem sie gewiß erkennen können, ob einer ein wahrer oder ein falscher Prophet sei. das ist das Gesetz in den heil. zehn Geboten. Jetzt gilt nur noch dasjenige Zeichen und Wun- der, das zur Bekräftigung eines mit dem übrigen ge- ofsenbarten Worte Gottes übereinstimmenden Worts ver- richtet wird; ist letzteres aber ein weissagendes Wort, so bedarf es, wenn es aus die nächste Zukunft sich bezieht keiner solchen Bekräftigung: das Wort wird kommen, wenn es aus Eingebung des Höchsten gesprochen ist, bleibt es aus, so ist, der es gesprochen, als Lügenpro- phet erwiesen und soll sterben (V. 22 in unserm Kapitel) Wie und auf welche Weise geschieht denn aber die göttliche Eingebung oder Jnspirati n? Darüber hat sich der HErr selbst erklärt in dem, was er zur Recht- fertigung des Mose sagt wider die murrenden Aeußerum gen seiner Geschwister: 4. Mos. 12, 6—-8. Wenn hier zwei Haupt-Offenbarungsweisen unterschieden werden, das unmittelbare Sehen der Gestalt Gottes im nüchter- nen und wachen Zustande auf der einen, und die durch ein Gesicht oder einen Traum permittelte innere Anschaw ung, vor welcher die volle Klarheit des Selbst- und Welt- Bewußtseins zurücktritt, auf der andern Seite; so haben wir bei der Auslegung der Stelle so viel, als sich von unserm Standpunkte aus, die wir dergleichen nicht selbst an uns erfahren haben, um die beiderseittgen Zustände auch allseitig beschreiben zu können, sagen lässt, schon beigebracht, und fügen hier nur hinzu, daß die Stelle 1. Corinth 13, 12, wo Paulus die religiöse Erkenntnis; im viesseitigen und die im jenseitigen Lebcn nebeneinan- der stellt und ähnliche Ausdrücke gebrancht, das Verständ- niß des zwischen dem Schauen Gottes in Gestalt und dem Sehen im du nklen Wort oder Gleichniß obwalten- « den Unterschieds wesentlich erleichtert. Wenn dann aber weiter unterschieden wird zwischen einem Kundmachen von Seiten Gottes im Gesicht und einem Reden in Traum, und somit eigentlich drei Ofsenbctrungsfov men aufgestellt werden, so scheinen die Rabbinen im vol- len Nechte zu sein mit ihrer Ansicht von einem höheren oder niederen Grade der Inspiration, die sie denn auch 586 5. Mofe 19, 1-13. veranlaßt hat, die Schriften des alten Testaments in die pheten), c. die chethabim (übrige heil. Schriften oder Hagiographety zu theilen (das Weitere darüber s. zu Reh. 13, 3). Die meisten älteren. Theologen haben einen solchen Gradunterschied hinsichtlich der göttlichen Einge- bung verworfen; neuere jedoch unterscheiden: 1) was z die heil. Menschen Gottes geredet haben im Geist, das « ist das öchstez Z) durch den Geist, da ihr Geist und Gottes eist in der Wirkung sich vereinigten; 3) g em äß dem Geist, indem der Geist des HErrn nur hütend und «- wachend ihnen nahe war (1. Corinth 7, 25. 405 12, '7; Matth 2·2, 435 Apostelg· U, 28; Nilus. 8, di. Andere reden von einer negativen und einer positiven Ein- gebung: jene, falschen Ausdruck abwehrend, diese, das Wort geradezu eingehend. Wir kommen auf diese Sa- chen bei der Lehre von der göttlichen Eingebung der Schrift welche die Rabbinen als dritte Offenbarungsweife neben die ,,Weissagung« und den «heil. Geist« gestellt haben, die Rede sein. Eine unmittelbar messianische Weissagung, d. h. eine solche, welche ohne Weiteres auf Christum, den Mittler des neuen Bundes, gehe und denselben von Seiten sei- nes prophetischen Amtes beschrcibe, wollen viele Ausleger in V. 15 u. 18 f. unsers Kapitels nicht anerkennen. » Mose habe vielmehr nicht einen einzelnen bestimmten Pro- pheten ausschließlich im Auge, sondern handle von Pro- « pheten überhaupt, die Gott seinem Volke aus dessen Mitte erwecken werde, und nur insofern Christus derjenige ist, in welchem das Prophetenthuni des alten Testaments xv. V. 1—21. Damm, Cvgt Eint« zu Zu» le, W) faßt seinen Gipfel und seine Vollendung erreicht, ziele die Weissagung schließlich allerdingo auf Ihn. Einer solchen Z Auffassung der Stelle widerspricht jedoch entschieden zu« J« nächst fchon die Art, wie die Einzahl: »Prophet« hier ;- gebraucht ist, nämlich so, daß an mehrere Propheten da- bei nicht gedacht werden kann (auch die auf das Wort sich . beziehenden Sussixa stehen sämmtlich im Singular, nir- «» gends wechselt der Plural irgendwie mit dem Singular, was doch überall da geschieht, wo das Hauptwort im T« Singular auf mehrere Personen geht und sie kollettivifch · zusammenfaßtx Es liegt aber außerdem offenbar ein bestimmter Nachdruck auf de« beigefügten Worten: ,,wie mich« oder: ,,wie du bist-« Wenn es nun in Kap 34, 10 ausdrücklich heißt: »Es stund hinfort kein Prophet ; in Israel auf, wie Mose, den der HErr erkannt hätte » von Angesicht zu Angesicht,« so ist damit entschieden aus- « gesprochen, daß die in Rede stehende Weissaaung die Propheten des alten Bandes zunächst gar nicht mit in’s Aus« faßt« Uscht M« EHVETWUIM Tst b« DEVTEUW Ouch ; sjenfeit des Jordan] ausgerottet hat, welcher Land · [als das zunächst bei seiner Verheißung gemeinte] an Christum zu denken, der so zu sagen ihre Reihen schließt und ihre Prophezeiungen aufnimmt und voll- endet; sondern umgekehrt, erst von Christo aus, auf den Mosis prophetisches Auge stracks gerichtet ist, darf der Blick auch riickwärts fallen auf diejenigen Propheten, die seine Zukunft vorbereitet haben, und das geschieht auch von Vers 20 an, wie wir das in der Darlegung ; des Zusammenhangs dieser Worte mit dem Vorhergehem I den näher angedeutet haben. Endlich aber nehmen die Worte in Kein· 34, 10 dasjenige, was der HErr selbst über Mosis Prophetenthum in seinem Unterschied von dem der nachfolgenden Propheten (4. Mos 12, 6 —8) ge- sagt hat, in so unverkennbarer Weise wieder auf, daß wir gar nicht in Zweifel gelassen sind, wie wir den Zusatz: ,,wie du bist« verstehen sollen. Die Eigenthtimlichkeit des Prophetenthums Mosis bestand zunächst und haupt- sächlich darin, daß er betrauet war mit dem ganzen ; Hause Gottes, daß er Mittler zwischen Gott und dem , tI Volke war nach allen Seiten und Beziehungen hin: er 3 Klassen: a. die Thora- tGesetzbuch), d. die Nebiim(Pro- It war Erlöser und Heerftihrer, Gesetzgeber und Richter, Priester und Prophet in Einer Person; es gab keine Seite der Stellvertretung Gottes und der Vermittelung « göttlicher Worte und Thaten, die er nicht in höchster Jnstanz zu üben berechtigt gewesen wäre und auch wirk- lich geübt hätte; erst von seinem Amte zweigen sich das priesterliche, das richterliche, das königliche und jedes andere Amt in Israel ab, während nach ihm selbst ein Josua den Hohenpriester Eleasar, und ein David den Propheten Nathan zur Seite haben muß, um das, was er zu thun hat, in der rechten Weise thun zu können. Mit dieser einzigartigen Stellung, vermöge deren er zu seiner Zeit Ein und Alles ist im Hause Gottes, hängt es denn zusammen, daß Mose in dem allernächsten Ver- hältniß zu dem HErrn steht, daß er die Gestalt (hebr. ; Tbemnnahj Jehova’s schaut und Jehova mtindlich mit zu Z. Timoth Z, IS, f. zurück; ebenso wird in den Schlusk s bem. zu 1. Maca (Nr. 4, 6 Zusatz) von der Rath-Kot, ihm redet, während die übrigen Propheten ihn nur in Räthseln oder »dunklen Worten« (hebr. Chtdotty sehen und seine Osfenbarungen im Traum oder Gesicht em- pfangen. Ein solcher, alle Funktionen des Mittleramtes in sich vereinigender und die göttlichen Offenbarungen auf dem Wege des unmittelbaren Schauens Gottes em- pfangender Prophet ist es denn, der hier verheißen wird ; und da kann niemand anders als Christus gemeint sein J. tvgl Joh. l, 453 4, 25; Z, 45 f.; S, 143 Apostelg· Z, 22 f.; 7, 37.). Das 19. Kapitel. Ordnung der Jreiftädta Ztakscljer Zeugen starke. Zllosk die mancherlei Verhältniss: des biirgerliihen und häusliche-i Lebens in’g Zluge und beleuchtet zu- uiiitjft die nrrsshiedenen Fälle, dadurch dag Leben des lläihflen gefährdet wird. El« nimmt da zleranla Jung, das schon früher gegebene Gefetk iiber unvorsählichen und vorsählichen Ilodtfchlag oon Seiten feiner rechten Im- wendung zu erläutern El. 1——13), warnt bei dieser Ge- legenheit, die Grenze des Zllächften nicht zu verrückten Cl. 14), und verordneh um Leben und Eigenthum gegen falsrtxe Itnlelagen ficher zu stellen, daß jede Sache auf die Jlusfage von zwei oder drei Zeugen gegründet und ein fatlther Zeuge mit derjenigen Strafe belegt werden soll, die den Ilngeltlagten getroffen haben würde, wenn er des angesihuldigten Verbrechen-i itberfiihrt worden wiire M. 15-—21). I. Wenn der HERR, dein Gott, die Völker dir der HERR, dein Gott, geben wird, daß du sie einnehmesh und in ihren Stadien und Hciusern wohnestz » · · · » 2. Sollsl du dlt [w1e tch das Gletche in Be- treff des Ostjordanlandes schon Kap. 4, 41 ff. ge- : than habe] drei Städte aussondern im Lande, das - dir der HERR, dein Gott, geben wird einzunehmen. Z. Und sollst gelegene Orte wählen [genauer: den Weg dahin in guten Stand setzen Jef 40, 3 f.], und die Grenze sdas ganze Gebiet] deines Landes, das dir der HERR, dein Gott, sdrüben jenseit des Jordan] anstheilen wird, in drei Kreise seinen nördlichem einen mittleren und einen Anordnungen für das bürgerliche und häusliche Leben. Vom unvorsätzlichen Todtschlag 587 südlichen] scheiden [und jedem dieser drei Kreise eine Stadt zur Freistadt aussondern], daß dahin flieht, wer einen [unvorsätzlichen] Todtschlag gethan hat [und man es nirgends im Lande allzuweit nach der Freistadt habe V. 6]. 4. Und das soll die Sache sein [in solchen Fällen soll die Verordnung 4. M. 35, 11 f. zur Anwendung kommen] daß dahin suche, der einen Todtschlag gethan hat, daß er lebendig bleibe. Wenn jemand seinen Nächsten schlägt, nicht vor- satzlich, und hat vorhin keinen Haß aus ihn gehabt; s. Sondern, als [d. i. zum Exempel] wenn jemand mit seinem Nächsten in den Wald ginge, Holz zu hauen [also ganz in einem freundschaftlk chen, nachbarlichen Verhältniss. mit ihm stehend], und hoieie [indem er sich jetzt sammt ihm an das vor- habende Geschäft begiebt] mit der Hand die Axt aus, das Holz abzuhalten [den Baum zu fällen], und das Eisen führe [in Folge der Wucht des Aus- holensj vom Stiel, und träfe seinen sdicht bei ihm stehenden] Nächsten, daß er stürbez der soll [da er nun zu fürchten hat, daß der Bluträcher das ver- gossene Blut mit seinem Blute büßen wird, eben darum, weil er’s nur unversehens Vergossen] in dik- ser Städte eine fliehen, daß er lebendig bleibe. »6. Auf daß nicht der Blutkächer dem Todt- schlager nachjage, weil sein Herz erhitzt ist, und ergreife ihn sauf daß nicht der Bluträcher, indem er dem TodtschIäger in der ganzen Hitze seines auf- geregten Herzens nachsetzt, ihn auch wirklich ergreife] weil der Weg so ferne ist swas ja der Fall sein würde, wenn nicht jeder Kreis im Lande V. 3 seine eigene Freistadt hätte und die Wege dahin nicht allezeit in gutem Stande gehalten würden] und schlage ihm seine Seele [so daß die Seele getroffen und das Leben zerstört wird]; so doch kein Urtheil [keine vollgiltige Ursach] des Todes an ihm ist, weil er keinen Haß vorhin zu ihm [gegen den, den er erschlagenj getragen hat. 7. Darum gebiete ich dir, daß du sauch im jenseitigen Lande, vgl.Kap. 4, 41 —- 43] dreiSlcidte aussonderst sum die 4. Mos. 35, 6. 13 gebotene Sechszahl voll zu machen: Kades aus dem Ge- birge Naphtali, Sich em auf dem Gebirge Ephraim, Hebron auf dem Gebirge Juda Jus. 20, 7]. 8. Und so der HERR, dein Gott, sbei wei- terer Vermehrung deiner Volksmengej deine Grenze [über den Umfang des zunächst dir bestimmten Län- dergebietsj weitern wird, wie er [das thun zu wol- ten] deinen Vätern gcschworen hat, und giebt dir alles Land, das er geredet hat deinen Vätern zu geben lvon dem Wasser Eghptens an bis an das große Wasser Phrat I. Mos. 15, 18]; ·— i» 9. sEs wird aber solche, eine Gebietserwei- terung nöthig machende Volksvermehrung gewißlich : eintreten] So du anders alle diese Gebote halten s wirst, daß du darnach thust, die ich dir heute ge- biete, daß du den HERRn, deinen Gott, liebest, und in seinen Wegen wandelst dein Lebenlang [Kap. 1, 8 Anm.]—, so sollst du noch drei Städte [in dem erweiterten Gebiet] thun zu diesen dreien [im jen- seitigen Lande V. 2 u. 7, so daß also mit letzteren und mit den bereits ausgesonderten im Ostjordaw lande zusammen 9 Freistädte bei dir vorhanden sein würden], In. Auf daß nicht unschuldig Blut [irgend- wo] in deinem Lande vergossen werde, das dir der HERR, dein Gott, ssei es jetzt, sei es künftig] giebt zum Erbe, und kommen Blutschnlden auf dich [weil der, der unvorsätzlich einen Todtschlag begangen, keine Freistadt in der Nähe hatte, um dem Blut- rächer zu entrinnen] So sehr Mose in 4. M. Kap. 35 nach dem dort Bemerkten (V. 27 f.) das Recht der Blutrache aufrecht zu erhalten guten Grund hatte; so gilt ihm doch alles an einem unvorsätzlichen Todtschläger oergossene Blut in alle den Fällen für unschuldig vergossenes, das eine Blutschuld auf Land und Volk bringt, wo dem vom Bluträcher Versolgten nicht hinlängliche Gelegenheit ge- boten war, seinem Verfolger zu entgehen und unter den Schutz der göttlichen Gnade für sein ebenso sühnefähiges als stihnebedürftiges Vergehen sich zu flüchten· Wie sehr er damit die Sitte der Blutrache in Israel vor alle den unseligen, oft in’s Unendliche sich fortziehenden Fehden, mit denen sie z. B. bei den Arabern wüthete, bewahrt und das ganze Volk, wie zur Mitveraiitroortung so zur Mithilfe wider die Auswüchse der Privatjustiz bis diese einer vollständig geordneten obrigkeitlichen Rechtspflege weichen würde, herangezogen hat, liegt auf der Hand. Wir wissen aber auch, das; Mose das alles nicht aus seinem eigenen Geiste heraus, sondern aus Antrieb des Geistes Gottes gethan hat; daher sind seine Gesetze so weise, wie die keines menschlichen Gesetzgebers (Kap. 4, 5—8). 11. Wenn aber jemand Haß trägt wider seinen Nächsten, und lauert ans ihn, und macht sich uber ihn [erhebt sich wider ihn, wie Kain wider Abel 1. Mos. 4, 8], und schlägt ihm seine Seele [V. S] todt, und fleucht in dieser Städte eine sbis wohin der Bluträcher ihn nicht verfolgen dars]; 12. So sollen die Aeitcsten [Magistratsperso- neu, vgl. Anm. zu Kap. 16, 18] in seiner Stadt hinschiclen [nach der Freiftadt, dahin er geflohen], und ihn von dannen holen lassen, und ihn [vor- ausgesetzt, daß die Sachlage nicht mehr zweifelhaft ist] in die Hände des Bluträchers geben, daß er sterbe sandernfalls aber dieselbe genau untersuchen und feststellen lassen, und je nach Befund entwe- der in der 4. Mos. 35, 25 angegebenen Weise sich verhalten oder die Auslieferung bewirken] 13. Deine Augen [Kap. 13, 8] sollen sein sdes vorsätzlichen Todtschlägers V. 11] nicht ver- schonen [daß du dich durch den Mitleid erregenden Anblick desselben wolltest bewegen lassen, ihm die Sicherheit in der Freistadt zurückzugeben] und sollst [vielmehr durch Uebergabe an den Bluträcher V. 121 das unschuldige Blut sdes Erschlageneiy das 588 5. Mose 19, 14-—21. 20, 1——9. so lange als Blutschuld auf dem Lande liegt, als es noch nicht gesühnt ist durch den Tod des Mör- ders] aus Israel thun, daß dir’s wohl gehe [4. Mos. 35, 16—21]. Weichherzig gegen die Sünde sein, heißt eine innere Gemeinschaft mit derselben an den Tag legen. (Schultz.) 14. Du sollst deines Rcichsteu Grenze nicht zuriultreiben [verrücken], die die Vorigen [die Vor- fahren] geseht haben in deinem Erbtheil, das du erbest im Lande, das dir der HERR, dein Gott, ge- geben hat einzunehmen [so daß durch solches Ver- rücken dein Erbtheil größer und das deines Näch- sten kleiner werden soll, sondern die Grenze soll unverletzt bleiben, wie sie von den Zeiten der Väter her festgesetzt ist]. Dies Verbot, coelches eigentlich auf eine Uebertre- tung des 7. Gebots sich bezieht, fügt Mose wohl deshalb hier hinzu, weil das Eigenthum als Mittel zum Lebens- unterhalt im engsten Zusammenhang mit dem Leben des Nächsten steht und eben so heilig und unverletzlich gehen: - ten werden soll, wie das Leben selbst. Nach Katz. 27, 17 soll über einen Grenzverrücker der Fluch gesprochen werden, gleichwie über den, der seinem Vater flucht, den Blinden irre führt, oder das Recht der Waisen und Wittwen beugt. Auch bei andern Völkern galten die Grenzen als heilig, bei den Römern z. B. so heilig, daß Sklaven und Privatpersonen wegen Verrückens derselben mit dem Tode bestraft, die vornehmen und amtlichen Personen dagegen des Landes verwiesen wurden. Vgl. Spr. 22, 28, 23, 107 Hosen 5. 10 15. Es soll [wie früher Kap. 17, S; 4. Mos. 35, 30 in Beziehung auf todeswürdige Verbrechen gesagt worden, so überhaupt] lein einzelner Zeuge wider jemand austreten über irgend einer Missethat oder Sünde, es sei welcherlei Sünde es sei, die man lhnn kann fnämlich mit dem Erfolge, daß auf sein, des Anklägers, Zeugnis; hin nun ohne Weiteres die Etrafverurtheilung erfolgen könnte]; sondern snach dem auch für alle andern Fälle gil- tigen Grundsatz-J in dem Munde zweier oder dreier seligen soll die Sache bestehen imuß zu dem Zeug- niß des Anklägers noch das eines zweiten und dritten Zeugen hinzukommen Matth. 18, 16]. Its. Wenn ein freveler Zeuge kein Zeuge, von dem sich nachher erweist, daß seine Aussage falsch ist, als Anklägerj wider jemand auftritt, über ihn zu bezeugen eine Uebertretung ldes göttlichen Gesetzes, die gerichtliche Strafe verdient]; 17. So sollen die beiden Männer, die eine Sache mit einander haben sder Ankläger und der Verklagte], vor dem HERRm [nämlich] vor den Priestern und Richtern [Ps. 82, 1 Auen] stehen, die zur selben Zeit sein werden [am Ort des Hei: ligthums das Kap. 17, 8 f. erwähnte Obergericht bilden]. Nicht nur handelt es sich hier um eine schroierige Sache, die vor das Obergericht gehört, sondern an dem Ort des Heiligthums sollte auch die ganze Verhandlung « einen feierlicheren Charakter gewinnen und der Zeuge es noch lebendiger zu fühlen bekommen, das; das Gerichts- I amt ist Gottes (Kap. 1, 17) und die Richter belügen soviel sei als Gott selber belügen (Kap. 17, 12). 18. Und die Richter sollen wohl sorschen. Und wenn [bei dieser Untersuchung] del falsche Zeuge [als solcher sich herausstellt, als einer, der da] hat ein falsch Zeugniß wider seinen Bruder gegeben; 19. So sollt ihr ihm thun, wie er gedachte seinem Bruder zu thun [ihn zu eben der Strafe verurtheilen, zu der der Angeklagte würde verur- theilt worden sein, wenn das demselben ange- schuldigte Vergehen wirklich stattgefunden hätte], daß du den Bösen [Kap. 13, 5] von dir we»gthust, 20. Aus daß die Andern hören, sich furchten und nicht mehr solche böse Stücke vornehmen zu thun unter dir [Kap. 13, 11]. 21. Dein Auge [V. 131 soll sein [des fal- schen Zeugen oder Anklägers] nicht schonen. lNach dem Grundsatz strenger Wiedervergeltungd Seele um Seele, Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuß um Fuß [2- Mel— 21- 23——25; 3. M. 24, 19 f. soll er behandelt werden]. Das 20. Kapitel. Stieg-regeln. XVI— U. 1—20. Stuf weitere Sihonung und Sicherstellung des Menschenlebens sind aush die jetzt folgenden glor- frhriftem wie Israel künftig, wenn eg die lxlananiter auggerottet hat, seine Krie ge mit auswärtigen Feinden führen full, gerichtet. Im Vertrauen auf die mächtige Zhitfe seine-z Gottes darf es nor leeinem noih so mitth- tigen Zseinde erfthrecteem liann vielmehr von dem Kriegs- dienft alle die entbinden, welche neue Lebensverhiiltnifse begründet und lich des Genusses derselben noch nicht er- freut haben, oder welche aus Zaghaftigleeit zu fihwaktj find, den Krieg mit zu führen (g1.1—9). Handelt es tith aber um die Belagerung einer Stadt, so hat Gottes Voll: vorerst Frieden anzubieten. um Plutvergiefken zu verhüten; wird er nicht angenommen, so erfolgt die Belagerung, doch ist bei der Einnahme der mehrlosen Weiber und Kinder zu schonen, und während der Be»- lagerung selbst sollen lkeine Yrukhtbiiume zu Botlmerlien gebraucht werden Cl. 10——20). 1. Wenn du [künftig, nachdetn du das Land Canaan von seinen jetzigen Bewohnern eingenom- men] in einen Krieg zeuchst wider deine Feinde [unter den rings um dich her wohnenden Völkern] und siehest Rosse und Wagen des Volks, das grö- ßer sei, denn du [eine Schaar, größer als du], so e fürchte dich nicht vor ihnen; denn der HERR, dein Gott, der dich aus Eghbtenlaud gefiihret [und an Pharao’s Rossen und Wagen bewiesen] hat swie wenig alle solche Kriegsmacht wider ihn, den rechten Kriegsmann Z. Mos 15, 3 verfängt], ist mit dir. 2. Wenn ihr nun hinzu kommt zum Streit [aus den verschiedenen Ortschaften des Landes an dem Versammlungsorte euch einfindet, um dort ge- Vom Verrücken der Grenze. Bestrafung falscher Zeugen. Kriegsregelm 589 mustert und dem Heere eingereiht zu werden], so soll der [mit ausziehende] Priester [4. Mos. 31, S; 1. Sam. 4, 4. n; 2. Chr. 13, 121 herzutre- ten und mit dem Volk reden, 3. Und zu ihnen sprechen: Israel, hbre zu. Jht gehet heute in den Streit wider eure Feinde; euer Herz Verzuge nicht, fürchtet euch nicht, und erschrecket nicht, und lasset euch nicht grauen vor ihnen; 4. Denn der HERR, euer Gott, gehet mit euch, daß er für euch streite mit euren Feinden, euch zii helfen. Die Rabbinen nennen den mit ausziehenden Priester den Kriegs-Gesalbten; dazu wurde irgend ein Priester ausersehen, mit dem heiligen Salt-til, so lange es noch vorhanden war, geweiht, und hierdurch zur höchsten Würde nächst dem Hohenpriester erhoben. 5. Aber die Amileuie swelche die Geschlechts- register führen und also auch die Listen der kriegs- sähigen Mannschast aufzustellen haben 2. Mos. 5, 11 Anna; 4. M. 1, is; 5. M. 1, 151 sollen [be- vor die Einberufenen auch wirklich in die Streiter- schaar aufgenommen werden] mit dem Volk reden, und sagen: Welcher [unter euch] ein neu Haus gebauet hat, nnd hat’s noch nicbt eingeweihet [in feierlicher Weise bezogen und etwa 1 Jahr lang be- wohnt], der gehe hin swieder heim], und bleibe in seinem Hause, auf daß er nicht sterbe im Krieg, und ein Anderer weihe es ein. it. Welcher einen Weinberg soder Olivengaw ten] gepflanzet hat, und hat ihn noch nicht gemein gemacht [durch Aberntung der Friichte des 5. Jah- res in eigenen Gebrauch genommen 3. Mos. 19, 23——25], der gehe hin, nnd bleibe daheim, daß er nicht im Kriege sterbe, und ein Anderer mache ihn gemein. 7. Welcher ein Weib ihm bertrauet [mit einer Weibsperson sich verlobt] hat, und hat sie noch z; Waffen, wurde» ab» auch MS Wursspspß I· Sam. B, nicht heinigeholet szur Ehe genomnzen],» der gehe hin, und bleibe daheim, daß er nicht im Kriege sterbe, und ein Anderer hole sie heim. Diesen Vorschristen liegt weder die Absicht zu Grunde, durch Entlassung von Personen, die sehr ungern in den Krieg zogen, der Gefahr vorzubeugen, daß durch dieselben den übrigen Kriegern die Freudigkeit und der Muth für den Kampf benommen werden inöchte (diese Absicht liegt erst der Bestimmung des s. Verses zu Grunde), noch auch blos die Absicht, das Leben derer, denen dasselbe besonders lieb ist, zu schonenz sondern vielmehr die, kei- nein Gliede des Bundesvolks den Genuß der vom HErrn ihm bescberten Lebensgüter zu verkümmern. (Keil.) Jn Kap- 28, 30 wird es als eine göttliche Strafe mit auf: geführt, daß man seine Besitzthiimer —- dieselben, die hier genannt sind —- wird Andern überlassen müssen, noch ehe man derselben froh geworden. —— Wenn Gott so väterlich um uns besorgt ist, daß wir der irdischen Güter genießen sollen, wie viel mehr wird er besorgt sein, uns die himmlischen genießen zu lassen! Wenn er so Großes uns gewährt in der Hütte (hier auf Erden), wie viel Größeres wird er uns im Palaste sdroben im Himmel) gewähren! (Joh. Gerhard.) Die Freisprechung vom irdischen Kampfe aber, dessen Gefahren nun einmal nicht von allen gleich gut ertragen werden, kann nicht eine Freisprechung von den himmlischen Bestrebungen andeuten, deren Ziel und Krone alle gleich gut und gleich unmittelbar erreichen sollen. Vgl. das Gleichniß vom großen Abendmahl Luk. 14, 16 ff» das in mehr als Einer Beziehung auf unsere Vorschrift zurücksehen dürfte: die Geladenen glauben deshalb entschuldigt zu sein, weil Leute ihrer Art (auch nach 3 Klassen angeführt) selbst im Gesetz als besonderer Rücksicht bedürftig dargestellt sind. (Schultz.) 8. Und die iilmtlente sollen weiter mit dem Volk reden, Und sprechen: Welcher [unter euch] sich furchtet und ein» verzagtes Herz hat, der gehe hin, und bleibe daheim, auf daß er nicht auch sei- ner Bruder Herz feige mache, wie sein Herz ist. 9. Uiid wenn die Amtleute ausgeredet haben mit dem Volk [und nach Entfernung aller, die da- heim bleiben dürfen V. 5—7, das Heer nun fest- gestellt und in Schaaren zu 50, 100 und 1000 Mann eingetheilt worden ist], so sollen sie [die mit dem Geschäft der Aushebung und Organisation des Kriegsvolks beauftragten Amtleute] die Haupt- leute bor das Volk an die Spihe [der einzelnen Abtheilungen 4. Mos. 31, 14. 48; 1. Sam. 8, 12] stellen. Bei dieser Eintheilung in Haufen von Tausend, Hun- dert und Fünfzig wurden vermuthlich die verschiedenen Waffenartem in deren Gebrauch ein jeder geübt war, zu Grunde gelegt (2. Ehron· 14, 8); die Vewaffnung selbst aber war unter Mose und Josua noch sehr einfach und bestand nur in den Trutzwaffen——Schwert, Spieß oder Lanze, und Bogen. Das Schwert, in einer Scheide vermittels des Gürtels an der linken Hüfte be: feftigt, zuweilen zweischneidig (Richt. Z, 163 Hebr. 4, 12), wurde zum Hauen und Stechen gebraucht; der Spieß und die Lanze, deren Unterschied (1. Ehron 13, 24. 34 — Luther hat die Worte des hebr. Grundtextes, romach =Lanze und ehe-nich= Speer, beide Mal mit ,,Spieß« übersetzt) nicht genau zu ermitteln ist, bestanden aus einem hölzernen Schaft mit einer eisernen oder ehernen Spitze und waren die gewiihnlichsten Stich- oder Stoß- 10 f.; 19, 107 22, 33) in die Ferne geworfen; der Bo- g en endlich war von zähem Holz oder von Erz i2. Sain. 22, 35), seine Sehne wurde mit der Hand gespannt, in- dem man mit dem Fuße in den Bogen trat (daher I. Chrow s, 18; Pf. 7, 13 im Hebr. steht: den Bogen »treten,« Luth.: »spannen«); die im Köcher auf dem Rücken getragenen Pfeile waren zuweilen mit brennba- ren Stoffen umwickelt und wurden angezündet, ehe sie abgeschossen wurden (Ps. '7, 14). Sehr alt ist auch der Gebrauch der aus dem Hirtenleben stammenden Schleu- der (l. Sam. 17, 40) als Kriegswasfe, in deren Hand- habung die Benjaminiten sich eben so auszeichnetem wie in der des Bogens (Richt. 20, 165 1- Chron. 9, 40s; 13, 2). Die Schutzwaffen (Schild, Heim, Beinschienen und Kriegsschuh) kamen erst hinzu, als bald nach Einrich- tung des Königthums sich Einzelne aufs Kriegshandwerk legten und die Könige stehende Truppen hielten, während bis dahin nur ein Heerbann bestanden hatte, bei dessen Betöstigung jeder einzelne Stamm nach Maßgabe der von ihm gestellten Streiter durch eine Anzahl von Männern aus seiner Mitte sich betheiligte (Richt.20, 10; 1. Sam. 17, 17 f.). Der Schild wird (abgesehen von 1. Mos. 15, 1 u. 5. M. 33, 29, wo das Wort nur bildlich ge- 590 z. Mose 20, 10—20. 21, 1—6. braucht ist) am frühesten im Liede der Deborah (Richt. 5, 8) erwähnt, darnach bei den Tapferen, die sich um den von Saul verfolgten David sammelten (1. Ehren. 13, 8. 24. 34); es werden dafür im Hebt zwei Worte gebraucht: zwar» die Tartsche (eine Art langer, halbrunder Schilde, die den ganzen Körper wie ein Schirmdach deckten, 1. Kön. 10, 163 Jerem. 46, Z; Hesek 23, 243 38, 45 39, 9., früher bei den Türken sehr gewöhnlich) und wagen, der kleine runde Schild zur Abwehr der feindlichen Hiebe (1. Kön. 10, 17), aus Holz oder Weidengeflecht gefertigt und mit Leder oder Blech überzogem oder aus dickem, ungegerbtem Rinds- oder Kameelsleder gemacht, das stark mit Oel getränkt wurde (2. Sam. l, 21), auch wohl noch einen Ueberzug von Erz oder Goldblech bekam (1. Sam. 17, 6; l. Blatt. s, 39). Heim und Pan- zer, früher nur eine Waffe der Helden und Anführer (1. Sam. 17, 385 1. Kön. 22, 34), bis sie dann unter König Usia auch bei gemeinen Soldaten üblich wurden (2. Thron. W, 14) , waren bei jenen aus Erz und mit ehernen Schuppen besetzt (1. Sani. 17, Z. 38), bei die- sen der Helm aus Leder und der Panzer aus leinenen Schniiren gewebt und vorn auf der Brust mit einem untergelegten Blech versehen. Die Beinschienem zur Bedeckung des Schienbeins aus Erz gefertigt und sonst im Alterthum sehr verbreitet, werden im alten Testament nur bei Goliath (1. Sam. 17, 6), und die Kriegs- schuhe, eine Art Halbstiefeln aus Leder, mit starken Nägeln beschlagen, nur in Jes. I, 5 (,,alle Stiefel der Gestiefelten im Schlachtgetiimmel« —- Luther: ,,aller Krieg mit Ungestüm«) erwähnt; für das neue Testament vgl. Ephes G, 15. 1·0. Wenn du vor eine Stadt zeuchst, sie zu bestreiten, so sollst du ihr den Frieden anbieten [sie zu friedlicher Uebergabe und Unterwerfung auffordern, um Krieg und Blutvergießen so viel als möglich zu Vermeiden Richt 21, 13]. 11. Antwortet sie dir friedlich, nnd thut dir [ihre Thore] auf, so soll alle das Volk, das drin- nen fanden wird, dir zinsbar und unterthan sein [und niemand getödtet werden]. 12. Will sie aber nicht friedlich mit dir han- deln, und will mit dir kriegen, so belagere sie. 13. Und wenn sie der HERR, dein Gott» dir in die Hand giebt, so sollst du alles,»was mann- lich drinnen ist, mit des Schwertes Scharfe schlagen; 14. Ohne, die Weiber, Kinder und Vieh [die sollst du nicht schlagen, sondern sie], Und alles, was in der Stadt ist, nnd allen Raub sollst du Unter dich auslheilen [wie nach dem Siege über die Midianiter geschehen 4. Mos 31, 9 ff.], und sollst essen von der Ausbeute deiner Feinde, die dir der HERR, dein Gott, gegeben hat [sie zu deinem eigenen Lebensunterhalt verwenden wie jede andere Gabe des HErrry deines Gottes] 15. Also sollst du allen Stadien thun, die sehr ferne von dir liegen saußerhalb des Gebiet-Z von Canaan], und nicht hie von den Stadien sind dieser Völker. » » » » Its. Aber in den Stadien dieser Voller, die dir der HERR, dein Gott, zum Erbe geben wird, sollst du nichts leben lassen, was den Odem hat sauch die Weiber, Kinder und Greise nicht]; 17. Sondern sollst sie verbanneu sgänziich ausrotten Z. Mos. 27, 29 Anm.], nämlich die k Hethiter, Amoriter, Canauiten Pheresiten Heviter « and Jebusiter [Kap. I, s; 7, 2 Anm.], wie dir der HERR, dein Gott, geboten hat [2. Mos 22, 31 ff.; 34, 11 ff.], 18. Auf daß sie euch nicht lehren thun alle die Greuel, die sie ihren Göttern thun [Kap. 12, 30 f.], und ihr euch versundiget an dem HERRm eurem Gott. Zweierlei Arten von Kriegen, die Jsrael zu führen hat, werden hier unterschiedem einmal der Krieg zur Vollstreckung göttlicher Strafgerichte, dazu es berufen, und zur Einnahme des Landes, das ihm verheiseen ist (4. Was. 31. 1 ff.; Jos- 1, 1ff.); darnach, wenn es nun im Lande seines Erbtheils wohnen wird, der Krieg szu seiner Vertheidigung wenn es von Feinden angegrif- fen oder überfallen wird (1. Sam. 23, 1 ff.). Jn diese Kriege zog es denn aus, die Bundeslade, das Sinnbild der Gegenwart Gottes, in seiner Mitte (4. Mos 10, 35 f.), und die Priester mit den silbernen Trommeten in seinem Geleit (4. Mos 10, 9), und durfte so des Sie- ges in beiden Fällen gewiß fein. Aber während es dort Gottes Gerichte in ganzer Strenge zu vollziehen hat, muß es hier unnöthiges Blutoergießen meiden; während es dort Frieden nicht einmal gewähren darf, wo er von freien Stücken erbeten wird (vgl. Ins. 9), soll es hier mit Friedensanerbietungen zuvorkommem Der Christ ist auch in die Welt hineingestellt — nach der einen Seite hin mit dem Grundsatz: nicht Friede, son- dern das Schwert (Matth. 10, 34), nach der andern Seite hin mit dem Grundsatz, soviel an ihm ist, mit allen Menschen Frieden zu haben (Röm. 12, 18); der heil. Geist aber muß ihn lehren, beide Worte in der rechten Weise zu theilen. 19. Wenn du snun in dem V. 10 angege- benen Falle] vor einer Stadt lange Zeit liegen mußt, wider die du streitest, sie zu erobern [nachdem sie deine Friedensanerbietungen verschmähet hat V. 12], fo sollst du die [Obst- oder Frucht-] Bäume [in ihrer Umgebung] nicht verderben, daß du mit Aexten daran fahrest fsie niederzuhauen und ihr Holz zu Belagerungswerkzeugen zu verwenden]; denn du kannst davon [weil es eben Fruchtbäume sind] essen, darum sollst du sie nicht ansrotien. Jsks doch Holz auf dem Felde, und nichtMeusch [und da du nur Krieg hast mit den Menschen, nicht aber mit den Bäumen des Feldes, von denen du deine Nah- rung beziehst, darfst du ein solches Holz auch nicht dazu gebrauchen], daß es vor dir ein Bollwerk sein möge. Die Worte unsers Verfes find schwierig und seh: verschieden gedeutet worden; Luther hat den Sinn richtig wiedergegeben, wenn er auch nijjit wörtlich überschr- Wörtlich müßte es etwa so heißen: Denn ist ein Mensch der Baum des Feldes, daß er vor dir in Belagerung komme? d. h. Menfchen magst du belagern, bedrängen und umbringen, weil sie deine Feinde sind; aber ihre Bäume, die so wenig deine Feinde, das; sie vielmehr dir Lebensmittel gewähren, sollen nicht mit in das Werk der Zerstörung hineingezogen werden. Mit der vorliegenden Stelle steht das Wort Z. Kön. Z, 19 Verhalten bei Belagerung einer Stadt. Desgleichen bei einem unbekannten Todtschlag 591 nicht in Widerspruch, sondern hat dort seine besondere Bedeutung. 20. Welches aber Bäume sind, die du weißt, daß man nicht davon isset liondern nur von Sei- ten ihres Holzes sie nutzt], die sollst [darfst] du Vet- derben nnd anstellen, und Bollwerk draus bauen wider die Stadt, die mit dir krieget, bis daß du ihrer mächtig werden. Das 21. Kapitel. You: unbekannten Iodtsaskagez gefangenen Weib-personen; Recht des Erst— gebotenen; ungeljorsamen Fahne; Gesenkten. XvIL V. 1—23. Auf die Sicherstellung des Ztlensiijew lebens bezieht sich endlich noch die Vorschrift über die Siihnung eines von unbekannter Ihand verübten Znordes txt. 1—9); darnach aber redet Zllose von der Behandlung eiiies iiriegsgesangenen Weibes, das der Ilsraelit zur Ehe fiir sieh begehrt O. 10, 14), ferner non dem tteiht der Erstgeburh das dem miriilich Erstgeborenen niiht ku Gun- sten des Sohnes einer geliebter-en Frau entzogen werden darf M. 15 — 17), weiter von der Bestrafung eines wi- derspenstigen Sohnes Ob. 18—2l), und sihliehtiiti von der Ziestattung eines naih der Ffinrictitung gehenliien Iler- breihers M. 22——23). Womit ist er vom bürgerlichen zum hiiuslitheii Lieben übergegangen, ohne gerade jenes iiber diesem aus dem Ituge zu lassen. 1. Wenn man einen Erschlagenen findet san irgend einer Stelle] im Lande, das dir der HERR, dein Gott, geben wird einzunehmen, nnd [derselbe] liegt im Felde, und man weiß nicht, wer ihn er- schlagen hat; 2. So sollen deine Aeltesten und Richter [aus den nächstgelegenen Ortschaften Kap. 16, 18] hinaus gehen san die Stätte, da er liegt], und von dem Erschlagenen saus die Entfernung ab-] messen « [bis] an die Städte, die umher liegen. Z. Welche Stadt snunj die iiächste ist, der- selben Aeltesten sollen fals zunächst verantwortlich für das in ihrer unmittelbaren Nähe begangene Verbrechen] eine junge Kuh von den Riudern neh- men, damit man [noch] nicht gearbeitet, noch [die bereits] am Jvch gezogen hat [also eine etwa 2 Jahr alte Ferse, deren Lebenskraft noch in keinerlei Weise im Dienst des Menschen verbraucht ist 4. Mos. 19, 2], 4. Und sollen sie hinabführen in einen kiesigten Grund [nach anderer Auslegung: in einen Thal- g»rund mit immer flieszendem Wasser], der weder gearbeitet, noch besäet fund somit ebenfalls noch durch keine menschliche Thätigkeit entweihet] ist, und daselbst im Grunde [mit einem Beil] ihr den Hals abhauen. Von mehreren Auslegern wird die Tödtung der Kuh als ein Opfer und zwar speciell als eigentliches Sühn- opfer angesehen, und darnach dann die ganze LHandlUng für eine eigentlich und rein religiöse gehalten. Dies zeigt s sich aber leicht als irrig. Die Sünde, um die es sich hier handelt, ist ein Mord, eine Blutschuld; für diese kennt aber das mosaische Gesetz kein Slihnopfer, der Mord wird vielmehr mit dem Tode bestraft, ja selbst der unvorsätzliche Todtschläger kann und soll nicht durch ein Opfer gesühnt werden, sondern der Thäter wird mit einer Art Haft oder Exil belegt (4. Mos 35, 9 sf.). Weit entfernt auch, daß der unbekannte Mörder durch den Tod der Kuh gesühnt worden wäre, fiel er im Gegen- theil, sobald man seiner noch später habhaft wurde, der gesetzlichen Strafe anheim. In der Verordnung selbst findet sich gar nichts, Jvas dazu berechtigte, die Kuh und das Verfahren mit ihr für ein Opfer zu halten. Ent- schieden dagegen spricht sogar, einmal, daß die Seele und Wurzel des Opfers, das Blutsprengen an oder gegen einen heil. Ossenbarungsort Jehova’s, hier gänzlich fehlt; »» ferner, daß die Todesart des Thiers eine völlig ver- schiedene von der eines Opferthiers ist (die Kuh wird nicht geschlachtet, sondern ihr der Hals abgehauen oder das Genick gebrochen L. Mos. 13, 133 34, 20s; ebenso, daß weder ein ganzes noch theilweises Verbrennen statt- hat, sondern die Kuh nach dem gemachten Gebrauch ver- graben wird; endlich, daß hernach V. 5 ff. die Priester nicht als gottesdiensiliche Personen, sondern als richter- liche Behörde fungirew Nehmen wir zu dem letzteren Umstand hinzu, daß gleich anfangs der Verordnung V. 2 neben den Aeltesten auch die Nichter der Stadt wirk- sam sind, so ergiebt sich bestimmt, wie die ganze Hand: lung nicht sowohl einen rein religiösen, als vielmehr einen gerichtlichen Charakter hat; sie ist ein Gerichtsakt in symbolischer oder sinnbildlicher Form und in ihrem ersten Theil, in der Tödtung der Kuh, eine Darstellung des mit dem Mörder einzuhaltenden Verfahrens. Wäre dieser bekannt, so müßte er getödtet werden; nun er aber unbekannt ist, wird an seiner Stelle die Kuh in einer der Hinrichtung entsprechenden Weise getödtet, wie man in den Zeiten des Mittelalters einen Verbrechen dessen man nicht habhaft werden konnte, in ektigie tim Bilde) an den Galgen heftete, bis man ihn in eigener Person daran hängen konnte. (Vähr.) 5. Da [nachdem so der erste Theil der Hand: lung vollzogen ist] sollen [aus der nächstgelegenen Levitenstadtj herzu kommen die Priester, die Kinder Levi [Kap. 17, 9 »Anm]; denn der HERR, dein Gott, hat sie erwahlet, daß sie ihm dienen und seinen Namen loben [mit seinem Namen segnen Kap. 1o, 8], nnd nach ihrem Munde sAusspruchj sollen alle [Rechts-] Sachen und alle Schciden [alle Fälle, die einen Leibesschaden oder gar einen Todtschlag betreffen] gehandelt werden [Kap. 16, IS ff.; 17, 8 ff.; 18, 5., darum müssen sie, die berufenen Vertreter des göttlichen Rechts, bei dem folgenden Akt zugegen sein und die Er: klärung und Bitte der Aeltesten V. 7 u. 8 ent- gegennehmens b. Und alle Aeltesten derselben Stadt sollen herzutretkii zu »dem Erschlagenen, nnd ihre Haude waschen nber diegunge Kuh, der im Grunde der Hals abgehauen ist, Luther hat die Worte des Grundtextes so verstan- den, als sollten die Aeltesten zuerst an den Erschlagenen herantreten, ehe sie über der Kuh ihre Hände waschen; und allerdings hat das viel für sich, da ja das Hände- waschen auf den Erschlagenen sich bezieht. Andere Aus- leger dagegen nehmen die Worte in dem Sinne: ,,alle 592 5. Mose 21, 7—23. Aeltesten derselben Stadt, welche dem Erfchlagenen am nächsten gelegen,« also als eine Wiederaufnahme des im V. 3 Gesagten. Zu dem auch bei den Römern üblichen Gebrauch des Händeivaschens, dadurch man bezeugen wollte, daß man seine Hände nicht mit Blut befleckt, son- dern davon rein erhalten habe, vgl. Anm. zu Matth 27, 24. 7. Und sollen [während des Waschensj ant- worten [von dem Vorfall gleichsam zur Rede ge- setzt sich rechtfertigen von dem auf ihnen lastenden Verdacht, das; einer aus ihrer Stadt den Mord begangen], und sageii: Unsere Hände haben dies Blut nicht vergessen, so haben’s auch unsere Augen nicht gesehen swer es gethan hats; 8. Sei gnädig deinem Volk Israel, das du, der HERR, erlöset hast, lege nicht das unschuldige Blut auf dein Volk Israel sdasz du es ihm zu- rechnen und an ihm heimfuchen wolltest]. So werden sie über dem Blut versohnet [von allem Verdacht eines Antheils an dem Verbrechem sei es auch nur der der Mitwissenschaft um dasselbe, gereinigt] sein. 9. Also [in der hier vorgeschriebenen Weise] sollst du [in alle den V. 1 angegebenen Fällen] das unschuldige Blut von dir thun, daß du thust, was recht ist vor den Augen des HERRn sindem du aller Mitschuld an einem derartigen Verbrechen auf’s Feierlichste dich eutledigests So sehr gilt die Sünde, und vorzüglich die größte aller Sünden, der Mord, schon an sich als eine Störung der Ordnung Gottes in seinem Volke, daß auch bei einem unbekannten Thiiter eine gewisse zu tilgende Schuld auf den Bewohnern der Stadt bleibt, wo muthmaßlich der Mörder gewohnt hat. (v. Gerlach.) 10. Wenn du in einen Streit zeuchst wider deine Feinde [die nicht von den cananitischen Völ- kern sind, denn die sollst du ausrotten, sondern von den Völkern um dich her Kuh. 20, 1J- Und der HERR, dein Gott, giebt dir sie in deine Hände, daß du ihre Gefangenen [Gefangene aus ihnen Kap. 20, 141 wegsiihrestz 11. Und siehest unter den Gefangenen ein schön Weib, nnd hast Lust zu ihr, daß du sie zum [Neben-] Weibe» nehmest; 12. So fahre sie in dein Haus, und laß ihr das Haar abscheeren, nnd ihre Nägel beschneidenf ») Wörtliche machen, was aber nicht so viel be- deutet wie »wachsen lassen,« wie v. Gerlach nach dem Vorgang des Onkelos (4. Mos 24, 17 Anm.) ohne Wei- teres im Texte selber schreibt, sondern s. o. a. pflegen, beschneidew 13. Und die Kleider ablegen, darinnen sie gefangen ist, und laß sie siszen in deinem Hause, und beweinen einen Mond lang ihren Vater und ihre Mutter; darnach [wenn sie so aus dem Zu- stande einer gefangenen Sklavin heraus- und der Gemeinschaft des Bundesvolkes näher getreten ist und ihr Vaterhaus soweit vergessen hat, um hin- fort ganz dir leben zu können Pf. 45, 11 f.] schlaf bei ihr, und nimm sie sauf diese Weise] zur Ehe, und laß sie dein Weib sein. 14. Wenn du aber nicht Lust zu ihr hast [sie künftig einmal nicht mehr zum Weibe behalten willst], so sollst du sie auslassen, wo sie hin will [ihr die volle Freiheit schenken, gleichwie der thun muß, der eine israelitifche Tochter mit der Absicht gekauft hat, sie sich beizulegen, und sie dann weder sich nimmt, noch seinem Sohne giebt 2. M. 21, 11], und [sie] nicht um Geld verkaufen sals eine Sklavin], noch versetzen [ihr Gewalt anthuu durch erniedrigende Behandlung 2. Mos. 21, 10]; darum fdarfst du nicht mehr, weder in der einen, noch in der andern Weise, mit ihr als mit einer Sklavin verfahrenL daß du sie gedemiithiget [ge- fchwächts hast fdadurch sie in die Rechte wenigstens eines Nebenweibes eingetreten ist]. Jn der Hauptsache befolgt Mose in dieser seiner zweiten Rede von Kurs. 6 an die Ordnung der heiligen zehn Gebote: bis Kap. 16, 17 hat er’s mit den drei Geboten der ersten Tafel zu thun; Kap. IS, 18—— Kap- 18, 22 mit dem vierten Gebot; Katz. II, I — Kap- 21, 9 mit dem fünften Gebot; ron jetzt an aber bezieht er sich aus das sechste Gebot und ordnet bis zum Schluß des Kapitels die ehelichen und häuslichen Verhältnisse. Zu 2. tllios 21, 11 nun haben wir bereits bemerkt, warum das mosaische Gesetz noch nicht die ur- spriingliche Gottesordnung wiederherstellt, nach welcher die Ehe die unauflösliche und unverbriichliche Zusam- inenfiigung zweier Personen verschiedenen Geschlechts zu Einem Fleisch ist, zur innigsten Gemeinschaft ihres Leibes und Lebens, sondern dem Manne theils das Konkubinat oder das eheliche Zusanimenleben mit mehr als einer Frau gestattet, theils die Entlassung einer solchen Frau, zu der er keine Lust mehr hat, freigiebt (Kap. 24, 1 ff.). Jm vorliegenden Falle, wo es sich um die Annahme eines kriegsgefangenen Mädchens zum Nebenweibe oder zur Kebse ialthochdeutsch kebes oder kebis = Kriegs- gefangene, Sklavin) handelt, ist denn alles daraus be- rechnet, ebensowohl die Würde des weiblichen Geschlechts, als die Heiligkeit der Ehe auch auf dem alttestamentlichen Standpunkt streng zu wahren; darum darf der Jsraelit ein im Kriege erbeutetes Mädchen nicht sofort sich an- eignen, seine Begierde an ihr zu stillen und sie dann als ein bloßes Werkzeug zur Befriedigung derselben wie- der bei Seite zu schieben, vielmehr muß er zuvor dem Sklavenstand sie entheben, ihre natürlichen Gefühle ehren, sie hernach förmlich zum Weibe nehmen, und darf, im Fall er sie wieder entläßt, sie nicht in den Sklavenstand zuriickstoßem — daß er ihr beigelegen, macht sie zu einer Freien, der entweder die volle Freiheit auch wirklich zu schenken oder doch eine entsprechende Kleidung, Kost und sonstige Behandlung im Hause zu gewähren ist. Gleich- wie man die Bibel nicht zur Hand nehmen soll, um darin zu blättern, sondern darin zu lesen, so soll man sie auch nicht lesen, um darin zu meisterm sondern dar- aus zu lernen; du lernst aber bei dergleichen Stellen, wie die vorliegende, die Weisheit der göttlichen Erzie- hungskunst bewundern, die einerseits die siindliche Schwachheit so lange schont und soweit sich gefallen läßt, als die Kraft von oben noch nicht da ist, sie zu liber- winden, und doch andererseits ihr Ziel der Vollkommem heit fest im Auge behält und ihm wirkungskrästig vor- arbeitet. »Nicht das Gesetz, sondern nur tiefeingreifende Thatsachen können die in einem Volke tief gewiirzelten Behandlung eineskriegsgesangenen Weibes. Recht der Erstgeburt &c. 593 Anschauungen und Sitten aufheben; das Gesetz muß sich akkomodiren (den Zuständen anbequemen), und es leistet viel, wenn es trotz der Akkomodation allmälig fortbil- det und umgestaltet. Die Anschauung, daß man dem Weibe nicht schuldig sei zu geben, was man von ihm verlange, nämlich die ganze Person, konnte, von der Fleischeslust erzeugt und immerdar irgendwie aufrecht erhalten, erst dadurch vollständig gebrochen werden, daß ein Weib zur Mutter des HErrn erkoren wurde, daß alle Weiber überhaupt an dem großen menschlichen Endziel im Himmel bestimmten Antheil bekamen« 15. Wenn jemand zwei Weiber hat [wie z. B. der Erzvater Jakob an Rahel und Lea I. Mos. 29, 14 ff.], eine» die er lieb hat, und eine, die et hqsset sgegen jene zurücksetzt Matth. 6, 24], nnd sie ihm Kinder gebaren, beide, die liebe und die seindselige, fund zwar der Art] daß der Erst- geborene [Sohn] der feindscligcn sweniger gelieb- ten] ists 16. ilnd die Zeit kommt, daß er seinen Kindern das Erbe austheile, so kann er nicht [bei der Erb- theilung] den Sohn der liebsten zum erstgcborcnen Sohn machen, fiir den erstgeborenen Sohn der feind- seligen san Stelle desselben]; » 17. Sondern er soll den Sohn der »seiud- seligen swenn derselbe noch am Leben ist] fur den ersten Sohn erkennen [ihn» alssolchen auch be- handelii], daß er ihm zwiesalttg [ein doppeltes Theil oder noch einmal so viel, als jedem andern soll ihm denn nicht genommen werden]. Die Patriarchengeschichte verstößt, obwohl sie ver- hältnißmäßig reich an Uebertragungen der Grftgeburt ist (1. Mos. 27, 27 ff.; 48, 13 ff.; 49, 3 ff.), gegen unser Gesetz, dennoch nicht: in ihr übertragen die Väter nicht nach Willkür, sondern fast gegen ihren Willen, nicht aus ungerechter Vorliebe für die Mutter, sondern aus Got- tes Befehl und aus tieferen Gründen. Dasselbe gilt spä- ter in Beziehung auf Salomo (1. Kön. 1). 18. Wenn jemand einen eigenwilligeu und llugehotsamen sunbändigen und widerspenstigen] Sohn hat, der seines Vaters und sseinerj Mutter Stimme nicht gehorchet, und wenn sie ihn züchti- gen, [auch da] ihnen nicht gehorchen will; 19. So soll ihn sein Vater und Mutter greifen, und zu den Aeltesten der Stadt führen swelche die Ortspolizei zu üben und auch das elterliche Ansehen zu schtitzen haben], Und zu dem Thor desselben Orts [1. Mos. 19, 1 Anm.], 20. Und zu den Aeltesten der Stadt sagen: Dieser unser Sohn ist eigcnwillig und ungehorsam, und gehorchet unserer Stimme nicht, und snun hin- zufügen, worin besonders sein zügelloses Wesen sich zu erkennen giebt, also etwa: er] ist ein Schlemmer und Trnntenbold [Spr. 23, 19 ff.]. 21. So sollen [nachdem die Aeltesten ihren Däehseks Bibelivert l. Band s. Aufl. Richterspruch gethan und einen solchen unbändigen Sohn für einen todestvürdigen Verbrecher erklärt haben] ihn steinigcn alle Leute derselbigen Stadt, daß er sterbe, und sollst also »den Boscn von dir thun, daß es ganz Israel hore und sich furchte [Kap. 13, 5. 11; 19, 19 f.]. Zweierlei nimmt bei diesen Bestimmungen uns Wunder: einmal, das harte Strafverfahren wider den unbändigen und widerspenstigen Sohn, und dann, daß nicht erst von einer gerichtlichen Untersuchung die Rede, sondern die Verurtheilung ohne Weiteres erfolgt aus die bloße Anklage der Eltern hin. Was den zweiten Punkt betrifft, so sagt S chn e ll in seinem ,,Jsraelitischen Recht« : »Hier war die Klage Beweis für sich selbst; wenn das Vaterherz und das der Mutter so weit kommen, daß sie vor der Gemeine des Volks ihr Kind dem Richter über- antworten, dann ist das Aeußerste geschehen, was der Richter zu wissen bedarf« Jn Beziehung aus den ersten Punkt aber haben wir zu bemerken, daß die Gesetze an- derer alten Völker zum Theil noch weit schärfer waren; nach Drako (Gesetzgeber der Athener um das J. 604 v. Chr) sollte schon der überwieseiie Müssiggänger getödtet werden, und bei den Parsen (Persern) machte sich ein Sohn durch dreimaligen ungehorsam des Todes schuldig. Bei Mose hängt diese Schwere der Strafe mit der hohen Stellung der Eltern (2. Mos. 20, 12 Anm.) zusam- men; beharrlicher ungehorsam gegen sie ist eine Ver- achtung der göttlichen Majestät und steht auf gleicher Linie mit der Gotteslästerung (3. Mos.24,10 ff.). ,,Jm , neuen Testament mußte bei dem Zunehmen der Bekeh- » rungsmöglichkeit die Todesstrafe ftir die Kinder ebensogut z abgescha Sohn 1. Mos. 25, 31 Anm.] gebe alles [deß], das vorhanden [in seinem Besitz] ist; denn derselbe : ist seine erste Kraft l1· Mos- 49- Si, nnd der « Erstgeburt Recht ist lvon Gottes wegen] sein sdas ! sft werden, wie die Bannung durch äußere Ver- nichtung und der schrecklich-ernste Ton der Rachepsab wen. (Schult3.) Vgl. zu Spriichm 24, 11. 22. Wenn jemand eine Sünde ethan hat, die des Todes wurdig ist, »und wird also getödtet, daß man snach der Hinrichtung] ihn [zur Ver- schärsuiig seiner Strafe 3». Mos. 20, 2 u. 14 Anm. noch] an ein Holz hanget [4. Mos. 25, 4]; 23. So soll sein Leichnam nicht iiber Nacht an dem Holz·bleiben, sondern sollst ihn dessclben Tages [ehe die Sonne UntergehetJ begraben, denn ein Gehenlter ist vcrslncht bei Gott sein von dem Fluche Gottes in seiner ganzen Schwere getrof- fener Verbrecherjz ans daß du [durch längeres zur Schau Stellen eines solchen] dein Land nicht ver- unreinigesh das dir der HERR, dein Gott, giebt zum Erbe. So wenig die Gemeine dulden darf, daß Verbrechen das Land verunreinigen, darinnen sie wohnt und dar- innen der Herr auch wohnt (3. Mos. 18, 24 ff.; 4- M. 35, 33 f.), sondern wenn solche geschehen sind, die Vec- brecher hinwegthun muß aus Gottes Volk und Land: ebensowenig soll sie’s auch zugeben, daß Schandthaten lange zur Schau ausgestellt bleiben in den Leichnamen derer, die sie begangen haben, vielmehr soll man der- gleichen Leichen möglichst bald dem öffentlichen Anblick entziehen, sonst treibt man ein müssiges Spiel mit den Exempeln des göttlichen Richterernstes und stumpft sein Gefühl dagegen ab, s. Jus. 8, 29; 10, 27· Jn Gal. 3, 13 macht St. Paulus aus der Begründung: »ein Gehenkter ist verflucht bei Gott« eine Herleitung in Beziehung aus Christum, der dadurch als ein Fluch für unsre Sünde dargestellt worden, daß er den Kreuzestod erlitten. 38 594 Das 22. Kapitel. Znanctjertei Gesetze ver-zeichnet. Xvnls II. 1—30. Indem-Rose immer tiefer auf die mantherlei Verhältnisse des israelitisshen Volkslebens ein- geht, erinnert er zunächst, ivas ein jeder dem zliichsien schuldig sei, um ihm zu seinem verlorenen Eigenthum wieder ku verhelfen oder ihn vor Zcljadeii und illerlust zu bewahren El. 1—4), liniipft aber daran mancherlei einzelne ulorschriftem die alle darauf hinauslaufen, daß Gottes Ordnungen im bürgerlichen Leben, wie in dem der Natur, heilig gehalten und nicht aus irgend iuellhem fleischliajen Gelüst verrückt werden sollen El. 5—12). Zins siihrt ihn darauf, dem fleisajlichen Gelüst noch mei- ter zu wehren durch die hieraus G« 13——30) folgenden Keuschheit-I- und Ehegeselze 1. Wenn du deines Bruders Ochsen oder Schaf siehest irre gehn, so sollst du dich nicht ent- ziehen von ihnen [daß du aus Lieblofigkeit gegen deinen Bruder oder aus Bequemlichkeit sie ihrem Schicksal überlassen wolltest], sondern sollst sie wieder zu deinem Bruder führen. 2. Wenn aber dein Bruder [dem die Thiere angehören] dir nicht nahe ist [in einem fern ge- legenen Orte wohnt], und kennest ihn nicht [oder du weißt nicht, wer der Eigenthümer sei], so sollst du sie in dein Haus nehmen, daß sie bei dir seien sin sorgfältiger Verwahrung], bis sie dein Bruder suche, und dann ihm wiedergeben. 3. Also sollst du thun mit seinem Esel, mit seinem Kleide, und mit allem Berlorenem das dein Bruder verlieret, und du es findest; du kannst dich nicht entziehen [felbst wenn der, dem etwas abhanden gekommen, dein Widersacher ist 2. Mos. 23, 4]. 4. sDesselben gleichen 2. Mos. 23, 5:] Wenn du deines Bruders Esel oder Ochsen siehest sallen auf dem Wege, so sollst du dich uichtdon ihm entziehen, sondern sherbeieilen und zugreifeiu und] sollst ihm [wieder] aufhelfen Z. sGleichwie aber das Eigenthum des Näch- sten, so soll auch Gottes Ordnung in der Son- derung der Geschlechter, wie sie im bürgerlichen Leben durch die, jedem Geschlecht eigenthümliche Kleidung zu Tage tritt, dir heilig sein] Ein Weib soll [demnach] nicht Mannesgercithe [irgend etwas, was zu der eigenthümlichen Tracht des Mannes gehört] tragen, und ein Mann soll nicht Weiberlleider anihun; denn wer solches thut, der ist dem HERR, deinem Gott, ein Greuel. Der Teufel liebt es, Verwirrung anzurichtem über- all, wo die Ordnung der Natur gestört wird und ver- nunft- und gewohnheitsroidrige Vermischungen zum Vor- schein kommen, da verräth er sich. (Spencer.) Bei den Egyptern kam es z. B. beim Dienst des Mondes, dem sie männliche und weibliche Natur beilegten, vor, daß die Frauen ihm als männlichen die Männer als weiblicher Gottheit opferten und ein Geschlecht dabei in der Klei- dung des andern erschien; dasselbe geschah bei dem 5. Mose 22, 1-22. Monds- oder Venusdienst aus der Jnsel Cyperrn (Leyrer.) Hiernach ist auch die s. g. Emancipation des Weibes (die Lossagung von den dem weiblichen Geschlecht ge- setzten Schranken und das Uebergreifen in die Lebens- weise der Männer) ein Greuel vor Gott. (Keil.) 6. sEbenso heilig, wie die Ordnung Gottes in der Sonderung der Geschlechter, soll dir aber auch Gottes Ordnung in der Natur und Thier- welt sein, daß du nicht wie ein rücksichtslosey thrannischer Herr dich gegen sie verhältst.] Wenn du falso z. ·V.] auf dem Wege findest ein Vogel: uest, auf einem Baum oder aus der Erde, mit Jungen oder mit Eiern, und [zwar so] daß die Mutter [eben] aus den Jungen oder aus den Eiern sitzetz so sollst du nicht die Mutter mit den Jun- gen nehmen, « 7. Sondern sollst die Mutter stiegen lasseiy Und die Zungen nehmen, auf daß swegeii solcher Pietät nach der Verheißungx 2. Mof. 20, 12] dirs wohl gehe, und [du] lange lebest [in dem Lande, das dir der HErr, dein Gott, geben wird]. Verwandt mit dieser Vorschrift sind die in Z. Mos- 22, 28 und in 2. M. 23, 19, die Uetztere Stelle nach Nr. 2 erklärt) ebenfalls auf zarte Schonung gegen die Natur der Thierwelt ihr Absehen gerichtet haben. 8. [Und wie du schonend gegen die Thier- welt dich verhalten sollst, so noch vielmehr gegen eimMenschenlebenz das darfst du in keinerlei Weise durch Fahrlässigkeit gefährden] Wenn du Daher] ein neu Hans baaest, so mache eine Lehne fein Geländer] darum loben rings herum] auf deinem Dache, aus daß du nicht Blut [eine Blut- fchUIdJ auf dein Hans ladest, wenn jemand [der den Söller betritt und daselbst aUsgleitetJ herab fiele. Die Privathäuser der Jsraeliten hatten in der Regel nur ein Stockwerk, auf dem platten, mit Ziegeln und Estrich belegten Dache aber einen Söller (vom lateinischen so1arium, der von der Sonne beschienene Theil des Hause-V, der theils als Kabinet diente, in welches inan sich zur Erholung oder Sammlung, zu geheimer Besprechung oder zum Gebet, im Sommer wohl auch zur Erfrischung zurückzog (Richt. Z, 20; 2. Sara. 19, l; Z. Kön. 23, 125 Dan. S, 10 ff.; Judith B, 1; Tod. Z, 123 Apostelg 1, IS; 20, 7 ff.), theils als Gast« Schlaf-, Kranken- und Leichenzimmer gebraucht wurde (1. Kön 17, 19; 2. K· 4, 9 ff.; Apostelg I, 37. 39), und meist zwei Ausgänge hatte: den einen in die unteren Zimmer des Hauses, den andern durch eine Treppe unmittelbar auf die Straße führend. Wegen dieser vielfachen Benutzung des Oberzimmers aus dem Dache soll letzteres, um kein Menschenleben zu gefährden, mit einer Brustwehr oder einem gitterartigen Geländer versehen sein. I. Du sollst [aber auch in jeder andern Hin- sicht V. 5 die in Gottes Schöpfung gesonderten Dinge nicht miteinander vermischen und also, vgl. 3. M. m, 19] deinen Weinberg nicht mit mancherlei [aus mehreren Fruchtarten gemischten Samen] be- stien, das; du nicht stvenn du bei» der Ernte dem HErrn die Erstlinge opferst] zur Fulle heiligest sals Weitere Anordnungen, das israelitische Volksleben betreffend. 595 deine Gabe darbringest, den Ertrag von einem] auferlegen, also doppelt so viel als in dem V. 29 solchen [Misch-] Samen, den du [wider seinen aus- drücklichen Willen] gesciet hast, neben dem Ein- kommen des Weinberges [und mit jener dem HErrn mißfälligen Opfergabe dir sein Wohlgefallen an dieser verderbest]. 10. Du sollst nicht ackern zugleich mit einem Ochsen nnd Esel [indem du beide an einen und · denselben Pflug spannst]. 11. Du sollst nicht anziehen ein Kleid von Wolle und Leiueu zugleich gemenget sdas aus einem Mischzeug von beiden Stoffen verfertigt ist 3. Mos. 19, 19 Anm.]. 12. Du sollst dir [vielmehr, statt auf alle « dergleichen Mannigfaltigkeit und Abtvechselung in deiner Kleidung Bedacht zu nehmen] Lcihplein sQuasten oder Troddeln] machen an den vier Fit- tichen [Zipfeln] deines Mantels, damit du dich bedeclest [um auf diese Weise immer ein Abbild des göttlichen Gesetzes vor Augen zu haben und an seine Gebote dich erinnern zu lassen 4. Mos 15, 37 ff.; 5. M. S, 9 Anm.]. 13. Wenn jemand ein Weib nimmt, und wird ihr gram, wenn [nachdem] er sie beschlafen - hat [2. Sam. 13, 14 f.], 14. Und legt [um sie auf bequeme Weise wieder los zu werden] ihr was Schåndliches aus, und bringet ein bös Geschrei über sie aus, und spricht: Das Weib habe ich genommen, und da ich mich zu ihr that, fand ich sie nicht Jungfrau; 15. So sollen der Vater und sdiej Mutter der Dirne sie nehmen, und vor die Aelteften der Stadt in dem Thor [Kap. 21, II] hervorbringen der Dirne Jungfrauschaft sdas Zeicheiy daß sie wirklich Jungfrau gewesen, nämlich das von der ersten Beiwohnung noch die Blutstropfen an sich tragende Betttuch oder Unterkleid, das sie in ihre Bewahrung genommen]. 16. Und der Dirne Vater foll zu den Aet- testen sagen: Ich habe diesem Manne meine Tochter zum Weide gegeben; nun ist er ihr gram worden, 17. Und legt ein schändlich Ding aus sie, und spricht szu mir]: Jch habe deine Tochter nicht Jung- frau fnnden sdarum nimm sie zurück]; hie ist [aber] die Jungfrauschaft meiner Tochter [zum Beweise, daß der ihr gemachte Vorwurf nur eine böswil- lige Verleumdung ist]. Und sollen [bei diesen Worten die Eltern] die [noch blutbefleckten] Kleider vor den Aeltesten der Stadt ausbreiten sdamit sie selbst von der Grundlosigkeit der von dem Manne aufgebrachten iiblen Nachrede sich überzeugen] 18. So sollen [dann] die Aeltesteu der Stadt den Mann nehmen, und [körperlich] züchtigen, [3. Mos. 19, 20; 5. Mos. 25, 2 f.], 19. Und um hundert Sekel Silbers büßen, sihm eine Geldbuße von 100 Sekel = 8772 RthL l genannten Falle] und dieselben der Dirne Vater geben, darum, daß er eine Jungfrau in Israel berüchtiget [in bös Geschrei gebrachtj hat; nnd [er] foll sie zum Weibe nehmen, daß er sie sein Lebeulang nicht lassen möge sfür immer das Schei- dungsrecht 24, 1., das er gleich von vornherein in so schnöder Weise hat mißbrauchen wollen, an ihr verliert] 20. Jsks aber die Wahrheit [was der Mann V. 14 behauptete], daß die Dirne nicht ist Jung- frau fnnden [und vermögen also die Eltern den in V. 15 ff. erwähnten Beweis nicht zu führe-U; 21. So soll [die Sache gleichwohl nicht auf sich beruhen, vielmehr foll] man sie sdie hierdurch ihrer Schuld Ueberführtej heraus Vor dir Thår ihres Vaters Hauses führen, und die Leute der Stadt sollen sie [einer Ehebrecherin gleich Z. Mos. 20, 10] zu Tod steinigen, darum, daß sie eine Thorheit iu Jsrael begangen [1. Mos. 34, 7; Jus. 7, 153 2. Sam. 13, 12], und in ihres Vaters Hause ge- huret ftrotzdem aber für eine unbefleckte Jungfrau « sich ausgegeben] hat; nnd sollst [so] das Böse von dir thun. Zum Verständnis; dieser Vorschriften ist zunächst zu beachten, wie wichtig in Israel die Reinheit und Sicher- heit der leiblichen Abstammung war und wie viel außer auf die Unverfälschtheit der Nachkommenschaft zu- gleich auf die Bewahrung des Familienlebens vor Zwei- fel und Argwohn ankam (4. Mos 5, 31 Anm.). Da- rum fordert Mose bei Verdächtigung eines Weibes von Seiten des Mannes, obwohl er gleich non Haus aus sie als eine böswillige Berdächtigung hinstellt, dennoch die Vorlegung eines thatsächlichen Gegenbeweises und verordnet für den Fall, das; solcher Beweis nicht beige- bracht werden kann, die Behandlung der Berdächtigten als einer ihrer Schuld Ueberführten Hinsichtlich des vorgeschriebenen Beweis-mittels nun haben wir eines- theils zu bedenken, daß die Begriffe jener Zeit von dem, was anständig sei und was nicht, ganz andere waren, als bei uns; obwohl auch bei uns oft genug das Schicklichkeitsgefühl des gewöhnlichen Lebens einen Zwang erleiden muß, wenn es sich um gerichtliche oder polizeiliche Untersuchungen handelt. Noch jetzt legen die morgenländischen Völker ein großes Gewicht auf dies Zeichen der Jungfrauschafh wenn ein Mädchen in den Stand der Ehe eintritt. Wenn aber die Kenner der Einrichtungen und Zustände des menschlichen Körpers darüber streiten, ob bei jeder Jungfrau nach der ersten Beiwohnung dergleichen Vlutflecken zurückbleiben, und selbst die Rabbinen sich später genöthigt sahen, das obige Gesetz so gut wie aufzuheben, so ist anderntheils zu be- denken, daß Mosis Zeiten noch frei waren von denjeni- gen Störungen in der ganzen Lebensweise der Menschen, welche bei uns so manche abnorme (regelwidrige) Er- scheinungen hervorrufen. Hatte dagegen eine äußere Ver- letzung stattgefunden, in Folge deren eine Störung der Natur-Verhältnisse sich erwarten ließ, so war es Sache der Eltern, bei Verlobung ihrer Tochter künftigen: Verdacht vorzubeugen. 22. Wenn jemand erundeu wird, der bei einem Weibe schläst, die enen Ehemaun hat, so sollen sie beide sdurch SteinigiingJ sterben, der 380 596 Mann und das Weib, bei der er geschlafen hat [3. Mos. 20, 10]; und sollst das Böse von Israel thun [V. 21, vgl. Joh. 8, 3 ff.]. 23. Wenn eine Dirne jemand vertraut sals Braut verlobt] ist, und ein Mann lriegt [erfaßt] sie in der Stadt [wo Hilfe zur Gegenwehr ihrer- seits herbeigerufen werden kann], Und fchilist bei ihr; 24. So sollt ihr sie alle beide zu der Stadt Thor ausführen, und sollt sie beide steinigen, daß sie sterben: die Dirne darum, daß sie nicht ge- sihrieen hat, weil swiewohlj sie in der Stadt war [und also die That ohne ihre Einwilligung nicht hätte geschehen können]; den Mann darum, daß er feines Nächsten [Braut, die ihm eben so heilig hätte sein sollen, als wäre sie schon dessen] Weib s1. Mos 29, 21; Mater» 1, 20 u. 241 gefchandet hat; und sollst das Böse von dir thun. 25. Wenn aber jemand eine vertraute seinem Andern verlobte] Dirne [drauszen] auf dem Felde iriegt [wo keine Hilfe zur Gegenwehr zur Hand ists, und ergreift sie und schlaft bei ihr; so soll der Mann allein sterben, der bei ihr geschlafen hat. Daß der Mann allein soll sterben, ist offenbar gesagt im Gegensatz zu dem: ,,ihr sollt sie beide steini- gen, daß sie sterben;« daher kein Zweifel, daß die hier und in V. 22 nicht näher bestimmte Art der Todesstrafe eben die Steinigung , der Grundsatz der Talmudisten also, wonach tiberall da, wo einfach steht: «svll des Todes sterben«, die Erdrofselung gemeint sei, ein falscher ist (vgl· Hof. 16, 38 und 40; s. Mos. 20, 2 Anm.). 26. Und der Dirne sollst du nichts thun, denn sie hat keine Sünde des Todes werth gethan; sondern gleichwie swenn] jemand sich wider seinen Nächsten erhitbe, und schliige feine Seele todt, so J ist dies auch ses liegt in solchem Falle eben eine Gewaltthat vor, gegen die das Mädchen so wenig ( sich hat wehren können, wie ein Schwacher seines Lebens gegen den Mörder sich nicht zu erwehren vermag] 27. Denn swie nach dem Rechtsgrundsatz: »von einem jedem wird nur Gutes angenommen, so lange keine Beweise des Gegentheils vorliegen« vorausgesetzt werden mußxj er fand sie ans dem Felde, und die vertraute Dirne schrie snach Hilfe], und war niemand, der ihr half. Nach alter, patriarchalischer Sitte war bei den Js- : raeliten die Verheirathung der Kinder Sache der Eltern, des Vaters oder in Ermangelung desselben der Mutter; diese pflegten den Söhnen die Braut zu suchen nnd die Frau zu geben, oder doch um die von den Söhnen ge- wünschte bei deren Eltern zu werben (1. Mos 21, 215 24, 2 ff.; 34, 4, s; Nicht. 14, 2). Sobald die Ginwil- ligung erfolgte, bei welcher auch der erstgeborene Bru- der ein Wort mitzureden hatte (1. Mos· 12, 13;24, 503 34, 11 fs.), gab der Freier der Braut eine Verlobungs- oder Vrautgabe (hebr. Moder, LUtkleks MIIkgEUgUbe) und ihren Eltern und Brüdern Geschenke, während die Braut in der älteren Zeit nur ausnahmsweise bei der Verheirathung eine Mitgift von ihren Eltern erhielt; diese Mitgift mrspriinglich eine egyptische Sitte Jos 15, i l Z. Mofe 22, 23—3o. 23, 1——8. 18 f.; 1. Kön. J, IS) wurde, wie es scheint, seit den Zeiten des Exils üblicher (Tob. 8, 23). Vom Augen- blick der Verlobung an, die so unter Vermittelung der Eltern noch in einfacher Weise geschah (später durch feier- liches Eheversprechen in Gegenwart von Zeugen oder durch Schwur Hesek 16, 8; Mal. L, l4 —- auch schrift- liche Ehevertriige gehören erst der späteren Zeit an Tob- 7, 16), galt die Braut schon so gut, als wäre sie das Weib ihres Verlobten (sponsa1ia tantum vgl-gut, quantum nuptiaex und wird geradezu «Weib« genaniit;3ja,« die Nabbinen dehnten das Levirats- und Scheidungs- gesetz auch auf die Verlobten aus, so daß es zur Auf- lösung des Verhältnisses eines förmlichen Scheidebrtefs bedürfe (Matth. 1, 19). 28. Wenn jemand an eine Jungfrau kommt, die nicht vertranet ist, nnd ergreift sie und schlcifl bei ihr, und findet sich also ses ergiebt sich, daß sie wirklich von ihm genothzüchtigt worden, und sie es nicht blos behauptet]; 29. So soll, der sie beschlafen hat, ihrem Vater fünfzig Sekel Silbers s= 43874 This» als Buße für die seinem Hause zugefügte Schmach] geben, und so»ll sie zum Weibe haben, darum, daß er· sie geschivacht hat; er kann sie nicht lassensssich nicht von ihr scheiden V. 19] fein Lebenlang [vgl. Anm. zu 2. Mos. 22, 16 f.]. 30. sDas sich Gelüftenlassen nach des Näch- sten Weib ist aber am allerscheußlichstem wenn es wider den eigenen Vater sich richtet 1. Mos 35, 22]. Niemand soll sdaherj seines Vaters Weib nehmen, und nicht aufdecken seines Vaters Decke [Kap. 27, 20; 3. M. 18, 7 f.; wer das thäte, der verdiente den Tod noch außerdem als grober Uebertreter des 4. Gebots 2. Mos 21, 15, 17]. Das 23. Kapitel. Zser in die Gemeinde dek- Herrn gehöre, oder nicht. XIX. n.1——25. Gefolge«kuaiicixanqkschkisiekywiede- raelg t heo liratisitjer Geineindeverb and heilig ge- halten werden soll, indem theils die Aufnahme in den- selben gewissen itlersonen siir immer oder dorh bis aus eine bestimmte Generation verweigert wird Eil. 1—8), theils iieiner von denen, die ku dem Kriege-heim, das den Bjlxfrrn in seiner Initte hat, gehdren, dessen Lager durih etwas Bisses entmeihen darf M. 9——14). Zu dul- den in Israel-« Grenzen ist wohl ein seinem Zherrn ent- laufener augländischer Slilav M. 15 u. 16), nicht aber eine Zjure oder ein Mater, die aug vermeintlichen! Got- tegdienst sich Preisgeben G. 17 u. 18). Bin diese dlerord- nungen schließt siih die dlorhaltung verschiedene: anderer theoliratischer Bürgerpflichten an G. 19—25). 1. Es soll kein Zcrstoßener noch Verschnik teuer [keiner, dem die Zeugungskraft durch Zersto- ßung oderVerschneidung der bezliglichen Leibestheile genommen ist] in die Gemeine des HERRn kom- men ssondern ihm die Aufnahme in dieselbe, wenn er sie nachsucht, in jedem Falle versagt werden]. Jn der Stelle: Z. Mos 22, 24 wurde verboten, ein auf eine der vier bräuchlicheit Arten (durch Zerquetscheiy Verordnungen, JsraePs theokratifchen Gemeindeverband betreffend. 597 Zerklopfety Abdrehen oder Ausschneiden der Hoden) ent- manntes Thier dem HErrn zu opsern; ja, man soll überhaupt keine Kastration vornehmen, weil das ein unbefugtes Eingreifen in Gottes Schöpsungswelt ist, ebenso wie das Erzeugen von Bastardarten in der Thier- oder Pflanzenwelt (3. Mos 19, 19; 5. M. 22, 9)· Jn Jsrael selbst durfte also am wenigsten mit Menschen eine Kastration vorgenommen werden; aber auch fremd- ländische Eunuchen oder Verschnittene sollen nicht unter die Glieder des Bundesvolkes ausgenommen, d. h· nicht blos zu keinem Amt in der Gemeine (Luther) und zu keiner Verheirathung mit einer Jsraelitin (Vatablus, vgl. Jos. L, 24 Anm., u. andere Ausleger), sondern überhaupt zu keiner Mitgliedschaft der ersteren als Proselyten (3. Mos 17, 9 Anm.) zugelassen werden, weil sie durch ihre Leibesbeschaffenheit in einen bleibenden und nicht mehr rückgängig zu machenden Gegensatz gegen Gottes Ord- nung verwickelt sind, und doch bei der alttestamentlichen Gemeine, in welcher die religiöse und sittliche Reinheit hauptsächlich in leiblicher Reinheit und Unversehrtheit sich darstellt (3. Mos 21, 17 ff. Anm-), soviel auf die noch unversiiimmelte Leiblichkeit ankommt; bei der nen- testamentlichen Gemeine stehen die Sachen ganz anders, daher die Weissagung in Jes. 56, 3 ff. und die Aufnahme des Kämmerers aus Mohrenland in Apostelg 8, 26 ff. 2. Es soll auch kein Hnrenkind [keiner, der in Blntschande oder Ehebruch erzeugt worden] in die Gemeine des HERRn kommen, auch nach dem zehnten Glied [auch nicht in einem seiner spätesten Nachkommen]; sondern [er] soll schlecht [für immer] nicht in die Gemeine des HERRn kommen. Das hehr. Wort Mamsör kommt nur hier und in Sach. 9, 6 vor; an letzterer Stelle hat Luther ,,Fremde« itbersetzh und sind darunter nach Sach. 14, 2 solche zu verstehen, die von fremden Eindringlingen oder Kriegern ehebrecherisch oder hurerisch mit den Weibern der Ein- geborenen erzeugt worden. Darnach haben auch die Rabbinen den Ausdruck von einem in Blutschande oder Ehebruch Erzeugten verstanden, nicht, wie die Vulgata, von einem unehelich Erzeugten überhaupt; ein Huren- kind in diesem weiteren Sinne war vielmehr blos, als nicht ebenbiirtig, von dem Recht, mit den legitimen Söhnen gleichen Antheil am Erbe des Vaters zu em- pfangen, ausgeschlossen (Richt. 11, 1 ff.). Warum der Mamsen der in Blutlchande oder Ehebruch Erzeugte, keine Aufnahme in die Volksgemeine finden soll, auch in seinen spätesten Nachkommen nicht, leuchtet ein: wegen seines Ursprungs trägt er den Gegensatz gegen Gottes heil. Ordnung als einen unaustilgbaren Makel an sich; doch gehört dies Gesetz ebenfalls zu den Satzungen, die für die Zeit der Unmiindigkeit aufgelegt waren und in der Zeit des neuen Testaments wie ihre Berechtigung, so auch ihre Giitigkeit verloren, s. zu Sach. 9, 7. 3. Die Ammouiter und Moabiter sollen nicht in die Gemeine des HERRn kommen, auch nach dem zehnten Glied [nicht V. 213 sondern sie sollen nimmermehr hinein kommen; 4. Darum, daß sie euch nicht zuvorkamen mit Brod und Wasser aus dem Wege, da ihr aus Eghpten zoget [4. Mos. So, 21 Anm.]; und dazu wider euch dingcten den Bileam, den Sohn Beor von Pethon aus Mesopotamien, daß er dich ver- sluchen sollte [4. Mos 22, 2 ff.]. 5. Aber der HERR, dein Gott, wollte Bileam i i nicht hören, nnd wandelte dir den Fluch [den er sv gern den Wiinschen des Balak gemäß gesprochen hätte] in den Segen [den er statt dessen sprechen mußte 4. Mos 23, 4 ff. 16 ff.; 24, 1 ff. 15 ff.], darum, daß dich der HERR, dein Gott, lieh hatte [4. Mos 22, 23 Anm.]. » 6. Du sollst iinen weder Glucl noch· Gutes wünschen dein Leben-rang ewiglich [niemals ihr Heil und Wohlergehen dir angelegen sein lassen] · 7. Den Edomiter [dagegen, obgleich er dir ebenfalls nicht zuvorkam mit Brod und Wasser, sondern dir den Durchzug durch sein Land verwei- gerte 4. Mos. 20, 14 ff.] sollst du nicht sur Grenel halten sdaß du ihm die Aufnahme in deine Volks- gemeinschaft auf immer versagen tvollteft]; er ist dein Bruder sals mit dem du von denselben Erz- vätern Abraham und Jsaak abstammst]. Den Eghp- ter sollst du auch nicht siir Greuel halten; denn du bist ein Fremdling in seinem Lande gewesen. 8. Die Kinder, die sie [die als Fremdlinge bei dir sich aufhaltenden Edomiter und Eghpter] im dritten Gliede zeugen, follen in die· Gemeine des HERRU kommen [derselben vermittelst der Be- schneidung eingegliedert werden dürfen] Während in V. 1 u. 2 solche von der Aufnahme in die Bundesgemeine des HErrn ausgeschlossen wurden, an denen der Frevel einer Zerstörung der Ordnung Gottes in der physischen und der sittlichen Welt haftet, werden in V. 3—8 weiter diejenigen davon ausgeschlos- sen, deren Nation sich feindselig zu Gottes Reich gestellt hat— Das haben die Egypter und Edoniiter gethan. Dennoch soll die egyptische und edomitische Nationalität nicht unbedingt und für immer ausgeschlossen sein — jene nicht, weil es eine Zeit gab, wo Egypten dem Volke Gottes Gutes erwiesen hat, und diese nicht, weil Edoms Volk auch aus Abrahams Lenden hervorgegangen ist; haben Angehörige dieser beiden Völkerfchasten sich lange genug freundlich zu Israel gestellt, so soll, was ihrer Nation zur Last fällt, nicht mehr ihnen, den Einzelnen, hinderlich im Wege stehen, uni ganz dem Volke Gottes anzugehörem Nun aber die Moabiter und Ammoniter! Zwar, dasz sie in ihren Stammvätern aus blutschände- rischem Umgange hervorgegangen (1· Mvs 19, 30 fs.) und also von Haus Maiiisers (V. 2)sind, soll ihnen weiter nicht schaden; wohl aber haben sie nicht blos der Sünde Edoms sich theilhastig gemacht, sondern auch in Moabs König, dem Balak, den Gegensatz gegen das Reich Gottes bis auf das Aeuszerste gesteigert, bis zu einer Feindschaft, die das Volk Gottes mit einem wirk- samen Fluch zu belegen und seine Gnadenwahl zu ver- nichten suchte. Damit haben sie die Aufnahme in die Gemeine des HErrn fiir immer verscherztz ja diese soll hinfort so zu ihnen stehen, daß sie gegen ihr Heil und ihre Wohlfahrt sich geradezu gleichgiltig verhält. Daß jedoch es sich hiermit im lehten Grunde nur um den Gegensatz gegen die Gottlosigkeit und Gottfeindlichkeit, die auf Seiten der Moabiter zu Tage getreten, keines- wegs aber um eine hosfnungslose Verwerfung und be- ständige Ausschließung dieser Nation vom Reiche Gottes in allen ihren Gliedern handelt, beweist die Geschichte der Moabitin Rath, die sogar eine von den Ahnmtittern Davids und seines großen Sohns geworden (Ruth 4, 18 fs.; Matth. l, 5 ff.); nur mußte Ruth gleich der Cananiterin Rahab (Jos· 2 u. S, 25) und dem cana- 598 5. Mose 23, 9—25. 24, 1—3. nitischen Weibe (Matth. 15, 21 ff.)—denn auch den ca- nanitischen sieben Völkerschastew als zur Ausrottung be- stimmt, war die Aufnahme in Jsraels Volksgemeinschaft verwehrt— erst Gewalt thun, um das Himmelreich zu sich zu reißen (Matth. 11, 12). Si. Wenn du aus dem Lager gehest kals Lager, d. i. als Heereszug ausgehest oder aus- iückftJ wider deine Feinde, so hiite dich vor allem Bösen [vor allem Abscheulichen oder Ungehörigen, was das Kriegslager levitisch verunreinigen und des HErrn Gegenwart aus demselben vertreiben würde V. 14]. 10. Wenn [demnach] jemand unter dir ist, der nicht rein [dadurch unrein geworden] ist, daß ihm des Nachts was widerfahren [eine Pollution begegnet] ist [vgl. Z. Mos. 15, 16 f.]; der soll hinaus vor das Lager gehen, nnd [im Laufe des ganzen Tages] nicht wieder hinein kommen, II. Bis er vor Abends sieh mit Wasser bade. ? Und wenn die Sonne untergangen [und damit der Tag seiner Unreinheit zu Ende] ist, soll er wieder in’s Lager gehen. 12. Und du sollst [ferner auf deinen Kriegs z gelb» Das, was die Hure» oder Hur» für ihr T sich Preisgeben sich haben zahlen lassen] in das Haus Gottes, deines HERRm bringen, ans ir- gend einem Gelübde [gleichwie die heidnischen s Huren und Hurer ihren Göttern zu geben ver- zagen] außen vor dem Lager einen Ort keinen ab- gesonderten Raum] haben, dahin du zur Noth lzur Verrichtung deiner NothdiirftJ hinaus siehest. 13. Und sollst [unter deinem KriegsgeräthJ ein Schiiuslein haben, nnd wenn du dich draußen [an dem Ort] setzen lvillst, sollst du damit [eine l Vertiefung] graben; und wenn du gesessen bist, sollst s dn Zuschauer, was von dir gangen ist. 14. Denn der HERR, dein Gott, wandelt I unter deinem Lager [in welches du die Bundeslade, s das Zeichen seiner Gnadengegenwart, mitgenommen Kap. 20, 4], daß er dich errette, -und gebe deine Feinde vor dir fin deine Gewalt] Darum soll dein Lager heilig sein [und aufs» Strengste hei- « lig gehalten werden], daß keine Schande [nichts, dessen man sich vor ihm, dem Reinen und Heiligen, u ämen at unter dir ee en werde und er : ». . . . zsichflckvie er dlgs Ihn» müßte, du etwas Scham- ; Tempel zerstoren, doch sind noch jetzt Ruinen davon zu würdiges in deinem Lager duldetest] von dir wende. Vor dem Abzuge vom Berge Sinai, als Israel sich zz zu einem Kriegsheere des HErrn gestaltet hatte, mußte Mose auf göttlichen Befehl allezeit die mit einer länger Z» » « · · z leihest, keinen Zins auflegen], weder mit Geld, fernen (4. Mai. 5, 1—4); hier nun, wo er auf künftige s Kriegsziige Riicksicht nimmt, bei denen es noch viel mehr II ganz bei seinem Volke s sei und seine hilfreiche Gegenwart durch nichts beeins H« trächtigt werde, ordnet ei: auch die Beseitigung der leich- F ter Verunreinigten aus dem Lager an und duldet nicht, « andauernden Unreinheit Behafteten aus dem Lager ent- darauf ankommt, daß der HErr daß die naiürlichen Ausleerungen des Leibes inmitten oder in unmittelbarer Nähe des Lagers geschehen. Diese sind nun zwar nicht an sich selber schon etwas Scham- würdig-es oder Abscheuliches, denn sie beruhen auf einer göttliclen Ordnung; wohl aber würde die Ehrfurchts- losigkeit, die das Volk durch Nichtbeseitigung dessen, was so stark an Tod und Verwesung erinnert (2. Was. 20, 263 28, 41 Anm.), gegen ihn an den Tag legen würde, seine Gegenwart verscheuchen. 15. Du sollst den Knecht [eines Ausländers] nicht seinem Herrn iiberaniworten [ausliefern], der von ihm zu dir sich entwandt fgefluchtetj hat fda das Recht eines solchen ausländischen Herrn eben so c wenig bis in dein Gebiet hineinreicht, als das Recht seines Volkes iiberhaupt]. 16. Er soll bei dir bleiben an dem Ort, den er erwahlet in deiner Thore einem, ihm zu gut [damit er nicht einer unmenschlichen Behandlung von Seiten seines Herrn ausgesetzt werde]; nnd sollst ihn nicht schinden [bedrücken, sondern ganz nach dem Rechte der Fremdlinge bei dir behandeln 2. Mos. 22, 21; Z. M. 17, 9 Anm.]. 17. Es soll keine Htlte lhebix Kedesche, die sich zu Ehren einer Göttin öffentlich preisgiebt Kap. 16, 21 Auen] sein unter den Töchtern Israel, und kein Hure! sder im Dienste eines Gottes Pä- derastie mit sich treiben läßt 2. Kön. 23, 7 Anm.] unter den Söhnen Israel. 18. Du sollst keinen Hnrenlohn noch Hund- sprechen, was sie mit ihrem schandbaren Treiben erworben]; denn das ist dem HERRm deinem Gott, beides ein Greuel fsowohl die Gabe, wie auch der Geber selbst] V) Hundgeld heißt der Erwerb eines derartigen Hu- rers wegen seines hündischen Thuns und Treibens; denn er duldet, was ein Hund von andern erfährt. Vgl. das T» griech. Wort seiner-bog und die Stelle Osfenb. 22, 15. il Besonders war Aphek, an der Hauptquelle des Adonis- Flusses aus dem Libanon, ein Ort von seltener, tief- ergreifender Schönheit, umgeben von Hainen der herr- lichsten Wallnuszbäumg durch seinen Venustempel und die Mannshurereh die bei demselben getrieben wurde, beriichtigt (Hes. 8,15 Anm). Constantin d. Gr. ließ den finden. Unsre Stelle liegt dem Wort in Matth 27, 6 zu Grunde. 19. Du sollst an deinem Bruder [Volks- genossen] nicht wuehern [ihm, wenn du etwas ihm noch mit Speise [mit Darauflage zu vorgeschos- senen Lebensmitteln], noch mit allem, damit man wuehern kann [2. Mos. 22, 25; Z. M. 25, 36 f.]. 20. An dem Fremden sder zu einem andern » Volke gehört] magst du wuchern [vgl. Kap. 14, 21], aber nicht an deinem Bruder, ans daß dich der ; HERR, dein Gott sindem du wirklich deinem noth- leidenden Bruder umsonst leihest], segne in allem, s das du vornimmst im Lande, dahin du kommst, dasselbe einzunehmen. — winn« (lat. foenas, griech. rönogh nur m dem allgemei- Verschiedene theokratische Verpflichtungen im öffentlichen und häuslichen Leben. 599 Das Wort Wucher kommt in seiner jetzigen un- I edlen Bedeutung bei Luther (außer etwa in Pf. 109, 11) noch nicht vor, sondern dem Althochdeutschen Nachbar) ; gemäß, wo es so viel ist als ,,Wachsthurn·, Zuwachs, Ge- nen Sinne: Ertrag von ausgeliehenem Gut, also = Zin s (Luk. 7, 41; 19, 23; Matth. 25, 27), während das letz- tere Wort, entsprechend seiner Herkunft vom lateinischen censas d. i. Schätzung, immer eine Abgabe oder Steuer bedeutet (Matth. 17, 24 f.; 22, 17. 19; 1. Kön 9, 15; L. K. 3, 43 Esra 4, 13. 20). — Was nun das Ver- bot selber betrifft, Zinsen oder Uebersatz zu nehmen von dem eignen Volksgenosfem so beruht es auf dem Grund- satz, daß das Land Eigenthum des HGrrn und sein Er: trag göttlicher Segen sei und daran alle, die zu Gottes Volk gehören, gleichmäßig Antheil haben sollen, rechtfer- tigt sich aber im Besonderen noch dadurch, daß in Jsrael Anleihen nur geschehen in Fällen der Noth, nicht wie bei uns, um mit Hilfe des geliehenen Geldes aus eigene Hand hin zu spekuliren. Was bei uns hinsichtlich des eigentlichen Wuchers gilt: ,,wuchern ist soviel als einen Menschen mitbringen« Goenerari est hominem out-idem: Cato, de re rust.), das gilt schon von dem bloßen Zin- sennehmen da, wo Darlehne nur in der äußersten Noth, wenn man sich gar nicht mehr zu helfen weiß, gemacht werden. Die spätere Zeit hat jedoch das mosaische Ver- bot nicht gehalten, wie aus Psalm 15, 5; l09, U; Sprtichm 28, 8; Hesek 18, 8. 13. 17; 32, 12; Reh. 5, 7. 10 f· hervorgeht; die Erlaubniß aber, vom Fremden Zinsen zu nehmen, verstand man immer mehr als einen Befehl, rechnete zu den Fremden auch die Judengenos- sen oder Proselyten des Thors (3. Mof. 17, 9 Anm.), und beutete sie hernachmals, als die Juden in alle Welt zerstreut und die Vermittler des Welthandels wurden, ; in einer Weise aus, die das jüdische Wuchertreiben ge- radezu zum Sprichwort gemacht hat. 21. Wenn du sbei irgend einer Gelegenheit, « die das Geloben Z. Mos. 27 u. 4. M. 30, 2 ff. dir nahe legt] dem HERRQ deinem Gott, ein Gelübde thust, so sollst du es nicht verziehen zu halten; denn der HERR, dein Gott, wirds von dir fordern [wenn du verziehen wolltest, es zu halten], und wird dir [solche VerzögerUUgJSüUde sein. 22. Wenn du [dagegen] das Geloben [in dergleichen Fällen, wo Andere es thun, ganz] unter- wegen lässest, so ist dir’s [solche Unterlassung einer von Gott nur erlaubten, keineswegs aber in seinem Gesetz gebotenen Sache] keine Sünde. 23. Aber was zu deinen Lippen [einmal] aus- gangen ist, sollst du halten, und darnach thun, wie du dem HERRm deinem Gott, freiwillig gelobet hast [du kannst hinterdrein nicht zurticknehmen], das du mit deinem Munde geredet hast. 24. Wenn du in deines Nächsten Weinberg sauf deinem Wege durch denselben hindurch] siehest, so magst du snach dem Anrecht, das jeder Bedürftige an die Früchte des Landes hat] der Trauben essen nach deinem Willen, bis du satt habest [so viel du ihrer zur Stillung deines augenblicklichen Be- diirfnifses brauchst]; aber du sollst nichts in dein Gefäß thnn [um noch mit nach Hause zu nehmen] 25. lGleichertveisezj Wenn du in die Saat deines Nächsten sdurch ein Getreidefeld hindurch] siehest, so magst du mit der Hand Aehren abrupfen [und die ausgeriebenen Körner zur Stillung dei- nes Hungers verwenden Matth. 12, 1.; Luk. S, 1]; z aber mit der Sichel sollst du nicht drinnen hin nnd her fahren [und ganze Garben an dich nehmen, das wäre Beraubung des Nächsten]. Nachdem Mose schon in Kap- 6, 1 bis 22, 30 die Ordnung der 10 Gebote befolgt hat und da bis zum neunten gelangt ist, nimmt er in Kuh. 23 das : zehnte nach dem Wortlaut in Kap. 5, 21 vor; und " zwar versteht er unter «des Nächsten Haus» vor allem die theokratische Gemeinde, schiitzt ihr Biirgerrecht wider die, die keinen Anspruch darauf haben (V. 1-8), und ihre Heiligkeit wider die, die sie etwa durch levitische (V. 9— 14) oder sittliche (V 17 u. 15) Unreinheit schän- den wollten, ftellt unter den Schutz ihrer wohlthätigen Verfassung die fremden, ihren harten Herren entlaufenen Sklaven (V. 15 u. 16), sowie die Armen im eigenen Lande, die aus Noth zu Schuldnern werden (V. 19 u. ! 20), und zeigt dann weiter, wie alles ehrlich und or- dentlich als im Hause Gottes darin zugehen soll (V. 21 bis 25). Das leitet dann über auf die Bestimmungen in Katz. 24, 1—25, 16, die alle mit dem eigentlichen Jnhalt des 10. Gebots im leicht erkennbaren Zusam- menhange stehen- Das 24. Kapitel. Gesetze, vornehmlich den häustichen Fstand betreffend. XX. e1.1—22. nie weiteren Vorschriften, wie es mit der Ehefcheidung M. 1—4), mit einem jüngst Verhei- ratheten G. 5), ncit der Ijfandnahme fiir ein Darlehn Cl. 6. 10--13), mit dem, der einen Marthen-Diebstahl begeht M. 7), mit dem Gehorsam gegen die Träger des gättlictjen Worts G. 8 u- 9), mit dem Lohn der Flürs- tigen und Armen Oh. 14 u. 15) und andern Dingen in Israel gehalten werden soll, bringen theils neues, theils; wiederholen sie sthon Wagewesenes—nlleg fiir den Zweite, das reihte Verhalten des Igraeliten gegen die von ihm abhängigen Personen dem göttlichen Willen gemäß zu regeln und ihn vor dem sieh Geliistenlajsen nach dem, wag des Indern ist, in solchen Verhältnissen zu bewah- ren, wo er die Inaiht hat, sein Gelüst auch irgendwie zu befriedigen. l, Wenn jemand ein Weib nimmt, und ehe- licht sie, und sie [hernachmals] nicht Gnade findet vor seinen Augen, [so daß er die Ehe mit ihr wieder aufzuheben und sich von ihr zu scheiden beabsichtigtj um etwa einer Unlnst willen [wegen irgend einer Sache, deren er sich zu schämen Ursach hat und die ihm Widerwillen gegen sie einflößt]; so soll er einen Scheidebrief schreiben, [in welchem er sich förmlich von ihr lossagt], nnd ihr [denselben] in die Hand geben, und sie aus seinem Hause lassen. · 2. Wenn sie dann [nach so m aller Form Rechtens vollzogener Scheidung] aus seinem Hause Wagen ist, und hingeheh und wird eines Andern eib 3«. Und ses gefchieht, daß] derselbe andere Mann ihr auch gram wird, uad einen Scheidebrief 600 Z. Mose 24, 4—-16. schreibt, und ihr in die Hand giebt nnd sie ans seinem Hause lcissetz oder so derselbe andere Mann stirbt, der sie ihm zum Weibe genommen hatte: it. So kann sie ihr erster Mann, der sie ansließ, [V. 1], nicht wiederum nehmen, daß sie sein Weib sei, nachdem sie ist unrein sdurch die Fleischess gemeinschaft mit dem andern Mann V· 2 ver- unreiniget worden]; denn solches [Wiedernehmen einer förmlich entlassenen Ehefrau, die inzwischen eines Andern Weib gewesen] ist ein Greuel vor dem HERRth [und du sollst dergleichen Greuel nicht begehen] ans daß du das Land nicht zu Sünden machest, das dir der HERR, dein Gott, zum Erbe ge eben hat [es nicht mit Sünden beladeft, die es se bst zu einem Greuel in seinem Auge machen würden) Nach zwei Seiten hin konnte das mosaische Gesetz, weil es keine Mittel besaß, die natürliche Herzens- härtigkeit zu überwinden, das steinerne Herz wegzunehmen und ein sleifchernes an dessen Stelle zu setzen, sondern das der zukünftigen Heilsentwickelung vorbehalten mußte, die göttliche Ordnung der Ehe in der ursprünglichem ihrem Wesen allein entsprechenden Form nicht zur Gel- tung bringen, sah vielmehr zu Zugeständnissen an die bestehende Volkssitte fich genöthigt: das ist einerseits die Duldung der Vielweiberei (vgl. Anm. zu Z. Mos 21, 11 u. 5. M. 21, 14), andererseits die Gestattung der Ehescheiduug Mose erhebt weder diese noch jene zu einem eigentlichen Recht, stellt sie vielmehr als etwas, dasnun einmal da ist und durch blos äußerlichem ·ge- setzlichen Zwang sich nicht beseitigen läßt, untergöttliche Geduld; dabei aber ist in seinen Büchern nicht blos die Ehe in ihrer vollkommenen Gestalt, wie sie anfangs gewesen, ehe sie durch die Sünde getrübt wurde, an die Spitze gestellt (1. Mos L, 18—24), sondern es wird auch durch Geschichte und Lehre auf die Monogamie (einfache Ehe) als die allein Gott wohlgefällige Form hin- und der Ehescheidung durch gesetzliche Beschränkungen entge- gen gearbeitet. In ersterer Hinsicht mußte von großen: Einfluß sein sowohl die Schilderung der bitteren Früchte, welche schon den Patriarchen aus ihren Zwei- oder Mehr- ehen erwachsen, als auch die hernach von den Propheten noch weiter ausgebildete religiöse Auffassung der mono- gamischen Ehe als eines Abbildes der Verbindung Jehovcks mit Israel (2. Mos. set, 16 Anm.); und in der andern Hinsicht, was die Abwehr der Ehescheidung betrifft, so wird diese theils gerade solchen Personen versagt, die das Weib zu einem bloßen Werkzeug für die Befriedigung ihrer Fleischeslust herabwürdigen wollen (Kap. 22, 19, 29), theils macht sich allbereits der neutestamentliche Grundsatz: ,,was Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden« in nachdrllcklicher Weise dadurch geltend, daß eine Geschiedene als ,,verunreinigt« weder von einem Priester (3. Mos 21, 7), noch von ihrem ersten Mann zum zweiten Mal in dem Falle geehelicht werden darf, wenn sie inzwischen das Weib eines Andern gewesen. Hierdurch ist es so bestimmt als irgend möglich ausge- sprochen, daß durch die Ehe die Zwei Ein Fleisch wer- den und daß, die einem Manne bereits angehört hat, nicht eines Andern werden darf; ihr früheres eheliches Verhältniß ist durch Menschen, nicht durch Gott aufge- hoben und besteht im Grunde noch zu Recht, ihr jetziges eheliches Zusammenleben mit einem Andern dagegen ist streng genommen ein ehebrecherisches Vgl. Z. Mos. 18, «; 20 und 4. M. 5, 13 f., wo der Ausdruck ,,unrein, sich l verunreinigen« von ehebrecherischem Zusammenleben ge- braucht ist. —" Wir erwähnen hier noch mit Beziehung auf die Stelle Matth 19, 3 ff. den Streit, der in dem Zeitalter Jesu von den beiden Schulen, der des Hillel und der des Schammai, über die richtige Auffassung der Worte im 1. Verse unsers Abschnittes: ,,um etwa einer Unlust willen« geführt wurde. Hillel, ein aus Ba- bylonien gebürtiger und dem Davidischen Geschlecht ent- sprossener Jude, der in seinem 40. Jahre (etwa um’s Jahr 70 v. Chr) nach Jerusalem gekommen war, um hier das Gesetz unter den Gesetzlehrern Schemaja und Abtalion (1. Ware. '7, 12 Anin.) zu studiren, sich am Tage als Lastträger vermiethete, damit er das Geld für den Unterricht, der des Abends und die Nacht hindurch ertheilt zu werden pflegte, mit zur Stelle bringen könnte, bis man ihm später freien Zutritt geftattete, und der bei seinem außerordentlichen Eifer und Fleiß einer de: größten Gesetzeskundigen seiner Zeit wurde, gelangte im 80- Lebensjahre (30 v. Chr) zur Würde des Präsiden- ten im Hohenrath und hatte als Vieepräsidenten neben sich zuerst den Menahem, hernach aber, als Herodes der Gr. diesen, wie es scheint, an seinen Hof zog, den Scham- mai. Beide Männer waren durchaus verschiedener Geistes- und Gemüthsrichtung: Schammai Unerschrocken und streng, unbeugsam und schroff, während Hillel als freundlich und mild geschildert wird und mit seiner Ge- setzesauslegung den Zeitverhältnissen Rechnung zu tra- gen suchte. Oft genug fand daher zwischen ihnen Ver- schiedenheit der Ansichten statt, die zuletzt zu einem offe- nen Gegensatz sich gestaltet« ja unter den beiderseitigen Schülern und Anhängern kam es sogar zu einer so er: bitterten Feindschaft, daß die einen den andern nach dem Leben standen, bis der Streit (der Sage nach durch eine Baitklcoh d. i. Tochter der Stimme, s· Schlußb zum 1. Makkabäerb. Nr. 4, 6 Zus.) zu Gunsten der Hillelianer entschieden wurde. Schammai verstand die hehr. Worte in unserer Stelle (erwath daher) von unkeuscher Auf- führung und schamlosem, unzüchtigem Betragen, wozu . er auch die weitausgeschnittenem den Busen nicht gehörig verhüllenden Kleider rechnet: mit vollem Recht, denn Kap. 23, 15 wurde derselbe Ausdruck von menschlichem Unrathe gebraucht, es muß also etwas gemeint sein, was das Schamgeflihl beleidigt, Ekel und Widerwillen erregt. Hillel hingegen und seine Schule zog die Worte auseinander und schob ein ,,oder« ein: ,,um etwas Ab- scheulichen oder irgend einer (beliebigen andern) Sache willen;« damit wurde es denn, weil diese Ansicht den Sieg davongetragen, zur Aal-ichs, d. i zur herrschenden Praxis (Matth. 5, 20 ff. Anm.) erhoben, daß der Ehe- mann von seinem Weibe sich scheiden könnte »Um irgend eine Ursach« (Matth. 19, 3), ob sie gleich noch so gering- fügig war, wenn z. B. die Frau die Suppe hatte an- brennen lassen, oder (nach Nabbi Akibah wenn ihm eine andere Frau besser gefiel. Vgl. Mal. 2, 16. It) Akiba, um’s Jahr 100 n.»(i5hr. Vorsteher der Schule zu Baiii-Brak»(Jos. is, 45) war betheili t»an dem Aufstandeder Juden unter Hadrcan, weshalb er vo»n den omern auf schreckliche Weise um’s Leben gebracht wurde, dafur aber noch Ietzt »unter den 10 udcschen Marthen-n genannt wird, deren die Juden in einein ihrer « ußgebete zwischen Neujahr und dem großen Versvhnungstage gedenken. 5. Wenn jemand neulich [d. i. jüngst] ein Weib genommen hat, der soll nicht in die Heer- fahrt [nicht mit dem Heere in den Krieg aus-J ziehen [bgl. Kap. 20, 7], und man soll ihm nichts [keine öffentlichen Lasten oder Abgaben] auflegen. Er soll kvon alle dergleichenj frei in seinem Hause sein ein Jahr lang, daß er ssoivohl sein neuge- griindetes Hauswesen erst befestigen könne, als Das rechte Verhalten des Jsraeliten gegen die von ihm abhängigen Personen. auch] frbhlich sei mit seinem Weibe, das er ge- nommen hat [sich mit ihr erst ordentlich zusammen- lebe, ehe das bürgerliche Leben mit seinen mancher- lei Anforderungen ihn in Beschlag nimmt] 6. Du sollst [wenn du deinem Bruder etwas leiheft, von ihm] nicht zu Pfande nehmen den un- tersten nnd obersten Mühlstein sweder die ganze Mühle, deren er zur Bereitung der täglichen Nah- rung nicht entbehren kann Z. Mos. IS, 24 Anm., noch auch einen von den beiden Mühlsteinem ohne welchen der andere ihm nichts nütztjx denn er hat dir die Seele zu Pfand geseszt [du würdest ein Pfand mit etwas von ihm nehmen, das zu seiner Lebensnothdurft gehört]. 7. Wenn jemand fanden wird, der ans sei- nen Brüdern eine Seele [Person] stiehlt aus den Kindern Israel, nnd versetzt oder verkauft sie [braucht Gewalt gegen sie, indem er sie verkauft Kuh. 21, 14l; solcher Dieb soll sterben, daß dn das Böse von dir thust [Kap. 13, 5; 2. Mos. 21, 16J. 8. Hüte dich vor der Plage des Anssahes [dieser Strafe Gottes für solche, die wider seine Diener und die Träger seines Worts sich auflehnen, dadurchL daß du mit Fleiß halteft und thust alles, das dich die Priester, die Leviten [Kap. 17, 9 Anm. 21, lehren; Und wie sie euch sauf Grund des göttlichen Gesetzes, dessen Ausleger und Wächter sie sind Mal. L, 71 gebieten, das sollt ihr halten, und darnach thun. 9. Bedenke, was der HERR, dein Gott, that mit Mirjam auf dem Wege, da ihr aus Eghpten zogei [wie er sie zur Strafe für ihre Auflehnung wider mich, seinen Knecht, mit dem Aussatz belegte 4. Mos. 12; ein gleiches Geschick möchte auch dich treffen, wenn du der nämlichen Sünde dich schuldig machtest]. » 10. Wenn du deinem Nachsten irgend eine Schuld borgest sein Darlehn von irgend etwas vor- streckst], so sollst du nicht [gleich als wärest du Herr und Eigenthümer dessen, das er besitzt, und könn- test dir davon aussuchen, was dir beliebt] in sein Haus gehen, nnd ihm ein Pfand nehmen. 11. Sondern du sollst draußen stehen, nnd er, dem du borgest, soll sein Pfand [wie ers nach eigenem Ermessen auswählen wird] zu dir heraus bringen [ist dir’s nicht genug, so kannst du ja mehr fordern, bis er dir Genüge gethan] Auch bei den alten Deutschen gab es einen s. g. Taster-Zins, der nur vor der Thür eingefordert werden V e. 12. Jst er aber ein Dürftiger sder dir nichts verpfänden kann, als sein Oberkleid oder den Man- tel, den er zugleich als Schlafdecke benutzt 2. Mos. 12, 34 Anm.], so sollst du dich nicht schlafen legen über seinem Pfande [während du sein Kleid, die einzige Decke, worin er des Nachts beim Schlafen « i H Ii « i i 601 sich einhüllen kann 2· Mos. 22, 25 ff., noch als Pfand in deiner Verwahrung hast]; 13. Sondern sollst ihm sein Pfand wieder·- geben, wenn die Sonne nntergeht, daß er in sei- nem Kleide schlafef und segne dich sfür solches Werk der Barmherzigkeit, das du an ihm thust]. Das wird dir vor dem HERRm deinem Gott, eine Gerechtigkeit fein« [er wird für einen Ge- rechten, der da gethan nach seinem Willen, dich erkennen, und als solchen auch behandeln] V) An sich konnte Mose dem Ausleihenden nicht das Recht absprechen, auch von einem Dürftigen das, was dieser noch irgend entbehren konnte, als Pfand in An- spruch zn nehmen; aber das nur am Tage Entbehrliche Morgens zu verlangen, um es des Abends wieder zurück- geben zu müssen, war etwas so Lästiges, daß das Pfand- nehmen wohl von selbst unterblieb. «) Wie so viele an- dere weise und vortreffliche Gebote, wurde auch dies von der großen Mehrheit des Volks nicht gehalten (Spr. 22, 27; Anm. L, 8); darum ist aber auch so vieles Gute, was Mose feinem Volke in Ausficht stellt, diesem nicht zu Theil geworden. Härte gegendie Schuldner war hernach ein herrschender Zug unter den Jsraeliten (Hiob 22, S; 24, Z; 2. Kön 4, 1; Neh- 5, 1 ff.; Jes. 50, l; Matth. 18, 25); und wie wenig die Bestimmung in Kap. 15, 1 ff. vom Nachlaß der Schulden im Sabbath- jahr, die man freilich von einem gänzlichen Erlaß der- selben verstand, gehalten wurde, geht daraus hervor, das; der vorhin (Anm. zu V. 4) erwähnte Hilleh weil zu seiner Zeit der öffentliche Credit völlig untergraben war und niemand einein Aermeren mehr borgen rvollte, den f. g. Perusbol (vom grierh agqgsjotij gebildet) einführte, d· h. eine gerichtliche Schuldverschreibung welche jene Bestimmung des Mose so gut wie ganz auf- hob. Ueberhauot hat Hillel viele Neuerungen ein- geführt, die niciits als eine Lockerung und fpitzfindige Umgehung des jesetzes waren; vielleicht hat Jesus die Reformen desselben (er starb im J. 10 n. Chr.) bei den Worten in Matth. b, 17 vor Augen gehabt. 14. Du sollst dem Dürftigen nnd Armen sder um Tagelohn bei dir arbeitet] seinen Lohn nicht vorbehalten; er sei von deinen Brüdern oder sein] Fremdling, der in deinem Lande und in dei- nen Thoren ist; 15. Sondern sollst ihm seinen Lohn [noch vor Ablauf] des Tages geben san welchem er dir gedient hat], daß die Sonne nicht drüber süber dem noch unausgezahlten TagelohnJ nniergehe [3. Mos. 19, 13]; denn er ist dürftig, nnd erhält seine Seele damit [verlangt recht dringend nach ihm, dem Lohne, weil er eben sein Leben davon fristet], auf daß er nicht [wenn du ihm denselben vorenthieltest] wider dich den HERRU anrnfe, und sei dir Sünde [Kap. 15, S; Jat 5, 47]. 16. Die Väter sollen nicht [aus mißbräuch- licher Anwendung des göttlichen Drohwortes Kuh. 5, 9; 2. Mos. 20, 5 auf die bürgerliche Rechts- pflege] für die Kinder [geuauer: sammt den Kindern], noch die Kinder für die Väter ssammt den Vätern] sterben sindem man etwa wegen eines Verbrechens auch die Familie des Verbrechers 602 5. Mose 24, 17—-22. 25, l-—6. hinrichten wollte]; sondiern ein jeglicher soll für seine Sünde simmer nur wegen seiner eigenen s Vergehungen] sterben [Jer. 31, 30; Hesek. 18, 20]. Bei den Persern war es Grundsatz auch die Ver- wandten des Verbrechers, namentlich wenn es sich um ein Majestätsverbrechen handelte, mit umzubringen (Esth. B, 13 ff.; Bereit. I1l., 119); ebenso mußten nach ma- cedonischem Recht die Verwandten dessen mit sterben, der dem König nachgestellt hatte. 17. Du sonst das Recht des Fremdnugs und i des Waisen nicht beugen [2. Mos. 22, 21 f.; 23, 9], und sollst der Wittwe nicht das Kleid zum Pfande nehmen [Am. 2, 7; 5, 12]. 18. Denn dn sollst gedenken, daß dn Knecht in Eghhten gewesen bist, und der HERR, dein Gott, dich von dannen erlbset hat. Darum gebieie ich dir, daß du solches thust [5, 15; 15, 15]. 19. Wenn du auf deinem Acker geerntet hast, nnd einer Garbe vergessen hast auf dem Acker, so sollst du nicht umkehren, dieselbe zu holen; sondern sie soll des Fremdlings, des Waisen nnd der Wittwe sein [für sie hat sie· der HErr gleichsam zurückbehalten, da er ihrer dich vergessen ließ, und du sollst sie diesen seinen Schutzbefohlenen und Pfleglingen auch lassen], auf daß dich der HERR, dein Gott, segne in allen Werken deiner Hände [vgl. Z. Mos. 19, g; 23, 22; Rath. 2, 2 f.]. 20. Wenn du deine Oelbänme hast geschüttelh so sollst du nicht nachichüiteln [um auch diejenigen Früchte, die du nicht erreichen konntest, zu erlangen Jes. 17, 6]; es soll swas zurückgeblieben] des Fremdlings, des Waisen und der Wittwe sein. Die Oliven geben ein feineres Oel, wenn sie noch nicht ganz reif sind; sie wurden daher mit Stangen her- untergeschlagen, wie bei uns die Nüsse von den Wall: nußbäumen (Anm. zu L. Mos. 27, 21). Da man aber mit den Stangen nicht überall hinreichte, blieben einige übrig, die nur durch das Abschütteln der Zweige ge- wonnen werden konnten. 21. Wenn du deinen Weinberg gelesen hast, so sollst du nicht nachlesen; es [die Nachleses soll des Fremdlings, des Waisen und der Wittwe sein [3. M. 19, 10]. 22. Und sollst gedenken, daß du sin deinen Vätern] Knecht in Eghptenland gewesen bist [und da die Lage der Fremdlinge und Verlassenen an dir selbst erfahren hast]; darum gebiete ich dir, daß du saus Dankbarkeit für die Erlösung ans deiner eigenen gedrückten Lage V. 18] solches thust. Das 25. Kapitel. Etliche Htürtie jüdisrtjer Polizei-Ordnung. XXL u.1—19. die nkktimmicngeu iivectkarpkctiche se- sirasung Cl. 1—3), über die auch aus Irbeitsthiere zu nehmende Rücksicht G. 4), über die Zjandhabung der Leoiratsehe Cl. 5—10), an welche letztere sitt) ein Sin- hang überPestrasung schamloser Jussctjreitung des weib- ! lithen Gesthlerijts Ei. 11 u. 12) und ein zweiter über l richtiges Gewicht und Ztlah einschließt O. 13—16), sollen der grieblosigleeit sund xlngerettjtiglieit ins glollee Gottes sienernz so sehr aber auth Ttsrael in seinem Verhalten ge- gen den hlüchstem und selbst gegen Fremde und Feinde, soll Liebe walten lassen, darf solthe Liebe dort) nithi in Schwätije und nathsitijtige Bindung gegen die offenbare Gottlosigleeit übergehen, darum folgt diesen Bestimmungen eine Erinnerung an das, was Gottes Voll: künftig, wenn es zur zttuhe genommen sein wird, mit Kmalele zu thun hat Eil. 17—19). 1. Wenn ein Hader ist zwischen Männern, so soll man sie vor Gericht [Kap. 16, 18 ff.] bringen, und sie richten süber ihre Streitsache entscheiden], uttd den Getechteu [denjenigen von ihnen beiden, der Recht hat] recht- [frei-] sprechety l nnd den Gottlosen verdammen sden Schuldigen verurtheilen 2. Mos. 23, 7; Spn 17, 15]. 2. Und so der Goitlose Schläge kder Schul- s dige Prügelftrafej verdienet hat, so soll ihn der I Richter [zu sofortiger Vollstreckung des Urtheils Kap. 22, 183 4. M. 15, 361 heißen niederfallen [und sich lang auf der Erde ausstrecken], und [die i Amtleute 16, 18] sollen ihn [mit dem Stock] vor o ihm schlagen, nach dem· Maß nnd Zahl seiner l Missethat Ue nachdem ihm nach Maßgabe des Vergehens mehr oder weniger Schläge zuerkannt worden]. 3. Wenn man [aber] ihm vierzig Schläge gegeben hat, soll man ihn nicht mehr schlagen sweiter als bis zu 40 Schlägen soll man selbst in den schlimmsten Fällen, für welche auf Prügel- strafe erkannt wird, nicht gehen], auf daß nicht, so man mehr Schläge giebt, er zu viel geschlagen werde, und dein Bruder schenßlich vor deinen Augen sei [durch die übermäßige Züchtrgung in einen Zustand versetzt werde, wo man das Angesicht vor ihm verbergen muß, es ist vielmehr auch in einem derartigen Sträfling noch der Bruder zu ehren]. Ueber Lebensstrafen s. zu Z. Mos. 20, 2 u. 14. Von Leibes-strafen finden wir für solche Fälle, wo es sich um Körperverletzungen handelte, in 2. Mos. 21, 23 .; . M. 24, 19 f.; 5. M. 19, 21 die Wiedervew i geltung angeordnet, bei welcher jedoch noch nicht aus- gemacht ist, inwieweit sie buchstäblich auch zur Ausführung gebracht oder in Geldstrafe umgewandelt wurde (Anm. zu L. Mos. 21, 25). Dazu kommtnun hier die Prüg el- strafe, und zwar noch in eghptischer Weise ausgeführt, indem der Sträfling platt auf die Erde niedergelegt, ? an Händen und Füßen festgehalten und unter Recitation gewißer Schriftstellen (Ps. 78, 38 Anm.) mit einem Stock geschlagen wird. Das höchste Maß der Strafe sollen nach Mose 40 Schläge sein; das beruht auf der symbo- lischen Bedeutsamkeit dieser Zahl (2. Mos. 24, 18 Anm.), besonders aber auf der Stelle 1. Mos. 7, 12. Die Rabbinen haben das Strafmaß auf 40 weniger 1 (= 39) Schläge festgesetzt (2.—Corinth. 11, 24) aus übertriebener Aengstlichkeih damit ja nicht der Buchstabe des Gesehes dadurch, daß man etwa bei der Strafvollstreckung sich verzählte, übertreten werde, und haben dies thatsächliche Bestimmungen, der Lieblosigkeit und Ungerechtigkeit im Volke Gottes zu steuern. 603 Abgehen vom Buchstaben des Gesetzes damit gerechtfertigt, daß sie das Schlußwort des 2. Verses bemispar (sollen ihn vor ihm schlagen nach dem Maß seiner Missethat an d er Zahl) zum Anfangswort des Z· Verses machen: bemjspar arbuim (mit der Zahl vierzig), Und dies so erklären: mit der Zahl, welche nahe bei der vier- zig ist, ihr unmittelbar vorhergeht, d. i. 39, mag man ihn schlagem abgesehen aber von der spitzfindigen Deu- telei, wird hiermit auch das Bedeutungsvollh was in der Zahlbestimmung des Gesetzes liegt, preisgegeben. Statt des Stockes kam später die aus Riemen von Kalb- und Eselleder (mit Beziehung auf Jes. I, Z) ge- flochtene Geißel auf, womit der Verbrechen während er in einer nach vorn gebeugten Stellung sich befand, auf den Rücken geschlagen (gestäupt oder gegeißelt Matth- 10, 17z 23, sit; Apostelg 5, 40) wurde. Die Rabbinen haben auch diese Strafe in das Gesetz hineinzudeuten gewußt, indem sie das sonst nirgend vorkommende Wort UJPZ (Strafe, Züchtigung) in 3. Mos. 19, 20 (Luther: »das soll gestraft werden«) nicht von (ansehen, ahnden), sondern von (Rindvieh) herleiteten und die Stelle in dem Sinne verstanden: ,,Geißelung soll dafür geschehen.« -- Geldstraf en für Diebstahl, Ent- wendung und einzelne Fälle von Verletzung des Leibes und der Ehre wurden an den Verletzten oder Beleidigten entrichtet und durften höchstens 100 Sekel betragen (Kap. 22, I9); Gefängniß dagegen oder Landes- verweisung werden im mosaischen Gesetz — gemäß dem theokratischen Grundsatz, durch die Strafe das Böse auszurotten —- nicht angeführt. Erst unter den Königen ward Gefängnißstrafe angewendet, besonders gegen zu freimüthige Propheten (2. Ehren. 16, 105 Jerem 20,2; 32 2 fs.; 37, 15 f.), bis sie dann nach dem Exile eine ganz gewöhnliche Strafe neben andern bildete (Esra 7, 26; Matth. U, 23 18, 30; Apostelg Z, 18; 8, 3 u. s. w.); von da an findet sich auch die Landesverweisung (Esra 7, 26 vgl. 10, 8). 4. Du sollst dem Ochsen, der da drischet [von dir zum Ausdreschen des Getreides gebraucht wird], nicht das Maul [mit einem Korbe] verbinden [da- init er von dem Getreide nichts auffresse, sondern im Gegentheile ihn von dem, wofür er sich an- strengt, sich auch frei nähren lassen]. Nachdem man das Getreide mit der Sichel (Kap. 16, I; 23, 25) geschnitten, wurde das Geschnittene auf dem Arme zusammengetragen (Ps. 129, 7), in Garben gebunden, und diese in Haufen (Ruth B, 7 ; Hohel. 7,2) gelegt, um alsdann nach beendigter Ernte gedroschen zu werden. Die dabei gebrauchten Tennen waren geebnete und sestgestampfte Plätze unter freiem Himmel, gewöhn- lich aus Anhöhen angelegt, damit beim Worfeln der Wind die Spreu forttreiben konnte (Jerem. 4, 117 Hof. 13, 3); das Dreschen selber aber geschah theils so, daß man mehrere neben einander gespannte Ninder über die auf der Tenne ausgebreiteten Aehrenhaufen hin- und hertrieb, damit sie mit ihren Hufen die Körner austräten (Hos. 10, 11), theils mit Dreschmaschineiy die entweder in hölzernen, mit vielen Einschnitten gleich einer Feile versehenen, auch wohl mit spitzen Steinen besetzten Bohlen (Dreschschlitten Jes. 28, 27), oder in kleinen Wagen mit sägeförmigem niedrigen Walzenräderii bestanden und, mit Steinen oder Eisen beschwert, von Zugthieren über das Getreide hingezogen wurden. Hierbei nun soll dem Zugthier Ochsen) nicht durch einen vorgebundenen Maul- korb gewehrt werden, sich an dem Getreide, zu dessen Ausdrusch es verwendet wird, auch zu sättigen; die Orientalen beobachten diese Vorschrift noch heute, die Christen in Palästina dagegen kehren sich. im Unterschied von den Muhamedanern nicht daran· Ueber die An- wendung, die Paulus in Beziehung auf solche davon macht, die für Andere so sehr in Anspruch genommen sind, daß ihnen für sich selber zu sorgen keine Zeit bleibt, s. zu l. Corinth 9, 9 ff.; I. Timoth. 5, 18. b. Wenn Btkider [im eigentlichen Sinne] bei einander san Einem Orte] wohnen, nnd einer stirbt ohne Kinder, so soll des Verstorbenen Weib nicht einen fremden Mann draußen sder nicht zur Verwandtschaft gehört] nehmen, sondern ihr Stint-a- gek [als der zunächst Berechtigte und Versoflichtetq soll sie beschlafen, und kauf diese Weise] zum Weibe nehmen, nnd sie ehrlichen. Eine Trauung (Kopulation) fand in der vorchrift- lichen Welt noch nicht statt, sondern die Ehefchließung ward nach vorausgegangenem Einverständnis» mit ein- ander in die Ehe treten zu wollen, durch die eheliche Beiwohnung selbst vollzogen (1. Mos. 24, 67); doch geschah die Ehefchließung frühzeitig schon gewöhnlich in Form einer feierlichen Uebergabe der Braut von Seiten ihrer Eltern oder Gefreundten an den Bräutigam (1. Mai. 29, 23) und unter religiösem Segensspruch (1. Mos.24, 59 f.; Ruth 4, 11 ff.). Jn Tob. 7, 15 hat die Vulgata, nach der Luther sich richtet, diesem Vorgang eine Form gegeben, die schon nahe an eine wirkliche Trauung an- streist. Ueber die Gebräuche bei der Hochzeitsfeier s. zu Richt 14, 10 f- is. Und den ersten Sohn, den sie gebietet, soll er bestatigen nach dem Namen seines verstor- benen Bruders [in dessen Geschlechtsregister und Besitzrechte eintragen lassen], daß sein [des Ver- storbenen] Name nicht vertilget werde ans Israel. Auch hier hat es Mose nicht mit einer neuen Ein- richtung, sondern mit der Regelung einer schon bestehen- s den Sitte, der Levirats- oder Schwager-Ehe zu thun, die auch bei vielen andern Völkern des Alter- thums sich findet und zum Theil noch jetzt vorkommt (1. Mos 38, 8 Anm.). Sie hat ihre natürliche Ursache in dem angeborenen Bediirfniß des zur Unsterblichkeit erschaffenen Menschem bei noch unentwickeltem Glauben an ein ewiges Leben, fiel) in dem Fortbestehen seines Geschlechts, in dem Leben des in seine Stellung ein- tretenden Sohnes persönliche Fortdauer und seinem Namen« Unsterblichkeit zu sicherw Dieses Bedürfnis; wurde durch die göttliche Offenbarung in Jsrael nicht unterdrückt, sondern insofern noch erhöht, als die von den Erzvätern gegebenen Verheißungen an die Erhaltung und Fort- pflanzung ihres Samens und Namens geknüpft wurden. Die dem Abraham für seinen Samen gegebene Ver- heißung mußte in der religiösen Anschauung der Isra- eliten nicht nur die Kindererzeugung zu einem gott- gewollten und gottgesälligen Werke (1. Mos. I, 28) er- heben, sondern auch der herkömmlichen Stammessitte, durch das Ersatzmittel der Pflichtehe sich Namen und Geschlecht zu erhalten, die Bedeutung verleihen, sich und seinem Geschlecht hierdurch Antheil an dem Verheißungs- segen zu sichern. Mose erkennt daher diese Sitte als berechtigt, sucht sie aber durch die nachfolgenden Be- stimmungen, wodurch er ihr die zwingende Kraft nimmt, die sie im Volksleben hatte, in solche Grenzen einzu- schränkem daß sie der vom Gesetz angestrebten Heiligung der Ehe nicht hinderlich wurde. Innerhalb dieser Grenzen entspricht die Leviratsehe nicht nur dem Begriff der Ehe als einesauf gegenseitige Zuneigung gegründeten Bandes 604 reiner Liebe, hebt auch das allgemeine Verbot der Ehe mit dem Weibe des Bruders (3. Mos 18, 16) nicht auf, sondern geht vielmehr mit diesem Gesetze aus einem und demselben Grundsatze hervor. Während nämlich die Ehe mit der Schwägerity wenn der ver- storbene Bruder einen Sohn oder Kinder hat, verboten wird als Beeinträchtigung des Bruderverhältnisses wird sie im Fall der Kinderlosigkeit des Verstorbenen geboten als Liebespflicht zur Erbauung des Bruderhauses, zur Erhaltung seines Geschlechts und Namens; durch jenes Verbot wird das Haus des Bruders in seiner unversehrt- heit erhalten, durch dieses Gebot soll es zu bleibendem Bestande erhoben werden; in beiden Fällen wird der verstorbene Bruder geehrt und die brijderliche Liebe als die sittliche Grundlage des Hauses gewahrt. (Keil.) 7. Gefcillt es aber dem Manne nicht, daß er seine Skhivagerin nehme [wie er denn allerdings gesetzlich nicht dazu» gezwungen werden kann], so soll sie, seine Schwagerin [um auch ihrerseits nicht länger an ihn gebunden zu sein, daß sie einen fremden Mann draußen nicht nehmen darf V. 5], hinauf gehen unter das Thor vor die Aeltesten, und sagen: Mein Schwager tvetgert sich, seinem Bruder einen Namen zu erwecken in Israel, und will inirh nicht ehelichen. · Die Aeltesten (Kap. 16, 17 Anm.) hatten in einfachen Familiensachen zu entscheiden, die keine tiefere richterliche Untersuchung erforderten und mehr in das Gebiet der Verwaltung, als in das der eigentlichen Nechts- Pflege gehörten, hatten aber dabei auch das Recht, die Schuldigen zu bestrafen, selbst am Leben, sowie den vor- sätzlichen Todtschläger an den Bluträcher auszuliefern (Kap. 19, 12; 2l, 18 ff; 22, 13 sf.). 8. So sollen ihn die Aeltesten der Stadt fordern, nnd mit ihm reden [ob es wirklich sein Ernst und entschiedener Vorsatz sei, die Schwägerin Usckzt zu ehelichens »Wenn er dann stehet, und spricht: Es gefallt nur nicht,»sie zu nehmen; 9. So soll seine Schwagerin zu ihm treten vor den Aeltesten, nnd ihm einen Schuh ausziehen von seinen Zither, nnd ihn szum Ausdruck ihrer Verachtung] anspeten [4. Mos. 12, 14], nnd soll [wegen ihrer Handlungsweise, wenn auch nur fttllschwetgend befragt] antworten und sprechen; Also soll man thun [mit derselben Verachtung, wie diesem hier, begegnen] einem jeden Manne, der seines Bruders Hans nicht erbauen will. 1·0. Und fein [des so Geschändeten] Name soll in Israel heißen des Barfiißers [wörtIich: des Schuhabgezogenensj Hans sdamit auch die Gemeinde ihrerseits an der Beschimpfung und Verachtung eines solchen, der seinem verstorbenen Bruder die herkömmliche Liebespflicht versagt hat, sich betheilige und nicht leicht jemand es wage, derselben sich zu entziehen]. «) Das freie Betreten und Durchziehen eines Landes oder Grundstiicks steht nur dem Eigenthümer zu; wenn also in I. Mos.13, 17 der HErr dem Abraham befiehlt, das Land Canaan in die Länge und Breite zu durchziehen, so läßt er es ihn damit auf prophetische und sinnbildliche ? Weise in Besitz nehmen, wie er denn auch sogleich selber 5. Mose 25, 7—19. As, 1—4. hinzusetzh ,,dir will ich es geben,« du kannst dich schon jetzt als den eigentlichen Eigenthumsherrn desselben an- sehen, wenn auch zur Zeit die Cananiter noch als Ein- wohner darin von mir geduldet werden. Berwandt damit ist die Stelle 4. Mos 20, 14 ff., wo die Edomiter den Kindern Jsrael es verweigern, daß sie »zU Fuß« durch ihr Land hindurchziehem dessen Boden also mit ihren Füßen betreten, weil sie wohl ftirchteten, diese möchten, trotz der ausdrücklichen Gegenerklärung, das Land hinter- listiger Weise für sich in Beschlag nehmen wollen. Hier- aus entwickelte sich der sinnbildliche Gebrauch, daß bei Abtretung seines Besitzrechtes auf ein Grundstück man seinen Schuh auszog und ihn demjenigen hingab, an den man das Recht abtratz dadurch, daß der Andere den Schuh hinnahm, überkam er in aller Form Rechtens den s. g. Besitztitel (Nuth 4, 7). Hier nun ziehet der der Levirathsehe mit seiner Schwägerin Entsagende sich selbst nicht den Schuh aus, sondern er wird ihm von der Schwägerin in Gegenwart der Aeltesten ausgezogen; er wurde damit aller seiner Anreclte an die Wittwe und das nachgelassene Erbe des vertorbenen Bruders auf eine ihn beschinipfende Weise entk eidet, die Wittwe hatte jetzt volle Befugniß, sich anderweitig zu verheirathen und das Gut einem andern Löser zuzubringen (Ruth 4, 8 ff.). . Weil aber der Hebräer nur in kliiglither Lage unbeschuhet oder barfuß ging (2.Sam.15, 303 Jes. 20, 2 ff.; Micha E 1, 8), so ist der Name, den der Entsagende von da an mit sammt seinem Hause bei der betreffenden Ortsgemeinde führen soll: »der Barfüßer,« ein Schimpfwortz ähnlich unserm ,,Lump.« Eine weitere Beschimpfung, die die Schwägerin ihm anthun und damit ihre Verachtung ihm bezeugen soll, ist das in’s Angesicht Speien; die Talmu- disten haben diese Beschimpfung abgeschwächt und die Worte dahin erklärt, sie sollte vor seinen Augen zur Erde speien, nach richtiger Erklärung ist aber ein Speien in’s Angesicht gemeint. — Ueber die Levirats-Ehe haben wir noch zu bemerken, daß die ältere Zeit die Verpflichtung dazu auf den niichsten Verwandten ohne Unterschied, gleichviel in welchem verwandtschaftlichen Verhältniß er zu der Wittwe eines kinderlos verstorbenen Mannes stand, bezog, ähnlich wie bei den Mongolen es Gewohnheit war, daß der Sohn nach des Vaters Tode seine Stiefmutter heirathete; daher dürfen wir uns nicht wundern, wenn (1. Mos. 38) die Thamar sogar an den Schwiegervater sich macht, um seine Beiwohnung sich zu erschleichen. Die nachmosaische Zeit hat nun zwar in dieser unbeschränkten Weise, wo die Schwagerehe sogar die Grenzen, welche eigentliche Blutschande ihr steckte, überschritt, erstere nicht fortgeführtz wohl aber hat sie so zähe an der Volks- sitte festgehalten, daß sie über das Gesetz hinaus nicht blos den Bruder zur Vollziehung einer solchen Ehe in Anspruch nahm, sondern auch, wenn es keinen Bruder gab, den je nächsten Verwandten bis zu dem- jenigen herab, der als Gosl oder Löser des sonst verfallen- den Grundstücks die ihm gesetzlich zustehenden Rechte gel- tend machen wollte (vgl. zu Ruth 2, 2()). Daß auch zur Zeit des neuen Testaments die Leoiratsehe in Geltung war, beweist Matth. 22, 23 ff.; ja noch bei den heutigen Juden besteht sie, wenigstens im Morgenlande, in Kraft, bei den abendländischen Juden dagegen nur mittelbar, indem dem Ehekontrakt in der Regel eine Klausel (ver- wahrende Schlußbemerkung) zugefügt wird, daß die Verwandten auf das Recht, die etwa ohne Kinder zurück- gelassene Wittwe zu heirathen, verzichten, sonst muß diese eine bestimmte Geldsumme erlegen, um vermittels der s. g. Chaliza (Auszug) von dem noch lebenden Bruder s ihres verstorbenen Mannes loszukommen 11. [So wenig aber soll mit dem im vor- stehenden Gesetz V. 5 ff. dem Weibe für den Jsraeks Aufgabe wider Amalek. Verordnungen in Betreff der Erstlinge und zweiten Zehnten. 605 Fall, wenn ihr Mann sie als kinderlose Wittwe hinterläßh eingeräumten Rechte an dessen Bruder ; einer zügellosen Freiheit des weiblichen Geschlechts, die gar in Frechheit und Schamlosigkeit ausarten könnte, Vorschub geleistet werden, daß im Gegen- theil all dergleichen Ausschreitungen mit dem· schärfsten Nachdruck zu wehren ist.] Wenn [also z. B] sich zween Männer mit einander hadern, und des einen Weib lcluft zu, daß sie ihren Mann errette von der Hand des, der ihn schlägt [vgl. 2. Mut. 21, 22], nnd strecket ihre Hand aus nnd ergreifet ihn [den Gegner ihres Mannes] bei seiner Schamsps 12. So sollst du ihr [die eines so schamlosen Kunstgriffs sich erdreistetJ die Hand abhanen, nnd » · ·· , » dein Auge [für welches allerdings solche Körper- feinen« erste« Komg Zu« Ruh« I« komme« anfmtd i« verstümmelung ein schaudererregender Anblick sein wird] soll sgleichtoohlj ihrer nicht verschonen sda- « mit dem Aergerniß gesteuert werde Kap. 13, 8; 19, 13; vgl. Matth 5, 29 f.; 18, 8]. «) Wahrseheinlich deutet dieser sonderbare Fall auf eine unter den umgebenden Heidenvölkern stattfindende Unsitte hin. (v. Gerlach.) 13. Du sollst nicht zweierlei Gewicht in dei- nem Sack [Beutel, worin du dasselbe bei dir trägst 1. Mos. 23, 16 u. Z. Mos. 19, 37 Anm.], groß und klein sjenes für den Ein« dieses für den Verkauf], haben; Ist. Und in deinem Hause soll nicht zweierlei Scheffel, groß und klein, sein sum bald durch mehr Nehmen, bald durch weniger Geben deinen Vortheil wahrnehmem zu können]. 15. Du sollst svielmehr in beiden Fällem beim Verkaufen wie beim Einkaufen] ein völlig nnd recht Gewicht, und einen völligen und rechten Scheffel haben [3. Mos 19, 35 f.], auf daß dein Leben lange währe in dem Lande, das dir der HERR, dein Gott, geben wird. its. Denn wer solches thut szu weit greift und seinen Bruder übervortheilt im Handel 1.Thess. 4, 6], der ist dem HERRIH deinem Gott, ein Grenel, sMicha e, 11], wie alle, die übel thun. Jn die letzten Worte: ,,wie alle, die übel thun« faßt Mose alle Gesetzübertretung zusammen und schließt seine Gesetzespredigt vorläufig ab, um Israel, wenn es seiner nächsten Aufgabe genügt und die eananitischen Völker ausgerottet haben wird, eine weitere Aufgabe für die Zeit feines ruhigen Wohnens im Lande zu stellen, diese nämlich, den göttlichen Willensbeschluß über Ama- lek (2. Mos- 17, 14), die ersten unter den Heiden (4. Mos. 24, 20), zur Ausführung zu bringen. 17. Gedenke, was dir die Amalekiter thaten ans dem Wege, da ihr aus Eghpten zoget, 18. Wie sie dich angrisfen auf dem Wege, nnd schlugen deine Hintersten [die hinter dem Hauptzüge ZurückgebliebenenL alle die Schwachem die dir hinten nachzogen, da du müde nnd matt warest, nnd fürchteten Gott nicht [von dessen großen Thaten an dir sie ja gehört 2. Mos. 15, 14 f., sondern wollten im Gegentheil sein Werk hinter- treiben und noch im letzten Augenblick, da du schon dem großen Ziel deiner Berufung, der Bundesschließung am Sinai, ganz nahe gekommen, dich zu Schanden machens 19. Wenn nun der HERR, dein Gott, dich zur Ruhe bringet von allen deinen Feinden umher im Lande, das dir der HERR, dein Gott, giebt zum Erbe einzunehmen; so sollst du das Gedachtniß der Amttlekiiet sgemäsz der Loosung, die wir da- mals nach Besiegung derselben übernommen haben 2. Mos 17, 15 f.] anstilgen unter dem Himmel. Das vergiß nicht. Die Ausführung dieses Auftrags, als Israel unter 1. Sinn. 15, 1 ff. Das 26. Kapitel. You den ersten Früchten nnd Zehnten. XXIL di. 1—19. Wiesen Geboten und Rechten siigt Zuose noch zwei Verordnungen hinzu in Beziehung auf die hei- ligen Gaben, die am meisten in das bürgerliche und hiiustiche Lieben ringt-essen, in Beziehung auf die Erst- tinge nnd zweiten Zehnten M. 1—15), um schließ- lich noch einmal auf das zurückzukommen, warum es bei seiner Rede ihm hauptsächlich zu thun gewesen, auf den Gehorsam gegen Gottes Gesetz von ganzem Fetzen und von ganzer Seele Cl. 16), und den Bund am Sinai, den der Yojrr mit seinem Volke geskljlossem für nunmehr von beiden Seiten erneuert zu erklären Cl. 17—19). 1. Wenn du iu’s Land «lommst, das dir der HERR, dein Gott, zum Erbe geben wird, nnd nimmst es ein, nnd wohnest drinnen; 2. So sollst du nehmen allerlei erste Früchte des Landes, die aus der Erden kommen, die der HERR, dein Gott, dir giebt; nnd sollst sie in einen Korb legen, und hingehen an den Ort, den der HERR, dein Gott, erwählen wird, daß sein Name daselbst wohne [Kap. 12, 4 ff.]; 3. Und sollst zu dem Priester kommen, der zu der Zeit da [beim Heiligthum gegenwärtig] ist sum die Opfergaben entgegenzunehmenL und zu ihm sagen: Jch bekenne heute sindem ich diese Erstlingsfrüchte darbringe, damit thatsächlich] dem HERRID deinem Gott [in dessen Namen du meine Gabe von mir empfängst], daß ich kommen bin in das Land, das der HERR unsern Vätern ge- schworen hat, uns zu geben sund der HErr also treulich seine Verheißung erfüllt hat; denn was ich bringe, ist ja ein Erzeugnis; dieses Landess 4. Und der Priester soll [nach solchem Be- kenntniß deinerseitsj den Korb nehmen von deiner Hand, und vor dem Altar des HERRQ deines Gottes sdem Brandopfer-Altar], niedersetzen szum Zeichem daß der HErr die Gabe in allen Gnaden von dir annimmt]. 606 5. Mose 26, 5—19. 5. Da sollst du [dann] antworten [über dein vorher nur kurz ausgesprochenes Bekenntniß dich noch weiter erklären] und sagen bot dem HERRty deinem Gott: Die Syrer [Laban sammt seinen Freunden, die er mit stch genommen] ivollten mei- nen Vater [Jakob, als dieser heimlich aus Me- sopotamien geflohen war] umbringentz der [aber, durch Gottes Dazwischentreten aus ihrer Hand errettet 1. Mos. 31, 22 ff.] zog [hernachmals, in Folge weiterer göttlicher Führungenj hinab in Egyptem und war daselbst ein Fremdling mit ge- ringem Volk [nur aus 70 Seelen bestehend 1. M. 46, 27], und ward daselbst ein groß, stark nnd viel Volk [2. Mos. 1, 6 f.]. s) Luther hat sich bei seiner Uebersetzung: ,,die Syrer wollten meinen Vater umbringen« nach der Er- klärung von Onkelos (4. Mos. 24, 17 Anm.) iind An- deren gerichtet; die hebr. Worte dürften aber vielmehr so zu fassen sein: ,,Ein verlorenerAramäer (schon in Gefahr unterzugehen) war mein Vater (Jakob), der (einer Gefahr kaum entronnen) zog hinab in Egyp- ten (um dort in eine neue zu gerathen).« Gerade mit Jakob beginnt die Rede, theils weil mit ihm erst die Scheidung von dem Mutterlande (Aram oder Shrieiy sich vollendete, theils weil das Volk von ihm den Namen (Jsrael oder Jakob) empfing, und er also der Stamm: Vater im engeren Sinne des Wortes ist. Durch die Hin- weifung auf die Noth und Gefahr des Untergangs, in welcher dieser sich befunden, auf das Pilgern im fremden Lande bald hier bald dort, wo er auch nicht Ein Plätz- Z chen der Erde sein nennen durfte, sowie auf die in den i folgenden Versen beschriebene gleiche Lage seiner Nach- kommen, welche gleichwohl zu einer außerordentlichen Volksmenge sich entwickelten, wunderbar von ihrem Druck in Egypten erlöst und mit einem guten Lande belehnt wurden, soll der Jsraelit der Wohlthaten Gottes sich bewußt werden, die ihn zu einem selbstständigen, seßhaf- ten und reich gesegneten Manne gemacht haben; in Er- kenntnis; derselben bringt er denn feine Gaben als ge- bührenden Lobpreis und freien Tribut seines dankbaren J : unter dem Anführer gemeinschaftlich nach dem Ort des Herzens. 6. Aber die Egypter handelten uns übel, und zwangen uns, und legten einen harten Dienst auf Uns [2. Mos. 1, 8 ff.]. 7. Da schrieen wir zu dem HERRn, dem Gott unserer Väter, und der HERR erhbrete unser Schreien, und sahe unser Elend, Angst und Noth [2. Mos. 2, 23 f.], 8. Und siihrete uns aus Eghpten mit milch- liger Hand und ausgerecktem Arm, und mit großem Schrecken, durch Zeichen und Wunder, 9. Und brachte uns an diesen Ort, und gab uns dies Land, da Milch und Honig innen slenßt swie er, unserer Väter Gott, uns geredet hatte s Kctp. 4, 34; 6, Z; 2. Mos. Z, 8. 17]. 10. Nun bringe ich [in dankbarer Erkennt: nifz aller solcher deiner Wohlthaten] die ersten Früchte des Landes, die du, HERR, [in weiterer Erfüllung deiner, für den Besitz des Landes selber uns gemachten Zusagen] mir gegeben hast. —Und sollst sie [die Früchte in dem Korbe, nachdem du dein Bekenntnisz gethan] lassen vor dem HERRm deinem Gott sdamit der Priester, dem sie nach der Bestimmung 4. Mos. 18, 13 zufallen, sie sich zu- eigne], und · anbeten vor dem HERRm deinem Gott smit einem stillen Gebet von der heiligen Statte dich verabschieden], 11. Und [darnach, bei» der nun folgenden QpfermcchlzeitJ fröhlich sein uber allem Gut, das dir der HERR, dein Gott, gegeben hat, und deinem Hause, du, Und smit dir und deinem Hause] der Levit, und der Fremdling, der bei dir szur Opfer- mahlzeit von dir zugezogen] ist [Kap. 12, 7. 12. 18 f.]. Es sind zwei Arten von Erstlingen zu unterschei- den: theils die feierlichen Erstlingsopfem welche das Volk als Ganzes darbringen sollte (die Erstlingsg arbe zu feierlicher Eröffnung der Ernte am zweiten Tage des PassatlPchund sie tZfEsrstHinK bsr oLZe 9zu ssgfgigsteåi als gm eigen i en rneet . o. , — ; teils ie Erstlingsgabem die jeder Jsraelit von allen Erzeug- Bissen ger Bgdenkåiltugbsenträigehef in rizhemägnlgtüglichjsni utan e ( etrei e, t, r t inge er o e ei er Schafschur) oder für menschliche Nahrung schon» zubereitet (ZJJioft, Oel, Mehl, Grutze, Teig) zum Heiligthum zu Z"EZTJ»HI»II« F· VII; 1?«D17k"-«g5· Post« 4 VII· . . , .»e er arrmun m eimmr vom Besten geschehen, doch war das Maß der Gabe dem guts? Blicks) eiisiesfjedden igieslassesmkz Wiss. Es, 197 . . , · Ic M! M! cM P ekelt ck VMMEU statt in der Zsit zwischen Pfingsten sind dem Fest der Tempelweihe (25. Chislev = Dezember 1. Makk. 4, 59), und wurde behufs derselben das Land späterhin in 24 Ppsåijhkreife Lgsntsprgchknd dend 24 Pgiesterordnungen . ron. get ei t, von enen je er eine eigene Hauptstadt und einen besonderen« Anführer hatte. Dort- Ptsykaxsfskkskrkdtäå""å-Zkisikkå’fssiii"»Es»sTiksFkFchI g r n ei i u ren (die Gerstenähren zu unterst, dann die Weizenährem hier- auf die Oliven, Datteln, Granatäpfel und Feigen, zu oberst die Weintrauben) zusammen, und brachen dann Heiligthums auf, indem ihnen ein von der ganzen Ge- sellschaft zum Dankopfer bestimmter, mit einem Oelkranz gefchmückter Ochse vorangetrieben wurde, sie selbst aber auf Schalmeien musicirten. Wenn sie nahe bei Jeru- salem waren, schickten sie Boten hinein und ließen ihre Ankunft melden, worauf eine Deputation aus der Stadt ihnen entgegenging, sie feierlich zu empfangen; bei ihrem Einzug in den Tempel aber begrüßten die Leviten sie mit dein Gesange: »Ich preise dich, HErr, denn du hast mich erhöret, und lässest meine Feinde sich nicht freuen über mich« (Ps. 30, 2), worauf dann die Darbringung der Körbe unter Bekenntniß und Gebet ganz in der an unserer Stelle vorgeschriebenen Weise vor sich ging. 12. Wenn du alle Zehnten deines Einkom- mens zusammenbracht hast im dritten Jahre kzwei Jahre nach einander deine Zehnten regelmäßig ab- geführt haft, den ersten an die Leviten, den zwei- ten nach dem Ort des Heiligthums, um davon oder von dessen Geldwerth Zehntmahlzeiten zu ver- anstalten Kap. 14, 22 f., und es kommt nun das dritte Jahr herbei], das ist ein Zehnten-Jahr [mit welchem die Zehntordnung ihren Abschluß erhält]: so sollst du [den Zehnten nicht nach dem Ort des Nochmalige Hinweisung auf den Gehorsam gegen Gottes Gesetz von ganzem Herzen. 607 Heiligthums bringen, sondern ihn daheim lassen Kap. 14, 28 f. und] dem Leviten, dem Fremdling, dem Waisen und der Wittwe geben, daß sie essen in deinem Thor nnd satt werden. 13. Und sollst [bei deinem Erscheinen am nächsten Ofterfest Rechenschaft ablegen, daß du die Zehntordnung richtig inne gehalten, und wenn du das mit gutem Gewissen bezeugen kannst, also] sprechen vor dem HERRm deinem Gott: Jch habe bracht, das geheiliget ist, aus meinem Hause [alles , was ich von meinem Einkommen abzugeben schul- dig bin, ordnungsmäßig abgegeben]; und hab’s gegeben den Leviten, den Fremdlingem den Waisen und den Wittwen, nach alle deinem Gebot, das du mir geboten hast; ich habe deine Gebote nichtuber- gangen noch vergessen; 14. Ich· habe nicht davon gegessen in meinem Leide [bei einem Trauerfall in meinem eigenen Hause, so lange ich mich im Stande gesetzlicher Unreinheit befand], und habe nicht davon gethan in Unrejnigkeit snichts davon an die gesetzlichen Empfänger abgeliefert zu einer Zeit irgend welcher anderen levitischen Unreinheit]; ich habe nicht zu den Todten davon gegeben [ebensowenig, wie zu einer Trauermahlzeit im eigenen Hause, zu einer solchen bei einem Todesfall in einer andern Familie 2. Sam. Z, 31 Anm etwas davon verwendet und es auf diese Weise verunreinigt]; ich bin der Stimme des HERRn, meines Gottes, gehorsam gewesen, nnd habe gethan alles, wie du mir ge- boten hast. l5. Siehe [denn auch ferner, wie bisher] herab von deiner heiligen Wohnung vom Himmel [Jef. 63, 15], und segne dein Volk Israel, und das Land, das du uns gegeben hast, wie du unsern Vätern geschworen hast, eln Land, da Milch nnd Honig innen fleußt [und laß von diesem deinem Segen auch mir mein Theil in den künftigen Jahren zufallen]. Da im Interesse der Leviten, Fremdlinge, Wittwen, Waisen und Armen soviel auf eine richtige Beobachtung der Zehntordnung ankam und diese auf bürgerliche oder polizeiliche Weise weder iiberwacht werden kann nochs darf, so setzt Mose hier eine geistliche Controle ein, in- dem er verordnet, daß jeder Jsraelit am Schluß einer Zehnt-Aera, d. i. nach dem je Z. und S. Jahre vom Sabbathjahr an gerechnet, vor Gott, dem HErrm Re- chenschaft ablegen muß, ob er die Vorschriften des Zehnt- gesetzes auch gewisfenhaft bevbachtet habe, und nur dem- jenigen, der dabei guten Bericht von seinem Verhalten erstatten kann, die Bitte um ferneren Segen für den Landbau frei giebt. Der Bericht bezieht sich aber nicht blos darauf, ob wirklich alles abgegeben worden sei, was abzugeben war; sondern auch, ob die Abgabe nicht ir- gendwie levitisch verunreinigt worden sei, indem sie ent- weder in unreinem Zustande geschehen oder aber, indem man etwas von dem, was für den Zehnten bestimmt war, vor der Ablieferung einstweilen zu andern Zwecken s verwendet hatte, um es hinterdrein bei der Ablieferung selbst durch Früchte von dem Haus-Vorrath zu ersehen. Diese einftweilige anderweitige Verwendung war aller- dings an sich erlaubt; geschah sie aber zu Trauermahb zeiten im eigenen oder in eines Nachbars und Freundes Hause, so war das eine Verunreinigung über den Todten, und die ganze, zum Zehnt bestimmte Masse in ihrer Eigenschast als heilige Gabe entweihet. Nachdem Mose seine Gesetzesauslegung mit einem Gebet beschlossen und damit zu erkennen gegeben, daß das Gebet »die Seele ist, die allein dem Leibe des äuße- ren Gesetzwerks Leben und Werth verleihen kann,« faßt er znletzt den ganzen Inhalt seiner Rede in die kräftige Mahnung zusammen: Jsrael soll dem HErrm seinem Gott, durch herzinnige und seelenvolle Beobachtung seiner Gebote Anlaß zur Erfüllung der verheißenen Verherr- lichung seines Volkes geben. 16. Heuiiges Tages [wo ich das eben Ge- sprochene zu dir geredet habe] gebeut dir der HERR, dein Gott [ebenso, wie einst deinen Vä- tern am Horeb, durch meinen Mund], daß dU thust nach allen diesen Geboten und Rechten, daß du sie hattest, und darnach thust von ganzem Her- zen und von ganzer Seele. 17. Dem HERRn hast du heute [indem du meine Worte angehört und angenommen] geredet [von deiner Seite die Zuficherung gegeben], daß » er dein Gott sei, daß du in allen seinen Wegen wandeln, nnd haltest seine Gesetze, Gebote und Rechte, nnd seiner Stimme gehotchest. 18. Und der HERR hat dir heute geredet [auch seinerseits damit, daß er alle diese Vor- haltungen mich hat machen lassen, von Neuem es versiegelt], daß du sein eigen Volk sein sollst, wie er dir geredet sdas schon früher bei der ersten Bundesschließung L. Mos 19, 5 f. zugesagt] hat [unter dem Beding] daß du alle seine Ge- bote haltest; 19. Und [so ist durch Erneuerung des gegen- seitigen Bundesverhältnisfes der Weg dazu ge- bahnt, daß] er dich das höchste [unter allen Völ- fern] mache, nnd du gerühmt, gepreiset und ge- ehret werdest über alle Völker, die er gemacht hat; [ja, es ist schon thatsächlich ein Anfang damit gemacht] daß du dem HERRm deinem Gott, ein heilig Volk seiest, wie er geredet hat [vgl. Kap. 7, S; Jes 62, 6 f.; Jerem. 13, 113 33, 9; Zeph. 3, 19 f.]. Das 27. Kapitel. Yenliktetne der Feind« Israel. Hegen und Fluch. 1- n. 1—26. nein: Ins» zur dritten neue sit-ergeht, darin er das ganze Zxilgrael vor das Angesicht des Zhllkrrti stellt Man. 29, 10) und die Erneuerung des am Zsored einst gefctjlolsenen Bandes, wofür er am Schluß der zwei- ten hiede die bisherige bieselkegwiederholnng erklärte Gan. 26, 16 W, anih in aller Zkorm Rechten-i vollbringt Gan. 29, 1), nimmt er zunärhtt die früher Man. 11, 29 iß) nurvoriibergehend erwähnte Verordnung, nach dem hieher- gang iider den Jordan das Gesetz feierlich im Lande 608 5. Mose 27, 1—14. Ctanaan aufzurichten, wieder auf und legt die Art, wie das geschehen satt, angsiihlictjer dar. 1. Und Mose gebot sammt den Aeltesten Js- rael [durch deren Vermittelung] dem Volk, nnd sprach: Behaltet alle Gebote, die ich euch heute gebiete. 2. Und zu der Zeit, wenn ihr iiber den Jor- dan gehet [gegangen sein werdet] in’s Land, das dir der HERR, dein Gott, geben wird, sollst du [in Ausführung des in Kuh. 11, 29 Gesagten] große Steine [die viel Schrift zu fassen vermögen und weithin gesehen werden können, auf einem der beiden Berge V. 4] anfrichten, nnd sie sbehnfs Aufnahme der Schrift] mit Kalk [oder Gyps] tauchen, » 3. Und darauf schreiben alle Worte dieses Gesetzes, [und zwar sollst du das bald] wenn du hinnber kommst [thun], auf das du koiniiiest in’s Land, das der HERR, dem Gott, dir geben wird fes durch Gottes Hilfe, zu dessen Gesetz du dich erst bekennen mußt, ehe sein Beistand mit dir sein kann, von den gegenwärtigen Jnwohnern zu bleibendem Vesitz eroberst], ein Land, da Milch nnd Honig innen mußt, wie der HERR, deiner Vater Gott, dir geredet les zu geben verheißenJ hat. Da Mose über das, was er hiermit verordnet, sich hernach noch ausführlicher erklärt, und wir damit Ge- legenheit erlangen, über einige die Art der Ausführung seiner Verordnung betreffende Punkte später (s. zu V. 8) zu handeln; so kommen wir hier auf die geographische Lage der Oertlichkeit, die er im Sinne hat, zurück und fügen zu der, in den Bemerkungen zu Kap. 11, 31 ge- gebenen Beschreibung dasjenige hinzu, was zu einer vollständigen Darstellung Palästincks uns noch erübrigt. Die Ebene Jesreel, von welcher dort bereits die Rede war, so benannt von der in derselben gelegenen Stadt Jesreel (Jos. 17, 16), in der Richtung von Osten nach Westen 8 Stunden lang, in ihrer Ausdehnung von Süd nach Nord 4 — 5 Stunden breit, ist von den ältesten Zeiten an bis herein in unsere Tage ein Feld der Völker« schlachten gewesen, so daß Clarke (er reiste von 1800 — 1802, war aber nur 17 Tage in Paläftina) von ihr sagt: ,,Juden, Heiden, Sarazenen, christliche Kreuzfahrer und antichristliche Franzosen, Egypter, Perser, Drusen, Türken und Arabeiz Krieger aus allen Völkern unter dem Himmel, haben ihre Zelte auf der Ebene Esdrelom aufgeschlagen und sahen ihre Paniere benetzt vom Thau des Thabor und Hermon« (vgl. Richter S, 33; 7, 225 1. Sara. 29, l; I. Kön. 20, 26 ff.; 2. K. 23, 29; Ju- dith 7, 3 —- hier kämpften auch Vespafians Truppen gegen die Juden, und im Jahre 1799 wurden hier 25,000 Türken durch 3000 Franzosen unter Bonaparte und Kleber besiegt). An ihrer Ostgrenze nennen wir außer dem schon angeführten Gebirge Gilboa (vgl. Karte VI.), nörd- lich von demselben liegend und die gleiche Richtung mit ihm einhaltend, den kleinen Hermon, eine 2 Meilen lange Kette von Felsenhügelm die im Westen eine scharf hervortretende Spitze bilden und sich da 1200 Fuß über die Ebene erheben; und noch weiter nördlich dahinter den Thabor, Grenzberg zwischen Sebulon und Jsaschar (Jos. II, 12. 22), der mit seinem Waldichmuch abgeschieden von allen Nachbarbergem wie ein grüner Altar im Felde sich erhebt (Ps. 89, 13), seinen Fuß nach allen Seiten gteichartig auf dem Blachfeld ausbreitet und einen Um- fang von 6 Stunden einnimmt. Die Nordwand der in Rede stehenden Ebene bilden die Berge von Nazareth; jenseits dieser breitet sich in der Richtung von Südwest nach Nordost eine zweite Ebene, die Ebene Sebulon (jetzt et Entwurf) aus, die aber in der Bibel nicht er- wähnt wird. An ihrer östlichen Grenze erheben sich bei dem jetzigen Dorfe Hatija etwa 60 Fuß über dieselbe zwei Bergspitzem Kurau d. i. »Hörner« genannt; dieser Doppelberg gilt für den Ort, wo Christus die Bergpredigt gehalten (Matth. Z, 1 Anm.). Nördlich darüber bemerken wir das aus einer breiten und nie- drigen Bergkette bestehende Gebirge Naphtali (Jos. 20, 7); es läuft südlich in 3 Spitzen aus, auf der öft- lichen liegt, ungefähr in gleicher Breite mit dem Nordende des See’s Genezareth und in einer Höhe von 2619 Fuß weithin« sichtbar, die Stadt Satan, die der Heiland wohl vor Augen gehabt hat, als er von der ,,Stadt, die auf einem Berge liegt,« redete (Matth. 5, 14). Westlich von diesem Gebirge fällt das Land, das eine wellenförmige, von mancherlei Hügeln und kleineren Bergreihen durch- schnittene Oberfläche hat, allgemach in die Meeresniederung von Acco oder Ptolemais ab; viel steiler dagegen ist der Abfall auf der Ostseite gegen den See Genezareth und den oberen Jordan. Jm äußersten Norden Palästinabs endlich treten uns die beiden Gebirgszüge, der Lib an o n und Anti-Libanon, entgegen. Welch ein Gebirge, dieser Libanon! ,,Ueber Damaskus und die weite, weite östliche Wüste des Euphrat geht ihm die Sonne auf, über Tyrus und Sidon im Mittelmeer unter, gen Norden Antiochia, gen Süden das heilige Land — Nazareth, Bethlehem, Jerusalem« Arabische Dichter sagen von ihm: er trage den Winter auf seinem Haupte, auf seinen Schultern den Frühling, in seinem Schoße den Herbst, der Sommer aber schlummere zu seinen Füßen am Mittel: meer. Seinen Namen hat er von dem hebräischen Worte loben: = weiß sein, weil er eben auf seinen Höhen fast das ganze Jahr hindurch mit Schnee bedeckt ist. Zwischen den beiden Gebirg-Betten, dem eigentlichen Libanon im Westen und dem Antilibanon im Osten, liegt die Ebene Cöleshrien (Hohlsyrien), das heutige el Bukaa (d. i. Thal zwischen Vergen), in Amos 1, 5 ,,Feld Auen« ge- nannt. Von dem höchsten Gipfel des Libanon, dem Dsohäbel Malen-et, in dessen Nähe das Dorf Bschekreh mit dem berühmten Cedernhain war schon zu 4. Mos. 24, 6 Anm. u. 4. M. 34, 7 die Rede; von den beiden Strömen in el Batzen, dem Leontes und Orontes s. zu 4. Mos. 34, 9 Anm., und von dem Hermon, als dem südlichsten Vorsprung des Antilibanon, zu 5. Mos. Z, 9. Das herrschende Gestein ist Jurakalk; von ihm nahm Salomo die Steine zum Tempelbau (1. Kön. 5, 14 ff.), und unter den Ruinen des ehemaligen Sonnentempels von Baalbeck oder Heliopolis im Thale Bukäa finden sich noch jetzt Quaderstücke von 63 Fuß Höhe, 12 Fuß Breite und 12 Fuß Dicke. Außer an Cedern und Cyprefsen ist der Libanon auch reich an Silberpappelw Platanen, Eichen, Akazien; er trägt einen vorzüglichen Wein (Hos. 14, 8), hegt in seinen Waldungen eine Menge großer und kleiner Vögel, wilde Schweine, Bären, Wölfe, Scha- kais, Hyänen, Panther, Hasen u. s. w. (Jes. 40, 16) und ist reich an frischem und gesundem Wasser (Hohel. 4, 15). Wegen seiner Höhe, feines Waldreichthums und seiner Fruchtbarkeit wird er als Bild für Hohes und Er- habenes und zu andern dichterischen Vergleichungen ge- braucht (Ps. 29, S; 72, 16; Hof. 14, 6 f.; Jes 37, 243 60, 13); das Verschmachten des Libanon (Neh. 1, 4) ist Bezeichnung für Verwüstung des Landes, während für das messianische Zeitalter verheißen wird, daß der Libanon wieder zum Baumgarten (Luther: ,,Feld«) werden soll und der Baumgarten dem Walde gleich ge- achtet werden solle (Jes. 29, 17). Schluß der Gesetzespredigh Ueber die Llnfrichtung dergDeieksteinegdegsgGesetzes in Canaaiu 609 4. Wciiu ihr nun iiber deii Jordan gehet sgegangeu seid]·, so sollt ihr solche Steiiie auf- richteii, davon ich euch heute [V. 2] gebiete, auf dein Berge Ebal, iind swie gesagt] mit Kalt tüncheik 5. »Und sollst daselbst dem HERRm deinem Gott, einen szsteineriien Altar bauen saus rohen Steinen] daruber kein Eisen sichert. s. Von ganzen [2. Mos. Les, 25 Arm] Steinen sollst du diesen Altar dem HERR, dei- nem Gott, bauen, und Braiidopfer daraus opserii dem HERRm detiieiii Gott. 7. Und sollst snach den Brandopfern auch] Dankopfer opferte, nnd daselbst esseii [Ostermal)l- zeiteii anstellen] und frohlich seiii vor dem HERRm deinem Gott. 8. Und sollst auf die Steine alle Worte dieses Gesetzes schreiben, klar und deutlich. ,,Das Schreiben ihrerseits entspricht dem von Seiten Gottes, da er den Dekalog verzeichnete.« Die Mei- nung ist also zweifelsohne die, das; das Uebertünchen zur Vorrichtung dienen soll, dainit dann die schwarze Schrift desto schärfer hervorsteche, gleichwie auch die Egtspter die Wände, die sie bemalen wollten, zuvor niit Kalt oder Gyps zu bewersen pflegten. Welches- sind nun ,,alle Worte dieses Gesetzes«, die klar und deutlich aufgeschrieben werden sollten? Keinenfalls blos die ,,zehii Worte«, wie sie in Kap. 5, 6 ff. ver- zeichnet stehen; auch nicht blos die Segenssprüche und Fliiche (V.15ff.), sondern alles, was zu den Ge- boten und Satzuicgen und Rechten des HErrii gehört, denn Israel foll zu dem ganzen Gesetz sich verpflich- ten,»wie es durch Piose gegeben ist. Dabei ist aller- dings den künftigen Leitern der Handlung eine gewisse Freiheit gestattet, wie viele Schriftstellen nnd in welcher Fassung bei der mehrmaligen Wiederholung einzelner Gebote sie wollten auszeichnen lassen; und gewißlich wird es da einem Josua mit dem Hohenpriester Eleazar zur Seite uicht an der göttlichen Weisheit ge- fehlt haben, hierin das Rechte zu treffen. Und wenn es sieh um die Ausführung handelte, so waren ja Steine genug zu beschaffen, um viel Schrift aufzuneh- men, und Hände genug, sie auch aufzuzeichneiu da aber Mose sein Gesetz auf einzelne Rollen geschrieben, so konnten diese leicht von einander getrennt werden nnd so Viele zu gleicher Zeit schreiben. Hat doch die Stadt Cumä in Jtalien das Andenken des Hesiod dadurch geehrt, daß sie sein größtes Gedicht vollständig in Bleitafeln eingraben ließ: wie sollte Jsrael für das Werk seines Gottes weniger Zeit und Kraft gehabt haben? Weiter fragt es sich, warum die Aufrichtung der Steine und des Altars nnd die Darbringung der Vrand- und Dankopfer sarnmt der sich anschließenden Opferinahlzeit gerade aus demjenigen Berge geschehen soll, von dein herab der Fluch zu verkündigen ist (V. 13 vgl. Kap.11, 29). Darauf antworten wir niit der Verleburger Bibel: ,,um zu zeigen, wie das Gesetz» und die Haushaltung des alten Testaments vor- näinlich den um der Sünde willen auf dem ganzen inenschlichen Geschlecht liegenden Fluch würde rügen, um ihr Verlangen nach dem Messias zu erwecken, der den Fluch sollte hinwegnehnien und den wahren Segen zuwege bringen!« Wie der Fluch dem Gesetze, so ge- hört der Segen eigentlich erst dem Evangelio an; was das alttestanientliche Bundesvolk von dein letzteren hat, hat es allein"in seinem vorbildlicheic Gottesdiensh der jedoch zugleich ein sinnbildlicher ist. Nach dieser Seite Dächselks Bibelwerk I. Band. Z. Aufl. hin gedeutet, soll Israel in den Brandopferiy die es bringt, mit seinein Leben und Streben dein HErrn sich ergeben, und in der mit den Dankopfern verbundenen Mahlzeit in den Genuß der Gnadengüter seines Gottes eintreten und die Seligkeit der Freundschaft und Ge- uieinschaft mit ihm schmecken. »Das bei dieser Dank- opfer1nahlzeit von den Kindern Israel geforderte Fröhlichsein vor dem HErrn, ihrem Gott, bezeichnet die ewige Freude, die wir in jener Welt um des Todes Christi willen genießen werden«, schrieb Joh. Ger- hard, unter dessen Leitung und Mitarbeit das Wei- marsche Bibelwerk entstanden ist, als er mit seiner für Gelehrte bestimmten Erklärung des fünften Buchs ålJiose bis an unsere Stelle gekommen war: bald darauf (a1n 20. August 1637) ging er ein zu seines HErrn Freude. 9. Und Mose sammt den Priestern, den Le- vilen sdie ihm dabei als Mittelspersonen dienten V. 1], redeten iiiit dein ganzen Israel und spra- chen: Merke nnd höre zii, Israel sdamit du die Wichtigkeit und Bedeutung der Handlung ver- stehest]! Heute dieses Tages sda ich im Geiste mich so ganz in die Zeit hineiuversetze, wo du das so eben V. 2 ff. von mir Angeordnete zur Ausführung bringen wirst] bist du, ein Volk Idol«- den des HERRIH deines Gottes swieder vollstän- dig in den Bund mit ihm eingetreten nnd hast dich feierlich verpflichtet], 10. Das; du der Stiiiiine des HERRm dei- iies Gottes, gehorsam seiest, und thiist nach seinen Geboten und Rechten, die ich dir heute gebiete. 11. Und Mose gebot dem Volk sihm die Vorgänge] desselben Tages snoch weiter auseinan- dersetzend], und sprach: 1.2. Diese ssechs Stämme] sollen sbei Aus: führung des in Kap. 11, 29 Gesagten] stehen auf dein ssiidlich gelegenen] Berge Grisiuy zu seisneki das Volk, wenn ihr über den Jordan gangeii seid: Sturm, Lebi, Juba, Jsaschar, Joseph und Ben- simin « 13. Und diese sandern sechses sollen stehen ans dem snördlicheiis Berge Ebal, zu fluchen: Rit- beii, Gab, Asser, Schulen, Daii und Naphthali. Gleichwie der Segen einen Vorzug hat vor dein Fluche, so sollen nun auch die von den eigentlichen Frauen Jakobs herkomincnden Stämnie als die vor- züglicheren das Geschäft des Segensprechens iiberkoiik inen; dieser Stämme sind indessen acht (vgl. Einl- zu 1. Mos. 29, 11 ff.), es inüssen also von ihnen, um die Theilung der zwölfin2nial6 zu ermöglichem zwei auf die andere Seite heriibergenomnien werden. Das ist zunächst Rüben, der seine Erstgeburtswiirde durch Blut- schande verwirkt hatte (l. Mos. 49, 4); er wird deu beiden Söhnen der Silpa, der Magd Lea’s, vorange- stellt. Und dann Sebulon, Lea’s jüngster Sohn, welcher Bilhcks Söhnen vorgesetzt wird. Daß Levi ebenfalls mit aufgeführt wird, versteht sich bei dieser Handlung von selbst; darum aber können nicht Ephraim und Nianasse genannt werden, sondern beide werden in Joseph zusammengefaßh 14. Und die Levileti sdie Priester, als die Lehrer und Bewahrer des Gesetzes] sollen sin der Mitte zwischen beiden Bergen bei der Bundeslade 39 610 stehend] anheben smit den Segensformeln und, dem Berge Grisim mit den dort aufgestellten Stämmen V. 12 zugewendet, sie feierlich aus- sprechen, worauf diese das Amen zu sprechen haben; darauf aber, dem Ebal und den andern sechs Stämmen zugewendet, sollen sie die Fluch- worte verkündigens und sagen zu jedermann von Jsrael mit lauter Stimme: Ueber die Segensfor1neln, welche ohne Zweifel zu- erst gesprochen wurden, gleichwie auch in Kap. 28 »der Segen zuerst behandelt wird, eilt Mose stillschweigend hinweg, um sofort die Flnchworte zu formuliren: das kommt daher, weil das Amt des Gefetzes vorzugsweise ein Amt ist, das die Verdammniß predigt, beruht also wesentlich auf demselben Grunde, warum der Berg des Fluches V. 4 ff. zu der Stätte bestimmt wird, auf wel- cher das Gesetz ausgerichtet werden soll. Die Sama- ritaner haben aber dies Verhältniß völlig verkannt und in V. 4 für den Berg Ebal den Berg Grisini ge- setzt; aus dem so willkürlich veränderten Texte leiteten sie dann weiter die Berechtigung her, auf diesem Berge einen Tempel zu bauen, weil eben auf ihm hätte der Altar errichtet und das Brand- und Dankopfer dar- gebracht werden sollen. Joh.4,20. 15. Verflucht sei, wer sgegen das Verbot in 2· Mos. So, 4 f.] einen Götzen oder gegossen Bild macht, einen Greuel des HERRn [Jer. 7, 30], ein Werk der Werkmeister Hände [Jes. 44, 12ff.1, und setzt es verborgen sum es heimlich anzubeten]. Und alles Volk soll [auf solches Fluchworts ant- worten nnd sagen: Amen ses geschehe also, es treffe der Fluch den, der das thut]. 16. Verslucht sei, wer seinem Vater oder Mutter fluchet [2.Mos. 21, 17]. Und alles Volk soll sagen: Amen. 17. Verflucht sei, wer seines Nächsteii Grenze engert [Kap. 19, 14]. Und alles Volk soll sagen: Anna. 18. Verflucht sei, wer einen Blinden irren macht auf dem Wege [3. Mos. 19, 14]. Und alles Volk soll sagen: Amen. 19. Verflucht sei, wer das Recht des Fremd: lings, des Waisen und der Wittwe beuget [Kap. 24, 17]. Und alles Volk soll sagen: Amen. 20. Verflucht sei, wer bei seines Vaters Weibe liegt, daß er anfdecke den Fittig seines Vaters [Kap. 22, so; Z. Mos. 18, 8]. Und alles Volk soll sagen: Amen. — 21. Verflucht sei, wer irgend bei einem Vieh liegt [3.Mos.18,23]. Und alles Volk soll sagen: Amen. 22. Verflucht sei, wer bei, seiner Schwester liegt, die seines Vaters oder seiner Mutter Tochter ist [3. Mos. 18, 9]. Und alles Volk soll sagen: Amen. 23. Verflucht sei, wer bei seiner Schwieger s-mutter] liegt l3-9JEDs-18- 17]. Und alles Volk soll sagen: Amen. 24, Verflucht sei, wer seinen Nächsten heim- 5. Mose 27, 15—26. 28, 1—20. lich schlagt [4. Mos. 35, 16 ff.]. Und alles Volk soll sagen: Amen. 25. Verflucht sei, wer Geschenke nimmt fund sich dergestalt bestechen läßt], daß et die Seele des unschuldigen Bluts schlagt seinen Unschuldigen im Wege des ordentlichen Gerichtsverfahrens um’s Leben bringt, also einen Juftizmord begeht 2. Mos. 23, 7j. Und alles Volk soll sagen: Amen. 26. Verflucht sei, wer nicht alle Worte dieses Gesetzes erfnllet [wörtlich: aufrichtet, sich zur Regel nnd Richtschnur macht], daß er darnach thue. Und alles Volk soll sagen: Amen. Es sind so viel Fluchformeln, als es Stämme sind, nämlich zwölf, jedoch ohne Beziehung der einzelnen Flüche auf die einzelnen Stämme; die fünf ersten 11eh- 1nen vielmehr im Allgemeinen den Jnhalt der zehn Gebote auf, indem sie zuerst die Sünde gegen den HErM (V. 15)- dann die gegen die Eltern, welche zwischen dem HErrn und dem Niitmenscheii in der Mitte stehen (V. 16), und zuletzt die gegen Mitmenschen (V.17), besonders gegen die Elenden und Hilflosen (V. 18 u. 19), verfluchen Darauf richten vier Flüche (V. 20—23) sich gegen die Blntschande nnd gegen das Laster der unnatürlichen Unzucht, zwei (V. 24 u. Es) gegen Blutschuld, und der letzte (V. 26) bedroht eine jede Uebertretung des Gesetzes überhaupt, woraus hervorgeht, daß die vorher genannten einzelnen Stin- den nur beispielsweise aufgeführt sind, und zwar meist solche, die heimlich geschehen und der gerichtlichen Be- strafung sich entziehen. Das ,,Amen«, womit das Volk bekriiftigend einfallen soll, steht tvgl. 4. Mos. 5, 22 u. Reh. Z, 13) nach einer vorausgegangenen Verwünschung, deren Inhalt der Angeredete auf sich nimmt für den Fall, das; er thun würde oder es sich init ihm so ver- hielte, wie die Verwünschung voranssetzt Es ist dies die gewöhnliche Form der jüdischen Eidesleistung: der Eid wurde dem Schwörenden vorgesprochety und dieser antwortete mit Amen, das ist: ,,es werde wahr« mit Beziehung auf die dem Reinigungseid beigefiigten VerfluchUngen, oder: »du sagest es« (Matth. 26 68f.) mit Beziehung auf die. mittels des Anschwörens geforderte Betheuerung. Das 28. Kapitel. Yerljeifzcner Ziegen, gedtoheler Fluch. II. V. 1—— 63. Un! die Bedeutung des Segeng sowohl, den Israel auf drin Garizitm alo deg Nachts, den es auf dem Eva! ausrufen soll, dem ganzen Volke in recht eindringlirtjer Weise an’o Her; zu legen, entfaltet Mose hierauf den Segen der Gesetzestreue und den Nun) der Gesetzcgiiliertrelung mit augführlietjereicworten und fiigt damit der Geselzeguredigh welrhe den Inhalt seiner zwei— ten Rede Eine. 4, 44—26, 19) bildete, aurh noch eine Jtuztassung über die dein Gesetz beigefiigten Verhrißungen und Drohungen (2. Mos. M, 5 f.) nach der von dem bjErrn selbst ihm früher in den Mund gelegten Deutung (2. Mos. W, 20—33; Z. M. Bis, 3 ff) hinzu. 1. Und wenn du der Stimme des HERRm deines Gottes, gehotchen wirst, das; du hattest und thust alle seine Gebote, die ich dir heute gebietez so wird dich der HERR, dein Gott, das höchste machen über alle Völker auf Erden [Kap. 26,19], »] Segensverheißungen vom BergeggGarizini und Flurhkrmeflngvoni Berge Ebal Z. Und werden über dich kommen alle diese Segen sdie ich dir jetzt einzeln namhaft machen werde V. 3 ff.], und werden dich treffen sdenn sie sind dir schon zubereitet und warten nur darauf, daß sie über dich sich ergießen können in Strö- men; das aber werden sie thun], darum, daß du der Stimme des HERRn, deines Gottes, bist ge- horsam gewesen [V. 9; V· 13 f.]. 3. Gesegnet wirst du sein in der Stadt, ge- segnet auf dem Acker. 4. Gesegnet wird sein die Frucht deines Leibes, die Frucht deines Landes, und die Frncht deines Viehes, und die Früchte deiner Ochsen sRinders und die Früchte deiner Schafe [7, 13f·1. Z. Gesegnet wird sein dein Korb und dein Uebriges [dein Backtrog, daß jener immer voll Früchte, dieser immer voll Mehl sein wird]. s. Gesegnet wirst du sein, wenn du eingehest sin dein Haus, dich dort der Ruhe zu überlassen], gesegnet, wenn du ausgeheft sum in deinem Berufe thätig zu sein 1. Kön. 3, 7 Anm.]. 7. Und der HERR wird swenn du zu Kriegs- unternehmungen ausziehen mußt] deine Feinde, die sich wider dich auflehnen, vor dir schlagen; durch Einen Weg sals wohlgeordnetes Kriegsheer] sollen sie ausziehen wider dich, und durch sieben Wege siu wilder Zerstreuung] vor dir fliehen [Richt. 7, 21 ff] 8. Der HERR wird gebieten dem Segen, daß er mit dir sei in deinem Keller, und in allem, das du vornimmst sin aller deiner Arbeit], und wird dich segnen in dem Lande, das dir der HERR, dein Gott, gegeben hat. 9. Der HERR wird dich sals das, was der Berufung in 2. Mos. 19, 5 f. gemäß du inner- lich sein sollst, auch äußerlich darstellen und dich] ihm zum heiligen Volk aufrichtet» wie er dir sin deinen Vätern] geschworen hat [1·Mos. 22, 16ff.], darum, daß du die Gebote des HERRn, deines Gottes, hältst nnd waudelst in seinen Wegen, 10. Daß alle Völker aus Erden san dem, was er aus dir zu Lobe seiner Herrlichkeit macht] werden sehen, daß du nach dem Namen des HERRn genennet ssein wirkliches EigenthumsvolH bist, und werden sich vor dir sals der du unter seinem be- sonderen Schutz stehest] sürchtelk 11. Und der HERR wird machen, daß du Ueberflnß an Gütern haben wirst, an der Fencht deines Leibes, an der Frucht deines Viehes, an der Frucht deines Aekers, auf dem Lande, das der HERR deinen Vätern geschworen hat, dir zu geben 4 . f.]. 12. Und der HERR wird dir sum dir zu solchem Ueberfluß zu verhelfen] seinen guten Schatz ssein treffliches Schatzhaus] aufthun, den Himmel, daß er deinem Lande Regen gebe zu seiner Zeit [Kap. 11, 14L und daß er segne alle Werke deiner 611 Hände sbeini Landbau] Und du wirst sverrnöge deines Ueberslusses an allem zeitlichen Gut] vielen Völkern leihen, du aber wirst von niemand borgen [Kap. 15, 6]. 13. Und der HERR wird dich zum Haupt machen, und nicht znm·Schwanz sdir in der Reihe der Völker nicht die letzte, sondern die erste, ein- flußreichfte Stelle anweisen Jes. 9, 14 f.], und wirst oben schweben, und nicht unten liegen snicht rückwärts, sondern immer weiter vorwärts kom- men an Reichthum, Macht und Ehre]; darum, daß du gehorsam bist den Geboten des HERRn, deines Gottes, die ich dir heute gebiete zu halten und zu thun, 14. Und daß du nicht weichest von irgend einem Wort, das ich euch heute gebiete, weder zur Rechten, noch zur Linken [Kap. 5, 32; 17, 11; insonderheit nicht weichest von dem Haupt- und Grundgebot], damit [womit, wenn du davon weichen wollteft] du andern Göttern nachwandelsh ihnen zu dienen [Kap. 6, 14; 11, 28]. Jn dem die Grundgedanken von 3.Mos. 26 weiter ausführenden Abschnitt: 5. Mos. 28—30 und in dem Abschiedslied des Mose (Kap. 32) liegen die Grund- gedanken des Prophetismusu Gottes Gnade und Treue in der Erwählung und Führung Jsraels, des Volkes Undank und Abtrünnigkeih das hereinbrechende gött- liche Gericht und die nach dem Gericht dem Volke sich wieder zuwendende und in seiner Wiederbringung den Heilsrath zum Ziel führende Erbarmung Gottes. (Oehler.) 15. Wenn du aber nicht gehorchen wirst der Stimme des HERRn, deines Gottes, daß du haltest und thust alle seine Gebote nnd Rechte, die ich dir heute gebiete; so werden alle diese Flüehe [V. 16ff.] über dich kommen, und dich treffen sdaß das gerade Gegentheil geschieht von dem, was ich vorhin als Segen dir in Aussicht ge- stellt habe] 16. Verflucht wirst du sein in der Stadt, Verflucht auf dem Acker lV. 3]· 17. Verflucht wird sein dein Korb und dein Uebriges sBacktrog V. 5]. 18. Verflucht wird sein die Frucht deines Leibes, die Frucht deines Landes, die Frucht deiner Ochsen, und die Frucht deiner Schafe [V. 4]. 19. Verflucht wirst du sein, wenn du eingehen, verfluchh wenn du ausgeheft [V. 6]. ·. g 20. Der HERR wird unter dich sendet: Unfall, Uurath [Rathlosigkeit, Verwirrung 2. Makk. 4, 4] und Unglück in allem, das du vor die Hand nimmst, das du thust, bis du vertilgct werdeft, und bald nntergehest um deines bösen Wesens willen, daß du mich verlassen hast. Mose weis; in Erleuchtung des heil. Geistes schon so gut als wir, daß der Sold der Sünde der Tod sei; dessen Vorläufer aber sind eine zahllose Menge von körperlichen Leiden, Drangsalen und Krankheiten. Deren ganzes Heer wird denn im Folgenden in zunehmender 398 612 5. Eueose 28, 2i—44. Ausdehnung und Frirchtbarkeit über Israel herausbe- schworenz jedoch hat es der Mann Gottes nicht wie- der, wie in Z. Mos. 26, 14 ff., mit dem Ungehorsam und dem Widerstreben des Volks in seinem stu en- inäßigen Fortschritt zu thun, sondern er faßt die "b- trünnigkeit mehr im Allgemeinen ii1’s Auge, und stellt daher anch nicht eine Plage nach der andern in stufen- weiser Steigerung in Aussicht, vielmehr faßt er alle Plagen in Einen Haufen zusammen. Aus diesem Haufen entnimmt er, wie aus einem Köcher, von V. 21 ab seine Geschosse und schleudert sie in fünffachem Anlauf (V. 21—26; 27——34; 35—45; 46—57; 58--68) wider Israel; alles, was die nachmalige Geschichte an schwe- ren Heiinsuchiingen dieses Volks nicht blos im Alter- thnm, sondern anch im Mittelalter aufzuweisen hat, und selbst dessen Lage in dieser unsrer Zeit, es findet sich alles hier schon vorausgesehen nnd voransgesagt Wenn aber für die Heiden nationales Unglück ein Zeugniß von der Ohnrnacht ihrer Götter ist, so soll umgekehrt Jsraels Unglück diesem Volke die Realität seines Gottes und seiner vergeltenden Gerechtigkeit be- zeugen (Kap. 32, 39). » · » » » 21. Der HERR wird dir die Sterbedriise sdie Pest, diese furchtbare Feindin des Lebens] anhangen, bis daß er dich vertilge in dein Lande, dahin dn konunst, dasselbe einzunehmen. Die Pest (hebr. daher, d. i. Verderben) ist eine in Egypten endemische (einheimische) Krankheit, die sich unter gewissen Bedingungen anch über andere Länder, namentlich Palästiiia und Syrien verbreitet, für diese also epidemisch (ansteckend) wird, und auf einer durch Miasma (Ansteckungsstoff in der Luft) entstehendeu Vergiftung des Blutes beruht. Pruner in seiner Schrift: ,,Krankheiten des Orients«, indem er sie als ein Uebel bezeichnet, dessen Gesetz es ist, keine Regel zu haben, und das die personifizirte Trenlosigkeit, Heiintücke und Bösartigkeit schon im gewöhnlicheii Sprachgebrauch bezeichneh unterscheidet zwei Haupt- formen: die eine nähert sich in ihrem Verlaufe dem bösartigen Fieber, die andere dem Typhus. Als eine völlige Zerriittung der Lebenskraft kündigt sich die Pest sofort durch eine mit heftigem Fieber verbundene große Schwäche, Niedergeschlagenheit und unsägliche Angst an. A1if einen leichten Schauder folgt heftiges Kopfweh an der Stirn, innerlich brennende Hitze, Schwindel, Schlaf- sucht oder gänzliche Schlaflosigkeit, Brustbekleinmung zunehmende Uebelkeit, dann schlein1iges, hernach schwar- zes, galli tes, oft blutiges Erbrechen mit heftigem Wär-gen, urchfall, Riicken- und Gliederschinerzein Die Augen zuerst glänzend, feiicht, werden stier, trüb, in den Winkeln blutstreisigz das Gehör und die Zunge wird schwer, die Betäubung nimmt zu; stille Delirien (Zeichen von Jrrsinn), Zuckungen stellen sich ein; das Aussehen ist kläglich entstellr Der Tod tritt meist schnell in den ersten 24 Stunden ein. Hält aber die Natur des Kranken den ersten Sturm aus, so brechen, gewöhnlich am dritten Tage, die Bubonen oder Pest- beuleii hervor, eii1- oder mehrzählig, nnd die siarbnnkelii oder Pestblasen an verschiedenen äußeren Theilen, später oft 11och überdies das Brandgeschwür auf Schul- tern, Schenkeln, Rücken, Hals und Weichen. Mit dein Erscheinen dieser Pestschwären und dem Weichen des Fiebers in Folge eines kritischen Schweißes am dritten Tage, den man anch durch schweißtreibende Mittel her- vorzubringen sucht, ist Hoffnung auf Genesung; wenn nämlich die Pestschwäreii nicht zurücksiiikeii oder bran- dig werden, sondern ausbrechen und eitern (2. Kön.20, 1ff.;Jes.38,9ff.). Ohiie Pestbeulen geneset niemand; aber auch wenn sie gutartig sind, ist der Kranke vor vierzig Tagen nicht außer Gefahr. Nach dem ersten Aus- bruch der Epidemie in eineni Lande ist Ansteckung und Tod fast Ein Moment; später lebt der Kranke gewöhn- lich noch drei Tage, nach und nach verliert jedoch das Gift an Stärke, und es fangen iinnier mehrere an zu genesen. 22. Der HERR wird dich sihlageii mit Schwulst lAbzehrung oder Schwindsncht Z. Mos. 26, 16J, Fieber fhitzigem Fieber Matth. 8, 14; Joh. 4, 52], Hitze styphöseni Fieber], BrUnst sWechselfieberL Diirre [1. Kön. 17, 7], giftiger Luft [Getreidebrand], und Gelbsuehi sDahinwelkeii des Getreidesh und wird dich verfolgen, bis er dich ninbringe [Hagg. 2, 17 f.]. 23. Dein Himmel, der über, deinem Haupte ist, wird ehern sein, und die Erde unter dir eisern fdaß jener keinen Regen, und diese keinen Ertrag geben soll Z· Mos. 26, 19]. 24. Der HERR wird fin solchen Zeiten der Dürre] deinem Lande fvon den heißen Winden herbeigeführten] Staub und Asche fin- Regcu geben vom Himmel auf dich sdir die Plage noch uner- träglicher zu n1acheii], bis du vertilget wcrdest sdas ist das Eudziel, worauf alle seine Plagen hinaus wollen]. 25. Der HERR wird dich fin Uiiikehriing dessen, was er bei treuem Gehorsam als einen Segen verliehen haben würde V. 7] vor deinen Feinden schlagen Durch Einen Weg wirst dir zu ihnen ausziehen, 1iiid durch sieben Wege wirst du vor ihnen fliehen; und wirst zerstreuet werden unter alle Reiche auf Erden szum Spielball wer- den allen Königreichen ans Erden Jer. 15, 4; 24, I; 29, 18;34,17]. 26. Dein Leichnam lstatt ehrenvoll begraben zu werden] wird eine Speise sein allein Gevögel des Himmels nnd allem Thier auf Erden, nnd nie- maud wird fein, der fie svon ihrem Frasse hinweg-J fcheucht [1. Kön. 14, 11; Jer. 1(5, 4]. 27. Der HERR wird dich schlageii mit Driiseii Eghpieiis fmit de1i1 eghptisihen Anssatz Mos. 13- 3 Ohne-J, mit Feigwarzeii sfeigenähicljcheii Ge- schwiireii am After 1. Sam. b, 6. O. 12], mit Grind niid Krätza daß du nicht kannst heil werden. Der kuollige Aussatz, eine eigentlich eghptische Krankheit (daher ,,Drüse Egyptens« genani1t), fängt ähnlich an wie der weiße, nnterscheidet sich aber durch Knollen (anfangs wie Erbsen, später wie ein Hühnerei groß) im Gesicht und an den Gliedern, zwischen denen Vertiefungen einsinkein Der Schmerz ist nicht heftig, anch zeigen sich wenig Ausschläge; gegen das Ende der Krankheit aber entstehen viele Eitergeschwiire welche die Gelenkbänder zerstören, so daß sich ein Glied nach dem andern vom Leibe ablöst. Das Gesicht ist auch hier aufgedunsen, glänzend, der Blick stier, wild, die Augen kugelrund, triefe11d. Unersättliche Gefrässigkeit und wol- lüstige Triebe sind dieser Krankheitsforiii eigenthiimlich Sonst aiich hier Abstumpfung der Sinne, allmälig sieh verliere11de Stiinme, endlich giinzliches Stuininwerdeih Triibsinn, fürchterliche Träume, starkes Aufschwellen und Hartwerden der Fiiße, wodnrch sie werden wie Von( Segen der Gesetzestreue und Fluch der Gesetzesübertretnng. 613 Elephaiiteiifiiße (daher der Name B1ephantiasis) und eine spaltige, schuppenartige Haut bekommen. Auch diese Krankheit hat einen langsamen, oft mehr als zwanzigjährigeti Verlauf, worauf der Tod aber oft plötzlich nach einem schwachen Fieber oder in Folge gewaltsamer Erstickung eintritt. (Leyrer.) 28. Der HERR wird dich. schlagen mit Wahnsinn, [geiftiger] Blindheit und Rasen des Herzens [Verstandesverwirrung]; 29. Und wirst tappen im Mittag, wie ein Blinder tappet im Dunkeln srathlos in Verhalt- nissen sein, die an sich ganz lichtvoll find, gleich- wie ein leiblich Blinder anch am hellen Tage un- sicher uinhertappt Jes. 59, 10]; und wirst auf deinem Wege kein Gliick haben sweil du die rechten, zum Ziele fiihrenden Mittel nicht sindest], und wirst svon Fremden] Gewalt und Unrecht leiden müssen dein Lebenlang und tnemaiid wird dir helfen. ist hierbei wohl weniger an eigentlichen Wahn- sinn und Verriicktseim als vielmehr an eine aus höch- ster Angst, Sorge und Pein hervorgehende Geistes-ver- wirrung zu denken (vgl. V. 34). Die Noth und Qual soll ein solches Uebermaß erreichen, daß ihnen geradezu die Sinne Vergehen. 30. Ein Weib wirst du dir vertrauen lassen, aber ein Auderer wird bei ihr schlafen. Ein Haus wirst du, bauen, aber du wirst nicht drinnen wohnen. lsZinen Weinberg wirst du pflanzen, aber du wirst ihn nicht gemein tuaehett sin alltäglichen Gebrauch nehmen Kap. 20, 5—7]. 31. Dein Okhfe wird vor deinen Augen ge- schlachtet werden, aber du wirst nicht davon essen. Dein Esel wird vor deinem Angesicht mit Gewalt genommen, nnd dir tiicht wieder gegeben werden. Dein Schaf wird deinen Feinden gegeben werden, und niemand wird dir helfen. 32. Deine Söhne und deine Töchter werden einem andern Volk szu Sklaven] gegeben werden, daß deine Augen zusehen swie sie mit Gewalt hin- weggeschleppt werden] und [von Verlangen nach ihrer Rückkehr] verschmaehten über ihnen täglich, und wird keine Stärke in deinen Händen sein szu ihrer Erlösung anch nur das Geringste beizutragen] 33. Die Früchte deines Landes und alle deine Arbeit Iswas du miihsam damit erworben] wird eiu Volk verzehren, das du nicht kennest, nnd wirst Unrecht svon ihm] leiden und zerstoßen szerschlageiq werden dein Lebenlaug 34. Und wirst unsinnig werden vor sJammer und Herzeleid über] dem, was deine Augen sehen Massen. · » » » · 35. »Der HERR wird dich schlagen mit einer bösen Druse an den Knieen und Waden- daß du nicht kannst geheilet werden, von den Fußsohlen an bis auf die Scheitel. Hier ist wohl der Gelenk»-Atissatz, eine Abart des knolligen (V. 27), gemeint; es wirft da die Wuth der Krankheit sich auf die Gelenke, besonders auf die der Füße. Doch hat es Mose nicht sowohl mit der Krank- heit als solcher zu thun, sondern mehr mitihren Folgen und Wirkungen. Sie macht dem davon Ergrisfeneii das Gehen und Stehen untnöglich und schloß nach dem Ge- setz von der Gemeinschaft des Bundesvolkes aus: das ist es denn eigentlich, worauf es ihm ankommt. Js- rael wird aller seiner Lebenskraft beraubt und von Gott verworfen werden,——derAussatz ist dabei mehr Bild und Gleichniß oder die konkrete Form, in welcher er seinen Gedanken ausprägt. 36. Der HERR wird dich und deinen König, den du iiber dich gesetzt hast [Kap. 17, 14 ff. und unter dessen Schutz du Meintest, wider deine Feinde dich behaupten zu können, der aber gerade es mehr nnd mehr dahin gebracht hat, daß du dei- nen himmlischen König verworfen hast], treiben unter ein Volk, das du nicht kennest, noch deine Väter; und wirst daselbst szur Strafe dafür, daß du dem HErrn nicht hast dienen wollen] dienen andern Göttern, [denselben, denen deine heidnischen Zwingherren dienen, nämlich] Holz und Steinen [Kap. 4, 28]. 37. Und wirst sder du berufen warst, das höchste zu sein über alle Völker auf Erden V. 1 und als ein heiliges Volk daznstehen und allge- mein gefürchtet zu werden V. 9 f.] ein Scheusal, und ein Spritchwort und Spott sein unter allen Völkern, da dich der HERR hingetrieben hat [1. Kön. 9, 7; Jer. 24, 9]. 38. sAber anch schon vorher, ehe es zu dem Aeußersten kommt, wird aus jeder Arbeit nnd Unternehmung der Fluch lasteu.] Du wirst viel Sameus ausführen auf das Feld, und szur Zeit der Ernte] wenig einsammeln; denn die Heuschrecken werdens abfressen. 39. Weinberge wirst du pflanzen und bauen, aber keinen Wein trinken noch lesen snoch weniger Vorräthe davon aussammelu]; denn die Würmer [Rebeusticher, diese den Weinpflanzungen so verderblichen Käfer] toerdetrs verzehren. 40. Oelbäume wirst du haben in allen dritten Grenzen, aber du wirst dich nicht salben mit Oel; denn dein Oelbattul Wird svou den das Land ver- wiisteiideii Feinden] ausgerissen werden. 41. Söhne und Töchter wirst du zeugeu, und doch nicht haben sin Vesitz behalten]; denn sie wer- den gefangen weggefübrt werden. 42. Alle deine Bäume und falle] Früchte dei- nes Landes wird das Ungeziefer fressen. 43· Der Fremdling, der bei dir ist saber ebenso von dem göttlichen Fluche verschont bleibt, wie du einst von den iiber Egypten verhängten Plagen nicht mit getroffen wurdest Z. Mos. 9, S. Zu]- wird iiber dich steigen und immer oben schweben; du aber wirst herunter steigen und immer unterliegen. 44. Er sder Fremdling] wird dir leihen, du aber wirst ihm nicht leihen sweil weder er es be- darf, noch du es ver1uagst]; er wird das Haupt sein, und du wirst der Schwanz sein (V. 12 f.]. 614 5. Mofe 28, 45—68. 45. Und werden alle diese Fliiche svon denen ich so eben geredet habe] über dich kommen iiiid dich verfolgen [wie ein Feind, der 1iicht abläßt, bis er den, auf den er es« abgesehen, eingeholt hat], und treffen, bis du vertilget werdestz darum, daß dii der Stiiniiie des HERRn, deines Gottes, iiicht gehorchet hast, daß du seineGebote und Rechte hieltest, die er dir geboten hat [V. 15]. 46. Darum werden Zeichen und Wunder an dir fein, iind an deinem Samen ewiglich [sie — die Flüche, die dich treffen— werden zum Zeichen und Wunder an dir und deinem Samen ewiglich sein; denn sie werden durch ihre Größeund Furcht- barkeit das iibernatiirliche Eingreifen Gottes in deine Geschicke erkennen lassen, ein Eingreifen zur Strafe dasür], 47. Daß dii deiuHERRii, deinem Gott, iiicht gedienet hast mit Freude und Lust deines Herzens, da du allerlei genug hattest saber gerade dieser Ueberfluß hat dich übermiithig und sicher gemacht und dein Herz gegen ihn verhärtet Kp. s, 11 f.; Sieh. g, 25 H. 48. Und wirft freien, weil du dem HErrn nicht hast dienen wollen, um ferner im Vollbesitz seiner Segensgaben zu leben] deinem Feinde, den dir der HERR sznr Vollstreckung seiner Straf- gerichte] znschickeii wird, dienen in Hunger und Durst, in Blöße und allerlei Mangel, nnd er sdieser Feind] wird ein eisern Joch auf deinen Hals legen, bis daß er dich vertilge [Jes. 8, 6»ff.]. 49. Der HERR wird ein Volk uber dich schicken von ferne, von der Welt Ende sein ·Vol»k, das schnell und gewaltig daherstürmt], wie ein Adler fleugt sder mit gewaltigem Stoße auf seinen Raub sich herabstürzt, ein Volks« deß Sprache du nicht verstehest sdaß du etwa dich mit ihm ver- ständigen und seine Rohheit besänftigen könntest] 50. Ein frech Volk sauf welches nichts Ein- drnck macht], das nicht »ansi»ehet die Person des Alten, noch schonet der Junglinge sder Jugend]; 51. Und wird verzehren die Frucht deines Viehes, und die Frucht deines Landes, bis du ver- tilget werdest; und wird dir nichts überlassen an Korn, Most, Oel, an Früchten der Ochsen nnd Schafe, bis daß dich’s ninbringez · 52. Und wird dich angsteii in allen deinen Thoreii, bis daß es niederwerfe deine hohen iind sesteii Mauern, darauf du dich verlässest, in alle deinem Lande; und wirst geängstet werden in allen deinen Thoren, in deinem ganzen Lande, das dir der HERR, dein Gott, gegeben hat. Alle diese Schilderungeii passemsowohl auf» die Cha·ldijer, als auf die großen asiatischen Weltmachte überhaupt, die Gottes Strafen an Israel nachher zu vollstreckeii hatten; daher wir bei den Propheten Aehn- liches wiederfinden. Doch hat Mofe ohne Zweifel auch schon das letzte Strafgerichh das durch die Römer über Jsrael kam, im Geiste vor sich, wie denn von dem, was er im Folgenden sagt, alles fast wörtlich genau sich bei der letzten Zerstörung Jerusalems erfiillt hat. 53. Du wirft die Frncht deines Leibes fressen, das Fleisch deiner Söhne nnd deiner Töchier, die dir der HERR, dein Gott, gegeben hat, in der Angst und Noth, damit dich dein Feind drängen wird; 54. Daß ein Mann, der zuvor sehr zärtlich nnd in Lüsten gelebt hat unter eiich fund nur die ausgesuchtesten Gerichte genoß], wird seinem Bruder, uiid. dein Weibe in seinen Armen, nnd dem Sohn, der noch übrig ist von seinen Söhnen, vergönnen [d. i. mißgönnen], » 55. Zu geben jemand unter ihnen sdie doch seine nächsten Angehörigen sind] von dem Fleisch seiner Söhne, das er frisfet ssondern es für sich allein behalten]; sintemal ihm nichts iibrig ist von allem Gut sdas er sonst besaß] in der Angst nnd Noth, damit dich dein Feind drängen wird in alleii deinen Thoren. 56. Ein Weib unter euch, das zuvor zärtlich und in Liisten gelebet hat, daß sie nicht versucht hat, ihre Fußsohlen auf die Erde zu seyen, vor Zärtlichkeit und Wvllust [Beqnemlichkeit]; die wird dem Mann in ihren Armen, nnd ihrem Sohn und ihrer Tochter ver- [miß-] gönnen 57. Die After- [Nach-] geburt, die zwischen ihren eigenen Beinen sbei der Niederkunft] ist aus- gangen, dazu ihre Söhne [die Kinder selbst], die sie geboren hat; denn sie sdie während der Bela- gerung gebärendeii Weiber] werden sie sziierst die Nachgeburt, darnach aber auch die neugeborenen Kinder selbst] vor allerlei Mangel heimlich essen sum nicht mit Andern, selbst mit ihren Aller- nächsten, theilen zu miissen], in der Angst und Noth, damit dich dein Feind drängen wird in dei- « neu Thoren [2.Kön. 6,28 f.; Klagl.2,20; 4, 10]. Betreffs der Belagerung Jerusalems durch die Eliönier im J. 70 n. Chr. schreibt Josephus von der Größe der damaligen Noth: Um einen kleinen Bissen Brod haben sich oft die besten Freunde gehauen und gesto- chen. Die Kinder rissen den Eltern, Vater und Niutter oft den Kindern die Speise aus dein Munde. Da er- barmten weder Bruder noch Schwester sich über ein- ander. Ein Scheffel Korn kostete viele Gulden. Manche haben vor großem Hunger Kuhmist, etliche die Riemen von den Sätteln, das Leder von deii Schilden abge- genagt und gegessen. Etliche hatteii noch Heu im Munde und wurden also todt gefunden. Etliche hatten in heimlichen Gemächern mit Unflath uiid Mist vor dein Hunger sich zu retten gesucht, und ist eiiie große gfewaltige Menge Hungers gestorben, daß Ananias, Ueazars Sohn, welcher in der Zeit der Belagerung zu Titus geflohen, angezeigt hat, daß l5il,0()0 todte Körper in der Stadt gefunden und begraben seien. — An einer andern Stelle sagt er: Es war eine vor- nehme Frau, reich und großen Geschlechts je11seit des Jordan, aus Furcht mit den Andern nach Jerusalem gefloheir Als nun die Stadt so hart bedrängt nnd durch Hungersnoth geängstet war, hat sie ihr junges Kindlein in der Wiege geschlachtet und die Hälfte ge- braten uiid gegessen; die andere Hälfte hat sie, als die gVoirr-SegerLdeLGesetzestreueeinig-Flam-gder Gesetzesübertretuitgsz , Kriegsknechte umhergelanfeli und Speise gesucht, ihnen vorgesetzt. 58. [Und doch werden alle diese Drangsake noch nicht das Ende der Noth sein.] Wo du nicht wirst halten, daß du thust alle Worte dieses Ge- setzes, die in diesem Bnche geschrieben sind, daß du fürchtest diesen herrlichen nnd schreckliehen Namen, den HERRn, deinen Gott sund na1nent- lich auch seiner Zeit dem Propheten gehorchst, den er dir erwecken wird Kap. 18, 15 ff.s; 59· So wird der HERR wunderlich mit dir umgehen snoch in weit schwererer und unerträg- licherer Weise dich heimsuchen], mit Plagen auf« dich und deinen Samen, mit großen und langwie- rigen Plagen, mit bösen und laugwierigen Krankheiten; 60. Und wird dir zuwenden alle Seuehen Egyptens [Kap. 7, 15], davor du dich fiirchtesh und salle die gräßlichen Krankheiten, die dort zu Hause sinds werden dir anhangen sstatt daß sie hätten auf immer von dir fern bleiben mögen 2. Mos. l5, 26; 23, 25]. 61. Dazu alle Krankheit und alle Plage, die nicht geschrieben sind in dem Vuche dieses Gesetzes sdenn es giebt der göttlichen Straf- nnd Züchti- gnngslnittel noch ganz andere, als die er selbst wider Egypteii und seinen König in Anwendung gebracht hats, wird der HERR iiber dich kommen lassen, bis du vertilget werdest. 62. Und [davon aufgerieben] wird euer wenig Pöbels snur ein geringer, schlechter Haufe Kap. 4, 271 überbleiben, die ihr vorhin gewesen seid wie die Sterne am Himmel nach der Menge [Kp. 10, 22]; darum, daß dn nicht gehorchet hast der Stimme des HERRn, deines Gottes. 63. Und wie sich der HERR über euch zuvor freuete lund es ihm eine Lust wars, daß er euch Gutes thäte und mehrete euch; also wird er sich über euch freuen [und seine Luft daran haben], daß er euch umbringe und vertilgez und werdet veestöret werden von dem Lande, da du jeht ein- zcnchst, es einzunehmen. Der HErr mag sich bis in fein Herz hinein betrü- ben, wenn er die Bosheit überhand nehmen sieht (1. Mos G, 6); er mag nicht Gefallen haben am Tode des Sünders, sondern daß er sich bekehre und lebe, daher er sich auch alsbald freut, wenn er den sich Be- kehrenden wieder wohlthun kann (Kap. 30, 9): allein der Schmerz, der ihm auf der einen Seite verurfacht wird, muß durch eine Freude auf der andern Seite ausgeglichen werden. Schmerzt es ihn, sich nicht durch seine Gnade verherrlichen zu können, so muß er sich freuen, wenn er durch seine Heiligkeit sich verherr- lichen kann. (Schultz.) 64. Denn der HERR wird dich zerstreuen unter alle Völker, von einem Ende der Welt bis an’s andere; nnd wirst daselbst andern Göttern dienen, die du nicht kennest, noch deineVäter, Holz nnd Steinen sdie kein Leben und keine Empfin- dung haben und kein Gebet erhören, aus keiner Noth erretten können V. 36; 4, 27 f.]. 615 65. Dazu wirst du unter denselben Völkern kein bleibend Wesen haben, und deine Fußsohlen werden keine Ruhe haben. Denn der HERR wird dir daselbst ein bebendes Herz geben, nnd ver- schmachtete Augen, und verdorrete Seele [3. Mos. 26, 36 ff.], 66. Daß dein Leben wird vor dir schweben [als etwas, was an einem dünnen Faden hängt und jeden Augenblick herabstürzen und zu Grunde gehen kanns. Nacht und Tag wirst du dich fiirch- ten, und deines Lebens nicht sicher fein. 67. Des Morgens wirst du sagen: Ach, daß ich den Abend erleben möchte! Des Abends wirst du sagen: Ach, daß ich den Morgen erleben möchte! vor Fnrcht deines Herzens, die dich schrecken wird, und vor dem, das du mit deinen Augen sehen wirst. 68. Und der HERR wird dich mit Schiffen voll [da keine Möglichkeit zu entrinnen ist] wieder in Egypten fuhren, direkt) den Weg, davon ich ge- sagt snach dem Lande der Knechtschaft zurück, in Beziehung auf welches ich für den Fall treuen Gesetzesgehorsams dir Kap. 17, 16 in Aussicht gestellts habe: Du sollst ihn nicht mehr sehen. Und ihr werdet daselbst euren Feinden zu Knechten und Mägden verkauft werden, und wird kein Käufer da sein [der etwas für euch bezahlen möchte; für eine so schlechte Waare werdet ihr geachtet sein]. Von Vers 58 an haben wir Jsraels Schicksal vor uns seit der Zerstörung des zweiten Tempels bis her- ein in diese unsere Zeit. Titus schickte nach Jerusa- lems Eroberung 17000 erwachsene Juden zu schweren Arbeiten nach Egypten und die noch nicht 17 Jahr alten ließ er öffentlich versteigern Auch unter Hadrian wurden unzählige Juden bei Rahels Grab verkauft. Erwägen wir dann die schrecklichen Zeiten, die das ehemalige Volk Gottes im Mittelalter hat durchmachen niüssen, und seinen Zustand noch gegenwärtig, wo es kein Vaterland und kein eigenes Volksthum hat, und trotz aller Rechte, die es genießt, dennoch das Gefühl der Verstoßung von Seiten Gottes in sich trägt, so daß es sich mit aller Gewalt an den Gott dieser Welt hängt, so haben wir die Erfüllung des göttlichen Worts in handgreiflichen Thatsachen vor uns. Das 29. Kapitel. Erneuerung des Mundes. III. v. l—Kap.30,20. tlaehdem so die Erneuerung des Hundes, den der ijErr einst mit Israel am horeb geschlossen, vollständig vorbereitet ist, erfolgt dieselbe nun- mehr in feierlicher Weise — zwar nicht in der Art, daß die sinailisehe Bundesschließuuxy wie sie nach L. Eines. 24,1—11 vollzogen ward, neu) einmal wiederholt würde; denn dessen bedarf es nicht, was damals geschehen, be- steht noeh in voller Kraft und Reehtsgiltigleeir Wohl aber fordert illose in seiner jetzigen dritten Rede, das Voll: auf, in den Bund einzutreten, dessen Lkortbeßaud der HGrr durch die Øingabe des Osljordanlandes so be- stimmt ihm bezeugl hat Un. 2 —15), weist dann, sein Thema von Sinn. 23 wieder aufnehmend Und weiter fort- setzend, non Neuen! auf die drohenden Strafen der Bun- desliriietzigleeit hin Ob. 16——29), aber auch aus die end- liche wiederbegnadigung im Fall ernstlich« Buße und til6 tiiirteliehr zum tjErtn Man. Bis, 1-—14), und beschwört schließlich Israel, von dem Segen und dem Fluch, den er ihm heute vertrat, den Segen zu wählen Gan. sit, 15 — 20). 1. Dies sdie von V. 2 an folgenden Reden] sind die Worte des Bandes, den der HERR Mose geboten hat zu machen mit den Kindern Israel, itt der Moabiter Lande, zu1n andern Mal, ttachdetn er denselben mit ihnen gemacht hatte in Horeb ssie aber durch Unglaubeti und Ungehorsattt daraus gefallen waren, so daß es eben nunmehr einer Be- stätigung von beiden Seiten bedurfte]- 2. Und Muse rief dem ganzen Jsrael sdem Volke in allen seinen Gliedern und Bestandtheilen V. I0f.], nttd sprach zu ihnen: Jhr habt gesehen alles, was der HERR gethan hat in Egypten vor euren Augen, dem Pharao mit allen seinen Kncchten, und seinem ganzen Lande; 3. Die großen Bersnchungem die dritte Augen gescheit haben fund bei welchen du gestehen muß- test], daß es große Zeicheu und Wunder waren. 4. Und der HERR hat euch [gleichwoh·l] bis ans diesen heutigen Tag noch nicht gegeben swegeti eurer Halsstarrigkeit und Uuetnpfättglichkeit noch nicht geben können] ein Herz, das verständig todte, Augen, die da sahen, ttttd Ohren, die da höreten ssonst hätte ich nicht nöthig, euch erst mit so vielen Worten zu ermahnen und zu willigent Gehorsam zu iiberredeus 5. Er hat eitel) vierzig Jahr in der Wüste lassett wandeln [Kap. Z, 4]; eure Kleider sind an euch nicht veraltet, ttnd dein Schuh ist nicht veraltet an deittett Füßen. 6. Ihr habt kein Brod gegessen, und keinen Wein getrunken, noch stark Getränke ssondern seid aus andere Weise wunderbar mit Speise uttd Trank versorgt worden], auf daß du tvissest, daß ich svgL Blum. zu Kap. 11, 14] der HERR, euer Gott, bitt. 7. Und da ihr kamet an diesen Ort sin der Pioabiter Lande V. 1], zog aus der König Sihou zu Herden, und der König Og zu Basan, uns entgegen, mit uns zu streiten. Uttd wir haben sie gest-lagen H. gutes. 21, 21sf.], 8. Und ihr Land eingenommen, und zum Erbtheil gegeben den Rubeniteru und Gaditertt und dem halben Stamm der Manassiter [4. Evens. Kap. 32. Au diesen Geschichten habt ihr denn eiu deutlich Zeichen, daß von Seiten des« HErru der am Horch geschlosscue Bund noch fest steht] 9. So haltet nuu die Worte dieses Bandes, und thut darnach, auf daß ihr toeislich handeln tnöget itt alle eurem Thuu swcrdet ihr dazu euch entschließett und solchen ptittktlichen und treuen Gehorsam dem HErru angelobety so ist auch von eurer Seite der Bund wieder hergestellt] 10. sVehufs solcher Wiederherstellttng aber s. iveose 29, 1—.2«;). Zu, 1—6. habe ich jetzt euch vor mir versatnntelt: da be- denket recht den Ernst und die Heiligkeit des ge- genwärtigen Vorgaugs.] Ihr stehet heute alle vor dem HERR, eurem Gott sund zwar ihr alle ohne Ausnahme, weil die Handlung, die wir vorhaben, auf euch insgesantmt sich bezieht], die Obersten ettrer Stiintme eure stleltestety eure Amt- leute, ein jedermann in Israel, 11. Eure Kinder, eure Weiber, dein Fremd: ling, der in deinem Lager ist stheils Egyptey theils Midianiter 2,Mos.12,38; 4.M.10,29 ss.; dazu die uiedrigsteu Knechte, die dir dieneu], beide, dein Holzhauer und deitt Wasserschöpfer [1. Chron. 10, 2 Anm.]; 12. Daß du sdas ganze Volk wie Ein Mann] einhergehett sollst itt dem Bunde des HERRm deines Gottes, und in dem Eide sgeiiauerx ein- treten sollst in den Bund des HErru, deines Gottes, und in den EidvertragL den der E HERR, dein Gott, heute mit dir taucht, 13. Auf daß er dich heute ihm zum Volk ausrichte [Kap. Zu, 9], und er dein Gott sei, wie er dir geredet hat [2. Mos· 19, 5 f.], und wie er deinen Vätern, Abrahatty Jsaak und Jakob, ge- schworen hat [1. Mos 17, 7]. 14. [Die Handlung, die uns jetzt beschäftigh greift aber zugleich in die ganze fernere Zukunft hinein] Detttt ich mache diesen Bund und diesett Eid sV. 121 nicht mit ettch alleine; 15. Sondern beide mit euch, die ihr heute hie seid und mit uns stehet vor detu HERRm unserm Gott, uttd mit denen, die heute nicht tnii uns si1td serst lange uach uns aufkommen] 16. sSo haltet nuu vor allen Dingen das Grundgebot, nämlich daß ihr keine anderen Götter habet neben oder vor Gott.] Denn ihr i wisset, wie wir in Eghsttenlattd getvohnet haben, , und sdartiachs mitten durch die Heiden gezogen sind, durch tvelche ihr zoget sais Edomiter, E)Jtoabiter, Ammoniter 2e.], 17. Und sahet sbei Gelegenheit dieses Woh- neus in ihrem Lande oder dieses Vorbeizieheiis an ihrem Gebiet] ihre Greuel Und ihre Götzeth Holz und Stein, Silber und Gold, die bei ihnen Mittels. 18. lDergleichett selbstgentachte Erfahrung von der Nichtigkeit ut1d Abscheulichkeit des heid- nischen Götzendienstes sollte denn billig euch alle- sanmtt abhalten, in dieselben Greuel zu ver- falleuxs Daß nicht vielleicht ein Maine, oder ein Weilt, oder eitt Gesinde sein GeschlcchtL oder eitt Stamm unter euch sei, dcß Herz heute sich von dctu HE9t9itt, unserm Gott, gentandt habe, daß es hingehe nnd diene den Göttern dieser Völker, und werde ssolche einzelne abtrüt11tige Seele durch die Verfiihrung, die von ihr ausgeht] vielleicht eine Wurzel unter euch, die da Galle uttd Wermuth åljiosis dritte Rede. Erneuerung des Bunde-s durch Eintritt des Volks in» denselben. 617 sgistige und bittere Friichte Apostg. 8, 23; Hebr. 12,15., vgl. Auen. zu Spr. 5, 4] trage, 19. Und ob er schon höre die Worte dieses Finchs lwomit der Abfall von dem HErrn be- drohet wird Kap. 27, 13 ff.; 28, if) ff.], den- noch sieh segne lsich Muth einspreche] in seinem Herzen sals habe er alle dergleichen Strasdro- hungen nicht zu fiirchten], und spreche: Es gehet mir wohl swird mir wohl gehen], weil ich swenii ich gleich] wandele, wie es mein Herz dünkt [Jer. 23, 17], auf daß die trottierte sniinilich Seele] mit der deirftigeii dahinfahre. Die schließliche Folge von solchen vermesseneiy gotteslästerlicheii Reden würde dann sein, das; noch viele Andere in dasselbige Verderben hineingerathen und zu Grunde gehen, und zwar sowohl die, welche von dem Gifte des Versührers allbereits getrunken haben, als auch die, welche noch darnach dürften. 20. Da wird der swenn die Zeit seiner Heimsuchung kommt] dem nicht gnädig sein sder so eine gistige und verderbliche Wurzel V. 18 gewesen ist]; sondern dann wird sein Zorn und Eifer raucheu über solchen Mann soder Weib oder Geschlecht oder Stamm V. 18], nnd werden sich ans ihn legen alle Flüehe, die in diesem Buch ge- schrieben sind. Und der HERR wird seinen Namen anstilgen unter dem Himmel, 21. Und wird ihn absondern zum Unglück aus allen Stiimmen Israel sdaß er kein Theil an dem Segen der Andern mehr habe, sondern dem Verderben anheimfalle], laut aller Flüche des Bandes, der in dem Buch dieses Gesetzes ge- schrieben ist. 22. So werden dann sdenn ich sehe wohl voraus, daß nicht blos einzelne Personen, Familien und Stämme, sondern ganzeGeschlechter, ja die Gesammtheit des Volks in dies eben geschilderte Gericht V. 20 s. hineingerathen werden] sagen die Rachkommen eurer Kinder, die nach euch aus- kommen werden, nnd die Fremden, die ans fernen Landen kommen, so sie die Plagen dieses Landes sehen und die Krankheiten [Leiden], damit sie der HERR beladen hat [vgl. Z. Mos. 26, 32 f.], 23. Daß er alle ihr Land mit Schwesel und Salz verbrannt hat, daß es nicht besaet werden mag, noch wächset, noch kein Kraut drinnen auf- gehet; gleichwie Sodom und Gomorra, Adama nnd Zeboim umgekehret sind, die der HERR in seinem Zorn und Grimm itmgekehrct hat U. Mos. 19, 24 f.]; 24. So werden alle Völker sdie Nachkommeu eurer Kinder, wie die Fremden aus fernen Landen V. 22, wenn sie’s sehen] sagen: Warum hat der HERR diesem Lande also gethan? Was ist das für so großer, grimmiger Zorn swas hat er zu bedeuten und worin hat er seine Ursache]? 25. So wird man sagen: Darum, daß sie den Bund des HERRn, ihrer Väter Gott, verlassen haben, den er mit ihnen machte, da er sie aus Egyptenland führen; 26. Und find hingegangen und haben andern Göttern gedienet, und sie angebetet solche Götter, die sie nicht kennen ]Kap. 11- 28L nnd die ihnen nichts gegeben haben srichtigeix die ihnen nicht zugetheilt, zur Anbetung verordnetKap.4,1ss, sondern im Gegentheil scharf verboten waren]; 27. Darum ist des HERRn Zorn ergrimmet über dies Land, daß er über sie hat kommen lassen alle Fluche, die in diesem Bnche geschrieben stehen; 28. Und der HERR hat sie ans ihrem Lande gestoßen mit großem Zorn, Grimm nnd Ungnadez und hat sie in ein ander Land geworfen, wie es stehet lieutiges Tages. 29. [Und indem die Vescheidgebenden V. ihren Bericht mit einer Nutzanweiidung für sie selber schließen, werden sie sagen :] Das Geheimniß des HERRiy unsers Gottes, ist ossenbaret uns und unsern Kindern ewiglich sdas aus Gottes» ver- borgenem Rath hervorgegangene, in die Erschei- nuug getretene Gericht über Israel geht uns und unsere Kinder an fiir iinmer, wir haben es stets zu beherzigen], daß wir thun sollen alle Worte dieses Gesetzes sJoel 2, 3 Atem] Das 30. Kapitel. Die Zuufzfertigen erlangen Gnade, die Isidor- spenftigen Yache nnd Greise. 1. Wenn nun über dich kommt dies alles, es sei der Segen oder der Flnch, die ich siu Kp. gez] dir vorgelegt habe, Und [du, nachdeni du den zu- erst genosseneii Segen von dir gestoßen und dafür den Fluch dir aufgeladen] in dein Herz grinst, wo du unter den Heiden bist, da dich der HERR, dein Gott, hin verstoßen hat; 2. Und bekehrest dich zu dem HERRm dei- uem Gott, daß du seiner Stiinme gehorchest, du und deine Kinder, von ganzem Herzen nnd von ganzer Seele, in alle-n, das ich dir heute gebiete; 3. So wird der HERR, dein Gott, dein Gefängnis; wenden ldeiuer Gesangenschaft eiu Ende machen] nnd fiel) deiner erbarmen, und wird dich wieder versammeln ans allen Völkern, dahin dich der HERR, dein Gott, verstrenct hat. 4. Wenn du bis an der Himmel Ende ver- stoßen wärest, so wird dich doch der HERR, dein ljsjoth von dannen sammeln und dich von dannen olenz 5. Und wird dieh in das Land bringen, das deine Väter besessen haben, und wirst es einneh- men, nnd wird dir Gutes thun und dich mehren übel· [d. i. mehr als] deine Vater [Jer. 30, 24 Llnm.]. 6. Und der HERR, dein Gott, wird dein Herz beschneiden [Kap. 10, 16 Aum.], nnd das 618 5. vJeose so, 7—20. 31 Herz deines Samens ldeiner Nachkommen], daß du ssammt ihnen] den HERRn, deinen Gott, liebest von ganzem Herzen, und von ganzer Seele [Jer. 3l, 31 ff.; Hes.11, 19f.], aus daß du suunmehr auch seines ganzen vollen Segeus theilhaftig werden und ewiglich] leben Mögest. 7. Aber diese Fluche sdie bis dahin zur Strafe für deine Sünde auf dir gelastet] wird der HERR, dein Gott, alle fvielniehri auf deine Feinde legen, und auf die, die dich hassen und verfolgen; 8. Du aber wirst dich fgrundlich und ent- schiedeUJ belehren, und der Stimme des HERRn svollkommen und allseitig] gehorchen, daß du thust alle seine Gebote, die ich dir heute gebiete. 9. Und der HERR, dein Gott, wird dir fnoch in gar anderer, viel herrlicherer Weise, als vorhin Kap· 28, 1 ff.] Glück geben in allen Werken deiner Hände, an der Frucht deines Leibes, an der Frucht deines Viehes an der Frncht deines Landes, daß dirs zu gut komme. Denn der HERR wird sich wenden svon seinem Zorn], daß er sich iiber dir freue, dir zu gut fdir wohlzuthun Kap. 28, 68], wie er sich über deinen Vätern ge- srenet hat; 1.0. Darum, daß du der Stimme des HERRm deines Gottes, gehorchest, zu halten seine Gebote und Rechte, die geschrieben stehen im Buch dieses Gesetzes [und zwar wird das geschehen], so du dich wirst bekehren zu dem HERRiu deinem Gott, von ganzem Herzen und von ganzer Seele. 1.1. sEin solches heil- und segenbringendes Gehorchen der Stiinme des HErrn, deines Gottes, V. 10 ist dir aber recht wohl möglich gemacht.] Denn das Gebot, das ich dir heute gebiete, ist dir nicht verborgen [nicht zu wunderbar, daß du es nicht fassen könutest], noch zu ferne sdaß du erst mühsam es dir verschaffen niiißtest], 12. Noch im Himmel fsbefiikdet sich weder in unersteigbarer Höhe], daß du möchtest sagen: Wer will uns in den Himmel fahren und uns holen, daß wir’s hören und thun? 13. Es ist auch uicht jenseit des Meers fnoch befindet es sich in unerreichbarer Ferne an der Welt Ende], daß du möchtest sagen: Wer will uns über das Meer fahren und uns holen, daß wirs hören nnd thun? 14. Denn es ist das Wort fast nahe bei dir in deinem Munde, und in deinem Herzen, daß du es thust snicht blos liegt es in der gefchriebenen Offenbarung vor, sondern ist auch durch mündliche Predigt bereits so sehr zu deiner Kenntniß ge- bracht, ja durch bestimmte Einrichtungen praktisch in dein Leben eingeführt, das; man bei dir davon redet und darüber nachdenkt Ins. 1, s; Pf. I, 2 und nur noch Ein Schritt ist bis zum wirklichen Thun, vgl. Röm. 10, 6 ff.]. ,1—15. 15. Siehe, ich habe dir heute vorgelegt das Leben nnd das Gute, den Tod und das Böse; 16. Der ich dir heute gebiete, daß du den HERRn, deinen Gott, liebest, nnd waudelst in seinen Wegen, und seine Gebote, Geseße und Rechte hattest, und leben mögest, nnd gemehret werdest, daß dich der HERR, dein Gott, segne im Lande, da du einzeuchst, dasselbe einzunehmen [Kap. 11, 26 ff.]. 17. Wendest du aber dein Herz fvou dem HErrn ab], und gehorchest uicht sseiiier Stimmes sondern lässest dich verführen, daß du andere Götter auoetest und ihnen dienest; 18. So verkündige ich euch heute, daß ihr umkommen werdet, und uicht lange in dem Lande bleiben, da du hinein zeuchst uber den Jordan, dasselbe einzunehmen fKap. 4, 26; 8, 19 f.]. 19. Ich nehme Himmel und Erde heute über euch zu Zeugen sdaß ich euch treulich ermahnt und gewarnt, gewissenhaft auf alle Folgen des Unge- horsams wie des Gehorsams hingewiesen Apostg. TO, 26]. Jch habe euch Leben und Tod, Segen und Fluch vorgelegt, daß du das Leben erwiihlesh und du nnd dein Same leben mögestz 20. Daß ihr den HERRn, euren Gott, liebet, und seiner Stimme gehorchet, und ihm anhauget Denn das snämlich solches Lieben den HErrn und Gehorchen seiner Stimme] ist deinLcben und dein langes Alter, daß du im Lande wohnest, das der HERR deinen Vätern, Abraham, Jsaak und Jakob, geschworen hat ihnen zu geben [Kap. 4, 40j. Die Erneuerung des Bandes in dem Gefilde Moab (Kap. TO, 1) hat ihren Grund darin, daß das ganze Geschlecht, welches am Sinai desselben theilhaftig ge- worden (2. Mos. 24, 1——11), sich zu Kades außerhalb desselben gesetzt hat, in Folge dessen verworfen worden und nun aus-gestorben ist (4. Mos.14,1 sf.; 5.M.2,13ff.). Aber wenn auch das Geschlecht der Wüste verworfen wurde, so ist damit nicht zugleich der Bund der Wüste verworfen; vielme r hat dieser Bund auch während der 38 Jahre der erwerfung noch fortbestanden. Die Jsraeliten in dem Gefilde Moab sind ein neues Ge- schlecht, ein erneuertes Israel, daher die Erneuerung des Bundes; aber sie sind doch auch die Kinder und Erben derer, die am Sinai in die Pflichten und Rechte des Bandes mit Jehova eingegangen sind, und da dieser Bund auf Kinder und Kindes-Ruder, auf alle künftigen Geschlechter Jsraels angelegt war, so bedarf es nur einer Erneuerung desselben durch das Wort, ohne Bundesopfer und BundesmahL (Kurtz.) Das 31. Kapitel. Wisse sagt sein xdutt auf, ordnet Josua an seine gleite. L II. 1—13. »Mit der in den beiden vorigen Kapiteln besihriebenen Bunde-Erneuerung hat Muse die Gesetzes— auslrgung, womit gleich von Anfang dieses seines fünf— ten Buches an er eg zu thun hatte Man. I, 5), been- digt und seine gesammle gesetzgeberische Thiitiglceit zum Abschluß gebracht. Da er nun seine Zeit gekommen weiß, so wendet er sich zuniichsi an das volle, um es noch einmal, wie er schon in seiner ersten Rede Gan. l, (i——4, 40) gethan, in ihetresf der ohne ihn zu voll- siihrenden Erblickung Ennaans zu erinullsigen (dI.1-—6); sodann an Josua, um ihn des göttlichen Beistandes liei demweriig dazu er berufen, 3uoersiet1ern(V.7u.8); und hierauf an die Priester, um ihnen hinsichtlich des non ihm oerfaßten Gesetzbuches seine letzten Anordnungen zu erthei1en W. 9—-13). J. Und Mose [der nach dieser Rede eine Pause gemacht] ging hin [von Neuem vor das Volk tretend], nnd redete diese Worte mit dem ganzen Jsrael, 2. Und sprach zu ihnen: Jch bin heute hun- dert und zwanzig Jahr alt singt. 2. Mof. 7, 7], ich kann swenn auch noch nicht stumpf und kraft- los geworden Kap. 34, 7, dennochs nicht mehr aus- nnd eingehen [so, wie es euer Bedürfnis; erfordert, für euch thätig sein 1. Kön. S, 7 Anm.]; dazu hat der HERR zu mir gesagt sKap. Z, 23ff.]: Du sollft nicht über diesen Jordan gehen sich muß also nunmehr von dem Schauplatz meiner Wirk- sainkeit abtreten]. 3. sDoch wird dadurch das Werk eurer Ein- siihruiig nach Canaan keinen Schaden leiden] Der HERR, dein Gott, wird selber vor dir her- gehen, er wird selber diese Völker vor dir her ver- tilgen, daß du sie eiuuehmest. sDazu ist für einen sichtbaren Führer auch schon gesorgt:] Josua, der soll vor dir hinüber gehen, wie der HERR geredet hat [Kap. 3, 28; 4. Mof. 27, 18 ff.]. 4. Und der HERR wird ihnen sden Völkern Canaausj thun, wie er gethan hat Sihon und Og, den Königen der Amoriien und ihrem Lande, welche er vertilget hat [Kap. 2, 31 ff.]. 5. Wenn sie nun der HERR vor euch geben wird, so sollt ihr ihnen thun nach allem Gebot, das ich euch geboten habe ssie verbannen und nicht etwa in ein Bandes-Verhältnis; euch mit ihnen einlassen 7, 2 ff.]. 6. Seid [darum, weil es ja gewiß ist, daß der HErr sie in eure Gewalt geben wird] getrost und unverzagt, fürchtet euch nicht, und lasset euch nicht vor ihnen grauen; denn der HERR, dein Gott, wird selber mit dir wandeln, und wird die Hand nicht abthun, noch dich verlassen. 7. Und Mose rief Hierauf] Josua, und sprach zu ihm vor den Augen des ganzen Jsrael: Sei getrost und unverzagt; denn du wirft staut dem Wort des HErrn Kap. 1, 38; 4. Mof. 27, 18 ff.] dies Volk in’s Land bringen, das der HERR ihren Vätern geschworen hat ihnen zu geben, und du wirft es unter sie austheilen. 8. Der HERR aber, der selber vor euch her- gehet, der wird mit dir sein, nnd wird die Hand nicht abthun, noch dich verlassen. Fürchte dich nicht, und erschrick nicht. 9. Und Mose schrieb dies Gesetz, und gab’s Moses bereitet, nach-Abschluß seiner-gesetzgeberische1e-Thätigkeit, seinikiwHingang vor. 619 süberwies nach jener Ansprache an das Volk V· 2 ff. nnd an Josua V. 7 f. das von ihm geschriebene GefetzbUchJ den Priestern, den Kindern Lebt, die die Lade des Bandes des HERRn trugen ap. 17, g; 4. Mof. Z, 13 Anm.], und allen Aeltesten Jsrael lohne es ihnen gerade jetzt schon völlig zu übergeben, vgl. V. 24 ff.; vielmehr kam es ihm für’s Erste nur darauf an, die Priester und Aeltesten auf ihre Pflicht, da sie als geistli- cher und weltlicher Volksvorstarcd für die Bewah- rang des Gesetzes zu sorgen hätten, hinzuweisen]; 10. Und gebot ihnen und sprach: Je über sieben Jahr, zur Zeit des Erlaßjahrs[Kap.15, 11, am Fest der Lanbhütten 11. Wenn das ganze Jsrael kommt, zu er- scheinen vor dem HERRIH deinem Gott, an dem Ort, den er erwählen wird [Kap. 16, 16; 12, 4ff.], sollst du dies Gesetz vor dem ganzen Jsrael ausrufen lassen vor ihren Ohren; 12. Nämlich vor der Versammlung des Volks, beide der Ricinner nnd Weiber, sders Kinder, und deines Fremdlings der in deinem Thor ist; aus daß sie hören und lernen, damit sie den HERRm ihren Gott, fürchten, und halten, daß sie thun alle Worte dieses Gesetzes; 13. Und daß ihre Kinder, die es sdas Gesetzs nicht wissen, auch hören und lernen, damit sie den HERRm euren Gott, fürchten alle eure Lebtage, die ihr aus dem Lande lebet, darein ihr gehet über den Jordan fes] einzunehmen [Neh. s, 18]. II. V. 14——23. Hierauf wird Mose niitsaitiitit Josua nor die Stiftstsiitte beschieden, weil der tjErr noch ein Wort hat zunächst an ihn, und dann an seinen Kmtsnaehfolger W. 14 n. 15): Ein Wort on ihn — denn er soll die Kinder Jsrael ein Lied lehren, das in den Tagen des Ell-falls und des btnglsirüm die da lkoiainen werden, dem ljErrn ein Zeuge sei unter den üitrdern Israel U. 16 —21); und ein Wort an Josua — denn der bedarf zur uncrschrocieenen und getroslen Fiihrung des Amtes, das ihm oertrauet ist, der Zusicherung des göttlichen Bei— siandes (U. 23). Uoch zur selben Stunde lkoiictut Mose dem ihm gewordenen Jtuftrage nach und schreit-i aus der Fülle des Geistes, die ihm tnnewohnh jenes Zeugnis— Lied w. 22). 14. Und der HERR sprach zu Mose sals dieser aus der Umgebung des Volkes V. 1ff. sich wieder zurüekgezogeii hatte]: Siehe, deine Zeit ist herbei kommen, daß du sterbest. Rufe Josua, und tretet sbeide in Gemeinschaft mit einander] in die Hütte des Stifts, daß ich ihm Befehl thue snach der von dir in meinem Auftrag ihm ertheilten Weihe 4. Mof. 27, 15——23 ihn noch selber in seinem Amte bestätige V. 23]. Mose ging hin mit Josua, und traten in die Hütte des Stifts. 15. Der HERR aber erfchien in der Hütte, in einer Wolkensciule sauf ähnliche Art, wie in 4.Mos.11,25; 12, 5]; und dieselbe Wolkenscinle stund in der Hütte Thier. 620 16. Und der HERR sprach zu Muse: Siebe, du wirst schlafen mit deinen Vätern; nnd dies Volk wird aufkommen [seine eigentliche, nur von außen niedergehaltene Art zum Vorschein kommen lassen]. nnd wird fremden Göttern nachhnren, snämlich den Göttern] des Landes, darein sie kom- men sden Baalim und AstharothKap.16,21Llnm.], nnd wird mich verlassen, und den Bund fahren lassen, den ich mit ihm gemacht habe. Moses 31, 16—30. 32, 1--5. 17. So wird niein Zorn ergrimmeii über sie , znr selben Zeit, und werde sie sgleichfalls] verlassen und mein Antlitz vor ihnen verbergen, das; sie ver- H zehret sausgerieben Kap. 7, 16; 4. Mos. 14, O] , werden. Und wenn sie dann viel Unglück und Angst treffen wird, werden sie szwar anfangen, die Ursache ihrer Nöthe nnd Drangsale zu er- forschen, und] sagen: Hat mich nicht dies Uebel allesnlzretreteåy wbeil itkein Gott nicht mit mir ist? . . J a et· weil solches ihr Vermissen Ineiner Nähe noch lange keine wahre und gründ- liche Buße ist] werde mein Antlitz snoch ferner] verbergen zu der Zeit, um alles Bösen willen, das sie getjhtanlhöibem giaß sie sich zu andern Cbjiittern wan a "t ' t « lascrkenntnifi ihirlerlSliiliide sidindiikrisnoch zu esserer s, 19. JSo dschreibet euch nun dies Lied sin rap. 32 , un lehret es die Kinder Israel nnd leget es in ihren Mund, daß mir das Liid ein Zeuge sei unter den Kindern Israel. 20. Denn ich will sie sjetzt] in’s Land brin- gen, das ich ihren Vätern geschworen habe, da Milch nnd Honig innen flenßt Und wenn sie shernachinals im Vollgenuß der köstlichen Gitter dieses Landes Kap. e, 10 f.] essen, nnd satt und fett werden, so werden sie sich wenden zu andern Göttern, und ihnen dienen, nnd mich lästern nnd meinen Bund fahren lassen sKap. 8, 7——20]. 21. Und wenn sie dann viel Unglück nnd silngst betreten wird, so soll dies Lied ihnen ant- worten zum Zeugnis; söffentlich als Zeuge für mich austreten, der mein Recht ihnen gegenüber vertritt nnd auf ihre Fragen Rede steht]; denn es soll nicht vergessen werden aus dem Munde ihres Sa1nens.· Denn ich weiß ihre Gedanken, dainit siesehon seht umgehen, ehe ieh sie·in’s Land bringe, Fsassilch gesehiågrfetä habe· Ewseedsig fxiifmlikhchifoch o SJV zU111 cl gellclg U! , cl le g ci ctM nur auf die Zeit und Gelegenheit warten, wo sie meinen Bund können fahren lassen]. 22. Also schrieb Mose dies Lied sdavon der HErr ihm geredet V. 19 fs.] zur selbigen Zeit salsbald nachdem der Auftrag ihm zu Theil worden], und lehrete es shernachmals] die Kinder Israel sdurch Vermittelung ihrer Aelteften nnd Llmtleutes 23. Und sder HErrJ befahl sdeiii bei der Ver- handlung gegenwiirtigeiis Josua, dein Sohn Nun, nnd sprach: Sei getrost nnd unverzagt; denn du sollst die Kinder Israel in’s Land führen, das ich ihnen geschworeii habe, und ich will mit dir sein. Die Zuspraehm »Sei getrost und unverzagt« ist für Josua, gleichwie das letzte Wort aus Mosis Slliiinde (V· 8), so das erste in des HErrn Munde (vgl. Jos. 1,6). 11I. v. 24—29. Zuciinigeecixki not: de: seist-nisten wo der HErr mit ihnc nnd Josua iserhandeli hat, trennen— ständigt Muse sein Gesetzbuch u1n denjenigen Abschnitt, der bei der Rede an die Priester und Zicllesieii V. 9 f. norh darin fehlte, iiberweist es hierauf den hlrirsiern zur Knflieinalfrting an der Seite der Bundeslade und triigt ihnen auf, die Siannuegstclirstetr nnd Kinttenle zur Lin— hijrung des Liedes, das der ijErr ihm befohlen, nor ihm zu nrrsainineln 24. Da nun Mose die Worte dieses Gesetzes sder Thora oder Unterweisung, an deren genauer und vollständiger Abfassung ihm zum Heile Js- raels so viel gelegen inne] ganz ansgeschriebeii hatte in eilt Blick) sin das schon beim Llnszug aus Egypteii begonnene Z. Mos. 17, 14 und be- reits bis 5. M. 30, 20 fertig geniachte Buch, indem er demselben auch den Abschiiitt Kap. 31, 1——32, 43 hinzufügte, vgl. Atem. zu Kp. 32, 44], 25. Gebot er den Leviten sden Priestern, den Kindern Leoi V. 9], die die Lade des Zeug- nisses des HERRn trugen, und speach: 26. Nchmet das Buch dieses Gesetzes und leget es siu einer Kapsel» oder Kisteifs in die Seite san die Seite-is] der Lade des Bandes des HERRiy eures Gottes, daß es daselbst ein Zeuge sei wider dich swider sein Volk Israel] i) Jn 1. Sam. G, 8. It. 15 hat das Kiistleiii zur Seite der Bundeslade, darin die Philister ihr Schuld- opfer, die goldenen Kleinode, legen, den bestimmten Ar- tikel bei sich, daher stellen die älteren Archäologeiu z. B. Lundius, das Geräth, worin die Thora auf- bewahrt wurde, als eine Art Beilade zur Bundeslade vor, und haben darin wohl nicht Unrecht Pf) Neben der Bundeslade, nicht, wie die beiden Gesetzestaseliy in derselben, soll die Thora aufbewahrt werden, weil sie blos den Cornmeiitar (die Erklärung) zu dem De- kalog bildet, während dieser Gottes eigenstes Werk ist. 27· sEines solchen Zeugnisses aber, darin ausführlich zu lesen steht, wie Großes der HErr an dir gethan und wie er nicht blos seinen Willen dir deutlich genug geosfenbart, sondern auch gar ernstlich dich hat warnen und treulich mahnen lassen, bedarf es schlechterdingsj Denn ich kenne deinen ungehorsam nnd Halsstarrigkeit Siehe, weil ich noch heute mit euch lebe, seid ihr unge- horsam gewesen wider den HERRnz wie viel mehr swerdet ihr erst euch ungehorsam wider ihn be- weisen] nach nieiuein Tode. 28. So versammelt nun vor inieh alle Aet- testen eurer Stämme, und eure Amtleiite sals Vertreter des Volks], das; ich diese Worte sdie mir der HErr in Form eines Liedes an sie aus- getragen hat V. 22] vor ihren Ohren rede, und sdarinj Hinimel nnd Erbe wider sie zu Zeugen nehme sKap. 21, 1 vgl. 4, 26; so, 19]. Verhandlung des HErrn mit und Josua. Das Zengniß-Lied.» 29. Denn ich weiß, das; ihrs nach nteinein Tode verderben [sehr verderbt handeln Z. 9Jios. 32, 7] werdet, nnd aus dem Wege treten, den ich euch geboten habe. So wird euch dann Unglück begegnen heruach [Jes. 2, 2 Anm.·s, darum, daß ihr übel gethan habt vor den Augen des HERRm daß ihr ihn crziiruet durch eurer Hände Wert sdie Götzen, die ihr euch machen werdet]. IV. V. 30——iliau. 32, 47. Vor den nersasnnieltcn Ge- uieindesJlclieslen trägt jetzt iiilose unter Beihilfe Jesus« sein Lied oor und beschließt den Vortrag mit seiner letzten iklahnung an Israel, die Gebote Gottes treu zu befolgen; denn darauf beruhe ihr Gedeiljen und Bestehen in dein Lande, dahin sie ziehen, es einzunehmen. 30. Also findem die Priester dem ihnen ge- wordenen Auftrage V. 28 nachkatnens redete Mose die Worte dieses Liedes sdas er in V. 22 aus- geschrieben, aber anch frei aus dem Herzen zu wiederholen verniochtes ganz ans vor den Ohren der ganzen Gemeine Israel sdie in ihren Ver- tretern um ihn versammelt war]. Jm folgenden Kap. faßt der Gesetzgeber den prophe- tischen Jnhalt seiner letzten Rede in Kap. 28. 29 und 8(), damit er in Gedächtniß und Mund des Volkes fortlebe, in ein Lied zusammen. Er stellt darin dem Volke dessen ganze Geschichte bis an’s Ende der Tage vor Dingen; diese Geschichte aber verläuft in 4 großen Perioden: Jsraels Schöpfniig und Einporbringung, Jsraebs Undank und Abfall, Jsraeks Dahingabe an die Heiden, znletzt Jsrael’s, des gefichteten, aber nicht vernichteteiy Wiederherstelliing und aller Völker Ein- stimnreii in Jehova’s, des in Gericht und Gnade offen- bar gewordenen, Lobpreis (Delitzsch.) Das 32. Kapitel. Znosio xicd und Lobgesang. 1. Merlet auf, ihr Himmel sJes. l, 2], ich will reden; und die Erde höre die Rede nieines Villndes sdenn was ich jetzt verkündigeu und be- zeugen werde, geht euch beide, Himmel und Erde, an; dort wie hier giebt es geistige Wesen, fiir welche der HErr in seiner Heiligkeit und Gerech- tigkeit, in seiner Wahrheit und Treue sich ver- herrlichen wills. 2. Meine Lehre swörtlichx mein Empfan- genes, was der HErr mich gelehret hat, damit ich es Andern wieder lehre] triefe wie der Regen, und meine Rede fließe wie Thau, wie der Regen aus das Gras, nnd wie die Tropfen auf das Kraut sJes. 55, 10 f.; Hiob 29, 22 f.j. Die Zuhörer vergleicht er dem Gras und Kraut (Jes. 40, 6); denn wie Regen und Thau die Wiesen lustig und grün machen, daß Blumen und Gras nach aller Lust, nach allem Wunsch ausgehen und wachsen, also erquicket Gottes Wort die Herzen und Gewissen, nnd wo derselbige Regen göttlichen Worts hinfällt, da geht es ohne Besserung und Frncht nicht ab. (Luther·.) Jian kann fragen, wie denn die Voraussichh daß die Worte des Sängers in milder Weise ähnlich befruchtend wie der Thau nnd Regen des Hinimels auf Gras und Pflanzen, auf die Gemüther wirken werde, stimme zu der Bezeugutig ihres harten Sinnes und der Verkündi- gung der sie treffenden Strafen. Die richtige Antwort ist wohl die, daß alle göttliche Rede fruchtbringend ist, anch die strenge und strafende nie vergeblich, und das; sie immer anch Gemüther findet, die früher oder später sie als Wohlthat empfinden. (Sack.) Vgl. zu Hes.20,46. 3. Denn sich will ein Lied ansahen, in das alle, die mich hören, mit einstimmen sollen :] ich will den Namen des HERRn preisen. Gebt un- serm Gott allein die Ehre [Offenb. 14, 7]. 4. Er ist ein Fels fder nimmer wankt nnd weicht und alle, die sich zu ihm flüchten, auf sichrer Höhe birgt]. Seine Werke sind nn- strciflich fund nichts dran auszusetzen]; denn alles, was er thut, das ist recht. Treu szuverlässi seinen Worten und Verheißungen auch uachkoini inends ist Gott, und kein Böses an ihm swie Menschen in ihrer sündlichen Thorheit ihm wohl Schuld geben, wenn seine Wege ihnen nicht ge: fallen, das; er hart und willkürlich mit ihnen verfahre], gerecht nnd fromm ist er sals der« auf dem Wege des in seiner Heiligkeit und Liebe be- griindeten Rechts gerade fortgeht nnd sich durch menschliche Einreden nicht davon abbriugen läßt Offenb. 15, 4 u. Its, :")]. Fromm, von Menschen gebraucht, bezeichuet die zarte Scheu vor Gott und den durch ihn gesetzten Ver- hältnissen, von Gott die Achtung vor seinem eigenen Wesen nnd der darin begründetenWeltordnung (Heng- stenberg.) Vgl. zu Spr. 12, 5. sNeinl nicht Er ist irgendwie untreu ge- worden sich selbst und seinem Volke oder dem Bunde, den er mit Israel aufgerichtet hat, es verhält sich vielmehr so :] Die verkehrte und böse Art fiillt von ihm ab; sie sind Skhandfleckeiy nnd nicht seine Kinder· sdarum kann er anch nicht als gegen Kinder sich gegen sie verhalten, muß sie vielmehr dahingehen in das wohlverdiente Gericht, vgl. Joh. 8, 44]. Nach dem Eingang, in welchem Mose Hinmiel und Erde auffordert, ihm zuzuhörem und seiner Rede eine gute Aufnahme und segeusreiche Wirkung toünscht·, sintemal er es mit dem Lobpreisen des Namens des HErrn zu th1in habe, darein alle Welt einzustimineti hat (V. 1—3), kommt er sogleich auf das eigentliche Thema seines Liedes zu sprechen: Jehova ist lintadelig und gerecht in seinem Verhalten gegen Israel, wenn es gegenwärtig mit viel Ungliick und Llngst heimgesucht wird; wohl aber hat dies schwere Schuld durch seinen Abfall auf sieh geladen (V. 4 u. 5). Das Lied faßt also gleich von vornherein diejenige Zeit in’s Auge, für welche es nach Gottes Willen ihm ein Zeuge sein soll unter den Kindern Jsrael (Kap. 31, 16 ff.), und versetzt sich so lebhaft in diese Zukunft hinein, als wäre sie schon wirkliche Gegenwart. In weiterer Ausführung des Themas wird dann zuerst Israel sein Undank und seine Sünde gegen den HErrn vorgehalten (V. 6——18), demnächst die Strafe, die es dafür erleidet, und insbesondere seine Verwerfung von Seiten des HErrn beschrieben, wobei der HErr nur der Feinde wegen es nicht bis zum Aeußersten und bis zur gänz- 622 lichen Vernichtung kommen lasse (V. 19—27). Solchen völligen Untergang hätte Israel bei feiner Thorheit und seinem Unverstand wohl verdient, doch ist die Bos- heit und Verkehrtheit auf Seiten der Völker, durch die es gezüchtigt wird, wohl noch« größer und ruft Straf- gerichte hervor, welche dieselben feiner Zeit treffen und das Volk Gottes ihren Händen entreißen werden, damit er, der HErr, sich des letzteren von Neuem in Gna- den annehme (V. 28—-43). « b. Dankestsz du also dem HERRm deinem Gott, du toll undthbricht Volk? Jst er nicht dein Vater und dein sEkgeuthuuisq Herr? Jsrs nicht er allein, der dich [zu einem Volke] gemacht Und sdurch die Begabung mit dem Gesetz zu seiner Gemeine] bereitet hat? [Mal. 2, 10 Anm.] In Beziehung auf die Frage: inwiefern die Israe- liten durch die alttestamentliche Bundesverfassung d. h. durch Gesetz und Verheißung schon Söhne oder Kin- der Gottes geworden seien, da doch das neue Testament uns lehrt, daß wir durch den Glauben an Iesum Christum Kinder Gottes werden und die Wiedergeburt bedingt sei durch diejenige Ausgießung und Wirkung des heil. Geistes, welche erst eine Folge der Ausfahrt und Verklärung des Heilandes ist (Ioh. 1, 12; Z, Z; RönL 8, 15; Gal. Z, 26; 1. Joh. 4, 4 f.; Jak. l, is; Tit. Z, 5)? dient zur Antwort, daß die Kindschaft Israels nur eine volksthüinliche und vorbereitende gewesen. Das ganze Israel ist zum erstgeborenen Sohne Gottes angenommen worden (2. Mof. 4, 2«2; Hof. 11, 1), aber durch eine zeitlich und leiblich schützeiide und segnende Gnade mit Gesetz und Verheißungx nur im Verhältnis; zu dieser, und durch ihren Antheil an dieser, sind die Söhne Israels Söhne oder Kinder Gottes, nicht durch eine, ihr Inneres erneuernde Gnade, wiewohl es an den Anfängen einer solchen nicht fehlt, ja die Adoption Jsraels selbst ein Anfang, eine An- bahnung der umschaffenden Gnade ist, wie sieh an den Glanbenden und Gerechtenv dieses Volkes zeigt. (Sack.) 7. Gedenke der vorigen Zeit fvon den Tagen der Sündfluth an] bis daher, und betrachte, was er gethan hat an den alten Vätern fdie noch vor Abraham und Tharah lebten] Frage deinen Vater, der wird dirs verkuudigeiy deine Aeltesten, die werden dir’s sagen [wie er schon damals dich im Auge gehabt und für deine Erwählung Für- sorge getroffen, vgl. Mof. 9, 25 f.; 11, 6 f.]. 8. Da der Allerhochste fdurch die babylonifche Sprachverwirrung] die Völker zertheilete und zer- streuete der Menschen Kinder, da setzte er die Grenzen der Völker sindem er zuvor versah, wie lange und weit ein jedes wohnen sollte Apoftg. 17, 26., fest] nach der Zahl der Kinder Jsrael [bestimmte die Länder der übrigen Völker so, daß er für das künftige Israel den gehörigen Wohn- raum in Ausficht nahm, nämlich das Land Ca- naan in entsprechendem Umfange 1.Mos.15,18f.]. Die Septuaginta hat in V. 8 statt: ,,nach der Zahl der Kinder Israel« übersetzt: ,,nach der Zahl der Eng el Gottes« auf Grund der damals schon bei den Ju- den eingebürgerten Meinung, daß Gott den einzelnen Völkern Engel zu ihren Vorstehern und Beschiitzerii gegeben, fich selbst aber Israel zur Regierung und Führung vorbehalten habe (Sir. 17, 14 f.; vgl. Dan- 10, 13. 20 f.; 12, 1). Andererseits berechneten aber auch die Juden auf Grund des heb« Textes die Zahl 5. Mose 32, 6—21. der Heidenvölker (l· Mof. Kap. 10) zu siebzig, weil so groß die Zahl ihrer Stanimväter gewesen sei (1. åJJios. 46, 27). Der Sinn unserer Stelle ist aber vielmehr der oben angegebene. ,,Lot schon, und in ihm Moab und Ammon mußten fich, statt in Canaan selbst, seit- wärts von demselben, Jsmael mußte fich südöstlich, Edom südlich niederlassen; ja, Moab mußte sogar noch kurz vordkizii Anzuåe Jsraqezlls den eananitischen Amoriter1I nör i vom rnon atz machen. Was der HErr zunächst scheinbar für Canaan that, that er in Wahr- heit schon mit Rücksicht aus die Zahl der Kinder Israel, Zie e;- densii FießGEnesFs llzweiåelsohne auch in dieser ezie ung o ei ig ar te t. eberhaupt ist doch zu- letzt alles, was er für die Welt oder die Weltlith- gesinnten gethan hat, mit gnädig weiser Vorausberech- nung auf die Seinigen unternommen. Die Seinigen müssen zuletzt überall in das Erbe eintreten oder den Raub davon tragen: Matth. Z, 5. (Schul . tz b 9. hsDiese sürsolrgendes Exkückficlgt ailix Jsrsael ct ck Uci m er Wcl ck e VU llmct zU El- nem Eigenthutiisvolk vor allen Völkern der Erde zu machen befchlosfe11.] Denn des HERRU Theil ist sein Volk, Jakob ist die Schnur seines Erbes sdas mit der Meßschnur ihm zugetheilte Erbland]. 10. Er fand ihn sden Jakob V. 9, d. i. das Volk Israel] in der Wüste, in der dürren fvon Nahrungsmitteln entblößten] Einöde, da es heUlet swo auch reißende Thiere heulend das E)Jienfche1i- leben bedro en. Er ii rete i u und ab il m ds Gstz C ist«« »! « s· g A) il cc . "k UUcc Un Wlc clUcU Ug- apfel lPi— 17, 8; Spc 7, 21»; d11. Wie ein Adler aussnhret seine Jungen, Un sum sie bei ihren ersten Versuchen ini Fliegen Tor dem Esßerderben zu bewahren] über ihnen chwebet sda er sogleich auf seine starken Flügel sie nehme, wenn sie ermatten wollen 2.Mos.19, 4 Anm.]. Er sder HErr] breitete seinem folchen Adler gleich] seine Fittige alte, nnd nahm ihn [den Jakob, aus dieselben] nnd tru ie die Kin- d es Hans· Fri g er J rae cUlcU Ugc U. Der Grund, weshalb Mose die Befreiung aus der Knechtschaft Egyptens sowie den Durchzug durch?- rothe Meer nicht ermahnt, ist der, weil er keine ge- fchichtliche Aufzahlung der Gottesthaten an und für Israel geben, sondern nur schildern will, wie Israel fich in der hilfloseften Lage befand, als der HErr fich seiner erbarmte, um es aus dem troftlose11 Zustande, in dem es hätte untergehen müssen, in den Befitz des geich gesegnetesn LatiKdeschCsxikjniifanb zu versetzen (Keil.) srae, aus einer "’ne t at efre’t und zu einein sglbftständigeii Volke geworden, begiiint sein Dasein Ihn; cållen Bedsitz, szne Hilfe und Schutz in derf Wüste; a "n et es er rr, wie ein irrendes Scha in der Einöde, voll heulender, wilder Thiere; da übernimmt er seine Leitung, giebt ihm durch das Gesetz ein ge- ordnetes Dasein, und nimmt es wie einen Angapsel in Acht. (v. Gerlach.) · 12. Der HERR allein leitete ihn fseiiiein Ziel, der Einnahme des verheißenen Landes, entgegenL und war kein fremder Gott mit ihm [den1 HErrm gleich als habe er das Werk nicht allein hinaiiszuführen ver11iocht, sondern eines Götzen Hilfe bedurft]. Mosis Lied und Lobgesang. 13. Er ließ ihn hoch herfahren auf Erden [ließ ihn dahinfahren über die Höhen der Erde, so daß er alle Mächte, die ihm bei Besitzergreifung des Landes hätten Widerstand leisten können, unter sich trat], nnd niihrete ihn [nach Einnahme desselben] mit den Früchien des Feldes, und ließ ihn Honig sangen aus den Felsen, und Oel aus den harteii Steinen-« sindem er selbst die nnergiebigsten Gegenden in dem Lande ihm sruchtbar machte an köstlichen Produkten], V) Dein Bilde liegt die Thatsache zu Grunde, daß Canaan reich ist an wilden Bienen, die sich in Fels- klüften anbauen, und an Oelbäumem die auf felsigen1 Boden wachsen; doch darf man nicht bei der äußeren Thatsache stehen bleiben, sondern der Ausdruck deutet weiter hinaus auf etwas Ungewöhnliches, Uebernatiir- liches, vgl. Hiob 29, 6. 14. lLieß ihn sangen, in dem zum Besitz ihm gegebenen Lande im Ueberfluß haben und ge- nießeiis Butter von den Kühen, und Milch von deii Schafeii, sammt dem Fett von den Liimmern, Und feiste Widder fvgly Anm. zu 4.Mos. 21, 30] Und Böcke lvon derselben Güte] mit fetten Nieren, und WeizenÆ und tränkte ihn mit gutem Trauben- blnt fmit seurigem, schäumendem Rothwein]. f) Die von Luther zu dem vorgehenden ,,Böcken« gezogenen Worte: ,,n1it fetten Nieren« sind besser mit dem folgenden ,,Weizen« zu verbinden: nebst Nieren- fett des Wcsizens, d. i. nebst seinem, vorzüglichem Weizen. Der Sinn der beiden Verse 13 und 14 · der: Ueber alle Hindernisse hinweg führte der HErr sein Volk Jsrael nach Canaan hinein und versetzte es dort in den Genuß der reichen Güter dieses Landes. 15. Da er* [Jakob] aber fett und satt ward, Ward er geil fschlug aus wie ein feist gewor- dener Stier, der das Joch nicht mehr tragen will]. Er ist fett und dick und stark sim Voll- besitz übermüthig und sicher] worden, Und hat den Gott fahren lassen, der ihn gemacht link« [Kap. 31, 20]. Er hat den Fels seines Heils sden Felsen V· 4, aus welchem sein Heil so fest und sicher ruhete] gering geachtet, 16. Und hat ihn zu Eifer lzu Eifersucht 2. Mos. 34, 16 Anm.] gereizet durch Fremde ssreinde Götter], durch die Greuel fder Abgötterei] hat er ihn erziirnet. s) Jm Hebräischen steht hier Jeschur11n, ein Name, mit welcheni das Volk Jsrael auch Kap. 33, 5 (vgl. die Erklärung zur Stelle) u. 26, sowie Jes. 44, 2 bezeichnet wird. In den beiden letzten Stellen hat Luther schon dieselbe Deutung, über welche auch die Ausleger der Gegenwart nicht hinaus-kommen: »der Gerechte, der Fromme«, und zwar wird Jsrael so genannt, weil es von Jehova, seinem Gott, der selbst gerecht und fromm heißt (V. 4), dazu berufen ist, ihm zu dienen in Heilig- keit und Gerechtigkeit und ein Volk von lauter Gerech- ten (4. Mos. Es, 10) zu bilden. Vgl. zu Ins. 10, 13. is) Ein setter Bauch bringt keine Frömmigkeit ervor; er dünkt sich sicher und achtet Gott für nichts ( uther.) 17. Sie haben den Feldtenfelnt [3. Mos. 17, 7 Anm.] geopfert, und nicht ihrem Gott sd enen , die Nicht-Gott sind]; den Göttern, die sie 623 nicht kaiinten fKapsz 11, 28], den» neuen, die zuvor nicht gewesen sind, die eure Vater nicht ge- ehret haben fsondern ihr erst von den Völkern, in deren Land ihr eingezogen, habt angenommen] i) Hiernach bezeichnet schon das alte Testament den Götzendienst als Teufelsdienst (1. Corinth 10, 20 vgl. 2. Mos. 7, 22 Anm.), was gerade ihm bei seiner durch- gehenden Anerkennung der finsteren und gottlos en Tiefen des Heidenthums besonders nahe lag; überdies aber erscheint in den ,,Feldteufeln« zuerst eine Mehrheit böser Geister neben der Schlange (1. Mos. 3, I) und dem Asasel (3. Mos. 16, 10 Anm.), also ein Reich des Satans, eben als der reale Hintergrund des ein- gebildeten Götzenreiches (Philippi.) Wenn man sich vergegenwärtigh wie der Götter- und Götzendienst schon in seiner Entstehung eine Rechtfertigung und Festhal- tung des Eitlen und Sinnlichen, als des Höchsten und zu Verehrenden, in sich schloß, und wie er dann in seinen Bildern, Symbolen und Gebräuchen rückwirkend die ungöttliche Lust unterhielt und stärkte, so werden wir die tiefe Wahrheit in diesem Vorwurfe (daß näm- lich der Götter- nnd Götzendienst eiii Teufels- und Dit- nionendienst sei) erkennen. Wir sind nur durch die Bewunderung der Kunstgebilde, welche sich in Verbin- dung mit der Religion der Griechen zu einer so großen Schönheit entwickelten, zu sehr davon abgekommeih an- zuerkennen, daß in aller polytheistischen (Vielgötter-) Religion ein sündiges, und somit ein der Macht und Lust des Versuchers und böser Geister zum Werkzeug dienendes Element -war. Wir können dies anerkennen, ohne der griechischen Kunst, namentlich der Sculptur, unsere Bewunderung zu versagen; denn die ächte Kunst war der edlere Trieb der Menschenseele, mit welchen1 sie gleichsam dem bösen Grundgedanken materiellen Götterdienstes sich entwand und das Jdeal des Mensch- liehen an die Stelle von jenem setzte, obwohl doch nur so zu setzen vermochte, daß in der Verehrung und Aus- übung der Kunst, als wäre das Menschliche, die geistig- sinnliche Persönlichkeit des Menschen, gleich der Gott— heit und selbst Gott, noch immer ein Element der Ver- führung, selbst in dem Herrlichsten der alten Kunst, zu- rückblieb Wir Christen haben die Ausgabe, dieses Element durch eine entschiedene, alles bedingende An- betung des in Jesu Christo geosfenbarten Gottes inner- lich auszuscheiden, und so uns selbst vor jeder Identi- fikation (Gleichstellung) der Kunst mit der Religion zu bewahren· (Sack.) -18. Deinen« Fels, der dich [Jakob oder Js- raels gezeuget hat, hast dn ans der Acht gelassen, und hast vergessen sdesj Gottes, der d1ch ge- macht hat. sz 19. Und da es der HERR sahe swie Israel so fremden Göttern nachlief und des HErrn, sei- nes Gottes, vergaß V. 17 f.], ward er zornig uber seine Söhne und Töchterz , » 20. Und er sprach [beschloß]: »Ich will mein Antlitz vor· ihnen verbergen fund sie ihrem feige- nen Geschick überlassen], tvill sehen, was ihnen saus dem Wege,yden sie eingeschlagen haben Jes. 65, 21 zuletzt widerfahren wird; denn es ist eine verkehrte Art, es sind nntreue Kinder. 21. fsugleich will ich zu ihrer Strafe und Züchtigung etwas über sie verhangen, das genau ihrem Vergehen entspricht]. Sie haben mich fzu Eifer V. 161 gereizet an dem, das nicht Gott ist; 624 mit ihrer Abgötterei sdurch die Götzen] haben sie mich erzürnet Und ich will sie wieder reizen an dem, das nicht ein Volk ist, an einem ncirrischeii Volk will ich sie erzürnen sgleichioie sie mir, dem einigen, wahren Gott, solche Götter vorgezogen haben, die alle mit einander Nicht-Gott sind, so will auch ihnen, die bisher vermöge ihrer wohlgeordneten, von dem rechten Geist beseelten Verhältnisse auf den Namen Volk ausschließlich Anspruch hatten Kap. 4, 6 ff., ich solche Völker vorziehen, die eines wie das andere ein Nicht- Volks sind Ephes 2, 11 f.; und gleichwie sie niich gekränkt haben mit ihrer Thorheit, in- dem sie gegen meine reellen Gnadengüterdie Nichtigkeiten des Götzendienstes eintauschten, so will ich sie wiederum dadurch kränken, daß ich die von ihnen verachteten Gnadengiiter den thö- richten Heidenvölkerm die von Gott nichts wissen, zuiuendeiij damit sie an denen wieder schätzen lernen, was sie muthwillens verscherzt haben Rönk 1(), 19]. V) Jm Grunde ist jedes Volk außer dein Volke Gottes ein Nicht-Volk; jedes entbehrt mehr oder weniger des wahren Bandes, durch welches erst wahrhaft Ge- sellschaft und Volksthum bewirkt wird, nämlich des alle. einheitlich regierenden göttlichen Willens. — H) Die Apostelgescl)ichte, ja die Geschichte überhaupt lehrt Uns, daß Israel gestraft wurde, und leider auch sich er- bittern ließ, dadurch, daß die Segnungen des Evan- geliums auf die übrige Völkertvelt übergingen, während es selber aufhörte, ein Volk und ein Staat mit eigenem Lande und Gesetze zu sein. Dies ist das durch die Weltgeschichte gehende Gericht über die Söhne Jsraels, welches kein weltlicher Reichthum, keine weltliche Geistes- bildung desselben hinwegnehmen kann, welches nur weichen wird, wenn dieses Volk seinen Bruder, den hirninlischen Joseph, wiedererkennen und sich vor ihm im Glauben beugen wird. (Sack.) 22. sWas aber zuletzt ihnen widerfahren wird V. 20, wird eine Noth und Trübsal sein, die dein völligen Untergange nahe bringt.] Denn das Feuer ist angegangen durch meinen Zorn, nnd wird brennen bis in die nnterste Hblle fes geht ein Verderben von demselben aus, das bis zur tiefsten Tiefe Pf· 86, 13 reicht], nnd wird Ver- zehren das Land mit seinem Gewcichs, nnd wird anzündeii die Grundfeste der Berge les oernichtet die Erde mit dem, was darauf wächst, und er- streckt sich bis dahin, wo die Berge ihre Wurzeln haben — so vielunifasseiid und tiefgreifend ist er]. 23. sSolches Verderben soll denn zunächst über sie, die verkehrte Art und die untreuen Kin- der V. 20, in iiberreichern Maße sich ergießen] Jch will alles Unglück sdas ich zur Strafe bereit habe] über sie häufen, ich will alle meine Pfeile in sie schießen salle Drangsale iiber sie ver- hängen 2. Petri Z, 7 ff.; I. P. 4, 17]. 24. Bot« Hunger sollen sie verschmachtem nnd verzehret werden vom Fieber svon der Pest Kap. 28, 21 Anm.] Und jähem Tode lund andern schnell s. Mose 32, 22—36. dahinrafseiiden Seuchen]. Jch will sweiin diese Plagen schon bis an den Rand des Untergangs sie gebracht haben, darnach] der Thiere Zähne unter sie schieken, nnd der Schlangen Gift ssie uoch weiter zu verderben 9Jios. 2(3, 14 ff.]. 25. [Und zu den drei bösen Strafen —- Hunger, Pestilenz und böse Thiere «— nehme ich als vierte Hes 5, 17; 14, 21; 2.Sam.24,11ff.; Offb. G, 8 den Krieg hinzu] Answendig [drau- ßen auf dem Schlachtfeld] wird sie das Schwert berauben lindem es ihre streitbaren Männer er- schlägt], nnd inwendig sdrinnen in den Häusern, beraubt sie] das Schrecken sder jähe, tödtliche Schreck, der die Dahei1ngebliebenen und Wehr- loseu dahinraffth beide, Jünglinge nnd Jungfrauen, die Sänglinge mit dem grauen Manne [Greise]. 26. Ich will sagen: Wo sind sie? Jch werde ihr Gediiehtniß aufheben unter den Rienscheii sich würde sogar den Beschluß fassen, sie gänzlich hin- wegzublasem als wären sie nie dagewesen, und ihr Gedächtniß auszutilgen unter den Menschen]; 27. sDas würde ich befchließen] Wenn ich nicht den Zorn der Feinde sden Verdruß, der aus dem Uebermuth der Feinde, durch die ich sie vertilge, mir erwachsen würde] scheuete fund mich vorsehen müßteL daß nicht ihre Feinde stolz wirr- den, nnd sin Verkennung dessen, daß sie bei Js- raels Vernichtung weiter nichts als meine Werk: zeuge, die Vollstrecker meines Rathschlusses ge- Weis« Jes 10s 151 möchten sagen: Unsere Macht ist hoch, und der HERR hat nicht solches alles swas an seinem Volke geschehen] gethan lsondern eben wir nach unserm eigenen Willen und Ver- mögen Jes. 42, s; 48, 9 ff.; Hes.20,9.14. 2·2]· 28. [Sonst, wo ich diese Rticksicht auf mei- nes Namens Ehre nicht zu nehmen hätte, würde ich allerdiiigs sie spurlos vertilgen] Denn es ist ein Volk, da kein Rath innen ist, und ist kein Verstand in ihnen. 29. O, das; sie ldie Kinder Israel] weise wären, und vernahmen solches ldaß nämlich ihr ganzes gegenwärtiges Unglück nichts ist als eine göttliche Strafe für ihre Untreue], daß sie ver- stimden snoch jetzt, zu dieser ihrer Zeit, bedenken wolltens, was ihnen hernach begegnen wird sund ihren schließlicheiy völligen Untergang durch schle11- nige Umkehr zu dem, den sie verlassen haben, abwenden möchten]! Von V. 28 ab theilen sich die Ansleger der älteren und neueren Zeit in zwei Filassein die einen beziehen den ganzen von da an folgenden Abschnitt aus die Heiden, von denen in V. 27 die Rede gewesen; die andern dagegen verstehen ihn von den Juden, von denen das Lied vorher, bis einschließlich V. 2(3, handelte. Nun ist es an sich schon gleich von vornherein undeut- bar, dasz in dem kurzen Liede so ausführlich zu den Heiden sollte abgeschweift sein; außerdem aber weisen die Worte in V. 29: »was ihnen hernach begegnen wird« sehr bestimmt auf Israel hin (vgl. V. 20). 30. sWären sie weise, so könnten sie aus dem, wie es ihnen ergangen, wohl merken, daß bei ihrem Unglück die Hand des HErrn im Spiele sei.] Wie geht es zu, daß einer svon den Feinden] wird ihrer sder Kinder Israel] tausend jagen, und zween [Feinde] werden zehn tausend [Israeliten] flüchtig machen sda doch gerade das Umgekehrte verheißen Z. Mos. 26, 8 und ehe- mals auch geschehen ist Richt. 3, 31; 7, 19 ff.]? Jst es nicht also lerklärt sich solches Kriegsunglück Israels nicht einzig und allein daraus], daß sie ihr Fels [V. 4 in die Sklaverei] verkauft hat, und der HERR hat sie übergeben sin die Hände ihrer Feinde]? 31. Denn Unser [Jsraels] Fels sder HErr] ist nicht wie ihr Fels fwie die Götter, auf die sie, die Feinde, sich verlassen, so ohnmächtig und nichtig, daß sie ihren Verehrern durchaus nichts nützen können; sondern er ist im Gegentheil ein hilfreicher und starker Gott, der die Seinen wider alle seindlichen Mächte wohl zu schützen weiß] des; sind unsere Feinde [die uns jetzt drängen und mit ihrer Uebermacht erdrücken] selbst Richter skönnen das aus eigener Erfahrung, die sie sammt Andern in früheren Zeiten an uns gemacht haben 2. Mos. 14, 25; Jos. 2, 9 f.; 1.Sam. 5, 7 fs., bezeugen] 32. sUnd wie sie solche Erfahrung früher gemacht, sollen sie dieselben wieder machen, wenn die Zeit kommt, wo der HErr sie, die Feinde* strafen wird wegen ihrer noch weit größeren Bos- heit und Verkehrtheit]. Deut! ihr Weinstock ist des Weinstocks zu Sodom, und von dem Acker Gomorra ssie sind so geartet, als wären sie ein Ableger vom sodomitischen Weinstock, ein Gewächs von dem Boden Gomorra’s]; ihre Trauben sind snoch schlimmer als die sauren und ungenießbaren Heerliiige Jes. 5, 2., sind] Galle, sie haben bittere Beerenz 33. Ihr Wein [das, was diese Ableger vom sodomitischen Weinstock als Traubensaft erzeugen] ist Drachengift nnd wiithiger Ottern Galle sist von der schädlichsten Wirkung und führt sofort den Tod herbei]. V) Andere Ausleger beziehen auch diese Verse auf das Volk Israel, wodurch der Gedankenzusammenhang ein ganz anderer wird, als der hier entwickelte; wir haben aber die obige Erklärung vorgezogen, darnach von V. 82 an die Rede übergeht zu den Heiden, um diesen das baldige Hereinbrechen des göttlichen Gerichts über sie zu verkündigen, Israel aber die gnüdige Wieder- annahme von Seiten Gottes in Anssicht zu stellen. ,,Fassen wir den weissagenden Inhalt des für die ge- sammte folgende Prophetie grundleglichen Liedes kurz zusammen, so ist derselbe folgender: Israel wird in schnödem Undank von feinem Gott und dessen Gesetz abfallen; alsdann wird es der ihm seindlichen Heiden- welt überlassen werden, und es wird in Folge seiner Thorheit mit ihm zum Aeußersten kommen. Aber nicht für immer bleibt es preisgegeben, es geht nicht unter; Dächseils Bibelwert I. Band. Z. Aufl. HMosis Lied und Lobgesang. 625 i denn der HErr hat gegenüber den Völkern, welche in Israels Fall seine Hand nicht erkennen und in gott- losem Wesen an dem Volke Gottes freveln, seine eigene Ehre zu retten. So wird er sich denn aufmachen und sie strafen, sein Volk aber aus ihrer Hand erlösen, ihm seine Sünde vergeben und als ein gnädiger Gott in seiner Mitte wohnen. (Volck.) 34. Jst solches fdas alles, was laut V· 35 ff. an den tiefverderbten Feinden V. 32 f., deren ich zum Strafgericht über mein Volk Israel mich bedient habe V. 27, künftig geschehen wird] nicht bei mir verborgen slängst schon in meinem Rathe beschlossen, spricht der HErr], und versiegelt in meinen Schätzen sSchatzkammern Kap. 28,12, d. i. wohl aufbewahrt als etwas, das ich mir nicht werde abhanden kommen oder hinwegstehlen lassen, sondern unfehlbar einmal in Erfüllung bringen]? 35. Die Rache ist mein, ich will vergelten sich, der HEry bin Der, dem Rache und Ver- geltung allein zusteht Röm. 12, 19., der sie aber auch gewißlich übt, wo man meinen Zorn herausfordert Hebr. 10, 30. Haben nun jene Heiden vergessen, daß sie nur die Vollstrecker meiner Rache und Vergeltung an den Kindern Israel gewesen, haben sie in ihrem Uebermuthe sich über mich erhoben V. 27 und in ihren Werken eine noch weit größere Bosheit und Verkehrtheit an den Tag treten lassen, als die war, zu deren Bestrafung ich sie gebrauchen wollte V. 32 f.; so soll die Rache und Vergeltung nunmehr sie treffen und ihnen denjenigen völligen Untergang bereiten, den eigentlich schon Israel verdient hatte, ich aber aus Scheu vor dem aus ihrem Uebermuth mir erwachsenden Verdruß von Israel noch ab- gewendet habe V. 26 f.]. Zu seiner Zeit swenn der Tag meiner Rache erscheinen wird] soll ihr Fuß gleiten sdaß sie ihren festen Stand verlieren und anfangen ohnmächtig zu erliegen]; denn dic Zeit ihres Unglücke ist nahe, nnd ihr Künftiges eilct herzu sihr völliger Untergang und ihr schließ- liches Geschick soll dann auch nicht lange auf sich warten lassen, sondern jenem Anfang des Unter- liegens sofort nachfolgen]. 36. Denn der HERR wird sein Volk [Js- rael] richten sihm den Feinden und Unterdrückern gegenüber zu seinem Recht verhelfen Pf. 54, Z; 135, 14], und über seine Kitechte wird er sich er- barmen Denn er wird ansehen, daß ihre Macht Nunmehr, nachdem sie lange und hart genug ge- züchtigt worden] dahin ist, und beide, das Ver- schlossene nnd Verlassen» ssowohl das, was sie werth hielten, als auch das, dessen sie nicht groß achteten] weg fund ihnen nichts mehr übrig, jeder Halt genommen] ist sin solcher rath- und trost- losen Lage aber, wo alle falschen Stützen ihres Vertrauens zerbrochen sind, ihr Herz sich wieder Ihm, dem einigen und rechten Helfer, zuwendet] 40 626 It) Das Verschlossene und Verlassene (hebr. azur viseasub) ist eine sprichwörtliche Redeiisart, die auch in 1. Köir 14, 10; 21, 21; Kost. 9, 8; 14, 26 vorkommt. An letztereii Stelle1i nun hat Luther Per- s on en darunter verstande1i (d er Verschlossene und Ver- lassene = der Vornehnie und Geriiige), während er Zier, dnaxcih Vorgaåig dgk jiiddissenf Ecgklläictker f(zß Bkddes avi imchi) en us ru a i a t as Verschiosseiie und Verlassene), und zwar in dem oben beigesügten Sinne. Die neueren Ausleger halten die Beziehung auf Personen auch an unserer Stelle fest und stininien in der Erklärung der Redensart darin iibereiii, das; damit dieGesainnitheitallerMiinner in einem Volk oder in einer Familie gemeint sei, ohne jedoch die Worte selbst sicher undbestiniint übersetzen zu kounen. Einige: der Verheirathete und der äeld·ige;gnzrekserväindnxüåitddigeuixd deFrFMiZiitdigF sein un ro ; ie e ere: er ne un der Freie, oder denGefangeiie und der Freige- lassene (Hoch und Niedrig); noch andere: der Wahn- siunige und »der»Aussätzige. Luther selbst hatsnicht Eil» sprgchggiikaß isicgerseätks sondeiån auch den Ferwankdten ’ ang er e räi en orte re It gut wie ergege en; seine Deutung aber dürfte am einfachsten und 1iatür- lichsten sein, denn das Verschlossene ist das, worauf man Werth legt, was man sorgfältig bewahrt, das Verlassene hingegen das, was preisgegeben und für nichts geachtet wird. Dem Sinne nach gleichbedeutend sind also die Ausdrücke in Jes. 9, 14, 37. Und man [er, der HErr, wenn nun so ihre» Macht dahin und ihre· Noth auf’s Aeußerste gestiegen ist] wird sin Beziehung auf die Kinder Jsrael vor Anderen, denen er die Thorheit jener ,iim abschreckenden Exem el vor alten will] sa· en: slso siiid ihre Götter sdioe falscll))en,« die siestatt meiner erwähleten]? ihr Fels sdie heidnischen Götter V. 31], darauf sie traueten sftatt auf mich, den rechten Felsen V. 4, zu bauen]? » W 3d8. GVoii wegcher FpferFsietFctthaßen sObessferx so ie ötter ie as e i rer p er aßen], und tranken den Wein ihres Trankottsers sdie so eifrig von-Israel verehrt und so reichlich mit Opfern von ihm versorgt wurdens? Lasset sie ausstehen swird er Zaun weiter zu seinsilii Tolk selber sagen uin an ihm die ganze »)or eit und Trostlosigkeit seines Abfalls zum lebendigen Bewußtsein zu bringen 1· Kön 22, 15 Anm·], Und euch helfen swider eure «Dräuger], nnd euch xehxittzkå sgegeng deznqgäiizlicheii Untergang Richt. , · Her. « « . 39., sSie thuen es nicht, sie stehen nicht»auf, euch zu helfen und euch zu schiitzeiy eure Gotter, daraus ihr trauetet als auf euren Fels V. 37; völlig von ihnen im Stich gelassen, wendet ihr euch, da jetzt die Noth auf’s Aeußerste gestiegen, wieder zn mir.] Sehei ihr nun daß ich es allein bin sdaß ich die absolute, eentiale Persönlichkeit bin, der schlechthin Seiende nnd einige Helfer und Heiland Jes. 43, 10 s.; Joh. 8,»24], Und ist kein Gott neben tritt? Jch kann todten nnd lebendig machen, ich kann schlagen und kann heilen, und ist niemand, der aus meiner Hand errette Mose 32, 37;—51. [1. Sam. 2, 6; Hiob 5, 18; Hof. G, 1f»; Weish. 16, is; Tob. 13, 2]. 40. sAls einen Gott, der das alles kann und vermag, werde ich denn seht, beide, an euch und an euren Feinden mich erweisen] Denn ich will meine Hand in den Himmel heben, und will sagen sich erhebe schwörend Hes. 20, 5 ff. zum Himmel meine Hand, nnd spreche]: Jch lebe ewiglich sSo wahr ich lebe in Ewigkeit] Dieser Vers gehört eng mit dem folgenden zusam- men, den er in Form eines Schwurs einleitet; was der HErr V. 41 f. zu thun verspricht, das bekrästigt er hier zuvor mit einem Eide, daß er’s auch geivißlich thun werde; denn das Lied soll, gleichwie ein Zeugnis» so auch eine Znrechtweisung und ein Trost für sein Volk Jsrael sein zur Zeit vielen Unglücks und großer Angst. 41. Wenn ich den Vlitz iueiues Schwerts [mein blitzendes Schwerts wehen werde, iiiid meine Hand zur Strafe greifen wird sweil nun die. Stunde zur Vollstreckung derselben herbeigekom- n1ens; so will ich inich wieder rächeu an meinen Feinden sden übermiithigen und 1ingläubige1i Heiden] und denen, die mich hassen fund solchen ihren Haß gegen mich an meinem Volke ausge- lassen haben], vergelten. 42. Jch will meine Pfeile mit Blut trunken inachen ssie reichlich und bis zum Ueberinaß Blut trinken lassen] nnd niein Schivert soll Fleisch fressen sihrer viele zerfleischeu uiid todt nieder: strecken, über dem Blut der Erschlagenen nnd über dem Gefängnis; sund zwar ist es das Blut nicht nur derer, die ans dein Schlachtfelde fallen, sondern auch derer, die als Gefange1ie nnigebracht werden, womit ich meine Pfeile will trunken macheus, und über dem eutblößten Haupt des Feindes fund Fleisch fressen oder würgen soll mein Schivert über dem Haupt der Fürsten des Feindes] Es hat zuerst der englische Theolog Lowth fuiu die Mitte des vorigen Jahrhunderts Professor zu Oxford) richtig erkannt, das; das dritte Glied (voui Blut der Erschlagenen und Gefangenen) sich auf das erste (irh will trunken niachen meine Pfeile voin Blut) zurück- bezieht; ebenso das vierte Glied·(von dem Haupt der Fürsten des Feindes) auf das zweite (nud mein Schwert soll Fleisch fresseii). Luther dagegen erklärt sich über seine Auffassung der Stelle also: »Das sind drei Strafen des Schtvertsu die erste, daß ihrer viel erschlagen werden; die andere, daß sie gefangen gesühret werden; die dritte, daß ihr Haupt soll bloß werden, d. i. ihr Königreich und Priesterthuni soll von ihnen genommen werden, welches durch’s Haar auf dem Haupte bedeutet ist.« Er bezieht also die Worte auf das über Israel ergehe1ide Strafgericht; außerdem aber leitet er das hebt. Wort, welches er in Richt S, 2 mit ,,freiniacheii«, hier aber mit ,,entblößen« iibersetzh anders ab· Der Sach e nach zielt die Weissagung ohne Zweifel auf das Ereigniß am Ende der Zeiten, das auch in Jes. 63 u. Osfenli 19, 11 ff. gemeint ist. 43. Jauchzet alle swörtlich: Leutes, die ihr sein Volk seid snach der Septuaginta: Jauchzet (freuet euch), ihr Heiden, mit seinem Volks« Rom. to, 10]; denn er wird das Blut seiner Kitechte rachen, »und wird sich an feinen Feinden rathen, und gnadig fein dem Lande seines Volks fum neue Großthaten in demselben zu voll- bringen Offenb. 14, 1 ff.; «20, 1 ff.]. if) Wie unser Lied mit der Aufforderung an Himmel und Erde, dem HErrn die Ehre zu eben, begonnen hat, so schließt es passend mit der Au orderung an die Heiden, über die Thaten des HErrn an seinem Volke zu jubeln. (Keil.) Die Uebersetzung der Septuaginta beruht auf folgender Fassung: Jubelt, ihr Heiden, (jubele) fein Volk. Hat nun, wie wir aus Pauli Be- zugnahme auf diesen Wortlaut ersehen, das neue Testa- ment Stellen des alten Testaments nach der griechi- scheu Uebersetzung ohne Bedenken angeführt, auch wenn diese den Grundtext nicht unmittelbar nach seinem Wortverständniß wiedergiebt, so hat es damit ein Walten des heil. Geistes bei Anfertigung derselben anerkannt und auch die so übersetzten Worte für Gottes Wort erklärt; Aehnliches gilt von Luther’s Uebersetzung, vgl. Anat. zu 2. Sam. 22, 36. 44. Und Mose kam swie Kap. 31, 30 ge- Univers, und redete alle Worte dieses Liedes vor den Ohren des Volks fdessen Vertreter in den StaminesÄleltesten und Amtleuten die Priester auf seinen Befehl versammelt hatten], er und fin Ge- nieiiischaft mit Ihm] Josua, der Sohn Nun. Das; von hier an nicht mehr Mose selbst, sondern ein anderer Berichterstatter erzählt — derselbe, dem wir auch die weiteren Zusätze bis zum Schluß des Buches verdanken —, geht deutlich aus der veränderten Darstellungs- und besonderen Schreibweise hervor, wie denn z. B. Josua hier bei seinem ursprünglichen Namen »Hosea« und in Kap. 33, 1 (gleichwie in Pf. 90, I) ålliose der ,,å)Jiann Gottes« genannt wird. Andere Aus- leger meinen, das; Mosis eigener Bericht nur bis Kap. St, 23 reiche und der Nachtrag von anderer Hand schon mit dem Abschnitte Kap. 31, 24 ff. beginne; diese Ansicht hat indessen das gegen sich, das; doch das Lied Kap. 82, 1—43 jedenfalls noch von Mose selbst seinem Werke beigefiigt worden ist, als er den Priestern das Gesetzbiich zur Aufbewahrung neben der Bundeslade übergab, wir also mitten in den mosaischen Abschnitten — zwischen Kuh. 31, 23 und 32, 1 — die Einlage eines Andern annehmen müßten, was sehr gezwungen erscheint Vielmehr hat Mose den Bericht Kap. 31, 24—30 noch selbst gegeben, und zwar ihn ausgesetzt, ehe er die darin mitgetheilten Reden wirklich gehalten, um sein Gesetzbuch mit dem Liede in Kap- 32, 1—43 abschließen und es so, als nunmehr vollständig (Kap. St, 24), den Priestern zur Aufbewahrung übergeben zu können. Jn welcher Weise sich übrigens Josua bei dem Vor- trag des Liedes betheiligt habe, wird nicht weiter ge- sagt; vermuthlich fiel ihm die Gegenstrophe zu oder die Antwort auf das, womit Mose begonnen (vgl. 2. Mos 15, 1—l8), also z. B. Vers 1: Mose: Ihlierkt auf ihr Himmel, ich will reden: Josua: Und die Erde höre die Rede meines ålliutides Bei dieser Vortragsweise erklärt sich auch vollkoms men der eigenthümliche Bau des 42. Verses, da das dritte Glied anf das erste, und das vierte auf das zweite sich zurückbeziehtx denn Z. und 1. Glied sind Mosis, 4. und Z. Glied Josucks Rede. Josua aber mußte sich nach dem, was der HErr in Katz. 81, 19 gesagt, in thatsächlicher Weise, nicht blos als stummen Zuhörey bei dem Vortrage des Liedes betheiligen, und Schluß und-Vortrag des Liedes. , Mosis bevorstehender Abfchied 627 er konnte es, da er wohl gleichzeitig mit Mose (Kap. El, 22) das Lied niederschrieb, das dieser aus der Fülle des ihm innewohnenden Geistes heraus erzeugte. 45. Da nun Mose solches alles fwas ihm befohlen worden war Kap. St, 1(3———21] ausge- redet hatte zum ganzen Israel, 46. Sprach er fin einer dem Liede noch bei- gefügten Schlußermahnung] zu ihnen: Nehmet zu Herzen alle Worte, die ich euch heute bezeuge, daß ihr euren Kindern befehlet, daß sie halten und thun alle Worte dieses Gesetzes. 47. Denn es ist nicht ein vergeblich Wort an euch fbei dem es sich gleich bliebe, ob ihr so oder so euch gegen dasselbe verhaltet], sondern es ist euer Leben fes hängt euer ganzes Bestehen und Gedeihen von seiner Befolgung ab]; und solch Wort fwenn ihr es zu Herzen nehmt nnd darnach thut] wird euer Leben verlängert! ans dem Lande, da ihr hingehet über den Jordan, daß ihr es einnehmen V. U. 48 —tliap. 33, M. Noch an demselben Tage, an welchem iklose den Kindern Israel das Lied to. l—43 vorgetragem ergeht des ijGrrn Befehl au ihn, aus den Berg tlebo zu steigen, dort das Land Ganaan zu über- sehauen nnd dann zu seinem dlolke sich zu versammeln. Bevor er sich dorthin begiebt, nimmt er von Israel, das von der Iurbörutig des Liedes her in seinen Staatsins- Jlrltcslen und Ktntleuten noch um ihn oersatuiuelt ist, in einein Valetsegcn Kbsihied Uach dem Hinweis aus die feierlirhe Bundschließuitg und Gesehgebung am sinnt, wodurch der HErr Igraelg König geworden, folgen die Segengsoriictie über die einzelnen Stünnum ähnlich denen des Ltaleob über seine Söhne (1. Hof. Katz. 49), woraus Igraels Gott in seiner dluoergleiihbnrlieit mit allen Göttern, und Israel selbst wegen seiueg lourzugg vor allen Völkern der Erde gepriesen wird. 48. Und der HERR redete mit Mose desselben Tages fwo er in Gemeinschaft mit Josua der Gemeinde Israel das Lied vorgetragen) und fprach fdie Ankündigung seines Todes 4, Mos. 2t7, 12—-14 ihm erneuernd, aber nunmehr mit der Weisung, daß sein Sterben jetzt wirklich erfolgen werde]: .49. Gehe ans das fdem Lager siidlich gegen: überliegendes Gebirge Abarim, fund zwar] anf den sdazu gehörigen] Berg Rede, der da liegt im Moabiter-Lande, gegen Jericho über; und besiehe fvon da aus] das Land Canaath das ich den Kin- dern Jsrael zum Eigenthum geben werde; 50. Und stirb auf dem Berge, wenn du hin- auf kommen bist fund das Land besehen hast], und versammle dich zu deinem Volk; gleichwie dein Bruder Aaron starb anf dem Berge Hur, und sich zu seinem Volk versammelte [4. Mos. 20, 22 ff.]; » 51. fJhr müsset aber beide also sterben, noch vor dem Einzug in das verheißene Land] Darum, daß ihr euch an mir versündiget habt unter den Kindern Israel, bei dem Haderwasser zu Kades in der Wüste Ziu, fdadurchs daß ihr mich 40r 628 nicht heiligtet unter den Kindern Jsrael [4. Mof. 20, 1—13]; 52. lNun habe ich dich, während dein Bruder Aaron schon früher sterben mußte, bis hierher am Leben noch erhalten, ohne daß du jedoch dir darum auf noch längere Erhaltung Rechnung machen dürftest Kap. Z, 23 ff.] Denn du sollst das Land [zwar] gegen dir [wörtlich: von gegenüber, so daß du es seiner ganzen Ausdehnung nach vor dir hast Kap. 34, 1 ff.] sehen, das ich den Kindern Jsrael gebe; aber du sollst nicht hinein kommen. Sucht euch vorzustellen, wie es Mose zu Muthe gewesen sein mag, als er, wie wir ausdrücklich lesen (V. 48), noch desselben Tages nach dem Anheben seines unnachahmlsen Abschiedsliedes den Befehl des HErrn vernahm: » ehe auf das Gebirge Abarim, und stirb auf dem Berge!« So sind demnach nicht allein seine Tage, sondern selbst seine Stunden gezählt: wenn die Abendsonne hinter jene Hügel sinkt, wird ihr letzter Strahl seine einsame Ruhestatt vergolden! Starken Muthes vernimmt der Mann Gottes den Befehl, gegen welchen sich in seinem Herzen auch nicht der mindeste Widerspruch regt. Allein noch einmal ruhen seine Augen auf Jsrael, welches dort in der unübersehbaren Ebene lagert und bei welchem es für niemand ein Geheimnis; bleibt, daß es bald seines größten Pro- pheten entbehren werde. Sollte ein Moses scheiden, ohne einen Segen zuriickzulassen und wenigstens ein- mal das namenlose Gefühl der Liebe und Treue sprechen zu lassen, welches ihn mit dem Erbe des HErrn ver- bindet? Unmöglichl Jst sein vorletztes Wort eine ernste Drohung gewesen, so wird sein letztes zu einer über- reichen Verheißung; hat ihn gerade die Liebe in den jüngst verflossenen Tagen zu unerbittlicher Strenge verpflichtet, so öffnet er jetzt unbesorgt alle Schatzkanp meru seines Liebesherzens, das eben so weit und reich ist, als s ein nie ermatteter allumfassender Geist. (v.Ooster- zee.) Lied und Segen ergänzen sich gegenseitig wie Negation (Verneinung) und Affirmation (Bejahung.) Zeigte das Lied, daß Jsrael keinen Grund haben werde, wenn es abfiele, wider seinen Gott zu murren oder gar an ihm irre zu werden, so ruft ihm der Segen zu, wieviel Ursach in Aussicht stehe, im Falle des Ge- horsams und der Treue, den HErrn zu loben und sich selbst glücklich zu preisen. Das gerade ist des wahr- haft heiligen Sängers Art, wenn er sein Wort in den Ernst, der in Gott ist, und in die Nacht der Trübsal, die daraus sich ergiebt, getaucht hat, dann noch ein- mal in die Harfe zu greifen und als eine andere Seite desselben großen Gegenstandes auch die göttliche Liebe und das Licht, das trotz aller Trübsal dennoch bleibt, voll ungeschwächter, und noch gehobener Begeisterung zu singen. (Schultz.) Das Lied Mosis erscheint uns als eine mehr unmittelbare Gabe des Geistes des HErrn an Mose, durch die der Knecht Gottes so be- rufen als berechtigt war, das später zu erwartende furchtbare Gericht, doch zugleich mit dem Hi11ausblicke auf eine schließliche, das Werk Gottes krönende Ver- söhnung, auszusprechem während der Segen mehr aus dem väterlich liebenden Geiste des Mose hervor- ging, der, wie ein Jakob unter seinen geistigenSöhnem Anerkennung und Hoffnung ausspricht, Muth und Freu- digkeit einflößt. (Sack.) s. Mose 32, 52. 33, 1—7. Das 33. Kapitel. West; gsatetsegen und gseiffagnngk 1. Dies ist der Segen, damit Mose, der Mann Gottes sder mit Gott in unmittelbaren: Verkehr stund, sich übernatiirlicher göttlicher Osfenbarungen erfreute Jos. 14, S; Pf. 90, 1 vgl. 1. Sam. I, 6»; 1. Kön. 12, 22; 13, 14 u. s. f.], die Kinder Jsrael vor seinem Tode snach der Weise der Patriarchen 1. Mof. Kp. 27 u. 49] segnete fund jedem einzelnen Stamme seine Stelle im großen Ganzen der Theokratie zum Voraus verkündigte], 2. Und sausgehend von dem gemeinsamen Vorzuge des ganzen Volkes, dem Gesetz, dieser unerschöpflichen reichen Segensquelle für Jsrael] sprach set, indem er im Geist noch einmal den Tag voll Majestät und Herrlichkeit schaute, wo der HErr seinem Volke auf dem Sinai erschien und sich ihm zu eigen schenkte 2. Mof. 19, 1 —- 24,11]: Der HERR ist von Sinai kommen, und ist ihnen fden Kindern Jsrael] aufgangen von sdem östlich davon liegenden Gebirge] Seit« [4· Mof. 20, 17 Anm.]; er ist lin seinem Glanze] hervorgebrochen»- von dem Berge Paran fdem die Wüste nördlich begrenzendeu Berglande der Aza- zimeh 4. Mof. 13, 1 Anm.], und ist kotmnen mit« swörtlich: aus der Mitte vonf viel tausend Heiligen [vgl. Hab. Z, 3]; zu seiner rechten Hand ist ecn feuriges Gesetzt« an sie snach anderer Uebersetzung: ein Strahlenfeuer für sie]. V) Mose hat bei diesen, in hohem dichterischen Schwunge gehaltenen Worten die Kinder Jsrael von dein Zeitpunkte an vor Augen, wo sie in die Wüste eintraten, um der Gesetzgebung· am Sinai entgegenzu- ziehen. Gleich da kam der H rr ihnen entgegen und ging wie die strahlende Sonne über ihnen auf, indem ja die Wolken- und Feuersäule an die Spitze des Zuges sich stellte (2. Mof. 13, 20 ff.); auf dem Wege nach dem Sinai aber gab er seine Gegenwart noch auf be- sondere Weise durch den von dorther plötzlich aus der Wolke aufleuchtenden feurigen Lichtglanz (2. Mof. 16, 10 ff.) zu erkennen, bis er dann am Tage der Gesetz-s gebung selbst unter Donnern und Blitzen auf den Sinai herabfnhr (2. Mof. 19, 16 ff.). Diese verschiedenen Gotteserscheinungen sind aber hier mit Rücksicht auf ihren eigentlichen Zielpunkt, die Gesetzes-Offenbarung und den Bundesschluß am Sinai, in diese Eine Er- scheinung zufammengefaßtx da brach gleichsatn die Sonne der göttlichen Niajestät in ihrem ganzen, vollen Glanze hervor. Wenn aber daneben auch des Gebirges Seit! und des Gebirges Paran Erwähnung geschieht, so wird hierdurch die Wüste, welche der HErr zur Stätte für die Offenbarung seiner Gnade und Gerechtigkeit er- wählt hatte, nach Osten und Norden begrenzt, und soll damit bezeichnet werden, daß er, der HErr, diese Wüste in ihrer ganzen Ausdehnung 11ach jenen Grenzen hin zu einem Ort seiner Gegenwart sich geheiligt hat, um sie, in der sonst nur der Tod und die Finsternisz herrschte, mit seinem Lebenslicht zu erfüllen. Endlich sind die Niyriadem die unzähligen Schaaren der Hei- Valetsegem eingeleitet durch den Hinweis aus-die Bundesschließung am Sinai. 629 ligen oder Engel genannt: sie bilden droben den Kranz oder die Umgebung des Thrones Jehovcks (Ps. 89, Z; Hebr. 12, 22; Ofsenb. 5, 11; 7, 11). Aber er hat es nicht verschmähen aus seiner heiligen Höhe sich auf- ziiinachen und den Thron seiner Herrlichkeit auf dem Sinai aufzuschlagen. IV) Allerdings heißt es im Grundtexte nicht mit, sondern von (er kam Von den unzähligen Schaaren der Heiligen oder aus ihrer Mitte her); natürlich aber begleiteten ihn diese Heiligen an den Ort seiner Offen- barung, und so ist die Uebersetzung der Septuaginta, nach· der Luther sich gerichtet «hat,·der Sache nach richtig, wenn sie auch sprachlich nicht zutrifft. Auf dieser Uebersetzung beruht denn die im neuen Testament postelg. 7, 53; Gal. Z, 19; Hebr. 2, 2) als wahr- heitsgemäß bestätigte Meinung der Juden, daß die Ge- setzgebung unter Betheiligung der Engel geschehen sei (Anm. zu Z. Mos. 19, 25). » »Es-«) Luther hat mit andern Auslegern den im hehr. Text stehenden Ausdriick: esclkdath als zwei Worte genommen: Feuer des Gesetzes = feuriges Gesetz, d. i. ein Gesetz, das unter einem großen Feuer gegeben worden und eine Kraft und Wirkung wie das Feuer hat. Das Wort dath (Gesetz, Edikt) ist aber ein erst aus dem Persischen in das Ehaldäische aufgenommener Ansdruck und wird nur von Nichtjuden von dem Gesetze Gottes in den späteren biblischen Viichern gebraucht lEsra 7, II. 2l. 25f.; Dan. 6, 6); man nimmt daher obige Worte besser als Ein Wort: esc11dat1i, d. i. Strahlenfeuen und bezieht den Ausdrnck auf die Blitz- strahlen, von welchen die Erscheinung des HErrn auf deni Sinai begleitet war. » 3. Wie hat er die Leute so lieb fwie kam es ihm aber bei der großartigen Erscheinung nicht sowohl darauf an, einen tiefen Eindruck von sei- ner Gottesgröße hervorzubringen, als vielmehr, die Herzen in Liebe zu erfassen und in ein Ver- hältnis; der Liebe zu Jsrael einzutreten]! Alle seine fdes HErrn] Heiligen sind m deiner sdes HErriiH Hand; sie werden sich sehen zu deinen Fußen, und werden lernen von deinen Worten. « It) Die Rede geht hier plötzlich von der dritten in die zweite Person über und wird zur Anrede; das klingt bei nns im Deutschen unerträglich hart, hat aber in der heil. Dichtkiinst seinen guten Grund. »Die Sprache der heil. Begeisterung giebt sich jeden Augen- blirk als stets biegsames Werkzeug jedem Ausdruck einer Bewegung in der Anschauung oder im Gefühle hin«. (v. Gerlach.) Ebenso redet Mose ini folgeiiden Verse von sich in der dritten Person, indem er sich ganz an die Stelle des Volkes versetzt und mit diesem zu einer Einheit zusammenschließtz auch das hat seinen guten Grund, denn »das Gesetz, das er iin Namen des HErrn gegeben, war auch ihm mitgegeben und hatte für ihn selbst dieselbe verpflichtende Kraft, wie fiir jedes Glied der Gemeinde« (Keil.) «) Mosis Meinung ist diese: Darum, weil es deni HErrn auf ein Verhältnis; der Liebe zu Israel ankam, deckte er auch diejenigen, die er zu sich auf den Berg kommen ließ, mit dem Schirme seiner Hand, daß sie nicht von seiner Majestät vernichtet wurden, sondern sich still zii seinen Füßen setzen und seiner Rede in heiliger Andacht zuhören konnten (2. Mos. 24, 9—11). 4. Mose hat uns saus dem, was du, HErr, mit ihm geredet] das Gesetz geboten, dem Erbe srichtigert ein Erbe] der Gemeine Jakob sdies Gesetz, das unser edelstes Besitzthum, unser höch- stes Kleinod ist vor allen Völkern der Erde Pf. 119, 111; Röm. Z, 2]. »· F. Und er [Mose] verwalten» das Amt eines Komgs, und hielt zusammen die Haupter des Volks, sammt den Stammen Israel. Aus der Randglosse: »Er war nicht König, hatte auch nichts davon, und hielt doch das Volk zusammen, also, daß es ein Oberhaupt hatte, wie einen König, und nicht zerstreuet in der Irre ging«, ergiebt sich der Sinn, den Luther in diesem Satze gefunden. Darnach enthielten Vers 4 u. 5 die Antwort des Volkes, die sie dem abscheidenden Mose gegeben, um seine Worte zu» bekräftigen und seine Wohlthaten dankbar zu rühmen; wir haben aber schon in der Anm. zu V. 3 gesehen, daß vielmehr Mose sich in V. 4 u. 5 mit dem Volke zu einer Einheit zusammenschließt und der Groß- und Wohlthaten Gottes als auch ihm erwiesen sich erinnert. Daher ist folgende Uebersetzung vorzuziehenx · Z. So [durch diese Gesetzgebung V. 4] kam auf in Jeschiiriiu D. i. im Volke Israel, s. Anin. zu Kap. 32, 15] ein Konig [2. »Mos. 15, 18; 19, 6]; da v»- fammelten sich die Haiivter des Volks sam Sinai Z. Mos. 19, 7. 17], zu Haufe die Stämme Israel. Der Sinn des Verses ist aber der: An dem Tage, da der HErr durch die feierliche Gesetzgebung die Stämme Jsraels zu einem Volke verband, da über- nahni er selbst das Königthum über dasselbe, um nicht nur nach seinem Willen es zu regieren, sondern auch ihm Schutz und Sicherheit zu gewähren und es zum Wohlstand, ja zu Macht und Glanz zu führen. Vgl. Pf. 114, 2. 6. [Hierauf, zum eigentlichen Segen über- gehend, sprach Mose:] Ruben lebe sbestehe auch ferner unter Jsraels Stämnien fort] und sterbe [erlösche] nicht, und fein Pöbel [wörtlich: s eine Manns chast, die Zahl seiner Männer] sei ge- ring fwenn auch der Stamm nicht untergehen möge, so soll er doch, nachdem schon der Stamm- vater sich verwerflich gemacht 1. Mos. 49, 3 f. und nachmals die Aufrührer Datha1i und Abirani 4. Mos. 16,1sf. so große Schuld verwirkt haben, niemals ein besonders zahlreicher Stamm in Js- rael werden, vgl. 1. Chron G, 1ff.]. Hieraus sollte Sinieon an die Reihe kommen, die- ser wird jedoch übergangenx das ist, wie schon Ephraem Syrus (der hervorragendste Kirchenlehrer der syrifchen Kirche iin 4. Jahrh., zngleich ein ausgezeichneter Redner und vorzüglicher Liederdichter) richtig bemerkt hat, daraus zu erklären, daß das über ihn durch Jakob verhä1igte Urtheil der Zerstreuung, nach welchem er nicht etwas für sich, sondern nur in den Grenzen der andern ist (1. Mos. 49, 5 f.), nicht wie im Stamme Levi durch eine That des Glaubens und Gehorsams aufgehoben oder ermäßigt (2. Mos. 32, 29 Anm.), sondern im Gegentheil durch die Frechheit seines Fürsten Simri (4. Mos. 25, 14), von welcher wir auch in der ausfallend geringen Zahl Simeons bei der zweiten Zäh- lung eine Folge zu erkennen glauben (4. Mos. 26, 14 A11m.), noch mehr befestigt worden ist. 7. Dies ist der Segen [über] Juba. Und er [Mose, indem er zu diesem Stamm sich wandte] sprach: HERR, erhöre die Stimme Juda lwenn er bei der Sache, die er zu führen hat, deine Hilfe anrust; denn er ist eingesetzt zum königlichen Ost) 5. Mose 33, 8—17. Stamm 1. Mos. 49, 9 ff. und muß den andern Stänimen voran in den heiligen Krieg ziehen 4. Mos. 2, 3; 7, 12 ff.; 10, 14], mache ihii zum Regeiiten in seinem Volk swörtlichx bringe ihn zu feinem Volk, gieb ihni das Volk ein, welches ihm deiner Bestimniung gemäß gehört], und laß seine Macht groß werden snach anderer Uebersetz1ing: mit seinen Händen streitet er für es, das Volk, führt dessen Krieges, und ihm uiiisse svon dir] wider seine Feinde geholfen werden sdenn das sind zngleich deine und des Volkes Feinde] Mit dieseni so inhaltsreichen Segen, der, was Ruben gehört hatte, dem Juda zueignet, verhält es sich so- wohl in Betreff der Kürze als auch des Charakters ähulich wie mit dem Segen Noah? über Sein (1. Mos. O, 26): hier wie dort fast nur Andeutung —- das Höchste und Größte kann so oft dem äußeren Umfange nach das Kleinste sein, — hier wie dort vor allem eine Herbeiziehung Jehova’s. (Schultz.) 8. Und zu srichtigerx in Beziehung auf oder von] Lebi sprach er: Deiii Recht und dein Licht sdie Urim und Thummim, die du, o HErr, dem Hohepriester verliehen hast als Unterpfand, daß du durch ihn deineni Volke allezeit die nöthige Erleuchtuug schenken wollest, in gemeinsamen An- gelege1iheiten das Rechte zu treffen 2. Mos.28, 30., und mit diesem Unterpfand das Priesterthum selber] bleibe bei deinem heiligen sin Frömmigkeit dir ergebenen] Mann sbei Levi], den dn versiichet sin Mose und Aaron, den beiden Häuptern dieses Stammes, auf sattsame Probe gestelltJ haft zu Massa [2. Mos. 17, 1—7], da ihr hadertet am Haderwasser sund hast mit ihm gehadert am Haderwasser —- ihm da, wo er sich nicht bewährte, seine Strafe zugetheilt 4. Mos. 20, 1 — 13]. 9. sDoch hat er auch andererseits seinen ganz a1i dich sich hingebenden heiligen Eifer, womit er ohne Ansehen der Person deine Gerichte vollstreckte u1id deine verletzte Ehre wiederherstellte, in den beiden Vorsällen 2. Mos. 3«2, 25 ff. und 4. M. 25, 6 ff. trefflich an den Tag gelegt.] Wer zu seinem Vater und zu seiner Mutter spricht: Jch sehe ihn nicht; und zu seinem Bruder: Ich kenne ihn nicht; und zu seinem Sohn: Jih weiß nicht swill davon nichts wissen, daß er mein Sohn ist]; die halten deine Rede, nnd bewahren deinen Bund snur Männer von solcher riicksichtsloseii Hingabe an dich sind geeignet, dein Gebot zu befolgen und deinen Bund aufrecht zu halten]; 10. [Uud weil denn die Leviten als solche fich gezeigt haben, so laß sie auch in dem Amte, darein du sie gesetzt hast, bleiben, — sie sind ja die rechten Leute dazu] Die werden Jakob deine Elieihte lehren, nnd den Israel sdas Volk Israel] dein Gcsctz s3.Mos. 10,« 11; 5. M. 17, 9]; die werden Riinchwerk vor deine Nase legen sdas täg- liche Rauchopfer im Heiligen anziiiiden], und ganze [Vraud-] Opfer auf deinen Altar sden Brand- opferalta·r, bringen H— nach allen Seiten hin den Priesterdienst m gebuhrendenWeise ausrichteii und das Volk ni Gemeinschaftvniit dir »erhalten]sz 11. HERR, segne seiii Berinogcii sdamit er tüchtig sei, sein Amt auszurichteu], und las; dir gcfallen die Werke seiner Hiiiide swemi er»des Volkes Opfer dir darbringt]; zerschlage den Rucken sniache zuSchanden die Unternehmungen] derer, die sich wider ihn auflehneii fwie Korahinit seiner Rotte that 4. Mos. 16, 1 ff.], und sersticke ini Keim den Widerstand] derer, die ihn hassen sund seinen Rechtsaussprüchen »sich· nicht unterwerfen wollen Kap.17, in] daß sie nicht aufkommen sgar nicht erst enipörerische Unternehmungen anzustiften vermögen]. 12. Und zu [in Beziehung auf oder von] Beifamin sprach irr: Das Liebliche des I . . . HERRU sEr, der Liebling seines Vaters 1.Mos. 4Hx, 29 nnd auch der Geliebte des HErrUJ wird sicher wohnen sauf ihm-»Es, dem HErrnz denn er ist auf den HErrn als einen Felsen ge- gründet und steht mit ihm in· besonders enger Gemeinschast. Aber auch unigekehrt, d»er HCrr mit ihm]z allezeit wird »»er sder HErrJ uber ihm sdem Ben1amin] halten sihn schirmen und bedecken], und wirdW zwischen seinen Schultern wohnen sseine Wohnung oder sein Heiligthum anf den Bergeshohen des dem Bensamiii zufallenden Stamuigebiets haben] ilAus allen diesen Einfiihruiigsforinelin woinit die verschiedenen Segensspruche uber die einzelnen Stamme anheben (vgl. V. 7. 8. 18. 20, 22. 2Tst. u. 2H), geht deutl1ch hervor, daß nkcht Mose selbst Inehrz sondern ein Anderen den Valetjegen aufgeschriebenhat (Anni. zu Kapsz IF, 44,). Mose sprach ihn bei seinem Weg- gehen in Josua s fund der Priester Gegenwart» welche letztere das von ihm verfaßte Gesetzbuch bereits zur Aufbewahrung bei der Bundeslade »in Empfang ge- noinmen hatten ’(Kap. 31, 34 ff.); wie und» von wem er· dann» ausgezeichnet und der Thora beigefugt worden sei, daruber siehe die Schlußbeiiiertiiiigen H) »Jn mehreren Handschrifteii des hehr· Cvdex fehlt dieser Znsatzszaiich die Vulgata hat ignoiibexsj gangen, ebenso hat Luther »(das Handexeniplar Z» hebt. Codex, das Luther bei» seiner» Uebersetzung des alten Testaments benutzte, befindet sich-Jetzt in deäBihxlszthek zu Berlin; es ist die Gersom sehe, im Ja« « zu Breseida grfchsneitie TiisgaPc»s)s, verniuthlich der Biilgata , i« ore e «ea en. ZEIT) Die Ausleger Lsjiciid verschiedeiier Meinung, wer bei diesen Worten als Subjekt» (åliedegegenstaiid) hin- zuzudenkeii sei: ob, gleischloieaii deinvnorherkselsendeii Sage, der H Err (der Hcrr loirdzivifchcii den »Schultc»rii Bensamins wohnen), oder, gleichwie im ersten Glied des Verses, Beiijaniiii tBeiijaiiiiiklvird zwischen den Schultern des zgErrjn szwohihens Jni äetztegeikFalle lage das Bild eine» Vater» zu Griin espcker feinen noch kleinen» und schtvachenvsohiiiiiif dein ilui en zagt, der Satz wurde also ziemlich dasselbe besagen, was,- der vorhergehende ausgedrückt hat, uberhaupt »ini·gai«iz·eii Verse von Benjaniin nichts Besonderes verkuiidigt sein, Mosis Valetsegen über die einzelnen Stänune Jsraels. , was nicht eben so gut vom ganzen Volke gälte (vgl. Jereun 11, 15 u. Pf. 60, 7, wo die Kinder Jsrael die ,,Frennde« oder die ,,Lieben des HErrn« genannt werden; V. 28 unseres Kapitels, wo es ansdrücklich heißt: ,,Jsrael wird sicher alleine wohnen,« und Kap. l, 3l: »der HErr, dein Gott, hat dick) getragen, wie ein Mann seinen Sohn trägt, durch all-en Weg, daher ihr gewandelt seid, bis ihr an diesen Ort gekommen«). Wir schließen uns daher an Luthers und Anderer Auf- fassung an, die die Worte auf den HErrn beziehen: Er wird zwischen Benjamins Schnltern wohnen, d. i. »der Tempel und Jerusalem und das Königreich war in Benjamin.« Nachdem Mose schon Kap. 12 davon geredet, daß Gott aus allen Stämmen Jsraels sich einen erwählen werde, um seinen Namen daselbst wohnen zu lassen, bezeichnet er hier denjenigen Stamm, dem diese Ehre zu Theil werden wird, näher. Aller- dings hätte er da ebenso gut anch den Stamm Juda namhaft machen können (Ps. 78, 68), denn jene Berges- höhen, auf welchen Jersaleni mit dem Tempel lag, bildeten die Grenze zwischen Benjamin nnd Juda (Jos. 15, 7 f.; 18, 16 f.); allein von Juda hatte er noch etwas Anderes zu verkändigen, das zunächst in Be- tracht kam (V. 7). 13. Und zu [von] Joseph sprach er lin Wiederaufnahme und weiterer Ausführung dessen, was schon Jakob von dem Doppelstamm Ephraim und Manasse l.Mos.49, 22—26 geweissagt hatte]: Sein Land liegt im Segen des HERRU [ist ein vom HErrn in jeder Beziehung reich gesegnetes Land] Das sind edle Früchte [gezeitigt] vom Himmel [von den Wassers» die von oben her kommen] vom Thau, und sgezeitigt] von der Tiefe, die unten liegt [von den untern Wassern in den durch das Land sich hindurchziehenden Bächen und Quellen]; » 14. Das sind edle Frnchte von der Sonne ssolche, die während des Umlaufs der Erde um die Sonne oder einmal im Jahre], und edle reife Fruchteder Monden [solche, die während der Umläufe des Mondes um die Erde oder mehr- m als im Jahre reif werden] 15. Und [edle Früchte oder Erzeugnisse] von den hohen Bergen gegen Morgen [wörtlich: vom Haupte der Berge der Urzeit, vgl. Anna zu 1. Mos. 49, 26], und von den Hugeln für und für sals Waldungen u. s. w· Kap. 27, 3 Anm.]; » 16. Und edle Fruchte von der Erde, nnd was drinnen ist sedle Früchte überhaupt, wie die Erde aus ihrem Schooße sie hervorbringt. Zu diesem Natursegen des Grund- und Bodens aber geselle sich, was noch mehr werth ist, der geistliche Segen der Bundesguades Die Gnade des, der in dem Busch wohneie sals ich dort auf dein Horeb stund und zum Werke der Erlösung Jsraels berufen ward Z. Mos. Z, 2., und der nun mit dieser Art seiner Erscheinuug zu erkennen gegeben, in welchem Verhältnis; er fort und fort durch alle Zeitläuse hin zn seinem Volke stehen werde*], komme [in iiberschiviiiiglichem Maße] auf dar Haupt Joseph, nndaus den Scheitel des Nasir sAusgesonderten, 63l Erlauchteiq imter feinen Brüdern sdamit die Worte Jakobs, des Erzvaters, an ihm in Erfüllung gehen l. Mos. 49, 26]. V) Arm und den11och reich, an sich ohne Gestalt, für die Seinigen aber die größten Segnungen aus: strahlend, so ist der den Dornbusch Bewohnende In! Grunde erscheint er doch nur deshalb arm, weil die Seinigen, die er zu seiner Wohnung erwählt, es sind. Sie sind der Dornbusch; und daß er sie nicht verzehrt, daß er sie nur dnrchlenchtet, verklärt und vergöttlichh ist nicht seine Ohnmacht, sondern seine Gnade, ist feine größte Herrlichkeit. (Schultz.) - 17. sJn Folge solches Segens im Jrdischen und solcher Gnade von Seiten des HErrn wird dann Joseph zu einer Machtstellung gelangen, die ihn in den Stand setzt, auf besondere Weise Js- raels Aufgabe nach außen zu verwirklichen nnd das Volk Gottes für die Welt furchtbar zu machen.] Seine Herrlichkeit ist wie ein erstgeborener Ochser sihm ist die Herrlichkeit oder Stärke eines erst- geborenen, besonders kräftigen Stieres], nnd seine Hörner ssind noch von größerer Stärke, als die eines gewöhnlichen Stieres, sie] sind wie Ein- hdrnerspf Hörner [von der Art, wie der wilde Ochse sie trägth mit denselben wird er die Völker stoßen zu Hauf, bis an des Landes Ende san die Grenzen der Erde]. Das [von solcher Kraft und Furchtbarkeit] sind die Tausende [besser: Zehntaufende] Ephraim sdes bevorzugteren und zahlreicheren i« von den beiden josephischen Stämmen], und die Tausende svom Stamm] Manasse V) Nach anderer Uebersetzung lauten die hebr. Worte: Der Erstgeborene seines Stieres (s. v. a. seiner Stiere), Herrlichkeit (Majestät) ist in ihm; unter diesem Erstgeborenen von Josephs Stieren oder kräf- tigen Söhnen und Nachkommen aber wäre offenbar Ephraim zu verstehen, und da nun Josua dem Stamme Ephraim angehörte (4.Mos.13, 9), so hätten wir hier eine Hinweisung auf Josua’s bevorstehende Kriege wider die eananitifchen Völker. Doch ist damit die Meinung dessen, was Mose sagen will, noch keineswegs erschöpft; vielmehr schreibt er Joseph, gleichwie vorhin einen be- sonderen Antheil an der Frnchtbarkeit des Landes Canaan, so nunmehr einen besonderen Antheil an der Furchtbarkeit des Volkes Jsrael, die ebenfalls zu dessen Bestimmung gehörte (vgl. Kap. 2, 25), zu. Ei) Mit diesem Ausdruck übersetzt Luther nach Vor- gang der Septuaginta und Vulgata das hebr. R66m, durch welches Wort ein wildes, gehörntes Thier be- zeichnet wird, das-trotzig, unbändig und gefährlich ist (Jes. 84, 7; Pf. 92, 11»; Hiob 39, 9 ff.; Pf. 22, 22). Nun ist an sich die Existenz eines solchen Einhorns nicht» zu bestreiten, anch nicht aus anatomischen Grün- den, da es sogar Dreihörner giebt (das Männchen der Giraffe oder des Kameelparders); sie ist nach Plinius (VIl1., II) vielfach anch von neuern Reisebeschreibern behauptet worden, welche versichern, daß es im Innern von Afrika, in den wilden Thälern Abessiniens nnd in Tibet ein Thier gebe, dem Pferde ähnlich, etwa « 48—52 Zoll hoch, grimmig und wild, das ein langes gekriimmtes Horn auf der Stirn habe. Jndessen will inan das nur von Eingeboreiieli gehört haben; selbst gesehen oder in der Nähe beobachtet hat kein glaub- 632 würdiger Reisender ein wirkliches Einhom Neuere Ausleger verstehen nun unter dem hebr· Räåin nicht selten den Rüssel, der sich von dem gemeinen Ochsen durch einen kleineren, gewöhnlich niederhängenden Kopf und vorwärts gedrehte Hörner unterscheidet, sehr be- hende, aber äußerst boshaft ist; im Alterthum galt er geradezu für unzähmbar, während er gegenwärtig, wohl durch die lang fortgesetzte Zucht seiner Art, aller- dings sich zähmen läßt. Jndefsen dürfte dieses Thier wohl viel zu spät aus Indien nach Westasien gekommen sein, als daß wir hier und in Hiob 39, 9 schon daran denken könnten. Nach letzterer Stelle handelt es sich vielmehr um eine Antilopenarr its) Zu Mosis Zeit war Ephraim noch keineswegs der zahlreichere von den beiden Stämmen (4. Mos. AS, 37 Anm.); Mose sieht aber mitprophetischem Blick in die Zukunft hinein, was da kommen werde (vgl. Jos. 17, 14 ff.)· 18. Und zu sin Beziehung auf] Sebulon sund Js as char] sprach er: Sebulon, freue dich deines Auszugs [deiner glücklichen Handthierung aus dem Meer, an dessen Anfurt du wohnen wirft 1· Mos. 49, 13]; aber Jsaschar sder du statt dessen es lieber mit einem bequemen und behaglichen Leben in dem eigenen ergiebigen Lande hältst 1.Mos. 49, 14 f.], freue dich deiner Hütten sdes ruhigen Zustandes, den der HErr dir gewähren wird]. 19. Sie fbeide Stämme im Verein mit ein- ander] werden die Völker smit denen sie in Folge des Handels in Gemeinschaft kommen, da Seba- lon selbst ein handeltreibender Stamm sein, Isa- schar dagegen den durch sein Gebiet hindurchzie- henden Karavanen Dienste leisten wird] auf den Berg [des Erbtheils des HErrn, den er, der HErr, sich zur Wohnung macht 2. Mos. 15, 17] rufen, und daselbst opfern [Schlacht- oder Dank-] Opfer der Gerechtigkeit san denen sie die Geru- senen Theil nehmen lassen; in ihnen vornehmlich wird also Jsraels Missionsberuf sich darstellen, da sie durch ihre Lebensverhältnifse im hl. Lande besonders dazu ebensowohl befähigt als verpslichtet sind]. Denn sie werden die Menge snach anderer Deutung des nur an dieser Stelle vorkommenden hebräischen Worts: den Zusluß] des Meeres sangen ssich davon nähren, was das Meer ihnen zufließen läßt, vom Meere hauptsächlich ihren Gewinn ziehen], und die versenkten Schiitze im Sande sdie im Grunde des Meeres verborgenen und von dort hervorzuholenden Schätze, als Per- len, Purpurschneckem Corallen, Glassand n. dgl., Anm. zu Kap. 8, 1() und Jos. 11, 2., zu ihrer Ausbeute haben —- bei diesem Erwerb von irdi- schen Reichthümern aber desto mehr Gelegenheit und Veranlassung finden, die Völker, mit denen sie verkehren, in die Gemeinschaft ihrer geistlichen Güter hineinzuziehens Wenn Sebulon und Jsaschar nachher in Wirklichkeit nicht bis an’s Mittelmeer hinanreichten, zu 1. Mos. M, 13 ff. und zu unserer Stelle also in einem ge- wissen Widerspruch standen (Jos. 19, 10—16), so zeigt 5. Mose 33, 18—28. sich hier der Unterschied· zwischen dem Israel der Jdee und dem der Wirklichkem Jakob und Niose haben es mit demjenigen Jsrael zu thun, das entschieden auch die nördliche Meeresküste einnehmen solltex da man aber nachher Asser nicht vorwärts über Phönieien hin vordringen ließ, mußte man es südwärts durch den Karmel und Umgegend entschädigen, so daß es sich zwischen Sebulon und das Meer Vorschub. (Schultz.) Gleichwohl hat die Weissagung von Sebulons und Jsaschars Mifsionsberuf hernach ihre Erfüllung ge- funden; denn ihre Stammgebiete sammt dem des Raph- thali waren der hauptsächlichste Schauplatz der Wirk- samkeit Jesu und der Heimathsort der meisten von seinen Aposteln (1. Mos. 49, 21 Anm.). Die versenkten Schätze ,,im Sande« anlangend, so erkennen manche Ausleger darin eine Hindeutung auf das Glas, welches den Alten für etwas Kostbares galt (Hiob 28, 17:· was Luther mit ,,Demant« übersetzt hat, ist eigentlich Glas) und beim Flusse Belus (Kap. 8, 10 Anm. Nr. w) erfunden worden ist. 20. Und zu [von] Gad sprach er: Gad sec gesegnet, der Raummacherz er liegt wie ein Löwe, und raubet den Arm und die Scheitel 21. End er sahe, daß ihm ein Haupt gegeben war, ein einer, der verborgen ist; welcher kam mit den Obersten des Volks, und verschasfte die Gerechtigkeit des HERR, und seine Rechte an Israel. Zu V. 21 bemerkt Luther in seiner Randglossc ,,D1eser Lehrer 1st Elia der Propbet, der in den Himmel genommen und verborgen (1. Kön. 17, 3); denn er war ein Bürger aus Gilead im Stamme Gad (l.Kön. 17, l)« und versteht demgemäß V. 20 von dem Könige Jehu (2. Kön. Kap. 9 u. 10): »Den Segen Gad hat der König Jehu ausgerichtet, da er Baal vertilgete und das Volk wieder zurecht brachte, und schlug zween Könige todt, dazu auch Jsebel.« Wir müssen mit dieser, ohne Zweifel verfehlten Auffassung der Stelle auch die ganze damit zusammenhängende Uebersetzung aufgeben, wenigstens die des 21. Verses, da die des 20· Verses allerdings sich allenfalls rechtfertigen läßt und z. B. in der v. NiehepStierschen Bibel-Ausgabe beibehalten worden ist. Nach den meisten neueren Erklärern, ob- gleich auch unter ihnen viel Verschiedenheit der Auf- fassung im Ein elnen herrscht, sind die Worte folgender- maßen zu ver tehen: . Und in Beziehung auf Gad sprach er: Ge- scguet [gepriefen] sei [der HErr 1. Mos. 9, 26], der Gad Raum macht fin dem schönen, außerhalb des eigentlichen Verheißungslandes gelegenen Gilead ihm ein weites, unbeschränktes Gebiet für seine Entwicke- lung angewiesen und damit Jsrael selbst ein Unter- pfand gegeben hat, wie er seinem Volke Raum ge- nug fchaffen kann, soviel es dessen bedarf 4.Mos. 3Z,5 Anm.; 5. M. 19, 8 f.]; wie ein Löwe sden niemand in seiner Höhle angreisen darf] lagert er [dieser krie- gerische, streitbare Stamm, als welchen schon sein Name ihn kennzeichnet 1. Mos. 49, 19 und er auch bereits bei Eroberung des Königreichs des Sihon 4. Mos. 21, 21 ff. sich ausgewiesen, in dem ihm zu Theil gewordenen Erd-ej, nnd zerreißt den Arm, ja den Scheitel [dem, der ihm zu nahe kommt, vgl. Anm. zu 1. Mos. 49, 19]. ·t2s1. Ung er 4erM sihåitz dcnssExsttinå slkr nahm un einer itte . o. «, 1 . en rtingsan- theil am Lande, das zuerst eroberte Gebiet, siir sich in Anspruch], denn dort war der Fiihrertheil aufbe- wahrt sdies zuerst eroberte Gebiet gebührte von Schluß des Valetsegens und SeligpreisungzdesgBolkes Jsraelwiiberhanptszg Rechtswegen demjenigen Stamme, der bei dem Er- oberungskampfe an der Spitze der übrigen gestanden, und das eben war mit Gad der Fall]; nnd er tani [eigentlich: wird kommen, aber was noch künftig geschieht, schaut Mose mit prophetischein Blick als bereits vollendet] zu den Bolkshiiuptern sum in Ge- nieinschaft mit ihnen an der. ferneren Eroberung des Landes seinem Versprechen 4.Mof. 3·2, 16 ff. gemäß Theil zu nehmen, vgl. Jos. 4, 12 ff.], die Gerechtiip feil des HErrn [das, was der zJErr als recht und gebührend von ihm hatte fordern lassen 4.Mos.32, 20 ff.; Jos.1,12 ff.] hat er gethan, iiud feine Rechte an Israel fund der allgemeinen Pflicht Jsraels sich nicht entzogen Jos. 22, I ff.]. Andere, nach Onkelos’ Vorgang, übersetzen den zwei- ten Satz des 21. Versesx Denn daselbst ist das Theil des verborgenen Meisters, und finden darin eine Andeutung, daß hernach Mosis Grab in Gads Gebiete verborgen lag (Kap. 34, 6); aber ab- gesehen von andern Schwierigkeiten ist solche Deutung schon deshalb nicht zulässig, weil Mosis Grab viel- mehr in dem Gebiete der Rubeniten, nicht in dem der Gaditen sich befand (4. Mof. 32, 38; Jos. 13, 20). 22. Und zu fin Beziehung auf] Dan sprach er: Dan ein junger Löwe; er wird fließen fspringt hervor] von Basan. Während Jakob Dan mit einer Schlange am Wege verglichen, die plötzlich die Füße des Rosses beißt, daß fein Reiter rücklings stürzt (1. Mof 49, 16 f.), hebt Mose mehr die Stärke hervor, welche Dan im Kam se init Feinden beweisen werde, indem er ihn einen jun en Löwen nennt, der plötzlich ans seinem Verstecke her- vorfpringt Die Nennung Bafans erklärt sich daraus, daß in den höhlenreichen Gegenden des öftlichen Ba- san, insbesondere in den waldigen Weftabhängen des Dscliebel Haut-an (4. Mos 21, 50; 32, 33), viele Löwen hausten, die aus dem Dickicht hervorspringend gefährliche Feinde der Viehheerden Basans waren. (Keil.) Obwohl zwischen Juda und Ephraiin westwärts allzu- sehr eingeengt und vor allen andern in den Kampf mit den Philistern verflochten, wußte sich Dan dennoch durch Verschlagenheit und Kühnheit zu behaupten, ja nach dieser Seite hin eine Vormauer für die übrigen Stämme zu bilden. (Schultz.) 23.» Und zu [von] Naphtali sprach er: Naphtali wird genug haben, was er begehret, und wird voll Segens des HERRU sein sdas Gebiet, das ihm zufällt, wird ein außerordentlich lieb- liches nnd gesegnetes Land sein]; gegen Abend iind Mittag snach anderer Uebersetzung: Meer- gegend und Sudlandj wird sein Befitz sein sin feinem Erbe werden sich die Vortheile und Annehmlichkeiten des Meeres mit der wohlthuen- den Wärme des Südens vereinigen]. Die Ebenen nördlich und westlich vom See Hule (Merom) und an der Westseite des Sees Tiberias (Ge- iiezareths sind anßerordentlich fruchtbar, und es ge- deihen da alle Arten von Gewächfem das Klima ist wie beim todten Meere ungemein heiß und eignet sich für tropische Gewächse, die Früchte reifen viel früher als anderwärts. (Knobel.) Die Schlußworte des Verses werden von manchen Auslegern so aufgefaßt, als würde damit dem Stamme Naphthali das Land der Philister im Siidwesten von Palästina als sein Besitz angewiesen, das aber hernach nicht erobert wurde (Jos. 13, 3), so daß der Stamm anderweitig hätte entschädigt werden 633 inüfsen; bei dieser Auffassung wäre die Lnther’sche Uebersetziing der Worte beizubehalten. 24. Und zu fin Beziehung auf] As s er sprach er: Asser sei gesegnet mit Söhnen [nehnie immer mehr an Volkzahl zu, wie es jetzt schoii der Fall ist 4. Mos· 26, 47 vgl. Kap. 1, -»L"l]; er sei angenehm seinen Brüdern fdenübrigeii Stänimeiy durch die Dienste, die er ihnen zu leisten vermag], und tunke seinen Fuß in Oel [ein so fette-Z, gedeihliches Land müsse ihm beschie- den sein]. Das in Jos. 19, 24—27 beschriebene Gebietwar der Hauptsitz, des Stammes, eine ausgedehnte Ebene am Meer vom Karmel bis zum Vorgebirge Natura, im Osten von den galiläischen Bergen eingeschlossem ausgezeichnet durch vortrefflichen Boden, iip»pig·e Frucht- barkeit, herrliche Olivenhaine, ist aber freilich Jetzt sehr vernachlässigt. 25. Eisen und Erz sei an seinen Schuhen [eigentlich: sei f ein Schuh, nämlich zur Unter- tretung und Zermalmung der Feinde —- nach an- derer Uebersetzung: sei deiii Verschliiß], dein Alter sei wie deine Jugend lnoch ebenso frisch und kräftig Kap. 34, 7 — nach Andern: so lange wie dein Leben daure auch deine Ruhe oder Sicherheit]. Die Asseriten wohnten bis auf den Libanon hinauf (Jos. 19, 28 ff.), wo man Bergbau trieb (vgl. 5. Mos. 8, 10 Anm.), und scheinen Metalle gewonnen zu haben; sie konnten davon viel zur Befestigung ihrer Städte verwenden. und hatten in der Mitte feindlicher Volker (Richt. 1, 31 f.) dies auch nöthig. (Knobel.) 26. [Von diesen Segensworteii über die ein- zelnen Stämme zurückkehrend zu dein, wovon er ausgegangen V. 2 ff., zu dem Lobe des HErrn, sprach Mose hierauf, an das ganze Israel sich wendend, weiter:] Es ist kein Gott, als der Gott des Gerechten soder: als dein Gott, o Je- schurun, vgl. Anm. zu Kap. 32, 15]. Der iin Himmel sitzt, der sei deine Hilfe, sind deß Herrlich- keit in Wolken ist fnach anderer Uebersetzung: der daherfährt auf den Himmeln zu deiner Hilfe, und in seiner Hoheit in den Wolken]. 27. Das [iin Volk Israel] ist die Wohnung Gottes von Anfang, und sso wird Jsrael auch bleiben] Unter den lftarken und mächtigen] Armen [des HErrn] ewiglich [nach anderer Auslegung: Wohnung und Zuflucht ist dir, Israel, der Gott der Vorzeit, und unterhalb deiner hält er ewige Arme ausgebreitet, dich zu tragen wie ein Adler seine Jungen auf den Flügeln] Und er wird vor dir her deinen Feind sdie cananitischen Völker] austreiben, und sagen süber diesen Feind den Bannspruch fällen]: Sei vertilget. 28. Israel wird [dann, nachdem es in Kraft des HErrn die Feinde vertilget hat] sicher alleine sungeachtet feiner Abgesondertheit von andern 634 h. Mose 33, 29. 34, i—-4. Völkern 4· Mos. 23, 9 deniioch unter der Hut seines Gottes wohl beschirmt] wohnen; der Brnnu Jakobs ldas von Jakob herstammende, von ihm aus, wie ein Strom aus seiner Quelle, sich immer weiter ausbreitende Volk] wird sin Erfüllung der ihm gegebenen Verheißung] sein auf dem Lande, da Korn und Most ist sdas einen fruchtbaren Boden hat], dazu sein Himmel wird« mit Thau triefen fund also auch Fruchtbarkeit von oben her geben] 29. Wohl dir, Israel, wer ist dir gleich? O Volk, das du durch den HERRU selig wirst, der deiner Hilfe Schild und das Schwert deines Sieges ist- Deinen Feinden wird? fehlen ssie werden den Widerstand gegen dich aufgeben und sich dir, wenn auch nur gezwungen, unterwerfen müssen]; aber du wirst fals Sieger, der sie wohl weiß in Bot- mäßigkeit zu erhalten] auf ihrer Höhe einher treten [Hohel. 4, 8]. Dies ist ein würdiger Schlnß des letzten Wortes des großen Gefetzgebers an sein Volk; die Größe der Gedanken und die Kraft der Ueberzeugung von der einzigen Bestimmung des Volkes Israel wird nicht wohl einem Späteren und Geringeren, als Ntose selbst, können zugeschrieben werden, wie auch eine Veranlas- sung, gerade so, in dieser Allgemeinheit und Freudig- keit über Jsrael zu sprechen, in der späteren vielfach bedrängten und gespaltenen Zeit sich nicht leicht wird wahrscheinlich machen lassen. — Was die hier aus- gesprochene Verheißung selbst betrifft, so gilt sie nicht dein Jsrael nach dem Fleisch, insofern es im Knechts- dienste der Güter dieser Welt lebt und seinen -himm- lischen Bruder Jesus Christus verwirft, sondern sie gilt dem Israel, das sich zu diesem HErrn einst noch bekehren wird. (Sack.) Das 34. Kapitel. Weste« Tod, und wa- darauf erfokget. VI. V. 1—12. Dein göttlichen Befehle in Kein. 32, 48 ff. geinlisä steigt jetzt Mose non deiii Gefilde Maul) hinauf zum Berge Miso, wo der iljErr ihn das stand der ver— heißung in seiner ganzen Ausdehnung iilierschaueti läßt; darnach stirbt er und wird non dein jjErrn liest-unt, von den Kindern Israel alter 30 Tage lang betranert Uach ihiii ist liein Prophet wieder in Israel ausgestanden von solcher Bedeutung und solcher Begattung, wie er. 1. Und Mose snachdem er die Kinder Jsrael gesegnet Kuh. 33, 1 ff. und von Josua den letzten Abschied genommen] ging« von dem Gefilde der Wiogbiter sin welchem sich das israelitische Lager befand 4. Mos. 22, 1] auf dcn Berg Rebo, anf die Spitze sden höchsten Punkt] des Gebirges Pisga [»A1iin. zu 4. Mos. 21, 20] , gegen Jericho uber sum daselbst das Land Canaau zu besehen und darnach zu seinem Volk sich zu versainnieln Kap. 32, 48 ff.]. Und der HERR zeigte ihm das ganze Land Gilead sdas ganze, jenseit des Jordan eroberte und an die drittehalb Stämme vertheilte Gebiet 4. Mos. 21, 21 sf.; 32, 33 sf., das zunächst vor seinen Augen sich ansbreitete], bis snördlich hinauf] gen Dan sinit dem Beiuanieii Jaan 2. Sam. 24, (3], 2. Und das ganze Naphtali sdas spätere Galiläa im Norden des eigentlichen Canaan], nnd das Land Ephraiin nnd Rianasse sin der Beine] iind das ganze Land Jnda lim Süden] bis an das ans-erste [1uittelländische] Meer, 3. Und gegen Mittag [deii Negeb oder das Südland 4. Mos. 13, 21 Anm.], nnd die Ge- gend der Breite Jericho [das Jordanthal sammt der dazu gehörigen Ebene von Jericho Jos·12, 3 Anm.], der Palmenstadt [Jos. G, 1 Blum] bis gen Zoar san der Südostseite des todten Meeres 1. Mos. 19, 22 Anm.]. Die Stadt Hesbon (in deren Nähe der Berg Nebo zu suchen ist) liegt an einem so beherrschenden Platze, sagt Buckingham (er reiste 1816 in Basan und Gilead), daß die Aussicht von da sich wenigstens auf 30 engl. Meilen (= litt, deutsche M.) weit nach allen Seiten hin erstreckt; ja nach Süden reicht der Blick vielleicht auf 60 Meilen (= 13 d. M.) weit. — Den- noch konnte Mose in blos natürlieher Weise auch von der Spitze des Gebirges Pisga nicht das alles über- sehen, was der HErr von dort ans ihm zeigte; man hat vielmehr an eine übernatürliche Erhöhung der Kraft seiner Augen zu denken, so daß hier ein Gesicht stattfindet, welches an etwas natürlich Vorhandenes sich anschließt. (v. Gerlach.) Gott führet den Menschen auch innen auf einen Berg und zeigt ihm den Thron der Ewigkeit; nnd wenn dann die süßen Tropfen des himmlischen Jerusalems in sein Herz fallen, so siehet er in’s gelobte Land. (Berleb. Bib.) Aber Satan macht’s Gott nach und stellt auch auf Höhen, vgl. Niatth.4, 8f. (Schröder.) · · · 4. Und der HERR sprach zu ihm: Dies ist das Land, das ich Abraham, Jsaak und Jakob ge- schworen habe, und gesagt [1. Mvs 12- 7; 13,15; Ho, 18 ff.; 17, 8; 26, Z; 28, 13]: Jch tvill es deinem Samen geben. Du hast es szur Stillung deiner Sehnsucht nach demselben Kap. Z, 23· ff.] mit deinenAcigeii gesehen, aber du sollst smemem Strafurtheil 4. Mos. 12, 20 gemäß] nicht hin- nber gehen. Wenn Mose in Kp. z, 23 ff. berichtet, wie er den HErrn vergebens um Aufhebung seines Strafurtheils gebeten, so hört man’s an dein Ton seines Berichts, wie ihm der Kampf so schwer, die Unterwerfung so mühsam wird; und beinahe ist uns zu Muthe, als zittere eine Thräne in seiner Stimme, wenn er den jüngeren Ge- schlechteru zu ihrer Ueberraschung und Belehrung er- zählt: »Aber der HErr war erziirnet auf mich nm euretwillen, nnd erhörete mich nicht, sondern sprach z1i mir: Laß genug sein, sage mir davon nicht mehr.« Indem wir die Sache an und für sich betrachteiy bringen wir sie vor den Richterstuhl unseres eigenen Gefühls nnd rufen ans: Eine dunkle Führung! Canaau, das war der Name, den Mose schon als Kind mit Ehrfurcht und Liebe staininelte; das war der Punkt, auf welchen sich das Auge des Jünglings, des Mannes, des Greises niin länger als ein Jahrhundert 1iiit hei- ligem Verlaiigen hinwandte; das war der einzige Lohn, den er für ein Leben voller Arbeit und Kampf, dessen Llliiihe und Frucht Gott allein würdigen konnte, er- flehte Darauf hat er geharrt, dafür gearbeitet, darin gelebt; und fragt ihr, was ihn fähig machte, sonder Murren 38 Jahre lang mit einem rebellischen Volke utnherzuschweiseki und eine schier übermenschliche Last auf seine Schultern zu laden, so ist ohne Zweifel Ca- naan der Gedanke gewesen, welcher ihm nicht weniger bedeuten mochte als ein Himmel auf Erden. Und nun er dasteht an der Schwelle der Wohnung, die alles, alles vergüten soll, spricht eine Stimme, die keinen Widerspruch duldet: ,,Zurück!« Der HErr hat ihn noch niemals abgewiesen, wenn er als Niittler für Israel eintrat; er hat seine stolzeste Bitte: ,,Laß mich deine Herrlichkeitsehen« 11icht unbedingt abgeschlagen (2. Pios Its, 18 ff.); aber das viel Geringere, diese verhiiltnifz- mäßig kleine Sache verweigert er ihm, das Ende des Zuges ist die Grenzscljeide der Hoffnung Mosis. Nein, er wird nicht in deine Thore einziehen, du blühende Palmenstadk zu den Thoren des Todes muß .er ein- gehen! — Allein wir lassen auch die Stimme der Ver- gangenheit sprechen und stammelm Ein gerechtes Gerichtl Wir erinnern nicht nochmals an die Sünde, durch welche ållioses das edelste Vorrecht verscherzt hatte; wir fügen dem früher Gesagten (4. Mof. 20, 12 Anm.) nur das hinzu, daß nach Verlauf einer Zeit von etlichen Tagen und Wochen die Schuld vielleicht wohl für Mose und Israel, aber nicht für Israels Gott eine andere Gestalt gewonnen hatte. Das Urtheil über Mose war fürwahr nichtdas Ergebniß eines augen- blicklichen unheiligen Zornes, sondern das der Billig- keit, Weisheit und Liebe; und wenn der HErr in diesem Fall sich hätte erbitten lassen, so hätte es den Anschein gewinnen können, als wäre er früher zu weit ge- gangen, als er selbst Mose und Aaron gleich den gröbsten Uebertretern verurtheilte. Streng war das Urtheil ohne Zweifel, aber dabei gerecht und noth- wendig; der Träger des Gesetzes darf am allerwenigsten mit der Anwendung der Drohung verschont werden: eine jegliche Seele, die sündigt, soll sterben. — Aber nächst der Gerechtigkeit wird uns auch die Vorsehung Gottes bei Abweisung der Bitte Mosis offenbar, so daß es uns nichtschwer fällt, hier von ganzem Herzen eine weise Schickung zu preisen. Welch’ eine Lehre wird dem Volke hier gegeben! Hundert Worte des Gesetzes, welche ihnen Gottes fleckenlose Heiligkeit ein- prägen, vermögen nicht einen so tiefen Eindruck zu be- wirken, als die fast unglaubliche Thatsache, daß selbst ein Mose um seiner Sünde willen noch außerhalb Ea- uaans stirbt. Welche Beschämung für sie, die Mose zur Sünde gebracht und so die Frucht jahrelanger Ar- beit in einer ungliicklichen Stunde verwirken halfen! Welche Warnung, die ihnen mit andern Worten zu- rufen mußte: »Wenn ihr euch nicht bekehret, werdet ihr alle auch also umkommen (Luk.13,3)!« und: »So der Gerechte kaum erhalten wird, wo will der Gott- lose und Sünder erscheinen (1. Petri 4, 18)!« Gewiß, Mose ist mehr, als wir es berechnen können, durch seinen Tod noch diesseit des Jordan ein Weizenkorn geworden, das darum so viele Früchte getragen hat (Joh. 12, 24). — Wir finden aber auch für Mose selbst in der Verweigerung seiner Bitte eine verborgene Wohlthat; denn gleichwie manche harte und unan- sehnliche Schale die Frucht eines süßen Kernes ver- borgen hält, so ist’s auch mit den Züchtignngen Gottes, selbst seine Zuchtruthen triefen von Segen. Nehmt selbst die Wagschale zur Hand und sehet zu, was Mose eigentlich entbehrt, was er dafiir empfängt, und was durch das eine wie durch das andere er gewinnt. Nun ja, er entbehrt Canaan und damit — alles? O nein: Canaan ist — wie könnte es anders sein? — sein irdisches Ideal; aber Ideale gewinnen selten durch die Verwirklichung, und das Land der Verheißung macht keine Ausnahme von der traurigen Regel, daß Der HErr zeigt Mose auf dem Berge Nebo das Land der Verheißung. 635 der Wu11sch mehr werth sei, als selbst der gliicklichste Besitz. Hat er bereits bedacht, welch tägliches Kreuz seiner dann warten würde, wenn er dort in den ersten Wochen nichts als Schanspiele des Blutes und der Thränen erblicken und später die Entdeckuiig machen müßte, wie Israel wohl seinen Wohnsitz, aber nicht sein Herz verbessert habe? Mose, Mose, du weißt es nicht, welchen Seelenschmerz dir die strenge Antwort Gottes ersparte: »Sage mir davon nicht mehr!« Du hast des Bittern genug in deinem Leben·erfahrcn, alter Mann; dieser letzte und größte Schmerz könnte dein Herz brechen. Indem aber Gott will, er solle nicht länger von dieser Sache sprechen, beginnt er selbst . von einer andern und schönern Sache zu reden. Mose soll die Höhe des Berges Pisga ersteigen und von Eanaan nicht nur das sehen, was das natürliche Auge entdeckt, sondern was der HErr seinen erleuchteten Blicken zeigen wird. In heiliger Entzückung erblickt er es alsbald nach seinem ganzen Umsange, bewohnt, gesegnet, glücklich, sowie er es in der Wirklichkeit nie gesehen hätte, so wie es vielleicht nicht ganz gewesen ist, sowie er es sich in den hellsten Augenblicken ge- träumt hat, wenn sein adlergleicher Geist die Schwingen entfaltete O welch’ vortheilhaster Tausch, dies Eanaan des Gesichtes für das Canaan der Wirklichkeit, wobei zuletzt nur der Fuß ein wenig verloren hat, Aug’ und Herz aber gewonnen haben! Ia, was ge- winnt nun aber der Mann Gottes bei dem, was ihm sein Gott in seinem Zorne erkiest, der doch nur ver- borgene Gnade ist? Nicht nur eine Stunde reinen Genusses, wie sie ihm die Erde sonst schwerlich gegeben hätte, sondern mehr, unendlich mehr; denn hier wird die allerletzte Hand an Mosis Ausbildung für einen höheren, himmlischen Wirkungskreis gelegt. Fester, als er es vielleicht bisher selbst gewußt hat, häiigt sein Herz noch an Canaan, und das ist natürlich, billig, ja gewissermaßen gut; allein nicht einmal ein Eanaan soll allzuviel Platz in einem Herzen einnehmen, welchem Gott alles sein muß. Bisher war Eanaan und Gott, oder, wenn ihr das lieber wollt, da wir an eine Theilung des Herzens nicht denken, — Gott in Canaan verherrlicht worden; jetzt aber G ott allein, ganz und für immer, als der Geber aller Gaben, nöthigenfalls selbst ohne die höchste irdische Gabe. Wenn ihr daher später bei Mosis Abschied und Heim- gang nichts Siindiges, ja kaum etwas Irdifches mehr entdeckt, so ist es die Frucht auch dieser Prüfung ge- wesen; denn wer kann nun, da ihn selbst kein Eanaan mehr zu belohnen vermag, sein Lohn, sein Theil, sein höchstes Gut sein, als — Gott? Merket aus das Ende der Wege des HErrni Warten ist die besondere Schale, in welche er alle führt, die er zu irgend etwas Großem bestimmt hat; wenn aber diese Schule durchlaufen ist, so wird wohl noch kurz vor dem Tode eine große Ent- täuschung — vergönnt uns den Ausdruck — zum Unter- richt der höchsten Klasse: eine Enttäuschung gleich dieser, auf welche man am allerwenigste11 gerechnet hat, bei welcher das ganze Ziel des Lebens verloren scheint, vor welcher alles Irdische abfällh aber nun auch die letzte Scheidewand zwischeu Gott und unserm Herzen in den Staub sinkt, bis wir znletzt aus die Frage, ob wir hier unten noch irgend etwas begehren, mit dem sterbenden Nielanchthoii nur antworten können: Nichts als den Himmel (v. Oosterzee.) Mose aus des Pisga Höhen nach Canaan ausschanend, aber ohne es er- langen zu können, ist ein rechter Repräsentant desselben Bundes, den er vermittelte, oder vielmehr aller derer, die in diesem Bunde leben; denn sie gehen nicht zum wahren Canaan ein, sondern sehen es nur von fern, um immer mehr darnach zu verlangen. Mose auf des 636 Pisga Höhen repräsentirt aber zugleich aiich das, was das alte Testament, was die Offenbarung iiberhaiipt Vorzügliches hat: muß er sich auch mit der Fernsicht begnügen, sein Leben ist kein zielloses gewesen; wo Er aufhören muß, da sieht er einen Andern eintreten, einen Josua, durch den sich der HErr zu helfen vor- behalten hat. (Schultz.) 5. Also starb Mose, der Knecht des HERRm sEiide Februar oder Anfang März d. J. 1452 v. Chr. Geb.] daselbst im Lande der Moabiter [uiid nicht in Canaan, dem Lande der Verhei- ßung], tmch dem Wort* des HERRn swie der HErr es ihm vorhergesagt Kap. 32, 50]. V) Die Rabbinen übersehen: am Munde, d. i.von einem Kasse des HErrm — Es hat sich eine Sage in Jsrael und in der Christenheit von Geschlecht zu Ge- schlecht fortgepflanzt, Mose sei unter dem Kusse des HErrn gestorben, in den Liebesarnien des Heilaiides, unter den süßesten Aeußerungen seiner Zärtlichkeit sei seine Seele in ihre Heimath, in das hinimlische Canaan gezogen. Welch ein Gedanke, daß der Tod ein Kuß des Heilandes ist, unter welchem die Seele heimzieht! und der Tod des Frommen mag wohl in der That etwas Aehnliches sein. Wer mag sagen, was der HErr an der Seele des sterbenden Menschen thut, wenn die Umstehenden nichts sehen, als den zuckenden Leib, als die bleicher und bleicher werdende Gestalt, als die brechenden Augen, als die Todesnacht, welche sich um den Scheideiiden lagert, als die« Schrecken der Vernich- tung und Auslösung; wer mag sagen, wie es dann der liebe HErr, vor unsern Augen verborgen, der Seele hell und warm macht, welche namenlose Ent- zückung dann bereits für sie angebrochen ist, welch ein süßer Himmelstrost sie durchweht, welche tiefen Zärt- lichkeiten sie von dem erfährt, der sie theuer erkauft hat und sie nun nicht mehr verlieren kann! Und vielleicht ist die Freundlichkeit, der tiefe Friede, ivelcher so häufig in dem Angesicht eines Todten sich ausdrückt, der sanfte, selige Wiederschein von dem Kusse des HErrn, unter welchem die Seele geschieden ist. (Appuhnz) · 6. Und er [der HErr] begrub Ihn« sließ durch den Erzengel Michael ihn bestatten »« Judä 9] im Thal sin einem Hochthal unweit der Spitze des Nebo], im Lande der Moabiter, gegen dem Haufe Peor [gegenüber der beim Berge Peor 4. Mos. 23, 28 gelegenen Stadt Beth-Peor Kap. Z, 29; 4,46]. Und hat niemand sein Grab erfahren, bis ans diesen heutigen Tag W« spiel- mehr ist er bald darauf der Verwesung wieder entnommen und in denselben Zustand versetzt worden, in welchem Henoch 1.Mos. 5, 24 all- bereits sich befand und in den Elias 2.Köii.2, 11 hernach ebenfalls einging, vgl. Matth 17, 3]. V) Dem Tode selbst wurde Mose nicht in der Weise wie Henoch und Elias entnommen —— er starb wirklich, und sein Leichnam wurde wirklich begraben, das sagen die Worte der Urkunde ausdrücklich· Aber mit größter Wahrscheinlichkeit dürfen wir annehmen, daß er, wie sie, der Verwesung entnommen ist. Nienschen bestatten den Leichnam zur Verwesung; wenn nun Jehova den Leichnanc Mosis nicht durch Menschen bestatten ließ, so liegt es nahe, den Grund darin zu suchen, daß er ihn nicht der Verwesung überlassen wissen wollte, sondern in der Bestattung durch seine eigene Hand eine Kraft dazu that, die ihn der Ver- wesung entnahm nnd ihm den Uebergang zu derselben s. Mose 34, 5——12. Existenz- oder Seinsform bahnte, zu der Henoch und Elias ohne Tod und Begräbiiiß geführt wurden. Wie diese Existenzsorni zu denken und zu beschreiben sei, das wissen wir nicht. Wir wissen nicht, was sie war, höchstens können wir vermuthen, was sie nicht war — nämlich nicht eiii Zustand absoluter Verkläruiig und Vollendung, dessen Erstling Christus sein mußte (1. Corinth 15, 20. 23), aber auch nicht der Zustand des dunklen Scheol-Lebens aller übrigen Adaniskinder (Ps. 6, 6), sondern ein Mittleres zwischen beidcni, für welches wir noch keine Aiischauung und keine Begriffe haben. — H) Was den inJudä V.9 berichteteii Streit und Wortwechsel des Erzengels Michael mit deni Teufel über den Leichnain Mose betrifft, so haben wir in dieser Stelle nicht ,,apokryphischen Aberwitz,« sondern apostolische Weisheit zu erkennen. Jst Satan der Ur- heber des Todes in der Menschenwelt und daruin auch der Herrscher des Todes (Hebr. 2, 14), so ist er aller- dings dabei interessirt, wenn Gottes Gnade den Leib Mosis dem allgemeinen Geschick und Gericht der sündigen Menfchenkinder entziehen will; um so mehr, als Mosis Tod nicht blos Sold der allgemeineu Sünde, der Sünd- haftigkeit, sondern die Strafe für eine besondere Sünde, und zudem für eine Sünde im heilsgeschichtlichen Ge- biete ist. Er starb ja nicht sowohl, wie alle andern Menschen, in der Eigenschaft eines sündigen Adams- kindes, sondern in der Eigenschast des Gesetzgebers und Bundesmittlers, weil und insofern er dieses Amt ge- brochen und verletzthatte Bei der hohen heilsgeschicht- lichen Stellung, die Moses einnahm, hatte Satan ein ganz besonderes Interesse dabei, daß Mose den Sold seiner Sünde in seiner ganzen Ausdehnung schmecke; denn diese Sünde und der Tod, mit dem sie bestraft wurde, war gewissermaßen ein Zeugnis; von der Un- zulänglichkeit und unvollkommenen, ungenügenden Aus- richtung seines Mittleramtes, warf also einen dunklen Schatten aus den Bund selbst, den er gegründet hatte. Aber gerade darum ließ auch Gott, nachdem der Zorn in außerordentlicher Weise Gericht geübt hatte, die Gnade in außerordentlicher Weise wirken. Satan, der Verkläger unserer Brüder, der sie verklaget Tag und Nacht vor Gott (Osfenb. 12, 10), der da weiß, daß Gott auch gegen ihn gerecht sein will und muß, trotzt und pocht auf sein Recht; — aber. Michael, der erhabene Geisterfürst, der eigentliche Fürst und Vertreter Jsraels in der Geisterwelt des Himmels, der in jedem Streit für die Söhne Jsraels steht (Dan. 12, 1), verrichtet trotz Satans Einsprache das ihm auf- etragene Werk, nicht durch Schelten, Pochen und ästerung ihn zum Schweigen bringend, sondern durch ruhige, heilig-ernste Abwehr und Bedräuung Jm Lichte dieses Verständnisses gewinnt-jener, auf den ersten Blick so seltsame Streit der beiden Geistersürsten über den Leib Mosis eine hochbedeutsame heilsgeschichtliche Wichtigkeit, und die Thatsache selbst, daß Jehova trotz, Satans Einsprache den Leib Mosis dem allgemeineu Schicksal der sündigen Menfchenkinder entnahm, wird zu einem Vorbild und Vorspiel zukünftiger, uneiidlich größerer und herrlicherer Dinge. Der Tod Mosis war ni t wie der Tod des ersten Adam, der in die Ver- we ung mündet; er war aber auch nicht wie der Tod des zweiten Adam, der in die Auferstehung mündet; er war vielmehr ein Mittleres zwischen beiden Todes- gestalten, wie Mose selbst und sein Amt eine mittlere Stellung einnimmt zwischen dem ersten und zweiten Adam, zwischen dem Haupte der sündigen, sterbenden Menschheit und dem Haupte der von Sünde und Tod erlösten Menschheit. Jndem Mosis Tod zwar ein wirk- licher, aber doch ein in seinem natürlichen Verlauf ge- hemmter ist, und sein Zustand daher ein iinvollendetey schwebender, der eine Vollendung fordert und erwartet, wird er selbst zur Weissagung auf diese Vollendung; und wenn Mose, obschon mit dem ganzen Hause Gottes betraut (4. M. 12, 7), doch die Gestaltung des Hauses Gottes nicht zu ihrer schließlichen Vollendung führen konnte und da er die Verheißung eines zweiten Pro- pheten und ittlers empfing (5. M. 18, 17 ff.), so werden wir auch berechtigt sein, in der eigenthümlichem einzigartigen Weise seines Todes und Begräbnisses ein denkwiirdiges Vorbild vom Tod und Begräbniß dieses zukünftigen Propheten wie Mose zu sehen. (Kurtz.) sit) Die Kenntniß von dem, was V. 1—-6 über das Lebensende Mosis berichtet ist, entnahmen die Js- raeliten aus der nach Kap. 3, 27 ff. von Mose ihnen mitgetheilten göttlichen Zusage (Kap. 32, 49 ff. u. 4. Mos. 27, 12 f.) und dem Weggange Mosis auf den Berg Nebo, von dem er nicht wieder zurückkehrte. Beim Hinaufsteigen auf diesen Berg werden ihm die Auge1i des Volks gewiß gefolgt sein, so weit als sie ihm nur folgen konnten· Auch ist es sehr leicht mög- lich, daß von manchen Stellen des israelitischen Lagers aus die Spitze des Nebo sichtbar war, so daß die Blicke der Seinen ihn nicht nur bis dorthin be- gleiten, sondern auch sehen konnten, wie der HErr, nachdem er ihm das gelobte Land gezeigt, mit ihm in das nächste Thal hinabstieg, wo Mose ihren Augen für immer eiitriickt wurde. Keil. 7. Und Mose war hundert und zwanzig Jahr alt, da er starb [Kap. 31 , 2]. Seine Augen waren nicht dunkel worden, und seine Kraft [gei- stige und leibliche Lebendigkeit nnd Frische] war nicht verfallen [sondern es bewährete sich in recht augenfälliger Weise schon äußerlich an ihm, was geschrieben steht Jes. 40, 31: Die aus den HErrn harren, kriegen neue Kraft 2e.]. Zuweilen äußert sich die besondere Bewährung derer, die vor Andern iin HErrn leben, in anderer Ge- stalt; das äußere Auge verschließt sich, damit das innere desto schärfer blicke; es geht eine neue Welt auf nnd es entfaltet sich eine innere Lebenskraft, die nicht weniger wunderbar ist als die äußere. Aber die, deren Mission (Beruf oder Auftrag) vorzüglich nach außen gåhh dü)rften an Mose ihr bleibendes Vorbild haben. ( chuitz. » » 8. Und die Kinder Jsrael beweineteii Mose im Gefilde der Moabiter dreißig Tage [4. Mos. Yo, 29; 1. M. 50, 3]. Und wurden vollendet snach dieser Zeit eingestellt] die Tage des Weinens Uiid Klageiis uber Mose sum nun zur Eroberung des gelobten Landes zu schreiten Ins. 1, 1 ff.]. 9. Josua aber, der Sohn Nun, ward er- fiillet uiit dem Geist der Weisheit fund anderen zur Führung seines Amtes ersorderlichen Gaben]; denn Mose hatte seine Hände auf ihn gelegt fund ihn damit nicht nur zuin Amtsnachsolger verord- net, sondern auch unter den Einfluß des Geistes Gottes gestellt 4. Mos. 27, 22 s.]. Und die Kinder Jsrael gehorcheteii ihm, und thaten, wie der HERR Mose geboten hatte sdaß ihm nämlich gehorsam sein sollte die ganze Gemeine 4. Mos. 27, 20., vgl. Jos. 1, 16sf.]. 10. Und es stund hinfort sbis zu der Zeit, da der Kap. 18, 15 ff. Verheißene erscheinen sollte] Mose stirbt und wird von dem HErrn bestattet, von den Kindern Jsrael betrauert 637 kein Propbet in Jsrael auf, wie Mose, den der HERR erkannt hatte von Angesicht zu Angesicht sdem er sich wie eine Person der andern gegen- übergestellt und mit ivelchem er wie ein Freuiid mit dem Freunde verkehrt hätte 2. Mos. 33, 11 ; 4. M. 12, 8], 11. sUnd den er zugleich auch äußerlich ausgezeichnet und ihn befähigt hätte] ZU allerlri Zeichen und Wundern, dazu ihn der HERR sandte, daß er sie thaie in Egyptenland an Pharao und an allen seinen Knechten, und an»alle seinem Lande, 12. Und zu iiller dieser machtigen Hand und großen Gesichten szu alle den gewaltigen und furchtbaren Thaten], die Mose that vor den Augen des ganzen Jsrael swährend der 40 Jahre in der Wüste, um sich bei ihnen zu beglaubigeii, ihre Herzen zum Vertrauen und Gehorsam zii erwecken und nöthigenfalls in heilsamen Schreeken zu setzen]. Dies Urtheil über Mose setzt nicht das Auftreten und Wirken einer langen Reihe von Propheten in Js- rael nach Mose voraus. Nachdem Josua unter deni mächtigen, auch in Zeichen und Wundern sich erwei- senden Beistande des HErrn die Cananiter geschlagen, ihr Land erobert und an die Söhne Jsraels vertheilt hatte, und dann die einzelnen Stämme in ihren Erb- theilen sich niedergelassen hatten, so daß man, wie in V. 2 Fzeeschiehh die verschiedenen Theile des Landes nach aphthali, Ephrainy Nianasse und Juda zu be- nennen anfing, da konnte schon die Ueberzeugung in Jsrael sich Bahn brechen, daß kein Prophet mehr auf- stehe, wie Mose, zu dem der HErr sich mit folcheii Zeichen und Wundern vor den Egyptern und den Augen Jsraels bekannt hatte. (Keil.) Wir geben zum Schlusz noch eine chronologische Uebersicht Über die gesammte, in den fünf Büchern Mosis vorliegende Geschichte: n.E.d.W. v.Chr.(s«). 4005 1. Erschaffung der Welt . . . . . . . . . .. 1 2. Beginn der Siindfluth . . . . . . . . .. 1656 2349 Z. Ende derselben . . . . . . . . . . . . . . ». 1657 2348 4. Völkerzertrennung . . . . . . . . . . . .. 1855 2150 5. Abrahams Geburt . . . . . . . . . . . ·. 2008 1997 G. Auszug aus Haran . . . . . . . . . . . 2083 1922 7. Jsmaels Geburt . . . . . . . . . . . . .. 2094 1911 8. Einsetzung der Beschneidung . . . .. 2107 1898 9. Jsaaks Geburt . . . . . . . . . . . . . . .. 2l08 1897 10. Sarahs Tod . . . . . . . . . . . . . . . . ». 2145 1860 11. Jsaaks Verheirathung . . . . . . . . .. 2148 1857 12. Esaus und Jakobs Geburt . . . . .. 2168 1837 13. Abrahams Tod . . . . . . . . . . . . . . .. 2183 1822 14. Jsmaels Tod . . . . . . . . . . . . . . . ·. 2231 1774 15. Jakobs Flucht nach Mesopotamien 2245 1760 16. Josephs Geburt . . . . . . . . . . . . . .. 2259 1746 17. Jakobs Riickkehr . . . . . . . . . . . . . .. 2265 1740 18. Je eph wird verkauft . . . . . . . . . .. 2276 1729 II. Jsaak ’rbt . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 2288 1717 20. Josephs Erhöhung . . . . . . . . . . . .. 2289 1716 21. Ueber iedelung nach Egypten 2298 1707 22. Jakob stirbt . . . . . . . · . . . . . . . .. 2315 1690 23. Joseph stirbt . . . . . . . . . . . . . . . . .. 2369 1636 24. Mosis Geburt . . . . . . . . . . . . . . . .. 2433 1572 25. Flucht nach Midian . . . . . . . . . . .. 2473 1532 26. Auszug aus; Egypten . . . . . . . . . .. 2513 1492 27. Mosis Tod . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2553 1452 Schlusibemettiungen zu den fünf Düchern Mose. Nachdem die Genesis oder das I. Buch Mose, ausgehend von den Anfängen der Welt und des menschlichen Geschlechts überhaupt, uns insonderheit auch von den Anfängen der Heilsanstalteu Go.ttes und der Gründung seines Reiches bis dahin Kunde gegeben, wo das auserwählte Geschlecht sei11e Bestimmung als Familie erreicht hat und nun hinüber nach einem andern Lande verpfla11zt wird, um dort zu einem eigenen, von der Welt abgesonderten, wenn auch in bestimmte Beziehung zu ihr gesetzten Volke sich zu entwickeln; hebt der Exodus oder das 2. Buch sofort mit deinjenigen Zeit- punkte an, wo jener Zweck zunächst äußerlich erreicht und aus den 70 in Egypten eingewanderten Seelen eine Volksmenge von etwa 2 Millionen Menschen geworden ist, und erzählt hierauf, was Gott der HErr gethan hat, um Jsrael aus der drückenden Knechtschafh darunter es die späteren Jahre seines egyptischen Aufenthalts seufzen mußte, zu erlösen und die Theokratie oder den Gottes- staat bei ih1n herzustellen, damit es nicht ein Volk sei, wie andere Völker, sondern, wozu es schon in den Stammvätern berufen war, sein Volk, ein Träger seines Wortes und Gesetzes, und eine Stätte für sein Wohnen und Wirken auf Erden. Jndem das Buch mit der Ausrichtung der Stifts- hiitte schließt, weist es von selber schon auf den Leviticus oder das Z. Buch hin; denn dies beginnt mit den Gesetzen über die Opfer, denen sich» dann andere, das kirchliche oder gottesdienstliche Leben betreffende Verordnungen anreihen· Darnach werden verschiedene, mit der Bestimmung Jsraels zum heiligen Volke Gottes unverträgliche Vergehen und Verbrechen behandelt und die Verheißungen und Drohungen des Gesetzes in aussührlicher Weise entfaltet. Das 4. Buch, Numeri genannt, erzählt die Geschichte des Ausbruchs vom Sinai und des Zuges durch die Wüste vom zweiten Jahre nach dem Auszug aus Egypten bis zum Anfang des vierzigsten Jahres mit den Hauptereignissen während dieses Zeitraums, insbesondere den wiederholten Empörungen des Volkes, die schließlich die Ver- werfung des widerspenstigen Geschlechts herbeiführten, und der Einnahme des Ostjordanlandes; dem: nächst theilt es die während dieser Zeit erlassenen Gesetze mit. Das Deuteronomium oder Z. Buch endlich giebt drei, zur willigen Erfüllung der göttlichen Gebote ermahnende Reden des Mose wieder, die er im elften Monat des 40. Jahres in den Ebenen Moabs, Jericho gegenüber, an Jsrael gerichtet und deren letzte die Erneuerung des am Sinai geschlossenen Bundes zum Zweck hat; hieraus wird die feierliche Uebergabe des Gesetzbuches an die levitischen Priester mit den hierbei gesprochenen Worten und dem auf Gottes Befehl von Mose gedichteten ZeugnißsLiede berichtetz zuletzt folgt noch ein dreifacher Anhang von anderer Hand, in dem zuerst Mose wiederholt an seinen bevorstehenden Tod erinnert, sodann der Segen, den er über die Stämme Jsraels gesprocheiy mitgetheilt und schließlich sein Ende auf dem Berge Nebo kurz und einfach erzählt wird. Wir haben hier jedes einzelne Buch mit demjenigen Namen benannt, den es in Septuaginta und Vulgata zur Bezeichnung seines hauptsächlichsten Inhaltes führt; bei den Juden dagegen wurden die fünf Bücher nach dem Wort benannt, womit sie im hebr. Grundtext anfangen: Bereschjilk sel1em0th, Vajikra, Bemidbay Beben-im. Die Theilung des Ganzen in fünf Bücher ist nicht für eine Einrichtung der späteren Zeit, sondern für ursprünglich und gleich von vornherein durch die Anlage selbst begründet zu halten; die Zahl fünf ist dabei nicht ohne Bedeutung und ein Kennzeichen von dem Zusammenhang des Verfassers mit Eghpten (2. Mos. 2, 10 Blum· 3). Das Werk wurde gemäß dieser Theilung bei den Griechen und Lateinern der Pentatench oder das fünftheilige Buch genannt. Jm hebräischen Kanon heißt es entweder nach seinem Hauptinhalte das Gesetzbuch (5. Mos. 31, AS; Jos. I, 8 u. s. w.), oder kurzweg das Gesetz, (Nehem. 8, 2· 7. 13 f. u. s. w.); der hebr. Ausdruck für letztere Bezeichnung ist Thora, d. i. Lehre, Unterweisung. Als Verfasser giebt sich zu wiederholten Malen, namentlich in Kap. 31, 9 u. 24., Piose selbst zu erkennen. Wenn nun auch sonst der Ursprung einer Schrist des Alterthums gerade dadurch zweifelhaft werden mag, daß der Verfasser sich so ausdrücklich als solchen erwähnt, so ist zunächst zu bemerken, daß Mose seine Verfasserschaft gar nicht erwähnt, um sie zu erwähnen, sondern nur insofern sie wesentlich in den Entwickluiigsgang der von ihm berichteten Thatsacheii verflochten ist; außerdem haben wir es hier mit einem Verfasser zu thun, hinter dessen schriftstellerischeni Werke noch ein anderes, nicht mit Dinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes geschriebenes Werk steht, das ersterem genugsam Zeugniß seiner Wahrheit und Zuverlässigkeit giebt — wir meinen das Volk Jsrael in seiner wunder- baren, einzigartigen Geschichte· Das jüdische Volk selbst mit seiner ganzen nachmosaischen Geschichte nnd Literatur, sagt Delitzsch, ist der lebendige, unvergängliche und untrügliche Paphrusz auf welcheiii wie mit göttlichem Finger der Text der Thora geschrieben steht. Es würde auch gar niemand ein- fallen, die Aechtheit der mosaischen Schriften in Frage zu stellen, wenn nicht Viele von dem Ge- Schlußbemerkungen zu den fünf Büchern Mose. 639 schlechte dieser Zeit, in dem Naturalismus der modernen Weltanschauung befangen, eine natürliche Offenbarung Gottes mit Wundern und Weissagungen von Haus aus für etwas Unmögliches hielten und zur Behauptung solcher vorgefaßten Meinungen geradezu genöthigt wären, die damit in Wider- spruch stehenden biblischen Berichte für Erfindung eines späteren Zeitalters oder für unwillkürlichik Ausschmückung älterer Nachrichten durch die Volkssage zu erklären. Der Erste, der, um eines Aus- drncks von Goethe (Werke 27, 68) uns zu bedienen, Messer und Sonde an den Pentateuch legte, war der Leibchirurg König Ludwig’s XlV, Astruc, Doetor und Professor der Medicin an dem KönigL Kollegiiini zu Paris. Bei Gelegenheit seiner Studien in Betreff der Entstehnngsgeschichte der Siphhlis, durch die er in der inedicinischeti Wissenschaft Bedeutendes geleistet, unterwarf er die mosaischen Gesetze von den mit dem Geschlechtsleben zusammenhängenden unreinen Ausscheidungen (3. Mos. Kap. 12 u. 15) einer eingehenden Untersnchung, und ward so zu weiteren Beschästigungen mit dem Pentateuch veranlaßt. In seiner 1753 zu Brüssel erschienenen Schrift Oonjeetures sur les nusmoires origi- nirux, dont il parait que Moyse sKzst servi pour composer le livre de Genesis) suchte er den Wechsel der Gottesnamen in der Genesis (Anm. zu 1. Mos. 2, S) daraus zu erklären, daß das ganze Buch aus zwei Urkunden, einer E10l1im— und einer Jeh0va-Urkunde, zusammengesetzt sei. Zu Ehren brachte diese anfangs wenig beachtete Htjpothese die man nachher die Urkund en-Hypothes e genannt hat, der Jenaische Professor der orientalischen Sprachen Joh. Gottfried Eichhornx doch wurde sie bald von einer andern, der durch Vater (Professor der Theologie zu Halle) begründeten Fragmenten-Hypothese abgelöst, welche den ganzen Pentateuch nach den Ueberschriften und Schlußformelm sowie nach den mehrfachen Wiederholungen und angeblich verschiedenen Nachrichten über eine und dieselbe Begebenheit, in eine fast zahllose Menge von Fragmenten zerlegte. Neuer- dings hat man sie aufgegeben und die Urkunden-Hypothek in die s. g. Ergänzungs-Hypothes e umgestaltet, welche zwar in dem uns vorliegenden Werke einen einheitlichen Plan anerkennt, dessen ursprüngliche Einheit aber dennoch in Abrede stellt; vielmehr habe der Verfasser des Pentateuchs (der Jehovift) eine ältere, von der Weltschöpfung bis zu Josucks Tode reichende Grundschrift (die des Elohisten) vor sich gehabt und unter sehr bedeutenden Einschaltungen oder Ergänzungen überarbeitet. Die Ver- treter dieser Ansicht haben auch im Einzelnen nachzuweisen versucht, welche Stücke dem Elohiften, und welche dem Jehovisten angehören; allein nicht nur gerathen sie dabei unter einander in Widerspruch, indem der eine so, der andere so sich die Sache zurecht legt, sondern es kommt auch ein jeder für sich allein in keine geringe Verlegenheit bei solchen Abschnitten, die den angenommenen Grundsätzen gemäß von der einen Seite der Grund-, und von der andern der Ergänzungsschrift zugewiesen werden müßten, und hat man deshalb sich genöthigt gesehen, noch eine dritte, ja vierte Quellenschrift anzu- nehmen, der dann zugewiesen werden kann, was sich in die beiden andern Schristen nicht unterbringen läßt. Allen diesen Muthmaßungen über die Entstehung des Pentateuchs gegenüber haben gläubige Theologen mit überzeugenden Gründen nachgewiesen, zunächst, daß die durch die ganzen fünf Bücher sich hindurchziehende Einheit des Planes, vermöge deren wir in denselben eine Geschichte und Ge- setzgebung vor uns haben, die den historischen Ursprung und die rechtliche Grundlage des israelitischen Gottesstaates darzustellen beabsichtigen, eine ursprüngliche, dem Werke gleich in seiner Anlage mit- getheilte und keineswegs eine erst von dem schließlichen Bearbeiter ihm nachträglich und nothdürftig aufgeprägte sei; ferner, daß der eine Verfasser kein anderer sei, als eben der Mose, durch den Gott seinen Bund mit Jsrael aufgerichtet und ihm das Gesetz gegeben. Jn Beziehung auf den letz- teren Punkt sagt Hävernick sehr richtig: Jst der Pentateuch nicht das Werk dessen, der sich in dem- selben als Verfasser nennt, so ist er das Werk des Betrags; die Geschichte ist dann eine Unwahre, die Gesetze fälschlich dem Mose beigelegt, die Weissagungen post eventum (uachdem die Ereignisse schon geschehen sind) erdichtet. Es hält schwer zu sagen, wer hier der fingirende (erdichtende) Theil gewesen sei. Gingen einzelne Stücke unter mosaischem Namen beim israelitischen Volke herum, so läßt sich nicht anders denken, als daß ein Interesse für dieselben vorhanden war: wie dann will- kiirlich dieselben vermehrt sein sollen, ist nicht wohl abzusehen, zumal wenn wir auf die Beschaffeni heit des Gesetzes sehen. Dasselbe sch111eichelt so wenig weder dem Volke noch seinen Oberhäuptern, den Priestern, daß es vielmehr gegen dieselben ein vollgiltiges Zeugniß ablegt. Wäre es möglich gewesen, man würde eher den Pentateuch vernichtet, als ihn hingestellt haben in dieser seiner an: klägerischen Gestalt. Die Geschichte zeigt genug, wie man dem Gesetze auszuweichen, es zu um- gehen trachtete, die Kraft desselben zu vernichten suchte, Ungehorsam gegen dasselbe bewies. Aus dem Zeitgeiste, dem Hange des natürlichen Menschen ist das Gesetz nimmermehr entstanden, am wenigsten aber dieses auf Heiligkeit gegründete Gesetzz dem widerstrebt sein drückendes Joch am allermeistem Von der entgegengesetzten Seite her, von dem wahrhaft theokratisch gesinnten Theile dürfen wir ein Werk des Betrugs nicht erwarten; das soll erst erwiesen werden, daß derselbe zu 840 Schlußhkgsekkekgsss .s»»ds!x»si!ksj. Vüchsiss Mose; solchen Mitteln seine Zuflucht nahm, um sich in Macht und Ansehen zu befestigen, und wenn das Wort gilt: ,,an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen,« soll noch erst an dieser Frucht die Verderbt- heit ihres Urhebers gezeigt werden. Vermuthlich von der Zeit an, wo Jsrael zur Strafe für seine Halsstarrigkeit zu dem vierzig- jährigen Aufenthalt in der Wüste verurtheilt worden war (4. Mos. 14, 20 ff.), faßte Mose, der vorher schon verschiedene Aufzeichnungen wichtiger Begebenheiten und einzelner Gesetze aus göttlichen Befehl hatte vornehmen müssen (2. M. 17, 14; 24, 4 ff.; 34, 275 4- M. 33, 2), aus Antrieb des heil. Geistes den Entschluß, ein vollständiges Gesetzbuch und eine vollständige Geschichte seines Volkes zu schreiben; er fichtete demgemäß, indem ihm die 38 Jahre die nöthige Muße gewährten, die bei der frühzeitigen Bekanntschaft mit der Schreibkunst, welche Jsrael in Egypten erlangt und theilweis schon früher besessen hatte, bereits mehrfach vorhandenen Urkunden, fand in ihnen sowohl sorgfältig angelegte Geschlechtsregister, als auch eine fortlaufende Zusammenstellung der von dem Ge- schlecht der Frommen bewahrten nnd von den Erzvätern weiter geführten heil. Tradition vor, und faßte nun unter Benutzung dessen, was sonst noch aus mündlicher Ueberlieferung ihm bekannt war, unter steter Leitung und Bewahrung des in besonderem Maße auf ihm ruhenden Geistes Gottes sein erstes Buch, das er dann den übrigen Bücherm zu welchen ihm ja seine eigenen Erfahrungen den Stoff an die Hand gaben, als eine Art Einleitung voranstellte. Was für die Vollendung des ganzen Werks scho11 von selbst sich versteht, daß nämlich die letzten Kapitel des Deuteronomiums nicht von Mose, sondern von Josua, der prophetischen Geist und außer seinem Führeramte auch den Beruf hatte, die schriftstellerische Thätigkeit seines Vorgängers fortzusetzen (Jos. 24, 26), verfaßt worden sind, wird im Buche selber deutlich genug zu verstehen gegeben; nur darüber kann man streiten, ob Mosis Hand bis 5. Mos. 31, 23 oder, wie wir angenommen haben, bis Kap. 32, 43 reiche, so daß auch der Abschnitt Kap. 31, 24—30 ihn zun1 Verfasser hat. Daß die Notizen in 1. Mos. 14, 14 (vgl. b. M. 34, 1); 35, 20z 36, 21; 5. M. 3, 14 keineswegs so angethan sind, daß sie nicht ebenfalls von Mose geschrieben sein könnten, haben wir meist bei den betreffenden Stellen selbst schon nach- gewiesen. Sollte man aber auch annehmen wollen, diese Notizen gehörten einer späteren als der mosaischen Zeit an, so würden sie höchstens für Zuthaten anzusehen sein, nicht aber fiir Spuren, daß der ganze Pentateuch erst lange nach Mose abgefaßt worden. Von wem diese Zuthaten dann herrühren würden, ergiebt sich aus dem über die letzten Kapitel des Deuteronon1iums Gesagten: das ?I11tograph, d. h. das von Mose selbst geschriebene Exemplar seines Werks, wurde von den Priestern zur Seite der Bundeslade niedergelegt (5. Mos. Si, 26), vermuthlich zu der Zeit, als das Volk zur Ruhe gekommen war und die Stiftshütte ihren Standort in Silo erhielt (Jos. 18, 1); ehe das, jedoch geschehen konnte, mußte zuvor von dem ganzen Pentateuch Abschrift genommen werden, und bei dieser Gelegenheit wurden denn wohl die oben erwähnten Notizen sammt den Ergänzungsabschnittem b. Mos. 32, 44 bis 34, 12 von Josua unter Beirath des Hohepriesters Eleazar und der Aeltesten, auf welchen Mosis Geist ruhete (4.Mos.11, 25) und die alle Werke des HErrn wußten, die er an Jsrael gethan hatte (Jos. 24, 31), dem Buche (aber schwerlich auch dem Autograph, welches viel- mehr unverändert blieb) hinzugefügt. Ohne Zweifel hat solches Geschäft eine längere Zeit in An- sprnch genommen, und wir glauben nicht zu irren, wenn wir die Behauptung wagen: die in Jos. 23 berichtete, von Josua in seinen letzten Lebenstagen veranstaltete Versammlung der Aeltesten und Volks- häupter zu Silo hing auf’s Engste mit der Hinterlegnng der Thora im Allerheiligsten zusammen. Wenn Gregor von Nazianz (gegen Ende des 4. Jahrh. n. Chr.) Mosen als den ,,Ocean der Theologie, aus welchem alle Ströme und Meere entspringen,« bezeichnet, und ein reichbegabter Theolog der Gegenwart die Thora »ein nnerschöpstes Meer des Wissens, eine Fundgrube noch un- gehobener Erkenntnißschätze, eine Lade von unentfalteten Kleinodien und Mysterien« nennt, so können wir jetzt, nachdem wir davon aus eigener Erfahrung uns überzeugt haben, dem nur beipflichteii und müssen dringend wünschen, daß Mose oder die Thora immer fleißiger gelesen und immer eifriger studirt werde, damit man auch das neue Testament immer besser verstehe; denn, wie der eben er- wähnte Theolog ebenfalls bemerkt: »was im neuen Testament die vier Evangelien sind, das sind im alten Testamente die fünf Bücher Mosis. Die Parallele geht tief. Das Matthäus-Evangelium be- ginnt wirklich im Anschluß an die alttestamentliche Genesis mit dem Buch von der Genesis (Lnther: ,,Geburt«) Jesn Christi, und das Johannes-Evangelium hat mit keinem alttestamentlichen Buche so nahe Verwandtschaftz wie mit dem Deuteronomiums« Drnck von Oscar Naabe vormals H. Storch u. Genus. in Breslam